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So lädt dies Haus mit feſtlich heitern Mienen Im alten Geiſte Jedermann zu Gaſt. So trägt die Neue Zeitung in die Räume Ein gutes Erbe, das aus ſich erſtarkt. Nicht mehr verſunken ſteht in ſtille Träume Das ſtolze Giebelhaus am alten Markt. Was je erſonnen ward auf Pfälzer Erde Zu guter Tat, hier mag es auferſtehn. Doch rückwärts mit verdroſſener Gebärde Langt nicht der Blick. Steil mags, doch aufwärtsgehnl Und wie das Antlitz, nur verjüngt, die Züge Des alten Hauſes trägt, ſo wohl vertraut, So ſchafft der Geiſt der Zeitung am Gefüge Des Reiches mit, das neu ſich auferbaut. Julius Ferdinand Woll] Unſer Weg, unſer Ziel Die„Neue Mannheimer Zeitung“ am Mannheimer Marktplatz! Ragend und hehr, in ſeinen klaſſiziſtiſchen Formen ein Kunſtwerk und dennoch kein Prunkbau, ſondern eine Stätte lebendigen Wirkens, des Arbeitens an der Zeit und für die Zeit, elne Heimſtätte der Arbeit Überhaupt, verbunden mit dem Neubau der Technik: jo ſteht unſer Heim da. Es iſt nicht nur der ſchöne Anblick der Weinbrennerfaſſade, der die Schritte der über den Markt Eilenden zum Einhalten zwingt, die Zeitung und ihr neues Heim am Brennpunkt des öffentlichen Lebens der Stadt ſind nun ſelber zu einem Teil der Stadt geworden. Aus der Enge der Altſtadtquadrate heraus, aus jenem Geviert, das— ein Zufall von faſt ſumboliſcher Bedeutung— die beiden Heimſtätten der Druckereien beherbergt, in denen durch faſt 140 Jahre die„Neue Mannheimer Zeitung“ und ihre Vorgängerinnen erſchienen ſind, iſt ſie an die lichte Weite des großen Platzes im Herzen der Stadt ge⸗ rückt, an den Strand des täglich immer ſtärker flutenden Lebens durch die Breiteſtraße. Aber ſie iſt nicht nur die Nehmende allein, ſie gibt auch der Stadt und dem Marktbilde ein Schmuckſtück, durch das beide gewinnen. Aber wenn je Beſitz verpflichtet, dann gerade hier. Das Baſſermannhaus am Markte bliebe ein leeres Gehäuſe, nur verdeckt durch eine Faſſade, wenn in ihm nicht die Kräfte des Geiſtes und des Arbeltswillens lebendig wären. Die moderne Zeitung muß, wenn ſie dem Pulsſchlag unſerer Zeit folgen will, anders eingeſtellt ſein, als die behagliche Journallſtit und einfache Betriebsform von vor⸗ geſtern. Wohl gilt es immer wieder von neuem, die Tradition eines alten Hauſes zu wahren. Aber Tradition darf niemals zu einem Poſten werden, der gelegentlich in der geiſtigen Inventur erſcheint, oder bel Jubiläen in Feſtreden hervorgeholt wird. Dle Tradition einer Zeltung beſteht in ihrer Geſchichte, muß ſich aber zugleich in pulſendes Leben mit dem Willen zum Vorwärtsſchreiten verkörpern. So wird ganz von ſelbſt die Zeitung zur Führerin vieler Tausende. Aber wehe ihr, wenn ſie die Standarte verbleichen oder ver⸗ ſchleißen läßt. Gar bald wendet ſich die Gefolgſchaft neuen Fahnen zu. So iſt es für die moberne Zeitung ein täglich neu zu ergründendes Geheimnis, bewahrend und jortſchrittlich in Einem zu sein. Die Verbundenheit mit der Stadt, in der wir wohnen und mit der engeren Heimat, in der wir leben, zeigt ſich in den Wechſelbeziehungen der Zeitung zu den Menſchen und Dingen. Der Kampf der Meinungen, aber auch der wirtſchaftliche Weltbewerb hält die Kräfte rege. Daraus formt ſich neue Verantwortung, neues Wegeſuchen! So ſteht auch unſere Zeitung am heutigen Tage an der Schwelle eines bedeut⸗ ſamen Entwicklungsabſchnittes, äußerlich gekennzeichnet durch das neue Heim und auch durch das neue Gewand. Schon lange war das alte Kleid zu eng geworden. Die Anforderun⸗ gen, die an die modernen Zeitungen geſtellt werden, wachſen von Tag zu Tag. Soll die Zeitung ihrer vornehmſten Aufgabe, Geſchichtsſchreiberin des Tages zu ſein, vollauf genügen, oll ſie der überſtürzenden Fülle der Ereignſſſe entſprechend ſchnell, feſſelnd und dennoch umfaſſend berichten, muß die Überfülle des Stoffs ſtärker zuſammengezogen und in eine Überſichtlichere und klarere Raumeinteilung geſpannt werden. Die ſchweren An⸗ jorderungen des Lebens, die heute an jeden geſtellt werden, zwingen die Zeitung, mehr Entspannung und Unterhaltung zu bieten als bisher. Anregung und Abwechslung — müſſen forkan die beiden Leitſterne ſein, ohne daß das geiſtig Unerläßliche vernachläſſigt und die großen politiſchen und kulturellen Aufgaben unbeachtet bleiben, eingedenk der Tatſache, daß für viele Tausende auch heute noch die Zeitung die einzige Brücke iſt, über die ſie an die Geſtaden der geiſtigen Gefilde gelangen. Somit ergibt ſich unſer Programm und damit unſere Aufgabe vpn ſelbſt. Die „Neue Mannheimer Zeitung“ wird auch jernerhin die täglichen Bücher der Chronika aus der Heimatſtadt und dem Badener Land veröffentlichen. Wir ſind in guten und böſen Tagen ſo eng mit der Geſchichte Mannheims verbunden, daß wir uns von ihr weder loslöſen wollen noch können. Wenn wir dabei die Geſchichte der alten Kurpfälzer Zeit beſonders pflegen, ſo aus dem Grunde, um der heutigen Generation den Sinn für das hiſtoriſch Gewordene wieder zu wecken, weil ſonſt die Gegenwart kaum verſtanden wird. Solange Mannheim zu Baden gehört, hat auch unſere Zeitung deſſen Geſchicke mitgetragen und wenn in näherer oder ſpäterer Zeit die engeren Landesgrenzen verſchwinden ſollten, wird unsere Zeitung nach wie vor ein badiſch⸗pfälziſches Heimat⸗ blatt bleiben, mit der ganzen Liebe und Treue, die dieſem ſchwergeprüften und vielleicht gerade deshalb gottgeſegneten Landſtrich gebühren. Daß dem großen deutſchen Vater⸗ lande wie in der Vergangenheit, ſo auch in der Zukunft unsere mitwirkende Arbelt gehört, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit, die nicht beſonders hervorgehoben zu werden braucht. Die deutſchen Zeitungen, die in der Nachkriegszeit der Randpreſſe angehörten, haben unter ſchweren persönlichen und materiellen Opfern die geiſtige Wacht am Rhein gehalten. So ſei es auch in der Zukunft! Ueber 40 Jahre iſt unſere Zeitung kreu zum Liberalismus, in ſeinen wechselnden Formen und Anſchauungen geſtanden. Auch heute bekennen wir uns erneut zu ſeiner Welt⸗ anſchauung und der von ihm befolgten Politik des Ausgleichs. Wir verſuchen in Freund⸗ ſchaft und Fühlung mit führenden Männern aus Politik und Wirtſchaft die unab⸗ hängige geistige Grundeinſtellung unſerer Zeitung zu wahren, weil nach unſerer Ueberzeugung nur dadurch ſtärkeres Gewicht der öffentlichen Meinung erzielt werden kann. Dieſes Beſtreben nach Ausgleich ſoll uns auch geleiten in der Arbeit, das suum cuique eines jeden Standes in Stadt und Land zu wahren. Unſer Volk iſt heute leider durch politiſche, konfeſſionelle und wirtschaftliche Gegensätze ſo ſehr in Parteien und Parteichen zerriſſen, daß es eine Plaktform geben muß, auf der ſich alle zuſammenfinden. Wenn es der„Neuen Mannheimer Zeitung“ gelingen ſollte, in dieſem Sinne verſöhnend zu wirken, hat ſie vor ihrem eigenen Gewiſſen und ihrer Verantwortungsbereitſchaft, aber auch vor dem unbeſtechlichen Stift der Geſchichte ihre Aufgabe erfüllt. Mit dem neuen äußeren Format braucht aber die„NM“ nicht ihr geiſtiges Format zu verändern. An dieſem Tage, an dem unſere Zeitung zum erſten Mal im neuen Gewande herausgehl, ſei ausdrücklich betont, daß ihr Geiſt der alte bleibt: Das gewiſſenhafte Bemühen, die nationalen Fragen ausſchließlich vom Standpunkt ſtaats⸗ politiſcher Betrachtung zu ſehen, den polltiſchen und ſozialen Kampf zu entgiften, um ſich dem Dienſt an Vaterland und Heimat zu widmen im Sinne des Glückwunſches, den Hindenburg uns übeiſandt hat:„Im Dienſt der Einigung des deutſchen Volkes!“ 95 . 58 Glückwünſche, die uns geleiten Der Reichs praͤſident Berlin, den 1. Oktoder 1929. 9 SShr geehrte Herren! Für hr freundliches Meingedenken be im U ber- gang in qr schönes neues Heim sage ich qhnen e sten Dank. Joh verbinde damtt meine auf richt 18e n Gfauek- wünsche für die weitere Arbeit qhres alten Blattes, die, we 10h hoffe, stets im Dienste der Einigung des(leut schen Volkes stehen wird. Mit freundlichen Grüßen! Me„eue Mannhe ner 3 tung seblelt in ern neues Haus Uder, das den Janen„ 189 erhalten Rar. Voge dite neue Fetnstadtte jedersett von den betste des Funrers ærfüddt se in, dessen Jane ste trdgt! Diesen Gelst sehe Loh bersinnbtldltoht in der unbedingten vater- Zandt soben Fingabe an das Rᷣeton, verbunden nit einer Nethen Lebe zur Fantlte, sun rat er dand und u ze tnf In. Ton sehe tn better bers tnnbtidltent in Jemeli- bon der Jugend 8 v tel fach naht zehr versta. dae nen— Aube raden belst, der nichts u tun kat nit Han ghestertun, sondern dtée Fretnett der persöntohkett, Ifretnett der Vssensohagt und lbuldung Jeder der geugung in stok birgt. . e,, ,,, N ee. , ae,. eee, lee,. a. e ace. ,, e See. .„ Ke, bee, be.. Au,, gemee, fe, e gare. ga, e e, ,, e e„ 17„ Wenige Tage vor ſeinem Hinſcheider. ſandte uns Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann dieſen Glückwunſch. Es iſt der letzte Gruß an die Zeitung in der Südweſtmark, ber er durch viele Jahre hindurch beſonders naheſtand. J des Vaterlandes geben wir dieſen(d ruß wieder, der uns aufs neue die Pflicht auferlegt, im Sinne des großen Toten weiterzuwirken. e, Ae e.. . A. ee ee e. e.. 2 Nu 3., een e f l, e e,, eee eee, 3 2. ee„.. ee 2 75 5 33 e.„ 3 Er let velter versinnbildltiont in jenen sostalen np in- den, das ein erfgolgretonhes Fünrertun in tt sohaft Itohen. keben nur noglton steht auf einen teren frerstdnunts fur de be rechtigten virtsohartitohen und geselsõjðj4pfii- ohen Ansprulohe der Angestellten und Ardetter. In den nkxreten fur diese gedanken hat Basseraann stoh in seinen 1 te ben bersehrt. loge sein betst, auch unter anderen get tver fa tntssen, gelt der ,Jeen lannhetner set tung“ r und ine Hauses eL DS In wehmütiger Trauer um den Befreier der neuen Mannheimer zeitung er des Deutschen Relches zu alter Macht und E Kultur zu sein. 8 ö 8 e e ö—— blatt als durchaus konſervativ. Taſt 19 Jahre ver- Beſchlüſſe führen die Zenſur ein und auf dem beutſchen Schrifttum laſtet fortab ſchwerer Druck. 5 As 1 Es hängt zweifellos mit der verhältnismäßig ſpäten Gründung Mannheims zuſammen, daß die Entwicklung des Zeitungsweſens der Stabt zwiſchen hein und Ueckar nicht ganz ſo verlaufen iſt, wie in zahlreichen anderen Städten Deutſchlands. Auf der Kölner Preſſa im Jahre 1928 war die Entſtehung der deutſchen politiſchen Tageszeitung aus ber Verbindung von Poſtweſen und Uachrichtendienſt überaus anſchaulich bargeſtellt. Die erſten deutſchen Zeitungen entſtanden in den kaiserlichen Poſthäuſern. Die Poſtmeiſter waren nicht allein Eigen⸗ tümer und Derkäufer der Zeitungen, ſondern ſie ſchrieben auch meiſt die Zeitungen ſelbſt oder ſtellten ſie zuſammen. So war lange Zeit der Poſtmeiſter gleichbedeutend mit Zeitungsſchreiber. Wenn nun auch ſpäter bei der Ausdehnung der Jagesliteratur die Herausgabe und der Verlag der Zeitung in andere Hände über⸗ ging, ſo blieb doch der Vertrieb, die Dermittlung zwiſchen Der- leger und publikum, der Poſt und ihren Beamten. Das Weſen dieſer Dermittlung iſt auch heute noch in dem Bezug von Zei⸗ tungen durch die Poſt vorhanden. Dieſe Entwicklungsgeſchichte läßt ſich für Mannheim nicht feſtſtellen. Die erſte Zeitung tauchte im Jahre 1743 auf. Es iſt das„Wöchentliche Frag- und Kundſchaftblatt“, auch„Intelligenz Frag- und Anzeigeblatt“ genannt, das aber ausſchließlich als Anzeigenblatt erſchien. Die erſte periodiſche Zeitung folgte 1767, die„Mannheimer Zeitung“, deren Uame im Laufe des 18. Jahr- hunderts verſchwunden iſt. Das Jahr 1790 iſt das Gründungs- jahr des Mannheimer Intelligenzblattes“, auf das die„Neue Mannheimer Zeitung“ ihren Stammbaum zurück- führt. Die erſte Uummer vom 4. Mai 1790 iſt in der Abbildung dargeſtellt. Was ſie wollte, ſagt uns der Citel, und wie ſie die Bedeutung Mannheims auffaßte, zeigt der gleichfalls ab⸗ gebildete Zeitungskopf, in dem Handel und Wiſſenſchaft über das Medium des kurfürſtlichen Wappens als zuſammengehörig dargeſtellt werden. Der erſte Jahrgang und auch die folgenden haben im großen und ganzen das gehalten, was ſie verſprachen. Das„Intelligenzblatt“ erſchten im Derlag der Druckerei des Katholiſchen Bürgerhoſpitals in E 6(gegründet 1789) anfangs hauptſächlich als Anzeigenblatt, das charakteriſtiſche Merkmal aller Intelligenzblätter überhaupt, dem aber bald auch Artikel und Uachrichten beigegeben wurden. Der wöchentlich einmaligen Hlusgabe folgte bereits 1791 die zweimalige. Was zwiſchen den belden Daten gelegen iſt, ſchildert in dieſer Feſtnummer Profeſſor Pr Friedrich Walter an hand des noch vollſtändig erhaltenen Jahrgangs, wobei er neben einer Charakteriſtik der Zeitung auch gleichzeitig ein Bild Mannheims im Jahre 1790 vor unſeren Augen entſtehen läßt. Durchblättert man jene alten Jahrgänge, ſo bilden ſte nicht die Fundgrube, die man ſicher erwartet. Wollte man nach Zeit⸗ dokumenten der Europa erſchütternden Ereigniſſe der franzöſi⸗ ſchen Revolution mit ihren Auswirkungen und der napoleoniſchen Herrſchaft forſchen, würde die Sucherfreude nicht befriedigt. Zugegeben, daß namentlich zur Rheinbundszeit die Zenſurgewalt der napoleoni⸗- ſchen Beamten jede freie Aeußerung unterdrückte, aber man ſah da⸗ mals allgemein die Zeitung noch nicht als öffentlichen Sprechſaal an, wie dies heute der Fall iſt. Das Zeitalter der Aufklärung warf ſeine letzten Wellenkreiſe in den Anfang des 19. Jahrhunderts mit hinein. Man ſuchte viel mehr Belehrung und moraliſche Unterhaltung als Kampf der Meinungen. Aber aus dem Anzeigenteil formt ſich für den, der in den vergilbten Blättern der Vergangenheit zu leſen ver⸗ ſteht, doch ein verhältnismäßig gutes Bild der Irrniſſe und Wirr⸗ niſſe jener unruhigen Zeiten. Er braucht nur die Preisliſten der wichtigſten Cebensmittel zu vergleichen, um feſtzu⸗ ſtellen, wie Kriegszeiten und Teuerung Hand in Hand gehen, und die Zahlen der Konkurſe und —— Von Chefredakteur Kurt Fiſcher hat ihren Urſprung nicht in dieſer Zeitung des Bürgerhoſpitals) und ein Jahr ſpäter, am J. Juni 1857, in„Mannheimer Journal! Unter dieſer Bezeichnung iſt ſie erſt eigentlich biodenſtändig in Nann⸗ heim geworden, denn der Kopf blieb 50 Jahre zunverändert beſtehen. II. Die Geſchichte des einen Zeitungsſtromlaufes liegt von der Guelle bis zur Mündung vor uns. Das Guellengebiet des anderen Stromes, der ſich mit jenem in der Mitte der achtziger Jah re vereinigt, iſt in den Gefilden der Generalanzeiger ⸗ Hera gelegen, die etwa mit der Gründerzeit beginnt, ohne mit ihr im eigentlichen Zuſammen⸗ Mannheimer Intelligenzhlatt zum angenehmen und nuͤtzlichen Unterhalte und 8 JdDienſte der Stadt⸗ und Landwirthſchaft, des Niahtungsſtandes, 15 der Handlung, Künſte und Wiſſenſchafte n. ä— Fuͤr das Jahr 1790. Mie kurfürſtlicher gnädigſter Erlaubnitz und Frelheit⸗ —— 5 0 Mannheim, 705 s gedruckt und verlegt in der neuen Buchbruckeret des Burger ſpltalt p 1790. TTTTTCCCCCCCCCCCCCCCVCCCVCVb ö Das Citelblatt der erſten Ausgabe vom 4. Mai 1790 hang zu ſtehen. Der klaſſiſche Typ der deutſchen Zeitung des 18. Jahr⸗ hunderts iſt die Geſinnungszeitung, voller Schwung, in hochtömender, aber oft dunkler Sprache geſchrieben und mit leidenſchaftlicher poli⸗ tiſcher Stellungnahme. Manchmal ſcheint ſie geradezu in Jamhem ein⸗ herzuſchreiten. Die Zeitung ſelbſt war die Zauptſache, für den Leſer tat ſte nur wenig, faſt gar nichts, um ihn an ſein Blatt zu feſſeln. Sie verlangte vielmehr, daß er ſich durch das typographiſch unglaublich monotone Seitenbild und eine lederne, eintönige Sffarten⸗ einteilung Tag für Tag durcharbeitete. In den Jahren nach dem Deutſch⸗Franzöſiſchen Krieg wurden jedoch die erſten Zeichen bemerk⸗ bar, daß dieſer Zeitungstyp wirtſchaftlich nicht mehr zu haltem war. 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festa usgabe zum Einzug ins Bassermannhaus 140 Jahre Mannheimer Heimatzeitung Anzeigerpreſſe erſchöpfend zuſammengeſtellt worden ſind. Danach war der Bezugspreis zu hoch und durch Zuſchlag eines Beſtellgeldes noch ſtark geſteigert. Es fehlte der Maſſenabſatz, der das A n⸗ zeigenweſen zum eigentlichen wirtſchaftlichen Rü ck ⸗ grat der Zeitung hätte entwickeln können. die Zeitung war noch nicht Maſſenverbrauchsartikel und Gegenſtand des täglichen Bedarfs. Sie dazu gemacht zu haben, war das Derdienſt der Generalanzeiger. Um die Mitte der ſtebziger Jahre begann man einzuſehen, daß die Zeitungen von ihrem hohen Katheder herunter müßten. Man erkannte auch die im Zeitungsweſen liegenden wirtſchaftlichen Möglich⸗ keiten beſſer und ging deshalb zunächſt vom Anze igen⸗ weſen aus. Rudolf Moſſe und Auguſt Scherl waren die Bahn⸗ brecher der neuen Ideen. Die von ihnen gegründeten Zeitungen, denen in Köln, Hachen, Dortmund und vielen anderen deutſchen Großſtädten zu Beginn der achtziger Jahre General- oder Lokal- anzeiger folgten, erreichten ungeahnten Erfolg. Es lag daher geradezu in der Luft, die fruchtbringende Idee auch in Mann⸗ heim in die Tat umzuſetzen. Zwar wurde zu Beginn der neuen Zeitungsgründung, die durch Dr. jur. Hermann Haas, den damaligen Bürgermeiſter von Weinheim, im September 1884 erfolgte, der Uame„Generalanzeiger“ noch vermieden, aber Sinn und Siel lagen durchaus in der Richtung der neuen„adi ſich en Dbolkszeitung, Mannheimer Stadtanzeiger und handels zeitung“. Zunächſt erſtrebte Pr. Haas die beſſere pflege des lokalen Anzeigengeſchäftes und eine ent⸗ ſprechende Förderung des lokalen Nachrichtendienſtes. Zu dieſem Zweck wurde am 1. Januar 1886 zugleich mit der Titeländerung in„Mannheimer Volksblatt“ der Cextteil erweitert. Wie es in der Bekanntmachung des Verlages heißt, waren täglich ein kleines Feuilleton, ſowie die neueſten Tokalnachrichten von Mannheim und allen umliegenden Ortſchaften vorgeſehen. Ganz beſonders ſollten die ſtädtiſchen Angelegenheiten in eingehender, aber auch objektiver Weiſe beleuchtet werden. Der Anzeigenpreis war auf 10 pf. für die Zeile geſenkt und gewährte für Stellenanzeigen beſondere Dergünſtigungen. Das ſind die allgemeinen Regeln, die in den Programmen aller Generalanzeiger immer wiederkehren. Sechs Wochen nach der letzten Citeländerung bekannte ſich das Haasſche Blatt offen zur Generalanzeiger⸗Richtung. Am 24. Febr. 1886 wurde der Zeitung eine amtliche und nichtamtliche Anzeigen enthaltende Anzeigenbeilage„Heneralanzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung“ angefügt. Im märz erfolgte die Kenderung des Titels in„Badiſche Dolks⸗ zeitung, Mannheimer Volksblatt und Handelszeitung“, der aber ſchon am 21. Juni zum dritten Male neu formuliert wurde in „Badiſche volkszeitung, Generalanzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung“. Am J. April 1887 wurde das „Mannheimer Journal“ von der nattonalliberalen partei gepachtet, die es unter dem gleichen Titel als Bei- lage der„Badiſchen Volkszeitung“ erſcheinen ließ. Die erſte Feſamtausgabe erfolgte am 29. März 1887 unter dem Citel „Morgenblatt des Mannheimer Journals und Generalanzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung, Mannheimer Dolksblatt, Badiſche Dolkszeitung“. Anfang 1888 wurden die amtlichen Anzeigen als Beflage im„Mannheimer Journal, Amts- und Kreisverkündigungs⸗ bleitt“ ausgegeben. Als am 1. Juli 1888 das„Mannheimer Journal“ aus den händen der uationalliberalen Partei in den Beſitz von Dr. Haas übergegangen war, war auch die Zeit der fortgeſetzten Citeländerungen vorüber. Der Feitungskopf enthielt nur noch den Uamen„Mannheimer General- anzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung“ mit dem Untertitel „Badiſche Volkszeitung, Mannheimer Dolksblatt, Mannheimer Journal, Amts- und Kreisverkündi⸗ gungsblatt, 98. Jahrgang“. Mit der Uebernahme der Zwangsverſteigerungen ſind ſchreckliche Mahner Eigenſchaft als Amtsverkündiger und der Zählung einer allgemeinen Verarmung in Stadt und Land. Hur eines bleibt unerſchütterlich trotz der Not der Zeit: das Mannheimer AUattonal⸗ theater. Selbſt in jenen Jagen hat der Mann- heimer ſein Theater mit jener Liebe umfangen, die ihn durch 150 Jahre ausgezeichnet hat. Sonſt zeigte ſich in Aufmachung und Anordnung das Intelligenz⸗ ſtrichen, bis man zur dreimal wöchentlichen Kus⸗ gabe überging. Man änderte auch den Titel in „Mannheimer Tagesblätter“ um. Aus dem erſten, unter dieſer Uummer erſcheinenden Jahrgang veröffentlichen wir den Bericht über die Ermordung Kotzebues. In dem ganzen Jahrgang iſt dies die einzige, wenn man ſo ſagen darf, Cokalnotiz. Die Cat Sands, die ungeheures Kufſehen erregte und von ſchwerwiegenden Folgen für die deutſche Studentenſchaft war, wird mit kei⸗ Aber ihre KAuswir⸗ Die Karlsbader nem Wort mehr erwähnt. Rangen verſpürt die Zeitung. Es wird geiſtig öde in deutſchland. Das badiſche Preſſeedikt ſchreibt übrigens zum erſtenmal auch die Hamensnennung des verantwortlichen Redakteurs vor. Es iſt kennzeichnend für die damaltge Handhabung des Zeitungsbetriebs, daß Carl Hermsdorf am Titel des Blattes als Faktor die Bezugseinladung unterzeichnet, aber am Schluſſe einer jeder Hummer 5 akteur flemiert. Der idyutſeche Zuſtand der dreimaligen Erſcheinungsweiſe dauerte bis 1825. Dann ging ie Zeitung zu ſechs Ausgaben in der Wache über, und ſo iſt ſie zum erſtewal als wirkliche Tageszeitung anzu⸗ sprechen. Sie änderte den Citel 1858 in„Hlannheimer Tageblatt um(die heute unter dieſem Titel in Mannheim erſchel dende Zeitung Mannheimer Intelligenzblatt, mit kurfürſtlichem gnaͤdigſten Privilegium. Nro 3. Dienſtags den Zoten November 1790. Der Kopf der wöchentlichen lusgabe 1790 Eine nach der andern dieſer Geſinnungszeitungen geriet in Schwierig⸗ keiten, in denen ſis ſich häufig nur durch Juſchußwirtſchaft von Parteigruppen behaupten konnten, obwohl dies nicht nur dem Grund- geſetz der Zeitungswirtſchaft, ſondern auch einer wirklichen publiziſtt⸗ ſchen Unabhängigkeit widerſprach. Die entſchiedene polttiſche Ge⸗ ſinnung hemmte den Abſatz dieſer Blätter ebenſo, wie ihre faſt aus⸗ ſchließlich für ein intellektuellse Publikum arbeitende Redaktion. Dazu kamen noch wirtſchaftliche Romente, die von Prof. Dr. Dovifat⸗ Berlin in einer im Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik (1928, Heft 4) erſchienenen 8 über die Anfänge der General- 98. Jahrgang wurde ſomit auch äußerlich dokumen⸗ tiert, daß ſich der„Generalanzeiger“ als Fort- ſetzung des„Mannheimer Journals“ betrachtete. Die Untertitel verſchwanden im Caufe der neunziger Jahre, während damals im Dolks⸗ mund der„Generalanzeiger“ nach wie vor das „Journal“ hieß. Die Betitelung„Mannheimer Jour⸗ nal“ als beſondere Beilage verſchwand am 50. Sep⸗ tember 1908, weil die amtlichen Derkündigungs⸗ organe für Baden einheitlich den Titel„Amts- verkündiger“ erhielten. Beide Ströme waren nun endgültig zu einem vereinigt. * Erſt 20 Jahre nach der letzten Aenderung des Kopfes erſchien ein neuer Untertitel. Am 1. Junt 1908 finden wir ihn zum erſtenmal als„Badtiſche UHeueſte Uachrichten“ zu dem Hhaupttitel „Generalanzeiger“, Beide Bezeichnungen wechſelten die Rollen im Jahre 1912 inſofern, als die„Badiſche Ueueſte Nachrichten“ zum Haupt⸗ Hel wurden, während der„Generalanzeiger“ als Untertitel erſchien. 1916 wurde der alte Zuſtand vom 1908 wieder hergeſtellt. Dom 20. Juli 1924 ab lautete der Citel„Mannheimer General- a mzeiger, eue Mannheimer Zeitung, Badiſche Ueueſte Uachrichten“. Am 19. September 1924 erſchien dann die Zeitung zum erſtenmal unter ihrem heutigen Namen„Neue Mannheimer Zeitung“ mit dem Untertitel„Mannheimer General⸗ Anzeiger“, der noch allgemein im Volksmund gebräuchlich ge⸗ blieben iſt. 5 Der„General-Anzeiger“ war lediglich von 1886 bis 1887 A n⸗ zeigenblatt. Die Amtsverkündigereigenſchaft wurde 1919 für alle Zeitungen dieſes Charakters in Baden aufgehoben. Eine eigent⸗ liche politiſche Tendenz war dem alten„Mannhetmer Journal“ nicht zu eigen, doch ergab ſich ſeine Richtung aus dem katholiſchen Derlags⸗ — * PP —— 2 . 1 5 6 1 4 ö 140 Jahre Neue Mannheimer Zeitu 18* Festausgabe zum Einzug ins Bassermannh. beſitz von ſelbſt. Die„Badiſche Volkszeitung“ war urſprünglich ein Unks gerichtetes Arbeiterblatt mit entſchteden fortſchrittlich⸗freiſin⸗ niger Tendenz. Die Verbindung mit der nationalliberalen Partei und die Verkoppelung mit dem von ihr gepachteten„Mannheimer Jour⸗ nal“ hatte von 1886 ab automatiſch das Einſchwenken in die liberale Richtung zur Folge. Der Führer der nationalliberalen Partei, Ernſt Baſſermann, war von 1902 bis 1917 Dorſitzender des Aufſtchts⸗ rates. Nach dem Umſturz 1918 unterſtützte der einige Zeitlang die demokratiſche Partei, doch wandte er ſich ſchon 1920 wieder der liberalen, nicht parteipolitiſch gebundenen Richtung zu. Jetzt ſteht die„Ueue Mannheimer Seitung“ der Deutſchen Dolkspartei nahe. Die„Ueue Mannheimer Zeitung“, die nun⸗ mehr im 140. Jahrgang erſcheint, iſt ſomit die ülteſte Mannheimer Zeitung über⸗ haupt und zählt infolgedeſſen auch zu den älte⸗ ſten Blättern Badens. III. Aus der Geſchichte der Druckerei Dr. Haas Die erſte von Dr. jur. Hermann Haas ge⸗ gründete Buchdruckerei war nicht beſonders um⸗ fangreich. Derlag, Redaktion und Druckerei lagen bis zum Auguſt 1885 getrennt in den Guadraten F 5 und F 4. In der Swiſchenzeit waren die für die Druckerei vorgeſehenen Räume in E 6, 2 umgebaut und vergrößert worden, ſo daß eine Romanbtibliothen auf einer kleinen zweifarbigen Rotattonsmaſchine zuſammen mit der Zeitung im Geſamtumfang von 8 Seiten hergeſtellt werden konnte. 1887 wurde die Akzi⸗ denzabteilung weſentlich vergrößert, indem ſich der„Generalanzeiger“ mit der Buchdruckerei Theobald Wendling u. Tie. unter der Firma „Erſte Mannheimer Iypographiſche Anſtalt Wendling, Dr. Haas u. Cie.“ vereinigte. Der Zuſammenſchluß wurde jedoch 1892 wieder auf⸗ gehoben. Gegen Ausgang des Jahres 1895 er- litt der in jeder Beziehung aufblühende„Gene⸗ ralanzeiger“ einen ſchweren Rückſchlag. In der Uacht vom 29. zum 30. Dezember brach in den hinteren Räumlichkeiten der Druckerei ein ge⸗ gefährlicher Brand aus, der trotz ener⸗ giſcher Bekämpfung den Maſchinenſaal, die Setzerei und die Buchbinderei vollſtändig einäſcherte. Das gerade fertiggeſtellte Mannheimer Adreßbuch wurde ein Raub der Flammen, weiter wurden 5 Rotationsmaſchinen, 7 Schnellpreſſen, 5 Tiegeldruckmaſchinen, 5 Gas- motoren, die Stereotypieapparate und die Dampfkeſſel vernichtet. Der Schaden belief ſich auf über 500 000 Mark. Es bleibt ein Ruhmes⸗ blatt in der Geſchichte des Mannheimer Buch⸗ 5 druckereigewerbes, daß durch kollegiales Ent⸗ gegenkommen der Betrieb des„Generalanzei⸗ gers“ aufrechterhalten werden Konnte. Der „Generalanzeiger“ und das„Journal“ er⸗ ſchienen im Format der„Neuen Badiſchen Tandeszeitung“, in deren Druckerei ſie her⸗ geſtellt wurde, bis die in den Räumen der Wirtſchaft„CTandkutſche“ in D 5, 9 aufgeſtellte Frankenthaler Rotationsmaſchine betriebsfertig war. Gleichzeitig wurde die Druckerei Theobald Wendling in O 5, 7 käuflich erworben, wo die Herſtellung der Druckarbeiten in Buch- und Steindruck erfolgte. 1897 war der Ueubau in E 6, 2 endlich fertig, ſo daß die Betriebe wieder in einem Hauſe vereinigt werden konnten. Die als Spezialttät gepflegte Herſtellung von An⸗ ſichtspoſtkarten in künſtleriſcher, mehrfarbiger Lithographie brachten der Firma erſte Aus⸗ zeichnungen ein, ſo in München 1898 und 1899, Nizza 1899 und auf der Pariſer Weltausſtellung 1900. 1902 erfolgte die Ueberleitung in eine G. m. b. 9. mit einem Stammkapital von 450 000 Mark, an die Spitze des Aufſichtsrates trat der bekannte Parlamentarier und Stadtrat Ernſt Baſſermann. 1904 wurden die Maſchinenſäle vergrößert und die Parterreräumlichkeiten des Vorder- hauſes zu einer großen Expedition umgebaut. Anfang 1905 wurde eine beſondere Fachzeit⸗ ſchriftenabteilung eröffnet, in der das bereits ſeit einer Reihe von Jahren heraus- gegebene„Rheinſchiff“ mit den neuerworbenen wöchentlich erſcheinenden Zeitſchriften„Deutſche Zimmermeiſterzeitung“ und„Süddeutſche Gärt⸗ nerzeitung“ vereinigt wurden. In den folgenden Jahren wurden die techniſchen Einrichtungen der Zeitungs- und Akzidenzdruckerei ſtändig „General-Anzeiger“ Kriegsbilder des Weltkrieges“ Tiefdruckſyndikat dorthin überſtedelte, wurde die Tiefdruckanlage auf eigene Rechnung übernommen. Der Buchverlag brachte das hervor- ragende„ahrbuch Mannheimer Kultur“ mit vielen Illu⸗ ſtrationen in Autotypie und Tiefdruck heraus, deſſen Fortſetzung leider durch den Krieg vereitelt wurde. Weiter wurde die Tiefdruckanlage benutzt, um während des Krieges eine Sonderkriegsbeilage„Die und eine illuſtrierte Wochenſchrift „Das Weltgeſchehen im Bilde“ herauszugeben. Schwierigkeiten des Krieges führten jedoch nach einiger Zeit zur Ein⸗ ſtellung dieſer Beilagen, die großen Anklang gefunden hatten. Die wachſenden Ein neuer bedeutſamer Zeitabſchnitt beginnt nunmehr für und Druckerei durch die Ueberſtedlung in das Baſſermannhaus. Brennpunkt des Derkehrs gelegen und im Schatten der Konkord kirche ſtehend: das ſind zwei Symbole für ihre Aufgabe als moder Geiſtige und technische Bereitſchaft reichen ſich d Hände, um vereint den ſteilen Weg zum hohen Siele zu erklimme Materie zu ſein. Ne 35. eee tee 5 T a gesneuig keit. Mannheim den 23ten März 1849. Heute Abend zwiſchen 5 und 6 Uhr wurde der Rußiſche Staatsrath Freiherr Auguſt 8. Kotzebue in ſeiner Wohnung von einem jungen Menſchen, dem Anſcheine nach einem tudenten, ermordet, welcher heute früh in einem Gaſthauſe ankam, und hier übernachten zu wollen erklärte. Zweimal gieng er in die Wohnung des Freiherrn v. Kotzebue, ohne denſelben ſpre⸗ chen zu können, zum drittenmale ließ er ſich heute Abend melden, und ſtieß ſogleich nach erhaltener bejahender Antwort, ob er die Ehre habe, mit. Herrn v Kotzebue zu ſprechen, demſelben einen unter dem Rocke hervorge⸗ zogenen Dolch in die Bruſt. Er ging vor die Wohnung, ſchwang ſeinen Dolch, und ſtieß ſolchen darauf ſich in die Brut. Er ſoll dabei mehrere Aeußerungen der Freude über die glücklich vollbrachte That gemacht haben, worüber aber die Angaben verſchieden ſind, da ſich niemand in ſolcher hen zu können. Er hatte einen Matrikel der Univerſität dern Namen enthält, als welchen er in, dem Gaſthauſe angab. Auch ſoll ein Papier bei ihm gefunden worden ſeyn, worauf niedergeſchrieben ſei, daß Freiherr v. Kotzebue den 25ten März fallen muſſe, welcher auch ſogleich an den erhal⸗ tenen Wunden Garb. Der Thäter wurde in das ſtädtiſche Kran kenhaus gebracht, ſeine Wunde wird für unheilbar gehalten. So eielfach guch die Vermuthungen über Donnerſtag den 25. Marz Nähe befand, um dieſelben deutlich verſte⸗ Erlangen in der Taſche, der aber einen an⸗ Ne A. Maunheiner Tageblättet. 1819. die Veranlaſſung dieſer gräuelvollen That ſind, ſo verdient doch noch keine hinſichtlich der Glaubwürdigkeit vor der andern den Vorzug. Kun ff ad ch e n. .(Theater ⸗Anzeige.) Donnerſtag ö. 28. März Dienſtpflicht, Schauſpiel in 5 Akten von Iftand. Sonntag den 28ten März: Mo ebe the Trauerſpiel in 5 Abtheil. v. Shakespeare bearbeitet von Schiller. N(Winter- Conzerte.) Freitags d. 12. Marz e Ates Liebhaber⸗Conzert. Ueber ein halbes Jahrhundert hindurch, hat der berühmte Verfaſſer der heutigen Eröffnungs Symphonie die Welt mit geiſte, reichen Compoſitionen aller Art erfreuet. Höchſt intereſſant iſt es für den Muſikkenner, von den älteſten Werken Jeſeph Haydn's nach und nach zu ſeinen neuern u. letzten überzuge⸗ hen; zu ſehen, wie ihn allmählig ſein Ge⸗ nie immer vorwärts gebracht, und wie er dabei nicht allein mit dem Zeitgeiſte gleichen Schritt gehalten, ſondern ſich ſelbſt auch immer als Original zu erhalten wußte. Seine älteſten Compoſttionen, die ohngefaͤhr in das Jahr 1760 fallen, ſind jezt nicht wohl. mehr genießbar. Späterhin aber zeichneten ſich ſeine Arbeiten ſchon durch jenen darin nen herrſchenden beitern Humor aus, der ihn bis an, ſein Ende nicht verlaſſen hat. Es iſt kein gemeiner, ſondern ein äußerſt feinen Scherz, welcher in den meiſten ſeiner Pro⸗ dukten vorherrſchend iſt. Mozarts Erſcheinung am muſtksliſchen Ho rent wirkte machtig auf Haydn's Gimiez Bericht über die Ermordung Kotzebues durch Carl Tudwig Sand Probeblat Mannheimer Journal. Fortſetzung des Mannheimer Tageblatts.) Mit gnaͤdigſtem Privilegium. Sa m ſt ag den 1. Juli 1832. N den 1. Juli 1837. Das Mannheimer Journal(Fortſetzung des Mannheimer Tageblatts) durch angelnüpfte Privatkorreſpondenz und durch die geographiſche Lage der Stadt Mannheim beguͤnſtigt, liefert die Nachrichten aus England, Frankreich, Spanien und Portugal meiſtens früher als die Pariſer Zeitungen, und hat dabei noch den Vorzug, daß der Preis deſſelben bet deutend geringer iſt als der aller andern Blätter. Man bezieht daſſelbe von dem wohllöͤblichen Poſtamte Mannheim zu 2fl. As kr. balbjäh⸗ rig. Das Journal erſcheint taͤglich(Montag ausgenommen). 5 Die Einrückung pr. Petit Zeile, oder deren Raum, koſtet 3 kr. 100 i wegen der ausaedehn, ten Verbreitung des Blattes zu Bekanntmachungen aller Art 5 empfeblen. D ſe Redaktion . Die erſte Nummer des„Mannheimer Journals“ die Preſſe betreffenden Händen der partei liegt es, * heimer Journal“ an da Das anhaltende Wachstum 865 Betriebes machte die bornahme einer umfaſſenden Erweiterung der Geſchäftsräum 1 notwendig. Su dieſem Zweck wurden die Häuſer E 6, 4 und E 6, 5 angekauft und an deren Stelle ein drei⸗ ſtöckiger Ueubau„ Die Zeitungsdruckerei wurde durch Zuf⸗ ſtellung einer 32ſeitigen Zwillings-Rotationsmaſchine moderniſiert. Die Fachzeitſchriftenabteilung wurde in den Jahren 19071910 durch die„Süddeutſche Induſtrie“, die„Wes tdeutſche Gärtnerzeitung“, erweitert und erneuert. 5„Süddeutſcher Bau- und Kunſtſchloſſer“ und„Süddeutſche Schuh- und Cederzeitung erweitert. In der Buchverlagsabteilung erſchienen in e, en, 1 i und Bilder.. Am 28. Hovember 1915 ſtarb der e Direktor Er nſt Müller, der dem Dorſtand der G. m. b. Hy. ſeit ihrer Gründung angehört hatte. Sein Nachfolger, Direktor Jerdinand heyme, war vom J. Mai 916 bis zu ſeinem Code am 29. Juni 1929 der Leiter des Unternehmens. Mit großem Geſchick führte er Zeitung und Druckerei durch die Kriſenſchweren Zeiten der letzten Kriegsjahre, des Uachkrieges, der Beſetzung und der Inflation. Als man 1924 ihm eigenen Organiſationsgabe der Horbereitung des Heubaus. Uach Erwerb zweier Uachbargrundſtücke Konnte mit de Werk. werden. Seider war es ihm nicht AJägliche Leitartikel über die wichtigste 0 es Ausführliche Betgchterftatüng über di ele verhandlungen. 55 Dielſeitige Correſpondencen aus 60 arbeitern etc. etc. 5 Beſondere akneblontelt wird de ſonderen Rubrik: 8 wieder feſten Boden unter den Füßen hatte, widmete er ſich mit dern Ein Neufahrswunſ 9 vor 110 Jahren Zum 1. Januar 1819 veröffentlich „Mannheimer Tagesblätter“„ gefüh volle Gedicht: So biſt auch du hinab 960i Ins Meer endloſer Ewigkeit, Umlauf'nes Jahr! Mit ſchnellen Schrit Eilt hin des Lebens flücht'ge Zeit. Für alle guten milden Gaben, Die in des Jahrs englitt'nem Cauf So reichlich wir empfangen haben Tön' hoher Dank zum Ew'gen auf Er ſegnete des Landes Fluren, mit Korn und Wein in Ueberfluß, Es folget ſeines Segens ne a Des edeln Friedens Hochgenuß. Doch bei des Fürſten frühem S l g Füllt Wehmuth jezt des Bad'ners 55 vollbracht ſind nun des Dulders del Sein Geiſt entwand ſich ird'ſchem Steph antens heiße Cränen Amaliens„ach!“ tönt himme Erhabne Fürſten⸗Schweſtern ſchließe Den Crauernden ſich trauernd Doch Troſt Betrübten!— heil dem Ein Segens⸗Jahr ſei Aller Theil! Heil Cudwig Dir— Carl 7 Und Badens ganzem Lande 5 435 Das„Mannheimer Journ 1 0 5 Mannheim, den 2 An nſere part Wir ſind heute in de einem erfreulichen Abſchlu ö Die nationalliberale part Vorſtand beauftragten „Mannheimer Journal“ J. April übernommen. D bindung mit dem„Genera Dr. Haas herausgegeben. Die erſte Uummer d. M. Abends eee daß die Parteigenossen ſondern auch durch Inſerat redactionelle Beiträge das e werden. N politiſchen Theil insbeſor bie größte Sorgfalt Der Anfang iſt mehr gang des Unternehmen Der Dorſtand der koſtet pro Guartal n 1 Beſtellgeld. 95 Mit dem erſten Apr liberalen partei“ über un mit bedeutend verme 9 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus Als das Intelligenzblatt erſchien Im Jahre 1790 Von Profeſſor Dr. Friedrich Walter⸗Mannheim Einer der älteſten Führer von Mannheim, die im Jahre 1789 erſchienene„Description de ce qu'il y a'intéressant et de curleux dans Ia Résidence de Mannheim“(Beſchreibung alles deſſen, was es in der Reſidenzſtadt Mannheim Bemerkenswertes und Sehenswertes gibt), beginnt mit der Feſtſtellung, daß die Stadt 107 Guadrate mit 1548 Häuſern und 21 858 Einwohner zählte. Vor zwölf Jahren hatte Mannheim den prachtliebenden Hof des Kurfürſten Karl Theodor an München abgeben müſſen. Im Jahre 1789 beſuchte der Kurfürſt zum letzten Male ſeine geliebte ehe⸗ malige Reſidenz. Im Schloſſe war es ruhig geworden. Die von ihrem Gatten getrennt lebende Kurfürſtin ECliſabeth AKuguſta ver⸗ brachte den Abend ihres Lebens in Surückgezogenheit. Gegenüber Mannheim von der linken Kheinſeite Soweit die Bürger nicht in den Ueckargärten oder in den Schwetzinger Gärten eigene GFartengrundſtücke beſaßen, die meiſt mit bewohnbaren Gartenhäuſern ausgeſtattet waren, ſtand ihnen außer dem beliebten Ausflug zum Mühlauſchlößchen als ein⸗ ziger Erholungsſpaziergang der Rundgang auf dem baumbepflanzten Feſtungswall offen, der zickzackförmig die Stadt umgab. Feſtungstorſperre war im Sommer um 10 Uhr, im Winter um 9 Uhr. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang war der Einlaß geſperrt und jede perſon, die das Tor paſſieren wollte, mußte einen Kreuzer Sperrgeld bezahlen; für jedes Pferd wurden zwei Kreuzer erhoben. In der Stadtverwaltung ging alles die ſeit Jahrzehnten gewohnten Wege. Uoch immer ſtand Stadtdirektor Jakob Gobin an Uach einem Kupferſtich von Rieger 1788 3 N am Bretenheimſchen Palais prangte das Fürſtenwappen, denn Karl von Bretzenheim, der Sohn Karl Theodors und der Tänzerin Joſepha Seiffert, hatte 1789 vom Kaiſer die erſehnte Reichsfürſten⸗ würde erhalten. Als allmächtiger Statthalter des Kurfürſten gebot in der Pfalz Miniſter von Oberndorff, deſſen Famtlie 1790, im Jahre des Reichsvikariats und zahlloſer Standeserhöhungen, den Grafentitel erhielt. 5 Ulannheim war nur noch dem Uamen nach Reſidenz, aber immer noch die hauptſtadt der weite rechts- und linksrheiniſche Gebiete umfaſſenden Kurpfalz, ihr kultureller Mittelpunkt, und Sitz der zen⸗ tralen Landesbehörden. die kurfürſtliche Regierung, die Hof⸗ forſtkammer, das Oberbergamt und viele andere Candeskollegien amtierten hier. Eine zahlreiche GParntſon belebte die Stadt. Es lagen hier die Regimenter der Generale pon Belderbuſch, von hohen⸗ haufen, von Rodenhauſen, von Schwichelt, Pfalzgraf von Birkenfeld und ein Grenadierregiment. Zur Beſchäftigung der Soldaten während ihrer Freiſtunden ließ Karl, Theodors Militärreformator, General UThomſon, auf der Mühlau Militärgärten anlegen. Die Stadt trat zu dieſem Zwecke den Utedergrund an den Fiskus ab und erhielt dafür tauſchweiſe einige Domänengrundſtücke, darunter die Ueuwieſen (jetzt Rennplatz), den Peſtbuckel im Jungbuſch und den hinterſchledig beim Ueckarauer Wald, 2 modebild um 1790 79 88 der Spitze; man konnte von ſeinen 80 Jahren keine große Nitiative mehr erwarten. Sein Beigeordneter war Franz Zentner. Der Anwalt⸗ ſchultheiß Tambert Babo, bald darauf geadelt und Geheimrat, ließ ſich durch einen Beigeordneten, Anton Pfanner, vertreten. Zwei Mit- glieder des Ratskollegiums führten jährlich abwechſelnd die Bürger- meiſtergeſchäfte. Für 1790 wurden zu Bürgermeiſtern gewählt der Ratsverwandte und pPupillarrat Karl Andreas Tremelius und der Stabtgerichtsaſſeſſor, Ratsverwandte, Pupillarrat und Hofgerichts⸗ advokat Johann Baptiſt Cukas. f Die Geſamteinnahmen der Stadt betrugen im Rechnungsjahr 1790, das im Februar begann, 24 292 Gulden, die Ausgaben 21 229 Gulden. Die Ratsmitglieder, die eine Jahresbeſoldung von hundert Gulden bezogen— der Stadtdirektor erhielt 650 Gulden Fäihrlich—, waren im Beſuch der Sitzungen nicht ſehr eifrig. In der Rats- ſitzung vom 26. April 1790 tadelte Stadtdirektor Gobin, daß„bereits halb zehn verſtrichen ſei und ſich in heutiger Seſſion nur vier Herren Ratsverwandte eingefunden hätten, da gleichwohlen von höchſter Orten die Erſcheinung derſelben auf 9 Uhr gnädigſt beſtimmet wäre“. Es wurde beſchloſſen, an die nicht erſchtenenen Ratsherren„die Er⸗ innerung zu machen, um künftighin nach kurfürſtl. gnädigſter In⸗ ſtruktion präclſe um 9 Uhr ſich in denen Seſſionen einzufinden oder zu gewärtigen, daß desfalls an kurfürſtlich hohe Regierung unter⸗ tänigſter Bericht erſtattet werden ſolle“. Der Stadtrat tagte jeden Montag und Donnerstag, das Stadtgericht jeden Dienstag und Frei⸗ tag. Das ſtädtiſche Pupillaramt, das die Dormundsſchaftsſachen zu erledigen hatte, trat alle 14 Tage Mittwochs zuſammen. Das Rats- protokoll des Jahres 1790 umfaßt zwei dicke, in Schweinsleder gebundene Foliobände; aber es ſtehen nicht viel denkwürdige Be- ſchlüſſe darin. Man merkt auf dieſen Blättern noch nichts von der gärenden Seit. Immer bedenklicher lauten die Nachrichten vom jenſeitigen Rheinufer, aus dem in revolutionärer Bewegung begriffenen Frank- reich. Die ſtaatlichen Behörden beratſchlagen, wie dem Uebergreifen revolutionärer Ideen vorgebeugt werden könne. Man verbietet auf⸗ rühreriſche Reden und Revolutionskokarden. Huſarenpatrouillen be- wachen im Weſten die Grenze. Don Reformen in Regierung und Der- waltung iſt nichts zu ſpüren. Seit dem Ausbrug) der franzöſiſchen Revolution ſtrömen Scharen von Flüchtlingen über die Grenze. In den Nachbarländern, auch in der Pfalz, finden die Emigranten, unter ihnen viele vornehme Familien des royaliſtiſchen Frankreich ſind, Aufnahme. Ihr ſtolzes, anmaßendes und leichtlebiges Auftreten erregt vielfach Anſtoß. Doch hebt Iffland in ſeiner Selbſtbiographie hervor, der lebhafte Charakter der Franzoſen habe ſich bald im Schau⸗ ſpielhauſe bemerkbar gemacht.„Die Schnelligkeit, womit ſie in eine Lage ſich verſetzen, das Intereſſe, womit ſie dieſelbe, lebhafter als die Deutſchen, ergreifen und umfaſſen, äußerte ſich auf das kräftigſte. Ein erhöhter Grad von Wärme teilte ſich unwillkürlich dem übrigen publikum mit, erleichterte alles Tun der Künſtler, entwickelte ſchneller den Keim in jedem Anfänger, erhob viele Dorſtellungen zu einer Lebendigkeit, warf ein Feuer in dieſelben, daß, ſich unbewußt, die Schauſpieler auf eine Höhe gelangten, dahin ſie ohne dieſes Treiben des Publikums ſchwerlich gekommen ſein würden 75 Auch Pfalzgraf Ma Joſeph von Swetbrücken, der nachmalige baveriſche König, verließ Frankreich und gab ſeine Stelle als OGberſt eines elſäſſiſchen Reglmenks in Straßburg auf. Er ſtedelte mit ſeiner Familie in ſeine Geburtsſtadt Mannheim über und bezog das von ihm erworbene Haus des Regierungspräſidenten von Denningen am Theaterplatz, das danach den Uamen palais Zweibrücken führte(an ſeiner Stelle ſteht jetzt der Ueubau der Rheiniſchen Credit⸗ bank). Die Ankunft Max Joſephs und ſeiner liebreizenden Gemahlin Auguſta Wilhelmine, einer heſſiſchen Prinzeſſin, fetert ein allegoriſches Huldigungsblatt, das der hieſige Kupferſtecher Derhelſt nach einer Zeichnung CLangenhöffels veröffentlichte.„Deinen hieſigen Aufenthalt krönt Volksliebe mit Wünſchen des Segens“, ſteht über dieſem Stich. Dynaſtiſche Eiferſucht und politiſche Bedenken hatten Karl Theodor die Einwilligung zu Max Joſephs Wohnſitzverlegung nach Mannheim Blick von der Sternwarte nach Horden, nach einem Stich von Rieger 1790 Im Vordergrund die Feſtungswerke ſchwer gemacht. Ihn etwa mit der Statthalterſchaft zu betrauen, ver⸗ bot das geſpannte Derhältnis zum hauſe Pfalz⸗Sweibrücken. Am 4. Mai 1790 erſcheint zum erſtenmal das Mannheimer Intelligenzblatt, der Dorläufer des ſpäteren Journals. Der⸗ leger war ein Wohltätigkeitsinſtitut, das katholiſche Bürgerhoſpital, das im Jahre vorher, um ſeine Einkünfte zu mehren, ein kurfürſtliches Privilegium zur Herausgabe dieſer Zeitung in eigener Druckerei er⸗ halten hatte. Daneben beſtand noch die von der Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften 1767 begründete Mannheimer Zeitung und das„Kurfürſtlich gnädigſt privilegierte Frag- und Anzeigenblatt“, das die kurfürſt⸗ lichen Antiquarii Gebrüder Pfähler verlegten. Das Intelligenzblatt, das einmal von 1791 ab zweimal wöchent⸗ lich erſchien, bringt kleine Anzeigen über Verkäufe, Vermietungen, Bücherangebote uſw. Der redaktionelle Text des kleinen, vierſeitigen Guartblattes iſt für heutige Begriffe äußerſt dürftig. Aur ſelten erfährt der Ceſer etwas über Weltereigniſſe. Mitten in bewegter Seit werden ihm Aufſätze geboten über„Die mediziniſche Wirkung des Eichelkaffees“, über„vernünftige Derwendung des Geldes“, über „den Zuſtand der Oekonomie bei den alten Römern“, über„den Nutzen des Abends“, über„den Aberglauben bei den Landleuten in Rückſicht auf die Oekonomie“ u. dgl. m. Regelmäßig werden Stati⸗ ſtiken über Bevölkerungsbewegung, Witterung und Oaſſerſtand, 4 4 7* rn A een e — — * Lebensmittelpreiſe, Ertrag der kurpfälziſchen Bergwerke uſw. ab⸗ gedruckt. Dolkserzteheriſch ſollen Artikel wirken wie„Etwas über Lektüre für junge Leute“, über„die Wichtigkeit einer neuen Er⸗ ziehung“, Gedichte wie„Die wahre Zufriedenheit“. Als einigermaßen zeitgemäß können Kuffätze gelten„Zur Charakteriſtik des pöbels“, „Don der Unterwürfigkeit, die man den Geſetzen des Staates ſchuldig iſt“. Die Einleitung eines Kufſatzes„Erinnerung an die gewinn⸗ ſüchtige Autorſchaft“ atmet die ganze Biederkeit der pfälziſchen Auf⸗ Klärung:„Unſer Deutſchland hat binnen einem kurzen Seitraume Rieſenſchritte in der Aufklärung gemacht und unſer achtzehntes Jahr- hundert verdient in den Jahrbüchern der Nachwelt, in Rückſicht wiſſen⸗ ſchaftlicher Dervollkommnung, mit Recht geſchätzet zu werden. In dem einen Betrachte herrſcht Freiheit im Denken. Die Publizität ſcheint ihren höchſten Standpunkt erreicht zu haben, und Sittenveredlung, Geiſteskultur, lichter ſeiner Arbeiten nicht mehr aufnahmefähig genug ſchten, und ſtedelte nach Berlin über. Hierin kam deutlich zum Ausdruck, welche Gefahr dem einheimiſchen Kunſtleben ſeit dem Derluſt der Hofhaltung Karl Theodors drohte. Noch beſtand die kurpfälziſche Akademie der Wiſſenſchaften, aber ihre Tätigkeit bewegte ſich auf abſteigender Linie. Sie büßte hervor- ragende Mitglieder ein, die ohne Erſatz blieben. So ſtarb im Jahre 1790 einer ihrer tüchtigſten Mitarbeiter, der geiſtliche Rat Johann Jakob hemmer. Er gehörte zu den führenden Meteorologen ſeiner Zeit und erwarb ſich durch Einführung der Blitzableiter be⸗ ſondere Derdienſte. Auch als Vorkämpfer für Reinigung der deutſchen Sprache von Fremdwörtern und für phonetiſche Rechtſchreibung hat er ſich einen Uamen gemacht. Menſchenverſtand auch in den mittleren und unteren Klaſſen des Dolkes gatten ſich in trautvoller Eintracht. Das ſagt der Denker, und freut ſich ob der glücklichen Hinſicht auf ehemaligen Abſtand und wirkliches Wachstum. Aber in dem anderen wirft der unbefangene Biedermann die zweideutige Frage auf: hat dann Aufklärung, das Coswort der Gelehrten ſowohl als wiſſenſchaftlichen Schmetterlinge, auch den nämlichen Einfluß auf Menſchen⸗ liebe, vorzüglich aber auf Unparteilichkeit und Uneigennützigkeit der Schriftſteller. G hier öffnet ſich eine klagvolle Szene, und der unbefangene Denker, der gleichgültige Welt⸗ weiſe zürnt über die kleinliche Rotte, über den halbgelehrten Journaliſten und Rezenſen⸗ tenſchwarm, der täglich in hochtrabendem Tone die Worte Kufklärung, Sittenverbeſſe⸗ rung, Gelehrſamkeitsverbreitung und men⸗ ſchenumſtaltung entweiht, und den man mit einer geringen Summe erkauft, die öfters Befriedigung eines mittelmäßigen Straßen⸗ 140 Jahfe„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festausgabe zum Einzug ins Bas Sermannhaus 2 Karakterzüge des Pfälzers In ſeiner Ur. Jo vom 6. Juli 1790 bringt das„Mannheimer Intelligenzblatt“ eine Charakteriſtik des pfälzers, die wohl als erſtes derartiges Dokument überhaupt anzuſprechen iſt. Es wird die heu⸗ tigen Uachfahren zweifellos feſſeln, wenn ſie ſehen, wie man ihre Ureltern charakteriſtert hat. Der Bericht beſagt u. a. folgendes: „Es gehört vorzüglich zum plane unſeres Inſtituts, das Publi⸗ kum näher mit ſeinem Daterlande bekannt zu machen, ein Kleines Gemälde von den Karrakterzügen der Pfälzer kann alſo keinem unſerer Leſer unangenehm ſein, dem Daterlandsliebe im Buſen glüht. Der Karakter eines Volkes darf nicht von einer Generation beſtimmt werden, man muß in die weiteſte Dergangenheit zurückblicken, die Thaten und Begebenheiten ſowohl einzeln, als im allgemeinen abwiegen, um ſeinem Ge⸗ mälde die gehörigen Farben und Schattie⸗ rungen zu geben. An dem Pfälzer glänzen noch die deutlichſten Merkmale von den Karakter⸗ zügen der alten Ddeutſchen, von welchen man bei manchen unſerer deutſchen Brüder kaum mehr eine Spur antrifft. Der Pfälzer iſt bieder und grade, ohne Gewandheit und blendende politik. Zwar hauchte der Geiſt der feinen und tückiſchen Kabale aus Weſten man⸗ chem Pfälzer ſeinen peſthauch in die Seele; aber ferne, daß die ganze Nation angeſteckt ſei; deutſcher Biederſinn, ungeſchminkte Offen⸗ herzigkeit, ungehäuchelter Seelendrang, adeln denſelben. Die Induſtrie und die Gewerbſamkeit des Pfälzers hat in ganz Deutſchland Ehrenſäulen, und in jedem Jahrhunderte bei jeder Gelegen⸗ heit hat er bewieſen, daß Tapferkeit ein her⸗ vorſtechender Zug von ihm ſei. Biegſamkeit iſt ihm ferner in einem hohen Grade eigen, wenn bettlers wire Ein Ausfluß der Kufklärung iſt auch der plan einer CLeſegeſellſchaft, den 1789 der hieſige Buchhändler Valentin Bender, aller⸗ dings erfolglos, veröffentlichte Zur beſſeren Derſorgung der Einwohner hatte die Regierung nach langjährigen Bemühungen der Stadt einen Fruchtmarkt genehmigt. Sie erfüllte damit eine Juſage, die 1785 in den neu be⸗ ſtätigten Stadtprivilegten gegeben war. Zur großen Freude der Bürgerſchaft wurde am 4. Hovember 1789 der Fruchtmarkt eröffnet. Am Jahrestag berichtet das Intelligenzblatt, daß der Geſamtumſatz des erſten Jahres 78 778 Malter Frucht betragen habe. Außer den Bäckern waren beſonders auch die Bierbrauer an der Errichtung dieſes Fruchtmarkts intereſſtert. Damals umfaßte die Bierbrauer⸗ zunft noch eine große Zahl von Kleinbrauereien. Wenige Jahre vorher war die Steinkohlenfeuerung eingeführt worden, und man verſuchte, den Brennholzverbrauch möglichſt einzuſchränken, um den Beſtand der Waldungen zu ſchonen. Ein Kurfürſtliches Reſkript ſchrieb 1790 den Bierbrauern vor, unter ihren Braukeſſeln kein Holz, ſondern nur Torf und Steinkohlen zu brennen. Der Rat erhielt den Auftrag, dieſe Vorſchrift einzuſchärfen und zu überwachen. Ueber- tretung wurde mit 100 Taler Strafe geahndet. Die achtziger Jahre hatten wiederholt ſchwere Eisgänge und ge⸗ fährliche Hochwaſſer gebracht. Uamentlich der Neckar mit ſeinen vielen Schleifen und engen Krammungen war eine große Gefahr für die Stadt. Die Bürger begrüßten es daher, als Der paradeplatz nach einem Stich von verhelſt 1794 Die Aufſtellung von Blitzableitern auf den häuſern bürgerte ſich ein, aber es kamen bei ihrer Anlage auch manche Fehler vor, welche die Sicherheit der Gebäude gefährdeten. Deshalb gab der Stadtrat bekannt, daß die Hauseigentümer, die Wetterableiter auf ihren Häuſern anlegen wollten, dies nur unter Aufſicht und Anleitung eines „Uaturkundigen“ tun ſollten. Im Nationaltheater war die wichtigſte Novität des Jahres die Oper„Figaros Hochzeit“, die Mo zat auf der Durchreiſe am 24. Oktober 1790 perſönlich dirigierte. die Kritik in der Jeit⸗ ſchrift„Rheiniſche Muſen“ bedauert, daß das treffliche Cuſtſpiel von Beaumarchais„mit einer langen, wenn auch kunſtvollen und ſchön⸗ heitsreichen Muſik“ verſehen worden ſei. Kotzebue, der Lieblings- dichter jener Jahre, erſchien mit drei Erſtaufführungen:„Die In⸗ dianer in England“,„Die Sonnenjungfrau“ und„Das Kind der Liebe“. Jffland, vor dem zum erſtenmal die Lockung eines Berliner Enga⸗ gements auftauchte, konnte mit ſeinem Schauſpiel„Herbſttag“ einen neuen Bühnenerfolg verzeichnen. Dom 21. März bis 5. April blieb das Theater wegen der Trauer um den verſtorbenen Kaiſer Joſeph II. geſchloſſen. Sur Krönung Leopolds II. in Frankfurt ſchrieb Ifland, einem ehrenvollen Auftrag er mit Tiebe und Zutrauen zu Aufopferungen aufgefordert wird; ſtarrſtnnig aber und un⸗ bändig iſt er, denn ſein Ehrengefühl ſträubt ſich hoch, wenn man ihm Geblſſe anlegen will. eine Daterlandsliebe iſt glühend und ſeine Ergebenheit gegen den Fürſten⸗Enthuſiasmus groß; wer nur oberflächliche Kenntniſſe in der vaterländiſchen Geſchichte hat, weiß es, daß Großmuth unſere Nation karakteriſtre. Sie war nie racheſchnaubend, nicht einmal gegen Feinde, die ſich mit ihrem Blute gemäſtet haben. Der Pfälzer iſt menſchenfreundlich, gaſtfrei und raſtlos, wenn es um die gute Sache zu thun iſt; er hält feſt auf Pflicht und Ehre, und auf den wälzt er ſeinen ganzen Haß, der derſelben zu nahe tritt. Seine Religion verehrt er mit einer Wärme, die ſich fühlen, aber nicht beſchreiben läßt; und nicht ſelten iſt der Auswuchs, welcher der⸗ ſelben ſpottet, 1 fremdem Grund und Boden gediehen. Er iſt ſanft wie der Himmelsſtrich, indem er athmet; artig im Umgange, und ſelbſt die pünktliche Simetrie unſerer Daterſtadt ſpricht laut von dem ausgebliebenen Geſchmacke, der den Pfälzer ſchon beſeelt hat, da über den übrigen Gefilden Deutſchlands noch auffallende Rohheit herrſcht. Daß er erfinderiſch und zu allem aufgelegt ſei; daß er Genterdrang für alle hohe Wiſſenſchaften, und beſonders für die bildenden Künſte habe, beweiſen die vielen Genien, die unbepflanzt gereift ſind; einigen Hang zur Unmäßigkeit, zur Modeſucht und Weichlichkeit hinweggewicht, ſo iſt der Pfälzer das höchſte Jdeal eines edlen Menſchen il endlich die Flußbaubehörde den Ueckar durch⸗ ſtüch und die Regulierung des unteren UHeckar⸗ laufes zwiſchen Feudenheim und Mannheim in Angriff nahm. am 21. Juli 1790 gab Oberbau⸗ direktor Dyckerhoff d. J. in der Zeitung be⸗ kannt, daß der Kurfürſt die Abgrabung des Ueckars nebſt Herſtellung einer geraden Strom- bahn dieſes Fluſſes von Mannheim bis Feuden⸗ heim genehmigt habe. Hierzu ſeien mehrere hun⸗ dert Arbeiter erforderlich, die ſich zum unver⸗ züglichen Beginn der Erdarbeiten melden ſollten. Die Ueckarregulterung nahm die folgenden Jahre in Anſpruch. Im gleichen Jahre genehmigte der Kurfürſt den Traitteurſchen Plan, eine Waſſerleitung von Rohrbach nach Mannheim herzuſtellen. der Ingenieur⸗Major Johann Andreas von Craitteur übernahm die Koſten dieſes Waſſer⸗ leitungsbaues gegen Zuſicherung eines Kurfürſt⸗ lichen Darlehens und Zuſchuſſes. Er verpflichtete ſich zur Aufſtellung einer Anzahl öffentlicher Brunnen und erhielt das Recht, Privathäuſer an die von ihm geplante Waſſerleitung gegen Ge⸗ bührenbezug anzuſchließen. So beſtand die Hoff⸗ nung, daß die ſchlechten Trinkwaſſerverhältniſſe in der Stadt verbeſſert und die öffentlichen Brun⸗ nen laufendes Waſſer erhalten würden. Unterm 18.— 8. Der Theaterplatz mit dem palals Zweibrücken. Uach einem Stich von Klauber 28. Oktober 1790 veröffentlicht Traitteur in den Manheimer Blättern hierüber die erſte Nachricht an das publikum. Darin gibt die Waſſerleitungs⸗ direktion bekannt, daß nunmehr geſundes, reines a Guellwaſſer aus dem Gebirge nach Mannheim geleitet werden ſolle. Die Bedingungen, unter denen das Waſſer an die N ab⸗ gegeben werde, ſind in einem beſonderen„Impreſſum“ enthalten, auf das die Hauseigentümer aufmerkſam gemacht werden. Jeder Haus- beſitzer, der„den großen Nutzen und die Gemächlichkeit eines ſolchen RNöhrbrunnens in ſeinem Hauſe haben und das Waſſer dazu käuflich erhalten wolle“, müſſe ſich in eine Subſkriptionsliſte einzeichnen, die im Kaufhaus bei dem Kollekteur Cordon aufgelegt ſei. Traitteurs Aufruf fand aber wenig Gegenliebe. Man zweifelte an der. führbarkeit des Planes, und in der Cat iſt die Ausführung nac jahrelangen erfolgloſen Verſuchen unter viel Kerger und Streitig⸗ Reiten geſcheitert. Im Jahre 1790 verließ Mannheims beſter Graphiker, der Kupfer⸗ ſtecher heinrich Sintzenich die Stadt, die ihm für den Abſatz N 33 112 Bittſchrift an das künftige Erziehungstribunal Ein Beiſpiel pädagogiſchen Humors, das gleichzeitig ein Charakteriſtikum der damaligen erziehungsphiloſophierenden Zeit iſt, findet ſich im„Intelligenzblatt“ vom 2. November 790, Es lautet: 8 Wenn euch ein Vater des Dolks einſt ver⸗ ſammelt, o ihr Freunde der Jugend! ſo erwägt auch mein Leiden, und eifert gegen das Vor⸗ urtheil, deſſen Opfer ich bin. Ich und meine Schweſter ſind Zwillinge, und äuſſerlich ſo ähn⸗ lich, wie die Blätter eines Baums, aber eine partheiiſche Erziehung hat uns zu ganz verſchie⸗ denen Geſchöpfen gemacht. Mich Arme gewöhnte man früh, meine Schweſter als eine vornehmere perſon zu betrachten. Sie nahm bei jeder Ge⸗ legenheit den Rang über mir. Sie allein wurde belehrt und gebildet, und ich wuchs wie eine Bäurinn heran. Sie wurde im Zeichnen, Schreiben und nüzlichen Kenntniſſen unterwieſen, ich, wie eine Magd in der Familie, nur zu verächtlichen Arbeiten geübt, und, wenn ich es wagte, die 8.. folgend, das Schauſpiel:„Friedrich von Geſterreich“; in der Druck⸗ ausgabe iſt die Vorrede datiert; Käfertal bet Mannheim, den 10. Nov. 1790. Iffland trat in dieſem Schauspiel in Frankfurt auf und wurde dem Kaiſer vorgeſtellt, der ihm anerkennende Worte ſagte. Dort zeigte ihm Frhr. von Dalberg hocherfreut das Dekret der lebensläng⸗ lichen Anstellung mit Penſionszuſicherung, das der Intendant für di⸗ hervorragendſten Mitglieder ſeiner Bühne beim Kurfürſten erwirkt hatte. * Das ſind nur einige Streiflichter auf das Geburtsjahr dieſer Zeitung, das Jahr 1790, das für Mannheim ohne beſonders ein ſchneidende Ereigniſſe verlief. Allmählich hatte ſich die Stadt von dem ſchweren Schlage der Reſidenzverlegung etwas zu erholen begonnen aber ſchwere ſorgenreiche Jahre ſtanden bevor, Kückſchläge durch Kriegsnot und politiſche Umwälzungen. Nadel oder die Feder zu ergreifen, ſo waren empfindliche Schimpfwörter, ja nicht ſelten die Ruthe mein Lohn. Iſt es nicht ungerecht, alle Zärtlichkett an Einem Kinde zu verſchwenden?. anerſchaffne Fähigkeiten nicht zu entwikeln? eine Rangordnung unter Geſchwiſtern zu dulden, die alles wechſelſeitige Dertrauen aufhebt? In unſerm Hauſe fügt es ſich zum Unglük, daß wir beide unſre Brüder und Schweſtern ernähren müſſen, und dieſe Sorge fällt größtentheils auf meine wohlerzogene Schweſter. Man ſeze den Fall, daß ſie bett⸗ lägrig würde(und ſie iſt leider! mit Gichtfüſſen geplagt) müßte daun nicht hunger und Elend unſer unvermeidliches Toos ſein? Denn ich bin nicht geſchikt genug, einen Bettelbrief zu ſchreiben, und muß mich auch zu dieſem Aufſfatze fremder hände bedienen. Sie kann ſterben, und ſo bleibt unſrer verlaßnen Familie keine Derſorgerinn übrig. O gebieten Sie den Keltern gegen alle ihre Kinder eingun⸗ getheilte, unpartetiſche Ciebe.. 5 Ich bin Ihre demüthtge Dienerin e,. die linke Band. 55 6, in dem bisher von dem Bürger irt Joh. Jak. Reinhardt die Wirtſchaft von 28 000 Gulden. Von den drei Häu⸗ rde die Straßenfront abgeriſſen. Ober⸗ 7 1 Dyckerhoff, ein Schüler Das Baſſt ermannhaus und re„Neue Mannheimer Zeitung“* Pestausgabe zum Einzug! ins Bass ermannhaus 5 ſeine Von Direktor Kurt Baſſermann⸗Mannheim Weinbrenners und Bezirksbauinſpektor in Mann⸗ heim, leitete den Neubau.“) Eine ganze Reihe hieſiger Patrizierhäuſer in dem einfachen, eindrucksvollen Weinbrennerſtil hat ihm ein gutes Andenken geſichert. Das Schulhaus R 2, das erſt vor einigen Jahren einem Neubau wich, wurde ebenfalls nach ſeinen Plänen errichtet. Dem bekannten Aquarell Kobells vom Rheinüber⸗ gang des ruſſiſchen Korps Sacken bei Mannheim 1814 liegt Dyckerhoffs Zeichnung zugrunde. Nach der von dem Bauherrn Friedrich Baſſer⸗ mann aufgeſtellten Schlußrechnung koſtete der Neu⸗ bau R 1,—6 insgeſamt 108 360 Gulden, eine für die damaligen Verhältniſſe ſehr ſtattliche Summe. 62 000 Gulden entfielen auf den Ankauf, 703 Gulden auf den Abbruch der drei Häuſer. Später wurden *) Fri 55 8 911 7 8 r. ch Tori 119 Df ge 49275 wurde 1819 Bauinſpektor des Neckarkreiſes, 1832 Bezirks⸗ baumeiſter in Main hein 1 5 1 4. e. 56 5 1 8 9 Hege 1 für das Geſchäft des Sohnes noch ein Magazin, ein Packmagazin und ein Keller gebaut, die 5600 Gul⸗ den koſteten. Am 6. April 1829 wurde zu dem neuen Haus, das fünf Generationen der Familie Baſſermann beherbergt hat, der Grundſtein gelegt. Er enthält folgende Urkunde: Mit Gott Erbaut von Friedrich Bassermann und dessen Ehefrau Wilhelmine geborene Reinhardt unter der Regierung des Großherzogs Ludwig von Baden. Der Grundstein Wurde von unserem Sohne Gustav den 6. April, im Jahre 1829 gelegt , N R. 1 701 8 9. 24 2 22. 8. 2. 1 4. ln. Gru. 1⁰¹ů9 I. e e 5 22 27 4—— 1 2 8 0 — N. O eme. 5 2 5 8 4 ů— 5 5 5 61 feet. 2 1 6 . 88 2„55„ 8— 9 55 e 8 2 U 8 2— 2 ee. N S 8 5 85 2 . 7 5 f 1 77 4 5 7 1 5 2 8 1 50 15 4 N 8 5 0———— 3 2 8 n 5 400%„„ 215 5 l ged. 5—— E 2. 8 5 5 Ae 32 8 N 10 5 7 2 55 t 1 J 5 35 2 4 28 ö 17 121 7 11 45 . Nun fein A, r 5 E li 124 15214 1 4 g 2— N L. 4 To 5 . Von Fran aber 1848 berichbele im der Pauls⸗ 5 der Abgeordnete und Unter Eindrücke und Ergebniſſe feiner in Berlin. Er deutete ein Bild „ die er nicht ſchildern könne. Baſſermannſche Ge⸗ el 3 Wort und Allgemeingut der ö worden. Im Winter 1889/90 igjährige Schauſpieler Albert theater in Bern engagiert. r der Berner Zeitung„Der size Dichter Joſeph Victor Wid⸗ das große ſchauſpieleriſche üſtlers witterte, prägte damals fol⸗ „Man wird in Deutſchland bald in ud ſchöneren Sinn von Baſſermann⸗ en“. Und oft hat man in den nten die von dieſem großen erkörperte Rollen Baſſermann⸗ unt. In einem dritten und ande⸗ as hiſtoriſche Wort Geltung ba⸗ aſſermänner iſt gemeint die aus dem Haus am Markt und nhauſe in Mannheim auszogen und Werk dieſem Namen ſeinen Ruhm ſchufen. Zweifellos: eine nur eee von 1 ent⸗ cht alltäglicher Bedeutung Zahl entfalten konnten, milie! 0 8 faſt einzig rtige, was die 5 * Vaſermannſche Oeſtalen z Werner altersher patrigterbaften Klang des Namens, ſon⸗ dern vielmehr in der Lebensleiſtung einer großen Zahl ſeiner Träger. Seitdem es in Deutſchland ein Verfaſſungs⸗ leben gibt, ſeitdem ſtehen die Baſſermänner in Ver⸗ bindung mit dem politiſchen Leben. Ludwig Baſſermann, Eiſenhändler in Mannheim, ſeit 1811 Ratsherr und ſpäter Kirchenälteſter, war einer der drei erſten Abgeordneten der Stadt Mannheim zum badiſchen Landtag. Am 22. Auguſt 1818 hatte Großherzog Karl die Verfaſſung unterzeichnet, am 8. Februar 18190 wurde Ludwig Baſſermann neben Diffens und Ziegler zum Abgeordneten gewählt. Er war Mitglied der Budgetkommiſſion und hat eine reiche politiſche Tätigkeit entwickelt, der ein früh⸗ zeitiger Tod— er iſt 1828 im Alter von 47 Jahren geſtorben— ein frühes Ende ſetzte. Sein jüngerer Bruder Karl Baſſermann, Tuchhändler und Bankier in Heidelberg, vertrat ſeit 1837 die Stadt Heidelberg im badiſchen Landtag. tiſchen Tätigkeit ſetzte ein früher Tod das Ziel. Der dritte im politiſchen Leben ſtehende Träger des Na⸗ mens Friedrich Daniel Baſſermann(181m bis 1855) trug den Namen als erſter in das deutſche Volk. 30jährig kam er in den Landtag. Im Voll⸗ gefühl ſeiner bürgerlichen Unabhängigkeit, begabt mit hervorragendem Verſtand und feſtem Willen trat er ins öffentliche Leben. Mit ſeinen. Maunheimer Freunden Mathy und Soiron, den Rheinländern Hanſemann und Meviſſen, Gagern aus Heſſen und Hergenhahn aus Naſſau pflegte er 1847 die erſten Verhandlungen über die Bildung des deutſchen Ein⸗ heitsſtaats. 1848 ſtand er auf der Höhe ſeines Ruhms. zweimal erſcheint Friedrich 0 icken der Entſcheidung bil, * Auch ſeiner poli⸗ Daniel Baſſermann in Aluugnets— 9. Das Guadrat R 1 und ſeine Hauseigentümer nach dem Mannheimer Grundrißbuch von 177 e Im Grundstein befinden sich Eine Flasche weißen 1822er Wachenheimer Wein Eine Flasche rothen 1825er Ingelheimer Wein. Namen unserer Kinder: Enkel: Barbara Friederike Wilhelmine Fredrich Daniel Friedrich Ludwig Alexander 5 Julius Heinrich Katharina Wilhelmine Gustav Namen der Baumeister Ober ingenieur und Hofbaumeister Dyckerhoff Maurermeister H. Heffle Zimmermeister Bernh. Bleichroth Schieferdecker Bracht Schreinermeister Wohlfahrt. Die vorſtehend genannten Kinder des Ehepaares Friedrich und Wilhelmine Baſſermann ſind: Bar⸗ bara(18061877), vermählt mit Eiſenhändler Wil⸗ helm Baſſermann; der Parlamentarier Friedrich Daniel Baſſermann(18111855); der Tabakhändler Ludwig Alexander Baſſermann(18141884); der Kaufmann Julius Baſſermann(18181891); Katha⸗ rina Baſſermann(1819—1900% vermählt mit Gutsbe⸗ ſitzer v. Lade in Geiſenheim; Guſtav Baſſermann, Schwetzingen(18201875). Die beiden Enkel ſind Barbaras Kinder geb. 1827 und 1828. Ueber dem hinteren Toreingang wurde ein Wappenſtein mit dem Bretzelmännchen ein⸗ gemauert, der aus den„Drei Königen“ in Heidel⸗ berg ſtammte, wo er der Schlußſtein über einem Alkoven des Schlafzimmers war. Das Wappen zeigt im Schild und als Helmzier einen Mann, der eine Bretzel in der Hand hält. Das Gaſthaus zu den „Drei Königen“ in Heidelberg wurde von Friedrich Baſſermanns Vater, Friedrich Daniel(17381810), betrieben. i Der Bau ſchritt raſch vorwärts. Schon im Ok⸗ tober 1829 konnte das Dach aufgeſchlagen werden, wobei die damals übliche Feier ſtattfand. Die vie⸗ len guten Wünſche, die dem Bauherrn, ſeiner Famt⸗ lie und ſeinen Nachkommen bei dieſer feierlichen Gelegenheit gewidmet 3 ſind in reichem Maße in Erfüllung gegangen. Ein ſtolzer Bau, der Aus⸗ druck kraftvoll ſelbſtbewußten Bürgertums ſo ſtand das Baſſermannſche Haus in Mannheims Mitte. Vom großen Altan im zweiten Stock ſah die Bauherrin, Frau Wilhelmine Baſſermann, die ener! und mit Talent und Paſſion fürs Bauen begabt, den Bau tatkräftig gefördert hatte, auf das bunte Treiben auf dem Marktplatz, auf die ſchwach⸗ belebte, holprige Breiteſtraße, auf der noch mancher Grashalm friedlich ſproßte. Die dreiſtöckige Faſſade trägt den Ausdruck ſoliden Bürgerſtolzes in würde voller Einfachheit und ruhig klarer Gliede⸗ rung. Der fünf Fenſter breite Mittelbau iſt ſtark betont durch den kräftig profilterten, antik beein⸗ flußten Dreieckgiebel, durch die über drei Geſchoſſe reichenden Pilaſter mit ihrer energiſchen Vertikak⸗ akzentuierung, durch die/ breiten Reliefornamente über den Fenſtern des Hauptgeſchoſſes, durch den Balkon und die Toreinfahrt. Beiderſeits klingt die wordene Motion, worin er die Einberufung eines ſtändiſchen Parlaments beim Bundestage in Frank⸗ furt a. M. verlangte. Es war die Wiegeſtunde der deutſchen Nationalverſammlung. Am 18. November 1848 hielt er in der Paulskirche ſeine„Geſtalten“⸗ Rede, die ſchon das Bekenutnis der Zerſtörung ſeiner Hoffnungen und Pläne in ſich trug. 1855 hat er krank, enttäuſcht und verbittert durch einen Piſtolen⸗ . 5 Friedrich e der Erbauer des Baſſermann⸗ Hauſes, und ſeine Frau Wilhelmine geb. Reinhardt Nach einem Oelgemälde von Couis Cobltz 1 ſchuß ſeinem in ein Ende gemacht. Daniel Büste me en, Ruhm bl lands über 88. in der politiſchen mann, der Sohn Ludwig Baſſermanns geweſen. Er hat 18771880 und 18851892 der Zweiten Kam⸗ mer, in der zweiten Periode als Vertreter ſeiner Vaterſtadt Mannheim angehört. Anton Baſſermann, der Mannheimer Landgerichtspräſident, war durch Gradheit, Derbheit und urwüſige Pfälzer Art als „der Herr Präſident“ in 3 beſonders volks⸗ tümlich. Sein Sohn war Ernſt Baſſermann, der Führer der Nationalliberalen Partei Deutſchlands. Er hatte das Erbe von Rudolf Beienigſens zu ver⸗ walten.„Der, der das Banner übernahm, als Ru⸗ dolf von Bennigſen ausſchied“, ſo ſagte Streſemann bei der Feier des 60 jährigen Beſtehens der National⸗ liberalen Partei am 19. März 1927 in Hannover, „fand eine ſchwere Zeit vor ſich. Das Erbe, das in ſeine Hände gelegt wurde, war nicht mehr die große Partei, die der Idealismus der Deutſchen trug, ſon⸗ dern da swar die Partei, die eingekeilt war zwiſchen rechts und links, zwiſchen Klaſſenkampf u. wirtſchaft⸗ lichen Intereſſen. Ein Kämpfer war er für Deutſch⸗ lands Ehre, für Deutſchlands Größe, für ſoziale Verſöhnung und für wirtſchaftliche Vernunft, wie wir kaum je einen beſſeren gehabt haben.“ Das . Standbild, von Hugo Lederer geſchaffen, wird die Erinnerung an Ernſt Baſſermann in ſeiner Heimat für alle Zeiten lebendig halten, wie die deutſche Volkspartei als Hüterin der nationalliberalen Tra⸗ dition in Eruſt Baſſermann, den die Geſchichte zwi⸗ ſchen Bennigſen und Streſemann geſtellt 15 in ihm für alle Zeiten ihren Führer verehrt. 1843 hatte Friedrich Daniel Baſſermann im Ver⸗ ein mit Karl Mathy den Verlag Fr. Baſſermann in Mainuheim ges ründet, in dem ſeit 1847 die„Deutſche Zeitung“ erſchien. Das iſt die erſte Verbindung der Baſſermanns mit dem deutſchen Geiſtes leben. Der„Deutſchen Zeitung“ hat Guſtav Freytag den Satz gewidmet:„Niemals iſt eine deutſche Zeitung imponierender vor die Nation getreten als dieſe.“ Aus dem unächſt politiſchen Verlag entwickelte ſich der vielgeſtaltige Verlag philoſophiſcher, belletriſti⸗ ſcher und anderer Bücher, der in der Geſchichte des 3 zuchhandels N an inten Platz . 9 Faſſade, die zu den beſten Erzeugniſſen der Wein⸗ 1 brennerſchule gerechnet werden darf, in Dreifenſter⸗ 1 breite einfach und ruhig aus. ö g Die wettgedehnten Innenräume des ſtattlichen Hauſes waren mit einem gewiſſen Luxus ausgeſtat⸗ 4 tet. Von den außergewöhnlich hohen Zimmern des zweiten Stockes wurden drei künſtleriſch ausgemalt. Das eine in pompejaniſchem Stil hieß„Pompe⸗ fanum“. Das angrenzende ſogenannte„Schwanen⸗ zimmer“ hatte ſeinen Namen von einer über blau⸗ grauem Grund unter dem Sims hinlaufenden Ro⸗ ſenkette, die von Schwänen gehalten wurde. Am prächtigſten wirkte der große Saal, ein wohlpropor⸗ tionierter Raum mit drei großen Fenſtern nach dem 9 Marktplatz. Die drei Wände wurden mit großen Landſchaften dekoriert. Die eine ſtellte den Lago ö Maggiore mit der Iſola bella dar und hatte als ö Staffage Figuren aus den„Promessi sposi“ von Manzoni, das zweite Bild gab den Waſſerfall von Allerheiligen wieder, das dritte eine Partie aus 2—+ dem bayeriſchen Gebirge. Abends bei Beleuchtung 4 ö machte das Zimmer mit den ſchönen Empire⸗Maha⸗ gonimöbeln, die mit rotem und goldenem Seiben⸗ damaſt bezogen waren, einen überaus heiteren, glän⸗ zenden Eindruck. Die frohen Feſte, die darin ge⸗ fetert wurden, blieben allen Teilnehmern unvergeß⸗ Iich. Die alten Herrſchaften hielten ſich meiſtens im ö Eßzimmer auf, das nach hinten auf die übliche große ö Galerie ging. Der dritte Stock war einfacher ausgeſtattet. Er enthielt eine Anzahl Fremdenzimmer, von denen ö drei immer für die Schwetzinger, die Lieblinge von Frau Wilhelmine, reſerviert waren. Hier befand ſich auch die ſtändige Bühne, auf der ſich das ſchauſpieleriſche Talent der Baſſermänner betätigte, das in ſpäteren Generationen beſonders geniale Vertreter fand. Geſpielt wurde alles von„Don Carlos“ bis zu den beliebten Kotzebueſchen Stück⸗ chen„Der Strauß“ und„Der Nachtwächter“. Da die Bühne ſehr klein war, wurde den Sterbenden der Platz mit Kreide bezeichnet, wo ſie hinzufallen hatten. Auch Feenſtücke kamen zur Aufführung. Die Tochter aus der benachbarten Wirtſchaft„Zur 1 Roſe“(jetzt Schuhhaus Wanger), die wie überhaupt 85 die Nachbarskinder als Gefolge und für Nebenrollen verwendet wurden, mußte einmal einen ganzen Tag in einem Korbe im Wolkenwagen an der Decke hängen, um als gütige Fee am Schluß herabgelaſſen I ů—jç——ðð zu werden. Die beiden Seitenflügel enthielten Küche und 1 Haushaltungsräume und eine Anzahl Kammern. Es klingt wie ein Märchen aus uralten Zeiten, wenn man hört, daß es eine Eiſenkammer, eine Sattel⸗ kammer, Apfel-, Weißzeug⸗ und Wäſchekammer und ſonſtige Gelaſſe gab. Im Erdgeſchoß des linken Sei⸗ tenbaues hatte der Hausherr ſein Büro. Er be⸗ zahlte dort in ſeiner Eigenſchaft als bayeriſcher Kon⸗ ſul noch jahrelang die Penſionen der alten kurpfäl⸗ ziſchen Hoftänzerinnen. Den Hof ſchmückte eine Gartenanlage mit einem Fliederbaum, die von den jeweiligen Hausfrauen energiſch gegen die immer weiter vordringenden Oelfäſſer und Säurebehälter 3 des Geſchäftes verteidigt wurde. Schließlich iſt ſie aber doch der zunehmenden Ausdehnung des Ge⸗ ſchäftsbetrtebes zum Opfer gefallen. Im November 1838 kaufte Friedrich Daniel das Drogen⸗ und Materialwarengeſchäft der Gebrü⸗ der Giulini und verlegte es in das Haus am Markt. Hierfür wurden Keller, Packmagazin und Geſchäfts⸗ wäume erſtellt. Das Büro befand ſich im Erdgeſchoß rechts am Eingang. Friedrich Daniel Baſſermann ſelbſt richtete ſeine Wohnung im Erdgeſchoß links ein und hielt dort mit ſeiner jungen Frau Emilie geb. Karbach im Juni 1834 ſeinen Einzug. Nun begann in Hof und Haus, in Kellern und Spei⸗ Baſſermann, der Sohn des Erbauers des Hauſes, der Spitze. chern das Treiben des Geſchäftes, das dem Hauſe durch 75 Jahre hindurch ſeinen beſonderen Charak⸗ ter geben ſollte. Kein Winkel, kein Treppenver⸗ ſchlag oder Kellerloch blieb unbenutzt, überall ſiedel⸗ ten ſich Fäſſer, Tonnen, Säcke, Kiſten und Ballen an. Der große Hofbau füllte ſich mit Kräutern und Wurzeln aus allen Ländern der Erde. Unter den Kolonaden lagen die ſüßlich duftenden Baldrian⸗ ballen. In verſchloſſenen Räumen ſtanden Fäſſer mit Feigen, Roſinen, Mandeln und Datteln, ein Eldorado der Kinder, die ſich immer Zugang hierzu zu verſchaffen wußten. Ein grauſiger Totenkopf grinſte warnend über der vergitterten Tür unter Schweikarts ſchwere Rollfuhre hochbeladen durch das geräumige Haustor hereingeraſſelt kam. Ueber die⸗ ſem betriebſamen Leben ſchwang der Magazineur Schaible, ſpäter Herdegen, ſein Szepter. Er war für Ordnung in den Lagerräumen und im Hof ver⸗ antwortlich. Einmal im Jahre ſchallte Tellergeklirr über den weiten Hof. Es war am 30. Junt, wenn Inventur gemacht wurde. Um 4 Uhr morgens gings los. Bis abends war jedes Faß gewogen, jede Schachtel gezählt und jedes Quäntchen aufgeſchrieben. Dann verſammelten ſich Prinzipale, Kommis und Knechte zu frohem Mahle. Gläſerklang und Allegorie auf die Ueberſiedelung Marx Joſephs nach Mannheim Nach einem Kupferſtich von Derhelſt 1790 0 * der Haupttreppe. Hier lagen die ſtarken Gifte Strychnin, Zyankalt in reichlichen Mengen. Zwei Handaufzüge beförderten die ſchweren Ballen auf die oberen Böden. Im Rückbau hatte in dem frühe⸗ ren Stall des„goldenen Schafs“ der Apotheker ſeine Werkſtatt aufgeſchlagen. In einem primitiven Laboratortum miſchte und kochte er da von früh bis ſpät ſeine geheimnisvollen Tränke. Im Hofe ſchaffte die Schar der Knechte— erſt ſpäter Arbeiter ge⸗ nannt— mit ihrem Senior, dem alten Fäßler, an Sie packten ein und aus, füllten Fäſſer umd Flaſchen, lurden auf und ab, wenn des alten Schinken und Bier und nachmittags Handkäſe, wozu der jüngſte Lehrling eine Schaufel Kümmel direkt aus dem Faſſe holte, wurden da in Maſſen vertilgt. Dieſen einen Tag ſtand das ganze Getriebe ſtill und man blickte zurück auf ein Jahr der Arbeit, der Sorgen und des Erfolges, am nächſten Tage rollte das Rad weiter bis zum nächſten Jahre und weiter durch die Jahrzehnte. Neue Geſtalten kamen, andere Köpfe ſah man eifrig rechnend hinter den Pulten, aber Sinn und Inhalt dieſes bedeutenden, hoch⸗ geachteten Geſchäftes ſind immer die gleichen ge⸗ blieben. i erloſchen. In den leer gewordenen zweiten Um 1. Januar 1841 übernahm Fulkus Baſſer mann das Geſchäft von ſeinem Bruder Friedri Daniel, der eine Verlagsbuchhandlung begründet. Er aſſoztierte ſich mit Auguſt Herrſchel, einem ſel herigen Reiſenden der Firma, und gründete ſo di Firma Baſſermann u. Herrſchel, die bis 1902 beſtand. Herrſchel zog 1842, nachdem Friedrich Daniel Baſſer⸗ mann ſein neues Haus in N 7(ſpäter Alfred Lenel bezogen hatte, in die Parterrewohnung am Markt. 1846 heiratete Julius Baſſermann Lina Röchling. Das junge Paar zog in den dritten Stock, wo ihm einige Zimmer überlaſſen wurden. Glückliche Jahr verlebte das Paar hier oben. Seine Kinder habe ebenſo wie die der nachfolgenden zwei Generat nen in dieſen Räumen das Licht der Welt erbli Kunſt und Muſik fanden in Julius Baſſert einen eifrigen Verehrer. Bis in ſein hohes hörte man ſeine ſchöne Stimme durch das. klingen. 8 Es kamen erregte Zeiten, die auch an dem am Markt nicht ſpurlos vorübergingen. War der Marktplatz als Mittelpunkt der Stadt Sa melſtätte bei allen Volksverſammlungen. ſprachen Mathy und Jörger am 8. April 1848 erregten Menge.(Siehe Abbildung Seite 7 ſammelte ſich die Bürgerwehr, und am! wurden die Buden auf dem Marktplatz um und mit ihnen Barrikaden gebaut. Hier hielten ir Mai 1849 Mördes und Fickler, Hoff und andere Sturmreden an Verſammlungen von Taufe von Bürgern und Soldaten. Hier hielt Mi lawski ſeine franzöſiſchen Tiraden an die Ir ler, die mit der Aufforderung an die Führer ſch. „'ai kini, faites crier!“(Ich bin fertig, ſchreien!!) Die Familie Baſſermann ſtand dur politiſche Tätigkeit Friedrich Daniel Baff ächtliche Aeußerungen gegen die Revolut 5 den Mund gelegt, um gegen ſte aufzureizen We ſie ausging, ſpukten die an der„Roſe“ ſtehenk „Spanner“ vor ihr aus. Das Haus wurd „Nationaleigentum“ erklärt. Im Büro a teten die Herren mit dem Gewehr am Pult, Julius Baſſermann hatte ſich eine Stricklettet machen laſſen, um durch das Fenſter des Sei haue durch das Bohrmannſche Haus zu entkommen. D die Schreckensherrſchaft ging zu Ende. Am 22. abends lagerte preußiſche Infanterie, die als freierin eingezogen war, auf dem Mark Noch einmal zog froher Glanz in die Räum Erbauer des Hauſes. Am 28. Juli 1853 Friedrich und Wilhelmine Baſſermann i dene Hochzeit feiern. Dann neigte ſi Leben dem Ende zu. Am 21. Mai 1866 erlag Wilhelmine Baſſermann einem mehrjährige Kopfleiden. Der Lebensgefährte war ihr a 1865 im Tode vorangegangen. Eine Gener⸗ zogen Julius und Lina Baſſerma Bertha, die älteſte Tochter, nach ihrer Vermäh einrichtete. Im Jahre 1875 machten ſte vermählten Paar Felix und Anna B geb. Grohs Platz. Im gleichen Jahr Clara und Franz Thorbecke auf Wohnung im Parterre, die ſeit 1865 von Herrſchel jun. bewohnt worden war. In Eintracht lebten die zwei Generationen Baſſermann ſchönen Familienhauſe. Eine dritte Gener blickte in ihm das Licht der Welt und wuch Eine von Jahr zu Jahr wachſende el ſellte ſich um Julius Baſſermann, der ſeiner Gattin im Jahre 1884 der alleinige punkt der großen Familie wurde. Am Kinderbilder, Kuno Fiſchers philoſophiſche Schriften und Redtebecher technologiſchen Werke verlegt. Als Otto Baſſermann den Verlag übernahm und 1871 ſeines Intimus Wilhelm Buſchs„Fromme Helene“ in die Welt ſchickte, war der Anfang zu einem neuen Abſchnitt gemacht. Als Verleger Wil⸗ helm Buſch wurde der Name Baſſermann in die Welt 5 getragen, nachdem der Sitz des Hauſes 1878 nach 1 München verlegt worden war. 6 In der Heidelberger Peterskirche befindet ſich das ö Denkmal des Theologen Heinrich Baſſer⸗ mann, Friedrich Daniels jüngſtem Sohn. Ein Vierteljahrhundert iſt dieſer hochgewachſene Mann, der praktiſchen Theologie Direktor des Prediger⸗ ſeminares und Univerſitätsprediger der Ruperto⸗ Caroli geweſen. Die Gabe meiſterlicher Rede hatte er vom Vater ererbt, die künſtleriſche Veranlagung der Familie kam bei ihm ſtark zum Durchbruch und ö 1 in dem Bolkstum ſeiner pfälziſchen Heimat wurzelte N 1 ſich ſonniger Humor. Neben ſeinen wiſſenſchaftlichen c 5 Arbeiten ſtehen zwei Taten: die Ausbildung des ö N Nachwuchſes der evangeliſchen Geiſtlichkeit Badens i i und höchſte Verdienſte um die Kirchenmuſik. Mit 8 Adolph ausrath, Adalbert Merx und Ernſt Troeltſch ö iſt Heinrich Baſſermanns Name in der Geſchichte der 5 f Heidelberger Univerſität verzeichnet. b 4 Abſeits der großen Straße, wohl auch abſeits der 8 5 Vettern und Verwandten hat Alfred Baſſer⸗ N mann, der große Danteforſcher, ſeine Lebensarbeit geleiſtet. Ein Menſchenalter arbeitete er an der Ueberſetzung der Göttlichen Komödie, ſeiner bedeu⸗ tendſten Leiſtung. Ein jedes Wort dieſer Ueber⸗ ſetzung iſt aus der tiefen und ſelbſtändigen Erfaſſung des Werkes herausgebildet, eine abſolute Verſenkung f in Geiſt und Stil des erhabenen Vorbildes hat dieſe meiſterhafte Uebertragung geboren. Sein viel, ver⸗ breitetes Buch„Auf Dantes Spuren in Italien“ ver⸗ knüpft Geographie und Topographie, Ortsgeſchichte 5 und Landſchaftsbild mit dem Lebensſchickſal und dem Lebenswerk Dantes. Von Ort zu Ort ſind des Dich⸗ ters Spuren ſorgſam verfolgt, eine tiefſchauende Ge⸗ lehrſamkeit iſt mit reichem Verſtändnis für Poeſte und Landſchaft eigenartig und glücklich verbunden. ie Dantefreunde Deutſchlands und des Auslands der Gelehrter und Künſtler zugleich war, Ordinarius ſind ſich einig in der Würdigung von Alfred Baſſer⸗ manns unvergänglichen Verdienſte um Dante und ſein Werk. Der durch Friedrich Daniels älteſten Sohn nach der bayeriſchen Pfalz verpflanzte Zweig brachte die Nachkommen des Kaufmannsgeſchlechts in Beziehung zur Laudwirtſchaft, vor allem zum Weinbau. Der geſegnete Boden Deidesheims befeſtigte die beſttz⸗ erhaltende ſoziale Stärke und ließ dabei die geiſtigen Intereſſen nur gewinnen. So wuchſen aus den pfäl⸗ ziſchen Baſſermann⸗Jordans zwei Männer, die Be⸗ gründer und Autoritäten auf zwei weit auseinander liegenden Gebieten deutſcher geiſteswiſſenſchaftlicher Forſchung geworden ſind. Friedrich von Baſ⸗ ſermann⸗Jordan iſt der Geſchichtsſchreiber des Weinbaus. Sein 1907 erſtmals erſchienenes großan⸗ gelegtes dreibändiges Werk, das Standard⸗Werk über die Geſchichte des Weinbaus, hat internationale Geltung. Baſſermann iſt nicht nur der Geſchichts⸗ ſchreiber, ſondern auch eine Autorität auf wirtſchaft⸗ lichem Gebiet. Als Präſident der Pfälziſchen Geſell⸗ ſchaft zur Förderung der Wiſſenſchaften iſt Friedrich von Baſſermann⸗Jordan mit dem geiſtigen Leben der Pfalz engſtens verbunden. Ernſt von Baſſer⸗ mann⸗Jordans Lebenswerk iſt ſeine„Geſchichte der Zeitmeßkunde und der Uhren.“ Er iſt, bevor er der Hiſtoriograph dieſes eigenartigen Kunſthand⸗ werks wurde, ſelbſt zu einem alten Uhrmachermeiſter in die Lehre gegangen und iſt heute als der gründ⸗ lichſte Kenner des Uhrmacherhandwerks anerkannt. Sein feinſinniges Buch„Alte Uhren und ihre Mei⸗ ſter“ zeigt die reizvolle Welt dieſer ſonderbaren Menf ſchen, deren Welt nur ihre Uhren bilden. Ein ro⸗ mantiſcher Hauch liegt über dieſer Welt merkwür⸗ diger Phantaſten, die Rädchen an Rädchen fügten bis das Werk gelang. In dieſe Welt hat ſich ihr Ge⸗ ſchichtsſchreiber mit hoher künſtleriſcher Intuition hineingelebt. Merkwürdig und ſeltſam ſind die Verbindungen des Namens Baſſermann mit dem Theater. Im Hauſe am Markt gab es von altersher eine Lieb⸗ haberbühne, auf der die Jugend der Familie die künſtleriſchen Kräfte erprobte. Kein Feſt ohne Feſt⸗ ſpiel, ohne Haustheater. Als 1855 die Erbauer des Hauſes goldene Hochzeit feierten, fehlte das Feſtſpiel nicht. „Es glomm das Feuer der Kunſt überall ver⸗ dächtig unter der Oberfläche dieſes bürgerlichen Le⸗ bens.“ Es war die Zeit nach 1870, da brach es aus. Als Auguſt Baſſermann, Doktor juris und Referendar vom Feldzug heimkam, den er als Leut⸗ nant der roten Dragoner— wie ſeine Vettern— mit⸗ gemacht hatte, ging er zur Bühne. Ein erſtaunlicher Vorgang in jener Zeit. Oberländer und Strakoſch waren ſeine Lehrer. Er wurde der gefeierte Helden⸗ ſpieler Dresdens, Stuttgarts und Wiens, er kam an die Mannheimer Bühne und wurde 1895 Intendant des Mannheimer Hof⸗ und Nationaltheaters. 1904 ging er nach Karlsruhe, deſſen Bühne er bis 1919 leitete. Die Aera Auguſt Baſſermann lebt in der Erinnerung der Mannheimer als ein goldenes Zeit⸗ alter des Hauſes am Schillerplatz. Baſſermanns Name ſtand in der erſten Reihe der deutſchen Bühnen⸗ leiter. Beim 150jährigen Jubiläum des Theaters ver⸗ lieh ihm die Stadt Mannheim, dem jugendfriſchen 82jährigen Geheimrat und Generalintendanten ihre goldene Medaille. Er hat ſie als Gaſt der Stadt dankend aus der Hand des Oberbürgermeiſters em⸗ pfangen. Noch heute genießt Auguſt Baſſermann die Verehrung der deutſchen Bühnenwelt. In der nächſten Generation gingen zwei Neffen zum Theater: Adolf Baſſermann erſt Schau⸗ ſpieler, ſpäter Sänger, und deſſen Bruder Albert Baſſermann,„der größte Bühnenkünſtler ſeiner Epoche, der Träger des Ifeland⸗Ringes.“ In ſeiner Monographie über Albert Baſſermann faßt Julius Bab ſeine Betrachtung über die Familie in dieſen Sätzen zuſammen:„Nun kam einer, der nahm all das tauſendfältige Erleben der Baſſer⸗ manns in die Hand und mit dem Griff des gro⸗ ßen Gauklers, des vollkommenen Künſtlers, warf er dieſes Leben ins Licht— hoch in's Spiel. Und Hoff⸗ nung und Angſt, Zorn und Freude, Liebe und Haß Sehnſucht und Verzweiflung ſtrahlte von dort oben auf, goldene Kugeln, die Licht fingen und Licht ver⸗ breiteten in hunderttauſend Herzen.“ Am 22. Juni dieſes Jahres hat die Stadt Mannheim anläßlich des 150jährigen Jubiläums des Nationaltheaters Albert Baffermann zum Ehrenbürger der Stadt er nannt. Sie ehrte in Albert Baſſermann„ihren gro⸗ ßen Sohn, den genialen Meiſter der Schauſpielkunſt, 8 der mit vollendeter Lebenswahrheit die tiefſten Re⸗ 4 Aber der Kaufmann wirkt in ſei einer genannt ſein, der de gungen menſchlicher Seele erſchließt.“ Al mann ſteht auf der Höhe ſeines Ruhms für die Bühne und ſcheut die Welt. A Namen in die Welt getragen. Kapellmeiſter. Aus der Linie männer wurde Fritz Baſſerma von Rang. Als Profeſſor am Dr. vatorium wurde er ein Mittelpun Lebens der Stadt Frankfurt a. M Hugo Heermann, Naret⸗Koning und mann Hugo Becker das berühmte Fra ſeumsquartett, das in ganz Deutſchlan land konzertierte. Sein Sohn Ha mann iſt Konzertmeiſter am G in Leipzig. i 1 Um die Zeit ihres Aufſtiegs— um Baſſermänner Kaufleute geweſen, und Drogenhändler in der Der Beruf als Kaufmann hat leiſtet und ſchafft berührt in der lichkeit nicht. So mag aus diefer leute geweſen iſt: Trier vor 100 Jahren das Haus am war wie wohl kein zweiter Bür Repräſentant der hereinbreche⸗ Zeit: Bankier und bayeri und dann als höchſtbeſter glied des kleinen Bürgeran 5 der Bürgerkavallerie und n 1855 mit ſeiner hervorrage 4. e A das alte Haus gehen ſehen und wieder war es leer im zweiten Stock geworden. Die feuergefährlichen Waren, die im Hauſe lager⸗ ten, verurſachten wiederholt Brände. So brach ein großer Kellerbrand im Jahre 1880 aus. 1887 brannte das Packmagazin im Hofe nieder. Der Brand entſtand abends nach Geſchäftsſchluß. Von den Herren war niemand zu Hauſe. Da griff Frau Anna Baſſermann beherzt zu, ließ die Mägde Waſſer tragen, alarmierte die Feuerwehr und ſperrte das Hoftor vor Eindringlingen. Ehe Felix und Anna Baſſermann in den 2. Stock hinunterzogen, wurde das Haus gründlich in Stand geſetzt, Der linke Seitenbau wurde abgeriſſen, auf gle che Stockhöhe gebracht und in ihm neuzeitliche ſanitäre Anlagen und Küchenräume geſchaffen. Im Treppenhaus wurde eine Kaſſettendecke hergeſtellt, die Gänge und Vorplätze getäfelt und von dem Dekorattionsmaler Schurth aus Karlsruhe Zimmer und Treppenhaus neu ausgemalt. Die Galerien wurden von dem Glasmaler Kriebitzſch mit farbigen Fenſtern geſchmückt, deren eines auf dem Vorplatz das Familienwappen mit Anſichten von Mannheim und Worms erhielt. Ins untere Treppenhaus kamen vier von den Karlsruher Malern Romann und Kehr gemalte Anſichten der Familien⸗ häuſer von Oſtheim, Babenhauſen, Worms und Mannheim nach Weyſſers Federzeichnungen, die in der Familienchronik wiedergegeben ſind. Für das Geſchäft wurde der ganze Hof unterkellert und ein Glasdach aufgeſtellt. Im neuen Kleid prangten die alten Räume, als Felix Baſſermann mit den Sei⸗ nen im September 1892 den zweiten Stock bezog. Im Jahre 1893 kamen wieder Handwerksleute ins Haus, um die großen Flächen des oberen Tre p⸗ penhauſes mit Fresken zu ſchmücken. Die Stiftung eines Herrn von Biel gab dazu der Karls⸗ ruher Kunſtſchule einen Teil der Mittel. Felix Baſſermann ſpendete zu den Koſten von etwa 8000 ¼ die reichliche andere Hälfte. Der junge Maler Franz Hein erhielt den Auftrag. Die wohl⸗ gelungenen Bilder ſtellten dar: 1) die drei Könige, wie ſie in das Gaſthaus zu Hei⸗ delberg einziehen; 2) die goldene Hochzeit von Friedrich und Wilhel⸗ mine Baſſermann mit der Jakobsleiter; 3) Ueberfall von Felix Baſſermanns Trainkolonne 18707 4) Anſicht des Mannheimer Hafens mit Portrait von Felix, Anna, Eliſabeth und Helene Baſſer⸗ mann; 5) Chronika, Kurt und Felix Baſſermann die Ge⸗ ſchichte erzählend. Nach der Fertigſtellung der Bilder beſichtigte eine aus den Herren Claus Meier, Schönleber, Ritter, Baiſch und Krauskopf beſtehende Kommiſſion der Karlsruher Kunſtſchule die Bilder und vereinigte ſich mit dem Schöpfer der Fresken und den Haus⸗ bewohnern zu einem frohen Mahle. Die Parterre⸗ räume zur Linken waren nach Thorbeckes Auszug dem Geſchäft überlaſſen worden, das in ihnen ein Büro für die Buchhaltung einrichtete. In dem Ge⸗ ſchäft war auch Rudolf Baſſermann, der füngere Bruder von Felix, als Teilhaber tätig. Frohe Jahre haben Felix und Anna Baſſermann im zweiten Stock verlebt. Kunſt und Muſik hatten bei ihnen eine wohlgepflegte Heimſtätte. Muſikali⸗ ſche Aufführungen fanden jedes Jahr ſtatt. Die Kinder ſpielten Konzerte von Bach, Beethoven, Schumann und Mendelsſohn, begleitet von einem Dilettanten⸗Orcheſter, das der Hausherr dirigierte. Am 24. April 1898 wurde Fräulein Eliſabeth Baſſermanns Vermählung mit Fritz Seubert, dem Sohne des Majors Seubert, gefeiert und am 8. Februar 1899 traute der alte Freund der Familie, Stadtpfarrer Hitzig, die andere Tochter Helene Baſſermann mit Otto Clemm auf dem Vorplatz im dritten Stock, der wie das ganze Treppenhaus mit Blumen und Pflanzen geſchmückt war. Nun bezog Fritz Seubert mit ſeiner jungen Frau die Zimmer des dritten Stockwerkes. Ihr Stammhalter erblickte hier das Licht der Welt, wieder eine neue Generation. Als bald darauf die Beamtenlaufbahn Herrn Seubert mit ſeiner Familie nach Offenburg entführte, wurde es ſtill im oberen Stock. Es wur⸗ den Fremdenzimmer und eine Bibliothek darin eingerichtet. Nur wenige Jahre noch ſollte der lebhafte Geiſt Felix Baſſermanns in ſeinem Hauſe walten. Er, der mit ausnehmend ſtarkem Familienſinn begabt war, hing mit beſonderer Liebe an den Traditionen, die dieſe Mauern bargen. Zu früh griff des Todes Hand in ſein reiches Leben. Am 7. Mai 1902 ver⸗ ſammelten ſich im großen Saal die zahlreichen Freunde und Verwandten, die ihn zur letzten Ruhe geleiteten. Es war leer geworden in den weiten Räumen. Die Witwe Frau Anna Baſſermann wohnte mit ihren beiden Söhnen Kurt und Felix allein da⸗ rin. Noch einmal ſollten frohe Klänge durch das alt« Haus rauſchen und lachende Jugend ihren Ein⸗ zug halten. Es war, als Kurt Baſſermann ſich ſeine junge Frau Carola vom Zweig der Eiſen⸗ Baſſermanns holte.!) Wieder zogen die Jungen in den dritten Stock, der im Winter 1905/06 gründlich hergerichtet wurde. Am 22. Juli 1907 erblickte hier eine kleine Baſſermännin das Licht der Welt, die fünfte Generation, aber auch die letzte, die hier wohnen ſollte. Die Parterreräume nach dem Marktplatz waren zu wertvoll geworden, um weiterhin als Büro⸗ und Lagerräume zu dienen. Nach Zukauf des rückwärts anſchließenden Hauſes R 1, 12 wurden ſie dorthin *) Die ſog.„Eiſen⸗Baſſermannſche“ Linie ſtammt ab von dem Eiſenhändler und Landtagsabgeordneten Lu d⸗ wig Baſſermann 1781 bis 1857, deſſen Enkel Er nſt Baſſermann, der bekannte Parlamentarier und Partei⸗ führer war. veplegt. Im Herbſt 1908 wurden durch Architekt Lud⸗ wig in das Vorderhaus Läden eingebaut und die Ein⸗ fahrt, die fortan nur noch als Zugang zu den Woh⸗ nungen diente, hergerichtet. Am 1. April 1910 ſchied Kurt Baſſermann aus der Firma Baſſermann u. Co. aus, um in Freiburg bei der Süddeutſchen Diskontogeſellſchaft einzu⸗ treten. Die Firma blieb noch kurze Zeit im Hauſe R 1, 12, um dann in kleinere Geſchäftsräume einzu⸗ ziehen. Frau Anna Baſſermann blieb mit ihrem Sohne Felix allein zurück. Die Zeiten hatten ſich gewandelt. Aus der friedlichen, kleinſtädtiſchen Breiteſtraße war eine geräuſchvolle Geſchäftsſtraße geworden. Ungezählte Wagen der elektriſchen Straßenbahn rollten vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend vorbei. Da litt es Frau Anna Baſſer⸗ mann nicht mehr in den alten Räumen. Als letzte ſiedelte ſie 19183 mit ihrem Sohne Felix in ein Häuschen im Grünen am Luiſenpark über. Fremde Leute zogen in das Haus am Markt. Wohl blieb die Form, aber der Inhalt hatte ſich gewandelt. Das große Anweſen blieb zunächſt noch im Beſitz von Frau Anna Baſſermann und ihren Kindern, bis es im Juli 1919 an die Druckerei Dr. Haas, Mann⸗ heimer General⸗Anzeiger, G. m. b. H. verkauft wurde. * Ueber das Haus R 1, 12 iſt noch folgendes mittei⸗ lenswert: Das Haus war früher ebenſo wie das⸗ jenige R 1, 6 Eigentum des Gaſtwirtes Joh. Jak. Reinhardt. Am 20. Oktober 1835 erſteigerte Fried⸗ rich Baſſermann das Haus um 11100 Gulden, um es im Jahre 1841 ſeinem Sohne Friedrich Daniel Baſſermann als Eigentum zu übergeben. Im Jahre 1842 wurde es an Auguſt Herrſchel von Straßburg für 12000 Gulden verkauft. Im Jahre 1846 ging das Gebäude an den Weinhändler Bohrmann über, welcher es 1908 wieder der Familie Baſſermann überließ. as Marktplatz und Baſſermannhaus erlebten Von Profeſſor Dr. Friedrich Walter⸗ Mannheim Der Marktplatz iſt das Herz der Stadt. Hier drängt ſich ihr geſchichtliches Erleben zuſammen— alles, was an freudigen und traurigen Ereigniſſen auf ihre Bürger einſtürmt. In alten Städten allmählichen Wachstums grup⸗ biert ſich um ihn die früheſte Siedlung; zu ihm füh⸗ ren Re großen Schlagadern der Verkehrsſtraßen. In Mannheim hingegen war für die Anlage der künſtlichen Fürſtenſchöpfung Maßſtab und Lineal, Ueberlegung und Vermeſſung des Ingenieurs ent⸗ ſcheidend. In dem regelmäßigen, auf dem Reißbrett entworfenen Gebilde unſeres Stadtgrundriſſes wur⸗ den einige Quadrate von der Bebauung freigelaſſen und zu freien Plätzen beſtimmt, ſo auch der Markt⸗ platz. Nicht maleriſche Vielgeſtaltigkeit iſt ſein Gepräge wie in älteren Gemeinden, ſondern nüchterne Gleich⸗ mäßigkeit und ſtrenge Rechtwinkligkeit. In das durchaus ſymmetriſche Gefüge ſeiner Umbauung, wie es den Urhebern diefer barocken Stadtanlage vor⸗ ſchwebte, wurde ſchon frühzeitig Breſche gelegt. Das indiylduelle Hervorheben einzelner Gebäude ſprengte die geſchloſſene Einheitlichkeit des Platzbildes, die vielleicht nur in der Idee beſtand, auch als im 17. Jahrhundert einfache, niedere Backſteinbauten den Marktplatz umſäumten. Die Platzwände vor allem verleihen dem Platz Phyſtognomie und Eigenart. In der Geſchichte der Häuſer, die ihn umgeben, in der Wandlung ihres Aeußeren, im Wechſel ihrer Zweckbeſtimmung beruht ein weſentlicher Teil deſſen, was der Marktplatz erlebt. Erſt ſeit Beginn des 18. Jahrhunderts beſtimmt der ſympzetriſche Zwillingsbau des Rathauſes den Charakter dieſes Platzes. Vor 1622 und 1689, vor den Zerſtörungen im Dreißigjährigen und im Orleans ſchen Kriege war das Rathaus viel kleiner und einfacher. Es nahm nur die gegen die Breite Straße zu gelegene Hälfte des Baugrundſtückes ein; auf der anderen Seite entſtand in den 1680er Jahren der Neubau einer Stadtwage mit Feſtſaal, der aber ſchon nach wenigen Jahren in Aſche ſank, als die Franzoſen Mannheim niederbrannten. Im Jahre 1700 ſah der Markt die feierliche Grundſteinlegung des jetzigen Rathauſes; anſtelle der Stadtwage ent⸗ ſtand die katholiſche Pfarrkirche. Mit dem Turm in der Mitte der beiden Zwillingsflügel iſt das eigen⸗ artige Doppelkirchenmotiy der deutſch⸗reformierten und walloniſchen Kirche nachgeahmt, die auf dem Nachbarplatz R 2 errichtet war. Im Jahre 1866/67 erhielt das Rathaus den ſchon lange geplanten Er⸗ weiterungsbau gegen die Breite Straße zu. Aber nur noch knapp ein halbes Jahrhundert lenkten die Stadtväter von dort aus die Geſchicke des Gemein⸗ weſens. Mit dem Wachstum der Stadt reichten die Räume nicht mehr aus, und ſo mußte das alte Rat⸗ haus den Sitz der ſtädtiſchen Hauptverwaltung dem größeren Bruder am Paradeplatz überlaſſen. Faſt gleichaltrig mit dem Rathaus iſt das Eck⸗ hau s- 1. 1, eines der hiſtoriſch und architektoniſch bemerkenswerteſten Privatgebäude der Stadt. In keinem anderen Marktplatzbau kommt der Wechſel der Zeiten ſo ſtark zum Ausdruck wie in dieſem. Im Auftrag der in Wien zu hohem Einfluß gelangten jüdiſchen Hofbanquierfamilie Emanuel Oppenheimer, zu der auch der bekannte Jud Süß Oppenheimer ge⸗ hört, wurde dieſer ſtattliche Bau durch Johann Jakob Riſcher, Baumeiſter in kurfürſtlichen Dienſten, errichtet. Als Kurfürſt Karl Philipp nach Mann⸗ Zwei Jahre nach Karl Philipps Auszug ging das Oppenheimerſche Haus in den Beſitz des Regierungs⸗ präſidenten Grafen von Hillesheim über und führte von da ab die Bezeichnung: Gräflich Hilles⸗ heimſches Palais. Etwa ein Jahrhundert Der Marktplatz nach dem Stich von Klauber 1782 heim überſiedelte, diente ihm dieſes Haus mit den Nachbargebäuden elf Jahre lang, bis er in ſein neu⸗ erbautes Schloß überſiedeln konnte, als Notwoh⸗ nung. Der an prunktvolle Feſte gewohnte Hof Karl Philipps mußte ſich in den verhältnismäßig engen Räumen dieſer Häuſer notdürftig behelfen. ſpäter erwarb es die neugegründete Caſin o⸗Ge⸗ ſellſchaft. Damit wurde das Adelspalais ein bürgerliches Geſellſchaftshaus. Ladeneinbauten mußten es rentabel machen. Schon 1709 iſt die Einhornapotheke neben⸗ an als eins der vier vom Kurfürſten konzeſſionierten — Der Marktplatz nach dem Stich von Schnell 1840 N * Apotheken nachweisbar. Lange war ſie im Beſitz der Familie des Ratsverwandten Johann Jakob Zehner. 1721 wurde nach Liſſignolos Angabe in dem jetzt mit zur Einhornapotheke gehörigen Hauſe R 1. 2, Karl Philipps Enkelin, die Gemahlin Karl Theo⸗ dors, Eliſabeth Auguſta, geboren. Was über das Baſſermann ſche Haus, das auf mehreren vorher ſelbſtändig bebauten Grund⸗ ſtücken erſtand, zu berichten wäre, iſt an anderer Stelle erzählt. Neben der Einhorn⸗Apotheke lag in der Zeit Karl Philipps das von Haumüller ſche Haus. Die Jeſuiten hatten dort einige Jahre lang ihren Wohnſitz, bevor ſie ihr Kolleggebäude am Schloß (1731) beziehen konnten. Kurze Zeit ſah dann der Marktplatz in dieſem Hauſe Porzellanarbeiter ein⸗ und ausgehen, als Norbert Valentin Bretel darin mit kurfürſtlicher Unterſtützung den erfolglpſen Ver⸗ ſuch einer Porzellanfabrik machte, dit für das kurfürſtliche Schloß Porzellan⸗ oder richtiger Fayence⸗Prunköſen herſtellen ſollte. 1737 ging das Haus an den Wirt und Metzgermeiſter Daniel Rein⸗ hardt über. Jahrzehnte hindurch hielt manch vor⸗ nehmer Reiſewagen unter ſeinem Gaſthausſchild zum„goldenen Schaf“. Hier wohnte 1815 Feldmarſchall Fürſt von Schwarzenberg mit anderen hochgeſtellten Perſönlichkeiten. Dieſes Gaſthaus ver⸗ fiel dem Abbruch, als Friedrich Baſſermann ſein Haus erbaute. Das Eckhaus R 1. 7 war als Wirtſchaft„zur roten Roſe“ lange im Beſitz der alten Mann⸗ heimer Familie Grohe. Auch aus anderen Gaſt⸗ häuſern ſchauten in früheren Tagen Fremde auf das bunte Leben und Treiben des Platzes. So in G 2. 2, dem vielbeſuchten Gaſthaus„zu den drei Kö⸗ nigen“ des Gaſtwirts Gruber. Das 1834 an Eg⸗ linger übergegangene Haus beherbergt jetzt die Michaelis⸗Drogerie. Hier wohnte 1810 Karl Maria von Weber, und am 3. Oktober 1815 ſtiegen darin Großherzog Karl Auguſt von Sachfen⸗Weimar und ſein Miniſter Geheimrat von Goethe ab. Gegenüber im„goldenen Schaf“ wohnte Karl Auguſts Geliebte Karoline Jagemann(Frau von Heygendorf), die zu einem Gaſtſpiel in Maunheim eingetroffen war. Ein paar Häuſer weiter lag das Gaſthaus„ö u m weißen Bären“. Sein Wirt Johann Michael Berndhäuſel gab 1790 im Intelligenzblatt bekannt, daß er in ſeinem neu erkauften Gaſthauſe„Zum Bären“ auf dem Markt gute und fertige Bedienung in Eſſen, Trinken und Logieren, ſowie Stallung für 40 Pferde biete. G 2. 7 iſt das Geburtshaus des be⸗ rühmten Pfychiaters Profeſſor von Krafft⸗ Ebing(geb. 1840 in Mannheim, geſt. 1902 in Graz.) Das zweiſtöckige Haus, das mit ſeinem freund⸗ lichen Giebel von der Ecke F 2. 6 zum Baſſermann⸗ ſchen Haus herüberſchaut(jetzt Stetter), erwarb 1789, nachdem es lange im Beſitz der Ratsherrenfamilie Tremelius geweſen war, der von Neuwied nach Mannheim übergeſiedelte Handelsmann Johann Wilhelm Reinhardt. Er betrieb hier neben ſeiner Tuch⸗, Wein⸗ und Tabakhandlung ein Bankge⸗ ſchäft. Als einer der tüchtigſten und angeſehenſten Bürger von Mannheim bekleidete er 18101820 in ſchwieriger und bewegter Zeit das Amt des Ober⸗ bürgermetiſters. 5 J Das gegenüber von Reinhardt liegende Eckhaus in G 2 iſt ſchon über hundert Jahre im Beſitz der . 5* F c/... r Kürſchnerfamilie Schwenzke. Im Eckhaus H 1. 14, das lange der Ratsherrenfamilie Fuchs gehörte hatte mehrere Jahre hindurch(bis 1801) die bekannte Buchhandlung von Schwan und Götz ihren Buchladen. 5 In der Mitte des Marktplatzes ſtand bis 1767 ein einfach geſtalteter Brunnen. Kurfürſt Karl Theodor überließ in dieſem Jahre das Marktplatz⸗Mo⸗ nu ment der Stadt als Geſchenk. Die Koſten der Aufſtellung mußte die Stadt tragen. Die urſprüng⸗ lich die vien Elemente verkörpernde Sandſteingruppe iſt ein Werk des Bildhauers Peter van den Branden; ſte wurde 1719 im Heidelberger Schloßgarten aufge⸗ ſtellt und kam 1763 nach Schwetzingen. Da ſie ſich aber zur Verwendung im dortigen Schloßgarten nicht eignete, ſchenkte ſte der Kurfürſt auf Vorſchlag des Oberbaudtrektors Pigage der Stadt. Johann Ma⸗ thäus van den Branden, der Sohn des Verfertigers, ergänzte ſie durch eine fünfte Figur— den auf der Rückſeite ſitzenden Flußgott Neckar— und ſo ver⸗ ſinnbildlicht ſie nun die am Rhein und Neckar durch Handel und Verkehr aufblühende Stadt Mannheim. Auf dem von Pigage in klaſſtziſtiſchem Stil entworfe⸗ nen Sockel iſt die Geſchichte des Marktplatzbrunnens in lateiniſchen Inſchriften berichtet. Um dieſen Brunnen herum ſpielte ſich ſchon in alten Zeiten ein reges und farbenreiches Markt⸗ leben ab. Von jeher waren die drei Markttage: Montag, Donnerstag und Samstag. Ein anſchau⸗ liches Bild gibt Rieger in ſeiner 1824 erſchienenen Beſchreibung von Mannheim:„Hter auf dieſem Platz iſt nun jeden Tag der Segen der Pfalz ausgegoſſen. Außer den hieſigen Obſt⸗ und Gemüſehändlern und einigen Bäckern, welche daſelbſt bei Sturm, Regen und Wind, ſo zu ſagen, ihre Wohnung aufgeſchlagen haben, bringen die Landleute aus der Gegend die Landesprodukte, welche an keinem anderen Orte der Stadt ausgeſtellt werden dürfen, zum Kaufe. Wer aber recht bewundern will, welchen Reichtum die Umgebung hervorbringt, der durchwandle zur Ernte⸗ zeit an einem der drei Hauptmarkttage die Reihe der zahlreich Feilbietenden. Man findet alsdann auch am beſten Gelegenheit, die verſchiedenen Phyſiog⸗ nomien der Dorfbewohner, von denen alle, die einen gemeinſchaftlichen Wohnort haben, beiſammen ſtehen, zu vergleichen. Den reinlichen, ſchmucken Ueber⸗ rheinerinnen mit ihren heitern, lebens friſchen Ge⸗ ſichtchen und wohlgebildeten Zügen wird jeder den Vorzug geben. An den Marcttagen trügt aber auch ein großer Teil der Mannheimer Gewerbsleute ſeine Arbeiten hierher zum Verkauf, und es reihen ſich alsdann neben die Bäckerbuden kleine Metzgerbänke; der Mehlhändler legt Mehl und dürre Früchte, der Töpfer ſeine zerbrechliche Ware in großen Partien aus; der Blech⸗ und Zeugſchmied, der Zinngießer hängt ſeine blanken Gerätſchaften auf, Leinwand⸗ händler, Kürſchner, Strumpfweber, Schuhmacher, Buchbinder, Korbflechter, Kübler, Wollehändler und Andere ſitzen hier nebeneinander; Ellenwaren und eine Menge Kleinigkeiten, die der induſtrißſe Mann⸗ heimer zum Erwerbszweige macht, werden beſon⸗ ders an die Landleute, verkauft. Unter dieſem bunten Gemiſch von Käufern und Verkäufern treibt alsdann noch der Trödeljude, auf dem beſonders angewieſe⸗ nen Platze, ſein Weſen und ſelbſt der Scheerenſchlei⸗ fer fehlt nicht. Hier werden auch zur Meßzeit die Buden der Handelsleute, welche autor dem Kaufhaus keinen Platz finden, aufgeſchlagen, und zur Weih⸗ nachtszeit der Chriſtmarkt da gehalten“ Zeitweiſe wurden Teile des Marktplatzes zur Meß⸗ zeit von Verkaufsbuden und Schaubuden benützt. Unſere beiden Hauptmeſſen, die Mai⸗ und Schauſpielhauſes für die Bürgerſchaft. Im genann⸗ ten Jahre ſchloß der Schauſpielunternehmer Seba⸗ ſtiant einen Vertrag mit dem Zimmermeiſter Lorenz wegen Errichtung dieſer Komödienhütte, in der dann auch in den folgenden Jahren wandernde Schau⸗ ſpielgeſellſchaften auftraten. „Justitiae et pietati“ ſo lautet die Inſchrift unter den Figuren der Gerechtigkeit und Frömmigkeit auf dem Rathausgiebel. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde im Rathaus auch Recht geſprochen, der Stadt⸗ rat war zugleich das Stadtgericht für die niedere Gerichtsbarkeit. Häufig war der Markt der Schauplatz von Exe⸗ kutionen. An dem Pranger und Läſterſtuhl vor dem Rathauſe wurden im 17. Jahrhundert die Verur⸗ teilten zur Schau geſtellt. Seitdem zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Hochgericht außerhalb der Stadt über dem Neckar ſeinen Platz gefunden hatte. kamen Hinrichtungen auf dem Marktplatz nicht mehr vor, ſtimmung. Große Volksbeluſtigungen auf dem Marktplatze erfüllten die folgenden Tage. Auch manche feſtliche Beleuchtung iſt in den Erlebniſſen des Marktplatzes verzeichnet. So beim Regierungsjubiläum Karl Theodors 1792, wo ſie in der Feſtſchrift folgendermaßen geſchildert iſt:„Was aber dem Marktplatze noch den größten und voll⸗ kommenſten Glanz gab, und ihn wie der helle Mittag erleuchtete, war das Rathaus, welches die vierte Seite desſelben begränzet. Als ein ehrwürdiges Ge⸗ bäude in gravitätiſchem Gewande ſtand es da, als ein Tempel vorgeſtellt, mit zahlloſen Kerzen und Lichtern beſetzt; die an demſelben befindlichen Altane war gleichſam eine Quelle des Lichtes, das ſich noch wie in einer Flammenſpitze über das Dach⸗ geſims hinaus bis auf das Dach ſelbſt erſtreckte. Der Eingang unter der Altane war auswendig mit bren⸗ nenden Lampen auf das zierlichſte eingefaßt; in⸗ wendig aber ſtellte er durch die hintereinander ge⸗ reiheten, mit Lichtern bedeckten Bogenſtellungen das — 5* ö... isn l n f 8 N— VPV(Sastgeher den dre Rotigen ze en an nin N al the ihre. Kings. 2 0 5 5. Sede e. 5 5 4* 5 war keis Rais 5 ae, Was man um 1850 gegenüber dem Baſſermann⸗Hauſe ſah Wie oft haben ſich in ſchweren Kriegszeiten die Truppen auf dem Marktplatze verſammelt, wie oft trat hier die Bürgerwehr auf feſtlichen oder ernſten Anläſſen zuſammen! Die Huldigungen der Bürger wurden in kurpfälziſcher Zeit regelmäßig auf offenem Markt entgegengenommen, ſei es durch den Landesherrn ſelbſt, ſei es durch kurfürſtliche Kommiſſäre. Auf einem Podium mitten auf dem Marktplatz thronend, nahm 1744 der junge Kurfürſt Karl Theodor die Huldigung der Mannheimer in. eigener Perſon entgegen. Wie manches Jeſt hat der Marktplatz erlebt. So 1707 die Feier des hundertjährigen Stadtjubilä⸗ ums, als die Bürgerwehr und alle Einwohner der Stadt feſtlich verſammelt waren. So 1722, als der Beſuch des Erzbiſchofs von Köln die Veranlaſſung zu großen Feſtlichkeiten war. Vom Heidelberger Tor Oktobermeſſe, reichen ihrer Entſtehung nach in die Gründungszeit Mannheims zurück. Durch pfalz⸗ gräfliche Verfügung von 1613 wurde als Termin der beiden Mannheimer Jahrmärkte Philipp⸗Jacobi und acht Tage vor Michaelis feſtgeſetzt. Dazu 55 noch als weitere Meſſe 1707 der Jubelmarkt aus Anlaß des erſten Stadtjubiläums. Dieſer Jubelmarkt ging nach beinahe hundertjährigem Beſtehen in 1 un⸗ ruhigen Zeiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein. Wie die Anfänge des Schauspiels auf den Jahr⸗ markt führen, ſo war auch hier der Marktplatz mit ſeiner 1769 errichteten bretternen Kom ödie n⸗ hütte der Ausgangspunkt eines ſtündigen deutſchen Zeſtzug bei der Einweihung der Kettenbrücke 1845 bis zum Rathaus bildeten die Bürgerwehrkompag⸗ nien und Handwerksgeſellen Spalier, auf dem Marktplatz war die Garniſon in Parade aufgeſtellt, um den fürſtlichen Gaſt zu begrüßen. Mit vielen Tauſenden von Ampeln und Kacheln waren die Straßen, insbeſondere das Rathaus, die Pfarrkirche und die kurfürſtliche Juterimsreſidenz in R 1 illu⸗ minkert. Mitten auf dem Marktplatz ſtand eine große reich beleuchtete Pyramide aus Tannenreiſig, vor de gebratetes Geflügel und Brot unter das Volk ver⸗ teilt wurde. Der aus dem Marktbrunnen ſtrömende rote und weiße Wein erhöhte bei den Einheimiſchen und vielen herbeigeſtrömten Menſchen die Fe brannt. Innere eines Prachttempels vor, in deſſen Mitte ein brennender Opferaltar ſtand, deſſen Feuer von einem daneben ſtehenden Genius durch Zugießen unter⸗ halten zu werden ſchien. Unbeſchreiblich iſt es, was die alſo beleuchtete Halle des Eingangs und überhaupt das Ganze für einen herrlichen und prächtigen An⸗ blick gewährte, zumal da es von anderen Gebäuden abgeſondert in ſeinem vollen Glanze allein prangte. Ein faſt unaufhörlich aus dieſem Feiertempel er⸗ ſchallender Klang von Pauken und Trompeten lockte eine Menge Menſchen herbei, die ſich in gedrängten Haufen davorſtellten und nicht ermüdeten, ihre Augen an dem ſchönen Anblick zu weiden.“ Ein anderes Bild aus der Geſchichte des Markt⸗ platzes! 1810, Zeit der von Napoleon J. verfügten Kontinental⸗Sperre. Die in den Tuchhandlungen aufgeſtöberten Stoffe angeblich engliſcher Herkunft s brannten vor ben Zelten, da und dort wurde ab⸗ gekocht, geſpielt und getrunken. Marketenderinnen eilten hin und her, heitere Muſtk lockte zum Tanz. Als 1845 die Kettenbrücke eingeweiht wurde, be⸗ wegte ſich der feſtliche Zug vom Marktplatz aus über die alte Schiffsbrücke auf das jenſeitige Neckarufer und kehrte von dort über die Kettenbrücke und über die Breite Straße in die Stadt zurück. Auf dem Marktplatz wurde Halt gemacht. Die Liedertafel trug einen Choral vor und Bürgermeiſter Jolly hielt die Feſtrede. In den politiſch bewegten 1840er Jahren war der Markt häufig die Stätte von Volks veyrſa mn m⸗ lungen; hier fand 1843 die große Feier des 95jährigen Beſtehens der badiſchen Verfaſſung ſtatt. Hier rechtfertigte ſich 1848 Karl Mathy, von der Bürgerwehr gegen die ihn bedrohende Menge ge⸗ ſchützt, vom Rathaus⸗Balkon aus gegen die Vor⸗ würfe wegen der Verhaftung Ficklers. 50006000 Menſchen ſollen anweſend geweſen ſein bet der Volksverſammlung, die am 20. Mai 1849 auf dem Marktplatz ſtattfand. Gar häufig iſt dieſer Platz in unruhigen Zeiten der Mittelpunkt von Tumulten und Zuſammen⸗ läufen geweſen. Ernſte und freudige Ereigniſſe wurden auf ihm von der Bürgerſchaft beſprochen. Eine ungeheure Menſchenmenge ſammelte ſich am 3. September 1870 auf dem Markt und ſang vater⸗ ländiſche Lieder, als die Nachricht von dem großen Sieg bei Sedan eintraf. Feſtchoräle ertönten am 4. März 1871 vom Rathausturm, von der Plattform des Feuerwächters aus, als der Friedensſchluß mit Frankreich gemeldet wurde.— Dies ſind nur einige kurz skizzierte Bilder aus den Erlebniſſen des Marktplatzes. Man müßte die Geſchichte Mannheims erzählen, wollte man alles berichten, was er im Wandel der Zeiten erlebt hat. Heute iſt der Markt nur ein Platz unter vielen. Schon lange konzentriert ſich nicht mehr auf ihm allein das ſtädtiſche Leben. Mit dem Wachſen der Stadt ſind neue Mittelpunkte entſtanden. Auch kann ſchon längſt der Markt nicht mehr allein die Bevölkerung mit Lebensmitteln verſorgen. Viel⸗ leicht wird in nicht allzuferner Zeit der Name nur noch hiſtoriſche Bedeutung haben, wie Fruchtmarkt, Strohmarkt, Gockelsmarkt und eine Markthalle an anderer Stelle die Verſorgung der Einwohner mit Lebensmitteln übernehmen. Nachdrückliche Betonung erfährt jetzt der Altſtadt⸗Markt dadurch, daß ſich an ihm, eines ſeiner ſtattlichſten Häuſer zu neuem Leben erweckend, ein großes einheimiſches Zeitungs⸗ und Druckerei⸗Unternehmen niedergelaſſen hat. Die Preſſe, die das tägliche Geſchehen widerſpiegelt und für die geiſtige Nahrung der Bürger ſorgt, unmittel⸗ bar an den Markt des Lebens gerückt— liegt darin nicht auch ein tieferer Siun? Jocco im Baſſermannhaus Beſitzer des ſchönen Hauſes am Markt waren 1834 Friedrich Baſſermann und ſeine Gemahlin Wilhelmine geb. Reinhardt. Die Frau Baſſermännin führte ein ſtrenges Haus⸗ regiment; ſie war eine Frühaufſteherin, ſah überall nach dem Rechten und duldete keinen Müßiggang. Auf dem Dach des Baſſermannhauſes hat ſich einmal Neue Mannheimer Zeitung: Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus ein Vorfall abgeſpielt, der großes Gelächter erregte. Das kam ſo:. Mathn verteidigt ſich auf dem Rathausbalkon 8. April 1848 werden auf dem Marktplatze aufgeſchichtet und ver⸗ Ein Amtmann und ein Ratsherr wohnen dem traurigen Schauſpiel als Urkundsperſonen bei. Als Großherzog Leopold 1830 ſeinen Einzug in Mannheim hielt, veranſtaltete die Bürgerwehr ein ſeſtliches Biwak auf dem Marktplatz, das der Groß⸗ herzog mit ſeiner Familie beſuchte. Dem Rathaus gegenüber war das Lager der Bürgerkavallerie, auf der Neckarſeite kampierte die Artillerie, den Raum gegen die Breite Straße zu nahmen die Schützen ein und gegen G2 lagerten die Grenadiere und die Schiffer, die ſich der Bürgerwehr angeſchloſſen hat⸗ len. Pechpfannen erleuchteten den Platz, Wachtfeuer Die geſtrenge Frau Wilhelmine brachte aus Mar⸗ ſeille, wo ſie ihren erkrankten Sohn Louis Ale⸗ rander beſucht hatte, ein Aeffchen mit, Jocco ge⸗ nannt. Joecco war lange Zeit ihr Liebling, richtete aber viel Unfug an und ſpielte manchen drolligen Streich. Da war ein alter Magazinier in dem 5 Handelshauſe beſchäftigt, der trug noch eine Perücke. Eines Tages riß Joceo dem Alten die Perücke vym Kopf, flüchtete ſich damit auf das Datch, goß ein Fläſchchen Oel darüber ae, die geölte Kopfbedeckung mit der Zuhnbuürſte. Das Halloh und das Gelächter der Zuſchauer kann man ſich vorſtellen. L. G. 1 Wille und Weg Der heutige Tag, an dem unſere NMZ. zum erſten Male in ihrem von ehrwürdigen Traditionen umwobenen neuen Heime gedruckt wurde, iſt ein Meilenſtein in der faſt anderthalb Jahrhunderte alten Geſchichte unſerer Zeitung. An einem ſolchen Tage geziemt es ſich, für die Männer, die berufen ſind, das politiſche Geſicht der Zeitung zu prägen, abſeits der wildbewegten Haſt des täglichen Kampfes Selbſtbeſinnung zu üben und ſich und anderen Rechenſchaft zu geben über den Willen, von dem man beſeelt iſt und über den Weg, den man geht. Denn nur dann, wenn der politiſche Kampf in den Dienſt einer großen Idee geſtellt wird, die der Politiker nie aus den Augen verliert, die ſein Leitſtern iſt in der oft undurch⸗ dringlichen Wirrnis, erhält er einen über den Er⸗ folg oder Mißerfolg des Tages hinausragenden tiefen Sinn und Wert. Dieſe große Idee, der zu dienen wir uns nach wie vor ſtrebend bemühen, wird vielleicht am beſten durch die Worte umriſſen, „Salus publica suprema lex“, das Wohl des Volkes iſt das höchſte Geſetz. Wobei unter Volk ſelbſtverſtändlich das geſamte deutſche Volk ohne irgend welche Bevorzugung irgend einer Schicht oder Gruppe zu verſtehen iſt. Wer den politiſchen Kampf nicht nur in der Theorie, ſondern auch in der täglichen Praxis ſo auffaßt, wird ſich niemals durch das Programm irgend einer Partei einzwängen laſſen können. Gewiß ſind politiſche Parteien, zumal bei unſerem parlamentariſchen Syſtem, eine unumgängliche Notwendigkeit. Der Parteikampf um die Macht im Staate iſt der Motor unſeres innerpolitiſchen Lebens, ohne ihn würden wir ber polttiſchen Erſtarrung anheimfallen. Doch kein Politiker, bekenne er ſich zu welcher Partei er wolle, kommt, ſofern er nicht engſtirnig oder fana⸗ tiſch iſt, um die Erkenntnis herum, daß keine Partei den Stein der Weiſen beſitzt. Die Ziele aller großen Parteien, hinter denen Millionen Deutſche ſtehen, haben ihre Licht⸗ und Schattenſeiten. Für den Polttiker, dem es wirklich nur darauf an⸗ kommt, zum Wohle des ganzen Volkes und für die gedeihliche Entwicklung des uns allen gemein⸗ ſamen Staates zu arbeiten, kann es demnach gar keinen anderen Weg geben als in dem politiſchen Kampf des Tages das Gute da zu nehmen, wo er es findet. Nur ſo kann man, was für den politiſchen Kampf um große Ziele unumgänglich notwendig iſt, über eng geſpannte Parteirahmen hinaus in die Breite wirken und dazu beitragen, die Gegenſätze, wenn nicht auszugleichen, ſo doch zu überbrücken. Solche grundſätzlich auf Verſtändigung gerichtete Einſtellung darf ſelbſtverſtändlich niemals in ſchwächliche Liebedienerei nach allen Seiten aus⸗ arten. Der politiſche Führer muß Charakter haben und Freund und Gegner müſſen das wiſſen. Wenn es notwendig erſcheint, muß der politiſche Kämpfer vom Leder ziehen können, daß die Funken ſtieben. Zur Aufrüttelung der Geiſter im ſteten Kampf gegen das Geſetz der Trägheit iſt das ab und zu ſehr ange⸗ bracht. Der ſtändige Widerſtreit der Intereſſen wird ſich, ſolange es Menſchen gibt, nicht aus der Welt ſchaffen laſſen. Das Leben iſt und bleibt ein ſtändiger Kampf. Bei einem Kulturvolk muß jedoch jeder Menſch darauf bedacht ſein, daß er ſich bei dieſem Kampf ſeine Seele nicht beſchmutzt. Denn ewige Gültigkeit hat das Wort:„Höchſtes Glück der Erdenkinder, iſt nur die Perſönlichkeit“. Wodurch allein imponiert man Freund und Feind? Durch Glanz und Reichtum und äußeres Gepränge mag man wohl der urteilsloſen Maſſenſeele imponieren, nicht aber denen, die gelernt haben, tiefer zu blicken und Sein und Schein zu unter⸗ ſche denn. Denen imponiert allein Leiſtung und Eharakter eines Menſchen, der Charakter im pornehmſten Sinne des Wortes. Und was in dieſer Hinſicht für die Beziehungen der einzelnen Menſchen untereinander gilt, das gilt auch für den internatio⸗ nalen Verkehr der Völker. Allein der allen An⸗ fechtungen ſtandhaltende Charakter iſt es, der auch einem im Weltkriege unterlegenen Volk allenthalben in der Welt, wo Kulturvölker wohnen, den Reſpekt verſchafft, auf den es Anſpruch hat, Darum muß man dem allverehrten Senior der Deutſchen Volkspartei, dem Berliner Univerſitätsprofeſſor der Rechte, Ge⸗ heimrat Dr. Kahl, ſo von ganzer Seele zuſtimmen, wenn er einmal feſtſtellte:„Mehr als eine Rechts⸗ reform iſt uns eine Geſinnungsreform not⸗ wendig!“ Für unſere weitere gedeihliche Entwick⸗ lung iſt von grundlegender Wichtigkeit eine Er⸗ neuerung unſeres Denkens, eine andere geiſtige Einſtellung. Denn tiefe Wahrheit und Weis⸗ heit liegt in dem Wort:„Es iſt der Geiſt, der ſich den Körper baut“. Die Ge⸗ danken ſind poſitive Mächte, ſie wandeln den Menſchen ſich ſelbſt entſprechend um. Auch in⸗ mitten einer Geſellſchaft von Menſchen iſt das, einer spricht oft nicht ſo von eutſcheiden⸗ der Wichtigkeit wie das, was er denkt, auch wenn er es nicht in Worten zum Ausdruck bringt⸗ Das iſt keine willkürliche oder überſchwengliche Behauptung, ſondern Erkenntnis. Der Hinweis auf das geheim⸗ nisvolle Gebiet der drahtloſen Wellen und die Wun⸗ 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus Politik als Weltanſchauung Von Schriftleiter H. A. Meißner dermacht des Radios wird jedem verſtändlich machen, was wir meinen. Und daher iſt ſo unendlich wichtig, wie jeder Einzelne zu ſich ſelbſt ſteht und wie die Mehrzahl der Volksgenoſſen das Volksganze anſteht. Alle Schwarzſeherei müſſen wir von uns abtun. Nicht leichtſinnig in den Tag hinein leben, doch voll ſtarken Glaubens an eine beſſere Zu⸗ kunft. Immer müſſen wir uns nor Augen führen, was alles für unmöglich Gehaltenes das deutſche Wir müſſen uns deshalb vorerſt gegenſeitig dazu erziehen, den Akzent unſeres Daſeins aus der Welt der Erſcheinungen heraus auf die Geiſtesmacht in uns zu verlegen. Vielleicht iſt es gut, wenn wir für eine Weile bei den Stoikern in die Schule gehen. In dem wahnſinnigen Rom der neroniſchen Zeit ſchrieb Seneca ſeine Abhandlung„Vom glück⸗ ſeligen Leben“. Darin verkündet er als das höchſte Gut auf Erden die Harmonie mit ſich ſelbſt. In 4 Badiſches Staatsminiſterium Der Staatspräſiden“ Wünſche für die Zukunft. Leitſtern ihrer Arbeit werden laſſen. Der Miniſter des Innern zu verſchaff Dienſte der( effentlichkeit. Zeitung ſein. Einzug Ihrer Zeitung in das neue Heim. Der„Neuen Mannheimer Zeitung“ übermittle ich für das neue Heim meine beſten 5 N Möge die„eue Mannheimer Seitung“ die Wahrung guter und lebendiger Ueberlieferung ſowie einen Fortſchritt im Sinne zeitgemäßer Geſtaltung ſtets zum Zum Einzug in das neue Heim ſende ich Derlag und Schriftleitung der„eue Mann- heimer Seitung“ beſte Grüße und Glückwünſche. Die„eue Mannheimer Seitung“ zählt zu den älteſten Zeitungen unſeres badiſchen Tandes. In den wechſelvollen Schickſalen, die in den 140 Jahren ihres Beſtehens über Baden dahingegangen ſind, hat ſich Ihre Zeitung eine beachtens⸗ werte Stellung im öffentlichen eben unſerer heimat und im beſonderen der Stadt Mannheim gemußt, durch tatkrüftiges, pflicht⸗ und verantwortungsbewußtes Wirken im Dieſe in langjähriger Arbeit gewonnene Tradition, die enge Verbindung mit Baden, ſeiner Handelsmetropole Mannheim und ihrer ſchaffensfrohen Einwohnerſchaft Zeitung auch in der neuen ſtattlichen Wirkungsſtätte das wertvollſte Gut ſein und bleiben. Zu ihm treten in dieſen Zeiten des mühſamen Wiederaufbaues nach ſchickſalsſchweren Jahren gerade für die Preſſe große und wichtige Aufgaben. wie bisher ſo auch in Zukunft, an ihrer Töſung zielbewußt und uneigennützig mitarbeitet, ſo wird der Einzug in das größere heim ein neuer bedeutſamer Abſchnitt in der Geſchichte der Der Miniſter des Kultus und des Unterrichts Das Jahr 1929 hat wiederholt Anlaß gegeben, Gedächtnistage von großer Bedeutung für das geiſtige Leben Mannheims zu begehen. Ein Gedächtnistag dieſer Art iſt auch der Der Preſſe Mannheims fällt die wichtige Aufgabe zu, die Gedanken, die vor kurzem beim Beſuch des Reichsrats ſo trefflich zum Ausdruck kamen, für Baden und beſonders für Mannheim immer wach zu halten. Der feſtliche Tag, den Sie beghen, begründet die frohe Hoffnung, daß die Preſſe Mannheims trotz aller wirtſchaftlichen Uot ſtark genug bleiben wird, um ihrer zur Seit beſonders wichtigen Aufgabe gerecht zu werden. 3 , wird Ihrer Wenn die„Ueue Nannheimer Seitung“, —— Volk ſchon geleiſtet hat. Mit felſenfeſter heiliger Ueberzeugung müſſen wir davon überzeugt ſein, daß das deutſche Volk auf Grund ſeiner Geſchichte, ſeiner Leiſtungen und ſeiner unverwüſtlichen Kraft das Recht hat, in der Reihe der großen Nationen einen gleichberechtigten Platz einzunehmen. Nicht an das eigene kleine Behagen darf der Einzelne ſelöſtſüchtig denken, ſondern ſtändig muß der auf⸗ rechte deutſche Mann von dem Gedanken erfüllt ſein, daß es ihm nie gut gehen kann, ſolange die große Nährmutter unſer Aller, ſolange das land in Schmach und Not iſt. Vater⸗ Das katholiſche Bürgerhoſpital in E 6, I, wo von 1790 ab das„Intellingenzblatt“ erschien. dieſer Zeit der Entbehrungen äußerer Güter wirken die Ueberzeugungen dieſes großen Weltweiſen wie Balſam auf Wunden:„Glückſelig iſt ein Leben, das mit ſeiner Natur im Einklang ſteht. Das aber wird nur dann zuteil, wenn der Geiſt geſund und be⸗ ſtändig geſund iſt. Wenn er kräftig und entſchloſſen, ſittlich rein und geduldig iſt, ſich den Umſtänden fügt, ohne Aengſtlichkeit für die Notdurft des Lebens be⸗ ſorgt iſt, achtſam endlich iſt auf alles das andere, was zum Leben gehört, ohne auf irgend eines großen Wert zu legen, bereit die Gaben des Glückes zu be⸗ nutzen, nicht aber ihnen zu frönen“. A1 Trotz all der ſchmählichen Erſcheinungen unſeres öffentlichen Lebens ſind hoffnungsvolle Anzeichen für eine geiſtige Geſundung immer weiterer Kreiſe unſeres deutſchen Volkes vorhanden. Unter dem fortgeſetzten ſeeliſchen, wirtſchaftlichen und poli⸗ tiſchen Druck von innen und außen gelangen immer mehr Volksgenoſſen zur Selbſtbeſinnung und zu einer anderen geiſtigen Einſtellung. So zutreffend das bekannte Wort von Moltke iſt, daß Glück auf die Dauer nur der Tüchtige hat, ſo wahr iſt es, daß eine endgültige Beſſerung unſerer jetzigen Lage niemals allein durch die Künſte der Diplomaten oder andere äußere Umſtände erreicht werden kann, ſondern nur durch innere Umkehr unſer ſelbſt. Die meiſten denken und glauben gar nicht, was ihnen entſpricht, ſie ſind Statiſten oder Schauſpieler unfrei über⸗ nommener Bindungen. Dann ſteht natürlich keine Geiſtesmacht hinter ihnen und ſie brauchen ſich nicht darüber zu wundern, daß ihre rein mechaniſche Macht für die Dauer überall verſagt. Jeder muß erkennen, daß letzten Endes jeder einzelne Herr ſeines Schickſals nicht allein, ſondern ſeines Weſens iſt, weil bei jedem ſchließlich das in Erſcheinung tritt, was er in ſich ſelbſt befaht und betont. Der Erſcheinungswelt liegt unter allen Umſtänden Geiſtesmacht zugrunde. An uns iſt es, ſie zu er⸗ greifen und zu verkörpern. Wir müſſen uns jeden Augenblick deſſen bewußt ſein, daß die Erde genau nur ſo erſcheinen kann, wie ihre Bewohner ſie haben wollen. Daß die Befriedung der Welt, für die wir ſo große Opfer gebracht haben und noch auf lange Zeit hinaus bringen müſſen, noch immer ſehr zu wünſchen übrig läßt, iſt außer Zweifel. Ebenſo aber auch, daß wir auf dem ſteilen und dornigen Lei⸗ densweg, den wir dieſes ganze letzte Jahrzehnt hin⸗ durch gingen, ein gut Stück vorwärts ge⸗ kommen ſind. Die ganze Welt ſtaunt darüber und bewundert uns wegen dieſer unverwüſtlichen Lebens⸗ kraft. Wir ſelbſt ſind freilich weit entfernt davon, mit unſerer wirtſchaftlichen und politiſchen Lage zu⸗ frieden zu ſein. Wie könnten wir das auch, ſolange wir noch unfrei und tributpflichtig ſind? Das braucht uns jedoch nicht zu hindern, den Tatſachen entſprechend feſtzuſtellen, daß nach innen und außen doch ſchon vieles beſſer geworden iſt. Die Räumung der beſetzten Gebiete, an die viele Peſſimiſten bis vor kurzem überhaupt nicht glauben wollten, hat bereits begonnen und wird binnen einer verhältnismäßig kurzen Zeit endgültig erledigt ſein. Damit haben wir dann unſere Souveränität fünf Jahre früher zurück⸗ gewonnen als das Verſatller Diktat vorſah. Und das iſt fürwahr mehr als eine Dankmeſſe wert. Und die Einſchränkungen der Rüſtungen? Und Pan⸗ europa? Gewiß ſind beide Probleme noch immer ferne Ideale. Aber daß überhaupt davon geſprochen wird, daß man immer wieder darauf zurückkommt, weil man aus zwingenden wirtſchaftlichen und poli⸗ tiſchen Gründen heraus darüber ſprechen und ver⸗ handeln muß, iſt ſchon unendlich viel wert. Dieſe für die Befriedung der Welt ungemein wichtigen Ideen marſchieren und müſſen und werden weiter marſchieren. Langſam zwar, aber unaufhaltſam. Deß ſind wir gewiß! Doch auch die größte Erleichterung unſerer außenpolitiſchen Lage und die für uns günſtigſte Konſtellation der Mächte wird uns nicht weſentlich nützen, wird uns nicht wirklich vorwärts bringen können, wenn wir innerpolitiſch nicht endlich auf⸗ hören, in gegenſeitiger Befehdung wertvolle Kräfte zu vergeuden und uns in unſerer Stoßkraft nach außen ſelbſt lahmzulegen, wenn es uns nicht gelingt, ein in ſich feſt geſchloſſener Volkskör per zu werden. Um dies zu erreichen, müſſen es alle für die politiſche Führung oder Beeinfluſſung der Oeffentlichkeit in Betracht kommenden Inſtanzen als ihre vornehmſte Aufgabe betrachten, ſtets über den engen Parteihorizont hinaus auf dieſes hohe Ztel hinzuſteuern. Planmäßig muß darauf hingearheitet werden die natürlichen Intereſſengegenſätze nicht weiter zu vertiefen, ſondern ſie durch gerechtes Ver⸗ ſtändnis für die Lebensnotwendigkeiten beider Seiten ſo weit wie möglich zu überbrücken. Die„Neue Mannheimer Zeitung“ jedenfalls wird nicht aufhören, ſich von dieſen Ideen bei ihrer politiſchen Tagesarbeit dauernd anregen und befruchten zu laſſen und dabei der frohen Zu⸗ verſicht zu ſein, daß eine beſſere Zukunft unſeres Vaterlandes nicht ausbleiben kann, wenn die Mehr⸗ zahl der deutſchen Zeitungen von eben ſolcher gei⸗ ſtigen Einſtellung aus tagaus tagein zu den vielen Millionen deutſcher Zeitungsleſer ſpricht. Mit ſolchen Gedanken und Hoffnungen haben wir heute unſer neues Heim bezogen. So dankbar wir perſönlich auch der freundlichen Schickſalsfügung ſind, daß uns jetzt eine zu frohem Schaffen beſonders anregende Arbeitsſtätte zuteil wird, ſo ſind wir uns doch völlig klar darüber: Nicht die neue Heimſtätte in dieſen von ehrwürdigen Traditionen umwobenen Baſſermannhauſe wird unſere NM3., deren weitere Aufwärtsentwicklung wir mit allen unſeren Kräften erſtreben, immer weiter voranbringen, ſondern nur der Geiſt, von dem die Menſchen beſeelt ſind, die darin arbeiten. Alle, die in dieſem Hauſe arbeiten, wollen Bauſteine ſchaffen für die geiſtige Un⸗ terkellerung der nationalen und liberalen Idee, für Einigkeit und Recht und Freiheit, für ei Volk auf freiem Grund und da ſo i 1 4 — 8 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ Festausgabe zum Einzug ö Berlin und„das Reich“ ſagt die Ueberſchrift, da⸗ mit ſte nicht ſagen muß: Berlin und die„Provinz“. Denn das Wort„Provinz“ hat im Zuſammenhang mit gewiſſen Luſtſpieltypen und ſchlechten Witz⸗ blättern einen deſpekttierlichen Charakter bekommen. Aber dieſer Begriff kann doch wohl den Tatſachen nicht entſprechen. Wer nämlich auf die Stimmen in der„Provinz“ hört, wird beinahe vom Gegen⸗ teil überzeugt. Die„Provinz“ iſt ordentlich an⸗ griffsluſtig gegen Berlin. Nicht nur in Bayern. „Na, Ihr Berliner!“ Geringſchätzig und mindeſtens mit einigem Mitleid klopft man uns auf die Schulter. Oft praſſelt auch eine Flut von Vorwür⸗ fen, Tadeln und Scheltworten nieder auf die Stadt an der Spree, die nun einmal der politiſche Mittel⸗ punkt des Reiches und— kraft einer Eignung, deren tiefere Quelle der Hiſtoriker finden mag— auch der Mittelpunkt großer Kultur⸗ und Wirtſchafts⸗ kreiſe geworden iſt. Berlin und die Berliner haben ſich inzwiſchen daran gewöhnt, draußen im Reich ge⸗ ſcholten zu werden. Ihr Selbſtgefühl leidet nicht darunter. Selten wehren ſte ſich. Aber zweierlei Fragen legen ſte ſich denn doch im ſtillen vor. Warum nämlich im Reiche die Leute ſo häufig ſind, die alles aufwenden, Brot und Arbeit in Berlin zu finden. Und weiter: Warum viele Zeitun⸗ gen im Reich es oft der Berliner Preſſe ſpeifrig und meiſt nicht einmal in ihrer beſten Seite nachtun? Damit ſind wir beim Ernſt der Sache und beim Thema angekommen. Die Eigenart der deut⸗ ſchen Preſſe iſt ihre politiſche Mannigfal⸗ tigkeit, die längſt in eine politiſche Zerſplitterung ausgeartet iſt. Deutſchland hat nicht nur die meiſten Zeitungen, ſondern auch die far ben⸗ N reichſte Geſinnungsſkala in ſeine! — Preſſe. Deutſchland hat es aber auch fertig ge⸗ bracht, in dieſem an ſich unüberſehbar großen Blät⸗ terwalde eine Zahl ausgeprägter Indivi⸗ dualftäten gerade außerhalb der Reichs⸗ hauptſtadt zu erhalten. Ein ſehr erfreulicher Zuſtand, der in England nie beſtanden hat und in Frankreich erſt im letzten Jahrzehnt ſich langſam zu entwickeln beginnt. Eine Weile lang— gleich nach dem Kriege und in der Inflation— ſchien die⸗ ſer Zuſtand in Deutſchland lebhaft bedroht zu ſein. Mit Rückkehr geſicherter Währung und ſchwer be⸗ laſteter, aber arbeitsfähiger Wirtſchaft war die Ge⸗ fahr überwunden. Heute behaupten ſich neben der großen Berliner Preſſe eine Reihe von großen Zeitungen im Reich, die nicht nur ergiebige Wirt⸗ ſchaftsunternehmungen darſtellen, ſondern auch publiziſtiſch eine eigene, oft ſogar eigenwillige befähigt ſind. ner Zeitungen, die in dem Begriff der„Heimat⸗ zeitung“ ihr Idealvorbild geprägt haben. Feſt Kreis lebensnotwendig, ſchießen ſie oft auch wirt⸗ ſchaftlich hoch ins Kraut, haben im Oertlichen, Ge⸗ ſellſchaftlichen, im Vereinsgetriebe und der Klein⸗ wirtſchaft ihre eigene, ihre mikrokosmiſche Exiſtenz. Ihr publiziſtiſches Ideal iſt nicht an die Kleinſtadt, ſondern ebenſo häufig an die Teilſtadt der Weltſtadt gebunden. Das beweiſt die ſehr ſtarke Berliner Vorortpreſſe, das beweiſt auch die Exiſtenz von klei⸗ N nen und kleinſten Eigenblättern beſtimmter Stadt⸗ teile Großberlins. f Eines nun iſt großen Teilen der außerberliner Preſſe gemeinſam: Die Anpaſſung ihres graphi⸗ ſchen Geſichtes an Berliner Zeitungen und 5 die deutliche Beeinfluſſung durch Berliner Tempo 3 und Temperatur, ſelbſt dann, wenn ihre Welt⸗ 8 anſchauung ſie ſonſt Berliner Dingen und Berliner . Menſchen hart entgegenſtellt. Auch ihr Intereſſe an Berliner Angelegenheiten iſt gewaltig groß und oft Gegenſtand ſenſationeller Berichterſtattung. Das 4 gilt nicht nur für Theater⸗ und Konzertberichte, ſon⸗ 5 dern ebenſo für den Gerichts⸗ und Polizeifall und * Künſtleriſches Leben weckt ſtets einen Widerhall; die Reſonanz dieſes Widerhalls iſt die Kunſtkritik in der Tageszeitung. Nicht immer eine beliebte, häufig eine geſcholtene, aber nicht wegzudeutende Einrich⸗ tung, f Unſtimmigkeit zu beſitzen ſcheint. Unter den Begriff Kunſt fallen ſehr verſchiedene Dinge, ein Vielerlet, deſſen Einzelheiten an ſich eine ganz beſtimmte Be⸗ deutung beſitzen. Wenn man aber das Echo ver⸗ * nimmt, das die Kunſt in den Tageszeitungen weckt, 1 ſo kann man dabei eine einſeitige Bevorzugung be⸗ 5 ſtimmter Kunſtgattungen feſtſtellen. Wenigſtens ſcheint es ſo, daß das Theater eine viel umfangreichere tem Abſtand die bildende Kunſt, während das Schrift⸗ tum offenbar an letzter Stelle ſteht. ſondern Nicht die ſondern rückſichtigunng der einzelnen Künſte. gerade das T 5 uch Auffü och nicht neu zu ſein. Fä wir ja ſchon in Mannheim mehrfach erlebt, und wer dem Theater daraus einen Vorwurf macht, verwech⸗ Bez Stimme in der politiſchen Unterhaltung zu erheben a Nächſt ihnen ſteht das Heer mittlerer und klei⸗ verwurzelt im heimatlichen Boden ſind ſie für ihren b„ Theaterkritik Von Schriftleiter Dr. S. Kay ſer die in der äußeren Verteilung eine gewiſſe . 5 5 g ührt⸗ * Berückſichtigung in der Zeitung findet als alle übri⸗ gen Künſte. Dann kommt die Muſik, und erſt in wei⸗ lichkeit geregt zu haben. Aber Von Profeſſor Dr. Emel Dovifat⸗ Berlin ſchlteßlich auch für die Politik ſelbſt. Gerade hier hat man bisweilen den Eindruck, als liege das politiſche Zentrum ſolcher Blätter nicht in der Hei⸗ matrebakttion, ſondern in der Berliner Vertretung. Selbſt Blätter, die ſonſt von bodenſtändiger Kraft⸗ verwurzelung deutlich Kunde geben, verleihen den Berliner Dingen ein Uebergewicht, das fraglos ihr Gleichgewicht ſtört. Bei kleineren und kleinſten Blättern, die ausſchließlich Korreſpondenzartikel, wenn nicht gar gematerte Polttik, aus Berlin be⸗ ztehen, iſt das ſelbſtverſtändlich. Doch auch bei den größeren Zeitungen iſt es häufig zu beobachten. — ſchaft die gleiche Hörigkeit zu erzeugen. Die ver⸗ langt dann oft mehr von dem Berliner Stoff, als die Redaktion zu liefern willens iſt. Erhält denn ein politiſcher Leitartikel durch die Datumzeile „Berlin, den.. wirklich größeren Wert und iſt denn der Luxus der ſogenannten politiſchen„Na⸗ mensartikel“, d. h. der Artikel, die Parlamentarier tief in der Berliner Luft und im Winkel der parla⸗ mentariſchen Wandelhallen herunterdiktieren, für die Preſſe des Reichs eine ſo unentbehrliche Not⸗ wendigkeit? Der Ortsverein Mannheim der Deutſchen Volkspartei ſpricht der„Ueuen Mannheimer Zeitung“ beim Einzug in das neue heim die herzlichſten Glückwünſche aus. Dankbar gedenkt er bei dieſer Gelegenheit der hervorragenden Dienſte, die ſich die„Ueue Mannheimer Zeitung“ in den vergangenen Jahrzehnten um die Pflege des nationalen und liberalen Gedankens in Stadt und Land erworben hat. War doch die„Neue Mannheimer Seitung“ lange Seit das Sprachorgan des unvergeßlichen Führers der nationalliberalen Partei, Ernſt Baſſermann, deſſen Denkmal in den nächſten Tagen enthüllt wird. Ins Baſſermannhaus zieht die„Ueue Mannheimer Zeitung“ ein. Möge der Uame ihres künftigen Geſchäftshauſes ein Symbol ſein für den Geiſt, in dem ſie in Zukunft geleitet wird. Möge ſie auch weiterhin Pflegeſtätte echt nationaler und liberaler Ideale ſein. In dieſem Sinne ein herzliches Glück auf! zu weiterer Tat! * 1. Dorſitzender der Deutſchen Dolkspartei Mannheim. Es iſt mir eine ſchöne Pflicht, die„eue Mannheimer Zeitung“ namens des Badiſchen Tandesverbandes der Deutſchen Dolkspartei zum Einzug ins neue heim herzlichſt zu beglück⸗ wünſchen. Sie haben im alten Hauſe in Jahrzehmten einem Baſſermann und Streſemann Treue gehalten. Sie haben dem Fortſchritt und der Freiheit im Sinne des deutſchen Ciberaltsmus Ihre wertvolle Mitarbeit erfolgreich gewidmet. Sie haben die erprobten Führer in ihren harten Kämpfen unterſtützt. Möge dieſer Geiſt auch im neuen hauſe walten zu Ihrem Glück, zum Segen unſerer engeren heimat und unſeres deutſchen Daterlandes! Treue um Treue! — 20 N N..* a 0 Ns Bassermann das Reich und ſeine Preſſe 5 hörigkeit verfallen, pflegen bald auch in der Leſer⸗ Rechtsanwalt, Candesvorſitzender der Deutſchen Dolkspartei Badens. Führende Blätter des Reiches haben hier ein gutes Vorbild gegeben, indem ſie die großen politiſchen Entſcheidungen, die Berlin fällt und dite nur hier gefällt werden können, in ihrer Auswirkung inner⸗ halb des oft nur unmerklich engeren, dafür aber umſo anſchaulicheren und lebens näheren heimatlichen Kreiſes zur Darſtellung bringen und dabei die Berliner Entſcheidung in ihrer Auswirkung auf die engere Heimat greifbar belegen und dar⸗ tun. Was kann von Berlin aus nicht alles über eine Tagesfrage der Polttik geſchrieben werden. Fragt ſich nur, was davon verſtanden wird! Das gleiche gilt für Dutzende von wirtſchafts⸗ und ſteuerpolt⸗ tiſchen Fragen, die aus der Berliner Redaktton ſou⸗ verän erledigt werden. Ste gewinnen ſofort Geſicht und Eigenhaltung, wenn ſie aus dem engeren Kreiſe des Verbreitungsbezirks in ihrer Wirkung erwieſen werden. Wie iſt das zu verſtehen? Jeder in Berlin geſchriebene Artikel— auch wenn er für Leſer weitab in gänzlich ſpreefremden Gefilden unſeres Vaterlandes beſtimmt iſt— atmet notwen⸗ dig Berliner Leben. Es iſt in ſich ſchon weniger verwetlend, als der Sinn der fernen Leſerſchaft es ſein kann, und ſicher iſt er nervöſer und raſtloſer. Das ſei beileibe kein Vorwurf gegen Berlin. Die Hauptſtadt eines ſo ſchwer ringenden Reiches, die noch dazu ohne die ſtarke, nährende und tragende Tradition Londons, ohne den ſchönen und lebens⸗ freudigen Schwung der franzöſiſchen Hauptſtadt ſchwerſte Gegenſätze nach ſchnellſtem Wachstum und bei rapider Fortentwicklung in ſich zu verarbeiten hat, eine ſolche Hauptſtadt trägt ihre eigene Atmo⸗ ſphäre, die ſie an jeden und an jedes weitergibt, was immer in ihr lebt und ſich entfaltet. Blätter, die— unbeſchabet ihrer ſonſt oft ſo lebhaft geäußer⸗ ten Abneigung gegen Berlin— in dieſe Zwangs⸗ — hinein. Weil nun in ber Tageszeitung lediglich über das öffentliche Ereignis einer Theatervorſtellung ohne Zenſur berichtet werden konnte, während alle anderen Dinge des Lebens bei der Behandlung in der Zeitung der Aufſicht der Staatsbehörde unter⸗ ſtellt waren, hat ſich das Theater im Lauf des ver⸗ gangenen Jahrhunderts naturgemäß einen größeren Raum in der Zeitung erobert, als ihm eigentlich gebührt. 8 f Das iſt dem Umfang nach bis heute ſo geblieben. Inzwiſchen haben ſich jedoch, was die Rede⸗ und Schreibefreiheit betrifft, die Dinge weſentlich ge⸗ ändert; damit iſt aber auch die Erörterung des Theaters noch mehr zu einer Angelegenheit des öffentlichen Lebens geworden, und ſo hat ſich das Zuviel von früher wieder ausgeglichen. Das heu⸗ tige Theater iſt beſtrebt, nicht wie früher die Oeffentlichkeit von den Tagesereigniſſen abzulenken, es will vielmehr Auge und Sinn der Menſchen ge⸗ rade darauf richten. Berlin beſitzt in dieſem Be⸗ ſtreben eine Vorzugsſtelle. Nicht weil die Berliner hafür beſonders begabt wären, alles möglichſt aktuell ſelt manchmal Aktualität mit Neuheit. Beim Mann⸗ heimer Theater jubiläum war die„Räuber“⸗ Aufführung aktuell; daß das Werk neu ſei, kann man wohl nicht behaupten. Trotzdem ein ſtarker Wider⸗ hall. Die Aktualität hat ihr Machtwort geſprochen. Aber was iſt aktuell? Eine Sache kann neu ſein, ſie braucht aber deshalb noch nicht Aktualität anzunehmen. Dies iſt dann der Fall, wenn ſie kein Intereſſe erweckt, und damit haben wir auch zugleich das Weſentliche der Aktualität. Aktuell iſt das In⸗ tereſſante, noch deutlicher: das, was intereſ⸗ ſtert. Und in Mannheim intereſſtert ganz gewiß nichts Künſtleriſches ſo ſehr wie das Theater. 5 Man ſage nicht, daß das überall ſo ſei; vor allem war es nicht überall wie in Mannheim. Das ver⸗ gangene Jahrhundert beſitzt ſchlechthin kein Beiſpiel einer ſo urſprünglichen Theaterfreudigkeit und eines ſo leidenſchaftlichen Theaterintereſſes, 5 1195 es N . ö 0 Heaters, in 5. 4 f 3 VV Tageszei⸗ nebeneinander zu bringen. Deshalb muß es für die tungen haben in Mannheim ſogar verhältnismüßig Theater im Reich ein müßtges Beginnen bleiben, ſpät mit der Erörterung det Theaterfragen künſt⸗ das 11 5 der e der Berliner Ak⸗ leriſch und kommunal⸗politiſch begonnen, und wenn 101 ität zu ba ten, nicht 15 wa, weil keine künſtleriſche man Zeitungen in anderen Städten damit vergleicht, Möglichktet dazu bestünde vielmehr weil es r ſo ſcheint ſich dort früher das Intereſſe der Oeffent⸗ zahlenmäßig, als bloßes Rechenexempel nicht geht 5 ge ieſer Schein trügt Deshalb muß die Bühne b Stadt von der Aktualität lebt; es iſt vielmehr ſo, daß Jurch die Fülle der Theater in Berlin die Mög⸗ lichkeit beſteht, unendlich Vieles gleichzeitig ſehr. Man vergeſſe eines nicht: Das Theater war ſprechende Aus wahl treffen der doch nur ein in vergangenen Zeiten ſehr oft ein Mittel, das Pu⸗ ganz geringe Skizze 5 dem Wandelpanorama des blikum von den politiſchen Tagesereigniſſen abzu⸗ Berliner Theaterlebens zu geben vermag. Und lenken. Dieſe Rolle hat das Wiener Burgtheater ſelbſt bei dieſer Skizze wird eine Theaterleitung, die vor allem geſpielt bis weit in die Zeit Franz Joſefs teilung der Leiſtung und Wi zu machen. Die Theaterkritik ist nach der Aufführung, ſondern ſch unvorbereitet in ein neues Stück k, 9 1 obwohl man nicht leugnen kann, daß dieſe 6 zur Kritik an Dieſe journaliſtiſch im Landſchaftliche Sinne bundene Behandlung geſamtdeutſcher politiſcher. gen muß in wachſendem Maße in der Preſſe des Re ches geübt werden, zumal ſie mit der gründlichen Be handlung landes⸗ und kommunalpolitiſcher Pro bleme ineinander fließt, die eine beſondere Aufga dieſer Preſſe iſt. Dem engſten Kampfzentrum rückt iſt dieſe Arbeit der Preſſe des Reiches für d Reichspolitik eine beſondere, eine fördernde Wohl. tat. So allein kann gerade auch dem Ausland die Stimme eines ruhigeren, mehr beharrenden uns gefaßten Deutſchlands gezeigt werden, als es im Lärm des Berliner Kampfes auftreten kann. gerade die Nichtberliner Preſſe berufen, glaubhaft und im rechten Sinne das Wort 8 weiſen:„Berlin iſt nicht Deutſchlan Seltſam bleibt das bereits erwähnte In ſelbſt berlinfeindlicher Blätter des Reiches a geſellſchaftlichen und künſtleriſchen Leben Gewiſſe geſellſchaftliche Ereigniſſe des Wint den oft in ſolchen Blättern ausführlicher als in Berlin ſelber behandelt. Hier könnte weniger ſog mehr ſein. Denn vor allem, wenn die e Reiches in ſtarker Herausarbeitung ih. haltung ihren Leſern von Berlin ſelbſt da N tige Bild zu zeichnen ſucht. Denn das eben iſt ſeltſam: Trotz der deutlichen berliniſchen Einflü in Politik und Feuilleton wird oft von Berl es wirklich iſt ein durchaus ſchiefes Bild e Es gilt, das wahre Bild der Reich ſtadt zu zeigen, nicht jenes andere, das digen Geſchelte der„Provinz“ über„Berli gegenkommt. Die geiſtige Selbſtändigkeit Preſſe des Reiches darf nicht durch billige Sch hung der Reichshauptſtadt erkauft wer N werden aus Berlin gewtſſe Berliner Feut verſandt, die beim Leſer draußen den Eindri wecken, als beſtände Berlin nur aus 1 fürſtendamm und der Friedrichſtraße, Hauptſtadt des Deutſchen Reiches Verbindung von Nachtkabaretts und Budenzauber. Hier liegt viel, ſehr wenn der organiſchen Entwicklung der ſo zähe Widerſacher erwachſen. Mo Schwerpunkt Berlins nicht in ſeinen Vergt vierteln ſuchen. Die ſind nur eine Scha ſeiner Fremdeninduſtrie. Auch nicht in be politiſchen Begleiterſcheinungen, die tiſchen Zentrum unvermeidlich ſind, Eharaktermerkmal. Seine Bedeutu ganz ungeheuerlichen, zähen, gebenden und bis zur Erſe Arbeitsenergie. Hier kann Reiches mit, auch die nicht, die durch den ſolchen Fleißes verärgert zu größerer ſität getrieben wird. In dieſer hoch beitsenergie liegt denn auch der beſo der Berliner Preſſe begründet. ſie von der Preſſe des Reichs d nachgeahmt werden. An Schnelligkeit und Nachrichtendienſtes brauch Zeitung des Reichs vor ein Zeitung ins Hintertreffen 3 Der große Aufſchwung der Nachrichten letzten Jahrzehnt gewährleiſtet— richtig — jeder Zeitung des R. Aktualität. Wird dabei die nutzung des Nachrichtenſtoffes im Rei nem vorgenommen, und paßt ſich die Reiches auch in der äußeren Mann Mannigfaltigkeit der deutſchen La beutſchen Stämme an, ſo wird, w des Reichs ſchon zu verfechten begonn halten und gefördert: ein geſu lis mus der Preſſe“ zwiſche Reiche. 5 laſſen, nicht immer die Zuſtimmun finden. Abgeſehen von den Organ in Berlin die Vorſtellungen nac und Gutdünken herausſuchen kön liner Theaterbeſucher eine ſo g ihm nicht ſchwer fällt, Stücke zu hagen. Deshalb iſt in Berl likumsproteſt in viel ſelteneren im Reich. Hier muß der Theat allem der Abonnent, die Stütz Theaters, das hinnehmen, w Wie hat ſich in dieſem Fa kritik zu verhalten? Vor alle gabe,— und die iſt vielleicht ſchö Stück, das zur Aufführung nur berichtender, der Art. ſondern Deshalb beginnt ih mit dafür ſorgt, daß der Th Nehmen wir nun einma gefalle nicht. Hat der Kritfker Meinung des Publikums Rechnur läßt ſich nicht leugnen, daß auch kum iſt, daß er als Sti 0 So kommt es, 5 aß die Kritik an einer er Kritik ſelbſt er Mannheimer Kon Bei der Suche nach einem Thema für dieſe Son⸗ dern mer lag der Gedanke nahe, einen Vergleich zwiſchen der Mannheimer Kommunalpolitik vor einem Vierteljahrhundert und heute zu ziehen. Da⸗ bei findet man zunächſt, daß ſich der äußere Rahmen des Stadtparlaments wenig verändert hat. Der Raum, in dem der Bürgerausſchuß gegen⸗ wärtig ſeine Sitzungen abhält, iſt in der Ausſtattung zwar weſentlich eleganter als im alten Rathaus, aber akuſtiſch weiſt der Saal genau die gleichen Mängel Ernſt Baſſermann Keichstagsabgeordneter, Führer der Uationalliberalen Partei, Stadtrat in Rannheim.— Don 1902 bis 1917 Vorſitzender des Aufſichtsrates unſerer Geſellſchaft auf. Es iſt für den Preſſeberichterſtatter, der zum erſtenmale in der abgeteilten Loge auf der Galerie ſitzt, ganz unmöglich, den Verhandlungen genau zu folgen, weil die Redner viel zu wenig Rückſicht auf die nicht zum Kollegium gehörigen Zuhörer nehmen. Man kann die Stadträte und Stadtverordneten an den Fingern abzählen, die ſo laut und ſcharf akzen⸗ tuiert ſprechen, daß ſie mühelos verſtanden werden können. Aber wenn am nächſten Tag die Ausfüh⸗ rungen undenau wiedergegeben ſind, dann wirft man empört die Zeitung in die Ecke und ſchimpft über die Unfähigkeit der Preſſeleute, die nicht einmal in der Vage ſind, auch nur die allereinfachſten Dinge wieder⸗ zugeben. Es wird eben in ſolchen Fällen viel zu wenig berückſichtigt, daß bei der miſerablen Akuſtik, die Stadtrat Perrey, der als Vorſtand des Hoch⸗ bauamtes das Kaufhaus zum Rathaus umbaute, nicht zu beſeitigen vermochte, obwohl er den Wünſchen der Preſſe ſehr entgegenkam, die Arbeit der Bericht⸗ erſtatter zu der ſchwierigſten gehört, die mir in 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“* Festausgabe zum Einz Von Schriftleiter Richard Schönfelder meiner nunmehr 35jährigen journaliſtiſchen Tätig⸗ keit vor die Feder gekommen iſt. Neben einer ſchnellen Auffaſſungsgabe gehört dazu ein Gehör, das ſehr ſcharf und zugleich auf die eigenartigen Raum⸗ verhältniſſe abgeſtimmt ſein muß. Da hatten es die Berichterſtatter im alten Rathaus⸗ ſaal immer noch beſſer als im nenen. Ihre Arbeitstiſche ſtanden mit ganz geringem Zwi⸗ ſchenraum neben der langen Tafel, an der der Stadt⸗ rat ſaß. Infolgedeſſen war es ein leichtes, den Stadt⸗ rat oder Stadtverordneten, auf deſſen Ausführungen man beſonderen Wert legte, weil er der Zeitung naheſtand, aus der Reihe in den Hintergrund des Saales zu lancieren und ihn zu bitten, das, was er geſagt hatte oder ſagen wollte, nied uſchreiben oder zu wiederholen. Denn daran ha ch in den ver⸗ floſſenen 25 Jahren auch nichts geändert, daß das Bürgerausſchußmitglied in ſeiner Zeitung möglichſt wortgetreu das leſen will, was er geſprochen hat. Die ausführliche Berichterſtattung über die Sitzungen des Stadtparlaments, die ſchon längſt zur Tradition ge⸗ worden iſt, hat allerdings dazu beigetragen, das In⸗ tereſſe der Bevölkerung für die vielgeſtaltigen kom⸗ munalen Angelegenheiten wachzuhalten und weit darüber hinaus zu verſtärken. Aber noch in anderer Beziehung hat ſich der äußere Rahmen der Beratungen der Stadtväter nicht ge⸗ ändert. Wie vor 25 Jahren iſt heute noch der Bürgerausſchuß politiſch zuſammengeſetzt. Lediglich das Wahlverfahren iſt moderniſiert. Das Dreiklaſſenwahlſyſtem war 1904 noch maßgebend, eine Einrichtung, die uns heute geradezu mittelalter⸗ lich anmutet, weil der Steuerzettel, nicht das Recht des freien Staatsbürgers regierte. Wenn man dieſe Zeiten einerſeits nicht mehr zurückwünſcht, ſo darf andererſeits nicht verkannt werden, daß es damals viel leichter war, bedeutende Köpfe zur kom⸗ munalen Mitarbeit zu gewinnen, als es heute der Fall iſt. Als Mannheim im Jahre 1907 das 300jährige Beſtehen mit einer Kette von Feſtlichkeiten beging, die im Frühling begann und im Herbſt kurz vor dem Tode Großherzog Friedrich J. endete, da konnte der Bürgerausſchuß noch aus dem Vollen ſchöpfen. Die Umwandlung zur Induſtrieſtadt, die Oberbür⸗ germeiſter Dr. Beck mit weit vorausſchauendem Blick um die Jahrhundertwende eingeleitet hatte, zei⸗ tigte die erſten Früchte. Der weltumſpannende Mannheimer Handel wurde durch dieſe Beſtrebungen keineswegs in den Hintergrund gedrängt. Die Rhein⸗ ſchiffahrt hatte ſich zur höchſten Blüte entfaltet. Manchmal genügte der Mühlauhafen nicht mehr zur Aufnahme der Schiffe, die dem gewaltigen Umſchlag⸗ verkehr dienten. Wer dieſe Zeiten der Hochkonjunk⸗ tur nicht miterlebt hat, kann ſich keine Vorſtellung von dem Unterſchied zwiſchen Einſt und Jetzt machen. Das iſt ſicher ſehr ſtark übertrieben, werden wohl die meiſten denken, wenn der Alteingeſeſſene auf einer Rheinfahrt auf den Wandel der Zeiten auf⸗ merkſam zu machen ſucht. Es bedarf nicht vieler Worte, um zahlenmäßig den Nachweis zu erbringen, daß es nur wenige Städte im Deutſchen Reich gibt, die ſo ſchwer wie Mannheim um ihre Exi⸗ ſtenz ringen müſſen. Aeußerſte Sparſamkeit iſt infolgedeſſen auch für die Stadtverwaltung erſtes Gebot. Wir reden keiner geizigen Engherzigkeit das Wort, aber wenn wir uns vergegenwärtigen, daß gar mancher, der bisher die Schrecken der Arbeitsloſigkeit nicht am eigenen Leibe ſpürte, mit Bangen in die Zukunft ſieht, weil auch nach ihm das graue Elendsgeſpenſt greift, dann muß die Stadtverwaltung in der Ver⸗ meidung aller nicht unbedingt nötigen Ausgaben mit gutem Beiſpiel vorangehen. Auf der Tagung, die der kommunalpolitiſche Reichsausſchuß der Deutſchen Volkspartei Ende September in Berlin abhielt, iſt von dem preußiſchen Landtagsabgeordneten von Eynern von neuem darauf hingewieſen worden, daß die allgemeine Finanzlage der Gemeinden ſehr ernſt iſt. Wir ſtimmen mit dem Redner vollkommen darin überein, daß eine Heilung der Gemeindefinanzen ſo⸗ lange unmöglich iſt, wie Reich und Land ſelber finanzkrank ſind. Zugleich vertreten wir aber auch die Meinung, daß die Erſparniſſe aus dem Poung⸗ plan nicht von weichherzigen Ideologen verzettelt werden dürfen. Daß äußerſte Vorſicht in der Finanz⸗ gebarung am Platze iſt, geht allein ſchon aus der Tatſache hervor, daß die Verſchuldung der Gemeinden in der Nachinflationszeit die ungeheuerliche Summe von 4,6 Milliarden erreicht hat, die jeden Städter mit jährlich 20 Mark Zinſen belaſtet. Die jährliche Zinſenlaſt hat die Vorkriegs⸗ verſchuldung bereits erreicht. Die Verhältniſſe ſind aber auch in dieſer Hinſicht dadurch weſentlich anders geworden, daß die Vorkriegsſchulden durchweg lang⸗ friſtig fundiert waren. Die kurzfriſtige Verſchuldung, vor der Mannheim durch die kluge Finanzpolitik Dr. Kutzers bewahrt wurde, kann im Fall einer plötzlichen Kreditkriſe dazu führen, daß die Gemeinden die in ihrem Beſitz befindlichen Aktien der Verſorgungsbetriebe in ausländiſche Hände geben müſſen. Wir ſtehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß ſich die Mannheimer Stadtverwaltung in ihrer betriebs⸗ wirtſchaftlichen Betätigung im Intereſſe ihrer Steuerzahler die größtmögliche Beſchränkung auferlegen muß. Oberbürgermeiſter Dr. Jarres⸗Duisburg⸗Ham⸗ born iſt auf dem Preußiſchen Städtetag, der kürzlich in Frankfurt a. M. abgehalten wurde, auf dieſe Frage in einem hochintereſſanten Vortrage, der den Höhe⸗ und Mittelpunkt der Tagung bildete, näher einge⸗ gangen. Er machte dabei das bemerkenswerte Ein⸗ geſtändnis, daß der Wettbewerb und die Luſt am Experiment die Stadtverwaltungen zuwei⸗ len auf Fremdgebiete verlockt haben, auf denen ſte ſtraucheln mußten. Die Erfahrungen machen den Städten eine Beſchränkung in der kommunalen wirtſchaftlichen Betätigung zur Pflicht. Maßgebend muß dabei allerdings immer die Prüfung ſein, ob der private oder der öffentlich gebundene Betrieb den Rückſichten volkswirtſchaftlicher Produktivität beſſer Rechnung trägt. Das große Gebiet der Wohl⸗ fahrtsarbeit, das Kanaliſation, Straßenreinigung, Müllabfuhr, Fäkalienverwertung, Schlacht⸗ und Viehhof, Bade⸗ und Desinfektionsanſtalten, Markt⸗ hallen und Friedhöfe, Krankenhäuſer und Pflege⸗ anſtalten umfaßt, tritt zahlenmäßig ſtark in Er⸗ ſcheinung. Wenn man berückſichtigt, daß das heutige Volks⸗ vermögen abzüglich der Schulden auf rund 250 Mil⸗ liarden, das Vermögen der öffentlichen Hand auf etwa 52 Milliarden geſchätzt wird, von denen in der Reichsbahn 26 Milliarden, in der Reichspoſt ſtark 1 Milliarde und in den kommunalen Betrieben 5 Milliarden enthalten ſind, während der ſonſtige öffentliche Beſitz mit 20 Milliarden bewertet wird, ſo bleibt das in den kommunalen Betrieben inveſtierte Kapital, das z. Zt. auf etwa 8 Milliarden bewertet wird, nur ein beſcheidener Bruchteil. Von den Waſ⸗ ſerwerken waren 1927 rund 95 Prozent aller Werke kommunal. Von den 1209 deutſchen Gas⸗ werken mit einer Leiſtung von 3,5 Milliarden Kubikmeter befanden ſich 981 mit rund 3 Milliarden Kubikmeter in rein kommunaler Hand, 78 Werke mit rund 420 Millionen Kubikmeter waren gemiſchtwirt⸗ ſchaftlich und 150 Werke mit 120 Millionen Kubik⸗ meter waren in privater Hand. Die Geſamterzeu⸗ gung an elektriſchem Strom iſt von 2,8 Mil⸗ liarden in 1913 auf 16,38 Milliarden Kilowattſtunden im Jahre 1928 geſtiegen. An dieſer Produktion war das Reich mit 1,6 Milliarden oder 9,8 Prozent, die Länder mit 1,9 Milliarden oder 11,4 Prozent und der Kommunalbetrieb mit 5,6 Milliarden oder 34,3 Proz. beteiligt. munalpolitik einſt und jetzt — Die Geſamtleiſtung der öffentlichen Hand betrug demnach rund 9 Milliarden oder 55,5 Proz. der Geſamterzeugung. Gemiſchtwirtſchaftlich wurden 49 Milliarden oder 30 Proz. und rein privgtwirt⸗ ſchaftlich 2,4 Milliarden oder 14,47 Proz. erzeuck. In den gemiſchtwirtſchaftlichen Betrieben war die öffent⸗ liche Hand mit 3,6 Milliarden Kilowattſtunden Vetei⸗ ligt. Dadurch erhöht ſich die Geſamterzeugung der öffentlichen Hand auf 12,68 Milliarden Kilowatt⸗ ſtunden oder 77 Proz. der Geſamterzeugung. Von 149 Straßenbahnen ſind 110 kommunal, 35 privat⸗ und 4 gemiſchtwirtſchaftlich. Ferdinand Beume Direktor der„Heuen Mannheimer Zeitung“ vom 1. Mai 1916 bis zu ſeinem Tode 29. Juni 020; Stadtverordneter und Handelsrichter Aus dieſen Feſtſtellungen geht hervor, welche wirt⸗ ſchaftliche Macht die öffentliche Hand im deutſchen Wirtſchaftsleben darſtellt. Es liegt deshalb keine Veranlaſſung vor, ſte zum Nachteil der Privatwirt⸗ ſchaft da zu ſtärken, wo keine Vorteile für die Stadt⸗ bürger zu erwarten ſind. Wir haben uns damit ab⸗ gefunden, daß ſich auch die Mannheimer Waſſer⸗, Gas⸗ und Glektrizitätswerke, die wichtigſten Verſorgungsbetriebe, in ſtädtiſchen Händen befinden, zumal ſich in der Nachkriegszeit immer mehr herausgeſtellt hat, daß ſie das Rück⸗ grat der ſtädtiſchen Finanzwirtſchaft bilden. Es iſt nur zu wünſchen, daß ſie ſich auch in der Behandlung der Kundſchaft mehr als bisher von den Grundſätzen leiten laſſen, die der private Ge⸗ ſchäftsmann ſich zur Richtſchur nehmen muß, wenn er exiſtieren will. Als Alteingeſeſſener, der längſt das Bürgerrecht erworben hat, ſchließe auch ich mich dem Wunſche an, daß der Stadt Mannheim, die uns ſo ſehr ans Herz gewachſen iſt, recht bald der Weg zu neuem Aufſtieg freigemacht werden möge. hat einmal in Berlin den Verſuch gemacht, die Haus vornehmſter Operntraditton, daß er die Ber⸗ Schauſpieler ſelbſt über ihre Kritiken urteilen zu laſſen; eine bedeutende literariſche Zeitſchrift hat berühmte Künſtler der Berliner Bühne aufgefordert, Kritik an den ütber ſie erſchienenen Kritiken zu üben. Kein einziger iſt dieſer Aufforderung nachge⸗ kommen! Man kann das deuten wie man will, jeden⸗ falls beſteht die Tatſache, daß die Kritik der Kritik verſtummt, ſobald ſie das Forum des Kritikers, die Oeffentlichkeit betreten ſoll. So iſt es auch mit dem Teil des Publikums, der an der Theaterkritik ſelbſt immer etwas auszuſetzen hat. Der Theaterkritiker erhält mehr oder weniger Zuſchriften; das Bemerkenswerteſte an dieſen Zu⸗ ſchriften iſt aber nicht ihre ſachliche Stellungnahme, ſondern ihre Anonymität, die in mindeſtens neunzig von hundert Fällen zutrifft. Ein nur allzu öft gebrauchter Einwand lautet: man vergleiche verſchiedene Zeitungen, die ſich über die gleiche Vorſtellung äußern, und in jeder ſteht etwäs anderes. Solange die Verſchiedenheit ein Kennzeichen der Menſchen ſein wird, wird es auch verſchiedene Meinungen über eine Sache geben, und wie man einer Wiſſenſchaft keinen Vorwurf daraus machen kann, daß in ihr ſoundſoviele Theorien und Hypotheſen einander widerſtreiten, ſo wenig darf man es als einen ſtichhaltigen Einwand gegen die Theaterkritik bezeichnen, wenn man auf das ſich Wi⸗ derſtreitende der Urteile hinweiſt Es gibt nur einen Einwand, der berechtigt iſt, das iſt der, der ſich gegen ſachliche Grun dlagen einer Kritik erheben läßt. Von einem Kritiker muß man verlangen, daß er um die Dinge we i ß, mit denen er ſich öffentlich in der Zeitung beſchäftigt, und zu diefem Wiſſen um die Dinge gehört auch die ent⸗ ſprechende Kenntnis des Theaters, nicht nur im näheren Umkreis, ſondern man kann bis zu einem gewiſſeit Grade vom Kritiker erwarten, daß er weiß, wie in den großen Theaterſtädten Europas geſpielt wird, daß er die Wiener Oper kennt als das liner Schauſpielbünhnen ſelbſt und nicht nur ihre Prominenten gelegentlich eines zuſammengeſtoppel⸗ ten Provinzgaſtſpieles geſehen hat und immer wie⸗ der aufſucht. Aber das ſoll nicht geſchehen, um einen ſogenannten Maßſtab zu gewinnen, um zu ſagen, wie viel beſſer das eine und wie viel ſchlechter das andere iſt. Ver ⸗ gleichen iſt überhaupt eine Unſitte der Theaterkritik, und es kommt nicht darauf an, Das Verlagshaus unſerer Zeitung 18861929 in E 6, 2 * 1 ob in einer Vorſtellung ſoundſoviele hervorragende Kräfte mitwirken oder nicht; dieſe Meinung hat le⸗ diglich der Perſonenkult in Deutſchland groß gezüchtet. Die Frage nach dem Wert einer Vorſtel⸗ lung geht vielmehr dahin: wie iſt ihr Wille, ihr Grundbeſtreben, ihre Abſicht; erſt das zuſammen gibt jeweils den Maßſtab für die Leiſtung. So kann es geſchehen, daß der Kritiker Vorſtellungen beſpricht, die bei ihrer Wiederholung durch die Zufälle, denen jeder Theaterabend aus⸗ geſetzt iſt, ganz anders ausſehen; das gilt gleicher⸗ weiſe für Oper und Schauſpiel. Wer nun bereits die Kritik in der Zeitung geleſen hat, und erſt dann die Aufführung ſieht, kann ſich mit Recht darüber wun⸗ dern, daß jenes Urteil mit dem künſtleriſchen Ertrag der Vorſtellung nicht übereinſtimmt. Aber darin liegt eben das Eigentümliche der Theaterkritikz; ſie gilt nur für den einen Abend, den ſie zum Gegenſtand hat. Sie iſt heute aktuell, und kaun es morgen ſchon nicht mehr ſein. Das bedeutet zugleich eine gewiſſe Tragik des The⸗ aterkritikers. Er ſchafft als„Journaliſt“ für den Tag, für den Augenblick, obwohl das, was er über ein Kunſtwerk zuweilen zu ſagen hat, vielleicht dann und wann auch noch über die Tagesaktualität hin⸗ aus Beſtand haben könnte. Der Aufwand an Be⸗ ſchäftigung mit den einzelnen Werken, mit der Auf⸗ führung, mit der Formung des Urteils und der Wiedergabe in der Zeitung, entſpricht wohl dem Wert, den das Theater beſitzt, für das nicht zuletzt in der Tageszeitung eingetreten werden muß. Nur der Leſer, der am Tag nach einer Theateraufführung die Kritik in der Zeitung ſucht und auch findet, ſollte manchmal ein klein wenig daran denken, daß dieſes Amt wohl ſehr ſchön, ſehr abwechflungsreich, ſehr lebendig iſt, daß es aber zugleich einen Grad von Mühe erfordert, der gelegentlich auch einmal zum Bewußk⸗ ſein derer gebracht werden darf, an die ſich die Theaterkritik wendet.. . . Deutſchland lebensnotwendige unterſtützungsempfänger. . merkbar, die bei Niederſchrift dieſer nicht zum Stillſtand gekommen iſt. 1. Bürgermeiſter Dr. Walli Zum Bezug Ihres neuen Heims ſende ich die beſten Wünſche. Vollſte Anerkennung dem Unter⸗ nehmungsgeiſt, der in ſchwieriger Zeit das große und ſchöne Werk begonnen und durchgeführt hat. Mein beſonderer Wunſch im Intereſſe der Allgemein⸗ heit geht dahin: Möchten die Zeitungen in den kom⸗ menden Jahren weniger von den Nöten des deutſchen Volkes berichten müſſen, als das in den letzten ſchwe⸗ ren Jahren der Fall war!. Die Ausſicht hierfür iſt für die nächſte Zeit aller⸗ dings nicht beſonders günſtig. Die Kapitalknapp⸗ heit bedrückt das geſamte Wirtſchaftsleben und zwar nicht nur die private, ſondern auch die öffentliche Wirtſchaft. Die Einengung der letzteren auch bei Er⸗ füllung notwendigſter Aufgaben ſchadet der Allge⸗ meinheit, die von dieſen Unternehmungen Nutzen haben ſoll; ſie mindert aber weiter die Möglichkeit zur Vergebung von Arbeiten und Aufträgen durch die öffentlichen Stellen, die der Privatwirtſchaft, vor allem der Induſtrie und dem Handwerk, Verdienſt bringen und den Arbeitsmarkt entlaſten würde. Oberbürgermeiſter Dr. Jarres hat auf dem Städte⸗ tag in Frankfurt erwähnt, daß ſich die Beſtellungen der Gemeinden an die Privatwirtſchaft auf rund 4 Milliarden Mark im Jahr beliefen. Jetzt zeigt ſich, daß die Beſchränkung der Kommunen bei Aufnahme von Auslandsgeld auch zu Zeiten günſtiger Be⸗ dingungen wirtſchaftspolitiſch nicht richtig war. Die⸗ ſer Fehler darf bei gegebener Gelegenheit nicht wiederholt werden. Die geringe Aufnahmefähigkeit des deutſchen Kapitalmarktes hat ſich bei den letzten Emiſſionen einiger Städte zur Genüge gezeigt. Selbſtverſtändlich will ich damit nicht dem unge⸗ zügelten Schuldenmachen und der Nichtachtung ſonſti⸗ ger Bedürfniſſe das Wort reden, ſondern nur für wirklich produktive Zwecke eintreten. Warum z. B. der Bau von luxuriöſen Vergnügungsſtätten oder großen Warenhäuſern, wofür ohne Beſchränkung Geld aus dem Ausland geholt werden darf, produk⸗ tiver ſein ſoll, wie beiſpielsweiſe der Wohnungsbau, der Schulbau(Gewerbeſchulel) oder der Ausbau der Vorortlinien(Schwetzingen und Lampertheim), iſt nicht einzuſehen. Die Aufnahme von Auslandsgeld für den Wohnungs⸗ oder Schulhausbau iſt den Kom⸗ munen aber überhaupt nicht, die Aufnahme zur För⸗ derung des Verkehrsweſens, nur ſehr beſchränkt ge⸗ ſtattet. Möge die Einſicht, daß die öffentliche Wirt⸗ ſchaft ein wichtiges Glied der Geſamtwirtſchaft iſt, zum Vorteil des Volksganzen immer mehr zum Durchbruch gelangen. Bürgermeiſter Böttger Seit die Sachverſtändigen in Paris und die Diplomaten im Haag nach Hauſe gegangen ſind, hat der außenpolitiſche Druck an unſerer Kehle etwas nachgelaſſen. Dieſe Möglichkeit zum ſchwachen Atemholen iſt aber immer npch nicht groß genug, als daß nunmehr mit einer ſofortigen Entſpannung auf finanzpolitiſchem und weltwirtſchaftlichem Gebiete gerechnet werden könnte. Ob dieſe, namentlich für der Ratifizierung des Moungplanes durch die Par⸗ lamente eintreten wird, bleibt abzuwarten. Im⸗ merhin wird es gut ſein, die Hoffnungen nicht allzu optimiſtiſch zu ſpannen. Jedenfalls liegen zur Zeit die Verhältniſſe ſo, daß von einer„roſigen Zu⸗ kunft“ in abſehbarer Zeit nicht geſprochen werden kann. Es iſt immer nur noch der ſchwache„Silber⸗ ſtretfen“ am Horizont ſichtbar, ſelbſt wenn er mit den erſten Strahlen eines neuen Morgenrotes ver⸗ klärt ſein ſollte. Geben wir uns keiner Täuſchung hin: Die deutſche Wirtſchaft befindet ſich in einem Tiefſtand, den kaum je ein Wirtſchaftspolitiker vorausahnen konnte. Die Not weiter Volkskreiſe hat Ausmaße und eine Intenſität angenommen, die kaum eine weitere Steigerung verträgt. Dauerarbeitsloſig⸗ keit als Maſſenerſcheinung und Maſſennot drückt nun ſeit vielen Jahren ſchon der deutſchen Volks⸗ wirtſchaft den Stempel auf, verpflichten Reich, Staat und Gemeinden zu Sozialleiſtungen von ge⸗ radezu gigantiſchem Umfange, ohne daß hierbei der einzelne Hilfsbedürftige etwa mit dem notwendigen Etiſtenzmintmum ſichergeſtellt wäre. Nur wenige Zahlen mögen die derzeitige Situation beleuchten: Nach einer Statiſtik der Reichsanſtalt für Arbeitsloſenvermittlung und Ar⸗ beitsloſenverſicherung mit Stichtag vom 15. Septbr. ds. Is. gab es im Deutſchen Reich in der Arbeits⸗ loſenverſicherung und Kriſenfürſorge 894 286 Haupt⸗ und in der Kriſenfürſorge 2,6 Hauptunterſtützungs⸗ empfänger. Am gleichen Tage wurden im Landes⸗ arbeitsamtsbezirk Südweſtdeutſchland(Württem⸗ berg und Baden) gezählt: 42 626 Hautunterſtützungs⸗ empfänger, oder auf 1000 Einwohner in der Arbeits⸗ loſenverſicherung 6,9 und in der Kriſenfürſorge 16. Im Arbeitsamtsbezirk Mannheim hingegen mit einer Geſamtzahl von 7801 Hauptunterſtützungs⸗ empfängern betrug die entſprechende Meßziffer 18,4 in der Arbeitsloſenverſicherung und 4 in der Kriſenfürſorge. Es handelt ſich hier um eine ar⸗ beitsmarktpolitiſche Erſcheinung, die m. W. auf dem Mannheimer Arbeitsmarkte, abgeſehen von der Be⸗ ſatzungszeit, noch nicht beobachtet worden iſt. Wäh⸗ rend ſonſt in den Sommermonaten die Kurve der Arbeitsloſenziffer immer noch im Sinken begriffen war, iſt dieſes Mal nicht nur eine Beſtändigkeit, ſondern ſogar eine fortſchreitende Steigerung be⸗ 8 Zeilen noch Die Zahl der Arbeit und damit auch die der Unter⸗ ützungsempfänger wird in den nächſten Monaten, mlich in den Saiſonberufen, auch weiterhin halten. Alſo: Schlechter Winter in Sicht! 8 kleine ſtatiſtiſche Ausleſe beweiſt, daß Mannheim diejenige füdweſtdeutſche Großſtadt iſt, vorneh Erleichterung nach Auf 1000 Einwohner ent⸗ fielen demnach in der Arbeitsloſenverſicherung 11,8 die mit am meiſten unter der Maſſen⸗Arbeitsloſig⸗ keit zu leiden hat. Je geringer die Verdienſtmög⸗ lichkeiten, deſto größer auch der finanzielle Auf⸗ wand in der öffentlichen Wohlfahrtspflege. In Mannheim liegen z. Zt. die Dinge ſo, daß rund 2000 ſogenannte Wohlfahrtserwerbsloſe aus ſtädtiſchen Fürſorgemitteln unterſtützt werden müſſen. Es handelt ſich hier um ſolche arbeitsfähige Perſonen, die entweder wegen Nichterfüllung der Anwartſchaft zur Arbeitsloſenverſicherung nicht zu⸗ gelaſſen, oder wegen Erſchöpfung ihrer Rechts⸗ anſprüche ausgeſteuert wurden. Dieſe Feſtſtellung iſt mit ein Beitrag für die Unzulänglichkeit der Ar⸗ beitsloſenverſicherung, und es haben die Gemeinden ſchon recht, wenn ſie ſich gegen weitere Verſchlech⸗ terungen, in dieſem Falle gegen eine noch ſtärkere Zukunftsfragen der kommunalen Verwaltung Mannheims für das Rechnungsjahr 1929/30 14,5 Millionen Reichsmark. * Dieſe wenigen Zahlen reden eine deutliche Sprache, und ſie ſollten eigentlich dazu angetan ſein, manchem unſerer Volksgenoſſen die Augen zu öffnen. Sie ſollten für viele auch Veranlaſſung ſein, mit den leider landläufig gewordenen Vorurteilen gegen die Erwerbsloſenmoral aufzuräumen, wozu zu ſagen iſt, daß trotz materieller und ſeeliſcher Not die übergroße Mehrzahl dieſer Unglücklichen nicht zu den ſchlechteſten Staatsbürgern zu rechnen iſt. An⸗ dere wiederum ſchlagen ſich beim Nachdenken über dieſes Problem vielleicht an die Bruſt, beſinnen ſich ihrer Menſchenpflicht und der bibliſchen Weisheit, wonach Geben ſeliger iſt denn Nehmen. — in die erfreulich. 1 15 Die Gelegenheit, die Sie mir freundlich gewähren, Ihnen herzliche Glückwünſche zur Einweihung Ihres neuen Geſchäftshauſes in Ihrer Zeitung zu übermitteln, ergreife ich gern. Wenn jemand, ſo verfolgt die Handelskammer die Entwicklung und Kufwärtsbewegung aller hier anſäſſigen Unternehmungen mit wacher Anteilnahme. In Ihrem Falle iſt aber. das freudige Intereſſe noch beſonders bedingt, da ja gerade die Entfaltung der heimiſchen preſſe als zuverläſſiger Gradmeſſer der Entwicklung des ganzen Wirtſchaftslebens unſerer Stadt gewertet werden kann.. Aus dem Erwerb und der Gusgeſtaltung der großen Gebäulichkeiten im herzen der Stadt darf zudem ein freudig bemerktes Bekenntnis des Dertrauens Entwicklung unſerer Induſtrie⸗ gefolgert werden. f Ihrer Zeitung, welche die Geſchicke unſerer Stadt und ihrer Wirtſchaft ſeit länger als hundert Jahren als gewiſſenhafter Chroniſt begleitet, darf wohl aus eben dieſer langen Beobachtung und Erfahrung ein zutreffendes Urteil über die Ent⸗ wicklungstendenzen und möglichkeiten zugeſprochen werden, und deshalb Optimismus, der aus dem Erwerb und der großzügigen Kusgeſtaltung Ihrer neuen Betriebsſtätte ſpricht, in unſerer von Uot und Bedrängnis bedrückten Seit beſonders Für mich als Altmannheimer kommt hinzu, daß der Erwerb desalten Patrizier⸗ hauſes am ehrwürdigen Marktplatz noch eine Guelle beſonderer Freude iſt, einmal deswegen, weil damit ein denkmal aus Mannheims früherer Seit in verſtändnisvolle Pflege und Erhaltung übernommen wurde, wie ſchon die Wiederherſtellung alten ſchönen Faſſade beweiſt, ſodann weil in dem Einzug in dieſes hiſtoriſche Haus eine ſtarke Bodenſtändigkeit, eine bewußte und gewollte Derknüpfung des Alt⸗ überkommenen mit dem neuzeitlich ſich erſt Geſtaltenden hervorgeht, weil in dem Erwerb des Baſſermannhauſes die Pflege einer Tradition und der Wille erblickt werden darf, bei allem Bekenntnis, bei aller Förderung des Ueuen, die Erinnerung an das Alte und damit an die Guellen wachzuhalten, die Mannheims Entwicklung bedingt haben und die wir nicht vergeſſen dürfen und wollen in unſerem Kampf um die Wiederhochführung unſerer Wirtſchaft. Möge Ihrer Zeitung im neuen heime eine ſchöne, reiche Entwicklung beſchieden ſein, möge ſie ſtetig von Fortſchritten berichten können, die unſer Gemeinweſen und ſeine Wirtſchaft und damit auch Ihr Unternehmen, als ihr getreues Spiegelbild, im zähen, erfolgreichen Ringen mit allen Schwierigkeiten zu erkämpfen verſteht. Glück auf! Es gereicht mir zur beſonderen Freude, daß ich am Cage meines Amtsantrittes Ihnen die herzlichſten Glückwünſche der Handels⸗Hochſchule Mannheim zum bevorſtehenden Einzug in das neuerſtandene Baſſermannhaus überbringen kann. Die Handels Hochſchule iſt ſich der Bedeutung der Preſſe im öffentlichen Leben Mannheims vollbewußt und gedenkt dankbar der Unterſtützung, die ſie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben und der Erreichung ihrer Ziele durch die Preſſe gefunden hat. Das Eintreten der Mannheimer Preſſe, insbeſondere auch der Neuen Mannheimer Zeitung, für das nunmehr erlangte Promotionsrecht und den notwendigen noch der Verwirklichung harrenden Hochſchulneubau ſteht lebhaft in unſerer Erinnerung. begrüßen es aufs wärmſte, wenn das geſteigerte Anſehen unſerer Preſſe in dem Erwerb eines neuen ſchönen Heimes durch eines ihrer Organe auch äußerlich ſeinen Ausdruck findet. Mit vorzüglicher Hochachtung und Hhandelsmetropole iſt gerade der der 0 — Präſident der handelskammer Mannheim Wir 5 Rektor der Handels⸗Hochſchule mannheim 5 * Mehrbelaſtung ihrer Wohlfahrtsetats wehren. Die anzuſtrebenden Reformen des Geſetzes liegen auf einem ganz anderen Gebiete als nur bei den Ver⸗ ſicherungsleiſtungen. Zudem ſollten ſich die Befür⸗ worter des Leiſtungsabbaues darüber klar ſein, daß bei weiterer Abwanderung von Arbeitsloſen in die kommunale Wohlfahrtspflege es ſich letzten Endes nur um eine Verſchiebung des finanziellen Auf⸗ wandes handelt, der von den Steuerpflichtigen durch Anziehen der Steuerſchraube an anderer Stelle doch gedeckt werden muß. Zu den nicht zugelaſſenen und ausgeſteuerten arbeitsfähigen aber dennoch hilfsbedürftigen Er⸗ werbsloſen kommt noch die Rieſenmenge der übrigen Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger. Nach einer überſchläglichen Schätzung dürften z. Zt. im ſch 5 die Vorkriegszeit und als„Neu“ die Nachkriegszeit Betzirksfürſorgeverband Mannheim⸗Stadt etwa 25 000 Perſonen in der geſchloſſenen und in der offenen Fürſorge betreut werden. Bei dieſer un⸗ günſtigen Sachlage iſt es darum kein Wunder, wenn lawinenhaft anſchwellen und dieſe beiſpielsweiſe in der Stadt Mannheim 36,1 v. H. des geſamten ſtädtiſchen Finanzbedarfs verſchlingen, oder um es anders auszudrücken: Der Zuſchuß der Stadtkaſſe zur Wohlfahrtspflege lim weiteren Sinne) beträgt Wenn dieſe Schlußfolgerung bei denen, die es an⸗ geht, der Erfolg dieſer Betrachtung ſein würde, dann dürften dieſe Zeilen nicht umſonſt geſchrieben ſein und die Verantwortlichen in der Wohlfahrts⸗ pflege würden den kommenden Notmonaten mit weniger Sorge entgegenſehen. Belrgermeſſer Büchner Es iſt der Wunſch geäußert worden, ich möchte unter dem Motto„Das alte und das neue Gute“ etwas über Wohnungsbau d. h. über die Beſchaffung des Wohnraumes für die große Maſſe des Volkes ſchreiben. Als„Alt“ darf auf dieſem Gebiete wohl gelten. Und wenn man das Gute ſchildern ſoll, wird man zur Verdeutlichung auch das Schlechte nennen müſſen.„„ die Wohlfahrtsausgaben der Gemeinden geradezu 5 In der alten Zeit gab es die heutige kraſſe Not der zahlreichen wohnungsloſen Familien zwar nicht, z aber eine Not im Wohnungsweſen beſtand auch. Sie lag auf dem hygieniſchen Gebiete. In den großen Städten— mehr noch in norddeutſchen Großſtädten ö 1 . Altersaufbau unſerer Bevölker! Wohnungen nach der Einf als bei uns— gab es zahlreiche Wohnungen in Kellerräumen, unter den Dächern und in Hinter⸗ häuſern. Ueberſtarke Belegung dieſer Wohnungen, Mangel an Luft, Licht und Sonne und an Bade richtungen zehrten an der körperlichen und geiſti Geſundheit unſers Volkes. Der Einfluß der öffen lichen Hand bezog ſich auf die Bodenpolitik und in Form der Stadterweiterungspläne, auf die Wohn dichte und durch die Baupolizei auf einige bauliche Mindeſtbedingungen— und zwar in den genannten Fällen höchſt ungenügend, weil weder der Boden⸗ wucher noch der Bau unhygieniſcher Wohnun verhindert werden konnte— weiterhin auf die Ve ſorgung der Bewohner mit Waſſer, Gas und E trizität, auf die Ableitung bezw. Abfuhr der Schmutz⸗ ſtoffe und ſchließlich auf den Weganſchluß der Ge⸗ bäude. Ein Vorzug der alten Zeit war das bi! Baugeld und die große Anzahl privater Bauherren. Auch beſtand im allgemeinen eine erträgliche Rela⸗ tion zwiſchen Einkommen und Miethöhen allerding unter Inkaufnahme der ohen genannten ſchlech Wohnungen. 5 Die größten Uebelſtände ſind heute die allg meine Kapitalknappheit, die erhöhten eigentlich Baukoſten, der hohe Zinsfuß des Geldes. hiezu vergleichsmäßige Niedrigkeit der Ei der große Maſſe, beſonders der Arbeiter. D t gehobene in Arbeit ſtehende Arbeiter, der in ſein Familie keine Doppelverdiener hat, k 1 5 Monatsmiete über 35 Mk. nicht bezahlen. würdige Wohnungen haben aber trotz d 8 zinsverbilligter Baudarlehen aus öffentlichen teln(Gebäudeſonderſteuer und dazugefügte lehensmittel) zu dieſer Monatsmiete nicht geſ werden können. Ich ſchätze unter den noch 4 nungsloſen Familien in Mannheim 2000 bis die nur Monatsmieten unter 35 Mk. b können. * Ein Glück war es, daß ſchon vor dem Krie Deutſchland die Baugenoſſenſchaftsbewe t. ſetzt hatte. Denn dieſe Genoſſenſchaften konn nach dem Kriege mit ihrer Organiſation ur Vermögen, das durch die Inflation erheb! höht hatte, als Hauptträger des Wohnungsb das Segensreichſte auswirken. Mit ihrer mit der anerkennenswerten Untern vieler Privater wie durch eine kluge der Stadtverwaltung haben in Mannheim v deutſchen Städten mit Duisburg di nungen, nämlich 28,7 auf 1000 Einwe vom Jahre 1924 bis zum März können. Leider wird die Tätigkeit man N heimer Baugenoſſenſchäft dadurch eingeengt, daß ihr Eigenkapital durch die bisherigen Neubaut⸗ endgültig feſtgelegt haben. f 19 dings aus der Not der Zeit indeß mei mancherorts zugelaſſen. Die Vorte zielt werden, weil für den Bau vo. als Bauherrn lediglich Genoſſenſchaften i kamen, die bereit waren, auf die letztmöglich nützung des Geländes zu verzichten, und m öffentliche Hand über die Hinreſchung de ligten Bauhypotheken Einfluß auf die Baug nehmen konnte. 1 5 * Das dringendſte Bedürfnis Schaffung von Wohnungen für die geringſten Arbeitseinkommen und Mannheim, ſondern eigentlich Städten. Manche glauben die Frage durch die Hingabe größerer und no zinſter Bauhypotheken. Der Weg w. aus unſozial, weil die vorhandenen verausgabt wären, und deshalb en nismäßig kleinen Teil der noch W holfen werden könnte. Der Zins ſondermitteln muß fruchtbar zur lehensmitteln verwendet werden, um Geld zur Verfügung zu haben. gehen dazu über, typiſterte Wohn Zimmerzahl und kleinſtem Wohnr Ich halte auch dieſes Verfahren Wenn ſolche Wohnungen bau für langjährige— fagen wir dauer gebaut werden, ſo b wenn ſie bewohnt bleiben, e ſchrfet in der begonnenen erhöhten es eutſtehen ſchwere Kapitalsverluſt ſtehen werden. Und das letzter etwa 15 oder 20 Jahren, denn ich bi Optimiſt bezüglich unſerer Wirt hoffe auf eine Verbeſſerung de ſeres Volkes; aber ich bin Wachstums unſeres Volkes 20 Jahren von 1890 bis 1910 wachſen, aber damals betrug der Ge in Mannheim 19 und im Rei wohner. Heute ſind dieſe Zahle Die Reichsſtatiſtik rechnet nach 12 lichen Familienzuwachs von der 1930er Jahre fällt dieſe⸗ Anfang der 1gaber Jahre ſoge *. Ich ſehe deshalb die an der Waldſtraße im S Ulmenweg hinter den Kaſernen werden. Sie ſind 1 Schlafraum und für kinderreichere Familien mit einer Wohnküche und 3 Schlafräum 12 1 5 5 8 5 1. 5 5 1 5 88 hre„ Neue Mannheimer Zeitung“. Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus 2 59 8 Bauunternehmung gegründet 1848 Holzſtraße 48 Mannheim Fernſpr. 322156 Werkplatz: Induſtrieſtraße 7 1 8 Ausführung der geſamten 3 Erd⸗, Beton- und Maurer⸗ Arbeiten ſowie Simmer⸗ und Glaſerarbeiten für den Umbau des Baſſermannhauſes „ 9 Herſtellung der Maurerarbeiten und des Eiſenbetomkelettbaues owie der Simmerarbeiten des Druckereigebäudes 5 9 * Die Neugeſtaltung des Baſſermann⸗Hauſes Der Betrachter von Bauten aus unſeren Tagen hat beſonderen Grund, gerade dem Baſſermann⸗ haus mit Verſtändnis gegenüberzutreten; denn die Sttlepoche, in der es entſtand, ähnelt in ihrer äuße⸗ ren und wohl auch inneren Situation ſehr der heu⸗ tigen Lage der Architektur. Um das Jahr 1790 macht ſich ein auffallender Gegenſatz des Stilwillens zum Barock geltend. Wie in der Sprache das Ebenmaß der Dichtungen Goethes den gewaltigen Sprachbarock der Klopſtock⸗ zeit ablöſt, ſo bemerkt man auch in Architektur das Betonen einfacher Linien und Formen gegenüber den ſchwülſtigen, dramatiſchen Wirkungen der barocken Baukunſt. Die Neuentdeckung der Antike wird immer mehr beherrſchend auf allen Gebieten des kulturellen Lebens. Gegenüber dem Raumgefühl des Rokoko mit ſeinem Flitter und Flimmer dringt die ſtrenge, an der Antike geſchulte Geſetzmäßigkeit durch. Nicht mehr das maleriſch Wechſelnde, ſondern das plaſtiſch Lineare wird zur beherrſchenden Bauidee. i Die einfache Flächenwirkung, die harmoniſche Linie tritt hervor und läßt alle verlogene Ornamenti wegfallen. Das Ornament ſollte nur dort vorhanden ſein, wo es ntowendig war. Von dieſer Forderung gingen auch die großen Bau⸗ meiſter der klaſſtziſtiſchen Zeit vor hundert Jahren aus: Schinkel in Norddeutſchland und Wein⸗ brenner in Süddeutſchland. Das Baſſermannhaus iſt reiner Wein⸗ brennerſtil. Es repräſentiert die Einfachheit und Gediegenheit der Bauten vor hundert Jahren. Weinbrenner war der Schöpfer des Stiles vorneh⸗ wer Bürgerhäuſer der damaligen Zeit in unſerer engeren Heimat. Er ging von dem heute erſt wieder zu Ehren ſekommenen Grundgedanken aus, daß die Baukunſt ihre Aufgabe dann am beſten erfülle, wenn Die Vorhalle des Treppenhauſes * ſte Form und Zweck des Gebäudes miteinander in Einklang zu bringen verſtehe. Wir kehren heute auf allen Gebieten künſtleriſcher und kunſt⸗ gewerblicher Durchdringung des Lebens zur„Zweck⸗ form“ zurück; nichts anderes ſtrebten jene Bauten an, die ſich aus dieſer inneren Begründung heraus, nicht nur durch ihr Zeitalter beſtimmt, an die antiken Vorbilder anlehnten, in denen ſie die Uebereinſtim⸗ mung von Zweck und Form erkannten. Davon zeugt die ſtreung geometriſche Geſtaltung des Grundriſſes, die faſt alle Bauten des brennerſtils auszeichnet. So konnte man von der Grundrißanlage des Baſſermannhauſes als Kern der geſamten Baulichkeiten des Um⸗ und Neubaues der„Neuen Mannheimer Zei⸗ tung“ ausgehen. Die nach dem Markt zu ſich an⸗ ſchließenden Grundſtücke ließen eine organiſche Weiterentwicklung dieſes Grundgedankens nicht zu; ein Zeichen, wie beherrſchend er ſich durch ein Jahr⸗ hundert erhalten hat und allen unorganiſchen Ver⸗ änderungen trotzt. So mußte man dazu ſchreiten, nach der Tiefe zu bauen und die ganze Anlage ſo zu erweitern, daß man auf der Rückſeite deb Quadrats R 1 kam. Dadurch war es möglich, einen luftigen und gleichmäßig angeordneten Hof zu ſchaf⸗ fen und den Neubau der Druckerei mit dem Baſſermannhaus in harmoniſche Verbindung zu bringen. Das Baſſermannhaus konnte der Kern der ganzen Anlage bleiben. Die Vorderfront dieſes Gebäudes war durch die Ladenausbauten der letzten Jahrzehnte entſtellt worden. Es handelte ſich zunächſt darum, dieſe Front in ihrer urſprünglichen Schön⸗ heit wieder herzuſtellen. Nun kann der Betrachter der Baugeſchichte eobachten, wie gleichgültig man in der Zeit vor hundert Jahren gegenüber dem Bau⸗ Material war, vor allem auch aus der Not der Zeit heraus, die bei aller kulturellen Größe des da⸗ Wein⸗ maligen Deutſchlands mit ſeiner klaſſiſchen Literatur und Baukunſt doch ſehr unter dem wirtſchaftlichen Tiefſtand litt. Das eigentliche Verſtändnis für Mate⸗ rialwerte iſt gewiß erſt im Laufe der Zeit wieder gewonnen worden; aber in den ſchlichten Farben, die die Weinbrenner⸗Zeit für die Faſſaden der Bauten verwandte, erkennt man das unbedingte Verlangen der Wahrheit des Mate⸗ nächſt dieſe ſpäteren Zutaten beſeitigt und dem Raum durch Verwendung dauerhafter Materialien der Charakter verliehen werden, den das Haus, das nicht mehr privaten, ſondern öffentlichen Zwecken dient, nunmehr beſttzt. Die Matertalwerte ſpielten auch hier wieder eine bedeutſame Rolle. Bereits zur Weinbrennerzeit hatte man ſich in der Dekorierung von Flächen pom⸗ pefaniſche Wandmalereien zum Vorbild genommen 6 liche Glückwünſche aus. unſerer Altſtadt bildet. * Der„Heuen Mannheimer Zeitung“ ſpreche ich zu ihrem Einzug in das neue heim herz⸗ Freudig begrüßt die Stadt die glückliche Erneuerung des ſchönen Baſſermannſchen Hauſes, deſſen edler Klaſſtzismus nun wieder rein und voll zur Geltung kommt, und das eine Zierde Möge das Beiſpiel ſchöner Denkmalpflege, ſchönen alten Bauten ſo reichen Stadt recht viele Uachahmer finden. Möge aber auch Ihr Blatt in dieſem hauſe eine glückliche, von einem wieder auf⸗ blühenden ſtarken Wirtſchaftsleben getragene Entwicklung nehmen. Oberbürgermeiſter der hauptſtadt Mannheim — das hier gegeben wurde, in unſerer an — rials. Die Form ſollte dadurch erſt eigentlich in die Erſcheinung treten. Die Front des Baſſermann⸗ hauſes war jedoch ſehr wenig nach dieſen materialen Forderungen geſtaltet. Man hatte verſchiedenartige Steine benutzt, die wegen ihrer Buntſcheckigkeit wohl ſchon zur Zeit des Hausbaus gleichmäßig mit Oel⸗ farbe überſtrichen wurden, obgleich ſämtliche Geſimſe und Architekturgliederungen in Stein hergeſtellt waren. Durch dieſen Oelanſtrich, der im Laufe von hun⸗ dert Jahren nur allzu häufig erneuert werden mußte, verringerte ſich naturgemäß die Schärfe der Pro⸗ filierung immer mehr. Um alſo die ganze Faſſade in ihrem urſprünglichen Formwert erſtehen zu laſſen, wurde die ganze Forderfront in fein⸗ körnigem Muſchelkalk hergeſtellt. Damit tritt die klaſſiſche Schönheit der Bauidee jetzt erſt eigentlich zutage. Wohl kann im Laufe der Zeit die Oberfläche des Hauſes eine Patina anſetzen, aber es iſt unmöglich, daß ſich der durch den früheren Anſtrich hervorge⸗ rufene minderwertige Eindruck wieder einzuſtellen vermag. Das Hervortreten der Urn ung ichen klaſſiſchen Bauidee wurde dann vor allem auch dadurch erreicht, daß man trotz rein praktiſchen Gegengründen darauf verzichtete, die großen Ladenfenſter bei⸗ zubehalten, an deren Stellen jetzt kleinere Fen⸗ ſteröffnungen getreten ſind. So ſtellt ſich unter einheitlicher Verwertung des echten Steines die Faſſade in den Dienſt ſchöner und ruhiger Geſtaltung des Geſamtbildes. Zur Bewältigung dieſer Bauaufgabe war es not⸗ wendig, die baukünſtleriſche Formung in lebendige Fühlungnahme mit dem bereits Vorhandenen zu bringen. Dafür beſitzt der Erneuerer des Baſſer⸗ mannhanſes, der Berliner Architekt Profeſſor Alfred Breslauer, eine ganz beſondere Eig⸗ nung. In einer Würdigung ſeiner zahlreichen Ar⸗ beiten hat Wilhelm von Bode darauf hingewieſen, wie Prof. Breslauer es verſteht, unter Wahrung und pietätvoller Würdigung des Vorhandenen neue künſtleriſche Wirkungen zu erzielen. Das Baſſer⸗ maunhaus, wie es ſich jetzt dem Beſchauer darbietet, zeigt, wie überaus fein ſich der Architekt in den überkommenen Bauſtil einzufühlen verſtand, und wie aus dieſer kultivierten, baumeiſterlichen Be⸗ gabung eine lebendige Erneuerung des Ganzen wurde. und marmorartige Wanbdbekleidungen bevorzugt. Dementſprechend wurde auch das Treppenhaus durch die Benutzung eines roſafarbenen marmorierten Be⸗ lages ausgeſtaltet. Die einzelnen Architekturteile, Säulen und Pilaſter, waren aus rotem Sandſtein hergeſtellt. Daß ſich unter den Pi⸗ ſagt, er habe es vor allem verſtanden, die„ſchick⸗ liche Anwendung der Säulen in der bür⸗ gerlichen Baukunſt“ zu finden. Dies trifft gewiß auch auf den Zeitgenoſſen Goethes, auf Weinbrenner zu. Er hat die eigentliche Be⸗ deutung der Säule, zugleich Schmuck und Dienerin des Baues zu ſein, am ſinnvollſten und ſtunfälligſten erneuert, und damit in dieſer weſentlichen Einzelheit ſeiner Bauweiſe das wahr gemacht, was er in all ſeinen Werken anſtrebte: Form und Zweck zu ver⸗ binden. Auch das Baſſermannhaus legt von dieſer Art der Verwendung der Säulen beredtes Zeugnis ab. Der Laubengang an der Hoffront, ebenſo wie die Säulen des Treppenhauſes und die Pilaſter der Faſſa de, beſtimmen den Aus⸗ druck des Bauwerkes ohne in dekorativer Betonung hervorzutreten. * Die Architektur Mannheims iſt, was die öffentlichen Gebäude des Schloſſes, des Rathauſes aſw. betrifft, in der Hauptſache durch den Barock⸗ ſtil beſtimmt, der auch in mehreren Patrizerhäuſern fortlebt. Die Bauten aus der klaſſiziſtiſchen Zeit treten demgegenüber etwas zurück, aber gerade in dieſer Zurückhaltung liegt ihr Wert und ihre Beden⸗ tung, die erſt der intimere Betrachter der Mann⸗ heimer Baulichkeiten erkennt und ſchätzt. Und je mehr man ſich dabet mit der Art beſchäftigt, wie ſich dte einzelnen Bauten unſerer Stadt zu einem Ge⸗ ſamtbild zuſammen finden, um ſo deutlicher wird man ſchließlich erkennen, daß trotz der Oppoſition, zu ber ſich die klaſſtziſtiſche Bauweiſe gegenüber dem Barock erhob, der Klaſſizismus Weinbren⸗ ners ſchließlich doch nichts anderes iſt als ein durch die Antike und vor allem durch die römſſchen Form⸗ elemente geläuterter Barock. So ſchmiegt ſich denn das Baſſermannhaus dem Geſamtbild unſerer Der Bogengang im 2. Gbergeſchoß laſtern auch ſolche aus Holz befanden, weiſt wieder auf die Gleichgültigkeit der früheren Zeit gegenüber den Baumaterialien hin. Die rote Farbe des Sand⸗ ſteines bildete die Grundlage für die Ausgeſtaltung des Treppenhauſes, bei der man alſo ebenfalls nach dem bereits vorhandenen verfuhr und und durch ſinn⸗ gemäße Weiterführung deb materialen Grund⸗ gedankens die urſprüngliche Abſicht unterſtrich. auszubauen und zu vergrößern. hergerichtete und der Repräſe ntation Sum Einzug in Ihr neues Derlagshaus beglückwünſchen wir Sie auf das he rzlichſte. Seit Jahren bewunderten wir die Umſichtigkeit, die es Ihnen geſtattete, in beſchränkten Räumlichkeiten in E 6 Ihren Betrieb und Wenn Sie jetzt Ihre bisber geleiſtete Arbeit gekrönt ſehen mit dem Einzug in das neu Ihrer Zeitung würdige Haus, ſo können Sie herzlichſten Glückwünſche für eine gedeihliche Aufwärtsentwicklung verſtchert ſein. Dorſitzender der Vereinigung Mannheimer Zeitungsverleger en alten Ihre Zeitung in Meftee ende Maße unſerer 1 Der Architekt malt mit den Baumaterialien. Wie ſich das an der Außenfront bewahrheitet, iſt unſchwer zu erkennen, und auch im Inneren des Baues findet es der Betrachter beſtätigt. Durch viele Einbauten und Veränderungen war im Laufe der Zeit der urſprüngliche Charakter des Hauſes immer mehr entſtellt worden. Das war beſonders im ſchön⸗ ſten Teil des ganzen Gebäudes der Fall, im Haupttreppenhaus. So mußten denn zu⸗ Im erſten Stock war der dreifenſtrige Mittel⸗ raum noch mit einer alten Stuckdecke erhalten. Das alte Stuckgeſims wurde, ſoweit es ſchadhaft war, wieder hergeſtellt und der Raum, der jetzt als Kon⸗ ferenzzimmer dienen wird, erfuhr einen ſchlichten Ausbau, der ſich an die klaſſtziſtiſchen Formen der Entſtehungszeit anlehnt. 5 Goethe hat einmal von Palladio, ſeinem Liebling unter den Architekten der Renaiſſance, ge⸗ Stadt an, und es iſt nicht zuletzt der leitende Ge⸗ danke bei ſeiner Erneuerung geweſen, dieſer Har⸗ monie Rechnung zu tragen. An der ganzen Anlage des Baſſermannhauſes brauchte nichts Weſentliches geändert zu werden, um den Zwecken, denen das Gebäude jetzt dienen ſoll, zu entſprechen. Ganz von ſelbſt wurde der große Raum im erſten Stock mit ſeiner wertvollen Stuck⸗ decke ein Konferenz⸗ und Repräſentationszimmer, Im Erdgeſchoß rechts vom Haupteingang liegt die Druckſachen⸗Annahme und das Adreß⸗ buch. Links vom Haupteingang befindet ſich die Inſeraten⸗ und Abonnements ⸗Abtei⸗ lung in einem großen geräumigen Schalterraum, deſſen Ausſtattung ebenfalls dem Stil des ganzen Hauſes entſpricht. Im erſten Stock liegen die Räume der Geſchäftsleitung und des Ver⸗ lages, im zweiten Stock die Zimmer der Redaktion, die ſo angelegt iſt, daß ſie ſich auf gleicher Höhe mit der Maſchinenſetzeret im Be⸗ triebsgebäude befindet. Mit dieſem ſteht das Baſſermannhaus durch einen Seitenbau in zweck⸗ mäßiger Verbindung. So entſtand ein neues Zeitungsgebäude, das in ſeiner Art etwas Einmaliges in ganz Deutſchland darſtellt. Der klaſſiziſtiſche Bauſtil, der nicht nur gewahrt blieb, ſondern durch ſeine Erneuerung jetzt erſt eigentlich zur Geltung kommt, beſitzt im Gegen⸗ fatz zu baulichen Zeugen mancher anderen Stil⸗ epoche die Eigenſchaft einer Dauer, die nicht an die Zeit und ihren Wandel gebunden iſt, weil er auf das Ebenmaß klaſſiſcher Formen zurückgeht. Das Gebäude bietet deshalb die Gewähr, in ſeiner archi⸗ 5 tektoniſchen Erſcheinung den Zetten ſtandzuhalten, gerade weil man an ſeiner urſprünglichen Geſtalt nichts geändert hat. Mögen noch ſo viele Hoch häuſer emporwachſen— auch ihnen ſind durch Land⸗ ſchaftsbild, Bodenbeſchaffenheit uſw. Grenzen 2 ſetzt— das Baſſermannhaus wird felbſt ohne Denkmalſchutz beſtehen bleiben. Dieſes Bern fein beſelt die Kräfte, die jetzt ihr Werk in Reer neuen Arbeitsſtätte beginnen. 5 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festau sgabe zum 3 A Einzug ins Bassermannhaus Im Jahre 1308 wurde zu Poitiers der hochnot⸗ peinliche Inquiſitionsprozeß gegen die Tempelherrn eröffnet, der dieſe Vorkämpfer der Chriſtenheit im Orient blasphemiſcher Verirrungen bezichtigte: Aech⸗ tung des Kreuzes, ſchimpfliche Verhöhnung der Namen Chriſti und der Heiligen, widrige Ausſchwei⸗ fungen und Abgöttereien wurden den Tempelrittern vorgeworfen, wobei die Anklage der Ketzerei ſich hauptſächlich auf die Verehrung eines Götzenbildes — des ſog. Baphomet— bezogen hat. Dieſer ſataniſch eingetaufte Namen„Baphomet“ ſteht als ein düſteres Hierogramm und unlösbares Rätſel über der Prozeßgeſchichte: Trotz aller Folterqualen haben die Templeiſen die Baphomet⸗Verehrung ſtandhaft abgeleugnet, ſodaß den Protokollen des Werhörs kaum eine Auskunft zu entnehmer iſt, ob ein der⸗ artiges Idol in Wahrheit überhaupt beſtanden habe, wie vollends gar die Frage offen blieb, wie dieſes Götzenweſen und ſein Kult im Einzelnen geſtaltet und beſchaffen war. Fünfhundert Jahre waren ſeit dein Inquiſitions⸗ prozeß, der zur erbarmungsloſen Au tna des Templerordeus führte, hingegangen, als in dem Jahre 1818 der bahnbrechende Ouentaliſt Hammer von Purgſtall(17741856) die Schuldfrage der Temp⸗ ler wieder aufzuwerfen und insbeſondere das Rätſel ihres Götzendienſtes endgültig aufzuklären ſuchte. In ſeinen„Fundgruben des Orients“ glaubte er das Myſterium des Baphomet zu enthüllen. Seine mit vielen Kupferſtichen illuſtrierte Abhandlung führt eine ganze Reihe abſonderlichſter Götzenbilder vor: Groteske Zwitter, deren Körperformen aus mann⸗ weiblichen oder tier⸗menſchlichen Beſtanbteilen ge⸗ kreuzt erſcheinen. Die abenteuerliche Wirkung dieſer Statuetten, deren Geſichtsausdruck und Körperhal⸗ tung meiſt den Charakter bannender Starrheit oder dumpfen Zwanges trägt, wird dadurch aufs nach⸗ drücklichſte geſteigert, daß ſie mit ſonderbaren In⸗ ſchriftzeichen, die als Beſchwörungsformeln oder Segensſprüche gelten dürfen, ausgeſtattet ſind, die ſich aus hieroglyphiſchen und arabiſchen Schriftorna⸗ menten wunderlich zuſammenſetzen. In dem abſtrus geſchlechtlichen Charakter dieſer Götzenbilder, die meiſtens androgyn geſtaltet ſind, erblickte Hammer⸗ Purgſtall den Beweis, daß ſie in jenen ausſchweifen⸗ den Kulten, deren die Tempelherrn beſchuldigt wa⸗ ren, eine Rolle ſpielten, weshalb er keinerlei Be⸗ denken trug, ſie als die wahren„Baphomete“ aus⸗ zugeben Gegen die Hammer'ſchen Enthüllungen erhob ſich bald der ſchärfſte Widerſpruch, wobei beſonders die franzöſiſchen Hiſtoriker als Ehrenretter der Tempel⸗ herren aufgetreten ſind. Sie zweifelten die Echtheit jener Dokumente an und haben Hammers Argumen⸗ —flationen inn den Bereich der Fabelei verbannt. Tat⸗ ſächlich laſſen ſich die Statuetten. die Hammer⸗Purg⸗ ſtall abgebildet hat, auch keineswegs in die Zuſam⸗ menhänge der Bildnerei des 13. Jahrhunderts ord⸗ nen, in denen ſie vollauf fremdkörperhaft, ſeltſam archaiſch und erratiſch wirken. Jedoch ſo wohl⸗ begründet der Verdacht auch war, daß Hammers Hypotheſe ein ungeheuerlicher Irrtum ſei, fand deſſen Auffaſſung um ihrer ſenſativnellen, romantiſch nacht⸗ ſeitigen Reize willen doch einen nachhaltigen Wider⸗ hall, ſodaß das Hin und Her des Meinungsſtreites über die Schuld und Unſchuld jenes Ritterordens eine ſchwärmeriſche Templer⸗Romantik wachge⸗ rufen hat, die in den mannigfaltigſten Romanen, Dramen und Novellen des frühen 19. Jahrhunderts ihren Ausdruck fand. Die neuzeitliche Ortentaliſtik hat die Befunde Hammer⸗Purgſtalls längſt ſchon überwundenn und deſſen„Fundgruben des Orients“, in die ſich Goethe voll Bewunderung vertiefte, als einen Scherbenhau⸗ fen abwegiger Phantaſtik preisgegeben. Jedoch ge⸗ rade ſeine Lehre von dem Baphomet und ſeine Ueberzeugtheit von den templeriſchen Satanskulten Zwel große Sammkungen von grapht⸗ ſchen Blättern beſitzt Mannheim, das alte Kupfer- ſtichkabinett der Gemäldegalerie im Schloß und die verhältnismäßig junge graphi⸗ ſche Sammlung der Kunſthalle. Das Kupferſtichkabinett enthält Kupferſtiche, Radierungen und Holzſchnitte vom Beginn der Geſchichte der graphiſchen Künſte im 15. Jahrhundert an bis zum Jahre 1800, die Sammlung der Kunſthalle umfaßt Originalzeichnungen und Reproduzierende Graphik der Zeit von 1800 an bis zur Gegenwart. So er⸗ gänzen ſich beide Sammlungen zeitlich ausgezeich⸗ net. Aber ganz beträchtlich unterſcheiden ſie ſich in der Art ihrer Zuſammenſetzung wie in ihrer Aus⸗ wirkung auf unſer heutiges kunſtliebendes ubli⸗ Eu m. Die alte Sammlung iſt ein Muſterbeiſpiel dafür, wie der Liebhaber früher für ſich Blatt zu Blatt legte, ohne ſich durch Qualitätsunterſchiede allzuſehr ſtören zu laſſen: die Sammlung diente ſa allein dazu, ihm, dem Sammler ſelbſt, Freude zu machen, und dieſe Freude war mehr Freude am Beſitz, an der Zahl, als eigentlicher reiner Kunſt⸗ genuß, wie wir ihn heute verſtehen. Die andere Sammlung dagegen iſt nicht Privat⸗ angelegenheit eines einzelnen, ſie iſt ſeit ihrer Gründung Beſitz der Oeffentlichkeit, und „ ſie zu verwalten und zu mehren hatten, mußten ich fets fragen, wie am nachdrücklichſten das Ziel eich! werden konnte, der Menge der Beſucher möglichſt Waagentriert den Eindruck höchſter Quali⸗ tät zu geben. Kein Wunder, daß die eine Samm⸗ 5 N N hat in jüngſter Zeit eine gewichtige Erneuerung er⸗ fahren. Fand ſie doch Eingang in die weitgeſpannten Syſtemzuſammenhänge eines der eigenartigſten und größten Mythologen und Erforſchers der abendländi⸗ ſchen Religionsgeſchichte: Johann Jakob Bach⸗ ofen's(18151887), deſſen„Mutterrecht“— im Lauf der letzten Jahre in vielbeſprochenen Neuausgaben wieder aufgelegt— auf die moderne Religions⸗ und Völkerkunde eine tiefgreifende Wirkung übt. Keguptiſcher Dämon mit großem Weiblicher Dämon mit Hund und Maske Amulett vor der Bruſt gedachte Grundlage des gnoſtiſch⸗templeriſchen My⸗ ſteriums.“— Dieſe Textſtelle hat mich angeregt, jene abſonderlichen Monumente unſeres Schloßmuſeums einer Beſichtigung zu unterziehen, von deren— frei⸗ lich ſehr ernüchterndem Ergebnis ich in Folgendem berichten darf: In den Vitrinen unſeres Antiquariums findet man dieſe Baphomete nicht zur Schau geſtellt. Sie ſind als Fälſchungen antiker Bildwerke Fünf Dämonen, nach Art einer Totenſäule zuſammengeſetzt 7 Seitenanſicht des Vorigen So wurde durch das„Mutterrecht“ der Bapho⸗ metkult wieder aktualiſiert und für die Jetztzeit zum Problem geſtellt. Dabei iſt es für Mannheim von beſonderem Intereſſe, daß Bachofen ein unbekannt gebliebenes Material benützt, das ſich im Antiquarium unſerer Stadt befindet. Er ſchreibt:„Die zu Wien und Mannheim zahlreich erhaltenen Baphometen, von welchen die vollends entſcheidenden Mannheimer bisher unbenützt geblieben ſind, laſſen keinen Zweifel über die in tiefſter Sinnlichkeit Carl Hofer: mädchen mit Kopftuch Im Beſitz des Graphiſchen Kabinetts der Kunſthalle ſchon ſeit geraumer Zeit ins Magazin verbannt. Dort fand ich denn verſchiedene Statuetten, die den von Hammer⸗Purgſtall abgebildeten Figuren aufs genaueſte entſprechen: Aegyptiſterende Idole von höchſt grotesker Konfiguration, in hellem Marmor derart ausgemeißelt, daß jede Seite dieſer Statuetten ein in ſich ſelbſtändiges Bild ergibt.(Unſere beiden erſten Illuſtrationen geben ein und dieſelbe Statuette von zwei verſchiedenen Seiten wieder.) Doch außer dieſen Götzenſtatuetten ver⸗ wahrt das Magazin des Schloßmuſeums noch eine lung mehr als 100 Jahre lang in ihren Schränken und Käſten ee hat und nur von ſo weni⸗ gen Menſchen in ihrem ganzen Umfange geſehen wurde, daß man die Beſucher faſt an den Fingern abzählen kann, während die andere, junge Samm⸗ lung während der 20 Jahre ihres Beſtehens immer und immer wieder von unzähligen Kennern und Liebhabern durchblättert wurde. Es lohnt ſich wohl, die beiden Sammlungen auf ihren Beſtand hin zu prüfen. Das Kupferſtichkabinett der Gemälde⸗ galerie wurde als geſchloſſenes Ganzes im Jahre 1810 von dem geheimen Rat von Klein erworben. Nur verſchwindend wenige Einzelblätter kamen ſeit⸗ dem durch Stiftungen dazu, ſo daß man ſagen kann, der über 23000 Inventar nummern zäh⸗ lende Beſtand repräſentiert das Sammelwerk dieſes kunſtliebenden Gelehrten. Was ihm erreich⸗ bar war, hat Herr von Klein zuſammengetragen: kupferſtiche und Radierungen aus allen Zeiten und Ländern, Holzſchnitte, Schabkunſt⸗ und Aquatinta⸗ blätter, Farbſtiche, ja ſogar ſchon einige wenige Blätter der damals eben erſt erfundenen Technik des Steindrucks. Hervorragend gut erhaltene Blät⸗ ter finden ſich zwiſchen Ruinen, die kaum die Koſten eines neuen Paſſepartouts lohnen. Die Hauptmenge der Blätter ſtammt aus dem 18. Jahrhundert; kaſtenweiſe liegen da Radte⸗ rungen von Künſtlern wie Chriſtian Bernhard Rohde, Georg Friedrich Schmidt, E. W. E. Dietrich, Bauſe uſw., alſo Blätter, die ſelbſt dem Gelehrten Myſteritſe Bildwerke des Schloßmuſeums Von Dr. Wilhelm Fraenger, Direktor der Städtiſchen Schloßbücherei ganze Zahl von Monumenken, die offenbar der glel⸗ chen Kunſtdomäne zugehören: So etwa Marmor⸗ tafeln, die, von Hieroglyphen überdeckt, die Bild⸗ niſſe ägyptiſcher Dämonen zeigen oder Gefäße, die mit ſeltſamen Emblemen wiederum hieroglyphiſchen Charakters ausgeſtattet ſind, ſodaß ſich hier ein gan⸗ zer Apparat myſteriöſer Denkmäler zuſammenfindet. Wie ſteht es nun— rein kunſthiſtoriſch angeſehen — um Stil und Herkunft dieſer Doku⸗ mente? Schon auf den erſten Blick ſtellt ſich her⸗ aus, daß ſie auf keinen Fall der Bildnerei des 13. Jahrhunderts zugehören und daß ſie demzufolge mit den Tempelherrn auch nicht das mindeſte zu ſchaf⸗ fen haben. Vielmehr erweiſen ſie ſich als Erzeugniſſe des ausgehenden 18. Jahrhundetrs, wodurch den Hypotheſen Bachofens und Hammer⸗Purgſtalls jede hiſtoriſche Vorausſetzung entzogen wird. So ſind die Baphometfiguren in der Tat nichts anderes als wohlgelungene Fälſcherkunſtſtücke aus neuer Zeit, be⸗ rechnet auf das Senſationsbedürfnis eines Publi⸗ kums, das auf okkulte Abenteuer und mitternächtige Myſterien lüſtern war. Sind ſie demnach als offen⸗ kundige Falſifikate mit gutem Recht ins Magazin verbannt, ſo kommt den kurioſen Bildnereien doch kulkurgeſchichtlich eine ſo eigentümliche Be⸗ deutung zu, daß es ſich wohl verlohnen würde, die „Baphomete“ als geſchloſſene Gruppe im Schloß⸗ muſeum wieder auszuſtellen. Kulturhiſtoriſch ſtehen dieſe Dokumente in den Zuſammenhängen der Aegypten⸗Mode, welche das ausgehende Rokoko beherrſchte: Im Tempel⸗ raum und Prieſterritual der„Zauberflöte“, wie im ägyptiſchen Saal des„Wilhelm Meiſter“ verewigte ſich die Aegypten⸗Myſtik, wie ſie auch in der Baukunſt und dem Kunſtgewerbe die merkwürdigſten Spuren hinterlaſſen hat. In dem Geſellſchaftsleben jener Zeit bildet die Logengründung Caglioſtros, die ſich als eine Wiederherſtellung ägyptiſcher Myſte⸗ rien ausgegeben hat, das anſchaulichſte Beiſpiel ſener Modeſtrömung. Seit vollends mit dem Feldzuge Napoleons die wiſſenſchaftliche Erſchließung des Pharabnenlandes zum Ereignis wurde, als dank Champollions Entzifferung der Hieroglyphen⸗ ſchrift das heilige Geheimnis der altägyptiſchen My⸗ thologie dem abendländiſchen Bewußtſein aufgeſchloſ⸗ ſen wurde, als ſchließlich die granitne Majeſtät der Götterſtatuen und Tempelbilder aus Nordafrika in unſere Muſeen ihren Einzug hielt, iſt der romantiſche Agyptentraum zu einer wahren Modenarrheit aus⸗ geartet, die ſich die Fälſcherkunſt alsbald zu Nutze machte, um den erklecklichen Bedarf an Götzenbildern und ägyptiſchen Joͤolen zu befriedigen. Solchen geſchickten Falſifikatoren iſt Hammer⸗ Purgſtall auf den Leim gegangen und hat aus dem fragwürdigſten Material ſeine phantaſtiſche Legende vom Satanskult der Tempelherrn geſponnen. Nicht aber konnte er dabei vermuten, daß ſeine in das Blaue konſtruierte Hypotheſe ſich bald zu unheil⸗ voller Wirklichkeit konkretiſieren würde. Haben ſich doch okkulte Winkelſekten ſofort auf jene Senſa⸗ tion des„Baphomet“ geſtürzt, um dies Idol zum ſchwarzen Götzenbild für ihre ausſchweifenden Orgien zu erheben. Es ging hier ähnlich wie bei dem gro⸗ tesken Taxil⸗Schwindel: Als Leo Taxpil in den 8ber Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit ſeinen aberwitzigen, als reiner Bluff hinausgeſpreng⸗ ten„Enthüllungen“ über den Satanskult der Pal⸗ ladiſten⸗Loge in Schrift und Bild hervorge⸗ treten war, entſtanden alsbald abſeitige Konventikel, die es gelüſtete, in„Schwarzen Meſſen“ u. dgl. m. okkulte Schauer und Ekſtaſen zu erproben. Jene mo⸗ derne Baphomet⸗Verehrung iſt in dem okkultiſtiſchen Enthüllungs⸗Schrifttum oft genug erörtert und an das Tageslicht gezogen worden, während der Bapho⸗ met als Gott der Tempelherren, den die Inquiſitoren 15 i ſuchten, wohl immerdar ein Rätſel blei⸗ en wird.. * Die graphiſchen Sammlungen in Mannheim Von Dr. E. Strübing, Kuſtos an der ſtädtiſchen Kunſthalle Mannheim heute kaum mehr ſind als kulturgeſchichtlich einkger⸗ maßen intereſſante Zeugen eines vergangenen Jahrhunderts. Aber auch Köſtlichkeiten wie die Radierungen von Brinckmann oder von Gottlieb Welté und Koſtbarkeiten wie die franzöſiſchen Sittenſtiche oder die engliſchen Farddrucke ſind aus jenem in ſeiner graphiſchen Produktion ſo überaus reichen Jahrhundert vorhanden. Geringer an Zahl, aber wertvoller ſind die älteren Blätter. Von Rem⸗ brandt z. B. finden ſich ſehr ſchöne Drucke in der Sammlung und von Dürer gar einige hervor⸗ ragend gute Stiche und Holzſchnitte. Sehr gut ſind die ſog. Kleinmeiſter vertreten: die Beham, Pen Aldegrever, dann Altdorfer, Wolf Huber, Lautenſa uſw. Seltener ſind die Blätter der vordürer ſchen Zeit; immerhin geben einzelne Stiche von Schon⸗ gauer, von Iſrael von Meckenem und von dem Meiſter M. Z. und einige Buchholzſchuitte wenig⸗ ſtens einen Begriff von der graphiſchen Kunſt des 15. Jahrhunderts. 1 8 Zwiſchen dieſen Blättern, wie ſie ſedes Kupfer⸗ ſtichkabinett von einigem Rang aufzuweiſen hat, be⸗ finden ſich Selten heiten von größtem Wert. Nicht nur die hochbezahlten Blätter von Dürer oder Rembrandt, oder die Farbſtiche des 18. Jahrhunderts ſind damit gemeint, ſondern vor allem Probedrucke, ſeltene frühe Abdrucke von noch unfertigen Kupferplatten und In⸗ kunabeln der verſchiebdenen techniſchen Verfahren. So iſt einer der früßheſten und zugleich wertvollſten Farbſtiche von dem Erfinder des Kupferfarben⸗ — . damit 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung** Pesta ausgabe 2 Um E Einzug ins Bassermannhaus drucks Jacob Chriſtoph Le Blon, das Porträt Lud⸗ wigs XV. von Frankreich, in einem leuchtenden Abdruck ee ein Blatt, für das im vergange⸗ nen Jahr auf einer großen Berliner Auktion viele Tauſende bezahlt N oder von der Schabkunſt, Prinz Rupprecht von der eines der erſten Schabkunſtblätter, der ſog. Henker“ in einem der Wiſſenſch f 1 dem Erfinder 8 e, Lin eil es ge⸗ erkennen läßt durch allerhand de'r Scha b⸗ ten Probedruck vor Blatt, das beſonders deshalb wichti nau die Arbeitsweiſe KI und ſo Aufſchluß gibt Märchen verdunkelte kunſt. Noch ſind dieſe Schätze heit nicht zugänglich. ei die Gemäldegalerie mit dem Kupf Verwaltung der ſtädtiſchen Kunſtl 1 tterſtellt wurde, wird daran gearbeitet, die Blätter 15 einen Zuſtand zu bringen, der es erlaubt, ſie dem Publi⸗ kum in die Hand; ter in Schubladen zuſammengepackt, Formate durcheinander, unmontiert zum Teil, der Reſt nur auf dünnes Papier auf Bisher lagen die Blät⸗ verſchiedene größten zu geben. ſo daß es ſchier unmöglich war, Ordnung zu halt und noch ſchwerer, die dünnen Blätter vor dem Einreißen, Einknicken und Verſtauben zu bewahren. Jetzt werden die z. T. ſehr verſchmutzten Blätter gereinigt, wo ſie Beſchädigungen aufweiſen, hinter⸗ legt und dann auf ſteife Kartons von gleichem For⸗ mat gebracht, ſo daß man ſie gut in die neuen ſtaubſicheren Käſten einordnen kann. Dank der Hilfe zweier Volontärinnen iſt die Arbeit ſo weit fort⸗ geſchritten, daß mit dem Ende des Jahres die deut⸗ ſchen und niederländiſchen Stiche dem Publikum zugänglich gemacht werden könnten,— wenn Platz vorhanden wäre. Die Platzfrage iſt jetzt allein aus⸗ ſchlaggebend. Es würde ſich nicht lohnen, für die Beſucher, die evtl. im Schloß einmal die Stiche anſehen wollen, einen Diener beſonders anzu⸗ ſtellen. Die Sammlung müßte mit dem graphiſchen Kabinett der Kunſthalle vereinigt und im Leſeſaal der Kunſthalle den Beſuchern vorgelegt werden. Da⸗ ran iſt aber nicht zu denken, bevor der ſchon ſo viel beſprochene und ſo lang erſehnte Neubau der Kunſthalle errichtet wird. Bis dahin kann im Schloß nur nach vorheriger Anmeldung gezeigt wer⸗ den, was der Geheime Rat Anton von Klein ge⸗ ſammelt, was die badiſchen Großherzöge gekauft und gehütet haben und was hoffentlich in nicht allzu⸗ ferner Zukunft wirklicher Allgemeinbeſitz werden wird. 23000 graphiſche Blätter! Eine ſchier unüberſehbare Fülle von künſtleriſcher Arbeit wie von rein handwerklichem Fleiße!l Vergleicht man die Sammlung des graphiſchen Kabinetts der Kunſthalle, die an Zahl etwa den zehnten Teil davon umfaßt, ſo wird man Prinz Ruprecht von der Pfalz:„Der große Henker Scabtunftat Probedruck im Kupferſtichkabinett der Schloßgalerie erſtaunt ſein, wieviel größer die 1 1 iſt, die von dieſer kleinen Sammlung ausgeht. Nicht nur, weil das alte Kupferſtichkabinett ſo ſchwer zugäng⸗ lich iſt, kümmert man ſich ſo weuig darum; die Art der Zuſammenſetzung vielmehr vermag dem heutt⸗ gen Betrachter unmittelbareren Kunſtgenuß zu ver⸗ mitteln. Nicht die Zahl iſt hier oberſtes Sammel prinzip, auch 8 die Selte 1 des Druc ces. 11755 i Forſcher e um 15 1 2 die 1 18 Blätter durchzuarbeiten. Es genügt, wenn ein paar aus geſucht ſchöne und charakteriſtiſche Proben der Kunf von Toulouſe⸗Lautree vorhanden ſing, die der Laien einen Begriff von der Art, dem Ausmaß, Intenſität dieſer Kunſt geben. Koſtproben ſind es, die das graphiſche Kabinett bieten will, aber ſo ſchmackhafte, daß die Luſt nach mehr wach wird Das iſt hier der Hauptgrundſatz des Sam ö: nur ſolche Blätter zu erwerben, deren künſtle iſch Wirkung dank ihrer Qualität groß genug iſt, um jedem, auch dem ungeſchulten Beſucher, Anregun zu geben. Der Aureiz, ſich einzelne Sammelkäſten vorlegen zu laſſen, 8 dadurch größer, da man j weiß, daß man nicht erſt Dutzende von gleichgült Dingen anſehen muß, 115 man etwas Gutes fi 5 Und der poſitive Gewinn für den Betrachter wächf naturgemäß, wenn das Gute Koc un ſtrenger Auswahl dargeboten wird, Winderwertiges verwäſſert zu werde f 8 2 ph und Soko ſch n ſin 5 Malie der Auswahl viel 1 8 1 Große Zeitabschnitte, die ſich al 0 wenig 1 ergeben haben, sche de — 1 8 Pflege 882 Graphik Tage. Von den 5 des 11 ten Malerei 118 Kan F e 15 11 5 Blätter rhan den Zwei Sammlungen von 1 85 harren ihrer Vereinigung. Der Erweiterungsbar Kunſthalle wird— wenn er einmal errichtt 1125. e ein 1 Kal N 45. d Wenn elne alte Zeitung ihre Wirkungsſtätte in ein neues Helm verlegt, ſo iſt das ein Markſtein in der Geſchichte der Entwicklung des Blattes, aber zugleich ein Ereignis, das über den Rahmen der Zeitung und ihres Betriebes hinaus die Oeffentlichkeit angeht, insbeſondere die Oeffentlichkeit am Erſcheinungsort. Die„Ueue Mannheimer Zeitung“ bezieht in dieſen Tagen ihr neues Verlagshaus: eine alte Zeitung an neuer Stätte. Iſt doch die„eue Mann- heimer Seitung“ eine der wenigen deutſchen Tageszeitungen, die ihren Urſprung in das 18. Jahrhundert zurückführen können. Uach einigen Vorläufern, die ſchon in der erſten hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet worden waren, trat im Jahre 1790 das Mannheimer Intelligenz⸗ blatt ins Leben, das ſpäter Mannheimer Journal genannt wurde und ſich im Laufe der Jahre mit einem anderen Blatte zum Mannheimer General-Anzeiger vereinigte. In dieſer langen Seit konnte die„Ueue Mannheimer Zeitung“ das wechſelnde Geſchick ihrer Heimatſtadt widerſpiegeln, ſie konnte den Aufſtieg zum bedeutenden Handels- und Induſtrie⸗ platz und zur Großſtadt fördernd miterleben und chroniſtiſch verfolgen. So iſt die neuere Geſchichte der Stadt Mannheim auch in den Bänden der Jahrgänge der„UHeuen Mannheimer Zeitung“ aufgezeichnet. Dieſe enge Derbindung mit der Geſchichte der Stadt wird dadurch noch lebendiger, daß die„Aeue Mannheimer Zeitung“ jetzt ihre neuen Räume im Baſſermann⸗ hauſe am Marktplatz bezieht. Hier in einem der ſchönſten Gebäude aus der klaſſiziſtiſchen Periode Mannheims, das vor 100 Jahren errichtet worden iſt, und deſſen Faſſade auch jetzt gehörigkeit mit der Heimat- und deren Geſchichte immer ſinnfällig bewußt ſein. Gleichzeitig erneuert der Umzug in das neue hheim im Baſſermannhauſe die Erinnerung an den großen deutſchen Politiker und Führer der Nationalltberalen Partei, den verſtorbenen Ernſt Baſſermann, der lange Jahre Kufſichtsratsvorſitzender der„Aeuen Mannheimer Zeitung“ geweſen iſt, und deſſen politiſches Programm, ſoweit es nach dem Kriege beſtehen geblieben iſt, die„Neue Mannheimer Seitung“ auch heute unterſtützt und aufrecht erhält. Der Derein Deutſcher Zeitungsverleger freut ſich, die„Ueue Mannheimer Zeitung“, ſein getreues Mitglied, zur Ueberſiedlung in die neue Wirkungsſtätte beglückwünſchen zu dürfen. Solche Erneuerung, Derbreiterung, Vergrößerung darf immer als Beweis wirtſchaftlicher Kraft und Unabhängigkeit gewertet werden. Gott ſei Dank haben wir in Deutſchland eine ſtarke, geſunde und unabhängige Preſſe, wenngleich auch ſie, unſeren allgemeinen politiſchen und wirt⸗ ſchaftlichen Derhältniſſen entſprechend, heute mit großen Schwierigkeiten zu ringen hat. Aus der Tatſache alſo, daß dieſe oder jene Zeitung in der Lage iſt, für ihre Arbeit neue, der modernen Zeitungstechnik entſprechende Räume in Beſttz zu nehmen, möge die Oeffentlichkeit nicht die Folgerung ziehen, als ob die Cage des geſamten. Seitungsweſens glänzend beſtellt ſei. das wäre ein Crugſchluß! Unerſchütterlich iſt trotz des ſchweren Druckes, der zur Zeit auf uns allen laſtet, der deutſche Wille zum Wiederaufbau und Wiederaufſtieg. Wir wollen nicht auf der Schattenſeite des Lebens verbleiben, wohin uns ein widriges Schickſal geworfen hat, und auf der wir nun ſchon ſeit einem Jahrzehnt verharren mußten. Jeder einzelne von uns iſt berufen und verpflichtet, mit allen ſeinen Kräften in dem Kampfe mitzuwirken, den das deutſche Volk führt, um wieder zur Sonnenſeite des Lebens emporzuſteigen. Und ſo dürfen wir jeden Einzel⸗ ſchritt vorwärts in der Bahn kulturellen, wirtſchaftlichen, ſozialen Fortſchrittes als einen Beitrag zum allmählichen Wiederaufſtieg des deutſchen Volkes begrüßen. In dieſem Bewußtſein rufe ich der„Ueuen Mannheimer Zeitung“ zu: Glück auf im neuen helm! — 9 „ nach dem leubau vollſtändig erhalten bleiben konnte, wird der Settung ihre Zuſammen⸗ banner, 4 0 e bes berelns euch Setungeneltder. 1 4 des teptlichen Stoffes und der Inſeratenſeiten als„Ganzes“ Zeugnis ablegen ſoll von ſtellen. Wie die moderne Tageszeitung in ihrer täglichen Ausgabe, in der Juſammenftl Grade harmoniſcher e der verlegeriſchen und eee Wie die Zeitung am Kopfe der erſten Seite ihren Citel trägt, der 1 die E ful e traditional gewordener Aufgaben dokumentiert, 1 ſoll die Kanne d 5 ber Henle bc bee Inmitten der Stadt, am Mandela wurde bas ee pa 5 haus der Familie Baſſermann zur künftigen heimſtätte des Verlages der„Ueuen 9 nhel Zeitung“ ausgebaut. 5 Der Umzug des Mannheimer Derlagsunternehmens bedeutet einen neuen ab. ö ſeiner Entwicklung. Zugleich ergibt ſich damit ein erheblicher Fortſchritt für alle in Betriebe Beſchäftigte, denen ſich an Stelle der allzu engen Räume im alten Haus, h luftige Arbeitsſtätten öffnen. Die„Ueue Mannheimer Zeitung“ gibt ſich mit dieſer Uu ſtedlung nicht allein einen vornehm wirkenden äußeren Rahmen, ſte hat ſich damit zugleit ein Derlagshaus geſchaffen, das allen neuzeitlichen Anforderungen entſpricht. Selbſtverſtändlich kehren von hier aus die Gedanken zu dem Manne zuriick, Perſon ganz in den Dienſt dieſes Unternehmens geſtellt hat und ſich um ſeine Entr unbeſtreitbare Derdtenſte erwarb, Ferdinand heyme. Ernſter Wille zu produktiver f erfüllte ihn und ließ ihn an ſich ſelbſt, wie an alle ſeine Angeſtellten, große Anfor Als weitblickender Verleger war Herr heyme ſtets neuen Ideen zugänglich. er, wie auch die Chefredaktion des Blattes, der Schaffung des Heidelberger Inſt Zeitungsweſen lebhaftes Intereſſe entgegen und ſie bekannten ſich zug deſſen gedanken, daß für die Weiterentwichlung des deutſchen Zeitungsweſens alle Zeit g ein erhöhtes Derantwortungsbewußtſein erfüllen müſſe, zumal den deutſchen Zeitunge gemeinſame Aufgaben geſtellt ſind bei der Ueugeſtaltung unſeres Staatsweſens. D ſtärkte Derantwortungsbewußtſein muß den pfychologiſchen Wirkſamkeiten zwiſchen Ceſerſchaft in höherem Maße Rechnung tragen als bisher. In der Ausübung jeder pub tziſt Arbeit muß ſich der Seitungsmann von einer Art von Selbſtzenſur leiten laſſen, aufrichtigen Willen zur Wahrhaftigkeit muß er ſeine Berufsarbeit erfüllen. Es iſt intereſſant, in dieſem Suſammenhange Kurz darauf hinzuweiſen, da von Wochen auf dem Weltreklame-Kongreß in Berlin als oberſtes Grundgeſetz jed reklame„Einhaltung der Wahrhaftigkeit“ gefordert wurde. Wenn dieſem Gebot 1 auf die Reklame durchaus beigepflichtet werden muß, wie ſtark muß dann erſt 2 ee zur Geltung gebracht werden bet der Erfüllung der pubs eitung In dieſem Sinne beglückwün nſchen wir die„Neue Mannheimer Zeitung be ſtedlung in das neue heim. Möge in ihm allezeit wirken der Geiſt des Fortſch 68 bewußten Derantwortlichkeit bei der Erfüllung publiziſtiſcher Aufgaben im Dien gemeinheit, in poſitiver Mitarbeit an der Geſundung unſerer e und Verhältniſſe. 1 8 Eingetragene Schutzmarke DRUCK FARBEN-FABRIKEN G. m. b. H. Beflin-Heinersdorf-Frnlefurt- N. 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Nationdll- serung ist mehr als ein bloßes Schlagwort. Erfotcemnis des Teges st der Höchsterfolg bei Nindestdufwepd qàn Zeit, Kraft und Stoff: Witschôftlichkeit ist der rote Faden, der sſch durch älles zieht und foſtspinnt. Wirtschaft- lichkeit ist zwin gendes Nuß, denn größte wirt- schöftllche Macht ist dott, /o das Höchstmeb an Wifrtschaftlichkeit ist. Die Iintertype Setzmaschine ist heute eine Vordussetzung für Wirtschaftliches Arbeiten, Wenn der Sôtz- fertigstellungspfrozeß bis in Kleinste und feinste Dinge bei der Afbeit durchgebildet werden Soll. Die Rentabilität eines Betriebes ist àb- hänglg von der technischen Ausgestältung. Dle Anschaffung der intertype bringt neue moderne Schtiften und hilft auch dadurch schon, die Nachfrage, den Bedeff und den Absatz nach Druckerzeugnissen allgemein zu steigern. NQ INTERTYPE Chemnitz Intertype Setzmaschinen G. m. h.., Berlin 80 11 Europahaus, am Anhalter Bahnhof Nannheim Intertype Fabrik, G. m. b.., Berlin NeustectO. . ee 7 ſchaften zur Vorausſetzung und zur Folge. 8 des Reiches zu große Gebilde, womöglich noch grö 5 5 1 zur — Reichsreform und Im Laufe des Krieges waren faſt in jeder Schub⸗ . bei jeder Firma, in jedem Büro, bei jedem Wiſſenſchaftler uſw. Entwürfe und Akten für die Uebergangswirtſchaft zu finden, die ſich nach dem Zu⸗ ſammenbruch in Entwürfe und Akten für den Wie⸗ deraufbau— die bekannteſten ſind die für eine Plan⸗ wirtſchaft ſeligen Angedenkens— verwandelten. Auch heute ſpukt noch die Planwirtſchaft in manchen Köpfen, obwohl planvolles Wirtſchaften von Reich, Ländern und Gemeinden und ein Plan für den Wiederaufbau nicht nur der deutſchen Wirt⸗ ſchaft, ſondern des deutſchen Volkes und Reiches und nach gleichen Geſichtspunkten der europäiſchen und der Weltgemeinſchaft das iſt, was wir brauchen und auch heute, 15 Jahre nach Kriegsbeginn, immer noch ebenſo vermiſſen wie den Plan einer wirtſchaftlichen Vorbereitung zum Kriegsbeginn. Auch der Schreiber dieſes iſt nicht unſchuldig an ſolchen Arbeiten, wie er einer der Wenigen war, die ſich vor dem Kriege ſyſtematiſch mit Kriegswirt⸗ ſchaftswiſſenſchaft befaßten(vergl. z. B. meine Schrift 1913„Deutſchlands wiſſenſchaftliche Kriegsbereit⸗ ſchaft“, meine Bibliographie zur Kriegswirtſchafts⸗ lehre im„Weltwirtſchafts⸗Archiv“ 1914) und wie ihm maßgebende Herren in Berlin zu Kriegsbeginn ſag⸗ ten„Ja, Sie haben das ja vorausgeſagt, aber wir haben das eben nicht geglaubt“. So las er auch— als alter Naumannianer— das erſte Mitteleuropa⸗ Kolleg und benutzte einen militäriſchen Urlaub im Winter 1915 zur Niederſchrift kurzer programmati⸗ ſcher„Zukunftsgedanken über Deutſchland und Mannheim“, Bemerkungen, die einmal in meinen „Memoiren“ zeigen werden, was richtig voraus⸗ geſehen, was falſch beobachtet war und was niemand vorausſehen konnte, aber auch wie viele Gedanken und Dinge unmittelbar an dieſe Zeitentwicklung vor dem Kriege anknüpften, wieviel durch den Krieg lediglich in ſeiner Entwicklung beſchleunigt, wieviel aber auch durch ſein Ergebnis verhindert und auf⸗ gehalten wurde. Dieſes Zuſammenſchauen der deutſchen und euro⸗ päiſchen Entwicklung bis zum Mittelalter, ja bis zum Altertum zurück— ich habe es im Einzelnen in mei⸗ ner„Politiſchen Leſeſtunde“ an der Handelshochſchule dargeſtellt— ſehen wir in der Technik am deut⸗ lichſten, in der Zuſammenrückung aller Räume durch Zeppelin, Flugzeuge, Radio, Fernſeher, Film und zahlreiche andere Verkehrs⸗ und ſonſtige Errungen⸗ ſchaften. Die Wiederaufrollung unzähliger geſchicht⸗ licher und politiſcher Probleme, die Verminderung der Entfernungen auf der ganzen Erde hat die Um⸗ geſtaltung des Welt⸗ und Wirtſchaftslebens für den Einzelnen, für die kleineren und größeren Gemein⸗ . Es iſt begreiflich, daß an einem Abſchluß der Nach⸗ kriegsperiode, wie ihn das Jahr 1929 bietet und ſchon 1924 geboten hat, nicht nur das Bedürfnis, ſondern auch die Notwendigkeit nach einer planvolleren Be⸗ trachtung der Dinge und nach der endlichen Durch⸗ führung von Fragen wie Reichsreform und Wirt⸗ ſchaftsprogramm, erſtere und zum Teil letztere ſich bei uns in den Problemfragen Baden— Pfalz Star beſonders ausprägend, ſo ſtark empfunden werden, daß alle Kreiſe des Volkes ſich damit beſchäftigen. Es fragt ſich nur, ob die Kraft heute noch wie am Anfang des Krieges oder auch wie am Ende der Inflations⸗ zeit vorhanden iſt, dieſe wichtigen Dinge ſo ſachlich zu behandeln, wie ſie es verdienen und wie es für unſer Volk dringendes Bedürfnis iſt. Am guten Willen wollen wir bei niemandem zweifeln. Aber die Fähig⸗ keit, ſich überzeugen zu laſſen und andere, die glau⸗ ben, verſchiedener Meinung zu ſein, überzeugen zu können, iſt nur ſpärlich verbreitet. Dabei ſind die Gegenſätze von der äußerſten Rechten bis zur äußer⸗ ſten Linken, geſchweige denn in der Mitte von den Anhängern des„Alten“ und den Forderern des „Neuen“ gar nicht ſo groß und gewiſſe einfache Ge⸗ dankengänge des geſunden Menſchenverſtandes gel⸗ ten nicht nur für die Geſchichte, ſondern auch für alle menſchlichen Erſcheinungsformen vom Einzelmen⸗ ſchen über die Familie, den Berufsſtand, das Ge⸗ meinweſen, Land, Reich, Europa, ja die ganze Erde. Aber warum denn einfach ſein, wenn es kompliziert geht. Die Wahrheit dieſes Piscator⸗Wortes wird nirgends ſo ſehr empfunden wie in Deutſchland. Hier wie auch anderswo, bis nach Japan hin, hat im Mit⸗ telalter der Genoſſenſchaftsgedanke die Gemeinſchaf⸗ ten von der Familie bis zum Reich und dem Welt⸗ imperium beherrſcht, wie das u. a. ſo ſchön in Otto Gierkes Deutſchem Genoſſenſchaftsrecht nachzuleſen iſt. Auch heute iſt der Einungs⸗, der Innungs⸗ der Zuſammenſchluß⸗, der Kartellgedanke nichts weiter als die Wiederholung und Umformung jener mittel⸗ alterlichen Idee, mit denen Konſervative, Zentrum, Föderaliſten, Berufsſtandspolitiker, Sozialiſten und Kommuniſten ebenſo ſehr einverſtanden ſein können wie die Anhänger der Erhaltung der Familie, bie liheralen Vertreter der Selbſtverwaltung, die Freunde einer Reichsreform, bei der jedes Glied den ihm gebührenden Platz erhält, aber Doppel⸗ und Ge⸗ genarbeit vermieden werden ſoll und vor allen Din⸗ gen Gegen⸗ und Nebeneinanderarbeit ohne Abgren⸗ zung der gegenſeitigen Befugniſſe. Von den alten Stammesgauen, vom Hegau, dem Hotzenwald, dem Markgräfler Land, dem Breisgau über die natürlich hierfür unterzugliedernde größere rechts⸗ und links⸗ rheiniſche Pfalz zu den alten Stammesherzogtümern geht der Weg. Es iſt bezeichnend, daß gerade auch von demokratiſch⸗republikaniſcher Seite auf dieſe letz⸗ teren(Schaffung eines großen Rheinfranken uſw.) Wert gelegt wird. Als einer der Anreger des engeren Zuſammenſchluſſes von Südweſtdeutſchland möchte ich dringend davor warnen, für eine Neugliederung vorzuſehen. Der 3 ührende Kampf der 1 be le a auch bei Kriegs⸗ r Staaten im euro⸗ Ut Ba 140 Jahre„Neue Mannhei mungen. M 2 er Zeitung“* Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus irtſchaftsprogramm Baden⸗ falz⸗Saar Von Profſeſſor Arthur Blauſtein⸗ Mannheim Das Wirtſchaftsprogramm iſt uns gewiſſermaßen von unſeren ausländiſchen Gläubigern aufgedrängt worden ebenſo wie die Reichsreform, d. h. Deutſch⸗ land muß ſehen, mit geringeren Mitteln als bisher und unter Beſeitigung und Verminderung der zahl⸗ loſen Reibungsflächen in der Verwaltung und in der Wirtſchaft ſeine Verhältniſſe zu regeln. Schon Naph⸗ tali's Wirkſchaftsdemokratie iſt wohl unbewußt ein Vorläufer dieſer Beſtrebungen. Jetzt arbeiten an ſolchen Problemen der Reichsverband der Induſtrie, der Hauſabund, ein Teilprogramm— die Steuer⸗ neuregelung— hat der Herausgeber des Deutſchen Volkswirts, Guſtav Stolper, bereits veröffentlicht er iſt auch der Referent für ein demokratiſches Wirt⸗ ſchaftsprogramm— und in zahlreichen anderen Gre⸗ mien wird darüber verhandelt. Die Durchführung des Reparationsplanes iſt nur möglich, wenn Deutſchland wirtſchaftlich und organi⸗ ſatoriſch Höchſtleiſtungen erzielt. Hierzu iſt es not⸗ wendig, daß man ſich bei der Durchführung des Young⸗Planes nicht nur mit den von den einzelnen Reſſorts auszuarbeitenden finanz⸗ und ſozialpoliti⸗ ſchen Geſetzentwürfen, mit den verhältnismäßig ge⸗ ringen Aenderungen bei der Reichsbahn und der Reichsbank begnügt, ſondern einen Geſamtplan für die Neugeſtaltung der deutſchen Wirtſchaft und der zelne ausarbeitet, und zwar mit möglichſter Beſchleu⸗ deſſen Oberleitung kehrsſteuern oder Verwendung derſelben zu Tarif⸗ ermäßigungen für Grenzgebiete. Weiter Herabſetzung der direkten Beſteuerung und der Gewerbe⸗ und Grundbeſteuerung. Die ſozialpolitiſchen Geſetze brauchen nicht einzeln aufgeführt zu werden. Reform der Arbeits⸗ loſenverſicherung und des Schlichtungsweſens ſtehen im Vordergrund; aber auch die Aufhebung der un⸗ nötigen Arbeitsverwaltungen und ihre Wieder⸗ eingliederung in Reich, Länder und Gemeinden nach den Verwaltungsreformvorſchlägen der Unteraus⸗ ſchüſſe. Das Verhältnis der Arbeitgeber und Arbeit⸗ nehmer durch ein Reichsrahmengeſetz, wie es der neue Reichswirtſchaftsrat beraten ſoll, muß in den nächſten Jahren doch geregelt werden, ſodaß einige allgemeine Beſtimmungen ſchon jetzt im Sinne der Vereinbarung im Reichswirtſchaftsrat getroffen wer⸗ den könnten. Verkehr: Die Regelung der Reichsbahn iſt zu erörtern. Es geht nicht an, ihr die nahezu ſelbſtän⸗ dige Tariſhoheit in Ausnahmetarifen zu belaſſen, nachdem unwiderleglich feſtgeſtellt wurde, daß ſie ein⸗ zelne Reichsgebiete zum Nachteil anderer, ſchlechter geſtellter, begünſtigt. Auch die Reichspoſt ſollte in ein organiſches Verhältnis mit der Reichsbahn treten, auch zur gemeinſamen Betreibung des Autoverkehrs, das Reichsverkehrsminiſterium erhält. Das Reichspoſtminiſterium hätte in dieſem 2 ſie hofft, daß dieſe e Frommen der Gef In die Freude über das auf daß der Bau gelinge ein Ulächtigerer hat vollendet war. und dem Fortſchritt gewidmet ſein ſoll. i Hoffnungen und Wünſchen. gebracht wird! ergebenſter d 2 In der Reihe der Gratulanten will und darf diejenige Organiſation nicht fehlen, die ihren herzlichen Glückwünſchen die Feſtſtellung anſchließen kann, allezeit vom Verlag der „U. M..“ wertvolle Unterſtützung und tatkräftige Förderung erfahren zu haben. Fruchibare Anregungen ſtrömten von hier aus, Ratſchläge, deren Erfüllung Dielen den Kampf um die Exiſtenz in ſchwerſter Seit erleichterte, fanden ihren Weg von hier ins Weite, ernſte Worte der Mahnung riefen manchen rechtzeitig zur Umkehr, der in erkennung des Wertes kollegialer Zuſammenarbeit drauf und dran war, ſich in eine eigene Welt einzuſpinnen. Die Erinnerung an dieſes vieljährige, gemeinſame Streben und Wirken wird in den Reihen des„Vereins ſüdweſtdeutſcher Zeitungsverleger“ in dieſen Tagen beſonders lebendig. Die Kollegenſchaft weiß ſich eins in dem Gefühl des Dankes für die treue und zielſichere Mitarbeit, welche immerdar der Verlag der„U. M..“ ſeiner Standesorganiſation leiſtete; e, auf gegenſeitiges Derſtändnis gegründete Beziehung zu Uutz und ſich im neuen Heim fortſetzen und vertiefen werde. deſchaffene und Erreichte miſcht ſich aber Wehmut! Wir ihm die Kelle aus der fleißigen hand genommen, ehe das Werk Aus den Guadern des ſtolzen Baues ſpricht aber ſoin Feuergeiſt zu uns und es ist, als ob er mit ſeinem für alles Wahre, Gute und Schöne empfindſamen rheiniſchen herzen unter uns ſtünde, wenn das ſchaffende Leben von einer Stätte Beſttz ergreift, die fortan der Arbeit mit den aufrichtigen Glückwünſchen des„Vereins ſüdweſtdeutſcher Zeitungsverleger“ verbinde ich diejenigen der Bezirksarbeitsgemeinſchaft Baden der deutſchen Preſſe, deren Dorſitz zu führen ich die Ehre habe. Auch dieſe Organiſation, welcher der Derlag der„U. M..“ ſein förderndes Intereſſe noch nie verſagte, begleitet den nicht nur für den eigenen Derlag, ſondern für die Entwicklung des Mannheimer Seitungsweſens bedeutſamen Tag mit ſeinen beſten Möge der Derlag der„H. M..“ ſich ſelbſt und ſeinen bewährten Grundſätzen allezeit treu bleiben, möge im neuen heim die gute, alte Tradition eine ſichere Stätte finden, dann wird ſich erfüllen, was heute an guten und ehrlichen Wünſchen in reichem Maße dar⸗ Mit herzlichen, kollegialen Grüßen und freudigem„Glück auf!“ 3 0* * Dorſttzender des„.S..“ und der Bezirksgemeinſchaft Baden der deutſchen Preſſe. verbleibe ich Ihr — nigung. Wenn jetzt nur einige formale Beſtimmun⸗ gen der Geſetzgebung und einige Steuer⸗ und ſozial⸗ politiſchen Geſetze geändert werden, ſo iſt anzuneh⸗ men, daß die übrigen, wahrſcheinlich wichtigeren, wieder auf Jahre hinausgeſchoben werden. Auch die Schwierigkeiten, die bisher bei der Ver waltungs⸗ reform erwuchſen, laſſen es erforderlich erſcheinen, daß dieſe im Rahmen des genannten Geſamtplanes, etwa eines Reichsrahmengeſetzes zur Reichsreform erfolgt. Es iſt nicht notwendig, daß alle in dieſem Reichsrahmengeſetz enthaltenen Entwürfe für die unter Umſtänden auch Ermäch⸗ tigungsgeſetze nötig ſind, unbedingt Beſtandteile des Reichs rahmengeſetzes bleiben, aber es ſollte durch den Zwang, die Forderungen namentlich finanzieller Natur in ein Reichsrahmengeſetz zu preſſen, ein Druck auf die Regierungen, Verwaltungen und Par⸗ tenien ausgeübt werden, und ein ſolcher Druck iſt unbedingt notwendig, um eine Reihe wichtiger Be⸗ ſtimmungen, ſpeziell auch der Verwaltungsreform, gleichzeitig mitzuerledigen und nicht wieder auf die lange Bank zu ſchieben. N. Vor allem iſt es notwendig, die Geſetzent⸗ würfeſelbſt auszuarbeiten, weil damit ein Vorſprung vor langſamer arbeitenden Stellen erzielt werden kann. 2 10 politik, nachdem die Beſetzung beſeitigt und das aufzugehen. Selbſtverſtändlich müßten private Auto⸗ geſellſchaften ebenſo wie die private Binnenſchiffahrt erhalten bleiben. g Verwaltungsreform: Weiter kommen in Frage: Einführung der Auftragserteilung an die Länder, Neugliederungen, die aber erſt durch einen Ausſchuß von Sachverſtändigen vorbereitet werden müſſen, insbeſondere ſind aktuell die Neugliederung der Reichspoſt und der Eiſenbahndirektionsbezirke. Was uns zunächſt not tut, ſind Zweckver⸗ bände über die Landesgrenzen, wofür ſowohl prak⸗ tiſche Beiſpiele wie ausgearbeitete Geſetzentwürfe vorliegen und die ſich eine ganze Reihe von Jahren einſpielen können. Solche Zweckverbände und Ar⸗ beitsgemeinſchaften ſollten beiſpielsweiſe auch zwi⸗ ſchen Handelskammern und wirtſchaftlichen Verbän⸗ den ete. mehr gepflegt werden, um auch hier Einfach⸗ heit und Sparſamkeit durchzuführen. Auch das jetzt vollkommen zerſplitterte, dürftige Notprogramm der Landwirtſchaft wäre zu einem allgemeinen Landwirtſchaftsför⸗ derungsgeſetz im Rahmen der genaünten Re⸗ form auszubauen, desgleichen für die Induſtrie und den Handel eine Ausfuhr för derung, Rege⸗ lung unter Beſeitigung der vielen gegeneinander ar⸗ beitenden Stellen, die es jetzt gibt, und eine Kre⸗ dithilfe⸗ Auch die Grundlinien der deutſchen Außen und an zahlreichen anderen Stellen ſchaftliche Einzelperſb der Induſtrieſtaaten auf verſchiedenen Gebieten ſchon erfolgt und wird fortgeſetzt... Ein Kulturprogramm müßte beſonders die Kulturſtädte in den Grenzgebieten, ſoweit ſie das bisher beſetzte Gebiet oder das frühere deutſche G biet mitbetreuen(Hochſchulen, Theater uſw.) im Ra men des allgemeinen Grenzprogramms pflege Insbeſondere wäre auch hier zwiſchen Reich, Lö und Gemeinden eine Arbeitsteilung einzufſt nicht wie bisher den Städten allein die Bela zum größten Teil aufzubürden. Ein Reichsreformprogramm würde Zuſtimmung nicht nur der meiſten Parteien, ſon auch weiter, jetzt von der allgemeinen und der W ſchaftspolitik angeekelter Kreiſe des Volkes nen. Es iſt auch deshalb notwendig, damit werden kann, welche Koſten und welche im Rahmen des neuen Reparationsplane ſind und welche Leiſtungen auf wieviel Jahr werden müſſen, wobei die Koſten eines Si programms, des Wiederaufbaus von E Häfen, Waſſerſtraßen uſw. auch entſprechen rückſichtigen ſind. 1 e Erſter Grundſatz dafür iſt allerdings, wie bei de Bankenfuſion, Erzielung größter Sparſamkeit, d dieſe auch wirklich zu Buch ſchlägt, alſo Ver lung der ganzen Programmkoſten, lich wie bei den Reparationslaſten, über ei weiten Zeitraum, wobei wir uns eben unſerer Notlage abfinden müſſen. Sollten in der Zwiſchenzeit Enklaſtungen oder billig landskredite erhalten, ſo beſtände immer noch Möglichkeit, auf ſpäter verſchobene Programmpun früher zu behandeln.„„ Wenn die Landesgrenzen verwaltungsmäß wirtſchaftlich ſowohl innerhalb Deutſchland innerhalb Europas ſo ſehr abgetrag, b ſie tatſächlich einen abgetragenen E und nicht, wie heute noch, z. B. an 5 Grenze im Hauptreiſeverkehr die Zollſchik langwierigen Aufenthalten und Verſpätun allgemeinen Verärgerungen führen, dann ganze Neugliederung des Reiches, die gliederung Europas“), auch die T Staaten Europas viel von ihrer Bedeutun desgleichen, wenn die Minderheiten würden, daß ſie politiſch gleichber ſchaftliche und kulturelle Autonomie beſitz ſchon Staatsverträge, in denen etwas gefehen iſt, z. B. der preußiſch⸗hamburgiſch es heißt, daß der Verwaltungsrat bei al Arbeit ſo zu verfahren hat,„als ob La nicht vorhanden wären“. Da wir aber von dieſer Entwickl weit entfernt ſind, ſo müſſen Sicherheite werden ſowohl innerhalb wie außerhalb D 2 lands, um Grenzgebiete in ihrer Entwicklung unerhört aufzuhalten, wie dies deutſchen Beiſpiel in Baden, der gebiet der Fall iſt und wie es de reiſe immer wieder gezeigt ha oder 6 Männer in Berlin ohne Aufhebung der beiden desbanken erwirkt haben, hat Reichsratsbeſuches ſchwere f für die Wahrung der wirtſchaftlichen ſeres Landes ausgelöſt. Selbſtverſtändlich ſind im Oſten, gleich ſchwierig oder auch nicht, wenn Grundſätze verwenden will. Da Pfalz⸗Saar teilt ſich in zahlreich da ſind: kleinen Städten und Landgem heſſiſche Orte hinzutreten, da blem(öHafenentwicklung, die Saar eine Kohlenhauptſtadt S mit Ausſtrahlung nach Pfal auch Heſſen, Frankfurt uſw. ſein n engeren Beziehungen zum Niede Ruhrgebiet geſchädigt werden ſengemeinſchaft all dieſer G. ßiſchen Umgemeindungsgeſetz heiß wenig zweckmäßigen Zweckverb⸗ auch ſchon ſeit Jahren vorſch ſchaft und Arbeitsgemeinſcha daß ſpäter dieſe Nachbarſchaf auch auf nicht reichsdeutſche, al Gebiete wie die Schweiz, Elſa dehnt werden können und daß im ganzen Oſten und auch et Südtirol möglich ſind, wenn In dieſer allgemeinen Vergen kommt es jetzt hauptſächlich dara die wichtigſten für di herauszuſchälen. In Betr rleichterung auf ſteuerlichem Ge⸗ 8 einden der Wirt⸗ ere Beſeitigung der ch; das Steuervereinheit 8 Gebiete mit agrariſcher oder gemiſch e Beſeltigung der Ver⸗ ſenland, alſo gegen die ſtärkeren weſtlichen Ir r Grundlage 6 1 Mannheim, die Oberrheinmetropole— ſchließt bas nicht zugleich all die engen Wechſelbeziehungen ein, die hier zwiſchen Industrie und Handel von An⸗ beginn beſtehen? In der Tat gibt es wenig deutſche Wirtſchaftsbezirke, wo ſich alle Gewerbegruppen der⸗ art gleichmäßig entwickeln konnten und wo alle SZweige des Handels ebenſo vertreten ſind wie die äußerlich recht umterſchiedlichen Gruppen der Indu⸗ ſtrie. Was macht es ſchließlich aus, wenn ſeit der Jahrhundertwende oder richtiger ſeit den 80er Jah⸗ ren des vorigen Jahrhunderts die Induſtrie eine immer größere Bedeutung im Wirtſchaftsleben der Stadt und des Bezirkes gewonnen hat. Der Handel und das Handwerk waren ihre Grundlage und wenn heute die wirtſchaftliche Kraft Mannheims aus drei Wurzeln, der Induſtrie, dem Handel und dem Schiff⸗ fahrtsweſen, entſpringt, ſo nähren ſie doch alle zu⸗ flammen und keine ohne die andere den ſtolzen Wirt⸗ ſchaftskörper, der im Laufe der Jahrhunderte am Zuſammenfluß von Rhein und Neckar heranwuchs. Der Handel ſchuf in zäher Arbeit und Hingabe den Aletzten Seehafen“ mitten im Binnenlande, und die Induſtrie hat es verſtanden, ſeine Vorteile auszu⸗ nutzen. Wenn die Induſtrie heute der Zahl der Be⸗ triebe und der beſchäftigten Perſonen nach den Han⸗ del weit überflügelte, ſo nur darum, weil ihr der Handel all die Fäden und Beziehungen in die Hand gab, um jenen beinahe amerikaniſch anmutenden Auf⸗ ſchwung in ben letzten fünfzig Jahren vollziehen zu ieee, Wenn im Nachſtehenden die augenblickliche Situa⸗ tion des Handelsplatzes Mannheim im Vergleich mit den letzten Jahrzehnten gegeben werden ſoll, ſo wirb ſich nicht vermeiden laſſen, ſchon oft Geſagtes zu wiederholen. Heute wie vor der Wende des Jahr⸗ erts iſt Mannheim ausſchlaggebender teilungsplatz für die den Rheinſtrom be⸗ zenden Maſſengüter, und heute noch behaup⸗ 8 trotz aller Widerſtände und Hemmniſſe ſeine ragende Bedeutung als Handelsplatz und größten Binnenhafen Europas. durch den Verſailler Vertrag, durch die Ab⸗ trenung Elſaß⸗Lothringens, das Ausſcheiden Luxem⸗ burgs aus dem deutſchen Zollgebiet und durch die anzöſiſche Politik im Saargebiet Handel und In⸗ rie Mannheims einen weſentlich verengten Ab⸗ ſpielraum haben, iſt bekannt. Welche Schäden durch chneidung und Verkürzung des natürlichen Ab⸗ etes dem unterbadiſchen Wirtſchaftsbezirk und dem Handel entſtanden, darauf braucht . nochmals in allen Einzelheiten zu werden. Feſtzuſtellen iſt jedoch, in in ſeinem Kern geſunder Wirt⸗ rk derartige Amputationen ſeines natur⸗ nen Abſatzgebietes überwinden kann und ir hinaus noch die unvernünftigen Behin⸗ ngen durch Tartf⸗ und amtliche Wirtſchaftspoli⸗ überdauern vermag. Trotz aller Einbußen nheim heute nicht nur in Baden die erſte, ich im Reich noch eine bedeutende Rolle „und Handelsplatz. Heute noch iſt Mann⸗ Verſorger großer Teile Süddeutſchlands Wärme, Rohſtoffen und Nahrung. er Handel in Baden die Stellung des Mannheimer Handels und delsgewerbes richtig würdigen zu können, iſt es ndig, zuerſt einmal ſein Verhältnis inner⸗ adiſchen Wirtſchaft feſtzulegen. ſte Zunahme der badiſchen Handelsbetriebe Vorkriegszeit verzeichnen die Jahre 1895 In dieſem Zeitraum ſtieg das Handels⸗ 6865 Betriebe oder um 26,3 v. H. bei mizunahme der badiſchen Gewerbebetriebe 7544 oder 5,8 v. H. Die Zahl der beſchäf⸗ nen im gleichen Zeitraum erhöhte ſich ö uf 59 300 oder faſt um 50 v. H. 1925 chnete Baden 85 640 Handelsbetriebe leinſchl. ons- und Verſicherungsweſen) mit insge; beſchäftigten Perſonen. Während die Be⸗ szahl Badens unter den 18 Län⸗ eiches mit 2,31 Milltonen an fünfter teht, nahm Baden in der Zahl der be⸗ n Perſonen den 6. Platz ein, ichsweiſe der Freiſtaat Hamburg igszahl an 8. Stelle, aber in der gten Handelsperſonen an 4. Stelle Bevölkerung Badens waren 1925 duſtrie und Gewerbe, 28,2 v. H. in tſaft und 15,9 v. H. in Handel und chäftigt. Der Großhandel Badens um⸗ Betriebe mit 25 359 Perſonen. Leider chende und vergleichbare Aufſtellungen hre 18951907, doch zeigte ſich ſchon sgewerbe eine Ueberſetzung etrieben, was auch für die n Geltung hat. Denn rund vier⸗ als der Großhandel war 1925 mit 23 091 Betrieben und 48 696 be⸗ en; allerdings muß man bei den r die erſt knapp zurückliegende g in Betracht ziehend, wenn man effendes Bild gewinnen will. Unis zwiſchen Handel und In⸗ ann u. a. auch am Geſamt⸗ Während die Induſtrie in tteilen am Geſamtumſatz be⸗ chnitt 53,91 v..), ſtellten aden 36,48 Hundertteile des 5 140 Jal re„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festausgabe 2 U . Von Schriſtleiter Kurt Ehmer Teil ja Werte, die ihren Weg wieder nach auswärts finden, ſei es in andere ſüddeutſche Gebiete oder ſei es nach dem Auslande. In Mannheim Wie liegen nun die Verhältniſſe in Mannheim? Die raſche allgemein⸗wirtſchaftliche Weiterentwick⸗ lung trotz der oben ſkizzierten Schwierigkeiten und Hemmungen kann man zunächſt aus nach⸗ ſtehender, der Broſchüre von Profeſſor Schott entnommenen Aufſtellung erſehen. Die Zahl der Erwerbstätigen in Mannheim hat ſeit 1907 mit 46,8 v. H.(Erhebung 1925) am ſtärkſten von allen beutſchen Großſtädten zugenommen. Faſt ein Viertel aller in Baden beſchäftigten Arbeiter ent⸗ bezirk gehörend, den Mannheimern zuzählt. Daran ändert es auch nichts, wenn wir den Handel Mann⸗ heims von der Seite der prozentualen Verteilung des Betriebs vermögens aus betrachten. Zu⸗ nächſt ſei hier feſtgeſtellt, daß vom geſamten badi⸗ ſchen Betriebsvermögen 20,8 v.., alſo mehr als ein Viertel, auf Mannheim entfal⸗ len. Von den fünf großen Wirtſchaftsgruppen in Baden lagen 1925 Handel und Verkehr mit 32,8 v. H. über dem Reichsdurchſchnitt gegenüber Induſtrie und Baugewerbe mit 24,5 v. H. Genauer geſagt, das Ver⸗ hältnis der Induſtrie zum Warenhandel und der Schiffahrt hat ſich wie folgt verändert: Lag die Ver⸗ hältnisziffer 1891 wie:6 und im Jahre 1905 um⸗ gnkehrt wie:4. ſo betrug die Verhältniszahl nach der Denkſchrift der Handelskammer 1926:2. Be⸗ trachtet man die prozentuale Verteilung des Be⸗ 7 nur ihre Ueberflüſſigkeit beweiſen. niemals Klarheit, ſondern nur ſelber ausmachen. Die Zeit, die heute ja„bekanntlich — Sie wünſchen von mir für Ihre Feſtnummer einen Kufſatz, der eine Art Rückblick und vorſchau meiner Mannheimer Tätigkeit geben ſoll. Ich bedauere, Ihnen in dieſer Form nicht gefällig ſein zu können. Mit derartigen Kuſſätzen werden die Menſchen heute überſchwemmt, ſo daß bel jedem vernünftigen Menſchen der Derdacht der Unwahrhaftigkeit aufſteigen muß, der ja bei allem zu oft und zu laut Geſagtem meiſt nur zu berechtigt iſt. kann man nicht erfaſſen, indem man es beiläufig in Sätze zwingt, die ob ihrer Häufigkeit zum Schlagwort werden und die durch den Mißbrauch, den ſie in aller Leute Munde erleiden, Geweſenes, Augenblickliches und Zukünftiges kann ſich jeder Menſch nur ſtill bei ſich ſelber zuſammenreimen, indem er in die Dinge hineinſteigt und ſte von ſich her zu erfaſſen ſucht. Das iſt eine Arbeit, die jeder nur mit ſich ſelber tun kann und die am beſten und wirkungsvollſten iſt, wenn ſie von außen her unbeeinflußt bleibt. Dbieles Reden ſchafft allein wirkliche Formung und aus dem Schweigen heraus entſtehen Wirklichkeiten. Praktiſch in meinen Beruf überſetzt heißt das: Ich überlaſſe meine Arbeit und das, was ich zu ſchaffen vorhabe, demjenigen zur Beurteilung, der ſich die Mühe nimmt, wirklich hineinzuſehen. Wird er innerlich davon angezogen oder abgeſtoßen, ſo muß er es mit ſich die einzige Richterin; nur ſcheint dieſe ſogenannte Seit durch das ſchnelle Laufen oberflächlicher zu arbeiten. In Wirklichkeit reifen 5 aber alle Dinge nur außerhalb ſolcher Seitbegriffe. N Das Wahrhaftige Derworrenheit. Im Schweigen wächſt beſonders ſchnell laufen ſoll“, iſt und bleibt 1 Intendant des Mannheimer Nationaltheaters — fällt auf den Handelskammerbezirk Mannheim. 1875 waren bei 15 368 erwerbstätigen Perſonen in Maun⸗ heim 67,45 v. H. in der Induſtrie⸗ und 31,85 v. H. Jahr Gewarkgs⸗ Woh⸗ Ein⸗ Schiffs⸗ Bahn⸗ Gefamt⸗ fläche a nungen waähne verkehr in Millſonen dz 1890 2384 16199 79 058 26,8 5 50,2 1900 8607 29 195 141 131 59.8 49 1 107.9 1910 788 42 188 108 903 67,8 50,6 1179 neueſte 11 808 64 742 257 628 58,8 56.9 115,2 Angabe(1929)(1929)(1929)(1928)(19280(1928) ferner Reichs bank⸗ Einkomm.⸗ Gewerb⸗ Geſamt⸗ Erwerbs⸗ Perſonen⸗ Jahr umfaßt ſteueranſchlag ſteuerkapital tätige zahl der 72 5(Millionen Mk.) Perſonen Gew. ⸗Betr. 1800 24¹ 25 129,5 305,8 21716 20 024 1900 4612 6¹7.⁸ 241,7 689,7 87 034 35 618 1910 6840 84,5 848.3 1011, 72 275 1738 120 neueſte 9687——— 121 543 118 598 Angabe(1928) 1925) 1925) in Handel und Verkehr beſchäftigt. 1895 entfielen von 38 073 Perſonen 68,19 v. H. auf die Induſtrie und 31,17 v. H. auf den Handel. 1907 waren bei ins⸗ geſamt 78 120 beſchäftigten Perſonen 32,8 v.., im Handel, während 1925 bei 118 5938 Erwerbstätigen 76 872 oder 66,8 v. H. in der Induſtrie und 38 838 oder 28,9 v. H. im Handel ihr Brot fanden. Im Ver⸗ triebsvermögens nach dem Stand des Jahres 1925 im Handelskammerbezirk Mannheim— zu beachten iſt dabei, daß das Betriebsvermögen der eingetrage⸗ nen Firmen von 623 Millionen/ 1914 auf 356 Mill. Mark 1927 geſunken iſt—, ſo ergibt ſich ein Anteil der Induſtrie von 67,4 v. H. am Betriebsvermögen und von 46,5 v. H. am Einkommen. Der Großhandel partizipiert am Betriebsvermögen mit 13,3 v.., am Einkommen mit 16,6 v.., der Einzelhandel mit 4,9 bzw. 16,7, Banken mit 7,5 bzw. 7,4, Schiffahrt, Spedition, Lagerung mit 4,3 bzw. 1,6 v. H. Wirk⸗ ſamer zeigt ſich noch die Umſchichtung zwiſchen In⸗ duſtrie und Handel in Mannheim am Gewerbe⸗ ſteuer kapital, wobei ſich ergibt, daß von je 1000 4 des im Warenhandel oder in der Induſtrie Mannheims inveſtierten Gewerbeſteuerkapitals ent⸗ fielen 0 Auf den Warenhandel Auf die Induſtrie 1891 1905 1891 1905 588 4 3884 1 412 416 4 Das Verhältnis hat ſich demnach in dieſem Zeit⸗ raum, für den dis Unterlagen noch zur Verfügung ſtanden, von 5,9:4,1 in 3,8:6,2 verſchoben. Es zeigt ſich — * Der„Heuen Mannheimer Zeitung“ ſende ich zu dem bedeutſamen Abſchnitt in ihrer Geſchichte meinen Gruß im Gedenken an ihre guten Beziehungen zur Ruperto-Carola, in der Hoffnung, daß ſie auch weiter wie bisher tapfer für die Wahrung und Mehrung unſeres geiſtigen Feſitzes eintreten wird und in dem Bewußtſein, daß die Zukunft eine enge Verbindung der Intereſſen von Mannheim und heidelberg gebieteriſch verlangen wird. 5 0 prorektor der Untverſität Heidelberg. 1 . 8 gleich zu anderen Großſtädten entfielen von je 1000 Einwohnern 1925 auf 8 reines Handelsgewerbe reinen Warenhandel 68 Mannheim 1 11 Ludwigshafen 95 66 Karlsruhe 148 i 106 Stuttgart 156 98 München 150 101 Hamburg 240 n 158 Bremen 249 f 133 Aus dieſen Ziffern geht unſchwer hervor, welch alſo auch hier deutlich, wie vom Hafenverkehr und Warenhandel ausgehend der Wirtſchaftskörper der Stadt genährt und gekräftigt wurde, ſo daß ſchließ⸗ lich die Induſtrie über den Warenhandel hinaus⸗ wuchs. Großhandel und Einzelhandel Nach der letzten Betriebszählung 1925 gehörten dem Großhandel in Mannheim 985 Betriebe mit 8392 beſchäftigten Perſonen an. Der Einzelhan⸗ del erſcheint mit 2843 Betrieben und 8267 Perſonen, Betri und erſonen, Ge d⸗, m Einzug ins Basser der Tabak und Tabakwarenhan mit mannhaus eee Der Mannheimer Handel geſtern und heute getrennt geführt wurden, erſcheint der Warenhandel mit 2589 Betrieben und 9905 Perſonen, der Geld⸗ und Kredithandel mit 32 Betrieben und 672 Per⸗ ſonen. Hieraus läßt ſich erkennen, daß der Handel ſich ſtär ker ausgedehnt hat als die übrige Gewerbeentwicklung, was ja auch für das ganze Reich zutrifft. Nach den Reichserhebungen ſtellt ſich das Verhältnis von Induſtrie zum Handel der Zahl der Perſonen nach reichlich auf:1, nach den Betrieben aber auf:5. Gegenüber 1907 haben ſich die Induſtrießetriebe im Reichsurchſchnitt um 2 v. H. erhöht, während Handel und Verkehr um 38,6 v. H. gewachſen ſind. Bei der Beurteilung der für Mann⸗ heim gegebenen Zahlen, wie auch der nachfolgenden Ueberſicht muß man dieſen Reichsdurchſchnitt in Be⸗ tracht ziehen, nach dem ſich ergibt, zaß 1907 auf einen Großhandelsbetrieb zwei Einzelhandelsbetriebe ent⸗ fielen, daß 1925 jedoch bei der Aufblähung der Be⸗ triebszahl des Einzelhandels ſich das Verhältnis:4 ſtellte. Bemerkenswert iſt dabei, daß in der Zahl der beſchäftigten Perſonen das Verhältnis:3 un⸗ gefähr gleichgeblieben iſt. Das Statiſtiſche Reichsamt nimmt nach ſorgfältigen Schätzungen an, daß der Großhandel ſeit 1907 nur wenig zugen o m⸗ men hat, während die Erweiterung des Einzel⸗ handels linsbeſondere der Lebensmittelgeſchäfte, Kleider⸗ und Wäſchegeſchüfte) recht beträchtlich ge⸗ weſen ſein muß. Es iſt darum ratſam. die nach⸗ ſtehende Aufſtellung über den Anteil der einzel⸗ nen Handelsbetriebe in Mannheim unter dieſem Geſichtspunkte zu betrachten. 1913 1927 Meßziffer (1913= 100) Allgem. Ein⸗ u. Ausfahr 32 235—— Kohlenhandel uſw. 88 1605 90 75¹ Eiſenhandel 102 1148 53 551 Chemikalienhandel 63 479 37 183 Häute, Leder, Kautſchuk 58 434 26 88 Papier 21 126 28 70 Holzhandel 5 49. 231 32 845 Holzwarenhandel 47 209 40 152 Nahrungs⸗, Genußmittel 102 700— 5 50 Getränke 40 207 84 230 Getreide, Mehl⸗ u. Futter⸗ mittel 129 618 377 728 Tabakgroßhandel 51 217 157* 616 Lagereigewerbe 2⁴ 105.— Spedition 81 2266—. Schiffahrt 52 443—— * Gegenüber 1907 ſchätzungsweiſe reichlich verdoppelt. ** Einſchl. Einzelhandlungen. Abſatzgebiete und Abſatzgüter Wohl jede dieſer Firmen ſteht in enger Be⸗ a ziehung zur Rheinſchiffahrt, die nach wie vor das Rückgrat der Mannheimer Wirtſchaft iſt. Aufbauend auf dem Umſchlag des Hafens hat ſich in Mannheim der ausgedehnte Groß⸗ und Kleinhandel entwickelt. Es bedarf nicht nochmals des Hinweiſes auf die Bedeutung der Rheinſchiffahrt, und hier ſoll nicht nochmals die ganze Verluſtliſte aufgeführt wer⸗ den, die der Rheinverkehr und der Mannheimer Um⸗ ſchlag durch die rheinſchiffahrtsfeindliche Tarifpolitik der Reichsbahn erlitten haben. Ganz vermeiden läßt es ſich aber nicht, an dem einen oder anderen Bei⸗ ſpiel zu zeigen, wie ſehr Mannheim durch dieſe Tarif⸗ politik— die eines Tages doch einmal zuſammen⸗ brechen muß— bisher geſchädigt wurde. Mannheim iſt Welthandelsplatz für Getreide. Seine Lagerhäuſer vermögen den ganzen Bedarf Süd⸗ weſtdeutſchlands und darüber hinaus auch von Tei⸗ len des Auslandes aufzunehmen. Sein in der Haupt⸗ ſache auf den Verkehr mit Pfalzweinen begründeter Weingroßhandel, ſein Eiſengroßhandel, ſein Holzhandel mit den weitreichendſten inter⸗ nationalen Beziehungen für die Einfuhr von Ueber⸗ ſeehölzern, und für die Verſorgung der ausgedehn⸗ ten einheimiſchen Möbelinduſtrie, des Baugewerbes und der Kohlenbergwerke mit Hölzern aus den Wäl⸗ dern Bayerns, des württembergiſchen und badiſchen Schwarzwaldes haben führende Bedeutung. In den letzten Borkriegsfahren ſinb den babſſchen Rheinhäfen über 4,5 Millionen Tonnen Koh⸗ len auf dem Waſſerweg zugeführt worden. Die weltwürtſchaftliche Verflechtung und die internationalen Wirtſchaftsbezieh⸗ ungen Mannheims gehen daraus hervor, daß ſeine 570 Kilometer von der Meeresküſte entfernten Häfen damals 37,1 v. H. ihres Waſſerverkehrs vom Ausland empfingen oder ins Ausland ent⸗ ſandten. Jahrzehntelang genoß Mannheim die Vor⸗ teile des Endpunkts der Großſchiffahrt auf dem Rhein und einer überaus günſtigen verkehrsgeogra⸗ phiſchen Lage in Hinſicht auf die Handelsbeziehungen nach dem ſüblichen und ſüdweſtlichen Deutſchland und wichtigen Teilen des Auslandes(Schweiz, Oeſterreich, Italien, Südfrankreich). Infolgedeſſen dehnten ſich die Mannheimer Hafenanlagen ſtändig aus. Die Rheinſchiffahrt in Gefahr Mannheim wurde der Umſchlagsmenge nach der zweitgrößte Binnenhafen Europas, dem Werte der Waren nach der bedeutendſte Bin⸗ In den Duisburg⸗ . der Schweiz und Südfrankreich ſind zum größten Teil kahmgelegt. Der Umſchlag ſeiner Häfen iſt infolge einer von der Reichsbahn in den letzten Jahren befolgten neuen Tarifpolitik, namentlich infolge der Einführung von Staffeltarifen für Maſſengüter auf weite Entfernungen und infolge der Abneigung der Reichsbahn gegen die Wiedereinführung von niedrigen Waſſerumſchlagtarifen für die oberrheini⸗ ſchen Häfen, in ſtarkem Rückgang begriffen. Dadurch droht der alte Vorrang Mannheims als oberrheini⸗ ſches Zentrum der Rheingroßſchiffahrt mehr und mehr zu ſchwinden und damit kommt auch der auf den Bezug und Verſand über die Waſſerſtraße viel⸗ fach aufgebaute Großhandel in zwangsläufige Gefahr. Die nachſtehenden Tabellen mögen das er⸗ härten. Entwicklung des Mannheimer Hafenverkehrs (Umſchlag von Hauptſchiff zu Hauptſchiff. Alles in To Johr Ankunft Abgong Geſomtverkchr 1 1882 961 378 314 654 1276 032 3 1888 1834 385 476 635 2309 02⁰ * 1890 2 165 633 517 518 2683 151 2 N 1892 2 454 851 626 036 3 080 887 l 1893 2 669 170 570 165 3239 235 1894 3000 517 662 063 3 662 580 1895 2 711 944 567 791 3 279 735 1893 3 478 169 704 313 4182 482 1897 3 493 069 729 191 4222 260 1898 3 897 749 719 902 4617 651 1899 4361 115 741280 5 102 395 1900 5 064 155 821 185 5 885 340 1901 4849 044 822 157 5 671201 1902 4663 379 1066 195 5 729 574 1903 5 648 419 1292 057 6 950 476 1904 5 471012 1154 814 6 62⁵ 829 1905„ 5564 118 1397 942 6 962 060 1906 0 5 786 828 1175 409 6 962 237 1907 6 792 639 1102 017 7894 656 1908 6 714 453 1095 176 7 809 629 1909 6 328 061 1040 687 7368 148 1910 5 756 991 969 669 6 726 660 1911 5814 952 705 504 6 520 456 1912 5 952 721 892 271 6 844 992 191³ 6 562 738 834 477 7397 21⁵ 1920 5 910 177 389 747 6 299 924 1921 4334 627 597 087 4931 714 1922 6 119 808 1443 6 681 251 1923 671 916 318 285 990 201 1924 5 72⁵ 939 488 952 6 214 891 192⁵ 5 222 785 560 269 5 783 054 1926 1270 513 1108 016 5 378 529 1927 5 535 668 531 940 6 067 608 1928 4799 656 598 030 5 397 686 Der Umſchlag wurde vor dem Kriege nicht er⸗ faßt. Die nachſtehende Ueberſicht zeigt den ö Umſchlag in den Wanner 5 von Hauptſchiff zu a upt N zu Hauptſchiff ab 190 8 Die nachſtehenden Ziffern ſind in den oben angege⸗ 7 benen Zahlen für die gleichen Jahre nicht enthalten. f Jahr Ankunft Ab ang Geſamtverkebr ö 1920 155 300 159 019 314 319 1921 36 727 21 259 72 05⁵⁴ ö 1922 294 554 302 7²⁵ 597279 1923 88 258 94 149 182 407 1924 331 972 351537 683 509 ö 1925 268 712 267 717 536 429 ö 1926 274 240 298 850 568 090 1927 326 151 355 601 681552 1928 201 465 230 515 431 980 Die Abnahme des Mannheimer Hafenverkehrs betrug alſo gegen 1 i v8 1926 gegen 1918 27,6 v. H. 1927 gegen 19188 18 v. H. 1928 gegen 191„„„ 27,1 v. H. 4 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“* Festausgabe zum A Um die Auswirkung der Eiſenbahntarifpolitik auf den Verkehr der Häfen zu kennzeichnen, darf aber nicht der Geſamtverkehr von Schiff auf Bahn und von der Bahn aufs Schiff zugrunde gelegt werden, denn nur dort kann der Eiſenbahntarif einwirken, wo er durch Anſchlußfrachten den gebrochenen Bahn⸗ Waſſertransport beeinflußt. Dieſer Umſchlags⸗ verkehr iſt die Lebensnotwendigkeit der Oberrheinhäfen, und dieſer Verkehr hat 19 ganz verſchwunden und von den reſtlichen 42 haben 24 einen Rückgaug von durchſchnittlich 75 v. H. erfahren, während der übrige Umſchlags verkehr einen Rückgang von nicht weniger als 60 v. H. aufweiſt. Von 53 Güterarten, die von der Bahn aufs Schiff umgeſchlagen wurden, ſind 1925 32 ganz verſchwun⸗ den und weitere 11 haben einen Rückgang von nicht weniger als 75 v. H. erfahren. Wäre dieſer Rückgang auf einen allgemeinen Rückgang aus wirtſchaftlichen + Förderung jedes einzelnen Mitarbeiters. N 5 5 Der„Neuen Mannheimer Zeitung“ ſende ich zur Einweihung des neuen hauſes beſte Glückwünſche. ahnt ſeine alte Faſſade, die eine Zierde des Mannheimer Marktplatzes iſt, an die große Tradition, auf die das Blatt zurückblicken kann, ſo möge der ſtolze Neubau ſtets der Ausdruck innerer Kraft und nie raſtenden Tatendranges ſein. Möge vor allem der tech⸗ niſchen Grundlage auch immer die geiſtige entſprechen, die nur von charakterſtarken Perſönlich⸗ keiten in Redaktion und Derlag gewährleiſtet wird. Nur die innere Verbundenheit mit einer großen Vergangenheit und der raſtloſe Wille zur zeitgemäßen Entwicklung werden dem hauſe das rechte Fundament und den rechten Inhalt geben. Wie der neue Bau den Erfolg vergangener fruchtbarer Arbeit repräſentiert, ſo weiſt er andererſeits in die Zukunft, die eine glückhafte ſein wird, wenn im neuen hauſe ſtets Derantwortungsbewußtſein und Tapferkeit der Geſinnung in der Redaktion im Zuſammenwirken mit verlegeriſcher Unternehmungsluſt tätig ſind. Geſchäftsführender Direktor des Reichsverbandes der Deutſchen preſſe Ein neues heim, kein anderer Geiſt, ein neuer Rahmen, aber kein anderer Inhalt, ſo wird die„eue Mannheimer Zeitung“ ſein, wenn ſie umgezogen iſt in das wunderſchöne Haus am Marktplatz. Der gute Geiſt echter Kollegialität, bei dem alle Redakteure in edlem Wettſtreit miteinander ſtehen, hat immer die Redaktion der„Neuen Mannheimer Zeitung“ ausgezeichnet. Möge er auch im neuen Hauſe fortblühen zum Uutzen der Zeitung und zur A, eee, Dorſitzender des Landesverbandes der badiſchen preſſe. N . 5 beſonders die Bedeutung der Mannheimer Häfen ausgemacht. Dieſer Umſchlagsverkehr iſt es aber, wie Handelskammerpräſident Lenel anläßlich des Reichs rats⸗Beſuches nachweiſen konnte, der durch die Maßnahmen der Eiſenbahn aufs ſtärkſte bedroht und gedroſſelt wird. Als Beweis mag dienen, daß der Umſchlag von Schiff auf Bahn 1925 um 52 v. H. gegen 1923 zurückgegangen iſt. Von 61 Maſſengütern, die 1913 in Mannheim umgeſchlagen wurden, ſind 1925 Gründen zurückzuführen, ſo dürften wir uns nicht beklagen; dem iſt aber nicht ſo, denn Baden empfing von den Seehäfen zirka 60 v. H. mehr gegen 1913, während der Empfang aus dem Verkehrsbezirk 34 (Mannheim) um 20,6 v. H. abgenommen hat. Süd⸗ bayern empfing aus den Seehäfen um 108 v. H mehr, aus unſerem Bezirk 28 v. H. weniger, Würt⸗ temberg aus den Seehäfen 96 v. H. mehr, aus dem hieſigen Bezirk zwar auch 3 v. H. mehr; dieſer kleine Einzug ins Bassermannhaus 1 Gewinn war aber kein Umſchlagsgut, ſondern Mehr⸗ verſand der chemiſchen Werke von Mannheim und Ludwigshafen. 5 Man führt den Rückgang des Mannheimer Hafen⸗ umſchlags auf ſeiten der Reichsbahn und der hinter ihr ſtehenden Seehäfen gar zu billig auf die„natur⸗ gegebene“ Ausdehnung des Oberrheinverkehrs zurück, was die Verkehrszunahme des Straßbur⸗ ger Hafens beweiſe. Handelskammerpräſident Lenel hat darlegen können, daß es leicht ſei, nachzu⸗ weiſen, daß das Umſchlagsgut Straßburgs, das von 1913 von 1,99 Millionen Tonnen auf 5,37 Mill. Ton⸗ nen in 1928, das iſt um 270 v. H. geſtiegen iſt, kein oder faſt kein Gut iſt, das uns verloren ging, ſon⸗ dern durch eine zielbewußte Politik, wie Poincare in Straßburg mit Recht rühmte, dem franzöſiſchen Oberrheinhafen gewonnen wurde; in der Hauptſache handelt es ſich um Kali und Erze, die auch vor dem Kriege nicht über deutſche Oberrheinhäfen verfrach⸗ tet wurden. Die unverſtändlichen Wettbewerbstarife der Reichsbahn, ihre vollkommene Unzugänglichkeit gegenüber den voberrheiniſchen Beweisgründen drohen die Geſundung der Rheinſchiffahrt und der von ihr abhängigen Gewerbezweige nicht nur zu verhindern. Kommt die Reichsbahn den berechtigten Wünſchen nach Waſſerumſchlagstarifen, nach einer Einbeziehung des Rheinweges in ihre Wettbewerbs⸗ politik nicht entgegen und unterläßt ſie es ferner⸗ hin nicht, Güter vom Rhein abzuziehen, ſo muß, wie Präſtdent Lenel ausführte, in abſehbarer Zeit die deutſche RAheinſchiffahrt zum Erliegen kommen und dadurch der deutſchen Wirtſchaft ein unerpeß⸗ licher und unerſetzbarer Schaden entſtehen. 0 Mannheims Anteil an der Einfuhr Wie ſehr aber der Rückgang der weltwirtſchaft lichen Beziehungen Mannheims durch die einſeitige und durch nichts gerechtfertigte Bevorzugung de norddeutſchen Seehäfen vorgeſchritten iſt, erhellt daraus, daß die über das Mannheimer Zollamt ge⸗ gangene Einfuhr einiger wichtiger Artikel der deutſchen Zollſtatiſtik 1928 nur noch rd. 9 v. H. der geſamten deutſchen Einfuhr ausmachte, während ſie in der Vorkriegszeit ſich 1900 auf 4,68 1905 auf 5,79 und 1910 auf 6,65 v. H. ſtellte. Immer⸗ hin iſt der Prozentſatz Mannheims an der geſamt deutſchen Einfuhr noch recht erheblich ö heute noch bezieht der Mannheimer Getreide handel 22—26 v. H. der geſamtdeutſchen Getreideeinfuhr. Vor dem Kriege lager en vom Weizenbeſtand ſämtlicher deutſchen Zoll⸗ läger faſt fünf Sechſtel in Mannheim⸗Lud hafen. Das trifft zwar heute nicht mehr ganz zu, weil das in der Schweiz bis vor kurzem noch he⸗ ſtehende Getreidemonopol manches, Straßburg erhebliche Mengen von Mannheim abzogen. Du; die ſchon erwähnte Zollpolitik Frankreichs hat ſich Getreidezufuhr Straßburgs, die 1908 nur 1 1 der Mannheimer Zufuhr ausmachte(136 409 Te Gipser- und Stukkateur-Geschäft Mannheim-Feudenheim, Hauptstraſte 102 a Ausführung von: Verputzarbeiten— Gegossene Rabitzdecken— Herstellen von Kreu 7 gewolben— Stuckarbeiten u. Dekorationen für Decken u. Mande sowie Eassadenputzarbeiten Alleinige Vertretung für Mannheim von Stuckmarmor der Fs. Kerl Rich. Mayer-Nosa, Stuttt art 2 . Büro u. 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Immerhin ſtellt ſich der prozen⸗ tuale Wert des Getreideimportes zur⸗ zeit noch auf etwa 51 v. H. des Mann⸗ heimer Geſamtimportes. Aus der unten⸗ ſtehenden Tabelle iſt der überragende Anteil des Ge⸗ treihe⸗ und Produktenbezuges im Hafenverkehr er⸗ ſichtlich, wie auch aus der Eiſenbahnverkehrstabelle hervorgeht, in welchem Maße ſelbſt die Eiſenbahn an einem größeren Umſchlag in das Land intereſſiert ſein ſollte, weil, namentlich bei Weizen von den an⸗ gelieferten Mengen im Durchſchnitt nur ein Drittel in Mannheim zur Bearbeitung bleiben, während falle Drittel auf die benachbarten Einflußgebiete ent⸗ allen. Eiſenbahngſterverkehr im Verkesbezirk 34(Manunheim⸗ Ludwigshafen Geſamtverkehr in Tonnen 1913 1925 1926 1927 Empfang 2 640 922 3 196 535 2 578 272 2 490 330 Berſand 8 662 701 5 154 969 4780 879 4 912 978 Geſamtverkehr ohne Binnenverkehr 8 303 623 8 851 504 7 858 15¹ 7 854 803 Empfang in Tonnen 191 192 1928 1927 Weizen 39 441 85 215 48 834 12 64¹ Roggen 9 947 3421 9 101 2 878 afer 8 756 1 687 5 515 3 912 erſte 2 124 11 662 14 001 14 276 Hirſe, Hülfenftüchte 10³⁴ 2864 3866 2 Mais 12¹ 178 9⁴ 108 Obſt, Gemüſe 24 835 10 398 16 812 21 786 Braunkohlen Braunkoh enbr ketts 5 818 24 12 558 8 869 Steinkohlen 146 029 122 615 148 961 261 787 Steinkohlenbrlktets 7 585 6 282 6 594 17 012 Kteinkohlenkoks 17 423 23 914 26 659 8² 4 Verſand in Tonnen 1913 192 1926 1927 Weizen 298 770 145⁵ 718 105 408 187 141 Roggen 8 804 6 0⁴⁴ 1839 5 568 afer 86 864 50 000 21 820 18 958 erſte 53 947 16 443 10 508 9 616 Hirſe. Hülſefrüchte 15 285 4588 5 386 5 082 Mais 185 362 81 206 40 466 71¹ 083 Obſt, Gemüſe 6 002 3 513 3 825 8 558 Braunkohleu 1488 4569 80 867 Braunkohlenbriketts 146 897 519 215 486 519 590 126 Steinkohlen 762 970 1 800 310 1 465 818 1120 752 Steinkohlenbriketts 647 270 292 016 499 280 80 Steinkohlenkoks 152 921 290 514 247 069 260 998 War alſo Mannheim vor dem Kriege im Um⸗ ſchlag ausländiſchen Getreides führend in Europa, ſo hat es, ſo ſehr auch heute noch ſein Umſchlag ins Gewicht fällt, viel von ſeiner Stellung hergeben müſſen. Daß hieran nicht allein nur die Reichsbahn Schuld trägt, muß ehrlich eingeſtanden wer⸗ den. Denn neben der Inflation— die die Kapital⸗ kraftdes Großhandels beſonders ſchwächte— und gewiſſen veränderten innerdeutſchen Abſatzver⸗ bindungen(direktes Mühlengeſchäft, Genoſſenſchaften uſw.), waren auch von außen her Faktoren wirkſam, die aus dem früheren„Glanzſtück“ Teile entfernten. So ſei nur an die eigenen Vertreter der großen Ablader, den Pool und an Rotterdam erinnert. Hinzu kam die Standardiſierung des ausländiſſchen Getreides, was heute den Umſatz der Getreidebörſe, die früher vorzugs⸗ weiſe nach Muſtern verkaufte, zu einem Teile ſchmä⸗ 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festaus lerte und den Getreidehandel an ſich populariſterte. Aber trotz allem, die Tarifpolitik der Reichs⸗ bahn iſt doch das Ausſchlaggebende für die Ein⸗ buße hier wie in anderen Gütern. Die Wett⸗ bewerbspolitik mit Italien um die Adria⸗ und Mittelmeerhäfen hat, um noch ein Beiſpiel zu geben, das vor dem Kriege nicht unbedeutende Oſt⸗ geſchäft heute vollkommen unrentabel gemacht. Da⸗ gegen hat das Mannheimer Futtermittel ⸗ geſchäft durch die Einführung von Kraftfutter ein anderes Geſicht bekommen und ſich ausgedehnt. Der Braugerſtenhandel iſt dagegen, eine Folge der Konzentration der Malzinduſtrie, für den Handel wenig lukrativ und auch das früher ſehr bedeutende Geſchäft in Leinſaat und Raps iſt infolge der veränderten Wirtſchaftsverträge ſehr ſtark zurück⸗ gegangen. Der Mannheimer Getreide⸗ und Pro⸗ duktenhandel hofft aber immer noch, daß eine ge⸗ änderte Tarifpolitik der Reichsbahn, die Rückgliede⸗ rung der Saar, die Aufhebung des Schweizer Ge⸗ treidemonopols und endlich die Wiederanerkennung ſeiner volkswirtſchaftlichen Funktion als. Mittler dem Platze Mannheim neuen Aufſtieg bringen werden. Im übrigen waren dann weiterhin Hafenverkehr Mannheims Zufuhr in 1000 Tonnen 1913 1925 1976 1927 1928 Getteide 699,3 4470 511.1 662.7 493 6 Obſt, Gemüſe.8.4.6.8 5,1 Henn 4766 226.6 261 0 423,2 882.5 aunkohlen, roh 13 58.01 17.8 Braunkoflenbriketts 288,3 455.5 418.8 448 5 4571 Sieinkohlen. roh 31826 200,2 1824.6 2276 2 180,7 Steinkohlenbriketts 13.2 91.4 5,1.9 Steintohlenkoks 28078 278.5 244,1 281,4 357,3 Abfuhr in 1000 Tonnen 1913 1975 1926 1927 1928 52 21 Getreide 28,1 8 8 25,1 24.7 Obſt, Gemüſe.5 0..7„7.5 . 46.5 6,8.2.7 8,4 Holz Braunkohlen, roh— Braunkohlenbriketts— Steinkohlen, roh 219 3824 38676 146 13. Steinkohlenbriketts 8— 202 4— Steenkohlenkoks—.8.1 257.8 1927 von den Hauptgruppen der Mannheimer Ein⸗ fuhr dem Werte nach beteiligt: Lein⸗ und Oel⸗ ſaaten uſw. mit 8 v.., tieriſche und pflanzliche Spinnſtoffe 7 v.., pflanzliche Oele u. dergl. 4 v.., Benzin und andere flüſſige Brennſtoffe 3,9, Häute und Felle 3,7 v.., Kolonialwaren 3,6 v. H. und pflanzliche Erzeugniſſe zu gewerblichen und Heil⸗ zwecken mit 2,3 v.., und ſchließlich partizipiert Holz an der Einfuhr mit 2,5 v. H. Im Hafenverkehr iſt neben dem Getreide der Kohlenumſchlag ausſchlaggebend, der nahezu ganz Süddeutſchland mit Brennſtoffen verſorgt. Der Menge nach muß Kohle noch über dem Getreide⸗ und anderen Güterumſchlag liegen. Prozentual iſt Kohle darum am Geſamthafenverkehr nach wie vor am ſtärkſten beteiligt: 1913 ſtellte ſich ihr prozentualer Anteil auf 51 v.., 1924 auf 73 v.., 1925 auf 64 v.., 1926 auf 57,2 v. H. und 1927 mit 49,9 v. H. wieder annähernd auf den Vorkriegsanteil. Bemerkens⸗ wert iſt, daß dieſer mengenmäßig ganz bedeutende Kohlenumſchlag von verhältnismäßig wenig Firmen gabe zum E vollzogen wird. 28 Werks⸗ und Zechenhandlungen bezw. mehr oder weniger von der Produktion ab⸗ hängige Betriebe(das Kohlenkontor hat ſeinen Sitz in Mannheim) und 16 freie Kohlengroßhandlungen bewältigen den Umſchlag. Zum Schluß ſei noch der Umſchlag an Eiſen und Erzen erwähnt, der ſich in den letzten Jahren zwar ziemlich konſtant auf 5,1 v. H. des Geſamtverkehrs hält, der aber dennoch über dem von 1913 liegt(4,5 v..). Die Konzentra⸗ tion der Montaninduſtrie und die Zuſammenfaſſung ihrer Vertriebsgeſellſchaften hat wohl im weſent⸗ lichen dieſe Stabiliſierung erreicht, doch dürfte auch die fortgeſchrittene Induſtrialiſierung Mann⸗ heims ein gut Teil dazu beigetragen haben. Mannheims Bezugsgebiete Mit welchem Recht man Mannheim den„letzten Seehafen im Binnenlande“ genannt hat, erkennt man dann, wenn man nach der Herkunft der vorge⸗ nannten Produkte und Rohſtoffe forſcht. Nach der Mannheimer Enquete ſtellte ſich 1927 der wert⸗ mäßige prozentuale Anteil der einzelnen Be⸗ zugsgebiete Mannheims wie folgt: Ame⸗ ri ka 64 v. H. des Geſamtbezugs, Europa 19 v.., Aſien 7 v.., Auſtralten 4 v. H. und Afrika 4 v. H. Von den 64 Proz. des Imports aus geſamt Amerika entfallen 41 v. H. auf die Vereinigten Staaten und Kanada, 24 v. H. auf Südamerika, in der Hauptſache Argentinien. Ihren Grund hat dieſe für Viele vielleicht überraſchende Tatſache darin, daß Amerika nach dem Krieg das Hauptbezugsgebiet von Getreide geworden iſt. Die ſtarke Stellung der Ver⸗ einigten Staaten, welche ſich dieſe erſt nach dem Krieg geſchaffen haben, iſt in der Hauptſache auf den faſt völligen Ausfall von Rußland zurückzuführen. Neben dem Getreide treten die anderen aus Amerika bezogenen Artikel weitgehend zurück. Erwähnens⸗ wert ſind für den Bezug aus den Vereinigten Staaten Benzin, Schweineſchmalz, Automobile und Terpentinöl. Von Südamerika kommen aus Argentinien vor allem Felle, Kreuzzuchtwolle und Gefrierfleiſch, aus Braſilien Gerbſtoffe und Kaffee, letzterer auch aus Columbien, Venezuela und Coſta⸗ Rica. 5 Europa tritt gegenüber Amerika weit in den Hintergrund, ſelbſt wenn man berückſichtigt, daß die Erhebungszeit in die Monate der Haupkgetreide⸗ einfuhr fiel. Charakteriſtiſch für den Import aus Europa iſt die Vielſeitigkeit der Länder, der Bezugs⸗ gebiete(les gibt kein Land in Europa, aus welchem nicht nach Deutſchland importiert wird), ſowie der Waren. Von den europäiſchen Bezugsgebieten ent⸗ fielen in v. H. des Mannheimer Bezugs aus Geſamt⸗ europa auf Großbritannien 22, Niederlande 14, Frankreich 13, Oeſterreich 9, Tſchechoflowakei 7, Bel⸗ gien 6, Italien 5,6, Spanien 4,8. So bleibt zufſammenfaſſend nur noch zu ſagen, daß trotz der Verſchiebung des Verhältniſſes zwiſchen Handel und Induſtrie der ältere Gewerbezweig von beiden ungeachtet aller Einbußen— der unabänder⸗ lichen ſomohl wie der willkürlichen— noch immer reſpektabel anzuſchauen iſt. Hafen und Handel, ſie beide zuſammen mit der Induſtrie bringen eine Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkelt, wie ſie nur ſelten zu finden iſt. Die Großin duſtrie, die vorzugsweiſe fach⸗ wirtſchaftlichen Momenten und Einflüſſen unter⸗ worfen iſt, wird von der Ungunſt der Grenzlage und den ſtandortlichen Bedingungen inſofern weniger berührt, als ſie, durch die allgemeine Wirtſchaftsent⸗ wicklung zu nicht unerheblichen Steigerungen des Exportes veranlaßt, den allgemeinen Schwierigkeiten beſſer zu begegnen vermag als die kleinere und mittlere Induſtrie. Gerade der Pro⸗ duktion der Großinduſtrie und ihrem ſtarken Aus⸗ landsabſatz iſt es zu danken, daß auch der Man n⸗ heimer Export ſich ſehen laſſen kann, denn der Anteil von zwei v. H. am geſamten denlſchen Export iſt ſehr reſpektabel. Aktive Grenzlandpolitik Wenn alſo die glückliche Dreiteilung der Mann⸗ heimer Wirtſchaft bisher ſchwerere Schäden für die Geſamtwirtſchaft abzuwehren vermochte, ſo bleibt die Forderung nach einer aktiveren deutſchen Grenzlandpolitik beſtehen.„Wenn wir auch die Zuverſicht haben— wie Präſident Lenel kürzlich ausführte—, daß wir, geſtützt auf die Gunſt unſerer Lage, am immer ſchiffbaren Rheinſtrom, in ziel⸗ bewußter Arbeit und ausdauerndem Kampf das uns zurückerobern werden, was ein grauſames Schickſal uns vorübergehend entriſſen hat“, ſo kann die Mannheimer Wirtſchaft doch nicht der amtlichen Un⸗ terſtützung entbehren. Mannheim ſieht darum dem vom Reichsrat zugeſicherten Hilfsprogramm für die weſtlichen Grenzlande mit gewiſſen Hoffnungen entgegen, wünſcht aber nach wie vor, daß in erſter Linie der ungleiche Kampf des Landes Baden und der Mannheimer Wirtſchaft mit der deutſchen Reichsbahn ſobald als möglich ein Ende findet. Die Reichsbahn ſollte darum in Glußeit mit den Reichshilfsmaßnahmen Grenzlandnolfik in poſi⸗ tivem Sinne treiben. Denn: WMirlſchaft iſt der tiefſte, ureigenſte Antrieb alles Lebens und Ge⸗ deihens eines Volkes und iſt es in beſonderem Maße für die Grenzlande. Wo die Adern der Wirt⸗ ſchaft das Land nicht mehr mit lebendiger Kraft durchfluten, da verfallen auch Kultur und Zivili⸗ ſation. Grenzlandpolitik iſt produktive Wirtſchafts politik. Wir in der Südweſtecke hoffen, daß jetzt endlich, das Reich, um das zu retten, was noch nicht verloren iſt, mit weitem Blick und wirtſchaftlicher Offenſivkraft ans Werk geht. a im Neubau der Neuen Mannheimer Zeitung Inh.: Edmund Roth Gipser. u. 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Als die Eiſenbahn ihren Ein⸗ zug hielt, wurden Bahnlinien gebaut— wobei aller⸗ dings Mannheim mit der Linienführung der Main⸗ Neckar⸗Bahn durch das Eiſenbahnkreuz von Fried⸗ richsfeld, oder wie Schott es bezeichnet, das Grab⸗ kreuz Mannheims, im Durchgangsverkehr ſchwer ge⸗ ſchädigt wurde. Die Umgebung iſt durch Tatkraft und Fleiß produktiv gemacht worden und Mann⸗ heim wurde zu einem wichtigen und volkreichen Kultur⸗ und Wirtſchaftszentrum, zu einem Haupt⸗ verkehrsknotenpunkt Südweſtdeutſchlands. Durch die Beſchlüſſe des Wiener Kongreſſes war der Auftakt zur Befreiung des Rheinverkehrs gegeben und Mannheim hatte bald einen ausgedehnten Schiffs⸗ verkehr. Als es ſpäter ſeine Häfen vollſtändig aus⸗ gebaut hatte, war es bis zum Zuſammenſchluß von Ruhrort und Duisburg der größte Binnenhafen Europas. Selbſt die Weiterverlegung des Endpunk⸗ tes der Rheinſchiffahrt ſtromaufwärts und die da⸗ durch bedingte Veränderung in den Handels⸗ und Umſchlagsverhältniſſen hat die Fortentwicklung Mannheims nicht lahmlegen können, das war erſt der Tarifpolitik der Reichsbahn vorbehalten, die an anderer Stelle behandelt wird. Uebergang von Ackerbau u. Gewerbe zur Induſtrie. Als Mannheim noch eine kleine Handelsſtadt war, ſoll in ſeinem Bankverkehr der ungedeckte Buchkredit im Vordergrunde geſtanden haben. Das war naturgemäß nur zu einer Zeit möglich, in der die Kontrolle des Kreditnehmers leicht war, in der ſo erhebliche Gelder wie heute nicht bean⸗ ſprucht wurden und auf dem Kreditwege noch leicht von privaten Bankfirmen gewährt werden konnten. Damit konnte es jedoch auf die Dauer nicht ſein Bewenden haben, und tatſächlich reichen denn auch die Beſtrebungen zur Schaffung einer größeren Geld⸗ und Kreditorganiſation in Ba⸗ den bis in das zweite Dezennium des vori⸗ gen Jahrhunderts zurück. Nach dem im Jubiläums⸗ werk der Handelskammer zitierten Mannheimer Stadthiſtortker Heinrich von Feder hatte ſich im Mat 1814 die II. Badiſche Kammer mit einem An⸗ trag Fecht auf Errichtung von Leih⸗ und Kredit⸗ anſtalten, Sparkaſſen und Induſtrieanſtalten zu be⸗ ſchäftiden, 1843/44 beantragte Freiherr von Göler „einer Aktiengeſellſchaft zur Errichtung einer Bank, wenn ſich eine ſolche bilden ſollte, nach vorheriger Prüfung ihrer Statuten die Genehmigung erteilen zu wollen“ In der Badiſchen Kammer entſpann ſich ein Kampf über dieſen Antrag und über die Frage, oh eine ſolche Bank ihren Sitz in Mannheim oder in Karlsruhe haben müſſe. Der Antrag ſelbſt galt in der Hauptſache der Emanzipation von der be⸗ drlickenden Finanzmacht des Hauſes Rothſchild in Frgukſurt a. M. und dem Einfluß der Bankiers iv Baſel und Augsburg. Die Macht dieſer das Land beherrſchenden Geldplätze ſollte durch die Erhebung Maunßeims zu einem Wechſelplatz gebrochen und zu dieſem Zweck eine Aktlengeſellſchaft als Landesbank den Bedürfniſſen des Handels, der Induſtrie und der Landwirtſchaft in Kredit⸗ und Geldfragen ge⸗ recht werden. Wie hat ſich nun die Entwicklung welter geſtaltet?„Das Großherzogtum Baden war ähnlich wie das benachbarte Königreich Württem⸗ berg bis 1834 ganz überwiegend ein ackerbautreiben⸗ des Land. Die gewerbliche Tätigkeit vollzog ſich in den Formen des Kleingewerbes. Nur eine ganz geringe Anzahl von Betrieben kounte als Fabriken angeſehen werden; eigentliche Großbetriebe fehlten ganz. Der Beitritt Badens zum Zollverein bedeu⸗ tete einen Wendepunkt. Landauf, landab, be⸗ und gefördert durch die Entwicklung der Eiſenbahn, wuchſen ſich Betriebe zu Großunternehmungen aus und wurden Geſellſchaf⸗ ten zu Verkehrs⸗, Induſtrie⸗ und Handelszwecken gegründet. Das Bank⸗ und Kreditweſen hielt da⸗ Genoſſenſchaftliche Ver⸗ ſuche zur Löſung der immer dringlicher gewordenen Kreditfrage genügten nicht. Das Privatbank⸗ geſchäft blühte zwar; indeſſen blieb das Kredit⸗ bedürfnis des Staates, der Gemeinden und der Privatwirtſchaft ſowie der Geldumlauf abhängig von außerbadiſchen Großbanken und Notenbanken, da die im Lande anſäſſigen Privatbankiers nicht imſtande waren, das Kontokorrent⸗ und Depoſiten⸗ geſchäft in erforderlichem Umfange zu betreiben. Das Jahr 1870 zeitigte die Löſung der Bankfrage für Baden, und es iſt bemerkenswert, daß ſie vor dem Kriege, der im übrigen ſo ſehr die deutſche Eutwicklung beſtimmte, als der naturgemäße Ab⸗ ſchluß einer ſeit längerer Zeit um Geſtaltung rin⸗ genden Entwicklung erfolgte. Der Mai 1870 brachte Baden die Notenbank und faſt gleichzeitig die eigent⸗ liche, durch geſetzliche Beſchränkungen minder ge⸗ bundene Kreditbank modernen Stils. Vollendet wurde die Kreditorganiſation Badens im Jahre 1871 durch die ſchon im Zuſammenhang mit der Kreditbank geplante Schaffung der Rheiniſchen Hy⸗ pothekenbank.“ So wird in kurzen und markanten Strichen von berufener, beteiligter Seite, nämlich der Rheiniſchen Erebitbank, rückſchauend das Bank⸗ und Krebitweſen Badens bis zum Jahre 1870 ge⸗ schildert. Die Entwicklung der umfangreichen Induſtrie vollzog ſich von der zweiten Hälfte des verfloſſenen Jahrhunderts ab. Sie war die Vorbedingung für eine ausgedehnte Banktätigkeit. Bald nach 1870 hörte Mannheim auf, vorwiegend Handelsſtadt zu fein. Es gehörten 7 15369 gewerbetätigen Perſonen 87,45% der Induſtrie e 1 8 f 81 880% dem Handel 1882 von 19012 gewerbetätigen Perſonen 69.44% der Induſtrie 88.54% dem Handel 1895 von 36078 gewerbetätigen Perſonen 68,19 der Induſtrie a 81,17% dem Handel an Oder anders geſehen entfielen von der Geſamt⸗ evölferun!. 1875 19.83% auf den Handel und 2239 auf die Induſtrie 1882 11 66% auf den Handel und 22.95% auf die Induſtrie 1895 2 60% auf den Handel und 27,80% auf die Induſtrie Bis zum Jahre 1870 beſtanden hier nur 10 Aktiengeſellſchaften mit 13,15 Millionen Mark Aktienkapital, davon 5 der Induſtrie, der Reſt dem Handel, Verkehr und Bankweſen gewidmet. Bis zum Jahre 1898 waren es bereits 77 Aktiengeſell⸗ ſchaften mit 275 Millionen Mark Aktienkapital, von denen 40 der Induſtrie, 8 dem Bankweſen, 12 dem Handel und Verkehr, 6 dem Verſicherungsweſen und 11 anderen Zwecken dienten. Neben jenen Aktien⸗ geſellſchaften beſtanden im Jahre 1898 25 Geſell⸗ Nach der Berufszählung von 1882 waren 47,25 v. H. der Bevölkerung von der Induſtrie abhängig, nach jener von 1895 waren es bereits 50,30 v.., während der Anteil von Handel und Verkehr 31,84 v. H. betrug. Nach der Statiſtik von 1925 wa⸗ ren von 247 000 Einwohnern Mannheims 134 000, das ſind 54 v. H. der Einwohnerſchaft, in gewerblich⸗ induſtriellen Betrieben beſchäftigt. Dieſe induſtrielle und kommerzielle Entwicklung Mannheims läßt ſich von der Organiſation und der ſchaften mit beſchränkter Haftung, von denen 14 der Entwicklungsgeſchichte der Mannheimer Banken, Induſtrie, 3 dem Verkehr, 3 dem Bankweſen und 5 wenn ſte vollſtändig ſein foll, nicht trennen. Da die 5 Freunde erworben. 12 Präſident die Bildung der öffentlichen Meinung. Tag durch neue Leiſtungen verſtärkt werden. Baſſermannhaus am Werke ſind. richtigſten und herzlichſten Wünſche! 3 Die„Heue Mannheimer Zeitung“, auch in ihrem alten Gewand als„Journal“ und „General-Anzeiger“ in weiten Kreiſen wohlbekannt und beliebt, iſt ſeither in anerkennens⸗ werter Weiſe für den ſchaffenden Mittelſtand ſtets warm eingetreten, wenn es galt, deſſen Intereſſen zu fördern und zu ſchützen, und hat ſich darum in den Kreiſen des Handwerks treue Wir wünſchen der„Ueuen Mannheimer Zeitung“ zum Umzug in ihr neues heim alles Gute und hoffen, daß ſie dieſe Einſtellung zum Handwerk, das dieſe Unterſtützung in der Folgezeit mehr als je braucht, auch in Zukunft beibehalten möge. Wie ich erfahre, werden Sie demnächſt mit Ihrem ganzen Betriebe Einzug in Ihr neues ſchönes berlagshaus, das weitbekannte Baſſermannhaus, halten. Wenn es ſich dabei um einen einfachen Umzug handelte, ſo wäre von außen wohl kaum ein Wort dazu zu ſagen. beränderung bedeutet aber mehr; ſie kennzeichnet ſich als Aufſtieg zu höherem und Beſſerem. Der bauliche Rahmen, der zukünftig die verlegeriſche, geiſtige und techniſche Betätigung in der „Heuen Mannheimer Zeitung“ umgibt, iſt künſtleriſch ſo fein empfunden, daß es geradezu eine Wonne ſein muß, in dieſer Atmoſphäre zu wirken. Die Derlagshäuſer der deutſchen Zeitungen haben gewiſſermaßen als Ausdruck der„öffentlichen Magiſtratur“ in der Nachkriegszeit eine erhöhte Bedeutung bekommen. So grüße ich von unſerem J6ſtöckigen Turmhauſe des„Stutt- garter Ueuen Cagblatts“ hinüber nach Mannheim die führende Seitung der badiſchen Wirt- ſchaftsmetropole. So geben andere impoſante Zeitungsbauten in deutſchen Großſtädten äußerlich Kunde von der machtvollen Stellung der Preſſe im Staatsleben und ihrem ſtarken Einfluß auf Zwiſchen Mannheim und Stuttgart hat ſich kürzlich bei Gelegenheit des großen Württem⸗ berger⸗Feſtes eine Derbrüderung vollzogen, die uns hier in der Hauptſtadt des Schwabenlandes auf das angenehmſte berührte. Kein Wunder, daß wir einer Stadt, in der ſo viel ſchwäbiſches Blut pulſiert, unſere ganze liebevolle Aufmerkſamkeit zuwenden. Zeitung“ hat denn auch mit dem„Stuttgarter Ueuen Tagblatt“ und überhaupt mit den württem⸗ bergiſchen Zeitungsverlegern engere Beziehungen unterhalten, als ſie ſonſt wohl über die badiſch-württembergiſche Grenzlinie hinausgehen. lebendigen Wirkſamkeit abberufener Direktor Ferdinand Heyme, der in unſeren Kreiſen nicht nur kein Fremder war, ſondern ſich beſonderer Zuneigungen bei uns erfreute, erheblich bei⸗ getragen. Ueben ſolchen freundſchaftlichen Derbindungen hat aber auf mich und alle, die die „Ueue Mannheimer Zeitung“ näher kennen, immer die Catſache einen Eindruck gemacht, daß man in ihr ein muſtergültiges Blatt vor ſich hatte, dem man gerne allen Reſpekt entgegen⸗ brachte. Derartige Wertſchätzung der Fachleute des Zeitungsweſens muß verdient und jeden Dieſen Dorausſetzungen iſt die„Ueue Mannheimer Zeitung“ ſtets in hervorragendem maße gerecht geworden, ſo daß nicht daran zu zweifeln iſt, daß ſie in ihrem neuen Heim und in neuem Gewande innerlich und äußerlich mit ihren größeren Zwecken wachſen wird. Der hohe künſtleriſche Geiſt, der ſich von jeher mit ausgeprägtem Erwerbſinn in Mannheim vermählt hat, hat in dem neuen berlagshauſe einen ſelten ſchönen Niederſchlag gefunden. Ich bin ſicher, daß von der Reinheit und Gediegenheit dieſes Bauſtiles immer wieder ein göttlicher Funke überſpringen wird auf die Männer, die dort zukunftweiſend die publiziſtiſche Derantwortung auf ſich nehmen und auf die Geſinnung aller, die in dem neugeſtalteten und ausgeweiteten In dieſem Bewußtſein entbiete ich dem Derlage und der Schriftleitung der„Ueuen Mannheimer Zeitung“ zu ihrem bedeutſamen Fortſchritt die auf⸗ Generaldirektor des„Stuttgarter Ueuen Tagblatts“. Dorſitzender des Dereins Württ. Seitungsverleger E. D. Mitglied des Hauptvorſtandes des Dereins Deutſcher Zeitungsverleger. MYονονν Syndikus der Handwerkskammer Mannheim Dieſe Die„Neue Mannheimer Dazu hatte Ihr leider zu früh aus ſeiner — anderen Zwecken dienten. 1899 waren es bereits 46 G. m. b. H. und unter den Neugründungen befanden ſich 19 induſtrielle Unternehmungen und 2 Handels⸗ geſellſchaften. Das Kapital dieſer 46 Geſellſchaften betrug rund 46 Millionen Mark. In dem einen Jahre 1899 wurden weitere 14 Aktiengeſellſchaften mit einem Aktienkapital von 49,29 Millionen Mark gegründet, wovon 10 der Induſtrie angehörten, ſo⸗ daß das geſamte Aktienkapital der um die Jahr⸗ hundertwende in Manuheim domizilierten Aktien⸗ geſellſchaften rund 325 Millionen Mark betrug. Der Uebergang Mannheims zur Induſtrieſtadt war voll⸗ zogen. Die Bedeutung Mannheims für die badiſche Wirtſchaft ſpringt hier ſchon für jene Zeit deutlich in die Augen, wenn man daran erinnert, daß alle anderen Aktiengeſellſchaften in Baden im Jahre 1898 zuſammen nur ein Aktienkapital von rund 121 Millionen Mark hatten. Tätigkeit der Mannheimer Induſtrie ſich über gans Baden und darüber hinaus erſtreckt, ſo ergibt ſich hieraus ohne weiteres, daß die Entwicklung von Induſtrie und Wirtſchaft im ganzen Lande durch die hieſigen Banken eine nachhaltige Förderung er⸗ fahren haben. Betrachten wir nunmehr die Entſtehung und Entwicklung der Mannheimer Banken. Es ſollen hier nur die Inſtitute in Betracht ge⸗ zogen werden, die in Mannheim ihren Hauptſitz haben bezw. hatten. Die Entwicklung der hieſigen Großbankfilialen und der daneben beſtehenden an⸗ geſehenen Bankfirmen entzieht ſich einer Schilde⸗ rung, weil dafür die Unterlagen fehlen. Ebenſo müſſen die dem mittleren und kleinen Gewerbeſtand gewidmeten und die Sonderzwecken dienenden In⸗ ſtitute aus der Betrachtung ausſcheiden. Aber auch bei den Aktienbanken müſſen wir uns hinſichtlich ihrer Entwicklungsgeſchichte auf die wichtigſten Ge⸗ ſichtspunkte beſchränken. Ueber die Reichsbank als ſolche liegt eine umfangreiche Literatur vor, ſodaß wir uns auf einige Angaben über die hieſige Haupt⸗ ſtelle beſchränken können. Die Hypothekenbanken ziehen wir nur der Vollſtändigkeit halber zur Be⸗ trachtung mit heran. Bei den der Induſtrie dienen⸗ den Kreditbanken ſind die Eigenmittel wegen des größeren Riſikos naturgemäß weit beträchtlicher, als bei den unter ſtaatlicher Aufſicht ſtehenden Hypo⸗ thekenbanken; auch bedürfen bei den Kredithanken die fremden Gelder einer größeren Deckung durch eigenes Kapital als bei den Realkreditinſtituten. Badiſche Bank. Der Gründung der Badiſchen Bank ging ein viele Jahrzehnte langer Kampf voran, weil die Rivalität der Mannheimer und Karlsruher Intereſſenten ein früheres Zuſtandekommen verhinderte. 1863 wurden ſowohl von einem Karlsruher wie von einem Mannheimer Konſortium unter Hinweis auf die Be⸗ deutung ihrer Plätze Gründungsgeſuche eingereicht. Die Regierung entſchied die Frage des Sitzes zu⸗ gunſten Mannheims mit der Begründung, ein ſolches Inſtitut werde dem Handel nur dann aus⸗ giebig nützen, wenn es an dem Sitz des Handels ſeinen Mittelpunkt und ſeinen nächſten Wirkungs⸗ kreis findet und wenn es von dem Handelsplatz aus geleitet wird. Aber ſelbſt in den ber Jahren mußte dite Mannheimer Handelskammer erneut um den Sitz der Bank mit Karlsruhe kämpfen. Nach der Konzeſ⸗ ſtonserteilung dauerte es weitere Jahre, ehe der Landtag den letzten Statutenentwurf genehmigte. Im März 1870 wurde die Befugnis zur Aus gabe von Banknoten erteilt und im Mai 1871 fand im Mannheimer Rathausſaal die konſtituierende Gene⸗ ralverſammlung ſtatt. Vorſitzender des Aufſichts⸗ rates wurde ſchon bei der Gründung der Mann⸗ heimer Bankier Carl Ladenburg, der 38 Jahre dieſen Poſten innehatte. Als Privatnotenbank iſt das In⸗ ſtitut in erſter Linie Organ des Zahlungsverkehrs und Regulierungszentrum für den Geldumlauf des badiſchen Staates. Soweit außerdem Mittel verfüg⸗ bar bleiben, ſteht die Pflege des Wechſelkredits im Vordergrunde, in zweiter Linie folgt dann das Lom⸗ bardgeſchäft, beides Geſchäftszweige, die bei der Bank in normalen Jahren durchſchnittlich 80 v.., manch⸗ mal ſogar mehr als 90 v. H. des geſamten Brutto⸗ gewinnes liefern. Seit 1900 ſpielen auch die Erträge aus eigenen Effekten und die Eingänge aus Depot⸗ gebühren eine kleine Rolle, noch ſpäter in mäßigem Umfange auch die Erträgniſſe des Kontokorrent⸗ geſchäfts und ſolche aus Proviſtonen.— Wenn auch Kriſenzeiten, wie es die Jahre 1901/2 in Mann⸗ heim und die Kriegs⸗ und Inflationsjahre waren, die Notenbank in intimere Beziehung zu ihrer in⸗ duſtriellen Kundſchaft bringen, ſo iſt ſie als Privat⸗ inſtitut durch den Wettbewerb der Reichsbank in der Hauptſache doch auf das einheimiſche Geſchäft ver⸗ wieſen, zumal die Privatnotenbanken ſeit Inkraft⸗ treten der Reichsbankgeſetznovelle vom 7. Juli 1899 an den Diskontfatz der Reichsbank gebunden find, ſo⸗ lange dieſer nicht unter 4 v. H. ſteht. Die Wechſel⸗ umſätze der Bank ſtehen zwar hinter denen der Rheiniſchen Creditbank erheblich zurück, trotzdem er⸗ gibt ſich die Bedeutung des Inſtituts für die lokale In duſtrie deutlich aus ſeinen Be⸗ richten, denen mehrfach zu entnehmen iſt, daß die Bank den Mannheimer Unternehmungen ihre be⸗ ſondere Unterſtützung ſchenkt. Daß das Inſtitut dank ſeiner Goldbeſtände die Inflationszeit gut überſtan⸗ den hat, iſt noch in friſcher Erinnerung, ebenſo die Dienſte, die es dem durch ſeinen Finanzminiſter in ſeinem Auſſichtsrat vertretenen badiſchen Staat bei verſchtedenen größeren Transaktionen wirtſchaft⸗ licher Art— wir erinnern an die Kaliwerke in Buggingen— erwieſen hat. Die Umſätze der Bank betrugen in Millionen Mark: 1880 18640, 1900 1890 206,6 1910 Die Rheiniſche Creditbank iſt im Juni 1870 mit einem Anfangskapital von 6000 000 Talern ins Leben gerufen worden, um dem Handel und der emporblühenden Induſtrie Badens eine kapitalkräftige Kreditorganiſation im eigenen Lande zur Verfügung zu ſtellen, wie es auf anderem Wege ja auch durch die vorſtehend geſchilderte faſt gleichzeitige Gründung der Badischen Bank als Noteninſtitut und der Rheiniſchen Hypothekenbank angeſtrebt wurde. Von im wirtſchaftlichen und poli⸗ tiſchen Leben Badens das größte Vertrauen ge⸗ nießenden Perſönlichkeiten und unter Mitwirkung angeſehener auswärtiger Banken gegründet, dehnte die Bank durch Errichtung von Filialen ihre Tätig⸗ keit nach und nach auf das ganze Land, ſpäter auch auf die Pfalz und Rheinheſſen aus. Die dem Un⸗ ternehmen gegebene urſprüngliche Kapitalgrundlage genügte bis zum Jahre 1889. Von dieſem Zeitpunkte an wiederholten ſich im Rhythmus der allgemeinen Wirtſchaftskonfunktur die Kapitalerhöhungen, zum⸗ teil unter Aufnahme von bedeutenderen Privatbank⸗ firmen und kleineren Bankinſtituten. Bis zum Jahre 1899 war das Aktienkapital auf 40 Millionen Mark gestiegen. Im neuen Jahrhundert bedang be⸗ 2967.8 4091.0 1912 1928 41295 7289.8 reits 1901 die Uebernahme der Mannheimer Bank AG.(hervorgegangen aus der Mannheimer Volks⸗ bank; das Aktien⸗ und Dotationskapital befinden ſich im Beſitz der Rheiniſchen Creditbank) eine weitere Kapitalserhöhung um 6 Millionen Mark. Die nach⸗ folgende intereſſante Entwicklung im einzelnen her⸗ vorzuheben, würde über den hier gegebenen Rahmen hinausgehen. Im Juli 1883 war das Mannheimer Bankhaus Köſter in eine Akttengeſellſchaft, die Oberrheiniſche Bank, umgewandelt worden. Dieſe Oberrheiniſche Bank hatte ein Aktienkapital von 5 Millionen Mark, das nach und nach unter Aktien⸗ übernahme durch die Deutſche Bank und die Schwei⸗ zeriſche Kreditanſtalt auf 20 Millionen Mark erhöht 8 2 4 8 N * r., 1 ö N 0 1 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“* Pestausgabe zum Einzug! ins 5 Bassermannhaus worden war. Sie betrieb als Spezialität anfangs den Wechſeleinzugs verkehr, mußte ſich aber unter dem Wektbewerb der Notenbanken und der Poſt der Finanzierung induſtrieller Unternehmungen zu⸗ wenden. Dies wurde der Bank zum Verhängnis, da ſie mehrfach von erheblichen Verluſten betroffen wurde. Im Jahre 1902 erlebte Mannheim den Zu⸗ ſammenbruch der Rheinaugeſellſchaften, durch welchen der Platz direkt und indirekt, insbeſondere aber die Oberrheiniſche Bank ſchwer geſchädigt wurde. Dies führte dazu, daß im November 1904 zwiſchen der Rheiniſchen Creditbank und der Deutſchen Bank einerſeits und der Oberrheiniſchen Bank anderer⸗ ſeits ein Fuſionsvertrag abgeſchloſſen wurde, wonach das Inſtitut der Rheiniſchen Creditbank einverleibt wurde. Dadurch verſtärkte dieſe ihren Einfluß in ganz Baden und erwarb gut entwickelte Stützpunkte im Elſaß; auch die von der Oberrh. Bank in Baſel unterhaltene Niederlaſſung war für die ſchweizeriſchen Bankbeziehungen der Rheiniſchen Creditbank von Bedeutung. Der Vorgang war jedoch auch ein erſter Wendepunktfür das Mannheimer Bankweſen, denn von dieſem Zeitpunkt ab er⸗ folgte eine allgemeine Neuorientierung, mit der das Geſicht der Mannheimer Banken durch Freundſchafts⸗ verhältniſſe oder durch Kapitalbindung mehr oder weniger auf die Berliner Großbanken zugeſchnitten war. Die Verſchmelzung brachte für die Rheiniſche Creditbank gleichzeitig, unter voller Wahrung ihrer Selbſtändigkeit, ein Freundſchafts⸗ und Geſchäfts⸗ verhältnis zum führenden deutſchen Bankinſtitut, der Deutſchen Bank in Berlin.— Nicht minder wichtig war das enge Bündnis, das im Jahre 1911 zwiſchen der Rheiniſchen Creditbank und der Pfälziſchen Bank in Ludwigshafen a. Rh. auf 30 Jahre geſchloſſen wurde und dieſe Bank mit bewegter Vergangenheit gleichfalls dem Intereſſen⸗ kreis der Deutſchen Bank zuführte, während die Süddeutſche Bank an die Pfälziſche Bank über⸗ ging und als deren Filiale unter der alten Firma weiterbetrieben wurde. Die Pfälziſche Bank war mit einem urſprünglichen Aktienkapital von 600 000 Mk. 1886 aus einem 1869 gegründeten Vorſchußverein hervorgegangen. Sie unterhielt auf einer großen Anzahl von pfälziſchen und heſſiſchen Plätzen Zweig⸗ niederlaſſungen und Agenturen. In Mannheim hatte ſie 1895 eine Filiale errichtet und deren Ge⸗ ſchäftskreis 1896 durch Uebernahme der Deutſchen Unionbank in Mannheim bedeutend erweitert. Dieſe Deutſche Unionbank hatte ihre Tätigkeit 1873 begonnen und war aus einem Mannheimer Bankgeſchäft hervorgegangen. Die nach Kriegsende einſetzende Inflation, die für das Bank⸗ weſen eine ungewöhnliche und gefährliche Situation geſchaffen hat, ſollte der Pfälziſchen Bank ſo verhäng⸗ nisvoll werden, wie der Rheinau⸗Skandal der Ober⸗ rheiniſchen Bank. Trotz ſtrengſter Verbote in der Münchener Filiale vorgenommene Deviſenſpekula⸗ tionen führten zu Verluſten, die Kapital und Reſerven der Bank weit überſchritten. Der dringende Wunſch, eine unabſehbare Kataſtrophe vom ſüddeut⸗ ſchen Wirtſchaftsleben abzuwenden, beſtimmten die Rheiniſche Creditbank gemeinſam mit der Deutſchen Bank eine Hilfsaktion durchzuführen, die den Gläu⸗ bigern der Pfälziſchen Bank vollen Schutz bot und den Aktionären wenigſtens einen Teil ihres Kapi⸗ tals rettete. Durch Fuſion wurde die Pfälziſche Bank 1922 von der Rheiniſchen Creditbank über⸗ nommen. Die in Baden, der Pfalz und in Heſſen gelegenen Filialen der Pfälziſchen Bank wurden der Rheiniſchen Creditbank angegliedert, das Haupt⸗ geſchäft in Ludwigshafen in eine Filiale der Rhei⸗ niſchen Creditbank umgewandelt. Süddeutſche Bank. Von der 1911 zunächſt zur Filiale der Pfälziſchen Bank umgewandelten und dann bei deren Zuſam⸗ menbruch 1922 an die Rheiniſche Creditbank über⸗ gegangenen Süddeutſchen Bank muß noch ergänzend geſagt werden, daß ſie am 1. Oktober 1896 gegrün⸗ menhängende Kommandidierung der Firma M. Hohenemſer in Frankfurt a. M. Die Geſamtumſätze der Rheiniſchen Credit⸗ bank betrugen in Millionen Mark: 1870 313.8 1910 18 122,41 1924 20 999,4 1880 1878.9 1914 19 159,01 1925 26 537.0 1880 2 168,78 1928 27 152,7 1900 5 508,18 1927 30 805, 1928 35 546,8 Wie dieſe Umſätze erkennen laſſen, ſind die Be⸗ ziehungen der Bank aus dem örtlichen Betrieb her⸗ aus allmählich ins deutſche und internationale Wirt⸗ ſchaftsleben hineingewachſen. Das Aktienkapital wurde nach der Inflation auf 24 Millionen Mark umgeſtellt. Süddeutſche Diskonto⸗Geſellſchaft AG. Nach Abſchluß des Freundſchaftsverhältniſſes Deutſche Bank⸗Rheiniſche Creditbank legte auch die Discontogeſellſchaft in Berlin Gewicht darauf, ihre 75 Der„Heuen Mannheimer Zeitung“ 3 Mannheim, die ſchöne Stadt am Rhein und Ueckar, hat ein weiteres äußeres Kennzeichen ihrer kulturellen und wirtſchaftlichen Bedeutung erhalten, deſſen inneren Wert aber, die Leſer und Freunde der„Heuen Mannheimer Zeitung“ am beſten zu ſchätzen wiſſen. entbiete ich namens der Hheſſen⸗Uaſſauiſchen und Heſſiſchen Zeitungsverleger anläßlich der Vollendung eines äußeren Werkes ihrer Entwicklungs⸗ geſchichte die aufrichtigſten, freundnachbarlichen Grüße mit dem Wunſche, daß der fortſchrittliche Geiſt des Unternehmens auch im neuen Heime ſeinen Einzug halten möge.. Mit kollegialer Hochachtung ble, Dorſitzender des Kreisvereins für Heſſen-UHaſſau und heſſen Verein Deutſcher Zeitungs⸗Derleger. 1 — det worden war und die Kundſchaft einer ſich auf⸗ löſenden Bankfirma übernahm. Das erſte Aktien⸗ kapital betrug 3 Millionen Mark. Das Inſtitut hatte urſprünglich Fühlung mit der Dresdner Bank in Berlin, die bei ſeiner erſten Kapital⸗ erhöhung mitwirkte und 1 Million Mark Aktien ſtbernahm. Als die Süddeutſche jedoch 1904 eine neue Kapitalerhöhung um 4 auf 10 Millionen Mark vornahm, wurde dieſes neue Kapital von der Rhei⸗ niſchen Creditbank und der Deutſchen Bank zu glei⸗ chen Teilen übernommen, womit ſich deren beherr⸗ ſchender Einfluß ergab. Der Auſſichtsrat beſtand lange Jahre hindurch vorwiegend aus Mannheim⸗ Ludwigshafener Induſtriellen. Aus den vielen Angliederungen der Rheiniſchen Ereditbank iſt noch ſpeziell eine den Mannheimer Platz betreffende herauszuheben: Die im Jahre 1919 erfolgte Uebernahme des altangeſehenen 1792 ge⸗ gründeten Bankhauſes H. L. Hohenemſer u. Söhne in Mannheim und die damit zuſam⸗ Rheinische Hypotheken- Bank Mannheim Gegründet 1871 Abtienk apa! Reserven am 31. 12. 1928, bilanzmäßig ausgewiesen über M. Darlehensbestand Ende August 1929 insgesamt 12000 000. 11000 000.— „ es. OM. 249 000 000. RM. „5„„„%%„„% Gesamtumlauf der Ooldpfandbriefe und Goldschuldverschreibungen Ende August 19299. ——— 22„„„„„46 0 ca. QM. 240 000 000.— Wir empfehlen als wertbeständige Kapitalanlage unsere in Baden und Hessen mündelsicheren nach den Vorschriften des Hypothekenbankgeseztes erststellig sicherge- stellten So igen Gold- Hypoſheken-Plandbrieie, sowie unsere 8% igen Goldschuldverschreibungen gedeckt gemäß 8 41 des Hypothekenbankgesetzes durch Darlehen an in- landische öffentlich rechtliche Körperschaften. Die Abgabe erfolgt zu den jeweiligen Börsenkursen. Die Goldpfandbriefe, sowie Goldschuldverschreibungen sind zur Be- leihung bei der Reichsbank in Klasse A zugelassen. Stückelung der Goldpfandbriefe und Goldschuldverschreibungen: 100, 200, 500, 1000, 2000 und 5000 Goldmark. Unsere Pfandbriefe und Schuldverschreibungen sind eine wertbeständige Anlage und lauten ebenso wie die zu deren Deckung dienenden erststelligen Hypotheken bezw. Darlehen auf Qoldmark(1 Goldmark 0,35842 Gramm Feingolc). Demgemãg richtet sich der Goldwert von Kapital und Zinsen N nach dem amtlich festgestellten Londoner Goldpreis. 1 Bestellungen werden von allen Banken und Bankiers, Spar- und Giro- 8482 kassen, sowie von uns selbst entgegengenommen. Rheinische Hypoſhekenbank. ſeit Jahren unterhaltenen engen Beziehungen zu dem Mannheimer Bankhauſe W. H. Ladenburg u. Söhne, mit dem ſie in Gemeinſchaft mit dem Bankhauſe M. A. von Rothſchild u. Söhne in Frankfurt das ältere Konſortium für die badiſchen Staatsanleihen gebildet hatte, zum Ausdruck zu bringen. So ging die Süddeutſche Disconto aus der genannten Bankfirma hervor, die im Jahre 1785 errichtet worden war und im Jahre 1843 in Frank⸗ furt unter der Firma E. Ladenburg die heute noch beſtehende Schweſterfirma begründete. Das Inſtitut bekundete von Anbeginn einen ſtarken Expanſions⸗ drang. Nach ſeinem letzten Geſchäftsbericht beſitzt es 21 Filialen, 8 Depoſitenkaſſen und 4 Kaſſenſtellen in Baden, Heſſen und der Pfalz; an dem Bankhaus E. Ladenburg in Frankfurt iſt es kommanditariſch beteiligt. Nach der Umſtellung betrug das Stamm⸗ kapital 15 Millionen Mark. Die Bank hatte ſtets einen ſtarken Zuſtrom fremden Geldes zu verzeich⸗ nen, wobei in der erſten Zei ihre alten Verbindun⸗ d e eeeektgetannnnnune mm Max Reinach D ueuose geen Spezlalitat: SC HRIFTEN MALEREI faulen euneiuunnhnnamnduagenunm mn unng studentin Mannheim Workstatt: Q 7, 8 Wohnung: MN 7, 20 TEL EPHON 31580 eee fünmumnmmnmunmummmmnmnmunmmmmnmnmnmmummme Entwicklungsſtadium ſunmmaadnfdhnpnnnſddhnnmnmſahnnmmſdg 1 n PHILIPP MAL L RICH Dachdeckerei Aludanmmadamtannmnemmmmm nme unenza numme nden emnmeatmenunmgeni nen nnmmnnpanmennmnuenmnmenmamunanmannnunmmmummnmmmmnnng KO BEL. L. STRASSE 7 TELEPHON 51846 nnaünmmgnnanddnnnnmn nn nannntanddudannnnnmnannnamammmmmnnnnunmmngammunmnnm nnn Ausführung von Dachdeckerarbeiten affen peeing eee gen aus ihrer Vergangenheit als Privathankhaus mitgeſprochen haben dürften. Der beſtehende enge Perſonalkonnex wurde noch vertieft, als 1906 die Kommanditgeſellſchaft Weil u. Benjamin in Mann⸗ heim aufgenommen wurde, deren Inhaber in die Direktion eintraten und eine ſeit Jahren gepflegte genaue perſönliche Kenntnis 903 K undſchaft mitbrach⸗ ten, welche die Beziehungen der in der Leitung ver⸗ bliebenen Mitglieder der Familie Ladenburg glück⸗ lich ergänzten. Handel und Induſtrie haben das Inſtitut von Anfang an reichlich beſchäftigt und ihr Akzept in umfangreicher Weiſe in Anſpruch genom⸗ men. Für 1928 konnte der Vorſtand berichten, daß das Kreditgeſchäft an der Spitze der Banktätigkeit ſtand. Die Umſatzzahlen gibt die Bank in ihren Geſchäftsberichten nicht bekannt. Nach dem Werk„Die Berliner Börſe“ betrugen ſie in Millionen Mark: 1924 10 6998 1925 11 199,7 1926 11 592,4 1927 16 749,7 1928 18 2545 2 Die Differenz in den Umſatzziffern gegenüber der Rheiniſchen Ereditbank dürfte ihre einfache Erklä⸗ rung darin finden, daß bei dem letztgenannten In⸗ ſtitut das Deviſentermingeſchäft beſonders umfang⸗ reich, bet der Süddeutſchen Disconto dagegen weni⸗ ger zu den Umſätzen beitrug. Die letzten Tage haben die überraſchende Tat⸗ ſache gebracht, daß die Deutſche Bank und die Discontogeſellſchaft ſich zur De Di⸗Bank zuſammenſchloſſen und daß die heiden Mannheimer Inſtitute ſich damit voll fuſionte⸗ ren. Das iſt für das geſamte Mannheimer Bankweſen der Eintritt in ein neues mit noch ſchärferer Orientierung nach Berlin als bisher. Von einer in die Debatte geworfenen Zentraliſterung der Geſchäfte in Frankfurt wurde abgeſehen und beſchloſſen, das gemeinſame badiſche, pfälziſche und rheinheſſiſche Tätigkeitsfeld der Banken in Mannheim zentraliſtert zu laſſen. Man legt auch Wert darauf, im ſüdweſtdeutſchen Arbeits⸗ gebiet der vereinigten Inſtitute nicht nur die Be⸗ ztehungen zu Handel und Induſtrie zu entwickeln, ſondern auch der individuellen Behandlung der Kundſchaft und dem Gebiete der Spareinlagen be⸗ ſondere Sorgfalt zu widmen. Trotz alledem iſt die ſouveräne Regulierung des Tätigkeitsbereiches durch die De Di⸗Bank nicht zu verkennen und es zeigt ſich zugleich der Wille der größten deutſchen Bank, ihre Macht im Lande nach räumlich zuſammenhängenden Gebieten zu ordnen. Da ſich in den Aufſichtsräten der beiden Inſtitute banktechniſche, kommerzielle und induſtrielle Berater zuſammenfanden, eine Zufam⸗ menſetzung, die für die Geſchäfts beziehungen weſent⸗ lich iſt, hat man ſich dieſe Berater erhalten, indem man ſie in einen Landesausſchuß delegtert hat. Die ganze Transaktion würde es nahelegen, Schluß⸗ folgerungen und Streifzüge in die Theorie zu un⸗ ternehmen. Aber der Phtloſoph ſagt: Alles fließt! und es ſcheint mir, daß Unterſuchungen nach dieſer Richtung hin heute noch problematiſcher wären als WIHELIN Z HHNE RHANN NMALENEI BETRIEB NECKANAU FIHDHOF STRASSE 3 TELE PHHEON Nr. 48536 nee ldhm UA. 21 bw. ENMSEIHoRN NMAcRF. inh. TH. KUNZ LF unstschAnEDE UND BauschlessEREI geg. 1888 HANNHIEI. Tel. 22733 ſonſt. Es muß aber daran erinnert werden, daß Mannheim durch liberale Kreditgewährung verſtän⸗ diger Bankiers an ſeine Induſtrie und ſeinen Han⸗ del groß geworden iſt! Und weun Berlin heute der „Mutterſchoß der finanziellen Kräfte“ iſt, ſo dürfte man wohl logiſcherweiſe erwarten, daß eine mög⸗ lichſt enge Verbindung mit eben dieſem von ſeinem Mannheimer Landesausſchuß beratenen Berlin, ihre Vorteile auch für den Platz Mannheim haben kann. Reichsbankhauptſtelle Mannheim. Die Reichsbank hat der Bedeutung des Platzes dadurch Rechnung getragen, daß ſie ſchon ſeit dem Jahre 1876 eine Hauptſtelle hier unterhält, von deren aufſtrebender Entwicklung die Ziffern ihres Geſchäftsumſatzes und der 1911 bezogene Neubau Zeugnis ablegen. Dieſe Umſätze betrugen ſeit 1876 in Millionen Mark: 5 1876 453 1830 1143 152.09% 1800 2413 11100% 9 1900 4612 910% a 1910 6849 39.00% a 1913 7860 23,00% 5 10924 9798 + 250% 5 1925 10853 + 110% 5 1926 8188— 250% 1927 8512 +.80% 1926 9567 + 13,7% 1 dem Geſamtumſatz faßt die Statiſtit der Reichs⸗ bank den Inland⸗ und Ausland⸗Wechſelverkehr, den Lombardverkehr und den Geſamtgiroverkehr zuſam⸗ en. Der Rückgang in den Umſätzen nach 1925 N die Vermutung nahelegen, daß im Wirt⸗ ſchaftsbezirk der Reichsbankhauptſtelle Mannheim i eine beſondere Depreſſion Platz gegriffen habe, in Wirklichkeit erklärt ſich der Rückgang daraus, daß der Deviſen⸗Vorelearing⸗Verkehr, der für den Mannheimer Platz 1924 eingeführt worden war, im Mai 1926 aufgehoben wurde, womit der Zwang für die Banken, alle von ihnen gekauften oder ver⸗ kauften Deviſen bei der Reichsbank abzurechnen, in Fortfall kam. Unter den Reichsbankhauptſtellen iſt Mannheim im letzten Jahr vom 13. wieder auf den 12. Platz aufgerückt. Wenn Karlsruhe dicht folgt, ſo iſt deſſen hohe Ziffer weniger auf einen durch ent⸗ ſprechend geſteigerte wirtſchaftliche Produktivität bedingten erhöhten Umſchlag zurückzuführen, ſon⸗ dern beruht zu einem erheblichen Teil darauf, daß an dieſem Platze, als dem Sitz der Landesregierung und der verſchiedenen Aemter— auch das Poſtſcheck⸗ amt hat man ja nach Karlsruhe gelegt gegen den Proteſt der Mannheimer Wirtſchaft— Gelder hin⸗ strömen, die, ohne eine Funktion im örtlichen wirt⸗ ſchaftlichen Produktion prozeß zu erfüllen, den Giro⸗ verkehr durchlaufen und dadurch die Umſatzziffern in ſtärkerem Maße ſteigern, als es der wirtſchaft⸗ ltchen Entwicklung des Platzes entſprechen würde. 5 Badiſche Kommunale Landesbank. Sb firmiert ſeit ein paar Wochen die ſeit 1917 be⸗ ehende Badiſche Girozentrale, Oeffentliche Bank⸗ talt in Mannheim, die beben ein neues Heim 95 hemaligen Bürogebäude der Oberrheiniſchen 5 ungsgeſellſchaft AG. bezogen hat. Es iſt die Bank Badiſchen Sparkaſſen⸗ und Giroverbandes, 8 B. K. L. mit einem Stammdarlehen aus⸗ ſtattet, bas 1928 10 Millionen RM. betrug und aus den laufenden Einnahmen zu verzinſen iſt. Die B. K. L. iſt Abwicklungsſtelle für den kommunalen Giroverkehr und Geldausg ee der badiſchen Sparkaſſen. Als Mitglied des Deutſchen Spar⸗ kaſſen⸗ und Giroverbandes iſt die..L. zugleich Vermittlungsſtelle im Giroverkehr für das Reich. Als wichtigſte Aufgabe betrachtet die Anſtalt die Ver⸗ ſorgung von Städten und Gemeinden mit Krediten. Hypothekenbanken. Eine fruchtbare Tätigkeit entfaltet auch die im Jahre 1871 gegründete Rheiniſche Hypothe⸗ kenbank. Durch Beleihungen von ſtädtiſchem und ländlichem Grundbeſitz iſt es der Bank möglich, die langfriſtigen Krebilbedürfniſſe e zu befriedigen, ferner den Wohnungsneubau und das Siedlungsweſen zu fördern. Die hierzu erforderlichen Mittel beſchafft ſich das Inſtitut durch die Ausgabe von in Baden 75 im allgemeinen. 0 „Heue Mannheimer Seitung“ 3 Wenn die„Ueue Mannheimer Zeitung“ in ihr neues Geſchäftshaus überſtedelt, ſo werden ihr von ihren Freunden herzliche Glückwünſche zu dieſem wichtigen Ereignis übermittelt werden. Da auch ich mich zu den alten Freunden der„Ueuen Mannheimer Zeitung“ möchte ich nicht in der Reihe derer fehlen, die Mnen, verehrte Kollegen, für die Zukunft Ihres Unternehmens aufrichtige und herzliche Glückwünſche darbringen, und ich darf dies tun zugleich im Uamen der Dereinigung der pfälz iſchen Zeitungsverleger, die an der Entwicklung der benach⸗ barten und befreundeten Zeitung lebhaften Anteil nimmt, insbeſondere in Erinnerung daran, welche vortreffliche Unterſtützung Sie der Preſſe des beſetzten Gebietes haben zuteil werden laſſen, indem Sie in der Franzoſen- und Separatiſtenzeit nicht nur für die Nöte der Preſſe des beſetzten Gebietes großes Verſtändnis zeigten, ſondern für die Belange des beſetzten Gebietes Die„Ueue Mannheimer Zeitung“ beſetzten Gebiet nicht verſchont worden. Die„Randpreſſe“ dienſte erworben, und dieſe ausdrücklich anzuerkennen, iſt mir heute ein dringendes Bedürfnis. Möchten die Zeiten nicht wiederkehren, in denen Sie ſich in ſolchem Maße Ihrer Brüder im beſetzten Gebiet anzunehmen haben, möchte eine Zeit, kommen, in der die Preſſe rechts und links des Rheines eine ruhige Entwicklung nimmt, ein Seichen dafür, daß die politischen und wirtſchaftlichen Derhältniſſe in Deutſchland ihren ſicheren Gang gehen. Im berein ſüdweſtdeutſcher Zeitungsverleger und in der Arbeitsgemeinſchaft der deutſchen Preſſe wollen wir gemeinſam an der hebung und Belebung des deutſchen Schrifttums arbeiten, um die hohen Siele zu erreichen, die ſich dieſe Organtſationen, deren wertvolles Mitglied die iſt, geſteckt Haben. Utt kollegialer Begrüßung Ihr ſehr ergebener Varſitzender der Vereinigung der pfälziſchen Zeitungsverleger. 5 rechnen darf, ſo iſt infolgedeſſen auch von Derboten im hat ſich damals hervorragende Der- 7 N — Eine Erweiterung ihrer Geſchäfksgrundlage hat die Anſtalt durch Angliederung einer öffent⸗ lichen Hypothekenbank der Selbſtver⸗ waltung vorgenommen, wodurch ſie in das Syſtem der ſog. Gemeinſchaftsbanken eingefügt wurde, Eine weitere der Anſtalt angegliederte Einrichtung iſt die Badiſche Landesbauſparkaſſe, die der Wohnungsnot durch ein beſonderes Sparſyſtem ab⸗ helfen und zweite Hypotheken für den Wohnungsbau im Losverfahren vermitteln will. Der Geſamtumſatz des Inſtituts betrug in Millionen Mark: 1926 2,50 1927 2,89 163 1928 4,82 2,39 1924 10285 Franz Ferils mhle I mit elatten, isolierten Zwischenwänden onde Polsterung der Hlolevarentabrie N Buchen 1 Hin (Lleferant der Deutschen Relchspost) 5 e VERTRETER: K Maschauer, Mannheim, 8. 3 Nr. 4 7 und Heſſen mündelſicheren Goldpfandbriefen und Goldſchuldverſchreibungen. Der Geſamtumlauf an Pfandbriefen und Obligationen betrug Ende 1928 224,26 Millionen RM., der geſamte Darlehensbeſtand 233,56 Millionen RM. Nach der 1928 vorgenom⸗ menen Erhöhung beträgt das Aktienkapital 12,005,000 RM. Ganz ähnlich wie bei dieſem Inſtitut liegen die Verhältniſſe bei der Pfälziſchen Hypo⸗ thekenbank in Ludwigshafen a. Rh., die 1886 mit 6 Millionen RM. AK. errichtet wurde, um der Beſonderheit der pfälziſchen Verhältniſſe Rechnung tragen zu können. Ihr Geſchäftsgebiet erſtreckt ſich in erſter Linie auf die Pfalz, ſodann auch auf das rechtsrheiniſche Bayern und das übrige ee Ausführung von Mrappmiihalstr. 30 3 Kunstschmiede-Arbeiten ll. Feilneisen-Konstruktion Karl Cuiaue& Se erz Tischer Gipser und Sdelleeuesdl. 18— releph. 20702 Bauabfeilunq 6. Corenz Abl. 8 Belize Telefop- U. 9 Slegreferwverke, BisenerpeigrelbetisTiSfelf Mannheim AusfU TUN VO. Teleforu, Lictifsioriel-, SleEK IT. Urrers, Feuermelder-, RSTPO SHS ge? n f 61* 1 20 . 2 EVI kg& Ulk. un. 11 Eine Sonberſtellung im Bank⸗ und Krebitweſen Mannheims nimmt auch die Städtiſche Spar⸗ kaſſe Mannheim ein; ſpeziellen Zwecken dient 95 Landesbank für Haus⸗ und Grund⸗ eſitz, wie dies in der Firma zum Ausdruck 19719 Hinter ihr ſteht der organiſierte Haus⸗ und Grundbeſitz Badens, ihre Garantiemittel überſteigen 2 Millionen RM. Für die beſonderen Zwecke des Getreidehandels und der Getreide weiter⸗ verarbeitenden Induſtrie wurde 1923 die Ge⸗ treide⸗ Kredit ⸗Aktiengeſellſchaft in Mannheim gegründet, die beſonders das Gebiet des Lombardweſens und die Heranziehung von Ar landskrediten pflegt. Die Bilanzziffern dieſer Aktiengeſellſchaft betrugen: 1924: 536 593 RM 1925: 440 840 RM. 1926: 759 336 RM. 1927: 2022 821 RM, 1928: 2 306 798 RM. Großbankfilialen. Von den hier vertrͤtenen Großbankfilialen wurde die der Dresdner Bank 1899, die der Darmſtädter⸗ und Nationalbank 1910 unter Uebernahme der Bankfirma Wingenroth, So⸗ herr u. Co., die der Commerz⸗ und Privat⸗ bank am 1. Januar 1921 errichtet. An letztere iſt nach Verſchmelzung der Zentralen im April d.. die hieſige Filiale der Mitteldeutſchen Cre⸗ itbank— die das Haus in P 5, 1 innehatte übergeleitet worden. Die Großbankfilialen pflegen naturgemäß alle Zweige des Bankweſens, beſon⸗ dere Aufmerkſamkeit wenden ſie jedoch dem Rem⸗ bours⸗Geſchäft zu. Rembours⸗Kredite waren in den letzten Monaten in Mannheim noch ſehr gefragt und wurden ſtark in Anſpruch genommen. Mit ihrer Bereitſtellung erwies ſich Amerika als ſehr zuvorkommend und Frankreich gleichfalls dann, wenn es ſich um Geſchäfte. franzöſiſchen Firmen handelte. Dagegen legte London, wohl mit Rückſicht auf ſeine eigenen Geldverhältniſſe, eine gewiſſe Zurückhaltung an den Tag. Unſere Darſtellung hat gezeigt, wie die Mann⸗ heimer Banken durch Umformung und Angliede⸗ rungen privater Bankgeſchäfte, von Volks⸗ und Ge⸗ werbebanken, durch Kreditgewährung, durch die Aus⸗ nutzung ihres eigenen Emiſſionskredites auf allen in ihte Wirkungsſphäre fallenden Gebieten Badens, Heſſens und der Pfalz, durch eine enorme Expanſton von innen heraus, die zugleich vielfach wieder trei⸗ bende Impulſe von den Berliner Großbanken er⸗ fuhr, eine ganz eminente Tätigkeit entfaltet haben. In dieſer Entwicklung und in dieſer Betätigungs⸗ möglichkeit ſpiegelt ſich der mächtige Fortſchritt der Wirtſchaft im Arbeitsfelde dieſer Banken. Die Nach⸗ kriegszeit hat die Verhältniſſe vielfach von Grund ⸗ auf geändert. Das künftige Schickſal der Mann⸗ heimer Wirtſchaft und damit des Bank⸗ und Kredit⸗ weſens liegt in der Rührigkeit und dem Wagemut der Maunheimer Wirtſchaftskreiſe, in ihrem Ver⸗ 4 ſtändnis für die Einſtellung auf neue Erforderniſſſe und in ihrer Beweglichkeit beſchloſſen. 5 2 8— ä S S e S e ee N* 4 Telephon 33328 u. KFistxkg —. e 6— 86,10 tkelephon 229 86 . —— — i Maler- 5— und. . rünmermeister . —— — 1 e NA, 1112 Kunststrede Deboꝛalio en Das führende Spezialhàus für Gegf. 1859 Nesse 8 Delitocke Seiniclie- Zocleubeſag- D 7, 3. Rheinstr. Eigenes Architekturbüro JAKOB WEN2Z NMALERNIEIS TER TELEPHON 25520 lieferanten 75 d. Schalteranlagen mit Türen aus Bronce!. S bbb 0bT0b0T0T0TbTb bu Friedr. Holl 1 NIEER FELDSTR. 64 Geschäfiserwelſerung und Empfehlung! 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Sein Gegenſtück findet es in dem großen Betriebsgebäude, von dem lediglich die Straßenfront auf der Rückſeite des Quadrates R 1 nach außen hin ſichtbar iſt. Seine eigentliche Front liegt jedoch nach der Seite des Hofes, deſſen Architektur einen beſonders harmoniſchen Eindruck erweckt. Dieſer wird erreicht durch eine ſinnvolle Steigerung der Motive, die dem Architekten an der Hoffront des Baſſermannhauſes gegeben waren. Die Bundſandſtein⸗Säulen des Laubenganges ſetzen ſich in den Pilaſtern des Verbindungsbaues fort und werden motiviſch zu lapidaren architektoniſchen Trägern des hoch aufragenden Druckereigebäudes. Durch dieſe Geſamtanlage erhält der Hof das Ge⸗ präge harmoniſcher Einheitlichkeit, die bei dem reiz⸗ vollen Wechſel des Geſamtbildes nirgends monoton wirkt. Dieſer Eindruck wird erhöht durch das Pflaſter des Hofes, deſſen Moſaikbildung im Ein⸗ klang mit den Grundfarben der Gebäude ſteht. In dem Faſſadenſyſtem konnte die vierte Front lediglich als Brandmauer zur Verdeckung der dahinterliegen⸗ den Giebel errichtet werden, doch iſt auch hier durch das Hervortreten der Garagenbaues dem architek⸗ toniſch Einheitlichen Rechnung getragen, * Wer von der Hofſeite aus das große Druckereigebäude betrachtet, wird noch mehr als von der Straßenſeite her den Eindruck einer lichten und luftigen Arbeitsſtätte gewinnen. Dabei iſt es dem Architekten, Profeſſor Alfred Bres⸗ lauer, mit beſonderem Geſchick gelungen, die klaſ⸗ ſiſche Grundform zu wahren, und ſie mit den Erfor⸗ derniſſen eines neuzeitlichen Baues in Uebereinſtim⸗ mung zu bringen. Die Anordnung der Fenſter⸗ bögen zeigt am beſten, wie der Architekt das Auf⸗ ſtrebende dieſes Baues mit ſeinen klaſſiſchen Grund⸗ formen zu vereinigen wußte. In dieſem Gebäude iſt eine Heimſtätte moderner Zeitungstechnik ge⸗ ſchaffen, die zeigt, wie ſich eine harmoniſch bauliche Anordnung mit den Erforderniſſen der Neuzeit ver⸗ binden läßt. Der Anordnung der Flächen und Pro⸗ portionen an der Außenwand ſoll im Innern die 5 Organiſation des Betriebes entſprechen. N Von dem Eindrucksvollen moderner Technik bietet ſich dem Betrachter ein beſonders markantes Beiſpiel im Erdgeſchoß des Gebäudes, in das aus dem Keller, wo ſie auf Erdfundamenten ruht, die große Ro 1 ationsmaſchine emporwächſt, die nachſtehend eine beſondere Beſchreibung findet. Im darüberliegenden Stockwerk befinden ſich die großen Schnellpreſſen der Buchdruckerei. Im zweiten Stockwerk, auf gleicher Höhe mit den Nedaktionsräumen des Baſſermannhauſes hat die Maſchinenſetzerei im Verein mit der An⸗ dzeigenſetzerei ihre Räume, bezw. ihren Raum; denn die einzelnen Stockwerke des Betriebsbaues ſind hallenartig eingerichtet, ſodaß das Licht von beiden Seiten her ungehindert eindringen kann. Die einzelnen Abteilungen ſind lediglich durch Glasfenſter voneinander getrennt. Erſt in dieſen Räumen ſelbſt erkennt man die ganze Weite der bau⸗ lichen Anlage. Im dritten Stockwerk iſt die Setzerei für den Buchdruck und die Buchbinderei untergebracht, Die einzelnen Stockwerke ſind durch einen Aufzug verbunden, der ſowohl der Perſonen⸗, wie der Druck⸗ materialbeförderung dient. Er führt vom oberſten, für Betriebswohnungen vorgeſehenen vierten Stock⸗ werk bis in die große Kelleranlage, wo ſich die Papiervorräte befinden und der Rollenſtern der Rotatiosmaſchine ſeine eindrucksvolle Wucht er⸗ kennen läßt. Die rieſigen Kellerräume, die ſich unter dem Baſſermannhaus ausdehnen und zum Teil unter der Hoffläche liegen, bilden zudem noch eine ſteinerne Erinnerung an die Zeiten, in denen ſich der Wohlſtand der Mannheimer auch im tiefen Die Jaſſade des Druckereigebäudes R I, 1215 2 ſchreit: Keller eine Lagerſtätte ſchuf. Der Seitenflügel, der Verbindungsbau zwiſchen Baſſermannhaus und Be⸗ triebsgebäude, enthält Büro⸗ und Zweckräume. Ueberblickt man die Geſamtanlage, man, daß auch in dem Betriebsgebäude, wie in den Seitenanlagen des Baues, das Grundmotiv des Baſſermannhauſes gewahrt bleibt, Form und Zweck miteinander in harmoniſchen Einklang zu bringen. Der Schornſteinfeger auf dem Baſſermann⸗Haus Anno 1834; ein grimmig kalter Januarmorgen. Die Marktweiber auf dem Mannheimer Marktplatz in dicke Tücher und Hauben gehüllt, frierend hinter den Körben hin⸗ und hertrippelnd. Plötzlich lacht eine laut hinaus und kreiſcht:„Guckt e mol dol Den närriſche Kerll“ giebt's da zu ſehen?— Oben auf beglänzten Schieferdach— feger marſchiert luſtig auf und ab; er exerziert, macht Wendungen linksum, rechtsum, er präſentiert das Gewehr, d. h. den Beſen, tänzelt hin und her und treibt allerhand Schnickſchnack. Großes Gau⸗ dium der Marktweiber, Publikum ſammelt ſich an, alles lacht, rings um den den Markt öffnen ſich die 35 Fenſter, drüben im Rathaus werden die Stadt⸗ väter ſichtbar, immer mehr Volk ſtrömt herbet, Schon kommt die Polizei. luſtigen Bruder auf, ſchleunigſt herunterzuſteigen. Endlich erſcheint er mit Leiter und Beſen. Wie man aber Anſtalt macht, ihn feſtzunehmen, ſagt er im ſchönſten Mecklenburgeriſch:„Oho! nicht zu befehlen in der Luft, hat die Polizei voch niſcht zu ſuchen, und da kann ich tanzen für mir. Die Polizei hat niſcht in der zu befehlen.“ 5„ Ungeheurer Jubel der Menge. Die Bärw aber verſteht keinen Spaß, und der gute Mecklen⸗ burger wird trotz allem Raiſonieren und Sträuben hinübergeführt in den„hoorigen Ranzen“(Haupt⸗ wache); vor ihm her und hinter ihm drein t und 1 die Mannemer Jugend. Sie fordert den „Recht hot er! Loßt'n laafe!“ Die Polizei ſo erkennt —„Was iſt denn los, Bär⸗ wel?“— Sie krümmt ſich vor Lachen und deutet hinüber auf das Baſſermannſche Haus. Was dem ſonnen⸗ ein Schornſtein⸗ Sie haben mich 3 Die Luft geht die Politzei jar niſcht an, die iſt meene. Und uf ut Dach i 140 Jahre„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festau n 20000 Umdrehungen- 56 Kilometer bedrucktes Papier Im Zeitungsgewerbe ſind Menſchenwille und Maſchinentat ganz eng aneinander gerückt, ſind beide zu einer tätigen Arbeitsgemein⸗ ſchaft verwachſen, die wohl kaum in irgend einem anderen Gewerbe auch nur annähernd erreicht iſt. Gewiß, jeder moderne Geſchäftsbetrieb iſt heute ma⸗ ſchiniſiert. Telephon, Diktaphon, Schreibmaſchine, Rohrpoſt, Signalklingel und ſchließlich auch da und dort Radivempfangsgerät oder noch das eine und das andere kennt und nützt man je nach Aufgabe und Zweckmäßigkeit. Aber— der Journalismus, die Preſſe bleibt nicht in der äußerlichen mechaniſchen Anwendung befangen. Ohne die Maſchine, ohne die Anwendung ihrer neueſten Konſtruktionsformen iſt es undenkbar, dem Leſer die Nachrichtenübermittlung und Nachrichten verbreitung ſo ſchnell und zuverläſſig zu bieten, wie er es heute fordert. Von all den tech⸗ niſchen Einrichtungen, die uns umgeben, mit denen wir arbeiten und durch die wir leben, empfinden wir die Setzmaſchine und die Rotationsmaſchine noch am unmittelbarſten mit unſerem Schaffen verbunden, ſo ſehr, daß hier und gerade hier einmal Philo⸗ ſophie und Pſychologie der Maſchine als eines leben⸗ den Organous angegriffen werden müßte. Ste ſind uns unentbehrliche Bundesgenoſſen und ihre Ge⸗ räuſche die Begleitmuſik unſeres Schaffens. Vor allem anderen aber gilt unſere Liebe dem Koloß unter ihnen, der Krönung jeglicher techniſcher Einrichtung eines Zeitungshauſes: der Rotati⸗ ons maſchine! War uns ſchon unſere alte Ro⸗ tation lieb und wert, jetzt ſind wir ſtolz auf das zum Druck der vergrößerten NM. beſtimmte, mit uns in unſer neues Heim eingezogene techniſche Wun⸗ der werk. Hier findet der Gang der Arbeit vom Aufnehmen zur Wiedergabe ſeinen Abſchluß. Das was die feinſten Aufnahmeorgane, die inneren Span⸗ nungsweiten des Journaliſten durchzog, zu ſubjek⸗ tivem Ganzen, zum Abbild der objektiven Welt ſich ballte, hier rollt es über kilometerlange Papierſtrei⸗ fen, bohrt ſich in abertauſend Seiten. Unwiderruflich! Was geſchrieben, floß zur Setzmaſchine, wo auf rätſelhafte Weiſe Bleiklumpen zur heißflüſſigen Maſſe erweicht, die Nachricht und die Artikel zu Let⸗ tern in endloſen aber ſinnvoll geordneten Zeilen⸗ reihen gehärtet über den Mettagetiſch ſchließlich nach einigen Metamorphoſen zur Rotation wandern. Hier vollendet ſich das Werk. Voll ſtarker Spannung wartet der Koloß, daß ein Fingerdruck ihn zu raſen⸗ der, endlos fließender Arbeit erwecke. Die von der weltbekannten Schnellpreſſenfabrik Fran⸗ kenthal für uns gebaute Rotationsmaſchine geht durch zwei Etagen; was aber noch vom jeweili⸗ gen Betrachtungspunkte aus zu ſehen iſt, iſt immer noch imponierend genug. Grandios, dieſes Mecha⸗ niſch⸗Reale! Breit und gewichtig und im Innern doch von unbeſchreiblicher Kompliziertheit bietet die neue Maſchine durch ihre ſachliche und ruhige Linien⸗ führung einen Anblick von äſthetiſchem Reize. Wenn jemals eine ſchöne Form einer Maſchine, oder über⸗ haupt eines Ingenieur⸗Bauwerkes der Ausdruck höchſter Zweckmäßigkeit war, ſo iſt dies bei unſerer neuen Rotationsmaſchine der Fall. Wie ſchwere maſſive Blöcke— ſo ſtehen die drei Druckwerkeinheiten der Maſchine da, die jederzeit noch um eine Einheit vermehrt werden kann. Jede Druckwerkeinheit beſteht jedesmal aus 2 einzelnen Druckwerken, von denen immer das eine die Vorderſeite eines Zeitungsblat⸗ tes, das andere die Rückſeite bedruckt. Das Druck⸗ werk ſelbſt beſteht aus einem Zylinder, der die Druckplatten aufnimmt— in dieſem Falle 8 Stück, für jede Zeitungsſeite eine Platte— und einem Druckzylinder. Die Farbwerke mit ihren Kall u. Friedrich Fritz Malermeisſer Tel 52008 Gegrundef 188 ERIEDRICHSFEIDERSTR. 60 Ausführung von Malerarbeiten vielen Walzen, zwiſchen denen die Druckfarbe ſorg⸗ fältig verrieben wird, äußerlich kenntlich an den vielen blanken Handgriffen, tragen die Farbe auf die Platten auf, und der zwiſchen Druck⸗ und Platten⸗ zylinder durchlaufende Papierſtrang bekommt ſo ſeinen„Druck“. Eine zentrale Farbpumpenan⸗ lage ſpeiſt unabhängig von der eigentlichen Druck⸗ maſchine aus einem großen Sammelbehälter alle Farbkäſten. So entſtehen in jeder Einheit 16 Seiten, in der geſamten Maſchine alſo 48 Seiten. Ueber je 2 Einheiten liegt jeweils noch ein drittes Druck⸗ werk, das heute, wo die Reklame ſich in zunehmen⸗ dem Maße der Farbe bedient, ſehr wichtig iſt. Mit dieſem dritten Druckwerk wird zur Hervorhebung von Anzeigen eine zweite Farbe in oder um dieſe aufgetragen werden können und außerdem unſer eee wechſel kann ſo ohne Anhalten der Me a⸗ ſchine vor ſich gehen, was bei eiligem Betrieb recht erwünſcht iſt. Der leere Arm des Rollenſternes iſt mit der Drehung gleichzeitig nach unten gekommen, ſodaß ſofort eine neue Rolle dort eingeſetzt werden kann. Die Verſorgung der Maſchine mit Püpier⸗ rollen erfolgt alſo unten im Keller, und dadurch iſt der Raum, in dem die eigentliche Maſchine ſteht, ganz frei von Papierrollen, was zur Erleichterung der Be⸗ dienung nicht unweſentlich beiträgt. Nun ſteht dieſer gleißende Rieſe mit ſeinen 75000 kg da, und doch genügt ein einziger Finger⸗ druck, um ihn in raſende Bewegung zu verſetzen. Den Antrieb beſorgen 2 Motoren von je 55 Ps. Steuerung iſt ſo eingerichtet, daß die von verſchiedenen Stellen aus durch Die Maſchine Die neue Rotationsmaſchine neues Bildverfahren zu beſonderer Wirkung kommen. Wer ſchon einmal eine Rotationsmaſchine geſehen hat, der wird bei unſerer Maſchine die ſonſt an den Enden angeordneten Papierrollen vermiſſen. Es iſt eine beſondere Eigentümlichkeit der Maſchinen dieſer Bauart, daß die Papierrollen unter der Ma⸗ ſchine im Untergeſchoß liegen. Jedesmal 3 Papierrollen ſitzen auf einem der 3 ſogenannten Rollendrehſterne. Eine Rolle davon wird durch ein breites Gummiband angetrieben und för⸗ dert das Papier in die Druckwerke. Iſt dann dieſe eine Papierrolle abgelaufen, ſo wird einfach der Rollenſtern ſo weit gedreht, daß die nächſte Rolle an das Gummiband kommt. Dann wird die neue Rolle an das ablaufende Papierband der alten geklebt und der alte Papierſtrang abgetrennt. Der Rollen⸗ Druckknöpfe auf laugſamen oder ſchnellen Lauf geſchaltet und ebenſo wieder ſtillgeſetzt werden kann. Auch alle Bewegungen der oben beſchriebenen Rol⸗ lenſterne werden durch Druckknöpfe geſteuert. Seit⸗ lich von der Maſchine ſtehen Schaltſchränke, zu denen von den verſchiedenen Druckknöpfen Leitungen füh⸗ ren. Durch die Betätigung der Druckknöpfe werden dort die Schalter ferngeſteuert und jede ge⸗ wünſchte Drehzahl kann ſo eingeſchaltet werden. Iſt ſchon das Klappern der Setzmaſchine dem Mann vom Bau unentbehrlich geworden, hier, vor der rotierenden Rotation erleben wir den einzig⸗ artigen Rhythmus, das Finale unſerer Arbeit. Un⸗ abläſſig fließt die weiße Fläche von unten über die Druckzylinder. Bis zu 20000 Umdrehungen machen die Druckzylinder in der Stunde, das ſind Die Stadt deutscher Romantik, älteste Universitätsstadt des Reiches in wunderbarer Lage am Neckar, ge- krönt von der weltberühmten Schloß- ruine, durch sechs Jahrhunderte die Residenz der Kurfürsten der Pfalz. HEIDELBERG der Fremdenplatz I. Ranges von inter- nationaler Bedeutung, mit jeder Be- quemlichkelt, das ideale Standquartier HEIDELBERG die Bäderstadt mit der stärksten bis jetzt bekannten typischen Radium- quelle, die in erster Linie in Frage kommt zur Heilung von Arterioskle- rose, rheumatischen und gichtischen Erkrankungen, Modernstes Badehaus, ganzzührige Kurzeit HEIDELBERG die bevorzugte Wohnstadt in her- vorragend mildem Klima mit seinen 3600 ha großen Stadtwald ungen. Neuzeitliche Villenviertel, ausgezeichnete Schulen, Theater, 7 lebhafte Sportbetätigung 7 5 Ausführung von f Augus Schimperstraſte 30-42 5 N Wand- und sodenbelsgen 1 i 8 Fernspr. 519 87 u. 51988 Lieferuriq Von gabe zum Einzug ins Basserrnannhaus 2 272... cccbcbPfPpccbcccccee rund 335 Umdrehungen in der Minute oder 5½ Um⸗ drehungen in der Sekunde. Bei dieſen Umdrehungs⸗ zahlen wirft die Maſchine ſtündlich bis zu 20000 Zeitungen von 48 Seiten Umfang fertig gedruckt und gefalzt heraus. Unter dieſem Geſchwindigkeitsdruck ſauſt der Papierſtrang durch ein außerordentlich ſinnreich konſtruiertes Aggregat von Schneid-, Sammel⸗ und Falzzylindern, die die einzelnen Zeitungen vom Papierſtrang abſchneiden, erforderlichenfalls zwei ſolcher vorgefalzten Teile aufeinanderſammeln und zum zweiten Male falzen. Der Mechanismus dieſes zweiten Falzes iſt ein be⸗ ſonderes Patent der Schnellpreſſenfabrik Franken⸗ thal. Der Sammelzylinder läuft mit etwa 770 Umdrehungen in der Minute und der ganze Falzvorgang verläuft innerhalb ein Hundertſtel Sekunde bei vollem Lauf der Maſchine. Selbſt dieſe enorm kurze Zeit, die man nur von den photographiſchen Appa⸗ raten her kennt, beeinträchtigt in keiner Weiſe die Exaktheit des Falzens, die vielmehr bei dem un⸗ glaublich ſchnellen Auswurf Ve rausſetzung iſt. Be⸗ merkenswert von den N ll. gen an unſerer Ma⸗ ſchine ſind noch die auto zatiſchen Brem⸗ ſen, die in der Anordzunz und Wirkung etwa Vierradbremſen gleichkom n. Die Bremſen er⸗ möglichen es, die Maſchine a em Lauf heraus — in 15 Sekunden vollkommen ſtilznſeken. Von dem Augenblick an, wo der Maſchin nine ſter auf den Druckknopf„Halt!“ drückt, lauſen die Zylinder nur noch 80 Umdrehungen, um dann ſtellzuſtehen. Wenn vorſtehend die Stundenproduktion der neuen Rota⸗ tion bei einer 48ſeitigen Zeitung mit 20 000 Evem⸗ plaren angegeben wurde, ſo wird unſer Leſer erſt dann einen rechten Begriff von der er⸗ ſtaunlichen Leiſtungsfähigkeit der Maſchine bekom⸗ men, wenn wir ſie am Umfang der ihm mehr ge⸗ läufigen Tagesauſgabe demonſtrieren. Von einer 12ſeitigen Ausgabe der Nigz. kann die aſthine ſtündlich 80 000 Exemplare in die Expedition werfen und von einer Gſeitigen nicht weniger als 160000 Exemplare. Mit einer Geſchwindigkeit von etwa 310 Meter in der Minute ſchiebt ſich die Papierbahn durch Rollen und Geſtänge, mit 20000 Umdrehungen drückt ſich das einmal gegoſſene Satzbild immer und immer wieder auf dieſes Band. Ununterbrochen läuft die⸗ ſer Strom von etwa 4500 Kg Papierver⸗ brauch in der Stunde, immer wieder wird das gleiche Satzbild auf ein Papierband von 1,43 Meter Breite und etwa 56 km Länge mit der ſo beliebten Druckerſchwärze aufgetragen. Wür⸗ den wir alſo den ſtündlichen Papierverbrauch unſe⸗ rer neuen Rotattonsmaſchine auseinanderrollen, dann würde ein Papterweg von Mannheim bis Darmſtadt gelegt werden können. Iſt es angeſichts dieſer nur mit einigen Zahlen belegten Leiſtung der Maſchine verwunderlich, wenn wir Zeitungsmenſchen behaupten, in einem beſonders engen Verhältnis zur Maſchine zu ſtehen. Einer der unſern, A. H. Kober, hat das Verhältnis von Jour⸗ naliſt und Maſchine einmal treffend dahingehend charakteriſiert,„daß Menſch und Maſchine irgend⸗ wann und irgendwo einmal zuſammentreffen müſſen. Aus ihrer Harmonie erſt, allein, klingt Jour⸗ nalismus auf.“ Hier der Menſch, dort der Leſer, dazwiſchen die Maſchine: Und wir ſind ſtolz auf unſere Maſchine, die ein getreues Abbild der Lei⸗ ſtungsfähigkeit der liefernden Firma, ganz allgemein aber auch des ganzen deutſchen Druckmaſchinenbaues iſt, der den Vorſprung, den das glücklichere Amerika während Kriegs⸗ und Nachkriegsjahren gewonnen hatte, heute wieder eingeholt hat. e. 11 dakob Obuunb G..7. Hieitedadde 1 Feine Papier- U. Schreib weren SeSscherK-Arfikel Spezialifsf: Foto-Alben Alle Neuheifen eingeirolfen * Moderrie Privef- Drucksache Aufo- Reifen Ir UN AUsl Sd. Fabrikefe Auto-Zubehör + 3 2 — —— 12— weit über die hland angebauten Tabake ſind und daß davon Mannheim ſowohl 1 der auch mit dem Erträgnis an t nur wenig bekannt, daß aller in Deu Tabake ba diſche wieder der Bezirk Geſamtar fläche als erſter Stelle ſteht. Es Hälfte tehen, wenn ſich im 0 Mannheimer Bezirk und ſeiner eine ſtarke Taba 1 in duſtrie entwickelt hat. In dem Erntejahr 1927/28 zählte das Reich 65 457 Tabakpflanzer, wovon 25 144 auf Baden entfielen. An dem geſamten Ernteertrag, der Menge des geern⸗ teten Tabaks in dachreifem, trockenem Zu d, von beinahe 200 0 i Baden mit 108 54,296 Nach ah 1 Dop Umgebung des R es das 95 513 0 reſſant iſt eine den einzelnen Finanz⸗ Pe! 3 7 über aus tellung dar Exer in dz 26 254 13 766 Tabakpf anzer 5d arbaiku 18 dieſer an erſter ſo ſehen wir 1924 eutſch land in der ifligten Arbeiter u rund 30 Tabakinduſtrie beſch allein in 5 Ueberfck ihrer Ges ohne liche ite auf land, wo im D erntet werden 1 Heitar auf Baden 4 ire darch eine vor 8 * mit dem. naue 41 unheim Nur W Heu Ernte je or in die feu, zeigen bie folgenden Ze hs ark der 31 105 5 Mn ac ohtabaks teilten hen Lande 1237 Fab vielen ganzen Ernte anderen Din⸗ In, Wie 0 res auch hier die Not, die ſpeziell in der Pfalz zur Anpflanzung des Tabaks führte. In die verarmt entvölkerten Gebiete der Kurpfalz rief der Reorganiſator, Kurfürſt Karl Ludwig, nach dem dreißigjährigen Krieg Leute aus allen Landen; unter dieſen waren es hauptſächlich holländiſche Anſiedler, die auf der Mannheimer Feldmark Ver⸗ ſuche mit dem Anbau von Tabak anſtell⸗ ten und. gute Reſultate erzielten. Wieder andere, Kaufleute und Induſtrielle, warfen ſich auf die Verarbeitung des Rohtabaks, wobei ihnen die in ihrer früheren Heingt gemachten Erfahrungen gute Dienſte leiſteten. Die erſten Fabriken wa⸗ ren ausſchließlich Rauch⸗ und Schuupf⸗ tabakfabriken. In Mannheim gab es beſondere Spinn⸗ ſtu ben, in denen oft mehrere hundert Ortsarmen mit„Tabakſpinnen“, d. h. mit dem Aufrollen der Blätter zu ſpiralförmig gedrehten Wickeln beſchäftigt wurden. Von dieſen Wickeln oder Strängen ſchnitt ſich der Käufer je nach Bedarf ab. Um 1661 wußte Stadtdirektor Clignet die Verdienſte des Ziegelei⸗ beſitzers und Bürgerwehrhauptmanns Puché bei dem Kurfürſten beſonders rühmend zu erwähnen, da die⸗ ſer viele Arbeiter auf ſeinen Tabaksfeldern beſchäftigte und nach dem Trocknen den armen Einwohnern wei⸗ tere Arbeit vermittelte. Wenn damals für den Zentner Rohtabak 4½ Reichstaler genannt werden, . ĩ bbTTTb0bT0T0TbTbPbTbTPTPTbTbTbTb'bbeb ahre„Neue Mannhei imer Zeitung“ 45 Festa. ga ſo iſt dabei der Kaufwert des damaligen Geldes in Betracht zu ziehen. Zur Aufbewahrung des Tabaks mußten ſelbſt Keller und Speicher des Rathauſes herhalten. Wie heute noch, ſo wurden auch damals die Tabaksſetzlinge in ſog. Tabakkutſchen gezogen, und als im Jahre 1666 die Peſt unter der bäuerlichen Bevölkerung viele Opfer forderte, wurde gemeldet, daß die Bauern das Lazarettſtroh, auf dem ein Jahr or peſtkranke Soldaten gelegen hatten, angekauft und für ihre Tabakkutſchen verwendet hätten. Eine eigentliche Tabakinduſtrie, d. h. die Her⸗ stellung von Rauch⸗ und Schnupftabak gab es damals in der Pfalz noch nicht. Solche Fertigfabrikate bezog ee aftliche Bedeutung des Von S. J. Gund⸗ N 1 Jof do— Heidelberg Trocknen und Abhängen. Der Landmann ſetzte den getrockneten Tabak vor dem Verkauf dem Regen aus, er ließ den„Mif ſtdunſt“ daran hinauflaufen und lie⸗ ferte ſo dem. 1 bei 100 e Tabak oft 30 bis 40 Pfd. übelriechendes Waſſer. Um die Wa rer zu machen, 1 750 der Tabak in dum riechenden Kellern aufbewahrt, auch in Rü kein Wunder, wenn ein ſolche Tabak 1 175 und alle Feinheit verloren hat. Ob die neuen Vorſchriften eine Beſſerung gebracht haben, wird nicht gemeldet; viel mehr wirkte die um 1777 eingetretene günſtige Konjunktur auf dem pfäl⸗ ziſchen Tabakmarkt. Trotzdem mußten die Pfälzer G er 100 man vou auswärts, namentlich von Holland; immer⸗ hin aber dürfen die Tabakſtuben als die Vorläufer der fabrikmäßigen Tabakinduſtrie angeſehen werden. Erſt unter Kurfürſt Karl Philipp ging man zur Her⸗ ſtellung von Rauch⸗ und Schnupftabak über. Zur Aufbeſſerung der Finanzen war ein ſtaatliches Mon pol geſchaffen worden, demzufolge aller in den pfäl⸗ ziſchen Landen gebauter Tabak nach Mannheim ge⸗ bracht werden mußte. Ueber dieſes Tabakmonopol haben wir im vorigen Jahr unter dem Titel:„Eine böſe Mannheimer Tabakgeſchichte“ be⸗ richtet. Anſtatt den Finanzen des Staates aufzu⸗ helfen, wurde der Staat um viele Millionen betrogen, bis endlich Karl Theodor der verhaßten Monopol⸗ ſtellung ein Ende machte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entſtanden mit Genehmigung der Regierung die erſten pri⸗ vaten Tabakfabriken in Mannheim. Es waren beſcheidene Anfänge, die aus der Erlaubnis hervorgingen,„eine private beträchtliche Tabaks⸗ fabrique vorläufig zu etablieren“ und von Janno, Dialencon et Genthon unternommen wurden. Gleich⸗ zeitig war aber auch der von den Pfälzer Bauern gelieferte Tabak in ſeiner Güte ſtark zurückgegangen; wozu ſich auch anſtrengen, die Monopolgeſellſchaft hatte ja ſo ſchlecht bezahlt, ja, vielfach nicht bezahlt, und da gab man ſich auch keine große Mühe beim Die Gaſſe der 15 Setzmaſchinen Bauern zum Aupflauzen des Taßaks gemahnt wer⸗ den.„Das Gewächs“, heißt es,„welches den Zauersmann in wenigen Jahren reich machen kann, das die 1 von Schwetzingen, Laden⸗ burg, Seckenheim, Oftersheim und in dieſer ganzen Gegen 9 ſchon reich gemacht hat, iſt der Tabak. Nie hat der Bauer eine Frucht gekannt, her belohnt hat. Vielleicht daß einige von dieſen einige ſogar die ihm ſeine Arbeit reichlick 9 man mir nicht glauben, Ortſchaften des verfloſſenen Jahr 30 000, 50000 Gulden, auch 70 und 80 000 Gulden aus ihrem Tabak gelöſt haben. Dies 1 8 glaublich werden, wenn ich bemerke, daß z B. in Seckenheim 1000 Mor⸗ gen angebaut werden. Nähſne man für den Morgen 8 Zentner, ſo macht dies 8000 Zentner. Der geringſte Preis des Tabaks in dieſem Jahr war 12 Gulden; ſo hat Seckenheim 96 000 Gulden gelöſt. In Schwetzingen haben Taglöhner, Leute, die keinen Schuh breit Eigen⸗ tum beſitzen, 200300 Gulden gelöſt, da ſie auf Feldern ihrer Nachbarn um die Hälfte gebaut haben.“ Der Grund des Aufſchwungs in dem Pfälzer Tabakbau lag einerſeits in der zeitweiligen Unter⸗ brechung des amerikaniſchen Tabakbaues, anderſeits in dem Zwang für die Pfälzer Bauern, all ihre Kör⸗ nerfrüchte auf dem Mannheimer Markt zum Ver⸗ kauf anfahren zu müſſen. Dabei war der Bauers⸗ mann allerhand Schikanen ausgeſetzt, beſonders der Blick in die Zeitungs Zug! ins Bassermannh: 2 ärmere, der! Früchte do den Tabalb Zeiten regelte ſich der und Nach r lohnen Preis ge; aber die Er beweiſen, daß der Tabak zu delspflanze war, aus de mann manche Schulden Gegen Ende des 18. beſonderen Privile rts war die mit 2 dc bakfa b FE von P. Brentano in Mannheim bedeutend, ebenſo die von Bingner, von 1 9 und von Gad⸗ dum. Der Name Thorbe Unter den Tabak⸗ Zu An⸗ Mann⸗ Trau, ger& 1 Schlot⸗ fabriken reicht ebenfalls in je ne e gel 8 fang des 19. Jahrhunderts bef heim die Fabriken von Brentanv, Gebrüder Keßler, Kreiffeld& 5 Newhouſe, Thorbecke, Ruedin terer, Heidelberg war aupt und Landfried vertreten. Alle Firmer waren zur Her⸗ ſtellung des Rauchtabaks und Schnupftabaks über⸗ gegangen. Weder der Bannſtrahl des Papſtes Urban gegen die Raucher und Schnupfer, noch das Abſchneiden der Naſe in Rußland, weder Geld⸗ noch Todesſtrafe hatten das Laſter des Tabak⸗ trinkens⸗(Rauchens), des Tabakeſſens⸗(Kauens und des Schnupfens zu verdrängen ne und die Fürſten, die früher die Abn nderung des heimiſchen Geldes für ausländiſchen durch Verbote be⸗ kämpften, förderten den kbau, um darauf Steuern und Abgaben zur Stärkung ihrer Staats⸗ kaſſen legen zu können. Vor 100 Jahren etwa rief die Zi nfabrikativon ne ändige von Bilder ⸗ Zigarren⸗ die meiſten Zigarren in der Tabakindustrie in Baden Aenderung hervor. Freiherr Ludwi beck hatte in Mannheim die er fabrik gegründet. Ihm folgten ar Tabakfabriken gingen zur Herſtellu über, welche Produktion aber als Monge Hände erforderte. Da zuden ten 11 1 die er⸗ nicht mehr zu der reninduſtrie ſehr ſtark einli forberlichen Arbeitskräfte in der Stad haben waren, ſo begannen einz Firmen, ihre Betriebe ganz oder doch teilweiſe auf das fla ch e Land zu verlegen. So ſehen wir laugſam die Zi⸗ garrenfabriken im ganzen badife ide ſie 0 ent⸗ falten, bald an größeren, bald an kleineren Orten. Neben den großen Firmen wie Landfried in Heidelberg, Lotzbeck in Lahr u. a. 1 ſich klei⸗ nere auf, und gegen das Jahr 1870 hin 75 en wir namentlich in der Pfalz die Neugründt vieler Zigarrenfabriken, und in unf ſich wenige pfälziſche Orte, die nicht eine, w icht zwei ſolcher Fabriken aufzuweiſen haben. Zu all die⸗ ſen Geſchäftsniederlaſſungen geſellte nach dem Kriege die Zigarettenfabrikation. 5 der geſamten badiſchen Tabakinduſtrie ſteht das land obenan; dazu gehören die? heim, Heidelberg, Wiesloch, Sinshein mit etwa 350 Betrieben und 35 000 Az beſondere Anziehungskraft als Niederle Zigarren⸗ und Tabakfirmen hat im ba land die Stadt Mannheim au größte Fabrik⸗ und Handelsſtadt? neben Bremen der größte Handels⸗ im Reiche für Tabak und Tabakwe In ähnlicher Weiſe liegen die Ver N berg, Bruchſal und Karlsruhe; im Oberland ift es Offenburg, Lahr und Herbolzheim. Wie auf allen wirtſchaftlichen Gebieten iſt zuch in der Tabakinduſtrie der Konkurrenzkampf ein großer geworden. Mangels genügenden Abſatzes mußte dieſe und jene Fabrik ihren Betrieb einſtellen. Trotz alledem wird aber das badiſche Unterland mit ſeiner großen Tabakernte die Verarbeitung ſeiner einhei⸗ miſchen Ernte in ſeinen Bezirken durchführen und damit nicht nur den Tabakpflanzern, ſondern auch den einheimiſchen Arbeitskräften Vedienſt bringen. elne . Ten Verantwortlich: Chefredakteur Für die Anzeigen: Jakob Faud e. Herausgeber, Drucker und Verleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung, Gem.b.., Mannheim, R 1. 4/6. Kurt Fiſcher, Handſetzerei Hansel& Schmitt Automobil- Reparatur Lichi- Zündung Bosc- Ersatzteile Varta-Dienst 1 NHEIM f Heinrich Lanzstraße 26 5 5 Fernruf Nr. 228 42 Schwetzingerstrage Nr. 32. 88 Telephon 271 80(43180) Laboe . leinrichL omnes Unverwuüstlich, fu 0 0 absolut feuer- und schwammsicher, so sind: 5 5„ f 5 2 daprectstasee M. 14—, Telephon 32404 0 5 5. 75 1 2 5 2 t t 2 Buchdrudterei- u. Buchbinderei-Arfikel 5 als FuBböden und Stufen beläge. 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Das ſind nicht die Worte eines Journaliſten oder eines Ge⸗ richtsberichterſtatters, ſondern es ſind die Worte des badiſchen Juſttzminiſters Dr. Trunk, die er anläßlich des Wechſels im Landgerichtspräſtdium am 1. Juni d. J. im Schwurgerichtsſaale Mannheim geſprochen hat. Dieſe Worte aus berufenem Munde wurden in der Tat an der richtigen Stelle geſprochen. Es iſt wirklich die Aufgabe der Gerichtsberichterſtattung, den Leſer auf jenen Teil der Tageszeitung, der unter der Bezeichnung„Gerichtszeitung“ nicht immer den beſten e beſitzt, aufmerkſam zu machen und auf die Vorgänge vor dem Richtertiſch und auf das, was ſich in den Gerichtsſälen ereignet, zu ver⸗ weiſen. Das Urteil wird im Namen des Volkes gefällt. Deshalb hat auch das Volk ein Anrecht darauf, zu wiſſen, was auf dem Gericht vorgeht. Andererſeits beſteht für das Volk aber auch die Pflicht, ſich mit dem zu befaſſen, was in ſeinem Namen für Recht befunden wird. Nicht die Senſationsluſt und die heimliche Freude an einer delikaten Lektüre ſoll das Motiv ſein, unter dem der Leſer auf die Gerichts⸗ berichterſtattung blickt. So kann jenes Miniſterwort vom Erregen der Oeffentlichkeit nicht verſtanden werden, ſondern es muß ſich darum handeln, auf⸗ merkſam zu machen auf die Dinge, die aus dem Leben des Alltags heraus vor den Schranken des Gerichtes ſich abſpielen. Sie ſoll der Leſer kennen lernen. Es liegt in der Struktur der Preſſe, daß ſie die Mittlerin z wiſchen Rechtſprechung und Oeffentlichkeit iſt. Die Oeffentlichkeit der Rechtſprechung, einer der wichtigſten Grundſätze modernſter Rechtspflege, beſteht in der Praxis haupt⸗ ſächlich nur in der Anweſenheit der Vertreter der Preſſe bei den Verhandlungen. Die übliche Zuhörer⸗ ſchar als ſolche kann als Repräſentant der Offentlichkeit keinesfalls angeſprochen werden. Nur zu häufig ſind es die ſogen. Kriminalſtudenten, die den Zu⸗ hörerraum der Gerichte füllen. Unſtreitig hat die Gerichtsberichterſtattung das Anſehen der Juſti z und das Vertrauen zu ihr nach jeder Richtung hin gefördert und gefeſtigt. Laſſen wir einmal die Praxis an uns vorüberziehen, wie ſie ſich dem Gerichts⸗ berichterſtatter darſtellt. Ein Gerichtsverfahren iſt ſtets eine tiefernſte Angelegenheit. Viele Tränen werden vergoſſen, wenn der Mann, der Bruder oder der ungeratene Sohn von ſeinen Angehörigen hin⸗ Gericht und Gerichts⸗Berichterſtattung Von Schriftleiter Franz Kircher weg in Ar reſt geſteckt wird. Gerade in den jetzigen Zeit wirtſchaftlicher Depreſſion und der Arbeits⸗ loſigkeit mehren ſich die Verfehlungen der ſogenann⸗ ten Proviſionsreiſenden auf Zeitſchriften, Bücher, Staubſauger u. a. m. in erſchreckendem Maße. Die Reiſenden geraten dabei gar zu ſehr in Verſuchung, gefälſchte Lieferſcheine einzureichen. Der Richter läßt zwar Milde walten; aber er iſt an die Ge⸗ ſetzesparagraphen gebunden und muß den Delinquen⸗ ten verurteilen. Eine heitere Note in den Gang der Ver⸗ handlungen bringen meiſt kleinere Betrügereien, insbeſondere Heiratsſchwindeleien und ſolche Fälle, wo auf die Einfalt der Mitmenſchen ſpekultert wird. Zu dieſer Art gehören, um nur einige Beiſpiele anzuführen, das Dienſtmädchen, das die gnädige Frau ſpielen wollte und ſich gegenüber jungen Herru als reiche Fabrikantentochter aus Bayern ausgab, die Mannheimer Händlerin, die als angebliche Millionenerbin Mannheimer Familien hereinlegte, die Kellnerin, die ſich als Frau Doktor ausgab und Wäſche, Kleidungs⸗ ſtücke und namentlich Zigaretten von den Geſchäften herausſchwindelte und ſchließlich noch die kapriziöſe Dame, die auf einem Schiffe zwiſchen der Nordſee und dem Niederrhein geboren, ſich als die Tochter eines Jürſten ausgab. 1 wurde ſogar die Ge⸗ burt eines Knabe vorgetäuſcht, um eine Wochenbeihilfe Her li nden In allen dieſen Fällen, in denen die Buntheit des Lebens am ſinnfälligſten zum Ausdruck kam, handelte es ſich um rückfällige Betrüger, vor denen die Oeffentlichkeit gewarnt werden mußte. Ein ſchon 40 Mal vorbe⸗ ſtrafter Schauſpieler, der hier Gaſtrollen gab, wurde von Frau Juſtizia trotz ihrer verbundenen Augen zum 41. mal wieder liebevoll aufgenommen. Charakteriſtiſche Einblicke in die Seele der Be⸗ trüger gewähren auch die Hochſtaplerprozeſſe, die zunehmenden Meineidsfälle, die vielen Roheits⸗ und Sittlichkeitsdilekte, die Verbrechen gegen§ 218, in die ſo viele Frauen und Mädchen verſtrickt ſind und die Verhandlungen vor dem Schwurgericht wegen Mord, Totſchlag oder Totſchlagsverſuch. Erinnert ſei an den Mädchenmord im Käfertaler Wald und an die Fälle, in denen Frauen ihre Männer um⸗ brachten bezw. umzubringen verſuchten. Erwähnt ſei auch die allerdings ſchon 24 Jahre zurückliegende Er⸗ mordung eines Dienſtmädchens in B 7 durch den verheirateten 26jährigen Schreiner Gg. Becker, der am 25. 9. 1905 im hieſigen Gefängnishof enthauptet wurde. Einmal hatte ſich das Schwurgericht ſogar mit der Doktorfrage zu befaſſen, was Rindfleiſch und Kuhfleiſch und Ochſenfleiſch iſt. Manche Verhand⸗ lungen liefern reichliches Material zu einem Drama, andere wieder Stoff zu einem Luſtſpiel oder Zu einem Film. Auch wäre man öfters verſucht, eine Satyre zu ſchreiben. Das Gericht wird mit Bagatellen viel zu ſehr belaſtet. Gibt es irgendwo Streit, wobei ein paar kräftige Ausdrücke fallen, ſo läuft ſofort der eine Teil zum Kadi und verklagt den anderen. Böſe Klatſchereien, namentlich unter Frauen und Haus⸗ bewohnern, führen ſehr oft zu Beleidigungs⸗ klagen, deren Zahl ſtets zunimmt. Aus dieſem Vielerlei die für die Veröffentlichung geeignete Auswahl zu treffen, ohne daß Wichtiges übergangen wird, iſt die Aufgabe des Gerichtsteils der Zeitung. Mit der Gerichtsberichterſtattung, die namentlich in der Nachkriegszeit einen größeren Umfang einge⸗ nommen und zu einem feſten Beſtandteil der Tages⸗ preſſe geworden iſt, hat ſich die Fachpreſſe der der Anwälte und der Redakteure wiederholt ein⸗ gehend beſchäftigt. Aufgaben und Ziele wurden dabei ausführlich erörtert und feſtgelegt. Erſt Mitte Sep⸗ tember hat ſich der deutſche Richtertag in Köln mit dem Thema„Preſſe und Juſtiz“ befaßt. Zwei Männer der Feder haben dabei Vorträge über die grundſätzliche Frage der beiderſeitigen Zuſammen⸗ arbeit gehalten und mit ihren Darlegungen ſtarken Beifall erzielt. Um einen feſten Kontakt zwiſchen beiden herzu⸗ ſtellen, hat der badiſche Juſtizminiſter im Jahre 1923 an die badiſchen Gerichte und Staatsanwaltſchaften einen Erlaß gerichtet, ein gutes Verhältnis zwi⸗ ſchen Juſtiz und Preſſe zu ſchaffen, um dadurch eine beſſere Mitwirkung 8 Laien an der Rechtspflege zu erzielen. Wie in allen größeren Städten, ſo wurde auch am Mannheimer Gericht eine Preſſeſtelle geſchaffen, um bei Prozeſſen von all⸗ gemeinem Intereſſe die Zeitungen mit Informatio⸗ nen zu bedienen. Dieſe Einrichtung hat ſich nament⸗ lich bei dem letzten großen Gewerbebankprozeß vor dem Großen Schöffengericht e ausgezeichnet bewährt. Noch vor zwei Jahrzehnten beſtand im Deutſchen Reiche eine gewiſſe Animoſität zwiſchen beiden Teilen, die nicht zuletzt ihre tiefere Urſache in dem Bürokratismus und Konſervatismus der deutſchen Gerichtshöfe hatte. außerordentlich ſchwer, von der Juſtiz Mitteilungen zu erhalten. Damals war es für die Preſſe In dem Zeugniszwangsver⸗ ehh den ein Inſtrument, das ſte wohl anzuwenden verſtanden. verſtorben 5 wurde ſ. Z. in Zeugniszwangshaft ge⸗ Richter, probte Redakteure beauftragt, die Rechtſprechung und öffentlicher Meinung N 1 müſſen Ueſnders 1 49800 ſchaften der Männer ſein, die ſtattung beauftragt ſind. fahren gegen die Redakteure beſaßen die Gerichts⸗ Auch ein Mannheimer Schriftleiter und Reichstagsabgeordneter, der am Pfingſtmontag v. 8 nommen. dem damalige Mannheim, die Freilaſſung des ſetzen. Solche V e wirkten ſtark ver bitternd auf die Vertreter der Preſſe. Wie di Zeiten, ſo haben ſich aber auch hier die Verhältniſſe grundlegend geändert, denn das Zeugnis ver⸗ wei 90 erungsrecht im Strafprozeß iſt durch die neue Faſſung des 8 55 St. P. O. für Redakteure und andere in Zeitungsunternehmungen beſchäftigte Per ſonen grundſätzlich ge währleiſtet. Zivilprozeſſe intereſſieren in der Regel die Offent⸗ lichkeit nur ſehr wenig. Eine Ausnahme beſteht aber dann, wenn es ſich um kommunale Angelegenheiter handelt, wie der Prozeß der Stadtgemeinde Mann heim gegen die Garantiefondzeichner des National theaters. Am ſtärkſten iſt die Straffuſtiz beſck Sie iſt mit Arbeiten geradezu überlaſtet und auch den Gerichtszeitungen das meiſte Ma Eine wirklich objektive Reproduktion der Verhan lungen vor dem Strafgericht läßt ſich nicht wied Nach längeren Bemühungen gelang es 5 Schriftſteller⸗ und Journaliſtenverein 5 Verhafteten durchzu⸗ geben. Sie würde ſich nicht einmal im Tonfilm zielen laſſen. Es fehlen die charakteriſtiſchen J mente. Die Berichterſtattung wird immer ſubje ti ſein, da eine völlige Objektivität nahezu ſchloſſen erſcheint. Subjektivität ſchließt aber lichkeit und Verantwortungs be wuß ſein nicht aus, ſondern macht beides erſt rech journaliſtiſchen Pflicht. Mit der Berichterſt werden von den einzelnen Zeitungen meiſt älter fahrung und Menſchenkenntnis beſitzen. 5 ſaſſung der Berichte läßt ſich der VVUỹ Grundſatz leiten, Ueberbrückung der Dis krenane Redakteur weiß, daß die Anprangerung eines Ang klagten viel ſchlimmer iſt, als ein paar M 1 3 Er wird e wee den Ane 5 mit der ö Telephon 530 49 id mayer Sch 1 Inh. Mex sehäffler ü Fenster- und Türen fabrik Eichendorffstr. 23. 25 8 Ausführung vun Schreiner- und Hlasgrarheiten Spezialität: imnenausbau—ladeneinrientungen latte w. s. Sperr- 5 5 U. 25 R. 5. a.. 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Tapezier- und Dekorefions geschaft 2 NMerrheirn Tel. 22.8 44 Werkstafe C2, 19 WASSER— IICIHIT— WAEME— RADIO Ausführung der . — 8 5 * Abſeits 8 Hauptſender 2 Mannheimer Rundfunkwünſche Der Rundfunk hat in den knappen Jahren ſeiner ungeahnten Entwicklung nicht zuletzt das eine bewirkt: Dichterworte und Muſikklänge, Vor⸗ träge und Anſprachen aus dem engen, lokalen Kreis des Konzertſaales, des Theaters, der Verſammlung uſw. herauszuheben und zugleich Hunderttauſenden zuzuführen, Hunderttauſende an dem künſtleriſchen oder kulturellen Erlebnis bezw. Ereignis gegen⸗ wartsgleich teilnehmen zu laſſen. Ein Verdienſt der Technik, das in ſeiner Tragweite nicht genug ge⸗ wüpdigt werden kann. E Von dieſer Feſtſtellung aus ſoll auch der Wert des rundfunkmäßigen Anſchluſſes, wie ihn beiſpiels⸗ weiſe Mannheim mit ſeiner Beſprechungsſtelle be⸗ ſitzt, eingeſetzt werden. Dabei muß bedacht werden, daß die Beſprechungsſtellen nur eine Art Filial⸗ betrieb eines Hauptſenders für Gelegenheitsauf⸗ nahmen darſtellen. Schon aus dem Grunde der nur gelegentlichen Betätigung ſind ſie nicht ſo ſehr im⸗ ſtande, das Bild der für einen großen Gebietsteil typiſchen Programmgeſtaltung zu formen und neue Wege in der Behandlung des Rundfunks als Zeit⸗ inſtrument zu geben, wie dies einem Hauptſender im täglichen Programmablauf möglich iſt. Mannheim ſollte ſ. Zt., nachdem die auf Errichtung eines eigenen Senders gerichteten Wünſche nicht erfüllt werden konnten, auf dem Wege über eine Beſprechungsſtelle die Möglichkeit haben, dann und wann,— urſprüng⸗ lich nur in einer ſog.„Stunde der Stadt Mann⸗ heim“— aus dem Leben der Stadt in einer auch auswärts intereſſterenden Form Bericht zu geben. Wenn ſich dieſe relativ engen Möglichkeiten im Laufe der Entwickelung zu einer gelegentlich ergiebigen Ausſchöpfung der künſtleriſchen und kulturellen Werte Mannheims geweitet haben, ſo liegt der Grund hierfür vornehmlich in der Entwickelung, die die Programmgeſtaltung der Hauptſender genommen hat. Das lokalgebundene Moment in der Pro⸗ grammbereitſtellung iſt dank der Fortentwicklung der Uebertragungstechnik, insbeſondere der Verbeſ⸗ 140 Jahre„Neue Mannheimer zeitung“ Festausgabe zum Einzug ins Ba Von Dr. K. Holzbauer ſerung der Leitungswege, heute nicht mehr ſo vor⸗ herrſchend wie vor einigen Jahren. Wertvolle ober allgemein intereſſierende Darbietungen können auch abſeits des Haupt⸗Aufnahmeraumes erfaßt und den Rundfunkhörern zugeführt werden, das Beſte dort entnommen werden, wo es fich gerade am vorteilhaf⸗ teſten bietet. Das bedeutet für eine Stadt mit einem ſtarken muſikaliſchen und literariſchen Impuls, mit einem ausgeprägten wiſſenſchaftlichen, techniſchen, wirtſchaftlichen uſw. Eigenleben häufig die Möglich⸗ keit, wertvolle Programmteile, gewiſſermaßen von „außen her“ zum Geſamtprogramm beiſteuern zu können, auch wenn ſie ſelbſt über keine Orts⸗Sender verfügt. Sei es in der Form der ſpeziell vorberei⸗ teten, mehr periodiſch auftretenden Darbietung aus dem eigenen Senderaum, ſei es aus dem ortsgebun⸗ denen, einmaligen, feſtlichen und beſonderen Anlaß der Tagung, des Jubiläums, des aktuellen Ereig⸗ niſſes u. ſ. f. Hier iſt Mannheim, wie wenig ver⸗ gleichbare Städte, in der guten Lage, ein wohl⸗ gegliedertes Programm, insbeſondere nach der muſt⸗ kaliſchen Seite hin, bieten zu können. * Ganz allgemein iſt das Mikrophon heute„Heweg⸗ licher“ denn früher. Außerhalb der Aufnahme ⸗ räume vorgenommene Uebertragungen ſind dei jedem Sender an der Tagesordnung, entſpringen der berechtigten Forderung, den Rundfunk als Zeit⸗ inſtrument zu behandeln. Kein Ereignis ohne Be⸗ deutung, bei dem nicht der Funkreporter mit dem Mikrophon in der Hand Augenblickbilder zu ver⸗ mitteln ſucht. Dieſe Arbeitsteilung zwiſchen Auf⸗ nahmeraum und auswärtiger Uebertragung trifft für den Programmkreis der Beſprechungsſtelle eher noch mehr zu, wie für den Hauptſender. Der Ueber⸗ tragung aus dem Aufnahmeraum bleiben vorbe⸗ halten Einzelvorträge, Vortragsreihen, Dichter⸗ ſtunden, Orcheſter⸗ und Soliſtenkonzerte, Kammer⸗ muſik, Unterhaltungs⸗ und Tanzmuſfik uſw. 85 * Im Winterprogramm der hieſigen Beſprechungs⸗ ſtelle iſt der Durchführung größerer Vortragsreihen 8 Türen, Tore in jeder beſonberes Augenmerk geſchenkt. Unter dem Titel „Volk und Staat im alten und neuen Deutſchland“ iſt eine Schilberung der Strukturwandlungen des Staates und der ſozialen Umgruppierungen vorge⸗ ſehen. Eine unbere Reihe„Der moderne Induſtrie⸗ menſch' wird ſich ebenfalls mit ſoziologiſchen Fragen, in Anlehnung an die örtlich gegebene Unter⸗ ſuchungs möglichkeiten, befaſſen. Ein Zyklus„Dich⸗ tung und Heimat“ ſoll badiſche und pfälziſche Dialekt⸗ Dichter und Sprecher vor das Mikrophon bringen. Mit der Reihe„Der Sübweſtdeutſche Kunſt⸗ und Kulturkreis“ iſt beaßſichtigt, die heutige Stellung prominenter Vertreter feſtzuſtellen und zu würdigen. 8 8 Daneben kaufen die Uebertragungen aus dem Nationaltheater, dem Muſen⸗ und Nibelungenſaal, Kunſthalle, Chriſtuskirche, Ritterſaal und einigen Gaſtſtätten, die je nach Anlaß und Programmerfor⸗ dernis durchgeführt werden können! Das wandernde Mikrophon ſoll hieſige und benachbarte Induſtrie⸗ Hanbels⸗ und Verkehrsunternehmungen, ſowie kommunale Großbetriebe beſuchen und in Form kunzer Reportagen die wirtſchaftlichen und tech⸗ niſchen Kröfte unſeres Gebietes auswärtigen Hörern vorführen. Die Beſtrebungen zur Schaffung der dem Rund⸗ funk eigenen Stil⸗ und Ausdrucksform erheiſchen heute, verſchärft durch die infolge der Programm⸗ gemeinſchaften einzelner Hauptſender eingetretene Einengung bes eigenen Programmraumes, in erſter Zinie auch für die Beſprechungsſtellen eine ſorgfäl⸗ tig gebotene Ausleſe der örtlich gegebenen Möglich⸗ keiten. Voran ſteht das Gebot: Vom Guten das Beſte und— Geeignetſte zu bringen, zum Vorteil des Uebertragungsgebietes ſowohl, wie auch des Hauptprogrammes. Das braucht nicht zu bedeuten, daß neben bieſer Forderung den in Mannheim ge⸗ gegebenen Programmöglichkeiten den ihnen gebüh⸗ renben Platz, entſprechend ihrem künſtleriſchen und kulturellen Anfehen, verſagt bliebe. Das Geſicht der ssermannhaus Stadt nach dieſer Seite hin zu wahren, wird umſo leichter ſein, als unter dem Winterprogramm der Vereine, Inſtitute, Organiſationen etc. Spitzen⸗ leiſtungen enthalten ſind, die auswärts nicht nur beſtehen können, ſondern verdienen, begehrt zu werden. Aber auch dort, wo es ſchon möglich war, einer übertragungswerten Veranſtaltung einen Platz im Programmplan zu ſichern, muß man noch mit Ueberraſchungen, die die Durchführung der Uebertragung vereiteln, rechnen. Häuftg genug kommt es vor, daß in letzter Minute zentrale Ab⸗ machungen den Sender für eine andere Veranſtal⸗ tung mit Beſchlag belegen. Meiſt für eine Darbie⸗ 0 tung, die ob ihres Charakters für einen größeren Hörerkreis beſtimmt iſt, als die ursprünglich vor⸗ geſehene. Das ſind dann ſolche Darbietungen, die unter Beiſeiteſchiebung der eigenen Programme von den meiſten oder gar allen deutſchen Sendern über⸗ nommen werden. Zu dieſen Aus nahmeprogrammen zählen in erſter Linie Reportagen über ein aktuelles Ereignis, deſſen zeitlicher Ablauf vorher nicht zu be⸗ ſtimmen war. In dieſem Falle bleibt nichts an⸗ deres übrig, als ſich mit der nen geſchaffenen Situa⸗ tion abzufinden. Umgekehrt iſt es zu begrüßen, wenn es gelingt, eigene Uebertragungen, 3. B. irgen eines feſtlichen Anlaſſes, nicht nur auf den zuſtän⸗ digen Sender zu bringen, ſondern auch fremde Sender zur Mitübdernaßhme zu bewegen. Das bar in Mannheim letzthin der Fall, als aus dem Ritter⸗ ſaal der anläßlich des Theaterjubtläums veranſtaltete Feſtakt auf die Sender Stuttgart, Freiburg, Frank⸗ furt, Caſſel, Leipzig, Dresden und Königs⸗Wuſter hauſen übertragen wurde. Für Mannheimer Pro gramme künftighin des öfteren ein ſo weitreichendes Sprachrohr, zu Ehre und Ruhm bodenſtändiger Kunſt und Kultur zu finden, ſtellt ein berechtig Gebot dar. Zwiſchen dem Anſpruch auf gebühren! Berückſichtigung einheimiſcher Programme und de wechſelnden Möglichkeit, dieſen Anſpruch bur ſetzen, wird eine bevorrechtete Aufgabe der Pr grammgeſtaltung der Beſprechungs⸗Stellen ſuchen ſein. 5 Alsponrung, Tischlerarbolten Sc hlebefensten Wohnhaus- u. Fabrikfenster L Schaufensteranlagen Gliasemrbelten liefern Hch. Fasig& Sohn Mannheim Tel. 24566 Ludwigshafen Tel. 623 40 * — eee 140 Jahre„Neue u. f „Neue Mannheimer Zeitung“* Festa ... usgabe 2 FF 1 14 1. HEINRICH HUTTEL ab. H. MANNHEIM Schlosserei i Kunstschmiedearbeiten Beschlägarbelten für Haupteingang Feineisen- und Bronzekonstruktionen Frontgltter Geschäfts- u. Repräsentationsräumen n andummmdamummmmmmddddddddddennundd ddt des Dachgartens Apparatebau HAN DbELS-HOCHSCHULE MANNHE IAI Hochschule für Wirtschafts wissenschaften Beginn des Wintersemesters am 4. November Vorlesungs-Verzeichnis mit allen Mitteilungen für Studierende gegen 30 Pfg, Promofions- Ordnung, Prüfungs- Ordnungen nebst Ausführungs bestimmungen gegen Mk. 1.— vom Sekrefariaf Mannheim C 2, 1 Fannheim Gh., HNi,fj˖Juü u Jattersallstr 3 fernruf 268 78 Verladeanlagen, Mrane Der Dersonen-Aulzu 9 sowie die * betriebene Schrotleiter zur Beförderung der Papierballen für das neue Betriebsgebäude der NEUEN MANNHEIMER ZEITUNG sind geliefert von der Die Fabrik, gegründet im Jahre 1801, ist die älteste Maschinenlabrilk Mannheims und beschältigt heute 500 Angestellte und Arbeiter Ausgerũstet mit ihren langjährigen Erfahrungen, stelſt die Fabrik, dem neuesten Stand der Technik entsprechend, folgende Fabrikate her: Personenaulziige, Lastenaulziige, Daternoseraulziige Materialpriiſmaschinen und Waagen 5 MEN 5 Alleirn SrrDSglictt die Ausfuhrung Ger Urmferigreichsfern Beuwerke ruf der green AppsSsUngsfäskhügkeif urid Pildiserrikeif I KUrzesfer Zelf m den schlemksfen Kemsfrükfiorler ruf der HSchis fer NMeferielersperrus ruf der greSpfen Wirtsclefflicrkeif Huf Ger grSBer Sicherheif TDif UDbegrehzfer Lebensdeuer VERWENDEN SIE ZEMENT ITI e Zu Holblocs feiner Kerrupbsfeirter) Hobalsfeir Oder NMesstdlecken Nursfs feinen ftir Fersfer, IUrer) Treppen Zernerifclectis feiert I der Lendwirtscheff zu Dreir treter Behellern Troger Teicherlegen Diirigegruben Orturifuffersilos UrmZESUruiriger Die Wissenscheff von Heufe isf die Technik von morgen Poftland- Zement Hochw/ertiger Portland. Zement Elsenpottland- Zement Hochofen- ement 5 sind Amtlich genormt Wir Sörantieren für die von uns gelleferten Zemente die vollen amtlichen Normen Verwenden Sie nut unsere erprobten Nerken SUDDkurschER CENEHT-UERBAN Mannheim im deutſ Rückblick und Vor ſchau Das Luftverkehrsweſen iſt zu einem feſten Be⸗ ſtandteil der Preſſeberichterſtattung geworden. Welt⸗ umſegelung des Zeppelin, die Verſuchsflüge des Do. 10, der deutſche und ausländiſche Luftverkehr, Transozeanpläne und Transozeanflüge, Eigenwirt⸗ ſchaftlichkeit und Subventionen, Flugpläne der Reichspoſt, Schaffung neuer Flughäfen und anderes mehr, alles ſind Themen, welche in verwirrender Fülle die Spalten der Tageszeitungen und Fach⸗ zeitſchriften füllen. Es iſt für den Laien oft ſchwer, das für die Beurteilung der Entwickelung Weſent⸗ liche herauszuſchälen und noch ſchwerer iſt es zu erkennen, welche Stellung in dieſen Fragen⸗ komplexen unſerer engeren Heimat Mannheim, oder heſſer geſagt, dem Städtekomplex Mannheim⸗Lud⸗ wigshafen⸗Heidelberg zukommt. Zum Verſtändnis einiger dieſer zahlreichen Fragen, ſoweit ſie für Mannheim von beſonderer Wichtigkeit und gegenwärtig bedeutſam ſind, ſollen die folgenden Zeilen beitragen. Dem Beiſpiel des Auslands folgend, hat be⸗ kanntlich Deutſchland in den Jahren nach Kriegs⸗ ende einen Flugverkehr eingerichtet, der ſich trotz der erſt vor kurzem gefallenen Beſchränkungen im Flugzeugbau und trotz der noch beſtehenden Be⸗ ſchränkungen im Flugverkehrsweſen im beietzten Gebiet raſch die Anerkennung und die Hochachtung aller übrigen Nationen erworben hat. Das im Jahre 1924 noch ſehr weitmaſchige Netz der Reichslinien, welches nur wenige Städte des Auslandes berührte, hat, geſtützt auf die Subventionen von Ländern und Kommunen im Inland eine Verdichtung erfahren, die gerade anläßlich der diesjährigen Subventions⸗ verhandlungen im Reichstag Gegenſtand eingehen⸗ der teils mehr, teils weniger ſachverſtändiger Be⸗ handlung geweſen iſt. Die Herabſetzung der Reichs⸗ jubventionen ſind die Länder, allerdings in ſehr verſchiedenem Ausmaß, gefolgt. Baden hat bereits im vergangenen Jahr eine ſcharfe Beſchränkung der Subpentionen eintreten laſſen, ſo daß die Stellung der badiſchen Flughäfen, wie noch zu erörtern ſein wird, im Kampfe um die Fluggeltung ſehr beein⸗ trächtigt wurde. Im Anſchluß an die Subventions⸗ ſtreichungen hat im Sommer ds. Is. der Kampf um die Einſchränkung des Flugnetzes bezw. um die Ausſchaltung der kleineren Flughäfen aus dem regelmäßigen Streckenverkehr begonnen, insbeſon⸗ dere die Ausſchaltung aus den mit Reichsſubven⸗ tionen verſehenen Linien. In welcher Lage befindet ſich Mannheim? Es darf zunächſt als ein mit großem Weitblick, der Entwicklung des Flugverkehrsweſens Rechnung tragender ſehr bedeutender Entſchluß der Städte Mannheim⸗Ludwigshafen Heidelberg bezeichnet wer⸗ den, als ſie ſich im Jahre 1925 an der Badiſch⸗ Pfälziſchen Luft⸗Hanſa AG. und damit am Flug⸗ hafen Mannheim⸗Neuoſtheim gemeinſam beteiligten. Der Beſchluß, den in der Mitte zwiſchen Ludwigs⸗ hafen und Heidelberg gelegenen Flugplatz zum ge⸗ meinſamen Ausgangspunkt der Fluglinien der drei Städte zu machen, darf als Vorgänger der ſpäterhin auch auf anderen Gebieten langſam in Gang kom⸗ menden Verſtändigung im oberrheiniſchen Wirt⸗ ſchaftsgebiet angeſehen werden. Die Zuſammen⸗ faſſung der drei Städte iſt heute noch ein vielfach erſtrebtes, aber auch vielfach noch nicht erreichtes Vorbild einer luftverkehrstechniſchen und politiſchen Rationaliſierung. Gefolgt ſind Flughäfen wie Halle⸗ Leipzig oder Fürth⸗Nürnberg oder Eſſen⸗Mülheim. Mit der Zuſammenfaſſung dreier ſo bedeutender Städte hat ſich der Flughafen eine ſehr ſtarke Baſis geſchaffen. Sie möge durch einige Ziffern charak⸗ teriſtert werden. Im regelmäßigen deutſchen Flugverkehr werden innertalb Deutſchlands 82 Flughäfen angeflogen. Nach der Zahl der Einwohner ſteht der Städte⸗ komplex Mannheim Ludwigshafen— Heidelberg an 13. Stelle. Von Reichsſubventionslinien wurden im vergangenen Sommer in Deutſchland 29 Flug⸗ häfen angeflogen. Nach der Zahl der Einwohner nimmt unter dieſen Mannheim die 11. Stel le ein. Im regelmäßigen Winterluftverkehr, an dem im allgemeinen nur die bedeutenderen Flughäſer beteiligt ſind, werden 18 Städte angeflogen, hier⸗ unter behauptet Mannheim den 13. Platz. Maßgebend für die Verkehrsdichte iſt die Zahl der Starts und Landungen. Nach ihr ſteht Mann⸗ heim unter den 82 deutſchen Flughäfen an 13. Stelle. Nach der Zahl der Paſſagiere, d. h. nach der Fre⸗ quenz, an 22. Stelle. Die Tatſache, daß Mannheim in der Frequenz gegenüber ſeinem ſonſtigen Platz zurückfällt, iſt wohl in erſter Linie auf die derzeitigen mißlichen Verhält⸗ niſſe zurückzuführen, denen ſowohl Mannheim wie Ludwigshafen gegenwärtig ausgeſetzt ſind. Ferner ſpielt wohl eine Rolle, daß es ſich eben immer noch um 3 verwaltungsmäßig getrennte Städte handelt, in denen die Werbung um Fluggäſte nicht mit der einheitlichen und zielbewußten Kraft durchgeführt werden kann wie in einem einheitlichen Verwal⸗ tungsgebiet, und weiter ſpielt wohl auch die gegen⸗ Von wärtige Entfernung von Heidelberg noch eine Rolle. Erfreulicherweiſe hat ſich die Frequenz an Heidel⸗ berger Fluggäſten im Sommer des vergangenen Jahres erheblich geſteigert. Man darf damit rechnen, daß Heidelberg, wenn erſt die Automobilſtraße ge⸗ baut ſein wird, ein bedeutender Zubringer an Flug⸗ gäſten für den Flughafen Mannheim ⸗Neuoſtheim ſein wird, liegt doch Heidelberg nach Fertigſtellung der Automobilſtraße näher am Flughafen in Neu⸗ — Heinrich Hildenbrand⸗ Nannheim Nicht befriedigend iſt die Verbindung nach Weſten, d. h. nach Saarbrücken und nach Paris. Ihre Einrichtung ſcheitert zunächſt daran, daß die große von Berlin kommende Reichslinie über Frankfurt führt, während die von Wien über München kommende zweite Reichslinie Karlsruhe berückſichtigt, nachdem Mannheim die Reichslinie Amſterdam-—Baſel hat, die Mannheim in der Haupt⸗ ſache Anſchlüſſe an die Nordlinien verſchafft. Luftbild der Mannheimer Gſtſtadt oſtheim als Stuttgart bei ſeinem Flughafen in Böb⸗ lingen. Die noch beſtehenden Schwierigkeiten wer⸗ den ohne Zweifel in den nächſten Jahren überwun⸗ den werden. Die gegenwärtige Paſſagierfrequenz im Vergleich zur ſonſtigen Stellung und Bedeutung des Flughafens im innerdeutſchen Netz zeigt, daß man mit einer weſentlichen Steigerung der Frequenz rechnen kann und rechnen muß. Das Recht zu dieſer Annahme geben die jetzt ſchon ſehr guten Verbin⸗ dungen, die Mannheim nach faſt allen größeren Städten und Flughäfen hat. Welche Vorteile das Flugzeug z. B. im vergangenen Sommerluft⸗ verkehr den Paſſagieren vom hieſigen Flughafen Bei der Bedeutung des Flughafens Mannheim Ludwigshafen— Heidelberg muß weiteſtgehende Be⸗ rückſichtigung auch in Zukunft verlangt werden. Die derzeitige Situation im Flugweſen, die, wie an an⸗ derer Stelle ſchon dargelegt wurde, Entwicklungs⸗ beihilfen in Form von Subventionen für die nächſten Jahre noch notwendig macht, wenn nicht der große techniſche und verkehrspolitiſche Vorſprung verloren gehen ſoll, der gegenüber dem Ausland errungen wurde, bringt leider die den Luftverkehr betreiben⸗ den Unternehmungen, in Deutſchland vor allem die Deutſche Luft⸗Hanſa.⸗G. Berlin, in eine ſtarke Ab⸗ hängigkeit von den Subventionsgebern. Als ſolche Ein Jeil der Mannheimer Hafenanlagen vom Flugzeug aus geſehen gegenüber der Reichsbahn brachte, zeigt folgende Zuſammenſtellung: Neichsbahn verbindung von Mannheim Lu wigshafen— Heidelberg nach Flugverbindung von Mannheim Ludwigshafen— Heidelberg nach: Start La dung Abfahrt Anku Dortmund 1150 14.05 Dortmund 11.85 Mm 19.38 Jüſſeldorf 11.50 14.55 Düſſeidorf 1208 Lu 18.08 Eſſen⸗Mülheim 1150 1435 Eſſen⸗Mühelm 11.85 Mm 16856 11.50 16.20 Hamburg 11.35 Mm 23.16 8 16 Lu 12.30 11.35 Mm 16 53 6 50.45 öln 1150 13 55 Köln 16.25 18 50 Honſtanz 16.48 Mm 23.16 1150 18 80 Kopenhagen 22.11 Mm 18.50 .50 13 30 5 11.50 19.45 London 12.50 Ou.045 nchen 16 13 50 15 i 5 9 5 91 75 Stuttgart 5 1645 171 tuttgart Mm Such 1 1048 Mu 2258 Zürich 1815 1980. Zürich kommen aber in ſehr beträchtlichem Ausmaße neben dem Reich die Kommunen und die Länder in Frage. Die Gefahr, die hierin liegt, iſt für Mannheim des⸗ halb beſonders groß, weil die vom Land Baden zur Verfügung geſtellten Subventionen weder abſolut ioch relativ an die außerbadiſchen Länder heran⸗ reichen. Es genügt wohl darauf hinzuweiſen, daß Preußen für den benachbarten Flughafen Frankfurt mehr an Subuentonen zur Verfügung ſtellt, als Baden ſeinen geſamten 6 Flughäfen auch nur im Sommer bieten kann. Im Winter fehlt in Baden eder Zuſchuß ſeitens des Landes Die Folge iſt z.., daß der Flughafen Mannheim für eine Winterver⸗ bindung nach Berlin mehr als das Dreifache deſſen zahlen ſoll als die vom Land Preußen unterſtützten, an dieſer Linie beteiligten preußiſchen Städte zu zah⸗ len haben. Welche Zukunſtswünſche bleiben noch offen? Der große Einfluß, den Gemeinweſen wie z. B. Frankfurt, infolge der außerordentlich hohen Sub⸗ ventionsleiſtung auf die Geſtaltung des Luftverkehrs planes haben, darf nicht unterſchätzt werden. Wenn auch die Streckenführung der nur durch Länder und Kommunen ſubventionierten Linien vorzugsweiſe von dieſen regionalen Subventionsgebern beein⸗ flußt wird, ſo muß doch verlangt werden, daß das Reichsverkehrsminiſterium von ſolchen Einflüſſen frei bleibt. Die Geſtaltung der Reichslinien muß da⸗ her dem ausſchließlichen Einfluß des Reichsverkehrs⸗ miniſteriums unterſtellt bleiben. Die im Gefolge der Subventionsminderung des Reichs im vergangenen Jahr notwendig gewordene Streichung von Linien hat die regionalen Luft⸗ verkehrsgeſellſchaften veranlaßt, ſich mit den Grund⸗ ſätzen zu befaſſen, die in den kommenden Jahren bei der Geſtaltung des Liniennetzes Anwendung finden ſollen. Man verſucht hierbei wirtſchaftlich und verkehrspolitiſch berechtigte Linien von den nicht berechtigten Linien zu trennen, ein durchaus anzu⸗ erkennendes Prinzip. Die Unterſcheidungsmerk⸗ male, die hierbei Erörterung finden, ſcheinen jedoch ſehr ſtark theoretiſch beeinflußt zu ſein. So wäre es z. B. durchaus falſch, etwa eine Linie nur dann als verkehrspolitiſch und wirtſchaftlich berechtigt an⸗ zuſehen, wenn ſie eine beſtimmte Geſamtlänge und im Verhältnis dazu wenige Zwiſchenlandungen aufweiſt. Nach ſolchen Grundſätzen müßte z. B. die Schwarzwaldlinie oder die Linie Freiburg—Stutt⸗ gart als unzuläſſig angeſprochen werden. Die außergewöhnlich hohe, weit über den Durchſchnitt bis zu 70 Proz. ſich erſtreckende Frequenz dieſer Linien beweiſt jedoch das Gegenteil. Wir haben ſchon wiederholt darauf aufmerkſam gemacht, daß nicht die Entfernung von Flughafen zu Flughafen, ſondern ausſchließlich der zeitliche Vorteil des Flugzeugs gegenüber dem erdgebundenen Ver⸗ kehrsmittel maßgebend ſein kann. Jede andere Betrachtungsweiſe entſpringt entweder rein theoretiſcher, am Schreibtiſch geborener, oder aber einer verkehrspolitiſch einſeitig beeinflußten Ein⸗ ſtellung. Die Schwarzwaldlinie iſt ein treffendes Beiſpiel dafür, wie trotz zahlreicher Zwiſchenlan⸗ dungen ein ſehr erheblicher zeitlicher Vorſprung gegenüber den Verkehrsmitteln der Erde infolge der beſonderen geographiſchen(hier gebirgigen) Ge⸗ ſtaltung des überflogenen Gebiets eintreten kann. Die Gefahr, die dem oberrheiniſchen Flughafen, ebenſo wie den anderen badiſchen Flughäfen aus einer auf dem erwähnten Grundſatz aufgebauten ſtarren Einſtellung entſpringt, iſt umſo größer, als einmal die gebirgige Beſchaffenheit des Landes und zum anderen die nach Luftkilometern gemeſſene ver⸗ hältnismäßig geringe Entfernung nach Frankfurt oder Stuttgart derartige nur kurze, aber wie die vorangegangene Aufſtellung zeigt, verkehrspolitiſch ſehr berechtigte Linien bedingen. Die Kämpfe um die luftverkehrspolitiſche Geltung, die zur Zeit nicht weniger heftig toben, als die Be⸗ mühungen um Berückſichtigung bei der Führung großer Durchgangszüge, gehören allerdings nur der Gegenwart an. Auch wenn man indeſſen die Zu⸗ kunft des Flugzeugs, abgeſehen von den ganz großen transkontinentalen und transozeaniſchen Verbindungen in einer,— ich möchte faſt ſagen, „Automobiliſierung“ ſieht, ſo darf man doch nicht vergeſſen, daß das Liniennetz des Autobus⸗ verkehrs eine von Tag zu Tag wachſende Bedeu⸗ tung gewinnt. Nicht jeder Mann kann ſich ein Auto halten. Auch im Flugweſen werden die, wie wir ge⸗ zeigt haben, das landgebundene Verkehrsmittel zeit⸗ lich ſtark übertreffenden Linien, gleichgültig, ob die Entfernung lang oder kurz iſt, eine umſo größere Bedeutung gewinnen, je mehr die techniſche Ent⸗ wicklung der Allgemeinheit erſchwingliche Preiſe zuläßt. Der Weg dazu iſt beſchritten. Etappen auf ihn bilden die Flugverſuche des Do. 10, ferner der in ſeiner Bedeutung gar nicht zu überſchätzende Rohöl⸗ motor der Junkerswerke, der ſich im Verſuchs⸗ ſtadium befindet. Wie ſehr heute ſchon die Technik gegen die letzten drei Jahre fortgeſchritten iſt, be⸗ weiſt z. B. die Tatſache, daß die Motore der Ver⸗ kehrsflugzeuge, die bis vor nicht allzulanger Zeit ſchon nach 80 Betriebsſtunden grundüberholt werden mußten, heute 350 und mehr Stunden ohne jede Ueberholungsnotwendigkeit fliegen. Der Weg zur Wirtſchaftlichkeit iſt beſchritten. Rentabilität kann tedoch nicht von heute auf morgen erreicht werden. Nichts wäre deshalb falſcher und kurzſichtiger, als die gegenwärtige Subventionsnotwendigkeit des Flugverkehrs und die relativ hohen Preiſe(ſie liegen zwiſchen der 1. und 2, Klaſſe der Eiſenbahn) zum Anlaß einer ablehnenden Stellung machen zu wolle. f 140 Jahfe„Neue Mannhein imer eituns 1+ be? zum Einzug! ins Bassermannhaus Automatische Kühlanlagen Elektrowärmegeräte für Hausheſte(KuHSchrönke) Heisw/asserSpeſcher für Lebensmmittegeschôfte Kuchenherde für Nolkereien Tischherde für NOH-U. Spee eU gUng Gdtegen heizkörper „ur 3 15 u. 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Das Fabrikationsprogramm umfaßt den Bau von Schnellpressen und Rotations a 1 5 maschinen für Hoch-, Flach- und Tiefdruck von der einfachsten Bauart bis zu den Riesen der Neuzeit. ln den nach den neuesten Fabrikationsgrundsätzen angelegten, ausgedehnten Werkstätten sind über 1200 der modernsten Werkzeug- und Mefſallbearbeitungsmaschinen aufgestellt, auf welchen die Präzisions- herstellung der Einzelteile der riesigen Rotationsmaschinen und der in Oroßserien aufgelegten Standard- 4. maschinen erfolgt. Unter den Bearbeitungsmaschinen befindet sich auch die derzeitig größte Flächen- a 4. schleilmaschine Europas, welche die riesigen Seitengestelle der großen Rotationsmaschinen mit einer 1 Genauſgkeit von/ Millimeter bearbeitet. Großzügig angelegte Laboratorien für die chemische und mechanische Prüfung der zur Verarbeitung kommenden Materialien, ein mehrfaches auch den kleinsten Maschinenteil umfassendes Maßkontrollsystem, zweckmäßig mit den modernsten Hilfsmitteln und Appa- raten ausgerüstete Versuchsstände bilden die Orundlage für die Herstellung der hochwertigen, stets den 1 höchsten Anforderungen moderner Drucktechnik entsprechenden Maschinen a 5 NEUST DT A D 1 A ADT 1 —— ä Eine neuzeitlich eingerichtete Tiefdruck-Leht- und Versuchsanstalt gibt allen Interessenten des Kupfer- a 1 tiefdruckes Gelegenheit sich mit der besonderen Technic des Kupfertiefdruckes vertraut zu machen. GENE A! VFEBTE PETE DEN 9 85 4 Zur Erziehung eines gut geschulten Arbeiterstammes hat das Werk eine eigene Werkschule eingerichtet, in welcher die in dem Betrieb beschäftigten Lehrlinge in den für den Maschinenbau wichtigen Fächern SCHNELL PNESSENFAPRIK P ANKENTHHAI unterrichtet werden und somit ihre technischen Kenntnisse und Fähigkeiten sowohl für ihr späteres „* ALBERT A CE= AES Es, FEANEENMTHALTPFAU tk als auch Nuten des W erweitern können. 3 55 19 —— 3 „= — 140 Jahre„Neue Ma — 3 2 2 7 2 nnheimer Zeitung“ 4 Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus Weltgeltung des Mannheimer Sports Die Entwicklung vor und nach dem Kriege— Fußball⸗ und Rudererfolge Anfänge des Sports in Mannheim Von Schriftleiter Fr. Willy Müller Noch ſtehen die Erfolge des Mannheimer Ruder⸗ vereins„Amicitia“ während der Olympiſchen Spiele 1928 und 1929 bei den Deutſchen Meiſter⸗ ſchaften in friſcher Erinnerung. Sie haben mit einem Schlage den Namen Mannheim als Sportſtadt wieder in aller Mund gebracht. Lange Jahre vor dem Kriege war es ein Mann⸗ heimer Radfahrer, der die Reiſe nach Amerika wagte, um dort den beſten Rennfahrern auf dem Niederrad(das kurz vorher das Hochrad abgelöſt hatte) gegenüberzutreten. Carl Heß— heute Fahrradfabrikant in Mannheim— war in Mann⸗ heim und in Deutſchland äls ausgezeichneter Renn⸗ fahrer bekannt. In Mannheim kannte ihn jedes Kind. Geſtützt auf ſeine Heimaterfolge, ging er Carl W. Heß Deutſcher Weltrekordfahrer in den goer Jahren anfangs der 9ber Jahre des vorigen Jahrhunderts in Imerika unzählige Male an den Start. Sieg auf Sieg konnte er nach Mannheim melden. Die beſten amerikaniſchen Fahrer mußten ſeine Ueber⸗ legenheit anerkennen. In begeiſterten Worten ſchil⸗ derten amerikaniſche Zeitungen die großartigen Er⸗ folge des„Champion of Germany“. U. a. ſchrieb eine Zeitung:„Carl Heß, der fliegende Deutſche, ſcheint ſich dieſes Jahr(1893) an die Spitze ſchwingen zu wollen. Er ſtartete in Spencer und gewann eine Meile gegen bedeutende Konkur⸗ renz. Nach dem Rennen ſtellte er über eine Meile in:27, einen Rekord auf und zwar auf einer viereckigen Bahn. Am 24. Juli ſtartete er in Orange und überraſchte das Publikum, indem er in der„1 Meile“ den großartigen Fahrer Weeh⸗ ler und die bedeutenden Brüder Munphy um 10 Yards ſchli...“ In einem nicht beſonders er⸗ folgreichen Jahr errang er folgende Preiſe: 1 Piano, 5 Fahrräder, 6„Diamant“⸗Ringe, 11 gol⸗ dene und 5 ſtlberne Uhren, 2„Diamant“ ⸗Nadeln, 1 Photographenapparat, verſchiedene goldene und ſilberne Becher uſw. Man ſieht, Heß muß für da⸗ malige Verhältniſſe allerhand geleiſtet haben. Mit dem Amerikaner Banker zuſammen ſtellte er im Tandemfahrer über eine Meile einen Welt⸗ rekord auf, der heute noch beſteht. Immer und immer wieder tauchte in Berichten, die ſich mit ſei⸗ nen Erfolgen beſchäftigten, der Name der Stadt Mannheim auf. Nur ungern ſah Amerika den Liebling der Radrennbahnen ſcheiden. Die Ame⸗ rikaner hatten den beſcheidenen, ehrlichen Mann⸗ heimer Sportmann liebgewonnen, der Siege und Niederlagen mit gleich großzügiger und ſportlicher Auffaſſung hinnahm. Dieſe Beſcheidenheit iſt heute noch dem jugendlichen 57jährigen eigen. Er hat für Mannheim im Auslande gewirkt, wie nach ihm wohl kein Mannheimer Sportler. Wie ſo oft ein einzelner Könner einem Sport⸗ zweig Anſtoß und Auftrieb gibt, ſo auch Carl Heß ſ. Zt. dem heute in Mannheim ganz darnieder⸗ liegenden Radſport. Seine Verdienſte um den Sport überhaupt werden in Mannheim unvergeſſen bleiben. Sprunghafte Entwicklung nach dem Kriege Mit erſtaunlicher Schnelligkeit breitete ſich der Sport jeder Art nach dem Kriege aus; ſie konnte mit der allgemeinen Inflation Schritt halten. Mit den Leiſtungen ging es natürlich— Entbehrungen der Kriegsjahre— nicht ſo raſch vorwärts. Be⸗ ſonders in der Leichtathletik ſtellten ſich, nachdem eine allgemeine Feſtigung eingetreten war, Erfolge ein, die in der ganzen Welt von ſich reden machten. Die Leute der Mannheimer Turngeſell⸗ ſchaft errangen Sieg auf Sieg und eine Meiſter⸗ schaft nach der anderen. Die Staffeln waren lange Zeit nicht zu ſchlagen, Neumann fand auf ſetner Speztalſtrecke über 400 Meter damals kaum einen Bezwinger. Bei den Olympiſchen Spielen vertrat er Deutſchland in der 44400 Meter⸗Staffel und trug durch ſein großartiges Laufen dazu bei, daß Deutſchland ganz knapp hinter Amerika den 2. Platz belegte. Ueber 400 Meter Hürden war ſein Start von vornherein ausſichtslos. Im allgemeinen hatte die Mannheimer Leichtathletik in den letzten Jahren etwas nachgelaſſen, erſt in dieſem Jahre konnte man wieder ein langſames Anziehen der Durchſchnitts⸗ leiſtungen feſtſtellen. Ganz hervorragend hielten ſich die Mannheimer Fußballſpieler bei den Meiſterſchaftsſpielen. Immer ſpielten Mannheimer Vereine— Vf., Wald⸗ hof, Phönix, Neckarau uſw.— eine hervorragende Rolle, faſt immer gaben ſie den Ausſchlag bei den Endſpielen um die Süddeutſche Meiſterſchaft. Sämt⸗ liche ſüddeutſchen Spitzenvereine mußten in Mann⸗ heim ſchon Niederlagen hinnehmen. Nürnberg und Fürth konnten kaum Siege erringen, obwohl ſie durchweg eine kleine Ueberlegenheit in ſpieltech⸗ niſcher Hinſicht aufzuweiſen hatten. 1925 gelang V. f. R. ſogar der große Würf, Süddeutſcher Meiſter zu werden. Wenn bei den Endſpielen der Meiſter V. f. R. auch frühzeitig ausgeſchaltet wurde, o hatte Mannheim doch den Beweis er⸗ bracht, daß es auch im Fußballſport mit zur deutſchen Elite zählt, was ferner viele ge⸗ wonnene Auslandsſpiele deutlich in Erſcheinung treten ließen. Unzählige Mannheimer Spieler ver⸗ traten die deutſchen Farben ſchon in internationalen Treffen. Obwohl auch der Schwimmſport eine ganze Reihe Erfolge verzeichnen kann— u. a. Teilnahme von Bahnmeyer an den Olympiſchen Spielen in Athen 1906— iſt es in dieſer Sportart nie o recht vurwärts gegangen. Gute Anſätze blieben immer wieder ſtecken.— Im letzten Jahre Staudt im Bruſt⸗ ſchwimmen, der alles für einen Rekordſchwimmer gehabt hätte.— Nur eine Zeitlang heherrſchte der Mannheimer Schwimmſport im Waſſerball das Feld in Süddeutſchland, ja ogar in Deutſch⸗ land. Heute noch unverſtändliche Maßnahmen brachten die hervorragende Mannſchaft um den Enderfolg. Hierauf trat auch im Waſſerball ein empfindlicher Rückſchlag ein, der wieder überwun⸗ den zu ſein ſcheint. Es hat aber den Anſchein, als ob es jetzt auch im Mannheimer Schwimmſport wieder langſam aufwärts geht, wie die Erfolge des laufenden Jahres zeigen. Im Tenunisſport zählt Mannheim chon lange Jahre mit zur erſten Klaſſe in Deutſchland; in Süddeutſchland iſt Mannheim führend. Dr. Buß, der Vierte der deutſchen Tennisrangliſte 1928, iſt ein erſtklaſſt⸗ ger Spieler, der Deutſchland ſchon oft erfolgreich international vertrat. Die Mannheimer Spitzen⸗ ſpieler Oppenheimer, Dr. Fuchs und Klop⸗ fer konnten erſt vor kurzer Zeit wieder bei den Meden⸗Pokalſpielen in München ihre ausgezeichnete Form durch Siege beweiſen. Durch die neugeſchaf⸗ fene Tennisanlage bei Feudenheim hat Mannheim immer flugſportfreundlich Bereits im Jahre 1910 hatte Mannheim einen „Flugſportklub“, der eifrig für den Flugſport arbeitete. An erſter Stelle ſtand Carl Heß— der bekannte Rennfahrer— der eine Fliegerſchule gründete, um Flieger auszubilden. Im Auguſt 1910 brachte der Verein mit großem Erfolg den Ueber⸗ Jlandflug Frankfurt Mainz— Mann⸗ heim zur Durchführung. Nach dem Kriege nahm der Flugſport durch die Tätigkeit des Badtſch⸗ Pfälziſchen Luftfahrtvereins Mann⸗ heim einen neuen kräftigen Aufchwung. In ſelbſt⸗ loſer Weiſe wurden von alten Kriegsfliegern junge Segelflieger herangebildet. Nachdem dann der Ver⸗ ein den Motorflug und die Ausbildung von Motor⸗ fltegern aufnehme. konnte, trat Mannheim im Flugſport wieder ſtark in den Vordergrund. Eine ganze Reihe von gut gelungenen Flugtagen mit internationaler Beſetzung auf dem vorbilblichen Flugplatz bet Neuoſtheim warben für das Fliegen. Die Motorflugabtetlung hat bereits eine ſtattliche Zahl Fliegeraus gebildet— darunter auch eine Dame—, die aber erſt nach äußerſt ſorgfältiger Schulung Alleinflüge machen durften. Da der Ver⸗ ein jetzt über einen eigenen Freiballon ver⸗ fügt, kann auch dieſer Zweig des Flugſports ent⸗ ſprechend gepflegt und gefördert werden. Sehr gut ſind die Fortſchritte, die die Segelflug⸗ und Modell⸗ flugabteilung des Vereins gemacht haben. Bei dem Deutſchen Zuverläſſigkeitsflug, der vom 27.29. September abgehalten wurde, ſchnitt der Verein ausgezeichnet ab. Sämtliche Etappen wurden ſtrafpunktfrei und ohne jeden Bruch zu⸗ rückgelegt. Die Mannheimer Ruderer überlegen an der Spitze Was dem Radſport Carl Heß bedeutete, war für die Anfänge des Ruderſports der Skuller Jean Bungert, der mit Kraft rudernd, von Sieg zu Sieg eilte. 1883 errang er für den Mannheimer Ruderklub die Meiſterſchaft von Deutſch⸗ land und brachte dem bis dahin bekämpften Ru⸗ derſport neue Anhänger und Freunde. 1884 mußte er in England bei der Henley⸗ Regatta ſchon in den Vorrennen eine Niederlage hinnehmen, ſeinen engliſchen Gegnern er er noch nicht gewachſen. Es würde zu weit führen, die Erfolge der Mannheimer Rudervereine einzeln aufzählen zu wollen. Das Jahr 1928 war für die Mannheimer Ruderer und beſonders für den R. V.„Amicitia“ ein voller Erfolg.„Amicitia“ gewann in Hannover die Deutſche Meiſterſchaft im Achter und damit die Be⸗ rechtigung zur Teilnahme an den Olympiſchen Spielen in Amſterdam. In Amſterdam ſiegte„Ami⸗ Jean Bungert Deutſcher Einer⸗Meiſter 1885(Mannheimer Ruder⸗Klub) der Mannheimer Tennis port eine weitere Verbrei⸗ tung und auch Verbreiterung erfahren. Die Schwerathleten trugen in hohem Maße dazu bei, den Namen Mannheim in der Welt bekannt zu machen. Es ſei hier nur an die Rekordleiſtungen von Reinfrank und Mühlberger erinnert, die in internationalen Wettbewerben weit ſchwerere Gegner überlegen ſchlagen konnten. Bei den deutſchen Athletik⸗ meiſterſchaften landeten Mannheimer Schwer⸗ athleten immer an erſter Stelle. Die Ringer konnten ſchon Europameiſter ſtellen,— Rupp (früher Vf. R. Mannheim)— und gegen Weltklaſſe ganz ausgezeichnet abſchneiden. Die Mannhei⸗ mer Schwerathlettk hat in der Sportwelt einen guten Klang. eitta“ in zwei ſchweren Vorrennen, um dann gegen England knapp zu unterliegen. Durch dieſe Erfolge rückte Deutſchland wieder in die Weltklaſſe ein. Im Jahre 1929 errang „Amieitia“ mit 9 Mann drei Meiſterſchaften: Den Achter, den Vierer ohne und den Vierer mit Steuer⸗ mann. Dieſe Letſtung ſteht im deutſchen Ru⸗ derſport einzig da. Noch keinem Verein war es gelungen, einen derartigen Erfolg zu erzielen. „Amteitia“ ſteht auch in der Rudertabelle mit einem Vorſprung an der Spitze, der die überragende Stellung dieſes Vereins im deutſchen Ru⸗ derſport richtig kennzeichnet. Aber auch der Nachwuchs der Mannheimer Vereine iſt aus gezeichnet, wie man bet verſchiedenen Regatten feſtſtellen konnte. Pferderennen in Mannheim In Mannheim fanden bereits im Jahre 1836 Pferderennen ſtatt. Erſt im Jahre 1868 ſchritt man zur Gründung eines Reun vereins in Mannheim, da von der Stadtverwaltung das Gelände der heutigen Rennwieſen überlaſſen wurde. Der Mannheimer Rennſport verſchaffte ſich bald Achtung und Anerkennung im deutſchen Renn⸗ betrieb: Mannheim war vor dem Kriege eine Hochburg des Herrenſports. Nach dem Kriege änderte ſich das Bild, Berufsreiter kamen an den Start. Aber auch der Herrenſport wurde weiter gepflegt. 1868 waren die Bahn und die Tribünenanlage natürlich noch in ziemlich primi⸗ Heinrich Apfel 5 Ehrenruderwart des R. D.„Amicitia“ 5 tivem Zuſtand, die Gebäude befanden ſich innerhalb der Rennbahn. Im Laufe der Jahre wurde die Bahn dann auf den heutigen Stand gebracht. 1878 wurde die„Badenta“ über 7000 Meter()) mit 27(J) Hinderniſſen gelaufen. In weiten Bögen zog ſich das Rennen hin, lange Zeit waren die Pferde den Blicken der Tribünenbeſucher vollkommen ent⸗ zogen. 1899 wurde durch ſtädtebauliche Erweiterun⸗ gen der Kurs der„Badenia“ auf 5000 Meter ver⸗ kürzt. Die Bahn wurde den Erforderniſſen der Neuzeit angepaßt. Auch dem Flachſport, der bisher wenig gepflegt worden war, wurde mehr Beachtung geichenkt. In den Jahren 1909 bis 1912 erfuhr die geſamte Anlage einen weiteren Ausbau und Ver⸗ beſſerung. Einen beſonderen Vorzug erhielt die Geläufeanlage durch das Waſſerleitungsnetz, mit dem die ganze Bahn bertieſelt werden kann. Ueber die Entwicklung des Totoliſa⸗ tors gibt eine Jubiläumsſchrift des Badiſchen Rennvereins Aufklärung. Es heißt da u..:„Als der Badiſche Rennverein gegründet worden war, kannte man den Toto in Deutſchland noch nicht. Wohl aber war das Wetten auf Pferde auch bei uns zchon eingeführt; nur wickelte es ſich, aus dem eng⸗ liſchen Wettbetrieb übernommen, beim Buchmacher ab oder auf Gegenſeitigkeit unter einigen Wettluſtt⸗ gen als ſogenannte„Privatwette“. Die Anfänge des Mannheimer Totobetriebs greifen in das Jahr 1887 zurück. Mit 4 Maſchinen, an denen nur auf Sieg gewettet werden konnte, wurde der Betrieb eröffnet.“ Durch die Einführung der Platzwetten im Jahre 1897 wurde das Wetten auf Pferde all⸗ gemeiner. 5 Mannheimgaltfrüheralsder ſchönſte Rennplatz für den Herren hindernisſport⸗ Mannheim war der erſte Verein in Deutſchland, der ein 50 000 Mark⸗Herren⸗Jagdrennen ausſchrieb. Die„Badenia“ war vor dem Krieg nicht nur Deutſchlands wertvollſtes Herren⸗Hindernisrennen, ſondern auch gleichzeitig die reichſte Steeple⸗ Chaſe Europas für Herren reiter. 1914 war das Rennen mit 75000 Mark dotiert und 1917 waren 100 00 Mark angeſetzt. Die Matrennen waren gleichfalls mit hohen Geldͤpreiſen ausgeſtattet. So ſtand der„Preis der Stadt Mannheim“ auf 40 000 Mark. Nach dem Krieg wurden dann 1920 die Rennen in erweiterter Form(Flachrennen) wieder aufgenommen. Die Inflation brachte Rekordbeſuch und auch Rekordbeträge. Aber die wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe machten ſich auch im Rennbetrieb ſtark be⸗ merkbar, ſo daß in dieſem Jahre die Herbſtrennen ausfallen mußten. Der Badiſche Rennverein machte ſich hier die Erholung anderer Rennplätze zu nutze und ſetzte, um große Verluſte zu vermeiden, die Herbſtrennen ab.„„ Neben dem Rennbetrieb des Badiſchen Renn vereins erfreuen ſich auch die landwirtſchaft⸗ lichen Rennen in Secken heim und San d⸗ hofen ſteigender Beliebtheit. Die bäuerlichen Reiter, die mit Luſt und Liebe bei der Sache ſind, verfügen über achtbares reiterliches Können. Turnen, der älteſte Sport in Mannheim Dem Turnen hat man die Entwicklung nicht leicht gemacht; Verbot auf Verbot erfolgte gegen das Turnen. Nur im Verborgenen konnte das Turnen in beſcheidenſtem Rahmen geübt werden. Eine Ver⸗ ſammlung unter dem Vorſitz des Abgeordneten Baſſermann beſchloß am 22. September 1845 auf Vorſchlag des Glaſermeiſters Peter Roes einen Turnverein zu gründen. Die Regierung des Unter⸗ rheinkreiſes genehmigte am 21. Dezember 1845 die Bildung des Turnvereins mit verſchiedenen Ein⸗ ſchränkungen; es burften u. a. keine Schüler dem Verein beitreten. Die erſte konſtituierende Ver⸗ ſammlung des Turnvereins fand dann am 4. Jan. Alexander Zentmener älteſtes Ehrenmitglied des C. D. Mannheim v. 1846 1846 im Aulaſaale ſtatt. Der erſte Vorſtand ſetzte ſich aus folgenden Herren zuſammen: L. Alex Baſſer⸗ mann, G. v. Struve, Schöninger, Ls. Stoll, H. Roes. Dr. Eller und Düringer. Langſam ſtellten ſich auch turneriſche Erfolge ein. Am 5. September 1846 fand bereits ein Schau⸗ turnen für Mädchen ſtatt. Am 16. Jult 1847 traf den Verein ein ſchwerer Schlag, er wurde durch die Behörde aufgelöſt. Der damalige Erlaß, aus den politiſchen Verhältniſſen jener Zeit geboren, hatte folgenden Wortlaut: Obrigkeitliche Bekanntmachung Nr. 21 322. Durch Beschluß Großh. Ministerium des Innern vom 11. d. Mts. Nr. 9346 wurde der hiesige Turnverein als das öffentliche Wohl ge- fährend, nach Art. 1 des Ges. vom 26. 10. 1833 auf- gelöst und dessen Fortbestehen bei Vermeidung des in Art. 2 dieses Gesetzes angedrohten Strafe verboten. Dies wird andurch Zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Mannheim, den 16. Juni 1847. Großh. Stadtamt gez. Jägerschmid. gez. Schenk. Am 1. Juli 1847 fand eine Umbildung des Vor⸗ ſtandes ſtatt, ſo daß das Turnen wieder auf⸗ genommen werden konnte. In den Jahren 184849 ruhte der Turnbetrieb durch die damalige politiſche Bewegung faſt ganz. Auch in den Jahren 1852 bis 1858 war keine Weiterentwicklung des Turnens zu verzeichnen. Vom Jahre 1860 ab ging es mit der deutſchen Turnerei in Mannheim raſch vorwärts, Erfolg auf Erfolg konnte von den Mitgliedern errungen werden. Am 29. Januar 1874 regte der Vorſttzende Alexander Zentmeyer— das älteſte(ſeit 1876) heute in Neckargemünd lebende Ehrenmitglied— den Bau einer eigenen Turnhalle an. Das Winter⸗ turnen konnte dann ab 12. Oktober 1875 bereits in der eigenen Turnhalle in R 8 abgehalten werden. Durch die eigene Turnhalle nahm der Verein einen ſtarken Aufſchwung. Die Turnhalle wurde am 28. Dezember 1882 durch Hochwaſſer teilweiſe zerſtört. Nachdem die Halle wieder hergerichtet war, mußte ſie 1890 auf einen Beſchluß der Stadtverwaltung ab⸗ gebrochen werden. Als in den 9bher Jahren Fußballvereine ins Leben gerufen wurden, trat bei den Turnern vorübergehend ein Rückſchlag ein. Im Mai 1903 konnte dann das heutige Heim des T. V. 46 an der Prinz⸗Wilhelm⸗ und Charlottenſtraße be⸗ zogen werden. Nun hatte der Verein eine Grund⸗ lage, von der aus er weiter für die Turnſache werben 140 Jahle„Neue Mannheimer Zeitung“ 4 Festausgabe zum Einzug ins Bassermannhaus konnte. Die anderen in der Zwiſchenzeit gegründeten Turnvereine(mannheimer Turngeſell⸗ ſchaft, Turnerbund Germania uſw.) unter⸗ ſtützten bieſe Bewegung in jeder Weiſe. Durch die ſtändige Einrichtung des Roſengarten⸗Schau⸗ tur neus zeigt der T. V. 46 der Oeffentlichkeit, was Turnen iſt und was es will. Vom ganzen Babener Land kommen Turnſachverſtändige, um ſich tur⸗ neriſch auf dem Laufenden zu halten, da in Mann⸗ heim immer etwas Neues gezeigt wird. Die Mann⸗ hetmer Turnvereine haben bei Zeiten den Wert der anderen Sportarten erkannt und entſprechende Ab⸗ teilungen gebildet. Die Erfolge der Mannheimer Turnvereine können hier nicht im einzelnen aufge⸗ führt werden. Auch das Turnen hat, wie andere Sportarten den Namen Mannheim überall bekannt gemacht. Wenn auch manchmal ein kleiner Stillſtand oder Rückſchritt eintrat und vielleicht noch eintreten wird, ſo hat Turnen und Sport doch in aller Welt für Mannheim geworben. Mann⸗ heim verdient mit Recht den Namen Sportſtadt, denn auch die Stadtverwaltung hat durch Schaffung entſprechender Anlagen und finanzielle Unter⸗ ſtützungen für den Sport ſehr viel getan. Sie hat die Bedeutung der körperlichen Betätigung für die Geſundheit der Bevölkerung und den Wert des Sports als Werbemittel richtig erkannt. Mannheim kann und muß auf die Leiſtungen ſeiner Sportleute ſtolz ſein. Die erſte Turnhalle des C. v. Mannheim v. 1846 Sie ſtand gegenüber dem heutigen Realgymnaſtum von 18751882 IIIA uUnübeftroffene Pfrelswüfdiskelt, dauerhaft und rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrwrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrerrrreeerrereerreeeeeeeerreeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeememeeneenmemm Olledenerbeifen Guusgeftüihrf durch G. Berberich& Söhne vornehme Ausführung Freiburg i. Br., Rempartstr. S Mannheim, Dürerstr. f. EAA Mannheimer Marmor- u. Granitwerke Hetzer, Hagelstein& Co., G. m. h. H. L. 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Wir wollen Ihnen aber nicht nur Möbel verkaufen, Sondern wir wollen Sie beraten, wie Sie Ihr Heim, Ihren Verhältnissen entsprechend, einrichten können. 25 1 — 8 iii Mit dem Grundsatz„Möbel für Alle“ wird auch unsere neue Verkaufsstelle Mannheim, dem Sitz unserer Zentrale, 4 * geführt werden. Wenn Sie Möbel gebrauchen, kommen Sie zu uns, wir be⸗ raten Sie gerne und ohne Verbindlichkeit 10 8 N 8. H. N IUIRMN 2 5 CAE MEI Ausg. 5 Bis zur Fertigstellung unseres Ausstellungshauses findet der Verkauf statt, im ö 0 Zentral-Lager Lindenhol, Bellenstr. 2 5 e r 1 0 Alte Oellabril- 5