Mittwoch, 4. Sepkember 1929 Nr. 408— 140. Sahrgang Mittag- Ausgabe 5 4 2 nzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. . 12 Algen Anzeigen 0,40.⸗M. Melamen —4R.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, e uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder für verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch antheerSenanllntun Montag: Sport und Spiel. Dienstag wechlelnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film Aittwoch wechſelnd: Aus Seld und Harten Geſetz u. Recht. Donnerstag wechſelnd: Mannheimer Frauenzeitung Aus dem Kinderland Freitag: Wandern u. Reiſen Samstag: Aus Zeit u. Leben Mannheimer Muſilezeitung Bezugspreiſe: In Mannheim u. Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M..— ohne Beſtellgeld. Bei eotl. Aenderung der Poſſhhet en Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten Poſtſcheckkonto 17500 Karlsruhe. aupt⸗Geſchäftsſtelle E6, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R.9811 Baſſermannhaus) Geſchäfts⸗Nebenſtellen. Waldhofſtr. 6, Schwetzingerſtr. 19/20 u. Meerfeldſtraße 13 Telegramm⸗ Adreſſe: Generalanzeiger Mannheim. Erſcheint wöchentl. 12 mal. Fernſprecher: 24944, 24945, 24951. 24952 u. 24953 Negeſmäßige Beilagen: ——— eder glüt gelandet Graf Zeppelin von ſeiner Weltreiſe nach Friedrichshafen zurückgekehrt Landung heute Vormittag 8,48 Ahr Friedrichs hafen, 4. Sept.„Graf Zeppelin“ erſchien um 8,28 Uhr über der Luftſchiffhalle und iſt um 8,48 Uhr gelandet. * Um.20 Uhr kam das Luftſchiff vom Weſten her über dem Bodenſee in Sicht. Um.25 Uhr befand es ſich über dem Platz und die Menge brach in begeiſterten Jubel aus. Eine 10 Meter lange Fahde war ausgelegt zur Bezeichnung der Lan⸗ dungsſtelle. Fahnen lagen auf dem Raſen und gaben die Bodentemperatur an, die 20 Grad beträgt. Es iſt faſt wind⸗ ſtill. Flugzeuge umkreiſen das Luftſchiff. Standort⸗Melödungen von der Heimfahrt In der Schweiz Baſel, 4. Sept.(United Preß.)„Graf Zeppelin“ überflog um 7,05 Uhr die Stadt Baſel. Er hielt ſich in etwa 300 Meter Höhe. Das Luftſchiff wurde von verſchie⸗ denen Flugzeugen begleitet. Ueber Frankreich zur Schweizer Grenze Beſancon(Frankreich), 4. Sept.(United Preß.) „Graf Zeppelin“ überflog um 5,50 Uhr Beſaucon, nach⸗ dem es 5,20 Uhr Dijon paſſiert hatte. Beim Ueberfliegen von Beſancon hielt das Luftſchiff, das in dem leichten Morgen⸗ nebel gut ſichtbar war, ſich ziemlich niedrig und hatte Kurs auf die Schweizer Greuze und flog ſehr ſchnell. Die Wetterbedingungen ſind ausgezeichnet. Es herrſcht nur ein leichter Wind. Beim Ueberfliegen von Dijon teilte die Funkſtation des„Graf Zeppelin“ dies der Leitung des Flugplatzes von Le Bourget mit. Kurz nach Mitternacht an der franzöſiſchen Küſte Limoges(Frankreich), 4. Sept.(United Preß.) Um 2,30 uhr morgens überflog„Graf Zeppelin“ die Stadt mit öſtlichem Kurs. Das Luftſchiff flog in ungefähr 400 Meter Höhe und hielt Richtung auf Dijon. Beim Ueberfliegen von Limoges bot„Graf Zeppelin“ einen prächtigen Anblick, da er hell erleuchtet war. Soweit ſich vom Boden aus feſtſtellen ließ, arbeiteten die Motore vorzitglich. Um 90,2 5 Uhr hatte das Luftſchiff bei Bordeaux die franzöſiſche Küſte erreicht. In beiden Ortſchaften waren trotz der ſpäten Stunde noch eine ganze Anzahl Einwohner wach geblieben, die teils von ihren Wohnungen, teils von der Straße aus und in den Cafés die Ankunft des„Graf Zeppelin“ er⸗ wartet hatten, das Schauspiel beobachteten. Beim Ueberfliegen von Santander hat das Luftſchiff über dem Palaſt, wo König Alfons ſich zur Zeit aufhält, s wei Schleifen gezogen und außerdem ſeine Sirene zum Gruße ertönen laſſen. An Bord des Zeppelin herrſcht ſowohl unter den Paſſagieren wie unter den Mannſchaften Heim⸗ kehrerſtimmung und alle au Bord Befindlichen ſind voll fröh⸗ licher Erwartung. „Graf Zeppelin“ über Spanien Nach einer Havas⸗Meldung aus La Coruna befand ſich das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ am Dienstag mittag 15.13 Uhr 25 Kilometer weit von Cap Finiſterre entfernt. Eine Viertelſtunde ſpäter überflog das Luftſchiff den Ort Camarinas. Um 17.10 Uhr wurde der Zeppelin auf der Höhe des San Ped⸗Berges bei La Coruna geſichtet. Der Zeppelin überflog dann die Stadt ſelbſt und nahm Kurs auf die Pro⸗ vinz Aſturien. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ meldete der Hapag durch Funkſpruch, daß es am Dienstag nachmittag um 17 Uhr Ca p Portugal paſſiert habe. An Bord iſt alles in Ordnung. um Vombenanſchlag auf den Reichstag Die Suche nach den Attentätern Die Berliner Kriminalpolizei gehl zur Aufklärung des Anſchlages auf das Reichstagsgebäude einer ganz beſtimmten Spur nach. Eine Reihe namhaft gemachter Perſonen in Ber⸗ lin und außerhalb ſteht unter dem Verdacht der Beteiligung und perſönlicher Hilfeleiſtung. Wie weiter feſtgeſtellt wurde, iſt ſeit einigen Wochen eine rege Verbindung zwiſchen ſüd⸗ und norddeutſchen Organi⸗ ſationen der Nationalſozialiſten beobachtet worden. Ihre Ver⸗ bindungsleute ſeien zu der Zeit, in der die Anſchläge in Norddeutſchland verübt wurden, auf ihren Reiſen viel beob⸗ achtet worden. Weiter iſt man der Meinung, daß die Spreng⸗ ſtoffladungen, die über die letzten Attentate— auch für das auf das Reichstagsgebäude— verwendet wurden, in einer Zentralſtelle hergeſtellt worden ſind. Dr. Stegerwald in Friedrichshafen Der Reichsverkehrsminiſter Dr. Stegerwald begab ſich am Dienstag in Begleitung des Leiters der Luftfahrt⸗ abteilung im Reichsverkehrsminiſterium im Flugzeug zur Begrüßung des von ſeiner Weltfahrt heimkehrenden„Graf Zeppelin“ nach Friedrichshafen. Kapitän Lehmann führte den„Graf Zeppelin“ in die Heimat Flaggen heraus! In Erwartung der glücklichen Rückkehr des Luftſchiffes „Graf Zeppelin“ von ſeinem Weltflug ordnete die Reichs⸗ regierung zur Feier des Erfolges des deutſchen Unternehmer⸗ geiſtes und der deutſchen Arbeit an, daß die Reichsbehörden am Mittwoch, dem 4. September, flaggen. Die gleiche Anordnung traf die preußiſche Staatsregie⸗ rung für die Staats⸗ und Kommunalbehörden. Iwei Deutſchlandfahrten, Graf Zeppelins“ Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ wird kurz nach ſeiner Rückkehr vom Weltflug, in etwa zwei bis drei Wochen, 3 wei Deutſchlandfahrten unternehmen. Der Flug ſoll vorausſichtlich von Friedrichshafen mit Kurs auf Nieder⸗ und Oberſchleſien und weiter nach Ber⸗ län gehen, wo das Luftſchiff am Maſt ankern ſoll. Zwei Tage ſpäter wird es nach Oſtpreußen ſtarten, um von dort aus nach Friedrichshafen zurückzufliegen. Anfang Oktober wird wieder ein Amerika⸗Flug unternommen werden. * Auf Franz⸗Joſefsland im Nördlichen Eismeer iſt die nördlichſte Wetterwarte und Funkſtation der Welt errichtet worden. Die Station arbeitet auf der Welle 43 und hat bereits amerikaniſche Stationen und einen Radivo⸗ amateur in Niſchninowgorod gehört. Der ruſſiſche Eisbrecher „Sedow“, der 7 Perſonen auf der Inſel zurückgelaſſen hat, hat die Rückfahrt durch die Barentsſee angetreten. Profeſſor Wieſe, der an der Expedition des Eisbrechers„Sedow“ teilgenommen hat, erklärte, daß er im nördlichen Teil des Franz⸗Joſeflandes eine zweite Strömung des Golf ⸗ ſtromes entdeckt habe, durch die eine hohe Waſſertempe⸗ ratur in nördlicher Richtung hervorgerufen werde. An der Teplitz⸗Bucht ſind Depots der Expedition des Herzogs der Abruzzen aufgefunden worden, die für die künftigen Polar⸗ forſchungen, insbeſondere für den geplanten Zeppelin⸗ flug von praktiſcher Bedeutung ſein dürften. Im nächſten Jahre werden in verſchiedenen Teilen der Inſelgruppe Ex⸗ peditionshütten mit Lebensmittelvorräten als Stützpunkte für die künftigen Forſchungsexpedittonen errichtet. ( ã ͤ ͤddddddwddGdßdGduGòvö d Zur Verlegung der Rheinlandkommiſſion — London, 3. Sept. Wie das Reuterſche Bürv erfährt, iſt der Sitz der Interalliierten Rheinlandkommiſſion nach der Räumung der zweiten Zone, alſo vom Dezember ds. Js. an, noch nicht endgültig feſtgelegt. Die Angelegenheit werde nicht als beſonders dringlich angeſehen. 100 deutſche Lokomotiven für Rumänien — Berlin, 3. Septbr. Die rumäniſche Staatseiſenbahn hat der A. E. G. einen Auftrag auf Lieferung von 100 Dampf⸗ lokomotiven erteilt. Um die Beſtrebungen auf Konſolidie⸗ rung im deutſchen Dampflokomotivenbau zu unterſtützen, hat die A..G. fünf Lokomotipfabriken an der Ausführung des großen Auftrages beteiligt. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß ſich um die Lieferung 24 Lokomottpfabriken aus ſieben europäiſchen Län⸗ dern beworben hatten. Das Haager Ergebnis und die große Politik Von Staatsſekretär z. D. Frhr. v. Rheinbaben, M. d. R. Sobald das Ergebnis der Haager Verhandlungen vor⸗ lag, wurde es in bei uns üblicher Weiſe parteipolitiſch ausge⸗ wertet. Rechts: Völlige Verdammung in Grund und Boden. Links: Jubelrufe und die Feſtſtellung eines angeblichen „vollen Erfolges“. Dazwiſchen zeigte das Gros der deutſchen öffentlichen Meinung eine verſchieden nüancierte ſachliche Aufnahme, in der eine gewiſſe Kritik auf der einen Seite dem in parteipolitiſcher Abwehr ſofort ebenfalls erfolgten Lob der Tätigkeit der deutſchen Delegation ein Paroli bot. Von dieſer Anfangspoſition aus werden wir nun in den nächſten Wochen die Meinungsſchlacht um die endgültige Einſtellung unſeres Volkes auszukämpfen haben, wobei als Endziel auf der einen Seite die grundſätzliche Ablehnung des Ppoungplanes durch eine agitatoriſche Volksbewegung, auf der anderen Seite die Schaffung einer Mehrheit im Reichstage zu ſeiner An⸗ nahme ſteht. Für eine erſte und vorläufige Beurteilung fachlicher Axt iſt nach meiner Auffaſſung folgendes feſtzuſtellen: Das Kernſtück des deutſchen Konferenzzieles, d. h. neben der Herabminderung der höheren Daweszahlungen auf die niedri⸗ geren Moungleiſtungen ab 1. September des Jahres die ein wandfreie Garantie für eine völlige Räumung des Rheinlandes in abſehbarer und genau begrenzter Zeit iſt erreicht worden. Da eine ſolche Entwicklung grundſätzlich dem Sinne der Locarnopolitik von 1925 entſpricht, kann un muß trotz aller zwiſchen damals und heute erlebten Ent⸗ täuſchungen objektiv feſtgeſtellt werden, daß die Locarnopoliti ihren praktiſchen Zweck erfüllt hat und keineswegs„zuſam mengebrochen“ iſt. Auch der feurigſte Nationaliſt und glühendſte Patriot wird mit den Vertretern der amtlichen Außenpolitik darin übereinſtimmen müſſen, daß der er tec Schritt zur heiß erſehnten und auch im neuen Deutſchland oft beſungenen„Freiheit“ der ſein müßte, die fremden Truppen vom deutſchen Boden herunterzubringen. Da dieſe Soldaten ebenſo wenig wie ihre Regierungen auf in der deut⸗ ſchen Heimat von großen und kleinen Verbänden in die Wel: geſchmetterte Reſolutionen zu reagieren pflegen, ſo muß na meiner Anſicht jeder Deutſche, gleichgültig welcher Partei er angehört und gleichgültig, ob er heute für oder gegen den Voungplan eingeſtellt iſt, das poſitiv erreichte Ziel der Lv⸗ carnopolitik in Geſtalt der Befreiung des beſetzten Gebiete als unerläßliche Vorbedingung jeder weiteren ſelbſtändigen politiſchen Aktion Deutſchlands begrüßen! Die durch den Vorſtoß des engliſchen Schatzkanzler Snowden hervorgerufenen finanziellen Auseinander ſetzungen haben mit einem weſentlich auf Deutſchlands Rücken geſchloſſenen Kompromiß geendet. Dieſe Tatſache und die weitere, daß es der deutſchen Delegation nicht gelang, die zur Wiedererlangung der vollen deutſchen Freiheit ſelbſtverſtänd⸗ lich untrennbar zugehörende Frage der Rückgabe des Saargebietes auch nur grundſätzlich im Haag zu erledi⸗ gen, ſollte allein ſchon genügen, um jeden voreiligen Jubel und das Nachbeten franzöſiſcher oder ſonſtiger Friedensphra⸗ ſen zu unterdrücken. Ebenſo wenig kann die juriſtiſche Rege⸗ lung des franzöſtſchen Anſpruches auf eine Sonderkontrolle des fünfzehn Millionen deutſcher Menſchen bergenden ent⸗ militariſterten Gebietes zu irgend einer beſonderen Befrie⸗ digung Anlaß geben. Wir können doch in Deutſchland wirklich nicht auf die Dauer ſo Politik treiben, daß die Franzoſen in gewohnheitsmäßiger Taktik zunächſt uns ſtarke Ueberforde⸗ rungen ſtellen und wir dann vor Freude außer uns ſind wenn wir mit einer mehr oder minder großen Verſchlechterung der bisher beſtehenden Lage davonkommen, die weniger ſchlimm als die franzöſiſche Anfangsforderung ausſieht! Gewiß, es iſt keine neue Kommiſſion nach den urſprünglichen fran⸗ zöſiſchen Wünſchen für die Kontrolle des Rheinlandes geſchaf⸗ fen. Aber ebenſo gewiß haben wir Deutſche unſer urſprüng⸗ liches Ziel, in keinerlei Form irgendeiner internationalen Kommiſſion beſondere„ſNachforſchungs⸗ un d Feſtſtel⸗ lungsrechte“ im Rheinland zu gewähren, nicht durchge⸗ ſetzt. Es iſt außerordentlich bedauerlich, daß gerade auch in dieſer Frage die leidige Parteipolitik eine ſachliche Wer⸗ tung des Ergebniſſes erſchwert und nunmehr bereits die eine Seite in Uebertreibung der Gefahren der getroffenen Rege⸗ lung von einer„zeitlich unbegrenzten Sonderkontrolle des Rheinlandes“ ſpricht, die andere Seite ſo tut, als bedeute das auf Deutſchland im Verſailler Vertrag gelegte einſettige Ser⸗ vitut der Ausnahmebeſtimmungen für das Rheinland gar⸗ nichts und als hätten wir nun im Haag„Erfolge“ erzielt, weil keine neue Schnüffelkommiſſion geſchaffen, ſondern — ſtehe Briands Rede!— einer ſchon beſtehenden inter⸗ nationalen Kommiſſion diefenjgen Funktionen überteagen werden, die eine franzöſiſche Preſtige⸗Politik in bewußter Nie⸗ derhaltung Deutſchlands ſich wünſchte! Soweit in ganz kurzen Strichen das fachliche Fazit der bisherigen Verhandlungen ſie ſind für den geſamten Voungplan bekanntlich noch keineswegs beendet!— über die ſogenannte„Liquidierung des Weltkrieges“. Ueber dieſe Einzelprobleme hinaus hat durch das Auftreten des engliſchen Schatzkanzlers gleich zu Beginn der Konferenz die ſogenannte „große Politik“ eine erhebliche Rolle geſpielt. Ein Rätſelraten begann darüber, was Herr Snowden mit ſeinem Vorſtoß eigentlich bezweckte. Wollte er die Entente mit Frankreich ſprengen? Die Jronte des Schickſals will es, daß einen Tag, nachdem das führende ſozialiſtiſche deutſche Organ in breit ausgeſponnener Sympathie mit der engliſchen ſozia⸗ liſtiſchen Regierung in der Beſprechung des Haager Ergeb⸗ niſſes den Satz von der angeblich„toten Entente“ abdruckhle, 2. Sekte. Nr. 408 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 1. September 1929 der engliſche Außenminiſter vor ſeiner Abreiſe aus dem Haag der Weltöffentlichkeit zu verſtehen gab, daß England auch nach wie vor den größten Wert auf engſtes Zu⸗ ſammenarbeiten mit Frankreich lege und daß angeblich kein anderer wie Herr Briand an der Ausgeſtaltung des europäiſchen Friedens das Hauptverdienſt hätte! Selten Hat es ſich an einem praktiſchen Beiſpiel ſo deutlich gezeigt, wie weite Kreiſe in Deutſchland gerade in der Außenpolttik ihre eigenen Wünſche mit tatſächlichen Entwicklungen verwechſeln. Aber dieſe neue erſtandene„Hoffnung auf England“ hatte ſchon vorher rechts ihr Gegenſtück gefunden. Es wurde— um in Snowden'ſcher parlamentariſcher Sprache zu ſprechen— dort die„groteske und lächerliche Behauptung“ aufgeſtellt, daß die engliſche Politik den„Youngplan kaputt ſchlagen“ wolle und daß der dumme deutſche Michel die Ge⸗ legenheit, ſeine eigene Schuldbelaſtung los zu werden, wieder einmal unter frevelhaft handelnder Führung verſäumt habe. Aus ſolchen Auslaſſungen ſpricht ſelbſtverſtändlich eine völlige Unkenntnis engliſcher Ziele und politiſcher Methoden. Leider iſt in England trotz mancherlei Aenderungen in der geſamt⸗ politiſchen Beurteilung europäiſcher Zuſtände von heute die Sorge vor dem deutſchen Wettbewerb ein wich⸗ tiger Faktor des Handelns geblieben. Das haben wir praktiſch ſpeben an der Einſtellung zu den deutſchen Sachleiſtungen geſehen. Auf finanziellem Gebiete wird jetzt der„eiſerne Kanzler Snowden“ hoch gefeiert, der letzten Endes doch nichts anderes im Haag fertiggebracht hat, als auf Koſten des machtloſen Deutſchlands,— nicht etwa auf fran⸗ zöſiſche oder italieniſche Koſten!— den engliſchen Anteil an den für die Schuldenabzahlung nach Amerika dringend er⸗ wünſchten Youngleiſtungen zu erhöhen! Dieſer nüchternen aber notwendigen Feſtſtellung ſteht allerdings die weltpolttiſch ſehr entſcheidende Entwicklung gegenüber, die auf eine Flot⸗ tenverſtändigung zwiſchen England und Amerika ab⸗ zielt. Sollte ſte gelingen, dann wäre Deutſchlands Lage er⸗ heblich verbeſſert, weil eine angelſächſiſſche Verſtändigung an ſich ein ſolches Schwergewicht hätte, daß die überragende Stellung Frankreichs auf dem europäiſchen Kontinent bezw. ſein ſtarker Druck auf Deutſchland ſich zu unſeren Gunſten än⸗ dern müßte. Das milttäriſch entwaffnete, einſt ſo ſeemächtige Deutſchland iſt alſo zehn Jahre nach dem Weltkriege in die eigenartige Lage gekommen, die Verwirklichung eines ziffern⸗ mäßig feſtgelegten Flottenverſtändigungsprogramms zwi⸗ ſchen den beiden ſtärkſten Seemächten der Welt herbeizuwün⸗ ſchen, etwas, was ihm ſelbſt zu ſeinem eigenen größten Scha⸗ den leider einige Jahre vor dem Weltkriege England gegen⸗ Aber nicht gelungen! 5 Ein letztes kurzes Wort über Italien und ſeine Rolle im Haag und überhaupt der heutigen europäiſchen Politik. Es gibt in Deutſchland Kaffeekränzchen und Bierbankunterhal⸗ tungen, die auf Grund völlig falſcher Information glauben, die deutſche Politik hätte eine andere große Gelegenheit ver⸗ ſäumt, die eines„Bündniſſes mit Italien“. Demgegenüber war es außerordentlich intereſſant, das Schaukelſpiel der ſtraff faſziſtiſch geleiteten großen italieniſchen Blätter zu be⸗ ubachten, das ſich während der Haager Konferenz betätigte. Ob einſt unter Giolttti, ob jetzt unter Muſſolinti— die italieni⸗ ſche Außenpolitik bleibt ihrem oberſten Grundſatz treu, ſich dem Meiſt bietenden anzutragen. Wird jetzt die engliſche Politik in Europa wirklich ſelbſtändiger, ſo bleibt wie einſt Hinſichtlich des Dreibundes und der Tripelentente heute Ita⸗ lien die Möglichkeit, entweder in einer Annäherung an die „lateiniſche Schweſter“ Frankreich die heiß erſehnten kolonia⸗ len Aſpirationen zu verwirklichen oder zuſammen mit Eng⸗ land den Verſuch zu machen, das gleiche Ergebnis durch politiſchen Druck auf Frankreich zu erzielen. Der deutſche Faktor wird einem ſo klar machtpolitiſch eingeſtellten Italien gegenüber erſt dann größeren Wert beſitzen, wenn er erwei⸗ terte Handlungsfreiheit erlangt haben wird, niemals aber im heutigen Zuſtand. So zeigt die„große Politik“ nach dem Haag zwar neue Möglichkeiten, ſie reduziert aber gewiſſe in der Hitze des Kampfes vorſchnell exkomptierten Hoffnungen auf das rich⸗ tige Maß. Obgleich ich weder ſo alt bin, noch die Würde und den Einfluß des berühmten Cato im römiſchen Senat beſitze, wiederhole ich zuſammenfaſſend auch bei dieſer wichtigen Gelegenheit die ſchon oft vertretenen beiden Leitſätze deutſcher Wiederaufſtiegs möglichkeit: 1. Es gab und es gibt angeſichts des Marasmus in Ruß⸗ land für Deutſchland keinen anderen außenpolitiſchen Kurs, als mit den Verſailler Siegermächten in Umwand⸗ lung der unterdrückten Stellung Deutſchlands allmählich zu⸗ nehmende ſolidariſche und gemeinſame Intereſſen herzuſtellen, die durch das Schwergewicht der allgemeinen Entwicklung und des deutſchen Faktors in ihr allmählich Deutſchland die volle Souveränität auch auf den Gebieten wiedergeben werden, auf denen ſie ihr bisher noch fehlt. Sowohl politiſch wie finan⸗ ziell wird den Vereinigten Staaten von Amerika bei dieſem Prozeß eine entſcheſdende Rolle zufallen. 2. Nach Wiederherſtellung der territorialen Souveränität Deutſchlands wird noch mehr als bisher der Grad unſerer inneren Konſolidierung für die Beſtimmung deutſcher Zukunft maßgebend ſein. Die ſoeben beendete Haager Kon⸗ ferenz hat auf das deutlichſte gezeigt, wie nachteilig Deutſch⸗ lands Lage im Zuſtand finanzieller Zerrüttung ſich auswirken mußte. An den loyalen Verſuch, die außerordentlich hohen Opfer und Leiſtungen des Poungplanes zu erfüllen, iſt daher die Schaffung einer auf viele Jahre im voraus zu berechnen⸗ den wirtſchaftlichen und ſteuerlichen Stabilität und Proſperität untrennbar geknüpft. Die nächſte deutſche Zu⸗ kunft wird davon abhängen, ob wir dieſen Zuſammenhang zu begreifen vermögen und in genügend großer Zahl entſpre⸗ chend zu handeln bereit ſind. Abreiſe Dr. Streſemannus nach Genf * Berlin, 4. September. Reichsminiſter des Aeußeren, Dr. Streſemann iſt geſtern abend im Anſchluß an die Sitzung des Reichskabinetts zur Tagung des Völkerbundes nach Geuf abgereiſt. Straßenbahnzuſammenſtoß— 26 Verletzte — Berlin, 3. Sept. Im Vorort Tegel fuhr heute vor⸗ mittag eine Straßenbahn auf einen haltenden Straßenbahn⸗ wagen auf. Drei Männer und eine Frau wurden ſchwer verletzt, 22 Perſonen trugen leichtere, meiſt durch Glas⸗ ſplitter verurſachte Verletzungen davon und konnten nach An⸗ legung von Notverbänden ihre Wohnungen aufſuchen. Poliziſten als Alkohol verkäufer — Waſhington, 3. Sept. Das Bundesprohibitionsamt gibt bekannt, daß 62 Mitglieder der Polizei von Los Augeles, darunter ein Hauptmann ſich zuſammengetan hatten, um von den Alkoholſchmugglern einen Tribut zu erpreſſenu. Ein in der vergangenen Woche verhafteter Schmuggler machte 24 Polizeibeamte namhaft, die beſchlag⸗ ichten. Alles war begeiſtert, nur der Franzoſenicht (Von unſerem eigenen Vertreter.) Nach M Genf, 4. Sept. 5 Jahren iſt Ramſey Macdonald als Miniſterpräſident wieder in Genf erſchienen, um als Vertreter Großbritanniens über die Völkerbundspolitik des Weltreiches zu ſprechen. Im September 1924 nach dem Zuſtandekommen des Dawesplanes erzielte er neben dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten und ſtreitbaren Linksrepublikaner Her riot einen ſenſationellen Erfolg. Damals legte er der Vollverſammlung gemeinſchaft⸗ lich mit Herriot den Plan eines Protokolls vor, das alle dem Völkerbund angehörigen Staaten u. insbeſondere die europäti⸗ ſchen Nationen zu einem Schutz und Trutzbündnis gegen den„Angreifer“ vereinigen ſollte. Man nannte es das Genfer Protokoll. Macdonald und Herriot ſchritten Schulter an Schulter in dem Kampf für dieſe„großen Ideale“, von deſſen Verwirklichung ſie ſich die Befriedung Europas und abſolute Sicherheit, kurz die Erfüllung aller Friedenswünſche verſprachen. Es war ein ſchwerer Irrtum. Die Schöpfer des Genfer Protokolls, deſſen Leitmotiv ſich in den drei Schlagworten „Schiedsgericht, Sicherheit, Abrüſt ung“ aus⸗ drückte, überſahen vollkommen die Tatſache eines wehrlos ge⸗ machten, um einen Teil ſeiner territorialen und wirtſchaft⸗ lichen Souveränität gebrachten Volkes, das in Europas Mitte lebend nicht unter den Machtwillen dieſes Protokolls der ge⸗ rüſteten Siegerſtaaten geſtellt werden konnte. Es iſt merk⸗ würdig, daß Macdonald im Jahre 1924 in dem Gedanken einer ſolchen Staatenkvalition friedensfördernde Triebkräfte zu er⸗ blicken glaubte. Sein Partner Herriot begeiſterte ſich aus wohlbegreiflichen Gründen für den Protokollplan. Den deutſchen Sozialiſten, die ſich in den Septembertagen des Jahres 1924 in Genf aufhielten, legte der damalige fran⸗ zöſiſche Miniſterpräſtdent in überſchwenglichen Worten nahe, den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund(ohne Anſpruch auf einen ſtändigen Ratsſitz) zu beſchleunigen und womöglich durch einen Druck auf die Reichsregierung eine ſofortige Aktion in dieſem Sinne zuſtandezubringen. Man ſah damals in Genf verblen dete deutſche Ueberpazifiſten und hörte aus ihrem Munde die bedenklichen Mahnrufe, Deutſchland müſſe ſich beeilen, in den Völkerbund einzutreten, um an der Verwirklichung des Genfer Protokolls mitarbeiten zu können. Dieſe gefährlichen Lockungen verfehlten glück⸗ licherweiſe ihre Wirkung. Im Verlauf der techniſchen Vorbe⸗ reitungen des Genfer Protokolls ergab ſich die Tatſache, daß ſich hinter der Nichtangriffstheorie neue Rüſtungen von Frankreich und ſeinen öſtlichen Verbündeten verborgen hielten. Macdonald dürfte dies ſehr bald erkannt haben, denn er trat der inzwiſchen ans Ruder gelangten konſervati⸗ ven Regierung nicht entgegen, als Chamberlain klipp und klar die Erklärung abgab, daß ſich Großbritannien an der militäriſchen und maritimen Durcharbeitung des Genfer Pro⸗ tokolls nicht beteiligen könne. Man muß es den engliſchen Konſervativen zugute halten, daß ſie durch die Beſeitigung des Genfer Protokolls ſowohl die Verhandlungen über den Rheinpakt, als auch den Eintritt Deutſchlands in den Bund und Rat ermöglicht haben. Wie ſich ſtatiſtiſch nachweiſen läßt, ſetzten die franzöſiſchen Land⸗ und Seerüſtungen gerade zu der Zeit ein, wo man in Frankreich für das große Werk der„europäiſchen Sicherheit“, nämlich das Genfer Protokoll, Stimmung machte. Heute nach 5 Jahren iſt Maedonald ein anderer gewor⸗ den. Seine von Herriot unterſtützte Friedensidee gehört der Geſchichte des Völkerbundes an. Der engliſche Miniſterprä⸗ ſident iſt zur Einſicht gelangt, daß die verfänglichen drei Worte„Schiedsweſen, Sicherheit, Abrüſtung“ im befreundeten Frankreich zu einer Verſchleppung der europäiſchen Verſöh⸗ nungspolitik benutzt und durch juriſtiſche Kniffe in der Weiſe ausgedeutet wurden, daß man immer und immer wieder den Grad der„Sicherheit“ für nicht genügend erachtete, um ehrlich an die Erfüllung der Abrüſtungsverpflichtungen heranzu⸗ treten. Uuẽter viel glücklicheren Auſpizien als vor 5 Jahren ſtand diesmal Macdonald vor der Vollverſammlung. Lo⸗ carno, der Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund, die An⸗ nahme und vorausſichtlich ſehr baldige Ratifizierung des Voungplanes, die frühere Räumung des beſetzten Gebietes und völlige Ausſchaltung aller militäriſchen Kontrollpläne für das geräumte Rheinland, das ſind ſtarke Aktippoſten, auf die ſich der engliſche Miniſterpräſident in ſeinen Darlegungen ſtützen konnte. Die Völkerbundsrede Maedonalds brachte des⸗ halb einen ſchönen und ergreifenden Auftakt, Freude ſprach aus ſeinen Worten, mit denen er die Vertreter Deutſchlands in der vorderſten Bank der Vollverſammlung begrüßte. Ein warmer Strahl brach aus ſeinen Augen bei den Worten: „Was ich mir ſeit langem wünſchte, iſt nun endlich in Erfül⸗ lung gegangen. Deutſchland hat ſeinen ihm gebührenden Platz im Völkerbund gefunden.“ Maedonald iſt ein ausgeſprochener Stegreifredner. Schlagwortartige Notizen liegen vor ihm. Es find programmatiſch zugeſpitzte Formulierungen, die die Feile der Diplomatie des Foreign Offices erkennen laſſen und dieſe Formulterungen erheben ſich in der packenden red⸗ neriſchen Darſtellung wie eine reife Frucht, ſodaß der Zuhörer dauernd in Spannung gehalten wird. Das Programm der engliſchen Völkerbundspolitik, wie es geſtern nachmittag von Macdonald dargelegt wurde, ruht auf den Gedanken einer ehrlichen Verſöhnung und Gleichberech⸗ tigung.„Die Abrüſtung muß endlich zuſtandekommen. Es darf nicht mit neuen Diskuſſtonen Zeit verloren gehen. Wer den Frieden will, der muß auf das Ganze losgehen. Gefährlich wäre es, den Nörglern und berufs⸗ mäßigen Militärpolitikern noch länger das Heft in Händen zu laſſen.“ In viel ſchärferer Form, als Reichskanzler Müller es im Vorjahre getan hat, for ⸗ derte Macdonald die Abrüſtung zu Waſſer und zu Lande. Er kündigte an, daß die Verhandlungen zwiſchen England und Amerika einen günſtigen Fortgang nehmen und ſtellte für die dritte Septemberwoche wichtige Ergebniſſe in Ausſicht. Ausdrücklich betonte er, daß eine eng⸗ liſch⸗amerikaniſche Verſtändigung über die Einſchränkung der Seerüſtungen gegen keine andere Macht gerichtet ſei. Dieſe Erklärung iſt umſo bedeutſamer, da das zeitweilig als nichtig bezeichnete engliſch⸗frauzöſiſche geheime Flottenabkommen tatſächlich eine Spitze gegen die Vereinigten Staaten enthalten mien Alkohol w eter verkauften, ſtatt ihn zu ver⸗ hatte. Die engliſche Regierung beabſichtig nach dem Zuſtande⸗ Englands Miniſterpräſident erzielte in llds enf einen ſenſationellen Erfolg kommen einer Einigung mit den Vereinigten Staaten die große Konferenz der Seemächte einzuberufen. Nach dem Gelingen dieſer Konferenz würde ſich der ö Eintritt Amerikas in den Völkerbund dadurch erleichtern, daß die Völkerbundsſatzungen, wie Mac⸗ donald zu verſtehen gab, durch den Kelloggpakt ihre Ergän⸗ zung finden könnten. Die Ankündigung des engliſchen Miniſterpräſidenten, daß Großbritannien und die Dominien der obligatoriſchen Schiedsklauſel des Haager Gerichtshofes ihre Zuſtimmung erteilen werden, beweiſt, wie ſehr ſich der Schiedsgedanke, den Deutſchland bekanntlich beſonders ſtark vertrat, im britiſchen Weltreich durchgeſetzt hat. Ein wichtiger Schritt auf dem Wege der Gleichberechtigung ſtellt auch der Entſchluß des engliſchen Kabinetts dar, As gy p⸗ teneinen Platzim Völkerbund einzuräumen. Jahre⸗ lang iſt um dieſe Frage in der engliſchen Diplomatie ein ſchwe⸗ rer Kampf geführt worden. Er iſt endlich unter der Aegide der Arbeiterregierung zu Gunſten Aegyptens entſchieden wor⸗ den. Auch die Erklärungen des engliſchen Miniſterpräſidenten über das Schickſal der Minderheiten und die Not⸗ wendigkeit, den Minderheiten die ihnen zukommenden mora⸗ liſchen, politiſchen und kulturellen Rechte einzuräumen, be⸗ weiſen, daß die heutige engliſche Regierung in der Löſung die⸗ ſes Problems eines der wichtigſten Faktoren für die Befrie⸗ dung Europas erblickt. Zu Gunſten einer beſſeren wirtſchafts⸗ und handelspoliti⸗ ſchen Organiſation ſprach ſich Maodonald mit voller Deutlich⸗ keit aus und erteilte der Idee, die Briand am Donnerstag vormittag im Rahmen der Vereinigten Staaten von Europa entwickeln wird, ſeine volle Zuſtimmung. Einer Tradition gemäß benutzte auch Macdonald die Völkerbundstribüne dazu, den Preſſevertretern einen Wink zu geben. Bei der Erwähnung der Metzeleien in Paläſtina legte er den Journaliſten nahe, ſich durch„falſche Meldungen“ nicht be⸗ einfluſſen zu laſſen. Die engliſche Regierung ſtünde jeder Raſſe und jedem Glaubensbekenntnis neutral gegenüber und habe eine Unterſuchung angeordnet, um die Urheber dieſer Bluttaten aufzufinden. Mehr wollte Macdonald auch nicht in nachträglichen Preſſegeſprächen mitteilen. Trotz der ſchwülen und dampfenden Hitze im Refor⸗ mationsſaal wurde die Rede des engliſchen Miniſterpräſidenten mit ungewöhnlicher Spannung und ſichtlichem Intereſſe auf allen Bänken angehört. Die deutſche Delegation applau⸗ dierte der Stelle, in der Macdonald auf die Anweſenheit Deutſchlands im Völkerbund hinwies. Den Ausführungen über die Abrüſtungs⸗ und Minderheitenfrage ſpendete die deutſche Delegation ebenfalls lebhaften Beifall. Auffal⸗ lend ſtill verhielten ſich die Vertreter Frank ⸗ reichs. Ueber der Uebertragung ins franzöſiſche hörte man ironiſche Bemerkungen Loucheur s. Die polniſche Dele⸗ gation war ſichtbar von den Ausführungen Maedonalds die Minderheitenfrage betreffend nicht erbaut. Am Schluß drückte zuerſt Staatsſekretär von Schubert dem engliſchen Miniſterpräſidenten die Hand, während ſich kein Mitglied der franzöſiſchen Delegation erhob, um Macdonald zu beglück⸗ wünſchen. Was die praktiſchen Auswirkungen der Rede Maedonalds anlangt, ſo werden ſie ſich vor allem in der Ab⸗ rüſtungskommiſſion zeigen. Die engliſche Dele⸗ gation wird Vorſchläge einbringen, die eine ſtarke Aehnlich⸗ keit mit dem von Deutſchland vertretenen Standpunkt aufweiſen. Der Geſamteindruck der Rede iſt deshalb ſehr günſtig, weil Macdonald im Geiſte eines wahren Völker⸗ bundspolitikers geſprochen hat. Aogtti ſekundiert Matdonald In der Völkerbundsverſammlung ergriff nach Macdonald der japaniſche Delegierte Adatei das Wort, die Ausführun⸗ gen Maedonalds zur Abrüſtungsfrage lebhaft begrüßend. Er gab der Verſicherung Ausdruck, daß Japan durchaus nur im Sinne der Erklärungen Macdonalds an der Verwirklichung einer weiteren Seeabrüſtung mitwirken wolle, um auf dieſe Weiſe das geſamte Abrüſtungsproblem, eine der bedeut⸗ ſamſten Aufgaben des Völkerbundes, zur Löſung zu bringen. Als Berichterſtatter über die Minderheitenfragen wies Adatei ferner darauf hin, daß der Völkerbund nach 10jähriger Tätigkeit auf dieſem Gebiet und entſprechend geſammelten Erfahrungen unlängſt in Madrid eine Verbeſſerung der ge⸗ ſamten Problemſtellungen und insbeſondere des Klagever⸗ fahrens vorgenommen habe. Im übrigen ſprach er die Auf⸗ faſſung aus, daß im Rahmen der beſtehenden Minderheiten⸗ verträge auf dem Wege des Vergleichs noch weitere Fort⸗ ſchritte erzielt werden können und bereits eine ganze Anzahl von Fällen auf dieſem Wege praktiſch gelöſt werden konnte. Die allgemeine Ausſprache über den Rechenſchaftsbericht wird am Mittwoch fortgeſetzt. 0 Badische Politik Anfrage im Landtag Die deutſchnationale Landtagsfraktion hat wegen des am Sonntag, den 14. Juli 1929 erfolgten Ueberfalls durch Kommuniſten, wobei Mitglieder der Ortsgruppe Maun⸗ heim des Werwolfbundes und der Marine⸗ und Front⸗ krieger ſchwer mißhandelt und beraubt worden ſeien, eine kurze Anfrage an die Regierung gerichtet und um Auskunft über die in dieſer Angelegenheit eingeleiteten Maßnahmen erſucht. Schweres Grubenunglück — Limburg a. d. Lahn, 3. Sept. Auf der Grube der Gewerk⸗ ſchaft Stratt bei Linder ereignete ſich heute nachmittag um 5,45 Uhr ein furchtbares Unglück. Während die Arbeiter in der Grube beſchäftigt waren, löſte ſich plötzlich an den Gruben⸗ wänden ein Tonblock und begrub vier Arbeiter unter ſich. Drei von ihnen waren ſoforttot, während der vierte mit ſchweren Verletzungen geborgen werden konnte. 5 Eiſenbahnunglück in Rußland — Moskau, g. Sept. 50 Kilometer von Kaſan entgleiſte heute ein Güterzug. 13 Wagen wurden zertrümmert. Bier Perſonen wurden getötet und zwei verletzt. 3 1 S 9 933.„ e e. e. S Men e a- W Re 8 P 8 * Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 408 leßung Die R. A. Dr. Oskar Metzger und Dr. Emmy Metzger⸗ Robſtein, die Vertreter des Herrn Ehrath, erſuchen uns um Aufnahme folgender Erklärung: „Die Schließung des Roſengartenreſtaurants hat in der Oeffentlichkeit begreifliches Aufſehen erregt. Die Tagspreſſe hat ſich, von einem Einzelfall abgeſehen, in anerkennens⸗ werter Weiſe bemüht, eine objektive Beurteilung zu finden. Allerdings ſind dabei zuweilen auch ſachlich unzutreffende Be⸗ hauptungen im einzelnen unterlaufen. Es ſoll jedoch hier nicht verſucht werden, dieſe zu berichtigen, denn die objektive Feſtſtellung der Tatſachen wird nötigenfalls an anderer Stelle erfolgen. Nur auf zwei Dinge ſei kurz hingewieſen. Es iſt hie und da kritiſtert worden, daß der Pächter Ehrath der Preſſe einen Bericht zukommen ließ. Inſoweit darin ein Vorwurf liegt, muß er zurückgewieſen werden. Es war doch vorauszuſehen, daß ſich die Oeffentlichkeit für die plötzliche Schließung des Roſengartenreſtaurants ſtark intereſſieren würde, zumal ſchon Gerüchte davon im Publikum umliefen. Die Tageszeitungen hatten einen Anſpruch darauf, über die Vorgänge brientiert zu werden. Sollte dies in einſeitiger Weiſe vom ſtädtiſchen Preſſeamt, alſo von der einen Partei⸗ ſeite aus geſchehen? Um einer ſolchen einſeitigen Informie⸗ rung zu begegnen, hat Herr Ehrath durch ſeine Rechtsver⸗ treter die Denkſchrift an die Preſſe gegeben, die zuerſt im Intereſſe einer gütlichen Beilegung zur Orientterung der Stadtratsfraktionen gedient hatte. Die Ueberſendung er⸗ folgte ausdrücklich zur eingehenden Unterrichtung der Preſſe, und ſelbſtverſtändlich nicht mit dem Wunſche um Veröffent⸗ lichung dieſer ausführlichen und natürlicherweiſe den Stand⸗ punkt des Pächters hervorhebenden Darſtellung. So iſt es auch von den maßgeblichen Zeitungen verſtanden worden, die nach weiterer Information von ſtädtiſcher Seite ſelbſtändig be⸗ richteten und Stellung nahmen, ohne daß der Pächter mit den Artikeln irgendwie in Verbindung ſtand. Herr Ehrath hat es Franzöſiſche Austauſch⸗Schüler in Mannheim Empfang im Ritterfaal— Beſuch im Schloßmuſeum und Plauetarium— Rundfahrt—„Mannheim iſt ſchön!“ Die Stadt Mannheim lud 85 in Mannheim, Ludwigs⸗ hafen, Heidelberg und Umgebung bei Privatleuten unter⸗ gebrachte franzöſiſche Austauſch⸗Schüler ein, damit ſie mit ihren deutſchen Austauſchfreunden zuſammen Mannheim, die Stadt der Kunſt und Arbeit, kennen lernen ſollten. Treffpunkt für die ungefähr 100 Gäſte war das Hotel National, wo Amtsrat Kleemann und Bürodirektor Sauter die Schü⸗ ler und Schülerinnen am geſtrigen Vormittag empfingen. Mit vier Omnibuſſen der Oéch. ging es durch die Stadt zum Schloßmuſeu m, der erſten Etappe. Prof. Dr. Walter begrüßte als Leiter des Schloßumſeums die jungen Fran⸗ zoſen und gab einen hiſtoriſchen Ueberblick über Entwicklung und Bedeutung des Mannheimer Schloſſes. Außerordentlich herzlich begrüßte darauf namens der Stadt Mannheim Bür⸗ germeiſter Böttger die Gäſte. Welche Freude die Stadt über ſolche Gäſte empfinde, könne man der Tatſache entneh⸗ men, daß die Gäſte im ſchönſten Saale Mannheims, dem Ritterſaale, empfangen würden. Die Schüleraustauſche ſollen das ihre dazu beitragen, daß die Völker willens ſind, ſich über die Köpfe der Diplomaten hinweg die Hände zu reichen. Der dieſen Worten folgende ſtarke Beifall zeigte, wie ſehr Bürger⸗ meiſter Böttgers Worte Anklang gefunden hatten. Die Leiterin des deutſch⸗franzöſiſchen Schüleraustauſches, der in dieſem Jahre bis jetzt 350 Deutſche gegen 350 Fran⸗ zöſen für die Dauer von vier Wochen„ausgetauſcht“ hat, Gene⸗ ralſekretärin Leroi, betonte, daß das Kennenlernen der Völker ſich auf alle Gebiete des Lebens erſtrecken müſſe und nicht zuletzt auch die beiderſeitigen Staatsformen geachtet wer⸗ den müßten.„Amüſieren wir uns herrlich“, damit endete Madame Leroi. Madame Regiſe dankte noch in franzö⸗ ſiſcher Sprache für die freundliche Einladung der Stadt. Beim folgenden Rundgang durch die beiden Ausſtellungen des Schloßmuſeums, die lebhaftes Intereſſe auslöſten, gaben Prof. Dr. Walter, Dr. Guſtav Jacob und Prof. Woerner, der Vorſitzende des Vereins für Schülerwohlfahrt, Erklärun⸗ gen der einzelnen Kojen. Im Planetarium, beſſen Sternenhimmel hellſte Be⸗ wunderer fand, erläuterte Inſtrumentenwart Gabrecht die ne. des Noſengarten Eine Erklärung des Herrn Ehrath Neſtaurants abſichtlich unterlaſſen, ſelbſt eine einſeitige Darſtellung zu veröffentlichen. Es kann alſo nicht davon geſprochen werden, daß Herr Ehrath„die Flucht in die Oeffentlichkeit“ angetreten habe, und es kann ihm nicht verübelt werden, wenn er der Gefahr einer einſeitigen Veröffentlichung durch die Gegenſeite begegnete. Es kam dem Pächter bei Ueberſendung der Denkſchrift an die Preſſe auf eingehende Information über den Verlauf der monatelangen Vergleichsverhandlungen mit der Stadt an. Wie erinnerlich, haben dieſe Verhandlungen ſchließlich zu einer Einigung mit dem Herrn Sachreferenten auf der vom Roſengartenausſchuß gewünſchten Baſis geführt. Der Stadt⸗ rat aber hat dieſe beiden Stellen desavouiert. Die gütliche Löſung wurde überhaupt und zwar ohne Angabe irgend⸗ welcher Gründe abgelehnt und mit Kündigung gedroht, die dann auch ausgeſprochen wurde. Die immer wieder ange⸗ ſtrebte Verſtändigung iſt alſo nicht am Verhalten des Päch⸗ ters geſcheitert, ſondern iſt von der Stadt kurzerhand verſagt worden. Man wird es Herrn Ehrath nicht verargen dürfen, wenn er hierauf ganz beſonders hinweiſt.“ Zu dieſer Erklärung iſt folgendes zu ſagen: Es iſt zu⸗ treffend, daß in dem Begleitſchreiben der der Preſſe über⸗ mittelten Rechtfertigungsſchrift bemerkt wird, daß die Ueber⸗ ſendung zur Orientierung erfolge. Dagegen wurde nicht geſagt, daß die vollſtändige oder teilweiſe Veröffentlichung des Schriftſatzes unter keinen Umſtänden erwünſcht ſei. Die Preſſe hat infolgedeſſen angenommen, daß ſie berechtigt ſei, von dem Material in der ihr gutdünkenden Weiſe Gebrauch zu machen. Herr Ehrath braucht ſich durch ſeine Vertreter übrigens nicht entſchuldigen zu laſſen, weil die Oeffentlichkeit, wie in der vorſtehenden Erklärung ganz richtig ausgeführt wird, ein Anrecht darauf hatte, über die Vorgänge orientiert zu werden, die der Schließung des Roſengarten⸗Reſtaurants vorausgingen. techniſchen Einrichtungen. Hauptlehrer Elbs ſchilderte einen Jahresablauf unter Zuhilfenahme der anſchaulichen Hilfs⸗ mittel des Planetariums. Auf der Rennwieſe harxte der Gäſte ein beſcheidenes Mittagmahl der Stadt. Nachdem man ſich bei Speis und Trank gütlich getan, dankte Madame Regiſe noch einmal beſonders dem örtlichen Verein für Schülerwohlfahrt und ſeinen Mitarbeitern: Profeſſor Woer⸗ ner, Bürodirektor Sauter und Herrn Höfler. Ein junger Franzoſe dankte dem Komitee für Schüleraus⸗ tauſch in ſeiner Mutterſprache, beſonders den Damen Regiſe und Lerot, ſowie der Stadt Mannheim für ihre Liebenswür⸗ digkeit. Wenn auch nicht in der Schulung der Sprache von jedem Einzelnen alles erreicht worden ſei, ſo ſei doch das Schätzen und Achten der Menſchen und Völker erfolgt, ein Erfolg, der nicht gering zu werten ſei. Prof. Woerner gab ſeiner aufrichtigen Freude über die bisherigen erzielten Reſultate Ausdruck. Die diesmaligen Begleiter der Trans⸗ porte, die Herren Prof. Kern und Verwaltungsinſpektor Steffen, ließ man begeiſtert hochleben. War hier die Stimmung ſchon recht vergnüglich und ein⸗ träglich— die Franzoſen bemühten ſich zu„applaudir“, faire un ban, wie ſie ſagten, d. h. im Takt zu klatſchen und damit ihrer Freude Ausdruck zu geben— ſo ſteigerte ſie ſich bei der fyolgenden Strom und Hafenrundfahrt. Franzöſt⸗ ſche und deutſche Lieder erſchollen. Auf den beiden Booten „Lohengrin“ und„Rheingold“ war die Fahrt auf dem Waſſer ein ſchönes Erlebnis. Herr Ruffler vom Rheinkaffee hatte die Bewirtung mit Erfriſchung übernommen. Amtsrat Kleemann bemühte ſich mit gewohnter Umſicht, die jüng⸗ ſten Gäſt der Stadt zufrieden zu ſtellen, und als das Hände⸗ ſchütteln und Dankſagen nach der Landung um 5 Uhr kein Ende nahm, war ihm das eine freudige Genugtuung. Heute ſind die Franzoſen Gäſte der Stadt Heidelberg— dann wer⸗ den ſie wieder zurückkehren in ihre Heimat. Mögen ſtie dort die Achtung vor Deutſchland verbreiten helfen und im Sinne der Beſtrebungen des Schüleraustauſches für die gegenſeitige Verſtändigung wirken!* r r E 8 1 n 72 Humoreske von Roſe Gerlach „Ill Sybill!“— Köſtlicher Wohllaut! Nicht? Freilich iſt es niemals ſo ganz klar, was man aus ſolchen Silben michen ſoll; doch Kenner der heutigen Welt werden mit leiſem Achſelzucken— als Lächelnerſatz— unſere Vermutung be⸗ ſtätigen: fraglos ein elegantes junges Weib, wahrſcheinlich „Filmdiva“. Ganz recht! So war es. Zwar hatte die reizende Ill es noch nicht zum glänzenden Star gebracht; aber ſie konnte mit ihren hübſchen, dunklen Augen ſo luſtig ſtaunen und verſtand es außerdem, das ſüßeſte Schmollmäulchen zu ziehen, was für die Flimmerleinwand fa von unſchätzbarem Werte iſt. Sie ſelbſt erſtrebte natürlich die höchſten Ziele es zunächſt, ihren Namen zu ändern. „Ilſe Siebert!“ Damit lockte man keinen Hund vom Ofen; wie hauchzart verführeriſch dagegen klang„Ill Sibyll.“ Ihr Gatte hatte zu alledem nur den Kopf geſchüttelt, ihr aber ſonſt freten Willen gelaſſen.„Mach Deine Erfahrungen nur ſelbſt; anders iſt Dir doch nicht zu helfen.“ Innerlich war er ganz Widerſtand. Nicht allein, daß er ſie jetzt nur noch „Ilſebill“ nannte, nein— auch ſo. Wie redete er immer! Plag' Dich nur mit all den zweckloſen Dingen“, pflegte er zu ſagen.„Hat die Aufmerkſamkeit, die Du erregſt, in Wahr⸗ heit einen Wert? Was iſt denn der Beifall der Menge? Oft nichts anderes als die vertauſendfachte Urteilsloſigkeit des ein⸗ zelnen. Haſt Du das reſtlos bedacht? Und das große Publikum — was will es? Du ſollſt es mit Deinen Mätzchen unterhalten, ſo eine Art von Hanswurſt ſein. Der erſte beſte Pudel ver⸗ mag dies vielleicht noch beſſer als Du. Ja— wenn Du eine große Künſtlerin wäreſt..! Jetzt aber, kleine Ilſebill, biſt Du nur eine bedauerliche Lebensſtümperin, die ihr eigenes Ich verzettelt und das Glück ihrer Ehe aufs Spiel ſetzt.“ Ill nagte an ihrem kleinen Finger und ſeufßte beklom⸗ men. Da ſprang der kleine Zwergdackel mit leiſe winſelnden Lauten au ihrem Liegeſtuhl empor. Da galt „Männel— Lieber, kleiner Kerl!“ Wie hatte das Tier⸗ chen ſich geſtern gefreut, als ſie ſo unerwartet angekommen war!„Jaja, mein Hündchen, Dein Freudengeheul iſt der einzige freundliche Eindruck geweſen, den Frauchen beim Ein⸗ zug in ihr neues Heim empfangen hat.“ Ihr Heim— ja und ſie ſelber fremd darin. Ihn aber, der es für ſie mit zärtlicher Liebe hergerichtet, hatte ſie nicht an⸗ getroffen. Ach, und wie namenlos war ihre Freude auf dieſe Ueberraſchung geweſen!— Noch einmal überkam ſie die ganze bittere Beſtürzung von geſtern abend, da ſie im Sturm und Regen wartend am Gartentor ſtand und der herbeieilenden Haushälterin als erſtes durch das Gitter rief:„Wo iſt mein Mann, Juſtine?“, um darauf die Antwort zu erhalten:„Der Herr Doktor?— Ach gnä' Frauchen.. Herr Doktor iſt ja verreiſt.“ a Und während ſie ſo ſtand und ſich unter krampfhaftem Schlucken bemühte, die ſchmerzliche Enttäuſchung zu verwin⸗ den, berichtete die Alte weiter:„Herr Doktor hat gewartet und gewartet; gnä' Frau aber kamen nicht— ſchrieben nicht „Wir ſind zwei Einſame, Juſtine', hat er neulich mal zu mir geſagt, wir müſſen uns damit abfinden!— Heute morgen iſt er nach Leipzig gereiſt, ſeines Buches wegen. Vorher aber hat er noch an gnä' Frauchen geſchrieben.“ Ill ſeufzte wieder. Da bellte Männe ſie heftig an und zerrte an ihrem Kleide. „Willſt du mit Frauchen ſpazieren gehen, mein Kerlchen? Ja, komm! Wir wollen uns mal die neue Welt anſehen, in die Herrchen uns verſchleppt hat.“ Bald darauf ſtand Ill, ihre Handſchuhe zuknöpfend, im Garten und ſchaute prüfend umher. Das Haus lag wie ein verwunſchenes Schlößchen an einem See. „Hübſch!“ nickte Ill.„Sehr nett! Dennoch iſt's eine Wahn⸗ ſtunsidee, ſich hier zu vergraben.“ 8 „Ich kann in der Großſtadt nicht leben,“ geruhte der Herr Gemahl ſtets kurz und bündig zu erklären. Ill ſchlug etwas energiſch die Pforte ins Schloß und wandte ſich dem Städtchen zu. Bald aber blickte ſie verzweifelt auf ihre zierlich beſchuhten Beinchen hinab. Waren die Wege draußen naß und glitſchig, ſo riskierte man auf dem holprigen Stadtiſche Nachrichten Schulfeiern zur Heimkehr des„Zeppelin“ Der badiſche Miniſter des Kultus und Unterrichts hat, in Uebereinſtimmung mit anderen deutſchen Unterrichtsverwal⸗ tungen angeordnet, daß die Schulen, die z. Zt. keine Ferien haben, am Tage der Rückkehr des Luftſchiffes„Graf Zeppelin“ nach Deutſchland oder am nachfolgenden Schultage in Schu l⸗ feiern die Leiſtung und Bedeutung des Weltfluges und den Erfolg deutſcher Arbeit würdigen. Nach der Feier iſt ſchulfrei. Die Anordnung hat für Baden nur platoniſchen Wert, da bekanntlich die Ferien der öffentlichen Schulanſtalten noch nicht zu Ende ſind. Wir wiederholen unſere Aufforderung, anläßlich der glücklichen Heimkehr des„Grafen Zeppelin“ von der Weltreiſe zu beflaggen. Der heutige welthiſtoriſche Tag iſt ein Ehrentag für das ganze deutſche Volk. Darum: Fahnen heraus! 32,7 Colſius Die Tropenhitze hält an. Daß ſie unerträglich iſt, braucht nicht betont zu werden. Jeder Mannheimer hat dieſe Un⸗ erträglichkeit geſtern am eigenen Leibe verſpürt. Selbſt ein Rheinbad bringt keine Erfriſchung. Auf dem Paradeplatz zeigte das Thermometer in der neunten Abendſtunde noch 29 Grad C. an. Die Höchſttemperatur erreichte geſtern 32,7 Grad C. Da das Maximum am Montag 31½ Grad C. betrug, war es demnach noch über ein Grad heißer. In der vergangenen Nacht ging die Temperatur bis auf 18,3 Grad C. zurück(gegen 18 Grad C. in der Nacht zum Dienstag), Wie oft haben wir uns im Sommer mit einem derartigen Maxi⸗ mum zufrieden geben müſſen. Heute früh zeigte das Ther⸗ mometer ſchon wieder 19,2 Grad C.(19 Grad) an. Regen iſt dringend notwendig. Hoffentlich bleiben die angeſagten Gewitter nicht aus. * * Zur Renovierung des Palaſt⸗Kafſees. Es wird Wert auf die Feſtſtellung gelegt, daß die geſamte Planfertigung in Händen des Architekturbüros Kurt Geber, Mannheim⸗ Karlsruhe liegt. * Ihren 75. Geburtstag begeht heute Frau Luiſe Hoppe geb. Wolff, J 2, 6 wohnhaft. * Preußiſch⸗Süddeutſche Klaſſenlotterie. In der Dien s⸗ tag⸗Vormittagsziehung wurden von größeren Ge⸗ winnen ausgeloſt 2 Gewinne zu je 10000 Mk. auf die Num⸗ mer 271793, zwei Gewinne zu je 5000 Mk. auf die Nummer 265 168, ſechs Gewinne zu je 3000 Mark auf die Nummern 45 410, 88 631, 332893. In der Nachmittags ziehung: zwei Gewinne zu je 10000 Mk. auf die Nummer 88 088, zwei Gewinne zu je 5000 Mk. auf die Nummer 348 314, acht Ge⸗ winne zu je 3000 Mk. auf die Nummern 78 356, 143 840, 211 616 und 334 294.(Ohne Gewähr.) Veranſtaltungen * Abendfeſt anläßlich der Zeppelinlaudung im Reuuwieſen⸗ Reſtaurant. Die Mannheimer Bevölkerung wird zur Feier der glücklichen Landung des„Graf Zeppelin“ in Friedrichshafen zu be Abendfeſt eingeladen, das das Rennwieſen⸗Reſtaurant heute mit Sonderkonzert der Kapelle Seezer und Illumination der Gorten⸗ anlagen veranſtaltet.(Weiteres Anzeige.) Kommunale Chronik Oberbürgermeiſter Binz tritt endgültig zurück X Lahr, 2. Sept. Oberbürgermeiſter Binz, der am 16. Jul ſeinen Rücktritt erklärte und bis heute beurlaubt war, hat nunmehr dem Stadtrat ſeine endgültige Amtsniederlegung mitgeteilt. Der Stadtrat beſchloß, die wegen der Wahl eines Amtsnachfolgers erforderlichen Maßnahmen alsbald zu kref⸗ 8 Die Stelle ſoll aber einſtweilen nicht ausgeſchrieben wer⸗ n. e Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß Neuſtadt(Schwarzwald) nahm den ſtäbttiſchen Voranſchlag für 1929/0 an. An Umlage werden erhoben für je 100 RM. Steuerwert 72 Rpf, vom Grundvermögen, 29 Rpf, vom Betriebsvermögen und 540 Rpf. vom Gewerbeertrag. Die Annahme erfolgte gegen eine Stimme. Der Gemeinderat von Schifferſtadt beſchloß die Aufnahme eines Darlehens von 60 000, die für die Acker⸗ und Wieſenentwäſſerung verwendet werden ſollen. Drüben das viel erwähnte Zentralhotel. Der ſtattliche Wirt ſtand vor der Tür. Als Ill vorüber kam, grüßte er lächelnd in unverhohlener Bewunderung. 0 „Steh an,“ dachte Ill,„der gute Mann kennt mich bereits“ Nun— es gab ja genug Photographien von ihr. Mit beflügel⸗ ter Anmut ſchwebte ſie über die buckligſten Kopfſteine hin, und Männe mit zierlich erhobenem Köpfchen, das eine Ohr kühn ausgekrempelt, immer getreulich neben ihr. Das kleine Vieh war gar zu poſſterlich. Ill trat in ein Papiergeſchäft. Ein großer, eleganter Herr empfing ſoeben über den Ladentiſch hin die eingekaufte Ware. Männe ſprang an dem Herrn in die Höhe, als verfolgte er eine beſtimmte Abſicht. Alles lachte. Doch als Ill den Hund rief, verneigte ſich der Fremde mit ausgeſuchter Höflichkeit: „Kein Wunder, gnädige Frau. Ihr Herr Gemahl hat ja wohl immer etwas für den kleinen Köter in den Taſchen.“ Nachdem der Herr gegangen war, erkundigte ſich Ill bei der Verkäuferin. 5„Das war der Chefarzt unſeres Krankenhauſes, gnädige rau.“ Ill lächelte, und blühendes Rot färbte ihre ſonſt etwas blaſſen Wangen. Nun ging ſie weiter, um Zigaretten einzu⸗ kaufen. Bald war ein Laden gefunden. Auch hier dasſelbe: Ill wurde mit ſolch einer anbetenden Ergebenheit behandelt, daß ſie beinah lachen mußte. „Belieben gnädige Frau dieſelbe Sorte, die der Herr Gemahl ſtets bevorzugt?“ „Alſo auch dieſer Mann. obgleich ich nie im Leben in dieſem Neſt geweſen bin! Zu drollig, aber auch hübſch!— Wenn Heinrich mich doch beſſer verſtände!“ Ill ſeufzte leiſe. Nun krippelte Ill noch einmal über den Marktplatz. Ah, das war ja der neue Brunnen, von dem Heinrich ihr erzählt hatte! Und dort im Hintergrunde— etwas erhöht— die alte Kirche. Wirklich: in freundliches Bild!. Ill bog in die Hauptverkehrsſtraße ein.„Nein, zu Ulkig, dieſe winzigen Häuſerlein! Man reicht faſt mit der Haud auf das Dach. Eutzückend aber, wie zu beiden Seften einer jeden Haustür üppig blühende Roſenſtämmchen ſtehen! Es liegt doch ein eigenartiger Zauber über ſolch einer kleinen Stadt Pflaſter zum mindeſten einen Abſatz.„Scheußlich!“ Und wie freundlich man von rechts und links durch die Fen⸗ 4 Seite. Nr. 409 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ansgabe) Mittwoch, den 4. September 109 Seckenheimer Sorgen On Seckenheim findet heute die Bürgerausſchuß⸗ Üsung ſtatt, in der neben kleineren Vorlagen über den emeinbevoranſchlag beraten werden ſoll. Man ſieht pieſer Sitzung mit begreiflicher Spannung entgegen, aber weniger wegen des Voranſchlags, der wohl glatt genehmigt wirb, vielmehr wegen der andern beiden Fragen, deren Her⸗ einztehung ſich wohl kaum wird vermeiden laſſen. Die Ge⸗ meindefinanzen ſind bislang recht wohlgeordnet, man hat ſo⸗ gar noch erhebliche Ueberſchüſſe von früher zu verwenden, man kann als Erfolg früherer Angriffe von der linken Seite enblich die Mittel für den Bau einer Schulturnhalle im den Voranſchlag einſtellen und die Umlage auf der bis⸗ 3 Höhe von 86 Pfg. belaſſen. Indeſſen iſt bekannt, daß für den Schloßſaalbau noch Nachforderungen von bald 100 000 Mark kommen werden und daß künftige Voranſchläge für Verzinſung und Amorti⸗ ſation dieſes Luxusunternehmens in recht fühlbarer Weiſe ſorgen müſſen. Kein Wunder alſo, daß der Schloßbau eigent⸗ lich nirgends eine gute Preſſe hat und man auch in den opti⸗ miſtiſchen Beſprechungen des Voranſchlags dieſes Sorgenkind recht zart zu behandeln und für ſeine künftige Entwicklung die beſten Ratſchläge zu geben verſucht. Wie immer, wenn man ſachlich am Ende ſeiner Kunſt iſt, geht man aufs perſönliche Gebiet über und ſtellt es ſo dar, als ob keine Partei dieſen Bau gewünſcht hätte und das Ganze nur der Geltungsſucht einiger leitenden Perſonen entſprungen ſei. Wenn die End⸗ abrechnung kommt, wird ſie kurz und ſchmerzlos geſchluckt werden und keiner daran denken, irgend jemand für das Ver⸗ fehlte des Unternehmens perſönlich haftbar zu machen. Der Stolz auf die gute finanzielle Lage der Gemeinde kommt auch in den Aeußerungen zur Eingemeindungs⸗ frage in der Lokalpreſſe ausgiebig zu ſeinem Recht. Daneben beklagt man von Zentrumsſeite beſonders, daß durch die Ein⸗ gemeindung das Recht der Selbſt verwaltung be⸗ ſchnitten oder gar vernichtet werde. Darauf wird an anderer Stelle noch einiges zu ſagen ſein. Einſtweilen wird auch in dieſer Sache viel mit Perſonenfragen gearbeitet, die einen haben nichts eiligeres zu tun, als ſich heute ſchon den Kopf darüber zu zerbrechen, welcher Seckenheimer einmal Stadtrat in Mannheim werden ſoll, andere aber meinen, man ſollte erſt noch einmal eine Bürgermeiſterwahl in Seckenheim abwarten, bevor man ſich in der Einverleibungsfrage zu der Entſcheidung aufrafft, das von manchen Seiten gewünſchte Schnellzugstempo ſei nicht am Platze. Voller Stolz auf die guten Finanzen Seckenheims, lehnt auch ein unbekannter X. die Einverleibung ab, indem er ſeine auszugsweiſe auch im„Heidelberger Tagblatt“ erſchienenen . dahin zuſammenfaßt: Wir brauchen Mannheim micht, Seckenheim den Seckenheimern. Ob Herr X. ſich der Tragweite dieſes Gedankens voll bewußt iſt, läßt ſich bei ſeiner Anonymität ſchwer beurteilen, einſt⸗ weilen haben hier ein paar ſehr ernſte Spaßvögel ſich die Mühe gemacht, dieſes Programm„Seckenheim den Seckenhei⸗ mern“ im einzelnen auszuarbeiten und es kann daraus vor⸗ läufig folgendes wiedergegeben werden: Die Steinzeugwaren⸗ fabrik hat alle nicht in Seckenheim wohnenden Arbeiter zu entlaſſen, an deren Stelle die Seckenheimer Arbeitsloſen tre⸗ ten. Friedrichsfeld, dieſe Gründung der chriſtlichen Nächſten⸗ liebe, erhält damit endgültig den Todesſtoß. Alle Seckeneimer die irgendwo auswärts im Dienſt ſind, werden heimberufen, ſo der ehemalige Gouverneur Deutſch⸗Südweſtafrikas Dr. Seitz und der Miniſterialdirektor der Reichsbahndirektian Karlsruhe, Fiedler, und zahlloſe andere, die künftig ihr Ce⸗ halt und Penſion aus der Gemeindekaſſe erhalten. Sämtlicher in Seckenheim gebauter Tabak bleibt in Seckenheim, ſodaß auf den Kopf der Bevölkerung, Frauen und Säuglinge eingerech⸗ net, etwa 13 Pakete Brinckmann Hausmarke und 31 Zigarren für jeden Tag entfallen. Gbenſo kommt der Ausſtoß unſerer ganz neuzeitlich eingerichteten Brauerei Pfiſterer reſtlos den Seckenheimer Kehlen zugute, für den Tag und Kopf, Säug⸗ linge wieder eingerechnet etwa 73 Stein. Unſer Bürgermei⸗ ſter, der leider nicht von Seckenheim ſtammt, kann nicht wie⸗ dergewählt werden, auch/ die Sparkaſſenbeamten müſſen über die Klinge ſpringen und das verdammte Sparen fällt alſo ganz weg. Der Vorſtand des Standesamts für die Kühe, Zie⸗ gen uſw., der aus Mannheim⸗Käfertal ſtammt, wird mit vol⸗ lem Gehalt dorthin abgeſchoben, und ſo hört auch das gefähr⸗ liche Kälberkriegen und die mühevolle, duftige Melkarbeit der Kuhmägde mit der Zeit gänzlich auf. Die Kleinbahn wie die Hauptbahn werden auf der Gemarkung Seckenheim ganz ſtill⸗ gelegt. Wenn die Mannheimer nach Heidelberg wollen, fah⸗ ren ſie über Schwetzingen, wohin ja die Züge bisher nicht aus⸗ genützt ſind. Der Autoverkehr hört an den Schlagbäumen bei der Feudenheimer Fähre auf. Die zahlreichen hier wohnhaf⸗ ten Eiſenbahnarbeiter werden ſämtlich von der Gemeinde über⸗ nommen und mit Kanaliſierungsarbeiten in den Feldwegen der unteren Hall beſchäftigt, ſoweit ſie nicht beim Tabakein⸗ nähen, Entrippen uſw. lohnenderen Verdienſt finden. Sollten umliegende Gemeinden wie Ilvesheim, Neckarhauſen, Mann⸗ heim etwa auf den Gedanken kommen, nach demſelben Grund⸗ ſatz zu verfahren(Mannheim den Mannheimern) und die Ar⸗ beiter aus Seckenheim von ihren Mannheimer Brotſtellen zu verweiſen zugunſten der Mannheimer Arbeitsloſen, ſo wird ſich die Seckenheimer Induſtrie nur freuen, dieſen zahlreichen Qualttätsarbeitern von Lanz, BBC. uſw. zu erheblich höheren Löhnen eine beſſere Exiſtenz zu bieten, als ſie in dem rußigen Mannheim ihnen blühte. Es iſt eine Schande, daß bald über die Hälfte unſerer Einwohner auswärts ihr Brot ſucht und findet, das läßt unſer Stolz nicht mehr zu, wir wollen ſie da⸗ heim haben! Daß Herr K. nebenbei über das Darniederliegen der Mannheimer, Wirtſchaft, insbeſondere das Zurückgehen des Hafenverkehrs ſeine ſpöttelnden Bemerkungen macht, ſei nur niedriger gehängt. Er ſcheint ſich nicht zu erinnern, daß Mann⸗ heim die Rheinau ſeinerzeit nur erworben hat, um vom Han⸗ delshafen zum Induſtriehafen überzugehen. Seine wirtſchaft⸗ lichen Betrachtungen kommen doch nur hinaus auf die Gedan⸗ ken jenes unerfahrenen Jungen: Es geſchieht meinem Nähr⸗ vater ganz recht, wenn ich mir die Hände erfriere, warum kauft er mir keine Handſchuhe nach meinem Geſchmack? Aus dem Lande Perſonal⸗Veränderungen im badiſchen Staatsdienst Ernannt: Gendarmerie ⸗Oberwachtmeiſter Wilhelm Schmitt in Karlsruhe zum Gendarmeriekommiſſär; zum Gendarmerieoberwachtmeiſter Gendarmeriehauptwachtmeiſter Reinhold Zipperer in Stetten a. k..; Kriminalſekretär Wilhelm Schmidt in Karlsruhe zum Kriminalkommiſſär; Polizetoberwachtmeiſter Paul Leimner in Offenburg zum Polizeikommiſſär in Karlsruhe; Polizeihauptwachtmeiſter Philipp Wilhelm zum Polizeiſekretär der Verwaltungs⸗ poltzei in Pforzheim; Polizeihauptwachtmeiſter Georg Kirſch bei der Polizeidirektion Baden zum Polizeiſekretär der Ver⸗ waltungspolizei; Polizeiaſſiſtent Wilhelm Latt zum Polizei⸗ ſekretär der Verwaltungspolizei in Karlsruhe; Polizeiaſſi⸗ ſtent Ernſt Bruder in Karlsruhe zum Polizeiſekretär in Lahr; Polizeihauptwachtmeiſter Eduard Zipfel in Freiburg zum Polizeioberwachtmeiſter; Polizeihauptwachtmeiſter Franz Schlör zum Polizeioberwachtmeiſter in Heidelberg.— Zum Verwaltungsaſſiſtenten Verwaltungsgehilfe Jakob Herr⸗ mann beim Kulturbauamt Karlsruhe; Studienrat Hermann Martin an der Handelsſchule 1 in Karlsruhe zum Direktor daſelbſt; zu Profeſſoren: der frühere Profeſſor Dr. Karl Hönn an der Zeppelin⸗Oberrealſchule Konſtanz, ſowie die Lehramtsaſſeſſoren Walter Ludwig am Gymnaſium Tau⸗ berbiſchofsheim, Erich Rex am Realgymnaſium Buchen, Wal⸗ ter Stierle an der Oberrealſchule Bretten, Rich. Schwab an der Oberrealſchule Raſtatt, Eleonore v. Müller an der Aufbau⸗Oberrealſchule Tauberbiſchofsheim, Gertrud Moritz an der Realſchule Oberkirch, Dr. Eruſt Kahn an der Real⸗ ſchule Pforzheim; Gewerbelehrer Ernſt Malſch an der Gold⸗ ſchmiedeſchule in Pforzheim zum Studienrat daſelbſt, die Reallehrer Ludwig Ruf am Gymnaſium Heidelberg, Karl Hehl an der Mädchenoberrealſchule Konſtanz, Karl Ber⸗ ger am Bertholdsgymnaſium Freiburg und Konrad Graf an der Bürgerſchule Gengenbach zu Studienräten; Realſchul⸗ kandidat Hans Guyot an der Mädchenrealſchule in Baden⸗ Baden zum Reallehrer daſelbſt; der Techniſche Aſſiſtent Ar⸗ thur Lantzſch am pharmakologiſchen Inſtitut der Univer⸗ ſttät Freiburg zum techniſchen Sekretär, Mechaniker Martin Walter am phyſtkaliſchen Inſtitut der Univerſttät Freiburg zum techniſchen Aſſiſtenten. * Tr. Ladenburg, 2. Sept. Am Freitag ſtarb der zweit älteſte Einwohner unſerer Stadt, Herr Peter Helfert, ber im Odenwald geboren war und an der Bergſtraße in Arbeit ſtand. Als ihm die treue Lebensgefährtin ſtarb, ſiedelte er zur Tochter hierher über, deren Gatte auf dem Felde der Ehre gfallen war, und verbrachte hier die Endſtation ſeines müh⸗ ſeligen Lebens, das ein Alter von 86 Jahren 4 Monaten er⸗ reichte. Das Bemerkenswerte an der Sache war, daß die Tochter, eine arme Witwe, die ihren Lebensunterhalt im Tag⸗ lohn erwarb, ihr karges Brot in kindlicher Fürſorge mit dem hochbetagten Manne teilte.. L. Schwetzingen, 2. Sept. Die beiden hieſigen infanteriſti⸗ ſchen Vereine, der Verein ehem. 111er und der Infan⸗ terieverein Schwetzingen, haben ſich jetzt zu einem gemeinſamen Vereine unter dem Titel„Militär⸗ und Kriegerbund“ zuſammengeſchloſſen. Der Verein will unter Ausſchaltung politiſcher Einflüſſe treue Kameradſchaft und das Andenken an die Gefallenen pflegen. * Leimen bei Heidelberg, 2. Sept. Der verheiratete, in den 7ber Jahren ſtehende Baumpfleger Friedr. Gottſeelig aus Leimen wurde von einem Perſonenwagen aus Stuttgart angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß er ins Kranken⸗ haus gebracht werden mußte. Leutershauſen bei Weinheim, 3. Sept. Als der Maurer Bernhard Brand von hier geſtern Abend auf ſeinem Motor⸗ rade heimkehrte, wurde er von einem vor ihm vorbeifahren⸗ den Perſonenauto geſtreift und dadurch vom Rade geſchleudert. Brand erlitt ſchwere Kopfverletzungen und wurde der Klinik in Heidelberg zugeführt. * Karlsruhe, 2. Sept. Der 61jährige verheiratete Hilfs⸗ arbeiter David Heil aus Forchheim erlitt heute bei ſeiner Arbeit in einer hieſigen Fabrik einen Hitzſchlag, an deſſen Folgen er geſtorben iſt. * Ettlingen, 2. Sept. Die am Freitag abend auf der Landſtraße Raſtatt beim Ueberholen vom Soziusſitz geſchleu⸗ derte 59 Jahre alte Frau Fiſcher aus Karlsruhe iſt in der Nacht zum Montag ihren ſchweren inneren Verletzungen er⸗ legen. * Kehl, 2. Sept. Am vergangenen Samstag wollten die beiden Arbeiter Weber und Riebel einen großen Benzintank der Firma Baum reinigen. Obwohl dieſer Tank ſchon ſeit einigen Tagen geleert war, befanden ſich in ihm anſcheinend immer noch giftige Gaſe. Der Arbeiter Riebel vergiftete ſich bei den Reinigungsarbeiten derart ſchwer, daß er ins ſtädt. Krankenhaus eingeliefert werden mußte, wo er kurz nach der Einlieferung an den Folgen der Vergiftung ge⸗ ſtorben iſt. Riebel iſt verheiratet und ſteht im 26. Lebens⸗ jahr. a * gteute, Amt Emmendingen, 1. Sept. In dem landwirt⸗ ſchaftlichen Anweſen des Hilfsforſtwarts Karl Fehrenbach brach durch Kurzſchluß Feuer aus, das dank dem energiſchen Eingreifen der Emmendinger Feuerwehr nicht weiter um ſich greifen konnte. Das angebaute Wohnhaus konnte ſomit, wenn es auch einigen Schaden erlitt, gerettet werden, während die Stallungen allerdings niederbrannten. Das Vieh und die Fahrniſſe konnten noch rechtzeitig herausgebracht werden. * Waldshut, 1. Sept. Im Porphyrwerk Detzeln fiel der Arbeiter Benedikt Meier in den Steinbrecher, wo er un⸗ bemerkt liegen blieb. Ihm wurden beide Beine zer⸗ mahlen. Das Maſchinengeräuſch war ſo ſtark, daß ſeine Hilferufe nicht gehört werden konnten. Der Verunglückte wurde in das Spital nach Waldshut verbracht, wo er geſtern nachmittag ſeinen furchtbaren Verletzungen erlag. * Oehningen(Amt Konſtanz), 1. September. Dieſer Tage brannte das von zwei Familien bewohnte Haus nebſt Scheuer und Nebengebäuden des Landwirts Ludwig Wie ⸗ land bis auf die Grundmauern nieder. Ein weiteres Umſich⸗ greifen des Feuers konnte durch das raſche Eingreifen der Feuerwehr verhütet werden. Der angerichtete Schaden iſt be⸗ deutend, zumal die Ernte kurz zuvor eingebracht worden war. Das Vieh konnte noch in Sicherheit gebracht werden. Die Brandurſache iſt noch unbekannt. N f * Rheinfelden, 2. Sept. In der Nacht zum Sonntag kam es zwiſchen ſechs jungen Burſchen in Nollingen zu einer Schlägerei, in deren Verlauf der 26 Jahre alte Adalbert Her⸗ zog einen Stich ins Herz erhielt. Er war auf der Stelle tot. Der Täter iſt der gleichaltrige Karl Geri und wohnt in Minſeln. Er wurde feſtgenommen. ſter auf mich hernieder ſchaut! ten Lächeln.“ Ill fühlte ſich wie im Paradieſe. Lächelnd grüßte ſie ihr Spiegelbild in den Schaufenſterſcheiben. Doch ihr war dabei, als höre ſie ihres Mannes Stimme:„Ja, ja, guck nur, kleine Ilſebill— Du biſt reizend, kein Zweifel— aber..“ Halt! Ein Delikateſſengeſchäft! Der Inhaber ſah ſte kommen. Auch hier leuchtete ihr der wiſſende Blick wie ein Freudenfeuer entgegen. Ill wurde wie eine Fürſtin behandelt. Sie wunderte ſich daher keineswegs, als von neuem die Frage au ſie erging, ob ſie dasſelbe zu haben wünſche, was ſonſt der Herr Gemahl zu nehmen beliebe. In ihrer gehobenen Stimmung kaufte Ill eine ganze Menge Vorräte ein. Der Kaufmann verſprach dienernd, ihr ſchleunigſt alles zuzuſchicken. Jetzt konnte Ill es ſich doch nicht verſagen, holdſelig er⸗ rötend die Frage zu ſtellen:„Ja— ſagen Sie— kennen Sie mich denn überhaupt?“ Da trat der Mann ein paar Schritte näher und erwiderte mit feinem Lächeln:„Sie nicht— gnädige Frau.. aber den Hund.“ Alle mit dem gleichen bewuß⸗ Die Senſation der nächſtjährigen Salzburger Feſt⸗ ſpiele. Aus Salzburg wird gemeldet: Die Senſation der Salzburger Feſtſpiele im Jahre 1930 wird eine Monſtre⸗ Aufführung des Verdiſchen„Requiems“ auf dem Domplatz von Salzburg werden. Es iſt nicht nur eine ganz hervorragende ſoliſtiſche Beſetzung geplant, ſondern auch Chor und Orcheſter ſollen den akuſtiſchen Dimenſionen des Rieſenraumes entſprecheude Verſtärkung erhalten. Gegen⸗ wärtig ſchweben bereits mit einem amerikaniſchen und einigen europäiſchen Dirigenten von iternationalem Ruf Ver⸗ handlungen wegen der Leitung dieſer Aufführung. gr. Der Hahn Der Dichter Saphir, wegen ſeiner froniſchen und geiſt⸗ vollen Scherze bekannt, mußte einſt in einer Geſellſchaft die ſehr minderwertige geſangliche Darbietung eines Sängers namens Hahn mit anhören. Als Hahn ſein drittes Lied be⸗ gann, bemerkte Saphir:„Und als der Hahn zum dritten Mal krähte, ging Petrus hinaus und weinte bitterlich.“ Mit Kunſt und Wiſſenſchaft S Kultbauten der Gegenwart. Der Verein Berliner Künſtler veranſtaltet gemeinſam mit dem Kunſtdienſt Dresden eine Ausſtellung„KFultbauten der Gegen⸗ wart“. Die Ausſtellung wird einen Ueberblick über das geſamte Kultbauweſen, ſowohl der evangeliſchen, der katho⸗ liſchen, als auch der iſraelitiſchen Glaubensbekenntniſſe bieten. Außerdem werden Gemeinſchaftsbauten außerkirchlicher Be⸗ wegungen gezeigt werden. Angegliedert an dieſe Ausſtellung iſt eine Paramentenſchau des Inſtituts für religiöſe Kunſt in Köln, das in dieſem Jahre ſein zehnjähriges Beſtehen feiert. Iſt Radioaktivität veränderlich? Bisher galt die Schnelligkeit, mit der ein radivaktiver Stoff zerfällt, unter allen Umſtänden als unveränderlich. Neuere Unterſuchungen des ruſſiſchen Gelehrten Bogojawlenſky haben indeſſen ergeben, daß dem durchaus nicht ſo iſt. Die Zerfallgeſchwindig⸗ keit hängt nach ihm auffallenderweiſe von dem Orte ab, an dem ſich der betreffende Stoff befindet. Um dieſe merkwürdige Erſcheinung zu erklären, nimmt Bogojawlenſky an, daß die Radivaktivität durch beſtimmte, vom Erdkern ausgehende und von den betreffenden Stoffen abſorbierte Kräfte verurſacht wird. Befinden ſich nun an einem Punkte der uns nicht zu⸗ gänglichen Erdſchichten große Mengen radidaktiver Stoffe, ſo wird hier die vom Erdinnern kommende Strahlung in erheb⸗ lichem Umfange aufgenommen. Ein Platz auf der Erdober⸗ fläche über ſolchen Schichten, an dem Verſuche oder Meſſungen mit Radium uſw. angeſtellt werden, erhält demnach weniger von der erſtgenannten Strahlung als ein anderer, unter dem ſolche Schichten ſich nicht befinden. Für die Richtigkeit dieſer Theorie ſpricht auch die Tatſache, daß die größten Abweichun⸗ gen in der Radibaktivität im Kaukaſus auftreten, alſo in einem Gebiet, in dem heftige geologiſche Störungen in den Erdſchichten ſtatlgefunden haben.— Die Verſuche wurden mit Polonium gemacht, das einen bis fünf Monate lang an ver⸗ ſchiedenen Orten aufbewahrt und dann nach Leningrad wie⸗ der zurückgebrucht wurde, um dort von neuem unterſucht zu werden. Während das in Leningrad verbliebene Polonium in 138 Tagen um die Hälfte zerfallen war(dieſen Zeitraum nennt man eine„Periode“), betrug bei dem nach Tiflis ge⸗ 5 erhob ſich der Dichter und verließ die Geſell⸗ ſandten die Periode 125, bei dem in Krasnodar aufbewahrten aber 181 Tage.— Die intereſſanten Verſuche, in größerem Umfange durchgeführt, würden unſere Kenntnis der radio⸗ aktiven Erſcheinungen entſcheidend beeinfluſſen können. „Rot und Weiß“— ein neuer Roman Stendhals. Ein nachgelaſſener Roman Stendhals, der im Gegenſatz zu ſeinem berühmten Werk„Rot und Schwarz“ den Titel„Rot und Weiß“ trägt, iſt jetzt auf Grund der in Grenoble befindlichen Manuſkripte von Henri Rambaud in zwei Bänden heraus⸗ gegeben worden. Dieſer Roman iſt bereits früher teilweiſe unter andern Titeln veröffentlicht worden, zuerſt unter dem Titel„Der grüne Jäger“, dann nach dem Namen des Helden unter dem Titel„Lucien Leuwen“, unter dem er auch mehrfach ins Deutſche überſetzt wurde. Aber alle dieſe Aus⸗ gaben enthielten nur Stücke des ganzen Werkes, das von Stendhal unvollendet gelaſſen wurde, wimmeln von falſchen Leſungen und Textfehlern, ſo daß die fetzige Ausgabe den Wert eines bisher unbekannten und unveröffentlichten Wer⸗ kes beſitzt. Nicht nur den Freunden des großen Pfychologen, ſondern der Weltliteratur iſt damit eine wichtige Dichtung geſchenkt worden, denn„Rot und Weiß“ ſtellt ſich den beiden andern Hauptromanen Stendhals,„Rot und Schwarz“ und „Die Karthauſe von Parma“, ebenbürtig zur Seite.„Rot und Weiß“ iſt nicht nur eine Fundgrube für die Pſychologen, da die ſeeliſchen Zuſtände und Erlebniſſe auf das Feinſte zer⸗ gliedert werden, ſondern auch eine wichtige Quelle für den Hiſtoriker, da das politiſche und militäriſche Leben der Jahre 1834—36 in Frankreich eingehend behandelt wird. Alexander Moiſſi als Napoleon. Das neue Bühnen⸗ werk Stefan Zweigs„Das Lamm der Armen“ gelangt am Deutſchen Theater in Berlin zur Uraufführung. Alexander Moiſſi wird die Hauptrolle des Napoleon ſpielen. Staub Einer der berühmteſten Rechtsgelehrten und Ver⸗ faſſer vieler bedeutender Kommentare war Juſtizrat Staub. Kurz nach ſeinem Tode berieten ſeine Freunde, welche Grabinſchrift wohl die richtigſte für dieſen großen Ge⸗ lehrten ſei. Ein alter Juſtizrat, deſſen Schlagfertigkeit ſtets belacht wurde, ſchlug den über dieſe Frage heftig debattieren⸗ den Freunden endlich vor, auf den Grabſtein zu ſchreibent „Hier liegt Staub. Kommentar überflüſſig!“. SSS se 1 5 * — —— 3 1 9 Schöffengericht II. Vorſttzender: Amtsgerichtsrat Schmitt, Ver⸗ Anklagebehörde aufgeboten worden. Sie alle geraten durch Uhr eingeworfen und den üblichen Poſtzuſtellungsſchein an die ———— Mittwoch, den 4. September 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 408 Die Kavaliere von Worms und Frankenthal Die Anſicht,„Das Kind muß einen Vater haben“, in dem berühmten Lagerlöfroman„Göſta Berld!“ hat zur Voraus⸗ ſetzung einigen Edelmut, einige Opferbereitſchaft und bei dem natürlichen Vater eine Pflichtauffaſſung, die in unſerer Zeit der ſozialen Schwierigkeiten, des verſchärften Daſeinskampfes mit ſeinem rückſichtsloſen Egoismus nur ſelten Platz hat. Die menſchliche Geſellſchaft muß für jeden neuen Weltbürger die Lebens bedingungen vorbereiten und tut das durch Erforſchung des„zuſtändigen“ Vaters zwecks Unterhaltsſicherung, einer Verpflichtung, der ſich im Zeitalter der Eintagsliebe die mei⸗ ſten entziehen wollen. Wenn das durch Angaben geſchieht, die die Beteiligung überhaupt bzw. die fristgerechte Beteiligung in Anpaſſung an den Rahmen der Empfängniszeit beſtreiten, ſet es, um einen andern im„dreieckigen Verhältnis“ bluten gu laſſen, oder die Kindsmütter allein mit dem Unterhalt des Kindes zu belaſten, ſo hat der Staat die Pflicht, durch ſeine Organe die Wahrheit zu ergründen und den etwaigen aus egotſtiſchen Motiven geleiſteten Meineid zu ahnden. Das Wohl und Wehe des Kindes muß heilig, ſein Unterhalt gewährleiſtet ſein. Es iſt verſtändlich, aber verwerflich, daß derart Be⸗ teiligte ſich das Verbot eines Napoleon herbeiwünſchen, das vor gut hundert Jahren das Forſchen nach dem unehelichen Vater kurzweg unterſagte. 5 Der 19jährige Schloſſer Emil Deutſch aus Frankenthal, der am 27. März d. J. vor dem Amtsgericht Frankenthal unter Eid beſtritten hat, mit der damals 16jährigen Zeugin Maria M. J. aus Worms, der Mutter des(durch den Vor⸗ mund) auf Unterhalt klagenden Kindes, ſchon im Frühjahr 1928, alſo„empfängnisfriſtgerecht“, intimen Verkehr gehabt zu haben, iſt der Mitbeteiligte an einem mindeſtens ſechs⸗ eckigen Verhältnis geweſen. In dem erwähnten Roman Göſta Berling findet man ſa auch nicht ganz ſtubenreine Kavaliere, die Kavaliere von Ekeby. Aber die jungen Leute aus Worms und Frankenthal, die als Teilhaber an dem mehreckigen Ver⸗ hältnis zur Zeugenvernehmung vor den Geſchworenen ſtan⸗ den, haben noch recht wenig Kavaliergeiſt verraten, wenn ſie friſch und fröhlich ihre Erlebniſſe mit der 16jährigen einander ſerviert haben. Der des Meineids angeklagte Deutſch, erſt am 28. Auguſt 20 Jahre alt geworden und zur Zeit ſeines Verkehrs mit der Zeugin J. noch ein Lehrbub, leugnet bei der Vernehmung die ihm untergelegte Abſicht, in ſeinen ſei⸗ nerzeitigen Angaben vor dem Amtsgericht Frankenthal den Zeitpunkt ſeines erſten intimen Verkehrs mit der 16jährigen hinausgeſchoben zu haben, um nicht als Vater des von der J. geborenen Kindes in Betracht zu kommen. Dieſe Abſicht vorausgeſetzt, braucht man dem Angeklagten beſondere Rück⸗ ſichtsloſigkeit gegen das Kind nicht nachzureden, denn ein anderer aus dem Verhältnis war bereits„drangenommen“. Der Angeklagte will ſich nach der langen zwiſchen dem Ver⸗ kehr und der Vernehmung liegenden Zeit von etwa einem Jahr nicht mehr habe erinnern können, ob der Verkehr im Anril oder im Juni ſtattfand, was nicht Wunder nehmen kann bei dem von dem Verteidiger geltend gemachten Umſtand, daß er um jene Zeit noch vier oder fünf Verhältniſſe Hatte. Der Zeuge Kraftfahrer Brendel ⸗Worms ſagt aus, daß er gegen Ende April vorigen Jahres eines Morgens um vier Uhr den Angeklagten, die Kindsmutter und noch einen jungen Mann zur Abreiſe nach Frankenthal in den Wormſer Bahn⸗ hof habe hineingehen ſehen. Zeugin J.(die Kindsmutter) will ſich an die Zeiten des Verkehrs gerade mit dieſem jungen Mann(dem Angeklagten) nicht mehr erinnern können. Die Zeugin Arbeiterin Katharina Dreier ⸗Worms hat mit dem Angeklagten ſchon vor der J. Beziehungen gehabt, die aber aufhörten mit dem Eintritt der J. ins Leben des Angeklagten, worauf die Freundſchaft der Dreier mit der J. in die Binſen ging. Sie weiß den Tag der Fahrt nach Fran⸗ kenthal genau anzugeben, denn dieſe wurde in der Nacht nach ihrem Geburtstag unternommen, und die damals bei der verſpäteten Heimkehr empfangene elterliche Züchtigung hat ihr Gedächtnis geſchärft. Zeuge Wilhelm Schmid, Kauf⸗ mann aus Lambsheim, war mit von der Fahrt und Teil⸗ nehmer am ſechseckigen Verhältnis. Weder ſeine unklaren Angaben noch die der ähnlich beteiligten Zeugen, Arbeiter Oskar Krück aus Lambsheim und Hilfsarbeiter Hermann Glaſer aus Lambsheim, geben ſichere Anhaltspunkte zur Erforſchung der genauen Daten. Zeuge Amtsrichter Merdet⸗Frankenthal hat die Ver⸗ nehmung des Angeklagten, die zum Falſcheid Gelegenheit war, geleitet und beſtätigt, die im Protokoll feſtgelegten An⸗ gaben des Angeklagten, daß der außerhalb der Empfängnis⸗ zeit gelegene 3. Juni als erſter Verkehrstag bezeichnet ge⸗ weſen ſei. Der 61jährige Großvater Konrad Deutſch des Angeklagten, als Zeuge vernommen, ſagt recht verworren über die Art aus, wie ſich ſein Enkel bei ihm vor der Ver⸗ nehmung durch Amtsrichter Merdet über die wahrſcheinliche Zeit des Verkehrs mit der J. habe vergewiſſern wollen, woraus der Verteidiger die Folgerung zieht, daß dem An⸗ geklagten tatſächlich die Zeit ſeines Verkehrs mit der J. nicht mehr genau erinnerlich geweſen ſei. Staatsanwalt Obée geißelt in ſeinem Plädoyer die Neigung der heutigen jungen Männer, die Vaterſchafts⸗ pflichten von ſich abzuwälzen, zählt nochmals die einzelnen Daten auf und zeiht den Angeklagten der bewußten Unwahr⸗ heit. Der Meineid als ſchweres Verbrechen verlange drakoniſche Beſtrafung umſomehr, als er jetzt ſo ungemein häufig werde. Es ſei er⸗ ſchreckend, wie die Zahl der anhängig gemachten Meineids⸗ verfahren nicht nur in der Pfalz, ſondern in allen Gegenden ſteige, was auf zunehmende Reſpektsloſigkeit gegenüber dem Geſetz, mangelnder Religion und Moral hindeutet. Wenn man auch die große Jugendlichkeit, den guten Ruf und die bis⸗ herige Strafloſigkeit des Angeklagten als Milderungsgründe anſehen könne, ſo ſei das ſchwere Verbrechen des Meineids in dieſem Falle doch entſprechend ſchwer zu beſtrafen. Der Staatsanwalt beantragt eineinhalb Jahr Gefängnis, drei Jahre Ehrverluſt, dauernde Aberkennung der Fähigkeit zur Zeugenvernehmung, Haftbefehl und Verurteilung zu den Koſten des Verfahrens. Verteidiger Referendar Heine⸗ mann meint, wer nach beſtem Wiſſen ſchwören ſolle, könne nichts anderes beſchwören, was er eben wiſſe. Der Angeklagte habe eben nichts anderes gewußt und die Zeugenausſagen gäben auch keinen klaren Beweis. Die meiſten Laien, vor allem ſolche vom Niveau des Angeklagten, wüßten garnicht um die vom Geſetz angegebenen Empfängnisfriſten. Und es ſei nicht anzunehmen, daß dieſer jugendliche Angeklagte in der ihm untergelegten abgefeimten Weiſe ein ſolches Wiſſen zu ſeiner Entlaſtung von Verpflichtungen hätte anwenden wollen. Der Verteidiger beantragte Freiſprechung von der Anklage des Meineids, für den Fall der Annahme fahrläſ⸗ ſigen Falſcheides aber die geringſt zuläſſige Strafe. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Ver⸗ gehens des fahrläſſigen Falſcheides zu f ſechs Monaten Gefängnis und in die Koſten, lehnte den Haftbefehl ab, ebenſo aber auch eine Bewährungsfriſt. Aus den Mannheimer Gerichtsſälen treter der Staatsanwaltſchaft: Staatsanwalt Haas Eins zwei drei, wer hat den Ball, oder vielmehr den Brief, den Eilbrief mit 210 Mark Inhalt und der Abrechnung des Süddeutſchen Verlagsinſtituts Stutt⸗ gart mit der Bezirksleitung hier. Ein Zeugenapparat von ſteben Perſonen, Bezirksleiter und Konkurrenzchef, Poſtbote, Vertreter, Hausbeſitzer und Kriminalſekretäre waren von der das hartnäckige Leugnen des Angeklagten, eines jungen Man⸗ nes von ſympathiſchem Aeußeren und entſchiedenem Auftre⸗ ten, in ein vielleicht ſchiefes Licht, da doch möglicherweiſe ſie den Brief unterſchlagen oder geſtohlen haben könnten. Wiederholt macht der Vorſitzende einerſeits den Angeklagten darauf auf⸗ merkſam, daß er wohl das Recht des Leugnens habe, aber immer bedenken müſſe, daß er dadurch bisher unbeſcholtene Männer mit ſchwerem Verdacht belade, andererſeits wendet er ſich mit großer Eindringlichkeit an die Zeugen und ermahnt ſie, nur wahre Ausſagen zu machen und lieber gegebenenfalls von dem Recht der Zeugnisverweigerung Gebrauch zu machen, als einen Meineid zu ſchwören. Dem Gericht liegt als Be⸗ weismittel ein blecherner Briefkaſten vor, der am Außentor des Hauſes Parkring 4a hier angebracht war und aus dem be⸗ ſagter Brief mit Aufbiegung und Schloßlockerung geſtohlen war. Der Poſtbote hatte den Brief Sonntag vormittags 7,10 Büxrotüre geheftet, als wollte er ſagen: Bin bei der Nachbarin, Schlüſſel liegt unter der Fußmatte. Dieſe Zuſtellungsart mag für Wechſelproteſte, weniger für Geldbriefe zu empfehlen ſein. Daß der Eilbrief aber eingeworfen wurde, geht aus den Aus⸗ ſagen zweier anderer Zeugen hervor, die ihn im Kaſten liegen geſehen haben wollen, gleichzeitig aber auch den Angeklagten, wie auch dieſer ſich von dem Vorhandenſein des Briefes da⸗ durch überzeugte, daß er mit einem Streichholz in den Kaſten leuchtete. Wenige Tage zuvor hatte er den Bezirksleiter wie⸗ derholt vergeblich um Geld angegangen. Demgegenüber ſteht ein komplizierter Alibinachweis des Angeklagten, der zu dieſer Zeit in Saarbrücken geweſen ſein will, um ſich für die Fremdenlegion anwerben zu laſſen. Wäh⸗ rend der Verhandlung läßt der Staatsanwalt noch Erkun⸗ digungen einziehen, die die Alibikonſtruktionen zuſammen⸗ fallen laſſen. Immer noch beharrt der Angeklagte darauf, gar nichts von der Angelegenheit zu wiſſen und betont, daß er mit den vermeintlich von ihm geſtohlenen 210 Mark im Beſitz wohl nicht zur Fremdenlegion gegangen wäre. Staatsanwalt Haas holte weit aus. Er brandmarkte den freiwilligen Fremden⸗ legionär, berührte die Vorſtrafenliſte des Angeklagten, auf der ſchon mehrere Betrugs⸗ und Unterſchlagungsſtrafen verzeich⸗ net waren, reihte Beweis um Beweis, bis die von jedem ver⸗ ſtockten Sünder ſo gefürchtete Indizienkette geſchloſſen war. Sein Antrag lautete wegen ſchweren Diebſtahls auf 1 Jahr Zuchthaus unter Verſagung mildernder Umſtände. Das Ge⸗ richt erkannte auf acht Monate Gefängnis. In der Urteilsbegründung wurde angenommen, daß es ſich nur um einen einfachen Diebſtahl handle, da der Briefkaſten nach Zeugenausſagen ſchon früher etwas beſchädigt war. Aus der Pfalz Veteranen⸗Ehrung * Ludwigshafen, 3. Septhr. Wie ſeit vielen Jahren, ſo hatte die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen Volks⸗ partei auch für den geſtrigen Sedanstag die hier lebenden Veteranen von 1866 und 187071, ohne Rückſicht auf partei⸗ liche oder konfeſſionelle Zugehörigkeit zu Gaſte gebeten, um ſie zu ehren, zu bewirten und zu beſchenken. Ein ſchneidiger Marſch der Spielleute des Krieger⸗ und Militärvereins, unter dem temperamentvollen Tambourmajor Jung leitete die gut beſuchte, nachahmenswerte Feier ein. Den herzlichen Begrüßungsworten des Ortsgruppen vorſitzenden, Stadtrates Gr. Gumlich, lauſchten an langer Tafel die Kämpen aus großer, alter Zeit. In tiefſchürfender Feſtrede gedachte Amtsrichter Dr. Röhrig der von Alter und Schickſal ge⸗ beugten Männer, die dem großen Kanzler Bismarck das Reich ſchmieden halfen. Er hoffte, daß auch ſie des Vater⸗ landes Aufſtieg zu neuer Größe und Macht noch erleben. Den ſchwungvollen Worten ſchloß ſich das Deutſchlandlied an, worauf Hauptmann Stepp, Bezirksobmann des bayr. Kſriegerbundes für die mit prächtigen Geſangs⸗ und Klavier⸗ vorträgen ausgeſtattete Veranſtaltung Dank ſagte. Leider fuhr zu bald das Schlußwort Dr. Gumlichs in die ge⸗ hobene Stimmung, womit die anregend verlaufene Feier ihr Ende fand. Schw. K * Zeiskam, 2. Sept. Ende der letzten Woche ſind im Zeiskamer Zwiebelanbaugebiet neue ſtarke Preisrück⸗ gänge zu verzeichnen geweſen. Den Pflanzern werden gegenwärtig nur noch 4— 4,50 Mark für den Zentner Zwie⸗ beln geboten. * Biſſersheim, 2. Sept. Auf der Heimfahrt vom Kriegerfeſt in Kallſtadt ſtieß dem 28 Jahre alten Philipp Breßler von hier ein ſchwerer Unglücksfall zu. Er wurde von einem Per⸗ ſonenauto, das bis jetzt noch nicht ermittelt werden konnte, von hinten angefahren. Breßler erlitt einen Schlüſſelbein⸗ und Rippenbruch ſowie ſchwere Kopfverletzungen. glückte, der längere Zeit im Straßengraben lag, wurde ins Städtiſche Krankenhaus Frankenthal eingeliefert. * Völkersweiler, 2. Sept. Am Sonntag abend kam der Landwirt Michael Braun beim Füttern ſeines Viehes mit einer defekten elektriſchen Handlampe in Berührung. Durch den elektriſchen Schlag wurde er auf der Stelle getötet. Wiederbelebungsverſuche, die ein ſofort herbeigerufener Arzt vornahm, blieben erfolglos. Der Verun⸗ F. Nachbargebiete Das Drama im Wald von Mitteldick In der Nacht auf Freitag ereignete ſich an der Bahnſtrecke in der Nähe von Mitteldick(Riedbahn) eine aufregende An⸗ gelegenheit, auf die wir erſt heute ausführlicher eingehen, weil ſich die Sache erſt jetzt einigermaßen geklärt hat. An einem Bahnwärterhäuschen zwiſchen den Stationen Mittel⸗ dick und Walldorf erſchien kurz nach 9 Uhr ein junger Mann, dem der linke Arm abgeriſſen war. An Stelle der rechten Hand klaffte ein blutender Stumpf. Der Mann, der vorgab, vom Zug überfahren worden zu ſein, wurde durch die Frankfurter Rettungswache ins Frankfurter Städtiſche Krankenhaus gebracht, wo er ſchwerverletzt darniederliegt. Der ganze Vorfall ſchien dadurch reichlich ſeltſam, als ein Marſch von der Unglücksſtelle bis zum Bahnwärterhaus bei derart furchtbaren Verletzungen reichlich zweifelhaft erſchien. In Frankfurt ſelbſt waren nähere Informationen nicht zu erhalten, weil der„Fall“ ſich auf heſſiſchem Gebiet ereignete und polizeitechniſch nach Darmſtadt bezw. Offenbach gehörte. Inzwiſchen hat ſich die Angelegenheit ein wenig geklärt. Es handelt ſich um den Rangierer Jeckſtadt, der is Höchſt am Main auf dem Schloßplatz wohnt und bei den Höchſter Farb⸗ werken beſchäftigt war. Jeckſtadt gilt als ruhiger, vernünſ⸗ tiger Menſch, der, er zählt etwa 2830 Jahre, mit einem Mädchen aus Höchſt verlobt iſt, das einen guten Leumund ge⸗ nießt. In den letzten Wochen muß Jeckſtadt irgendwie und irgendwo Unannehmlichkeiten gehabt haben, denn ſein außer⸗ halb wohnender Bruder erhielt kurz vor der Kataſtrophe einen Brief, worin Jeckſtadt ſchreibt:„er habe genug, er mache nicht mehr mit“. Einen Tag ſpäter war er verſchwunden. Er brachte ſeine Bekannten und Verwandten dadurch in Un⸗ ruhe, die auch an einen Freitod glaubten und entſprechende Nachforſchungen(im Main) anſtellen ließen. Nach Lage der Dinge iſt daher kaum mit einem Unglücksfall, ſondern mit der ſelbſtmörderiſchen Abſicht Jeckſtadts zu rechnen. Er hat ſich entweder aus dem fahrenden oder vor den fahrenden Zug geworfen. O. Sch. Schwere Verkehrsunfälle “Mainz, 2. Sept. Der 22jährige Arbeiter van der Haid aus Raunheim wurde am Samstag von einem Auto angefah⸗ ren. Er ſtürzte mit ſeinem Fahrrad zu Boden und erlitt außer Kopf⸗, Arm⸗, Bein⸗ und Rücken verletzungen einen ſchweren Schädelbruch. Lebensgefährlich verletzt wurde er hierher ins Krankenhaus gebracht.— Auf der Straße Ingelheim⸗ Finthen wurde der 18jährige Bergmann Erich Krohn aus Schönwalde vnd einem Motorradfahrer angefahren. Er kam zu Fall und zog ſich einen ſchweren Schädelbruch zu Ein vorüberfahrendes Privatauto aus Duisburg nahm ſich des Verletzten an und brachte ihn ins Krankenhaus.— Der 48jähr. Dreher Friedrich Scharf aus Hochheim verlor auf der Fin⸗ therſtraße die Herrſchaft über ſein Fahrad und ſtürzte zu Boden. Mit einem ſchweren Schädelbruch wurde er ins Krankenhaus eingeliefert.— Am Samstag überfuhr ein Güterzug auf der Nebenbahnſtrecke Oſthofen⸗Guntersblum zwiſchen Eich und Gimbsheim an einem ſchrankenloſen Bahn⸗ übergang ein Fuhrwerk. Der Fuhrmann Adam Ackermann aus Gimbsheim wurde getötet, ſein Sohn leicht verletzt, das Fuhrwerk wurde zertrümmert. Opfer des Rheines Mainz, 3. Sept. Vier Todesopfer haben Rhein und Main an den beiden letzten Tagen in Mainz und nächſter Umgebung gefordert. Ein 16jähriger aus Mainz⸗Kaſtel er⸗ trank vor den Augen ſeiner Familie beim Baden im Rhein. Oberhalb von Mainz, am Mainufer, verſchwand plötzlich ein junger Mann im Alter von 27 Jahren im Waſſer. Bei Bieb⸗ rich ertrank ein kleines Kind und duf der gegenüber liegenden rheinheſſiſchen Seite ein Mädchen von 17 Jahren. Keine der Leichen konnte bis jetzt geborgen werden. Bei einer Paddelbootfahrt vom Herzſchlag getroffen * Ulm, 2. Sept. Ludwig Hagen, der Liebling der Ulmer Theaterfreunde, iſt geſtern bei einem Paddelbvot⸗ unfall vom Herzſchlag ereilt worden, der ſeinem Leben ein jähes Ende bereitete. Hagen ſollte in der nächſten Spiel⸗ zeit am Stadttheater Bamberg wirken. Er erreichte nur ein Alter von 43 Jahren. Hagen wollte mit ſeiner 16fährigen Tochter geſtern vormittag eine Paddelbvotfahrt auf der Donau nach Günzburg unternehmen. Er ſtartete im Illerkaual und ſie waren noch nicht lange gefahren, als ſie auf einen Holz⸗ pfahl ſtießen. Daraufhin verſuchten ſie umzudrehen, dabei drang Waſſer in das Boot und die beiden Inſaſſen mußten ſchwimmend ſich ans Ufer retten. Hagen erreichte noch das Ufer und wollte das Boot aus dem Waſſer holen, da fiel er plötzlich, von einem Herzschlag getroffen, tot um. * sw. Mainz, 2. Sept. Eine 31jährige Landwirtsfrau aus Mombach, ein 36fähriger Schneider und eine 44jährige Land⸗ wirtsfrau aus Gonſenheim wurden, plötzlich von Geiſtes⸗ geſtörtheit befallen, in das Krankenhaus eingeliefert. * Bickenbach, 3. Sept. Auf der Bergſtraße wollte geſtern ein in raſender Fahrt befindliches Automobil einen vor ihm fahrenden Wagen überholen und überrannte dabei zwei ihm entgegenkommende Motorradfahrerinnen. Die Lenkerin und ihr Begleiterinnen wurden in hohem Bogen von dem Rad in den Straßengraben geſchleudert, wo ſie bewußtlos und ſchwer verletzt liegen blieben. Sie wurden in das Kran⸗ kenhaus Darmſtadt überführt. * Straßburg, 3. Sept. In der Ortſchaft Macken heim, unweit Markolsheim, entſtand durch Kurzſchluß am Elektro⸗ motor einer Dreſchmaſchine ein Brand, der in kürzeſter Zeit auf die aufgeſtapelten Futter⸗ und Heuvorräten übergriff und drei Oekonomiegebäude erfaßte. Drei Scheunen mit Nebengebäuden wurden ein Raub der Flammen. Auch der Dachſtuhl eines Wohnhauſes wurde ein Raub der Flam⸗ men. Das in den Stallungen untergebrachte Vieh und der größte Teil der Fahrniſſe konnte aber noch gerettet werden. Der Schaden iſt nur teilweiſe durch Verſicherung gedeckt. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat September hein Pegel[28 28. 20 81. 3. 4 ſplegar- Hegel. 28 28 30 31..4. Pafel.910 52.78 07 fc. 88.8% B Schuſterinſe!.48 54 b. 4c ange.988,02.35 200.702.88 Kehl 260282.59.882.89,% Jagſtfeld 400 600800 0, 000,00 0,00 Maxau.38 4,30.23.13.01.02 1 Mannheim.20.10.00.82.78.70 aub.961,90.7 0 00 186 0,00 Köln.59.52.76 J. 711.24•10 Waſſerwärme des Rheins 23,3 C. Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton Dr. S. Ka 9 ſex Kommunalpolitik u. Lokales: 1 arb Schönfelder— Sport und Vermiſchtes: Willy Müller— Handelstell: Kurt Ehmer Gericht und alles üßrige: 1. B. R. Schönfelder— Anzeigen u. geſchäftliche Mitteilungen: Fak ob F a 1 75 ſämtlich in Mannheim Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim E 6, 2. 6. Seite. Nr. 408 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 4. September 1929 Sportlin Zur Hauptverſammlung des Deulſchen Ski⸗Verbandes 6. bis 8. September in Frankfurt a. M. Allerlei Intereſſantes aus den ſportlichen Anträgen Der Arbeitsſtoff des Deutſchen Ski⸗Verbandes, des größten deut⸗ ſchen Winterſportverbandes, umfaßt auf der alljährlichen Haupttagung zu Beginn des Monats September ein weites Gebiet und ein reich⸗ haltiges Feld. Neben organiſatoriſchen Fragen nehmen die reinen Sportangelegenheiten einen breiten Raum ein, vielfach begegnen ſich auch die beiden Gebtete in Faktoren, die nach zwei Seiten zu werten ſind. Aus der Fülle der Beratungsſtoffe nehmen die Anträge auch für weitere Kreiſe Intereſſe für ſich in Anſpruch. Als Antragſteller er⸗ ſcheinen der Hauptvorſtand, der Ausſchuß für Sport und ſonſtige Aus⸗ ſchüſſe, alsdann die Glieder des Verbandes, die Landesverbände. Der Hauptvorſtanbd erſcheint nur mit zwei Anträgen. Sie betreffen einmal die Ermächtigung, unter beſtimmten Bedingungen it der Iduna, mit der ſchon die Unfallverſicherung zwangsläufig be⸗ ſteht, 552 obligatoriſche Skibruchverſicherung ab⸗ zuſchließen, eine Verſicherung, über die die Meinungen geteilt ſein müffen und auch ſind und bezüglich deren vor allem die Lebensfähig⸗ keit zu dem vorgeſehenen geringen Satz angezweifelt wird. Es wird Bei Abſchluß auch aller Vorſicht bedürfen, um gegenüber Mißbräuchen ſicher zu ſein. Weiter will der Hauptvorſtand ermächtigt werden, die 25jährige Jubiläumsfeter des Deutſchen Ski⸗ Verbandes, deſſen Gründer bekanntlich der Ski⸗Club Schwarzwald war, in München im September 1930, verbunden mit einer Jubiläumsausſtellung, nach den mündlichen Berichten vor⸗ zubereiten. Beide Anträge ſchließen weitgehende, eventuell finanziell wichtige Vollmachten in ſich. Aus ben Anträgen des Sportausſchuſſes tritt hervor, daß man endlich von dem etwas kindlichen Experiment, den international verſtändlichen Begriff„Amateur⸗ Skilehrer“ durch den„ver⸗ waſchenen Kursleiter“, der bei den Amateuren ſelbſt mit Recht auf Wiberſtand ſtieß, zu erſetzen, abkommt und den„Amateurſktlehrer“ wieder in ſein Recht einſetzen will. Dieſer Vorgang dürfte in das Gebiet der vielfach unliebſam empfundenen übermäßigen Formen⸗ kiebe, ſei es einmal genannt. aus den letzten Jahren des Deutſchen Skiverbandes gehören. Nicht weit davon entfernt ſind auch die An⸗ träge, welche in das Leben der Landesverbände hineinregteren möch⸗ ten hinſichtlich der Eignungs überwachung und eventueller Streichung von Amateurſktlehrern. Solange hier nicht genau feſt⸗ liegt, in welcher Art und Form geprüft wird und welche Organe, die Hann einer unbedingten Neutralität fähig ſein müſſen, dieſe Nach⸗ prüfung durchzuführen, ſind die ſchwerſten Bedenken zu erheben, weil ſonſt leicht perſönliche Momente, wofür leider Anhaltspunkte vorliegen, hineinſpielen und kränkende Vorgänge gegenüber verdien⸗ ten Skipionteren eintreten können. Es geht nicht an, alte Skiläufer wegen„Ueberalterung“ gewiſſermaßen„ſtrafruheſtandszuverſetzen“, Läufer, die in ihrem Wirken meiſt ein Vielfaches von dem geletſtet haben für die Sportſache wie mancher Junge. Im übrigen iſt die Be⸗ zeichnung„Amateurſkilehrer“ von alters her mit einem gewiſſen moraliſch⸗ſportlichen Gewicht verbunden geweſen, während die neue Beſtimmung ſie zu einem ſchematiſchen Tätigkeitsbegriff herunter⸗ drückt. Praktiſch undurchführbar wird ſich eine angeſtrebte Beſtimmung erweiſen, wonach die„Entſchädtgung“ für einen Amateurſkilehrer nur der einzelne Verband bezw. Verein beſtimmen ſoll. Die alte Form, daß der Amateurſktlehrer nur den „Erſatz ſeiner Auslagen“ beanſpruchen darf, iſt viel eindeutiger und auch weniger— kränkendl— Ofſene Türen rennt ein Antrag ein, wo⸗ nach die Uebertragung einer Meiſterſchaft nur an einen Janbesverband, nicht an einen Verein erfolgen ſoll. Das iſt ſeit Jahr und Tag der Fall. Auch weitere angeſtrebte Beſtimmungen er⸗ ſcheinen lediglich als formale Belaſtung, als Ueberorganiſation. Be⸗ denklich iſt ſogar die Beſtimmung, daß der Deutſche Skiverband zwar dem beauftragten Landesverband die geſamte Organiſation einer Meiſterſchaft mit ihren erheblichen Koſten uſw. überläßt, aber ſeiner⸗ 50 die 8 rauf* 1 eee dem es kundſchau verband für ſeine Ausgaben dann 30 Prozent der Reineinnahmen() überläßt. Angeſichts des ſtändigen Fehlbetrags bei den Meiſterſchaf⸗ ten mutet dieſe Regelung etwas eigen an und bedeutet weiter nichts, als daß der Deutſche Skiverband für die Uebertragung etner Meiſterſchaft ſicheine Anerkennungsgebühr ſichern will. Man ſollte dieſe Frage zur näheren Bearbeitung zurück⸗ ſtellen. Aus den Anträgen der Landesverbände iſt ber bes Bayriſchen Skiverbandes von Belang, welcher die Zu⸗ ſatzverſicherung für Wettläufe in die allgemeine Unfallverſicherung, da nachweislich bei den Rennen die wenigſten Unfälle ſich ereignen. Der Schleſiſche Ski⸗Bund bewirbt ſich für 1931 um die Deutſche Skimeiſterſchaft, die in Schreiberhau auszutra⸗ gen wäre. Weiter bringt der gleiche Verband die wichtigen Anträge auf Aus bau der Damenwettläufe und auf ſtaatliche Kon⸗ zeſſionspflicht der Skilehrer und Skiſchulen. Be⸗ züglich der Damenwettläufe will man jetzt einen Fehlbeſchluß frü⸗ herer Jahre gutmachen, wo man aus„ſportlichen“ Gründen die Damenläufe ſtrich, ſtatt daß man einfach die bereits ausgebaute Form des Ski⸗Club Schwarzwald mit ſeinen älteſten Erfahrungen über⸗ nahm. Die Konzeſſionspflicht für Skilehrer(Berufsſkilehrer) und Skiſchulen erſcheint angeſichts der Entwicklung, wo man Leiter ſolcher „Schulen“, die nur Geſchüft ſind, immer noch als„Amateure“ gelten läßt(ihres großen Namens zuliebe), und zur Klärung der Amateur⸗ ſkilehrerfrage ſehr weſentlich. Vom Thüringer Winterſport⸗ verband liegt wegen der Damenläufe ein gleichartiger Antrag vor. Der Skiverband Sachſen wünſcht die Abſprechung der Amateuretigenſchaft für alle Wettläufer, welche einen ganzen Winter ihren Hauptberuf aufgeben oder Zuwendungen uſw. für Trainings über Monate annehmen oder Skikurſe in dieſer aus⸗ gedehnten Form ausüben, ein ſehr beachtenswerter Antrag.— Der Ski⸗Club Sauerland lehnt mit Recht die Bezeichnung„Kurs⸗ leiter“ ab und tritt für die Rückkehr zum„Amateurſkilehrer“ ein.— Thüringer Winterſportverband will den Unfall⸗ verſicherungsvertrag mit der Iduna durchgeprüft haben wegen der geringen Leiſtungen und dürfte damit einer all⸗ gemeinen Anſicht entſprechen; er will außerdem die hohe Sonder⸗ verſicherung für Wettläufe ſtreichen. Manche dieſer wichtigen Anträge werden einer ausgiebigen Aus⸗ ſprache bedürfen und auch ſicher ſein. W. Romberg. Internationales Sportfeſt in Saarbrücken Ein Teil der deutſchen Nattionalmannſchaft machte auf der Heim⸗ reiſe von Paris Station; um an dem Abendſportfeſt des SC. Saar 05 Saarbrücken teilzunehmen. In der Geſellſchaft der Deutſchen be⸗ fanden ſich auch einige franzöſiſche Repräſentative. Hinzu kamen Teilnehmer aus Stuttgart, Frankfurt, Frankenthal und aus dem Saar⸗ und Pfalzgebiet. Vor 5 bis 6000 Zuſchauern kam es zu ſchönen Kämpfen, die viel Beifall fanden. Leider mußte aber trotz der recht guten Abwicklung ein Teil der Wettbewerbe ausfallen, da ſchon die Olympiſche Staffel bei völliger Dunkelheit gelaufen wurde. Die Lei⸗ ſtungen litten etwas unter den müßigen Bahnen. Die Ergebniſſe: 100 Meter offen: 1. Metzger⸗Eintracht Frankfurt 1, Sek.; 2 Stortz⸗Halle. 100 Meter Einladung: 1. Eldracher⸗Eintracht Frankfurt 10,8 Sek.; 2. Geerling⸗Chemnitz 17 Meter zurück; 8. Skahl⸗ Pforzheim. 200 Meter offen: 1. Stahl⸗ Pforzheim 22,6 Sek.; 2. Metzner⸗ Frankenthal 23,2 Sekunden; 3. Stumpp⸗ Stuttgarter Kickers 29,4 Sek. 200 Meter Einladung: 1. e Frankfurt und Stortz⸗Halle totes Rennen in 22,2 Sek.; 3. Stahl⸗ Pforzheim 22,4 Sek. 400 Meter: 1. Heben eich⸗Stullgarter Kickers 53,8 Sek.; 2. Dr. Schlatter⸗Frankenthal 54 Sek. 800 Meter: 1. Sera Martin⸗Parts:56,7 Sek.; 2. Helber⸗Stutt⸗ gart:02,63 Min. 5000 Meter: 1. Helber⸗VfB. Stuttgart 16:13 Min.; 2. Holtz⸗ Illingen 100 Meter zurück. 110 Meter Hürden: 1. Welſcher⸗Eintracht Frankfurt 16,4 Sek.; 2. Posbill⸗Sagrbrücken 178 Sek. 4 mal 100 Meter: 1. Eintracht Frankfurt 48,6 Sek.; 3 Kickers. 2 Sek.: 8.* 05 8 5 2. Stutt⸗ Karl Ludwig Sand Hiſtoriſcher 19 aus dor Zeit der erſten deutſchen Burſchenſchaft Von Daniel Feußuer (Nachbruck verboten.) „Stegfried, mein Siegfried!“ rief Karl Ludwig mit allen Zeichen ehrlicher Freude.„Habe Dank, du Treuer, daß du hierher kamſt, dem Freund noch einmal in die Augen zu ſehen. Tritt näher, daß ich deine Hand drücken kann!“ Der Angekommene eilte aber nicht an des Kranken Lager, ſondern blieb drei Schritte abſeits ſtehen, hob wie abwehrend die Rechte und ſagte kühl:„Nicht Freundſchaft iſt's, die mich zu dir führt; denn dieſe haſt du leichtſinnig verſcherzt.“ Der erwartungsvolle Freudenglanz auf Karl Ludwigs Geſicht wich jäh einer tieſen Traurigkeit, die ſich in der bangen Frage äußerte:„So kommſt du hierher, um mir Vorwürfe zu machen?“ 8 „Ja, wir alle verurteilen dich! Die Welt ſoll erfahren, daß unſer Bund keinen Anteil an deiner Schande hat.“ „Habe ich je den Verſuch gemacht, mich als Abgeſandten der Burſchenſchaft, auszugeben, die mich beauftragte, einen Mord zu begehen! Gerade das Gegenteil iſt der Fall. Bei jeder Gelegenheit betonte ich meine Alleinverantwortung be⸗ treffs der vollbrachten Tat.“ „Du warſt aber ein Burſchenſchafter und biſt zum Jako⸗ iner geworden, der nicht nur Kotzebue, ſondern die ganze Herrliche Sache der Burſchenſchaft erdolchte. Das ſchwarz⸗rot⸗ goldene Band iſt zerſchnitten, der ſtolze Bau edler Beſtre⸗ bungen eingeſtürzt, nud das alles durch deine Schuld!“ „Siegfried, ich kenne dich nicht wieder! Wenn du wirklich nur hierhergekommen biſt, um mir die letzten Stunden des Lebens zu vergiften, ſo gehe lieber; denn verteidigen will ich mich nicht mehr, weil dies ein ewiges Wiederkäuen wäre.“ „Wenn ich dir alles geſagt habe, gehe ich ſchon. Du ſollſt wiſſen, was wir von dir halten; es iſt nicht viel. Die Komö⸗ die, die du der Welt vorſpielſt, läßt uns vollſtändig kalt. Wir ind überzeugt, daß nur dein geiſtiger Hochmut, die Sucht zu glänzen, dich den Dolch gegen einen wehrloſen, alten Mann erheben ließ um unmündigen Kindern den Vater zu rauben, der im Leben wohl viel verſchuldet hat, aber den Todesſtoß eines überſpannten Schwärmers doch nicht verdiente. Wenn noch einer Mitſchuld an dieſer verwerflichen, ſcheußlichen Tat trägt, ſo iſt es dein Götze, Karl Jollen, der dich durch ſeine ethiſchen Rechenkunſtſtücke verwirrte.“ 84 aketariam: Beſichti gung: 550 Abr. Olympiſche Staffel: 1. Eintracht Frankfurt ohne Zeit; 2. Kickers Stuttgart. f 3 5 Diskuswerfen; 1. Noel⸗Paris 45,02 Met.; 2. Hoffmeiſter⸗Münſter 44,65 Meter; 3. Paulus⸗Gießen 44,40 Meter. Speerwerfen: 1. Hoffmeiſter⸗Münſter 59,11 Meter; 2. Wegener⸗ Halle 51,4 Meter. Kugelſtoßen: 1. Uebler⸗Nürnberg 14,12 Meter; 2. Schneider⸗ Rüſſelsheim 13,96 Meter; 3. Nvel⸗Paris 43776 Meter. Stabhochſprung: 1. Wegener⸗Halle 3,80 Meter; 2. Speck⸗Pforz⸗ heim 3,60 Meter. Hochſprung: 1. Roſenthal⸗Königsberg 1883 Meter; Stettin 1,75 Meter; 3. Kehr⸗Trier 1,65 Meter. Fußball Der Verband wird energiſch Der ſüddeutſche Fußhball⸗Verband hat ſcheinbar nicht die Abſicht, die Unſportlichkeiten bei den Fußball⸗Meiſterſchaftsſptielen weiter einreißen zu laſſen. Der Verbands⸗Spielausſchuß iſt gegen die erſten Unſportlichkeiten bei den neuen Punktkämpfen bereits energiſch ein⸗ geſchritten. So wurde über den Spieler Kruppa von Rot⸗Weiß Frankfurt, der den Torwart Krieger vom Fußballſportverein verletzt hat, die Vorſperre verhängt. Ferner iſt der Platz des F. C. 08 Mannheim wegen der Ausſchreitungen beim Spiel Mannheim 98 gegen Phönix Ludwigshafen geſperrt worden. Weiter ſind ver⸗ ſchtedene Spieler, die wegen unfairen Spiels vom Platz geſtellt wur⸗ den, automatiſch geſperrt worden. Schließlich hat eine Reihe von auf ihren Plätzen zu ſorgen, da andernfalls auch hier Platzſperren verhängt werden müßten. Pferbeſport Reunen im Hoppegarten(8. September) 1. Fulmen⸗Reunen: 1. M. J. Oppenheimers Teutonia(Grabſch) 2. Altenſtadt; 3. Achmed. Tot.: 64; Pl.: 28, 17, 25:10. Ferner liefen! Morganat, Tramonte, Herodias, Patriarch, Animator, Teddy, Vinius, Feudal Aſta, Mimon, Ambroſia, Rohr, Fiametta, Peterſilie, Faſanen⸗ henne, Wiener Blut, Roswitha, Sternfahrt, Grauwacke. 2. Impuls⸗Rennen: 1. Geſt. Mydlinghovens Prellſtein(J. Raſten⸗ berger); 2. Teyde; 3. Otin; 4. Semper idem. Tot.: 28; Pl.: 18, 4810. Ferner liefen: Szeged, Hector. 3. Trollhetta⸗Rennen: 1. J. v. Ribbentrops Finnland(W. Tarras); 2. Geſolei; 3. Tarquinia. Tot.: 31; Pl.: 12, 11, 18:10. Ferner liefen: Hauptmann, Mont Dore, Amönenwarte, Saalburg. 4. Ulrich v. Oertzen⸗Rennen: 1. Gräfin Helldorffs Nareiß(A. Zimmermann); 2. Metrodorus; 3. Andreas Hofer. Tot.: 19 Pl. 14, 20:10. Ferner lief: Impreſſioniſt. a 5. Falkenhauſen⸗Rennen: 1. Geſtüt Altefelds Stromſchnelle 2. Mangrove; 3. Roderich. Tot.: 47; Pl.: 18, 12, 14:10. Strona, Simplex, Adebar, Savonarola, Fernamt. 1. Abolf Levys Meton(W. Printen); Tot.: 25; Pl.: 12, 18:10. Ferner liefen: (Huguenin); Ferner liefen: 6. Preis von Bielan: 2. Ria; 3. Tannenberg II. Bertram, Mydear.- 7. Nachtſchwalbe⸗Reunen: 1. G. Hackebeils Limanova(Janek); 2. Dogmatiker; 3. Funker. Tot.: 197; Pl.: 29, 26, 43:10. Ferner liefen Torrone, Waiſenknabe II, Erdgeiſt, Nutria, Oſtris, Don Joſe, Canto, Emigrant. Tageskalender Mittwoch, den 4. September Apollotheater: Variets⸗Vorſtellung,.15 Uhr.. Friedrichspark: Konzert.00 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra und Schauburg:„Der Graf von Monte Chriſto:— Ufa ⸗ Theater:„Nachtlokal“.— Capi⸗ toll:„Das Schloß der Liebe“.— Scala:„Die Carmen von St. Pauli“— Glorla:„In den Händen der Polizei“. Palaſt⸗ Theater:„Gehelmniſſe des Orients“. Sehenswürdigkeiten: Nunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und 8 bis 5 Uhr: Theaterausſtellung im Schloß: Täglich geöffnet von 10 bis 1 Uhr und 3 bis 5 Uhr und Sonntags vorm. von 11 bis nachm 5 Uhr.— Schloßbücherei:—1,—7 Uhr.— Muſeum ſür Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—1 und nachm. von—5 Uhr; Dienstag—5 Uhr: Mittwoch—5 Uhr: Freitag—7 Uhr. „Meine Liebe zum Vaterland, der die ſprang, nennſt du in deiner Herzloſigkeit und Selbſtſicherheit geiſtigen Hochmut, mein gottgeweihtes Leben eine Komödie? Siegfried! Siegfried! Du ſchändeſt deinen Namen! Hagen müßteſt du heißen; denn wie dieſer, ſo übſt auch du Verrat an dem treueſten Kämpfer für die heilige Sache!“ „Spiele ſie nur weiter, dieſe erbärmliche Poſſe!“ rief der Student mit ſchneidender Stimme.„Betrachte dich als Mär⸗ tyrer deiner überſpannten Ideen! Ich aber ſage dir: andere Leute haſt du zu Märtyrern gemacht! Die Folgen deines Verbrechens werden jahrelang haften auf den deutſchen Hoch⸗ ſchulen, auf den nationalen Beſtrebungen der Jugend. Eine Burſchenſchaft gibt es nicht mehr, du haſt ſie zertrümmert, de Wette, einen der vortrefflichſten deutſchen Gelehrten, haſt du brot⸗ und heimatlos gemacht und noch viele andere..“ „Meine Schuld, die über den Einzelnen Unheil gebracht hat, mag Gott mir vergeben. Bringt aber die Tat Schweres über die Allgemeinheit, und dieſe trägt es willig, ſo kann ich nur ſagen, daß ſie es nicht beſſer verdient; denn wer das Un⸗ würdige leidet, dem widerfährt'.“ „Ich habe nichts mehr zu erwidern. meine Sendung iſt erledigt. Was ich dir ſagte, geſchah im Auftrage der Burſchenſchaft. Als ehemaliger Freund habe ich dem nur hinzuzufügen:„Gott ſei dir gnädig und gehe mit dem Sünder nicht allzuſtreng ins Gericht. Wir haben dich gerichtet.“ „Richtet nicht, auf daß Ihr nicht gerichtet werdet,“ ſagte jetzt Kieſer mit tiefem Ernſte und trat näher, um Siegfried hinauszugeleiten. Der warf noch einen ſtummen Blick auf den Dulder, ſtreckte ihm in einer Aufwallung von Mitgefühl die Hand entgegen— die dieſer aber nicht ergriff— und ging langſam hinaus. Sand hatte ſich ermattet zurückgelehnt und ſtarrte ſinnend nach der Zimmerdecke. Dann murmelte er kaum hörbar: „Den Namen Freund nur trägt,— der Tat nach iſt ers nicht,— wer nicht im Mißgeſchick auch ſich als Freund bewährt.“ So leiſe die Worte auch geſprochen wurden, hatte ſie Kieſer doch gehört und nahm den Gedanken, den ſie enthielten, ſofort auf.„Dieſer Mann, ſagte er, kann niemals Ihr wahrer Freund geweſen ſein, ſonſt müßte er ſich anders be⸗ nommen haben. Er hätte von dem Schuſter lernen können.“ „Siegfried hatte mir gegenüber ſchon immer etwas Schulmeiſterliches an ſich und jede Tatbereitſchaft erſtickte er mit dem Wuſt von Bedenken. Weh tut mir ſein Abfall aber doch.“ Tat doch nur ent⸗ 1 „Wünſchen Sie allein zu ſein?“ fragte Kieſer jetzt, 8 iſt Ihnen die Luſt zu weiteren derartigen Empfängen noch nicht vergangen?“ „Welcher derartigen?“ fragte der Jüngling. „Studentiſchen“ „Aber gründlich! Ich will keinen dieſer ehemaligen Hoch⸗ ſchulbrüder oder freunde mehr ſehen. Ihre Anklagen, Vor⸗ mir die paar letzten Lebensſtunden zur Hölle.“ auf den Augenblick warten, von Ihnen empfangen zu werden, Eindruck als die Mehrzahl der früheren Beſucher. Vor allen liche Porzellanpuppe.“ entſchied Karl Ludwig.„Sagen Sie den Wartenden, ſie möch⸗ ten morgen zu meiner Himmelfahrt erſcheinen. Bei dieſem ſehen.“ zurück und meldete: ſagen, ſie wären die„Königsberger“ und hätten beim Wart⸗ eine Ihnen bekannte Dame Auskunft geben.“ „Das klingt ja ſehr verheißungsvoll,“ ſagte Sand und fing an nachzudenken; endlich meinte er:„Obgleich faſt drei Jahre ſeit dem Wartburgfeſte verfloſſen ſind, erinnere ich mich doch noch deutlich der beiden Königsberger, die ich vor Eiſenach traf. Es waren liebe, ſchmucke Burſchen, zu denen ich mich rät⸗ ſelhaft hingezogen fühlte.. Ich verlor ſie dann aus den Augen, glaub' ich.. oder wie war denn das gleich Halt, jetzt hab' ich's: bei der Bücherverbrennung machte ſich der Aeltere dadurch unliebſam bemerkbar, daß er die Ver⸗ nichtung eines Kotzebueſchen Werkes gewaltſam verhindern wollte.. ich entriß ihm das Buch und es wurde doch ver⸗ brannt.. Ja, ja der ganze Vorgang ſteigt in dieſem Augen⸗ blick greifbar vor meinem Geiſte auf der Student gab ſich als einen Verwandten des Getöteten aus und nannte ihn Deutſchlands fruchtbarſten Dichter.. Ich meine, von dieſem kaum ein freundliches Wort zuteil. vielleicht erſcheint er als zweiter Siegfried, der mich die moraliſche Zuchtrute noch einmal fühlen laſſen will... nein, ich empfange ihn nicht.“ (Fortſetzung folgt) Heute und von Seldenstoffen, Seſdenfrikot, 5 Kleider- u. Mautelstoffen, Wasohstoffen Zur] 2. Köppke⸗ Vereinen noch die Warnung erhalten, für größere Ordnung und Ruhe würfe, Ermahnungnen und Mitgefühlsbekundungen machen „Um die beiden blaſſen, tieftraurigen Burſchen, die draußen f tut es mir eigentlich leid. Sie machen einen ganz anderen Dingen das jüngere Kerlchen, der zart wie ein Mädchen, weiß, wie eine eben erblühte Lilie, wirkt wie eine zerbrech⸗ „Ich fühle kein Bedürfnis nach weiteren Unterhaltungen!“ i Schauſpiel, das auf Koſten meines Lebens veranſtaltet wird, können ſie mich— wenn auch nicht ſprechen— noch einmal Kieſer entfernte ſich, kam nach kurzer Zeit aber wieder „Die beiden Studenten laſſen Ihnen burgfeſte Ihre Bekanntſchaft gemacht, auch könnten ſie über Mann wird mir— ſelbſt an der Grenze des Lebens— doch folgende Tage md ZWweil Driftel des regulären Preises. Keese von Baummolltaren aller Art mit hohem Freisnachlal. eee 8 . „ 1 10„ 1 00 e b Mittwoch, den 4. September 1929 7. Seite. Nr. 408 Andburchſichtiger Schrottmarkt Der Auguſt iſt einer der ruhigſten Monate am Schrottmarkt. Die Situation hat im Laufe des ganzen Monats kaum Veränderungen er⸗ fahren. Die Märkte verkehren weiter in ſtiller Haltung und die Ten⸗ denz bleibt undurchſichtig. In Schrotthandelskreiſen hat man bisher noch nicht in Erfahrung bringen können, zu welchen Preiſen die Ver⸗ einigten Stahlwerke ihre Schrottverſorgung ſichergeſtellt haben. Auch über die Höhe der Abſchlüſſe verlautet nichts Genaueres. Die Mut⸗ maßungen gehen dahin, daß die Abſchlüſſe auf einer Preisbaſis von 6869/ erfolgt ſind. Die Preiſe in Oſt⸗ und Mitteldeutſchland hak⸗ ten zurzeit auf dieſer Grundlage. Im Schrottaußenhandel iſt im Jult eine weitere Erhöhung der Einfuhr von 42 000 auf 47 000 Tonnen feſt⸗ zuſtellen, während die Ausfuhr mit etwa 16 000 Tonnen gleichgeblte⸗ ben iſt. Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) tigung erhalten. Schließlich bietet die Koli⸗Chemie dem Staate als Garantie der Summe von 200 Mill.& entweder die Bürgſch ift der Deutſchen Bank oder die irgendeiner induſtriellen Verſicherung an. * Eisfabrik Gebr. Bender AG., Mannheim. Dieſe mit 80 000% Aktienkapital arbeitende Geſellſchaft erzielte im abgelaufenen Ge⸗ ſchäſtsjahr per 31. Dez. 1928 einen Bruttogewinn von 386 206%, wo⸗ Mühlenkartell auch in England In ber engliſchen Mühlen induſtrie ſind in der Letz⸗ zen Zeit Zuſammenſchlußbeſtrebungen im Gange, die du einem Abſchluß gelaugt ſind. Der Verband der Mühlenbeſitzer hat 5 offtztelle Erklärung über die Ausſichten der Induſtrie gegeben, von nach Abzug der Geſamtunkoſten und Steuern mit 388 368% und in der es heißt, die Mühlen befänden ſich in einer ſchwierigen Lage, 36 859% Abſchreibungen ein Reingewinn von 10 979/ verbleibt. ſodaß man beſchloſſen habe, eine Rationaliſterun gspolitik Die Bilanz weiſt aus unter Paſſiva: Betriebsanlagen 182 600 l, durchzuführen. Die Induſtrie habe gegen ſchwere Auslandskonkurrenz Forderungen 28 356 /, Kaſſe und Poſtſcheck 8716 /, Beteiligungen zu kämpfen und erwarte von der Regierung keine fiskaliſche Unter⸗ 6195%, Wertpaipere 80 000 J. Unter Aktiva: neben dem Aktien⸗ ſtützung, ſodaß ſie ſelbſt zu Maßnahmen ſchreiten müſſe. Ein Teil der kapital Verbindlichkeiten 89 801, Reſervefonds 13 743/ und 11 946 nicht rentablen Mühlen ſoll infolgedeſſen geſchloſſen Mark Rückſtellungen. 5 N n werden. Der Verband hat aber beſchloſſen, den einzelnen Mühlen in C Hann lan menſchruß e eee e ee e nee. jeder Beziehung freie Hand zu laſſen, ſodaß der Wettbewerb zwiſchen R 5 5(Baden)“ 9 e ihnen nicht ausgeſchloſſen iſt. Ein offizieller Mehlpreis wird daher firmen, haben ihre Betriebe vereini gt, in eine Aktien ge⸗ ſeitens des Verbandes nicht feſtgeſetzt. ſellſchaft umgewandelt und ihren Sitz nach Stuttgart ver⸗ 0——— legt(gültig ab 1. September). Die neue AG. lautet: Zimmermann * Zuſammenſchluß von Beamtenkreditbanken.— Fortſchreitende ir. u. Co., Lohr AG., Sitz Stuttgart. Leitung hat der alleinige Verhandlungen. Seit langer Zeit beſtehen Beſtrebungen, zwiſchen Vorſtand Siegfried haberer. der Deutſchen Beamten⸗Jentralbank AF. in Berlin, dem Inſtitut. Betriebsverlegung der Tuchfabrik J. J. Marx, Lambrecht des Deutſchen Beamten⸗Wirtſchaftsbundes und des Deutſchen Be⸗(Pfalz). Die Tuchfabrik J. J. Marx in Lambrecht wird demnächſt Landshuter Kunſtmühle C. A. Meyers Nachf. AG., Landshut Die ao. GV. genehmigte einſtimmig die Herabſetzung des Aktienkapitals von 1 Mill. auf 0,8 Mill/ durch Vernich⸗ tung der im Beſtitze der Geſellſchaft befindlichen 180 000„ Stamm⸗ aktien und 20 000/ Vorzugsaktien. Ebenſo wurden die mit der aurtenbundes, und dem größten und ſtärkſten Beomtengeldwi einen Teil ihres Betriebes und zwar in der Hauptſache die Fabri⸗ erabf di S sänderungen genehmigt, e 5 8 engeldwirt⸗; 5 f 3 2 4[Kapitalherabſetzung notwendigen Satzungsä 8 ſchaftsinſtitut Norddeutſchlands, der Bank für deutſche Beamte e. kation von Burkin und Kammgarn nach Kottbus ver⸗„Eine Roſenthal⸗Stiftung. Geheimrat Dr. h. c. Philipp Ro⸗ in Berli f f n 8 5 0 N f if für S. 8 einde 8 f 3 Ombe in Berlin, einen Zuſammenſchluß herbeizuführen. legen. ied Fabrikation von Uniformtuch für Slaat und Gemeinde ſenthal hat im Hinblick auf das 50 jährige Berufs fjubi⸗ bleibt nach wie vor in Lambrecht. Die Verlegung hat ihren Grund darin, daß in Kottbus die Lohn verhältniſſe und anderer⸗ ſeits die Abſatzverhältniſſe weſentlich günſtiger ſind, weil die Groß⸗ bezugsſtätte wie z. B. Berlin in der Nähe liegen. Durch die Ver⸗ legung werden etwa 120 Arbeiter und 20 Angeſtellte entlaſſen, jedoch nicht auf einmal, ſondern nach und nach. * Berlius älteſtes Konfektionshaus in Zahlungsſchwierigkeiten. Die ſeit 1840 beſtehende Berliner Konfektionsfirma D. Levin am Hausvogteiplatz hat, wie die„Bz“ erfährt, geſtern ihre Zahlungen eingeſtellt. Für den 11. September iſt eine Gläubiger⸗ verſammlug einberufen, der ein Bericht über die Lage und even⸗ tuelle Vergleichsvorſchläge unterbreitet werden ſollen. Nachdem das im Johte 18399 gegründete Geſchäfſt von V. Mannheimer bereits vor einigen Jahren ein Opfer der Zeitverhältniſſe geworden war, war Dieſe Beſtrebungen ſind nunmehr, wie mitgeteilt wird, um einen enkſcheidenden Schritt weitergekommen. Dem Deutſchen Beamten⸗ Wirtſchaftsbund iſt es gelungen, eine grundſätzliche Einigung zwi⸗ ſchen den beiden genannten großen Beamtenbanken zu erreichen. Es entſteht damit ein Inſtitut mit mehr als 9 Mill./ haftendem Kapital und einer Bilonzſumme von rund 25 Mill. /, das in enger Anlehnung an den Deutſchen Beamten⸗Wirtſchaftsbund wirken wird. Neues Angebot der Kali⸗Chemie AG. auf die Auhaltiſchen Salzwerke. Dem anhaltiſchen Landtage wurde ein neues An⸗ gebot der Kali⸗Chemie AGG. für die Anhaltiſchen Solzwerke unter⸗ breitet, das weiter geht als das der Preußag. Danach erhöht die Geſellſchaft ihren Pachtzins von 13 auf 15 v. H. Für die laufenden Werkſchäden bietet ſie ebenfalls eine höhere Summe. Die Ange⸗ läum, das er, wie ſchon gemeldet, während der diesmaligen Leip⸗ ziger Herbſtmeſſe begehen kann, mit 100 000 1 eine Stiftung er⸗ richtet, deren e zur d ee e Förderung der keramiſchen Induſtrie beſtimmt ſind.. 5 * Mets am deutſchen Benzinmarkt. Mit Wirkung ab 2. Sept. wurden die Benzin⸗Kleinverkaufspreiſe in Köln um 4 Pfg. in der Umgebung von Köln um 3 Pfg. und in den benachbarten Zonen um 2 bis 1 Pfg. pro Liter geſenkt. Durch dieſe Maßnahme will die Konvention der großen Konzerne die belgiſche Allantie Refining, eine Tochtergeſellſchaft der gleichlautenden amerika⸗ niſchen Gruppe, daran hindern, das Unterbieten der Konventions⸗ preiſe in dieſen Gebieten ſortzuſetzen. Es wird hierzu erklärt, daß es ſich nur um einen örtlich begrenzten Kampf handele, der kaum ſtellten und Arbeiter ſollen eine erhöhte Garantie der Wet terbeſchäf⸗ die Firma D. Levin he ute die älteſte Berliner Konfektionsfirma. Rückwirkungen auf die übrigen Märkte haben dürfte. Danksagung Bei dem Heimgange meines lieben Mannes, Schwieger- schnes und Bruders, Herrn Wilhelm Wagenbach Bez.-Urektor der Aachener u. Münchener reuemwers.-Ges. sind uns von nah und fern so überaus zahlreiche Be- weise innigster Anteilnahme zugegangen, daß es uns unmöglich ist, jedem einzelnen persönlich zu danken. Wir bitten daher, auf diesem Wege für all die ehrenden Nachrufe und prachtvollen Blumenspenden und die von allen Seiten in so reichem Maße zum Ausdruck gekom- mene große Anhänglichkeit an den teuren Entschlafenen, unseren tiefempfundenenDank entgegennehmen zu wollen Im Namen der Trauernden: 6375 Frau Rosa Wagenbach geb. Frey Mannheim, 3. September 1929 Uhren werd. unt. Garant d. bek. bill. Pr. rep. ſeit 1905 H 2. 16 Jungburchstrabe Rane Karktplat: Privat-Auto- Vermietung Stadt⸗ u. Fernfahrten mit fabrikneu. Mer⸗ cedes ⸗ Benz ⸗ Wagen 14:60 PS. S206 Rufnummer 508 68. 56409 Frau mit guten Emp⸗ fehlungen geht Wa⸗ ſchen und Putzen. Angebote erbet. unt. 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Es könne deshalb nicht überraſchen, wenn Die Commerz ⸗ und Privat⸗Bank über die in den vorliegenden Ziffern über Produktions⸗ und Beſchäftigungs⸗ Honfu 1 1 2 grab zum Teil eine rückläufige Bewegung hervortritt. Im Gegen⸗ zunkturiag iat zu dem ſatiſonmäßig bedingten Nachlaſſen des Geſchäfts in den Trotzdem manche ſoiſonmüßigen Einflüſſe geeignet waren, die Produktilonsgüterinduſtrien iſt in den Konſum⸗ Konjunktur ungünſtiger zu beeinträchtigen, hat ſich nach dem Sep⸗ 9 ütertuduſtrien verſchledentlich eine leichte Belebung des Ge⸗ kember⸗Wirtſchaftsbericht 925 S and Prtbal⸗Bant die 5055 Jchäſtsganges zu verzeichnen. Auch die Veränderungen auf dem ſche Wirtſchaftlage aks überwiegend durchaus widerſtands⸗ Arbeitsmarkt ſind nur ſehr unbedeutend. Ebenſowenig geben[fähig erwieſen, in einzelnen Branchen iſt ſogar im Verlaufe des die Ergebniſſe des Außenhandels Anlaß zu ungünſtigen Rückſchlüſſen. Monats Auguſt eine leichte Beſſerung der Beſchäftigung feſtzuſtellen. Die letzige Lage auf dem Geldmarkt zeigt eine gewiſſe Ent⸗JBeſonders bemerkenswert iſt die verhältnimäßig unverändert gün⸗ ſpannung. Steht man von der abſoluten Höhe der Zinsſätze ab, ſtige Geſtaltung der Kohlenförderung, die ſich recht weſentlich über ſo dürfte für die Erholung der Konjunktur die Ent⸗ die Ziffern des Vorjohres zu erheben vermochte. Für die weitere wicklungstendenz des Zinſes maßgebend ſein, dieſe Geſtaltung der Konjunkturlage wird neben den Tendenzen am Geld⸗ ſchelnt auf längere Sicht nicht ungünſtig zu ſein. Zuſammenfaſſend! und Kapitalmarkt der Ausfall der deutſchen Ernte von erheblicher läßt ſich ſagen, daß die Beſchäftigung in den verſchledenen Wirt⸗ Bedeutung ſein. Noch liegen keine abſchließenden Nachrichten über ſchaftszweigen trotz der ungünſtigen Soſſoneinflüſſe den bis he⸗ das Ergebnis vor. Im ganzen wird mit einem geringeren Hektar⸗ igen Stand etwa behauptet haben dürfte. Da ſich im ertrag als im Vorfahre gerechnet; das Geſomtreſultat dürfte einer Herbſt gewöhnlich eine Belebung in der Induſtroe bemerkbar zu] guten Mittelernte entsprechen. e 3 e 5 Ausſage des leitenden Direktors der Geſellſchaft wird die Geſellſchaft . 1 0 1 Zur Verſchmelzung in der Margarine in den nächſten zwölf Monaten etwa zwanzig Millionen 1 für die und Seifeninduſtrie Einrichtung dieſes neuen Geſchäftszweiges aufwenden. 2 2 1 2„2: Amerika⸗Abkommen der Agfa⸗Film AG. Die General Die finanzielle Bindung zwiſchen Margarine Unie und Lever Fölm Corporatlon Newyork hat mit der Agfa„Film AG. Bros. ein Abkommen geſchloſſen, nach dem von der General Film Corp. eine 5 7 a 5% Reih Acgf d t a h für Nord i über⸗ Zum Zuſammenſchluß des holländiſch⸗engliſchen Margarinetruſts 5 d)JJJVVVVVVVVVVVVVVVVVVCC mit dem Konzern Lever Brothers wird ber„K..“ aus London ge⸗*. 1 schrieben: Der Verſchmelzungsvertrag ſteht die Errichtung einer Beſrlebigenber Abſchlez 9 10 15 65 bene b 90. Holdinggeſellſchaft vor, in der ab 1. Januar 1980 die 240 000] Juni auf 2,34 Mill.„ gegenüber 1,08 Mill./ im Vorjahre geſteigert Stammaktien von 10 Pfd. Sterl. der Lever Brothers Dtd., die bisher werden. Nach Berückſichtigung eines Gewinnvortrages von 59 718% in Aktienbeſitz lagen und vermutlich eine ausſchlaggebende Mehrheit erſcheint der Reingewinn in einer Höhe von 389 540(256 216) l. der Margarine⸗Unie⸗Stammaktlen darſtellen, eingebracht werden ſol⸗ Bekanntlich wird vorgeſchlagen, hieraus eine von 6 auf 10 v. H. er⸗ len. Die Ueberführung von Stammaktien der engliſchen Margarine höhte D ividende zu verteilen, 65 000% für Grattiſtkationen an Unſon ſei ſtimmtechnlſch nicht erforderlich, da die Kontrolle durch die Angeſtellbe und Artelter zu verwenden und den Reſt mit 74 540 10 2 Millionen Nachzugsanteile bereits beim holländiſchen Schweſter⸗ 5 ʒIl, n 1 1 unternehmen liegt. Trotz des weſentlich größeren Kapitals von Lever Felt leit Sept ern bis dum Schuß des ee zäſtsjahres gut be 5 1 f 8 5 5 ſchäftigt geweſen. Doch ſei auch in dieſem Jahre ein weiterer Brothers von 56,68 Mill. Pfd. Sterl, verglichen mit etwa 16 Mill. Pfo.] Rückgang der für die Geſamtfabrikation ſo wichtigen Stapelware zu Sterl, des holländiſchen Margarinetruſts ſollen die beiden Gruppen beklagen. Die ſtarke Belaſtung der deutſchen Induſtrie d Steuern, gleiche Stimmrechte haben. Die Leitung dürfte getreünt Zinſen und ſoziale Abgaben würde zudem das Ex eſchäft für viele bleiben, doch erwartet man eine Rationaliſierung des Roh⸗ Artikel unmöglich machen. 1 im Inlande mache ſich der ſcharfe ſtof fein kaufs und vor allem eine fabrikatoriſche Tei⸗ Wettbewerb des Auslandes, die ſtarke Einfuhr in Druckware— be⸗ lung, wonach die Herſtellung von Speiſefetten der Margarine Unie, günſtigt durch den deutſch⸗frangcſiſchen Hanbelsvertrag— in geſtei⸗ die von Seife ber Lever Brothers Ltd. zufallen dürfte. Ueber den e de. bemerkbar.. des e eee erwarb die Einbezug der großen amerikaniſchen Seifenfabrik Procter 1 Ole N 55 1 55 d 5 1 7910. Wale es. in inen uni wird einstweilen nichts geſagt. i Söhne in Heiden berm, an der rmraensgufſtenung ern „ ſcheinen die Debitoren mit 3,31(3,02) Mill./ erhöht, dagegen haben Die Intereſſenausdehnung der Margarine Unie in England, wie die Kreditoren und Bankſchulden ſich von 3,26 auf 2/05 Mill.“/ er⸗ ſie in dem vorſtehend mitgeteilten Vertrage zwiſchen der Margarine mäßkat. Die Vorräte ber, et i e e, ndedeben di . ö 1 mäßtgt. Die Vorräte werden mit 2/06 2,95) Mill. angegeben, die Unfon Stb. und Lever Brothers td zum Ausdruck kommt, leitet, wie flüſſigen Mittel mit 9,3(91) Mig.„, die Wertpapiere und Betei⸗ wir ſchon in Nr. 391 und 406 ausführten, die Gründung eines Welt⸗ ligungen mit 0,42(0,51) Mill. J. Die von der Firma aufgenommenen truſts der Pflanzenfett⸗ und Seifen induſtrie ein. langfriſtigen Darlehen erſcheinen unv. mit 1,47 Mill.„ Eigenakzepte In dleſer Richtung lag bereits die Intereſſengemeinſchaft zwiſchen der ſind mit 0,20(0,58) Mill.„ verzeichnet. Dem Ak. von unv 2, Mill. Margarine Unie und einem der wichtigſten kontinentalen Seifen⸗ Mark ſtehen die Ankagewerte nur wenig verändert gegenüber. Der Reſervefonds beträgt unv. 645 000 ,, der Wohlfahrts⸗ und Unter⸗ unternehmen, dem Schicht⸗ Konzern. Nunmehr ſind auch die felt Sfonds 600 000 /. Infolge d ünſtigen Witt Sperhält Verhandlungen der Margarine Unie mit dem führenden engliſchen(izungsfo nos 0%, Je der M 5 5 8 Ne 91 i niſſe ſind die Vorräte an Druckware gut geräumt. Die weitere Ent⸗ Seiſenkonzern Lever Brothers zum Abſchluß gelangt. Wie ſchon frü⸗ n.„ F e 8e. 8 5 wicklung der Ge ſtslage wird jedoch von der allgemeinen Wirt⸗ het angedeutet, ſoll ferner die Abſicht beſtehen, den großen ameri⸗ſſchaftslage beeinflußt kaniſchen Seifen konzern Procter, Gamble Co. in. 3 4 1„ die Intereſſengemeinſchaft einzubeziehen; die jüngſte Europareiſe des A i 5. ee n 1 5 1 7 15 1 2 uſtrielle ett 2 5 1 8 3 mb., 1 75 1. R= Präſidenten dieſer Geſellſchaft wurde hiermit in Zuſammenhang ge- wyllweberei(über 20 Arbeiter) und J. Ber b erich Söhne bracht. mechan. Baumwollweberei und ⸗Fruckerei(über 200 Arbeiter werden . 4 in eine gemeinſame Aktiengeſellſchaft, unter Weiterführung der Be⸗ 2: Allgemeine Verſicherungsgeſellſchaft Bern— Loslöſung von triebe in der biherigen Weiſe, umgewandelst werden. der Frankfurter Allgemeinen. Wie anzunehmen war, hat der Ver⸗:: Deutſche Wollwarenmanufaktur Ac. in Grünberg. Die HV. waltüngsrat der Allgemeinen Verſicherungsgeſellſchaft Bern die Lö⸗ nahm einen reibungsloſen Verlauf, da die Oppoſitionsgruppe er⸗ ung vom Frankfurter Konzern beſchloſſen, Nunmehr ſind die Ver⸗ klärte, daß ſie hinreichende Aufklärung vom Vorſtand erhalten habe. treter der Frankfurter Allgemeinen aus dem Verwaltungsrat der] Hierauf wurde die Mlanz gegen 35 Abtien eines Abtionärs geneh⸗ Berner Allgemeinen ausgeſchleden. Die bis jetzt von der Frank⸗ migt. Neu hinzugewählt wurde Generaldirektor Dr. Oſterſchätzer. furter Allgemeinen gedeckten Rückverſicherungsverträge werden von] Das Unternehmen ſei bis Mitte Oktober mit genügend Arbeit ver⸗ Schweizer Gefellſchaften übernommen. Unter Führung der Kantonal⸗ ſehen. Es ſei zu hoſſen, daß auch darüber hinaus weitere Aufträge Hank in Bern wurde ein Syndikat gebildet, das die im Beſitz der eingehen würden. Frankfurter Allgemeinen befindlichen Aktien der Berner Allgemeinen Stockender Pfandbriefumlauf Der Geſamtumlauf an Obligationen ſtieg nach der Statiſtik der Bodenkreditinſtitute im Juli um nur 71 Mill., ein Betrag, 5 85 wohl gegenüber dem Vormonat um 45 Mill. größer iſt, trotzdem aber durchaus unbefriedigend erſcheint. Der Umlauf an Pfand⸗ briefen der Deutſchen Rentenbankkreditanſtalt hat ſich fenbar 7 Zuſammenhang mit der Rückzahlung des erſten D der Golde diskontbank⸗Anleihe weiter um 48 Mill.% erme as Ausland zeigt nach wie vor nicht das geringſte 8. atſche 1 gatlonen. Der Neuzugang entfällt faſt ausſchli auf Pfand⸗ briefe, während der Zuwachs an Kommunalobligationen nur 6 Mill./ beträgt. Im Umlauf waren am 31. Juli insgeſamt 6 340 Mill,/ gegen 6 275 Mill./ Pfandbriefe am 30. Juni. Hiervon iſt der Veſtand im Auslande mit 1 059 Mill.„ unverändert. An Kom⸗ munalobligationen waren 1769(1 763) Mill. und an Liquidations⸗ pfandbriefen unverändert 2002 Mill. in Umlauf. 2: Freiburger Gemeinnützige Baugeſellſchaft A. Das Jahr 25 ſchloß für dieſe mit 10 740% Ack. ausgeſtattete Geſellſchaft mit 93 Verluſt(i. V. vorgetragener Gewinn von 335% Abſchreibungen wurden mit 1478/(1331) vorgenommen, Steuern erſorderten 3890 Mark, Schuldzinſen 4126,(i. V. 6028 Unkoſten). Der Ertrag der Grundſtücke belief ſich auf 10 460,(i. V. 7698 2 Mieteinnahmen) Aus der Bilanz: Grundſtücke 52 853/(42 247), Forderungen 83 384 Mark(25 174), andererſeits Verpflichtungen 60 825 /,(40 091), Re⸗ ſerve unverändert 7256 ,. 8 5 * Neue Frankfurter Ban AG. Unter der Firma„Appel u. Kahn AG in Frankfurt a..“ wurde mit 500 000% Aktien⸗ kapital eine neue Aktiengeſellſchaft gegründet zur Ausführung von Bauarbeiten und allen einſchlägigen Geſchäften, ſowie Erwerb und Pacht von Grundſtücken. Die Gründer, die ſämtliche Aktien 8 part übernommen haben, ſind: die Allgemeine Baugeſellſchaft Appel u. Kahn und die Herren Friedrich Kahn, Dr. Fritz Kahn, Walter Henrich u. Adolf Uſinger, alle in Frankfurt a. M. Der erſte, AR. be⸗ ſteht aus den Herren: RA. Dr. Guſtav Spier, Regierungsrat Dr. Theo Beiſer und Ingenieur Friedrich Stoltze, ſämtliche in Frank⸗ furt am Main. * Vereinigte Holzinduſtrie AG., Breslau.— Wiederaufnahme der ivi Ddendenzahkung mit 8 v. H. Der von der HV. bereits ge⸗ nehmigte Abſchluß für das am 31. März abgelaufene Geſchäftsi ihr 1928/29 weiſt einſchließlich Gewinnvortrag einen Bruttogewinn von 1191 264(1040 543)% aus, wovon Handlungsunkoſten 825 803 (693 491 /] erforderten, ſo daß ein Reingewinn von 965 462(847 05² Mark verbleibt. Die Dividendenzahlung wird mit 8 v. H. wieder aufgenommen, während im Vorjahr 300 000„ der Rücklage zugewieſen und 47052/ vorgetragen wurden. In der Bilanz erſcheinen Beteiligungen von 1 255 171 auf 2571 261„ erhöht, Hypo⸗ theken von 155 923 auf 45 053/ verringert, Forderungen mit 6 220 773 gegen 7885 199 /, 17 mit 10 950(157 983)/ und Be⸗ ſtände mit 5 168 292(3 585 158). Bei unverändertem Akttenkapital von 4 Mill./ ſtehen auf der Paſſivſelte die Rücklagen mit 400 000 (100 000)„ und Gläubiger mit 11 286 751 gegen 9 845 074/ zu Buch. Mehr als 10 Milliarden Mark Sparkaſſeneinlagen Die von den deutſchen Sparkaſſen insgeſamt verwalteten Mittel haben inzwiſchen den Betrag von 10 Milltarden 4 überſchritten. Die Geſamteinlagen betrugen Ende 1924 123,4 Mill., Ende 1920 4575,7 Mill. J, Ende 1928 8884,0 Mill. 4 und Ende Juni 1929 9574, Mill. 4. Die Einlagen auf Sparbücher machten Ende 1928 83,8 v. H. der geſamten Betriebsmittel der Sparkaſſen aus. Der Einlagen⸗ beſtand von 7 Milliarden& verteilte ſich Ende 1028 auf rd. 11, Millionen Sparkaſſenbücher. Es kommt alſo auf rund leben ſechſten Einwohner Deutſchlands ein Sparkaſſenbuch. Auf den Kopf der Be⸗ völkerung entfielen Ende 1928 rund 109, Spareinlagen. * Holländiſcher Erutefinanzierungskredit für Rumänien abge⸗ ſchloſſen. Die bereits angekündigte Gewährung eines Vorſchuſſes von 1 Milliarde Lei zur Finanzierung des Getreideexrports Rumä⸗ niens iſt, wie offiziell mitgeteilt wird, zum Abſchluß gekommen. Das Bonkenkonſortium unter Führung der Nederlandſche Bank ge⸗ währt den Kredit der Gemeinſchaft der rumäniſchen Genoſſenſchafts⸗ banken. Die Verhandlungen wurden vom Finanzminiſter Popo⸗ vitſchi geführt. * Die Elektrizität auf dem Vormarſch. Die Stromerzeu⸗ gung hielt ſich laut„Wirtſchaft und Statiſtik“ im Juni auf der Höhe des Vormonats; ſte war um 20 v. H. größer als im Juni 1928. Die Erzeugung der 122 Werke im erſten Halbjahre 1929 betrug 7,0 Milliarden Kilowattſtunden gegen 6,75 Milliarden Kilowaktſtunden in der gleichen Zeit des Vorjahres; die Mehrerzeugung im laufen⸗ den Jahre betrug ſomit 17. „ Verſtärkte Traktoreneinfuhr der Sowjetunion. Entſprechend dem Einfuhrplan für das am 1. Oktober beginnende Finanzjahr 1929½0 hat das ruſſiſche Handelskommiſſariat 13 658 Traktoren mit einer Geſamtkapazität von 245 420 PS. in Amerika beſtellt. In dem Ende September zu Ende gehenden FFiskolfahr wurden 6 986 Trak⸗ toren mit 95 390 PS. eingeführt. AUbernimmt, :: Dividendenerhöhung bei Klöckner. Die Klöcknerwerke weiſen 7 ter 1928/29 zuzüglich Gewinnvortrag 5 A 40 1 8. Deutſcher Setreibehandelstag Betriebsüberſchuß von 37,05(34,16) Mill. 4 aus. ach Magdeburger Getreidebör Abzug der Steuern mit 6,04(i. V. 8,01 Mill. 4, der ſozialen Laſten 8 adeburger G börſe mib 7,85(7,9) Mäll.& und des Zinſendienſtes mit unver. 3,4 Mill./ Der diesjährige Deutſche Getreidehandelstag war geſtern wieder verbleibt ein Rohgewinn von 18,20(14,80) Mill. 4. Der Rein⸗ aus allen Teilen des Reiches gut beſucht, wenn auch die Teilueh⸗ gewiun beläuft ſich bei Abſchreibungen von 10,1(8,02) Mill.„ auf merzahl gegen die vorjährige zurückblieb. Lebhaftes Intereſſe zeigte 710%) Mill., woraus 7(6) v. H. Dividende auf 105 Mill. ſich in erſter Linie für Brotgetreide, doch waren die Forderun⸗ Mark AK, verteilt und nach Berückſichtigung der AR.⸗Tantieme gen der Abgeber mit den Geboten der Intereſſenten ſchwer in Ein⸗ klang zu bringen und die Umſatztätigkeit war infolgedeſſen 485 74„ vorgetragen werden(SV. 10. Okt.). Nürnberger Lebensverſicherungsbank— 20,6 bezw. 24 v. H 5 ür Wei—3 8 1* Teilungsguote. Durch 5 5 05 acc geanu 5 e 118 e 11 8 nein de un wunden de Teil nein für] zeigte ſich bei dem niedrigen Preisniveau ſtärkeres Intereſſe. Auch die auſtzuwertenden Lebensverſicherungen, Unfall⸗ und Haftpflicht⸗(. verſicherungen der Geſellſchaft genehmigt. Die Teilung squ te bier iſt das Angebot zurückhaltender geweſen. In Braugerſte lag FHeträgt für die Lebensverſicherten 16 v. H. bei Gewinnbe⸗ das Geſchäft unverändert ſchwierig, die geſuchte Ausſtichgerſte ſehlte teiligung, während für die Unfall⸗ und Haftpflichver⸗ faſt völlig und für die ſtark angebotenen mittleren ausfallenden Qua⸗ cherken eine feſte Teilungsquote von 20 v. H. feſtgeſetzt iſt. In litäten beſtand wenig Kaufneigung. Gute Viktoria⸗Erbſen waren beiden Fällen treten die Zinſen ſeit dem 14. Febr. 1824 hinzu. Zur zu den ermäßigten Preiſen etwas beſſer gefragt. Dagegen waren in⸗ 90 VV e folge der anhaltenden Trockenheit Trocken ſchnitzel auch für ſp⸗ Ra g 5 5. tere Termine lebhaft begehrt. Es wurden folgende Notierungen „. A perde nt 5 Verfagung Verggetzen 284 286„ feſter, Roggen 194-196„ feſter, Sommer ſtehen. 7 7 45 9 7 2 5 8 2: Steigende Daimler⸗Umſätze. Ueber den Geſchäftsgang bei der 1 215—230 44 feinſte über Notiz, till, Wintergerſte N A, 5. a 1 e e 5„Hafer 176178„, ſtetig, Mais 204, ſtetig, Viktoria⸗Erbſen Daimler⸗Benz AG. verlautet von unterrichteter Seite, daß der Um⸗ 5 1 5 da h in den erſten acht Monaten des laufenden Jahres trotz der Be⸗ 40300 4, ſchwächer, alles per 1000 Kg. netto bei Ladungen ab 800 Ankrächtigung durch die Kälteperiode rund 99 Mill., ſomit etwa Zentner im Bezirk Magdeburg je nach Lage der Station. Weizen 40 v. F. mehr als in der gleichen Vorfahrszeit betragen hat. Die mehl 70 v. H. 38,75—34,75„/, Roggenmehl 70 v. H. 2728„ für 1000 faiſonmäßige Droſſelung der Produktion konnte in dieſem Jahre Kg. ausſchließlich Sack, Weizenkleie 12,60—12,80 J, ſtetig, Roggenkleie später als im Vorfahre 3 werden. Sie iſt im weſent⸗ 12,00 12,20, ruhig, Baumwollſaatöl 50 v. H. 22,80, ſtetig, Reis⸗ chen durch Arbeitseinſchränkung erfolgt. futtermehl 24,00 28,00, ſtetig, 24.28 v. H. 18,40, ſtetig, Palm⸗ Kandelbardt Antomobil⸗elcz, in Berlin— Sanierung. Die mit kuchen 19,50, ſtetig, Raps kuchen 19,60„, ſtetig, Cacoskuchen 2128 einem Aktienkapital von 2,5 Mill.& ausgestattete Geſellſchaft, die] Mark, ſtetig, Trockenſchnitzel 13,80—14,00 /, feſt, Zuckerſchnitzel— . das. 2 5 3 Verluſt von e alles per 50 Kg. ab Verladeſtation. guswies, beruft nunmehr auf den 24. September eine ao. H., der Mitteilung über die geplante Sanierung gemacht wird. Die Ver⸗ ö f 1 tier a 0 800 J ant Weener Antara Juen Erweiterung des internal. Stickſtoffabkommens Mill. 4 auf 500 900 4 zur Deckung der Unterbilanz durch Zuſam⸗ Verhandlungen über die franzöſiſch⸗belgiſche Einbezie nrenlegung der Aktien im Verhältnis:1 vor. Gleichzeitig ſoll der 08 1. e A, zur Feſtſetzung der Einzelhelten der Herabſetzung des Aktien⸗ G 1 9 98 15 bend Tapitals und zur Vornahme von ſich hieraus ergebenden Satzungs⸗ ruppe in paris und den maßgebenden Vertretern der bel⸗ änderungen ermächtigt werden. giſchen Stickſtoffinduſtrie unter Führung des Hüttenkon⸗ 2: Zuſammenſchluß in der Kältemaſchineninduſtrie. Wie wir zerns Ougray⸗Marihaye in Brüſſel Beſprechungen im Gange, die * ben di ö ri bo. lin⸗Tegel und die Ma⸗ darauf abzielen, auch Frankreich⸗ Belgien in den Kreis des hören, haben die A. Börſig Gmb. in Ber g nd die Ma 1 5 8 chinenbauauſtalt Hum bold in Köln⸗Kalk ein für die internattonalen Stickſtoff⸗ Abkommens zwiſchen Entwicklung des deutſchen Kältemaſchimengeſchäftes wichtiges Ab⸗ Deutſchland, Großbritannien und Chile einzubeziehen. 995 8 Die e e en 3—— Firmen, die den Bau von ltemaſchinen als einen ihrer Haupt⸗* 8 7 1 5 fabrikattonsgweige betreiben, ſollen auf dem Gebiete der Konſteuk⸗ 5 757000 Hon und des Vertekebet zuſammengefaßt werden mit dem] Hannover, hinter den Erwartungen zurückgeblieben und dürfte Ziele, durch gemeinſame Verwertung die Weiterentwicklung kräftig kaum die amtliche Schätzung von einer Million Daz.(voxjähriger 5 e e ee N 1086 55. Als N 8 185 In we! For 8 8 ö. ſoll, n neben dem immer noch vorhandenen Schwierigkeiten in der Fluß⸗ endgültig feſtgelegt. Schiffahrt die Auswirkun 1 Frühjahr rkünd Käufer⸗ 2: Columbia Graphophone Co.— Aufnahme der Rundfunkgeräte⸗ 13911 eme a der, 1. 8 5 Herſtenung. Der Vorſtand der Columbia Garphophone Co. teilt teren landwirtſchaftlichen Verbraucherkreiſen noch durchgeführt wird. Distel mit, daß die Geſellſchaft ſich entſchloſſen hat, auch die Her⸗ Außerdem ſollen dle Miſch⸗ bzw. Volldüngerfabriken im Vergleich ſtellung von Rundfunkgerät in großem Umfange aufzunehmen. Nach zum Vorfahr erheblich weniger Kaliſalze abgenommen haben. n Nürnberger Hopfenmarkt Die Tendenz des Marktes hat ſeit Wochenbeginn eine weitere Verſchlechterung erfahren. Geſtern wurden nur 40 Ballen umgeſetzt, heute 60 Ballen. In der Geſchichte des Hopfenhandels iſt wohl noch nie um dieſe Zeit ein derartig ſchwaches Intereſſe zu verzeichnen geweſen, was beſonders auch desholb wunder nehmen muß, als die deutſchen Hopfen in dieſem Jahre von vorzüglicher Beſchaffenheit ſind und von keinem Auslandsprodukt übertroffen werden, ſodaß den verwöhnteſten Anſprüchen der Brauer Rechnung getragen wer⸗ den kann, von den niedrigen Preiſen gar nicht zu sprechen. In kraſſem Gegenſatz hierzu herrſcht auf den tſchechoflowakiſchen Märkten(Saaz und Auſcho] vielſeitige Einkaufstätigkeit.— Zwei⸗ tägige Bahnzufuhr 130 Ballen, zweitägige Landzufuhr 100 Ballen, zweitägiger Umſatz 100 Ballen.— Tendenz ſehr ruhig, rückgängig. Notierungen(in per/ Zentner): Prima Mittel Markt⸗ und Gebirgshopfen 50—65 50—50 Hallertauer 90—105 75—90 Württemberger 90—100 75—85 Pfälzer— 5 4⁵ * Die Ausfuhr von Metallhalbzeug im Juli. Die Ausfuhr von Metallhalbzeug aus Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Zink, Zinn und ihren Legierungen ſtellte ſich im Juli nach den in der„Metall⸗ wirtſchaft“ veröffentlichten Berechnungen des Zentralverbandes der Deutſchen Metall⸗Walzwerks⸗ und Hütten⸗Induſtrie E.., Berlin, auf 6165,2 Tonnen im Werte von 12 265 000„/ gegen 6411,36 To im Werte von 12 435 000„ im Juni 1929 und 6095,3 Tonnen im Werte von 10 646 000„ im Juli 1928. Die Geſamtziffer für die Juli⸗ ausfuhr verteilt ſich auf die einzelnen Halbzeuggruppen wie folgt: 349,1 Tonnen Aluminiumhalbzeug, 310,0 Tonnen Bleihalbzeug, 107,4 Tonnen Zinkhalbzeug, 29,2 Donnen Zinnhalbzeug, 438 Tonnen Nickelhalbzeug, 505,7 Tonnen Halbzeug aus Kupfer und Kupfer⸗ legierugen. In den erſten ſieben Monaten 1929 ſtellte ſich die geſamte Metalbhalbzeugausfuhr auf 51 685,0 To. im Werte von 95 296 000% gegen 45 480,9 Tonnen im Werte von 77 689 000/ in der gleichen Zeit des Vorjahres. Hamburger Kaffee⸗Wochen⸗Bericht vom 31. Auguſt(„Heßkaffee“ Hamburg 35). Der Kaffeemarkt zeigte auch in der abgelaufenen Berichtswoche eine ſtetige, leicht befeſtigte Haltung. Brafilien iſt weiter mit Erfolg bemüht, die Terminmärkte zu ſtützen und ein Herabgleiten der Preiſe zu verhindern. Ob es aber unter den ſich häufenden Schwierigkeiten— günſtige Ernteausſichten uſw.— ope⸗ rieren wird, bleibt abzuwarten. Die Witterungsverhältniſſe ſind denkbar günſtig für die kommende Ernte und da Seplemberfröſte nur unweſentliche Schäden anrichten können, dürfte dieſe Gefahr auch überwunden ſein. Der Konſum intereſſtert ſich immer noch in ſteigendem Maße für gewaſchene Kaffees. Da die Zufuhren von zentralamerikaniſchen Provenienzen aber faſt aufgehört haben, ſind wir bis zum Jahresende auf die in Europa logernden Mengen an⸗ gewöbeſen. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß die Prämie ffür gewaſchene Kaffees in den nächſten Wochen langſam, aber ſtetig ſtergen wird. Deviſenmarkt Im heutigen Frühverkehr notierten Pfunde gegen 9* 5 New⸗Por! 484,81 484,82] Schweiz 25,18 25,10 Stockholm. 18,00 19,10 Paris.. 128.8 123,84 Holland 12,10 12.10 Madrid. 3288 83,50 Brilſſel 34,86 34,89 Osls„ 18,21 18,20 Mailand 92,70] 92,70 Kopenhagen 18.210 18,21 Gegen Reichsmark wur den Dollar mit 42020 und Pfunde mit 2087.— gehndelt 1 2 7 = nnn 1 1 Mittwoch, den 4. September 1929 In Beiden Theatern N bi letzten dlelghe! Lädt Aae ne der E. Teil des neu verfilmten Meisterromanes von Alex. Dumes Der Graf von Monte Christ mit Lil Dagover, Jean Angelo u. a. r Jugendliche haben Zutritt Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe] g. Seite. Nr. 408 Achfung! wird nachmittags 2 Uhr bis einschlie glich „5 HAU BURG“ vorgeführt. — Sonder- Vorstellung! LL Der Gral von Monte Christo Donnerstag Jeder Erwachsene darf ein Kine frei mitbringen! Achten Sie auf unsere kleinen Nachmittagspreise. in der UFA-THEAITER LU Evelyn Holt a 195 Regie: M. N Ein Film der hohen Mutterllebe Ufa-Orchester: J. Weiler Nur noch heute u. en Nur noch bis einschl. Samstag jeweils 1 Dx abends Nachtvorstellung der Balett- Revue Im Paradies schöner Frauen unter anderem PArlser Revue Tango 1 8 bis ce 555 9818 abendliceh 8% uur N 5 812 Halls ſapolie Sehüritz Das mit dura g Lebender Marmor Nassen skulpfuren; grandiosem Beifall aufgenommene 5 1 195 1 1 A2 81 2 Erb finungs-Pfogtammi ee Ener beiſungen u. 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