bODienskag, 20. Auguſt 1929 75 1— Abend ⸗ Ausgabe Bezugspreise: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne N Bei evtl.. wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. 2 e 17590 Karlsruhe. aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R.9/1 aſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen Waldhof tr. 6, engerer, 19/0 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: eralanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951.24952 u. 24953 Hu zg; g Montag: Sport und Spiel Negelmäßige Beilagen: Sezen n Kecht 2 15 Donnerstag wechſelnd: Mannheimer Frauenzeitung lannheimer General Anzeiger Dienstag wechſelnd: Aus der Welt der echnik Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film mittwoch wechſelnd: Aus Feld und Garten Aus dem Kinderland Freitag: Wandern u. Neiſen Snowoͤen hatte die Einladung angenommen, hat dann aber abgeſagt Noch immer Gärung im Haag Den Haag, 20. Aug.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Heute mittag ereignete ſich wieder einmal ein Zwiſchen⸗ fall, den der engliſche Schatzkanzler Su o wden veranlaßte. Snowden hatte geſtern nachmittag die Einladung zu dem vom holländiſchen Außenminiſter Beelaerts veranſtalteten „Verſöhnungsfrühſt ück“ angenommen. Um 12 Uhr ließ Snowden Herrn Beelaerts mitteilen, daß es ihm leider nicht möglich ſei, dem Frühſtück beizuwohnen. Seine Abſage machte einen ſehr ungünſtigen Eindruck und man kann ſich für den Augenblick nicht erklären, weshalb Suow⸗ den nach Annahme der Einladung in letzter Stunde darauf ver⸗ zichtete. Jedenfalls iſt die holländiſche Vermittlungsaktion, an der Mittagstafel Briand mit Snowden auszuſöhnen, nicht geglückt. Zwiſchen Furcht und Hoffnung = Den Haag, 20. Aug.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Die deutſche Delegation iſt heute vormittag zu einer Sitzung zuſammengetreten, in der die Geſamtlage beſprochen werden ſoll. Nach den Erklärungen, die Briand in ſeinem mit Streſemann geführten Geſpräch abgab, wird die Erledi⸗ gung der Räumungsfrage als ſehr ſchwierig an⸗ geſehen. Man ſpricht jetzt viel von der Fortſetzung der poli⸗ tiſchen Konferenz während der Genfer Völkerbundstagung. Nötigenfalls würde man nach der Genfer Vollver⸗ ſammlung in Lauſanne oder im Ha ag die finanziellen und die politiſchen Fragen endgültig erledigen. Es wird immer noch die Hoffnung geäußert, daß es im Haag zu einer grundſätzlichen Annahme des Poungplanes durch England kommen werde. Auf Grund ſeiner Zuſtimmung wäre zum min⸗ deſten die Möglichkeit gegeben, alle finanztechniſchen Organi⸗ ſattonen zu ſchaffen. Die Finanzſachverſtändigen haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und werden im Laufe des heutigen Nachmittags ihr Gutachten abgeben. Die Stimmung in engliſchen Kreiſen bleibt vorwiegend peſſimiſtiſch. ein Luhn gan ant Heute war der erſte Probeflug Detroit, 20. Aug.(United Preß.) Das erſte ameri⸗ kaniſche Ganzmetall⸗ Luftſchiff hat heute ſeinen erſten Probeflug gemacht, der gut verlaufen iſt. Die Mann⸗ ſchaft beſteht aus 5 Perſonen. Das Luftſchiff iſt 50 Meter lang und hat einen Durch⸗ meſſer von 18 Meter. Die Hülle beſteht aus einer Legie⸗ rung von Kupfer und Alu⸗ minium und iſt mit Helium gefüllt. Es wird von zwei Motoren getrieben. Der heu⸗ tige Probeflug dauerte 45 Minuten. Tariferhöhung der Reichsbahn? Berlin, 20. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Wiederholt hat die Reichsbahn erklären laſſen, daß ſie nicht in der Lage ſei, die durch die Lohnerhöhung am 1. April einge⸗ tretene Mehrbelaſtung aus den laufenden Mitteln zu decken. Die angedrohte Tariferhöhung, die noch für die Sommerſaiſon abgewendet werden konnte, rückt jetzt in be⸗ denkliche Nähe. Am 16. Auguſt hat eine gemeinſame Konferenz der Reichsbahngeſellſchaft und der beteiligten Reichs reſſorts ſtattgefunden, in der die etwa kommende Erhöhung der Tarife bereits in ihren Einzelheiten beſprochen wurde. Nach dem „Berliner Tageblatt“ ſoll die Reichsbahn alle Maßnahmen ge⸗ troffen haben, um die neue Erhöhung am 15. Sep⸗ tember in Kraft treten zu laſſen, heraufgeſetzt ſollen beſon⸗ ders jene Tarife werden, die von der letzten Erhöhung am 1. Oktober vorigen Jahres verſchont geblieben ſind. Die Reichs bahngeſellſchaft äußert ſich zu dieſer Meldung ausweichend. Es hätte ſich lediglich um„vorbereitende“ Be⸗ ſprechungen gehandelt, da erſt abgewartet werden müſſe, ob micht die durch den Dpungplanu in Ausſicht ſtehenden Er⸗ Briand zwiſchen zwei Feuern Paris, 20. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Der größte Teil der Pariſer Preſſe äußert hinſichtlich der Ver⸗ handlungen über die Rheinlandfrage die Befürchtung, daß man in dieſem Punkt zu ſchnell vorwärtskommen und ſich auf eine Löſung feſtlegen werde, ohne die Gewißheit zu haben, daß der Ppungplan durchgeführt wird. Deshalb wird die Ankündigung, daß England auf jeden Fall ſeine Truppen demnächſt zurückziehen werde, ſehr mißfällig auf⸗ genommen. Die Blätter werfen Henderſon vor, er wolle mit ſeinem„Manöver“ die Aufmerkſamkeit des deutſchen Pub⸗ likums von der Hartnäckigkeit Englands bei den finanziellen Verhandlungen ablenken und gleichzeitig Frankreich zum Sündenbock ſtempeln. Die Caillaux naheſtehende„Volonté“ weiſt jedoch der franzöſiſchen Delegation im Haag den Weg, um dieſer„neuen britiſchen Offenſive“ entgegenzutreten. Das Blatt rät Briand ab, ſich hinter juriſtiſchen Klauſeln zu verſchanzen und Deutſchland die Rheinlandräumung zu verweigern. Er werde damit zwar den Beifall der Nationaliſten finden, aber mit dieſen Leuten könne er keine Friedenspolitik machen. Zudem ſetze er ſich der Gefahr aus, iſoliert zu werden, da auch Belgien die Räumung wünſche und Muſſolini allzu ſehr Luſt zeige, im Trüben zu fiſchen. Vielmehr müſſe der franzöſiſche Außenminiſter Deutſchland unverzüglich die Befreiung der Rheinzone unter noch näher zu be⸗ ſtimmenden Bedingungen zugeſtehen.„Auf parlamentariſchem Boden, meint das Blatt, würde Briand auf eine große Mehr⸗ heit in der Mitte und auf der Linken geſtützt, auf internatio⸗ nalem Boden würde ſein Preſtige eine unvergleichliche Stei⸗ gerung erhalten. Vielleicht wäre Snow den ſogar gezwun⸗ gen, dann ſeine Unverſönlichkeit aufzugeben. Auf jeden Fall würde die deutſch⸗franzöſiſche Verſöhnung für immer beſiegelt werden und das wäre der arſte Abſchnitt für eine europäiſche Staaten vereinigung.“ Metall — 7 ³W. ↄð d dd ã ĩͤâ d ã ĩͤ dd ĩ ũããõdfffcc ccc ß ß c leichterungen einen Verzicht auf die Tariferhöhung mög⸗ lich machen würden. Man wird zumal bei dem unerquicklichen Stand der Dinge im Haag aus dieſem Beſcheid nur geringen Troſt ſchöpfen können. Außerdem hat ja auch Staatsſekretär Popitz die Parteiführer keineswegs im Unklaren darüber gelaſſen, daß ſo ziemlich alle Erleichterungen aus dem Moungplan zur Deckung des allgemeinen Defizits verwandt werden müſſen. Spaniſcher Flottenbeſuch in Deutſchland Berlin, 20. Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Am 22. Auguſt trifft in Deutſchland ein Verband ſpani⸗ ſcher Hochſeezerſtörer ein, der die Häfen Swinemünde, Stettin, Kiel und Wilhelmshaven beſuchen wird. Die deutſche Regie⸗ rung wird die ſpaniſche Flottille in der üblichen Weiſe empfan⸗ gen und eine Reihe von Feſtlichkeiten zu ihren Ehren ver⸗ anſtalten. Zum erſten Male ſeit Kriegsende entſendet die ſpaniſche Regierung Kriegsſchiffe nach Deutſchland. Zum erſten Male bietet ſich damit der deutſchen Regierung Ge⸗ legenheit, die in Spanien deutſchen Kriegsſchiffen gebotene Gaſtfreundſchaft zu erwidern. Nr. 383— 140. Jahrgang e Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Ko ae für Allgem. Anzeigen 040 N. Netlamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Samstag: Aus Zeit u. Leben Mannheimer Muſikzeitung Zuſammenſchluß der Fflamvölker (Von unſerem ſtändigen Korreſpondenten) pd. Konſtantinopel, 15. Aug. Der erſte Iflamſtaat, der ſeine nationale Geſchloſſenheik und Unabhängigkeit von europäiſcher Bevormundung er⸗ kämpfte, die neue Türkei, iſt nicht der führende Staat im Sinne des Iflams, wenn auch im Augenblick vielleicht der militäriſch ſtärkſte. Es hat in den letzten Jahren ſogar Zeiten gegeben, in denen die andern Iſlampölker zum Ausdruck brachten, daß ſie in der Türkei kaum noch einen iflamiſchen Staat zu ſehen vermöchten. Es hat ſich aber gezeigt, daß auch die Kemal⸗Regierung es nicht fertig bringt, die Religion aus den Herzen der Türken zu reißen, und wenn auch die dummen Jungen ſich mit Spott brüſten, über die Lehren des Koran erhaben zu ſein, ſo weiß man doch, daß nicht nur unter den höchſten türkiſchen Funktionären genügend viele nach wie vor an der Religion und der Achung vor dem Alten feſthalten, ſondern daß ſich bereits auch unter der Jugend eine Gegenſtrömung bemerkbar macht, die der Folkloriſten, die wieder die Achtung vor der Vergangenheit predigt und allſeitig mit wachſendem Intereſſe betrachtet wird. Das hat den andern iſlamiſchen Völkern die Ueberzeugung beigebracht, daß die Türkei trotz des Kemalismus ein iſlamiſches Volk geblieben iſt und noch lange bleiben wird. So hat ſich„enn Ibn Salud, der König des Hedſchas und des Nedſchd, der ſchärfſte Gegner der türkiſchen Reformer, ſchließlich bereit gefunden, auch die Türkei in ſeine iflamiſchen Ziele wieder einzubeziehen, und umgekehrt hat man in Angora beobachtet, daß dieſer ehemalige Stammeshäuptling allmählich doch auch von Europa als wirklicher Herrſcher bewertet wird, ſein Land aufgehört hat, als eine unwichtige Wüſtenbildung zu gelten.- Man iſt alſo in Verhandlungen eingetreten, und dieſe haben nunmehr zum Abſchluß eines Freundſchafts ver ⸗ trags zwiſchen der Türkei und den Staaten des Nedſch d und des Hedſchas geführt mit Erklärung der Gleichberech⸗ tigung der gegenſeitigen Staatsangehörigen. Damit iſt Ibn Sa'ud ein wichtiger weiterer Schritt auf dem Wege des Zu⸗ ſammenſchluſſes der Iſlamvölker gelungen. Er, der erſt im Jahre 1916 durch einen verwegenen Ueberfall auf die von den Schammar⸗Beduinen ſeinem Vater entriſſene Stadt Riad wieder in den Beſitz eines kleinen Gebiets ge⸗ langt iſt, hat in fünfzehnjährigen Kämpfen nicht nur die Beduinen des Schammar⸗Stammes endgültig aus ſeinem väterlichen Reiche vertrieben, ſondern auch durch die im Jahre 1924 auf 25 erfolgte Beſiegung der früheren Günſtlinge der Engländer, der Haſchimiten, ſich die Herrſchaft über die heili⸗ gen Orte des Iſlams, die Landſchaft Hedſchas mit der Stadt Mekka erworben. Von dieſer Tat aus begann dann ſein grö⸗ ßeres hiſtoriſches Wirken. Es iſt ihm gelungen— und das war ſchwieriger als die Vereinigung des Neöſchd und des Hedſchas in Perſonalunion— in vier Jahren die wilden Wüt⸗ ſtenſtämme ſoweit zur Ruhe zu erziehen, als er der Ruhe bei ihnen bedarf, er hat den Ausgleich zwiſchen dem religiöſen Puritanismus der Wachabiten und der geſchäftstüchtigen Mentalität des Hedſchas erreicht, kurzum, in den letzten vier Jahren iſt es Ibn Salud gelungen, ſeinen Doppelſtaat poli⸗ tiſch und verwaltungstechniſch zu organiſteren und zu konſoli⸗ dieren. Seit Monaten ſchon verhandelt nun Ibn Sa lud auch mit der perſiſchen Regierung über den Abſchluß eines Freund⸗ ſchaftsvertrages, der anſcheinend vor der Unterzeichnung ſteht. Die mit Afghaniſtan angeknüpften Verhandlungen mit dem gleichen Ziele waren durch die Niederlage Aman Ullahs unvollendbar, ſie können erſt wieder aufgenommen werden, 90 dieſes Land wieder eine allſeitig anerkannte Regierung eſitzt. So ſucht Ibn Sa'ud das Konzert der iſlamiſchen Völker immer mehr zu erweitern und zu verſtärken, und er findet auch bei den andern Völkern Verſtändnis, da ſie alle von der Treuloſigkeit der Staaten erbittert ſind, für die ſie im Weltkrieg gegen die türkiſche Kalifatsmacht gekämpft haben, ohne den geringſten Dank zu finden. Eine wirkliche Schwierigkeit beſteht nur bezüglich des Imam Jach a vom Jemen, der nicht minder von ſeiner Sendung überzeugt iſt, als Ibn Sa'nd von der ſeinigen, auch nicht weniger Ehr⸗ geiz beſitzt und dazu auch dauernd von den Engländern auf⸗ gehetzt wird, denen ein völlig geeinigtes Arabien für ihren Landweg nach Indien gefährlich erſcheint. Augenblicklich dreht ſich der Streit der beiden arabiſchen Fürſten darum, daß Jachja die Stadt Hodeida nicht an Ibn Saluds Vaſallen, den Emir von Aſſir, herausgeben will. Andere Schwierigkeiten auf dem Wege Ibn Sa'uds werden in abſehbarer Zeit über⸗ brückt werden. So die Streitigkeit mit Aegypten, deren Beilegung noch an der Pilgerfrage ſcheitert, weil man von Kairo aus fordert, daß das Mahmal, das jährliche ägyp⸗ tiſche Weihgeſchenk für die Kaaba in Mekka von ägyptiſchem Militär mit Waffen und Muſik zu begleiten ſei, eine Forde⸗ rung, die ſehr gegen die puritaniſchen Anſchauungen der Wachabiten, aber wohl auch gegen Ibn Sabuds Gefühl für die Wahrung ſeiner Landeshoheit verſtößt. Daß darüber in ab⸗ ſehbarer Zeit eine Verſtändigung gefunden werden wird, iſt nicht zweifelhaft, da auch Aegypten viel an einer Einigung der Iſlamſtaaten gelegen ſein muß. Auch mit dem Irak, gegen den die Stämme Ibn Saluds in den letzten Jahren fraglos mit ſeinem Wiſſen oft vorgeſtoßen find, um ihn mürbe zu machen, im letzten Augenblick dann aber immer wieder zurückgepfiffen wurden, werden nunmehr bald gleichgerichtete Verhandlungen beginnen. Im Jrak braucht England wegen ſeiner dort ſtark nach Norden ge⸗ richteten Pläne Ruhe, und ſo wird es dem ſehr geſchickten bri⸗ tiſchen Oberkommiſſar Clayton, der neuerdings dorthin geſandt iſt, und der zu König Feiſal wie zu König Ibn 3. Seite. Nr. 389 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 20. Augauſt 1229 Sand gleich gute Beziehungen pflegt, ſicher gelingen, die beſtehenden Grenzſtreitigkeiten zu regeln, ſodaß auch hier die Bahn für eine Verknüpfung der beiden Staaten frei wird. Dieſe ganzen Einigungsbeſtrebungen der Iflamſtaaten ſchaffen zwar vorerſt noch keine politiſchen Machtbildungen Ernſterer Art, immerhin halten ſie den Gedanken der Zu⸗ ſammengehörigkeit wach, und wenn die Verhältniſſe ſich in demſelben Tempo weiter entwickeln wie in den letzten zehn Fahren, dann dürfte das Bild der Iſlamgemeinſchaft heute in zehn Jahren ſchon recht deutlich gezeichnet ſein. Die Reform der Arbeitsloſenverſicherung Berlin, 20, Aug.(Von unſerem Berliner Büro.) Der ſozialpolitiſche Ausſchuß trat am Dienstag vormit⸗ tag zu einer Beſprechung mit den Vertretern der Kommunal⸗ verbände über die Arbeitsloſenverſicherung zuſammen, Vor Eintritt in die Tagesordnung kündigte Miniſterialdirektor Dr. Weigert vom Reichsarbeitsminiſterium an, daß der Geſetzentwurf zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung noch im Laufe des Nachmittags den Mitgliedern des ſozialpoliti⸗ ſchen Ausſchuſſes zugehen werde. Der Entwurf werde gleich⸗ zeitig dem Reichsrat zugeleitet, ſo daß der Reichstag ſofort nach Erledigung des Entwurfes durch den Reichsrat die offi⸗ zielle Geſetzesvorlage erhalten könne. Der Redner teilte wei⸗ ter mit, daß etwa 67 Aenderungen an der Arbeitsloſen⸗ verſicherung vorgenommen ſeien, zum Teil allerdings nur redaktioneller Natur, Die Beitragserhöhung ſei zeitlich auf 1% Jahre begrenzt und werde/ Prozent betragen. Aenderungen des Geſetzes brächten beträchtliche Entlaſtungen auf der Ausgabenſeite. Beides zuſammen laſſe nur noch ein ungedecktes Defizit von 47 Millionen Mark übrig. Die Reichsregierung hoffe beſtimmt, daß auch dieſes letzte Defizit durch die Verhandlungen im Reichsrat und Reichstag ausgeglichen werden würde. Der Vorſitzende Abg. Eſſer(3tr.) ſchlug vor, am Mitt⸗ woch mit der allgemeinen Beſprechung der Vorlage zu be⸗ ginnen(Zuſtimmung). Er erteilte ſodann dem Vizeprä⸗ denten des Deutſchen Städtetages Dr. Elſas das Wort. Dr. Elſas ſchilderte die ſteigende Belaſtung, die die Städte durch Uebergang der Ausgeſteuerten aus der Kriienfürſorge und Erwerbsloſenunterſtützung auf die reine Wohlfahrtspflege der Gemeinden erlitten. Dazu kämen durch⸗ ſchnittlich 150 000 Zuſatzunterſtützungsempfänger, 20 Prozent der geſamten ſtädtiſchen Fürſorgeaufwendungen entfalle gegen⸗ wärtig auf Wohlfahrtserwerbsloſe. Nach dem gegenwärtigen Stand belaufe ſich der Jahresaufwand für die Städte über 50 000 Einwohner an Unterſtützungen für Wohlfahrtserwerbs⸗ löſe ſchätzungsweiſe auf 120 Millionen Reichsmark, für die Geſamtheit der Gemeinden auf 180 Millionen Reichs⸗ mark. Die Kommunen hätten die Reformbedürftigkeit des Arbeitsloſengeſetzes anerkannt, aber ſie müßten vor einer Reihe von vorgeſchlagenen Beſtimmungen ausdrücklich warnen, weil ſie nur eine Verſchiebung der Laſten zu Un⸗ gunſten der Gemeinden bedeuten, die ohne Die gleichzeitige Aenderung des Finanzausgleiches für die leiſtungsſchwachen Gemeinden nicht tragbar ſeien, denn heute betrage der Zuſchußbedarf für das Wohlfahrtsweſen zwiſchen 30 und 40 Prozenk des Geſamtzuſchußbedarfes und ſteige in einer Anzahl Städte auf 46 und 47 Prozent. Abg. Dr. Pfeffer(D. Volksp.) bezweifelt die Schlüſſig⸗ keft der Angaben des Vorredners. Bürgermetſter Fritz Stennrath⸗Köln äußerte ſich Über die werteſchaffende Arbeitsloſenfürſorge. Bedauerlicher⸗ meiſe ſeien bei der Verwendung, der Mittel der produktiven Erwerbsloſenfürſorge Fehler und Mängel vorgekommen. Falſch wäre es jedoch, wollte man wegen dieſer Fehler den Wert der produktiyen Erwerbsloſenfürſorge überhaupt ver⸗ neinen, Unter den gegenwärtigen arbeitsmarktpolitiſchen Ver⸗ hältniſſen ſei ohne die Werte ſchaffende Arbeitsloſenfürſorge nicht auszukommen. a Nachdem der Ausſchuß noch eine Anzahl von Vertretern der Kommunen angehört hatte, vertagte er ſich auf Mittwoch, Ruſſiſche Marineoffiziere in Berlin — Berlin, 20. Aug. Der Geſchwaderchef des zurzeit in Swinemünde weilenden Kreuzergeſchwaders, Rabl, traf heute vormittag mit zwel Begleitoffizieren im Flugzeug auf dem Tempelhofer Flugfeld ein. Als Vertreter der Reichs⸗ marine hatte ſich Korvettenkapitän Fuadiſani zur Be⸗ guüßung im Flughafen eingefunden. landfragen abhalten. Am Donnerstag geht's weiter 2 Tokio, 20. Aug.(United Preß.) Kapitän von Schiller, der zweite Offizier des„Graf Zeppelin“, teilte heute in einem Interview mit, daß der Abflug des Luftſchiffes nunmehr endgültig für Donnerstag 4 Uhr mor⸗ gens(20 Uhr ME) feſtgeſetzt worden ſei. Der Kurs, den das Luftſchiff einſchlagen werde, hänge noch von der Wetter⸗ lage ab. Wenn die Verhältniſſe günſtig ſeien, würde das Luftſchiff in gerader Linie den Ozean überfliegen und erſt bei San Franzisco wieder Feſtland erreichen. Sollten die Wetterbedingungen jedoch nicht ſehr günſtig ſein, ſo ſei es möglich, daß man an den Atleuten und der von Alaska entlang über Seattle fliegen werde. Mißſtimmung in Rußland — Moskau, 20. Auguſt.(United Preß.) Darüber, daß„Graf Zeppelin“ während der tagelangen Fahrt über Sowjetrußland ſeine Poſition den ruſſiſchen Funkſtationen nicht mitgeteilt hat, herrſcht hier lebhafte Verſtimmung. Dieſe Ver⸗ ſtimmung kommt heute in einem Aufſatz des bekannten Flug⸗ ſachverſtändigen Worobjow, den die„Js weſtija“ ver⸗ öffentlicht, zum Ausdruck. Worobjow, der an gleicher Stelle zu Beginn des Fluges einen ſehr warmen Begrüßungsartikel veröffentlicht hatte, vermeidet auch heute alle Schimpfworte und zollt der deutſchen Leiſtung Anerkennung. Er weiſt indeß darauf hin, daß die ruſſiſche Regierung für das Luftſchiff einen Wetterdienſt eingerichtet hatte und ihm die Berichte zu⸗ gehen ließ und daß alle Vorkehrungen getroffen geweſen ſeien für den Fall, daß dem Luftſchiff ein Unfall paſſiert wäre. Das Luftſchiff habe jedoch ein eigentümliches Schweigen gewahrt und ſich geweigert, ſeine Poſition dem beſorgt wartenden ruſſiſchen Publikum mitzuteilen. Der Artikel ſchließt: „Von allen Geſichtspunkten aus müſſen wir es bedauern, daß das Luftſchiff eine ſo ſchlechte Verbindung mit dem Lande FJFaeuersbrunſt guf einem franzöſiſchen Aeberſeedampfer y Paris, 20. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) An Bord des großen franzöſtiſchen Ueberſeedampfers „Paris“, der gegenwärtig im Hafen von Le Havre liegt, iſt geſtern abend Feuer ausgebrochen. Der ganze mittlere Teil des mächtigen Fahrzeuges wurde zerſtört. Die Feuersbrunſt brach in einer in der Mitte des Schiffes gelegenen Kabine aus, griff raſch auf den Rauchſalon der 2. Klaſſe über, der in kurzer Zeit ausbrannte, und breitete ſich dann auf die Salons der 1. Klaſſe, die Treppen und das Auskunftsbürb aus. Anſtrengungen der Feuerwehr wurden ziemlich gehemmt, da unmittelbar nach Ausbruch des Feuers die elektriſche Beleuch⸗ tung verſagte. Die Löſcharbeiten mußten deshalb faſt im Dunkeln vorgenommen werden. Zudem füllte ein erſticken⸗ der Rauch alle Räume und Korridore des Schiffes, ſo daß die Feuerwehrleute nur mit Gasmasken verſehen an den Herd des Feuers vordringen konnten. Zwei Matroſen mußten halb erſtickt davongetragen werden. Erſt gegen 10 Uhr nach ſtundenlanger Arbeit war der Brand eingedämmt. Der entſtandene Schaden iſt ſehr be⸗ trächtlich. Eine Reihe reich ausgeſtatteter Salous mit präch⸗ tigen Möbeln, Teppichen und Dekorationen, zahlreiche Kabi⸗ nen, einige Büros und die Ehrentreppe ſind vollſtändig ver⸗ tichtet worden. Die Feuersbrunſt iſt wahrſcheinlich die Folge eines Kurzſchluſſes. Die Ausbeſſerungsarbeiten an dem Dampfer, der heute nach Newyork abgehen ſollte, werden ziemlich lange Zeit in Anſpruch nehmen. Die * Der Reichsrat kommt nach Karlsruhe. Der Reichsrat wird gelegentlich ſeiner Informationsreiſe nach dem Grenz⸗ land Baden am 25. oder 26. September(nicht wie von anderer Seite gemeldet wurde bereits am 23. Auguſt) in Karlsruhe im Landtagsgebäude eine Beſprechung über badiſche Grenz⸗ 5 e Die Sammlung auf etwa 200 Damit drückt Worobjow das in diplomatiſcher Form aus, was in Fliegerkreiſen und in der Oeffentlichkeit gedacht wird. Während der Ueberfliegung eines unbewohnten und gefähr⸗ lichen Gebietes von 3500 Km. zwiſchen dem Ural und Jakutſk, von der keine Sichtmeldung zu erwarten war, iſt 8 Moskau ohne jede Poſitionsmeldung geblieben. Die halb⸗ amtliche Flugorganiſation Sopiakhim ſowie der Verband der ruſſiſchen Radio-Amateure hatte im ganzen Lande die Zweig⸗ organiſationen angewieſen, in ſtändiger Hilfsbereitſchaft für das Luftſchiff zu ſein. Man hatte ferner in Moskau einen 24⸗Stundendienſt eingerichtet. Mitglieder dieſer Organiſa⸗ tionen machen aus ihrem Unwillen darüber kein Geheimnis, daß der Zeppelin trotz aller Maßnahmen, die zu ſeinem Nutzen und ſeiner Unterſtützung getroffen waren, ſich geweigert habe, die Verbindung aufzunehmen und Funkanfragen unbeant⸗ wortet gelaſſen habe. * Ozeanflug eines Schweizers * Paris, 20. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) Das Flugzeug des Schweizer Fliegers Käſer, der geſtern aus Portugal mit zwei Begleitern zu einem Ozeanflug auf⸗ geſtiegen iſt, erreichte nach elfſtündigem Fluge gegen 6 Uhr abends die Azoren. Nach gewiſſen Meldungen wird Käſer wahrſcheinlich in Halifax eine Zwiſchenlandung vornehmen. Sein Flugzeug„Jungſchweizerland“ kann bei einem Benzinverbrauch von 50 Liter pro Stunde 44 Stunden in der Luft bleiben, alſo ungefähr 6600 k m zurücklegen, voraus⸗ geſetzt, daß nicht ſtarke Gegenwinde die Geſchwindigkeit des Apparates hemmen. Die Witterungsverhältniſſe ſind bis zu den Azoren gut, dagegen dürften die Flieger ſpäter in der Nähe dex amerika⸗ niſchen Küſte weniger günſtige Bedingungen für ihren Flug finden. 8 Käſer hat vor einigen Monaten einen bemerkenswerten Flug von Bee Letzte Meldungen Ein Aufruf der Heimwehrführer — Wien, 20. Aug. Nach Blätterberichten aus Graz wetſen die Führer der öſterreichiſchen Selbſtſchutzverbände, Steidle und Pfrimer, in einem Aufruf darauf hin, daß die große Anzahl verwundeter Heimwehrleute gegenüber den wenigen verletzten Schutzbündlern in St. Lorenzen beweiſe, daß von ſozialdemokratiſcher Seite gegen unbewaffnete Heimwehr ge⸗ ſchoſſen worden iſt. Der Aufruf verlangt Beſtrafung der Schuldigen und Eut⸗ waffnung des republikaniſchen Schutzbundes, andernfalls die Heimwehrführer nicht vor der Selbſthilfe zurückſchrecken. Exploſion von Fenerwerkskörpern — Rom, 20, Aug. Bei Udine erfolgte bei der Verpackung non Feuerwerkskörpern eine Exploſion. Durch die Flammen geriet das daneben befindliche Pulvergebäude in Brand. Der Beſitzer und ſein Sohn, die die Gefahr kommen ſahen, konnten ſich retten und erlitten nur geringe Verletzungen, Ein Ar⸗ beiter wurde von dem einſtürzenden Gebäude verſchüttet und gänzlich verkohlt aufgefunden. Bootsunglück auf dem Lago Maggiore — Rom, 20. Aug. Am Lago Maggiore brach ein plötzlicher Sturm aus. Eine Barke kenterte. Drei Perſonen ſind er⸗ trunken. 200 Chineſen gefallen? — Waſhington, 20. Aug. Nach einem Bericht des ameri⸗ kaniſchen Konſulats in Charbin an das Staatsdepartement iſt es bei Lohaſſuſu und Pogranitſchnaja zwiſchen chineſiſchen Truppen und kleinen ruſſiſchen Abteilungen zu Kämpfen ge⸗ kommen. Die Zahl der auf chineſiſcher Seite Gefallenen wird Mann geſchützt. N Jigdor in Wien Von Hans Huber, Augsburg Vielleicht ſeit den Tagen der Renaiſſance haben private Kunſtliebhaber keine derartig wertvolle und in ſich geſchloſſene Kunſtſammlung zuſammengebracht, wie es den Brüdern Dr. Albert und Karl Figdor zu Wien in langer Sammeltätigkeit möglich war. Man darf ſich nicht wundern, daß Wien und ganz Oeſterreich, ſoweit es künſtleriſche und kulturelle Ju⸗ texeſſen hatte, auf dieſe Sammlung außerordentlich ſtolz war. Nun wird ſie aufgelöſt. Wenn etwas mit der Auflöſfung der Figdorſchen Sammlungen, die bisher unter Denkmalsſchutz ſtanden, verſöhnen kann, ſo iſt es die Tatſache, daß eine ganze Reihe von Kunſtwerken, die alle aufzuzählen, der Raum ver⸗ bietet, den öſterreichiſchen und Wiener Sammlungen als Ge⸗ ſchenke zufallen. Die Figdorſchen Sammlungen zu beſchreiben, iſt im Rah⸗ men dieſer Ausführungen ein Ding der Unmöglichkeit. Zwei⸗ fellos wird ein ſcharfer Wettbewerb der einzelnen Muſeen und Sammlungen um gewiſſe Stücke entſtehen. Insbeſondere ſind die Sammlungen reich an Werken ſüddeutſcher, ſpeziell augsburgiſcher Herkunft. Da die Brü⸗ der Figdor, die beiden Begründer der Sammlungen, ja in recht engen verwandtſchaftlichen Beziehungen zu Augsburg ſtanden und da ja anerkannterweiſe die Reichsſtadt Augsburg mehrere Jahrhunderte die bedeutendſte Produktionsſtätte künſtleriſcher Werte auf deutſchem Boden, ja darüber hinaus eine der wich⸗ tigſten Kunſtſtätten Europas geweſen war, nimmt es weiter kein Wunder, daß Qualitätsſtücke augsburgiſcher Herkunft einen wichtigen Platz innerhalb der Geſamtſammlungen ein⸗ nehmen. Darüber hinaus fehlt es aber auch nicht an Werken fränkiſcher Meiſter, wie etwa Riemenſchneider oder Veit Stoß aus Nürnberg und unter den Gemälden nehmen die italieni⸗ ſchen Bilder einen hervorragenden Platz ein. * Gleich unter den Werken der Goldſchmiedekunſt, die in den Figdorſchen Sammlungen einen hervorragenden Platz be⸗ baupten, iſt eln wichtiges Stück augsburgiſcher Herkunft zu nennen. Es iſt die Hausapotheke des Papſtes Paul V. 5 8 Borgheſe, eine Augsburger Arbeit aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts. Sie wäre zweifellos ein wertvolles Gegen⸗ ſtück des Silberaltares aus der Riedingerſchen Sammlung (jetzt im Augsburger Maximiliansmuſeum) der früher eben⸗ falls im päpſtlichen Beſitze geweſen war. In der Sammlung der Edelmetallarbeiten begegnet uns weiter dann eine Sonneuhr der Fugger aus dem Jahre 1557, aſtronomiſche Inſtrumente von Habermehl und des berühm⸗ ten Augsburgers Schießler fehlen nicht. Unter den Krügen fällt vor allem ein Nürnberger Krug mit den emaillierten Bildniſſen der Kaiſer Karl V. und Fer⸗ dinand J. auf. Die Hafnerkeramik beſitzt u. a. eine Kachel aus dem Rathauſe von Nördlingen mit einem ſchlafenden Ritter (16. Jahrhundert). Ganz beſonders wertvoll aber iſt ein Werk des Augsbur⸗ ger Plaſtikers Hans Daucher, von dem das Augsburger Muſeum ja erſt kürzlich ein Werk aus den Sigmaringer Sammlungen um einen rieſigen Preis erworben hat, nämlich eine Büſte aus der 1816 demolierten Fuggerſchen Grabkapelle bei St. Anna linzwiſchen ſoweit möglich wiederhergeſtellt). Nur ein einziges Stück gelangte in die Figdorſchen Sammlun⸗ gen, die übrigen Reſte des Chorgeſtühles, das ſo für Augsburg für immer verloren iſt, gelangten ja ins Berliner Muſeum und bei Wiederherſtellung der Fuggerſchen Kapelle mußte man ſich in Ermangelung des echten alten figurenreichen Chor⸗ geſtühles mit der Aufſtellung eines einfacheren glatten Ge⸗ ſtühles begnügen. Unter den Möbeln fällt u. a, auf ein gotiſcher Schrank mit ſchönen Beſchlägen aus dem Jahre 1457. Er trägt die Auf⸗ ſchrift: Oſtolf und ſtammt aus dem Schloſſe Laubenberg im Allgäu, iſt alſo ebenfalls ein ſchwäbiſches Werk. Die Figdorſchen Sammlungen, die ja nach dem überein⸗ ſtimmenden Urteile aller Fachgelehrten zu den reichſten Pri⸗ vatſammlungen ganz Europas gehörten, weiſen natürlich auch eine Gemäldeſammlung auf. Rein Geringerer als Trimmel(Kleine Galerieſtudien, Neue Folge, IV. Ge⸗ * 1896) hat mälde in der Sammlung Albert Figdor, darüber geſchrieben. Unter den älteren Meiſtern ſind vor allem wichtige ita⸗ lieniſche, ſonſt ſelten vorkommende Meiſter zu nennen. Da⸗ neben eine Reihe hochwertiger Altniederländer. So ſogar ein Werk des ſeltenen Hieronymus Boſch, der Landſtreicher, der verlorene Sohn 77. Uns intereſſiert hier daun insbeſondere das Bildnis der Maria von Burgund von unſerem Memmin⸗ ger Meiſter Bernhard Striegel und das Alkärchen aus Zwie⸗ falten mit dem holzgeſchnitzten heiligen Sebaſtian als Mittel⸗ ſtück und gemalten Bogenſchützen auf den Flügeln(ſchwäbiſche Schule, Ulm oder Augsburg). Die zahlreichen öſterreichiſchen Bilder und auch die meiſterhaften Minfaturen von Füger wer⸗ den ja nicht verſteigert, ſondern insgeſamt den Wiener Muſeen eingereiht, ſo daß diesbezüglich die Intereſſenten an den Fig⸗ dorſchen Sammlungen nicht auf ihre Rechnung kommen. Neben den Gemälden umfaſſen die Sammlungen auch eine Reihe von Skulpturen teilweiſe allererſter Künſtler, Nament⸗ lich die deutſchen Holzſkulpturen ſind bedeutſam. Aber auch große italieniſche Namen ſind da vertreten, wie etwa Luca della Robbia mit einem Spiegelrahmen aus weißglaſiertem Ton, mit Cherubim oder Ben, da Majanop mit zwei knieenden Engeln aus Ton. Das wichtigſte unter den Skulpturen freilich iſt die ausgezeichnete Sammlung altdeutſcher Holzplaſtik, die die Sammler ſeinerzeit um ein Butter⸗ brot zuſammengehracht haben, weil damals noch kein Menſch deutſche gotiſche Plaſtik ſammelte. Neben einzelnen frän⸗ kiſchen Arbeiten iſt auch hier die Qualität der ſchwäbiſchen Gruppe überragend. Holzreliefs und Statuetten aus Salz⸗ burg und Südtirol, wie die Arbeiten, die dem Pacher nahe verwandt ſind, werden ja ausſchließlich in Wien bleiben, ſo daß der Verluſt Wiens eigentlich weniger groß iſt, als es auf den erſten Blick ſcheinen möchte. Unter den Bronzen und Plaketten ſind es wie⸗ derum italieniſche und niederländiſche Arbeiten, die den erſten Raug einnehmen. Unter den Elfen beinarbeite n, die ſich durch hohes Alter auszeichnen, iſt ein Elfenbeindiptychon aus Eues an der Moſel hervorhebenswert(Xl. Jahrhundert), zwei elfenbeinerne Schachfiguren werden bis ins g. Jahrhun⸗ dert zurückdatiert. Ein in Buchsholz ausgeführtes Diptychon Wien, aus Muri(Gries, Muri) ſoll dem XII. Jahrhundert angehören uſw. uſw. Aus dem Agramer Domſchatz ſtammt eint 5 — N znr A ·d d e u A* nne eee een rr rn hn eee e r 15 der Auflöſung verfällt. Bei ihrem großen materiellen Werte chenmuſikſchule in Regensburg vollendete der muſtkaliſch ſtark Dienstag, den 20. Augauſt 1929 Nene Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 383 Der in Nr. 340 der N. M. Z. erſchienene Artikel„Die Kampftarifpolitik der Reichsbahn“ und die Erwiderungen der Reichsbahndirektion Karlsruhe in Nr. 352 der N. M. 3. ver⸗ anlaſſen mich, einiges zur Klärung der Sachlage beizutragen, obwohl ich mir bewußt bin, daß die allzubekaunten Gegenfätze zwiſchen Schiffahrt und Eiſenbahn unter den gegebenen Ver⸗ hältniſſen weiter beſtehen bleiben werden. Volkswirtſchaftlich betrachtet ſind die zwangsläufig immer wieder aufkommenden Fragen einer tiefgründigeren Behandlung wert. Vorweg iſt zu ſagen— und hier gehe ich mit der R. B. D. Karlsruhe einig—, daß die Entwicklung des Oberrheinver⸗ kehrs nicht unter dem Geſichtswinkel eines einzelnen Hafens betrachtet werden kann. i Das Vordringen der Großſchiffahrt weiter ſtrumaufwärts mußte den Maunheimer Häfen Umſchlagsgut abnehmen. Dieſe natürliche Anwanderung war aber, wie ſpäter nachgewieſen werden ſoll, im Jahre 1913, nachdem ſich die überaus gelungene Oberrheinregulierung voll ausgewirkt hatte, im großen und ganzen beendet. Die Verkehrsverſchie⸗ bungen in der Nachkriegszeit haben andere Gründe. Der im erſten Artikel enthaltene Auszug aus dem letzten Geſchäftsbericht der Fendelgruppe muß als eine Darſtellung der tatſächlichen Verhältniſſe gewertet werden. Sind es doch grade die Oberrheinreedereien, die ſchwer um ihre Exiſtenz zu kämpfen haben. Wenn das noch eines Beweiſes bedarf, ſo braucht nur auf die jüngſten Ereigniſſe„Fendel⸗Rheinſee⸗ Gruppe“ hingewieſen zu werden. Die Reeder wiſſen genau, in welchem Umfange und wodurch ihnen Transportgut ver⸗ loren gegangen iſt. Die von dem Verfaſſer des Artikels angefügte Auffaſſung, daß durch den niedrigen Waſſerſtand oberhalb Straßburg der Mannheimer Umſchlag im Jahre 1928 weſentlich begünſtigt worden wäre, trifft m. E. nicht zu. Die ſchweizeriſchen Güter, die nicht bis Baſel auf dem Waſſer⸗ wege(Rhein oder Kanal) bleiben konnten, wurden ab Straß⸗ burg, zum geringeren Teile auch ab Kehl, auf dem Schienen⸗ wege weiterbefördert. Die R. B. D. Karlsruhe folgert aus den gegenübergeſtell⸗ ten Endumſchlagszahlen der vier deutſchen Oberrheinhäfen, daß nur eine Verſchiebung des früheren Mannheimer Verkehrs nach einem weiter ſtromaufwärts gelegenen Hafen erfolgt iſt; ſie ſchreibt wörtlich: „Nicht die Reichsbahn, ſondern die Entwicklung der Schiffahrt und der Rheinwaſſerſtraße hat alſo Mannheim den Verluſt gebracht.“ Zunächſt hat die R. B. D. Karlsruhe überſehen, den in der Statiſtik für 1913 nicht enthaltenen Umſchlag von Schiff in Schiff von den 1928er Zahlen abzuziehen. Die korreſpondtie⸗ renden Zahlen der beiden Jahre ergeben folgendes Bild: 25 8 N e Mannheim 7397 218 5 889 056 2 008 162 Karlsruhe 1477 557 2 169 000 691 443 Kehl 510 039 946 467 436 428 Baſel 97 895 472 077 974 682 guſammen 1 502 558 Eine derartige Aneinanderreihung der Endumſchlags⸗ giffern läßt aber die Verkehrsentwicklung nicht erkennen. Aufgrund der Zahlen könnte man z. B. ſagen: Der Verkehrs⸗ verluſt beträgt rd. 500 000 To., zum kleineren Teil durch die wirtſchaftliche Umgeſtaltung(veränderte Vorratswirtſchaft ꝛc.) und zum größeren Teil durch die Eiſenbahntarife verurſacht, oder, aus betrieblichen(nicht tariflichen) Gründen wurden über 1 Millionen Tonnen Dienſtkohlen von der Waſſerſtraße fortgenommen. Da aber der Verkehrsverluſt nur 500 000 To. Wirtſchaftlichkeit der Amlchlags⸗Verminderung durch die Tarifpolitik der Reichsbahn und durch natürliche Abwanderung ſiromaufwärts Von Haus Lewe, Mannheim zannheimer Häfen über 5 Millionen Tonnen andere Güter auf den Rhein ge⸗ bracht werden. Alſo wird der Rheinverkehr durch die der⸗ zeitigen Tarife gefördert. Beide Folgerungen wären abwegig. In Wirklichkeit ſieht die Sache etwas anders aus. Um⸗ geſchlagen wurden: in Tonnen: Zufuhr Steinkohle Braunkohle Steine u. Erden übrige Güter 1913 Maunheim 9 486 651 289 679 338 892 2447 515 Karlsruhe 738 178 185 489 87 222 250 414 zuſammen 4224 829 425 108 426 114 2697 930 1928 Mannheim 2 224 775 464 089 259 176 1846 711 Karlsruhe 1137 061 447 216 120 388 220 344 zuſammen 3 361 836 911 905 379 564 2 073 055 Kehl Zufuhr: 1913 189 765 8 779 18 112 227 111 ſeinſchl. 13 000 To. Saarkohlen) 192 381 286 15 666 2 698 456 847 (einſchl. 15 000 To. Saarkohlen) Straßburg Zufuhr: 1913 864 856 69 720 4571 716 874 1928 1 520 308 206 922 7 468 961 682 Baſel muß, ſoweit der Kanalverkehr in Frage kommt, ausſcheiden, weil die in Straßburg in Kanalſchiffe umgeſchla⸗ genen Mengen in den Straßburger Zufuhrziffern enthalten ſind. Auf dem Rhein kamen nur rd. 23 000 To. nach Baſel. Sehen wir uns zunächſt die Straßburger Zahlen etwas genauer an. Von den 1928 nach dort gekommenen Kohlen waren rd. 380 000 To. für die Schweiz beſtimmt, wovon i auf dem Bahnwege von Straßburg weitergingen. Dieſe Ziffer wurde aber 1913 bereits erreicht, ſo daß hier von einer Ver⸗ ſchiebung zwiſchen Mannheim und Straßburg nicht geſprochen werden kann. Zieht man das Plus an Stein⸗ und Braun⸗ kohle ab, ſo verbleibt ein Mehr gegenüber 1913 von rd. 248 000 Tonnen beſtehen. Berückſichtigt man ferner die Zunahme von 100 000 To. Getreide, 15 000 To. Erze, 20 000 To. Eiſen u. a. m. (Saar und Lothringen waren früher Hinterland von Lubd⸗ wigshafen), ſo bleibt nicht viel übrig. Aehnlich verhält es ſich mit Kehl. Der Bedarf der am 1. 4. 1917 in Betrieb ge⸗ nommenen Brikettfabrik muß in Abzug gebracht werden; ebenſo 230 000 To. Holz(Zellſtoffabrikation). Alles in allem bleiben rd. 90 000 To. Getreide für die Schweiz übrig, die früher in Mannheim, Ludwigshafen und Karlsruhe um⸗ geſchlagen wurden und angeſichts des enormen Rückganges in Maunheim ohne Belang ſind. Zweifellos hat Karlsruhe ſeinen Umſchlag zum Nachteil von Mannheim ſteigern können. Hier iſt beſonders die Kohle zu erwähnen. Aus dieſem Grunde werden die Umſchlagsmengen hier zuſammengeſtellt behan⸗ delt. Der Ausfall an Steinkohle iſt durch die Fortnahme der Dienſtkohlen erklärlich; er wäre größer, wenn die Steigerung der Braunkohlenzufuhr(Erſatz für Steinkohle) nicht wäre. Außerdem fehlten 1928 aber gegenüber 1913 in Mannheim und Karlsruhe zuſammen rd. 670 000 To. Güter, die wohl auf andere Verkehrswege abgewandert ſind. Der Geſamtbedarf dürfte im Jahre 1928 nicht geringer als 1913 geweſen ſein, ſodaß der wirkliche Verluſt vielleicht noch höher zu be⸗ ziffern iſt. Jetzt bleibt nur noch übrig, die Abfuhr in den einzelnen Häfen zu betrachten. Straßburg hatte 1928 eine Mehr⸗ abfuhr von 2 240 000 To., die aber durch den Mehrverſand von Eiſenerz und Kali, Güter, die früher nicht auf dem Rhein waren, vollkommen ausgeglichen worden ſind. Kehl ſteigerte ſeine Abfuhr um rd. 75000 To., zum Teil Neuverkehr(Kali ete.) Dagegen fehlten in Mannheim und Karlsruhe in der Abfuhr 270 000 To. Es würde zu wett führen, hier auf die Gründe für den immerhin erheblichen Verluſt an Transportgut noch ausführ⸗ licher einzugehen. Die Eiſenbahntarife haben fedenfalls weſentlich dazu beigetragen. Stasoͤtiſche Nachrichten Straßenbähnleriſches. Wo's herkommt Wenn man mit der Straßenbahn von der Neckarbräcke weiter gegen den Jungbuſch fährt— und es iſt nicht gerade eine Hauptverkehrszeit— dann iſt der Wagen ziemlich ſicher nicht überfüllt. Dann kann man ein kleines Geſpräch mit dem Schaffner riskieren. Diesmal: über Frauen, und zwar darüber, daß die Frauen meiſtens, auch heute noch, fal ſch abſteigen(ſie kennen nicht den Kniff: linke Hand am linken Griff!) und warum ſie falſch abſteigen. Das hat nämlich ſeine eigene Bewandtnis und liegt, wie mir der Schaffner erklärte(zwar mit ein bißchen anderen Worten)„in der Pſyche der Frau“.„Die Frauen, müſſen ſie wiſſen, tragen alles auf der linken Seite. Sehen Sie ſich tauſend Frauen an, 999 werden, was ſie zu tragen haben, in der linken Hand haben. Auch die Kinder werden links geführt.“— Worauf ich dieſe Beobachtung kontrollierte und beſtätigt fand. Alle Frauen ſind„linksorientiert“, da iſt es kein Wunder, daß ſie ſich auch für die Straßenbahn nicht umſtellen— ſo nötig es (manchmal) wäre Der rückſichtsvolle Schaffner Linie 5, Halteſtelle Schloßgartenſtraße. Der Anhänger⸗ ſchaffner und der Triebwagenſchaffner haben ſchon abgeklin⸗ gelt. Langſam ſetzt ſich die Straßenbahn in Bewegung. Da klingelt es ſcharf zweimal vom Anhänger. Das Haltezeſchen. Iſt etwas paſſiert? Die Fahrgäſte drehen ihre Köpfe zurück. Mit einem Ruck hält die Straßenbahn. Bald hat man des Rätſels Löſung: von der Halteſtelle der Linie 4 kommt müh⸗ ſelig eine betagte Frau, der Schaffner hat ſie erſpäht. Im Wagen kein Wort des Unwillens. Man wird allmählich wie⸗ der rückſichtsvoller in Deutſchland. Man hat auch wieder mal Zeit zu einer guten Tat. Das Frauchen ſteigt auf. Der Schaffner klingelt ab. Fort geht die Fahrt. Aber es cheint, als ob er innerlich fröhlicher wäre 2 Verkehrs⸗Anfälle in Mannheim * Schwerer Sturz vom Motorrad. Ins allgemeine Kran⸗ kenhaus wurde geſtern ein 25 Jahre alter Taglöhner ein⸗ geliefert, der auf einer Fahrt durch Sandhofen aus bis fetzt noch unbekannter Urſache von ſeinem Motorrad ſtürzte, wobei er am rechten Bein und am rechten Arm erhebliche Ver⸗ letzungen davontrug. * Augefahren. Beim Ueberqueren der Kunſtſtraße wuärde geſtern mittag eine Frau von einem füngeren Radfahrer von hinten angefahren und zu Boden geworfen. Während die Frau über Schmerzen im Rücken und in der Magengegend klagte, kam der Radfahrer, der über die Frau hinausſtürzte, mit dem Schrecken davon. * * Freiwillig aus dem Leben geſchieden. Heute vormittag verübte die 35 Jahre alte Ehefrau eines Berufsfeuer⸗ wehrmannes in ihrer Wohnung dadurch Selbſtmord, daß ſie ſich mit Gas vergiftete. Ein Nervenzuſammenbruch wird als Grund der Verzweiflungstat angeſehen. a * Beſchädigung eines Feuermelders. In vergangener Nacht wurde an dem am Hauſe 6 7, 18 angebrachten Feuer⸗ melder von einem bis jetzt noch unbekannten Täter die Glasſcheibe eingeſchlagen. Die Berufsfeuerwehr wurde nicht alarmiert. a * Eine Mahnung an die Kraftfahrer. Die Kreisbauern⸗ kammer Unterfranken erläßt folgende Mahnung an die Kraftfahrer, die auch anderwärts befolgt werden ſollte: Kraft⸗ fahrer, nehmt Rückſicht auf den ſtarken Verkehr auf den Land⸗ ſtraßen und in den Ortſchaften zur Zeit der Ernte. Die Bergung der Ernte drängt ſich auf wenige Tage zuſammen; eine ſtarke Häufung des Verkehrs iſt die Folge. Die hoch⸗ beladenen Erntefuhren verlangen beſonderes Fahrgeſchick, ſie beengen die Fahrbahn, erſchweren die Verkehrsüberſicht und ſind dem rechtzeitigen und genügenden Ausweichen oft ſehr hinderlich. Dazu ſind Menſchen und Tiere, die um dieſe Zeit von früh bis ſpät ſchwer arbeiten müſſen, ſtark übermüdet. Auf dieſe Verhältniſſe Rückſicht zu nehmen, ſollte für jeden Kraft⸗ fahrer eine Selbſtverſtändlichkeit dein. Die erſchreckende Zu⸗ nahme der Verkehrsunfälle durch Kraftfahrzeuge gemahnt zur beträgt, ſo konnten anſtelle der ausgefallenen Dienſtkohlen CCC. ã ͤTdTdTTTTTbTTTbT 75 ne Kaſſette mit byzantiniſchem Zellenemail, wohl dem XI. Jahrhundert angehörig. Dieſe ſehr frühen Stücke werden wohl den Streit der großen internationalen Muſeen auslöſen und große Preiſe erzielen. Die Brüder Figdor haben ſich dann mit Vorliebe auch auf die Sammlung von Möbeln verlegt und eine der wich⸗ tigſten Sammlungen dieſer Art überhaupt zuſammengebracht. Es gibt Möbel aus allen Kulturländern, italieniſche und deutſche, franzöſiſche und ſpaniſche, wobei der Verdacht auf⸗ taucht, ob unter den„ſpaniſchen“ Stücken nicht Arbeiten des Augsburgers Weißhaupt enthalten ſein mögen, der lange Jahrzehnte für den König Philipp U. im Eskorial tätig ge⸗ weſen war. g Es iſt eine vielſeitige, einzigartige Sammlung, die hier war es natürlich unmöglich, daß eines der Wiener Muſeen ſte als Ganzes erwerbe. Seit der Zertrümmerung der Fürſtlich Hohenzollernſchen Sammlung zu Sigmaringen iſt auf dem europäiſchen Kunſtmarkte kein ähnliches Angebot an Kunſt⸗ werken der Vergangenheit mehr gemacht worden. Man darf die Muſeen beneiden, welchen es gelingt, hier Erwerbungen zu machen, man muß aber auch bedauern, daß nun auch dieſe wohl letzte, liebevoll zuſammengeſtellte Privatſammlung, die an die Kunſtkammern der Großen der Renaiſſance erinnert, zertrümmert werden muß. 25 Jahre Mainzer Domkapellmeiſter. Am Sonntag konnke der Prieſter Albert Vogt auf eine jährige Täͤtig⸗ keit als Domkapellmeiſter am Mainzer Dom zurückblicken. Domkapellmeiſter Vogt iſt 1871 in Biblis ge⸗ boren und ſtudierte nach Abſolvierung des Mainzer Gym⸗ naſiums am Mainzer Seminar Theologie. Im Jahre 1895 wurde er zum Prieſter geweiht und an der berühmten Kir⸗ Befähigte ſeine Studien. Dann wirkte er in Mainz und SOber⸗Olm als Kaplan, verwaltete mehrere Jahre die Pfarr⸗ ſtelle in Ober⸗Wöllſtein und wurde dann nach Mainz zurück⸗ berufen. Im September 1904 wurde Vogt von dem damaligen Biſchof Kirſtein auf den Poſten des Kapellmeiſters am Main⸗ zer Dom berufen. Der Jubilar hatte ſich allen Ehrungen an feinem Jubeltage entzogen und verbrachte den Tag in aller e eee, Stille weit von Mainz entfernt. Der neue Chriſtusdarſteller bei den Paſſionsſpielen in Oberammergau Nachdem der berühmte langjährige Chriſtusdarſteller bei den Oberammergauer Feſtſpielen, Anton Lang, wegen ſeines vorgerückten Alters bei den Paſſionsſpielen im Jahre 1930 nicht mehr mitwirken will, ſoll entweder ſein jüngerer Bru⸗ der, der Herrgottſchnitzer Albis Lang, oder der Zimmermann Melchior Breitſamter die Rolle des Cbriſtus über⸗ nehmen,— Unſer Vils zeigt Breitſamter bei ſeiner alltäg⸗ Vorſicht und Rückſicht. 110 Millionen ſprechen Deutſch Die Entwicklung der lebenden Sprachen im letzten Jahrhundert Die bemerkenswerteſte Entwicklung unter allen lebenden Sprachen im letzten Jahrhundert hat die engliſche Sprache zu verzeichnen. Während ſich im Jahre 1829 etwa 20 Millio⸗ nen Menſchen dieſer Sprache bedienten, wird ſie zurzeit von 160 Millionen geſprochen. Zu dieſer Zifker kommen noch 60 Millionen Fremde, die, wenn auch nicht die Sprache Shakeſpeares, ſo doch das Argo der Londoner Geſchäftswelt beherrſchen und ſich ſeiner bedienen. An zweiter Stelle kommt die deutſche Sprache. Vor hundert Jahren wurde ſie von 32 Millionen Menſchen geſpro⸗ chen, heute von etwa 90 Millionen, wozu noch etwa 20 Millionen Fremde kommen. Die franzöſtſche Sprache wird wiederum von den meiſten Fremden verſtanden. Nicht weniger als 75 Millionen beherrſchen das fran zö⸗ ſche Idiom. Als Mutterſprache wird ſie von 45 Millionen gegenüber 32 Millionen vor hundert Jahren geſprochen. Die italieniſche Sprache wird gegenüber 21 Millionen Men⸗ ſchen vor hundert Jahren heute von 45 Millionen angewandt, die ſpaniſche gegenüber 32 Millionen 1829 heute von etwa 50 Millionen. Das Türkiſche, das vor hundert Jahren etwa 30 Millionen„Anhänger“ zählte, wird heute nunmehr von 24 Millionen geſprochen. Unter den weniger verbreiteten Sprachen finden wir das Holländiſche unter 15 Millionen Menſchen verbreitet, Schwediſch ſprechen 75 Milltonen und Däniſch 5 Millionen. 8 Förderung der Muſik⸗ und Sprecherziehung in den heſſiſchen Schulen. Das heſſiſche Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen veranſtaltet mit der Arbeitsgemeinſchaft zur Förderung der Muſik⸗ und Sprecherziehung in den heſſiſchen Schulen in der Zeit vom 2. bis 7. September in Mainz eine Schulungswoche für Sprecherziehung, Der Unkverfitäts⸗ lektor Rödemeyer, Dozent für Sprecherziehung an der Univerſität Frankfurt a. M. und Dr. med. G. A. Rye mer, der Leiter des ärztlich pfychologiſchen Inſtituts dee oſellſchgft für Perſönlichkeitsforſchung in Stuttgart, ſind ii Neierenlen lichen. Beſchäftigung. gewonnen worden. Die Tagung findet in Mal in Sagle der Muſikhochſchule ſtatt. 5 eee 4. Seite. Nr. 383 Nene Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 20. Augauſt 1929 Veranſtaltungen g 1 Wemfitliches Zuſammenſein von Altveteranen und Schwer⸗ kriegsbeſchädigten am Strandbad Eine Anzahl Altveteranen und Schwerkriegsbeſchä⸗ digte des Badtiſchen Kriegerbundes folgten, wie ſchon Kurz mitgeteilt, am vergangenen Samstag der Einladung des Herrn Streckfuß, Inhaber der„Strandbad⸗Reſtauration“, zum geſel⸗ ligen Zuſammenſein. Kamerad Streckfuß begrüßte die Er⸗ ſchtenenen und führte aus, daß dieſe Einladung von dem Gedanken ausgegangen ſei, den Kameraden, denen es nicht immer vergönnt iſt, einem geſelligen Zuſammenſein beiwohnen zu können, einmal auf einige Stunde die leiblichen und ſeeliſchen Qualen vergeſſen zu laſſen und in altbewährter Kameradſchaft ſich zu freuen. Er hoffe, daß es ihm gelungen iſt, eine wirkliche Freude auszulöſen und wünſche Allen recht vergnügte Stunden. Gauleiter Lütke dankte Herrn Streckfuß im Namen aller Kameraden herzlichſt für die Einladung. Man ſehe hier wieder, daß es immer noch einzelne Menſchen gäbe, die wirk⸗ liches Mitgefühl an dem körperlich wie ſeeliſchen Elend der beſchädig⸗ ten Kameraden hätten und die bemüht ſeien, das während des Krie⸗ ges ſo oft zum Ausdruck gebrachte Wort„Des Vaterlandes Dank iſt Euch gewiß“ auch wirklich in die Tat umzuſetzen. Er ſchloß mit den Worten:„Deutſch muß der Rhein bleiben, ewig und immerdar“. Da⸗ rauf wurde gemeinſam das Lied„Am Rhein iſt Leben“ geſungen. Kreisvorſitzender Geller führte aus, daß es ihm zu beſonderer Ehre gereiche, wiederum einem ſolchen gemütlichen Zuſammenſein heiwohnen zu dürfen. Er ſei beſonders gut unterrichtet, welches unſagbar große Leid und Weh einzelne der Schwerkriegsbeſchädigten zu tragen haben. Deshalb begrüße er die große Gaſtfreundſchaft von Kamerad Streckfuß. Es ſei, da es nur noch wenig edel denkende Menſchen gäbe, die für die Kriegsopfer noch etwas übrig hätten, be⸗ ſonders anzuerkennen, daß, nachdem bereits der Rheiniſche Auto⸗ mobil⸗Club am 21. Juli die Kameraden mit einer vorzüglich gelun⸗ genen Autofahrt nach Lindenfels beglückte, nun Kamerad Streckfuß gleichfalls eine ſolch hochherzige Stiftung mache. Herr Geller ſprach hierauf im Namen der von ihm vertretenen 16 Gaue Kamerad Streck⸗ fuß den allerherzlichſten Dank aus. Hierauf folgte das gemeinſam geſungene„Deutſchlandlied“. Kamerad Kru g brachte nochmals den Beſten Dank für alles Dargebotene zum Ausdruck durch ein dreifaches Hoch auf den Gaſtgeber, Kamerad Streckfuß. Muſikvorträge und ge⸗ meinſame Geſänge verſchönten die Feier. Nur ungern ſchieden die Teilnehmer in vorgerückter Stunde von dem Gaſtgeber. Ein jeder Teilnehmer wird dieſe Feier in ewiger Erinnerung behalten. Im bott. Das ehemalige bayeriſche 23. Infanterie⸗Regiment feiert Wiederſehen in Weinheim Emſig iſt man tätig, die große neue Feſthalle für die zahl⸗ reich aus allen Richtungen kommenden Gäſte auszuſchmücken. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, nach dem Feſtbankett, werden die beiden Burgen Weinheims im Flutlicht erſtrahlen und die Re⸗ gimentsnummer wird in verſchiedenen Farben am Nachthimmel auf⸗ leuchten. Jeweils, beim Beginn des Banketts, beim Wecken am Sonntag, beim Feloͤgottesdienſt und beim Feſtzug werden 23 Böller⸗ ſchüſſe verkünden, daß Weinheim die Ehre hat, das 23. bayr. In⸗ ſauterte⸗Regiment zu beherbergen. Alle Teilnehmer können in Bürgerquartieren untergebracht werden, von denen Tauſende zur Verfügung geſtellt ſind. Viele Freiquartiere ſind bereitgeſtellt. Es iſt empfehlenswert, wenn die Ber, de bis heute ihre Teilnahme noch nicht zugeſagt haben, dies umgehend nachholen. Gleichzeitig wird um Mitteilung gebeten, ob die Ankunft am Samstag oder erſt am Sonntag erfolgt. Anmeldungen an Kamerad Otto Leppla, Wein⸗ heim a. d.., Hildaſtraße 2. — * Kriegsgräberfürſorge. Dem Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge, der in den letzten Jahren unter Einſatz ſeiner ganzen Kraft ein gutes Stück in feiner Arbeit vor⸗ wärtsgekommen iſt und bereits 55 der großen Sammel⸗ riedhöfe in Frankreich würdig ausgeſtaltet, iſt es nunmehr gelungen, von der franzöſiſchen Regierung auch die Genehmigung zum Ausbau der gemiſchten Friedhöfe zu er⸗ halten. Unter„gemiſchten Friedhöfen“ ſind die Friedhofs⸗ anlagen zu verſtehen, auf denen Angehörige verſchiedener Nationen, aber je in einem beſonderen Teil, beſtattet ſind. Nachdem die Vorſchläge des Volksbundes von der franzöſi⸗ ſchen Regierung uneingeſchränkt angenommen ſind, ſollen die Arbeiten auf einigen dieſer Friedhöfe möglichſt noch im Laufe dieſes Sommers aufgenommen werden. Er iſt bemüht, nun⸗ mehr auch für die gemiſchten Friedhöfe geeignete Paten zu finden, und hofft, daß die deutſchen Städte, die erfreulicher⸗ weiſe wachſendes Intereſſe an der Kriegsgräberfürſorge zei⸗ gat, ſoie die großen Verbände Vereine und Körperſchaften ſich dieſer Aufgabe mit beſonderem Intereſſe annehmen. 1 Waloͤshuter Kilbi Waldshut 19. Ang Der geſtrize Waldshuter Kilbi ver⸗ braven Waldshuter ihre Zuflucht zu einer Liſt: ſte nahmen den lief in althergebrachter Weiſe. Ortsvereinen teil. Die Junggeſelleuſchaft hatte alles tadellos vorbereitet und ſo verlief der Kilbi⸗Feſtzug in traditionellen ſchönen Formen. Auf dem Schnitzinger Schal hielt Bürger⸗ meiſter Dr. Horſter die Feſtrede. Bei der anſchließenden Berloſuang des Kilbibockes gelangte dieſer in Alt⸗ waldshuter Hand. Am Nachmittag herrſchts reges Leben und Treiben auf dem Kilbiplatz, bis leider Gewitterregen dem Vergnügen ein Ende machten. Der Urſprung der Waldshuter Kilbe reicht bis ins Jahr 1408 zurück. In jenem Jahr wurde nämlich die Stadt Waldshut durch die Belagerung von 16 000 ſchwei⸗ zeriſchen Eidgenoſſen arg bedrängt und belagert, ſodaß ſie großen Mangel an Proviant und Waſſer hatte und der Ueber⸗ gabe nahe war. In höchſter Not nahmen aber ſchließlich die r 5 n 2 * Aus dem Lande Heidelberg hat Vollſtan * Heidelberg, 19. Aug. Die Arbeiten an der Stau ſt uf e Heidelberg ſind jetzt beendet und die Arbefter voll an der neuen Stauſtufe Neckargemünd an der orthopädi⸗ ſchen Klinik beſchäftigt. Seit einigen Wochen hat Heidelberg Landſchaftsbild wundervoll eingefügter Bau und auch die kräſſeſten Gegner ſind eines Beſſeren belehrt. Mit Rückſicht auf das landſchaftliche Bild und auf Ziegelhauſen und andere Orte ſtromaufwärts beträgt die Stauhöhe nur 2,60 Meter. Man hat aus dieſem Grunde auch von einer Ausnützung der Waſſerkraft für Elektrizität abgeſehen. Ein unterirdiſcher Schacht führt der im Umbau begriffenen Herrenmühle 10 bis 14 Kbm. Waſſer für eine interne Kraftanlage zu. Ebenfalls mit Rückſicht auf die Landſchaft hat man die dem Fußgänger⸗ verkehr dienende Brücke über das Wehr nicht ſo hoch wie eigentlich erforderlich angelegt. Bei Hochwaſſer laſſen ſich die einzelnen Teile der Brücke durch Spindelbetriebe um 60 Ztm. heben, ebenſo laſſen ſich die Stauwalzen herausneh⸗ men, um dem Hochwaſſer ungehinderten Durchzug zu ſtatten. dem Vorteil, daß er geſtattet, neuen Sauerſtoff beim Ueber⸗ fließen zuzuführen. Um den Fiſchen die Möglichkeit zu geben während der Laichzeit in die oberen Gewäſſer zu ge⸗ langen, hat man an den Stauſtufen in Feudenheim, Laden⸗ burg, Wieblingen und Heidelberg ſogenannte Fiſchpäſſe eingebaut. Dieſe Päſſe beſtehen aus Stufen, über die das Waſſer in ziemlich ſtarkem Strahl hinfließt, was aber den Fiſchen nichts ausmacht, da ſie ja mit Borliebe beim Hin⸗ aufſteigen die Strömung benutzen. In Württemberg iſt man gegen die Einführung der Fiſchpäſſe und für Einſetzung von Jungfiſchen im Oberlauf der Flüſſe. * X Karlsruhe, 19. Auguſt. Nachdem die Sanoͤblatternte be⸗ reits beendet iſt, wird aus Friedrichstal, dem Haupt⸗ anpflanzungsgebiet Badens, der Be ginn der Tabak⸗ ernte berichtet. Mit dem Ergebnis iſt man zufrieden. Qua⸗ litativ ſcheint der Tabak ebenfalls recht gut zu werden. * Durlach, 18. Aug. Bei Mauerarbeiten ſtürzte ein 19 Jahre alter Gehilfe aus dem 3. Stock eines Hauſes auf die Straße. Er erlitt erhebliche, jedoch nicht lebensgefährliche Verletzungen und Knochenbrüche. * Schwenningen a.., 18. Aug. Donnerstag abend ſchoß ſich in einem Hauſe auf dem Salinenfeld ein hieſiger 20jähri⸗ ger Mann mit einer Piſtole eine Kugel in den Kopf. Der Lebensmüde wurde ins Krankenhaus verbracht, wo er Frei⸗ tag früh, ohne das Bewußtſein wiedererlangt zu haben, ſeinen Verletzungen erlag. Die Tat geſchah im Hauſe ſeiner Ver⸗ lobten. Karl Ludwig Sand Hiſtoriſcher Roman aus der Seit der erſten deutſchen Burſchenſchaft Von Daniel FJeußner 5¹(Nachdruck verboten.) „Machen Sie keine Geſchichten,“ verſuchte der Freund zu trösten„man darf nicht alles glauben Bet mir hat die Alte vielleicht nur deshalb das Richtige getroffen, weil ſie weiß, wer ich bin und durch irgend einen Zufall von meiner Berufung an den Hof Kenntnis erhielt.“ „Das glauben Sie ja ſelber nicht.. Schon längſt weiß ich mit unumſtößlicher Gewißheit, daß ich keines natürlichen Todes ſterben werde, nur iſt mir nicht bekannt, wann dies ſein wird „Ach, gehen Sie!— Wer wird ſich denn mit ſolchen Ge⸗ danken das Leben verbittern.“ Dem, was wir in uns tragen, können wir nicht ent⸗ rinnen.. Gedanken und Gefühle laſſen ſich nicht ver⸗ bannen, ſondern ſie ſpringen uns an, wie eine Krankheit und zwingen uns unter ihre Macht... Doch reden wir nicht wetter darüber. Eins aber möchte ich Ihnen noch ſagen: Die Worte der Zigeunerin werden meine Rückkehr nach Ruß⸗ land beſchleunigen. Im Lande meines Kaiſerlichen Herrn fühle ich mich viel ſicherer als im eigenen Vaterlande.“ Die beiden Männer nahmen nun ihr politiſches Geſpräch von vorhin wieder auf. Die Antworten, die Kotzebue gab, bekundeten aber deut⸗ lich, daß er nicht bei der Sache war, ſondern noch ganz unter dem Eindruck der Wahrſagung des Zigeunerweibes ſtand — Während des Mittagsmahles fiel Frau von Kotzebue auf, daß ihr Mann dem Eſſen nicht ſo zuſprach wie ſonſt, auch war er außerordentlich wortkarg.. f Auf ihre beſorgte Frage, ob er ſich nicht wohl fühle, gab er aber die tröſtliche Antwort, daß ihm nichts fehle. In dieſem Augenblick trat das bedienende Mädchen an feine Herrin heran und flüſterte ihr etwas zu.. „Richtig!“ ſagte Frau von Kotzebue lebhaft,„das hätte ich ja bald vergeſſen. Gegen elf Uhr war ein junger Mann Hier, der dich zu ſprechen wünſchte.“ f 45 »Nanute er ſeinen Namen nicht?“ fragte der Staatsrat. i„Wie hieß der junge Menſch?“ wandte ſich die Frau an e Mietau,“ lautete die Antwo ſagt doch wohl genug Da drang Kotzebues Stimme an ſein Ohr: find Herr Heinrichs aus Mietau?“ „Heinrichs? — Ich erinnere mich nicht, den Nannen ſe⸗ mals gehört zu haben. Und aus Mietau war er? Alſo ein Kurländer.. Wahrſcheinlich einer von den vielen jungen Leuten, die mich anſchwärmen. Wollte er noch einmal wieder⸗ kommen?“ „Ja! Zwiſchen vier und fünf RE „Wäre es ein Deutſcher,“ murmelte Kotzebue wie im Selbſtgeſpräch,„ich würde ihn nicht empfangen, aber einen Ruſſen könnt Ihr unbedenklich vorlaſſen Nach dem Effen zog ſich der Staatsrat zurück, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Als er wieder im Wohnzimmer erſchien, ſetzte er ſich was ſonſt ſelten geſchah— an das Klavier und begann ſchwer⸗ mütige Weiſen zu ſpielen. Um dieſelbe Zeit kamen die erſten Damen, die Frau von Kotzebue zum Nachmittagskaffee eingeladen hatte. Gleich darauf wurde Heinrichs aus Mietau gemeldet. Kotzebue der einen grauen Frack trug, erhob ſich ſogleich, um den unbekannten Gaſt zu empfangen. Da trat ihm aber ſeine Frau entgegen und ſagte bittend: „Auguſt, tu mir den Gefallen und weiſe den Mann ab. Laß ihm ſagen, du fühlteſt dich nicht wohl.“ „Haſt du Gründe 2“ „Beſtimmte Gründe habe ich eigentlich nicht. Nur hat ge⸗ Der Walzenverſchluß iſt auch für das Waſſer von Am Feſtzug nahm der Ge⸗ allerdings letzten Schafbock, den ſie noch in ihrem Beſitz hatten, meinderat, an der Spitze der Oberbürgermeiſter, mit den und warfen ihn über die Mauer, um den Belagerern vorzu⸗ täuſchen, daß ſie noch genug Lebensmittel in der Stadt hätten. Der Schachzug gelang. Die Belagerer, die die Belagerten am Verhungern glaubten, fielen auf die Liſt herein und kehrten der Stadt den Rücken in der Meinung, daß dieſe noch einer längeren Belagerung ſtandhalten würde. Aus Freude über den Abzug der Schweizer wurde ein großes Volksfeſt gefeiert, das mehrere Tage dauerte und wobei die Schützen und die Junggeſellen der Stadt, die ſich bei der Belagerung vor allem vorgetan hatten, beſonders geehrt wurden. Seit jener Zeit, bis zu der die Ueberlieferung und das Beſtehen der Junggeſellen⸗ ſchaft und der Schützengeſellſchaft zurückreicht, feiert die Stadt jedes Jahr ihre Kilbi, deren Durchführung traditionell bis zum heutigen Tage in den Händen der Junggeſellenſchaft und der Schützengeſellſchaft liegt. 2 8 e Schlechte Lage in der Zigarreninduſtrie * Wiesloch, 16. Aug. In verſchiedenen Tabakarbeiter⸗ dörfern des Amtsbezirks iſt die Zahl der erwerbsloſen Tabak⸗ arbeiter durch Wieder⸗ oder Neueröffnung von Zigarren⸗ fabriken bedeutend herabgeſunken, ſo in Malſchenberg, Rettig⸗ heim und Malſch. Dagegen iſt die Zahl der Erwerbslosen in anderen Orten immer noch ſehr hoch. Dieſen Gemeinden kann, da die Beſchäftigungs möglichkeiten auch in anderen In⸗ 1 1 1 5 5 5. duſtriezweigen gering ſind, lediglich geholfen werden wenn die Vollſtau. Das Werk präſentiert ſich den Blicken als ein dem dun meame igen gern lebigkich gebolf 9 ſtillgelegten Fabrikbetriebe bald wieder in Gang kommen. Allerdings beſtehen dafür wenig Ausſichten. Bei gutem Ge⸗ ſchäftsgang werden in der Zigarreninduſtrie des Amtsbezirks Wiesloch rund 7000 Arbeiter beſchäftigt. Zum Brudermörder geworden * Lahr, 19. Aug. Der in Dinglingen wohnende verhei⸗ ratete Fuhrmann Karl Gerhard war im Verlaufe eines Streites über Vermögens⸗ und Erbſchaftsangelegenheiten am 22. März von ſeinem ebenfalls verheirateten Bruder Hermann Gerhard aus Hugsweier durch Meſſerſtiche erheblich verletzt worden. Am Freitag iſt er im Krankenhaus ſeinen ſchweren Verletzungen nach faſt fünfmonatlichem Krankenlager er⸗ legen. * seh. Hockenheim, 19. Aug. Auf ſeinen Schießſtänden hielt der hieſige Kleinkaliber⸗Schützen verein ſein erfolg⸗ reiches diesjähriges 2. Schützen feſt ab: Der Zweck der Veranſtaltung, weitere Kreiſe auf den Schießſport aufmerk⸗ ſam zu machen, wurde voll erreicht; der Schießſport hat ſich für immer hier eingebürgert. Es kamen 15 wertvolle Preiſe zum Austrag, die u. a. vom Militär⸗ und Kriegerverein, Ver⸗ ein ehem. 110er und dem Artilleriebund St. Barbara geſtiftet worden waren. Die Beteiligung am Schießen war ſehr ſtark. Vereinswirt Schmeckenbecher hatte den Wirtſchaftsbetrieb übernommen und für weitere Unterhaltung ſorgte unſere Stadtkapelle. Ein gemütliches Beiſammenſein im Vereins⸗ lokal„Zum grünen Baum“ mit Tanz ſchloß das in allen Tei⸗ len glänzend verlaufene Schützenfeſt ab. Folgende Schützen trugen Preiſe davon: 1. K. Heidenreich⸗Hockenheim(35.), 2. Jak. Fiſcher⸗Hockenheim(34.), 3. Bernh. Zahn⸗Hocken⸗ heim(34.), 4. Wißner⸗Rheinau(32.), 5. Alb. Breiter⸗ Sandhauſen(31.), 6. Villhauer⸗Neulußheim(30.), 7. Herb⸗ Schwetzingen(30.), 8. Melm⸗ Reilingen(30.), g. Wacker⸗Plankſtadt(30.), 10. Doppel ⸗ Schwetzingen(29.), 11. H. Euſtachi⸗Hockenheim(29.), 12. Dr. Zahn⸗Hockenheim 29.), 13. Scheid⸗Sandhauſen(28.), 14. Zimmer⸗Plank⸗ ſtadt(28.), 15. Sauer⸗Schwetzingen(28.). Schluß des redaktionellen Teils 2 Gelegenheliskaui! Echte Derlenschnur 429 Perlen,.45 mtr. lang, 4 mm starke Perlen, aus Privat- hand im Auftrag billig zu verkaufen 840 Juweller F. J. Kraut, 0 8. 3 „Jawohl, der bin ich,“ antwortete Sand kaum hörbar; denn es fiel ihm bitterſchwer, dieſe Unwahrheit auszuſprechen. „Und was führt Sie zu mir?? „Die Bewunderung für Sie und Ihr Schaffen.“ ö„So?— das freut mich aufrichtig.“ ö„Ihr Ruhm hat bei ſeinem Zuge durch die Welt guch meine beſcheidene Heimat berührt und in mir den lebhaften Wunſch erweckt, Sie perſönlich kennen zu lernen.“ Kotzebue ſah ein Weilchen finnend vor ſich nieder, als durchforſche er ſein Gedächtnis, dann ſagte er mit einem Anflug von Argwohn:„Irre ich mich nicht, ſo ſind wir uns im Leben ſchon einmal begegnet.“ „Ste müſſen ſich täuſchen,“ erwiderte Karl Ludwig etwas beunruhigt; denn ich hatte noch nicht den Vorzug, Ihnen früher zu begegnen.“ „Ihre Stimme, Ihre Augen erinnern mich an femand; nur weiß ich nicht, wer dieſer Jemand iſt und an welchem Ort er mir begegnet ſein könnte, vermutlich aber in Weimar oder Jena „Vielleicht habe ich rat.“ „Wohl möglich! Doch wie dem auch ſei, wir wollen jetzt dem eigentlichen Zweck Ihres Beſuches näher treten; denn einen Doppelgänger, Herr Staats⸗ mich ſeit einer Stunde eine unerklärliche Unruhe befallen gans gewiß führt Sie noch etwas anderes zu mir, als die .. Mich quält die Ahnung von etwas Schlimmen „Heinrichs iſt ja dein Landsmann,“ verſuchte Kotzebue zu ſcherzen,„und ich bin Kaiſerlich Rufſiſcher Staatsrat, das „Ich weiß nicht. Ich weiß nicht was mit mir iſt,“ flüſterte die geängſtigte Frau.—„Wenn du ihn ſchon em⸗ pfangen willſt, ſo mache es aber recht kurz und laß mich mit den Gäſten nicht zu lange allein.“ „In wenigen Minuten bin ich wieder zurück,“ verſprach Kotzebue, drückte einen flüchtigen Kuß auf die Stirn ſeiner Frau und begab ſich durch eine Flucht von Zimmern nach dem Raum; wo„Heinrichs aus Mietau“ ihn erwartete. Der junge Mann ſtand mitten in der Stube und war nicht wenig erſtaunt, als er den Staatsrat ganz allein ein⸗ treten ſah. Wo blieben die Häſcher, mit denen er beſtimmt gerechnet? So waren die Briefe in ſeiner Jenaer Wohnung tatſächlich nicht gefunden? Und Dr. Follen? Hatte der das verhängnisvolle Päckchen wirklich noch nicht geöffnet? Alſo ſo lautete das Gottesurteil.! Under mußte es vollſtrecken 3 D, wie arm und unglücklich kant er ſich in dieſem Augenblick vor. 5 „Alſo Sie 5 8 Bewunderung für mein Schaffen“ „In der Tat! Ich habe nämlich die Abſicht, auf einer deutſchen Univerſität Theologie zu ſtudieren, und da ich Sie für einen der beſten Kenner des geiſtigen Lebens hier in Deutſchland halte, wollte ich Sie bitten, mir in dieſer Be⸗ ziehung einen Rat zu geben. Wie wäre es mit Jena?“ „O, dieſe deutſchen Univerſitäten!“ ſeufzte Kotzebue.„Em⸗ pfehlen kann ich Ihnen keine, am allerwenigſten aber Jena!“ „Warum nicht?“— Ich dachte, gerade in Jena herrſche ſehr viel geiſtiges Leben; beſitzt es doch eine Anzahl tüchtiger Profeſſoren“ „Sie ahnungsloſer Jüngling! Die deutſchen Univerſt⸗ täten im allgemeinen und Jena im beſonderen ſind Irrgärten für die Jugend, in denen viel mehr Herzen und Köpfe unter⸗ gehen, als darin zur geiſtigen Reife entwickelt werden. Un⸗ verſtändige Profeſſoren unterſtehen ſich ſogar, vom Katheder herunter zu predigen, die Studenten ſeien berufen, ihr Vater⸗ land zu reformieren. Bedenken Sie, ſo junge, ja noch fün⸗ gere Leute als Sie, wollen ſich in Politik miſchen, wollen als vollwertige Bürger gelten was wird da alles heraus⸗ komnen?— Und dazu ſehen die Regierungen nuch nicht ein⸗ mal ſauer (Fortſetzung folgt) —— 2 — 72 225 —5 2—— nech 10. * 1 . — .=. 1 . . c/ ß Dienstag, den 20. Augauſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 889 Aus der Pfalz Tödliche Folgen 5* Ludwigshafen, 20. Aug. Der in der Nacht zum 11. Aug. auf der Maxdorfer Straße mit dem Motorrad verunglückte Wilhelm Müller aus Oggersheim iſt jetzt ſeinen ſchweren Verletzungen im hieſigen Krankenhaus erlegen. Seine gleichfalls ſchwer verletzte Schwägerin Magdalena ſtarb bekanntlich kurz nach dem Unglück. Ein fünftes Todesopfer der Ruhr 5* Roxheim, 19. Aug. Die Ruhrer krankungen in unſerem Dorfe nehmen zu. Das Stiftungsfeſt eines Sport⸗ Strt vereins wurde amtlich verboten, ebenſo jede größere Ver⸗ ſammlung. Auch die Kirchwethe, die erſt am 1. September fällig iſt, wurde unterſagt. Durch einen weiteren Todesfall ſtieg die Zahl der Opfer auf fünf; mehrere Kranke liegen auf den Tod darnieder. * * Ludwigshafen, 19. Aug. ſechsjährige Ludwig Röder wurde am Samstag im Hafen gelände t.— Der verheiratete, erwerbsloſe 6 Taglöhner unternahm aus Eiferſucht in ſeiner Wohnung einen Selbſtmordverſuch. Er wurde bewußtlos dem Kranken⸗ Haus zugeführt.— Bei einer Hausſuchung bei einem Vogel⸗ fänger in der Rohrlachſtraße wurden Fanggeräte und meh⸗ rere Vögel vorgefunden und beſchlagnahmt. Im Garten des Hauſes wurden ebenfalls Fanggeräte und fünf Diſtelfinken in einem Käfig entdeckt. Die Tiere wurden ſofort von der Polizei in Freiheit geſetzt. * Oggersheim, 16. Aug. ber Jahren ſtehende Gottlieb Dallhäuſer in der Nieder⸗ erdſtraße mit dem Gießen ſeines Gartens beſchäftigt. Als ſeine Frau nach ihm ſehen wollte, war er bereits verſchie⸗ deu. Ein Herzſchlag hatte ſein Leben beendet. * Speyer, 16. Aug. Vermißt wird ſeit Mittwoch nach⸗ mittag der 18 Jahre alte Walter Duller aus Schwetzingen, der ſich ohne jeglichen Grund mit einem Herrenfahrrad von zu Hauſe entfernte. Man nimmt an, daß er an den Rhein zum Baden gehen wollte und daß ihm dabei ein Unglück zuge⸗ ſtoßen iſt. * Ruppertsweiler, 18. Aug. Dieſer Tage brach in dem neu angelegten Geflügelhof des Beſtitzers Sprau im Wohnhaus Feuer an. Da das Anweſen ziemlich weit von der Ortſchaft entfernt liegt, war beim Eintreffen der Feuer⸗ wehr alles niedergebrannt. Auch die Wohnungseinrichtung iſt faſt vollſtändig vernichtet. Der Schaden beträgt ungefähr 8000 Mark. ö „* Rheinzabern, 19. Aug. In den letzten Tagen ließ die Gemeinde durch einen Wünſchelrutengänger nach Waſſerforſchen. Es wurde dicht beim Dorfe eine Waſſer⸗ ader gefunden, die in etwa 60 Meter Tieſe in einem ſbarken Strome laufen ſoll. Eine Intereſſengeminſchaft der Dörfer Rheinzabern, Rülzheim, Hördt und Jockgrim will nun Bohr⸗ verſuche nach dieſer Waſſerader anſtellen laſſen. Bei Zutreffen der Vermutung des Wünſchelrutengängers wäre die ſchon 1910 betriebene Frage der Waſſerverſorgung der Rheindörfer gelöſt. 5 * Weidenthal, 16. Aug. Beim Baden im Langentaler Weiher ertrunken iſt am Donnerstag der Elektromonteur Hermann Dähm von Maikammer. 8 * Kaiſerslautern, 18. Aug. Freitag abend ereignete ſich in der Lauterſtraße ein folgenſchwerer Motorradunfall. Der des Fahrens unkundige 23 Jahre alte Leberecht B r e h m verſuchte auf einem Motorrad durch die Schoenſtraße nach der Lauterſtraße zu fahren. Beim Einbiegen in letztere ver⸗ lor er die Gewalt über die Maſchine und rannte mit voller Wucht gegen die der Einmündung der Schoen⸗ in die Lauter⸗ ſtraße gegenüberliegende Parkmauer. Mit ſchweren Schädelverletzungen wurde der junge Mann mit dem Sanitätsauto in das Städtiſche Krankenhaus gebracht. * Gönnheim(Pfalz), 18. Aug. Der 31jährige Armand Blaul von hier, Beſitzer einer Fremdenpenſion in Unkel im Rheinland, erlitt durch einen Autozuſammenſtoß ſo ſchwere 5 Verletzungen, daß er ſpäter im Krankenhaus ſt a r b. 1* Lettweiler, 18. Aug. Nachts hat ſich der 60 Jahre alte Der ſeit 14. Auguſt vermißte Winter⸗ hrige N 2 25 1 frühere Gemüſehändler Jakob Rola nd von hier im 3 Krankenhaus zu Rockenhauſen erhängt. Geſchäſtliche Mitteilungen Im Kaufhauſe Hirſchland herrſcht „ Kindertage bei Hirſchland! 0 Lägern weit herab⸗ großer Trubel. Während die Preiſe in allen gefetzt ſind, iſt im erſten Stock ein Kindertumm b. Karufſells, Rodelbahn, Schaukel, Eisbude, Wurſtſtand bilden hier die Vergnügungsſtätte der Mannheimer Jugend. Aber noch etwas ganz beſonderes gibt es im II. Stockwerk, wo ein richtiger Theaterſaal entſtonden iſt. Ein künſtleriſches Maxrionettentheater, das ſchon rein äußerlich Eindruck erweckt, iſt hier aufgebaut. Der Leiter desſelben, . Herr F. Rieck aus Neukölln gibt hier perſönlich ſeine Vorſtellungen, „ die bei Groß und Klein großen Beifall finden. Sprachtechnik ſowie 1 pſychiſche Einſtellung auf Lie Gemüter der Kleinen zeichnen das Spiel aus. Die durchaus künſtleriſchen Figuren ſind von dem Münchener Bildhauer Vinzenz Sahrada geſchnitzt. Wer einmal ſeinen Kindern Müller Geſtern abend war der in den elplatz aufgebaut. Nachbargebiete Touriſten ſtecken den Wald in Brand * Groß⸗Gerau, 19. Aug. Im Königſtädter Wald, nach dem Mainzer Waſſerwerk Hof Schönau, entſtand am Freitag ein Waldbrand. In kurzer Zeit brannte ein großer Teil des Diſtrikts Wingert. Die Opelfeuerwehr griff erfolgreich Den Brand, dem bedeutende Holzbeſtände zum Opfer fielen, ſollen Touriſten durch Abkochen verurſacht haben. — ein. Schweres Schadenfener ., 20. Aug. In dem zum Anweſen des Philipp * König i. gehörigen Gebäude, in dem eine Stock⸗ un d chnauber 5 5 — G riff⸗Fabrik betrieben wird, brach ein Schadenfeuer aus, das in den vorwiegend aus Zelluloid und Firniſſen be⸗ ſtehenden Vorräten reichliche Nahrung fand. Infolge Waſſer⸗ mangels war es der ſchnell herbeigeeilten Feuerwehr ſchwer, den Brand, der abends noch nicht ganz abgelöſcht war, wirkſam zu bekämpfen. Angeblich iſt das Feuer durch Exploſion einer Benzinlampe entſtanden. Der Schaden iſt umſo ſchwerwiegen⸗ der, als der Betrieb gegen Feuer nicht verſichert iſt. Waldbraud Rüdesheim, 19. Aug. In dem Waldgebiet von Schloß⸗ Johannisberg brach zu gleicher Zeit an vier Stellen Feuer aus. Der ganze wertvolle Waldbeſtand wurde von den Flam⸗ men ergriffen. Zwei Ortsfeuerwehren mußten herbeieilen, um die benachbarten Gemarkungen zu ſchützen. Faſt der ganze Waldbeſtand iſt vernichtet. Der Schaden ſoll etwa 100 000% betragen. Die Urſache des Feuers iſt noch nicht feſtgeſtellt. Brandkataſtrophen im Elſaß * Mülhauſen i.., 19. Aug. Vermutlich infolge Brand⸗ ſtiftung iſt, wie bereits gemeldet, am Samstag ein Teil der 20 Kilometer von Mülhauſen entfernt liegenden Ortſchaft Stetten niedergebrannt. Fünf Bauernhäu⸗ ſer ſind vernichtet. Um zwei Uhr morgens brach in dem Hauſe des Adolf Butſch Feuer aus. Als die Spritzen in Tätigkeit geſetzt werden ſollten, ſtellte man feſt, daß die Röhren verſtopft worden waren. Das Feuer griff auf die Häuſer von Sebaſtian, Peter und Weſpieſer über. Alles brannte ab. Nur etwas Mobiliar und das Großvieh konnte gerettet werden. Infolge des Waſſermangels verſuchte man das Feuer mit Jauche zu löſchen. Ein gegen 5 Uhr morgens niedergehendes Gewitter hatte nicht den geringſten Löſcherfolg. Immerhin konnte etwas Regenwaſſer angeſammelt werden, mit dem man die gefährdeten Gebäulichkeiten zu ſchützen ver⸗ ſuchte. Die Ortſchaft beſitzt kein Telephon. So konnte die Mülhauſer Feuerwehr nicht herbeigerufen werden. Am Morgen bildeten die fünf Bauernhäuſer einen wüſten Trüm⸗ merhaufen. Zahlreiche Ziegen und Schweine ſind verbrannt. Ein Einwohner der Ortſchaft hatte am Abend vorher die Wahrnehmung gemacht, daß das Waſſer nicht lief, hatte ſich darüber aber keine Gedanken gemacht. Man vermutet, daß der Brandſtifter, von dem jede Spur fehlt, den Ort ſchon in den vorhergehenden Nächten ausgekundſchaftet hat. Die abgebrannten fünf Bauernhöfe waren modern eingerichtet, Die ganze eingebrachte Ernte wurde vernichtet. * Straßburg, 19. Aug. In Ranrupt wurden vier Anweſen durch Feuer zerſtört. Das Vieh und ein großer 8 Dine f Mekter⸗Nachrichten der Badiſchen Landeswelterwarte Karlsruhe Beobachtungen badiſcher Wetterſtellen(.26 Uhr morgens). See⸗ Luft⸗ Tem⸗ 2 Wind 2 5 2 5 höhe 0 ktur 8 5 Wetter 8 S Sb m mm e Ss Sens Richt. Stärke S Wertheim 151— 14 20 12 fin bedeckt Königsſtuhlf 563 765.6 12 16 11 NO mäß.„ Karlsruhe 120 765,9 12 22 12 N leicht Regen Bad.⸗Bad. 213 765,5 18 19 11 NO„ Nebel Villingen 780 766, 11 4 10 NW ſchw. Regen Feldbg. Hof 1275 680, 5 19 5 No„ Nebel Badenweil.— 765,4 198 17 11 No leicht bedeckt St. Blaſien 780 10 14 9 stil 5 Höchenſchw.——: ö Die Zufuhr kühler Luft aus Norden dauert noch an, wird jedoch bald von einer atlantiſchen Zyklone, die ſüdlich von Island liegt, abgeſchnitten werden. Von den Azoren hat ſich ein Teilhoch über Belgien und Norddeutſchland losgelöſt und zieht nach Oſten. Der zurückbleibende Reſt verflacht. Nach der kurzen, durch das nach Oſten abziehende Teithoch ver⸗ urſachten Beſſerung wird die anrückende Depreſſion bald von neuem zunächſt Bewölkung und ſpäter Niederſchläge bringen. 2 Wie wird das Welter werden? Wetter-Vorausſagen für Mittwoch, 21. Auguſt 1929 Nach kurzer Beſſerung erneut Bewölkungszunah me, ſpäter Niederſchläge bei weſtlichen Winden. Geringe Tell des Mobiliars konnten gerettet werden. Dagegen ſind die reichen Erntevorräte in Flammen aufgegangen. Die Brandurſache iſt noch unbekannt.— In dem oberelſäſſiſchen Orte Moernach iſt das Anweſen eines Schloſſermeiſters vollſtändig niedergebrannt. Hier fielen der größte Teil der Fahrniſſe und der Maſchinen dem Feuer zum Opfer. Der Schaden wird auf weit über 100 000 Franken geſchätzt. Als Brandurſache vermutet man Kurzſchluß. 0 Aus den Rundfunk-Programmen Mittwoch, 21. Auguſt i Deutſche Sender Königswuſterhauſen(Welle 1635) üfnahmen mit dem Mikrophon; 21 Uhr: Sin⸗ Uhr: Tanzmuſik. 20.15 Uhr: Wellen um Riginald, ein heiteres Von Gleiwitz: Heiteres Geplänkel in Wort Berlin(Welle 418) 20 Uhr: Moment foniſcher Jazs; es lau(Welle Spiel; 20.30 Uhr: und Lied. ankfurt(Welle Stuttgart: Konzert; 20 Uhr: mburg(Welle 372) 20 Uhr: Konzert aus dem Georgspalaſt. N nigsberg(Welle 276) 20.05 Uhr: Heitere Abend unterhaltung; 22.30 Uhr: Von Berlin: Tanzmuſik. 5 ngenberg(Welle 473).30 Uhr: Brunnenkonzert; 13.05 Uhr: Mittagskonzert; 17.35 Uhr: Veſperkonzert; 20 Uhr: Abendmuſik; 21 Uhr: Der heitere Mittwoch; anſchl. Nochtmuſik und Tanz. Leipzig(Welle 259) 20 Uhr: Franz Baumann fingt; anſchl. Tanz. München(Welle 533), Kaiſerslautern(Welle 270) 12.30 Uhr: Schallplatten; 16 Uhr: Die Meiſterſinger non Nüen⸗ berg, Handlung in drei Aufzügen; 22.45 Uhr: Tanzmuſik. 5 Stuttgart(Welle 360) 12 Uhr: Promenadenkonzert; 3 Uhr: Schallplatten; 16.15 Uhr: Konzert; 20 Uhr: Aus dem Kurhaus Cannſtott: Konzert. 5 B r 390) 13.15 Uhr: Schallplatten; 16.15 Uhr: Von Uebertragung von Sttutgart. Das junge Newyork; 22.45 Uhr: F r Ha K b La Ausländiſche Sender Bern(Welle 403) 20.30 Uhr: Sinfoniekonzert. Budapeſt(Welle 550) 20 Uhr: Schauſpielaufführung: Bank Ban, Trauerſpiel in fünf Akten; 20 Uhr: Zigeunermuſik.. Daventry(Welle 479,2) 20 Uhr: Promenadenkonzert; 22.15 Uhr Tanzmuſik. 5 Da ventry 8 12 e 1553) 20.45 Uhr: Abendkonzert; 23 Uhr: Tanz. N . Mailand(Welle 501) 20.30 Uhr: Abendkonzert und Sendeſpiel; 22.10 Uhr: Konzert 855 rt. Paris(Welle 1725) 20.35 Uhr: Abendkonzert. Prag(Welle 487) 19.05 Uhr: Von der Slowiſchen Inſel: der Tſchechiſchen Philharmonie. Rom(Welle 441) 21 Uhr: Abendkonzert. 0 Wien(Welle 517) 20.05 Uhr: Bunter Abend; 21.05 Uhr: Humor im Bilde 22 Uhr: Leichte Abendmuſik. N Zürich 459) 20 Uhr: Zigeunerweiſen; 20.50 Uhr: Sla«⸗ Konzert. (Welle wiſche Tänze. Radio-Spezialhaus Gebr. Hettergotft Marktplatz 6 2, 6— Telephon 26547 1 Sie ärgern ſich darüber, weil Ihr Radivapparat ſo ſchlecht funktioniert? Keine Urſache, rufen Sie einfach Tel. 26547 au, weir beheben ſofort den Fehler. Accumulatoren⸗Prüf⸗ und Ladeſtation. Leihbatterien ſtehen unſerer Kundſchaft zur Verfügung. 3 . Chefredakteur: Kurt Fiſcher(im Urlaub) 0 Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton Dr. S. Kayſer— Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Vermiſchtes: Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer— Gericht und alles ſibrige 1. B. R. Schönfelder— Anzeigen u. geſchäftliche Mitteilungen: Jakoh Fau de. ſämtlich in Mannbeim— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerel Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m... Mannheim E 6, 2 beben. Meiſeweller in Deutſchland a Nord⸗ und Oſtſee:„ Friſche Nordweſtwende, wolkig, Cranz 18 Grad Waſſer⸗ temperatur. Geſtern mäßig warm, wolkig.. Harz und Thüringer Wald: Leichte, örtlich verſchiedene Winde, heiter. und wolkig. Rhein⸗ und Wefergebiet: Leichter Weſtwind, wolkig, örtliche Flußnebel. kühl, wolkig, leichte Winde. 5 Fichtelgebirge, Erzgebirge und Sudeten: a Wolkig, zeitweiſe Regen. Geſtern kühl u. regneriſch, trübe Alpen: Leichter Weſtwind, trübe und Regen. kühl und Regen. 8 Geſtern kühl Geſtern Geſtern anhalt. Flugwetter 15 Ueber ungeordneten, meiſt nördlichen Bodenwinden durch⸗ gehende friſche Oſtnordoſt⸗Strömung. Ziemlich böig, wiegend wolkig, einzelne Regenſchauer. ——— eine wahrhafte Freude machen will, der gehe zu Hirſchland 1 Karlsruher Lebensve Ursprung 1835 Lebens-, Aussteuer- und studlengeldverssoherungen desamtvermögen Ende 1928: 56¼ Millionen RM. Darunter freie Reserven: 17% Millionen RM. Vorsichtig ausgewählte, den Vorschriften des Aufsichtsamts entsprechende Kapitalanlagen unter Ausschluß von Finanzierungsbeteſligungen. rsichsrungsbank.-6. 13 1 9264 B. Seite. Nr. Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 20. Augauſt 1929 * Die Banken wollen helfen! Stilſhaltekonſortium für die Frankfurter Allgemeine Wie wir aus der heutigen Aufſichtsratsſitzung er⸗ fahren, die übrigens wiederum auf heute nachmittag 5 Uhr ver⸗ zagt wurde, aber dann ihren endgültigen Abſchluß wohl finden Hürfte, haben die bisherigen Feſtſtellungen der Kommiſſion und des Aufſichtsrats der Frankfurter Allgemeinen erhebliche Enga⸗ gements im Konzern ergeben, die jedoch bei ruhiger Ab⸗ wicklung durch die Aktivpoſten, das Aktienkapital und die Reſerven des Konzerns gedeckt ſind. Um eine derartige Abwicklung zu ermöglichen, haben die der Ge⸗ Jellſchaft naheſtehenden Banken: Direktion der Dis⸗ eontogeſellſchaft, Commerz⸗ und Privat⸗Bank.⸗G., Darmſtädter⸗ und Nationalbank, Deutſche Bank, Deutſche Effekten⸗ und Wechſel⸗ bank, Berliner Bankinſtitut Joſef Goldſchmidt u. Co., Gebrüder Bethmann, Dreyfuß u. Co., Hardy u. Co., Jacob S. M. Stern be⸗ ſchloſſen, ſich an die Spitze eines ſofort zu bildenden„Stillhalte⸗ konfortiums“ zu ſtellen, dem ſich die Bankengläubiger anſchlie⸗ ßen ſollen. Daneben wird ein Garantiekon ſortium ge⸗ ſchaffen, das die Abwicklung und den Abbau bezw. die Ueberführung der Geſchäfte bewirken wird. Dieſes Garantiekonſortium, das die erforderlichen Gelder vorlegen wird, ſoll ebenfalls durch die oben ge⸗ KRaunten Banken ins Leben gerufen werden. Es wird erwartet, daß die Oeffentlichkeit den an dieſen Aufgaben mitwirkenden Banken Zeit und Ruhe für ihre ſchwierige Arbeit läßt, der ſte ſich im Intereſſe der Geſamtwirtſchaft unterziehen. Wir erfahren noch, daß die Verhandlungen mit der Allianz wegen Uebernahme des Garantievertrags des reinen Berſicherungsgeſchäftes andauern und vor allem der Preis als Gegenleiſtung der Allianz an die Frankfurter Allgemeine noch feſt⸗ zuſtellen iſt. Inzwiſchen dürfte aufgrund der Berliner Verhandlun⸗ gen auch die Bereitwilligkeit der Reichsbank, ſich der Stützungsaktion gleichfalls zur Verfügug zu ſtellen, heute noch einlaufen. Weilere Jahlungseinſteſlungen Nachdem die Süd weſtdeutſche Bauk Ac. geſtern ihre Zahlungen eingeſtellt haben auch die Induſtrie⸗ Kredit G. m. 5. H. Frankfurt a. M. und die Bayeriſcher Verkehrskredit G. m... München, ebenſo wie bereits die All gemeine Be⸗ riebskrebit G. m. b. H. Berlin ihre Titigkeit eingeſtellt. Durch die Vorgänge der Frankfurter Allgemeinen wird auch das babiſche Genoſſenſchaftsweſen eruſtlich berührt werden. Da die Landesgewerbebank für Südweſt⸗ Heutſchland in Karlsruhe in Geſchäftsverbindung mit der Frank⸗ furter Allgemeinen ſteht und dazu noch finanziell mit ihr etwas ver⸗ flochten iſt. Die Landesgewerbebank beſitzt 200 000/ Aktien der Sübweſtdeutſchen Bank Az., die Frankfurter Allgemeine 460 000% Aktien der Landesgewerbebank. Die Londesgewerbebank hat Geld bei der Frankfurter Allgemeinen aufgenommen und umgekehrt hat die Frankfurter Allgemeine noch Garantien für Geldaufnahmen der Lan⸗ desgewerbebank übernommen. Nunmehr waren, wie wir erfahren, heute in Berlin Ber handlungen mit der Preußenkaſſe, die wahrſcheinlich dazu führen daß die Preußenkaſſe in die Bürg⸗ ſchaft der Frankfurter Allgemeinen eintritt. Ueber die tatſächliche Geſchäftsverflechtung einer Genoſſenſchaftsbank mit einem Verſiche⸗ rungskonzern iſt eingehend noch kritiſch zurückzukommen. Im übrigen ſet darauf hingewieſen, daß die Landesgewerbebank für Südweſtdeuſchland, nicht wie andererſeits gemeldet, in Liquidation tritt. Das Meichsaufſichtsamt erklärt Das Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherun⸗ gen veröffentlicht zu dem Skandal der Frankfurter All⸗ gemeinen eine offizielle Erklärung, in der es ſich von den viel⸗ fach gegen ihn erhobenen Vorwürfen rein zu waſchen ſucht. In der Erklärung wird zugegeben, daß das Reichsauſſichtsamt von der Af⸗ für e erſt durch die Preſſemel dungen Kenntnis erhalten Habe, da die in Betracht kommenden Geſchäfte weder aus der Bilanz uch aus dem Geſchäftsbericht noch guch ſonſtigen Unterlagen bekannt geweſen ſeien. Es wird dann weiter betont, daß die Ver luſte nicht aus dem ordnungsmäßigen Verſicherungsbetrieb entſtanden ſeten, ſondern dadurch, daß die Frankfurter Allgemeine an ande⸗ ren Unternehmungen beteiligt war, für die ihre Geſchäftsleitung in unerlaubter Weiſe und in vollem Wider⸗ ſpruch zu dem Geſchäftsbericht Bürgſchaften in großem Umfange und ohne Borwiſſen des Aufſichtsrates und des Reichsaufſichts⸗ amtes zu Laſten der Geſellſchaft übernommen hätte. Ueber die Aktion der Allianz zu Gunſten der Verſicherten wird mitgeteilt, daß die geſtern aufgenommenen Verhandlungen im Aufſichtsrat in Frankfurt a. M. unter Teilnahme eines Mitgliedes des Reichsaufſichtsamtes heute fortgeſetzt und vorausſichtlich abge⸗ ſchloſſen werden ſollen. Den Ausbruch des Konkurſes würde das Reichsaufſichtsamt ſowohl im Intereſſe der Verſicherten wie auch der Allgemeinheit für bedenklich halten und daher zu verhüten ſuchen. Eine Strafunterſuchung iſt bisher noch nicht eingeleitet worden, da die Prüfung der Bücher uſw. noch nicht abgeſchloſſen wor⸗ den iſt. Das Reichsaufſichtsamt iſt in ſeiner Kontroll⸗ tätigkeit eine ſelbſtändige Behörde und unterſteht nicht dem Reichswirtſchaftsminiſterium. Es wird natürlich zu prüfen ſein, ob hierin irgendwelche Aenderungen zu treffen ſind oder ob durch Aenderung der geſetzlichen Beſtimmungen und Erweiterung der Befugniſſe des Reichsaufſichtsamtes Möglichkeiten geſchaffen werden können, die die Geſchäftsgebarung der Verſicherungsunternehmungen mehr als bisher der Aufſicht und Kontrolle der Aufſichtsbehörden zu unterwerfen. Da das Reichsaufſichtsamt nur aus insgeſamt 25 Per⸗ ſonen einſchließlich des Präſidenten beſteht, ſo iſt eine regelmäßige Kontrolle der rund 1500 Verſicherungsunternehmungen unmöglich. Wenn das Amt nicht von dritter Seite auf verdächtige Vorgänge auf⸗ merkſam gemacht würde, würde es allerdings auch in Zukunft kaum möglich ſein, beabſichtigte unlautere und geſchäftsplanwidrige Mant⸗ pulationen vor ihrer Durchführung zu erfahren. Soweit die Erklärung des Reichsaufſichtsamtes. Wie wir aus dem Reichswirtſchaftsminiſterium erfahren, verfolgt man dort den Fall mit größter Aufmerkſamkeit. Es wird geprüft werden, ob es zur Verhütung ähnlicher Vorgänge geboten erſcheint, auf dem Wege der Geſetzgebung das Aufſichts recht des Reichsaufſichtsamtes zu verſchärfen, gegebenenfalls auch den Beamtenapparat zu vergrößern. Wie vom Reichswirtſchaftsminiſte⸗ rium mitgeteilt wird, gehört zu den durch die Garantie der Alltanz zunächſt geſchützten Verſicherungszweigen der Frankfurter Allgemei⸗ nen auch die unter Rückdeckung des Reichs betriebene Export⸗Ver⸗ ſicherung. Die Garantiefonds, mit denen das Reich gleichſam als Rückverſicherung in dieſem Geſchäftszweig beteiligt iſt, ſind durch die Zahlungsſchwierigkeiten der Geſellſchaft in keiner Weiſe gefährdet, ſtehen vielmehr nach wie vor im vorgeſehenen Ausmaß zur Ver⸗ fügung, um etwa bei den verſicherten Export⸗Geſchäften auftretende Ausfälle quotenmäßig mit abzudecken. * * Badiſche Aſſekuranz⸗Geſellſchaft Ac. in Maunheim. Die Re⸗ niſoren der Badiſchen Aſſekuranz⸗Geſellſchaft AG. in Mannheim, Eruſt Nathan und Dr. Eugen Oechs ner, geben bekannt, daß die Badiſche Afſekuranz⸗Geſellſchaft in keiner Be⸗ ziehung zu der Frankfurter Allgemeinen Verſiche⸗ rungs⸗ Ac. oder deren Tochter⸗Geſellſchaften ſteht, und daß die Betätigung der Badiſchen Aſſekuranz⸗Geſellſchaft genau wie vor dem Kriege ſich lediglich auf dem Gebiete des reinen Verſicherungs⸗ gewerbes vollzieht. Voruhigtere Voͤrſen/ Jetkungskäufe der Spekulatſon Maunheim leicht erholt In der Angelegenheit der Frankfurter Allgemeinen Verſicherung ſcheinen ſich die Gemüter an der heutigen Börſe etwas beruhigt zu haben, ſodaß man zu Beginn und bereits auch vorbörslich leicht erholte Kurſe hörte. Bevorzugt waren naturgemäß die geſtern am meiſten in Mitleidenſchaft gezogenen Papiere. Feſter notierten Farben mit 218, Rhein. Elektr. mit 159 und Zellſtoff Waldhof mit 234 v. H. Beſonders beſeſtigt waren Südd. Zucker⸗Aktien, die mit 154 v. H. geſucht waren. Eine Ausnahme bildete Weſteregeln und gaben auf 231 v. H. nach. Weniger beachtet und kaum ohne Einfluß waren die ungünſtigeren Nachrichten aus dem Haag, ſowie von wei⸗ teren Goldabzügen bei der Bank von England. Im weiteren Ver⸗ laufe konnten ſich die Kurſe gut behaupten. Mannh. Verf.⸗Aktien büßten R..— ein, waren aber auf dieſer Baſis geſucht. Frankfurt beruhigt Zu Beginn der heutigen Börſe war die Stimmung wieder zuverſichtlicher. Die geſtrige Erklärung des Auſſichtsrates der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗AG. wurde als nichts⸗ ſagend bezeichnet, doch hofft man von der heutigen Sitzung des AR., daß Beſchlüſſe gefaßt werden, die eine allgemeine Beruhigung der Lage herbeizuführen geeignet ſind. Frankfurter Allgemeine wurden heute wieder, nachdem geſtern abend der Kurs auf 110 zurückgegangen war, mit 140 G. genannt. Die Spekulation ſchritt wieder zu einigen Rückkäufen. Die Auswirkung dieſer Affäre auf das Ausland war nicht ſo bedeutend, wie es anfangs angenommen wurde. Es machte ſich ſogar wieder einzelnes Auslandsintereſſe für deutſche Werte bemerkbar. Etwas mehr hervor traten Montanwerte und Elektrizitätsaktien. Bei erſteren konnten Klöckner und Phö⸗ nix bis zu 1,25 uv. H. gewinnen; Mannesmann, Otavi und Rheinſtahl lagen geringfügig gebeſſert. Am Elektromarkt waren Licht u. Kraft mit plus 1,75 v. H. etwas mehr bevorzugt; ACG. und Siemens gewannen bis zu 4 v..: Chade 1 1, J. G. Farben gut gehalten. Scheideanſtalt kaum verändert. Erwähnenswert feſt lagen am Bau⸗ unternehmungsmarkt Wayß u. Freytag mit plus 3 v.., Glanzſtoff 1 v. H. feſter. Sonſt war das Geſchüft ſehr klein. Renten un⸗ veründert. Im Verlaufe war die Tendenz weiter etwas freund⸗ licher. Die Spekulation ſchritt erneut zu einigen Deckungen, ſodaß das Kursniveau ſich allgemein wieder um bis 1,5 v. H. heben konnte. Am Geld markt war Tagesgeld mit 6,5 v. H. angeboten. Berlin leicht anziehend Geſtern abend konnte man nach den Rückſchlägen an der Börſe wieder eine gewiſſe Beruhigung feſtſtellen, die ſich auch heute vormittag, wenn auch nur ganz gering, fortſetztz. An der Vorbörſe konnte man dann wieder eine Unſicherheit feſtſtellen, doch war der offizielle Börſen beginn im allgemeinen nicht unfreund⸗ lich, das Kursniveau konnte ſich bei nicht ganz einheitlicher Hal⸗ tung doch behaupten. Die neuen großen Goldopfer der Bank von England riefen gewiſſe Befürchtungen wieder hervor, geſtern iſt eine Million Gold nach Frankreich und 609 000 Pfund noch Deutſch⸗ land verſchickt worden. Die Newyorker Börſe lag trotz leichteren Tagesgeldes, doch unſicher und uneinheitlich, von anderen Momenten war noch die Erklärung der Reichsbahnverwaltung zu einer Tarif⸗ leichter, Tagesgeld ſtellte ſich auf 6,5—8, 75, n auf 9— 10.5, Warenwechſel auf.75 v. H. Nach den erſten Kurſen wurde es auf erneute Deckungen 4—17 v. H. feſter, Schultheiß zogen ſo⸗ gar 2,5 u. H. an, doch fanden ſich ſpäter auf dieſem erhöhten Niveau wieder Abgeher. Der Kafſamarkt lag bei ſtarker Zurückhaltung des Pußli⸗ kums uneinheitlich. Frankfurter Allg. Verſ. wieder geſtrichen, im Freiverkehr 130—140. Der weitere Verlauf der Börſe war eher wieder freundlicher, da man wiſſen wollte, daß die Ver⸗ handlungen der Banken über eine Stützungsaktion für die Frank⸗ ſurter Allgemeine Verſicherung zum Abſchluß gekommen fein ſollen. Für Montanwerte, Berger, Conti Caoutchoue, Löwe und Deutſche Waffen beſtand etwas lebhafte Nachfrage bei Kursbeſſerungen von —3 u.., für Berger ſogar von 673 v.., Polyphon konnten um über 4 v. H. anziehen. Neubeſttzanleihe befeſtigte ſich guf 11.20.—. Die Kurſe am Deyiſenmarkt waren vollkommen unver⸗ ändert. Dollars notierten gegen Reichsmark.1990. London 434.80, Paris 39124, Schweiz eine Kleinigkeit höher 1924 nach 1923, Holland 4006 alles Newyorker Uſance; Spanien 33 gegen Pfunde. Die Swapſätze Dollar gegen Reichsmark ſtellen ſich auf 32 Stellen auf einen und 85 Stellen auf drei Monate. Berliner Metallbörſe 20. 8 Ruüpfet 0 n 8 bez. Brief Geld bez. Brie bez.! Brief Geld Janda e e eee Februar 2 ö 149,25 148,75—.— 46.254625—.— 30.75 50.— März—— 149,50 149.—.— 46.28 48,25—.— 51,— 50. April 1 f—.— 46,25 4625—.— 51.— 30.— Mai ö—.— 16.50 48.25— 81. 30.— Jun! ö 48.50 46.5—— 81. 80,25 Juli 4,0 46,5— 1 8025 Auguſt—.— 46,28 45,75- 51.— 19— Sept.—.— 46.25 45.75—.— 50.50 99 25 Oitober—— 46,28 45,75— 530.50 45,25 Nov..—.— 45,25 45,75—.— 50.80 49.50 Dez.— 45,25 48. 5050 49,50 Elektrolytkupfer, prompt, 170,78 Antimon Regulus 9 64 68 Orig. Hütten⸗Alumiatum 190.— Silber in Barren, per eg 11,75 78.50 dal. Malz⸗,Drahtbarren 194.— Gold, Freiverkehr, 10 gr. 29,00— 28, 20 Hüttenzinn, dd v. 5.— Platin, din. 1 Kr. 9—10 Reinnickel, 9890 n.. 345. Preiſe(ohne Edelmetalle) für 100 Kg Londoner Metallbörſe hetelle in g pro[ink prompt. 24578 24.80 Sitzer Unze ſtand. 187/40) fein. Platin Unze E n e Inl Ausl. 20. 19. 94, 780 84,780 usckfilber Kupfer Raſſa 14,15 74.80 210,0 210.80 Antimon Reg bo, B Monate 74,7 74,80 213,80 214,[Platin do. Elektw. Zinn Kaſſa do. 3 Monate Setlementſpr. 74. 7,18 do. Seitlemen 210,0 210,[Wolſramerz 35.— 38, Kupfer elektrol.] 24.75 84,75 do. Banka 222,0] 222.5JRickel Inland 1450 175,0 58, beſt ſelee 79 79. do. Straitt 218.5 2140 de, Ausland 175,0 175,0 de ſtrong sh 110,01 110,0[ Slel vrompt 22,85 22,95[Silber, * Amerikas Weltverſorgung mit Baumwolle und Weizen 1929/30. Das amerikaniſche Landwirtſchaftsminiſterilum gibt bekannt, daß die geſamte Weltverſorgung mit amerikaniſcher Baumwolle in der Saiſon 1929/30 nur etma 300 000 Ballen größer ſein wird als die des erhöhung, die vorläufige Annahme der Arbeitsloſenverſicherungs⸗ vorlage uſw. zu erwähnen. neben vereinzelten Abgaben konnte man, markte, etwas Deckungsneigung feſtſtellen. beſonders om Montan⸗ Geld war heute etwas Das Geſchäft war ſehr gerin. geſſchätzt. vergangenen Fahres. Die geſamte Baumwollernte wird auf 196 Mill. Die Weizen verſorgung für 1929/0 wird vom amerikaniſchen Landwirtſchaftsminiſterium mit 3,9 Milliarden Buſhels gegenüber 4,286 Milliarden Buſhels geſchätzt. 2 D 8——— eee eee eee — 8 8 19. 20. 19, 20 19. J 20, 19. 20. 19 20 19, J 20 Kurszettel der Neuen Mannheimer Zeltung a. abe,. geiſiel 205 5750 Neened e f. 10 J0 80 Tig buen. 54(35 70 Sa gennet reg. 50 ei is peter graf 300.180 a 8 Bergm. Elektr..,, Goldſchmidt Th. 73,0 74,50 Rheinelekt. B. A. 77,077.50 Nugsb. aſch. 84.— 88,25 Haheſche Masch. 93, 94.— Ahein. Braunk. 282.0242 Attten und Auslandsanleihen in Prozenten. bei Stückenotſerungen in Mark ſe Stick Brem.⸗Beſig. Dei 62,60 62,50 Gritzner M. Durb 60. 59. 5 t. A.—— 149.0 Lain 1 5 ammer] Spin 130,0 180,0 Rhein. Ehamotte 59.75 89,75 Mannheimer Effektenbörſe Brown Boner 185.5 185,5 Grün a llfinger 47,0 175,0 ae 1115 82 8 00 ann. M. gest 35.—37.— Aßein Elekirizit 150.5 1805 5 5 Cement Heidelb. 132,0 132.0 gersmerke„gad 5 Hemden 909 9100 Ji⸗Wien Jum 60.1577.— Pbein 50„122,0 128.5 19. J. 20, 19.20..59„ Karſtabt 185,0 185,0.. erhmann ler 228.0 229,5 Parpener Sergz. 145.5 148.0 Plebec Montan 133, 134.8 8% Bab. St.-. 1 78,75, Lubwigag. A. Br. 218,0 213.9 10% Srkr. M. Un. 125,9 128,0] Chade. 131.0 432.5 e 757— Berl cub bu 275,5 2795 Prim. Maſchin..— e Roſizer Zuger—.— 48.— e ng d 85,2595, Pfund Arckdeſe 183,0 188,0 1%. Ba 140,0 140,0 Samo Anm ie 9 116, Sirch eus. n. 1990 18-0] Schlingen pg 89,— 20,— Berl. Kartg. Ind. 50. 83— Feßwigsgütts 796— 9e.— Aügfertd Jeck. 50— 69.— 6% D bafen stadt 89.— 89,.— Schwartz Storch. 163,0 168,0 Nd 0 35.— 38.— Fbemiſche Albert sd. 18 67,15 1 133,0 188,0 Schnellpr.rkt 62.— 61. Berliner Mosch 77.— 158 üer Maſch. 110,0 110% Rütgerswerle 93,.— 93.80 0% Müm. Gold 101.0 101,0 Werger Worms 192,0 192.0. 188.0 155.0 C. Brockhues 80.— 80 eizwann, Pi 1. S. 1405 Fraunk. u. Brikett 167,0 154.8 Sinbrichs alußt. 66.— 0,88 Sachſenwerk 178. 109.0 ö„— 5 5 4 1 0 5 5 8 29.5 14. 5 5* 20% 5 99 77— 72— Bad. Afſekuxauz 182.0 162.0 Konſerven Braun 15,— 18.— Daimler Benz 68.— 30,50 Dolsverkohl. Fb 84.75 88.75 Schudf. Verneſz 54.— 3 852 Or.⸗Beſigah. Delf. 63.— 88,25 Hirſch Kupfer 1845—.— Salgbetfurtßh 382.0 388,5 6% Farbenwds. 2 122,0 122.0 Centinent. Verf. 30.— 680. 6—.— Dt. Allant.⸗T. 11101110. Seilinduſt, Wolf 64.— 64.— Dremer Vulkan 112.9110 Hirschberg Leder 58, es.— Saroitt 18380 1880 5 Mann. Berſich 120,0 1170 Necarfulm öhm 18 f Di. Eiſen handen—— Jung Ertaggen 82,50 91,80 Siem.& Halse.— Bremer Wolle 161,0 188,7 Hoeſch Eiſen 7182.0 1880 Schubert Salzer 283.0 289.0 eb 0 5 Bfäls Müslenw 151.0 181,0 Pt. Erböl.. 1110 112,0] Junghans S1. A. 62.——.— Süd. Zucker 188,0 153.8 Seeed 187.0 17750 e 8 85. Schue& Gs. 398.0 2270 zadiſche 180,0 180, 8 01140. bud„ 74.— 78.2 0 5 8 Ithei i e. ae ee s Fe e 88 Se f e 8 9. Pönolh Bt. 148,0 148.0 Srewn,. Hovert 135,5 158,5 Ab. Elektr A. 145,0 150.0 Dt. dera 508,5 303.0 Karſtadt Rud. 178,0 174,0] Trteot⸗Seſtabeirn 60,50 60.50 Sbarlott. Wafer 107.8 106,2 Sinner A. G. 22/1230 Rh. Erebitbank 121,2 121,2 Daimler⸗Benz 51,.—51.— Rheinmühlenw.—. Dresd. Schne 216.0 119 9 Klein, Sch. K Beck. 98,— 57, Them. Heyden 76,25 75,25 Ne Bergbau 21355 2150 Sioehr Kammg. 1362 135.5 Sübd. Disconto. 130,0 130,0 Deutſche Linol. 803,0 801,0] Südd, Zucker„ 152,0 154,0 Düͤrkoppwerk 1 112.0 11,5 Knort, Heildr. 1570 160,0 A elſenk. 72.50 70,50 N. düdel& 8s. 169.0 1620 Stoerder i 5 Enzinger Unien 62,— 86,— Bereſn diſch elf 68, 68, Hufſel. Rat. Dürr 33— 33— TKonferp. Braun—,— 15, Ber. Chem. Jung. 5. J. Tzem Albert 62,25 62,25 Gebt Jungbans 62.50 62,5 Stolberger Zink 145.2 148.0 Durlacher Hef 136,5 136,5 Gebr. Fahr.. 15.—.— Wayß& Freytag 100.0 100,0 0 derb.& Wim 58.— Krauses. Bock. 50.80 Ber. deutſch. Oelf. 67.80 1 0 Foncord. Spinn. 77.— 77.— 73.— 73 2146. Eichbaum,.J. G. Farben, 217.0 218,0 Zellſtoff Waldhf 233,0 284.0 5 K„ 5 Bergt. Juie. 115,0 115,0 Conti ⸗Casutſch. 164,0 163.2 Nahles Porzellan 73. 73,-Sudd Immobil. 74. 79.75 Lechwerke 106,5—.— Ver. Ultramarin.—— Jatmler 81 81.15 8 Aſchersl. 17 5 175 5 ucker 153.7 154.0 Fre b 14,.— 14.— Sahmener& Go..— Ber, Zellſt. Berk. 108,0 108,0 Datmler Benz— arſtabt g 5 51 2 Frapkfurtet Börse Ellert ich. 1 20 208,8 Sab gab, Wal 117.5118, Bogſf Hasch. St. 46 78 50 Deſſauer Gas 101 100, Elöcnerwerke.—— 11302 Thon 8 8 2 85 1785 eſtverzinsliche werte Narmer Bana 13.4230 Montan-Aktien Elektr. Lieferung, 100. Bog ee Häfner 222.0.— Disch Attante r- 111 9119, E. F. Knorr 180.0 180,0 Ließ, Leonhard 210.8 279.0 5 i. 0 8 5 2 e i 2409, 6 5 che rie Payr. Hr. u. Wa. 14..1480 Ema Frankf 883,25 89,25 Mainkraftwerke. 109.2 100,1 Bolkh. Seil. u. K. 62.— 68— Deuiſche Erdl 112,5 115,0 Koll& Jourd 48.— Transrabidv 144,“ 144,0 Sue eich anl. 84,2 87,25 Com. n. Privat. 179.8 1,2 eſchweil. Bergw 190,5 1968.) Gn 18 87,50 Metallg Frankf. 122,5 174,0 Stſch. Gußſtahl.. e Tebr. Körting 66,50 1 nee en.89 850,00 Daraft. ue Nat..04975 Helfen Beraw. 164.2—.— Eßſinger Masch 550 8728 Mes Sühne..— 50.— Gert a 1.— 100 0 Dezſchedabelw. 72,18 71.25 Krauße Sie Lor 50.— 80. Perzner Papier 4220 1225 Ablöſungſch. 4 10,55 10,75 Deutſche Dank 164.0 164,5] Harp. Bergbau.. Etting Spine 215,0 215.0 Nag, Müßtö. 9.—. 1 eee 2109.9 510 e. Maſchfbr.———,— Kronprin. Met.. 68.— 65,— B. B. Irkf cummi.27 75.25 obne—.——.— iſe 895. St. A. 218,0 212,5 m n ae oenze Sen 30,.. 0 109.0 18.0 Diſche Steins. 706,0—.— Koffdäuf. Hütte———.— Ser Ghem Spart 69 8 71.80 D. Wectd.(cel!.—— 2 Sſſetien Ban 128.0 120.0 Kall Aſchersled.. 228.5 Naber 4 Schleich 107, 0107.0 Moser ena w 88.—.— Deulſche Woll. 18.75 18,7 B. Diſch.Nickelwe, 166,7 156,0 Seen eee ee Die ee ch 1000 1500 Kalisalzbetfurtz—— e Fahr debr Arm. Motoren Peuz 69.50 68.— Disc, Eiſenhdl. 73,30 72,30 Fa meners Co, 174.0 1720 S. Slanzn. Eisf. 40,0 897.0 Ke Schug 1 482 468 D. Meelesaf 0. 260.0 Lali Westeregeln 281,0 281.) 5% derben 10 198.5 Motor. Söerurg 100 0 1 75 Sennon ale. 38.0 1890 Deuter Singt. 808 0 508, Ras„ 0 0.us. Br. 9 80 8875 „Vereins e 1 8* 5 5 emel„139,0 189, 8 nde“ 3 1 Abenden 28 e Dieronto-Geſ. fene 188,0 ane t eee e Je 8 935 Nedkarſulmer Fg. Wald bof 280,5 285,5 Sbrener Maag 1 0 19 70 Carl eindſträm 843,0 842.0 Seiahb wd g. 1180 1180 10% Mym. Gd. 28 100,2 101,0] Dresdner Bank 155,8 156,0 Mannesm.⸗R. 116.0 117,0 N 8 f* Hürkoppwerke 24.65 24,65 Singel Schuhfab. 50— 49.— Per. Ultramärfn 150 2 152.0 8% 9 90,.— Frankf. Bank 108,8 103.5 Mansſeld Akt—.— 186.0 159 55 Gas 126,0 126, e 123,5 ufa(Fretverk.) 89.— 88.— Dynamit⸗Truſt 105,0 104,5 S Loewe 4 Co. 19770 790, Pogel Telegraph. 76, 75.— „„ Nee Frtfrt. Gul 140,0 140.2 Frkſ. Bo. 4 Wü 55. 55,.— Bf. Rähm Kaxſ. 20.— 21 Kaſtatter Wat 14.— 14.—„F. Loren 1580 139.0 Vogtland Maf 78.50—— tall l. M-.„ Otert⸗Minen. 62.— 69.50 Eleltr. Steſerung 188,2 188,0 Südenſcheid Met 73,65 78.0 fe& Haeffner 222. 222.0 85% Grkr. Ng. 29 18,.— 15.50 Metal u. 5— Phönix Bergbau 105.0 108,0 Berli B; Elktr. Sicht u. K. 208,0 208.5 8 r 222, 5 95 0.25 9025 Nürnbg 9, bein Praun 2810—, eriner rſe. 96,75 88,75 1 1 75 1 Wanderer Werke 78.— 78.— Preuß Rage.— Oeſt. Ert 0, N 6 8 8 g 272,0 272,50 Eſchw. Bergwerk—— 1870 138˙ 0 Weſteregel Alkal. 236,8 288.1 Sudd Few——. Oeſt. Ceed.⸗Anſt. 30,78 80,78 Nheinſtahl. 123,5—, MAnatc ier. Bl 17,88 17,78] Dararg..-. 272,0 2723 0 133.0 136,0 ereg 23.1 See ee e e ili, Bes-. 185,0, 185.0 Seen, Feier. s 271 0 Feſtverzinsliche werte Fes 13.80 28.5 Sr Tee. 9277 Sener bäh 57.086 Marte u 438 1820 VVV 9% Grkr. M. adg..—.— 1 266.0 297.0 Tellus Bergbau 116,0 116,0 Soldanleihe.. 100,0 710050 Deutſche Bank 168, 185.0 ahl. List 4 Ks 83,— 38. Maſch.Buckau-W 1182 120.0 iesloch 1 15 8. Seſetb.„.⸗Don 68,— 88.— e ee 12 95 3— e 1 105 Transport-Aktien. 5 8. Farden.. 218,5 218.5 Mazimil. Hütte 1750 170.0 Si 9.5 118,5 9 0 2152 2 Abl 152 5 713 i 1 5 5 1 5, 0 8 Pied Nom. Gb. 52,75 82,75 Rhein Hop.- B. 149,0 140,08 bet—.—(448 2 1 lde 10.60 10,70 S antungbahn.70. 3,65 Dresdner Bank: 157,0 156,5 Feldmdole Nav 182, Jes, mech Web Lind. 1350 1618 üfteff Verein 108,58 108,5 ee 93.— 83. ohne Ablöſgr 5 ö a Felten& Guill.. 14201411 Mez Söhne 49,30— gelte Verein 108,5 8, 800 f Une 5 9 90,— Südd. Boden⸗&. 157.0157 0 20 f Verkegew. 184,8 4895 Peitteld Kredbr..., Frankfurter Gas.„ n Miag⸗Müblen 125,0 125.0 Zen ſtoff Walde 234. 285,5 g- Hyv. 24. 2894. 94,— Südd. Disconts. 128,0 128.0 Induſtrie-Aktien 5% Bad. Kohlen 18,—.— Allg. Lok. u. Str. 1540 187,7 OeſterrEreditbk. 30.75 30.75 fl. Friſter 138,0 181.5 Mig 4 Geneſt 441.0 0 Sia Minen 64.— 6445 85 R..888,50 Wiener Bankver. 12.75 12.75 8% Grkr. Mh. K., 15,70 Süßd. Kiſenbahs 122.2 122.2 Reichsbank 298 288,0„ Mcloren Denz 0 9 0 5 7%„591 84.50 84.50 Württ Notenbk 181,0 181,5 Sichb.⸗ wann. erh. alfa.72 8, Paras 519,0 Agein. Grebitok. 122.0 121,2 Saggenau B.-A.—.— t. Mühlbelm Berg, 100.5 103.2 Freiverkehrs⸗Aurſe 60 4201382.— 82 enninger K. Sr. 168,0 168,0 8% Roggenwert. 10,.— 10,— f. Südamertea 182,0—,— Süddeutſch. Dise. 130,0 180, Sebhard 8 7 8 ste geterab. J. Hab.20 2,— „neee, unian, 222,5 280,0 Jawen München 296,0 285. S Roggenrents 8 12 8,17 Penſa Duane 1855 8 Frankf. Angem. Gelſent Berg. 43,0 dat! mecarfum Fynn., Kuſfenban!.25 128 ee Rhein, Lig 77,— 17.25 W 100,0 13,0 Mainzer St.⸗A 220,0 220,0 5 Landſch Ros.50] 8,50 3 ch 1 10 7 0 Stu u 300 e de. Genſchew s Cs 62. 82.— Nordd.Wollkäm. 236,0 188.0 Deuſſche Petrol 60.— 60.— 4% Pi dic 78, 75.— Fri. R n min Z: Schöfterd Aindg. 289.0288 0 888825 5 Serm. Portl- g. 107,0 167,0 Operſchl. E. Bed 35,.25 Heldbu 5,0 2050 457 Südb Lig„. Mannb. Verf 8— 1165 Schwark⸗Storch 162,0 1520 8516 kanet 25,5028 75 Bank Induſtrie-Aktien Serresbeun die 114.0 11270 OSberſcht Koksw. 105 f er 12215— e Meining 2 74.15 78,50 5 Werger 192.0 182 0 4% Türkeld. Am.—.85 Bank-Aktien Aerurmuatsces 184] Gef. f. ett Uu 201.0 209.7 Orenſt.& Koppel 38 50 9 25.1 26.— e rc in J J4228 Trauspert⸗Aktlen 285. 4%„Bagd. Eil 972 15 1 8 dene 125 a e 175 3 Oſtwerke. 80 7 Kochen 188% 165,0 .. N 8 ö e 5 50 Ban J. el. Werte eranderwerk 42 5032 8. Goldſchmidi Th. 13, 1 8 f„ Bank Aktien Bede, Sid 120,0% 8 8 a 161g 15 8 h ant rau nee ans ene. dee ide: Heiter Maſch. 58. 58,5 Pdeni Bergbau 107,7 107.0 Ronen———— 1 e 3 N 8 1 55 11 8 8105 1 820 1 S.75 1 5 e Bankver. 10 123 8 Poti. Je, 183.“ Gebr Großmann 46,50 48.50 Bolgphon 3 75 Slogan Sa 80. 805 0 N„ Nordd Lond. 11 20 Achat, Bun. 2 n 0 andel 205 mend Par, 162 5 l. Grun s Bilfinger 175.0175, Rathg 77 Süd 8 Babiſch Baut 188 J Heſter. Ul. St.. l 8014,50 B ae burt 1420 140 l. Anal See! 1585 17, Set f. 178,8 178,2 a Seeeis Leend 547465. V 65 0* 8„„„„ 0%* * 28 2 2 2— — 2 2 nee 8 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 385 15 Dienstag, den 20. Augauſt 1929 5 f Der Zuſammenbruch der . 8 8 7 1 end 9 2 Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗AG. i Ein Sunderfall, aber kein Symptom 5 Trotzdem man in der Geſchichte der deutſchen Akttengeſellſchaften, vor allem aber von Verſicherungs⸗Unternehmungen, ſehr weit zurück⸗ gehen muß, um nur annähernd ähnliche anormale Zuſtände zu fin⸗ 8 den wie bei dem Zuſammenbruch der Frankfurter Allgemeinen Ver⸗ 8 ſicherungs⸗., darf man doch nicht in den Fehler verfallen, die dorti⸗ gen Vorgänge zu generaliſieren und damit dem. 18 an ſich ein Mißtrauen auszuſprechen. Unſere großen N Zerſicherungs⸗ 75 geſellſchaften halten ſich glücklicherweiſe von allen en Traus⸗ 5 akttonen, die nicht mit der Verſicherung in engſtem Zuſammenhang 155 ſtehen, fern. In ihren Kreiſen beobachtete man das Geſchäftsgebaren 28 der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗AG. ſchon ſeit einiger 725 Zeit mit großer Sorge, ja ſogar urit wachſendem M iß trauen. 5 Daß hierzu eine Berechtigung vorlag, ergibt ſich jetzt aus dem 18 Bekaantwerden der Einzelheiten, dte letzten Endes die Affäre ins 1 Rollen gerbacht haben. In ſüddeutſchen Finanzkreiſen will, wie ſchon 785 mitgeteilt, man wiſſen, daß das Aval⸗Engagement der Geſellſchaft zur 18 Zeit auf nicht weniger als 160 Millionen/ geſchätzt wird. Wenn ite 1 auch von dieſer Seite her akute Verluſte noch nicht eingetreten ſein e, 1 ſollen, ſo bleibt es doch höchſt bedenklich, daß die Oeffentlichkeit weder er. durch die Bilanzen, noch durch Geſchäfts berichte von dem de 10 Vorhandenſein und dem Umfang derartiger Verpflichtungen unter⸗ richtet war. Auch gewinnt man aus den bisherigen Auslaſſungen immer mehr den Eindruck, daß einige Leiter des Unternehmens ge⸗ 5 ſchäftliche und perſönliche Intereſſen in nicht ganz durchſichtiger Weiſe m, miteinander verquickt haben. Von dieſem ungeſunden Teil der Frank⸗ ie furter Allgemeinen Verſicherungs⸗AG A. muß jedoch das reine Ver⸗ e⸗ ſicherungsgeſchäft ſorgfältig geſchieden werden. e Um dieſen Teil aus dem jetzigen Chaos zu retten, iſt ja auch die hie 1„Allianz“ in die Breſche geſprungen. ß die„2 Al lian 3, die n bisher in keiner Weiſe an den Geſchäften der Frankfurter Allgemei⸗ 85 nen beteiligt oder auch ſonſtwie an deren Geſellſchaften intereſſiert war, ſofort für die Verſicherten der Frankfurter einzuſpringen bereit war, iſt ſehr zu begrüßen. Ob die Vorſchläge der Allianz angenom⸗ men werden, ſteht, wie ſchon mitgeteilt, noch dahin. Der Allianz kam * es zunächſt darauf an, dafür zu ſorgen, daß das ganze Verſicherungs⸗ . geſchäft, das ja in der Tat ſchwer bedroht war, nicht in Mißkredit g 5. raten würde, und in den verſicherten Kreiſen Beruhigung zu ſchaffen, 85 was ihr auch durch ihre Vorſchläge bereits gelungen iſt. au Die Entrüſtung darüber, daß es bei der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs⸗A.⸗G. zu dieſem traurigen Ende gekommen iſt, iſt, wie li⸗ auch die„K..“ aus Berlin meldet, allgemein, namentlich auch im darüber, daß der Aufi ch ts rat die Dinge hat ſo weit treiben rſe laſſen und daß auch das Aufſichtsamt nicht ſchon längſt Einſpruch 18 erhoben hat, zumal Kenner der Verhältniſſe ſchon vor Monaten auf ik⸗ die Dinge aufmerkſam gemacht haben. Warum iſt das Aufſichtsamt n. 1 nicht eingeſchritten? Wenn ſein Apparat nicht entſprechend che eingerichtet war, die ſehr bedenklichen Geſchäfte in der Abſatz⸗ 17 finanzierung uſw. zu kontrollteren, ſo hätte es längſt darauf hinwei⸗ 08 ſen und für Erweiterung ſeiner Befugniſſe eintreten müſſen, nicht er⸗ aber durfte es tatenlos beiſeite ſtehen. Es ſcheint hohe Zeit, daß auch 80, hier Remedur geſchafft wird, gerade weil man bisher einer 505 Verſicherungsgeſellſchaft beſonderes Vertrauen entgegenbrachte, eben de. weil man ſie unter beſonders ſicherer Kontrolle des Aufſichtsamts en wähnte. 1 Eine Erklärung der Allianz 4 Generaldirektor Schmidt von der Allianz führte in einer 8 l Zuſammenkunft mit der Preſſe aus, daß die Frankfurter 5 1.[ILgemeine ſich Hals verlocken laſſen, Geſchäfte zu machen, 8 die die Kräfte der Organiſation ü berſtiegen und für die — 5 Konfrolimöglucheeiken des Reichsaufſichtsamtes nicht — gus reichten. Die Frankfurter Allgemeine habe Kredit⸗, Abſatz⸗ 25 finanzlerungs⸗ und Ba häfte zum Teil bedenklicher Art 9 0 79. und durch Gründung zahlreicher Tochtergeſellſchaften rein 3 25 1 mäßiger Natur große Laſten und Riſiken auf ſich genommen. Der 1 85 Entſchluß der A llianz, die Garantie für die Verſicherten zu 25 übernehmen, läge im eigenſten Intereſſe der Allianz, um den Ver⸗ 5 ſlcherungsgedanken ſelbſt zu retten. Die Geſellſchaft ſei 50 ſich des Riſtkos wohl bewußt. Wenn die Frankfurter Allgemeine 50 den Vorſchlag annehme, trete die Garantieerklärung der Allianz ſo⸗ 5 fort in Kraft. Erklären ſich die Gläubiger mit der Lostrennung 0 des Verſicherungsgeſchäftes innerhalb von 14 Tagen nicht einver⸗ * ſtanden, ſo habe die Allianz das Recht zum Rücktritt. 5 1* Voransſichtlich wieder dividendenloſe Abſchlüſſe bei Humboldt und Deutz. Wie verlautet, dürſte mit ziemlicher Sicherheit damit zu rechnen ſein, daß die Motorenfabrik Deutz A., Köln⸗Deutz. und die Maſchinen⸗Anſtalt Hum bolot, Köln⸗Kalk, die in Intereſſengemeinſchaft verbunden ſind und zum Klöckner⸗Konzern gehören, auch für das am 30. Juni abgelaufene HGeſchäftskahr 1928/29 wieder dividendenlos bleiben werden. Die Abſchlußarbeiten ſeten allerdings noch im Gange und die Auſſichtsratsſitzung, die die letzte Entſcheidung zu fällen hat, werde erſt im Laufe des September ſtattfinden. Immerhin laſſe ſich bereits überſehen, daß die Ergebniſſe des verfloſſenen Jahres günſtiger als die des Vorjahres ſeien. Die techniſche und kaufmänniſche Reorgantſation ſei bei Humboldt erheb⸗ lich gefördert W Die gegenwärtige eee ſei ſowohl bei Humboldt wie bei Deutz befriedigend.— Die im Verrechnungsver⸗ hältnis mit der Motorenfabrik Deutz A. ſtehende Motorenfabrik Oberurſel A G. in Oberurſel b. Frankfurt a. M. werde dagegen für das abgelaufene Geſchäftsjahr wiederum eine Dividende zur Ver⸗ ſt 12 bringen, deren 2— 5 5 3. mania Sportliche Meiſterſchaftsregatta des Süddeulſchen Ruderverbandes in Frankfurt a. M. Waſſerſportverein„Vorwärts“ Sieger in 5 Rennen Bei der fünften Regatta des Süddeutſchen Ruderverbandes im Jahre 1929 und zugleich der Schlußregatta für die diesjährige Ruder⸗ ſaiſon wurden im Rahmen dieſer Regatta die Meiſter in folgenden Boptsgattungen: Einer, Vierer ohne Steuermann, Vierer mit Steuermann und Achter ermittelt. Der gebotene Sport war vor⸗ züglich. Der Beſuch der Regatta war ſehr gut. Die Ergebniſſe: Meiſterſchaftsvierer ohne Steuermann: 1. Mainzer⸗Kaſteler Ruderklub Germania.25.4 Min.(Fritz Scherer, Ernſt Allmans⸗ dörfer, Heinrich Schauer, Jak. Ebert); 2. Fechenheimer Rudergeſ. 1910 .36.44 Min. Fechenheim übernimmt nach gut gelungenem Start die Führung gegen Germania Kaſtel vorerſt mit einer Viertelänge und kann dieſelbe auf eine halbe Länge ausdehnen. Kaſtel greift dann an, erzielt einen Vorſprung, den er bis ins Ziel auf 5 Längen ausdehnt. Die Steuerung beider Boote war wirklich vorzüglich und gab dem Schiedsrichter keinerlei Gelegenheit, eingreifen zu müſſen. Meiſterſchaftsvierer mit Steuermann: 1. Waſſerſportverein„Vor⸗ wärts“ e. V. Mannheim.29 Min.(Rudolf Zöller, Heinr. Bertram, Eberh. Diehl, Karl Fuchs, St.: Hans Paulus); 2. Mainzer Ruder⸗ klub von 1903.35 Min.; 3. Ruderverein Freiheit Mühlheim a. M. .50 Min. Vorwärts Mannheim übernimmt, nachdem alle drei Boote gut vom Start abgekommen ſind, die Führung, die er nicht mehr abgibt. Meiſterſchaftseiner: 1. Mainzer Ruderklub 03(Jakob 157 51 .20.6 Min.; 2. Wſp.⸗V. Vorwärts Mannheim(Arth. Gutfrucht) 7 Min. Vom Start weg geht Schmitt in Führung wird jedoch bei 101 Meter bereits von Gutfrucht abgelöſt. Gutfrucht vergrößert ſeinen Vorſprung bis auf 1000 Meter auf etwa ½, ũ Längen. Gutfrucht hat ſich jedoch zuviel verausgabt, und muß Schmitt an ſich vorbeiziehen laſſen. Schmitt dehnte ſeinen Vorſprung bis ins Ziel weiter aus. Meiſterſchaftsachter: 1. Mainz⸗Kaſteler Ruderklub Germania.50 Min.(H. Köhler, W. Wehrum, F. Scherer, E. Allmansdörfer, Wehrum, F. Kaufmann, H. Schauer, J. Ebert, St.: Gg. Breitbach); 2. Fechenheimer Rudergeſellſchaft v. 1910.51.6 Min. Bei 500 Meter führt Kaſtel mit etwa/ Länge. Beide Vereine erhöhen ihre Schlag⸗ zahl und gehen bereits 500 Meter vor dem Ziel zum Endͤſpurt über. Fechenheim verſucht an Kaſtel vorbeizukommen, muß ſich jedoch im Ziel mit einer Bootslänge geſchlagen bekennen. Die übrigen 20 Rennen, die an den beiden Tagen ausgefahren wurden verteilen ſich wie folgt: Begrüßungsvierer: 1. Kaſteler RC. Germania nicht gezeitet; 2. Waſſerſpv. Vorwärts Mannheim; 3. RC. 03 Mainz, zurückgezogen. e 1. Undine Rüſſelsheim.55; 2. Undine Höchſt 3. Vorwärts Offenbach.05. e 1. RC. 03 Mainz.28.6; 2. Allemania Frankfurt 1 Vierer o. St.: 1. Kaſteler Germania.16.4; 2. Fechenheimer RC. kurz vor dem Ziel abgeſtoppt. Junior⸗Einer: Alleingang Schöndorf Hellas Gießen.38.2. 2. Jungmann⸗Vierer: 1. Abtlg.: 1. Undine Höchſt.38; 2. Fortuna Mainz; 3. Allemania Frankfurt abgeſtoppt; RG. Nied zurückgezogen. 2. Abtlg.: 1. Hellas Gießen.38/56; 2. Wſpv. Bürgel.55; 3. Ger⸗ mania Offenbach.59.6. 1. Senior⸗Vierer: Waſſerſportv. Vorwärts Mannheim, Alleingang. Junjfor⸗ Achter: 1. Mainzer RC. 03 5 40; 2. Vorwärts Offenbach .43; 3. RG. Nied.47; 4. Raunheim.42. Senior⸗Achter: 1. Germania⸗Kaſtel.31.2; 2. Fechenheim.83.4. Jungmann ⸗Vierer: 1. Abtlg.: Ruderklub Raunheim.56; 2. Alle⸗ Frankfurt.04; 3. Freiheit Mühlheim, aufgegeben, Ruder⸗ geſ. Nied zurückgezogen. 2. Abtlg.: 1. Mainzer Ruderkl. Fortuna .31.2; 2. Hellas Gießen.33; 3. Haſſia Gießen.58. Germania Offen⸗ bach aufgegeben. Senior⸗Einer: 1. Schmitt 03 Mainz.04.8 Vorwärts Mannheim bei 100 Meter Wellenganges. Leichtgewichts⸗Schülervierer: 1. Vorwärts Mannheim.02.8; Fechenheimer RG..10.8; 3. Hellas Gießen 44.12. 2. Senior⸗Achter: 1. Mainzer Ruderkl. 03.08; 2. Mühlheim.11. 1. Schüler⸗Vierer: 1. Mannheim.45; 2. Undine Rüſſelsheim .52.4; 3. Allemania Frankfurt.10.4. Jungmann⸗Achter: 1. Raunheim.08.6; .05; 3. Fortuna Mainz.13.6; aufgegeben. Schütler⸗Achter: 1. Vorwärts Mannheim.19.6; 2. Undine Rüſſels⸗ heim.23. Ermunterungs⸗Vierer: 1. Germania Kaſtel.51.67 2. Klub 03 Mainz, Vorwärts Offenbach, Germania Frankfurt, wegen Verlaſſen des Fahrwaſſers ausgeſchloſſen. Die Schüler⸗Rennen gingen beim Vierer über 1000„ beim 3 855 15 8 5 1 888 . Arthur Gutfrucht aufgegeben, infolge ſtarken .5 2. Vorwärts Offenbach 4. Rudergeſ. Nied kurz vorm Ziel Lichdi und Helfrich). Nundſchau Verbandsoffenes Weltſchwimmen in Mainz Schwimm⸗Berein Mannheim erringt 8 Siege und belegt 17 2 zweite Plätze 5 Die Mainzer Schwimm⸗Geſellſchaft Undine 1908 hielt am 17. und 18. Auguſt ihr„Verbandsoffenes Wettſchwimmen“ unter ſtarker Be⸗ teiligung aus Süd⸗, Nord⸗ und Mitteldeutſchland ab. Der Beſuch war an beiden Tagen ſehr gut. Das Wetter war günſtig, obwohl om Sonntag gerade vor Beginn ein kurzer Regenſchauer niederging, der jedoch die Stimmung nicht beeinträchtigte. Die Abwicklung der ein⸗ zelnen Rennen hätte etwas lebhafter ſein dürfen, denn es dunkelts bereits, als die Wettkampffolge ihr Ende erreichte. Die Leiſtungen waren durchſchnittlich ſehr gut. Die Ergebniſſe des erſten Tages: Juniorlagenſtaffel, 3 mal 100 Meter.(Ghrenwanberprels bes ö Reichspräſidenten von Hindenburg): 1. Schwimm Club Waſ⸗ ſerfreunde Heilbronn 4 Min. 10 Sek.; 2. Ludwigshafener Schwimmverein 413,4; 8. Offenbacher S. V. 96 414,2. e 100 Mtr: 1. Mayer⸗Lanz, 1. Frank⸗ furter S..,:28,27* II. Seniorſchwimmen, 200 Meter, beliebig: 1. Engelhart g Offenbach 96,:34; 2. Maus, Mönus Offenbach, 242,2; 3. Watrin, Mainz 01,:44. Jnnior⸗⸗Rückenſchwimmen 100 Meter: 1. Kocher, Waſſer« freunde Heilbronn, 128,5; 2. Gritzner, Mönus Offenbach, 1728,09. e Damen⸗Jugend⸗Bruſt 100 Meter: 1. Liſelotte Brunner, S. V. Mannheim,:44,2 leine gute Leiſtung auf 8 e Bahn); 2. H. Funk, Undine Mainz, 145,2. Jugend⸗ Staffel, 3 mal 100 Meter, beliebig: 1. S 5 wa ben ⸗ Stuttgart 345,2; 2. Schwimm⸗Club Wiesbaden 1911 und Mönus Offenbach:47. Totes Rennen. Ein hartes Rennen, das die Schwa⸗ ben für ſich entſcheiden können. 8 II. Senor⸗Bruſt, 200 Meter: 1. Wunſch, Neptun Karls ruhe,:06; 2. Endreß, 1. Frankfurter S..,:09,2; 3. Engler, S. V. Ludwigshafen,:10. Juniorſchwimmen 100 Meter, beliebig: 1. Müller, Waſſer⸗ freunde Heilbronn, 110,9; 2. Helwig, Waſſerfreunde Jens, 171489 f Juniorſchwimmen 100 Meter, beliebig: 1. Maus, German ig Mom bach,:19,8; 2. Koch, Frankenthal,:20. 5 Juniorbruſtſchwimmen: 1. Fraisdorf, Poſeidon Ko⸗ blen z, 127,6... Ergebuiſſe vom Sonntag: II. Seniorlagenſtaffel 3 mal 100 Meter:(Ehrenwanderpreis der Stadt Mainz): 1. Il. Frankfurter S. C.:58; 2. S. V. Neptun Karlsruhe:02; 3. Waſſerfreunde Heilbronn 405,2. 8 Ingendſchwimmen 100 Meter, beliebig: 1. Wendling, M5 nus Offenbach,:10,63; 2. Kümmerle, Schwaben Stuttgart und. Eimer, 1. Frankfurter S..,:11, 9. 0 Damen⸗Seniorſchwimmen 100 Meter, beliebig: 1. Hilde Mil. dendörfer, S. V. Iſerlohn,:20, 9. I. Seniorſpringen: 1. W. Herbert, Mainz 01, 112 bunktes 2. Franz Boſſo, S. V. Mannheim, 96,2 Punkte. 8 II. Seniorſtaffel 3 mal 200 0 Meter, beliebig: 1. Mön us Offen⸗ 75 bach:25; 2. I. Frankfurter S. C.:08. 5 Damen⸗ Ingendbruſtſtaffel 3 mal 100 Meter: 1. Mainzer S. 5 V. 01:21. 775 I. Senior⸗Bruſtſchwimmen 200 Mtr: 1. Staudt, S. B. Ma n u⸗ 5 heim,:14. Ein leichtes Rennen für Staudt, der es, ohne lich aus⸗ zugeben, gewann. II. Damen ⸗Seniorlagenſtaffel 3 mal 100 Meter: 1. D ffen bacher S. V. 96:02,2; 2. Höchſter S. Vereinigung:27. Jugendrückenſchwimmen 100 Meter: 1. Eberbach, S 0 0 ben Stuttgart,:29. I. Senior 200 Meter, beliebig: Duisburg, 301,8. a Damen⸗Juniorbruſtſchwimmen 100 Meter: Sülberg 61 te, 5 S. V. Jſerlohn, zugeſprochen. 5 aer 8 mal 100 1 beliebig: 1. Lud wigsha fen ne S. V.:52; 2. Mainzer S. V. 01:55, 4. Jugendlagenſtaffel 3 41 100 Meter: 1. S. CI. Nied er ra :18; 2. Offenbacher S. V. 96:24. Große Staffel 10 mal 50 Meter: 1. S. V. Mönus Offenbach 8 :25; 2. S. V. Mannheim(mit W. Winter, W. 1 Frz. Ank, Baer, 8 1. Waſfleſku, Amate K. Winter, Juilfs, Helfrich, Staudt, A. Lichdi, Lichdt):36 3. Offenbach 96:50. 5 15 Waſſerballſpiel: Frankfurter S. V. gegen S. V. Ma 1 5 0 i :8(:); ein flottes und zeitweiſe hartes Spiel auf beiden Seiten. Mannheim vergibt verſchiedene Torgelegenheiten, ſpielt jedoch zeit⸗ weiſe mit ſehr viel Ueberlegung.(Die Manuſchaft von Mannheim: Stempfel; Ank, A. Lichdi; R. Oehninger; Fatz, 5 Waſſerball: Mainz 01— Mainz Mombach 40(:). 811 S * 2 188 81 DP Sd 8 vom urteilsfähigen Willen gelele, nach der Otzarene kostlichen Ge. schmack dem Freunde für immer: 8. Seite. Nr. 38 Neue Mannheimer Zeitung([Abend⸗Ausgabe) Dienstag, den 20. Augauſt 1929 — — Der zug zum Kleinauto Die kürzliche Mitteilung, daß die Wanderer⸗Werke den Bau von Motorrädern zugunſten von NSU aufgeben, hat einen ſehr zu beachtenden und ernſthaften Hinter⸗ und Beweggrund. Zunächſt iſt einmal feſtzuſtellen, daß man auf dem Gebiete der Motorradherſtellung anſcheinend weitſichtiger iſt, als in der eigentlichen deutſchen Auto⸗ induſtrie. Denn hier iſt es leider ſehr ſtille geworden in Be⸗ zug auf Zuſammenfaſſen und Zuſammengehen. Der erſte An⸗ lauf zum Schaffen eines ſtarken und leiſtungsfähigen deut⸗ ſchen„General⸗Motors“ d. h. ein großzügiger Zuſammenſchluß der deutſchen Autofirmen zur Abwehr der ausländiſchen Kon⸗ kurrenz und Sicherung des deutſchen Abſatzes iſt zum Stehen gekommen. Doch darüber vielleicht ein anderes mal, denn die Betrachtung der Frage, wie die deutſche Autoinduſtrie mit der ausländiſchen Konkurrenz auf die Dauer fertig werden will, iſt unbedingt notwendig. Wir wollen uns zunächſt mit den Beweggründen der Neu und Wanderer⸗Vereinbarung beſchäftigen, denn dieſe iſt das erſte ſichtbare Zeichen des ſcharfen Kampfes s wiſchen Motorrad und Kleinauto! Und zu⸗ gleich ein Beweis für das ſiegreiche Vor⸗ dringen des Kleinautos! Allerdings war vor einiger Zeit ein noch viel bezeichneter Vorgang dieſes Kampfes zu beobachten. Damals nämlich, als die Bayeriſchen Motorenwerke(BMW) die Eiſenacher Dixi⸗ Werke nicht gerade billig erwarben. Als man damals die un⸗ bedingten Verfechter des Motorrades darauf hinwies, daß das Kleinauto damit einen entſcheidenden Sieg über das Motorrad davongetragen habe, wollte man das nicht gelten laſſen. Man gab höchſtens zu, daß dadurch nur die Verſchärfung des Kampfes zwiſchen dem Klein motorrad und den ſchweren Maſchinen beſtätigt würde. Zweifellos iſt das richtig. Und hier liegt ja auch der weſentlichſte Punkt überhaupt. Man ſagt ja noch heute, mit dem ſteuer⸗ und führerſcheinfreien Motorrad fängt es an, dann folgt die ſchwere Beiwagenmaſchine, dann der Opel und mit dem Maybach oder dem Mercedes 88 hört es auf. Aber die andere Seite behauptet auch, wer einmal ſeinen richtigen Unfall als Motorradfahrer hinter ſich hat, klettert nur noch in den Dixi! Die Tatſachen der Abſatzziffern der Motorradfirmen bezw. der Autofabriken beſtätigen nun dieſe ſcherzhaften Aus⸗ sprüche. Beim Motorrad iſt überall feſtzuſtellen, ſelbſt bei den anerkannt beſten Marken, daß der Abſatz der 500 eem⸗ Maſchinen lund aufwärts) ſich trotz aller vorgenommenen Verbeſſerungen ſich nicht in dem erhofften Maße ſteigern lie ß. Einmal, weil das Kleinmotorrad bis 200 cem lalſo das ſteuer⸗ und führerſcheinfreie) ein ernſthafter Wettbewerber wurde, andererſeites das Kleinſt⸗ und Klein⸗ auto das ſchwere Motorrad immer mehr verdrängt. Und Kleinſtrad wie Kleinauto gingen in ihrem Abſatz⸗ wettbewerb faſt gleichartig vor. Steigerung der Leiſtung, beſſere und geſchmackvollere Ausſtattungen und vor allem, mehrfache Preisermäßigungen! Gerade hier konnte aber das ſchwere Motorrad trotz aller techniſchen Um⸗ ſtellung der Erzeugung nicht mit. Und konnte auch die große Maſſe der motorfreundlichen Bevölkerung nicht für ſich ge⸗ winnen. Nur diejenigen, die das Sportliche über alles ſtellen, blieben und bleiben auch wohl dem Motorrad treu. Die breite Menge ſchätzt die Bequemlichkeit, die das Kleinauto gegenüber dem Motorrad bie⸗ tet, viel höher. Auch ſpricht wohl die menſchliche Eitel⸗ keit ein ſehr gewichtiges Wort für die Kleinauto. Denn wenn das Auto auch noch ſo klein iſt, man hat eben„ſeinen Wagen“! Aber auch eine volkswirtſchaftliche Tatſache ſpricht für das Kleinauto. Nämlich die Erzeugung der deutſchen Autoindu⸗ ſtrie. Die Amerikaner, die glaubten, ſo im Handumdrehen den deutſchen Markt gewinnen zu können, wenn ſie nur er⸗ ſcheinen würden, mußten eine ſehr ſchmerzliche Enttäuſchung erleben. Denn der mit allen Mitteln einer amerikaniſchen Reklame bearbeitete deutſche Markt blieb ſtumm. Der Abſatz der amerikaniſchen Wagen blieb weit, weit hinter den niedrig⸗ ſten Ziffern zurück. Ameriſa mußte ſchweres Geld für die Groberung des deutſchen Marktes zulegen. Bis es dahinter gekommen war, warum der deutſche Markt verſagte. Er verſagte, abgeſehen von den Geſchmacksanſichten, des⸗ halh, weil eben kein Geld bei uns vorhanden iſt. Selbſt die billigſten Amerikaner ſind für uns noch gu teuer! Heute noch, trotz der Erfahrungen der Ameri⸗ kaner. Das wußten wir aber. Und deshalb hatten ſich eben einige Firmen in großzügiger Weiſe auf das Kleinſt⸗ und Kleinauto eingeſtellt. Der erſte war Opel, ihm folgte Bren⸗ nabor, dann Hanomag und jetzt BMW⸗Dixi und DW. Wie ſehr dieſe Firmen den deutſchen Markt richtig beur⸗ teilt hatten, geht daraus hervor, daß von der deutſchen Er⸗ zeugung des Jahres 1928(ohne die fremden Montagewerk⸗ ſtätten) in Höhe von rund 85 000 Wagen rund 40 000 in die Klaſſe der Kleinwagen bis zu rund 1000 cem leinſchl. des 1020 cem 4/0 Opel) fallen! Und dieſes Jahr beſtätigt dieſe Erſcheinung noch deutlicher. Auf Grund einer zuverläſſigen Schätzung der Neuzulaſſungen in den Hauptautogebieten entfallen auf Opel etwa 55 v. H. aller Perſonenfahrzeuge bis rund 1000 cem, auf BMW Dixi etwa 22 v.., auf Hanomag etwa 13 v. H. und auf DW bereits gegen 10 v. H. Daraus geht aber noch etwas mit aller Deutlichkeit her⸗ vor. Eine Erzeugung von 85000 Kraftfahr⸗ zeugen allein durch die rein deutſche Autoin duſtrie ütberſteigt bereits ganz erheblich die deutſche Aufnahmefähigkeit. Alſo Ausfuhr. Und die iſt uns durch die hohen Zollmauern und die Geldmacht der Amerika⸗ ner ungewöhnlich erſchwert. Bleibt Kampf aller gegen alle im Inlande. Und, da ja die Hälfte der geſamten Erzeugung Kleinwagen ſind, ſchärfſter Kampf gegen das Motorrad! Das Kleinauto iſt, von allgemeinen Geſichtspunkten aus geſehen, dem Motorrad weit überlegen. Ich erwähnte oben ſchon die Bequemlichkeit und die Eitelkeit. Aber hinzu kommt noch das rein rechneriſche. Denn jeder, der ſich es nur etwas gas ei ver ſchine erforder ch ein A ß ſich ſagen, daß er faſt für das gleiche Geld, N. ee e e Garagenfrage. Ein Rad kann man ſelbſt im Hausflur unter⸗ bringen. Das iſt ſelbſt beim neuen BMW. oder alten Hano⸗ mag nicht möglich. Zum Auto, und mag es noch ſo klein ſein, gehört eben doch etwas mehr Platz. Der iſt aber heute noch viel zu wenig vorhanden. Aber das Kleinauto kann ja faſt in jedem Hof untergebracht werden, eine Zeltplan darüber, oder ein paar Kiſtenbretter und die„Garage“ iſt fertig. Wenn ſie der Hauswirt ſo erlaubtl.. Es ſoll ja vorkommen, daß Hauswirte für ſolche„gefährliche“ Hofbeſetzung ganz hübſche Sondermieten verlangen. Trotz alledem: der Kampf zwiſchen Kleinauto und Motorrad iſt bereits zugunſten des Klein⸗ wagens entſchieden. Die nackten Ziffern der volks wirtſchaftlichen Statiſtik beweiſen es, die Vorgänge in der Induſtrie wie die Angliederung der Dixi⸗Werke an BMW. und die Zuſammenlegung der Motorraderzeugung von NSU. und Wanderer ſind die deutlichſten Beweiſe. Und wenn man noch mehr braucht, dann ſei darauf hingewieſen, daß die Motorradinduſtrie gerade dabei iſt, ein Werk, das bis jetzt keine eigenen Motorräder herſtellte, zum gemeinſamen Motorlieferanten für viele deutſche Motorradfirmen zu machen! Heinz Will. r 5 8 Internationale Fahrausweiſe Der Beginn der Reiſezeit bringt wieder eine große Zahl von Auslands fahrten. Es muß daher dur⸗ auf hingewieſen werden, daß zur Verwendung eines deutſchen Kraftfahrzeuges im internationalen Verkehr die BVeſchaffung eines internationalen Fahrausweiſſes bei der zuſtändigen Polizeibehörde bedingt. Eine beſondere Prüfung iſt nicht abzulegen, jedoch dürfen Perſonen unter 18 Jahren einen ſolchen nicht erhalten. Kraftwagen müſſen im Aus⸗ landsverkehr mit einer tieftönenden, Krafträder mit einer hochtönenden Hupe verſehen ſein, bei letzteren iſt die An⸗ bringung des polizeilichen Kennzeichens auch am hinteren Ende des Rades erforderlich. Es braucht jeboch nicht beleuchtet zu werden. Um die Zollhinterlegu ng zu vermelden, iſt die Löſung eines Triptyks empfehleuswert, das auch für Nichtmitglieder von den führenden Kraftfahr⸗ zeugvereinen gegen entſprechende Gebühr geliefert wird. Vielzylinder⸗Motore Die Vielzylinder⸗Motore ſpielen im praktiſthen Gebrauch noch keine ausſchlaggebende Rolle— hiermit ſind natürlich nur Konſtruktionen mit mehr als acht Zylindern gemeint— eine um ſo größere aber bei der Erzeugeng von Höchſtgeſchwindigkeiten, gehörten doch die Leiſtungen von mehr als 360 Km. zu den Erfolgen dieſer Maſchinenungetüme. Auch bei den normalen Rennwagen gewinnen ſte ſtändig an Boden; eine bekannte ausländiſche Firma, die ſich gerade auf Rennen einen ſehr guten Namen gemacht hat, ſoll nun⸗ mehr Wagen herausbringen, die mit 2 Achtzylindermotoren, deren Kurbelwellen durch Stirnradverzahnung miteinander verbunden ſind, ausgerüſtet ſein. Zur Bedienung bezw. Füllung des ſo entſtandenen Sechzehnzylinders dienen Kom⸗ preſſoren, wodurch ſich eine Höchſtleiſtung von 250 PS. bei Aeberfläſfiger Ralionaltſierung im Straßenbau Kraft, Zeit und Koſten auf das Mindeſtmaß herabzu⸗ drücken und doch die Höchſtleiſtung zu erzielen: das iſt Ratio⸗ naliſterung. Ihre grundſätzliche praktiſche Verwirklichung hat ſich heute in allen Wirtſchaftsgebieten eingebürgert. Der Zwang zum Vervollkommnen und doch gleichzeitig auch zum Verbilligen hat die Vereinheitlichung, die Mechaniſierung bis⸗ heriger Methoden bedingt. Rationaliſierung im Straßenbau heißt: das Durcheinander und Gegeneinander des Straßenweſens, das dem Fortſchritt der Verkehrsentwicklung hemmend iſt, muß vor allen Dingen mehr den modernen Verkehrs mitteln Rech⸗ nung tragen. Die Iſolierung einzelner Straßenſyſteme muß ſich auf die geſteigerte Bedeutung Zeitverbrauch mindernder Fahrzeuge einſtellen. Verkehrsdichte und Verkehrsart müſſen ſich auseinanderhalten, wenn ſie nicht kollidieren wol⸗ len Das Straßenbauweſen beſchäftigt heute alle Welt. Nach jahrhundertelanger Vernachläſſigung hat der neuzeitliche Kraftverkehr der Straße wieder zur höchſten Bedeutung ver⸗ holfen. Rom war Herrſcherin der Welt, weil die ſtarke Pha⸗ lanx ihres mit Kraft und Entſchloſſenheit ausgeſtatteten Ehr⸗ geizes einen unerſchütterlichen Stützpunkt in dem genial ge⸗ ſtalteten Straßennetz fand. Es war die Hauptträgerin ſeiner großen Kultur. Aber dort, wo ſchon ein engmaſchiges Natz von Straßen verſchiedener Ordnung beſteht, kann nicht an eine Vermehrung des vorhandenen, wohl aber an eine Syſtemänderung gedacht werden. Nicht daß man einfach mit einer Rieſenfauſt das Beſtehende wegwiſcht und dann ganz Neues ſchafft! Nein, das Blickfeld der Rationaliſierungsbeſtrebungen muß ſich nach den entſcheidenden Grundſätzen der Rationaliſterung im Han⸗ del und Wandel, nach den ſprunghaften Auswüchſen der Be⸗ völkerungsdichte und der Verkehrsſtärke der Unfallſtatiſtiken und der Zeitaufwände richten, dort nachhelfen, wo einfacher Ausbau genügt, hier diagonal, vertikal oder horizontal alles überbrücken, wo die Notwendigkeit der Iſolterung einer mit den Erforderniſſen eines einzelnen Verkehrsmittels überein⸗ ſtimmenden Verkehrsſtraße dringlich iſt. Solange man nicht effektiv zu dem Bau von Nur⸗Autoſtraßen übergeht, ſolange kann man nicht von einer wirkungsvollen Rattonaliſterung im Straßenbau ſprechen. Die Kurzſichtigkeit einzelner Kreiſe in dieſer Frage wird eines Tages blitzartig erhellt, wenn ſich der Verkehr in Wirtſchaftszentren derart chaptiſch geſtaltet hat, daß weder polizeiliche Beſtimmungen noch einſchränkende Maßnahmen mehr helfen können und die Verkehrspolitiker, die die Rationaliſierung mit Vogel⸗Strauß⸗Politik betrachte⸗ ten, ohnmächtig das„Zu ſpät“ erkennen müſſen. Setzen wir nur einmal den Fall, daß wir in Deutſchland durch die Ein⸗ ſtellung auf amerikaniſche Kraftfahrzeugproduktions⸗Syſteme, durch die Einſtellung auf die Kaufkraft auch des Minderbemit⸗ telten eine Verhältniszahl zwiſchen Kraftfahrzeug und Ein⸗ wohner von 11:5 wie fetzt in den.S. A. erzielen! Wie ſieht es jetzt ſchon aus und wie würde es dann ausſehen, wenn die Rationaliſterung des Straßenbaus nicht hiermit Schritt hält, nein, ſogar ſchneller iſt in der Vorarbeit, um auch der ſtärkſten Inanſpruchnahme begegnen zu können? Vielleicht genügt dieſe Viſion:„Jedem fünften Deutſchen ein Kraftfahrzeug!“, um auch den letzten Zweifler an der Notwendigkeit iſolierter Kraftwagenſtraßen zu überzeugen. Nokorradlürm Die kechniſche Aufgabe iſt gelöſt Die dauernden Klagen über den überflüſſigen Lärm der Motorräder haben die K. Z. veranlaßt, einen Autofachmann um ein Gutachten zu der Frage zu bitten, ob die Technik brauchbare Wege zu einer hinreichenden Schalldämpfung kennt. Bei der ſchönen Jahreszeit ſauſen die Motorräder knatternd durch die Straßen und Gaſſen, und abermals ſtrö⸗ men die Klagen und Beſchwerden der Anwohner, von Tag zu Tag ſich mehrend, zuſammen. Unter den vielen taufend kleinen Fahrzeugen ſind ſelbſt bei wohlwollender Prüfung nur wenige zu finden, die den Beſtimmungen der Verordnung vom 5. Dezember 1925, daß jede Maſchine ausreichende Schall⸗ dämpfungsmittel ſpäteſtens ab 1. März 1926 aufweiſen muß, genügen. Warum? Die ſtörenden Knattergeräuſche entſtehen bei den Benzin⸗ motoren gegen Ende des Arbeitshubs, wenn das Außlaß⸗ ventil geöffnet wird und die noch unter beträchtlichem Druck ſtehenden Verbrennungsgaſe plötzlich mit großer Geſchwindig⸗ keit ins Freie austreten. Die Unterdrückung dieſer knall⸗ artigen Geräuſche iſt eine techniſche Aufgabe, zu deren Ohſung zwei Wege zu Gebot ſtehen: Man kann die austretenden Ver⸗ brennungsgaſe in einem größern Behälter, dem ſogenannten Auspufftopf, bis nahe auf den atmoſphäriſchen Druck expan⸗ dieren laſſen und damit ihre Austrittgeſchwindigkeit vermin⸗ dern(Verfahren bei ſtationären Motoren), oder aber in einem kleinern Behälter, dem Schalldämpfer, die Fortpflanzung und die Ausbreitung der Schallwellen verhindern, indem man gleichzeitig die Gaſe durch Expanſion entſpannt(Kraftfahr⸗ zeugmotoren). Das erſte Verfahren kommt für Kraftfahr⸗ zeuge nicht in Betracht, allein der zweite Weg iſt gangbar, weil es nur auf dieſe Weiſe möglich wird, mit ſehr leichten, wenig Raum beanſpruchenden Apparaten eine vollkommende Schall⸗ dämpfung zu erreichen. Die grundſätzlich Anwendung der Verhinderung der Schallwellenbildung hat nun in den langen Entwicklungsjahren des Kraftfahrzeugs zu diner großen Zahl ſehr verſchledenartiger Konſtruktionen geführt, doch von allen Verſuchen, die entſtehenden Schallwellen zu brechen oder zu vernichten, ſind heute im praktiſchen Gebrauch nur die ſoge⸗ nannte Umkehrmethode und die Wirbelmethode übrig⸗ geblieben. Bei der Umkehrmethode wird die Schallwellen verbreitung dadurch behindert, daß die Gaſe durch geeignete Zwiſchen⸗ wände oder Rohre im Schalldämpfer zu mehrmaligem ſcharfen Richtungswechſel gezwungen werden; es entſtehen hierdurch Gangunterſchiede der Schallwellen, Schallwellenberge und ⸗täler begegnen ſich dabei, und durch die Ueberlagerung heben ſich die Schallwellen gegenſeitig auf, und im Verein mit der gleichzeitigen Expanſion wird ſp eine ſehr wirkſame Schall⸗ ö üg erzielt. Die Wirbelmethode ſchafft eine gleich gute un ie die austretenden Gaſe durch geeignete J ihrem Wege durch den Schalldämpfer ſtändige Wirbelbewegung, meiſt noch chſel, verſetzt; auch hie tritt neben der Erſchwerung der Schallwellenbildung und verbreitung eine gewiſſe Ueberlagerung ein, ſo daß die kreisförmig ſich drehenden, heftig durcheinandergewirbelten Gaſe den Apparat mit faſt unhörbarem dumpfen Klang verlaſſen. Die Schall⸗ dämpfung geht ſelbſtverſtändlich nicht ohne einen kleinen Energieverluſt vor ſich, da die Gaſe ſa nicht ungehemmt ins Freie ſtrömen können, ſondern im Schalldämpfer einen mäßi⸗ gen Widerſtand zu überwinden haben, der eine entſprechende Arbeitsleiſtung erfordert. Der Verluſt iſt nicht wegzuleug⸗ nen, grundverkehrt iſt es aber, ihm irgendeine praktiſche Be⸗ deutung beimeſſen zu wollen. Hunderttauſende von Kraft⸗ fahrzeugen aller Nationen legen hierfür Zeugnis ab, kein Werk würde einen nennenswerten Leiſtungsabfall der Moto⸗ ren auf die Dauer in Kauf genommen und nicht geruht haben, bis der Fehler beſeitigt wäre. Anders allerdings ſteht es um die Motorradfabriken, die utelfach noch ungenügend wirkende Schalldämpfer einbauen, weil gegenüber einer ausreichenden Schalldämpfung viel⸗ leicht einige Mark erſpart werden. Die Aufgabe ausreichender und praktiſch verluſtloſer Schalldämpfung iſt ſeit vielen Jahrengelöſt, und zwar ſowohl von den Fahrzeugwerken als auch von den Werkſtätten, die dieſe Apparate als Sonder⸗ erzeugniſſe für die verſchiedenen Motorgrößen und Arten für Kraftfahrzeuge und Motorräder auf den Markt bringen. Un⸗ erklärlich iſt es daher, warum die Motorräder trotz der klaren gesetzlichen Beſtimmungen bisher vor den Augen und Ohren der ſtaatl. Ueberwachungsorgane durch ſtillſchweigende Dul⸗ dung des Knatterns ein Vorrecht vor den Krafbwagen ge⸗ nießen. Würden dieſe Fahrzeuge für ſich die gleiche Nachſicht beanſpruchen, dann dürften ſelbſt alle Mittel der neuzeitigen Schalltechnik das Leben in den Städten und Ortſchaften nicht mehr erträglich geſtalten können. An den durchaus befriedigenden Ergebniſſen der Motor⸗ ſchalldämpfung iſt nicht zu zweifeln; nicht recht verſtändlich erſcheint es daher, warum der ADA noch einen Wettbewerb für Motorradſchalldämpfer ausſchreibt, und noch viel weniger iſt es erklärlich, warum man aus den ohnehin ſchon nicht all⸗ zureichlichen Reichsmitteln dieſem Preisausſchreiben noch eine finanzielle Unterſtützung zukommen ließ. Wenn die Klagen und Beſchwerden der Bevölkerung über die andauernden Beläſtigungen durch das Geknatter der Motorräder nicht ver⸗ ſtummen, ſo liegt das nicht an mangelndem techniſchen Kön⸗ nen, ſondern daran, daß der Staat ſeiner Verord⸗ nung bisher nicht zur Achtung verholfen hat. Zur Beſeitigung des Uebelſtands bedarf es weder eines Preisausſchreibens noch neuer Konſtruktionen; es genügt, wenn die Ueberwachungsſtellen durch ſchärfere don⸗ rolle die Erfüllung der Geſetze erzwingen. ———.————— Verantwortlich: Kurt Ehmer Dfenstag, den 20. Augauſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe] Heiteres Weſen iſt in der Regel Ausdruck der Zufrieden⸗ heit, Humor deutet meiſt auf Seelengüte. Verbrecheriſch ver⸗ anlagte Individuen müßten, ſo meint man deshalb, für Komik wenig übrig haben. In der Tat iſt dies aber nicht der Fall. Beſonders Diebe, Betrüger und Hochſtapler ſind häufig humoriſtiſch veranlagt, manchmal ſo ſehr, daß ſelbſt der Ge⸗ ſchädigte trotz ſeines Aergers ein Lächeln nicht zu unterdrücken vermag. Die originellſten Leiſtungen auf dieſem Gebiet vollbringen manchmal die Heiratsſchwindler. So, wenn der Hafenarbeiter P. eine Heiratsagentur eröffnet und mit Anzeigen wie:„Wo blüht die wahre Liebe?“ oder:„Wer bringt Sonnenſchein in mein Heim?“ Scharen von Mädchen anlockt, aus allen Stän⸗ den und allen Altersklaſſen, die ihm bedenkenlos eine anſehn⸗ liche Einſchreibegebühr zahlen und dafür das Recht erhalten, an ſeinen„Geſellſchaftstees“ teilzunehmen, wo es— aller⸗ dings für teures Geld— Kaffee und Kuchen gibt, wo ihnen aber auch die Heiratsluſtigen vorgeſtellt werden, die Herr P. in den Arbeitsnachweiſen gegen geringe Gebühr verpflichtet hat, wenn er nicht gar ſelbſt als„Intereſſent“ auftritt und den Mädchen in ſehr geſchickter Weiſe ihre Erſparniſſe abſchwin⸗ Zelt. Freilich muß er dafür ſechs Monate lang„ſpinnen“.— Ein Fachkollege, ein Tſchechoſlowake namens Engel, der „König der Heiratsſchwindler“, der neulich in Newyork zu zehn Jahren Sing⸗Sing verurteilt wurde, hatte ſich in zehn Jahren achtzigmal verheiratet. Seine Beute wurde auf zwei Millionen Dollar geſchätzt. Er trat überall in eindrucksvollſter! Weiſe auf und verſtand es, Dollarmillionärinnen an ſeinen Siegeswagen zu feſſeln. Das Drolligſte bei ſeiner Hand⸗ habung des Heiratsſchwindels war, daß er ein eigenes Büro mit einem halben Dutzend Angeſtellten unterhielt, die, wahr⸗ scheinlich ganz gutgläubig, für ihn arbeiteten. Aber auch Paß⸗ fälſcher, Hehler und„geſalzene“ Auskunfteien ſtanden in ſeinem Dienſt. Unter dem Namen„Stanley“ hatte er für eins ſeiner„Rieſenunternehmungen“ eine Amerikanerin iu⸗ tereſſiert, die ihm hunderttauſend Dollar zuhrachte, was je⸗ doch dem„Heirats⸗Engel“ nicht genügte. Er verlangte zwei⸗ Hunderttauſend. Und da die Auskünfte über ihn glänzend ausfielen, ſo erhielt er dieſe Summe ebenſo leicht wie noch weitere. Bis zur Verlobung ließ er es ſtets kommen, aber Bei der jedesmal großartigen Feier wurde er ſo gegen zwei Uhr morgens müde und verſchwand, angeblich, um ſich ein wenig auszuruhen, auf Nimmerwiederſehen.. Auf eine ganz ſeltſame Idee kam der Pole Brokat. Er meldete auf verſchiedenen Standesämtern hier einen Sohn und dort eine Tochter und an dritter Stelle ſelbſt Zwillinge als ihm geboren, an. Als die Mütter dieſer Phantaſienachkommen, die nie epiſtiert hatten, gab er Frauen an, deren Namen er einfach aus dem Adreßbuch abſchrieb. Bei der Gegenüberſtellung mit den Damen vor Gericht hatte Brokat nichts zu lachen. Er wanderte auch auf mehrere Mongte ins Gefängnis. Gemeſſen an ſolchen Elementen empfindet man die Zech⸗ Beller geradezu als„harmloſe“ Leute. Vor nicht langer Zeit paſſierte es in Berlin, in einem der bekannteſten, nur von der heſten Geſellſchaft beſuchten Weinreſtaurants, daß ein Herr, der durchaus ehrenwert ausſah, ein beſonders teures Abendeſſen beſtellte und höchſtens dadurch aufftel, daß er un⸗ — Zuletzt trank er noch eine Reihe der teuerſten Liköre und ſteckte ſich eine gute Handvoll edelſter Importen in die Bruſt⸗ taſche. Hierauf bat er den Wirt an ſeinen Tiſch. Der kam und erfuhr, daß der Gaſt nicht einmal in der Lage war, einen Teilbetrag ſeiner Rechnung zu begleichen.„Ja, warum haben Sie denn dann ein ſo teures Lokal aufgeſucht?“—„Das mill ich Ihnen ſagen, Herr., wenn ich in ein gewöhnliches Re⸗ ſtaurant gegangen wäre, ſo hätte man mir weder ſo viele, noch ſo gute Sachen verabreicht und mich zum Schluß obendrein noch verhauen. So etwas kann mir in einem ſo vornehmen Reſtaurant, wie das Ihre iſt, nicht paſſieren!“— Herr., für ſeinen guten Humor bekannt, verzieh großmütig dem Zech⸗ preller, der ſich überdies den Weihnachtsabend für ſeine Gratismahlzeit ausgeſucht hatte... Da ſich die Gegenſätze berühren, fällt mir bei dieſer Gelegenheit mein„Freund“, der Hungerkünſtler, ein, der kleine„Dr..“. Er war nicht lange vorher bei mir geweſen und hatte mir ſeine„Ballade aus Rawitſch“ vorgeleſen, die der bekannten Ballade von Oskar Wilde„Im Zuchthaus von Reading“ getreu nachgebildet war. Auch ſeinen Bräuten ſtellte ſich dieſer körperlich auffallend kleine Menſch meiſt als Dichter vor und er hatte— wegen der ſich daran anſchließenden Abenteuer— bereits eine lange Zuchthausſtrafe hinter ſich. Er erzählte mir damals, er würde noch Hungerkünſtler werden. Und tatſächlich fand ich ihn bald danach in einem Reſtaurant, im Glaskaſten ſitzend, ieder. Wer im Glashaus ſitzt, ſoll bekanntlich nicht mit Steinen werfen. Er tat dies dennoch, wenngleich nur bildlich. Plötz⸗ lich ſah er nämlich durch die Scheibe eine Köchin Marga 3. auftauchen, die ihn bei ſeinem Prozeß am meiſten belaſtet hatte. Da geriet er in eine fürchterliche Wut. Er wollte durch die Scheibe ſpringen und ſprudelte die ärgſten Beleidigungen gegen die Dame hervor. Das führte zu einer Beleidigungs⸗ klage, und bei dieſer Gelegenheit ſtellte es ſich leider heraus, daß Dr. O. nur am Tage hungerte, des Nachts aber handliche Speiſen, ſowie beſonders gern Alkohol zu ſich nahm. Auch in dieſem Beruf hate er Verehrerinnen gefunden, die ihn mit dem notwendigen Mundvorrat verſorgten. Einem ſehr drolligen Spitzbubenſtreich wohnte ich vor Jahren bei. In einer bekannten Fletſchwarenhandlung im Mittelpunkt der Stadt herrſchte gegen Geſchäftsſchluß, wie immer, großer Betrieb. Da trat ein Herr herein, der einen nur luſe in Papier eingehüllten Schinken im Arm trug. Er ging an eine der Verkäuferinnen heran und bat:„Würden Sie die Güte haben, mir dieſen Schinken abwiegen, äulein?“ Die Verkäuferin tat es und gab den Schinken zurück. Der Herr ſchlug ihn wieder in das Papier ein und fragte lächelnd: „Was bin ich ſchuldig?“—„Oh, bitte, das macht nichts!“ Freundlich winkend ging der Mann mit dem Schinken davon. Erſt ſpäter wurde man ſich darüber klar, daß er, ehe er ein⸗ trat, einen prächtigen, an der Tür hängenden Schinken ab⸗ gehängt und auf dieſe Weiſe„billig gekauft“ hatte... In die Kategorie ſolcher Kunſtſtücke gehört auch der Streich, den nor einiger Zeit eine deutſch⸗amerikaniſche Zeitung erzählte: Der Betrieb der Apotheken iſt in den amerikaniſchen Städten viel umfangreicher als bei uns. Man kann dort nämlich heut⸗ zutage auch den„Lebensquell“ kaufen, natürlich nur gegen Rezept, nach dem das trockene Amerika ſo ſehr dürſtet. Alko⸗ hol war es nun allerdings nicht, was die beiden G 1 We Dre— — 2 entlemen ſuchten, die abends kurz vor Schluß der Apotheke hereintraten, Sie wünſchten nur den Inhaber zu ſprechen, der nur mehr allein im Geſchäft anweſend war. Einer der beiden Herren, die, mit Abendmantel und Zylinder bekleidet, offenbar mit ihrem draußen wartenden Auto ins Theater wollten, ſagte: Ich habe gewettet, daß in dieſen Zylinder nicht mehr als ein Kilo Sirup hineingeht. Mein Freund meint: zwei! Seien Sie ſo gut und füllen Ste uns probeweiſe den Zylinder mit Sirup!“ 4 Bei uns zulande würde der Apotheker in ſolchem Fall das Irrenhaus um Hilfe gebeten haben. In Amerika aber wundert ſich niemand über eine noch ſo verrückte Idee, wenn der, der ſie ausführen will, das nötige Geld dazu hat. Der Apotheker füllte den Zylinder mit Sirup und da ſtellte ſich heraus, daß beinahe eineinhalb Kilogramm hineingingen Die Gentlemen lachten. Der eine nahm Geld aus der Taſche, um zu zahlen, während der andere den Zylinder mit dem Sirup nachdenklich betrachtete. Da beugte ſich der Apotheker ein wenig vor,— im nächſten Augenblick hatte er den Zylinder, bis über die Ohren gezogen, auf dem Kopfe. Sirup klebt be⸗ kanntlich gut und ſo fanden die„Wettenden“ leicht die not⸗ wendige Zeit, um die Ladenkaſſe gründlich zu leeren. Taſchendiebe müſſen, wenn ſie Erfolg haben wollen, immer neue Tricks erfinden. Da ſtehen zwei Ausländer, Dänen, in der Untergrundbahn, die, wie gewöhnlich, über⸗ füllt iſt. Durch ein paar Leute getrennt, hält ſich eine junge, ſehr elegante und auffallend hübſche Dame ebenfalls an dem Ledergurt der Decke feſt. Ihre Blicke und die des einen Dänen treffen ſich. Nach einer Minute zappelt der Fiſch aus Däne⸗ mark ſchon feſt an der Angel, Er rückt ein bißchen vor, kummt der Schönen näher und muß dabei recht dicht an einem ſchlan⸗ ken, bleichen jungen Mann vorbei. Auf der nächſten Station, als der Wagen abfahren will, verläßt das Fräulein den Zug und durch die andere Tür verſchwindet der blaſſe Jüngling, Der Mann aus Dänemark ſieht bedauernd die Schöne ſchwin⸗ den. Da entdeckt der Landsmann, daß ſein Rock von außen aufgeſchnitten iſt, und nun merkt er erſt, daß die wohlgefüllte Brieftaſche fehlt. Einen ſehr raffinierten Schwindel, den allerdings nur ganz gemütsrohe Menſchen als„humoriſtiſch“ empfinden wer⸗ den, kam man erſt vor kurzem in England auf die Spur, Ein gewiſſer Gliß wußte ſich ſtets auf ſchnellſte Weiſe die Namens⸗ liſte der Leute zu beſchaffen, die geſtorben waren. Er ſuchte ſich dann diejenigen heraus, die ſich in gehobenen Stellungen befunden hatten. Und ſandte— an die Adreſſe der Toten, ein Päckchen, in dem ſich ein teurer Füllfederhalter befand und ein Begleitbrief, etwa folgenden Inhalts:„In Anlage ſeude ich Ihnen den beſtellten Füllfederhalter, in dem ich die ge⸗ wünſchte Feder einſetzen ließ. Rechnung anbei. Uſw.“ Die Witwen oder anderen näheren Familienangehörigen glaubten in der Regel wirklich, der Verſtorbene habe den Haſ⸗ ter noch kurz vor ſeinem Tode beſtellt, und fühlten ſich daher verpflichtet, ihn auch anzunehmen und zu bezahlen. Auf dieſe Weiſe erzielte Gliß recht anſehnliche Umſätze. Gefaßt wurde er aber erſt, als ihm dieſer Nutzen nicht genügte und er au⸗ fing, auf dieſe Weiſe Schmuckſtücke und goldene Uhren zu ge⸗ pfefferten Preiſen zu vertreiben. r er glaubliche Mengen an Speiſen und Getränken zu ſich nahm. Sali besonderer Anzeige Nach langer sehwerer Krankheit starb gestern abend mein lieber Mann, unser guter Vater die Geſellſchaft ſelbſtändig zu vertreten. Die Generalverſammlung vom 26, Juli 1929 hat die Erhöhung des Grundkapitals Betrag von bis zu 100 000.“ beſchloſſen. Autohandelsgeſellſchaft Haftung, Mannheim. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 6. Auguſt 1929 feſtgeſtellt. um einen mit beſchränkter Gegenſtand Custav Eppinger Nechiskonsulenf Mannheim. 20, August 1929 Margarethe Eppinger und Lodter Die Beerdigung findet Mittwoch, den 21. August, nachm. ½ 4 Uhr statt 36625 Danksagung Für die vielen Beweise inniger Teilnahme an dem schmerzlichen Verluste unserer lieben Horle 5 sowie für die Kranzspenden sagen WIr Allen herzlichsten Dank. Beson- ders danken wir Herru Dr. Schröder für seine unermüdl. Besuche, Herrn Pfarrer Lutz, dem Lehrer und den Kindern der Schulklasse, sowie den Diakonissen der Jungbuschstation Mannheim, den 20. Aug. 1929 Familie Andr. Worms Von der Reise zurück Ned.- Nat à. D. Dr. Gelbke Nervenarzt 1 Ea l96 Amtliche Bekanntmachungen Handelsregiſtereinträge vom 17. Auguſt 1929: Roſolwerk Aktiengeſellſchaft Chemiſche Fa⸗ briken, Mannheim. Direktor Julius Koppel in Heidelberg iſt zum weiteren Vorſtands⸗ mitglied beſtellt. Der Aufſichtsrat hat ſowohl ihm wie dem Vorſtandsmitglied Julius Drei⸗ fuß in Mannbeim die Ermächtigung erteilt, des Unternehmens iſt: Der Handel mit Kraft⸗ wagen und Zubehörteilen, der Betrieb von Garagen und Reparaturwerkſtätten. Die Ge⸗ ſellſchaft iſt befugt, ſich an gleichen oder ähn⸗ lichen Unternehmen zu beteiligen, auch ſolche Unternehmen zu erwerben, Intereſſengemein⸗ ſchaften einzugehen und Zweigniederlaſſungen zu errichten. Das Stammkapital beträgt 20 000.//. Walter Mags, Kaufmann, Mann⸗ heim, iſt Geſchäftsführer. Die Geſellſchaft wird, wenn mehrere Geſchäftsführer beſtellt ſind, durch zwei Geſchäftsführer gemeinſam oder durch einen Geſchäftsführer in Gemein⸗ ſchaft mit einem Prokuriſten vertreten,. Jeder Geſellſchafter kann die Geſellſchaft auf das Ende eines Kalenderjahres mit ſechsmonat⸗ licher Friſt kündigen. Als nicht eingetragen wird veröffentlicht: Die geſetzlich vorgeſchrie⸗ benen Bekanntmachungen der Geſellſchaft wer⸗ den nur im Deutſchen Reichsauzeiger ver⸗ öffentlicht. Geſchäftslokal; Friedrichsplatz 11. --m Chemiſches Induſtriewerk Mann⸗ heim Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung, Mannheim. Die Firma iſt erloſchen. Liebetrau, Heſſel& Co. Elektrizitäts⸗Ge⸗ ſellſchaft mit beſchränkter Haftung, Mannheim. Durch Beſchluß der Geſellſchafterverſammlung vom 7. Auguſt 1929 iſt die Firma geändert in Heſſel& Co. Elektrizitäts⸗Geſellſchaft mit be⸗ ſchränkter Haftung. Kurt Liebetrau iſt nicht mehr Geſchäftsführer. Joſef Hoffmann& Söhne, Aktiengeſell⸗ ſchaft, Zweigniederlaſſung Mannheim in Mannheim als Zweigniederlaſſung der Firma Joſef Hoffmann& Söhne, Aktiengeſellſchaft in Ludwigshafen a. Rh. Das bisherige ſtell⸗ vertretende Vorſtandsmitglied Kaufmann Hans Schwarz in Ludwigshafen a. Rh. iſt zum ordentlichen Vorſtandsmitglied beſtellt. Oberingenieur Erwin Scherzinger, Heidel⸗ berg⸗Rohrbach, iſt zum ſtellvertretenden Vor⸗ ſtandsmitglied beſtellt. Telefunken ⸗ Vertrieb Ingenieur Herbert Reis, Mannheim. Inhaber iſt Ingenieur Herbert Reis, Mannheim. Die Niederlaſſung iſt von Heidelberg nach Mannheim verlegt worden. Reinold Vetter, Mannheim. Kaufmann Max Gundersheim, Mannheim, iſt in das Ge⸗ ſchüft als perſönlich haftender Geſellſchafter eingetreten. Die offene Handelsgeſellſchaft hat am 10. Juli 1929 begonnen. Die Firma iſt geändert in: Wolf& Co., vorm. Reinold Vetter. Gundlach& Bärenklan Nachf., Maunheim. Die Prokura des Heinrich Vohrer iſt er⸗ loſchen. Die Firma iſt erloſchen. Seitz& Baer, Mannheim. Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt. Die Firma iſt erloſchen. 99 Amtsgericht Mannheim, l 2711 Schönes Haar will besonders sorg fültig gepflegt sein. ö Lassen Sie sich nicht von dem Bewulctein in Sicherheit wiegen dal Jie achönes Flaar Besitzen. Staub und Fett werden diese Anmut unvermeidlich zerstören, wenn Sie nicht durch regelmäligen Gebrauch von 271 NKobſwasch- Pulver dagegen an- Eamplen. Unter der Einwirkung des milden, üßhigen Schaumes dieses unschidlichen Haarbllegemittels schwinden alle Unreinheiten, Ihr ochõner, natürlicher Schmuck gewinnt kraftvolle Fülle, die— locker und duſſig- Iknen undd anderen inimer wiecler Beim Kauf achte man genau auf die ges, gesck. 214 und die blau- goldenen Haus farben. Opfwascft-ulber bBebtel-30 Pfg. reicht für 2 gründliche Waschungen. 6% Freucle macht 8 10 40. Seite: Nr. 388 Dienstag, den 20. 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