Samskfag, 17. Auguſt 1929 Bezugspreiſe; In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ u dcs ede Poſtſchecktonto 17590 Karlsruhe. Haupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. aupt⸗Nebenſtelle K 19/11 Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofftr.6, chwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951. 24952 u. 24953 Regelmäßige Beilagen: Geſetz u. Necht Abend ⸗ Ausgabe 4 Mannheimer General Anzeiger Alontag: Sport und Spiel. Dienstag wechſelnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film Donnerstag wechſelnd: Mannheimer Frauenzeitung. Aus dem Kinderland Freitag: Wandern u. Neiſen Samstag: Aus Seit u. Leben. Maunheimer Muſikzeitung ſer Geil Nr. 570 140. Jahrgang Anzeigenpreiſe nach Tarkf, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.⸗M. eklamen 34.⸗M. 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Bedeutende Erträgniſſe aus der fünfmonatigen Ueber⸗ ſchneidung des Youngplanes mit dem Dawesplan. Der hieraus ſich ergebende Betrag ſoll in Annuitäten zu Gunſten Englands verwendet werden. 2. Beträge, die nach der Amor⸗ tiſierung des Youngplanes frei werden. 3. Mit den ſoge⸗ nannten kleinen Reparationsempfängern wird eine Regelung getroffen dahingehend, daß ſie die ihnen auf Grund des Dawesplanes zuſtehenden Beträge an England übertragen. 4. Frankreich will im Einverſtändnis mit Belgien, Italien und Japau den kleinen Reparationsgläubigern Kompenſa⸗ tionen gewähren. 5. Der Rückexport von Naturalleiſtungen ſou gänzlich verboten werden. 6. Im Falle eines Mora⸗ toriums ſoll eine in Genf zu errichtende Kontrollſtelle den Erſatz von Geldleiſtungen durch Sachlieferungen regulieren. Ferner wird hervorgehoben, daß die unter Punkt 1 und 2 erwähnten Zugeſtändniſſe nicht unter Trausferſchutz geſtellt werden ſollen. Schließlich erinnern die vier Reparations⸗ empfänger an die Einnahmen, die England durch die Ligui⸗ dierung deutſchen Eigentums erziele. Ausdrücklich wird abgelehnt, die Umgeſtaltung des Voungplanes in Erwägung zu ziehen. Eine Veröffentlichung des Textes dieſer Note ſoll erſt nach Abſchluß der Verhandlungen mit Snowden ſtattfinden. Ueber den Verlauf der Beſprechungen äußern ſich die Delegierten ſehr ſkeptiſch und gleichgültig.„Es kommt jetzt nicht mehr darauf an, ob die Einigung früher zu⸗ ſtandekommt oder ſpäter in—5 Wochen. Schlimmſtenfalls wird man hier einige Ausſchüſſe arbeiten laſſen. Die Staats⸗ männer werden in ihre Hauptſtädte zurückkehren und die Lage prüfen. Während der Genfer Tagung wird man hoffentlich beſchlußfähig ſein,“ ſagte mir heute mittag Loucheur. Troß formeller Ablehnung Forthührung der Veiprethungen 1* Den Haag, 17. Auguſt.(Von unſerem eigenen Ver⸗ treter.) Nach Mitteilungen der engliſchen Delegation enthält die Antwort Snowdens eine formelle Ablehnung der von den vier Reparationsempfängern aufgeſtellten Vor⸗ ſchläge. Gleichwohl ſind Beſprechungen zwiſchen den„vier Alliierten“ und England in die Wege geleitet wor⸗ den. Man iſt indeß beſtrebt, eine Diskuſſionsgrundlage bis Montag zu entwerfen. Dr. Streſemann hatte heute vormittag eine einſtün⸗ dige Konferenz mit dem engliſchen Schatzkanzler. Gegeuſtand dieſes Meinungsaustauſches bildeten nach uns erteilten In⸗ formationen von deutſcher Seite die Entſchädigungs⸗ anſprüche in den zu räumenden linksrheiniſchen Gebieten. Selbſtverſtändlich beſchäftigten ſich Dr. Streſemann und Snow⸗ den auch mit den durch Englands Haltung verurſachten Kon⸗ ferenzſchwierigkeiten finanzieller und politiſcher Natur. Tendenzmeldungen zur Räumungsfrage Berlin, 17. Aug.(Von uuſerem Berliner Büro.) Die„Information“ hat aus dem Haag zu berichten gewußt, daß bereits in der Räumungsfrage eine deutſch⸗franzöſiſche Verſtändigung dahin erfolgt ſei, daß die dritte Zone am 30. Juni 1930 geräumt werden ſoll. Von Berliner amtlicher Seite wird dieſe Meldung, die ſich ja von ſelbſt als tendenziös kennzeichnet, als völlig unzutreffend dementiert. Die Franzo⸗ ſen haben bekanntlich überhaupt noch keinen Endtermin bekanntgegeben. Der 30. Juni 1930 käme für Deutſchland gar nicht in Frage. Die Haltung der deutſchen Dele⸗ gation hat keinen Zweifel darüber gelaſſen, daß die Räumung auch der dritten Zone zu einem weit früheren Zeitpunkt er⸗ folgen müßte. Ebenſo wenig entſprechen die Angaben des Korreſponden⸗ ten des„Daily Herald“ der Wahrheit, der behauptet hat, Deutſchlaud habe ſeine Anſprüche aus der Liquidation deut⸗ ſchen Eigentums gegen das Verſprechen der Räumung der dritten Zone preisgegeben. Auch davon kann keine Rede ſein. Wenn, wie der Korreſpondent mitteilt, in dem Memorandum Frankreichs, Italiens, Belgiens und Japans an England ein ſolcher Vorſchlag enthalten ſei, ſo erübrige es ſich feſtzuſtellen, daß eine derartige Entſcheidung überhaupt nicht ohne Mitwirkung der deutſchen Delegation getroffen werden könnte, die keineswegs daran denke, ihre Anſprüche aus den Liquidationsbeſtimmungen aufzugeben. eee Blulige Kämpfe zwiſchen Rußland und China Alarmnachrichten aus dem fernen Oſten Meldung aus amtlicher chineſiſcher Quelle Mukden, 17. Auguſt.(United Preß.]) Den Ausbruch offeuer Feindſeligkeiten zwiſchen den Ruſſen und Chineſen teilt eine Bekauntmachung der mandſchuriſchen Regierung mit. Darnach hat geſtern abend eine ſtarke ruſſiſche Truppenmacht etwa 30 Km. weſtlich von Mandſchuria die Greuze überſchritten und zwei chineſiſche Städte beſetzt. Der Vormarſch geht weiter. Die Ruſſen machen, nach der amtlichen chineſiſchen Mitteilung, offenbar den Verſuch, die Stadt Mandſchuria zu iſolieren. Tſchang⸗ ſuhliang hat den Befehl gegeben, daß den Angreifern Wi⸗ derſtand mit allen Mitteln entgegengeſetzt wird. Die ausländiſchen Geſandtſchaften haben von der chiueſi⸗ ſchen Regierung noch keine Mitteilung über die Vorfälle er⸗ halten. Einzelheiten aus japaniſcher Quelle Tokio, 17. Auguſt.(United Preß.) Nach Berichten aus Maudſchuria hat der dortige Kommandant, General Liang, auf die Meldung ohn dem ruſſiſchen Vormarſch und dem Zuſammenſtoß von Dailainor, weſtlich von Maudſchuria, ſofort einen Militärrat einberufen und an den General Wangfulin telegraphiſch das Erſuchen um eine Verſtärkung von 500 Mann Kavallerie gerichtet. Die Ruſſen haben bei den geſtrigen Angriffen auf Dailainor etwa 400 Schüſſe ab⸗ gefeuert, von denen 200 in die Stadt einſchlugen und dort zwei Ziviliſten verwundeten. f Nach einer bisher von anderer Seite noch nicht beſtätigten Meldung der Nachrichtenagentur Nippon Dempo aus Dairen, ſollen die Ruſſen beabſichtigen, die ruſſiſch⸗chineſiſchen Abkom⸗ men vom Jahre 1924 für nichtig zu erklären und das ganze Gebiet im Weſten der Chinghan⸗Berge mit etwa 10 000 Mann Truppen zu beſetzen, wenn China die ruſſiſchen Forderungen nicht in einer Friſt von 15 Tagen annehme. Wenn China ſich auch dann noch weigere, den ruſſiſchen For⸗ derungen zuzuſtimmen, ſo würden die Ruſſen auf Char b in vormarſchieren. Dieſe Forderungen und Bedingungen ſeien den Chineſen erneut zur Kenntnis gebracht worden. Bei dem Vorſtoß auf Dailainor handele es ſich offenbar darum, den ruſſiſchen Forderungen Nachdruck zu verleihen und zu zeigen, daß es den Ruſſen mit ihrer Drohung ernſt iſt. And der Kelloggpalt? Schanghai, 17. Aug.(United Preß.) Außenminiſter Wang hat nach einer amtlichen Mitteilung den chineſiſchen Geſandten in Waſhington Wu angewieſen, allen Unterzeich⸗ nern des Kelloggpaktes die Mitteilung zukommen zu laſſen, das China bereit ſei, den Konflikt mit Rußland auf diplomatiſchem Wege beizulegen, daß aber China in dem Falle, daß ſeine Rechte verletzt würden, ſich alle Befugniſſe wahre, die einem angegriffenen Lande zuſtänden. Auf dem Schanghaier Markt herrſcht eine gewaltige Nach⸗ frage nach Wolldecken und Kakiſtoffen. Man will daraus ſchließen, daß die chineſiſche Regierung mit einem Winter⸗ feldzug rechnet. Wie eine weitere Depeſche aus Tokio meldet, wird jetzt zu den Kämpfen bei Dailain or eine amtliche Mittei⸗ lung von den chineſiſchen Behörden veröffentlicht. Darnach haben ruſſiſche Streitkräfte einen Hügel in der Nähe der Stadt beſetzt. Von dieſer Stelle aus eröffneten ſie am Freitag nach⸗ mittag um 3 Uhr mit Gewehren und Maſchinengewehren das Feuer auf die chineſiſchen Stellungen. Die Chineſen erwider⸗ ten das Feuer, ſahen ſich jedoch ſchließlich zum Rückzug ge⸗ nötigt, als ruſſiſche Kavallerie eintraf, um in den Kampf ein⸗ zugreifen. Weitere Berichte aus der Mandſchurei beſagen, daß Be⸗ amte des japaniſchen Konſulats Augenzeugen des Kampfes geweſen ſeien, der bis zum Abend um 6 Uhr gedauert habe. Die Verluſte auf beiden Seiten ſeien offenbar ſehr erheblich. Rückblick und Vorſchau Die Haager Kriſe— Statt Entſcheidung weitere Ver⸗ ſchleppung— Der Beuteſtreit der Gläubiger— Die Frage der Sachlieferungen— Unſer Standpunkt— Der lachende Dritte Vorſicht iſt die Mutter der Weisheit! Deshalb müſſen wir uns bei der heutigen Wochenendbetrachtung, die ſich wohl oder übel mit der im Brennpunkt des weltpolitiſchen und weltwirtſchaftlichen Intereſſes ſtehenden Haager Konfe⸗ renz beſchäftigen muß, jeden Gedanken, jede Kritik und jede Schlußfolgerung doppelt und dreifach überlegen. Denn die Beratungen der im Haag verſammelten Staatsmänner waren auch dieſe ganze Woche über ſo verworren und undurchſichtig, daß es für den Fernſtehenden ausgeſchloſſen erſcheinen muß, ſich ein einigermaßen zutreffendes Bild von dem tatſächlichen Stand der Dinge im Haag zu machen. Zweifellos iſt vieles von dem, was durch ausländiſche Quellen über den Konfe⸗ renzverlauf berichtet wird, letzten Endes nichts als Taktik, Stimmungsmache, Bluff. Der Gärungsprozeß iſt noch im vollem Gange. Die Klärung wird und muß kommen, wann ſie jedoch kommt und wie ſie ausfallen wird, das iſt eine Frage, die im Augenblick kein Sterblicher beantworten kann. Auch in der hohen Politik iſt es vielfach ſo wie auf vielen anderen Lebensgebieten: Du glaubſt zu ſchieben und Du wirſt geſchoben! Wir können mit dem Blick auf den Haag weiter nichts tun, als möglichſt kaltes Blut zu bewahren. Unſere Nerven ſind ja in dieſer Hinſicht durch die vielen vorauf⸗ gegangenen Konferenzen, die jedes Mal eine quälende Ge⸗ duldsprobe für uns bedeuteten, ſchon einigermaßen auf dieſes Hangen und Bangen in ſchwebender Pein trainiert worden. Dieſe ganze Woche hindurch war in allen in⸗ und ausländi⸗ ſchen Zeitungen davon die Rede geweſen, daß der heutige Samstag die entſcheidenden Beſchlüſſe über die bisherigen praktiſchen Ergebniſſe der Konferenz bringen würde. Vor allem war angekündigt worden, daß die uns Deutſchen beſonders am Herzen liegenden Beſchlüſſe zur Räumungs⸗ und Kontrollfrage heute von Briand bekanntgegeben werden ſollten. Ganz Deutſchland war ge⸗ ſpannt darauf. Zur allgemeinen Ueberraſchung lag die Ent⸗ ſcheidung jedoch ſchon heute morgen vor, die Entſcheidung nämlich, daß heute keine Entſcheidung fallen würde. Wie ſchon ſo lächerlich oft zuvor, ſo auch diesmal wieder iſt Vertagung“ die Parole. Die Lage hat ſich dadurch völlig verändert, daß in dem ſeit Wochen dauernden Streit der Reparationsgläubiger um die Beute geſtern eine gewiſſe Verhandlungsgrundlage dadurch erreicht wurde, daß Frank⸗ reich, Belgien, Italien und Japan ſich auf beſtimmte Vor⸗ ſchläge geeinigt haben, die man geſtern in Form einer Note den Engländern überreicht hat. Mit der Prüfung dieſer Note laſſen ſich die Engländer Zeit. Unter der Hand wird von ihnen zwar erklärt, daß ſie mit den ihnen gemachten Zu⸗ geſtändniſſen durchaus unzufrieden ſind, zu einer entſcheiden⸗ den Ablehnung haben ſie ſich jedoch bis zum Augenblick, wo dieſe Zeilen geſchrieben werden, noch nicht entſchloſſen und werden ſie ſich, unſerer Ueberzeugung nach, auch nicht ent⸗ ſchlteßen. Die engliſche Arbeiterregierung ſchreckt genau ſo wie alle anderen Gläubigernationen davor zurück, ſich die Verantwortung aufbürden zu laſſen für einen ergebnisloſen Abbruch dieſer in der ganzen Welt mit großen Hoffnungen für eine wirkliche„Liquidierung des Weltkrieges“ verfolgte Konferenz. Vorausſichtlich wird man nun weiter verhandeln, bis man durch Zugeſtändniſſe hüben und drüben auf einen Kompromißboden kommt, auf dem ſich die Gläubiger lin alter Friſche, möchte man beinahe ſagen) wieder zufſammenfinden. Einſtweilen ſchließt jedoch auch dieſes Haager Wochen⸗ ende mit Kriſis und allgemeiner Verwirrung ab. Am Ende der vorigen Woche war es bekanntlich genau ſo. Ob man ſich auch diesmal dazu bequemen wird, auf die Arbeits⸗ ruhe des mit Recht ſo beliebten Weekends zu verzichten? Vorige Woche hatte man es getan, weil Briand um keinen Preis riskieren konnte und wollte, daß die durch den Zwiſchen⸗ fall Snowden⸗Chéron auf beiden Seiten entſtandene Miß⸗ ſtimmung während der Sonntagsruhe noch mehr um ſich griff. Die Beruhigung der erregten Gemüter iſt ihm in die⸗ ſem Falle auch gelungen. Am Ende dieſer Woche ſtehen Briand und mit ihm die Delegierten Belgiens, Ita⸗ liens und Japans jedoch genau ſo ratlos da, wie am vorigen Samstag. Denn„die Opferſchale“, die die ganze Woche über im Haag bereitgeſtanden hat, iſt trotz aller Ultimaten und Drohungen mit Konferenzabbruch bei weitem nicht ſo gefüllt worden, daß England ſich zufrieden geben könnte. England will nicht auf die 48 Millionen Mark ver⸗ zichten, die es nach dem Poungplan weniger erhalten würde als auf Grund des Dawesplanes. Das iſt im Vergleich zu den anderen Summen, um die es bei dieſer Poungplan⸗ Konferenz geht, eine Bagatelle. Doch England hat nicht länger Luſt, die Hauptlaſt zu tragen und ſtillſchweigend hin⸗ zunehmen, wie ſeine Forderungen von den Mitgläubigern nach dem Motto behandelt werden:„Waſch mir den Pelz, aber mach ihn mir nicht naß!“ Daß England dieſes Spiel auf ſeine Koſten nicht mitmachen will, kann man ihm auch nicht ver⸗ denken, wenn man ſich vor Augen hält, wie ſchwierig ſeit langer Zeit die Lage der engliſchen Wirtſchaft und Finanzen iſt. Auch die Sieger im Weltkriege ſpüren jetzt immer mehr, wie unheimlich wahr in dieſem Zeitalter engſter weltwert⸗ ſchaftlicher Verflechtung die Feſtſtellung iſt, daß ein großer Völkerkrieg allen Betetligten nur ſchweren Schaden und keinerlei Nutzen bringt. Die Abzahlung der Kriegs ⸗ ſchulb an Amerika macht ſelbſt dem reichen Groß, britannien große Sorgen Sie keträgt bekanntlich 4600 Millionen Duf las, 5 2 Sekte. 3 Nr. 879 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe] Samstag, den 17. Auguſt 1029 Auch die Sachlieferungen, die man uns als Teil der Tributlaſten ſeinerzeit aufgezwungen hat, und die von Großbritannien ſelbſt mitbeſchloſſen worden ſind, liegen den Engländern jetzt ſchwer im Magen. Das„Made in Ger- many, das ihnen überall in die Quere kommt, verdrießt ſie jetzt mindeſtens ebenſo ſehr wie vor dem Weltkriege, an dem ſich England doch nicht zuletzt deshalb beteiligte, weil es glaubte, dabei einen läſtigen Konkurrenten auf dem Weltmarkt loszuwerden. Die Kurve der deutſchen Sachlieferungen war in den letzten Jahren immer rapider geſtiegen und zwar bezifferten ſich die Sachlieferungen 1926 auf 667 Millionen, 1927 auf 795 Millionen, 1928 auf 968 Millionen. In dieſem Jahre hätten die Sachlieferungen 1150 Millionen Mk. betragen. Durch den Poungplan ſind dieſe Ziffern jetzt auf 540 Millionen heruntergedrückt worden. In 10 bis 11 Jahren werden die Sachleiſtungen, ſofern der Mungplan ſo wie er iſt angenommen wird, ganz in Fortfall kommen, weil vorgeſehen iſt, daß ſich die augenblicklich als Höchſtſatz für Sachleiſtungen geltende Ziffer von 540 Millionen alle Jahre um 50 Millionen verringert. Trotzdem iſt dieſer Abbau den Engländern noch nicht weftgehend genug. Sie ſetzen alle Hebel in Bewegung, um die Franzoſen gerade auch in Punkto der Sachlieferungen zu größerer Nachgiebigkeit zu bewegen. Denen iſt bekanntlich der Youngplan recht und ſie wollen ſeine Annahme als Ganzes. Wir Deutſche ſtehen dieſem Teil des Streites um die Beute ganz und garnicht unintereſſiert gegenüber. Das Syſtem der Sachleiſtungen, das nach dem Willen der Sieger dazu beitragen ſollte, Deutſchland auszupowern, iſt für uns gewiſſermaßen zu einem Segen geworden. Nach dem Willen der Vorſehung haben ſich die Sieger⸗Gläubiger dabei als„ein Teil von jener Kraft, die ſtets das Böſe will und ſtets das Gute ſchafft“, erwieſen. Denn ohne dieſe Sachlieferungen würden wir eine kataſtrophale Arbeitsloſigkeit mit ihren ver⸗ hängnisvollen innerpolttiſchen Auswirkungen haben und un⸗ ſere Wirtſchaftsnot wäre noch viel größer, als ſie ohnedies iſt. Vor allem ſind es die deutſchen Kohlenlieferungen ins Ausland, die England gern zu Gunſten ſeines eigenen Bergbaues ſo weit als nur möglich eindämmen möchte, Die Tatſache, daß z. B. auf dem italteniſchen Markt die deutſche Reparationskohle die engliſche immer mehr verdrängt hat, fällt den Engländern ſchwer auf die Nerven. Während ſich vor dem Kriege der engliſche Kohlenimport nach Italien im Ver⸗ gleich zum deutſchen wie 1011 verhielt, iſt der engliſche Import heute von 9,8 auf 6,7 Millionen Tonnen herabgeſunken, wäh⸗ rend der deutſche in der gleichen Zeit von 1 Million Tonnen auf 5 Millionen Tonnen geſtiegen iſt. Hierin grundlegenden Wandel zu ſchaffen, iſt ſeit Jahren das Beſtreben Englands. Rieſige Summen hat es aufgewandt, um ſeine heimiſche Koh⸗ leninduſtrie nicht nur am Leben zu erhalten, ſondern auch zum Kampf um die verlorenen Abſatzgebiete auf dem Welt⸗ markt zu ſtärken. Aber auch den anderen Wettbewerbern auf dem ausländiſchen Kohlenmarkt koſtet die Aufrechterhaltung ihrer Poſition fortwährend große Opfer. Bei Lichte beſehen, ſind ſich alle Beteiligten darüber klar, daß all dieſe Kämpfe und Kriſen nur eine Tei lerſchei⸗ nung der allgemeinen Weltwirtſchaftskriſe ſind. Die Hauptſchuld daran trägt das Verſailler Diktat. Doch ſtatt das Uebel an der Wurzel anzupacken, will man jetzt immer noch mit völlig ungenügenden Mitteln daran herum⸗ doktern. Die Koſten dieſer Experimente aber ſoll Deutſchland zahlen. Darauf können wir uns nicht einlaſſen. wir darüber denken, hat Reichswirtſchaftsminiſter Curtius in dieſer Woche klipp und klar geſagt. Er ſagte den Engländern, die bei dieſen Wirtſchaftskämpfen blindwütig nur an ihre eigenen Intereſſen denken, wie ſkrupellos ſie ſich über die Tatſache hinwegſetzen, daß die deutſche Induſtrie ſich ebenfalls in einer großen Notlage befindet und die deutſche Landwirt⸗ ſchaft mitten in einer ſchweren Kriſis iſt. Wie hier Miniſter Curtius den Engländern die richtige Antwort gegeben hat, ſo wird es ganz gewiß auch Streſemann nicht daran fehlen laſſen, wenn Briand noch weitere Verſuche machen ſollte, die Räumung zu einem Scha chergeſchäft zu machen und die ſchwerſten finanziellen Opfer als„ generöſe Geſte“ von uns zu verlangen. Die Nationen der Gläu⸗ biger, die ſich jetzt wieder auf der Haager Weltbühne durch die Tragikomödie, die ſie dort aufführen, nach Strich und Faden blamieren, hätten viel tauſendmal mehr Urſache als wir, von allen Seiten Ausgepowerte und Gedemütigte, eine große und generöſe Geſte zu machen, eine Geſte, die nicht nur Bluff iſt, ſondern eine Tat, die wirklich dazu angetan iſt, die durch Mißtrauen immer noch vergiftete Atmoſphäre zu reinigen. Unſere Gläubiger werden wohl oder übel lernen müſſe n, über der Wahrnehmung ihrer eigenen Intereſſen nicht zu verſäumen, auch die Lebensnotwendigkeiten Deutſchlands zu berückſichtigen. Solange das nicht geſchieht, ſind ſo ſchöne Zu⸗ kunftspläne wie Briands Fata Morgana von den Ver⸗ etnigten Staaten von Europa weiter nichts als Wie Träumereien am Kamin, zu denen wir bei dieſem heißen Sommerwetter nicht die geringſte Neigung verſpüren. Der lachende Dritte aber bei dem Streit der Gläubiger untereinander und dem fehlenden Ausgleich zwiſchen den Siegerſtaaten und den Beſiegten Europas iſt der gold⸗ ſtrotzende Unele Sam. H. A. Meißner „Graf Zeppelin ſſien Die Schwierigkeiten der Strecke Man ſchreibt uns aus deutſchen Luftfahrtkreiſen: Als der„Graf Zeppelin“ am vergangenen Donnerstag früh in Friedrichshafen zur Weltfahrt aufſtieg, äußerte Dr. Eckener, daß er mit ſeiner Anku uft in Tokio etwa im Laufe des Dienstags nächſter Woche rechne. Das Luft⸗ ſchiff iſt nun nicht über Moskau gekommen. ſondern nördlich von der Hauptſtadt Sowjetrußlands abgebogen. Dieſe Aen⸗ derung der Route, hervorgerufen durch ungünſtige Wetter⸗ umſtände in Mittelrußland, braucht durchaus nicht zu einer Verlängerung der Fahrt zu führen. Denn es ſind ſchon von vornherein zwei Linien zur Wahl vorgeſehen geweſen: Ueber dem Uralgebirge oder in der Höhe von Omsk will ſich Dr. Eckener entſchetden, ob die Reiſe über Nordſibk⸗ rien und Sachalin gehen ſoll oder über die Man⸗ deſſch u rei. In beiden Fällen wird Europa und die Welt wohl 12 bis 24 Stunden ohne funkentelegraphiſche Verbindung mit dem kühnen Aſienflieger ſein. Dieſe Aſienfahrt läßt an Weite und Bedeutung alles hin⸗ ie ſich, was bisher auf dem Gebiete der Luftfahrt gewagt wurde. Auch jene berühmte Afrikafahrt im Kriege bietet keinen Vergleich mehr. Als Eckener zum erſten Male den Gedanken eines Weltumfluges ausſprach, dachte wohl jeder an die Zerlegung in zahlreiche Etappen. Aber es ſtellte ſich bei eingehender Berechnung heraus, daß die Errichtung vieler Etappenſtativnen auf dem aſiatiſchen Feſtlande ein CC ·».(.... en ſchweres wirtſchaftliches Hindernis wäre. Man entſchloß ſich, die mehr als 10 000 Kilometer von Friedrichshafen bis Tokio in einem Zuge zu fliegen und dieſe erſte Strecke der Weltumſeglung iſt wohl die ſchwie⸗ rigſte des ganzen Fluges, weniger wegen der Länge, als deshalb, weil ſie durch ein pon der Wetterkunde ni ch t durchforſchtes Gebiet führt. Jedenfalls iſt ein regel⸗ rechter Wetterdienſt wie auf den Ozeanen nicht vorhanden. Fahrten mit dem Flugzeug durch Sibirien nach Ehina ſind ja ſchon mehrfach unternommen worden, aber immer in Teilſtrecken und entlang der ſübtriſchen Bahn, weil nur an ihr ſich Landungsplätze mit Brennſtoffvorräten bequem anlegen laſſen. Auch wurde immer am Tage geflogen, da in der Nacht die Ortsbeſtimmung in dieſen ſehr dünn be⸗ ſtedelten, oft ganz menſchenleeren Gegenden noch weſentlich ſchwieriger iſt als in Weſt⸗ und Mitteleuropa. Ueber die Dichtigkeit und Arbeit des Funk⸗ netzes iſt vor Antritt der Fahrt leider ſehr wenig feſtzuſtel⸗ len geweſen, und die bisherigen Meldungen aus Rußland geben noch keinen klaren Ueberblick. Sicherlich wird die Sow⸗ jetregierung dem Unternehmen, ſoweit es über ihrem Rieſen⸗ gebiet durchgeführt werden muß, jede mögliche Unterſtützung angedeihen laſſen, zumal ſie ja ſelbſt durch die Mitfahrt eines ruſſiſchen Vertreters beteiligt iſt. Aber die Landſtrecken, die überwunden werden müſſen, ſind ſo ungeheuer groß die wiſſenſchaftlichen Einrichtungen des kommuniſtiſchen Staa⸗ tes wahrſcheinlich ſo wenig entwickelt, daß die Fachleute im „Graf Zeppelin“ wahrſcheinlich viele Stunden lang ganz auf ſich allein angewieſen bleiben. Die Aufgabe ſtellt ſich ſomit für die Leitung bes Schiffes! gerade auf dieſer Aſienſtrecke weit ſchwieriger dar, als über dem Stillen Ozean und dann wieder über dem Atlantik. Nur wegen des Feſtlandfluges ſind ja auch alle nicht unbedingt not⸗ wendigen Einrichtungen aus dem Luftſchiff herausgenommen worden, um es zu erleichtern und den Brennſtoffvorrat zu vergrößern. Die einzige„Fracht“ bildet die vom Berliner Bildhauer Olaf Lemke gefertigte Hünefeldbüſte, die dem Kaiſer von Japan als Geſchenk überreicht werden ſoll, und der Totenkranz, den man über Rußland für die im Kriege dort gefallenen Deutſchen abwirft. Dazu kommen allerdings noch 450 Kilogramm Poſt, die das Luftſchiff ſchon von Lakehurſt mit auf die Weltreiſe nahm, und 100 Kilogramm Briefſäcke, die in Friedrichshafen aufgegeben wurden. Die Unkoſten der Weltfahrt werden in Fachkreiſen auf nahezu eine halbe Million Mark berechnet. Eine Verteuerung gegen frühere Fahrten ergibt ſich daraus, daß die Zwiſchenlandungsſtationen beſondere Vorbereitungen erfor⸗ derten und insbeſondere das nötige Erſatztriebgas in Stahl⸗ flaſchen vorausgeſchickt werden mußte. Aber ſchon wenn die Aſien⸗Ueberquerung gelungen iſt, kann man ſagen: Die halbe Million hat ſich gelohnt, ſie wird in jeder Beziehung reiche Früchte tragen. Wo fährt jetzt„Graf Zeppelin“ Moskau, 17. Aug.(United Preß.) Der„Graf Zeppelin“ dürfte ſich etwa um Mittag Moskauer Zeit zwiſchen den Städten Tomſk und Kanſk, etwa am 90. Längengrad befunden haben, wie der United Preß von der amtlichen Funkſtelle mitgeteilt wird, die das Luftſchiff mit Wetter⸗ berichten verſorgt hatte. Direkte Nachrichten von Bord des „Graf Zeppelin“ liegen jedoch ſeit geſtern nachmittag nicht mehr vor. i Als das Luftſchiff geſtern nachmittag um 745 Uhr die Stadt Kiezil überflog, wurde von Bord ein Paket, das mit einem Band in den deutſchen Farben verſehen war, herabgeworfen. Das Paket enthielt Poſtkarten, von denen eine Grüße an die kommuniſtiſche Partei Rußlands von dem einzigen ruſſiſchen Paſſagier an Bord mit Namen Karkelin enthielt. Eine andere war an den Chef des ruſſiſchen Flugweſens Bara⸗ now gerichtet. Eine Anzahl von Karten war an Deutſche in Rußland adreſſiert. Letzte Meloͤungen Schreckliches Autounglück — Mainz, 17. Aug. Auf der Verbindungsſtraße zwiſchen Erbenheim und Frankfurt fuhr ein Motorradfahrer in ſchnel⸗ lem Tempo gegen ein Perſonenauto. Dabei überſchlug ſich das Motorrad mehrmals. Der Fahrer und ſein Begleiter wurden über das Auto hinweg auf einen gerade des Weges kommenden zweiten Perſonenkraftwagen hinaufgeworfen. Das Motorrad explodierte, geriet in Brand und brannte pöl⸗ lig aus. Die Flammen ſchlugen auf den Perſonenwagen über, der auch zum Teil verbrannte. Der Fahrer Wilhelm Härwe erlitt ſo ſchwere Arm⸗ und Beinbrüche, daß er in lebensge⸗ fährlichem Zuſtande ins Frankfurter Krankenhaus abtrans⸗ portiert wurde. Dem Begleitfahrer wurde der Rücken aufge⸗ riſſen und die Wirbelſäule gebrochen. 5 Die Inſaſſen des erſten Autos kamen ohne Verletzungen davon, während die des zweiten Autos durch herumfliegende Teile des Motorrades mehr oder weniger ſchwer verletzt wurden. 10 000 Fäſſer verbrannt — Düſſeldorf, 16. Aug. Heute nacht wurde die Faßfabrik Bünger G. m. b. H. Benrath von einem Großfeuer heim⸗ geſucht. Die Wehren mußten ſich darauf beſchränken, die angrenzenden Gebäude, das Keſſelhaus, die Büros und Wohn⸗ gebäude, vor einem Uebergreifen der Flammen zu ſchützen. Nach mehrſtündiger Arbeit gelang es ſchließlich, das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Die Haupthalle der Fabrik konnte nicht mehr gerettet werden. Es ſind etwa 10000 Fäſſer, ein Teil der Maſchinenanlagen und Holzvorräte verbrannt. Der Sachſchaden beläuft ſich auf 300 000 Mk. Urſache unbekannt. Die Eitle Aus ſüdfranzöſiſchen Reiſebildern: Marſeille Meer und Felſen, an denen die Häuſer in Wolkenkratzer⸗ höhe emporklettern, bilden Genua. Der Genueſe kaun ſeine an die Felſen gelehnte Wohnung von zwei Seiten her be⸗ treten: er kann zum Dach einſteigen und er kann den gewöhn⸗ lichen Eingang benutzen. Genua hat nicht nur Straßenbahnen, ſondern auch die blitzſchnell in die Höhe ſauſenden„Ascensori, die Aufzüge, die einen aus dem geſchäftigen Treiben der Eity hinauf in die ſtilleren Bereiche der Bergſtadt in einer Minute entführen. So ſteigt dieſe Stadt mit ihren Marmorpaläſten, ihrem weitgeſchwungenen Hafen, dem überragenden Leucht⸗ turm, dem ſchimmernden Rigiberg, der glänzenden Straße des 20, September empor, und man verſteht, daß ſie im Laufe der Zeit den Namen„La Superba“, die Stolze, erhalten hat. Gewiß beſitzt auch Genua ſein dichtgedrängtes Hafenviertel mit den kleinen Gaſſen, an denen kaum zwei Menſchen an⸗ einander vorübergehen können, aber das Prachtgewand, das Fels und Meer um dieſe Stadt legen, läßt ſie ſtolz und präch⸗ tig erſcheinen. Man glaubt es nicht, aber die Zahlen in ihrer nüchternen Sprache werden ſchon Recht haben: Marſeille hat doppelt ſo viel Einwohner wie Genua. Wer in Genua ankommt, glaubt ſich einer Millionenſtadt zu nähern; die Anfahrt von Marſeille vom Lande her gleicht der einer mittleren Stadt, der man es nicht anmerkt, daß ſie nach Paris die größte in Frankreich iſt. Nur vom Meer aus kann man ſehen, wie weit auch Marſeille ſich am Ufer hinzieht, oder man muß hinauf⸗ klettern auf den Felsberg von Notre-Dame degla-Garde, wo man den Rundblick auf Stadt, Hafen und Meer als Lohn für die Mühe des Aufſtieges auf den völlig nackten und von allen Seiten dem Sonnenbrande ausgeſetzten Felſen erhält. a 4 Aber bevor man da hinauf kommt, erfährt man, mit was für eine Größe man es bei Marſeille zu tun hat, nicht durch 5 oder Rundfahrten, ſondern durch d Einwohner 5 bſt. D 1 den Ha ahnt vard, bezw. zu dem, was ſich in Marſeille Boulevard nennt. Das ſind nicht nur die ſchönen breiten Alleen, die die Stadt durchziehen, ſondern überall, wo ein paar Bäume in einer Straße ſtehen, hat man in Marſeille einen Boulevard daraus gemacht. Der eigentliche Stolz von Marſeille iſt unter den Straßen die Cannbiere, in der die Börſe ſteht und die ihr fiebernd⸗ geſchäftiges Leben, den heißen ſüdlichen Atem ihres Treibens gleichſam in dem Alten Hafen, in den ſie mündet, zu löſchen ſucht. Wie in einem Knoten ſcheint ganz Marſeille hier zu⸗ ſammengeſchnürt. Gegen Abend herrſcht ein Betrieb, der phan⸗ taſtiſche Formen an Leben und Farbe annimmt. Zunächſt die Farben der Menſchen. Man gewahrt den Schwarzen neben dem gipſernen Weiß, das die Damen von Marſeille ähnlich den Römerinnen als Ausgehmaske aufs Geſicht legen, und das ſie durch das Knallrot der Lippentünche und das Rouge der Wangen unterbrechen. Man ſieht Chineſen, Algerier neben dem typiſchen Provenzalen, der mit Strohhut und einer Un⸗ maſſe Zeitungen bewaffnet, ſich einen Platz in den überfüllten Straßencafés ſucht, in denen man wie in Paris mit der Front nach der Straßenſeite zu ſitzt, als wolle man dieſe wandelnde Arena bunteſten Lebens unaufhörlich an ſich vorüberziehen laſſen.. * Ja Paris! In Marſeille ſcheut man den Vergleich mit der Landeshauptſtadt gar nicht, im Gegenteil; der Marſeiller ſagt: wenn Paris eine Cannebieère hätte, dann könnte es ſogar ein kleines Marſeille ſein! Die Stadt, die ſo ſpricht, iſt nicht ſtolz wie das felſenanſteigende Genua, ſondern eitel, wie der echte Provenzale. Es iſt das Land Tartarins von Tarasecon, den man in Marſeille ſelbſt unzählige Male auf Poſtkarten und Bildern darſtellt, wie er auf großartigem Delphinſchiff und im Kampf mit furchtbaren Seeungeheuern in den Alten Hafen von Marſeille einzieht. Auf dieſen Bil⸗ dern, die mehr von dem Witz als von der in Marſeille offen⸗ bar nicht ſehr gepflegten Zeichenkunſt zeugen, ſieht man auch den beweglichen Eiffelturm von Marſeille, den Pont Trans- bordeur, eine Schwebefähre, die non einem Ufer des afens zum anderen führt. Die Ueberfahrt koſtet nach d etwas über 2 Pfeunige und iſt ſo neben der rahtſetlba e auf den Mont⸗Martre in Paris führt, das billigste Verkehrsmittel in ganz Frankreich. Auch Marſeille hat ſeine Drahtſeilbahn; wenn ſie geht, was ſelten vorkommt, entführt ſie den Fremden dem Gewimmel der Stadt hoch hin⸗ auf auf den weißen Kalkfelſen von Notre⸗Dame⸗-desla-Garde, der Seefahrerkirche, deren rieſengroße goldene Madonna auf der Turmesſpitze die Matroſen weit draußen auf dem Meer zuerſt erblicken, zu der ſie beten in Seenot und Sturmes⸗ braus, zu der ſie aufblicken, wenn ſie hinausfahren, und der ſie danken wenn ſie zurückkehren. Die Wände dieſer Wall⸗ fahrtskirche, die ganz gewiß kein architektoniſches Kunſtwerk von Rang iſt, ſind geſchmückt mit den Weihegeſchenken der Seefahrer, und wenn man ſich auch mit der Architektur und Anlage dieſes Baues garnicht befreunden kann, ſo empfindet der Beſucher doch eine gewiſſe Ehrfurcht vor dieſem kirchlichen Symbol des Troſtes in der Seenot. Er wird außerdem entſchädigt durch die unbeſchreiblich ſchöne Ausſicht, die man von hier oben genießt; kommt man in der Zeit des Sonnenuntergangs hier herauf, ſo vermag man bis zu den Pyrenäen zu blicken, deren einer hoher Gipfel ſich als Silhouette in der blutroten Sonnenſcheibe abbildet. Hier oben erſt erkennt man, daß Marſeille eine gewiſſe Be⸗ rechtigung hat, eitel zu ſein, wenn es ſich ſo ausbreitet in einer Doppelmulde, die von oben ausſteht wie ein rieſiges Salzfaß, von dem die einzelnen Körner als Landhäuſer die ſogenannten „bastides“, an den Felsbergen empor hingeſtreut ſind. Dann wieder ſchweift der Blick hinaus auf das Meer zu der dem Hafen vorgelagerten Gruppe von Felſeninſeln, deren eine ge⸗ krönt vom Chateau d' in dem Glück der Leibhaftigkeit an jene Zeit erinnert, in der man mit roten Wangen über den Abenteuern des Grafen von Monte Chriſto ſaß. 1. Wäre Marſeille in der Geſchichte durch die vielen Zer⸗ ſtörungen nicht ſo barbariſch behandelt worden, ſo könnte es Zeugen aus verſchiedenen Zeitaltern beſitzen wie kaum eine zweite Stadt in Frankreich. Aber ſo wie es iſt, vermag es nur eitel zu ſein auf ſeine große Vergangenheit und nicht stolz. Ein Zeichen: die Inſchrift, die man zum zmeieinhalb⸗ tauſendjährigen Beſtehen der Stadt angebracht hat, iſt ent⸗ ſprechend ihrer Geſchichte in griechiſcher, lateinſſcher, proven⸗ zaliſcher und franzöſiſcher Sprache abgefaßt. 8 3 Samstag, den 17. Auguſt 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗ Ausgabe 3. Seite. Nr. 379 Im Autobus über die Schlachtfelder von Verdun Unſer Bericht über die erſchütternden Eindrücke bei der Fahrt über die Schlachtfelder von Verdun in Nr. 372 ſchloß mit der Schilderung der Beſichtigung des Forts Vaux ab. Von hier iſt es nicht mehr weit zum Fort Douaumont, zu dem man ebenfalls Zutritt hat. Selbſt unſer breiter und ſehr langer Reichspoſt⸗Autobus, mit dem wir in ſechs Tagen nahezu 1500 Kilometer zurücklegten, kann bis vor die Ueber⸗ reſte dieſer heiß umſtrittenen Befeſtigung fahren. Geradeaus gelangt man zu dem früheren Zugang, durch den die Bran⸗ denburger(Inf.⸗Regt. 24) am 25. Februar 1916 in das Fort eindrangen. Zur Rechten zeigt ein rieſiger Trichter die zer⸗ malmende Wucht unſerer 42er. Die Granate hat die Beton⸗ decke durchſchlagen und die darunter liegende Kaſematte zum Einſturz gebracht. Sieben franzöſiſche Maſchinengewehr⸗ ſchützen haben in den Trümmern ihr Grab gefunden. Der neue Eingang befindet ſich etwas weiter rechts. Wieder führt uns ein franzöſiſcher Soldat. Ein Raum ſtellt eine Art Kriegsmuſeum dar. Man ſieht Sprengſtücke verſchiedener Kaliber, u. a. den Kopf einer 42 em⸗Granate, Maſchinen⸗ gewehre, Maſchinenwerfer und ein Boot, mit dem die deutſche Beſatz ting die überſchwemmte unterſte Galerie befuhr, Panzer für Beobachter, Gasmasken, den Gong für den Gasalarm und einen Filter, den die Deutſchen zur Entkeimung des Waſſers benutzten. In dem Gang des Kaſernements iſt eine Gedenktafel für die in der dahinter liegenden Kaſematte ver⸗ ſchütteten Maſchinengewehrſchützen angebracht. Eine Treppe in der Nähe des früheren Eingangs führt in die mittlere Galerie des Forts, wo ſich ein von unſeren Truppen ein⸗ gerichteter Waſchraum und die deutſche Elektrizitätszentrale befinden. Ein 40 Meter tiefer Schacht ſtellt durch einen Aufzug die Verbindung mit einem zur Cailette⸗Schlucht füh⸗ renden Stollen her, durch den die deutſchen Verwundeten in Sicherheit gebracht wurden. Ein Schild kennzeichnet einen weiteren Raum als Lazarett. Nach einigen Schritten gelangt man zum Zimmer des deutſchen Fortkommandanten. Der Eindruck, den man bei der Wanderung durch die Räume die⸗ ſer Veſte gewinnt, iſt genau ſo niederdrückend wie beim Fort Vaux. Iſt jedem deutſchen Soldaten, der in dieſem Grabe ausgehalten hat, bis die Franzoſen im Oktober 1916 wieder eindrangen, das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe verliehen worden? Eine derartige Auszeichnung hätten dieſe Helden zum min⸗ deſten verdient. Man atmet erleichtert auf, wenn man aus dem Dunkel wieder ins Freie, in das goldene Sonnenlicht tritt, das ſich über die Stätte ergießt, die eines der eindrucks⸗ reichſten Denkmäler deutſcher Tapferkeit an der geſamten Weſtfront iſt.. Wenn man zurückfahrend die Gebeinhalle von Douau⸗ mont links liegen läßt, gelangt man zu dem Denkmal der Gefallenen des Dorfes Dou aumont, das früher an dieſer Stelle ſtand und wie ſo manches andere Dorf nicht mehr aufgebaut wurde. Bald ſtehen wir am Graben der Bajonette. Ein Amerikaner hat die Veranlaſſung gegeben, daß hier der franzöſiſche Heldenmut, den wir durchaus anerkennen und hochachten, in beſonderer Glorie erſtrahlt. Zwei Kompagnien des franzöſiſchen Inf.⸗Regts. 137 erwarteten am Morgen des 11. Juni 1916 einen deutſchen Angriff, als plötzlich ein über⸗ aus heftiges Vernichtungsfeuer einſetzte. Die Leute hatten ihr Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett in Reichweite vor ſich an die Bruſtwehr gelehnt und kauerten im Graben. Den ganzen Tag und einen Teil der Nacht hindurch ſchlugen die Geſchoſſe ſchwerer Kaliber vor, hinter und in den Graben ein, wobei die Ränder immer mehr einſtürzten und die Be⸗ ſatzung verſchütteten. Ein Teil der Bajonette ragt jedoch noch aus dem zerpflügten Erdreich. So lautet nach dem vortrefflichen Woerl⸗Reiſehandbuchführer„Die Schlacht⸗ felder bei Verdun, in den Argonnen, in der Champagne, an der Aisne und in den Vogeſen“, den wir allen Verdunfahrern empfehlen, die Darſtellung eines überlebenden franzöſiſchen Offiziers. Die Inſchrift, die am Torbogen des Denkmals zu leſen iſt, das der Amerikaner über dem Maſſengrab errichten ließ, wäre infolgedeſſen zu korrigieren. Sie lautet in deut⸗ ſcher Ueberſetzung:„Zum Andenken an die franzöſiſchen Soldaten, die hier mit dem Gewehr in der Hand aufrecht ſtehend ſchlafen.“ Wie vielen deutſchen Helden müßte ein der⸗ artiges Denkmal errichtet werden, ſo denken wir, als wir an dem Betonblock entlang ſchreiten, der über dem Graben er⸗ richtet wurde. 2— behörden auszulegen ſind. Die Straße führt abwärts zur Damenſchlucht. Hier wurden während der Offenſive 1916 nachts die deutſchen Sturmtruppen aufgeſtellt. Die Franzoſen, die bald davon Kenntnis hatten, hielten dieſe Schlucht ſtändig unter Feuer. Es iſt infolgedeſſen oft vorgekommen, daß am nächſten Mor⸗ gen von den Sturmtruppen nicht mehr viel übrig war. Un⸗ ſere Truppen hatten für dieſen gefährlichen Sammelpunkt die richtige Bezeichnung gewählt: Todes ſchlucht. Unweit da⸗ von eine weitere Sehenswürdigkeit, die vielen Frontkämpfern bekannt ſein dürfte: die Steinbrüche von Handromont, in die ſich unſere Leute dermaßen hineinwühlten, daß die Unterkunftsräume vollkommen bombenſicher waren. Man ſieht deutlich die Eingänge der Stollen. Der ſich rechts von der Straße nach dem Maastale hinziehende langgeſtreckte Höhenzug, der„Pfefferrücken“(Cote du Poivre), wurde am 25. Februar 1916 von unſeren Truppen erobert und dann ſtark ausgebaut. Von hier wurde Verdun vom Maastale her aufs ſchwerſte bedroht. Erſt am 15. Dezember 1916 fiel der Pfefferrücken wieder in die Hände der Franzoſen. Man wird unwillkürlich an eine Epiſode des Verdun⸗Films er⸗ innert, den kürzlich das Alhambra⸗Theater zeigte. Es war von hier aus tatſächlich nur noch ein Katzenſprung bis Ver⸗ dun. Auf unſerer Reiſe haben wir dieſes„5 Minuten vor 12“ wiederholt feſtgeſtellt, u.., als man uns die Höhen zeigte, die unſere badiſchen Truppen bei der Offenſive gegen Paris im Herbſt 1918 bei Meaux erreichten. Es hat nicht ſollen ſein. In Verdun iſt nicht viel zu ſehen. Die Verwüſtungen, die unſere Ge⸗ ſchütze und die Flieger anrichteten, ſind ſo gut wie vollſtändig beſeitigt. Die Stadt teilt das Schickſal von Chalons sur Marne, früher eines der größten franzöſiſchen Waffenplätze, heute im Dornröschenſchlaf liegend, weil es den Vorkriegs⸗ charakter verloren hat. Die Außenforts von Verdun wurden nicht mehr aufgebaut. Man läßt das Kampfgebiet, ſoweit die Befeſtigungen in Betracht kommen, ſo liegen, wie es bei Be⸗ endigung des Krieges ausgeſehen hat. Aber auch die innere Umwallung, die ja keinen Zweck mehr hat, ſcheint geſchleift zu werden. Als wir am letzten Tage unſerer ſechstägigen Reiſe morgens Verdun verließen, begegneten wir einer Ab⸗ teilung Marokkaner mit dem typiſchen roten Fez. Wie uns geſagt wurde, liegen von dieſen auch uns nicht unbekannten franzöſiſchen Hilfsvölkern in Verdun zwei Regimenter. Das iſt die ganze Garniſon. Imponierend iſt das kürzlich an der Place du Maréchal Petain errichtete Denkmal für die Ver⸗ teidiger von Verdun, wie denn überhaupt die Franzoſen in dieſer Beziehung ſich ſehr geſchickt in Szene zu ſetzen wiſſen. Wir haben auf der Fahrt durch das Kampfgebiet nicht ein ein⸗ ziges architektoniſch geſchmackloſes Denkmal geſehen. Von be⸗ ſonderer Eindruckskraft iſt z. B. das Denkmal des 130. fran⸗ zöſiſchen Infanterie⸗Regiments, ein auf einem Sandſteinblock hingeſtreckter ſterbender Löwe. Das Denkmal wurde an der Straße von Fort Vaux zur Gebeinhalle von Douaumont an der Stelle errichtet, bis zu der unſere Truppen bei der Offen⸗ ſive am 12. Juli 1916 gelangten. An der inneren Umwallung von Verdun fällt das Denkmal für die gefallenen Söhne von Verdun auf. Fünf Figuren ſtehen nebeneinander: ein Kaval⸗ leriſt an der Yſer, ein Landſturmmann von der„Heiligen Straße“— es handelt ſich um die einzige nach Paris führende Straße, die von uns nicht abgeſchnitten werden konnte; weil ſie Verdun gerettet hat, wurde ſie für heilig erklärt—, ein Infanteriſt von 1918, ein Marnekämpfer von 1914 und ein Artilleriebeobachter. In der Pavé⸗Vorſtadt ragt auf dem Militär⸗Friedhof ein epheuumſponnenes großes Holzkreuz empor, das über dem Grabe von ſieben unbekannten Soldaten errichtet wurde. Ein achter wurde von hier aus nach Paris überführt und in dem„Grab des unbekannten Soldaten“ unter dem Triumphbogen beigeſetzt. Man erſieht auch hier⸗ aus, welche Bedeutung der„Rettung von Verdun“ für das Schickſal von Frankreich beigelegt wurde. Richard Schönfelder. * Landtagswalen 1929. Der Miniſter des Innern hat an⸗ geordnet, daß die Stimmliſten und Stimmkarten für die am 27. Oktober 1929 ſtattfindenden Landtagswahlen vom 3. Oktober bis einſchließlich 13. Oktober durch die Gemeinde⸗ Städtiſche Nachrichten Steuerzahlkarten Nach einer Anordnung des Reichspoſtminiſterium dürfen ſeit 1. Juli 1929 nur ſolche Zahlkarten verwendet werden, bei denen der linke Abſchnitt nicht breiter als 43 Millimeter iſt. Da die bis jetzt durch das Finanzamt⸗Stadt an die Pflichtigen ausgehändigten Vordrucke mit Eindruck„Finanzamt Mann⸗ heim, Konto 1460“ der Vorſchrift nicht entſprechen, werden ſie von den Poſtämtern von der Annahme ausgeſchloſſen. Neue vorſchriftsmäßige Vordrucke ſind in Beſtellung gegeben und können in nächſter Zeit am Auskunftsſchalter des Finanz⸗ amts⸗Stadt bezogen werden. Bis zum Eintreffen der neuen Vordrucke wollen die Pflichtigen ihren Bedarf an Zahlkarten bei den Poſtämtern decken. Einbandkunſt im Wandel der Zeit Ein gutes Buch im ſchönen Band, iſt wie ein Freund im Feſtgewand. Für Buchbindermeiſter und Meiſterſöhne fand in der erſten Hälfte des Monats Auguſt ein vierzehntägiger Fachkurs ſtatt, an dem ſich 13 Teilnehmer beteiligten. Auf Veranlaſſung der Mannheimer Freien Buchbinder⸗ Innung hatte das Badiſche Landesgewerbeamt Gewerbe⸗ hauptlehrer Keilig aus München zum Kursleiter beſtellt. Heute morgen fand dieſer Kurs nun mit einer kleinen Ausſtellung der angefertigten Arbeiten in der Gewerbe⸗ ſchule und einem Vortrag ſeinen Abſchluß. Zuvor verſam⸗ melten ſich noch einmal die Kursteilnehmer und die eingela⸗ denen Mannheimer Buchbindermeiſter. Für das Badiſche Landesgewerbeamt ſprach Oberregierungsrat Vollmer. Im Namen des Bundes Deutſcher Buchbinder⸗Innungen und des Badiſchen Innungsverbandes wies in kurzen Worten deſſen Vorſitzender, Buchbindermeiſter Was hauſen⸗ Karlsruhe auf die Bedeutung der Fachkurſe und der gewerblichen Fort⸗ bildung hin. Gewerbehauptlehrer Keilig dankte beſonders der Direktion der Gewerbeſchule für das Verfügungſtellen von Räumen zur Abhaltung des Kurſes. An Hand von ausgezeichneten Lichtbildern ging Haupt⸗ lehrer Keilig dann auf das Vortragsthema ein. Alte Kloſterarbeiten, mit viel Geduld und liebevollem Fleiß durch⸗ komponiert, zeigten die hohe Kunſt des Bucheinbindens. Das Permennter(Pergamenter)⸗Handwerk, das ſich bis in die jüngſte Zeit in ſeiner Arbeitsweiſe gleich geblieben iſt, konnte man auf Holzſchnitten ſehen. Eindrucksvoll erklärte der Red⸗ ner die chineſiſchen Block⸗ und Fächerbücher, um dann beſon⸗ ders auf den großen Zeiten des Buchbindergewerbes, dem Mittelalter, zu verweilen. Welche angeſehene ſoziale Stel⸗ lung die alten Buchbindermeiſter des 15. Jahrhunderts ge⸗ noſſen, kann man der Tatſache entnehmen, daß ſie an den Univerſitäten als Studenten immatrikuliert waren. Wert⸗ volle und köſtliche Arbeiten des alten Gewerbes im gotiſchen Stil erläuterte der Vortragende, um die Einzelheiten den Zuhörern klar zu machen. Die Anordnung des Buchtitels — auf deſſen Stellung und Form großer Wert zu legen iſt— geſchah früher am Kopfe des Vorderteiles, weil die Bücher nicht wie heute in den Regalen nur mit dem Rücken zu ſehen waren, ſondern quer ſtanden und ſo ganz vom Beſchauer be⸗ trachtet werden können. Die ſymboliſche Dekorationskunſt franzöſiſcher und türkiſcher Buchbinder wurde an trefflichen Beiſpielen dargeſtellt. Doch iſt die Zeit der gotiſchen Buch⸗ einbindekunſt, und gerade der deutſchen, nie wieder erreicht worden. Auch die Renaiſſance brachte kaum einen Fortſchritt. Die moderne Richtung der Bucheinbindekunſt will plaſtiſche, klare Anordnung des Einbandes. Doch ſteckt ſte, wie der Vortragende ſagte, noch in den Kinderſchuhen. Ein abſchlie⸗ ßendes Urteil kann noch nicht gefällt werden, doch wird ſie ſich, wo ſie geſchmackvolle Neuigkeiten erſtrebt, ſicher durch⸗ ſetzen. Das Verſchwinden der leeren Blätter, der Vorſatz⸗ oder Anſtandsblätter, iſt dafür ein Zeichen. Der Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß die künſtleriſche Arbeit des Buch⸗ binders wieder mehr anerkannt werde und daß die ſchwere Zeit, die auf dem Gewerbe laſtet, ſich wenden möge zu einer beſſeren. Vorſitzender⸗ Washauſen⸗ Karlsruhe dankte Herrn Keilig unter dem lebhaften Beifall der Anweſenden für ſeinen Vortrag und für ſeine Arbeit. Dann wurde noch ge⸗ meinſam die Ausſtellung beſichtigt. Auf weiß⸗ gedeckten Tiſchen waren die Arbeiten angeordnet: von ein⸗ facheren bis zu den kunſtvollſten. Eine prächtige Schau emſigen Gewerbefleißes und einer alten vornehmen Kunſt! —— Das Eitel ger als der Kölner Dom, der größte Kirchenbau des 19. Jahr⸗ hunderts und zugleich der geſchmackloſeſte. Eine Fülle von Stilloſigkeit iſt in dieſem romaniſch⸗byzantiniſchen Architektur⸗ kauderwelſch zuſammengetragen, und nur das Innere kann mit ſeinem Marmor und ſeinen Moſaiken einigermaßen Re⸗ ſpekt abgewinnen. Von der Terraſſe aus kann man auf den Neuen Hafen von Marpeille blicken, der trotz ſeines verhält⸗ nismäßig jungen Datums nicht mit der gewaltigen Anlage des Genueſer Hafens wetteifern kann. Während im Hafen von Genua ſtolze Schiffe, rieſige Frachten einlaufen, kommt hier in Marſeille noch eine ganz andere Ware an: Menſchen, beſonders Schwarze. Dreiviertelmillionen Einwohner beſitzt Marſeille, eine Viertelmillion davon iſt angeſchwemmtes See⸗ volk, das nach Beſchäftigung, Wohnung, Nahrung ſucht. Aus den Kolonien kommen die Schwarzen in das ſoge⸗ nannte Mutterland, von dem ſie glauben, daß es ſie ernähren könne. In Marſeille bleiben ſie liegen. So findet ſich hier ein Geſindel zuſammen, das dieſe Hafenſtadt zur wildeſten und unheimlichſten an den nördlichen Geſtaden des Mittel⸗ meeres macht. Im„Quartier réservé“ iſt dieſes Geſindel zu⸗ ſammengepfercht. In unbeſchreiblich engen Gaſſen hockt das Elend, die Verkommenheit und das Laſter. Eine Haupt⸗ beſchäftigung gibt es hier, in die ſich Neger, Chineſen und andere undefinierbare Exiſtenzen mit Leidenſchaft teilen, das Würfeln. Wenn einer zehn Sous gewinnt iſt er ſchon glück⸗ lich, mit einem Franken ein Kröſus. Der Magen dieſer Men⸗ ſchen muß ausbetoniert ſein: denn was ſie verzehren, ſind Nahrungsreſte und längſt nichts Eßbares mehr. E Doch wo das Elend der Hafenſtadt beginnt, bei der Gaunerei zu landen, da wird auch ſie eitel in dieſer eitlen Stadt, und ſo paſſiert es faſt jedem Fremden, daß an einer Straßenecke ein junger Mann im zerſchliſſenen Anzug auf ihn zukommt, ihn anredet und ſagt, er habe ihm eine ganz außer⸗ ordentliche Sache mitzuteilen. Er ſet ein armer Student und beſäße kein Geld, nach Paris zu fahren, um ſeine Studien fortzuſetzen, aber er ſei im Beſitz einer goldenen Uhr, die er zu einem erſtaunlich billigen Preiſe dem Fremden offerieren wolle. Und damit zieht er das echt meſſingene Inſtrument aus der Taſche, dem jedes Kind anmerkt, daß es bei dem ſte an dieſer Stadt iſt ihre Kathedrale, län⸗ erſten„Miſtral“, dem pfeifenden Nordwind von Marſeille, in] die Brüche gehen oder Grünſpan ziehen muß. Es iſt undenk⸗ bar, daß jemals ein Menſch mit fünf Sinnen eine ſolche gol⸗ dene Uhr kauft, und doch werden ſie einem an jeder Straßen⸗ ecke in Marſeille angeboten. Das iſt echt Provence, echte Uebertreibung, die nur einem etwas vormacht, nämlich ſich ſelbſt Dr. Kayser. Kunſt und Wiſſenſchaft Prof. Sauerbruch über die Tuberkuloſebehandlung durch Diät. In der ſoeben erſchienenen„Deutſchen Medizini⸗ ſchen Wochenſchrift“ veröffentlicht Prof. Sauerbruch eine Er⸗ klärung, in der er vor Uebertreibungen in der Be⸗ richterſtattung über ſeinen Vortrag warnt, den er über die Diätbehandlung der Tuberkuloſe gehalten hat. Er faßt in der Erklärung ſeine Ausführungen noch einmal zuſammen und ſagt, er habe die von Dr. Gerſon angegebene Koſtform er⸗ örtert und ihren großen Wert für die Tuberkuloſebekämpfung betont. Wenn durch Aufbauſchung das Tatſächliche zur Sen⸗ ſation gemacht würde, ſo könnte dies nach Anſicht Sauerbruchs der Sache nur ſchaden. Beſonders zu beklagen wäre es, daß viele Schwerkranke in einſeitiger Ueberſchätzung durch Ueber⸗ treibungen zu dem Glauben kommen müßten, das Behand⸗ lungsproblem der Tuberkuloſe ſei gelöſt, und das Enttäuſchun⸗ gen, die danach nicht ausbleiben würden, zur Ablehnung eines hoffnungsvollen und ausſichtsreichen Verfahrens führen könnten. An der überraſchenden Wirkung zweckmäßiger Er⸗ nährung bei der Tuberkuloſe könne nach den vorliegenden Erfahrungen ganz gewiß nicht gezweifelt werden. Nach⸗ prüfungen ſeien jedoch erforderlich, müßten aber ſyſtematiſch in genügendem Ausmaße durchgeführt werden. O Ehrendoktor der Aeſthetik. Der in Ulm lebende Pri⸗ vatgelehrte Paul Moos wurde für ſeine äſthetiſchen Arbeiten von der philoſophiſchen Fakultät der Univerſität Erlangen zum Ehrendoktor ernannt. Fritz Koch-Gotha und das Preisausſchreiben Eine ſehr nette Anekdote erzählt man über Fritz Koch⸗ Gotha: Fritz Koch⸗Gotha empfing dieſer Tage von einer Bres⸗ lauer Likörfabrik folgendes Schreiben: „Wir beabſichtigen kommenden Herbſt, unſere Liköre in allen größeren Städten zu propagieren und benötigen dazu ein beſonders auffallendes Plakat. Wir denken dabei an die Art Ihrer Ullſteinplakate in dem Untergrundbahn⸗ hof. Um ein beſonders werbewirkſames Bild zu erhalten, haben wir ein Preisausſchreiben für alle Graphiker Deutſchlands veranſtaltet und würden uns freuen, wenn auch Sie ſich mit zwei ooͤer mehreren Vorlagen daran beteiligen würden. Das prämiierte Bild erhält einen Preis von fünfhundert Mark, die nichtprämiterten Vor⸗ lagen können nicht zurückgeſchickt werden.“ Fritz Koch⸗Gotha antwortete: „Ich beabſichtige, kommenden Herbſt ein Preisaus⸗ ſchreiben für den beſten Likör Deutſchlands zu veran⸗ ſtalten und würde mich freuen, wenn Sie ſich mit zwei oder mehreren Flaſchen daran beteiligen würden. Der von mir prämtiierte Likör erhält einen Preis von fünfzig Mark, die nichtprämiierten Flaſchen können nicht zurück⸗ geſchickt werden.“ mf. — * Deloney, Thomas,„Tage des alten Englaud“. Zwei kurz⸗ weilig⸗abenteuerliche Geſchichten vom ehrſamen Handwerf, von hab⸗ terigen Kaufleuten und edlen Herren ſambt ſtreugen und günſtigen Frauen. Mit Einleitung von Fr. v. Oppeln⸗Bronikowſki. Ueber⸗ tragen von Emmi Hirſchberg. Jena, Eugen Diederichs Verlag.— Deloney war der Zeitgenoſſe Shakeſpeares und der Verfaſſer des erſten im Volkstum verwurzelten ſozialen Romans in der euro⸗ päiſchen Literatur. In ſeinem uxwüchſigen Humor kommt er oftmals den mit holzſchnittartiger Derbheit gezeichneten Volksſzenen Shake⸗ ſpeares nahe. Nach ſeiner Erzählung vom Tode des alten Col in der Mörderherberge hat Shakeſpeare wahrſcheinlich die Morödſzene in „Macbeth“ geſchaffen. Und die Witwe, die ſich mit Liſt und Laune den zweiten Mann für ihre Kameradſchaftsehe gewinnt, erinnert an die köſtlichſten Erzählungen von Boccgecio. Die Erzählungen geben ein lebendiges Bild der aufkommenden Tuch⸗ und Seiden weberel und der beginnenden Welthandelsbeziehungen Englands. Lebens⸗ fülle und Freiheit der Sitten, geſunde Tüchtigkeit und en ſige Ehr⸗ barkeit ſprechen aus ihnen. Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe] Samstag, den 17. Auguſt 1929 r Darmſtabt, 15. Aug. Vor dem Bezirksſchöffen⸗ richt fand am Mittwoch und Donnerstag die Verhand⸗ ung gegen die„Deutſche Eugenik G. m. b..“ Groß⸗Gerau, bew. den Inhaber M. und die Geſellſchafter., R, Frau R. und N. ſtatt. Der Angeklagte hat für die Firma G. in Dresden das von Dr. Haller hergeſtellte bzw. erfundene Mittel Halmi Tee, Halmi flüſſig und Dr. Hallers Spezial⸗Kräutertee vertrieben. Er gründete nach einiger Zeit die Firma„Deutſche Eugenik G. m. b..“, deren Reiſende bzw. Retſevertreter als Geſell⸗ ſchafter fungierten. Es ſoll ſich um ein Naturheilverfahren Handeln, das für alle möglichen Krankheiten gut iſt. Am 3. Januar 1929 mußte der Vertrieb eingeſtellt werden, da durch die Gendarmerie Anzeigen wegen Betrugs eingingen. Für die Verhandlung waren nicht weniger als 40 Zeugen aus Groß⸗Auheim, Groß⸗Gerau. Erfelden, Gimsheim, Gr.⸗Zim⸗ mern, Frankfurt, Stockſtadt, Biſchofsheim, Gundernhauſen, Trebur und Egelsbach geladen. Soweit die Zeugen nicht erſcheinen konnten, war die Vernehmung am Heimatort er⸗ ſolgt. Weiter wurden drei Sachverſtändige(kaufmänniſch, chemiſch und medtiziniſch) vernommen. Zur Sache ſelbſt iſt zu bemerken, daß M. in Groß⸗Gerau den Betrieb eröffnete, Reiſende anwarb und auch für die Kunden ein„Sprechzimmer“ einrichtete. Die Reiſende prieſen das Mittel im Lande an— es wurden über 1500 Beſtellungen während des neunmonatigen Beſtehens getätigt— und die Reiſenden hatten als Verdienſt 25 v. H. Nach den Zeugen⸗ ausſagen— in ben meiſten Fällen— war zunächſt eine Urin⸗ unterſuchung erforderlich, darnach ſollte das— in Wirklichkeit fertige Mittel— hergeſtellt und zugeſchickt werden. Einige Kunden glaubten ſich betrogen, da das Mittel ſchon früher eintraf, als die Urinunterſuchung. So kam es ſchließlich zu Anzeigen, die das Verfahren herbeiführten. Der kaufmän⸗ miſche Sachverſtändige, Dipl.⸗Handelslehrer Schultheiß⸗ Darmſtadt, kam zu dem Reſultat, daß auf Grund der ihm worliegenden Preisberechnungen des Angeklagten M. eine ſtarke Verteuerung des Mittels vorliegt. Nach ſeinen Berechnungen durfte ſich das Halmi mit allen Speſen mur auf—8,50/ ſtellen, während der Verkauf durch die Vertreter mit 19„/ erfolgte. Der chemiſche Sachverſtändige, Dr. Hch. Willecke ⸗Frankfurt, kam zu der Auffaſſung, daß Imi— was auch von G. beſtätigt wird— aus der ſog. ogelbeere(Sentimaneſtrie Strauch), eine Ebereſchenart TLorbus occuparia), gewonnen wird. Es handle ſich dabei um ein altes Volksmtttel, das im Kilo mit 11,30/(bei größe⸗ rem Bezug 1%) koſte. Durch G. wird das beſtätigt, doch handle es ſich hler um eine Erzeugung aus Italien, die auf elektriſchem Wege getrocknet und gemahlen allein im Einkauf auf 3 4 steht. Ein vernichtendes Urteil fällte der mediziniſche Sach⸗ ö verſtändige Dr. Schmitt⸗Groß⸗Gerau, der darauf verwies, daß die Bezeichnung Eugenik die Lehre von der Raſſenveredlung bedeute, daß aber der Verlauf der Verhandlung gezeigt habe, daß das Mittel oder die Firma damit nicht das geringſte zu tun habe. Die Geſellſchaft ſei zu dem Zweck gegründet, beſtehende Verordnungen und Geſetze zu umgehen. Die Geſellſchaft habe mit Medizin und Heil⸗ methode wenig zu tun. Die vorgenommenen Urinunter⸗ ſuchungen ſeien direkt wertlos für den Lajen. Weiter iſt er der Anſticht, eine wirkliche Urinunterſuchung könne dies in keinem Falle geweſen ſein, da an und für ſich durch die Ver⸗ ſendung nach Berlin ſchon eine Veränderung vorgekommen C dd p. Zwei Knaben ertrunken Geſtern fiel ein ſieben Jahre alter Knabe, als er am Damm des Zellſtoffkanals ſpielte, in den 1 Meter tiefen Kanal und ertrank. Die Leiche, die ſofort abgetrieben wurbe, konnte nach etwa einer halben Stunde geländet wer⸗ den. Wiederbelebungsverſuche waren ohne Erfolg. Geſtern nachmittag zwiſchen 1 und 2 Uhr iſt ein 13 Jahre alter Schüler aus Neckarau beim Baden im Rhein beim Großkraftwerk vermutlich infolge eines Schwächeanfalls er⸗ trunken. Die Leiche wurde bis jetzt nicht gefunden. Ambau Hausumbau iſt große Mode. Gehört zum guten Ton. Alles wird moderniſiert. Selbſt die kleinſten Häuschen müſſen daran glauben. Wenn ſie noch ſo alt und ehrwürdig ſind. Ein Zaun wird um ſie errichtet. Balken werden zur Stütze ſchräg aufgeſtellt. Was zum Neuaufbau nicht taugt, wird abgeriſſen. Wenige Tage nur dauert es. Eine neue Faſſade ſteht da. Innen iſt die Umwandlung noch vollkommener. Man könnte glauben, es iſt ein Wunder geſchehen. Eine Aehnlichkeit mit früher iſt überhaupt nicht mehr feſtzuſtellen. Ganz radikal iſt man mit einem ſolchen kleinen Häuschen in der Breite⸗ ſtraße umgegangen. Man hat alles weggeriſſen. Hat nur das Dach ſtehen laſſen. Einige Balken tragen es. Seltſam mutet das an. Man glaubt, daß jeden Augenblick die Balken brechen müßten. Doch ſie werden halten. Für den heutigen Bau⸗ meiſter gibt es kein Unmöglich. * * Todesſturz auf der Treppe. In der Nacht zum Freitag kam ein 65 Jahre alter Kaufmann, als er ſich nach ſeiner Wohnung in Q7 begeben wollte, auf der unbeleuchteten Treppe zu Fall, wodurch er einen Schädelbruch erlitt, der den Tod zur Folge hatte. Der Verunglückte wurde morgens von Hausbewohnern tot aufgefunden. Lebensmüde. Geſtern abend warf ſich eine 19 Jahre alte Arbeiterin aus Ludwigshafen auf der Mittelſtraße in ſelbſtmörderiſcher Abſicht vor einen in Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen. Der Führer konnte den Straßenbahn⸗ wagen auf etwa 3 Meter vor der Lebensmüden zum Stehen bringen, Die Lebensmüde wurde von ihren Verwandten nach der Wohnung verbracht. Vermutlicher Grund Liebes⸗ kummer.— Geſtern früh verſuchte eine 28 Jahre alte Haus⸗ angeſtellte aus Rotterdam ſich im Altrhein durch Er⸗ tränken das Leben zu nehmen. Sie wurde von ihrem Vor⸗ haben von einem Matroſen zurückgehalten. Grund unbekannt. * Angefahren. Ein 23 Jahre alter Taglöhner wurde ſtern nachmittag beim Ueberſchreiten der Straße 8 und T4 elnem Perſonenkraſtwagen zu Boden geworſen. Der a Aura der eine Gehir 5 r ſch übt d ſei. Ueber den Wert des Halmi befragt, erklärte der Sach⸗ verſtändige, daß jedes Mittel einen gewiſſen ſuggeſtiven Wert [habe. Die Vogelbeere ſei überhaupt ein altes Volksmittel. Inwieweit es für die Unmaſſe von Krankheiten, die der Proſpekt vorſehe, von Wirkung ſei, laſſe ſich ſchlecht ſagen. Der Staatsanwalt ging zunächſt auf die Firma Eugenik ſelbſt ein, kam dann auf die Art und Weiſe der Tätigkeit der einzelnen Vertreter zu ſprechen und gelangte zu dem Schluß, daß der Hauptangeklagte M. ſich des fortgeſetzten Betrugs und des Vergehens gegen das Geſetz über die Geſellſchaft mit be⸗ ſchränkter Haftung ſchuldig gemacht habe. Bei der Frau R. hält er das Beweismaterial nicht für genügend und beantragt Freiſprechung. Der Angeklagte R. dagegen habe in ganz brutaler Weiſe auf die Leute eingewirkt und ſich neben Be⸗ trugs im Rückfall des Vergehens gegen das Geſetz zur Be⸗ kämpfung der Geſchlech nkheiten ſchuldig gemacht. Der Angeklagte N. habe ſich des Betruges und die weiblichen Ange⸗ klagten O. und K. des fortgeſetzten Betrugs und des Ver⸗ gehens gegen das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechts⸗ krankheiten ſchuldig gemacht. Er beantragte Geloſtrafen(mit Ausnahme.), in deren Höhe aber ein abſchreckendes Beiſpiel gegen die Ausbeutung des Publikums zu ſehen ſein müſſe, da viele Leute Beſtellſcheine unterſchrieben und gar nicht wußten, was ſte taten, mit Ausnahme des Angeklagten R.(Ehemann), für den er wegen Betrugs im Rückfall in Verbindung mit dem Vergehen gegen das Geſetz über die Geſchlechtskrankheiten 6 Monate Gefängnis beantragte. In ſpäter Abendſtunde verkündet das Gericht das Urteil. Gemäß dem Antrage des Staatsanwalts wird die Ehefrau R. freigeſprochen. Der Hauptangeklagte M. von Groß⸗Gerau er⸗ hält wegen fortgeſetztem Betrugs und Vergehen gegen das Geſetz über die G. m. b. H. Geloͤſtrafen von 400 und 100 ¼ (im Unvermögensfalle für je 20/ einen Tag Gefängnis), K. R. wegen Betrugs im Rückfall und Vergehens gegen das Geſetz über die Geſchlechtskrankheiten 3 Monate Gefäng⸗ nis. N. wegen fortgeſetzten Betrugs 100/ Geldſtrafe, die weiblichen Angeklagten O. von Groß⸗Gerau und K. von Offenbach je 50/ Geloſtrafe. In der Urteilsbegründung iſt geſagt, daß die Angeklagten— wie aus den Zeugenausſagen deutlich hervorgegangen ſei— die Wirkung des Mittels von (der Urinunterſuchung abhängig gemacht haben, um die Leute zu täuſchen und ſo einen beſonderen Abſatz zu finden. Sie haben den Leuten einen Befund aushändigen laſſen, mit dem ſie garnichts haben anfangen können, alſo eine Vortäuſchung. Die Angeklagten wollten ſich einen Vorteil verſchaffen. Gleich⸗ zeitig haben ſich die meiſten Angeklagten ein Vergehen gegen das Geſetz zur Bekämpfung der Geſchlechtskrankheiten zu⸗ ſchulden kommen laſſen. Es iſt dies in einer ganzen Reihe von Fällen bewieſen. M. hat ſich weiter des Verſtoßes gegen das Geſetz über die Geſellſchaft m. b. H. ſchuldig gemacht. Das gemeingefährliche Handeln wurde bei der Strafzumeſſung er⸗ ſchwerend angeſehen. daß die weiblichen Angeklagten O. und K. unter dem Einfluß des Hauptangeklagten M. ſtanden. Im übrigen wurden mil⸗ dernde Umſtände angenommen. Die Frage, wie weit ein Verſtoß der Gewerbeordnung vorliegt, wurde weil Verfjäh⸗ rung eingetreten, nicht weiter behandelt. Dem Angeklagten R. wird anheimgegeben, ein Gnadengeſuch einzureichen. Mit Ausnahme des Hauptangeklagten M. nahmen die Verurteil⸗ ten das Urteil an. * Feſtnahme eines Einbrechers. Feſtgenommen wurde durch die Fahndungspolizei ein 20 Jahre alter Schreiner aus Nürtingen, der im Kanton Zürich zuſammen mit einem Komplizen kürzlich einen Einbruch ausführte. Die Täter erbeuteten hierbei außer Wertgegenſtänden einen ſehr nam⸗ haften Barbetrag. Die Aufklärung des Falles war innerhalb kürzeſter Zeit dank der Vereinbarungen über die Ausnützung des Polizei⸗Funknetzes möglich. * Ein Mannheimer Kind abgeſtürzt. Aus Brunnen in der Schweiz wird gemeldet: Das neunjährige Töchterchen der Familie Stadel aus Mannheim, das mit ſeiner Mutter in einem Hotel in Morſchach in den Ferien weilte, kletterte beim Blumenpflücken unter einen Zaun hindurch und ſtürzte über eine Felswand hinunter. Das Kind war ſofort tot. Veranſtaltungen Wiener Operettenſpiele im Roſengarten.„Die Königin“ kann infolge anderweitiger Verlagsverpflichtungen nur bis Diens⸗ tog einſchließlich auf dem Spielplan bleiben. Mittwoch findet die Erſtaufführung der Operettenneuheit„Ale xvand ya“ ſtatt, die Sams⸗ tag und Sonntag wiederholt wird. Kommenden Freitag wird nochmals, als Volksvorſtellung,„Die gold ne Mei⸗ ſterin“ gegeben. Mit Beginn der nächſten Woche ſetzt bereits die vorletzte Woche des Wiener Operettengaſtſpieles ein. * Standkonzert. Am morgigen Sonntag, vormittags 11.30 Uhr, ſpielt om Friedrichsplatz die Kapelle Homann Webau unter Leitung von Kapellmeiſter O. Homann⸗Webau das nachſtehende Pro⸗ gramm: Marſch„Fanfarenklänge“(Fueik), Melodlen aus„Aida“ (Verdi), Lied„Liebesfeier“(Weingartner), Ouvertüre zu„Die Fol⸗ kunger“(Kretſchmar). Friedrichspark. Wir verweiſen hiermit nochmals auf die morgen, Sonntag, ſtattfindenden Konzerte des berühmten Ori⸗ ginal⸗Groß⸗Ruſſiſchen National⸗Orcheſters.. B. unter Leitung des genialen Orcheſter⸗ und Chordirigenten Prof. Eugen Emelfanoff. Man ſieht der Veranſtaltung wieder mit arößtem Intereſſe entgegen, kommt doch die Gruppe mit vollſtändig neuem Programm: Balalalka⸗Orcheſter⸗Vorträge, Männerchöre, Solo⸗ und Tanzdarbietungen, die im gefamten Auslande eine glänzende Aufnahme gefunden haben. *„Univerſum“, das neue große Filmtheater in N 7. Auf das vor einiger Zeit von der„Badiſchen Urania“, Lichtſpiel Geſellſch. m. b.., Mannheim, veröffentlichte Preisausſchreiben„500 Mark für ein Wort“ gingen aus allen Teilen des Reiches ſowie aus dem Aus⸗ land 7311 Vorſchläge ein. Das Preisgericht entſchied ſich für das Wort„Univerſum“, womit der Name des neuen Filmtheaters in N 7 nunmehr endgültig feſtgelegt iſt. Die Preiſe erhielten: Den Hauptpreis von 200 Mark in bar ſowie eine Jahresfreikarte für das neue Filmtheater; Frau Eliſabeth Armbruſter, Prinz⸗Wilhelm⸗ Straße 21. Zwei Preiſe à 100 Mark in bar: Frau Helma Schwall, Große Wallſtadtſtraße 27; Frl. Anny Heiß K 3, 12. Vier Preiſe 5 Mark in bar: Frau Elſi Haumeſſer, p 2, 16, Frau A. Sander Wwe., Colliniſtraße 18; Frau Annelieſe Apfel, J 5, 205 Frau Fanny Vogt, Heinrich⸗Lanz⸗Straße 15. Auch an diefer Stelle ſoll allen Einſendern für das große Intereſſe, welches ſie durch die Teilnahme an dem Wettbewerb bewieſen haben, mit der Bitte ge⸗ dankt werden, dasſelbe auch auf das eröffnete„Univerſum“ aus⸗ dehnen zu wollen,(Weiteres Anzeige im Miktagsblatt.) Im Schwetzinger Schloßgarten findet am morgigen Sonntag⸗ bend ein Sonderkonze e bau ſtatt. Verunreinigung des Neckars v. Ladenburg, 16. Aug. In den betroffenen Neckargemein⸗ den hat vor kurzem ein Schreiben des Neckarbauamtes allge⸗ meinen Unwillen hervorgerufen. Es war an den Deutſchen Auglerbund, Sitz Mannheim, gerichtet und behauptete, bei der amtlichen Flußſchau am 12. Juli, an der außer den Vertretern der ſtaatlichen und techniſchen Verwaltungsbehörden die Bür⸗ germeiſter der Neckargemeinden teilnahmen, ſei eine Ver⸗ un reinigung des Neckars unterhalb Edingen nicht feſtgeſtellt worden. Der Deutſche Anglerbund hat darauf⸗ hin an die beteiligten Bürgermeiſter um Aufklärung geſchrie⸗ ben. Der Hauptkämpfer gegen die Neckarverſchmutzung, Bür⸗ germeiſter Reinle⸗ Edingen, hat ſofort geantwortet. In ſeinem Schreiben heißt es: b „Als Teilnehmer der amtlichen Flußſchau verwahre ich mich mit aller Entſchiedenheit gegen die vom Neckarbauamt geäußerte Anſicht. Ich verweiſe vielmehr auf die Tatſache, daß jeder der Vertreter der Gemeinden auf den verſchmutzten Neckar hingewieſen hat. Ich ſelbſt habe für Edingen verlangt, daß die Zuwerfung eines Streifens oberhalb der Schloßwirt⸗ ſchaft vorgenommen wird, um die Abſchwemmung des Unrats, der Exkremente uſw. zu verhindern und dadurch den Geſtank zu unterbinden. Mit der Zuwerfung des fraglichen Streifens iſt inzwiſchen begonnen worden. Im Verlauf der weiteren Neckarfahrt hat der Vertreter von Ladenburg, Gemeinderat Bargolint, zunächſt auf den gänzlich verſchmutzten Laden burger Badeplatz hingewtieſen, ebenſo Bürger⸗ meiſter Hack von Neckarhauſen auf die verunreinigte linke Neckarſeite bei der früheren Gänsweide und unterhalb der Brücke. Gewiß iſt alsdann beim Einfahren in den Kanal unterhalb Ladenburg von einem etwas helleren und nicht ſo ſehr verſchmutzten Waſſer geſprochen worden, das man daſelbſt wahrgenommen hatte; aher auch dieſe Anſicht war nicht maß⸗ gebend, denn es war uns Teilnehmern klar, daß eben an dem Tag der Flußfahrt ſchon entſprechend dafür geſorgt wurde, daß der Schmutz nicht ſo ſtark aus der Kläraulage gelaſſen wird.... Der Zuſtand der Verunreinigung des Neckars iſt genau noch derſelbe wie bisher.“ Es ſoll nun nochmals eine Beſprechung der betroffenen Gemeinden mit den zuſtändigen Behörden, vor allem der Stadt Heidelberg und dem Neckarbauamt, ſtattfinden. Bleibt dieſe ohne Erfolg, dann ſoll der Landtag angerufen werden. Man hofft jedoch, daß es ſo weit nicht kommt, daß vielmehr Heidelberg bald mit dem Umbau ſeiner Kläran⸗ lage beginnt. Kommunale Chronik Kommunales aus Heidelberg m. Heidelberg, 16. Aug. Für Erweiterungen, Anſchaffun⸗ gen uſw. bei den ſtädtiſchen Werken ſollen laut Stadt⸗ ratsbeſchluß im ganzen 507 300 RM., die durch Kapitalauf⸗ nahme zu beſchaffen ſind, verwendet werden. Dieſe Summe verteilt ſich auf das Gaswerk mit 77600, das Waſſerwerk mit 265 000, das Elektrizitätswerk mit 152 200 und das Hallenbad Weiter wurde in Erwägung gezogen, mi 12 500 RM. Eine Summe von 22 000 RM ſoll neuerdings für das der Stadt gehörige Gut Kudach ausgeworfen werden, und zwar als Aufgeld an die Eheleute Geheimrat Profeſſor Dr. Krehl in Heidelberg für einen Ge⸗ ländetauſch von Grundſtücken auf den Gemarkungen Kudach und Altheim. Die Grundſtücke des Gutes Kudach liegen im Gemenge, mit Grundſtücken, die Geh. Rat Profeſſor Dr. Krehl gehören. Der Tauſch hat den Zweck, eine für die Bewirt⸗ ſchaftung zweckmäßige Abrundung des beiderſeitigen Beſitzes zu erreichen. Nach dem Tauſchvertrag tritt die Stadt Heidel⸗ berg ſechs Grundſtücke oder Grundſtücksteile im Geſamt⸗ flächeninhalt von etwa 338,08 Ar an die Eheleute Krehl ab gegen 32 Grundſtücke oder Grundſtücksteile im Ausmaße von ungefähr 2475,96 Ar, die ſie von den Eheleuten Krehl erhält. Die Geſamtfläche des ſtädtiſchen Gutes erhöht ſich durch dieſen Tauſch von 66,50 auf 87,87 Hektar. Die Vereinbarung läßt eine beſſere Verkäuflichkeit des Kudachſchen Gutes erhoffen, das ja auch Gegenſtand der Beratung in einer der letzten Bürgerausſchußſitzungen war. Es wurde dabei ein Antrag angenommen, wegen Unrentabilität das Gut möglichſt raſch zu einem annehmbaren Preiſe loszuſchlagen. Gegen⸗ wärtig iſt es an den früheren Verwalter Knörzer zu dem jährlichen Pachtzins von 5000 RM. verpachtet. Für den Fall der Genehmigung des Tauſchvertrages durch den Bürgeraus⸗ ſchuß hat der Pächter einen erhöhten Pachtzins von 6250 RM. zu zahlen. Verhandlungen über den Verkauf bes Gutes ſind eingeleitet, aber noch nicht zum Abſchluß gekommen. Bei der Verwendung von Anlehensgeldern für die ſtädti⸗ ſchen Werke handelt es ſich u. a. beim Gaswerk um die Anſchaffung von 15002000 neuer Gasmeſſer verſchiedener Größen als Erſatz für alte Meſſer oder zum Anſchluß neuer Anweſen, beim Waſſerwerk um Rohrnetzerweiterungen im Bergheimer Viertel und in den Stadtteilen Handſchuhs⸗ heim, Neuenheim, Rohrbach, Wieblingen und Schlierbach, beim Elektrizitätswerk um eine Erweiterung des Strom⸗ verteilungsnetzes durch Neubauten oder Anſchluß älterer Häu⸗ ſer. Weiterhin kommen in Betracht: Umlegung eines 8000 Volt⸗Kabels in der Schlierbacher Landſtraße infolge deren Neugeſtaltung, Erweiterung der elektriſchen Straßenbeleuch⸗ tung in der Rohrbacher Straße zwiſchen Bergheimer Straße und Leopoldſtraße, Beſchaffung von Elektrizitätszählern. Das Hallenbad benötigt eine neue Dampfturbine im Betrage von 12 500 RM. a Die nächſte Bürgerausſchußſitzung iſt auf Donnerstag, 29. Auguſt, anberaumt. Sie wird wohl kaum vollzählig beſucht werden, da nicht wenig Stadtverord⸗ nete infolge der großen Ferien zu dieſem Termin von Heidel⸗ berg abweſend ſein dürften. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß Ober swisheim geneh⸗ migte den Gemeindevoranſchlag für 1929⸗30, der eine Umlage von 1 Mk. vorſieht, einſtimmig. In der gleichen Sitzung wurde ein außerordentlicher Holzhieb von 1000 Feſt⸗ meter genehmigt, deſſen Erlös zum Teil zur Anſchaffung einer neuen Viehwage verwendet werden ſoll. rut der verſtärkten Kapelle Homann 1 Schluß des redaktionellen Teils Samstag, den 17. Auguſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 379 Das Anwetter bei Freiburg * Freiburg l. Br., 18. Aug. Zu dem Unwetter, das am die Feuerwehr ſei nicht vergeſſen, die die letzten Hinderniſſe Donnerstag abend über die Umgebung von Freiburg nieder⸗ aus dem Wege räumte. ging, wird uns von einem Augenzeugen berichtet: Die Frei⸗ burger Polizeibereitſchaft, die ſich mit Fahrrädern auf einem Ausmarſch befand, wurde in der Gegend von Wald⸗ kirch von dem Unwetter überraſcht. Unter Führung ihres Hauptmannes kam die Bereitſchaftspolizei im rechten Augen⸗ blick an der Unfallſtelle an und es war eine Freude zu beob⸗ achten, mit welchem Schneid die Mannſchaften die Aufräu⸗ mung der Hinderniſſe vornahmen, obwohl die Poliziſten ſeit 8 Uhr morgens unterwegs waren und nur wenig geſchlafen hatten. Innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeit war der größte Teil der Arbeit bewältigt. Hier zeigte ſich wieder einmal, welche Leiſtungen eine gut diſziplinierte Truppe voll⸗ bringen kann. Während ſich Ziviliſten, Autofahrer uſw. ver⸗ gebens bemühten, einen Weg durch die Hinderniſſe zu bahnen, gelang dies der Polizei in verhältnismäßig kurzer Zeit. Der Hauptmann der Truppe war ſeinen Leuten vorausgeeilt, um mit Hilfe einiger Ziviliſten einen ſchmalen Weg auf der einen Straßenſeite frei zu machen. W 3 25 Aus ed 8650 Die Bluttat im Eſchengrund * Furtwangen, 16. Aug. Ueber die Bluttat im Eſchen⸗ grund werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Der er⸗ ſchlagene Auguſtin Dorer iſt der Bruder des Eſchengrund⸗ hofbauern, der mit ſeiner Frau das Leibgeding des Hofes be⸗ wohnt. Er war mit einem Nachbarn und einem Knecht auf dem Rückweg vom Gottesdienſt in Urach und kam durch den zum Hofgut gehörenden Wald, als er Beerenſucher bei der Arbeit fand. Er fragte die Burſchen und das Mädchen, was für Beeren ſie pflückten, worauf ſie ihm Heidelbeeren ant⸗ worteten. Als er die Burſchen erſuchte, ihm die Sammel⸗ geſchirre zu zeigen, ſchlug ihm einer ſofort mit der Flaſche über den Kopf. Dorer, der ein großer ſtarker Mann iſt, ver⸗ ſuchte ſich vom Boden zu erheben, worauf die andern mit Prügeln über ihn herftelen. Unbegreiflich iſt, daß die beiden Begleiter des Dorer nicht ſofort dem Dorer zu Hilfe geeilt ſind, ſondern ſich zum Hof begaben, um dort Hilfe zu holen. Zwar wäre Dorers Leben doch nicht mehr zu retten geweſen, denn die ärztliche Sektion hat ergeben, daß der Tod als Folge der durch den Schlag mit der Flaſche auf den Kopf eingetre⸗ tenen Gehirnblutung verurſacht wurde. Der Körper des Ueberfallenen iſt mit blutunterlaufenen Striemen bedeckt, die durch die Schläge hervorgerufen wurden, die auf den wehr⸗ loſen, am Boden liegenden Mann niederſauſten. Die Er⸗ regung über die gemeine Tat hat einen außerordentlichen Charakter angenommen. Ueberall hört man Redensarten wie „Das Gefängnis und das Zuchthaus ſind viel zu gut für dieſe Bande“. Dieſe Tat verrohter Jugendlicher verdient aller⸗ ſtrengſte Sühne. * Donaueſchingen, 16. Aug. Das geſtrige ſchwere Gewit⸗ ter hat auch in der Gemarkung Donaueſchingen ſehr beträchtlichen Schaden angerichtet. Im Gebiet von Sunthauſen hat das Gewitter mit Hagelſchlag geſtern nachmittag ſtrichweiſe die ganze Ernte vernichtet. Bei dem Gewitter gegen 8 Uhr abends ſchlug der Blitz bei Mun⸗ delfingen in eine Scheuer ein, die dem Landwirt Trenkle ge⸗ hört. Die Scheuer ging in Flammen auf, wobei ca. 200 Ztr. Heu verbrannt ſind. Der Geſchädigte iſt nur ſchwach ver⸗ ſichert. * * Sunthofen i.., 16. Aug. Bei den ſchweren Gewittern, die geſtern auch über dem Elſaß niedergingen, ſchlug der Blitz gegen 7 Uhr abends in die Scheune des Gaſtwirtes Matthias Schuller, die bis auf den Grund niederbrannte. Auch die Nachbarſcheune des Landwi rts Johann Meyer wurde ein Raub der Flammen. Die Feuerwehr mußte ſich darauf be⸗ Die Polizeimannſchaft und ihre ſchränken, die umliegenden Gebäude vor einem Uebergreifen Dank 8 5 breiten 3 8 5 ö 85 3 in 3 * Freiburg, 17. Aug. Nach der Feſtnahme des als Haupt⸗ täter in Betracht kommenden Karle, 22 Jahre alt, find nun⸗ mehr auch die drei weiteren männlichen Perſonen, die bei dem Ueberfall auf den Auguſtin Dorer von Eſchen⸗ brunn beteiligt waren, verhaftet und in Waldkirch inter⸗ niert worden. * * Heidelberg, 16. Aug. Auf dem Schloß⸗Wolfsbrunnen⸗ weg wurde ein ſchweizeriſcher Perſonenkraft⸗ wagen mit verſchiedenen Koffern und zwei Aktentaſchen, Ausweispapiere enkhaltend, geſtohlen. Es handelt ſich um einen offenen Vierſitzer mit blauem Anſtrich, Fabrikat„Lan⸗ cia“ mit dem Zeichen CI. 2167 F. Als Täter kommt ein Wan⸗ derer in Frage, der mit den Beſitzern des Autos von Koblenz hierher gefahren war. * Heidelberg, 16. Aug. Ein 11jähr. Mädchen ſtürzte beim Fenſterputzen in der elterlichen Wohnung aus dem zweiten Stock in den Hof. Der Sturz wurde glücklicherweiſe durch das Aufſchlagen auf ein Wäſcheſeil etwas gemildert; doch hat die Bedauernswerte, namens Dina Dauenhauer, einen Armbruch und anſcheinend innere Verletzungen davon⸗ getragen. * Randegg(Amt Radolfzell), 15. Aug. Aus unbekannter Urſache entſtand geſtern mittag in dem von zwei Familien be⸗ wohnten Wohnhaus des Privatiers Merikofer Feuer, das in kurzer Zeit Scheune und Stallung und faſt das ganze Wohnhaus in Aſche legte. Die benachbarten Häuſer konnten glücklicherweiſe gerettet werden. * Kirchzarten, 17. Aug. Der 16 Jahre alte Karl Kette⸗ rer fuhr mit ſeinem Rade von Stegen nach Kirchzarten Plötzlich erlitt er einen Schwindelanfall, fiel vom blieb bewußtlos liegen. Er wurde in die elterliche verbracht, wo er vermutlich infolge Rade und Atemnot, verurſacht durch einen ungewöhnlich großen Kropf, verſchied. Wohnung Planetarium: Der Friedhof der Ertrunkenen * Iſtein a. Rh., 16. Aug. Seit langen Zeiten befindet ſich in Iſtein ein Friedhof der Ertrunkenen und Heimatloſen. Um 1820 herum befand er ſich am Fuße des Iſteiner Klotzes bei der Vitskapelle, ſpäter wurde hier der geweihte Friedhof errichtet. Die Ertrunkenen und Heimatloſen wurden auf dem ſog. Totengrien beerdigt. Seit 1908 befindet ſich dieſe Stätte im Verfall. Da ſie überaus maleriſch zwiſchen Sandhorngebüſch und Hochwaſſerdamm ge⸗ legen iſt, trägt man ſich in Iſtein mit der Abſicht, ſie in einen würdigen Zuſtand zu verſetzen und die Namen der im hein ertrunkenen, aber nicht mehr gefundenen Menſchen in Stein zu meißeln und ein Denkmal für die vielen Hunderte Un⸗ glücklicher zu ſetzen, die aus dem Rhein an dieſer Stelle ge⸗ borgen wurden. * L. Schwetzingen, 16. Aug. Ein Rheinauer Maurer ſtürzte an einer hieſigen Bauſtelle ab und mußte mit einem Armbruch und leichteren Kopfverletzungen in das Schwetzinger Krankenhaus eingeliefert werden.— Im ſtädtiſchen Holzhof beim Gemeindewald brach Feuer aus, das durch die Polizei raſch gelöſcht werden konnte. Nach wie vor erfreut ſich unſere Stadt bezw. der Schloßgarten des Beuches großer Reiſegeſellſchaften oder hochſtehender Perſönlichkeiten. So haben wiederum drei größere holländiſche und eine ameri⸗ kaniſche Reiſegeſellſchaft den Schloßgarten beſichtigt; auch König Guſtav von Schweden weilte zum Beſuche hier, während im Juli Lloyd George, der bekannte engliſche Miniſter, ſich hier aufhielt. * Heidelberg, 16. Aug. Das neue Caritasheim in der Abtei Stift Neuburg geht der Vollendung ent⸗ gegen. In den Sommerferien konnten bereits 100 bedürftige Buben aus Heidelberg in dem romantiſchen Plätzchen Ex⸗ holung finden. Das Caritasheim gehört zu Heidelberg und wird von Rektor Hauſen(früher in Mannheim tätig) geleitet. Er verſteht es vortrefflich, väterlich für die Aermſten der Stadt Heidelberg zu ſorgen. * Buchen, 16. Aug. In Altheim iſt einer der Kämpfer aus dem Feldzug 1870%1, der 70jährige Landwirt Wilhelm Rückert, geſtorben. Nun leben noch drei Altveteranen in Altheim. 5 Tageskalender Sonntag, den 18. Auguſt Sommeroperette im Muſenſaal: Gaſtſpiel, thesters: Premiere:„Die Königin“ riedrichspark: Konzerte:.30 Uhr und.00 Uhr(Bal lalaikaorcheſter), des Augsburger Stadt⸗ .00 Uhr. zichtſpiele: Alhambra:„Die Zirkusprinzeſſin!.— Ufa ⸗ Theater:„Dle Königin von Saba“,— Schauburg: Senne Tempol“— Capitol„Der Scheidungs⸗Anwolt“.— Scala:„Dos Grabmal einer großen Liebe“,— Gloria: . a la ſt:„D: 8 Frau, nach der man ſich ſehnt“ Pa lo ſt⸗ Theater!„Die Beute der Bankräuber“. Sehenswürdigkeiten: Kunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bie 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr:— Theazerausſtellung im Schloß: Täglich geöffnet von ih bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr und Sonntags vorm von ii bis nachm 5 Uhr Schloßbitcherei:—1—7 Uhr— Muſenm für Natur und Völker⸗ kunde Ain Zeughaus: Sonntag vorm, von 11 und gachm non—8 [Uhr: Dienstag—5 Uhr; Mittwoch g 5 Uhr Freitag 57 Uhr Beſichtigungen.00,.80 und.00 Uhr. — Vorführung und Vortrag.00 Ihr. 8 NM 5 5 KAN DP T, 1 2 N 8 die funf e der ca. 27⁰0⁰ 5 SUOCHNER, ede legen als N 810 uber 112 82818 dartsten f Te ams schwierigste Alpenpässe einschlieglich der Bergprüfungen mit in der vorgeschriebenen Durchschnitts geschwindigkeit von 42 km zurück. BMW es gegen schwerste in- und ausländische Konkurrenz. SMWVvages beweist hierdurch auf das eindringliehste seine Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit. 2 1 erhält den goldenen Alpen Pokal als 1. Teampreis seiner nens und weitere Preise. Mannheim: Friedrich Fels, N.7 * 36. Seite. Nr. 379 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgaße) Samstag, den 17. Auguſt 1929 Die Fundamentunterſuchungen am Speyerer Dom * Speyer, 16. Auguſt. Die Jun damentunter⸗ ſuchungen am S peyerer Do m, die ſeit einigen Wochen zm Gange ſind, werden wohl noch einige Zeit dauern. Die offenen Grabungen gehen bis zum Fundament von außen und auch von der Krypta im Innern bis zu ſieben Meter tief. Der Grundwaſſerſpiegel liegt jedoch erſt in 14,50 Meter Tiefe und der Sand trägt den Dom ſehr gut. Das beweiſt die große Feſtigkeit der abgeſprungenen Sandſtücke. Die Riſſe in der Kuppel ſind wohl auf innere Spannungen im Gewölbe zurück⸗ zuführen. Eine Kommiſſion von Fachleuten wird in nächſter Zeit ihr Gutachten abgeben, auf deſſen Veröffentlichung man geſpannt ſein dürfte. ———— Aus ber Pfalz Straßenerweiterung MutterſtadtDaunſtadter Höhe Vom bayeriſchen Staatsminiſterium wird auf eine An⸗ frage des Abg. Diſſinger(Zentrum) und der pfälziſchen Abgeordneten der Bayeriſchen Volkspartei über eine Verbrei⸗ terung der Staatsſtraßendecke Mutterſtadt⸗Dannſtadter Höhe, auf der teilweiſe die Lokalbahn Ludwigshafen Meckenheim läuft, mitgeteilt: Die Verbreiterung und teilweiſe Verlegung der Staatsſtraße zwiſchen Mutterſtadt u. Dannſtadt kann aus finanziellen Gründen und weil mit der Lokalbahn erſt die notwendigen Verhandlungen geführt werden müſſen, in dieſem Jahre nicht mehr in Angriff genommen werden. Wenn es nicht möglich ſein ſollte, im nächſten Jahre die Verbreiterung der ganzen Straße durchzuführen, wird wenigſtens der Umbau der zum Teil ſehr engen Kurven im Bauprogramm 1930 vor⸗ geſehen werden. Schifferſtadter Gemüſeanktion * Schifferſtadt, 16. Aug. Bei der heutigen Gem ütſe⸗ auktion wurden folgende Preiſe notiert: Birnen—7, Zwetſchgen—9, Mirabellen 14—16, Aepfel—13, Tomaten 1818, Rotkraut 14—17, Wirſing 813, Weißkraut—6, Blumenkohl 36—44, Kopfſalat—4, Endivienſalat—7, Rettiche —7 Pfennig. Anfuhr und Abſatz gut, Weiſenheimer Obſtgroßmarkt * Weiſenheim a.., 16. Aug. Bei ſtarker Anfuhr und flottem Handel wurden folgende Preiſe notiert: Pfirſiche 20 bis 30, Birnen 15—20, Aepfel 12—18, Tomaten 13.16 je Pfd., Gurken je 100 Stück 5060 Pfg. Schutzmaßnahmen gegen Felddiebſtahl * Frankenthal, 16. Aug. Zur Bekämpfung der in letzter Zeit zugenommenen Felddiebſtähle hat die Stadtverwaltung für ihre Gemarkung und die Gemarkungen der Vororte Ehrenfeldhüter aufgeſtellt. Die Ehrenfeldhüter üben ihre Tätigkeit auch zur Nachtzeit aus. Sie haben die gleichen Rechte wie die hauptamtlich tätigen Feldhüter. Sie ſind Polizeiorgane und können bei jedem Feldfrevel und bei feld⸗ polizeilichen Uebertretungen einſchreiten, die Namen der Ge⸗ ſetzesübertreter feſtſtellen und dieſe zur Anzeige bringen. Nachbargebiete Kirchenrat Bergmann geſtorben SW. Darmſtadt, 16. Aug. Im Alter von 90 Jahren ſtar b dieſer Tage hier Kirchenrat Bergmann. Er iſt 1839 in Nieder⸗Saulheim(Rheinheſſen) geboren und war in Rein⸗ heim, Darmſtadt und Babenhauſen tätig. Im Jahre 1908 trat ex als Pfarrer in Babenhauſen in den Ruheſtand. Kirchen⸗ rat Bergmann, der ſich allgemeiner Beliebtheit erfreute, wurde in Babenhauſen zu Grabe getragen. * Sw. Heppenheim, 16. Aug. In der Kurve auf der Straße nach Kirſchhauſen ſtießen zwei im Tonwerk beſchäftigte junge Leute, die auf dem Heimweg mit dem Motorrad waren, mit einem Perſonenauto zuſammen. Die Motorradler wurden über die Maſchine geſchleudert und erlitten ſchwere Ver⸗ letzungen, während die Autoinſaſſen mit Hautabſchür⸗ fungen davonkamen. sw Gernsheim, 17. Aug. Im Strandbad wurden einem fungen Mann die Kleider und das Fahrrad geſtoh⸗ len. Der Beſtohlene mußte nur mit Badehoſe bekleidet nach Groß⸗Rohrheim gehen, um ſich Kleider auszubitten, damit er die Heimreiſe antreten konnte. ew Alzey, 17. Aug. Ein nicht täglicher Einbruch wurde in die hieſige Ortskrankenkaſſe verübt. Zwei Männer drangen in das Gebäude mit Nachſchlüſſel ein, ſchafften den zwei Zentner ſchweren Kaſſenſchrank auf die Straße, holten von der benachbarten Straßenbauſtelle ein Wägelchen und fuheen davon. Sie wurden von dem Schrankenwärter geſehen, als ſie in Richtung Kettenheim davon fuhren. In der Nähe des Bahnüberganges fand man den Kaſſenſchrank, der aufgebrochen war, vor. Insgeſamt ſind den Tätern etwa 500 Mk. in die Hände gefallen.— In Bornheim war der 48jährige Landarbeiter Friedel Müller an der Dreſch⸗ maſchine mit der Abnahme gepreßter Ballen beſchäftigt, die er mit einer Gabel zu einem hohen Haufen aufſchichtete. Plötz⸗ lich brach der Holzſtiel der Gabel, der Ballen ſtürzte und das zerſplitterte Gabelſtück traf den Arbeiter an der Bruſt. Es wurden ihm mehrere Rippen zerbrochen, die Lunge und das Rippeufell durchſtoßen. Er wurde in ſehr bedenklichem Zu⸗ ſtand ins Kreiskrankenhaus verbracht. * Horchheim(Rheinheſſen), 13. Aug. Heute vormittag fand man den Schuhmachermeiſter Anton Müllererhängt auf. Es iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß die in den letzten Tagen ſtark aufgetretene Arterienverkalkung den 80jährigen gur unſeligen Tat zwang. * Ingelheim, 13. Aug. Beim Baden im offenen Rhein iſt der bei einem Nieder⸗Ingelheimer Schuhmachermeiſter be⸗ ſchäftigte 20 jährige Geſelle Leonhard Krebs aus Hofſtetten (Kreis Gemünden), als er ſich zu weit hinauswagte und ihn ſeine Kräfte verließen, ertrunken. * Büdingen, 15. Aug. Dienstag nachmittag wurde an der Glashütte der fünfjährige Erich Günther von einem hieſigen Auto auf der linken Straßeuſeite überfahren und an Kopf und Beinen ſchwer verletzt. Nach dem Unfall ſprang der Fahrer aus ſeinem Wagen heraus und ließ dieſen weiter⸗ fahren, der dann nach einer Zickzackfahrt an einem Baum lan⸗ dete. Der Fahrer wurde von Paſſanten angegriffen und mußte flüchten. Es wurde feſtgeſtellt, daß keine Bremſe an 8 S dee Wind höhe 75 0— Wetter wm Richt. Stärke 8 Wertheim 151— 16 29 15 ſtil bedeckt Königsſtuhlf 563 760,1 19 24 18 SWM“leicht halbbed. Karlsruhe 120 760.3] 22 29 17 SW ſchw. Regen Bad.⸗Bad. 213760, 19 28 15 SW] maß. Villingen 780 762,1 18 26 12 SW„ bedeckt Feldbg. Hof 1275 629,2 11 19 10 SW leich“ Regen Badenweil.“— 761,4 18 28 11 SW ſteif“ bedeckt St. Blaſien] 780 15 27 11 ſtill leicht] Regen Höchenſchw.—— birge bis in die höchſten Gebiete(Feldberg 19 Grad Maxi⸗ Goerichtszeitung § Karlsruher Schöffengericht. Das ſchwere Kraftwagen⸗ unglück, das ſich am Vormittag des 2. Juli auf der Straße Hörden⸗Gernsbach unweit des Bahnhofs Hörden zutrug, be⸗ faßte das Karlsruher Schöffengericht. Der Angeklagte, Chauffeur Wilhelm Lang aus Hörden, war mit dem Chaſſis eines Poſtomnibuſſes der Benzwerke in Gaggenau auf Probe⸗ fahrt beim Ueberholen mit dem Laſtwagen einer Raſtatter Brauerei kollidiert, der in die Murg ſtürzte. Der Chauffeur ſowie der Beifahrer des Brauereiautos wurden getötet. Lang erhielt wegen fahrläſſiger Tötung drei Monate Ge⸗ fängnis. Wegen Diebſtahls wurde der vorbeſtrafte Kaufmann Edgar Zauner aus London zu einem J ahre, deſſen Braut, die unbeſtrafte 20 Jahre alte Helene Erlen bach aus Grünwinkel, zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Die beiden hatten am 2. Juni aus der Wohnung einer Witwe in der Uhlandſtraße in Karlsruhe über 80% Bargeld ſowie Wertgegenſtände entwendet⸗ § Wegen fahrläſſiger Tötung verurteilt. In der Schöf⸗ fengerichtsſitzung in Kuſel wurde gegen den Fuhrmann Eduard Sommer in Schönenberg verhandelt, der wegen fahrläſſiger Tötung angeklagt war. Sommer fuhr mit ſeinem Fuhrwerk in der Nacht ohne Licht. Der Wagner Schultheis von Herſchweiler⸗Pettersheim fuhr mit ſeinem Motorrad zwiſchen Ohmbach und Herſchweiler in das Fuhrwerk hinein und fand dabei den Tod. Durch die Zeugenausſage wurde noch er⸗ wieſen, daß der Angeklagte auf der falſchen Straßenſeite fuhr. Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Monaten Gefängnis. welche Strafe der Angeklagte nicht annahm. Ein fofortiges neues Urteil erhöhte die Strafe auf vier Monate Ge⸗ fängnis. Sportliche Rundſchau Nach den Rudermeiſterſchaften 22 Vereine in der Punkt⸗Tabelle vertreten— Amicitia Mannheim mit 965 Punkten an der Spitze Die großen Kämpfe der Deutſchen Rudermeiſterſchaften ſind vor⸗ über; durch ſchöne und einwandfreie Rennen iſt das Stärkeverhältnis der Vereine zueinander in den einzelnen Bootsgattungen reſtlos klargeſtellt worden. Erwartungsgemäß konnte das Olympia⸗Meiſter⸗ paar Müller⸗Moeſchter vom Berliner Ruderklub Hellas feinen Meiſtertitel zum dritten Male mit großer Ueberlegenheit behaupten; ſehr ſicher verteidigte auch die Mannheimer Amicitia ihre im Vorjahr errungene Achter⸗Meiſterſchaft gegen ein Feld von ſieben, zum Teil recht ſtarken Gegnern und konnte außerdem noch den ſilbernen Mei⸗ ſterzweig im Vierer mit und ohne Steuermann hinzufügen. Dieſe Leiſtung, die drei hochwertigſten Riemenbovotsrennen mit erner Achtermannſchaft an einem Tage gewonnen zu haben, ſteht bisher inzig da in der Geſchichte des deutſchen Ruderſports. Drei Meiſter⸗ ſchaften an einem Tage hätten bereits im Jahre 1908 und 1909 der Mainzer Ruderverein und 1928 der Berliner Ruderklub Hellas ge⸗ winnen können, aber in dieſen drei Fällen waren es jedesmal nur zwei Riemenrennen und ein Scullrennen. In der Amieitia⸗Mann⸗ ſchaft hat jedermann— ſelbſt der Steuermann— zwei Meiſterſchaften an einem Tage gewonnen! Sicher gewannen auch die beiden jüng⸗ ſten, kaum 19jährigen Meiſter v. Düſterloh⸗Buthz vom„Alt⸗Werder“⸗ Magdeburg ihre erſte Meiſterſchaft und erfüllten damit die wohl allgemein gehegten Erwartungen. Als einzige Ueberraſchung ver⸗ bleibt die Niederloge von Flinſch, der ſich dem Beſten der füngſten Scullergeneratisn, Gerhard Boetzelen vom Berliner Ruder⸗Elub beugen mußte. Trotzdem ſteht er mit insgeſamt ſechs Meiſterſchafts⸗ ſiegen gleich hinter Cordes und Aysmaier vom Mainzer Ruderver⸗ ein und Wilker und Fickeiſen vom Ludwigshafener Ruderverein, die je acht Meiſterkränze gewannen, an fünfter Stelle, gemeinſam mit dem verſtorbenen Achilles Wild. „In der Punkittabelle für die ſechs großen Punktregatten Berlin, Frankfurt a.., Hamburg, Leipzig, Mainz und Mannheim und die Meiſterſchaftsregatta ſind durch die Ergebniſſe dex letzteren nur wenige Verſchiebungen in der Reihenfolge eingetreken. Un⸗ nahbar behauptet„Amicitia“ Mannheim mit 965 Punkten ihren erſten Platz. An die zweite Stelle iſt durch ſeinen Sieg im Riemengweier und ſein zweiten Platz im Vierer o. St. der Berliner R. Hellas mit 222½ Punkten vor dem Berliner Ruderelub mit 182½ Punkten ge t. Den vierten Platz behauptet Alt⸗Werder“⸗Moagdeburg mir 110 Punkten und den fünften der Heidelberger Ruder⸗Club mit 100 Punkten. Zur gleichen Punktzahl ſchaft Hanſa⸗Hamburg, die burch ihren zweiten Platz im Vierer mit Steuermann auf 95 Punkte gekommen iſt. Es folgen nun in faſt unveränderter Reihenfolge: Fronkfurter Rudergeſellſchaft Germ inia mit 75, Berliner Ruderverein von 1876 und Pruſſia⸗Königsberg mit je 25, Univerſität Frankfurt a. M. und Waſſerſport⸗Verein Godes⸗ berg mit je 20, Renngemeinſchaft Berliner Ruder⸗Club— Gubener Ruderclub 1905 mit 15, Frankfurter Rudergeſellſchaft Sachſenh uf 15 Germania Köln und Würzburger Ruderverein 1875 mit je 12%, Ludwigshafener Ruderverein und Frankfurter Ruderverein von 1865 mit je 10, Ruderſellſchaft Wiking⸗Berlin, Bremer Ruderverein von 1882 und RC. Rhenania Koblenz mit je 7. und Halleſcher Ruder⸗Club mit 5 Punkten. Geſchäftliche Mitteilungen * Geſchäftsverlegung. Das hier ſeit 26 Jahren beſtehende Ber⸗ liner Atelier, Inh. E. Kregloh, Lichtbildwerkſtätten für moderne Photographie, verlegte ſeine Geſchäftslokalttäten in die vollſtändig renovierten Räume des Hauſes D 3, 8, an den Planken. * » Denkſpiel. Nach Wegen zur Löſung des Denkſpiels wird ge⸗ fragt!... Der Wahlkampf für die Regie⸗Zigarette„Nil“ kann nur mit einer Entſcheidung zuſammenhängen, die der Raucher herbei⸗ führen ſoll. Dann laſſen ſich im Hinblick auf die bekannte gute Kochweiſe in Oeſterreich mancherlei Verbindungen zwiſchen Zigaretten und Küche herſtellen, worauf möglicherweiſe die praktiſ che Er ⸗ gänzung im Denkſpiel hinweiſen ſoll wohl etwas für die Hausfrau. Die glücklichen Gewinner der anſehnlichen Geldpreiſe fün die richtige Löſung des Auſtria⸗Denkſpiels werden am 15. September in unſerer Zeitung bekanntgegeben. S1 Trinkt Fachinger. Sowohl im Krankenbett wie auch an der Tafel wiſſen die unzähligen Konſumenten von„Staatl. Fachingen“ die Vorzüge dieſes Geſundheitswaſſers ſehr zu ſchätzen. Der hervor⸗ ragende Geſchmack und die außerordentliche Heilkraft werden von Arzt und Publikum gleich anerkannt. S189 Aus den Nundfunk-Programmen Sonntag, 18. Auguſt Deutſche Sender rlin(Welle 418), Königs wuſterhauſen(Welle 1635) .30 Uhr: Frühkonzert; 9 Uhr: Morgenfeier; 12 Uhr: Platzkon⸗ zert; 20 Uhr: Volkstümliches; anſchl. Tanzmuſik. 5 Breslau(Welle 253) 20.15 Uhr: Heitere Abendunterhaltung wit Paul Nicolaus; 22.30 Uhr: Tanzmuſik. 5 Frankfurt(Welle 390) 7 Uhr: Uebertragung von Hamburg; .15 Uhr: Katholiſche Morgenfeier; 12 Uhr: Konzert; 20.30 Uhr: Konzert des Rundfunkorcheſters, Hamburg(Welle 372) 20 Uhr: Die melodiöſe Oper; 22.30 Uhr: Aktuelle Stunde; 23 Uhr: Tanzfunk aus dem Wiener Cafſs. Königsberg(Welle 276) 19.30 Uhr: Heitere literariſche Veran⸗ ſtaltung; 20.15 Uhr: Aus franzöſiſchen Opern; 22.30 Uhr: Von Berlin Tangmuſik. Langenberg(Welle 473).30 Uhr: Brunnenkonzert; 9 Uhr: Morgenfeier; 12.30 Uhr: Geſang im Freien; 13 Uhr: Mittags⸗ konzert; 16.30 Uhr: Veſperkonzert; 20 Uhr: Von Bad⸗Aachen: Kurkunzert; anſchl. Konzert aus dem Hanfa⸗Cafs Düſſeldorf, Lerpzig(Welle 259) 17 Uhr: Wiener Walzer; 19.45 Uhr: Aus der Staatsoper Dresden: 2. Akt aus der Oper: Triſtan und Iſolde, von Richard Wagner; 21 Uhr: Als Sendeſpiel: Elmfeuer am Maſt, ein Akt von Waldfried Burggraf; anſchl. v. Berlin Tanz. München(Welle 533), Kaiſerslautern(Welle 270) 10 Uhr: Katholiſche Morgenfeier; 12 Uhr: Standkonzert; 16 Uhr: Kurkonzert; 20.20 Uhr: Gaſtſpiel der Alpenländiſchen Volks⸗ bühne: Dorfgeſchichten aus der grünen Steiermark; 22.45 Uhr: Konzert und Tanzmuſik. Stuttgart(Welle 360) 11.15 Uhr: Morgenfeier; 12 Uhr: Aus dem Münſter in Weingarten: Orgelkonzert; anſchl. Schallplatten; 15 Uhr: Unterhaltungskonzert; 16.30 Uhr: Von Zürich: Inter⸗ nationale Radweltmeiſterſchaften; 20.30 Uhr: Von Frankfurt: Konzert; 21.45 Uhr: Ludwig Manfred⸗Lommel⸗Abend; anſchl. aus dem Kurhaus in Baden-Baden Tanzmuſik. Ansländiſche Sender Bern(Welle 403) 20.30 Uhr: Soliſten⸗ 22.15 Uhr: Spätkonzert. Budapeſt(Welle 550) 20.15 Uhr: Schauſpielaufführung; 22.80 Uhr: Zigeunermuſik. Daventry(Welle 479,2) 21 Uhr: Abendkonzert. Daventry(Welle 1553) 21.05 Uhr: Konzert aus dem Grand⸗Hotel. Mailand(W. 501) 20.30 Uhr: André Chenier, Oper; anſchl. Tanz. Paris(Welle 1725) 20.15 Uhr: Abendkonzert. 5 Prag(Welle 487) 19.30 Uhr: Konzert; 21 Uhr: Von Brünn: Mili⸗ tärkonzert; 22.20 Uhr: Von Marienbad: Tanzmuſik. Rom(Welle 441) 21 Uhr: Konzert italieniſcher Muſik. Wien(Wü 517) 20.05 Uhr: Die goldene Meiſterin, Operette in 8 Akt. Zürich(Welle 459) 20 Uhr: Schweiz. Mundart; anſchl, von Bern: Soliſten⸗ und Orcheſterkonzert; anſchl. Wunſchkonzert. 2 2 + Radio-Spezialhaus Gebr. fHettergott Marktplatz G 2, 6— Telephon 28547 Es wird früher dunkel, Sie ſind wieder mehr zuhauſe, nun wird es Zeit, daß Sie Ihr Radiogerät einer gründlichen Durchſicht unterziehen, ob Batterien und Röhren in Ordnung ſind, vorzügliche Dienſte leiſtet Ihnen dabei unſer Univerſal⸗ Meßinſtrument, Voltmeter 6/120 V. für nur Mk..50. Accu⸗Ladeſtation. Be und Orcheſterkonzert; Chefredakteur: Furt Fiſcher(im Urlaub) Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton Dr. S. Ka ſer Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schö nfelder Sport und Vermiſchtes: Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige: i. B. R. Schönfelder— Anzeigen u. geſchäftliche Mitteilungen? Jakob Faude, iſt die Mainz⸗Kaſteler Rudergeſellſchaft 1880 durch ihren guten zwei⸗ ten Platz im Achter aufgelaufen, dicht gefolgt von der Rudergeſell⸗ Nee e eee eee Wie wird as Wetter-Vorausſagen für wolkig, dazwiſchen einzelne Aufheiterungen, weſtl Wetter Nachrichten der Badiſchen Landeswelterwarte Karlsruhe Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(.26 Uhr morgens). Das geſtern vor Schottland gelegene Tief iſt unter Ver⸗ ſtärkung oſtwärts gezogen und hat ſich bis zur Nordſee aus⸗ gedehnt. Seine Vorderſeite brachte geſtern mit kräftigem Zu⸗ ſtrom kontinental erwärmter Luft aus Südoſten Höchſttempe⸗ raturen in der Ebene von 96—29 Grad, denen auch das Ge⸗ ſämtlich in Mannheim— Herausgeber, Drucker und Verleger Druckerel Fr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m.. Mannheim b 6,2 tter werden? Sonntag, 18. Auguſt 1929 iche Winde, einzelne ſtrichweiſe Nachregen, kühl. mum) nur wenig nachſtand. Heute morgen brachen die kühleren ozeaniſchen Luftmaſſen, ſtellenweiſe unter Gewitter⸗ begleitung, bei uns ein. Die Grenze der Warmluft liegt jetzt auf der Linie Helgoland Hannover München. Wir bleiben auch morgen in dem Bereich der kühlen Weſtſtrömung. Reiſewetter in Deutſchland Nord⸗ und Oſtſee: wolkig, friſche Südwinde, nach Weſten drehend. Geſtern: mäßig warm, wechſelnd wolkig, einzelne Regen. Harz und Thüringer Wald: heiter, leiche, örtlich verſchiedene Winde, Geſtern: warm und heiter. Rhein⸗ und Weſergebiet: leichte Südweſtwinde, ſtrichweiſe Regen. und heiter. Fichtelgebirge, Erzgebirge und Sudeten: heiter, leichte, ſüdliche Winde. Geſtern: Alpen: Geſtern: warm warm und heiter. 3 N 8 7 dem Wagen in Ordnung war. August u. 1. September, nachm. 2, Uhr heiter, leichte, ſüdliche Winde. Geſtern: warm und heiter. ER 0 — e l. i E A N K. E 2 T f * 2 8 9 N 0 3 4 5 . 4. 1 —— Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Wirtſchafts⸗ und Vörſenwoche Belingt die Reform der Arbeitsloſenverſicherung?/ Das Problem der Saiſonarbeiter Deutſche Kohlenſach⸗ lieferungen und deutſche Arbeiter/ Die wirkungsloſe Newyorker Diskonterhöhung 2 Von all den Problemen, die die Umſtellung der deutſchen Wirtſchaft auf den Poungplan ausgelöſt haben, iſt das der A. rbeitsloſenverſicherung zurzeit das ſchwierigſte und innerpolttiſch gefahrenreichſte. Nachdem es eine Zeitlang ſo ausgeſehen hatte, als ob die Sanierung der Arbeits⸗ loſenverſicherung an der bisher geübten parteipolitiſchen Er⸗ örterung ſcheitern würde, wodurch auch die Bereinigung der Reichsfinanzen in Frage geſtellt wäre, laſſen die geſtrigen Beſprechungen der Parteiführer wieder etwas mehr Hoffnung aufkeimen. Wie aber ſchließlich der Montag vom Reichs⸗ arbeitsminiſter Wiſſell vorzulegende Entwurf ausſehen wird und welches Schickſal die Regierungsvorlage im Sozial⸗ politiſchen Ausſchuß haben wird, kann heute niemand voraus⸗ ſagen. Nach dem kleinen Fortſchritt, jedoch, den die geſtyigen Beratungen gebracht haben, kann man wohl erwarten, daß nunmehr auch die Gewerkſchaften nicht mehr gefühlsmäßig an die weitere Behandlung der Frage herangehen, ſondern einszis und allein den fachlichen Geſichtspunkt walten laſſen. Man kann ſchlechterdings unmöglich auf der einen Seite den Moungplan annehmen und auf der anderen die aus ihm ſich zwangsläufig ergebenden Folgerungen für eine m ſt ratio⸗ nelle deutſche Finanzwirtſchaft übergehen. bleibt nichts anderes übrig, als den Ausgleich zu ſuchen und der liegt in der Notwendigkeit, die von der Reichsanſtalt gezahl⸗ ten Leiſtungen mit den von den Verſicherten gezahlten Leiſtungen in Einklang zu bringen. Das Sachverſtändigengutachten für die Reform der Arbeits⸗ loſenverſicherung iſt gewiß kein Meiſterwerk, es bietet aber immerhin die Grundlage, um eine Reform der Arbeitsloſen⸗ verſtcherung wenigſtens in die Wege zu leiten und es wird auch die Grundlage für die Regierungsvorlage abgeben mütſſen. Wenn man ſich auf die prozentige Beitragserhöhung geeinigt hat, ſo zeugt das von der grundſätzlichen Wandlung, die in der Zwiſchenzeit eingetreten iſt. * daß bezüglich der Saiſon⸗ Man kann nur hoffen, arbeiter eine ebenſo dem Sachverſtändigengutachten nahe⸗ kommende Einigung erzielt wird, wie in der Frage der Bei⸗ tragserhöhung. Denn wenn auf der einen Seite trotz ſchwer⸗ ſter Bedenken der Beitragserhöhung zugeſtimmt wurde, ſo liegt es in der Linie des nun einmal zu erzielenden Kom⸗ promiſſes, daß die andere Seite das gleiche Entgegenkommen beweiſt. Es ſollte doch nicht ſo ſchwer ſein, die offenkundigen Mängel des Saiſonarbeiterproblems einer befriedigenden Löſung zuzuführen. Denn das bisherige Syſtem hatte nur den Erfolg, daß im März dieſes Jahres bei einer Geſamt⸗ arbeitsloſenziffer von rund 2,3 Mill. Perſonen die Zahl der arbeitsloſen Saiſonarbeiter auf nicht we⸗ miger als 1,3 Mill. Perſonen ſich belief und daß u Laſten der übrigen Arbeitnehmer die zum Aus⸗ gleich für das Saiſonarbeisloſenriſiko recht hoch ent⸗ [üͤhnten Saiſonarbeiter regelmäßig ungefähr ünfzehnmal ſo viel aus der Ar beitsloſenver⸗ ſicherung bezogen als ſie einzahlten. Gerade dieſe Angleichung der Beiträge an die Leiſtungen wird aber von den freien Gewerkſchaften unter bewußter Nichtachtung des von ihnen ſelbſt ſonſt immer in den Vordergrund ge⸗ ſchohenen demokratiſchen Mehrheitswillens abgelehnt, obwohl ſie ſelbſt die Einſetzung eines Sachverſtändigenausſchuſſes am nachdrücklichſten betrieben haben, deſſen Gutachten ſie jetzt aber (anglog dem Vorgang bei der Schmalenbach⸗Kommiſſion im Ruhrbergbau) nicht anerkennen wollen, weil es ihren Erwar⸗ tungen nicht entspricht. Im Intereſſe aller Beteiligten liegt es, daß die Arbeits⸗ loſenverſicherung von der unerhörten Belaſtung, die die ſeit⸗ herige Saiſonarbeiterunterſtützung mit ſich brachte, befreit wird. Dabet würde man ja nichts anderes tun, als was die freien Gewerkſchaften ſelbſt bezüglich der Anpaſſung der Höhe der von ihnen gewährten Unterſtützung an die der Leiſtungen bereits ſeit vielen Jahren in der ſchärfſten Weiſe durchgeführt haben. Beiſpielsweiſe kann man im Statut des Verbandes der Bergbauinduſtriearbeiter Deutſchlands leſen:„Die Höhe der Unterſtützung richtet ſich nach den geleiſte⸗ ten Hauptkaſſen beiträgen“. Es wäre mehr als un⸗ vernünftig, wenn die Sozialdemokratie lediglich aus partei⸗ politiſchen Gründen die dringend nötige Reform des Arbeits⸗ loſengeſetzes verhindern würde, und es wäre grotesk, wenn ſie ausgerechnet eine Löſung unterbinden würde, die nichts weiter zum Ziele hat, als was die Satzungen der einzelnen Gewerkſchaften bezüglich der Unterſtützung ihrer Mitglieder in beinahe noch ſchärferer Form vorſchreiben. Bei der ganzen Frage iſt doch zu berückſichtigen, daß Deutſchland in erſter Linie ſeine Finanzwirtſchaft auf eine geſunde und möglichſt ſtabile Baſis ſtellt. Aber ohne eine grundlegende Reform der Arbeitsloſenverſicherung iſt das nicht zu erreichen. Wenngleich angeſichts der auch ſtark von Gefühlsmomenten getragenen Frage eine 100prozentige Befriedigung auf beiden Seiten nicht erzielt werden kann, ſo iſt doch zu fordern, daß zum mindeſten eine Löſung gefunden wird, die es ermöglicht, über die ſchwierige Zeit der nächſten Monate hinwegzukommen. 6 Schließlich iſt das Arbeitsloſenproblem nichts weiter als die Folge der Verengung der Weltmärkte durch die Ueberinduſtrialiſierung der Welt. Der Bedarf der einzelnen Länder entſpricht zurzeit nicht der geſteigerten Produktion und ihren vereinfachten Methoden, ſo daß bei uns, wie auch im übrigen Europa(ſ. Nr. 376 der„N. M..“ das Heer der Arbeitsloſen angewachſen iſt. Hier liegt auch zu einem guten Teile der Schlüſſel für den Widerſtand der engliſchen Delegation gegen die deutſchen Sachlieferungen. Weil die Labour⸗Regierung nicht nur die Intereſſen der engliſchen Kohlenmagnaten, ſondern eben⸗ ſoſehr auch die der engliſchen Bergarbeiter zu wahren hat, wendet ſie ſich gegen die deutſchen Sachlieferungen in Kohle, die ohnehin in dem Moungplan weſentlich ermäßigt wurden und nach 10 Jahren ganz aufhören. Sollte Snowdens Vorſtoß von Erfolg begleitet ſein. Dann würde die deutſche Kohlen⸗ induſtrie mitſamt ihrer Arbeiterſchaft ganz außerordentlich ſchwerem Drucke ausgeſetzt ſein. Deutſchland hat das aller⸗ größte Intereſſe daran, die Kohlenlieferungen ſchon 1 84,1 aus produktionstechniſchen Gründen nicht zu verlieren; denn beieinem Fortfall dieſes Ab⸗ ſatzes, der bei einer Geſamtausfuhr von 35 Mill. Tonnen im Jahre rund 45 v. H. ausmacht, würde bei ſeiner heutigen Produktions kapazität entweder eine Ueberproduktion im Inlande oder eine weſentliche Unkoſtenverteuerung eintreten. Die Haltung Englands auf der Haager Konferenz zeigt aber mit aller Deutlichkeit, daß für die engliſche Delegation inner⸗ politiſche Preſtigegründe in vorderſter Linie ſtehen, ſtatt der erſtrebenswerten weltwirtſchaftlichen Bereinigung des Reparationsproblems. 5 N Am internationalen Geldmarkt konnte man in dieſer Woche wieder einmal beobachten, daß heute eine Diskont⸗ erhöhung kaum imſtande kſt, auf die Speku⸗ lation hemmend zu wirken, daß vielmehr im Gegen⸗ teil alle offiziellen Maßnahmen der Bankgebieter gerade die umgekehrte Wirkung auf die Börſenſpekulation aus⸗ üben. Die Newyorker Börſe hat ihren erſten Schreck und die erlittenen Verluſte durch die plötzliche Diskonterhöhung über⸗ raſchend ſchnell überwinden können und befindet ſich heute kursmäßig erneut auf der Höhe. Der Rediskont hat nicht die erſtrebte Verteuerung erfahren, er bekundet in Newyork viel⸗ mehr Neigung zur Senkung, denn der Satz, der in den letzten! Konzern Frankfurter Allgemeine Verſicherungs⸗ Verſchärfung der Lage Die Verhandlungen, die geſtern in Berlin zwiſchen der Verwal⸗ tung der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗ A.„G. und den beteiligten Großbanken ſtattfanden, haben nach der„F..“ ergeben, daß die Fehler, welche die Konzernleitung auf dem Gebiet der Abſatzfinanzierung und der ſonſtigen Finanzgeſchäfte gemacht hat, den Geſamtkonzern, trotz der guten Verfaſſung des eigent⸗ lichen Verſicherungsgeſchäftes, doch ſtärker berühren, als ſelbſt die Nächſtbeteiligten vor Beginn der Verhandlungen glaubten annehmen zu ſollen. Es ſind in ſo hohem Maße längerfriſtige Teil ⸗ zahlungskredite und ſonſtige In veſtitionen kur z⸗ friſtigrefinanziert worden, daß man nicht mehr umhin kann, von einer Illiquidität des Konzerns der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗A.⸗G. zu ſprechen. Für heute iſt eine neue Banken⸗ ſitzung zuſammenberufen worden, in der man hofft, durch Zuſammen⸗ ſtehen der geſamten Großgläubiger die unmittelbaren Geſahren zu bannen, die ſich aus der Illiquidität eines ſo weit verzweigten und umfaſſenden Komplexes ergeben. Die Summen, um die es ſich han⸗ delt, ſind ſo außerordentlich groß, daß die Banken vor der Not⸗ wendigkeit einer weitgehenden Stillhaltebereitſchaft ſtehen. Aber auf der anderen Seite müſſen die vielgeſtaltigen Ver⸗ flechtungen berückſichtigt werden, die gerade einen der größten deut⸗ ſchen Verſicherungskonzerne mit der Geſamtwirtſchaft verbinden. Alſo darf man Berettſchaft erwarten, zumal auch die Rettung durchaus ge⸗ ſunder Verſicherungsaktiven auf dem Spiele ſteht. Gegenüber der allgemeinwirtſchaftlichen Bedeutung des Falles tritt die Frage, was die Aktionäre an Verluſten in Kauf nehmen müſſen(die Gläubiger brauchen einſtweilen nicht beſorgt zu ſein), in den Hintergrund. Daß es namhafte Verluſte geben wird, darf, nach 1 5 N 8 Weiter entlaſtete Reichsbank Notendeckung 57,2 v. H. Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Aug u u 1029 hat ſich die geſamte Kapitalanlage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten in der zweiten Auguſtwoche um 190,2 Millionen auf 23759 Mill. 1 verringert. Im ein⸗ zelnen haben die Beſtände an Wechſeln und Schecks um 256,3 auf 2157,3 Mill./ abgenommen, während die Beſtände an Reichs⸗ ſchatzwechſeln um 24,1 auf 40,1 Mill./ und die Lom bar d⸗ beſtände um 42,0 auf 83,8 Mill./ angewachſen ſind. An Reichsbanknoten ſind 180,4 Mill./ aus dem Verkehr zurückgefloſſen und dementſprechend hat ſich der Umlauf auf 4291,7 Mill.„ verringert. An Rentenbankſcheinen ſind 3,6 Mill./ in den Verkehr abgefloſſen, der Umlauf hat ſich auf 408,6 Mill./ erhöht. Die Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen haben ſich auf Mill./ verringert. Die fremden Gelder zeigen mit 152,7 Mill. JJ eine Abnahme von 37,7 Mill. J. Die Beſtände an Gold und Jdeckungsfähigen De⸗ viſen zuſammen haben um 26,1 auf 2452,9 Mill./ abgenommen, und zwar haben ſich die Gold beſtände um 1,0 auf 2150,3 Mill. ¼ erhöht, die Beſtände an deckungs fähigen Deviſen um 28,1 auf 302,7 Mill. 1 verringert. 5 Die Deckung der Noten durch Gold allein beſſerte ſich von 48,0 v. H. in der Vorwoche auf 50,1 v.., diejenige durch Gold und deckungsfähige Deviſen von 55,4 v. H. auf 57,2 v. H. * Gläubigerverſammlung im Konkurs Mainzer Getreidekredit Ac. Mainz. Am Samstag vormittag trat im Mainzer Amtsgericht die Gläubigerverſammlung im Konkursverfahren der Getreidekredit⸗ bank zuſammen. Rechtsanmalt Joſef Schmidt, der die Sache der Gläubiger vertrat, gab den Stand der Aktiva und Paſſiva der Main⸗ zer Getreidekreditbank bekannt. Aus der Aufſtellung ergab ſich, daß eine Minimum bilanz von 1150949 Mark vorhanden iſt. Die Aktiva betragen 362 998 und die Paſſiva 1515 970 /. Die Ge⸗ treidekreöitbank hat ihre Grundſchuldbriefe an andere Banken ab⸗ getreten. Die Bankſchulden betragen allein über 500 000 /. Wie die Gläubiger abgefunden werden ſollen und welche Maßnahmen zur Beſeitigung der Schaden der kleinen Landwirte ergriffen werden, ſoll in einer Verſammlung im Laufe der nächſten Woche beſprochen werden. Der Verlauf der übrigen Sitzung war nicht öffentlich. * Großhandels⸗A.⸗G. für Getreide und Mühlenfabrikate in Char⸗ lotteuburg. Von zuverläſſiger Seite verlautet, daß die Geſchäfts⸗ lage unverändert günſtig iſt und für das am 30. September ab⸗ gelaufene Geſchäftsjahr 1928/20 wiederum mit einem zufriedenſtellen⸗ den Ergebnis gerechnet werden kann(i. V. 10 v. H. Dividende). :: Gebr. Schöndorff Ach. Düſſeldorf.— Voraus ſichtlich Divi⸗ dendenerhöhung. Die Geſellſchaft, die auf Grund von Auftrags⸗ zuweiſungen aus dem 100⸗Mill.⸗„ Kredit der Reichsbahn ſowohl in den Düſſeldorfer Betrieben als auch bei der vor kurzem angeglieder⸗ ten Waggonfrabik H. Fuchs in Heidelberg bis in das nächſte Jahr gut beſchäftigt iſt, wird wahrſcheinlich auf Grund dieſes günſtigen Ergebniſſes eine Dividendenſteigerung von 8 auf 10 v. H. vornehmen, wobei zu berückſichtigen iſt, daß die 1 120 000„ im letzten Jahr nur halb berechtigten jungen Aktien diesmal voll on der Dividende teil⸗ nehmen. In der Abteilung Holzbearbeitung konnte erſt kürzlich ein großer Auftrag für ein holländiſches Warenhaus hereingeholt werden. * Amerikabonus für die Aktionäre der Dresdener Gardinen⸗ und Spitzen⸗Maunfactur AG., Dresden. In der AR.⸗Sitzung wurde beſchloſſen, der GV.(6. Sept.) eine Dividende von 7(77) v. H. auf die VA. und, wie bere angekündigt worden war, von 8(12) v. H. auf die StA. in Vorſchlag zu bringen. Außerdem ſoll aus dem frei⸗ gegebenen Amerikaguthaben ein Bonus von 2 v. H. zur Ausſchüttung gebrocht werden. Das erhöhte AK, nimmt voll an der = Dividende teil. Bei dem Amerikaguthaben handelt es ſich um den früheren Beſitz der Geſellſchaft an Shares der The Dresden Lace Work Inc., Norwalk, die von dem Verwalter des deutſchen Eigen⸗ tums zum Nominalbetrag von 125 000 Dollar veräußert worden ſind. Wochen noch 9 bis 10 v. H. betrug, ſt auf unverändert 8 v..; außerh Geldangebot zu 7 v. H. zu verzeichnen. Deutſchland aber hat ſich herausgeſtellt, nahmefähigkeit des amerikani marktes, gemeſſen an der Kursentwickl zinslichen Werte— die deutſchen Bonds Tiefſtand erreicht— neuerdings weit i daß die Anleiheausſichten Deutſchlands 8. alſo wieder ungünſtiger geworden ſind. * ſogar reichliches Für Europa und ſich die Auf An der Börſe ſtanden in dieſer Woche Mo im Vordergrunde, deren Aufwärtsbewegung n Käufe des Rheinlandes genährt wurde, wo übr auch dis Kohlenkuxe recht feſte Haltung zeigten, auch auch Belgien und Holland beteil ſich an den Käufen im Montanwerten, denen nur geringe ebot gegenüberſtand. Die Anziehungskraft der Montanhauf Geſchäft auf faſt allen andern Ge lich beeinträchtigt wurde, zumal vielfach operationen von Elektroworten und J. G. J a ꝛ⸗ ben gegen Montan papiere vorgenommen wurden, Immerhin griff die Befeſtigung auch auf einige Nebenwe des Elektromarktes über, während... und die Schuckert⸗Werte vernachläſſigt blieben. Kaliaktien profitierten von angeblich elſäſſiſchen Käufen. Wiederholt wurde die freundliche Börſenſtimmung getrübt durch ſtärkere Rückgänge der Reichsbank⸗Anteile, die immer wieder zu einem Rätſel⸗ raten über die Behandlung der Anteilbeſitzer bei der kommen⸗ den Aenderung des Gewinnverteilungsſchlüſſels Anlaß gaben. Kurt Ehmer. war ſo ſtark, daß das bieten empfin d⸗ Tau ſch⸗ 7 * der„F..“, als ſicher angenommen werden; wie hoch ſie ſein werden, das vermag heute niemand zu beurteilen. * Dazu wird uns noch gedrahtet: Die Verluſte bei der Geſellſchaft ſind immerhin ſo nennenswert, daß das Bankenkonſortfjum ſich zu einer Stundungsbereitſchaft für die Franfkurter Allgemeine erklärte. Die kurzfriſtigen Verbindlichkelrten dürften vom Bau⸗ kenkonſortium, bei dem ſie meiſtens laufen, ſolange geſtundet werden, bis genügend Aktiva recall ſiert und flüſſig gemacht werden können. Immerhin werden bei der Abſtoßung lan ger Anlagen unter Zwang weitere Einbußen möglich ſein, ſo daß neben dem Ver⸗ luſt in der Abſatzfinanzierung auch hier noch Verluſte eintreten können, wodurch nicht nur die ſtille, ſondern auch die offene Re⸗ ſerve weitgehendſt herangezogen werden müſſen. Ob darüber hingus, wie anderweitig verlautet, ſelbſt noch das Kapital der Frankfurter, Allgemeinen mit herangezogen werden muß, was einer Sanierung gleichkommen wü bt noch abzuwarten. Es beſteht jedoch auf Grund unſerer ter In⸗ der Verwaltung gut unterbleiben Zu wü J die Oeffentlichkeit fachlich und eingehend nach der am Montag in Frankfurt a. M. ſtattfindenden Aufſichtsratsſiung über die tat ſächlichen Vorgänge und Verluſte aufgeklärt wird, damit deren weitgehende Beunruhigung nicht zum Schaden des Unternehmens weiter um ſich greift. Bis jetzt kann geſagt werden, daß die zahl veichen Verſicherken beim Könzern der Frankf. Allgemeinen kerne r ⸗ lei Schaden erleiden müſſen. Dies gilt beſonders für die Lebensverſicherungskonzerne, da bekanntlich die Lebensverſichevungen im Konzern der Franffurter Allgemeinen in einer eigenen Lebens⸗ verſicherungsgeſellſchaft konzentriert ſind, die durch die erwähnten etrüblichen Vorgänge in der Abſatzfinanzierung dürchaus nicht be⸗ etwa 400.000 Aus dieſer Freigabe dürften der deutſchen Geſellſchaf 0 üttung an die Mark zugefloſſen ſein. Zu beachten iſt, daß die An Stammaktionäre allein 900 000% gegen 810 000% J. erforderte. * 15 v. H. Dividende bei der Leipziger Spitzenfabrik Barth u. Co. AG., Leipzig. Wie die Verwaltung der Geſellſchaſt mitteilt, iſt das Das erzielte Ergebnis ge⸗ Etah ſtattet, eine höhere Dividende auszuſchütten als im Vo Der Auſſichtsrat hat dementſprechend beſchloſſen, eine i non 15(12) v. H. auf die Stammaktien und von ſatzur v. 8 guf die Vorzugsaktien in Vorſchlag zu bringen. D igung des Unternehmens iſt nach wie vor gut,(Ordentliche Gau rſamm⸗ lung am 15. Oktober.) * Hapag erwirbt Deutſche Tankreederei Ach. Die Hamßburg⸗ Amerika⸗Linte hat die Deutſche Tankreederei AG., die mit einem Akttenkapital von 500 000/ arbeitet, übernommen. Vorher halte die Hapag ſchon die beiden dieſer Tankreederel gehörigen Frachtdampfer von 4600 BRT. erworben. Die Schiffe, die auf den Namen„Deiſter“⸗ n Neue Julandsanleihe der Stadt Frankfurt a. M. bevorſtehend. Wie wir erfahren, geht die Stadt Frankfurt a. M. mit der möſicht um, demnächſt eine neue Inland sanleihe von 0 Mill. auszugeben. Den Anſtoß dazu hat der Rrfolg der kürzlichen Emif⸗ ſion von Sprozentigen Schatzanweiſungen der Stadt Köln gegeben. Darauf iſt inzwiſchen bereits weiter die Ankündigung der Ausgabe neuer Sprozentiger braunſchweigiſcher Schatzanweiſungen erfolgt. Ueber die Art der neuen Emiſſion der Stadt Frankfurt ſteht im Augenblick noch nichts feſt. Die Verhandlungen Harüber ſind noch im Fluß. Man darf aber wohl annehmen, daß auch in dieſem Falle ein ähnlicher Typ wie von Köln und Braunſchweig gewählt werden wird. Es ſei daran erinnert, daß die Sprozentigen Kölner Schatz⸗ anweifungen mit einer Laufzeit von drei Jahren zu ga v. H. beraus⸗ kamen und daß die neuen Sprozentigen braunſchweigiſchen Schatz ene oͤie Oktober 1939 fällig ſind, zu 96 v. H. ausgegeben werden.: * Vorläufige Einigung im Lancaſhire⸗Baumwolgebiet, Nach langen gemeinſamen Verhandlungen haben ſich die Arbeitgeber⸗ und Arbeitnehmerverbände der Lancaſhire Baumwollfabriken dahin⸗ gehend geeinigt, die Streitfragen einem Schiedsgerichtshof zur Ent⸗ ſcheidung vorzulegen. Die Forderungen der Arbeitgeber werden einem gemiſchten Schiedsgerichtshof unterbreitet, der zu entſcheiden hat, ob und inwieweit dieſe Forderungen gerechtfertigt ſind. Der Schiedsſpruch iſt für beide Parteien bindend. Auf Grund dieſes vor⸗ läufigen Abkommens ſteht es jeder Spinnerei frei, ab kommenden Montag den Betrieb wieder aufzunehmen. Mitteldeutſche Brikettpreiserhöhnng. Das Mitteldeutſche Braunkohlenſyndikat erhöht am 1. Oktober die Brikettpreiſe um 1 R. 4 ie Tonne.. Die Syndizierungspläne im engliſchen Bergbau Die in Anbetracht der Vorgänge im Haag und den deutſchen Sachlieferungen beſonders aktuell gewordene Frage der Schaffung einer Ein heitsorganiſation für den engliſchen Koh⸗ leunbergbau beſchäftigte am Donnerstag eine Berſammlung der engliſchen Kohlenproduzenten. Dabei zeigte ſich im Gegensatz zu ähnlichen früheren Beſprechungen mehr Neigung für eine Zuſammen⸗ faſſung der bisher in Geltung befindlichen Diſtriktabkommen. Be⸗ kanntlich beabſichtigt die engliſche Regterung für den Fall, daß keine Einigung erzielt werden kann, eine Zwangsſyndizierung herb führen. Es ſcheint jedoch, wie dos Bi meldet, als ob zie fitbn alli, ſiſchen Unternehmer ein Schema für die nationale Organ fatſon des engliſchen Kohlenbergbanes vorbereftet haben, deſſen Annahme fetzt zur Verhandlung ſteht. Dieſer Plan ſoll ſich hauptſächlich auf elle gemeinſame Politik in Bezug auf die Stell der Verkaufspreiſe beziehen. Die Verſammlung erzielte eine Eintgung über die ver⸗ ſchledenen fundamentalen Punkte und ſetzte einen Untergusſchuß ein, der die Unterſuchung des ganzen Problems in die Hand nehmen und der Verſammlung das Ergebnis mitteilen wird. 5 1 15 8. Sekte. Nr. 379 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 17. Auguſt 1929 Sſrandkorb 212 Von Rudolf Presber „Nein, Fräulein, wir ſprechen noch!— Otto, biſt Du da?— Schön. Ich höre, Du fährſt nächſtens an die See nach Buxenhagen.— Wie?— Heute ſchon?— Haſt bereits ge⸗ packt?— Großartig! Alſo, paß' auf! Ich hab' ein Amt für Dich— eine Bitte. Uſchi— Du kennſt doch Uſchi, meine Uſchi?— Ach nein, richtig— Du kennſt ſie noch nicht. Alſo, ich habe Uſchi für drei Wochen an die See geſchickt. Vorgeſtern früh fuhr ſie. Buxenhagen lag mir im Ohr. Vielleicht, weil Du mir mal erzählt haſt: Ruhig und ſolide, großer Wald und kleine Preiſe.— Wie?— Ja, ſie iſt ſchon dort, die Uſcht. Du wirſt ſie leicht finden und ſollſt ſie ein bißchen— Du weiſt, ſie liebt mich— Wie?— Na ſchön, dann hörſt Du's von mir ie liebt mich.— Nein, liebt! L— wie Lachs, J wie Iſidor, B— wie Berchtesgaden— Ja, liebt— „Schnuckiputz', ſo nennt ſie mich. Schnuckiputz niedlich, nicht? Solche Einfälle hat ſie! Immerhin— Kabarett!— Wie?— Ja, ein bißchen auffallend iſt ſie auch. Das fabel⸗ hafte Tizian⸗Blond iſt übrigens echt.— Alſo, wenn Du ſo gut wärſt, ein bißchen unauffällig zu beobachten— ſpäter nach ein paar Tagen kannſt Du Dich ja vorſtellen und ihr ſagen, wer Du biſt. Du verſtehſt, ich gehe gern ſicher. Und ſchließ⸗ lich, ſie bleibt dort drei Wochen allein— ich ſitze hier feſt und— Wie?— Ja, ſie hat natürlich ſchon Wohnung. Solide und— warte mal: Villa— Villa—? Himmel, nun ha ich den dämlichen Zettel verlegt! Aber Buxenhagen iſt ſchließ⸗ lich nicht Troupille— ſo viel elegante Weiber wird's da nicht —— und tizianblond— und halt' mal, die Nummer vom Strandkorb, die weiß ich. Hat ſie mir geſtern auf ner Karte geſchrieben. Sonſt war alles vom Regen verwiſcht. Nummer 2121— Nein: zwo— eins— zwo! Sinnig, nicht? Das iſt ſie überhaupt, die gute Uſcht. Du weißt doch, am 2. des 1. 1902— alſo, 2— 1— 2 bin ich geboren.. Aber, nein, Fräulein, wir ſprechen noch!— Wie?— Der Teilnehmer hat ab ⸗ gehängt?— Das iſt doch gar nicht möglich!...“ Es war doch möglich. Sogar Tatſache. Der Geſprächs⸗ teilnehmer Otto Fliederbuſch neu gebackener Aſſeſſor, hatte tatſächlich abgehängt. Roh und gefühllos. Denn er ſtand bibbernd, noch in Unterhoſen, am Telephon— und in drei Viertelſtunden ging vom Stettiner Bahnhof ſein einziger Zug mit Anſchluß nach Buxenhagen. Er kam auch, weil er abgehängt hatte, zu dem Zug noch rechtzeitig. Gerade noch. Und fuhr wie in einer Heringstonne ſechs Stunden— mit zweimal Umſteigen in andere Herings⸗ tonnen— nach dem geſegneten Buxenhagen. Seine beleibte Wirtin vom„Seefrieden“ freute ſich ſichtlich. Ihr Dackel auch. Beide waren älter und dicker geworden. Otto zog ſeine weißen Strandhoſen an, eilte mit der neugekauf⸗ ten Schaufel zum Strand. Meer! Meer!„Thalatta“ ſagte der Grieche, dachte Otto und ſuchte nach einem paſſenden Vers aus der Odyſſee. Er fand ihn nicht. Dahingegen den Strandkorb 212 fand ſein Blick ſofort. Den ſinnigen Geburtstagskorb! In einem Burgwall von mäßiger Höhe, wie ihn elegante Frauen ſchippen, ſo daß man, in der Nebenburg liegend, gerade noch ihre Waden ſteht. „Hierher meinen Strandkorb, Anton!“ rief Otto dem rothaarigen Jüngling zu, der die Strandkörbe vermietete. Und der noch genau ſo rothaarig, ſo reich an Warzen, ſo ſchmierig und ſo dumm war wie im Vorjahr und auch noch— oder wie⸗ der— nach Getreidekümmel roch. Dicht bei Nummer 212 baute Otto ſich an. Begann ſofort— denn der Eifer der Neuankömmlinge an der See iſt groß— einen beträchtlichen Burgwall zu ſchaufeln. Der rothaarige Anton ſah gönnerhaft zu, kratzte an ſeinen Warzen und roch nach Kümmel. Plötzlich feixte er über das ganze Geſicht:„Sie, Herr Referendar— ja ſo, Herr Aſſeſſor— paſſen Se mal gut acht— da kommt unſre Illijanteſte!“ Uſcht! dachte Otto. Hörte auf zu ſchippen, erſchlug einige Mücken auf Wange, Kinn und Hinterhaupt und ſpähte nach der Kommenden. Ste war etwas„völlig“. Er hatte ſich dieſe Uſchi ſchlanker gedacht. Am linken Bein traten Krampfadern hervor; das ſah er, weil ſie bereits im Badekoſtüm daher kam. Das war etwas heftig, grün und lila geſtreift. Einen mit gelben Flam⸗ men gemuſterten blauen Bademantel hatte ſie umgeworfen. Mehr Kabarett als Buxenhagen.— Tizlanblond? Das konnte nur einer behaupten, der wenig Tizians geſehen hatte. Otto kannte eine Freundin ſeiner Mutter, die beſaß eine Angora⸗ katze pon genau ſolchem„Tizianblond“. Und Sommerſproſſen Hatte ſie auch, die Uſcht. Im Herankommen— das Waten durch naſſen Sand läßt weder majeſtätiſchen Gang noch elaſtiſchen Sohlenſchlag zu— bemerkte ſte den neuen Nachbar. Ein wenig nach Art der Kurz⸗ ſichtigen die Augen zuſammenkneifend, lächelte ſie und zeigte dabei den Schmuck goldener Vorderzähne. „Schnuckiputz“, dachte Otto— wahrhaftig, er dachte nicht „Heinrich“, ſondern„Schnucktputz“—, hat immer einen ſelt⸗ ſamen Geſchmack gehabt. Aber, lieber Himmel, bei Abend⸗ licht, geſchminkt, in großer raffiniert dürftiger Toilette— „ ſang ſie auch ſehr hübſch und gewann, wenn ſie ang An dieſem Nachmittag kam Otto nicht mehr zum Genuß des Meeres, das der Grieche„Thalatta“ nannte. Er mußte immerzu beobachten und ſich heimlich wundern. Kam es ihm nur ſo vor— aber es ſchien ihm, dieſe Uſchi war für ihre Jahre verdammt kokett. Wie ſie ſich mit dem Mantel drapierte, Konfekt mit ſpitzen Fingern aus einer Tüte aß, in dem gelben Buch gelangweilt blätterte und bei all dem immer 9 88 zu ihm nach links und dann auch wieder nach rechts ah. Ja, auch nach rechts. Dort hockte ein nicht mehr junger Herr, mit einem ſchwarz und weiß geſtreiften Badeanzug und einem Monokel bekleidet, im Sand und betrachtete abwechſelnd ſeine haarigen Beine und die leſende und naſchende Uſchi. Ein leiſes Lächeln, hinüber und herüber, ſchien ſchon eine primitive Verſtändigung angebahnt zu haben. Plötzlich nahm der merkwürdige dürre Herr zwiſchen ſeinen haarigen Beinen ein Müſchelchen auf und— und warf es wahrhaftig nach der thronenden Uſcht. „Sie ſind ein Schlimmer!“ äußerte die Tizianblonde meckiſch und drohte mit einem reich aber wenig echt beringten Finger dem loſen Schelm. Dann warf ſie raſch einen Seiten⸗ blick nach Otto hin, deſſen ſolidere Erinnerungen an Buxen⸗ hagen ins Wanken kamen. Kurz darauf fetzte ein Gewitterſchauer ein. Otto, der noch nicht gebadet hatte, flüchtete in die noch recht kühle See. ſehr heiteren Charakter haben mußte. Wieder herausſteigend ſtellte er mit Mißvergnügen feſt, daß er ſein Badetuch vergeſſen hatte. So ſchlüpfte er gleich in den Mantel und ſuchte, ſich durch Armwirbeln zu erwärmen. Sein Auge aber blieb tief erſtaunt an Strandkorb 212 haften. Dort ſaß wahrhaftig der geſtreifte, dürre Herr neben der Kabarett⸗Diva, ſichtlich in angeregtem Geſpräch, das einen Denn der Kavalter, dem jetzt das Monokel wie ein Orden am dünnen Band um den Hals hing, ſchlug von Zeit zu Zeit, offenbar neckiſche Worte in ihr Ohr flüſternd, der Primadona auf den Schenkel. Was beide höchlichſt zu ergötzen ſchien. Das nenn' ich Tempo! dachte Otto. Schnuckiputz fiel ihm ein, der die Reiſekoſten bezahlte. Seine Freundſchaft empörte ſich. Außerdem fror er, und ſein Kragenknopf fehlte. Zehn Minuten ſpäter verließ er, angezogen— ohne Kragen, den er ja nicht befeſtigen konnte— den übel verregneten Strand. Einen Blick tat er noch in den Strandkorb 212. Der dürre Herr mit den Affenbeinen hatte vertraulich den mageren Arm in Uſchis Arm gelegt und tätſchelte ihre fleiſchige Hand. — Otto war empört. Zwei Tage war die Perſon weg von Als Otto an dem Korb vorbet ging, knurrte er laut— er mußte es einfach ſagen— vor ſich hin:„Zwo — eins— wo! Zweiter Januar 1902!“ „Wie beliebt?“ fragte der dürre Kavalier und richtete ſich mißtrauriſch auf. Uſchi aber hielt, das hatte Otto erwartet, eine naſſe Lorgnette vor die Augen und beſichtigte feindlich den Störenfried des Idylls. Gerade als er den„Seefrieden“ erreicht hatte, fiel Otto ein, daß er ſeine Glashütten⸗Uhr im Strandkorb vergeſſen hatte. Das fehlte noch! Das einzige Erbſtück, das ihm je zugekommen war. Wütend machte er kehrt und ſtapfte wieder durch den naſſen verlaſſenen Strand. Wie er jetzt am Strand⸗ korb 212 vorüber kam, und— Diskretion iſt eine ſchöne Sache, aber Freundſchaft und Tugendwächteramt ſind auch etwas Erhebendes— einen Blick hinein warf, ſah er, daß die Treu⸗ loſe— hahrhaftig!— auf den knochigen Knien des Kavaliers ſaß! Ein Platz, der auf die Dauer keine Annehmlichkeiten haben konnte, immerhin von einer fröhlichen Intimität be⸗ ſchämendes Zeugnis ablegte. Ottv riß ſeine naſſe Uhr— ſtehen geblieben war ſie natür⸗ lich auch— von der Strandkorbwand. Als er ſich dem ſchäkern⸗ den Paare wieder zukehrte, ſaßen die beiden wieder neben⸗ einander und, ſo ſchten es ihm wenigſtens, feixten ihn halb blöd, halb verlegen an. Naß und erzürnt, wie er war, konnte Otto ſich nicht ent⸗ halten, an den knapp kniehohen Wall der Burg 212 heran zu treten und— ohne Einleitung und Verbeugung— zu äußern:„Fräulein Uſchi,— ich bin der Otto!“ „Wer iſt er?“ fragte der Herr die Tizianblonde. die Tizianblonde fragte den Kavalter:„Wer iſt er?“ „Ich ſage nur“, Ottos Stimme begann, etwas düſter Drohendes zu bekommen, wie die alten Propheten in Israel zum Volk geſprochen haben mögen,„ich ſage nur— Schnucki⸗ putz!“ „Was ſagt er nur?“ fragte der Herr die Tizianblonde. Und die Tizianblonde fragte den Kavalier:„Was ſagt er nur?“ „Schnuckiputz! ſage ich. ſchämen!“ Da griff der Herr mit den haarigen Beinen, ohne viel zu äußern, eine reichliche Hand voll Sand und warf ſie Otto ins Geſicht. In die Augen und in den noch prophetiſch ge⸗ öffneten Mund. Und Otto, ſo unwürdig ihm das auch ſpäter ſchien, tat desgleichen. Unwillkütrlich, aber energiſch tat er ſo. Er be⸗ warf den haarigen Kavalier und die Uſcht heftig mit naſſem Sand. Die Uſchi aber ſchrie:„Hilfe! Ueberfall! Hilfe!“ Da ging Otto, halb blind von dem Sand, Sand zwiſchen den Zähnen, faſt platzend vor Wut und Verachtung davon. .. Als Otto eine Stunde ſpäter, umgezogen, bei der Abendmahlzeit ſaß— es gab Flundern, die er nicht ſchätzte— ſetzte ſich die gutmütige dicke Wirtin zu ihm.„Sie haben's nicht ſchön getroffen, Herr Aſſeſſor“, ſagte ſie.„Das Wetter! Einen Tag früher hätten Sie kommen ſollen. Da war alles in Sonne. Und ſogar eine Kabarett⸗Diva hatten wir hier! Aus Berlin. Ein Fräulein Uſcht— ja, wie hieß ſte denn noch wetter? Wirklich, eine feſche Perſon. Aber der war's zu langweilig hier, ſie geſtand das gleich ganz offen. Ste packte gar nicht erſt aus. Sie bezahlte mir drei Tage die Penſion und fuhr ſchon amſelben Abend nach Warnemünde weiter.“ Da ſtocherte der Aſſeſſor Otto Fliederbuſch nachdenklich in den Reſten ſeiner unbeliebten Flunder und tat nach einer Weile an die tief erſtaunte Wirtin des„Seefriedens“ die dunkle Frage:„Können Sie mir vielleicht auch ſagen, wen ich nun eigentlich mit naſſem Sand beſchmiſſen habe?“ Und Und— Sie ſollten ſich was eee. 2 Fingerabdrücke retten einen zum Tode Verurteilten In England hat ſich der in der Kriminalgeſchichte wohl vereinzelt daſtehende Fall ereignet, daß ein zum Tode verur⸗ teilter Mörder, deſſen Hinrichtung bereits anberaumt worden war, im letzten Augenblick durch zwei Fingerabdrücke gerettet wurde. Der Mann, der bereits unter dem Galgen ſtand und nun vom Juſtizminiſterium begnadigt wurde, heißt George Fratſon. Er war nach dem„N. W..“ beſchuldigt, einen Kaufmann in Mancheſter in ſeinem Geſchäft überfallen, ihn mit einer Eiſenſtange⸗erſchlagen und dann die Geſchäftskaſſe geplündert zu haben. Der Kreis der Indizienbeweiſe erſchien geſchloſſen und an der Schuld des Mannes konnte um ſo weni⸗ ger irgendein Zweifel auftauchen, als er bereits vor Monaten in ſeiner Zelle den Wunſch geäußert hatte, dem Richter vor⸗ geführt zu werden und vor dieſem ein reumütiges Geſtänd⸗ nis, den Mord verübt zu haben, ablegte. Die Tatſache, daß er ſpäter vor dem Gericht ſein Geſtändnis zurückzog, ver⸗ mochte den Indizienbeweis nicht zu entkräften und der Raub⸗ mörder wurde zum Tode verurteilt. Das Urteil erwuchs in Rechtskraft, die Begnadigung wurde abgelehnt und der Tag der Hinrichtung bereits feſtgeſetzt. Schon war der Henker ein⸗ getroffen, um die Juſtifizierung vorzubereiten, und George Fratſon hätte übermorgen gehängt werden ſollen. Im letzten Augenblick ſtellte ſich heraus, daß Fratfon an dem Morde unſchuldig war. Die Entdeckung zweier Fingerabdrücke verhütete einen furcht⸗ baren Juſtizmord. Die beiden Männer, denen George Frat⸗ ſon ſein Leben zu verdanken hat und die die furchtbare Schuld eines Juſtizmordes den Richtern zu vermeiden halfen, ſind der Advokat des ſo ſchwer Beſchuldigten, Miſter Allan, und der hervorragende Londoner Kriminaliſt Chefinſpektor Batley, der Vorſtand des daktyloſkopiſchen Amtes der Lon⸗ doner Polizeidirektion. Der Vorfall, der in ganz England ungeheures Aufſehen erregt und möglicherweiſe zum Aus⸗ gangspunkt einer Reform des bisherigen Gerichtsverfahrens in Kriminalfällen werden dürfte, hat folgende Vorgeſchichte: Der ermordete Kaufmann heißt Georg Arm ſtrong. Der Mann betrieb ein Modewarengeſchäft. Einige Tage vor dem Kriminalfall hatte er zwei ſeiner Angeſtellten entlaſſen, Er behfelt nur einen einzigen, der jedoch bereits um 5 Uhr das Geſchäft zu verlaſſen pflegte; ab 5 Uhr bediente Armſtrong ſeine Kunden ſelbſt. In einem Nebenraum ſeines Geſchäftes, der zugleich nals Magazin diente, wurde Armſtrong in den ſpäten Abendſtunden ermordet aufgefunden. Einem Polt⸗ ziſten war aufgefallen, daß das Geſchäft noch ſpät abends offen war. Im Geſchäftslokal ſelbſt befand ſtich ntemand. Man ſuchte nach dem Kaufmann, öffnete den erwähnten Nebenraum und fand ihn dort in einer Blutlache liegend vor. Der Zeit⸗ punkt des Mordes konnte leicht feſtgeſtellt werden. Da gegen 5 Uhr noch ein Gehilfe im Geſchäft anweſend war, dürfte der Anſchlag nach dieſer Zeit erfolgt ſein. Um 47 Uhr war ein Kunde ins Geſchäft gekommen, da im Laden niemand an⸗ weſend war, ging ſie weg. Zu dieſem Zeitpunkt lag berefts Armſtrong als Leiche im Magazin ſeines Ladens. Die Er⸗ hebungen führten ſehr raſch zur Ermittlung des mutmaßlichen Täters in der Perſon George Fratſons, der kurze Zeit vor der Mordtat eine Differenz mit dem unglücklichen Kaufmann gehabt und ihn bei dieſem Anlaß auch bedroht haben ſoll. Fratſon beſtritt auf das entſchiedenſte das ihm zur Laſt gelegte Verbrechen. Doch alle Indizien ſprachen gegen ihn. Der von ihm verſuchte Alibibeweis für den Zeitpunkt des Mordes war mißlungen, er ſchien verloren. Da hatte er ſich zu einem halben Geſtändnis entſchloſſen das er ſpäter vor dem Gericht mit der Begründung zurückzog, er habe, obwohl er unſchuldig ſei, deshalb geſtanden, um den Gang des Prozeſſes, der für ſeine Nerven unerträglich ſei, zu beſchleunigen. Die Argu⸗ mente des Rechtsanwalts, der namentlich der Polizei den Vor⸗ wurf machte, ſie habe die Unterſuchung nicht gewiſſenhaft ge⸗ nug geführt, fruchteten nichts. Nachdem bereits das Todes⸗ urteil gefällt worden war, wies der Anwalt darauf hin, daß zwei blutige Fingerabdrücke auf einer Hutſchachtel im Ge⸗ ſchäftsmagazin von der Polizei nicht berückſichtigt worden ſeien. Die Unterſuchung dieſer zwei Fingerabdrücke durch den Chefinſpektor Batley ergab, daß ſie weder von Fratſon noch von dem ermordeten Kaufmann ſtammen; ſie können alſo nur die Fingerabdrücke des Mörders ſein. Nach dieſem ſen⸗ ſationellen Gutachten wurde das Todesurteil aufgehoben. Zum Weltmeiſterſchaſtsſchießen in Stockholm In Stockholm findet in dieſen Tagen das Schießen um die Weltmetſterſchaft ſtatt, an dem nach rechts: Müller, Schützen der ganzen Welt teilnehmen. Unſer Bild zeigt die deutſchen Teilnehmer. Von links Dr. Säck, Göddel, Graf Skerſtropf, Dr. Schöbel, Keller, Schewe 2 1 4 Samstag, den 17. Auguſt 1929 Nene Mannheimer Zeitung(Abenb⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 379 ——— kannt beste Reinigungsmittel d. Suchen nach elnem „Seifen Ersatz“ wäre vergebliche Llebes- mühe. Deshalb nur nehmen: el e sst Uberall erhäfflich das 20 Cr Sc ZWIIgSsVerstelger ung 15 Montag, den 19. Aug. 1929, nachm. 2 Uhr 7575 werde ich im hieſtgen Pfandlokal Q 6. 2 gegen 7 e JZablung im Vollſtreckungswege öffent⸗ lich verſteigern: 1 Partie Schmierſeſfe, Fein⸗ 77 ſeife, Bohnerwachs, Schuh⸗Ereme, 12 Paar Damenſchuhe, Schreibmaſchinen, 8 Bordwagen, Nollen, 1 Pferd, Flaſchenwein und Likör, 5 2 Elektromotoren 5 u. 7 PS u. Verſchiedenes. 4 Mannheim, den 17. Auguſt 1929. 15 911 Spreng, Gerichtsvollzieher.* 1555 Aantenspäganoten N Seesen 1 2 2 0 N 8 i ü 7 1 70 12 0 0 N 7 5 705,* 5 2 0 Das große Ereignis für die Kleinen und Kleinsfen unsere *. 5 2 5 agste 40 N Was die Kinderherzen entzücken wird: 40 0 Das echte Marlonetten-Theater 2. lage 77938 0 1 ö 2 1 5 7% 8 008 1 4 2 2 1 4 U 1. 85 77 77 9 N f 8 40 a(Kartenausgabe für alle Vorstellungen Kasse 5 eh erwunene d 8 ö alllährL mind. 30000 8, garantterſtkl, gelöfl.u von ae neunen denen 5„ 1 Fahrradkaruselll. 2. lage feinſt. Geſchmack, ab hier an Verbraucher u. Wie⸗ IIc ueabe gen K 5 e ine f er 4850 We Ache. seh 40 N 1 Rutshb ann 3. lage meld. insbeſond. v. Dauerabnehmern ſof. erb.** 8 2 Kartoffelzüchterbund, Langſtr. 19, Tel. 52837 Cal9s 1 5 Aer enen„48 2 riehtige bewegliche Karusells 1. Eloge ö e M 5 8 2 Aelhma ist hellhar VVV Die originell dekorierten Eis- 7** 8 5 ge K 2 4 2 2 2 Asthmakur nach Dr. Alberts kann 5 8 btdenen dun or ff stände mit feinen Leckerbissen 1. l. 2. Etage ſelbſt veraltete Leiden dauernd heilen. 55 wo N ge gde rg eden 0 2 Ferner das große Preis ausschreiben: Rheinhäuſerſtr. 18, eine Treppe jeden* 9 2 6 ng u. Donnerstag von 8 0 5 5 4, 15 Wer liefert den besten Aufsatz 55 r. N 7 g 5 l— , 2 Also liebe Kinder, Montag geht's los! * ö N „ e 8 Nüsfet Euch und holt an unseren Kassen die Be- 3 5 1 a dingungen zu unserem Preis ausschreiben. ,. — 8 * 5 60 1 1 2 4 e 1 Bauherr 1 5 für Ein⸗ oder Zweifamilien⸗Billa in ſchönſter Lage Feudenhelms geſucht. Angebote unter E N 68 an die Geſchäftsſtelle d. Bl. 4418 Unser lieber guter treusorgender Vater Carl Fr. Lẽtoile Prokurist a. D. wurde uns heute im 79. Lebensjahre nach langem schweren, mit großer Oeduld ertragenem Leiden, versehen mit den heilig. Sakramenten in ein besseres jenseits abgerufen 9130 Die trauernden Hinterbliebenen Mannheim, den 17. August 1929 Die Beerdigung findet Montag 3 Uhr statt Fr Badhof-Hotel in Reiden 58%: 8 Mineralbad und Kurpension. Altbek. Kurort mit ständiger Kurmusik. Pens.-Pr. .50 an, bel 4 Mahlz. Schnakenfrel. Direkte Bahnwagen bis Rorschach am Bodensee. Prospekte in der Geschäftsstelle der N. M.., E 6. 2, erhältlich 8262 abdion Wehnen, Huzenbach bf Jcönmfnrach] S ohne drin Neu renovierte Fremdenzimmer, Mt bürgerliche Küche, reelle Weine, ruhige Lage. Penſion von Mk.50 empfiehlt ſich in und außer d. Hauſe z. näh. Beliger. G. Wiedmann 9 Spez.: Modernisieren 4 A. Zuſchr. unt. G 0 II 127 an die Geſchſt. 8 24449 ne Verlobung seben bekenrt e 5 PElb maschine Flisöbet Baumbusch. e 5 aſt abzugeb. Dr. Ing. 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Auguſt 1929 5 Verkehr mit und ohne Diſziplin Unter dieſes Thema wurde in letzter Zeit viel mit voller Berechtigung geſchrieben. Eins nur fordert zum Proteſt her⸗ gus u. zwar, daß man die Radfahrer auf die Radfahrwege ver⸗ wies. Auch das mit Recht, wo ſolche vorhanden ſind!! Aber lieber Leſer, habt ihr ſchon jemals geſehen, daß Radfahrer die Wege nicht benutzen, wo wirklich welche vorhanden ſind? In Mannheim werden wir wirklich wenig antreffen, wenn ſtber⸗ haupt ſolche da ſind, die man wirklich Radfahrwege nennen kann. Wenn ſie nicht benutzt werden, muß doch wirklich was dran ſein, warum der Radfahrer lieber die P flaſterſtraße worzieht. Ich möchte jeden, der hier von Radfahrwegen ſpricht, mal auffordern, ſich dieſe näher zu betrachten, er käme zu meinem Reſultat. Ich will ſie nicht alle anführen, die per⸗ ſönliche Ingugenſcheinnahme überzeugt am beſten. Radfahr⸗ wege, die einſeitig angelegt und zu ſchmal ſind und ſomit eine ſtändige Gefahr für Zufammenſtöße bilden, vermeidet eben gern ein vor ſichtiger Radfahrer, zumal, wenn ſie noch mit allerlei Hinderniſſen verſehen ſind, z. B. Waldhofſtraße und nach Feudenheim, wo Ablenkungen an den gefährlichſten Stellen ſtattfinden und letzten Endes man doch wieder auf die Straße verbannt wird. Das wird doch niemand Radfahrweg nennen wollen!! Auf ſolchen Auch⸗Radfahrwegen wird man doch um Gottes Willen niemanden zwingen wollen, ſich Ge⸗ fahren auszuſetzen, wenn er ſelbſt lieber eine Pflaſterſtraße vorzieht. Sy iſt es auch mit dem Fahren zu zweien neben⸗ einander. Obligatoriſch dies zu verbieten, würde Unſinn fein, wenn es die Straßenverhältniſſe erlauben. Hat der Rad⸗ fahrer nicht das Recht, die Breite einer Straße zu benutzen, die ein Handwagen einnimmt? Gegen Ungehörigkeiten jeder Art bin auch ich, aber ſoweit ich als Kraftfahrer in Frage komme, waren mir Radfahrer zu zweien noch nicht im Weg, ſelbſt in den engſten Straßen, wenn ſie richtig fahren. Hier kommen auch nur die Radgaugler in Frage, gegen die ſich anit Recht alle wenden, ſelbſt auch der Radfahrer. Wie ſteht es aber im allgemeinen aus mit den vielgerühmten Rad⸗ fahrwegen, nach denen nicht nur der Radfahrer, auch der Übrige Verkehr ſchreit. Statt die Radfahrwege zu belaſſen, wis ſie in Vorkriegszeiten auf den Landſtraßen heſtanden, von den Radfahrern ſelbſt angelegt durch Einfahren, bilden die rechts und linksſeitigen Streifen der Straßen heute nur noch die Abkehr der Straßen, Statt dieſe Streifen zu belaſſen, hat man die Radfahrer nun auf die Straße verbannt. Heute noch begnügt ſich der Radfahrer mit dem ſchmalſten Streifen der Straße, wenn er nur einigermaßen gut zu befahren iſt. Aber hier wird eben das Pferd verkehrt geſattelt. ſtatt Radfahrwege git errichten, wird eher abmontiert. Warum der Schrei nach Grüdung eines Vereins? Einerſetts vielleicht mit Recht, weil man ſteht, daß die beſtehenden Radvereine uſw. für ihr hei⸗ ligſtes Intereſſe nichts übrig haben. Aber paſſiert ein Unglück infolge dieſer Zuſtände, dann fragt man nach dem, an was Hisher geſündigt wurde. Eine täglich wachſende ſchlechte Erſcheinung in Punkto Verkehrsſicherheit iſt unter anderem dies: Begibt ſich ein Fußgänger auf den Fahrdamm und hat ein Drittel oder die Hälfte ſchon hinter ſich und ein Kraftwagen taucht auf, ſo fängt er an zu ſpringen, in öfteren Fällen ſogar wieder rückwärts, um dieſes Experiment ſogar manchmal mehrmals zu wieder⸗ Holen, bis er endlich einmal über die Straße kommt. Warum dies? Mancher ſagt, das ſind die Nerven. Ich möchte es anders nennen. Es iſt eine böſe Angewohnheit, die zu einer Unſttte auswächſt und für beide Teile zur Verke hrsunſicher⸗ heit beiträgt. Iſt der Fußgänger auf den Fahrdamm ge⸗ gangen, ſo ſoll er, ohne zu ſpringen, dieſen überſchreiten. Der unvorhergeſehene Kraftfahrer wird ſeine Geſchwindigkeit eben demgemäß verringern müſſen, weil in dieſem logiſchem Fall nun eben mal der Fußgänger, ſagen wir das Vorfahrtsrecht dadurch erworben hat, daß er ſchon vor dem herannahendem Fahrzeug auf der Straße war. Dadurch wirkt er erzieheriſch auf die Fahrzeuge,d amit dieſe zur Vorſicht gemahnt ſind in Fällen, wo es ſich um Fußgänger handelt, die eben aus irgend einem Grunde nicht ſpringen können. Aber auch noch ein anderer Fall iſt eine tägliche Erſchei⸗ nung. In der Regel ſchaut der geängſtigte Fußgänger nur mach der Seite des zuerſt geſehenen Fahrzeuges und ſpringt dadurch in ein anderes, von ihm außer acht gelaſſenes totſicher hinein, entweder beim Vorwärtsſpringen, oder aber noch mehr, beim wieder Zurückſpringen. Nun ſoll aber auch ein Fahrzeuglenker ſich an die nötige Verkehrsdiſziplin halten und die Fußgänger nicht irreführen dadurch, daß er glaubt, es muß alles ſpringen, wenn er kommt, und ſeine Geſchwindigkeit bei Zeiten ermäßigen und nicht durch übermäßiges Signalgeben den Fußgänger noch aufzuregen. Dieſes Verhalten ſollte ſich 1 1 zeigen, ſelbſt wenn es nicht mehr nötig iſt, den Paſſanten zu überzeugen, daß ſein Verhalten eine unnötige Aufregung war. Das iſt Verkehrserziehung. Vor kurzem ging ein Ruf in die Oeffentlichkeit betr. der Vertiefungen auf der Friedrichsbrücke an der Radfahrerſeite. Wurde ſchon was Man wartet, bis ein Unglück paſſiert. * Arbeitsamt— Arbeitsloſe und Stellen vermittlung Viele Gelehrte zerbrechen ſich den Kopf, wie die Arbeits⸗ loſigkeit, wenn auch nicht ganz, doch weſentlich gehoben werden kann. Die Leiter der Arbeitsämter ſtehen ſich gegenüber, denken und ſtmulieren und doch iſt alles vergebens, warum, weil in der Hauptſache die Unterſtützungen der Behörden und des Staates fehlen. Es muß leider geſagt werden, daß es in unſerer großen Induſtrieſtadt Mannheim ſo ausſteht, trotzdem wir hier einen ſehr umſichtigen Leiter haben. Er muß ſich doch von unſeren Schwaben in Stuttgart dirigieren laſſen. Wäre unſer gemacht? Nein! F. W. Leiter ſelbſtändig, könnte manchem Mißſtand abgeholfen wer⸗ den, ſo verſagt in der Hauptſache die Stellen vermittlung. Es iſt zu ſagen, daß der derzeitige Abteilungsleiter der kaufmänniſchen Abtetlung, Dr. Rothe in Punkt Stellenver⸗ mittlung ſehr großes Lob verdient, daß er mit ſeinem Stellen⸗ vermittler Zinkgräf, der auch Mannheimer Kind iſt, tagtäglich, wenn auch nur einige Stunden, Firmen beſucht und auch ſchon ſehr viele und gute Stellen vermitteln konnte. Trotzdem ver⸗ ſagt die Vermittlung, weil den Beamten keine Zeit und Mög⸗ lichkeit geboten iſt; es fehlt an Innenbeamten! Die neue Parole iſt: Abbau von männlichen Angeſtellten und Sparſyſtem von Stuttgart. Damen werden nicht abgebaut. Wirkt es da nicht geradezu empörend, wenn ein ſtellenloſer Familien⸗ vater von einer weiblichen Angeſtellten des Arbeitsamtes be⸗ dient wird! Hier wäre der Abbau beſtimmt am Platze. Dringend muß verlangt werden, dieſen Mißſtand zu beſeitigen. E. N Die praktiſche Poſt Bringt da zur Zeit jeder Briefträger jedem Telephon⸗ inhaber eine reizend gedruckte Poſtkarte, worauf zu leſen iſt, daß man das amtliche Fernſprechbuch 1929 bei der Poſt behörde abholen bezw. gegen ſein altes Fern⸗ ſprechbuch vertauſchen könne. Wunderſchön iſt alles nach Bezirken eingeteilt, ſo daß alſo die Fernſprechteilnehmer nicht ſo weit zu laufen haben. Komme ich zu der mir zuſtändigen Stelle, Poſtamt 2 Bahnhof, gebe mein amtliches Fernſprech⸗ buch ab und will gleichzeitig 2 weitere Exemplare kaufen.„Da müſſen Sie ſchon nach dem Poſtamt 1 gehen.“ Neben mir ſtanden 2 Boten, der eine mit 4, der andere mit 3 Erſatzbüchern, eine Dame mit 3 Erſatzbüchern uſw. Man hätte nur die Geſichter dieſer Leute ſehen ſollen. Wahrlich, eine wohlweisliche Poſtbehörde, die für den modernen Ge⸗ ſchäftsgeiſt und Praxis bezw. Vereinfachung des Geſchüfts⸗ lebens eine Monopolſtellung hat. Eisei! * Bitte an die Polizeidirektion Warum bringt man kein(beiderſeitig lesbares Schild: „Vorſicht! Straßenbahn!“ an der Kreuzung Planken und D 4 5 an? Das Schild müßte vom Reſtaurant Wein⸗ berg nach der Handelsſchuhe geſpannt werden. Täglich iſt die Gefahr und Tatſache des Zuſammenſtoßes zu beobachten. Außerdem muß die Straßenbahn andauernd zwiſchen D 5 und E 5„bimmeln“, bis ſie aus der hohlen Gaſſe herauskommt. N 0 Halbſtündiger Straßenbahnverkehr nach dem Lindenhof Es iſt unglaublich, daß gerade nach dem Lindenhof die ſchlechteſten Wagen verwendet und der ſchlechteſte Ver⸗ kehr ſtattfindet. Obwohl ſchon ſehr viele Klagen über dieſe Verhältniſſe in der Zeitung erſchienen, ändert ſich die Situa⸗ tion doch nicht. Kein Stadtteil wird ſo vernachläſſigt, wie ge⸗ rade der Lindenhof. Daß andere Stadtteile beſſer befahren werden, geht aus folgendem hervor: Es war am 6. Aug. nachm. kurz vor halb 1 Uhr, als ich auf die Straßenbahn der Linie 5 wartete, um nach dem Lindenhof zu fahren. Ich wartete bereits 10 Minuten, doch es kam keine der Linie 5. Unzählige Wagen der Linien 3, 10, 16, 7, 15 fuhren an mir und an noch vielen anderen Perſonen vorbei, die alle auf die Linie 5 warteten. Ich wurde ſchon unruhig. Nach 25 Mi⸗ nuten Wartezeit kam endlich ein Wagen. Ich war nun froh, daß ich endlich fahren konnte und ſtieg in die Linie 5 ein, um nach Hauſe zu gehen. Doch o weh! Der Führer der betreffenden Linie mußte langſam fahren, da der Bügel nicht recht funktionierte. Wir mußten Angſt haben, jede Minute ſtehen bleiben zu müſſen. Alle Mitfahrenden waren ſehr erregt. Ich ließ mich in ein Geſpräch mit dem Führer ein, wobei wir auch auf die„Güte“ der Wagen zu ſprechen kamen. Der Führer ſelbſt teilte mir mit, daß er nicht mehr gern dieſe Linie fahre, da er beſtändig Unannehm⸗ lichkeiten mit den Fahrgäſten bekäme wegen des Schaukelns der Wagen der Linie 5. Er erklärte mir auch, daß gerade nach dem Lindenhof die allerſchlechteſten Wagen ver⸗ wendet werden. Ich glaube, daß es an der Zeit iſt, dieſe unhaltbaren Zu⸗ ſtände zu ändern. Wird dies nicht geändert, ſo müßte man ſich ſchließlich an die höhere maßgebende Stelle wenden. Viel⸗ leicht herrſcht dort noch mehr Rückſicht, noch mehr Diſziplin. Es iſt einfach nicht zu glauben. Wir Einwohner vom Lindenhof wollen alle zuſammen⸗ ſtehen und gegen dieſe Mißſtände gemeinſam vorgehen. Zu⸗ letzt noch an die Stadtverwaltung die innige Bitte: Aendere die Situation, oder fahr' ſelbſt mal mit. Einer für alle. Oberbau der Oberrheiniſchen Eiſenbahn Vor drei Jahren wurde zwiſchen der Käfertalerſtraße und B. B. C. der Oberbau der O..G. neu hergerichtet. Fürwahr, war eine Luſt, auf dieſer Strecke zu fahren, ſo ſauft und geräuſchlos. Seitdem hat aber das Gleis keine Stopphacke mehr geſehen, wodurch die Schienenſtöße in eine derartige Lage geraten ſind, daß die Wagen darüber hupſen, als wenn ſie ſpringen. Auch das Geräuſch, wenn die Wagen über die Schienen verbindungen fahren, iſt ſo groß, daß man als An⸗ wohner nicht allein aus dem Schlafe geweckt wird, ſondern förmlich ſpürt, daß die Erde bebt. Wie mir bekannt, iſt die Stadt mit 50 Proz. an der O. E. G. beteiligt. Es wäre doch dringend geboten, auf dieſer frequentierten Strecke, Linie 6 und 10, O. E. G. und Dampfhahn, Sorge zu tragen, daß wenigſtens die Stöße geſtoppt würden. Die Stadtverwaltung kann ſich dadurch den Dank der Anwohner von der Landwehr⸗ ſtraße bis Finanzamt Nord in der Kronprinzenſtraße ſichern. Mehrere Anwohner. * Fahrradwache im Strandbad Dieſer Aufſatz in Ihrer Nr. 338 war für mich als häufiger Beſucher des Strandbades erfreulich, weil mir hier manche Frage beantwortet wurde, die ich nicht ſelbſt ſtellen wollte. Dieſer„Hilfsverein für ſchwerheſchädigte Arbeitsloſe“ ſcheint nämlich etwas im Verborgenen zu blühen, denn ich habe ihn nicht einmal im Adreßbuch Ihrer Zeitung gefunden, die doch auch kleinſte Vereine enthält. Auch im Vereinsregiſter iſt er nicht enthalten. Ohne die genannten Zahlen als maßgebend zu betrachten, würde es mich und wohl auch manchen Anderen intereſſieren, in welch ſegensvoller Weiſe die ſich erübrigenden Gelder dieſer Wache les ſollen ja noch mehr ſolcher unter gleicher Regie beſtehen) verwendet werden, denn daß es ſich hier um einen Ueberſchußbetrieb handelt, bei dem die leitende Perſönlichkeit möglichſt billige Arbeit zu Gunſten des verein⸗ nahmenden Vereins leiſten ſoll, nehme ich nicht an. Ich muß mich deswegen ſchon an Sie wenden, da ich wohl hier die heſte Auskunft erhalten kann, nachdem Zuſammenſetzungsart des Vereins und die Verwendung der Eingänge nicht bekannt ſind, obwohl es ſich doch hier um einen Verein charitativen Charak⸗ ters handelt, bei dem wohl noch ein Teil der Verwaltungs⸗ arbeit ehrenamtlich geleiſtet wird,. 8 * Ehre dem Alter! Seit geraumer Zeit ſind bei der Weinheimer Sanitäts⸗ kolonne vom Roten Kreuz Beſtrebungen im Gange, die alten erfahrenen Sanitäter, die durchweg achtbare Leute in hieſiger Stadt ſind, aus der Kolonne zu entfernen und zwar führt man als Begründung an, die alten Sanitäter verſtehen den neuen Apparat nicht mehr und ſind als Aufſichtsperſonal undenkbar. Vor ca. 14 Tagen kam es gelegentlich einer Verſammlung zum Klappen. Wie von den Gegnern des Alters ſchon lange gewünſcht, haben ungefähr 10 Mann den Austritt erklärt. Man ging auf der Seite der Gegner ſogar ſo weit, die für 25 jährige Tätigkeit verliehenen Ehrenzeichen, die ſchon einige Wochen in Weinheim lagen, den alten Sanitätern vorzuent⸗ halten. Ueber die herrſchenden Zuſtände genaueſtens unter⸗ richtet, hat ſelbſt der Landesverband Baden ſich in Still⸗ ſchweigen gehüllt, ſodaß der Entſchluß der im Dienſte der Sanitätsſache ergrauten Männer zur Ausführung kommen mußte. Haben Leute, welche 30 bis 40 Jahre ihres Lebens im Zeichen des Roten Kreuzes tätig waren, nicht mehr verdient? Nette Zuſtände! Ein Weinheimer Sanitäter im Ruheſtand. Als O geboren wurde, zog man 1000 erfahrene Hausfrauen zu Rate 1000 erfahrene Hausftauen sagten: O ist eine Arbeltsefleichterung ohnegleichen. O nimmt uns mit einem Schlage alle Reinigungssorgen ab Sein einziger Fehler ist, daß es nicht schon Jahrzehnte früher erfunden wurdel Die 1000 erfahrenen Heusfrauen haben recht und mit ihnen die Hunderttausende, die O inzwi- schen ebenfalls erprobten und es ständig benutzen. Kein Fett, kein Ol, kein Schmutz, keine Schmiere widersteht O. Nehmen Sie O zum täglichen Geschirr- abwaschen, und Sie werden staunen, wie Alles im Nu einen seltenen Glanz. eine wundervolle Frische erhält, Nehmen Sie zum Saàuberm aller stark verschmutzten 5 Hausgeräte, und Sie sind mit einem Schlage alle Reinigungssorgen los! 1EBIsffel auf 10 Liter heißes Wasser= ein Eimer. so ergie. big u. sparsam/ * Samstag, den 17. Auguſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabef Gottesdienſt⸗Ordunug Evangeliſche Gemeinde Sonntag, den 18. Auguſt 1929. Trinitatiskirche:.30 Predigt, Pfr. Scheel; 10 Predigt, Pfr. Scheel. Konkordienkirche: 10 Predigt, Kirchenrat von Schoepffer; 6 Predigt, Vikar Sulzberger. Chriſtuskirche: 8 Predigt, Vikar Gocker; 10 Predigt, Pfr. Dr. Hoff. Neuoſtheim: 10 Predigt, Vikar Gocker. 5 Friedenskirche:.30 Predigt, Vikar Schröder. Johanniskirche: 10 Predigt, Vikar Schropp. Sutherkirche: 10 Predigt, Vikar Grimm; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Grimm. Melanchthonkirche: 10 Predigt, Vikar Götz. Neues Städt. Krankenhaus: 11.15 Predigt, Vikar Götz. Diakoniſſenhaus: Gottesdienſt in der Trinitatiskirche. Fendenheim:.30 Predigtgottesdienſt, Pfarrer Mutſchler. Käfertal: 10 Hauptgottesdienſt, Pfarrer Luger. Matthäuskirche Neckarau:.30 Predigt, Pfarrer Maurer; 10.45 Kin⸗ dergottesdienſt(Nordpfarrei), Pfarrer Maurer; 1 Chriſtenlehre (Nordpfarrei), Pfarrer Maurer. Rheinau: 9 Gottesdienſt am Pfingſtberg⸗ Wald(verlängerte Oſter⸗ ſtraße), Pfarrer Vath;.45 Predigt. Sandhofen:.30 Hauptgottesdienſt, Vikar Kölli. Pauluskirche Waldhof:.30 Hauptgottesdienſt, Vikar Wörner(Ein⸗ führung der neugewählten Kirchenälteſten Heinrich Döring und Johann Klein). Wochengottesdienſte: Trinitatiskirche: Mittwoch vorm. 7 Morgenandacht. Konkordienkirche: Donnerstag abend 8 Bibelbeſprechung, Kirchenrat von Schoepffer. Vereinigte evangeliſche Gemeinſchaften. Evangl. Verein für innere Miſſion A. B. Stamitzſtraße 15(Inſp. Stöckle): Sonntag 3 allgemeine Verſammlung. Donnerstag.15 Bibelſtunde.— K 2. 10: Sonntag 8 Verſammlung. Dienstag 8 C. V. j. M. Donnerstag.15 Bibelſtunde.— Schwetzingerſtr. 90 (Stadtmiſſionar Olpp): Sonntag.00 Verſammlung. Donnerstag .15 Bibelſtunde. Neckarau, Fiſcherſtraße 31(Stadtmiſſionar Welk): Sonntag.00 Verſammlung. Dienstag.15 Bibelſtunde.— Rheinau, Däniſcher Tiſch: Sonntag 3 Verſammlung. Mittwoch.15 Bibelſtunde.— Bellenſtr. 52: Sonntag 8 Verſammlung. Freitag .15 Bibelſtunde.— Sandhofen, Kinderſchule(Stadtmiſſ. Keidel): Sonntag 4 Sandhofen Verſammlg. Dienstag 8 Waldhof, Mittwoch .30 Sandhofen Bibelſtunde.— Feudenheim, untere Kinderſchule: Sonntag 8 und Mittwoch.15 Bibelſtunde.— Käfertal, Gemeinde⸗ haus: Sonntag 8 Verſammlung. Weitere Veranſtaltungen(Sonn⸗ tagsſchulen, C. V. j.., Jungfrauenvereine) ſind bei jeder Station zu erfahren. Landeskirchliche Gemeinſchaft„Bethesda ⸗ Heim“, L 11. 4. 11. Sefte. Nr. 379 Sonntag vorm. 10 Bibel⸗ und Gebetſtunde; nachm. 3 Gemeinſchaftskonferenz; abends 8 Evangeliſattonsvortrag.— Dienstag abend 8,15 Männer⸗ ſtunde, zugleich 8 Evangeliſationsvortrag Baubüro Almenhof.— Mittwoch abend.15 Gebetſtunde, zugleich 8 Evangeliſationsvortrag Pfingſtberg, Oſterſtraße 80.— Donnerstag nachm. 4 Frauenſtunde; abends.15 Bibelkränzchen für junge Mädchen von 15—18 Jahren. Berein für Jugendpflege e. V.„Haus Salem“, K 4. 10. Sonntag 2 Sonntagsſchule; 3 Jungmännerkreis; 4 Jugendverein für jg. Mäd⸗ chen; 8 Evangeliſatlonsverſammlung.— Dienstag 8 Gebetſtunde.— Mittwoch.30 Jungſchar; 8 Männerſtunde.— Donnerstag 4 Frauen⸗ ſtunde; 8 Blaukreuzverſammlung. Evangeliſche Gemeinſchaft, U 3. 28. Sonntag.380 und 4 Predigt, Prediger Sauer; 11 Kindergottesdienſt.— Mittwoch abend.15 Bibelſtunde.— Donnerstag abend 8 Jugendverein. Süddeutſche Vereinigung für Evangeliſation u. Gemeinſchaftspflege (Landeskirchl. Gemeinſchaft), Lindenhofſtr. 34. Sonntag abend 8 Evangeliſationsvortrag.— Montag 8 Frauenſtunde.— Mittwoch 8 Bibelbeſprechung.— Samstag.15 Männerabend.— Jugendbund für E.., a) junge Männer: Sonntag.30 und Dienstag.15; b) junge Mädchen: Sonntag 4 und Donnerstag 8. Adventgemeinde, J 1. 14. Sonntag abend 8 Vortrag.— Mittwoch abend 8 Bibelſtunde.— Freitag abend 8 Jugendſtunde.— Samstag vorm. 9 Sabbatſchule; 10 Predigt. Blaukreuzverein Mannheim I, Meerfeldſtr. 44, Hinterhs. Sonntag abend 8 Evangeliſation.— Montag abend 8 Bibel⸗ und Gebet⸗ ſtunde.— Mittwoch nachmitt. 4 Hoffnungsbundſtunde für Kinder; abends 8 Blaukreuz⸗Verſammlung.— Donnerstag abend 8 Mit⸗ gliederverſammlung.— Samstag abend 8 Jugendbund für junge Männer. Jedermann herzlich willkommen. Eintritt frei. Die Heilsarmee, C 1. 15.— Sonntag vorm..30 Heiligungs⸗Ver⸗ ſammlung; Sonntag und Mittwoch 8 Heilsverſammlung; Freitag 8 Heiligungs⸗Verſammlung.— Sonntags⸗Schulen: Sonntag 11 und .30: Mittwochs 5; Donnerstag 4 Liebesbund. Methodiſten⸗ Gemeinde Eben⸗Ezer⸗ Kapelle, Augartenſtr. 26: Sonntag vorm..30 Predig: u. hl. Abendmahl, Diſtr.⸗Sup. Joh. Herter⸗Durlach; 11 Sonntags⸗ ſchule; nachm..30 Waldgottesdienſt beim Bahnwarthaus Fried⸗ richsfeld⸗Süd.— Dienstag abend.15 Männer⸗Verſammlung.— Mittwoch abend.15 Bibel⸗ und Gebetſtunde. Katholiſche Gemeinde. Obere Pfarrei(Jeſnitenkirche). Sonntag 5 Frühmeſſe; von 6 an Beichtgelegenheit; 6 hl. Meſſe;.45 hl. Meſſe;.30 Singmeſſe;.30 Hauptgottesdienſt mit Predigt und Amt; 11 hl. Meſſe mit Predigt; nachm..30 Herz⸗Jeſu⸗Bruderſchaftsandacht mit Segen. St. Sebaſtianuskirche— Untere Pfarrei. Sonntag 6 Frühmeſſe und Beginn d. Beichtgelegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe;.30 Haupt⸗ gottesdienſt mit Predigt u. Amt; 11 Kindergottesdienſt m. Predigt: .30 Herz⸗Mariä⸗Andacht mit Segen. Heilig ⸗Geiſt⸗ Kirche. Sonntag 6 Beichte, hl. Meſſe; 7 Frühmeſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt und Amt; 11 Singmeſſe; 2 Herz⸗Mariä⸗Andacht mit Segen. 5 Liebfrauenkirche. Sonntag von 6 an Beichtgelegenheit;.30 Früh⸗ meſſe; 8 Singmeſſe;.30 Predigt u. Amt; 11 hl. Meſſe mit Predigt; .30 Andacht zur Muttergottes. Katholiſches Bürgerſpital. Sonntag.30 St. Peter⸗ und Paulskirche Feudenheim. ö 0 7 hl. Kommunion;.30 Frühmeſſe;.45 hl. Kommunion; 9 Haupt⸗ gottesdienſt; 11 Schülergottesdienſt; nachm. 2 Veſper. 8 Herz⸗Jeſukirche Neckarſtadt⸗Weſt. Sonntag 6 Frühmeſſe und Beicht⸗ gelegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt u. Amt; 11 Kindergottesdienſt; 7 Andacht zur hl. Familie mit Segen. St. Bonifatiuskirche: Sonntag 6 Frühmeſſe und Beichtgelegenheit: 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Hochamt mit Predigt; 11 Singmeſſe mit Predigt;.30 Muttergottes⸗Andacht⸗ Städtiſches Krankenhaus. Sonntag 6 Frühmeſſe mit Anſprache;—8 Beichtgelegenheit;.15 Singmeſſe mit Predigt. 5 5 St. Joſefskirche Lindenhof. Sonntag von 6 an Beichtgelegenheit; 6 Frühmeſſe; 7 Austeilung der hl. Kommunion, keine hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt; 10 Hochamt; 11.15 Singmeſſe; 2 Andacht zur Mutter Gottes. St. Jakobuskirche Neckarau. Singmeſſe mit Predigt. Sonntag.30 hl. Beichte; Sonntag.45 Frühmeſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Hochamt; 11 Singmeſſe mit Predigt; 2 Andacht. St. Franziskuskirche Waldhof. Sonntag 6 Beichte; 7 Kommunion⸗ meſſe;.15 Amt und Predigt in der Kapelle der Spiegelfabrik;.30 Amt und Predigt; 11 Singmeſſe und Homilie in der Kapelle der Spiegelfabrik; nachm. 2 Herz⸗Jeſu⸗Andacht;.30 Sonntagsabend⸗ andacht mit Segen. St. Laurentiuskirche Käfertal. Sonntag.30 Beichtgelegenheit;.80 und 7 Austeilung der hl. Kommunion; 9 Hauptgottesdienſt; 11 Schülergottesdienſt; nachm. 2 Andacht. 5 St. Bartholomäuskirche Sandhofen. Sonntag.30 Beichte; 7 Aus⸗ teilung der hl. Kommunion;.30 Schülergottesdienſt; 10 Sing⸗ meſſe;.30 Corporis⸗Chriſti⸗Bruderſchaftsandacht. St. Autoniuskirche Rheinau. Sonntag 6 Beichtgelegenheit;.45, 7 u. .25 Spendung der hl. Kommunion;.30 Frühmeſſe;.15 Amt mit Predigt; abends 7 Muttergottesandacht mit Segen.. St. Aegidinskirche Seckenheim. Sonntag.15 Frühmeſſe mit Monats⸗ kommunion;.90 Hauptgottesdienſt mit Chriſtenlehre f. Jünglinge; .30 Chriſtenlehre für Mädchen und Veſper. Ilvesheim. Sonntag.15 Frühmeſſe;.30 Hauptgottesdienſt; 1 Nach⸗ mittagsandacht. Alt⸗Katholiſche Gemeinde(Schloßkirche] Sonntag vormittag 10 Deutſches Amt mit Predigt. Die Chriſtengemeinſchaft, Bewegung für religiöſe Erneuerung, Sountag vorm. 10 in IL 11. 21, part.: Menſchenweihehandlung mit Predigt; 11.15 Kindergottesdienſt.— Vom 19.—31. Auguſt fallen alle Veranſtaltungen wegen Synode in Ulm aus. — e ie . C 2 EVER& CI F 7. 168 Inhaber: F. Keil Tel. 351016 7 Nbelfsbrik 8874 N 25 2 2 nmnenausbu Ladeneinrichtungen S Pelz 0 Aue 0 INH. 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Auguſt 1929 Karl Ludwig Sand Hiſtoriſcher Roman aus der Zeit der erſten deutſchen Burſchenſchaft Von Daniel Jeußuer 49(Nachdruck verboten.) Bei den Bickenbacher Tannen angelangt, ſagte Sartorius: „Nun haben wir den Punkt erreicht, bis zu dem ich dich be⸗ gleiten wollte. Wenn du dir alſo tatſächlich das Haar ab⸗ ſchneiden laſſen willſt, ſo iſt hier der geeigneteſte Ort dazu; eine Schere habe ich mitgebracht.“ „Schade, daß wir uns ſchon trennen müſſen! Aber ich darf deine Zeit, die du mir ſo reichlich geopfert, nicht länger in Anſpruch nehmen.“ Die Beiden verließen jetzt den Weg und ſchritten tiefer in den Wald, um eine paſſende Sitzgelegenheit zu ſuchen, die in einem Windwurf auch bald gefunden wurde. Sand nahm Platz und Sartorius handhabte die Schere wie ein richtiger Haarkünſtler. Bald war die Arbeit beendet. g Auf den Weg zurückgekehrt, ſahen ſich die Freunde noch einmal tief in die Augen, dann ſagte Karl Ludwig:„Habe Dank für Alles, du treueſter unter den Treuen... Und denke nicht ſchlecht von mir, was du— vielleicht ſpäter— auch über mich hören ſollteſt... Ich lebe und handle ſtets ſo wie Gott mich führt.“ „Die Wege des Herrn ſind richtig, und die Gerechten wandeln drinnen“, entgegnete der Andere bedeutungsvoll. „Dank auch für dieſes Wort, das ich ſehr gut verſtanden habe Dann ſchieden ſie. Doch drehte ſich jeder von ihnen noch mehrmals dem andern zu— was faſt ſtets gleichzeitig geſchah — um dem Freunde einen letzten und allerletzten Abſchieds⸗ gruß nachzuwinken. Endlich entſchwanden ſie ſich aus den Augen. Sartorius ſchritt raſch— aber gedankenvoll in der Richtung Darmſtadt davon, und Sand ging langſam die Berg⸗ ſtraße entlang, ſeinem furchtbaren Ziele entgegen. 8. Kapitel. Die erſte Frucht von Sands Erwägungen war der Ent⸗ ſchluß, heute nicht mehr bis Mannheim zu wandern, ſondern zunächſt noch eine Nacht zwiſchen ſich und ſein Ziel zu legen. Er paſſierte Zwingenberg, Auerbach, Bensheim und kam gegen 3 Uhr nach Lorſch, wo er im Gaſthaus zum Lamm ein⸗ kehrte und beſchloß, die Nacht hier zu verbringen. „Wie weit iſt es von Lorſch nach Worms?“ fragte er den Wirt, „Nach Worms? O, dös iſcht net arg weit!“ lautete die Antwort.„Wenn's gut lafe, brauchens net mal zwee Stunn Wolle Sie heit noch bis dortnausd“ „Heute nicht mehr, aber vielleicht morgen früh; genau weiß ich es noch nicht...“ Als Sand einen Imbiß zu ſich genommen hatte, äußerte er den Wunſch, das Städtchen näher kennen zu lernen. Der gerade anweſende Lehrer der Wirtskinder erbot ſich, ihm Führer zu ſein. a „Viel gibt es hier ja nicht zu ſehen“, ſagte unterwegs der Lehrer;„das Wenige, was ich Ihnen aber zeigen kann, iſt dafür etwas Beſonberes und wird Ste ſicherlich intereſſieren.“ „Als Student der Theologie habe ich eine erklärliche Vorliebe für Kirchen und ihre Geſchichte“, erwiderte Sand, um ſeinem Führer gewiſſermaßen einen Fingerzeig zu geben. „Außer unſerer Kloſterkirche wird Ihnen hier auch ſicher⸗ lich nichts gefallen“, lachte der Lehrer,„und es lag von vorn⸗ herein in meiner Abſicht, Sie dorthin zu führen.“ Bald ſtanden die beiden denn auch vor der genannten Kirche und der Führer erzählte, was er über die ehemalige fürſtliche Abtei Lauriſſa, eines der reichſten und angefehenſten Klöſter Deutſchlands wußte. Als er ſein geſchichtliches Wiſſen doziert hatte, fuhr er fort:„Die Sage weiß es aber anders und— vielleicht beſſer Wiſſen Sie, wer nach ihr das Kloſter gegründet haben ſoll?“ „Woher ſollte ich das wiſſen? Davon kann doch nur ein völlig Eingeweihter wie Sie, Kenntnis haben.“ „So hören Sie: Die Nibelungenkönigin Ute war die Gründerin des Kloſters? Fällt es Ihnen nun ein?“ „Ich weiß jetzt genau ſo wenig wie vorher“, geſtand Karl Ludwig ehrlich,„finde es aber merkwürdig, daß heute ſchon zum zweitenmal die Geſtalten des Nibelungenliedes vor mir auftauchen... Geleſen habe ich das Nibelungenlied ſelbſt⸗ verſtändlich auch, und zwar mehr als einmal, beherrſche ſeinen Inhalt aber doch nicht ſo, daß mir Ihr kleiner Fingerzeig nun alle Höhen und Tiefen des Werkes vor Augen rückte. Intereſſant wäre mir deshalb, wenn Sie die Gründung des Kloſters durch Königin Ute mit einigen Zeilen des Liedes belegen könnten.“ „Das kann ich und tue es gern,“ ſagte der andere mit leuchtenden Augen. Er war jetzt in ſeinem Fahrwaſſer, auf ureigenſtem Gebiet, das er Tag und Nacht durchfurchte und deshalb bis ins Kleinſte beherrſchte. Mit angenehmer Stimme begann er: „So reich wie Fürſten ziemet, ſo ſtiftete Frau Ute Nach König Dankrats Tode von ihrem Witwengute Mit Renten und Gefällen, die es noch heute zieht, Das Kloſter dort zu Lorſe, das man in hohen Ehren ſieht.“ „Sie haben recht, aus dieſer Strophe geht klar hervor, daß die Nibelungenkönigin tatſächlich das Kloſter ſtiftete; denn Lorſe bedeutet ſo viel wie Lorſch...“ Der Schulmann antwortete nicht gleich, ſondern ſchien zu überlegen. Dies war aber nur eine ſelbſtgefällige Poſe; in Wirklichkeit wollte er durch dieſe kleine Pauſe den Erfolg ſeines letzten und ſtärkſten Trumpfes nur vergrößern. Endlich ſagte er mit Nachdruck:„Auch der herrliche Held Siegfried liegt hier begraben!“ „Na, na,“ machte Karl Ludwig ungläubig,„da werden Sie ſich doch wohl täuſchen; denn auf die Begräbnisfeierlichkeit in Worms, wie ſie das Lied ſo packend ſchildert, entſinne ich mich zufällig noch ſehr genau.“ „Sie irren ſich auch nicht, mein Herr! Vergeſſen aber, daß Siegfried zweimal begraben wurde.. Und ſofort deklamierte der Kindererzieher die hierauf be⸗ züglichen weiteren Verſe und fragte dann: „Nun, habe ich recht oder nicht?“ „Dem Epos nach haben Sie natürlich recht, und ich ver⸗ ſtehe es jetzt auch, daß Sie ſtolz auf die Beziehungen ſind, die zwiſchen Lorſch und dem Nibelungenlied beſtehen.“ „Es freut mich, daß Sie dies einſehen, und Sie werden wohl auch gewiß nicht bereuen, Ihre Reiſe hier für einige Stunden unterbrochen zu haben. „Nein, gar nicht!“ Der Wiſſensſchatz des Führers war aber noch lange nicht erſchöpft, ſondern er redete mit Mund und Händen immer weiter über ſeinen Lieblingsſtoff. Endlich trennten ſich die beiden, und Sand ging allein nach dem Gaſthauſe zurück. Hier fragte ihn der Wirt freundlich:„Gell, unſer Herr Lehrer kann awer diſchkuriere, o mei...“ „Ja, das kann er! Ein Mann voll Heimſtolz— oder vielleicht verſtehen Sie das Wort„Lokalpatriotismus“ beſſer — nebenbei ein großer Dichter, Vortragskünſtler und Orts⸗ childerer, der einem fremde Städte direkt vor die Naſe ſetzt. Er hat mir Worms ſo anſchaulich beſchrieben, daß ich den für morgen geplanten Beſuch der Stadt nicht ausführen, ſondern gleich weiter reiſen werde. Vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, mir noch heute ein Lohnfuhrwerk zu mieten, das mich morgen früh, Abfahrt gegen 6 Uhr, nach Mannheim bringt.“ „s iſcht recht, junger Herr, wird beſorgt.“ — Am andern Morgen zur feſtgeſetzten Stunde ſtand der Wagen vor dem Gaſthofe. Sand verabſchiedete ſich von dem freundlichen Lamm⸗ wirt und fügte hinzu:„Sollte ich ſpäter noch einmal nach Lorſch kommen, ſo werde ich wieder bei Ihnen wohnen Dann ſetzte ſich das Gefährt in Bewegung und raſſelte in der Richtung Mannheim hinaus aus dem Städtchen. Der etwa ſechs Gehſtunden lange Weg wurde in 3“ Stun⸗ den bewältigt. Gegen 210 Uhr langte der Wagen an der Mannheimer Neckarbrücke an, wo Karl Ludwig abſtieg, ſich von dem Fuhrmann abſtauben ließ, ihm außer dem Fahrgeld noch ein beſonderes Trinkgeld gab und dann in die Stadt ging, die er von zwei früheren Beſuchen her gut kannte. Im Gaſthofe zum Weinberg ließ er ſich einen Schoppen Wein mit etwas Brot geben und begann zu frühſtücken. Er wunderte ſich ſelber über ſeine große Ruhe, die hier am Ziele der verhängnisvollen Reiſe über ihn gekommen war. Das zerſetzende, aufreibende Erübeln hörte auf, und er kam ſich vor wie ein Automat, der keinen eigenen Willen hat, aber neu aufgezogen war und nun auf den Augenblick wartete, wo ein Federdruck ſeine verborgenen Kräfte aus⸗ löſte und zum Handeln, zur Ausführung des Gottesurteils, zwang. Wie es lautete, wußte er auch jetzt noch nicht. Dieſe Un⸗ kenntnis beunruhigte ihn aber nicht im geringſten, nur wenige Stunden noch, und die Gewißheit war da. Sie konnte allerhöchſt zweierlei Art ſein: Handelte er gegen Gottes Willen und Gebot, ſo trat ihm der Allmächtige vor Kotzebues Haus oder in deſſen Wohnung in irgend einer Form ent⸗ gegen und entwandt ſeiner Hand den gezückten Dolch. Ge⸗ ſchah dies aber nicht, ſo war ſeine Ueberzeugung, die ihn von Jena bis nach Mannheim gejagt, richtig und demnach auch die Tat, die ihr entſprang. Was ſpäter werden würde, kümmerte ihn nicht 5 Als er ſein Frühſtück beendigt hatte, fragte er den Wirk „Wiſſen Sie, wo der Pfarrer Karbach wohnt?“ „Aah, kennen Sie den Herrn Pfarrer?“ (Fortſetzuna folat) 8 5 5 23 Augen Große Posten Waschkonmolen und Nachttische in Eiche mlt 15˙ 0 flabatt g relchhaltiges Lager in: FSpeisezimmern Herrenzimmern Hüchen Einzelmöbel Polstermöbel Matratzen Bettfedern Fortige Betten Ste. Zu auffallend Dilligen Preisen Kostenlose Lieferung und Lagerung bei uns gekaufter 8570 Möbel. Mannheimer Wohnungs- Einrichtung G. m. b. H. 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