2 45 Samskag, 3. Auguſt 1929 6 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Beieytl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. aupt⸗Nebenſtelle R 9ſ½1 Baſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofſtr.6, Be ene 19/20 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Beilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben Wilkag⸗Ausgab⸗ Mannheimer General Anzeiger Nr. 354— 140. Jahrgang Anzeigenpreife nach Tarif, bei Vorauszahlung je ein Kolonelzeile jk Allgem. Aitzeigen 0,40 0. Nellamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet. Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. 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Man wird dieſen Paſſus vor allem auch auf die Frage des ſogenannten Verſöhnungskomites zu beziehen haben. In der Ausſprache, die an ſich weſentlich Neues nicht ergab, trat klar zutage, daß die Reichsregierung zu keinerlei Zu⸗ geſtändniſſen nach dieſer Richtung bereit ſei. Es kann keine Rede davon ſein, daß einer Kontrolle nach Frankreichs Wün⸗ ſchen von der deutſchen Delegation zugeſtimmt werden wird. Im übrigen geht die Stimmung im Kabinett dahin, daß man ſich im Haag auf einen langen undharten Kampf wird gefaßt machen müſſen. Wie jetzt endgültig feſtſteht, wird ein 8 1 Preußens und Bayerns die Delegation nicht be⸗ gleiten. Das amtliche Kommunigué Ueber die Kabinettsſitzung, wird das amtliche Kommuniqus ausgegeben: Das Reichskabinett trat heute unter dem Vorſitz des Reichsminiſters Dr. Streſemann zu einer Sitzung zu⸗ ſammen. Eingangs gedachte der Vorſitzende in herzlicher Weiſe des erkrankten Herrn Reichskanzlers und ſprach im Namen fämtlicher anweſenden Reichsminiſter die zuver⸗ ſichtliche Hoffnung aus, daß der Herr Reichskanzler ſich von feiner ſchweren Erkrankung völlig erholen möchte und in nicht zu ferner Zeit die Leitung der Reichsgeſchäfte wieder per⸗ ſönlich in die Hand nehmen könne. Bis dahin werden, wie üblich, die Dienſtgeſchäfte für den Reichskanzler durch den dienſtälteſten Reichsminiſter, Reichsminiſter des Auswätigen Dr. Streſemann, geführt werden. Für die Dauer der Abweſenheit des Reichsminiſters Dr. Streſemann von Ber⸗ lin, als Führer der deutſchen Delegation im Haag und in Genf, wird die Leitung der Geſchäfte der Reichsregierung in Berlin in den Händen des nächſt dienſtälteſten Reichsmini⸗ ſters, des Reichswehrmintſters Groener liegen. Die deulſche Delegation Auf der bevorſtehenden Konferenz im Haag werden der Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Streſemann, der Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius, der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete Di. Wirth und der Reichsminiſter der Finanzen Dr. Hilferding die deutſche Regierung als bevollmächtigte Delegierte vertreten. Der Delegation gehören außerdem an der Staatsſekretär des Auswärtigen Amts Dr. von Schubert, der Staats⸗ ſekretär in der Reichskanzlei Dr. Pünder, die deutſchen Mitglieder des Pariſer Sachverſtändigenausſchuſſes, Reichs⸗ bankpräſident Dr. Schacht, Dr. Melchior und Geheimrat Kaſt l, ſoweit es ſeine berufliche Juanſpruchnahme zuläßt; ferner von der Reichskanzlei Miniſterialrat Vogels, vom Auswärtigen Amt die Miniſterialdirektoren Dr. Gaus und Ritter, die Vortragenden Legationsräte von Fried⸗ berg und Redlhammer, vom Reichsfinanzminiſterium die Miniſterialdirektoren Dorn, Ruppel und Miniſterial⸗ rat Berger, vom Reichswirtſchaftsminiſtertum Miniſterial⸗ direktor Schäffer und die Miniſterialräte Claußen und Ronde, vom Reichs miniſterium für die beſetzten Ge⸗ biete Miniſterialdirektoer Miller und Miniſterialrat Mayer, vom Reichsverkehrsminiſterium Miniſterialdirektor Vogel. Die Preſſeabteilung der Reichsregierung wird durch Miniſterialdirektor Dr. Zechlin verteten ſein. Morgen erfolgt die Abreiſe Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Bürv.) Die deutſche Delegation, die am Sonntag abend die Fahrt mach dem Haag antreten wird, hofft, bereits am Montag die erſte Vorfühlung mit den übrigen Delegationen nehmen zu können. Man bedauert es in Berlin ſehr lebhaft, daß eine ſo markante Perſönlichkeit wie der engliſche Miniſterpräſident Macdonald der Konferenz fern bleibt, ein Entſchluß, der ja wohl auf die Verſtimmung über die Ablehnung Londons als Konferenzort zurückzuführen iſt, zum mindeſten dadurch ſehr ſtark beeinflußt ſein dürfte. Allein ſchon die Verteilung des Arbeitsſtoffes und insbeſondere die Feſtſetzung der Tages⸗ ordnung im einzelnen wird, wie man hier annimmt, bei der außerordentlichen Kompliziertheit und Vielſeitigkeit der folgende Materie längere Zeit in Anſpruch nehmen, wie ja überhaupt damit gerechnet werden muß, daß die urſprünglich vorgeſehene Friſt von drei Wochen kaum wird eingehalten werden können. In Berlin wird man es natürlich ſehr unliebſam empfinden, wenn die Konferenz ſich über die Genfer Tagung hinausdehnt. Jedenfalls iſt anzunehmen, daß die Ver hand⸗ kungen erſt allmählich in Fluß kommen, zumal die Organi⸗ ſationskomitees, die ſich mit der Neuregelung der Reichsbahn, der Reichsbank und der internationalen Bank befaſſen ſollen, ihre Tätigkeit noch nicht aufgenommen haben. Möglich, wahrſcheinlich ſogar, daß es unter den Intereſſenten des Poungplanes noch zu einem Streit über die Quotenver⸗ teilung kommen wird, der Deutſchland ja direkt nichts an⸗ ginge. Der Schwerpunkt liegt natürlich bei den diploma⸗ tiſchen Fragen, die aller Vorausſicht nach ſehr lange und ſehr lebhafte Diskuſſionen hervorrufen werden. Man wird darauf zu beſtehen haben, daß dieſer politiſche Kampf ſich unter den ſechs Großmächten allein abſpielt und nicht auch die durch finanzielle Anſprüche an dem Poungplan beteiligten kleineren Mächte ſich an dieſem Teil der Konferenz beteiligen. Sehr erſchwert werden die Beratungen inſofern, als für Herrn Brian d i die Frage des ſogenannten Verſöhnungskomitees allmählich zu einer Preſtigefrage geworden iſt, obwohl über die Zweckmäßigkeit einer ſolchen Einrichtung doch auch in Frankreich keineswegs eine volle Einmütigkeit beſteht. Einer Auseinanderſetzung über dieſe Fragen werden wir uns mit Rückſicht auf die im September vorigen Jahres in Genf ge⸗ . troffenen Abreden nicht entziehen können. Es kann aber nicht oft genug wiederholt werden: Daß im Kabinett vollkommene Einmütigkeit darüber beſteht, daß die Einrichtung einer ſolchen Kommiſſion über die Zeit von 1935 hinaus von deutſcher Seite unter keinen Umſtänden gutgeheißen wer⸗ den wird. Wie die einzelnen Staaten ſich zu der Frage ſtellen werden, wird ſich natürlich erſt aus dem Verlauf der Verhandlungen ergeben. Als eines der ſchwierigſten Probleme ſieht man in den der Regierung naheſtehenden Kreiſen ö Der Zeppelinflug über den Ozean Nach einem Funkſpruch von den Azoren hat das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ am Freitag abend 7 Uhr die Inſel⸗ gruppe überflogen. Das Wetter hat ſich gebeſſert, ſo daß das Luftſchiff mit 105 Km. Stundengeſchwindigkeit fliegt. Die Vorbereitungen für den Weltflug des„Graf Zeppelin“ ſind ſoweit abgeſchloſſen, daß ſich ein ungefähres Bild gewinnen läßt. Die vorgeſehenen vier Etappen find fol⸗ gende: Friedrichshafen— Tokio, Tokio— Los Angeles, Los Angeles— Lakehurſt, Lakehurſt— Friedrichshafen. Das japa⸗ niſche Marinebepartement hat jede Unterſtützung des Fluges angeboten. Bei der Friedrichshafener Funkſtation der Zeppelinwerft lag auch bis geſtern abend noch keine direkte Standortmeldung von Bord des„Graf Zeppelin“ vor. Die Werft richtete daher geſtern an das Luftſchiff folgenden Funkſpruch: „Sind ſtündlich 15 Minuten auf Empfang. Warum kein Anruf? Luftſchiffbau“. Auch auf dieſe Anfrage iſt bisher keine Antwort eingegan⸗ gen. Das Fehlen direkter Nachrichten von Bord iſt umſo un⸗ verſtändlicher, als Dr. Eckener zugeſagt hatte, während der diesmaligen Fahrt nicht mit Standortmeldungen zu kargen. 2 Waſhington, 3. Auguſt.[United Preß.) Die amerikaniſche drahtloſe Marineſtation Arlington bei Waſhington empfing vom„Graf Zeppelin“ die erſte direkte Meldung, in der dieſer der Marineſtativn anzeigt, daß er von jetzt an alle 8 Stunden und ſpäter alle 4 Stunden ſeinen genauen Standort angeben werde. die Saarfrage an. Die deutſche Delegation wird jedenfalls alle An⸗ ſtrengungen machen, um ſchon heute eine endgültige Bereini⸗ gung zu erreichen. Ob ihr das gelingen wird, muß freilich abgewartet werden. Es geht nicht gut, daß der Plan der Ver einigten Staaten von Europas als ſicherlich er ſtrebenswertes Ziel in die Welt hinauspoſaunt wird, wenn man ſich gleichzeitig weigert, einem Zuſtand ein Ende zu machen, der auf das Schwerſte gegen eine ſolche Idee ver ſtößt. 5 1 Iſt eine breite deutſche Reparationsfront möglich? Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie erinnerlich, gab es einmal eine„Zentralarbeits⸗ gemeinſchaft“, zu der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſich zuſammengefunden hatten, um in beide Teile intereſſierenden großen Fragen und Problemen einen Ausgleich anzuſtreben. Leider iſt dieſe Inſtitution unter der Ungunſt der innen⸗ politiſchen Zeitläufte ſanft und faſt unbemerkt eingeſchlum⸗ mert. In der„D. A..“ wird nun angeregt, ſte in irgend einer Form wieder aufleben zu laſſen und zwar vor allem und zu⸗ nächſt, um Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Frage der Reparationen an einen Tiſch zu bringen. Sehr mit Recht wurde auf den Zwieſpalt hingewieſen, der in der Haltung der Gewerkſchaftsparlamentarier dem Poung⸗ plan gegenüber zutage tritt.„Als Gewerkſchaftsführer polemiſtert man gegen den neuen Reparationsplan und als Parteipolttiker ſtimmt man ihm z u. Das iſt un⸗ ehrlich und damit kommen wir nicht weiter.“ Hier alſo ſei die Möglichkeit einer Verſtändigung an⸗ zubahnen. Es müßte erreicht werden, ein„innerpolitiſches Reparationsabkommen“ zwiſchen Arbeitgebern und Arbeit⸗ nehmern zu ſchaffen. Das ſind ſicherlich ſehr beherzigenswerte Gedanken. In⸗ des muß man leider ſtarke Zweifel hegen, ob die Gewerk⸗ ſchaften für eine ſolche Entwicklung. die durchaus im allge⸗ meinen Intereſſe läge, heute oder auch nur in abſehbarer Zeit reif ſind. Der volkspartefliche Abgeordnete Hintzmann hat in einer Rede in Hamburg und zwar ganz mit Recht erklärt, daß nach Abſchluß der bevorſtehenden Haager Konferenz eine Entſcheidung über den Kurs der innerdeutſchen Politik zu fallen habe, mit anderen Worten, daß die Sozialdemo⸗ kratie zu erkennen geben müſſe, ob ſte ſich über die künftige Wirtſchafts⸗, Finanz⸗ und Steuerpolitik mit der Volkspartei zu einigen bereit ſei oder auf ihrem bisherigen intranſtgenten Standpunkt zu beharren gedenke. Der„Vorwärts“ nimmt die Drohung mit der Reichstagsauflöſung für den Fall eines Scheiterns der Verſtändigung auf die leichte Achſel und erklärt hochtrabend, die Sozialdemokratie ſei längſt„ideell und materiell“ auf einen Wahlkampf mit der von Hintzmann angedeuteten Parole vorbereitet. f In dieſem Zuſammenhang erteilt das ſozialdemokratiſche Hauptorgan auch, wie kaum anders zu erwarten war, der An⸗ regung der„D. A..“, eine neue Verſtändigung der Arbeit⸗ geber und Arbeitnehmer, vorerſt wenigſtens in der Repara⸗ tionsfrage, zu ſchaffen, eine glatte Abſage. Dabei verſteift ſich der„Vorwärts“ zu der höchſt albernen Be⸗ hauptung, daß die ſehr bedeutenden Reparationsleiſtungen die beſitzenden Schichten nicht gehindert hätten,„ein Leben in Saus und Braus“ zu führen, während ſich die Arbeitnehmer nur dank ihrer politiſchen und wirtſchaftlichen Machtſtellung ein Leben an der Grenze des Exiſtenzminimums haben ſichern können, woraus ſich erſehen läßt, daß Verſuche, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, in eine Reparationsfront zu bringen, auf vorausſichtlich noch recht lange Sicht als ausſichtslos er⸗ ſcheinen müſſen. Nervpoſität in Paris Paris, 3. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.] Aeuße⸗ rungen Muſſolinis über den Voungplan werden in Paris ſehr beifüllig aufgenommen, da die Auffaſſung des italieniſchen Miniſterpräſidenten, der Poungplan müſſe als Ganzes unverändert angenommen werden, dem Standpunkt der offiziellen Kreiſe Frankreichs entſpricht. Poincars ſelbſt hat ſeinerzeit in einer Rede ſich in ähnlichen Ausdrücken über das neue Zahlungsſtatut geäußert. Umſo unfreundlicher kom⸗ mentiert man die Haltung des engliſchen Kabinetts, dem man Revpiſionsgelüſte zuſchreibt oder ſogar den Vor⸗ wurf macht, es habe die Abſicht, den ganzen Zahlungsplan zu durchlöchern. Was die Haltung der deutſchen Delegation im Haag anbetrifft, ſo glaubt die franzöſiſche Preſſe, ſie werde ſich von der Kontroverſe über den Poungplan fernhalten, da für Deutſchland die Annahme des Poungplanes beträchtliche Vorteile bringen und vor allem die Räumung des Rhein⸗ landes in die Wege leiten wird. Aus dieſem Grunde ſähen ſie der Diskuſſion über den Poungplan nicht etwa gleichgültig zu, ſondern legen eine ziemliche Unruhe wegen der Haltung des engliſchen Schatzkanzlers an den Tag. Der„Figaro“ meint, Deutſchland bereite eine erbitterte diplomattſche Schlacht in der Frage der Rheinlandräumung vor. Das Blatt ereifert ſich über die deutſche Ablehnung eines Kontrollſyſtems über das Jahr 1935 hinaus und fordert die franzöſtſche Dele⸗ gation auf, ſich in Acht zu nehmen, die Liquidation des Krieges mit einer Preisgabe der Intereſſen Frankreichs am Rhein und im Saargebiet zu verwechſeln. Kabinettsrat in Brüſſel Unter dem Vorſitz des Miniſterpräſidenten Jaſpar fand am Freitag in Brüſſel ein Kabinettsrat ſtatt, der ſich mit der Prüfung der Fragen, die auf der Haager Konferenz behan⸗ delt werden ſollen, und mit den Anweiſungen beſchäftigte, die die belgiſchen Vertreter zu befolgen haben werden. Wahr⸗ ſcheinlich wird ſich die Konferenz in zwei Sektionen teilen, von denen die eine ſich mit dem PMoung⸗Plan und der Frage ſeiner Durchführung und die andere mit den rein po⸗ litiſchen und diplomatiſchen Fragen der Rheinlandräu⸗ mung und der Schaffung der Feſtſtellungs⸗ und Ver⸗ gleichskommiſſion befaſſen wird. Bisher iſt von den beteiligten Mächten noch kein Beſchluß darüber gefaßt worden, wer den Vorſitz auf der kommenden Konferenz führen ſoll. Der Kabinettsrat überprüfte die hauptſächlichen Beſtimmun⸗ gen des Poung⸗Plans. Die Vertreter Belgiens werden für den Noung⸗Plan als Ganzes eintreten. 5 2 Der Kabinettsrat ſtellte nochmals feſt, daß der Plan ſeine Billigung finde. Der belgiſchen Regterung komme es vor allem darauf an, zu einer endgültigen Regelung der Repa⸗ rationsfragen zu gelangen und zu der wirtſchaftlichen Stabi⸗ liſierung und der Befriedung Europas beizutragen. 1 * 1 „ e ere J33(ͤ ͤ KT 5 te. Nr. 354 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 3. August 192 Wiſſells Reformverſuch Die Ländertagung in München Mitte nächſter Woche, alſo— leider— gleichzeitig mit der Haager Reparationskonferenz findet in München eine innerpolitiſche Tagung der deutſchen Länder ſtatt, die ſich mit der brennenden Reform der Arbeitsloſenverſicherung befaſſen muß.(„Brennend“ iſt die Angelegnheit wegen der Geldfrage für die Reichskaſſe.) Es wird für unſere Oeffentlichkeit nicht leicht ſein, ihre Aufmerkſamkeit zwiſchen den beiden Kon⸗ ferenzen zu teilen, aber es muß ſein. Reichsarbeitsminiſter Wiſſell, der jetzt nach Dr. Streſemann als zweites Kabi⸗ mettsmitglied vom Urlaub nach Berlin zurückkehrt, hat die Konferenz ausnahmsweiſe einmal nach München verlegt, weil er ſich auf ſüddeutſchem Boden beſſeres Wetter für ein meues noch etwas zartes Geſetzespflänzchen erhofft. Auf Grund des Berichtes des Sachverſtändigenausſchuſſes, der vier heiße Juliwochen lang buchſtäblich im Schweiße ſeines Augeſichts arbeitete, hat nämlich das Reichsarbeitsminiſterium ſpeben⸗einen vorläufigen Entwurf aufgeſtellt, der un⸗ bedingt zunächſt mit den Ländern durchgeſprochen werden muß, ehe das Kabinett ſeinen Segen für die weitere parlamen⸗ tariſche Behandlung gibt. Was ſollen die in München ſich verſammelnden Ländervertreter? Sie ſollen ſich über die Laſten ihrer Wohlfahrtspflege äußern, die ſich natürlich er⸗ höhen, wenn die Reichsverſicherung künftig weniger Arbeits⸗ loſe als bisher über Waſſer hält. Länder und Gemeinden ſollen alſo mehr zahlen! Das iſt des Pudels Kern. Wie⸗ viel das ſein wird, will Miniſter Wiſſell erſt in München aus⸗ rechnen laſſen. Der Sachverſtändigenausſchuß hat ja nur gewiſſe Grund⸗ ſätze der Reform feſtgelegt. Er hat beſchloſſen, daß die ge⸗ wöhnliche Unterſtützung, die bisher ſchon nach einer Anwart⸗ ſchaft von 26 Wochen gewährt wurde, in Zukunft erſt nach einer Anwartſchaft von 52 Wochen in Kraft treten ſoll, und daß kürzere Beitragsfriſten von 39 und 26 Wochen nur den Anſpruch auf einen Teil der Vollrente begründen. Wie aber die ziffernmäßigen Grenzen zu ziehen ſind, wurbe nicht geſagt. Die Regierung erhielt nur den Auftrag, bei Durch⸗ führung der Grundſätze die jährliche Summe von 80 Mil⸗ ldonen Mark einzuſparen und keine Kürzung der unteren Lohnklaſſen vorzunehmen. Miniſter Wiſſell iſt an⸗ ſcheinend guten Willens, trotz des ſtarken polttiſchen Druckes von links und von den Gewerkſchaften her ſeine Geſetzesvor⸗ lage nach dieſen Reformgrundſätzen einzurichten. Aber was werden die Länder zu der aus der Verſticherung abwandernden kleinen Armee der Wohlfahrtspfleglinge ſagen? Der ſpringende Punkt der Reform der Arbeitsloſenver⸗ ſicherung iſt nun einmal das Verhältnis von Beiträgen und Leiſtungen, und dieſes Verhältnis entpuppt ſich, ſobald man näher zuſieht, als als Sonderproblem der ſog. Saiſon⸗ arbeiterſchaft. Bei dieſer Berufsgruppe erkannte man at deutlichſten die Kinderkrankheiten der ja erſt zwei Jahre alten Einrichtung. Die regelmäßig in jedem Jahre wieder⸗ kehrende Arbeitsloſigkeit innerhalb der Saiſongewerbe, in denen die Unterſtützungsempfänger das Vielfache ihrer ein⸗ gezahlten Beiträge beanſpruchten, war ein Vorgang, der zu ſchärfſter Kritik herausforderte, zu einer Kritik, die nicht zu⸗ letzt von den Kreiſen der übrigen Verſicherten, die die hohe Zeche bezahlen müſſen, ausging. Der Grundſatz der Geſamt⸗ haftung, der einer Verſickerung überhaupt erſt ihren Sinn gibt, ſchlägt eben in einen Unſinn um, wenn eine beſtimmte Ver⸗ ſtchertengruppe regelmäßig in abſehbaren kurzen Zwiſchen⸗ räumen eine Leiſtung in Empfang nehmen darf, die bis zum Fünfzehnfachen der eingezahlten Prämien be⸗ trägt. Daß es ſich die Mehrzahl der Arbeitnehmer auf die Dauer nicht gefallen laſſen wird, eine regelmäßige Mehr⸗ belaſtung zugunſten einer bevorzugten Schicht auf ſich zu mehmen, ſteht feſt. Auch innerhalb der Gewerkſchaften, wo moch heftiger Widerſtand gegen eine radikale Reform herrſcht, hat man ſich erinnert, daß es für ſie durchaus nichts Neues iſt, wenn der Erwerbsloſe, der nur wenig Beiträge geleiſtet mnd eine kurze Anwartſchaftszeit erfüllt hat, auch geringere Unterſtützungen erhält. Gerade die ſtarke Abſtufung war bei den Gewerkſchaften Syſtem. So bewegten ſich doch in der Vorkriegszeit die auf den Kopf des Gewerkſchaftsmitgliedes ge⸗ währten Unterſtützungen zwiſchen 25 Pfennig und 8 Mark. Es fragt ſich alſo nur noch: Wer beſtreitet die Fürſorge für den aus der Reichsverſicherung hinausgedrückten Teil der Saiſonarbeiter? Die Länder und Gemeinden? Darüber wird der Streit in München gehen. * 0 Der Standpunkt der chriſtlichen Gewerkſchaften Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Bürv.) Nach den ſozialdemokratiſchen freien Gewerkſchaften haben mun auch die chriſtlichen Gewerkſchaften zu den Vorſchlähen des Sachverſtändigenausſchuſſes für die Reform der Arbeitsloſenverſicherung Stellung genommen, die von der der freien Gewerkſchaften kaum abweicht. Der Vorſtand er⸗ klärt nämlich die Vorſchläge der Sachverſtändigen in der vor⸗ liegenden Form für nicht annehmbar. Die Bedenken der chriſtlichen Gewerkſchaften richten ſich in erſter Linie gegen die von den Sachverſtändigen vorgeſchlagene Regelung der Salſonarbeiterfrage. Danach ſollen bekanntlich die Saiſonarbeiter zwar in der Arbeitsloſenverſicherung verblei⸗ ben, aber einer verlängerten Wartezeit unterworfen werden und eine auf die Sätze der Kriſenfürſorge reduzierte Unter⸗ ſtützung erhalten. Der Forderung der chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften, daß der ſozialpolitiſche Ausſchuß des Reichstages ſeine Arbeiten möglichſt bald beginnen ſoll, wird man nur beiſtimmen können. Der Panzerkreuzer A macht dem Ausland Sorgen Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Panzerkreuzer A, der den Sozialdemokraten zu hef⸗ tiger Aufregung Anlaß gegeben hat, ſcheint auch in der inter⸗ nationalen Diskuſſion eine gewiſſe Rolle ſpielen zu ſollen. Die Einzelheiten ſeiner Konſtruktion, über die natürlich nicht alles in die Oeffentlichkeit dringen konnte, haben in auslän⸗ diſchen Marinefachkreiſen begreiflicherweiſe lebhaftes Intereſſe erregt. Wie der„Voſſ. Ztg.“ aus Waſhington berichtet wivb, ſoll in den Beſprechungen zwiſchen der amerikaniſchen Regierung und ihren Marineſachverſtändigen, die den Flot⸗ tenabrüſtungsverhandlungen mit England galten, der Wunſch ausgedrückt worden ſein, auch Deutſchland in die kom⸗ menden Seeabrüſtungsverhandlungen einzubeziehen und zwar mit der ausdrücklichen Begründung, daß die Konſtruktion des deutſchen Panzerkreuzers ganz neue Probleme in die Behand⸗ lung der maritimen Abriüſtung bineintrage. Nach den Vor⸗ 1 Abkommens von 1921, an die ſich ſcbeltten des Walding N 15 acht werden mußten. Der Chauffeur und ein fünfter Anto⸗ Verſchüärfung des ruſſiſch chineſiſchen Moskau, 2. Aug.(United Preß.) Die chineſiſch⸗ruſſiſchen Vorbeſprechungen haben zunächſt einen Fehlſchlag er⸗ litten. Das Außenkommiſſariat hat in einer von Karachan unterzeichneten Note den von dem mandſchurtſchen General⸗ gouverneur Tſchang Hſüeh⸗liang in ſchriftlicher Form gemachten Vorſchlag, eine Konferenz zur Beilegung der Streitigkeiten einzuberufen, verworfen. Die Sowjet⸗ regierung verlangt, daß die Chineſen vor Beginn der Ver⸗ handlungen darin einwilligen, daß ſofort ein ſowjetruſſiſcher Direktor bei der Chineſiſchen Oſtbahn ernannt werde und daß ſte ferner eine formulierte Erklärung annehmen, in der ſie zugeben, daß durch die Beſchlagnahme der Chineſiſchen Oſt⸗ bahn die zu Recht beſtehenden ruſſiſch⸗chineſtſchen Verträge verletzt worden ſeien. Zur Begründung des von Karachan unternommenen Schrittes veröffentlicht das Außenkommiſſariat Einzelheiten über den bisherigen Verlauf der Vorbeſprechungen. Danach hat am 22. Juli der Außenkommiſſar Tſei der Mukdener Regierung im Namen von Tſchang Hfüeh⸗liang dem ruſſiſchen Generalkonſul Melnikow in Charbin den Wunſch einer Verſtändigung zum Ausdruck gebracht. Am 25. Juli übermittelte der Generalkonſul den Chineſen die Antwort der Moskauer Regierung, in der ſie ſich zu einer Verſtändigung bereit erklärte, dabei aber die Bedingung ſtellte, daß die verhafteten Sowjetruſſen in der Mandſchurei frei⸗ gelaſſen würden, daß China einwilligen müſſe, daß die Sowjet⸗ regierung ſofort wieder einen Direktor und Vize⸗Direktor füt die mandſchuriſche Eiſenbahn ernenne, daß dann eine Kon⸗ ferenz zur Bereinigung aller anderen Streitfragen einberufen werde und daß ferner ſchon jetzt beide Teile formell anerken⸗ nen ſollten, daß die Lage, die burch die Beſchlagnahme der Bahn geſchaffen worden war, nicht im Einklang ſtehe mit dem Mukdener Abkommen vom Jahre 1924. Rußland verlangte, daß dieſe Bedingungen in dem offiziellen chineſiſchen Aus⸗ gleichsvorſchlag erfüllt werden ſollten, aber direkt von Tſchang Hſüeh⸗liang ausgehen müßten. Am 1. Auguſt übermittelte Außenkommiſſar Tſei von der Mandſchurei aus dem General⸗ konſul Melnikow, der ſich zu dieſer Zeit auf der ruſſiſchen Seite der Grenze befand, einen Brief von Tſchang Hſüeh⸗ liang. Dieſer ſchlug ſeinerſeits vor, daß eine Konferenz ein⸗ berüfen werde, ferner daß erklärt werden ſoll, daß die gegen⸗ wärtige Lage bei der Oſtchineſiſchen Eiſenbahn nach Anſicht beider Parteien in Widerſpruch zu den Abkommen von Muk⸗ den und Peping ſtehe, daß ſie jedoch erſt nach der Konferenz auf Grund des genannten Abkommens bereinigt werden ſolle. Ferner ſchlug Tſchang Hſüeh⸗liang vor, daß die verhafteten Chineſen in Rußland gleichzeitig mit den verhafteten Sowjet⸗ bürgern in China freigeſetzt werden ſollten. Die Sowjet⸗ regierung, die in dem Brief ein Muſterbeiſpiel der verſchlagenen chineſiſchen Diplomatie erblicken will, erklärt zu der Note Karachans, Tſchang Hſüeh⸗ liang ſei in ſeinem Briefe ſehr wichtigen Punkten der ruſſi⸗ haben, dürfen Kreuzer nicht über 10 000 Tonnen groß ſein und als ſchwerſte Beſtückung nur Geſchütze von einem Kaliber von 20,3 em führen. Der neue deutſche Panzer⸗ kreuzer iſt aber, wie uns nach den Beſtimmungen des Ver⸗ ſafller Vertrages geſtattet war, mit ſechs Geſchützen zu 28 m beſtückt und weiſt neben anderen konſtruktiven Neuerungen zudem eine beſſere Panzerung auf. Die Seegroßmächte würden den deutſchen Typ, der dem ihrigen überlegen iſt, natürlich gerne nachbauen, können aber nicht, ohne ſich nicht eines Verſtoßes gegen das Wa⸗ ſhingtoner Abkommens ſchuldig zu machen. Man verſteht, daß die an den Waſhingtoner Verhandlungen beteiligten Mächte hier eine Aenderung anſtreben möchten. Wie ſie ſich die den⸗ ken, ob ſie Deutſchland womöglich gar zu einer Abänderung veranlaſſen wollen, läßt ſich natürlich im Augenblick nicht er⸗ kennen. Immerhin wird man unter ſolchen Umſtänden einer Einladung zur Teilnahme an den Konferenzen, falls ſie wirk⸗ lich erfolgen ſollte, nur mit zweifelhaften Gefühlen entgegen⸗ ſehen. Neue polniſche Anmaßung [EJ Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Trotz der zwiſchen der deutſchen und der polniſchen Regie⸗ rung getroffenen Vereinbarung über den Aufſchub der Li⸗ quidationsmaßnahmen, die in Anlehnung an den bekannten Madrider Beſchluß des Völkerbundsrates erfolgte, fährt Po⸗ len munter fort, deutſchen Beſitz zu enteignen. Wie dem„Lokalanzeiger“ aus Warſchau berichtet wird, find neuer⸗ dings zwei große Güter in Pomerellen, die insgeſamt etwa 424 Hektar umfaſſen, liquidiert worden. Die deutſchen Be⸗ ſitzer müſſen einen Monat darauf, nachdem die Uebergabe der Liquidationsobjekte an den neuen, natürlich polniſchen Eigentümer, erfolgt iſt, den Beſitz räumen. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht die poluiſchen Provokationen gegen Deutſchland um ein neues Glied vermehrt würden. Für die Zeit vom 5. bis 10. Auguſt werden zwei italieniſche Kriegsſchiffe den Hafen von Gdingen anlaufen. Wie der„D. A..“ aus Zop⸗ pot berichtet wird, iſt nun auf Veranlaſſung Polens der ita⸗ lieniſchen Kriegsſchiffbeſatzung das Ueberſchreiten der Danzig⸗ polniſchen Grenzen verboten worden. Damit nicht genug, iſt auch noch ein beſonderes Verbot zum Beſuch der Feſtauffüh⸗ rung der Wagneroper„Die Meiſterſinger von Nürnberg“ in der bekannten ſtädtiſchen Waldoper von Zoppot ergangen und zwar gleichfalls auf unmittelbare Einwirkung offiziöſer pol⸗ niſcher Stellen hin. Offenbar wollen die Polen verhindern, daß die italie⸗ niſchen Gäſte mit der Jahrhunderte alten deutſchen Kultur und Kunſt im abgetrennten Gebiete Danzig irgendwie in Berührung kommen. f Verkehrsunfälle E Berlin, 3. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Geſtern abend fuhr ein mit fünf Perſonen beſetzter Kraft⸗ wagen auf der Chauſſee Berlin— Storkow in voller Fahrt gegen einen Baum. Der Anprall war ſo heftig, daß der Wa⸗ gen in Trümmer ging. Von den Inſaſſen wurde der eine, ein Bankbeamter, auf der Stelle getötet, während zwei weitere ſchwer verletzt und bewußtlos ins Krankenhaus ge⸗ ſchen Forderung, nämlich der unverzüglichen Ernennung der beiden ruſſiſchen Bahndirektoren ſowie der Anerkenntnis ausgewichen, daß die Beſitzergreifung der Bahn geſetzwidrig geweſen ſei. Japan gegen eine Vermittlung Wie Reuter aus Tok io erfährt, gedenkt die Regierung vorläufig nicht, zu dem Vorſchlage Stimſons Stellung zu nehmen, wonach ein Ausſchuß von Vertre⸗ tern von ſechs Mächten China und der Sowjetunion ſeine guten Dienſte zur Schlichtung des Konflikts zwiſchen den beiden Ländern anbieten ſolle. Wie verlautet, iſt Japan der Auffaſſung, daß irgend eine internationale Vermittlung im gegenwärtigen Stadium überflüſſig ſei. Es iſt kaum daran zu zweifeln, daß Japan in Anbetracht ſeiner ſehr bedeutenden Intereſſen in der Mandſchurei wenig geneigt iſt, an einer internationalen Kommiſſion teilzunehmen, die ſich mit der Mandſchurei zu befaſſen haben würde. Alles nur Bluff? § London, 3. Aug.(Von unſerem Londoner Vertreter.) In London glaubt man den Abbruch der ruſſiſch⸗chineſiſchen Beſprechungen nicht tragiſch nehmen zu ſollen. Die„Time 80 weiſt daraufhin, daß in den Verhandlungen der beiden Regie⸗ rungen ein beträchtliches Quantum Bluff zu Tage tritt, der aber ebenſo wie die ruſſiſchen Maſſendemonſtrationen und Flugblätter durchaus zu der üblichen Maſchinerie der Diplo⸗ matie dieſer Länder gehöre. Weder die ruſſiſche noch die chineſiſche Regierung könne es ſich leiſten, einen Krieg zu führen. Beide wünſchten eine friedliche Regelung, doch legten beide Regierungen Wert darauf, ihrem eigenen Volke gegen⸗ über den Schein der Unnachgtiebigkett zu bewahren. In ſchroffen Kontraſt zu der obigen Meldung, die von ver⸗ ſchiedenen Seiten beſtätigt wird, ſteht eine Nachricht des „Daily Telegraph“ aus Peking, nach der die chineſiſch⸗ruſſi⸗ ſchen Verandlungen doch noch zu einem Abkommen geführt haben. Wir geben dieſe Meldung unter Vorbehalt wieder. Sie iſt möglicherweiſe als chineſiſcher Verſuchsballon zu betrachten. Es heißt darin, die Unterhändler ſeien über⸗ eingekommen, unverzüglich den Verkehr auf der kransſibiri⸗ ſchen und der oſtchineſiſchen Eiſenbahn wieder aufzunehmen. Als Grundlage für die politiſche Regelung, die der diplomati⸗ ſchen Konferenz überlaſſen werden ſoll, werden folgende Punkte bezeichnet: 1. Sofortige Einſtellung aller militäriſchen Aktivität; 2. Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen, deren Ein⸗ zelheiten der Konferenz. überlaſſen ſein würden. 3. Reviſion der Verwaltung der chineſiſchen Oſtbahn nach gewiſſen Grund⸗ ſätzen, deren Einzelheiten der politiſchen Konferenz überlaſſen werden ſollen. Eine Beſtätigung für dieſe Meldung ist nicht zu erhalten. 2 8 N Todesſturz mit dem Waſſerflugzeug V Paris, 3. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.] Ein ſchwerer Fliegerunfall trug ſich geſtern bei St. Germain zu. Eine Flugverkehrsgeſellſchaft hatte ſeit einiger Zeit ſich dort am Seineufer niedergelaſſen, um mit Waſſerflugzen⸗ gen kurze Paſſagierflüge auszuführen. Ein Kauf⸗ mann aus der Provinz erhielt geſtern die Lufttaufe. Er fand Gefallen an der Fliegerei und ſtieg nach dem erſten Flug noch ein zweites und drittes Mal mit dem Piloten auf. Beim drit⸗ ten Flug nahm noch ein anderer Paſſagier, ein rumäniſcher Ingenieur, teil. Als das Flugzeug nach wenigen Minuten niedergehen wollte, rutſchte es bei der letzten Kurve ſeitlich ab und fiel aus einer Höhe von etwa 60 Meter in die Seine. Die beiden Paſſagiere wurden aus dem Flugzeug geſchleudert. Der Rumäne war auf der Stelle tot und verſank. Der andere Paſſagier konnte ſich mit ſchweren Verletzungen an den Trüm⸗ mern des Apparates feſtklammern und von den Inſaſſen eines zu Hilfe eilenden Bootes gerettet werden. Kaum war er in Sicherheit, als er in ein gellendes Lachen ausbrach. Seine Retter mußten ſich überzeugen, daß der Un⸗ glückliche durch die Aufregung des Unglücks wahnſinnig geworden war. Der Pilot hatte ſich bei dem Sturz des Appa⸗ rates nicht freimachen können und ertrank. Seine Leiche konnte einige Stunden ſpäter geborgen werden. Mob ſtürmt den Gerichtssaal Das alte Kriminalgericht in Berlin war am Freitag nach⸗ mittag der Schauplatz ſo ſtürmiſcher Auftritte, wie man ſie dort bisher kaum hatte. Vor dem Erweiterten Schöffengericht Berlin⸗Mitte ſtand nach der Mittagspauſe eine Verhandlung an gegen die Güter⸗ räuber bande Schulz und Genoſſen. Als der dienſttuende Juſtizwachtmeiſter die Tür zum Zuhöreraum öffnete, wurde er zur Seite geſtoßen und eine nahezu hundertköpfige Men⸗ ſchenmenge, unter der ſich zum überwiegenden Teile der recht verwegen ausſehende Anhang der Angeklagten befand, ſtürmte den Saal. Ein zweiter Juſtizwachtmeiſter wurde ebenfalls zurückgedrängt und beiſeite geſtoßen. Die Maſſen machten ſogar Anſtalt, in den Sitzungsſaal einzudringen. Auf die Alarmſignale hin ſtürzten von allen Seiten Juſtizwachtmeiſter herbei. Es entſpann ſich ein erbitterter Kampf mit der Menge, unter der auch einige junge Burſchen Revolver ein den Händen gehabt haben ſollen. Schließlich gelang es den Beamten, denen noch zwei anweſende Reichs⸗ wehrſoldaten zur Hilfe kamen, unter Benutzung ihrer Gummiknüppel die tobende Menge aus dem Gerichts⸗ ſaal und von der Treppe zu drängen. Nachdem Beruhigung eingetreten war, konnte das Gericht in die Verhandlung ein⸗ treten. Dieſe nahm dann einen ruhigen Verlauf. Benzintank⸗Exploſton— 22 Verletzte — Newyork, 3. Aug. Auf einer Straße in Trenton(New⸗ Jerſey) geriet ein Laſtauto ins Schleudern und ſtürzte um. Dabei explodierte der Benzintank. Durch das bren⸗ nende Benzin wurden 22 um den verunglückten Wagen herum⸗ ſtehende Perſonen, zumeiſt Kinder, verletzt. Juwelendiebſtahl im Schuellzug — Prag, 3. Aug. Im Schnellzug Prag Pilſen wurde 4 0 ſe kamen mit leichten Schuittwunden davon. einer Reiſenden in einem Abteil 1. Klaſſe eine Reiſetaſche mit Juwelen im Werte von 350—400 000 Kronen geſtohlen. onflitt 5 5 —4 4 . 7 datzu bereit erklärt. f 5 eine erſchreckende, jähe Glut, an der ſich insgemein Anarchi⸗ merte es in Pederſens Herz, unberührt von ſeiner Unruhe. geweckten, ſehnſüchtigen Samstag, den 3. Auguſt 1929 Es hat allgemein großes Befremden erregt, daß das Ver⸗ ſchwinden des Landgerichtsdirektors Bombe lange Zeit nicht bemerkt worden iſt. Aus dieſem Grunde wurden der Polizei ſchwere Vorwürfe gemacht. Dies zu Unrecht. Denn infolge des Zuſammentreffens einer Reihe unglücklicher Zufälle konnte niemand das Verſchwinden des Landgerichtsdirektors bemerken. Als er im Haus Fontane Quartier genommen hatte, nahm man allgemein an, daß er nur übernachten wolle, zumal kein Gaſtzimmer mehr frei war und man ihm das Zimmer eines Angeſtellten proviſoriſch für eine Nacht zur Verfügung ſtellte. Landgerichtsdirektor Bombe hatte wohl auch kaum die Abſicht, länger zu bleiben, denn am Abend hatte er ſich noch nicht in die Fremdenliſte eingetragen und war gleich am frühen Morgen zu einem Spaziergang aufge⸗ brochen. Das Fehlen des nächtlichen Gaſtes, von dem nie⸗ mand ahnte, daß es ſich um einen hohen Vertreter des deut⸗ ſchen Richterſtandes handelte, fiel in dem Samstag⸗ und Sonn⸗ tagbetriebe garnicht auf. Erſt als man auf die Taſche, die Dandgerichtsdtrektor Bombe zurückgelaſſen hatte, aufmerkſam wurde und dadurch erſt feſtſtellte, wen man als Gaſt beher⸗ bergt hatte, wurde man unruhig. a Es iſt dann auch alles in die Wege geleitet worden, um nach Landgerichtsdirektor Bombe zu ſuchen.„Vermißt“, ſo lautete die Anzeige, die an das Berliner Polizeipräſtdium ab⸗ gegeben wurde. Hier hat man ſofort alle Hebel in Bewegung geſetzt, um nach dem Verſchwundenen zu forſchen. Das Ver⸗ ſchwinden des Landgerichtsdirektors fällt dadurch noch beſon⸗ ders auf, daß es ſich um eine hochgeſtellte richterliche Perſön⸗ lichkeit handelte. Bombe hatte vor einer Reihe von Jahren den Vorſitz einer Strafkammer im Landgericht III in Moabit übernommen und war zugleich auch Stellvertreter des Land⸗ gerichtspräſtdenten. In weiten Kreiſen wurde er dadurch be⸗ kannt, daß er den Vorſitz im Schwurgericht des Landgerichts III führte, als hier eine Reihe von Fehme⸗Prozeſſen zur Ver⸗ handlung kamen. Laundgerichtsdirektor Bombe war der letzte Richter, der allein die Führung eines Schwurgerichs hatte. Man kam zu der Ueberzeugung, diß die ſtändige Beſetzung des Schwurgerichts nicht ſehr zweckmäßig iſt. Jetzt teilen ſich drei Richter in dieſe Aufgabe. Während ſeiner Tätigkeit am Schwurgericht hat alſo der Verſchwundene einen ſehr verant⸗ wortungsvollen Poſten innegehabt. Umſo größeres Aufſehen hat ſein Verſchwinden erregt. In den Großſtädten gehören Vermißtenanzeigen nicht zu den Seltenheiten, im Gegenteil, es laufen täglich viel mehr Anzeigen ein, als man allgemein annimmt. Allerdings iſt eee Städtiſche Nachrichten Die Oberrheinfahrten im Kursbuch 5 In dem von den Reichsbahndirektionen Karlsruhe und Stuttgart herausgegebenen amtlichen Kursbuch für Südweſt⸗ deutſchland findet ſich unter Nr. 601 auf den Seiten 846—49 ein Fahrplan der in den Sommermonaten ſtattfindenden Oberrheinfahrten. Dieſer Fahrplan trägt die Ueber⸗ ſchrift„Oberrheinfahrten Mainz⸗ Karlsruhe bzw. Karlsruhe⸗ Mainz“, obwohl nicht eines der Schiffe die ganze Strecke durchfährt, vielmehr beginnen oder endigen von 13 Fahrten 9 in der Richtung rheinaufwärts und von 12 Fahrten 8 in der Richtung rheinabwärts in Mannheim⸗Ludwigshafen. Die Handelskammer hat ſich an die Reichsbahndirektion Karlsruhe gewandt mit dem Erſuchen, in Zukunft unter Berückſichtigung der Bedeutung zweier Städte wie Mannheim und Ludwigshafen und unter Berückſichtigung der befahre⸗ nen Strecken den Fahrplan Nr. 601 mit„Oberrheinfahrten Mainz⸗Mannheim⸗Ludwigshafen⸗Karlsruhe bzw. umgekehrt“ zu bezeichnen. Die Reichsbahndirektion Karlsruhe hat ſich 1 a * kirchendienſtnachricht. Verſetzt wurde Vikar Paul S 198 6 der, zuletzt beurlaubt, nach Mannheim zur Friedens⸗ kirche. ene eine abſeits gelegene Scheune gebracht. getrennt hat. N ie Wi aim zeitung elta Ansgübe) 8. Seite. Nr. 884 PPP 5 Wie nach Verſchwundenen geſucht wird dabei zu berückſichtigen, daß von den als vermißt gemel⸗ deten Perſonen ſich weit über 90 Prozent noch am ſelben Tage wieder einfinden, und daß nur durch die Ueberängſtlichkeit von Familienmitgliedern die Polizei benachrichtigt wird. In Deutſchland iſt der Prozentſatz von Perſonen, die dauernd 9 vermißt bleiben, außerordentlich gering; denn infolge der guten Organiſation der Polizei werden faſt alle verſchwunde⸗ nen Perſonen wieder ermittelt. Die Hauptvermißtenzentrale befindet ſich in Berlin. Wenn beiſpielsweiſe eine unbekannte Leiche in irgend einem Teile Deutſchlands gefunden wird, ſo erfolgt ſofort eine Anzeige an die Berliner Vermißten⸗ zentrale. Auf ſchnellſtem Wege werden Photographinen nach Berlin geſandt. Dieſe werden den Angehörigen zur Reko⸗ gnoſzierung vorgelegt. Gelingt es nicht, einen Toten zu identifizieren, ſo werden ſeine Kleidungsſtücke und anderen Sachen noch lange in Kammern aufbewahrt. In anderen Ländern iſt die Zahl der Dauerkonflikte erheblich größer als in Deutſchland. Dies gilt beſonders für London, aber noch in verſtärktem Maße für Rußland. Dort hatten ſich in den letzten Jahren ſowohl in Moskau wie in Petersburg die Meldungen über Vermißte eèrſchreckend gehäuft. Alle Verſuche nach dem Ver⸗ bleib der verſchwundenen Perfonen blieben jedoch erfolglos. Vielleicht wäre dieſes Rätſel niemals aufgeklärt worden, wenn nicht vor 17 Jahren ein Prozeß gegen Mitglieder der Tſcheka, der ehemaligen Ochrana, ſtattgefunden hätte. Dabei ſtellte es ſich heraus, daß die politiſche Polizei des Zaren eine Reihe von Perſönlichkeiten, die entweder polttiſch ver⸗ dächtig erſchienen oder ihnen politiſch unbequem waren, heim⸗ lich bei Nacht und Nebel aufgreifen ließ. Die Unglücklichen wurden nur kurze Zeit in geheimen Kerkern gefangen ge⸗ halten. Meiſt ſchon innerhalb von 24 Stunden wurden ſte in Noch in der Nacht erſchien eine geheimnisvolle Perſönlichkeit, deren Name bis heute noch nicht feſtgeſtellt werden konnte, wahrſcheinlich eines der orenden Mitglieder der Ochrana, ſah ſich die Gefange⸗ nen an und erteilte durch einen Wink den Befehl zum Tode, Die politiſch Verdächtigen wurden erdroſſelt und ihre Leichen beſeitigt. In den drei letzten Jahren vor dem Kriege ſollen auf dieſe Weiſe mehr als 500 Perſonen ermordet worden ſein. Genaue Zahlen über vermißte Perſonen gibt es nicht. Aber ſelbſt wenn eine neue Statiſtik geführt würde, könnte ſie nie ein einwandfreies Bild über die Zahl der tatſächlich ver⸗ mißten Perſonen gehen, da in vielen Fällen gar keine Anzeige erſtattet wird, teils weil der Betreffende keine Angehörigen hat, oder weil er ſich ſchon lange von 8 — 2 2 2— Gelbe Wochen Schwarze, weiße und grüne Wochen haben wir erlebt. Die ſchwarze als ſolche, die innerlich empfunden ſein will in der Paſſionszeit. Die weiße und grüne wurde um uns herum propagiert. Die Dynaſtie des weißen Leinens iſt wohl ſicht⸗ bar geworden, vornehmlich den Hausfrauen. Aehnlich hat die grüne geworben, nicht aber um Freunde für einen Augenblick — alſo nicht um eine kurzfriſtige geſchäftliche Angelegenheit—, ſondern um dauernde freundſchaftliche Verbundenheit zwiſchen Stadt und Land. Nun ſind die gelben Wochen angebrochen. Sie brauchen nicht für ſich zu werben. Ein jeder wird von ſelbſt auf ſie aufmerkſam. Draußen vor den grauen Städten wiegen ſich rauſchend die goldgelben Getreidefelder. Die gel⸗ ben Wochen ſtehen unter dem Zeichen ihrer Reife und Ernte. Hier und da ſtehen die Garben ſchon aufgeſtellt wie ein Regi⸗ ment zur Parade. Die gelben Wochen bringen Arbeit. Der Pulsſchlag des Landes ſteigert ſich bis zur höchſten Regſam⸗ keit. Das Klappern der Erntemaſchinen und Rauſchen der Senſen verkünden ihre Zeit.. Die gelben Wochen ſetzen den Sommer noch einmal als abſoluten Herrſcher ein. Er kann jetzt feſtſtellen, ob er alle Bedingungen ſeines Daſeins, ob er alle Hoffnungen der Men⸗ ſchen erfüllt hat. Nur eines ſtimmt traurig. Die wogenden Felder werden kahl, der Wind weht über ein ſtummes, be⸗ raubtes Stoppelfeld. Auch dys Laub auf den Bäumen trägt ſchon die erſten gelben Flecken, etwa wie der alternde Menſch die erſten zrauen Haare bekommt. Der Sommer altert. Seine Zeit iſt mit der Reife erfüllt. Die friſche Laune der heimgekehrten Sommergäſte wird hier und da auch etwas gelb, wo es wieder an die Arbeit gehen muß, die man gut und gerne noch etliche Wochen hätte meiden können. Auch ihre bräunliche Hautfarbe wird allmählich ins Gelbliche über⸗ gehen, wenn ſie langſam verbleicht, und mit ihr ſchwinden bie ſchönen Urlaubserinnerungen in das Reich der Vergeſſenheit. ** „ Neue Abkühlung. Das Gewitter, das ſich geſtern nachmittag über der Stadt entlud, hat die Temperatur der⸗ maßen abgekühlt, daß man ſich in einen Luftkurort verſetzt fühlen könnte, wenn die berüchtigten üblen Düfte durch Blitz und Donner endgültig vernichtet worden wären. Die Höchſt⸗ temperatur ging geſtern von 28,8 Grad Celſius am Donners⸗ tag auf 20,5 Grad Celſius zurück. Heute früh zeigte das Thermometer 12,3 gegen 15,6 Grad Celſius am geſtrigen Morgen an. Das Minimum betrug in der vergangenen Nacht 11,4 gegen 13,3 Grad Celſius in der Nacht zum Freitag. * Vorſicht beim Flüſſigmachen von Bodenwachs. Infolge Unvorſichtigkeit beim Flüſſigmachen geriet geſtern vormittag im Hauſe H 1, 1 Wachs in Brand, wodurch Holzverkleidung und Linoleum beſchädigt wurden. Das Feuer war beim Ein⸗ treffen der um.07 Uhr alarmierten Berufsfeuerwehr ſchon gelöſcht. Der Schaden iſt unbedeutend. 5 * Verhaftung. Im Verlaufe von Demonſtrattonen wur⸗ den in Baſel etwa fünfzig Perſonen verhaftet, die mit Aus⸗ nahme des kommuniſtiſchen Redakteurs Iltis aus Mann⸗ heim ſpäter wieder freigelaſſen wurden. Iltis wollte dis Grüße der deutſchen Kommuniſten überbringen. 5 * Das Feſt der ſilbernen Hochzeit begeht am morgigen Sonntag Apothekenbeſitzer Auguſt Meiß mit ſeiner Gattin geb, Pfund. g 5 * Der Dürkheimer Wurſtmarkt, das weit über die Pfalz hinaus bekannte Volks⸗ und Weinfeſt, findet in dieſem Jahrs in der Zeit vom.—10. und am 14. und 15. September im alt⸗ hergebrachten Rahmen ſtatt. 1 Veranſtaltungen * Standkonzert. Am morgigen Sonntag, vormittags 11.30 Uhr ſpielt am Friedrichsplatz die Kapelle Homann ⸗Webau unter Leitung von Kapellmeiſter O. Homann⸗Webau folgendes Programm Feſtmarſch„Strömt herbei“(Homann⸗Webau), Ouvertüre zu„Die Italienerin in Algier“(Roſſini),„Auf einem perſiſchen Markt“, In⸗ termezzo(Ketelbey),„Ein Hochzeitstag auf Troldhaugen“(E. Grieg, Ungariſche Rhapſodte Nr. 1(Fr. Lifzt).. „ Friebrichspark. Morgen Sonntag iſt das einmalige Gaſtkonzert des beſtens bekannten Opernſängers Georg Hennecka, des gefeier ten Heldenbaritoniſten des Cottbuſer Stadttheaters. Der Künſt le ein Sohn unſerer Stadt, wird dieſesmal neben Opernarien vor allem Steder und Geſänge mit Orcheſterbegleitung zum Vortrag bringen. Das Orcheſter ſtellt die Kapelle Becke r. Bei mäßigem Eintrittspreis iſt die Parkleitung durch dieſe Sonderveranſtaltung bemüht, dem Sonntagskonzert eine beſondere Note zu verleihen.(Weiteres An⸗ zeige.) 0 5 ** Erntezeit Es kündet ſchon der Wetterhahn 5 Die erſte Arbeitsſtunde an. ö Die Hausfrau muß die Mägde wecken, Die tief noch in den Federn ſtecken. Die Morgenſuppe dampf ſo früh Zur Erntezeit, wie ſonſt wohl nie. Den Dengelhammer hört man klingen, Sein arbeitsfrohes Lied ihn ſingen. Zu Felde zieht der Mäher Schwarm, Die Senſe ſchwingt der braune Arm, Fällt wahllos all die goldnen Aehren Im Segensfeld, dem reichen, hehren. Was das Getreidefeld geſchmückt, Was lang ſo manches Herz entzückt: In glühend heißen Mittagsſtunden Wird in den Garben mitgebunden. Den Lanbmnan freut der edle Preis, Der ihm geworden für den Schweiß. Es pranget bei dem Erntetanze Auch Korngold im Cyanenkranze. Hört, hört, ſchon rumpelt der Dickbauchbaß, Schon klopft der Küfer ans Pfalzweinfaß, Die Jugend entzückt das Walzerklingen, Laßt ungeſtört ſie jauchzen und ſingen! 5 f ö August 651 Heimkehr im Herbſt Hamſun⸗Skizze von Alfons Hayduk Wer kennt nicht das überſchäumende Kraftgefühl wage⸗ mutiger Jugend, die vor keinem Einſatz zurück ſcheut, ſei es des eigenen Lebens oder— was noch ſchlimmer iſt— der eigenen Seele! Der junge Mann, von dem hier die Rede iſt, gehörte zu dieſer Jugend und zog mit verbiſſenen Sippen ihre wunderliche Straße, angefüllt mit den Hoffnungen ſeiner Generation, kampfluſtig, ſich die Welt zu erobern. Pederſen hat das harte Brot der Armut von früthauf effen müſſen. Ach, er war froh, wenn er überhaupt ein Stückchen trocken Brot zum jungen hungrigen Munde fith⸗ ren konnte. Aber die Bitternts ſolcher Jugend goß ſich über ſein Leben aus, brannte heimlich im Herzen und entfachte ſten zu wärmen pflegen. Doch Pederſen gehörte nicht zu dieſen, nein; das Erbe ſeiner norwegiſchen Hetmat, das Blut ſeiner rechtſchaffenen Ahnen war viel zu geſund, viel zu lebendig, um nicht im Innerſten geſegnet zu ſein, geſegnet von dem urewigen Geſetz des Lebens, der Gottheit, oder wie wir es nennen wollen. Wie ein tiefes Geheimnis ſchlum⸗ Die Menſchen im Nordland, denen es um ihr Schick⸗ ſal ernſt iſt, haben es nicht leicht. Mit Erde, Meer und Himmel müſſen ſie kämpfen, um kargen Segen zu erringen. Pederſen wußte es. Er begann dieſes und ſenes. Wechſelte Beruf um Beruf. Zog voll Unraäſt aus einer Landſchaft in die andere. Wo du nicht biſt, da wohnt das Glück. Dies Volkswort rauſchte in ſeinen Ohren wie die geheimnisvolle Melodie des nordiſchen Meeres um die armſeligen heimat⸗ lichen Hütten bei Tag und Nacht. 5 Kein Wunder iſt es, daß der Jüngling in ſeiner auf⸗ Art jener Krankheit verfiel, die unt wird. Immer träumen Meunſchen, die mit unzufrieden ſind, von einer neuen beſſeren die Beglückung des Abenteuers, hoffen auf Aus Zeit und Leben“ enthält weitere Aber nicht hoffnungslos. den Gewinn einer neuen Erde. Und da die Sehnſucht ein Stück Seele des nordiſchen Menſchen bedeutet, ſind ihrer im Laufe der Jahrhunderte nicht wenige geweſen, die unter weit⸗ geſpanntem Segel hinüber fuhren über das große Waſſer. Amerika! Jahrelang war der junge Pederſen über die Berge, durch die Täler Norwegens gewandert, ein Landſtreicher ſeiner unklaren Hoffnungen, bald hier, bald dort arbeitend, gewiß nicht ungern, aber ohne die Befriedigung, in der wir die Harmonie des Daſeins ſuchen. Nun bedrückte den Drei⸗ undzwanzigjährigen die vermeintliche Enge der Heimat. Er wanderte aus. 5 a Newyork war die erſte Station auf dem jahrelangen Paſftonsweg der nun folgenden Enttäuſchungen. Das Far⸗ merleben lockte, Pederſen ging aufs Land— ach, überall iſt ſich die Erde, ſind ſich die Meuſchen gleich. Ja, ein junger Menſch kann dort von Glück reden, wenn er eine Sekretär⸗ ſtelle bekommt. Und Pederſen hatte ſolches Glück. Er er⸗ reichte einen letzten ſtillen Hafen in der Neuen Welt, einen beſcheidenen Ruhepunkt. Die blinde Gier nach dem Leben war erloſchen, die tolle Jagd nach dem Dollar, nach dem Frie⸗ den des Herzens zu Ende. Jagd vorbeil So klang es dem Gehetzten, den in aller Hatz an Leib und Seele Erkrankten. Kehren Sie heim! ſagte der kluge Arzt. 1 Pederſen kehrte heim Müde und zerſchlagen war er. Nein, das wäre nicht ſeine Art geweſen. Gewiß, er täuſchte ſich nicht über ſeine Lage. Sein Elend— er wollte und mußte es überwinden. Wieder begann der zähe Daſeinskampf in der Heimat. Nichts gelang. Trotz mannigfacher Mühen kein Erfolg. Ihm war, als ſei er ausgeſtoßen, als wollte ihn ſein Land, ſein Volk nicht. Er begann zu haſſen und begann damit bei ſich felbſt. Namenloſer Ekel überkam ihn. Wäre es nicht beſſer, ſolch nichtswürdiges Leben fortzuwerfen? 15 Kopf hoch, Pederſen! Immer wieder anfangen! Mit der Zähigkeit der Nordlandbauern begann er von neuem. Wieder winkte New York. Und ſei es als Fiſcher⸗ knecht auf den Neufundlandbänken, Pederſen heuerte an! Seine Lippen waren ſchmal und aufeinander gepreßt, aber Pederſen tat ſeine Pflicht, gab ſich nicht auf. Sein ruhelos reger Geiſt lag in Feſſeln, aber in dem ſchweifenden Bur⸗ feſtes Landl der Ruf der Heimat. 5 noch einmal alle Bitternis und Not. erſchloß ſich ihm eine wirklich ſchönere ſchen reifte die Mannheit zu herber Frucht. Hono, war denn eine Schande, Straßenbahnſchaffner in Chicago zu oder Erntearbeiter in Dakota? Pederſen ſchuftete und a Bald war er im Oſten, bald im Weſten, bald arbeitete den Städten, bald auf dem Lande. Einerlei. Wenn ſich n der Arbeit ein Segen abringen ließ! Dann würde Peder ſchon Ruhe und Erfüllung ſeiner geheimen Sehnſucht finde Und er griff zur Feder, um all das Drängende, B ruhigende zu bannen, zu geſtalten. Tagelang ſchrieb Aber die Tage waren ſeinem Feuereifer zu kurz, die der Nächte wurde hingeopfert. Eine gnadenvolle heit trieb Pederſen zum Schaffen. Er arbeitete wieder be 5 Straßenbahn, aber ſeine freie Zeit gehörte ſeiner e rbeit. f 5„ Doch wenig blieb davon. Das meiſte ward ver; wenn Entmutigung, Zweifel und Kritik einſetzten. In jenen Nächten der Qual und des Ringens ſchöpferiſchen Aufbruchs begannen ſich die aufgem Wogen dieſes raſtloſen Lebens zu beruhigen. Mi Morgenrot ſchimmerte ein ſchmaler Streiſen am Und wieder begann der alte, vergeſſene Ruf aufzukling Als der Sommer kam, ging Pederſen wieder a Ein wiſſendes Lächeln war ſein Abſchied von Mochte es locken mit blinkendem Gold und freier Wei heim auf der geringen Väterſcholle blühte ein arb lück. Dieſe Erkenntnis brachte Pederſen nach langer fahrt als Ernte heim. Er war nun ſaſt dreißig Jahr und Mannes genug ein Lebenswerk zu beginnen, an noch Kind und Kindeskind ihre Freude haben WI 5 Mit Gleichmut, mit bewunderswürdiger Kra Heimgekehrte in dieſem Herbſt— es war im Jah 1 8 Er nahn ohne Groll, ohne Anklage. In den Quale⸗ Kunſt. Er kämpfte mit dem Tode und gewann g Leben. Er wußte nichts von alledem, er arbeitete nur ra los von Stunde zu Stunde. 8 Und eines Tages erging es ihm wie dem Manne iur Märchen. Als er aufwachte, war er berühmt und reich.— 4. Seite. Nr. 354 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den g. Auguſt 1029 Tagung der bayeriſchen Lehrer Kundgebung auf der Limburg Unſerem Bericht im geſtrigen Mittagsblatt Pfalzkundgebung der bayeriſchen Zimburg tragen wir noch folgendes nach: durch den erſten Bürgermeiſter Dr. D Landtagsabg. Oberſtudienrat Burger eine des öfteren von ſtürmiſchem Beifall unterbrochene einſtündige Rede über deutſche Kultur und deutſche Freiheit am Rhein. Der Redner führte u. a. aus:„Unſere Tagung iſt ein natio⸗ nales Ereignis und es hätte nichts geſchadet, wenn ein Mün⸗ chener Vertreter der bayeriſchen Staatsregierung [hier ſetzte ſtürmiſcher Beifall ein) wenigſtens heute bet einer ſolch deutſchen Kundgebung der geſamten bayeriſchen Lehrerſchaft anweſend wäre. Zum 75. Geburtstag des Schulrates a. D. Kerſchenſteiner⸗ München haben auswärtige Regierungen Glückwünſche gebracht, aber die bayeriſche Regierung fehlte. An Dingen, an denen 18 000 bayeriſche Lehrer teilnehmen, kann doch die bayeriſche Regte⸗ rung nicht ſo vorbeigehen. Das Heil und das Unheil des Pfälzer Volkes hängt von dem Ertrag ſeines Bodens ab. Wir Pfälzer haben die Arbeit kennen gelernt als wertvolles deutſches Kulturgut, vor allen Dingen vor ſechs Jahren, wo auf einmal die Schlote in Ludwigshafen nicht mehr rauchten„ wo die Räder ſtillſtan⸗ den, weil der auf einer hohen deutſchen Kulturſtuſe ſtehende Pfälzer Arbeiter nicht wollte, daß er Sklave ſei eines fremden Kommandowillens. Als damals in den Dezembertagen 1918 die letzten deutſchen Truppen über den Rhein gezogen waren und die fremde Armee einrückte, da hat es ſich erwieſen: Man kann uns ver⸗ wehren, deutſchen Boden zu ſehen und zu betreten, aber die deutſchen Herzen und Seelen kann man nicht trennen. In aller Not wurde uns klar, die Pfalz kann nur deutſch ſein Als alle Verſammlungen verboten waren, da war das pfälziſche Schul⸗ haus, in dem es keine Horcher gab, der Hort und Hüter deutſchen Gei⸗ ſtes. Die Kräfte zum Zuſammenhalten haben aber Gefühle erzeugt, Haß wir nur ein kleiner Teil ſind einer großen gewaltigen länder⸗ umfaſſenden deutſchen Kultur. Wir Pfälzer links des Rheines ſind keine Föderaliſten im engen unitariſchen Sinn. Gewiß, wir Pfälzer lieben unſere Heimat, der wir ſtrenge Treue bewahren, aber in erſter Linie ſtehen wir treu zum Deutſchen Reich.(Stürmiſcher Beifall). Wir haben nicht gelernt, unſer Schickſal zu bauen auf Menſchheits⸗ ſöhne um uns, denn wir wiſſen, daß für die außerhalb unſerer Gren⸗ zen auch erſt das Vaterland kommt. Für uns links des Rheines kommt nicht erſt die Menſchheit, ſondern das deutſche Vater land. Ohne Entfaltung der Volksindividualität iſt es keine Kulturarbeit. über die machtvolle Lehrer auf der Nach der Begrüßung ahlem⸗Bad⸗Dürkheim hielt NN Tagungen 77. Jahreshauptverſammlung des Pfälziſchen Guſtav⸗Adolf⸗ vereins Das lebensgroße Bild des Schwedenkönigs Guſtav⸗Adolf, Ehren⸗ pforten, Tannengrün und Fahnenſchmuck grüßten am Bahnhof in Grünſtabt die vielen Feſtgäſte, die ſich am Dienstag und Mittwoch aus allen Teilen der Pfalz einfanden, um an der 77. Jahres ⸗ hauptverſammlung des pfälziſchen Hauptvereins der Guſtav⸗Adolfſtiftung teilzunehmen. Alle Straßen der Stabt hatten Feſtſchmuck angelegt; zwiſchen dem Grün ber Girlanden flatterten die Reichsſarben, weiß⸗blaue und weiß⸗grüne Fahnen luſtig um die Wette und an manchem Hauſe, beſonders an den beiden pro⸗ teſtantiſchen Kirchen, konnte man die Bildniſſe von Luther und Gu⸗ ſtav⸗Adolf ſehen. Am Nachmittag des erſten Tages begann in der Friedenskirche unter dem Vorſitz des Kirchenpräſidenten Dr. Fleiſchmann⸗ Speyer die Abgeordnetenverſammlung, die in der Hauptſache über den aufgeſtellten Vertetlungsplan der zur Verfügung ſtehenden Unter⸗ ſtützungsgelder zu beſchließen hatte. Nahezu 20 000 Mark wurden pfälziſchen Gemeinden und rund 5000 Mk. außerpfälziſchen Gemein⸗ den zugeführt. Einſtimmige Annahme fand der Kirchheimbolandener Antrag, wonach in Zukunft nur noch Diaſporagemeinden Unterſtützun⸗ gen erhalten ſollen. Bis zum Jahre 1932— dem Jahre der 300. Wie⸗ derkehr des Todestages von Guſtav⸗Adolf und dem hundertjährigen Gründungsgedenkjahr des Deutſchen Guſtav⸗Adolfvereins, ſoll eine Stiftung von 1 000 000 Mk. zur Ueberweiſung an den Zentral⸗ verein aufgebracht werden. Der Begrüßungsabend im„Luitpoldſaale“ Feſtteilnehmer. Im Namen der proteſtantiſchen Kirchengemeinde Grünſtadt begrüßte Kirchenrat Dekan Dre ſcher⸗Grünſtadt die Feſtverſammlung, während Kommerzienrat Dr. S chiffer die Gäſte im Auftrage der Stadtverwaltung willkommen hieß. Kirchenpräſident Dr. Fleiſchmann dankte den Feſtbereitern und Dr. Feſen⸗ may er⸗Wiesbaden überbrachte die herzlichen Grüße des Naſſauiſchen und Kirchenrat Renner ⸗ Karlsruhe die des Badiſchen Hauptvereins. Aufmerkſam lauſchte man den ſehr intereſſanten Ausführungen des Hauptredners, Pfarrer Dr. Kindermann aus Athen, der über den Kampf und die Nöte der dort aus rund 600 Seelen beſtehenden vereinigte über 1000 Inzwiſchen wird man es gewahr geworden ſein, daß der Deutſche nicht bereit iſt, Rache und Vergeltung zu nehmen, aber daß er bereit iſt, die Erzeugniſſe ſeiner Kultur ſofort der geſamten Menſchheit zur Verfügung zu ſtellen. Sollte ein fremder Horcher hier ſein, ſo möge er das berichten und daran denken, daß wir bald frei ſein wollen von fremdem Druck. Die Führer der chriſtlichen Kirche dürfen nicht verlangen, in welt⸗ lichen Dingen mitzureden. Sie ſollen im Reiche Gottes bleiben. Man kann der Schule nicht zumuten, die gleichen Beſtrebungen zu haben wie die Kirche. Denn wozu braucht man dann eine Kirche! Wir wol⸗ len uns zur Aufgabe der deutſchen Gegenwart und der deutſchen Zu⸗ kunft bekennen. Die Befreiungsſtunde muß bald ſchla⸗ gen, das Saargebiet muß zurückkehren, ohne daß ein Reſt einer fremden Kontrolle im freien Lande zurückbleibt. Erzählen Sie, meine Lehrer, daheim, daß Sie Schildwachen geſehen haben an der Rheinbrücke. Deutſchland hat eine ſtärkere Schildwache im Pfälzer Land im Herzen der Pfälzer Lehrer Wir Deutſche links des Rheines warten auf keinen Tag der Rache und Vergeltung. Wir haben Zukunft, Treue und Hoffnung in unſerer Seele. Ohne Hoffnung könnten wir links des Rheines nicht beſtehen. auf deutſches Fühlen und deutſches Denken und auf Zuſammenhalten und Zuſammenfaſſen. Dazu eignet ſich aber be⸗ ſonders der deutſche Lehrer. Wir kennen nur einen Ruf: Hoch die deutſche Kultur, hoch die deutſche Freiheit am Rhein!“ Wie ein Ge⸗ löbnis ſtieg hier ſpontan und aus begeiſterten Herzen das„Deutſch⸗ landlied“ von allen Lippen zum Himmel. Die Rede des Abg. Burger fand brauſenden Widerhall. Be⸗ ſonders beifällig wurden die Sätze begrüßt, in denen der Abgeordnete ſeiner Verwunderung darüber Ausdruck gab, daß die bayeriſche Regierung bei der ſchulpolitiſch und national bedeutſamen Ta⸗ gung nicht ſelbſt vertreten war, wie ſie auch als einzige bei Kerſchen⸗ ſteiners Jubiläum gefehlt habe und als er das pfälziſche Schulhaus als Vorpoſten des deutſchen Gedankens in den letzten Jahren feierte. Dann ſprach Oberlehrer Keller⸗ Kirchheim am Eck über„Leh⸗ rerſchaft und Lehrerverein“. Im Anſchluß daran wurde ſodann die bereits im geſtrigen Mittagsblatt veröffentlichte Entſchließung einſtimmig angenommen. Den Schluß der Kundgebung bildete das begeiſtert geſungene „Pfälzer Lied“. Von der Limburg gings ins Kurhaus, wo Spitzen Pfälzer Edelweine kredenzt wurden. In Sonderzügen gings dann wieder nach der Feſtſtadt Ludwigshafen zurück. Am geſtrigen Freitag wurde eine Rheinfahrt unternommen. Am heutigen Samstag wird eine Autobusfahrt durch die Pfalz gemacht, die den Ausklang der bedeutungsvollen Tagung bildet. Wir ſind angewieſen evangeliſchen Gemeinde berichtet. Geſangliche und muſikaliſche Dar⸗ bietungen gaben dem Abend ein künſtleriſches Gepräge. Am zweiten Tag führte ein impoſanter Feſtzug die Teilneh⸗ mer durch die geſchmückten Straßen Grünſtadts zum Feſtgottesdtenſt in die beiden proteſtantiſchen Kirchen. Für die Jugend war die Frie⸗ denskirche vorgeſehen, wo Stadtvikar Köhler⸗Ludwigshafen die Feſtpredigt übernommen hatte, während die Erwachſenen ſich in die Martinskirche begaben. Der Innenraum dieſer Kirche war zu klein, und ſo mußte man für einen größeren Teil im Kirchenhof einen Parallelgottesdienſt abhalten. Pfarrer Weber⸗ Hornbach hielt die Feſtpredigt und Pfarrer Finger ⸗Göllheim erſtattete den Jahres⸗ bericht. In der ſich in gleicher Kirche anſchließenden Mitgliederver⸗ ſammlung wurde als nächſter Tagungsort Annweiler feſtgelegt und beſchloſſen, die Feſtkollekte von 1930 der Gemeinde Mölſchbach bei Trippſtadt zu überweiſen. Vom 15.—20. September d. J. findet in Breslau die Hauptverſammlung des Deutſchen Zentralvereins der Guſtav⸗Adolfſtiftung ſtatt, wozu Kirchenrat Dreſcher als Vertreter des Pfälziſchen Hauptvereins entſandt wird. Nach gemeinſamen Mittagstiſch in der„Jakobsluſt“ verbrachte man den Nachmittag im gleichen Lokal mit Anſprachen und muſikali⸗ ſchen Darbietungen. Wirtſchaftliches Soziales Die Lage des Arbeitsmarktes Die Kurve der Arbeitsloſigkeit, die in Württemberg ſchon ſeit Anfang des Monats wieder im Anſtieg ſich befindet, ging hier auch in der Berichtszeit vom 18.—24. Juli leicht in die Höhe. Im Geſamtbezirk iſt dank der in Baden noch anhal⸗ tenden Beſſerung kein Anſteigen der Belaſtung des Arbeits⸗ marktes feſtzuſtellen. Die Inanſpruchnahme der Unter⸗ ſtützungseinrichtungen hat ſogar, hauptſächlich allerdings in⸗ folge Einſchränkung des Perſonenkreiſes und der Bezugs⸗ dauer der Kriſenunterſtützung, nochmals eine merkliche Ent⸗ laſtung erfahren. Der Stand der Hauptunterſtützungsempfänger am 24. Juli war folgender: In der verſtcherungsmäßigen Arbeitsloſen⸗ unterſtützung 32 653 Perſonen(22 729 Männer, 9 924 Frauen), e W Dieſe kurze Erzählung iſt nicht erfunden, ſondern eine von jenen Geſchichten, die das Leben ſchreibt und die wir kaum beachten würden, käme nicht ab und zu ein Feuerglanz in den Alltag unſeres Daſeins. In ſolch einer Stunde er⸗ innern wir uns des Arbeiters Pederſen, der unter dem Dichternamen Knut Hamſun in dieſem Herbſt ein ſiebentes Jahrzehnt vollendet, ein Dichter, der zu den Größten unter den Lebenden zählt, weil kaum einer ſo ſchlicht, ſo wahr und ſo heimattreu iſt wie er. — Univerſität Köln. Das Winter ⸗Semeſter 1929/30 beginnt am 15. Oktober. Vorleſungsbeginn: Mittwoch, den 90. Oktober. Das Vorleſungsverzeichnis kann vom Univerſt⸗ täts⸗Sekretariat bezogen werden. Eröffnung der internationalen Ausſtellung in Köln. Im Staatenhaus wurde die vom internationalen Inſtitut für geiſtige Zuſammenarbeit beim Völkerbund in Verbindung mit den Muſeen in Athen, Berlin, Brüſſel, Florenz, London und Paris veranſtaltete Ausſtellung von Nachbildun⸗ gen von Bildhauerarbeiten eröffnet. Als Vertre⸗ ter des Völkerbundes und des internationalen Muſeums⸗ amtes waren u. a. erſchienen: der Präſident des internatio⸗ malen Muſeumsamtes und Vizepräſident für geiſtige Zuſam⸗ menarbeit beim Völkerbund, Deſtree, und Direktor des in⸗ ternationalen Muſeumsamtes, Dupierreux als Vertreter des Inſtituts für geiſtige Zuſammenarbeit in Paris. Die Aus⸗ ſtellung enthält 398 ausgezeichnete Nachbildungen der beſten Skulpturen der Welt und Geſchichte. e Kurt Kroners Hindenburg im Rieſengebirge. Am 18. Auguſt wird wie die„B..⸗Z.“ mitteilt, in Mittelſchreiberhau das Hindenburg Denmal von Kurt Kroner, dem kürzlich allzu früh verſtorbenen Berliner Bildhauer, feierlich enthüllt. Auf Veranlaſſung von Profeſſor Paul Hendrich hat die Gemeinde Schreiberhau den rieſenhaften Kopf in ſchwar⸗ zem Granit ausführen und auf Granitblöcken aufrichten laſſen, ſo daß er verwitterter Naturform ähnlich ſieht. Ge⸗ rade die Hindenburg⸗Büſte zeigt das leidenſchaftliche, monu⸗ Operette im Roſengarten „Bruder Straubinger“ Grüß di Gott, Bruder Straubinger; biſt wieder mal nach Mannheim kommen, und haſt dich mit deinem ganzen Hofſtaat ſo fein herausgeputzt, daß man eine rechte Freud an dir haben kann. Ja, du alter Geſell aus der Vorkriegszeit, die noch mit den Veteranen ſcherzen konnte, wenn du ſo friſch und froh erſcheinſt, dann biſt du allemal willkommen, bei aller Großvaterromantik der Landſtraße, die zu deiner etwas aus der Mode gekommenen Dekoration gehört. Aber die Not lehrt nicht nur beten, ſondern manchmal auch hübſch kom⸗ ponieren; und ſo hat denn dein Schöpfer, der ehrwürdige Papa Eysler, dich als armer Klavierlehrer mit der Hoffnung auf den Segen des Erfolgs geſchrieben, der ſich dann auch einſtellte. Die friſch⸗fröhlichen Melodien, die gleitenden Walzerweiſen und die leicht und fein hingeſchriebenen Enſembles haben es verdient. * Werk, Wort und Geſang kommen durch das Augsburger Enſemble zu vollſtem Recht. Heinrich Jaeger hat für eine lebendige Inſzenierung geſorgt und Georg Pipping iſt ein ausgezeichneter Dirigent, der das Enſemble und das Orcheſter vortrefflich beherrſcht und für eine liebevolle Wiedergabe der melodienreichen Muſik ſorgt. Die Titelrolle gibt Edwin Engliſch mit gut deutſchem, bzw. deutſch⸗öſterreichiſchem Humor, köſtlichen Einzelheiten in Geſang und Rede und mit jener ſiegreichen Art des goldenen Herzens, die auch in der Operette wertbeſtändig geblieben iſt. Eine entzückende Oeuli mit bezauberndem Lächeln iſt Franzi Sitter. Den Grafen ſingt Oskar Mörwald mit beachtlicher Operettenſtimme. Annie Sieburg repräſentiert als Gräfin ein ganzes Schloß. Das Schmudler⸗Paar hat in Heinrich Jaeger und Thereſe Wald zwei höchſt komiſche Vertreter. Das Publikum, das ſehr zahlreich war, unterhielt ſich mentale Streben des Künſtlers, deſſen Heimat Schleſien war. ausgezeichnet und forderte zu vielen Wiederholungen auf. S b in der Krtſenunterſtützung 8 204 Perſonen(6 145 Männer, 2059 Frauen). Die Geſamtzahl der Unterſtützten flel um 1123 oder 2,9 v. H. von 41980 Perſonen(29 663 Männer, 12317 Frauen) auf 40 857 Perſonen(28 874 Männer, 11983 Frauen). Davon kamen auf Württemberg 11713 gegen 11800 am 17. Juli und auf Baden 29 144 gegen 30 180 am 17. Juli. Im Geſamt⸗ bezirk des Landesarbeitsamts Südweſtdeutſchland kamen am 24. Juni auf 1000 Einwohner 8,1 Hauptunterſtützungsempfän⸗ ger. Die Beſchäftigung im Baugewerbe war durch eine große Fluktuation gekennzeichnt. Dabei blieben aber Maurer und Zimmerer im Ueberangebot, während Gipſer faſt an allen Plätzen ſehr geſucht waren. Die Zahl der Notſtands⸗ arbeiter iſt in der Berichtswoche von 3 001 auf 2 925 geſun⸗ ken. In der Steininduſtrie wurde die Entlaſſung von 20 Steinbrucharbeitern gemeldet. Im Verkehrs gewerbe war der Bedarf der Reichsbahn an Streckenarbeitern ſehr mäßig. Die Nachfrage nach Hafenarbeitern war ent⸗ gegen der Vorwoche lebhaft. Auch geeignetes Schiffsperſonal war ſtark begehrt. Der Beginn der Getreideernte brachte regſte Nach⸗ frage nach landwirtſchaftlichen Arbeitskräften aller Art. Im Gaſt⸗ und Schankwirtsgewerbe und auch im Muſikergewerbe täti in der letzten Berichtswoche ſehr rege. Der Arbeitsmarkt der Metallinduſtrie hat keine Beſſerung erfahren. Die von einer großen Autofabrik an⸗ gekündigten Entlaſſungen haben begonnen. Betroffen wurden bisher 200 Mann, 600 ſolllen noch folgen. Auch im landwirtſchaftlichen Maſchinenbau und in der Fahrradfabrika⸗ tion werden Teilentlaſſungen gemeldet. In der Texrtil⸗ induſtrie iſt im ſüdbadiſchen Bezirk eine kleine Erleich⸗ terung der noch vor kurzem bedrohlich ſcheinenden Lage in der Baumwollinduſtrie eingetreten. In der Lederinduſtrie wurde erhebliche Einſchränkung im badiſchen Bezirk gemeldet. In der Holzinduſtrie war die Lage zum Teil unbefriedigend. Ge⸗ ſucht waren Küfer und Rahmenmacher. Im Nahrungs⸗ mittelgewerbe brachten die Vorbereitungen für die Zuckerkampagne eine kleine Entlaſtung des Arbeitsmarktes. Auch die Gemüſekonſerven⸗Induſtrie blieb auf⸗ nahmefähig. Die badiſche Zigarreninduſtrie nahm in der Berichtszeit keine Arbeitskräfte mehr auf. In der badi⸗ ſchen Zigarettenfabrikation ſind dagegen für die nächſte Zeit Entlaſſungen angekündigt. Im Bekleidungsgewerbe ſetzte ſich die ſaiſonmäßige Belaſtung in der Schneiderei und Konfektion fort. Die Schuhmacherei und Schuhinduſtrie erfuhr nur örtlich geringe Belebung. Kommunale Chronik Der neue Bochumer Schlacht⸗ und Viehhof Der neue Bochumer Schlacht⸗ und Viehhof, der größte Weſtdeutſchlands, wurde in Gegenwart der Vertreter der Behörden ſeiner Beſtimmung übergeben. Die nach den Plänen des Spezialiſten für Schlachthofbauten, Architekts Freſe(Berlin), im induſtriellen nördlichen Stadtteil errich⸗ tete Rieſenanlage iſt mit einem Koſtenaufwand von 5,8 Mil⸗ lionen Mark ausgeführt worden. Oberbürgermeiſter Dr. Ruer hob in ſeiner Eröffnungsanſprache hervor, daß infolge der zentralen Lage Bochum ein großer Umſchlagplatz für Fleiſch und Fleiſchwaren geworden iſt. Dieſem Umſtand trage die Neuanlage Rechnung, durch welche die Möglichkeit gegeben ſei, die Fleiſchverſorgung des Gebiets zwiſchen Emſcher und Ruhr ſicherzuſtellen. Die geſunde Fi⸗ nanzlage der Stadt Bochum habe dieſen Rieſenbau geſtattet. Die Arbeitsgemeinſchaft, zu der Bochum mit den Nachbar⸗ ſtädten zuſammengeſchloſſen ſei, werde ſich gerade auf ſolche Einrichtungen erſtrecken, deren Wirkungsgrad über das Bochumer Stadtgebiet hinausreiche. Hierzu zähle man in erſter Linie den neuen Schlachthof. * G Schwetzingen, 30. Juli. Aus der letzten Gemeinde⸗ ratsſitzung iſt zu berichten: Vergeben wurden: 1. die Her⸗ ſtellung der Fahrbahn der verl. Friedrich Gbertſtraße an Bau⸗ unternehmer Franz Fichtner hier; 2. die Herſtellung der Kan⸗ delrinnen der verl. Friedrich Ebertſtraße an Pfläſtermeiſter Gg. Dörich in Oftersheim; 8. folgende Lieferungen für das ſtädtiſche Gruppenhaus- an der Mannheimerſtraße: die Lie⸗ ferung der Waſchkeſſel und Kochherde in drei Loſen an die Fir⸗ men Jran Becker, Gebr. Grammelſpacher und Karl Schork hier; die Lieferung der Oefen in drei Loſen an die Firmen Jean Becker, Wilhelm Schäfer und Karl Schork hier; 4. die Anfertigung von Kleiderſtändern für den Bürgerausſchußſaal an Schreinermeiſter Eugen Ritter hier; 5. die Lieferung von Särgen in zwei Loſen an die Schreinermeiſter Otto Lutz und Mathias Metzger hier; 6. die Lieferung der für die ſtädtiſchen Anſtalten erforderlichen Brennmaterialien: a) Ruhrnußkohlen an die Fa. Eduard Kleinſchmitt, Inhaber Karl Ueltzhöffer hier, b) Union⸗Brikett an Karl Hartmann hier.— Hinſichtlich der von der Stadtgemeinde zur Vergebung gelangenden Bau⸗ leiſtungen(Bauarbeiten oder Lieferungen von Bauſtoffen oder Bauteilen, die zur Herſtellung oder Inſtandhalten eines Bau⸗ werkes dienen) iſt künftig die vom Reichs⸗Verdingungsaus⸗ ſchuß aufgeſtellte Verdingungs⸗Ordnung für Bauleiſtungen in Anwendung zu bringen.— Genehmigt wurden: 1. die Verſtei⸗ gerung des Graserträgniſſes der Gemeinde- Schul⸗ und Allmendwieſen mit einer Geſamteinnahme von insgeſamt 10 990 Mk.; 2. die Verſteigerung der Plätze zur Aufſtellung von Schau⸗ und Verkaufsbuden zur diesjährigen Kirchweihe mit einer Geſamteinnahme von 1847,50 Mk.— Die zur An⸗ ſchaffung von weiteren 100 Gasautomaten wurde genehmigt. — Gegen das Geſuch des Otto Schardt hier um Erlaubnis zum Betrieb einer Gaſtwirtſchaft in ſeinem Anweſen Karl⸗Theodor⸗ ſtraße 5 in Schwetzingen wurden Bedenken nicht erhoben. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß von Neckarbiſchofs⸗ heim genehmigte in ſeiner letzten Sitzung den Gemein de⸗ voranſchlag für 1929/30. Die Einnahmen betragen 71942 Mark, die Ausgaben 117 347 Mk., der ungedeckte Aufwand 45 405 Mk. An Umlagen werden erhoben: Grundvermögen .20 Mk., Betriebsvermögen.48 Mk., Gewerbeertrag.50 Mk. pro 100 Mk. Steuerkapital. In Ueberlingen berichtete in der letzten Gemein de⸗ ratsſitzung der Bürgermeiſter über Verhandlungen we⸗ gen Niederlaſſung eines bedeutenden In duſtrie⸗ unternehmens im Induſtrieviertel. Der Charakter der Stadt als Fremden⸗ und Kurplatz wird nicht beeinträchtigt. Der Gemeinderat ſtimmte nach langer eingehender Beratung einſtimmig dem Voranſchlag zu. Ueber Verhandlungen betreffs einer anderen Induſtrieanſtedlung wurde berichtet, desgleichen über Verhandlungen zur Erleichterung des Ab⸗ ſatzes der Obſtzüchter in Stadt und Bezirk. 5 2 1. Krankenhaus Worms eingeliefert worden. Samstag, den 3. Auguſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) E. Seite. Nr. 384 3 Anterbabiſche Fleckvieh ⸗Zuchtgenoſſenſchaſten Wichtige Beſchlüſſe des Verbandes in Mosbach J. Mosbach, 1. Aug. Am Dienstag morgen fand im Saale nordbadiſchen Züchter insgeſamt 42 000 RM. Gelbpretſe ver⸗ bes Rathauſes zu Mosbach die Ausſchußſitzung des Verbandes der Unterbadiſchen Fleckviehzuchtgenoſſenſchaften unter dem Vorſitz von Landeskommiſſär Hebting⸗Mann⸗ heim ſtatt. Als wichtigſter Punkt der Tagesordnung wurde die Erſtellung einer Viehmarkthalle nach den Plänen ber Bad. Landwirtſchaftskammer mit einem Koſtenaufwand bon 170 000 RM. genehmigt. Das Reich gewährr hierzu 30 000 Reichsmark, das badiſche Innenminiſterium 20 000 RM.; außerdem ſteht ein verbilligtes Darlehen von 50000 RM. zur Verfügung. Die Halle wird mit Gleisanſchluß in dem zentral gelegenen Mosbach erſtellt werden. Dem Verband gehören jetzt 17 Fleckviehzuchtgenoſſenſchaften mit 3100 Mit⸗ gliedern und 6200 Zuchttieren an. Auf den ſtaatlichen und genoſſenſchaftlichen Schauen wurden im Vorjahre an die be e Aus dem Lande Weinheimer Obſtmarkt * Weinheim, 1. Aug. Am heutigen Markt notierten: Bleibirnen 14,5—16, Birnen 1. Qualität 16—21, 2. Qualität 714, Aepfel 1. Qualität 1827, 2. Qualität 10—18, Fallobſt —3, Zwetſchgen 20—30, Pflaumen 1. Qualität 20—26, 2. Qualität 1720, Reineclauden 17—24, Johannisbeeren, rot, 18—20, Mirabellen 20—28, 2. Qualität 16—20, Aprikoſen 4050, Pfirſiche, Kabinett, 4858, Pfirſiſche 1. Qualität 40—48, 2. Qualität 30—40, Stangenbohnen 1. Qualität 1518, 2. Qualität 12—15, Tomaten 17,5—21,5 Pfg. das Pfund. Abfuhr ſehr ſtark, Nachfrage ſehr rege. Gewaltſamer Tod eines jungen Hirſches Karlsruhe, 2. Aug. Im Stadtgarten war die Nachzucht eines Stkahirſches gelungen. Dieſes ſehr kräftig ent⸗ wickelte Tier wurde am Mittwoch morgen tot in ſeinem Stalle aufgefunden. Die Sektion hat ergeben, daß die Schädel ⸗ knochen in ganz erheblichem Umfange zerſplittert ſind. Nach dem Urteil der Tierärzte kann dieſe Beſchädigung nicht dadurch entſtanden ſein, daß das Tier etwa gegen ein Gitter oder ſonſtigen harten Gegenſtand gelaufen iſt. Es muß viel⸗ mehr eine gewaltſamen Tötung des jungen Tieres an⸗ genommen werden. Die Leitung des Stadtgartens und die Kriminalpolizei wären dankbar für jeden Fingerzeig, der zur Ermittelung der Todesurſache des wertvollen Jungtieres die⸗ nen könnte. Die Lichtſpielgeſetzuovelle * Baden⸗Baden, 1. Aug. Der Verein der Lichtſpieltheater⸗ beſttzer hielt am 30. Jult hier ſeine Generalverſa m m⸗ lung ab. Ginſtimmig wupde folgende Entſchließung gefaßt: „Der Verein der Lichtſpieltheaterbeſitzer Badens und der Pfalz e. V. erhebt ſchärfſten Proteſt gegen die durch nichts begründeten maßloſen Verſchärfungen der Lichtſpiel⸗ geſetz⸗Novelle und erſucht den Reichsverband Deutſcher Lichtſpieltheaterbeſitzer e.., die Spitzenorganiſation der Deutſchen Fülminduſtrie und die Vereinigung Deutſcher Film⸗ fahrikanten e.., alle geeigneten Maßnahmen zur Verhin⸗ erung dieſes Geſetzentwurfs unverzüglich zu er⸗ greifen.“ * * Neckarhauſen, 2. Aug. Noch gut abgelaufen iſt ein Auto⸗Unfall, der ſich geſtern mittag auf der Landſtraße zwiſchen Neckarhauſen und Friedrichsfeld zugetragen hat. Ein junger Mann aus Friedrichsfeld fuhr infolge Steuer⸗ bruch mit ſeinem Auto gegen einen Bau m, ſchlug dabei auch ſeinen Kopf an den Baum und zog ſich eine klaffende Schnittwunde am Hals zu. Schnelles Fahren hätte ohne 9 85 ſein Jeben gekoſtet. Aerztliche Hilfe war bald zur elle. 8. Neckarelz, 1. Aug. Auf dem kurz hinter Neckarelz lie⸗ genden Bahnübergang wurde ein Auto vom Zuge wollſtändig zertrümmert. Obwohl die Schranken ſchon geſchloſſen wurden, fuhr das Auto doch auf das Gleis und ſtand nun zwiſchen den geſchloſſenen Schranken, als auch ſchon der Zug herankam. Kurz entſchloſſen warf der Be⸗ ſitzer den Chauffeur zum Auto hinaus und ſprang ſelbſt ſchnell ab. Das Auto wurde vollſtändig zertrümmert. Den Schrankenwärter trifft keine Schuld. * Walldürn, 2. Aug. Ein Schlächter aus München ſprang im hieſigen Bahnhof auf einen bereits in Fahrt be⸗ findlichen Eiſen bahn zug. Vom Schaffner zur Rede ge⸗ ſtellt, verweigerte er die Angabe ſeiner Perſonalien, worauf ihm der Schaffner eröffnete, daß er nach Beendigung der Fahrt vorgeführt würde. Der renitente Münchener ſuchte nun, wie die„Bad. Pr.“ meldet, den Schaffner während der Fahrt über die Plattform hinabzuwerfen. Nur durch das Zugreifen von Mitreiſenden konnte ein Unglück verhütet wer⸗ den. Die Gendarmerie nahm den Schlächter feſt und verbrachte ihn in das Amtsgericht nach München. * Riegel bei Freiburg, 1. Aug. Am Dienstag ſtattete ein arbeitsſcheuer vorbeſtrafter Mann Malterdingen einen Beſuch ah. Dabei gelang es ihm, in einem unbewachten Augenblick in einem Hauſe etwa 600„ zu entwenden. Er konnte in Freiburg feſtgenommen werden, jedoch hatte er kaum noch ein Drittel von der geſtohlenen Summe bei ſich. Das andere Geld hatte er für Kleider ausgegeben und mit raſch gefun⸗ denen Freunden beim Wein durchgebracht. ſten teilt. Der Verband gab für Milchleiſtungsprüfung 7000 RM. aus. Er beſitzt jetzt 5 Jungviehweiden mit rund 150 Hektar Weiden. Das Zuchtvieh wird auf den Märkten in Mosbach, Boxberg, Bretten, Sinsheim und Tauberbiſchofsheim abge⸗ ſetzt. Die Verſammlung beſchloß, die Ausſtellung der Deut⸗ ſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft, die 1932 nach Mannheim kommt, gut zu beſchicken und jetzt ſchon in den Genoſſenſchaften die Vorarbeiten züchteriſcher Art zu betret⸗ ben. Auf der Verſammlung waren die Landräte von Nord⸗ baden, Landesökonomieräte, Tierärzte und zahlreiche Vertre⸗ ter der Genoſſenſchaften anweſend. Beſchloſſen wurde außer⸗ dem die Abſchaffung des Maklerunweſens auf den Zuchtvieh⸗ märkten und die Durchführung des Klauenſchneidens beim Rindvieh. Liebesdrama * Ueberlingen, 2. Aug. In einem Wäldchen in der Nähe der Stadt wurden am Freitag vormittag die Leichen eines jungen Mannes und einer jungen Frau gefunden. Der Mann hatte zuerſt die etwas ältere Frau und dann ſich ſelbſt erſchoſſen. In einem kleinen Nottzbuch gab die Frau an, daß ſie unglücklich verheiratet war. Die angeſtellten Ermit⸗ telungen der Polizei haben ergeben, daß es ſich um eine Elſe Teichert und einen Karl Dillinger handelt. Als Heimatsort gaben die beiden Stuttgart an. * * Bruchſal, 2. Aug. Am Samstag und Sonntag begeht die Freiw. Feuerwehr die Feier ihres 75 jährigen Beſtehens. Der Zeit entſprechend wird das Feſt würdig begangen. Ueber 100 Wehren haben ihre Beteiligung zu⸗ geſagt, zum Teil in anſehnlicher Stärke, denn das hieſige Korps genießt einen guten Ruf im Landesverband. Eingelei⸗ tet wird die Feier am Samstag mit einem Zapfenſtreich und anſchließend Bankett im„Bürgerhof“, wo auch die Ehren⸗ zeichen ausgegeben werden. Am Sonntag findet nach dem Feſtgottesdtenſt die Hauptprobe der Wehr ſtatt. Nach dem Mittageſſen wird um 778 Uhr der große Feſtzug aufgeſtellt, der ſich zur Reſerve bewegt, um dort alle Feſtteil⸗ nehmer in gemütlicher Unterhaltung zu vereinigen. Am Sams⸗ tag abend wird auch das Bruchſaler Schloß wieder im Flutlicht erſtrahlen. Ein gediegenes Feſtzeichen in Bronze iſt für die Teilnehmer hergeſtellt. * Karlsruhe, 2. Auguſt. Die in verſchiedenen Tageszei⸗ tungen gebrachte Meldung von Unregelmäßigkeiten bet der Karlsruher Viehmarktbank ſind vollkommen unzutref⸗ fend. Es ſind, wie uns mitgeteilt wird, weder Unregelmäßig⸗ keiten noch Unterſchlagungen bei der Viehhandelsbank vor⸗ gekommen.— Heute mittag wurde in der Gegend des Bahn⸗ hofes ein Motorradfahrer von einem Jaſtkraftwagen überfahren und ſo ſchwer verletzt, daß der Tod ſofort eintrat.— Feſtgenommen wurden drei 17jährige Lehrlinge, die am 31. Juli aus dem Jugendſchutzheim entwichen waren. Sie hatten ſich nach Speyer begeben und dort zwei Fahr⸗ räder geſtohlen.— Reichspräſident v. Hindenburg hat bei dem ſiebenten Kinde(dem fünften Sohn) des Straßenbahn⸗ ſchaffners Jakob Keller hier die Ehrenpatenſchaft übernommen. Das Kind wurde auf den Namen Paul ge⸗ tauft. Der Reichspräſident hat Keller und ſeiner Gattin die herzlichſten Glückwünſche ausſprechen laſſen. * Durmersheim bei Raſtatt, 2. Aug. Donnerstag nach⸗ mittag ereignete ſich ein ſchwerer Unfall bei der Firma Otto Bauer, Schreinerwerkſtätte hier, dem der 14% jährige Sohn des Ignaz Koffler zum Opfer fiel. Beim Abladen von Holzbohlen ſtürzte ein Stoß Bretter um; der Schreinerlehrling Koffler wurde getroffen und erlitt einen Schädelbruch, als deſſen Folge der Tod eintrat. * Pforzheim, 2. Aug. Geſtern kam auf der Lutſenſtraße eine Stecherei vor. Dort wurden Vorübergehende durch einen rabiaten Menſchen beläſtigt, der auf die Aufforderung zur Ruhe blind auf ſie einſtach. Der 20jährige Kaufmann Kurt Fleig erhielt einen Stich in den rechten Oberſchenkel. Ein Privatwagen brachte ihn nach dem ſtädtiſchen Kranken⸗ hauſe. Die Verletzung iſt nicht lebensgefährlich. Zwei andere Perſonen erhielten Wunden an den Fingern. Eine weitere Perſon entging durch geſchicktes Ausweichen einem nach dem Leib gezielten kräftigen Stoß und damit vielleicht dem Tod. Eine Stunde nach dieſem Vorfall wurde ein in der Metzger⸗ ſtraße wohnender Heimarbeiter E. R. wegen eines Tobſuchts⸗ anfalls eingeliefert. Er hatte in ſeiner Wohnung die Ein⸗ richtung zerſtört. Ob er auch im Zuſammenhang mit der Stecherei auf der Luiſenſtraße ſteht, iſt noch nicht bekannt. * Hinterzarten, 2. Aug. Am letzten Sonntag lagerten an den Ufern des Feldſees viele Leute, als plötzlich aus der Mitte des Sees eine Schwimmerin um Hilfe rief und unter⸗ ſank. Der Wanderwart der Freiburger Turnerſchaft von 1844, Ernſt Günzel, Familienvater, der mit einer Gruppe in der Nähe lagerte, warf, als er keine Zugehörigen des fremden Fräuleins ſich regen ſah, raſch den Rock ab, ſtürzte ſich ins Waſſer, erreichte beim nochmaligen Auftauchen die Ertrinkende, wurde aber von ihr umklammert und mit in die Tiefe geriſſen. Es gelang ihm aber, mit dem Mädchen wieder hoch zu kommen. Ganz erſchöpft erreichte er mit der Bewußtloſen das Ufer, wo einige Mediziner ſich der Ohn⸗ mächtigen dann annahmen. Verwunderlich bletbt immerhin, daß von den übrigen männlichen und weiblichen Anweſenden, unter denen ſich doch ſicher Schwimmkundige befanden, ſich niemand an dem Rettungswerk beteiligt hat. Veberfall auf einen Nationalſozialiſten vor Gericht Am 10. Juli 1929 fand im Mozartſaal des Feſthauſes in Worms eine nationalſozialiſtiſche Verſammlung ſtatt, an der ſich auch verſchiedene Nationalſozialiſten aus Oſthofen beteiligten. Kurz vor Schluß der Verſammlung entfernte ſich der Kaufmann Heinrich Seemann aus Oſthofen, um zum Bahnhof zu gehen. Auf dem Wege dorthin wurde er über⸗ fallen und mit einem Meſſer mehrmals verletzt. Außerdem war er am Halſe gewürgt worden. Wegen dieſer Vorkomm⸗ Riſſe hatten ſich der Autoſchloſſer Adam Jünger aus Worms und der Arbeiter Eruſt Lenz aus Worms vor dem Bezirks⸗ ſchöffengericht Worms zu verantworten. Jünger ſoll Seemann die vier Stiche im Rücken beigebracht und Lenz ſoll ihn ge⸗ würgt haben. Seemann war damals blutüberſtrömt ins Jünger gab zu, Seemann geſtochen zu haben. Er erklärt, er habe in See⸗ mann einen Nationaliſten vermutet, der ihm früher einmal einen Stuhl auf den Arm geſchlagen habe. Lenz beſtritt, See⸗ mann gewürgt zu haben. Der Zeuge Seemann ſchilderte die Tat weſentlich anders. Er behauptete, daß er den Angeklag⸗ ten Lenz als den wiedererkenne, der ihn gepackt habe und daß er ohne jeden Grund und ſcheinbar nur, weil er einer anderen Richtung angehöre, überfallen worden ſei. Die Staatsanwaltſchaft war der Anſicht, daß ſich die beiden Ange⸗ klagten der ihnen zur Laſt gelegten Tagen ſchuldig gemacht haben und beantragte gegen den Angeklagten Jünger eine Gefängnisſtrafe von neun Monaten und gegen den Angeklag⸗ ten Lenz eine ſolche von fünf Monaten. Das Gericht fällte folgendes Urteil: Die Angeklagten werden wegen des Ver⸗ gehens der gefährlichen Körperverletzung und zwar der Ange⸗ klagte Jünger zu ſechs Monaten und der Angeklagte Lenz zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nachbargeblele Die ſchwere Laſt der Beſetzung Speyer, 3. Aug. In Speyer beträgt die augenblickliche Beſatzungsſtärke 710 Mann. In der dem bayeriſchen Staat gehörigen Pionierkaſerne würden beim Abzug der Be⸗ ſatzung 28 Wohnungen frei werden. Dem Reich gehören am Bahnhof 3 Offiziersblocks mit 30 Wohnungen, in der Linden⸗ ſtraße 3 Unterofftztersblocks mit 24 Wohnungen, das Kom⸗ mandanturgebäude in der Bahnhofſtraße mit 2 Wohnungen und das als Gendarmeriekaſerne umgebaute alte Magazin mit 11 Wohnungen. Es würden alto bei Abzug der Beſatzung 90 Wohnungen in ſtaatlichen Bauten für den Wohnungs⸗ markt frei werden, was eine ſtarke Entlaſtung bedeuten würde. Großfener bei Miltenberg * Miltenberg a.., 2. Aug. Nachdem erſt vor wenigen Tagen der Ort Röllfeld von einem Großfeuer heimgeſucht wurde, entſtand geſtern nachmittag in dem Ort Erlenbach ein ähnlich großer Brand, deſſen Entſtehungsurſache noch nicht geklärt iſt. Trotzdem ſofort ſechs Feuerwehren die Löſch⸗ arbeiten tatkräftig in Angriff nahmen, konnte doch nicht ver⸗ hindert werden, daß das Feuer raſch auf vier Wohn⸗ hänuſer und vier mit Erntevorräten gefüllte Scheunen übergriff und ſie etnäſcherte. Beim Ausbruch des Brandes waren die Ortsbewohner zum großen Teil mit Erntearbeiten auf dem Felde beſchäftigt. Der Schaden beläuft ſich auf etwa 60 000 bis 70 000 Mk. Er iſt nur zum Teil durch Verſicherung gedeckt. Exploſton einer Trockenſchleifmaſchine * Frankfurt a.., 1. Aug. Heute morgen hat ſich in der Hauptwerkſtätte der Frankfurter Straßenbahn an der König⸗ ſtraße ein tödlicher Unfall ereignet. Der 50 Jahre alte Schloſſer Ludwig Lang, der ſich bereits 28 Jahr im Dienſte der Straßenbahn befindet, war damit beſchäftigt, ein Leitungs⸗ ſtück an der Trockenſchleifmaſchine zu bearbeiten. Dabei e x⸗ plodbierte aus bisher unbekannter Urſache die Maſchine. Der Schloſſer erlitt ſchwere Verletzungen am Kopf und mußte in das Krankenhaus gebracht werden, wo er kurz nach ſeiner Einlieferung verſtar b. Die Unterſuchung über die Urſache des Unfalls iſt eingeleitet, insbeſondere auch darüber, ob etwa ein Materjalfehler an der Maſchine vorgelegen hat. Bergungsarbeiten an der„Undine“ Bingen, 3. Aug. Seit vorgeſtern iſt ein Taucher aus Mainz⸗Kaſtel damit beſchäftigt, die Schäden an dem am Sonn⸗ tag früh im Rhein bei Bingen geſunkenen Perſonendampfer „Undine“ feſtzuſtellen, ſowie die unter Waſſer liegenden Schiffsluken unb Kabinenfenſter mit Filz und Brettern, die feſt auf das Schiff aufgeſchraubt werden, abzudichten. Außer⸗ dem hat man das Hinterteil des Schiffes, in dem ſich kein Leck befindet und das noch ſchwimmfähig war, ebenfalls voll Waſſer gepumpt, um die Bruchſtelle in der Mitte des Dampfers mehr zu ſchließen. In den Nachmittagsſtunden traf die Havarie⸗ kommiſſion an Ort und Stelle ein, um die notwendigen Ent⸗ ſcheidungen über das Schickſal des Dampfers zu treffen. Da die Bruchſtelle zu groß iſt, wird nichts anderes übrig bleiben, als den Dampfer mit einem Hebekranen zu heben. Die Ber⸗ gungsarbeiten dürften noch mehrere Tage in Anſpruch nehmen. * Haßloch, 2. Aug. Reichsbahninſpektor a, D. Adolf Würth aus Böhl wollte geſtern abend die Verſammlung der Wirtſchaftspartet in der Brauerei Löwer beſuchen. Hier beftel ihn jedoch ein ſtarkes Unwohlſein. Nach kurzer Zeit erlag er einem Herzſchlag. Geſchäftliche Mitteilungen * e auf dem Nürburgring abermals auf Dunlop! Nach⸗ dem am 14. Jult ds. Is. im Großen Preis der Nationen für Spork⸗ wagen Chiron ſeinen Rekordſieg auf Dunlop⸗Neiſen erringen konnte, iſt jetzt am 28. Juli im Großen Preis von Deutſchland für Motor⸗ räder, der größten und ſchärfſten Prüfung für Maſchinen und Reifen auch dieſer Sieg auf Dunlop⸗Reifen erſtritten worden. Nicht nur ein Klaſſenſteg! Der Generalſtieger und Gewinner des Großen Preiſes, Schnellſter der internationaln Motorrab⸗Reunfahrer⸗Elite, ging auf ene Rekordzeit durchs Ziel, Zwei Klaſſenſiege in den Kategorien und 850 cem vervollſtändigen dieſen ſich ſchon im dritten Fahre wiederholenden Erfolg der Dunlop⸗Bereifung auf dem Nürburgring. S821 e Die Dentſchland, Bauſpar.⸗G. hat nunmehr auch eine Be⸗ zürksſtelle in Heidelberg, Wredeplatz 1, errichtet. In der Inflations⸗ zeit, und zwar bereits im Jahre 1922, hat die Deutſchland als erſte Deutſche Unternehmung damit begonnen, einen Bank⸗ und Sparver⸗ kehr auf Goldmarkgrundlage im Kampf gegen die Entwertung der Papiermark einzurichten und damit Lurch ihre Einrichtungen viele Vermögen erhalten können. Welches Vertrauen die Geſellſchaft beim Publikum genießt, geht daraus hervor, daß in den letzten 10 Mo⸗ naten in Höhe von 91 788 500% abgeſchloſſen worden find. Dem Aufſichtsrat gehören erſte Perſönlichkeiten des Wirtſchafts⸗ leben an. S121 —— ſtandsbeobachtungen im Mo ſſe nat Anguſt Rhein Pegel 28 3081 1. 2,8. Meckar Regel 29 80 81..2 8. Baſel.52.80 L 80 G 2d, 75 8 0 0 Mannheim.12 3,10.04.96.92282 Fchkterinlet ge 80.88.8758% Jagst 0 7 12 40 Maxau 4,444.38.82 4, 274,224.18 Mannheim.193,18 3,11.098,00 2,97 Taub 1711.96.961.89 01.88 0, C0 ſeöln.641,56.68 1,59 1,52 1,80 Waſſerwärme des Rheins 20,0“ E. re Veranſtalkungen Samstag, den 3. Auguſt Sommeroperette im Muſenſaal: Operettengaſtſplele des Augsburger Stabttheaters:„Bruder Straubinger“,.00 Uhr. Nachtvorſtellung:„Bubiköpfe“, 10.30 Uhr. 8 Lichtſpiele: Ufa⸗Thbeater:„Großfeuer“,— Schauburg: „Ein Mädel und drei Clowns“.— a pit ok:„Der weiße Harem“.— Scala:„Anaſtaſia“.— Gloria⸗Palaſt: „Waſſer hat Balken“,— Palaſt⸗ Theater:„Fatty als Reiſender.“ Sehenswürdigkeiten: Kunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr: Theaterausſtellung im Schloß: Täglich geöffnet von 10 bis 1 Uhr und 8 bis 5 Uhr und Sonntags vorm. von 11 bis nachm. 5 Uhr.— Schloßbücherei:—1,—7 Uhr.— Muſenm für Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm. von 38 1 65 Dienstag—5 Uhr; Mittwoch—5 Uhr; Freitag—7 Uhr. Planetarium: Beſichtigung 3 Uhr. 8 0 Chefredakteur; Kurt Fiſcher((m Urtaub) Verantwortlich file Politik; H. A. Meißner— Feuilleton Dr. S. Kay fer— Kommunalpolitik und Lokgles; Richard Schönfelder— Sport und Bermiſchtes: t. B. Kurt Ehmer— Handelstell: Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mitteilungen: Jakoh Faude, ſämtlich in Mannheim— Herausgeber, Drücker und Verleger: Druckereſ Dr. Hags Neue Mannheimer Zeitung G. m. b. H. Mannheim E 6, 2 6. Seite. Nr. 354 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe] Samstag, den u. Maga Der Sport am Sonntag Drei Deutſche Meiſterſchaften beherrſchen das Sportprogramm des erſten Auguſtſonntags: in Breslau kämpfen die Schwimmer um I, in Hamburg die Kanufahrer und ebenfalls in Hamburg be⸗ e Internationalen Tennis⸗Meiſterſchaften von Deutſchland. dieſe Meiſterſchaften ſtellen ſich in ihrer Bedeutung faſt eben⸗ die großen internationalen Leichtathletik⸗Veranſtaltungen in tteuburg Ulm, Duisburg, Krefeld und Wald. Die Motor⸗ hat ihr Ereignis im AD AC.⸗Bergrekord bei Freiburg. adrennen und eine Fülle von intereſſanten Freund⸗ im Fußball ſorgen dafür, daß auch die Freunde dieſer zu kurz kommen. Fußball Mi 1 Endſpiel um die e Fußball⸗Meiſterſchaft fand am 38 tag auch die Saiſon 1928⸗29 ihren Abſchluß. Aber raſtet man in dieſem Jahre nicht, kaum iſt die eine elzeit abgeſchloſſen, da beginnt auch ſchon die neue. Bereits in 14 Tagen ſollen die Meiſterſchaftsſpiele der Saiſon 1929⸗30 aufge⸗ nommen werden. Der Vorbereitung auf dieſe neue Meiſterſchafts⸗ gne gelten die zahlreichen Privatſpiele, die der erſte zuſtſonntag bringt. Der Fußballſportverein Frankfurt leitet te Feſtwochen anläßlich ſeines 30jährigen Beſtehens mit einem kel gegen den Altmeiſter 1. FC. Nürnberg ein. Am Tage elt in Frankfurt der weſtdeutſche Meiſter Schalke 04 gegen a Am Sonntag ſind die Weſtdeutſchen Gaſt des Bſs. „deſſen Fußballabteilung ihr Bjähriges Beſtehen feiert. g. Fürth ſpielt Samstag in Chemnitz und am Sonntag Rot⸗Weiß Frankfurt beſucht Kurheſſen Marburg. Spielverkehr zwiſchen den ſüddeutſchen und weſtdeutſchen Mann⸗ ften wird an dieſem Sonntag aber noch durch eine Reihe weiterer tele gepflegt: Preußen Krefeld weilt bei den Stuttgarter 4 ickers, in Koblenz ſpielt eine Stadtmannſchaft gegen FV. 04 Würzburg und Union Niederrad ſpielt auf ſeiner Rheinreiſe gegen Kölner BC.(Samstag) und Fortuna Düſſeldorf an. In Süddeutſchland gibt es dann außer den bereits genannten noch die lgenden Begegnungen: Mainz 05— Karlsruher FV. V. Saarbrücken— Offenbacher Kickers, Trier 05— Offenbacher Kickers Stuttgart Vſhgt. Mannheim,„ Stuttgart on Böckingen. Im Mittelpunkt des Dag. Ländertreffens in Mannheim ſteht der Fußballwettkampf Süddeutſchlan d geg e Weſtdeutſchlan d. Sehr gute Spieler weiſen die ian mſchaften auf, teilweiſe die gleichen Spieler wie beim Län⸗ derkampf Deutſchland⸗Holland in Ludwigshafen. Leichtathletik Die diesjährige deutſche Leichtathletik⸗Saiſon hat keineswegs über ein Zuviel an Veranſtaltungen zu klagen. Zahlreiche große Vereine haben jetzt davon abgeſehen, ihre angeſetzten Veranſtal⸗ tungen durchzuführen, da ihnen das Riſiko zu groß iſt. Ueber dieſen Zuſtand könnte die Fülle von Veranſtaltungen hinwegtäuſchen, die ſich gerade in der erſten Auguſtwoche zuſammendrängt. Dieſes Zu⸗ ſammendrängen iſt durchaus natürlich, durch die ſchnelle Aufeinander⸗ folge der großen Sportfeſte wird erheblich an Speſen für die auswär⸗ tigen Teilnehmer eingeſpart. Am Samstag und Sonntag iſt unſere geſamte erſte deutſche Klaſſe an verſchiedenen Plätzen zuſammen mit einer ſtattlichen Schaar erſtklaſſiger Ausländer tätig. Am Samstag gibt es in Duisburg das internationale Feſt des Raſenſport⸗ erbandes und in Charlottenburg den Dreiklubkampf zwi⸗ sc SC. Charlottenburg Stade Francaiſe Paris und Göta Stock⸗ 1255 Der Sonntag bringt dann internationale Meetings in Char⸗ lotten burg, Ulm, Krefeld und Wald bei Solingen. Kleine ationale Veranſtaltungen gibt es in Offenbach und Elbing. Eine Mannſchaft von Saar 05 Saarbrücken nimmt an Kämpfen in Naney teil. Weſt⸗ und Oſtoberſchleſien liefern ſich in Beuthen einen Repräſentativkampf. In Budapeſt ſteigt nach Budapeſt⸗Berlin ein neuer Städtekampf, der diesmal Budapeſt⸗Paris heißt. In Mann⸗ Heim marſchieren aber nicht nur die Ballſpieler, ſondern auch die Leichtathleten der Dink. im Stadion auf. Die letzten allge⸗ meinen Sportwerbetage dieſes Jahres in Ludwigshafen und Mann⸗ heim und anderen Städten, bei denen ſich noch die Dig.⸗Abtei⸗ lungen beteiligen, bewieſen ſchon, daß auch die Din. ſich in dieſem Sportsgwang ſehr ſtark auf aufwärtsſteigender Linie bewegt, ſodaß guter Sport erwartet werden kann. Tennis Nach den Erfolgen, die Deutſchland bei den diesjährigen Davis⸗ pokalſpielen hatte, wendet ſich den Internationalen Ten⸗ nis Meiſterſchoften von Deutſchlamd ein geſteigertes Intereſſe zu. Die Titelkämpfe beginnen am Sonntag in Hamburg und werden ſich bis zum 12. Auguſt hinziehen. Für unſere deutſche Elite, die mit Prenn, Moldenhauer, Froitzheim, Dr. Landmann, Dr. Kleinſchroth, Dr. Buß, Kuhlmann, Wetzel bei den Herren und Frau von Reznieek, Frau Friedleben, Frau Neppach, Krahwinkel, Hofmann, Roſt, Kallmeyer bei den Damen an der Spitze faſt voll⸗ zählig antritt, wird es nicht leicht ſein, dem Anſturm der Ausländer zu widerſtehen. Neun Nationen, im einzelnen Frankreich, England, Ungarn, Oeſterreich, Tſchechoſlowakei, Dänemark, Polen, Holland und Japan haben einen Teil ihrer beſten Spieler entſandt. Man braucht nur die Namen Timmer, Menzel, Ohta, Brugnon, Bouſſus, von Kehrling, Worm, Matejka zu nennen, um zu wiſfſen, wie ſtark die ausländiſche Konkurrenz für unſere deutſchen Vertreter ſein wird. Schwimmen Der Deutſche Schwimm⸗Verband hält in den Tagen vom 2. bis 4. Auguſt in Breslau die Deutſchen Schwimm ⸗Meiſter⸗ Auch dieſe Titelkämpfe hoben ein ſehr gutes Melde⸗ gefunden, mit Ausnahme der noch immer kranken Gebr. ſſchaften ab. ergebnis Rademacher fehlt in den Einzelkämpfen kaum einer der wirklich aus⸗ ſichts reichen Titelbandidaten u in den Staffeln wird von den Großvereinen nur Magdeburg 96 vermißt. Da ſich gerade im Schwimmſport der Nachwuchs ſehr ſtark nach vorne drängt, wird man naturgemäß dem Ausgang der Kämpfe mit ſtarker Anteilnahme entgegenſehen.— Die Turnſchwimmer warten bei Worms mit einem Kreisſtromſchwimmen des Mittelrheinkreiſes der DT. auf. Waſſerſport Bei den Ruderern iſt die Haupk⸗ ⸗Regattaſaiſon abgeſchloſſen. Diesmal gibt es noch ene Regatta in Gießen, acht Tage ſpäter folgt die e Meiſterſchaftsregatta.— Größere 5 veigniſſe gibt es dafür am Sonntag im Kanuſport: Hamburg iſt der Schauplatz der Deutſchen Kanumeiſterſchaft und e Kanu⸗ Länderkampfes Deutſchland— Holland.— In Mannheim veranſtaltet die Paddel⸗Geſellſc chaft Monnheim EV. nachmittags 3 Uhr im Mühlauhafen ſeine 1. Interne Paddel⸗ regaßta. Motorſport Für das 1 Internationale Freiburger Rennen um den A DA.⸗Bergrekord ſind auch diesmal wieder bei Motor⸗ rädern und Wagen ſo zahlreiche und wertvolle Meldungen abge⸗ geben, daß die Veranſtalbung ihren Ruf als eine der bed itendſten ahrer von fünf Nationen wer im Motorſport wahrt. Die beſten;! den ſich wieder erbitterte Kämpfe— Vom übrigen ſportlichen Programm des T tert der Beginn des Klein⸗ flugzeug⸗Wettbewerbes in Orly(Frankreich) und das Motorrad⸗ bahnrennen in Nürnberg. Handball Von den verſchiedenen Freundſchof das Gaſtſpiel des öſterreichiſchen H beim ſüddeutſchen Pokalmeiſter SV. 98 wähnung. W im Handball verdient hall⸗Meiſters Floridsdorfer AC. Darmſtadt beſondere Er⸗ Nadſport Bahnrennen gibt es diesmal in Braunſchweig, Berlin (Olympiabahn), Stettin und im Kölner Stadion. Engel und Steffes nehmen am Großen Preis von Kopenhagen be 5 In Köln hält der Deutſche Radſporttog der VDR V. mit verſchiedenen größeren Veranſtaltungen an.— Von den Re nnen auf der Landſtraße verdienen„Neumarkt— Ingolſtadt— Neumarkt (BDR.),„Rund um den Feldberg“ und die Deutſchen Amateur⸗ Straßenmeiſterſchaften der VDV. in Schweinfurt. Pferdeſport Der Sonntag bringt Galopprennen in Strausberg, Honnover, Horſt⸗Emſcher, Königsberg, Deſſau und Deauville. — u— 10. Rhön⸗Segelflug⸗Wellbewerb Die Preisverteilung Infolge des ſtarken böigen Wetters mußte auch am Donnerstag der Segelflugbetrieb auf der Waſſerkuppe unterbleiben, ſodaß die Aus rechnung der einzelnen Leiſtungen erfolgen konnte. Am Abend nahm dann Profeſſor Georgi die Preisverteilung vor, die folgende Reſultate brachte: Leiſtungswettbewerb. 1. Feruſegelflugpreis(Preis der Stadt Frankfurt) 2500 Mk.: Flugzeug Wien, Führer Kronfeld, für einen Flug von 150 Km. Entfernung und 2160 Meter Höhe über dem Start.— 2. Fernzielpreis(Preis des preußiſchen Handelsmint⸗ ſteriums) 1500 Mk.: Flugzeug Lore, Führer Hirth, für den Flug nach dem Schweinsberg und zurück.— Streckenforſchungspreis(Preis des Bayriſchen Handelsminiſteritums) 2000 Mk.: Flugzeug Lore, Füh⸗ rer Hirth, für die Flüge nach Metzels und Neuſtadt a. d. S. Als Sie⸗ ger des Leiſtungswettbewerbes wurde Kronfeld erkannt. Zweiter wurde Hirth. Den Uebungswettbewerb gewann Neininger auf dem Flugzeug„Darmſtadt“. Er erzielte die größte Geſamtflugdauer mit 24:31:51 Stunden vor Hurtig auf„Herkules“ mit 17:07:52 St. Den Preis für die größte Höhe brachte das Flugzeug„Luftikus“ mit Bedau als Führer und einer Leiſtung von 4930 Meter an ſich. Den Hinden⸗ burg⸗Pokal, der für die größte fliegeriſche Leiſtung ausgeſchrieben war, erhielt Kronfeld zuerkannt, der ſich auch den Prinz Heinrich Rhön⸗ wanderpreis holte. 1929 Boxen Schmeling und kein Ende Auswirkungen des Managerſtreits Der Kampf der Newyorker Boxkommiſſion gegen Max Schme⸗ ling und ſeine„widerſpenſtigen“ Monager nimmt immer ſchärfere Formen an. Die prahleriſchen Aeußerungen des Managers Joe Jacobs, daß ihn die Boxkommiſſton außerhalb Newyorks wenig kümmere, hat die Behörde jetzt mit einer neuen ſcharfen Maß⸗ nahme beantwortet und ſämtlichen unter ſeinem Management ſtehen⸗ den Boxern für den Staat Newyork die Lizenz entzogen. Von dieſer Maßregelung werden insgeſamt fünf Boxer, darunter auch der Weltmeiſter im Fliegengewicht Franktle Genaro, betroffen. Mit dieſer Wendung hat auch Schmelings ehemaliger deutſcher Manager Arthur Bülow wieder mehr Land gewonnen, nachdem zeitweiſe für ihn die Ausſichten äußerſt ſchlecht ſtanden. Beginn des Trainings Von den Kämpfen, die Boxkommiſſion und Monager in der Oeffentlichkeit austragen, bleibt Schmeling ſelbſt unberührt. Der Deutſche hat ſeine Schautkournee programmäßig fortgeſetzt und wird, wie uns durch Funkſpruch aus Albuquerque(Neumexiko) gemeldet wird, ſeine einträgliche Gaſtſpielreiſe durch die Vereinigten Staaten wie vorgeſehen am 16. Auguſt beenden. Schmeling begibt ſich dann ſofort in ein noch nicht gewähltes Trainingslager, um mit den ernſten Vorbereitungen für den 00 mit 5 2 9 5 .— A-U 2. 0 108 laæuhilutg eee Sid deutsche Kraftw-Wagen-Verk.- G. m. b.., Unlandstraße—5 Deulſche Schwimm⸗Meiſlerſchaſten Die Entſcheidungen des erſten Tages Vor 1500 Zuſchauern nahmen am Freitag nachmittag im Reue Schwimm ⸗Stadion die Meiſterſchaftskämpfe des Deut Breslauer ſchen Schwimm⸗Verbandes ihren Beginn. Leider waren am erſten Tage der Titelkämpfe die äußeren Verhältniſſe ſehr ungünſtig. Die Waſſertemperatur wies nur 17 Grad auf und auch die Kampfbahn war nicht einwandfrei. Der viel zu niedrige Waſſerſtand macht die zum Teil mäßigen Leiſtungen erklärlich. Die erſte Entſcheidung fiel in der 4 mal 100 Meter Lagenſtaffel. Bis zum letzten Wechſel hatte en Berlin eine klare Führung vor Hellas Magdeburg. Aber der Schlußmann des Hellas, Ahrend, konnte den Berlinern den Sieg noch i en Wegen Frühſtarts beim zweiten Wechſel mußte dann Poſeidon auch noch diſtanziert werden. Auch in der 4 mal 200 Meter Bruſtſtaffel mußten zwei Mannſchaften, nämlich Poſet⸗ don Leipzig und Hellas Magdeburg wegen Frühſtarts bezw. falſcher Wende diſtanziert werden. Der Titel fiel hier an den SV. Göppin⸗ 925 Das 400 Meter Freiſtilſchwimmen fiel wieder an erbert Heinrich, der damit den Kaiſerpreis endgültig gewann. Der 00 pziger hatte gegen den zum Schluß ſtark abfallenden Göppinger Balk jedoch ſchwer zu kämpfen. Das 100 Meter Seiteſchwim⸗ men verteidigte der Breslauer Dahlem gegen Dingeldey⸗Darmſtadt erfolgreich und auch im Einzelmehr kampf blieb der Titel⸗ verteidiger Foeſt⸗Breslau wieder in Front, obwohl ſein einziger Gegner, Viehbahn⸗ Gummersbach, im 50 Meter Streckentau⸗ chen mit 32.9 Sekunden einen neuen Deutſchen Rekord auf⸗ ſtellte. Bei den Damen blieben Ueberraſchungen gleichfalls aus. 8 ſſe des erſten Tages: Herren: Einzelmehrkampf: au Platzziffer 20, Punkte 78.265 2 Viehbahn⸗ Gummers⸗ te 73.10. In dem 2 Mehrkampf zähl eckentauchen verbeſſerte Viehbahn den von Budig⸗ gehaltenen Deutſchen Rekord auf 92,9. Vereins⸗ arta Köln 4 Punkte; 2. Boruſſia⸗Sileſia Breslau idon Berlin 9 Punkte.— 400 Meter Freiſtil: Min.; 2. iar b:27 Min., 3. :32,8 Min S 5 he 4, Köln mit! Neahrlanpfe 2 Min. eite ſchwimmen: 1. 0 111,7 Min.; Jungdeutſchland 2 Darmſtadt a Min.; 3. Bartſch⸗ 4 mal 200 Meter B zruftſtaffel: 1. SV. Göp⸗ ASV. Breslau 12 241 Min.; — 4 mal 100 N 8 1 2. Boruſſia⸗Sileſis Breslau 2. Mannſchaft:15,9 Min.; Poſei⸗ ſte— Damen: 100 Meter Rücken. hy Rehborn um:29,3 Min.; 2. n 5 W. iedemann⸗ Charlottenburg 17934 Min.; 4. Ric⸗ .— 400 Meter Freiſtilſchwimmen: 45 Reny „3 Min.; Schoner mann⸗Dresden bei 200 Meter ingen: 1. Söhngen⸗Bremen 74,16 Punkte; 2 Punkte; 3. Kaslowſky⸗Berlin 655 82 Punkte. ſtaffel: 1. Nixe Charlottenburg.80 Min.; Obe bannen:38,90 Min. Badische Sommer ſnielmeiſterſchaften der Turner Kaum ſind die Meiſter in den Winterſpielen ermittelt, ſtehen ſchon die Entſcheidungen für die ſogenannten Sommerſpiele im Fauſt⸗ ball, Trommelball und Schlagball vor der Tür, nachdem zwiſchenzeit⸗ lich die Gaue und Gaugruppen die Spiele zur Durchführung gebracht und die berufenen Vertreter aus Hunderten von Mannſchaften, im badiſchen Turnkreis waren an die 600 beteiligt, feſtgeſtellt haben. 24 Mannſchaften der Badiſchen Turnerſchaft, die Gruppen⸗ ſieger von Nord, Mittel und Süd ſind es nun, die am kommenden Sonntag zu den Endſpielen um die Kreismetſterſchaft, die in Lahr ausgetragen und vom dortigen Turnverein 1846, deſſen Spielabteilung die Feier ihres 20jährigen Beſtehens begeht, vorbe⸗ reitet werden, antreten. Am ſtärkſten dabei vertreten iſt mit 7 Mannſchaften der Karlsruher Turngau, wovon der MTW. Karlsruhe allein 5 Mannſchaften ins Feld ſtellt. Beinahe ebenſo ſtark wird der Mannheimer Gau mit 6 Mannſchaften, die ſich auf den T. V. Sandhofen, Tbd. Germania, Jahn Neckarau und den T. V. Seckenheim verteilen, beteiligt ſein. Soweit drei Mannſchaften ſich um den Meiſtertitel bewerben, ſin⸗ den vormittags die erſten Ausſcheidungen ſtatt, wobei die vorfährt⸗ gen Kreismeiſter Freilos haben und erſt am Nachmittag den Siegern aus den Vorſpielen gegenüberzutreten haben. Die Paarungen ſind demnach folgende: pingen 12:2 und Hellas Ma Poſeidon ele don Be rlin als 1 1. Fauſtball Meiſterklaſſe: T. V. Sandofen— T. V. Meßkirch und T. V. Pforzheim⸗Brötzingen. A⸗Klaſſe: T. V. Sandhofen— T. B. Lenzkirch und Karlsruher T. V. 1846. 32— 40 jährige: Karls⸗ ruher T. V. 1846— T. V. Lahr und Tgde Heidelberg; über 40 Jahre: T. V. Neckarau— MTG. Karlsruhe. Vorjähriger Kreis⸗ meiſter und Titelverteidiger iſt der langjähr. Meiſter Jahn Neckarau. Jugendturner: T. V Reichenbach— T. V. 1846 Bruchſal und T. V. Pforzheim⸗ Brötzingen. Turnerinnen: Tbd. Germania Mannheim— MTV. Karlsruhe Trommelball Turner: Tgde Kehl— T. V. Seckenheim und MTV. Karlsruhe. Turnerinnen: MTV. Karlsruhe— T. V. Lahr und Tod. Ger⸗ mania Mannheim, deſſen Mannſchaft im vergangenen Jahr auf dem Deutſchen Turnſeſt erſt im Endſpiel um die D..⸗Meiſterſchaft unterlag. Schlagball MTV. Karlsruhe— T. V. Bretten. Da die Mannheimer Gaumeiſter ſtets ein eruſtes Wort in den Kreiendſpielen mitgeſprochen haben, ſteht zu erwarten, daß ſte auch in Lahr gleichwertige Gegner abgeben werden, umſomehr als Germania Mannheim und Jahn Neckarau ihre Meiſtertitel verteidt⸗ gen müſſen. R. PIaflzvertirefier: Mannheim Telephon 534 11 N 3 * . — * TTT TTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTCTTTTTTTTV Samstag, den 3. Auguſt 1929 i 1 Eine ſtarke nordiſche Welle geht gegenwärtig unverkenn⸗ bar über das deutſche Kulturleben hin. Namentlich die Ro⸗ manliteratur weiſt einen Reichtum an Ueberſetzungen aus den ſkandinaviſchen Ländern auf wie nie zuvor. Es verdient die höchſte Bewunderung, was dieſe elf Millionen nor⸗ diſcher Menſchen im letzten Menſchenalter an Hochwerken der 1 2 erzählenden Art für die Weltliteratur geſchaffen haben. 1 Dutzende von klangvollen Namen wären zu nennen. Kaum ein anderer aber hat ſich neben der Schwedin Selma Lagerlöf zu ſolcher Weltberühmtheit durchgerungen wie der in dieſen Ta⸗ gen ſein 70. Lebensjahr vollendende Norweger Knut Hamfun. * a * Neueſte Aufnahme des Dichters Hamſun Wir wiſſen wenig von dem gefeierten Dichter, der in ſtrenger Zurückgezogenheit, nur der Natur und ſeiner Ar⸗ bei hingegeben, auf ſeinem ſüdnorwegiſchen Landgut lebt und bewußt ſein privates Daſein im Schatten hält, das nach ſeiner Ueberzeugung für ſeine Einſchätzung als Dichter und Künſtler völlig gleichgültig ſei. Lang genug hat ihn das Leben herum⸗ N getrieben, ehe er zu dieſer ſelbſtgewählten Stille und Welt⸗ N ferne kommen konnte. Aus kleinſten Verhältniſſen geboren, 1 verbringt er ſeine Knaben⸗ und Jünglingsjahre hoch oben im rauhen Norden in kleinen Küſtenſtädtchen den Lofoten gegen⸗ über. Das Einſamkeitsbedürfnis, die tiefe Naturverbunden⸗ [heit und der Haß gegen großſtädtiſche Kultur, ſchließlich der 5 Blick für das Weſentliche in Natur und Menſchendaſein mögen ihm da oben eingewachſen ſein, ſoweit ſie nicht Erbteil aus dem alten Bauerngeſchlechte ſind. Als Lehrling in einem Kramladen, als jugendlicher Hauſterer, als Schuhmacherlehr⸗ ling, als Volksſchullehrer, als Schreiber, ſpäter zwei Jahre lang als Wegebauarbeiter verſucht er ſein Glück. Da es nicht vorwärts gehen will, wandert er wie ſo viele ſeiner Lands⸗ leute 1882 nach Amerika aus, wo er zwei Jahre als Arbeiter auf Farmen und als Privatſekretär eines unitariſchen Pre⸗ digers tätig iſt, bis ihn ein vorübergehendes Lungenleiden in die Heimat zurück treibt. In Oslo, das damals noch Ehriſtiania hieß, verſucht er, ſich durch dichteriſche Arbeit und 4 Vorträge durchzuſchlagen. Es geht ihm bitter Zum 70. Geburtstage am 4. Auguſt 192 Von Univ.⸗Profeſſor Dr. Paul Merker ſchlecht, und er erlebt 1886 ſelbſt jene leibliche und ſeeliſche Not, die dann ſein erſter großer Roman„Hunger“ in ſo packender Weiſe ſchildert. Nochmals ſchwemmt ihn die große Auswanderungs⸗ welle jener Zeit nach Nordamerika. Im Winter 1886/87 iſt er Straßenbahnſchaffner in Chicago, dann Landarbeiter auf einer großen Weizenfarm in der Prärie. Wieder aber ſtegt der Geiſt über die Materie. Er hält in den Geſellſchaften der amerikaniſchen Skandinavier literariſche Vorträge, in denen er ſich gegen die moraliſierende Tendenzdichtung Ibſens und Björnſons wendet. So bahnt er ſich von neuem den Weg zum Schriftſtellerberuf, den er dann nach der Rückkehr nach Europa ergreift. Ein anderhalbjähriger Aufenthalt in Paris, der ihn vorübergehend auch mit dem damals dort lebenden Strindberg in Berührung bringt, verſetzt ihn noch einmal mitten in großſtädtiſches Kultur⸗ und Literatenleben. Dann hält ihn, abgeſehen von einer mit einem Staatsſtipendium ausgeführten Reiſe nach Rußland, dem Kaukaſus und der Türkei, die norwegiſche Heimat dauernd feſt. Der große, hagere, aber kräftig gebaute Mann, eine echte Norwegerfigur, der zuerſt längere Zeit an der Stätte ſeiner Jugendjahre, ſeit etwa zehn Jahren aus Geſundheitsrückſich⸗ ten aber in dem milderen Klima Südnorwegens lebt, hat in jenen langen Wanderjahren, wie die prachtvolle Anſchaulich⸗ keit ſeiner Figurengeſtaltung und Schilderung immer wieder zeigt, Welt und Menſchen zur Genüge kennen gelernt. Aber er hält im allgemeinen nicht allzu viel von ihnen. Die mo⸗ derne Weltentwicklung, alles Maſchinenmäßig⸗Techniſche, Großſtädtiſche, Kapitaliſtiſche, aber auch die hohe Politik und die überſpitzte Betonung des Literariſch⸗Akademiſchen ſind ihm zuwider. Immer mehr bringt auch ſein literariſches Werk dieſe tiefſten weltanſchaulichen Ueberzeugungen zum Ausdruck. Von ſeiner ſpärlichen Lyrik kann man abſehen; ſeiner ſpröden und verſchloſſenen Natur liegt das ſtimmungsbetonte Bekennen und Ausſprechen von perſönlichen Gefühlen nun einmal nicht. Auch ſeine ſechs Dramen würden bei aller Feinheit der pſy⸗ chologiſchen Zeichnung niemals ſeinen Weltruhm begründet haben, ſtellen ſie doch mit ihrer Ideenfülle und dialektiſchen Zuſpitzung im Grunde undramatiſche Gebilde dar, ſo daß auch jüngſte Aufführungsverſuche ſie nicht für die Bühne ge⸗ winnen konnten. So bleibt als das eigentliche Feld der Kunſt Hamſuns die Proſagerzählung. Vier Gruppen, die zugleich eine Entwicklung darſtellen, laſſen ſich ſcheiden. l Hamſun beginnt faſt als Romantiker. Zwar ſind ſeiner Charakteriſtik und Schilderungskunſt von Anfang an jene klare Linienführung und ſcharfe Beobachtung eigen, die ihn von zerfließender Mondſcheinromantik fern halten. Aber die Helden ſeiner erſten Romane(„Hunger“,„Myſterien“,„Pan“, „Viktoria“,„Unter Herbſtſternen“) zeigen bei aller Verſchie⸗ denheit im einzelnen durchgehend denſelben Mittelpunkts⸗ helden: einen jüngeren Mann von etwa dreißig Jahren, der in ſtolzer Verſchloſſenheit ſich der Geſellſchaft gegenüber ſtellt, ſeine tiefe Leidenſchaftlichkeit und Innerlichkeit hinter herbem und eigenwilligem Gebaren verſchließt und mißverſtanden und leicht verletzt unter ſeiner Einſamkeit und ſeiner ſchwär⸗ meriſchen Liebe zu einer Frau leidet. Auch das tiefe Natur⸗ gefühl und die Unmöglichkeit, ſich in der banalen Alltags⸗ welt zurecht zu finden, geben dieſen heimatloſen Figuren einen romantiſchen Schimmer. In einer anderen Gruppe ſeiner Romane wird Hamſun zum Kulturkritiker, mag er ſich nun in„Redakteur Lynge“ gegen gewiſſe Mißſtände des Preſſe⸗ weſens, in„Neue Erde“ gegen das Wurzelloſe des Kafſfee⸗ hausliteratentums, in„Letzte Freude“ gegen die Ueberfrem⸗ 222. dung Norwegens und die Gefahren modernen Bildungs⸗ banauſentums für die Landbevölkerung wenden. Trat ſchon in den Romanen dieſer beiden Gruppen die glänzende Begabung Hamſuns in der Wiedergabe der bunten Geſtaltenfülle des kleinbürgerlichen Lebens zutage, ſo ſind andere Romane ohne alle Tendenz lediglich auf realiſtiſche Milieuzeichnung kleinſtädtiſchen und dörflichen Volkslebens geſtellt. Welche Fülle von lebendig und anſchaulich geſchil⸗ derten Menſchentypen ernſter und humoriſtiſcher Art tritt uns nicht in dem Doppelroman„Benoni“ und„Roſa“, im den„Weibern am Brunnen“ und vor allem in der„Stadt Segelfoß“ entgegen. 5 Trotz aller liebevollen Einzelbeobachtung aber ſtellen dieſe Romane gegenüber den romantiſchen Anfängen Hamſuns ein gewiſſes Nachlaſſen der Kraft des Dichters dar. Der Geſtalten⸗ fülle gegenüber fehlt gelegentlich das einigende Band der tieferen Grundidee. Um ſo bewunderungswürdiger iſt, daß der Sechzigjährige nicht nur die alte Kunſthöhe wiedergewinnt, ſondern weit darüber hinaus kommt. Erſt in den Romanen Hamſuns Wohnſitz: Das Herrenhaus von Nörholmen g des letzten Jahrzehnts gibt Hamſun ſeine Meiſterwerke, Das Bauerntum des norwegiſchen Nordlandes, das ihm ſeit Jugendtagen ſo bekannt war, iſt jetzt ſein Grundthema. Hier handelt es ſich nicht nur um Schilderung, ſondern tiefſte ethiſche Gedanken und nationale Wünſche führen ihm die Feder; die Ueberzeugung von der Grundbedeutung eines kraftvoll⸗ungebrochenen Bauernſtandes für das geſamte Volk und der Glaube an die Geſundungskräfte, die von allem erd⸗ e ſchollengebundenen Leben und enger Verbindung mit den Natur ausgehen. Als ein Werk, das in weltliterariſche Höhen hinauf ragt, ſteht ſo der große Bauernroman„Segen der Erde“ vor uns, der in faſt mythiſcher Beleuchtung dieſe Ur⸗ kraft einfachen Menſchentums und ihren Kampf gegen zer⸗ klüftende und veräußerlichende Ziviliſationskultur vorführt. Auf gleicher Höhe hält ſich der Roman„Das letzte Kapitel“, der die geiſtig und ſeeliſch kranken Menſchen eines Gebirgs⸗ ſanatoriums der Siedlungskraft eines jungen Gebirgsbauern gegenüber ſtellt. Auch das letzte Werk, die„Landſtreicher“, das in die Bauern⸗, Fiſcher⸗ und Handelskreiſe der Lofotengegend führt und abermals die enge Schickſalsverbundenheit von Menſch und Boden zu eindringlicher Darſtellung bringt, zeigt den Dichter auf der vollen Höhe ſeines wahrhaft epiſchen Könnens. Möge ihm, der als ein ganz Großer aus der Literatenflut unſerer Tage herausragt, das Schickſal noch Kraft und Leben zu einer Reihe weiterer Höhenwerke ſchenken. 3 2 eee *(Nachdruck verboten) Als um die Mitte der neunziger Jahre Knut Hamſuns neuer Roman„Myſterien“ in deutſcher Ueberſetzung erſchei⸗ nen ſollte, lehnte ihn ein vielgenannter Verlag ab, ein be⸗ . währter Schützer nordiſcher Dichtung. Damals gründete Al⸗ 1 bert Langen ſein Verlagshaus, vor allem um die„Myſte⸗ . rien“ den Deutſchen nahezubringen. Der Verlag Langen ver⸗ 3 waltet ſeitdem treu Hamſuns Lebenswerk. J. Sandmeier hat es in ſeiner Ausgabe der geſammelten Werke, vierzehn Bände ſtark, zu einem Ganzen vereint. Es iſt den Deutſchen ſo geläufig geworden, wie die Leiſtungen ihrer eigenen führen⸗ den Dichter. ö i Knut Hamſun zählt zu der Schar nordiſcher Schriftſteller, die ſchon gegen die Stifter des nordiſchen Naturalismus ſich wandten, zunächſt gegen Jbſen. Gerade ſolche Haltung hat Hamſun die erſten Schritte auf deutſchem Boden erſchwert. Heute mag es ſcheinen, das Hamſun den Deutſchen bekannter ſei als Ibſen. Von Ibſen wendet ſich jüngſte Vergangenheit und Gegenwart ab. Gleiches Schickſal iſt Hamſun noch nicht guteil geworden; er braucht es vorläufig nicht zu befürchten. Als Hamſun anfing, als 1890 ſein Roman„Hunger“ er⸗ 1 ſchien, galt für die eigentliche Aufgabe von Dichtung, das Lieben bis ins kleinſte abzuſpiegeln. Wenige taugten dazu ſo 1 gut wie er. Das Weſen ſeiner Kunſt wurzelt in der außer⸗ 1 ordentlichen Fähigkeit, das Chaos des Daſeins in Worte um⸗ Bzuſetzen. Er iſt ſein Lebtag kein Ordner geweſen. Ihn lockte 1 es nicht, in der Dichtung dem Ueberreichtum des Lebens etwas 1 ſchärfer Umriſſenes entgegenzuſtellen, das Bedrückende dieſes Ueberreichtums auszuſchalten, indem es ſich zu ſchlichteren Linien vereinfacht. Dies Bedrückende, dies Ueberwältigende auch in der künſtleriſchen Geſtaltung fühlbar zu erhalten, iſt der eigentliche Sinn ſeines Schaffens. Das Leben ſoll in feiner unberechenbaren Bewegtheit ſich offenbaren, in ſeinen Gegenſätzen und in ſeinen Widerſprüchen. Schätzen andere, und zunächſt die Romanen, eine künſtleriſche Form, die dem Lebensablauf feſten Rhythmus geben möchte, indem ſie auf deſſen Haltepunkte ſtarke Akzente legt, ſo löſt ſich bei Hamſun das Lehen in eine fortlaufende Reihe ungefähr gleichbetonte! 75 ä 5 eines Werdens zu ſprechen; das klänge, als Knut Hamſun, der Dichter mer Ziele führt. 4 Von Geheimrat Prof. Dr. Oskar Walzel, Bonn Augenblicke auf. Schon wäre es zuviel, von der Darſtellung immer eine Entwicklung aufzeichnen, die zu einem feſten Vielmehr verharrt er beim Auf und Ab des Lebens von Menſchen, die in ihrem Weſen ſich nicht ver⸗ ändernd oder beſtenfalls nur zu einem letzten Ende ſteigern, was von vornherein in ihnen angelegt iſt. Wer die Welt mit ſolchen Augen ſieht, ſpiegelt ſie am beſten in Romanen ab. Hamſun ſchreibt auch Tragödien, allein ſie laſſen er⸗ kennen, daß die Tragödie nach feſterem, zielgewiſſerem Ord⸗ nen ruft. Sein Beſtes bietet er als Erzähler. Formauflöſung iſt die Erzählung gerechter als dem ern⸗ ſten Drama. Deutſches Formwollen neigt zu ſolcher Auf⸗ löſung, noch mehr das ruſſiſche. Hamſun konnte einſt des Plagiats an Doſtojewſki beſchuldigt werden, während er doch ſchon durch ſeinen Formwillen dieſem ruſſiſchen Ueberſteiger deutſcher Formlockerung urverwandt iſt. Gleich Doſtojewſki, geſtaltet Hamſun deutſcher als der deutſche Erzähler Goethe, der von der oronenden und vereinfachenden Kunſt der Antike wie der Romanen gern gelernt hat. Selbſt„Werther“ ar⸗ beitet williger mit Ebenmaß und Gleichgewicht als Hamſuns „Pan“.. 5 In mehr als einem Sinne zählt„Pan“ zu der nicht über⸗ mäßig umfangreichen echten Nachfolge„Werthers“ Ein Eigen⸗ williger, den ſeine Leidenſchaft zugrunde richtet, iſt auch der Held des„Pan“, mit der Natur verbunden wie Werther, mag immer ein weſentlich anderes Naturgefühl ihm eigen ſein. Werther geht freiwillig in den Tod, weil er es nicht ertragen kann, daß die Geliebte einem anderen gehört. Hamſun zeichnet einen Menſchen, dem nicht einmal das Glück Werthers zuteil wird, zu wiſſen, daß er liebt und daß dieſe Liebe Er⸗ füllung finden könnte, ſtünden nicht äußere Hinderniſſe im Wege. Beträchtlich ſtärker waltet hier Neuraſthenie. Zwei lieben ſich, aber ſie können ſich's nicht geſtehen; nie treffen ihre Stimmungen überein, und ſo entſchlüpfen dem Mund des einen immer nur kalt ablehnende oder wütig abwehrende Worte, wenn der andere bereit wäre zu ſagen, wie es ihm ums Herz iſt. Auch Werther leidet an Hemmungen, aber ſie ind geringfügig neben den Hemmungen dieſer Menſchen Hamſuns. So erſcheint Werther, trotz allen Gegenſätzen zu ſeiner bürgerlichen Umwelt, weit bürgerlicher als der Held des„Pan“, geſtattet ſich wegen ſolcher Gegenſätze nicht gleich überſtiegene Gebärden. 2 5 N A wolle Hamſun reitete. Nach überlegener Gebärde kennzeichnete er das Enge Wir wiſſen heute, daß Hamſun nur nachträglich entdeckt hat, wie viel Neuraſthenie in den Menſchen ſeiner erſten Romane ſich verbirgt. Walter A. Berendſohn legt das in einem kundigen Buche dar, das ſoeben gleichfalls tim Verlag von Albert Langen, erſchienen iſt. In knapperem Umfang berichtet von den Wandlungen der Erzählungskunſt Hamſuns ein tiefböhrender Aufſatz Richard Sexaus(Juliheft der Mo⸗ natsſchrift„Zeitwende“). Sexau zeichnet Hamſuns Weg von der Beichte zu überlegener Geſtaltung, von impreſſioniſtiſcher Darſtellung aus der unmittelbarſten Gedanken⸗ und Empfin⸗ dungswelt der Geſtalten heraus zur leidenſchaftsloſen gleich⸗ ſam unperſönlichen Wiedergabe eines immer größeren Per⸗ ſonenkreiſes. 2— Auch neben ſolcher Wandlung macht ſich bis zuletzt der Gegenſatz Hamſuns zur Geſellſchaft bemerklich. Der„Hun ger“, in den„Myſterien“, in„Pan“ ſondert uns der Menſch Hamſuns deutlich von ſeiner Umwelt und Berendſohn ſpricht von dem„unbändigen Ich“, der ſich der Gemeinſchaft nicht fügen kann. Es klingt Hamſuns Werk viel nach von der unbedingten Rechtfertigung des einzelnen und einzigen, wie ſie von Max Stirner um 1850 vertreten worden iſt. Das 18. Jahrhundert, dem Jahrhundert der großen Einzelperſönlich⸗ keiten, war das 19. Jahrhundert gefolgt, das ſelbſt den größten Meuſchen in der Geſamtheit einzuordnen verſuchte. Gegen ſolchen Ausgleich, der eine freie Entwicklung und ein ungehemmtes Wachſen des Individuums hinderte, kehrte ſich Max Stirner. Es war ein notwendiger Rückſchlag gegen bie Richtung des Zeitalters. Gleich Stirner, will auch Hamſun dem Individuum ſein Recht zurückgewinnen, mindeſtens in ſeinen Anfängen. Später kämpft er minder für das Recht des einzelnen, aber deſto unbedingter gegen das Unrecht der Gemeinſchaft. Vom Abſpiegler wird er mehr und mehr Ge⸗ ſellſchaftskritiker, ein Impreſſioniſt, der ſich aus den Banden des Impreſſionismus löſt und ſittliche Ziele ſteckt“ Schon im „Pan“ erinnert— wie im„Werther“— viel an Rouſſeau Rouſſeauiſch flüchtet einer von der Geſellſchaft in die Natu— Verwandtes blieb beſtehen, nachdem Hamſun von Beichte ur Selbſtbekenntniſſen weitergegangen war zu perſoner Schilderungen des Geſellſchaftsleben. Nun hatte er mehr von dem Leben zu künden, das ihm die Menſchheit b und Zweckloſe des Geſchäftsbetriebs ſeiner Umwelt. Noch & Seite. Nr. 354 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, ben 3. Auguſt 1920 — 80 550* 8 1 2 Von Kar Noch bis zum e des 17. Jahrhunderts Mannheim als ein arm ſeliges, kleines Fiſcher dorf, das noch nicht durch die Gunſt weitſchauender Fürſten mit beſonderen Privilegien einer Stadt ausgezeichnet war. Noch zeigt ſich uns; keine feſte Mauern und wuchtige Tore umgaben das Dorf, um es gegen feindliche Angriffe zu ſchützen und vor den ver⸗ heerenden Fluten des unbeſt! digen Neckars zu bewahren. An der Stelle der heutigen Obe gen Hütten und ſtrohbedeckten Häuſer der Mannk imer, nur wenige Gaſſen bildend. Zumeiſt aus Fiſcherleuten, daneben auch aus Bauern und wenigen Handwerkern ſetzte die Bevölkerung zuſammen. fiſchreichen Gewäſſer des Neckars und des Rheines, der fruchtbare Ackerboden und die his dicht an das Dorf heraureichenden ausgedehnten Wal⸗ dungen boten, wenn nicht gerade einen reit hlichen ſo doch einen annehmbaren Lebensunterhalt. Drüben aber über des dem Boden altehrwürdiger dt erhoben ſich die dürfti⸗ 5 ich Die Rheines wogenden Fluten, auf Kulturſtätten, da herrſchte noch reges Leben, da ſpielte ſich noch ſeit alte n Zeiten ein bedeutender Verkehr ab, ſo in 1 wo allent⸗ halben noch ein Reichstag abgehalten wurde, dann in Worms und Mainz uſw. Dort lebte man in engen, winkeligen Gäßlein, bei alten, verwitterten Türmen und Toren, in trau⸗ lichen Giebelhäuſern mit freundlichen Erkern. Dort konnte gerade das Handwerk einen bedeutenden Aufſchwung nehmen, als es ſich in Zünften zuſammengeſchart, nach heftigen Kämpfen mit den Geſchlechtern, im Rate zur Geltung ge⸗ bracht hatte und teilnahm an der Verwaltung der Stadt. Es iſt begreiflich, daß wir von alledem nichts in Mannheim, dem einfachen Dorfe finden, auch nichts in den zahlreichen Flecken und Ortſchaften, die die fruchtbare Ebene zwiſchen dem Rhein und der nahen Bergſtraße ausfüllten. Aber gerade auch ſie wollen wir einmal etwas genauer e Zu alten vergilbten Aktenblättern müſſen wir da Zuflucht nehmen und ſehen was ſie uns hierüber berichten 0 S7 Zunächſt wollen wir die E i nwohner zahlen be⸗ trachten, damit wir uns ein ungefähres Bild der Größe der Ortſchaften machen können. Etwas überraſchend wirkt es, wenn wir die Zahlen eines e der Diözeſe Worms aus dem Jahre 1434 N Darnach hatte Seckenheim 576, Mannheim dagegen nur 570 Bewohner. Ladenburg zählte natürlich mehr. nämlich 1410, Schwetzingen 276, Neckarhauſen 198, Feudenheim 174, Edingen 144, Käfertal 114, Eppelheim 66 und Wallſtadt nur 48. Mit Stolz mögen die Seckenheimer erkennen, daß es einmal eine Zeit ge⸗ geben hat, da ihr Dorf anſehnlicher und reicher als Mannheim geweſen war. Allerdings ſind ſeit dieſer Zeit auch 500 Jahre verfloſſen. Nach einer Aufſtellung aus dem Jahre 1572 lagen in dem Oberamt Heidelberg fünf Städte und 124 Ortſchaften mit über 8000 Haushaltungen. Mann⸗ heim zählte damals 148 Familien, Seckenheim war dagegen ſchon weit zurückgeblieben, es hatte nur deren 95, Neckarau 101, Kirchheim 67, e 50 und Käfertal 35. Zum Ver⸗ gleich ſei hinzugefügt, daß Heidelberg damals 959 Haus⸗ haltungen hatte. Als im Jahre 1587 Pfalzgraf Johann Kaſimir an den franzöſiſchen Religionskriegen teilnahm, mußte er auch die Miliz zu den Waffen rufen, um 8 ſtarke Truppenmacht zuſammen zu bekommen. Dabei hatte Mannheim die meiſten Leute zu ſtellen mit 168 Mann, 19 98, Seckenheim 93, Feudenheim 66 und Käfertal 35. Aus dieſen Zahlen erſehen wir, daß Mannheim gegen Ende des 16. Jahrhunderts die größte Einwohnerzahl der damaligen pfälziſchen Orte ſeiner Umgebung hatte. dem Vermögen ſeiner Beſitzer war immer noch Seckenheim führend, deſſen Bauern ja heute noch ſtolz auf ihren aus⸗ ausgedehnten Grundbeſitz ſind. Wir wollen daher, um darüber einiges zu erfahren, die verſchiedenſten Steuern und Ab baben die die Bauern damals zu leiſten hatten, betrachten. Eine Menge von Abgaben, die nach der Größe des Grundbeſitzes und nach ſeinem Ertrag berechnet wurden, er⸗ ſchwerten damals die Lage des Bauern. Schon ſeit dem 12. und 13. Jahrhundert bildete ſich in Deutſchland die ſogenaunte Bede lauch Beet und Beethe geſchrieben) heraus, die auch ſeit dem Jahre 1369 in der Pfalz eingeführt war und in der ver⸗ ſchiedenartigſten Geſtalt uns immer wieder begegnet. So gab es ein Beethgeld, Beethkorn, Mayenbeeth, Michaelisbeeth, Weihnachtsbeeth uſw. Einige davon ſeien in Beiſpielen wiedergegeben. Auf Weihnachten und. Martini mußten die Mannheimer Bauern an Geld bezahlen 16 Pfund Heller(das Pfund zu 240 Heller gerechnet), die Feudenheimer Käfertaler 18 und die Seckenheimer und Neckarauer 35 Pfund. c—:«7s—. de brauchte er nicht mehr zu befürchten, in den Meuſchen, Fenen er ſein eigenes Fühlen ſchenkt, Seelenkranke abzukonterfeien. Von hoher Warte blickt er ironiſch herunter auf das Getue der Vielguvielen, die ſich mühen und quälen im Leben vorwärts⸗ zukommen. Er verrät, wie weit ſie vom wahren Ziel ent⸗ fernt bleiben, und er deutet an, wo er das rechte Ziel ſucht. Das verbindet ihn mit der Gegenwart. Sie bleibt nicht mehr ganz ſtehen bei noch ſo buntſarbiger Wiedergabe des Daſeins, ſie ruft nach Dichtern, die ihr verraten, wie das Leben ſinn voll zu geſtalten ſei. ** Knut Hamſun und die deutſche Jugend Von Klaus Feuchtwanger (Nachdruck verboten] „Vorträge über die Werke„Myſterien“ und„Das letzte Kapitel“ von Hamſun möchte ich ablehnen“, erklärte vor el⸗ niger Zeit der Literatur⸗Profeſſor einer Prima. Beſtimmt war dieſer Herr davon überzeugt, den literariſchen Jntereſſen ſeiner Schüler mit den ruhigen, allerdings etwas unzeit⸗ gemäßen Werken älterer gediegener Schriftſteller mehr ge⸗ dient zu haben, als mit den Vorträgen über Kunt Hamſuns „Myſtertien“„Kunt Hamſun“, mag er vielleicht gedacht oder gefühlt haben,„dieſe Miſchung aus Vagabund, Philoſoph und Schwärmer, weiß Gott, was 8 Primaner aus ihm heraus leſen!“ Er hatte vielleicht recht mit ſeinen Gedanken 9950 Gefühlen. Das will ich nicht beste elten, es läßt ſich beſtimmt mit Freytag beſſer unterrichten als mit Hamſun. Kunt Ham⸗ ſun, dieſer ſubjektjpſte aller Indiyidualiſten, dieſer merkwür⸗ Dichter mit den faſt krankhaft feinen Nerven, dieſer utnant Glahn(Pan), dieſer Telegraphiſt Baardſen(Kinder ihrer Zeit; Stadt Segelfoß), dieſer Herr„Hunger“(Hunger), Allein in der Größe der Gemarkung und 10, die je ſie die 8 3 5 7 de 1606 Kurfürſt betrachtete ſich damals noch als der i Beſitzer des geſamten Grund und Bodens, das der Zauer bewirtſchaftete. Ihm mußte daher auch ein Boden⸗ nd Kappenzins als Pacht bezahlt werden, die für Mannheim 4 Schilling Heller(1 Schilling gleich 12 Hel ller) und 25 Hüh⸗ u beſtand, fällig auf Martini. Neben all dieſen erwähnten aber jederzeit Sonderſteuern Malz vor dem Jal Kollnig Der E gentliche? 2 1 1 * N steuern konute der Kurfürſt heben; wenn ihn außerordentliche Umſtände dazu zwangen. Oft war die Kriegskaſſe des Herrſchers leer und ein neuer Krieg war im Anzug, wozu Soldaten angeworben werden mußten. Beſonders de eren Verpfle egung und Löhnung machte neue Abgaben erforderlich. Wollte der Fürſt vielleicht eine einſtens verpfändete Burg wieder einlöſen, ſollte vielleicht einem hohen Gaſte zu Ehren ein glänzendes Feſt oder ein prächtiges Turnier abgehalten werden, ſo waren es eben im⸗ mer wieder die Landeskinder, die dafür aufzukommen hatten. Im allgemeinen betrugen dieſe Sonderſteuern 2 Prozent des Vermögens und wurden von dem Schultheißen in Begleitung zweier Schöffen eingeſammelt. Mannheim ging im Jahre 1439 folgender Befehl zu:„Der Schultheiß Henne Werntz, der Beſeher Hanns. Ackerheintz ſollen den 20. Pfennig einſam⸗ meln und dem Landſchreiber nach Heidelberg überantworten.“ Auf Mannheim fielen dabei 375 Gulden, auf Käfertal 103, auf Feudenheim 191, auf Neckarau 459 und auf Seckenheim 789. Daraus ergeben ſich für Mannheim etwa 550 Einwohner, Neckarau hätte 91, Seckenheim 96, Feudenheim 29 und Käfer⸗ tal 18 Haushaltungen. In Mannheim zahlte ein Nicklaus Schellbock, Pächter zu Rheinhauſen, mit 70 Gulden am meiſten Vermögensſteuer, es folgen dann einige mit 40, 25, 14, 10 und 6 Gulden, der Durchſchnitt bewegte ſich aber zwiſchen 2 und 3 Gulden. Die Einnahmequellen der Regierung waren mit den bereits aufgezählten noch keineswegs erſchöpft. Zahl⸗ reiche Herrengüter brachten hohen Zins ein, denn faſt in jedem Dorf gab es ſolche(Mannheim hatte allein 19, wovon das Gut Rheinhauſen das größte war). Das Schultheißenamt wurde öffentlich an den Meiſtbietenden verſteigert, die Pachtſumme betrug für Käfertal und Feudenheim je 10 Pfund Heller, für Mannheim 15, Neckarau 35 und für Seckenheim gar 50. Die Verpachtung der Fiſcherei an Neckar und Rhein brachte auch manche Einnahmen, ebenſo zahlreiche kurpfälziſche Mühlen An der die„Neckarmühle“, die im 14. Jahrhundert für 100 Malter Korn, im darauffolgenden Jahrhundert ſchon für das Dop⸗ pelte vergeben werden konnte. Ein Seckenheimer Bauern⸗ haus trägt noch heute einen Torbogen von dieſer Mühle mit einem Mühlrad, der Jahreszahl 1515 und 9 Bezeichnung N. M. als Inſchrift. Die Lage des Pfälzer Bauern in der geſchilderten Zeit war nicht beneidenswert, drückten ihn doch mancherſei La⸗ ſten, die er nicht ſo bald abwälzen konnte. Gar mancher Fluch tag der ausgeſtreuten Saat mitgegeben worden ſein. Wie ſchmerzlich iſt es für ihn geweſen, wenn ein hochbeladeuer Erntewagen in die Scheune rollte, er trotz allen Stolzes daran denken mußte, wie ungeheuer viel er von der Ernte wieder abzuliefern hatte. Aber der Bauer hing zäh an ſeiner geliebten Scholle, denn trotz allem Unbill gab ſie ihm immer wieder ſein karges tägliches Brot, wenn er es auch im Schweiße ſeines Angeſichts dem B goden abringen mußte. Aber ſp hatten es ſeine Väter und Vorväter getan Jahrhunderte hindurch, warum ſollte er es nicht auch tun? So ergab er ſich in ſein Schickſal und erfüllte auch die harten Fronpflich⸗ ten, die ihm hin und wieder auferlegt wurden. In Mannheim beſtand auch unter andern eine gutsherrliche Fronpflicht, die im Aufladen von Heu und Einfahren in die herrſchaftlichen Scheunen und dergl. beſtand. Dabei wurde für einen Mann 4 Brötchen ausgegeben, an Mäherlohn für den Morgen 12 Pfennig bezahlt. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts machte ſich in der Pfalz das Streben nach Rechtsauf zeichnungen bemerkbar; ſo iſt das Kirchheimer Weistum im Jahre 1490 ent⸗ ſtanden. Es enthält eine genaue Organiſation der Verwal⸗ tung des Gerichtsweſens ete., des Kirchheimer Zehnts, der nach einer ſpäteren Aufſtellung die Dörfer Kirchheim, Rohr⸗ bach, Leimen, Sandhauſen, St. Ilgen, Oftersheim, Walldorf, Reilingen, Hockenheim, Brühl, Plankſtadt, Schwetzingen, Eppelheim, Neckarau, Se ende Edingen, Wieblingen, Käfer⸗ tal, Feudenheim, Ilvesheim und Mannheim umfaßte. Ein adeliger Fronvogt war der oberſte Beamte, der Vorſitzende des Centgerichtes war der Centgraf, dem zwei Centſchöffen zur Seite ſtanden. Centſchreiber und Centhüttel wanderten non einer Ortſchaft zur andern mit dem Befehlsbuch, in dem Feudenheimer Fähre ſtand auf der linken Fluß eite ſchmückt iſt. Seltſamerweiſe gehörte Mannheim im 15. Jah kirchlich mit Feudenheim, Käfertal, Heddesheim, heim ete. zum Landkapitel Weinhei Seckenheim, Ilvesheim und andere Ortſchaften Jr hundert m, zu Heidel gehörten. Das kann vielleicht durch die Vere ö Flußläufe in damaliger Zeit erklärt werden. eim 9 und Oppau iſt es ſicher der Rhein geweſen. zu Heidelberg, weil es, wie das damals noch 2 penheim, eine Kirchenfiltale Seckenheims wa g ſchon vermutet worden, Mannheim ſei eine Filiale de ausgegangenen Dorfes Dornheim(beim neuen Kra geweſen. Mannheims älteſte Kirche war. Sebaſtian geweiht wie heute noch und hatte einen beträchtlichen Grundbeſitz, der; den, 61 Malter Korn, 10 Pfund 1 8 und 111 brachte. Die Unterhaltungskof ieſ Das Martinsſtift in Worms kam für den Cho or haus auf, ferner für das Meßbuch und den Ke altars, die Gemeinde zahlte den Unterhalt für den! die Glocken, die Kirchhofmauer und den Taufſtein außerdem den Wein und das notwendige Oel. die Seitenaltäre ete. fiel dem Kirchenvermögen z Nun ſei auch noch in Kürze etwas über die! hältniſſe bei Beginn der Reformation geſagt. ſcheinen Luthers zu Heidelberg und ſein entſcheidendes Auftreten in Worms, gaben dem N tionsgedanken in der Pfalz einen bedeutenden Antrieb, die neue Lehre immer mehr die Herzen erg und in den Jahren 1521 und 1522 zur mächtigen Beweg Obgleich Kurfürſt Ludwig Katholik war, ließ er die die ſich Lutheraner nannten, gewähren. Aber ſchon unter ſei⸗ nem Nachfolger Otto⸗ Heinrich wurde die Reformation of 81 Die eingeführt. Leider ſpaltete ſich die neue Bewegt ing, folgenden Jahrzehnte manches betrübliche Bil Unduldſamkeit zeigten. Denn ſo wie die Herr mußten die Untertanen werden, was ſicherlich nie giöſen Feſtigung und Vertiefung des Einzelnen bei mehr die Urſache größter Gleichgültigkeit in kirchlie wurde. Die Religion war vielfach nur noch ein Gewand, das man jederzeit wechſeln konnte. Trotz alledem gewinnt man kein allzu unfreundliches Bild von dem Lande, von ſeinen Bewohnern und drücken eines Zeitgenoſſen jener Tage ſei die. endet:„Man findt inn diſer Landtſchafft, waz dem menſchen zu leibs narung und auffenthaltung not iſt an den bergen wechſt ſunderlich guter wein und keſtenbäume, die thäler 1155 mit mancherley obsgärten geziert, die ebne br ringen alleple kornfrüchten, die wald und die berg lauffen voll hirtzer ander wilden thier. Es ziehen auch die einwoner vyl ge Item im Necker, der mitten durch die Pfaltz läufft, wirt alle jahr ein große zal fiſch gefangen und beſunder is er reich an barben. Ich geſchweig hie, daß man alle jar ſpil brennholtz auß dem otenwald durch den Necker in den Rhein flötzt unnd allen ſtetten am Rhein vonn Speier bis Bingen holtz gnug bringt.“ Spaniſche Unduldſamkeit vertrieb in den Niederlanden gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Anhänger der Reforma⸗ tion, die ſich in fremden Ländern neue Wohnſitze 18 ten, ſo auch in der Pfalz. Der Kurfürſt wies ihnen das 2 Dörſchen e zu, denn er erkannte, daß für die Zukunft die Lage des Dörſchens und die gewerkſamen und tätigen Nieder⸗ länder von Bedeutung werden würden. Mannheim vergrö⸗ ßerte ſich unter dieſem neuen Antrieb und wurde zu einfger Blüte gebracht. Kurfürſt Friedrich V. erhob in richtiger Er⸗ kenntnis der Dinge Mannheim am 9. Dezember zu einer Stadt, verlieh ihr zahlreiche Freiheiten und Privilegien, die eine neue Zeit nicht allein für Mannheim, ſondern bald auch für das ganze Land ankündeten. — Deulſche Sprichwoͤrter 46. Große Leute ſtolpern auch.— 47. Reiche Leute wiſchen ſich mehr vom Munde, als die Armen zineinkriegen.— 48. Die Lilie iſt auch im Haus des Gottverächters weiß.— 49. Lobhard kommt weiter als Schiltfried.— 50. Man ſag eben ſo mehr leben ſo gut) ein groß e als ein klein'. Eiteratur Helgoland. Von Willy Norbert. Mit 45 Abbildungen, darunter 18 und einer Karte in Doppeltondruck,(Verlag v. Velh Hagen u. Klaſing in Bielefeld und Leipzig.] Helgoland, der. deten und ſonnenütberſtrahlten Inſel, wird hier von 2 ein in ſeiner Art einzigartiges Denkmal gefetzt. Inſulaner, ihre Eigemart und Meerverbundenheit, ſchilde faſſer anſchaulich. Unterland und Oberland, durch Schickſal miteinander verbunden, treten in Wort und B lebendig vor Augen. Es iſt ein vielſeitiges Buch, Lebendigkeit noch durch zahlreiche einfarb und ige des Zerpflückens in a) Handlung, b) Gefühle und Tendenzen des Dichters(in vier oder fünf Sätzen), e) Sprache des Dich⸗ ters anwendet. Ich werde traurig bei dem Gedanken, daß z. B. der„Segen der Erde“ folgendermaßen beſprochen werden könnte: a) Handlung: Der Bauer zieht aufs Oedland, arbeitet „ dort emſig im Schweiße ſeines Angeſichts, heiratet ſeine Magd, führt mit derſelben ein arbeitſames und ſegensreiches Leben und überflügelt durch ſeinen Fleiß alle Nachbarn. Es werden ihm zwei Söhne geſchenkt, deren einer den Hof übernimmt, der andere aber ein Taugenichts iſt. b) Gefühle: Knut Ham⸗ ſun iſt es gelungen, in feiner Weiſe in das Seelenleben der Perſonen einzudringen. Tendenz: Der Segen der Landarbeit ſoll beſchrieben werden.— So ähnlich würden wohl die Werke Hamſuns im Unterricht beſprochen werden. Wir ſehen, der Lehrer mag aus einem richtigen Gefühl heraus darauf ver⸗ zichtet haben, Knut Hamſun ſeinen Schülern im Unterricht näherzubringen. Intereſſant iſt es indes, zu hören, daß die Schüler, die literariſche Intereſſen hatten, ſtürmiſch gegen das Zurück⸗ ſtellen der Vorträge über Hamſun proteſtierten. Aus Bemer⸗ kungen vieler ſechzehn⸗ bis neunzehnjährigen Menſchen ſah ich auch, daß Knut Hamſun heute noch einer der beliehteſten (und das iſt keineswegs übertrieben) Schriftſteller der deut⸗ ſchen literariſch intereſſierten Jugend iſt.„Heute noch“, ſage ich, denn 1 am Ende des 19. Jahrhund derts, als Hamſuns. 5 und„Muyſterien“ nach Deutſchland kamen, auf die intellektuelle Jugend ein. Hamſun kennt und ſchildert unſere heutige Zeit wie kaum ein anderer. Da iſt die Politik, da ſind Literatentum, die Demokratie, der Sozialismus, die Technik, da haben wir alle Errungenſchaften der Neuzeit Und es iſt ſeltſam, zu ſehen, wie das alles bei Hamſun in ein Nichts zörfließt, in We arke mirkten ſie lie a 8 9 5 8(Nyſte eignet ſich nicht ſehr gut für leeren, e Dunſt. Aber Hamſun iſt kein bitterer Peſſi⸗ miſt, kein Schwarzmaler. Er kann nicht ſein ohne den Glau⸗ ben, ohne den urſprünglichen und natürlichen Glauben an die ewigen Geſetze der menſchlichen Natur, Hoffnung, Liebe, Haß, Glaube, Heimat. Es iſt die Welt der Inſtinkte, in der wir leben. Wo bleiben da die großartigen Errungenſchaften un⸗ ſerer Zeit? Wir ſind da, gehen herum, haſſen, lieben, glauben und hoffen, und das iſt gut ſo. Und dieſe Gegenſätze non ikr⸗ ſprünglichkeit, von Inſtinkten und den Fortſchritts dünkel ber Neuzeit ſchildert er ohne Unnatürlichkeit. Seine Sprache natürlich, durchſetzt mit etwas Ironie und Reſignation, in die ſich hier und da ein wenig Bitterkeit miſcht. Und doch glaubt er, bejaht; in all dem Hetzen, Wimmeln und Jagen ſteht er neues Leben wachſen und weiter regieren die alten Mächte— Liebe, Glaube und Heimat. Daß dieſes Auffaſſen der Dinge, dieſe indiyidugliſtif vor Gefühl vibrierende Schilderung der deutſchen, g regen Jugend ſympathiſch, für viele geradezu eine Er öfung iſt, verſteht man leicht. Ste bedeutet Erlöſung von den ſtarren und unduldſamen Geſetzen und Anſchauungen der menſchlichen Geſellſchaft, Erlöſung von den Phraſen des Fortſchritts und der Politik, die der Jugend das Leben ſo oft erſchweren, Er⸗ löſung von den heute überall zuſammengeballten politiſchen und wirtſchaftlichen Verbänden und Organiſationen, die dem feinnervigen Gefühlsmenſchen ſeine Lebensſähigkeft rauben, und die klarſte und ſchönſte Erklärung für die zahlloſen Wider⸗ ſprüche in der Politik, der Geſellſchaft und im ganzen menſch⸗ lichen Leben überhaupt. So können wir vielleicht die außer⸗ gewöhnliche Aufnahmewilligkeit gerade der deutſchen Jugond der Hamſunſchen Dichtung gegenüber verſtehen, die am beſton Thomas Manns Ausſpruch wiedergibt:„Ich habe ihn immer geliebt, von jung auf. Die un vergänglichen Reize ſeiner Kunſtmittel bezauberten ſchon den Neunz zehnjährigen, der nie vergißt, was.„Myſterien“,„Pan“,„Vik⸗ ſſt torja“, dazu die Novellen und Reiſebücher ſeiner Empfänglich⸗ keit einſt bedeutet haben.“ 5 * 4 1 2 1 . — 8 Samstag, den 8. Auguſt 1929 Neue Mannheimer.[Mittag⸗Ausgabe) Stati besonderer Anzeigel Tieferschüttert benachrichtigen wir unsere Verwandten, Freunde und Bekannten, daß am Donnerstag abend unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante, Fräulein Susanna Eisenhuth nach einem arbeitsamen Leben und längerem Leiden unerwartet schnell, sanft verschieden ist Mannheim(O 7, I2a), Köln, den 3. August 1929 In tiefer Trauer: Die Hinterbliebenen Die Beerdigung findet am Montag nachmittag Leichenhalle Mannheim aus statt ½8 Uhr von der Nach längerem Fusanma Eisenhuth Nahezu 40 jahre hat die Ver- im Alter von 63 Jahren, storbene unserem Hause treue Dienste geleistet. lieren in ihr eine fleißige, unermüdliche Angestellte. schwerem Leiden verschied am 1. ds. 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Auguſt 1929 5 Clilles Gejchüft an den jüddeutjchen Waren und Produltenmürkten Eingeſchränkte Umſätze am Weizen⸗ und Roggenmarkt Umſatzloſe Hafer⸗ und Maismärkte/ Vermutlich „Vermehrtes Roggenangebot aus der Pfalz und Heſſen geringeres Mengenergebnis an la. Braugerſte in der Pfalz u. in Württemberg/ Stillſtand des Mehlgeſchäftes und Abſtellung der Großmühlen Abwartende Haltung für Hülſenfrüchte Mannheim, 2. Auguſt. In Weizen bewegte ſich diesmal das Geſchäft in engem Rahmen, wofür die Gründe ſich aus der Lage des Mehl⸗ geſchäftes ergeben. Die Forderungen des kanadiſchen Weizen⸗ pobles galten im allgemeinen als zu hoch, ſodaß nur etwas Manitoba IV zu 32.50 /, loko Mannheim, gehandelt wurde. Das ſonſtige Geſchäft erſtreckte ſich auf Plata⸗ und Kanſas⸗ Weizen. Davon handelte man Baruſſo, 79 Kg., zu 29.25 J,, franko Mannheim und Kanſas II, Gulf, ſchwimmend, zu 13.50 bis 13.60 hfl.; zuletzt wurden dafür 13.701375 hfl. gefordert. Im Eif⸗Geſchäft nannte man Baruſſo, 79 Kg., disponibel Ant⸗ werpen, mit 13.25 hfl., transborde Antwerpen; Bahia Blanca, 79 Kg., disponibel Antwerpen und Juli⸗Abladung, mit 13 40 fl. transborde Antwerpen; desgl., ſeeſchwimmend, 13.35 eif Antwerpen; Baruſſo, Auguſt 13.50, September 13.60, Oktober 13.70 hfl. eif Rotterdam⸗Antwerpen; Roſa Fe, September 13.45, desgl. 80 Kg., ſchwimmend, 13.50; Kanſas J, ladend⸗ge⸗ laden, 13.8590, Auguſt⸗Septemebr 13.95; desgl. II, Auguſt⸗ September, 13.85 hfl. eif Rotterdam⸗Antwerpen. Für neuen Donau⸗Ungar⸗Weizen(Theiß⸗Banat), 78/79 Kg., 2 v. H. Beſatz, blauſpitzenfrei, Verladung erſte Hälfte September, fordert man 12.8013 hfl. eif Rotterdam⸗“ twerpen. Inlandweizen, 76 Kg., war angeboten aus Mittel⸗ deutſchland zu 28.50 /, 76/77 Kg., Auguſt⸗September, aus Oſt⸗ Holſtein zu gleichfalls 28.50 /, eif Mannheim. Eine ſtärkere Kaufneigung war weder für dieſe Ware noch für andere Her⸗ künfte zu 28.3040/ oder für alten Landweizen zu 28.25 /, bahnfrei Mannheim, feſtzuſtellen. Das Roggengeſchäft blieb gleichfalls klein. In In⸗ landware neuer Ernte iſt das Angebot aus der Pfalz und Heſſen bei etwa 23 /, frei Mannheim, größer geworden, wäh⸗ rend die Mühlen Zurückhaltung übten. Offerten in Plata⸗ Roggen, 75 Kg., zu 1111.25 hfl., begegneten keiner Kauf⸗ neigung.. g Alter Hafer war im Hinblick auf die erwartete gute In⸗ kandernte faſt umſatzlos. Verlangt wurde für inländiſche Herkunft 23.2550 /, für Plata⸗Hafer 22.5075. Der Braugerſten markt hat ſich immer noch nicht zu entwickeln vermocht. Es wurden in dieſer Woche wieder Muſter ſehr ſchöner Gerſte, insbeſondere aus der Vorderpfalz, gezeigt, allmählich kommt jedoch die Meinung auf, daß dieſe ſchönen Qualitäten nur in kleinen Mengen vorhanden ſein dürften und daß der Geſamtausfall ſowohl in der Pfalz wie in Württemberg ſowohl mengenmäßig wie qualitativ nicht ſo gut ſein wird wie im Vorjahre. Es macht ſich deshalb bereits Meinung für die ſogenannten Ausſtichgualitäten bemerkbar. Die Hinterpfalz wird in etwa—10 Tagen zum Druſch kom⸗ men und erſt dann Muſter vorlegen können. Als erſte För⸗ derungen für jetzt bemuſterte Ware hörte man 2420 /, je nach Ausſehen, neue Wintergerſte nannte man mit etwa 21.5022 J. In ausländiſcher Herkunft lagen ſehr ſchöne Muſter von Chile⸗Gerſte zu etwa 28.75 /, Parität Mannheim, vor, es beſtand dafür jedoch keine Kaufneigung. Schöne Muſter wurden auch aus der Tſchechoflowakei und anderen öſterreichi⸗ ſchen Nachfolgeſtaaten vorgezeigt. Für dieſe Ware wurden etwa 20 /, un verzollt, je 100 Kg. ab Stationen gefordert. Für neue Donau⸗Gerſte, 60/61 Kg., mit 3 v. H. Beſatz, verlangte man 10,20 hfl. eif Rotterdam. Umſätze in Brauderſte aus⸗ ländiſcher Herkunft ſind nicht bekannt geworden. Mais hatte ruhigen Markt. Für in Mannheim disponible Ware verlangte man 22.50 /, rheinſchwimmend 10.95 Hfl. eif Mannheim, ſeeſchwimmend 10.50 hfl. eif Rotterdam; größere Umſätze kamen nicht zuſtande. Das Mehlgeſchäft iſt, ſoweit es ſich um ſüddeutſches Weizenmehl handelt, faſt vollſtändig zum Stillſtand gekom⸗ men. Die meiſten Mühlen im Bezirk Manheim, Ludwigs⸗ hafen, Heidelberg, Worms haben denn auch mangels Abſatz den Betrieb abgeſtellt, zumal ſie auch mit den anfallenden Nebenprodukten, wie Nachmehl, Futtermehl und Kleie auf Lager gehen müßten. Da ſich der Konſum vor Inkrafttreten der Zollzuſchläge und der Preiserhöhungen auf längere Zeit hinaus eingedeckt hat, dürfte auch in den nächſten Wochen noch nicht mit einer Belebung zu rechnen ſein. Meinungskäufe werden zum jetzigen Preis von 42.25/ gegen noch 33.50% vor rund vier Wochen in Weizenmehl naturgemäß nicht vor⸗ genommen. Auch das Roggenmehlgeſchäft ging ſehr ſchleppend. Anfangs der Woche waren norddeutſche Roggen⸗ mehle aus Roggen neuer Ernte, in 65proz. Ausmahlung, noch mit 30% die 100 Kg. in kleineren Mengen gehandelt worden; als dafür ſpäter 32/ verlangt wurden, hörten die Umſätze auf. Den Preisaufſchlag verſuchten die hierfür offerierenden nonddeutſchen Mühlen mit der etwas geringeren Auslands⸗ ernte und dem Regenwetter zu begründen. In Roggenaus⸗ zugsmehl fanden vereinzelte Abſchlüſſe ſtatt, wobei ſich die Preiſe je nach Qualität zwiſchen 3336, je 100 Kg. bewegten. Die Grünkernernte im badiſchen Bauland iſt be⸗ friedigend ausgefallen. Angeſichts der Stockung im Mehlabſatz iſt aber kaum damit zu rechnen, daß die Preiserwartungen der Vandwirtſchaft ſich voll erfüllen werden. Bisher find Ia Grün⸗ kerne noch mit 58, zweite Sorte mit 52/ und dritte Sorte mit 45/ je 100 Kg. zu haben. Futtermittel hatten ſtetigen Markt bis auf Mühlen⸗ artikel, für die ſich wenig Intereſſe zeigte. Malzkeime lagen unverändert bei geringem Geſchäft. Preiſe je 100 Kilogr.: Weizenkleie, fein 11, grob 11.50, engl. Biertreber mit Sack 47.75—18.50, September⸗Dezember 1919.50, Januar⸗April 19.5020, Malskeime mit Sack 14.50 15.50, Trockenſchnitzel 1313.50, Erdnußkuchen 21.5075 /. Amerikaniſche Lein⸗ kuchen koſteten je nach Lieferzeit 13.85—14.70 hfl. eif Antwerpen Am Markt für Hülſenfrüchte iſt etwas mehr Geſchäft in Gang gekommen. In Ungarn wird die Bohnenernte jetzt mit etwa 40 v. H. kleiner angenommen, als bisher er⸗ wartet worden war. Die Preiſe haben daraufhin angezogen, * je 100 Kg. Mittelbohnen von 7 auf 10 Sch., Parität Paſſau, lagen Ange⸗ ä(54 877)„ verbleibt, über deſſen V von 58 997(54 elbt, über deſſen Uinktgekellt wird. Aus 85 rünerbfen zu und Oelſaaten 19—23 hfl. je nach Qualität; auch in Linſen kam größeres Angebot heraus und zwar für Rieſenlinſen zu 360 Lire, für mittlere Linſen zu 320 Lire, Auguſtverladung aus neuer Ernte. Raps wurde ab norddeutſchen Stationen, loſe, zu 3738„/ angeboten. Von Ungarn lagen Offerten vor in Rübſen zu 40/ die 100 Kg. Frachtparität Paſſau. Der Konſum verhält ſich ſowohl für Hülſenfrüchte wie für Oel⸗ ſaaten noch ziemlich reſerviert und wartet die weitere Ent⸗ wicklung der Märkte ab. Georg Haller. Noch keine Veſſerung in der Metallwareninduſtrie Unangenehmſte Auswüchſe der Preispolitik Ueber die Lage der Metallwaren⸗Induſtrie im Monat Juli 1920 berichtet der Reichsbund der Deutſchen Metollwaren⸗ iſtrie f gendes: Der Beſchäftigungsſtand der Metallwaren⸗ hat gegen den Vormonat weiter nachgelaſſen: er geſprochen ſchwach. Der Auftragsbeſtand gleicht dem des Vormonats, während der Auftragseingang— folge des Ausſetzens der Reiſetätigkeit— zurückgegangen die Einkochapparate⸗Induſtrie iſt ſaiſonmäßig gut Hen Ppeisverhältniſſe und Zahlungsbedingungen erfuhren derung. Der ſchlechte Geſchäftsgang war von genehmſten Aus wüchſen der Preispolitik be die Preiſe durchweg außerordentlich gedrückt und ur Dazu kommt die immer ſtärker werdende Verſchlepp lungen. In Einkochapparaten und Konſervengläf große Schleuderei der Bazare und Warenhäuſer Produktionskoſtenkurve neigt leicht nach bben. T ſchäftigung der Betriebe verhindert ihre Rentab 3 125 An Stelle der dringend notwendigen Ausfuhrerleig 0 igen treten Ausfuhrerſchwerungen. So hat auch Cuba neuer ings erſchwerende und mit Unkoſten verbundene Einfuhrvorſchrifften er⸗ laſſen. 5 Vadens FInduſtrie auf der Leipziger Meſſe Relativ ſchwache Beteiligung Badens Das Leipziger Meßamt hat in der Folge ſeiner Publikationen, die ſich mit der Bedeutung der Leipziger Meſſen für das deutſche Wirtſchaftsleben befaſſen, ſoeben ein Heft erſcheinen laſſen, das„Zah⸗ len von der Leipziger Meſſe“ bietet. Das recht aufſchlußreiche Werk⸗ chen behandelt zunächſt in einer größeren Anzahl von ſtatiſtiſchen Ueberſichtstabellen die Ausſteller und Einkäufer der Leipziger Meſſe nach Ausſtellerzahl und Ausſtellerfläche, nach Einkäuferzahl und Meſſeverkehr, ſodann wird der Verſuch einer Schätzung des Wertes der den Ausſtellern zur Leipziger Frühjahrsmeſſe 1929 erteilten Aufträge gemacht. Man kſt hierbei, wie ſchon kurz mitgeteilt(ſiehe Nr. 348 der NM.) auf einen Geſamtumfatz von mindeſtens 950 bis 1000 Mill.„gekommen! Die an dieſe Zahlen und die gemachten Umrech⸗ nungen geknüpften Betrachtungen mögen in erſter Linie propagan⸗ diſtiſchen Wert haben; beſonders intereſſant dürfte es aber in dieſem Zuſammenhang ſein, aus den hier u. W. erſtmalig gebotenen Tabellen die für Baden in Betracht kommenden Zahlen herauszuziehen und ſie zu den in Nr. 384 mitgeteilten jeweiligen Endſummen ins Verhält⸗ gis zu ſetzen. Danach ergibt ſich folgendes Bild: Es nahmen teil an der Frſthlahrsmeſſe 1928 Herbſtmeſſe 1928 Frühjahrsmeſſe 1929 insgeſamt 10 106 8089 10 171 Ausſteller, davon Deutſche 8962 7472 8898, davon Badiſche 220 186 248, mithin betrug bie Betetligung der babiſchen Induſtrie im Verhältnis zur geſamtdeutſchen 2,46 v. H. bezw. 2,49 v. H. bezw. 2,79, eine alſo relativ ſchwoche Beteiligung in Anbetracht der Bedeutung der badiſchen Wirtſchaft im Rahmen der geſamtdeutſchen. Bemerkens⸗ wert iſt, daß das Steigen bezw. Sinkn der Ausſtellerzahl im Gan⸗ zen ſich auf die badiſche Beteiligung nicht ausgewirkt hat, jedenfalls nicht in den unterſuchten Zeitraum, im Gegenteil iſt ein leichtes, aber kontinuierliches Steigen der badiſchen Beteiligung feſtzuſtellen. Wie ſich nun der badiſche Anteil auf die einzelnen badi⸗ ſchen Handelskammerbezirke verteilt, läßt folgende Ueber⸗ ſicht gut erkennen: Es ſtellten aus zu den oben angegebenen Ter⸗ minen aus dem Handelskammerbezirken(Prozentfatz bezieht ſich auf die badiſche Beteiligung): Mannheim 40= 18,18 v. H. 30= 16,19 v. H. 8 17,84 v. H. Karlsruhe 38= 17,27 v. H. 29= 15,58 v. H. 46= 18,55 v. H. Pforzheim 87= 16,89 v. H. 38= 20,48 v. H. 39 15,79 v. H. Freiburg 20 10,6 v. H. 1 8 9,4 U.. 8 987 v. 8 Heidelberg, 16= 7,27 v. H, 10 68 v. H. 17= 6,88 v. 5 Honſtanz 13 5,01 v. B. 14 7,53 ov.. 16= 6,45 v. 5 Lahr 13 5,91 v. H. 12= 6,8 v. H. 15= 6,05 v. H. Villingen 26= 11,82 v. H. 22= 11,8 v.. 98= 13,81 v. H. Schopfheim 14 6,86 v. H. 14 8 788 vu. H. 16 6,8 v. H. zu. 220= 100 v. H. 186= 100 v. H. 248= 100 v. H. Dieſe Zahlen verraten überraſchenderweiſe, daß die Zentrale der badiſchen Wirtſchaft, Mannheim, weder abſolut noch verhältnismäßig ſtets an der Spitze marſchiert. Auf der letzten Kapitalerhöhung der AE Umtauſch der Vorzugsaktien in Stammaktien— Das Ab⸗ kommen AG.— General Electric Der.⸗R. der Algemeinen Elektrizitätsgeſell⸗ ſchaft genehmigte geſtern ein Abkommen zwiſchen der ACG. und der Internationale General Electrie Co. Newyork. als Trägerin der Auslandsintereſſen der Generalcßleetrie Co. Newyork Das Abkommen ſieht eine Weiterentwicklung der ſchon ſeit vielen Jahren beſtehenden freundſchaftlichen Zuſammenarbeit zwiſchen den beiden Konzernen vor. Im Zuſammenhang mit dieſem Abkommen wird eine Kapitalbeteiligung der General Electric Co. an der AEG. eintreten. Die International Electrie Co. erwirbt nom. 30 Mill.„ Stammaktien der AEG. zum Kurs von 20 0 v. H. Ein Teil der hierfür erforderlichen Aktien ſoll durch eine Kapttalerhöhung, der andere Teil durch Umwandlung der Vorzugsaktien der Acc. in Stammaktien geſchaffen werden. Zu dleſem Zweck wird den Beſitzern von Vorzugsaktien der AGG. ein Umtauſch in Stammaktien angeboten und daneben die Ver⸗ waltung ermächtigt, das Kapital um bis zu 23,75 Mill.„ auf bis zu 210 Mill. Azu erhöhen. Die ao..⸗V. ſoll auf den 27. Auguſt einberufen werden. Von der Ermächtigung zur Schaffung der neuen Aktien ſoll aber nur inſoweit Gebrauch gemacht werden, als dies zur Durchführung der Transaktion erforderlich iſt. Der Betrag der Kapitalserhöhung wird ſich alſo danach richten, in welchem Maß die Vorzugsaktionäre ihre Aktien zum Umtauſch in Stamm⸗ aktien einreichen. Die in Ausſicht genommene freundſchaftliche Zuſammenarbeit be⸗ zweckt nicht nur wie bisher einen reinen Patent⸗ und Erfindungsaus⸗ tauſch, ſondern auch eine erweiterte Beziehung zu den nakionalen Starkſtromfabrikationsunternehmungen in den Hauptinduſtrieländern Europas, die mit der International General Electric Co. und der AEG. im Vertragsverhältnis ſtehen. Wie wir hierzu erfahren, ver⸗ handelt die AG. gegenwärtig über weitere Beteiligungen an aus⸗ ländiſchen Geſellſchaften. Im Zuſammenhang mit den vorſtehend geſchilderten Traſts⸗ aktionen werden in den Verwaltungsrat der Acc. fünf Vertreter der General Eleetrie⸗Gruppe eintreten, dagegen iſt vorerſt nicht eine ent⸗ ſprechende Vertretung der Acc. in der Verwaltung der amerikani⸗ ſchen Gruppe vereinbart worden. Der Grund für dieſes Abkommen liegt vor allem in der Notwendigkeit, daß ſich die ACG. infolge der ausgedehnten finanziellen Mittel, die der Bau von Starkſtromunter⸗ nehmungen in der Welt beanſprucht, mit einem ausländiſchen Kon⸗ zern weitgehend befreunden mußte, der eine ſtarke Kapialmacht hinter ſich hat. 8 a * Ehemiſche Werke Raſchig Ach. in Ludwigshafen a. Rh. Das am 31. Dez. 1928 abgelaufene Geſchäftsjahr erbrachte einen Roh⸗ Preiſe um 50 5 Abzug der Unkoſten und der Abſchreibungen ein Reingewinn erwendung leſder nichts der Bilanz: Aktienkapital unv. 400 600 /, gewinn von 551 414(589 244)% woraus nach 620(404 800. 5 Frühjahrsmeſſe war Karlsruhe ſtärker vertreten, auf der Herbſtmeſſi 1928 Pforzheim. Die Beteiligung iſt im allgemeinen gleichm 5 nachlaſſend auf der Herbſtmeſſe, nur Pforzheim und Konſtanz weiſer ndigen Anſtieg auf. Starke Schwankungen zeigen Karlsruhe unk ingen, das übrigens einen auffallend hohen Anteil an der bad Betetligung hat(Uhreninduſtrie). 85 Die Reihenfolge der Beteiligung der Induſtrien der verſchie denen Handelskammerbezirke ändert ſich alſo ſtändig. Sie ergibt fü dte drek zur Verfügung ſtehenden Termine folgendes Bild: 5 Nach Ausſtellerzahl zur Frühjahrs meſſe 1928: Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim, Villingen, Freiburg, Heidelberg, Schopfheim gleichſtark vertreten an letzter Stelle Konſtanz und Lahr; zur Her 5 858 meſſe 1928: Pforzheim, Mannheim, Karlsruhe, Villingen, Frei⸗ burg, gleichſtark vertreten an ſechſter und ſiebenter Stelle Konſtanz und Schopfheim, Lahr, Heidelberg; zur Frühjah rs mef ſe 1929: Karlsruhe, Mannheim, Pforzheim, Villingen, Freiburg, Heidelberg, wiederum zuſammen Konſtanz und Schopfheim, Lahr. Ihren Platz behaupten alſo ſtändig Freiburg, Villingen und Schopfheim. * Zur Ergänzung dieſer Ausführungen möge nun noch der Anteil Badens an den den Techniſchen Meſſen der letzten 6 Jahre mit der auf Etſen bahn zugeführten Ausſtellungsgütern aufgrund der Erhebungen des Reichs bahnkontrollbezirks Karlsruhe hervorgehoben werden.(Mit Laſtauto uſw. zuge⸗ führte Sendungen ſind nicht ſtatiſtiſch erfaßbar). Es betrug danach der Eingang in Kilogramm: 1924 1925 1926 1927 1928 1929 insgeſ. 8 298 795 8 193 644 4 999 702 4 301 141 6 744 257 8 471 777 davon Karlsruhe 36785 113 287 174 777 99 191 345 740 329 380, t. H. 1,12 1,88 8,54 2,31 5,13 3,89 Wenn danach alſo zwar in dieſem Jahre wieder ein leichter Rück⸗ gang zu verzeichnen war, ſo zeigt ſich doch die Tendenz nach oben, von 1927 auf 1928 ſogar ſprungaft. * Endlich noch ein Wort über die aus Baden zugereiſten Meſſe⸗ beſucher. Aus dem Bezirk der Reichsbahndirektion Karlsruhe kamen aufgrund der auf dem Leipziger Hauptbahnhof abgenommenen Fahrkarten in der Zeit vom 28. Februar bis 10. März 1929 in Leipzig an amdTag des ſtärkſten Verkehrs(8..) 542 Perſonen, aus ganz Deutſchland 39 920 Perſonen, insgeſamt in der angegebenen Zeit 1363 Perſonen, aus ganz Deutſchland 235 496 Perſonen, im Durchſchnitt alſo 124 Perſonen, aus ganz Deutſchland 21 409 Perſonen, d. h. Baden ſtellte 0,58 v. H. der Meſſebeſucher ein freilich nur mageres Reſultat, wobei vorausgeſetzt, das faſt alle Ankommen⸗ den wegen der Meſſe gekommen waren, was angenomme werden kann, weil außerhalb der Meſſezeit der Tagesdurchſchnitt an badiſchen Ret⸗ ſenden in Leipzig nur 9 Perſonen beträgt. r. auf bis zu 210 Mill. Nm. Neſervefonds neu 10 000, Verbindlichkeiten 210 974(154 150); anderer⸗ ſeits Liegenſchaſten 61645(72 534), Fabrik 112 019(116 323), Apparate 160 667(174913), Außenſtände 84 029(42 706), Vorräte 261 611 (202 561) Mark. 8 Verluſtabſchluß der Berliner Paketfahrt⸗, Speditions⸗ und Lagerhaus⸗[vorm. Bartz u. Co.) AG. Die Geſellſchaft ſchließt das Geſchäftsfahr 1928 nach 165 000/ Abſchreibungen mit einem Verluſt von 296 000% ab. Die Bruttoeinnahmen ſtiegen von 5,6 auf 5,8 Mill. /, während die Unkoſten eine Zunahme von 5,34 auf 5,7 Mill./ erfuhren. Die Verwaltung führt den ungünſtigen Abſchluß hauptſächlich auf die rückläufige Güterbewegung im Jahre 1928 zu⸗ vüick. Infolge der Konkurrenz der kleinen Fuhrgeſchäfte ſei es auch nicht gelungen, die Einnahmen in dem gewünſchten Maße zu ſteigern. Kienzle Uhrenfabriken AG. Schwenningen a. N. Die Geſell⸗ ſchaft erzielte im Geſchäftsjahr 1998 einen Bruttogewinn von 5 885 741 (5 444 496), wovon Fabrikatlonsunkoſten 3 053 316(2 843 117) ,, Handlungsunkoſten 2 202 798(1 973 470)„ und Abſchreibungen 410 934 (598 523)/ erforderten, ſodaß ein Reingewinn von 218 492 (29 384)/ verbleibt, über deſſen Verwendung nichts geſagt wird. In der Bilanz erſcheinen Vorräte an Rohſtoffen, halbfertigen und und fertigen Fabrikaten mit 5 970 070(5 327 700) /, Bar- und Wach⸗ ſelbeſtand mit 101375(106 103) /, Debitoren mit 3 560 864(2 899 612) Mark und Beteiligungen mit 2841 156(—)% Auf der Pas nſeite ſtehen bei einem von 6,4 auf 9 Mill., erhöhten Aktſenfapktal die Keſetzliche Reserve mit unverändert 800 000 /, weiter Rücklagen mit 950 000(399 229)% und Gläubiger 5 446 717(8 170 888)„ zu Buch. Die Thomas Ernſt Haller AG. in Schwenningen a.., deren geſamtes Aktienkapital ſich in Händen der Kienzle Uhrenfabriken Ach. befindet, weiſt für das Geſchäftsjahr 1928 einen Reingewinn von 88 818/ aus. 5 s Depiſenmarkt Im heutigen Frübverteh fotterten Pfunde gegen New- Port 485,31] 483,28 Schweig 25,27 25,221 Stockholm 18,10 18,10 Marlis. 123.84 129,86 Holland.. 12,09 12,10 Madrid. 38.20 33 19 üſſel 34589] 34,90 Oslo 18.20 18.20 vailand. 92,82 92,78] Kopenhagen„18,19 18,21 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 419.80 und Pfunde mit 2086 25 gehandelt Frachtenmarkt Duisburg-Muhrort 2. Auguſt Das Geſchäft war an der heutigen Börſe nicht beſonders lebhaft. Die Kohlentransportgeſellſchaft konnte nur einige Kähne ab hier für Verladungen nach Rotterdam einteilen. Kanalkähne waren etwas beſſer als Rheinkähne unterzubringen. Die Talfracht erfuhr keine Aenderung. Das Berggeſchäft war dagegen äußerſt ſtill, Eine Berg⸗ frachtnotierung kam nicht zuſtande. Für einzeln vergebene Reiſe ſoll 1,90% ab Kanal Baſis Mannheim bezahlt worden ſein. Es wird auch nur für Reiſen ab Kanal 1,90/ geboten und man konnte bis jetzt trotz Zurückhaltens den Satz von 2% nicht mehr erzielen. Sollte morgen die Nachfrage für Bergfrachten nicht lebhafter fein, ſo dürfte nur mit einem Satz von 1,70„ bis 1,00/ zu rechnen ſein. Der Bergſchlepplohn erfuhr mit 10 bis 1,50% nach Mannheim keine Aenderung. Der Talſchlepplohn zog wie allwöchenklich um diefe Zeit wieder an und beträgt 16 Pfg. für größere beladene Kähne ab hier nach Rotterdam. . 4 N 5 0 4 Sümstag, den 3. Auguſt 1929 HI. Seite. Nr. 384 i in Deutſchland Deuiſchlands ſteigender Stromverbrauch Die Aufwärtsentwicklung des elektriſchen Stromverbrauchs hält in un vermindertem Temyo an. Aus den Ermitt⸗ lungen des Statiſtiſchen Reichsamts, die ſich auf eine Durchſchnitts⸗ zahl von 122 Elektrizitätswerken erſtrecken, geht hervor, daß die Er⸗ zeugung in den erſten 5 Monaten de J.— im Vergleich zur Erzeu⸗ gung in den erſten 5 Monaten des Vorjahres— insgeſamt ſolgender⸗ maßen geſtiegen iſt(in Millionen kWh.): Monat: 1929: 192 Januar 4280, 1138,9 Februar 1280,0 1126,4 März 1306, 9 1169,9 April 1299, 1046,2 Mai 1302, 1075, Auch ar beitstäglich hat ſich die Stromerzeugung weſentlich gehoben. Sie betrug(in 1000 kWh. im Januar 55 524(47 649), Februar 53 416(45 056), März 52 274(43 331), April 51964(45 488) und im Mai 82 091(43 006). 22: Globe Underwriters Exange Juc., Newyork— Ihre Stellung zm juternationalen Verſicherungsgeſchäft. Die amerikaniſche Be⸗ fitzerin der Iduna ⸗Aktien, die Globe Underwriters Exchange Juc, veröffentlicht durch das ihr naheſtehende Bankhaus Pains, Webber u. Co., einen Sonderbericht über ihre Erwerbungen und ihre internationale Ausdehnung. Ihre Tätigkeit ſtellt eine neue Entwick⸗ Uung im Verſicherungsweſen dar, nämlich die Finanzierung der Kon⸗ zentration in dieſem Gewerbe. Die Geſellſchaft hat ein maßgebendes Intereſſe an einigen gut fundierten Verſicherungsgeſellſchaften in SA. und Europa genommen. Unter den europäiſchen Unterneh⸗ mungen befindet ſich, wie erwähnt, die Jdung in Deutſchland, die ein großes und wachſendes Geſchäft auf dem Gebiete der Feuer⸗, Unfall⸗ und Lebensverſicherung hat. Die Aktiva der Globe Underwriters Exchange werden mit rund 15 000 000 Dollar, das Kapital und die Reſerven mit rund 7000 000 Dollar, die Reſerven allein mit rund 2 500 000 Dollar angegeben. 22: Gründung eines franzöſiſchen Werften⸗Kartells. Die vier franzöſiſchen Werften Chantiers de France, Dünkirchen, Chantiers et Abelters de St. Nazaire, Penhoet, Chantiers de Normandie, Rouen und Chantiers de la Mediterranee, Grayjflle und Seyne, haben ſich gwecks Ausſchaltung des gegenſeitigen Wettbewerbs zu einer gemein⸗ ſamen Abſatzorganiſation zuſammengeſchloſſen. Das neue Kartell der franzöſichen Werftinduſtrie firmiert:„Union de Cing Chantiers Nord, la Manche, Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Im Handel mit deutſchen Tabaken hat die Marktlage in der letzten Zeit nur unweſentliche Veränderungen erfahren. Bei kleinen Umſätzen nannte man von 1928er badiſch⸗pfälziſchen Tabaken: Schneidegut, je nach Qualität, 70—100, beſonders gute Be⸗ ſchaffenheiten auch noch etwas über 100„ je Ztr.; Sa ndblatt, je nachdem, ob es ſich um Zigarren⸗ oder Schneidegut handelte, mit 90140% Sandgrumpen, je nach Größe des Poſtens und je nach Qualität, 7083 /. Nachdem noch vor einigen Tagen gewünſcht worden war, daß Regen eintreten möchte, iſt dieſer prompt einge⸗ troffen, allerdings nicht in dem von der Landwirtſthaft gewünſchten kräftigen Ausmaß. Im Allgemeinen ſtehen die Tabake in Baden, der Pfalz und in den mittelfränkiſchen Anbaugebieten bisher noch recht gut. Die in der Pfalz und Nordbaden niedergegangenen Ge⸗ witter haben, ſowelt bisher bekannt, den Tabaken nichts geſchadet. Weniger günſtig lauten die Meldungen aus Mittelbaden. In Heſſel⸗ hurſt bei Kehl und in Altenheim iſt ein großer Teil der Tabak⸗ pflanzen vom Roſt.(Wildfeuerkrankheit) befallen worden. Man glaubt, daß dieſe Krankheit mit den Setzlingen von den Saatbeeten auf die Grundſtücke gebracht wurde, eine Meinung die bei der Beſich⸗ tigung durch Sachverſtändige, darunter der Leiter des Tabakfor⸗ ſchungsinſtttuts Forchheim, Prof. Dr. König und Prof. Dr. Ma ch von der Verſuchsanſtalt Auguſtenberg, beſtätigt wurde. Als einziges Hilfsmittel zur Bekämpfung dieſer Krankheit gilt bis jetzt das Be⸗ ſpritzen mit prozentiger Kupferbalkbrühe. 7 In Baden angeſtellte Verſuche mit dem amerikaniſchen Rö h⸗ rentrocknungs verfahren haben in qualitativer Hinſicht zu⸗ friedenſtellende Ergebniſſe geliefert. Wenn die verarbeitende In⸗ duſtrie dieſen ſchnellgetrockneten Tabaken eine entſprechende Wert⸗ ſchätzung entgegenbringt, ſo ſteht einer allgemeinen Verbreitung dieſer Trocknungsmethode nichts mehr im Wege. Gegenwärtig werden von einzelnen Rauchtabakfabriken Verarbeitungsverſuche gemacht, um feſt⸗ zuſtellen, wie ſich die Tabake gegenüber den in herkömmlicher Weiſe behandelten Tabaken verhalten.— Die bisher in der Pfalz ange⸗ ſtellten Verſuche einer Beſchattung des Tabaks mit Gaze⸗ Vom deutſchen Tabakmarkt noch darauf au, die Produktion zu verbilligen, was man durch wel⸗ teres Studium der Frage gleichfalls zu erreichen hofft.— Die dles⸗ jährige Herbſtverſammlung des Landesverbandes bayeriſcher Tabak⸗ bauvereine findet in Speyer ſtatt. Au As Anlaß des 25 jährigen Beſtehens des Verbandes ſoll zu der Tagung eine Jubiläumsſeſt⸗ ſchrift erſcheinen, die die Entſtehungsgeſchichte und Bedeutung dieſer Organiſation behandelt und den pfälz iſchen Tabakbau in ſeiner kulturellen Aufwärtsentwicklung entſprechend deutet. U * Der Kaliabſatz im Juli. Der Kaliabſatz im Monat Juli hat, wie von unkerrichteter Seite gemeldet wird, die Vorſchätzung von rund 1 Mill. Dz. erreicht; im Juli 1928 wurden 1 026 800 D. ab⸗ geſetzt. Die über den Abſatz hingus geförderten Mengen ſind auf Lager genommen worden. Die Aſcherslebener Werke hatten große Exporte von Rohſalzen und Sulphaten nach Amerika und Japan ah zuwickeln. Die Arbeit auf dem Kaliwerk Siegmunds hall iſt teil weiſe wieder aufgenommen worden. Der Stickſtofſmarkt im Juli. Im Juli wor die Nachfrage nach Stickſtoffdünger im Inland entſprechend der Jahreszeit befriedigend. Verſand und Erzeugung verliefen ohne Störung. Der Preis für 1 Kg. Stickſtoff betrug im Juli im ſchwefelſaurem Ammonfak 0,80 4, im falzfſauren Ammoniak und Kalkſtickſtoff 0, A, im Kalkammon DA VV 0,70 J, im Leunaſalpeter BAS(Ammonſulfatſalpeter), ontolfalpeter DaVV(Ammonſulfatſalpeber), Kaljammonſalveter Sir 0,83 /, im Kalkammonſalpeter Jch und Harnſtoff. 0,85 /, im Kalkſalpeter einſchließlich Sack 1,03„, im Natronfalpeter 1,13 J. Alle Preise verſtehen ſich für Bezug in ganzen Waggon⸗ ladungen. Im Ausland war der Abſatz brfiedigend. 0 * Deutſch⸗franzöſiſcher Konflikt wegen der Bezeichnung„Rhein⸗ wein“. Auf Grund von Anträgen des deutſchen Weinbaus iſt die wegen der Verwendung der Bezeichnung„Rheinwein“ für Weine aus Elſaß⸗Lothringen eingetreten. Die Angelegenheit wird voraug⸗ ſichtlich auch demnächſt vor dem Internationalen Weinamt in Parts von den deutſchen Vertretern zur Sprache gebracht werden. Von Deutſchland wird Gefurdert, daß die Bezeichnung„Rheinwein“ für Reichsregierung in Verhandlungen mit der franzöſiſchen Regierung 5 Francais de Conſtruetions Navales ſu la mer du Mediterranee“ ' Atlantique et la zelten habe 2 2 Alle Kategorie 1500 cem: 5 Nach dem Großen Preis 1er Varzi-Zehende dieser Prüfungsfahr von 113,700 Em(meiste Kilo Ohne Reifenwechsel Kategorie 5 I: ler Stoffel-Bou 8 von 8p — 12 Stu Stundengeschwindig digkeit von 113,700 Km ler Sabipa Gaupillat auf Bugatti mit einer Stundenge- schwindigkeit von 94,050 Em ohne Reifenwedisecl aut en. von Belgien Englebert broßzen preis 8 auf Alfa-Romeo, schlagen den Rekord t mit einem Stunden-Durehschnitt meter aller Kategorien) riat auf Chrysler mit elner keit von 101,500 Km Kategorie 2 1; ler Varzi-Zehender auf Alfa Romeo mit einer Stundengeschwin⸗ e Winnt auch den Anlen nden— Ant. Jeröffentiehunzen der Stadt Mauskeim Tarifänderung betr. Ab 5. Auguſt 1929 werden die Preiſe für die gewöhnlichen Fahrſcheinhefte wie folgt erhöht: Hefte, gültig für 1 bis 5 Teilſtrecken, mit 6 Scheinen koſten.10 R.(vorher.00.). Hefte, gültig für 6 bis 7 Teilſtrecken, mit 12 Scheinen koſten.60.“(vorher.40 R/), Hefte, gültig für mehr als 7 Teilſtrecken, mit 12 Scheinen koſten.00.“(vorher.80.). Alle vor dem 5. Auguſt 1929 gekauften Fahrſcheinhefte zu.00.,.40 und.80 R. gelten nur noch bis einſchließlich 18. Auguſt 1929. Eine Rückvergütung für nicht abge⸗ „fahrene Scheine findet nicht ſtatt. Die Preiſe für Einzelfahrſcheine, Schüler⸗ fahrſcheinhefte, Fahrſcheinhefte für am Gehen behinderte Perſonen ſowie Fahrſcheinhefte zu ermäßigten Preiſen(Arbeiterhefte und Hefte für Lohn⸗ und Gehaltsempfänger) und Abon⸗ nementskarten werden nicht erhöht. Die Einkommensgrenze für den Bezug von Arbeiterheften und von Heften für Lohn⸗ u, Gehaltsempfänger wird vom gleichen Tage auf 70 R. für die Woche bezw. 300 R/ für 0 den Monat feſtgeſetzt. 40 Städt. Straßenbahnamt. 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Geschütze recken im Paradies der Hletterer 9 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗ Ausgabe) Ein Großfilm aus dem Zirku mit Ewelyn Holt ua sleben in 6 Akten Bunt wie Flitter ist die Welt des Artisten, beugen— nachdem Sie noch Minuten vorher dem ſode furchtlos ins Auge geseben haben—, dann wissen es nur wenige unten im Saal, daß sich hinter dem lachenden Gesicht oft Tränen und wenn sle sich lächelnd vor verbergen. dem Publikum ver- der großen Helga Nc DEH SONMAN DE ROE! Außerdem: b Das charmante Fimwerk mit Werner Fütlerer Die Liebesabenteuer einer mondänen Frau in 7 Akten Beginn: Sonntags 2 Uhr Besetzung Brink Die günsfigste Gelegenheit Speise-, Herren-, Schlafzimmer und Hüchen, sowie Muh- und Einzelmäbel Zu konkurrenzles Dazu: PAT TY Als Reisender Großlustspiel in 6 Akten. Ferner eine spannende Sensationskomödie .00.00.00.10 Uhr Friedrichspark N Sonntag, 4. Aug. 3½ u. 8 Uhr 2 Lonzerte 2 Im Apendkonzert als Cast G Mennedta Heldenbariton, Stadttheater Cottbus. 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