Bezugspreiſe; In Mannheim u Umgebung frei ins Haus oder durch die Poſt monatlich.⸗M.g.— ohne Beſtellgeld. Bei evtl. Aenderung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Nach⸗ forderung vorbehalten. Poſtſcheckkonto 17590 Karlsruhe. een EG, 2. Haupt⸗Nebenſtelle R 1301 Baſſermannhaus). Geſchäfts⸗Nebenſtellen: Waldhofftr.6, 5 Schwetzingerſtr. 19/0 u. Meerfeldſtraße ia Telegramm⸗ 1 Adreſſe. Generalanzeiger Mannheim Erſcheint wöchentl. 8 12 mal. Fernſprecher: 24944. 24945, 24951.24952 u. 24958 eſetz u. Recht — 2 Der Beginn der für Freitag mittag anberaumten Sitzung des Nationalrates verzögerte ſich bis 12.45 Uhr, da,— wie verlautet— einige Aenderungen und Ergänzungen in der Regierungserklärung, beſonders hinſichtlich der Stelle über die Heimweh, ſowie ein von der Großdeutſchen Partei an den Präſidenten des Nationlrates geſtelltes Verlangen, den zehnjährigen Erinnerungstag an St. Germain in ge⸗ bührender Weiſe zu begehen, noch eingehendere Beſprechungen 3 der Parteiführer und der Regierung erforderten. Inzwiſchen f hatte ſich auf den Galerien, wo man in der Diplomatenloge mehrere Geſandte bemerkte, die Spannung ſichtlich geſteigert. Um 12.45 Uhr ſtellte Präſident Gürtler den Bundes⸗ kanzler Schober und die neue Regierung dem Hauſe vor, die von den Mehrheitsparteien mit Händeklatſchen empfangen wurden. Hierauf erteilte er dem Bundeskanzler Schober das Wort zur Regierungserklärung. a Schober erinnerte zu Beginn ſeiner Ausführungen an das Jahr 1921, als er damals aus der Not der Zeit des Landes heraus zur Regierung berufen wurde.„Leider“, ſo ſagte der Bundeskanzler u..,„muß ich heute auf das damalige Wort zurückgreifen, auch diesmal ſieht ſich die Regierung einer ſchwierigen Lage gegenüber. Aus breiten Schichten der Bevölkerung ertönt der Ruf nach durchgreifenden zung. Es hieße, die Augen vor der Wahrheit verſchließen, wenn man überſehen würde, daß eine ſtarke Volksbewegung Träger dieſes Gedankens iſt. In dieſem Zuſammenhange ſei ein Wort über die Heimwehrbewegung geſtattet. Der Aufſchwung dieſer Bewegung iſt unzweifel⸗ haft auf die Geſchehniſſe von Mitte Juli 1927 zurückzuführen. Tadelloſe Männer aus allen Schichten der Bevölkerung ge⸗ Hören den Heimwehren an in der Erkenntnis, daß viele un⸗ ſerer öffentlichen Einrichtungen dringend der Abänderung be⸗ Hürfen. Das bisher eingeſchlagene Tempo der Verhandlung ſolcher Fragen auf parlamentariſchem Boden iſt der⸗ 1 art ſchleppend, daß der Ruf nach Reform immer lauter und . mmer dringender geworden iſt.. Mauche Leute haben dieſe Erſcheinung als eine auf Putſch und Bürgerkrieg ebzielende bezeichnet. Das iſt verfehlt und ungerechtfertigt und hat bereits dazu geführt, Im Nationalrat ergriff nach Eröffnung der Debatte über die Regierungserklärung als erſter Redner der ſozfaldemo⸗ kratiſche Abgeordnete Dr. Danneberg das Wort. Er kritiſierte eingehend die programmatiſche Erklärung des Bundeskanzlers, die angeſichts der gegenwärtigen Lage Oeſterreichs die unbedingt wünſchenswerte Klarheit und Deutlichkeit vermiſſen laſſe. Beſonders ſei nicht zum Ausdruck gekommen, was man mit der Verfaſſungs⸗ reform eigentlich wolle, denn eine Verfaſſungsreform hätte nur dann einen Sinn, wenn auch die Sicherheit für die Ver⸗ faſſung gewährleiſtet erſcheine und nicht Unternehmer und Großgrundbeſitzer bewaffnete Heerhaufen organiſteren könn⸗ ten. Gegebenenfalls könne die Mehrheit des Parlameuts die parlamentariſchen Arbeiten beſtimmen, aber nicht die Soziel⸗ demokraten zur Stimmabgabe in einer beſtimmten Richtung zwingen. Immerhin ſeien einzelne der angeregten Verfaſ⸗ ſungsfragen der Erwägung wert. Nur wäre es zu wünſchen, daß ſie im Parlament in ihrer Geſamtheit und nicht ſtück⸗ weiſe behandelt werden. e Uebrigens erſcheine den Sozialdemokraten angeſichts der wirtſchaftlichen Notlage die Verfaſſu ugsreform durchaus nicht ſo dringlich, wie es von den Heim⸗ wehren hingeſtellt werde. Was die Perſon des Bundes⸗ kanzlers betreffe, ſo komme er von einer Tätigkeit her, die von vornherein keineswegs Sympathien genieße. Das Vertrauen der Arbeiterklaſſe könne ſich die Regierung jedenfalls nur durch Taten erwerben. Bundeskanzler Schober Unſer Wiener Dr..⸗Mitarbeiter ſchreibt uns: f Es wird verſichert, daß der ſcheidende Kanzler Streeruwitz ſelbſt den Wiener Polizeipräſidenten Hans Schober zu ſeinem Nachfolger vorgeſchlagen hat. Man erhofft von einer Regierung Schober zunächſt eine Beruhi⸗ gung des In⸗ und Auslandes. Schober iſt der Mann, der in ben letzten kritiſchen Wochen immer wieder der Welt garantiert hat, daß die legalen Machtmittel des Staates ausreichen, um jede Störung der Ruhe und Ordnung, von welcher Seite immer ſie ausgehen, jeden„Marſch auf Wien“, jeden Putſch und Staatsſtreich und jeden„Bürgerkrieg“ zu verhindern. Angeſichts der völligen Zerfahrenheit aller poli⸗ tiſchen und parlamentariſchen Kreiſe war Poliz eipr ä ſ i⸗ dent Schober in den letzten Wochen der„feſte Pol“ in der Erſcheinungen Flucht. Inſofern hat die„Arbeiterzeitung“ Reformen auf dem Gebiet der Verfaffung und der Verwal⸗ daß im Auslande eine ganz! Wittag⸗Ausgabe f Mannheimer General Anzeiger 6 Rogelmäßi 1 Montag: Sport und Spiel Dienstag wechselnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeng und Verkehr Neues vom Film 5 0 —— lige Beilagen: Donnerstag wechſelnd: Mannheimer Frauenzeitung. Aus dem Kinderland Freitag: Wandern u. Reiſen Samstag: Aus Seit u. Leben Mannheimer nn Bundeskanzlers Imlereſſante Erklärungen über die Heimwehr und Heſterreichs Außenpolitik falſche Vorſtellung erweckt wurde. Ich muß daher mit aller Entſchiedenheit der im Auslande verbreiteten Annahme ent⸗ gegentreten, daß es ſich hier um eine gewaltſame, auf Um⸗ ſturz gerichtete Bewegung handele. Unſere Aufgabe wird es ſein, entſprechenden Kontakt mit den Heimwehren zu unterhalten, um jene Bewegung auf den Weg zu leiten, der zur Erfüllung ihrer Forderungen, ſoweit ſie berechtigt ſind, auf legalem Wege führt. Die öffentliche Diskuſſion hat ſich der Heimwehren mit Leidenſchaft bemächtigt, ſodaß die letzte Folge war, daß vielfach Zweifel gehegt wurden an der Aufrechterhaltung der Ruhe in Oeſterreich. Der Bundeskanzler erklärte weiter, daß ein falſches Bild der Lage in Oeſterreich hervorgerufen wurde und betonte, daß die Machtmittel des Staates ſtark und vollkommen ver⸗ läßlich und daher in jeder Hinſicht der Lage gewachſen ſind. Er beſprach im einzelnen die von der Regierung geplanten Verwaltungs⸗ und Verfaſſungsreformen unter beſonderer Betonung der Stellung Wiens und ſchloß: 5 „Die auswärtige Politik der Regierung wird keine grundſtürzenden Aenderungen erfahren. Unſere Politik iſt eine Politik der Freundſchaft mit allen Staaten, beſonders mit unſeren Nachbarn. Daraus folgt, daß die Politik der Republik eine der Neutralität iſt und bleiben wird. Wir treten keiner Staatengruppe bei und richten unſere Politik gegen niemand. Wir wünſchen im ⸗ mer politiſch neutral zu ſein und glauben damit nicht nur unſeren Intereſſen zu dienen, ſondern auch denen des übrigen Europa. Rückhaltlos lehnen wir alle kriegeriſchen Beſtrebungen ab. Vir wollen Gewalt durch Recht er⸗ ſetzen; wir wiſſen uns darin eins mit der Polktik des Deutſchen Reiches, dem wir in böſen wie in guten Tagen die brüderliche Treue bewahren.“ Dann betonte der Bundeskanzler noch, daß die nächſten Schritte ſeiner Regierung der Freimachung des Weges zur Aufnahme der großen Inveſtigationsauleihe dienen werden und verwies auf die bevorſtehenden Handelsvertragsverhand⸗ lungen beſonders mit dem Deutſchen Reich. Der Bun⸗ deskanzler ſchloß mit einem Appell an alle Parteien, in dieſer ernſten Stunde das Werk der Regterung zu unterſtützen. Die Rede des Bundeskanzlers wurde wiederholt von den Mehrheitsparteſen durch Belfallsrufe unterbrochen und am Schluß mit großem Beifall aufgenommen. Nach der Regie⸗ rungserklärung begann die Debatte. Die öſterreithiſchen Sozialdemokraten zur Negierungserklärung recht, wenn ſte ſchreibt:„Wenn die Legislative nicht mehr fähig iſt, den Staat zu regieren. fällt die Macht an die Exeku⸗ tive zurück, ſo ſchrieb einmal Marx.“ a Schober war bereits einmal, am 15/16. Juli 1927, der „Retter des Staates.“ Und ſo hat die„Reichs po ſt“ recht, wenn ſie ſchreibt:„Selten haben übereinſtimmend ſo viele Stimmen auf eine Perſönlichkeit gedeutet. Wenn dieſer Mann heute Präſident Schober iſt, ſo ſpricht ſich darin mit überwältigender Deutlichkeit der Volkswille aus, für das ſchwierige Werk der inneren Reform einen Mann an der Spitze des Staates zu ſehen, der für jeden, der die Geſchichte des neuen Oeſterreich kennt, eine Verkörperung der Staatsautorität, Geſetz lichkeit und Ordnung iſt und zugleich die Verkörperung zielbewußter Energie, mit legalen Mitteln den übernommenen Staatsaufgaben zu dienen. Der Name Schober iſt eine Widerlegung aller Putſchmärchen.“ Nach dem 15.16. Juli 1927 hat zwiſchen Polizeipräſident Schober und der ſozialdemokratiſchen Partei eine tiefe Kluft beſtanden. Jeder perſönliche Verkehr zwiſchen Polizeidirek⸗ tion und Rathaus war abgebrochen. Das Wort„Arbeiter⸗ mörder!“ war das wenigſte, was dem Wiener Polizeiprä⸗ ſidenten aus allen ſozialdemokratiſchen Verſammlungen ent⸗ gegenſchallte. In allerletzter Zeit iſt hierin erfreulicher Weiſe ein Wandel eingetreten. Bei einer perſönlichen Begegnung zwiſchen Schober und Seitz iſt das perſönliche Kriegsbeil be⸗ graben worden. Im November 1918 unmitetlbar nach dem Umſturz war Schober zum Wiener Polizeipräſidenten ernannt worden. Im Juni 1921 trat er an die Spitze eines neutralen Beamten⸗ kabinetts. Infolge der Unterzeichnung des Vertrages von Lana mit der Tſchechoſlowakei wurde Schober von den Groß⸗ deutſchen geſtürzt, bildete aber im Januar 1922 ein zweites Kabinett, das infolge des Niedergangs der öſterreichiſchen Valuta ſchon im Mai 1922 wieder zurücktrat, und dem Sanie⸗ rungskabinett Seipel Platz machte. — Harburg⸗ Wilhelmsburg, 27. Sept. Bei Appelbüttel ereignete ſich heute vormittag ein folgenſchwerer Autounfall. Ein aus Berlin kommender Kraftwagen ſtieß, nachdem er offenbar infolge der ſchnellen Fahrt ins Schleudern geraten war, mit einem Fuhrwert zuſammen. Der Lenker des Autos, Dr. Aulenkamp aus Hamburg, wurde auf die tSraße geſchleudert und ſo ſchwer verletzt, daß er bald dar⸗ auf ſtarb. 5 5 5 8 unſerer Finanzen nach Annahme des Youngplans denkt S Regierung aufgefordert worden, nunmehr ein umfaſf 1 Ar. 480— 140. Zahrgang s 4 Anzeigenpreiſe nach Tarif, bei Vorauszahlung je einſp. Ae für Allgem. Anzeigen 940 K. W. Rellamen 34.⸗M. Kollektiv⸗Anzeigen werden höher berechnet Für Anzeigen⸗Vorſchriften für beſtimmte Tage, Stellen u. Aus⸗ gaben wird keine Verantwortung übernommen. Höhere Ge⸗ walt, Streiks, Betriebsſtörungen uſw berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen für ausgefallene od. beſchränkte Ausgaben oder 1 verſpätete Aufnahme von Anzeigen. Aufträge durch Fernſprecher ohne Gewähr. Gerichtsſtand iſt Mannheim. Mittwoch wechſelnd: Aus Feld und Garten Kritiſchen Tagen entgegen Es würde ſich verlohnen, an der Entwicklung, die das Siſyphuswerk der Arbeitsloſenverſicherungs⸗ Reform durch⸗ laufen hat, die Mängel des parlamentariſchen Syſtems und der heutigen Regierungsmethoden aufzuzeigen. Jede neue Etappe brachte neue unliebſame Ueberraſchungen, Eine Inſtanz ſuchte die Verantwortung an die andere abzu⸗ ſchieben. In einer Woche ſoll nun erreicht werden, worum man ſich monatelang vergebens bemüht. Im Reichsrat, wW das Kompromiß der Berliner Regierungen— ein Wechſel⸗ 5 balg, zu dem ſich hinterher niemand bekennen möchte— nur dadurch gerettet werden konnte, daß man die Stimme des kleinſten deutſchen Staates, Lippe ⸗ Detmold, ſozuſagen auf offenem Markt für ein paar Silberlinge einhandelte, hat der Vertreter Preußens beſchwörend auf die Notwendigkeit hin⸗ gewieſen, eine drohende Kriſe der Reichsregierung abzuwen⸗ zum heutigen Akademie- dubilãum mit Beiträgen! Ein Mannheimer Fest der Musik. 3 Musik und Schicksal. Von Wilhelm Furtwängler. Neue Mannheimer Forschungen über Johann Stamitz. Mozart und die Mannheimer Schule. Aus den Anfängen der Akademiekonzerte. Die Mitglieder des Nationaltheater-Orchesters, den. Gewiſſe Töne, die während der letzten Tage im„Vor⸗ wärts“ erklangen, laſſen die Deutung zu, daß die Sozial demokratie, nun ſie ſich immer mehr dem Scheideweg näh ſich die Situation noch einmal ſtaatspolitiſch überlegen u Noch keine Partei hat die kuruliſchen Seſſel mit Begeiſteru geräumt. Andrerſeits zittert man vor den Kommuniſten, die nur darauf lauern, mit dem Kriegsgeſchrei„Arbeiter⸗ verrat“ einen Seelenfang großen Stils zu inſzenieren. Nach⸗ dem die Sozialdemokratie unvorſichtigerweiſe auf dem Magde⸗ burger Parteitag die Arbeitsloſenverſicherung zur alles über⸗ ragenden Parole gemacht hat, ſcheut man vor der kleinſten Konzeſſion zurück. Der alte Riß in der Fraktion wir wieder ſichtbar. Hie die Gemäßigten, die, wie Severing bei; Eintritt der Partei in die Regierung frohlockend kundgab. ihre vier Jahre am Steuer verbringen wollen, dort die Radikalen, die reinen Gewerkſchaftler, deren Blick nicht über den Parteſzaun reicht. Klingt es doch wie Hohn, wenn der Gewerksſchaftsführer Aufhäuſer das einfache Rezept emp fiehlt: der Weg zur Entſpannung ſteht offen, vorausgeſetzt, daß die anderen, alſo die bürgerlichen Parteien, die von der Sozialdemokratie angegebenen Rechnungsgrundlagen aner kennen. Mit dürren Worten alſo: Fügt Euch unſerm Diktat, ſo wollen wir Euch gnädig geſinnt bleiben.. 8555 Nun iſt der Wendepunkt erreicht. Es ſcheint, als o ſachliche Baſis für die Arbeitsloſenreform, da man auf allein ſich nicht zuſammenfinden konnte, verlaſſen und Problem mehr unter den politiſchen Geſichtspunkt ger werden ſoll. Man will offenhar die rein wirtſchaftliche Fr der Santerung der Reichsanſtalt allmählich mit dem Ko tionsgedanken verkoppeln. Das aber bedeutet den Wie der beginn der Kuliſſenſchieberei, die außer den Be! ligten wohl jedem ein wahrer Schrecken iſt. Die Lage w nicht einfacher dadurch, daß man in die weiteren Auseinan ſetzungen über die Arbeitsloſenverſicherung auch noch gelegenheit der preußiſchen Regierungsumbildung hi ziehen will. Wie unter ſolchen Umſtänden der Reſchst einem greifbaren Ergebnis kommen ſoll, iſt ſchwer erſt Dabei brennt uns die Not auf den Nägeln. Die Ha Konferenz iſt längſt vorbei und man beginnt, die Wirku auf die deutſche Innenpolitik geſetzgeberiſch auszt Gewiß wäre es ungerecht, Herrn Hilferding die ziellen Verſchlechterungen des urſprünglichen Sachverſtä genplans ohne weiteres aufs Konto zu ſetzen. Man hat m ihnen die politiſchen Erleichterungen, inſonderheit die 0 landräumung, erkaufen müſſen. Aber es wird allmählich daß Hilferding, der nun ſchon an die fünfpiertel Jahr Amte ſitzt, einmal ſagt, wie er ſich die künftige Geſt⸗ es weiter wie bisher auf dem verhängnisvollen zum ſozialiſtiſchen Fürſorgeſtaat gehen, der z Zerrüttung unſerer Wirtſchaft führen muß. Im Kampf un die Arbeitsloſenverſicherung hat dieſer ideenloſeſte und tätigſte aller bisherigen Finanzminiſter völlig verſagt, ſich d reinen Parteiegoismus ſeines Kollegen vom Reichsarbei miniſterium faſt widerſpruchslos gefügt. Jetzt wartet Welt auf die Finanzreform, die uns für den Herbſt ange det war. Aber man hat leider nicht den Eindruck, daß Finanzminiſterium ein wirklicher Reformwille zum Durch⸗ bruch drängt. Auf dem Zentrumsparteitag in Kaſſel iſt die Finanzprogramm vorzulegen, das eine Sanierung der Rei finanzen und eine Senkung der Steuerlaſten zur Indes der Stand des Reichshaushalts für 1929/30 iſt Urteil der Sachkenner ſo, daß die finanziellen Vo Moungplans allein, ſchon durch das zu erwartende D gewogen werden. Umſo peinlicher berührt es 2. Seite. Nr. 450 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabef Samstag, den 28. September 1929 Nachforderungen durchaus nicht zwingender Art geſtellt wer⸗ den, ohne daß Herr Hilferding den Mut aufbringt, hier ein energiſches Halt zu gebieten. g Alles trifft zuſammen, um uns die Ausſicht auf einen Winter des Mißvergnügens zu eröffnen. Das Republik⸗ ſchutzgeſetz, das ſonſt wohl ohne viel Aufhebens verab⸗ ſchiedet worden wäre, iſt durch die Sprengſtoffaffäre plötzlich wieder zu einem heiklen Streitgegenſtand geworden. Es wird von gewiſſer Seite eifrig dafür agitiert, daß der bereits fertig⸗ geſtellte Entwurf noch einmal überholt und verſchärft werden ſoll. Daß Severing ſolch ſchädlichen Einflüſterungen nachgibt, iſt nicht von der Hand zu weiſen. Auch das Hugenbergſche Volksbegehren wird der Regierung noch mancherlei Schwierigkeiten bereiten. Zwar zeigen die Zwiſtigkeiten im Reichsausſchuß, wie ſchlecht es um dieſes Unternehmen beſtellt ast. Seine Inſpiratoren geben, wenn ſie unter ſich ſind, auch offen zu, daß mit einem Erfolg nicht zu rechnen ſei. Dennoch wird man ſich hüten müſſen, die Aktion in ihren Ausſtrah⸗ lungen zu unterſchätzen. Sie wird, ganz gleichgültig, wie ſie Kusläuft, Beunruhigung in das Volk tragen und auf Monate die ſachliche Arbeit erſchweren. Nimmt mau das Anwachſen der eruptierenden Stimmungen auf dem Lande hinzu, ſo er⸗ gibt ſich ein Bild der nächſten Zukunft, das auch dem Zuver⸗ ſichtlichſten Beklemmungen erwecken kann. Das alles wäre jedoch erträglich und könnte überwunden werden, hätten wir eine Regierung, die führt. Aber ſelbſt wenn die große Koalition unter ſchweren Wehen zuſtande käme— daß uns damit eine ſtarke, ſtabile und autoritäre Regierung gegeben wäre, würde niemand behaupten können. Die unausgeglichene innere Struktur eines ſolchen Gebildes Läßt im günſtigen Fall erhoffen, daß die Staatsmaſchine unter häufigen Betriebsſtörungen eine Zeitlang in Gang gehalten wird. Mehr nicht. 8 Sonderkundgebung der Nationalſozialiſten 55 Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.] Im Sportpalaſt hatten geſtern abend nach der gemeinſamen Beranſtaltung der Deutſchnationalen mit dem Stahlhelm die Nationalſozialiſten zu einer Son⸗ derkundgebung für das Volksbegehren aufgerufen. Von der Polizei war das Viertel links um den Sportpalaſt durch dop⸗ pelte Poſten abgeſperrt. Bahnen und Autobuſſe durften nicht halten. Nur die Teilnehmer der Verſammlung hatten Zugang. Im überfüllten Saal ſprach nach dem Reichstagsabgeordneten Hering der Abg. Dr. Goebbels. Er verſuchte, den Sinn des Volksbegehrens zu erläutern. Ausdrücklich betonte er, daß die Nationalſozialiſten niemals auf den 8 4 verzich⸗ ten würden, denn ſie kämpften nicht nur gegen das Syſtem, ſondern auch gegen deſſen Repräſentanten. Heute ſei es noch ein Volksbegehren, morgen ein Volksproteſt, übermorgen eine Volksbewegung, die die Freiheit erringen werde. Goebbels' mit großer Leidenſchaft vorgetragene Ausfüh⸗ bungen fanden toſenden Beifall. Mit dem Deutſchlandlied wurde die Veranſtaltung geſchloſſen. Dank den umfangreichen polizeilichen Maßnahmen iſt es zu Zuſammenſtößen nicht ge⸗ kommen. Die Hakenkreuzhetze gegen Hindenburg uMimmt immer tollere Formen an. Aus Striegau in Schleſien wird berichtet, daß nach einer Verſammlung eine Anzahl Nationalſoztaliſten in einem Hotel erſchien und ver⸗ Langts, daß das in dem Gaſtzimmer hängende Hinden⸗ Burgbild entfernt und durch ein Bild Hitlers er⸗ setzt würde. Der Wirt gab ſich unter dem Druck der ver⸗ Hetzten jungen Leute auch dazu her, das Bild Hindenburgs 17 dem Zimmer zu entfernen, was natürlich unter den brigen Gäſten große Empörung hervorrief. Es iſt nur gut, daß die„Retter Deutſchlands“ bei Zeiten Ahr wahres Geſicht enthüllen. Nun ſchon Bilderſtur m gegen Hindenburg! Das wird ihnen zweifellos viele neue „Anhänger“ zuführen! Die Ueberheblichkeit der Hitlerleute wächſt allmählich ins Rieſengroße. Geringe Zunahme der Arbeitsloſigkeit Vom 31. Auguft bis 15. September iſt die Zahl der Haupt⸗ Unterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung von rund 726 000 auf 735 000, alſo um 9000 oder 1,8 v. H. ge⸗ ſtiegen. Dieſe Zunahme erſtreckt ſich allein auf die männ⸗ lichen Hauptunterſtützungsempfänger, die um 16 000 Perſonen angewachſen ſind, während die unterſtützten Frauen um 7000 abgenommen haben. Dleſe verſchiedenartige Entwicklung bei den beiden Geſchlechtern dürfte größtenteils auf die Belebung in denjenigen Induſtriezweigen zurückzuführen ſein, die be⸗ sonders weibliche Arbeitskräfte beſchäftigen. Die Hauptunterſtützungsempfänger in der Kriſenunter⸗ ſtützung haben in der 2. Septemberhälfte um rund 2000 Per⸗ ſonen zugenommen. Ihre Zahl beltef ſich daher Mitte des Monats auf rund 159 000. Eine halbe Millia rde Mehrausgaben Die letzte Phaſe des Parteikampfes um die Verſicherungsreform Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Terminkalender für die Behandlung der Arbeitsloſen⸗ verſicherungsreform ſieht folgendermaßen aus: Heute (Samstag) wird unter Vorſitz des Reichskanzlers ein Am Sonntag tritt die Zentrums⸗ wie das bereits Sozialdemokraten und Demokraten getan haben, zu den Reformvorſchlägen Stellung zu nehmen. Am Montag vormittag wird der Reichskanzler die Führer der Fraktionen empfangen, um dann in großen Umriſſen von ſeinen Vorſchlägen über die Finanzreform Mitteilung zu machen. Am Mon⸗ tag nimmt der ſozjalpolitiſche Ausſchuß auch ſeine Arbeiten wieder auf. Es iſt freilich zu befürchten, daß er im Plenum, das am Montag nachmittag zuſammentritt, keine feſten Be⸗ ſchlüſſe wird unterbreiten können, da für die Reichsratsvor⸗ Miniſterrat ſtattfinden. fraktion zuſammen, um, lage wohl keine Fraktion votieren dürfte. Infolgedeſſen nimmt man an, daß der Ausſchuß zunächſt die ſogenannte urſprüngliche Regierungsvorlage behandeln wird, die be⸗ kanntlich nur einige Mißſtände beſeitigt. Das Reichstags⸗ plenum ſtände, wenn die Dinge ſo laufen, dann eigentlich einem Vacuum gegenüber, denn andere Geſetze, die er⸗ ledigt werden müſſen, liegen nicht vor. Verſpätet, aber gerade noch zur rechten Zeit iſt jetzt die Begründung des Reichsarbeitsminiſteriums zu den Reichsrat abgeänderten Geſetzentwürfen erſchienen. Sie zeigt, wie groß die Unterlaſſungsſünde iſt, die man begehen würde, falls man auf eine wirkliche Reform vorerſt ver⸗ zichten ſollte. Die Ausgaben der Arbeitsloſenverſicherung haben danach im zweiten Etatsjahr des Geſetzes die Ein ⸗ nahmen um rund eine halbe Milliarde ber⸗ ſchritten. Dieſe Zahl redet Bände. Das Kabinett auf der Suche nach einem Kompromiß Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Kanzler hat ſich gleich nach ſeiner Ankunft in Berlin mit den an der Arbeitsloſenverſicherung unmittelbar betei⸗ ligten Reſſortminiſtern, den Herren Curtius und Wiſſell, in Verbindung geſetzt und ſich von ihnen ein⸗ gehend über den zur Zeit noch völlig ungeklärten Stand der Dinge unterrichten laſſen. Er hat dann weiter im Verlauf des Tages mit Politikern verſchiedener Parteien Rückſprache genommen. Vorausſichtlich wird nun heute das Kabinett in ſeiner Geſamtheit zuſammentreten und etwaige Kompromiß⸗ möglichkeiten beſprechen. Dabei dürfte auch die Frage der Finanzreform, N eee Ohne Saarl ſung kein Poungplan Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Die offenſichtliche Verſchleppung der Saarverhandlungen durch Frankreich veranlaßt die„Germania“ zu einer ſcharfen Mahnung an die Pariſer Adreſſe. Nach den Koblenzer Beſchlüſſen der Zentrumsfraktion, erklärt das Blatt, wird man ſich auf franzöſiſcher Seite vor Augen halten müſſen, daß die Möglichkeit der Ratifizierung der Haager Beſchlüſſe durch den Reichstag in engſtem Zuſammenhang mit der poſitiyen Regelung der Saarfrage ſteht, deun dieſe iſt wirtſchaftlich und politiſch aufs Engſte mit der Wiederher⸗ ſtellung der deutſchen Spuveränität und der Annahme des neuen Zahlungsplaues verknüpft. Nächtlicher Raubüberfall im Auto Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.) Auf der Chauſſee Berlin⸗Lichtenrade wurde geſtern abend der Autobeſitzer Wegener ſchwer verletzt in einem zer⸗ trümmerten Auto aufgefunden. Paſſanten brachten ihn zur Rettungsſtelle. Der ärztliche Befund ergab, daß Wegener außer mehreren Quetſchungen mehrere Wunden am Hals und eine Entzündung beider Augen aufwies. Der Verletzte gab an, daß ihm von einem mit nicht abgeblendeter Schweinwerfern entgegenkommenden Auto während der Fahrt Pfeffer in die Augen geſchleudert wurde. Er habe daraufhin die Gewalt über das Steuer verloren, ſein Wagen ſei gegen einen Baum gefahren und in den Chauſſee⸗ graben gerutſcht. Zwei Männer ſeien aus dem Auto her⸗ ausgeſprungen, wären über ihn hergefallen, hätten ihn ge⸗ würgt und ihm ſeine Brieftaſche mit 400 4 geraubt. Sie wären daraufhin mit der Beute geflüchtet. ** Die Angaben Wegeners werden zur Zeit von der Poli⸗ zei nachgeprüft. Der Millionenſchwindel der Brüder Sklarek J Berlin, 28. Sept.(Von unſerem Berliner Büro.] Die Skandalaffäre der Brüder Sklarek hat inſofern auch eine gewiſſe politiſche Bedeutung, als der Fall im Hin⸗ blick auf die kommenden Wahlen gegen die„Regierungspar⸗ teien“ im Roten Haus, vornehmlich die Sozialdemokratie, aus⸗ geſpielt werden dürfte. In der Hugenbergpreſſe war bereits angedeutet worden, daß dem Reichsbanner durch die Gebr. Sklarek Gelder zugefloſſen ſeien. Gegen dieſe Behaup⸗ kung wendet ſich eine Erklärung des Bundesvorſitzenden des Reichsbanners, Otto Hörſing. In ihr ſtellt er feſt, daß die Sklarek dem Reichsbanner niemals Geldzuwendungen mach⸗ zen, ebenſowenig hätten ſie dem Reichsbanner gratis Unifor⸗ men geliefert. In vier von 32 Gauen des Reichsbanners hät⸗ ien die Gebr. Sklarek von ſich aus Uniformen an die einzelnen Reichsbannerangehbrigen verkauft. Weder der Bundesvor⸗ 3 noch die Gauleitungen hätten mit Sklarek auch nur das ringſte zu tun gehabt. Die faſt ganz von den Sogialbemokraten beherrſchte Berliner Stadtverwaltung iſt durch den durch einen Zufall aufgedeckten Millionenſchwindel, der gerade auf Koſten der Aermſten der Armen getrieben wurde, auf das Schwerſte kompromittiert Es ſcheint, daß man den dreiſt⸗ſkrupelloſen Schiebern, ein ge⸗ radezu märchenhaftes Vertrauen geſchenkt hat. Eine auch nur öberflächliche Kontrolle hätte die Betrügereien ſchon längſt ans Licht bringen müſſen. Die Hauptſchuld liegt bei den ſtädti⸗ ſchen Inſtanzen, deren Leichtfertigkeit und unglaub⸗ liche hürokratiſche Schwerfälligkeit dieſe un⸗ ſauberen Manipulationen erſt ermöglicht haben. Es wird ſich darum handeln, nicht ein paar bloßgeſtellte Beamte in die Wüſte zu ſchicken, ſondern das ganze abſolut unzulängliche Verwaltungsſyſtem von Grund auf zu erneuern. Haftbefehle Wie bekannt wird, hat der Unterſuchungsrichter die ihm vorgeführten Angeklagten eingehend vernommen. Im An⸗ ſchluß daran wurde der Haftbefehl gegen die vier Betrüger ausgeſprochen mit der Begründung, daß die Verdunkelungsgefahr noch nicht beſeitigt ſet. Den Gebrüdern Sklarek iſt die Sprecherlaubnis mit ihren Anwälten nach Rückſprache mit dem Innenminiſterium verſagt worden. Entgegen anders lautenden Meldungen find trotz der Beſchlagnahme der Bargelder und Bankkonten die Betriebe der Gebrüder Sklarek nicht geſchloſſen worden, da man ver⸗ meiden will, daß einige hundert Angeſtellte drot⸗ los werden. Die Verhafteten befinden ſich im Moabiter Unterſuchungsgefängnis. Nach dem Amtlichen Preußiſchen Preſſedienſt hat der Oberpräſident der Provinz Brandenburg auf Grund ſeines Kommunalaufſichtsrates in der Angelegenheit Sklarek eine amtliche Unterſuchung eingeleitet. vom- Ruhr leidet, die er die ja nun nach den Haager Vereinbarungen fällig iſt, eine Rolle ſpielen. Wenn Herr Hilferding, worüber freilich bis⸗ her nichts bekannt wurde, in der Lage wäre, finanzpolitiſche Maßnahmen in ſichere Ausſicht zu ſtellen, die eine geord⸗ netere und ſparſamere Finanzwirtſchaft garantieren, ſo würde eine ſolche Ankündigung nicht ohne Einfluß auf die Haltung der Fraktionen ſein. Im übrigen ſcheint es, als ob die Entſcheidung über die Arbeitsloſenverſicherung ſich auf den allerletzten Moment zu⸗ ſammenbrängen wird. Schon jetzt heißt es, daß mit den Frak⸗ tionen erſt am Montag verhandelt werden könne. Hofft die Regierung etwa wie Nora auf das Wunder? Der Beſchluß, den geſtern die Fraktion der Deutſchen Volkspartei in Anweſenheit Dr. Streſemanns zur Ar⸗ beitsloſenverſicherung faßte, deckt ſich taktiſch mit der vor einigen Tagen von den Sozialdemokraten bekanntgegebenen Reſolution. Wie dieſe, ſo beharrt auch die volksparteiliche Entſchlteßung auf dem bisher vertretenen Standpunkt, ohne ſich im einzelnen feſtzulegen. Die Tür zu Verhandlungen ſteht alſo noch offen, doch wird der Kanzler ſehr klug ope⸗ rieren müſſen, wenn er die gegenſätzlichen Anſchauungen auf einen gemeinſamen Nenner bringen will. Deutſche Volkspartei und Arbeitsloſenverſicherung Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspartei trat am Freitag zu einer Sitzung zuſammen, an der auch die Miniſter Dr. Streſemann und Dr. Curtius teilnahmen. Der Außenminiſter leitete die Verhandlungen durch ein längeres Referat über die politiſche Lage ein, wobei er auch die Finanz⸗ frage behandelte. Nach eingehender Beſprechung der Vorſchläge zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung billigte die Fraktion einſtimmig die Haltung ihrer Vertreter im Sozialpoliti⸗ ſchen Ausſchuß. Sie hält an der Auffaſſung feſt, daß ein Aus⸗ gleich der Einnahmen und Ausgaben der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung ohne Beitragserhöhung und ohne Neubelaſtung des Reichs haushaltes mög⸗ lich iſt, wenn die Vorſchläge der Deutſchen Volkspartei als Baſis angenommen werden. Die Fraktion erblickt in der Sa⸗ nierung der Arbeitsloſenverſicherung die erſte Maßregel zur Sanierung der deutſchen Wirtſchaft und beauftragt ihre Ver⸗ treter, die Verhandlungen in dieſem Sinne weiterzuführen. Der Vorſitzende der Fraktion, Dr. Scholz, konnte an den Verhandlungen nicht teilnehmen, da er an den Folgen einer ſich im Felde zugezogen hat. 1 228 T N Der Reichstagsaltentäter enloͤeckt? Nach einer Meldung des„Tempo“ ſcheint die Unterſuchung in der Angelegenheit des Bombenattentats auf den Reichstag eine plötzliche Wendung zu nehmen. Bei einer Gegenüber⸗ ſtellung vor dem Unterſuchungsrichter erkannte ein Arbeits⸗ loſer, der der Kriminalpolizef über ſeine Beobachtungen am Reichstagsgebäude in der Nacht des Bombenattentats wichtige Mitteilungen gemacht hatte, in der Perſon des Eruſt vor Salomon einen der beiden Männer wieder, die er unter verdächtigen Umſtänden am Reichstag beobachtet haben will, Auf Antrag von Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune⸗Göttinger ſind geſtern vom Unterſuchungsrichter beim Landgericht L, die in der Bombenattentatsangelegenheit angeſchuldigten Land volkangehörigen, Hofbeſitzer Hamkens, Diplomlandwiri Muthmann und Mathes aus der Haft entlaſſen worden Die Haftentlaſſung iſt erfolgt, weil ein dringender Tatverdacht an den Sprengſtoffattentaten bei dieſen Angeſchuldigten nicht mehr vorliegt. Letzte Meldungen Eine dritte Schweizfahrt des„Graf Zeppelin“ . Friedrichshafen, 28. Sept. Das Luftſchiff„Graf Zeppelin“ iſt heute vormittag 8,21 Uhr unter Führung des Kapitäus Lehmann zu ſeiner dritten Fahrt nach der Schweiz aufgeſtiegen. An Bord befunden ſich insgeſamt 31 Fah r ga ſte. Nach dem glatten Start verſchwand das Luft⸗ 19 das wieder Kurs nach Weſten nahm, bald im Morgen⸗ nebel. Von ſeiner zweiten Schweizfahrt war das Luftſchiff erſt — geſtern nachmittag 5 Uhr zurückgekehrt und glatt gelandet. Fünf Streckenarbeiter überfahren 2— Paris, 27. Sept. Geſtern abend war ein Güterzug bei St. Michel— de Maurienne entgleiſt, wodurch die Strecke ge⸗ ſperrt war und die Züge auf dem Nebengeleis weitergeleitet werden mußten. Als um 5 Uhr der erſte Morgenzug von St. Michel— de Maurienne die Strecke paſſierte, wurden fünf Eiſenbahn⸗ arbeiter, die mit den Ausbeſſerungsarbeiten beſchäftigt waren, vom Zuge erfaßt und ſofort getötet, zwei weitere wurden ſchwer verletzt. Roſſi erhält 30 Jahre Gefängnis — Rom, 27. Sept. Das Sondergericht für den Schutz des Staates verurteilte Ceſare Roſſi wegen ſeiner antifaſchi⸗ 85 Tätigkeit im Auslande zu 30 Jahren Gefäng⸗ nis. — EN Heutſche Volkspartei Verſammlungskalender Sonntag, 29. September, nachmittags 4 Uhr, in Käfer ⸗ tal im Reſtaurant zum„Ihwen“ öffentliche Verſammlung. Redner: Landtagsabg. Dr. Waldeck über„Die Ztele der Deutſchen Volkspartei“, Stadtv. Walther über„Landtags⸗ wahl und kommunalpolitiſche Fragen“. ** Die Zuſammenkunft der Frauengruppe findet ant 9. Oktober ſtatt. Näheres wird noch bekauntgegeben. Der Vorſtaud. — N nachdem er ihr aufgeholfen aber auf einm ſei ihr 1 9 3 Samstag, den Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 450. 28. September 1929 Slädtiſche Nachri Zieht im 8 en 2 2 hulerlebnis . Ein S. war in den erſten Tagen nach den Ferien. Himmel, war's das e Sommerwetter oder b e wochenlange Gewöhnun n die goldene Freiheit: den kleinen Buben wollte es in der Schulf ſtube nimmer gefallen. Vielleicht hat ihnen der balblährige Verſuch— ſie gel ſeit einem halben hr zur Schule— doch nicht ſo und möchten doch pfelleicht lieber wieder die Ungebu ein⸗ tauſchen gegen die mehr oder weniger zwang über⸗ nommene Verpflichtung, Leſen, Rechnen und Schreiben und andere ſchöne Künſte zu lernen. 3 und gut, die kleinen Käuze trugen ihre kleinen Kin derſehnſüchte im Herzen, deren Hu. 1 8 1 Ziel gewiß nicht die enge ſtube, bunte Leben außerhalb der Schule dem Lehrer ſelbſt zu Hilfe. Am zweiten Tage kommt der kleine Willi dem Lehrer ent⸗ gegengeſprungen und macht bei der Begrüßung eine hochwich⸗ tige 1 n eee ner aber erſt— nanu, was iſt da lÜſchaft an den Fenſtern und guckt an g0 308 e Hauſes. ſondern vielmehr da Doch da kam dieſe S Scl 70 de war. Sitzen da an den ſchmalen Geſimſen an die fünfzig Schwälbchen, eines neben dem andern, wie Perlen an einer Schnur. Und da iſt ein Zwitſchern und ein Schwatzen und ein Geflatter und ein Gezappel. Ab und iegt ein ganzer Schwarm auf und da von, macht d zie tollſten Stürze in der Luft und ſitzt auch ſchon wieder auf den Geſimſen. Die kleine Bubengeſellſchaft 5 munteren zu beobachtet noch eine Weile die Vögel. Plötzlich meint einer:„O, Herr Lehrer, die Schwälweli, die wulle mer zeichne!“ Und im Chorus fällt die ganze Klaſſe ein:„O ja, die wolle mer zeichne!“ Nun hatte Pläne für dieſen Tag im inſte Detektiv, der lauert mit Spürſinn den Stimmungen und Gedan⸗ ken ſeiner Buben auf, und wo ſich ein Spältchen der jungen Kindesſeele öffnet, ſchwupp ſteht er da und nützt den Blick in die Kindesſeele für ſeine Erzieher⸗ und Unterrichtsarbeit⸗ Drum: was Plan und gut ausgearbeiteter Vorſatz! Her gebietet 55 Fülle des Leb! Hier, Magiſter, nütze die Brücke, die hier das Kind ſelbſt zum Leben ſchlägt. n ſo plaudern und zeichnen ſie nun alle von der lieben Schwalbe. b der Lehrer ja ſchon ſe Kopf. Aber ein Lehrer iſt ſeinem pädagogiſchen So ganz frei von der Leber weg ſprechen die kleinen Bur⸗ ſchen von ihren Erlebniſſen, von den Schwalben, die oft nur dicht über der Erde dahinſchießer n, vom Neſtbau, vom Füttern der Jungen, von der Schutzkraft der Schwalben für das Haus, da ſie wohnen. Wang unmerklich lenkt der Lehrer das Ge⸗ ſpräch auf den Abſchied der Schwalben und auf das Kom⸗ men des Herbſtes. M an weiß eigentlich ſelbſt nicht, wie's kam, aber auf einmal ſch 5 n die Wände des Schulzimmers ſich zu weiten und der und der Druck werden leichter, und Geſichter kri ln l Lachen und die Hände viel mehr Geſchick chreibe! iſt ganz natürlich, daß nun ſchreibt, daß man ein L die Einige ſind ja in der Nacht wie⸗ Neſt zue age rt und hocken nun ſchon wieder da. chwalben, die ſich da ſammeln, werden den Kindern zum Dieſes Erlebnis aber bringt die Ausſöhnung zwi⸗ Schule und dem Leben draußen, es öffnet die Pfor⸗ der Schule und knüpft tauſend Fäden. Eines Morgens ind ſchon eine ganze Menge Schwalben verſammelt. Einige ſitzen auf den Telephondrähten, und das iſt ein ſicheres Zeichen für baldige Abreiſe. Und richtig! 29 Uhr! Da flattert der ganze Schwarm auf, noch einfge Sturz⸗ flüge im Hof und dann zieht er in ſüdlicher Richtung davon. „Auf Wiederſeh⸗ en!“ ein kleiner Kerl. Ein anderer meint pielſagend:„Jetzt wird's Herbſt!“ 8 Draußen. Frühnebel über auch die einige Tage Herbſt. vollen Züge) 1 de Seele ſchon We ruft Und wenn wird: es wird doch chen noch einmal mit einſaugen, indes in Herbſt die Schwalbe den Aeckern. 6 luche Eheſtiſtung un 3 Buſſe * In einem im Breisgau 1 ereignete ſich die schi chte. Der„Neue“ war juſd in dem ſüf nan ihn„Kretzer“ nennt, Männlein wie Weiblein mit der Inbrunſt und Zeitloſigkeit, wie man verbotene be genießt: man weiß, ſie bringt unter Umſtänden Schaden, aber ſie mundet ſüß mit einem kleinen, in ereſſanten Beigeſchmack, wa s man eben beim neuen We„kretz In dieſer Zeit drückt man, wenn ein Wanderer auf der Lanudſtraße nicht eben der Gräte ſteht wie ein Mitglied des tegervereins, ein Auge zu, denn Schandarm und andere harmloſe Leute wiſſen, 8 5 lupft ein biſſel das d t 1 ſo daß aus dem bürgerli umkehren ein ein in im Handi Hageſto E ientänzer trauk auch etwas diplomierter 3 werden kann. Ein Stadtfrack, der an einem ſchönen Herbſtſonntag ſich aufgemacht hatte ins nächſte Weindorf, ein 8 8 8 viel. Hatte er ſich erſt de⸗ 3u 1 burſchen freundlich angebie ert und It i 0 8 gleichen, ſo 5 5 iim plöt der Hochmut in die Krone und er, der ſonſt e ul war, fing an zu politiſie Er hatte das Unglu f r Meinung zu ſein als die die ihn darob vor die Tür pflanzten und ihm drohten, weun er wieder. würden ſie ihn un⸗ geſpitzt in den Boden ſchlag Der Städter tobte weiter und beſchimpfte den des Weges 2 daherkommen aden Polizeidiener gröblich, weil er keine Ordnung halte im Dorf. Der packte aber beleidigt den Frechling am Kragen und ſperrte ihn in den Ortsarreſt, ein finſteres Lokal, 9555 er zur Beſinnung kommen könne, wann er wolle. Der Stadt track impfte noch eine Weile, bekam das heulende Elend un 15 ſchlief zuletzt ſauft ein auf der Pritſche,„ wie Indeſſen trug r Amts handlung des Lan beſchandarmen. Zeug redend, fand er eine Juggfer in kaum 311 haft aufs 55 96 Kretzer tue nichts Traum, ſie ſei 3 ſei auch noch die Die Jungfer war mit einer Geſe kommen. Man hatte ihr vorgemacht, der wie im verirrt, dazu vongeſaufen, 8 8 Un Sterbe⸗ und Anterſtützungskaſſe„Einigkeit“ Mannheim In weiten Kreiſen des Schiffahrtperſonals begegnet die als einzige ihrer Art am Rhein beſtehende Kaſſe ihrer ſegens⸗ reichen Tätigkeit halber lebhaftem Intereſſe. Eine Gründung des Perſonals der ehemaligen„Mannſchlepp“, wurde die Kaſſe am 1. Sept. 1925 auf das des Rheinſee⸗Konzerns neu organi⸗ ſiert ausgedehnt. Wie urſprünglich, iſt ſie heute noch vollſtän⸗ dig privaten Charakters. Deshalb liegt in den Händen der Ange en auch heute noch die Verwaltung, wofür die vom Reichsverſicherungsamt in Berlin genehmigten Statuten maß⸗ gebend ſind. Die erſte diesjährige, gut beſuchte ordentliche Generalverſammlung fand am 24. Sept. in Mann⸗ 55 5 am Sitze der Kaſſe, ſtatt. Das Rechnungsjahr 1928 ſchloß mit einem Mitgli derſtand von 296 Köpfen und nach Auszahlung bedeutender Sterbe⸗ und Unterſtützungsgelder mit dem anſehnlichen Kaſſenvermögen von über 110 000% ab, das ſicher und wertbeſtändig verzinslich angelegt iſt. Der Reviſionsbericht ergab das erfreuliche Bild einwandsfreier Geſchäfts⸗ und Kaſſenführung, ſodaß dem Vorſtande mit Dank und Auerkennung Entlaſtung erteilt wurde. In eine neue Phaſe trat die Kaſſe mit der kürzlich erfolgten Zuſammen⸗ legung der Konzerne Rheinſee und Fendel, deſſen Perſonal bereits zahlreich die Mitgliedſchaft erworben hat und vorerſt durch einen Reviſor vertreten iſt. Auch die jetzige General⸗ direkton ſteht der Kaſſe ſympathiſ ſch gegenüber, womit alle Be⸗ dingungen für eine raſche Weiterentwicklung gegeben ſind. Schw. * * Ausſtellung der Amicitia⸗Preiſe. Bei der Firma Engelhorn u. Sturm ſind augenblicklich in einem Fenſter des Neubaues die zahlreichen Preiſe ausgeſtellt, die in dieſem Sommer von den Mannſchaften des Mannheimer . vereins„Amicitia“ errungen wurden. Die geſchmack⸗ le Ausſtellung findet ugs von ernſter 1 1 Arbeit. Sie gibt erfolg⸗ allſeits großes Intereſſe. ſportl icher und in ſeltenem Maße * Freiwillige Feuerwehr der Zellſtofffabrik Waldhof. Der Freiwilligen Feuerwehr der Zellſtofffabrik ſehulichſter Wunſch, eine eigene Automobilſpritze zu beſitzen, iſt geſtern abend in Erfüllung gegangen. Um 5 Uhr fuhr die bekränzte Automobilſpritze unter Vorantritt der Tambourabteilung und gt von den 120 Wehrmännern in den Fabrikhof ein 5 Müller⸗Clemm warf einen kurzen Rückblick die Entwi cklung der Wehr, die in vollem Sinne eine Freiwillige ſei. Er übergab die Automobilſpritze an N dan Knäbel, dankte dem Branddirektor Vau⸗ lont, der durch Unpäßlichkeit abgehalten war, für die In⸗ ſtruktion der Mannſchaften und gab der Ueberzeugung Aus⸗ druck, die Wehr werde ihren guten Ruf ſich erhalten und zur Unterſtützung anderer Wehren ſtets bereit ſein. Kommandant Knäbel daukte für die Vervollſtändigung der Betrieb dauernd treu zu be⸗ auf die Direktion der Fabrik 1 8 der Motorſpritze am tSrüſtung und gelobt den Hoch 8 5 1 ein 1 Unter Benutzung der ten die 5 ferſtrable n die pritze wurde und 5 Den Schluß bildete, nach einer 90 15 ad che 1 e ein Imbiß in der Speiſeanſtalt der Fabrik, zu dem auch Mitglieder der Direktion, Deputierte befreundeter Wehren und ſon ſtige Gäſte erſchienen waren. Der z. Zt. in Berlin weilende Dezernent der Zellſtoff⸗Feuerwehr, Direktor Clauß, gratulierte graphiſch zu dem ſchönen Erfolg, begrüßte ſeine tapfere und ihre Ehrengäſte und ermahnte zur Treue zum e 8 Daimler⸗ 2 geliefert Wehr Otto Hornung. 5, begeht am Nicht nur hier, annheims hinaus, iſt ornung“ beſtens be⸗ ubiläum der Firma . annheii Jubil enzen M ten„Strump 1 Oktober ihr 2 ſondern auch weit die Firma unter 9918 Na äum. launt. Aus kleinen Anf 5 5 der rührige ber, durch die i t uarbeiten und ſein Geſchäft in d. es heute mit 1 den maßgebenſten Fften hier am 8e 8 Plat Handtacche ſamt Geld und der neue Regenſchirm verloren gegangen. Der e von heiliger, ſittlicher Pflicht⸗ erfüllung durchdrungen, griff die Obdachloſe auf, führte ſie in den Ort hinein und ſchob ſie behutf ſam durch die Türe des Ortsarreſtes mit den Worten:„In der Ecke dort hinten ſteht eine Pritſche, dort können Sie Ihren Rauſch ausſchlafen. Morgen reden wir weiter!“ Sprachs, drehte den Schlüſſel im Schloß um und ver⸗ ſchwand; denn er hatte jetzt Feierabend. ie Jungfer ſchwankte in die 5 war ſtichdunkel im Raum. Was 9 geſchah, bleibt ins Dunkel gehüllt. Am nächſten Morgen, mit einem Kächele Suppe beladen, ſtolperte der Polizeidien er menſchenfreundlich hinab in das Ve erließ. Aber ſiehe, ſein Geſicht, als er ein Pärchen ein⸗ ächtiglich auf der Pritſche hocken ſah:„Ja— aber— ja 5 5— wie iſch das möglich. He nai aber au!“ Und es kam alles heraus. Ein Glück, daß die beiden ſich heiraten wollten— ehrbare Leute, als die ſte ſonſt galten—, es war ja nicht zu ermeſſen, wa 5 ein Schlamaſſel dem Schandarm hätte aus dieſer fertigen Gefangenſetzung erwachſen können. Nicht auszude en, ſowas! Und ein Schandarm als Amor, ſtellt t euch einmal das bezeichnete Ecke. 5 leichtfe nk vor! Berliner Humor Daß der„echte“ Berliner über einen guten Witz verfügt, wiſſen wir. Er iſt unerſchöpflich darin, jede Situation kurz aber treffend zu gloſſieren. Vor kurzem trafen ſich in irgend einer Kneipe zwei alte Bekannte, die aus Wie derſehen einige Mollen Bier tranken. gegenſeiti Erlebniſſe, bi „Haſt du dir für den nächten 4 8 det können wir beim letzten Bier noch beſprechen.“ „Wat meinſte Maxe, wenn wir mal an die friſche Luft Sie erzähl ten ſich eine ſeinen Freund fragte: fübren und en bisken angelten?“ Son langweiliger Kram. det iſt 1 8. „Dazu habe ick keene Juſt. Nur u warten, bis en Fiſch anbe 8 „Haſt du ne 1 ni ichts „Dat de die 5 5 Angeln ſich eener blöd, der angelt.“ „Menſch red keen eener 15 ** Det Uffregende beſteht darin, daß karte hat!“ tele⸗ Sonntag ſchon feſtj jelegt? bekanntlich ein Orcheſterdirigent und Orcheſtererzieher v hohem Rang, hat ſoeben im Verlage von J. J Weber Leipzig ein or buch des Dirigierens veröffentlicht. Freude über das angewieſen lich ſei. Feuer⸗ * KReuerwerbungen der Städtiſchen Bücher⸗ und Leſehalle. Erzählende Literatur und Gedichte: Alverdes: Die Pfeifer ⸗ ſtube; Eipper: Menſchenkinder; Ulitz: Aufruhr der Kinder. Jüngſte Arbeiterdichtung: Ausgewählt von Bröger; Bernard: Die Fahrt ins Ungewiſſe. Aus eee Gebieten: Bar⸗ lach: Ein ſelbſterzähltes Leben. 1928; Thoma, Hans. Brief⸗ wechſel mit Henry Thode. 1928; Hensel: Die neue Welt. 1920 Daniel: Neues geographiſches Handbuch 1929. Fremde Sprachen: Grey: Deſert Gold; Weat: The Ruin. Leſe⸗ 9 e: Der Deutsche Fübter von 1 Norwegen und almatien und die Rohkoſt.—Heilkoſt; n Die Reform Die Idee der Ehe und die Ehe⸗ ſcheidung; Knoke: Was kann unſere Tochter werden?;. ner's Geographiſch⸗Sta tiſtiſche Tabellen aller Länder der Erde. 70. Ausgabe 1929. Zeitſchriften: Der deutſche Kaufmann im Auslande; Deutſche Färberzeitung; Organ für die Fort⸗ ſchritte des Eiſenbahnweſens; Der Erdball; Die Gartenwelt; Natur und Kultur; Im Luftraum. Adriaz Mangold: der Männerkleidung; Weber: * Roſengarten⸗Reſtaurant Mannheim. Die eröffnung bekannten Roſengarten⸗Reſtaurants erfolgt am morgigen Sonntag, 29. September, 12 Uhr mittags. Aus Anlaß des Akademiekonzertes ſteht das Reſtaurant ſchon Samstag abend den Konzertbeſuchern zur Verfügung. Geſchäftsverlegung. Die Firma Gebrüder Buck, das altrenommierte Bildereinrahmungsgeſchäft, deren Gründung im Jahre 1895 erfolgte, während das Stammhaus ſchon ſeit 1870 beſteht und zuletzt in der Heidelbergerſtraße in Verbin⸗ dung mit der Gemäldegalerie war, hat nun wieder eigene Räume bezogen. Das in der Nähe der alten Dragoner⸗ kaſerne liegende Anweſen M 4, 1 wurde unter der Leitung des Architekten A. Lehmann vollſtändig umgebaut. Die Werk⸗ ſtätten, die Rahmenfabrik, die Verkaufsläden und vor allem die Ausſtellungsräume für die gerahmten Reproduktionen, die Gemälde uſw. befinden ſich im 1. und 2. Stock. Die Gemälde⸗ galerie in der Heidelbergerſtraße wird nach wie vor für gute alte und moderne Kunſt weitergeführt. neuen Geſchäftsräume der Firma dürfte für dieſe auch einen neuen Aufſchwung bringen. 5 Wieder⸗ des * Mannheimer Rundfunk????? Die Jubelfeier unſerer Mannheimer Muſikakademie am Samstag, 28. Sepiember im . wird durch den„Badenſender“ in Frer⸗ burg i. Br. übertragen. Nur einen kleinen Teil der Mann⸗ heimer Muſikgemeinde faßt unſer Nibelungenſaal, ſo daß Nichtauserwählte auf die Uebertragung durch den Rundfunk ſind. Sind ſchon die Sender Frankfurt und Stuttgart keine vollwertige Rundſunkverſorgung für das badiſche Unterland, 1 5 hierzu eines eigenen Senders be⸗ dürfte, ſo iſt„unſer Badenſender“ in Lage, die Belange des badiſchen Unterlandes zu er⸗ füllen. Der Sender Freiburg, dieſer minderwertige Spröß⸗ ling der unvollkommenen Mutter Stuttgart, kann nur mit hochwertigen, infolgedeſſen teuren Geräten in Mannheim ab und zu gerade noch gehört werden. In letzter Zeit iſt er außerdem noch überlagert durch ausländiſche Sender. Welchen Zweck verfolgt die Reichsrundfunk⸗Geſellſchaft mit dieſer Hintanſetzung der Jubelfe 175 der Süddeutſchen Kunſtmetro⸗ der pole Mannheim? Zählt Mannheim überhaupt nicht mehr? Wenn ſchon e und Frankfurt ihre örtlichen Ver⸗ anſtaltungen vorzieh hätte doch mindeſtens eine Ueber⸗ tragung auf einen hier hörbaren Sender in die Wege geleitet werden können? Hatte denn die Mannheimer Beſprechungs⸗ ſtelle keine Ahnung von der Wichtigkeit dieſes Ereigniſſes, welches ſicher einer Uebertragung durch den Deutſchlandſender würdig gweſen wäre? Auf zahlreiche Anrufe, die beredtes Zeugnis von dem Intereſſe der hieſigen Hörer ablegen, mußte die Radi ein ſolches Verſäumnis der zuſtändigen Sie wird im Namen egen eine ſolche Mißachtung ureigenſter Mannheimer Inter⸗ eſſen Proteſt einlegen. Stellen ganz unerklär⸗ 8 * Den Verletzungen erlegen. Der Sohn des Ratsdieners Klemm aus Sulzbach bei Weinheim, der Streifenmeiſter bei der hieſigen Polizei, Franz Georg Klemm, war vor kurzem bei einer Motorradtour in der Rheinpfalz, wie ge⸗ meldet, bei der Begegnung mit einem Langholzwagen ſchwer verunglückt. Mit ſchweren Verletzungen am Kopfe war er dem Krankenhauſe in Landau zugeführt worden. Dort iſt er ſtern ſeinen Verletzungen erlegen. Klemm war 25 Jahre alt und ledig. Die Beerdigung findet am heutigen Samstag vom Aerlicen 1 in 5 aus takt. 7 Theater und Muſik Der„Arme Vetter“ kommt. findet im Nationaltheater die Erſtaufführung von Ernſt Bar ⸗ lachs Drama„Der ar 75 Vetter“ ſtatt. Die Spiellei⸗ tung Dr. Gerhard Stor z. Barlach, als einer der be⸗ deutendſt den modernen Bildhauer und Graphiker in weiten Kreiſen bekannt, iſt auch als Dramatiker ein Geſtalter von tiefer Originalität. Das hier zur Aufführung kommende Werk „Der arme Vetter“ läßt aus einer Fülle von Geſtalten vo plaſtiſcher Wirklichkeit das Motiv des weltſcheuen Seelenme ſchen hervortreten, der, ſelber am„Leben“ und ſeinen bruta Alltagsſchrecken verzagend, doch zum Seelenwecker in ſei n empfänglichen Mitmenſchen wird. Der Königsberger Generalmufikdirektor Scherchen, hat Soviele Bücher über die Kunſt des Taktſchlagens das muſi⸗ kallſche Schrifttum bereits aufweiſt, ein 5„ und umfaſſendes Lehrbuch der Orcheſte leit! ing 1 b 9 ſehlt. Mit ausgezeichnetem a Scherchen ſeine reichen 5 ſeines Buches nutzbar gemacht. nur ein gründliches inneres zuführenden Werke, Tonwerkzeuge des Orcheſters farbe it 15 7 Teil des Buches einer eingehenden Orcheſterkunde gewidmet. Dief Teil unterſcheidet ſich von der landläufigen„Inſtrumen⸗ N Vor. nasne tationslehre“, deren 1 vorausgeſetzt wird, im weien lichen dadurch, daß die Belehrung über die inſtrumententech niſchen Eigentümlichkeiten immer im Vordergrunde ſteht. Die letzte große Abteilung des Buches iſt hauptſächlich der eigent⸗ lichen Kapellmeiſtertechnik und der. ing des Dirigenten zum muſikaliſchen Werke gewidmet. Aus ührli che Dirigier⸗ analyſen von Werken Beethovens, Richard Strauß' und Stra⸗ winfky ſchließen ſie ab. * Aehnlichkeit 5 mal, Thea, mein Bräutigam hat ſich auf ſeiner Afrikareiſe mit einem zahmen Affen photographieren la „Sehr inert Welches iſt denn dein eee Dia 1 „Sieh Die Eröffnung dern Freiburg erſt recht nicht otechniſche Geſellſchaft bedauernd erwidern, daß ihr der Hörerſchaft Mannheims Am Mittwoch, 3. Oktober 4. Seite. Nr. 450 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 28. September 1929 Das Finanzamt als Detektiv Die Exgebniſſe des Buch⸗ und Betriebsprüfungsdienſtes Das Reichsfinanzminiſtertum hat am 12. 6. dem Reichs⸗ kage eine Ueberſicht über die Ergebniſſe der im Jahre 1928 vorgenommenen Buch⸗ und Betriebsprüfungen zugeleitet. Dieſe Buch⸗ und Betriebsprüfungen, die durch Beamte der Finanzbehörden vorgenommen wurden, haben den Zweck, Steuerhinterziehungen und Fehlbewertungen z. B. bel Höhe der Abſchreibungsſätze uſw. feſtzuſtellen und— falls ſolche gefunden werden— die entſprechenden Mehrſteuern zu be⸗ ſtimmen bezw. bei offenſichtlichen Steuerhinterztehungen Geloſtrafen zu verhängen. Dieſe Detektivarbeit der[Landes⸗ Finanzämter hat ein beachtliches Ergebnis gezeitigt. Im Jahre 1928 wurden in 51687 Fällen(1927: 57612) insgeſamt 1d. 145 Mill. 4(1927: 1d. 126 Mill. 1) ͤ an„Mehrſteuern“ * bezw. Geloͤſtrafen feſtgeſetzt oder verhängt. Dieſes bedeutet hinſichtlich Höhe der feſtgeſetzten Mehrſteuern gegenüber dem Rechnungsjahre 1927 eine Steigerung von etwa 16 v. H. (Gegenüber den Ergebniſſen 1926: 26 v..) Es erſcheint aber die Tatſache beachtenswert, daß trotz dieſer Steigerung die Höhe der geſamten verhängten Geldſtrafen von rd. 4,7 3(1927) auf rb. 2,9 Mill. J(1928) geſunken a iſt.(Im Abſchnitt des Landesfinanzamtes Karlsruhe iſt die Höhe der verhängten Geloͤſtrafen— wie noch erörtert wer⸗ den wird— leider angewachſen.) Die Ergebniſſe der Buch⸗ und Betriebsprüfungen klei⸗ nerer Betriebe ſind auch in dieſem Jahre nicht mit ange⸗ geben. Das Reichsfinanzminiſterium hat im Jutereſſe der Vereinfachung ber Arbeit hiervon Abſtand nehmen laſſen. Weiterhin lag dem Miniſterium daran, erneut zum Aus⸗ druck zu bringen, daß es weniger darauf ankommt, kleine und kleinſte Fälle zu prüfen, als vielmehr dort einzugreifen, wo ſich die Verhältniſſe wirklich kompliziert darſtellen. Im übrigen handelt es ſich bei den Zahlen nur um Ergebniſſe, die rechtskräftig geworden ſind. Im Bezirk des Landes⸗ finanzamts Karlsruhe wurden im Jahre 1928(1. 4. 28 bis 31. 3. 29) insgeſamt 618 Prüfungen vorgenommen 1927: 767). Mit der Zahl der Prüfungen ſteht das Landes⸗ finanzamt Karlsruhe, das unter den geſamten Landesfinanz⸗ ämtern Deutſchlands hinſichtlich Zahl der Wohnbevölkerung, die dem Landesfinanzamt angeſchloſſen iſt, das 14. größte Londesfinanzamt iſt, erſt an 20. Stelle(1927: an 22. Stelle Bei der Einkommenſteuer wurden 1027 361 1927: 896 832%) an„Mehrſteuern“ feſtgeſetzt, während ſich die verhängten Geldſtrafen in dieſem Jahre auf 32 250% (1927: 29 179) beziffern. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahre eine Steigerung in der Höhe der feſtgeſetzten„Mehr⸗ ſteuern“, und abweichend von der allgemeinen Tendenz in den anderen Landesfinanzämtern eine Steigerung in der Höhe der Geldſtrafen. Mit der Höhe der feſtgeſetzten Mehrſteuern bzw. der verhängten Geloͤſtrafen ſteht der Bezirk Karlsruhe unter den geſamten 28 Landesfinanzämtern an 20. bzw. 15. Stelle 1927: an 19. bzw. an 21. Stelle). Die bei der Kör per⸗ ſchaftsſteuer feſtgeſetzten Mehrſteuern weiſen mit 1774 968 1927: 838 629) auch eine Steigerung auf. Das Landes⸗ finanzamt Karlsruhe ſteht mit dieſem Ergebnis im Jahre 1928 unter den geſamten 28 Landesfinanzämtern bereits an 7. Stelle(1927: an 12. Stelle). An Geldſtrafen wurden 4500„(1927: feine Geloͤſtrafen) verhängt. 5 Hinſichtlich der Umfſatzſteuer iſt die Höhe der feſt⸗ geſetzten Mehrſteuern, die 288 011 1(1927: 521.447 0 beträgt, zurückgegangen. Die Höhe der verhängten Geldſtrafen, die ſich auf 13 000 4(1927: 9980 0) beziffert, iſt angewachſen. Der Bezirk Karlsruhe ſteht an 18. bw. auch an 18. Stelle(1927: an 10. bzw. 22. Stelle). Bei der Ver mb gensſteuer wurden im Jahre 1928: 280 088„(1927: 150 850%) an Mehr⸗ ſteuern feſtgeſetzt und keine Geldſtrafen verhängt(1927: 1980). Karlsruhe ſteht mit der Höhe der feſtgeſetzten Mehr⸗ ſteuern im Jahre 1928 bereits an 3. Stelle(1927 an 10. Stelle). Bei den ſonſtigen Reichsſteuern wurden 219075%(1927: 98 00% an Mehrſteuern feſtgeſetzt und 100(1927: 1208 4 an Geldſtrafen verhängt. Mit der Geſamtſumme der feſtgeſetzten Mehrſtenern(an Reichsſteuern) in Höhe von b 509 476 ¼(1927: 2 397 841%) ſteht das Landesfinanzamt Karlsruhe unter den geſamten 26 Laudesfinanzämtern an 13. Stelle(1927: an 16. Stelle). Hierüber hinaus wurde im Jahre 1928 bei den Landes, Kirchen⸗ und ſonſtigen Steuern ein Mehr von 1142 278% 1927: 490 661 /) feſtgeſetzt. Mit der Höhe der insgeſamt feſt⸗ geſetzten Geldſtrafen, die ſich auf 49 859 ,/(1927: 40 358 0 beziffern, ſteht das Landesfinanzamt Karlsruhe an 14. Stelle (1927: an 22. Stelle). Zur Vervollkommnung des Einblicks in die Verhältniſſe im Bezirk des Landesfinanzamts Karls⸗ ruhe gibt die nachfolgende Zahlenüberſicht, aus der die Ge⸗ ſamtſummen der 20 Landesfinanzämter für die Jahre 1927 und 1928 erſichtlich ſind, einen allgemeinen Ueberblick. Ins⸗ beſondere iſt hieraus auch erſichtlich, wie ſich die Steigerung im Bezirk des Landesfinanzamts Karlsruhe der Mehrſteuern und die Senkung der Steuerſtrafen im Jahre 1928 gegenüber 1927— wie oben bereits erörtert wurde auf die einzelnen Steuerarten verteilt. 2)— feſtgeſetzte Mehrſteuern, b)= feſtgeſetzte Geldſtrafen. 1928 1927 Zahl der Fälle 51 687 57 612 1. 11 Einkommenſteuer 3) 53 445 289 51 255 693 b) 1911 695 2673 142 Körperſchaftsſteuer a) 34 460 838 30 675 745 b) 113 986 200 658 Umſfatzſteuer a) 12 881 508 18 453 262 b) 712 637 1461 742 Vermögensſteuer a) 5285 337 4192 301 b) 68 088 149 491 Sonſtige Reichsſteuern a) 12 204 583 7 387 908 b) 84 300 213 840 K Reichsſteuern 121277 555 Landes⸗, Kirchen⸗ Geſamtſumme an Geſamtſumme an und ſonſtigen Steuern 20 899 35 3 960 4¹⁰ Geſamtſumme an Geldſtrafen 2891 526 4698 873 Die Zuſammenſtellung ergibt, daß im Bezirk Karlsruhe die Zahlen über die Höhe der verhängten Geld⸗ ſtrafen im Jahre 1928 gegenüber den Ergebniſſen 1927 ab⸗ weichend von den Ergebniſſen in den anderen Landes⸗Finanz⸗ amtsbezirken, in denen durchſchnittlich 40 weniger an Geld⸗ ſtrafen gemeldet wurden, angewachſen ſind und daß auch — wie in den übrigen Bezirken— die Höhe der feſtgeſetzten „Mehrſteuern“ um etwa 1,2 Mill.„ angewachſen iſt. Es unter⸗ liegt keinem Zweifel, daß die Buch⸗ und Betriebsprüfungen eine notwendige Einrichtung ſind. Es kann aber andererſeits nicht genug gefordert werden, daß die zahlreichen Klagen der Steuerzahler hinſichtlich eines immer noch zu geringen Ent⸗ gegenkommens der Finanzämter allmählich zu verſchwinden haben, und die Finanzämter in ihrer Arbeit ſich in noch er⸗ höhterem Umfange wie bisher der ſchwierigen Wirtſchaftslage auzupaſſen und dementſprechend auch ihr Entgegenkommen gegenüber den Steuerzahlern einzuſtellen haben. Die Steuer⸗ zahler ſtehen in ihrer Mehrzahl in ſchwerſtem Kampfe um ihre Exiſtenz. Zur Aufrechterhaltung ihrer Arbeitsfreudig⸗ keit hat ſeitens aller Behörden alles zu geſchehen, was nur irgendwie möglich iſt. Mögen die Detektive der Finanzämter in ihrer Arbeit im neuen Rechnungsjahre 1929/30 hiervon durchdrungen ſein! * Rückſichtsloſe Radlerin. Um nicht warten zu müſſen, fuhr geſtern nachmittag an einer Halteſtelle der Straßenbahn am Kaiſerring eine Radfahrerin rückſichtslos weiter. Sie überfuhr dabei eine Frau, die gerade ausgeſtiegen war und den Fahrdamm überqueren wollte, ſo ungeſchickt, daß die Frau den linken Fuß und den linken Arm gebrochen hat und nach dem Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Perſonalien der Radfahrerin wurden feſtgeſtellt. * Dachſtuhlbrand im Kirſchgartshäuſerhof. Am geſtrigen Freitag nachmittag wurde die Berufsfeuerwehr nach dem Kirſchgartshäuſerhof gerufen. Durch ein ſchlecht verſchloſſenes Kamintürchen war ein Dachſtuhlbrand entſtanden. Der Schaden beläuft ſich auf etwa 300. Beim Eintreffen des Löſchzuges war die Gefahr bereits durch Arbeiter beſeitigt. * Vorſicht beim Feueran machen. Durch unvorſichtiges Feuer⸗ anmachen in einem Leimkoch⸗ und Trockenofen entſtand heute früh in dem Anweſen 8 6, 37 ein Brand. Beim Eintreffen des um halb 7 Uhr alarmierten Löſchzuges war die Gefahr bereits beſeitigt. Der Schaden iſt gering. * 25 jähriges Dienſtjubiläum. Der Vorſteher der Ver⸗ ſandabteilung vom Stahlwerk Mannheim, Herr Karl Bau⸗ mann, Meerlachſtraße 29, feiert am heutigen Tage ſein 25 jähriges Dienſtjubiläum beim Stahlwerk Mann⸗ heim. * Jubiläum des Evangel. Landeskirchengeſangvereins für Baden. Der Evang. Landeskirchengeſangverein für Baden feiert am 14. und 15. Juni des nüchſten Jahres in Karls⸗ ruhe ſein ö5ofähriges Jubiläum. Aus allen Landes⸗ teilen werden Kirchenchöre kommen, in vier bis ſechs Kirchen Feſtaufführungen ſtattfinden. Die vereinigten Karlsruher Kirchenchöre haben ſich vorgenommen, Händels Oratorium „Iſrael in Aegypten“ in der Feſthalle unter der nuſikaliſchen Leitung des Landeskirchenmuſikdirektors Dr. Poppen⸗ Heidelberg aufzuführen. Da nunmehr die Vorbereitungen beginnen müſſen, rufen die Kirchenchöre alle ſtimmbegaßten Gemeindemitglieder zur Mitwirkung auf. 60 Jahre Kreiskinderheim Ladenburg J. Ladenburg, 2, Sept. Im Kreiskinder heim wurde am Samstag des 60jährigen Beſtehens der Anſtalt in einer ſchlichten, dem Charakter des Hauſes entſprechenden Feier gedacht. Im Spielgarten hatten ſich die Mitglieder des Verwaltungsrats, der Kreisvorſitzende, Dir⸗llor Lin 3 Mannheim, ſowie eine Anzahl von Gäſten verſammelt. In ſeiner Begrüßungsanſprache dankte der Vorſitzende des Ver⸗ waltungsrats, Kreisrat Karl Zinkgrä f⸗Weinheim, dem Kreisrat für deſſen ſtets bereitwilliges Eingehen auf die Wünſche des Heimes. Weiter begrüßte er Bürgermeiſter Böttger ⸗ Mannheim, Regierungsrat Di. Leiber als Ver⸗ treter des Landrats, Bürgermeiſter⸗Stellvertreter Bargo⸗ lin und Mitglieder des Gemeinderats Ladenburg ſowie Frl. E. W. Drippmacher als treue Freundin des Heimes. Was in den 60 Jahren des Beſtehens der Anſtalt an ſozlaler Arbeit getan wurde, habe in zwei Menſchenaltern reiche Früchte ge⸗ tragen. Große Aufopferung ſei notwendig geweſen, um das Stel 0 erreichen. Der Verwaltung, beſonders der Vorſteherin, Frl. Lleſe, den Helferinnen und dem ganzen Perſonal müſſe man Dank ſagen. Als Vorſigender des Kreistates ſprach Direktor Lin 8 deſſen Glückwünſche ans. Ueber dle Geſchlchte des Heimes habe Herr Zinkgräf ja eine vortreffliche Broſchüre geſchrieben. Wen das Kreiskinderteim in Ladenburg heute innerhalb und außerhalb des Kreiſes ſo hohe Anerkennung finde, ſy ſei dies der Verwaltung, Herrn Zinkg rä, dem Verwaltungsrat, der Leiterin und ihren Helferiunen ſowie dem Hausarzt Dr. Vogel zu zerdankon, Auch der früheren Mitglieder des Ver⸗ waltungsrats wolle man dankbar gedenken. Die vor dem Krieg gefaßten Pläne, ein neues Kinderheim zu erſtellen, konnten nicht ausgeführt werden. Inzwiſchen hätten ſich dem Kreis neue Aufgaben aufgedrängt: der Erwerb eines Verwaltungsgebäudes, die Errichtung einer Wandererherberge und nun die Erſtellung eines Kreis⸗Altersheimes, für das die Stadt Mannheim günſtiges Gelände zur Verfügung stelle. Vielleicht werde es aber doch nicht mehr allzulange dauern, bis in Ladenburg ein modernes Kinderheim gebaut werde. Der Redner hoffte, daß auch dieſes von ſo glücklichen Händen geleitet werde wie das jetzige.— Bürgermeiſter⸗Stellvertreter Bar golini⸗Laden⸗ burg ſprach dem Kreisrat Dank dafür aus, daß er das Kreis⸗ kinderheim zu einer Zierde der Stadt gemacht habe. Auf der Spielwieſe kam nach dieſen Reden ein kuſtlges Treiben auf. In einem„Feſtzug“ waren dle Kleinen herbei⸗ marſchiert und beſtritten nun das Programm. Nachdem genung geſungen und getanzt war, zogen ſie in den feſtlich geſchmückten Saal, wo auf den niedlichen Tiſchen Schokolade und Kuchen aufgedeckt war. Jedes Kind bekam außerdem ein kleines Spielzeug; daß die Freude groß und laut war, läßt ſich denken. Auch bei dieſer Gelegenheit konnte man ſich wieder der un⸗ gezwungenen, kindhaften Natürlichkeit der Kleinen freuen. Keine Spur der früher in derartigen„Erziehungshäuſern“ üblichen anſtalksmäßigen Scheu war da zu bemerken. Wenn während des Spieles der Himmel auch grau verhängt war und ſogar ab und zu feine Regentropfen fielen, ſo war es doch, als uh Sonneuſchein über der Wieſe liege, die Sonne eines gliick⸗ lichen Kinderhimmels 5. 106 964 909 Mit„Graf Zeppelin“ um den Erdball Zum Vortrag Max Geiſenheyners in Mannheim Wie ſchon kurz erwähnt, wird am morgigen Sonntag abend int Nibelungenſaal einer der Teilnehmer am Zeppelinweltflug einen Vortrag mit Lichtbildern darüber halten. Es wird unſere Leſer in⸗ tereſſieren, daß Max Geiſenheyner, der Sonderberichterſtatter der „Frankfurter Zeitung“ und des„Illuſtrierten Blattes“, Frankfurt a.., einer der wenigen deutſchen Journaliſten war, die überhaupt die Fahrt mitgemacht haben. Er hat bereits das gigantiſche Unter⸗ nehmen in einem Bild⸗Buch als Erleben des ſenſiblen und große Eindrücke mit Leidenſchaft in ſich aufſaugenden Schriftſtellers wieder⸗ gegeben.(„Mit„Graf Zeppellin“ um die Welt.“ 112 Seiten Text mit zahlreichen, bisher noch un veröffentlichten Originalaufnahmen in Kupfertiefdruck. Verlag der Frankfurter Societäts⸗Druckerei G. m. b.., Frankfurt a..) Er beſchreibt den ſtarken Eindruck des Abſchieds in Friedrichshafen, das äußere und innere Sichlöſen von der Erde, die Jubelfahrt über deutſche Erde und deutſche Städte, das majeſtätiſche Dahingleiten über die Felder, Steppen, Sümpfe und brennenden Wälder Rußlands und der ſtbiriſchen Einöde; er macht dast Gefühl des Stolzes auch in uns lebendig, in dem Eckener mit dem lakoniſchen Ausruf„Das iſt Luftſchiffahrt!“ am Rande Aſiens das Meer begrüßt. Die wenigen Tage in Japan haben dem deutſchen Gaſt eine Fülle von Farben zu einer maleriſchen Schilderung des für unſere Begriffe immer noch phantaſtiſchen Inſelreichs geliefert. Daun kommt der Flug über den Stillen Ozean, der größte von Menſchen bisher vollbrachte Ozeanflug, und doch nur eine Etappe der Weltfahrt. Es war großenteils ein Flug durch Nacht und Nebel, Geiſenheyner hat dabei ſelbſt einmal am Steuer geſtanden. Er erzählt weiter von Amerika, von San Francisco, Los Angeles, Chicago, Newyork, von Wolkenkratzern und Prärien; er beſchreibt das Leben an Bord, dite kunterbunte Miſchung von Arbeit und Salondaſein, wobei es oft luſtig zuging; er zeichnet Eckener und ſeine Kameraden und berichtet auf Grund ſeiner Unterhaltungen von den Zukunftsplänen des Zeppelinkommandanten. Das geſprochene Wort wird morgen Abend das geſchriebene noch weiter ergänzen. Jilm-⸗Rundſchau Schauburg:„Lemkes ſel. Wwe.“ Zilles„Miljöh“ in Reinkultur. Geſtalten, ganz wie ſie Zille feſt⸗ gehalten hat. Die Atmoſphäre des ganz kleinen Mannes zieht durch die Filmhandlung. Menſchen der Ackerſtraße ſpielen und leben ihr Leben. Im Mittelpunkt ſteht der junge, etwas ſchwerfällige tapſige Lemke(Fritz Kamper), der trotz ſeines heiratsfähigen Alters von ſeinem Vater kräftige Ohrfeigen ohne Widerrebe einſtecken muß. Ein gutmütiger, harmloſer Kerl, der nur ſeine Ruhe haben will. Seine Braut und nachherige Frau(Liſſt Or a) iſt reſoluter. Nachdem ſie ihrem Geliebten ein Geheimnis anvertraut hat, drängt ſie auf die Heirat, die daun, wie es in dieſen Kreiſen üblich iſt, entſprechend ge⸗ fetert wird.—„Geſtern war ein ſchönes Feſt, alles wieder voll geweſt.“ — Am ſchlechteſten ſchnitt wie immer der junge Ehemann ab, der aus ſeiner Katerſtimmung überhaupt nicht herauskommt. Auch eine kräf⸗ tige Ohrfeige, die ihm ſeine gewichtige Tante verabreicht, vermag ihn nicht aufzurütteln. Er hat Heimweh nach der Mutter. Als daun das Kind da iſt, löſt ſich alles in Wohlgefallen auf. Große Verſöhnung und glückliche Heimkehr. Das Ganze eine belanglose Angelegenheit, die aber durch die geſchickte Behandlung des Stoffes angenehm und erheiternd wirkt. Die Ausſtattung iſt der Handlung ſehr gut an⸗ gepaßt. Der humoriſtiſche Roman von Erdmann Gräſer hat durch dieſen Film ſeine ausgezeichnete Verkörperung erfahren. Im 2. Film„Geheimniſſe des Zirkus Barré“ zeigt Harry Piel, der Allerweltskerl, ſeine Fertigkeiten, die allmählich albern und langweilig wirken. 85 Kommunale Chronik Der Lahrer Oberbürgermeiſter gewählt * Lahr, 27. Sept. Heute nachmittag von 12 bis 1 Uhr fand im Rathausſaal die Neuwahl des Oberbürgermeiſters ſtatt. Von 86 Bürgerausſchußmitgliedern ſtimmten 80 ab. Bürgermeiſter Heinrich Wolters aus Opladen erhielt 66 Stimmen, der Kommuniſt Lechleiter, Redakteur in Mann⸗ heim, 6 Stimmen. Weiße Zettel wurden 7 abgegeben, 1 Zet⸗ tel war ungültig. Heinrich Wolters iſt ſomit zum Ober⸗ bürgermeiſter der Stadt Lahr gewählt. Er ſteht im 44. Lebensjahr. Der Saarbrücker Stadtrat zu den Saarverhandlungen :( Saarbrücken, 25. Sept. Die Stadtverordneten ⸗ verſammlung von Saarbrücken hat eine Entſchlie⸗ ßung gefaßt und an die Reichsregierung telegraphiſch über⸗ mittelt, in der ſie ihrer beſonderen Freude darüber Ausdruck gibt, daß die deutſch⸗franzöſiſchen Verhandlungen über die Bereinigung der Saarfrage in Paris ihren Aufaug nehmen. Sie erneuern ihr Gelöbnis un ver br chlicher Treue zu ihrem deutſchen Vaterland und erwarten, daß die Verhandlungen baldigſt zu der reſtlo ſen politiſchen Befreiung des Saargebietes führen unter Ab⸗ lehnung jeden politiſchen Uebergangsregi⸗ mes. Zugleich erwarten ſie unter Ablehnung aller Inter⸗ nationaliſterungs⸗ und Privatiſterungstendenzen die Rückgabe der Gruben und eine Regelung der handels⸗ und zollpoliti⸗ ſchen Verhältniſſe im Geiſte deutſch⸗franzöſtſcher Verſtändi⸗ gung. Kleine Mitteilungen Durch einſtimmigen Beſchluß des Stabtrates iſt Sanitäts⸗ rat Dr. Zunken, dem langjährigen Krankenhausarzt, das e e der Stadt Miltenberg verliehen worden. Schluß des redaktionellen Teils 4 „Ein Versueh wird jeden Zweifel beheben! Kaffe Hag schmeckt tatsäenlich Senso gut Wies anderer Sonenkaffee bester Oudalität. Er ist sine Mischung feinster zentral und süd- Amerikanischer Kaffeesorten And hat Gazu Noch den Vorzug, dag er coffeinfrei und völlig unschädlichist. Sie können ihn Jecerzeit ohne Ssdenken trinken. Versuchen Sie nn doch Mal, Sie werden überrascht sein, gnädige Frau E 4 F 8 Samstag, den 28. September 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 450 Aus dem Lande Todesſturz vom Nad *. Forbach i. Murgtal, 27. Sept. Auf der ſteilen Murg⸗ ſtraße ſtür zte die 13 Jahre alte Paula Bauknecht vom Rad und erlitt einen komplizierten Schädelbruch, dem ſie erlag. 5 Kriegsbeſuch aus Flandern * Lahr, 27. Sept. Einige hier und in der Umgebung wohnende Angehörige der 6. Artillerie⸗Munitionskolonne erhielten lt. Freiburger Zeitung dieſer Tage un vermutet Beſuch ihres ehemaligen Quartierwirtes, eines Metzgermeiſters aus Flandern. Sie feierten ein frohes Wiederſehen mit dem Manne, bei dem ſie im Kriege über ein Jahr lang in Quartter gelegen hatten. 5 * 5 5 Schwetzingen, 27. Sept. Im Oktober ſoll in der hieſtgen Bezirtogewerbeſchule eine Friſeur⸗Fachſchule eröffnet werden, für die bereits 25 Anmeldungen vorliegen. L. Wiesloch, 26. Sept. 1. hielt am Samstag eine Delegiertenverſammlung in Wiesloch ab, um über die nähere Konſtituterung zu beraten. Da der in Vorſchlag gebrachte erſte Vorſtand, Sparkaſſenverwalter S 0 1 op p, aus Geſundheitsrückſichten das Amt zurückwies iſt auf den kommenden Sonntag eine zweite Verſammlung an⸗ beraumt, zu welcher auch dem Vernehmen nach der Vorſitzende des Badiſchen Sängerbundes, Dr. Metzger, ſein Erſcheinen zugeſagt hat. Als zweiter Vorſitzender wurde Ratſchreiber Pfah I- Walldorf gewählt.— Die Sech zi gfährigen tra⸗ fen ſich am letzten Samstag im Deutſchen Hof. Der Leiter der Veranſtaltung, Karl Hummel, konnte von 46 nicht weniger als 40 Alterskameraden und»kameradinnen be⸗ grüßen. Bei theatraliſchen und muſikaliſchen Darbietungen der Mitglieder des Württemberger Volkstheaters und des Zithervereins, ſowie im Austauſch alter Erinnerungen floß der Abend raſch dahin. Juſtizoberinſpektor Hecker dankte all denen, die zum Gelingen der Feier beigetragen hatten. Nachbargebiete Feſtnahme eines Traubendiebes * Nenſtadt a. d. Haardt, 27. Sept. Geſtern abend 9 Uhr wurde ein hieſiger Arbeiter in der Wallſtraße mit einem mit Trauben und Birnen gefüllten Ruckſack angetroffen. Die Feſtſtellung ergab, daß die Trauben und Birnen geſtohlen waren. Bei einer Hausſuchung wurden in der Wohnung des Arbeiters 3 Fäßchen Rotwein und ein Fäßchen Weiß⸗ mo ſt ſowie eine mit Trauben gefüllte Korbflaſche ge⸗ funden. Dieſer Wein war aus geſtohlenen Trauben her⸗ geſtellt und wurde von der Polizei beſchlagnahmt. Raubüberfall * Hagenau i.., 27. Sept. Auf der Straße zwiſchen Hagenau und Wintershauſen wurde der in den 50er Jahren ſtehende Landwirt Joſeph Erny aus Berſtheim, der in Hagenau Hopfen abgeliefert hatte, auf ſeinem Fuhrwerk überfallen, durch einen Schlag auf den Kopf betäubt und daun eines Betrages von 350 Fr. beraubt. 500 Franken fand der Wegelagerer nicht. Das Pferd fand allein den Weg nach Berſtheim, während Erny bewußtlos im Wagen lag. 85 * Ludwigshafen, 28. Sept Die Stadt Ludwigshafen hat aus Anlaß des Beſuches des Reichsrates eine Denkſchrift herausgegeben, in der in ausführlicher und überſtchtlicher Weiſe die Wirtſchaftsfragen der Stadt behandelt werden. * Dannſtadt, 26. Sept. Heute feierte der in allen Bevölke⸗ rungsſchichten wohlbekannte und beliebte Altbürgermeiſter Ludwig Daub den 70. Geburtstag. Dem Jubilar wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Gerichtszeitung Aus den Mannheimer Gerichtsfälen Ein Vergehen gegen das Mieterſchutzgeſetz hatte einen tragikomiſchen Einſchlag. Ganz draußen an der Max Joſef⸗ ſtraße(Fohlenweide) ſteht in einem Kleingarten eine elend zuſammengeſchuſterte Baracke. Ste ſoll 11 Mtr. lang, 3 Mtr. hoch und 5 Mtr. breit ſein. Sie faßte aber nach den Akten nur 9 Quadratmeter und nach dem„Umbau“ 15 Quadratmeter. Obwohl der Garten ſtädtiſches Eigentum iſt kauft ſie der . Wilhelm Poes im Juni kurzerhand von dem Päch⸗ er für 100 Mark, den Garten für 30 Mark. Sein Rechtsbei⸗ ſtand bei der Transaktion war der heutige Mitangeklagte 67jährige Jakob Heinr. Koch.„Elektro⸗ Homöopath“, nennt er ſich und„Rechtsagent“.„Ich habe Biochemie und Biologie ſtudiert und das Phyſikum gemacht“ erwidert er auf die Frage des Vorſitzenden. Sein Aufenthaltsort pendelt zwiſchen Herrnsheim und Lugwigshafen, wo ſeine Frau wohnt. Ein Wirrkopf ſchlimmſter Sorte, der mit dem Geſetze ſchon aufs ſchwerſte in Konflickt gekommen iſt. Obſchon die Ueber⸗ nahme ſtädtiſcherſeits am 13. Jult 1928 anerkannt wird, fer⸗ tigte er einen Vermietvertrag der Backſteinbaracke ab 1. Juni 1929 für den Steinarbeiter Bechtold an. Ein Unikum an Widerſprüchen und Unſinn iſt der Vertrag. Aber er weiß Forderungen zu ſtellen, die den Stempel des Miekwu che r S an der Stirn tragen. Die Baracke wird zu 25 pro Woche Der Sängergau Wiesloch dem Manne überlaſſen. Hat er 500 4 bezahlt, dann iſt das „Haus“ ſein! Der Mieter riß die eine Wand ein und ſetzte die Mauer weiter heraus, legte oben Dachpappe darauf und nun wurden es zwei Zimmer und Küche, in denen 6 Perſonen hauſten. Als der Mieter und ſein Arbeitgeber 368& bezahlt hatten, gab es eines Tages Krach. Dem„Rechtskonſulent“ wurden von dem Mieter die Zähne eingeſchlagen. Es folgte Räumungsklage. Es werden 10 pro Monat zuge⸗ ſprochen. Der angeklagte Vermieter hat keine Ahnung von der Ungeſetzlichkeit des ganzen Vertrages. Ganz wild wirft ſich der Herr„Rechtskonſulent“ auf der Anklagebank hin und her, weil er nicht in die Vernehmung ſeines Opfers hinein⸗ reden darf Mit einem Male ſpringt er auf, packt ſeine Akten und will die Anklagebank verlaſſen. Der Gerichtsdiener hält ihn feſt. Endlich kann er ſich Luft machen, reden. Natür⸗ lich iſt ſein Vertrag ein Produkt reifſter juriſtiſcher Kenntniſſe. Als der Verteidiger des Invaliden, Dr. Linz, geſprochen— ſein Verteidiger Braun legte während der Verhandlung ſein Mandat nieder— wird er gefragt: Haben Sie noch was zu ſagen?„Wir haben doch bei der Räumungsklage 10/ ver⸗ langt und das iſt auch in den Akten anerkannt. Und heute werden wir wegen Mietwucher angeklagt. Wenn man das für richtig hält, dann ſind wir alle Eſel, ſchreit er und haut die Akten auf die Bank.„Iſt das Ihr letztes Wort!“ meint der Einzelrichter Karlowa mit feiner Ironie. Er ſprach den Fabrikanten des famoſen Rechtsbeiſtandes frei und ver⸗ urteilte den Invaliden wegen fahrläſſigen Mietwuchers zu 100% Geldſtrafe.„Jedenfalls tun Sie beſſer, ſich in Zu⸗ Sportliche SV. Juverläſſigkeitsflug 1929 Der erſte Tag Trotz des Bodennebels, der am Freitag morgen herrſchte, gingen die 35 Teilnehmer des diesjährigen DeV⸗Zuverläſſigkeitsfluges mit ihren Maſchinen auf die Strecke, um die durchſchnittlich 518,08 Km. der erſten Tagesetappe zu erledigen. 30 Flugzeuge legten die vor⸗ geſchriebene Strecke zurück und ſind für Samstag wieder flugklar. Im Wettbewerb ſelbſt ſind noch: Freiherr von Gravenreuth⸗Berlin auf Klemm⸗Salmſon, Mecklenbg. Aero⸗Club auf GMch Il mit Anzani⸗ motor, Badiſch⸗Pfälziſcher Luftfahrtverein(Mann⸗ heim) auf Klemm⸗Salmſon, Privatbeſitzer Fußbahn(Böblingen) auf Klemm⸗Salmſon, Hirtz⸗Stuttgart auf Klemm⸗Salmſon, Anton Rie⸗ diger(Ebingen) auf Klemm⸗Salmſon, Württembergiſcher Luftfahrt⸗ verband(Stuttgart) auf Klemm⸗Salmſon, Arbeitsgruppe für Luft⸗ fahrt Köthen auf Klemm⸗Salmſon, Siebel auf Klemm⸗Salmſon, Club für Luftfahrt Köln, Verein für Luftfahrt München⸗Gladbach, Rheydt und Umgebung auf BDW mit Siemens⸗Motor, Emmy Bienhorn auf Be W mit Siemens⸗Motor, Fritz Güttler⸗Elſterwerda auf BW mit Siemens⸗Motor, Düſſeldorfer Aero⸗Club auf Klemm⸗Daimler, Flug⸗ wiſſenſchaftliche Vereinigung Frankenhauſen auf Klemm⸗⸗Daimler, Johann Koenen⸗Köln Braunsfeld auf Rapka 9 mit Anzani⸗Motor, Gerd Achgelis⸗Bremen auf Focke⸗Wulf mit Siemens⸗Motor, Walde⸗ mar Müller auf Junkers. Von den Auflug⸗Prämien, die der Magiſtrat der Stadt Berlin für diejenigen Flugzeuge, die die Reichshauptſtadt am ſchnellſten er⸗ reichen, ausgeſetzt hat, erhielt der Verein zur Förderung des Flug⸗ weſens Kottbus den größten Anteil. In den Reſt teilen ſich die übri⸗ gen drei Preisträger und zwar: Frhr. Gravenreuth, Siebel⸗Berlin und Fr. Güttler⸗Elſterwerda. * Am Freitag hat der ſich auf drei Tage mit je 500 Kilometer er⸗ ſtreckende Zuverläſſigkeitsflug ſeinen Anfang genommen und der Bad. Pfälz. Luftfahrt⸗Verein Mannheim kann mit dem durch prächti⸗ ges Wetter begünſtigten Ergebnis des erſten Tages außerordentlich zufrieden ſein. Die erſten beiden Beſatzungen haben ohne jede Stö⸗ rung die Pflichtſtrecken pünktlich durchflogen und zwar iſt die Be⸗ ſatzung Flugzeugführer Schlerf mit Orter Fritz Schneider die Strecke, Mannheim, Freiburg, Mannheim, die 846 Klm. beträgt, in 2 Stunden 47 Minuten reiner Flugzeit geflogen, was einem Durch⸗ ſchnitt von 123,5 Klm. pro Stunde entſpricht. Da die Sollgeſchwindig⸗ keit des Flugzeuges mit 105 Km. vom Deutſchen⸗Luftfahrt⸗Verband angeſetzt iſt, wurde hierdurch ſchon ein ſchöner Vorſprung erzielt. Auch die zweite Beſatzung Flugzeugführer Karl Chr ſt, Orter Karl Ganter, haben die Strecke, Mannheim, Würzburg, Frankfurt, Mannheim mit 279 Klm. in reiner Flugzeit von 2 Stunden 45 Min. zurückgelegt, was einem Durchſchnitt von 102 Klm. entſpricht. Es iſt zu hoffen, daß morgen und auch am Sonntag die eingeſetzten Be⸗ ſatzungen in derſelben günſtigen Weiſe abſchneiden, dann wird der Bad. Pfälz. Luftfahrt⸗Verein in dieſem größten deutſchen Sport⸗ flug⸗Wettbewerb vorzüglich abſchneiden. Handball Die Vorrunde um den Handball⸗Pokal Fit die am 3. November ſtattſindende Vorrunde um den Händballpokal der Deutſchen Sportbezzrde wurde nachfolgende Paurung vorgenommen: Weſtoeutſlchans gegen Süddeutſchland; Mitteldeutſchland gegen Balten⸗Verband; Südoſtdeutſchland gegen Norödeutſchland. Spielfrei bleibt Brandenburg. Die Spiele ſelbſt finden jeweils im Gebiet der erſtgenaunten Verbände ſtatt. Handball der Turner Noch einmal Ausſcheidung für die Meiſterklaſſe Nach der beſchloſſenen Erweiterung der Badiſchen Turner⸗Meiſter, klaſſe und durch das Ausſcheiden des Turnerbundes Jahn Oftersheim aus dieſer, muß vom Mannheimer Gau neben 7G. Rheinau und Tg. Oftersheim noch eine weitere Mannſchaft ermittelt werden. Den nächſten Platz der verfloſſenen Aufſtiegsrunde nehmen mit gleicher Punktzuhl Jan Neckarau, TV. 1846 und Tade. Ketſch ein, die nun noch einmal gegeneinander anzutreten haben. Die Ausloſung führt am Samstag nachmittag Tgöe. Ketſch und TV. 1846 in Neckarau zufammen. Der Sieger aus dieſem Spiel muß ſich daun am Sonnta in Sandhofen dem TVB. Jahn Neckarau ſtellen. Wer von den dre Manuſchaften das Glück hat aufzuſteigen, läßt ſich ſchwer voraus⸗ ſagen. Gr. Kampf um dir Oberrhein⸗Schachmeiſterſchaft Die 2. Partie, in der Ruchti die weißen Stein führte, wurde ab⸗ gebrochen. Sie wird am Samstag, 28. September nachmittags im Kauſmannsheim weiter geſpielt. Die 3. Partie wirs am Dienstag, (1. Oktober) abends geſpielt. nun eine wunderbare u den Kopfſchuppen⸗Bazillus ſofort kunft einen anderen Rechtsbeiſtand zu ſuchen, als dieſen Wirr⸗ kopf“, ſchloß der Vorſitzende ſeine Begründung. Freiſpruch Am 10. Juni d. F. entſtand in ber Scheune von Bernhard Schmidt in Hockenheim ein Brand, der ſofort auf den anſtoßenden Schopfen übergriff und außerdem eine weitere Scheune und zwei Schopfen in Aſche legte. Der 24 Jahre alte Spenglermeiſter Wilhelm Eichhorn von Hockenheim und ſein Lehrting waren an dem Dachkandel der Scheune Schmidts mit Löten beſchäftigt. Erſterer iſt angeklagt, fahrläſſig den Brand verurſacht zu haben. An der Lötſtelle waren Ziegel abgedeckt und der glühende Lötkolben ſoll das bis an das Dach reichende Stroh entzündet haben. Das ganze OLöt⸗ zeug war zu Gericht gebracht und wurde in Tätigkeit geſetzt. Der Meiſter behauptet, er habe alle Vorſicht walten laſſen, auf einmal ſei aber— nicht direkt an der Arbeitsſtelle Rauch aus dem Dache gedrungen, dann hätten die Flammen herausgeſchlagen. Der Brand müſſe auf udere Wetiſe ent⸗ ſtanden ſein. Auch der Lehrling beteuert, weder geraucht, noch ſonſtwie mit Feuer umgegangen zu ſein. Auch bei den Aus⸗ ſagen der übrigen Zeugen kommt nichts heraus. Der Ge⸗ bäudeſchaden betrug 6700, der Fahrnisſchaden 1500. Der Staatsanwalt beantragte 100 4 Geldſtrafe. Das Gericht, Vorſitzender Amtsgerichtsrat Schmitt, ſprach jedoch den durch R. A. Maiſchofer⸗Schwetzingen verteidigten An⸗ geklagten fret. Rundſchau Turnen Turnhallenweihe in Feudenheim Innerhalb kurzer Zeit kann der Mannheimer Turngau die Turn gallenweihe eines öͤritten ſeiner Vereine verzeichnen. Nach Jahn Neckarau und TV. 1877 Waldhof iſt es nun der Turnverein„Ba deu“ Feudenheim, der am kommenden Samstag fein Eigenheim der Beſtimmung übergibt, und mit der Hallenweile ein Schaufechten und Schauturnen am Sonntag verbindet. In der ehemalißen Schieß⸗ halle der Schützengeſellſchaft wird ſich nunmehr die turneriſche Arhaft der Feudenheimer abwickeln, denen nach vielen Mühen und großen Schwierigkeiten es gelungen iſt nach dem Erwerb im Jahre 1927 den zweckmäßigen Ausbau nunmehr fertigzuſtellen. Athletik kutſchland— Frankreich im Ringen Für den am 30. November oder l. Dezember in Nürn⸗ berg ſtattfindenden Länderkampf der Amateurringer von Deutſch⸗ land und Frankreich iſt die deutſche Mannſthaft bereits wie folgt auf⸗ geſtellt worden: Brendel(Nürnberg); Maier(Dortmund); Kax⸗ mater(Göppingen; Földeak(Hamburg); Krämer(Duisburg); Müller(Kreuznach); Gehring(Ludwigshafen). Pferdeſpor! Reitturnier in Oftersheim Das Neit⸗Turnier in Oftersheim bei Schwetzingen verspricht am Sonntag einen ſportlich hervorragenden Verlauf zu nehmen. Das RNennungsergebnis hat alle Erwartung übertroffen. Nahezu 309 Meldungen ſind eingegangen und etwa 100 Pferde werden zur Stelle ſein, darunter bekannteſte Turnierſtälle aus Berlin Köln, Honnoyer ufw. Von den bekännteſten Turnier⸗Reitern und Reiterinnen, die in den Sattel ſteigen werden, ſeien Freiherr und Freifrau von Oppen⸗ heim, Lz Hildegard Bierling, Oberleutnant Hamann ge⸗ nannt. Es iſt zu begrüßen, daß die Einheitspreiſe äußerſt niedrig gehalten ſind. Vom Schloßplatz Schwetzingen Autobusverbindung zum Turnierplatz und zurück. Tageskalender Samstag, den 28. September wee„Finden Sie, daß Conſtonze ſich richtig verhält?“ 150 Jahre Mannheimer muſikaliſche Akademie: Feier.00 Uhr. Roſengarten: Apoflotheater: Die große Peltini⸗Varlets⸗Revue..15 Uhr. Lichtſpiele: Alhambra„Es flüſtert die Nacht“.— Schau bur g: „Lemkes ſel Witwe“, Capitol:„Fräulenn Elfe“. Scala:„Verirrte Jugend“.— Gloria:„Die? Abentener der Frau Venus“.— Pal aſt⸗ Theater:„Männer ohne Beruf““— Ufa⸗ Theater:„Manolescu“. Sehens würdigkeiten: Kunſthalle: Dienstag bis Sonntag: 10 bis 1 Uhr und 8 dis 5 Uhr: Schloßmuſeum mit den Sondergusſtellungen: 160 Jahre Mannheimer Nationaltheater und Die politiſche Bewegung 1848/9. Geßzſinet käglich v. 10—13 und 15—17 Uhr, Sonntags v. 11-17 Uhr durchgehend. Sßloßbſicherei:—1—7 Uhr.— Muſeum für Natur⸗ und Völker⸗ kunde im Zeughaus: Sonntag vorm von 11—1 und nachm von—8 Uhr; Dienstag a5 Uhr; Miitwoch.—5 Uhr; Freitag—7 Uhr. Planetarium: Beſichtigung.00 Uhr. 5 ZZZWñbBB n ⏑——————— Chefrebakteur Kurt Ftſcher Verantwortlich für Bolftik: H. U. Neißner— Feuilleton. Dr. S. e Koumunalpolitit u. Lokales: Rſchard Gchün felder Spori und Vermiſchtes: Willy Müller— Handelsteil!: Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige: Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mittellungen: Jakob Fau be fümtlich in Mannheim— Herausgeber, Drucker und Verleger Druckerei Dr. Haas Neur Mannbeimer Reſtund., m. b. 6. Mannbeim E 6. 2. Schluß des redaktionellen Teils Geſchaftliche Mitteilungen Warum haben die Frauen keine Glatze? Hautärzte betonen immer wieder, daß die ſorgfältige Haarpflege der Frau iht die Glatze fern gehalten hat und daß auch den Männern ein volles Haupthaar bis ins höchſte Alter beſchieden ſein wird, wenn ſie es den Frauen hinſichtlich der 5 gleich tun. Die moderne Wiſſenſchaft ſiehht einfache Behandlung des Haares vor, kurz das„Müllern des Haates“ genannt. Das zum Müllern der Hage benötigte Dr. Müllers Haarwuchs Elixier enthält nämlich Stoffe, die . und gründlich vernichten. De Müllers Haarwuchs Eltxier iſt 4 7 Fachgeſchäften erhältlich, ADMIRAL M48 Diplo NN 58. In alen dure une Urkunde gahanNenuee G α,j˖ỹÜuuarhAHH¹LSLC“ Wie Ihr Aussehen, so Ihr Ansehen! Continental-Regenmäntel in vier Prslslagan sind elegant, erstklassig gearbeitet und doch preiswert. Nr. 450 8. Seite. 2— Neue Maunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 28. September 19 ffppnpnpnmenmpamgagnngaeoepamgfpganengnggaggmgangamgppngnggmnn e f . Prir er Wir in UHserern groger Jubilaums-Verkauf feen N 4, 11-12 4 SDR AU SWH Pesfe OMallfsfer Niecrigsfe Preise Teppiche— Bodenbelöge Gardinen— Dekoratlonen Hochstetter Srögtes Spezlalhaus für Innendekeratienen mmm 2 1024 Aeetegegnbdaggscehg E kae Kunststr. Unser lieber Vater, Schwiegervater und GrohBvater, Herr Josel Wailersbacher ist gestern abend im 82. Lebensjahr sanft versehieden. Mannheim-Freiburg, den 27. September 1920 Schumannstr. 4. G 7, 13 Die trauernden Hinterbliebenen: Otio Wallersbacher u. Familie Ernst Wailersbacher u. Familie Berta Schmidt WWe. geb Wailersbacher uu. Jochier Frieda Wailersbacher Die Beerdigung findet am Montag, den 30. September, nachmittags 3½ Uhr von der Leichenhalle aus statt. Danksagung Für die vielen Beweise aufrichtiger Teilnahme beim Hinscheiden unserer lieben Mutter, Oroßmutter, Tante und Großtante, Frau Fusanna Kurz We sagen hiermit herzlichen Dank Mannheim, den 27. September 1920 Uhlandstraße 7(früher G 6, 4) 10540 Frtz Hurz u. Familie DKV Alle Ersatzteile Iefert ab Lager. V. Türk& Sohn, Central⸗ Garage, Ludwigshafen, Schulſtraße 65. 450 repartert Knudsen 5 L 7. 3 9 Telepbon 29499. S172 Mittagstisoh 0 Privat 1 ab 1. Oktbr. Uhland⸗ ſtraße 12 4, 1 Tr., r. 9400 An erbfieanteb open der Stadt anbei Geſchworenen⸗ und Schöffenliſte. Die Unterlogen zur Ausloſung der Ge⸗ ſchwosenen und Schöffen für das Jahr 1930 liegen vom 8. Oktober i929 an während acht Tagen zu Jedermanns Einſicht auf, u. zwar: für die Altſtasßt Mannheim beim Städt. Wahl⸗ nt, C 2. 1, parterre, dert Gemeindeſefretariaten, für Waldhof bei der Polizeiwache, Sondſtr. 15. Das Nähere iſt aus den Rothausanſchlögen erſichtlich. 11 Mannheim, den W. September 1920. Der Oberbürgermeiſter. Schulgeld der Höheren Lehrauſtalten. Das Schulgels für das 2. Tertial 1929/30 für Realgymnaſium, Tulla⸗ Oberrealſchule, Zeſfingſchule, Realſchule Feudenheim, Moll⸗ Reolſchule, Eliſabethſchule, Liſelstteſchule und Hans⸗Thoma⸗Schule iſt fällig. Wir erſuchen um Zahlung dis ſpät. f. Oktsber 1928. Wer Nee Fri serſäumt, dat 10 v. H. führlic Ber Sszinſen zu entrichten und die mit hoben Ksſten verbundene Zwangeveltreckunt du er- ten. Stne deſenbere Mahnung elnez Anzelnen. erfolgt nicht. Jahlung tit guf den bereits behändigten Forderung; zettel ſeiſten. 3 uſtunden: bei der Staßtkaſſe Samstegs un 12 Uhr, an den übrigen Werktagen Kan— 213 und von 15—1ß Uhr, 2 den Genmeindeſékretaristen der Vororte für die Vororte bei 0 Montag, den 30. Septbr., vorm. 11% Uhr versteigere ich auf Grund geſetzl. Pfandrechts in der Central Garage Born& Hog in Monnheint, Seckenheimerſtr. 144, gegen bere Zahlung: 1 Heim wagen, Sechsſttzer, 3/40, gut bereift und tadelloſem Lock. 10 968 Jul. Scheuber, beeidigter Verſteigerer 7 2, 5 mig 7 3, 5 e, 28686 b Dianabad fel. 20596 Nach Renovlerung wleder geöffnet. Medizinisehe Bäder werden verabfolgt. — Rezepte von sämtl. Krankenkassen werden angenommen. Kerztlich geprüfte Masseuse Frau Laereix Zur Wiedereröffnunk er- hält jeder Badegast einen Badezusatz. Trlick geöffnet ven-7 Uhr. „ Nase, Mascha, Ruasein ste, Enthaarungsmittel nur bewährte Marken, in groß. Auswahl bei Ludwig& Sehüftheſm, Drogen, 0 4. 3, Telephen 77 18 und 277 16. nen in den Nathäuſern ausgeßängten An⸗ Filiale Friebrichsylatz 18, Ecke Anguſta⸗Aulg. igen. 43) SFtadtkaſſc. Telephon 254 89. er Bümnee 8 8 Kepplerslrabe 24 7 5 Kerl Seusf Ser tfrud SSustf geb. Leifrier 56 Vermöhilfe NMerrmheirn, 28. 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Es iſt nicht nur der Zufall des Zuſammentreffens durch das Mannheimer Schickſalsjahr 1778(des We gangs Karl Theodors nach München), der die Jubiläen des Natlonal⸗ theaters und der Muſikaliſchen Akademie in das gleiche Jahr fallen läßt; es liegt eine innere Notwendigkeit darin. Im Theater wie in den Konzerten übernahm die Mannheimer Bürgerſchaft die Beſtimmung der Ge⸗ ſchicke ihrer Kunſt ſelbſt, bei den Akademiekonzerten ſogar frü⸗ Her und intenſiver als beim Nationaltheater, das erſt nach An⸗ fang des vergangenen Jahrhunderts zu einer eigenen Sache der Mannheimer Bürgerſchaft wurde. Die Akademiekonzerte entſtanden aus den Lieb⸗ haberkonzerten, das heißt aus dem Muſikbedürfnis der Mannheimer Bürger. So blieben dieſe Konzerte mit dem Leben der Mannheimer bürgerlichen Kultur verwach⸗ ſen bis zum heutigen Tag, und wenn Mannheim auf ſeine Schiller⸗Ueberlieferung ſtolz iſt, ſo kann es mit nicht gerin⸗ gerer Genugtuung auf ſeine muſtkaliſche Vergangenheit blicken, wie ſie ſich in der Geſchichte der Akademiekonzerte darſtellt, weil hier das Muſikerlebnis eine geſellſchaftliche Form gefun⸗ den hat, die unmittelbar mit dem Leben der Stadt verknüpft iſt. Dabei geht dieſer berechtigte Mannheimer Muſikſtolz auf eine Zeit zurück, die in der Geſchichte der klingenden Kunſt einen bedeutſamen Abſchnitt darſtellt. Es iſt die Mann⸗ heimer Schule, die Johann Stamitz begründete. So iert denn ſein Kopf die Titelſeite dieſes Blattes, ſo wie das heutige Feſtkonzert auch eines ſeiner Werke gleichſam als Motto für die ganze Veranſtaltung zur Aufführung brlagt. Wir haben deshalb dieſes Mannes auf den folgenden Seiten beſonders gedacht, weil ſein Wirken die Mannheimer Muſik⸗ tradition begründet hat. Bedeutende Namen großer Muſiker ſind mit ihr verbunden und beſonders die Akademiekonzerte legen davon Zeugnis ab, N N 5 e . Ein Mannheimer Fesf der Musik Zur heuſigen Jubilaums-Feier der Akademie des Naſionaliheafer-Orchesiers wie innig das muſikaliſche Leben unſerer Stadt mit großen Künſtlern der Verganenheit und Gegenwart verknüpft iſt. Der Name Lachner wird ſtets mit beſonderer Ehrfurcht im Zuſammenhang mit den muſikaliſchen Akademien des Mann⸗ heimer Nationaltheaterorcheſters genannt werden. Franz Lachner der trotz der kurzen Zeit, in der er hier tätig war, zu dem Aufſtieg der muſikaliſchen Akademien außerordentlich viel beitrug, der mit Beethovens freiheitlich⸗lichter AAdur⸗ Sinfonie ſeine Tätigkeit als Dirigent der Akademiekonzerte begann, leitete die Beethovenpflege im Konzertſaal ein wie er es mit der denkwürdigen„Fidelio“⸗Aufführung im Theater getan hat. Sein Bruder, Vincenz Lachner, der ihm 1836 nach⸗ folgte, begann ſeine Konzerttätigkeit mit der heroiſchen Sin⸗ fonie von Beethoven, die zu einem ſchickſalhaften Motto für die über ein Menſchenalter währende Mannheimer Tätigkeit dieſes bedeutenden Muſikers werden ſollte. Beethoven, Mendelsſohn, Lortzing waren ſeine Lieblinge, für die er ein⸗ trat, bis zu den Werken von Schumann und Brahms erſtreckte ſich die Arbeit, die dieſer Dirigent den Komponiſten ſeiner Zeit widmete. Obwohl er kein Freund der Wagnerſchen Muſik war, führte er doch ziemlich früh Ouvertüren von Wagner auf, wozu die Geſtaltung der Konzertprogramme ihm Gelegenheit gab. Bis zum Jahre 1876 wurden die Konzerte mit einer Sin⸗ fonte eingeleitet, ein Brauch, der auch heute wieder zu empfed⸗ len wäre, da die Aufnahmefähigkeit des Publikums für ein großes zuſammenhängendes muſikaliſches Werk am Anfang eines Konzertes ungleich größer iſt als am Ende; es folgten dann Soliſten, Potppurris, Ouvertüren uſw. Daß mit den Konzertveranſtaltungen, die für eine Spiel⸗ zeit vier bis ſechs Akademien vorſah, eine Wirkung auf weite Kreiſe ausgeübt wurde, zeigt die immer größer werdende Zuhbrerſchar. 1841 wird die neue Bahn nach Hei⸗ delberg in den Dienſt der Akademiebeſucher geſtellt, 1849 macht Ludwigshafen ſeine verkehrstechniſchen Anſprüche für den Beſuch der Konzerte geltend, 1857 führen Extra⸗ eiſenbahnfahrten die konzertfreudigen Pfälzer von Worms, Neuſtadt uſw. über den Rhein. Große Dinge hat Vincenz Lachner in ſeinen Konzerten erreicht, er hat Oratorien zur Aufführung gebracht und 1858 den Mannheimern zum erſten⸗ mal die Neunte Sinfonie von Beethoven vermit⸗ telt, die ſeither faſt immer den jeweiligen Abſchluß der Aka⸗ demiekonzerte am Ende der Spielzeit bildete. Als man daran dachte, Hans von Bülow zum Nach⸗ folger Vincenz Lachners zu machen, trug ſich Bülow mit leider nicht verwirklichten Plänen für zwölf gewaltige Sinfontekon⸗ zerte in einer Spielzeit, und er begründete ſie damit, daß er ſagte, wenn dieſem Publikum Gutes geboten werde, ſo könne er auch mit ſeiner Anteilnahme beſtimmt rechnen. Dieſes Vertrauen auf die ſtarke Reſonanz des Mannhejmer Publikums teilte Bülow mit allen gro⸗ zen Muſikern, die im Lauf der Zeit vor das Mannheimer Orcheſter traten. Deshalb muß man in dem Mann⸗ heimer Nationaltheater ⸗Orcheſter ſchon rein kulturell etwas anderes erblicken als nur eine Orcheſterver⸗ einigung, wie ſie in vielen Städten zu finden iſt. Das Mann⸗ heimer Orcheſter gehört vielmehr unveräußerlich zu m Mannheimer Leben und es iſt undenkbar, daß es eine Zeit geben könne, in der aus Gründen der heute überall nöti⸗ en Erſparniſſe gerade dieſer Faktor aus dem Mannheime: Leben verſchwinden müßte. Darin erblicken wir den Sinn der heutigen Feier. Sie iſt eine Huldigung an die Kunſt, ein Bekenntnis zur Muſik, als der ſinnenfreudigſten, menſchlich tiefſten und aus⸗ drucksreichſten aller Künſte, dargebracht in dem Bewußtſein, daß ſie als unveräußerliches Gut zum Leben unſerer Stadt gehört, dieſes durch anderthalb Jahrhunderte in der Form der muſtkaliſchen Akademien als wichtigſter Mannheimer Muſik⸗ ereigniſſe geleitet hat und darum auch in Zukunft in ihren äußeren und inneren Bedingungen die Möglichkeit erhalten ſoll, ihre aufbauende, ſchickſalträchtige Wirkung auf die Men⸗ ſchen auszuüben. Dr. K. Wilhelm Furfwängler/ Musik und Schicksal Es liegt eine Ungerechtigkeit darin, wenn ein großer Schöpfer den Erfolg ſeines Werkes nicht mehr erlebt, wenn er verachtet durchs Daſein geht, den die Nachwelt als Be⸗ glücker preiſt; wogegen der Interpret, der Sänger, der Vir⸗ tudbſe oder Dirigent in Glanz und Pracht leben, ihnen mit spielender Leichtigkeit in den Schoß fällt, was jenem zeit ſeines Lebens verſagt blieb. Bei näherem Zuſehen waltet aber doch auch hier eine innere Gerechtigkeit des Schickſals. Denn der große ſchöpferiſche Künſtler bedarf im Deben deſſen, was man Erfolg nennt, in geringerem Maße, je größer er iſt, deſto weniger. Es hängt das mit dem Weſen der Kunſt zuſammen: im Ge⸗ ſtaltungsakt des Kunſtwerkes liegt bereits beichloſſen jene ge⸗ heimnisvolle Gemeinſamkeit bes Schaffenden und des Empfangen⸗ den, des Gebenden und des Nehmenden, die weit über alles Perſönliche hinaus beglückt und in ſich ſelbſt ihr Recht und ihre Glückſeligkeit birgt. Wie anders beim Dar⸗ ſteller! Der iſt an den Er⸗ folg gebunden; ein Virtuoſe, ein Dirigent ohne Erfolg, d. h. ohne unmittelbare Wirkung, iſt keiner. Dieſes„Erfolg⸗haben“ wird un⸗ ter den Menſchen viel beneidet. Es gewinnt aber ein anderes Auöſehen, wenn man ſieht, daß es vielmehr ein„Erfolg haben müſſen“ iſt. Da zeigt ſich erſt f die Kehrleite; denn einmal wird 5 dem einzelnen Moment künſt⸗ leriſcher Selbſtpreisgebung auf Koſten bes ganzen übrigen Le⸗ bens ein ungeheures Ueber⸗ gewicht verliehen, das den Be⸗ treffenden häufig das innere Gleichgewicht koſtet, Weiter liegt in dem„Erfolg haben müſſen“ zine Abhängigkeit, die in hohem rade auf das eigentlichſte des Interpreten, ſeine Künſtler⸗ cha ft, beſtimmend einwirkt. Nicht als ob dieſe Abhängigkeit immer verwerflich und ſchädigend wäre(wie ſie ſich ja auch nicht auf die ſogen. Reprodukttven be⸗ ſchränkt); in früheren Zeiten eut⸗ Hickelten ſich in ihr und trotz ihr S P 8. 25 * . 8 die größten Künſtler(Mozart, Händel uſw.). Anders heute, wo in der Tat dieſe Abhängigkeit eine verhängnisvolle Be⸗ deutung erhält durch den Charakter und die Artung unſerer Zeit; beſonders wenn ſie ſo groß iſt, wie ſpeziell beim Dar⸗ ſteller, von dem man mit Recht ſagen kann, daß er ein Spiegel ſeiner Zeit ſei. Ihre Neigungen und Abneigun⸗ gen, ihr Vermögen und ihre Beſtrebungen prägen ſich in ihm unmittelbar aus, er muß wollen und ſein, was ſie will und iſt. Und wenn wir heute vorwiegend Spezialitäten und Virtuoſen haben, ſo iſt es wohl die Zeit, die vorwiegend Spezialitäten und Virtuoſen verlangt! r eder: 7 32 7 2 7 9 1 29 —— icin Um noch deutlicher zu reden: Noch nie iſt die eigentlich⸗ ſchöpferiſche Kraft des Muſiklebens einer Zeit, einer Gene⸗ ration, einer Geſellſchaft geringer geweſen als beute. Auf der einen Seite paſſive naiv⸗verwerfliche Genußſucht, die den Künſtler ausſchließlich nach ſeinem Unterhaltungswert ein⸗ ſchätzt.(Letzte Konſeguenz: Kitſch, Operette, Kino.) Auf der anderen Seite, was nicht beſſer iſt, der intellektuelle Macht⸗ wille des modernen Durchſchnitts⸗Europäers, wie er dis heutige Menſchheit als eine Seuche erfaßt zu haben ſcheint, und ihr die Fähigkeit echter Hingabe an alles Große raubt jenes„kritiſche“ Bewußtſein, das Werke und Werte„zur Diskuſſion“ ſtellt, ſtatt ſie leben⸗ dig wirken zu laſſen, das im Grunde danach ſtrebt, ihnen aus dem Wege zu gehen, ſich ihrer zu entledigen, indem es ſie hiſtoriſch oder pfychologiſch„er⸗ klärt“ uſw. a„ Hier Muſik als Mittel zur Berauſchung, zur„ bort Muſik als Angelegenhe des Intellekt. Die wirkliche Kunſt aber ver⸗ langt etwas anderes— etwas etwa u theoretiſch zuſammenſaſſend auszuſprechen: Jeder wirkliche und große Künſtler wendet ſich an den ganzen ungeteil⸗ ten einfachen Menſchen. Ob auch die Geſellſchaft ihm ihn ver⸗ weigert(aus freiem Willen wie früher, oder aus Unvermögen wie meiſtens heute) der Künſtler fordert ihn. Muß ihn for⸗ dern, unerbittlich, immer wieder, je größer er iſt, deſto mehr. Und er kann es. Er kann, wenn es ſein muß, gegen die Anſprüche a der„Geſellſchaft“ auftreten ſes 2 kein Zufall, daß die größten a nſtler ſeit Beethoven faſt aus⸗ Der„Redoutens aal!“ im Gebäude des Nationaltheaters, in dem die Akademiekonzerte seit 1790 bis zur Eröffnung des Rosengartens stattfanden 55„ threr Zeit antagont⸗ iſch gegenüberſtanben,, denn en permag zu wirken, wie es nur ihm verghunt iſt— durch das Werk felber. Das lebendig ge⸗ ſtaltete Werk wendet ſich aus ſich ſelbſt heraus zu den Andern, swingt ſie in ſemen Bann Neues, wenn man ſo will. um es in dieſem Zuſammenhang 8. Seite. Nr. 450 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 28. September 1929 wypfern ſie nur imſtande ſind, es zu faſſen; und wenn nicht — nut Werk kann warten.—„Und keine Zeit und keine Macht ckelt geprägte Form, die lebend ſich entwickelt.“ Der S er kann Angriffe und Feindſeligkeiten beantwor⸗ ten wie ſie die Natur beantwortet: mit neuen Werken. Er kann allem Gegenſatz zu Zeit und Umgebung— und ingung aller großen Kunſt— in der n, in dem Bewußtſein, der Zeit zu geben, licht verlangt, aber im Tiefſten erſehnt. nders der Interpret: Sklave des Erfolges, darf er zehung zwiſchen ſich und der Geſellſchaft auch nicht einen Moment lockern, ohne ſeine Exiſtenz zu gefährden. Kann er es bet dieſer Abhängigkeit wagen, ihr entgegenzu⸗ treten? Kann er, mit anderen Worten, heutzutage etwas anderes ſein wollen, als eben nur ein auf die ſtofflichen In⸗ ſtinkte des Publikums ausgehender Virtuoſe(in weiterem Sinne), ein ſenſationsſüchtiger„Könner“ uſw.(von den Schulmeiſtern, die in Treuen darüber wachen, daß das große Alte auch ja alt und tot bleibt, gar nicht zu reden)? Hat er überhaupt, dem Weſen ſeiner Kunſtausübung nach, noch die Möglichkeit, den unerbittlichen Forderungen von Zeit utd Geſellſchaft entgegenzutreten? Es drängt ſich an dieſer Stelle die Frage auf, wie das Verhältnis zwiſchen Interpreten und ſogen. ſchaffendem Künſtler iſt, wieweit der Interpret produktiv wirkſam wer⸗ den kann— Fragen, denen ich hier, als zu weitführend, aus dem Wege gehe. Jedenfalls iſt ein ſolches„produktives“ der⸗Zeit⸗Entgegentreten nicht dasſelbe, wie das heute ſo be⸗ liebte Eintreten für Neues, Unbekanntes— in Wahrheit die Suche nach der neueſten Senſation—, hat auch nichts zu tun mit ſonſtigen Aeußerungen und Betätigungen revolutionärer Neue Mannheimer Forschungen Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten. Das vergangene Jahrhundert, das an Verſtändnisloſig⸗ keit für vorausgehende Kulturepochen manche Rekordleiſtung aufſtellte, ließ ſowohl den Namen wie die Verdienſte von Stamitz faſt völlig in Vergeſſenheit geraten, aber in Mann⸗ heim blieb er noch eine zeitlang im Volke lebendig; das zeigt eine Anekdote, die man ſich im Jahre 1812 in Mannheim er⸗ zühlte: Einſt hatte Johann Stamitz vor dem Kurfürſten geſpielt und hundert Dukaten zum Geſchenk erhalten.„Noch am nämlichen Tage geht Stamitz auf die Maskerade und verliert an eine Maske ſeine hundert Dukaten rein weg. Des andern Morgens kommt ein Läufer vom Hof und bringt die hundert Dukaten wieder zurück mit der Warnung, ſich nicht mehr ſo unbeſonnen ins Spiel einzulaſſen. Die Maske war der Kurfürſt Carl Theodor ſelbſt geweſen.“— * Bo ſehr ſich dis Muſikgeſchichte um das Werk von Sdamitz And die Bebeutung ſeiner Schule angenommen hat, ſo viel iſt ſie jedoch noch der Lebensbeſchreibung dieſes intereſſanten Mannes ſchuldig geblieben. In einem Muſtker⸗ Lexikon findet ſich die Bemerkung:„Ueber die verſchiedenen Stamitz herrſcht noch viel Unklarheit und ſind alle Nichrichlen mit Vorſicht aufzunehmen, da ſie durch kein Dokument unter⸗ ſtützt werden“. Auch Abhandlungen über Stamitz aus neueſter Zeit enthalten nur ſpärliche und zum Teil unzuverläſſige Angaben über die Lebensgeſchichte dieſer Künſtlerfamilie. Bedauerlicherweiſe haben ſich auch in Mannheim nur wenige urkundliche Nachrichten über Stamitz er⸗ halten. Zunächſt ſei eine Sterbeurkunde wiedergegeben, bie ich auf den Tod von Johann Stamitz bezieht. Unkerm 30. März 1757, dem Begräbnistage von Stamitz, ſchrieb der katholiſche Stadtpfarrer von Mannheim, Dr. Nicolaus Kneitz: „Joannes Stainmiz Musices(Schreibfehler des Geiſtlichen, ſoll heißen„Musicae“) aulicae director artis suae adeo peritus ut similem sibi vix invenerit vite provisus“. Das heißt in deutſcher Ueberſetzung:„Der Hofmuſikdöfrektor Johann Stamitz, in ſeiner Kunſt ſo dewährt, daß man ſchwerlich einen ihm Vergleichbaren finden wird,(ſtarb) wohl verſehen.. Dieſe rühmenden Worte ſind umſo aufſfallen⸗ der, als die Martrikeln außer Namen und Datum äußerſt ſelten nähere Angaben über die Verſtorbenen enthalten. Der Todestag iſt leider nicht angegeben; er bleibt alſo unſicher, doch iſt der 27. März 1757 als Sterbedatum anzunehmen. Die Schreibweiſe des Namens Stamitz iſt höchſt verſchieden. Wir finden: Staimitz, Steimitz, Stametz, Stain metz, Steinmetz, Stainitz.(Der Mannheimer Volksmund kennt meiſtens nur„Stamnitz“.) Der Vater von Johann Stamitz lebte als Kantor(auch als„maitre décole“ wird er bezeichnet) in Deutſch⸗Brod in Böhmen. Als Geburtstag von Johann Stamitz wird der 19. Juni 1717 angegeben, aber wir finden in den Matrikeln jener Zeit meiſt nicht den Tag der Geburt, ſondern den der Taufe eingetragen, ſo daß ſich vielfach das genaue Geburts⸗ datum nicht ermitteln läßt. Den erſten Muſikunterricht ver⸗ dankt Johannes Stamitz wohl dem Vater, ſeine weitere Aus⸗ bildung ſoll er hauptſächlich in Prag erhalten haben. Bei den großen Feſtlichkeiten zur Kaiſerkrönung Carls VII. in Frankfurt am 12. Februar 1742 erregte der junge Gei⸗ genkünſtler durch ſein meiſterhaftes Spiel großes Aufſehen. Am 29. Juni 1742 kündigte der„berühmte Virtuoſe Stamitz“ in Frankfurt ein Konzert an, in dem er ſich„auf der Violine, der Viola'amore, dem Violoncelle und dem Contre⸗Violon wird hören laſſen“. Der pfälziſche Kurprinz Karl Theodor, der an den Krönungsfeierlichkeiten teilnahm, war von dem Spiel des jun⸗ gen Violinvirtuoſen ſo entzückt, daß er ihn in jeine Dienſte als Kammervirtuoſen mit nach Mannheim nahm. Bald nach ſeinem Regierungsantritt ernannte ihn der junge Kur⸗ fürſt zum Konzertmeiſter. Nun hatte Stamitz ſein ſichexes Einkommen und konnte einen Hausſtand gründen. „Dominus Joannes Steinmez, churfürſtlicher Con⸗ cerxt Meiſter Bohemus“(d. h. ein Böhme) wurde am 1. Juli ½ in Mannheim getraut mit Maria Antonia Lüne⸗ ornin. Als Zeugen waren zugegen der Vater der Braut, Johann Juneborn, und ihr Onkel, der Hofkaplan Carl Philipp Jüäneborn.— Die Familie Lüneborn lauch Linneborn, Lünen⸗ Jon, Lineborn geſchrieden) war in der alten Reſtdenzſtabt Neuburg a. d. Donan anſäſſig. Wir finden dort ſchon 1717 Urkundlich einen kurfürſtlichen Reitknecht Max Linneborn. Die üblichen Angaben der Muſtkgeſchichte über die Familie von Johan n Stamitz verzeichnen als älteſten Sohn Carl Stamitz, geboren am 7. Mai 1846 zu Mann⸗ heim geſtorben in Jena 1801(dort beerdigt am 1. November). Als ein weiterer Sohn, der in der Mufikgeſchichte zur Bedeu⸗ tung kam, wird Johann Anton Stamitz genannt, getauft 5. November 1754 in Mannheim, geſtorben um 1820 in 215 oder futuriſtiſcher Geſinnung irgend einer Art, Kundgebungen des Proteſtes, Erziehungen und Bevormundungen des Pu⸗ blikums uſw.; wie ſie ſeit Bülow Mode geworden und als Taten genommen werden. Iſt es anders aber überhaupt möglich gegenüber einer Oeffentlichkeit, die ſo wenig produk⸗ tive Kräfte aufzuweiſen hat, wie die heutige, und für jeman⸗ den, der ſo hoffnungslos eng mit dieſer Oeffentlichkeit ver⸗ bunden iſt, wie der Interpret, ihr entgegenzutreten? Das iſt die ſchwerwiegende Frage! Es hat Interpreten gegeben, die das erſtrebt haben, und es wird ſie geben, ſo lange die Werke großer Meiſter leben. In Bülow mochte neben mancherlei anderem ein ſolcher ſtecken. Darſtellende Künſtler, die, wenn auch mit ihren Mit⸗ teln, dasſelbe zu geben verſuchen, wie die großen Schöpfer, die trotz ihres engen Verhaftetſeins mit einer gelangweilten, ſenſationslüſternen Geſellſchaft, unbeirrbar ihrer eigenen Natur folgend, ſich immer wieder von neuem an den ganzen und ungeteilten Menſchen wenden, den Menſchen der ein⸗ fachen großen Gedanken und Gefühle, die ohne die billige Geſte des Proteſtes, durch ihre Taten proteſtieren, ohne pädagogiſche Anſprüche und Manieren, nicht Erzieher aber Erfüller zu ſein trachten, Erfüller für die Hörer wie für ſich ſelber— Erxfüller nicht zuletzt für die großen Meiſter. Aber wie iſt ihr Schickſal! 8 Nicht wie der ſchaffende Künſtler kann der darſtellende der liebenden und werbenden Kraft des Werkes allein ver⸗ trauen. Jener geht als Held, als Beglücker, als Sieger durch die Welt, auch wenn dieſe ihn in Lumpen kleidet, ver⸗ hungern läßt, kreuzigt. Er kann warten, lebt in ſeinem Werke tauſendfältig fort. Wie anders dieſer; abhängig vom An dieſen Angaben der offiziellen Mufikgeſchichte ſind nun manche ſehr weſentliche Korrekturen anzubringen. Unſer Mitarbeiter, der Mannheimer Familienforſcher Lev⸗ pold Göller, der vor allem auch durch ſeine umfangreiche Arbeit über die kurpfälziſchen Maler der Barockzeit in weiten Kreiſen der Kunſthiſtoriker Beachtung fand, hat umfangreiche Forſchungen über die Familie Stamitz angeſtellt, deren inter⸗ eſſante Ergebniſſe wir hier vorlegen. Mannheimer Mozart-Silhouette Dem Ehepaar Stamitz wurde in Mannheim zwei Kinder geboren. Am 8. Mai 1745 erhielt der erſtgeborene Sohn den Namen Carl P hilipp von dem Hofkaplan und Canonicus Carl Philipp Lüneborn in Neuburg. Dieſen Geiſt⸗ lichen finden wir im Jahre 1761 tituliert als kurpfälziſchen geiſtlichen Rat, Stiftdechant zu St. Peter und Oberſtadtpfarrer in Neuburg.— Am 24. Oktober 1750 wurde in Mannheim begraben„Conzertmeiſter Kind Staimitz“. Leider iſt der Vorname uicht angegeben und es bleibt da⸗ her ungewiß, ob das erſte Kind mit Namen Carl Philipp oder ein anderes verſtarb. Wie ſchon erwähnt, verzeichnet die Mu ſikgeſchichte als Geburtsdatum von Carl Stamitz den 7. Mai 1746. Dieſe Angabe muß auf einem Irrtum be ru hen; denn in dieſem Jahre findet ſich kein Tauf⸗ eintrag, der ſich darauf beziehen könnte. In den kurfürſtlichen Hofkalendern wird ein„Carolus Stamitz“ aufgeführt, dieſer wurde um das Jahr 1762 bei der Mannheimer Hofkapelle angeſtellt. Er trat als Komponiſt und Violinvirtnoſe, hauptſächlich als Violaſpieler hervor und ſtarb im Jahre 1801 in Jeng. Es iſt der von der Muſikge⸗ ſchichte als Sohn von Johann Stamitz bezeichnete Carl Sta⸗ mitz. Ob er jedoch wirklich ein Sohn von Johann Stam itz war, iſt aus den Man heimer Quellen nicht zuerſehen, und die Muſikgeſchichte wird hier wohl oder übel eine bedeutſame Korrektur anbringen müſſen, wenn ſich nicht aus anderen Zeugniſſen eine Identi⸗ tät dieſes Carolus Stamitz mit dem durch dieſe Forſchungs⸗ ergebniſſe höchſt problematiſch gewordenen erſten Sohn von Johann Stamitz feſtſtellen läßt. Ebenſolche Unklarheit beſteht auch übers Johann An⸗ ton Stamitz, den anderen angeblich in Mannheim ge⸗ borenen Sohn von Johann Stamitz. Nach einer franzöſiſchen Quelle ſoll er hier im Jahre 1755 geboren ſein. Die deutſchen Biographien geben als Geburtsjahr 1754(auch 1753) an. Eine Taufurkunde vom 25. November 1754 beſagt, daß an dieſem Tage dem Hofmuftens„Steinmeg“ ein Sohn Johannes Bapttſta von dem Sekretär Johannes Baptiſta Spengel über die Taufe gehoben wurde. Eine Geburtsurkunde über einen Johaun Anton Stamitz findet ich nicht. Es iſt möglich, daß dem Kind Johannes Baptiſta ein anderer Rufname beigelegt wurde. Solche Fälle ſind im 18. Jahrhundert(wie ja heute noch) nicht ſelten.(Der als Gevatter genannte Speugel war Sekretär beim Obriſtſtall⸗ meiſterſtab und zugleich Sekretär bei der Hofmuſtk.) Der Mann, den die Muſikgeſchichte Johann Auton Sta mitz nennt, wurde Violiniſt. Er ging 1770 nach Straß⸗ burg und Paris, wo er verblieb. Sein Todesjahr iſt unbe⸗ Moment, iſt er Sklave des Momentes. Ihm iſt nicht ver gönnt, auf die Nachwelt zu wirken— abends um 10 Uhr tſt ja alles zu Ende— er vermag nichts aufzubauen, empfängt nicht wieder, was er gibt. Welchen Sinn hat es denn, heute Mozart und Beethoven aufzuführen, wenn morgen das⸗ ſelbe Publikum in derſelben Weiſe irgend einen zu⸗ ſammengeklitterten Kitſch bejubelt! Auf den Erfolg ange⸗ wieſen, muß er— muß, ob er will oder nicht— dieſem Er⸗ folg dienen; hat er ihn, ſo iſt aber gewiß alles andere als ſeine wahre Künſtlerſchaft daran ſchuld. Er wird mißver⸗ ſtanden, wo er nach Verſtändnis verſchmachtet, und verſtan⸗ den, wo es ihm gleichgültig iſt. Unwillkürlich denken wir an die Geſtalt jenes Wedekindſchen Schauſpielers, der erleben muß, wie das Publikum ſein Tun, wo es ihm am bitter⸗ ernſteſten iſt, als ſeinen beſten Witz erklärt. Wie ſagt doch Nietzſche:„Wo eine große Wahrheit Erfolg hat, zeige mir zuerſt die große Lüge, die ihr dazu verhilft.“ So iſt der Interpret, trotz aller ſcheinbaren Gemeinſchaft, in Wahrheit einſam. Welcher Gegenſatz zu der ſelbſt⸗ gewählten Einſamkeit des ſchaffenden Künſtlers, die nur die Form einer größeren und höheren Gemeinſamkeit mit ſeiner Zeit bedeutet! Man verſtehe mich recht: ich verkenne nicht den ungeheu⸗ ren Unterſchted zwiſchen dieſem und jenem, zwiſchen Beet⸗ hoven und Bülow. Tragiſcher aber iſt das Schickſal Bülows. Tragiſcher, weil unentrinnbarer— ſolange nicht ein neuer Menſch aufſteht und damit eine neue Art Muſik. Dann würden vielleicht auch die großen deutſchen Meiſter wieder aus ihren Gräbern aufſtehen, in denen ſie heute, ge⸗ putzt und hergerichtet wie Mumien, ſeit langem verharren! er Johann Stamiß kannt. Er ſchrieb eine Anzahl Symphonien, Streichquartette, Violin⸗ und Klavierkonzerte u. a. Es iſt alſo feſtzuſtellen: Dem Konzertmeiſter Johaun tamitz in Mannheim wurden in Mannheim nur zwei Söhne geboren, von denen der ältere als Kind verſtar b. Daß ſeine Frau während ſeiner zahlreichen Kon⸗ zertreiſen ihm außerhalb von Mannheim Kinder gebar, ist möglich aber im Umkreis der Mannheimer Urkunden nicht nachweisbar. Ein„Carolus“(Charles) und„Anton us Stamitz“ ſind in den ö6oger Jahren in Mannheim als Violi⸗ niſten bei der Hofmuſik genannt. Nach den urkundlichen Feſt⸗ ſtellungen erſcheint es alſo zunächſt fraglich, ob es ſich bei dem Carl Stamitz wirklich um einen Sohn von Stamitz handelt. Johann Anton Stamitz, deſſen Rufname Anton war, von dem ſich jedoch nichts in den Taufregiſtern feſtſtellen läßt, wo nur von einem Johannes Baptiſta die Rede iſt, wird wohl ſeinen Namen Anton erſt ſpäter hinzuerhalten haben. Jedenfalls muß eine gewiſſenhafte Muſikgeſchichte dieſe Tatfachen be⸗ achten. 5 Wann und wo die Frau Muſikdirektorin Sta⸗ mitz, die Frau von Johann Stamitz, ſtarb, iſt noch nicht feſt⸗ geſtellt. Die Wittib Stamitz bezog nach einer Beſoldungsltſte vom Jahre 1759— Stamitz ſtarb 1757— jährlich eine Penſion von 300 Gulden. Nun begnet uns in einer Urkunde vom Jahre 1759 eine Maria Anna Stamitz. Am 25. Januar 1759 wurden in Mannheim getraut Georg Neſtel mit Marja Auna „Stamitzin“, Im gleichen Jahre kam ein Sohn Joſeph zur Welt und im folgenden Jahre eine Tochter Maria An⸗ tonetta. Einen Johann Georg Neſtel finden wir 1741 als „Bildhauer bei Hof“ bezeichnet und 1745 als„statuarius“ In den Jahren 1757 bis 1770 wurden einem Georg Carl von ſeiner Frau Margaretha Steinmetzin (Steinmezin) 11 Kinder in Mannheim geboren. Es erſcheint fraglich, ob dieſe Frau mit der Muſtkerfamilie Stamitz ver⸗ wandt iſt. Ganz beſonders ſchwierig geſtalten ſich die Dinge, wenn man folgendes beachtet: Die Familie von Johann Sta⸗ mitz ſtand mit der Muſikerfamtilie Richter— man kennt ihn als den bedeutenden Komponiſten der Mannheimer Schule— in freundſchaftlichem Verkehr. Wir können uns über die freundſchaftlichen Beziehungen der damaligen Zeit ſehr gut ein Bild machen, wenn wir die verſchiedenen Paten⸗ ſchaften feſtſtellen, in denen ſtets eine beſonders enge Be⸗ ziehung der Familien zum Ausdruck kommt. Nun Heißt Johann Stamitz mit Vornamen genau: Joannes Baptiſta Wenceslaus. Von einem ſolchen mit dem an⸗ gegebenen Nachnamen Stametz und ſeiner Gemahlin Antonia iſt die Rede bei der Taufe eines Kindes des ihnen befreunde⸗ ten Franz Kaver Richter. Das Ehepaar Johann Stamitz war fedoch damals offenbar auf Reiſen, denn es ließ ſich durch einen„Wenceslaus Stametz“ vertreten. Von einem ſolchen wiſſen wir nichts weiter. St S S Wir kennen nur den Anton Thaddäus Sta mi z, den 1721 in Deutſch⸗Brod geborenen Bruder von Johann Sta⸗ mitz; er ſoll eine Zeitlang unter dieſem der Mannheimer Kapelle angehört haben. Später widmete er ſich dem geiſt⸗ lichen Stande, wurde ſchließlich 1750 Dechant und Domherr in Alt⸗Bunzlau, wo er als Kanonikus verſtarb. Ein anderer Bruder von Johann Stamitz mit Namen Joſeph ſoll ein geſchickter Maler geweſen ſein und ſeine Kunſt in Deutſchland ausgeltbt haben. Auch ein weibliches itglied dieſer Familie, Franeisca Stam i tz, iſt urkundlich nachweisbar. Am 28. April 1771 wurde in der Karmeliterkirche zu Maun⸗ heim getraut: Der ledige Hofmuſikus Franz Joſeph Lang mit der ledigen Francisca Steimitzin. Dieſe war Schau⸗ ſpielerin in Mannheim und in München. Am 31. Oktober 1774 wurde ein Kind der Frau Lang, geb.„Stein metzin“ auf den Namen Maria Catharina Francisca getauft: Wir kennen alſo bis jetzt folgende Träger des Namens Stamitz: 1. Johannes Baptiſta Wen eesla u 8, der berühmte Stamitz, der Konzertmeiſter und Hofmuſikdirektor Karl Theodors, und ſeine in Mannheim geborenen Söhne Carl Philipp(früh verſtorben?) und Johannes Ba p⸗ biſt a. Wie dieſe beiden mit den Muffkern der Hofkapelle und komponiſten Johann Anton und Carolus Stamitz zuſammenhängen, muß ſich erſt noch durch weitere Forſchun⸗ gen herausſtellen. Ferner kennen wir den Muſtiker und Geiſtlichen Anton Thaddäus Sta mitz, den Maler Joſeph Stamttz, Maria Anna Neſtel, geborene Stamitz und Francisca Lang, geborene Stamitz. ſe der letzten Mannßeimer Das ſind die Ergebuiſſ Forſchungen Leopold Göllers über die Familie Stamitz. Sie ſind durch weſentliche andere Angaben er⸗ gänzt, die wir dieſer an ſich ſchon umfangreichen Darſtellung erſparen mußten. Es zeigt ſich jedoch, wie wichtig eine genaue Erforſchung dieſer Zuſammenhänge iſt, die der großen Zeit der Mannheimer Muſikgeſchichte angehören. Dr. S. Kayser Neue Maunheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe] g. Seite. Nr. 450 Samstag, den 28. September 1929 freudigſten Widerhall regungen nachzugehen, ba 1. in Manuheim im Winter 1777 und 78 empfing und wie er ſie verwertete. Wir wiſſen, daß dieſe Reiſe, die ihr Ziel in Paris finden ſollte, zu dem Zwecke unternommen worden mar, dem jungen Tonſetzer, der eben die beengenden Salz⸗ burger Verhältniſſe abgeſchüttelt hatte, zu einer ſeſten An⸗ findet, bietet uns Anlaß, verhelfen. 4 Mannheim über Monate hin und es bedurfte der vollen Ener⸗ 1 gie des Vaters, ſeinen Sohn zur Weiterreiſe nach Paris zu veranlaſſen. Die Hoffnungen auf eine Anſtellung am Hofe . Karl Theodors zerſchlugen ſich und auch in Paris, wo gerade der Streit zwiſchen den Anhängern Glucks und Piccinis ent⸗ bzannt war, vermochte Mozart ſich nicht durchzuſetzen. In dem Sinne, wie Vater Leopold Mozart den Verlauf der Reife ſich vorſtellte und wünſchte, war das Reſultat negativ, indem alle Opfer an Zeit und Geld umſonſt gebracht waren. Aber der junge lernbegierige Wolfgang Amadeus war gerade zur richtigen Zeit nach Mannheim gekommen, um das be⸗ rühmte kurpfälziſche Orcheſter am Höhepunkt ſeiner Leiſtungs⸗ * fähigkeit kennen zu lernen und nachhaltige Anregungen zu 4 ſchöpfen. Wir können Hermann von der Pfordten nur zu⸗ 8 ſtimmen, wenn er über dieſe Reiſe ſchreibt: Im Sinne des Vaters iſt die Reiſe veſultatlos verlaufen; für den Sohn war ſie der Weg zum Ziel... Man kann den Aufenthalt in Mann⸗ heim kaum hoch genug für unſern fungen Meiſter bewerten. Es iſt ſeltſam ergreifend, zu beobachten, wie Mozart gerade zur i rechten Zeit an den richtigen Ort gelangt, wo er die richtige g Förderung erfahren konnte. 5 Vergegenwärtigen wir uns ein wenig die Fortſchritte, die das berühmte Orchsſter am Hofe Karl Theodors gemacht hatte. Im Winter 1758 war die orcheſtrale Palette durch die Aufnahme der Klarinetten weſentlich bereichert wor⸗ den. Seit 1759 wirkte als Konzertmeiſter des kurpfälziſchen Orcheſters Chriſtian Cannabich, unter deſſen Leitung die Deiſtungsfähigkeit der Kapelle einen unerhörten Grad er⸗ reichte. Wie die Vorträge des Mannheimer Orcheſters auf empfängliche Zuhörer wirkten, darüber belehrt uns ein begei⸗ ſterter Bericht des Aeſthetikers Schubart, der insbeſonders die Verdienſte Cannabichs um die Ausbildung eines exakten, reich nuanctierten Enſembleſpiels hervorhebt.„Das mit Recht ſo hochberühmte Orcheſter hat dieſem Manne(Cannabich) das meiſte von ſeiner Vollkommenheit zu danken. Nirgends wird Licht und Schatten beſſer markiert, die halben, mittel und gan⸗ zen Tinten fühlbarer ausgedrückt, der Töne Gang und Ver⸗ halt dem Hörer ſo einſchneidend gemacht wie hier.“ Weiterhin b rühmt Schubart Cannabichs Bogenführung und energiſche 3 Direktionsweiſe, durch die er„das größte Orcheſter in Ord⸗ 5 nung hält“. Genaue Angaben über die Stärke des Orcheſters ſind uns nicht erhalten, doch können wir auf Grund einzelner 1 Liſten in noch erhaltenen Hofkalendern die durchſchnittliche 1 Beſetzung mit 40 bis 50 Mann annehmen. 5 1760 bis 63 hatte Cannabich in Italien Studien gemacht, 5 vor allem bei Nicecola Jomelli und vielfache Anregungen er⸗ Als der kurfürſtliche Hof 1778 nach München überſiedelte, 1 mußte ihm mit wenigen Ausnahmen das Perſonal der Hof⸗ 1 oper und des Hoforcheſters dorthin folgen; dadurch erlitt das bis dahin ganz vom Hofe abhängige Muſikleben der ver⸗ mafſten Reſidenzſtadt einen überaus ſchweren Rückſchlag. Das Opernhaus im Schloß ſtand verödet; im Ritterſaale fanden mur noch ausnahmsweiſe bei gelegentlichen Beſuchen Karl Theodors Konzerte ſtatt, ſo 1785. Mannheim ſuchte ſich für das Verlorene einen Erſatz zu ſchaffen. Am 12. November 1778, wenige Tage nach ſeiner Rückkehr aus Paris, ſchreibt Mozart aus Mannheim an ſeinen Vater:„Man richtet hier auch eine„Academie des amateurs“ auf wie in Paris, wo Herr Fränzl das Violin dirigiert, und da ſchreibe ich juſt an einem Konzert für Klapter und Violine.“ Freiherr von Dalberg, der am 1. September 1778 die Lei⸗ tung des neugegründeten Nationaltheaters erhalten hatte, unternahm in Verbindung mit anderen Kunſtfreunden als⸗ bald Schritte, um durch Zuſammenſchluß der in Mannheim verbliebenen Muſikkräfte mit den hieſigen Liebhabern die Pflege des Konzertweſens auf eine neue Grundlage zu ſtellen. Bereits am 27. Oktober 1778 las man hier die gedruckte„An⸗ kündigung eines Liebhaber⸗ Konzerts“. Es ſei anderer Orte ein Liebhaberkonzert in dem Saal des hieſigen Redoutenhauſes(d. h. des neuerbauten Theatergebäudes) zu errichten. Man beabſichtigte, von Mitte November bis Oſtern jeweils wöchentlich ein Konzert zu veranſtalten.„Außer den Herren Hofmuſieis wird es jedem Dilettanten und Liebhaber der Kunſt, der abonniert iſt, freiſtehen, ſowohl in Accom⸗ pagnement als in Solo oder Konzerten ſich hören zu laſſen. Da es aber bei dieſer Liebhaber⸗Geſellſchaft weſentlich nötig iſt, daß Ordnung beobachtet wird, ſo müßte es ſich jeder Di⸗ lettant gefallen laſſen, die zum Konzert beſtimmten Herren Directores einige Tage zuvor zu benachrichtigen, wenn er ſich in einem Solo oder Konzert will hören laſſen. Da haupt⸗ ſächlich auf gute Wahl und Exekution von Stücken zu ſehen iſt, ſo wird ſich niemand in den Konzerten können hören laſſen, der nicht morgens vorher in der Probe war.“ Im Gegenſatz zu der im Ritterſaal bei den kurfürſtlichen Konzerten ge⸗ bräuchlichen Sitte war ausdrücklich beſtimmt:„Werden in dem Mufikſaal keine Spieltiſche, wohl aber in Nebenzimmern gelitten.“ Jedermann konnte ſich abonnieren oder eine Ein⸗ krittskarte kaufen; der Preis für 1820 Konzertveranſtaltungen war auf drei Konventionstaler vorgeſehen. f Freitag, den 20. November 1778, fand das erſte dieſer Liebhaberkonzerte ſtatt. Da aus den Liebhaber⸗Konzerten die „Muſtkaliſchen Akademien“ des Theaterorcheſters hervorge⸗ gangen ſind, iſt dies ihr Geburtstag. Ignag Fränzl ür Begründer genannt. Da bet den bisherigen Hofkonzerten der Eintritt fret war lallerdings nur für geladene Gäſte), wurde beſtimmt:„Niemand, der nicht abonniert iſt oder bei der Tür ein Billett vorzeigt, wird eingelaſſen.“ Die Einzel⸗ karte koſtete 18 Batzen(1 Batzen 1 Kreuzer); dafür— heißt Ankündigung— kann ein Herr ein Frauenzimmer tis einführen. Auch auf den Redouten hatte f wie man ſagte— das Recht der Einfüh⸗ ſtellung und zu lohnenden Aufträgen für Kompoſitionen zu Wider Erwarten zog ſich Mozarts Aufenthalt in beaßſichtigt, hieß es darin, nach dem Betſpiel verſchiedener wird im„Pfälziſchen Kalender“ von 1784 ausdrücklich als lm erſten Weihnachtsfeiertag gaben die Nozarf und die Mannheimer Musikerschule Die Jubelfeier der muſikaliſchen Akademie, die weithin 5 den An⸗ die Mozart bei ſeinem Aufent⸗ halten. Jomelli hatte in ſeinen Opern zum erſtenmal des orescendo und decrescepdo bedient und damit großes Auf⸗ ſehen erregt. Cannabich wendete nun den Effekt des An⸗ und Abſchwellens auch im kurpfälziſchen Orcheſter an und machte damit ſolches Aufſehen, daß Schubart ſeiner Begeiſterung mit folgenden Worten Ausdruck verlieh:„Kein Orcheſter der Welt hat es je in der Ausführung dem Mannheimer zuvorgetan. Seine Forte iſt ein Donner, ſein Crescendo ein Katarakt, ſein Diminuendo ein in der Ferne hiunplätſchernder Kryſtallfluß, ſein Piano ein Frühlingshauch.“ Auch der durch ſeine aus⸗ gedehnte Reiſen bekannte engliſche Hiſtoriker Burney rief be⸗ geiſtert aus: Hier(in Mannheim) iſt der Geburtsort der Eres⸗ cendo und Diminuendo. Vincenz Lachner Durchblättern wir die Werke der Mannheimer Symphoniker, ſo ſtoßen wir auf viele Stellen, die nur dem crebcendo und decrescendo zu liebe erfunden ſind, die nur hingeſchrieben wurden, um das Ausdrucksvermögen des Orcheſterkörpers, ſein gleichmäßiges An⸗ und Abſchwellen vorführen zu können. Ganze Takte leben nur vom Crescendo. Ja die Verfeinerung der dynamiſchen Effekte ging ſoweit, daß man in Mannheim auch die plötzliche Abdämpfung des Forte, den unvermittelten Wechſel von Forte und Piano ſorgfältig pflegte. Es war dies ein Effekt, der vor allem Mozart auffiel, und den er in ſeinen Kompoſttionen ausgiebigſt anbrachte. Auch ſeinem Vater hatte er begeiſtert von den neuen Effekten, die er in Mannheim kennen gelernt hatte, berichtet. Wir wiſſen, wie begierig Mozart jede Neuerung auf⸗ griff; an ſeinen Jugendwerken laſſen ſich deutlich die Spuren der jeweils aufgenommenen Einflütſſe verfolgen, ſo zwar, daß man eine ganze Menge Etappen der zunehmenden Bereiche⸗ rung mit kompoſitionstechniſchen Errungenſchaften feſtſtellen kann. Der getragene Satz einer in Mannheim konzipierten Aus den Anfängen der Akademiekonzerfe Muſikliebhaber ein„Concert ſpirituel“, d. h. ein geiſtliches Konzert mit nicht näher bezeichneter Kirchenmuſik im großen Komödienſaale, alſo im Logenhaus, wozu die Abonnenten der Logen und des Parketts freien Eintritt hatten. Die Sitte, un den erſten Feiertagen, wenn kein Theater war, Konzerte ernſten Inhalts, Oratorien oder Kantaten im Logenhaus auf⸗ zuführen, hat ſich noch lange erhalten. Auch am 1. Juni 1779 wurde von den Muſikliebhabern ein freies Konzert„im großen Theaterſaal“ gegeben; die Freibilletts waren beim Pächter des Redoutenhauſes, Elbracht, in Empfang zu nehmen. Ohne Ein⸗ trittskarte wurde niemand, mit Ausnahme der Theater⸗ abonnenten, vom Zivil und Militärſtand eingelaſſen. Es iſt nicht ganz klar, in welchem Saale die erſten Kon⸗ zerte ſtattfanden. Der ſchöne Konzertſaal des Theaters, der bekanntlich noch bis in die 1890er Jahre die Stätte unſerer Symbolische Figur der Mannheimer Lachner- Plakette Akademiekonzerte war, iſt erſt 1785 im Bau vollſtändig fertig geweſen. Man muß alſo annehmen, daß die erſten Konzerte tim Logenhaus oder zum Teil in einem kleineren Saale des Theatergebäudes ſtattfanden, der vor dem Mühldorferſchen 1— 5 etwa an der Stelle des ſetzigen erſten Rang⸗Foyers ag.. 5 f f Ob in biefer erſten Zeit gedruckte Konzertprogramme er⸗ ſchtenen, iſt fraglich. Erſt aus dem Fahre 1785 hat ſich ein ſolcher Zettel erhalten. Mitwirkende waren die Mitglieder des ſchwachbeſetzten Orcheſters, das dem RNattonaltheater zur Aufführung von Singſpielen und für die Zwiſchenaktmuſik zur Verfügung ſtand und durch Dilettanten verſtärkt wurde. Sein Dirigent war Ignaz Fränzl, der den bedeutendſten Bibolinſpielern ſeiner Zeit beigerechnet wurde. Fränzl ſtand ſeit 1747 beim kurfürſtlichen Hoforcheſter als Bipliniſt, fer 1774 als Konzertmeiſter. Sein Sohn war der bayeriſche Hofkapell⸗ meiſter Ferdinand Fränzl(geſt. 1883). 5 des Geheimen Staats rats Johann Georg Klavierſonate wimmelt nur ſp von dynamiſchen Vorſchriften die deutlich erkennen laſſen, wie Mozart die neu gewonnenen Effekte auch dem Klavier nutzbar zu machen ſuchte. Eine weſentlich kühlere Beurteilung fand dieſe dynamiſche Bereiche⸗ rung durch den Vater Leopold Mozart, denn dieſer äußert ſich nach Durchſicht der Sonate ſehr vorwurfsvoll über„den ver⸗ manierierten Mannheimer Gout“. Wir dürfen dem Vater keinen Vorwurf daraus machen, denn er hatte die hinreißende Wirkung der von Mannheim ausgehenden dynamiſchen Effekte ſchwerlich ſelbſt gehört. Ebenſo begeiſtert äußert ſich Mozart über die Klavi⸗ netten, deren Klang er in Mannheim zuerſt hörte und die ſpäter zu ſeinen Lieblingsinſtrumenten zählen, hat er ihnen doch viele herrliche Kantilenen zugedacht. Jedenfalls hat Mozart in inſtrumentationstechniſcher Beziehung dadurch, daß er durch Cannabichs Direktionsweiſe und das ſorgfältig ab⸗ getönte Spiel erſah, was ſich aus einem diſsiplinterten Orcheſterkörper herausholen läßt, ſowie durch das Klangbild der Klarinetten, außerordentlich wertvolle Anregungen erhal⸗ ten; wenn auch der Einfluß der Mannheimer Symphoniker in formaler Hinſicht, z. B. betreffs der Ausgeſtaltung der einzelnen Sätze etwas überſchätzt wurde. Die Anregung des Herrn Prof. Dr. Walter, den Einfluß der Mannheimer Komponiſtenſchule zum Gegenſtand eingehender Detailſtudten zu machen, iſt längſt in die Tat umgeſetzt worden. Kein geringerer als Hugo Riemann hat die Werke der Mannheimer Symphoniker neu herausgegeben, allerdings in ſeiner Ent⸗ decker⸗ und Herausgeberfreude Stamnitz einen Platz ange⸗ wieſen, der ihm in dieſem Umfang nicht zukommt. 5 Aeußerlich ſchienen zunächſt mit dem Zeitpunkt, da Karl Theodor Mannheim verließ(1778) und das Orcheſter ihm zum größten Teile nach München folgte, die Tradition wenigſtens für das Mannheimer Muſikleben abgeriſſen, die Verbindungsfäden abgeſchnitten. Aber die Anregungen, dis von dem Orcheſter ausgingen, waren bei einem unſerer Größten auf fruchtbaren Boden gefallen. Von Mannheim aus nahm die durch Cannabich angebahnte ſorgfältige Be lebung des Vortrags durch dynamiſche Schattierung ihren Weg durch gauz Europa und iſt, wenn auch zunächſt mit Staunen aufgenommen, doch Gemeingut unſerer Muſtkkultur geworden, ſo daß es uns Heutigen unbegreiflich erſcheint, wie man einſt ohne dynamiſche Zeichen auskommen konnte. Gerade da wir uns bei den Feſtkonzerten der Akademie am⸗ ſchicken, Cannabich wieder in einer ſeiner Kompoſitionen lebendig werden zu laſſen, ziemt es ſich, ſeiner als eines Mannes zu gedenken, der die Technik des orcheſtralen Spiels auf eine vordem kaum geahnte Höhe gebracht hat. Der Geiſt, der die Muſiker beſeelte, die ſich Cannabichs Autorität fügten und das kurpfälziſche Orcheſter zu einer Inſtitution von eurv⸗ päiſcher Berühmtheit ausbauen halfen, lebt auch heute noch in den Muſikern des Nationaltheater⸗Orcheſters und trägt dazu bei, daß die verſchiedenſten Dirigenten⸗Perſönlichkeiten freudigſt mit dieſem herrlichen Orcheſter muſizieren, deſſen Jubelfeier wir alle mit Freuden mitfeiern. 5 2 5 Dr. Otto Chmel. 7 5553 75 Die Anzahl der Berufsmuſiker in dem Orcheſter wird folgendermaßen angegeben: 14 erſte und zweite Bivlinen, 3 Bratſchen, 3 Violoncellos, 3 Kontrabäſſe, 1 Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotts, 3 Hörner, 2 Trompeten, 1 Pauke, hierzu noch ein Klavierſtimmer(Heckel), 1 Kopiſt und 1 Cal⸗ cant(Orcheſterdiener, der zugleich für die Saiten und Inſtan haltung der Geigen zu ſorgen hatte). Ferner ſtanden zur Verfügung: 12 Chorſänger. 5 Bei der erſten Einladung wurden beſonders die Adeligen. die Beamten und die Offiziere zum Beſuch der Konzerte auf⸗ gefordert. Man beabſichtigte anfangs, die Konzerte in Ver⸗ bindung mit geſelligen Abenden zu bringen, und wollte je⸗ weils Dienstags eine Geſellſchaftsredoute und Freitags ei Konzert veranſtalten. Der Beitrag für beide Veranſtaltungen ſollte pro Familie 15 Gulden koſten. Die Offizierkorps der hier in Garniſon liegenden Regimenter hatten 35 Gulden zu zahlen, dafür ſtand der Beſuch allen Offizieren und ihrer Frauen frei. Den Geſellſchaftscharakter, den man der Grü dung anfangs geben wollte— nur Fremde von Stand ſollte durch Bekannte oder Verwandte eingeführt werden— Ki man offenbar fallen. 5. 5* Im zweiten Konzertjahr verzögerte ſich der Anfang bis Neufahr 1780. Dalberg ergriff die Initigtive und kündigte im Dezember 1779 den Wiederbeginn an.„Man werde fte beſtreben, jedes Konzert durch neue und auserleſene ken angenehm zu machen.“ Von Neujahr bis Oſtern wöchentlich ein Konzert ſtattfinden.„ Gedruckte Konzertprogramme der Liebhaberkonzerte ſind ſehr ſelten. Im Tagebuch des Schauſpielers Heinrich B das Anton Pichler für ſeine Theaterchronik benützt der Zettel vom 15. Mai 1785 eingeklebt. Er iſt überſchrieben: „Concert de Mrs. les Amateurs“ und ganz in franzöſtſch Sprache gegeben. Wie noch lange bei dieſen Konzerten i Bezeichnung der aufgeführten Stücke nur ganz allgemein ohn nähere Angaben. Von einer Bezeichnung der Tonar od der Opuszahl bei Symphonien uſw. iſt nicht die Rede. Programme ſind gemiſcht aus Symphonien, Ouvertüre kal⸗ und Inſtrumentalſolv⸗Vorträgen, wobei auch die Blas inſtrumente häufig vertreten ſind. Am genannten Tage macht den Anfang eine Ouvertüre von Gofſec, es folgte ein von Erux geſpieltes Violinkonzert von Stamitz(pon welchem nicht geſagt), ſodann ſang Fräulein Fränzl eine Szene v Benda, Herr Wendling ſpielte ein Flötenkonzert eigener Kom⸗ poſition und Herr Goes, der kurfürſtliche Schatzmeiſter od fein Sohn, ſang eine Arie von Piceini. Den zweiten Te eröffnete ein von Muſikdirektor Fränzl geſpieltes Vi danten, Domherr Johann Friedrich von Dalberg, der als Komponiſt tätig war, brachte ein Klavierkonzert 9 Mozart zum Vortrag, worauf eine„Symphonie de Mr He den“(Joſeph Haydn) den Schluß bildete. Dieſes Program zehrte alſo großenteils noch von den früheren Ruhmestage der Mannheimer Muſtk. Doch ſcheinen die führenden Me der Alt⸗Maunheimer Kompoſitſon bald von den Program verſchwunden zu ſein„„„ Um die Liebhaberkouzerte hat ſich die einflußreich 5 N 10. Seite. Nr. 450 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 28. September 1929 große Verbtenſte erworben. Sie war lange mehreren Familienangehörigen dabei tätig. rat N. v. Stengel(wohl der Archivar Muſtkliebhaberkonzert⸗Ausſchuß an und ſeit den 1790er Jah⸗ ren war für den ökonomiſchen Teil jüngerer Regierungsrat von Stengel dung mit dieſen Veranſtaltungen erſcheint. Es iſt wohl Jeſeph von Stengel, der ſpätere Hofgerichtspräſibent. 5 Wann die Konzerte in den 1785 fertiggeſtellten Konzertſaal(Redoutenſaal) überſtedelten, iſt nicht genau zu ermitteln. K. Ferd. Heckel gibt in ſeinen hiſtoriſchen Theater⸗Tabellen an, daß am 5 Februar 1790 das erſte Lieb⸗ Haberkonzert im großen Saale ſtattgefunden habe. Um die Wende des Jahrhunderts gingen die ſters, das dringend einer Auffriſchung durch jüngere Kräfte bedurfte, ließen mehr und mehr nach. Muſikdirektor Ignaz Fränzl, gebrechlich und faſt taub, war immer noch Dirigent. Auch die Reorganiſation der Oper erforderte, daß ihm eine eigene Leitung. jüngere Kraft zur Seite geſtellt wurde, der Violoneelliſt ˖ Peter Ritter, der 1801 zum Konzertmeiſter und 1803 zum Kapellmeiſter ernannt wurde. Die Einnahmen aus den Abon⸗ nements hatten auch aus einem anderen Grunde nachgelaſſen. Die Kriegsjahre laſteten ſchwer auf dem Adel und den Be⸗ amten, die immer noch das Hauptkontingent der Beſucher ſtellte n. Bis dahin war der Veranſtalter der Oiebhaberkonzert⸗ Ausſchuß. Er erhielt den Konzertſaal unentgeltlich und zahlte dem Redoutenhauspächter eine Pauſchalſumme für Heizung, Beleuchtung und Reinigung. Die Reineinnahmen wurden mnter das Orcheſter, das ſeine Mitwirkung als freiwillig be⸗ trachtete, nach den hergebrachten Rangſtufen verteilt. Nun ſuchte Dalberg die Konzerte vor dem Untergang zu retten. Er ließ ſich für die Neuregelung von dem Schau⸗ ſpieler und Theaterregiſſeur Heinrich Beck Vorſchläge erſtat⸗ ten. Nach Becks Anſicht durfte man es mit den Liebhabern nicht verderben, denn man brauchte ihren Einfluß und ihre Mitwirkung. Ganz beſondere Rückſicht mußte man dabei auf die Brüder Stengel nehmen. Ein weiterer Punkt war die Beibehaltung des billigen Familien⸗ Abonnements. „Das Abonnement um billigen Preis erleichtert Familien, ihre Töchter in guter Geſellſchaft öffentlich zu produzieren.“— Ohne Abonnement ſei kein Konzert möglich.„Eine Mutter“ ſchreiht Beck—„kann nicht für—3 Töchter und ſich jedes⸗ mal ſoviel Gulden bezahlen.“ Die Hauptſache war Uebernahme der Konzerte durch das Theater unter Mitwirkung eines Kon⸗ zertausſchuſſes. der Vexranſtaltung ein wollte die Konzertleitung durch ehrenamtliche Vertreter der a 8 o stengel tätig, der ſpäter auch Muſikliebhaber erweitern. noch als General⸗Landeskommiſſariatsrat in naher Verbin⸗ Orcheſter trug nun der roßen Nach dieſen Vorſchlägen wurde unter Zuſtimmung des bisherigen Liebhaberausſchuſſes am 14. November 1801 unter Dalbergs Vorſitz beſchloſſen, einen neuen Konzertausſchuß mit der Leitung der Winterkonzerte zu beauftragen. In dieſem Ausſchuß waren die Intendanz, das Orcheſter und die Muſtkfreunde vertreten. Er beſtand aus folgenden Mitglie⸗ dern: Intendant von Dalberg, Generalmaſor von Reibeld, Vanbeskommiſſariatsrat v. Venningen(Dalbergs Schwieger⸗ ſohn und Nachfolger in der Intendanz), Landeskommiſſariats⸗ rat von Stengel(jedenfalls Joſeph von Stengel, der ſpätere Hofgerichtspräſident), Muſtkdirektor Fränzl meiſter Ritter. Die Intendanz behielt ſich die ökonomiſche Leitung und die Oberaufſicht über das Muſtkaliſche vor. Stengel übernahm die Abonnementsregelung. führenden Werke wurden im Benehmen mit Venningen von den belden Dirigenten ausgewählt. Fränzl dirigierte nach wie vor die Symphoniekonzerte; Ritter erhielt die Leitung der Vokalwerke, Oratorien uſw. Der Theaterkaſſier führte und Konzert⸗ Ergebnis der Einnahmen Gra die Rechnung. Die Ueberſchüſſe wurden zu Gratifikationen an die gering beſoldeten Orcheſtermitglieder verwendet. Intendanz vertrat nun den Standpunkt, daß die Mitwirkung in dleſen Konzerten eine Dienſt verpflichtung für die Orcheſter⸗ mitglieder ſei. Darüber drohte ein Konflikt auszubrechen, doch erklärte ſich ſchließlich das Orcheſter gegen Zuſicherung der Gratifikationen zur Mitwirkung bereit. Es wurden zu⸗ nächſt nur 6 Konzerte ſtatt der bisherigen 12 in Ausſicht genommen. Auf dieſer Grundlage fanden die Konzerte auch im Win⸗ ter 1802/0 ſtatt. Bald nach dieſer Neuregelung, die aller⸗ dings nur kurzen Beſtand hatte, trat Dalberg von der Inten⸗ banz zurück und ſein Nachfolger Frhr. von Venningen ſah ſich hinſichtlich der Neugeſtaltung der Konzerte vor ſchwie rige Aufgaben geſtellt. Zunächſt gab er dem Orcheſter nach, das darauf drängte, die Konzerte ſelbſt zu übernehmen. Er behielt ſich aber die Obe raufſicht in künſtleriſcher Hinſicht vor und ſuchte nament⸗ lich auch die Programmgeſtaltung zu beeinfluſſen. Nach der von ihm 1803 genehmigten Satzung hatte ein vom Orcheſter gewählter Ausſchuß unter dem Vorſitz des Intendanten die Leitung der Konzerte. Venningen war ſelbſt muſikaliſch, ver⸗ ſuchte ſich auch als Komponiſt von Symphonien und Ouver⸗ türen. Er ſtellte für dieſe Konzerte ſeine eigene umfangreiche Mufikalienſammlung zur Verfügung. Eine Reform der Konzerte wie auch der Oper entſprach ſeinen eigenſten Inter⸗ eſſen. Aber die Wege, dle er einſchlug, und die brüske Art ſeines Vorgehens vereitelten ihm das Erreichen des Zieles. Die Konzerte entſprachen in den nächſten Jahren nicht den Erwartungen. Die Programme boten zu wenig Neues. Die Unzufriedenheit des Publikums, die ſich in vielen Abonnementsaufkündigungen zu erkennen gab, veranlaßte Die Neuerung. i Die bisher vom Orcheſter geführten Li nzerte hätten Konzerte bedenklich zurück. Die Leiſtungen des Theaterorche⸗ 5 1 i Zeit hindurch mit 1806 mehrere ſcharfe Erlaſſe des Intendanten von Venningen, Ein Regierungs⸗ der gewohnt war, mit ſelbſtherrlicher Rückſichtsloſigkeit drein⸗ Nicola) gehörte dem zufahren. Er warf dem Konzertausſchuß falſche Sparſamkeit und Mangel eines übereinſtimmenden guten Willens vor und Das in ſeiner Ehre gekränkte Intendanz die Veranſtaltung der Winterkonzerte gegen eine entſprechende Beſoldungszulage an. Aber es blieb in dieſem Jahre noch beim Alten, da die erfor⸗ derlichen Gehaltsaufbeſſerungen nach einer Berechnung der Intendanz die Theaterkaſſs in jener ungünſtigen Kriegszeit zu ſtark belaſtet hätten. Der folgende Herbſt brachte dann die entſcheidende Am 8. November 1807 verfügte Venningen: das allgemeine Mißvergnügen ſo erregt, daß für dieſen Winter bei Fortdauer der jetzigen Verfaſſung ſchwerlich ein Abonne⸗ ment zu hoffen wäre. Da die Intendanz dieſe Konzerte nicht fallen laſſen dürfe, nehme ſie dieſelben nunmehr unter ihre Das ſogenannte Liebhaberkonzert wurde aufgehoben und der Konzertausſchuß aufgelöſt. Statt deſſen wurde ein mit dem Theater verbundenes muſikaliſches Inſtitut unter dem Namen„Hofmuſikakademie“ errichtet. Da⸗ mit nahm der noch in der höfiſchen Ueberlieferung der Karl⸗ Theodor⸗Zeit wurzelnde Intendant den alten Namen der Ritterſgalkonzerte wieder auf. Lyrs der Mannheimer Lachner-Plakette Der Akademiedienſt wurde als zum Hof⸗ theaterdienſt gehörig bezeichnet. Kein in Beſoldung ſtehendes Orcheſtermitglted— heißt es in jener Verfügung weiter— dürfe ſich ohne legal nachweisliches Hindernis dieſem Dienſt entziehen. Seit längerer Zeit ſeien keine neuen Muſtkalien angeſchafft worden. Erſt nach Ueberſicht der hier⸗ durch entſtehenden Ausgaben könne beſtimmt werden, welche und wieviel Gratifikation dem Orcheſterperſonal gewährt werde. Die Intendanz ſei überzeug, das ganze Orcheſter werde, von Kunſtgefühl beſeelt, dieſenn neuen Inſtitut ſeine Dienſte widmen; es müſſe das Zutrauen zur Intendanz haben, daß ſie weder Mühe noch Arbeit und Unannehmlichkeiten Die aufzu⸗ ſcheue, um über die beſtändige Erhaltung des allſeitigen Wohls mit Anſtrengung zu wachen. ö Auf wieberholte Einſprachen des hierdurch äußerſt be⸗ unruhigten Orcheſters erklärte die Intendanz, daß nach dem fikationen wie bisher verteilt werden ſollten. Auf die Mitwirkung von Lie b⸗ habern wurbe nach wie vor der größte Wert gelegt. Die im muſikaliſchen Konſervatorium, einer Abteilung der Geſell⸗ ſchaft„Muſeum“, vereinigten Muſikfreunde erklärten auf Er⸗ ſuchen ihre Bereitwilligkeit, mitzuwirken. Nach einem Ver⸗ zeichnis beſtand damals das Orcheſter aus 52 Perſonen: 29 Berufsmuſikern und 29 Liebhabern. Die ſchwache Beſetzung der Saiteninſtrumente läßt erkennen, daß man auf die Mit⸗ wirkung der Muſikfreunde unbedingt angewieſen war. Von den Liebhabern ſejen genannt: von Stengel, von Perglas, von Duſch(Alexander von Duſch, der Freund Karl Maria von Webers, der ſpätere badiſche Miniſter), von Weiler (Duſchs Schwager), Gottfried Weber(Anwalt, Muſiktheoreti⸗ ker und Komponiſt, der Mittelpunkt dieſes Kreiſes), Lizentiat Eſſer(Mathias Eſſer, der Vater des Obergerichtsadvokaten Friedrich Eſſer und des Wiener Hofkapellmeiſters Heinrich Eſſer), Andriano, Scolari und ein„Baßemann“ lin der Liſte ſo geſchrieben, wohl Friedrich Baſſermann, der das Haus am Markt erbaute). Das Nebeneinander von Berufsmuſikern und Dilettanten führte gelegentlich zu Zerwürfniſſen. Damen der Ge⸗ ſellſchaft weigerten ſich aus perſönlichen Gründen, im Chor neben einer ihnen nicht genehmen Sängerin zu ſtehen. Oder ein alter Orcheſtermuſiker beleidigte Gottfried Weber, indem er ablehnte, am gleichen Pult mit ihm zu ſpielen. Als endlich 1808 der alte Ignaz Fränzl durch Krankheit zum Rücktritt gezwungen wurde, übernahm HKapellmeiſter Peter Ritter, ein tüchtiger, aber nicht übermäßig tatkräftiger Muſiker die alleinige Leitung der Konzerte. Es wurden zwölf Konzerte veranſtaltet. Der Abonnementspreis für dieſe zwölf„Hof⸗ Muſik⸗Akademien“, wie ſie ſeit 1807 hießen, war 11 Gulden fi A Dur⸗ Symphonie. für eine Familie, 5 Gulden für eine Einzelperſon. Die Abonnementskarten waren auf Namen ausgeſtellt und nicht übertragbar. Freikarten wurden nach altem Brauch an die Geiſtlichen der drei chriſtlichen Konfeſſionen und an die Pro⸗ feſſoren des Lyzeums ausgegeben. Schon damals beſtand die Unfitte, die Konzerte vorzeitig zu verlaſſen. In den folgenden Jahren ſchwankte die Zahl der Kon⸗ zerte; 1809/0 waren es nur neun. In der letzten Hof⸗Muſtk⸗ Akademie am 2. März 1810 wirkte der damals in Mannheim weilende, mit Duſch und Gottfried Weber befreundete junge Carl Maria v. Weber als Klavier⸗Soliſt mit. Schon damals hatte die Intendanz die Veranſtaltung der Konzerte wieder in die Hände des Orcheſters gelegt. Ste kümmerte ſich nicht mehr um die Auswahl der Symphonien und behielt ſich nur die Ge⸗ nehmigung der Programme vor Drucklegung vor. Die zuletzt im Winter 1809/10 vorkommende Bezeichnung„Hof⸗Muſik⸗ Akademien“ verſchwand nun wieder. Als Vertreter der Muſikliebhaber wurden 1811 dem Kon⸗ zertausſchuß Kreisrat von Stengel(Joſef, der ſpätere Oberhof⸗ gerichtspräſident) und Lizentiat Eſſer beigeſellt. Der Konzert⸗ ausſchuß erließ„neue geſetzliche Bedingniſſe“. Darin heißt es: „Das Konzert iſt ein freier Verein der Muſiker zu geſellſchaft⸗ lichem Zweck; jeder derſelben hat alſo gleiche Verbindlichkeit zur Mitwirkung nach Kräften unter einer gemeinſamen Direk⸗ tion.“ Die Honorare werden nach drei Klaſſen ausbezahlt. In der erſten Klaſſe befinden ſich außer dem Kapellmeiſter nur die„Konzertiſten“, d. h. diefenigen, welche Solo ſpielen kön⸗ nen und müſſen. Von Jahr zu Jahr überließ nun die Inten⸗ danz dem Orcheſter die Veranſtaltung der Konzerte. 1812 wurde ihre Zahl auf ſechs verringert. 8 Wie tief die Konzerte damals in der hieſigen Bepölkerung Wurzel geſchlagen hatten, ergibt ſich aus folgender bemerkens⸗ werten Einleitung eines der damals noch ſeltenen Konzert⸗ referate, das ſich in dem Mannheimer Unterßhaltungsblatt „Der Phönix“ von 1825 vorfindet:„Die Winterkonzerte, der gebildeten Bewohner Mannheims ſchönſte Winterfreuden, wurden am 23. November durch Haydns unſterbliches Orato⸗ rium, die„Schöpfung“, eröffnet. Eine zahlreiche und glän⸗ zende Verſammlung hatte ſich in dem Konzertſaale eingefun⸗ den, was den erfreulichen Beweis liefern möchte, daß der Sinn für Muſik in Mannheim noch immer fortlebt, und dieſe hehre Kunſt noch dieſelbe Pflege erhält wie von unſern Vätern. Würden die Muſen allüberall verdrängt, in dieſem ihrem nie entweihten Tempel fänden ſtie gewiß ein Aſyl und zahlreiche Prieſter und Prieſterinnen. Doch nicht für die Genüſſe des Ohres allein iſt hier geſorgt. Auch dem Auge wird auf viel⸗ fache Weiſe geſchmeichelt, und ſolche gedoppelte Konzerte haben einen Nachhall, der den Wechſelfällen der Zeit trotzt und das ſchöne Inſtitut der Winterkonzerte nie untergehen laſſen wird.“ Als Kapellmeiſter Ritter ſich in den Ruheſtand zurück⸗ gezogen hatte, übernahm der gleichfalls aus dem hieſigen Or⸗ cheſter hervorgegangene Kapellmetſter Frey die Leitung der Konzerte. Nach Freys Tod(1832) ſuchte der Intendant, Graf Luxburg, eine erſte Kapazität für die Leitung der Mannheimer Oper und Konzerte zu gewinnen. Es gelang ſönliche Verhandlungen in Wien, Franz Lachner für das hieſige Theater zu engagieren. Im September 1834 trat Franz Lachner ſein neues Amt an. Mit ihm beginnt ein neuer Auf⸗ ſchwung des muſikaliſchen Lebens in Mannheim. Die erſte Oper, die er dirigierte, war der„Fidelio“, und au der Spitze des erſten Konzerts am 8. November 1884 ſteht Beethovens Beethoven⸗Pflege betrachtete er als eine der Hauptaufgaben ſeiner hieſigen Tätigkeit.! Leider veran⸗ laßte ihn der Konflikt mit dem Intendanten von Luxburg ſchon 1836, von ſeinem Amt zurückzutreten. Er empfahl als ſeinen Nachfolger ſeinen Bruder Vincenz, der als Kapell⸗ meiſter verpflichtet wurde, bis 1872 hier tätig war und die von ſeinem Bruder begonnene Reorganiſation des Opern⸗ und Konzertweſens in Mannheim erfolgreich weiterführte, Jenes von Franz Lachner dirigierte erſte Konzert vom 8. November 1834 führte den neuen Titel, der ſeitdem unver⸗ ändert beibehalten worden iſt:„Muſikaliſche Aka⸗ demie.“ Das Orcheſter blieb nach wie vor der Veranſtalter dieſer Konzerte und war deshalb an ihrem Gelingen unmittel⸗ bar intereſſtert. Am 4. Dezember 1833 trägt der Zettel des erſten„Abon⸗ nements⸗Konzerts“— ſo lautete damals noch der Titel— die Bezeichnung„Feier des fünfzigjährigen Jubiläums dieſer Konzerte.“ Aufgeführt wurde die„Jubel⸗Ouvertüre“ und die „Schöpfung“, dazwiſchen ſprach ein Schauspieler einen von Andreas Brummer verfaßten Prolog. Aus unſeren hiſtoriſchen Darlegungen geht hervor, daß dieſe fünfzigfährige Jubiläums⸗ denn im Jahre 1783 beſtanden be⸗ die die Vorläufer der Muſikali⸗ feier nicht berechtigt war, reits die Liebhaberkonzerte, ſchen Akademien geweſen find. Jahre des fünfziglährigen Ge⸗ denkens wären 1828 bezw. 1878 geweſen. Bis in die vierziger Jahre kamen in den Akabemiekonzer⸗ ten noch große Oratorien zur Aufführung, dann aber über⸗ nahm der Muſtkverein, beſonders ſeitdem Vincenz Lachner ihn leitete, dieſe Aufgabe., Je mehr die Mitwirkung der Liebhaber in den Akademien zurücktrat, um ſo feſteren Fuß faßten auf breiter bürgerlicher Grundlage die nun erblühenden muſtkali⸗ ſchen Vereine, Prof. Dr. Walter. 8 ) Wir entnetzmen die Ausführungen der zum Jubiläum der . Mannheimer Nationaltheaterorcheſter herausgegebenen F e ſt. Die Mifglieder des Nafionalfheafer-Orchesfers Staud vom 1. September 1929 Erſte Violinen: Max Kergl ſeit 1. 9. 1928, Richard Heſſe ſeit 1. 9. 1887, Adolf Fritſch 1 ſeit 1. 12. 1885, Julius Siefert ſeit 1. 9. 1895, Paul Gelbrich ſeit 1. 9. 1903, Max Hoh⸗ berg ſeit 23. 9. 1903, Alfred Bachmann ſeit 1. 9. 1904, Jakob Karg ſeit 1. 9. 1904, Joſef Burkl ſeit 24. 8. 1913, Kurt Haber⸗ KLorn ſeit 1. 9. 1914, Joſeph Schott ſeit 1. 9. 1922.(12. Stelle 3. t, unbeſetzt). Zwelte Vlolinen: Bernhard Conradt ſeit 3. 4. 10038, Hermann Albrecht ſeit 1. 9. 1907, Karl Bühler ſeit 1. 9. 1904, Erich Brückner ſeit 1. 12. 1908, Walter Lincke ſeit 1. 9. 1909, Fraus Schönau ſeit 1. 10. 1909, Jean Ludwig fekt 1. 9. 1913, Her⸗ mann Gleißner ſeit 1. 6. 1919, Rudolf Fritſch II ſeit 1. 9. 1928. Bratiſchen: Franz Neumaier ſeit 1. 9. 1897, Heinrich Wallenstein ſeit 7. 2. 1924, Robert Ellinger ſeit 16. 11. 1908, Emil Obſcher ſeit 1. 9. 1919, Haus Stephauuz ſeit 1. 10. 1919, Otte Richardt ſeit 1. 9. 1901. Bioloncelli: Karl Müller 1 ſeit 15. 2 Heimig ſeit 1. 10, 1903, Adolf Zorn ſeit 12. f. 190 beer ſeit 1 9. 1914, Hugd Müller II ſeit 1. 9. 1910, Felix Auger ſtit 1. 6. 1921. N N 1897, Karl Fritz Lor⸗ [Müller II ſeit 19. 9. 1912. Kontrabäſſe: Max Flechſig ſeit 1. 9. 1901, Albert Roſenberg ſeit 5. 10. 1912, Paul Köhn ſeit 1. 9. 19186, Fritz Strutz ſeit 4. 13. 1919, Adolf Merz ſeit 4. 9. 1924. Flöten: Max Fühler ſeit 1. 9. 1916, Richard Loewecke ſeit 1. 10. 1889, Adalbert Steinkamp ſeit 1. 9. 1913, Arno Fiſcher ſeit 28. 9. 1926.— Oboen: 1. 9. 1928, Oskar Landeck ſeit 1. 9. 1928, Paul Hofmann ſeit 1. 9. 1913. Klarinetten: Ernſt Schmidt ſeit 1. 9. 1902, Abolf Krauſe ſeit 1. 9. 1914, Paul Stephan ſeit 1 9. 1012, Wilbelm Reſſel ſeit 1 9. 1921. 8 Fage tte: Otte Zenger ſeit 1. 2. 1902, Alfred Sütter ſelt 1. 9. 1914, Robert Jaeoh ſeit 1. 9. 1809, Friß Poffmaun felt 1. 9. 1924. Hörner: Max Schellenberger ſeit 14. 10. 1803, Tückhardt ſett 18. 9. 1905, Kurt Tautenhahn ſeit 1. 9. Franz Poetzſch ſeit 8. 9. 1901. Julius Frank ſeit 1. 9. Hug Neblung ſeit 1. 12 1g. Trompeten:! Mer jy ei I. I ine Furt Stebert ſeit t k. 895 Will Schmitt ſeit 1 9. los, Karl Otto Kramer ſeit 1. 9. 1911, Emil Factus ſeit Karl 1899, 1928, Poſaunen: Auguſt Sander ſeit 1. 9. 1919, Guſtav Dauer ſeit 1. 4. 1903, Albert Schaper ſeit 17. 4. 1920, Will Materne ſeit 1. 9. 1922. Tuba: Willy Matern ſeit 15. 4. 1908. Schlagzeug: Albert Hohmann ſeit 1. 9, 1910, Guſtav Krenz ſeit 1. 9. 1913, Fritz Lämmerhirt ſeit 1. 9. 1914, Karl Thomas ſeit 1. 9. 1918. Harfen: Johannes Stegmann ſeit 1. 9. 1898, Heinrich Lindner ſeit 1. 9. 1912. * Seitdem bie Muſtkaliſche Akademie des Nationaltheater⸗ Orcheſters Mannheim als eingetragener Verein besteht, waren als Zorſitends tätig: Herr Muſikdirektor Alfred Wer⸗ nicke, die Herren Kammermuſtker Otte Richardt, Rax Fühler, Auguſt Sander, Alfred Gütter. . Der derzeitige Vorſtaud beſteßzt aus den Herren Kammermuſtkern Auguſt Sander, Otto Lenzer, Hermann Albrecht, Heinrich Lindner, 5 Verantwortlich: Dr. G. Kay er ihm durch per⸗ 0 U 10 8 W ö 8. September 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabef 11. Seite. Nr. 450 * gerdun. ole taghell und aut geleg. in Stadtmitte, an gut. Mieter, ev. mit klein. Büro zu vermieten. Zuſchriften erbet. u. D R 19 an die Ge⸗ FF 4291 helle Werkstätte preisw. zu vermieten. Sotins, Lenauſtr. Nr. 21. 4281 Tabden hem 3 Zimmer, Küche, Bad u. 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Die Aufnahmefähigkeit der Mühlen wie des Exports iſt ſehr beſchränkt und an der Don⸗ nerstagsbörſe waren die Mühlen als Käufer wiederum faſt gar nicht im Markte. Die Preiſe ſind gegen die Vorwoche weiter etwas abgeſchwächt, obwohl das inländiſche Angebot aus erſter Hand geringer geworden iſt, einmal wegen der niedrigen Preiſe, die für die Ware zurzeit geboten werden und zum anderen Male auch deshalb, weil die Landwirtſchaft gegenwärtig etwas mehr mit Feldarbeit beſchäftigt iſt. Der kanadiſche Weizenpool war am 25. und 28. d. M. nicht Ab⸗ geber. Für Auslands weizen lauteten die letzten For⸗ derungen für die 100 Kg. in Gulden eif Rotterdam: Mani⸗ oba I, Atlantic, zweite Hälfte Sept.⸗, erſte Hälfte Oktober⸗ Abladung 14,92 ½ besgl. II. 14,57½ III 14,35, IV 13,95, V 12,80. Ferner war etwas Manitoba V, in Duisburg disponibel, zum alten Zollſatz mit 18,82 ½ hfl. fob Duisburg, angeboten. Für Hard Winter I, 2. Hälfte Sept./1. Hälfte Okt., wurden 12,60, desgl. II 12,42 ½ und II/ fällig, 12,10, eif Rotterdam, verlangt. Plata⸗Weizen war zuletzt um 5 Ets. niedriger als an den Vortagen offeriert und zwar Bahia Blanca, 78½ Kg., in Rotterdam disponibel, mit 11,85 hfl., desgl., 80 Kg., in Ant⸗ werpen disponibel, mit 11/95 hfl., eif Mannheim; 79½ Kg., am 4. Sept. ausgegangener Dampfer, mit 14,47% eif Antwerpen; 79 Kg., Oktober⸗Abladung mit 11,80 und Nov.⸗Abladung 11,95 chfl., eif Rotterdam. Für in ländiſchen Weizen lagen An⸗ gebote zu 25 RM, franko Mannheim, vor. Merkwürdiger⸗ weiſe offeriert Mitteldeutſchland Weizen franko hierher zu Angeboten, die eine viertel Mark unter den ſüddeutſchen For⸗ derungen liegen, obwohl auf dieſer Ware eine Fracht von 2,00—2,50 RM. ruht. Hier greifbarer ausländiſcher Weizen wurde mit 27,25—33,00 RM. gegen 27,50—33,00 RM. in der Vorwoche angeboten. Für Roggen gilt das bei Weizen Geſagte. Inlän⸗ diſche Ware iſt mit 19,75 20,00 ¼/ zu haben, zu welchem Preis auch vereinzelte Käufe ſtattfanden. Stützungskäufe für die Einkaufsgeſellſchaft ſind immer noch nicht feſtzuſtellen ge⸗ weſen, wenn nicht kleine Käufe einer Genoſſenſchaft etwa in dieſem Auftrage erfolgt ſind. Der Mehlmarkt war vollſtändig geſchäftslos. Die Forderungen der Süddeutſchen Mühlen ſind gegen die Vor⸗ woche um etwa ein halbe Mark für die 100 kg ermäßigt wor⸗ den, ohne daß dies zu neuen Käufen Anlaß gegeben hätte, obwohl der Abruf eine Nuance beſſer geworden zu ſein ſcheint. Für ſüddeutſche Mehle ſtellten ſich die Preiſe je 100 kg mit Sack ab Mühle: ſüdbeutſches Weizenmehl, Spezial 0, 37,5075 (Vorwoche: 38,00— 38,25), desgl. zweite Sorte 35,5075(36,00 bis 36,25), ſüddeutſches Weizenauszugsmehl 41,5075(42,00 Bis 42,25), ſüddeutſches Weizenbrotmehl 29,50—75(30,00 30,25) und ſüdd. Roggenmehl, je nach Ausmahlung, 28,00—32,00, 28,00 Bis 32,75). Von nordd. Mühlen lagen Angebote in Rog⸗ genmehl zu 27,00— 32,00 /, franko Mannheim, je nach Aus⸗ mahlung, vor. Die Verhandlungen zwiſchen dem Mehlhandel und den Mühlen ſind noch nicht zum Abſchluß gekommen. Sie wurden auch in dieſer Woche durch eine Sitzung weiter gefördert, doch liegen noch nicht alle Unterſchriften aus den Kreiſen vor, auf die Gewicht gelegt werden muß. Das Geſchäft in Braugerſte blieb unbedeutend. Beſſere Qualitäten ſind gut gehalten und man glaubt dafür auch eine etwas beſſere Meinung feſtſtellen zu können. Für prima Gerſte wurden 24,75, die 100 kg, franko Mannheim, angelegt. Badiſche, württembergiſche und fränkiſche Gerſte waren zu 21,50— 23,00% angeboten. Für Donau ⸗Gerſte, 62—63 kg, 3 Beſatz, Okt.⸗Abladung, verlangte man 8,65 hfl., cif Rotterdam. Hafer iſt völlig vernachläſſigt. Die Nährmittelfabriken haben keine Kaufaufträge gegeben. Auch die Schweiz, die ſonſt häufig Abnehmer für ſüddeutſchen Hafer zu ſein pflegt, hielt ſich zurück. Hinzu kam, daß Plata ⸗Hafer in größeren Men⸗ gen an die europäiſchen Häfen gelangte und dort zu niedrigen Preiſen abgeſetzt wurde. Die hieſtigen Forderungen für hier greifbare Ware ſtellten ſich auf 18,50—19,50 /, die 100 kg. Mais hatte gleichfalls nur ſehr mäßiges Geſchäft und iſt gegen die Vorwoche etwas billiger mit 19.7520 /, die 100 Kilogramm mit Sack gegen damals 20.50 20.75% zu haben. Rheinſchwimmende Ware ſtellte ſich auf.40 hfl., eif Mann⸗ heim. An den Seehäfen fälliger Plata ⸗ Mais blieb mit .20 hfl., eif Rotterdam, angeboten, Donau ⸗ Mais, Okt.⸗ Noy.⸗Abladung mit 9,10 u. Jan.⸗Febr.⸗Abladung mit.15 hfl., cif Rotterdam. Futtermittel ſind wegen der niedrigen Preiſe für Futtergetreide nur ſehr ſchwer unterzubringen. Die Mühlen⸗ forderungen lauteten für Nachmehl auf 15.5017 /, Futter⸗ mehl 12.25 12.50, für Weizenkleie, feine, 11, mittelgrobe 1150 und grobe 12 /. Dieſe Forderungen gelten durchweg für prompte Ware, für ſpätere Lieferung ſind die Mühlen nicht im Markte; Biertreber 17.25—18.25 ¼, Trockenſchnitzel 14.50/ und Sojaſchrot 20.7521 /, je 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim. Am ſüddeutſchen Tabakmarkt hat ſich der Gru m⸗ peneinkauf fortgeſetzt, wobei die Preiſe eine leichte Nei⸗ gung zum Anziehen bekundeten. Bisher beteiligte ſich haupt⸗ ſächlich der Handel am Einkauf, während die Fabrikation noch mehr oder weniger zurückgehalten hat. Was bisher an Grumpen zur Verwiegung gekommen iſt, wird in der Quali⸗ tät als gut bezeichnet. Das Brechen der Tabake hat bei der günſtigen Witterung weiter raſche Fortſchritte gemacht, ſodaß die Ernte in einigen Tagen am Dache ſein wird. In der Gegend von Bühlertal iſt die geſamte Ernte des diesjährigen Gewächſes bereits beendet. Das Erträgnis wird als mittel bis gut bezeichnet. Von den in letzter Zeit auftretenden nächtlichen Nebeln erhofft man eine günſtige Einwirkung auf die Farbenbildung. Bei einer in der Pfalz abgehaltenen Ver⸗ kaufsſitzung wurden Grumpen aus dem Schneide⸗ und Zigar⸗ rengutgebiet angeboten und das Angebot faſt reſtlos abge⸗ ſetzt. Die Preiſe bewegten ſie 5380/ für den Zir. mit Qualitätszuſchli zu 20 v. H. Der Markt für alte Tabake lag ruhig. Auch Rippen hatten nur kleines Ge⸗ ſchäft bei Preiſen, die ſich zwiſchen 33.50/ für den Zentner, loſe ab Fabrik, bewegten. Die Tabakarbeiterverbände haben, wie in einer Sitzung des Rauchtabakverbandes mitgeteilt wurde, den bis zum 30. Okt. laufenden Reichstarifvertrag gekündigt. Georg Haller. Die Deutſche Lufthanſa im Jahre 1928 Die Verwaltung bringt erſt nach der GW. den genehmigten Ge⸗ ſchäftsbericht zur Veröffentlichung. Nach der Gewinn⸗ und Verluſt⸗ rechnung betrugen die Einnahmen aus Flugdienſt und Bel⸗ Hilfen 30,0(i. V. 30,04) Mill./ Die Eigen einnahmen ſtehen hierbei zu den Beihilfen im Verhältnis von 31,8: 68,2 20,7: 78,9). Einnahmen aus Materialverkäufen und fonſtige Er⸗ träge betrugen 1,25(0,57) Mill.. Auf der anderen Seite erforder⸗ ten Betriebskoſten 23,53(21,74) Mill. J. Die Erhöhung iſt auf eine Steigerung der Start⸗ und Landegebühren um ca. 45 v. H. und auf eine Steigerung des Betriebes um etwa 12 v. H. zurück⸗ 3 Handlungsunkoſten erforderten 2,14(1,90) Mell. /. In beſer Steigerung kommt u. a. ein Mehraufwand von 185 000/ für Steuern zum Ausdruck. Zinſen erſcheinen neu mit 0,14 Mill.. Dieſer Betrag dürfte ſich in der Zukunft infolge der Neuordnung mit dem Reich erheblich ſteigern. Abſchreibungen erforderten 5,04 (0 Min. 4. Es verbleibt ein Ueberſchuß von 9 490(19 054). In der Bilanz ſtehen Flugzeuge mit 6,66(0,98) Mill. /, Motoren mit 4,05(4,70) Mill./ zu Buch. Matertallen und Be⸗ kr tehsſtoffe ſind erheblich von 4,41 auf 6,52 Mill. geſtiegen, infolge vielfach vorgenommener neuer Ausrüſtungen. Im neuen Geſchä fahr iſt dieſer Poſten wieder weſentlich zurückgegangen. Beteil gungen, auf die 10 v. H. abgeſchrieben worden ſind, figurteren jetzt mit 140(1,68) Mill. 4. Die Forderungen betragen insgefamt 15,35 %%% Min,, Bankguthaben werden mit rund 1 Million gegen 482 Mill. 4 aufgeführt. Auf der Paffipſeite werden Akzepte mit 8,7(2% 7] Mill. ausgewieſen, dieſer Poſten iſt mittlerweile auf rund 800 000„ zurückgegangen. Schulden betragen 8,06(.39) Mill. Mark, bierunker figurtert u. a. ein Bankkredſt von 3 Mill./ der iich im neuen Jahre um weitere 3 Mill. erhöht hat. Es iſt der bekannte Kredit, der nach der Neuordnung durch eine kurzfriſtige Anleihe ge⸗ Heckt werden ſoll. Im Geſchäfts bericht wird zunächſt, auf die allgemeine Lage hinweifend, ausgeführt, daß ein Programm, das ſich auf eine Längere Zeitperiode erſtreckt, für die deutſche Handels⸗ uftfahrt dringend erforderlich iſt. Die nächſten Jahre würben über unſeren künftigen Anteil om Weltluftverkehr entſcheiden Die gegebene Entwicklung beſtehe im Aus ban außereuropäiſcher und außerdeutſcher Verbindungen, ſowie der Pflege des innerdeul⸗ ſchen Langſtreckenverbehrs. Der Bericht geht alsdann auf die durch die Kürzung der Reichsbeihilfen geſchaffene Lage ein. Die über⸗ nom mene Verpflichtung des Relches, ſe 2 Mill. I in den Jahren 190% und 32 auszuzahlen, habe es ermöglicht, das diesjährige St ſckennetz in etwas größerem Umfange als es ſonſt infolge der Etattürzungen möglich geweſen wäre, aufrecht zu erhalten. Gleich⸗ wohl sei ein ſtarker Abbau geſchulter Arbeitskräfte nicht zu ver⸗ meiden geweſen. Die Entwicklung des Verkehrs zeigt ſich in folgenden Zahlen: 1827 19˙5 Stelge ung 5 in v. H. n Paſſagbere 120 681 111 115 8 eſördertes Gepäck 821 921 KE 866 400 Kg 6 Kilemeterlſtg im gemeſcht. Verk. 8 882 91 km 9 590 570 Km 8 Beſörzerte Fracht u. Zeitungen 439 920 Kg 1 185 248 Kg 40 Befärderte Poſt 4 e k 317 588 Kg 16 Der Perſonen verkehr ſteht im Bezug auf die beförder⸗ ten Gewichte noch heute an der Spitze; er beträgt einſchließlich Geyückverkehr etwas das neunfache des Frachtverkehrs und das neunzehnfache des Poſtver kehr s. Es betr igen edoch die Einnahmen pro Kilogramm Poſt das ſechsfache derſenigen fu: Paſſagiere. Die am ſtärkſten frequentierten Strecken waren 0 An der beſonderen Stlei⸗ gerung des Frachtrerbehrs ware Berichtsfahre erſtmalig ein⸗ gerichteten Spezialpoſt⸗ und Fr en von Berlin nach London und Paris mit 16 v. H. der geſamten Frochtmenge beteiligt. Der Flugzeugpark iſt von 140 Flugzeugen zu Beginn des Jahres (darunter 41 Großflugzeugen) auf 148 Fluozeuge(darunter 35 Groß⸗ flugzeuge) am Jahresende geſtfegen. Der Rückgang der Großflug⸗ zeuge iſt nur ſcheinbar, es wurden alte Großflugzeuge umgebaut und teilweiſe verkauft und neus eingeſtellt. Der Bericht weiſt weiter auf die Verbeſſerung des techniſchen Betriebes hin und auf ene erzielte größere Sicherheit. Auf 1 Million Paſſagierkilo⸗ meter kamen 0,87(0,92) Verletzte und 0,15(0,28) Tote. Die abfo⸗ lute Zahl der Verletzten und Toten beirug in beiden Jahren 40. Auf 1000 Paſſagiere kamen im Jahre 1928 0,24 und 1927 0,80 Ver⸗ letzte und Tote. Berlin— Zürich und Hamburg Stuttgart. * * Die FFinanzplüne der Lufthauſa. Wie erinnerlich, iſt durch das Geſetz von 29. Juni d. J. der Reichsfinanzminiſter ermächtigt worden, die Verpflichtung zur Verzinſung und Tilgung einer für den Be⸗ trieb von außereuropäiſchen Luftverkehrsſtrecken von der Deut⸗ ſchen Lufthanſa aufzunehmenden Anleihe von 6 Mill./ bis zum jährlichen Betrage von 550 000/ zu übernehmen. Wie die K. hört, hat man ſich nunmehr entſchloſſen 3 Mill.„ im Nachtragsetat anzu⸗ fordern, ſodaß man mit der Aufnahme einer Anleihe zum mindeſtens bis zum nächſten Jahre warten kann. Dieſe Entſcheidung iſt offen⸗ bar im Hinblick auf die zur Zeit befonders ungünſtigen Möglichkeiten für die Aufnahme einer Auslandsanleihe, an die man bisher gedacht hatte, erfolgt. Aus ähnlichen Erwägungen dürfte es zu erklären ſein, wenn auch der Plan fallen gelaſſen worden iſt, für die 6. Mill. die das Reich in Raten von ſe 2 Mill./ 1930, 31 und 32 an die Lufthanſa zur Tilgung von Darlehen, die von der Lufthanſa bereits ſrüher im Hinblick auf das urſprünglich für 1929 vorgeſehene Streckenprogramm, auszuzahlen ſich verpflichtet hat, das Ausland in Anſpruch zu nehmen. Schließlich erſcheint es auch nicht ausgeſchloſſen, daß man für die 9 Mill.„ für die Luftfahrtinduſtrie, bei denen nach dem Haushaltsplan das Reich die Tilgung übernehmen ſoll, gleich⸗ falls auf ausländiſche Hilfe verzichtet. 2: Südweſtdentſche Luftverkehrs Ach, Frankfurt a. M. Nach dem Bericht wurden im Geſchäftsjahr 1928 5 neue Strecken in Betrieb genommen. Während der Hauptflugpertode wurden 16(i. V. 11) Strecken beflogen. Die Linienführung konnte mit Ausnahme des Poſtverkehrs gehoben werden. Infolge der erhöhten Frequenz konnte der Zuſchußbedarf um 50 000„ vermindert werden. Betriebsein⸗ nahmen ſtiegen auf 209 602(65 163) 4, andererfeits Ausgaben auf 290 941(159 216) J. An Zinſen wurden 18 689(8202% vereinnahmt. Nach W 414(24041), Abſchreibungen ergibt ſich ein VBerluſt von 62 003(100 897)„, der durch Zuſchüſſe der Stadt Frankfurt a. M. und des Bezirksverbandeg Viesbaden gedeckt wurde. Das Aktienkapital beträgt 1,8 Mill. 4. it der Helliſchen Flugbekriebs Ac Darmſtadt wurden durch wechſelſeitige Aktlenbeteiltigung und Austauſch von Auf⸗ ſichtsratsmiigliedern eine Intereſfengemeinſchaft hergeſtellt. Die Ge⸗ ſellſchaft erhielt ferner durch den Kauf von 200 000„/ Aklten der Deutſchen Lufthanſa einen öͤritten Aufſichtsratsſitz bei der letzteren. * Diskonterhöhnng in Oeſterreich.— Um 1 auf 8ſ½ v. H. Wie ſchon angekündigt, hat der Generalrat der Oeſter reich! chen Natignal bank geſtern beſchloſſen, den Diskontſatz um 1 auf 8½ n. 8. zu erhöhen. Der bisherige Satz von 7 b. H. be⸗ ſtand ſeit 28. April 1929; an dieſem Tage war er von 686 auf 77 v.., alſo ebenfalls um ein volles Prozent, heraufgeſetzt worden. Verlängerung der Vistoſe⸗Kunſtſeidenkonvention Auf unbeſchränkte Dauer— Boden für weitere Verſtändigung Die angekündigte Verlängerung der Viscofekonvention, die am 80. Sept. abläuft, beſtätigt ſich, und zwar iſt die Verlängerung, wie wir hören, wiederum auf un beſchränkte Dauer erfolgt. Wir haben bereits betont, daß dieſe Maßnahme zunächſt nur äußere Be⸗ deutung hat und nicht gleichbedeutend iſt mit den Beſtrebungen inner⸗ halb der großen Produzentengruppen, alſo in der Hauptſache Glanz⸗ ſtoff⸗, Aku⸗ und Farbenkonzern, zu einer Einigung über die wichtig⸗ ſten Markt⸗ und Abſatzfragen zu gelangen. Immerhin verſtärkt ſich aufgrund der dieſer Tage in Berlin weitergeführten Beſprechungen der Eindruck, daß ſich die Gegen ſütze mindeſtens nicht ver⸗ ſchärft haben. Man weiß, daß die Auffaſſungen noch immer aus⸗ einandergehen, daß die eine Gruppe eher zu einer Verſtändigung neigt als die andere, daß die Auslandkonkurrenz natürlich als Hin⸗ dernis oder mindeſtens als ein beeinträchtigendes Moment bei einer etwaigen Produktions⸗ und Abſatzregelung ins Gewicht fallen muß. Gerade jetzt verlautet wieder, daß demnächſt ein neuer Wetk⸗ bewerb durch die bisher ſelbſtändige Kunſtſeideſpinnerei Ny ma .⸗G. in Nymwegen entſtehen ſoll, da dieſe Geſellſchaft in Deutſchland eigene Verkaufsſtellen für ihre Visecoſegarne errichten will. Dieſe neue Konkurrenz, die ja vorerſt nur geplant iſt, ſoll aller⸗ dings nicht überſchätzt werden. Man kann aber zuſammenfaff end ſagen, daß der Boden für eine Verſtändigung vorhanden iſt, und daß die Ausſichten ſich wenigſtens nicht verſchlechtert haben. Verfrüßte Scheffahrt⸗ ſfufſon-Gerüchte Hapag und Lloyd noch nicht verſtändigungreif In Berlin verbreitete Gerüchte über bevorſtehende neue Zuſam⸗ menſchlußverhandlungen zwiſchen Hapag und Lloyd dürften, wie der F. Z. aus Hamburg berichtet wird, verfrüht ſein. Wenn auch beide Teile ofenbar innerlich überzeugt ſind, daß in abſehbarer Zeit eine Generalverſtändigung herbeigeführt werden muß, ſo zeigt doch die Rivalität im Zuſammenhang mit der tſchechoſlowakiſchen Seetrans⸗ port⸗Frage, wie wenig vorbereitet die Grundlage für eine Verſtän⸗ digung iſt. Die gleichfalls an der Börſe verbreiteten Gerüchte, daß von der Hamburg⸗Amerika⸗Linie bereits feſte Pläne zu einer Be⸗ teiligung der Aktionäre an der Frigabe vorliegen angeblich Heraufſtempelung der Aktien um 50 v..) finden in Ham⸗ burg keinen Glauben. Sie erſcheint auch umſo unwahrſcheinlicher, als die Abſchwächung der Freigabeanſprüche der einzelnen Reedereien noch immer nicht beendet iſt, und in dieſem Jahre kaum noch mit einer Endabrechnung gerechnet werden kann. Solange aber die Endabrechnung und auch die Frage der weiteren Baupläne noch in der Schwebe ſind, kann man nach den bisherigen Erfahrun⸗ gen noch nicht mit derart ſubſtantierten Plänen rechnen. * Generalratsſißung ber Reichsbank. Es wird mitgeteilt:„Am geſtrigen Freitag fand die übliche Sitzung des Generalrats der Deut⸗ ſchen Reichsbank ſtatt, in der lediglich Bericht erſtattet wurde.“ Es kann als ſelbſtverſtändlich betrachtet werden, daß die mit der engli⸗ ſchen Diskonterhöhung eingeſetzte europäiſche Diskontwelle in Ver⸗ bindung mit ihren Rückwirkungen auf Deutſchland eingehend er⸗ örtert worden iſt. * Gutehoffnungshütte AG., Oberhauſen.— Dividendeulos. Das Unternehmen(AK. 60 Mill.), die Hauptbetriebsgeſellſchaft der Gutehoffnungshütte, Aktienverein für Bergbau und Hütten betrieb, Nürnberg(Ack. 80 Mill.%), wird für das Geſchäftsjahr 1998-20 wieder keine Divfldende ausſchütten, ſondern den erzlekten Ren gewinn(i. V. 7,65 Mill /) an die Nürnberger Geſellſchaft, die, wie ſchon„wieder 7 v. H. verteilt, abführen. 0 5. für Bergbau und chemiſche Induſtrie, Köln. Von einer der Verwaltung naheſtehenden Seite hört die K.., daß ſich im laufenden Geſchäftsfahr ſowohl Umſütze als auch das f nan⸗ zielle Ergebnis im Rahmen des Vorjahrs halten. Es ſei deshalb zu erwarten, daß auch für das Geſchäftsfahr 1929 eine Dividende von wieder 12 v. H. auf das 12,5 Mill.„ betragende Ag. zur Aus⸗ ſchüttung gelangen wird. * Fr Kammerer.⸗G., Donblefabrik, Pforzheim. Der Abſchruß per 31. März 1929 mit einem Bruttogewinn von 81 220(i. B. 121 969) Mark wurde von der GV. einſtimmig genehmigt. Eine Dividende gelangt nicht zur Vertetlung. Frl. Roſa Kammerer⸗Karlsruhe wurde neu in den Aufſichtsrat gewählt. * Freiherrlich von Tucher'ſche Brauerei Ach. in Nürnberg. Das Geſchäftsjahr 192829 ſchließt nach Abſchreibungen in Höhe von 283 145(i. V. 277 296)/ und nach Abbuchung von wieder 120 000% auf Aufwertungsausgleichskonto einſchließlich des Gewinnvortrags non 61 354(i. V. 57 404)/ mit einem Reingewinn von 56457/ (561 384%) ab, Der auf den 29. Oktober einberufenen 9. G. wird die Verteilung einer Dividende von wieder 10 v. H. auf 5 Mill. Aktienkapital vorgeſchlagen, ſowie der Vortrag des Reſtes mit 64 527 (61 354)„4 auf neue Rechnung. 0 * Privatbanken und Börſen⸗Reform. In einer Sitzung der Lei⸗ tung der Intereſſengemeinſchaft der Berliner Prt⸗ at- Bank⸗ Firmen wurde mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß die in der Stempelvereinigung zuſammengeſchloſſenen Banken und Bankftirmen Maßnahmen zur Verbeſſerung der Börſen⸗ verhältniſſe etugehend erörtert haben. Die Leitung der Intereſſen⸗ gemeinſchaft der Berliner Privat⸗Bank⸗Firmen habe ſich bereits in mehrfachen Sitzungen mit der gleichen Materie befaßt. Sie werde ſich an den in Ausſicht genommenen Kommiſſionsberatungen beteiligen. Sie hoffe, daß es den Bemühungen der zufammenarbeitenden verſchte⸗ denen Gremien gelingen werde, erfolgreiche Arbeit im Intereſſe der Geſamtheit zu leiſten. Ste legte aber beſonderes Gewicht darauf, foſt⸗ zuſtellen, daß Hand in Hand hiermit auch andere Maßnahmen von dringlicher volkswirtſchaftlicher Wichtigkeit, vor allem Abbau der Ge⸗ ſamtlaſten ſowie außerdem Kurspflege und Aktionärpflege, unerläß⸗ lich ſind, um die Kapitalbeſchaffung zu erleichtern und die deutſchen Aktienmärkte wieder geordneten Verhältniſſen zuzuführen. Berliner Mefallbörſe Kupfer Ale 77 27.9 bez. Brief geld bez. Brief Geld bez. 15 Geld Januar—.— 148 50 148—.— 47, 26,[ 75 Februar—.— 148,75 148,25 47.— 36,75—.— 47.75 46.75 März.— 15. 48%—.—. 4,.„ 7 April—.— 140.— 110%%—— 47, 46.7 ͤ—— 38 47. Maß—— 129,25 149.25—— 47455—— 48 25 28 Juni— 29.75 149,25—.— 47.— 46.75—.— 48,50 47,50 Jul— 149,75 149,0—.— 47, 48,75—.— 48.25 4775 Auguft—.— 149,75 14 50%—— 47½½— 46,75 468.25 48.75[48 Sept. 4— 149,— 145,75—— 47.50 46,75—.— 47.500 95— Oltober—— 14 75 146.— 48.75] 47,— 46,75—.— 45 75 45 25 Nov..2 148.500.— 46.75—.— 47.— 45.75 Doz.—,— 148.— 147.7581— 47, 46, 75—— 47. 46,— Elektrolytkupfer, prompt; 170,75 Antimon Regulus 74 68 rig. Hütten⸗Alumi fum 190.— Silber in Barren, per eg 69.75 78 del. Walz⸗, Drahlbarren 194.— Gold, Freiverkehr, 10 er 28.00 28,20 Hüttenzinn, Med 2 Platin, dio. 1 gr 5 16 Reinnickel 98 99 v.. 850.— Vreiſe ohne Sdelmetalle) für 100 K Londoner metallbörſe Metalle in E pro Zint prompt 24,85 28,56 Siber Unze ſtand. 187/40) fein. Platin Unze k 1 175 8 75 0. us!. 5 2726 J de. let. 84.75 8476/Kneckſttbex 22.0 2209 zupfer Kaſſa 24,45 78.95 Zinn Kaſſa 2048 203.8 Antimon Reg 52.25 2,50 der) Monate 14,85 7, 0 de. S Mena, 20 00 207.5 Platin 33.85 18,85 Setlementſpr. 74.55 78,8 do Seitlemen 204, 203.7 Wolfroptetz 38,— 35, Kupfer elektrol. 84,78 8,70 do. Banka 216,2 216,2 Kickel Inland 175, 178,0 do. beſt ſelee 80 2880 de Slate 209.2 207 2 do. Ausland 175. 175.0 dos strong ah 110,00 110% J Wlef vrompt 28.55 25,59 Silber—— Frachtenmarkt Duisburg-Nuhrort 27. September Die Nachfrage nach Kahnraum war an der heutigen Börſe ſehr rege. Es würden Kähne für Reiſen tal⸗ und bergwärts geſucht. Bergreiſen für mittlere Kühne waren auch am Markt und wurden 8 75% bezw. 8 Pfg. abgegeben. Der Bergſchlepplohn erfuhr keine Aeude⸗ rung; der Talſchlepplohn blieb weiterhin ſehr feſt. * 1 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Samstag, den 28. September 1929 oper 5 Zefir durchgemustert gefün. Brust .00 g Popeline durchgemustert.00 .50 durchgemustert Tricotine Bielefelder Fabrikat. 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