5 0 4 N „Samstag, 6. Juli 1929 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M.g.— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſes fache forderung vorbehalten Poſtſcheckkonto 17590 Kalleelde aupt⸗ Geſchäftsſtelle.6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle K 19/11 Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗ Nebenſtellen: Waldhofſtr. 6, Schwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel 0 Hanpeime Genen 5 50 1 3. 2. e 3. 5 der 5 5 8 5 5 Vn. S 155 3 Abend ⸗ Ausgabe A mar Nr. 307— 140. Sahrgang Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorausz ahlung je einſp 0 für Allgem. Anzeigen 0,40 9 N. M. aten 4.⸗M. 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Nach längerer Debatte wurde beſchloſſen, in der Verleſung der Trilleſſer⸗ briefe und der dazu gehörigen Erläuterungsſchreiben fort⸗ zufahren. Die Verteidigung brachte dann zur Sprache, daß noch zu klären ſei, wieweit Reg.⸗Rat Bartels die Ausſage⸗ genehmigung erhalte. Die Debatte hierüber wurde ab⸗ geſchloſſen öͤurch die Mitteilung der Entſcheidung, die der Mi⸗ niſter des Innern auf die Beſchwerde der Verteidigung gegen die Verſagung der generellen Ausſagegenehmigung für die Kri⸗ minalkommiſſare durch den Polizeipräſidenten getroffen hat. In der Antwort des Miniſters heißt es, daß er die Beſchwerde gegen die Entſcheidung des Polizeipräſidenten über die Er⸗ teilung der Ausſagegenehmigung, die nicht ſchlechthin, ſon⸗ dern nur nach genauer Kenntnis des Beweisthemas erfolgen ſolle, als unbegründet zurückweiſe. Die Maßnahme des Poli⸗ zeipräſidenten könne er nur in vollem Umfange billigen. Aus dem gleichen Grunde verſage er eine Entſchließung über die Erteilung der Ausſagegenehmigung an den Reg.⸗Rat Bartels über Tatſachen, die ihm in ſeiner amtlichen Tätigkeit beim früheren preußiſchen Staatskommiſſariat für öffentliche Ord⸗ nung bekannt geworden ſeien. Dieſe Entſchließung könne erſt nach Kenntnis der Tatſachen getroffen werden, die in das Wiſſen der Zeugen geſtellt würden. Er ſtelle anheim, einen Antrag auf Erteilung der Ausſagegenehmigung mit der ge⸗ nauen Bezeichnung der Tatſachen, auf die ſich die Vernehmung beziehen werde, zu stellen. Auch ein Schreiben des Berliner Polizeipräſidenten lag heute vor, worin mitgeteilt wird, daß für den Kommiſſar Heller und für Reg.⸗Rat Bartels eine Ausſagegenehmigung dann erteilt werden könne, wenn von der Staatsanwaltſchaft und von der Verteidigung angegeben werde, auf welche Ge⸗ biete ſich die Fragen erſtreckten. Die Verteidigung hatte er⸗ klärt, daß Regierungsrat Bartels über die Perſönlichkeit des Siewert Ausſagen machen ſolle, und zwar nach der Richtung hin, daß Siewert den Behörden dauernd falſche Informationen ben habe, ſo daß das preuß. Staatskommiſſariat ihn habe ausweifen wollen und das Reichskommiſſariat vor ihm ge⸗ warnt worden ſei. Trotzdem ſei Siewert dann beim Reichs ⸗ kommiſſariat beſchäftigt und auch naturaliſiert worden. 5 Den letzten Punkt der Anklage, auf den der Vorſitzende noch zu ſprechen kam, bilden 60 Briefe, die angeblich von einem im Ausland lebenden ruſſiſchen Bolſche wiſten an einen deutſchen Kommuniſten gerichtet waren und private Erörterungen über bolſchewiſtiſche Verhältniſſe enthielten. Dieſe Briefe waren hier poſtlagernd an verſchiedene Poſt⸗ ämter geſandt worden und Pawlonowſki erhielt von Orlow ein Adreſſen verzeichnis, auf dem die poſtlagernden Sendungen aufgeführt waren. Siewert holte dann die ein⸗ zelnen Briefe von den Poſtämtern ab. Während Orlow früher zugegeben hatte, daß er die Briefe von einem Freund auf Beſtellung habe anfertigen laſſen, erklärte er geſtern, er habe lediglich einige wahre Be⸗ richte von einem Freund in Paris beſtellt, der ihm wahre Tatſachen über kommuniſtiſche Verhältniſſe hätte mitteilen ſollen. Er habe ſie ſich unter verſchtedenen Adreſſen hierher ſenden laſſen. Pawlonowſki hat ſpäter in einem Brief an Siewert erklärt, daß er gewußt hätte, daß dieſe 60 Briefe Fälſchungen von Or low waren. Geſtern gab er an, daß er von Siewert mit dem Revolver in der Hand gezwungen worden ſei, dieſes falſche Geſtändnis zu unter⸗ ſchreiben. Ein Zwiſchenfall In der heutigen Sitzung(Samstag) des Prozeſſes gegen Orloff und Pawlonowski teilte erſter Staatsanwalt Köhler mit, er habe wegen des Umfanges des Prozeſſes ſeinen Urlaub unterbrochen und werde von jetzt ab an der Verhandlung mit⸗ wirken. Die Anklagebehörde wolle nichts vertuſchen. Wenn an einer Behörde Dreck kleben ſollte, werde er der letzte ſein, etwas zu vertuſchen. Es dürften aber in den Prozeß nicht Dinge hineingetragen werden, die mit der Sache nichts zu tun haben. Rechtsanwalt Dr. Jaffé erklärte, die Verteidigung müſſe auch in die politiſchen Hintergründe hineinleuchten. Sie werde ihr Material aber nach Kräften ſichten. Sodann nahm der Verteidiger Rechtsauwalt Fuchs zu einer Erklärung das Wort und führte aus:„Ich pryoteſtiere auf das nachdrücklichſte gegen f einen unerhörten Beeinfluſſungsverſuch, der mir nach der geſtrigen Nachmittagsſitzung gemeldet wor⸗ den iſt. Der hier im Saal anweſende Vertreter der Sow⸗ jetgeſandtſchaft hat es gewagt, dem von der Vertei⸗ digung als Sachverſtändigen über die Fälſcherzentralen im Auslande geladenen hervorragenden Schriftſteller Dr. von Voß zu drohen, daß die Sowjetgeſandtſchaft, wenn er ſein Gutachten erſtatten würde, dies als Kriegserklärung auffaſſen würde(Große Bewegung im Saal). Dr. Fuchs er⸗ klärte weiter, er proteſtiere gegen den Verſuch, den Bazil⸗ lus bolſchewiſtiſchen Terrors in ein deutſches Gerichts verfahren ein zuſchleppen. Dieſer Ver⸗ ſuch ſei nur die Fortſetzung jenes noch ungeklärten von ihm unter das Zeugnis des Kriminalkommiſſars Braſchwitz ge⸗ ſtellten Vorganges, laut welchem die Sowjetgeſandtſchaft der Kriminalpolizei eine Liſte der Perſonen überſandt hat, deren Verhaftung in der Sache Orloff ſie wünſchte. Dr. Fuchs bat ſchließlich das Gericht, den aumeſenden Sowjetvertreter aufzufordern, von der Wiederholung derar⸗ tiger Verſuche, in den deutſchen Rechtsgang einzuſchreiten, Abſtand zu nehmen. Der Sachverſtändige von Voß bittet das Gericht um Schutz. Der Vorſitzende erklärt hierzu, daß ſich das Gericht die Stellungnahme vorbehalte. Darauf wird Zeuge Harald Siewert wiederum aufgerufen. Niedriger hängen! J Berlin, 6. Juli.(Von unſerem Berliner Büro.) Herr Dr. Paul Levi, das„enkant terrible“ der herrſchenden So⸗ zlaldemokratie, von der Kritikloſigkeit bürgerlicher Literaten erſt vor ein paar Monaten als der heroiſche Rächer Karl Liebknechts und der Roſa Luxemburg geprieſen, gibt zur Sammlung und Ergötzung der Linksſozialdemokratie eine Zeitſchrift„Der Klaſſenkampf“ heraus. In dieſer, ſagen wir einemal Revue, mokiert ſich Herr Paul Levi über die Vorbereitung zur Verfaſſungsfeier, wobei er dann die Sätze verübt, die wörtlich zitiert zu werden ver⸗ dienen: „Zur Freude und Beruhigung der deutſchen Republikaner iſt in der Preſſe zu leſen, zum Verfaſſungstag werde eine Denkmünzze geſchlagen, Wert: 3 und 5 Mark. Auf der Vorderſeite befindet ſich der Kopf von Hindenn burg, was auf die Rückſeite kommen ſolf, ſet noch Gegenſtand der ſattſam bekannten Erwägungen der Regierung. Wenn die Regierung nicht dem untreu werden will, was der Herrgott am 6. Tage als Krönung ſeines Werkes geſchaffen, dann ge⸗ hört nach anatomiſchen Geſetzen auf die Rückſeite ein P. Dieſen anzuſehen dürfte den deutſchen Bürgern, Steuerzahlern und Untertanen nützlicher ſein als das Geſicht Hindenburgs, das man nachgerade ſchon auswendig kennt— er, der* iſt nicht das Zentrum geiſtigers Kräfte, er iſt das Zeiche n der Bebarrung und der Träg⸗ heit, er iſt das Zeichen der Undifferenziertheit, er iſt die Aufgabe von Individualismus und Charakter, iſt mit an⸗ deren Worten das Sinnbild einer Koalttion.“ Der„Tag“ ſieht darin eine Herabwürdigung Hinden⸗ burg Das können wir nicht finden, dem alten General⸗ * können derlei bübiſche Anm yfe 8 anhaben. Weſentlicher ſcheint uns die Frage, ob und wie lange die Sozialdemokratie Elemente von der Art des Dr. Paul Levi — eine Demoſtenes hieß ihn die verzückte Berliner Groß⸗ preſſe bei ſeinem Anſturm gegen den Reichsanwalt Jorns — zu dulden geneigt ſein wird. Herr Paul Levi iſt heute noch der Kommuniſt, als der er in den Zeiten des Um⸗ ſturzes brillierte, und Herr Paul Levi iſt keineswegs der ein⸗ zige ſolchen Zeichens in der ſozialdemokratiſchen Reichstags⸗ fraktion. Weltrekord im Dauerflug leveland(Ohio), 6. Juli.(United Preß.) Einen neuen Dauerflugrekord mit Nachfüllung von Brennſtoffen in der Luft ſtellten die Piloten Neweomb und Mitchell an Bord des„Stimſon“⸗Eindeckers„City of Cleveland“ mit 174 Stunden ſechs Minuten und 20 Sekunden auf. Der bisherige Rekord betrug 172 Stunden und 32 Minuten und wurde im Mai dieſes Jahres von den e. 7 1 und Kelly mit dem Flugzeug„Fort Worth“ aufge⸗ tellt. Als die„City of Cleveland“ landete, wurden die Piloten von einer ungefähr 40000 Köpfen ſtarken Menge enthuſtaſtiſch begrüßt. Der Flugplatz war während der ganzen Nacht von Scheinwerfern hell erleuchtet, da man damit rech⸗ nete, daß das Flugzeug noch in der Dunkelheit niedergehen würde, beſonders, da ſich während des Dauerfluges ein Schaden an der linken Tragfläche herausgeſtellt hatte. Ueber den Flug erklärte der Pilot Mitchell, daß, ſoweit es die Motoren beträfe, der Flug noch eine unbegrenzte Zeit hätte ausgedehnt werden können. Jedoch hätte ihr körperlicher (Zuſtand die beiden Piloten zum Landen gezwungen. 8 wiſſen will. Noch wertvoller als dieſe Uebexeinf stimmung der Rückblick und Vorschau Das Kabinett Macdonald vor dem Unterhaus— Moungplan und Rheinlaudräumung— Henderſons Feſtſtellungen Man muß der neuen Regierung Macdonald die Anerken⸗ nung zollen, daß ſie es geſchickt verſtanden hat, ſich gleich in den erſten Wochen ihrer Amtsführung die notwendige parla⸗ mentariſche Unterkellerung zu verſchaffen. Die Thronrede des engliſchen Königs war gewiſſermaßen nur die äußere Verſchalung. Die eigentliche Auszementierung und ⸗betonie⸗ rung erfolgte erſt durch die Adreßdebatte im Unterhaus, in der die Miniſter manches klarer herausſchälen konnten, was in der Thronrede beſtenfalls nur vorſichtig angedeutet war. Aus den Reden der verſchiedenen Kabinettsmitglieder ragen zwei hervor, die allgemein programmatiſchen Erläuterungen Macdonalds und die Stellungnahme des neuen Staats⸗ ſekretärs für auswärtige Angelegenheiten, Henderſon, zu der Frage der Rheinlandräumung. Aus ihnen beiden, und in Ergänzung dazu aus den Reden verſchiedener Wort⸗ führer der regierenden Partei ergibt ſich eindeutig, daß, wenn auch naturgemäß kein ſchroffer Bruch der vom Vorgänger⸗ kabinett Baldwin⸗ Chamberlain befolgten Politik eintreten dürfte, doch eine Schwenkung, vornehmlich der britiſchen Außenpolitik, eingeleitet worden iſt, die nicht ohne be⸗ deutſame Folgen bleiben wird. Betrachten wir zunächſt den Komplex der Probleme, an denen Deutſchland nicht unmittelbar beteiligt iſt, ſo fällt die Vorſicht auf, mit der Macdonald ſowohl in der Thronrede als auch in der Debatte die Abrüſtung behandelt hat. Auf⸗ ſchlußreich war dabei nur die eine Bemerkung, daß England und Amerika übereingekommen ſeien, ſich unter⸗ einander zu verſtändigen und dann gemeinſam vor⸗ zugehen. Ueber den Kreis dieſer Dinge, die zunächſt nur England und Amerika angehen, hinaus hat Macdonald ein ſtarkes Bekenntnis dahin abgelegt, daß nunmehr, nachdem ſo ziemlich alle Mächte den Kelloggpakt unterzeichnet hätten, für Kriegsrüſtungen und Vorbereitungen für den Krieg als Schutzmaßnahme keine Veranlaſſung mehr vorhanden ſei, eine Stellungnahme, die von der bei weitem nicht ſo prägnanten Haltung Chamßerlains beſonders abſticht. Wichtiger als dieſe mehr theoretiſchen Erörterungen ſind für Deutſchland die Fragen, die uns wie der Moung⸗ plan und vor allem die Rh einlandrän mu ng in erſter Linie angehen. Das Bedeutſame in den Erklärungen Mae⸗ donalds und Henderſons liegt in den Warnungen an Frankreich, die in der Form außerordentlich konziliant, in der Sache ſelbſt eindringlich gehalten ſind. Dieſes iſt zweimal geſchehen. Zunächſt bei dem, was Macdonald über 1 den Poungplan zu ſagen hatte. In ſeinen einſchränkenden Bemerkungen darüber, das der Plan ſehr ernſter und ſorg⸗ 5 ſamer Prüfung bedürfe, ehe die engliſche Regierung ihm zu⸗ ſtimmen könne, hat Maedonald nur das ausgeſprochen, was man auch in Deutſchland und anderen Ländern darüber denkt. Aber Maedonalds Worte waren, für den deutlich vernehmbar, der zu hören verſtand, im beſonderen nach Paris ge⸗ richtet. England iſt faſt ebenſo ſtark wie Amerika daran intereſſiert, daß Frankreich ſeine Kriegsſchulden bezahlt, nach⸗ dem es ſich faſt zehn Jahre lang davon zu drücken verſtanden hat. Wenn England und Amerika mit derſelben Rückſichts⸗ loſigkeit auf der Einziehung der franzöſiſchen Schulden be⸗ ſtehen wollten, die Frankreich von jeher gegen Deutſchland in Anwendung gebracht hat, dann ſähe es heute bei unſerem weſtlichen Nachbarn anders aus. Sehr mit Recht hat der britiſche Premierminiſter auf das reiche Frankreich mit ſeinem gewaltigen Goldvorrat ohne erwerbsloſe Arbeiter im Gegen⸗ ſatz zu England hingewieſen. Die Verteilung der deutſchen Zahlungen auf die Gläubigerländer, die in Paris unter dieſen ſelbſt vereinbart worden iſt, gefällt England ganz und gan nicht und es wäre nicht ausgeſchloſſen, daß hier für die bal⸗ dige Ratifizierung des Young⸗Planes unvorhergeſehene Schwierigkeiten entſtehen. Der vor einigen Wochen erfolgte Ausfall des jetzigen Miniſters Snowden gegen die franzöſiſchs Finanz⸗ und Schuldenpolitik, der noch in friſcher Erinnerung ſteht, hat in Paris klar gezeigt, woher der Wind bläſt. Noch deutlicher iſt jedoch der neue Kurs in der Be⸗ handlung der Rheinlandräumung bemerkbar geworden. Schon in der Thronrede hieß es, daß nach der Annahme des Mpung⸗ planes die Beſatzungs mächte die Räumung des Rheinlande 5 vornehmen könnten. Zwar ließ der hierfür in der Thronrede gebrauchte Ausdruck„to proceed with“ verſchiedentliche Ueberſetzungsmöglichkeiten zu. Aber es entſprach ſicherlich dem Geiſt der engliſchen Sprache und wohl auch dem, was wirklich damit gemeint iſt, wenn man dieſen Ausdruck dahin auffaßte, daß ſofort nach der Annahme des Moungplanes die Räumung vorgenommen werden ſollte. Durch die geſtrige Rede des Außenminiſters Henderſon hat dieſe Auslegung ihre einwandfreie Beſtätigung gefunden ja noch mehr, 5 derſon hat gleichzeitig die engliſche Theſe präziſtert und in Gegenſatz zu der herrſchenden franzöſiſchen Auffaſſung geſtellt. Danach dient nach engliſcher Auffaſſung nur eine vollſtändige, gleichzeitige und ſobald wie möglich durch, zuführende Räumung des beſetzten Gebietes den Intereſſen des europäiſchen Friedens. Obwohl England ſich berechtigt glaubt, ſchon von ſich allein aus ſeine Truppen zurückzuziehen, erſcheint es dem britiſchen Kabinett angebrachter, daß die eng⸗ liſchen, franzöſiſchen und belgiſchen Streitkräfte gleich⸗ zeitig das Rheinland verlaſſen. Dies entſpricht durchaus dem deutſchen Wunſche, der von einer, wie ſich Hen⸗ derſon plaſtiſch ausdrückte brockenweiſen Räumung nichts Anſchauungen iſt 8 die Feſtſtellang Henderſons, daß Denutſchland die Ge Hit der ihm doch die Alliierten auf⸗ 5 Nr. 307 Seite. Samstag, den 6. Juli 1929 erlegten Bedingungen durchgeführt hat, es alſo faktiſch und moraliſch berechtigt iſt, die ſofortige Räu⸗ mung zu verlangen. Der Beifall, den Henderſous Rede im Unterhaus fand, ſowie die Unterſtreichung der Tatſache, daß ſämtliche Parteien und damit das ganze engliſche Volk ſich die Anſchauungen der Regierung zu eigen macht undd nachdrücklichſt teilt, ſind moraliſche Waffen ſür das Ka⸗ binett Macdonald. Nach innen, wie ſchon eingangs erwähnt, in der Schaffung einer Poſition, hinter der ganz England ſteht, nach außen in der Herbeiführung einer Konſtellation gegen Frankreich, in der dieſes die Weltmeinung gegen ſich hat und fortab unter ſtärkſtem moraliſchem Druck ſteht. N Damit ſind die Ausſichten für die kommende politiſche ſezenz nicht mehr ſo ungünſtig, wie dies noch in den beiden etzten Wochen ſchien. Dennoch müſſen wir uns vor vor⸗ zeitigem Optimismus hüten. Die Schwierigkeiten, die auf franzöſiſcher Seite immer wieder von neuem entſtehen, kom⸗ men diesmal weniger von der Außenpolttik Briands als von der Innenpolitik Poincarés her. Zwar rennt die Gruppe Marin immer wieder von neuem gegen die Rhein⸗ landräumung, aber ihre Oppoſition iſt für Poincaré gegen⸗ wärtig nicht ſo gefährlich, wie etwa ein Vorſtoß der Radi⸗ kalen, die Poincaré wegen der durch Amerika herbeigeführten Schlappe nicht wohlwollend geſinnt ſind. Ueberhaupt hat die Ohrfeige aus Waſhington zu einer bemerkenswerten Aufrüttelung der Geiſter geführt, die eine bei den Franzoſen nur ſelten zu beobachtende Selbſtbeſinnung im Gefolge hatte. Man fühlt ſich auf einmal von der angelſächſiſchen Gefahr bedroht und entdeckt plötzlich, daß man ſich noch in Europa Ein großes Pariſer Blatt überſchreibt ſeinen Leit⸗ befindet. artikel ſogar mit den Worten„Gute Gelegenheit, Europa zu bilden“ und führt darin aus: „Da iſt Europa, das gezwungen iſt zu arbeiten, Amerika zu bezahlen! Da iſt Europa, das ver⸗ lt iſt zum Tod, zur Sklaverei oder zur Vereinigung gegen ka. Wenn ich ſage,„gegen Amerika“, ſo meine ich ſelbſt⸗ verſtändlich nicht, daß man gegen den neuen Kontingent Krieg führen ſoll. Aber die Menſchenweſen ſind ſo konſtruiert, daß es leichter iſt, ſie gegen eine Sache zu vereinigen, als für eine Sache. Um micht dem amertkaniſchen Joch hilflos ausgeliefert zu ſein, wollen wir Europa bilden. Das ſind Worte und Töne, die uns ungewohnt in fran⸗ göſiſchem Munde erklingen, aber merkwürdigerweiſe eine Ge⸗ danken⸗ und Ideenbrücke bilden zu der jüngſten Rede Streſe⸗ manns im Reichstag, in der er vorſichtig die Gefahren an⸗ deutete, die Geſamteuropa zu einer Kolonie eines anderen Weltteils machen könnten. Gerade dieſen Paſſus hatte man Streſemann in Paris beſonders verübelt— und nun wandelt man auf den gleichen Pfaden! Je mehr man ſich im amtlichen Frankreich dieſer euro⸗ päiſchen Schickſalsverbundenheit bewußt werden wird, deſto eher werden ſich die letzten Differenzen auf der kommenden politiſchen Konferenz bereinigen laſſen. Nur hüte man ſich bor der Meinung, daß dies glatt und ohne Reibungen ge⸗ ſchehen wird. Wir kennen die Praktiken der franzöſiſchen Polttik ſeit mehr denn zehn Jahren nur allzu genau, um nicht au wiſſen, daß unſerer noch ein ganzer Berg von Schwierig⸗ keiten wartet. Deswegen begrüßen wir die eindeutige Stel⸗ lungnahme der engliſchen Außenpolitik in der Rheinland⸗ räumungsfrage, erwarten aber auch nicht das letzte und höchſte Heil von ihr. Der Bonner Hiſtoriker Aloys Schulte, der in ſeinem Standardwerk„Frankreich und das linke Rheinufer“ bis in die tieſſten Schächte des Problems hinab⸗ geſtiegen iſt, hat nach unſerer Meinung Deutſchlands An⸗ ſchauung über dieſe für uns brennendſte Frage am treffend⸗ ſten umriſſen:„Ich glaube erſt an die Rheinlandräumang, wenn der letzte Franzoſe über der Grenze iſt!“ N Kurt Fischer. Aus dem brennenden Flugzeug geſprungen — Niga, 6. Juli. Ein aufregender Vorfall ereignete ſich auf dem Militärflugplatz. Ein Oberleutnant war mit einem Flugzeug aufgeſtiegen, um einen Ueberlandflug zu machen. In einer Höhe von etwa 400 Metern zeigte ſich der Appa⸗ rat in Unordnung und aus dem Vergaſer ſtieg Rauch auf. Der Offizier verſuchte im Gleitflug zu landen, indeſſen über⸗ ſchlug ſich das Flugzeug und ſtand unmittelbar darauf in hel⸗ len Flammen. Dem Offizier war es im letzten Augenblick gelungen, aus dem brennenden Apparat zur Erde zu ſpringen, ſodaß er unverletzt blieb. iir re —(Von unſerem Berliner Büro.) Die Hauptſchwierigkeiten bei der kommende nGeſamtligui⸗ dation der Nachkriegsfragen dürften— das hat die recht lebhafte Diskuſſion der franzöſiſchen Preſſe in der letzten Zeit zweifelsfrei ergeben— in der Hauptſache von der Saarfrage und der von Frankreich geforderten Ver⸗ ſöhnungskommiſſion für das entmilitari⸗ ſierte Rheinland ausgehen. Frankreich iſt gegen eine ſofortige Löſung der Saarfrage und beruft ſich dabei auf den Schein des Rechts, den ihm angeblich der Verſailler Vertrag in die Hände gebe. Dort iſt eine fünfzehnjährige Beſetzungs⸗ friſt und danach eine Volksabſtimmung vorgeſehen wor⸗ den. Gegen dieſe Beſtimmungen, ſo ſchrieb erſt geſtern wie⸗ der der„Petit Pariſien“, dürfte auf keinen Fall verſtoßen werden. Nun aber iſt die Saar ein ausgeſprochenes Reparationspfand. Sie wurde als Entſchädigung für die zerſtörten(und natürlich längſt wieder aufgebauten) Kohlengruben in Nordfrankreich wirtſchaftlich dem franzöſiſchen Staate angegliedert. Von allen noch beſtehenden Kontrollen, wirtſchaftlichen wie politi⸗ ſchen, ſoll aber Deutſchland mit der Inkraftſetzung des Poung⸗ planes befreit werden. Das haben die Sachverſtändigen auch mit aller Klarheit ausgeſprochen. Eine Geſamtliquidation der Nachkriegsfragen iſt aber ohne die Regelung der Saar⸗ frage nie und nimmer vollſtändig, Zur Rückgabe der Saar an Deutſchland ſollte ſich Frank⸗ reich umſo eher bereit finden, als der Ausgang der im Jahre 1935 vorzunehmenden Volksabſtimmung wohl niemand zweifelhaft ſein kann. Der Völkerbundsrat, der eigentlich in dieſer Angelegenheit zuſtändig iſt, dürfte ſchwerlich einer Re⸗ gelung Schwierigkeiten in den Weg ſtellen, auf die ſich Frank⸗ reich und Deutſchland geeinigt haben. Wir werden auf alle Fälle daran feſthalten, wie das bereits Herr Dr. Streſe⸗ mann im Reichstag erklärt hat, daß die kommende politiſche Konferenz auch die Bereinigung der Saarfrage vornimmt. Seinen Anſpruch auf die ſogenannte Verſöhnungskommiſ⸗ ſion ſuchte Frankreich damit zu begründen, daß die durch den Verſailler Vertrag und die Locarnoverträge vorgeſehenen Sicherungsſyſteme zu ſchwerfällig und zu langſam arbeiteten, Es handelt ſich hierbei um die gemäß Artikel IV des Rhein⸗ paktes zu bildende Inveſtigationskommiſſion des Völkerbun⸗ des und den nach Unterzeichnung des Locarnopaktes eingeſetz⸗ ten paritätiſchen Vergleichsausſchuß. Frankreich verlangt da⸗ gegen eine ſtets funktionsbereite Unterſuchungskommiſſion mit weitergehenden Vollmachten. Der tieſere Grund der franzöſiſchen Beſtrebungen ſcheint damit jedoch noch nicht aufgedeckt zu ſein. Die Dinge dürften vielmehr ſo liegen: Frankreich befürchtet, daß ſich ſein Standpunkt in der Völkerbundskommiſſion oder in einem auch mit Vertretern neutraler Staaten gebildeten Ver⸗ gleichsausſchuß ſich nicht ſo leicht und unbedingt durch⸗ ſetzen könnte, wie es das von der Verſthnungskommiſſion erwarten zu können glaubt. Es würde ja auch in jedem Einzelfalle zweifelhaft ſein, ob der Völkerbundsrat bereit wäre, immer den franzöſiſchen Beſchwerden nachzugehen und die gewünſchte Unterſuchung einzuleiten. Anders wäre das natürlich bei der angeſtrebten Verſöhnungskommiſſton. Der uns zum Ausgleich zugeſtandene Grundſatz iſt natürlich— das kann nicht oft genug geſagt werden— für uns völlig ohne Wert. Da Frankreich keinerlei Beſchränkungen auf mili⸗ täriſchem Gebiete unterworfen iſt und ebenſowenig eine ent⸗ militariſierte Grenzzone beſitzt, hätten wir überhaupt keiner⸗ lei geſetzliche Handhabe, gegen irgendwelche militäriſche Maß⸗ nahmen Einſpruch zu erheben oder Unterſuchungen zu be⸗ anſpruchen. Schwere Bluttat Dortmund 6. Juli. Geſtern abend kam es in einer Wirtſchaft zwiſchen dem Erwerbsloſen Anton Weiß und dem Montagearbeiter Max Braſis zu einem Wortwechſel, in deſſen Verlauf Weiß dem Braſis einen Tritt in den Unterleib gab. Als Braſis darauf mit einem Bierglas ſich zur Wehr ſetzte, ergriff Weiß ein Meſſer und verſetzte dem Braſis einen tiefen Stich in die Herzgegend durch den eine Haupt⸗ ſchlagader zerſchnitten wurde. Der Tod trat auf der Stelle ein. Briefe eines jungen Mäschens Nüumung und N* lülkgabe der Saar 2 2 822 N 2 82 Franzöſiſche Völkerrechtsverletzung . 2 1 im Saargebiet Aus Saarbrücken, 5. Julf wird gemeldet: Die Re⸗ gierungskommiſſion des Saargebiets ließ heute zu einer Nachricht der„Sgarbrücker Landes⸗Zeitung“, die die Anweſenheit eines mit Vermeſſungen beſchäftigten fran⸗ zöſiſchen Pionierkommandos im Saargebiet feſtſtellte, bekannt geben, nach Prüfung der Angelegenheit habe ſich ergeben, daß die Anweſenheit dieſes Truppenkommandos auf einem Irrtum beruhe und daß das Kommando das Saargebiet alsbald verlaſſen habe. Nach den Mitteilungen der„Saarbrücker Landes⸗Zeitung“ hat ſich das franzöſiſche Pronterkommando ſeit Freitag voriger Woche bei dem Orte Mechern im Kreiſe Merzig mit photo⸗ graphiſchen Aufnahmen und Vermeſſungen beſchäftigt. Die „Landes⸗Zeitung“ hatte an die Regierungskommiſſion die An⸗ frage gerichtet, ob das Kommando ſich dort mit ihrem Wiſſen und ihrer Genehmigung aufhalte. Wenn ja, wer die Geneh⸗ migung erteilt habe und wie man ſie rechtfertigen wolle, da vom Völkerbundsrat der Aufenthalt franzöſiſcher Truppen im Saargebiet unter ſagt ſei, wenn nein, was die Regierungs⸗ komiſſion zu tun gedenke, um die dort von den Franzoſen ge⸗ machten Aufnahmen an ſich zu bringen und die der Bevölke⸗ rung zugefügten Schäden zu erſetzen, weiter, was ſie ferner zu tun gedenke, um das Militär alsbald über die Grenze 3u ſchicken und Genugtuung für die Völkerrechts⸗ verletzung zu erhalten. Richtigſtellung einer Tendenzmeldung J Berlin, 6. Juli.(Von unſerem Berliner Bürh.) Die Hugenbergſche„Nachtausgabe“, eine wahre Fund⸗ grube falſcher und tendenzibſer Meldungen, behauptete geſtern, es ſei nachgerade überhaupt fraglich, ob es zu der großen wird, jedenfalls keine Rede ſein. Die Konferenz wir d unter allen Umſtänden ſtattfinden. Ort und Zeit ſtehen freilich noch immer nicht feſt und auch über den Ausgang läßt ſich natürlich nichts ſagen. Feuer auf einem deutſchen Dampfer — Kalkutta, 6. Juli. Heute nacht wurde die hieſige Hafen⸗ feuerwehr aufgeboten, um einen auf dem deutſchen Dampfer „Treuenfels“ ausgebrochenen Brand zu löſchen. Das Feuer konnte durch Ueberflutung erſtickt werden. 4000 Ballen Jute, die nach Hamburg beſtimmt waren, ſind beſchädigt word Wir machen unſere Mitglieder nochmals auf das morgen Sonntag, 7. Juli, in Weinheim ſtattfindende Sommerfeſt aufmerkſam. Abfahrt erfolgt um 1 Uhr mit einem Son⸗ derzug der„ ſodaß der Abmarſch vom Weinheimer Bahnhof um 2 Uhr zur Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge, die um ½4 Uhr auf der Wachenburg stattfindet, erfolgen kann. Neben den Spitzenkandidaten R. A. Dr. Waldeck, M. d.., und Wagnermeiſter Brixner, M. d.., wird Landtagsabgeordneter Burger Ludwigshafen die Anſprache zur Kundgebung halten. Der geſellige Teil fin⸗ det hierauf in der in der Nähe gelegenen Fuchs ſchen Mühle ſtatt. Wie bereits mitgeteilt, iſt für Tanz und Beluſtigungen für Kinder u. a. m. Sorge getragen. Für die Rückfahrt iſt ein Sonderzug um.40 Uhr der O. E. G. vorgeſehen. Das Sommerfeſt findet bei jeder Witterung ſtatt. Bei regneriſchem Wetter iſt der große Saal im„Schwarzen Adler“ vorgeſehen. Der Vorſtand. Die O. E. G . 2 2 Indiskreterweiſe veröffentlicht von G. W. Beyer Berlin, den 5. Mai 192. Liebſte Lotte, einzige Freundin! Ach, wüßteſt Du, wie unglücklich ich bin. Die Welt hat keinen Reiz mehr für mich. In ein Kloſter würde ich mich vergraben, wenn.. wenn es dort Dauerwellen und Seiden⸗ ſtrümpfe gäbe. Mein Vater hat meinem Rudolf das Haus verboten!„Meine Tochter iſt zu gut für den Laffen!“ Mein Rudi ein Laffe? Er mit ſeinem niedlichen Menjoubärtchen und dem wunderbaren Hoſenſchnitt, mein Rudi, der das R ſo ſchün rollen konnte, wenn er Rrrenate flüſterte!„Nein!“, habe ich getrotzt,„ich laſſe ihn nicht!“ Da hat dieſer Un⸗ menſch, der ſich mein Vater nennt, die Achſel gezuckt:„Bitte. Dann haſt Du aber von mir nichts mehr zu erwarten. Nicht ſopiel, um Dir einen Lippenſtift davon zu kaufen.“ Kannſt Du Dir ſolche Herzloſigkeiten denken? Was ſoll ich machen? Meinen Rudi aufgeben? Und der Lippenſtift? Ach Lotte, ich bin ſo unglücklich, Laß mich weinen, weinen, nur weinen. N Deine tiefunglückliche Renate, Nachſchrift. Weißt Du nicht ein gutes Mittel gegen ge⸗ rötete Augenlieder? a An Bord der„Treuenbrietzen“, den 12. Mai 192 Liebſte Lotte! Wir ſchwimen auf hoher See. Es ging Ich konnte Dir gar nicht erſt ſchreiben. Eines Morgens kam mein Vater zu mir.„Bitte,“ ſagte er und gab mir eine Anſichtskarte. Ich las. Von Rudi:„Beſte Grüße von der Baumblüte im Werder. Wie geht es?“ Und darunter ſtand: „Unbekannterweiſe grüßt Roſe Kohl.“ Schuft! Und Roſe Kohl heißt ſie noch dazu! Jetzt kann er ſein R rollen laſſen: „Rrroſenkohl.“—„Erledigt“, habe ich meinem Vater nur geantwortet, Da hat er mich guf die Stirne geküßt. Weißt Du, er iſt ein wenig altmodiſch.„Liebes Kind, zur Belbph⸗ nun 0 Du eine Mittelmeerreiſe machen. Uebermorgen geht des 4 alles ſo raſch, Ach Lotte, mir wird ſo übel. Sollte mich die Aufregung der letzten Tage krank gemacht haben. Er war doch ganz nett und hatte ſo ein ſchönes Schnurrbärtchen. Ich bin krank, o, ſo krank! Lotte, bewahre mir ein gutes Andenken, wenn Deine Renate. * Im Hafen von Neapel, den 18. Mai 192 Liebſte Lotte! Fürchterliches habe ich durchgemacht. Ich konnte mich ge⸗ rade noch nach meinem Bett ſchleppen und klingeln:„Den Arzt!“ Nach einer Ewigkeit kam er. Groß wie ein Ochſe. Er ſah mich nur kurz an:„Stewardeß, bringen Sie der Dame den Eimer.“ Gehaßt habe ich ihn in dieſem Augenblick. Zwei Tage lang war mir ſterbenselend. Als es ſo ziemlich vor⸗ über war, ließ er ſich melden. Ich machte mich raſch ſchön, hatte gerade noch den Lippenſtift in der Hand, als er eintrat: „Ah, wieder geſund? Ihre Lippen blühen ja in roſigem Jugendprangen.“ Unerhört! Na, er verſtand meinen Blick und empfahl ſich bald. Der Golf mit dem Veſup iſt ſehr nett, Beinahe ſo ſchön wie auf den Anſichtskarten. Ich gehe aber nicht an Land. Ich kenne ſo recht niemanden an Bord. Allein mag ich nicht gehen, und der Amerikaner, der mir ſeine Begleitung an⸗ bot, hat dauernd Kaugummi zwiſchen den Zähnen. Ich werde leſen. Es grüßt dich herzlich Deine Renate. Nüchſchrift: Den Lippenſtift will ich doch ins Waſſer werfen. * Kairo, den 24. Mai 192 Viebſte Lotte! Geſtern ſind wir auf die große Pyramide geklettert. Auf dem Wege dorthin habe ich neben dem Amerikaner ſitzen und ſoin dummas Geſchwättz zuhören müſſen. Nachher wolte er mir beim Klettern helfen.„Dauke!“ habe ich gefagt laut, daß es der Arzt über mir hören mußte der hätte ſich nach mir umgeſehen? Denkſt Du, Er war ganz in den Dienſt einer mittelalterlichen Witwe vertieft. Ich hätte ihm doch einen beſſeren Geſchmack zugetraut. Und um ſeinet⸗ willen habe ich Stift und Puderdoſe weggeworfen! Uebrigens weiß ich jetzt ſeinen Vornamen: Haus. Die iffs Die habe ich damals in Neapel ſtudiert. Was da nicht alles darin ſteht! Vierhundert Paſſagiere ſind an Bord, darunter vierundachtzig Witwen! Weißt Du, das ſind alles ſolche Kreaturen wie die von der großen Pyramide. Immer muß man ſich ärgern. Morgen kommen wir wieder an Bord. Ich brenne vor Ungeduld auf meine Geburtstagspoſt. Schluß für heute. Deine Renate. 4 An Bord der„Treuenbrietzen“, den 27. Mai 192 Liebſte, beſte Lotte! Ich hätte Dir ſoviel zu erzählen und habe doch keine Zeit. In zehn Minuten will er mich zum Tennis auf dem Sonnendeck abholen. Vielen Dank für Deine Geburtstags⸗ wünſche. Als ich geſtern in den Salon kam, ſtand ein fürch⸗ terlicher Strauß Orchideen auf meinem Tiſch. Darin ſteckte die Karte des Amerikaners. Gleich darauf kam er ſelbſt an: „Gratuliere!“—„Danke“, ſagte ich und ließ ihn ſtehen. Was hat der Menſch in der Paſſagierliſte nach meinem Geburtstag herum zu ſchnüffeln! Da fand ich auf meinem Teller, halb unter der Serviette verſteckt, ein Sträußchen Maiglöckchen. Das konnte nur von ihm ſein. Wie aufmerkſam! Deutſche Maiglöckchen, woher mag er ſie haben? Wozu doch nicht die Paſſagierliſte gut iſt! Und am Abend ließ er mir zu Ehren eine Bowle anſetzen. Leider konnte er den Amerikaner nicht ausſchließen. Der iſt fürchterlich entgleiſt. Hat auf mein Wohl ein Glas„reines Waſſer“ geleert. Das hätteſt Du meinen Arzt hören müſſen: Es täte ihm leid daß er Herrn Smith's reines Wäſſerchen trüben müſſe, doch er erlaube ſich, dem auf mich ausgebrachten Toaſt durch ein Glas gutdeutſcher Maibowle erſt Kraft und Wirkung zu verleihen, Er iſt doch ein... Da kommt er, um mich abzuholen. Gruß Renate. 5 Kynſtantinopel, den 3. Juni 192 Notte! te 5„ Gultde Welt umarmen. Kein Menſch kann n Ailicklich ſein wie ich. In ſeinen Armen habe ich gelegen! Niemand an Bord weiß etwas davon außer dem Amerikaner —— Samstag, den 6. Juli 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend ⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 307 2K S ypielzeilwende im Perſonalwechſel in Schauſpiel und Oper— Der Spielplan, wie er war und wie er wird Nationaltheater Rückblick und Ausblick Das Mannheimer Nationaltheater mußte 150 Jahre alt werden, um wieder einmal zur allgemeinen Geltung Der Kapellmeiſter und bisherige Chordirektor Werner Gößling, den auch der Schubertbund ungern ziehen läßt, die Fragen des Spielplans 2 zu kommen. Das iſt wohl das Ausſchlaggebende und Be⸗ geht nach Köln; er hat ſich in den Jahren ſeiner hieſigen e deutſame an dem Theater jubiläum geweſen, deſſen Tätigkeit eine reiche Erfahrung und eine ſolide Dirigier⸗ . letzte gelbe Fähnlein noch vor wenigen Tagen durch den technik anzueignen gewußt; eine ſo ſchätzenswerte muſikaliſche 6 Ring wehten, daß in der ganzen deutſchen Preſſe, zum Teil Kraft verliert man ungern. In der Oper naht ein neuer e kritiſch, vor allem aber ſehr wohlwollend und anerkennend Tenor namens Boris Greverus aus Berlin, unbe⸗ 8 über das Mannheimer Nationaltheater geſprochen wurde. kannt wie Lohengrin, obwohl er das lyriſche Fach als Nach⸗ 85(Die äußerſt ſehenswerte Theaterausſtellung im folger Valentin Hallers repräſentieren ſoll. Daß Schloß bleibt bis September geöffnet!) Der dieſer geht, iſt ſicher auch für ihn ſelbſt bedauerlich, der glaubte 5 5 ein beſſeres Angebot in Braunſchweig nicht ausſchlagen zu 1 ſtadtpropagandiſtiſche Ertrag des Feſtes ſollen. Mannheim iſt ſchließlich auch für einen Tenor eine j 9 Nür Fr 7 1 5 an 8 cb das aroße Flu, das Mannheim den langem auß biegen nenten Opereltenſenor, kommt Werner Maekel eus . Seiten ſeiner kulturellen Tätigkeit aufzuweiſen hat; die 55 5 e. 5 5 i 875 5.:— 5; Liegnitz; der äußerſt ſtimmbegabte Baſſiſt Heinz Berg⸗ 1 Parole von der lebendigen Stadt der Arbeit und„„ Herrn Albert Wei 4 Dort n„ i der Kunſt wurde allenthalben in deutſchen Landen gehört. baus wird durch einen Herrn ert Weig aus Dort⸗ . Die ſauren Wochen der frohen Feſte ſind jetzt vorüber und mund erſetzt. 5 auch die Spielzeit des Jubiläumsjahres liegt in den letzten Drei Damen, wenn auch nur zum Teil aus dem Hofſtaat 1 Zügen; die neue kündet ſich an, die ja auch noch Jubiläums⸗ der Königin der Nacht, ſagen der Mannheimer Oper Lebewohl 5 ö daten trägt; vor allem das um die Feſtwoche ſo beſonders ver⸗ und vielleicht auch auf Wiederſehen: die 91 1 5 05 e 0 Y k a 85 ö diente Orcheſter des Nationaltheaters jubelt 1(Nachfolgerin Nora Landerich r na . 1 weiter; ſeine Akademien feiern ihren 150. Geburtstag. Rühl⸗Seiler, die verdienterweiſe als erſte Altiſtin nach 1 Die Jubiläumswoche hat ſehr oft den Schatten des erſten ue(für ſie kommt 8 5415 M 1 10755 e 4 Nationaltheater⸗Intendanten, des Reichsfreiherrn Heri⸗ und Margarete 1 85. 95 e 1 5 195 bert von Dalberg beſchworen. Das war ein beſonders längerer Zeit Edith Märker vom Wiesbadener Staats⸗ 1 cher 155 3 d; hach theater angekündigt iſt. Erna Schlüter hat das Glück lehrreicher Mann, denn ihm war es vergönnt, all ſeinen Nach⸗ n i Egle ihres Vertrages noch im letzten Augen⸗ folgern das Beiſpiel eines richtigen Theateraufbaues durch bei der 1 r 0 95 55 1 1925 10„ 0 9 eine vorbildliche Enſemblebildung zu geben. Sein blick getächolte ante eil ae e e 55 Nachfolger in unſerer Zeit hat zwar ſchon öfter die erwünſchte einem Jahr Kaſſeler Exil als Altiſtin wieder ſie 1 Stetjafei 3 ne fe e. ze Sn; bei den Wagnerfeſtſpielen in Paris große Erfolge gehabt. Ein , Stetigkeit des Enſembles verſprochen, aber auch dieſe Spiel⸗ r Soldtanzer ln d e B 1 e oe n zeitwende bringt wieder neuer Solotänzer n 8 rea s Volper 2 0 0 51 ö nennen— geht der jetzige Helmuth Hanſel?—, um den et N ein beträchtliches Kommen und Geyeun. Umſteigebahnhof des Mannheimer Nationaltheaters Ende der 5 b 5. 5. 5 Spielzeit 1928/1929 zu kennzeichnen. 6 Für den ausſcheidenden Oberſpielleiter des Schauſpiels 5 wird Richard Dornſeiff vom Stadttheater in Altona 1 ö kommen; für Fritz Klippel, das Glückskind der„Räuber“⸗ N Aufführung, tritt Erich Muſil vom Berner Stadttheater ins Enſemble; der junge Joachim Mühling wird durch überhaupt. Dieſer war in der letzten Spielzeit, was g einen Herrn Walter Rießland aus Stuttgart erſetzt. man unbedingt und rückhaltlos anerkennen muß, von einem 10 g Johanna Baſſermann, die begabte Luiſe Millerin der anerkennenswerten Reichtum in der Abwechſlung. Selbſt⸗ 0 4 vergangenen Spielzeit, hat ein Fräulein loder Frau?) verſtändlich kann man es nicht jedem recht machen, und der 3 Annemarie Schradiek zur Nachfolgerin; Iſabella Spielplan iſt immer noch das, worauf jeder ſchimpft. Wenn 1 Breef, deren Talent man vieles ſchuldig blieb, gibt das man aber die Spielpläne anderer Theater damit vergleicht, ſo . ö Fach der Sentimentalen an Lilian Berley vom Lübecker muß man ſagen, daß das Nationaltheater in der vergangenen . Stadttheater weiter. Beſonders ungern wird man Erne⸗ Spielzeit bemüht war, ſeinen Spielplan nach den gegenwärti⸗ 8 g ſtine Coſta ſcheiden ſehen; ihre große Verwendungsmög⸗ gen Möglichkeiten unter Berückſichtigung der internen Ge⸗ lichkeit von der jugendlichſten Rolle bis zur eleganten Salon⸗ gebenheiten ſo intereſſant wie möglich zu geſtalten. 1 dame hat ſie in den zwei Jahren ihres Hierſeins zu einem 5 fehr ſchätzenswerten Mitglied des Schauſpielenſembles ge⸗ Man könnte natürlich noch mehr d a 8 gute 88 ger⸗ macht, in dem Eva Fiebig vom Stadttheater in Dortmund liche Unterhaltungsſtück pflegen; ſchüchterne Anſätze ſie erſetzen fol und hoffentlich auch wird. Marga Diet⸗ daßu ſcheinen ſür die nächſte Spielzeit vorhanden zu ſein. So richs Nachfolgerin heißt Trude Hoch⸗Schön leber ſieht man unter den„in Ausſicht genommenen Stücken den .(Stuttgart). 5„Lumpazivagabundus“ Neſtroys angeführt. Hoffent⸗ * 9 5 In der Oper lich 1 979 7„ 7 10 5 8 ſtimmt; ebenſo Molnars„Olympia“, eines der ent⸗ gehen zwei Kapellmeiſter. Rudolf Borusvoka, der für ein zückendſten Luſtſpiele der letzten Zeit, das man bei guter 5 Jahr Erſter war, hat unſeres Wiſſens noch kein Engagement. Beſetzung zu einem reizenden Theaterabend machen kann. r Das iſt für dieſen unbedingt talentierten Muſiker ſehr be⸗ Auch die Pflege des Heimatſtückes darf wieder auf⸗ dauerlich, der zwar zu Anfang der Spielzeit einige Schwierig⸗ leben; einen Anſatz dazu ſehen wir in„Bayriſch und keiten hatte, ſein orcheſtrales Temperament in die richtigen Pfälziſch“, das in Ernſt Leopold Stahls Bearbei⸗ Bahnen unſerer Oper zu leiten, dem es aber dann umſo mehr tung gewiß einen Erfolg für die nächſte Spielzeit bedeutet. 5 f vergönnt war, zu zeigen, was er wirklich kann. Nachdem Shakeſpeare, der ſich in den letzten Jahren einer der „„ ſein„Nachfolger“ Herr Eugen Jochum aus Kiel, doch nur Ueberlieferung des Mannheimer Nationaltheaters würdigen 8 eee 5 0 iel 11 1 1175 um 9 als Pflege erfreuen konnte, iſt mit ſeinem„Timon von 5 wohlbeſtallter eneralmuſikdirektor na uis⸗[Athen“ vertreten, ſein Luſtſpiel„Maß für Maß“ wäre 5 7 burg zu wandern, ſollte ſich im Bereich des Mannheimer längſt wieder einmal fällig. Schillers„Verſchwörung 3 Muſiklebens irgendeine Möglichkeit finden laſſen, Herrn des Fiesko“ wieder aufzunehmen, iſt gewiß verdienſtvoll. Rn Borupka für das eine Jahr über Waſſer zu halten. Da es Bruckners„Verbrecher“ nahen' als Zeittheater. End⸗ ſt 9 e 1 9 5 1 5 d 17 15 7 85 man auch ein i von Barlach:„Der arme 1 gibt, könnte er ſehr wohl wieder der Nachfolger— ſeir etter.“ 1 Nachfolgers werden, nachdem man ſich nun einmal entſchloſſen 5:. 5 0 hat, Herrn Jochum doch kommen zu laſſen, ſtatt ihm bereits Das Schauſpiel der vergangenen Spielzeit von vornherein zu ſagen, daß wir in Mannheim auf ein Gaſt⸗ war bemüht, das Bedürfnis nach Abwechflung zu befriedigen. * 5 ſpiel, 5 er 5 vor 7 keinen 5 8 3 Die 7„Die Peſt“ von Anſki⸗ N 3 hat 5 4 I„— A FFPTFTTTTCCTCTCTCTCTCTCTCTCTTTT e 5 N 1 5 n deren So ein bee e mend 1„ annehmen. Sorg 50 uns am 3 ging abends noch ein wenig auf Deck ſpazieren. Da ſchönen Feiertag um hr ein barbariſcher Wecker aus den 155 1 war der Kerl auf einmal da. Wollte mir ſeine Begleitung Federn herausgebimmelt, und halbausgeſchlafen, verkatert 5 f aufdrängen.„Danke“ wehrte ich ab.„Nein, Sie müſſen und mit bleiernen Füßen hat man ſich zum Bahnhof ge⸗ et K mich anhören, mein Fräulein. Ich liebe Sie!“ Dieſer Kerl ſchleppt und durch eine Menſchenmauer zum überfüllten Zug 1 mit dem ewigen Kaugummi!„Beläſtigen Sie mich nicht!, durchgekämpft. T 1 Da wollte er mich küſſen. Ich ſchrie. Und plötzlich war„er Wie anders am Regenſonntag⸗ Morgen!— Draußen 8 1 da, packte den Amerikaner beim Kragen und warf ihn in eine pockern die Tropfen aufs Fenſterblech, und man hat das be⸗ r 3 Ecke. Ich wurde beinahe ohnmächtig vor Aufregung. War ruhigende Gefühl: Heut braucht man ſich nicht den Kopf zer⸗ 1 es da nicht ganz natürlich, daß er als Arzt zuſprang und mich brechen: Soll ich— ſoll ich nicht.. Man iſt der Beſchwerde des * ſtützte? Er hat meine Schwäche nicht mißbraucht, mich nicht Entſchluſſes enthoben.— Nun ſtellt man ſich das Unwirtliche, 1 einmal geküßt. Naſſe, Kalte draußen vor und wickelt ſich feſter in die warme Ach Lotte, ich bin ſo unendlich glücklich! Ich habe mir Decke.— Ganz Raffinierte, wie mein Freund Fritz, ziehen ſchon mein Brautkleid ausgedacht. Und unſere Wohnung den Wecker auf, laſſen ihn genießeriſch abraſſeln, ſchicken ihm 5 6 habe ich ſchon in Gedanken möbliert. Er muß große, wuch⸗ dann eine freundliche Einladung zu und legen ſich befriedigt 1 1 tige Möbel für ſein Herenzimmer haben. Er iſt ſo ein Hüne, aufs andere Ohr. 25 4 ein himmliſcher Hüne. Man kann getroſt in den Vormittag hinein ſchlafen ohne 85 4 Deine überglückliche Renate. Gewiſſensbiſſe vor einem blauen Himmel. Dann macht man 5.. ſſich mit Muße, mit Weile, mit Genuß zurecht. Es preſſiert f 5 Athen, den 7. Juni 192. nicht. 1 Raſieren kann einmal geradezu e 1 3 Liebſte Lotte, einzige in! den. enn man ſich dabei ſchneidet, hats keine Eile.— Man 5 Es iſt 1 1 5 n e e gebrochen. Im hat Zeit, den Schlips zu binden. Kein rollendes Kragen⸗ b Piräus kam eine junge Dame an Bord. Er hat ſie mir knöpferl bringt uns in Wut. Mag es ruhig unter's Sofa 5 orgeſtellt:„Meine Frau Ich habe das Schiff verlaſſen kollern! Wir haben Zeit, es hervorzuangeln.(Aber gerade 5 e. 4 5 175 Jan ſolchen Tagen tut uns die Beſtie den Gefallen nicht; denn e und fahre nach Hauſe. Ob ich Deutſchland noch lebend er⸗ i. Bent ann 8. nicht arg 5 ft ſchiebt reiche? Deine tiefunglückliche Renate. ſie weiß: Heut kann ſie uns nicht ärgern, und ſie verſchie 1 ſes bis auf eine günſtigere Zeit— etwa einmal auf zehn 15 N 5 Minuten vor Zugabgang.) 5 Der Megenſonntag Wir frühſtücken langſam und ee 75 8 2 1 die ſonſt ein bißchen ſtiefmütterlich behandelte Zeitung bis 1 Von Julius Kreis auf die Nagelprobe, his zum letzten Inſerat. Dabei iſt man 1 5 Man haßt ihn. Wie man ſo manches Liebenswerte aus voll Wohlwollen— denn man hat Zeit und iſt leicht geneigt, 5 Gewohnheit, Uebereinkommen, Brauch ablehnt, weil man nie große und kleine Politik weniger ſcharf zu nehmen, als wenn die ſchönere Kehrſeite betrachtet hat.— Fräulein Fanny haßt dieſen Regenſonntag, weil ſie ihr neues Sommerkoſtüm am Samstag abend bekommen hat. Herr Emil flucht ihm, weil er für dieſen Sonntag mit Fräulein Roſa einen Ausflug ge⸗ plant hat, Herr Schlumbacher, der Wirt der„Einkehr“ in Großtipfelham iſt erboſt, weil ſeine e Würſte liegen bleiben. Wir aber, die wir weder an neuen Koſtümen noch an uns einmal fachlich und mit menſchlicher Wärme des viel⸗ Gſchpuſis, noch an Regensburgern intereſſiert ſind, können ſie während des Jagens von einer Trambahn zur anderen konſimiert werden muß. Etwas ſeltſamer geartete Naturen verfallen an ſo einem Regenſonntag auf die an ſich nicht zu verabſcheuende Idee, eine Galerie oder ein Muſeum zu beſuchen. Es muß auch ſolche Käuze geben. Mittags gönnt man ſich— weils doch ſchon ein ver⸗ regneter Sonntag iſt— einen guten Happen, vielleicht eine feine Flaſche dazu. Wie hat man ſich beim letzten Ausflug über den zähen„ und über das alte Bier geärgert, das Wenigſtens mählich ſcheint in das Opernenſemble all⸗ eine gewiſſe Stetigkeit hineinzukommen. Das wäre beſonders zu begrüßen, denn Dauer im Enſemble bedeutet allemal guten Aufbau des Repertoires. Was nützt die beſte Ausſtattung einer Oper, wenn man die Geſangspartien in jedem Jahr wieder neu beſetzen muß! Das iſt nur Kraftvergeudung. Die Enſemble bildung hat auch noch einen anderen Sinn; ſie feſſelt das Publikum auf ihre Weiſe. Gerade das Jubiläums⸗ jahr hat gezeigt, wie ſehr das Publikum am Mannheimer Theater beteiligt iſt, und nicht umſonſt hat mit ihm und ſeiner Kennzeichnung der Geſchichtsſchreiber des National⸗ theaters, Ernſt Leopold Stahl, ſein ausezeichnetes Buch über das Nationaltheater begonnen. Gewiß, das Publikum iſt nicht mehr das gleiche wie vor 30 oder 50 Jahren, es haben große Umgruppierungen der Theaterbeſucher ſtattgefunden. Die beiden Theatergemeinden, des Bühnen⸗ volksbundes und der Freien Volksbühne zeigen es deutlich; ſie bilden ein wichtiges Zeichen für die Publikums⸗ geſtaltung der Gegenwart; aber jene Mannheimer Theater⸗ freunde, die Abonnenten heißen, ſind doch wieder daran, zurückzukehren. Man verſucht, ihnen in manchem Sinn zu entſprechen, auch durch Neuerungen; ſo z. B. in der ver⸗ ſuchsweiſen Einrichtung eines Abonnements für einen beſtimmten Tag, den Freitag nämlich, für den man aus Buchſtaben⸗Verwandſchaft das Abonnement„F“ gewählt hat. Wer„F“ nimmt, weiß, daß er als fixen Tag den Freitag hat. Es iſt der Anſatz dazu, die Abonnenten ein wenig in Schichten einzuteilen, nicht nur den Rängen nach. Man ſollte allmählich auch noch dazu übergehen, die Einteilung nach Spielplan möglichkeiten vorzunehmen. Die einen wollen das, die anderen jenes, der eine zieht gern die komiſche Oper vor, der andere das Luſtſpiel, und es ſoll ſogar Leute geben, die gelegentlich auch einen„Klaſſiker“ ſehen wollen. Solchen Verwegenheiten ſollte man Rechnung tragen. Das betrifft weit über Mannheim hinaus als neues viſtonäres Theater intereſſtert. Man pflegt ſolche Aufführungen Experimente zu nennen, aber das ſind ſie nicht nur; vielmehr gehören ſie zu 8 den Tributen, die gerade das„behördliche“ Theater an die Dramatik der Gegenwart zu entrichten hat. a Die Schauſpiel⸗ Erſtaufführungen waren ſehr 0 ernſt geſtimmt, ſie begannen mit Tolſtois Bekennerdrama „Und das Licht ſcheinet in der Finſternis“, gingen über„Troilus und Creſſida“ zu den unſeligen „Trommeln in der Nacht“ von Bert Brecht, um in„Karl XII.“ von Strindberg ihren weltſchmerzlichen Höhepunkt zu erreichen, gegen den ſelbdſt Menzels„Do⸗ boggan“ noch eine gewiſſe verſöhnliche Lebensnähe beſaß. (Kurzes klaſſiſches Intermezzo: die Aufführung von„Ka⸗ bale und Liebe“ zeigte, wie man Klaſſiker erneuern, die des„Nathan“ wie man ſie auffriſchen und die des„Egmont wie man ſie vernichten kann.) Die„Dreigroſchenoper“ als typiſche Saſſonauf⸗ führung hat trotz allem ein ziemliches Echo erweckt. Volksſtück von heut,„Katharina Knie“, und das Volks⸗ ſtück von vorgeſtern,„Datterich“, waren beſondere Regie⸗ erfolge des gerade für ſolche Stücke begabten Dr. Gerhard Storz. Die Luſtſpiele Arm wie eine Kirchenmaus“ und„Kleine Komödie“ waren als Tagesproduktton da- zwiſchengeſtreut⸗ 25 Im Neuen Theater ſuchte man mit dem Stück„un⸗ 8 ter Geſchäftsaufſicht“ und mit dem„Prozeß Mary Dugan“, dem meiſtgeſpielten Theaterſtück der Spielzeit, der Muſenſaalbühne Rechnung zu tragen. In der Feſtwoche war das Schauſpiel etwas zu kult gekommen. Die dafür einſtudierten„Räuber“ waren ſeine einzig wirkliche Feſtleiſtung; blieb etwas verunglückt, vor allem auch durch das Shylock⸗ 5 Gaſtſpiel des Müuchners Otto Wernicke. Die Schauſpiel⸗Gäſte in der vergangenen Spielzeit mußten ſich 255 3 Teil auf 8 Neue 5 be⸗ gelt die Kellnerin in Schneiolham nach einem Dußend Re⸗ klamationen gebracht hat.— Und hernach war man vom Marſch, Aerger und Eſſen müd und hätte ein Mittagsſchlaferl ſehr begrüßt. Aber der Boden war noch zu feucht. 5 Am Regenſonntag aber legen wir uns auf die mehr oder minder ſchwellende Ottomane, rauchen einen guten Tabak und ſchmökern ein bißchen in einem amüſanten Buch, bis man herrlich und in Freuden in den grauen Nachmittag hinein ſchläft. Dann, wenn's draußen immer noch vom Himmel gießt, ſchreiben tbir längſt fällige Briefe(die ſonſt doch nie ge⸗ ſchrieben würden) und wir ſchreiben ſie gern, und es geht leichter als ſonſt, es fällt uns ſogar was ein; denn wir haben ja Zeit. Iſt man zufällig eine Frau, ſo probiert man ſeine Kleider 5 durch, garniert zum Spaß ein Hütchen, macht ſich ein halbes Dutzend Friſuren oder lädt ſich ein paar Freunde und Be⸗ kannte zu einem Kaffeeplauſch ein. Andere, Tatkräftigere, ſetzen ſich aus verſtaubts Klavler und ſpielen nach Jahren wieder einmal eine Clementiſonate oder die Freiſchütz⸗Ouvertüre, nur ſo ſich zum Spaß und finden, daß es eigentlich noch ganz gut geht. Der Baſtler macht etwas Faaabelhaftes an ſeinem Radioapparat oder flickt den Küchenſtuhl oder den Hanswurſtel vom kleinen Schorſchl. Verträumtere Naturen kramen in Schubladen und Käſten 5 die vergangenen Jahre aus. Kindererinnerungen, Schul⸗ bilder, Photos, alte Zeitungen, Briefe und Andenken längſt Entſchwundener. Man lieſt mit Lächeln und Genuß in inem vergilbten Heftchen die glühenden Verſe, die man als Jüng⸗ ling gedichtet hat und findet, daß man durch die Jahre und durch das Regenwetter doch ſehr wohltuend in bezug auf 1 tung und auf Leidenſchaft temperiert worden iſt. 5 Am Abend aber ſitzt man mit guten Bee Stammtiſch oder in einer gemütlichen Ecke— ausgeruht, auf⸗ geräumt, ausgeglichen, ratſcht, ſpielt eine Schachpartie oder muſiziert ein bißchen. Bewegtere Menſchen vertrauen 8 dem Kino oder Theater an und ergötzen ſich an den Fäh niſſen und Schickſalen der Helden und Heldinnen, die ſo oft durch Sturm und Wettersnot müſſen, zu Fuß, im Auto und im Aeroplan, während man ſelbſt 0 ſchön im Trockenen ſitzt.— b Ich lobe mir den Regenſonntag! . Das „Der Kaufmann von Venedig“, der ſchon vorher im Spielplan aufgetaucht war, (der, wo eins das andere herbeiführt. und glänzender nicht gedacht werden kann.) Das Auge will 4. Seite. Nr. 307 Neue Maunßeimer Zeitung(Abend⸗ Ausgabe) ſchränken; einzig Helene Thimig mit ihren beiden Stücken„Robert und Marianne“ und„Iphigenie auf Tauris“ blieb davon verſchont. Sogar Max Pal⸗ Lenberg, deſſen„Schwejk“ noch in beſter Erinnerung iſt, mußte mit dem„Großen ABC“ in den Muſenſaal wan⸗ dern. Dort ſpielten ſich auch die diverſen„Revolten im Erziehungshaus“ ab. Kurt Götz gaſtierte hier mit ſeinem„Trio“. Das ſcharmante Gaſtſpiel von Georg Alexander bildete das letzte dieſer Art. * Die einzige Uraufführung in der Oper dauerte ewa zehn Minuten; es war„Egon und Emilie“ von Ernſt Toch an dem Morgen der Kurzopern zuſammen mit dem„Falſchen Harlekin“ von Malipiero,„Hin ut nd Zurück“ von Hindemith und der Toch⸗Oper„Die Prinzeſſin auf der Erbſe“. Toch, der im Laufe der Spielzeit nach Berlin verzog, arbeitet an einer neuen Oper. Nachdem er nicht mehr in Mannheim wohnt, beſteht aller Grund, dieſe uraufzuführen. Uraufführung nannte ſich auch der„Nebukadnezar“ von Verdi, der beſcheidener, aber richtiger als deutſche Erſtaufführung zu be⸗ zeichnen iſt und ein unbedingtes Verdienſt der Mannheimer Oper darſtellt. Mit der Erſtaufführnug der„Prinzeſſin Girnara“ von Egon Welleſz wurde die Spielzeit er⸗ öffnet. Zu den beſonderen Verdienſten iſt auch die Wieder⸗ aufnahme der Oper von Götz„Der Widerſpenſtigen Zähmung“ zu zählen. Die Repertoireoper im alten Sinn vertrat Gounods „Margarete“ und die unverwüſtliche„Martha“, Zu den Großtaten gehörte die„Fidelio“⸗Aufführung unter Furt⸗ wängler, der„Paleſtrina“ von Pfitzner und„Der Roſenkavalier“ von Richard Strauß unter Klei⸗ Der. Von Mozart erſchien die„FJauberblöte“ neuein⸗ ſtudiert. Verdis Maskenball“ wurde noch vor kurzem aufgefriſcht. Die Wagner ⸗ Pflege gehört gegenwärtig zu den dunkleren Kapiteln des Nationaltehaters. Man hörte zwar eine ſehr kultivierte„Triſtan“⸗Vorſtellung aber der Nibelungen ⸗Ring, von dem die beiden erſten Abende gegeben wurden, ſieht grauſig aus, den„Meiſterſingern“ winkt ein geſtiftetes neues Kleid, und auch ſonſt wäre dringend notwendig, hier Remedur zu ſchaffen. Die nächſte Spielzeit, die mit der„Pique Dame“ von Tſchaikowſky begin⸗ nen ſoll, hat einige intereſſante Werke in Ausſicht genommen: „Neues vom Tage“ von Hindemith, die„Manon Lescaut“ von Puccini uſw. Auf die„Toten Augen“ von d' Albert kann man auf alle Fälle verzichten, dagegen iſt es ganz gut, einmal die Banditenoper Aubers, „Ira Diavolo“ wieder einmal mit einem ſchicken Tenor zu geben. Als einzige Uraufführung winkt in der nächſten Spielzeit„Die Rückkehr“ von Darius Mil⸗ Hau d. Wo bleiben die deutſchen Komponiſten? Wann kommt Kloſes„Ilſebil“? Eine wichtige Frage iſt auch die Operette. Die rei⸗ zendſte Vorſtellung in der letzten Spielzeit war die„Nacht in Venedig“; man darf fürder auch wieder einmal an Offenbach denken, nicht nur ſein geplanter„Orpheus in der Unterwelt“ könnte das Repertoire ſehr beleben, das mit„Dolly“ und vor allem mit der grauenvollen, Friederike“ unter Niveau herunterging; wenigſtens was die Stücke betrifft.„Die Herzogin von Chicago“ war ſehr erfolgreich. Einen Träger des Repertoires müſſen wir zum Schluß noch nennen: den Fleiß, mit dem gearbeitet wurde. Er war überall zu ſpüren; nirgends gab es eine verſchlampte Vor⸗ ſtellung, irgend eine Qualität war überall. Mit der nicht unbegründeten Ausſicht, daß ſie geſteigert wird, wollen wir der nächſten Spielzeit entgegengehen.. Städtische Nachrichten Zum Schauen beſtellt! Die Menſchen wollen etwas erleben. Das Licht, der ſchimmernde Glanz der Dinge, die zarte Ferne und die drängende Nähe werden vom Auge magnetiſch angeſogen. Diesſeits der Pupille entwickelt ſich die Welt des Geſchzuten mit dem heimlichen Königreich der Seele. Da liegen die Kronen in den Schatzkammern. Sie liegen lange, ehe ſie angerührt werden. Manchmal blitzt und gleißt es. Das iſt Erinnerung an königliche Tage, wo die Seele ſo reich war, ſo reich! Man muß es verſtehen, ſein Auge zu regieren. Es darf nicht wahllos die Eindrücke aufnehmen, ſondern will geleitet und geführt ſein. Unſer Auge iſt die wunderſame Hand, die die Dinge begreift, denn wir betaſten ja nicht mit den Händen nur. Unſer Geiſt begreift mit dem Auge. Die Welt der Muſik iſt unſichtbar. Das rauſcht auf und verrauſcht, die Klänge verwehen. Die Koſtbarkeiten aus der Hand des Auges einen ſich zu wunderſamen Blütenketten duftiger Bil⸗ Ein Reigen, der bunter immer neu beſchäftigt ſein. Es hat einen Hunger, der nie zu ſtillen iſt. Das Auge iſt der Ausdruck der Seele. Die Menſchen blicken ſich in die Augen und ſehen den Widerſchein ihres eigenen Bildes. Im Auge ſpiegelt ſich die Umgebung, aber aus dem Auge ahnt man auch das Innere. Da drinnen liegen die Rätſel des Charakters, künftige Hoffnungen, Spannungen und Entſpannungen, die zur Tat werden. Das Auge ſchweigt und iſt doch in ſeinem Schwei⸗ gen beredter als das dröhnende Wort, Das Auge gleicht einem Bergſee, in den die Gipfel eintauchen, um das Schweigen zu lernen. Das Hohe in unſerem Leben iſt zum Schweigen ge⸗ kommen in unſerem Augenſpiegel, aus dem es die Seele an ſich zieht. Du ſollſt ſchauen! Du darfſt die Dinge nicht nur an⸗ ſehen und deine Neugier an ihnen befriedigen. Du ſollſt ſte betrachten und in dich aufnehmen. Man wird ihrer nur Herr, wenn man ſich ihnen hingibt. Hingebungsvolle Stimmung des Herzens öffnet das Auge weit und unbewußt. Durch dieſe Hingabe ſchimmert das Licht der Religion, die in ihren Viſionen ein Echo empfängt aus dem Reichtum der Außenwelt. Zum Sehen geboren, zum Schauen beſtellt! Du ſollſt deine Seele füllen und dein Herz weiten! * * Deutſche Gemeinden. Die letzte Volkszählung im Deutſchen Reich ergab insgeſamt 63580 Einzelgemein⸗ den. Von dieſen haben nicht weniger als 11893 Gemeinden weniger als 100 Einwohner, Von den erwähnten 63 580 Ge⸗ meinden haben 60 132 weniger als 2000 Einwohner, das ſind 95 U. H. 7 v. H. deutſchen Geweinden(rund 41000) baben weniger als 500 Bewohner, Die kleinſte Gemeinde im e ſchen Reiche iſt die Burgruine Regenſtein bei Bad Blan⸗ endung im arzt ile alt feen Einwohner. Problem der ſüdweſtdeutſchen Gasfernverſorgung eſellſchaft:—3 Millionen RM. Verluſt— Schwere D 9 a ö Seit etwa zwei Monaten ſind in der Frankfurter Zeitung verſchiedene Berichte über die Frankfurter Gas⸗ geſellſchaft erſchienen, aus denen einmal zu entnehmen war, daß dieſe Geſellſchaft große anderen aber auch, daß hier eine Verſchleierungs⸗ politik getrieben wurde, über die erſt in einer letzthin ſtatt⸗ gehabten Stadtverordneten ⸗Sitzung die Oeffentlichkeit ein⸗ gehender unterrichtet wurde. Wir glaubten ſeither auf dieſe Vorgänge nicht näher eingehen zu ſollen, ſo lange es ſich nur um lokale Angelegenheiten der Stadt Frankfurt handelte. Nun iſt aber neuerdings die Sache der Frankfurter Gas⸗ geſellſchaft in Verbindung mit der Südweſtdeutſchen Gasgeſellſchaft(Süwega) in ein Stadium getreten, das Mannheims Intereſſen ſehr ſtark berührt und das zugleich die größten Bedenken auslöſen muß. Wir ſehen uns deshalb veranlaßt, heute genauer auf die ganzen Vorgänge einzugehen. Die Frank⸗ furter Gasgeſellſchaft, an der die Stadt Frankfurt ſtark be⸗ teiligt iſt, beſitzt unter anderem eine Braunkohlengrube„Ge⸗ werkſchaft Friedrich“ in Hungen, die durch plötzliches Auf⸗ tauchen eine Quelle faſt vollſtändig unter Waſſer geſetzt und dadurch einem weiteren Abbau entzogen ſein ſoll. Es iſt dadurch der Frankfurter Gasgeſellſchaft ein ſehr beträcht⸗ licher Schaden erwachſen les werden—3 Millionen Mark genannt). Ueber dieſe ganze Angelegenheit wurde bisher in der Oeffentlichkeit Stillſchweigen bewahrt, bis durch eine Denkſchrift eines Dr. Merton, die an zahlreiche intereſſierten Kreiſe zur Verſendung gelangte, die Aufmerk⸗ ſamkeit dieſer Kreiſe auf die ungünſtige finanzielle Lage der Frankfurter Gasgeſellſchaft hingelenkt wurde. Wohl durch dieſe Denkſchrift veranlaßt, wurde dann in einer vor etwa 14 Tagen abgehaltenen mehrſtündigen Stadtverordneten⸗Ver⸗ ſammlung dieſe Sachlage zur Beſprechung gebracht. Es wur⸗ den hierbei heftige Vorwürfe gegen den Oberbürgermeiſter Dr. Landmann und den Stadtkämmerer Stadtrat A ſch erhoben wegen der ſeither betriebenen Verheimlichung der in⸗ zwiſchen eingetretenen ungünſtigen Veränderung der finan⸗ ziellen Lage der Geſellſchaft. Nach dem Bericht der Frank⸗ furter Zeitung ſoll nun Kämmerer Aſch zur Begründung des bisherigen Stillſchweigens folgendes erklärt haben: „Die Kritik an zu ſpäter Informierung der Oeffentlich⸗ keit über die Vorgänge in Hungen ſeien gerecht. Der Arbeits⸗ ausſchuß des Aufſichtsrates habe aber in einer Sitzung vom 17. 8. 28 ausgiebige Orientierungen über die Zweckmäßigkeit einer Veröffentlichung angeſtellt und ſei im Hinblick auf die Gas ver handlungen zu dem Schluſſe gekommen, die Dinge nicht zur Veröffentlichung zu bringen, im vollen Bewußtſein, ſich ſpäterhin Vorwürfen auszuſetzen.“ Ob im übrigen die Verluſte der Frankfurter Gasgeſellſchaft nur durch die Ueberſchwemmung der Grube in Hungen entſtanden ſind, oder ob hierzu noch andere Gründe kommen, wie auch be⸗ hauptet wird, darüber ſind wir nicht orientiert, Soviel zu⸗ nächſt über die Lage der Frankfurter Gasgeſellſchaft. Nun kommen wir zur Südweſtdeutſchen Gasge⸗ ſellſchaft, die ja von den Städten Frankfurt und Mann⸗ heim zum Zwecke einer erweiterten Ferngasdurchführung eee n 2 2 Starke Zunahme der Feuerbeſtattungen in Mannheim Im abgelaufenen 1. Halbjahr 1929 hat die Einbürgerung der Feuer beſtattung in Mannheim und Umgebung wie⸗ der recht erhebliche Fortſchritte gemacht, indem die Zahl der im hieſigen Krematorium erfolgten Einäſcherungen 375 gegenüber 259 im gleichen Zeitraum des Vorjahres betrug. Insgeſamt ſind ſeit Beſtehen des Mannheimer Krema⸗ toriums, alſo in 29 Jahren, 7254 Tote eingeäſchert worden, wobei ſich der hier verwendete Ofen(Syſtem Schnei⸗ der) außerordentlich bewährt hat. Es iſt jedoch hohe Zeit, einen zweiten Ofen einzubauen. Es kann daher nur be⸗ grüßt werden, daß, wie wir hören, mit deſſen Erſtellung in aller Bälde begonnen werden ſoll. Hierbei ſoll ſtatt Koks die Gasfeuerung eingeführt werden, nachdem bei dieſem Syſtem in neueſter Zeit ſehr bedeutende Verbeſſerungen er⸗ zielt worden ſind. Der hieſige Verein für Feuerhbeſtattung, dem die in den Jahren 1900/1901 erfolgte Erbauung des Krematoriums zu verdanken iſt, befindet ſich in fortſchreitender günſtiger Ent⸗ wicklung, wie ſich aus der ſtattlichen Zahl von etwa 3500 Mitgliedern ergibt. Bekanntlich gewährt der Verein den Hinterbliebenen von ordentlichen Mitgliedern bei einem Jahresbeitrag von 3 RM. und einem ebenfalls ſehr mäßigen Eintrittsgeld nach nur 2jähriger Mitgliedſchaft ein Sterbe⸗ geld von 125 RM., womit bei Mannheimer Sterbefällen die Koſten der Feuerbeſtattung nahezu voll gedeckt ſind. * * Mannheim als Tagungsort. Am., 7. und 8. Juli 1929 findet, wie ſchon kurz gemeldet, der 33. Badiſche Bau⸗ meiſtertag und gleichzeitig das jährige Jubiläum des Bezirks Mannheim Badiſchen Baumeiſterbundes in Mannheim ſtatt. Tagungslokale ſind die Räume des Ball⸗ hauſes und des Reſtaurant Kaufmannsheim. Etwa 400 aus⸗ wärtige Teilnehmer werden zu dieſer Veranſtaltung in Mannheim erwartet. Ein umfangreiches Tagungsprogramm, verbunden mit zahlreichen fachlichen Beratungen, wird durch vielſeitige unterhaltſame Veranſtaltungen ergänzt. Neben einer Hafen⸗ und Stromfahrt, dargeboten von der Stad Mannheim, findet eine Beſichtigung der Daimler⸗Benz⸗ Werke, ein Beſuch des Schloßmuſeums, des Muſeums für Natur⸗ und Völkerkunde, der Kunſthalle und des Planeta⸗ riums ſtatt. Ein Feſtbankett mit anſchließendem Ball unter Mitwirkung namhafter Künſtler bildet den geſellſchaft⸗ lichen Höhepunkt der Veranſtaftung, 5 * 8. Geburtstag einer Mannheimerin. Ihren 8 3. Ge⸗ hurtstag feſert am kommenden Montag, 8, Juli, Frau Roſa Geigle Wwe., verwitwete Frau Roſa Volz, Z 3, 3 wohnhaft. des Verluſt e erlitten hat, zum it mit unſerem Studt. Samstag, den 6. Juli 1929 Jaswerk geplant? — Wenig Erfreuliches über die Frankfurter Gas⸗ Bedenken hinſichtlich des Mannheimer Gaswerkes 8 1 * gegründet wurde und der neuerdings auch die Städte Karls⸗ ruhe, Pforzheim, Ludwigshafen a. Rh. und Hanau als Geſellſchafter beigetreten ſind. Bei der„Süwega“ wurde ſeither als das größte ſtörende Moment empfunden, daß der heſſiſche Staat ſich bis jetzt vollſtändig ablehnend gegen einen Anſchluß an dieſe Geſellſchaft verhalten hat, daß er vielmehr inzwiſchen weitgehende Verhandlungen mit der Ruhr AG. angeknüpft hat, zu dem Zweck, gegebenenfalls die heſſiſchen Städte mit Gas von den Ruhrzechen aus zu ver⸗ ſorgen. Natürlich iſt die„Süwega“ nicht untätig geblieben; ſie hat Gegenangebote gemacht, aufgrund deren auch in Heſſen in verſchiedenen Kreiſen wohl die Anſicht vertreten wird, daß ein Anſchluß der heſſiſchen Städte an die„Süwega“ aus mehr⸗ fachen Gründen einem ausſchließlichen Gas bezug von der Ruhr vorzuziehen ſei. Die ganzen Verhandlungen laufen zur Zeit noch. Wie ſie endigen werden, iſt bis jetzt nicht abzuſehen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß es für die „Süwega“ von der größten Bedeutung iſt, auch die heſſiſchen Städte und den heſſiſchen Staat zum Anſchluß zu gewinnen, da anderenfalls die geplante Verbindungsleitung von Frankfurt nach Mannheim illuſoriſch wird und damit ein weſent⸗ licher Zweck der Gründung der„Süwega“ verloren geht. Es iſt hiernach wohl verſtändlich, wenn der Vorſtand der „Süwega“ in ſeinem Angebot dem Staate Heſſen weitgehendſt entgegenkommt. Aber dieſes Eutgegenkommen darf nicht ſoweit gehen, daß dadurch die Selbſtändigkeit des ſtädtiſchen Gas⸗ werkes Mannheim gefährdet wird. Und dieſe Befürchtung müſſen wir haben aufgrund eines Arti⸗ kels, den wir dem Blatte„Kokerei⸗ und Schwelbetrieb“ in der Numer 21—22 vom 29. 5. 29 entnehmen. Es wird dort auf Seite 6 auf ein Schreiben Bezug genommen, das die„Süwega“ an die„Hekoga“ gerichtet hat und es heißt dort alsdann: „Nach Erörterung von einer Reihe kommunal⸗politi⸗ ſcher Bedenken wird erwähnt, daß ſich in dem von dem Vorſtand und den 3 Aufſichtsratsvorſitzenden der Südweſt⸗ deutſchen Gas AG. unterzeichneten Schriftſtück Fraukfurt und Mannheim bereit erklärt haben, falls der Abſchluß des Lieferungsvertrages mit der Südweſtdeutſchen als eine ausreichende Regelung nicht angeſehen werde, ſtatt⸗ deſſen eine Produktionsgemeinſchaft zwiſchen den Beteilig⸗ ten in der Weiſe herbeizuführen, daß die Gaserzeugungs⸗ ſtätten Frankfurt und Mannheim gemeinſam mit dem von der„Hekoga“ zur Fortführung beſtimmten Werke in Mainz in ein neues Großgas⸗Unternehmen eingebracht werden, die gemeinwirtſchaftliche Erzeugung für den Südweſtdeutſchen Bezirk in dieſen Werken betreiben und die„Hekoga“ im gleichen Verhältnis wie Frankfurt und Mannheim an dieſem Unternehmen ſich beteiligt.“ Für den Fernſtehenden bedeutet ein ſolches Angebot doch wohl nichts mehr und nichts weniger, als daß unſer ſtädtiſches Gaswerk ſeiner Eigenſchaft als Stüädti⸗ ſches Werk entkleidet und in eine Geſellſchaft eingebracht werden ſoll, welcher das Gaswerk Frankfurt und vielleicht auch noch das Gaswerk Mainz als weitere Geſellſchafter angehören! Wir möchten für heute zu dieſen uns zunächſt unglaub⸗ lich erſcheinenden Vorgängen noch keine Stellung nehmen, hielten uns aber für verpflichtet, die geſamte Bürgerſchaft auf dieſe Dinge rechtzeitig aufmerkſam zu machen, damit Mann⸗ heims Bürgerſchaft nicht unliebſame Ueberraſchungen erlebt, wie ſchon ſo manches Mal. f * Motorradunfall. Geſtern abend gegen 7 Uhr iſt ein 23 Jahre alter Kaufmann aus der Innenſtadt mit ſeinem Motorrad auf der Röntgenſtraße, aus Richtung Feudenheim kommend, in übermäßig ſchnellem Tempo in die Kurve eingefahren und hat die Herrſchaft über ſeine Maſchine verloren. Er rannte gegen eine Straße n⸗ laterne, die umgeworfen wurde. Während ber Fahrer ſich einen ſchweren Schädelbruch zuzog und in das Allge⸗ meine Krankenhaus eingeliefert werden mußte, iſt ſein Be⸗ gleiter mit dem Schrecken davon gekommen. * Silberhochzeit. Das Feſt der Silberhochzeit feiert am morgigen Sonntag Mechanikermeiſter Ludwig Martin mit ſeiner Ehefrau Auguſte, U 4, 11 wohnhaft. * Mit dem Auto gegen ein Haus gefahren. Ins Allg. Krankenhaus eingeliefert wurde ein 33 Jahre alter Kraft⸗ wagenführer, der beim Nehmen einer Kurve im Schaar⸗ hof infolge zu ſchnellen Fahrens gegen ein Haus fuhr, wodurch er ſich eine Bruſtguetſchung und Haut⸗ abſchürfungen im Geſicht zuzog. * Ein Bienenſchwarm am Luiſenring. Ein Bienenſchwarm hat ſich auf einem hohen Baum beim Hauſe Luiſenring 21 feſtgeſetzt. Die Bienen hängen in einem großen feſten Klumpen an einem Aſt. Wenn der Imker nicht bald ſeinen Verluſt bemerkt und den Schwarm zurückholt, geht dieſer bei der naſſen Witterung zugrunde. * Heim für Obdachloſe. Im Heim für männliche Obdach⸗ loſe in der Mittelſtraße ſind im Monat Juni 2442 Per⸗ ſonen beherbergt worden. Darunter 179 Badener, 2147 ſonſtige Deutſche und 116 Ausländer oder Staatenloſe. Nach Altersklaſſen entfallen auf Gäſte von 16—18 Jahren 159, von 1820 Jahren 506, von 20—50 Jahren 1607, von 5065 Jahren 158 und über 65 Jahre 12. Der jüngſte Gaſt war 16 Jahre 2 Monate, der älteſte 77 Jahre 1 Monat alt. Ledige und verwitwete Gäſte wurden 2409, verheiratete 38 be⸗ herbergt. Entlauſungen mußten 56 vorgenommen werden. Die tägliche Belegung betrug durchſchnittlich 81, die geringſte 50, die höchſte 116 Köpfe. Gäſte unter 21 Jahren waren es 861. * Selbſttötungsverſuch aus Schwermut. Heute früh.30 Uhr ſchoß ſich ein 19 Jahre alter Gärtner in einer Gärt⸗ nerei am Neuen Mannheimer Weg mit einem Revolver in die linke Bruſt. Der Verletzte wurde in das Allg, Kran⸗ kenhaus verbracht. Die Tat ſoll aus Schwermut erſolgt ſein. Schluß des redaktionellen Teils —ůͤ—ů— Film⸗Rundſchau Ufatheater:„Der König von Soho“ Wieder ein Verbrecherfilm, der ſeinen Namen von Soho, dem Glendviertel von London, ableitet, aber über dem Ganzen ſteht der große Name Emil Jannings. Er gibt einen Verbrecher, einen bärenſtarken Kerk, der durch die Begegnung mit einer Schweſter der Heilsarmee plötzlich auf eine ganz andere Bahn gelenkt wird. Dieſer Bildſtreifen iſt aber weit mehr, als eine Milieuſchil⸗ derung. Er ſtellt durch die überragende Leiſtung von Jannings die innere Wandlung eines Menſchen von erſchütternder Art dar. ein ſtattlicher Zug zu der Wohnung des Bürgermeiſters Moos. Herr Ph. Kehrer übermittelte die Glückwünſche der Wirtſchafts⸗,„Zentrums⸗ und der Bürgerpartei. Nach zwei Liedervorträgen des Männergeſangvereins und des Geſang⸗ vereins Sängerbund ließ der Männergeſangverein, dem Herr Bürgermeiſter Moos als aktiver Sänger angehört, Glück⸗ wünſche übermitteln. Bürgermeiſter Moos dankte und ver⸗ knüpfte damit den Wunſch, daß endlich Ruhe und Frieden in der Gemeinde einkehren möge. * Freiburg i. Br., 5. Juli. Der Bezirksverein Ober ⸗ 5 Samstag, den 6. Juli 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 07 4 Meter hohe Fichte ſtolz in die Höhe. Am Abend bewegte ſichl vier Jahre ſechs Monate Zuchthaus, gegen Fickel⸗ ſcher auf zwei Jahre Gefängnis. Die jugendlichen Tagner O. Sch. und K. F. hatten aus Not in Mannheim und Ludwigshafen drei Einbrüche verübt, wobei ſie die Wohnungen mit einem Sperrhaken öffneten. Es konnte ihnen wieder alles abgenommen werden, ſo daß Scha⸗ den nicht entſtand. Sch. erhielt ein Jahr, F. ſechs Monate Gefängnis mit bedingtem Straferlaß. Wetternachrichten der Karlsruher Landeswetterwarte Beobachtungen badiſcher Wette:ſtellen(.26 Uhr morgens). Tier und Kind vereinen ſich in den Zügen dieſes 1 1 badiſche Preſſe im Landesverband der Badiſchen Preſſe Fuft. f Teint 8 75 N darſtellers, in denen ſich die Elappen dieſer inneren Wandlung m hielt vorgeſtern abend in Freiburg ſeine Hauptverſammlung cube drug dera. 2 Welte einer außerordentlichen Eindruckskraft malen. Auch rein bildtech⸗ ah. Die außerordentlich anregend verlaufene Tagung brachte bübe in Nd] bil N betten S 8 88 niſch ſtellt dieſer Film eine außerordentliche Leiſtung dar. Die ein⸗ chſt 1 Ne a blen die ge ti 17 515 2 5 m mm Ce Richt. Stärke 8 zelnen Typen ſind hervorragend gezeichnet, im ganzen ein Werk, F e g en, die 2 immig 3 isherigen Ve⸗ Werben 15714 still— egen das turmhoch die ſonſtige Hollywooder Produktion überragt und ſamtvorſtand erneut für zwei Jahre beſtätigten. Dem bis⸗ Königsſtuhl 563 261,3 13 80. leicht bedeckt jedem empfohlen ſei, der das Beſtreben der Filmkunſt anerkennt, herigen Vorſitzenden Segelken wurde für ſeine tatkräftige Karlsruhe 120 7628 14 SW ſch Regen mit alten Mittenn neue Wege zu ſuchen und zu finden. Führung der Bezirksgruppe der einſtimmige Dank der Ver⸗ 0 0 4 555 18 3 7 leicht bebeckt ſammlung ausgeſprochen. Neben internen Fragen wurden Feldbg Hof 1275 6380 8 N ſchw. Nebel * Temperatur⸗Rückgang. Die Höchſtluftwärme iſt von Berufs⸗ und Standesfragen ausgiebig behandelt. Die Ver⸗ Badenweil.“— 7628 14 No bedeckt 248 Grad am Freitag auf 16 Grad Celſius am heutigen ſammlung beſchäftigte ſich mit der Teilnahme der Preſſe an St. Blaſſen 780 11* bedeckt 24,8 ra am Freitag auf 5 Grad elſtus 0 3 Zrran ieh Na 2 4 18 5 5 5 Höchenſchw. 45. 1 1 öffentlichen Veranſtaltungen, mit der Repräſentationspflicht Samstag nachmittag zurückgegangen. Die Waſſerwärme be⸗ trägt unverändert 20 Grad Celſius. * Losvertrieb in Baden. Dem Bayeriſchen Landesverein vom Roten Kreuz wurde die Erlaubnis zum Los ver⸗ frieb in Baden erteilt. * Sammlungen. Die der Heilsarmee— Nationales Hauptquartier— Berlin 8 14 unterm 24. Juli 1925 erteilte Genehmigung zur Sammlung von Geldſpenden zur Unterſtützung ihrer gemeinnützigen Einrichtungen wurde bis 30. Juni 1930 verlängert. Inwieweit Sammlungen von Haus der Preſſe und mit der Frage der Berichterſtattung im Frei⸗ burger Bürgerausſchuß. Zur Frage der Repräſentation wur⸗ den beſtimmte Richtlinien aufgeſtellt, die einſtimmig gebilligt zerichtszeitung Aus den Mannheimer Gerichtsfälen Von der Rückſeite eines nach der Nordſee gezogenen Tiefdruckgebietes iſt kühlere Luft bereits heute früh bis zur Rheinlinie vorgedrungen und verurſacht verbreitete Regen. Weitere Kaltluftſtaffeln folgen aus Nordweſten. Das Wet⸗ ter wird daher kühl und unbeſtändig bleiben. Wetterausſichten für Sonntag, den 6. Juli 1929: Kühl und unbeſtändig, zeitweiſe Regenſchauer bei friſchen Weſt⸗ winden. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Juli zu Huus oder auf der Straße zugelaſſen werden, bleibt dem Wieder ein Ausgeſtoßener Rhein Pegel 28 23 4. 56 Neckar ⸗Pegel 28. 2.4 5. 6. Ermeſſen der zuſtändigen Bezirksämter vorbehalten.— Dem Ein in den 60er Jahren ſtehender kaufmänniſcher Ange⸗ Basel ae 740 7e 0g s „ 2 15 5 5 85 ger 5 i 0 751. Mannheim.2.38.86.848,82 3,68 Verein für das Deutſchtum im Aus land, Landes⸗ ſtellter aus Saalfeld erhielt vor dem Großen Schöffengericht eh ſeunſe 38.0 88..0202 Jagſield 9 2 085 verband Baden, wird auf Grund der Bundes ratsverordnung Mannheim die 22. Strafe. Die vorhergehenden ſind teilweiſe Maxau ne 38917 vom 15. Februar 1917 über die Regelung der Wohlfahrts⸗ ſehr lang nud ſchwerſten Grades. Unzweifelhaft iſt er ein eue.60 3664.002.200 502.5 1 pflege und der badiſchen e dazu 7 05 24. Mann von Bildung, guter Erziehung und man muß den Kopf Köln 226.001.885.65 161 Februar 1917 die Genehmigung zur Vornahme einer Stra⸗ ſchütteln, warum er ſeine Freiheit wegwarſ. Um Mittel für 75 2 f 23 0 5 ßen⸗ und Hausſammlung im Lande Baden für den eine Flucht vor 527 21. 89975 zu erhalten, zeigte er einer Waſſerwärme des Rheins 20,00 E. 13. Oktober 1929 erteilt. Wo die Sammlung an dieſem Tag Frau einen gefälſchten Scheck auf die Bayeriſche Staats⸗ 7 7 8 i⸗ nicht ſtattfinden kann, gilt die Genehmigung für den 10. No⸗ bank in Ludwigshafen. Die Frau gab ihm 50 Mark, die er F mn vember 1929. In den größeren Städten darf die Sammlung wieder zurückgezahlt hat. Früher, als es ihm noch gut ging, t⸗ im Anſchluß an die genannten Termine an drei aufeinander⸗ hatte er ein Konto, auf das er jetzt den Wechſel mit dem Na⸗ F 8 11 955 0 2 0 e 0* rt folgenden Tagen durchgeführt werden. 5 men Dr. Völker ausſtellte. Vorſttzender und Staatsanwalt 5 ſind der Anſicht, daß der Mann auch mit einer Zuchthausſtrafe 1 EPP 5 bei ſeinem Loſe nicht zu beſſern iſt. Das Gericht erkannte:; i. 7 30 5 J auf ein Jahr Gefängnis. Vier wichtige Verwendungsmöglichkeiten: Bei Sonnenbrand iſt Creme Leodor ein wundervoll kühlendes Mittel 1 Mus dem Lande * 1* 2 1 . 0 9* 7 Heddesheim, 4. Juli. Ein beſonderes Ereignis veran⸗ Schöffengericht Ludwigshafen degen ſchmerzhaſtes Brennen der Haut. in 0 l laßte am geſtrigen Tage die Bewohner unſeres Ortes zur Der Tagner Emil Magin aus Ludwigshafen und der Bel Insektenstichen verhindert Creme Lepbor, dig auſgeſtrichen, ht 1. 1 8 55 1 1 J. 19955. 5 1 e 7 März 1 1 schmerzhaftes Anſchwellen und Juckreiz. i wählte Ratſchreiber Johs. Moos wurde geſter ruchsdiebſtahl im Gebäude des Konſumverein a⸗ 5 Dr. Pfaff, Bad. Bezirksamt Weinheim, verpflichtet. Aus ren im Werte von etwa 700 Mark und einen Barbetrag von Su n uderunterlage leiſtet Creme Leodot mit threm dezenten 1d dieſem Anlaß wurde, einem alten Brauch folgend, die aus 110 Mark. Einen weiteren Einbruch verübte Magin allein 0 Viernheim ſtammende Fichte am Ortseingang feierlich abgeholt. Der Zug, den der hieſige Reiterverein eröffnete, bewegte ſich unter den Klängen der Feuerwehrkapelle durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem Hauſe des Bürgermeiſters. Dort griffen rührige Hände zu und bald ragte die nahezu 2 2 5 3—— in Fußgönheim, wo er angeblich nur einſtteg, um ſich Gſſen zu holen, dann aber zwei Gewehre und ſilberne Beſtecke außer Eßwaren mitnahm. Einer Händlerin ſtattete er nachts ebenfalls einen Beſuch ab und ſtahl dabei Zigarren, Trikot⸗ waren und ſonſtiges. Das Urteil lautete gegen Magin auf Bel roten Händen und unſchöner Hautfarbe verleiht die ſchneeig⸗ weiße Creme Leodor den Händen und dem Geſicht jenen matten Teint, wie er der vornehmen Dame erwünſcht iſt. Tube 60 Pf. und.— Ml., die dazugehörige Leodor⸗Seiſe Stück 50 Pf. In allen Chlorodont⸗Verkaufsſtellen zu haben. 2 * Sette. Nr. 907 Neue Mannheimer Zeitung[Abend ⸗Ausgabe) Samstag, den 6. Juli 1929 Aus der Pfalz Offizielle Eröffnung des neuen Marktplatzes Ludwigshafen, 6. Juli. Die offizielle Eröffnung des neuen Marktplatzes am heutigen Vormittag wurde eingeleitet burch einen Vortrag des Polizeiamtmanns Buchmann. Er gab eine Ueberſicht über die Einteilung des Platzes in einen Groß⸗ und einen Kleinmarkt, zwiſchen den die Landwirtſchaft Eingeſchoben wird, ferner über die Zu⸗ und Abfuhr der Markt⸗ waren, die Abſtellung der Fuhrwerke und den ſtändigen Parkplatz für Autos. Die Plätze werden etwas größer als die in Mannheim nach den dort gemachten Erfahrungen ſein. Am Montag vormittag wird ein Umzug vom alten auf den neuen Marktplatz ſtattfinden. Das Tiefbauamt [Amtmann Reinhardt) hat Tiſche errichtet, ſo daß in Zu⸗ kunft der Verkauf vom Boden aus aus praktiſchen und hygieniſchen Gründen überflüſſig iſt. Bet einem anſchließenden gemütlichen Zuſammenſein im katholiſchen Geſellenhaus gab Bürgermeiſter Schäufele einen Abriß aus der Geſchichte des Marktweſens von Lud⸗ wigshafen. Oberbürgermeiſter Dr. Weiß kennzeichnete die Schwierigkeiten der Erwerbung des früheren Giuliniſchen Fabrikgeländes und dankte dem Vertreter der Firma, Kom⸗ merzienrat Jürger, für ſein Entgegenkommen. Weiter ſprachen noch Vertreter der Stadtratsfraktion, ſodann als Vertreter des Bezirksbauamtes und der landwirtſchaftlichen Bauernkammer Oberregierungsrat Lederle, der den Wunſch ausſprach, daß den Landwirten Gelegenheit zum Ab⸗ ſatz mit Erzeugerpreis geboten werde, anſtelle ausländiſcher Waren. Der Vorſitzende der Bezirksbauernkammer Ludwigshafen, Sahler, ſprach den Wunſch aus, daß eine gedeihliche Zuſam⸗ menarbeit zwiſchen Stadt und Land möglich ſein werde. Auch die Hausfrauen kamen zu Wort. Frau Schwedt, die Deiterin der Volksküche, und Frau Bauer, wünſchten, daß gute Qualitäts waren auf den Markt kommen möch⸗ ten, worauf der Vertreter der Bürklinſchen Gutsverwaltung in Dürkheim erwiderte, daß bisher für Qualitätsware die Käufer der Großſtadt nicht genügend zugänglich geweſen ſeten. Zum Schluß gab Stadtrat Laubſcher der Hoffnung Aus⸗ druck: Nachdem die Mauern des ſogen. Leiſtungsvierecks der Giuliniſchen Fabrik gefallen ſeien, möchten auch die in der Stadt anweſenden Soldaten der fremdländiſchen Beſatzung verſchwinden. 715 *—* * Ludwigshafen, 6. Juli. Geſtern abend halb 8 Uhr er⸗ trank beim Baden im Rhein am hieſigen Strandbad der ledige 22 Jahre alte Schloſſer Auguſt Mayer von hier. Mayer, der ein guter Schwimmer war, ſank plötzlich beim Bootshaus der Ludwigshafener Rudergeſellſchaft lautlos unter. Sofort angeſtellte Hilfeverſuche waren erfolglos. Die Leiche wurde noch nicht geländet.— Am Freitag vormittag wurde in einem Gebüſch in der Nähe von Frieſenheim die Leiche eines neugeborenen Kin des männlichen Geſchlechts gefunden. Die Leiche war in eine„Berliner Illuſtrirte Zei⸗ tung“ und gelbbraunes Packpapier eingepackt, mit einer ſtarken Schnur verſchnürt und bereits in Verweſung übergegangen. Sie dürfte ſchon—8 Tage an dem betreffen⸗ den Ort gelegen haben. Merkmale, die auf eine voyſätzliche Tötung ſchließen, ſind an der Leiche nicht zu erſehen. Die Kindsmutter iſt unbekannt.— In der vergangenen Nacht verſuchte ſich die 41 Jahre alte Ehefrau eines Heizers von hier in ihrer Wohnung durch Leuchtgas zu ver⸗ giften. Sie wurde durch die Unfallwache in bewußtloſem Zuſtande in das Krankenhaus verbracht. Nachbargebiete Zum Bauunglück auf dem J..⸗Gelzude * Frankfurt a.., 5. Juli. Das Gericht hielt heute vor⸗ mittag in Gegenwart der Staatsanwaltſchaft und Baupolizei einen Augenſcheinstermin ob, wozu Profeſſor Kayſer von der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt als Sachverſtändiger zugezogen wurde. Die Unterſuchung hat bisher ergeben, daß der äußere Anlaß des Baueinſturzes ein ſehr heftiger Win d⸗ ſtonß geweſen iſt. Inwieweit Konſtruktionsfehler mitgewirkt haben, wird noch weiter geprüft. Die Mannheimer Jubiläums-Megatla 46. Oberrheiniſche Regatta Als wir am 4. Auguſt 1878 auf der mächtigen Tribüne ſaßen, die die Mannheimer Rudervereine— es wären damals zwei—„Club“ und„Amicitia“— für die Zuſchauer ihrer erſten Regatta errichtet hatten, da dachten wir nicht, daß die fünfzigſte Wiederkehr dieſes Tages uns Veranlaſſung geben würde, einen Rückblick zu werfen auf das, was ſich im Ruderſport, in Mannheim und in der weiten Welt ereignet hätte. Dieſe Dreiheit ſteht in urſächlichem Zuſammenhang. Alles Gute, Schöne und Wahre, aber auch alles Mißliche und Drük⸗ kende was uns erfreut, und was auf unſerer Seele laſtet, es hat ſeinen Glanz und ſeinen Abglanz auf die deutſche Ruderei geworfen. Dieſe fußt mit ihrer Verbundenheit in dem Weltgeſchehen, weil kör⸗ perliche Rührſamkeit ſich auf wirtſchaftlicher Stärke aufbaut, und wo die letztere verſagt, der Körper zu neuem Leben angeſpornt wer⸗ den muß, um ihn tragfähig zu machen für die Anſtrengung verlorenes Gut zu erſetzen und zu bergen. So können die Männer, die es ſich zum Ziel geſetzt haben, das ſchirmende Dach über die Mannheimer Ruderei zu ſpannen, ſtolz auf das ſein, was ſte geleiſtet haben; geleiſtet trotz all der Wirrſale und Gegenſütze, deren Ueberbrückung ihnen gelungen, wobei mancher Riß verkleiſtert werden mußte, aber auch manche Narbe jetzt mit Stolz betrachtet wird, die der Kampf gebracht hat und die jetzt keine ſchmerzliche Erinnerung mehr hervorruft. Wir dürfen, da es ſich um die Jubelfeter des Regattavereins handelt, der ſich aus dem fruheren loſen Gefüge herauskriſtalliſiert hat, Dank und Anerken⸗ nung den Männern ausſprechen, die das Werk der Einigung und Stärke zuwege gebracht haben. Greifen wir aus den Reihen der Vorkämpfer, aus der Fülle der Verdienſtlichen wenige Namen heraus, wie Heid und der unvergeßliche Wilhelm Zeiler, wie er ſich am tebſten nennen hörte, der am 4. Auguſt 1878 ſein ruderſportliches Herz entdeckt hat, das bis zum letzten Pulsſchlag für die Sache des Ruderſports in Treue ſchlug. Es ſind die ruhenden Pole in der Flucht der Erſcheinungen. Es folgten Ludwig Schumacher, Lud⸗ wig Pfeffer und Kommerzienrat Dr. Jahr, die die Spuren ver⸗ folgten und die Richtlinien angaben zu neuem Schaffen, dem ſich manche Hemmungen eutgegenſtellten, die aber ſicher mit Tatkraft und Liebe zur Sache überwunden werden.— Wieder ſtellen ſich die Kämpfer von Nah und Fern ein, um auf dem Mühlauhafen, dieſem unvergänglichen Zeugnis weitſichtiger Staatskunſt, ihre Kräfte zu meſſen Mannheim hat zur Zeit in Deutſchland eine führende Stellung in ſeiner„Amicitia“ wie ſie der„Kuderklub“ und die„Geſellſchaft“ in früheren Jahren behaupteat haben. Die Senioren der„Amicitta“ ſind die Hel⸗ den des Tages für Alldeutſchland; aber von dieſem DTagesheldentum dürfen wir die nicht ausſchließen, die in allen 2 Reunklaſſen an die Herden herantreten und ihnen in anſcheinend uneinnehmbarer Stellung unter Verzicht auf billigen Erfolg den Kampf anſagen und durchführen. Das iſt das, was wir unter Tages⸗ heldentum verſtehen. Unbeſiegt kehrt die„Amicitia“ von ihrer Sie⸗ gesreiſe zurück. Das Intermezzo mit den Ungarn in Berlin iſt für uns in ſeinem Ergebnis belanglos. Unbegreiflich iſt es, wie ſich die „Amicitia“ auf dieſen Stegreifkampf einlaſſen konnte, der allen Ge⸗ pflogenheiten unſerer Rudergeſetze widerſpricht, unbegreiflich iſt es, wie die Berliner Ruderleitung ſo etwas inſzenieren konnte. Das iſt, was wir nicht verſtehen. Der Amieitia ſtellen ſich im Achter, die Kaſteler, in bewußter Ab⸗ ſicht, um das Anſehen der Regatta durch einen Alleingang nicht zu ſchmälern. Die Beſorgnis vor den Unüberwindlichen, um uns milde auszudrücken, beherrſcht unſere ganze diesjährige Regattapſyche. Auch Mannheim hat darunter zu leiden, aber es werden ſich in den erſten Vierer⸗Rennen die Mannen von Eſſen, Kaſtel, Sach⸗ fenhauſen ſtellen, um den Kampf aufzunehmen. Es darf auch erwartet werden, daß Mannheim mit ſeinen Mannſchaften, ſoweit ſie nicht der„Amiettia“ angehörenden Kampf aufnimmt. Die Regatta begann heute Nachmittag um 5 Uhr und wird am Sonntag nachmittag abgeſchloſſen. Für den Samstag fiel das Vor⸗ rennen aus, da mehrere Vereine, darunter auch leider die Mann⸗ heimer Rudergeſellſchaft ihre Meldung im Achter zurückgezogen haben. Am Sonntag vormittag von 10 Uhr ab ſollen die Vorren nen des zweiten Tages ſteigen. Es ſoll hier nicht darauf eingegangen werden, wie die voraus⸗ ſichtlichen Leiſtungen abzuwägen ſind. Es kann aber das mit gutem Gewiſſen und aller Beſtimmtheit vorausgeſagt werden: in allen Rennklaſſen wepden hochintereſſante, ſpannende Kämpfe Zeugnis dafür ablegen, daß wir einen vielverſprechenden Nachwuchs haben, der gewillt und befähigt iſt in die Lücken einzutreten. Man üher⸗ zeuge ſich durch den Augenſchein und zolle durch überreichen Beſuch dem Regattaverein die Achtung und Anerkennung die ſeiner fünf⸗ zigjährigen Wirkſamkeit angemeſſen iſt. Hugo Bardorff Die große Baden⸗Vadener Rennwoche Kaum iſt das Geknatter der Autos aus Anlaß des Baden⸗Babener Autoturniers im Oostal verblungen, da richtet ſich das Hauptinter⸗ eſſe auch ſchon auf die Große Baden⸗Badener Rennwoche(23. Auguſt bis 1. Sept.), die weit über die Grenzen Deutſchlands hinaus be⸗ kannt und berühmt iſt. In der Verteilung der einzelnen Tage iſt das Wellgund⸗Jagdrennen im Austauſch mit dem Heyden⸗Linden⸗ Jagdrennen auf den erſten Tag gelegt worden. Das vornehmſte Hindernisrennen der Iffezheimer Rennwoche, das im vorigen Jahre zu altem Glanz erweckte Alte Badener ⸗Jagdrennen iſt für den letzten Tag beibehalten worden und bietet in Verbindung 7 mit dem 1928 wiedererſtandenen Damenpreis dem Herrenſport das an die alte Tradition anknüpfende Betätigungsfeld. Die Preishöhe der einzelnen Rennen iſt gegenüber dem Vorjahre unverändert ge⸗ blieben. Die Franzoſen erſcheinen in dieſem Jahre wieder mit einem großen Aufgebot im Oostal. Von den deutſchen Ställen iſt ſelbſtverſtändlich die Elite unſerer Vollblutzucht am Start, um den Kampf mit dem Ausland aufzunehmen. Der Derby⸗Sieger, Graf JIſolani, und unſer beſtes deutſches Pferd, Oleander, das kürzlich in Wien in überragender Weiſe den Großen Preis von Oeſterreich gewann, werden zuſammen mit dem letztjährigen Derby⸗ Sieger Lupus, Serapis, Audax, Ferro und Farn die deutſche Vertretung im Großen Preis von Baden übernehmen. Im Für⸗ ſtenberg⸗ Rennen iſt die erſte Klaſſe der Dreijährigen reſtlos vertreten, wie die Namen von Walzertraum, Markgraf, Avanti, Wilfried, Pellegrino, Antonia, Graf Iſolani, Maximus und Tantris zeigen. Für das zukunfts⸗ Rennen wurden deutſcherſeits 41 Zweijährige genannt. Der zweite Nennungsſchluß läßt alſo darauf ſchließen, daß die Große Baden⸗Badener Rennwoche auch in dieſem Jahre das größte pferdeſportliche Hauptereignis Deutſchlands zu werden verſpricht. Aus den Rumdfunk⸗Programmen Sonntag, 7. Juli Deutſche Sender Berlin(Welle 418), Königs wuſterhauſen(Welle 1635) 8 Uhr: Morgenfeier; 12 Uhr: Mittagskonzert; 20.30 Uhr: Marek Weber ſpielt; 22.30 Uhr: Tanzmuſik. Breslau(Welle 258) 20.15 Uhr: 22.30 Uhr: Tanzmuſik. Frankfurt(Welle 390) 8 Uhr: Katholiſche Morgenfeier; 16 Uhr: Unterhaltungskonzert; 19.30 Uhr: Konzert des Arbeitergeſang⸗ vereins„Eintracht“; 21 Uhr: Konzert des Rundfunkorcheſters; 22 Uhr: Marſchkonzert; anſchl.: Von Berlin: Tanzmuſik. Hamburg(Welle 372) 20 Uhr: Blankeneſe, ein Abend an der Straße zum Weltmeer; 22.45 Uhr: Konzert aus einem Cafs. Königsberg(W. 276) 20 Uhr: Militärkonzert; 22.30 Uhr: Tanz. zelle 473).05 Uhr: Morgenfeier; 13 Uhr: Mit⸗ 5 konzert; 20 Uhr: Sommerfeſtſpiele he 4s: Das verſchwundene Schloß, Ope⸗ b anſchl.: Nachtmuſik und Tanz. 0 8) 19.30 Uhr: Aus der Operette: Die Königin vom Naſchmarkt; 21 Uhr: Vineta, Epiſode in einer Tanzbar; anſchl.: Von Berlin: Tanzmuſik. München(Welle 533), Kaiſerslautern(Welle 270) 10 Uhr: Morgenſeier; 12 Uhr: Standkonzert; 14.30 Uhr: Operette und Revue; 20 Uhr: Wie es euch gefällt; anſchl.: Konzert u. Tanz. Stuttgart(Welle 390) 11.15 Uhr: Morgenfeier; 12 Uhr: Von Pforzheim: Unterhaltungskonzert auf der Orgel; 13.30 Uhr: Opern, Arien und Duette; 19.30 Uhr: Aus dem Stadtgarten Stuttgart: Unterhaltungskonzert; 21 Uhr: Sommer, Philharmo⸗ niſches Orcheſter; 23 Uhr: Aus dem Kurgarten Baden-Baden: Dangmuſik. Ausländiſche Sender Bern(Welle 403) 20.30 Uhr: Konzert des Stadtorcheſters; 22.15 Uhr: Orcheſterkonzert. Budapeſt(Welle 550) 20.10 Uhr: Rakoſi⸗Viktor⸗Abend; 22.15 Uhr: Zigeunerkonzert. Daventry(Welle 399) 21 Uhr: Abendkonzert. Daventry(Welle 1553) 20 Uhr: Uebertragung eines Volksfeſtes: Drumhead Service. Mailand(Welle 501) 20.30 Uhr: Dejanice, Oper. Paris(Welle 1725) 20.30 Uhr: Konzert. Prag(Welle 487) 20.10 Uhr: Aus dem großen Kurhausſaal in Karlsbad: Sinfoniekonzert; 22.30 Uhr: V. Preßburg: Tanzmuſik. Rom(Welle 441) 21 Uhr: Marcella, Oper in 3 Epiſoden. Wien(Welle 517) 20 Uhr: Von ſtachligen Kakteen; anſchl.: Mod. Wiener Muſik. Zürich(Welle 459) 20.15 Uhr: Aus der Feſthütte des Thurgauiſchen Kantonal⸗Sängerfeſtes in Arbon; anſchl.: Wunſchkonzert. Radio-Spezialhaus Gebr. Hettergott Marketplatz G 2, 6— fel. 26547 Iſt Ihr Akkumulator ſchon einmal gründlich nachgeſehen wor⸗ den? Das Aufladen allein genügt nicht. 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Beſonders in füngſter Zeit macht Weißenberg für ſeine Bewegung eine rieſige Propaganda und es klingt faſt unglaublich, wenn man hört, daß es ihm gelungen iſt, bereits über hunderttauſend Gläubige in Deutſchland zu gewinnen. Wäre die Weißenberg⸗Sekte eine harmloſe Religionsgemein⸗ ſchaft wie Dutzend andere, kein Menſch hätte etwas dagegen einzuwenden. Nun ſpielt aber bei den Sektierern, die vor⸗ gaben, genau nach den Worten Chriſtus und Martin Luthers zu leben, die mediale Kraft die Hauptrolle. Geiſterbeſchwö⸗ rung im Trancezuſtand, ſämtliche Wunder Chriſtis werden hier nachgeahmt, Krankheiten durch Handauflegen und auch weniger gefahrloſe Mittel geheilt, Hypnoſe, Spiritismus, ſchalten!“ in den Saal donnern. Viele Verzückte bezw. Verrückte laſſen ſich aber nicht durch einen ſo einfachen Be⸗ fehl aus ihren hyſteriſchen Krämpfen erwecken, weshalb dann das Obermedium eingreift und durch Rütteln und Schlagen die Frommen wieder auf die Erde zurückruft. Herr Weißenberg als Privatmann und Heilkünſtler be⸗ wohnt eine ſehr geräumige Wohnung in der Gleimſtraße. Hier hält er auch ſeine Ordinationen ab. Ein handgemaltes Pappſchild verkündet:„Evangeliſche Johanniskirche nach der Offenbarung Johannis. Aufnahme findet hier ſtatt.“ Und darunter gleich ein größeres Plakat:„Mein Inſtitut iſt Montags, Dienstags, Donnerstags, Freitags und Sams⸗ tags von neun bis vier Uhr geöffnet. Mitwoch, Sonn⸗ und Feiertage geſchloſſen. Ich bitte an dieſen Tagen weder zu klopfen 75 zu klingeln. Ausnahmen finden nicht ſtatt. Joſeph Weißenberg, Magnetophat.“ Hyſterie und Fanatismus feiern hier ſeltſame Triumphe. Eine ernſthafte Beunruhigung wird allmählich in die Bevölkerung hineingetragen, denn a die körperlichen und ſeeliſchen Schäden, die Weißenberg unter ſeinen Anhängern anrichtet, ſind kataſtrophal. N Dutzende Exiſtenzen hat er bereits zugrunde gerichtet, ö dutzende geſunde, hoffnungsfrohe Menſchen zu körperlichen 3 und ſeeliſchen Krüppeln gemacht. In der Nähe des Städtchens Trebbin bei Berlin hat 5 Weißenberg begonnen, eine Kolonie für ſeine Anhänger zu 5 errichten, denn er hält ſich an das Wort der Bibel, daß die F Frommen ſich an einer Stelle verſammeln ſollen, Die g„Ehriſti⸗Siedlung Weißenberg, ſo heißt ſie amt⸗ lich,„Neu⸗Jeruſalem“ nennt ſie der Volksmund, ſoll einmal eine große Stadt für alle Weißenberg⸗Gläubigen ſein. Straßen ſind bereits angelegt, kleine Häuſer ſchon errichtet, . ein rieſiger Betſaal für achttauſend Perſonen ſteht im Bau. 4 Alle Gebäude, die geſamte Siedlung, nichts wird hier Privat⸗ eigentum ſein, alles ſoll der Kirchengemeinde gehören, alles . ü für alle, Kommunismus in Reinkultur! Idealzuſtand! Nur 9 einen Haken hat die Geſchichte. Es heißt zwar alles für alle, in Wirklichkeit aber dient alles dem einen, Weißenberg ſelbſt. Herr Weißenberg verſteht es großaxtig, aus ſeiner ausgezeichnetes Geſchäft für ſich zu Kirchengemeinde ein machen. Sein Einkommen dürfte monatlich die Summe von fünftauſend Mark ſicherlich erreichen. Allein die Mitgliedsbeiträge ſichern ihm dreitauſend Mark, wobei die zahlloſen freiwilligen Spenden garnicht mitgerech⸗ net ſind; ſeine Ordination ler iſt ja im Nebenberuf auch Kur⸗ . pfuſcher, mit großem Erfolg, wie er ſagt) bringt ihm fünf⸗ f zehnhundert Mark, und ſeine Zeitung„Der weiße Berg“, auf die ſich jeder ſeiner Anhänger abonnieren muß und die außerdem auch viele Inſerate beſitzt, wirft ganz anſtändige Summen ab. Der Verlag ſeiner Zeitung gibt natürlich auch unzählige Broſchüren heraus, die ziemlich teuer ſind, die zu erwerben aber Glaubenspflicht iſt, von der ſich kaum jemand 7 drückt. a Weißenberg unterhält drei Gotteshäuſer, in denen täglich N gebetet wird. Wie es bei dieſem Gottesdienſt zugeht, das kann ſich niemand vorſtellen, der da nicht einmal dabeigeweſen 5 iſt. Man glaubt ſich in l einem Irrenhaus. Der Stifter Weißen⸗ berg erſcheint dabei nur ſelten. Gewöhnlich läßt er ſich durch ſeine„Werkzeuge“ vertreten. Das ſind ausgebildete Medien, die von einem Obermedium geleitet werden. Erſt werden 1 gemeinſam Chorlieder geſungen, und dann beginnt das . Tollſte, was man ſich denken kann. Die gläubigen Medien beſteigen das Podium, bezw. die Kanzel, ſchließen die Augen, verſetzen ſich in Trancezuſtand und beginnen lauter wirres Zeug zu predigen. Siehalten als Bismarck, Luther oder andere Perſönlichkeiten der Weltgeſchichte verrückte Anſprachen an die Gemeinde, machen Darlegungen über die Gottheit Weißerbergs, künden ſeine unerhörten Wunder von der Lebendigmachung Toter, von der Heilung Ausfätziger, Blin⸗ der und Lahmer, prophezeien ſeine Strafen für die Ungläu⸗ bigen, denen er Peſt und Ueberſchwemmung ſchicken wird und ſichern in ſeinem Namen den Gläubigen ewige Seligkeit zu. 8 * Die Andächtigen fallen bei dieſem Irrſinn, der garnicht ſo 1 toll ſein kann, daß ihn die„Gläubigen“ nicht glauben 3. würden, in Verzückung und Exſtaſe, viele auch in Ohnmacht, ſtoßen unartilulierte Laute aus und Schreie, die herzzerbrechend klingen. Dieſe Vorgänge wer⸗ den fachmänniſch„Geiſter haben eingeſchaltet“ genannt. Dieſes Toben der Verzückten, das im Idiom Weißenbergs und ſeiner Anhänger, Gottesdienſt heißt, dauert oft einein⸗ halb bis zwei Stunden. Der Schluß dieſer Andacht wird . die Medien angezeigt, die mit e„Aus⸗ und e dieſer 3. wurde Weißenberg bei einer„Wunderheilung“ Wie es in der Ordination Weißenbergs zugeht, darüber gibt am beſten eine Frau Auskunft, die über ein Jahr der Sekte angehört hat, und nur durch den Selbſtmord einer an⸗ deren Anhängerin und das Eingreifen ihres Mannes gerettet wurde, indem ſie aus dieſer gefährlichen Religionsgemeinſchaft wieder austrat. Dieſe ehemalige Weißenberg⸗Gläubige er⸗ zählt: „Ich war nervös und N Anhänger Weißen⸗ bergs redeten mir wochenlang zu, ich ſollte doch zu Weißen⸗ berg gehen, er werde mich von allen Uebeln des Körpers be⸗ freien, und außerdem würde⸗ ich noch der ewigen Seligkeit teilhaftig werden. Eines Tages ging ich alſo zu Weißenberg. Ich war ſchon furchtbar aufgeregt und halb von Sinnen, als ich ſein Zimmer betrat. Er hat in der Gleimſtraße drei Zimmer, in dem einen ſitzt er, in dem anderen zwei weibliche und in dem dritten, ein männ⸗ liches„Werkzeug“. Unter„Werkzeugen“ verſtehen die Weißen⸗ bergianer die Medien, in die„Geiſt vom Geiſte Weißen⸗ bergs“ gefahren iſt. Neue Patienten werden zuerſt von Das tiefſte Tal der Welt Im romantiſchen Kalkfornien, das von der Natur mit ſoviel Naturſchönheiten ausgeſtattet worden iſt, liegt auch einer der gefährlichſten und ſchrecklichſten Flecken der Erde, eine wahre Hölle: das Todestal. Mit Ausnahme des Toten Meeres in Paläſtina iſt dieſes Tal, das im öſtlichen Kali⸗ fornien nahe an der Grenze von Nevada liegt, die tiefſte Einbuchtung an der Erdoberfläche, nämlich an ſeiner tiefſten Stelle 280 Fuß, an der höchſten 235 Fuß unter dem Meeresſpiegel. Das Tal, das gegen 150 Ki⸗ lometer lang iſt und in der Breite zwiſchen 20 und 30 Kilo⸗ meter Ausdehnung wechſelt, iſt von mächtigen Bergen um⸗ geben, deren Gipfel ſich bis zu Höhen von über 3300 Meter erheben. Von dieſen ſchneebedeckten Gipfeln bis zur Sohle des Tales gelangt man in kurzer Zeit durch alle Schwankun⸗ 5 der Temperatur von eiſigſter Kälte bis zu grimmigſter Hitze. Der Boden dieſes Tales iſt mit den Knochen zahlloser Abenteurer bedeckt, die hier auf der Suche nach Schätzen umgekommen ſind. Seinen Namen verdankt es nach den„H..“ dem Schickſal einer Expedition von einigen 100 Goldſuchern, die hier 1849 eindrangen. Sie könnten den Ausweg aus dem Tal nicht finden, und die meiſten von ihnen kamen in der entſetzlichen Hitze um. Seitdem haben viele hier dem Golde nachgejagt, aber nur wenige ſind des gewonnenen Reichtums froh gewor⸗ den; denn wenn ſie Hitze und Durſt. qualvoll hinſchmach⸗ ten ließen, dann haben Fatamorganen te in die Irre geführt und vom Ausgang gelockt, ſo daß ſie ſich verirrten. Sb mancher, der die lechzende Zunge an einem klar und hell ſprudelnden Quell erquicken wollte, hat ſich den Tod getrun⸗ ken, weil viele dieſer Waſſer durch ihren Gehalt von Arſenik und Blauſäure giftig ſind. Aber es werden auch noch andere Dinge als Gold im Todestal gefunden, und man hat jetzt ihre Ausbeutung in Angriff genommen. So hat man hier eins der größten Talklager, das während fünf Monate im Jahr abgebaut wird; in den übrigen ſieben kann man wegen der ungeheuren Hitze nicht arbeiten. Dieſer Talk wird hauptſächlich zu Ge⸗ ſichtspuder für Damen verarbeitet, und ſo manche Schöne, die ihren Teint damit verſchönt, würde wohl entſetzt innehalten, wenn ſie ahnte, mit welchen Anſtrengungen, Entbehrungen Ein Borax⸗ 3 f Weißenberg ſelbſt empfangen, der ihnen„Das Buch des Lebens“ aufſchlägt, auf gewöhnliche Wahrſagerart, die man aber in dem Zuſtand, in dem man ſich befindet, vollkommen ernſt nimmt. Er verſchreibt dann den Patienten ein Medi⸗ kament, eines von den zwei Allheilmitteln, mit denen er alles kuriert, organiſche Herzfehler, ebenſo wie Fußſchmerzen und Geſchlechtskrankheiten, die ſogenannten„ordinären Krank⸗ heiten“ wie er ſie nennt. Dieſe beiden Mittel ſind: Arnieca⸗ Tinktur und Schafgarbentee. Aus den Händen des Meiſters kommt man dann zu einem der„Werkzeuge“, das die weitere Behandlung beſorgt. Die Audienz beim Meiſter iſt unent⸗ geltlich, nur wenn man nachher mit beſonderen Fragen kommt, muß man jedesmal eine Mark zahlen. Ebenſoviel koſtet die Behandlung durch die Werkzeuge. Reiche Leute, deren es ſehr viele unter den Weißenberg⸗Anhängern gibt, ſpenden natürlich mehr. Das„Werkzeug“, das vor dem Stuhl kniet, auf dem der Patient Platz genommen hat, fährt einem zunächſt mit den Händen über den Kopf, dann beginnt es den Körper des Patienten abzutaſten, ununterbrochen leiſe vor ſich hinbetend. Einige Male bläſt man über den Kopf hinweg, und die Krankheit iſt fort! Mit fürchterlichen Kopfſchmerzen ver⸗ ließ ich nach der erſten Behandlung das Haus. Auf meine Klagen erwiderte man mir, der Meiſter habe noch einmal ſchweres Leid über mich geſchickt, ſo werde ich aber beſtimmt geſund. Als ich mich immer ſchlechter fühlte und wiederum Weißenberg aufſuchte, erzählte man mir wüſte Dinge über den böſen Geiſt, der ſich in mir hartnäckig feſtgeſetzt habe, ver⸗ 5 ſicherte aber, der gute Erfolg werde nicht ausbleiben. 5 Für Schwerkranke hat man beſondere Heilmethoden. Bei ihnen müſſen die„Werkzeuge“ ſchon in Trance verfallen, um mit dem böſen Geiſt fertig zu werden. Das iſt eine furcht⸗ bare Sache, davon muß man verrückt werden! Das obligate Abtaſten des Körpers, das den Patienten ohnehin ſchon ner⸗ vös macht, wird ſeitens des e mit einem jammer⸗ vollen Stöhnen begleitet. Kein Wunder, wenn da viele von den Patienten„einſchalten“, wie die Weißenbergianer ſagen, indem ſie das Bewußtſein verlieren.“ 5 Das letzte Opfer Weißenbergs, ein Drogiſt namens Wernicke, war vor einiger Zeit an einem Furunkel er⸗ krankt. Er weigerte ſich, zu einem Arzt zu gehen, ſondern ließ ſich von ſeinem Meiſter Weißenberg behandeln. Dieſer verordnete ihm Weißkäſe⸗Umſchläge. Die Folge davon war eine Blutvergiftung mit tödlichem Ausgang. Ein Zeichen für die gefährliche Gläubigkeit, mit der die Sek⸗ tierer an ihrem Meiſter hängen, iſt es, daß die Frau des ver⸗ ſtorbenen Drogiſten erklärt, den Meiſter treffe auf keinen Fall eine Schuld an dem Tod ihres Gatten. Weißenbergs Zeitung„Der Weiße Berg“ macht das Maß noch voller. Die Gläubigen, die bereits durch die kirchlichen Zeremonien zermürbt wurden, müſſen natürlich bei der Lek⸗ türe des„Weißen Berges“ vollkommen irre werden. Auf der erſten Seite der neuſten Nummer ſteht in großen Lettern: „Der Erdkreis wird gerichtet“„Bismarck und Luzifer über die großen Geiſteskämpfe“.„Der Tag des Zornes kommt wie ein Dieb in der Nacht“. 5 5 Dieſer Unſinn wird von den Gläubigen begeiſtert verſchlungen. Gezeichnet ſind die Artikel mit den Namen Bismarcks, Frie⸗ drich des Großen, Nietzſches und anderer Prominenten. Weißenberg hat ſie ſich von ihren Geiſtern ſchreiben laſſen. Leitartikler in der Zeitung ſind auch die Erzengel Gabriel und Raphael. Durch ſie verkündet Weißenberg ſeine Bot⸗ ſchaften an die„Frommen“. Es iſt nun in letzter Zeit der Zweifel aufgetaucht, ob Weißenberg überhaupt an ſeine Irrſinnslehre und Kon ſelöſt glaubt, ob man es alſo hier mit einem bewußten Ver⸗ brecher oder nur mit einem Pſychopathen zu tun hat. Fa ſcheint es, als ob dieſe Zweifel berechtigt ſeien, denn der per⸗ ſönliche Nutzen, den der„Meiſter“ aus dieſem Religions⸗ geſchäft nun ſchon ſeit Jahren zieht, läßt vermuten, daß er 31 Zu glauben. Auf jeden Fall aber iſt das, was Weißenberg da mach gleichgültig, ob er ein Geiſteskranker iſt oder ein abgefetmter Schlaukopf, ein ſchweres Verbrechen, das Tauſende um di Geſundheit bringt, und unverſtändlich iſt es, daß man dieſen ausgehalten haben. dem Schatten der glühend heißen Felſen raſtet. Kraftwagen hat eine Fahrt durch das Todestal vi Wahnwitz bis heute noch geduldet hat. Durt Hag Vorkommen, das man für unerſchöpflich hält, wird 80 n⸗ falls ausgebeutet, und zwar von der einzigen Anſiedlung die es in dieſem Tal gibt, der Furnace Creek Ranch; dieſe beſteht aus etwa 2,5 Hektar Landes, die durch Bewäſſerung fruchtbar gemacht ſind. Das Waſſer kommt von zwei großen Fällen in den ſogenannten„Begräbnisbergen“ und läuft einer Strecke von 11 Kilometer durch offene Rinnen Stahlröhren zu der Anſtedlung, die es in einem faſt heiße Zuſtande erreicht. Die wenigen Menſchen, die es hier aushalten, ſind einzigen Bewohner des Totentales. Selten aber erlebt jemand einen zweiten Sommer in dieſer Hölle, und die, die ſogar Jahre hier verweilen, ſind berühmte pe fönlichkeiten, wie z. B. der„Todestals⸗Seotty⸗ und der„ Papa“ Fairbanks. Dieſe Veteranen des Todestals ſind Anſicht, daß die meiſten Opfer durch die Hitze, nicht durch k Durſt gefordert werden; ſie haben öfters Tote gefunden, d noch gefüllte Waſſerflaſchen um den Hals trugen. Dieſe We ter widmen ihr Leben der Errettung von Unglücklichen; ſie richten ſich nach den Geiern, die über dem Todesta ſchweben.„Wenn ſie niedrig fliegen, dann wiſſen wir, da ein Tier in Not iſt“, berichtet„Papa Fairbanks“.„Kreiſen dagegen über einer Stelle hoch in den Lüften, dann 5 ſicher, daß irgendein Menſch unſerer Hilfe bedarf,!“ W die Vögel merken, daß ein Geſchöpf ſchwach wird, iſt e heimnis; aber bel den erſten Anzeichen der Erſchöpfu ginnen ſie ihr Opfer zu verfolgen. ö 7 Geheimnisvoll iſt auch die Art des Wahnſinn ſo viele Wanderer im Todestale ergreift und dazu z die gebahnten Wege zu verlaſſen und in der Irre ei furchtbaren Tod zu erleiden; ſie laufen dann in der R herum, zerreißen ſich die Kleider, bis ſte bewußtlos hin Man behauptet, daß Giftgaſe, die aus dem Bode e Wüſte aufſteigen, dieſen Wahnſinn hervorrufen, aber dagege ſpricht, daß manche zähen Geſellen es jahrelang im Todes Die meiſten Reiſen in dieſem„Ofen werden bei Nacht unternommen, während man bei Tage unte Dur ihrem Schrecken verloren, denn die Durchquerung kann da in verhältnismäßig kurzer Zeit erfolgen. Aber niemals dürfte es den Menſchen gelingen, ſich in dieſer. 3 —— dauernd niederzulaſſen. 11 tre. 8. S Nr. 307 eee. Neue Mannheimer Zeitung(Abenb⸗Ausgabe) KKK 2 Wirtſchafts⸗ und Vörſenwoche Noch keine Wendung in der Wirtſchaftsdepreſſion Das deutſche Kapitalproblem/ Deutſche Inlands⸗ und Auslanbsauleihen im erſten Halbjahr 1929/ Notzeit und Wirtſchaftspolitik Die Wirtſchaftsbelebung der letzten Wochen geht über gewiſſe Anſätze nicht hinaus, ſie bleibt vielmehr hinter den Erwartungen zurück, die eigentlich für dieſen Zeitpunkt gehegt werden mußten. Nach der ſchweren Depreſ⸗ ſion der Wintermonate hätte ſich die Aufwärtsbewegung der Konjunkturkurve viel ſteiler geſtalten müſſen, als es in Wirklichkeit der Fall iſt. Zweifellos verzeichnen zahlreiche Induſtriezweige eine gewiſſe Belebung ihres Beſchäftigungs⸗ grades; im ganzen genommen iſt dieſe Belebung jedoch nicht derart, daß man Anlaß hätte, von einer beginnenden Beſeiti⸗ gung der Wirtſchaftsdepreſſivn, von einer einheitlichen Ver⸗ änderung der Konjunkturtendenz zu ſprechen. Im Grunde genommen können eigentlich nur die Induſtriezweige über gebeſſerte Beſchäftigungslage berichten, die infolge beſonders günſtiger Vorausſetzungen von der gebeſſerten Weltmarktlage profitieren können oder diejenigen Firmen, die infolge der Begrenzung der Inlandsabſatzmöglichkeiten zu einer erheb⸗ lichen Erweiterung ihrer Exporttätigkeit gezwungen wurden. Denn ſieht man von der rein ſaiſonmäßigen Belebung in der Landwirtſchaft und am Baumarkt ab, ſo bleibt immer noch feſtzuſtellen, daß unſere Erwerbsloſenziffer mit rund 700 000 um etwa 100 000 Köpfe ſtärker iſt als um die gleiche Zeit des Vorjahres. ſongruppen, wie z. B. die Bekleidungsinduſtrie, bleiben um etwa 30—40 v. H. hinter dem bereits wenig befriedigenden Beſchäftigungsgrad des vorigen Herbſtes zurück, was umſo⸗ mehr ins Gewicht fällt, als gerade die Abſatzmöglichkeiten dieſer Induſtrie für die Wirtſchaftslage der breiten Maſſe kenn⸗ zeichnend iſt. Auch ſonſt kann man in großen Wirtſchaftszwei⸗ gen beobachten, daß die Produktion⸗ und Abſatzbelebung noch nicht den für Juni im allgemeinen ſaiſonmäßig bedingten Grad erreicht hat, daß alſo alles in allem trotz verſchiedener Erleichterungen die Wirtſchaftslage noch keine grundſätzliche Wandlung erfahren hat. * Wenn auch zweifellos gewiſſe Spannungserſcheinungen gewichen ſind, ſo ſtehen wir am Beginn des zweiten Halbjahres einer ebenſo unklaren und unſicheren Lage gegenüber, wie beim Jahreswechſel. Trotz etwaiger Er⸗ leichterungen durch den Voung⸗Plan bleibt die deutſche Wirt⸗ ſchaft, wie auf der Tagung des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages in München mit Recht betont wurde, in einem Zuſtand ſtarker Anſpannung. Darüber daß die Laſten auch des Ppung⸗Planes über die deutſche Leiſtungs⸗ fähigkeit hinausgehen, herrſcht wohl kein Zweifel mehr. Die deutſche Wirtſchaft wird nicht in der Lage ſein, die von unſeren Gläubigern geforderten Summen aus eigener Kraft aufzu⸗ hringen. Ebenſo wie die Dawes⸗Annuitäten können auch die Jahres zahlungen auf Grund des Noung⸗ Planes nur durch neue Zufuhr von Aus lands kapital erfüllt werden. Darum bleibt für Deutſchland die Frage der Kapitalverſorgung weiter brennend und die Ent⸗ wicklung des zweiten Halbjahres, wie auch der ferneren Zu⸗ kunft wird weſentlich davon abhängen, wie weit es gelingt, das Kapitaleinfuhrproblem zu löſen. Welche Schwierigkeiten aus einer Stockung des Kapfitalzufluſſes entſtehen, wie ſehr die Wirtſchaftsentfaltung von ihr gehemmt wird, beweiſt der Verlauf des erſten Halbjahres, des bekanntlich ganz unter dem Einfluß der faſt völligen Abſchnürung des Kapitalim⸗ portes ſtand. Wenn auch begreiflicherweiſe auf Grund dieſer Erfahrungen in der Wirtſchaft die Tendenz vorherrſcht, die Inanſpruchnahme von Leihkapital möglichſt zu umgehen, weil es heute außerordentlich ſchwer iſt, die Schuldzinſen heraus⸗ zuwirtſchaften und eine zu hohe Schuldenlaſt ſchließlich auch die Initiative eines Unternehmens hemmt, ſo wird uns in unſerer Lage noch auf lange Zeit hin nichts anderes übrig bleiben, als weitere ausländiſche Kapitalien nach Deutſchland hereinzuholen. Der letzte Halbjahresbericht der Reichskredit⸗ geſellſchaft brachte dies ſehr nüchtern in ſeinem Schlußab⸗ ſchnitt zum Ausdruck. Denn daß der inländiſche Kapitalmarkt den an ihn geſtellten Anſprüchen nicht gerecht werden kann, iſt eine Binſenwahrheit. * Wie ſchlecht die Lage des inländkiſchen Anleihe ⸗ marktes aber iſt, geht am deutlichſten aus einer Gegen⸗ ſtberſtellung der Anleiheergebniſſe im abgelaufenen Halb⸗ jahr mit denen der gleichen Zeit des Vorjahres hervor. Nach einer Aufſtellung des„B..“ ſind in den erſten ſechs Monaten dieſes Jahres nur 226,4 Mill. Mark emit⸗ kflert worden, gegen 903,5 Mill. Mark im erſten Halbjahr 1928. Erfreulicherweiſe ſcheinen ſich demgegenüber jetzt die Ausſichten auf eine größere Geneigtheit des Auslandes zur Kapitalanlage in Deutſchland zu beſſern. Eine ſtärkere Belebung wird allerdings noch durch die anhaltend ungün⸗ ſtigen Verhältniſſe an den großen internationalen Emiſ⸗ ſionsmärkten verhindert, wozu noch die Tatſache tritt, daß die Emiſſionstätigkeit in den Sommermonaten überall abzu⸗ flauen pflegt. Trotzdem konnte im vergangenen Monat eine beachtenswerte Steigerung der langfriſtigen Kapital⸗ einfuhr feſtgeſtellt werden: im Juni wurden 6 Auslands⸗ anleihen im Geſamtbetrage von 82,8 Mill. Mark aufgenom- men, gegen nur 3,5 Mill. Mark im Vormonat, 1 Mill. Mark im April und 9 Mill. Mark im März. In den erſten ſechs Monaten dieſes Jahres bleibt jedoch die Anleihe⸗ aufnahme im Auslande mit insgeſamt nur 284,7 Mill. Mark erheblich hinter dem entſprechenden Zeitraum des Vorjahres zurück, in dem, nach der Statiſtik des„B..“, zu⸗ ſammen 1125,8 Mill. Mark deutſche Auslandsanleihen be⸗ geben wurden. Intereſſant iſt noch eine Zuſammenſtell ing über die Kapitalver änderungen der deutſchen Aktiengeſellſchaften. Nach der gleichen Quelle bleibt auch hier die Geſamtſumme der Aktlenemiſſionen im laufen⸗ den Jahre erheblich hinter den Beträgen des Vorjahres zu⸗ rück. Einem Betrage von 309 Mill. Mark Napital⸗ erhöhung im erſten Halbjahr 1929 ſteht ein ſolcher von 634.8 Mill. Mark in der entſprechenden Vorfahrszeit gegen⸗ über. Die Summe der zu Sanierungszwecken vorgenom⸗ menen Kapitalherabſetzungen erreichte im laufen⸗ den Jahre einen Betrag von 106,1 Mill. Mark gegen 68,6 Millionen Mark in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Sanierungen haben demnach wieder zugenommen, eine Aus⸗ wirkung der anhaltend ſchlechten Konfunktur der letzten 115 Selbſt ausgeſprochene Sai⸗ In der Beurteilung der Ausſichten des zweiten Halbjahres kam bekanntlich die Reichs⸗Kredit⸗Geſellſchaft zu nachſtehender Formulierung: Es liegt nahe anzunehmen, daß die Verſchlechterung und Verteuerung der Kapitalverſorgung im zweiten Quartal, die bisher nur eine geringe Milderung erfahren hat, einen er⸗ neuten Rückgang der inländiſchen Anlagetätig⸗ keit und der auf ihr beruhenden in duſtriellen Be⸗ ſchäftigung nach ſich ziehen wird. Nur eine ſchnellere Steigerung der Ausfuhr als die bisherige könne ihn aufhalten. Wenn dies nicht möglich iſt, dürfte der Aus⸗ nutzungsgrad der deutſchen Wirtſchaft und damit das Einkommen und die Kapitalbildung des geſamten Volkes ſich verſchlechter n. Kapitalzufuhr auf der einen und Abſatzerweiterung im Auslande auf der anderen Seite ſeien die Aufgaben, von deren glücklicher Löſung die deutſche wirtſchaftliche Entwickelung gegenwärtig am ſtärkſten abhängt. Wie es aber um die Ausſichten einer ſchnelleren Steigerung der deutſchen Ausfuhr beſtellt iſt, wurde von uns in den letzten Monaten ſehr eingehend behandelt. Dem deutſchen Export ſtellen ſich immer neue Schwierigkeiten entgegen und es iſt nicht abzuſehen, wie ſich der neue amerikaniſche Zolltarif mit ſeinen ſtark erhöhten Sätzen auf die deutſche Ausfuhr auswirken wird. Auf jeden Fall wird er tiefeingreifende Erſchwerungen bringen und ſicher nicht ohne Einfluß auf die Schutzzollpolitik des übrigen Auslandes bleiben. Die Stärkung der deutſchen Ausfuhr muß deſſen ungeachtet mit allen Mitteln verſucht werden; es wird vielleicht nicht zu umgehen ſein, der Hochſchutzzollpolitik des Auslandes durch energiſche Gegenmaßnahmen zu begegnen. Die Erörterungen über den Ppung⸗ Plan haben auch dem Auslande, das in hohem Grade auf Deutſchland als Abſatz⸗ gebiet ſeiner Rohſtoffe und Halbfabrikate angewieſen iſt, ge⸗ zeigt, daß wir nur erfüllen können, wenn auf der Gegenſeite die Bereitwilligkeit zur Abnahme deutſcher Arbeit vorhanden iſt. In Deutſchland müſſen jedenfalls alle Kräfte zuſammen⸗ genommen werden, um eine Stärkung der Ausfuhr zu er⸗ reichen, weshalb das Ergebnis der Hamburger Export⸗ tagung zu begrüßen iſt. Zwiſchen In duſtriellen und Exporteuren haben ſich in den letzten Jahren bekanntlich B 3 Die heute unter dem Vorſitz von.⸗Rat Dr. H. Röchling wie⸗ der mit erheblicher Verſpätung abgehaltene o.., in der das ge⸗ ſamte AK. von 12 Mill.& vertreten war, genehmigte einſtimmig und ohne Ausſprache die Regularien. Damit werden aus dem Rein ⸗ gewinn von 251 253„ 100 000„ dem Wohlfahrtskonto überwieſen und der Reſt auf neue Rechnung vorgetragen. Die ſtatutengemäß ausſcheidenden Aeſt.⸗Mitglieder wurden wiedergewäßlt. Wie mitgeteilt wurde, waren die erſten Monate des fd. GJ. durch den ſtarken Froſt ſehr beeinträchtigt, doch häbten ſich die Verhältniſſe inzwifchen un befriedigender Weiſe gewendet. Namentlich der Abſatz des„Bulldogs“ habe einen ſehr erfreulichen Auf⸗ ſchwung genommen. Beſondeve Hoffnung knüpfe wan auf die jetzt auch für den europäiſchen Kontinent konſtzuierte neue Stahldreſch⸗ maſchine, nachdem dieſe im Ausland ſchon länger eingeſüßhrb iſt. Auf der großen deutchen Land wirtſchafts⸗Ausſtellung in München habe die neue Maſchine großen Anklang gefunden, ſodaß man jetzt dabei ſei, ſie dem Klima insbeſondere dem deutſchen auzupaſſen. Man hoffe. daß die Maſchine ſich gut einführen werde. Sanierung der Stock⸗Motorpflug AG.— Kapitalzuſammen⸗ legung 10:1. Die Geſellſchaft, die berelts das Jahr 1926 mit einem Verluſt von 0,51 Mill./ abgeſchloſſen hatte, legt nunmehr ihre Bilanzen für 1927 und 1928 vor. Die Geſchäftslage hat ſich infolge der ungünſtbigen Situation in der Landwirtſchaft ſo ſchlecht geſtaltet, daß ſich die früher zum Richard⸗Kahn⸗ Konzern gehörende Geſellſchaft(an der bekanntlich das Reich im Zufſammenhang mit dem ſeinerzeitigen Hilfskredit für die Traktoren⸗Induſtrie intereſſiert iſt) gegwungen ſieht, Mitteilunggemäß d 240 HGB. zu machen. Die Geſelbſchaft beabſichtigt, nunmehr zwecks Deckung der vorhandenen Unterbilanz das Kapital im Verhältnis von 10: 1 auf 242 500, dufſammenzulegen und dann wieder durch Ausgabe von 2715 neuen ab 1. Janugr 1929 dividendenberechtigten Stammaktien über de 500, auf 1,6 Mill. 4 zu erhöhen. Die jungen Aktien werden den Aktionären nicht zum Bezuge angeboten, ſondern von den bis⸗ herigen Großakttonären übernommen. 12: Gebr. Lutz AG.— Erneuter Verluſtabſchluß.— bſung der Jutereſſengemeinſchaft mit Hentſchel u. Sohn und Epple u. Bux Wie verlautet, ſchließt die Geſellſchaft das abgelaufene Geſchäftsjahr wieder mit einem Verluſt von ca. 30 000„ ab. Im vorigen Jahre war eine Unterbilau von da. 60 000 4 größtenteils aus der Reſerve gedeckt worden; diesmal wird der Verluſt auf neue Rechnung vorge⸗ tragen werden. Im abgelaufenen Geſchäftsjahr iſt, wie wir noch er⸗ fahren, die ſeit vier Jahren beſtehende Indereſſengemeinſchaft mit Hentſchel u. Sohn GmbH. in Kaſſel und mit den Vereinigten Fabriken land wiriſchaftlicher Maſchinen vorm. Epple u. Buxbaum gekündigt worden. Die erſtgenannte Firma hatte ſeinerzeit von der Gebr. Lutz Als. die Lizenz für die Fabrikation von Lokomobilen erworben, hat aber jetzt den Vertrag gelöſt, weil ſie dieſen Geſchäftszweig aufgegeben bat. Der Vertrag mit Epple u. Buxbaum wurde im Zuſanmmenhang 3 8 umgünſtigen Abfſatz an landwirtſchaftlichen Maſchinen ge⸗ nd igt. Von der Heydts Bauk AG. in Berlin. Die HV. des zum Thyſſen⸗Konzern gehörenden Inſtituts beſchloß aus dem erzielten Reingewinn von 688 285(90 916) 4 eine Dividende von wieder 6 v. H. auf das 16 Mill.& betragende AK. auszuſchütten. Die in der HB. für 1927 vorgeſchlagene Erhöhung des Grundkapitals auf 10 Mill.& iſt durchgeführt. Das Berichtsjahr zeigte eine gün⸗ inge Entwicklung und eine befriedigende Zunahme der Geſchäfts⸗ tätigkeit. 2: Inſolvenz des Bankhauſes Ullmann in Erfurt. Nach dem fetzt vorliegenden Status betragen die Paſſtven 1884 681 4 gegenüber Aktiven von 972 682„, ſo daß ſich eine Ueberſchuldung von 405 049 ergibt. Auf der Aktivſette erſcheinen Guthaben bei der- Dresdner Bank Fkliale Erfurt, mit 15 000„. Auf die 2 ſel von 0,12 Mill.„4 wur⸗ den 77 000 4 aßgeſchrieben, ſo daß ſich dieſer Poſten auf 85 318 1 ſtellt. Weiter ſind Außenſtände von 964 815& vorhanden, von denen 250 000„ als zweifelhaft ab brieben wurden. An Inventar aus den Grwnoöſtücken ſind 12 000, an Lebensverſicherungen 85 000 4 ein⸗ gesetzt. Auf der Paſſivſeite ſind die Anſprüche der Gläubiger aus lau⸗ fender Rechnung und Spargut in Gef 1119 angegeben, die Schadenerſfatz gläub 271 210 4 verbucht ſind. Die antragt. * Motalin und ſnuthetiſches Benzin. Die Deutiſche Gaſolin AG., die Las ſynthetiſche Benzin und das Motalin der J. G. Farbenindu⸗ ſtrie As. verkauft, teilt zu andersweitig umgehenden Verſtonen mit, daß das deutſche(ſynthetiſche] Benzin den anderen Marken⸗ bengin vollauf ebenbürtig iſt. Dies trifft auch für die Klopffeſtig⸗ keit zu, die es alſo in dem gleichen Maße beſitzt, wie die Sekaunten Unſtimmigkeiten und Miß verſtändniſſe heraus⸗ gebildet, die weder im Intereſſe der beiden Berufsgruppen noch des deutſchen Ausfuhrhandels überhaupt lagen. Mit Genugtuung nimmt man darum davon Kenntnis, daß auf der Hamburger Tagung dieſe Differenzen beſeitigt wur⸗ den und daß nunmehr der Grundſtein für ein enges Zuſam⸗ menarbeiten von Induſtrie und Exporthandel gelegt wurde. Bet der troſtloſen Finanzlage des Reiches iſt eine pekuniäre Staatshilfe nicht zu erwarten, ſo daß nur der zähe Wille zur Selbſthilfe und eine reſtloſe Zuſammenarbeit der beteiligten Jaktoren die dringend notwendige Stärkung des Exportes bewirken können. Auch auf der Hamburger Tagung kam die Frage der Ge⸗ ſtehungskoſten ſehr intenſiv zur Erörterung, von deren Höhe bekanntlich unſere Wettbewerbsfähigkeit im Auslande zu einem weſentlichen Teile abhängt. Die Frage der Ge⸗ ſtehungskoſten kann in Deutſchland nicht angerührt werden, ohne daß nicht ſofyrt ihre Erörterung durch einſeitige Inter⸗ eſſenpolitik geſtört und die Löſung des Problems unmöglich gemacht würde. Es iſt uns darum auch bisher noch nicht gelungen, die Grundlagen für eine deutſche Wirtſchafts⸗ und Sozialpolitik zu finden, auf die ſich alle am Wirtſchaftsprozeß beteiligten Parteien einigen könnten und die es uns ermög⸗ lichen würden, ſo gut es eben geht, über die Notzeit hinweg⸗ zukommen. Der Voungplan wurde von deutſcher Seite ange⸗ nommen und wir müſſen ihn erfüllen. Erfüllen und da⸗ bei die Wirtſchaft intakt halten können wir aber nur, wenn alle produktiven Kräfte der Nation ent⸗ wickelt, die Kapitalbildung ermöglicht und gefördert und die ſchöpferiſche Unternehmerinitiative angeregt und nicht einge⸗ engt werden. Die von Dr. Ernſt Poensgen auf der Tagung der Nordweſtgruppe des Vereins Deutſcher Eiſen⸗ und Stahlinduſtrieller gewünſchte„ehrliche Ar beitsge⸗ meinſchaft“ weiſt den Weg, den das ganze arbeitende Deutſchland ſo oder ſo wird gehen müſſen. Die von jedem vernünftigen Menſchen und nicht zuletzt auch von vernünfti⸗ gen Arbeitnehmern erſtrebte Arbeitsgemeinſchaft muß endlich Wirklichkeit, die alten Gegenſätze zwiſchen Arbeit und Kapi⸗ tal, zwiſchen Unternehmer und Gewerkſchaften müſſen endlich begraben werden, damit durch freie Verſtändigung zwiſchen den Parteien der Arbeit die deutſche Wirtſchaftspolitik ſo geſtaltet werden kann, daß in allen Gliedern des Volkes die Ueberzeugung vorherrſchend wird, daß alles getan wurde, den Schwierigkeiten der kommenden Jahrzehnte nach beſten Kräf⸗ ten und Gewiſſen zu begegnen. Kurt Ehmer. r oͤte dieſen Spezialbetriebsſtoff bisher verwandt haben, wird alſo auch weiterhin Gelegenheit geboten ſein, ihn an den bekannten weißroten Zapfſäulen zu erhalten. Holzverkohlungsinduſtrie Ac. in Konſtanz. Die heutige o. GV. der Holzverkohlungsinduſtrie AG. Konſtanz, in der 28 Aktionäre 8 600 700% Stammaktienkapital und die 10000% Vorzugsaktien vertraten, hat den Anträgen der Verwaltung entſprochen, und die Verteilung von 6 v. H. Diypidende gen 1 migt. Die ſtatuten⸗ gemäß ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wurden wiedergewählt Der Gewinnſaldo beträgt bekanntlich für 1928 29 855 428 Außerdem ſtehen zur Verfügung ein Freigabeerlös von 4 477 152, Abgeſchrieben werden 994 578 J und 2 750 000/ gelangen in Rücklage. Die neuen Spediteurbebingungen in Kraft Die allgemeinen deutſchen Spediteur heding⸗ ungen(A. D. Sp.), die ſeit 10. Auguſt 1927 Geltung hatten, ſind, wie mitgeteilt wird, nach eingehenden Verhandlungen zwiſchen den Spitzenverbänden der Wirtſchaft und der Spitzenvertretung des Speditionsgewerbes unter Federführung des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages in eine neue Form gebracht worden und in dieſer Faſſung ab 1. Juli d. J. in Kraft getreten. Hierbei ſind die Erfahrungen, die ſich aus einer zweijährigen praktiſchen Verwendung ergeben haben, weiteſtgehend berückſichtigt. Zum Schutze der Wirt⸗ ſchaft ſind die Bedingungen wie bisher ergänzt durch den Spedi⸗ tionsverſicherungsſchein(S. V..), den der Spediteur für den Auftraggeber zeichnet, wenn er dieſes nicht ausdrücklich unter⸗ ſagt. Dieſer S. V. S. hat nunmehr eine Zuſatzpolice erhalten, durch welche gegen eine Prämie von 5 Pfg. auch die Warenſchäden im ört⸗ lichen Rollfuhrgeſchäft Deckung finden. Es liegt im ausgesprochenen Intereſſe der geſamten Wirtiſchaft, daß das im Handelsgeſe 5. buch nur unzureichend behandelte Speditionsrecht eige der umfaſſenden Tätigkeit des Spediteurs Rechnung tragende Regelung findet und damit die Rechtsgrundlage für dieſes wichtige Geſchäfts⸗ verhältnis geſtchert wird. Allen Auftraggebern der Spediteure wird empfohlen, von ihren Spediteuren zu fordern, daß dieſe ihre Geſchäfte ausſchließlich auf der Grundlage der A. D. Sp. abſchließen. Feopold Badt 7. Der langjährige Vorſitzende des Vorſtandes ber Berliner Produktenbörſe, Herr Leopold Bad k, iſt heute vor⸗ mittag im 71. Lebensfahre geſtorben. * Neue Oel⸗Konferenzen in Europa. Wie United Preß aus Newyork meldet, werden eine Reihe von Konferenzen zwiſchen den Leitern großer europäiſcher Oelgeſellſſchaften demnächſt in England, Frankreich und Deutſchland abgehalten werden. Die Hauptaufgabe dieſer Beſprechungen werde es ſein, wichtige Frogen, wie die Beſchränkung der Produktion und die Neu⸗ geſtaltung der Exportpreiſe, eingehend zu behandeln. Einige Ver⸗ treter großer Geſellſchaften, wie James A Moffet, Vizepräſtdent der Standard Oil⸗Fompany von New Jerſey und G. Whaker von der Bacuum Oll⸗Company ſind bereits nach Europa abgereist, wäh⸗ rend andere Vertreter der amerikaniſchen Petroleuminduſtrie in Kürge folgen werden. Unterzeichnung des Waggonkrebitvertrages am 8. Juli. Von maßgebender Seite wird mitgeteilt, daß bei den Verhandlungen um den 100⸗Milltonen⸗dredit jetzt auch die bisher noch vorh ind nen formalen Schwierigkeiten behoben worden ſind. Die Urkunden eien zwar noch nicht ausgetauſcht, doch ſei mit der Unterzeichnung des Vertrages beſtimmt am 8. Juli zu rechnen. Berliner Metallbörſe vom 5. Juli 1929. Elektrolytkupfer 170, Raffinadekupfer, loco 147—149, Standardkupfer, loco 140—14, Stan⸗ dard⸗Blei per Juli 4548, Rückgang der Stabeiſenpreiſe. Der Deutſche Stahlwerksver⸗ band Düſſeldorf hat ſich der rückläufigen Bewegung des Stabeiſen⸗ preiſes am Ausfuhrmarkt angepaßt, indem er ſeine Notierungen fob Seehäfen auf Pfd. Sterlg. 5/18/0 herabgeſetzt hat(gegen 5/18/00— 5019/0 in der Vorwoche). Erhöhung der belgiſchen Kohlenpreiſe. Die belgiſchen Kohlen⸗ verbände erhöhten ſämkliche Kohlenpreiſe um 8 bis 10 Frs. pro Tonne angeſichts der ſtändig abnehmenden Vorräte und dauernd ſteigenden Nachfrage. Erhöhung der franzöſiſchen Kohlenpreiſe. Wie uns aus Paris gedrahtet wird, erhöhen die franzöſiſchen Kohlengruben die Preiſe um durchſchnittlich—12 Frs. die Tonne, je nach Quakität. ' Die internationalen Zuckerverhandlungen geſcheitert. Die Ver⸗ handlungen zwiſchen den europäſchen und kubaniſchen Zuckerprodu⸗ zenten einerſeits und ſind geſcheitert. Vergleicksverfahren und Konkurſe im Haudelskammerbegirk Mannheim Vergleichsverfahren: Aufgehobene:(nach Beſtätigung des den Java⸗Zuckerproduzenten andererſeits Markenbenzine Shell Dazolin uſw. Da dieſe Klopffeſtigkeit aber für den Betrieb vieler Wagen nicht genügt, wird die J. G. Farben nach wie vor Motalin liefern und hat ſich entſchloſſen, diefen klopffeſten Betriebsſtoff, um pöllige Gleichmäßigkeit in ſeiner Beſchaffenßeit zu gewäßrleiſten, zentral in Senna aus syn getiſchem Benzin und dem erforderlichen Antiklopfzufatz zu miſchen. Allen Kraftwagenbeſitzern, Vergleichs. Firma Max Wigzke in Mannheim Eichelshei Verg Max 5 N e nter ſtraße 8, Großhandel in Autozubehör, Inhaber Max Witz leb 5 Mannheim.— Firma Johann Georg 8 agen maſier, Färswerk Ladenburg in Ladenburg a. N Eröffnete Konkurſe: Kaufmann ul Schwark N Mannheim, Schwetzingerſtr. 178. e 90 182 Traum in Mannheim). . 4 . 4. 2 1 3. wieder eröffneten 1 1 Samstag, den 6. Jult 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 307 levi flu, vid 2 Lu ſuie hui du„ Nu xun Mou helme Juin.. Welchem Zweck dient die Straßenbahnkantine? Die Straßenbahnkantine iſt vor Jahren jedenfalls des⸗ halb erſtellt worden, um dem Perſonal einen paſſenden Raum zur Einnahme von Mahlzeiten und Erfriſchungen zu bieten. Keinem Wirt könnte es einfallen, dagegen zu proteſtieren, ſo⸗ lange die Kantine auch wirklich nur dieſen Zweck erfüllt. An⸗ ders iſt es aber, weun aus dieſer Kantine ein großes Ge⸗ ſchäft gemacht wird und hieraus eine unlautere Konkurrenz für das geſamte Gaſtwirtſchaftsgewerbe entſteht. Das iſt nämlich mit der Straßenbahnkantine, die den ſchmeichelhaften Namen„Hochzichloch“ unter ihrer„Kundſchaft“ hat, ob mit Abſicht der Stadt mag dahin geſtellt bleiben, geſchehen. Jeden Tag kann man beobachten, wie ganze Scharen von bunt ge⸗ würfeltem Publikum die Kantine aufſuchen und dort die billigen Waren genießen, obgleich an der Eingangstür dem allgemeinen Publikum das Betreten der Kantine ver⸗ boten iſt. Dieſes Verbot iſt aber, wie jeder Beſucher ſofort 3 8 nur ein Bluff, denn in Wirklichkeit legt die Kantinen⸗ irektion ſehr großen Wert auf ſtarken Beſuch der Kantine, 9961 il ſte auf großen Umſatz bedacht iſt, der durch das Perſonal allein nicht erzielt werden könnte. Fragt man einen Straßenbahner, warum eigentlich das Publikum zugelaſſen wird, ſo antwortet dieſer, weil wir ſonſt en Ueberſchuß hätten! Alſo iſt die Kantine des Ueber⸗ ſes wegen da und nicht für das Perſonal. Deshalb gibt uch die Direktion beſondere Erlaubniskarten für das Be⸗ treten der Kantine aus und ſieht es ſehr gerne, wenn recht viel Publikum den Ueberſchuß bringt. Der Andrang des Publikums iſt dadurch auch ſo groß geworden, daß die Straßenbahner micht mehr Herr im Hauſe ſind und ſehr dar⸗ über ſchimpfen, wenn ſie nach Beendigung des Dienſtes keinen Platz mehr finden können. Die Direktion hat, wie man ſich überzeugen kann, für das Perſonal ſage und ſchreibe drei ganze Tiſche reſerviert, alle übrigen ſind von dem all⸗ gemeinen Publikum beſetzt. Der Andrang des Publikums iſt ſo ſtark geworden, daß ein beſonderer Ordnungsdienſt zum Schutze des Perſonals eingeführt werden mußte. Die von der Direktion beſtimmten Ordner, die gelegentlich zur Weinverſteigerung mitgenommen werden und dabei außer den Speſen einen guten Tag haben, erhalten eine beſondere Vergütung bis zu 40 Mark im Monat, die von dem Perſonal bezeichnenderweiſe„Schweigegeld“ ge⸗ nannt wird. Anſcheinend ſollen die Bevorzugten das unzufriedene Per⸗ ſonal zum Schweigen bringen, wenn dieſes empört iſt, wenn es vor lauter Publikum keinen Platz mehr finden kann. Man ſieht, die Sacht iſt nicht zugunſten des Perſonals, ſondern des Profits aufgezogen. Der Umſatz iſt ganz gewaltig. Er über⸗ trifft den der größten Wirtſchaften hier. Das kann man nicht nur von jedem Straßenbahner hören, das kann man jeder Zeit ſehen, wenn Bier abgeladen wird und wenn man den Betrieb beobachtet. Außerdem müſſen es die Bücher aus⸗ weiſen. Das Geſchäft hat einen ſolchen Umfang angenom⸗ men, daß ein gut bezahlter Beamter der Straßenbahn mit dem Einkauf und der Buchführung vollauf beſchäftigt iſt. Es fragt ſich nur, wer ihn bezahlt. Ich erlaube mir hier öffentlich die Anfrage an den Herrn Bürgermeiſter, den die Sache betrifft, und auch den Stadtrat: Iſt deshalb die Kantine erſtellt worden, um den Mannheimer Gaſtwirten, die oft nicht wiſſen, wo ſie das Geld für die Ab⸗ gaben hernehmen ſollen, eine unlautere Konkurrenz zu ſchaffen? Iſt dieſes Geſchäft noch eine Kantine? Wie kann von der Stadt ein ſolcher Zuſtand geduldet werden? Wozu muß der Ueberſchuß gemacht werden? Um das Deftzit der Straßenbahn zu decken? Was ſagt das Finanzamt zu dieſer Kantine? Es iſt Zeit, daß die maßgebenden Behörden ſich dieſen Betrieb einmal genau anſehen und Abhilfe ſchaffen. Ich kann auch noch deutlicher werden. Ein Gaſtwirt, der an Ort und Stelle ohne Einlaßkarte die Verhältniſſe genan beobachtet und erkundet hat. Zu dieſem Eingeſandt erhalten wir vom Städtiſchen Nach⸗ richtenamt folgende Mittetlung: Das vorſtehende Eingeſandt iſt voll von Unrichtigkeiten, Uebertreibungen und Entſtellungen, die zu einer ſcharfen Ent⸗ gegnung herausfordern. Wir beſchränken uns jedoch auf nach⸗ ſtehende ſachliche Richtigſtellungen: 1. Das Kantinengebäude wurde 1920 zwecks Schaffung eines Speiſeraums für die Beamten und Werkſtätten⸗ arbeiter und eines Aufenthaltsraumes für das Fahr⸗ perſonal der Straßenbahn erſtellt. Die Bemühungen des Perſonals, Eßwaren und Getränke zu möglichſt billigen Prei⸗ ſen zu erlangen, führten zur Einrichtung eines Wirtſchafts⸗ betriebes. Dieſen Zwecken dient die Kantine auch heute noch. Der ſtarke Beſuch wird verſtändlich, wenn man erfährt, daß die Belegſchaft 1800 Mann groß iſt. 2. Zutritt zur Kantine iſt auch den Angehörigen des Per⸗ ſonals geſtattet. Das Fahrperſonal beſucht die Kantine in ſeiner dienſtfreien Zeit nicht in Uniform, ſondern in Zivil⸗ kletdung. Die Arbeiterſchaft trägt überhaupt keine Uniform. Da ein mit den Betriebsverhältniſſen nicht vertrauter Beob⸗ achter unmöglich unterſcheiden kann, ob es ſich bei den die Kantine beſuchenden Ziviliſten um Perſonal und Angehörige oder um fremde Perſonen handelt, iſt es nicht berechtigt, von „buntgewürfeltem Publikum“(ſoll heißen: Perſonen, die zum Beſuch nicht berechtigt ſind) zu ſprechen. 3. Die Ueberſchüſſe des Kantinenbetriebs müſſen be⸗ ſtimmungsgemäß zu Wohlfahrtszwecken des Straßen⸗ bahnperſonals verwendet werden. Der Straßenbahn⸗ betrieb hat keinen Nutzen aus der Kantine. Infolge deſſen hat die Straßenbahndirektion(dieſe iſt auch die Kantinen⸗ direktion) an einem Umſatz, der aus dem Beſuch fremder Per⸗ ſonen reſultiert, kein Intereſſe. 4. Das Kantinengebäude liegt an einer öffentlichen Straße. Es iſt deshalb nicht zu verhindern, daß vereinzelt fremde Perſonen die Kantine betreten, ein Zuſtand, der weder dem Straßenbahnamt noch dem Straßenbahnperſonal er⸗ wünſcht iſt. Um den Zutritt Unberechtigter möglichſt zu ver⸗ meiden, werden beſondere Erlaubnis karten, vor allem an penſionierte Straßenbahner ausgegeben, die dem mit der Ueberwachung des Kantinenbetriebs beauftragten Ordnungs⸗ dienſt eine ſcharfe Kontrolle der Beſucher ermöglichen ſollen. Dieſe Maßnahme dient alſo der Einſchränkung, nicht der Hebung des Beſuchs. 5. Die reſervierten Tiſche ſind den im Schichtdienſt be⸗ ſchäftigten Arbeitern und dem vom Fahrdienſt kommenden Perſonal, das oft nach kurzer Pauſe ſeinen Dienſt wieder an⸗ treten muß, zur Eſſeneinnahme vorbehalten. Damit wird nur bezweckt, den im Dienſt befindlichen Bedienſteten unter allen Umſtänden Sitzgelegenheit zu ſichern. 6. Der Ordnungsdienſt wird von Mitgliedern der Kantinenkommiſſion in ihrer dienſtfreien Zeit verſehen, die dafür eine beſondere Entſchädigung erhalten. Es iſt deshalb nicht am Platze, von einem beſonderen Schwetigegeld an die„Bevorzugten“ zu ſprechen. Ein Eingehen auf die weiteren mit internen Geſchäfts⸗ vorgängen ſich beſchäftigenden Behauptungen unterbleibt, da alle den Kantinenbetrieb betreffenden Maßnahmen der Ge⸗ nehmigung und Kontrolle des Straßenbahnamtes und des Straßenbahnausſchuſſes unterliegen. Im übrigen handelt es ſich hier um einen konzeſſtonterten Wirtſchaftsbetrieb. * Auguſta⸗Anlage.— Leuchtfontäne Nachdem nun das Stadthotel fertig iſt, und in Verbin⸗ dung mit der Leuchtfontäne das Ziel vieler Menſchen iſt, iſt es an der Zeit, über die weitere Ausarbeitung der Auguſtaanlage als Verkehrs⸗ und Promenaden⸗ weg ein Wort zu ſprechen. Es iſt geplant, die Elektriſche durchzuführen. Das wird ſich ſpäter auch nicht vermeiden laſſen. Aber was man jetzt ſchon zu machen hat, iü die An⸗ lage mit wenig Geld in eine Promenade zu verwandeln, die in Deutſchland der Fontäne wegen ihresgleichen ſuchen könnte. In den großen Weltſtädten, wie Wien, Berlin, Lon⸗ don würde man dieſen Weg ſo geſtalten, daß man die Beleuch⸗ tung der Fontäne von der ganzen Anlage aus ſehen könnte, d. h. alſo, die Mitte für den Promenierenden frei würde. Wir empfehlen der maßgebenden Stelle, dieſe Promenade bald herzuſtellen. 1 B. W Auto und Straßenbahnhalteſtellen Es iſt Vorſchrift, daß die Automobfliſten an den Halteſtellen der Straßenbahn ſo lange warten, bis die Fahr⸗ gäſte ein⸗ und ausgeſtiegen ſind. Das wird jeder vernünf⸗ tige Fahrer einſehen und befolgen. Aber— gelten dieſe Halteſtellen nur für die Autofahrer, oder iſt auch der Fahr⸗ gaſt der Straßenbahn an dieſe gebunden? Dem ſcheint nicht ſo zu ſein. Wenigſtens beobachte ich täglich, daß das liebe Publikum die fahrende Straßenbahn beſteigt und ver⸗ läßt, wann es gerade angängig iſt. Neulich ſprang mir in Neuoſtheim ein offenbar ſehr gewandter junger Mann aus der in voller Fahrt befindlichen Straßenbahn direkt vor den Wagen, der zum Glück noch zum Stehen gebracht wer⸗ den konnte. Aber ich hatte einen Getriebeſchaden zu verzeichnen, der ſich auf über hundert Mark belief und den mir keine Verſicherung erſetzte, da„Bremsſchäden“ nicht ver⸗ ſichert ſind. An den kühnen Springer konnte ich mich leider auch nicht halten, da er längſt davon war, und bis heute die Fußgänger noch keine Nummernſchilder tragen, um ſie bet Ueberſchreitung der Verkehrsregeln zur Rechenſchaft ziehen zu können. Eine ſehr ſchöne„Halteſtelle“ iſt auch die Neckarbrücke. Um der dortigen Verkehrsmiſere ein Ende zu bereiten, hat man die Halteſtellen über die Kreuzung herüber nach der Breiten Straße verlegt. ſchon den Wagen zu verlaſſen beginnen. nach der ſich die Autofahrer zu richten haben, iſt alſo etwa hundert Meter lang. Dann erſt hält die Bahn wirklich, um die weniger ſprunggeübten Fahrgäſte herauszulaſſen. In⸗ zwiſchen haben ſich die Autos, die während der Fahrt über die Straße längſt an der Straßenbahn vorbei gekonnt hätten, angeſammelt und warten, ihrerſeits wieder den Platz veb⸗ 8 ſperrend, bis alles aus⸗ und eingeſtiegen iſt. Ueberhaupt— das Aus⸗ und Einſteigen! könnte Bände darüber ſchreiben. Fahrzeuge, Paſſanten ſind die ewig verfolgten Unſchuldslämmer. leicht wird man aber auch einmal ſoweit kommen, den 11 die gegen die Verkehrsgeſetze fündigen. Die gängern ein wenig Verſtändnis für die Erfordernſſſe des 85 heutigen Verkehrs abzufordern. Briefkaſten H. Wir bitten für den Briefkaſten beſtimmte Einſendungen auf dem. Umſchlag als ſolche kenntlich zu machen. Mündliche Auskünfte können nicht gegeben werden. Beantwortung juriſtiſcher, medizini⸗ ſcher und Aufwertungsfragen iſt ausgeſchloſſen. Jeder An⸗ frage iſt die Bezugsquittung beizufügen. nennung werden nicht beantwortet. L. M. Erkundigen Sie ſich bei einer großen Eiſenhandlung. H. R. Es würde ſich empfehlen, wenn Sbe einmal mit dem Lehrer des Knaben Rückſprache nehmen würden, er kann Ihnen doch am eheſten Fingerzeige geben. J. Ro. Zeitungsadreſſen können Sie auf der Geſchäftsſtelle im 8 Zeitungskatalog nachſchlagen. H. A. M. 47. Der Artikel ſtammt vom Hauptverſorgungs ant Karlsruhe. Herausgeber: Drucker und 8 Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. Chefredakteur Kurt Fiſcher— Verantwortl. Redalteurg: Für Politik. H. A. Meißner— Feuilleton: Dr. S. Kayſer— Kommunalpolitik und Lokales: i. V. Franz Kircher— Sport und Vermiſchtes Willy Müller— Handelstell: Kurt Ehmer— Gericht und alles Uebrige: Franz Kircher— Anzeigen Jakob Faude: sämtliche in Mannheim NO PELHFAPRIK rr, Nel Mp HEIDELBERG Sehenswerte Ausstellung in 3 Stockwerken 857 ZWANGLOSE BESICHTIGUNG gigen N Stscht. d. 5 Mannheim 5 hat nach Eingemeindung von Wallſtadt mit Wirkung vom 1. Juli 1929 die Zahlstelle wieder errichtet und dieſelbe dem frühe⸗ ren Inhaber, Herrn Adam Troppmann, Schreinermeiſter, Hauptſtraße 55 daſelb et übertragen. 0 Ein- und Rückzahlungen können bei dieſer Zahlſtelle mit der gleichen Wir⸗ kung wie bei der Sparkaſſe ſelbſt währ⸗ rend der üblichen Geſchäftsſtunden voll⸗ zogen werden. 5 Wir empfehlen rege Benützung 55. Bei Käufen Nad Hg II Aktienkapital und Reserven HDarlehensbestan ea Jesamtumlauf der Goldpfandbriefe und Goldschuld- verschreibungen Als wertbeständige Kapitalanlage empfehlen wir unsere neu aufgelegten 8 Reihe 31 und ff.— nicht rückzahlbar vor dem 1. April 1935— ertragssteuer vergütet. Ferner empfehlen wir unsere 0 digen Boldschuldverschreibüngen Reihe IV- nicht rückzahlbar vor dem 1. April 1934 zum jeweiligen Börsenkurse z. Zt. zu 93½% Mannheim, Anfang juli 1929. ea. 23 000 000 Reichsmark 8 Gegründet 18 71 ea. 237 000 000 Goldmark 2333( Uold-Hypotheken- Pfandbriefe zum Kurse von 87% Erster Zinsschein am 1. April 1930 fällig. f bis 30. September 1929 werden 89% Stückzinsen frei von Kapital- 1 8 F ca. 247 000 000 Goldmark muß eine persönliche Note tragen um gemütlich und geschmàckvol Zu Wiken. NHöbel, Stoffe, Tapeten müssen nüch diesen. ge- Wählt werden 5 Wünschen Sie sich so einzufichten, denn wenden Sie sſch in allen Ffögen an GEORG NEUER MOBEL FABRIK EBERRB AHB. Telephon Nr. E Der Erfolg iſt nun, daß die Fahr⸗ gäſte während der ganzen Ueberfahrt über die Straßenbreite Die„Halteſtelle“, Man Noch gibt es bet uns nur Viel⸗ Anfragen ohne Namens ⸗ b.., Mannheim. E.7 5 5 Neue Mannheimer.— 2 8 Anzeigenpreise: für örtliche, private Gelsgenheitsanzsigan dle 3 80 20 te. TUCcHVERTRETER für den Teilzahlungsverkauf in Stadt und e geſucht. Biete erſtklaſſige Kollektion u. hohe Proviſion. Es kommen nur Herren in Frage, welche bei der zahlungsfähigen Privatkunbſchaft gut eingeführt ſind. 7658 Fri Korte, Tuchverſandhaus, Breslau I, Zwingerplatz 2. 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Wir wohnen gegenwärtig in der Nähe von Weimar.“ „Noch niemals hörte ich Ihre Namen“, murmelte Karl Ludwig leiſe und fuhr ſich mit der Rechten über die Stirn. „Mir unbegreiflich... Aber wie dem auch ſei... Auf jeden Fall freue ich mich außerordentlich und bin dem glücklichen Augenblick, der mich Ihre Bekanntſchaft machen ließ, ſehr dankbar.“ Dann fragte er:„Da haben Sie⸗wohl den herr⸗ lichen Frühlingstag dazu benutzt, dieſem alten Eulenneſt einen Beſuch abzuſtatten?“ „Ja,“ entgegnete Nadina.„Wir hörten ſchon verſchiedent⸗ lich von der Kunitzburg. Und da meine junge Verwandte in letzter Zeit immer hypochondriſcher wurde, beſchloß ich, mit ihr einen Ausflug nach dieſer Ruine zu machen. Nun ſind wir ja auch glücklich angelangt und wollen die Burg flüchtig beſichtigen. Eines Führers bedarf es hierzu wohl nicht!“ Der letzte Satz ſollte Sand deutlich nahe legen, daß er entlaſſen ſei und man auf eine Verlängerung der kurzen Be⸗ kanntſchaft verzichte. Der junge Theologe war aber anderer Anſicht. Für ihn, den bibelfeſten, gebetgläubigen Chriſten, den gottergebenen Fataliſten, ſtand es feſt, daß dieſe Begeg⸗ nung mit den beiden unbekannten Frauen kein reiner Zufall, ſondern nur Gottesſchickung ſein konnte. Der Allmächtige hatte ſein Gebet erhört und führte ihm nun dieſes hold⸗ ſelige Mädchen als ſichtbares Zeichen ſeiner Abſicht— ganz ſo, wie er es erfleht— in den Weg, um ſein Engel, ſein Führer, wahrſcheinlich auch ſein Lebensglück zu werden! Aber er mußte nun das Seine dazu tun, mußte den göttlichen Wink auf alle Fälle beachten und ſich nicht ſo ohne weiteres abſchütteln laſſen. f „Ich würde mich außerordentlich glücklich ſchätzen,“ ſagte er bittend weich,„Ihr Führer fein zu dürfen; zumal ich hier ſehr bekannt bin.“ Nadina ſetzte aber ihr hochmütiges Geſicht auf und ent⸗ gegnete abweiſend:„Wir danken Ihnen, Herr Sand, bitten Sie aber, ſich nicht weiter zu bemühen; denn Ihre Führer⸗ ſchaft erſcheint uns wirklich nicht vonnöten.“ Da wandte ſich aber Kathinka, die plötzlich wie umge⸗ wandelt war, heftig gegen die Sprecherin:„Wie kannſt du einen ſo ſchätzenswerten Führer ohne weiteres ablehnen, Kouſine?! Haſt du mir nicht ſelber erzählt, daß früher hier auf dieſer Burg ein geheimnisvoller Menſch gehauſt haben ſoll? Könnte dies nicht auch heute noch der Fall ſein? Eignet ſich dieſe Ruine nicht als Schlupfwinkel für Räuber 13 und Diebe und ſonſtige ſchlechte Menſchen? Einen männ⸗ lichen Begleiter möchte ich alſo geradezu als Notwendigkeit betrachten bin deshalb ſehr erfreut, daß Herr Sand uns ſeine Führung in ſo liebenswürdiger Weiſe anbietet und werde ſie auf keinen Fall ablehnen. Wenn du dich uns nicht an⸗ ſchließen willſt, ſo iſt das deine Sachel“ Nadina kniff das eine Auge zu und blinzelte mit dem andern das junge Mädchen ſpöttiſch lächelnd an. Sie mußte unwillkürlich an das Eiſenacher Geſpräch am Tag des Wart⸗ burgfeſtes denken und glaubte ſofort im Bilde zu ſein. Ihre Vermutungen trafen auch tatſächlich den Nagel auf den Kopf. Der ſchwärmeriſche Jüngling hatte gleich bei der allererſten Begegnung einen tiefen Eindruck auf Kathinka gemacht, ſo ein Beiſpiel gebend, von der„Liebe auf den erſten Blick.“ Die in den beiden jungen Menſchenkindern erwachten und zu⸗ einander hinſtrebenden Kräfte konnten jetzt, wo ſte ſich gleich⸗ ſam ſchon ahnten oder gar berührten, nicht mehr aufgehalten werden. Dies erkannte die ältere, welterfahrene Ruſſin augen⸗ blicklich, trotzdem ſie von dem, was ſich in der Seele des jungen Mannes ſpeben abgeſpielt hatte, nichts ahnte, ſondern ihre Schlüſſe zog.„Gut,“ ſagte ſie ganz ruhig,„ſo mag Herr Sand ſo liebenswürdig ſein und uns führen. Vielleicht hat er aber zunächſt die Güte, uns etwas Näheres über die Burgruine mitzuteilen, denn als Jenaer Muſenſohn wird er zweifellos Kenntnis von dem Schickſal der Kunitzburg haben.“ „O, o,“ rief Sand erſchrocken,„da bringen Sie mich ja ſchon gleich bei der erſten Frage in die größte Verlegenheit; denn ich weiß, über dieſe Ruine faſt nichts zu erzählen. Das wenige aber, das mir bekannt iſt, will ich Ihnen gerne mit⸗ teilen. Der Urerbauer war wohl einer der Grafen von Gleisberg, der ſie im zehnten Jahrhundert ervaute, deſſen Sippe aber im Jahre 1036 ausſtarb. Im Jahre 1290 wurde ſie von König Rudolf J. als Raubſchloß zerſtört und 1450 durch Herzog Wilhelm III. zu Sachſen wieder aufgebaut. Ueber das weitere Schickſal der Burg weiß ich rein nichts, werde aber in den nächſten Tagen entſprechende Erkundi⸗ gungen einziehen und für die Damen dann einen kleinen Vortrag ausarbeiten.“ „Nun, ſo wichtig erſcheint uns die Angelegenheit nicht,“ lachte Nadina gezwungen,„mir genügt das Gehörte voll⸗ kommen.“ Jetzt begann die Beſichtigung der Ruine, die der Student ſo gründlich und umſtändlich als nur möglich zu geſtalten ſuchte, denn ihm kam es darauf an, die Gegenwart der Damen, beſonders aber die des jungen Mädchens, recht lange zu ge⸗ nießen. ö Als die drei den Betraum des Theologen betraten, ſagte Kathinka auf die Kanzel deutend:„Hier ſcheinen noch vor kurzem Menſchenhände tätig geweſen zu ſein, ja hier ſpürt man förmlich noch eine Art... Nun finde ich den Namen nicht für das, was ich bezeichnen wollte...“ „Vielleicht meinten Sie Fluidum,“ half ihr Sand. Ganz recht! Fluidum wollte ich ſagen hier gewahre ich ein Fluidum, das mich geradezu an die Gegenwart von Men⸗ ſchen mahnt.“ „Sie müſſen eine ſehr ſenſitive Natur ſein, um zu em⸗ pfinden, daß ich vor einer Viertelſtunde tatſächlich in dieſem Raume weilte, der mein Tabernakel darſtellt.“ „Tabernakel?“ wiederholte das Mädchen,„was iſt das?“ „Nun nennen wir es beim richtigen deutſchen Namen: mein Gotteshaus, meine Bet⸗ und Predigerſtube.“ „Sind Sie ſo fromm, daß Sie einer Beiſtube bedürfen?“— 4 fragte Nadina mit ſpöttiſchem Lächeln. „Ich will ein Diener der Kirche, ein Knecht Gottes wer⸗ den,“ entgegnete Karl Ludwig mit feierlicher Würde.„Aber nicht, um mir ein mich nährendes Amt zu ſchaffen, ſtudiere ich Theologie, ſondern aus innerer Nötigung, aus Liebe zu meinen Mitmenſchen, denen ich verkündigen möchte, daß Gott die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit iſt. In dieſem Raume übe ich mich im Predigen ſowohl, als auch im Beten; beides muß der Geiſtliche, will er im Segen wirken, gut können.“ Die ältere Ruſſin wunderte ſich ſehr darüber, daß ſie bei den ſalbungsvollen Worten eines kaum dreiundzwanzig⸗ jährigen jungen Mannes nicht laut auflachen mußte. Aber merkwürdig, ſie blieb ganz ernſt! Der eben noch auf ihrem Geſicht liegende ſpöttiſche Zug war verſchwunden und hatte einem gewiſſen Reſpekt vor religiöſer Ueberzeugungskraft und Bekennertreue Platz gemacht, die Sands Worte, ja ſein ganzes Weſen ausſtrahlten. Die Mädchen mußten unwillkürlich an jenen Augenblick denken, wo Sand auf einer Höhe bei Eiſenach, angeſichts der Wartburg, heiliger Begeiſterung voll, geweint und gerufen: „Ich grüße dich hohe, heilige Burg!“ Und wie damals etwas Unbeſchreibliches, Unerklärliches von dem jungen Manne ausgegangen war, ſo konnten ſie ſich auch heute des ſtarken Eindrucks nicht erwehren: Dieſer Jüngling iſt entweder ein fanatiſcher Schwärmer oder ein für beſondere Taten Auserwählter Als die Beſichtigung der Burg beendet war, und die drei wieder im Freien ſtanden, erklärte Sand die Umgegend, ſo gut er es vermochte, dann ſchritt er mit den beiden Mädchen langſam den Berg hinunter, wo ein Wagen auf ſie wartete. Hier angekommen, ſagte Nadina verbindlich:„Wir danken Ihnen vielmals für die freundlichen Führerdienſte, die Sie uns geleiſtet haben. Leider erlaubt es unſere Zeit nicht, noch länger hier zu verweilen, wir möchten uns deshalb von Ihnen verabſchieden...“ „Sie können mich wohl nicht ſchnell genug loswerden?“ lachte der Theologe.„Aber ſo leicht laſſe ich mich nicht ab⸗ ſchütteln. Es iſt unmöglich wider den Stachel zu löcken. Gegen die göttliche Vorſehung können wir nicht ankämpfen, Sie hat uns hier zuſammengeführt, warten wir ab, zu welchem Zweck!“ f „Dann müſſen wir ſchließlich bis in den Sommer hinein hierbleiben,“ bemerkte die Ruſſin, mit leichtem Spott.„Dies würde aber ſelbſt dem Fataliſten zu lange dauern. Und was bei Ihnen Vorſehung ſcheint, ſehe ich als einen ganz unkom⸗ plizierten Zufall an.“ „Wenn es bei Ihnen Zufälle gibt, ſo habe ich nichts da⸗ gegen, in meinem Leben haben dieſe aber jede Rolle ausge⸗ ſpielt. Bei mir gibt es nur durch eine höhere Intelligenz vorgedachte und beſtimmte Geſchehniſſe. Ein ſolches iſt auch das heutige Zuſammentreffen mit Ihnen. Von wem ſtammt denn der Plan, juſt heute die Kunitzburg aufzuſuchen?“ „Von mir ſtammt er! Ganz allein von mir!“ ſagte Na⸗ dina im Tone unerſchütterlicher Ueberzeugung. „Das glauben Sie, meine Damen!“ widerlegte der Stu⸗ dent.„In Wirklichkeit gab Ihnen der Himmel dieſe Idee ein.“ „Nein, nicht der Himmel, ſondern der traurige Gemüts⸗ zuſtand, die gedrückte Stimmung meiner jungen Freundin. Um ihr eine angenehme Zerſtreuung zu verſchaffen, machte ich den Vorſchlag zu dieſem Ausfluge.“ (Fortſetzung folgt) . Auf je 3 Eimer Wasser I Paket Persil nehmen, Persil kalt auflösen, Wasche nur einmal kurz kochen lassen! Das ist die ganze Waschweisheit N — Einfacher geht's wirklich nicht. Originalpackung. — J N * 7 2 N N K * u c 2 d Nb A 2 1 n b n e 2 Samstag, den 6. Juli 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Abend ⸗Aisgabe) 18. Seite. Nr. 807 Der EIIRSUAf Ver Pellet Des robe SS ee ISH VSI zeigt eine gewaltige Auswahl Makall-Betten, Holz-Betten, Kinder-Betten, Matratzen, Fedor, Daunen, Deckbetten, Kissen, Inlets, Steppdecken, Koſtern, Daunen-Decken, Welglack-Mäöbel. Nur das beste deulsche Fabrikef!— Sehen Sie bite alles ohne Kaufzwang an! led fahrb aid! . m. Messingverzierg. mit N mit Fussbrett und Messingverzlerung Fussbrett mit Messingbügeln und Fussbreit 0 9 M fe 8 e 5962 mit Fussbrett ung Messingverzier ung DAK. 5.— Mannheim 0 7, 10, eldelberperstrade Eigene moderne Fabrik für Steppdecken, Daunendecken, Matratzen, Chaiselongues und Chaiselongue- Betten National-Theater Mannheim. Sonntag, den 7. Juli 1929 prüfungsaufführung der Opernschule angegliedert an die städt. subv. Hochschule für Musik in Mannheim in Verbindung mit dem Nationaltheater(Direktion M. Welker) Leitung des dramatischen Unterrichts: Dr. Rich. Hein. Assistent: Ernst Rudolf Mayer Anfang 11 Uhr Ende 13 Uhr SZene n aus: Der Rosenkavalier v. Rich. Strauß Musikal. Ltg.: Dr. Engelhorn Herr von Faninal R. Rühmekorb Sophie, seine Tochter Elsbeth Mang Oktavian, ein junger Herr aus großem Haus Wiltrud Rohr Jungfer Marianne Leitmetzerin Hel. Siedle Haushof meister b. Faninal Reinhard Dörr Der Wildschütz V, Albert Lortzing Musikal, Ltg.: Hans“Leger Baron Freimann Fr. Freiburger Baronin Freimann Liesel Geier Nanette, ihr Kammermädchen Ther. JöBlin Baculus, Schulmeister Eugen Rau Gretchen, seine Braut Toni Koch Figaros Hochzeit d. Mozart Musikal. Ltg.: Dr. Engelhorn Graf R. Rühmekorb Gräfin Wiltrud Rohr Figaro Eugen Rau Susanne Elsbeth Mang Oherubin Helen Siedle Marcellin Gretel Noll —— Pau8S e Orpheus und Hurydike von Gluck Musikal. Ltg.: Hans Leger Orpheus Joh. Steinarson Hurydike Liesel Geier Amor Toni Koch Der Waffenschmied von Albert Lort zing Musikalische Leitung: Hans Leger Stadinger Theod.Gaulrapp Marie Helen Siedle Graf von Liebenau R. Rühmekorb Georg Reinhard Dörr Adelhof Eugen Rau Irmentraut retel Noll Brenner rn. Freiburger Sonntag, den 7. Tull 1929 Vorstellung Nr. 383, Miete F Nr. 40 Die Zauberflöte Große Oper in zwei Aufzügen von Emanuel Schikaneder Musik von Mozart Inszenierung: Dr. Richard Hein Musikalische Leitung: Erich Orthmann Chdre: Werner Göhling Bühnenbilder: Dr. Eduard Löffler Technische Einrichtung: Walther Unruh Anfang 19 Uhr Ende 22.13 Uhr PefrS On en: Sarastro Wilhelm Fenten Tamino Valentin Haller Ppreene F 101 Vries trster) 5(Tranz Kugler Zweiter) Priester(Hugo Voisin Marie Ther. Heindl Die Königin der Nacht Mg. Teschemacher Pamina, ihre Tochter Erste Gertr.Bindernagel See Dame Gercegele Kroo Dritte Erna Schlüter Papageno Christian Könker Papagena Marianne Keiler Monostatos Fritz Bartling Erster Gussa Heiken Zweiter Knabe 1 Fels Dritter ErnaRiehl-Sailer Erster a(Theo Herrmann Zweiter 3 Seharnischter(Karl Mang 5 e eee Tags a Die Frau nach der Man sieh sehnt mit Fritz Kortner, Mariene Dietrich 5 5 5 5 5 eme Ehemänner ein Lustspiel in 7 Akten 7 5 mit Clalre Rommer Montag, den 8. Juli, abends 8 Uhr, Im Saale der Firma Scharf& Hauk, C 4, 4 Vortrags- Abend der Klavier- und Celloklassen von pfeil Köfsceher Sehens Staatlich auerkannte Klavierpädagogin Walker Kötscher, Konzertmelster. (9752 Beaieliung hochwertige Mia Rader werden„Dire dur: 280 Mifa- abril: und sind bei höchster Gi Mifa-Räcker mil Polack-. Kann bei einem Radſtauf nur auf das in jeder Verllauſstellen geliafert 77 Neifen von M. 64, Mifa- Rad fallen. k 4 b Fabrik- iat billig und 1 5 MIFRA-FARRIRK- EN Albert Joachim] E 3, 18 und F 2 Verlangen Sie kostenlos unse- ren technisch sehr lehrreichen Hatalog! Bequeme fatenzahlung! KAI FSTETTLE eg Mannhelm 11 1 7 Allce Becker Dr. rer. pol. AOS BeH Verlobte Marmheim Hamburg Goelhesfr. 8 7. Jul 1929 858 * 95 85 Montserraf Messer Paul Pfeiffer Verlobfe Elch. ⸗Wagnersfr. 22 Feudenh. Schützensfr. 9 N ich habe michi als Rechtsanwalt in Heidelberg niedergelassen. Dr. E. Emanuel RNechtsanwelt Kanzlei: Hauptstraße 124. Die Unterzeichneten üben die Redlitsanwaltspraxis gemeinschaftlich aus. Kanzlei: Hauptstraße 124 Ecke Universitätspſatz, im Hause Edm. v. König Telephon: 270 und 3363 Friedrich Spitz Dr. E. Wellbrock Dr. E. Emanuel Rechtsanwälte HEIDELBERG 7708 4 2 20 1 75 8 5 8 Georg Helbig Hermine Helbig geb. Zimmermenn Vermählfe NMemnheim Juli 1029 Nach seiner Zulassung zum Land- gericht Mannheim übt Rechisanwalt Dr. Herbert Strauß mit uns gemeinsam die Anwalts- praxis aus. 7780 MANNHEIM(B 2, 10), den 1. Juli 1929 Du. Max Hachenburg, Dr. Sigmund Strauß Du. Ffſtz Bing, Dr. Hans Hachenburg Rechtsanwälte Egellsir. 8 IV. 0 Unsere Praxis befindet sich fefzi 5 Von der Reise zurück Faätrat N. Ff Aaumang Wredestaße 7. tünchen und tapezieren ZINMER inkl. 15 Rollen Tapete von Mk. 27.— an. Sämtliche Tüncher⸗ und Tapezierarbeiten prompt u. billigſt.* 127 Tel. 25766 Sg. 105T G64, 4 Gelegennelistauf! 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