Samstag, 24. Auguſt 1929 Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bet evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderun uche Poſtſchecktonto 17590 Karlsruhe aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R.911 Baſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofftr. 6, chwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951, 24952 u. 249538 Regelmäßige Beilagen: Geſetz u. Necht Donnerstag we Am Montag offizielle Schlußſitzung Den Haag, 24. Aug.(Von unſerem eigenen Ver⸗ treter.) Das„heldenhafte Schweigen“, das ſich die Hauptdele⸗ gierten der vier„Opfer“ oder wie ſie Snowden nannte„an⸗ bietenden“ Mächte vor 48 Stunden auferlegt haben, iſt durch eine ſenſationelle zöſiſchen Handelsminiſters Loucheur durchbrochen worden. Was während dieſer 24 Stunden geſchehen iſt, läßt ſich als ein geradezu unerhörter und brutaler Hand⸗ ſtreich gegen die deutſche Delegation bezeichnen. Handelsminiſter Lonucheur ſchilderte den Verlauf und das Ergebnis der geſtrigen beiden Sitzungen der vier Reparationsempfänger und der deutſchen Miniſter Curtius und Hilferding folgendermaßen: „Wir haben gemeinſchaftlich mit den deutſchen Vertre⸗ teru die Sachleiſtungsfrage gründlich erörtert und die Ueberzeugung zum Ausdruck gebracht, daß eine Be⸗ günſtigung Englands in dieſer Hinſicht die deutſche Wirt⸗ ſchaft und Ausfuhr nicht ſchädigen dürfe. Ebenſo wie in England herrſcht auch in Deutſchland Arbeitsloſigkeit. Dazu kommt außerdem, daß die deutſchen Geldleiſtungen von der Sicherung des Abſatzes deutſcher Waren ins Ausland zu einem beträchtlichen Teil abhängig ſind. Dieſer Grundſatz beherrſchte unſere Verhandlungen mit den deutſchen Ver⸗ tretern. Wir erhielten von den Ftalie nern das Zuge⸗ ſtändnis, den engliſchen Kohlenimport ohne weſentliche Schädigung ber deutſchen Reparationskohlenlieferungen zu erhöhen. Unſere Vorſchläge wurden im Einverſtändnis mit den Vertretern Deutſchlands dem engliſchen Handels⸗ miniſter Graham mitgeteilt, der ſich nicht unbefriedigt e Anerbieten äußerte. er zweite Punkt, mit dem wir uns gemeinſchaftlich mit den deutſchen Verkretern beſchäftigten, war die 3 und Aufteilung des Dawesplanüberſchuſſes von rund 360 Millionen Goldmark. Der Youngplan ſteht dies⸗ bezüglich eine Vereinbarung zwiſchen den beteiligten ſechs Mächten vor. f Nach langen privaten Verhandlungen zwiſchen den Finanzminiſtern Frankreichs, Belgiens, Italiens und Japans und unter Heranziehung unſerer finanziellen ſowie inriſtiſchen Sachverſtändigen kam die Vereinbarung zu⸗ ſtaude, daß Deutſchland keinen Anſpruch auf einen Anteil an dieſen erwähnten Ueberſchüſſen beſäße. Heute machten wir von dieſer Entſcheidung den dentſchen Miniſtern Curtius und Hilferding Mitteilung und fügten hinzu, daß wir die uns zukommende Beteiligung an den Ueberſchüſſen England abgeben werden.“ 5 Handelsminiſter Loucheur begab ſich geſtern nachmittag zum engliſchen Schatzkanzler Snowden, um ihm nahe⸗ zulegen, ſich mit den Vertretern Deutſchlands über die neu⸗ geſchaffene Lage zu unterhalten. Der franzöſiſche Handels⸗ miniſter befand ſich in Begleitung des belgiſchen Miniſter⸗ präſidenten Jaſpar, der ſeinerſeits das Anerbieten der vier Reparationsempfänger lalſo ohne Deutſchland!) die Sach⸗ lieferungsfrage und den Ueberſchuß betreffend Herrn Snow⸗ den zur Kenntnis brachte. Der engliſche Schatzkanzler nahm die Mitteilungen Jaſ⸗ pars und Loucheurs entgegen und erklärte, ſich mit den Ver⸗ tretern Deutſchlands gerne ausſprechen zu wollen. Ueber das Anerbieten der Vier behielt er ſich ſeine Antwort vor, mit dem Hinweis darauf, daß er ſeine Kollegen zu konſultieren wünſche. Nachmittags um 5 Uhr begaben ſich die Miniſter Cur⸗ tius und Hilferding ins Grand Hotel zu Snowden. Preſſeerklärung des fran⸗ Wie nun Loucheur den franzöſiſchen Preſſevertretern mit⸗ teilte, hätten die deutſchen Miniſter die Abſicht gehabt, in ihrer Unterredung mit Snowden den Standpunkt der vier Reparationsempfänger in der Frage des Dawesplanüber⸗ ſchuſſes anzuerkennen. Darin liegt eine unerhörte und raffinierte Verdrehung des Tatbeſtandes. Die von Loucheur Herrn Snowden empfohlene Ausſprache mit den deutſchen Miniſtern fand wohl ſtatt, aber es lag den Miniſtern Curtius und Hilferding völlig fern, ſo zu handeln, wie es ihnen Herr Loucheur unterſtellt. Sie erklärten dem engliſchen Schatzkanzler, daß ſie den Standpunkt der vier Reparationsempfänger in der Verteilungsfrage der Dawes⸗ überſchüſſe aufs entſchiedenſte ablehnen müſſen und fanden in dieſer Hinſicht Snowdens Zuſtimmung. Der engliſche Schatzkanzler wiederholte, daß er jede Einigung mit den vier Reparationsempfängern auf Koſten Deu'tſch⸗ lands zurückweiſe, a Herr Loucheur ging in ſeinen ſenſationellen Auslaſſungen, die er den ſranzöſiſchen Journaliſten machte, noch einen bedenk⸗ lichen Schritt weiter. Er erklärte nämlich, daß es nun an Deutſchland ſei„reſtliche Opfer“ zu bringen, nachdem Frankreich, Italien, Belgien und Japan bis zur äußerſten Greuze den Forderungen Englands entgegengekom⸗ men wären. Das iſt vollkommen falſch. Es handelt ſich nicht um ein Zuſammenſcharren der ſogenann⸗ ten verfügbaren Reſte, die ſich aus der Ueberleitung des Dawesſtatuts zum Moungplan ergeben werden, ſondern um die Erhöhung der engliſchen Quote. Weder Frankreich noch Wittag⸗ Ausgabe 9 4 llannheimer General Anzeiger Montag: Sport und Spiel Dienstag wechſelnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film Mittwoch wechſelnd: Aus Feld und Garten chlelnd: Mannheimer Frauenzeitung Aus dem Kinderland Freitag: Wandern u. Neiſen Samstag: Aus Seit u. Leben Mannheimer Muſikzeitung Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Kolonelzeile für Allgem. Anzeigen 0,40.-M. Reklamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streits Betriebsſtörungen 15 1 zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Er gibt der franzöfiſchen Nreſſe falſche Instruktionen über die gallung Deulichlands Italien haben ſich in dieſem Punkt nachgiebig gezeigt und wenn nicht in allerletzter Stunde die Franzoſen und gauz beſonders die Italiener Abſtriche zugunſten Englands vor⸗ nehmen, ſo liegt die Schuld au dem Zuſammen⸗ bruch der Konferenz ausſchließlich bei ihnen und nicht, wie Loucheur jetzt die Dinge zu ſchieben ſucht, bei Deutſchland. Die Italiener werden ſicherlich zur Einſicht gelangen müſſen, daß ſie bei einem eventuellen Scheitern des Noungplanes und einer Neuverteilung der deutſchen Gelbleiſtungen viel ſchlech⸗ ter davonkommen, als auf der Pariſer Sachverſtändigen⸗ konferenz. Wie zu erwarten war, ſind die Erklärungen Loucheurs von den Miniſtern Curtius und Hilferding als durchaus unzutreffend gekennzeichnet worden. Man erſteht aus dieſen Vorgängen, daß ſich die Lage der Konferenz nicht gebeſſert hat. Der Zwiſchen⸗ fall, den Loucheurs Manöver verurſachte, verſchlechtert leider die Atmoſphäre. Die Delegationen werden abends nach dem ihnen von der Königin Wilhelmina gegebenen Bankett die Verhandlungen fortſetzen. Um 10 Uhr abends treten ſte zur Beratung zuſammen. Da Loucheur um Mitternacht einen Preſſeempfang angekündigt hat, ſo läßt ſich auf wichtige Vorgänge ſchließen. In der Konferenz der Außenminiſter Henderſon, Bri⸗ and, Streſemann und Hymaus gelangte ein von Dr. Wirth ausgearbeiteter Vorſchlag den Feſtſtellungsausſchuß betreffend, zur Diskuſſion. Dieſer Vorſchlag geht dahin, die beiden Schiedskommiſſionen, die im Locarnovertrag vorge⸗ ſehen ſind, in der Weiſe zu ergänzen, daß in die franzöſiſch⸗ deutſche ein Belgier und in die belgiſch⸗deutſche ein Franzoſe als Mitglied aufgenommen wird. Briand verlangt, daß dieſe Regelung in Geſtalt eines Zuſatzes zum Locarno⸗ vertrag niedergelegt werde, während der deutſche Antrag dahingeht, von jeder Ergänzung der beſtehenden Verträge abzuſehen. Die Verhandlungen über dieſe Frage werden heute fortgeſetzt. Außerdem findet heute die Pleuar⸗ ſitzung der einladenden Mächte wahrſcheinlich ſtatt und für Montag kündigt man jetzt die offizielle Schluß⸗ ſitzung der Haager Reparationskonferenz an. Nachtſitzung über eine dunkle Angelegenheit Den Haag, 24. Aug.(Von unſerem eigenen Vertreter.) Nach dem Empfang bei der Königin Wilhelmina trafen die Finanz ⸗ Delegierten der vier Reparationsempfänger und. Deutſchlands im Binnenhof ein. Um 11 Uhr abends begann die Sitzung, die diesmal beſonders feierlich war, denn ſämtliche Teilnehmer erſchienen im Frack. Der ſchwarzen Kleidung entſprach auch das Thema. Es wurde nämlich, wie von den Delegierten übereinſtimmend behauptet wurde, über die deutſche Reparationskohle geſprochen. Der engliſche Handelsminiſter Graham wohnte der Konferenz bei, die bis 712 Uhr dauerte und heute vormittag um 711 Uhr fortgeſetzt werden ſoll. Die Debatte erſtreckte ſich auch auf die Sachlieferungs⸗ kontrolle während eines deutſchen Zahlungsaufſchubes, den Deutſchland auf Grund des Mpungplanes verlangen kann. Der Mond ſchien in den nächtlichen mittelalterlichen Binnen⸗ hof, als die Delegierten von den Journaliſten bei ihrem Er⸗ ſcheinen umringt wurden.„Sogar der Mond hat das Lachen verloren, meinte ein Finanzminiſter, aber die Kon⸗ ferenz iſt ſchon weniger hoffnungslos als heute nachmittag.“ Die Herren waren etwas geniert, als ſie uns erzählten, über Kohlenlieferungen in einer Nachtſitzung verhandelt zu haben„Es iſt, um mit Snowden zu ſprechen, „grotesk und lächerlich“ daß wir ausgerechnet im Frack und mitten in der Nacht hier das Kohlenproblem erörterten, ſagte der italieniſche Miniſter aber es iſt nun einmal ſy geweſen“ Mit dleſer von allen Seiten wiederholt abgegebenen Ver⸗ ſicherung beſtiegen die Delegierten ihre Kraftwagen und ver⸗ ſchwanden in die kohlſchwarze Nacht, Pariſer Spiegelbild der Haager Verworrenheit V Paris, 24. Aug.(Von unſerem Pariſer Vertreter.) In der heutigen Morgenpreſſe kommt eine ſehr ſtarke Nervoſität zum Durchbruch, weil die Entſcheidung im Haag von neuem vertagt und wieder ſehr unſicher geworden iſt. Die Verwirrung hat den höchſten Grad er⸗ reicht, denn aus den Konferenzberichten iſt es kaum mög⸗ lich, ſich ein klares Bild von dem Stand der Dinge zu machen. Der geſtrige Verhandlungstag ſcheint der konfuſeſte zu ſein, den man im Haag jemals erlebt hat.„Die Haager Konfe⸗ renz“, ſo ſtellt„Petit Journal“ die Situation dar,„ſieht nachgerade aus wie eine rieſige Pokerpartie. Jeder Spieler verdeckt ſeine Karten und hält ſeinen Bluff bis zur letzten Minute aufrecht. Das Spiel kann noch lange wei⸗ tergehen, es kann aber auch plötzlich zu Ende ſein. Wie im Kriege wird derjenige gewinnen, der eine Viertelſtunde oder auch nur eine Minute länger aushält als die anderen.“ Uebereinſtimmend wird in Paris feſtgeſtellt, daß noch nie eine Konferenz einen ſo kläglichen Verlauf genommen habe. Die Schuld erblickt man in der mangelhaften Vorbereitung und Organiſterung der Verhandlungen. Wenn man in die⸗ ſer Hinſicht nicht ſo nachläſſig geweſen wäre, hätte man nach hieſtger Auffaſſung viel ſchneller zu einer allſeitig befriedigen den Löſung gelangen können. Der Berichterſtatter des„Matin“ zweifelt daran, daß die letzten Verhandlungen vor Montag ihren Abſchluß finden werden. Wenn es nur um eine Differenz von einigen Mil⸗ lionen ginge, ſo wäre die Einigung ſicher, aber es handele ſich um einen politiſchen Sieg und um einen vorbedach⸗ ten Verſuch, das kontinentale Europa in einem Zuſtand der Uneinigkeit zu halten und deshalb könne man keine Voraus⸗ ſagen aufſtellen. Der„Matin“ 5 macht Snowden ſchwere Vorwürfe nicht die geringſten Anſtrengungen für eine Verſtändigung zu unternehmen. Zudem habe er geſtern abend den deutſchen Miniſtern einen ſehr ſchlechten Empfang bereitet und ihnen erklärt, er nehme nur Zugeſtändniſſe der Gläubigerſtaaten entgegen. Selbſt wenn ihm 300 Millionen offeriert würden, wäre man noch nicht ſicher, ob er ſie annehme. In dieſem Falle wäre nichts mehr zu tun, als eine unzweideutige Note aufzuſetzen und in den Zug zu ſteigen. Vielleicht werde ſich dann Snowden darüber klar werden, daß ſeine Manöver ſchließlich nur zu einer Verhinderung der deutſch⸗franzöſiſchen Verſtändigung führten. Auch„Petit Pariſien“ teilt mit, daß Snowden ſich geweigert habe, neue finanzielle Opfer Deutſchlands anzu⸗ nehmen, dagegen verlange er eine ſo ſtarke Verminderung der Naturalleiſtungen, daß Deutſchland ſich nicht damit einver⸗ ſtanden erklären könne. Heute werden die Verhandlungen fortgeſetzt. Manche erblicken in dieſem Umſtand ein Nach⸗ geben Englands, andere behaupten im Gegenteil, daß die Ausſichten, zu einem Ziel zu kommen noch immer ſehr un⸗ beſtimmt ſind. Einer der Hauptdelegierten erklärte geſtern Bei dieſem Rätſelraten ob es gelingen wird, Snowden zu befriedigen oder nicht, iſt man jedoch in Paris ſtark geneigt, die Rheinlandräumung zu vergeſſen. Man kritiſiert die Haltung Snowdens als die des Stören⸗ friedes der Konferenz, uimmt aber keine Notiz davon, daß auch die Hartnäckigkeit der franzöſiſchen Delegierten in der Rheinlandfrage nicht geeignet iſt, der Konferenz einen befrie⸗ digenden Abſchluß zu geben. Nur Leon Blum weiſt heute in ſeinem ſozialiſtiſchen Blatt„Populajre“ darauf hin, daß Snowden bereit iſt, das Rheinland zu räumen, Frankreich dagegen nach dreiwöchigen Verhandlungen noch immer wider⸗ ſpenſtig iſt. Wenn Briand tatſächlich erſt am 1. April nächſten Jahres mit dem Abzug beginnen wolle, der„natürlich meh⸗ rere Monate“ in Anſpruch nehme, ſo könne man ſagen, daß ſchon dieſer Plan ein Hindernis für einen Enderfolg der Konferenz bilde. Wenn nicht im letzten Augenblick ein Wunder eintrete, ſo würden die Delegierten den Haag mit einem allgemeinen Gefühl der Unzufriedenheit, des Mißtrauens und des Haſſes verlaſſen. Die Nationaliſten in Frankreich und Deutſchland ſeien die einzigen, die aus dieſem jämmer⸗ lichen Abentener Gewinn ziehen. Im„Journal“ wird die Hoffnung geäußert, daß eine Ver⸗ ſtändigung über die Rheinlandfrage leicht erzielt werden könne, wenn man einmal aus der Sackgaſſe der finanziellen Verhandlungen heraus ſei. „Echo de Paris“ dagegen beſchuldigt Briand wieder einmal einer zu großen Nachgiebigkeit. Es ſei zu befürchten, daß er ſeine Forderung, die Rheinlandräumung 1042 Mo⸗ nate nach Ratifizierung des Youngplanes vorzunehmen, nicht aufrecht erhalten werden könne. Zudem ſei die Schlichtungs⸗ kommiffion, wie man ſie heute ins Auge faſſe, nicht mehr als ein Schatten von dem, was ſie eigentlich darſtellen ſollte. Ihr Wert ſei gleich Null. Londoner Mißſlimmung gegen Frankreich S London, 24. Aug.(Von unſerem Londoner Vertreter.) Die Stimmung in London wird nunmehr ungeduldig. Man zeigt deutlich die Verſtimmung über die fortgeſetzt ver⸗ ſchleppende und ausweichende Politik der übrigen Alliierten. Man hat ja nachgerade genug davon, daß Italien und auch Frankreich die britiſchen Forderungen immer wieder durch zahlreiche Angebote auf Koſten anderer decken wol⸗ len. Was man hier wünſcht, ſind allſeitige Zugeſtänd⸗ niſſe, und es verlautet, daß England ſich in der Prozentſatz⸗ frage mit einer Erhöhung ſeines Anteils um rund 2 Mi l⸗ lionen Pfund einverſtanden erklärt, während es ur⸗ ſprünglich 2,4 Millionen Pfund verlangte. Die jetzigen An⸗ gebote der Alliierten betragen nach engliſcher Auffaſſung nur 1,25 Millionen Pfund und entſprechen nicht den grundſätz⸗ lichen Forderungen Englands. England hat gegenüber dem Poungplan die Haltung vertreten, daß, ſoweit Deutſch⸗ land in Frage kommt, von Großbritannien keine abend, daß die Chancen für eine Verſtändigung oder einen Bruch gleich groß ſind. neuen Opfer von Deutſchland verlangt werden. Ferner verwahrt ſich London auf das energiſchſte gegen die anderer⸗ Doppelte gefordert. 2. Seite. Nr. 390 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 24. Auguſt 192 ſetts aufgeſtellte Behauptung, als ob es irgend welche Gelb⸗ ſummen aus den kleineren Staaten herausziehen wolle. Den Drohungen der franzöſiſchen und italieniſchen Preſſe auf finanziellem und politiſchem Gebiet ſteht man in London recht gelaſſen gegenüber. Wenn man in Parts von i dem Verſchwinden der Entente cordiale ſpricht und wenn man dort fragt, ob Großbritannien um einer jährlichen Summe von 2,4 Millionen Pfund willen die Entente opfern wolle, ſo verkennen dieſe Kommentare die tat⸗ ſächliche Lage völlig, denn Großbritannien habe in den Lo⸗ carno⸗Verträgen die Garantie gegeben, während Frank⸗ reich eie Garantie empfangen habe. Die Frage müßte ſo lauten: Iſt denn die britiſche Garantie der franzöſtſchen Sicherheit nicht ſo viel wert, daß man den britiſchen Steuer⸗ zahlern Gerechtigkeit zukommen laſſen wolle? Frankreich, ſo ſchreibt der diplomatiſche Korreſponbent des„Daily Tele⸗ graph“, müßte ſich darüber klar ſein, daß es allein im Rhein⸗ laud ohne die moraliſche und tatſächliche Unterſtützung Groß⸗ britanniens zurückbleibe. Einen kleinen Hoffnungsſtrahl auf eine mögliche Beſſerung ber Lage gibt die Meldung, daß die franzöſiſche Delegation im Haag trotz allem ſchon Vor⸗ bereitungen für eine Reihe von Unterkomitees getroffen habe, die ihre Arbeit aufnehmen ſollen, ſobald der Poungplan an⸗ genommen iſt, um auf dieſe Weiſe einen Weg für die müchſte Konferenz vorzubereiten, auf der alle notwen⸗ digen Verträge und Abmachungen aufgeſetzt werden ſollen, die zur Durchführung des Moungplanes notwendig ſind. Man iſt in London auch der Meinung, daß Briand dazu zu be⸗ wegen iſt, trotz des Widerſtandes der höheren Militärs das Datum des 30. Juni als letzten Termin für die endgültige Räumung der 3. Zone anzunehmen. Die Bemühungen Hen⸗ derſons hätten einen gewiſſen Erfolg gehabt, ſo daß auch die verſchiedenartigen Auffaſſungen der beutſchen und franzöſi⸗ ſchen Delegation gegeneinander ausgeglichen werden können. Wo ift Wahrheit? Berlin, 24. Auguſt.(Von unſerem Berliner Büro.) Die Berichte der Berliner Blätter aus dem Haag zeigen diesmal auffallende Widerſprüche, ein Beweis für die augenblickliche Ver worrenheit der Lage. So ſetzt die „D. A..“ ſtärkſte Zwetfel in die Erklärung der deutſchen Delegation, daß wir mit keinem Cent an dem franzöſiſch⸗belgiſchen Angebot beteiligt ſeien. Das Blatt hält die franzöfiſche Lesart für glaubhafter und erinnert daran, daß in Locarno der bevorſtehende Ab⸗ ſchluß von der deutſchen Delegation noch bis zu dem Augen⸗ blickgeleugnet wurde, als der engliſche Außenminiſter an⸗ kündigte, die Unterzeichnung des Vertrages finde in zwei Stunden ſtatt. Demgegenüber behauptet der„Vorwärts“ mit aller Beſtimmtheit, daß ein Verſuch, Deutſchland zu einer Erhöhung ſeiner Annuitäten zu bewegen, zwar am Donnerstag abend gemacht, von Curtius und Hilferbing aber mit ſolcher Entſchiedenheit abgelehnt worden ſei, daß man ſeit⸗ dem nicht mehr darauf zurückgekommen wäre. Der Korreſpon⸗ dent des„Vorwärts“ berichtet gleichzeitig von neuen Schwie⸗ rigkeiten, die wegen der Kontrollfrage innerhalb der deutſchen Delegation aufgetaucht ſeien. Von Wiesbaden aus benutzte der Parteivorſitzende des Zentrums, Dr. Kaas, den Reichsminiſter Dr. Wirth als Sturmbock gegen den neuen Vorſchlag, die Befugniſſe der Locarno⸗ Schiedskommiſſionen auf das entmilitariſierte Rheinland aus⸗ zudehnen, ein Vorſchlag, den Streſemann und die übrigen Delegationsmitglieder für durchaus erträglich halten. Wenn wir, meint der Korreſpondent, als Erträgnis der Haa⸗ ger Konferenz eine Regelung der Reparationsfrage im Sinne des Youngplanes, ſowie die völlige Geſamträumung des be⸗ ſetzten Gebietes anbringen könnten, ſo müßten wir zufrieden ſein und brauchten uns dieſer neuen Schiedskommiſſion wegen keine neuen Gewiſſensbiſſe zu machen. Man geht wohl nicht fehl mit der Vermutung, daß hier die Anſicht ausgedrückt wird, für deren Durchſetzung Herr Breit⸗ ſcheid offenbar im Auftrage ſeiner Partei im Haag tätig iſt. Die„Germania“ aber wiederholt, was zu verkünden ſie die letzten Tage nicht müde wurde: Daß für das deutſche Volk ein neues Opfer finanzieller und pſychologiſcher Art untragbar ſei und unter ſolchen Umſtänden der Wille zur Rückkehr z um Dawesplan mit ſeiner bedingten Verpflichtung in Deutſchland die Oberhand gewinnen würde. Keine beutſche Regierung könnte es wagen, mit einem verſchlechterten Houng⸗ plan vor den Reichstag zu treten, der dieſem nur bedingt und mit ſtärkſtem Bedenken zugeſtimmt habe. Verſchulden des Fahrdienftleiters Wie die Wiener Blätter zu der Kataſtrophe auf der Tauernbahn erfahren, wurde feſtgeſtellt, daß der Trieſter -Zug von Schwarzach⸗St. Veit nach Gaſtein mit einer Ver⸗ ſpätung von acht Minuten um 11.37 Uhr abgelaſſen worden iſt. Da die Bahn eingleiſig iſt, hat der Fahrdienſtleiter von Schwarzach⸗St. Veit ſelbſtverſtändlich kein Signal„Freie Bahn“ abgegeben. Trotz dieſes Umſtandes hat der Fahrdienſt⸗ leiter von Loifarn den Prager Perſonenzug, ohne ſich zu über⸗ zeugen, ob die Bahn frei ſei, abgefertigt. Der Fahrdienſtleiter von Loifarn, den die Schuld an dem Zugzuſammenſtoß trifft, hat ſich bei ſeiner Vernehmung vor der Gendarmerie mit Ueberarbeitung entſchuldigt. Betrunkene Matroſen beläſtigen Reiſende in Frankreich Paris, 24. Aug. Etwa 100 Matroſen, ſo berichtet das„Journal“, die aus einem Depot zur Uebernahme ihres Dienſtes an Bord eines Kriegsſchiffes mit der Bahn von Toulon nach Breſt eiſten, haben ſich während der Fahrt zum Teil im Zuſtand der Trunkenheit Ausſchreitungen aller Art zuſchulden kommen laſſen, ſo daß die anderen Rei⸗ ſenden des Zuges beim Bahnhofsvorſteher Beſchwerde führ⸗ ten, der an der übernächſten Station Gendarmerie anforderte. Der Matroſentransport, der unter Führung eines Maats ſtand, wurde auf dem Bahnhof von Republikaniſcher Garde in Empfang genommen und die fünf Hauptſchuldigen mit Handſeſſeln abgeführt. Der Schiedsſpruch im engliſchen Baumwollkonflikt — London, 23. Aug. Der amtliche engliſche Funkdienſt meldet aus Mancheſter, daß das mit der Beilegung des Konflikts in der Baumwollinduſtrie betraute Schiedsgericht die Forderung der Arbeitgeber nach einem Lohnabbau als berechtigt anerkannt hat. Der von dem Schiedsgericht feſtgeſetzte Lohnabbau beträgt jedoch gegenüber Meldungen aus anderen Quellen nicht 12½ ſondern 6½ v. H. der gegen⸗ wärtigen Löhne. Die Arbeitgeber hatten, wie der amtliche engliſche Funkdienſt feſtſtellt, einen Loßnabban um das Der Lobnabbau ſoll am 14. September f Ain Kraft treten. 5 Clurmfahrt im Clillen Ozean Mit 1350 Kilometer Geſchwindigkeit dem Ziele zu Ein Funkſpruch Eckeners Tokio, 24. Auguſt.„Graf Zeppelin“ teilte durch Funkſpruch mit, daß das Schiff etwa drei Stunden nach ſeinem Start in einen Sturm geraten ſei. Das Luftſchiff habe die Sturmzone direkt durchflogen, obwohl es heftig geſchüttelt worden ſei. Das Schiff flog zeitweiſe mit 130 Stundenkilo⸗ metern.— Nach Durchfliegen des Sturmgebietes ſteigerte ſich die Geſchwindigkeit auf etwa 150 Kilometer in der Stunde. Der Kurs iſt etwa 800 Km. ſitdlich der zuerſt geplanten Route. Die Nacht iſt klar und mondhell. Das Schiff befindet ſich zurzeit über dem ruhigſten Teil des Stillen Ozeans zwiſchen der nördlichſten und ſüdlichſten Dampfer⸗ route. Die Funkſtation Otſchitſchi empfing vom„Graf Zeppelin“ den Funkſpruch, daß er ruhige Fahrt habe und daß bas Wetter kalt und neblig ſei. Um 10 Uhr vormittags japaniſche Zeit befand er ſich 2 700 Km. von Tokio entfernt. Er hofft in Los Angeles Montag um 6 Uhr nach⸗ mittags(d. iſt 3 Uhr morgens Mz.] anzukommen, wenn er ſeine gegenwärtige Geſchwindigkeit beibehalten kann. Der polniſche Korruptionsſumpf (Von unſerem oſtoberſchleſiſchen Mitarbeiter) N Kattowitz, 22. Auguſt 1929. Niemals zuvor war die Zahl der in Polen verſchwin⸗ denden Milltonen ſo groß, wie ſeit dem Tage, wo ſich das Regierungslager der moraliſchen„Sanierung“ etablierte. Korruptionsfachleute feiern Orgien und keine behördliche Inſtanz war ſeitdem in der Lage, einigermaßen zuverläſſig Aufſchluß über die Zahl der verſchwindenden Millionen Auf⸗ klärung geben zu können. Für den Umfang des polniſchen Korruptionsſumpfs ſpricht es, daß ſich kein Stand, keine Be⸗ rufsklaſſe von dem modernen Syſtem der Sanierung der eigenen Taſche ausſchloß. Wohin man auch blickt, überall ſieht man die gleiche erſchreckende Zunahme der Betrügereien zum Schaden des polniſchen Staates. Erſt in den letzten Tagen wurde ein vorjähriger Poſtminiſter von der Oberſten Rechnungskammer aufgefordert, 38 000 Zl. an den Staat zurückzuzahlen, die er unrechtmäßig ihm unterſtellt ge⸗ weſener Kaſſen entnommen hat. Immerhin iſt in dieſem Falle die unterſchlagene Summe verhältnismäßig klein. Die größte Zahl der nicht in der Oeffentlichkeit bekannt werdenden Gaunereien weiſt jedenfalls die Militärverwaltung auf. Wir brauchen hier nur an die rieſtgen Schwindeleten bei den Einkäufen von Flug⸗ zeugen in Frankreich und Pferden aus Rumänien zu, erinnern. Der Lieblingsſport aller an größeren Betrügereien inter⸗ eſſierten Schieber Polens ſcheint zur Zeit auf dem Gebiete der Fleiſchlieferungen für das Militär zu liegen. In den letzten Wochen reihte ſich geradezu ein Fleiſchliefe⸗ rungsſkandal dem anderen an. Allein in Thorn wurden hintereinander zwei derartige Skandalfälle aufgedeckt und ſchon am nächſten Tage wurde ein ähnlicher Fall aus Lodz berichtet, wo mit einem Schlage weit über 500 Kilo verdor⸗ benes Fleiſch von der Verſchiebung an die Militärverwaltung beſchlagnahmt werden konnten. Ueber den jüngſten Skandal in Thorn ſchrieb ein Bromberger Blatt u..:„Dieſer Mili⸗ tärlieferant kaufte krankes Vieh, das an Tuberkuloſe litt, ein. Auch mit Geſchwüren verſehenes Fleiſch wurde für gut befunden. Vom Militär aber abgelehntes Fleiſch wurde in Häckepeter umgearbeitet und dann erneut der Militärverwaltung geliefert. Zur Beſeitigung des üblen Ge⸗ ruches wurde kräftig Pfeffer, Majoran uſw. hinzugefügt. Hunde, denen bdieſes Fleiſch vorgeworfen wurde, rührten es nicht an...„Nur ein polniſcher Upton Sinclair könnte das grauenerregend genug ſchildern, was bei den Fleiſchlieferungen für das polniſche Militär vorgeht. Beliebt ſind in den letzten zwei Jahren auch die Sünden gegen das polniſche Spiritusmonopol geworden. Erſt vor wenigen Wochen wurde wieder einmal ein Prozeß be⸗ endet der ſieben Wochen gedauert hatte und bei dem Kaufleute und Beamte, zuſammen 51 Perſonen, auf der Anklage⸗ bank ſaßen. Neben großen Freiheitsſtrafen wurden allein in dieſem Prozeß über 30 Millionen Zloty Geld⸗ ſtraſen verhängt. Wie ſehr gerade die höchſten Regierungs⸗ ſtellen direkt und indirekt die Korruption fördern, zeigt ſich bei dem Kampfe der„moraliſchen Sanierung“ gegen die Krankenkaſſen. Daß bei dieſen Kaſſen mit einer eige⸗ nen ſelbſtändigen Verwaltung Männer die leitende Arbeit machen, die Gegner der Pilſudſkiſten find, genügt vollkommen für alle die Maßnahmen, die in den letzten Wochen auf dieſem Gebiete getroffen worden ſind. Es genügt eine ausreichend verdächtige Geſinnung, um einen Kaſſenleiter zu entlaſſen und drei neue Leiter mit doppelten Gehältern an ſeine Stelle zu ſetzen. Unerreicht dürfte aber die Leiſtung des jetzigen polniſchen Arbeitsminiſters ſein, der Ende Jult einen ſechstägigen Kurſus für Offiziere veranſtaltete, in dem dieſe, alſo in einer Woche, zum Krankenkaſſen⸗ direktor und als Erſatz für jahrzehntelang tätige Beamte ausgebildet wurden! Das erinnert draſtiſch an die Zeit, in der nach der Uebernahme Polniſch⸗Oberſchleſiens durch Polen galtziſche Dienſtmädchen nach einem ſechswöchent⸗ lichen Ausbildungskurſus zu Lehr drinnen in Oſt⸗ Oberſchleſien gemacht wurden! Die ſonſtigen Einzelfälle aus dem polniſchen Korrup⸗ tionsſumpf ausführlicher zu regiſtrieren, verbietet der be⸗ ſchränkte Raum einer Tageszeitung. Nur einige wenige Fälle aus den jüngſten Wochen ſeien hier erwähnt, weil ſie beſon⸗ ders bezeichnend dafür ſind, wie weit die von keiner morali⸗ ſchen Sanierung angekränkelte Korruption fortgeſchritten iſt: Bei einer einzigen Stadtverwaltung wurden Unter⸗ ſchlagungen in Höhe einer halben Million aufgedeckt, Bei der Zolldirektion in Wilna wurden Unterſchlagungen von mehr als vier Millionen aufgedeckt. Nach der erſten Klarſtellung bieſer Betrügereien wurden 13 Beamte, dar⸗ unter der Chef der Zollverwaltung ſelbſt, verhaftet. Seitdem iſt es aber merkwürdig ſtill geworden über die weitere Durch⸗ führung des Prozeſſes. Nicht weniger gründlich haben be⸗ Letzte Standortmeldungen Otſchitſchi, 24. Aug.(United Preß.) Nach Mittels lungen der hieſigen Marinefunkſtation befand ſich„Graf Zep⸗ pelin“ um 7 Uhr vormittags japaniſcher Zeit(Geſtern 283 Uhr MéEz.] auf 38 Grad 35 Minuten nördlicher Breite und 159 Grad öſtlicher Länge. Tokio, 24. Aug.(United Preß.) Der Standort des „Graf Zeppelin“ um 10 Uhr vormittags(2 Uhr MGC.) war bei 32 Grad 20 Minuten nördlicher Breite und 161 Grad 10 Minuten öſtlicher Länge, die Fahrtgeſchwindigkeit betrug 80 Km. in der Stunde. Philadelphia, 24. Aug. der hieſigen Eiſenbahnfunkſtation geſtern abend 9 Uhr oſt⸗ amerikaniſcher Zeit(heute 2 Uhr MS.) aufgefangenen Funk⸗ ſpruch des Zeppelin⸗Luftſchiffes befand es ſich auf 154 Grad öſtlicher Länge und 39 Grad 49 Min. nördlicher Breite, alſo rund 1800 Kilometer ſüdöſtlich von Tok io entfernt. Gleichzeitig erbat die Schiffsleitung Nachricht über die Wetter⸗ verhältniſſe in der Höhe des 160. Längegrades. Mit Rückenwind? 1 San Franziseo, 24. Aug.(United Preß.) Die hieſige meteorologiſche Station ſandte an den Zeppelin die Nachricht, daß er für den Reſt der Flugſtrecke bis San Franzisev auf Rückenwinde rechnen könne. A.— amtete Schieber bel der ſtaatlichen Forſtverwaltung in Btalyſtok„ſaniert“. Allein bei einer einzigen ber dortigen Förſtereien wurden Unterſchlagungen in Höhe von mehr als 100 000 Zloty feſtgeſtellt.. Wer will ſich aber über bieſes Korrupttonsſyſtem wun⸗ dern? Das Regierungslager, das ſich bedenkenlos die Pa r⸗ tei der moraliſchen Santerung nennt, hatte für die letzten Wahlen einen Kampffonds von mehr als 40 Millionen Zloty zuſammengeſcharrt. Die hierbei angewandten Mittel waren ganz ſicher nicht ſo, daß ſte zu einer moraliſchen Sanie⸗ rung beſonders gut paßten. Nur ein Fall: Einem deutſchen Großinduſtriellen wurden 600 000 Zl. abgeknöpft, nachdem er wochenlang vorher von der polniſchen Sanierungspreſſe mit Schmutz beworfen worden war. Mit den erwähnten 40 Mil⸗ lionen erlangte man ganze 2,4 Millionen Stimmen, ſodaß gede Stimme 17 Zl. koſtete. Jroniſch bemerkte der Kattowitzer „Volksw.“ nach dem Bekanntwerden dieſer Ziffern:„Solche teuren Wahlen hat Polen noch nicht erlebt, aber auch eine ſolche Korrumpierung der Wähler iſt noch nicht da⸗ geweſen. Wäre es da nicht geſcheiter, jedem Wähler gleich den Betrag bar auszubezahlen und dann in Begleitung eines Trabanten zur Wahlurne gehen zu laſſen?“ Wirklich, die Art und Weiſe, wie man in Polen„moralisch ſaniert“, verdient für die Nachwelt zur bleibenden Erinnerung feſtgehalten zu werden! N Letzte Meldungen Der Reichspräſtdent zur Gemsjagd in Fall — Fall bei Lenggries, 23. Aug. Reichspräſtdent v. Hin⸗ denburg iſt in Begleitung ſeines Adjutanten, Oberſtleut⸗ nant von Hindenburg, zur Gemsjagd in Fall eingetroffen. Der Reichspräſident machte die gewohnten Pirſchgänge. Die Jagd iſt durch Nebel und Regen etwas behindert, 5 Er wollte ſeine Kinder retten — Berlin, 23. Aug. Beim Baden in der Nähe ber Elb⸗ Brücke kamen zwei Kinder des Kaufmanns Schultke in die Strömung und trieben in den Fluß hingus. Der Vater ſprang nach, konnte die beiden Kinder auch noch retten und ſie bis nahe ans Ufer bringen. Plötzlich erlitt er einen Her z⸗ ſchlag und ertrank. Paddelbootfahrer brachten die Kinder ans Land. Zahlungsſchwierigkeiten durch Unterſchlagungen des Hauptkaſſierers — Hannover, 24. Aug. Die Prometheus⸗Werke in Han⸗ nover, die ſich mit der Herſtellung exploſionsſicherer Tanks und Spezialmaſchinen für die Kali⸗ und chemiſche Groß⸗In⸗ duſtrie befaſſen, ſind, laut„Tempo“ plötzlich in große Zah⸗ lungsſchwierigkeiten geraten und haben das gerichtliche Ver⸗ gleichsverfahren mit den Gläubigern beantragt. Die Werke ſind, wie ſie in einem Rundſchreiben angeben, in die ſchlechte finanzielle Lage nicht etwa durch verfehlte Spekulationen oder ſchlechten Abſatz geraten, ſondern durch rieſige Unterſchlagun⸗ gen ihres langjährigen Hauptkaſſierers Teichert. Schüſſe eines Zeugen im Gerichtsſaal Aus Königsberg, 23. Aug. wird gemeldet: Vor einem hieſigen Schöffengericht fand heute eine Ver⸗ handlung gegen den Selterswaſſerfabrikanten Greilich aus Angerburg ſtatt. Die Anzeige gegen ihn war von feinem Schwager, dem als Zeugen erſchienenen Fahrradhändler Arthur Grunau aus Groß⸗Lindenau erſtattet worden. Grei⸗ lich wurde dahin beſchuldigt, die Gerüder Arthur und Rudolf Grunau ſtrafbarer Handlungen bezichtigt zu haben. In der heutigen Verhandlung wurde Greilich freigeſprochen. Als der Angeklagte nach der Verkündung des Urteils den Sitzungsſaal verlaſſen wollte, zog der auf der Zeugenbank ſitzende Grunau plötzlich einen Revolver und gab auf den Angeklagten drei Schüſſe ab, von denen zwei den Angeklagten an den Rücken und den Oberſchenkel trafen. Grunau wurde ſofort verhaftet und in das Gefängnis eingeliefert, während Greilich in die chirurgiſche Klinik geſchafft wurde. Vom Amt ſuspendiert — Neuſtrelitz, 23. Aug. Der Oberkirchenrat hat den Pa⸗ ſtor Stoppel in Grünow vorläufig vom Amt ſuspendiert, weil gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Unregel⸗ mäßigkeiten bei der von ihm im Nebenamt geführten Raiff⸗ eiſen⸗Darlehenskaſſe ſchwebt. Petain nimmt an den tſchechiſchen Manövern teil Paris, 24. Aug. Wie das Echo de Paris berichtet, wird ſich Marſchall Petain zwecks Teilnahme an den Monövern der tſchechoſlowakiſchen Armee nach der Tſchechoſlowakei begeben und vor ſeiner Rückreiſe nach Paris ſich kurze Zeit in Wien aufhalten. (United Preß.) Nach einem von —ů 1 ittels Zep⸗ Uhr 159 des war r a0 trug von oſt⸗ unk⸗ 1 4b alſo ernt. tter⸗ Samstag, den 24. Auguſt 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe 8 a M dg , Seile. er. 390 Große Kundgebung Jubiläumsfeſtlichkeiten der Vereinigung der Württemberger e. B. Mannheim a Unſere eſer ſind ſchon in Kürze davon unterrichtet wor⸗ den, daß die Vereinigung der Württemberg e.., Mannheim ihr 40fähriges Beſtehen im September im einem ganz großen Rahmen zu feiern gedenkt. Ein hiſto⸗ riſcher Trachtenfeſtzug ſoll, wie es in einem Zirkular heißt, das dieſer Tage an die Intereſſenten verſandt wurde, eine ganz außerordentliche und machtvolle Kundgebung außer⸗ Halb Württembergs werden und unbedingtes Zeugnis geben von der unverbrüchlichen Treue zum ſchönen Schwabenland, von dem Beſtreben und Verlangen der außerhalb Württem⸗ bergs wohnenden Schwaben nach Zuſammenhalt, für die Schaf⸗ fung einer großen Gemeinſchaft außerhalb ihres Heimatlandes und nach dem Verbundenſein mit ihrer Heimat, von der Be⸗ triebſamkeit und dem Fleiß der Schwaben in Gewerbe, Han⸗ del, Induſtrie uſw. Die Jubtiläumsfeſtlichkeiten beginnen am Samstag, 21. September mit einem Feſtbankett im Nibelungenſaal mit Tanz. Nach einer Rundfahrt durch die Mannheimer Hafenanlagen am Vormittag des darauffolgenden Sonntags wird ſich nachmittags um 1 Uhr der hiſtoriſche Trachten⸗ feſtzug in Bewegung ſetzen. Der Zug endigt auf der Renn⸗ wieſe, wo ein großes ſchwäbiſches Volksfeſt mit Belu⸗ ſtigungen aller Art veranſtaltet wird. Am Montag vormittag werden die Feſtlichkeiten würdigkeiten der Stadt Mannheim abgeſchloſſen. Nach monatelanger gründlicher Vorbereitung wurde geſtern 1 im große Saale des Hotel National zum erſtenmale eine Zug⸗Ausſchußſitzung abgehalten, zu der die Behörden, die Vertreter der Korpora⸗ tionen, die für die Beteiligung in Betracht kommen, und die Preſſe Einladung erhalten hatten. Der Vorſitzende des Zug⸗ Ausſchuſſes, Herr Tollenbeck, begrüßte die Erſchienenen, insbeſondere einen Vertreter des Bezirksamtes, Beigeordne⸗ ten Dr. Zeiler als Vertreter der Stadtverwaltung, Frau Direktor Kloos und Herrn Bieber als Vertreter des Ver⸗ kehrs⸗Vereins, und gab im Anſchluß daran einen Ueberblick über den Charakter und Zweck der Jubtläumsfeſtlichkeiten, für die der württembergiſche und badiſche Staatspräſident das Ehrenpräſidium übernommen haben. Das Feſtprogramm wird durch ein großes Kinderfeſt mit Feuerwerk auf den Rennwieſen am Montag ergänzt. a Kunſtmaler Bornhofen, dem die Geſtaltung des Feſt⸗ zuges übertragen wurde, hatte im Saale eine Anzahl far⸗ biger Skizzen ausgeſtellt, die davon überzeugten, daß der Zug eine Sehenswürdigkeit erſten Ranges ſein wird. Bei den Vorarbeiten waren, ſo führte Herr Bornhofen u. a. aus, große Schwierigkeiten zu überwinden. Initiative und Tatkraft wer⸗ den einen Zug zuſtande bringen, wie er nicht oft zu ſehen iſt. Der Titel heißt: „Was Württemberg war und was es iſt“. Er wird die Zeit von 11401929 illuſtrieren und ganz auf maleriſche Wirkung geſtellt ſein. Die Wagen werden künſt⸗ leriſch geſtaltet, erhalten aber, abgeſehen von einigen Prunk⸗ wagen, eine dezente und einfache Note. 15 Muſikkorps, Tromm⸗ ler und Pfeifer ſind im Zuge verteilt. Außergewöhnlich groß wird die Zahl der Landsknechte zu Pferde und zu Fuß ſein. Ueber 100 Mann ſind beritten. Den Glanzpunkt des Zuges werden zweifellos die ſchwäbiſchen Volkstrachten bilden, die alle Teile Württembergs ſtellen. Auf dem Zeughausplatz wird eine Tribüne mit 2000 Sitzplätzen errichtet. Schriftführer Martin gab weitere Einzelheiten des Feſt⸗ zuges bekannt, der in ſechs Teile zerfällt und aus über hundert Nummern beſteht. Aus Württembergs Geſchichte werden Graf Eberhard im Barte, Kaiſer Konrad III., die Weinsberger Weibertreu, Kloſter Maulbronn, das Kätchen von Heilbronn und die Schwabenſtreiche erſcheinen. Der Schillerwagen wird ebenſo wenig fehlen wie die„Schwäbiſche Eiſebahn“ und der Zeppelin. Von württembergiſchen Städten ſind Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Tübingen und Friedrichshafen vertreten. Der ſechſte und Jubiläumsteil des Feſtzuges bringt den Jubiläumswagen 40 Jahre Vereinigung der Württemberger mit 40 Ehrendamen. R Der todbringende Zeppelin Merkwürdige Wirkungen des Zeppelin⸗Fluges Die glücklichen Mitreiſenden des„Graf Zeppelin“ ſind nicht nur aktive Teilhaber an einem gewaltigen techniſchen, völkerverbindenden Rekord, der für alle Zeiten unter den ganz großen Taten menſchlichen Geiſtes und Wagemuts fort⸗ beſtehen wird, ſie haben nicht nur das erhebende Gefühl ge⸗ mießen können, bet einem unvergeßbaren welthiſtoriſchen Er⸗ eignis dabei geweſen zu ſein,— nein noch mehr! ſie durften auf ihrer Fahrt eine ganze Skala von Eindrücken und Empfin⸗ dungen der allertiefſten und erhebenbſten Art durchleben, deren Stärke für uns Unbeteiligte kaum vorſtellbar iſt. Nur die kosmiſche Wirkung der halben Erdoberfläche in raſcher Aufeinanderfolge ihrer ſtärkſten Gegensätze kann ein menſch⸗ liches Herz ſo gewaltig erſchüttern. Wenn wir das innere Erleben jener Glücklichen über⸗ haupt mit etwas vergleichen können, ſo mit dem künſtleriſchen Ereignis der Rieſenſinfonſe eines genialen Meiſters.— Nach dem lebensfrohen Allegro des dichtbeſtedelten, ziviliſterten und lebensſprudelnden Deutſchland das grandioſe Andante des europäiſchen Rußland, das allmählich zu dem erſchüttern⸗ den Adagio eines melancholiſchen Marſches überleitet. Den Blicken der Zeppelinpaſſagiere offenbarte ſich die nordiſche Waldlandſchaft, die man einem Bewohner Zentraleuropas nur ſchwer beſchreiben kann. Etwas ähnliches findet ſich auf der Welt nirgends, höchſtens in ſtark verkleinertem Maßſtabe in Nordſchweden oder Finnland, aber in Sibirien fehlen die vielen Seen, die die ſkandinaviſche Landſchaft ſo angenehm beleben. ö Eine unermeßliche Ebene, von Horizont zu Horizont, ſo⸗ weit das Auge reicht, mit grünem Moos bewachſen, nur hier und da erheben ſich ſpärliche Birkenbäumchen. Die Tundra, tauſende von Kilometern eine grüne lebloſe Wüſte. Gigantiſche Ströme durchqueren dieſe Einöde, koloſſal in ihrem Waſſer⸗ reichtum und ihrer Breite, nur dem Miſſiſſippi oder Ama⸗ zonas vergleichbar,— aber auch ſie bringen kein Leben in die unendliche Melancholie der Landſchaft, kein ſchmucker Dampfer furcht die gelbliche Flut, die nur in die noch größere Einſam⸗ keit des nördlichen Eismeeres führt. Ein Rieſengebiet, das kaum beſtedelt iſt, nur ſelten gewahrt das Auge des Zeppelin⸗ reiſenden die armſeligen Jurten der mongoliſchen Nomaden, die hier in faſt völliger Weltabgeſchiedenheit von Jagd und mit einer Beſichtigung der Sehens⸗ den Moſt holt, der weiß, was gut ſchmeckt. Fiſchfang ihr Daſein friſten. Gegenden, * nberger der In der Ausſprache ſagte Herr Bieber die weitgehendſte Unterſtützung des Ver⸗ kehrs⸗Vereins zu. Die Genugtuung, daß ein großer ſchwä⸗ biſcher Trachtenzug zuſtande komme, ſei umſo größer angeſichts der Tatſache, daß es bisher nicht möglich geweſen ſei, einen badiſchen Trachtenzug in Mannheim zu veranſtalten. Herr — ollenbeck ſtellte auf eine Bemerkung des Vorredners feſt, daß die neue Vereinigung„Fröhlich Pfalz“ mit dem Ju⸗ biläumsfeſt nichts zu tun habe. Herr Bornhofen ſei ledig lich in ſeiner Eigenſchaft als Bühnenbildner verpflichtet wor⸗ den. Schriftführer Martin gab den Weg bekannt, den der Feſtzug nehmen ſoll. Er ſteht noch nicht endgültig feſt, da noch mit der Direktion der Straßenbahn wegen der Stillegung und Umleitung der Linien verhandelt werden muß. Herr Bieber machte darauf aufmerkſam, daß es aufgrund der Erfahrungen beim letzten Karnevalszug notwendig ſein werde, den Feſtzug möglichſt über den Ring zu leiten. Beigeordneter Dr. Zei⸗ ler bemerkte, es ſei ſelbſtverſtändlich, daß die Stadtverwal⸗ kung ſich über das Feſt außerordentlich freue und überzeugt davon ſet, daß es ſich zu einem vollen Erfolge geſtalten werde. Er bitte, in den nächſten Tagen mit der zuſtändigen Stelle Fühlung zu nehmen, damit feſtgeſtellt werde, in welcher Form und in welchem Umfange Unterſtützung gewünſcht werde. Ein Vertreter der Fleiſcher⸗Innung gab bekannt, daß die Innung auf die Stellung eines Wagens verzichte, dafür aber 500 Mark ſtifte. Auf eine Anfrage des Herrn Hügel wurde mitgeteilt, daß die Mannheimer Sängervereinigung aufgefor⸗ dert werde, einen Feſtwagen zu ſtellen, der dem deutſche Liede huldigt, und die Vereine durch Fahnenabordnungen vertreten zu laſſen. Die weiter beſprochenen Einzelheiten waren mehr interner Natur. Die Mannheimer Bevölkerung darf den Ju⸗ biläumsfeſtlichkeiten, die ſicherlich einen ſehr großen Fremden⸗ zufluß bringen, mit berechtigter Spannung entgegenſehen. . Staoͤtiſche Nachrichten „Wo Varthel den Moſt holt Ein einflußreicher Heiliger iſt Bartholomäus. Er hat nach dem Glauben der Lanbleute dafür zu ſorgen, daß die letzten Getreidehalme ausreifen und gut in die Scheuer kom⸗ men. Für den Herbſt beſtimmt er das Wetter. Hei, ho! Der Jägersmann ruft es zum heutigen Bartholomäustag. Er freut ſich, daß er mit der Flinte unterm Arm über die Felder ſtreifen kann. Die Hühnerjagd geht auf. Jetzt fängt die fröh⸗ liche Jagd, das Spüren nach den verſteckt ſitzenden und bald hierhin, bald dorthin abſchwirrenden Hühnern an. Bartholo⸗ mäus, ſo meint der Volksglaube, führt den Jäger auf die Jagd. Das iſt der„Heilige“ Bartholomäus. Aber es gibt auch noch einen anderen. Eine kleine verhuzelte Zwerggeſtalt iſt der„Barthel“; ſein Zeichen iſt die rote Trinkernaſe. Ein feiner Weinkenner! Wie kann er den Mund verziehen und eine tolle Grimmaſſe ſchneiden, wenn der Wein im vorigen Jahr nicht geraten iſt. Hu, wie ſchmeckt er ſauer! Und wie lieblich verklärt ſich ſein Geſicht, wie ſchnalzt er mit der Zunge, wie verdreht er die kleinen Aeuglein, wenn er ein Glas Weines vom Sonnenjahr trinkt! Dieſer kleine Kobold hat nach uraltem germaniſchem Volksglauben einen großen Ein⸗ fluß auf die Weinernte, Er kennt alle Schliche, wie man ſich den Wein verſchafft, er iſt vertraut mit der Weinzubereitung, er weiß genau, was dem Wein frommt und was nicht. Bis auf unſere Zeit hat ſich noch das Sprichwort erhal⸗ ten:„Wiſſen, wo Barthel ben Moſt holt“. Es bedeutet, daß ein Menſch beſonders gewandt und klug iſt, der ſich das Beſte von allem herauszuholen verſteht; ein Liſtiger, Schlauer, mit allen Waſſern Gewaſchener muß es ſein, der weiß, wo 1 I. G. N NN 8 (Blon). Die Polizei lacht Im ruhigen Schritt traben die beiden edeln Pferde durch die Straßen. In ſtrammer Haltung auf ihrem Rücken die bei⸗ den Schutzleute. Der Dienſt iſt zu Ende. Es geht der Kaſerne zu. Unbeweglich ihre Mienen. Pferd und Reiter eine ſchöne Linie. Plötzlich fängt es an zu regnen. Die Pferde traben weiter, als ſei nichts geſchehen. Es regnet ſtärker. Auch dieſes bleibt ohne Einfluß. Die Reiter bleiben unbeweglich. Doch plötzlich geſchieht etwas, was die beiden Beamten doch unwill⸗ kürlich zwingt, ihre ſtarre Ruhe aufzugeben. Zu gleicher Zeit fangen die beiden unbändig an zu lachen. Ganz unvorſchrifts⸗ mäßig. Eine Geſtalt ſchießt durch die Straße. Zwingt jeden zum Lachen. Es iſt ein Mädchen, das ſcheinbar vom Strandbad zurückkehrt. Das dünne Kleid iſt ganz durchnäßt. Liegt eng am Körper an. Plötzlich beſinnt es ſich. Entnimmt ihrer Baderolle ein großes Badetuch. Hängt es über ſich. Der Wind bläſt es noch auf. Im Laufſchritt geht es weiter. Die beiden Schutzleute müſſen noch lachen, als die ſeltſame Geſtalt um die nächſte Ecke verſchwunden iſt. Es geſchieht ſo ſelten, daß man die Polizei lachen ſteht. 6 N * Kirchliche Perſonalnachricht. Die dritte Kaplanſtelle in der St. Jacobikirche Mannheim⸗Neckarau wurde von Kaplan Erhard Bleſch, zuletzt in Kirrlach ſtationtert, beſetzt. Pfarr⸗ kurat Georg Schmitt ⸗Wagenſchwend, war bisher Kaplan in dieſer Pfarrei. * Inbiläumsfeſtlichkeiten des Mannheimer Altertums⸗ vereins. Das vom Mannheimer Altertumsverein aus Anlaß ſeines 70jährigen Beſtehens geplante Abendfeſt i m Schloß wird Samstag, 21. September ſtattfinden, der Pfälzer Abend im Nibelungenſaal Freitag, 15. Novem⸗ ber. Die Mitglieder erhalten nähere Mitteilung hierüber in der nächſten Zeit. * Ein Küchenbrand brach geſtern nachmittag aus unbe⸗ kannter Urſache im Hauſe Kaiſerring 18 aus. Die Gefahr wurde durch die um 3,16 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr beſeitigt. Der Schaden beträgt etwa 100 Mk. — * Preußiſch⸗Süddeutſche Klaſſenlotterie. In der Frei⸗ tag⸗Vormittagsziehung wurden von größeren Ge⸗ winnen ausgeloſt: 4 Gewinne zu je 10 000 Mark auf die Num⸗ mern 88 987, 155 682, 2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 349 556, 12 Gewinne zu je 3000 Mark auf die Nrn. 10 758, 170 449, 214 846, 256 708, 258 958, 263 013, in der Nachmit⸗ tagsziehung 10 Gewinne zu je 3000 Mark auf die Nrn. 115 899, 156 296, 299 567, 318 528, 341 389,(Ohne Gewähr.) * Kraftpoſtreiſende ſind gegen Unfälle verſichert.! kürzlich von einer Berliner Zeitung gebrachte Nachricht, daß Reiſende, die bei einer Sonderfahrt mit Kraftwagen der Deutſchen Reichspoſt am 4. Sept. 1926 einen Unfall erlitten hatten, nicht eutſchädigt worden ſeien, iſt unzutreffend. Den betreffenden Reiſenden ſind die Koſten des Heilverfahrens bis zu dem Höchſtbetrag von 1000/ anſtandslos erſetzt wor⸗ den. Sie waren ferner wie alle Kraftpoſtreiſenden mit 20 000% für den Invaliditätsfall bei einer leiſtungsfähigen Privatgeſellſchaft verſichert. Nach den Verſicherungsbedingun⸗ gen hatten ſie ihren Anſpruch auf die Entſchädigung nach der Invaliditätsſumme innerhalb eines Jahres bei der Verſiche⸗ rungsgeſellſchaft geltend zu machen. Das haben ſte aber verabſäumt und ſind erſt am 15. April 1929 mit ihrem An⸗ ſpruch hervorgetreten, nachdem dieſer verjährt war. Im übrigen ſind Kraftpoſtreiſende nach§ 11 des Poſtgeſetzes und unter Berückſichtigung der für ſie ohne Zahlung beſonderer Prämien abgeſchloſſenen Unfallverſicherung weit günſtiger geſtellt als die Fahrgäſte anderer Kraftwagen, da dieſe gegen den Halter des Kraftfahrzeugs nur dann einen Anſpruch auf Schadenerſatz haben, wenn der Fahrzeughalter oder eine Perſon, für die er einzuſtehen hat, den Unfall verſchuldet hat, während die Poſt auch ohne Verſchulden haftet. Beranſtaltungen * Standkonzert. Am morgigen Sountag, vormittags 11.80 Uhr, ſpielt am Friedrichsplatz die Kapelle Seezer unter Leitung von Kapellmeiſter Fr. Seezer jun. das nachſtehende Programm: Marſch „Hoch Heidecksburg“(Herzer), Ouvertüre zur Oper„Die Felſen⸗ mühle“(Reißiger),„Schattenſpiele“, Intermezzo(Fink),„Schwarz⸗ waldmädel“⸗Walzer(Jeſſet), Marſch„Unter der Friedensſonne“ Die die noch nie ein Kul⸗ turmenſch, vielleicht überhaupt kein menſchliches Weſen be⸗ treten hat, glitten unter dem ſilbernen Luftrieſen dahin. Erſt mit dem Herannahen der oſtaſiatiſchen Küſte belebt ſich das Bild.— Siedlungen der Goldſucher und Koloniſten werden ſichtbar, die fernöſtliche Bahn und die Häfen des Stillen Ozeans, hügelige Landſchaft und ſchließlich Gebirge leiten dann allmählich über zu der geſchäftigen Betriebſamkeit und märchenhaften Schönheit der japaniſchen Inſeln. Dieſe immenſen Gegenſätze im Angeſicht der Erde konnten die Retſenden alſo binnen vier Tagen durchleben. Die Soele des modernen Menſchen, verhärtet von der alles durchdringenden Schärfe des Intellekts, erſchauerte in machtvoller Reſonanz vor der Majeſtät der unberührten Natur. Können wir aber ermeſſen, was umgekehrt das Erſcheinen des Luftgiganten in dem harmloſen Gemüt des ſibiriſchen Eingeborenen, der viel⸗ leicht noch nie in ſeinem Leben eine Eiſenbahn, ein Automobil geſehen hat, zu dem vielleicht die Extſtenz unſeres mechaniſchen Zeitalters nur als weit, weit geſchehenes Wunder gedrungen iſt, für eine namenloſe Verwirrung ausgelöſt haben mag? reichen? Nein. Denn wir wiſſen von der gerabetzu phantaſti⸗ ſchen Kraft des Aberglaubens dieſer Halbwilben, ſoweit ſie an den Küſten und in nicht ganz unzugünglichen Gebieten Si⸗ biriens hauſen, ſchon genug, um daran ermeſſen zu können, wie es in den Herzen jener buchſtäblich noch nicht enkdeckten Völkerſtämme ausſieht. Der weltüberbrückende Flug des„Graf Zeppelin“ hat unſere Gedanken mitgehen laſſen nach jenen Einbden der Tundra, hat unſer geiſtiges Auge einen Blick werfen laſſen auf jenes Sibirien, das auf der Karte der Erde eigentlich noch ein unerforſchtes Gebiet darſtellt. Sibirien iſt und bleibt wohl noch für längere Zeit in ſeinen nördlichen Regionen ein Buch mit ſieben Siegeln, und nur von Zeit zu Zeit werden wir von neuentdeckten, uralten Volksſtämmen erfahren, die von den ruſſiſchen Einwanderern im Lauf der Jahrhunderte in die „Reſervationen“ der Unkultur und Wildnis zurückgedrängt wurden. Es verdient aber vielleicht in diesſom Zuſammenhang In⸗ tereſſe, zu erfahren, daß, wie eine große ruſſiſche Zeitung mel⸗ det, erſt kürzlich in der unmittelbaren Nähe von Leningrad, dem einſtigen Petersburg, ein völlig in Vergeſſenheit geratener Wir können es verſtehen, wenn paniſche Furcht die Ja⸗ kuten oder Burfeten ergriffen hat, als ſie im ſilbernen Schein des Mondes unter donnerartigem Getöſe ein glitzerndes Un⸗ getüm durch die Luft heranfliegen ſahen. Menſchen, die in jedem Blitzſchlag, im Sturmgebrauſe, faſt in jeder elemen⸗ taren Naturerſcheinung mit der tieriſchen, gläubigen Furcht des Heiden einen machtvollen, meiſtens böſen Gott verehren, was konnte ihnen denn jenes Wundergebilde der Technik anderes ſein, als der Ausbund irgend eines böſen Geiſtes?! 5 Zu Tode erſchrocken flüchtet alles in die entlegenſten Winkel der Jurten und Höhlen und erwartet in lähmender Furcht den ſtrafenden Blitz der noch nie geſehenen Naturgewalt, Aber das Ungetüm rauſcht vorüber, es iſt ſcheinbar nichts geſchehen, die Welt iſt nicht untergegangen, der Gott hat Gnade gehabt und die armen Menſchen nur eine Vorahnung feiner ſchreck⸗ lichen Gewalt koſten laſſen. Aber ſie hat genügt, um etlichen dieſer großen Kinder der Natur das Herz für immer ſtillſtehen zu laſſen, in gläubiger Furcht vor der Allmacht Gottes. Nichts iſt geſchehen, aber in einigen Tſchuktſchen⸗ und Burfetenhütten ſammeln ſich die Angehörigen am nächſten Tage, um durch ein ſchmackhaftes Totenmahl des Heimgegangenen unter den Ihren würdig zu gedenken. Brauchen wir ungläubig die Häupter zu ſchütteln, wenn 0 uns die Meldungen von dieſen fernen kleinen Tragödien er⸗ Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 24. Auguſt 192 Das Lied 60 Ja Ein Geburtstagskind— Auf halsbrecheriſcher Stiege hre alt Geleſen, vergeſſen— Rund um ein Paar Glacs⸗ Handſchuhe— Siegeszug des Pfälzer liedes— Pfälzerlied in freier Pfalz Heute, am 24. Auguſt, iſt das Pfälzerlied Eduard Jo ſts 60 Jahre alt. Erſt im vergangenen Jahr war oſt im Munde aller Pfälzer. Bei einer Feier auf der Lim⸗ urg wurde ſein Lebenswerk allen ins Gedächtnis zurück⸗ rufen. Joſt iſt, wie es bei Ueberdurchſchnittsmenſchen zu⸗ zeiſt der Fall iſt, heiß umkämpft geweſen, und auch heute ch gibt es Joſt⸗Feinde, die mit ſeinem privaten Leben un⸗ uüfrieden ſind und deshalb auch ſein Lebenswerk für die zeimat verdammen. Mag es jeder halten, wie es ihn richtig ünkt. Eines iſt aber unbeſtreitbar: Joſts Pfälzerlied, deſſen Zeburtstag wir heute begehen, iſt Pfälzer Volksgut eworden. Daher iſt es heute auch am Platze, einen Rück⸗ lick auf die eigenartige Entſtehungsgeſchichte dieſes viel⸗ geſungenen Liedes zu werfen. In der Sonnenglut des heißen Auguſt⸗Tages wanderte zor 60 Jahren Eduard Joſt, damals Redakteur des„Dürk⸗ zetmer Anzeigers“, zur Limburg. Die Natur ſtand im ſaftigen zrün, das zum zarten Hellblau des wolkenloſen Himmels inen prächtigen Kontraſt gab. Der Weg war beſchwerlich, doch raſtlos klomm unſer Wanderer den ſteilen Hang zur agenumwobenen Kloſterruine empor. Trotz der Bruthitze var Joſt recht unternehmungsluſtig. Auf knarrender und ſich unter der Menſchenlaſt biegender, halsbrecheriſcher Leiter ſtieg er im Innern des gotiſchen Turms der Ruine bis zur ober⸗ ken Dachluke. Er vergaß ganz, daß ihm ein Fehltritt das Zeben koſten konnte. Oben ließ er, unbeſchwert von Sorgen des Alltags, die er unten im Redaktions⸗Stüblein gelaſſen hatte, ſeine Blicke über die Baumwipfel des Pfälzerwaldes und über die ſaftigen, rebengeſchmückten Fluren ſchweifen. Er glaubte ſich im Garten Eden und griff, ohne recht zu wiſſen, was er tat, zu ſeinem Notizbuch. Haſtig glitt der Bleiſtift über das Papier und zauberte die heute im tauſend⸗ fachen Echo im Pfälzer Land widerhallenden Verſe des Pfalzliedes nieder, deſſen ſämtliche Strophen mit dem begei⸗ ſterten Rufe ſchließen:„O, Pfälzerland, wie ſchön biſt du!“ Etwa acht Tage ſpäter fand man dieſe Zeilen im„Pfälzi⸗ ſchen Kurier“ in Ludwigshafen. Sie wurden geleſen, ſie wurden vergeſſen— iſt dies doch das Los faſt aller Zeitungs⸗ arbeit. Hätte nicht eine eigenartige Schickſalsfügung es an⸗ ders gewollt, ſo würde heute niemand von einem Pfälzerlted — 77V(ãͤã ðĩVtud c Erfolge Mannheimer Brieftaubenzüchter Bet dem großen deutſchen Natlonal⸗Wettflug ab Bubapeſt beteiligte ſich auch der Bund der Brieftauben⸗ züchter von Mannheim und Umgebung, dem z. Zt. über 200 Vereine angehbren, mit 1500 Tauben. Es konnten außer zahlreichen Ehrenpreiſen auch hohe Gelbpreiſe verteilt wer⸗ den. Der Auflaß in Budapeſt erfolgte am vergangenen Samstag vorm. 7 Uhr. Die erſten Tauben erreichten am Sonntag 6,47 Uhr ihre Heimat. Sie erreichten allerdings nur eine Fluggeſchwindigkeit von 50 Km. in der Stunde, was auf die große Entfernung und ſchwere Strapazen(Gewitter und Sturm in der Gegend zwiſchen Wien und Paſſau) zurückzu⸗ führen iſt. In Anbetracht deſſen iſt bie Letſtung der Tierchen deſto höher einzuſchätzen. Die erſten Preiſe erhielten: Nock⸗Oftersheim, Keck⸗ Oggersheim, Römer⸗Sandhofen, Heller⸗Käfertal, Reibold⸗ Feudenheim, Scheu⸗Ludwigshafen, Moos, Bentzinger, Braun, Werner, Ramspeck⸗Feudenheim uſw. Außer obigen erhielten noch Ehrenpreiſe: Huber⸗Schifferſtadt, Keßler⸗Feudenheim, Schneidenberger u. Laſt⸗Mannheim, Jekl u. Helferich⸗Feuden⸗ heim, Kaiſer⸗ Ludwigshafen, Herzog⸗Nußloch und Ullmerich⸗ Oftersheim. Die Anwartſchaft auf den Wanderpreis: Keßler Adam⸗Feudenheim. Die Goldene Bundes⸗Anſtecknadel für Höchſtleiſtung bet obigem Fluge mit 6 Preiſen am Sonntag 17. 35., 43., 48, 90. und 115. Preis der Züchter Jakob Krämer des Vereins Tempo, Feudenheim. Bundesmeiſter(beſte Geſamtleiſtung bei allen dies⸗ tährigen Wettflügen) wurde Herr Adam Keßler⸗Feuden⸗ heim mit 50 Punkten. Er iſt auch Meiſter von 1928. Ihm folgen die Züchter Bauer und Krämer⸗Feudenheim mit nur 4 Punkten zurück. . Kb zeige. Eduard Joſts etwas wiſſen. Das Gedicht würde in einem verſtaubten Zeitungsbündel auf irgend einem Boden ſein Grab gefunden haben. Die Fäden des Schickſals liefen aber anders. Als der Harmoniumvirtuoſe Sau velet im Herbſt 1877 in einem Speyerer Geſchäft ſich ein Paar neue Glacs⸗Handſchuhe kaufte, wurden ihm die Handſchuhe— heute undenkbar— in ein Stück Zeitungsmakulatur eingewickelt. Sauvelet entdeckte beim Auswickeln auf dem alten Zeitungs⸗ papier ein Gedicht, das ſeine Blicke anzog. Seltſam: beim Ueberfliegen der Verszeilen tönte in ſeinen Ohren eine Melodie, die ihm den Griffel in die Hand zwang. Note reihte ſich an Not. Bald darauf gab Sauvelet im„Hotel zum Schwan“ in Landau ein Konzert, das von den muſikliebenden Pfälzern, unter denen ſich auch Eduard Joſt befand, mit ſtar⸗ kem Applaus aufgenommen wurde. Als man mit Beifall raſte, erklärte Sauvelet den Lauſchenden:„Auf mehrſeitigen Wunſch: Ein Pfälzerlied!“ Alles lauſchte. Und nun hörte man eine gefällige Melodie. Joſt traute ſeinen Ohren nicht. Von den Lippen der Sängerin, die Sauvelet begleitete, kamen die Worte ſeines acht Jahre zuvor hoch oben auf der rom in⸗ tiſchen Limburg geſchriebenen Pfälzer Gedichtes. Dieſer Tag war der eigentliche Geburtstag des Pfälzer Liedes. Seitdem hat das Lied eine ruhmreiche Geſchichte hin⸗ ter ſich. Nicht nur in der Pfalz, auch bei den Pfälzern in Amerika war es ſo beliebt, daß man es bei allen paſſenden Gelegenheiten ſang und vortrug. Ein Handſchuhkauf, wenn man ſagen darf, gab den Pfälzern ihr Pfälzerlied. Und ſeit⸗ dem ſchallt es jährlich aus tauſend Kehlen zwiſchen frucht⸗ ſchweren Rebhängen und den wald⸗ und burgenreichen Hügeln der mit Naturſchönheiten geſegneten Pfalz. Möge das Pfäl⸗ zerlied bald wieder in einer Pfalz erklingen, deren Fluren wie in der Zeit der Entſtehung des Lieds den freien und nicht beſatzungsgeknechteten Pfälzern gehören! Dann wird auch das Pfälzerlied wieder freudiger erſchallen, und erſt dann kann man wieder mit Eduard Joſt in ungetrübter Freude ausrufen: „Ja, ſchön biſt du, o Fleckchen Erde Am deutſchen Strom, am grünen Rhein.“ Erich Heinzel, Emden r Aus dem Lande Die Ausſichten des Weinherbſtes 1929 an der Bergſtraße Weinheim, 22. Aug. Im hieſigen Qualitätsweinbau iſt der ſchwarzblaue Frühburgunder allgemein ſchon weit in der Reife vorgeſchritten. Man ſteht baher vtele vollreife rote Weintrauben, während der Riesling noch mindeſtens 5 bis 6 Wochen zu ſeiner Vollreife braucht. Der Behang wird all⸗ gemein als gut geſchildert. Anſcheinend als Folge des vori⸗ gen ſtrengen Winters blieb der Weinbau in dieſem Jahre faſt ganz von der Wurmkrankheit verſchont. Die Reben brauchten diesmal nur halb ſo oft geſpritzt zu werden, wie in den Vor⸗ jahren. Es kann alſo auch der Menge nach in dieſem Jahre mit einem guten Weinherbſt gerechnet werden. * L. Stettfeld, 21. Aug. Beim Tanken in Brand geraten iſt hier ein Frankfurter Auto, deſſen Chauffeur Adolf Martin von Frankfurt bei den erfolgreichen Löſchverſuchen ſchwere Brandwunden davontrug. Der Mann wurde in das Hoſpital nach Bruchſal verbracht. Das Auto wurde nur wenig beſchädigt. * Karlsruhe, 21. Aug. Geſtern wurden wiederum neun Kraftfahrzeuge feſtgeſtellt, die ſich durch übermäßiges Geräuſch bemerkbar machten. Die Fahrer gelangten zur An⸗ * Freiburg i. Br., 23. Aug. Mit Rückſicht auf die dau⸗ ernde Befeſtigung der Getreide⸗ und Mehlpreiſe, in erſter Linie hervorgerufen durch die höheren Auslandsforderungen, 1 die Brotpreiſe im badiſchen Oberland erhöht werden. Moſcheebeleuchtung im Schwetzinger Schloßgarten Schwetzingen, 20. Aug. Die Märchen aus„1001 Nacht“ werden am Sonntag, 8. September, im Schwetzinger Schloß⸗ garten wieder auferſtehen. An dieſem Tage findet im Rah⸗ men der 3.(letzten) großen Garten⸗Illumination die Beleuch⸗ tung der Moſchee im Schloßpark ſtatt, deren feenhafter Zauber damals den Schah von Perſien entzückte. Neben anderen Darbietungen verſchtedener Art geht in den hiſto⸗ riſchen Sälen des Schloßzirkels der traditionelle Sommer⸗ nachts ball vor ſich. * sch. Hockenheim, 21. Aug. An einem der letzten Abende verſammelte ſich das geſamte Perſonal des hieſigen Poſtamts, um von ſeinem ſeitherigen Chef, dem nach Eberbach verſetzten Oberpoſtmeiſter Menzel, Abſchied zu nehmen. Oberpoſt⸗ ſekretär Weber ſprach dem Scheidenden im Namen des Per⸗ ſonals den herzlichſten Dank aus für die in den fünf Jahren ſeines Hierſeins geübte liebevolle Behandlung ſämtlicher An⸗ geſtellten. Er war nicht nur ein Vorgeſetzter, ſondern auch gleichzeitig ein verſtändnisvoller Kollege, ſeine Amtsführung war getragen von gegenſeitigem Vertrauen. Als Anerken⸗ nung überreichte ihm das Perſonal ein kleines Abſchieds⸗ geſchenk. Oberpoſtmeiſter Menzel dankte herzlichſt für die Aufmerkſamkeit und das ihm während ſeiner Amtszeit immer dargebrachte Vertrauen und die Unterſtützung, die ihm hier beim Poſtamt zuteil geworden war. Hockenheim würde ihm in dauernder Erinnerung bleiben. Mit einem herzlichen Händedruck, an dem ſich auch die Familienmitglieder betei⸗ ligten, und anſchließendem kurzen Abſchiedstrunke erreichte die Abſchiedsfeier ihr Ende. a G. Mauer, Amt Heidelberg, 21. Aug. Am St. Bartholo⸗ mäustag, dem hieſigen Patrozinium, begeht die katholiſche Gemeinde ihr 150 jähriges Jubiläum. Bis zum Jahre 1779 gehörte Mauer mit vielen Orten bes Elſenztales zur Pfarrei Zuzenhauſen. Seit 1779 wurde hier die eigene Pfarrei errichtet. Der erſte Pfarrherr dieſer Pfarrpfründe war ein Franziskanerpatres aus dem benachbarten Heidelberg. Der damalige regierende Kurfürſt war Patronatsherr. Die Jubelfeier ſieht einen feierlichen Feſtgottesdienſt und eine große Feſtverſammlung vor. L. Langenbrücken, 21. Aug. Mannheimer Fußball⸗ spieler führten hier in ſpäter Nachtſtunde durch ungebühr⸗ liches Auftreten eine Radauſzene herbei, bei der ſchließlich auch das Meſſer eine Rolle ſpielte. Der hieſige Maurermeiſter Becker, ein ungewöhnlich ſtarker Mann, ließ ſich mit den jungen Leuten in eine Auseinanderſetzung ein, die damit endete, daß die Burſchen über Becker herfielen und ihn durch einen Stich über dem linken Ohr ſchwer verletzten. Die Täter, die darauf flüchtig gegangen waren, wurden in Mannheim auf dem Bahnſteig von der Polizei abgefangen und ihre Namen feſtgeſtellt. Löffingen, 21. Aug. Heute morgen brannte das Wohn⸗ und Oekonimiegebäude des Wilhelm Rüter bis auf den Grund nieder. Die angebaute Wohnung des Poſt⸗ ſchaffners Roth und das Vieh konnten gerettet werden. Der Schaden iſt beträchtlich, doch durch Verſtcherung gedeckt. Die Brandurſache iſt unbekannt. * Schiltach, 21. Aug. In der letzten Woche geriet einem Kinde des Schuhmachermeiſters Nematker ein Stück Apfel in die Luftröhre. Obwohl das Kind ſofort ins Offenburger Krankenhaus übergeführt wurde, iſt es doch unter großen Qualen geſtorben. Tageskalender Samstag, den 24. Auguſt Operettenſpiele im Roſeugarten:„Alexandra“,.00 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra und Schauburg:„Der raf von ſtonte Chrtſto“.— Ufa⸗ Theater:„Die Schmugglerbraut von Mallorca“.— Capitol„Sklavin einer Ehe“.— Scala: „Der Weg allen Fleiſches“.— lorta⸗ Pala ſt:„Das närriſche Glück“.— Pa laſt⸗ Theater:„Ihr zweites Leben“. Pfalz bau Ludwigshafen:„Die ſpaniſche Revue“. 5 Sehenswürdigkeiten: Kunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und 8 bis 5 Uhr: Theaterausſtellung im Schloß: Täglich geöffnet von 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr und Sonntags vorm. von 11 bis nachm 5 Uhr.— Schloßbücherei:—1,—7 Uhr.— Muſeum für Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm. von—8 Uhr; Dienstag—5 Uhr; Mittwoch—5 Uhr; Freitag—7 Uhr. Planetarium: Beſichtigung 3 Uhr. Hh)7GFFFCcCCbCCCCCCCCCC TTC eee finniſcher Volksſtamm gefunden wurde. Man ſtelle ſich zum Vergleich vor, in der Mark Brandenburg, vor den Toren der Hauptſtadt ein neues Volk?!— Gekannt hat man dieſe Volks⸗ ſtämme ſchon lange, vor etwa hundert Jahren hatte man ſie bereits entdeckt, aber die ruſſophile Zarenregierung ließ ein⸗ fach auf der Stelle der Landkarte jene finniſch⸗ugriſchen Stämme mit roſa Farbe überziehen, das ſoviel bedeutet, wie Großruſſen— ſie ſollten nicht exiſtieren, und ſo verſchwanden ſte von den Karten der Atlaſſe und aus den Texten der ethno⸗ graphiſchen Lehrbücher. Jetzt hat das Wiſſenſchaftliche Ko⸗ mitee zur Erforſchung der finniſch⸗ugriſchen Kultur ſie von neuem entdeckt und ans Tageslicht gebracht. Das Kurioſeſte dabei iſt, daß unter anderem bei der Station Toskowo, in deren Umgebung alljährlich Tauſende von Bewohnern der Metropole ihren Sommerurlaub verbrachten, dieſe von der Geſchichte„übergangenen“ Volksgenoſſen zu finden ſind. Wenn die Wiſſenſchaft ſo vor den Toren Petersburgs, der einſt ſo ſtolzen Hauptſtadt des Zarenreiches noch Wichtiges zur Erforſchung jenes einzigen großen Fragenkomplexes„Ruß⸗ land“ machen kann, ſo erhält man einen ungefähren Begriff von dem Ausmaße der Geheimniſſe, auf die der Zeppelin aus ſchwindelnder Höhe ein Auge werfen konnte, ohne es jedoch zu vermögen, ſie zum dauernden Beſitz unſerer menſchlichen Er⸗ kenntnis zu machen. F. E. M. Braſilianiſche Revue im Pfalzbau Im Pfalsbau drüben herrſcht Betrieb. Eine ganze Wa⸗ genladung exotiſcher Revueſtars iſt in Ludwigshafen ange⸗ kommen und präſentiert ſich nach und zwiſchen den zwei Di⸗ menſtonen des Films in nicht zu leugnender Dredimenſiona⸗ lität. Ein turbulentes Lateinamerika wird vorgeführt. In einem ſchillernden Kaleidoſkop erſcheint ein ganzes Arran⸗ gement von Herzen und aus den Herzklappen ſtecken etwa zwanzig braſilianiſche Girls ihre Köpfe hervor, um mit Me⸗ lodie und Rhythmus der Revue vertraut zu machen. Es iſt wirklich ſüdamerikaniſch: von Amerika das Tempo, vom Süden das Temperament. Unaufhörlich Bewegung, Ge⸗ ſang bezw. das, was man in der braſilianiſchen Luft darunter verſteht, wieder Tanz und wieder Geſang und ſo fort in einer bunten Reihe von Bildern. * Eeine überſchlanke Tänzerin iſt Signora Bilamour. Sie wiegt ſich und biegt ſich wie eine Lilie auf dem Mummel⸗ ſee, aber nicht dem loſen Wind zum Spiele, ſondern zuſammen mit einem hochgewachſenen, wohlproportionierten Neger oder Halbneger, deſſen Hautfarbe eher trügen könnte als ſeine Phyſiognomie, die durchaus urwaldraſſig iſt. Das Weiß der Tänzerin und das Schwarz dieſes Sechzig⸗Prozent⸗Negers bilden eine höchſt reizvolle Miſchung, die durch das tänze⸗ Sa ſcha Morgowa heißt die Frau, die die ganze Revue ankurbelt. Sie erfcheint als Sängerin, als Cleopatra in einer Pantomime, als Schlangentänzerin und bringt in all dieſen Variationen das eigentliche Leben in den bunten Ablauf dieſer Bilder. Sie zeigt dabet, daß es bei all dieſen tänzeriſch⸗akrobattſch⸗geſanglichen Verwandlungen auch ohne die allzuſchlanke Linie geht. Am beſten wirkt ſie in den Tanzſzenen auf ſüdamerikaniſche Schlager, in denen man erkennt, was drüben über dem großen Teich von den ſpani⸗ ſchen Tanzſchritten noch geblieben und was an Wildheit des Urwalds hinzugekommen iſt. 0— Die Braſtlianer meinen offenbar, daß es bei einer ſolchen Reyue ohne die Geſamtdecolletés nicht abgeht. Sie begeben ſich deshalb nicht allein aus ihren Koſtümen, ſondern aus dem ganzen Rahmen der Revue, wenn ſie als„lebender Marmor“ ein paar Plaſtiken vorführen, die mit ihren Originalen zwar wenig, aber mit einem gewiſſen Publikumsgeſchmack vielleicht ſehr übereinſtimmen. Nötig ſind dieſe Bilder nicht. Das Ganze wirkt durch ſein Tempo und ſeine Buntheit auch ohne ſie. 1 Ein paar hübſche Einzelleiſtungen ſind noch eingeſtreut. Ein glänzender Cowboy, der als Laſſowerfer und Kunſt⸗ ſchütze den wilden Weſten aufleben läßt, ein akrobatiſcher Clown, der mit zwei ausgezeichnet dreſſterten Forhunden lebr, luſtige Späſſe vorführt, eine Dame, die in der höchſt ſchwierigen Situation an den Zähnen boch oben aufgehängt ſich ihres Anzugs entledigt, und ſchließlich die Intermezzk eines Sängers, der das Publikum mit den Qualitäten eines braſtlianiſchen Tenors vertraut macht. Sängeriſch iſt ſchlteßlich der Abſchluß der Revue, der vor der herrlichen Seepromenade von Rio de Janeiro, der Avenita, die ſchöne Hauptſtadt Braſiliens noch und noch hoch⸗ leben läßt und das Publikum auffordert, in dieſen Song mit einzuſtimmen, was es ſchließlich nach mehreren Verſuchen auch tut. Mit dem Beifall ſind die Zuſchauer weſentlich be⸗ hender, und die fleißigen Gäſte haben ihn auch wirklich verdient. K. „Muſik der Renaiſſance“ in Salzburg. Aus Salzburg ſchreibt man uns: Mitten in dem Jahrmarktsrummel der Feſtſpiele hat die Mozart⸗Stiftung das künſtleriſch ebenſo dankbare, wis finanziell undankbare Werk unternommen, ein Konzert„Meiſter der Renaiſſance“ zu veranſtalten. Eine kleine Schar von Wiener Philharmonikern und Mitgliedern des Staatsoperuchores unter Führung von Hans Heinz Schelty hat uns, trotz der niederdrückenden Teilnahmsloſigkeit des nur auf Senſationen eingeſtellten Feſtſpielpublikums, die zu Un⸗ recht faſt vergeſſenen Tonmeiſter der Zeit Kaiſer Maximilians wieder einmal zu Gehör gebracht. Das war nicht nur eine muſtkhiſtoriſche— Ausgrabung“, ſondern ein wirkliches Schür⸗ fen nach den Wurzeln unſerer Kunſt. Der Aſſiſtent am muſik⸗ wiſſenſchaftlichen Seminar der Wiener Univerſttät Dr. L. Nowak hat dazu ein Programm zuſammengeſtellt, das mit ſeinen reichhaltigen Notizen über Quellennachweiſe und Lebensdaten eine wahre Erinnerungsgabe iſt. So freuten wir uns, Künſtler wieder kennen gelernt zu haben, wie Hein⸗ rich Iſaac, deſſen Lied„Innsbruck, ich muß dich laſſen“, das berühmteſte des 16. Jahrhunderts geweſen iſt, wie ferner den 1459 zu Radſtadt geborenen Paul Hofhaimer, den Hoforganiſten Kaiſer Maximilians,„der Töne größten Meiſter ſeiner Zeit“, einen Heinrich Finck, Komponiſt des Liedes„Wer ich ein falck“, den Salzburger Domorganiſten Gregor Peſchin, Schöp⸗ fer des Liedes„nrein hertz fert hin“ mit der weichen, mehr⸗ ſtimmigen Violabegleitung, denn die Violine hatte damals ihre Herrſchaft noch nicht angetreten, und Namen, wie Arnold v. Bruck, Ludwig Senft, Stephan Zierler, auch ein Norddeut⸗ ſcher Wolff Heintz darunter, der in der erſten Hälfte des 186. Jahrhunderts als Organiſt in Magdeburg und Halle wirkte. Alle Kunſtfreunde werden der Salzburger Mozart⸗Stiftung für dieſe Tat Dank wiſſen. r. 1 7 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 5. Seite. 9. 35 Samstag, den 24. Auguſt 1020 Aus den Mannheimer Gerichtsſälen Schöffengericht. Er wär ſo ſchön geweſen Ein fatales Mißgeſchick, iſt man an der Waſſerkante zur Ueberfahrt über den großen Teich und ſteht ſich plötzlich ſtatt auf den Planken des Schiffes im Kittchen.. So ging es dem 26 Jahre alten ledigen Händler Karl Dreeſch von hier. Zwei hieſige Eierfirmen hatten ihn als tüchtigen Einkäufer mit der Lieferung von Eiern betraut. Am 1. Junt d. J. er⸗ hielt er von dem einen Auftraggeber 783 J, am 10, Juni von dem anderen 3400. Der letztere gab ihm ſein ganzes Barvermögen. Er wollte ein beſonders gutes Geſchäft beim Einkauf in Holland machen. Das waren über 4000 A, die ſchon ausreichen, um ſich drüben, fern von der Reichweite der deutſchen Poltzet, eine Exiſtenz zu ſuchen. Seine Papiere und ſeine Habſeligkeiten ließ ſich Dreſch durch ſeine Logis⸗ wirtin, eine Frau Marg. Miſchalek, deren Mann in Kanada iſt, nach Frankfurt bringen. Es war ein rührendes Abſchted⸗ nehmen. Der Angeklagte gab die Unterſchlagung des Gel⸗ des zu. Es war nett von ihm, daß er jeden Schatten einer Belaſtung der mitangeklagten Frau wegzuſcheuchen ſuchte. Sie hätte weder gewußt, daß er ſoviel Geld bei ſich gehabt, noch daß er nach Amerika ausreißen wollte. Sie hatte, be⸗ hauptet die Frau, nur eine VBergnügungsreiſe mit ihrer Schweſter nach Frankfurt gemacht. Die 50„, die ſie von Dr. erhalten, hätte er noch für Miete geſchuldet. Sie habe um ſo weniger daran gedacht, daß er ſeine früher geäußerte Abſicht, nach Amerika zu gehen, zur Wahrheit machen wollte, weil er herzleidend ſei. Der Mann, der die 3400/ verloren, hat wie leicht begreiflich eine grimme Wut auf ihn. Er könnte ihn wohl hängen ſeh'n. Ein biſſiges Lachen ertönt, als der Rich⸗ ter meint, ex könne ja vielleicht das Geld wieder bekommen Ein Zorneslaut kommt über ſeine Lippen, als der Richter 4 Monate Gefängnis verkündet und die Frau von der Anklage der Beihilfe und Hehlerei freiſpricht.„Da kann merr nit mehr zuhhre“, ſagt er dann,„ich geh' lieber naus.“ Der Richter konnte ſich in die Seele des Betrogenen hineinfühlen und erteilte keine Ordnungsſtrafe Abendkonzerte auf der Neckarſpitze Sie müſſen ſchon ſchlimmer geweſen ſein wie bas liebliche Muſtzteren der Bremer Stadtmuſikanten im Leſebuch. Man war da draußen fern von der Poltzei, gewiſſermaßen auf neutralem Gebiet, bis die Reichsbahn verwaltung die Polizei erſuchte, abendliche Spaziergänge zu unternehmen,. Nach dem Ergebnis der Verhandlung vor dem Einzelrichter Kar⸗ Lowa handelte es ſich ſchon um groben Unfug und Ruhe⸗ ſtörung, Die jungen Burſchen hatten es namentlich auf eine in der Kinderſchule wohnende kath. Schweſter abgeſehen. Am 2. Mat abends ſchikanierte man ſie mit dem Liede„Trink, Brüderlein, trink“ unter Mundharmonikabegleitung und ſang „Meide den Kummer und meide das Bier, dann kommt auch Jeſus zu dir“, Empört hierüber, erſtattete die Schweſter Anzeige und wurde dafür andern Abends von den ſie ver⸗ folgenden Burſchen, etwa 15, beläſtigt, Um die Wohnung des Rottenführers Johann Gräble ertönte abends ihr wüſtes Geſchrei beim Fußball, Eines Abends flog der Fußball in ſeinen Garten und er heſchlagnahmte in dann kurzerhand. Eines Tages war ſeine Gartentüre ausgehängt und die Haus⸗ türe mit Kot beſchmiert. Als Ermahnungen nichts halfen, wandte er ſich dann an die vorgeſetzte Behörde, die dann das Einſchreiten der Poltzei veranlaßte. Eine Anzahl Burſchen Haben ſich mit dem Strafmandat zufrieden gegeben. Die vier Angeklagten ſuchten durch dreiſtes Ableugnen die Strafe ab⸗ zuſchütteln. Die Schweſter hatte ſogar einzelne erkannt und dennoch ſuchten ſie eine Beteiligung abzuſtreiten. Während der Verhandlung kam es zu einem Zwiſchenfall: Verteidiger RN. Rufer erſuchte um die Frageſtellung: ob der Geſang überlaut geweſen ſei. Das ſei doch ſchon feſtgeſtellt, erwiderte ihm der Vorſitzende.„Ich lege die Verteidigung nieder“, er⸗ klärt der Verteidiger, Krachend fällt die Türe ins Schloß, Das Gericht verurteilt fämtliche Angeklagte zu Gel dſtra⸗ fen von je 15 4. In einem zweiten Falle, der eine an⸗ gebliche Ruheſtörung am Gründonnerstag abend auf der Neckarſpitze zum Gegenſtand hatte, wurden die Angeklagten freigeſprochen. 4 Schöffengericht Freiburg Das Schöffengericht Freiburg verurteilte den 37 Jahre alten Zeitſchriftenreiſenden Karl Maler aus Lehen wegen Beſtellſcheinfälſchungen und Betrügereien ſowie Dlebſtahls teilweiſe ſogar im Rückfalle zu einem Jahr und ſechs Monaten Gefängnis. Maier, der die eine Hälfte eines Lebens in der Erziehungsanſtalt, die andere in Gefüngnis zugebracht hat, hatte ſich eine Zeitlang recht und ſchlecht ſeinen Lebensunterhalt mit einer Proviſionsvertretung für eine Verſicherung verdtent, bis er in Dongueſchingen eine Kell⸗ nerin kennen lernte, der er völlig verſtel und, da er dauernd in ihrer Nähe bleiben wollte, es unterließ, zukünftig die Be⸗ retſung ſeines Bezirks vorzunehmen. Er verlegte ſich auf dle fabrikmäßige Fälſchung von Beſtellſcheinen. Außerdem unter⸗ ſchlug er 108„ einzuzahlender Gelder, Ferner ſtahl er ſel⸗ ner„Braut“ das Sparkaſſenbuch und hob 250% ab. Er ging nach Lörrach und ſetzte dort die Schwindeleien fort. Bei der 99. Fälſchung wurde er verhaftet, Ferner hatte ſich der 35 Jahre alte Ziegeletarbeiter Wil⸗ helm Reinacher aus Malterdingen wegen Einbruchsdieb⸗ ſtahls zu verantworten.., der ſchwer vorbeſtraft iſt, war am 30. Juli dieſes Jahres in das Anweſen der Witwe Schmidt eingebrochen und hatte 520 /, die die alte Frau am Tage vorher von einem Viehverkauf eingenommen hatte, ſowie eine Taſchenuhr und kleinere Geldbeträge geſtohlen, war damit nach Freiburg gefahren, kleidete ſich dort neu ein und wurde beim Verſilbern der übrigen Dinge verhaftet. Er erhielt 2 Jahres Monate Zuchthaus und 3 Jahre Ehrverluſt. — Ein äußerſt frecher Einbruchsdiebſtahl fand vor dem Schöffengericht ſeine Sühne. Am 10. Juli dieſes Jahres über, raſchte in der Bahnhofswirtſchaft in Denzlingen die Wirtin einen Einbrecher, den 28 Jahre alten Eugen Herrmann aus Waſſer, der, während vorn im Lokal alles beſetzt war, über die Terraſſe in das Wohnzimmer eingedrungen war und mit einem Meißel die Schubladen des Büfetts zu öffnen ſuchte. Der Einbrecher ergriff die Flucht, wurde aber von Automobiliſten auf einem Feldweg geſtellt und der Gendar⸗ merie übergeben. Auf Grund eines lückenloſen Indizien⸗ beweiſes wurde er trotz hartnäckigen Leugnens zu 1 Jahr Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt. Der „unſchuldig Verurteilte“ nahm die Strafe ſofort an. Vorſitzender: Einzelrichter Amtsgerichtsdirektor Burger Die Rieſenunterſchlagungen beim Deutſchen Sängerbund Nach einem ſehr kurzen Ermittlungsverfahren werden die großen Unterſchlagungen beim Deutſchen Sängerbund be⸗ reits am 5. September vor dem Ferienſchöffengericht Berlin-Mitte ihre gerichtliche Sühne erhalten. Gegen den bisherigen Bundesſchatzmeiſter des Deutſchen Sänger⸗ bundes, Johannes Redlin, hatte die Generalſtaatsanwalt⸗ ſchaft! Anklage wegen fortgeſetzter Unterſchlagung erhoben. Der ögjährige Angeklagte war neun Jahre lang in dem Amte des Bundesſchatzmeiſters tätig. Urſprünglich war er Gerichtsaſſeſſor geweſen, ſpäter hatte er eine leitende Stel⸗ lung bei Siemens. Seit Jahren beſchäftigte er ſich mit kino⸗ techniſchen Erfindungen und beſaß eine Reihe von Patenten im In⸗ und Auslande. Zur Finanzierung der geſchäftlichen Unternehmungen, die ſich aus dieſen Patenten ergaben, ent⸗ nahm er dauernd Gelder aus der Kaſſe des Sängerbundes. Gegen ſeine Geſchäftsführung waren bereits im Mat auf der Tagung des Deutſchen Sängerbundes in Heidelberg Bedenken erhoben worden. Er wurde dort ſeines Amtes enthoben und an ſeiner Stelle wurde ein neuer Schatzmeiſter gewählt. Als ex im Juni ſeinem Nachfolger die Kaſſe übergeben ſollte, war er außerſtande, über ungefähr 100 000 Mark Abrechnung zu leiſten. Die darauf angeſtellten Ermittlu t ergaben einen Fehlbetrag von zunächſt 390 000 N. ſich bald auf 750000 Mark erhöhte und zum Schl Mark auwuchs. Bei ſeiner rhaftung am 19. nung in Charlottenburg war Redlin Ju in volle dig. Um den Se en einigermaßen zu d n, hat er Rechte auf ſeine Patente dem Deutſchen Sängerbund über⸗ eignet, daher läßt ſich die Höhe des eigeytlichen Verluſtes fetzt Roch nicht ſeſtſtellen, da es davon abhängt, in welcher Weiſe die Patente verwertet werden können. Die Europaflung-Preisträger Fritz Morzik⸗Deutſchland an erſter Stelle Die allſeitig mit großer Spannung erwartete Ergebnisliſte für den erſten„eẽropiſchen Wettbewerb für Sportflugzeuge“ iſt endlich in Paris bekannt gegeben worden. Wie man in Fachkreiſen richtig vermutete, fiel der erſte Preis im Werte von 100 000 franzöſiſchen Franken an den Deutſchen Fritz Morzik, der den Wettbewerb mit einer der Deutſchen Verkehrsfliegerſchule gehbrenden Konſtruktion der Bayeriſchen Flugzeugwerke(13/70 PS. Siemens⸗Motor), be⸗ ſtritten hatte. Den zweiten Preis in Höhe von 50 000 Frs, erhielt der Engländer Capt. Broad auf de Hapflland(85 PS. Gipſy Moth⸗ Motor), der ſich den Geſamtſieg daburch verſcherzte, daß er zwiſchen St, Raphael und Turin zuſammen mit noch zwei anderen Kon⸗ kurrenten verbotenes Terrain überflogen hatte, wofür ihm Strafpunkte in Anrechnung gebracht wurden. Die Errechnung der Ergebniſſe war für die Sportkommiſſion, der deutſcherſeits der Generalſekretär des Deutſchen Luftrates v. Hoepp⸗ ner, angehörte, eine überaus ſchwierige Aufgabe, die mehr Zeit als erwartet, in Anſpruch nahm. Es konnten nur die Piloten gewertet werben, die die geſamte, mehr als 6900 Kilometer lange Strecke des Eu ropa⸗Rundfluges abgeflogen hatten und in allen Kontrollſtationen gelandet waren. Beim Start erhielt jeder der 44 Konkurrenten 35 Punkte gutgeſchrieben. Ein Uebernachten außerhalb der Zwangs⸗ landeplätze koſtete beim erſten Mal 7, beim zweiten Male ſchon 13 Straſpunkte. Jeder Raſttag brachte einen Abzug von 5 Punkten, zwei Ruhetage einen ſolchen von 10 Punkten. Die Bewerber der Kategorie J(Leergewicht der Maſchine 281400 Klg.) ſchieden aus, wenn ſie eine Geſchwindigkeit von 75 Stundenkilometer nicht inne⸗ hielten. Für die Kategorie JI(Leergewicht bis 280 Klg.) war die untere Grenze 60 Studenkilometer. Für größere Schnelligkeften gab es jedoch Gutpunkte, und zwar in Kategorte 11 von 86, in der anderen von 71 Stundenkilometer aufwärts. Die ſchnellſten Maſchinen ſteuer⸗ ten in Kategorie J Carberry auf Klemm mit 155 und Cpt. Broad auf de Haytlland⸗ Moth mit 154 Stundenkilometer, In Kategorie II ſchoſſen die beiden deutſchen Bey. Flieger Morzik und v. Dungern mit 120 bezw. 126 Stundenkilometer den Vogel ab. Von den 44 zum Euxropa⸗Rundflug geſtarteten Bewerbern blieben nur 12 auf der Strecke, darunter die fünf Deutſchen Nehring, Hkrth, Hagenmeyer, Ziegler und Altenmeter, von denen heſonders Nehring lange Zeit ſehr günſtig im Rennen gelegen hatte, Zwölf deutſche Maſchinen und brei weitere deutſche mit ausländiſchen Piloten(Carberry⸗Canada und bie beiden Schweizer Wirth und Burkhard auf Klemm] abſol⸗ vierten den Rundflug vorſchriftsmäßig, der eine eindrucksvolle Pro⸗ paganda für die Flugſporttouriſtik war und viele neue Anhänger er⸗ worben haben ditrfte. Hinſichtlich der Streitfrage, ob die drei Piloten Capt., Broad, Carberry und Miß Spooner an der Riviera verbotenes Gebiet über⸗ flogen haben, konnte keine Einigung erzielt werden und die Kom⸗ miſſion beſchloß, einen Lokaltermin abzuhalten. Deſſen unge⸗ achtet wurde aber das aus den Techniſchen Leiſtungsprüfungen und dem Rundflug errechnete Geſamtergehnis wie folgt bekannt gegeben:(Die Ziffern in Klammern bezeichnen die Kategorie): 1. Morzik⸗Deutſchland Bac, 70 p. Siemens 138,50 Pkte(II) 2, Capt. Broad ⸗England, de Hauflland 85 PS., Gipſy Moth 135,25 P.(): 83. Carberry⸗Canada, Raab⸗Katzenſtein 90 P S. Cirus 131,0 P.(); 4. R. Luſſer⸗Deutſchland, Klemm 40 PS. Salmſon 128,25 P.(II); 5. Guazettt⸗Italten, Romeo, 35 PS. Fiat P.(I) 7. Caſtaldo⸗Italten, Romeo 85 Pes. Fiat 124,28 P. D. Gelmetti⸗Italten, Romeo 35 Pe. Fiat 122,00 P.(1) 9, Miß Spponer⸗ England, de Havilland, 85 PS. Gipſy Moth 121,50 P.(J) 10, Roeder⸗ Deutſchland, Junkers 50 PS. Genet, 120,0 P.(J) 11. Benaſſati⸗ta⸗ lien, Romeo, 80 Pes. fiat, 117,50 P.(I) 19. Bottalla⸗Atulien, Fiat AS, 85 PS. Fiat, 117,00 P.(); 13. Po ß ⸗Deutſchland, Klemm 65 PS. BMW. X 114,25 P.(II); 14. H. Wirth⸗Schweiz, Klemm 40 Pe. Salm⸗ ſon 114,5 P.(II) 15. F. Kneer⸗Deutſchland, Junkers, 80 PS. Genet, 111,25 Punkte(). 11. Oberrheiniſcher Schachlongreß Die vierte Runde Am Freitagvormittag wurde beim 11. Sberrheiniſchen Schach⸗ kongreß in Mannheim die vierte Runde des Meiſterturnſers ge⸗ ſyielt. Ruchtf gewann mit einer Reti⸗Eröffnung gegen Rutz, nach⸗ dem dieſer ein Remis⸗Angehot abgelehnt hatte. Ebeling⸗Freiburg beſiegte ſeinen Landsmann Klucker nach einem abgelehnten Damen⸗ gambit. Huſſong war gegen Pfitzner erfolgreich, während die Par⸗ tie Eißinger fr. gegen Weißinger in ſchwieriger Endſpielſtollung abgebrochen werden mußte, desgleichen die Begegnung zwiſchen Schelbe und Dr. Mayer. Nach der vierten Runde iſt der Stand des Meiſterturniers folgender: Ruchti und Huſſong je 3 Punkte; Pfitzner 2 Punkte(1 Hängepartie); Rutz und Elßinger 1½ Punkte(ie 1 Hängepartie). Anſchließend an die Vormittagsbegeg⸗ nungen wurden einige Hängepartien zu Ende geführt, Hierbei ſiegte Weizinger gegen Dr. Mayer, Scheibe gewann gegen Ebeling und Pfitzner blieb über Eiſinger erſolgreich, Das Hauptturnier iſt bis zur dritten Runde gediehen. Hier führen Schott und Dr. Linder mit je drei Punkten vor Rein⸗ bold und Mater mit je 2 Punkten. Im Nebenturniſer liegen Schlitthak und Preißler nach der dritten Runde mit je drei Punkten in Führung. 1275 P.(I) 6. Kleps⸗Tſchechoſlowakei, Avia 5 e. Walter 126,50 K Aus der Pfalz Mit Meſſer und Beil * Ludwigshafen, 23. Aug. Am Donnerstag abend ver⸗ ſetzte ein Rangierer aus Frieſenheim in einer Wirtſchaft der Schanzſtraße einem 38jährigen Autofahrer mehrere Stiche in den Kopf, die Bruſt, den Rücken und in den Leih. Der Verletzte wurde ins Krankenhaus geſchafft. Lebens⸗ gefahr beſteht vorläufig nicht. Der Meſſerheld und der Fahrer waren vorher ſchon in einer Garage in der gleichen Straße in Streit geraten, in deſſen Verlaufe der Chauffeur dem Rangierer mit einem Holzbeil in die Wirtſchaft folgte. Obſtgroßmarkt Freinsheim * Freinsheim, 23. Aug. Bet 700 Zentner Anfuhr, guter Nachfrage und gutem Abſatz wurden folgende Preiſe ver⸗ zeichnet: Aepfel 12—30, Birnen 10— 28, Mirabellen 1020, Zwetſchgen—10, Pfirſiche 1020, Pertriko—15, Tomaten 712. Todesfolge eines Sturzes * Ingenheim, 22. Aug. An den Folgen eines Sturzes vom Pflaumenbaum geſtorben iſt der 82 Jahre alte Land⸗ wirt Georg Peter Schmitt. Schmitt war Kriegsteilnehmer von 1870/1. e 90 ſtern nachmittag ſtießen in der in Lieferauto von Edenkoben ˖ agen zuſammen, Wäh⸗ f n durch die Wucht des Anpralls voll⸗ ſtämdig zerſtört rden, kamen die Inſaſſen glücklicherweiſe faſt ohne Verletzungen davon. Lediglich ein Inſaſſe des Lieferautos, ein gewiſſer Weber von Edenkoben, erlitt ſchwere Fleiſchwunden, die ſeine Unterbringung im Krankenhaus not⸗ wendig machten. Baden⸗Vadener Rennwoche 1929 Tantris ſtegt im Fürſtenberg⸗Rennen Das fünf Tage umfaſſende Meeting des Internationglen Clubs zu Baden⸗Baden nahm am Freitag einen in jeder Beziehung glück⸗ lichen Anfang, Der herrlich im Tal der Oos gelegene Ifſezheimer⸗ Rennplatz wies bei etwas ſchwülem Wetter ſehr guten Beſuch auf und der gebotene Sport konnte mit einigen Ausnahmen auf der ganzem Linie befriedigen, Lediglich das Schwarzwaldrennen fiel ins Waſſer. Hier ging Maſſo d' Arezzo allein über die Bahn, Seit einziger Widerſacher Lado ſprang am Start in die Bänder der Ma⸗ ſchinen, wurde reiterlos und entlief, Maſſo d' Arezzo mußte allein abgelaſſen werden. Otto Schmit zog ſich bet dem Sturz eine ſchmerz⸗ hafte Prellung am Arm zu und mußte alle übrigen Ritte abſagen. Für ihn ſprang A. Bleuler ein, Ganz nach dem Geſchmack des Publikums war das Fürſtenbergrennen, das acht Dreijährige am 2100 Meter Start ſah. Der Weiler Tantris, der erſt jetzt guf der Höhe ſeiner Form iſt, bezeugte hier nachdrücklichſt ſeine letzten guten Lei⸗ ſtungen im Alexander⸗Rennen zu Frankfurt. Eine völlig unter⸗ geordnete Rolle ſpielten leider die örei Vertreter ausländiſcher Ställe Mit bem Ausgang des Rennens hatten ſie nichts zu tun, Tantris letzte ſich nach gutem Start gleich an die Spitze, dahinter galoppierte Atalante, Metrodorus und Aſſignation. Hinter der geſchloſfenem Spitzengruppe folgten mit Abſtand St, Felix und Fauſt. Das erſt ruhige Tempo wurde zu Beginn der Gegenſeite weſentlich ſchärſer. Vor dem Raſtatter Bogen ſiel der Franzose Aſſignation rettungslos geſchlagen weit zurück. Auch Fauſt und St. Felix gingen hier in Not. In der Geraden kam es dann noch einmal zum Kampf, doch M. Schmidt mit Tantris behielt das glücklichere Ende für ſich und gewann ſicher gegen den unter A. Bleuler achtbar gelaufenen Wein⸗ bergſchen Metrodorus. In dem gleichen Stile wie Tanbris holte ſich Palmieri den Fremersberg⸗Ausgleich. Bleuler hielt den Weinberger jederzeit an der Spitze und wies im Schlußkampf heftige Angriffe des Oeſterreichers Träumer zurück. Die Ergebniſſe: 1. Eröffnungs⸗Rennen: 1. Frau F. v. Opels Irländer(K, Narr 2. Gemma; 3. Friedrichshafen. Tot: 44, Pl: 13, 11, 12. Ferner liefen Hoffnung 2, Tarzan, Zupo, Anteſignano, 5 2. Schwarzwald⸗Reunen: 1. M. J. Oppenheimers Maſſo d' Arezzo (E. Grabſch); Ladro gefallen. Tot: 5. 3. Preis von Karlsruhe: 1. Geſt, Altefelos Lugetta(E. Huguenin) 2. Reiherbeize; 8. Paſtete, Toft 24, Pl: 18, 34. Ferner liefen: o⸗ chus, Pronto. 4. Fürſtenbergrennen: 1. Geſt. Weils Tantris 2 Metrodorus(A, Bleuler); 3, Atalantef 4. Antonig. Tot 34, Pl: 18. 25, 24. Ferner lieſen: Fauſt, Rebell, Aſſignation, Sankt Feliz 5. Fremersberg⸗Ausgleich: 1. A. u. C. v. Weinbergs Palmieri (Bleuler); 2. Träumer; g. Polaſchin, Tot: 50, Pl: 16, 12, 17. Ferner liefen: Pompeſus, Hector, Doroſt, Nemrod, Groenendal. 6. Wellgunde⸗Jagdreunen: 1. G. Ehrenfrleds Kilt(W. Wolſfhz 2. Lakat; 3, Geſelle. Tot: 39, Pl: 9, 22, 25. Ferner liefen: Helle⸗ pont, Kabalia, Plutarch, Lahſa, Quelle, Sonnengöttin, Brombeere, Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Auguſt 35 Zeppeli 1 77 1 Uitd ei rend (M. Schmidt); Abel Pegel 12. 2021 2 28.24 eder eg 17 J 20 I 7 J l, aße 0. 0c e. TI II Schuſterinſe! 14520273 1,8376 Mannheim 2,85 2,79.98.45 350.88 110 rinſe 705 35 3 20 90530) fl 61 Jagſtfeid 400 0,56, 00 500.600,00 Maxau 215,175 950.704,63 Mannheim.90.7.043,5/.613,48 Faub 0 50 1761.80.82/00 feln 1,801,638 1,25.25 1,521.75 Nachbargebiete Radioaktives Mineralwaſſerbad an der Bergſtraße? * Bensheim a. d.., 23. Aug. Vor einiger Zeit wurde in Bensheim eine ſtark kohlenſäurehaltige und radioaktive Mineralquelle erbohrt, die in einer Stärke von 1000 Kbm. im Tag aus dem Boden ſprudelt. Es iſt dies die einzige Mineralwaſſerquelle an der Bergſtraße, die außerdem durch ihre hervorragenden Eigenſchaften und durch ihre ſeltene Stärke zu beſonderen Hoffnungen auf ihre Ausbeutung als Mineralwaſſerbad berechtigt, zumal es ſich dabet um das ein⸗ gige reine Mineralwaſſerbad in Deutſchland handeln würde. Wie wir erfahren, ſchweben zwiſchen den Gemeinden Bens⸗ heim und Auerbach Verhandlungen zur gemeinſamen Einrich⸗ tung und zum Betrieb eines Bades. Ein Bankier verſchwunden * Darmſtadt, 23. Aug. Der Bankier Jakob Gutmann iſt ſeit der vergangenen Nacht verſchwunden. In einem hinterlaſſenen Brief an ſeine Frau hat er mitgeteilt, daß er beabſichtige, aus dem Leben zu ſcheiden. Die Polizei hat meh⸗ rere Streifen eingeſetzt, die die Umgegend von Darmſtadt ab⸗ ſuchen. Eine Mühle durch Großfeuer zerſtört * Nieder⸗Olm(Rheinheſſen), 23. Aug. Donnerstag abend brach in der in vollem Betrieb befindlichen Wieſen mühle ei Nieder⸗Olm aus bisher noch unbekannter Urſache Groß⸗ feuer aus, das mit raſender Schnelligkeit um ſich griff. Trotz der Bemühungen der Feuerwehr brannte das Mühlengebäude vollſtändig nieder. Auch das Wirtſchaftsgebäude wurde von den Flammen ergriffen und der Dachſtuhl brannte aus. Nur mit Mühe konnten ſich die Mühlenarbeiter den Ausgang ins Freie bahnen. Der große Schaden iſt teilweiſe durch Ver⸗ ſicherung gedeckt. Schwerer Autounfall * Planig(Rheinheſſen), 23. Aug. Ein Perſonenauto rannte geſtern auf der Landſtraße nach Mainz infolge Ver⸗ ſagems der Steuerung gegen einen Straßemſtein. Dabei über⸗ ſchlug ſich der Wagen und fiel in den Straßengraben. Der Wagen iſt vollſtändig zertrümmert. Unter den Trümmern zog man zwei Schwerverletzte hervor. Einer von ihnen liegt im Sterben. Wertvolle Funde * Dieheim(Rheinheſſen), 28. Aug. Bei Erdarbeiten ſtieß man auf ſehr wertvolle Funde. Arbeiter förderten eine große Figur mit Königskrone zutage. Bei weiteren Nach⸗ grabungen ſtieß man auf andere plaſtiſche Gegenſtände. Nach Anſicht der Sachverſtändigen hat man es mit Funden aus der romaniſchen und gotiſchen Zeit zu tun, die für die deutſche Kunſtgeſchichte von überaus großem Wert wären. Todesſturz eines 80jährigen Landwirtes * Eich, 23. Aug. Der 80 jährige, aber noch rüſtige Land⸗ wirt Leonhard Becker war auf dem Heimwege vom Felde. Plötzlich ging das Pferd mit dem vollbeladenen Erntewagen durch und rannte damit gegen einen Kilometerſtein. Becker flog vom Wagen und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er ihnen am nächſten Morgen erlag. . .õͤꝗĩↄͤVÄi TTT Neue Naunzeimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe Mannheim, 22. Auguſt. In dieſer Berichtswoche waren am Weltmarkte für Getreſtde außerordentlich ſtarke Schwankungen zu beobachten. Zu Beginn überſtürzten ſich die Hauſſemel⸗ dungen, aber in der Zwiſchenzeit gingen die anfänglichen Kursgewinne nicht nur verloren, ſondern es trat ein der⸗ artiger Rückgang ein, daß die Notierungen an den überſee⸗ iſchen Terminmärkten weit unter denen bei Beginn der Woche liegen. Für die anfängliche Hauſſebewegung führte man Meldungen über leichte Froſtſchäden in Kanada und gute Ex⸗ portnachfrage als gute Gründe an. Die ſtarke Zunahme der ſichtbaren Vorräte in den Vereinigten Staaten Nordamerikas um rund 14 Mill. Buſhels führte zu einem Stimmungsum⸗ ſchwung und nachdem auch noch Meldungen einliefen, die be⸗ ſagten, daß das Erntewetter in Kanada vorzüglich ſei und rieſige Vorräte in disponiblem Weizen bei vollen Silos vor⸗ handen ſeien, trat am geſtrigen Markttage ſowohl in Chicago als auch in Winnipeg ein ſtarker Preisſturz ein. Während in Deutſchland das Geſchäft voll⸗ kommenſtockte, kamen in Holland, Belgien und England einige Umſätze zuſtande. In England ſollen am letzten Freitag 80 000 Qrs. Manitoba⸗Weizen zu vollen Preiſen aufgenommen worden ſein. In Holland und Belgien wurden einige Partien Hardwinter⸗Weizen gehandelt und man zahlte für Hardwinter Golf per Auguſt⸗September⸗Ab⸗ ladung 13,20—413 hfl. eif Rotterdam; heute iſt ſolcher bereits wieder zu 12.80 hfl. zu haben. In Donauweizen war einiges Geſchäft in Thais Banat 79—80 Kg. 2 v. H. Beſatz per Aug.⸗ September zu 12,30—11,90 hfl. Plata⸗Wetizen iſt heute wieder ſtark angeboten und man offeriert 79 Kg. Bahia⸗Weizen, dis⸗ ponibel in Rotterdam, zu 12,17%, per September⸗Verſchiffung zu 12,40 und per Oktober zu 12,60 hfl. eif Rotterdam. Rog⸗ gen hate ſehr ruhigen Markt. Für Auslandsroggen beſtand hier kein Intereſſe. Auch Gerſte lag ruhig. Für La⸗Plata⸗ Gerſte 62 Kg. September⸗Verſchiffung forderte man heute 9,30, für 65 Kg. ſchwere Ware 9,40 und für Marokko⸗Gerſte per Auguſt lieferbar 8,80 hfl. eif Rotterdam. Mais hatte ebenfalls flaueren Markt. Für La⸗Plata⸗Mais, ſeeſchwim⸗ mend, forderte man 9,90, Auguſt⸗Abladung 9,90, September⸗ 9,95 und per Oktober 10,05 hfl. eif Rotterdam. An den ſüddeutſchen Produkten märkten war zu Beginn ber Berichtswoche größeres Geſchäft in In lan d⸗ weizen und unſere Mühlen nahmen einige Partien zu 27,25/ eif und franko Mannheim aus dem Markte; in den folgenden Tagen wurden ſogar Preiſe bis zu 27,80/ eif und franko Mühle bewilligt. In Uebereinſtimmung mit den flauen Auslandsnotierungen ging dieſer Preisgewinn aber wieder verloren und an der heutigen Mannheimer Börſe wurde Wetterauer und aus hieſiger Gegend offerierter Wetzen nur zögernd zu 27/ frankp Mühle aus dem Markte genom⸗ men. Für in Mannheim greifbaren Auslandsweizen ver⸗ langte man 28,50 33,50% waggonfret Mannheim. Roggen lag anfangs feſter, Ende der Woche wieder ſchwach. Der Preis für Inlandsroggen, der infolge der Preisſtützung durch die Getreide⸗Handelsgeſellſchaft vorübergehend von 21 Samstag, den 24. Anguſt 1929 Schwankende Getreidemärkte Stimmungsumſchwung in Ueberſee/ Geſchäftsſtockung in Dentſchland/ Inlaudsweizen aufangs ſpäter zögernde Abnahme Hafer vernachläſſigt/ Gerſtenpreis ebenfalls nachgebend Mais und mittel ruhig/ Reduzierter Mehlpreis Beginn der Frühhopfenpflücke gefragt, Futter⸗ auf 22 4 franko Mannheim geſtiegen war, wurde heute ver⸗ gebens zu 21,25„ franko Mannheim offeriert. Auslands⸗ roggen fand kein Intereſſe und wurde nicht notiert. Hafer iſt vollkommen vernachläſſigt und für alten wie auch für neuen Hafer beſtand keine Kaufluſt. Alter Inlandshafer wurde heute mit 21,25— 22,25 und Auslandshafer mit 21,50 bis 23,50% waggonfrei Mannheim notiert. An Gerſte zu Brauzwecken iſt das Angebot aus allen Gegenden außer⸗ ordentlich ſtark. Die Kaufluſt iſt klein, zumal verlautet, daß noch große Vorräte in altem Malz vorhanden ſein ſollen. Die Preiſe ſind nachgebend und man verlangt heute für badiſche, heſſiſche und württembergiſche Braugerſte 22,50 bis 23,50 und für pfälzer und rheinheſſiſche 22,50—24,50 4 waggon⸗ frei Mannheim. Mais hatte in Uebereinſtimmung mit den ſchwächeren Auslandsnotierungen ruhigen Markt und wurde heute zu 2121,25/ einſchließlich Säcken, waggonfrei Mann⸗ heim, offeriert. In Futtermitteln blieb das Geſchäft weiter ruhig. Für feine Weizenkleie forderte man heute 10,50, für grobe 11,25, für Trockenſchnitzel 11,65—12, für Biertreber 17,50 bis 18,50, für Malzkeime 16,75—17,50; für Soyaſchrot 20,25 bis 20,75, für Rapskuchen 18,25—18,75, für Erdnußkuchen 22,25—22,50 und für Melaſſefutter 10,75—11/ waggonfret Mannheim. Im Mehlgeſchäft haben die Mühlen in den letzten acht Tagen ihren Großmühlenpreis für ſüddeutſches Weizenmehl, Spezial Null, von 41,50 auf 40 reduziert, ohne daß darin größere Abſchlüſſe zuſtande kamen. Hervor⸗ zuheben iſt noch, daß das Angebot der zweiten Hand ganz er⸗ heblich abgenommen hat und die in der Vorwoche noch vor⸗ handenen Preisſpannung von 2% gegenüber der erſthändi⸗ gen Forderungen nicht mehr beſteht. Zweithändiges Angebot für Spezial Null lag zu 39„ frei Waggon Mühle vor. Für ſüddeutſches Roggenmehl verlangte man heute, je nach Fabri⸗ kat und Ausmahlung, 29,5033„ fret Waggon Mühle. Das Angebot in altem Hopfen iſt noch immer recht be⸗ deutend, während die Nachfrage nach wie vor ſehr klein iſt. Die Preiſe ſind infolgedeſſen ſehr nieder. Am Nürnberger Hauptmarkte zahlte man für Hallertauer Hopfen 50—70 und für Tettnanger 95—110„ per Zentner.— Mit der Pflücke des Frühhopfens hat man bereits in der Walldorfer Gegend begonnen. Die Hopfen ſind von ſchöner friſchgrüner Färbung und auch das Lupin iſt in genügender Menge vor⸗ handen. Eine Preisbaſts für neue Hopfen hat ſich aber noch nicht gebildet, da die Pflanzer zu ben jetzigen niedrigen Pret⸗ ſen ſich zum Verkauf nicht entſchließen können. Die Markt⸗ lage iſt allgemein gedrückt. Die Lage an den Tabakmärkten iſt unverändert. rt... Chefredakteur: Kurt Fiſcher(im Urlaub) Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton: Dr. S. Kayſer Kommunalpolitik u. Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Vermiſchtes; Willy Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige: i. V. R. Schönfelder— Anzeigen u. geſchäftliche Mitteilungen: Jakob Fa 83 ſämtlich in Mannheim— Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Ha Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim E 6, 2. VVFPPFPCFCFCFCPPPFPCPFPFPCPFPGPFPFPTGCPCGTPTPTPPTPTTPTPrTTPTTCTCTCTCTCTCTCTCT0TCTTCT——————— Gottesdienſt⸗Ordunng Evangeliſche Gemeinde Sonntag, den 25. Auguſt 1929. Trinitatiskirche:.30 Predigt, Vikar Fleig; 10 Predigt, Vikar Fleig. Konkordienkirche: 10 Predigt, Vikar Karle; 6 Predigt, Vikar Schropp. Ehriſtuskirche: 8 Predigt, Vikar Dr. Barner; 10 Predigt, Geh. Kirchenrat D. Klein. Neu⸗Oſtheim: 10 Predigt, Vikar Dr. Barner. Friedenskirche:.30 Predigt, Pfarrer Bach. Johanniskirche: 10 Predigt, Vikar Schropp(hl. Abendmahl). Lutherkirche: 10 Predigt, Vikar Grimm; 11 Kindergottesdienſt, Vikar Grimm. Melauchthonkirche: 10 Predigt, Vikar Götz. 5 Neues Städt. Krankenhaus: 10.30 Predigt, Vikar Dr. Schütz. Diakoniſſenhaus: 10.30 Predigt, Pfarrer Scheel. Feudenheim:.30 Predigtgottesdienſt, Pfarrer Mutſchler. Käfertal: 10 Hauptgottesdienſt, Pfarrer Luger. g Matthäuskirche Neckarau:.30 Predigt, Pfarrer Maurer; 10.45 Kin⸗ dergottesdtenſt Nordpfarrei, Pfarrer Maurer; nachm. 1 Chriſten⸗ lehre Nordpfarrei, Pfarrer Maurer. Rheinau:.30 Predigt, Vikar Ziegler. Sandhofen:.30 Hauptgottesdienſt, Vikar Kölli. Pauluskirche Waldhof:.30 Hauptgottesdienſt, Pfarrer Lemme. Wochen gottesbienſte: Trinitatiskirche: Mittwoch vormittag 7 Morgenandacht. Konkorbienkirche: Donnerstag abend 8 Bibelbeſprechung, Vikar Dr. Schütz. Evang.⸗luth. Gemeinde. (Diakoniſſenhauskapelle, F 7. 29.) Sonntag nachmittag 5 Predigt, Pfarrer Müller von Rothenberg. Vereinigte evangeliſche Gemeinſchaften. Evangl. Verein für innere Miſſion A. B. Stamitzſtraße 15(Inſp. Stöckle): Sonntag 3 allgemeine Verſammlung. Donnerstag.15 Bibelſtunde.— K 2. 10: Sonntag 8 Verſammlung. Dienstag 8 C. V. j. M. Donnerstag.15 Bibelſtunde.— Schwetzingerſtr. 90 (Stadtmiſſionar Olpp): Sonntag.00 Verſammlung. Donnerstag .15 Bibelſtunde. Neckarau, Fiſcherſtraße 31(Stadtmiſſionar Welk): Sonntag.00 Verſammlung. Dienstag.15 Bibelſtunde.— Rheinau, Däniſcher Tiſch: Sonntag 3 Verſammlung. Mittwoch.15 Bibelſtunde.— Bellenſtr. 52: Sonntag 8 Verſammlung. Freitag .15 Bibelſtunde.— Sandhofen, Kinderſchule(Stadtmiſſ. Keidel): Sonntag 4 Sandhofen Verſammlg. Dienstag 8 Waldhof, Mittwoch .80 Sandhofen Bibelſtunde.— Feudenheim, untere Kinderſchule: Sonntag 8 und Mittwoch.15 Bibelſtunde.— Käfertal, Gemeinde⸗ haus: Sonntag 8 Verſammlung. Weitere Veranſtaltungen(Sonn⸗ tagsſchulen, C. V. j.., Jungfrauenvereine) ſind bei jeder Station zu erfahren. Landeskirchliche Gemeinſchaft„Bethesda⸗ Heim“, L 11. 4. Sonntag vorm, 10.30 Kinderſtunde; nachm..30 Jugendverein; abends.15 Gemiſchte Verſammlung.— Dienstag abend.15 Männerſtunde, zugleich 8 Uhr Evangeliſations⸗ Vortrag Baubüro Almenhof.— Mittwoch abend.15 Gebetſtunde, zugleich 8 Evangeliſationsvortrag Pfingſtberg, Oſterſtraße 30.— Donnerstag nachm. 4 Frauenſtunde; abends.15 Bibelkränzchen für junge Mädchen von 15—18 Jahren. Berein für Jugendpflege e. V.„Haus Salem“, K 4. 10. Sonntag 2 Sonntagsſchule; 3 Jungmännerkreis; 4 Jugendverein für jg. Mäd⸗ chen; 8 Evangeliſationsverſammlung.— Dienstag 8 Gebetſtunde.— Mittwoch.30 Jungſchar; 8 Männerſtunde.— Donnerstag 4 Frauen⸗ ſtunde; 8 Blaukreuzverſammlung. Adventgemeinde, J 1. 14. Sonntag abend 8 Vortrag.— Mittwoch abend 8 Bibelſtunde.— Freitag abend 8 Jugendſtunde.— Samstag vorm. 9 Sabbatſchule; 10 Predigt. Evangeliſche Gemeinſchaft, U 3. 23. Sonntag.30 und 4 Predigt, Prediger Sauer; 11 Kindergottesdienſt.— Mittwoch abend.15 Bibelſtunde.— Donnerstag abend 8 Jugendandacht. Baptiſtengemeinde, Max⸗Joſefſtr. 12. Sonntag vorm..30 Gottes⸗ dienſt; nachm. 4 Abendmahl., Prediger Schäfer, Hersfeld. Süddeutſche Vereinigung für Evangeliſation u. Gemeinſchaftspflege (Landeskirchl. Gemeinſchaft), Lindenhofſtr. 34. Sonntag abend 8 Evangeliſationsvortrag.— Montag 8 Frauenſtunde.— Mittwoch 8 Bibelſtunde. Samstag.15 Männerſtunde. Jugendbund für E.., a) junge Männer: Sonntag.30 und Dienstag.15; b) junge Mädchen: Sonntag 4 und Donnerstag 8. Blankreuzverein Mannheim I, Meerfeldſtr. 44, Hinterhs. Sonntag abend 8 Evangeliſation.— Montag abend 8 Bibel⸗ und Gebet⸗ ſtunde.— Mittwoch nachmitt. 4 Hoffnungsbundſtunde für Kinder; abends 8 Blaukreuzverſammlung.— Samstag abend 8 Jugend⸗ bund für junge Männer. Die Heilsarmee, O 1. 15.— Sonntag vorm..30 Heiligungs⸗Ver⸗ ſammlung; Sonntag und Mittwoch 8 Heilsverſammlung; Freitag 8 Heiligungs⸗Verſammlung.— Sonntags⸗Schulen: Sonntag 11 und .30; Mittwochs 5; Donnerstag 4 Liebesbund. Methsdiſten⸗ Gemeinde Eben⸗Ezer⸗Kapelle, Angartenſtraße 26. Sonntag vorm..30 Predigt, Prediger Gebhardt; 11 Sonntagsſchule; abends 8 Sonntagsfeter.— Mittwoch abend.15 Bibel⸗ und Gebetſtunde(Herr Hottinger). Katholiſche Gemeinde. Obere Pfarrei(Jeſuitenkirche). Sonntag 5 Frühmeſſe: von 6 an Beichtgelegenheit; 6 hl. Meſſe;.45 hl. Meſſe;.30 Singmeſſe;.30 Hauptgottesdienſt mit Predigt und Amt; 11 hl. Meſſe mit Predigt; nachm..30 Veſper. St. Sebaſtianuskirche— Untere Pfarrei. Sonntag 6 Frühmeſſe und Beginn der Beichtgelegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe m. Predigt; .80 Hauptgottesdienſt u. Amt; 11 Kindergottesdienſt mit Predigt; .30 Andacht zur hl. Familie. Heilig⸗Geiſt⸗Kirche. Sonntag 6 Frühmeſſe und Beginn der Beicht⸗ gelegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt u. Amt; 11 Singmeſſe;—3 Anbetungsſtunde vor ausgeſetztem Aller⸗ heiligſten aus Anlaß des Jubiläumsfahres. Liebfrauenkirche. Sonntag von 6 an Beichtgelegenheit;.80 Früß⸗ meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Amt; 11 hl. Meſſe m. Predigt; .30 Andacht zur hl. Familie. Katholiſches Bürgerſpital. Sonntag.30 Singmeſſe mit Predigt. St. Peter⸗ und Paulskirche Feudenheim. Sonntag.90 hl. Beichte .15 u. 8 hl. Kommunion;.30 Schülergottesdienſt, hl. Kommun 10 Hauptgottesdienſt; nachm. 2 Andacht. Herz⸗Jeſukirche Neckarſtadt⸗Weſt. Sonntag 6 Frühmeſſe und Beicht⸗ elegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Predigt nu. Amt; 11 Kindergottesdienſt; abds. 7 Roſenkranzandacht m. Segen. St. Bonifatiuskirche. Sonntag 6 Frühmeſſe mit Beichtgelegenheit; 7 hl. Meſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Amt mit Predigt; 11 Singmeſſe mit Predigt;.30 Herz⸗Markä⸗Bruderſchaft. Städtiſches Krankenhaus. Sonntag 6 Frühmeſſe mit Anſprache;—8 Beichtgelegenheit;.15 Singmeſſe mit Predigt. St. Joſefskirche. Sonntag 6 Beichte u. hl. Mefſeß 7 Austeilung der hl. Kommunion(keine hl. Meſſe); 8 Singmeſſe m. Predigt; 10 Amt; 11.15 Singmeſſe; 2 Andacht zur hl. Familie. St. Jakobuskirche Neckarau. Sonntag.45 Frühmeſſe; 8 Singmeſſe mit Predigt;.30 Hochamt mit Predigt; 11 Singmeſſe; 2 Veſper. St. Franziskuskirche Waldhof. Sonntag 6 Beichte; 7 Kommunion meſſe mit Frühpredigt;.15 Amt und Predigt in der Kapelle der Spiegelſabrik;.30 Amt u. Predigt; 11 Singmeſſe mit Homilie in d. Kapelle d. Spiegelfabrik;.30 Andacht zu Ehren der hl. Familie .30 Sonntagsabendandacht mit Segen. St. Laurentiuskirche Käfertal. Sonntag ab.80 Beichtgelegenheit: 7 Austeilung der hl. Kommunion; 9 Hauptgottesdienſt; 11 Schüler⸗ gottesdtenſt; nachm. 2 Andacht. St. Bartholomäuspfarrkirche Sandhofen. Sonntag.30 Beichte; 7 Frühmeſſe m. Kommunion;.90 Schülergottesdienſt; 10 Feſtpredigt und feierliches Hochamt; 2 feierliche Veſper. St. Antoniuskirche Rheinau. Sonntag 6 Beichtgelegenheit;.45 Spen⸗ dung der hl. Kommunion;.30 Frühmeſſe mit Monatskommunton; .15 Amt mit Predigt; 11 Schülergottesdienſt; abends 7 Andacht zur hl. Familie mit Segen. St. Aegidinskirche Seckeuheim. Sonntag.15 Frühmeſſe;.30 Haupt⸗ gottesdienſt;.30 Andacht. Ilvesheim. Sonntag.15 Frühmeffe;.30 Hauptgottesdtenſt; 1 Nach⸗ mittagsandacht. e Herz⸗Jeſukirche Wallſtadt. Sonntag.30 Beichtgelegenheit;.30 Aus⸗ teilung der hl. Kommunion; 8 Frühmeſſe in Straßenheim;.30 Hauptgottesdienſt Predigt u. Singmeſſe; 2 Andacht z. hl. Familie. Alt⸗Katholiſche Gemeinde(Schloßkirche) Sonntag vormittag 10 Deutſches Amt mit Predigt. Jedes Haar- leiden vird genau fesſgestfellf durch die direkt vom Heerobfekl erfolge Vergtögerung els Bild, bis 20 cm Breiſe und dis I m Länge, wodurch dle garanflerie Heilung nach Behandlungs- Meſhode Ernst Wels, Haaerspezlallsi, Mann- heim, Kunsisfraße, 0 4. 16, sicher isl. 25 jährige persönliche Täfigkelt. 22 fach höchsfgoldprämiierf. Dipl.-Lehrer- Ernsf Weiß-Präparaſe, die gesetzlldi geschützl. . Fabrik für 77TTTC( TTT Wahrheit in der Redame zeitigt Dauerwickung FFP Haarwassef. Der seit altersher als heerstärkend und belebend Sruodlage fur des nech wissenscheftlicher Erkenntnis zusammengestellte Dr. Dralle's Birken Weltbe kannt als unerreichtes Mittel gegen Kopfschuppen und Haarausfall. rxais: BU AAo οοαν, N.20 J Liter RM G. 80 Alter RM 12. 8 * 2 r FF eas 7 8 Neue Mannheimer Zeitung([Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 390 zu Goethes 180. Geburtstag am 28. Auguſt 1929 Goethe und J. S. Bach Von Univerſitätsprofeſſor Dr. Joſ. Müller⸗Blattau, Königsberg Am 28. Auguſt 1749 war Goethe geboren worden. Am 28. Juli 1750 ſtarb J. S. Bach. In ihnen löſten zwei Gene⸗ rationen einander ab, die„Goethezeit“ das Zeitalter Bachs. Fünfzehn Jahre nach Bachs Tode kam Goethe als junger Student nach Leipzig. Aber die Erinnerung an die Perſön⸗ lichkeit des alten Thomaskantors, der ſo Unerhörtes auf Klavier und Orgel gekonnt, war verſchwunden. Seine Werke, wenn überhaupt je bekannt geworden, hatten eine ueue„aus⸗ drückende und rührende“ Muſik allenthalben, ſelbſt in der Kirche, in den Hintergrund gedrängt. Höchſtens, daß die Thomaner unter Doles, einem Schüler Bachs, noch ab und zu Motetten des Altmeiſters ſangen. Sie wurden 1789 Mo⸗ zarts großes Leipziger Bach⸗Erlebnis. i Auch Weimar war einſt eine Wirkungsſtätte Bachs ge⸗ weſen. Aber auch hier hatte man ihn zu Goethes Zeiten ver⸗ geſſen. Andere Gattungen der Muſik als die von Bach ge⸗ pflegten nahmen in Weimar des Dichters Intereſſe in An⸗ ſpruch, vor allem das Singſpiel. Die italieniſche Reiſe(1786 bis 1788) brachte einen Um⸗ ſchwung. Wenn auch die Muſik etwas zurücktrat vor den gewaltigen Eindrücken, die den Augenſinn des Dichters da heſtürmten, ein großes muſtkaliſches Erlebnis hatte Goethe doch, das der älteren italieniſchen Kirchenmuſik in der Kar⸗ woche 1788. Er fand darin„etwas Außerordentliches“, einen „ganz neuen Begriff“. Ein neues Reich der Muſtk öffnete ſich ihm, einer Muſtk, die ganz gottwärts gerichtet und nur Gottes Lob war. Und wenn auch in dieſen Geſängen die menſchliche Empfindungswelt, Liebe, Anbetung, begeiſterter Aufſchwung mitklangen— ſte blieben doch losgelbſt von ber Bewegung irgend eines indtviduellen Menſchengemütes. Pa⸗ leſtrina war der große Meiſter bieſer Muſtk. An dieſem Erlebnis der älteren Kirchenmuſik entzündete ſich zugleich Goethes muſtkgeſchichtliches Bewußtſein. Denn die Gründe des Nieberganges der Kirchenmuſtk wieſen auf die Entwicklungstendenzen der geſamten Geſchichte der Mu⸗ ſik, deren Weg aus dem Obfekttven ins Subjektive geführt hatte. Als letzter Hort einer Muſtk, die mehr Weltausdruck als Menſchenausdruck war, erſchien an bedeutſamer Zeiten⸗ wende J. S. Bach. 2 Goethes eigentlicher Weg zu Bach beginnt erſt nach der Jahrhundertwende, durch ſeine Freundſchaft mit Zelter. Der Briefwechſel der beiden iſt ein ſchönes und lehrreiches Zeug⸗ nis dafür, wie Goethe ſich langſam zum Verſtändnis Bachs hindurch arbeitet. Er iſt Augenmenſch. Auch um die Muſik Bachs zu verſtehen, gibt es für ihn zunächſt nur den Umweg über den Bildſinn der Einbildungskraft.„Und ſo verwandle ich Ton⸗ und Gehörloſer, obgleich Guthörender, jenen großen Genuß in Begriff und Wort.“ Ein Beiſpiel dafür erzählt F. W. Riemer in ſeinen Mitteilungen über Goethe. Es han⸗ delt ſich bezeichnenderweiſe um das einzige Stück Programm⸗ muſik bei Bach, ſein„Capriceio auf die Abreiſe des gelieb⸗ teſten Bruders“. Goethe ließ es ſich in Bad Berka oft von dem dortigen Organiſten Schütz vorſpielen. Eine Fuge auf die Melodie des Poſthorns kommt darin vor. Sie erfreute Goethe ganz beſonders.„Trompeterſtückchen“ nannten es die Freunde und legten es ſich ſo aus:„Es war eine wunderbare, die Imagination anſprechende einfache Melodie, eine Fanfare, die aber durch Variationen ſo ins Weite, ja Endloſe getrieben wird, daß man den Trompeter nicht nur bald nah bald fern zu hören, ſondern ihn auch im Feld reitend, bald auf einer Anhöhe haltend, bald nach allen vier Weltgegenden ſich wen⸗ dend und dann wieder umkehrend zu ſehen glaubte und ſich wirklich Sinn und Gemüt nicht genug erſättigen konnte.“ Von hier führt der Weg weiter. Schütz beſaß viele Kla⸗ vier⸗ und Orgelwerke Bachs, die er von des Altmeiſters Schü⸗ ler Kittel in Erfurt erworben hatte. Goethe hat ſie alle von ihm gehört, zu wiederholten Malen und in beſonderer Zu⸗ rückgezogenheit und Beſinnlichkeit.„Ich lege mich ins Bett und laſſe mir von unſerm Bürgermeiſterorganiſten(Schütz) in Berka Sebaſtiana ſpielen.“ Zelter erinnert ihn ſcherzend daran. Aber ernſt fährt er fort:„So iſt Bach, er will be⸗ lauſcht ſein.“ Und nun weiſt er Goethe den Weg zur Orgel⸗ muſik Bachs.„Man ſoll ihm auf der Orgel folgen. Dieſe iſt ſeine eigentliche Seele, der er den lebendigen Hauch unmittel⸗ bar eingibt. Sein Thema iſt die eben geborene Empfindung, welche, wie der Funke aus dem Steine. hervor ſpringt... und dann ein unerſchöpflicher Strom in den unendlichen Ozean übergeht.“ Und ſpäter:„Nicht wenige ſeiner größeren Orgelſachen hören endlich wohl auf, aber ſie ſind nicht aus: bei ihnen iſt kein Ende.“ 5 Goethe ſelbſt iſt ſich wohl bewußt, daß, um; in das Weſen eines ſolchen Komponiſten einzudringen, man hören, immer wieder hören und ſich ſtill ſeine Gedanken darüber bilden muß. Zugleich aber wünſcht er ihn in ſeiner geſchichtlichen Stellung zu begreifen, denn das eröffnet ihm neue Verſtehungsmöglich⸗ keiten. So kommt ihm der Beſuch des jungen Felix Mendels⸗ ſohn⸗Bartholdy, den ſein Lehrer Zelter zu ihm ſchickt, äußerſt erwünſcht. Zehn Tage weilt dieſer in Goethes Haus, vormit⸗ tags und abends ſpielt er dem Dichter vor.„Gvethe“, ſo er⸗ zählt er in ſeinen Reiſebriefen,„wollte einen Begriff davon haben, wie die Muſik ſich fortgebildet, und verlangte deshalb von den verſchiedenen Komponiſten, wie ſte einander folgten, etwas zu hören.“ Darunter waren auch die Juventionen von Bach und vieles aus dem Wohltemperierten Klavier. An der Ouvertüre-Dur„mit den Trompeten“, die Mendelsſohn ihm auf dem Klavier ſpielte, ſo gut er es konnte und wußte, hatte Goethe beſondere Freude.„Im Anfang gehe es ſo pom⸗ pös und vornehm zu, man ſehe ordentlich die Reihe geputzter Leute, die von einer großen Treppe herunter ſtiegen.“ Damit iſt der allgemeine Ausdruck und der beſondere gravitätiſche Rhythmus dieſer Ouvertüre, die wir auch heute noch viel zu wenig kennen, ſehr fein und einleuchtend umſchrieben. Endlich Bachs Vokalmuftk. Seit 1800 iſt Zelter Leiter ber Berl ler Singakademie, die, gegründet zur Wiederbelebung Bachſcher Kunſt ſetzt da ein, die in der denkwürdigen Auffſth⸗ rung der Matthäuspaſſion 1829 gipfelt. Ihren hundertjährigen Gedenktag haben wir in dieſem Jahre feſtlich begangen. An allen ſeinen Bach⸗Entdeckungen läßt Zelter ſeinen großen Freund in der Ferne teilnehmen.„Könnte ich Dir an einem glücklichen Tage(denn das gehört dazu) eine von Seb. Bachs Motetten zu hören geben, im Mittelpunkte der Welt ſollteſt Du Dich fühlen, denn einer wie Du gehört dazu.“ Auch hier überträgt ſich etwas von ſeiner Liebe zu Bach, ſetner Entdeckerfreude, auf Goethe.„Der neueſte(Brief), die Nachricht der glücklichen Aufführung des großen älteren Muſikſtücks enthaltend, macht mich denken. Es iſt mir, als wenn ich von ferne das Meer brauſen hörte.“ Schließlich ziehen ſie beide das Fazit ihres Bach⸗Enthu⸗ ſiasmus. Aber es wird bet Zelter ein etwas philiſtröſer und ein ganz klein wenig ſelbſtgefällter Spruch:„Alles genom⸗ men, was gegen ihn zeugen könnte, iſt dieſer Leipziger Kantor eine Erſcheinung Gottes, klar, doch unklärbar. Ich könnte ihm zurufen: Du haſt mir Arbeit gemacht, Ich habe Dich wieder ans Licht gebracht.“ Goethe aber öffnet ſich dieſer Muſtk, wie er ſich der Natur öffnet, damit ſie ſich in ihrer Einzigartigkeit in ihm aus⸗ ſpreche. Und prägt das tiefſte und umfaſſendſte Wort, das je über Bach geſagt wurde:„Dort(in Berka) war mir zuerſt, bei vollkommener Gemütsruhe und ohne äußere Zerſtreuung, ein Begriff von eurem Großmeiſter(Seb. Bach) geworden. Ich ſprach mirs aus: als wenn die ewige Harmonie ſich mit ſich ſelbſt unterhielte, wie ſichs etwa in Gottes Buſen, kurz vor der Weltſchöpfung, möchte zugetragen haben. So bewegte ſichs auch in meinem Innern und es war mir, als wenn ich weder Ohren, am wenigſten Augen, und weiter keine übrigen Sinne beſäße noch brauchte“ So wurde Bachs Muſtk in ihrer aus ſich ſelbſt weltgeſtal⸗ tenden Macht von Goethe erkannt. Die ganze Welt kennt und bewundert Goethe, den Dichter⸗ fürſten. Seine Farbenlehre, ſeine Forſchungen auf natur⸗ wiſſenſchaftlichem Gebiet ſind auch allgemein bekannt. Jeder Deutſche weiß auch, daß er in Weimar ein Jahrzehnt lang Staatsmann, Mintſter, ja ſogar Finanzminiſter geweſen iſt. Doch nicht allzuviele werden wiſſen, daß Goethe auch als Poli⸗ tiker den Weitblick eines Genies hatte. In den Wirren jener Zeit, wo alles in Gärung begriffen war, wo niemand wußte, was der Morgen bringt, ſah Goethe oft um Jahrzehnte vor⸗ aus und ſeine Vorausſagen bewahrheiteten ſich faſt immer. In Geſprächen, die er mit ſeinem treuen Freund Eckermann und anderen führte, in zahlreichen Briefen, in ſeinen Werken finden wir oft Stellen, die anno dazumal geradezu als Orakel⸗ ſprüche anmuten mußten. Heute wiſſen wir bereits, daß es Ausſprüche eines ſeiner Zeit in vielen Dingen um Jahrzehnte vorauseilenden genia⸗ len Denkers waren. Vor 180 Jahren, am 28. Auguſt 1749, wurde Goethe geboren. Faſt ein Jahrhundert iſt verſtrichen, ſeit der Dichterfürſt das letzte„Goethewort“ geſprochen. Aber viele dieſer Goetheworte wirken auch noch heute packend, leben⸗ dig. Ja, heute, nach den Erlebniſſen des Weltkrieges, noch packender, noch lebendiger als je zuvor. Im Jahre 1828, als die deutſche Einheit noch in unend⸗ licher Ferne ſchwebte, als ſie zwar als ſchöner, aber ſchier un⸗ erreichbarer Traum erſchien, war Goethe feſt davon über⸗ zeugt, daß ſte kommen werde, weil ſie kommen müſſe. Und wie dieſe Einheit beſchaffen ſein wird, ſelbſt dieſes ahnte er richtig voraus. Er ſagte zu Eckermann:„Mir iſt nicht bange, daß Deutſchland nicht eins werde; unſere guten Chauſſeen und künftigen Eiſenbahnen werden ſchon das ihre tun. Vor allem aber ſei es eins in Liebe untereinander! und immer ſei es eins gegen den auswärtigen Feind. Es ſei eins, daß der deutſche Taler und Groſchen im ganzen Reich gleichen Wert habe, eins, daß mein Reiſekoffer alle 36 Staaten ungeöffnet paſſieren könne. Es ſei von Inland und Ausland unter deut⸗ ſchen Staaten überhaupt keine Rede mehr..“ Und nun fährt Goethe mit geradezu prophetiſcher Gabe fort, die Einzelheiten dieſer Einheit vorauszuſagen:„Wenn man aber denkt, die Einheit Deutſchlands beſtehe darin, daß das ſehr große Reich eine einzige, große Reſidenz habe ſo iſt man im Irrtum!“ Goethe ſieht aber auch bei anderen Gelegenheiten die Zukunft viſionär voraus. Im vierten Jahre der franzöſiſchen Revolution geſchieht es zum erſten Male, daß ein Volksheer ein Söldnerheer ſchlägt. Es war die Schlacht von Valmy. Goethe als vielleicht einziger Zivilliſt war Zeuge dieſer Nieder⸗ lage. Am Abend der verlorenen Schlacht ſaßen die Führer und die Offiziere des geſchlagenen Heeres beim Wachtfeuer. Sie alle fühlten, etwas Ungeheuerliches iſt geſchehen. Sie alle waren erſchrocken und einer fragte den anderen nach ſeiner Meinung. Endlich wurde auch der Dichter gefragt und Goethe ſprach:„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Welt⸗ geſchichte und Ihr könnt ſagen, Ihr ſeid dabei geweſen.“ Nie zuvor hatte Goethe die Zukunft ſo deutlich vorausgeſehen. Ja, er ſah ſogar das techniſche Zeitalter nahen, nannte es das„veloeiferiſche Jahrhundert“ und warnte vor ſeinen Ge⸗ fahren. Als 80jähriger, begeiſtern ihn die Dampfſchiffe, die beſchleunigte Poſt und der Telegraph. Aber, er warnte bei⸗ zeiten. Die Macht der Zahlen, des Geldes, der Maſchine, der Mechaniſierung darf nicht überſchätzt werden. Er möchte, er⸗ klärte er, in einer„ſo durchaus gemachten Zeit“ nicht jung ſein. Er ſpricht die denkwürdigen Worte:„Für das größte Unheil unſerer Zeit, die nichts reif werden läßt, muß ich halten, daß man im nächſten Augenblick den vorhergehenden nerſpeiſt, den Tag in Tage vertut und ſo immer aus der Hand in den Mund lebt Aber auch in ſeinen Werken beſchreibt er oft Zukunfts⸗ . tk, auch Bachs Vokalmuſtk in ihren Sing⸗ * 8 Eine erſte große Wiedererſtehung e f Anendͤlicher Genius Zu Goethes 180. Geburtstage Aus Tiefen, darinnen die Menſchen gefangen, Zu Höhen, nach denen ſte ſehnend verlangen, Steigt ſinnenden, ſtaunenden Auges der Geiſt: Der Sonnenwelten ſauſendes Klingen, Der Menſchenherzen jauchzendes Singen Tönt ſchwingend im Rhythmus der Ewigkeit. Strahlend im Ganze erdͤhafter Schöne Schreiten lichtwärts beflügelte Söhne, Im All, das ewig den Schöpfer preiſt. Halten in wiſſenden, greifenden Händen Des Lebens Güte, in Liebe zu ſpenden, Stehen ſte ſchauend zum Geben bereit. Wiſſet, Es werden in tauſend Jahren Menſchen kommen, die aus der klaren Springenden Quelle der Gottheit trinken. Und ihre Augen, ſie werden im Schauen Hetmwärts wandern zu jenen Frauen, Die der Glanz ſeines Lebens durchſchritten, Die in ſeiner Liebe gelitten, Ewig geſegnet im Lichte des Gotts! Und ſte werden die Hände zum Lichte gehoben In ſetnem Namen den Schöpfer loben, Werden die Sterne mit ſeinem Namen kränzen, Werden wandeln bis an der Erde Grenzen, Götter und Menſchen, des Lichtes voll! W. A. Kr annhals. Wie ber Dichterfürſt die Zukunft ſah Einige„Goetheworte“ einige Revolutionsſzenen. Und fünfzig Jahre ſpäter ſagt er dann zu Eckermann:„Als ich zehn Jahre ſpäter(nämlich nach⸗ dem er„Egmont“ geſchrieben) in Rom war, las ich in den Zeitungen, daß die geſchilderten revolutionären Szenen in den Niederlanden ſich buchſtäblich wiederholten. Ich ſah dar⸗ aus, daß die Welt immer dieſelbe bleibt und daß meine Dar⸗ ſtellung etwas Leben haben mußte.“ 8 Als 80jähriger ſagt er den Fall des Griechenführers Kapodiſtrias voraus, der dann tatſächlich eingetroffen iſt. Die Begründung dieſer Vorausſage iſt nun höchſt intereſſant. „Kapodiſtrias kann ſich an der Spitze der griechiſchen Ange⸗ legenheiten auf die Länge nicht halten; denn ihm fehlt eine Qualität, die zu einer ſolchen Stelle unentbehrlich iſt: Er iſt kein Soldat.“ Dann führt er aus, daß ein Polttiker in einem revoluttonären Staate nie Heere und Feldherrn unterwerfen kann(Muſſolint iſt eben eine Ausnahme), denn nur„mit dem Säbel in der Fauſt, an der Spitze einer Armee, mag man be⸗ fehlen, Geſetze geben, und man kann ſicher ſein, daß einem gehorcht werde.“ Es gab aber auch Momente, wo ihn ſelbſt weltgeſchichtliche Ereigniſſe nur wenig intereſſterten. Dies trat immer dann ein, wenn ihn ein bedeutender wiſſenſchaftlicher Streit in ſeinem Bann hielt. Eckermann berichtet hierüber eine luſtige Geſchichte: Es war am 2. Auguſt 1830. Die erſten Nachrichten von der franzöſiſchen Julirevolutton gelangten nach Weimar. Goethe hatte ſie auch geleſen, aber er bekam auch Nachricht über etwas ganz anderes, über eine höchſt bedeutende wiſſen⸗ ſchaftliche Sitzung der Pariſer Akademie am 19. Juli. Und unter dem Eindrücke dieſer Sitzung ſprach er zu Eckermann: „Nun! was denken Sie von dieſer großen Begebenheit! Der Vulkan iſt zum Ausbruch gekommen, alles ſteht in Flam⸗ men....„Eine furchtbare Geſchichte“, erwiderte Eckermann, „aber was ließ ſich bei den bekannten Zuſtänden und bei einem ſolchen Miniſterium anders erwarten?.“ Und Goethe erwiderte:„Wir ſcheinen uns nicht zu verſtehen, mein Aller⸗ beſter. Ich rede gar nicht von jenen Leuten; es handelt ſich bei mir um ganz andere Dinge. Ich rede von dem in der Akademie zum öffentlichen Ausbruch gekommenen, für die Wiſſenſchaft ſo höchſt bedeutenden Streit zwiſchen Cuvier und Geoffroy de Saint⸗ Hilaire!“ Und tatſächlich, Goethe hatte Recht. Dieſer Streit der beiden Gelehrten war für die Ent⸗ wicklung wenigſtens ſo wichtig wie die Juli⸗Revolution. i 1 5 Und nun noch etwas: Goethes Vorausſagen in rein tech⸗ niſchen Fragen und zugleich die drei Sachen, die der Dichter⸗ fürſt noch gern erlebt hätte, die er aber nicht erleben, nur vorausahnen konnte. Es war im Jahre 1827. Goethe hatte Alexander von Humboldts Werk über Kuba und Columbien zu leſen angefangen. Humboldts Anſichten über das Projekt eines Durchſtiches der Landenge von Panama haben ſein be⸗ ſonderes Intereſſe erweckt. Er erklärte Eckermann:„Es iſt für die Vereinigten Staaten durchaus unerläßlich, daß ſie ſich eine Durchfahrt aus dem mexikaniſchen Meerbuſen in den Stillen Ozean bewerkſtelligen, und ich bin gewiß, daß ſie es erreichen.“ Daun fuhr er fort:„Dieſes möchte ich erleben, aber ich werde es nicht. Zweitens möchte ich erleben, eine Ver⸗ bindung der Donau mit dem Rhein hergeſtellt zu ſehen. Aber dieſes Unternehmen iſt gleichfalls ſo rieſenhaft, daß ich an der Ausführung zweifle, zumal in Erwägung unſerer deutſchen Mittel. Und endlich drittens möchte ich die Engländer in dem Beſitz eines Kanals von Suez ſehen. Dieſe drei großen Dinge möchte ich erleben, und es wäre wohl der Mühe wert, ihnen zuliebe noch einige fünfzig Jahre auszuhalten.“ Goethe er⸗ lebte keines der drei Projekte, aber er hatte mit allen seinen drei Prophezeiungen recht. Der Suez⸗ und der Panamakanal ſind erbaut, der Kanal, der die Donau mit dem Rhein ver⸗ geſchehntſſe. Im„Egmont“ den er 1778 ſchrieb, ſchildert er Minden ſoll, ſchwebt aber noch immer in weiter Ferne. Di. Neue Maunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 24. Auguſt 1029 0 —— knis der Von Dr. Max Kemmerich, München An zahlreiche Oertlichkeiten knüpft der Volksmund Er⸗ fnnerungen an bedeutſame Ereigniſſe; da wurde in graueſter Vorzeit eine Schlacht geſchlagen, dort ein König beſtattet, ein Schatz vergraben, gar eine ganze Stadt vernichtet. Der Ra⸗ tionalismus der letzten Generationen war geneigt, das alles in Bauſch und Bogen ins Fabelreich zu verbannen, es darum nicht für lohnend zu halten eventuelle hiſtoriſche Grundlagen ſolcher lokaler Tradition zu prüfen. Man ließ ſich durch das zumeiſt fabelhafte, oft gar unmögliche Rankenwerk der Phantaſie verleiten, ungeprüft zu verwerfen, ſtatt einen geſchichtlichen Kern zu ſuchen. Das gilt vor allem von dem ſonſt hochintereſſanten„Treppenwitz der Weltgeſchichte“ von Hertslet⸗Helmolt. Unter der ſtillſchweigenden Vor⸗ ausſetzung, daß ſich jedes Ereignis nur ein einziges mal zugetragen haben könne, ſpricht das Buch beim Ufauchen derſelben Tradition an verſchtedenen Orten ohne nähere Prü⸗ fung von„Wanderanekdoten“, ein Verfahren, das gewiſſen⸗ hafter Lokalforſchung gegenüber nicht ſtand hält. Im Gegenteil liefert das Buch von Erich Jung maniſche Götter und Helden in chriſtlicher Zeit“ faſt auf jeder Seite den Beweis dafür, daß im unbegreiflich guten Gedächt⸗ nis des Volkes oft durch ungezählte Jahrhunderte Ereigniſſe Haften, deren hiſtoriſcher Wahrheitsgehalt ſo lange von der gelehrten Forſchung angezweifelt oder gar geleugnet wurde, bis der Spaten vollinhaltlich der Ueberlieferung recht gab. Jakob Grimms Worte:„Wo ferne Ereigniſſe verloren ge⸗ gangen wären im Dunkel der Zeit, da bindet ſich die Sage nit ihnen und weiß einen Teil davon zu hegen“ entſprechen oft in geradezu verblüffender Weiſe der Wahrheit. Damit ſoll ſelbſtredend keineswegs behauptet werden, daß jeder ver⸗ grabene Schatz, von dem Volk am Herdfeuer munkelt und raunt, auch wirklich noch an Ort und Stelle zu finden ſei. Immerhin trifft ſogar dies häufiger zu, als man vermuten ſollte. Im Jahre 1899 wurde bet Sebdin in der Mark Bran⸗ denburg ein großer Grabhügel das ſogenannte„Königsgrab“ ausgegraben. Von ihm ging ſtets die Sage, ein großer König ſei dort in grauer Vorzeit beigeſetzt worden und zwar in dreifachem Sarge: einem aus Erz, einem aus Silber und einem aus Gold. Tatſächlich deckte hier der Spaten nicht nur ein Brandgrab mit auffallend reichen Beigaben auf, ſondern man fand auch bie Aſche des alten Fürſten in dreifacher Hülle: Um die große Urne waren noch die Reſte einer Holzkiſte er⸗ kennbar, die ihrerſeits von Steinplatten eingeſchloſſen war. Die dreifache Hülle entſprach alſo buchſtäblich der Wahrheit, wenn auch die Verwandlung in Edelmetalle ein Produkt der Phantaſte blieb. Nun iſt gerade im vorliegenden Falle die Treue der Sage überaus erſtaunlich, weil die Bevölkerung der Mark ſeit den prähiſtoriſchen Zeiten der Beiſetzung zwei mal gewechſelt hatte. Zunächſt waren die germaniſchen Sem⸗ nomen abgewandert und durch Slaven erſetzt, dann dieſe wieder im Mittelalter durch Deutſche verdrängt worden. Alſo bewahrte das gute Gedächtnis der Sage Ereigniſſe, die nicht nur mindeſtens zwei Jahrtauſende zurück liegen, ſon⸗ dern es tat dies auch trotz zweimaligen Wechſelns der Raſſe und der Sprache! In Köln wußte die Lokaltradition von einem römiſchen „Ger⸗ Kanal, der in den Grundmauern des Domes— alſo vor ſieben Jahrhunderten— eingebaut worden ſei. Bei Aus⸗ grabungen im Jahre 1866 ſtellte ſich die Richtigkeit dieſer Ueberlieferung heraus. Nicht anders verhielt es ſich in Straßburg, wo das Volk ſich von der Kirche St. Aurelian erzählte, dort ſei der Franke Arbogaſt beigeſetzt worden. Tat⸗ ſächlich fand der bekannte Forſcher Forrer an der bezeſch⸗ neten Stelle Gräber der Merovingerzeit mit reichen Bei⸗ gaben. In ungezählten Fällen beſtätigte auch der Spaten die Gerüchte von geheimen Gängen zwiſchen Burgen und Klöſtern. Die Stelle bei Altötting, wo im Jahre 912 die Bayern über die Ungarn ſiegten, heißt heute noch das„Mord⸗ feld“, Das verſunkene Vineta hat die Forſchung längſt mit einer Stadt intentifizieren können, die einſt vom Meere verſchlugen wurde. Vom Dorfe Metze unweit Caſſel weiß die Sage, es ſet in alten Zeiten eine anſehnliche Stadt ge⸗ weſen, wo die Chatten ihre Opfermalſtätte hatten. Neuere Forſchung macht es wahrſcheinlich, daß dort tatſächlich das alte Mattium geſtanden hat. Aber ſogar eine Sage, wie die von Hexen⸗ und Teufelsſpuk auf dem Brocken ſcheint nicht völlig aus der Luft gegriffen zu ſein. Denn Jung weiſt darauf hin, daß die von den Franken gewaltſam zum Chriſten⸗ tum bekehrten Niederſachſen noch lange nachher innerlich ihrem alten Götterglauben treu, ſich heimlich zu beſtimmten Zeiten in abgelegenen Teilen des Harzes ein Stelldichein gaben, um dort gleich ihren Vorfahren in relativer Sicherheit ihre heidniſchen Feſte zu feiern. Wir könnten die Liſte beliebig verlängern, um ſtets mit der Feſtſtellung zu ſchließen, daß beſſer als Spott und Hohn oder hochmütiges Ignorieren die gewiſſenhafte Prüfung der Sagen iſt, da ſie ſich faſt ausnahmlos um einen hiſtoriſchen Kern ranken. Hatten wir es bisher mit Ereigniſſen zu tun, die um Jahrhunderte, höchſtens 85 8—3 Jahrtauſende zurückliegen, ſo wollen wir nunmehr die Frage aufwerfen, ob wir in Sage und Mythe vielleicht gar Aufklärung über Menſchenſchickſale finden, die in weit, weit höhere Zeiten hinaufreichen? Iſt es gar möglich auf dieſer Grundlage Anhaltspunkte über das Alter des Menſchengeſchlechtes zu gewinnen? So abſurd zu⸗ nächſt dieſe Frage ſcheint, ſo berechtigt ſtellt ſie ſich bei näherer Prüfung heraus. Schon J. J. Bachofen ſprach in ſeinem grundlegenden en ke Mutterrecht“ den kühnen Gedanken aus: In Mythen iſt die een an wirkliche Greigniſſe die über das Menſchengeſchlecht gegangen ſind, niedergelegt. Wir haben 25 „Das nicht Fiktionen, 9 9 71 erlebte Schickſale vor uns. Sie ſind Erfahrungen des ſterblichen Geſchlechtes, Ausdruck wirklich erlebte Geſchicke. Die Geſchichte hat größeres zu Tage ge⸗ fördert, als ſelbſt die ſchöpferiſchſte Einbildungskraft zu er⸗ dichten vermöchte.“ Dieſe Worte nun griff Eduard Dacqué auf und ſucht weit über ſie hinausgreifend mit einem großen Aufwand an poſitivem Wiſſen— er iſt Profeſſor der Paläontologie— und ergänzt durch fruchtbare Phantaſie das Alter des Menſchen in vergangene Erdperioden hinauf zu verfolgen. Wenn uns die Sage auf der ganzen Welt übereinſtimmend von Kämpfen mit Drachen und Lindwürmern zu berichten weiß, ſo macht ſchon bieſe Identität des angeblichen ae erzeugniſſes ſtutzig. Wenn ſich nun aber herausſtellt, daß erd⸗ geſchichtliche Funde, von denen erſt die füngſte Forſchung weiß, morphologiſch mit den„Lindwürmern“ ſogar in Einzel⸗ heiten übereinſtimmen, dann liegt der Schluß außerordentlich nahe, daß hier weder ein merkwürdiger Zufall, noch eine hellſeheriſche Rückſchau, ſo möglich ſie theoretiſch auch wäre, ſondern allein das gute Gebächtnis der Menſchheit, die ſich des Zuſammenlebens und der Kämpfe mit den ur weltlichen Rieſen noch erinnert, zur Erklärung herangezogen werden kann. Nun erbringt Dacqué in ſeinem bahnbrechenden Werke„Urwelt, Sage und Menſchheit“ den Beweis, daß tat⸗ ſächlich die Beſchreibung der ſagenhaften Urtiere mit den foſſilen Funden übereinſtimmt, Das könnte aber keineswegs der Fall ſein, wenn jene rationaltiſtiſchen Mythologen Recht hätten, daß phantaſtiſche Wolken bildungen den Drachenſagen zu Grunde lägen. Selbſt der Verſuch einer Deutung durch mittelalterliche Knochenfunde geht fehl, weil der Drache der Sage keineswegs den ſoſſilen Tierſchädeln und Knochen gleicht, die ja ſämtlich ohne Weichteile gefunden wurden. Die Sage aber ſchildert die Ungeheuer ſo lebendig und auch zutreffend, wie ſie erſt die jüngſte paläontologiſche Forſchung nach jahr⸗ zehntelangen anatomiſchen Vergleichungen zu rekonſtruteren ſgermag. Und zwar Efaſt ausſchließlich auf Grund von amerika⸗ niſchen Funden! Denn unſere Höhlenhärenknochen hätten ein ganz anderes Bild ergeben. Schon die ungeheure Größe der Saurier— von Schnauze zur Schwanzſpitze wurden ein mal 92 Meter gemeſſen!]— die von der Sage treu bewahrt wurde, übertrifft um ein Vielfaches die recht beſcheidenen Maße der zumeiſt in Süddeutſchland aufgefundenen Reſte ausgeſtorbener Tierarten. Dazu kommen noch Berichte von ausgeſtorbenen Seeungeheuern, wie ſie in den Ablagerungen der Kreidezeit wirklich gefunden wurden. Die Flügeldrachen der Ueberlieferung entſprechen durchaus den Dinoſauriern mit ihren langen Hinter⸗ und kurzen Vorderbeinen, dem auf⸗ rechten Gang und den hohlen Vogelknochen. Da ſich Vogelfeder? unmittelbar aus der Reptilſchuppe entwickelte, iſt es keineswegs unmöglich, daß dieſe vorweltlichen Unge⸗ tüme mit Federn bedeckt waren, wie 99878 ganz zweifellos einen Hornpanzer bezw. Schuppen trugen. Das Facit der Vergleichung lautet alſo, daß wir in den Drachen⸗ und Lindwurmſagen ganz unverkennbar eine meſo⸗ zboiſche Tierwelt mit ihrem auch paläontologiſch feſtſtellbaren biolögiſchen Formcharakter vor uns haben. Daß der Menſch ſie alſo erlebte d. h. in eine erdgeſchichtlich weit höhere Zeit hinaufreicht, als man bisher annahm. Denn alle Drachen⸗ ſagen ſind weit älter als unſere Kenntniſſe von den foſſilen Sauriern. Greifen wir aus dem außerordentlichen Reichtum des Dacquéſchen Buches noch eine Sage heraus, die von dem untergegangenen Erdteil Atlantis! Platon weiß von dieſem weſtlich von Afrika gelegenen verſunkenen Lande 8 5 erſt zu berichten, ſelbſtredend auf alter Tradition fußend. De 0 iſch nachweisbare ehemalige Zuſammenhang Afrikas mit Südamerika, das au ffallende Wort„Atlan“, das ſich ſo häufig in mexikaniſchen Städtenamen findet und mit Atlantis identiſch iſt, die Verbteſtung der Sindflutſage unter den Eirkumatlantiſchen Völkern— aber nicht bei den Chineſen! — die aus Jus elreſten zu erſchließende Ausdehnung des unter⸗ gegangenen Landes als weſtliche Fortſetzung des Atlas⸗ gebirges, ſind zu viele Momente, als daß hier Phantaſie allein gewaltet haben könnte. Vielmehr iſt es wahrſcheinlich, daß die Bewohner von Atlantis, das einer furchtbaren Erdkata⸗ ſtrophe zum 2 fiel, ſich zum Teil nach Amerika, ſicher aber nach Afrika und ins Mittelmeergebiet retteten. Alles was wir hier ſagten— und es ließe ſich noch ein Vielfaches hinzufügen— macht es zur Gewißheit, daß Sage und Mythe in unvordenkliche Zeiten hinauf reichen und ſo das ungeahnt hohe Alter der Menſchheit beweiſen. Deulſche Sprichwörter En blinde Ma, en arme Ma; doch iſt der noch ſchlimmer bra, wo die Frau nit meiſtre cha. * Das Maul iſt ein teures Löchlein(Tor). * Das Meer iſt eine böſe Herberge. 5 5 Das Meer iſt nicht ſo gefährlich, als die Mädchen ſind be⸗ gehrlich. *. Wer auf dem Meer nicht beſſer wird, bei dem nützt auch auch eine Landpredigt nichts. Literatur * Die Muſik des Altertums.(Handbuch der Muſikwiſſenſchaft, herausgegeben von Univ, Prof, Dr. Ernſt Bücken⸗Köln]). Die mit Spannung erwarteten neuen Lieferungen des„Handbuchs der Muſik⸗ wiſſenſchaft“ bringen die für jeden Muſikfreund beſonders wertvolle Behandlung der„Mufik der Antike“ von Univ.⸗Prof, Dr. Exnſt Sachs ⸗ Berlin. Damit liegt, ebenbürtig den vorangegangenen, wieder ein Teil des Handbuchs fertig vor, der bei aller kurzen und knappen äußeren Form inhaltlich ein Muſterbeiſpiel exakter Forſchung und klarſter Darſkekung iſt und ſich ſomit als wertvolle Einheit dem „Handbuch“ einfügt. Die Muſik Ser aſtatiſchen Kulturvölker, der Aegypter und Ebräer, die tiefgreifende kulturelle Bedeutung alles Muſikaliſchen bei den Griechen wird in feſſelndem Zuſammenhang mit den antiken Tonſyſtemen und Notenbildern geſchildert, Beſtechend wirkt wieder das einzigartige Anſchauungsmatertal, Namentlich die Abbildungen— jede ein Meiſterſtück antiker bildender Kunſt— ſind von erleſener Schönheit. Form und Inhalt dieſer Arbeit beſtätigen wieder die im Handbuch als vorbildlich empfundene Zuſammenarbeit wiſſenſchaftlichen Autorenfleißes und perlegeriſcher Sorgſamkeit, die heide das„Handbuch der Muſikwiſſenſchaft“ zu einem Ereignis auf dem deutſchen Büchermarkt ſtempeln. Zugleich ſetzt im zweiten Teil der Lieſerung Dr. Robert Haas⸗Wien ſeine„Muſik des Ba⸗ rocks“ fort und gelangt in dieſem Hefk nach einer eingehenden Wür⸗ digung der großen Meiſter Schütz, Schein und Scheidt und ihrer Zeit⸗ genoſſen zur Darſtellung des muſikaliſchen Barockſtils in Frankreich, England und den Niederlanden, Gerade die Zeit der Suite. der höfiſchen Oper und des Beginns der Selokantate, die eine Fülle be⸗ deutender Meiſter hervorgebracht hat, erfreut ſich in der Gegenwart einer immer ſteigenden Begchtung. Daher war ſchon lange ein um⸗ faſſendes Werk über die Muſikkultur der Barockzeit eine dringende muſtkaliſche Forderung. „Darum hab' ich gewünſcht, es ſollte ſich Hermann auf Reſſen Bald begeben und ſehn zum wenigſten Straßburg und Frankſurt Und das freundliche Wannheim, das gleich und heiter gebaut kſt. 5 Es war im Auguſt 1771 als Goethe nach ſeiner Promotion und Abreiſe aus Straßburg nach Mannheim kam. Die Stadt machte mit ihren„gleich und heiter“ erbauten Straßen einen angenehmen Eindruck auf den Dichter, Der Antiken⸗ ſaal in Mann beim iſt es insbeſondere, von dem Jung⸗ Gyethe ſchon in Leipzig viel reden hörte und der ihn anzieht. „In Mannheim angelangt, eilte ich mit größter Begierde den Antfkenſaal zu ſehen, von dem man viel Rühmens machte.“ In„Wahrheit und Dichtung“ ſchildert Goethe wie er freundlich von Direktor Verſchaffelt empfangen, wie er von einem ſeiner Geſellen in den Snal geführt wurde, wo man ihn dann ganz ſeinen Neigungen und Betrachtungen über⸗ ließ.„Hier ſtand ich nun,“ berichtet Goethe,„den wunder⸗ Vollſten Eindrücken ausgeſetzt, in einem geräumigen, viereckigen Hei außerordentlicher Höhe faſt kubiſchen Saal, in einem durch Fenſter unter dem Geſims, von oben wohlerleuchteten Raum: die herrlichſten Statuen des Altertums durcheinander auf⸗ geſtellt. Ein Wald von Statuen, durch den man ſich durch⸗ winden, eine große idealg Volksgeſellſchaft, zwiſchen der man ſich durchdrängen mußte.“ Er bewunderte die Verſchaffelt'ſche Einrichtung der drehbaren Sockel, wodurch die Statuen nach Belieben zu wenden waren, Alle dieſe herrlichen Gebilde konnten durch richtiges Belichten in das vorteilhafteſte Licht geſtellt werden. Insbeſondere war Goethe durch Winkelmann's und Leſ⸗ ſing's Schriften auf die Mannheimer Kunſtwerke, die zur damaligen Zeit als die bedeutendſte Antikenſammlung Europas galt, aufmerkſam gemacht worden. Leſſing hatte bei seinem Aufenthalt in Mannheim die Sammlung geſehen und ſeiner Bewunderung über die vorteilhaft aufgeſtellten Kopien, deren Originale ſich in Rom befanden, Ausdruck ver⸗ lieben. Auch Schiller hatte ſich anerkennend über die Antiken⸗ Außer dieſen Muſtern der berühmteſten Statuen Roms mmlüng in Mannheim ausgeſprochen:„In keinem Lande, 1 ich in Mannheim ſo viele koſtbare Sachen geſehen, daß ſelbſt in Italien, findet man eine ſo ſtarke Sammlung von non verblüfft war. Die Bilder, die naturgeſchichtlichen⸗ Blildſt Alle Rom, Nea 1 ent e Oper, endlich das G würden auch bei dem tes n, trifft ſchlecht 8 manne rdacht erregen, daß der a 5 1 5. 8 5 N 3 5—— ee eee. 8 Goethes Aufenthalt in Nannheim Nachdem Goethe die erſte Wirkung der Kunſtſchätze über ſich hatte ergehen laſſen, wandte er ſich zu den Geſtalten, die ihn am meiſten anzogen,. So iſt es der Apoll von Belvedere, der ihn durch ſeine mäßige Koloſſalgröße, den ſchlanken Bau, die freie Bewegung, den ſiegenden Blick, am meiſten anzieht. Der ſterbenbe Fechter hielt ihn lange feſt, die ſeligſten Augen⸗ hlicke gewährt ihm die Gruppe Kaſtor und Pollux. Den größten Eindruck jedoch machte die Labkoongruppe auf ihn. Aus den Mannheimer Geſchichtsblättern erſehen wir, daß Goethe bereits im Jahre 1769 Mannheim beſuchte. In einem Brief vom 30, Noyemher 1769 an den Wolfenbütktler Bibliothe⸗ kar Lauger berichtet der Dichter über ſeinen Aufenthalt in Mannheim:„Gegen Ende vorigen Monats habe ich einen ſehr ſchönen Ausflug gemacht, deſſen Ziel Mannheim war, Unter vielen hübſchen Dingen, auf die ich dort geſtoßen bin, unter vielem Großartigen, das mir in die Augen fiel, hat nichts mein ganzes Innere ſo mächtig anziehen können wie die Gruppe des Laokoon, die kürzlich nach dem Originale in Rom geformt iſt. Ich bin davon begeiſtert geweſen, ſo daß ich faſt alle anderen Statuen vergeſſen habe, die mit jener zugleich geformt wurden und ſich in demſelben Saale befinden. Ich habe über den Laokvon Bemerkungen gemacht, die viel Licht bringen in dieſen berühmten wiſſenſchaftlichen Streit, der von großen Männern geführt wird. Aber wie wir alltäglich ſehen, daß ein Genie niemals univerſell iſt, und daß ein guter Dichter nicht ſogleich ein guter Baumeiſter iſt, ſo verhält es ſich auch mit Leſſing, Herder, Klotz. Will man von den ſchönen Künſten reden, ſo gehört mehr dazu, als kritiſch zu ſein und zu verſtehen ſchöne Hypotheſen aufzuſtellen. Ich habe an Oeſer geſchrieben, um ihm meine Entdeckungen mitzuteilen; ich werde verſuchen ſie dieſen Winter in gute Ordnung zu bringen, um die letzte Hand daran legen zu können und in dieſer kleinen Arbeit jede mögliche Eleganz im nächſten Jahre zu geben, wo ich auf der Reiſe nach Straßburg durch Man n⸗ heim zu kommen hoffe. nahmen überſchreitet. Wahrhaftig es iſt ein ſehr nieder⸗ drückender Umſtand für die ſchönen Künſte und für die ſchönen Wiſſenſchaften, daß man ihnen den Vorwurf machen kann, daß ſie die Staaten, in denen ſie blühen, ſtets zu Grunde richten, Die Liebe und das Gefühl für das Schöne erhebt uns hoch über den gemeinen Mann, daß wir oft die Bedürfniſſe des gemeinen Mannes außer Acht laſſen. Jedoch, wo iſt das Gute, von dem der Menſch nicht einen ſchlechten Gebrauch machen könnte?“ Einen nachwirkenden Eindruck ſollte die antike Architek⸗ tur, die Goethe in Mannheim vorfand, auf ihn machen, ſo daß ihn während ſeines Aufenthalts in Italien„die vorſpringende Gegenwart eines Gebälks vom Tempel des Antonius und der Fauſtina in Rom, an das Kapitäl des Pantheons in Mannheim erinnert.“ 5 Im Jahre 1775 ſehen wir Goethe bei einer Durchreiſe nach der Schweiz wiederum in Mannheim und zwar in Geſellſchaft einiger Freunde. Er lobt die„ſchönen Zimmer eines anſtändigen Gaſthofes“ und erzählt,„wie der Wein nicht geſchont wurde.“ Bei ſeiner zweiten Schweizerreiſe, die Goethe in Beglei⸗ tung des Herzogs Karl Auguſt machte, berührte er wieder Mannheim und machte die Bekanntſchaft des Intendanten Heribert Freiherr von Dalberg, dem er ſpäterhin ein Exem⸗ plar ſeines„Wilhelm Meiſter“ zuſandte, Auch lernte er bet dieſem Aufenthalt Iffland kennen, den er aufforderte in Weimar zu ſpielen. Von der Gerbermühle von Frankfurt a. M. aus, wo der Meiſter wiederholt als Gaſt des Herrn von Willemer weilte, angezogen durch die Freundſchaft mit deſſen jugend⸗ licher Gemahlin Mʒarlanne, der„Suleſka“ ſeines Weſt⸗ Oeſtlichen Diwans, berührte er im Jahre 1815 bei ſeiner Reiſe von Darmſtadt nach Heidelberg nochmals Mannheim, Er weilte mit dem Herzog Karl Auguſt in Heidelberg und machte mit ſeinem Freunde Boiſſerse einen Ausflug in das benachbarte Mannheim, um die Kunſtſchätze, darunter auch die Gemäldegalerie zu beſuchen. Die Mannheimer Erlebniſſe ſind für den Entwicklungs⸗ gangs Goethes nicht ohne Bedeutung geblieben. Die Ein⸗ drücke, die der funge Gpethe im Antikenſaal in Mannheim (die Stalnen des Antikenſagles wurden ſpäter nach Karlsruhe gebracht) empfing, haben ſicherlich den ſpäteren„großen Elis die Heiden“ Goethe, den begziſkerten Verehrer der Antike, vor⸗ bereiten bellen, eh — een nn eee leer eee eee W m e e enn n ere 27 . 2 Scurskag, den 24. Auguſt 1929 9. Seite. Nr. 390 8 1 Iodes Anzeige ehemaliger Prokurist, Herr Mannheim Am 22. August 1920 verschied nach langem Leiden unser Hermann Göthert kurz nach Vollendung seines 58. Lebensjahres Der Entschlafene hat fast 26 jahre unserer Gesellschaft, bezw. der Firma Benz& Cie. angehört und war uns während dieser langen Zeit ein geschätzter Mitarbeiter Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren Mannheim, den 23. August 1929 Daimler-Benz-Aktiengesells haft Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) „Auch Sie machen die sagt lächelnd Tankwart Carl.„Dann tanken Sie 5 also vor Ihrer Abreise zum letzten Male bei mir. Der Wagen ist gut im Stand, dem können Sie viel zumuten. Aber vergessen Sie nicht, dem Motor immer das beste Oel zu geben— SraxbaRD Moron On. Wohin Ihr Weg Sie auch führt, Darolm und Srawanbp Moron Ol sind ja überall zur Stelle, um Ihre Sommerreise zu einem Vergnügen zu machen.“ DAPOLINV.DIEVST. Ueberall stehen die roten Dapolinpumpen, überall gibt es das zuverlässige SraxpaRD Moro Oil. Es gibt nichts Bequemeres für den Autofahrer. Tankwart Carl, der soviele Wagen täglich damit versorgt, wird es Ihnen bestätigen. und Bruder im 26. Lebensjahre Die Feuerbestattung hat in Berlin stattgefunden Mannheim, den 24. August 1929 Nietzschestr. 20 In tiefer Trauer: Ludwig Straßburger und Frau Anna geb. Hoeber f Emmy Siraßburger Am 19. August entschlief in Berlin nach kurzer, schwerer Krankheit sanft unser innigst geliebter, guter einziger Sohn Ernst Straßburger STAN MOTOR Ol msi DAPOLIN— ESSO— SrAWARD MOTOR Ol. Sommerreise im Auto...“ N treue Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin und Tante, Frau Ceorg Fahlbusdn Nach langem, schweren Leiden wurde uns heute unsere liebe, Urgroßmutter, Eva Deininger verw. Fahlbusch im Alter von 68 Jahren 6 Monaten durch den Tod entrissen Mannheim(U 4.), den 23. August 1929 Im Namen aller trauernd Hinterbliebenen; Arbeitsvergebung. JSchont dle Wa sche 0 Spart Zelt und deld Lochs kenn bel Wssehe Kernselfe ersetzen. Alle Seſfenpulver, alle Waschmittel enthelten deshalb . Selfe, Jedoch Wesentlich wenlger. 9 Hochbauamt. s uan fertigung Die Beerdigung findet am Montag, den 26. August 1929, nachmittags ae kae e er Jelnt u— spart dead! Hermann schnell gewissenh. bill. Nach kurzer Krankheit entschllef sanft unser lieber Schwager, Onkel und Großonkel Herr Wilhelm Foherr tief betrauert von seinen Verwandten und Freunden im 69. Lebensjahre Im Namen der Familie: Herbert W. Soherr Heidelberg, Mannheim, Bingen am Rhein den 22. August 1929 9847 Kösterer's„5001 Wanzen 8 Flöhe, Schwaben ete. rotten Sie ſamt Brut radikal aus durch die unter Garantie von großer Haltbarkeit„Wanzen⸗Vertilgs.⸗ pro Kopf 14, So Mk, Erſtklaſſigeczedtenung Eſſenz“. Preis à Fl. Mark.— aus der selen KSslarar, Uhlandstraße 11. buflsteb-ötagefle, 1 4, 137 3865 1 1 55105 3, 14 Planken Ein Posten 9370 2½ Uhr von der Friedhofkapelle aus statt APEL„ krüh. Heidelbergerstr. 1 50 PD es Mannheim seit 1908 Tel. 2783855 5 l. 36. 42. 48. 33. 60. g n abzugeben Lieferung ſreil Zahlungserleichterung Christian Berg Schwelzingerstrage 147 u. 126 W ir bringen zur Kenntnis, daß unsere Bankanstalt durch Beschluß des Badischen Staats ministeriums gelb- ständige Rechitspersönlichkeit mit eigener Satzung unter II Ant.Veröftentüehungen dar ztauk Mannheim unterlagen auf.— Oeffnung der Angebote: Donnerstag, den 29. Auguſt 1929, 9 Uhr, für die Schreinerarbeiten und Donnerstag, den 57 0 29. Auguſt 1029,.30 uhr, für die Schloſſer⸗ belegenheitskauf arbeiten im Rathaus N 1, Zimmer 124. Zu⸗ 3 ſchlagsfriſt je bis zum 19. September 1929. 20 — . Juwelen Modernes Tager 9 Platin 9 u. fremd. Erzeugn Aus auen 8 Verkäufe Schloſſer und Schreinerarbetten far die Zigarren- Geschäft 5„ ee 5 5 e 135 am menweg. ähere Auskunft im at⸗ 5 haus N 1, Zimmer 1838, in der Zeit von 10 mit 2, 3. Wopna an bis 12 und von b bis 6 Uhr. Dort liegen die Zeichnungen und die Ausſchreibungs⸗ I 92 an die Geſchſt. B3601 in gut. Verkehrslage raſchentſchl. zu verk. Angeb. u. U Piano aus Privatbeſitz, faſt wie neu, ſehr preisw. zu verkaufen, evtl. a. arbß. Ratenzahlungen geſtattet. Näheres Kepplerſtr. 19, 2 Tr. B3658 Schönes Herren⸗ und Dameurad billigſt ab⸗ zugeben Schwetzinger⸗ ſtraße 134, pri. 45008 Komb. e r d (Kohlen und Gas), wenig gebraucht, ſof. billig zu verk. B3662 Kupferſchmitt, Neckarau, Rheingold⸗ ſtraße 8, 3. Stock. Anzuſehen—8 Uhr der neuen Bezeichnung nachmittags. Badische Kommunale Landesbank - Girozentrale- Deffontiche Bank- u, Pfandbriefanstalt erhalten hat. Die neue Bezeichnung irlii mii dem 26. Augusf ds. Js. in Kraft. a Unsere Hoftungsgrundlage, die in der unbeschränkten Haftung aller Mitglieder des Badischen Sparkassen- und Giroverbandes(badische Sparkassen und Gemeinden) besteht, andert sich nicht. Ebenso bleibt unser Wirkungs- kreis unverändert. Wir stehen daher zur Ausführung aller Bankgeschäfte wie 9392 Kontokorrentverkehr mit und ohne Kreditgewährung Uberweisungen auf jeden Platz des In- u. Auslandes An- U. Verkauf, Sowie Verwaltung von Wertpapieren Gewährung langfristiger Hypotheken jederzeit zur Verfügung. Fachgemäße Auskunft und Ratschläge erteilen wir bereitwilligst und kostenlos. Mannheim, den 24. August 1929. Badische Girozentrale Augusta- Anlage 33/41. 8 25 Drucksachen g Noch ie 80 billig a Ein Fabrikposten gute, frische Druckerei Dr. Haas, G. m. b.., E.2 Der Zuſammenbruch der Ein Warnungsſignal Mitten in die ſonſt ruhige Zeit platzte die Nachricht von dem Finanzkrach der Frankfurter Allgemeinen. Zuerſt harmlos als Ab⸗ bau unrentabler Abſatzfinanzierungs⸗Untergeſellſchaften, dann aber täglich, ja ſtündlich eine neue Hiobsbotſchaft über Verluſte im Kon⸗ zern, bis man ſchließlich vor der unglaublichen Tatſache von 160 Millionen„ Verbindlichkeiten der Frankfurter hörte und man einen Finanzkrach ungeahnter Tragweite feſtſtellen mußte. Beunruhigung der Nächſtbeteiligten, der Verſicherten, Gläubiger, Aktionäre und ſchlteßlich der ganzen deutſchen Wirtſchaft und in erheblichem Maße des Auslandes, waren die unmittelbare Folge. Es lohnt ſich zunächſt auf die Entwicklung der Frankfurter hinzuweiſen. f Entwicklung der Fravag. 5 Die Frankfurter Allgemeine entſtand aus der 1864 gegründeten Glasverſicherungsgeſellſchaft, die 1886 in die Frankfurter Transport⸗, Unfall⸗ und Glasverſicherungs AG. erweitert und 1911 durch die Ausdehnung auf das Lebensgeſchäft mit der Frankfurter Lebensverſicherungsgeſellſchaft unter dem Namen Allgemeine Ver⸗ ſicherungs AG. fuſiontert wurde. Zweigniederlaſſungen beſtehen in Berlin, Zwickau, Wien, Danzig und Budapeſt. Ihre Hauptſtütze liegt in den zahlreichen Konzerngeſellſchaften. Hierher gehören Frankfurter Lebensverſicherungs AG., Inlag⸗Phöebus, Karlsruher Leben, unton Allgemeine Ac. Wien, Vereinigte Berliniſche und Preußtſche, Helios Allgemeine Rückverſicherung, Nürnberger Leben, Hammonia, Aachen⸗Leipziger Leben, Aachen⸗Leipziger Verſicherung, Allgemeine Verſicherung.., Allgemeine Verſicherungs AG. Bern, Vereinigte Krankenkaſſenverſicherung, Landesgewerbebank f. Südweſt⸗ deutſchland, Berliner Grundſtücksverwertungs AG., Frankfurter In⸗ duſtriekredit Gem. 5.., Allgemeine Betriebskredit Berlin, Bayeriſche Verkehrskredit, München und Südweſtdeutſche Bank AG. Frankfurt. Ein Vertrag beſteht ſeit 1924 mit der Commercial Union London im Feuergeſchäft. Woher die Verluſte? Bis zur Stunde kann man noch immer nicht die Verluſtquellen bis zur letzten Tiefe erfaſſen. Nur ſoviel ſteht feſt, daß die Haupt⸗ verluſtquellen nicht bei der Abzahlungs finanzierung (die allerdings verluſtreich warey), liegen, ſondern daß vielmehr die Finanzgeſchäfte der Frankfurter Allgemeinen ſelbſt und ihrer Konzernbank, der Süd we ſt deutſchen Bank Ach. zum Zuſammenbruch führten. Der Verluſt der Frank⸗ furter Induſtriekrebit beziffert ſich auf etwa 2,5 Mill.. Ob die beiden anderen Finanzierungsinſtitute ähnliche hohe Opfer verlangen, bletbt abzuwarten. Die eigentlichen Verluſte legen bemerkenswerter Weiſe viel früher und auf anderem Gebiete. Schon im Stabili⸗ ſterungsjahr wurden im Süboſtgeſchäft 4 Mill.„verloren, dazu trat etwa ein Jahr ſpäter ein Verluſt von 2 Mill. 1 im Spritgeſchäft. Um dieſe Verluſte auszugleichen, begann man ſchon damals mit Ge⸗ ſchäften, bie nichts mit der reinen Verſicherung zu tun haben. Man finanzierte Grundſtückskäufe, Häuſerbauten, Vergnügungspaläſte, In⸗ duſtrieftrmen, ja ſelbſt mittlere aufſtrebende Konzerne. Das Ver⸗ derbliche dieſer Finanztransaktionen, deren geiſtiger Vater ſchon der verſtorbene Generaldirektor war, iſt in der unglaublichen Geſchäfts⸗ methode zu ſehen, daß man ſchließlich faſt die Hälfte der geſamten Verbindlichkeiten von 160 Mill./ ſich ſelbſt kurzfriſtig beſchaffte, aber für Finanzierungen auf lange Sicht hin verwandte. Wenn man heute feſtſtellen muß, daß die Südweſtdeut ſche Bank an ihren Debitoren von rd. 16 Mill.& allein einen Ausfall von—10 Mill. 1 zu befürchten hat, ſo liegt hier vielleicht ein Schlüſſel zur Beurtetlung dafür, wie ſolche Verluſte überhaupt möglich waren. Geſchäft des Ge⸗ ſchäftes willen, Proviſton, Expanſton, gedeckt durch den guten Namen ber Frankfurter Allgemeinen. Es iſt heute eine bittere Wahrhett feſt⸗ zustellen, daß die Bürgſchaft der Frankfurter Allgemeinen aus⸗ geboten war, wie ſauer Bier. Allerdings liegta hier auch ein Hinweis auf die Verantwortlichkeit des Aufſichts rates mindeſtens aus Bankkreiſen. Durch dieſes Schindludertreiben mit der Avale der Frankfurter wurde ſchließlich ein Geſamtobligo von nicht ganz 160 Mill.„ erreicht. Davon entfallen bekanntlich auf die Frankfurter Anduſtriekredite 35 Mill., auf die Allgemeine Betriebskredit und die Bayeriſche Verkehrskrebit ſe 20 Mill., auf de Sübdweſtdeutſche Bank 8 Mil.„, auf die Bank Kommandite Kahnheimer 2 Mill. A1, auf die zwei ausländiſche Abzalungsinſtitute zuſammen 5 Mill. J, auf die zwei ausländiſche Abzahlungsinſtitute zuſammen 5 Mill. /, 4 Mill. /, Hypotheken 30 Mill.„ und ſonſtige Kautionen und Garantien 90 Mill.. Die Notmaßnahmen Der erſte Verſuch zur Stützung ſchlug fehl. Schon hier konnte man die Kopfloſigkeit in der Behandlung der Angelegenheit erkennen, offenbar war ſelbſt den zunächſt beteiligten Aufſichtsrats⸗ mitgliedern und Banken der Umfang und die Tragweite der verluſt⸗ reichen Ftwanzoperationen der Fravag auch nicht annähernd bekannt. Die Banken lehnten ein Stillhaltekonſortium ab, nur die Garan⸗ tte der Allfanz für die Verſicherungsverpflichtungen wurde er⸗ veicht. Ja ſelbſt im Augenblicke nach mehr als 8 Tage langen Ver⸗ Handtungen konnte ein erträgliches Stützungkonſortium, das vor allem die Garantie fiir die unmittelbar fällig werdenden Verpflich⸗ tungen übernimmt, nicht gebildet werden. Der Allianz iſt es den Verſicherten wegen und vor allem volkswirtſchaftlich, da der Kreis der notwendig folgenden Zuſammenbrüche möglichſt eng bleiben müßte, zu banken, daß ſie mit ihrer Hilfe einſprang. Immerhin er⸗ hält ſie ein wertvolles Aktivum, das ſte nicht übermäßig hoch bezahlt. Wir wollen nochmals feſtſtellen, daß ſie für das ge⸗ famte Verſicherungsgeſ chäft einſchl. Faconwert nur 15 Mill. Mark leiſtet, ſpäter vielleicht noch—10 Mill.„ für das noch zu über⸗ nehmende Rückſicherungsgeſchäft. Weſentlich iſt dabei, daß ſie ſich faſt mühelos ſchon bisher weitaus die qualiſizterte Maforität der Aktien der alten Frankfurter ſicherte, ſo daß ihr von der bevorſtehenden ab. GV. für ihren Kaufvertrag kaum Hinderniſſe von Aktionärſeite erwachſen. Ihre Neugründung die Neue Frankfurter Allgemeine, ſteht damit auch von dieſer Seite her auf feſten Füßen und das an ſich rentable und geſunde Verſicherungsgeſchäft der alten Frankfurter wird durch dieſe Neugründung ſicherlich den Boden für eine weitere Aufwärtsentwicklung gefunden haben. Wie ſteht es aber mit den Gläubigern und vor allem den Aktionären? Letztere beſonders waren gewiß keine Spekulanten und der Erwerb von Aktien der Frankfurter Allgemeinen konnte nur der guten Vermögensanlage dienen. Es iſt in aller Oeffentlichkeit zu fordern, daß die Alltanz aus ihrem guten Geſchäft heraus, mit Rück⸗ ſicht auf die Konkurrenzloſigkeit, mit der ſie es erhielt, auch den freien Aktionären den heutigen Umſtänden entſprechend noch eine ange⸗ meſſene Gegenleiſtung bietet, nachdem ſie erfreulicherweiſe ſämtlichen Verſicherten jede Sorge nahm. Die Verantwortlichkeit Wenn je, dann erfordert die Affäre der Frankfurter beſonders die Aufmerkſamkeit bei der Prüfung der Verantwortlichkeit Der Zuſammenbruch offen⸗ gefährdet, ſondern die Kreditwürdigkeit der deut⸗ chen Wirtſchaft überhaupt und des deutſchen Ver⸗ rungs tes insbeſondere. Unbedingt bleib Gesa— riſchaft oberſt IJrankfurter Allgemeinen klarheit über die wahrſcheinlichen Verluſte der Geſellſchaft beſteht, ja, daß man immer noch nicht erkennen kann, woher letzten Endes die Verluſte kommen und die Vorgänge, die zu ihnen führten. Man hat bisher die hauptbelaſteten Direktoren Becker und Kirſchbaum ent⸗ laſſen, wobei wir auf die zahlreichen Nebengeſchäfte oͤteſer Direktoren, die ſich zu Laſten des Konzerns über die Form von G. m. b. H. ab⸗ ſpielten, nur hinweiſen, da wir über Einzelheiten ſchon berichteten. Man hat, ſoviel man weiß, auch bereits vom Aufſichtsrat aus ſich be⸗ ſtimmte Vermögenteile der betroffenen Direktion für Regreß⸗ anſprüche geſichert. Nicht verſchont von der Prüfung der Verantwortlichkeit darf unter allen Umſtänden der Aufſichtsrat werden, denn wozu hat eine Geſellſchaft Dutzende von Aufſichtsratsmitgliedern, und bazu in die⸗ ſem Falle 80 v. H. davon von prominenten deutſchen Banken? Schon Monate lang war es offenes Geheimnis, daß die Fravag eine der größten Geldnehmer in Frankfurt und Berlin war, während ſie doch als Verſicherungsgeſellſchaft Geldgeber ſein ſollte. Wir erwähnten, daß auffallenderweiſe ihr Avale häufiger als das tägliche Brot angeboten war. Ueber die weſensfremden Geſchäfte des Konzerns mußte der Aufſichtsrat informiert ſein und über die Nebengeſchäfte der Direktion mußte auch der Auf⸗ ſichtsrat Kenntnis durch das offizielle Handelsregiſter bekom⸗ men. Glaubte er aber, ſich früher gegen den verſtorbenen General⸗ direktor nicht durchſetzen zu können, ſo mußte er zurücktreten oder er mußte eben pflichtgemäß ſich bemühen, wirklichen Einblick in dite Dinge zu bekommen. Inwieweit der Aufſichtsrat ſeine Pflichten ver⸗ letzt hat, was man bisher annehmen muß, wird die Generalverſamm⸗ lung feſtzuſtellen haben. Dieſe Inſtanz wird auch auf Bilanzverfeh⸗ lungen ihr Augenmerk zu richten haben, die man aus verſchiedenen Anläſſen, ſchon aus dem nie erwähnten, von uns oben genannten, früheren Verluſtgeſchäften herleiten kann. Der Schleier mancher ſkandalöſen Verhältniſſe iſt zu lüften. Für die ſchwebende Aktienrechtsreform kam ber be⸗ dauerliche Fall der Frankfurter Allgemeinen zur rechten Stunde, da er klaffiſches Material dazu liefert. Verquickung von Geſchäften deer Geſellſchaft mit ſolchen einzelner Vorſtands mitglieder, Verſchweigen von Bürgſchaftsverpflichtungen eines Unternehmens, Verankerung der Verantwortlichkeit des Aufſichtsrates, beſſerer Zugriff bei Regreß⸗ klagen, wirkſame Auſſichtsbehörde und ſchließlich gründliche Umarbei⸗ tung der beſtehenden Verſicherungsgeſetze überhaupt ſeien nur als einige der zahlreichen, aus dieſem Falle gegebenen Hinweiſe für die Reform genannt. Das Reichs aufſichtsamt hat ſich mit ſeiner eigenen Er⸗ klärung auch gleichzeitig ſeine eigene Kritik gegeben. Es zeigt ſich, daß es prakkiſch ſeine Aufgaben überhaupt nicht erfüllen konnte. Es iſt im Falle der Frankfurter ein völliges Verſagen der Behörde feſt⸗ Faſt wie ein Hohn mutet die Erklärung an, daß es erſt jetzt durch die Preſſe von der Affaire der Frankfurter gehört habe. Hat etwa ein Reichsaufſichtsamt nicht auf die Warnungen der Han⸗ dels⸗ und Tagespreſſe zu hören, die ſchon ſeit langem auf die Vor⸗ zuſtellen. 5 n D eee l Die direkte Stahlgewinnung in Deutſchland Probuktionsaufnahme Anfang 1930 Wie wir hören, wird die im September 1928 von den Ver⸗ einigten Skahlwerken gemelnſam mit der Fried. Krupp AG. gegründete Eiſenſchwam m Gmb. zur Stahlgewinnung im direkten Verfahren nach den Patenten der Nor Ek Staal ihre Produktion vorausſichtlich Anfang 1930 aufnehmen. Obgleich das Werk zunächſt nur als Verſuchsanlage gedacht iſt, iſt doch eine Produktion in einem verhältnismäßig großen Umfange geplant. Wie verlautet, ſoll der Betrieb mit einer Jahresleiſtung von 40000 To. aufgenommen werden. Die Eiſenſchwamm GmbH. hat inzwiſchen auch auf die übrigen Patente der Norſk Staal eine Option genommen, deren Ausübung von den Ergebniſſen der auf der Ver⸗ ſuchsanlage gemachten Erfahrungen abhängt. Das Eiſonſchwamm⸗ Verfahren hat neuerdings in Skandinavien zunehmende Anwendung gefunden. Die monatsdurchſchnittliche Ausfuhr von Schwammeiſen iſt von 225 To. im Jahre 1924 auf 862 To. im Jahre 1928 ange⸗ wachſen. In Deutſchland wird die Entwicklung der direkten Stahl⸗ gewinnung mit großem Jutereſſe verfolgt, doch glaubt man nicht, daß mit einer Zurückdrängung des Hochofen⸗Roheiſens in einem ſtarken Ausmaße zu rechnen iſt, zumal das neue Verfahren einen außerordentlich hohen Energiebedarf hat und damit relativ hohe Koſten erfordert. Vorläufig dürfte eine Wirtſchaftlichkeit wohl in der Hauptſache nur bei der Erzeugung hochwertiger Edelſtähle er⸗ reichbar ſein. 29; Rheinmetall.— Vorausſichtlich wieder 6 v. H. Dividende. Die Rhein iſche Metallwaren und Maſchinen fabrik in Düſſeldorf wird lt. Eſſener Drahtmeldung vorausſichtlich wieder 6 v. H. Dividende auf das im November v. J. von 12 Mill./ auf 20 Mill.„ erhöhte AK. verteilen. Die zur Geſellſchaft gehörende Rhei⸗ niſche Metall⸗ und Maſchbnenfabvik Söm mer da (Asd. 3 Mill.) bleibt vorausſichtlich wieder dividendenlos. Hamhburgiſche Glectrieitäts⸗Werke Az., Hamburg.— Wieder 10 v. H. Dividende. In der Bilanzſitzung des AR. wurde beſchloſ⸗ ſen, der GV. am 2. Okt. wie im Vorjahre die Verteilung einer Dividende von 10 v. H. auf diesmal 88(i. V. 66) Mill./ StA. und 1 000 000(i. V. 8536)„ Vorzugsaktien vorzuſchlagen. „ Spliſche Werke Eruſt Rohrbach u. Co. AG., Rathenow.— Verluſtſteigerung. Die Geſellſchaft erzielte 1928 einen Brutto ⸗ gewinn von 403 019(i. V. 311 122). Nach 16 588(17 566)% Abschreibungen und 10354% Dubioſenrückſtellungen ergeben ſich 55685% Neuverluſt, und ſomit ein Geſamtper luſt von 309 476 /. Die Bilanz enthält(in) bei 375 000 AK. und 37 046 Hypotheken 17705(17 513) Akzepte, 963 704(424 046), Kreditoren und das befriſtete Darlehen mit unv. 400 000, andererſeits Immobilien mit 280 000(235000), Maſchinen mit 105 000(115 000), Waren mit 322 606(447 357) und Debitoren mit 220 034(105 017). Die Verwal⸗ tung ſpricht im Bericht die Hoffnung aus, daß nach Annahme der bekannten Sanſerungsvorſchläge mit einer Rendite gerechnet werden könne, da nur der Mangel an liquiden Mitteln einer Umſatzſteige⸗ rung im Wege geſtanden habe. Wie bereits berichtet, ſind jedoch die Sanierungsanträge wieder nicht zur Annahme ge⸗ langt, da die Oppoſttion mit 161790% von 358 240 1 anwe⸗ ſendem Kapital ihre Zuſtimmung verweigerte. Wie nun bekannt wird, gehören die auf den Namen der Commerz⸗ und Privat⸗Bank angemeldeten und durch RA. Flemming und Dir, Schulze vertrete⸗ nen Aktien der Oppoſition ſämtlich der Firma Nitſche u. Günther. Dieſe Firma ſteht bekanntlich in Int.⸗Gem. mit Zeiß, Jena. Der Vorgang iſt wohl als eine weitere Exponſion dieſes Unternehmens zu betrachten. Bemerkenswert iſt nur, daß Nitſche u. Günther hier in der gleichen Weiſe vorgeht wie die Min⸗ derheit der bei der Emil Buſch AG., ein Verfahren, das dort von der herrſchenden Gruppe(Zeiß ſcharf bekämpft worden ist. „Baſalt AG. Linz a. Rhein.— 1 Million Verluſt in 3 Monaten. Der RWzZ. wird mitgeteilt, daß die Geſellſchaft auf Grund eines langjährigen Lieſervertrages mit der Reichs bahn zur Zeit mit dem Ausbau der Anlage im Liſtertal beſchäftigt ſei. Die Anlagen ſollen anf eine Leiſtungsfähigkeit von täglich 600 Tonnen Kleinſchlag für Bahnbanten gebracht und die Arbeiten derart beſchleunigt werden, da die Lieferungen mit Beginn des kommenden Jahres aufgenommen werden können. Ueber den Geſchäftsgaug im laufen Jahr verlautet, daß die erſten drei Monate infolge völligen Stillegens der Betriebe einen größeren Verluſt erbracht hatten, der auf etwa 1 Million beziffert wird. Vom April an ſei dann eine weſentliche Beſſerung ſowohl hinſichtlich des Abſatzes als auch der Preiſe eingetreten. Die belgiſche Konkurrenz war infolge einer dort vorgenommenen Preis⸗ erhöhung weniger ſtark fühlbar. Allgemein war der Abſatz nach dem Ausland zufriedenſtellend und die Preiſe konnten etwas an⸗ zlehen. Im Inlandsgeſchäft machte ſich dagegen in der letzten Zeit ein leichtes Abflauen des Geſchäftsganges bemerkbar infolge Rück⸗ gangs der Schotterabrufe Reedereikrach in Norwegen. Der bekannte norwegiſche Schiffs⸗ eeder Chriſtoffer Wannervig in Oslo hat den Bankerott * ſſen. Der Fonkurs iſt einer der größten, den Nor⸗ b. Die Paſſiven belaufen ſich auf 3050 Mill. Kr., 000 Kr.(i) gegenüberſtehen. 5 gänge bei der Frankfurter Allgemeinen hinwies. Wozu die Kon trolle einer Reichsbehörde, wenn dieſe glaubt, ſte nicht bei einem Unternehmen von Klang anſetzen zu ſollen? Uebrigens gilt das Gleiche auch für die Unterlaſſungen des Auffichts rates. Die Generalverſammlung wird dafür zu ſorgen haben daß die Affaire der Frankfurter Allgemeinen im deutſchen Verſfichen rungsweſen ein Einzelfall bleibt. Schon wird es um die Krititß etwas ruhiger, da durch die längere Zeit der Behandlung der Sache die Senſation genommen iſt. Es handelt ſich aber nicht um Senſa⸗ tion ſondern um Klärung und vor allem Bereinigung der deutſchen Wirtſchaft. Wir ſtehen immer noch wirtſchaft⸗ lich auf ſchwachen Füßen, unſere Kapitaldecke iſt knapp, wir ſind auf Auslandskapital angewieſen. Umſomehr iſt zu fordern, daß das wenige verfügbare deutſche Kapital in diejenigen Kanäle geleitet wird, die unſerer Wirtſchaft das nötige Blut zuführen und daß wir vor Kreditſchädi gungen im Auslande verſchont bleiben. Auch ſoll der deutſche Kapitaliſt nicht noch völlig das letzte Vertraue m in deutſche Aktiengeſellſchaften verlieren, denen er ſein Kapital durch Uebernahme von Aktien zur Verfügung ſtellt. Die deutſchen Börſen, die ihre volkswirtſchaftliche Funktion an ſich nur ſchwer zu erfüllen vermögen, müſſen von Erſchütterungen durch ſolche un⸗ verantwortliche Finanzkrache verſchont bleiben. A* 5 Das Ergebnis der geſtrigen Bankenſitzung Ueber das Ergebnis der geſtern erneut unter dem Vorſitz von Kom.⸗Rat Dr. Frank abgehaltenen Bankenbeſprechung wird ſolgende Mitteilung ausgegeben:„In der Verſammlung in ländiſcher Gläubiger der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs AG., die in Berlin ſtattfand, wurde unter den Erſchienenen eine grundſätzliche Uebereinſtimmung über ein Freimonatiges Still ⸗ haltekonſortium erzielt. Mit den heute nicht erſchtenenen in, ländiſchen und ausländiſchen Gläubigern wird wegen Beitritts zu. dem Stillhaltekonſortium verhandelt. Dem unter Vorausſetzung des Zuſbandekommens des in⸗ und ausländiſchen Stillhaltekonſortiums gegründeten Abwicklungskonſor tiums gehören die der Ge⸗ ſellſchaft naheſtehenden Banken und eine Anzahl anderer Bank⸗ inſtitute an. Mit weiteren Bankfirmen wird wegen des Beitritts verhandelt. Das Abwicklungskonſortium hat die Aufgabe, mit den ihr zur Verfügung geſtellten Mitteln eine ruhige und zweckmäßige Abwicklung der Geſchäfte durchzuführen.“ Die Staatsanwaltſchaft greift ein Wie von der FTuſtizpreſſeſtelle Frankfurt a. M. mit⸗ geteilt wird, iſt die Stagatsanwaltſchaft in das Vorſtadium der Unterſuchung betreffend den Zuſammenbruch ber Frankfurter Allgemeinen eingetreten und ſie bemüht ſich, in den verwirrten Kom⸗ plex von Fragen Klärung zu bringen. Es fehlt bis jetzt allerdings noch die Handhabe, die Ermittlungen auf eine beſtimmte Perſönlich⸗ keit zu konzentrieren, da zuverläſſige Anhaltspunkte für ſtrafbare Handlungen noch nicht vorliegen. * Die Allianz⸗ Stuttgarter Verein Verſicherungs AG. macht im Anzeigenteil der vorliegenden Nummer die Verſiche⸗ rungs nehmer der Favag mit dem Garantievertrag be⸗ kannt. n Veſchäftigung und Produktion Wie im Wochenbericht des Inſtitutes für Kon junktur⸗ forſchung ausgeführt wird, iſt die Aufwärtsbewegung der in d u⸗ ſtrlellen Beſchäftigung, die im März nach Abſchluß der Froſtperiode eingeſetzt hatte, im Juli zum Stillſtand gekommen. Die Geſamtziffer des Beſchäftigungsgrades zeigt bereits einen gerin⸗ gen Rückgang. Im einzelnen iſt die Bewegung jedoch recht unterſchiedlich. Bemerkenswert iſt, daß in der Metallinduſtrie und in ber chemiſchen Induſtrie, deren Lage bisher beſonders widerſtands⸗ fähig war, der Beſchäftigungsgrad neuerdings geſunken iſt. Eine leichte Erholung ergab ſich dagegen u. a. in der Schuhinduſtrie, in der der Beſchäftigungsgrad ſeit Monaten ausnehmend niedrig war. Entſprechend der Beſchäftigung hat ſich bisher auch die induſtrielle Produktion im ganzen ſeit Jahresbeginn erhöht. Dabei zeigen ſich aber im laufenden Jahr viel weitergehende Unterſchiede zwiſchen den einzelnen Zweigen als in den letzten Jahren. Teilweiſe wurde der Vorjahresſtand überſchritten(ſo in der Montan⸗ und Hütteninduſtrie) z. T. hält ſich die Produktion jedoch weit unter Vorjahreshöhe(ſo in der Textil⸗, Glas⸗ und Porzellaninduſtrie). Eine einheitliche, alle Induſtrien beherrſchende Tendenz iſt gegenwärtig nicht feſtzu⸗ ſtellen. „ Uhreufabrik Haller u. Benzing., Schwenningen. Der Bruttoertrag aus Fabrikation ſtellt ſich für 1028 auf 1,28(0,85) Mill. Unkoſten erforderten 0,64(0,46), Löhne und Gehälter 9,58 10,43) und Abſchreibungen 0,09(0,04) Mill. J. Die am 22. Auguſt ſtatigefun⸗ dene HW. genehmigte den Vortrag des ſich ſomit ergebenden Ver⸗ luſtes von 97961(80 237). Nach dem Bericht ſind die Umſätze um etwa 30 v. H. geſtiegen. In der Bilanz erſcheinen u. a. Kreditoren mit 1,80(1,18) Mill.. Andererſeits betragen flüſfige Mittel 0,005(0,01), Debitoren 1,16(0,65) und Vorräte 0,52(0,48) Mill./ Von den Anlagewerten werden ausgewieſen die Grunde ſtücke mit 0/48(0,46) und die Maſchinen mit 0,2(0,23) Mill. 4 * Margarine Unie, Rotterdam.— Intereſſenverknüpfung auch mit USA.? Aus Amſterdam wird der F. Z. gemeldet:„Im Zu⸗ ſammenhang mit neueren Gerüchten über die Zuſammenarheit zwiſchen der Margarine Unie und der engliſchen Lebensmittel⸗ firma Lever Gros wird nunmehr auch die nordamerikaniſche Proc⸗ ter and Gamble Company in Eineinnatti genannt. Würden dieſe nicht ganz unwahrſcheinlich klingenden Berichte zutreffen, ſo würde das eine Ausdehnung der Intereſſenſphäre der Margarine Unie auch auf die Ver. Staaten bedeuten. Dort zählt die Procter zu den größten Seifen-, Glyzerin⸗ und Speckerſatzerzeugern; ſie hat ein Stammakpital von 25 Mill. Doll. Und außerdem 12,5 Mill. Doll. BA. und 2,25 Mill. Doll. Obliga⸗ tionen; die Procter verteilte im letzten Jahre 40 v. H. Dividende auf die Stu.(Der Aktienkurs ſtellt ſich auf etwa 360 Doll. für 20 Doll. nominal.)“ Rohſtahlgewinnung und Walzwerkerzeugniſſe im Juli 1929 Die deutſche Rohſtahlgewinnung(ohne Saargebiet) im Juli 1929 iſt mit 1 46607 Tonnen um 35 406 Tonnen höher als die des Vormonats. Da in den Staählwerken aber im Juni 1929 an 25 und im Juli 1929 an 27 Tagen gearbeitet wurde, iſt die durch⸗ schnittliche arbeitstägliche Gewinnung mit 54 299 Tonnen um 2925 To. böer um 5,1 v. H. niedriger als die des Juni. Sie entſpricht 94,4 v. H. der durchſchnittlichen arbeitstäglichen Gewinnung des Jahres 1913 des Deutſchen Reichs damaligen Umfangs. Die Leiſtung der deutſchen Walzwerke im Juli. Die deut⸗ ſchen Walzwerke(ohne Saargebiet) haben im Juli 1929 1 029 588 To. an Walzwerksfertigerzeugniſſen hergeſtellt, d. h. arbeitstäglich durch⸗ ſchnittlich 38 133 Tonnen oder 3,6 v. H. weniger als im Juli 1929. Dies entſpricht 88,2 v. H. der Hurchſchnittlichen arbeitstäglichen Ge⸗ winnung an Walzwerksfertigerzeugniſſen im Jahre 1913 des Deut⸗ ſchen Reiches damaligen Umfangs. Daneben wurden noch 104 307 To. „Halbzeug zum Abſatz beſtimmt“(Juni 103 965) hergeſtellt. Weſteuropälſche Roheiſengemeinſchaft erhöht die Preiſe i Die Weſtenropäiſche Rohelſengemeinſchaft, der bekanntlich die Werke Frankreichs, Belgiens und Lupemburgs angehören, hat mit Wirkung ab 1. Oktober eine Preiserhöhung um durchſchnitttich 5 Fr. je Tonne vorgenommen. Die Grundpreiſe, von denen die erſt am Jahresſchluß abzurechnenden Rabatte in Abzug zu bringen ſind, belaufen ſich nun für Standard⸗Roheiſen mit 2,5—3 v. H. Silieium⸗ gehalt auf 625 Fr. frei franzöſiſchsbelgiſcher oder belgiſch⸗luxem⸗ burgiſcher Grenzſtatlonen und 645 Fr. Vertragsbaſis Antwerpen Genf bzw. 650 Fr. Frachtbaſis Lüttich. „ Preisinderziſſer der„Metallwirtſchaft“. Die Preisindexziffer der„Metallwirkſchaft“ ſtellte ſich am 21. Auguſt auf 25 9 am id. Auguſt(Durchſchnitt 1909/13 100, fiel alſo um 0,1 v. H. Für die einzelnen Metalle wurden nach dem Preisſtande vom. Auguſt folgende Einzelindexziffern errechnet: Kupfer 127,9(am 14. Aetguſt 128,1), Blei 146,1(146,1), Zink 104,7(104,7), Zinn 112,1 (111,6), Aluminium 132(192), Nickel 107,(107,7), Antimon 98,7(101,6) . * * rere ene. neee rr r ri c u ren n e 2 * Samskag, den 24. Auguſt 1929 Vollständig Uchen Titels! in beiden Theatern! CAIILIIIIII Täglich ab 38 Uhr neuverfilmt! Nicht zu verwechseln mit alten Filmen ähn- Alexander Dumas“ Meisterwerk als neuer Großfilm: Darsteller Edmund Dantéès, später Graf von Monte Christo 1 1 Mercedes, seine Braut. Fernand Mondego Caderousse 13% 1 Abbe Faria 1 Villefort, Staatsanwalt Valentine, seine Tochter, Dantes“ Vater Morrel, Reeder Julie, dessen Tochter Maximilian, dessen Sohn Cavalcanti, ein Findelkind Großes Filmschauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Alexander Dumas. Jean Angelo „ ILil Dagover Gaston Modot Henri Debain Bernhard Goetzke 1 Jean Toulout Mary Glory A. Pouget E. Maupain Michele Verly Francois Rozet Robert Mer in Landschaftsbilder Schönheit von Alexander Dumas“ berühmter Roman wurde erneut mit größtem Aufwand an Bauten und prominenter Besetzung als internationaler Groß-Film gedreht. Das Ganze ist groß auf- gezogen. Eine erstklassige glückliche Be- setzung. LIL DAGOVER als Mercedes lieblich anzusehen und gewandt im Spiel. aufferordentlicher Selten bekommt man einen Spielfilm mit solch dramatischer Handlung zu schen, noch seltener so abweechslungs⸗ reiche und mit Spannung geladene Szenen. Alhambra Orgel- Solo: In beiden Theatern das große Beiprogramm. Anfangszeiten: 3, 5, 7, 8,20 Uhr. Jugendliche haben Zutritt! Rhapsodie von A. W. Kettelbey. Neue Maunheimer Zeitung F 5 N 7 Nur noch heute und morgen f Fritz Schulz und Betty Bird Jerzein mir Ein Tonfilmspiel nach dem gleich- namigen Lied „Vemeln mir und sel weder gut!“ Dazu noch einen: NMAROTID TLoevd und ein POGLA NEGRI i Großffilm. Antang:.00,.00,.30,.48, 5. 20 Uhr [Mittag⸗Ausgabe) in dem ersten deutschen Montag letzter Tag unseres Vorzügl. Doppelprogrammes Doleres del Rio Tom Mix Sklavin Der sehlohterne Einer Ehe Don Juan L i ae bö J. f Oeffnung 4 Uhr, Anf. 41 6¼,. 81½ 5 Eheferien mit Lilian Harvey Nach dem weltberühmten Drama von Leo Tolstoi ber lebende Leichnam] — L. Fm 9 Minuten Angst Ein Sohwank in 6 Akten mit dem Fulmkamiter Eddie Cantor Orgel Solo: Animam aus„Stabat Mater“ 5 Aal 8 Anfang 5 Ohr, Sonntags 4 Uhr Letzte Vorstellun 30 U Rennwiesen- Restaurant Empfehle meine ausgew. Menüs, reichhalt. Abendkarte Sonnfag, den 25. August Emi Mend à%% 8. a f g. 0. Windsor-Suppe ne I. 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