1 4 * Bezugspreiſe: In Mannheim u Umgebung frei ins Haus Oder durch die Poſt monatlich.⸗..— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältmiſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. aupt⸗Geſchäftsſtelle E, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R1.%1 Baſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen. Waldhofftres, chwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße 19 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erscheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 24953 Moungplan-O. Die erſie Vollſitzung im Haag Den Haag, 8. Aug.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Raſcher als anzunehmen war, fand die Generaldiskuſſion über den Youngplan in der dritten Vollſitzung der Regierungs⸗ konferenz ihren Abſchluß. Die geſtrige Nachmittagsberatung brachte eine Rede des belgiſchen Außenminiſters Hy man 8, der den Voungplan als ein einziges unteilbares Ganzes be⸗ zeichnete.„Das neue Reparationsſtatut iſt Stück auf Stück gefertigt worden. Es darf nichts herausgenommen werden, Von der Haager Konferenz Die Delegationen treſſen ein: Oben: Die Deutſchen bei der Ankunft. 1. Curtius, 2. Wirth, 3. Streſemann, 4. der holländiſche Außenminiſter Blokland. Unten: Die engliſchen Delegierten. 1. Miniſter Suowden. 2. Miniſter Henderſon mit ihren Gattinnen. ſonſt könnte das ganze Moſaikin Trümmern zu Boden fallen“, ſagte Hymans temperamentvoll und energiſch zu⸗ gleich. Er warnte die Konferenzmitglieder vor einer neuen Aufrollung des Konferenzproblems und betonte nachdrücklich, daß auch eine zweite Sachverſtändigenkonferenz zu keinen anderen Schlußfolgerungen gelangen werde als die in Paris arbeitende Konferenz, deren lange Dauer die öffentliche Mei⸗ nung aller beteiligten Länder in hohem Maße beunruhigte. Das Werk des Friedens, ſo betonte Hymans, würde ernſtlich in Frage geſtellt werden, wenn man jetzt wieder an dem er⸗ reichten Reſultat Kritik üben und nach Verbeſſerungen ſuchen würde. 8 8 Selbſtverſtändlich unterließ es der belgiſche Außenminiſter nicht, auf die„Opfer“ ſeines Landes hinzuweiſen und den MDoungplan als eine für das deutſche Volk durchaus tragbare Regelung zu bezeichnen. Nach Hymans teilte ö 8 der Vertreter Japaus, Adaci, mit, daß auch Japan„ſchwere Opfer“ durch die An⸗ nahme des Noungplanes gebracht habe. Er bezeichnete das Reparationsſtatut als die Grundlage einer allgemeinen, politiſchen und finanziellen Regelung zwiſchen den beteiligten Mächten. a Nachdem ſämtliche Vertreter der beteiligten Mächte zum Youngplan Stellung genommen hatten, erſuchte der amerikaniſche Beobachter Wilſon die Konferenz, ihm einige Mitteilungen zu geſtatten. Er ver⸗ las eine Note des Inhalts, daß die Regierung der Vereinig⸗ ten Staaten erſt im Laufe der Finanzkommiſſionsverhandlun⸗ gen zu der Durchführung des Poungplanes Stellung nehmen werde. Das Eingreifen der Vereinigten Staaten in die Beratun⸗ gen der Finanzkommiſſion iſt als bedeutſames Ereignis zu werten, denn es liegt auf der Hand, daß der amerikaniſche Be⸗ obachter den Voungplan als ein in ſich geſchloſſenes Werk be⸗ 418 er der Gläubiger? Die kleinen Mächte werden von den großen in ihre Schranken verwieſen WMilkag⸗ Ausgabe l Mannheimer General Anzeiger Beilagen: Sport und Spiel. Aus Seit und Leben Mannheimer Frauenzeitung. Unterhaltungs⸗Beilage Aus der Welt der Technik Nr. 362— 140. Sahrgaug er Seitung Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelgeile für Allgem. Anzeigen 0,40 Ned. Netlamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks e e uſw. berechtigen zu keinen Exſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme pon Anzeige Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Wandern und Neiſen Geſetz und Necht urteilt und die in dem Reparationsſtatut enthaltenen politi⸗ ſchen Empfehlungen beſonders hervorheben wird. Bekannt⸗ lich enthält der neue Reparationsplan den deutlichen Hinweis auf die Notwendigkeit guter politiſcher Beziehungen zwiſchen den beteiligten Mächten. Nach Abſchluß der Generaldiskuſſion teilte der Vorſitzende Jaſpar mit, daß in einer privaten Beſprechung der ſechs beteiligten Mächtevertreter die Bildung einer finanziellen und einer politiſchen Kommiſſion beſchloſſen worden ſei. In der Finanzkommiſſion wird der Oben: Italiens Vertreter, Finanzminiſter Mosconi(1) mit ſeiner Gattin und dem holländiſchen Außenminiſter Blokland(). 5 Im Kreis: Der amerikaniſche Beobachter E. C. Wilſon. Unten rechts: Frankreichs Miniſterpräſident Briand.. von Snowden vorgeſchlagene belgiſche Finanzminiſter Hpu⸗ tard den Vorſitz übernehmen. Zum Präſidenten der poli⸗ tiſchen Kommiſſion wurde auf den Vorſchlag Briands hin der engliſche Außenminiſter Henderſon gewählt. In jeder dieſer Kommiſſionen werden je zwei Delegierte der ſechs hauptbeteiligten Mächte arbeiten, ſo daß es ſich, wenn man die Präſtdenten nicht einbezieht, um 12er⸗Ausſchüſſe handelt. Beide Kommiſſionen werden die Vollmacht beſitzen, Sachverſtändige zu vernehmen und ſind beauftragt, an die Geſamtkonferenz Bericht zu erſtatten. Es wird ihre Aufgabe ſein, Entwürfe auszuarbeiten, die ſpäter durch die Regierungskonferenz zu Beſchlüſſen erhoben werden ſollen. Die Unterausſchüſſe, die ſich mit den Spezialausſchüſſen zu beſchäftigen haben, können nach Maßgabe der Umſtände gebildet werden. Noch im Laufe des heutigen Tages werden die hauptbeteiligten Mächte ihre Delegierten ernennen und deren Namen zur Kenntnis der beiden Präſidenten bringen. Es können eytl. Erſatzdelegierte ernannt werden. N Von dem rumäniſchen Delegierten Titulesen wurde mehrfach an dieſem Verfahren Kritik geübt. Titulescu verfolgte das Ziel, den in zweiter Linie beteiligten Staaten eine Mitarbeit an dem Werk der ſechs einladenden Mächte zu ſichern. Er wurde in ſeinen Bemühungen von dem ſüdflawi⸗ ſchen Vertreter Marinkowitſch unterſtützt. Das Ergeb⸗ nis der Anſtrengungen Titulescus iſt ſehr mäßig. Die in zweiter Linie intereſſierten Staaten werden nur daun her⸗ angezogen, wenn es ſich um Intereſſen handelt, die auch ſte ſelbſt betreffen. Daraus geht hervor, daß Polen, Rumä⸗ nien, Südſlawien, Griechenland, Tſchechoſlowakei und Portu⸗ gal an den Hauptverhandlungen der Finanzkommiſſion nicht beteiligt werden ſollen. In der politiſchen Kommiſſion wird auf dieſe genannten Staaten keine Rückſicht genommen. Die Die Debatte über die Genfer Verlautbarungen beſchränkt ſich demgemäß einzig und allein auf die ſechs hauptbeteiligten Mächte. Heute nachmittag werden die beiden Kommiſſionen gleichzeitig mit ihren Arbeiten beginnen. (Fortſetzung Seite 2 hinter dem Leitartikel) Seeabrüſtung? Vom Reichstagsabgeordͤneten Admiral Brüninghaus Seit dem Amtsantritt des amerikaniſchen Präſtdenten Hoover hat die Diskuſſion über die Frage einer allgemeinen Abrüſtung zur See wieder lebhaftere Formen angenommen. Der Wahlſieg der Labour Party in England, der die Ueber⸗ nahme der Regierung durch Mace Donald zur Folge hatte, verſtärkt, wie ſelbſt Skeptiker zugeben müſſen, die Ausſichten auf eine friedlichere Rüſtungseinigung zwiſchen den angel⸗ ſächſiſchen Vettern diesſeits und jenſeits des Ozeans erheb⸗ lich. Man muß allerdings hinzufügen„zur Zeit“, denn, wie die Dinge ſich entwickeln werden, wenn eines Tages dis Arbeiterpartei, die ja im Parlament über keine feſte Mehr⸗ heit verfügt, durch eine andere Regierung abgelöſt wird, iſt eine vollkommen offene Frage. Die Erklärung Mae Donalds, wonach der Bau der beiden 10 000⸗To.⸗Kreuzer „Surrey“ und„Northumberland“ eingeſtellt, das U⸗Boot⸗ Mutterſchiff„Maidſtone“ und zwei U⸗Boote vom Bauplan geſtrichen und andere Bauten verlangſamt werden ſollen, kann man als ein Zeichen dafür auffaſſen, daß der engliſche Miniſterpräſiden t ernſtlich an eine Einigung mit Amerika denkt. Die Gegengabe Hoovers, vorläufige Einſtellung der drei, an Staatswerften übergebene Kreuzer⸗ bauten des diesjährigen Bauplans, zeigt denſelben Ge⸗ dankengang. Mac Donald iſt ſich, wie man annehmen muß, darüber vollkommen klar, daß eine Einigung mit den Ver⸗ einigten Staaten nur auf der Grundlage vollkommener „Parität“ möglich iſt. England muß alſo ſeine, ſeit Jahr⸗ hunderten befolgte Politik der Seeoberherrſchaft auf⸗ geben, eine Politik, die die„Times“, offenbar offiziös, am 10. Dezember 1918 mit den Worten charakteriſierte: „In ihrem eigenen Intereſſe werden die Deutſchen gut tun, daran zu denken, daß ſeit undenklichen Zeiten das eng⸗ liſche Volk immer beſonders eiferſüchtig die Ver⸗ ſuche irgend einer Macht angeſehen hat, jener Seeober⸗ herrſchaft ins Gehege zu kommen, die für das weit ver⸗ breitete, britiſche Gemeinweſen unerläßlich iſt.“ Auf der Washingtoner Seeabrüſtungskonferenz im Jahre 1922 iſt die Geſamtſtärke der Großkampfſchffe für England und Amerika wie 111(je 525 000 To.) feſtgelegt und dabei die Maximalgröße der Schlachtſchiffe auf 35000 To., die der Kreuzer auf 10 000 To. beſchränkt worden. Das im Verſafller Diktat von unſeren Gegnern aufgeſtellte und bereits vor⸗ handene Abrüſtungsvorbild Deutſchland— Maximalgröße der Dinienſchiffe 10000 To., die der Kreuzer 6000 To.— ſtand außerhalb jeder Diskuſſion! Zu irgendeiner Einigung über alle anderen Schiffsklaſſen iſt es nicht gekommen. Bezeich⸗ nend für die ganze Einſtellung, beſonders Englands, iſt aber Artikel 14 des Vertrages, in dem es heißt:„Es dürfen keine Vorkehrungen getroffen werden, auf Handelsſchiffen in Frie⸗ denszeiten Einrichtungen für Kriegszwecke anzubringen, in der Abſicht, ſolche Schiffe in Kriegsſchiffe zu verwandeln, es ſet denn für Kanonen, die 6 Zoll(15,2 Ztm.) nicht über⸗ ſchreiten.“ Die engliſchen Hilfskreuzer ſind eben durchweg mit 6⸗Zöllern beſtückt und können daher von den Engländern, mit dem obligaten frommen Augenaufſchlag, im Falle eines Krieges vertragsmäßig verwendet werden. Die Seeabrüſtungskonferenz 1927 in Genf ging aus wie das Hornberger Schießen. Die Vorſchläge der Engländer, veranlaßt durch finanzielle Schwierigkeiten, die Maximalverdrängung der Großkampfſchiffe von 35 000 auf 20 000, die der Kreuzer von 10 000 auf 6000 To. herabzuſetzen, wurde, wie zu erwarten, von den Amerikanern glatt ab⸗ gelehnt. Es hat den Anſchein, als ob bei den jetzt in Fluß ge⸗ kommenen Verhandlungen der bereits 1927 von den Englän⸗ dern propagierte Gedanke einer ſtarken Herabſetzung der Maximalſtärke der einzelnen Schiffsklaſſen wieder auftaucht. Naturgemäß haben die Verhandlungen zwiſchen Mae Donald und Henderſon auf der einen, Dawes lamerikaniſcher Bot⸗ ſchafter in London) und Gibſon(amerikaniſcher Beyvollmäch⸗ tigter in Genf) auf der anderen Seite ein ſehr lebhaftes Echo in allen beteiligten Ländern hervorgerufen. Wenngleich wir, rein militäriſch geſehen, vorläufig nur ein akademiſches In⸗ tereſſe an dem Ausbau oder Abbau der großen Flotten haben, ſo ſollte man doch aus allgemein politiſchen Gründen die ſich abſpielenden Vorgänge auch in Deutſchland mit größter Aufmerkſamkeit verfolgen. Dies umſomehr, als in Waſhing⸗ ton bei der Diskuſſion zwiſchen der Regierung und den Marinefachleuten immer deutlicher der lebhafte Wunſch auf⸗ taucht, Deutſchland in die kommenden Verhandlungen über die Seeabrüſtungen einzubeziehen. Auf dem Gebiete der Ab⸗ rüſtung ſtehen wir ja, leider, unerreicht da, und können allen ſogen. Siegesſtaaten ſo viel gute Ratſchläge erteilen, wie ſie nur haben wollen. g Selbſt, wenn man den guten Willen bei allen Be⸗ teiligten als vorhanden vorausſetzt ſo bietet die größte, viel⸗ leicht unüberwindliche Schwierigkeit bei den Verhandlungen naturgemäß die Definition des Begriffes der„Parität“, für die Präſident Hpover allerdings bereits ein„Vardſtick“(Zoll⸗ ſtock) gefunden haben ſoll. Sowohl diesſeits wie jenſeits des Ozeans ſteht man vielfach den Dingen überaus ſkeptiſch gegenüber. In England hat unter Führung von Winſton Churchill eine heftige Oppoſitlion gegen den ganzen Plan eingeſetzt. Der engliſche Außen miniſter Henderson ſcheint dagegen entſchloſſen zu ſein, die Pläne Mae Donalds mit aller Energie zu fördern. Wie der neue erſte Lor d der Admirglität, Albert Alexander, dex, heute 44jährig, früher einige Jahre als Baptiſtenprediger tätig war, ſich zu der aufgerollten Frage ſtellen wird, iſt noch nicht ganz geklärt. Als Mitglied der Arbeiterpartei wird ex aber, ſelbſt wenn der ganze„Bard of Admiralty“ gegen 5 2. Seite. Nr. 362 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 8. August 1929 ihn wäre, nicht anders können, als mit ſeinem Miniſterpräſi⸗ denten zu gehen. Der amerikaniſche Senator Borah hat den radikalen Vorſchlag gemacht, England ſolle, um die„Parität“ herzu⸗ ſtellen, einfach einen großen Teil ſeiner Kreuzerflotte verſenken. Er behauptet dabei, daß in England 59 moderne Kreuzer fertig oder im Bau ſeien, während Amerika nur 18 moderne Kreuzer fertig oder im Bau habe. Richtig iſt, daß England augenblicklich an wirklich neuzeitlicher Kriegsſchifftonnage 1257000 Tonnen beſitzt, denen Amerika nur rund 997000 Tonnen etwa gleicher Güte entgegenzu⸗ ſetzen hat. Richtig iſt aber auch— und das iſt der ſpringende Punkt— daß nach den jetzt gültigen Flottenplänen bereits 1934 die Vereinigten Staaten 33 Kreuzer in Dienſt geſtellt haben werden, die in bezug auf Kampfkraft, Seetüchtigkeit, Geſchwindigkeit und Aktionsradius den modernſten engliſchen Kreuzern mindeſtens gleich, zum Teil erheblich über⸗ Legen ſein werden. Die Dinge werden in verhältnismäßig kurzer Zeit ſo liegen, daß England den 33 modernen amerika⸗ niſchen Kreuzern nur 26 Einheiten von höchſtens gleicher, teil⸗ weiſe minderer Güte entgegenzuſetzen haben wird. Die ſonſt noch in England vorhandenen zahlreichen kleineren Kreuzer etwa 30) fallen demgegenüber nicht ausſchlaggebend ins Ge⸗ wicht, umſoweniger, als ein Teil von ihnen, der während des Krieges in größter Eile gebaut worden iſt, 1934 nur noch bedingten militäriſchen Wert haben wird. Unter dieſen Um⸗ ſtänden iſt es nicht ganz ausgeſchloſſen, daß England in irgend einer Form auf die Hooverſchen Vorſchläge eingeht, da es dabet nach menſchlicher Voraussicht ein gutes Geſchäft machen kann. Für uns Deutſche iſt es beſonders intereſſant, und könnte auch für gewiſſe Kreiſe recht lehrrreich ſein, wenn man in der engliſchen Fachpreſſe lieſt:„England glaubte vor dem Kpiege beſtimmt, daß ſeine Schiffe erheblich beſſer wären als die deutſchen; aber die Skagerakſchlacht bewies, daß das Gegenteil der Fall war.“„Obwohl die Engländer größere Geſchützkaliber auf ihren Schiffen führten als die Deutſchen, und daher mit Zuverſicht darauf rechneten, artil⸗ leriſtiſch überlegen zu ſein, erwies ſich dies in der Skagerak⸗ ſchlacht als großer Irrtum, weil die beſſeren deutſchen Granatzünder und die großen Schußweiten der deutſchen Ge⸗ ſchütze die Kaliberüberlegenheit aufhoben.“ Wie mam ſieht, werden Hoover und MacDonald bei ihrer Zuſammenkunft mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden haben, um die beiderſeits gewünſchte Parität herbeizuführen. Zu einer offiziellen Konferenz wird es wohl erſt kommen, wenn die notwendigen Vorbedingungen für das Zuſtande⸗ kommen irgend einer praktiſch brauchbaren Verſtändigung zwiſchen allen beteiligten Staaten geſchaffen worden ſind. Kommt es zwiſchen Amerika und England zu einer wirk⸗ lichen Einigung, ſo würde dies ſicherlich nicht ohne Rück⸗ wirkung auf die politiſche Konſtellation in Europa ſein. Deutſchland würde dieſen Fortſchritt freudig begrüßen, hat aber nach den bisherigen Erfahrungen alle Urſache, auch der kommenden Seeabrüſtungskonferenz mit nicht zu hochge⸗ ſpannten Erwartungen entgegenzuſehen. eee eee, Das Arbeitsprogramm der finanz⸗ und der politijchen Kommißſion Dem Haag, 8. Aug.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Nach den uns von maßge bender deutſcher Seite ge⸗ machten Mitteilungen wird ſich die nunmehr gebildete Finanz⸗ kommiſſion mit folgenden Punkten zu beſchäftigen haben: 1. Verteilung der deutſchen Jahresleiſtungen unter die Re⸗ parattonsgläubiger Deutſchlands; 2. Organiſierung der inter⸗ nationalen Reparattonsbank; 3. Vorſitz des Verwaltungs⸗ rates; 4. Ort der Reparationsbank; 5. Wahl des Vorſttzenden der Reparationsbank; 6. Bildung der Organiſationsausſchüſſe, die ſich mit der Ueberleitung zum Youngplan zu beſchäftigen haben werden; 7. Sachleiſtungsfragen(event. Aenderungen in der Abnahme der Sachleiſtungen, um England entgegenzukom⸗ men). Die Vertreter Deutſchlands in der Finanzkommiſſion ſind die Miniſter Hilferding und Dr. Curtius. Die politiſche Kommiſſion wird in ihrem Programm die frühere Rhein land⸗ räumung, die Feſtſtellungskommiſſion und die Saarfrage enthalten. Was die Saarfrage ſelbſt betrifft, ſo liegt die Möglichkeit vor, daß man ſich mit den Franzoſen über die Herſtellung eines Rahmenabkommens einigen könnte. Sollte dies erreicht werden, dann käme eine Sachverſtändigen⸗ konferenz über das Saarproblem in Frage. Man denkt ſelbſt daran, dieſe Sachverſtändigenkonferenz in Baden ⸗ Baden zu veranſtalten. Die Vertreter Deutſchlands in der politiſchen Kommiſſion ſind die Miniſter Streſemann und Wirth. Nach deutſcher Auffaſſung wird es nötig ſein, die Verhand⸗ lungen im Haag ſehr energiſch zu betreiben, um eine Zwei⸗ teilung der Konferenz vor und nach der Vollverſammlung des Völkerbundes zu verhüten. Sollten die hier ſtattfindenden Verhandlungen ſich über den Monat Auguſt hinaus erſtrecken, Lakehurſt, 8. Aug. United Preß.) Das Luftſchiff „Graf Zeppelin“ wurde um 11.20 Uhr oſtamerikaniſche Nor⸗ malzeit aus der Halle gezogen und iſt zu ſeinem Weltflug um 11.42 Uhr(.42 Uhr M. E..) auf dem Flugplatz Lakehurſt auf⸗ geſtiegen. Dr. Eckener gab von ſeinem Führerſtande aus das Kom⸗ mando„Los“ und darnach erhob ſich das Luftſchiff langſam, die Motore ſurrten und unter dem Beifallsrufen von mehr als 5000 Zuſchauern ſtieg es in die Luft in Richtung nach Norden. Zu den bereits gemeldeten 18 Paſſagieren iſt noch einer aus Chicago hinzugekommen. An Poſt nahm der Zeppelin 8 Zeutner mit und ebenſoviel andere Fracht. Tauſende von Menſchen hatten die Nacht über auf dem Flugplatz zugebracht, um den Abflug des Luftſchiffes zu erwarten. Auch diesmal hatte ein 18jähriger junger Burſche, namens Norri Roth aus Preuton in New Jerſey verſucht, ſich als blinder Paſſagier einzuſchmuggeln, indem er ſich unter dem Laufſteg des Luftſchifſes verſteckte. Er wurde aber drei Stunden vor dem Abflug des Schiffes entdeckt und in Haft genommen. Darnach wurde das Schiff nochmals von der aufgebrachten Mannſchaft durchſucht. An Bord befin⸗ den ſich der amerikaniſche Marineleutnant Richardſon und der Marineſachverſtändige Burgeß als Beobachter und Eckener erklärte, daß er dieſen beiden für ihre weitgehende Hilfe ſehr zu Dank verbunden ſei. In einem Interview, das Dr. Eckener vor ſeiner Ab⸗ fahrt den Preſſevertretern gab, beſprach er nochmals die Ein⸗ zelheiten des beabſichtigten Fluges. Nach dem Programm find drei Staffeln vorgeſehen: Friedrichshafen Tokio— Los Angeles. Die Landſtrecke über Sibirien wird der gefährlichſte Teil der Reiſe ſein. Er ſei jedoch über⸗ zeugt, daß das Luftſchiff allen Schwierigkeiten gewachſen ſein wird. Ein glücklich vollendeter Flug wird die Geeignetheit des Luftſchiffes für den transozeaniſchen Handelsverkehr erweiſen. Präſident Hoover itbermittelte an Eckener folgendes Glückwunſchtelegramm: „Ihnen und dem„Graf Zeppelin“ eine glückliche Fahrt. Möge ſie eine neue Staffel ſein in der Weiterentwicklung der Luftfahrt.“ Als Antwort darauf ſandte Dr. Eckener an Präſident Hoo⸗ ver folgendes Danktelegramm: „Mit aufrichtigem Dank erfüllt für Ihre freundlichen Wünſche möchte ich durch Sie dem amerikaniſchen Volk meinen Dank ausſprechen für den Empfang, den es uus bereitet hat und ebenſo dem Marineminiſterium für die ausgezeichnete Hilfe, die uns dieſe Fahrt ermöglicht hat.“ Die amerikaniſchen Zeitungen, die in den letzten Wochen vor dem Beginn des Weltfluges die Vorbereitungen mit dem größten Intereſſe verfolgt und ſtändig die Einzelheiten und die Bedeutung der Fahrt und die Ankunft in Lakehurſt be⸗ richtet hatten, bringen heute auf der erſten Seite Eckeners Bild in großer Aufmachung und neunen ihn den neuen Magelhaens * Zeppelin auf der Telegrammwechſel zwiſchen Dr. ſo käme die Entſendung eines Vertreters des deutſchen Außenminiſters nach Genf in Frage. Auf ähnliche Weiſe könnten auch die übrigen ſechs beteiligten Hauptmächte dieſe Angelegenheit regeln. Es iſt von deutſcher Seite bereits mehrfach betont worden, daß die Vollverſammlung des Völ⸗ kerbundes keine Unterbrechung in die Haager Konferenz⸗ arbeiten bringen dürfe. Es kann ſchon heute geſagt werden, daß wir vor langwierigen Verhandlungen ſtehen und vor äußerſt heiklen politiſchen Debatten. Vor allem müſſen finanzielle Manipulationen auf Koſten Deutſchlands vermieden werden und die franzöſiſche Forde⸗ rung, eine Teilmobiliſierung der deutſchen Jahresleiſtungen mit der Geſamträumung des Rheinlandes in Zuſammenhang zu bringen, ausgeſchaltet werden. Was die Beſchlußfaſſung in der Regierungskonferenz betrifft, ſo wird es unbedingt not⸗ wendig ſein, eine einheitlche Abſtimmung zu erreichen. Eine Majoriſterung würde zu Schwierigkeiten führen und muß deshalb vermieden werden. Der Streit über die Verteilungs⸗ frage zwiſchen den Reparationsgläubigern Deutſchlands dürfte nach deutſcher Auffaſſung ſchließlich damit enden, daß Kompen⸗ ſations möglichkeiten für England geſucht und gefunden wür⸗ den. Namentlich käme hier die Wahl Londons als Sitz der künftigen internationalen Reparationsbank in Frage. Die Verhandlungen über die Saarfrage ſollen zwiſchen Briand und Loucheur auf der einen, Streſemann und Staats⸗ ſekretär von Schubert auf der anderen Seite geführt werden. Der Abſchluß der Generaldebatte über den Pounpglan wird in maßgebenden deutſchen Konferenzkreiſen als ein relatir günſtiges Vorzeichen für den Arbeitswillen aller hauptbetei⸗ ligten Mächte angeſehen. Eckener und Präſident Hoover und betonen einmütig ſeine großen Verdienſte an den bisher erreichten Erfolgen der Luftſchiffahrt und erhoffen von einem erfolgreichen Weltflug unabſehbare Entwicklungsmöglichkeiten für den Luftverkehr. Jeppelin⸗Einladung nach Verlin Berlin, 8. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Wie der„Demokratiſche Zeitungsdienſt“ erfährt, hat die Reichsregierung durch das Reichsverkehrsminiſterium an Dr. Eckener und ſeine Manuſchaft in Lakehurſt die Einladung er⸗ gehen laſſen, den Verfaſſungstag mit dem Luftſchiff in Berlin zu feiern. f Raketen Flugzeug Berlin, 8. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) Seit einiger Zeit befindet ſich in den Eſpenlaub⸗Flugzeug⸗ werken auf dem Flugplatz in Düſſeldorf ein Spezial⸗ flugzeug im Bau, das durch Raketenautrieb fort⸗ bewegt werden ſoll. Die Idee ſtammt ebenſo wie die des Raketenwagens von dem Konſtrukteur Max Valier. Bei dem neuen Flugzeug handelt es ſich, dem„Lokal⸗ Anzeiger“ zufolge, um einen einſitzigen Eindecker mit einer Spannweite von etwa zehn bis zwölf Meter. Motor und Propeller fehlen, wodurch ſelbſtverſtändlich eine weſentliche Gewichtsminderung eintritt. Der Apparat hat eine ſtark aus⸗ geprägte Pfeilform für den Raketenantrieb. Der Behälter für die Rakete wird dicht hinter dem Führerſitz, unmittelbar über dem Tagdeck angebracht. Eſpenlaub will ſich mit dem Spezialflugzeug zuerſt mit einer anderen Maſchine in die Luft heben laſſen. In einer beſtimmten Höhe ſoll dann das . Seil gelöſt werden und der Raketenantrieb ein⸗ ſetzen. Flug Moskau—Newyork Moskau, 8. Auguſt.[United Preß.) Zu einem Fluge Moskau Newyork iſt das Flugzeug.„Sowjetland“, ein in Rußland gebauter doppelmotoriger Eindecker heute nacht um 2,50 Uhr nach Omsk in Sibirien, der erſten Staffel des Fluges, aufgeſtiegen. Elektriſche Autobuſſe in Berlin EBerlin, 8. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro). Eine wichtige Neuerung in dem Berliner Verkehrs⸗ leben ſteht bevor. Wie der„Lokal⸗Anzeiger“ zu berichten weiß, beabſichtigt nämlich die Berliner Verkehrsgeſellſchaft, in kurzer Zeit elektriſche Autobuſſe in den Außenbezirken Berlins laufen zu laſſen, die ihren Strom durch beſonders konſtruierte Zuleitungsſtangen aus dem Leitungsnetz der Straßenbahn empfangen werden. Die Zuleitungsſtangen ſind ſo gearbeitet, daß der Autobus Kurven von drei bis vier Metern nehmen kaun, ohne den Kontakt zu verlieren. England-Aegypten § London, 8. Aug.(Von unſerem Londoner Vertreter) Das Bekanntwerden des engliſch⸗ägyptiſchen Vertrags⸗ entwurfes hat in Aegypten angenehm überraſcht, da die eng liſchen Zugeſtändniſſe weitergehen als man tatſächlich er⸗ wartet hat. Die ägyptiſche Preſſe, ſo die Zeitung„Al Mokkab⸗ tan“, gibt zu, daß dies die beſten Bedingungen ſind, die jemals Aegypten angeboten wurden und daß ſie einen grundſätz⸗ lichen Wechſel in der britiſchen Anſicht über Aegypten an⸗ deuten. In England beſchränkt ſich die Oppoſition gegen den Vertrag auf die Diehart⸗Kreiſe der Konſervativen, zu deren Sprecher ſich der frühere Innenminiſter Joinſon Hicks, der jetzige Lord Brantford, macht. Er erklärt rundweg, daß die Arbeiterregierung die Stellung Englands in Aegypten völlig preisgegeben habe und daß er als Engländer ſich nicht an einen Vertrag gebunden fühle, der die größte Gefahr für das Welt⸗ reich mit ſich bringe. Dieſe Stellungnahme überſieht vollſtändig den ſehr wich⸗ tigen Punkt, daß der engliſch⸗ägyptiſche Vertrag auch ein Teil der Ausſöhnungspolitik zwiſchen England und Amerika iſt, inſofern als er ſtillſchweigend von dem Grundſatz der eng⸗ liſchen Monroe Doktrin Abſtand nimmt. Sir Auſten Cham⸗ berlain iſt daher in der Beurteilung des Vertrages weſent⸗ lich vorſichtiger. Seine Kritik erſtreckt ſich in erſter Linie auf die Zurückziehung der britiſchen Truppen in Aegypten in die Kanalzone, ſagt aber zu, die Geſamtlage in freundſchaftlichem Geiſte und in der erſten Abſicht nachzuprüfen, eine nationale Politik zu ſchaffen, die von allen Parteien angenommen wer⸗ den kann. eee . Letzte Meldungen Zum Freitode Bombes Berlin, 8. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Wenn auch die näheren Motive, die den Landgerichtsdirektor Bombe in den Tod getrieben haben, noch nicht reſtlos geklärt ſind, ſo iſt doch wahrſcheinlich, daß er aus Gram über die K Piti E die gerade auch von leitender amtlicher Stelle an ſeiner Pro⸗ zeßfüthrung in der Fememordſache Panier geübt worden iſt, ſich das Leben genommen hat. Wie die„Voſſiſche Zeitung“ nun wiſſen will, ſoll der preußiſche Juſtizminiſter die Beförderung Bombes zum Landgerichtspräſidenten ſchon vor einigen Mo⸗ naten vorgeſchlagen haben. Das Staatsminiſterium mit dem Miniſterpräſidenten, der Bombe in einer Rede in Hamburg angegriffen hatte, ſoll dieſer Beförderung, die angeblich zum 1. Oktober in Ausſicht genommen war, zugeſtimmb haben.— Nachdem die Leiche Dr. Bombes bereits geſtern abend von der Staatsanwaltſchaft freigegeben reits geſtern abend von der Staagtsanwaltſchaft freigegeben worden iſt, haben Freunde Dr. Bombes in Berlin die Ueber⸗ führung der Leiche nach Berlin veranlaßt. Die Leiche wird im Laufe des heutigen Tages in Berlin eintreffen end im Krematorium in Wilmersdorf aufgebahrt werden, wo am Freitag vormittag die Trauerfeier und Verbrennung ſtatt⸗ finden wird. Polizeihauptmaun Grau ſtrafverſetzt Berlin, 7. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Poll zeihauptmann Grau war ſeiner Zeit heftig angegriffen wor den, weil er während der Unruhetage im Mai zwei Jour⸗ naliſten, die ſich zur Berichterſtattung auf den„Kriegsſchau⸗ platz“ in Neukölln begeben hatten, äußerſt rigoros behandelt haben ſollte. Der Polizeipräſident hat daraufhin ein Ver⸗ fahren gegen den Offizier eingeleitet. Grau iſt jetzt, wie den „Vorwärts“ mitteilt, nach Hanau ſtrafverſetzt worden, Deutſche als blinde Paſſagiere in Frankreich Paris, 8. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Aus Rouen wird berichtet: Vor einiger Zeit ſchlichen ſich in Reval zwei Deutſche, ein Matroſe und ein Kellner, ſo⸗ wie ein Engländer an Bord des franzöſiſchen Dampfers „Normanville“, um als blinde Paſſagiere die Reiſe nach Frankreich mitzumachen. Die drei jungen Männer waren vollkommen mittellos. Sie wollten ſich in der franzöſiſchen Fremdenlegion anwerben laſſen, da ſie darin das einzige Mittel erblickten, um ihr Leben zu friſten. In ihrem Ver⸗ ſtejk auf dem franzöſiſchen Dampfer konnten ſie während pieler Tage ſich nur mit Mühe ernähren. Sie wurden ent⸗ deckt, als das Schiff in Le Havre eintraf. Man übergab ſie in Rouen, dem Ziel des Dampfers, der Polizei. N * Freiburg i. Br., Aug. Geſtern nachmittag fuhr eine Arbeiterin von Umkirch, die auf dem Soziusſitz einen Gipſer zur Fahrt eingeladen hatte, mit einem von ihrem Freund, einem hieſigen Kaufmann, geliehenen Motorrad in der Karthäuſerſtraße an einen Bau m. Der Gipſer ſtürzte vom Rade und erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Die Fahrerin erlitt eine Knieverletzung. Der Beſitzer des Motor⸗ rades, der wußte, daß ſeine Freundin keinen Führerſchein beſaß, wurde wegen Vergehens gegen das Kraftfahrgeſetz feſt⸗ genommen.— Der am Samstag in der Chirurgiſchen Klinik in Freiburg verſtorbene ledige Hilfsarbeiter Langen⸗ bacher aus Günterstal wurde im Hofe einer Fabrik in der Kartäuſerſtraße bei der Ausfahrt eines Laſtkraftwagens mit Anhänger gegen einen Torpfoſten gedrückt, wobei er eine ſchwere Bruſtquetſchung davontrug, die zu ſeinem Tode führte.— Der Stand der Spareinlagen bei der Städtiſchen Sparkaſſe Freiburg i. Br. weiſt gegenüber dem Vormonat eine Vermehrung um rund 400 000 RM. auf, er ſtellte ſich am 1. Auguſt auf 21,5 Mill. RM.; im Berichts⸗ monat wurden 996 neue Sparbücher ausgeſtellt Vergan⸗ gene Nacht kurz nach 1 Uhr brach in der ehemaligen Ziegelet Heinrich Zipfel in Norſingen Feuer aus. Das umfangreiche Gebäude mit dem gegenüberliegenden Geräteſchopf brannte bis auf den Grund nieder. Die Löſchmannſchaft von Norſin⸗ gen und Scherzingen, ſowie die zur Hilfe geeilte Krozinger Feuerwehr lokaliſierten das Feuer auf ſeinen Herd und ſchütz⸗ ten die ſehr in Gefahr ſchwebenden Nachbarhäuſer. Ueber die Entſtehungsurſache und die Höhe des Schadens iſt noch nichts bekannt. 0 * Einſchränkung der Rundfunkreklame. Die Reichsrund⸗ funkgeſellſchaft teilt mit, daß der Reichspoſtminiſter auf An⸗ trag des Rundfunkkommiſſars ſeine Zuſtimmung zum Fort⸗ fall der Rundfunkreklame an Sonn⸗ und Feſttagen ge⸗ geben hat. An den Werktagen wird die geſamte Rundfunk⸗ reklame einſchließlich der Werbevorträge in die Vormit⸗ tagsſtunden verlegt, ſo daß die für das Rundfunkpro⸗ gramm in Frage kommenden Stunden völlig frei von Re⸗ klame ſind. 2 3 — — 4 Abende ſchicken ihre Schattenboten früher. Donnerstag, den 8. Auguſt 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗ Ausgabe 3. Seite. Nr. 8 Das endgültige Programm für die Verfaſſungs⸗ feter, die in dieſem Jahr entſprechend vielfachen Wünſchen, die nach der vorjährigen Feier geäußert wurden, volkstüm⸗ licher geſtaltet werden ſoll, liegt nunmehr vor. Am Vorabend des Verfaſſungstages, am 10. Auguſt, wird die Feier eingeleitet um 1994 Uhr durch Geſaugsvorträge der Mannheimer Sängervereinigung vor dem Roſengarten. Bei Eintritt der Dunkelheit ver⸗ anſtaltet das Reichsbauner Schwarz⸗Rot⸗Gold einen Fackel⸗ und Kinderlampionzug vom Meßplatz durch die Innenſtadt mit Schlußfeier am Waſſerturm. Um 22 Uhr ſingen die Chöre der Arbeitsgemeinſchaft„Arge“(„Arbeiterſängerbund“ Mann⸗ heim,„Volkschor“ Mannheim⸗Neckarau,„Erholung“ Mann⸗ heim) am Waſſerturm. Außerdem darf auch an dieſer Stelle das Gartenkonzert des Arbeiterſängerkartells am Abend des 10. Auguſt im Friedrichspark erwähnt werden. Der eigentliche Verfaſſungstag, Sonntag, 11. Auguſt, bringt zunächſt folgende ſtädtiſche Veranſtaltungen: Um 10 Uhr erfolgt die feierliche Uebergabe der Ghrenzeichen an langjährige Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr und der Plaketten für beſondere ſportliche Leiſtungen an den Ruderverein„Amicitia“ und den Turnverein 1846 im Ritterſaal des Schloſſes. Von 11 Uhr ab finden in Mann⸗ heim und ſeinen Vororten Standkonzerte ſtatt und zwar um 11 Uhr in Sandhofen, um 11.15 Uhr in der Neckarſtadt(Max Joſefſtraße), zur gleichen Zeit in der Schwetzingerſtadt auf dem Gabelsbergerplatz, um 11.30 Uhr auf dem Lindenhof(Stefanienpromenade) und um 12.15 Uhr auf dem Friedrichsplatz und auf dem Marktplatz. Sämtliche 3 22 2 Slöädtiſche Nachrichten Der konſervierte Sommer Man findet jetzt unſere Frauen damit beſchäftigt, die Vor⸗ räte für den Winter einzumachen: die letzten Beerenarten, die letzten Kirſchen, die erſten Birnen und Tomaten. Man hört ſie darüber ihre Meinungen austauſchen. Der Zucker ſpielt eine große Rolle dabei. Das iſt alles ſo ſelbſtverſtändlich, wie es ſelbſtverſtändlich iſt, daß man im Winter den eingemachten Sommer aus der Vorratskammer holt und genießt. Wenn mau doch auch in anderer Weiſe den Sommer feſt⸗ halten köunte!— Die Tage werden ſchon wieder kürzer: Die Der Schein der Laternen, die im Sommer ſo überflüſſig erſchienen, wird trau⸗ licher. Hier und da reiſen ſchon Blätter von ihrem Zweige in die weite Welt auf den Schutthaufen des Lebens. Hier und da vertauſchen Vögel ſchon den Sommerſttz mit einer anderen Wohnſtätte; ſie haben es gut, ſie brauchen ſich den Sommer nicht aufzuheben. Sie dürfen ihn begleiten, wenn er geht. Wir aber bleiben. Er zieht uns die ſommerliche Bräune wie ein Bild vom Geſicht ab. Er hängt zum Abſchied unſere Sommerkleider in den Schrank und mahnt uns recht altväter⸗ lich, nicht wider den Stachel zu löcken. Alles Bitten iſt um⸗ ſonſt. Er kommt wie er will, tut hier was ihm gefällt und geht wann er will. An vielen Zeichen erkennen wir ſein Kommen. Auch ſein Gehen kündet er an. Er iſt ſtreng wie das Schickſal. Freilich kann man ihm das eine oder andere doch noch abliſten. Wie die Frauen ihn in ihre Gläſer ſtecken, ſo kann man ihn aufheben in ſchönen Poſtkarten, in Erinnerungen, auf Photographien, in Skizzenbüchern und ſchließlich in der Zauberkapſel unſeres Herzens. Da läßt er ſich auch ein⸗ ſchließen. Ein Herz voll Sommer können wir mit in den Winter nehmen. Ein Herz voll Jugend mit hinein in das Alter. Die Frauen denken an den Winter; ſie ſind klug wie Biene und Ameiſe, die vorſorgen. Laßt uns die Herzen recht weit machen, daß der Sommer hineinfällt. Ein Herz voll Sommer wollen wir feſthalten. Es muß köſtlich ſein, im Winter Sommerfreude zu haben! E. * * 2bßjähriges Dienſtinbilaum. Am heutigen Tage feiert der Angeſtellte Eduard Seidel ſein 25fährig es Dienſt⸗ „ bei der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Mann⸗ eim. 8 CC gebung anpaſſen. fannheim Kapellen werden innerhalb des Programms zwei Strophen des Deutſchlandliedes ſpielen. Das Publikum wird gebeten, die Strophen 1 und 3 mitzuſingen. An die Schüler der oberſten Klaſſen der Mannheimer Volksſchulen und höheren Lehranſtalten läßt die Stadt aus Anlaß des Verfaſſungstages das von der Reichsregierung her⸗ ausgegebene Gedenkbuch„Deutſche Einheit, Deutſche Freiheit“ verteilen. Die Kirchen und Religionsgemein⸗ ſchaften werden des Verfaſſungstages durch Feſtgottes⸗ dienſte und Glockengeläute gedenken. Neben den ſtädtiſchen und kirchlichen Veranſtaltungen ſteht eine große Anzahl von Veranſtaltungen von Geſangs⸗ und Sportver⸗ einen. Am Nachmittag des Verfaſſungstages ſind die folgenden ſportlichen Veranſtaltungen vorgeſehen: Um 14 Uhr im Stadion das Spiel des Vf. Neckarau gegen den fugoſlawiſchen Meiſter Gradjanſki⸗Agram, auf dem Platze der Turngemeinde in Käfertal turneriſche und ſportliche Wettkämpfe des Turngaues Mannheim aus An⸗ laß der 10jährigen Wiederkehr des Verfaffungstages, um die vom Reichspräſtdenten ausgegebenen Plakette und Diplome um 14% Uhr auf der Sellweide, in Neckarau, auf dem Waldhof und in Käfertal Fußball⸗ und Leichtathletiſche Wettkämpfe des Arbeiterſport⸗Kartells. Bei ſämtlichen ſport⸗ lichen Veranſtaltungen wird in der Pauſe des Verfaſſungs⸗ tages durch eine kurze Anſprache gedacht werden. Am Vorabend und am Abend des Verfaſſungstages läßt die Stadt eine große Gas fackel auf der Spitze des Waſſer⸗ auf türmes und die Leuchtſontäne dem Friedrichsplatz in Tätigkeit treten. FTC ˙ĩðͤbb Moderne Autobedienungsſtationen Die raſche Entwicklung des deutſchen Kraftfahrweſens iſt weſentlich gefördert worden durch neuzeitliche und vorbild⸗ liche Einrichtungen für ſchnellſte und zuverläſſigſte Verſorgung der Fahrzeuge mit Betriebsſtoffen und Autoölen. Noch vor einigen Jahren war Benzin nur aus Fäſſern und Kannen erhältlich; aber frühzeitig begaun man mit der Errichtung von feuerſicheren Straßen⸗Zapfſtellen. Heute wird der Kraftfahrer in faſt jedem Ort eine Pumpe antreffen, bei der er Benzin und Oel erhalten kann. 0 Einen weiteren Schritt auf dem Wege der bequemen Be⸗ riebsſtoffverſorgung ſtellt die Errichtung von Auto⸗ Bedienungsſtationen dar. Es ſind dieſes moderne Anlagen nach dem Vorbild der amexrikaniſchen„Servpice⸗ Stations“, die mit mehreren Betriebsſtoff⸗ und Oel⸗Pumpen, Fettpreſſen uſw. verſehen ſind und an denen der Kraftfahrer, ahſeits vom Straßenverkehr, ſchnell und bequem verſorgt wird. Die Dapolin⸗Stationen werden in jeder Hin⸗ ſicht als muſtergültig anerkannt. Der Kraftfahrer erhält dort nicht nur den benötigten Betriebsſtoff, Oel, Luft, Waſſer uſw., ſondern es wird ihm auch durch geſchultes Perſonal in allen Fragen fachmänniſche Auskunft erteilt, die den Betrieb ſeines Fahrzeuges betreffen. Breite Fahrbahnen führen zur eigentlichen Tankſtelle, die mit einer Ueberdachung verſehen iſt und dem Kraftfahrer da⸗ durch bei ſchlechtem Wetter Schutz bietet. An den größeren Stationen ſind für das Abſchmieren der Fahrzeuge und den Oelwechſel hydrauliſche Wagenheber vorhanden. Alle der⸗ artigen Dopolin⸗Stationen ſind mit elektriſch betriebenen Luftpumpen ausgerüſtet, die mit an geeigneter Stelle errich⸗ teten Luft⸗ und Waſſerſtändern verbunden ſind. Das Auf⸗ pumpen der Reifen auf den vorgeſchriebenen Luftdruck, Nach⸗ füllen des Kühlers ſowie andere kleine Hilfeleiſtungen wer⸗ den von dem ſtets dienſtbereiten Perſonal gern und koſtenlos vorgenommen. Jeder Fahrer wird die zuvorkommende und aufmerkſame Bedienung angenehm empfinden. Nicht zuletzt dürfte das die Urſache ſein für den Erfolg, den die Dapolin⸗ Stationen bisher erzielen konnten. Toklette Waſchraum und Telephon ſtehen den Kunden der Dapolin⸗Stationen gleich⸗ falls zur Verfügung. 5 Hervorzuheben iſt noch die zweckmäßige und ſchöne Aus⸗ geſtaltung der Stationen, Bei dem Bau iſt beſonders auf die örtlichen Verhältniſſe Rückſicht genommen, ſodaß ſich die Anlagen in jedem Falle in archttektoniſcher Hinſicht der Um⸗ in ihrem Bereich von dem Giftkraut rei Kinder allein reiſen zu laſſen iſt immer eine gefährliche Sache. Trotzdem aber kommen manche Eltern in die Zwangslage, ihre Kinder allein ſchicken zu müſſen, und da ſeien ihnen folgende Ratſchläge erteilt: Vor allem ſchärfe man den Kindern ein, nie mit einem ihner. noch ſo freundlich ſcheinenden Menſchen zu gehen. Jung Mädchen vor allem dürfen keine Autofahrt annehmen bei einem etwaigen Aufenthalt in fremder Stadt! Kleinen Kindern heftet man, irgendwo an der Kleidung, einen kleinen Karton mit dem genauen Beſtimmungsort an, legt vore ſichtshalber die gleiche Adreſſe auch noch einmal in das Hand⸗ gepäck. Dieſes ſollte in keinem Falle groß ſein, man gebe lieber die paar Groſchen aus, größeres Gepäck mit der Bahn zu ſenden. An jedem Gepäckſtückchen, in der Handtaſche, überall muß die genaue Adreſſe ſtehen, ehrliche Menſchen können es dann zurückſenden, denn Kinder ſind ja groß im Verlieren und Liegenlaſſe.n Als Zehrung gebe man nicht unnötig viel mit: eine Flaſche Tee, den man heiß über Zucker und geſchnittene Zi⸗ trone gießt, iſt ein herrliches Erfriſchungsmittel. Ein paar gut belegte Brote genügen. An allen größeren Stationen iſt ja Brot und Kaffee zu haben; wenn das Kind nicht gar ſo klein iſt, kann es dieſe bekommen; man gebe alſo etwas Geld mit. Vor allem aber wende man ſich ſo zeitig, daß die Vor⸗ kehrungen noch getroffen werden können, an die Bahnhof s⸗ miffionen der Umſteige⸗ und Ankunftsbahnhöfe, damtk, falls das Kind nicht abgeholt wird oder nicht erkannt werden ſollte, jemand da iſt, der es in Empfang nimmt. Man ſchreibe alſo die Route, die Ankunft, den Aufenthalt, gebe beſondere Kennzeichen an, wozu z. B. Alter, Größe, Kleiderfarbe und heutzutage auch etwaige Zöpfe gehören! Am allerbeſten iſt es wenn man ſo zeitig ſchreibt, daß man von der Bahn ⸗ hofsmiſſion noch Antwort erhalten kann wozu man einen Freiumſchlag einlegt. Dann iſt man ganz ſicher, daß das Kind verſorgt iſt. Mit die beſten Helfer ſind eine gute Erztehung, zu hellem Blick und Selbſtändigkeit, wie auch zu Gehorſam den elterlichen Ratſchlägen und berufenen Menſchen gegenüber, wie die Bahn hofsmiſſionarinnen ſind. Es gibt jeweils eine evangeliſche, katholtſche und jüdiſche Mif⸗ ſion, doch ſind ſie alle gleich eifrig in der Betreuung. Man wende ſich daher vertrauensvoll auch an andere Bekenntniſſe, Die Hauptſache iſt, daß man ſein Kind in berufenen Händen weiß. ö K * Glimpflicher Zuſammenſtoß. Rollt da geſtern abend gegen 7 Uhr aus der Straße zwiſchen M7 und N 7 ein kleiner „Apollo“ ⸗Vierſitzer auf den Ring. Der Mann am Steuer muß die Gefährlichkeit dieſer Straßenkreuzung überſehen haben, denn ſchon hat das Auto ein Straßenbahnwagen der Linie 4„erwiſcht“. Scharfes Bremſen. Der Wagen hält, aber der„Kleine“ hat ein verbeultes Schutzblech. Vor Schreck iſt der rechte Vorderreifen geplatzt. Alles atmet ob des kleinen Schadens erleichtert auf. Nachdem man ſich auseinandergeſetzt, Schuld und Unſchuld abgewogen ſind, ſchoben hilfsbereite Zu⸗ ſchauer den Wagen über den Ring.„Im Schweiße ſeines Au⸗ geſichts“ montiert der Chauffeur den Reſervereifen auf. Daur geht's mit Vollgas weiter 2 * Von der Lokomotive erdrückt. Vom Schluchſee wir; uns geſchrieben: Der aus Mannheim gebürtige Maſchiniſt Steinmetz kam bei der Firma Holler in Schwarzabrucl unter eine 120 Zentner ſchwere umſtürzende Oelloko⸗ motibe und wurde totgedrückt. Der Heizer konnte ſich durch Abſpringen retten. * Kaminbrand. Vermutlich durch Glanzrußbildung war im Hauſe B 4, 6 ein Knaminbrand ausgebrochen. Dal Feuer wurde durch die alarmierte Berufsfeuerwehr mik Löſchpatronen und Kaminkehrzeug gelöſcht, * Die Tollkirſche reiſt. Es vergeht faſt kein Jahr, in dem nicht die Zeitungen von Vergiftungen durch Toll⸗ kirſchen zu berichten haben. Viele Fälle haben ſchon einen erſchütternden, traurigen Ausgang genommen. Es beſteht beim Genuß der Giftbeere für Kinder immer die höchſte Lebensgefahr. Darum Ihr Eltern, laßt Eure Kinder nicht allein und unbeaufſichtigt in die Wälder laufen. Die Toll⸗ kirſche iſt in allen Wäldern rings um jede Stadt und febdes Dorf zu finden. Selbſt in den harmloſeſten Anlagen ſind ſie manchmal anzutreffen, Verſchiebentlich haben Forſtämter in der letzten Zeit zum Schutze der Kinder die ſämtlichen Schläge nigen laſſen. 1 5 e mmerflirts Von Wilhelm Lichtenberg Ehen werden im Himmel geſchloſſen; Flirts im Himmel auf Erden. Als Himmel auf Erden aber bezeichnen die Meu⸗ ſchen ihre ſchönſte Zeit im Jahr: den Urlaub. Deshalb gedeiht der Flirt zu keiner Jahreszeit ſo üppig wie in den Sommer⸗ monoten. Zum Flirt gehören bekanntlich Drei: Einer, der ein So Auge wirft, eine, die ein Auge niederſchlägt— und einer, der ein Auge zudrückt. Niemals iſt der Menſch eher geneigt, dieſe unerläßliche Funktionen des Flirts auszuüben, als in hen heißen Monaten. Man nimmt ſich Urlaub von ſeinen Grund⸗ ſätzen und löſt ein Rundreiſebillett in die Gefahren. Da aber die Verkehrsſicherheit gerade im Reiche des Flirts eine emi⸗ nent große iſt, kommt man ſogar ohne nennenswerten Unfall wieder zu ſeinen Grundſätzen heim. Natürlich gibt es auch Winterflirts. Aber der Flirt im Winter unterſcheidet ſich von jenem im Sommer ungefähr wie die Winterkleidung von der Sommergarderobe. Im Sommer trägt man ſich luftiger, leichter, bedenkenloſer. Es kommt nicht darauf an, daß alle Welt ſieht, was man im Winter gern ver⸗ birgt. Deshalb iſt der Sommerflirt gewiſſermaßen eine legi⸗ time Angelegenheit, während der Winterflirt mehr den Reiz des Geheimnisvollen an ſich hat, Im Winter ſinb die Kleider und die Flirts ſolider und aus beſſerem Material gearbeitet; im Sommer legt man bei Flirts und Kleidern auf das Ma⸗ terial weniger Wert— dafür konſumiert man umſo mehr. In der Koſtenfrage beſteht alſo zwiſchen Winter und Sommer kein Unterſchied. Allerdings: die kühleren Beziehungen beſtehen im Som⸗ mer; im Winter ſtehen die Flirttemperaturen um einige Striche höher auf dem Thermometer der Leidenſchaften. Im Sommer ſchlürft man den Flirt gern wie eine erfriſchende Orangeade, gleichſam durch den Strohhalm, um das Glas, aus dem man trinkt, nicht an die Lippen ſetzen zu müſſen. Man weiß ja nie, wer vorher aus dieſem Glaſe getrunken hat Man findet wohl Zeit, ſeine Flirts zu haben— aber nicht, ſie kennen zu lernen Die Winterſatſon iſt eben länger als dieſe kurzen, drängenden Sommerwochen. Die Männer im Sommer ſind durchwegs Lohengrine. Man befragt keinen, woher er kam der Fahrt. Wenn er nur da iſt. Das genügt. Irgend ein fahrplanmäßiger Schwan wird ihn ſchon wieder entführen. Was liegt daran? Sommerflirts konſerviert man ſich nicht für den Winter. Es ſtünde nicht da⸗ für. Eingeweckte Flirts ſchmecken ſchal und haben keine Wärmeeinheiten. Obſt und Sommerflirts müſſen im friſchen Zuſtand genoſſen werden. Die Frauen im Sommer ſind wie die Erdbeeren, die man auf Wanderungen findet. Man fpeut ſich jedesmal eine zu ent⸗ decken, aber es hätte keinen Zweck ſie zu ſammeln. Eine allein gibt noch keinen Geſchmack, und bis man einen Hut voll ge⸗ pflückt hat, iſt man müde, zerſchlagen und kann ſich an ihnen nicht mehr erfreuen. In der Kurliſte iſt irgend ein Name feſtgehalten. Aber was bedeutet er? Wie ernüchternd zu wiſſen, daß ſein Bridge⸗ flirt Emil Kornheuſer heißt und mit Leinen handelt? Wie itberflüſſig, herauszubekommen, daß die Dame mit dem Tizian⸗ haar Dolly Rademacher genannt wird und Kaufmannsgattin iſt! Wie ernüchternd, zu erfahren, daß Madys Tennisflirt ein Student iſt! Für die Sommermonate ſollte man einen Ein⸗ heitsnamen einführen. Einen für Damen und einen für Her⸗ ren. Wenn ich mir eine Theaterkarte löſe, fragt mich der Kaſſier doch auch nicht nach meinem bürgerlichen Namen! Ich bin einfach Publikum. Und wenn ich in die Sommerfriſche, den Kurort, gehe, bin ich Flirt. Fertig. Der ideglſte Flirt iſt der anonyme. Wozu muß ſich dann im Herbſt herausſtellen, daß mein Flirt die Gattin meines zu⸗ künftigen Chefs iſt, oder daß Dollys Flirt ſtechbrieflich verfolgt wird? So was hinterläßt einen ſchlechten Nachgeſchmack und nimmt dem Flirt viel von ſeiner Unbefangenheit. Man flirtet nicht gern mit Leuten, die man ſpäter kennen lernen kann. Wie geſagt: Lohengrin muß ein idealer Flirt geweſen ſein. Daß er dann ein Ehemann wurde, war ein ausgeſuchtes Pech, aus dem man ſpäter ſogar eine Oper machte.. Eines iſt ſicher: Die Männer haben die weitaus größere Chance beim Sommerflirt als die Frauen. Alles was rar iſt, erhält einen größeren Marktwert. Und die Männer ſind rar, ganz beſonders im Sommer. Ein Statiſtiker hat feſtgeſtellt, habe herausgerechnet, daß im Sommer 49 Frauen auf einen Mann kommen. Das heißt alſo in nüchterner Sprache, daß der Mann ſchon 49 Flirts gehabt hat, ehe die Frau mit Mühe zu einem einzigen kommt. In der ſommerlichen Fauna kommt die Spezies„Mann“ nur vereinzelt vor. Es ſcheint, als hätte man ſie in Jahrtauſenden zu unbarmherzig gejagt, und ihnen keine Schonzeit gegönnt, und nun wären ſie im Ausſterben be⸗ griffen. Jedenfalls ſind ſie rar, wie die Gemſen und die Auer⸗ hähne, und werden auch nur von ganz bevorzugten Jägerinnen zur Strecke gebracht. f Deshalb haben es ſich die Damen im Sommer längſt ab⸗ gewöhnt, an ihre männlichen Flirts allzuhohe Anſprüche zz: ſtellen. Es iſt wie bei Sammlungen für wohltätige Zwecke Auch die beſcheidenſte Gabe wird dankbarſt entgegen genom⸗ men. Die älteren männlichen Semeſter werden zur Armee des Flirts wieder einrückend gemacht; und auch die lange noch nicht flirtdienſtpflichtige Jugend wird— lange vor der Zeit zu den Waffen gerufen. Es iſt eben ein Verzweiflungskampf einer Uebermacht gegen den ſchwächeren Gegner. Im großen Ringen des Sommerflirts wird der männliche Landſturm ein⸗ gezogen. Die Kerntruppen allein würden bei weitem nicht ausreichen. Wenn die erſten Herbſtſtürme kommen, verliert man die Luſt an den luftigen Kleidern und den luftigen Flirts, Man beginnt ſich nach ſeinen Grundſätzen zu ſehnen, die daheim im Schrank eingemottet hängen und die man bald wieder hervor⸗ holen wird. Die Orangeade, aus dem Strohhalm genoſſen, ſchmeckt bereits fade. Ganz leiſe ſtellt ſich die Sehnſucht nach einer kräftigen, ſo richtig wärmenden, Taſſe Tee ein Es gibt ſo entzückende Zutaten zum Tee: Sahne, Zitrone— und ſogar Kognak. Jede Zutat verändert den Geſchmack— und es bleibt doch immer Tee. Man ſehnt ſich fort vom Som⸗ merflirt und träumt ganz heimlich bereits vom Winter. Man fröſtelt bereits an den Abenden. Will was Wärmendes um die Schultern haben Wenn die Abende lünger werben, werden die Flirts kitrzer. Und wenn man wieder in der Stadt iſt, trifft man ſeinen Sommerflirt nicht gern. Es iſt peinlich, einen Sommerflirt im Pelz zu ſehen. Lohengrin hätte nach Monkfalvat zurück⸗ kehren ſollen. daß 4, Frauen auf 10 Mann kommen. Im Winter. Ich 4. Seite. Nr. 902 Nene Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 8. August 1920 Tagungen Die deutſchen Geologen tagen Die Deutſche Geplogiſche Geſellſchaft hat ihre diesjährige Tagung in die Süß weſtecke des Reiches verlegt in dem Beſtreben, die verſchie⸗ Henſten Teile Deutſchlands kennen zu lernen. Nächſtes Jahr will man an den Niederrhein. Nachdem bereits am Freitag und Samstag von Heidelberg aus Vorexkurſionen in Nordbaden unternommen worden waren, fand am Sonntag der Beginn der Haupttagung in der Aula der Techniſchen Hochſchule Karlsruhe ſtatt. Dazu hatten ſich etwa 150 Teilnehmer(Profeſſoren, Dozenten, Landesgevlogen und Stu⸗ dierende) aus dem ganzen Reiche wie auch aus Heſterreich eingefun⸗ den. Prof. Dr. Paulcke, Direktor des geologiſch⸗mineralogiſchen In⸗ ſtituts der Techniſchen Hochſchule und Geſchäftsführer der Deutſchen Geologiſchen Geſellſchaft, begrüßte die Verſammlung. Rektor Prof. Dr. Wulzinger gab der Freude Ausdruck, den Kongreß in der Techniſchen Hochſchule beherbergen zu können. Miniſter Dr. Leers übermittelte die Grüße der badiſchen Staatsregierung. Für die Stadt Karlsruhe hieß Bürgermeiſter Dr. Kleinſchmidt die Tagungs⸗ teilnehmer herzlich willkommen. Es ſprachen noch Prof. Dr. Eitel für den Naturwiſſenſchaftlichen Verein, ein Vertreter der drei geblo⸗ giſchen Landesanſtalten und der Vorſitzende der Dc, worauf Prof. Dr. W. Paulcke einen intereſſanten Vortrag über das Thema „Geologie und Technik“ hielt. Beide Gebiete, ſo führte er aus, müſſen ſich ergänzen. Der Geologe darf den techniſchen Erforderniſſen nicht fremd gegenüberſtehen und umgekehrt iſt es notwendig, namentlich dem Architekten und Ingenieur geologiſche Kenntniſſe zu vermitteln. Deshalb fordert der Redner den Ausbau der Lehrſtühle für Geologie und Mineralogie an den Techniſchen Hochſchulen und bittet dabei um die Unterſtützung der Regierung. Weiter tritt Prof. Dr. Paulcke für die allgemeine Einführung der Diplomprüfung in den genannten Fächern ein nach dem Beiſpiele der Danziger Techniſchen Hochſchule. Im Verlaufe ſeiner Ausführungen legte der Redner an verſchiedenen Beiſpielen dar, wie ſich verſpätete oder mangelhafte geblogiſche Unterſuchungen bei Tunnelbauten uſw. rächen können. Auf den Vortrag folgte die erſte wiſſenſchaftliche Sitzung im Hör⸗ ſaal des Geologiſchen Inſtituts, denen ſich am., 6. und 7. Auguſt weitere anſchließen werden. Daneben finden Beſichtigungen und Ausflüge in die nähere Umgebung, ſowie ins Alb⸗ und Murgtal und nach Baden⸗Baden ſtatt. Die Stadt Karlsruhe hat für Sonntag abend zu einem Imbiß in der Glashalle der Stadtgartenwirtſchaft ein⸗ geladen und bietet am Montag den Tagungsteilnehmern als an⸗ genehme Abwechflung Gelegenheit zur Hafen beſichtigun g mit anſchließender Motorbootfahrt zum Karlsruher Rheinſtrandbad Rap⸗ penwörth. Für Mittwoch abend iſt ein Empfang durch die badiſche Staatsregierung in den Räumen des Staatsminiſteriums vorgeſehen. Tagung der deutſchen Patent⸗Ingenieure in Köln Sei“ nahezu einem Vierteljahrhundert iſt die Neugeſtaltung der rechtlichen Grundlagen des deutſchen Erfindungs⸗ und Markenweſens, der Geſetze des gewerblichen Rechtsſchutzes und der damit zuſammenhängenden internationalen Verträge, Gegen⸗ ſtand der Erörterung. Der erſte Entwurf von 1919 trat für eine weitgehende Verſtärkung der Rechtsſtellung des Erfinders ein. Nach Uebergang des Patentweſens an das Reichsjuſtizminiſterium ſtockten die geſetzgeberiſchen Vorarbeiten, bis 1928 ein neuer Entwurf er⸗ ſchien, der ſtärkſte Kritik in Fachkreiſen auslöſte. Dem neuen Entwurf und der Neugeſtaltung des Patentſachwalter⸗ weſens galt die 24. Hauptverſammlung des Verbandes Beratender Patentingenieure vom 28. Juni bis 1. Juli in Köln. Sie geſtaltete ſich zu einer eindrucksvollen Kundgebung der in der Induſtrie und im freien Berufe tätigen Patentingenieure, da die aktuellen Fra⸗ gen eine ungewöhnlich große Anzahl von Teilnehmern angezogen hatte. Die unter Leitung des Vorſitzenden Patentingenieur Meiß⸗ ner⸗ Bremen ſtehenden Verhandlungen bewegten ſich auf beſonderer Höhe. Die Berichte über die vielgeſtaltige Tätigkeit des Verbandes im abgelaufenen Jahr(Mitwirkung bei geſetzgeberiſchen Arbeiten, Auskünfte an Behörden und Gerichte, gutachtliche Aeußerungen, Feſt⸗ ſetzung der Gebührenordnung, Ehrengericht, Bekämpfung des Patent⸗ agententums, Patentſchiedsgericht, Rechtsſchutz uſw.) wurden unter lebhafter Anteilnahme entgegengenommen. Die Arbeit des Verban⸗ des wirkt ſich immer ſtärker zum Nutzen der Allgemeinheit aus. Im Mittelpunkt der ſich anſchließenden Beratungen ſtand die von den Erfindern und der Wirtſchaft geforderte Neugeſtaltung des Patentſachwalterweſens. Der Verband ſtellte erneut die Forderungen auf, daß alle berufenen Patentſachwalter die Patent⸗ rechtsprüfung abzulegen hätten und daß unlautere Agenten auszuſchließen ſeien. Die vom neuen Präſidenten Eylau begonnene Reformarbeit im Reichspatentamt wurde dankbar anerkannt. Die Verhandlungen beſchäftigten ſich weiter mit den Anwaltsbezeichnun⸗ gen in der Technik, die im weſentlichen abgelehnt wurden, mit der Tätigkeit des Patentingenieurs als gerichtlichen Sachverſtändigen, mit den Beziehungen zu den ausländiſchen Patentſachwaltern und ihren Vereinigungen und mit der immer brennender werdenden, die ge⸗ ſamte Technik bewegenden Frage der Stellung des Tech ni⸗ kers im techniſchen Rechtsſtreit. In der Frage der Ge⸗ werbeſteuer iſt der Verband beratender Patentingenieure vom Reichs⸗ bund Deutſcher Technik mit weiteren Maßnahmen beauftragt worden. Den Höhepunkt der Tagung bildeten die öffentlichen Vorträge und die ſich anſchließende Ausſprache zur Patentreform. Kundgebung der Süsdpfälzer Tabalbauern * Bellheim, 7. Aug. Um endlich einmal den dringlichen Wünſchen und Forderungen der Südpfälzer Tabakbauern Ge⸗ hör zu verſchaffen, hatten Freie Bauernſchaft und Pfälzer Bauernbund für heute nachmittag zu einer Bauernkun d⸗ gebung aufgerufen, die trotz der dringenden gegenwärtigen Erntearbeiten zahlreiche Bauernvertreter in dem großen Saal der Bellheimer Gaſtwirtſchaft„zum Kreuz“ führte. Der Vorſitzende Wenzel⸗Bellheim begrüßte die Erſchie⸗ nenen und bedauerte mit ſcharfer Betonung das Fernbleiben namhafter Pfälzer Intereſſenvertreter. Der Vorſitzende er⸗ achtet ſchleunige Hilfe für die Südpfälzer Tabakbauern für nötig, ſolle der Ruin vermieden werden; denn dieſe Aecker könnten die Bauern mit anderem Fruchtertrag nicht exiſtenz⸗ fähig halten. Als Referent des Tages gab Geſchäftsführer Wiggers“⸗Landau zunächſt einen gründlichen Einblick in die Preis⸗ und Produktionsverhältniſſe im pfälziſchen Tabakbau⸗ gebiet, nördlich der Queich Schneidegutgebiet(Tabake mit hellerer Farbe), ſüdlich Zigarrengutgebiet(Tabake mit dunk⸗ lerer Farbe). Als Durchſchnittspreiſe für die letzten vier Kommunale Chronik Keine Reklameſchilder in den Weinbergen mehr sw Nierſtein, 7. Aug. Gemäß einem Gemeindexratsbeſchluß ſoll beim Kreisamt beantragt werden, daß die Reklame⸗ ſchilder, die das Weinberggelände verſchandeln, zu ent⸗ fernen ſind. Das Kreisamt hat dem Antrag entſprochen. Der Gemeinderat von Nierſtein beſchloß, daß der Bürgermei⸗ ſter die weiteren Schritte zur Entfernung der Reklameſchilder unternehmen ſoll. **. 16 Seddesheim, 7. Aug. Aus der letzten Gemein de⸗ ratsſitzung iſt folgendes mitzuteilen: Die Grundſtücks⸗ ſchätzungen werden vorgenommen. Zur Farrenfütterung ſollen etwa 100 Zentner Wieſenheu alsbald angekauft werden. Die im vorigen Jahr feſtgeſetzte Wagzeit ſoll wieder öffentlich zur Kenntnis gebracht werden mit dem Hin⸗ weis, daß vor und nach der vom Gemeinderat feſtgeſetzten Wiegezeit zu der Waggebühr ein Zuſchlag von 100 Prozent berechnet wird. Von einem Schreiben der Bad. Staatsver⸗ waltung in Karlsruhe vom 17. ds. Mts. über Aufwertung der von der Gemeinde hier in Vorkriegszeiten aufgen. Dar⸗ lehen wurde Kenntnis genommen und beſchloſſen, daß wegen dieſer Angelegenheit nochmals mit der Gläubigerin in Verhandlung getreten werden ſoll. Von der Verfügung Bad. Bezirksamts Weinheim über die Finanzwirtſchaft der Gemeinde hier wurde Kenntnis genommen und beſchloſſen, daß nach der feſtgeſetzten Notfriſt am 15. ds. Mts. für ſämt⸗ liche Rückſtände bei der Gemeindekaſſe hier unnachſichtlich die Zwangsbeitreibung der ſäumigen Schuldner durch⸗ geführt wird, und die üblichen Bankzinſen vom 1. April 1929 berechnet und erhoben werden ſollen. Für die Gemeinde⸗ ſteuern für das Rechnungsjahr 1929/30 ſoll ab 1. Oktober ds. Is. für das erſte Halbjahr ebenfalllls die üblichen Bankzinſen erhoben werden. Die Frühobſtverſteigerung vom Ortsteil Muckenſturm wurde genehmigt. Verſchiedene Ge⸗ ſuche wurden verbeſchieden. Im ganzen fanden 28 Punkte ihre Erledigung R. Mönchzell, Amt Heidelberg, 7. Aug. Aus der jüng⸗ ſten Gemeinderatsſitzung iſt folgendes mitzuteilen: Dem Verkauf des abgängigen Gemeindefarren an Handels⸗ mann Nathan Wolf in Neidenſtein um den Preis von 1000 Reichsmark gibt der Gemeinderat ſeine Zuſtimmung.— Die Verſteigerung des Führens von Abfallſteinen und erübrigter Erde anläßlich der Reparatur der Ufermauer am Brunnen⸗ bächle wurde genehmigt.— Da der Waſſerzins in den letzten Monaten ſehr ſchlecht eingeht, ſo beſchließt der Gemeinderat, daß Waſſerzinsrückſtände unverzüglich zu betreiben ſind.— Anläßlich der Zuchtviehſchau in Meckesheim wurde einem Gemeindefarren von der Viehzuchtgenoſſenſchaft Heidelberg eine Prämie von 50 Reichsmark zuerkannt. Der Gemeinde⸗ rat beſchließt, daß der Farrenhalter für gute Pflege und Füt⸗ terung der Gemeindefarren den Betrag von 25 Reichsmark erhalten ſoll. Jahre nannte Redner für Sandͤblatt im Schneidegutgebiet ga, im Zigarrengutgebiet 70 Mk(1928: 92 bezw. 67.50 Mk.), fer Tabak im Schneidegutgebiet 69, im Zigarrengutgebiet 48 Mk. (1928: 61 bezw. 40.50 Mk.). Die Produktionskoſten ſind gewal⸗ tig geſtiegen. Dis Zigarrengutgebiet benötige einen Zoll von mindeſtens 200 Mk. je Doppelzentner gegenüber den gegen⸗ wärtigen 80 Mk. Der gangbarſte Weg ſei gegenwärtig die ſteuerliche Begünſtigung des Zigarrenguttabaks ähnlich der des Schneidegutgebiets, deſſen Ausnahmebehandlung unberech⸗ tigt ſei. Der Rauchtabakfabrikant erhalte hier eine ſteuerliche Begünſtigung, wenn er nachweiſt, daß in ſeinem Rauchtabak mindeſtens 50 Proz. Inlandstabak enthalten ſei. Der Landes⸗ inſpektor für Tabakbau, Oekonomierat Hoffmann⸗Speyer ſtelle ſich ganz hinter die heutige Forderung, daß der Zigarren⸗ verarbeitung für jeden Zentner deutſchen Tabaks eine Gut⸗ ſchrift von 80 Mk. auf ihr Banderolenſteuer⸗Konto erteilt werden. Wird die Forderung erfüllt, ſo ſteigert ſich der Zigarrenkonſum und ſo beſſert ſich die Lage der Tabakarbeiter. Auch der Tabakanbau in Deutſchland würde ſich ſteigern, denn wir haben ſchon einmal eine Zeit mit 500 000 Zentner Ernte⸗ menge gehabt gegenüber den jetzigen 400 000 Zentnern. Das Schickſal des Barmer Milchhofes Der Barmer Milchhof war im Zuſammenhang mit einer Unterſchlagung und durch äußerſt ungünſtiges Wirt⸗ ſchaften in Konkurs geraten. Die Stadt hatte daraufhin den Milchhof, der als gemiſchtwirtſchaftliches Unternehmen gegründet worden war, vorübergehend in eigene Regie über⸗ nommen. Im Hinblick auf die ungüſtigen Erfahrungen hatte die Barmer Milchhändlerſchaft gefordert, daß der Milchhoß den Händlern und der Bauernſchaft zu günſtigen Bedingun⸗ gen übergeben werde und daß die Stadt nur noch ein Auf⸗ ſichtsrecht ausüben ſolle. Nunmehr hat ſich in den Kreiſen der Barmer Stadtverwaltung der Gedanke durchgeſetzt, den Milchhof nicht in eigene Regie zu übernehmen. Es iſt viell mehr beabſichtigt, eine Geſellſchaft zu bilden, an der die Stadt nur noch mit 30 v. H. beteiligt iſt, während die Milch⸗ händlerſchaft etwa 60 v. H. und die Bauernſchaft etwa 10 v. H. der Anteile übernehmen ſollen. Kleine Mitteilungen Der Oggersheimer Stadtrat genehmigte den Neubau des Schulhauſes und ſtimmte einer Dar⸗ lehensaufnahme in Höhe von 180 000 Mk. für dieſen Zweck einmütig zu. Weiter befaßte ſich der Stadtrat mit der Er⸗ richtung des Ehrendenkmals für die im Weltkrieg Ge⸗ fallenen. Bürgermeiſter Bentel teilte mit, daß das Landes⸗ gewerbemuſeum zurzeit mit Ausarbeitung eines Entwurfes beauftragt ſei. Die Stadt Oggersheim hat gemäß Beſchluß des Stadtrates in der geheimen Sitzung das Anweſen der chemiſchen Fabrik von Dr. Wilhelm Hagen burger erworben. Der Kaufpreis beträgt für Wohnanweſen und Fabrikanlage 65 000 Mark. Der Gemeinderat von Eberbach hat die Betei⸗ ligung der Stadtgemeinde Eberbach an dem vom Neckartal⸗ Verkehrsverband geplanten Adreßbuch für das Neckartal genehmigt. Ferner wurde beſchloſſen, die König⸗Heinrichſtraße im Intereſſe der Förderung des Kleinwohnungsbaues wei⸗ terzuführen und gleichzeitig die erforderlichen baulichen Maß⸗ nahmen für die Kanaliſation und die Verſorgungs leitungen vorzunehmen. Im Intereſſe einer weiteren Förderung des Projektes einer Zentral⸗ Kläranlage für das Stadt⸗ gebiet Eberbach wurde beſchloſſen, das gebaute Kanaliſations⸗ netz der Stadt durch das Kulturbauamt Heidelberg einer ge⸗ nauen örtlichen Prüfung unterziehen zu laffen. Schluß des redaktionellen Teils Wirkt vorbeugend S169 Peter Rixius 6, m. b.., Mannheim, Tel. 28796 U. 97 Wilhelm Müller jun., U 4, 25, Fernsprecher 21636 Was wird heute ſtudiert? Rechts⸗ und Wirtſchaftswiſſenſchaften bevorzugt Die im Statiſtiſchen Reichsamt zu Berlin bearbeitete amt⸗ liche Hochſchulſtatiſtik, gültig für das Sommerſemeſter 1928, gibt eine Zahl von 112315 Studierenden an. Die Ziffer bedeutet trotz warnenden Hinweiſen auf die Ueberfüllung in ſämtlichen akademiſchen Berufen wieder eine ſehr erhebliche Zunahme des akademiſchen Studiums. Die Steigerung beträgt mehr als 10 Prozent, bei den Reichsdeut⸗ ſchen ſogarx 11,4 Prozent. Denn von reichsdeutſchen Studie⸗ renden wurden 105 774 gezählt, von Ausländern 6541, an weib⸗ lichen Studierenden 13 087, was ſogar eine Zunahme von über 25 Prozent gegenüber dem Sommer 1927 bedeutet. Das Lieblingsſtudium iſt immer noch die Gruppe der Rechts⸗ und Wirtſchaftswiſſenſchaften. 20,3 Prozent aller Studenten treiben dieſe Wiſſenſchaften mit der Hoffnung auf eine Tätigkeit als Beamter, als Juriſt, als juri⸗ ſtiſcher Berater in der Wirtſchaft, als Politiker. Die nächſt⸗ große Ziffer entfällt auf die Medizin: über 10 Prozent der Geſamtzahl aller Studenten, und wenn man die Zahn⸗ Heilkunde(3274), die Tierheilkunde(1011) und die Pharmazie (864) einbezieht, ſogar mehr als 15 Prozent. Zugenommen haben ferner die Studienziffern bei denjenigen Fächern, die, einſchließlich Mathematik und Naturwiſſenſchäften, auf den Lehrberuf vorbereiten. Evangeliſche Theologie ſtudieren 3467, katholiſche Theologie 3368 Univerſitätsangehörige. Ge⸗ nannt ſeien noch die Kunſtgeſchichte und Archävlogie mit 605, die Muſtkwiſſenſchaft mit 588 Studierenden. Um mehr als 10 Prozent iſt die Zahl der Studenten für Landwirtſchaft zu⸗ rückgegangen. Die techniſchen Fächer haben nicht den gleichen Zu⸗ drang von Abiturtenten. Geſtiegen iſt die Ziffer bei der Hüttenkunde, bei der Chemie im Bauingenieurweſen, in der Architektur. Die größte Abnahme an Neuimmatriku⸗ ſationen hatte die Geodäſie, die Vermeſſungskunde(55,8 Pro⸗ zen], den größten Zuwachs die Pharmazie(88,8 Prozent), es folgen Philoſophie und Pädagogik(67,1 Prozent) und Phy⸗ 255 ik(50 Prozent), worin ſich ein deutliches Bevorzugen dieſer beiden heute im Mittelpunkt des geiſtigen Intereſſes ſtehen⸗ den Univperſttätswiſſenſchaften ausſpricht. Die Ausländer ſtellen das größte Kontingent bei der Medizin. Die weiblichen Studierenden bevorzugen neue Sprachen allgemeine Medizin, Germantſtik, Mathematik und die Rechts⸗ und Wirtſchaftswiſſenſchafteu. Auffällig hoch iſt die Zahl der Faruen, die evangeliſche Theologie ſtudieren. Hier iſt die Ziffer um mehr als 43 Prozent geſtiegen. * Fritz Mack,„Prominente in Hemdösärmelu“, Verlag Heſſe und Becker, Leipzig. Fritz Mack hat ſich als wirkungs⸗ ſicherer Autor bekannt gemacht. Seine neueſte Sammlung, die der Verlag Heſſe und Becker mit luſtigen Karikaturen von Fritz Nitſche in durchaus„literariſcher“ Aufmachung ſehr hübſch herausgebracht hat, befaßt ſich mit den Koryphäen von Kunſt, Literatur, Preſſe und Politik, von Theater, Muſik und Film. Es enthält neben einigen„Standart“ ⸗Anekdoten witziger und bekannter Perſönlichkeiten ſehr viel Unbekann⸗ tes und erfreut durch die höchſt knappe Formulierung und Ausdrucksſchärfe, die zu Vorbedingung treffenden Erzählens derartiger Sekunden⸗Geſchichten gehören. Wer meint, daß es ſehr leicht ſei, eine Pointe ſchlagkräftig herauszuarbeiten, der leſe einige dieſer Geſchichtchen und vetſuche, ſie nachzuerzählen. Er wird erkennen, daß die Kunſt, weſentlich zu ſein und die Fähigkeit zum Nach⸗Sagen ſeltene Gaben ſind.— Ein ganzes Kapitel iſt unſerm lieben Freunde Briand gewidmet, der ja ein Meiſter des„bon mot“ iſt. Der ewig Lächelnde, der bis⸗ weilen ſelbſtironiſche Wahrheiten zu ſagen weiß, möge ſich hier in einer Anekdote Mackſcher Prägung vorſtellen:„Auf einem allegoriſchen Gemälde, für den Pariſer Juſtizpalaſt beſtimmt, war die Juſtiz dargeſtellt, wie ſie das Recht um⸗ armt. Der Maler zeigte das Werk Ariſtede Briand, der damals Juſtizminiſter war.„Sie verſtehen die An⸗ ſpielung, Herr Miniſter! Die Juſtiz umarmt das Recht.“ Briand lächelte:„Ja, ich verſtehe. Sie umarmen ſich vor der Trennung,; ſie werden ſich vielleicht niemals wieder⸗ ehen Kunſt und Wiſſenſchaft Neunes Kuunſthiſtoriſches Jnſtitut in Italien. Als erſte Univerſität Italiens hat Piſa ein größeres Kunſthiſto⸗ riſches Inſtitut ins Leben gerufen. Dieſes Juſtitut iſt in durchaus zweckentſprechender Weiſe mit dem Muſeo Civieco in Verbindung gebracht worden, an das ein neuer Flügel an⸗ gebaut wurde. Das Verdienſt, dieſes Werk trotz nicht geringer Schwierigkeiten durchgeſetzt und zu einem erfreulichen Ab⸗ ſchluß gebracht zu haben, gebührt nach dem„Cicerone“ Mario Salmi, der ſeit kurzer Zeit den kunſthiſtoriſchen Lehrſtuhl der Univerſität Piſa bekleidet. Die Einweihung fand in An⸗ weſenheit der Behörden von Piſa, des Rektors der Univerſttät und mehrerer Vertreter fremder Inſtitute ſtatt. Dr. Bod⸗ mer überbrachte die Grüße des deutſchen Kunſthiſtoriſchen Inſtitutes in Florenz und wünſchte dem Unternehmen, das ähnliche Ziele wie das ältere Florentiner Inſtitut verfolgt, eine fruchtbare Entwicklung. Den Grundſtock der Bücherei bil⸗ det die dem Muſeum geſchenkte, ungefähr 5000 Bände um⸗ faſſende Bibliothek des früheren Muſeumsleiters Bellini. Räuber Moor im Wirtshaus. Als der Schauſpieler Ludwig Barn ay noch jung war, gaſtierte er einmal am Wiener Burgtheater; aber er nennt dies Gaſtſpiel ſelbſt in ſei⸗ nen Erinnerungen ein„unglückliches“. Eines Abends ſaß er mit dem berühmten Burgſchauſpieler Ludwig Löwe in einem Gaſthaus beim Glaſe Bier. Die Rede kam, ſo erzählte Barnay, auf meinen Karl Moor. Löwe bemühte ſich, mir klar zu machen, wie ſehr falſch ich die Rolle geſpielt, wie ich die Re⸗ den viel zu kalt, viel zu akademiſch, viel zu gläſern behandelt hätte. Er redet ſich ſo eifrig in ſein Thema hinein, daß er plötz⸗ lich in der Wirtsſtube, die an Gäſten vollgepropft war, vom Stuhle ſprang und rief:„So mußt du die erſte Rede behan⸗ deln“, und nun begann er mit voller Kraft und hinreißendem Schwunge ganz laut und mit vollem Organ zu deklamieren: „Menſchen, Menſchen, falſche, heuchleriſche Krokodilenbrut wie mit einem Schlage verſtummte das Geſpräch an allen Tiſchen, alles wandte ſich herum, horchte andächtig dem Vor⸗ trag des Altmeiſters, und als Löwe geendet hatte, brachen die Gäſte ſpontan in enthuſiaſtiſchen Beifall aus. st. „ 1 . 1 Fzochten Gaſt nach Haufe begleitet hatte, in 5 0 fallen. Schädelbruch und Halswirbelbruch führten ſeinen tra⸗ Feier abgehalten Donnerstag, en 8. Auguſt 1929 7 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗eins gase) 222T0ͥͥͥͤͤ d c B. Seite. Nr. 362 5 Das Landgericht Offenburg verkündete geſtern in einer Zivilklage der Rheiniſchen Creditbank Mannheim, Fil. Kehl, gegen die Ernſt Kiefer Wwe., Straßburg, ein Urteil, in dem die Rheiniſche Creditbank obſiegte und die Beklagte Witwe Kiefer zur Zahlung von 400 000 RMk. nebſt 10 Proz. Zinſen und ein Viertelprozent Umſatzproviſion vierteljährlich vom Tage der Klagezuſtellung ab verurteilt wurde. Die Wie⸗ derklage der Witwe Kiefer auf Herausgabe von 252 000 RMk. wurde abgewieſen. Die Koſten des Rechtsſtreites hat die Witwe Kiefer zu tragen. Dem Urteil lag der gleiche Tat⸗ beſtand zugrunde, über den ſchon einmal das Straßburger Landgericht in einem der Witwe Kiefer günſtigen Sinne ent⸗ ſchiede nhatte. Beim Landgericht Straßburg handelte es ſich die Aufrecht⸗ erhaltung eines Arreſtes auf den Bankdepots der Wwe. Kiefer. Die Wwe. Kiefer erreichte damals die Aufhebung des verfügten Arreſtes. Die Rheiniſche Creditbank klagte nun⸗ mehr beim Landgericht Offenburg eine vorläufige Summe von 400 000 RMk. ein, nachdem ſie ſich ſchon mit einer Summe von 252 000 RMk., die für die Wwe. Kiefer bei ihrer Bank⸗ filiale in Kehl eingezahlt worden waren, befriedigte. Im Ganzen hatte die Rheiniſche Creditbank 922 227 RMk. von der Wwe. Kiefer zu fordern, die ſie nach dem Tode Kiefers an Vorſchüſſen geleiſtet hatte. Die Wwe. Kiefer beſtritt die Recht⸗ näßigkeit der Forderung der Rheiniſchen Creditbank. Sie behauptete, die Rheiniſche Creditbank wäre g 2 Aus dem Lande Einigung im landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſen * Freiburg i. Br., 7. Aug. Unter dem Vorſitz des Prä⸗ ſidenten der Preußiſchen Zentral⸗Genoſſenſchaftskaſſe fanden dieſer Tage Verhandlungen der Vertreter der Landwirtſchaft⸗ lichen Genoſſenſchaften Bodens ſtatt, die zu einer vollen Einigung führten. Die Genoſſenſchaften Karlsruhe und Freiburger Richtung werden ab 1. Oktober fuſioniert. Die Badiſche Bauernbank und die Landwirtſchafts⸗ bank werden unter Beibehaltung beider Titel zu einem Unternehmen fuſioniert. Die Badiſche Landwirtſchaftliche Hauptgenoſſenſchaft Karlsruhe und die Zentral⸗Bezugs⸗ und Abſatzgenoſſenſchaft des Badiſchen Bauernvereins werden künftig die Bezeichnung Badiſche Landwirtſchaftliche Zentral⸗ Genoſſenſchaft führen. Auch die Reviſionsverbände des Bauernvereins und der Landwirtſchaftlichen Hauptgenoſſen⸗ ſchaft werden zu einer einzigen Organiſation vereinigt. Der Sitz der ſo neu geſchaffenen genoſſenſchaftlichen Organiſa⸗ tionen wird Karlsruhe ſein. ** U Weinheim, 7. Aug. Aus dem dritten Stockwerk der hieſigen Kreispflege⸗Anſtalt ſtürzte der 8tjährige Pflegling Georg Welker zum Fenſter heraus. Der Greis erlitt det dem Sturze ſo ſchwere Verletzungen, daß der Tod auf der Stelle eintrat. sch. Reilingen, 4. Aug. Der 70. Geburtstag des Vorſitzen⸗ den des evang. Kirchenchors und 1. Muſikers der Feuerwehr⸗ kapelle, Michael Villhauer, wurde letzter Tage hier ge⸗ feiert. Unter Führung von Ortspfarrer Dr. Ercken⸗ brecht verſammelte ſich der Evang. Bund, der evang. Kir⸗ chenchor, der Verwaltungsrat der Freiw. Feuerpoehr, die evang. Kirchengemeinde und der Muſikverein vor der Woh⸗ nung des Jubilars, wo ihm Kirchenchor und Feuerwehr⸗ kapelle ein Ständchen darbrachten. Darauf gings im Feſtzug mit über 100 Teilnehmern und dem Jubilar in der Mitte zum Gaſthaus„Zum Hirſch“, wo die eigentliche murde. Im Auftrage des Verwaltungsrats der Freiw. Feuerwehr, deren Mitbegründer Villhauer iſt, überreichte ihm Ratſchreiber Schnepf mit einer Anſprache ein Ehrendiplom nebſt einer Ausseichnungsplakette. Vom Muſikverein erhielt er durch den Vorſtand Joſ. Decker ebenfalls ein Angebinde. Ferner ſprachen noch: für den Kirchenchor der 2. Vorſtand, Georg Flick und Dirigent Haupt⸗ lehrer Steck, für die Muſikkapelle der Feuerwehr Kapell⸗ meiſter Hoffmann. Die Reihe der Anſprachen wurde durch Pfarrer Dr. Erckenbrecht, der namens des Evang. Bundes die Glückwünſche übermittelte, geſchloſſen. st. Aus dem Neckartal, 7. Aug. Die Getreideernte iſt bis auf den Späthafer beendet. Die Arbeit war dieſes Jahr für die Landwirte auf den Getreidefeldern keine kleine. Die ſchweren Niederſchläge haben das hohe Getreide auf den Boden gedrückt und ſo konnte mit dem Getreidemäher nicht viel gearbeitet werden. Dazu kam das ſtändig wechſelnde Wetter. Meiſtens wurde das Getreide geſchnitten und gleich geſtellt und bei den ſchönen Tagen eingefahren. Die Ernte fiel nach Körner⸗ und Strohertrag gut aus. Die geſtreuten Düngemittel haben ſich gut bezahlt gemacht. Die Luzerne blüht nun auch wieder und wird zurzeit dürr gemacht. Der Ertrag dieſer Aecker war dieſes Jahr ausgezeichnet, ſodaß die Landwirte genügend Rauhfutter über Winter hahen. Das Ohmdgras iſt auch etwas nachgewachſen. Es wird gegen Ende des Monats gemäht. Die Reben blieben infolge der großen Julihitze von Blatt⸗ und Beerenkrankheiten verſchont. Die einſetzenden ſchweren, langen Niederſchläge haben den Weinbergen die nötige Feuchtigkeit zugeführt. Der Traubenbehang bei den Edelſorten iſt gut. Die Beeren haben ſich in den letzten Tagen durch die neue Erwärmung mächtig entwickelt, ſodaß mit einem guten Herbſt zu rechnen iſt. Die Amerikanerreben zeigen einen Behang auf, wie ſchon lange nicht mehr. Zurzeit werden Mirabellen, Pfirſiche und Pflaumen geerntet. Die Birnen geben einen mittleren Ertrag, während die Apfelbäume ſehr voll hängen. Jedenfalls iſt die diesjährige Obſternte ſo gut, daß keine hohen Preiſe zu erwarten ſind. Die Bienen treiben ſchon die Drohnen ab. Außer dem erſten Blütenhonig konnte nichts mehr geſchleudert werden. Wird der Auguſt noch recht warm, dann gibt es noch eine beſcheidene Erute. * Freiburg i. Br., 4. Aug. Am Samstag mittag ereignete ſich in der Bauſtelle Lorettotunnel wieder ein ſchwerer Unfall. Ein, Arbeiter namens Thomas Lehrfiſch wurde von einem ſich löſenden Stein ſo ſchwer getroffen, daß er bewußtlos in die Klinik geſchafft werden mußte. * Markdorf bei Konſtanz, 4. Aug. Der wurde im Schloßgraben tot aufgefunden. nehmen muß, iſt Auer, nachdem er in der Wirt Otto Auer Wie man an⸗ Nacht einen be⸗ den Graben ge⸗ giſchen Tod herbei. arnicht in der Ein Kiefer⸗Prozeß in Offenburg Lage geweſen, Vorſchüſſe auf die Kiefer'ſche Lebensverſiche⸗ rungen für die Kiefer'ſchen Geſellſchaften zu geben, da der Bank jede Legitimation dazu gefehlt habe und der Prokuriſt Laſch und die anderen Geſchäftsführer der Bank gegenüber nicht als bevollmächtigt galten, die Kiefer'ſchen Lebensverſiche⸗ rungsgelder abzuheben. Das Gericht trat dieſer Auffaſſung nicht bei. Es wurde vielmehr feſtgeſtellt, daß ſchon vor dem Tode Kiefers die ſchwierige Lage der Kiefer'ſchen Geſellſchaften erkannt wurde und in einer Unterredung der Erben am 17. Februar be⸗ ſchloſſen wurde, daß man zur Erfüllung laufender dringender Verpflichtungen die Lebensverſicherungen Kiefers heranziehen wolle. Am Tage nach dem Tode Kiefers, am 27. Februar, wurde von den Kiefer'ſchen Erben einem Direktor in dieſer Richtung Mitteilungen gemacht. Daraufhin hob Prokuriſt Laſch bei der Rheiniſchen Creditbank, allerdings ohne beſon⸗ dere ſchriftliche Unterlagen, Vorſchüſſe ab. Dieſes Verfahren hat er auch in der Folgezeit getätigt. Ein Konto für die Frau Kiefer Wwe. wurde wieder am 3. März errichtet. Das Gericht legt das Schwergewicht darauf, daß die Angehörigen und die Wwe. Kiefer grundſätzlich damit einverſtanden ge⸗ weſen ſeien, daß Abhebungen erfolgen könnten. Somit ſeien die Abhebungen des Geſchäftsführers zu Recht erfolgt. Darum habe die Wwe. Kiefer der Rheiniſchen Ereditbank die 400 000 Mark zu zahlen, während die Rheiniſche Creditbank zur Er⸗ ſtattung der 252000 Mk. nicht verpflichtet ſei. Aus der Pfalz Liebesdrama in Kallſtadt * Kallſtadt, 66 Aug. Der 29jährige Hans Götz aus Wei⸗ ſenheim a. S. iſt heute nacht in das Schlafzimmer ſeiner aus dem gleichen Orte ſtammenden Geliebten, der bei dem Gaſt⸗ wirt Bender in Kallſtadt bedienſteten Luiſe Schubar ein⸗ geſtiegen und hat ihr dort durch Meſſerſtiche ſchwere Verletzungen an Hals und Armen beigebracht. Das Mädchen mußte ins Krankenhaus verbracht werden. Der Täter machte dann einen Selbſtmordverſuch, der aber miß⸗ lang. Darauf ſtellte er ſich heute früh der Gendarmerie Bad Dürkheim. Die Tat iſt auf Eiferſucht zurückzu⸗ führen, da die Eltern des Mädchens das Verhältnis nicht duldeten. Eiferſuchtsdrama * Ingenheim(Pfalz), 6. Aug. Der ſeit einiger Zeit von ſeiner Frau getrennt lebende verheiratete Tagner Friedrich Grimm kam am Sonntag in die Wohnung des Händlers Heinrich Roth zu ſeiner dort wohnenden Frau. Nach einer kurzen Auseinanderſetzung holte ſich Grimm in der Küche ein Schlachtmeſſer und ſtach mit dieſem auf ſeine Frau, die auf dem Sofa ſaß, ein. Sie erhielt ſechs Meſſerſtiche in der rechten Bruſtſeite. Der Täter wurde verhaftet. * * Ludwigshafen, 6. Aug. Nach Mitteilung der Rhein⸗ ſtromüberwachungsſtelle wurden am 8. und 20. Juli d. Is. im Rhein zwei unbekannte Leichen geländet, ohne daß es bisher gelungen iſt, deren Perſonalien feſtzuſtellen. In beiden Fällen handelt es ſich um männlich bejahrte Perſonen, die nicht allzu⸗ lange im Waſſer gelegen haben dürften und keine beſonderen Erkennungsseichen bei ſich führten. Nachbargebiete Dampfer„Undine“ gehoben * Mainz, 7. Aug. Im Laufe des geſtrigen Tages konnte der Perſonendampfer„Undine“, der bekanntlich vor acht Tagen Leckage kurz vor dem Binger Loch erlitten hat und noch bis zum Binger Ufer gekommen iſt, wo er dann an der Niederländer Schiffsbrücke ſank, gehoben werden. Das Schiff dürfte vorausſichtlich bereits heute auf eine Mainzer Schffswerft abgeſchleppt werden. Defraudant Klotz in Kanada * Mainz, 6. Aug. Am 9. Dezember v. J. verſchwand der bei der Stadtkaſſe als Kaſſierer tätige verheiratete 38jährige Verwaltungsinſpektor Karl Klotz von hier, wohnhaft in [Mainz⸗Mombach nach Veruntreuung von 43 000 Mk. ſtädti⸗ ſcher Gelder. Die Behörde nahm damals an, daß Klotz in die franzöſiſche Schweiz geflüchtet ſei. Die Nachforſchungen nach ihm blieben aber ergebnislos. Anfangs Juni verſchwand plötzlich die Frau des Klotz aus ihrer Wohnung in Mombach. Auch ihr Aufenthaltsort konnte nicht ermittelt werden. Nun⸗ mehr fand ſie ſich vor einigen Tagen plötzlich wieder in Mom⸗ bach in der elterlichen Wohnung ein. Sie gab bei ihrer polizeilichen Vernehmung an, ihr Mann ſei über Holland nach Kanada geflüchtet. Sie will ebenfalls über Holland nach Kanada zu ihrem Mann gefahren ſein. Sie ſei aber wieder zurückgekehrt, da ihr das Klima nicht zugeſagt hätte. Die Kriminalpolizei ſteht dieſen Angaben der Frau Klotz ſehr ſkeptiſch gegenüber. 5 Die Zigeunerplage * Wiesbaden, 7. Aug. Seit faſt einem Jahr hatte ſich in eine aus etwa 14—16 Familien mit insgeſamt 70 Perſonen beſtehende Zigeunergeſellſchaft angeſiedelt und hier ein be⸗ ſchauliches Leben geführt. Das war ihr ſchon dadurch möglich, da ihr vom Wohlfahrtsamt hohe Unterſtützungen aus⸗ bezahlt wurden. Durch dieſes Entgegenkommen angezogen, war in den letzten Wochen noch eine Gruppe von etwa fünf Familien in dem Lager angekommen, das das Große Haupt⸗ quartier der Zigeuner werden ſollte. Ehe dieſer Plan der Verwirklichung nähergeführt werden konnte, fand die Herr⸗ lichkeit ein Ende. Die Zigeuner waren nämlich allmählich für die Bewohner der Stadt eine ſtarke Plage gworden. Be⸗ ſchwerden kamen von allen Seiten. Den Bauern und Gärt⸗ nern wurden Feld⸗ und Gartenfrüchte geſtohlen. Hinzu kamen Beläſtigungen und Bedrohungen von Paſſanten, ſodaß veranlaſſen. Geſtern morgen wurde die ganze Geſellſchaft von einem berittenen Polizeiaufgebot auf den Schub gebracht. Die Männer waren mit den Pferden bereits ausgerückt, ſo daß der Polizei nur noch der Transport der zurückgebliebenen Weiber und Kinder vorbehalten blieb. In einer langen Karawane wurden die Zigeuner über Dotzheim, Schierſtein in den Rhein⸗ gaukreis gebracht, wo es nun an ihnen liegt, ſich ein neues Plätzchen zu ſuchen. 5 der Nähe der oberen Dotzheimerſtraße auf einem Grundſtück die Polizei ſich gezwungen ſah, die Entfernung dieſer Leute zu 8 Die Schweiz genehmigt die Regulierung des Rheins * Baſel, 7. Aug. Der Bundesrat genehmigte geſtern die Botſchaft und den Antrag über die Regulierung des Rheines zwiſchen Baſel und Straßburg. In dieſer Botſchaft wird auch die Genehmigung des zwiſchen der Schweiz und Deutſchland abgeſchloſſenen Vertrages für die Rhein⸗ regulierung auf der genannten Strecke beantragt. Von den 60 Millionen Franken Baukoſten ſoll die Schweiz 60 v.., Deutſchland 40 v. H. aufbringen. Die Geſamtkoſten würden ſich einſchließlich der Zinſen und anderen Unkoſten auf rund 66 Millionen Schweizerfranken belaufen. Eine ſpäter eventuell in Frage kommende franzöſiſche Bei⸗ tragsleiſtung würde Deutſchland und der Schweiz im Verhält⸗ nis von:6 gutgeſchrieben werden. Mit den Regulierungs⸗ arbeiten ſoll unverzüglich begonnen werden. 2 Von unſerem Berliner Büro wird uns hierzu noch mitgeteilt: Das Problem der Rheinregulierung, durch die der Großſchiffahrt der Weg zum Bodenſee geſchaffen werden ſoll, ſcheint nun doch allmählich ſeiner Löſung entgegenzugehen. Es ſteht zu erwarten, daß der im Dezember abgeſchloſſene deutſch⸗ſchweizeriſche Vertrag über die Regulierung des Rheins zwiſchen Straßburg und Baſel demnächſt die Geneh⸗ migung des ſchweizeriſchen Bundespräſtdenten finden wird. Dem Reichstag würde das Abkommen unmittelbar nach ſeinem Wiederzuſammentritt zur Ratifizierung vorgelegt. Es handelt ſich, abgeſehen von der verkehrstechniſchen und poli⸗ tiſchen Seite des Projekts, um die Bewilligung recht anſehn⸗ licher Geldmittel. Von den Geſamtkoſten entfällt auf Deutſchland ein Betrag von 20 Millionen Reichsmark, der ſich auf eine Bauzeit von elf Jahren verteilt, ſo daß die im Durchſchnitt zu leiſtende Jahresrate etwa zwei Millionen be⸗ tragen würde. Noch im Verlaufe dieſes Jahres ſoll der deutſch⸗ſchweizeriſche Vertrag zu einem Dreiſtaaten⸗ vertrag erweitert werden. Von ſchweizeriſcher und von deutſcher Seite ſind der franzöſiſchen Regierung übereinſtim⸗ mend Vorſchläge über die Ausführung der Regulierung, das Bauprogramm, die Bauleitung, den Umfang der Bauarbeiten bereits gemacht worden. Da Frankreich vertragsmäßig ver⸗ pflichtet iſt, innerhalb einer Friſt von ſechs Monaten mit beiden Staaten ein entſprechendes Abkommen zu ſchließen, ſo wird der Dreiſtaatenvertrag vorausſichtlich noch in dieſem Jahre zur Tatſache werden. N Briefkaſten Wir bitten für den Briefkaſten beſtimmte Einſendungen auf den Umſchlag als ſolche kenntlich zu machen. Mündliche Auskünfte können nicht gegeben werden. Beantwortung jfuriſtiſcher, medizini⸗ ſcher und Auf wertungsfragen iſt ausgeſchloſſen. Jeder An⸗ frage iſt die Bezugsquittung beizufügen. Anfragen ohne Namens⸗ nennung werden nicht beantwortet. 8 „Beleuchtung“. Wenn die Mehrheit der übrigen Mieter mit der elektriſchen Treppen⸗ bezw. Flurbeleuchtung einverſtanden waren oder ſind, dann können Sie ſich nicht ausſchließen. Sie werden alſo nach dem allgemeinen Gebrauch die im übrigen angemeſſene Gebühr entrichten müſſen. 8 V „Keſſelſtein“. Aus Aluminiumtöpfen entfernt man Keſſelſtein mit einem eigens hierfür geſchaffenen„Auskochpulver“ und benutzt ſpäter einen„Waſſerſteinverhüter“; auf keinen Fall Soda verwenden, weil Soda die Töpfe außerordentlich angreift. Die genannten Reini⸗ gungs⸗ und Verhütungsmittel erhalten Sie in allen einſchlägigen Haushaltungsgeſchäften. 2 Tageskalender„ Donnerstag, den 8. Auguſt. Friedrichspark: Konzert.30 Uhr. 0 55 Lichtſpiele: Ufa⸗ Theater:„Großfeuer“.— Alhambra: „Champagner“. Schauburg:„Verdun“. Capitol: „Priscillas Fahrt ins Glück“.— Scala:„Die Dame mit der Maske“.— Gloria⸗Palaſt:„Der Sohn der Taiga“.— Palaſt⸗ Theater:„Die Beute der Bankräuber“. 5 Sehenswürdigkeiten: Runſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr:— Theaterausſtellung im Schloß: Täglich geöffnet von 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr und Sonntags vorm. von 11 bis nachm. 5 Uhr.— Schloßbücherei:—1.—7 Uhr.— Muſenm für Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm. von 35 Uhr; Dienstag—5 Uhr; Mittwoch—5 Uhr: Freitag—7 Uhr. Planetarium: Beſichtigung 3 Uhr. i Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Auguſt f 5. Rhein Pegel 1. 2. 3. 6 7. Neckar ⸗Pegel] 12 3 6 7. 8. Baſel 0. 820.00 0,75.87.85 1,85 1 r Schuſteringe 1559 1 40 169158 14 Mannheim 388 22 251 949 Kehl.57.58247 4 7s 61 Jaaſtfeid.48.43.00.740, 5⁰⁰ Maxau.274,22.18 4,12 214.31 8. Mannbein.903,00.87.69 2,50 80 Faub.89 188 159 755 8 ſtöln 1059.52 150.35 156.82 * Waſſerwärme des Rheins 20,0 C. Lö&inische Illustrierte 1 Norgen neun Zu beziehen in der Hauptnebenstelle R I, 9/11, in den Nebenstellen Waldhofstrage 6, Schwetzingerstraße 19 und Meerfeldstraße 13, sowie durch unsere Trägerin 2 8 5 Chefredakteur: Kurt Fiſcher(im Urlaub) 5 Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton Dr. S. Kayſer— Kommunalpolitik und Lokales: i. V Franz Kircher— Sport und Vermiſchtes: Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchüftliche Mitteilungen: Jakob Fau de ſämtlich in Mannheim— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim k 6, 2 5 6. Seite. Nr. 362 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Donnerstag, den 8. Auguſt 1929 . Die deutliche Stellung in der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft Pyr einer proviſoriſchen Verlängerung— Die deutſche Quoten⸗ und Strafgelderfrage— Die Verlängerung der deutſchen Verkaufsverbände 1 Die nächſte Vierteljahrsſitzung der ſtahlgemeinſchaft findet bekanntlich am 12. September und ü war vorausſichtlich in Wien ſtatt. Man iſt der Meinung, daß auf ihr eine vorläufige Verlängerung der Gemeinſchaft beſchloſſen werden wird, für eine Dauer von vorausſichtlich-6 Monaten. Offenbar hat die Kommiſſion, die von der internationalen Rohſtahl⸗ gemeinſchaft eingeſetzt worden war, und die das Verhandlungspro⸗ gramm auszuarbeiten und Richtlinien grundſätzlicher Natur für einen neuen Vertrag aufzuſtellen hatte, zunächſt einen Vorſchlag in dieſer Internationalen Roh⸗ Richtung gemacht. Außerdem muß man auch berückſichtigen, daß die September⸗Tagung die letzte reguläre Vierteljahresſitzung während der Geltungsdauer des alten Kartellvertrages iſt, ſodaß es verſtändlich iſt, daß man aus dieſem Grunde ſchon gern zu irgend einem Ergebnis kommen möchte. Viel iſt damit allerdings noch nicht erreicht. Die Hauptarbeit muß erſt nochgeleiſtet werden. Mit einer proviſoriſchen Ver⸗ längerung der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft hatte man ſchon gerechnet. Bekanntlich iſt auch die Deutſche Rohſtahlgemeinſchaft erſt vor einiger Zeit verlängert worden und zwar bis zum Ende des lau⸗ fenden Jahres. Es iſt auch möglich, daß ſie nochmals auf eine kurze Zeit verlängert wird. Denn es iſt bekannt, daß Mitte des nächſten Jahres die deutſchen Verkaufs verbände ablaufen. Eine Einigung über die Erneuerung dieſer Verkaufsverbände iſt aber noch nicht erzielt. Es gibt hier noch große Schwierigkeiten zu überwinden. Die Verhandlungen werden ſich nicht leicht geſtalten. Man denke nur an die Schwierigkeiten, die ſich zwiſchen Krupp, Mannesmann und den Vereinigten Stahlwerken ergeben haben. Es iſt zwar die Anſicht vertreten, daß es ſchließlich doch gelingen wird, zu einer endgültigen Erneuerung der deutſchen Verkaufsverbände zu kommen, wenn auch vielleicht erſt in zwölfter Stunde. Man muß aber auch berückſichtigen, daß die Verbandsfreudigkeit unter den deutſchen Werken durchaus keine einheitliche iſt. Es gibt eine Reihe von großen Werken, die auf Grund der Erfahrungen, die ſie bisher mit den Verbänden gemacht haben, verbandsmüde geworden ſind. Ste ziehen daher einen verbandsloſen Zuſtand gegenüber einer Neu⸗ regelung auf der bisherigen Grundlage vor. Bevor alſo nicht die Frage der deutſchen Verkaufsverbände ent⸗ ſchieden iſt, kann auch nicht endgültig über eine Erneuerung der deut⸗ ſchen Rohſtahlgemeinſchaft beſchloſſen werden. Das Schickſal dieſer iſt aber wiederum von weſentlicher Bedeutung für die Internationale Rohſtahlgemeinſchaft. Die übrigen Länder(Frankreich, Belgien, Luxemburg und der mitteleuropäiſche Block) haben aber ein Intereſſe an einer Beibehal⸗ tung der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft, da ſie recht gut bei dieſer Regelung abgeſchnitten haben, dank ihrer günſtigen Quoten⸗ bemeſſung auf Koſten der deutſchen Werke. Sie haben es in der Hand, die Verbandsfreudigkeit auf der deutſchen Seite zu heben, und eine Erneuerung der Internationalen Roh⸗ ſtahlgemeinſchaft weſentlich zu erleichtern, indem ſie Deutſchland in dieſer die Stellung einräumen, die ihm auf Grund der tatſächlichen Leiſtungen ſeiner Werke zukommt. Die Konzeſſtonen, die ſie bisher gemacht haben, reichen noch nicht aus. Dieſe Konzeſſionen lie⸗ ßen die deutſche Quote für das erſte Halbjahr 1929 auf 6,53 Mill. Tonnen anſteigen. Trotzdem betrug die deutſche Quotenüberſchreitung für dieſe Zeit 1,79 Mill. Tonnen gegen 1,5 Mill. Tonnen im erſten Halbjahr 1928. Für das dritte Vierteljahr 1929 iſt Deutſchland zwar eine weitere Quotenerhöhung zugeſtanden(auf 3,48 Mill. Tonnen), doch reicht dieſe bei weitem noch nicht aus. Die Lage der deutſchen Werke in der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft wird alſo noch weſentlich verbeſſert werden müſſen, ſowohl hinſichtlich der Quoten⸗ bemeſſung als auch der Strafgelder, die für eine Quotenüberſchreitung bezahlt werden müſſen. Es wird ſich zeigen, ob die anderen Länder in der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft bereit ſind, die Voraus⸗ ſetzung für eine Erfüllung des Noung⸗ Planes zu ſchaffen. Denn Deutſchland kann auf die Dauer nur zahlen, wenn es ſeine Produkte auf dem Weltmarkte in verſtärktem Maße abſetzen kann. Bisher ſind aber die deutſchen Werke für Anſtrengungen dieſer Richtung beſtraft worden, indem ſie Strafgelder an die Internatio⸗ nale Rohſtahlgemeinſchaft für Quotenüberſchreitungen zahlen mußten. Höhere Ankoſten, niedrigere Gewinne Teilergebniſſe der Handelsenquete Die Veränderungen, die in den Formen und Funktionen ſowie in den Unkoſten und Auſſchlägen des Handels gegenüber der Vor⸗ krtegszeit eingetreten ſind, ſind von der Handelsgruppe des Enquete⸗Ausſchuſſes einer Unterſuchung unterworfen wor⸗ den, deren erſtes Teilergebnis jetzt veröffentlicht wird. Es liegen jetzt Berichte über die Grundlagen der Handelsenquete mit den Ergeb⸗ niſſen der Fragebogen⸗Erhebungen im Einzelhandel und Großhandel, über die Maſſenfilialunternehmungen im Einzelhandel mit Lebens⸗ mitteln und Kolonialwaren ſowie über die Werkskonſumanſtalten vor. Weitere Berichte über die Vernehmungen des Feinkoſthandels, des ſelbſtändigen Kolonialwaren⸗ und des Drogenhandels, des Tertil⸗ und des Schuhhandels, der Waren⸗ und Kaufhäuſer, der Konſum⸗ vereine und des Lebensmitteleinzelhandels werden noch folgen. Die Aufzählung der Branchen und der einzelnen Betrieb⸗ und Unternehmungsformen, die unterſucht wurden, gibt ein Bild von dem Umfang der Erhebungen. Der Enquete⸗Ausſchuß glaubt mit ſeinen Feſtſtellungen eine große Erziehungsarbeit geleiſtet zu haben. Bei den Waren⸗ und Kaufhäuſern ſind die Geſamt⸗ unkoſten von 1918 bis 1926 in Prozenten vom Umſatz von 24,7 auf 27,2 bei den Großkonzernen und von 31,5 auf 35,5 bei den Mittelkonzernen geſtiegen. Bei dem Einzelhandel betrugen in Prozenten des Umſatzes die Geſamtunkoſten u. a. im Lebensmittelwarenhandel 19,9. Die Abzahlungsgeſchäfte beziffern die Geſamtunkoſten für 1926 auf 17,7 bis 28,7 v. H. Bei dem Großhandel lauten die entſpre⸗ chenden Zahlen 8,6 gegen 5,2 v. H. im Jahre 1913. Die Durchſchnittsaufſchläge auf den Einkaufspreis(Bruttoauf⸗ ſchlag in v..) ſind bei den Großkonzernen des Warenhausgewerbes von 43,41 auf 35,51, bei den Unternehmungen mit einem Umſatz von unter 25 000/ von 40,23 auf 39,27 zurückgegangen; der durchſchnitt⸗ liche Reingewinn in v. H. vom Umſatz 1926 ſtellt ſich bei den Groß⸗ 2 8855 nur 1,0 2 3 im 888 1913 und bei den Mittelkon⸗ zernen auf 3,9 gegen 6,3. Bei den kleineren Unternehmungen(Um⸗ ſatz unter 25 000%/) ging der durchſchnittliche Reingewinn von 9,1 auf 7 v. H. des Umſatzes zurück. Der zweite Bericht gibt einen umfaſſenden Einblick in die neuen Wirtſchaftsformen des Maſſenfilialbetriebes und der Werkskonſumanſtalten. Aber auch hier zeigt nach der Sta⸗ tiſtik die Unkoſtengeſtaltung eine nicht unweſentliche Steigerung gegenüber der Vorkriegszeit. Das Anwachſen der Filialbetriebe geht am deutlichſten aus der Steigerung der Umſatzziffern hervor, die zum Teil eine Verdoppelung auſweiſen. Dabei iſt bemerkenswert, daß die Umſätze je beſchäftigte Perſon eine Erhöhung gegenüber der Vor⸗ kriegszeit aufweiſen. Die Umſchlagsgeſchwindigkeit des Lagers iſt bei den Filialbetrieben höher als in den Einzelgeſchäften. Bei den Milch⸗ unternehmungen iſt ſie naturgemäß am höchſten, bei den Kaffeeunter⸗ nehmungen am niedrigſten(22⸗ bis 112mal gegen 4 bis ömal). Die allgemeinen Maſſenfilial⸗ und die Butterfilialunternehmungen mit 16—24maligem Umſchlag halten die Mitte. Die Umſchlagsgeſchwindig⸗ keit des Betriebskapitals iſt bei dieſen Unternehmungen ſtark okt; gen. Die Rentabilität des Betriebskapitals erſcheint mit 30—45 v. H. relativ günſtig. Allerdings ſei der Reingewinn auch Bezahlung der Unternehmerarbeit. Die Finanzierung dieſer Unternehmungen er⸗ folgt beinahe ganz aus eigenen Kräften. Bei den Werkskonſumanſtalten habe ſich der Umſatz verhältnis⸗ mäßig als kleiner erwieſen, als man allgemein vermutet habe. Es ſei durch die Unterſuchung einwandfrei feſtgeſtellt worden, daß die frühere Zugehörigkeit zu den Wohlfahrtseinrichtungen heute etner vollkommenen wirtſchaftlichen Verſelbſtändigung Platz gemacht habe. Die Unkoſten hätten ſich infolgedeſſen weſentlich erhöht. Die Geſamt⸗ unkoſten werden hier in einem Falle mit 13,4 gegen 9,5 v. H. gegen⸗ über 1913 und in anderen Fällen ſamtumſatzes angegeben. mit 15,8 gegen 11,6 v. H. des Ge⸗ ASA Chemie-Prozultion und 90. Farben Der von der Newyork Truſt Co. herausgegebene„Index“ berichtet, an die Gründung der J. G. Chemical anknüpfend, daß der Wert der U. S. A. Chemie⸗Produktion von 1,05 Milliarden Dollars in 1914 auf rund 3 Milliarden Dollar in 1928 geſtiegen iſt. Damit erreichte die U. S. A. Chemie⸗Erzeugung, nun die größte der Welt, ungefähr die Hälfte der Geſamtweltproduktion. Nur 6 v. H. der U. S. A. Erzeu⸗ gung kommen zur Ausfuhr. Der„Index“ ſchätzt den Umſatz der J. G. Farbeninduſtrie mit einer Milliarde Dollar ein und nimmt dabei an, daß die J. G. damit rund die Hälfte der deutſchen chemiſchen Produk⸗ tion liefere. Der chemiſche Geſamtaußenhandel liegt mit 80 v. H. in den Händen von U. S.., Deutſchland, Großbritannien und Frank⸗ reich, welche 1928 ungefähr für 800 Mill. Dollar ausführten. Davon kommen auf Deutſchlandao v.., während die Vereinigten Staaten mit 25 v. H. Anteil an zweiter Stelle folgen. Deutſchland zeige hin⸗ ſichtlich ſeiner Exporte ſeit 1926 unter den vier erwähnten Ländern mit 30 v. H. den größten, die Vereinigten Staaten mit nur 5 v. H. denkleinſten Ausfuhrzuwachs. Die Chemie⸗Exportwerte betrugen 1928 für U. S. A. 200 Mill. Dollar, Deutſchland 381 Mill. Dollar, Großbritannien 145 Mill. und für Frankreich 128 Mill. Dollar. * Eine Auslandsanleihe der Heag. Das heſſiſche Geſamt⸗ miniſterium ge nehmt igte der Heag die Ausgabe von 6,5proz. Schuldperſchreibungen auf den Juhaber im Geſamtbetrag von 5 Millionen Schweizerfranken zum Zwecke der Deckung des Geldbedarfs für den weiteren Ausbau ihres Straßenbahnnetzes und die Ausdehnung der Hochſpannungsleitung ſowie für den Neubau won Transformatorenſtotionen und für die Verbeſſerung der Strom⸗ verſorgung. Gebr. Lutz AG. Maſchinenfabrik und Keſſelſchmiede Darmſtadt. — Liquidation bevorſtehend. Die HB. genehmigte den Jahresab⸗ schluß für 1928 mit 32 000(77 000)„ Verluſt. Auf Anfrage eines Aknonärs, wie es komme, daß in einem vorangegangenen vorläu⸗ figen Bericht über das erſte Halbjahr 1928 nur ein Berluſt von 8000% angegeben wird, und dieſer im zweiten Halbjahr auf 32 000 Mark angeſchwollen ſei, erklärte die Verwaltung, daß im erſten Halb⸗ fahr die Geſellſchaft aus dem gelöſten Intereſſengemeinſchaftsver⸗ hältnis mit der Firma Henſchel u. Sohn in Kaſſel eine Abfindung in Höhe von 10 000% erhalten habe. Von dem Verluſt entfallen gußerdem 15 000% auf Abſchreibungen. Es wurde ferner darauf verwieſen, daß ähnliche Firmen eine weſentlich ungünſtigere Ent⸗ wicklung genommen hätten, als die Geſellſchaft. In der Beratung über die Weite führ u nig der Firma entſprechend dem letzten Punkt der 2. gab die Verwaltung zu, daß kein andrer Weg mehr möglich ſei, als eine Auflöſung der Geſellſchaft, über deren Zeitpunkt man natürlich verſchiedener Auffaſſung ſein könne, und zwar deswegen, weil der Geſellſchaft ein neues Programm für die Umſtellug auf einen anderen Geſchäftszweig, insbeſondere die flüffi⸗ 8 el Hierzu 1 Die Geſellſchaft ſei bereits in einer ſtillen Es ſei gelungen, von den Vorräten eine An⸗ a 5 Preiſen zu rkaufen. Die vg Jakob Wol Co. . werden, da die verlangte Dveiviertelmehrheit des Aktienkapitals nicht vertreten war. Nach einer Unterbrechung der HV. erklärte die Verwaltung, daß ſie in Kürze eine neue ab. HV. einberufen werde, die über die Liquidation der Geſellſchaft Beſchluß faſſen ſoll. * Weſtinghonſe Electrie im Fernen Oſten. Die Weſting⸗ houſe Electric Co. ſoll beabſichtigen, in China eine eigene Werkſtätte einzurichten. Der amerikaniſche Sachverſtändige für Eiſenbahnweſen in China, Mantel, ſteht in Verhandlungen über die Beteiligung der Weſtinghouſe an dem Ausbau des chineſiſchen Eiſenbahnnetzes. Die Firma iſt beſtrebt in China ein Mo⸗ nopol für die Einführung ihrer Bremsvorrichtungen zu erhalten. Mit fſapaniſchen Firmen hat die Geſellſchaft bereits Verträge über die Lieferung ihrer Erze ugniſſe nach Japan abgeſchloffen. Die japaniſchen Unterhändler haben ſich fſedoch das Recht vorbehalten, in Japan eigene Fabriken zur Ausbeutung der Weſtinghouſe⸗Lizenz einzurichten. Jährlich 800 Mill. Dollar Elektro-Inveſtitionen in A S A In den Vereinigten Staaten ſind zur Zeit, wie der von der New Vork Truſt Co. herausgegebene„Index“ berichtet, bereits 56 v. H. aller r elektriſch inſtallzert(gegenüber nur 39 v. H. im Jahre 1922). Die außerordentliche Zunahme der Eleetro⸗ Erzeugung von 40,3 Milliarden Kwſt. in 1922 auf 81,9 Milliarden Kwſt. in 1928 ermöglichte in der gleichen Zeitſpanne eine Senkung der Kwſt.⸗Preiſe von 2,79 cents auf 2,64 cents im Durchſchnitt. 1928 waren ungefähr vier Fünftel aller Abnehmer Haushaltungen. Die Zahl der Ab⸗ nehmer ſtieg von 12,7 Mill. in 1922 auf 28,3 Mill. in 1928. Die Electro In veſtitionen werden zur Zeit auf etwa 10 Mil⸗ liarden Dollax, der jährliche Zuwachs auf 800 Mill. Dollar geſchätzt. Der Umfang der Kapital⸗Inveſtitionen des Electrogebietes über⸗ ſchreitet jetzt den der Eiſenbahnen. Durch 40 Holdinggeſellſchaften werden mehr als 3000 von insgeſamt 4330 ſtromliefernden Geſell⸗ ſchaften und damit nicht weniger als 80 v. H. der geſamten USA. Stromerzeugung kontrolliert. * Orenſtein u. Koppel AG. in Berlin. Ju den an der Berliner Börſe ſtimulierenden Gerüchten eines angeblich großen Reparations⸗ auftrags des Unternehmens iſt auf Anfrage bei der Verwaltung zu erfahren, daß zur Zeit keine Veranlaſſung vorliege, von einem grö⸗ ßeren Reparationsauftrag Mitteilung zu machen. Die Geſellſchaft erhält dauernd Reparationsaufträge, die teilweiſe bis etwa 2,5 Mill. Mark gehen. Bei einem vorjährigen Geſamtumſatz von 81 Mill., können diefe Aufträge nicht als beſonders groß bezeichnet werden. „ Uhrenfabrik Lenzkirch AG., Lenzkirch[(Baden]. Dieſe bekannt⸗ lich vor kurzem von der Gebr. Junghans⸗Schramberg übernommene Geſellſchaft, deren Fabrikation eingeſtellt wird bis auf die Uhren⸗ gehäuſeſchreinerei, legt noch ihren Abſchluß für 1928 vor. Der Ver⸗ luſt beläuft ſich auf 32 762„, bei auf 100 000„ reduziertem Ak. (i. V. 191 479„ Verluſt bei 250 000„ AK.]. Betriebsunkoſten er⸗ forderten 182 515(37 964), Handlungsunkoſten 139 003(110 219) ,, Abſchreibungen(i. V. 137 322 und Zinſen u. Steuern(33 0070 werden nicht ausgewieſen. In der e erſcheinen Fobrik⸗ und ehäude mit 189 974(140 9000) 1, Fabrikein richtung 118 345 1 Woßhnge! 4110 000. Vorräte 356 375(180 183), ä 189 206 1 en bemaeneüber Schulden 736 702(468 358). Fuli-Verkehr in den Mannheimer Häfen Der Verkehr in den Mannheimer Häfen leinſchl. Rheinau] war im Monat Juli ds. Js. befriedigen d. Es kamen an 173 Güterboote und 928 Schleppkühne, und gingen ab 188 Güterboote und 932 Schleppkähne. Der Güte rumſchlag betrug im gantzen 640 655 To.(i. V. 669 447 To.) Beim Vergleich der vorjfährigen Zahlen iſt zu berück⸗ ſichtigen, daß ſich im Jult v. J. in der Rhein ſchiffahrt der Ende Juni beendete Streik von beinahe 2 Monaten auswirkte. Ankunft 599 918 Tonnen, Abgang 60872 Tonnen. Hiervon ent⸗ fallen auf den Handelshafen„Ankunft 271 998 To., Abgang 48 541 To., de Induſtriehafen, Ankunft 89 178 Tonnen, Abgang 7968 Tonnen, den Rheinauhafen, Ankunft 178 742 Tonnen, Abgang 4363 Tonnen. Der Umſchlag von Hauptſchiff zu Hauptſchiff betrug auf dem Rhein 27 010 To., auf dem Neckar 12846 Tonnen. Der Waſſenſtand des Rheins ſchwankte 980 4,02 Meter und 2,89 Meter, derfenige des Neckars zwiſchen 3,86 Meter und 283 Met. Auf dem Neckar war Schiffahrt an einigen Tagen wegen ungün⸗ ſtigem Waſſerſtand behindert. Von den wichtigſten Güterarten haben an dem Verkehr Anteil. Anfuhr in Tonnen Abfuhr in Tonnen zu Berg zu Tal zu Berg zu Ta Holx 3 55 898— 106 81 Getrelde„5 2„„„ 80 005 774 527 2050 . i 272 972 780 1691 200 Men! e 3994— 8271 8 235 Kies und Sand e 3 866 27880— 1258 Geo 8 248——— Een ler t 8 829—— 2 634 PCC 1013— 60 9⁵⁰0 FCFFFFCCGVVVVVVVVC 8184—— 2 868 All 1455—— 4065 Düngemittel„„„„„ 28 921—— 1450 SI b 47⁵—— 11 592 * Großhandelsinderziffer im Monatsdurchſchnitt Juli 1929 um 2 v. H. erhöht. Die für den Monatsdurchſchnitt Juli berechnete kroß bande. inderziffer des Statiſtiſchen Reichsamtes hat ſich gegen⸗ über dem Vormonat um 2,0 v. H. auf 137,8(135,1) erhöht. Die In⸗ dexziffer der Hauptgruppen ſtellte ſich für Agrarſtoffe auf 132,4 (124,7), für Kolonialwaren auf 128,2(123,5), für induſtrielle Roh⸗ ſtoffe und Halbwaren auf 131,3(131,5) und für induſtrielle Fertig⸗ waren auf 157,3(157,5). * Kein Schutz des Bankgeheimniſſes.— Ablehnung einer Ein⸗ gabe des Bauken verbandes. Der Reichsminiſter der Finanzen hat eiwe Eingabe des freien. Ausſchuſſes der Kredit⸗Genoſſenſchaften und des Centralverbandes des Deutſchen Bank⸗ und Bankiergewerbes auf Unterſagung der Einſichtnahme von Depot⸗ und Treſorbüchern durch Buchprüfer abgelehnt. Die Ablehnung wird damit begründet, daß im Anſchluß an das Reichsfinanzhofs⸗Urteil vom 19. April 1920 der Minfſter nicht in der Lage ſei, die Finanzämter allgemein anzu⸗ weiſen, von der Vorlegung von Depot⸗ und Treſorbüchern keinen Gebrauch zu machen. Den Prüſern iſt aber Anweiſung erteilt wor⸗ den, nur die Verhältniſſe der Bank und nicht die der Kunden zu klären. 8 Luxemburgiſche Eiſen⸗ und Stahlprobnktion im erſten Halb⸗ fahr 1929. Die luxemburgiſchen Werke haben in den erſten Monaten 1929 1 412 875 To. Gußeiſen erzeugt gegen 1381 223 To. in der glei⸗ chen Zeit des Vorjahres. Die Stahlproduktion im erſten Halbjahr 1929 betrug 1815 727 To. gegen 1 270 567 To. in derſelben Periode 1928 Bei der Arbed befinden ſich von 20 Hochöfen 21 im Betriebe, bei Hadir von 13 Oefen 9, bei Ougrée⸗Marihaye Rogange von 5 Oefen 5 und bei Steinfort von 8 Oefen 3. *Die Verſchmelzung im Kohlengebiet von Wales. Die Beſpre⸗ chungen zwecks Verſchmelzung einer Anzahl von Zechen im Kohlen⸗ gebiet von Wales ſind zu einem Abſchluß gelangt. Der Plan umfaßt die Verſchmelzung von 8 Unternehmen der Gruppen Sir Flewellyn, Gueſt Keen und Guert Llewelly u. Merrett. Die Geſamtproduktion wird 8 Mill. To. und ſomit ein Fünftel der Produktion von Wales umfaſſen. Die verſchiedenen Zechen werden rationaliſiert. Mit der Gruppe Powell Dufryn ſcheinen Verhandlungen angebahnt zu ſein. Karlsruher Proöuktenbörſe vom 7. Auguſt Abteilung Getreide, Mehl und Futtermittel Seit eintgen Tagen meldet auch das Ausland flaue Tendenz am Brotgetreidemarkt. Dementſprechnd ruht das Mehlgeſchäft voll⸗ kommen. Die kleinen Bedarfskäufe werden von der zweiten Hand gedeckt. Neues Getreide beginnt an den Markt zu kommen. Bei den verſchiedenen Qualitäten und der noch mangelnden Ueberſicht könen Preiſe einſtweilen noch nicht genannt werden. Mais und Futter⸗ mittel ſind neuerdings ebenfalls ruhig. Süddeutſcher Weizen, Ernte 1928 27.5028, füdd. Weizen, Ernte 1929, Deutſcher Roggen 22.5023, Braugerſte ohne Notiz. Futtergerſte, deutſche Sortiergerſte und be⸗ zugsſcheinpflichtige ausländ. 18.75 20.50, deutſcher Haſer, gelb oder weiß, je nach Qualität, Ernte 1928 22.50—23, Plata⸗Mais, bezugs⸗ ſcheinpflichtig 22, Weizenmehl, Mühlenforderung 41, Roggenmehl 60 bis 65proz., ſüdd. Mühlenforderung 32.50— 33.50, Weizenbollmehl (Juttermehl) je nach Fabr. Mühlenforderung Auguſt⸗Dez. 14.50, Wei⸗ zenbollmehl(Futtermehl) prompt 12.75, Weizenkleie, feine, Mühlen⸗ forderung Aug.⸗Dez. 12, Weizenklete, fein, prompt 10.7511, Weizen⸗ kleie, grob, Mühlenforderung Aug.⸗Dez. 13, Weizenkleie, grob, prompt 11.50, Biertreber je nach Qual., prompt 18—19, Malzkeime, je nach Qual., 17—18, Trockenſchnitzel, loſe 12.75— 13.25, Rapskuchen, loſe 18.75—19, Erdnußkuchen, loſe 22.50, Kokoskuchen 2121.50, Soya⸗ ſchrot, ſüdd. Fabr. 2121.50, Leinkuchenmehl, je nach Fabr. 24.5025, Speiſekartoffel, gelbfl., neue Ernte.50—9, weißfl. neue Erute 8, Rauhfutter mittel: Loſes Wieſenheu, gut, geſund, trocken, neue Ernte.25—10, Luzerne, je nach Qual., neue Ernte 1010.50, Stroh, drahtgepr. je nach Qual.—.75. Alles per 100 Kilo. Stand der Reben im Reich Anfang Auguſt 1929 Die heißen Julitage ſind der Entwicklung der Rebſtöcke gut zu⸗ ſtatten gekommen. Jedoch haben die Weinſtöcke in den durch Froſt⸗ ſchäden geſchwächten Lagen zum Teil unter der großen Trockenheit gelitten und ſind vielfach abgeſtorben. Die Blüte der Reben hat durchweg einen günſtigen Verlauf genommen, der Traubenanſatz iſt gut und zumeiſt reichlich.— Für die wichtigſten Gebiete des deutſchen Weinbaues lautet die Begutachtung des Rebſtandes unter Zugrunde⸗ legung der Zahlennoten 2= gut, 3= mittel, 4— gering wie folgt: Preuß. Rheingaugebiet und Rheingebiet 2,4(im Vormonat 2,4). Nahegebiet 2,5(2,5), Moſel⸗, Saar⸗ und Ruwergebiet 2,8(2,9), Ahr⸗ gebiet 2,5(2,4), Bad. Weinbaugebiete 2,8(2,5), Rheinheſſen 2,8(3,0), Rheinpfalz 2,7(2,5), Unterfranken 2,6(2,7), Neckarkreis 2,8(3,2). * Vom Jutemarkt. Berlin, 7. 8. 29. Rohjnte: Der Markt iſt rußig. Firſts koſten: Neue Ernte: Auguſt⸗Verſchiffung 32.10 Eſtr. je To., Augußt⸗September⸗Verſchiſfung 32.10 Iſtr. je To. Fabrikate⸗ markt in Dundee: Das Geſchäft iſt unverändert. Deut⸗ ſcher Markt: Die Berichtswoche brachte lebhaftes Geſchäft, be⸗ ſonders in Geweben und Säcken. Die Preiſe waren wegen der Stot⸗ gerung der Rohjutepreiſe feſter. Frachtenmarkt Duisburg-Nuhrort- 7. Auguſt Die Nachfrage nach Kahnraum war an der heutigen Börſe ziemlich rege. Die Bergfracht wurde mit.75 bis.95/ Baſis Mann⸗ heim notiert. Es wurde von verſchiedenen Firmen Kahnraum für Bergreiſen geſucht. Der größte Teil der Schiffsbeſitzer hält jedoch mit Ausnahme zurück und fordert höhere Frachten. Vereinzelte Transporte wurden noch zu.60 bis.80„ pro Tonne ab hier bezw. ab Kanal nach Rotterdam vergeben. Es iſt anzunehmen, daß morgen die Talfracht ebenſo die Bergfracht um 20 Pfg. anzieht. Deviſenmarkt Im 5 Frühverkehr notierten e gegen New⸗ Port 485,06. 485,85 Schweiz. 25,21J 25,22 Stocholm.. 19,10 18,09 Pers 12398, 128,93] Holland.. 12.09 12,110 Madrid. 33,20— Srüſſe! 34.8 3481 Dl 13.20 18.20. r Mailand 82.77 92,80 Kopenhagen 18,20 18,23 Gegen Reichsmark wurden Dollar mit 419,78 und Pfunde mit 2036,28 gehandelt . — Donnerstag, den 8. Auguſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabef — 7. Seite. Nr. 362 Internationale Alpenfahrt Die Jahrzeugabnahme Der größte Zuverläſſigkeitswettbewerb, den die Welt je gehabt 75 nahm am Dienstag ſeinen Anfang. Am Montag ſchon waren die Einzelfahrer zur Stelle,— am Dienstag fuhren die Fahrer der Fabrikgruppe n ihre Fahrzeuge zur Abnahme vor. Die Deutſchen ſtellen den Hauptteil der Fahrer und Fabrikate. Die Italiener an⸗ dererſeits, die ja organiſatoriſch mitbeteiligt ſind und in deren Land die Alpenfahrt endigen wird, haben Klaſſefahrer auf tadellos her⸗ gerichteten Wagen entſandt, und ſie haben im italieniſchen Fahr⸗ gelände eine der beiden Sonderprüfungen ſo geſtaltet, daß ihre Wagen die ſonſt ungeheuer ſchwere Prüfung zu beſtehen Ausſicht haben. Die Tſchechoflowaken haben ihre Meldung zurückgezogen, wahrſcheinlich hat der„Große Preis der Nationen“ den Beweis er⸗ bracht, daß die tſchechiſchen„“-Wagen noch nicht ſchnell und aus⸗ dauernd genug ſind. Auch in der Fabrikgruppengeſtaltung ſind Aen⸗ derungen vorgekommen; Mercedes⸗Benz hat von den drei gemeldeten Teams zwei als Teams abgemeldet. Die Privatfahrer Kimpel, Dir. Wen zler und W. Merck auf Mercedes⸗Benz⸗SS⸗Wagen und die Privatfahrer Dr. med. Krails heimer, Verleger Wit⸗ tich und A. Hirthe(Berlin) auf Mercedes Benz⸗K⸗Wagen wer⸗ den als Einzelfahrer ſtarten, weil jeder dieſer Fahrer auf dieſe Weiſe beſſere Aus zſichten hat. Iſt nämlich eine Fabrikgruppe, die als ſolche gemeldet wurde, geſprengt, dann hat auch der ihr an⸗ gehörende ſtrafpunktfreie Privatf ahrer keine Ausſichten mehr, das heißt, kann keinen Preis erhalten. Ebenſo hat die Fiatgruppe um⸗ gemeldet, und die Fiat⸗ Kanonen Na Jarro, Salamano und Pa ſt 1 ſtarten als Einzelfahrer. In der Mercedes⸗ ⸗Mannſchaft auf den Nürburg⸗Achtz ylinder⸗Vagen hat ſich eine Uugruppt erung vollzogen; anſtelle von Dipl.⸗Ing. Nallinger und Oberingenieur Neubauer ſind Caracciola und Merz getreten. Prins Schaum⸗ burg⸗Lippe und W. Norden, die Mercedes⸗Benz⸗Wagen gemeldet hatten, ſtarten nicht. ie Italiener Cagna, Manzoni und Capello werden nicht Fiat⸗ ſondern Cagna⸗Wagen ſteuern. Auch die Auſtro⸗ Daimler⸗Fahrer Deilmann und A. Hein waren nicht bei der Ab⸗ nahme. Dennoch aber: das Feld iſt groß genug, und der Kampf wird hart werden. Der Eindruck der Fahrzeugabnahme war: Diesmal wird die Kolonne einen weit ſportlicheren Eindruck machen. Von den ſportſchnittigen Mereedes⸗Benz⸗SS⸗Wagen bis zu dem Kleinſten der Kleinen, den Dixi und BMW, ſind faſt alle Wa⸗ gen offen. Beachtlich iſt fraglos: In dieſe ſchwere Alpenfahrt, alſo einen touriſtiſchen Wettbewerb, kommen als 5 ſtärkſte und ſchnellſte aller Teil⸗ nehmerwagen jene Mercedes⸗ Benz SS.⸗ und SSͤ.⸗Typen, wie ſie vor drei Wochen gegen die franzöſiſchen Spezialwagen im Rennen auf dem Nürburgring antraten. Das iſt eben der große Unterſchied zwiſchen den hochtourigen Bugatti und den niedrigtourigen Mercedes⸗ Benz: die deutſchen Wagen können Rennen fahren und ebenſo friſch und frei in lange, ſchwere Tourenkonkurrenzen gebracht werden, ſie können Sportwagen und können Gebrauchswagen ſein. Die Bugatti aber ſind nur Sportwagen. Hier, in der bevorſtehenden Alpenſchlacht, da hätten ſie mitmachen müſſen! In den Fabrikgruppen herrſcht in der Alpenfahrt der offene Zweiſitzer. Die Privatfahrerwagen ſind in der Mehrzahl vierſtitzig. Sechszylinder ſind vorherrſchend: 44 Sechszylinder waren gemeldet, die 19 gemeldeten Achtzylinder verteilten ſich auf ſechs Fabrikate. An Vierzylindern gab es 27 Nennungen— wieviele ſtarten werden, läßt ſich, weil die Fahrzeugabnahme noch läuft, zur Zeit noch nicht Rathausſaal. Alpenfahrern und der Fahrtleitung Willkommen. ein Imbiß im Bayeriſchen Automobilelub Fahrtleitung, Ehrengäſte und Preſſe. der gleiche Eindruck: gewirkt. Spitzenleiſtungen, doch wurden Speerwerfen, Profilen, Pueus, die aber keine Reifenmarke angaben. Der deutſche Benzolverband hat erfreulicherweiſe auf allen Etappen und Kontroll⸗ ſtellen Aral⸗Depots eingerichtet, weil auch alle deutſchen Fabrik⸗ gruppen(mit Ausnahme der Hanomag) Aral fahren, alſo Benzin⸗ B. V ich e 5 Zwiſchen der Fahrzeugabnahme gabs am Dienstag einen Empfang durch den Magiſtrat der Stadt München in feſtlich hergerichtetem Münchens Oberbürgermeiſter Scharnagel bot den Später vereinigte Wo aber man den Auftakt zur Alpenfahrt 1929 mit er⸗ leben mochte, draußen am Ausſtellungsabnahmeplatz, oder im ehr⸗ würdigen Rathaus, oder in den Klubräumen des B. A. C.— überall Eine große, eine gewaltige Prüfungsfahrt ſteht bevor! Doerschlag Fubiläumswoche des V. f. L. Neckarau Leicht und ſchwerathletiſche Vereins⸗Meiſterſchaften Am Mittwoch abend führte Vs. Neckarau auf ſeinem Platze leicht⸗ und ſchwerathletiſche Vereins⸗Meiſterſchaften durch. Man hätte aber entſchieden beſſer daran getan, aus dem Abend eine natio⸗ nale Veranſtaltung zu machen unter Beteiligung der doch ſo zahl⸗ reich in der Umgebung vorhandenen Vereine, die mit Leuten in allen Diſziplinen hinreichend aufwarten können. Ohne Zweifel hätte ſich das auf die Leiſtungen und auch den Beſuch nur günſtig aus⸗ So waren es faſt ausſchließlich Vereind mitglieder, die den Meiſterſchaften beiwohnten. Von der ſportlichen Seite aus betrachtet gab es zwar keine immerhin recht gute Durchſchnitts⸗ reſultate erzielt. Die Leichtathleten, die die Meiſterſchaften einleiteten, maßen ſich zunächſt im 100 bis 800 Meter⸗Lauf, um dann mit Kugelſtoßen und Speerwerfen beſten Erfolg erzielte Willi Abel, Wettbewerb abzuſchließen. Den der zwei erſte und zwei zweite Eine recht beachtliche Leiſtung erzielte im Georg Abel mit einem den leichtathletiſchen Plätze an ſich brachte. jedoch außer Konkurrenz, Wurf von 51 Meter. Finken berger, Führer und Hofmann waren vor allem bei den ſchwerathletiſchen Diſziplinen in Front. Bei den Ringern erwies ſich in der Klaſſe bis 140 Pfund vor allem Kehder als guter Mann, der ſich auch als ausgezeichneter Skeinſtoßer ent⸗ puppte. In der Klaſſe über 140 Pfund blieb der ſtets erfolgreiche Führer über Finkenberger und Groß ſiegreich, die nach ihm die Plätze belegten. Die Boxer ihrerſeits zeigten in drei Gewichts⸗ klaſſen ſchöne Arbeit und bewieſen dadurch, daß man im Vf. auch dieſer Kampfesart große Beachtung ſchenkt. Die Ergebniſſe: Leichtathletik. 100 Meter: Salm, 11,7 Sek.; 2. Abel Willi 11,8 Sek.; 3. Grimmer 12 Sekunden. 200 Meter: 1, Abel Will: 24, Sek. 2. Salm 24,5 Sek. 400 Meter: 1. Speidel 55,1 Sek.; 2. Hallſtein 55,4 1. Abel Willi:07 Min.; 2 Ringen: bits 340 Pfund Körpergewicht: 95 Wiffinger; über 140 Pfund Körpergewichtt 1. Führer; 2. Finken“ berger; 3. Groß. Boxen bis 110 Pfund Körpergewicht: 1. Stadler; 2. Novodny; bis 125 Pfund Körpergewicht: 1. Runz; 2. Koch; 3. Wolpert; über 125 Pfund Körpergewicht: 1. Ludwig; 2. Schneider. elmel. Europa⸗Runoflug Nach einem Ruhetag, der von der Leitung zur Errechnung der Er⸗ gebniſſe der techniſchen Leiſtungsprüfung benutzt wurde, erfolgte am Mittwoch en 9 Uhr in Orly der Start zum Europa⸗ Rundflug über 6200 Km. Vorher wurden den Piloten noch ihre Punktzahlen aus der techniſchen Prüfung bekanntgegeben. In Kategorie J liegt der Darmſtädter Nehring und der Tſcheche Kleps mit je 32,50 Punkten an der Spitze vor den beiden Deutſchen Röder mit 90,25 Punkten und Kneer mit 29,50 Punkten. In der Kategorie Ul führt der Schweizer Hirth auf ſeinem deutſchen Klemmflugzeug mit 32,50 Punkte vor dem Deutſchen Liſſer mit 30,50 Punkten, Siebel 30,25, Koß 30 und Hirth 29,50 Punkten. Von den 47 noch konkurrenzberech⸗ tigten Flugzeugen gingen 44 auf die Reiſe. Nicht am Start waren der Pilot Riſttiez, der Belgier Maus und der Franzoſe Vauvel. Es wurde in Gruppen von je vier Maſchinen in drei Minuten Abſtänden geſtartet. Der Italiener Donati und der Franzoſe Delmotte kehrten nach halbſtündiger Fahrt wegen Defektes zum Flugplatz zurück. Bei herrlichem Wetter hatte ſich eine große Zuſchauermenge in Baſel, der erſten Etappenſtation, eingefunden. Als Erſter traf der für den Aeroelub von Deutſchland geſtartete Canadier John Carberoy um 11,50 Uhr ein. Er hatte Paris—Baſel mit ſeiner Raab⸗Katzen⸗ ſtein⸗Maſchine im 190 Km.⸗Tempo durchflogen. Carberoy hatte es aber trotzdem ſehr eilig. Nach Erledigung der notwendigen Formalitäten ſtieg er bereits um 12,15 Uhr zum Weiterflug nach Genf auf. Kurz vorher, um 12,09 Uhr war der zweite Flieger aus Paris eingetroffen. Es war dies Nehring mit ſeiner„Darmſtadt“. In kurzen Abſtän⸗ den folgten dann die Italiener Gelandtt und Guazetti, der Franzoſe Lemerre, der Italiener Benaſſati und der Holländer Broad Weitere Deutſche, und zwar F. Morzik, Offermann und Thomas landeten nach 1 Uhr in Baſel. Der Franzoſe Weiß hatte bei St. Louis im Elſaß eine Notlandung vornehmen müſſen. Der Stuttgarter Hirth zerbrach beim Start zum Weiterflug das Fahrgeſtell. Um 2,15 Uhr am Mitt⸗ woch ſtieg die Junkersmaſchine mit Erſatzteilen für die deutſchen Ma⸗ ſchinen an Bord von Baſel nach Genf auf. Die Konkurrenten ſind in keiner Weiſe gebunden. Sie können nach Belieben übernachten, dür⸗ fen aber nicht vor dem 14. Auguſt wieder in Paris ſein. Rennen zu Karlshorſt(7. Auguſt) 1. Geburtstags⸗Hürdenrennen: 1. Frhr. v. Schlotheims Rohrpoß 1. Kehder; 3. Mater; (W. Hauſer); 2. Hella X 3. Kanzler. Tot: 33, Pl: 15, 72, 16. Ferner liefen: Gunhilda, Erogeiſt, Lagina, Perſianer, Polydor, Sigmar Servatius 2, Viei, Martonius. 2. Flieder⸗Jagdrennen: 2. Turmalin; 3. Husdent. 3. Wohlfahrts⸗ 1. Lt. v. Metzſchs Merkur 2(H. v. Borckeſ Tot: 36, Pl: 16, 12. Ferner lief: Legende 5 Jagdrennen: 1. O. Turgels Falſtaff(W. Wolff) 2. Dolphin; 3. Aſtarte. Tot: 43, Pl: 15, 21, 12. Ferner liefen: Neues Ulſter, Egmont, Sonntagsmorgen, Shalimar, Soda, Salamander, 4. 7 9 Laski⸗ Jagdrennen: 1. Frau A. Keims Sans pareil(It v. Horn); 2. Myron; 3. Greif. Tot: 71, Pl: 13, 11, 14. Ferner liefen; Gerwin, No Friend, Oberjäger, Borgia(gefallen). 5. feel erden rener 1. G. Ehrenfelds Kili(G. Moritz 2. Ottogebe; 3. Eisläufer. Tot: 77, Pl: 39, 17. Ferner liefen: Teydez Eisbraut, 1 tochter. Sek.; 3. Löhlein 55,8 Sek. 800 Meter: f Speidel:12 Min. Kugelſtoßen: 1. Grimmer 10,17 Meter; 2. Wein⸗ 6. Hamilkar⸗Flachrennen: 1. Abteilung: 1. Frau Ch. Butzkes hold Bruno 10,16 Meter; 8. Bender 8,57 Meter. Speerwerfen: 1. Reichstag(E. Grabſch); 2. Servilia; 3. Palladio. Tot: 42, Pl: 49, Weinhold Brund 39,15 Meter; 2. Abel Willi 38 Meter. 14, 17. Ferner liefen: Mumm, Eaſter Lily, Ernani, Griſettchen, Ju⸗ Schwerathletik. Steinſtoßen:(3 Pfund): 1. Finkenberger; 2. lia. 2. Abteilung: 1. R. A. Waughs Heimatliebe(W. Winkler): Kehder; 8. Führer. Hammerwerfen: 1. Hofmann; 2. Finkenberger; 2. Staub; 3. Filigran. Tot: 37, Pl: 15, 14, 18. Ferner lieſen: Aſſu an, 3. Führer. Gewichtwerfen: 1. Finkenberger; 2. Führer; 3. Hofmann. Mynheer, Perlaudabilis, Gerald, Filigran Gewichtheben bis 120 Pfund Körpergewicht: 1. Harant; 2. Ste⸗ 7. Adare⸗Jagdrennen: 1. Stall Landswerths ger; bis 140 Pfund ee 1. Mater; 2. Führer; 3. Wiſſinger; Hauſer); 2. Gawan; g. Beluga gefallen und nachgeritten. über 140 Pfund Körpergewicht: 1. Groß; 2. Finkenberger; 3. Hofmann Pl: 13, 14. Ferner lief: Oper. 1 ion lg. oahren g Auf vielfache Anfrage feilen Wir mit, daß Kupfermann's- Film- Weftbewerb nicht nur gegenwärtige Brauſpaere befrifff,, sondern auch gewesene Braufpaare, also Ehe- leuten jeden Alters die doppelte Freude bereiten will, noch nachträglich als das schönste Braufpeer e 5 20 1 3 fagen. Daß dieſe Wagen in den Alpen Geſchwindigkeiten von 42 bis 48 km leiſten ſollen, bedeutet Anforderungen, die ſchter unerfüll⸗ bar ſcheinen. Auch Denkſchlands Autozubehör⸗Induſtrie iſt an dieſem größten aller Zuverläſſigkeitswettbewerbe außerordentlich intereſſiert. Die Hälfte aller an der Alpenfahrt teilnehmenden Wagen rollt auf Continental. Insgeſamt werden 51 Konkurrenzfahrzeuge mit Conti⸗ nental und deutſchen Exelſior⸗Reifen bereift ſein. Auf italieniſchen Wagen ſah man italieniſche Spezialreifen mit beſonders griffigen 3 Imsnortelle(W. Tot: 21, Danksagung Ander Bahre unserer treuen Entschlafenen, der Frau Joseſine Lauer sind uns unzählige Kundgebungen der Anteil nahme, Anhänglichkeit und Liebe zuteil ge- worden. Wir bitten daher unseren wärmsten Ws Dank entgegen nehmen zu wollen. Ganz be- sonders danken wir den Niederbronner Schwestern für die fürsorgliche Pflege, dem Geistlichen Hrn. N Kaplan Walter und dem Mütterverein Neckarstadt Mannheim(Laurentiusstr. 26), 8. 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