nungen 20 Mille D..), Ea202 Wonng. ortslage. nobtlien, Ea292 73— . 15 tfmanus, hensfroh. wird ein icht, dem ird. Ge⸗ 85 a. elle Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, Einzelverkaufspreis Schwetzinger⸗ ſtraße 1920, Meerfelödſtraße ls, Neßriebrichsſtraße 4, FeHauptſtraße 68, Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..— 10 Pfg.— Abholſtellen: Waldhofſtraße 6, WOppauerſtraße 8.— B il„Montag: Sport der N. M. J. Dienstag wechselnd: Aus der Welt der Te El Agen: und Recht/ Donnerstag wechselnd: Mannheimer Frauenzeitung Für u Poſtſcheck⸗Konto Nr. 17590 Karlsruhe— Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,-6— Fernſprecher: Sammel⸗Nr. 249 51 Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim chnit Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film/ Mittwoch wechſelnd: Die fruchtbare Sch nere Jugend/ Freitag: Mannheimer Reiſezeltung/ Samstag: Aus Zeit und Leben Man er Seit zeile; im Reklameteil RM..— die 70 mi Voraus zu bezahlende Familien⸗ und ſondere Sätze.— Rabatt nach Tarif.— Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonh telephoniſche Aufträge keine Gewähr. Mittag⸗Ausgabe ittwoch, 23. Oktober 1920 Ein taktiſches Manöver Paris, 28. Okt.(Von unſerem Pariſer Ver⸗ kreter.) Die Linksparteien haben Ariſtide Brian d, der auf das Ergebnis des Kongreſſes der Radikalen und Radikalſozialen Partei wartet, um über das Schickſal ſeines Kabinetts einen endgültigen Be⸗ ſchluß zu faſſen, vor eine Tatſache geſtellt: Sie haben ihn geſtürzt. Mit 288 Stimmen, die aus den Vertretern der bürgerlichen Linksparteien nid der Sozialiſten beſtehen, iſt der Antrag Briands, die Ausſprache über das Ergebnis der Haager Kon⸗ ſeremz bis zur vollſtändigen Erledigung aller noch ſchwehenden Verhandlungen zu verta gen, ab⸗ gelehnt worden. 277 Deputierte der Mittel- und Rechtsparteien ſtimmten für das Kabinett, alſo für die von Briand gewünſchte Vertagung. Die Deputiertenkammer zählt 614 Abgeordnete, woraus ſich ergibt, daß 49 Stimmenthal⸗ tungen vorlagen. Dieſe ſind als Anhänger der Gruppe feſſgeſtellt worden, die dem Handelsminſſter Louchenfr naheſteht. Es beweiſt, daß in ner⸗ halb der jetzt geſtürzten Regierung ein ſchwerer Zwieſpalt vorlag. Das, geſtrige Demiſſionsſchreiben des Penſionenminiſters Ane⸗ riou, der gleichfalls Mitglied der Gruppe Loucheur iſt, ließ bereits die kataſtrophale Went der Dinge vorausſehen. Das Kabinett Brians iſt alſo, wie das Abſtimmungsergebnis zeigt, u der Rechten ge⸗ fallen. Es wurde über einen Entſchließungsantrag 1 dahin lautet, daß auf alle Fälle die Debatte über das 8 Haager Ergebnis ſpäteſtens bis zum 15. November begonnen wes den müſſe. In dieſem Votum dez Linksparteien und der Sozialiſten licht ni eine Mißtrauenskund⸗ gebung gegen Lriand. Im Gegenteil, diejenigen Parteien, die jezt gezen das Kabinett ſtimmten, ließen vor der Abſtemmaung durch ihre Führer er⸗ klären, K daß ſie zu Be and ſelbſt volles Vertrauen beſitzen, aber die Palitik des Kabinetts, in dem ſich be⸗ kanntlich Vertreter der Rechten(beſonders Ma⸗ ginot) hefinden, nicht billigen können. Die jetzt ausgebrzchene Miniſterkriſe beweiſt, daß man in den Brianß naheſtehenden linksrepublikaniſchen Kreiſen das ſchärfſte Mißtrauen gegenüber Maginot empfand und es deshalb für notwendig hielt, Briand aus ſeiner Gefangenſchaft zu befreien und ihn in die Möglichkeit zu verſetzen, ein nach links vrientiertes neues Kabinett zu bilden. Logiſcher⸗ iſe wird dieſes neue Kabinett gezwungen ſein, die . — ͤ ↄ— Ibatte über die Haager Konferenz bis ſpäteſtens 1 November anzuberaumen. In dem geſtrigen Votum erkennt man deutlich den ſcharfen Hieb der Linken gegen Poincaré. * Aus dem Verlauf der Debatte Die Debatte begann ziemlich ruhig. Miniſter⸗ zäſident Briand entwickelte folgenden Stand⸗ unkt:. Die im Haag eingeſetzten Ueberleitungsausſchüſſe ud das in Baden ⸗Baden arbeitende Komitee, 18 mit der Errichtung der JIuter nationalen ank beſchäftigt iſt, befinden ſich noch in voller itigkeit. Gleichzeitig ſchwebt noch ein Meinungs⸗ Stauſch zwiſchen den beteiligten Regierungen über e in den Ausſchüſſen zu regelnden Fragen.„Wir finden uns alſo im vollen Fluß der Verhand⸗ ingen, die das Haager Abkommen betreffen. Es ſeße die Stellung der franzöſiſchen Regierung wüchen und ihr ein Mißtrauensvotum erteilen, enu man ſchon jetzt mit einer Parlamentsdebatte inenn würde“ ſo erklärte Briand.„Die fran⸗ ſiſche Regierung wünſcht ſich auf keinen Fall auf Nine Auseinanderſetzung über die Haager Beſchlüſſe Iuzulaſſen, bevor nicht das endgültige und ab⸗ D, aßende Ergebnis vorliegt.“ Briand wies be⸗ D Fdarauf hin, daß der Noungplan erſt nach 13 Dfizierung durch alle beteiligten Parlamente . Feten werde Die Rn ng der zn 15 2— Ne. 3 75. 2— 1 1 7 9 75 1 0 des Radikalſozialen Jean Mentigny geſtürzt, der F Am Vriands Perſon aus ber„Gefangenſchaft der Nationaliſten zu befreien 7 Wir sie zu verwirklichen hoffen, wird in dieser Ausgabe einen besonderen Wert Zeitungsgewerbe wird ferner die enge An unsere Leser und Freunde! Der Umzug in das Bassermann-Haus ist soweit durchgeführt, daß wir mit der vorliegenden Ausgabe unseren Lesern die„Neue Mannheimer Zeitung zum ersten Male im neuen Format in die Hände legen können. Wir hoffen, daß ihnen diese Aenderung, die schon rein äußerlich eine Vermehrung und Bereicherung des Lese- stoffes und eine neue Gruppierung, verbunden mit strafferer Zusammenfassung bringt, Freude bereiten wird. Es bedarf keiner vielen Worte, um zu betonen, daß der Geist unserer Zeitung der alte bleibt. Wie wir unsere Aufgabe auffassen und wie Festausgabe dargestellt werden, die mit der heutigen Abendausgabe unserer Zeitung allen Lesern zugestellt wird. Schon heute machen wir darauf aufmerksam, daß in dieser Festausgabe zum Einzug ins Bassermann-Haus der Charakter unserer Zeitung als eines ausgesprochenen Heimatblattes besonders dargestellt wird- Ver- gangenheit und Gegenwart sowie Ausblicke in die Zukunft werden, wie wir hoffen, führender Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Land und Stadt, Beruf und Zeitung mit der schaffenden und gestaltenden Gegenwart kennzeichnen. Verlag Neue Mannheimer Zeitung 3 einer verleihen. Eine Reihe von Begrüßungen Verbundenheit der„Neuen Mannheimer 5 vorgeſehenen Beſtimmungen abgewickelt werden. Auf Fragen, die ſich auf die Kommerziali⸗ ſierung der deutſchen Jahresleiſtungen bezogen, antwortete der Miniſterpräſident nicht. Die Vertreter der Linksparteien begründeten ihren Wunſch, das Datum für die Debatte der Haager Konferenzergebniſſe feſtzuſetzen, in folgender Weiſe: Mitglieder der Regierung, vornehmlich Ma⸗ ginot, führen eine Sprache, aus der ſich erſehen läßt, daß man eine Sabotage der Haager Verhandlungen vorbereitet. Insbeſondere Maginot gab Erklä⸗ rungen ab, die in kraſſem Widerſpruch zu den im Haag getroffenen Beſchlüſſen ſtehen. Es iſt die Pflicht der Regierung, über dieſe auffallenden Mei⸗ nungsgegenſätze dem Parlament Rechenſchaft abzu⸗ legen. Deshalb liege die Notwendigkeit vor, die Ausſprache über die Haager Konferenz und der da⸗ mit zuſammenhängenden außenpolitiſchen Fragen ohne Auſſchub in Gang zu bringen. In dieſem Sinne ſprachen ſich der Radikalſoziale Jean Moutigeuy und der Sozialiſt Blum aus. Beide unterſtrichen mehrfach, daß ſie zum Miniſter⸗ präſidenten ſelbſt Vertrauen haben. Ariſtide Briand warnte vor den ſchweren Folgen eines Kabinettſturzes, aber man hörte, daß in dieſen Worten nicht der Bruſtton der Ueberzengung lag. Die Warnung, die Briand an die Linksparteien richtete, ihn nicht zu ſtürzen, klang ſo flau, daß man ſich auf der Preſſetribüne darüber wunderte. Ruhig vollzog ſich der Abſtimmungsakt. In raſcher Reihenfolge eilten die Linksdepntierten und Sozialiſen zur Urne, um gegen das Kabinett zu ſtimmen. Sichtliche Verlegenheit bemerkte man auf der Rechten, die für die Verſchiebung votierte, weil ſie darin bloß eine Möglichkeit zu erkennen glaubten, um ſpäter gegen die Haager Näumungsbeſtimmungen auzukämpfen. Es iſt ein merkwürdiges Abſtim⸗ mungsergebnis, bei dem die eigentlichen Gegner der Briandſchen Verſtändigungspolitik dem Kabinett das Vertrauens votum erteilten, während die wirklichen Anhänger Briands die moraliſche Pflicht empfanden, reinen Tiſch zu ſchaffen und das Manö⸗ ver der Rechten im Keime zu erſticken. Nach der V Paris, 23. Okt.(Von unſerem Pariſer Vertre⸗ ter.)„Endlich allein“, fagte Briand lächelnd zu den Journaliſten, als er nach Ausfertigung des De⸗ miſſionsſchreibens die Kammer verließ, um ſich zum Präſidenten der Republik zu begeben.„Sie werden nicht allein bleiben“, erwiderte man ihm,„denn ein neues Kabinett wartet auf Sie.“ Briand verneinte die Frage, ob er die Leitung der kommenden Regierung übernehmen werde, nicht. Er begab ſich ins Elyſé, u mdem Präſidenten der Re⸗ publik ſein Demiſſionsſchreiben zu überreichen und mit ihm über die geuentſtandene Lage zu ſprechen. Vor dem Elyſé ſtanden viele Menſchen, da ſich die Kunde von dem Sturz der Regierung ſchnell verbrei⸗ tet hatte. Man brachte Briand Ovationen dar. Briand blieb eine halbe Stunde bei Domergue. Nachdem er das Elyſé verlaſſen hatte, erklärte er: „Ich habe dem Präſidenten der Republik empfohlen, den jetzigen Parteichef der Radikalen, den De⸗ putierten Daladier, mit der Regierungsbil⸗ dung zu beauftragen, denn die Linke käme entſprechend dem Abſtimmungs⸗ ergebnis an die Reihe, die Errichtung eines neuen Kabinetts zu verſuchen.“ Auf die Frage, ob es gelin⸗ gen werde, die Kriſe bald zu löſen, erwiderte Briand:„Das hängt von der Aktionsfähigkeit der Linksparteien ab.“ d In der Kammer ging es nach dem Sturz der Re⸗ gierung ſehr lebhaft zu. Von der Beſtür zung und dem Entſetzen, das die Rechtspreſſe heute morgen den Linksdeputierten andichtet, war in den Wandelgängen nichts zu bemerben. Die Stimmung der Radikalen und Radikalſozialen war umſo ruhi⸗ ger, als ſie ausdrücklich erklärt hatten, es beſtände auf ihrer Seite in der Debatte volle Uebereinſtim⸗ mung mit der Außenpolitik Briands.„Weshalb votierten Sie gegen tung verließen 2 ine logen not und Painleys, zwei Mitglieder der N 2 streiten in 0 5 ke 8 1 Lebhaftes Aufſehen Berlin, 23. Okt.(Von unſerz Der überraſchende Sturz des hat natürlich auch in Berlin ſehen erregt. In amtlichen in der Beurteilung der neuen dem berechtigten Hinweis, aß außerordentlich ſchwer ſei, ein weitere Entwicklung und vor all kung der Haager Beſchlüſſe zu ſie man mit Sicherheit behaupten f ſelbe kehrt auch in den Aeuße rh Morgenpreſſe wieder, daß nä das franzöſiſche Kabinett aussehen politiſch von Briand geführt dentlich wird hervorgehoben, daß g ſeiner eigenen zwe ide geworden ſei. In dieſem Zu fa der Beſorgnis Ausdruck gegeh ſtabilen Kabinette in Paris vo Frankreich unter Umſtänden ſicherer wechſelnder Verhg Deutſchland werden könne. Der„Vorwärts“ befüe nett Tardieu eine engherz ige liche Auslegung der Haager Be daß, wie in England, ſo auch ztalis mus jetzt den Anſprüß Macht erheben werde,„der ih und nach der geiſtigen Be Führer gebühre.“ Es wird auch die Meinung 9e det in der Rechtspreſſe ihren Nieder e daß ſich Briand fiene Ein Rechtsblatt wirft Briand yar, haupt nicht bemüht, ſeinen S Seine Anſtrengungen, die Krise bloß ſcheinbar geweſen. Dieſer Eindruck herrſcht K ſchen Kreiſen vor und es„ Briand nach ſeiner Unterreſſtg vor deſſen Operation die Uni mit dem Kabinett die Geſamtg gelung der Saarfrage zun ter machen außerdem geltend eine rechtsradikale Gruppe ge ſtimmt hat und daher das Reh rungsbildung herangezogen großer Unſinn, denn e ſtimmten gegen die Regierur Recht zu erwerben, bei der ſichtigt zu werden. Die R. nach dem Sturz des Kabinetts „Wir waren Gegner der Ha beſtimmungen und ſind froh, fallen iſt rufen die Rechtsblätter aus und Außenpolitik Briands den Prog ſchen„Echo de Paris“ ſchrez erſten Male drückt ſich in dem Mißtrauen gegen Briands Aue ö Land will von den Opfern Be 8 bringen will, nichts wiſſen. einer entſcheidenden Ke politik.“ Pertinax vergißt, geſtütrzt hat, u mihn aus der N der National iſten zu be ſteht hinter der Außen ß Die Rechte bekennt nach dem St tiſchen Gründen noch vermeiden gen, daß ſie mit Briand nicht ei den Links blättern gibt es heute nur einen Ruf den Kampf ziehen, um ein zu bringen, das die Haager durchführt In dem Blatt Dala dier; wird geſagt, daß die Links part übernehmen müſſen. Das gleich ſozialiſtiſchen„Populai rel. der Radikalen in Reims wird wie die Kriſe überwunden Wer Obwohl es noch zu früh in der kommen den Regie werden doch bereits Namen 65 die Möglichkeit, daß ein Err ißt, Dalo zer 2 1 5 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Jas Geſicht des ſchen Landtagswahlen werden fol⸗ eie nicht mehr kanditieren: hart, Tapeziermeiſter, Präſident bandes der Badiſchen Gewerbe⸗ und kinigungen, Stadtrat in Heidelberg hardt, Metallarbeiter in Mannheim Siſcher, Landwirt, Unterlauch⸗ Waldshut(.); Erwin Gündert, ſeiſter in Pforzheim(DV.), Joſef audwirt und Bürgermeiſter in Bietin⸗ eßkirch(.), Dr. Erich Obkircher, Adirektor in Freiburg(DVP.), Dr. Karl erwaltungsgerichtshofpräſident i.., Anton Sack, Landesökonomierat, Alfted Scheel, Dozent an der Uni⸗ berg⸗Mannheim(.), Edith Traut⸗ in Pforzheim(./ Jakob Trumpf⸗ Aftsführer in Mannheim(.), Joſef Landwirt und Staatsrat in Pfullen⸗ Acſichtsreicher Stelle aufgeſtellten Aller Mitglied des Reichstages, Freiburg(.). Der Spitzen⸗ (partei im dritten Wahlkreis I Landwirt und Bürgermei⸗ Bachheim, iſt nach Eingang der oben. Der bisherige deutſch⸗ nete Zoller, Landwirt in Dur⸗ Ain 1 Wahlkreis(Karlsruhe⸗Land⸗ „bie Badiſche Bauernpartei. Ergebniſſen der Reichstagswahlen vom 928 würde der 0 e Landtag folgendermaßen ausſehen: 20 Sitze, mungskataftrophe einer Inſel Okt.(united Preß.) Die ge⸗ ig eines auf einer Inſel in Suchiate Helgenen Dorfe, ſechint durch plötz⸗ waſſer ums Leben gekommen ſtberſchmemmten die eine* aufgefunden werden Klin“ untertoegs Spanien 5 rieb ichs hafen, 29. Okt. Das Luftſchiff eppeliu“ iſt heute früh.40 Uhr mit 18 Paſ⸗ en nach Nordſpanien aufgeſtiegen. Unter findet ſich ber ſapniſche Botſchafter latt verlauſenem Start und einer adt nahm das Luftſchiff, das ſich fand, Kurs nach Weſten. rofahet der Bremen⸗ t.[United Preß.) In einer aßu in ſchwerem Wetter zu⸗ e„Bremen“ hier eingetroffen. 5 tecke Cherburg⸗Newyork unter N Be ungen diesmal in 1 Tagen nden undo 24 Minuten zurückgelegt nen eigenen Rekord um 18 Minuten and zh der deutſche Botſchafter in . kittwitz⸗Geffron mit ſeinem in Deutſchland ver⸗ Ehrte, ſowie der deutſche Mit⸗ Hein Domgörgen und kgewichtsmeiſter Hein Müller, einer großen Menge begrüßt * gerika-England ace(Neufundland), 23. Okt. Der us Billings(Montana) ſtieg rige Ankündigung zu einem mit dem Ziel London er Gaſolin mit. Das Flug⸗ n„Goldene Hirſchkuh“ iſt ein na metall⸗Zweiſitzer mit einem l. Pfund und einem 110 PS⸗ hat eine Spannweite von 150 Stundenkilometer ent⸗ menge reicht für 27 Stunden. u Beruf Techniker, hat eine Flug⸗ Stunden. Er hat Francis auiſcher Zeit überflogen. Das Wetterbürb erklärt, das Wetter zean ſei dem Fluge vorwie⸗ ans Aluminiumbronze (Von unſerem Berliner Büro.) namtufſterium beſchäftigt ichten, mit dem Fall der die bekanntlich die An⸗ ezember gültigen 50 Pfg.⸗ bronce verweigert. Der Anſicht des Miniſteriums n ſich durch ihre Weigerung er nicht ſtrafbar mache. Un⸗ Viel, 23. Okt. Schlei, wurden he 0 erende Mine asked Fier batten die Nine, d, gufgefunden würde, an r Bodt an Land zogen, Es handelt ſich bei allen u ö neuen Landtags Deutſche Volkspartei 8 Sitze, Demokraten 6 Sitze, Wirtſchaftspartei 3 Sitze, Kommuntiſten 6 Sitze, Nationalſozialiſten 2 Sitze, Volksrechtspartei! Sitz. Nicht vertreten wären die Linkskommuniſten, die Badiſche Bauernpartei und die Chriſtlich⸗Soziale Reichspartei, während der Evangeliſche Volksdienſt bisher in Baden bet Wahlen noch nicht aufgetreten iſt. Folgende Parteien haben in ſämtlichen Wahl⸗ kreiſen Kandidaten aufgeſtellt: Zentrum, Sozial⸗ demokraten, Deutſche Volkspartei, Demo⸗ kraten, Kommuniſten, Nationalſozialiſten, Evangeli⸗ ſcher Volksdienſt. In den Wahlkreiſen 16 und 21 wurden keine deutſchnationalen Liſten eingereicht. Die Wirtſchaftspartei iſt nicht vertreten in den Wahl⸗ kreiſen 20, 21 und 22. Die Badiſche Bauernpartei in den Wahlkreiſen 6(Freiburg⸗Stadt), 9, 12, 13(Karls⸗ ruhe⸗Stadt) und 20. Die Chriſtlich⸗Soziale Reichs⸗ partei iſt nicht vertreten in den Wahlkreiſen 4, 6, 7, 8 und 20. Die Volksrechtspartei hat keine Kandi⸗ daten aufgeſtellt in den Wahlkreiſen 4, 7, 9, 11. Die Linkskommuniſten haben ſich damit begnügt, nur in vier Wahlkreiſen, nämlich in 11, 13, 16 und 18 Kan⸗ didaten zu nominieren. Deutſche Volls⸗Partei Verſammlungskalender 5 Mittwoch, 23. Oktober, abends 84 Uhr, in Feudenheim im„Schwanen“ Wählerver⸗ ſammlung. Redner: Stadtverord. Menth über „Wer ſoll künftig das Land regieren“. Landtagsabg. Rechtsanwalt Dr. Waldeck über„Die badiſchen Landtagswahlen“. Der Vorſtand. — Dr. Schätzel über das Volks- hegehren Reichspoſtminiſter Dr. Schätzel hielt am Diens⸗ tag abend im Berliner Rundfunk eine Rede über das Volksbegehren und erklärte, daß er auf den 8 4, der den Kanzler und die Miniſter als Landes⸗ verräter behandele, nicht eingehen werde, da ſich dieſe Forderung in den Augen eines jeden denken⸗ den Menſchen von ſelbſt richte. Wenn die Veranſtal⸗ ter des Volksbegehrens den Widerruf des Kriegs⸗ ſchuldanerkenntniſſes forderten, ſo beachteten ſie die Tatſache nicht, daß nämlich Deutſchland den eigent⸗ lichen Schuldſpruch des Verſailler Vertrages nie⸗ mals anerkannt habe. Im Kampf gegen die Kriegs⸗ ſchuldlüge ſei das ganze Volk einig. Die Folgerung des Volksbegehrens, der Mungplan müſſe abge⸗ lehnt werden, weil er angeblich auf dem Kriegs⸗ ſchuldanerkenntnis beruhe, gehe fehl. Der Voung⸗ plan ſei nämlich nicht zuſtande gekommen, weil wir den Krieg verſchuldet haben, ſondern weil wir ihn verloren. Trotz zähen Ringens ſei es uns nicht gelungen, mehr zu erreichen als das, was der Houngplan bringe. Durch Volksentſcheid könne bei der politiſchen Lage auch nicht mehr erreicht werden. Der Miniſter zog dann einen Vergleich zwiſchen dem Noungplan und dem Da wesplan und zählte die Vorteile auf, die der erſtere gegen⸗ über dem letzteren bringe. Der Noungplan bringe in folgenden Punkten eine fühlbare Minderung der Laſten: In der Zahlungsdauer, in der jährlichen HHöhe der Zahlungen, im Wegfall der Kontrollen und der Pfänder, in der Freiheit der Reichsbahn und der Reichsbank, im Wegfall der Induſtrieobli⸗ gationen und im Wegfall der Belaſtung der Land⸗ wirtſchaft aus der Verpflichtung zur Tilgung der Rentenmarkſcheine. In politiſcher Richtung bringe der neue Plan die Befreiung des Rheinlandes und die Befreiung der Saar. Deutſchland habe in dieſer Hinſicht keine Verpflichtungen übernommen, die über den Locarnovertrag hinausgehen. Wer den Youngplan ablehne, der ſchüttele damit nicht die Laſten ab, ſondern er kehre zu dem ſchwereren Dawesplan zurück. Wer aber beide Pläne und jede Tributbelaſtung ablehne, der treibe Kata⸗ ſtrophenpolitik und öſſne dem deutſchen Volke die Tore zur Verſklavung. Dann erhebe ſich die furchtbare Frage:„Was dann?“ Großfeuer in Berlin — Berlin, 23. Okt. In einer Möbelfabrik im Norden Berlins brach geſtern nachmittag ein gefähr⸗ licher Brand aus, der erſt nach längerer Dauer der Bekämpfung eingedämmt werden konnte. Ein im dritten Stockwerk des Hauſes wohnendes Ar⸗ tiſtenehepaar war genötigt, mit Hammer und Stemm⸗ eiſen die Mauer zum Nachbarhaus zu durchbrechen, um dem Flammentod zu entgehen. Attentatsverſuch auf Präſident Ibanez . Santiago de Chile, 23. Okt.(United Preß.) Ein Attentatsverſuch auf den chileniſchen Präſidenten Ibanez, iſt von einem 18jährigen jungen Mann gelegentlich der Einweihung der landwirtſchaftlichen Ausſtellung Quinta verübt worden. Präsident Ibanez befand ſich in Begleitung ſeiner Gattin auf dem Rückweg vom Feſtakt, als plötzlich ein ärmlich gekleideter Jüngling vorſprang, einen Revolver hob und dreimal abdrückte. Die Waffe verſagte und das Publikum ſtürzte ſich ſofort auf den Attentäter, der unter einen Baum ſprang, aber ſofort entwaffnet wurde. Die rieſige Menge machte Anſtalen, den Burſchen zu lynchen, ſetzenden Polizei auseinandergetrieben, die den At⸗ tentäter verhaftete und in Sicherheit brachte. Familientragödie — Auſſig, 23. Okt. Der Briefträger Joſ. Schmidt in Hohenſtein bei Mariaſchein, der Veruntreu⸗ ungen verübt hatte, erhängte auf dem Dach⸗ boden ſeine 6jährige Tochter Gerda und wollte dann ſeinen drei übrigen Kindern dasſelbe Schickſal bereiten. Dieſe widerſetzten ſich jedoch, worauf er allein auf den Dachboden ging, um ſich zu erhängen. Nachdem der Strick einmal geriſſen war, er ängte a idt noch; und blieb kurze 36 1 wurde aber von der auf Befehl des Präſidenen ein⸗ 2 455 9 4 1 Unter dieſem Titel veröffentlicht der bekannte Schriftſteller Karl Friedrich Nowak, deſſen letztes Werk„Verfailles“ erſt kürzlich internatio⸗ nalen Widerhall gefunden hat, im Verlage für Kulturpolitik ein Buch, das die Welt aufhorchen laſſen wird. Seiner politiſchen und geſchichtlichen Bedeutung kann man im Rahmen einer einfachen Buchbeſprechung nicht gerecht werden. Schon die Quellen ſind auſſehenerregend. Handelt es ſich doch unter anderen um den handſchriftlichen Kommentar Wilhelm II. zum dritten Bande der„Gedanken und Erinne⸗ rungen“ Bismarcks und um Akten aus dem ge⸗ heimen Staatsarchiv in Wien. Wir konnten die Entlaſſung Bismarcks bisher nur von einer Seite. Zwar haben Eulenburg und Walderſee in ihren Erinnerungen wichtige Kommen⸗ tare geliefert. Aber die andere, die kaiſerliche Seite, hatte bisher geſchwiegen. Nun ſpricht auch ſie. Allerdings nicht direkt und unmittelbar. In dem Buche, deſſen Sätze wie Hammerſchläge klingen, ein⸗ fach, klar und lapidar, wird nirgends„zitiert“. Und doch weiß man ſofort: hier iſt kein Satz unbelegt. Nichts wird„gedeutet“ oder„kommentiert“. Was gebracht wird, iſt Material. Authentiſches Material. Nowak gibt ihm nur die Form. Die Form einer künſtleriſchen, packenden, aufrüttelnden Sprache. Während Emil Ludwig phantaſiert, Zitate nach Gutdünken zuſammenleimt, iſt hier alles beherrſchte Sachlichkeit, geſchichtliche Würde, entkleidet von aller Tendenz, ja faſt von Kritik. Beſonders der Kaiſer wird zwar mit pfychologiſchem Verſtändnis aber ohne Beſchönigung ſeiner Schwächen geſchildert. Lücke auf Lücke ſchließt ſich beiſpielsweiſe durch das neue Material in dem entſcheidenden Geſpräch zwiſchen Kaiſer und Kanzler am 15. März 1890. Zum erſten Mal erlebt man die Führung dieſes Ge⸗ ſpräches, ſieht man die beiden Akteure ſo klar und deutlich, als ſei man ſelbſt in der Reichskanzlei ge⸗ weſen. 0 Aber dieſe neue Darſtellung des Sturzes des erſten Kanzlers iſt nur elf kleiner Teil des Materials, das Schlußkapitel des bisher vorliegen⸗ den erſten Bandes, der den Titel„die überſprungene Generation“ trägt. Der Band führt von deu 99 Tagen bis zur Entlaſſung Bismarcks. worfen auf die Kaiſerin Friedrich, auf Wal⸗ 7 Einzelheiten, wie das erſte Zuſammentreffen Wil⸗ helms II. mit Kaiſer Franz Joſeph, die Begegnung des deutſchen Kaiſers mit Leo XIII. Noch nie iſt der Houflikt zwiſchen dem jungen Kaiſer und dem alten Kaiſer wegen der Vehandlung der Arbeiterfrage ſo klar herausgemeißelt worden, wie in dem Kapitel „Arbeiter und Sozialdemokraten“, konnte vorher nicht o deutlich gemacht werden, weil eben bisher nur das einſeitige Material bekannt war. Der Schluß dieſes Kapitels iſt bezeichnend für die Art Nowaks, mit der er jedes Wort gewogen und zugleich die Plaſtik der Sprache erſtrebt hat. Es heißt dort: „In unüberbrückbarem Gegenſatz ſtan⸗ den Kaiſer und Kanzler mit ihren Auffaſſungen gegeneinander. Keiner verſtand, wie denn der an⸗ der in der ganzen Frage ſo denken konnte. Der Kanzler ſchob die Ideen des Kaiſers auf die neue Zeit, der Kaiſer ſah bedrückt das Alte. Der Kaiſer ſorgte ſich um die Arbeiter. Der Kanzler wegen der Sozialdemokraten.“ Erſchüttert ſieht man den Zuſammenbruch der Kaiſerin Friedrich, die Aufdeckung ihrer Angſt vor dem Sohne ſelbſt: „Wenn ich daran denke, daß alle Pläne, die ich mit Papa geſchmiedet habe, zuſammenbrechen werden komme nicht mehr zur Macht“—— und hört darauf den Sohn: „Aber Mama, liebe Mama,. das iſt ja alles durch die Verfaſſung geregelt. Der König von Preußen kann überhaupt nicht abgeſetzt werden. Er kann auch ſchriftlich ſeine Befehle geben. Nur wenn er geiſteskrank iſt, wird ein Regent für ihn beſtimmt.“ Noch nie bisher klang dieſe Note wieder in der großen Tragödie zwiſchen Mutter und Sohn. Welch neue Beleuchtung der Todesſtun de Kaiſer Friedrichs, wenn es heißt: „Dann war das Ende am 15. Juni 1888 da. Die Offiziere im neuen Palais änderten völlig den Ton. Sie kannten nur mehr einen„jungen Herrn“. Huſaren ſprengten im Galopp an und umſtellten das Schloß. Der„junge Herr“ wußte, daß er wie⸗ der Schlimmes tat. Aber es war der letzte Akt einer Vergangenheit, gegen die er endlich aufſtand, um ſich zu wehren. Mackenzies engliſche Hilfsärzte hatten die ganze Zeit über Akten und Mappen und Taſchen unauffällig, dennoch bemerkt aus dem Schloß getragen. Die Huſaren kamen zu ſpät. Zwar ver⸗ ließ niemand mehr das Schloß. Aber die meiſten Dokumente Kaiſer Friedrichs waren ſchon fortge⸗ ſchafſt.“ 2 Es iſt ſchade, Einzelheiten aus dieſem meiſterhaft zuſammengefügten Material herauszureißen, aus dieſem kriſtallklaren Bau, der zugleich die Feſtigkeit von Granit hat und der ſchärfſter Beklopfung von geſchichskundiger Hand ſtandhält, der ſo neue und überraſchende Farben trägt, daß er weithin das bis⸗ her noch beſtehende Dunkel der Geſchichte des dritten Kaiſerreichs durchleuchtet. Nur eine zuſammenhängende Probe ſei hierher⸗ geſetzt, die den Beſuch des Kaiſers bei Leo XIII. darſtellt. Den Beſuch im Vatikan hatte Kaiſer Wilhelm ſorgſam ſchon in Berlin vorbereitet. Mit ſeinem Oheim, dem Kardinal Hohenlohe, hatte er ſich über die Richtlinien geeinigt, die er einhalten wollte. Vor allem aber hatte er Kardinal Kopp, deſſen Verdienſte um die Beilegung des Kultur⸗ kampfes weder von ihm, noch vom Vatikan vergeſſen waren, vor der Abreiſe zu ſich gebeten. Der Kardinal . 8 i ena. N 9 enau ka 0 8 18 drilte deut Von Edgar v. Schmidt⸗Pauli In erregender Weiſe wird neues Licht ge⸗ derſee, auf Holſtein, auf wichtige geſchichtliche und mir die Macht entriſſen werden wird— ich dinäle zuſammen. Er ſelbſt, alle Kardinäle hatten der ſchon Fürſt Bismarck vielen Nutzen gezogen. Dem Kaiſer gab er jeden gewünſchten Rat. „Sprechen Sie mit dem Papſt unter vier Augen, Majeſtät! Ganz offen und ehrlich, damit er die Wahrheit hört. Das paſſiert ihm nicht allzu oft!“ Leo XIII. erhoffte ſich viel vom Ausgang der Wah⸗ len in Frankreich. Er rechnete mit großem Sieg für die Kirche. „Nach unſeren Nachrichten“, behauptete der Kar⸗ dinal,„wird das nicht der Fall ſein. Aber der Papſt weiß es nicht. Er iſt nicht unterrichtet. Weder Kar⸗ dinal Lavigerie, noch Kardinal Richard ſcheinen ihn richtig orientiert zu haben. Klären Euere Majeſtät ihn auf!“ Leo XIII. machte auf den Kaiſer vom erſten Augen⸗ blick an den tiefſten Eindruck. An der kleinen zier⸗ lichen Figur war alles vergeiſtigt: das Geſicht, die Hände, die ganze Haltung. Er war ſehr mager, die großen, ſprühenden Augen beherrſchten alles. Ihrer Ueberlegenheit, ihrer durchdringenden Kraft, ihrem Willen zum Befehlen entzog ſich niemand, der vor ihm ſtand. In fürſtlicher Umgebung, vom Glanze königlicher, ſchwerer Pracht umfloſſen, wirkte er ſtatuariſch trotz ſeiner Zierlichkeit, ebenbürtig nicht nur den größten Vorfahren auf dem Heiligen Stuhl, ebenbürtig allen aus der Reihe großer Herrſcher, deren Namen die Geſchichte bewahrt. Sehr lebhaft, ſehr herzlich zugleich, begrüßte er den Kaiſer. Wirk⸗ lich ſchien er nur von dem einen Gegenſtand erfüllt, der ihn gerade bewegte. 'est une grande victoire, que nous aurons en France. Rampolla hat mir gemeldet... Auch Kardinal Richard... Wir werden einen großen Triumph erleben!“ Der Papſt rief die Sätze faſt leidenſchaftlich aus. Seine Augen blitzten vor Genugtuung. Dem Kaiſer fiel es ſchwer, die Vorfreude des Sieges zu durch⸗ kreuzen. Aber für den Heiligen Vater, ſoviel wußte er, wurde es kein Sieg. Er wollte ſich an den Rat Karbinal Kopps halten. „Euere Heiligkeit, unſere Orientierung iſt ſehr ſind nicht ganz richtig. Die Lage in Frankreich wird recht bedenklich ſein“—— „Oh, non, non, non Ich hahe meine Nach⸗ richten!“ „Euere Heiligkeit, unſeer Orientierung iſt ſehr genau. Die Ausſichten für den Sieg in der nicht kirchenfreundlichen Republik ſind recht ungünſtig“— Der Papſt ſchüttelte heftig den Kopf. Er ſprach ſehr ſchnell. Alles an ihm war Feuer und ſtürmen⸗ der Einſatz. „Non, non, non Kirche! Vous verrezs! Jetzt glitt er auf andere Dinge über, da der Kal⸗ ſer nicht zu überzeugen ſchien, er ſelbſt ſich die Ueber⸗ zeugung aber gerettet hatte. Abſichtlich kam er auf den Külturkampf in Deutſchland zurück. Ex wollte die letzten Nachklänge von Verſtimmungen Die älteſte Tochter der verſchwinden laſſen. Er rühmte die Verdienſte des Kardinal Kopp. Eine Stunde war verronnen. Plötz⸗ lich wurde Prinz Heinrich von Preußen gemeldet. Ihn hatte der Camerlengo des Papſtes erſt anſagen wollen, wenn der Papſt die Unterredung mit Kaiſer Wilhelm beendet hätte. In dem Vorraum hatte Graf Herbert Bismarck ſich barſch entrüſtet: 5 „Ein Prinz von Preußen wartet nicht im Vor⸗ zimmer des Papſtes.“—— Der Staatsſekretär hatte den Lärm ſo weit ge⸗ trieben, daß der Camerlengo nachgab und Prinz Heinrich beim Papſte eintreten ließ. So endete die Ausſprache von Papſt und Kaiſer ſchneller als beide vielleicht gewollt hatten. Der Heilige Vater ver⸗ abſchiedete ſich von Kaiſer Wilhelm. In jedem Wort, in jeder Geſte ein Souverän. Der Kaiſer ſprach noch mit) dem Kardinal Rampolla. Er hatte nicht Hes Papſtes freie, hoheitsvolle Weite. Seine Zurückhaltung war ſicht⸗ bar, ſeine Blicke hatten etwas Lauerndes. Dem Kar⸗ dinal hatte der Kaiſer ein koſtbares Pectorale mit⸗ gebracht, Rampolla nahm es mit etwas gepreßtem Lächeln. Fürſt Bismarck hatte ſich für das Kreuz entſchieden, denn er wußte, daß der Kardinal, ein wenig eitel auf ſein impoſantes Wirken, den Schwar⸗ zen Adlerorden lieber getragen hätte, auf den er als Kardinalſtaatsſekretär Anſpruch zu haben glaubte. Fürſt Bismarck quittierte Rampolla jetzt unliebſame Erinnerungen aus der Kulturkampfzeit. Der Kaiſer konnte aus dem Kreuz keinen Orden machen. Er dachte auch nicht daran. Die Ereigniſſe in Frankreich gaben Kardinal Kopp und dem Kaiſer, nicht dem Heiligen Vater recht. End war kein Sieg der Kirche, den die Wahlen brachte* Es war ſchwere Niederlage. Rampolla rief die Kar Papſt in falſchem Glauben, falſchem Hoffen beſtärkt. Endlich meinte Rampolla: 5 f „Dem Heiligen Vater muß es geſagt werden“— Er meldete ſich zum Vortrag. „Sie bringen mir gute Nachrichten, Eminenz?“ begann ſofort der Papſt.„Wie ſteht'?“ Der Kardinalſtaatsſekretär konnte ſeine Ver⸗ legenheit nur ſchwer verbergen. Endlich entſchloß er ſich: „Eurer Heiligkeit muß ich leider melden, daß unſere Erwartungen nicht erfüllt ſind und“ Der Papfſt horchte auf. „Nicht erfüllt? Was iſt s“ 6 „Wir haben in Frankreich eine ſchwere Nieder⸗ lage erlitten.“ N ö Es gab eine Pauſe. Rampolla ſchwieg. Der Papſt blieb ſtumm. Aber plötzlich brauſt er empor, mit ſeiner ganzen Leidenſchaftlichkeit, mit dem ungehemm⸗ ten Zorn des abſoluten Königs gegen erfolgloſe Diener. Er ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch: „Alſo Ihr habt mich mit falſchen Nachrichten ver⸗ ſehen! Der deutſche Kaiſer iſt der einzige, der mir reinen Wein einſchenkt.“—. Der Sturm im Vatikan glättete ſich erſt nach Ta⸗ gen. Monſignore Montel gab den Bericht mit allen Einzelheiten an den Kaiſer. Aber Rom, König HBum⸗ bert und der Papſt lagen ſchon weiter hinter ihm.“ Zulaſſung deutſcher Verſicherun en in 3 1 8 25 Pas 8 F 1 * enz?“ Ver⸗ ſchloß Papſt „ niit jemm⸗ 5 gloſe 4— 45 Beſchreibungen Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Der Gklarekſkandal zieht immer weitere Kreise 30 Bände Aktenmaterial Berlin, 28. Okt.(Von unſerem Berliner Büro.) Der Kampf um die Kommunalwahlen wird in Berlin diesmal erſt ganz kurz vor dem Wahltermin des 17. November beginnen. Der Sklarek⸗Skandal hat es nämlich mit ſich gebracht, daß die Aufſtellung der Bewerberliſten bei vielen Parteien erhebliche Ver⸗ zögerungen erlitten hat. Noch jetzt geht hinter den Kuliſſen der Kampf um gewiſſe Perſönlichkeiten, die an der Sklarek⸗Affäre beteiligt ſind und deren Wie⸗ deraufſtellung der eigenen Partei höchſt unerwünſcht iſt. Man erwartet auch noch im Stadtparlament leb⸗ hafte Auseinanderſetzungen. Es iſt damit zu rechnen, daß man von dem Oberbürgermeiſter Böß, der mit ſeiner Begleitung am 30. ds. Mts. aus Amerika ein⸗ trifft, eingehende Erklärungen zum Falle Sklarek verlangen wird. Es ſcheint, daß der Staatsanwaltſchaft geſtern ein großer Schlag gelungen iſt Eine der bisher beſchuldigten, beamteten Perſonen hatte während der letzten Vernehmungen ſchriftliche Unterlagen beigebracht, aus denen hervorging, daß ſie die ihr zur Laſt gelegten Verfehlungen nicht be⸗ gangen habe. Es ergab ſich nun der dringende Ver⸗ dacht, daß dieſe Beweisſtücke gefälſcht ſeien. Die geſtrigen Hausſuchungen bei den Sklareks und ihren Anverwandten haben nun den Beweis dafür geliefert, daß die fraglichen Dokumente nicht in amt⸗ lichen Räumen, ſondern in der Wohnung der Sklareks hergeſtellt worden ſind. Es ergab ſich weiter, daß die Schriftſtücke, die dem Augenſchein nach ſchon ſehr alt waren, erſt in der letzten Woche fabriziert wurden. Infolgedeſſen iſt, wie die„Voſſiſche Zeitung“ berichtet, der Verdacht gegen einige der kompromittierten amtlichen Per⸗ ſonen ſo groß geworden, daß mit ihren Verhaftungen in den nächſten Tagen zu rechnen ſein dürfte. Morgen vormittag ſoll in Moabit der Haftprü⸗ fungstermin in Sachen Sklarek und Genoſſen ſtatt⸗ finden. Die Akten über den Fall Sklarek ſind mitt⸗ 1 auf nicht weniger als 30 Bände angeſchwol⸗ len. Anfrage im Preußenlandtag Das preußiſche Staatsminiſterium wurde in einer Kleinen Anfrage im Landtag zum Falle Sklarek befragt, ob ſie bereit ſei, baldigſt einen Geſetzentwurf vorzulegen, der die Beteiligung der Städte an pri⸗ vatwirtſchaftlichen Unternehmungen verbietet oder der den Städten verbietet, Steuermittel aller Art für Stammeinlagen, Geſchäftsanteile, Aktien⸗ kapitalien oder ſonſtige Anlagen zu verwenden. Gemäß der Antwort des Innenminiſters bezwecken beide Fragen eine Einſchränkung der Freiheit und Selbſtverantwortung der Selbſtverwaltung, die die Staatsregierung grundſätzlich ebenſo ablehnt, wie ſie bereit iſt, im Rahmen der geſetzlichen Möglichkei⸗ ten Mißſtänden entgegenzutreten. Die Staoͤtbeamten dürfen ausſagen Den Beamten der Berliner ſtädtiſchen Verwal⸗ tung iſt durch Rundverfügung die Genehmigung er⸗ teilt worden, in der Strafſache gegen Sklarek und Genoſſen vor den Strafverfolgungsbehörden auszu⸗ ſagen. Die Bürgermeiſter der Bezirksämter ſind erſucht worden, dem Bezirksbeamten die gleiche Ge⸗ nehmigung zu erteilen. * Voeruntreuungen bei einer Kreisſparkaſſe Als bei der Kreisſparkaſſe des Kreiſes Wittgenſtein in Berleburg auf Anoroͤnung des Re⸗ gierungspräſidenten in Arnsberg eine unvermutete Reviſion vorgenommen wurde, ſtellte es ſich heraus, daß im Laufe der letzten Jahre mindeſtens 40 000 Mark unterſchlagen worden ſind. Da das geſamte Perſonal aun den Beruntreu⸗ ungen betetligt war, wurden alle Angeſtellten friſtlos entlaſſen. Der frühere Gegenbuchführer Kroh, der 10 000 Mark unterſchlagen hat und ſeit einiger Zeit an der Landesbank in Münſter beſchäf⸗ tigt iſt, entzog ſich durch die Flucht ſeiner Verhaf⸗ tung. Da der Kreis die Bürgſchaft übernommen hat, werden die Sparer und Gläubiger nicht ge⸗ ſchädigt. Siegfried Aron über die Grenze entkommen? — Berlin, 23. Okt. Nach einem bei der Berliner Kriminalpolizei eingegangenen Hinweis iſt der flüchtige Rechtsanwalt Siegfried Aron mit ſeiner Frau über die Grenze entkommen. Vermutlich hält er ſich in Polen, der Tſchechoſlowaket oder in Oeſter⸗ reich auf. Es wurden ſofort Nachforſchungen aufge⸗ nommen.— Der Dresdener Magiſtrat hat einen Areſt auf eine halbe Million Mark über das Depot Arons bei der Commerz⸗ und Privatbank in Berlin verhängen laſſen. * Beſtechungsſkandal in Breslau Der Breslauer Oberbürgermeiſter hat, wie das Berliner„Tempo“ meldet, eine Unterſuchung gegen 40 ſtädtiſche Beamte eingeleitet, die in Ver⸗ dacht ſtehen, von der in Konkurs geratenen Bres⸗ lauer elektrotechniſchen Großhandlung Wirz Ge⸗ ſchenke entgegengenommen und die Firma dafür bei ſtädtiſchen Aufträgen beſonders berückſichtigt zu haben. Die verdächtigten Beamten gehören größten⸗ teils der ſtädtiſchen Bauverwaltung an. Verfaſſungsreform bor dem öſterreichiſchen Na Bei vollbeſetztem Hauſe und faſt überfüllten Galerien begann am Dienstag nachmittag im Na⸗ ttonalrat bie mit Spannung erwartete Aus⸗ ſprache über den Verfaſſungsreformentwurf, die mit einer faſt zweiſtündigen Rede des ſoztaldemokrati⸗ ſchen Abg. Dr. Renner eingeleitet wurde. In dem Umſtand, daß die ſozialdemokratiſche Partet dieſen als maßvollen Politiker bekannten früheren Bun⸗ deskanzler als erſten Redner herausgeſtellt hat, ſieht man allgemein das Beſtreben der Partei, die Aus⸗ einanderſetzung in ein ruhiges Fahrwaſſer zu lei⸗ ten. Renner wies zunächſt auf die großen wirt⸗ ſchaftlichen Nöten Oeſterreichs hin, die kürzlich wieder durch den Zuſammenbruch der Bodenkredit⸗ anſtalt zum Ausdruck gekommen ſeien. Die Regie⸗ rung, ſo fuhr der Redner fort, hätte demnach Grund genug, alle Kräfte zuſammen zu faſſen, um dieſe wirtſchaftlichen Nöte zu beheben. Statt deſſen bringe ſie jetzt ein Verfaſſungsreformwerk ein, durch welches 43 v. H. der Bevölkerung außerhalb des Geſetzes, jedenfalls außerhalb des gleichen Rechtes, geſtellt geſtellt würden. Bacha i Sakap gefangengenommen Peſchawar, 23. Okt. Der geflüchtete Ba cha i Sakao iſt unweit von Kabul durch die ihn ver⸗ folgenden Leute Nadir Khans geſtellt und feſtgenom⸗ men worden. Bacha i Sakao befand ſich auf dem Wege nach dem unwegſamen Norden Afghaniſtaus, wo er im Schutze des Winters ein neues Heer zu ſammeln beabſichtigte, um im Frühjahre nochmals auf Kabul zu marſchieren. Pedener Hütet das Vermöchtnis Stresemönns! Ruhige Entwicklung, gesunden Fortschritt und die Wahrung kultureller und wirtschaftlicher Interessen gewährleistet die Politik der Deutsehen Volkspartei 4 in allen 22 Wahlkreisen Sie beginnt mit den Namen Dr. Walde ek-Menth im Wahlkreis 13: Mannheim Stadt Brixner- Brück im Wahlkreis 19: Mannheim · Land- Weinbelm Horn-Dr. Schulze im Wahlkreis 20: Heidelberg chriſtlich⸗ſoziale Abg. Schmitz das Der Entwurf ſei eine B aber keine Beruhigung, ein büro inſtrument, um das Volk ſeiner 8 parlamentariſchen Rechte zu beraube unterzog die einzelnen Artikel de eingehenden Kritik und wandte ſich Schärfe gegen die vorgeſchlagene St Polizeimacht. Dieſer Verfaſſung ſagte er, iſt nichts anderes als ein So des 20. Jahrhunderts. Hiermit erwee in der Arbeiterklaſſe nur ungeahnte Abwehr. Wir wiſſen, was wir von di zeiſtaat, von dieſem Zukunftsſtaat d zu erwarten haben. Aber Sie werden dienen. Sie haben uns den Kampf ſehr, aufgezwungen. Wir ſtehen da, wir wet wir werden ſtegen. 5 5 Die Ausführungen des Reödners we Linken mit anhaltendem ſtürmiſchem nommen. Sodann ergriff als nächſte Das neue Republik ſchut Die„Kölniſche Zeitung“ iſt in der Lg Reichskabinett verabſchiedeten Entwu 5 zum Schutze der Republik mit den im vorgenommenen Aenderungen bekannt den erſten drei Paragraphen, die v wider das Leben einer Perſon wegen ihr im politiſchen Leben“ handeln, wird dief tionen mehrmals wiederkehrende Formel in„Verbrechen wider das Leben einer Per ihrer amtlichen oder beruflichen Stellun § 4 erhält folgende Neufaſſung:„Wer Fällen des 8 3 gegen eine Perſon wegen ihres lichen oder beruflichen Stellung im politiſche eine Gewalttätigkeit begeht oder mit eine verabredet, wird mit Gefängnis nich einem Monat beſtraft, ſind erſchwer ſtände vorhanden, ſo iſt die Strafe Gefäng drei Jahren.— Die Verfolgung tritt nu trag ein.“ 5 ſtrichen worden. An ſeine Stelle tritt de 8 4 mit den bereits bei den 88 1 bns 8 an Abänderungen. Die reſtlichen Paragraphen in der urſprünglichen Faſſung beſtehen, nur Paragraphen⸗Nummern entſprechend geände den.. Oehme aus Krumhermersdorf, der. in Brand geſteckt hatte, um von der B rung 700000 Mark zu erhalten, wur vom Schwurgericht wegen Vexſicherungsor Brandſtiftung zu 2 Jahren ſech Gefängnis verurteilt. Beratung des Reichsminiſter⸗Penſtonsgeſethes — Berlin, 23. Okt. Die für den woch vorgeſehene Beratung des Reichs über das Reichsminiſter⸗Penſionsgeſe 5. November vertagt, weil einige L tigen, Aenderungsanträge vorzulegen. mußte das Geſetz auch von der Tages für 24. Oktober anberaumten Vollſitzun rates abgeſetzt werden. 35 Eiſenbahnunglück Sevilla, 23. Okt. Der Schnellzug Sevilla ſtieß mit einer Rangierlokomo men. Einige Wagen wurden beſchädi rer und der Heiter ſchwer, 5 Reiſe Sinn oder Anſinn Alexander Es würde ſich verlohnen, einmal die großen Züge der Weltgeſchichte ausſchließlich auf ihre Begreiflich⸗ keit durchzumuſtern und die weſentlichſten Tatſachen zuſammenzuſtellen, die dieſer Begreiflichkeit ent⸗ gegenſtehen; ſofern ein ſolches Unternehmen nicht die Leiſtungsfähigkeit der Geſchichtsbetrachter über⸗ ſtiege. Die meiſten verfolgen bekanntlich die Sinn⸗ ſpuren des Weltgeſchehens und ſind nicht ſonderlich geneigt, dem blinden Zufall einen ausſchlaggebenden Einfluß zuzugeſtehen, weil der Zufall die geſchloſſene Kette der Urſächlichkeit zerreißt und in die allenfalls begreiflichen Zuſammenhänge offenbare Züge des Unſinns hineinwebt. Nichtdeſtoweniger hat man neuerdings angefangen, den Zufallsmomenten mit erhöhtem Eifer nachzuſpüren. Da ſind es denn be⸗ ſonders die welthiſtoriſchen Schlachten, die peinlichen Analyſe unterworfen werden. Es mehren ſich die Verſuche, in den entſcheidenden kriegeriſchen Begebenheiten die Mitwirkung des Zufalls voranzu⸗ ſtellen, und daran knüpft ſich nicht ſelten die nahe⸗ liegende, wenn auch unbeantwortete Frage: wie wäre die Weltgeſchichte weitergegangen, wenn dieſer Zu⸗ fall nicht eingegriffen hätte? Würde die ſinnvolle Geſtaltung des Ganzen badurch einen Riß erhalten haben? Muß man nicht in Anſehung ſolcher Schlach⸗ ſten⸗Zufälle manche bis heut gültigen Anſichten ver⸗ leugnen und auch einen Unſinn der Geſchichte für möglich halten? Nehmen wir als ein Beiſpiel die Schlacht von Waterloo. Da hat in unſeren Tagen ein italieniſcher Quellenforſcher einen ſeltſamen Zu⸗ ſammenhang aufgedeckt, den man in den landläufigen des Ereigniſſes nirgends finden wird. dem Heerführer Napoleon,— ſo berichtet dieſer Ge⸗ mann war es unvorſtellbar, ſeine Truppen als vom Pferde aus kommandieren zu Der Gedanke, vom Wagen aus den Ober⸗ zu führen, war ihm völlig unfaßbar, und ge⸗ s wurde ihm zum Verhängnis. Nach über⸗ gender Meinung vieler Strategen war es ein der Weltgeſchichte Moszkowski einer Schlacht bei Waterloo zu ſpät am Tage begann. Dieſer Verzug entſtand aber durch ein langes Bad, welches Napoleon ſeines Darmleidens wegen ver⸗ ordnet war, und das er abſolvierte, bevor er in den Sattel ſteigen konnte. Um einen Wagen zu beſteigen, hätte er das Bad nicht gebraucht, und ſo wäre durch die Zeiterſparnis alles anders gekommen. Er konnte dann die Schlacht erheblich früher eröffnen, hätte ſte höchſtwahrſcheinlich gewonnen, ſomit hing der weitere Fortgang der europäiſchen Geſchichte an dem Zu⸗ fall einer Darmbeſchwerde und einer in dieſem Falle zweckwidrigen ärztlichen Verordnung. Mir will dieſe Folgerung nicht ganz ſchlüſſig er⸗ ſcheinen. Denn, wenn auch jenes Bad an ſich im Ver⸗ hältnis zur Größe des kriegeriſchen Vorgangs als ein kleinliches Zufallsmotiv betrachtet wird, ſo ſtand es doch nicht außerhalb der begreiflichen urſäch⸗ lichen Zuſammenhänge. Es fügt ſich vielmehr der kauſalen Verknüpfung des Warum und Weil, uns bleibt ſonach, ſtreng genommen, der Frage nach Sinn und Unſinn unzugänglich. Einige Hiſtoriker haben in anderer Weiſe betreffs des nämlichen Ereigniſſes dem Zufall nachgeſpürt. Die Schlacht von Waterloo ſtand bis zum Nachmittag Marſchall Grouchy gewonnen worden, wenn ſein Er ſelbſt, Napoleon, rechtzeitig eingegriffen hätte. verantwortlich gemacht, und hier erhebt ſich wiederum die Frage: war deſſen Ausbleiben bei Waterloo ein Zufall oder eine freie Willenshandlung Grouchys? Max Nordau läßt die Frage offen und berückfichtigt gar nicht die Tatſache, daß dieſer Grouchy direkt auf des Kaiſers Befehl bei Wapre feſtgehalten, alſs Lurch urſächlichen Zwang von Waterloo ferngehalten war. Hier iſt alſo der Zufall, ſofern er überhaupt mit⸗ wirkte, nicht auf dem Schlachtfelde zu ſuchen, ſondern in einer zufälligen Urteilstrübung des Korſen, der um jeden Preis einen Verantwortlichen brauchte und einen fahrläſſigen Zufall konſtruterte, um nur ſeinen iegstechniſcher Fehler, daß Napoleon die Zorn auf einen Sündenbock abladen zu können. im Gleichgewicht und wäre vermutlich von Napoleon hat für ſeine Niederlage weſentlich dieſen Grouchy Aber man rückt dem hier verſteckten Zufallsprob⸗ lem weit ſchärfer auf den Leib, wenn man tiefer in die Vorzeit hineinſteigt, wo man dann allerdings eine Menge höchſt auffälliger Tatſachen vorfindet; Begebenheiten, die in jedem Betracht als nackte Zu⸗ fälle auftreten und die dennoch den weiteren Gang der Geſchichte nachdrücklich beſtimmen. Am Nachmittag des 5. Januar 1791 ergötzten ſich auf dem Feſtungsgraben von Auxonne im Departe⸗ ment Cöte-'Or fünf junge Offiziere der Garniſon mit Schlittſchuhlauf.„Mein Magen meldet ſich“, erklärte plötzlich einer der Leutnants,„ich gehe nach Hauſe.“„Bleibe doch noch ein halbes Stündchen,“ redeten ihm die Kameraden vom Regiment Lafere zu, „dann gehen wir mit dir.“ Aber der hungrige Ar⸗ tilleriſt mochte nicht warten, er ſchnallte ſeine Schlitt⸗ ſchuhe ab und verließ den Graben, auf dem die an⸗ dern vergnügt weiterliefen. Wenige Minuten ſpäter barſt die Eisdecke und ehe Hilfe zur Stelle war, verſchwanden die vier Offiziere unter den Schollen und ertranken. Der fünfte aber, den die Mahnung des knurrenden Magens fortgetrieben hatte, der einzige Ueberlebende dieſer Artilleriegruppe— war Napoleon Bonaparte. Und dieſer nämliche Bonaparte entging dem ſicheren Tode neun Jahre ſpäter durch Zufallsfügung, die man eigentlich nur der Phantaſie eines Fabu⸗ liſten zutrauen dürfte. Um die Jahrhundertwende war es, da er als Erſter Konſul von einem Bom⸗ benanſchlag bedroht wurde, durch ein Pulverfaß, das nach exakter Berechnung in dem Augenblick ex⸗ plodieren mußte, da der Konſul an ihm vorüber⸗ fuhr. Hier handelte es ſich um Sekunden, die der Konſul nur dadurch gewann, daß ſein Kutſcher zu⸗ fällig ſtockbetrunken war, und in alkoholiſcher Hetze an der gefährlichen Stelle vorüberraſte. Kaum hatte der Wagen in unſinnigem Sturmtempo den kritiſchen Punkt paſſiert, da erfolgte die Exploſion, die den Korſen beſtimmt zerriſſen hätte, wenn ſein Kutſcher bet Beſinnung geweſen wäre. Und wiederum reckt ſich die 0 1 jenen kraſſen Zufall weitergeſtaltet hätten. Mit Beſtimmtheit läßt ſich nur das eine ſagen, daß den ſpäteren Historikern die Unterſuchung über die Bra⸗ banter Schlacht erſpart geblieben wäre: hätte der Konſul im Jahre 1800 einen nüchternen Menſchen auf dem ede gehabt, dann wäre auf den Frage auf, wie ſich die Geſchicke der Welt Ta⸗ bellen der Geſchichte ein Waterlo erſchienen. 5 Aber die Bewertung des Zufa ſchlaggebenden Faktors bleibt ein vieldeutige Angelegenheit, beſonde, wägt, daß ſich Menſchheitsgeſchicht dem Schulſchema aus kriegert aus Haupt⸗ und Staatsaktionen dern auch aus Kulturtaten. Sind durchaus unabhängig? Prüfen wir ſonderen Fall: die Entdeckung magnetismus, die doch in ihr umgeſtaltet hat. Ohne die revolution magnetiſchen Kräfte beſäße ſie ke ſchinen, keine elektriſchen Bahnen keine Drahttelegraphie, ſie ſähe heut Sinne anders aus, als die Um: Aber der ganze Elektromagnet dem berühmten Phyſiker Oe nute entdeckt, da nicht ſein Gel fall regierte. Er trat zutage, ö feierte Forſcher im Winter 1819/1820 trag hielt und eine nahe bei ſeiner Vol hende Magnetnadel in unregelmäßig Schwankungen geriet. Wobei zu ergetr der Forſcher dieſe Schwankungen a bemerkte, ſondern erſt durch ein aufmerkſam gemacht wurde erſter Betrachtung ganz b tern einer Nade!, ort, in dem zufälligen Hinſeh ſuchers lag alles beſchloſſen, w. als bewegende Triumphe der Mee eine Fülle theoretiſcher Erleuchtung die Namen Maxwell, Hertz u 1 Aber dieſe Zufallsrechnung ft Sie fordert vielmehr den Zuf bei Oerſted nur eine Tatſache ar reif zur Erſcheinung w ſcheinbar daradox, aber dieſe Großer verdankt Zufall, abe: 5 e Zuf⸗ i Botwendig Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Baukunſt 15 unſerer Zeit ein eigenes künſtleri⸗ zu geben, iſt ſchon ſeit einem Jahr⸗ Mehr ſo ſtark geweſen, wie heute. Es uſchauungsfragen ſind. Und ſo iſt äünſchneidende politiſche Umwälzun⸗ enſchen mit neuen Ideen und neuen n die Oberfläche bringen, auch das lehe üfluſſen. Es iſt daher kein Zufall, neue Richtung in der Baukunſt ſich vor allem uswirkte, die von den politiſchen g am tiefſten betroffen wurden, in und Deutſchland. Doch wäre es falſch zu aß die durch den Krieg geförderten Strömungen allein zur Stilwandlung ch nur in jenen Ländern ausgewirkt 3. B. hat früher und entſchiedener ege eingeſchlagen. Tatſächlich hat Line neue Ausdrucksform ſchon ein dem Kriege eingeſetzt. Das beweiſt, aktion gegen den Ueberſchwang der For⸗ ichromantiſchen Periode des vorigen Jahr⸗ gſt in der Luft lag, wenn ſie auch Krieg und durch den Krieg zur wei⸗ kung kam. Hierbei war vor allem ein t von Einfluß, der wang zur Sparſamkeit. us nicht gefolgert werden, daß die er wir heute hauen, allein ſchon nen Zeitſtil. Sachlich und zweck⸗ pkoko ebenſo wie die klaſſiziſtiſche das Baſſermann'ſche Haus ſtammt. eit beider Richtungen beruhte nur eren Formenwandlung. Die Grundlagen des baukünſtleriſchen erfuhren kaum eine Veränderung. ſo, als das Bauen einſeitig als ſttektoniſche Angelegen⸗ Würde. Wie ſerr das noch bis in rein der Fall war, wird treffend e Staatsaufgabe, die aus einer Säule heraus eine Rathaus⸗ ließ. aus den Lebensbedürfniſſen ten und ſeitdem wir dieſe Forde⸗ Architektoniſche ſtellen, haben wir Großſtadt, Problem des und auf ganz anders anſieht lein adt irgend eines früheren Dazu kommt heute mehr und mehr inbivotdualiſtiſchen Bauens durch ſtiſſch e. Die Planung wächſt ins an die große Linie ſehen, den chlig aufzubauen. Demnach liegt res Geſtaltens vor allem in der n Durchbildung der Stadt, n, daß ſie ſich einheitlich organiſch ue. Das Formal⸗Architek⸗ et, wie es natürlich iſt, an Be⸗ erkennen, wie das, was früher architektoniſche Geſicht der ache wurde, und wie ſehr die ungen der geſtellten Eingliederung des Bau⸗ dtaufbau entſcheidend ſind dung. Wort über den Einfluß der ene Baukunſt eingeflochten werden. daß die Fortſchritte der Technik, l und der Eiſenbetonbau, ins⸗ au und im Induſtriebau, zu geführt haben. Aber gleich⸗ dende Kraft der Technik nicht Beweis dafür iſt, daß Von Oberbaudirektor Zizler und Tradition entſchiedener als wir zur Anwendung brachte, noch heute faſt vollſtändig in den Fußſtapfen des alten Formalismus ſteckt. Es frägt ſich, wie die neue Richtung ſich zur Tradition verhält, die zu Anfang des 18. Jahrhun⸗ derts mit dem Klaſſtzismus aufhörte. Es iſt kein Zweifel, daß ſtarke Gegenſätze beſtehen, Aber dieſe Gegnerſchaft iſt eine grundſätzliche nur, inſoweit die heutigen ſtädtebaulichen Forderungen und eine an⸗ dere Einſtellung zur Bauaugabe, die auf einem ver⸗ änderten Lebensgefühl beruht, in Frage kommen. Der Gegenſatz iſt aber kein grundſätzlicher, ſoweit es ſich um die Ausdrucksmittel des formalen Geſtaltens handelt. Denn das ſind Fragen des Tagesgeſchmacks die nur modiſche Bedeutung haben. Das beweiſt die Baukunſt der nordiſchen Länder, Schweden, Nor⸗ wegen und Finnland. Dieſe pflegen heute durchwegs wieder eine Formengebung klaſſtziſtiſchen Ein⸗ ſchlags. Aber man wird nicht ſagen können, Mannheim bekommt Die Jugendbüchereien ſind die jüngſten Einrich⸗ tungen im deutſchen volkstümlichen Büchereiweſen. Ihr Urſprung geht in die Jahre 1909—1912 zurück, ihre Vorbilder verdanken ſie engliſchen und ameri⸗ kaniſchen Schöpfungen. Die zunehmende Induſtria⸗ liſierung Deutſchlands, das Wachſen der Großſtädte, verbunden mit dem Wohnungselend, legte den Ge⸗ danken nahe, der Jugend auch bei uns ſtille, behag⸗ liche Räume zu öffnen, in denen ſie ſich eingehend mit Büchern beſchäftigen könnte. Fabriken, ſoziale Ausbildungsanſtalten und Städte begannen mit der Gründung von Kinderleſehallen. Heute weiſt das Jahrbuch der Deutſchen Volks⸗ bibliothekare 44 Kinderleſehallen nach. Sie haben ſich im allgemeinen als eine kleine Selb⸗ ſtändigkeit, als eine„Sache für ſich“ durchgeſetzt und arbeiten zweckmäßiger, erzieheriſcher, fruchtbarer, getrennt von der Erwachſenenbücherei, mit der ſie natürlich organiſatoriſch, oft auch räumlich, im eng⸗ ſten Zuſammenhang ſtehen. Die Stadt Berlin richtete 1913 die erſte ſtädtiſche Kinderleſehalle ein, die, vorbildlich ge⸗ leitet, manchen anderen Anregung und Muſter wurde. Weitere Städte folgten. In unmittelbarer Nähe in Frankfurt a. M. leine Stadt, die große Summen für ihr volkstümliches Büchereiweſen aus⸗ gibt), finden wir ſehr hübſche Jugendbüchereien. Auch Mannheim hatte im Jahre 1916 bei der Neuordnung der Bücher⸗ und Leſehalle die Abſicht, eine Jugendbücherei einzurichten, doch die Ungunſt der Kriegsjahre erlaubte die Verwirklichung dieſer Idee nicht; hernach wurden die hierfür beſtimmten Räume vom Maſchinenamt bezogen, und der ſchöne Plan war auf unbeſtimmte Zeit hin vereitelt. Nun lebt er wieder auf und Mannheim wird Anfang Dezember eine moderne Jugendhücherei beſitzen. Da die Städtiſche Bücher⸗ und Leſehalle unter großer Enge und unzweckmäßigen Räumen ſeufzt, war es natürlich unmöglich, ihr die Jugendbücherei anzugliedern. Es mußte eine Unterkunft geſucht werden. Da ein Neubau nicht hergeſtellt werden konnte, fand ſie ſich dann in überraſchend ſchöner Weiſe in dem von allen Stadtteilen gut erreich⸗ baren Lamey⸗Hauſe, das als Kunſtdenkmal der Stadt Mannheim erhalten bleiben ſoll. Wir haben nun ein kleines Eigenheim für Bücher in ruhiger Lage, mit dem Blick in den ſchönen, verwil⸗ derten Park, in dem die Jugend in den Sommer⸗ monaten„Freiluftleſen“ betreiben kann, eine Ein⸗ richtung, die bis jetzt noch in keiner andern Stadt aufzzuweiſen iſt. 5 Was wir wollen: ngenſchaften der Technik, ins⸗ ſkelettbau, viel früher und viel Wir nennen unſer Haus: Jugendbücherei (nicht Kinderleſehalle), weil wir neben den Mädchen daß Neue, Lehrmeiſter ſein. dieſe Länder nicht fortſchrittlich bauten, und der Geiſt wahrer Neuzeitlichkeit dort nicht ebenſo wirk⸗ ſam wäre, wie bet uns. Wir in Deutſchland wollen von der klaſſiziſtiſchen Tonart nichts mehr wiſſen. Aber wenn wir uns fra⸗ gen, ob die neue Baukunſt bisher imſtande war, den reinen Formen des Klaſſizismus gleichwertiges entgegenzuſetzen, ſo müſſen wir das verneinen. Die Klarheit und Edelmäßigkeit, wie wir ſte auch am Baſſermann'ſchen Hauſe bewundern, iſt heute noch kaum erreicht. Wir ſind zwar Meiſter geworden in der Bewälti⸗ gung großer Maſſen und in der Beherrſchung der inneren Dynamik des Stadtaufbaues, aber wir ſind noch unſicher in ber Behandlung der Einzelform. Denn ſo ſehr wir heute den Ausdruck des inneren Weſens einer geſtellten Aufgabe über das formale ſtellen, ſo wenig verträgt die empfindungsvolle Durchbildung der Einzelheiten eine Vernachläſſi⸗ gung. Daher wird unſere neue Baukunſt nur dann zu wahrer Größe aufſteigen, wenn ſie nicht nur um bloßer Neuerungsſucht willen geſtaltet ſondern die Ewigkeitsgeſetze der Ueberlteferung achtet. Das Baſſermann'ſche Haus mit feinen feinen Linien, ſeinen ausgeglichenen Verhältniſſen und ſei⸗ ner ausgezeichneten Flächen behandlung kann jedem, auch dem größten Eiferer im Kampfe um das eine Jugenobücherei und Knaben(ungefähr vom 10. Jahre an) auch die Jugend bis zum 16. Jahre gewinnen wollen, und dieſe Bezeichnung— unſere Beſtrebung— der heran⸗ wachſenden Jugend zu dienen, klar zum Ausdruck bringt. Wir haben die Literaturaus wahl (über die ein nächſtes Mal noch näher berichtet wer⸗ den ſoll) auf unſere wirklichkeitsfreudige Jugend abgeſtimmt, und wenn den 14—16jährigen auch er⸗ gänzender Weiſe die Erwachſenenbücherei zur Ver⸗ fügung ſteht, ſo glauben wir doch, daß gerade die intime kleine Bücherei im Lamey⸗Hauſe ein beſon⸗ derer Anreiz für ſie werden kann. Zweck und Ziel der Jugendbücherei iſt das Leſen ſelbſt, ſie bedeutet reine Buchangelegenheit. Die Jugend darf Herr ſein über den Bücherbeſtand, beraten und beaufſichtigen wird eine Bibliothekarin. Auch zur bücherkundlichen Schulung wollen wir an⸗ regen, indem wir zur richtigen Benutzung der Ver⸗ zeichniſſe erziehen, die Jugend ſoll lernen, auf den Verfaſſer, Titel, Verlagsort uſw. zu achten. Ein beſonderer kleiner Katalograum wird ihr ſicher Freude machen. Die Anordnung des Freihand⸗ ſyſtems, d. h. der eigenen Buchauswahl an den Rega⸗ len, ihrem heute ſo ſtark entwickelten Selbſtändig⸗ keitsgefühl entgegenkommen. Wir erblicken in der Jugendbücherei die Vorſtufe zur Erwachſenenbüche⸗ rei, in die die Jugend dann gleichſam hinein wächſt. Die Räume in der Jugendbücheret bieten unge⸗ fähr 40 Kindern Platz. Der Gedanke, daß die meiſten zu Hauſe nicht mit Gründlichkeit und Nachdruck leſen können, war beſtimmend, nur Leſeräume, nicht Buchausgabe einzurichten.(Im Verlaufe der Ent⸗ wicklung wird es ſich herausſtellen, ob Bedürfnis zur Entleihung vorliegt, den 14—16jährigen ſteht unſere Bücherhalle zur Verfügung.) Die Ruhe, die Konzentration zum Leſen iſt das Wichtigſte und, wie bereits angedeutet, die Selbſtwahl der Bücher an den Regalen erhöht dann noch die Verbindung mit dem Buche. Wir werden die Schulen bitten, die Jugend zum Beſuch unſeres Bücherheims anzure⸗ gen, denn gerade die Schulen ſind es, die die Kinder in ein Verhältnis zum Buch bringen. Es haben uns einige Klaſſen mit ihren Lehrern hier in der Erwachſenenbücherei beſucht. Es war eine Freude, dieſe dem Leſen aufgeſchloſſene Jugend zu beobach⸗ ten. Einige gaben dann ſchriftlich ihre Eindrücke wieder. Aus allen Urteilen ging der„Sinn für das Buch“ hervor, obwohl ja die heutige Jugend bei weitem weniger lieſt als in der Vorkriegszeit. So verlangen die Schulen ſelbſt, daß die Jugend ſich in den Wirkungskreis der Volks⸗ büchereien ſtellt, ungezwungenem, freiem Eigenleſen ergänzen. Es iſt auch beabſichtigt, Vorleſeſtunden einzurichten, denn das iſt eines der wirkſamſten Mittel zur Wer⸗ bung für das gute Buch. Oft übertragen ſich Ge⸗ danken und Stimmungen auf den Zuhörer, Ton und Nachdruck erſchließen in der ahnungsvollen Seele des Kindes manches, woran es vielleicht beim eigenen Leſen vorübergegangen wäre. So Will unſere Jugendbücherei das Bedürfnis zum Leſen und die Freude am guten Buche wecken. E, J. Städtiſche Nachrichten Zum Amzug der N. M. 8. Verehrtes Leſepublikum, Die Neie Mannemer zieht um. Jetzt heeßt's: Ade, du aldes Haus In E 6 2, mer ziehe aus. Lebt wohl, ihr dunkle, ſchmale Gäng', Ihr hunnert Treppcher, ſchteil un eng. Im neie Heim is Luft un Licht, Modern is alles eingericht'! Un wie es Sitte is un Brauch, Bei ſowas gratuliert mer auch. Aach ich winſch' kinfdighin der Neie E gudes Wachstum un Gedeihe. Im neie Heim mög' wie im alde Der gude alde Geiſcht ſchtets walde. Dodrin ſoll's bleiwe wie es war Zum Nutze vun de' Leſerſchar. Un weil ich midde in de Red, Bring' ich noch ebbes uff's Tapet: Vergeßt, ihr Herre Redaktere, Net die Babierkörb auszuleere. Ihr braucht ſe'wiß im neie Haus, Drum leert ſe erſcht noch ſauwer aus. Un geht aach manches Manuſkript Das vum Verfaſſer einſcht geliebt, Debei verlore, ſchterzt norr um Die Körb' un kimmert eich net drum. De' Korrekturſchtift un die Scher Nemmt aach ins nei! Quartier mit her, Doch heert, 8 Druckfehlerteufelein Loßt ruhig norr im alde Heim. E drittes noch, des macht mer Schmerze, Un des muß runner jetzt vum Herze: Mit'm Honarar ſeid, bitte ich, Aach weiderhin net knauſerich. Schbart, wo ihr wollt, des is mer gleich, Doch dodrin net, des rot ich eich. Koſcht aach der Umbau Geld wie Heu, Des kummt ſchun irgendwidder bei.— Des is, was ich 15 95 1 3 um heid'ge Dag der 285 5 1 A. Me ber. * Rolle in Mannheim zum Verwaltungsaſſiſtenten. * Mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde die Schuhmacher ⸗Einkaufs⸗Genoſſen⸗ ſchaft e. G. m. b. H. Mannheim, 8 6, 4, an⸗ läßlich der Ludwigshafener Ausſtellung bei der 12. Verbandstagung des pfälziſchen Schuhmacher⸗ Lederhandlungen. * Autobrand. Vermutlich durch Nichtausſchalten der Batteriezündung geriet heute früh in der Lin⸗ denhofgarage in der Meerfelöſtraße ein Per; ſonenwagen in Brand. Das Feuer wurde durch die um 4,52 Uhr alarmierte Wache II der Be⸗ rufsfeuerwehr gelöſcht. Der Schaden beträgt einige tauſend Mark. Der Wagen iſt ſtark angebrannt. Auch wurde das Dach der Garage beſchädigt. * Ein Waſſerrohrbruch entſtand geſtern nach⸗ mittag infolge einer Bodenſenkung auf der Kaſterfeldſtraße in Neckarau. Der Schaden wurde durch Arbeiter der ſtädt. Waſſer⸗, Gas⸗ und Glek⸗ in benen die Intereſſen gepflegt werden, die über die Klaſſenlektüre hinausgehen und ſie gleichſam in trizitätswerke und durch die um 1,56 Uhr alarmierte Berufsfeuerwehr behoben. de, doch ſie immer noch keſſer als ft, daß er ihren allzu radikalen ch mehr äußeren“, fügte er merviert und verächtlich die Ach⸗ zatſch“, ſagte ſie abſchließeno. n ihrem Pariſer Hotelzimmer mer Geld, beinahe zufälliger am wußte niemand genau. Er wie endwo komplizierte Geſchäfte Argentinien ſchwelen zu haben. nötig, daß ſie hochſtapelten um das Ihrige brachten. it Ueberzeugung:„Ich bin mir niemals ein reizvoller geboten hat. Prinzipiell bin n jedes Geſetz zu verſtoßen. Ehre gibt mir kein Menſch uskannte, lächelte verſchmitzt. ** er Derſelbe funge Mann betrat um halb zwölf den Benachbarten Laden, diesmal war ſeine Haltung ner⸗ pöſer. Er bat haſtig, den Beſitzer ſprechen zu dürfen und erklärte dem Herrn, der höflich, wenn auch etwas mißtrauiſch lauſchte, kurz und bündig, daß er Geld brauche.„Ich bin in Not“, ſagte er einfach, dabei fiel peinlich ſein übertrieben ſchicker Anzug auf.„Dieſer Schmuck gehörte meiner ſeligen Frau.“ Er wiſchte ſich die Augen, man bemerkte, daß ſie trocken waren. Es ſchien klar, daß er log. Das war verdächtig, um ſo verdächtiger, als die Perlen keineswegs ſeiner ſeligen Frau gehört hatten, vielmehr noch dieſen Morgen dem Geſchäft nebenan, was der mißtrauiſche Beſitzer, der die Auslagen der Konkurrenz kannte, auf den erſten Blick feſtſtellte. Hier ſtimmte nicht alles. N Es wurde noch klarer, als der junge Mann, nach dem Preis gefragt, den er forderte, 50 000 Francs wollte. Nebenan, das wußte der Geſchäftsmann, hatte das Stück noch dieſen Morgen das Zehnfache gekoſtet. Die Echtheit der Perlen unterlag keinem Zweifel. Der junge Gentleman ſchien ein Betrüger; freilich hätte er, der Geſchäftsmann, davon den Vor⸗ teil gehabt, es war die Konkurrenz, die hereingelegt wurde. 5 Der Händler kämpfte einen kurzen, aber heftigen Kampf: ſollte er einen Betrüger entlarven, der ihm ſelbſt zu verdienen gab, die Konkurrenz aber ſchädigte? Schließlich ſiegte das Solidaxitätsgefühl mit dem andern Kapitaliſten, gegenüber einem Abenteurer, der der Geſellſchaft gefährlich war; zudem konnte es vorteilhaft ſein, ſich den Nachbarn durch Edelmut zu verpflichten. Er ſchickte ein Fräulein hinüber, das ſich erkun⸗ digen ſollte, wie die Sache mit dem Perlenkauf ſtand Den karierten jungen Mann, der ſich bleich auf die Lippen biß, bat er, nicht ohne Strenge, zu warten. Die Antwort von nebenan fiel nicht anders aus, als zu vermuten geweſen w ck bezahlt wi ar: die Perlen waren mit i 18 der Scheck mußte ungedeckt ſein. worden war, eilte herbei, um dem andern, der ihn gerettet hatte, gerührt die Hand zu ſchütteln. So kameradſchaftlich waren die beiden Herren noch nie miteinander geweſen. Den Karierten, der verzwet⸗ felt zur Erde ſtarrte, ſtreiften ſie mit einem eiſigen Seitenblick. f 5 Er wurde, noch ein wenig Geduld zu haben, ge⸗ beten. Indeſſen ſandte man einen Angeſtellten zur Bank, auf deren Namen der Scheck lautete. .* Er kam zu ſpät, es war Samstag und 12 Uhr 10. So mußte man das Einholen der Erkundigungen verſchieben. Die befreundeten Juweltere beſprachen ſich erregt, doch konzentriert. Es war alles klar, der Verdacht zu dringend: man hatte die moraliſche Ver⸗ pflichtung, den Hochſtapler vorläufig in Gewahrſam zu nehmen.— Uebrigens ſchien der Jüngling ſich ſelber als überführt, ſeine Lage als hoffnungslos anzuſehen: er widerſprach nicht, knirſchte nur mit den Zähnen, als die Polizeibeamten ihn aufforder⸗ ten, ſie zu begleiten. Die Zeit von Samstag vormittag bis Montag früh verbrachte Ralf im Gefängnis; ſeine Freundin inzwiſchen vermutete ihn auf einer Geſchäftsreiſe in London. 5 Montag früh ſtellte ſich heraus: der Scheck war gedeckt, das Bankguthaben des Herrn Ralf B. betrug 650 000 Franes. ſchem Verdacht ins Gefängnis Geſetzte vom Staate einen moraliſchen Schadenerſatz von 100 000 Franes bei der Haftentlaſſung in bar ausbezahlt.„Freilich kann dieſes Geld die Schmach nicht gutmachen, die wir Ihnen unter falſchen Vorausſetzungen zugefügt haben“, ſagte der Beamte gefühlvoll,„Ehre iſt un⸗ Franes verkaufen wollte, lag der Sachverhalt klart Der Geſchäftsmann, der um ein Haar betrogen Nach franzöſiſchem Geſetz bekam der unter fal⸗ Offener Brief an den Herrn Feuilletonredakteur Herr Redakteur! Ich will mich nicht beſchweren, daß Sie ſo kritiſch ſind und anſpruchsvoll. Ich darf mich aber doch dagegen wehren, daß ich nicht wüßte, wie man ſchreiben ſoll! Ich bitte Sie! Bedenken Sie die Zeiten! Einſt war es leicht. Man ſchrieb ſo etwas hin. Selbſt niedliche Bedeutungsloſigkeiten erwärmten Ihren Leſern Herz und Sinn. Man pflanzte noch gemütvoll ſein Gemüſe und fand bei allem auch den rechten Ton. Dann kam die Zeit der Pfychvanalyſe und als Kulturprodukt das Saxophon! Schlagzeilenartig raſte durch die Spalten ein wilder Sturm der Aktualität: Was heute iſt, wird morgen ſchon veralten,— was mittags kommt, iſt abends ſchon zu ſpät! Das Thema Lieb und Treue war zu meiden. Es brachen neue Forderungen eint „Wie läßt man ſich am beſten ſchmerzlos ſcheiden?“ „Die Kunſt, vermählt und doch beglückt zu ſein.“ Verwildert ward der Unſinn zur Methode, in einer Zeit, die raſt und prahlt und prunkt. Sinnwidrigkeit iſt heut die große Mode: Ich ſitz taſächlich auf dem toten Punkt. Herr Redakteur Es iſt nicht auszumalen, wie ſchwer es fällt, den rechten Weg zu gehn. Dabei muß ich die Kohlen bald bezahlen, und auch die Miete hab ich überſehn. bezahlbar.“— Auch die Juweliere entſchuldigten ſich. S ö iſt Ehre wert“ * Ernannt wurde Polizeiwachtmeiſter Bruno N Innungsverbandes als einzige von ſämtlichen 7 * Mitt In 26 000 die vor lichen Abſtieg Oſtern zahl ſe bis 19. ſchule dem vi lerzahl Oſtern der ſch ſinken. ein we Zahler kriegs Schulb gleich In unſere Vorfli gefüllt vier werde! Ebbe tracht unmit ſich u. ſatorif Hart gange des 2 lich d Grun! ſtand ſätze weſen mögli ren& böllig ſei de gen 2 und mend voran keren ten b len ft werde Je Name zer G in 21 gewo! Zeit! ſtand das& um d war, haben den ließ, nun nichts lam, Anſice lichke gewo mit( die N obach die l auf hatte nahn ringf Ausf Ausf des bare iſt je kräft Die heſtr Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Neue Maunheimer Zeitung Ebbe und Flut in den Schulen Von Stadtoberſchulrat Lohrer In der Mannheimer Volksſchule, die 1929 rund 26 000 Kinder zählt und in der Fortbildungsſchule, die von 2000 männlichen und 4000 weiblichen Jugend⸗ lichen beſucht wird, ſtehen außergewöhnliche An⸗ und Abſtiege der Schülerzahlen unmittelbar bevor. Oſtern 1930 bis Oſtern 1933 werden die an Kinder⸗ zahl ſchwachen vier Kriegsjahrgänge, geboren 1915 bis 1919, von der Volksſchule in die Fortbildungs⸗ ſchule überführt. Gleichzeitig treten jeweils nach dem vierten Grundſchuljahr große Teile faſt doppelt ſo ſtarker Nachkriegsjahrgänge in die Sexten der höheren Lehranſtalten über. Dabei ſind in die An⸗ fängerklaſſen der Volksſchule verhältnismäßig noch gut beſetzte Jahrgänge aufzunehmen. In der Volksſchule überwiegt die Einſchulung die entſprechende Ausſchulung jeweils ſo beträcht⸗ lich, daß ihre Geſamtſchülerzahl in den Jahren 1930—33 von 26 000 auf mindeſtens 29 000 anſteigt; andererſeits läßt in der Fortbildungsſchule der ſchwache Zugang der Vierzehnjährigen gegenüber dem ſtarken Abgang der Siebzehnjährigen die Schü⸗ lerzahl raſch abſinken. Die Gegenbewegungen ſetzen Oſtern 1934 ein: die Fortbildungsſchule beginnt wie⸗ der ſchnell zu ſteigen, die Volksſchule langſam abzu⸗ ſinken. Im ganzen ein merkwürdiges Auf und Ab, ein wellenförmiges Schwanken, das die in ihrem Zahlengewicht ſo unterſchiedlichen Kriegs⸗ und Nach⸗ kriegsjahrgänge beim Durchlaufen der elfjährigen Schulbahn verurſachen; hier wie dort ein Wechſel— gleich Ebbe und Flut. In Mannheim darf es keinesfalls ſo kommen, daß unſere Volksſchulklaſſen, die ſchon durch eine Art Vorflut der letzten zwei Jahre um 1200 Schüler auf⸗ gefüllt ſind, durch die Welle der 300 in den nächſten vier Jahren vollends zum Ueberlaufen gebracht werden. Beim Blick auf die demnächſt einſetzende Ebbe der Fortbildungsſchule darf nicht außer Be⸗ tracht bleiben, daß hier dem tiefen Wellental ganz unmittelbar der ſteile Anſatz zu einem Wellenberg folgt, aufgeworfen durch die Volksſchülermaſſen des erſten Nachkriegsjahrganges, deſſen nahezu dop⸗ pelte Sextanerquote ſchon auf Oſtern 1930 in die höheren Schulen einzubrechen im Begriff iſt. Mit dieſer uns zeitlich ſchon recht nahe gerückten Flutwelle der Zehnjährigen wie auch mit der vor⸗ auslaufenden Ebbe der Vierzehnjährigen beſchäftigt ſich u. a. der„Statiſtiſche Beitrag zu ſchulorgani⸗ ſatoriſchen Grundfragen“ von Stadtſchulrat Dr. Hartnacke in Dresden, der im Heft 3 des Jahr⸗ ganges 1929 der„Statiſtiſchen Vierteljahresberichte“ des Deutſchen Städtetages enthalten iſt. Ausweis⸗ lich der Tabellen zur Frage der„Verteilung der Grundſchüler auf die verſchiedenen Schulbahnen“ ſtand Oſtern 1928 der Mannheimer Hundertſatz mit 28 v. H. in die Sexten übergetretener Knaben und 18,9 v. H. eben dahin übergetretener Mädchen erheblich über dem Durchſchnitt der deutſchen Städte, der 21,2 bezw. 14,2 v. H. beträgt. Die Streitfrage, oh heute eine„Inflation Schule“ beſtehe oder nicht, läßt Harnacke offen. Er folgert aus ſeiner Unterſuchung: Nicht die abſoluten Zahlen, ſondern die jeweiligen Uebergangsprozent⸗ ſätze ſeien zu erfaſſen. Dieſe müßten Oſtern 1930 weſentlich tiefer liegen als 1929. Man könne un⸗ möglich die kommenden Sexptanerzahlen der größe⸗ ren Stärke des erſten ſtarken Nachkriegsjahrganges bpöllig anpaſſen. Für die nicht beſonders Begabten ſei der Weg über die höhere Schule unter den heuti⸗ gen Verhältniſſen nicht mehr der Weg zum ſozialen und wirtſchaftlichen Aufſtieg. Die durch den kom⸗ menden Lehrlingsmangel entſtehende Lücke werde vorausſichtlich auch den wenigen nachrückenden ſtär⸗ keren Nachkriegsjahrgängen noch berufliche Ausſich⸗ ten bieten. An ſehr vielen Stellen müſſen die Zah⸗ len für den Uebergang in höhere Schulen geringer werden zugunſten mittlerer Schulen. 2822 ͤ³ 1ůöů%öù... 2 der höheren Mannheim hat keine mittleren Schulen. In der Statiſtik des Städtetags ſind die mit dem fünften Schuljahr beginnenden Sprachklaſſen der Volksſchule zu den„mittleren Schulen“ gezählt. Leider bricht dieſe unentgeltliche gehobene Schulbahn der Volks⸗ ſchule(die in ihrer 8. Uebergangsklaſſe) noch den Zugang zur Obertertia für einzelne ausgeleſene Kinder ermöglicht) nach dem achten Schuljahr ab, wenn man nicht die ſtädtiſche zweijährige Haus⸗ frauenſchule oder die höheren Handelsſchulen in ihren neunten und zehnten Schuljahren als Fort⸗ ſetzung anſehen will. Der Zugang zu den 5. Sprach⸗ klaſſen iſt in Mannheim von 1927 bis 1929 bei den Knaben von 5,1 auf 7,3 v.., bei den Mädchen ſo⸗ gar von 7,7 auf 12,1 v. H. geſtiegen. Auf der anderen Seite ſcheint die hier ſeit zehn Jahren konſtant in die Höhe gegangene Uebertrittskurve der Sextaner 1928 einen Gipfel erreicht zu haben. Oſtern 1929 ſind 2,1 v. H. Knaben und 1 v. H. Mädchen weniger übergetreten. Nehmen die hieſigen höheren Lehr⸗ anſtalten in den Jahren 1930 und 1931 nach den Uebergangsprozenten von 1929 auf, ſo ſind dort ſtatt der 600700 Sextaner deren 11001200 einzuſchulen. Die Volksſchule als Pflichtſchule hat auf alle Fälle den berechneten Zuwachs von 3000 Schülern aufzu⸗ nehmen und zu verſorgen. An der Knabenfortbildungsſchule, in der bisher wegen Raummangels auf den für die innere Erfaffung der„ungelernten“ jugendlichen Ar⸗ beiter äußerſt wichtige Werkunterricht verzichtet werden mußte, würde die notwendige Tetlung der Klaſſen in den Werkſtättenſtunden einen Teil ihrer ſonſt vorübergehend frei werdenden Lehrkräfte wei⸗ terhin erfordern. In der Mädchenfortbildungsſchule, wo wegen Mangels an ausgebildeten Fortbildungs⸗ ſchullehrerinnen manche Kochklaſſen zu ſtark beſetzt ſind, wird die Zurückführung der Klaſſenſtärken auf das erträgliche Maß ebenfalls einige der bei Sen⸗ kung der Geſamtſchülerzahl verfügbar werdende Lehrerinnen noch notwendig machen. Im übrigen werden die Stelleneinſparungen der Fortbildungs⸗ ſchule der ſtark wachſenden Volksſchule vorüber⸗ gehend zugute kommen müſſen. Angeſichts des be⸗ vorſtehenden Lehrlingsmangels haben Handel und Gewerbe ein erhöhtes Intereſſe an einer guten Aus⸗ leſe aus dem erheblich verminderten Angebot. In Mannheim iſt bisher eine einheitlich organi⸗ ſierte Schüler⸗ und Berufsausleſe un⸗ ter wiſſenſchaftlicher Leitung des Inſtituts für Pſychologte und Pädagogik an der Handelshoch⸗ ſchule bereits durchgeführt worden. Es muß gefor⸗ dert werden, daß bei der Verreichlichung der Ar⸗ beitsämter der beſtehende Zuſtand nicht verſchlechtert wird. Dies ſcheint gerade im Hinblick auf die in den nächſten Jahren eintretende Knappheit an Berufs⸗ anwärtern beſonders wichtig. Dem erſten aus der Volksſchule austretenden ſchwachen Kriegsjahrgang folgen drei an Zahl noch ſchwächere; dem erſten aus der Grundſchule aufſtei⸗ genden Nachkriegsjahrgang folgt ein noch ſtärkerer zweiter. Ebbe und Flut der Schülerzahlen werfen ihre Wellen aus dem engen Bereich der Schule hin⸗ aus ins weite Meer des Lebens. Was innerhalb der Schule interne Verwaltungsſache war, wird zur öffentlichen Angelegenheit, ergibt Fragen von all⸗ gemeiner volkswirtſchaftlicher, ſoztaler und bil⸗ dungspolitiſcher Bedeutung. * * Umgefahren. Geſtern nachmittag wurde an der Ecke O3/ O 4(Kunſtſtraße) ein Mann beim Ueber⸗ queren der Fahrbahn von einem Privatauto, das eine Dame ſteuerte, von hinten angefahren und ſo unglücklich umgeworfen, daß er eine ſtark blu⸗ tende Kopfwunde davontrug. Man verbrachte den Verunglückten zu einem Arzte. Anſchließend fuhr der Wagen auf einen dort haltenden Liefer⸗ wagen, wobei beide Wagen erheblich be⸗ ſchädigt wurden. W..... ͤ heimelnd, behaglich, flutet iſt. hieſigen Bankgebäudes geſagt (Mittag⸗Ausgabe) 0 Der neue Weg Die Mitglieder der Redaktion der„NM.“ hatten heute morgen wie immer das gleiche Ziel: die Ar⸗ beitsſtätte. Nur der Weg zu ihr war anders, denn geſtern abend wurde umgezogen, aus den primitiven, völlig unzulänglich gewordenen Räumen in E 6, 2 ins Baſſermann haus am Markt. Als wir das Zimmer betraten, in dem wir unſere ſeitherige Tätigkeit fortſetzen, da war es uns zumute wie dem Manne, der die zu kleine, ungeſunde, veraltete Woh⸗ nung mit einem neuen Heime vertauſcht, das an⸗ elegant, geräumig, lichtdurch⸗ Wenn kürzlich bei der Einweihung eines wurde, ein Bank⸗ inſtitut müſſe Wert auf eine komfortable Ausſtat⸗ tung legen, wenn es der Kundſchaft Vertrauen ein⸗ flößen wolle, ſo trifft dies auch auf die moderne Zeitung zu, die wie jedes im Dienſt der Oeffent⸗ lichkeit ſtehende Unternehmen gewiſſe repräſen⸗ tative Pflichten zu erfüllen hat. Die Freunde der „NMz.“, die uns im Baſſermannhaus aufſuchen, werden finden, daß das in E 6, 2 Verſäumte nunmehr in einer Weiſe nachgeholt wird, die die hochgeſpann⸗ teſten Erwartungen übertrifft. Der Unterſchied zwiſchen einſt und jetzt iſt ſo auffallend, daß die, die es gut mit uns meinen, ſich aufrichtig mit uns über den Wandel der Zeiten freuen werden. Wenn wir einerſeits ohne Bedauern von E 6, 2 geſchieden ſind, ſo wurde heute morgen nicht ohne wehmütige Empfindungen der neue Weg zum Markt⸗ platz angetreten. 25½ Jahre haben wir im alten Verlagshaus durchlebt, eine Zeit, die zu lang iſt, um ſchnell vergeſſen zu werden. Ein Vierteljahrhundert angeſpannteſter, aufreibender Arbeit Tag für Tag, Jahr für Jahr, in Zeitläuften, die der Zeitung, der dieſer anſtrengende Dienſt gewidmet war, ſtändig wachſende Erfolge brachten, aber auch ſchwere wirt⸗ ſchaftliche Kämpfe. Und ſo ſind wir, ohne daß ſich dieſe Erkenntnis merkbar in den Vordergrund drängte, immer feſter mit den Räumen im zweiten Stock des Hinterhauſes E 6, 2 verwachſen, obwohl ſte uns manchmal recht rückſichtslos behandelten. Auch das hohe Dach der Kirche des Katholiſchen Bürgerhoſpitals, das bedeutend niedriger hätte ſein müſſen, um mehr Luft, Licht und Sonne zuzulaſſen. Aber wenn auf dem Kirchendach im Frühjahr die Amſel flötete und die Schwalben, die alljährlich ihr Neſt unter dem Dach der Hofſeite unſeres Verlags⸗ hauſes aufſuchten, dann gewann die zufriedene Stimmung unwillkürlich die Oberhand, zumal wenn die Kirchenglocken daran erinnerten, daß es Zeit zum Mittageſſen war, oder wenn ſie einen Feiertag einläuteten. Und nun? Wieder haben wir, wenn wir zum Fenſter im oberſten Stock des Baſſermannhauſes hinausblicken, eine Kirche vor uns, zwar nicht mehr ſo unmittelbar, ſo nahe wie früher, aber doch ins Blickfeld fallend: die Marktkirche, deren Morgen⸗ geläute uns an den neuen Arbeitsplatz geleitete. Und wenn wir uns rückwärts in die Betriebsräume be⸗ geben, grüßt uns der Turm der Konkordienkirche, daneben das Türmchen des N 2⸗Volksſchulhauſes. Iſt all das nicht von ganz beſonderer ſymboliſcher Bedeutung? Glauben wir daran und holen uns auch daraus Kraft und Stärke für die vor uns liegenden Arbeitsjahre in Räumen, in denen es eine Luſt und Freude iſt, zu wirken und zu ſtreben im Dienſte der„NMzZ.“. 8 Sch. Dämmerſtunde Von Tag zu Tag ſenkt ſich immer früher die Dämmerung herab. Immer kürzer werden die Tage. Immer früher muß das Licht zur Fortſetzung der begonnenen Arbeit eingeſchaltet werden. Es geht ja ſo raſch. Der Uebergang vom dämmernden Halb⸗ dunkel zur blendenden Lichtfülle. Die Technik ſorgt dafür, daß dieſe Umwandlung in kürzeſter Zeit von⸗ ſtatten geht. Aber ſollten wir nicht die Dämmerſtunde dazu benützen, um etwas innere Einkehr zu halten? Die Arbeit für wenige Zeit ruhen laſſen? Die Gedanken mit den Dingen beſchäftigen, an die wir während der Haſt und des Jagens den Tag über nicht den s iſt beſtimmt nicht ſentimental, wenn man in ber Dämmerung träumt un ſpinnt. Die ſchlechteſten Gedanken ſind e nicht, die in einem aufkommen Manch Idee iſt ſchon in der Dämmerung gebor Dieſe Sammlung braucht der Menſch, wen ganze innerliche Erleben verblaſſen und Sinn nach außen gehen ſoll, Mit neuem M man wieder ſeine Arbeit fortſetzen. Die Dämm iſt der Nacht gewichen. Hell flammt das Licht Die ſtille Stunde iſt vorbei. Die Arbeit nimm Fortgang. 3 Sturz mit bem Motorrad mittag der Mannheimer Gewerbelehrer mit dem Motorrad auf den Kühler eines Lu hafener Lieferwagens, ſtürzte und blieb länger bewußtlos liegen. Der Verunglückte wurde Mannheimer Krankenhaus eingeliefert. Mots rad und Laſtauto wurden ſchwer beſch Letzteres mußte abgeſchleppt werden. Das Ung war dadurch verurſacht worden, daß Fiſcher au durch einen heranfahrenden Fernbahnzuzg der Ol bedeutend verſchmälerten Straße dem Liefera links ausweichen wollte.. Fiſcher, der in ziemlich ſtarkem Tempo von Ma heim her in den Ort einfuhr, wollte dem aus entgegengeſetzten Richtung kommenden Liefe ausweichen und geriet dabei zwiſchen den Lief wagen und einen Zug der elektriſchen Bahn Man heim Heidelberg. Er ſcheint die Faſſung vert zu haben, weil die Paſſage ſehr ſchmal wa rannte infolgedeſſen mit voller Wucht gegen de ferwagen. Der Sturz vom Rade war ſo heftig Fiſcher bewußtlos liegen blieb. Der des Zuges konnte glücklicherweiſe ſchnell hre Der Unfall iſt wie ſo viele wieder durch d. des Vorfahrens auf zu ſchmaler Strecke verur worden. Alle Warnungen werden eben in den geſchlagen. 5 Wer war der Schuldige? So fragte man ſich geſtern abend gegen 5 Uh der Halteſtelle der Straßenbahn an der S gartenſtraße, als ein Motorradfahrer in den fünfziger Jahren ſtehenden Mann u mg fahren hatte. Der Vorgang war folgender: D Motorradfahrer kam über die Rheinbrücke, ütberh eine auf der Schloßgartenſtraße fahrende fahrerkolonne und war deshalb mehr auf die Straßenmitte angewieſen. kam aus entgegengeſetzter Richtung 2 fahrer und kurz dahinter ein Perſoneng gegenn, die ihn in unmittelbarer Nähe der ſtelle kreuzten. Der verunglückte Mann wo Straße hinter dem Perſonenwagen überguer lief ſo direkt dem ſehr raſch entgegenfah, Motorradfahrer ins Vorderrad. Dank der G gegenwart des Fahrers kam der unvorſichtige gänger mit leichteren Verletzungen 5 mußte aber in einem Taxameter in ſe letzten Pfälzer abend verſchiedenklich Befremd wawrw bedingt durch den ſpäten Schluß einer gen Veranſtaltung, die eine Betiſchung des mehr möglich machte. Dafür wird am ko m Sonntag ein volkstümliches Fo mäßigen Einheitspreiſen, in deſſen Muftkpauf Wahlergebitſſe der Landtagswahl im Lichtbild gezel den, bei Wirtſchaftsbetrieb ſtattfinden. Bei dieſe ſtaltung wird das neu gegründete, ausſchließ lich währten Berufsmuſikern beſtehende Mann „Philharmoniſche Orcheſter“ unter Lei Kapellmeiſter Hans Leger und Ludwig Becker ausgewählten populären Programm ſich zum konzertmäßig als Körperſchaft betätigen * Sau Shen, Jugend i diese Zeil Jenes Grand Hotel— unterſchlagen wir den Namen— das angeſichts der großartigſten Schwei⸗ zer Gletſcher mit Teraſſe, Liegeſtühlen, Tennisplätzen in 2500 Meter Höhe ſeinen Gäſten allen Komfort gewohnter Stadteleganz bietet, war mir auf kurze Zeit während eines freundlichen Aufenthaltes Gegen⸗ ſtand nicht ſtets freundlicher Beobachtungen. Wobei das Hotel, wie alle Schweizer Gaſtſtätten von Rang, um das Wohlergehen ſeiner Bewohner mehr beſorgt war, als es dieſen zuzukommen ſchien. Denn wohl⸗ habende bürgerliche Geſellſchaft, welche hier oben ſich den Ausblick berühmter Felsſpitzen nichts von der Bergwelt. g klameartikel“ berühmter Berge, die auf lichkeit gebracht hatten. obachtend, erkannte ich die hier verſammelte hatte. nahme eines Riſikos Ausſchluß des weſentlichen Teils meines des Teiles nämlich, baren Beziehungen iſt. iſt ja nur ein Mittel zur kräfte, d. h. der Luſt an Die moderne Geſellſchaft, in fltelbarkeit ihres Lebenswillens. Lerhalb etwas koſten ließ, der Natur nahezu auf den Leib geſetzt war und nun Gelegenheit hatte, ſich an ihr zu erneuern, ſah Was ſie ſah, war der„Re⸗ Millionen Anſichtspoſtkarten einen Ausweis für ihre Beachte Dieſe Berge waren„groß geworden durch Reklame, deren ſich tüchtige Hoteliers mit Erfolg bedient hatten. Und dieſer Größe zollten die Gäſte gern den Tribut höchſter Penſionspreiſe. Anfänglich nicht ohne Kopfſchütteln ihr Umtun be⸗ a bald den Grund dafür, daß Geſellſchaft von vorn herein auf eine tiefere Einordnung in die Natur verzichtet Einordnung in die Natur erfordert Ueber⸗ (und wenn es ſelbſt das Ge⸗ ringſte einer Durchnäſſung oder Erkältung wäre). Ausſchluß jedes Riſikos erkaufe ich freilich 3 der die Folge aller unmittel⸗ Der Widerſtand im Leben Erzeugung der Lebens⸗ der Exiſtenz als ſolcher. allen ihren 5 ſtrebt, das Riſiko auf ein Minimum zu drücken, i 55 kulturunfähige Schicht, deren 98 es ſein wird, eine Weile zu genießen und dann zunde zu gehen. Die führende Raſſe eines Vol⸗ jat ſich von jeher durch zwei Eigenſchaften aus⸗ chnet, durch die Freude am Riſtko und durch die jenes Hotels im Tal beſuchte ich eine gendgruppe, die in verlaſſenen wind⸗ durchlöcherten Hütten hauſte. Die genannten Eigen⸗ ſchaften waren hier leicht konſtatierbar, ja es ſcheint, als ob ſie in der deutſchen Jugendbewegung abſichts⸗ voll betont werden. Dennoch zweifle ich, daß aus dieſen Kreiſen die Führerſchicht hervorgehen wird, von der man die Löſung jener Aufgaben erwarten könnte, die in vergangenen Jahrhunderten das Mönchstum, der Adel, und eine kurze Zeit die Bür⸗ gerſchaft der Städte bewältigt haben. Der Grund liegt auf der Hand: man ſehe ſich die meiſten heutigen Jugendführer an, ihre Liebe zu den ihnen anver⸗ trauten Kindern, ihre Anſpruchsloſigkeit, ihr päda⸗ gogiſcher Wille, ihr Verſtändnis für die Jugend⸗ pſyche iſt groß und gelegentlich bewundernswert. Was ihnen fehlt, und faſt ausnahmslos allen fehlt, iſt Geiſt und Sinn für formale Zucht. Nun iſt es ſicher, daß im neuen Deutſchland vor allem den Eigenſchaften entſcheidende Wirkung zuge⸗ ſprochen werden muß, die im Vorkriegsdeutſchland wenig galten, weil Standesdünkel und fixierte Moral ſie nicht zur Geltung kommen ließen: Geiſt u n d Formſin n. Der geiſtige Menſch, der Menſch ſouveräner Ueberlegenheit über die Objekte und Zu⸗ fälle des Lebens kraft einer Einſicht in ihre Geſetz⸗ lichkeiten und einer kombinatoriſchen Gabe, die ihn befähigt, Weſentliches von Unweſentlichem zu unter⸗ ſcheiden, dieſer Menſch wird in den Jugendbünden, auf ihren Fahrten und Neſtabenden nicht erzogen. Dies kann ſchon deshalb nicht geſchehen, weil der Geiſtige, ſofern er ſich ſeiner Sonderſtellung bewußt zu werden beginnt, nicht die Gruppe ſucht, ſondern entweder führen oder allein bleiben will. Sich ab⸗ ſondern wurde im Wandervogel von jeher mit Man⸗ gel an Gemeinſchaftsſinn gleich geſetzt. Sogar dem Führer iſt Abſonderung in dem naheliegenden Sinne einer Sammlung und Selbſtſuchung nicht leicht ge⸗ ſtattet. Seine Haltung ſoll ſich von der ſeiner Jungen und Mädchen grundſätzlich nicht unterſcheiden. Dieſes Gebot hat gewiß nicht nur gute Gründe, ſondern auch manche gute Folgen gehabt, es zog indeſſen auch jenen lächerlichen Typ des bärtigen Knaben hoch, der zwiſchen Klampfe und Kochtöpfen den möglichen Sinn ſeiner eigenen Exiſtenz eingebüßt und den An⸗ ſchluß an ſeine eigene Entwicklung verloren hat. Hier muß denn der Mangel an Formſinn gekenn⸗ zeichnet werden, dem es mit zuzuſchreiben iſt, daß der Wandervogel ſeine Rolle im deutſchen Kulturleben, ſo weit ein ſolches nach dem Zuſammenbruch der bürgerlichen Welt noch aus anderem Boden zu er⸗ hoffen iſt, ausgeſpielt hat. Dieſe deutſchen Jugend⸗ bünde ſind trotz ihrer Aktivität und Regſamkeit ent⸗ ſchieden introvertiert, was in dieſem Fall ſoviel heißen ſoll, daß ſie über gewiſſe völkiſche Vor⸗ ſtellungsgrenzen nicht hinaus zu denken vermögen, daß ſie nur ſich ſelbſt und ihre Lebensideale ſehen. Schweigen wir von den politiſchen Jugendbünbden. Die unpolitiſchen ſind heute inſofern nicht ohne poli⸗ tiſche Bedeutſamkeit, als ſie ſich mit Wanderfahrten in Deutſchland nicht begnügen, ſondern Europa mutig durchſtreifen. Der Wert ſolcher expanſiver Tenden⸗ zen iſt zu groß, als daß man nicht fürchten möchte, die Kenntnis vom deutſchen Weſen würde hierbei im Ausland nicht ſtets auf das Beſte gefördert. Es ſcheint mir notwendig, daß die Jugend, welche gruppenweiſe über die Grenze zieht, vordem über Sitten und Eigenart des betreffenden Landes in⸗ formiert und auf Dämpfung der geliebten eigenen Phyſiognemie hingewieſen wird. N Nun wird aber grundſätzlich in dieſen Kreiſen formalen Dingen die geringſte Aufmerkſamkeit zu⸗ gewandt. Es herrſcht ein gutmütig⸗proletariſcher Geiſt in der Gemeinſchaft der jungen Leute, die Schlichtheit und Tapferkeit— Eigenſchaften von hohem, ſittlichem Wert— gleichſam beſchworen haben. Damit iſt ausgemacht, daß ein moraliſch hochqalifi⸗ zierter Beſtandteil ſich aus dieſen Bünden rekrutiert, daß dieſem Beſtandteil aber jene Eigenſchaft mangelt, die alle großen Bünde der Vergangenheit ausgezeich⸗ net hat, formale Kultur. Tatſächlich iſt es aber zu⸗ nächſt und vorzugsweiſe die formale Kultur, welche dem Deutſchen geſtattet, im Ausland nicht mißver⸗ ſtanden zu werden, ſte iſt eine der wichtigſten Vor⸗ ausſetzungen internationalen Ranges. Hier würde ich freilich von den verſchtedenen An⸗ hängern der bündiſchen Jugendideale erregt mit dem Hinweis auf die Belangloſigkeit, ja, Verdächtigkeit dieſer Beweisführung unterbrochen werden. Ich erwidere: warum geht ihr ins Ausland? Offenbar, um es kennen zu lernen. Damit gebt ihr ſchweigend den Wert einer ſolchen Kenntnis für euer Leben zu. Ihr gebt aber, ohne es zu wiſſen, noch etwas anderes damit zu, nämlich das Empfinden dafür tur, die ſich denken Läßt daß Inter⸗ nationalität heute keinen Gegenſatz m tionalen bildet, mit der ſozialiſtiſcher loſigkeit“ ſo wenig zu tun hat, wie mit de tern, ſondern ſchlechthin der adäguate Aus! weltgültigen Zuſtandes iſt, den m ableugnen kann wie die Umdrehung d Indeſſen würde ein Exkurs über nalität, wie wir ſie heute verſtehen vom Thema abführen. Näher liegt Frage, die nach den Beziehungen zwi Kultur und Gemeinſchaftsſinn Die bündiſche Jugend be Wert eines Gemeinſchaftslebens, egoiſtiſche Neigungen automatiſch abſch eine Fülle ſympatiſcher Züge, Hilfsbe⸗ ordnung, Selbſtzucht, heiteres We Daß dies richtig iſt, ſoll nicht beft Bleibt der Einwand, daß eine G ſolche kein Regulativ für die A grellexr Gepflogenheiten darſtellt, ö kameradſchaftlichen Idealen ſehr knechtiſches Weſen breit tun kann. Gem ſich hat kaum viel mehr Bedeutung al teil. Der Akzent liegt auf der Ty 05 gepflegt, auf den Geiſt, der in Nun hat ſich in den meiſten deutſchen eine Tradition entwickelt, der nationale, noch eine interngtiong zeien kann. Man ſingt Lieder, er! * Spitze jeder Handlung. Das iſt vo ſittlicher Bedeutung, hat aber internati Wert, weil dieſe Eigenſchaften imm die in der Realitätsebene 21 druck finden. Und tatſächlich vogel die unſuggeſtivſte Sy rt für die Jugend 5 tſiert glücklich gewiffe erzlehung Aber ein internationales Geſicht deutung kann ich in dieſem Teil der Jugen gung erſt mig der entſchiebe maler Diszißpl urs nach geiſtige 3101 en Hinr egulie „ f.. ,, eite. Nr. 492 Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Nheindampferverlehr 1929 20. Oktober rief bei der Köln⸗Düſſeldorfer die Sglocke zum letzten Male in dieſem Jahr zu er Rheinfahrt. Eine Verkehrsſaiſon iſt zu „ede gegangen, die im allgemeinen den Er⸗ lartungen entſprach. Von Ende Jult bis in (den Oktober hinein blieb auch der Dampferverkehr belebt. In einzelnen Fahrten wurden ſogar die Ver⸗ kehrszahlen des Vorfahres überſchritten. Vor allem ſteigerte ſich die Benutzung der verſchiedenen billi⸗ eme ahrgelegenheiten. Von den einzelnen 2 erkehrsgebieten der Köln⸗Düſſeldorfer iſt zu ſagen, daß die Verhältniſſe auf der Oberrheinſtrecke (Mainz Mannheim Speyer— Karlsruhe) ziem⸗ lich unverändert geblieben ſind. Ein Reiſeverkehr konnte ſich hier allerdings noch nicht entwickeln, man war aber mit den Ergebniſſen des ykalverkehrs im allgemeinen zufrieden. Auf der Hauptſtrecke Köln— Mainz(Mittelrhein) waren natütrlich nach wie vor die meiſten Schiffe ein⸗ geſetzt. Die täglich durchgehende Schnellfahrt wies bis Oktober eine befriedigende Beſetzung auf. Der Ausländerverkehr iſt etwas zurückgegangen. Im Niederrheinverkehr, der mit großen Unkoſten auf⸗ recht erhalten wurde, iſt leider die von Jahr zu Jahr erhoffte Verkehrsſteigerung noch nicht eingetre⸗ ten. Auch die nen eingerichtete tägliche Anſchlußver⸗ bindung von Düſſeldorf nach Köln und umgekehrt läßt noch ſehr viel zu wünſchen übrig. . 1 5 1 Brͤeranſtaltungen . 5 85„Im glitzernden Paradies“. Man muß dem Skielub Mannheim⸗Ludwigs⸗ Paste Dank zollen daftür, daß er alles daran ſetzt, ſeinen Meiigliedern, Freunden und werdenden Jüngern der weißen Kunſt das zu bieten und zu zeigen, was für die Aus⸗ übung des Skllaufs notwendig iſt. So iſt der am Montag abend im Kolpinghaus gezeigte Film„Im glitzernden Paradies“ nichts anderes, als ein verfilmtes Skilehrbuch. Der erſte Akt führt in eines der ſchönſten Skiparadieſe: an den Arlberg. Das Pazieltal, das Lechtal zieht vorüber und nach dieſer Einleitung zeigt der zweite Akt den vor⸗ Hbereltenden Ergänzungsſport des Skiläufers. Beſonders wie man ſeine Muskeln geſchmeidig macht für Bewegungen, die mom ſpäter zwangsläufig auf den Brettern machen wird. Daun folgt die Vorführung der zum Skilauf notwendigen Ausrüſtung und ſchlöeßlichk wird die Technik des Skilaufes gezeigt. Angefangen beim Gehen in der Ebene, das Neh⸗ men der Hänge in den verſchiedenen Schrittarten und dann bie verſchiedenen Abfahrtsſtellungen. Schließlich werden be verſchiedenen Schwünge gezeigt und den Beſchluß bilden die Sprünge und der Kunſtſprung. Der letzte Akt bildet deine Hochgebirgstour auf die Haſenfluh und bei der Gipfel⸗ Faſt ziehen alle die herrlichen Berge am Auge vorüber. Bis zum Byegenzer Wald, bis weit in oͤie Schweiz hinein ſchweift der Blick, die Silvyretta, der charakteriſtiſch ge⸗ formte Patterisl, das glatte Gletſcherfeld des Kalten Ber⸗ ges taucht auf. In ſauſender Fahrt gleiten die Bretter zu Tal. 2 So fehr man die Bemühungen des Skielubs für öieſen Film anerkennen muß ſo muß es doch geſagr werden, daß e Vorführung keine reine Freude geweſen iſt. Die Un⸗ dulänglichteit des Vorführungsapparates und die damit verbundenen Sthrungen bewieſen aufs neue, daß Film⸗ orführungen eben ins Kino gehören. Von einem Licht⸗ Bildervortrag hälte man zweifellos mehr gehabt. Dieſe Heinen Bemängelungen ſollen aber keinesfalls die Be⸗ mühungen des Skielubs herabſetzen. Wir wollen uns freuen, daß man es überhaupt möglich gemacht hat, die des Films zu erreichen. * 5* Haus⸗ und Grundbeſitzer⸗Verein e. V. Maunheim. Wir an dieſer Stelle auf die am morgigen Don⸗ ner 1 im„Friedrichspark“ ſtattfindende Mit ⸗ 8 traßburg j. E. Zwiſchen der Straßburger vankenkaſſe und dem Aerzteſyndikat ſchwebt ſeit Zeit ein Konflikt, der zum Ausbruch des kreis geführt hat. Der Konflikt hat ſich ten Tagen in ſenſationeller Weiſe zuge⸗ ſegen 15 Lerzte Klage wegen Betrugs ein⸗ zicht. Die Staatsanwaltſchaft hat in der Affäre Unterſuchung eingeleitet. Es handelt ſich darum, ſeit Ausbruch des Aerzteſtreiks den Verſicherten N g ulttungen über höhere Be⸗ ſefertigt wurden, als ſie tatſächlich zahlen u, und daß Quittungen über Konſultationen ſtellt wurdern, die in Wirklichkeit nicht ſtatt⸗ 14 5 N Straßburger Krankenkaſſe hat nämlich Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Zur Schwetzinger Bürgermeiſterwahl c Schwetzingen, 23. Okt. Die Stadtgemeinde Schwetzingen ſteht im Zeichen der Bürgerm.⸗Wahl. Schon mehren ſich die Schwierigkeiten, trotzdem es zuerſt den Anſchein hatte, daß eine Wahl bereits im erſten Wahlgang zuſtande kommt. Die Sache war ja auch von vornherein verkorkſt. Es wurde verſäumt, ſchon im öffentlichen Ausſchreiben, wie ſonſt üblich, die wichtigſten Vertragsbedingungen bekannt zu geben. Im Falle der rechtzeitigen Bekanntgabe wären vielleicht die eine oder die andere Bewer⸗ bung um den Bürgermeiſterpoſten unterblieben, möglicherweiſe auch noch weitere Bewerbungen ein⸗ gereicht worden. So hat der Gemeinderat indeß erſt nach der Vorſtellung der in die engere Wahl ge⸗ zogenen Kandidaten dieſen die feſtgelegten Richt⸗ linien über die Beſoldungs⸗ und Verſorgungsver⸗ hältniſſe mitgeteilt. Hiernach wurden den Kandida⸗ ten in dienſtbezügen zugeſichert: Eingangsbeſoldung nach Gruppe 2b Stufe 4 der Reichsbeſoldungsord⸗ nung mit Wohnungsgeld und Kinderzulagen, ferner eine örtliche Dienſtaufwandsentſchädigung von jähr⸗ lich 1200 Mark und Anweſenheitsgeld, als Vor⸗ ſitzender des Verwaltungsrats der Städt. Sparkaſſe Schwetzingen in Höhe von 5 Mark für jede Sitzung. Für den Fall der Nichtwiederwahl nach neun Jah⸗ ren wären lediglich die Beſtimmungen der Bad. Gemeindeordnung maßgebend. Eine Sonderkommiſſion des Gemeinderats ſollte kurz vor dem Wahltermin mit dem ausſichtsreichſten Bewerber, Bürgermeiſter Dr. Trautmann in Walldürn, auf Grund der gemeinderätlichen Grund⸗ ſätze mündlich verhandeln, wobei die Kommiſſion ermächtigt war, eventuell die Bezüge der Endſtufe der Beſoldungsgruppe 2b anzubieten, andererſeits aber den Auftrag hatte, alle beſonderen Ruhege⸗ Tagungen 25 Jahre deutſcher Apothekerverband Der Verband Deutſcher Apotheker, Neichsſachgruppe des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten, hält vom 10. bis 23. Oktober in München ſeine vierte Reichstagung, ver⸗ bunden mit der Feier des 25 jährigen Beſtehens des V. D.., ab. Die Jubiläumstagung wurde am Samstag mit einem Alt⸗Münchener Bievabend im hiſtoriſchen Sagal des Rathauſes eingeleitet. Am Sonntag vormittag fand im Hotel Bayeriſcher Hof die offizielle Feſtver⸗ lammlung ſtatt, zu der ſich neben zahlreichen Dele⸗ gierten aus allen Gauen Deutſchlands, Vertreter der Reichs⸗, Landes⸗ und ſtädtiſchen Behörden, der verwandten Berufsorganiſationen, der Wiſſenſchaft, des Handels und der Induſtrie einfanden. Der Reichsgeſchäftszührer des Verbandes, Peiſer⸗Berlin, hieß die Gäſte und Ehren⸗ gäſte herzlich willkommen und gab ſodann in ſeiner Feſt⸗ rede einen längeren Ueberblick über die Arbeit und Erſolge des Verbandes in den verfloſſenen 25 Jahren. Sodann ergriffen die aunweſenden Vertreter der Behörden und Organiſgtionen das Wort zur Begrüßung und Beglück⸗ wünſchung des Jubiläumsverbandes. Den Reigen der Gratulanten eröffnete der Vertreter des Reichsminiſte⸗ riums, Miniſteriglrat Dr. Kñahler⸗ Berlin. Ferner gra⸗ tulierten Miniſterialrat Wirſchinger für das bayeriſche Innen⸗ und Kultusminiſterium, ſowie im Namen des Staatsſekretärs Oswald, namens der Staot München Sbadtrat Weiß. a Am Abend vereinte die Tagungsteilnehmer ein gemein⸗ ſames Eſſen mit anſchließendem Tanz⸗ und Geſellſchafts⸗ abend im Bayeriſchen Hof. 288 Tagung des badiſchen Walbbeſitzerverbandes Der badiſche Walsbeſitzerverband hielt am Samstag, 19. Okt., in Radolfzell ſeine zwölfte ordentliche Mit⸗ gliederverſammlung ab. Der öffentlichen Verſammlung voraus ging eine Sitzung des geſchäftsführenden Aus⸗ ſchuſſes tags zuvor, in der neben Holzverkaufsfragen wich⸗ tige andere interne Angelegenheiten beraten wurden. Zur Mitgliederverſammlung waren zahlreiche Gäſte erſchienen. Nach der Begrüßung durch den Vorſitzenden, Obepbürber⸗ meiſter Lehmann⸗Villingen, nahm der erſte Geſchäfts⸗ führer des Verbandes, Forſtrat Eiſenkolb⸗ Villingen, das Wort zur Erſtattung des Tätigkeilsberichtes. Er wies auf die ſchlechte Lage der Fortwirtſchaft hin. Insbeſondere betonte er den Einfluß der Handelsverträge auf die Lage der Wald⸗ und Forſtwirtſchaft und forderte einen ſtärkeren zollpolitiſchen Schutz für die heimiſche Produktion. Die Eiſenbahntarife wirken ſich hier im Südweſten ebenfalls zu Ungunſten der Walobeſitzer aus, wie überhaupt das Grenzlandproblem gerade für die ſüdweſt́eutſchen Wald⸗ beſitzer von beſonderer Bedeutung ſei. Die im vorigen Winter neu errichtete„Zweigſtelle Unterland“ in Mo s⸗ bach habe ſich gut eingeführt und ſei in zunehmendem Maße in Anſpruch genommen worden. Oberforſtrat Dr. Seeger ⸗ Emmendingen hielt ein ſehr intereſſantes Re⸗ ferat über:„Die Regulierung der Gemeindewald wirtſchaft in Baden“. Bei er Frage Her ſtagtlichen Aufſicht über die Gemeindewaldungen kam der Reoͤner zu einer unbedingten haltsanſprüche abzulehnen. Bei der mündlichen Verhandlung kam jedoch eine Einigung nicht zu⸗ ſtande, weil Dr. Trautmann auf die ihn von der Gemeinde Walldürn vertraglich zugeſicherte Penſion von 60 v. H. ſeiner Bezüge im Falle ſeiner Nicht⸗ wiederwahl nicht verzichten wollte. Der auf 17. Okt. angeſetzte Wahltermin wurde infolge dieſes Um⸗ ſtandes verſchoben. Mit Schreiben vom 20. Okt. hat nun Dr. Trautmann dem Gemeinderat Schwetzingen mitgeteilt, daß er eine Regelung der Dienſt⸗, Einkommens⸗ und Ruhegehaltsverhältniſſe auf der Grundlage des gemeinderätlichen Entwurfs nunmehr mit dem einzigen Vorbehalt zuſtimme, daß ihm Beſoldung nach Gruppe 2b Endſtufe(ſtatt Stufe 4 zugebilligt wird; er bat den Gemeinderat dieſen Vorbehalt zu genehmigen, da er ohne ihn neben dem Verluſt ſeiner derzeitigen Regelung der Ruhegehaltsverhältniſſe bei Nichtwiederwahl auch noch eine Verſchlechterung der aktiven Dienſtbezüge erleiden würde. Das Zentrum, das bisher die anderen Wähler⸗ gruppen immer beim Glauben ließ, daß es Dr. Trautmann einſtimmig wählen werde, hat jetzt— ohne Rückſicht auf die ſchriftliche Anerkennung der Beſoldunggrundſätze durch dieſen— Bürgermeiſter Dr. Wolgert von Rodalben als ſeinen neuen Kandidaten aufgeſtellt. Wie verlautet, hält die Mieter⸗ und Aufwertungsgruppe an der Kandidatur des Dr. Trautmann feſt. Dasſelbe dürfte aller Wahrſcheinlichkeit nach auch beim Bürgerverein der Fall ſein. Die Anhänger des Bewerbers Dr. Traut⸗ mann verfügen knapp über die abſolute Mehrheit. Ueber den Ausgang der Wahl, die noch manche Ueberraſchung bringen kann, iſt man hier allgemein geſpannt. * Befahung der Beföpſterung. Dieſes Syſtem habe ſich in Baden beſonders bewährt. Zum Schluß hob der Redner die Aufgabe des Staates zur Regulierung der Ge⸗ meindewaldwirtſchaft bezüglichlich der Holzeinſchlags⸗ und Verkaufspolitik und der Tarif⸗ und Zollangelegenheiten hervor. Als letzter Redner ſpyach der zweite Geſchäfts⸗ führer des Verbandes, Forſtrat Leonhard, der darlegte, wie ſchwierig die derzeitigen waldwirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe ſind. Die Ausgaben ſeien gegenüber der Vorkriegszeit um gut hundert Prozent geſtiegen, die Holzpreiſe dagegen nur um etwa zwanzig Prozent. Es wurde beſchloſſen, die Verſammlung 1930 in Raſtatt(Mittelbaden), oͤbe Ver⸗ ſammlung 1931 in Eberbach(Unterland) abzuhalten. Am Nachmittag fand eine Beſichtigung der Süd deutſchen Vogelwarte, des Scheffelmuſeums und des Strand⸗ Hades auf der Mettnau ſtatt. „Bahnhof Bismarchſtroße“ in Heidelberg * Heidelberg, 22 Okt. So könnte man die Abfahrt⸗ ſtelle der elektriſchen Bahn nach Mannheim be⸗ titeln. Bis jetzt befindet ſich zwar noch kein Schild dieſes Namens dort, aber es kann nicht ausbleiben, daß der Reiſende durch eine ſolche Bezeichnung dar⸗ auf aufmerkſam gemacht wird. Es iſt ja ein ganz ſchöner Platz am Bismarckgarten, wo heute noch die Roſen in Blüte ſtehen und die blaugelben Bänke hübſche Warteplätze abgeben. Das Nachbargleiſe dient den Wagen der elektriſchen Wieblinger und Schwetzinger Linie als Halteplatz. Damit ſind alle Bahnen nach auswärts von der Halteſtelle der inne⸗ ren, Stadtbahn weggelegt. Nach wie vor fahren die Stadtbahnwagen nach dem Karlstor am Bahnhof (über Bismarckplatz) ab, die nach Handſchuhsheim und dem Schlachthof am Bismarckplatz. Für den Pfälzer mit ſeiner Neugier bietet die neue Bahn eine intereſſante Sehenswürdigkeit ob der Pfälzer von Mannheim oder Heidelberg ſtammt. Beſonders die Fernzüge ohne jeden Halt un⸗ terwegs erfreuen ſich der Beliebtheit des Publikums und werden an den Sonntagen geſtürmt. In der Tat, die Fahrt in den flotten neuen Wagen auf neuem Unterbau der Schienen ohne das wüſte Schla⸗ gen iſt ſchöner als im rußigen Eiſenbahnwage, und damit erhalten wir ein kleines Bild, wie es ſein wird, wenn wir auch auf der Hauptbahn einmal „elektriſch“ fahren dürfen. Am Sonntag um die Abendzeit konnten die jeweils anfahrenden vier Wa⸗ gen die Fahrgäſte nicht aufnehmen; dafür ſtellte die Direktion aber ſofort neue Züge ein. Der Sendbote Von Selma Lagerlöf“ em Sommervormittag ſaßen wir auf der alle, die wir im Hauſe weilten, und helbeeren. Es war der ſchönſte Tag, den en konnte, angenehm warm, kein Wind, Himmel voll ſchöner aufſteigender ohl an ein und dasſelbe. Nächſten l wir vielleicht nicht mehr hier ſitzen Wolkenberge hinter den Ebereſchen⸗ ſteigen ſehen. Fremde Augen würden den Pfingſtroſen und Proveneeroſen trinken, n rden unſere Stachelbeeren pflücken Aepfel unter den Bäumen aulleſen. ichen würden ſich daran freuen, dies zu ir gufgewachſen waren, in dem die res ganzen Seins ruhten. Was für wir fortan an der Sonne oder am hlingsblumen und Herbſtpracht . 5 gar mit unſerem Haus verknüpft. Durften wir nicht hierbleiben, dann würden wir das rechte Gefühl für die Erſcheinungen in der Natur ö Natürlich würde es auch anderswo Früh⸗ d warmes ſchönes Wetter geben, aber leichgültig laſſen, es würde uns nichts it, von dieſem orſtand. Wir daß es ſich ren Ausweg fin⸗ It gar nicht ſo dachbarn noch ng hatte den Mi nicht angemerkt, daß ſie um unſere Sorgen wußten. Die Leute kamen und gingen bei uns, ganz wie im⸗ mer, aus und ein. Niemand ſchien daran zu denken, uns zu bedauern. Oder, wenn man darum wußte, war es da nicht ſeltſam, daß keine Hand ſich rührte, um uns zu helfen? Daß man uns ganz einfach fort⸗ ziehen ließ, als hätte dies gar nichts zu bedeuten. Es war, als ſpielte es gar keine Rolle, daß wir die Gegend verließen. Und doch hatte unſer Geſchlecht ſchon viele hundert Jahre da gehauſt. Aber wir hatten vielleicht keinen Nutzen gebracht. Ein kleiner Herrenhof mehr oder weniger, das war wohl kein Grund zu rrauern. Während wir ſo in dieſen Gedanken daſaßen und jeder ſein Beſtes tat, um den andern ſeine Unruhe zu verbergen, hörten wir in der Ferne Klarinetten⸗ töne. Wir zuckten zuſammen und lauſchten. Zuerſt wollten wir kaum glauben, daß wir recht hörten, daß wirklich Muſik in der Stille dieſes Sommervormit⸗ tags erklang.„Was in aller Welt kann das ſein?“ ſagten wir.„Ja, da ſpielt jemand. Es muß irgend⸗ ein herumziehender Muſtkant ſein.“ Aber die Töne klaugen feſt und klar zu uns. Und es konnte auch kein Zweifel mehr ſein, wer es war, der da ſpielte. Es konnte kein anderer ſein als unſer alter John Asker, der Klarinettenbläſer, der bei allen unſern Geburtstagsgeſellſchaften und Weihnachts⸗ feiern Tanzmuſik zu ſpielen pflegte. Wir erkannten ſeine Polkas und Walzer. Da war kein Irrtum möglich. Jedesmal, wenn wir in Märbacka ein Feſt hat⸗ ten, war er ein ſelbſtverſtändlicher Gaſt geweſen. Er hatte ſich nie lange bitten laſſen. Eigentlich war er von düſterer, ſchwerblütiger Gemütsart, aber um ſo größer war wohl ſein Bedürfnis nach einem guten Schmaus mit Munterkeit und Freude, Geſang und Tanz. b Aber wie kam es doch, daß er heute mit ſeiner Klarinette draußen war? Warum ſaß erna in dem ſtrahlenden 1 a lt alzer Waldabhang, ganz nahe vom Haus, ſaß, obwohl wir ihn nicht ſehen konnten. i „Er iſt wohl auf der Jagd geweſen,“ ſagte je⸗ mand.„Und jetzt vergnügt er ſich damit, während er ſich ausruht, ſeine alten Weiſen zu ſpielen.“ „Ja, das konnte ſein. Wir wußten ja, daß er ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn war. Er dachte vielleicht gar nicht daran, daß wir ihn hörten. Er ſpielte nur für ſich ſelbſt und den Jagdhund. Aber als wir uns gerade dabei beruhigen woll⸗ ten, hörten wir ihn die große Arie aus„Prezioſa“ anſtimmen:„Einſam bin ich nicht allein.“ Ach nein, das ſpielte er nicht für ſich ſelbſt oder den Jagdhund. e Das war für uns beſtimmt. Dieſe Arie war eines der Lieblingsſtücke meines Vaters geweſen. Die hatte er ihm jedesmal vorſpielen müſſen, wenn er bei uns geweſen war. Auf„Prezioſa“ folgte die Verführungsarie aus „Don Juan“ und Björnborger Marſch. Alle die feinſten Nummern, die der Alte auf ſeinem Pro⸗ gramm hatte. Wir ſaßen ſtumm da und hörten zu. Wir waren ganz bleich geworden und zitterten. Wir wagten kaum einander anzuſehen. Dieſes Krarinettenſpiel war vielleicht an und für ſich nicht ſo beſonders wohl⸗ klingend, aber es erweckte ſo viele Erinnerungen. Nun begann der Spieler Bellmanns„Wer denket unſeres Bruders nicht.“ Und da kamen uns allen die Tränen in die Augen. Wie oft hatte er und andere Sangesbrüder Leutnant Lagerlöf dieſes Lied vor⸗ geſungen! Aber obgleich uns all dies ſehr ergriff, konnten wir doch nicht recht verſtehen, was es eigentlich zu bedeuten hatte. Warum war der Alte den langen Weg gegangen? Warum ſaß er da und ſpielte uns all dies vor? Da ſagte meine Schweſter ganz haſtig, ſo, als wäre ihr eine Eingebung gekommen: 55 „Er hat erfahren, daß wir Märbacka nicht be en kön d nun iſt er gekommen, um uns fi die r u danken, die er es hier Neben dem Fernzug gibts auch einen Eilzug. Der Fernzug ohne Halt gewinnt außerhalb der Stadt den Güterbahnhof der Nebenbahn längs der Haupt⸗ bahn nach Mannheim und folgt dann in gerader Li⸗ nie dem neuen Schienenſtrang, um erſt vor Se cke n⸗ heim in die alte Linie einzumünden. Wieblin⸗ gen, Edingen, Neckarhauſen(Ladenburg) bleiben weit weg liegen; dafür fährt man aber ziem⸗ lich nahe an Friedrichsfeld vorbei. Dem Eil⸗ zug bleibt es vorbehalten, in Edingen und Seckenheim zu halten; der B⸗Zug endlich (wahrſcheinlich ⸗Bummelzug) ſucht allen Wün⸗ ſchen gerecht zu werden und hält überall. Den ſchönſten Genuß gewährt die Fahrt mit dem Fernzug. Das Gebirge iſt ſo gut zu ſchauen, die Reize der Landſchaft zeigen ſich in filmartigem Fluge, die Dörfer eilen vorüber, und in Mannheim führt uns der gleiche Wagen, ohne umſteigen zu müſſen, in die Stadt hinein bis zum Bahnhof. Dabei möchte ich verraten, wie man 10 Pfg. sparen kann: Löſt der Fahrgaſt am Schalter in Heidelberg eine Fahrkarte nach Mannheim(bis Neckarbrücke), ſo hat er daſür 90 Pfa. zu berappen. Will er weiter an den Parade⸗ platz oder ans Schloß oder den Hauptbahnhof, dann muß er beim Schaffner einen neuen Schein für 20 Pfennig kaufen, macht zuſammen für einkache Fahrt 1,10 Mk. Spare ich mir aber den Gang an den Heidelberger Schalter und kaufe im Zug dem Schaffner einen Schein ab bis an den Hauptbahnhof Mann⸗ heim, dann iſt er mit 1 Reichsmark zufrieden; ich muß nur einmal den Geldbeutel herausholen und habe nur einen Schein aufzubewahren. Darin ſind die zwei Bahngeſellſchaften kaufmä iniſch; ich wäre dumm, die 10 Pfg. nicht zur Fahrt nach dem Schloß oder dem Hauptbahnhof zu benützen, wo ich ſonſt 20 Pfa. bezahlen muß. Zugleich bedeutet dieſes Hineingefahrenwerden in die Stadt Mann⸗ heim eine Annehmlichkeit für den Reiſenden und eine Reklame für die Geſchäfte. Auf die paar Minuten längere Fahrzeit ohne jedes Umſteigen kommts den meiſten auch nicht an. Für 1 Mark iſt man mitten in der Stadt; mit der Staatsbahn be⸗ zahle ich 80 Pfg., muß die vielen Sperren paſſieren und den elektriſchen Wagen ſuchen, wo ich nochmals 20 Pfg. abladen muß, im ganzen alſo 1 Mark. Mit der Einrichtung der Fernzüge ſind wir nahe an der elektriſchen Schnellbahn nach Mʒann⸗ heim. Vielleicht dauert es nicht mehr lange, wird die Genehmigung zu ſchnellerer Fahrt und damit zur Abkürzung der Fahrzeit erteilt. Sehr zu loben iſt die deutſche Aufſchrift an den einzelnen Zügen, ſo⸗ daß man nicht genötigt iſt, die Beamten um Aus⸗ kunft zu beſtürmen. Wer nicht leſen kann, daß der Fernzug z. B. unterwegs nirgends hält, der hat es ſich ſelbſt zuzuſchreiben, wenn er nach Mannheim gebracht wird, während er vielleicht nur nach Edin⸗ gen wollte. Alles in allem: Bis jetzt iſt nur ein Lob über die pünktliche Abfertigung und den raſchen Betrieb. Perked. Landwirtſchaftliches aus Seckenheim * Seckenheim, 283. Okt. Wenn der Landwirt im Spätjahr Rückſchau hält über ſeine Arbeit, die er im Felde verrichten mußte: die Saat an Halm⸗ früchten, das Setzen von Futtermitteln ſowie dem Tabak, ſo muß er konſtatieren, daß die Arbeit nicht vergeblich war. Die Ernte war gut. Die Halm⸗ früchte ergaben an Qualität ſehr gute Frucht, aber an Quantität laſſen ſie zzu wünſchen. Der Regen fehlte eben in der Entwicklungszeit. Der Preis der Gerſte ſchwankte zwiſchen 20—22 Mk. für den Dop⸗ pelzentner. Korn, Weizen und Hafer werden zu ver⸗ ſchiedenen Preiſen abgeſetzt. In Aepfeln, Birnen, Zwetſchgen und Trauben war die Ernte ebenfalls ſehr gut. Die Kartoffelernte lieferte eine gute Qualität, aber an Quantität läßt ſte zu wünſchen übrig. Der Preis ſtellt ſich auf.20 Mk. für den Zentner. Klee, Heugras, Futterkorn, Welſchkorn, Pferdezahnmais litten unter der großen Trockenheit und Hitze. Der Regen fehlte eben überall. Zu den größten Sorgen des Landwirtes gehört der Mangel an Futter. Dadurch muß er ſeinen Viehſtand redu⸗ zieren. Die Tabakernte iſt in qualitativer Be⸗ ziehung gut. Grumpen wurden zu 30—35 Mk. ab⸗ geſetzt. Sandblätter werden in nächſten Tagen auch abgeſetzt. Die Landwirte bildeten einen Ring, um einen annehmbaren Preis zu erzielen. Gegen⸗ wärtig ſchweben Verhandlungen mit den Käufern. Das Reſultat werden wir dann bekannt geben. ſchön gehabt hat.“ Damit war das Furchtbare aus⸗ geſprochen, und wir hatten zuerſt das Gefühl, als hätte man uns einen Schlag verſetzt. Wir hatten fa ſelbſt der Tatſache nicht in die Augen ſehen wollen, und wir hatten nicht glauben wollen, daß andere etwas wüßten. f Aber wir begriffen ſofort, daß ſie recht hatte. Wir begriffen, daß der Alte aus dieſem Anlaß gekommen war. Er war hier, um uns Dank zu ſagen für all das Helle und Schöne, das er und andere in unſerem Hauſe genoſſen hatten. Er wollte uns erinnern, daß es eine Quelle der Freude geweſen war; ihr Strahl war hoch zum Himmel geſprüht und hatte viele an⸗ gezogen und erquickt. Doch uns ſchien es ſo, als wäre er ausgeſandt, um uns zu ſagen, daß es kein Entrinnen gab, daß das Unheil hereinbrechen mußte. Aber wir dankten doch Gott, daß wir unſeren Urteilsſpruch in dieſer Geſtalt gehört hatten. Ja, Gott ſei Dank und Lob, daß die harte Wahrheit in helle Erinnerungen eingehüllt kam, in Wehmut und Dankbarkeit. Autoriſierte Ueberſetzung von Marie Franzos. * Velha ben& Klafings Monatsheſte. Ueber Koch⸗ ſalzentziehung und Kochſalzmißbrauch ſpricht Prof. Dr. Peter Bergell in dem ſogben zur Ausgabe gelangenden No vemberheft von Velhagen& Klaſings Monatsheften. Die Studie erhält ihren beſonderen Wert durch die Unparteilichkeit, mit der der Verfaſſer auf die ſo leödenſchaftlich umkämpfte„Gerſon⸗Diät“ eingeht, und die lückenlofe Behandlung der Geſchichte und Vorgeſchichte dieſer noch jungen Verſuche. Der Leiter der Alai⸗pamir⸗ Expedition, W. Rickmer Rickmers, ſtellt in dem ſelben Heſt Betrachtungen an über„Die reiſende Wiſſen⸗ ſchaft“, er gibt dem Laien eine Vorſtellung von den bech⸗ niſchen Vorbereitungen für eine wiſſenſchaftliche Expeditioß in unerforſchte Länder. Der Künſtleraufſatz, der daclre farbige Wiedergaben enthält, iſt Oswald Po eſttz, er Intereſſe für die n 4 ———— 7 V 9 4 M 8 9 Neue inner heute inner dann Man Jour auf d Raliſt Hono dama ziehn digen nen zurüt ten. ſchaft größe denſe meiſt was die f Büre Läde weg den Teil zeicht gewa und es n lich ſtreu hatte der ſeits nur zogit ſtänd ſich Lebe ſtill, wohr mein brüch bis Im pfeff die von tags der jenige ſchaf Gele allzu niſo: ſtrei zeit den Deka Die ſie! dach. eine amt Abe eine i n Lebe War Arb 7. Seite. Nr. 492 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Keineswegs der Mangel an politiſchen Gegen⸗ ſätzen, ſondern vielmehr das damalige Landtags⸗ wahlrecht, das große Teile der Bevölkerung ohne politiſchen Einfluß ließ, war es, wodurch den fü h⸗ renden Männern der Wirtſchaft, insbe⸗ ſondere des Handels und der Induſtrie, die Ver⸗ tretung der Stadt in der Zweiten Kammer faſt aus⸗ nahmlos zufiel, ohne Rückſicht auf ihre politiſche Einſtellung, ebenſo wie es ja auch als ſelbſtverſtänd⸗ lich galt, daß der Oberbürgermeiſterpoſten aus dieſen Kreiſen beſetzt wurde. Als Abgeordnete, die mir perſönlich in Erinnerung ſind, nenne ich Wilhelm Kopfer, Ed. Moll und Guſtav Hummel. In⸗ folge der Wahlrechtsänderung von 1869 verſchoben ſich die Verhätniſſe und alle drei Mannheimer Land⸗ tagsmandate fielen der demokratiſchen Partei zu, als deren Vertreter 1871 Eichelsdörfer, Eller und v. Feder in die II. Kammer einzogen. Von den früheren Abgeordneten wurde Hummel, der ſich auf dem Gebiete des Verkehrsweſens beſonders verdienſtvoll betätigt hatte, und der wohl der Vater der Rheintalbahn genannt werden darf, durch den Landesherrn wiederholt in die Erſte Kammer be⸗ rufen; als er aber ſpäter ſeiner Ueberzeugung ge⸗ mäß für Reichseiſenbahnen eintrat, zog er ſich die Ungnade der Regierung zu und wurde dann nicht wieder ernannt. Bei den Reichstagswahlen hatten bekanntlich anfänglich die Nationalliberalen die Oberhand, weil ſie über einen zahlreichen Anhang in den zum Wahlkreiſe gehörenden Landorten ver⸗ fügten. Ihre hervorſtechendſten Führer, mit denen ich ſpäter in nähere Berührung kam, waren Lamey und Eckhard. Um ein eigenes Organ zu haben, grün⸗ dete die Partei die Rhein⸗ und Neckarzeitung, aber ſie vergaß, daß ein ſolches Organ dann auch von der Partei ſowohl finanziell als auch durch Mitarbeit gehörig geſtützt werden muß. Lamey war der Ein⸗ zige, der hiefür Verſtändnis hatte und dem Blatte hie und da mit einem hochwertigem Leitartikel bet⸗ ſprang. Es hätte aber auch nicht viel geholfen, wenn zwiſchen der Partei und ihrem Organ eine engere Fühlung beſtanden hätte. Die Gründe, die in Mannheim wie anderwärts zum Rückgang der na⸗ tionalliberalen Partei führten, waren ja allgemeine⸗ rer Natur und können und ſollen hier nicht erörtert werden. Nur das eine ſei geſagt: Ich glaube, daß in nationalliberalen Kreiſen die Bedeutung gegneri⸗ ſcher Strömungen nicht ernſt genug genommen wurde. Ich erinnere mich gut daran, wie zum erſten⸗ male in einer nationalliberalen Verſammlung So⸗ zialdemokraten als Gegenredner auftraten und wie ſie belächelt wurden, als ſie von der künftigen Macht ihrer Partei ſprachen! * Nicht nur auf politiſchem Gebiet unterſchied ſich das Mannheim der 1870er Jahre ſcharf von dem der 1860er. Raſch wandelte ſich auch das Stadtbild. Die alten ſchlichten Bürgerhäuſer ſetzten weitere Stock⸗ werke auf und neue entſtanden in anderen Bau⸗ formen. Breite Ladenſchaufenſter traten an Stelle der unſcheinbaren ſchmalen und manches andere wandelte ſich. Die größte Veränderung aber beſtand in der Anlage des Mühlauhafens der 1875 mit einer Feſtfahrt eingeweiht wurde und deſſen Schaffung einen neuen Abſchnitt in der Wirtſchaftsgeſchichte Mannheims einleitete. Dieſen neuen Abſchnitt zu ſchildern, kann nicht meine Sache ſein, denn nur wäh⸗ rend ſeiner Anfänge war ich noch in meiner Vater⸗ ſtadt anſäſſig. So will ich denn hiemit meine Er⸗ innerungen abſchließen. Schlußübung der Sanitäter in Ladenburg 55 1* 5 2 8 27 . annheimer Erinnerungen i⸗ 1 f Von Dr. John Guſtar Weiß(Eberbach) g) 1 Der Aufforderung, für die Feſtnummer der die aus den Freiheitskriegen zu erzählen wußten 5 i 1 Mannheimer Zeitung etwas aus meinen Er⸗ gab es noch 17155 1 nicht zuletzt die 5 5„ beizuſteuern, folge ich gerne, einmal weil Spitalpfründner, die uns jeweils Holz und Kohlen t. nicht mehr allzuviele am Leben ſind, deren Er⸗ hereintrugen und nach getaner Arbeit und Ent⸗ 5 0„ wie die meinen, lohnung gerne noch ein paar alte Geſchichten drein 8 5 85 on e weil das in der Neuen gaben. Speziell über Mannheimer Vorgänge frü⸗ Mannheimer Zeitung aufgegangene Mannheimer herer Zeit wußte am anſchaulichſten die Witwe des 11. e e e Zeitung war, bei der ich— noch Ratſchreibers Schubauer zu erzühlen, die manchmal ie 1 ſitzend— mit meinen erſten jour⸗ meine Großeltern beſuchte. Da hörte ich, wie einſt je, i 85 iilchen Verſuchen landete und meine erſten die Franzoſen in Mannheim ſich breit gemacht hatten, rt. Honorare einſtrich. Da ich aber nicht von meinen wie auf dem Marktplatz die Ruſſen biwakiert hatten, n, damals angeknüpften und lange fortgeſetzten Be⸗ wie die Erzählerin eben dazugekommen war, als te f iehungen zum Journal und ſeinem liebenswür⸗ Sand feſtgenommen wurde und wie ſie ſeine Hin⸗ er N digen Verleger Walther reden will, ſondern von mei⸗ richtung Mit angeſehen hatte und gar manches te e im Allgemeinen, muß ich weiter andere. tr N furnergretſen. Doch ich muß zu den Zeiten zürückkehren, die i Y 5 j 2 6 8. 2 zürückkehren, die ich es e wie ich es aus der erſten Hälfte der ſelbſt erlebt habe! Meine früheſten Erinnerungen an 30er Jahre in Erinnerung trage, war noch eine an politiſche Vorgänge gehen in das Jahr 20 rechte Biedermeierſtadt. Abgeſehen von 1864, wo die Wogen der Begeiſter ür das meer⸗ 1 den öffentlichen Gebäuden beſtand es mit an 0 8 8 8 N e N 55 8 5 rt 5* b 2 g 5 gangs umſchlungene Schleswig⸗Holſtein hoch gingen. Zur 197 5 t l zweigeſchoſſigen Bau⸗ Zeit des 1866er Krieges war ich ſchon, meinem Vater er.. wohl auch eine Anzahl herr⸗ nachredend, ein eifriger Preußenfreund, wofür ich en ſchaftlicher Häuſer aus der Barockzeit, die durch mehr als einmal Keile bezog, da ich mich meinen 1 5 größere Geſchoßhöhe und mehr oder weniger Faſſa⸗ anders geſinnten Schulkameraden gegenüber in hoff⸗ 1 denſchmuck ſich hervorhoben und von denen die nungsloſer Minderheit befand. Als dann die nd meiſten ja auch bis heute ſich erhalten haben. Aber Preußen einmarſchierten, war ich der Lachende 18 was den Straßen ihren Charakter gab, das waren Ich war zu jener Zeit ſchon ein eifriger Zei⸗ 92 85 ſchmuckloſen, niederen, breitſpurtg behaglichen tungsleſer wenn auch vieles mein Verſtändnis ß Hürgerhäuſer, unter denen auch dieſenigen mit noch überſtieg. Mannheim hatte, nachdem verſchiedene ft Läden kaum hervorſtachen, da die Ladenfenſter durch⸗ frühere Blätter wieder eingegangen waren, bis es weg nur gewöhnliche Fenſterbreite hatten. Ueber über die Mitte der 1860er Jahre nur zwei Zeitungen, 11 5 den einſtigen Befeſtigungsgürtel, wie er zum großen das 1790 gegründete Mannheimer Journal“ en Teil durch den ſtinkenden Stadtgraben noch gekenn⸗(Herausgeber Walther) und den 1856 gegründeten ur zeichnet wurde, war die Stadt noch wenig hinaus⸗„Nannheimer Anzeiger!“(öerausgeber n gewachſen, ja im Innern waren noch große Gärten Schneider). Daneben darf freilich die 1863 ins Leben iſt und ſonſtige unüberbaute Flächen; außerhalb gab getretene„St adtbas“ nicht vergeſſen werden. Von 5e. es nur den Jungbuſch, den Lindenhof und die ſpär⸗ auswärtigen Blättern hatte wohl der in Ludwigs⸗ 15 lich beſtedelten Neckargärten, ſowie einzelne ver⸗ hafen erſcheinende„Pfälziſche Kurier“ die 18 ſtreute Anweſen. Die einſtige kurpfälziſche Reſidenz meiſte Verbreitung in der Stadt. Um den Anzeiger hatte ja eine Art Renaiſſance erlebt in den Tagen ſchaarten ſich die alten Achtundvierziger, ſoweit ſich der Großherzogin Steſante, aber das liegt jen⸗ ihre Anſchauungen nicht gewandelt hatten, und ihre he 5 ſeits. früheſten Erinnerungen. Mir gedenkt zahlreichen Geſinnungsgenoſſen; die übrige Ein⸗ n. nur die Verſteigerung der Fahrniſſe der Großher⸗ wohnerſchaft hielt, unbeſchadet verſchiedener poli⸗ d. zogin, bei der mein Vater ein paar hübſche Gegen⸗ tiſcher Einſtellung, zum Journal. Erſt 1867 kam das ur* V ſtände erwarb. Der höfiſche Kreis, der in Mannheim politiſch farbloſe„Mannheimer Tageblatt“ hinzu. iſt. ſich geſammelt hatte, war wieder zerſtoben; das Das politiſche Leben in Mannheim war in jenen ſo⸗ f Leben in der Stadt war bürgerlich— einfach und Zeiten trotz allen vorhandenen Gegenſätzen nicht ſo 8. ſtill, ſtiller eigentlich als man es angeſichts der Ein⸗ ſcharf differenziert, wie in ſpäteren Tagen. Ein der wohnerzahl, die immerhin 30 000 überſchritten hatte, einigendes Moment war es wohl auch, daß die Vor⸗ es meinen ſollte. Man konnte manchmal bei der Ketten⸗ gänge ſeit Anfang des Jahrhunderts die Zuverſicht m brücke ſtehen und die ganze Breite Straße entlang befeſtigt hatten daß es jetzt irgendwie anders und n⸗ bis zum Schloß kaum einen Menſchen wahrnehmen. beſſer in Deutſchland werden müſſe, obwohl die in 1 Im Sande des Schloßhofes wucherte der Mauer⸗ Einen ſich die Zukunft anders vorſtellten, als die en 1 pfeffer unbehelligt von den Füßen der paar Leute, Andern und Viele ſich überhaupt keine beſtimmte . die beim Oberhofgericht zu tun hatten. Abgeſehen Vorſtellung machten. Die nationale Begeiſterung ö von beſonderen Angelegenheiten war es nur Sonn⸗ der Bevölkerung kam auch deutlich darin zum Aus⸗ tags lebhafter, insbeſondere bei der Parademuſik druck, wie die ſonſt ſtille Stadt außer Rand und der einen oder andern Militärkapelle. Für die⸗ Band war bei Feſten, die einen nationalen Anlaß im jenigen, die es intereſſierte, dem Drillen der Mann⸗ Ovder Unterton hatten, ſo beim Schillerfeſt, beim die ſchaften zuzuſchauen, bot die Garniſon auch täglich Schützenfeſt und bei der Gedenkfeier der Leipziger m⸗ Gelegenheit zur Unterhaltung, doch waren das nicht Schlacht. Dieſe eindrucksvollen Veranſtaltungen em allzuviele. Daß das Straßenleben ohne die Gar⸗ haben ſich unverwiſchbar meiner Erinnerungen ein⸗ cht niſon noch ſtiller geweſen wäre, iſt ja nicht zu be⸗ geprägt; ihre tiefere Bedeutung iſt mir freilich erſt m⸗ ſtreiten, doch ging der Soldat, wenn er längere Frei⸗ ſpäter zum Bewußtſein gekommen. her zeit hatte, gerne nach Ludwigshafen hinüber, wo er 5 gen den großen bayeriſchen Schoppen zum gleichen Preiſe der bekam, wie in Mannheim den kleineren badiſchen. op⸗ N Die Mannheimer Wirte ſahen das nicht gerne, aber er⸗ f ſie konnten oder wollten nichts dagegen tun. Man en, 2* dachte eben in Baden anders als in Bayern, wo man ls einem in Ludwigshafen im Ruheſtande lebenden Be⸗ J. Ladenburg, 22. Okt. Anläßlich des 70jährigen ute 9 amten bedeutete, es gehe nicht an, daß er jeden Feuerwehrjubiläums und ſeiner Reden wurde man )en Abend zum Weine nach Mannheim wandere und ſo ſich des gemeinnützigen Charakters der Freſwilligen ben einen namhaften Teil ſeiner Penſion im„Aus⸗ Feuerwehr erneut dankbar bewußt. Sieben Jahr⸗ rn, lande“ verzehre. zehnte war außer Krankheit das Feuer die einzige eit Bei aller äußeren Stille und Einfachheit des Gefahr, die ſtets drohte, Unglücksfälle kamen in klei⸗ ben Lebens war Mannheim doch eine betriebſame Stadt. neren. Städten nur ſelten vor. Mit der wachſenden gel War es auch noch nicht ſo ausgeprägt die Stadt der Induſtrialiſierung und der ſtarken Verdichtung des 7 55 Arbeit, wie ſpäter, ſo hatte doch die Induſtrialiſie⸗ Motorwagenverkehrs ergaben ſich neue Gefahren für Be⸗ rung ſchon bemerkenswerte Fortſchritte gemacht. Als die Bevölkerung. Da waren es wiederum, wie vor ab⸗ Typ des unternehmenden, vorwärtsſtrebenden Man⸗ 70 Jahren, wackere, hilfsbereite Männer voll Idea⸗ zen nes galt damals Friedrich Engelhorn, deſſen lismus, die ſich zuſammenfanden, um eine Hilfs⸗ 1g, wichtigſte Gründung Mannheim freilich nicht feſt⸗ organiſation auch für ſolche Fälle zu bilden: im en⸗ zuhalten wußte. Uebrigens will es mir ſcheinen, daß öffentlichen Leben unſerer Stadt erſchten vor einem rn. zu jener Zeit Handel und Verkehr als Erwerbs⸗ Jahre die Freiwillige Santtätskolonne quelle die Industrie noch weit überragten. Die Häup⸗ vom R oten Kreuz. Ihr Grundzug iſt wie der ter der alten Handels⸗ und Speditionsfirmen, Ban⸗ der Feuerwehr die uneigennützige Hingabe an das — ken u. f. w. genoſſen das größte geſellſchaftliche An⸗ Wohl des Nächſten und der Allgemeinheit. Die Frei⸗ . 5 irt⸗ willige Sanitätskolonne iſt berufen, in ihrer Art die us. ſehen und übten den gewichtigſten Einfluß im wir leit ichtige Roll ſpiele je die Feuerwehr als ſchaftlichen und auch im öffentlichen Leben. Und doch 5 b 1 gleichfalls 0 b 8 fa gingen ſie nicht ganz in materiellen Dingen auf. en, Das Mannheimer Kunſtleben, inbeſondere das fret⸗ ere lich von allen Schichten hochgeſchätzte Theater hatte an ihnen den beſten Rückhalt. Das Handwerk Vir 1 hatte noch ſeinen goldenen Boden, wenigſtens für ten 9 diejenigen, die nicht gewohnt waret, mit einem * Frühſtück im Wirtshauſe ſich die Arbeitsluſt für den das Tag zu verderben. 855 In die Zeit, von der ich rede ragten natürlich daß noch viele hinein, die von fr üheren Tagen zu ahl erzählen wußten. Wohl der älteſte Mann, 22 deſſen ich mich erinnere, war der penſionierte Hof⸗ ö kammerrat Kladt, ein beſonderer Schützling und 9 85 Freund König Ludwigs J. von Bayern. Er war das eine ſtadtbekannte und beliebte Perſönlichkeit und ich erinnere mich, wie er zu ſeinem 90. Geburtstage von 18 einem Freundeskreiſe mit einem gedruckten Gedicht Ja, geehrt wurde. Wie es kam, daß er mit meinem ſo in viel jüngeren Vater befreundet war, weiß ich nicht; jedenfalls hatte ich den Vorteil davon, ihn oft von alten Zeiten erzählen zu hören. Ich ſagte deshalb 5 auch immer recht artig:„Guten Tag Herr Hofkame⸗ rad,“ wenn ich ihm auf der Straße begegnete. Nächſt ihm iſt mir der alte Beil in Erinnerung, der 92 Sohn des berühmten Schauſpielers, wie ich ſpäter abe ö erfuhr, auch ſelbſt eine intereſſante Perſönlichkeit. ugs ö Was ihn damals der Jugend auffällig machte, war ert ö daß er eine große dicke Naſe hatte und zuweilen in 5 1 der Abenddämmerung in Schlafrock und Unterhoſe, chte 3 aber mit dem Zylinder auf dem Kopfe, ſpazieren nir⸗ 3 ging. Das war doch ſchon nicht mehr ganz zeitge⸗ Host 9 mäß. Jünger als er ausſah, war wohl der engliſche Jugenieur und Erfinder Fardely, der— als Landsmann mit einem Großvater Hedges be⸗ freundet war. Mit ſeinen wallenden weißen Haaren Und feinen großen Brillengläſern ſah er eher einem dentſchen Profeſſor gleich als einem Engländer. Mit ſeinem Portraft in Del, das im Schloßmuſeum hängt, hatte er keinerlei Aehnlichkeit mehr. Leute, würdigt zu werden. Die erſte Schlußübung, die vor kurzem hier abgehalten wurde, hat vielen die Augen geöffnet über die Bedeutung unſerer Sanitätskolonne. ö 5 In aller Stille iſt eine Schar von Männern durch den Kolonnenarzt 2 ogel herangebildet wor⸗ den, die nun Zeugnis von ihrem Können ablegten. Ein höchſt wahrſcheinlicher Fall bildete die Annahme des Uebungsplanes: ein ſchweres Autobus⸗ ung lück in der Unterführung der Reichsbahn auf der Landſtraße nach Wallſtadt am Friedhof lerſt vor wenigen Monaten hat ſich hier ein tödlicher Unfall ereignet). Die Art der Verwundungen war den Sanitätern vorher nicht bekannt. Umſo mehr muß man bewundern, wie ſie immer gleich das Richtige trafen. Dr. Pertz vom Badiſchen Landesverband vom Roten Kreuz beſah ſich genau die in jedem einzelnen Falle getroffenen Maßnahmen. Auf dem Verbands⸗ platz nahm er dann an Hand der Verſuchsobjekte die theoretiſche Prüfung ab. Seine Kritik über die Uebung fiel, obwohl er es ſehr genau genommen hatte, günſtig für die junge Kolonne aus. Die Ver⸗ bände waren alle richtig ausgeführt, der Transport der Verwundeten ſachgemäß und vorſichtig vor⸗ genommen. Daß Erwachſene als Verletzte genom⸗ men wurden, begrüßte er beſonders, da dies ja auch der Wirklichkeit entſpreche. Auch die theoretiſchen Kenntniſſe haben befriedigt. Nun müſſe der Wer⸗ bung junger Mitglieder Aufmerkſamkeit gewidmet werden, die Kolonne ſei noch zu klein. Die ſtarke Teilnahme der Bevölkerung, die An⸗ weſenheit von Vertretern der Stadtverwaltung, des Frauenvereins und anderer Perſönlichkeiten bewei⸗ ſen eine ſteigende Bertſchätzung der Sanitätskolonne, ſo daß der Boden für einen weiteren Ausbau vor⸗ vorhanden ſei. Die Uebung habe auch für den Ge⸗ danken des Roten Kreuzes geworben. Die Sani⸗ tätskolonnen vom Roten Kreuz ſind vollſtändig un⸗ politiſch(gegenüber dem linksgerichteten Arbeiter⸗ Samariterbund, der ſich auch hier etabliert hat, war dieſe Betonung beſonders am Platze). Die aktiven Mitglieder tragen Uniform, und zwar deshalb, weil dies die Kameradſchaft ſtärke und die Gemeinſam⸗ keit des Dienſtes an der gleichen Sache zum Ausdruck bringe. Man bürfe aber das Rote Kreuz nicht nur auf der Uniform, ſondern müſſe es auch im Herzen tragen. Zum Schluß ſprach Generalarzt Dr. Pertz den Kursteilnehmern, dem Kolonnenarzt, den Kolonnenführern und dem Vorſtand Dank aus. Die Kolonne werde nun in das Badiſche Rote Kreuz aufgenommen. Mit Muſik zog dann die ſtattliche Schar der aus⸗ wärtigen und hieſigen Sanitäter zur Vereinsturn⸗ halle, wo man noch einige Zeit bei Muſtk und Un⸗ terhaltung vereinigt blieb. Der unermüdliche, für ſeine Sanitätskolonne begeiſterte 1. Vorſitzende, Friedrich Stenz, dankte Dr. Pertz und freute ſich über den guten Anfang der Kolonne. Weiter ſprach er den Kolonnen von Mannheim, Feudenheim, Neckarau, Rheinau, Käfertal, Sandhofen, Ilvesheim, Seckenheim, Weinheim, Leutershauſen, Birkenau und Schriesheim Dank aus für die Teilnahme ihrer Vertreter. Der geſchätzte Kreispertreter Bebk⸗ Feudenheim widmete der Ladenburger Kolonne Worte der Anerkennung und ermahnte zur Dank⸗ barkeit gegenüber dem Kolonnenarzt Dr. Vogel. Er äußerte den Wunſch, daß der Geiſt der Kamerad⸗ ſchaft, der Bereitwilligkeit, allen, ohne Unterſchied, zu helfen, weiterhin in der Kolonne herrſchen möge. Der Verlauf der Uebung hat der Freiwilligen Sanitätskolonne Ladenburg einen großen Gewinn an Achtung und Anſehen erbracht, ſo daß ſie einen weiteren Aufſtieg nehmen wird. Aus dem Lande Der„Neue“ und die Polizei * Karlsruhe, 23. Okt. Der Karlsruher Polizei⸗ bericht meldet:„Zur Zeit hat die Polizei harte Ar⸗ beit, um alle die Betrunkenen, die nachts in den Straßen herumliegen, in Sicherheit zu bringen. Nachdem über Sonntag neun zum Teil ſinn⸗ los betrunkene Perſonen aufgeleſen und auf den Revieren unter ſchützendes Dach ge⸗ bracht worden waren, mußten in der Nacht zum Dienstag wiederum vier ſinnlos betrunkene Perſonen, darunter eine F rau, von dem gefähr⸗ lichen Fahrdamm entfernt werden. Es iſt dies eine undankbare Arbeit. danken es der Polizei meiſtens mit Beſchimp⸗ fungen und Wutausfällen übelſter Art, daß ſie ſich ihrer angenommen hat. So mußte Die in Sicherheit Gebrachten am Dienstag früh ein Betrunkener ins Krankenhaus artig tobte,. lief. Aber auch ſonſt macht der Heurige der Poliz allerhand zu ſchaffen, von den vielen Rohelt delikten und dem ſogenannten groben Unfug gar nicht zu reden. Da galt es in der Nacht zum Dienstag z. B. einen Kaufmann du ſtellen, in ſeiner Trunkenheit in der Waldhornſtraß Einſpännerdroſchke beſtieg und eine 8 zierfahrt auf eigene Fauſt in forciertem Tempo kreu und quer durch die Straßen der Mittelſtadt über das Linkenheimer Tor in die weſtliche Mittelſtadt unters nahm, indem er das Pferd in roher Weiſe mit 5 ſchenſchlägen zu größerer Eile antrieb. Der Drof kenbeſitzer nahm mit einem Poltziſten zuſammen einer Kraftdroſchke die Verfolgung auf, bis es ge lang, den wilden Fahrer Ecke Amalien⸗ und Wald ſtraße einzuholen. Auch die Mottve, die den jungen Mann mit dem Terzerol bewegten, in der Nacht zum Montag auf ungewöhnlichem Wege der Polizetunter⸗ kunft in der Moltkeſtraße einen für ihn und andere gefährlichen Beſuch abzuſtat ten ſcheint ſich dieſer im„Neuen“ geholt zu haben, dem er in übermäßiger Weiſe zugeſprochen hatte, bey es ihn in die Weſtſtadt verſchlug, obwohl er in dez Oſtſtadt zu Hauſe iſt. Er will ſich wenigſtens an di einzelnen Vorgänge abſolut nicht erinnern können. Obſtausſtellung in Schriesheim P. Schriesheim, 22. Okt. Am Samstag vormittag wurde in Anweſenheit des Regierungsrats Neu mayer als Vertreter des Landrats die Obſt⸗ ur Gemüſeausſtellung im Gaſthaus zum ſchwarzen Ad⸗ ler eröffnet. Der Saal bot gleich beim Eintritt einen ſchönen Anblick, denn eine ſehr geſchmackvolle Aus⸗ ſchmückung mit vielen Blumen und Blattpflauzen erfreute das Auge und erhöhte den Eindruck der ſehz gefällig und verlockend aufgemachten Obſtausſt⸗ lung. Herr J. Seitz begrüßte im Namen des bauvereins Schriesheim u. U. den Vertreter de Landrats, worauf der techniſche Berater Obſtha inſpektor Martin⸗Ladenburg eingehend Ausfüß⸗ rungen über Zweck und Ziel der Ausſtellung machte Ste ſoll einen Ueberblick geben über den derzeitigen Stand des Obſt⸗ und Gemüſebaues im Anbaugebie des Vereins und ſoll die Erzeuger zur Verbheſſe rung der Produkte aneifern und ihnen darin Anleitung geben. Sie ſoll ſchließlich bei der Allge meinheit das Intereſſe für gute deukſche Pr dukte fördern. Es ſei nur eine verhältnismäßte kleine Schau, man dürfe aber mit den Leiſtungen zu⸗ frieden ſein. Das bewies der Rundgang durch de Ausſtellung. Man war erſtaunt über die Reichhal⸗ tigkeit und über die Güte. Außer den beſten Sorten von Aepfeln und Birnen waren Quitten, Trauben und Gemüſe ausgeſtellt. Regierungsrat Neumaye⸗ war ebenſo wie die anderen Beſucher überraſcht übe die Ausſtattung und wies wiederholt auf den Wer einer anſprechenden Aufmachung für den J kauf hin. Ueber das Ergebnis der Präm werden wir noch berichten. e Der nächtliche Schuß auf den Leichenſchauer J Weinheim, 22. Okt. Eine in völliges D gehüllte Angelegenheit hält zur Zeit hier die müter einigermaßen in Aufregung. In letzter Ze wurde in der hieſigen Stadtgemeinde dic Slate durch Sterbefall vakant gewordenen Poſtens eine Leichenſchauer ausgeſchrieben. Es dete Poſten betraut wurde, der nur nebenamtlich ſehen werden kann, da dem Leichenſchauer led die tariflich feſtgeſetzten Gebühren für jeden Fa Leichenſchau zuſtehen. Zwei Tage nach der Ern nung lag morgens vor einem Fenſter des Rutz, ein über 50 Jahre alten Mannes, ein Droh mit der Mahnung, vom Amte des Leichenſche zurückzutreten, wiorigenfalls er„in die fliege“. Kurze Zeit darnach wurde Rutz Nacht aus dem Bette geklopft, und als er fand er vor dem Fenſter ein aus Papier nes Kreuz mit der Aufſchrift ſeines Name Ein und eine halbe Stunde ſpäter krachte pl lich ein Schuß.„„ Die näheren Feſtſtellungen ergaben, daß das Küchenfenſter direkt auf die Tür zum Schlaf⸗ zimmer geſchoſſen worden war. Der Schuß war angeſetzt, daß er der Richtung nach den liegenden Mann hätte treffen knnen. Ei derer Umſtand fügte es, daß das Gef flog und an der Backſteinwand abprallte, nach es den Verputz durchſchlagen hatte. Die e Geſchoſſes wurde ſpäter im Keller aufgeft Der Täter, der mit der Oertlichke vertraut geweſen ſein muß, war durch fenſter geflüchtet und unbekannt entkommen. tauchte zuerſt der Verdacht auf, daß als Täter Mitbewerber des“ Rutz in Betracht käme, ſetzung um den Poſten des Leichen engeren Wahl geſtellt worden war treffende Mann befand ſich zur kr ſtädtiſchen Krankenhauſe, wo er ſich unterzog, ſo daß er unmöglich d Die Gens darmerie, die mit der des Falles eifrig beſchäftigt iſt, ſteh E Rätſel. Der Maſchinenarbeiter R ſt nun infolge der fortgeſetzten Bedrohungen von unt ter Seite von dem Poſten des Leichenſchau willig zurückgetreten. Auf die Löſung des Rü iſt man hier allgemein geſpannt. i sch. Hockenheim, 22. Okt. Am in der„Roſe“ erſtmalig das Konzert⸗Orſcheſter einen l Abend“, der einen glänzenden Verle der Ouvertüre zu der Operette baron“, dem Radetzkymarſch, zweie Walzer, wurde noch ein Streifzug durch Operetten geboten. Alle bekunden das des Orcheſters, das jedem leiſeſten W genten, Muſikdirektor Otto Heinrich J. der den Abend durch die Hingabe au Meiſters zu einem Strauß⸗Erlehn Kunſtgenuß geſtaltete, Als Soli Gleiche 1 2 Orcheſter moderne Tanz die in ſchör ter Harmoni ihr Ende. 5 eiſen aufſpiel rlaufene Be . 2 Mittwoch, den 23. Oktober 1929 7 5 Der Wert deutſcher Sportreiſen ins Ausland 5 Nicht immer waren Reiſen deutſcher Sportlente ins Ausland erfolgreich. Die Bitterkeit der Niederlage muß⸗ ten ſo gute Könner wie Dr. Peltzer und Houben in ihrer ganzen Schwere hinnehmen. Den vollen Triumph ihrer Siege konnten dagegen der deutſche Weltrekord⸗ ſchwimmer Erich Rademacher und der Meiſterſchwim⸗ mer Vlerkötter voll auskoſten. Wie groß der Wert fſolcher ſportlichen Erfolge Deutſcher im Auslande iſt, gieigte s. Zt. deutlich die Beurteilung der amerikaniſchen Preſſe über die Erfolge von Rademacher und Vierkötter. Auch deutſche Radfahrer wie Petri und Dül⸗ bee g, die vorher in Deutſchland keine überragende Rolle ſpielten, trugen zur Hebung des deutſchen Anſehens bei. Im Ausland und beſonders in Amerika wurde man auf den deutſchen Sport aufmerkſam und begann mit ihm zu rechnen. Wie berechtigt die Beachtung war, die man über⸗ all dem deutſchen Sport angedeihen ließ, bewies das Ab⸗ ſchneiden des deutſchen Sports bei den Olymptſchen Spie⸗ len in Amſterdam. Wenn man auch in Amſterdam gerade von den Leichtathleten mehr erwartet hatte, ſo mußte man doch mit dem Geſamterfolg unbedingt zufrieden ſein, Es iſt nur ſchade, daß die Olympiſchen Spiele nicht ein Jahr früher abgehalten wurden, dann hätte Deutſch⸗ land wett beſſer abgeſchnitten, da der deutſche Sport 1927 bis letzt vielleicht ſeinen Höchſtſtand erreicht hatte. Die Amerikaner von der erſten Stelle zu verdrängen wäre damals und wird auch in Zukunft für Deutſchland nicht möglich ſein, wenn wir auch immer näher an die Lei⸗ ſtungen der Amerlkaner herankommen können. Tragiſch war der Mißerfolg von Dr. Peltzer und Rabe⸗ mache r. Gerade dieſen beiden vorbildlichen Sportleuten hätte man auf Grund ihrer jahrelang gleich gebliebenen Leiſtungen eine Goldmedaille geginnt. Dr, Peltzer ging, burch eine Verletzung ſtark behindert, in den Kampf. Er chlug ſich in den Vorläufen ſehr gut, zur vollſtändigen Archführung der ſchweren Endläufe reichte ſeine Kraft nicht aus. Ein Peltzer in ſeiner Höchſtform wäre nicht zu ſchlagen geweſen. Hinzu kommt bei ber Beur⸗ teilung der Amſterdamer Leiſtung allerdings noch, daß Dr. Peltzer auch älter wird und viele ſchwere Kämpfe hinter ſich hat. Bei Rademacher wurde der Fehler ge⸗ macht, daß man ihn zu ſtark beanſpruchte. Einmal mußte in der Staffel mitſchwimmen und bann war er im Waſſerballſpiel, das Deutſchland den Weltmeiſtertitel rachte, die Hauptſtütze im Tor. Es iſt verſtändlich, daß er da gegen einen gleich ſtarken, aber vollſtändig ausge⸗ ruhten Gegner nicht beſtehen konnte. Mit Aufbtetung al⸗ er Kraft ſicherte er ſich den zweiten Platz. Er war nem würdigen Gegner im ehrlichen Kampf unterlegen. ch er ute die Krönung ſeiner an Erfolgen über⸗ portlichen Laufbahn nicht mit der Erringung der nen Medaille d. h. dem Weltmeiſtertitel abſchließen. Rademacher bekam dann von den Japanern Gelegen⸗ eut mit ſeinem Bezwinger von Amſterdam u meſſen. Der Kampf, der in Japan ausge⸗ ſah den Japaner auf der kurzen Strecke ihn eine Krankheit, die er ſich bei einem Spanien, zuſammen mit ſeinem Bruber zuzog, üächt haben dürfte, daß er in Einzelrennen kaum Start gehen wird. dentſchen Leichatbleten im fernen Often Erfolge des deutſchen Sports in Amſter⸗ hte die japauiſche Sportbehörde mit Deutſch⸗ Länderkampf in der Leichtathletik zu verein⸗ den Bemühungen des deutſchen Hürdenläufers ch iſt es zu verdanken, daß der Kampf zuſtande an einer Ruhepauſe von einer Woche ging Länderkampf vor äußerſt ſportverſtändlichen Zu⸗ ſchauern vor ſich. Mit 8 Punkten Unterſchied gewann 1 d dieſen erſten Länderkampf mit Japan, ob⸗ urchweg unſere beſten Kämpfer am Start die Einwirkungen des Klimas gab es in deutſchen Mannſchaft einige Verſager, die aber den imteindruck nicht beeinträchtigen konnten. Schon der Start ſah die Deutſchen in weſentlich beſſerer Ver⸗ e hatten ſich den klimatiſchen Verhältniſſen an⸗ 9 8 5 stellten Leiſtungen auf, die ſich den Welt ⸗ twas ſchlechter als in den vergangenen ach e r⸗ Frankfurt, der ſchon im Länder⸗ 00 und 200 m klarer Sieger wurde, lief beim 2. 100 in in 10,3 Sek., alſo Weltrekord. Es iſt leider kaum anzunehmen, daß dieſe Leiſtung anerkannt ir ücken wind herrſchte. Dr. Wichmann, r Klubkamerad von Eldracher, der in Tokio weit unter uſtigen Form lief, erzielte über 200 m Hürden 0 ſeutſche Beſtleiſtung. Gleichfalls in Rekordlaune fanden ſich Mol les im Speerwerfen und Wegener Stabhochſprung. Molles, der immer eine beſtändige m aufweiſt, lief, obwohl er ſpäter in Japan eintraf, ſchform auf. Wegen er⸗Halle verbeſſerte beim letz⸗ art ſeinen kurz vorher aufgeſtellten deutſchen Re⸗ Stabhochſprung von 4 Meter auf 4,02. der erſte Deutſche, dem es gelang, die ⸗Metergrenze zu überſpringen. 0 ung kann damit gerechnet werden, Rekord noch weiter hochſchraubt. In Wege⸗ euſchland jetzt endlich einen Mann von 0 le immer waren die Siege des Welt⸗ irſchfeld im Kugelſtoßen, der ohne Mühe N letergrenze herankam. Dr. Peltzer, der s Sonderling und Außenſeiter angeſehen il eine der Hauptſtützen der unſchaft, obwohl er von manchen im alten Eiſen geworfen worden war. „Seltſame“, ſonſt aber verdient er keinen Fall, er iſt nur ein Menſch, richtig erkannten Wege geht und da⸗ ßen Maſſe etwas herausföllt. Wie rich⸗ 15 Methoden ſind, hat er ja immer wie⸗ M Abſchluß der Weltreiſe der deutſchen Leichtathleten bineſiſchen Grenzſtadt Mukden hätte nicht beſſer ünen, denn die Deutſchen zeigten auch hier Lei⸗ le man kaum erwartet hatte. Deutſchland ſtand N erſtand der von Kiautſchgu gegeuftber m onszudrückenden japaniſchen Aehtung der Japaner gegenüber auch nachher in der Behand⸗ Der Erfolg der deutſchen Leichtathlekir in Japan „Deutſch“ heißt, wurde jetzt durch den deutſchen Sportſieg noch weiter vertieft. Daß ſolche Reiſen nicht nur im In⸗ tereſſe des deutſchen Sports, ſondern im Intereſſe des ganzen deutſchen Volkes liegen, erkannte die deutſche Re⸗ gierung verhältnismäßig bald. Die Japaureiſenden er⸗ hielten jegliche Unterſtützung durch die Regierung. In Rußland nahm ſich der deutſche Botſchafter, der erſtaun⸗ liche Kenntniſſe über das deutſche Sportleben beſtitzt, der deutſchen Expedition an. In Japan ſelbſt hatte die deutſche Botſchaft alles auf das beſte vorbereitet. Sport und Diplomatie waren früher Begriffe, die man nie zu⸗ ſammen nennen konnte und durfte. In der Benutzung des Sports als Werbemittel war uns das Ausland weit über. In ganz kurzer Zeit hat Deutſchland alles wieder gut gemacht. Wenn heute unſere Sportleute Auslands⸗ reiſen unternehmen, ſtehen ſie von vornherein mit un⸗ ſeren diplomatiſchen Auslands vertretungen in Verbin⸗ dung und erfahren weitgehende Unterſtützung. Mit dem gewonnenen Länderkampf gegen Japan hat die beutſche Leichtathletik auch in dieſem Jahre alle Länder kämpfe gewonnen. Unter Berückſichtigung der fortſchreitenden Erſtarkung unſerer Gegner iſt der Erfolg der deutſchen Leichtathletik, die ſeit den Olympi⸗ ſchen Spielen einen gewiſſen Stillſtand— Rückſchritt wäre etwas zu viel geſagt— erfahren hat, umſo höher einzu⸗ ſchätzen. Mit dem Geſamtabſchneiden der deutſchen Leicht⸗ athletik im Jahre 19209 muß man unbedingt zufrieden ſein. Der Sieg in Japan hat uns neue Freunde gebracht, die wetter für den deutſchen Namen werben werden. W. Mäller. 2253 für 10 Seuſations⸗Quote in Straußberg Wenn die großen Bahnen ihre Pforten ſchließen, be⸗ ginnt für Straußberg die Blütezeit. Am Dienstag nahm der Straußberger Rennverein den letzten, ſechs Renn⸗ tage umfaſſenden Abſchuttt ſeines Jahresprogramms in Angriff. Daß die kleine Waldbahn im Oſten Berlins ſich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut, bewies der gute Beſuch. Hervorragenden Anteil hierbei hatte allerdings das ſchöne Wetter. Sportlich ſtand der Nachmittag im Zeichen äußerſt ſtarker Felder. Die auf dem Quaſt üblichen Ueberraſchungen blieben natürlich nicht aus. Die ſen⸗ ſattonelle Quote von 2258 für 10 ſchüttete der Totaliſator auf den Sieg der von dem Lehrling Trumpfheller geſteuer⸗ ten Marſy im Küſtringer Hürdenrennen aus, das mit 17 Bewerbern die am ſtärkſten beſetzte Prüfunng war. Da⸗ mit iſt ein neuer Rekord für die Groß⸗Berliner Galopp⸗ rennbahnen aufgeſtellt worden; denn die bisher höchſte Quote war 2248 und fiel auf den Steg von Pan Robert im Gladiatoren⸗Rennen 1924 im Grunewald. In den anderen Rennen des Tages vermochten ſich aber zumeiſt die Favort⸗ ten durchzuſetzen. In Altona vermochte Deutſchland ſeinen vierten öiesjährigen Fußballſteg zu erringen. nicht die allerbeſte deulſche Vertretung ein geſetzt war, wurde Finnland mit:0 beſiegt Die Ergebniſſe: 1. Rahnsdorfer⸗Jagdreunen: 1. K. Edlers Gilde(Co⸗ ardt); 2. Czakan; 8. Roſenprinz. Tot.: 15; Pl.: 17, 14, 21:10. Ferner lieſen: Karodame, Simonelle, Amper, Pali⸗ ſander, Clarinette, Filanda, Staffelſtein, Andromache, Hol Gulden. 2. Küſtriner Hürdenrennen: 1. Oberſtlt. v. Bauers Marſy(J. Trumpfheller); 2. Stichelet; 58. Legende. Tot.: 2258; Pl.: 156, 31, 18:10.er Fern lief.: Taugenichts, Ballaſt, Milo, Heimatliebe, Maya, Oda, Fonta, Horch, Panzer, Paradenia, Lieblos, Sonnenlicht, Irländerin, Inſtruktor. 8. Phyllis⸗Jagdrennen: 1. H. Herders Rößling(W. Hauſer); 2. Manoir; 3. Mucker. Tot.: 19; Pl.: 14, 80, 59:10. Ferner liefen: Orator, Amok, Magier, Bubi, Gladiator, Nettelbeck, Steinadler, Eiche, Welf, Gezireh, Ilſe 138, Trixi. 4. Jagdrennen der Dreijährigen: 1. Abteilung: 1. Geſt. Dahlwitz Rundfunk; 2. Winſka; 3. Mazurka. Tot.: 21; Pl.: 12, 14, 16:10. Ferner liefen: Minky, Mimi, Blau⸗ beere, Fatme, Greifenkrone, Machs doll. 2. Abteilung: 1. Graf C. A. Wuthenaus Wupeifu(R. Derſchug); 2. Spre⸗ kelia; 3. Satrap. Tot.: 18; Pl.: 12, 18, 15:10. Ferner liefen: Telemach, Hebräer, Carmenia, Stleſia 2, Wie heiß ich, Oſtmane. 5. Gulliver⸗Jagdrennen: 1. W. Dodels Senouſſt(K. Schuller); 2. Barfuß; 3. Schlehblüte. Tot.: 110; Pl.: 82, 23, 86:10. Ferner liefen: Ritornell, Ottogebe, Trapper, Steinhäger, Schwertlilie, Waſſermann. 6. Lupus⸗Ausgleich. 1. W. Michaels Habakuk(E. Huguenin): 2. Chivico; 3. Mirim. Tot.: 25; Pl.: 16, 69, 46:10. Ferner liefen: Falkner, Pertander, Maid, Don Joſe, Mulatte, Stummer Teufel, Amersfort, Roſenherzog, Dalte, Königskind, Geniſta, Moſellander. Deutſchland ſchlägt Finnland:0 Trotzdem 7. Oleanber⸗Flachreunen: 1. Dr. G. Gerekes Midgarb (Berndt); 2. Horatius; 3. Carl Heinz. Tot.: 328; Pl.: 86, 77, 49:10. Ferner liefen: Kataſtrophal, Samum, Tarn⸗ heim, Gallina, Ruzilo, Aufklärung, Parſifal. Haymann hat in den USA. kein Glück Ludwig Haymann, der zur Zeit noch Deutſcher Schwer⸗ gewichtsmeiſter iſt, wurde am Montag abend in Newark er⸗ neut geſchlagen. Sein Gegner, Al Friedman, war ihm in acht von zehn Runden auf Grund ſeiner größeren An⸗ griffsfreudigkeit glatt überlegen und ſiegte nach Punkten. Haymann war in der neunten Runde ſtark in Nöten. Der Deutſche wird allmählich ſogar die Chance, mit drittklaſſi⸗ den Amerikanern boxen zu dürfen, einbüßen. Deutſche Mannſchaftsmeiſterſchaft der Amateurboxer „Sportsmann“ Hamburg hat auf die Vorrundenbegeg⸗ nung zur Deutſchen Mannſchaftsmeiſterſchaft der Amateur⸗ boxer gegen SK. 19 Bochum verzichtet. Die Weſtfalen kom⸗ men daher kampflos in die Zwiſchenrunde und haben am 80. November in Breslau gegen Vorwärts Breslau anzu⸗ treten. Die in dieſem Kampf ſtegreiche Mannſchaft trifft dann am 10. November in Köln mit dem Titelhalter Ko⸗ lonia Köln zuſammen. Das„Orford- Cambridge“ in Deubſchland Bei dem diesjährigen Ruderkamp 8. Dieſe Achtung vor allem was Mannſchaft der Univerſität ä der bisher Manuſchaft der Berliner Univerſität Univerſität und echniſcher Hochſchute in Berlin ſiegte die Min. und ſtellte damit den Punktſtand 2 8 en Gunſten a Von den Hockeyfeldern Die Silberſchild⸗Vorrunde Slddeutſchland hat den erwarteten Sieg über den Süd⸗ oſten errungen, kann es aber wohl Theo Haag danken, daß es zu keiner Ueberraſchung kam. Zwar hieß das End⸗ ergebnis:1, doch kündete die Halbzeit noch ein:1 an, wobei es auch wieder einmal Theo Haag war, der die Wah⸗ rung der„bayeriſchen Belange“ in beſter Form vornehmen bonnte. Nur die Läuferreihe Schäfer— Haag— Peter war abſolut erſte Garnitur und von internationaler Klaſſe. Sturm und Verteidigung können beſſer beſetzt werden, wenn auch die Heidelberger Meyer, Voth und Dr. Zapp (jetzt Verteidiger) beibehalten werden können. Südoſt⸗ deutſchland iſt in ſeiner Spielſtärke noch nicht reif, darf aber nicht unterſchätzt werden. Fortſchritte werden gemacht und können ſich einmal ſchneller auswirken, als man glaubt. Das gleiche iſt von den Balten zu ſagen, die nur:3 gegew Berlin verloren, während ſie ein Jahr früher eine unglaubliche:25 Packung über ſich ergehen laſſen mußten. Freuen wir uns über die Fortſchritte. Berlins Sieg war natürlich nie gefährdet. Die Entfaltung der Mannſchaft war durch den ſchlechten Boden etwas beeinträchtigt. Die Brandenburger bleiben nach wie vor Silberſchild⸗Favoriten. Eine Ueberraſchung ſchuf Mittelbeutſchland durch ſeinen:1 Sieg gegen den Weſten. Die Weſtdeut⸗ ſchen ſind nicht unbedingt zuverläſſig. Zwar iſt ihre Ver⸗ teidigung, die des Bonner To., Harenberg und Bunge, erſtklaſſig, doch fehlt ein ebenſo guter Torwart und ein zu⸗ verläffiger Sturm. So konnten die Mitteldeutſchen nach ſchwächerem Spiele und mit der ſchwächeren Mannſchaft ge⸗ winnen und ſich wieder mehr Achtung verſchaffen. In der Zwiſchenrunde wird jetzt noch Norddeutſchland ein⸗ greifen, das augenblicklich eine recht ſtarke Mannſchaft ſtellen kann. Die Ländermannſchaft Obe beutſche Ländermannſchaft gegen Dänemark zſt end⸗ gültig geſteltt. Mam kann dem Bundesſpiel⸗Ausſchuß (Detmar Wette!) das Kompliment machen, daß er wohl das beſte aufgebracht hat, was zur Verfügung ſteht. In erſter Linie ſtützte er ſich auf Berliner, davon allein 5 vom BSc. 92, der derzeit ſtärkſten deutſchen Mannſchaft. Hinzu nahm er öte berühmte norddeutſche Verteidigung Wöltje⸗Obeckfeld, te ſich in vielen Länderſpielen bewährt hat, Europas be⸗ ſten Mittelläufer Theo Haag und den gefährlichen Links⸗ außen Wollner. Einzig Mehlitz wird in dieſer Mann⸗ ſchaft erſtmals international ſpielen und beweiſen müſſen, daß er beſſer iſt als Horn oder Dr. Hawerbeck. Eine ſtär⸗ kere beutſch eMannſchaft iſt höchſten mit Kurt Weiß im Sturm denkbar, der aber noch im fernen Oſten Leicht⸗ athletik treibt. Einige andere Poſten könnten noch anders gleichwertig beſetzt werden, wobei man am meiſten an die Außenläufer denden kann. Es ſchadet auch nicht, daß Er⸗ atz e iſt. Deutſchland iſt gegen Dänemark Der Bund hat auch an die Vorbereitung für Barece⸗ lona gedacht und wird ſorgfältig auswählen. Die ſoldde Grundlag eiſt bereits da, doch ſchadet es gar nichts, wenn auch noch andere Spieler zum Zuge kommen und Heer⸗ ſchau gehalten wird. Wir werden auf die Vorbereitungen zurückkommen.. Spiele im Reich Durch die Silberſchilöſpiele wurden die beſten Mann⸗ ſchaften in Anſpruch genommen, ſodaß nur wenig Spiele von Bedeutung ſtattfinden konnten. Der Süden wies noch das reichhaltigſte Programm auf. Zu erwähnen iſt die Reiſe des TV. ⸗Sachſenhauſen, der gegen die Stuttgarter Kickers 0 ſtegte und gegen Jahn München 222 ſpielte. Be⸗ denkt man die Anſtrengung der Reiſe, dann ergibt ſich ein günstiges Ergebnis für Sachſenhauſen. 5 Bemerkenswert iſt noch das Unentſchieden des ſtark auf⸗ kommenden Sp. Griesheim⸗Elektron gegen WeißB⸗lau Aſchaffenburg:2, die Niederlage des MS. gegen MHC. 022 und der Sieg des 1. FC. Nürnberg gegen HG. Nürn⸗ berg 211. Dr. O, E. L. 8 Entwicklung des Dauerſegelflug⸗Weltrekords Die Deutſchen führend Die von dem oſtpreußiſchen Oberleutnant Din ort vom Jägerbataillon Ortelsburg geſchaffene neue Welthöchſt⸗ leiſtung im Dugerſegelflug mit 14 Stunden 45 Minuten iſt eine ſportliche Großtat, geeignet, das Intereſſe weiteſter Kreiſe zu erwecken und für die Segelfliegerei erneut zu werben. Gritnoͤltche gerodynamiſche Kenntniſſe in Ver⸗ bindung mit Kaltblütigkeit ſowie völlige Konzentration ge⸗ hören dazu, um mit einer motorloſen Maſchine die Geſetze der Schwerkraft lediglich durch geſchickte Ausnutzung der Winöſtrömungen umgehen zu können. Bei Dinort kommt moch hinzu, daß er ſeine Höchſtleiſtung auf dem Roſſtttener Gelände zum weitaus größten Teile in völliger Dunkelheit abflog. Er hat Samit das Erbe des unvergeßlichen Fer⸗ dinand Schulz, des großen deutſchen Vorkämpfers ftr bie Segelflugbewegung angetreten. Ein Rückblick über öte Entwicklung des Dauerflug⸗Weltrekoros im motorloſen Fluge dürfte nicht unintereſſant ſein. Die Liſte weiſt ins⸗ geſamt neun Namen auf, darunter jedoch nur drei Aus⸗ länder, einen Amerikaner und zwei Franzoſen. Der erſte offiztelle Weltrekord reicht bis in die Vorkriegszeit zurück, wo Wilbur Wright im Jahre 1909 auf dem Gelände von Dayton Beach, das ſpäter den Ueberrennwagen zu Welt⸗ reboröfahrten diente, 9 Minuten 45,4 Sekunden in der Luft blieb. Erſt im Jahre 1921 machte ſich der Deutſche Klemperer davan, während des zweiten Rhönſegelflug⸗ Wettbewerbes die Leiſtung des Amerfkkaners zu verbeſſern. Von da ab ſteigerten ſich die Leiſtungen ſchon im Laufe des nächſten Jahres ſprunghaft, bis ihnen am 3. Mai 1927 durch Ferdinand Schulz mit 14 Stunden 7 Minuten eine ſchier unerreichbar ſcheinende Grenze geſetzt wurde. 1909 W. Wright⸗Amerika:45,4 Dayton; 30. 8. 21 Klem⸗ nerer⸗Deutſchland 13:03 Rhön; 13. 9. 21 Harth⸗Deutſchland 21:87 Rhön; 18. 8. 22 Martens:00:00 Rhön; 19. 8. 22 Hentzen⸗Deutſchlan:00:00 Rhön; 24. 8. 22 Hentzen⸗Deutſch⸗ land:10:00 Rhön; 21. 1. 23 Maneyrol⸗Frankreich 3222200 England; 22. 1. 23 Maneyrol⸗Fromfreich:04:50, England; 11. 5. 24 Schulz⸗Deutſchland:42:03 Roſſitten; 26. 7. 25 Maffaux⸗Frankreich 10:19:43 Vauville; 2. 10. 5 Schuls⸗ Deutſchland 12:06:22 Krim; 3. 5. 27 Schulz⸗Deutſchland 14:07:00 Roſſitten; 20. 10. 29 Dinort⸗Deutſchland 14:45:00 Roſſitten. Drei Länderkampf der Amatenrboxer Gegen Norwegen, Polen und Tſchechoſlowakei Der in ſeinen internationalen Beziehungen außer⸗ ordentlich erfolgreiche Deutſche Reichsverband für Ama⸗ teurboxer trägt in den nächſten Monaten wieder drei Län⸗ derkämpfe aus. Der nächſte Repräſentativkampf ſteigt an 24. November in Bergen gegen Norwegen. Die Begeg⸗ nung mit der Tſchechoſlowakei wird vorausfi“ erſt am 7. Dezember in Görlitz ſtattfinden, während der genaue Termin für den Kampf gegen Polen im Jaunar 1930 noch nicht feſtliegt. Schikat Weltmeiſter im Schwergewichts Der deutſche Ringer Richa Wai Newyorter Ringklampfrom— 55 weltmeiſter im freien? dungskampf 0 ika ringen e 4 n c f„ * 1 E F 8* 7 * Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 42 Herbſtzauber in Baden-Baden by. Baden⸗Baden, 22. Okt. Die Stadt hat einen Herbſt von faszinierender Schönheit. Nicht umſonſt kommen immer noch Gäſte aus aller Welt, nicht um⸗ ſonſt ſpielen Douglas Fairbanks und Mary Pickford, Delegterte des hier tagenden Weltbankkomitees und andere Prominente hier ihren täglichen Golf auf dem tdealen Platz der einzigartig inmitten des bunteſten Herbſtpanoramas liegt. Immer noch zieht die Trau⸗ benkur eine Menge Liebhaber und Kurbebdürftige jeden Morgen ins Kurhaus, wo bereits das Pro⸗ gramm der Winterkonzerte, des Theaters, der ſon⸗ ſtigen Veranſtaltungen ſich entfaltet. Nirgends kann man ſich Wanderungen und Ausflüge in das Herz des badiſchen Weinlandes reizvoller und abwechs⸗ lungsreicher ausſuchen, wie von Baden⸗Baden aus. Der Uebergang zum Winter iſt hier, wo die Natur am längſten ſüdliche Temperaturen und Vegetation Die Heidelberger Federhalterfabrik wird verſteigert * Heidelberg, 22. Okt. Bei der vor einigen Mo⸗ naten in Konkurs geratenen Heidelberger Feder⸗ halterfabrik Koch, Weber u. Co. AG., der älteſten und lange Zeit größten deutſchen Füllfederhalter⸗ fabrik, hat jetzt das Amtsgericht die Zwangs ver⸗ ſtetgerung des Fabrikanweſens durch einen Notar angeordnet. Die Verſteigerung ſoll am 4. Dezember erfolgen. Das im Stadtteil Handſchuhs⸗ heim liegende Fabrikgebäude und die Grundſtücke haben heute einen amtlichen Schätzungswert von 243 000 l/. Umbau des Bahnhofes Triberg bv. Triberg, 22. Okt. Die Bahnhöfe Triberg und Hornberg ſtehen heute noch im Zeichen ihres Ent⸗ ſtehens vor über 50 Jahren, als Robert Gerwig das geniale Werk der Schwarzwaldbahn Offenburg Triberg—Konſtanz vom Rhein zum Bodenſee und Rheinfall unter zweimaliger Ueberſchreitung der eu⸗ ropäiſchen Hauptwaſſerſcheide zwiſchen Rhein und Donau ſchuf. Inzwiſchen ſind die Verkehrsentwick⸗ lungen weit über die Möglichkeiten, die dieſe Bahn⸗ Höfe betrieblich erlauben, hinausgewachſen. Die Pläne für Umbau gerade des Triberger Bahnhofes, der dann auch ein neues Empfangsgebäude erhalten hätte, reichen auf lange Jahre zurück, ſind aber Kriegsopfer geworden. Nun hat die Reichsbahn wenigſtens einen betrieblichen Umbau in die Wege geleitet, der zwei keine Endlöſung durch Verlegung, aber doch erhebliche Verbeſſerungen bringen wird. Vor allem wird die Bahnſteiganlage auf 270 Meter verlängert und um ein Gleis vermehrt, ferner werden die Bahnſteige durch eine Unter⸗ führung verbunden. Die Gleiswechſel werden bis zum Bahnübergang am kleinen Triberger Kehrtun⸗ nel hinausgezogen und dadurch auch dem Güter⸗ werkehr, der bisher immer größere Schwierig⸗ keiten mit ſeinen langen Zügen machte, genau wie die langen internationalen Schnellzüge. In Verbin⸗ dung damit wird die Stellwerksanlage umgebaut, ſodaß ſich beſſere Ueberſicht ergibt. Auch Straßen⸗ verlegungen ſind vorgeſehen, doch wegen felſiger Par⸗ tien noch nicht endgültig. N * Reichenbach bei Ettlingen, 21. Okt. In der Nacht zum Montag ereignete ſich zwiſchen Langen⸗ ſteinbach und Reichenbach ein Unfall. Ein von Reichenbach kommendes Auto rannte mit voller Geſchwindigkeit auf einen Motorradfahrer. Der Motorradfahrer, der 23jährige Schloſſer Gott⸗ lieb Rupp, trug Verletzungen am Kopfe davon. Das Auto mußte abgeſchleppt werden. * St. Blaſien, 21. Okt. Bei den Arbeiten für das Schluchſeewerk wurde im Stollen der Firma Dyckerhoff und Wioͤmann der 27 Jahre alte Ar⸗ beiter Matthä Steinhaus aus München von einem viele Zentner ſchweren Stein getroffen. Dem Unglücklichen wurden beide Beine abge⸗ ſchlagen. Im Krankenhaus von St. Blaſien iſt Steinhaus ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. * Rickertsreute(Amt Pfullendorf), 21. Okt. Nach dem Genuß von Trauben ſtarb ein 5 Jahre altes Töchterchen des Sparkaſſenkaſſieres Karl Stett in Gottmadingen, das hier bei ſeinen Großeltern zu Beſuch weilte. Aerztliche Hilfe war vergeblich. Man nimmt an, daß die Trauben arſenbeſtäubt waren. Nachbargebiete Papſtfeier in Ludwigshafen * Ludwigshafen, 21. Okt. Das goldene Prieſter⸗ jubiläum Papſt Pius XI. wurde auch in Ludwigs⸗ hafen in der geräumigen Halle des Ebertparks abgehalten. 10 000 Katholiken füllten die große Feſt⸗ halle. In den vorderſten Reihen bemerkte man u. a. als Vertreter der Stadt Oberbürgermeiſter Dr. Weiß, als Vertreter von Biſchof Dr. Sebaſtian Caritasdirektor Brauner⸗Speyer mit der geſam⸗ ten Geiſtlichkeit, an der Spitze der Feſtredner Abt Adalbert Neipperg⸗ Heidelberg und der neu⸗ ernannte Stadtdekan, Stadtpfarrer Klein. Mitwir⸗ kende waren die vereinigten Kirchenchöre Ludwigs⸗ hafen und das Pfalzorcheſter. Nach dem eindrucks⸗ vollen Einmarſch der Fahnenabordnungen ſpielte das Pfalzorcheſter unter der ſtraffen Stabführung von Prof,. Boehe die„Leonoren⸗Ouvertüre“ von Beethoven mit lebendigem muſikaliſchen Empfinden. Schauſpieler Köhler vom Nakionaltheater Mann⸗ heim trug einen Prolog vor.„Tu es Petrus“ brachte der Maſſenchor unter Leitung von Oberlehrer Preignon mit vollendeter Wiedergabe zu Gehör. Abt Graf Adalbert Graf von Neipperg hielt in markanten, weithin hörbaren Worten die große Hul⸗ digungsrede. Er ging aus von dem 25jährigen Prie⸗ ſterjubiläum Leo XIII., um dann zum goldenen Prieſterjubiläum Pius XI. überzuleiten. Weiter ſprach er von dem treuen Bekenntnis der Katholiken der ganzen Welt zum Papſttum. Gerade hier in Ludwigshafen, ſo betonte Abt Neipperg, wo ein gro⸗ ßer Teil der Bevölkerung in der Induſtrie arbeitet, ſet es geſagt, herrſche großes Verſtehen für Rom und den Vatikan. Die Feſtrede wurde mit rauſchen⸗ dem Beifall aufgenommen. Abertauſende von Men⸗ ſchen ſangen hierauf die Papſthymne. gramm an den Papſt. Caritasrektor Brauner überbrachte Glückwünſche vom Biſchof. Das Vorſpiel zu den„Meiſterſinger von Nürnberg“ von R. Wag⸗ ner gab der Papſtfeier einen erhebenden Ausklang. . Stadtdekan Klein dankte dem Redner und verlas das Tele⸗ in zauberhafter Farbenpracht feſthält, unmerkbarer als ſonſtwo. Denn auch dieſe Jahreszeit iſt nur eine veränderte Form eines verlängerten Herbſtes. Milde und Buntheit weilen lange in dieſem begnadeten Tal. Trotzdem iſt es, wenn im Schwarzwald Schnee fällt, nur ein Sprung hinauf, wo der Winterſport regiert. Einſtweilen aber ſteht alles noch im Zeichen eines feurigen Herbſtes, der täglich neue Wunder der Landſchaft hervorbringt. Die Töne der Hauptſaiſon freilich ſind abgeblaſen, aber gerade die ſtillere Zeit bringt die Menſchen, die hier weilen, zu einer viel innigeren Gemeinſchaft. Wer die lautloſeren Genüſſe, den vertrauteren Umgang mit der Natur, den be⸗ ſonderen Zauber des herbſtlichen Schwarzwaldes und die Geſelligkeit im intimen Rahmen liebt, wird ſich hier in Baden⸗Baden wohl fühlen. Der Beſuch zeigt, daß es dieſer Kenner genug gibt. 2 Eine großzügige Tabakvergärungsanlage * Speyer, 22. Okt. Die Firma Brinkmann⸗ Bremen hat ihr hieſiges Tabakvergärungs⸗ Lager am neue Rheinhafen erheblich erweiter ſo daß jetzt etwa 29000 Quadratmeter Fläche 1. baut ſind. In dieſem Lager werden ſaiſonm etwa vom Oktober bis April erhebliche Teile Inlandsernte an Tabak maſchinell vergoren. In Deutſchland werden etwa 400000 Zentner Tabak aus inländiſcher Ernte verarbeitet, davon Ein bei Brinkmann allein bis zu 200 000 Zeutner. Zeichen von der Bedeutung dieſer Tabakfirma. Ein neues Kriegerdenkmal in Speyer * Speyer, 22. Okt. furt, im Verein mit Schneider, Lud gigs lrchitekten Latteier u. ſen, wird vom Kriegerver⸗ ein Speyer unter Beteiligung der Stadt ein Krie⸗ gerdenkmal in Form eines Marktbrun⸗ neus erſtellt. Die Koſten des Denkmales betragen etwa 35 000 4. Die Weihe des Denkmals wird im nächſten Frühjahr erfolgen. Bau einer katholiſchen Kirche * Beerfelden(Odenwald), 22. Okt. Die katholiſchen Einwohner des Städtchens Beerfelden und der Um⸗ gebung mußten ſeither ihren Gottesdienſt in der hieſigen Schule abhalten, da ihnen ein Gotteshaus fehlte. Durch eine hochherzige Spende von A. S. Roſenthal⸗Newyork, eines geborenen Beerfeldeners, iſt es nun möglich, eine katholiſche Kirche zu errich⸗ ten, mit deren Bau jetzt begonnen wurde. Der Spender übernahm zwei Drittel der Baukoſten und ſtiftete außerdem zwei Glocken, die Altarausſtattung und den Betrag für eine Orgel. Zur Frage der friſtloſen Entlaſſung des Reiſenden einer Hefefabrik Am 7. März 1927 vereinbarte die beklagte Pre ß⸗ hefefabrik zu Eberſtadt bei Darmſtadt mit einer Anzahl Bäckermeiſter in Mannheim, deren Führer der Bäckermeiſter K. war, daß die Bäcker ihren Heſebedarf bei der Beklagten deckten. Die Beklagte verpflichtete ſich dagegen, in Mann⸗ heim keine weiteren Verbindungen aufzunehmen, auch keine direkte Belieferung von Bäckermeiſtern vorzunehmen. Die Verteilung der Hefe oblag dem K. als„Verteiler“ bzw.„Verſchleißer“. Die Gruppe K. ſtand im Gegenſatz zu der Bäckerinung in Mann⸗ heim. Am 29. September 1928 ſchrieb die Beklagte ihrem den Bezirk Mannheim bearbeitenden Ret⸗ ſenden F. in Mannheim(Kläger), er ſolle am 1. 10. mit dem Bäckermeiſter K. Rückckſprache nehmen und in der nächſten Woche zuerſt in Mannheim tätig ſein. Von ſeiner Mannheimer Tätigkeit ſollte F. täglich den K. in Kenntnis ſetzen. Am Morgen des 1. Oktober gegen.30 Uhr teilte die Beklagte dem F. telephoniſch mit, daß die Innung den Hefepreis von 65 auf 40 Pf. ermäßigt habe und daß deshalb ſeitens der Beklagten der Preis auf 38 Pf. herab⸗ geſetzt werde. Gleichzeitig wurde F. angewieſen, ſich alsbald mit dem Bäckermeiſter K. in Verbin⸗ dung zu ſetzen. Dieſer begab ſich nun zunächſt zu den Bäckermeiſtern., B. und., die zwar zur Gruppe K. gehörten, aber dazu neigten, ſich der Innung wieder zuzuwenden, wenn die Beklagte Hefe auch an die Innung liefere. Auch Kläger ſym⸗ pathiſterte mit dieſem Gedanken. Aus Berichten an die Beklagte geht hevor, daß er eine ſtarke Ab⸗ neigung gegen K. hegte. Erſt gegen 11.30 Uhr begab ſich Kläger am 1. Oktober zu., den er nicht antraf. Es kam zu einer Auseinanderſetzung mit Frau K. Nachdem die Beklagte den Kläger angewteſen hatte, am 6. Oktober früh ſich mit K. in Verbindung zu ſetzen, Kläger aber wieder zu ſpät kam, verbot die Beklagte ihm weiteren Beſuch ihrer Kundſchaft, weil er ihre Intereſſen nicht genügend gewahrt und ſeine Vertragspflichten verletzt habe. Am 23. Oktober wurde Kläger friſtlos entlaſſen. Dagegen verwahrte ſich Kläger und machte Gehaltsanſprüche in Höhe von 480/ gegen die beklagte Firma geltend. Das Landesarbeitsgericht ſprach dem Kläger nur die Hälfte der Summe zu. Zwar habe die Beklagte keinen Grund zur friſtloſen Entlaſſung des Klägers gehabt. Eine beharrliche Arbeitsverweigerung liege nicht vor, Kläger habe nur behauptet, er als Rei⸗ ſender der Beklagten brauche ſich keine Inſtruktionen bei dem Verteiler K. zu holen; für die Behauptung, daß Kläger falſche Berichte eingeſandt habe, iſt die Beklagte den Beweis ſchuldig geblieben. Dagegen habe Kläger durch ſein Verhalten in den kritiſchen Konkurrenztagen des Oktober 1928 in ſchuldͤhafter Weiſe mit dazu beigetragen, daß die Beklagte das Angeſtelltenverhältnis friſtlos gekündigt hat. In wenig taktvoller Weiſe hat er ſeinem Mißbehagen gegenüber dem Bäckermeiſter L. Luft gemacht und geſagt, wenn es P. nicht paſſe, werfe er ihm den Bettel vor die Füße. Durch dieſes Mitverſchulden des Klägers wird die Frage der Berechtigung der friſtloſen Kündigung zu einem Grenzfall, der gemäß Paragraph 254 BGB. die Hälftelung des Schadens rechtfertige. Das Reichs arbeitsgericht hat jetzt das Urteil des LAG. aufgehoben, ſoweit es zuungunſten des Klägers lautet. Die Beklagte wird verurteilt. dem Kläger weitere 240/ nebſt Zinſen zu zahlen. Nach den tatſächlichen Feſtſtellungen— ſo wurde zur Begründung ausgeführt— ſtehen dem Kläger die Gehaltsanſprüche zu, da ſein Anſtellungsverhält⸗ 0 Mannheimer Schwurgericht Den Schwiegervater erſchoſſen Ein jahrelanger Streit zwiſchen zwei Familien, inſonderheit zwiſchen dem Schwiegervater und dem Schwiegerſohn, fand am geſtrigen Nachmittag vor dem Schwurgericht ſeinen Abſchluß. Der verheiratete Bäcker Johann Winſchütz iſt 1901 zu Sternberg in Mähren geboren und wohnte in Neckarau. Er hatte das Bäckerhandwerk erlernt und wurde dann Kanalarbeiter. Im Jahre 1925 heiratete er die Joſefine Feger, deren Vater, Heinrich Non⸗ nen macher, das Opfer ſeiner aus einer Mauſer⸗ piſtole geſchoſſenen Kugel wurde. Winſchütz wollte ſich ſelbſtändig machen. In Gemeinſchaft mit ſeinem Schwager Feger pachtete er einen Acker, ein Baum⸗ ſtück und einen Garten im Kaſterfeld. Von der Pachtſumme trug er 167.—, der Schwager 180.— l. Eine Zeitlang ging das Kompagniegeſchäft ganz. gut, dann wollte der Schwager nicht länger„Stink⸗ bauer“ ſpielen. Der Angeklagte übernahm dann das„Oberkom⸗ mando“. Den erſten Streit gab es wegen einiger Kirſchen, die der Neffe der Frau des Angsklag⸗ ten im Garten gepflückt hatte. Von da an gab es dei Parteie dauernd Auf der zankten. Frau, auf der anderen Seite die Eheleute Winſchütz. Der Streit bezog ſich um den gemeinſamen Garten. Einmal goß der Schwager Feger den Salat, worauf ihn der An⸗ geklagte noch einmal goß— was verdroß! Am kritiſchen Tage kam nach Darſtellung des Angeklagten der Schwiegervater in den Garten und zwar in keineswegs freundlicher Abſicht. nis durch die friſtloſe Entlaſſung nicht beendet wor⸗ den iſt. Rechtlich iſt es aber nicht zuläſſig, dieſen Gehaltsanſpruch als reinen Vertragserfüllungs⸗ anſpruch durch die Anwendung des Paragraphen 254 BGB. über die Schadenerſatzfrage einzuſchränken. Entweder iſt das Vertragsverhältnis wirkſam be⸗ endet worden, dann beſteht kein Anſpruch, oder es iſt nicht beendet, dann iſt der Anſpruch gerechtfertigt. Da letzteres der Fall iſt, mußte dem Kläger auch die andere Hälfte der beauſpruchten Summe zugeſprochen werden.„Reichsgerichtsbriefe“.(RAG. 215/29.— Urteil des Reichsarbeitsgerichts vom 19. Oktober 1929.) 5 Gewerbegehilfe oder kaufmänniſcher Angeſtellter? Der Kläger war im Jahre 1928 bei der Bana⸗ nengroßandelsfirma W. in Offenbach (Beklagten) mit latägiger Kündigung und einem wöchentlichen Entgelt von 45 Mark angeſtellt. Er hatte von Offenbach aus mit einem Kraftwagen der Beklagten Bananen in Kiſten nach Frankfurt a. Main zu bringen und dort an Detailgeſchäfte zu verkaufen, deren Beſuch und Auswahl ihm vorbe⸗ halten blieb. Abends hatte er über die Verkäufe ab⸗ zurechnen. Am 28. Dezember 1928 iſt Kläger unter Auszahlung ſeiner Bezüge für die nächſten 14 Tage friſtlos entlaſſen worden. Mit der Behauptung, er ſei kaufmänniſcher Angeſtellter bezw. Handlungs⸗ gehilfe, ihm habe nur zum Schluß des Kalendervier⸗ teljahres unter Einhaltung von ſechs Wochen gekün⸗ digt werden können, er habe außerdem gemäß Ziff. III des§S 2 TV. für kaufmänniſche Angeſtellte in Induſtrie, Groß⸗ und Kleinhandel in Offenbach ent⸗ lohnt werden müſſen, fordert der Kläger jetzt Nach⸗ zahlung der Unterſchiedsbeträge und Weiterzahlung des Gehalts für das 1. Vierteljahr 1929. Das Landesarbeitsgericht Darmſtadt qualifi⸗ zterte den Kläger nach der Art ſeiner Tätigkeit als kaufmänniſchen Angeſtellten, dem die geſetzliche Kün⸗ digungsfriſt des 8 66 in Verbindung mit 8 67 HGB. zuſtehe, doch ſei er nur in die Lohnklaſſe 1 des TV. einzureihen, weil er nicht als Reiſender(Ziff. II und III) anzuſehen, ſondern den Ladeuverkäufern gleich zu achten ſei. Das Reichs⸗ Arbeitsgericht hat das Urteil des LAG. aufgehoben, ſoweit zum Nachteil des Klä⸗ gers erkannt worden iſt. In dieſem Umfange iſt die Sache zu neuer Entſcheidung an das LAG. zu⸗ rückverwieſen worden. Mit folgenden Entſcheidungs⸗ gründen: Nach dem feſtgeſtellten Sachverhalt iſt da⸗ von auszugeh /, daß der Kläger in ſeiner Verkäufer⸗ eigenſchaft als Handlungsgehilfe im Sinne des HGB. anzuſehen iſt. Infolgedeſſen ſind die Kündigungs⸗ beſtimmungen der 88 66, 67 HGB. anzuwenden. Dar⸗ aus ergibt ſich, daß die Vereinbarung der 14tägigen Kündigungsfriſt gemäß 8 67 Abſ. 4 HGB. nichtig iſt. An Stelle der nichtigen Friſt tritt nicht die geſetzliche, ſondern die der Vereinbarung zugängliche Kündi⸗ gungsfriſt von einem Monat am Schluß des Kalen⸗ dervierteljahres(8 67 Abſ. 1 HGB.). Iſt inſoweit der Entſcheidung des LAG. beizutreten, ſo iſt ihm darin nicht zu folgen, daß es den Kläger in die Tarif⸗ ſtelle J einreiht. Wohl entſprach die Stellung des Klägers an ſich keiner der im TV. angeführten Gruppen, es iſt deshalb die nächſtliegende in Betracht zu ziehen. Zu verneinen iſt, daß Kläger am eheſten einem Ladenverkäufer des Kleingewerbes gleich⸗ komme. Die Beklagte iſt eine Großhandlung, ſo daß Kläger einem Reiſenden mit auswärtiger Tätigkeit nahe zu ſtellen iſt, dann aber hätte er nach Gruppe III des TV. entlohnt werden müſſen.„Reichsgerichts⸗ briefe“.(RAG. 211/29.— Urteil des Reichsarbeits⸗ gerichts vom 19 Oktober 1929.) js. Wer iſt Hermann Ehrlich? In Nr. 472 vom 11. Oktober befindet ſich unter obiger Ueberſchrift ein Artikel unſeres Frankfurter Mitarbeiters, in dem es u. a. heißt:„Wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten und Umſtände von zahlreichen Verſicherungen gemacht werden, wenn es ſich darum dreht, einen Schaden von nur einigen hundert Mark zu regulieren“. Dieſer Satz kann, ſo wird uns von der Preſſekommiſſion des Reichsver⸗ bandes der Verſ.⸗Gen.⸗Agenten geſchrieben, von Fachkreiſen nicht unwiderſprochen hingenommen werden, weil er den Tatſachen völlig widerſpricht. Die Verſicherungsgeſellſchaften und deren General⸗ agenten ſowie Regulierungsbeamten ſind ſtets be⸗ ſtrebt, die eingegangenen Verpflichtungen ge⸗ wiſſenhaft und prompt zu erfüllen. Wenn ein zu erſetzender Schaden dem Grunde und der Höhe nach nachgewieſen iſt, ſo iſt jede Beanſtandung aus⸗ geſchloſſen. Jeder Fachmann und auch vielfach die Kundſchaft weiß, daß die Geſellſchaften nicht nur die eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen erfül⸗ len, ſondern darüber hinaus jährlich erhebliche Der 2 Schwiegervater ſei ſofort in drohender Haltung auf ihn zugekommen, er habe ihn hinausgewieſen, was aber keinen anderen Erfolg als eine grobe Antwort hatte. Nonnenmacher haben den Angeklagten dann angefahren:„Was willſt du?“ und ſein Meſſer herausgeholt. Mit dieſem ſei er ſechs Meter zurück⸗ gedrängt worden. Oefters habe Winſchütz geſagtt „Tu das Meſſer weg!“ Als Nonnenmacher dann auf ihn einſtechen wollte, habe er ſeine Piſtole aus der Taſche geholt, einen Schuß abgegeben, der den 68jährigen Mann ſofort niederſtreckte. Nach der Tat entfernte ſich der Angeklagte nach Neckarau, gab ſein 5 Amt als Vorſitzender eines Sängerquartetts auf und ſtellte ſich dann freiwillig der Polizei auf dem Schloß. Zeugen der ganzen Handlung waren die Fran Elſe Feger, geb. Nonnenmacher, ihr Mann und ihr 5 Schwiegervater und ein Mann namens Röckel. Frau Feger läßt ihrer natürlichen Redebegabung freien Lauf. Die Vorſtrafliſte des Angeklagten ergibt eine Anzahl Vorſtrafen wegen ſchweren Diebſtahls, dar⸗ unter iſt die letzte mit zwei Jahren Zuchthaus, die zum Teil auf Bewährungsfriſt bis 1930 erlaſſen waren. Auch einmal iſt W. wegen unbefugten Waf⸗ fentragens beſtraft worden. Der Vertreter der Anklage 1. Staatsanwalt Dr. Bender beantragt wegen vorſätzlichen Totſchlags zwei Jahre Gefängnis. N Der Verteidiger des Angeklagten Rechtsanwalt Dr. Willi Pfeiffenberger plädierte für Frei⸗ ſpruch und ſtützte ſich dabei auf verſchiedene Zeugen⸗ ausſagen. Dieſe ließen keinen Zweifel darüber, daß der Angekagte angegriffen worden ſei. ee — l Summen im Kulanzwege aufwenden, wobei Bi⸗ ligkeits⸗ und Geſchäftsgründe eine Rolle ſpielen. Die Begehrlichkeit des Publikums und der Kundſchaft in Schadensfällen hat von Jahr zu Jahr zugenommen. Nur zu oft will man ein Geſchäft im Schadenfall machen, ganz abgeſehen von den Fällen, in denen in unehrlicher Weiſe verſucht wird, eine Entſchädigung zu erlangen. Daß angeſichts dieſer Tatſachen die Geſellſchaften auf der Hut ſein und jeden Schaden durch zuverläſſige Mitarbeit prüfen laſſen müſſen, liegt auf der Hand. Es iſt nicht nur das Recht, ſondern auch deren Pflicht, unge recht⸗ fertigte Anſprüche abzuweiſen und über triebene auf das richtige Maß zurückzuführen. Dies liegt auch im Intereſſe der Verſicherten, da ſonſt die gegenwärtig von den Geſellſchaften geforderten Prä-; mien zum Nachteil der Verſicherungsnehmer er⸗ höht werden müßten. Der oben angeführte Satz 5 muß daher als durchaus abwegig und ungerecht fertigt zurückgewieſen werden. 5„ * § Die Klage der Freiburger Hausbeſitzer um Er⸗ mäßigung der Gebäudeſonderſteuer abgewieſen. Die Freiburger Hausbeſitzer hatten vor ungefähr d ö Jahren einen Prozeß gegen die Stadt auf Ermäßi⸗ gung der Gebäudeſonderſteuerwerte angeſtrengt, Wie die„Bad. Preſſe“ meldet, hat das Oberlandesgericht Karlsruhe die Klage der Hausbeſitzernabgswirſen Die geforderte Senkung der Gebäudeſonderſteurenrn um 20 v. H. iſt damit hinfällig.„ Theater und Muſtk Webekind-Araufführung in Leipzig 9 8 Aus Leipzig wird uns geſchrieben:. Im Alten Theater kam Frank Wede⸗ kinds Pantomime„Die Kaiſerin von Neu⸗ fundland“ in neuer Bearbeitung zur Urauffüh⸗ rung. Die eigentliche Uraufführung hat freilich be⸗ reits vor mehr als einem Vierteljahrhundert in dem Münchener Kabarett der Elf Scharfrichter ſtatt⸗ gefunden. Aber der Leipziger Oberſpielleiter Erich Schönlank hat etwas ganz Neues aus dem Kabarettſpiel gemacht. Die„Kaiſerin von Neufund⸗ land“ iſt jetzt ein abendfüllendes Stück, das von erſten Schauſpielern dargeſtellt und mit einer Fülle luſtiger Einfälle und Arabesken umwoben wird. Eine charakteriſtiſche, temperamentvolle, witzig Muſik, die Jaap Kool komponiert hat, begleitet die Mimik. Für den großen ſzeniſchen Aufwand, der aufgeboten wird, iſt die Handlung wohl etwas dünn und ſie wird durch allerlei Nebenwerk in die Länge gezogen. Aber es iſt doch ſehr feſſelnd, auch dieſes Werk Wedekinds kennen zu lernen, in dem er wie⸗ der die Beziehungen der Geſchlechter auf ſeine Art zu deuten ſucht. g l Seine junge Kaiſerin iſt keine Lulu, die jedem au⸗ gehört, ſondern ſie wählt ſich einen Einzigen für Leben, nämlich den Stärkſten, den— Schtwver⸗ gewichtsmeiſter Holthoff aus dem Zirkus, Dem be⸗ kommt aber das Wohlleben am Hofe ſchlecht, er wird fett und ſeine Kraft läßt nach. Darüber fällt die Kaiſerin in Tobſucht und ſie wird interniert, wäh⸗ rend Holthoff, der Liebe müde, Geld zuſammenrafft und ſeine frühere, niedere Geſellſchaft aufſucht. In einem Kellerlokal, wo ſich die Weiber um den Reich⸗ gewordenen reißen, findet ihn die Kaiſerin, die von heißer Sehnſucht nach ihm getrieben, aus der Hell, anſtalt entwichen iſt. Aber da Holthoff von ihr nichts mehr wiſſen will und auch keine ſchweren Ge wichte mehr heben kann— erdroſſelt ſie ſich mi einem Schal! 205 Dieſe ganz einfache, durchaus groteske Handlung die ſich ohne Worte, aber getragen von der Muſik abſpielt, wird geſtützt von einer großen Anzahl mehr oder weniger wichtiger Nebenperſonen und Schön⸗ lanks Regie hat aus dem Ganzen ein lockendes Schauſtück gemacht.* Als Kaiſerin gaſtierte die Filmſchauſpiel Eliſabeth Pinajeff, die in der Rolle an reizend war. Den Athleten gab Gerhard R mit ſtarkem Humor. Als Napoleon, der um Kaiſerin wirbt, holte ſich Herbert Freund ei Sondererfolg. 8„„ r ** *„Das unſterbliche Herz“. 97 Prof. Arthur Fllies nach den Romemen Werner Jan ſe ns. 5 5 N und Sitte, ungebändigt in Leidenſchaft und Willen hier geſtaltet. 7 1 5 g Kae, 28 olala 1525 Sage mir, wie Du reiſt, und ich ſage Dir, wie Du biſt. Es gibt feine Nuancen, die Lebensart be⸗ weiſen. Wer zum Beiſpiel zum Lido will oder zur Sonne der oberitalieniſchen Seen, und auf der Durchfahrt durch München drei Tage Aufenthalt mimmt,„infolge Oktoberfeſt“. Oder wer ab Meran oder ab Bozen mit ſeinem Auto folgenden Tags nur 100 Kut. vorwärts kommt, anſtatt die Adria zu Erreichen dem hatten die„Batzenhäufl“ es an⸗ getan, Alſo Oder wer durch Cortina'Anpezzo micht durchkounte, ohne nicht hinaufzuklettern auf eine der rotglühenden Dolomitenſpitzen. Und es gibt Leute lund ich ſpreche von Autlern), die den Flachweg über Kufſtein längs des Inn den ober⸗ bayriſchen Bergſtrecken ab München über Garmiſch der über den Keſſelberg⸗Seefeld⸗Zirler Berg nach Innsbruck vorziehen. Aber es gibt auch ſolche, die ſuchen ſich die ſchwerſten Straßen, um zum Ziel ihrer Reiſeſehnſucht zu gelangen. Und denen iſt der 20prozentige Katſchberg, die zerfahrene, ſteinbeſäte goprozentige Turracher Höhe, der ſteile, kurven⸗ reiche Loibl gerade gut genug. f Ich gehöre zu letzteren. Neuland reizt. Und eine Fart über den Loibl oder die Turracher Höhe t mindſtens ebenſo ſchön, wie ein Sonnentag an er Adria, wie eine Flaſche köſtlicher Pfälzer Weine oder wie ein Ball mit ſchönen Frauen und prickeln⸗ dem Sekt, Zoprozentige Steilkurven.. das prickelt wie Schaumwein, da macht das Schalten Freude, f das 1 am Steuer, da werden Blicke vorwärts, eitwärts in die Tiefen zum großen Er⸗ tale Päſſe, wie den Brenner und den E ing, Die fährt der Qualitätswagen von e im großen Gang. Es gibt Päſſe mit alpiner Pracht, wie den Kleinen St. Bernhard, die Dolo⸗ mitenpäſſe 1 Stilſſer Joch, den Lovcen an 8 ini e den ebe paß im öſtlichen Mütmänien⸗ Auf den Prachtpäſſen hält der Autler, genießt Bergnatur mit Tälern,. Zacken, Gipfeln,— 7 5 es 5 59551 und Touriſtik laſſen ſich einen, Sportsmann iſt Touriſtik erſt dann wenn er ſie ſportverbrämt hat. Doch ich ſpeben beendigter Fahrt zur Adria u 0 er geschick ge⸗ der Kurvenzentimeter ausgenutzt wird, d die nie durch ein paar Flachmeter Steilſtrecken ſind es ja gerade, die ntereſſant und für Kraftfahrer bee ichen. Die 27prozentige Steilſtrecke kings in Ehren. hier aber ein paar g özwiſchen 16 und 27 v. H. den Wagen ud zweiten Gang durch die Spitzkehren as iſt Sport, Motorkraft, Motorleiſtung! kelſtarke und große Wagen haben 1 Adria oder pon der Adria heimwärts wol⸗ der die im ſchönſten der ſüdöſtlichen Alpen⸗ Bled(früher Veldes) am Veldes⸗See Tage vonne und Waſſer verbringen wollen, bl⸗Paß Empfohlen. Kleinwagenbeſtitzer 0 Um ſie wurde in den eſprechungen der letzten Internatio⸗ ö hrt geſtritten. die Italiener fanden die Straße zu ſchlecht. auf italieniſches hin wurde die Fahrt über die Turracher ſrſchen. Nun zwar nicht in 46 Km. ſchſchutt, aber ohne übermäßig heiß zu werden, öſtve ändlich ohne Kochen des Kühlers und ohne des Motors, ohne Gefahr für Wagen und in ich in den erſten Oktobertagen mit 3 Elter Mercedes⸗Benz nach 82 000 Km. tung glatt über die Turracher Höhe ge⸗ Gewiß die Straße iſt beſonders auf Dh miſerabel. Die Reifen werden ö was mein ſchon ſportbetagter it ſchon über 10 000 Km. gequälten eder Qualitätswagen ſollte und ins Auto⸗Neuland! Da fand, juſt ich am Adriaſtrand ſonnte, ab Abbazia en auf den Monte Maggiore ſtatt. eutſcher Da W⸗Wagen war unter Und verwichſte ſelbſt die doppelt ſo nach Strich und Faden. Tags dar⸗ Rennſtrecke ab. Ab Adria⸗⸗Ufer ſtil! Man muß dieſen Monte em ne Iſtriens kommend ſis ein Paß, der Motorkraft d der ob ſeiner Steilheit, Kur⸗ Höhe den Sportsmann erfreut. Der 1930 Kleinwagen und Motorräder zur Der E will uderfahrt nach Europas Südoſten ſchicken. Monte Maggiore ſollten nicht fehlen! N ie Karſtſtraßen unerhört ſtaubig. un einſt öſterreichiſchen Iſtrien haben och nichts Nennenswertes für Stra⸗ Welch Unterſchied, wenn man „Straßen bei Poſtumia, ugoflawiſchen Boden er⸗ e pflegte Straßen, ich Schönts gand und unbekannte Päßſe Herbftfahrt gen Süden Von Siegfried Doerſchlag öſterreichiſchen Loiblpaß⸗Grenze, wiſcher Seite, ſechsſprachig die Mahnung: letzte Waſſerpumpe! Für deutſche Qualitätswagen iſt dieſe Mahnung nicht nötig. Sie werden ohne ko⸗ chende Kühler die Paßhöhe erreichen. Nach Crikveniza, dem aufſtrebenden jugoflavi⸗ ſchen Aödriabad, führt ab Fiume⸗Suſak eine gute und eine verheerend ſchlechte Straße. Empfohlen wird ſonderbarerweiſe die ſchlechte. Weshalb geraten ſet: auf der guten, am Meeresrande bleiben. Bled, das einſtige Veldes, iſt ein Ereignis! Man erwartet hier in Neu⸗Jugoſlavien kein ſolch' Welt⸗ bad in wonniger, ſonniger Bergpracht. Im Toplice⸗ Hotel ein großes, ſchönes Thermalſchwimmbad, von Eiſenkarbonatquellen geſpeiſt. Und außerdem Strandleben mit Liegeſtühlen und Sport und Spiel. Hier trifft ſich Jugoflaviens Geſellſchaft. Deutſche 0 waren auch im Herbſt noch zahlreich zur Stelle. Bei der Querfahrt durch Oeſterreich fand ich Ortstafeln„Kraftfahrzeuge 6 Klm“. Bei gerader, breiter Durchfahrt. Wollen heute, im Zeitalter des Autos, weltfremde Ortsſchulzen die Kraftfahrer nar⸗ Komm Man pflegt zu ſagen:„Der Menſch iſt ein Ge⸗ wohnheitstier“ und meint damit, daß uns ſelbſt die widerſinnigſten Dinge, wenn wir uns erſt einmal an ſie gewöhnt haben, als etwas abſolut Selbſtverſtänd⸗ liches erſcheinen. Auch die Technik macht in dieſer Beziehung keine Ausnahme. Der beſte Beweis da⸗ für iſt der beim Kraftwagen heutiger Bauart allge⸗ mein übliche Hinterrad⸗Antrieb, der, obwohl er in lonſtruktiver wie in fahrtechniſcher Hinſicht alles an⸗ dere als vollkommen iſt, dennoch nach wie vor als „einzig mögliche“ Antriebsart gilt. Betrachten wir den noch auf jugofſla⸗ Hinterradantrieb zunächſt von der fahrtechniſchen Seite aus. Es iſt eine ſeit langem bekannte Erfahrungstatſache, daß ſich ein gezogenes Fahrzeug leichter und ſicherer ſteuern läßt, beſſer auf der Straße und in Kurven liegt, überhaupt beſſere Fahreigenſchaften aufweiſt, als ein geſchobenes. Kein Menſch würde auf den Ge⸗ danken kommen, etwa einen Wagen durch ein da⸗ hinter geſpanntes Pferd ſchieben, ſtatt ziehen zu laſſen. Ebenſo iſt bei Eiſenbahnzügen die Loko⸗ motive ſtets an der Sitze und nicht am Ende des Zuges zu finden; die Mehrzahl der modernen Flug⸗ zeuge beſitzt Zugpropeller uſw. uſw. Demgegenüber wird der heutige Kraftwagen wäh⸗ rend der Fahrt vom Motor nicht gezogen, ſondern geſchoben. Damit nicht genug, ordnet man kreibende und getriebene Teile(Motor bezw. Hinterachſe) auch noch an den beiden eutgegengeſetzten Enden des Fahrgeſtells au. Zur Verbindung dient eine mehrere Meter lange Welle, die ſog. Kardanwelle, die nicht durch Reibung in Lagern und Gelenken unnütz Energie verzehrt, die ſomit für den Vortrieb des Wagens rerloren geht, ſondern auch durch ihr Ge⸗ wicht die unabgeſeberten Maſſen vergrößert und da⸗ durch die Fa zreigenſchaften weiter verſchlechtert. Alles in allem darf man getroſt behaupten, daß der angeblich— ſo vollkommene moderne Kraftwagen, was die Durchbildung ſeines Antriebs betrifft, ein Unikum inbezug auf Kompliziertheit und Unzweck⸗ mäßigkeit darſtellt. Es muß zugegeben werden, daß ſich die Auto⸗ mobilfabriken in früheren Jahren bezüglich des Antriebs in einer gewiſſen Zwangslage befunden haben. Zwar war man ſich der Ueberlegenheit des Vorderradantriebs, wie zahlreiche damit angeſtellte Verſuche beweiſen, wohl bewußt, vermochte ihn aber trotz aller Mühe mit den damaligen Mitteln der Technik konſtruktiv nicht ſo durchzubilden, daß die zur Lenkung des Wagens erforderliche, freie Beweg⸗ lichkeit der Vorderräder unbeeinträchtigt blieb. Alſo blieb nichts anderes übrig, als zu dem fahrtechniſch zwar ungünſtigeren, konſtruktiv jedoch weit einfache⸗ ren Hinterradantrieb zu greifen. In der Folgezeit hat man das Antriebsproblem vereinzelt dadurch zu löſen verſucht— daß man den Hinterradantrieb zwar beibehielt, aber den Motor von ſeinem„traditionellen“ Platz im Vorderteil des Wagens wegnahm und ihn ſtatt deſſen hinten im Heck einbaute. Man ſparte auf dieſe Weiſe die lange, ſchwere und teuere e und erreichte gleich⸗ zeitig eine erheblich beſſere Abfederung der Wagen⸗ inſaſſen, da die Fondſitze nicht mehr, wie bisher, über ſondern zwiſchen den Achſen lagen. Das bekannteſte Beiſpiel für einen Wagen dieſer Art dürfte das Rumplerſche„Tropfen⸗Auto“ ſein, das bei ſeinem Erſcheinen vor einigen Jahren beträchtliches Aufſehen erregte, inzwiſchen jedoch wieder von der Bildfläche verſchwunden iſt. Behauptet hat ſich die Bauart dagegen bei ausgeſprochenen Kleinwagen, wie z. B. beim deutſchen„Hanomag“ und beim eng⸗ liſchen„Waterley“. Alles in allem ſcheint es, als ob die durch die Zurück⸗ verlegung des Motors erreichten Vorteile durch die auf der anderen Seite damit verbundenen Nachteile mehr als aufgewogen werden! So iſt es z. B. gar⸗ nicht einfach, einem hinter liegenden Motor die nötige Menge Kühlluft zuzuführen, wodurch bei heißer Witterung leicht Ueberhitzungsgefahr entſteht. Ein weiterer Nachteil dieſer Bauart beſteht darin, daß die Inſaſſen bei einem ev. Zuſammenſtoß ſofort die volle Wucht des Anpralls zu ſpüren bekommen, während ſie bei einem Normalwagen durch den vorn⸗ liegenden Motor und Kühler wirkſam geſchützt ſind. Man iſt deshalb in neuerer Zeit von. verlegung des Motors wieder abgekommen hat ſtatt deſſen dem e b N wagen wirtſchaftlicher iſt. ren, oder ſollen Richter in närriſchem Poſſenſpiel mitwirken? Selbſt dicht vor Wien ſolche Farce! Wegemarkierung? Man freut ſich, wenn man wieder im Vaterland iſt und die ſichtigen Weg⸗ weiſer und die Ortsnamenbezeichnung der Con⸗ tinental und die warnenden„Blauen Hände“ der Agrippina ſieht. Das iſt deutſche Straßenorganiſa⸗ tion! In Oeſterreich und in der Tſchechoflovakei da⸗ gegen ſind vielfach, ja, zumeiſt nur die Ortsnamen der nächſten kleinen Neſter zu leſen. Wen intereſſie⸗ ren die heute noch? Und dann dieſe unſinnigen, nichtsnutzigen Wellen(3. B. auf der Strecke Wien Iglau Prag)! Straßenbauer vergangener Zeiten hatten ſie zur Waſſerableitung geſchaffen. Heute ſind dieſe Abſchläge gemeingefährlich. Einſt galten Antler als reiche Leute und erhielten Hotelrechnungen der PS⸗Zahl entſprechend. Die Zeiten ſind vorbei. Oder nicht...: Das Briſtol⸗ Hotel in Wien berechnet Einbettzimmer ohne flie⸗ ßendes Waſſer mit 14 Mark. Chauffeurzimmer mit 9 Mark(15 Schilling), ohne Frühſtück und ohne Trinkgeldablöſung notabene. Warum ſollte man Tatſachen verſchweigen? Prag iſt eine herrliche Stadt. Iſt größer, ſchöner, weltſtädtiſcher geworden im letzten Jahrzehnt. Nur das Herauskommen aus Prag— das bereitet dem Kraftfahrer unerhörte Schwierigkeiten. Eine Reiſe aber ohne Schwerniſſe, ohne geſperrte Strecken, ohne mittelalterliche Verordnungen,— wäre die nicht fad? Man reiſt ja, um zu erleben. Alſo nehme man Briſtolpreiſe, wie Bergſtraßenpracht, Alpen⸗ reiſe, Wegſtrecken von Natur und Kultur! l der Vordtrrad⸗ Antriebe ſamkeit zugewandt, zumal auch die Technik inzwi⸗ ſchen ſoweit vorgeſchritten iſt, daß die eingangs er⸗ wähnten Konſtruktionsſchwierigkeiten heute nicht mehr als unüberwindlich angeſehen werden können. Den Anfang machten, wie ſo oft, die Amerikaner, und zwar wandten ſie dem Vorderradantrieb be⸗ zeichnenderweiſe vornehmlich für Rennwagen an, bei denen die Erzielung beſtmöglicher Fahreigenſchaften beſonders wichtig iſt. Es zeigte ſich in der Tat, daß dieſe Wagen den Konkurrenzfabrikaten mit Hinter⸗ rdantrieb hinſichtlich der Fahreigenſchaften bei weitem überlegen waren und ihnen auch inbezug auf Betriebsſicherheit uſw. keineswegs nachſtanden. Damit war der Bann gebrochen. Angeregt durch die amerikaniſchen Erfolge, erſchienen auch in den europäiſchen Ländern raſch hintereinander eine An⸗ zahl Vorderradantriebswagen auf dem Markt. Teil⸗ weiſe handelte es ſich abermals um Rennwagen, doch waren auch einige ausgeſprochene Gebrauchsfahr⸗ zeuge mittlerer Stärke und Preislage darunter. Manche von ihnen ſind inzwiſchen wieder von der Bildfläche verſe unden, andere dagegen haben ſich behauptet und werden heute bereits ſerienmäß ig ge⸗ liefert, wie z. B. in Frankreich, das in punkto Vor⸗ derradantrieb überhaupt z. Zt. an der Spitze aller Länder marſchieren dürfte. Erſt vor kurzem haben die franzöſiſchen Vorderradantriebswagen einen überzeugenden Beweis ihrer Leiſtungsfähigkeit und Betriebsſicherheit gegeben, als in einem 24⸗Stunden⸗ Rennen in der Nähe von Le Mans zwei„Tracta“⸗ Wagen mit Vorderradantrieb als einzige von ſämt⸗ lichen geſtarteten franzöſiſchen Wagen das Ziel paſſterten, nachdem ſie in der angegebenen Zeit mehr als 2000 Kilometer zurückgelegt hatten. Immerhin: Von einem allgemeinen Sieg des Vorderradantriebs kann augenblicklich noch keine Rede ſein. Die Gründe dafür ſind teils wirtſchaft⸗ licher, teils pſychologiſcher Art. Einerſeits iſt die mit der übermächtigen amerikaniſchen Konkurrenz ſchwer um ihre Exiſtenz ringende europäiſche Auto⸗ VVk s. größtenteils einfach nicht in der Lage, ſich auf koſtſpielige und im Erfolg durchaus nicht ſichere Experimente mit Vorderradantriebs⸗ wagen einzulaſſen, und zum anderen fürchtet man den Widerſtand des Käuferpublikums, das ſich an den Hinterradantrieb im Lauf einer jahrzehntelangen Entwicklung nun einmal gewöhnt hat und jeder radikalen Neuerung erfahrungsgemäß mit einem tiefen Mißtrauen gegenüberſteht. Es fragt ſich jedoch, ob dieſe Hemmniſſe ſtark ge⸗ nug ſein werden, um das Vordringen des Vorder⸗ radantriebs auf die Dauer aufhalten zu können. Das Gute bricht ſich ſchließlich immer Bahn, und darüber, daß der Vorderradantrieb dem Hinterrad⸗ antrieb in jeder Hinſicht weitaus überlegen iſt, kann, wie geſagt, kein Zweifel beſtehen. Speziell für den Kleinwagenbau würde der Uebergang zum Vorder⸗ radantrieb aller Wahrſcheinlichkeit nach von außer⸗ ordentlicher Bedeutung ſein, denn bekanntlich iſt ge⸗ rade beim Kleinwagen die Erzielung einwandfreier Fahreigenſchaften ein ſehr ſchwieriges und noch lange nicht reſtlos befriedigend gelöſtes Problem. Viel⸗ leicht führt der Vorderradantrieb hier endlich zum gewünſchten Erfolg. Ein weiteres ausſichtsreiches Anwendungsgebiet eröffnet ſich dem Vorderradantrieb im Omnibusbau. Abgeſehen von der natürlich auch hier hochwillkom⸗ menen Verbeſſerung der Fahreigenſchaften, gibt der Vorderradantrieb dem Omnibus⸗Konſtrukteur die Möglichkeit, infolge des Fortfalls der Kardanwelle den Fußboden der Karoſſerie bis dicht über die Straßenoberfläche herunter zu ziehen. Dadurch wird nicht nur das Ein⸗ und Ausſteigen der Fahrgäſte ungemein beſchleunigt und erleichtert, ſondern auch der Schwerpunkt des ganzen Fahrzeuges ſo tief ge⸗ legt, daß eine Kippgefahr ſelbſt bei hochgebauten, zwei⸗ bis dreiſtöckigen Großſtadt⸗Omnibuſſen als ausgeſchloſſen gelten kann. Vonſeiten der Allgemei⸗ nen Berliner Omnibus⸗Geſellſchaft(Aboag⸗ iſt im wergangenen Jahr verſuchsweiſe ein Omnibus mit Vorderradantrieb in Verkehr genommen worden, der ſich im Verlauf einer mehrmonatigen Betriebs⸗ zeit ſo gut bewährt hat, daß man ernſthaft mit dem Gedanken umgeht, eine größere Zahl Wagen dieſes Typs nachzubeſtellen. Zuſammenfaſſend läßt ſich konſtatieren, daß der Vorderradantrieb überall in der Welt langſam aber ſicher Boden gewinnt. Es dürfte z. Zt. kaum eine große Automobil⸗Fabrik geben, die ſich nicht in der Stille eifrig mit der Konſtruktion und Erprobung von Vorderradantriebswagen beſchäftigte. Vielleicht iſt alſo die Zeit nicht mehr fern, wo der Vorderrad⸗ antrieb zu einer ebenſolchen Selbſtverſtändlichkeit im Automobilbau geworden iſt, wie es heute bei⸗ ſpielsweiſe Ballonreifen und elektriſcher Anlaſſer ſind. Wenk. Das eurspäiſche Tankſtellennetz Eine Aufſtellung, die von einer bekannten Kor⸗ reſpondenz verbreitet wird, gibt Kenntnis von der Anzahl der Zapfſtellen, die die hauptſächlichſten euro⸗ päiſchen Länder zur Zeit beſitzen. Die Anzahl der Zapfſtellen iſt allerdings nur zur Zahl der Kraft⸗ wagen ins Verhältnis geſetzt, alſo ohne Beziehung zum Straßennetz. Es e ſich daraus, das Däne⸗ mark das dichteſte Zapfſtellennetz ba, während Deutſchland an vierter Stelle rangiert. Land Zapfſteſſen Kraftfahr⸗ 1 Zapfſtelle au 8 3 zeuge je Kraftfahrzeug Däuemark.700 106 000 18,4 Frgnöreich 50 000 1107 600 22571 Schweiz 8 80 86 000 22,9 Deutſchland 40 0⁰⁰ 933 212 28,3 Holland 4842 102 965 28,7 England 70 0⁰⁰ 1866 213 27,86 Kraftverkehr mit Polizelzopf Sinnloſe Klaſſeneinteilung— Führerſchein⸗Reform— Zweitſchriften— Strafmitteilungen Ein neuer Erlaß des Herrn preußiſchen Miniſters des Innern, der ſich mit dem Erlaß von Polizeiver⸗ ordnungen befaßt und Vereinfachungen und Beſchrän⸗ kungen inſtrebt, ſpricht davon, daß ein nicht geringer Teil beſtehender Polizeiverordnungen Vorſchriften enhält, die auf eine ausgeſprochen„polizeiſtaatliche Grundeinſtellung, zurückzuführen ſind und eine„Be⸗ vormundung der Bevölkerung“ darſtellen. Ein offe⸗ nes Wort von berufener Seite! Wenn auch aner⸗ kannt werden muß, daß die Gefahr, die ein wenig gewiſſenhaften Kraftfahrer für die Allgemeinheit be⸗ deutet beſonders ſtrenge Beſtimmungen für den Ver⸗ kehr erfordert, ſo bedürfen doch manche Vorſchriften dringend der Vereinfachung. Welchen Sinn hat bei dem heutigen Stand der Technik noch die vielerörterte Frage der Klaſſen⸗ einteilung der Kraftfahrzeuge? Die Technik hat die weſenklichen Unterſchtedsmerkmale völlig verwiſcht und ſchnellſte Rennwagen gehören zur Klaſſe Za, within darf ſie auch der Einäugige fahren. Erſcheint es nicht unſinnig, daß ein Ange⸗ ſtellter, der jahrelang den Goliath⸗Dreiradwagen ſeiner Firma gefahren hat, jetzt, da die Firma einen kleinen Aufbau hat anbringen laſſen, wodurch das Gewicht über 350 kg geht, um denſelben Wagen wei⸗ ter fahren zu dürfen, einer neuen Ausbildung, Prü⸗ fung und Erweiterung des Führerſcheins bedarf? Man ſieht, auch hier ſind die Klaſſenunterſcheidungs⸗ merkmale flüſſig geworden. Die Betroffenen, meiſt kleine Angeſtellte mit geringem Lohn, müſſen ſich die hierfür erforderlichen Koſten vom Mund abſpa⸗ ren. Die meiſten Länder beſitzen die Dreiteilung 1. Kraftrad(mit oder ohne Beiwagen), 2. Kraft⸗ wagen(Perſonen⸗ oder Lieferwagen), 3. Großkraft⸗ fahrzeuge(Omnibus und ſchwere Laſtzüge). Kraft⸗ dreiräder wären wohl zweckmäßig ohne Gewichts⸗ beſchränkung der erſteren Gruppe zuzurechnen, da auch Krafträder keiner Gewichtsbeſchränkung unter⸗ liegen und nicht anzunehmen iſt, daß die Induſtrie weſentlich ſchwerere Dreiräder in den, Verkehr brin⸗ 5 gen wird, weil in dieſem Fall ein kleiner Kr Nun zum Führerſchein. Es ſei nicht von 5ſt. 5 5 Rede 0 wird in ab. i ſehbarer Zeit doch noch nicht zu erreichen ſein. Bet der Erteilung ſollten jedenfalls nur Verkehrsrück⸗ ſichten maßgebend ſein. Ob ein Chauffeur oder der, der dieſen Beruf ergreifen will, wegen Urkunden⸗ fälſchung oder Betrugs beſtraft iſt, hat doch nichts mit der Fähigkeit des ſicheren Wagenlenkers zu tun. Eine unnütze Erſchwerung bei der Er⸗ langung von Zweitſchriften uſw ſtellt je⸗ denfalls die Vorſchrift der Prüfungsanweiſung dar, wonach vor Erweiterung einer Fahrerlaubnis oder Ausſtellung einer zweiten Ausfertegung eines Füh⸗ rerſcheins die Behörde durch Anfrage bei der Sam⸗ melſtelle in Berlin ſeſtzuſtellen hat, was etwa Nach⸗ teiliges über den Antragſteller dort bekannt iſt. Ein Beiſpiel: Dein Führerſchein iſt ſchlecht geworden, du brauchſt einen neuen, legſt deinen alten vor. Nie⸗ mand zweifelt an deſſen Gültigkeit. Nun du aber einen neuen willſt, müſſen erſt einige Bogen ver⸗ ſchrieben, andere Behörden befragt werden uſw. und ſchließlich bezahlſt du für das einfache Duplikat ſieben Mark. Iſt das alles notwendig? a In dieſem Zuſammenhang noch einiges über Straf mitteilungen. Es ſind nicht nur ſämt⸗ liche regiſterpflichtigen Strafen eines Führerſchein⸗ inhabers gegen die Verkehrsvorſchriften der Stelle, die den Führerſchein erteilt hat, mitzuteilen, wenn die Strafen zur Entziehung der Fahrerlaubnis An⸗ laß zu geben geeignet erſcheinen. Nach Auslegung der maßgebenden Stellen 5 5 hierunter ſämliche kleinere Uebertretungsſtrafen, welchen im Wieder⸗ holungsfalle die vorgenannte Bedeutung zukommt. Die Auswirkung dieſer Beſtimmung, die außer Preußen auch in den anderen Ländern zur Anwen⸗ dung kommt, auf den behördlichen Schriftverkehr iſt ungeheuer. Man überlege, welch koloſſalen Auf⸗ wand an Zeit, Geld und Arbeitskraft dieſes dop⸗ pelte Herausſchreiben und Verſenden der kleinen, meiſt bedeutungsloſen Strafmitteilungen und deren 5 bei 5 übe ne den bedeu⸗ vor⸗ 1 5 * * 4 . Mittwoch, den 28. Oktober 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 11. Seite. Nr. 492 Troß der großen Fortſchritte der Naturwiſſen⸗ ſchaften in den letzten Jahrzehnten gewinnt es doch den Anſchein, als behalte Haller mit ſeinem be⸗ kannten Worte:„Ins Innere der Natur dringt kein erſchaff'ner Geiſt“ Goethe gegenüber recht. Denn es gibt zwiſchen ſcheinbar ganz entlegenen Dingen Beziehungen, die wenigſtens bisher dem Scharfſinn der Gelehrten trotzen. Im Nachſtehenden wollen wir einige dleſer rätſelhaften Zuſammenhänge heraus⸗ greifen. Die beutſchoſtafrikaniſche Schutztruppe hat nach ieſewetter(Die Geheimwiſſenſchaften) die Be⸗ obachtung gemacht, daß der Wallababaum, ein ſehr harzreiches Gewächs, einige Tage vor Neumond ge⸗ fällt, ein ſehr dauerhaftes Brennholz liefert. In dieſem Zeitpunkte geſpalten, teilt ſich das Holz in ganz unebene, gezackte Stücke. Fällt man ihn aber zur Zeit des Vollmondes, ſo läßt er ſich in ſchöne, glatte Bretter ſchneiden, auch zu Faßdauben ſpalten; werden die Stämme aber in dieſem Zeitpunkte zu Bauholz verwendet, dann beſitzen ſie gar keine Dauerhaftigkeit. Die Erfahrung unſerer Gärtner lehrt, daß gewiſſe Pflanzen, bei zunehmendem Monde geſät, ins Kraut ſchteßen, bei abnehmendem Monde aber kräftige Wur⸗ zeln treiben, Bambus, während des Neumondes ge⸗ ſchnitten, ſoll zehn bis zwölf Jahre haltbar ſein, bei Vollmond gefällt, höchſtens drei Jahre. Führen wir die Urſache dieſer Erſcheinungen auf den Mond zurück, ſo wird das vielleicht der Wahr⸗ heit nahe kommen. Er iſt auch jedensfalls das trei⸗ bende Moment bei der Fliesſchen Periodenlehre, wie man längſt weiß, daß er Ebbe und Flut, Spring⸗ fluten, möglicherweiſe auch Fieberperioden und die Entwicklung des Embryos beeinflußt oder verurſacht. Nun beſteht allerdings ein weſentlicher Unter⸗ ſchted zwiſchen der Einwirkung auf das Meerwaſſer, der jedenfalls die Gravitation zugrunde liegt, und der Beeinfluſſung der molekularen Kohäſton beim Wallababaume, der ſchnellen Zerſetzung des Fleiſches im Vollmondlicht, wie dem angeblichen Stumpf⸗ werden eines Raſtermeſſers, das ihm ausgeſetzt wird. Aber wir wollen hier nicht näher darauf eingehen, da wir noch viel größere Rätſel, bei denen wir mit einem kosmiſchen Erklärungsverſuche nicht aus⸗ kommen, zu böſen haben. 8 Der Zug unſerer Vögel gen Süden, über unge⸗ heure Land⸗ und Meerſtrecken— verbringt doch z. B. unſer Storch den Winter in Südafrika— hat den Naturforſchern ſchon viel Kopfzerbrechen verurſacht. Man ſtellte allerlei z. B. recht geiſtreiche Hypotheſen auf, die aber näherer Prüfung nicht ſtand hielten. Manche Schwierigkeit wäre ſicher zu überwinden, wenn die Tiere bei Tag zögen; aber das tun ſie in der Regel nicht. Sie haben alſo keinesfalls die uns bekannten Orientierungmittel. Noch weit kompli⸗ zitierter wird der Fall dadurch, daß nicht etwa die Alten voranfliegen, ſondern die Jungen. Die Alten folgen meiſt erſt in einem Abſtand von mehreren Tagen. Die Jugend iſt alſo völlig ſich ſelbſt über⸗ laſſen. Und das auf Strecken über das Meer, zu deren Zurücklegung unſere Schnelldampfer Tage brauchen. Und die Schwalbe findet ihr Neſt wieder, wiewohl ſie doch den Weg in umgekehrter Richtung nur ein einziges Mal, zurückgelegt hat. Wir ſtehen hier vor einem ſehr großen Rätſel, das auf dem Boden der materialiſtiſchen Naturbetrachtung nicht lösbar iſt. — Wir ſehen hier ganz vom Verſtändigungsmittel 1 ab. Wie kommt es denn, daß die Schwalben, wenn ſie im Herbſt ihre Flugübungen machen, Schwen⸗ kungen von einer Schärfe und Geſch loſſenheit wie die beſtexerzierte Kavallerie⸗Eskadron ausführen? Wer gibt den voranfliegenden Vögeln das Zeichen zur Ablöſung, das ihnen erlaubt, ſich zur Erholung vom ermüdeten Luftwiderſtand an der Spitze hinten auszuruhen? Wer führt das Kommando über die Heringsſchwärme? i Ochſenius hat ſeinerzeit darauf hingewieſen, daß unſer Alleebaum, die aus dem Orient ſtammende Pappel, überall bet uns kränkelt und von der Spitze her abzuſterben beginnt. Und zwar tut ſie das gleich⸗ mäßig in ganz Deutſchland, umabhängig von dem ſehr verſchiedenen Boden, auf dem ſte ſteht, von Inſekten⸗ fraß und anderen Faktoren. Der Gelehrte führt dies auf die Tatſache zurück, daß alle unſere Pappeln . G Geheimnisvolle Veziehungen Von Dr. Max Kemmerich männlichen Geſchlechtes ſind und aus Stecklingen gezogen. Sie ſtammen alle direkt oder indirekt von ein und demſelben Exemplar ab, das vor etwa einem Jahrhundert aus dem Orient importiert und in den Park von Wörlitz verpflanzt wurde. Ochſenius meint, daß gleichzeitig mit der Stammpflanze auch alle Schößlinge, die ja nicht ihre Kinder, ſondern nur Teile von ihr ſind, greiſenhaft würden. Als zweites Beiſpiel für dieſe überindivibuelle Perſönlichkeit führt er die La France⸗Roſe an. Ste ſtirbt überall trotz ſorgfältiger Pflege ab und wird daher ſehr bald der Vergangenheit angehören. Auch ſie ſtammt nicht aus Samen, ſondern von Pfropf reiſern ab, mit denen man Wildlinge veredelt. So bilden alle La France⸗Roſen der Erde einen ein⸗ zigen ideellen rieſigen Roſenbuſch, wie alle Pappeln einen einzigen Baum— für die Blutbuche gilt das⸗ ſelbe— alle altern und ſterben mit dem Ahn. Welche Ausdehnung des Individuums! Wer denkt nicht an Platons Ideenlehre, an die„Realiſten“ unter den Scholaſtikern, die behaupteten, daß die Allgemein⸗ begriffe(„Univerſalia“) keineswegs nur Namen für viele oder alle Exemplare ſind, ſondern unabhängig von der Erſcheinungform ſelbſtändige Realität be⸗ ſitzen. Hier ſind wir mitten in den tiefſten Problemen der Philoſophie. Weiſen wir noch darauf hin, daß Hans Drieſch aus zwei Seeigeleiern einen einzigen Seeigel, durch Teilung eines Seeigeleies aber zwei vollſtändige Seeigel, jedoch von halber Größe er⸗ Das Schick fal eines Mit achtzig Jahren In der däniſchen„Statstidende“ fanden aufmerk⸗ ſame Leſer in den letzten Tagen folgende Bekannt⸗ machung, die durch ihre originelle Art geeignet war, Aufmerkſamkeit zu erregen:„In Uebereinſtimmung mit dem Geſetz über Schriftſteller⸗ und Künſtler⸗ rechte, 22, Abſatz 2, gibt Unterzeichneter hierdurch bekannt, daß er der Verfaſſer folgender anonym er⸗ ſchienener Komödien iſt:„Auf dem Kaſtellwall“, „Der Kammerjunker“,„Nach dem Karneval“,„Ver⸗ wickelungen“,„Im Penſionat“,„Gewitterluft“ und „Ein Alleinmädchen wird geſucht“. Kopenhagen, Matthäusgade 16, den 22. Auguſt 1929. Johan Mar⸗ tin Kok, cand. polit.“ Nach einer Auskunft, die der Geſchäftsführer der däniſchen dramatiſchen Vereinigung an eine Kopen⸗ hagener Tageszeitung erteilte, iſt es durchaus unge⸗ wöhnlich, daß ein anonymer Dichter in dieſer Form auf den öffentlichen Plan tritt, aber das däniſche Geſetz ſchreibt dieſe Form vor. Seit Jahren ſchon ſuchte man nach dem Verfaſſer der oben angegebenen Theaterſtücke, aber man konnte ihn nicht ausfindig machen. Mit einem Schlage iſt nun, wie das„N. W..“ ſchreibt, der jetzt 79 Jahre alte Dichter zu einem überall bekannten Mann geworden, um den ſich das Intereſſe der literariſchen Welt und der Bühnenkreiſe dreht. Gewöhnlich iſt es ja ſo, daß ein Schriftſteller in ſeinem notariell beglaubtigten Teſta⸗ ment diejenigen Theaterſtücke oder Romane uſw. aufzählt, die er anonym herausgegeben hat. Auf dieſe Weiſe erhalten ſeine Erben Einnahmen aus den betreffenden Werken bis 50 Jahre nach dem Tode des Verfaſſers. Die genannten Stücke, insbeſondere der komiſche Einakter„Auf dem Kaſtellwall“, ſind ſchon hundertemal in Dänemark geſpielt worden, und weitere hundertemal von Liebhaberbühnen. Nach einer Verfügung des Juſtizminiſters aus dem Jahre 1915 müſſen auch private Theatervereine Lizenz bezahlen an den jeweils in Frage kommen⸗ den Verfaſſer und auf dieſe Art hat die däniſche dramatiſche Vereinigung in den erſten 10 Jahren allein von Dilettantenveranſtaltungen rund 150 000 Kronen eingenommen. Per Werk wird eine Lizenz von 10 bis 30 Kronen in der Regel bezahlt. Der alte Dichter lebt in äußerſt bedrängter wirtſchaftlicher Lage in einer kleinen, beſchei⸗ denen Wohnung. Er iſt recht gebrechlich, macht aber in ſeinem ganzen Auftreten den Eindruck eines gebildeten Mannes, der viel von der Welt geſehen hat. Das Haar iſt gielte, ſo wird das ſcheinbar ſo einfache Problem des Indtviduums— das für die meiſten gar kein Prob⸗ lem iſt— zu einer ganz ungeheuer ſchwierigen Auf⸗ gabe. Der Hinweis möge hier genügen mit dem Zuſatz, daß man zwiſchen Perſonen, Individuum, ſingulär und dem Selbſt unterſcheiden kann, was die Geheim⸗ wiſſenſchaften ſchon ſehr lange tun, wodurch ſich zwar manches, aber, wie mir ſcheint, nicht alles auf⸗ und erklären läßt. Friedrich Frh. von Stromer, Reichenbach, hat feſtgeſtellt, daß die Geſchichte nach ganz beſtimm⸗ ten Zahlengeſetzen verläuft. So folgt etwa die Eng⸗ lands der Roms in einer Unzahl von hiſtoriſchen Ereigniſſen ganz genau nach 1800 Jahren, oder die engliſche Geſchichte geht der deutſchen um 230 voraus. Warum? Stromer verzichtet auf eine Beantwortung dieſer Frage und ſagt nicht„weil“, ſondern„wenn“ die Ereigniſſe A. und B. einen gemeinſamen Be⸗ ſtandteil haben, wiederholt ſich dieſer im folgenden Völkerkreiſe nach etwa 150 Jahren. Iſt dieſe zeitliche Abfolge der Geſchichte in den Mutterländern ſchon geheimnisvoll genug, ſo wird ſie es noch weit mehr durch folgende Tatſache: Ein vom Mutterlande getrenntes Volk, etwa die Spanier in Südamerika, die Angelſachſen in Nordamerika, ſteht unter ganz genau denſelben Geſetzen, wie das Stammvolk in der Heimat. Es iſt ein ſchlagendes Analogon zum Roſenſtrauch oder zur Alleepappel. Auch hier ſind geheimnisvolle, myſtiſche Zuſammen⸗ hänge zwiſchen dem Volksſtamm und ſeinen Ablegern, die nur angedeutet werden können. In meinem„Weltbild des Myſtikers“(Stein Ver⸗ lag, Wien) gehe ich auf dieſe geheimnisvollen Be⸗ ziehungen näher ein und verſuche einige zu deuten. imonpmen Dichters plötzlich berühmt grau, und wenn der alte Dichter, der nun urplötzlich zur Berühmtheit gekommen iſt, von ſeinem ſchweren Schickſal erzählt, ſenkt er traurig das Haupt. Es war ſchon in Jugendjahren ſtets ſeine Manie, nur anonym zu ſchreiben, und nur ſo iſt es zu erklären, daß zum Beiſpiel die Komödie„Auf dem Kaſtell⸗ wall“ ſeit 1887 in ganz Dänemark ununterbrochen auf den Spielplänen iſt, ohne daß der Dichter bisher auch nur einen Pfennig Tantieme erhielt. Eine Zeitlang— vier Jahre— wohnte Kok in München, wo er mit einer Reihe vor dem Kriege ſehr bekann⸗ ter deutſcher Künſtler, Schriftſteller, Maler und Muſiker bekannt wurde, und der alte Mann ſpricht heute noch ein gutes, klares Deutſch. Ueber das Münchener Künſtlerleben veröffentlichte er in einem bekannten Kopenhagener Verlag einen Roman mit dem Titel„Pietro Anatoli“, der unter dem Pſeudo⸗ nym Paul Bunck herauskam. Ein ſehr bekaunt ge⸗ wordener Roman,„Der Zinkſarg“, erſchien unter dem Pſeudonym Auguſt Birk und ebenfalls die „Seltſamen Geſchichten“. Eine Reihe Skizzen kam unter dem Pſeudonym Ole Kragh auf den Bücher⸗ markt, und das Wunderbare an der ganzen Ge⸗ ſchichte iſt, daß alle ſeine Werke von den Verlegern völlig ausverkauft und mehrfach nachgedruckt wur⸗ den. Einmal machte Kok ſich den Spaß, als Pſeudo⸗ nym ſeinen eigenen Namen zu wählen; auf dieſe Weiſe erſchienen eine Reihe Novellen, mit Ueber⸗ ſetzungen ins Deutſche, Engliſche und Franzöſiſche. Bitter wird der Tonfall des beſagten Dichters, wenn er von ſeiner Lieblingsnovelle plaudert, der„Wahrſagerin von Malaya“, die als Grundſtoff den Prinzen Karl behandelt, der ſpäter König von Norwegen wurde. Ein fremder Schriftſteller ſtahl ſie und veröffentlichte ſie unter ſeinem eigenen Namen im„Le Matin“, von wo ſie unter fremdem Federſchmuck die Reiſe durch die ganze europäiſche Preſſe machte. Eine Reihe Jahre ſpäter befand ſich der Dichter in Not, weil er um eine Erbſchaft von 10 000 Kronen betrogen werden ſollte und nun prozeſſieren mußte. In dieſer Not verkaufte er die Rechte aller ſeiner Werke um 500 Kronen bar an einen Kopenhagener Verleger, der inzwiſchen Tauſende und Abertauſende von Kronen aus den Aufführungen und Nachdrucken geſchmiedet hat. Seitdem verdient der 80jährige Dichter keinen Pfennig an ſeinen Stücken. Nun plötzlich iſt er über Nacht in Dänemark berühmt geworden. Alle Welt iſt erſtaunt, daß alle die genannten, ſehr gut bekann⸗ ten Pſeudonyme auf den betagten alten Herrn in der Matthäusgade zurückzuführen ſind, und nun er⸗ hebt ſich in der Preſſe die Frage, ob er wohl nun ſo weiter hungern wird wie bisher oder oh ihm der Verlag aus menſchlichen Gründen Tantiemen ge⸗ währt. Vielleicht greift auch der Reichstag ein und verſchafft dem Dichter eine Rente aus dem Schrift⸗ ſtellerfonds 5 O Theater und Muſik in Karlsruhe. Zum erſten⸗ mal:„Trotaner“ von Kurt Corinth. Ein Schülerſtück mit Sekundanern, Schulbänken, Pen⸗ nälerromantik. Mit ſehr guten und ſehr böſen Leh⸗ rern, Direktoren und Oberſchulräten. Darüber freut ſich das kleine und große Publikum in ſedem Fall, und es vergißt, daß der Untertitel„ein Gegenwarts⸗ ſtück“ nur ein ganz ſchnöder Köder iſt. Denn was da alles paſſiert und wie es paſſiert, das gibt's in Deutſchland längſt nicht mehr, und wenn, dann gewiß nur im Einzelfall auf verlorenem Poſten; Typen darf man alſo daraus nicht fabrizieren. Trau⸗ rig, wenn es heute keine beſſeren Stücke gäbe, die das Schulproblem behandeln. Sind wir wirklich auf dieſes unmögliche„Gegenwartsſtück“ mit dem juden⸗ haſſenden Reſerveoffizier angewieſen?— Dieſen ver⸗ lorenen Abend wog das zweite Sinfoniekonzert reich auf. Nur war es zu ſtark geladen. Egmont⸗Ouver⸗ türe, ein Brandenburgiſches Konzert, Concertino von Schelb, Regers Mozartvariationen. Des Guten zu viel. Aber da Beethoven und Bach nicht allzu feſſelnd geſpielt wurden, konnte man ſich auf die zweite Hälfte konzentrieren. Schelbs Concertino für Flügel und Orcheſter hörte man in Urauf⸗ führung. Drei Sätze von gemäßigter Atonalttät, die nicht bloß mit dem Verſtand ſich erfaſſen läßt. Der zweite Satz wirkt ſtark gefühlsmäßig, iſt reich an wirklich guten, muſtkaliſchen Gedanken. Frucht⸗ bare Einfälle machen auch den letzten Satz wertvoll, dramatiſche Bewegung und zwingende Rhythmik laufen durchs ganze Werk, in dem nur der erſte Teil nicht ſo ſehr zum Mitgehen nötigt. Geiſtvolle, farbige Inſtrumentierung durchweg, dankbarer Kla⸗ vterpart. Schelb ſpielte ihn ſelbſt und machte durch plaſtiſche Interpretation den Sinn feines ſchönen Werkes eingängig. Es fand ſtarken Beifall, Kom⸗ poniſt und Pianiſt Schelb wurde ſehr gefeiert. Die Krönung des Abends brachte Reger mit den Variationen zum Thema der A⸗dur⸗Songte von Mozart. Das Werk wird oft abgelehnt als Pietät⸗ loſigkeit gegen Mozart. Einerlei— die muſtkgliſche Wirkung dieſer wunderbar zuſammengeſetzten? wogen iſt heute wie vor vielen Jahren berauſchen Joſeph Krips dirigierte dieſe Offenbarung wieder anders als Reger, Steinbach, Buſch und Kleiber, aber die Ueberwältigung durch den Inhalt blieb. Wie oft, verfrühte Krips die Intenſität der Steigerung, Die phyſiſchen Möglichkeiten des Orcheſte es waren ſchon vor dem muſtkaliſchen Höhepunkt des Schlußſatzes erreicht und erſchöpft. Aber die Geſamtwirkung der Wiedergabe war leuchtend und zeigte die Fähigkeiten unſeres Orcheſters im allerhellſten Licht. f Dr. K Pr Mittwoch, den 28. Oktober Nationaltheater:„Finden Ste, daß Conſtanze ſich richtig verhält?“ 20 Uhr. Vorträge: Volkshochſchule:„Die 1 der Sozial⸗ reform und Geſtaltung der Sozialpolitik“ Redner Prof, Dr. Heyde, Rathausſaal 20.15 Uhr. 5 Lichtſpiele: Alhambra: e e— Schauburg:„Die fidele Herrenpartte“— Cap ⸗ to:„Fräulein Fähnrich“,— Scala:„Galgenhoch⸗ zeit“.— Gloria:„Nachtwelt“.— Pala ſt⸗ The ater:„Es war einmal ein treuer Huſar“.— Ufa⸗ Theater:„Mädchen am Kreuz“.— Univerſ um: „Die weiße Hölle vom Piz Pal“. a Kunſthalle:(außer Montags) täglich 10—18 Uhr; 1416 Uhr; Sonntags und Freitags 11—14 Uhr.— Schloßmu⸗ ſeum mit den Sonderausſtellungen: 150 Jahre Mannheimer Nationaltheater und Die politiſche Bewegung 1848/49. Ge⸗ öffnet täglich von 10—13 und 15—17 Uhr. Sonntags von 11—17 Uhr durchgehend.— Schloßbücherei:—1 Uhr; 15—17 Uhr.— Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—13 Uhr und nachm. von 15—17 Uhr; Dienstag 15—17 Uhr; Mittwoch 18417 Uhr; Freitag 17—19 Uhr.— Planetarium: Baſichtigung 13. Ubr 1 Chefredalſeur: Furt Fiſcher i Verantwortlich für Politik: 1 A Meißner— ffeuilleton: Dr. S Kayſer Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Vermiſchte Willy Müller— Handelstefl: Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mir⸗ teilungen: Jakob; aude, ſämtlich in Mannheim— Herausgeber Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas Neue Mannheimer Zeitung 1 G. m. b.., Mannheim, R 1, 911 5 2 W. ch 8 8 ha ccc cc 2 W i . . r * 2 . 2 CIGARETTEN 25 2 2 U 1 7 — —— —— en eee 0 ef Kat 4% Renrdsentationspachung für Geschenke und Feste, den ffföH manu W cee fn ee N N ug 20 15 0, 0. ee Ma 9 unmnuen 2 . i Nc 5 2 f b Atte b und Schreibt 1 7 g 140 5 ö 27 9 7 1% 0 . 000 i 0 2 5 0 2, f 65 ö 0 5 N 5% 4 50 e 5. 1 5 E 142 40 2 E f N 1 3 f % 17 0 2 5 0 Cöö 10065 ü 8 11 e 8 8 g N 155 155 1 ele E 0 8 eg eee, 9 isch Jordern Sie-K UNA HERINVATFAC KUNG. cohit Prelsauff E g I 6 Aittuoch, 23. Obteler 1929 — Nachbruck auch auszugsweiſe verboten. Nachdem der Ppung⸗Plan nun im Prinzip angenommen iſt und die techniſchen Vorbereitungen für ſeine Durch⸗ führung begonnen worden ſind, iſt es verſtändlich, daß ſich die interkationale Diskuſſtion am meiſten mit der wich⸗ 0 i nämlich mit der Weltbank beſchäftigen. Der Plan, eine 6 tigſten finanziellen Neuheit, die der Young⸗Plan vorſieht, ſolche Bank zu gründen, geht ja in erſter Linie von dem Geſichtspunkt der deutſchen Reparationszahlungen aus. Aber die Urheber des Planes haben von Anfang an der Bank ein Tätigkeitsfeld zugedacht, das einen weſentlichen Einfluß auf die valutapolitiſchen Weltfragen einſchließt. Dieſe Seite des Ppung⸗Planues, die insbeſondere in der letzten Zeit die Finanzpreſſe behandelt hat, verdient eine eingehende Besprechung. Der Gedanke, ein Zentralorgan ſei zur Erleichterung der internationglen Zahlungen erforderlich, iſt alt und hat iusbeſondere ſeit Kriegsende eine weſentliche Rolle in den internationglen Valutadiskuſſtonen geſpielt. Im Poung⸗ Plan wird hervorgehoben, die Regulierung der Rapara⸗ ktonszahlungen erfordere eine Vervollſtändigung des jetzt Beſtehenden Apparates für die internationalen Zahlungen. Für die populäre Auffaſſung liegt die Vorſtellung auch ziemlich auf der Hand, daß ein Zentralinſtitut für die Durchführung aller Arten von Zahlungen zwiſchen den ver⸗ ſchiedenen Ländern von beſonderer Bedeutung ſein könne. Nun verhält es ſich indeſſen ſo, daß der Apparat für den giolſchenſtaatlichen Zahlungsaustauſch bereits vollkommener iſt als jeder andere Teil der geſamten Weltwirtſchaft. Mil⸗ lionen können von dem einen Finanzplatz nach dem ande⸗ ren durch ein Telephonat von einigen Sekunden oder durch andere techniſche Mittel in kürzeſter Zeit überwieſen wer⸗ den. Die Weltverbeſſerer könnten ſich mit größerem Nutzen ein anderes Gebiet für ihre Bemühungen auswählen. Auf jeben Fall iſt es ſehr zweifelhaft, inwieweit die Vermitt⸗ Jung durch ein Zentralinſtitut wirklich einen Fortſchritt für direkte Transaktionen zwiſchen den einzelnen Ländern Bedeuten könne. Der Mung⸗Plan geht indeſſen davon aus, daß ein zen⸗ trales Bankinſtitut für die Regelung der Reparatlons⸗ zahlungen notwendig iſt. Die neue Bank ſoll nach dem Plan die etwaigen Schwierigkeiten, die der Transfer der deutſchen Reparationszahlungen mit ſich bringen kann, aus dem Wege räumen. Auch hinter dieſen Punkt könnte man ein Fragezeichen machen. Wenn Deutſchlands N. Gatklönsſchuld auf einen Betrag be⸗ uit wird, den Deutſchland zweifellos ezaählen kann, und die Gläubigerländer in handels⸗ polltiſcher Beziehung gewillt ſind, Deutſchlands Zahlungen anzunehmen, ſo können zufällige Zahlungs ⸗ ſchwierigkelten keine nennenswerte Rolle mehr ſpielen. Deutſchland hat dann einen guten edit, und alle gelegentlichen Zahlungsſchwierigkeiten können ohne weiteres mit Hilfe des Syſtems, über das die interngtigugle Finanz bereits verfügt, beſeitigt werden. Wenn die Reparationsanſprüche dagegen Dentſchlands wirkliche Zahlungsfähig⸗ eit überſchreiten, ſo handelt es ſich nicht hr um gelegentliche Stockungen, ſon⸗ ern Schwierigkeiten, die ſich zu un⸗ lichen Hinderniſſen ichgültig, was man 1 ne ſolche Entwicklung auftürmen, auch„dagegen tun mag. tſt die ge⸗ ug, die neue Weltbank könne zur Erleich⸗ ſammenarbeit zwiſchen den einzelnen Zen⸗ 0 ich ſein, hat in Wirklichkeit nur wenig Be⸗ kechtigung. Die Zuſammenarbeit zwiſchen den Zentral⸗ bauten iſt bereits jetzt ſehr eng, und daß ſie nicht in den Ifftstellen Formen ſtattfindet, wie ſich die Genua⸗Konferenz ie Hachte, iſt sicherlich nur ein Vorteil. Aber die techniſchen Hilfsmittel unſerer Zeit ſetzen die Präſidenten der Zentral⸗ anten in die Möglichkeit eines täglichen Verkehrs mit⸗ Einander, und die Zentraliſierung, die auf dieſem Gebiet nötig iſt, entwickelt ſich ganz natürlich entſprechend den Be⸗ HFlülrfniſſen der einzelnen Finanzzentren. Was auf dieſem Gebfet weiter erforderlich iſt, iſt vor allem eine ſyſtematiſche Arbeit, um das Mißtrauen zu beſeitigen, das Publikum, Parlament und Regierung noch ſo oft dieſem Streben der Zentralbanken nach Zuſammenarbeit entgegenbringen. Die Allgemeinheit ſteut ſich gern vor, es ſei wünſchens⸗ wert, daß die vielen Zentralbanken, die es in der Welt gibt, ſelbſt eine Zentralbank erhielten, an die ſie ſich bei gelegenklichem Kredilbedarf wenden könnten. Der Moung⸗ Plan ſieht vor, daß eine ſolche Bank durch gelegentliche Kredite zu einer Stabiliſierung der internationalen Wechfelkurſe beitragen könne. Die neue Bank ſoll mit Hilfe ihrer Kredſtgewährung in großem Umfange die jetzt üblichen Goldſendungen überflüſſig machen können. Wenn die verſchiedenen Zentralbanken bei der Weltbank ein Gut⸗ Haben hätten, ſo könnte man damit, wie der Noung⸗Plan fagt, die Koſten für die Geldſendungen ſparen. 0 Der Nützen einer ſolchen Regelung un nur beurteilt rden, wenn man ſich zunächſt die Bedeutung der inter⸗ nationalen Wechſelkurſe und die Vorausſetzungen für ihre Stabilität klarmacht. Die Valuta eines Landes hat ſowohl hach innen als auch nach außen nur dadurch einen be⸗ ſiimmien Wert, daß der Zahlungsmittelumlauf innerhalb des Landes in gewiſſen Grenzen gehalten wird, die eine Iſſe l h des allgemeinen Preisniveaus garan⸗ ält ſich das Preisniveau in den führenden Gold⸗ in und iusbeſondere in den Vereinigten Staaten Lonſtank, ſo muß jedes andere Land, das ſeinen Goldmünz⸗ uß guftechterhalten will, ſeinen Zahlungsmittelumlauf ſo Begteuzen, daß auch ſein eigenes Preisniveau konſtant Bleibt. Von dſeſer Notwendigkeit kann und darf ein Land Hicht durch verſchiedene Möglichkeiten ausländiſcher Kredite 8 elt werden, Große Gefahren können entſtehen, wenn die Zentralbanken in kleineren Ländern die Vorſtellung erhielten, daß das, was ſie hinſichtlich der Stabiliſierung des Preisufveaus in eigener Valuta verſäumt haben, durch Kredite bon einem Zenkralinſtitut ausgeglichen würde. Die Wellbanz ſollte daun ſo liebenswürdig ſein, dafür zu 5 daß derartige Verſäumniſſe nicht die natürlichen tenzen in dem internationalen Wert der Valuta es nach ſich zögen. Die Verantwortung für die es Landes muß ſtets bei der Zentralbank ſelbſt die das Land mit Zahlungsmitteln verſieht. Die 15 elt Jank unbequeme diskontpolitiſche Mittel ih umgeben kaun, daß ſie zu ausländiſchen Krediten illi, iſt zußerſt bedenklich. Die Diskontpolitik ſteis die wirkliche Lage auf dem Kapitalmarkt des e widerſgiegeln. Jeder Verſuch, einen Diskontſatz chtalterbalten, der nicht dieſer Lage entſpricht, muß ungen zu einer ernſtlichen Störung des Kapital⸗ egeigt hat, immer möglich, die Schwankungen e echſelkarſe in ſehr engen Grenzen, die man die „Goldpuunkte“ zu neunen pflegt, zu halten. Weiter zu 6 ud eine vollſtändige Stabilität der Wechſelkurſe zu „It von dem internationalen Zahlungsapparat erlangt. Man kann verlangen, daß eine Zentral⸗ fremde Goldvaluta kauft und verkauft, z. B. gewiſſen Preiſen, zwiſchen denen ein beſtimmter ger Spielraum beſteht. Aber man kann nicht ver⸗ daß dieſer Spielraum ganz verſchwinden ſoll. Der aus ländiſchen Valuten iſt mit erheblichen Wenn ein Zentralbankgeſchäft auf Frundlage aufgebaut ſein ſoll, müſſen dieſe Koſten 98 Das augenblickliche Syſtem mit einem ge⸗ K und Verkaufskurs, ldpunkt, dürfte daher werden miſſen. enſaſteus ſokange jedes Auf volle Spuveränſtät tber ſeinen Valuta⸗ iſt das 3 eine Zentralbank der Zen⸗ Von Profeſſor Guſtar Caſſel zutauſchen hätte, utopiſch. Der Noung⸗Plan ſtellt ſchließ⸗ lich in Ausſicht, die neue Weltbank ſolle eine Zuſammen⸗ arbeit der Zentralbanken erleichtern, die darauf abziele, dem ganzen Kreditgebäude der Welt eine höhere Stabilität zu geben. Soll dieſe Auslaſſung eine beſtimmte Abſicht haben, ſo müßte damit natürlich eine Stabiliſierung des Gold wertes ſelbſt gemeint ſein. Dieſe Aufgabe iſt bereits im Jahre 1920 Gegenſtand internationaler Zu⸗ ſammenarbeit geweſen, einer Zuſammenarbeit, die bereits ſehr wertvolle Früchte getragen hat. Es iſt äußerſt zu be⸗ grüßen, daß dieſe Arbeit in Zukunft fortgeſetzt werden ſoll und daß die ganze Welt zur Mitwirkung hieran auf⸗ gefordert wird. Natürlich iſt es nicht unmöglich, daß eine neue Weltbank ſehr vorteilhaft an dieſer Zuſammenarbeit mitwirken kann. Aber der Vorſchlag, eine ſolche Bank mit eigenen Goldreſerven zu gründen, die neue Anſprüche an den knappen Goldvorrat der Welt ſtellt, iſt aus den vorher erörterten Geſichtspunkten durchaus nicht ungefährlich. Auf jeden Fall liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß das Programm der Wertſtabilität des Goldes ohne Hilfe einer ſolchen Bank nicht durchgeführt werden kann. Abſicht dieſer Zeilen iſt keinesfalls, der Gründung einer Bank für Reparationszahlungen entgegenzuarbeiten, aber andererſeits follte dargelegt werden, daß die übertriebenen Hoffnungen, die man auf dieſe Bank zur Feſtigung der einzelnen Valuten ſetzt, unbegründet ſind. Ferner ſollte hervorgehoben werden, daß mit der Gründung dieſer Welt⸗ bank die einzelnen Länder der eigenen Sorge um ihre Valuta nicht enthoben werden. Im Gegenteil wird ſedes Land nach wie vor die volle Verantwortung für die Stabi⸗ lität ſeiner Valuta ſelbſt tragen müſſen. eee. Der Rückgang der Vörſenumſätze Neuer Tiefſtand der Steuereinnahmen Die vom Statiſtiſchen Reichsamt veröffentlichte Nach⸗ weiſung der Einnahmen an Kapitalverkehrs⸗ ſteuern zeigt, daß die Börſenumſatzſteuer im September dieſes Jahres auf 1,8 Mill. R./ zurückgegangen iſt. Damit iſt ein die troſtloſe Börſenverfaſſung kennzeichnender Tief⸗ ſtand erreicht. Im Jauuar d. J. gingen rund 42 Mill.., im Mai noch 3,1, im Juli 9,7 und im Auguſt 2,2 Mill. R/ aus den Börſenumſatzſteuern ein. Inzwiſchen dürfte ſich die Lage noch ungünſtiger geſtaltet haben. Von April bis September 1929 betrug das Geſamtaufkommen aus der Börſenumſatzſteuer rund 16,4 Mill..“, während in der gleichen Vorjahrszeit noch rund 28 Mill. R. vereinnahmt wurden. Der Ausweis des Statiſtiſchen Reichsamts zeigt auch bezüglich der übrigen Steuern das Darnieder⸗ liegen des Kapitalmarktes. So gingen aus der Geſell⸗ ſchaftsſteuer von Aktien⸗ und Kommanditgeſellſchaften auf Aktien von April bis September d. J. nur 14,9 Mill. ein gegen 28,8 Mill. R./ in der entſprechenden Vorjahrs⸗ zeit. Das Geſamtaufkommen an Kapitalverke her s⸗ ſteuer betrug von April bis September 1929 46,7 Mill., in der Zeit vgn April bis September 1928 dagegen 70 Mill. Ein neuer ZJementblock Die Ueber kapazität der beutſchen Zementindu⸗ ſtrie hat es mit ſich gebracht, daß die Mitglieder in den Verbänden ihre Leiſtungsfähigkeit nicht ausnutzen kön⸗ nen. Dieſer Zuſtand hat ſich im letzten Jahr, das immer mehr Außenſeiter auf den Plan rief, noch verſchlechtert. Trotz aller unausgenutzten Leiſtungsfähigkeit halten ſich die Dipidenden der Zementinduſtrie immer noch auf ſehr beachtlicher Höhe, und es iſt kein Wunder, wenn trotz aller Verſuche der Niederkonkurrierung und Auf⸗ käufe immer wieder neue Außenſeiter entſtehen. Die Verſuche von ſeiten der ſich immer mehr ausdehnenden Großkonzerne, durch Angliederungen und Quotenaufkäufe die Macht u. den Einfluß zu verſtärken, haben bisher jeden⸗ falls noch nicht zu einer Beſſerung geführt. Einen wei⸗ teren Schritt auf dem Wege einer Bereinigung in der Zementinduſtrie könnte man in dem jetzt erfolgten Zuſammenſchluß der ſchleſiſchen Portlandzementwerke und der ſüddeutſchen Gruppe erblicken. Darüber wird folgende Mitteilung ausgegeben In den Auſſichtsratsſitzungen bezw. Geſellſchafterver⸗ ſammlungen der nachgenannten Geſellſchaften: Dycker⸗ hoff u. Söhne, Portland⸗Cement⸗Fabrik G. m. b.., Mainz Ambneburg, E. Schwenk, Zement⸗ und Steinwerke in Ulm a. d.., Portlan d⸗ Zementwerke Heidelberg⸗Mannuheim⸗Stutt⸗ gart.⸗G. in Heidelberg. Schleſiſche Portland⸗ Zement⸗Induſtrie.⸗G., Oppeln, iſt einem Gegenſeitigkeitsvertrag zwiſchen den oben⸗ genannten Geſellſchaften zugeſtimmt worden. Dieſer Gegenſeitigkeitsvertrag iſt unabhängig von dem Beſtehen oder Nichtbeſtehen der derzeitigen Syndikate, er regelt eine Zuſammenarbeit zwiſchen den Beteiligten und ſieht den Abſchluß weiterer Verträge vor. Ueber den Inhalt des Gegenſeitigkeitsvertrages, bei dem es ſich übrigens zunächſt nur um einen Rahmen⸗ vertrag handelt, wird leider nichts hinzugefügt. Bei den augenblicklichen Verhältniſſen kann es ſich indes nur um eine Präventivmaß nahme handeln. Eine Kapitalverflechtung der genannten Werke findet wie die K. Z. berichtet, einſtweilen nicht ſtatt, doch iſt anſcheinend ein Austauſch von Aufſichtsrats⸗ mitgliedern vorgeſehen. Irgendeine aggreſſive Ten⸗ denz liegt dem Zuſammenſchluß, wie hervorgehoben wird, nicht zugrunde, beſonders nicht gegen die Syn dikate, die man ſogar für notwendig hält. Aber man will nicht gezwungen ſein, unter allen Umſtänden die Syndikate aufrechtzuerhalten. Der neue Block vertritt ungefähr die Hälfte der geſamten deutſchen Zement⸗ produktion. * Oßſung der Jutereſſengemeinſchaft Gladbacher Fener⸗ verſicherung— Vaterlänbiſche und Ahenania. Bekanntlich beſtand, zwiſchen der Vaterländiſchen und der Rhenania Vereinigte Verſicherun chaften und der Gledbacher⸗ Feuers ſicherungs Ach. Gladbach ein Intereſſenge⸗ meinſchaf rtrag, der Bindungen auch in aßktienrecht⸗ N licher Hir m vrſah. Nach freundſchaftlicher Verſtändl⸗ gung zwiſchen der Gladbacher und dem Nor dſtern bezw. der Vaterländiſchen und Rhenania wird dieſer Vertrag an⸗ läßlich der Fuſion Nordſtern⸗Vaterländiſche aufgehoben, und die gegenſeitigen Aktienpakete werden zurückgetauſcht. * Beteiligung des britiſchen Cyemie⸗Truſts bei Hirſch⸗ Kupfer.— Uebernahme eines Aktienpaketes von 3 Mill.. Wie dte K. Z. meldet, hat die Imperial Chemical 2 nduſtrie gs Lid. ein Paket im Nennwert von 3 Mill. 4 Hirſch⸗Kunfer⸗Aktien, d. h. W v. H. des Aktienkapitals, ühern Der britiſche Chemietruſt bontrolliert den wei 85 n 90 v..] der engliſchen Kupfer⸗ und Meſſinein Er hat ſich bald nach ſeiner Grün⸗ dung durch die Angt tug der Ellyotts Metals Co. und einer Reihe weiterer Firmen dieſer Induſtrie eine beherrſchende Stellung in der britiſchen metallverar⸗ beitenden Induſtrie geſchaffen. Ueber dieſe Jutereſſen lie⸗ ſen ſchon ſeit langem Beziehungen zu der deutſchen Firma. 8. jetzt Furch die Uebernahme des Aktienpakets vertieft. * Harlogs ſcheidet aus dem Vorſtand der Aku aus.— Uebertritt in den Aufſichtsrat. Zu den Meldungen über Auscch n des Generaldireftors Hartogs aus dem b Algemeene Kunſtzijde Unie N. B. wid miegeteilt, daß ſeit einiger Zeit Verhandlungen über ein freunsſckeftliches Nusſcheiden des Herrn Hartogs aus dem Vorſtand der Aku ſchweben und wonach Herr Hartogs tritt. Die hierüber geführten Broverhandkungen haben zu einer prinzipiellen Uebereinſtimmung geführt. Es ſollen 9 zit ſchaffen, die der ganzen Welt Zahlungs⸗ on einer Valutg in die andere ohne Koſten um in den Aufſichtsrat der vereinigten Geſellſchaften über ⸗ ins beſondere die Erfahrungem und Kenntniſſe des Herrn Die amerikanischen Freigabeguthaben der deulſchen Sthiffahrtsgeſellſchaften Der amerikaniſche Schiedsrichter erklärt: Erledigung nicht vor 2 Monaten.— Die Anſprüche von Hapag und Norddentſcher Lloyd.— Was erhalten die In den letzten Tagen hat die Freigabe der endlichen Erledigung der amerikaniſchen Entſchädigungszahlungen für die beſchlagnahmten deutſchen Schiffe wieder Erörte⸗ rungen in der deutſchen Preſſe hervorgerufen. Bindende Sicherheit aber iſt naturgemäß über den Stand der Ange⸗ legenheit nur von der zuſtändigen amertkaniſchen Stelle, und das iſt der Schiedsrichter Mr. Parker, zu erlangen. Auf Anfragen hat ſich Mr. Parker jetzt bindend dahin ge⸗ äußert, daß vorausſichtlich noch mindeſtens 2 Monate ver⸗ gehen werden, bis er zu einer Entſcheidung über die Ent⸗ ſchädigungsſummen kommen kann. Gleichzeitig demen⸗ tierte er die verbreiteten Gerüchte, daß der Verwalter des Alien Property Cuſtodian(Howard Southerland) bald Zahlungen auf dieſe Anſprüche der deutſchen Ree⸗ dereien vornehmen würde. Mr. Southerland erklärt, daß keine Anſprüche bezahlt würden, ehe ſie nicht vom Schiedsrichter Parker genehmigt ſind. Die Verhandlungen zwiſchen der amerikaniſchen Regierung und Vertretern der deutſchen Reedereien finden fortlaufend ſtatt und der Schiedsrichter hat die Grundſätze für die Errechnung der Wertbeträge ſeit längerer Zeit ſchon aufgeſtellt. Mr. Par⸗ ker ſei beſtrebt, ſeine Entſcheidungen ſo ſchnell wie möglich zu fällen, doch würde infolge der techniſchen Einzelheiten hierfür eine beträchtliche Zeit benötigt. In der Tat zeichnet ſich Mr. Parker durch ſo außer⸗ gewöhnliche Gewiſſenhaftigkeit bei ſeinem Abſchätzungs⸗ verfahren aus, daß ſich die Unterſuchungen für jedes ein⸗ zelne Schiff nicht nur auf den Bauwert und die Preis⸗ bewegung auf dem Tonnagemarkt während des Krieges erſtrecken, ſondern auch auf die Abſchreibungsmodalitäten, wie ſie bei den Reedereien üblich waren, auf den allge⸗ meinen Verſchleiß der Schiffe, ihre Rentabilität und weiter auf die Beſitzverhältniſſe bei den Reedereien, ſo⸗ daß die Unterſuchungen für einzelne Schiffe z. B. bis auf die Jahrhundertwende ſchon zurückverfolgt worden ſind. Erſt vor einigen Wochen ſind den Beteiligten deutſchen Reedereien wieder neue Fragebogen umfangreicher Art zugeſtellt worden, die alle noch für die ſchließliche Ent⸗ ſcheidung von Mr. Parker herangezogen werden ſollen, ſodaß auch aus dieſem techniſchen Vorgange ſchon darauf geſchloſſen werden kann, daß die Entſcheidung noch einige Zeit auf ſich warten laſſen wird. Aus dieſem Grunde iſt es dann auch verfrüht, heute ſchon Summen zu nennen, die für Hapag und Lloyd herauskommen würden. Selbſt⸗ verſtändlich haben die genannten Summen von 35 bis 37 Mill. Dollar für die Hamburg⸗Amerika⸗Linie und 25 Millionen Dollar für den Norddeutſchen Lloyd Möglichkeiten für ſich, wenn man berückſichtigt, daß die Geſamtſchätzung für ſämtliche angemeldeten deutſchen Schiffe bis auf 80 Mill. Dollar gehen können, dem aller⸗ dings eine Schätzung des Alien Property Cuſtodian von nur 45 Mill. Dollar gegenüberſteht. Man wird aber wohl der Objektivität und der Gewiſſenhaftigkeit von Mr. Parker ohne weiteres zutrauen können, daß er in ſeiner bindenden Schätzung auf dieſe völlig unzureichende Summe nicht zurückkommen wird. Für die Aktionäre iſt in gewiſſem Sinne der Zeit⸗ punkt der Freigabezahlungen von Wichtigkeit, nämlich die Möglichkeit einer Berückſichtigung der amerikaniſchen Freigabezahlungen ſchon in den kommenden Jahresbilan⸗ zen für 1929. Aber ſelbſt wenn der Zeitraum von zweit Monaten jetzt genügen ſollte, um die Entſcheidung durch Mr. Parker fällen zu laſſen, ſo iſt mit einem Herein⸗ Ha⸗ auf techniſchem Gebiet fernerhin den Geſellſchaften N 1 Hie Auſſichtsräte beider Gefellſchaften werden hierüber demnächſt Beſchluß faſſen. Die Nachricht von ſchwerwiegenden Meinungsverſchiedenheiten iſt alſo unrichtig.. g 8 * Gebr. Schöndorff AG. in Düſſeldorf.— Dividenden⸗ erhöhung beſtätigt. In der geſtrigen Sitzung des AR. zeilte die Verwaltung mit, daß bei nicht unerheblich er⸗ höhten Abſchreibungen ein Reingewinn von 480 000 (i. B. 208 000) l erzielt worden iſt, woraus eine Dir i⸗ dende von 10(i. V. 8) v. H. auf das inzwiſchen auf 4 Mill.& erhöhte As zur Verteilung kommt. Die Haupt⸗ verſammlung findet in der zweiten Hälfte des Monats November ſtatt. * Rheiniſche Elektrizitäts AG. in Mannheim Wir verweiſen auf die Umtauſchsaufforderung der Geſellſchaft, die Vorzugsaktien betreffend, im Anzeigenteil der vorlie⸗ genden Nummer. N * Telefunken bewirbt ſich um den Bau von Funkſtationen in Griechenland. Die deutſche Telefunken⸗Geſellſchaft, die engliſche Marconi⸗Geſellſchaft und die Compagnie Fran⸗ caffe Radio Eleetrique bewerben ſich wie dem DHꝰD. aus Paris gemeldet wird, um die Errichtung von neun Funk⸗ ſtationen in Griechenland. * Werkzeugmaſchinen⸗Fabrik Gildemeiſter u. Co. AG., Bielefeld.— Wieder 50/ Dividende. Der AR. beſchloß, der GV. am 16. Nov. die Verteilung einer Dividende von wieder 50/ je Aktie oder 7,28 v. H. vorzuſchlagen. * Der General Motors⸗Abſatz im September. Die Automobilverkäufe des General Motors⸗Könzerns an die Händler beliefen ſich im September auf 146 483 Wagen gegenüber 167 460 Wagen im September 1928. Der Abſatz der Händler ſtellte ſich im abgelaufenen Monat auf 145 171 Wagen gegenüber 148 487 Wagen im Vergleichsmonat des Vorjahres. *Norddeutſcher Lloyd und Königlich⸗Holländiſcher Lloyd. — Verhandlungen wegen einer Intereſſengemeinſchaft. Wie zuverläſſig verlautet, wird zurzeit zwiſchen dem Nord⸗ deutſchen Lloyd und de mKöniglich⸗Holländiſchen Lloyd ver⸗ handelt über den Abſchluß einer Intereſſengemein⸗ ſchaft für den Paſſagierverkehr und für den Frachtverkehr nach Südamerika, in welchem nach einem beſtimmten Verhältnis die Abfahrten der Schiffe der beiden Geſellſchaften nach Südamerika geregelt und die Einnahmen umgeſchlagen werden ſollen. Eine Aufgabe der Selbſtämdigkeit 8 öniglich⸗Jolländiſchen Lloyds kommt, wie ſchno früßer teilt, nicht in Frage. Zu poſtliven Abſchlüſſen iſt wan in den Verhauskungen noch nicht geommen. Schadenszahlungen der vrivaten Feuerverſſcherungen 18,9 Millionen R. /“ Zunahme ſeit 1928 Der Arbeitsgemenſchaft privater Feuerverſicherungs⸗ Geſellſchaften in Deutſchland gehören 54 Geſellſchaften von im Ganzen etwa 70 an. Zu ihnen zählen die größten Kon⸗ zerne wie Allianz einſchließlich Fuſionsgeſellſchaften, Vik⸗ toria, uſw. Außerhalb der Gemeinſchaft ſtehen u. a. der Gerling⸗Konzern, die Hovad und die Iduna. Die der Ar⸗ be tsgemeinſchaft angehörenden Geſellſchaften haben in den Monaten Fanuar bis Sepdember dieſes und des Vorjahres folgende Beträge für Feuerſchäden ausgezahlt: in Millionen Rm. 1929 1928 anuar 12,2 9,0 Februar 17,0 9,6 März 12,1 11,9 April 10,3 7,5 Mai 10,4 7,78 uni 8,3 10,%8 Juli 12,5 12,0 Auguſt 12,4 5 September 16,4 1274 8 insgeſamt 111, 92,77 5 Sie haben demnach im laufenden Jahre 18,9 Millionen AI mehr Schäden reguliert als im Vorjahr. Auf die der Ar⸗ bettsgemeinſchaft angehörenden 584 Geſellſchaften entfallen etwa 60 v. H. der geſamten Schäden der Feuerverſicherungs⸗ Geſellſchaften. 5 50 55 Aktionäre? fließen der Summen vor Ende des Jahres wohl trotzdem auf keinen Fall zu rechnen. Nach dem amerikaniſchen Freigabegeſetz werden mit der jetzt zu erwartenden Ent⸗ ſcheidung durch Mr. Parker 50 v. H. der endgültigen Summen für die Reedereien frei, während die Reſtzah⸗ lungen ſich auf einen längeren Zeitraum noch erſtrecken werden. Für die Verwertung der Gelder brauchte die Teilung in den Zahlungsmodalitäten allerdings keine Hemmung zu bedeuten, denn mit der Feſtſetzung der end⸗ gültigen Entſchädigungsſumme ſind ja alle Nealiſterungs⸗ möglichkeiten gegeben. Man muß ſich aber darüber klar ſein, daß nicht unbeträchtliche Summen der Freigabegelder von Hapag und Lloyd bereits bevorſchußt worden ſind, beim Lloyd durch die letzte Amerika⸗Anleihe, bei der Hapag durch Bankkredite. Beide Reedereien(die Hapag hatte es in ihrem Geſchäftsbericht für 1928 bereits ange⸗ kündigt) dürften die hereinfließenden Gelder zur Be⸗ reinigung ihres Status, d. h. zur Abdeckung ſchwebender Verbindlichkeiten benutzen, ſodaß für Ausbauzwecke uſw. nur Teilbeträge der Freigabeſummen(wenn überhaupt) zur Verfügung ſtehen werden. Man wird alſo kaum damit rechnen können, daß die Freigabezahlungen auf die Baupolitik der Reedereien einen großen Einfluß aus⸗ üben werden(was die zweifellos getan hätten, wenn ſte früher gekommen wären), nachdem ſowohl Hapag als auch der Lloyd in den letzten Jahren ihre Tonnage erheblich ausgebaut und vervollkommnet haben. Als Frage vo hervorragender Bedeutung bliebe dem⸗ nach in erſter Linte die Beteiligung der Aktionäre an die⸗ ſen Freigabegeldern, über die ja beſonders bei der Ham⸗ burg⸗Amerika⸗Linie die Aktionäre ihre Wünſche ſchon recht deutlich angemeldet haben. Beide Reedereien betonen, daß ſte im Augenblick über dieſe Frage noch keine Unter⸗ ſuchungen angeſtellt hätten, verharren alſo in der bis jetzt eingenommenen zurückhaltenden Poſition, die mei⸗ ſtens ſo gedeutet wird, als ob die Reedereien eine Bar⸗ ausſchüttung an die Aktionäre nicht vornehmen wollen. Selbſtverſtändlich ließen ſich auch für dieſen Fall genug andere Modalitäten finden, mit denen man den Aktionä⸗ ren entgegenkommen könnte. Ueberlegungen darüber, ob man und welchen Weg man ſchließlich wählen wird, müſ⸗ ſen zur Zeit aber noch Kombinationen bleiben. Auf feden Fall gewinnen die deutſchen Reedereien durch die Freigabe eine finanzielle Poſition, die ſie zu⸗ ſammen mit der auch im laufenden Geſchäftsjahr im Durchſchnitt nicht ungünſtigen Geſchäftsent⸗ wicklung zu einer Situation innerhalb des kriſen⸗ durchſetzten deutſchen Wirtſchaftslebens bringen, die recht befriedigend genannt werden muß. Die Paſſage⸗ fahrt hat ſich auch 1929 in langſam aufſteigender Richtung bewegt, an der der Norddeutſche Lloyd mit ſeiner„Bremen“ aber auch die Hamburg⸗Amerika⸗Linie mit ihren bewährten Ballin⸗Schiffen teilgenommen hat. In der Frachtfahrt iſt die Entwicklung verſchie⸗ den. Verſchiedene Hauptgebiete leiden unter mehr oder weniger erheblicher Ueberſetzung an Schiffsraum, und zwar nicht nur international, ſondern teilweiſe auch da⸗ durch, daß Hapag und Lloyd ſolche Routen ſelbſtändig mit einem Schiffsraum befahren, der für einen leiſtungs⸗ fähigen Reedereidienſt notwendig iſt, aber nicht immer in ſeiner Geſamtheit mit den Verkehrserforderniſſen des deutſchen Handels auf dieſen Routen zuſammenfällt. * Fuſton Syberberg⸗Hefftſche Kunſtmühle. Die J. Sy⸗ ber 5 5 15 2 Mülheim(letzt Hefftſche Kunſtmühle AG., Filiale(Köln) beſchloß in ihrer geſtrigen HV. die Fuſion mit der Hefftſchen Kunſtmühle AG., Mannheim, die ihrerſeits bereits dem Fuſtonsvertrag zu⸗ geſtimmt hat. Bekanntlich befindet ſich das geſamte Ak⸗ tienkapital der J. Syberberg AG. im Beſitze der Deutſchen Müßhlenvereinigung AG., Berlin(Scheuer⸗Konzern). * Betriebsſtillegung der Eilenburger Motoren⸗Werke AG., Eilenburg. Der Abſchluß für 1928 ergibt einen kleinen Reingewinn, um den ſich der Verluſtvortrag von 96889, auf 94 728„ ermäßigt. Wie der Vorſitzende in der HV. ausführte, iſt im neuen Geſchäftsſahr der Auf⸗ tragseingang ungenügend gew Da für eine rentable Ausnutzung des Werkes eine weſentliche Erhöhung des Umſatzes und größere Mittel erforderlich wären, hat ſich die Verwaltung entſchloſſen, die Stillegung des Be. triebes zu beantragen, der in einiger Zeit die Liqui⸗ dation des Unternehmens folgen dürfte, falls ſich nicht an⸗ dere wirtſchaftliche Aufgaben für das Unternehmen bieten. Nürnberger Hopfenmarkt In den letzten Tagen richtete ſich die Nachfrage in erſter Linie wieder nach gutfarbigen Hopfen, wobei außer Hallertauer und Württemberger auch Gebirgshopfen gut gefragt waren. Die einzelnen Togesumſätze hielten ſich in den bisherigen Grenzen und bewegten ſich zwiſchen 200 und 300 Ballen. Bei anhaltendem Nachrücken der Farben und Qualitäten ſind die Preiſe beſonders für alle beſſer⸗ farbigen Hopfen als feſt zu bezeichnen, während in Farbe abfallende Hopfen nur langſam abgeſetzt werden können. Zweitägige Zufuhren 500 Ballen, zweitägiger Umſatz 450 Ballen. Amtliche Notierungen: 5 Gebirgshopfen prima 45—55, mittel 2040, geringe 2⁵ bis 30; Hallertauer Siegel prima 80—95, mittel 55.—15, geringe 40—50; Spalter prima 100.—110, mittel 8095; Württemberger prima 85—110, mittel 55—75; Badiſche mittel 50—60, geringe 35—407 Pfälzer prima 5060, mittel 40—50; Elſäſſer prima 4560; Steiermärker prima 45, mittel 35—40, Backger prima 40; Polen prima 5058 per Zentner. Umſfätze in Tranſithopfen wurden nicht be⸗ kannt. Stimmung ruhig, feſt. * „ Kohlenabſatz im erſten Halbjahr gestiegen. Nach den offiziellen Abrechnungen des Rheiniſch⸗Weſtfäliſchen Kohlen⸗ ſyndikats kann im erſten Halbfahr des Geſchäftsjahres— April bis einſchl. September 1929— gegenüber derſelben Zeit des Vorjahres eine bedeutende Steigerung feſtgeſtellt werden. Es kamen für dieſen Zeitraum auf die Verkaufsbeteiligung in Anrechnung 42 985 215 Tonnen gegen 86 776 344 Tonnen. Auf die Verbrauchsbeteiligung (Werkſelbſtverbrauch) kamen 13 471 778 To. gegen 12251 379 Tonnen und auf den Zechenſelbſtverbrauch 4 199142 Tonnen gegen 4426 533 Tonnen. :: Vor neuen Zuſammenſchlüſſen im Berliner Metall⸗ handel. Gegenwärtig wird von einer Reihe Berliner Me⸗ tallhandelsfirmen und Metallſchmelzen über einen Zu⸗ ſammenſchluß unterhandelt. Die Verhandlungen ſind allerdings offenbar noch nicht ſehr weit fortgeſchrikten. Die Anregung dürfte von der Firma Joachim Koppel ausgehen, die ſeinerzeit neben ihrem Tempelhofer Betrieb auch das Werk Glismarode bei Braunſchweg von den deut⸗ ſchen Schmelz⸗ und Raffineriewerken übernommen hatte. * Preisermäßigung für Meſſingſtangen. Die Wirtſchaft⸗ liche Vereinigung deutſcher Meſſingwerke ermäßigte den Grundpreis für Meſſingſtangen ab W. Oktober um 1 l. * Franzöſiſcher Außenhandel der erſten neun Monate. Der Außenhandel Frankreichs ſtellt ſich für die erſten neun Monate des Jahres 1929 wie folgt: Einfuhr nach Frank⸗ reich 48 945 847 Tonnen im Werte von 43 959 880 000 Frs. was gegenüber den erſten neun Monaten des Vorjahres eine Erhöhung um 7 829 453 Tonnen und 5 288 318 600 Frs. bedeutet. Die Ausfuhr aus Frankreich belief ſich au 29 879 173 Tonnen im Werte von 37 022 121 000 gegenüber der gleichen Periode des Vorfahres eine 1 um 1 202756 Tonnen und 530 447 000 Be⸗ — 13 94 1 Mittwoch, den 23. Oktober 1929 Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Nr. 492 — 13. Seite. Den Verdienſtmöglichkeit. Satſongeſchäft mitzunehmen. Mitarbeiter, die Wert auf zahlung der Proviſton zu. 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N Haralambie Tudor Cocoſch, ein Mann, der ö authentiſchen Berichten zufolge rund 1500 Menſchen⸗ ö leben ins Jenſeits befördert haben ſoll, iſt nun ſelbſt ein Opfer des„Geſetzes der Sümpfe“ gewor⸗ ö den. Zwei Gewehrkugeln aus dem Hinterhalt haben ihn den Gendarmen überliefert, den Gendarmen, die ihn ſeit elf Jahren vergeblich jagen. Von den vielen Bandenführern der Dobrubdſcha, von denen Simion Litſchinſkt, Verlam und Terente ſich einer internationalen Berühmtheit erfreut hat⸗ ten, war Cocoſch bei weitem der blutrünſtigſte, ge⸗ fürchtetſte und mächtigſte. Auf jenen Glorienſchein der Bonhomie und Popularität, der die anderen um⸗ floß, hat er nie beſonderen Wert gelegt. Er war ein finſterer, ſchweigſamer und jähzorniger Mann, deſſen Anfänge eigentlich nie bekannt geworden ſind. Obwohl feine Untaten ſchon elf Jahre zurückreichen, glaubte man lange nicht an das Daſein einer ein⸗ zigen organſſierten Bande. Als vor vier Jahren Derente erſchoſſen wurde, über den hinaus man an keine Steigerung glaubte, war man erſtaunt, als weiter gemordet und geplündert wurde, als ſei nichts geſchehen. Die rumäniſche Gendarmerie, die noch etwas langſamer arbeitet, als Gottes berühmte Mühlen, kratzte ſich hinter dem Kopf. Man kam im Laufe der Erhebungen auf die tollſten 5 Dinge So koll, daß man ſie anfangs nicht einmal in Ru⸗ mänien glauben wollte. Und das will bekanntlich etwas heißen Das peinlichſte war vielleicht die Ent⸗ deckung, daß dieſer Bandit große Gebiete beherrſchte, die man bisher ſelbſt zu beherrſchen gewähnt hatte. Man mag dabet berückſichtigen, daß es ſich im Falle der Dobrudſcha, ſoweit ſie ſich über das Donau⸗ delta erſtreckt, um ein ſchwer zugängliches, un⸗ erſchloſſenes, grenzenlos vernachläſſigtes Land han⸗ delt, das an und für ſich etwas ſchwer Zu regieren iſt. Es liegen darin Städte, wie z. B. Tultſcha mit etwa 50 000 Einwohnern, die überhaupt keine Eiſen⸗ bahn verbindung haben und nur per Wagen erreicht i aaf können. Auch die Autos verſagen gewöhn⸗ lich auf den dortigen Straßen. Innerhalb des Deltas liegen Tauſende von kleinen Anſiedlungen, Dörfern und kleinen Marktflecken, zum Teil ganz abgeſchnit⸗ ten von der übrigen Welt, in denen ſich als Ver⸗ treter der Behörden ein paar verbannte oder ſtraf⸗ Verſetzte Beamte befinden und die im übrigen ein⸗ bis zweimal jährlich vom Steuerexekutor aufgeſucht werden, Es iſt eine Welt für ſich, eine Welt, von der das übrige Europa herzlich wenig weiß. In dieſer Welt herrſchte Cocoſch und ſeine Bande, die zu Zeiten über hundert Köpfe betragen haben ſoll. Und die Dinge lagen ſo, daß Cveoſch in dieſer Welt wirklich herrſchte, während die Be⸗ 5 70 ein ihnen ſelber nicht bewußtes Scheindaſein führten. Juhte lang dauerte dieſe Schreckensherrſchaft, von der man auch im übrigen Rumänien kaum f etwas wußte. Niemand hat ihn während dieſer Zeit verraten, ja, man wagte lange Zeit kaum ſeinen Namen laut zu nennen, Der Weg dieſes grauſamen Banditen war mit Menſchenopfern beſät, und jedermann wußte, wie wenig ein Menſchenleben bei Cocoſch galt, Er verbreitete einen abergläubiſchen Schrecken. Es iſt einwandfrei feſtgeſtellt worden, daß eine ganze Anzahl von Dörfern und kleinen Städten Coeoſch einen freiwilligen Tribut bezahlten, wenn er ſie dafür die übrige Zeit ungeſchoren ließ. Bet ſeinen Rundreiſen durch ſein ausgedehntes „Reich“ konnte Cocoſch jeweils einkehren, wo er wollte. Er wurde allenthalben wie ein König auf⸗ genommen. Wenn ſich auch die Einwohner bekreuzig⸗ ten, ſobald ſie ihn ſahen, ſetzten ſie ihm trotzdem Bande wochenlang in Dörfern ein, und manche ſol⸗ cher Dörfer wurden während dieſer Zett ratzekahl gefreſſen. Wenn irgend jemand aufſäſſig wurde, wurde ſofort ein Rachezug unternommen und jeder Ungehorſam blutig geahndet. Kein Wunder, daß ſchließlich niemand mehr muckſte. Die Behörden waren vollkommen machtlos. Eine Verfolgung in den Sümpfen mit den ſchwachen Mitteln, die zur Verfügung ſtanden, war eine faſt ausſichtsloſe Sache. Auf all ſeinen Raub⸗ und Beutezügen war Cocoſch von ſeiner Frau begleitet, die außerordentlich ſchön und noch grauſamer geweſen ſein ſoll als er ſelbſt. Cocoſch, der jähzornig war, ſoll in ſolchen Anfällen guch Mitglieder der eigenen Bande niedergeſtochen aßen, Einzig und allein ſeiner Frau war es dabei Cbtoſch, der„Konig der Dobrudſe Ein Räuber, ber von den Städten Tribute einhob.— Allmächtiger Herr ber Donaufimpfe.— Vier Jahre verfolgt, ſchließlich durch Verrat gefallen das Beſte vor, was ſie hatten. Er quartierte ſeine i* möglich, ſich ihm zu nähern und ihn zur Beſinnung zu bringen. Erſt im Sommer dieſes Jahres rafften ſich die Behörden zu einem etwas tatkräftigeren Eingreifen auf. Um dieſe Zeit hatten nämlich Cocoſch und ſeine Bande mehrere der iſolierten Gendarmeriepoſten im Delta„ausgehoben“. Sie erſchienen dabei ſtets in der Nacht und ſchlugen alles nieder, was ihnen in den Weg kam. „Gendarmerie und Militär wurden konzentriert und das Gebiet, in dem ſich die Banditen gerade befanden, umzingelt. Beide lieferten ſich eine regel⸗ rechte ſechstägige Schlacht zu Waſſer und zu Laeide. Am 11. Juli d. J. ſchloſſen Militär und Banditen, was wohl bisher ſelten vorgekommen ſein mag. einen halbtägigen Waffenſtillſtand, um die Toten zu beſtatten und die Verwundeten zu betreuen. In der darauffolgenden Nacht machte Cocoſch einen über⸗ raſchenden Ausbruch aus der eiſernen Umklamme⸗ rung. Die Banditen eröffneten dabei aus ihren Booten ein Schnellfeuer auf die ſchlafenden Ver⸗ folger, das ſchrecklich unter dieſen aufräumte, und entkamen in der dunklen Nacht. Eine Verfolgung war mit den ſtark dezimierten Kräften ganz aus⸗ geſchloſſen. Nun endlich, als bekannt wurde, daß bei dieſem Gefecht über ein Dutzend Gendarmen und Soldaten Die Preußiſche Staatsmünze⸗Berlin läßt zum Andenken des Reich mann eine Erinnerungsmünze prägen, die auf der Vorderſeit mit der Umſchrift„Diener des Friedens und des Vaterlandes Streſemann“, auf der Rück⸗ ſeite eine ſymboliſche Darſtellung der Rheinlandbefreiung zeigt. Eine Streſemann-Erinnerungsmünze um Eſſen und verſprachen niemand ein Leid anzu⸗ tun. Der Lipowener bot ihnen gaſtfreundlich an, was er hatte. Schließlich baten die Banditen um Tabak. Der Lipowener machte ſte darauf aufmerk⸗ daß es bei ihnen Sttte ſei, in einem Zimmer, wo Heiligenbilder hängen, nicht zu rauchen. Die betben begaben ſich alſo vors Haus und ließen ver⸗ trauensſelig ihre Waffen drinnen. In dieſem Augenblick durchzuckte den Lipowener der Gedanke, den Bandtdten zu erſchtleßen, um die hohe Prämie zu verdienen. Er und zwei andere Lipowener er⸗ griffen die Gewehre und traten ins Freie. Als die beiden rauchenden Banditen ſie erblickten, wußten ſie, was geſchlagen hatte. Beide ſtanden au und verſuchten zu flüchten. Sie wurden aber von wohlgezielten Schüſſen er⸗ reicht und ſanken tot zu Boden. Das war das un“ rühmliche Ende. a Als die Lipowener in Tulcea ankamen und das Ende Cocoſchs mitteilten, wurden ſie wie Bolks⸗ belden gefeiert. Ein Bankett wurde ihnen zu Ghren verauſtaltet und ſte lebten bret Tage laug auf feoſten der Stadt in Saus und Braus. Inzwiſchen wurde aber der Kopf Cocoſchs fein ſäuberlich vom Rumpfe getrennt und nach Bukareſt geſchickt. Die dortige Univerſttätsklinkk hat eine vollſtändige Sammlung der Köpfe aller Banditen, die in den letzten Jahren in Rumänien von ſich reden machten. Dort ſind u. a. die Köpfe von Terente, Tomescu, Munteanu und Nieulitza, zu denen ſich jetzt derjenige von Cocoſch geſellt. Es muß ein etwas ſchauriges Muſeum fein. Walter F. Eig. Die Frau mit den zehn Männern Die langhaarige Witwe Der verhängnisvolle Brief— Ein weiblicher Blaubart— Die verheimlichten Ehemänner— Neue Heiratsausſichten der„Rekordgattin“ Alles wiſſen macht bekanntlich Kopfſchmerzen. Mitunter iſt es ganz gut, wenn man den Dingen nicht allzuſehr nachgeht, weil man ſonſt ſehr leicht Enttäuſchungen erleben kann. Es iſt auch nicht von Vorteil, wenn Ehegatten allzueifrig ihr gegenſeitiges Vorleben unter die Lupe nehmen; denn es gibt dabei oft Enttäuſchungen und Entdeckungen, die dem Ent⸗ decker nicht immer Freude bereiten. Frank Urban hatte ſein rechtes und ſchlechtes Auskommen als ſtädtiſcher Autobus⸗Lenker in Chi⸗ cago. Frauen hatten nur ſelten ſeinen Weg gekreuzt, außenminiſters Streſe⸗ das Bild des Verſtorbenen Der Entwurf ſtammt von Bildhauer Oskar Glöckler. gefallen waren, machte man in Bukareſt mobil. Auf den Kopf Cocoſchs, lebendig oder kot, wurde ein Preis von 100 000 Lei ausgeſetzt. Zugleich wurden einige beſonders befähigte Kräfte ins Delta ent⸗ ſandt. Aber niemand wollte die hohe Prämie ver⸗ dienen. Es mußte erſt etwas anderes geſchehen, bevor ſie jemand verlocken konnte. Trotzdem es mit der alten Gewaltherrſchaft infolge der Aktivität der Behörden ein Ende hatte, war noch immer niemand da, der ihn verriet. Dabei war er nirgends mehr ſeines Lebens ſicher. Ueberall durchſtreiften ſtarke Patrouillen das Land und in der Nacht wurden die Uferſümpfe mit Scheinwerfern und Bluthunden abgeſucht. Bei einem Nachtgefecht am 21. September d. J. wurde Cocoſchs Frau erſchoſſen. Mit ihr zugleich die Mehrzahl ſeiner Bande. Von dieſem Tage an war Cocoſch, dieſer blutrünſtige Bandit, nur noch ein Schatten ſeiner ſelbſt. Er wagte ſich kaum mehr in die Nähe menſchlicher Siedlungen und die Bevölke⸗ rung begann alle Angſt vor ihm zu verlieren. Ebenſo verloren vor dem verzweifelt dahinbrütenden Hauptmann die Banditen allen Reſpekt und ver⸗ ließen ihn einer nach dem anderen. Schließlich blieb er mit ſeinem Schwager Gheraſim allein übrig. Von allen Seiten von den beutehungrigen Gendarmen verfolgt, frierend, hungernd und darbend ſchlichen ſie ſich in der Nacht in die Dörfer, um Brot und Tabak zu ſtehlen. Das Ende verdient ausführlich erzählt zu wer⸗ den. An einem Samstag gegen 9 Uhr abends be⸗ traten die beiden gehetzten Banditen das Haus des Lipoweners Archipow in der Gemeinde Patlat⸗ ſchanka, 9 Kilometer von Tultſcha entfernt, baten „ Tokio überſchwemmt * N 1 Wine furchtbare teberſchwemmung hat Tokio heimgeſucht, das in den letzlen Jahren nun ſchon von einer Reihe ſchwerſter Naturkataſtrophen betroffen wurde, und er hielt auch nicht beſonders viel von ihnen. So war er 47 Jahre alt geworden, ohne ſich nach einer Lebensgefährtin umzuſehen. Seine beſondere Abnei⸗ gung galt den modernen Frauen, und vor allem hatte er mit dem Bubikopf nichts im Sinn. Endlich lernte er eine Witwe kennen, die zwar nicht mehr ganz jung war, dafür aber den Vorzug hatte, noch lange Haare zu tragen, immerhin eine Seltenheit in dem bubikopfgeſegneten Amerika. Die Langhaarig⸗ keit der Witwe Ridley erſchien Urban als ein ganz beſonderer Anreiz. Er entſchloß ſich, um ihre Hand anzuhalten, die Auserwählte zögerte nicht, ihm ihr Jawort zu geben, und im November 1927 feierten beide Hochzeit. Das neuvermählte Paar lebte ein Jahr glücklich und in Frieden, und dieſes Glück würde auch heute noch andauern, wenn es nicht durch einen Brief an den Ehemann geſtört worden wäre. Dieſer erhielt nämlich von einem ihm perſönlich unbekannten Miſter Cradock ein Schreiben, in dem ihm der Abſender nachträglich etwas ironiſch zu ſeiner Vermählung gratulierte. Das wäre ja nun alles garnicht ſo ſchlimm geweſen, wenn es auch auffallend war, daß ein fremder Menſch Urban ſo eigenartige Glück⸗ wünſche ſandte. Aber da ſtand eine etwas unklare Redewendung in dem Brief. Herr Cradock ſchrieb nämlich, es möge Frank gelingen, die geſchiedene Frau Cradock glücklich zu machen, was ihm, dem Ab⸗ ſender, ebenſowenig wie dem Spanier Bascope ge⸗ lungen ſei.„Cradock, Bascope!“ ſagte Urban und ſchüttelte das Haupt. Schließlich legte er den Brief ſeiner Frau vor, und nun erzählte ihm dieſe, ſte ſei vorher ſchon zweimal, und nicht einmal, wie ſie ihrem Gatten angegeben habe, verheiratet geweſen. Ihr erſter Mann habe Cradock, der zweite Ridley gehet⸗ ßen. Was hat das alles aber mit Bascope zu tun, dachte Urban. Sein Mißtrauen war wach geworden, er führte eine Unterredung mit Cradock herbei, der ihm nun erklärte, Bascope ſei der erſte Ehemann der Frau Urban geweſen. Ein neues Rätſel: wer war dann Ridley? Darüber konnte Cradock keine Auskunft geben. Sollte etwa Frank der vierte Ehe⸗ mann ſeiner Frau ſein? Jetzt verfolgte er die Spur weiter. Kurze Zeit darauf betrat er die Delikateſſen⸗ handlung, die Bascope unweit Chicago beſaß. Be⸗ reitwillig gab der Ladeninhaber dem Beſucher Aus⸗ kunft:„Soviel ich weiß“, ſagte er,„war meine in⸗ zwiſchen von mir geſchiedene Frau ſchon vorher mit einem Hotelportier Sundall in Chicago verheiratet.“ Das ging unſerem Freund Urban, um es kurz heraus zu ſagen, doch über die Hutſchnur. Es war leine kleine Wut, die ihn packte und zu dem Entſchluß ver⸗ aulaßte, der Sache auf den Grund zu gehen. Er ſprach alſo bei Herrn Sundall vor, der ihm bereit⸗ willigſt mitteilte, daß ſeine von ihm geſchiedene Gat⸗ tin vorher mit einem italieniſchen Barbeſitzer namens Zingarelli verheiratet geweſen ſei. Da Sundall den Italiener kannte, war es ihm leicht, Urban zu ihm zu führen. Deſſen Leidensweg war noch nicht be⸗ endet. Denn Zingarelli erklärte ihm, daß der Pen⸗ ſtonär Pena, mit deſſen geſchiedener Frau er verhei⸗ ratet geweſen ſei, ihm wohl weitere Mitteilungen über dieſe Frau machen könne. Pena bewies Frank gegenüber großes Entgegenkommen und bereitwillig teilte er ihm mit, wo der Eiſenbahnbeamte Mouſten wohnte, der vor ihm, Pena, der Gatte der jetzigen Frau Urban geweſen war. Frank hatte bei ſeinen Nachforſchungen große Geduld bewieſen, aber nun war er doch am Ende ſeines Lateins Das Namensregiſter der früheren Ehemänner ſeiner Frau ging ihm wie ein Mühlrad im Kopfe herum. Sollte denn die Liſte noch nicht vollſtändig ſein? Nein, denn auch Mouſton konnte ihm mit einer Ueberraſchung, wenn auch keiner freudigen, aufwar⸗ ten. Der Eiſenbahnbeamte erklärte ſeinem Beſucher, daß er ſeine inzwiſchen von ihm geſchiedene Frau als Witwe kennengelernt und geheiratet habe. Der Name ihres verſtorbenen Gatten ſei Shakleſord geweſen. Das war ja nun ein Hindernis, an das Urban gar nicht gedacht hatte. Denn er konnte doch unmöglich den verſtorbenen Herrn Shakleford um weitere Aus⸗ kunft erſuchen. Aber vorläufig war ja auch ſein Be⸗ darf an Ehegatten, die vor ihm einen Teil ihres Le⸗ bensſchickſals mit ſeiner Ehefrau geteilt hatten, ge⸗ deckt. Acht Männer, das ſtand ja feſt, hatten auf der Strecke bleiben müſſen. Wir wollen davon ſchweigen, mit welchen Empfin⸗ dungen und Worten Urban das Ergebnis ſeiner Nachforſchungen ſeiner Gattin mitteilte. Nun be⸗ quemte ſich dieſe zu einem Geſtändnis, und ſo erfuhr Frank, daß auch der verewigte Herr Shakleford eiſten Vorgänger gehabt hatte. Denn als ſeine, Franfs Frau, mit Shakleford die Ehe ſchloß, war ſie bereits von James Brown geſchieden geweſen. Frank halte genug, er verzichtete darauf, bei James Brown, der in Virginia lebte, weitere Nachforſchungen anzuſkel⸗ len. Es genügte ihm vollſtändig, daß er den zehnten Platz unter den Ehemännern ſeiner Frau einnahm. Aber Frank will nicht der letzte bleiben. Er hat deshalb einen Scheidungsprozeß gegen ſeine Gatkin angeſtrengt, weil dieſe ihm verſchwiegen hatte, daß ſte ſchon neunmal verheiratet geweſen war, als er mit ihr die Ehe ſchloß. Wie es heißt, ſollen ſich mehrere Männer bereit erklärt haben, die„Rekordgattin“ nach der bevorſtehenden Scheidung zu heiraten. * Der bedeutendste Ahrenſammler der Welt, Carl Marfols 7 In Neckargemünd bei Heidelberg ſtarb Carl Marfels, Beſitzer der bedeutendſten Uhrenſammlung der Welt, im Alter von 74 Jahren. Marfels hatte ſich als Verkäufer alter, koſtbarer Ühren ſelbſt eine einzigartige Sammlung anlegen können, die ihm der amerikaniſche Multimillionär J. P. Morgan 1908 für 1,75 Millionen Dollars abkaufte. In wenigen Jahren gelang es Marfels, ſich eine neue, erleſene Sammlung anzulegen. Unſer Bild zeigt Marfels mit einer Standuhr, die 1439 gearbeitet wurde,. für Phtlipp von Burgund 28 Constan John M Bernha. Mrs, Cv Marie-L. Martha Barbare Mortime Bentley Mittwoch, den 23. 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Geöffnet ſind dagegen die amt⸗ lichen Pfänderſammelſtellen in J 4a. 9, Peſta⸗ Städt. Leihamt. übernahme ſämtl. Konkurs⸗,Nachlaß⸗ u. freiwillig. Versteigerungen billiger, Kompl. prompter, ſofortiger Abrechnung Wohnungseinrichtungen, Wohnungen, Einzelſtücke bei Erbſtreitigkeiten Auktionator Alols Seeberger Taxator Stamitzſtr. 14 Tel. 539 97 0 err* Leg * Se Meeren. Kr famosen, gocpenene us. ae 5 HFostfach 306 Jiten, Stuttgart, Pos fach 64 W S104 124⁴6 Kraftfahrzeug- Haftpflicht Ei ubruchi, Feuer., Leben und Unfall- Versicherung .* Agentur: F. C. Hell, Mannheim, G 7. 7 12236 Hervorragend. Platz f. Benzin- Tankstelle an äuß. verkehrsreicher 8 I besonders ten Preisen Bou,. don un Ulul ue vun 6 bonum, Huluulouillun Bout, funde u 1 beuuam. lil laſſo nun. 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Als Wafſen gelten auch Scheintodpiſtolen, Schlagringe, im Griff feſtſtehende oder feſtſtell⸗ bare Meſſer, Stockdegen, Totſchläger, Spiral⸗ federn, Knüppel aus Gummi, Holz oder Metall, ſowie Knoten⸗ und andere ſchwere Stöcke. 2 Propagandawagen dürfen nur einzeln lin einem Abſtand von mindeſtens 300 Meter) und nur in der Zeit von 11.30 Uhr bis 17.30 Uhr fahren und ſich weder vor, noch während oder nach der Fahrt an einem Punkt ſammeln. Jeder Propagandawagen darf ferner nur innerhalb des Orts verkehren, in dem er die Fahrt beginnt; der Verkehr von Propaganda⸗ wagen über Land nach anderen Orten iſt unter⸗ ſagt. Die in 8 1 genannten Waffen, ferner Ketten, Hämmer, Holzſtücke, Steine oder andere zum Werfen geeignete Gegenſtände dürfen auf Pro⸗ pagandawagen nicht mitgeführt werden. Schul⸗ und Fortbildungsſchulpflichtigen iſt die Teilnahme an Propagandafahrten unterſagt. Propagandawagen ſind ſpäteſtens am Tage vor der Benützung unter Bezeichnung des Eigen⸗ tümers, des Führers und einer für das Ver⸗ halten der Beſatzung verantwortlichen Perſon, ſowie der Nummer des Fahrzeugs, der Orts⸗ polizeibehörde ſchriftlich zu bezeichnen. Zuwiderhandlungen gegen die Beſtimmungen dieſer Verordnung werden mit Haft beſtraft. Mannheim, den 21. Oktober 1929. Bezirksamt— Polizeidirektion. aus- Add Giusabegiher-Jeloin.]. MANNHEIM Donnerstag, 24. Oktober, abends 8 Uhr findet im„Friedrichspark“ eine 12 448 Mitgkisder versammlung ſtatt. Tagesordnung: 1. Bericht über den Internationalen Haus⸗ beſitzer ⸗⸗Kongreß in Berlin. Referent: Rechtsanwalt Dr. Weingart; 2. Bericht über den Bayeriſchen Verbandstag in Neuſtadt a. d. H. Referent: Rechts⸗ anwalt Dr. Schaaf. 3. Verſchiedenes. Wir bitten im Hinblick auf die Wichtigkeit der Tagesordnung— Bodenreform⸗ und Wohnheim⸗ ſtättengeſetz— um recht zahlreichen Beſuch. Der Vorſtand. 2 4 Ae 8 3 2 3 5 N 2, 9 N Cunststraße zeigt in 5 Fenstern die letzten Neuheiten für Damen, NMäödchen launigen eee ee ZNERN Das Haus der Hüte und Kinder Ecke b immmer Ae 77 8 5 dünnen neunen N 5 ö 7, 4 Tonne Mais Hou zu bedeutend ermäßigten Preisen Marran-, Damen-, Hinder-Pullavnr Rinaderkieider u. J WNatnr-Amzüge „Nur Gunalitäts waren“! N in Winterwaren Trikatagen 12458 nn Berger& Sohn N 1, 4 f Wir ſordern hiermit die Inhaber der Vorzugsaktien unſerer Geſell⸗ ſchafſt über je R. 40.— auf Grund der 7. Durchführungsveroroͤnung zur Goldbilanzverordnung auf, ihre Aktien nebſt den dazugehörigen Gewinn⸗ anteilſcheinen und einem zahlenmäßig geordneten Nummernverzeichnis Nheinische Flektrizitäts-Aktiengesellschaft, Mannhelm FJ. Bekanmmashkung in doppelter Ausfertigung bis zum 3. März 1939 einſchließlich zum Umtauſch in Aktien über je R. 200.— bet folgenden Stellen wäh⸗ rend der üblichen Geſchäftsſtunden einzureichen: in Mannheim: in Berlin: in Frankfurt a..: in Karlsruhe i..: haben, wird keine Einreichungsſtellen ſion in Anrechnung hinterlegt. Monaten Umtauſch erheben. beläßt. Mannheim, ſpruchsfriſt zurückfordert. Umtauſch widerſprechen. bei der Süddeutſchen Disconto⸗Geſellſchaft.⸗G. und deren Niederlaſſungen; bei der Direction der Disronto⸗Geſellſchaft, bei der Commerz⸗ und Privat⸗Bank.⸗G.; bei dem Bankhauſe E. Ladenburg, bei der Directivn der Disconto⸗Geſellſchaft Filiale Fraukfurt a..; bei dem Bankhauſe Straus& Co., bei der Süddentſchen Disconto⸗Geſellſchaft.⸗G. Filiale Karlsruhe. Der Umtauſch findet in der Weiſe ſtatt, daß auf 5 Vorzugsaktien zu je R. 40.— 1 Vorzugsaktie zu je R. 200.— gewährt wird. Die E reichungsſtellen ſind bereit, den An⸗ und Verkauf von Spitzenbeträgen für die Aktionäre zu vermitteln. Den Aktionären, Proviſion berechnet. erfolgt. gebracht. Die Ausreichung der neuen Aktien ⸗ Urkunden erfolgt nach deren Fertigſtellung gegen Rückgabe der über die eingereichten Aktien aus⸗ geſtellten Empfangsbeſcheinigungen bei derjenigen Stelle, von der die Beſcheinigungen ausgeſtellt worden ſind. übertragbar; die Umtauſchſtellen ſind berechtigt, aber nicht verpflichtet, die Legitimation des Vorzeigers der Empfangsbeſcheinigungen zu prüfen. Die Vorzugsaktien unſerer Geſellſchaft über je R. 40.—, die nicht bis zum 3. März 1930 eingereicht worden ſind, werden nach Maßgabe der geſetzlichen Beſtimmungen für kraftlos erklärt. von den eingereichten Aktien über je R. 40.—, die den zum Erſatz durch Aktien zu je R. 200.— erforderlichen Nennbetrag nicht erreichen und uns nicht zur Verwertung für Rechnung der Beteiligten zur Verfügung geſtellt worden ſind. Die anſtelle der für kraftlos erklärten Aktien aus⸗ gegebenen neuen Vorzugsaktien über je R. 200.— werden für Rechnun der Beteiligten zum Börſenpreis verkauft. der entſtehenden Koſten an die Berechtigten ausbezahlt bezw. für dieſe Die Inhaber der umzutauſchenden Vorzugsaktien über R. 40.— können nach Maßgabe der geſetzlichen Beſtimmungen innerhalb von drei nach Veröffentlichung dieſer Bekanntmachung im Deutſchen Reichsanzeiger, jedoch noch bis zum Ablauf eines Monats nach Erlaß der letzten Bekanntmachung über die Aufforderung zum Umtauſch, durch ſchriftliche Erklärung bei unſerer Geſellſchaft Widerſpruch Außer der Abgabe dieſer ſchriftlichen Widerſpruchs⸗ erklärung gegenüber unſerer Geſellſchaft iſt zur ordnungsmäßigen Er⸗ hebung des Widerſpruchs erforderlich, daß der widerſprechende Aktionär ſeine Aktien oder die über ſte von einem Notar, einer Effektengirobank oder einer der oben genannten Stellen ausgeſtellten Hinterlegungs⸗ ſcheine entweder bei unſerer Geſellſchaft oder bei einer der oben bezeich⸗ neten Stellen hinterlegt und dort bis zum Ablauf der Widerſpruchsfriſt Ein etwa erhobener Widerſpruch verltert ſeine Wirkung, falls der Aktionär die hinterlegten Aktienurkunden vor Ablauf der Wider⸗ Der Widerſpruch wird nur wirkſam, wenn Inhaber der Vorzugsaktien über./ 40.—, deren Stücke den zehnten Teil des Geſamtbetrages der Vorzugsaktien zu R. 40.— erreichen, dem Die Urkunden derjenigen Inhaber von Vor⸗ zugsaktien zu R. 40.—, die nicht Widerſpruch erhoben haben, werden auch in dieſem Falle— als freiwillig zum Umtauſch eingereicht— um⸗ getauſcht, ſofern nicht von den Aktionären bei Einreichung ihrer Aktien ausdrücklich das Gegenteil bemerkt wird. ö Für die Lieferbarkeit der neuen Vorzugsaktien an den Börſen wird rechtzeitig Sorge getragen. 2 5 Vorausſichtlich 3 Börſentage vor Ablauf der Umtauſchfriſt wird die Lieferbarkeit der umzutauſchenden alten Vorzugsaktien über.“ 40.— in Fortfall kommen. den 19. Oktober 1929. Der Vorſtan d: Bühring Nied Schöberl Wiedermann. die ihre Aktien dem Sammeldepot angeſchloſſen Desgleichen iſt der Umtauſch proviſionsfrei, falls die Einreichung der Aktien an den Schaltern der In anderen Fällen wird die übliche Provi⸗ Die Beſcheinigungen ſind nicht Das gleiche gilt Der Erlös wird abzügli gegen den Ea 204 (Priller ve Orr, OH „Jeakes bsurscnen Mb Olk RAU. U Kauft Tentga Ilten ä Erhältlich in den Fach schäfte mit nebenstehe 57 4 ü ² G T( r r 1