* . ziehen empfiehlt, Neue Mannhei Wannheimer General- Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,—6— Fernſprecher: Sammel⸗Nr. 24951 Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, Einzelverkaufspreis Schwetzinger⸗ ſtraße 19/20, Meerfeldſtraßels, Neßriedrichsſtraße 4, FeHauptſtraße 68, Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..—. 10 Pfg.— Abholſtellen: Waldhofſtraße 6, W Oppauerſtraße 8. Beilagen: und Recht/ Donnerstag wechf Poſtſcheck⸗ Konto Nr. 17590 Karlsruhe— Montag: Sport der N. M. Z. Dienstag wechſelnd: Aus der Welt der 1 Kraftfahrzeug und Verkehr elnd: Mannheimer Frauenzeitung Für unſere Jugend/ Freitag: Mannheimer Reſſezeitung/ Samstag: Aus Zeit und Leben r deltung Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 32 mm breite Colonel⸗ zeilen im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile.— Für im Voraus zu bezahlende Familien⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen be⸗ ſondere Sätze.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Neues vom Film/ Mittwoch wechselnd: Die fruchtbare Scholle Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Steuer, Geſet Mannheimer Muſikzeitung Abend⸗Ausgabe Montaa, 4. November 1920 140. Jahrgang— Nr. 312 Mahnung zur nationalen delbſtbeſinnung Die wachſende Oppoſition gegen Hugenbergs Parteibiltatur Volksbegehren und Auslandspreſſe Das ganze Halt! Sammeln! e ee unſ. Berliner Büros) Berlin, 3. Nov. Dem Aufruf des Jungdeutſchen Ordens zur Bil⸗ dung einer„Volksnationalen Reichsgemeinſchaft“ iſt die„Reichsgemeinſchaft junger Volks⸗ parteiler“ mit einem Aufruf gefolgt, der zur Gründung einer breiten nationalen„Reichspar⸗ tei der Mitte“ auffordert. Die Jugend ſtellt ſich hier mit dem unbekümmerten Enthuſtasmus, der ihr ſchönes Vorrecht iſt, an die Spitze von Erwägungen und Wünſchen, die ſo ziemlich in allen bürgerlichen Lagern von rechts bis links, auch in den Kreiſen der Aelteren, leben. Auch die ſogenannte„Front 29“ will, wie wir hören, mit einem ähnlichen Aufruf, für den ſie ſeit geraumer Friſt bedeutſame Unterſchriften ſammelt, an die Oeffentlichkeit treten. Bedeutſam ſcheint uns, daß nun auch aus dem La⸗ ger der Rechten ein zuſtimmendes Echo zu tönen be⸗ ginnt. Es klingt noch ein wenig verſchämt und ver⸗ legen aus der„Deutſchen Tageszeitung“, die aus den Eintragungen für das Volksbegehren eine Lehre zu nicht im Sinne einer Zerſplitte⸗ 1 rung, ſondern des Zuſammenfindens und Zuſam⸗ menſtehens: „Die Rechte, die den erſten Kampf gegen die rote Diktatur ſoeben ſiegreich beſtanden hat, iſt unferer Meinung nach ſtark genug, ſich Rechenſchaft darüber zu geben, daß ſie für den weiteren Feldzug der Bundes⸗ genoſſen bedarf. In der Umklammerung durch einen verantwortungsloſen Radikalismus findet ſie dieſen Bundesgenoſſen nicht. Sie zu ſuchen, iſt keine An⸗ gelegenheit der phyſiſchen, ſondern der geiſtigen Stärke. Von deren Nachweis hängt die Entſcheidung ab für die Zukunft des deutſchen Schickſals.“ Der Aufſatz iſt überſchrieben:„Das Ganze halt! Sammeln!“ Ungefähr ſo, will uns be⸗ dünken, hat während des letzten Wahlkampfes auch der Reichsernährungsminiſter Dietrich in Baden geſagt. Noch gewichtiger, wenigſtens als Symptom, will es uns erſcheinen, daß unter dem Eindruck des Volksbegehrens in der„Berliner Börſen⸗Zeitung“ Graf Hermann zu Dohna„Zu neuen Ufern“ ruft. Dieſer Dohna iſt Kreisvorſitzender des Kreis⸗ vereins Roſenberg in Weſtpreußen der deutſchnatio⸗ nalen Volkspartei, und er fühlt, daß die Stunde kommt, in der„die füngere Generation in der größ⸗ ten Rechtspartei“ Herrn Hugenberg und ſeinen Klüngeln Abſage erteilen muß. Die ganze Frage⸗ ſtellung„national— nicht national“, meint Dohna, ſei falſch:„Die Gegenſätze lauten: marxiſtiſch nichtmarxiſtiſch; und innerhalb aller derer, die nichtmarxiſtiſch ſind, iſt der ganze Streit darum, wer national ſei und wer nicht, Wahnſinn.“ Graf Dohna lehnt es ab, alle Parteien der bürgerlichen Mitte, die nicht hinter Herrn Hugenberg einherziehen, als anti⸗ national zu bezeichnen, und er erklärt das bisherige Geſchehen und die Iſolierung der Deutſchnationalen Volkspartei für unbegreiflich. „Wir“, ſo ſchließt er,„die wir heute an der Schwelle des Mannesalters ſtehen, ſind nicht deshalb nach dem Kriege mit den größten Hoffnungen in die Deutſch⸗ nationale Volkspartei eingetreten und ihr zehn Jahre lang trotz allem treu geblieben, um ſie in den Händen der Alldeutſchen enden zu ſehen. Wir glauben, daß es unſere Aufgabe iſt, an dem mühſeli⸗ gen und langwierigen Werk der wirtſchaftlichen und politi⸗ ſchen Wiederaufrichtung Deutſchlands zu unſerem Teile mitzuarbeiten, und daß es zu dieſem Zwecke eines großen und im modernen Sinne des Wortes konſervatir beeinflußten Arbeitsblocks bedarf. Zwiſchen den Menſchen, die für eine ſolche Front in Frage kommen, ſtehen heute nur noch Vorurteile und Parteiapparate.“ Aufhebung 8 von Hugenbergs Immunität? Die Strafanzeige wegen verleumderiſcher Belei⸗ digung, die Reichsinnenminiſter Severing gegen Hugenberg erſtattet hat, weil Hugenberg den bei der Stimmzühlung des Volksbegehrens beteiligten Be⸗ amten den Vorwurf der Wahlfälſchung gemacht hatte, iſt bei der Generalſtaatsanwaltſchaft Berlin 1 eingegangen. Generalſtaatsanwalt Wilde wird heute (Montag) dem preußiſchen Juſtizminiſter über die Angelegenheit Bericht erſtatten. Laut„Montagspoſt“ ſoll der Antrag geſtellt wer⸗ ben, die Immunität des Abg. Hugenberg aufzuheben. „Ein ſogenannter Sieg“ (Telegraphiſche Meldungen) Paris, 4. November. Als eines der größten franzöſiſchen Boulevard⸗ Blätter nimmt der„Matin“ zum Ausgang des Volksbegehrens Stellung und ſchreibt u.., dieſer „ſogenannte Sieg“ Hugenbergs und ſeiner Anhänger habe einen unparteiiſchen und objektiven Beobachter mit Rückſicht auf die öſtlichen Gebiete Deutſchlands nicht überraſchen können.„Herr Hugen⸗ berg hat 4 Millionen Deutſcher von 65 Millionen der Geſamtbevölkerung für ſich gewonnen. Es ſcheint vielleicht paradox, zu ſagen, daß dieſer Sieg für die Nationaliſten eine Niederlage bedeutet. Tatſächlich aber iſt es ſo, und es genügt, wenn wir daran er⸗ innern, daß die Rechtsparteien, die bei den letzten Reichstagswahlen mehr als ſieben Millionen Stimmen erhielten, gegenwärtig 2 800 000 Wähler verloren haben müſſen, wenn man bedenkt, daß ſich nur 4140000 Wähler in die Liſten zum Volks⸗ begehren eingetragen haben.“ Weiter unten heißt es: begehrens, Kommuniſten, Sozialdemokraten, Demo⸗ kraten und Zentrum zeigen durch die Zahlen, daß es den Nationaliſten nur gelungen iſt, 4 Siebtel ihrer Truppen zu mobiliſieren, und daß der Ver⸗ ſuch, den Yboungplan zum Scheitern zu bringen, verfealt war. Im nationaliſtiſchen Lager iſt man erſtaunt über den Erfolg, der dazu zwingt, die Aktivität zu verſtärken, eine neue Propaganda ein⸗ zuleiten und phantaſtiſche Summen auszugeben und dies alles nur, um zu einem Volksentſcheid zu ge⸗ langen, der ſich unzweifelhaft in eine Niederlage verwandeln wird, wenn nicht die ſchwierige finanzielle und wirtſchaftliche Lage Deutſchlands all die Unzufriedenen in die nationa⸗ liſtiſchen Reihen treibt. Die Zahl dieſer Unzufrie⸗ „Die Gegner des Volks⸗ denen beläuft ſich auf Millionen und wächſt von Tag zu Tag.“ Im„Journal!“ ſchreibt Georges Blun, die Republikaner hätten Unrecht gehabt, ſchon ſo früh ein Fiasko des Volksbegehrens vorauszuſehen. Die Reaktion habe tatſächlich die nötigen Stimmen zum Volksbegehren aufgebracht. Der Erfolg des Volks⸗ begehrens werde für Deutſchland in allernächſter Zeit ſchwere Kämpfe bringen, unendliche Debatten im Reichstag gegen den Youngplan und die Abmachungen im Haag. Das, was in den letzten 14 Tagen vorgegangen ſei, ſei nur ein Kinderſpiel im Vergleich zu dem, was die Reaktion in ihren künftigen Feldzügen gegen die Reparationszahlun⸗ gen leiſten werde. Gewiß ſei, daß das nationaliſtiſche Manöver nicht zum Ziele gelange, und daß man es als abſolut ſicher betrachten könne, daß ſich in Deutſchland keine Mehrheit dazu finden werde, das Werk Streſemanns und der Reichsregierung zu desavouieren. Trotzdem habe dieſes überflüſſige Volksbegehren Deutſchland und ganz Europa eigent⸗ lich erſpart bleiben können. Zum Schluß kritiſiert das Blatt die allzuſtarke Zurückhaltung Hin den⸗ burg s, die die Friedensſtörer in die Lage verſetzt habe, zu verſichern, daß der Reichspräſident kein ſo ſtarker Gegner des Volksbegehrens ſei wie man glaube. Nur 10,04 Prozent Berlin, 4. Nov.(Von unſ. Berliner Büro.) Die Eintragungen für das Volksbegehren belaufen ſich nach den bis jetzt dem Reichswahlleiter vorlie⸗ genden Ergebniſſen auf 4146 342, das entſpricht einer Beteiligung von 10,04 Prozent der Stimm⸗ berechtigten. Dieſes Ergebnis dürfte keine nennens⸗ werte Veränderung mehr erfahren. Es ſtehen ledig⸗ lich noch die Ergebniſſe mehrerer Gemeinden des Wahlkreiſes Potsdam 1, einer Gemeinde des Wahl⸗ kreiſes Potsdam II, einer Gemeinde des Wahlkrei⸗ ſes Oppeln und von vier Gemeinden des Wahlkrei⸗ ſes Magdeburg aus. (0 ãͤaVdVdTVVdVTVVTGbGwGTGãGſßbFbGTGwGTꝙꝓùẽö dd Prinz Max von Baden ſchwer erkrankt — Konſtanz, 4. Nov. Prinz Max von Baden, der ſeit einiger Zeit im ſtädtiſchen Krankenhaus in Kon⸗ ſtanz ſchwer krank darniederliegt, hatte geſtern einen beſorgnis erregenden Tag. Dagegen war die Nacht gut. Zeitweiſe kehrte das Bewußtſein zu⸗ rück.— Der Prinz ſteht im 63. Lebensfahr. Die Verliner Korruptionsaffären . Berlin, 4. Nov. Oberbürgermeiſter Böß wird morgen durch den Unterſuchungsführer in der Sklarekaffäre, Ober⸗ regierungsrat Tapolſki, vernommen werden. Daß an den eigentlichen Berliner Skandalen Herr Böß perſönlich nicht beteiligt iſt, haben wir ſchon geſagt. Dagegen wurden geſtern gegen einen der Direktoren der Berliner Verkehrsgeſellſchaft, den Sozialdemo⸗ kraten Brolat, von der„Roten Fahne“ Vorwürfe erhoben. Herr Brolat ſoll als Direktor der Ber⸗ liner Sprengwagengeſellſchaft in den letzten fünf Jahren zahlreiche Betrügereien verübt haben. Wie die B. Z. erfährt, hat der Magiſtrat ſofort eine eingehende Unterſuchung angeordnet und in der An⸗ gelegenheit ſind bereits heute vormittag Angeſtellte der genannten Geſellſchaft vernommen worden, die angeſchuldigt werden, an den Betrügereien beteiligt zu ſein. * „R 101“ havariert London, 4. Nov. Das Luftſchiff„R 101“ führte am Samstag den erſten Nachtflug aus und wurde Sonntag früh nach 14ſtündiger Fahrtdauer wieder verankert. Dabei wurde die Spitze des Luftſchiffes gegen den Ankermaſt gedrückt und die Hülle erheblich beſchädigt. Das Luftſchiff hat bei der Fahrt an drei Mo⸗ toren Schaden erlitten, 0 (Von unſ. Berliner Büro.) Die Millionäre in A. S. A. Waſhington, 4. November. 33 695 Millionäre gab es im Jahre 1927 in den Ver⸗ einigten Staaten, wie aus der vom Schatzamt ver⸗ öffentlichten Aufſtellung über das Aufkommen an Einkommenſteuer für das genannte Jahr hervor⸗ geht. Dieſe Ueberſicht findet gerade im gegenwär⸗ tigen Augenblicke, wo das geſamte Publikum unter dem Eindruck des Börſenkraches und der damit ver⸗ bundenen gewaltigen Vermögensverluſte ſteht, beſonderes Intereſſe. Als Millionäre werden die Leute e die ein Jahreseinkommen von 50 bis 100 000 Dollar deklariert haben. Die Anzahl dieſer Per⸗ ſonen war gegenüber dem vorhergehen⸗ den Jahre um 3593 geſtiegen. Im Jahre 1927 gab es 290 ſogenannte Multimillionäre, gegen⸗ über 231 im Jahre 1926. Von dem geſamten Steuer⸗ aufkommen in Höhe von 830 639 434 Dollar, wurde mehr als der vierte Teil von Leuten mit Einkom⸗ men von 35 bis 40000 Dollar gezahlt. In den Ein⸗ kommenverhältniſſen, die ſich in dieſen Ziffern wie⸗ derſpiegeln, dürften durch die letzten Vorgänge an 15 Börſe ſehr erhebliche Veränderungen eingetreten ein. Unterſchlagungen beim Autoverband — Berlin, 4. Nov. Das plötzliche Ausſcheiden des Direktors im Reichsverband des Kraftfahrzeug⸗ Handels⸗ und Gewerbes, Buſchmann, das am Don⸗ nerstag offiziell bekannt gegeben wurde, iſt auf um⸗ fangreiche Veruntreuungen Buſchmanus in den letz⸗ ten Jahren zurückzuführen. Die Unterſchleife ſollen nach vorläufiger Schätzung 75 000/ erreichen. Sechs Tote bei einem Autounfall in Italien — Venedig, 4. Nov. In der Nähe von Venedig ſtürzte ein Automobil mit 8 Perſonen eine Böſchung hinab in einen Kanal. Der Beſitzer des Autos ver⸗ mochte ſich aus dem Wagen herauszuarbeiten, zer⸗ ſchnitt mit ſeinem Taſchenmeſſer das Verdeck und konnte auf dieſe Weiſe ſeine älteſte Tochter noch lebend retten. Die übrigen ſechs Inſaſſen er⸗ tranken. (United Preß). ein Korruption Von Richard Bahr Herr Dr. Böß iſt heimgekehrt. Vermutlich nicht gerade gern. Vielleicht hat er nicht gewußt, eine wie niederziehende„Popularität“ er in dieſen Wochen ſich epwarb. Daß Stammtiſch⸗ und Kegelrunden ganze Abende hindurch nur noch von Böß⸗Witzen leben und Komiker und Brettlſänger mit Anſpielungen auf den„Nerzgefallenen“ immer wieder wiehernden Beifall finden. Aber daß die Heimkehr ein Spieß⸗ rutenlaufen würde, hat doch wohl auch ihm ge⸗ ſchwant. Dieſer große, breitſchultrige Mann mit dem tiefen Durchzogenen in dem bartknochigen Geſicht war eigentlich nie beliebt geweſen. Nicht einmal bei der Sozialdemokratie, für die er— nicht erſt ſeit heute oder geſtern— ſeeliſch ſich ruiniert hatte. Er war kurz vor ſeiner Wahl zum Oberbürgermeiſter demonſtrativ aus der Kirche ausgetreten. Das hatten die über das Rote Haus Gebietenden ſchmun⸗ zelnd zur Kenntnis genommen, aber den innerlichen Reſpekt vor ihm hatte es kaum erhöht. Herr Dr. Böß ſtammt aus einem..⸗Milieu. Er ſelbſt war Gießener Starkenburger. Seine Schwiegerſühne ſind alte Korpsſtudenten und bei ſeinem Sohn, der vor Jahresfriſt auf die Univerſität zog, hatte Herr Böß Wert darauf gelegt, daß er im Münchener.. aktiv würde. Aber in der Oeffentlichkeit betätigte er ſich mit Vorliebe in jenem Geiſt, der den durchaus unerfreulichen Methoden der Republikaniſchen Be⸗ ſchwerdeſtelle entſprach. Er bemühte ſich nicht aus⸗ zugleichen. Suchte vielmehr, ſo ſchien es, geradezu nach Reibungen und neuen„Fällen“. Immerfort nach Anläſſen, ſeine(lim Sonne ſeiner Auftraggeber) zuverläſſige Geſinnung zu erweiſen. In und um ihn war etwas von dem flackernden nervöſen Glaubens⸗ eifer des Friſchbekehrten. Und das ſtieß ab. So iſt es gekommen, daß jetzt im Grunde keine Hand für ihn ſich regt. Daß das Mitleid ſchweigt und nur die Schadenfreude aus allen Winkeln kichert. Mann über Bordl Selbſt dann, wenn es Herrn Dr. Böß gelingen ſollte, ſeine billigen Pelzkäufe zu rechtfer⸗ tigen. Ein Oberbürgermeiſter, unter deſſen ſchwachem Arm die Korruption ſo üppig wuchern konnte, iſt doch wohl ſelbſt in dieſen Zeitläuften un⸗ begrenzter reichsdeutſcher Möglichkeiten nicht mehr möglich. i * Immerhin: dieſe Verderbtheit in der Groß⸗Ber⸗ liner Gemeindeverwaltung iſt das Weſentliche⸗ Daß ein Einzelner tat fehlen, war immer und wird immer ſein. Das kann unter Umſtänden erſchüttern, je nachdem auch menſchlich ergreifen. Aber es iſt kein Grund, um deswillen ſchon zu verzweifeln und ſeine mehr oder weniger hoheprieſterlichen Ge⸗ wänder zu zerreißen. Doch die Korruption, die ſich ja nicht auf Groß⸗Berlin, auch nicht auf die Kom⸗ munen allein beſchränkt, die— man übertreibt das gar nicht mehr— wie eine breite Schlammflut fa ſt unſer geſamtes öffentliches Leben durchzieht, heute hier übelduftende Gaſe auf⸗ ſteigen läßt, morgen dort, vermag doch auch den ruhigen und beſinnlichen Beobachter aufzuwühlen und zu erregen. Die Oberflächlinge ſind mit allerlei behenden Deutungen zur Hand. Für die einen han⸗ delt es ſich einfach um Zufälle. Ein wenig unbehag⸗ lich in ihrer Häufung, doch nichts anderes als die ewige Kehrſeite dieſer Tränenwelt, in der Gottes Sonne ſcheint über Gerechte und Ungerechte. Den anderen gilt es als ausgemacht, daß wir es allein mit den Folgeerſcheinungen von Staatsumwälzung, Demokratie und parlamentariſchem Syſtem zu tun haben. Ganz ſo liegt es am Ende doch nicht. Nur daß die Dinge, die uns wuchtend auf der Seele laſten, noch nicht viel beſſer werden, wenn wir ſie in ihren hiſtoriſchen und geſellſchaftlichen Safe zu ſehen e 5 4 s Ich weiß lund wer jene Zeiten miterlebt 15 und die Unbefangenheit des Urteilens ſich bewahrte, wird es auch wiſſen), daß mit dem wachſenden Wohl⸗ leben leiſe, ganz leiſe die Korruption ſchon in den letzten Friedensjahren Einkehr hielt in die reichs⸗ deutſche Geſellſchaft. Was der eine oder andere ver⸗ ſtohlen geübt hatte, ward unter dem verzehrenden Gluthauch des Weltkriegs dann vollends zum all⸗ 2. Seite. Nr. 512 Neue Mannheimer Zeitung(Abend ⸗Ausgabe) Montag, den 4. November 1929 gemeinen Komment. Die„Etappenſchweine⸗ rei“ war nicht nur eine Vokabel aus dem Wort⸗ ſchatz rauher Lagergenoſſen, war eine ſchmerz⸗ liche Tatſache deutſchen Lebens. Noch ſchmerzlicher(und vielleicht noch verhängnisvoller) freilich war, daß überall im Hinterland in der näm⸗ lichen Richtung geſündigt wurde. Wir nannten es „Organiſation“ und prieſen, ſchmatzend uns ſelbſt⸗ beräuchernd, dieſe deutſche Urkraft, der die Feinde nicht Aehnliches zur Seite zu ſtellen wüßten. Bei Licht beſehen feierte, in acht von zehn Fällen, nur keckes Schiebertum, von keiner Obrigkeit gehemmt, vielfach aus Not oder Unkenntnis von ihr ſogar gefördert, ſeine Orgien. Damals zuerſt iſt magi⸗ ſtrale Gewalt in weitem Ausmaß in die Hände von Unfähigen und Unmündigen gelangt. Was man in den Krtiegsgeſellſchaften und ähnlichen Bildungen gelernt hatte, ſetzte man in Umſturz und Inflation mit Heißhunger fort. Nur daß man es jetzt Sozia⸗ liſierung hieß und Vergeſellſchaftlichung der Ver⸗ kehrbetriebe. Und daß überwiegend andere Schichten das Heft nun in der Hand hatten. Man ſpielte Schluck und Jau und taumelte am gähnenden Ab⸗ grund von Begierde zum Genuß. Dann riſſen ein paar beherzte Männer— der vielgeſchmähte Dr. Hans Luther war beſtimmt unter ihnen— im letzten Moment uns noch von dem Abſturz in die Tiefe zurück. Die Mark wurde ſtabiliſiert. Lebensmut und Hoffnungen kehrten wieder, die aufatmende Wirt⸗ ſchaft trieb ſogar in eine gewiſſe Scheinblüte. Aber ſo gründlich hatten wir die Kunſt des Rechnens und Haushaltens vergeſſen, daß wir auch in der De⸗ flation nicht mehr zu ihr zurückfanden. Wir lebten alle über unſere Verhältniſſe, Reich, Staat, Kom⸗ munen wie Private. Wer den letzten Dachſtein längſt verpfändet hatte, fuhr, um ſeinen Kredit zu ſtärken, noch ſchnell einmal zu Weihnachten nach Aegypten. Und wer in ſeinem Privatkontor ſich ſchon mit dem Gedanken an ſchlichten Abſchied vom Daſein ver⸗ traut zu machen begann, kaufte zuvor ſich noch ein zweites Auto. Um in ſolcher Umwelt zu beſtehen, mußte man ſchon ein ſtarker, aufrechter Charakter ſein. Gerade an Charakteren aber gebrach es nicht immer, doch vielfach unter den neuen Würden⸗ trägern. Dafür brachten ſie etwas anderes mit: ihr Parteibuch und einen derben, oft unſtillbaren Lebenshunger. * Und ſo iſt in etwas doch das neue Syſtem mit⸗ ſchuldig, Nicht die Demokratie an ſich, auch nicht der Parlamentarismus: die heutige Schweiz und das heutige England ſind frei von jeder Korruption. Wohl aber die Aemterpatronage, die wir, nach anfänglichem Zögern, immer dreiſter, un⸗ beſorgter, vielleicht ſogar unbeſonnener zu üben lernten. Indem wir bei der Auswahl von Beamten und Funktionären ſozuſagen grundſätzlich uns nicht mehr darum mühten, den richtigen Mann an die richtige Stelle zu bringen, ſondern den, ſo durch ſeine Anhänglichkeit an Partei und Führer am ehe⸗ ſten ſich empfahl, mußte es wohl ſoweit kommen, wie es nun gekommen iſt, Auch die Aemterpatronage freilich hätte dieſe Sumpfblüten nicht züchten kön⸗ nen, wenn der Boden ihnen nicht ſo günſtig geweſen wäre. Ein Stadtrat z. B. iſt ein Mann, der im Höchſtfall 26 000/ verdient. Iſt es wirklich niemand aufgefallen, daß Vermögensloſe, die in dieſes Amt kamen, binnen wenigen Jahren zu Millionären ge⸗ diehen? Und wenn, warum ſchlug man nicht früher Lärm? Streuen wir Aſche auf unſere Häupter! Aldrovandi wieder in Berlin — Berlin, 4. Nov. Der italieniſche Botſchafter in Berlin, Aldrovandi, iſt in Berlin eingetrof⸗ ſen und hat die Leitung der Botſchaftsgeſchäfte wie⸗ der übernommen. Zwei ruſſiſche Kanonenboote von den Chineſen erbentet — Tokio, 3. Nov. Berichte aus chineſiſchen Quellen in Charbin beſagen, daß zwei ruſſiſche Kanonenboote und zwei ruſſiſche Flugzeuge während des Kampfes bei Fuchinhſien von den chineſiſchen Truppen erbeutet worden ſeien. 2 Oppofition gegen Briands lußenpolitik Pathologiſche Furcht vor der„Waffengewalt unſerer Revanche (Drahtbericht unſ. Pariſer Vertreters) y Paris, 3. November. 5 Sehr bedeutſame Aufſchlüſſe über die Stimmung in den politiſchen Rechtskreiſen gab heute eine Kundgebung der republikaniſchen und ſozialen Föderation, die unter Führung des Senators und Vorſitzenden der ſchwerinduſtriellen Pariſer Unionbank, Francois Marſal, ſteht. Anläß⸗ lich des Jahreskongreſſes der Förderation, in Cler⸗ mont⸗Ferrand, der hauptſächlich im Zeichen einer außenpolitiſchen Ausſprache ſtand, wurde von ver⸗ ſchiedenen Politiern, ſo beſonders von dem früheren Präſidenten der franzöſiſchen Saarvereinigung, Jac⸗ ques Bardoux, und dem Deputierten Paul Rey⸗ naud die ſogenannte Politik der Preisgabe franzöſiſcher Intereſſen des vorigen Ka⸗ binetts ſcharf getadelt. Reynaud machte Briand zum Vorwurf, daß er ſich bereit erklärt hat, Verhandlungen über die Saar⸗ frage aufzunehmen, ohne vorher das Parlament zu befragen. Der Deputierte verlangte, vor Beginn der Saarkonferenz müſſe eine Ausſprache in der Kammer ſtattfinden, damit dieſe Gelegenheit habe, der Regierung Direktiven für die Saarverhandlun⸗ gen zu geben. Auch die von Painlevs angeord⸗ neten Truppenverſchiebungen in der dritten Zone und der Rückzug franzöſiſcher Truppen aus dem Rheinland brandmarkte Reynaud mit ſcharfen Wor⸗ ten, da die von Painlevs geltend gemachten Gründe ihm als nicht ſtichhaltig erſchienen. Am Schluß der Verhandlungen nahm der Kongreß eine Huldigungsadreſſe an Poincaré an, in der ſogar die Hoffnung ausgeſprochen wird, Poincaré werde bei der nächſten Neuwahl des Prä⸗ ſidenten der Republik im Jahre 1931 wieder ins Elyſée einziehen. Zahlreiche andere rechtsſtehende Politiker, die zur Mehrheit des neuen Kabinetts gehören, nahmen heute ebenfalls bei den verſchiedenſten Gelegenheiten öffentlich Stellung zu der neuen Bildung der Regie⸗ rung und den von ihr zu löſenden außenpolitiſchen Fragen. Gräberf rankreich Im Verlaufe einer Pariſer Gedächtnisfeier zu Ehren der im Kriege gefallenen deutſchen Soldaten auf dem Friedhofe Magneux Montrouge erſtattete Botſchafter v. Hoeſch Bericht über das, was im ab⸗ gelaufenen Jahre für die Gräberfürſorge für die in Frankreich beigeſetzten deutſchen Soldaten geſchehen iſt. Er führte aus, auch im verfloſſenen Jahre habe der amtliche Delegierte für die Gräberfürſorge faſt alle nach Abſchluß der Umbettungen verbliebenen deutſchen Militärfriedhöfe im Bereich der ehemaligen Kampffront zum Teil mehrmals beſichtigt und ſo⸗ wohl in dieſem Frühjahr als noch vor wenigen Ta⸗ gen eine große Anzahl von Gräbern auf den Ge⸗ meindefriedhöfen von Calais bis Marſeille beſucht. Bei dieſer Beſichtigung konnte er mit Befriedigung feſtſtellen, daß die Frontfriedhöfe von der franzöſi⸗ ſchen Gräberverwaltung mit großer Sorgfalt gepflegt und gehalten werden. Da, wo die Geſtalt dieſer Friedhöfe endgültig feſtſteht, und ſich nicht mehr, wie im Gebiet der Somme, der Marne, der Aisne und der Meuſe durch Zubettungen der auch jetzt noch häufig neu aufgefundenen Leichen deutſcher Krieger ändert, ſchreitet die über die ver⸗ traglichen Verpflichtungen hinausgehende Ausgeſtal⸗ tung dieſer Ruheſtätten durch die franzöſiſche Ver⸗ waltung durch Blumen und Blumenpflanzungen, durch Befeſtigung der Wege mit Raſen uſw. in er⸗ freulicher Weiſe vorwärts. Nicht die gleichen gün⸗ ſtigen Verhältniſſe zeitigte der Beſuch der in Frank⸗ reich zerſtreut liegenden Gräber der in Gefangen⸗ ſchaft verſtorbenen Deutſchen, die auf den Gemeinde⸗ friedhöfen meiſt inmitten der Toten der Zivilbevöl⸗ kerung beſtattet wurden. De außenpolitiſchen Forderungen ſeiner Partei und wandte ſich beſonders gegen eine frühere Räumung des Rheinlandes ohne neue Garantien für die Sicherheit Frankreichs, für die Bezahlung der Re⸗ parationen, gegen die Preisgabe der Friedensver⸗ träge uſw.„Wir ſind bereit, uns mit unſeren Fein⸗ den zu verſöhnen“, erklärte Marin,„aber nur unter der Bedingung, daß dieſe die durch den Verſailler Vertrag geſchaffenen Zuſtände annehmen und nicht verſuchen, uns einzuſchläfern, um mit Waffen⸗ gewalt ihre Revanche zu nehmen.“ Der Pariſer Deputierte Delſol, der zur Gruppe Maginot gehört, äußerte ſich höchſt befriedigt dar⸗ über, daß Maginot wieder das Portefeuille des Kriegsminiſters übernahm. Das ſei eine Beruhi⸗ gung für die nationaliſtiſchen Deputierten. Delſol fopderte ebenfalls neue formelle Garantien, bevor das Rheinland befreit werden könne. Das Zuſtande⸗ kommen des Referendums gegen den Moungplan ſtellte der Deputierte als ein be⸗ denkliches Zeichen für den in Deutſch⸗ land herrſchenden Geiſteszuſtand hin. Im gleichen Sinn äußerte ſich Franklin⸗Bouillon, der ſich vor zwei Jahren von den Radikalen trennte umd ſich den Rechtsparteien angeſchloſſen hatte. Er wies darauf hin, daß ſeine Partei gegen eine Räu⸗ mung des Rheinlandes ohne ausreichende Gegen⸗ leiſtungen und Sicherheiten ſei und vor allem die Saarfrage vollſtändig von dem Rheinlandproblem trennen wolle. Franklin⸗ Bouillon kündigte an, er werde die Regierung am Donnerstag über die Außenpoli⸗ tik und über die Durchführung des Youngplanes ſowie die Saarverhandlungen interpelltieren. Ge⸗ neral Bourgois, Vorſitzender der Armeekommiſ⸗ ſion des Senats, gab ebenfalls ſeiner Genugtuung Ausdruck, daß Maginot wieder Kriegsmintſter ge⸗ worden iſt. Ohne Zweifel werde ſich der neue Kriegs⸗ miniſter eingehend mit der Befeſtigung der Nord⸗ und Oſtgrenzen befaſſen, die bisher all⸗ zuſehr vernachläſſigt worden ſei. Hoffentlich werde Briand in der Umgebung der neuen Miniſter nicht mit ſeiner„Verzichtpolitik“ fortfahren. 22 r 2 Wie Sauerbrey verhaftet wurde Zu der Verhaftung des nach Prag geflüchteten Direktors der Südweſtdeutſchen Bank AG., Sieg⸗ fried Sauerbrey, melden die Frankfurter Blätter, daß der Defraudant ſeit 14 Tagen Gaſt des größten deulſchen Reſtaurants in Prag, des„Deutſchen Hauſes“ war. Er nannte ſich Siegfried Heinrich, indem er ſeinen 2, Vornamen als Familiennamen verwendete. Er benutzte den Paß ſeines Schwagers Seeger, den er dadurch verändert hatte, daß er an Stelle des Bildes des Paßinhabers ſein eigenes Bild einklebte. a* Die Verhaftung wurde durch den Frankfurter Kriminalkommiſſar Römer, dem ein Detektiv der Prager Polizeidirektion beigegeben war, durchge⸗ führt. Da Sauerbrey der tſchechiſchen Sprache un⸗ kundig iſt, wurde die geringe Zahl der Prager deulſchen Lokale ſyſtematiſch beobachtet. Abends um 11 Uhr erkannte Kriminalkommiſſar Römer in einem an einem Tiſch des deutſchen Hauſes allein ſitzenden Gaſt den geſuchten Defraudanten. Der deutſche und der bſchechiſche Krimialbeamte erſuchten um die Erlaubnis, an dem Tiſch Platz nehmen zu dürfen und plauderten längere Zeit mit dem ein⸗ ſamen Gaſt. Sie beſchloſſen dann, ein gemeinſames Nachtlokal aufzuſuchen. Sie benutzten ein Auto, das vor dem Reſtaurant ſtand, und erſt als ſich der Wa⸗ gen in Bewegung ſetzte, teilte der Frankfurter Polizeikommiſſar dem Defraudanten mit, daß er verhaftet ſei. Mam nahm ihm die Brieftaſche ab, in der ſich 1000 RM. und 600 tſchechiſche Kronen be⸗ fanden. Der Verhaftete gab an, daß er ſich bereits einen ganzen Monat in der Tſchechoflowakei auf⸗ halte, daß er ſtets ein verſchwenderiſches Leben führte und die veruntreuten Gelder ſchon verbraucht hatte, ehe die Veruntreuungen bekannt wurden. N F ͤͥͤ ²˙W6b1̃ĩ·⁰ ü ᷑ĩ‚ͥ 2—— Letzte Melöungen Eine eigenartige Verhaftung 4 Baden⸗Baden, 4. Nov. Der Oberbürgermeiſter der Stadt Baden⸗Baden wurde telegraphiſch davon benachrichtigt, daß der Stadtrat und prakt. Arzt Dr. Hübner in Ravenna verhaftet worden iſt. Wie wir erfahren, befand ſich Dr. Hübner in Be⸗ gleitung einer Engländerin. Ueber die Gründe der Verhaftung wurde nichts bekannt. Die Stadtver⸗ waltung hat die deutſche Botſchaft in Rom telegra⸗ phiſch um Intervention gebeten, die auch zugeſagt worden iſt. In Baden⸗Baden nimmt man an, daß eine Verwechflung vorliegt. Verhafteter Kindesmörder — Halle, 4. Nov. Der 20fährige Arbeiter Her⸗ mann Dar ius iſt hier als der Mörder der neun⸗ jährigen Ida Heimbach, deren Leiche vor einigen Tagen auf einer Bank gefunden worden war, feſtge⸗ nommen worden und hat die Tat zugegeben. Zuſammengewachſene Zwillinge — Aachen, 4. Nov. In einer hieſigen Kranken⸗ anſtalt wurden Zwillinge geboren, die am Unterleib zuſammengewachſen ſind und zuſammen drei Beine haben. Wie verſichert wird, ſoll das Zwillingspaar durchaus lebensfähig ſein. Verpachtung von Hamburger Gelände an die Tſchechoſlowakei 5 — Hamburg, 4. Nov. Der nach Artikel 364 des Verſailler Vertrages aus einem deutſchen, einem tſchechoſlowakiſchen und einem britiſchen Mitgliede beſtehende Ausſchuß, der am 30. Oktober ds. Is. hier zuſammentrat, um über die Verpachtung von Hafen⸗ plätzen an die Tſchechoſlowakei zu entſcheiden, ſchloß heute ſein Arbeiten ab. Er fällte die Entſchei⸗ dung, daß der Hamburger Senat an die tſchecho⸗ ſlowakiſche Republik einige am Halleſchen und am Dresdener Ufer gelegene Landſtücke auf 99 Jahre verpachtet. Die hiermit gefundene Löſung trägt den Intereſſen der tſchechoflowakiſchen Republik ſo⸗ wie auch denen Deutſchlands und Hamburgs Rechnung. Der Schiedsſpruch für die Großſchiffahrt — Hamburg, 4. Nov. Die Schlichtungsverhand⸗ lungen in dem Tarifſtreit zwiſchen den Reedereien und den ſeemänniſchen Berufsverbänden am Sams⸗ tag, die um 1 Uhr mittags begonnen hatten, dauer⸗ ten bis zum Sonntag morgen.30 Uhr. Der vom Schlichter gefällte Schiedsſpruch ſieht eine Tarif⸗ erhöhung um einige Prozent vor. Eine entmenſchte Frau — Erkelenz(Regierungsbezirk Aachen), 4. Nov. In der benachbarten Ortſchaft Hückelhoven wurde vor einiger Zeit das 2½jährige Söhnchen des Bergmanns Joſten ermordet. Die Ermittlungen ha⸗ ben ergeben, daß die Geliebte Joſtens das Kind mit einem Knüppel zu Tode geprügelt hat, als Joſten im Bergwerk arbeitete. f Orientexpreß gegen Güterzug — Reichenburg(Südſl.), 4. Nov. Bei der Aus⸗ fahrt aus der Station Reichenburg ſtieß der Orient⸗ Expreß in der Nähe einer Brücke mit einem Güter⸗ zug zuſammen. Trotzdem der Führer des Expreß⸗ zuges ſofort Gegendampf gab, war der Zuſammen⸗ prall ſo heftig, daß der Güterzug den Damm hin⸗ unterrollte. Lokomotivführer und Heizer des Güter⸗ zuges wurden ſofort getötet. In dem Exprellzug gab es einige Leichtverletzte. Der an dem Zuſammenſtoß ſchuldige Signalbe⸗ amte verübte Selbſtmord. Die Strecke iſt wieder frei. Irreführung durchs Telephon — Paris, 4. Nov. Geſtern nachmittag verbreitete Radio Paris die Nachricht, der König von Eng⸗ land ſei an einem Herzſchlag geſtorben. Hierzu teilt der„Newyork Herald“ mit, Radio Paris ſei geſtern telephoniſch von jemandem an⸗ gerufen worden, der geſagt habe:„Hier iſt die Agen⸗ tur Havas, wir haben ſoeben die Nachricht er⸗ halten, daß König Georg von England heute nach⸗ mittag geſtorben iſt.“ Da Radio Paris die neueſten Nachrichten von Havas bezieht, habe ſie die Nachricht als richtig verbreitet. Als dann das Gerücht zur Agentur Havas gelangte, wurde die Irreführung aufgedeckt. Abgeſetzte Hauptſtädte Peking— Kalkutta— Petersburg— Konſtantinopel Von F. L. Dunbar von Kalckreuth Mit der Abſetzung Pekings als Hauptſtadt Ehinas iſt wieder ein Glanz⸗ und Mittelpunkt der Kultur und des Weltgeſchehens zur Geſchichtsloſig⸗ keit verurteilt worden. Es hat immer etwas Tragiſches bei Menſchen wie bei Städten, wenn ſie einen lange behaupteten Platz van der Sonne“ verlieren und herabſteigen müſſen vom Throne der Bedeutung, um einem verwitweten, perlaſſenen Daſein anheimzufallen. Die Geſchichte kennt viele ſolche hiſtoriſch⸗bedingten Schickſals⸗ ſchläge, die den notwendigen Gegenſatz zu dem Em⸗ porkommen anderer Größen bilden. So mußte Babylon einſt ſeinen Glanz an Suſa, dieſes an Kteſiphon, dieſes an Bagdad abgeben; Memphis an Alexandria, dieſes an Kairo. Aus Karthagos Stei⸗ gen wurde als Nachfolgerin Kairuan, die Wüſten⸗ ſtadt, erbaut. Rom verlor ſeine Würde an Byzanz, Toledo an Madrid. Aber die Geſchichte wählt auch wohl den Kreisweg und kehrt wieder dahin zurück, von wo ſie ihren Ausgang genommen. Unſerer Zeit ſcheint es indeſſen vorbehalten, die Nemeſis für einige Städte zu ſpielen, die einſt auf Koſten älterer ſich zum Brennpunkt ihres Landes erhoben hatten. „Es ändert ſich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Das gilt vor allem für die alte, jetzt neue Haupt⸗ ſtadt Chinas. Bis 1409 regierte in Nanking die glänzende Ming⸗Dynaſtie. Sie baute um ihre Reſidenz die größte Mauer, die eine chineſiſche Stadt beſttzt, 22 Meilen lang und 10 Meter hoch. Heute iſt der Wald tief in den einſtigen Stadtbezirk eingedrungen und die Einwohnerſchaft der Millio⸗ nenſtadt auf(359 000 Seelen zurückgegangen. In drei Hometer Breite fließt der Jangtſektang durch ſie indurch. An ſeinem Ufer erheben ſich die Hügel mit N en Kaiſergräbern, von denen aus Sunyatſen im Jahre 1911 die R Ute. 8 eines Fürſten preisgegeben: Mosk epublik verkündet hatte. Jetzt ſoll Nanking zu neuem geſchichtlichen Leben er⸗ wachen. Ein halbes Jahrtauſend 14091928 war Peking die Metropole eines Weltreiches, von den Mandſchu⸗Kaiſern zur vorbildlichen Reſidenz des Himmliſchen Hofes ausgebaut. Verlaſſen liegt heute die Purpurſtadt, verwaiſt ſind die Thronſäle, verwil⸗ dert die Gärten; die goldgeziegelten Paläſte gehen dem Verfall entgegen. Nicht ſo tragiſch iſt das Schickſal, das die bis⸗ herige Hauptſtadt Indiens betroffen hat. War doch Kalkutta noch vor zweihundert Jahren ein klei⸗ nes Dorf. Dort legte die Oſtindiſche Kompagnie ein Fort an, das nach 50 Jahren bereits zu einer Stadt von 400 000 Einwohnern angewachſen war; heute ſind es über anderthalb Millionen. Die Zukunft wird dieſer Stadt, welche der größte Hafenplatz Indiens wurde, nichts von ihrer realen Bedeutung nehmen können. Der Hof und die Regierung haben ſie allerdings verlaſſen, um in der uralten Haupt⸗ ſtadbt Indiens eine repräſentativere Umgebung zu finden. Als Indrapraſta iſt von Delhi ſchon im Mahabarata⸗Epos die Rede. Von 650 bis 1857 war es ununterbrochen die Reſidenz wechſelnder Dyna⸗ ſtien, zuletzt des Groß⸗Moguls, der es mit märchen⸗ haften Bauten anfüllte. Jetzt will es die engliſch⸗ indiſche Bürokratie zum Symbol der Zentralgewalt in ungeheuren Ausmaßen vor den Toren der alten Stadt neu aufrichten. Die Koſten für dieſe neue, 50 Quadratmeilen umfaſſende Stadt gehen in die Milltonen. Die breiteſten Avenuen der Welt, die herrlichſten Parkanlagen, Sportplätze und Rennbah⸗ nen, prächtige Paläſte für den Vizekönig und ſeine Regierung ſind im Bau, und man erwartet, daß auch die einheimiſchen Fürſten ſich in der neuen Reſi⸗ denz ihre Hoflager errichten werden. Die Inder aber leben dem Grundſatz:„Herrſcher kommen und Herrſcher vergehen, wir dienen, aber wir bleiben be⸗ ſtehen.“ N Auch eine dritte Stadt wurde in ihre alte Würde wieder eingeſetzt, dafür aber eine andere, die nicht älter als Kalkutta iſt und nur dem Machtſpruche ihr Entſtehen verdankte, dem Verfalle iſt wieder alleinige Haupt⸗ ſtadt Rußlands geworden wie genau vor 600 Jahren (1328). Die Mongolen, die Tataren der Krim(1571), die Polen legten ſie in Aſche und auch Napoleon ließ ſie als rauchende Trümmer zurück. Aber immer iſt ſie wieder daraus emporgeſtiegen, denn in Moskau lebt Rußlands Seele wie in Delhi und Nanking der Geiſt Indiens und Chinas. Deshalb hat hier die Ge⸗ ſchichte auch nur altes Unrecht wieder gut gemacht, Willkür durch Folgerichtigkeit erſetzt. Peters ⸗ burg, das Fenſter nach Europa, iſt zugemauert wor⸗ Aft aber vom Kreml e weht die Rote Fahne weit über ien. Anders iſt die Abſetzung Konſtantinopels zu bewerten.„Wer Byzanz beherrſcht, beherrſcht die Welt“, ſo lautete noch die Anſicht Napoleons, und die Türken ſelbſt nannten es„die Mutter der Welt“. Anderthalb Jahrtauſende ſtand hier die Hohe Pforte, durch die wechſelſeitig weſtliche und öſtliche Kultur verkehrte. Als Konſtantin der Große unter der Por⸗ phyrſäule ſeines Forums das Palladium Roms ein⸗ grub, verſenkte er das Schickſal der Welt am Bos⸗ porus. Ohne Konſtantinopel hätte es keinen Huma⸗ nismus, keine Renaiſſance für das Abendland ge⸗ geben. Als die Stadt dann ihre kulturelle Aufgabe, die Antike bis an die Schwelle der Neuzeit zu ret⸗ ten, erfüllt hatte und über Nacht durch die Türken wieder zur Hauptſtadt eines Weltreiches(ähnlich wie Rom unter den Päpſten) geworden war, da hing von dieſer geheimnisvollen Stadt, von ihrem dämo⸗ niſchen Fatum ein weiteres halbes Jahrtauſend die Geſtaltung zweier Weltteile ab. 8 In unſeren Tagen hat auch über ſie die Ge⸗ ſchichte ihr Machtwort geſprochen und ihr ihren alten Ruhm, Sitz des Großſultanates, des Kalifates und zugleich des griechiſchen Patriarchentums zu fein, genommen, ſie in den Rang einer Provinzſtadt zu⸗ rückgedrängt. Die Türkiſche Republik verlegte ihren Mittelpunkt nach Aſien, um unbeſchwert von einer zwar großen aber läſtig gewordenen Tradition das altgriechiſche Aneyra mit Hilfe deutſcher Ingenieure als Hauptſtadt auszubauen. So wandert die Geſchichte hin und her, und viel⸗ leicht erfüllt ſich dereinſt die alte Weisſagung, wo⸗ nach das Kreuz wieder von der Hagia Sophia leuch⸗ ten und ein neuer Konſtantin ihr neue Blüte brin⸗ gen wird. 5 5 (Operette auf dem Limburger Hof. Auf dem Limburger Hof bei Mutterſtadt ſchießen Nutz⸗ und Zierpflanzen, vom Kunſtdünger der J..⸗Farben ge⸗ kräftigt, ins⸗ Kraut; es gedeiht da aber auch Kunſt Hat die„Ani“ auch hier durch ihren Bildungsaus⸗ ſchuß Keime geweckt? Die Einſtudiexung der Operette„Winzerlieſel“, zu der wir am Sonn⸗ tag hinausfuhren, war jedenfalls eine beachtliche Leiſtung. Für ein halbes Hundert Liebhaber, aus⸗ genommen einige Berufsmuſiker in dem etwa zwan⸗ zig Köpfe zählenden Orcheſter, hat der junge Lim⸗ burger Hof⸗Kapellmeiſter Kurt Werner(aus dem Kompoſitions⸗ und Dirigierunterricht von Rud. Fetſch⸗Ludwigshafen) in dem ſehr begabten Ernſt Groß einen Spielleiter und Hauptdarſteller gefun⸗ den, der uns ſchon einmal bei der Rupliſchen Truppe im Nibelungenſaal angenehm auffiel. Die Geſangs⸗ partien waren mit hoffnungsvollen Bühnenkandi⸗ daten beſetzt: Lenchen Müller, deren ſehr ſchöner, fülliger Sopran, von Frau Dr. Otto Ehmel⸗Mann⸗ heim gebildet, Anwartſchaft auf das jugendlich⸗dra⸗ matiſche Fach eröffnet, Albert Weiken meier, Inhaber eines hellen, in der Höhe leicht anſprechen⸗ den lyriſchen Tenors, und Gerda Weber, die durch reizendes Spieltalent und Muſikalität erfreut; die letztgenannten Schüler von Hub. Schöttle⸗Mannheim. Viel Heiterkeit erregte das humorige Trio Leibach⸗ Franck⸗Anna Elſpermann; zu loben auch Hofmann, Koch, Link. Träger der ſchon im Frühjahr erfolg⸗ reichen Aufführungen iſt der von Dr. Voſch geleitete „ für Bühnenkunſt„Friedensau“, Limburger⸗ of. 5 1 OEin neues Werk von Kurt Weill. Kurt Weill hat den„Lindbergflug“ von Bert Brecht der beim Baden⸗Badener Kammermuſikfeſt mit Muſik von Hindemith und Weill aufgeführt wurde, nunmehr ganz vertont. Die Urauffüßh⸗ rung der Kantate findet im Dezember an der Ber⸗ liner Staatsoper unter Klemperer ſtatt 4 . Montag, den 4. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend ⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 512 „Iſts die allgemeine Zeitlage oder war es das zug⸗ kräftige Thema, das all' die vielen Zuhörer geſtern abend Mannheims größten Saal dicht beſetzen ließ? Jedenfalls war die ganze Veranſtaltung auch dieſes Jahr ein machtvoll⸗ſchlichtes Bekenntnis zur Sache, die man feierte. Ihr diente ein in ſeiner Einfach⸗ heit und Geſchloſſenheit wirkungsvolles Programm. Darum der Gemeindegeſang, lebendig und freudig ge⸗ ſungen von der ungewöhnlich großen Gemeinde! Darum auch die immer wieder packenden Bachchoräle, ausdrucksvoll vorgetragen von den vereinigten Kirchenchören unter der ſicheren Leitung von Hauypt⸗ lehrer K. Hofmann! Im Namen des Kirchengemeinderates ſprach Stadtpfarrer Dr. Hoff der Stunde angepaßte Grußworte: Die Städte am Rhein: Mainz, Worms, Speyer ſind Markſteine in der Geſchichte der Reformation. Von Mainz gingen jene Boten aus, die die Ablaßzettel verkauften. Der Erzbiſchof Albrecht von Mainz hatte vom Papſt Leo X. den Auftrag bekommen, den Ablaß in Deutſch⸗ land einzuziehen. Er übergab dies Geſchäft den Dominikanern, und einer von ihnen war Tetzel. Worms erlebte im April des Jahres 1521, als der Reichstag dort tagte, eine Stunde, die von keinem Krieg und von keinem Sturm der Zeiten ausgelöſcht werden kann. Und wenn die Stadt Worms einſt in Trümmer ginge, ſo daß kein Stein auf dem andern liebe— über den Trümmern würde der Geiſt Luthers wehen und er würde es immer wieder rufen: Hier ſtehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, 7 Amen! Und Speyer hat uns an Pfingſten dieſes N Jahres als Schweſter geprüft, die eine alte 400jäh⸗ f rige Urkunde in feſten Händen hielt, auf der das Wort ſtand: Wir proteſtieren! 8 Unſer Mannheim iſt die jüngſte Stadt am Rhein. Es wurde zur Stadt erhoben am 27. März 1606. Bei der Grundſteinlegung der Feſtung ſprach der evang. Geiſtliche über die Anfangsworte des Pſalmes 46. Unbewußt hat er ein Prophetenwort geſprochen. Die Mannheimer Evangeliſchen brauchten den felſen⸗ ſeſten Glauben des Pſalmes in den kommenden Zei⸗ ten des 30jährigen Krieges, ſie brauchten dieſen a Glauben aber auch ſpäter, als ihnen unter den katholiſchen Fürſten der Pfalz ein Recht nach dem anderen genommen wurde. Recht oft haben auch ſie proteſtieren müſſen, in der Stille und oft auch laut rufend. Kein Land hat mitten im Religionsfrieden ſoviel Kampf um die Freiheit des Glaubens führen müſſen wie die Pfalz. Wir ſtehen darum auf pro⸗ teſtantiſchem Boden. Sind wir Mannheimer Evan⸗ geliſche von heute auch rechte Proteſtanten? Pro⸗ teſtieren heißt freilich nicht: Worte machen, wohl aber heißt es: mit ſtarken Händen und ſtarken Her⸗ zen das feſthalten, was Gott uns als hl. Erbe ge⸗ geben hat. Das Reformationsfeſt hat ernſte Augen, die uns in der Tiefe prüfen. Dieſem Prüfen ſei der Abend geweiht.. Dieſem Zweck diente denn auch die Feſtrede des Heidelberger Univerſitätsprofeſſors Dr. Martin Dibelius, der ſeine mit großer Aufmerkſamkeit entgegenge⸗ pierte: Was heißt heute evangeliſch? Wir feiern nur würdig, ſo hörten wir einleitend, wenn wir das Vergangene erwerben, um es zu beſitzen. Das iſt nur möglich, wenn wir den Dingen gerecht werden. Wir verdammen niemand. Aber begreiſen wollen wir, warum wir hier ſtehen und andere dort. Ein Niemandsland einer rel. Verſchwommenheit gibt es nun einmal nicht, auch nicht im Zeitalter des ſog. ökumeniſchen Verſtehens. Nur rechtes Verſtehen der Eigenart jeder Kirche führt vorwärts. ö Zur Eigenart des Evangeliſchſeins gehört nun 1 grundlegend die Rechtfertigung aus dem Glauben. 1 Das klingt heute manchem fremd, manch anderem f. wieder recht vertraut. Es heißt jedenfalls zuerſt, daß 1 Ernſt gemacht wird mit der Wirklichkeit Gottes und daß in ſeinem Lichte alles Menſchliche, auch das Gute und Große, wegen des Egoismus und der mannigfachen Triebhaftigkeit nicht beſtehen kann. Auch der Vollmenſch der Renaiſſance, oder der bür⸗ gerliche Tugendmenſch der Aufklärung oder der heldiſche Menſch des 19. Jahrhunderts und der Ge⸗ nommenen Ausführungen um das Thema grup⸗ Das Alte muß in neuen Formen Geſtalt gewinnen. Neformatlonsfeier im Nibelungenſaal genwart— ſie alle verlieren ihren Glanz im Licht der Heiligkeit Gottes. Hier gilt nur das eine Be⸗ kenntnis: Gott, ſei mir Sünder gnädig! Es iſt wohl kein Zufall: Für dieſes Bekenntnis hat die Seelenkunde unſerer Tage mit ihren neuen Erkenntniſſen überraſchendes Verſtändnis. Ihr iſt der Abſtand zwiſchen Sollen und Sein wieder deut⸗ licher geworden. Aber das iſt nun das andere Merkmal des Evangeliſchſeins: Dieſer Abſtand wird aufgehoben und überbrückt vom lebendigen Gott ſelbſt in Chriſtus. Und ſo heißt Evangeliſch ſein erſchüttert ſein im eigenen Weſen und beſchenkt wer⸗ den mit„verwegener Zuverſicht“, die der Reforma⸗ tor in Anlehnung an Paulus Glauben genannt hat. Wo aber der Menſch Gott gegenüber frei geworden, frei von der bedrückenden Erkenntnis ſeiner ver⸗ zweifelten Lage, da wird er auch frei gegenüber der Welt. Darum mußten die evangeliſchen Väter einſt proteſtieren gegen die Politik ihrer Zeit, denn ſie konnten ſich ihren Glauben nicht vom Staat vor⸗ ſchreiben laſſen. Ihr Proteſt war aber nicht Revolution. Dieſe handelt im eigenen Namen, Proteſtation und Reformation handelt im Namen Gottes und ſeines Wortes. Die politiſche Empörung wird genährt und getrieben von menſchlicher und allzumenſchlicher Lei⸗ denſchaft, der Proteſtant der Reformation„ſteht vor Gott und muß Rechenſchaft geben“. Die Revolution hat es mit den Dingen und Intereſſen dieſer Welt zu tun, die Reformation orientiert ſich am Reich Gottes und ſeiner Gerechtigkeit. Aber auch der Kirche gegenüber galt der Proteſt. Denn wenn der Menſch ſo, wie er iſt, im Gericht ſteht vor Gott, dann gibt es keinen Bereich, der dieſem Gericht entzogen und entnommen wäre: Klerus und Mönchtum in ihrer Beſonderheit fallen dahin. Darum kann es auch keine Kirche und kein Kirchenweſen auf Erden geben, das imſtande wäre, das Reich Gottes rein darzuſtellen. Die Kirchen werden immer menſchliche Verſuche bleiben, dieſem ewigen Reich auf Erden und ſeinem Kommen zu dienen. Damit war und iſt die Mannigfaltigkeit im Proteſtantismus grundſätz⸗ lich begründet. Dieſe Mannigfaltigkeit kann zur Schwäche werden und ſie iſt es oft genug geworden, aber ſie iſt Evangeliumgemäß und ſchöpfungsgemäß und ſie ſchließt den Reichtum der Entfaltung in ſich. Und heute? Die Kritik an der Welt, die zum Weſen des Evangeliſchſeins gehört, macht viele zu müden Peſſimiſten angeſichts der Geſamtlage von Volk und Land. Und viele entfliehen der Welt aufs neue oder ziehen ſich von den Aufgaben zurück. Es iſt aber unmöglich, dieſe Wege zu gehen, da wir tau⸗ ſendfach gerade in der Gegenwart mit der Welt und ihren Dingen verflochten und vernüpft ſind. Vollends unmöglich iſt müde Paſſivität dem Glaubenden. Denn Glauben iſt ein„geſchäftig und tätig Ding“, glauben macht nicht müde, aber freudige und„freie Geſellen“. Das ſchließt vollen Akteniemus in ſich. Freilich, man hüte ſich vor dem Wahn, als gäbe es eine vollkom⸗ mene oder eine chriſtliche Politik. Alle Politik wird von Menſchen gemacht, u. Menſch ſein heißt unterm Gericht und Fluch ſtehen. Wohl aber gibt und ſoll es Politik von Chriſten geben, die freudig und ver⸗ antwortungsbewußt mitarbeiten. Weil aber Welt bleibt was ſie iſt, nämlich Welt, darf umgekehrt die Kirche nicht verweltlichen Das, was ſie als Höchſtes beſttzt, iſt ihr alleiniges Erbe und Gut. Der Staat und ſeine Politik haben darüber nicht zu entſcheiden. Darum iſt hier Tren⸗ nung von Staat und Kirche das Ziel der Entwick- lung. Denn die Kirche hat ein Wiſſen um ewige Dinge, darum ſoll ſie ſein und werden das Gewiſſen für die zeitlichen Gewalten und Dinge. Was kom⸗ men und werden wird, wiſſen wir nicht. Wir ſchaffen die Welt nicht um. Keine Ordnung der Dinge, mag ſie heißen wie ſie will, und keine Kirche der Welt, mag ſie ſein wer es will, wird das Reich Gottes her⸗ beiführen. Das iſt Gottes Sache. Wir haben aber die Aufgabe: in der Welt, doch nicht von der Welt zu ſein. Die Quelle aber, aus der wir Kraft und Mittel zum Dienſt an der unter Gottes Gericht ſtehenden Welt ſchöpfen und nehmen, iſt die Froh⸗ Botſchaft von Gottes Reich. Das Wort von dieſem Reich, das Wort der Gnade für dieſe Welt und das Wort der Liebe an dieſer Welt, das Wort, das er⸗ ſchüttert und uns beſchenkt—„dies Wort ſie ſollen laſſen ſtah'“! Es waren, wie zu erwarten geweſen, gedankentiefe, zum Teil grundſätzliche, vielleicht auch akademiſche Ausführungen. Daß ſie wirkten, bewies die lautloſe Stille Sie werden auf fruchtbaren Boden gefallen ſein. Mit dem Geſang der letzten Strophe des Luther⸗ liedes ſchloß die eindrucksvolle Feier. Dr. B. 85 Jahre Mannheimer Singberein Konzert Jahnenweihe Ehrenſingen Bis auf den letzten Platz war der große Saal des Friedrichsparks gefüllt, als am Sonntag abend der Mannheimer Singverein e. V. ſein 85 jähriges Beſtehen feierte. Von der Bühne leuchtete in großen goldenen Ziffern die Zahl 85. Zwiſchen Lorbeer⸗ bäumen ſtand das Bild Joh. Starke's, der im Verein 30 Jahre lang den Stab geführt hat. Die umfangreiche Vortragsfolge wurde vom Or⸗ cheſter(Kapelle See zer) mit der Feſtouvertüre von Lortzing eingeleitet. Mächtig ertönte dann H. Mohrs „Hymnus“, geſungen vom Chor des Mannheimer Singvereins mit Orcheſterbegleitung. Auf Beetho⸗ vens Andante aus der Sonate pathetique folgten zwei Männerchöre:„Mit ſchmetterndem Schlage“ von Hch. Zöllner und„Da droben auf jenem Berge“ von Joh. Starke, dem verſtorbenen Ehrendirigenten. Die Ouvertüre aus„Roſamunde“ von Schubert leitete über zu dem mit Einfühlung und guter Dynamik vorgetragenen Chor„König Sigurds Brautfahrt“ von G. Angerer. Sämtliche Vorträge, die Kapell⸗ meiſter Haus Leger dirigiert, fanden reichen, wohlverdienten Beifall. Nach Beethovens„Die Himmel rühmen“, vom Orcheſter geſpielt, hielt in Vertretung des erkrankten 1. Vorſitzenden E. Kronauer der 2. Vorſitzende Fiſcher die Begrüßungs⸗ und Feſtanſprache. Er hieß vor allem die Mitglieder und Gäſte herzlich willkommen und gab dann einen kurzen Rückblick auf die Geſchichte des Vereins, der im Jahre 1844 von Mannheimer Bürgern und Handwerkern ins Leben gerufen wurde und bald 160 Mitglieder zählte. Später wurde ein Mitgliederſtand von 600 erreicht, aber Krieg und Nachkriegszeit riſſen manche Lücke. Der Verein gehörte auch zu den Mitbegründern des Badiſchen Sängerbundes. Daß gerade das dsß⸗ jährige Jubiläum ſo feſtlich gefeiert wird, hat ſeinen Grund darin, daß der Verein nach langer Zeit wie⸗ der einmal mit einer größeren Veranſtaltung vor die Oeffentlichkeit treten wollte, und dann auch, weil das Symbol des Vereins, die Fahne, erneuert wer⸗ den ſollte. Die alte Vereinsfahne, im Jahre 1854 ihrer Beſtimmung übergeben, iſt naturgemäß ſehr ſchonungsbebürfig, deshalb war die Schaffung einer neuen Fahne notwendig. Weiter auf die Geſchichte des Vereins eingehend, gedachte der Redner auch der bekannt gewordenen Männer, die aus dem Mann⸗ heimer Singverein hervorgingen: Abt, Jſemann und Lange. Er gedachte ferner der bverſtorbenen Freundin und Gönnerin des Vereins, Frau Ge⸗ heimrat Lanz. Schließlich gab der Redner die ein⸗ gelaufenen Begrüßungs⸗ und Glückwunſchtelegramme bekannt. Hierauf ſprach Regierungsrat Neumeyer im Auftrage des badiſchen Kultusminiſteriums, über⸗ brachte die Glückwünſche des Miniſters und über⸗ reichte eine Ehrenurkunde. Namens der Stadtver⸗ waltung ergriff Stadtrat Haas das Wort. Er be⸗ tonte, daß nach des Tages Mühe und Arbeit auch die Seele zu ihrem Recht kommen müſſe, vor allem in der jetzigen ſchweren Zeit. Wenn Geſangvereine noch nicht beſtünden, ſo müßten ſie jetzt gegründet werden. Als Vertreter des Badiſchen Sängerbundes überreichte Herr Hügel einen goldenen Fahnen⸗ nagel als Patengeſchenk. Der Badiſche Sängerbund ſchulde dem Mannheimer Singverein Dank für ſeine Unglaubliche geſchah: Der Herr rannte an di ſammenſtoß mit der Straßenbahn niem Mitarbeit. Wenn der Sängerbund gerufen habe, ſet der Singverein dageweſen.. Seitens des Badiſchen Sängerbundes wurden f einigen langjährigen Sängern folgende Aus⸗ zeichnungen zuteil: Herrn Ditſche für 50jähriges Wirken der Ehren⸗ brief und die goldene Ehrennadel, ſowie Ehrenur⸗ kunden den Herren Heſſe, Hintze und Hart ⸗ mann für 40jähriges und Herrn R u bach für 25 jähriges Wirken im Männergeſang. Weiter wurden durch den 2. Vorſitzenden Fiſcher mit ehrenden Auszeichnungen bedacht: für 52jährige Mitglied⸗ ſchaft J. Herdegen, 51 Jahre H. Ebert, 6 Jahre J. Ebert und T. Bahr, 40 Jahre 12 Hartmann, 30 Jahre J. Gerlach, VM e ch⸗ er, ihr, dee, L. Bürkel, N. Hintze, K. Hauſer, A. Grau und H. Rhein Die dem Verein 30 Fahre angehörenden Mitgiie⸗ der wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, Für 40 jährige und längere Mitgliedſchaft gab es 5 Uhrenurkunden. Der Ehrenbrief für 25 jährige Mit⸗ gliedſchaft wurde den Sängern A. Durle r Hil⸗ ler und Rubach zuteil. Den Sängerring Erhiel⸗ ten W. Maus und F. Jungmark, die dem Verein 15 Jahre angehören. Die Uebergabe der neuen Fahne erfolgte durch Frl. Erna Gerlach, die auch den Prolog ſprach. 1 5 Den dritten Teil des Programms füllte das Ehrenſingen aus, a an dem neben dem feſtgebenden Verein auch d Mannheimer Männergeſangverein is die Sängerhalle Mannheim 1873,„Arlon! Iſenmann'ſcher Männerchor 1885, Män geſangverein Eintracht 1886 und Sän; gerkreis Mannheim 1892 ſich beteiligten, und das der Heimat und dem Vaterland gewidmet wor Es wäre müßiges Beginnen, hier den Maßſtab der Kritik anlegen zu wollen; alle gaben ihr Beſtes Geſagt ſei nur, daß in manchen Vorträgen den T nören jener Zuſammenhalt fehlt, wie er den fa durchweg gut fundierten Bäſſen eigen iſt. Im Kun geſang tritt der Mangel beſonders deutlich he und da gilt es Hand anzulegen am ſicheren Ei an den Pianoſtellen und beim Kopfton. Im gemeinen iſt aber feſtzuſtellen, daß der Männ geſang in Mannheim in guten Händen liegt. Einige gemütliche Stunden noch ſaßen Mitglied und Gäſte beiſammen. Zu manchem Lied vereint ten ſich die Stimmen. Jugend und auch ältere Ju⸗ gend huldigten dem Tanze N. ſind, bewies der Unfall, der Sonntag nachmittag der Rheinbrückenauffahrt noch glimpflich abgela iſt. Einige Paſſanten gingen an der Stelle die Straßenbahngleiſe die Straße verlaſſen u eigenem Bahnkörper weitergeführt werden. Führer eines herannahenden Straßenbahn der Linie 4 gab lange Zeit und reichlich S Worauf ein Teil der Paſſanten aus der Näl Gleiſe ging. Bis auf einen Herrn und eine D die unbekümmert ihren Weg fortſetzten. Und tenwand des gerade vorbeifahrenden Wagen wurde zurückgeſchleudert. Natürlich mußte der W. genführer ſchuld ſein. Der Unfall iſt noch ziemlich gut abgelaufen, denn der Verletzte hatte no nügend Kraft, ſeinen Standpunkt zu verfe falſche Anſchuldigungen hinauszuſchmettern. direkt unbegreiflich, wie man ſeitwärts an Straßenbahnwagen rennen kann. Da liegt klar auf der Hand, daß der Führer niemals ſein kann. Denn der Wagen iſt an die Se gebunden und wer im Begriff iſt, Schienen ſchreiten, muß eben die nötige Vorſicht walte nicht gefehlt hat. Wenn der Herr vernünftig if er die vorgeſehenen Schritte gegen den Führ unternehmen, denn ohne Kenntnis der Sac jeder zugeben müſſen, daß bei einem ſeit als rer ſchuld haben kann. N 1 Vom Flirt Von Walter Hueck Der Flirt verhält ſich zur Liebe wie eine Auto⸗ tour zu einer Sf eden Aller Anfang iſt ſchwer. Nur in der Liebe iſt es umgekehrt. Nichts iſt leichter, als mit leichtem Tän⸗ ſchwerer, als zum Ende zu kommen und Schluß zu machen. 5* Botanik der Frau: alle Frauen beginnen als Kräutchen— rühr— mich— nicht— an und enden als Klette. * Alle Frauen möchten verwöhnt werden, aber die wenigſten können es vertragen.. * Meiſtens iſt Schweigen erfolgreicher als der feu⸗ rigſte Liebesbrief. Ein Mädchen mit ſehr kur⸗ zem Rock ſitzt mir gegenüber. Ich ſtarre unverſchämt auf ihre hübſchen Beine— weil ich vermute, daß dies der Zweck moderner Frauenmode iſt und ich gerne die unausgeſprochenen Wünſche hübſcher Mädchen er⸗ 1 Kleine merkt meine Blicke, errötet ein bis⸗ chen und zieht den Rock oſtentativ bis über die Knie⸗ ſcheiben herab. Weiter geht es nicht. Habe ich ſie be⸗ leidigt? Iſt dieſes unanſtändig angezogene Mädchen vielleicht eine anſtändige Frau? Oho! Weit gefehlt! Gegenbeweis: ich ſchaue in⸗ ſtändig und geiſtesabweſend zum Fenſter hinaus. Die eben noch in ihrer weiblichen 5 i i fühlt ſich nach fünf Minuten bereits vernachläſſigt, ſchmollt und ſchlägt nach zehn Minuten die Beine ſo geſchickt übereinander, daß man eine ſehr appetit⸗ liche Partie der Oberſchenkel zu ſehen bekommt. Eiſenbahnexperiment: * deln ein Liebesverhältnis anzufangen; nichts iſt Würde gekränkte Kleine Is ich hieraus die Konſequenzen zog und ſie ohne weitere Förmlichkeiten küßte, war ſie natürlich wie⸗ der beleidigt und wollte die Notbremſe ziehen. Aber nach einer Viertelſtunde küßte ſie mich wie⸗ der. Der kurze Rock hatte ſeinen Zweck erfüllt. Frauen ziehen nur die Notbremſe, wenn man ſie nicht küßt. 5 E Warnung iſt die beſte Werbung. 1. Ein junger Mann, der etwas auf ſich hält, ver⸗ ſucht alle hübſchen Mädels, mit denen er fünf Minu⸗ ten zuſammen iſt, zu küſſen. Aber er verachtet alle Mädels, die ſich das gefallen laſſen. Liebe auf den erſten Blick? In Gottesnamen. Aber Kuß nach fünf Minuten? Nein! Das iſt eine Blamage der weiblichen Verteidigungsſtrategie. Ein anſtändiges Mädel darf ſich früheſtens nach einer halben Stunde küſſen laſſen. Und ein kluges Mädel läßt ſich erſt nach einem halben Jahre küſſen. 5 Die Sache iſt ſehr einfach. Aber die Frauen be⸗ greifen ſie nie. Der Mann will belagern. Dazu braucht er Widerſtand. Der Mann will keine kampf⸗ loſen Kapitulationen. Der Mann bleibt nur vor einer Feſtung liegen, die ſeinen Sturmangriffen trotzt. Man ſtelle ſich die peinliche Situation des armen Napoleon vor, wenn ſich ihm Europa ſporn⸗ ſtreichs und freudeſtrahlend an den Hals geworfen hätte! Es wäre ihm garnichts anderes übrig geblie⸗ ben, als ſich ſchleunigſt nach Wien einzuſchiffen, um dort ein Auſterlitz zu 1 5 Die Liebe des Mannes nach dem erſten Kuß dauert meiſtens ebenſo lange, wie der Widerſtand der Frau vor dem erſten Kuß gedauert hat. Wenn ein Mädchen lange geliebt werden will, ſo muß es ſich lange gegen die Liebe verteidigen. Wenn eine Frau ſehr viel geküßt werden will, darf ſie ſich nur ſehr ſelten küſſen laſſen. 2 Wer geſucht werden will, darf ſich nicht finden laſſen. verborgenen Krankheiten frei. In der Schule des Pariſer Impreſſionismus Von Vlaminck. In der Deutſchen Verlags⸗Anſtalt Stuttgart er⸗ ſchren ſoeben ein Buch des franzöſiſchen Malers Blamnck, betitelt„Gefahr voraus“. Im folgenden veröffentlichen wir mit Genehmigung des Verlages eine Stelle, in der der Autor von ſeinen großen Kollegen Cézanne, Renoir und Courbet ſpricht. g Durch den häufigen Beſuch von Muſeen büßt die Perſönlichkeit an originalem Wert ein, ähnlich wie der Glaube durch den Umgang mit Pfarrern ver⸗ loren geht. Das Wiſſen tötet den Inſtinkt. Man kaun es nicht lernen, ſelbſt in Rom nicht, ſo einfäl⸗ tig genial zu ſein wie Henri Rouſſeau. Cézannes Glück war ſein Eigenſinn, aus dem heraus er alles von früher her Angelernte über⸗ wand und in der gelaſſenen Heiterkeit eines Katho⸗ liken aus der Provinz an die Probleme einer male⸗ riſchen Theologie heranging, Er ſtrebte Höchſtes an, aber kam dem Leben nur nahe— allerdings viel näher, als er es ſelbſt je geglaubt. Dank ſeiner künſt⸗ leriſchen Begabung wurde er der bohrenden Grübe⸗ leien Herr und hielt ſich innerlich im Gleichgewicht. Derartige ans Wunderbare grenzende Talente kom⸗ men nur in den tiefſten Tiefen um. Neben Renoir iſt Cézanne der„traurige Kum⸗ pan“. Renoir beſitzt den ganzen Geſchmack des gepfleg⸗ ten, vornehmen, ja raffinierten Bürgers, der ein ge⸗ ſundes, hübſches Mädchen aus dem Volke liebt und im Luxus verwöhnt. Die Kunſt Renoirs iſt von Sie entſpringt aus Freude u. Wohlergehen. Selbſt wenn es manchmal an gutem Geſchmacke fehlt, hört die kleine Gewöhnlich⸗ keit doch gerade in dem Augenblick auf, wo ſte un⸗ angenehm wirken könnte. Ich denke häufig aus den verſchiedenſten Anläſſen an Renoir. Ich habe ihn in den kleinlichen Zügen eines reizenden Bürgerinnengeſichtes, in genauen heit, das innere Gleichgewicht, die Män 5 reich zugängig wird. 3 und altmodiſchen Einzelheiten oder in dem farb! Band an einem Kleide wiedergefunden un ihn in der Liebe einer ſozuſagen angeneht Schönheit, der etwas tierhaften Sinnlichk Weibes. Renoir genießt die Dinge. Die Lie die Freude zum Leben erfüllten ihn. Neben der Kampfnatur eines Cour Manet wie ein Dandy. 5 1 Courbet gibt nichts vor, bei ihm und Kraft. Während Paul Cézanne ei nen ſcheint, einen Weg andeutet und euch ziergängen in das Gebtet der Kunſt einlä Courbet einzig den Glauben an ſeine n eigentümlichen Fähigkeiten. Bei ihm, der oh, tergedanken, gibt es nichts Verſchwommene trübt die Klarheit der Viſton und die fühls. 5 Wie der Menſch, ſo ſeine Malerei! b ich mehr denn jemals. Den Charakter eine, ſchen lieſt man leichter aus ſeinen Bildern den Linien ſeiner Hand. Alles drückt ſich d. Urſprung, Umgebung, Einflüſſe, Geſun mäßigkeit, Adel, Bildung, die Dummheit, keit und Weite des Geiſtes. Falls ich ſie Werken richte, dann brauchte ich mir tum vorzuwerfen. e Deutsche Lyrik erſcheint zuerſ Auf dem Schlot des Grafen 2 1 n S gen hat ſich eine Arbeitsgemeinſchaft deutſchf Bücher mitarbeiten. Durch ungariſche Ve wird, wie die„B. B..“ mitteilt, ein Par leger einen Sammelband der ſchon erſchienen i rik und Proſa herausgeben. Reichsdeutfe Verleger intereſſterten ſich nicht. die deutſch⸗flebenbürgiſche Kultur arbeit, die uns jetzt auf dem Umwege über Frank 4. Seite. Nr. 512 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Montag, den 4. November 1929 Vorbeifahren an haltenden Straßenbahnwagen Ueber das Vorbeifahren an Straßenbahnzügen, die an Halteſtellen halten, beſtehen mitunter bei Kraftfahrern und den übrigen Straßanhenutzern (Radfahrer, Handwagen⸗ und Fuhrwerksführer uſw.) Zweifel. Die geſetzlichen Beſtimmungen ſagen ledig⸗ lich, daß Straßenbahnzüge auf der Seite, auf der die Fahrgäſte ein⸗ und ausſteigen, nur in Schritt⸗ geſchwindigkeit und nur in einem ſolchen ſeitlichen Abſtand überholt werden dürfen, daß die Fahrgäſte nicht gefährdet werden. Um eine einheitliche Hand⸗ habung zu gewährleiſten, hat die Polizeidirektion an die Polizeiorgane eine Anordnung erlaſſen, die von allen Straßenbenutzern zu beachten iſt: „Sämtliche Fahrzeuge(Fuhrwerke, Kraftwagen, Krafträder, Radfahrer, Handwagen uſw.) dürfen an den Halteſtellen im Kaiſerring und Friedrichsring, in der Heidelbergerſtr. und Rheinſtr. ſowie in der Planken vor D 1(Pfälzer Hof) und P 1(Schmoller) und an den Halteſtellen Bezirksamt und Kaiſerring in der Bismarckſtraße an anhaltenden Straßenbahn⸗ zügen vorbeifahren, wenn der Aus⸗ und Ein⸗ weit nicht beſondere Einſteiginſeln angelegt ſind— müſſen ſämtliche Fahrzeuge warten, bis das Ein⸗ und Ausſteigen beendet und der Straßenbahnwagen wieder in der Fahrt begriffen iſt. Hält die Straßenbahn an einer Endhalteſtelle oder bauert der Aufenthalt nach dem Ein⸗ und Ausſteigen aus einem anderen Grunde länger, ſo iſt das Vor⸗ beifahren geſtattet. Für alle Fälle des Vorbeifahrens an haltenden Straßenbahnwagen gilt, daß Schritt⸗ geſchwindigkeit(—6 Km. in der Stunde) ein⸗ gehalten werden muß, ſodaß die Fahrzeuge ſofort angehalten werden können.“ * Lebensmüde. Geſtern nachmittag verſuchte ſich ein 18 Jahre altes Lehr mädchen in ſeiner elter⸗ lichen Wohnung in der Faſauenſtraße(Käfertal) durch Einatmen von Gas das Leben zu nehmen. Die Lebensmüde wurde in das Allgemeine Krankenhaus überführt. Grund der Tat ein Liebesverhältnis, das der Vater nicht duldete. * Schwere Stürze. In das ſtädtiſche Kranken⸗ haus wurden eingeliefert: ein 28 Jahre alter Por⸗ kier, der geſtern nachmittag auf der Waldhofſtraße ſtürzte, wobet er eine Kopfverletzung und eine Gehirnerſchütterung davontrug, und ein 36 Jahre alter Radfahrer, der heute früh, weil er durch das Licht eines ihm entgegenkommenden Motor⸗ rades geblendet wurde, in der Scharhoferſtraße von der Fährbahn abkam, zu Boden ſtürzte und einen Uinksſeitigen Knöchelbruch erlitt. * Armbruch beim Nollſchuhlaufen. Ein Verkehrs⸗ bindernis entſtand Samstag nachmittag vor Q 1. Ein elffähriger Junge mit einem Rollſchuh am rechten Fuß(der linke Fuß war frei), der den Jahrdamm überqueren wollte, ſtürzte im Trubel. Neun Fuhr⸗ werke mußten hintereinander halten, 4 Privatautos, 2 Laſtwagen, ungezählte Radfahrer, bis der Junge, der einen Bruch des linken Armes erlitten hatte, zur Seite geſchafft und der Weg für den großen Verkehr frei geworden war. Das Roll⸗ 9 1 0 gehört in den Verkehrsſtraßen polizeilich verboten. * Einbruch in eine Apotheke. In der Nacht zum 24. 10 wurden aus einer Apotheke in 8 1 entwendet: Ein Schechbuch von der Südb. Disconto⸗Geſellſchaft Nr. VI 4029, ein Aufwertungs⸗Sparbuch Nr. 30 484 von der Städt., Sparkaſſe hier, lautend auf 4000 Mk., eine Walterpiſtole, Kal. 6,65 mm, eine Anzahl Ver⸗ ſicherungsmarken für Angeſtellte, 2 Aktentaſchen, hell und dunkelbraun, ein Ehrenmitgliedsabzeichen der Deutſchen Turnerſchaft, ſilbervergoldet, eine Remon⸗ tpirtaſchenuhr, Silber mit abgenützten Golbſtreifen, Gehäuſe etwas verbeult, römiſchen Zahlen und Sekundenzeiger, eine Rab⸗ und Autokarte von Ravenſtein, Blatt Mannheim, auf hellgrauer Lein⸗ wand, 3 Rad⸗ und Autokarten von Mittelbach, Blatt Würzburg, Stuttgart und Straßenburg auf grauer Leinwand aufgezogen, in Schutztaſchen aut ſchwarz⸗ bezogener Pappe, eptl. mit dem Aufdruck M. Meiß eine Botaniſterlupe mit 3 Linſen, ſchwarzer Horn⸗ faſſung Durchmeſſer 25 mm, eine Kartenlupe in braunem Lederetui mit der Aufſchrift„Optiker Soyez Mannheim.“ Seinen 80. Geburtstag beging am Samstag der frühere Maurerpolier Albert Uebelhör, Veteran von 1870/½1, zurzeit im Kath. Altersheim in E 6. Film ⸗Rundſchau Schauburg: Kolonne X. Trotzdem man gleich zu Beginn des Filmes weiß, wer die Kolonne& iſt und auch weiß, daß man die Einbrecher faſſen wird, ſchon weik es das Preſtige der Polizei erfordert, vermag dieſer Film ganz unge⸗ mein zu feſſeln. Reinhold Schünzel iſt der ausgezeichnete Darſteller des Führers der Kolonne X, die verwegene Einbrüche ausführt, ohne daß es ge⸗ Uingt, ſie zu faſſen. Die vierköpfige Bande führt ein Doppelleben und alg ſich ihr Führer ernſtlich ver⸗ liebt, 5 5 heiratet, trauen ihm die anderen nicht mehr. rete Reinwald iſt die liebende Frau, die ohne es zu wiſſen einen Verbrecher zum Manne bekommt. Ihr zuliebe gibt er aber ſein lichtſcheues Gewerbe auf und will ein ehrlicher Menſch werden. Doch ſeine Kumpane und der ſchwarze Freitag durch⸗ kreuzen ſeine Pläne, er zeigt ſich ſelbſt an und die ganze Kolonne wird mit ihm zuſammen verhaftet. Und der ihn verhaften muß, iſt ein früherer Kriegs⸗ kamerad. Schünzel, auch der Regiſſeur des Films, hat es durch geſchickten Aufbau der Szenen verſtan⸗ den, die Spannung zu ſteigern, die bis zum letzten Bild anhält. Die Darſtellung iſt ebenfalls ganz aus⸗ gezeichnet, nur frägt man ſich, was die Filmprodu⸗ zenten drehen würden, wenn es keinen Weltkrieg 5 keinen ſchwarzen Freitag an der Börſe gegeben E. „Wochenend⸗ hen“ iſt ein ganz harmloſer Film; alle Beteiligten möch⸗ führewd des Weekends über die Stränge ſchla⸗ mmen nicht dazu und finden ſich wieder zu⸗ n, wie es die bürgerliche Weltordnung will. Sie das gemacht wird, iſt das Heitere an dieſem Film, der mit Recht den Namen Luſtſpiel verdient, In einfachen Formen gehalten, erhebt ſich der ſtattliche Bau des katholiſchen Schweſtern⸗ und Gemeindehauſes im Stadtgebiet Almenhof. Von bei⸗ den Seiten führt der Weg zum Eingang in den Ka⸗ pellenraum, der durch eine kleine Vorhalle getrennt iſt. Betritt man das Innere, ſo leuchtet dem Be⸗ ſucher ein wohltuendes mattes Gelb entgegen. Der Altar, das Wahrzeichen der heiltgen Stätte, iſt dem Raumverhältnis vorteilhaft angepaßt. Ueber dem Altar iſt das Bild„Jeſus mit den Kleinen“ aus Stein gemeißelt angebracht. Rechts und links be⸗ finden ſich Räume, die als Sakriſtei dienen. Das Ganze läßt eine tiefe religiöſe Weihe aufkommen. Die Schweſternräume ſind durch einen Seitenein⸗ gang zugänglich. Geſtern fand die feierliche Uebergabe, verbunden mit der Weihe der Kapelle, unter großer Anteil⸗ nahme ſtatt. Unter den Feſtgäſten bemerkten wir u. a. die Stadtpfarrer Mosmann⸗ Lindenhof und Schäfer ⸗Neckarſtadt⸗Weſt, die Architekten Gebr. Keck, Bauinſpektor Neuß, Verleger Gremm, Stadtrat Braun und die Kirchengemeindevertre⸗ tung von Mannheim⸗Stadt, Neckarau und Rheinau. Der Kapellen raum, in dem die Feierſtunde ſtattfand, trug Blumen⸗ und Blattpflanzenſchmuck. Punkt 9 Uhr betrat Prälat Bauer das neue Haus, um die Weihe vorzunehmen. Der feierliche Akt wurde mit dem Chorgeſang„Die Himmel rühmen“ durch den Kirchenchor Neckarau ſtimmungsvoll eingeleitet. Stadtpfarrer Berberich vollzog in Form einer Anſprache die Uebergabe des Hauſes. Er führte dabei u. a. aus: Im Januar 1927 taten ſich Männer dieſes Stadtteils in der Schiller⸗ ſchule zuſammen, um über die Notwendigkeit eines kath. Gemeindehauſes zu beraten. Nach reichlichen Erwägungen wurde 1928 der Beſchluß gefaßt, im Schweſtern⸗ und Gemeindehaus zu bauen. Heute ſchauen wir den Bau in ſeiner Vollendung. Da iſt vor allem zu danken dem Stadtdekan Prälat Bauer, der dieſes Unternehmen mit Rat und Tat unterſtützte. Dank ſei geſagt den Architekten Gebr. Keck und Bauinſpektor Neuß, die mit Liebe ihre Mitarbeit dieſem Bau angedeihen ließen, dem Stif⸗ tungsrat Neckarau und all denen, die hier nicht ge⸗ nannt ſein wollen. Dieſes Haus, ſo betonte der Geiſtliche, möge ſeine Zwecke erfüllen, zunächſt als Der Militärverein Mannheim E.., die ſtärkſte militäriſche Organiſation in hieſiger Stadt, hatte im abgelaufenen Jahre eine Mitgliederzunahme von 100 Kameraden zu verzeichnen und ſteht ſeit langer Zeit an der Spitze der hieſigen militäriſchen Vereine. Die am Samstag abend im Goldſaale des Apollo⸗ theaters abgehaltene außerordentlich ſtark beſuchte Generalverſammlung ſtand noch unter dem Eindruck der Preſſekampagne wegen der gemein⸗ ſamen Totenehrung. Andererſeits war die Ver⸗ ſammlung inſofern von großer Bedeutung für die Zukunft des Vereins, als die Perſon des 1. Vor⸗ ſitzenden zur Wahl ſtand. Wie nicht anders zu er⸗ warten, wurde der ſeitherige langjährige Vorſitzende, Stadtrat Rektor Ludwig Haas, unter anerken⸗ nenden Worten und unter dem ſtarken Beifall der Verſammlung wieder zum erſten Vorſitzenden des Vereins gewählt und damit zum Ausdruck gebracht, daß er das Vertrauen aller Mitglieder beſitzt. Eben⸗ ſo einſtimmig erfolgte die Wahl des ſtellvertretenden Vorſitzenden, Rechtsanwalt Dr. Eder, des juriſti⸗ ſchen Beraters des Vereins, und des um die Ver⸗ einsfinanzen ſehr verdtenten Kameraden Götz. Von maßgebender Seite wurde zum Ausdruck gebracht, daß Stadtrat Haas es verſtanden hat, ſich die Liebe und Verehrung aller Kameraden zu erwerben und dem Verein nach außen hin ein ſeiner Größe und Bedeutung entſprechendes Relief zu geben. Der Verein gewährt hilfsbedürftigen Kameraden und Altveteranen Schutz und Hilfe. Er nimmt ſich der Kriegsbeſchädigten, der⸗waiſen und ⸗hinterbliebenen an und hat im Laufe der Jahre manches Leid geſtillt und manche Träne getrocknet. Die von Hauptlehrer Kreuzer, dem Vorſitzen⸗ den des Rhein⸗Neckar⸗Militärgauverbandes, in der „Neuen Mannheimer Zeitung“ veröffentlichte Er⸗ klärung der Gründe, die einer gemeinſamen Toten⸗ ehrung auf dem Heldenfrieödhofe entgegenſtanden, wurde von der Verſammlung einmütig gebilligt. Dieſe Erklärung hat nicht zuletzt auch dazu beige⸗ tragen, daß die Feier der militäriſchen Vereine eine ſehr ſtarke Beteiligung aufwies. Die Generalverſammlung wurde vom Vorſttzen⸗ den mit einer kurzen Begrüßung und einem Rück⸗ blick auf das abgelaufene Geſchäftsjahr eröffnet. Alter Tradition gemäß wird das diesjährige Weih⸗ nachtsfeſt am 15. Dezember im großen Saale des Ballhauſes ohne Tanz abgehalten. Für den aus⸗ gefallenen Tanz erhält die Jugend im Laufe des Jahres eine beſondere Veranſtaltung. Unter leb⸗ haftem Beifall der Verſammlung teilte der Reoͤner mit, daß der Militärverein im abgelaufenen Jahre einen Zuwachs von 100 Mitgliedern zu ver⸗ zeichnen hatte. Dieſem Zuwachs gegenüber ſtehen 22 Kameraden, die zur großen Armee abgerufen wur⸗ den. Ihr Andenken wurde durch Erheben von den Sitzen geehrt. Der Militärverein iſt politiſch neutral. Er pflegt die Kameradſchaft, will die Erinnerung an Deutſch⸗ lands Macht und Größe hochhalten und die Jugend in den militäriſchen Tugenden erziehen. Daraus ergibt ſich von ſelbſt die ſoziale Einſtellung des Vereins. Der Verein unterſtützt die Kameraden und will in dieſen Beſtrebungen auch fortfahren. Der Militärverein pflegt auch die Geſelligkeit. Um den Ausbau des Vereins und ſeinen Veranſtal⸗ tungen, die immer auf einem hohen Niveau ſtehen, wird der Verwaltungsrat ſtets bemüht ſein. Dem Militärverein iſt jeder Kamerad lieb und wert, wenn er einen ehrlichen, offenen Charakter und J Liebe für Volk und Heimat beſitzt. 8„ Anerkennung für Katholijches Sthwojtern- und Gemeindehaus Almenhof Weihe und Aebergabe Kapelle für den Gottesdienſt, für die Krankenpflege und als Kindergarten für die Kleinen. Mit Segens⸗ wünſchen übergab Stadtpfarrer Berberich das Haus ſeiner Beſtimmung. Als zweiter Redner ſprach Stadtrat Braun von der Bedeutung der Caritas.„Mutter und Kind“, die Sammlung für alle Hilfsbedürftigen, fand eine nähere Beleuchtung durch den Redner. Im weiteren Verlauf ſeiner Anſprache brachte er den Wunſch zum Ausdruck, daß dieſes Haus eine Pflege der chriſt⸗ licheni Caritas ſein möge zum Segen der Gemeinde. Nun vollzog Prälat Bauer die Weihe der Kapelle unter Aſſiſtenz von Prof. Ullrich und Kaplan Stehlin. Nach den Gebo⸗ ten und Segnungen richtete Prälat Bauer einige Worte an die Gemeindemitglieder vom Almenhof. Er ſprach den Dank aus für die Tatkraft der beiden Pfarrherren von St. Joſeph Lindenhof und St. Ja⸗ cobus Neckarau. Weiter ſtreifte er die Bedeutung des Hauſes, namentlich die der Kapelle. Der Almen⸗ hof zählt 1500 Seelen. Da iſt fürwahr dieſes Haus eine Notwendigkeit. Dieſe Feierſtunde, ſo betonte Prälat Bauer, iſt für die Geſamtkirchengemeinde Mannheim bedeutſam. Der Redner brachte die Se⸗ genswünſche des Stadtdekanats zum Ausdruck und ſchloß mit den Worten:„Möge ein gottgefälliges Leben zum Segen der Gemeinde geführt werden“. Hierauf erteilte Prälat Bauer den Gläubigen den prieſterlichen Segen. Es folgte als weiterer Chor⸗ geſang„Jubilath“. Stadtpfarrer Berberich zele⸗ brierte dann das erſte feierliche ler, Hochamt unter Aſſiſtenz von Prof. Ullrich und Kaplan Stehlin. Die liturgiſchen Zeremonien fanden ühre erhebende Weihe durch den Vortrag der latei⸗ niſchen Feſtmeſſe, die der Cäcilienchor von Neckarau unter der ſtraffen Stabführung des Chodirigenten Noch vortrefflich zu Gehör brachte. Stadtpfarrer Berberich wünſchte der neuen Gemeinde ein ſegensreiches ſeelſorgerliches Arbeiten. Mit dem jubilierenden Tedeum fand die denkwürdige Feier⸗ ſtunde einen feierlichen Ausklang. Möge Liebe und Barmherzigkeit Leitſtern der neuen Wirkungsſtätte ſein, die ein bleibendes Denkmal chriſtlicher Caritas iſt. K. G. Generalappell des Militärvereins Mannheim Starker Mitgliederzuwachs- Vermehrte Anterſtützung bedürfliger Kameraden Der Militärverein verſinnbildlicht daher eine Volksgemeinſchaft und leiſtet dadurch, ohne viel Worte zu machen, dem Vaterlande den beſten Dienſt. Der Ausbau des Vereins iſt ſo gedacht, daß er eine Schießſportabteilung gründete Weiterhin ſoll der Reitſport gepflegt werden. Ueber das Jahr 1928/29 kann geſagt werden, daß es eine Etappe des Aufſtieges für den Verein war. Im Sommer nächſten Jahres feiert der Mili⸗ tärverein das Jubiläum ſeines 40 jährigen Beſtehens, das in großzügiger Weiſe begangen werden ſoll. Der Ausblick in die Zukunft iſt für den Verein günſtig. Die Vereinsfinanzen und der Stand der Sterbekaſſe haben ſich im letzten Jar erheblich verbeſſert, ſo daß jetzt ein Sterbegeld von 60 Mk. an die Kameraden zur Auszahlung gelangt. (Lebhafter Beffall.) Der Tätigkeitsbericht wurde von Kamerad Mehlhemmer erſtattet. Der Verein zählte am 30. September 1929: 607 Mit⸗ glieder, und zwar 3 Ehrenvorſitzende(Kam. Mathy, Blum und Röchling), 5 Ehrenmitglieder, 21 außer⸗ außerordentliche und 578 ordentliche Mitglieder, unter denen ſich noch 18 Altveteranen von 1866 und 1870/1 befinden. Die Unterſtützungstätig⸗ keit war im abgelaufenen Jahre rege. Faſt alle Geſuche konnten reſtlos genehmigt werden. Im Anſchluß an den Tätigkeitsbericht erſtattete der um die Vereinsfinanzen eifrigſt bemühte Rechner, Kamerad Götz, den eingehenden Kaſſenbericht über die Lage der Vereinskaſſe, der Sterbekaſſe und des Vermögens. Aus dem Bericht iſt zu erwähnen, daß die Finanzen des Militärvereins trotz reich⸗ licher Unterſtützungen günſtig ſind und das Geſchäfts⸗ jahr mit einem Ueberſchuß von über 1000 Mark ab⸗ ſchließt. Sowohl von der Reviſionskommiſſion, als auch dem Kaſſenprüfer wurde Kamerad Götz dankende die muſterhafte Führung der Bücher und der Kaſſe ausgeſprochen und ihm ein⸗ ſtimmig Entlaſtung erteilt. 8 Nach den Wahlen zum Vorſtand und zum Ver⸗ waltungsrat, die die Wiederwahl ſämtlicher turnus⸗ gemäß ausſcheidenden Kameraden brachten, verlieh in längeren Ausführungen Kamerad Kreuzer die Auszeichnungen für 25⸗ und für 40jährige Zu⸗ gehörigkeit zum Militärverein, wobei er gleichzeitig die Glückwünſche des Gaues übermittelte. Für die 40jährige Mitgliedſchaft konnten ſieben und für eine 25jährige Vereinszugehörigkeit 37 Auszeichnungen verteilt werden. a Von den weiteren Verhandlungsgegenſtänden ſei der einſtimmige Beſchluß erwähnt, die Krieger⸗ zeitung für alle Mitglieder obligatoriſch einzu⸗ führen. Nach Beſprechung einer Reihe interner An⸗ gelegenheiten dankte Stadtrat Haas den Kame⸗ raden für ihr Intereſſe an den Vereinsbeſtrebungen, appellierte an ſie, für den Verein zu werben und ſchloß alsdann die von echt kameradſchaftlichem Geiſte getragene Verſammlung mit dem Wunſche auf einen weiteren glückhaften Aufſtieg des Militärvereins. ch. * Wer iſt Eigentümer? In einem Schuppen in Waldhof wurden aufgefunden: 6 Sack Baugips, Marke Seckach⸗Doppelbrand, 12 Fußbodenſchwellen, 85 Zentimeter lang, etwa 100 Quadratmeter Bret⸗ ter, teils einſeitig gehobelt, 32 Stücke neue Dielen, 3,30 Meter lang, 14 Zentimeter breit und 4,5 Zenti⸗ meter ſtark, 3 Waſſerleitungsrohre in Längen von 8,50, 5 und 5,50 Meter. Die Gegenſtände rühren von einem Diebſtahl her. Der Eigentümer wolle ſich an die Kripo in Waldhof wenden. ſpäten Abendſtunden. Voranſtaltungen Geſangverein„Frohſinn“ Maunheim⸗ Feudenheim Zu einem Volkslieder⸗ Konzert hatte der Ge⸗ ſangverein„Frohſinn“ Mannheim⸗Feu⸗ denheim ſeine Mitglieder und Freunde in das„Jä⸗ gerhaus““ eingeladen. Wenn auch die gebotenen Lieder nicht alle als Volkslieder anzuſprechen ſind, ſo bewies der Chor doch auch mit den ſchwierigeren Geſängen, daß er allen Anforderungen gewachſen iſt und mit ſeinen Lei⸗ ſtungen auf der Höhe ſteht. Der Dirigent Karl Schmitt hat ſeine Sänger in der Hand. Gerade dieſe Diſziplin ſichert den Erfolg, denn die Schwierigkeiten bei einer ſolchen großen Anzahl Sänger, wie ſie der Geſangverein Frohſinn aufweiſt, dürfen nicht überſehen werden, zumal einige Stimmen dabet ſind, die nicht ganz rein ſind. Die beiden Lieder mit Bariton⸗Begleitung:„Am Strande“ von Bäuchlen und„Wer das Scheiden hat erfunden“, letz⸗ teres im Tonſatz von dem Dirigenten Schmitt, haben zweifellos am beſten gefallen und ſind ſo ausdrucksvoll zu Gehör gebracht worden, daß ſie wiederholt werden muß⸗ ten. Gerade in dieſen beiden Liedern bewies der Chor ſeine große Geſangeskunſt. Wie klangrein und fein nu⸗ aneiert die Pianoſtellen geſungen wurden, war ein Ge⸗ nuß zu hören. Das Baritonſolo ſang Peter Witte ⸗ mann rein und ſtimmungsvoll. Der Chor beſitzt in die⸗ ſem Sänger eine gute Stütze. Es würde zu weit führen, die einzelnen Chöre zu nennen. Das Programm war etwas zu reichhaltig, bewies aber, daß der Chor auf allen Gebieten des deutſchen Liedes etwas zu leiſten vermag. Als Soliſten hatte man ſich verſchiedene einheimiſche Künſtler verſchrieben. Frl. Käthe Sack ſpielte den erſten Satz aus dem Violinkonzert von Mendelsſohn mit ge⸗ wohnter Meiſterſchaft. Der Spaniſche Tanz von Saraſate und Mazurka von Zarzyki(warum keine deutſchen Mei⸗ ſter bei einem Volkslieder⸗Konzert?) gefielen ſo gut, daß es ohne Zugabe nicht abging. Frl. Guſtel Schön ſang mit anſprechender Stimme klangſchön die Mignonarie und leder von Wolf, Schumann und Grieg. Auch ſie wurde nicht ohne Zugabe vom Podium gelaſſen. Als Begleiter bet dieſen beiden Soliſten waltete Herr Adolf Schmitt am Flügel. Seine Begleitung war umſichtig und au⸗ ſchmiegend. Einen Erfolg darf der konzertgebende Verein verbuchen: der übervolle Saal ſpendete reichlich Beifall. Nach Beendigung des Konzertes blieb man noch lange fröhlich beiſammen. 8 Im evangeliſchen Jngendbund„Kurpfalz“ der Friedenskirche weht Hebelſcher Geiſt, der anleitet zu Verinnerlichung der Religion und zu Lebensfreude in Sittſamkeit. Am Donnerstag lud„Kurpfalz“ die Angehörigen, Freunde und Gönner zu einem Familtenabend im Ballhaus ein. Im Mittelpunkt der Darbietungen ſtand„Der Dorf⸗ geiger“, eine fröhliche Dorfgeſchichte von F. Hindenlang Die Macht der Muſik und die Idee des Volksliedes kom⸗ men trotz kleinlicher Widerſtände zu ihrem Recht. Jugend⸗ licher, harmloſer Uebermut in„Bliemchen als Wachsfigur“ ergötzte die ſehr zahlreich erſchienene Gemeinde bis in bie Das Orcheſter der Friedenskirche unter Herrn Robert Seegers tüchtiger Leitung trug weſentlich zur Verſchönerung des Abends bei. Eine Schlußanſprache von Pfarrer Walter geleitete die be⸗ friedigte Zuhörerſchaft auf den Heimweg. Es war ein ſchöner Familtenabend. G. St. Kommunale Chronik Gemeinderatsſitzung in Lampertheim ai Lampertheim, 31. Okt. Bürgermeiſter Kel⸗ ler eröffnete die geſtrige Sitzung.15 Uhr. Für die am 17. November ſtattfindenden Wahlen zum Gemeinderat, Kreis⸗ und Provinzial⸗ tag werden wieder 8 Abſtimmungsbezirke gebil⸗ det. Die Wahlkommiſſionen bleiben im großen gan⸗ zen dieſelber wie bisher.— Einem Geſuche der Karl Metier Eheleute um Bauerlaubnis außerhalb des Ortsbauplanes wird zugeſtimmt. In Verbindung hiermit wird der Verwaltung die Sicherſtellung von Bauplätzen empfohlen.— Ein Geſuch des Johann Wegerle 10 wegen Erwerb eines Bau⸗ platzes in der Oſtendſtraße von Martin Kärcher 7 wird bis zur nächſten Sitzung zurückgeſtellt, da hier erſt noch einige Aufklärungen nötig ſind.— Da der Bund der Kinderreichen hier noch keine feſt gefügte Organuiſation iſt, legt man ihm nahe, ſich erſt einmal zu einer ſolchen zuſammenzuſchließen. Dann will man der Frage wegen Gelände zur Er⸗ bauung von Wohnhäuſern näher treten.— Gegen die Wirtſchaftskonzeſſtonserteilung an Ehrt⸗ ſtine Hahl für das Haus Römerſtraße 119 hat man nichts einzuwenden, da es ſich um einen Uebergang handelt.— Bei der Verwaltung ſind verſchiedene Gebote für Pacht der Anſchlagsfäulen ein⸗ gegangen! Der Gemeinderat wünſcht aber keine Ver⸗ pachtung, ſondern die Gemeinde ſoll das Anſchlag⸗ weſen in eigene Regie übernehmen.— Eine Er⸗ mäßigung der Miete in den Gemeindehäuſern kann nicht ſtattfinden, da der Mietpreis in dem Voran⸗ ſchlag bereits feſtgelegt und keine Aenderung an⸗ gängig iſt. Im Zuſammenhang mit dieſem Punkt wird beſchloſſen, das Gartengelände bei den Flach⸗ bauten aufzuteilen und den Mietern zu überlaſſen, weiter zum Schutze dieſer Häuſer Windfänge an⸗ bringen zu laſſen, damit der Regen nicht an den Haustüren mehr ſo ſtark eindringen kann.— Be⸗ züglich der Waſſergelderhebung und Waſ⸗ ſerbezugsordnung hat man ſich die Richtlinien der Nachbargemeinde Viernheim zu eigen gemacht. Hiernach hat jede Familie.—/ zu zahlen, wofür ſie 4 ebm Waſſer entnehmen darf, außerdem noch 50 Pfg. für Waſſermeſſer monatlich; jeder weitere emb Waſſer koſtet 30 Pfg. Für Mietskaſernen ſoll in nächſter Sitzung das Waſſergeld feſtgeſetzt werden; einſtweilen wurde beſchloſſen, in Häuſern mit meh⸗ reren Familien von der 4. Familie ab nur eine Pau⸗ ſchale von.—% zu erheben.— Der Gießener Studentenhilfe zur Erſtellung eines Studentenhau⸗ ſes kann nichts bewilligt werden, da die Gemeinde finanziell zu ſtark angeſpannt iſt.— Der Feuer⸗ wehr wurden zum 50jährigen Stiftungsfeſt Fichten geliefert, die nach Schätzung den Wert von 4 präſentieren. Der Betrag wird niedergeſchlagen, da die Feuerwehr ein gemeinnütziger Verein iſt.— Dem Paul Kindler in Neuſchloß wird Gelände für eine Hühnerfarm zur Verfügung geſtellt. Kleine Mitteilungen In Wollenberg bei Sinsheim wurde mit einem Koſtenaufwand von etwa 80 000 RM. eine neu⸗ artige Waſſerverſorgung für den Ort durch⸗ geführt. Die Baufirmen Wetterauer⸗Großeicholzheim und Kober⸗Neckarelz haben gute Arbeit geleiſtet. Der Stadtrat Grünſtadt ſtimmte einem An⸗ trag zu, ſofort mit dem Bau eines Achtfamflien⸗ hauſes zu beginnen. Der Bau koſtet 36 000 Mk, von denen die Hälfte durch ſtädtiſches Darlehen ge⸗ deckt iſt. Die reſtlichen 18000 Mk. werden aus den Ueberſchüſſen und Rücklagen der ſtädtiſchen Werke genommen. g a 1 K 2 J 5 7 2 5 4 2 7 2 5 Montag, den 4. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 5. Seite. Nr. 512 Tagungen Philologentagung in Offenburg Die 39. Vandesverſammlung des badiſchen Philologen⸗ Vereins wurde am 30. Oktober, vormittags, im Zeichenfaal der Oberrealſchule in Offenburg mit einer Sitzung der Vorſtandsmitglieder und Vertretern aus allen Teilen des badiſchen Landes eröffnet. Dabei kamen intereſſante Fragen ſchul⸗ und ſtandespolitiſcher Art zur Erörterung. Es wurde in der Verſammlung mit großer Einmütigkeit erneut der Wunſch geäußert, daß der Schul⸗Jahres⸗ anfang wieder wie früher auf den Herbſt verlegt werde, nach den großen Ferien. Ferner wurde ein Bericht über die Blochmannſche Kalenderreform zur Kennt⸗ nis genommen und beſchloſſen der Geſellſchaft für die Blochmannſche Kalenderreſorm korporativ beizutreten. Schließlich wurde noch ein Referat erſtattet über die Ka⸗ taſtrophenfälle in der Schule und ihre Behand⸗ lung durch die Preſſe. Um 5 Uhr war der Vertretertag zu Ende. Es begannen dann die Beratungen der Direk⸗ toxenvereinigung, der Aſſeſſoren und der Refendare in ge⸗ treunten Sitzungen. In der Aſſeſſoren⸗Sitzung wurde u. a. auf die ſtarke Ueberaltung, die nur in ſchlechten Anſtel⸗ lungsausſichten der Aſſeſſoren in Baden hingewieſen und dringend gefordert, daß von der Regierung eine andere Lage geſchaffen wird. Die Verhandlungen der Landesver⸗ ſammlung werden morgen fortgeſetzt. Im Verlaufe der weiteren Verhandlungen der Vertreter⸗ verſammlung ſprach Direktor Rothfelder über das Thema„Kataſtrophenfälle in der Schule und ihre Behand⸗ lung in der Preſſe“. Die Vertreterverſammlung forderte in einer Entſchließung, daß in dieſer wichtigen Angelegen⸗ heit, an der auch die Oeffentlichkeit ſtark intereſſtert iſt, Mittel und Wege gefunden werden, die in einer harmoni⸗ ſchen Zuſammenarbeit zwiſchen Schule und Preſſe eine objektiv unparteiiſche Berichterſtattung und ſachliche Aufklärung des Publikums ſicherſtellt, ohne daß die Phantaſie Jugendlicher ſuggeſtiv gereizt wird. Ein glänzend verlaufener abwechſelungsreicher Be⸗ grüßungsabend vereinigte die Teilnehmer der Tagung und weite Kreiſe der Bevölkerung für einige ge⸗ mütliche Stunden. Am zweiten Tage nahm die öffentliche Mitgliederverſammlung nach Begrüßungsanſprachen des Vertreters des Miniſteri⸗ ums, Miniſterialdirektors Dr. Huber, des Oberbürger⸗ meiſters von Offenburg und des Vertreters des heſſiſchen Philologenvereins, den Jahresbericht des erſten Vorſitzen⸗ den, Prof. Schnitzler entgegen. Der Redner berührte dabei verſchiedene Probleme, die auch für die Oeffentlich⸗ keit von Intereſſe ſind. Er wies im allgemeinen Teil mit Bedauern auf die in unſerem Volke immer mehr ſich breit⸗ machende Zerſplitterung hin, die das Mißtrauen fördere und die Verſtändigung untergrabe. Es ſei auch Pflicht der Beamtenorgantiſation, der gegenſeitigen Ver⸗ ſtändnuisloſtgkeit entgegenzuarbeiten. Es müſſe in dieſem Zuſammenhang die Forderung erhoben werden, daß die Beſetzuug von Aemtern und Beamtenſtellen wieder allein Sache der Regierung werde, nicht ſolche der Parteien. Nicht Zugehörigkeit zu einer politiſchen Partei, ſondern Kön⸗ nen und Wiſſen, Leiſtung und Perſönlichkeit müſſe maßgebend ſein. Das ſei ja auch in der Verfaſſung feſt⸗ gelegt. Der Redner erhob die Frage, ob es nicht an der Zeit ſet, das Mitbeſtimmungsrecht der Städte bei Beſetzung von Beamtenſtellen, das aus längſt nicht mehr geltenden Vorkriegsverhältniſſen ſtamme und ſeinen eigent⸗ lichen Sinn verloren habe, abzubauen. Heute führe dieſes Recht zu ganz unerträglichen und unſachlichen Einflüſſen und Einwirkungen von unberufener Seite. Es ſei zu hoffen, daß hier im Zuſammenhang mit der Reichsfinanz⸗ reform eine Aenderung komme. Zu der Frage, ob Er⸗ ſparniſſe auf dem Gebiete der höheren Schulen möglich ſeien, bemerkte der Redner, daß ein mechaniſcher Abbau des höheren Schulweſens unbedingt abzulehnen ſei, da er die Leiſtungsfähigkeit der höheren Schulen ſchädige und herab⸗ drücke. Der Abbau des Jahres 1924 ermuntere nicht zu weiteren Experimenten in Richtung einer mechaniſchen Sparreform. Nicht durch Heraufſetzung der Debutate und der Klaſſenſtärke könnten wirkliche Erſparniſſe erzielt wer⸗ den, ſondern dadurch, daß die höheren Schulen ihrer eigent⸗ lichen Aufgabe wieder zugeführt werden, nur die Schüler zu bilden und zu erziehen, die geiſtige Bildung ſuchen und Begabung und Veranlagung mitbringen und nicht ledig⸗ lich Berechtigungen erſtreben. Die Ausſprache am Schluſſe der Tagung galt vorwie⸗ gend dem Problem der Neugeſtaltung der Oberrealſchule, ſpeziell dem Sprachenproblem. Beſchlüſſe wurden jedoch nicht gefaßt. Aus dem Lande Das Pech des Autodiebes * Heidelberg, 2. Nov. Der geſtohlene Opel⸗ Vierſitzer wurde auf der Seckenheimerlandſtzaße wiedergefunden. Der Dieb war bis Seckenheim gefahren, wo jedoch der Motor verſagte, weil der Benzinvorrat nur gering war. Ob nun der unbe⸗ kannte Autoliebhaber nicht wagte, neuen Betriebs- ſtoff nachfüllen zu laſſen, oder ob er dazu kein Geld hatte, weiß man nicht. Jedenfalls ließ er„leinen Wagen auf der Straße ſtehen. Schwere Schlägereien * Karlsruhe, 3. Nov. In der Nacht zum 1. No⸗ vember entſtanden hier ſchwere Schlägereien. In einem Falle erhielt ein 22 Jahre alter Schloſſer einen Meſſerſtich in den Rücken, der die Lunge verletzte. Der Getroffene mußte ins Krankenhaus übergeführt werden. Der Täter iſt noch unbekannt. In dem andern Falle verprügelte ein 28 Jahre alter Kraftwagenführer einen 28 Jahre alten Maſchi⸗ nenſetzer mit einem Gummiknüppel und verletzte dieſen erheblich am Kopfe. Wenige Augenblicke da⸗ rauf wurde er von einem 26 Jahre alten Autoſchloſſer durch Meſſerſtiche im linken Oberarm ſchwer verletzt. Beide Verletzte mußten ebenfalls in das Krankenhaus eingeliefert werden. Der Autoſchloſſer wurde wegen Verdunkelungsgefahr feſtgenommen. Der Vatermord in Kartung. rr. Baden⸗Baden, 3. Nov. Zu der ſchweren Blu t⸗ tat in Kartung(Filialort von Sinsheim) iſt noch folgendes zu berichten: Die Familie Herr be⸗ trieb Landwirtſchaft. Zwiſchen Vater und Sohn, die in einem Hauſe wohnten, kam es in Geldſachen oftmals zu Streitigkeiten. Der Vater ſoll manchmal mehr getrunken haben als ihm zuträglich war und bei derartigen Gelegenheiten benahm er ſich be⸗ ſonders zänkiſch gegen ſeine Söhne. Am Tage Aller⸗ heiligen befand ſich der Vater mit ſeinem Sohn Karl(nicht Leopold) im Weinkeller. Der Vater ſoll dabei dem„Neuen“ ziemlich ſtark zugeſprochen haben Er forderte dabei von ſeinem Sohn Zahlung der Wohnungsmiete, worüber es wiederum zu Zank und Streit der Beiden kam, der immer hitziger wurde. Im Verlauf des Streites zog dann der Sohn Leopold Herr einen Revolver und ſchoß auf den Vater, der ſofort tot niederſank. Nach der Tat trug der Sohn die Leiche aus dem Keller in die Wohnung und begab ſich dann zu Fuß nach Baden⸗Baden, wo er ſich freiwillig der Polizei ſtellte und dieſer von der Bluttat Kenntnis gab. Die eingeleitete Unterſuchung wird auch Aufklärung darüber bringen, ob der Sohn in Notwe her gehan⸗ delt hat. zum 15. Todestag S. M. S.„Karlsruhe“ Am 4. November 1914 Ein Volk, das ſeine Helden vergißt, hat ſelbſt ſeinen Heldenmut verloren. Der 4. November be⸗ fiehlt uns, einer Tat zu gedenken, die ſich unter dem Namen„Karlsruhe“ in die Geſchichte geſchrieben hat, würdig neben dem Namen„Emden“ zu ſtehen. Als füngſter deutſcher Kreuzer lief S. M. S. „Karlsruhe“ am 14. Juni 1914 aus, um die durch die mexikaniſchen Wirren gefährdeten Deutſchen zu ſchützen. Doch dieſe Aufgabe konnte nicht erfüllt werden, denn die raſch aufeinander folgenden Kriegs⸗ erklärungen zeigten eine andere Aufgabe. Bei der Kriegserklärung Englands war ſich die Beſatzung be⸗ wußt, daß es für ſie kein Entrinnen mehr gäbe, doch ſie wollten ihr Leben ſo teuer wie möglich verkaufen und das hat ſie getan. Die deutſchen Paſſagier⸗ und Frachtdampfer, die ihnen auf hoher See begegneten, wurden als Hilfs⸗ kreuzer ausgerüſtet, um Erkundigungsdienſte zu leiſten und um den rieſigen Kohlenbedarf nachzu⸗ fachren. Die Feuertaufe beſtand die„Karlsruhe“ gut, trotz der großen Uebermacht. Die Engländer hatten bereits den Untergang der„Karlsruhe“ in die Welt gekabelt, als das Schiff unterſehrt San Juan an⸗ lief, um ſeinen völlig erſchöpften Kohlenvorrat zu ergänzen. Mit Liſt kamen ſie hier zu Kohlen und mit Schläue kamen ſie wieder aus dieſer Mauſe⸗ falle, denn ſchon war der Aufenthalt den Englän⸗ dern gemeldet. Doch dieſe wurden geſchickt irre⸗ geführt, ſo daß die„Karlsruhe“ in ſtillen Gewäſſern ausruhen konnte zu weiterem Kampf. Doch bald ging es an die Arbeit, und zwar ſo gründlich, daß der fliegende Holländer wieder er⸗ wacht ſchien. Der Schrecken aller Handels⸗ und Frachtſchiffe war die„Karlsruhe“, und wer ihr begegnete, mußte ſeinen Kurs ändern, und zwar in ſenkrechter Richtung. Die Beſatzungen der gekaperten Schiffe wurden auf den Begleitſchiffen geſammelt, und wenn die Ladung voll war, an Land geſchickt. Zu den härteſten Arbeiten zählte die Kohlen⸗ übernahme auf hoher See, die oft 36—38 Stunden dauerte. Die Schiffe der Gegner ſorgten dafür, daß es der Beſatzung an nichts mangelte. Lebensmittel, Klei⸗ der, Taue, Oel, Kohlen, ja ſogar Grammophons ſandten ſie, ſo daß die harten Tage mitunter ſchön und freudig wurden. 17 feindliche Dampfer von 3000 bis 11000 Tonnen fielen der„Karlsruhe“ in die Hände und manches Milliönchen wurde ſo dem Feind entriſſen, ſo daß er alles daran ſetzte, dieſem Spuk ein Ende zu bereiten. Eine beſondere Freude und Abwechfſlung brachte der„Maple Branch“, der eine Ladung Tiere für eine landwirtſchaftliche Ausſtellung hatte, die jedoch bei den Matroſen eine andere Verwendung fanden. Der„Vandyk“ mit 10 328 Tonnen, 211 Mann Be⸗ ſatzung und 200 Fahrgäſten war wohl das wertvollſte Stück, das der„Karlsruhe“ in die Finger kam. 2 Tage und 2 Nächte dauerten die Ueberſetzarbeiten und als dann noch alles Brauchbare übernommen war, ſchoß der Koloß in die Tiefe. Doch mit des Geſchickes Nächten iſt kein ewiger Bund zu flechten und das Unglück ſchreitet ſchnell. Am 4. November abends halb? Uhr wurde durch eine Exploſion des Oelkeſſels das ganze Vor⸗ ſchiff abgeriſſen und die ſtolze„Karlsruhe“ ſank in kurzer Zeit. Der Kommandant und 261 der Tapferen, die gerade beim Abendeſſen waren, fanden den Tod. Der Reſt ret⸗ tete ſich auf das herbeieilende Hilfsſchiff„Rio Negro“. Den Untergang der„Karlsruhe“ geheim halten und zurück in die Heimat, waren nun die wichtigſten Aufgaben. Mit ſchlechtem Kartenmaterial verſehen, unkundig der Minen und Neutralitätsbeſtimmungen, traten ſie ihre Fahrt nach Norden an, um Norwegen zu erreichen. In ſelbſt genähten Kleidern und Schuhen, aus⸗ gefroren und ausgehungert, erreichten die Ueber⸗ lebenden am 29. November Aaleſund. Noch immer war die Gefahr, geſchnappt zu wer⸗ den, nicht überſtanden, doch nach vielen Schwierig⸗ keiten lief das Schiff am 5. Dezember in die deut⸗ ſche Vorpoſtenkette ein. Lange noch blieb der Untergang der„Karlsruhe“ den Engländern verborgen und lange noch herrſchte Angſt und Schrecken vor der amerikaniſchen Küſte. Nachbargebiete Um die Lokalbahn Ludwigshafen Meckenheim * Ludwigshafen, 3. Nov. Ueber die Lokalbahn Ludwigshafen— Meckenheim iſt vom Staatsminiſte⸗ rium des Aeußeren im bayr. Landtag folgende Aut⸗ wort erteilt worden:„Die Staatsregierung iſt be⸗ müht, die Beſeitigung der Dampflokalbahn von Lud⸗ wigshafen a. Rh. nach Meckenheim von Ludwigs⸗ hafen a. Rh. nach Großkarlbach zu erreichen. Es hat ſich jedoch bisher kein vollwertiger Erſatz für den von den Dampflokalbahnen betriebenen Perſonen⸗ und Güterverkehr finden laſſen. Neuerdings iſt nun der Plan aufgetaucht, daß der Perſonenver⸗ kehr von der Reichspoſt übernommen und ber Güterverkehr in irgend einer anderen Weiſe geregelt werden ſolle. In welcher Weiſe dies möglich ſein wird, kann heute noch nicht geſagt werden. Es ſind jedoch hierwegen ſeit längerer Zeit Verhandlun⸗ gen unter den Beteiligten unter Führung der Kreisregierung der Pfalz eingeleitet, die ihren Fort⸗ gang nehmen.“ Erhängt aufgefunden * Ludwigshafen, 4. Nov. Am Sonntag vormittag 7,15 Uhr wurde an einem Bauzaun eines Bau⸗ platzes Ecke Hohenzollern⸗ und Bremſerſtraße ein verheirateter 65 Jahre alter arbeitsloſer Maurer erhängt aufgefunden. Die Leiche wurde in die Leichenhalle gebracht. unbekannt. Die Motive zu der Tat ſind Beerdigung des Oberlehrers Federle * Ludwigshafen, 4. Nov. Eine in deutſchen Ste⸗ nographenkreiſen weithin bekannte Perſönlichkeit, Oberlehrer Karl Federle, Verfaſſer von ſehr ver⸗ breiteten Lehrbüchern das Gabelsbergerſchen und des Einheitskurzſchrift⸗Hyſtems, wurde am Samstag nachmittag uner Beteiligung vieler Lehrer und Ste⸗ nographen beerdigt. In ihrem Namen widmeten Stadtſchulrat Günzel und Schuldirektor Burger ſowie Studienrat Schneider für den deutſchen und Herr Scheffel⸗ Mannheim für den badiſchen Stenographenverband dem Entſchlafenen ehrende ſtachrufe. Vom Motorrad überfahren * Neuſtadt a.., 4. Nov. Der hieſige ſtädtiſche Amtsrat Guilino wurde geſtern abend, als er zu Fuß von Pfortz nach Deidesheim ging, von einem Motorradfahrer überfahren. Der Amts⸗ rat erlitt einen Unterſchenkelbruch ſowie Ver⸗ letzungen an Rücken und Kopf. Der Motorrad⸗ fahrer kam mit unbedeutenden Verletzungen davon. Ein geſtohlener Kraftwagen in Brand swW]] ⅛ê—[armſtadt, 3. Nop. Am Samstag wurde hier ein dem Zigarrenhändler Mayer gehöriger Per⸗ ſonenkraftwagen geſtohlen. Die Täter unter⸗ nahmen damit eine Schwarzfahrt und kehrten anſcheinend von der Niederramſtädterſtraße her zurück. In der Jahnſtraße entſtand ein Ver⸗ gaſerbrand, worauf die Täter den Wagen im Stich ließen. Das Feuer konnte von Paſſanten ge⸗ löſcht werden ehe die Feuerwehr eintraf. Schwer beſchädigt wurde der Wagen von der Feuerwehr nach dem Polizeiamt abgeſchleppt. Die Täter ſind noch unbekannt. Ne Tragödie der Frankfurter Allgemeinen vorm Abjthluß Wie Direktor Sauerbrey bei ſeiner Vine Ser 0 Spuren— Eine Ver (Eigener Bericht) Wie wir ſchon kurz berichten konnten, iſt der flüchtige ehemalige Direktor Sauerbrey der Frankfurter Allgemeinen durch Frankfurter und Prager Kriminalbeamte in Prag verhaftet worden. Damit iſt die polizeiliche Aktion zu einem vorläufigen Abſchluß gebommen. Es muß geſagt werden, daß die letzten Wochen für die Behörde alles andere als Ruhewochen bedeuteten. Ein Kom⸗ miſſar war ſtändig unterwegs und ſchließlich gelang es ihm, die Spur Sauerbreys über Köln ⸗Leipzig nach Prag zu verfolgen. Sauerbrey nannte ſich in der Tſchechoflowakei Heinrich Siegfried. Gemein⸗ ſchaftlich mit einem Prager Kommiſſar ſuchten die Frankfurter Beamten die dortigen Vergnügungs⸗ etabliſſements ſchſtematiſch ab. Da Sauerbrey kein tſchechiſch ſpricht, vermuteten die Kriminaliſten, daß er in den Lokalen zu finden ſei, wo hauptſächlich oder ausſchließlich Deutſche verkehren. Tatſächlich gelang es den Fahndern, Sauerbrey im ſogenannten Deutſchen Haus aufzufinden und mit ihm ins Ge⸗ ſpräch zu kommen. Er ließ ſich überreden, noch ein anderes Lokal zu beſuchen, beſtieg mit ſeinen neuen Freunden deren vor dem Hauſe wartendes Auto, und machte begreiflichevweiſe ein nicht gerade er⸗ freutes Geſicht, als ſich die beiden Herren als Kriminalbeamte entpuppten und ihn verhafteten. Sauerbrey hatte nur einen verhältnismäßig ge⸗ ringen Geldbetrag bei ſich. Recht bewegt geſtaltete ſich eine Jagd nach dem letzten der geſuchten Ehrenmänner, die in den Skan⸗ dal der Frankfurter Allgemeinen verwickelt ſind, dem Galizianer Chaim Hirſch, deſſen Aufenthalt un⸗ bekannt iſt. Die Frankfurter Kriminalpolizei erfuhr nun, daß ein ehemaliger Angeſtellter Hirſch's eine längere Reiſe beabſichtige. Die Vermutung lag nahe, daß er mit Hirſch irgendwo im Ausland zuſammen⸗ kommen wolle. Der Frankfurter Kriminalkommiſ⸗ ſar und ein weiterer Kriminalſekretär folgten die⸗ in Prag fberliſtet wurde?— Auf Hirſch's Igung mit Hinderniſſen ſem Herrn nach dem Hauptbahnhof. Aber die Ver⸗ folgung ließ ſich nicht gerade glücklich an. Der Ver⸗ folgte ſprang im letzten Augenblick auf einen abfah⸗ renden D⸗Zug nach Baſel und die beiden Fahnder ſtanden vor der Sperre. Die nun einſetzende Verfolgung erinnert an einen phantaſievollen Kriminalroman. Durch Fernſpre⸗ cher wurde ein Kraftwagen der Frankfurter Schutz⸗ polizei herbeigeordert und der Verſuch unternom⸗ men, den Schnellzug in Darmſtadt zu überholen. Mit einer Rieſengeſchwindigkeit ſauſte der Wagen nach Süden. Kurz vor dem Ziel brach ein Kugel⸗ lager, der Wagen lag feſt. Die Kriminalwache im Frankfurter Hauptbahnhof hatte den Darmſtädter Fahrdienſtleiter telephoniſch erſuchen laſſen, den Baſler Schnellzug bis zum Eintreffen Frankfurter Kriminalbeamter aufzuhalten. Mit einer Autopanne hatte aber niemand gerechnet. Nach einer gewiſſen Verſpätung mußte der Fahrdienſtleiter den Schnell⸗ zug abfertigen. Als die beiden Kriminalbeamten atemlos auf dem Darmſtädter Hauptbahnhof anlangten, war der Schnellzug bereits weg. Glücklicherweiſe ging wenige Minuten ſpäter ein anderer D⸗Zug ab, der den erſten Schnellzug fahrplanmäßig überholen mußte. Endlich gelang es den beiden Kriminaliſten, den Verfolgten wieder einzuholen. Dieſer machte den Frankfurter Kriminalbeamten die Arbeit nicht ge⸗ rade leicht. Er hielt ſich in Zürich, Luzern, Lugano auf, um ſchließlich in Mailand zu landen. Die bei⸗ den Kriminaliſten folgten ihm durch zahlreiche Cafés und Lichtſpieltheater und reiſten ſchließlich wieder mit ihm nach Deutſchland zurück. Den ge⸗ ſuchten„Hirſch“ konnten die Jäger nicht zur Strecke bringen. Bei einer ſpäteren Vernehmung in Frank⸗ furt gab der Verfolgte an, daß er lediglich eine Vergnügungsreiſe unternommen hat. Herr Chaim Hirſch wird nach wie vor von der Frankfur⸗ ter Kriminalpolizei mit Eifer geſucht. O. Schw. s Darmſtadt, 2. Nov. Am Abend des 28. Oktober wurde ein vor dem Gaſthaus Schillereck aufgeſtelltes Auto von einem Unbekannten weggefahren. In der folgenden Nacht wurde der Wagen von einer Polizeiſtreife gefunden. Der Wagen war in einer Straße ſtehen gelaſſen worden. Der Zähler wies auf, daß 50 Kilometer gefahren waren. Derartige Streiche ſind in der letzten Zeit wiederholt verübt worden.— Der Schreiner Rich. Dipping aus Beutelsbach wurde wegen zahlreicher Diebſtähle zum Nachteile ſeiner Arbeitskollegen im Zirkus Saraſſani feſtgenommen. Bei der Unterſuchung ſtellte ſich heraus, daß er auch ein vor dem Kaufhaus Ehape aufgeſtelltes Fahrrad geſtohlen hat.— In einem hieſigen Lager wurden fortgeſetzt Diebſtähle verübt. Die Polizei konnte nun die Täter, einen Mann und eine Frau auf friſcher Tat feſtnehmen. Nach Feſtſtellung des Tatbeſtandes wurden ſie wie⸗ der auf freien Fuß geſetzt. Aus Rundfunk-Programmen Dienstag, 5. November Deutſche Sender Berlin(Welle 419), Königs wuſter hauſen(Welle 1694,4) 20 Uhr: Sonaten; 21.10 Uhr: Unterhaltungs⸗ mufik; anſchl.: Beim Sechstagerennen. Breslau(Welle 325) 20.90 Uhr: S. O..⸗Mao⸗ rab ⸗Fvyn (Kraffin rettet Italia). Frankfurt(Welle 289,6) 19.30 Uhr: Schallplatten; 18 Uhr: Von Stuttgart: Konzert; 20.30 Uhr: Deutſche Welle: S. O..⸗Rab⸗rab⸗Foyn(Kraſſing rettet Italia), Hör⸗ ſpiel; 22 Uhr: Geſangskonzert; anſchl. Tanzmuſik. Hamburg(Welle 372,2) 20 Uhr: Hannover: Zweites deutſches Städtebild. Königsberg(Welle 275,5) 20 aduhr: Hörbilder aus der praktiſchen Wirtſchaft; 21.10 Uhr: Sinfoniekonzert. Langenberg(Welle 472,4) 13.05 Uhr: Mittagskonzertz 17.30 Uhr: Veſperkonzert; 20.10 Uhr: Weidmannsheil, St. Hubertus⸗Feier in einer Jagohütte. Leipzig(Welle 259,9) 19.30 Uhr: Schwarzwaldmädel, Operette in drei Akten, Kurzoper auf Schallplatten 20 Uhr: Wechſelgeſänge aus dem italieniſchen Liederbuch; 21.30 Uhr: Moderne Violinſonaten; anſchl. Danzmuſtk. München(Welle 253,9), Kaiſerslautern(W. 209,8) 12.30 Uhr: Schallplatten; 16.30 Uhr: Unterhaltungs⸗ konzert; 20.40 Uhr: Liederſtunde. Stuttgart(Welle 360,1) 12.15 Uhr: Schallplatten; 18 Uhr: Konzert; 19.30 Uhr: Vier Jahrhunderte Danzmuſißz dann Uebertragung von Königswuſterhauſen. Ausländiſche Sender Bud apeſt(Welle 550,5) 20.45 Uhr: Ung. Kammermuſißz dann Zigeunerkapelle. Daventry(Welle 479,2) 20.45 Uhr: Sinfontekonzert. Hilverſum(Welle 1875) 20.40 Uhr: Fragmewte aus dtal, Opern; dann Schallplatten. Huizen(Welle 1071,4) 20.45 Uhr: Abendkonzert. Sondon, Daventry(Welle 155,4) 20.45 Uhr: Abend⸗ konzert; dann Varieté und Tanzmuſik. Matland(Welle 500,8) 22 Uhr: Sinfoniekonzert; dann Danzfunk von Turin. Paris(W. 1724,1) 21.35 Uhr: Sappho, Operv. Maſſe net. Prag(Welle 489,2) 19.45 Uhr: Von Brünn: Funk bio⸗ graphie, dann Tanzfunk. Rom(Welle 441,2) 21 Uhr: Abendönozert; dann Tanzſunk. Motala(Stockholm)(Welle 1848,3) 21.40 Uhr: Soliſten⸗ und Orcheſterkonzert. Toulouſe(Welle 380,7) 20 Uhr: 21.15 Uhr: Konzert. Wien(Welle 516,4) 20.05 Uhr: Ernſte und heitere Muſik Zſtrich(Welle 459,4) 20 Uhr: Unterhaltungskonzert des Hausorcheſters; dann Schallplatten. Radio- Spezialhaus Gebr. Hettergott Marktplatz 6 2, 6— ſelephon 65472 f Weihnachten rückt näher! Sichern Sie ſich recht⸗ zeitig eine gute, preiswerte Rundfunkanlage. Sie iſt das ſchönſte und beliebteſte Weihnachtsgeſchenk. Laſſen Sie ſich unverbindlich unſere neueſten Geräte vorführen, es verpflichtet Sie zu nichts, eine ein⸗ zige Vorführung ſagt Ihnen alles. Wie wird das Welter? Wetter⸗Nachrichten der Badiſchen Landeswelterwarte Karlsruhe Moderne Tangos See Luft. Se r Wind druck 28— SSA ab n n s S S de Se Wee n in Ss[seis Richt. Stärke Wertbeim 11, e u. teicht balbpebeck Königsſtunl 568 77%% 2, leich Nebel Zarlsruße 12077 4 0„%„ pbhalbbedecgt Bad ⸗Bab. 216778, 8 8 5 Villingen 780 769,0 21 7 2 Nx/ 2 15 Faden e 1, 8 e ee mee aden weil.— 7723 4 8 3 dN 15 wolkig St. Blasien 78%-. 1 fi 4 Bad. Dür h.- 8 1% vbalbbedecn Die Vorderſeite der jetzt im Raume zwischen Grönland und dem Nordkap ziehenden Zyklone hak den nordöſthöchen Teil des ſchmalen Hochdruckbandes abgebaut, den Südweſtteil fedoch durch ihre rück⸗ ſeitigen Kaltluftmaſſen ſo geſtärkt, daß über Frank⸗ reich eine mächtige Antizyklone liegt. Trotzdem über Irland ſchon ein neuer Warmluftvorſtoß erfolgt, werden wir morgen unter dem Einfluſſe des hohen Druckes bleiben. Wetterausſichten für Dienstag, 5. November 1929 Bei ſchwacher Luftbewegung meiſt heiter. Früh⸗ nebel, in freien Lagen meiſt Nachtfroſt, tagsüber milder. 5 Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat November Rhein Pegel 3031 1 2. 4 Neckar ⸗ Pegel 81 1. 2 Baſel Ge 580 20 i S ſaterinſei 0 80011, 081.1008] Mannheim.10.35 2572.52 Sahl.7627.252 422,080 Jagſtfeld 0000,00 0,80,06 Maxau 3,483.70.893.930.92 Mannheim 2,02.12.48.58.58 Taub 1 091.1211914.58 Köly 0 86 0 88.89.88.16 Chefredakteur: Kurt§1 5 Berantwortli gen für Politik: H. A. Meißner— Feuilleton: Dr. S. Kommunalpolitik und Letobes! Richard 80 Fafefb ee 5 2 Vermiſchtes: Willy Mülker— Handelgtell: Kurt Ehmer Gericht und alles übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mit⸗ e 18 5 7 55 517 annheim— 12 rucker erleger: Druckerei Dr. Haas, Neue Mann a G. m. b.., Mannheim, R 1,—6 i Schluß des redaktionellen Teils Geſchäftliche Mitteilungen * Adler⸗Kundendienſt⸗Schecks jetzt in ganz Deulſchland und auch im Ausland gültig! Die Ad lerwerke, die mit ihren Kundendienſt⸗Schecks eine auch von amerkkaniſchen Fachleuten als vorbildlich anerkannte Einrichtung ge⸗ troffen haben, geben bekannt, daß die Kundendienſt⸗Schecks, oͤie zur koſtenloſen Inanſpruchnahme des Inſpektions⸗ und Pflegedienſtes berichtigen, nicht nur im Wohnbezirk des Be⸗ ſitzers Geltung haben, ſondern überall, bei jeder Adler. vertretung im Inland wie im Auslande präſentiert wer⸗ den können. Es iſt erfreulich zu hören, daß es deutſcher Inittative vorbehalten war, dieſe muſtergültige Einrichtung zu ſchaffen. S¹²⁴ Abend- Ausgabe Montag, 4. November 1929 Vorkampf Vaden⸗Pfalz- Württemberg Baden⸗Pfalz verliert:10 Dem Boxklub Gelbſtern Karlsruhe ſcheint es vorbehalten zu ſein, den Boxſport in der badiſchen Landes⸗ hauptſtadt neu zu beleben und ihm einen größeren Anhang zu verſchaffen. Dies ließen ſchon die bisherigen wohl⸗ gelungenen Kampfabende des ſehr rührigen Vereins er⸗ kennen und es war daher verſtändlich, wenn ihm die Durch⸗ führung des Länderkampfes übertragen wurde. Die Vor⸗ bereitung und Organiſation wurde dann auch der Bedeu⸗ tung der Veranſtaltung in jeder Weiſe gerecht und die Städtiſche Ausſtellungshalle war bis auf den letzten Platz beſetzt, als die beiden repräſentativen Mannſchaften ſtür⸗ miſch begrüßt, den Ring betraten. Dadurch, daß allein vier Rahmenkämpfe den Auftakt bildeten und faſt ſämtliche Kämpfe über die volle Diſtanz gingen, wurde es 571 Uhr, als ſich das letzte Paar trennte. Der auf 9 Uhr feſtgelegte Beginn war ſchließlich die eigentliche Urſache, wenn es ſo ſpät wurde. Die Zuſchauer nahmen dies aber gern in Kauf und harrten bis zuletzt aus, denn ſie wurden durch die her⸗ vorragenden Leiſtungen und ſpannenden Kämpfe der Län⸗ derbegegnung reichlich entſchädigt. Wie vorauszuſehen war, gelang es der badiſch⸗pfälziſchen Vertretung nicht, die kampf⸗ ſtarke Mannſchaft aus dem Schwabenlande zu ſchlagen. Im Fliegen⸗ und Leichtgewicht fielen die Punkte im voraus an Württemberg, da Lang⸗Freiburg und Rummel⸗Karlsruhe je 1½ Pfund Uebergewicht auf die Waage brachten. Lang hätte aber auch bei regulärem Gewicht gegen Grammenz⸗ Stuttgart verloren, während von Rummel auch ohne Ueber⸗ gewicht ein Punktſieg gegen Themerer zu erwarten ge⸗ weſen wäre. Die fünfte Begegnung hätte unter normalen Vorausſetzungen leicht unentſchieden endigen können, wenn man den für Baden⸗Pfalz im Schwergewicht zu Unrecht ge⸗ gebenen Punktſieg nicht berückſichtigt. Drei Siege für Württemberg, ein Sieg für Baden⸗Pfalz und ein Unent⸗ ſchieden ſind das Ergebnis dieſer traditionell gewordenen Jänderkämpfe. Die erſte Begegnung fand am 29. Auguſt 1925 in der Feſthalle des Ebertparkes in Ludwigshafen ſtatt, in welcher am folgenden Tag der D. A. S. V. bei ſeinem erſten Länderboxkampf gegen die Schweiz einen ſchönen Sieg feiern konnte. Der 6. Kreis(Württemberg) konnte damals gegen die erſatzgeſchwächte Mannſchaft des 4. Krei⸗ ſes(Baden⸗Pfalz), der gegen die Schweiz einige ſeiner beſten Leute abſtellen mußte, einen glücklichen Sieg errin⸗ gen. Die zweite Begegnung(1927 in Stuttgart) ſah den 4, Kreis mit:7 ſiegreich. Das dritte Treffen im Mai 1928 im Mannheimer Stadion brachte mit:8 ein unentſchie⸗ denes Ergebnis, die vierte Begegnung im Februar 1929 in Eßlingen und die fünfte am Samstag in Karlsruhe ſah wiederum Württemberg mit:7 bezw. 10:6 in Front. Die Veranſtaltung in Karlsruhe mit ihren 12 Kämpfen ſtellte das Kampfgericht vor keine leichte Aufgabe. Die Kämpfe wurden von Erezeli⸗Mannheim als Ringrichter fachlich und ſicher geleitet, während Joſt und Rombach von Karls⸗ ruhe und Kirn und Kußmaul von Stuttgart als Punkt⸗ richter aſſiſtierten. Die Rahmenkämpfe Im gemiſchten Gewicht lieferte der an Größe und Gewicht ſtark benachteiligte Seeger⸗B. K. Gelbſtern Karlsruhe einen ſchönen Kampf; er führte alle drei Run⸗ den durch klare Treffer und ſicherte ſich einen Punktſieg Über ſeinen Klubkameraden Medier, der einen unfertigen Eindruck machte, aber trotzdem keine ſchlechte Figur abgab. Im Leichtgewicht zeigten Schmalz und Wieland 2, beide vom Gelbſtern Karlsruhe, anſprechende Leiſtungen auf Diſtanz. Schmalz hatte etwas mehr von ber ſportlichen Auselnanderſetzung und wurde knapper Punktſteger. Im gemiſchten Gewicht ſetzte der an Gewicht und Größe ſtark überlegene Rahäuſer⸗B. K. Gelbſtern Karls⸗ ruhe ſeinem Klubkameraden Rombach derart zu, daß die Sekundanten Rombachs das Handtuch warfen und ſo für ihren Schützling in der 2. Runde den Kampf aufgaben. Im Halbſchwergewicht bemühte ſich Reis⸗B. K. Gelbſtern 5 ſeinen wild angreifenden und ſinnlos schlagenden Gegner Wieland 1 vom gleichen Klub zu bogen und da ein ſportlicher Kampf trotz Ermahnung des Mingrichters nicht zuſtande kam, ſchickte er beide ohne Entſcheidung in der 1. Runde aus dem Ring. Der Länderkampf Fliegengewicht: Lang⸗Freiburg— Grammenz⸗Stuttgart. Nach lebhaftem Schlagwechſel gab Lang noch vor Ablauf der 1 Runde überraſchend die national bewertete Partie auf, ſo ſeinem Gegner, der bis dahin im Angriff diktierte, zu einem billtgen Erfolg verhelfend⸗ Bantamgewicht: Heitzmann⸗Freiburg— Schepperle⸗ Stuttgart. Sch. ließ den kleinen tapferen H. nicht zum Nahkampf kommen. Sch. nützte ſeine Größe und Reich⸗ weite aus, landete links, rechts auf Diſtanz, war ſchneller und beherrſchte infolgedeſſen auch jede Situation, die H. oft in Bedrängnis ſah. Gegen Ende der 2. Runde mußte H. auf dem Rückzug ſeines Gegners viel einſtecken, ohne aber auch nur eine Spur von Erſchütterung zu zei⸗ gen. In der 3. Runde kam., der immer wieder zum Angriff überging, etwas auf, ſodaß dieſe Runde knapp an Sch. fiel, der einen klaren, aber auch hart erkämpften Puunktſteg erzielte. Starker Beifall wurde dem Sieger, wie Unterlegenen zuteil. Im Federgewicht ſtanden ſich in Schillinger⸗Freiburg und Ströbele⸗Stuttgart zwei an Härte ebenbürtige Gegner gegenüber. In ſtetem Angriff und bei lebhaftem Schlag⸗ wechſel verſuchten beide Vorteile zu erzielen. Man ver⸗ mißte aber dabei den genauen Schlag und auch an Technik gab es wenig zu ſehen. Immerhin zeigte Sch., der mehr dom Kampfe hatte, techniſch beſſere Leiſtungen. Er erhielt einen einſtimmigen Punktſieg. Leichtgewicht: Rummel⸗Karlsruhe— Theuerer⸗Stutt⸗ gart. Der wegen Uebergewichts von Rummel national aus⸗ getragene Kampf war mit einer der ſchönſten des Abends. In flottem Tempo bearbeiteten ſich beide auf halber Di⸗ ſtanz, wobei der Karlsruher, der beiödhändig einen aus⸗ geprägten Haken ſchlägt, mehr ins Ziel kam. Der routi⸗ nierte Th. ließ ſich den Kampfſtil ſeines Gegners, den er yfelleicht auch unterſchätzt hat, aufzwingen. Rummel, ein hoffnungsvolles Talent, hatte ſich einen knappen, aber ver⸗ dienten Punktſieg geſichert, der viel umjubelt wurde. Im Weltergewicht offenbarte Haas⸗Stuttgart ſein her⸗ vorragendes Können gegen Ochotzki⸗Freiburg, der in ſeinen Kampfhandlungen zu langſam war. O. kam zu wenig An⸗ griffsaktionen und der wendige, ſchnell ſchlagende H. gab ihm zu einem Volltreffer keine Gelegenheit. O. ſchlug viel vorbei, während H. wegen zu tiefen Abduckens zweimal er⸗ mahnt wurde. Sieger nach Punkten Haas. Mittelgewicht: Kahrmann⸗Karlsruhe— Fröſchle⸗Stutt⸗ 1 5 Der ſchlagharte K. brachte links und rechts gut pla⸗ erte Schläge an den Mann, die aber den ebenſo harten F. icht erſchüttern konnten. K. war techniſch und taktiſch nicht auf der Höhe und verpaßte manche günſtige Gelegenheit. Der Stuttgarter wurde beſonders beim Schlagwechſel ſei⸗ nem Gegner recht gefährlich. K. mußte ſich wider Erwarten mit einem knappen Punktſieg begnügen. 8 7 Halbſchwergewicht: Kreimes⸗Mannheim— Bauer⸗Stutt⸗ gart. Die beiden erſten Runden zeigten einen techniſch ſchönen, aber auch äußerſt harten Kampf zweier gleichwer⸗ tiger Gegner. In der 3. Runde ließ K. wieder mal nach und ging oft in den Clinch, während Bauer, der einmal wirkungslos und unbeabſichtigt tief getroffen hatte, einen Punktſieg erzielen konnte. Schwergewicht: Seiler⸗ Emmendingen— Dannenhauer⸗ Stuttgart. S. leiſtete ſeinem erfahrenen Gegner nicht nur großen Wibderſtand, ſondern er ging auch bei jedem Schlag⸗ wechſel mit, der ihn vermöge ſeiner überragenden Größe und Reichweite verſchiedentlich in Vorteil ſah. Dieſes ge⸗ ringe Plus dürfte jedoch für einen Punktſieg von S. nicht gereicht haben, jedenfalls wäre ein Unentſchieden, das auch den Leiſtungen von D. entſprochen hätte, am Platze geweſen. N.. Hockey Mannheimer Turn⸗Geſellſchaft gewömnt den Klubkampf gegen Turn⸗ u. Fechtklub Ludwigshafen mit 10:0 Punkten und 13:1 Toren. MTG. 1.— TG. Ludwigshafen 1.:0 Der Mannheimer Hockey⸗Betrieb wird von Sonntag zu Sonntag reichhaltiger und intereſſanter. Er läßt augen⸗ blicklich an Lebhaftigkelt nichts mehr zu wünſchen übrig. Zwei alte Gegner, MTG. und TFC. Ludwigshafen, trafen ſich am Sonntag auf dem Platz der MTG. im Schloß⸗ garten. Der Klubkampf wurde von Mannheim ſicher und überlegen mit obigem Reſultat gewonnen. Das größte Intereſſe wurde dem Treffen der 1. Mannſchaften entgegengebracht. Die Mannheimer Mannſchaft legte ein Spiel hin, das erſtklaſſig zu nennen iſt. Die geſamte Mannſchaft war den Ludwigshafenern, was Technik und Taktik anbetrifft, vollkommen überlegen, beſonders in der 2. Halbzeit, in der Ludwigshafen ſelten über die Mittel⸗ linie kam. Das Reſultat wäre noch höher ausgefallen, wenn dem Ludwigshafener Torwart nicht einige Male das Glück zur Seite geſtanden hätte. Auch wurden zwei Tore von dem Ludwigshafener Schiedsrichter nicht an⸗ erkannt. Einmal ließ er, obwohl der Ball die Torlinie bereits überſchritten hatte, weiterſpielen das andere Mal pfiff er im Augenblick des Torſchuſſes ab und gab eine Strafecke, die dann verſchoſſen wurde. Die Siegermann⸗ ſchaft iſt jetzt ſo eingeſpielt, daß ſich ſämtliche Mann⸗ ſchaftsteile glänzend zuſammenfinden. Die Außenſtürmer, die ſonſt das Schmerzenskind der Mannſchaft waren, ſpielten ſehr gut. beſonders der Linksaußen fiel angenehm auf. Sie wurden jedoch noch durch den Innenſturm über⸗ troffen, der durch ſeine Schnelligkeit verblüffte und durch raſche Kombinationszüge das gegneriſche Tor immer wie⸗ der in Gefahr brachte. Eine große Ueberraſchung war Pfiſterer auf Halblinks. der ſich ſcheinbar wieder ſeiner Höchſtform nähert. Die Läuferreihe ſpielte wie aus einem Guß und ließ die TiyC.⸗Mannſchaft gar nicht zur Ent⸗ faltung kommen. Beſonders der Mittelläufer Bechtold, ſowie der rechte Läufer Beck zeigten techniſche Glanz⸗ leiſtungen. Die Hintermannſchaft, in der der rechte Ver⸗ teidiger, Dr. Diekmann, durch ſeine Sicherheit auffiel, hatte nicht viel zu tun. Das wenige erledigte ſie zufrie⸗ denſtellend. Bei Tip. war die Läuferreihe ziemlich ſchwach. Darunter hatte auch der Sturm ſehr zu leiden, der nicht die nötige Unterſtützung fand. Die Hinter⸗ mannſchaft war gut, beſonders der Torwart hielt einige ſchwere Schüſſe hervoragend. Ihm hat es die Mann⸗ ſchaft zu verdanken, daß das Torverhältnis nicht höher ausfiel. Der rechte Verteidiger ſpielte zeitweiſe ſehr hart und gefährlich, was den guten Eindruck den die Mann⸗ ſchaft machte, etwas herabminderte. Von Beginn an legten beide Mannſchaften ein ſehr ſcharfes Tempo vor Bald jedoch ſchälte ſich eine leichte Ueberlegenheit der Mannheimer heraus. Kurz vor Halb⸗ zeit mußte dieſer ſich ſedoch geſchlagen bekennen. Nach ſchöner Kombination brachte der Mittelſtürmer Mann⸗ heims durch ſcharfen Schuß ſeinen Verein in Führung. In der zweiten Halbzeit fiel Ludwigshafen dem Tempo zum Opfer. Die Mannſchaft wurde in ihre Hälfte eingeſchnürt und kam nur noch ſelten vor das gegneriſche Tor. Durch zwei weitere Tore von Halblinks und Mittelſtürmer wurde der Sieg ſichergeſtellt. MTG. 1b— TFC. 1b68:0 MTG. 2— Tec 2:0; MTH. Damen— Tc. Damen:0: MTG. Jugend TC. Jugend 211. H. * Oeſterreichs Hockeymeiſter in Berlin geſchlagen BHC.— WA.:0 Der Wiener Athletik⸗Club, Oeſterreichs Hockeymeiſter, war am Samstag in Berlin mit zwei Mannſchaften Gaſt des Berliner Hockey⸗Clubs. Die Wiener lieferten in der erſten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel, machten aber durch ihr vieles und überlautes Reklamieren einen ungün⸗ ſtigen Eindruck. Nach der Pauſe konnte dann der BHC., der bei dieſem Spiel nicht in beſter Verfaſſung war, mit zwei Treffern einen verdienten Sieg ſicherſtellen. Auch im Spiel der Reſervemannſchaften blieb Berlin mit:1 (:1) Treffern Sieger. Augby Der Deutſche Rugbymeiſter in Frankfurt Sportelub 80 Frankfurt— Viktoria Hannover:14(:8) Die Rugby⸗Fünfzehn des SC. 80 Frankfurt hatte ſich für Sonntag die Meiſtermannſchaft von Viktoria Hannover verſchrieben. Beide Mannſchaften lieferten ſich einen großen Kampf, der mit einem verdienten Sieg der Hannoveraner endete. Schon von Anfang an zeigte ſich, daß die von dem Internationalen Meyer geführten Norddeutſchen härter, ſchneller und ſicherer arbeiteten, als die, namentlich im Gedränge verſagenden Frankfurter Stürmer. Es holte Millberg II. jeden Ball weg und wenn auch Viktoria in den erſten 45 Minuten vorerſt in der Haupt⸗ ſache zerſtörend arbeitete, war es dennoch offenſichtlich, daß der Frankfurter Hintermannſchaft keine Angriffsmöglich⸗ keit vom Gedränge weg übrig blieb. Auch von der Gaſſe her kam nur ſelten ein Ball zu den Dreipierteln von 1880, die von den ſchnell herauſtürzenden Viktorig⸗Spielern ſo⸗ fort gefaßt und geworfen wurden. Ein zuverläſſiges Effet eines Kicks war die Urſache zum überraſchenden Führungsverſuch der Frankfurter durch Haux. Ein Straftritt von Friedrich brachte den Ausgleich. Viktoria ging nun zu immer erneuten Angriffen über, bei Verbandsſpiele der Kreisliga Anterbaden Amieitia Viernheim— Phönix Mannheim 10. Heddesheim— Käfertal 20. 1913 Mannheim— Germania Friedsrichsfeld:3. Fendenheim— F. V. Weinheim 611. Der Sonntag brachte in Viernheim eine wichtige Vor⸗ entſchetdung. Hier konnten die glücklicheren Platzherren einen ſehr wertvollen Sieg erringen und ſich erfolgreich an der Tabellenſpitze behaupten. Ueberraſchend kommt die:2⸗Nieberlage von Friedrichsfeld bei 1918 Mannheim, der hohe:1⸗Erfolg der Feudenheimer gegen Weinheim. In Viernheim wurde ein recht wechſelvoller Kampf zweier etwa gleichwertiger Gegner in vorletzter Minute durch ein unglückliches Eigentor eines Gäſteverteidigers zu deren Ungunſten entſchieden. In dem von Glöckner⸗Pir⸗ maſens ſehr gut geleiteten Kampf zeigten beide Mannſchaf⸗ ten recht anſprechende Leiſtungen, ſodaß vielleicht ein Un⸗ entſchieden auch gerecht geweſen wäre, So verlief vor allem die erſte Halbzeit vollkommen ausgeglichen, nur fehlte Phönix zeitweiſe die nötige Unterſtützung durch die Läufer⸗ reihe. Späterhin kann zwar Viernheim etwas überlegen ſpielen, aber die Abwehr der Gäſte zeigt ſich den Situatio⸗ nen durchaus gewachſen, während der Angriff des öfteren mit ſchnellen Vorſtößen äußerſt gefährlich werden kann. In vorletzter Minute fällt aber doch die Entſcheidung, ein Ver⸗ teidiger der Gäſte will einen Ball mit dem Kopf abwehren, trifft ihn aber ſo unglücklich, daß er über den Torwart hinweg den Weg ins Netz nimmt.— Käfertal unterlag einem eifrigeren Gegner, zumal ſein Mittelläufer einen recht ſchwachen Tag hatte. Dies verhalf den Platzherren zu⸗ nächſt zu einer geringen Ueberlegenheit, die auch ein Tor durch den Mittelſtürmer, der eine Flanke von rechts ver⸗ wandelte, zur Folge hatte. Nach dem Wechſel wird zwar Käfertal leicht, kann aber die ſichere Abwehr der Platzherren nicht überwinden, während Heddesheim durch. einen Elfmeter den Sieg mit einem zweiten Tor endgültig ſicher ſtellen kann.— Obwohl die Gäſte aus Friedrichsfeld während der ganzen erſten Halbzeit weit mehr vom Spiel hatten, konnten ſie doch keinen entſcheidenden Vorſprung erringen, da der Torwart der 1913er ganz ausgezeichnet wehrte. Friedrichsfeld kommt zwar durch Heitzler in Füh⸗ rung, aber ein Strafſtoß verhilft den Platzherren zum Aus⸗ gleich. Wieder iſt es Heitzler, der dann Friedrichsfeld er⸗ neut in Front bringt, aber nochmals kommt 1913 zum Aus⸗ gleich und dann gar zu einem knappen, unerwarteten Sieg. — Feudenheim ſpielte gegen Weinheim in ganz großer Form. Die Platzherren hatten vor allem kurz vor der Pauſe und dann wieder nach dem Wechſel ausgezeichnete Leiſtungen zu bieten vermocht. Obwohl Weinheim die Führung erlangen konnte, glückte doch Feudenheim nach einer halben Stunde der Ausgleich. In ſchneller Folge brachten die letzten fünf Minuten der erſten Halbzeit noch weitere zwet Tore. Nach dem Wechſel ſtellte Weinheim um, was ſich nur nachteilig auswirkte. Feudenheim kam durch ſeinen Halbrechten zu zwei weiteren Toren und kurz vor Schluß durch Elfmeter zum ſechſten Erfolg. Spiele Punkte Viernheim 8 14:2 Phönix Mannheim 7 11:8 0 7 925 riedrichsfeld N:5 Weinheim 9 5 628 eddesheim 7 628 I Maden 9211 3 aunheim 7:11 „ 1513 1 2 Vorderpfalzkreis Revidia Ludwigshafen— Pfalz Ludwigshafen:8 F. V. Speyer— 1903 Ludwigshafen:3 1914 Oppau— 1904 Ludwigshafen:1 V. f. B. Oggersheim— S. Fr. Landau:1 A. S. V. Ludwigshafen F. V. Frankenthal:1 abgb. Phönix Ballheim— Viktoria Herxheim:3 V. f. L. Neuſtadt— Arminia Rheingönheim 62. * Im Vorderpfalzkreis iſt man es ſchon bald e daß jeder Sonntag ſeine Ueberraſchungen bringt. Au diesmal wurden wieder beide Bezirk. ligiſten geſchlagen, wodurch Speyer und vor allem 1904 Ludwigshafen nach⸗ gerade die einzigen Anwärter auf die Meiſterſchaft blei⸗ ben. Ueberraſchend kommt auch die Niederlage von Herx⸗ heim beim Neuling Bellheim, ſowie der hohe 62 ⸗Sieg des anderen Neulings aus Neuſtadt über Rheingönheim. In Ludwigshafen gab es bei dem A. S. V. einen Spiel⸗ abbruch, der wohl für Frankenthal noch unangenehme Folgen haben dürfte. In Oppau hatte der Tabellenführer ſehr hart zu kämpfen, um ſchließlich zu einem knappen:1 Sieg zu kommen. Oppau zeigte faſt während des ganzen Spieles eine leichte Ueberlegenheit, die auch der flinke Sturm der Gäſte nicht wettzumachen vermochte. Aber die Gäſte kämpf⸗ ten glücklicher und kamen ſchon bald nach Beginn durch Eigentor eines Verteidigers der Platzherren zum einzigen und ſiegbringenden Tor.— Pfalz Ludwigshafen ſcheint ſeinen Lokalgegner Revldia zu leicht genommen zu haben und mußte das mit einer weiteren Niederlage recht bitter bütüßen. Den Ausſchlag gab die entſchieden beſſere Läufer⸗ reihe der Platzherren, während dieſer Mannſchaftsteil bei Pfalz verſagte. So konnten die ſehr eifrigen Platzherren nach einem:2 durch Elfmeter noch vor dem Wechſel die Führung erlangen, die ſie auf:2 auszudehnen vermoch⸗ ten. Pfalz konnte zwar ein Tor aufholen und auch bis Schluß überlegen bleiben, aber zum Ausgleich reichte es nicht mehr.— Auch 1903 mußte ſich eine weitere Nieder⸗ lage gefallen laſſen. Die Gäſte hatten zwar eine Ot:i⸗ Führung und lagen auch beim Wechſel noch mit 28 in Front, aber Speyer gleicht ſpäterhin aus und kommt durch ſeinen Mittelſtürmer zum Sieg, während 1908 einen Elf⸗ meter nicht verwandeln kann und gar noch zwei Spieler verliert, die wegen unfajren Spiels des Platzes ver⸗ wieſen werden.— In Bellheim mußte Herxheim nach an⸗ fänglicher:1⸗Führung den energiſchen und eifrigen Platz⸗ herren mit:8(:1) Sieg und Punkte laſſen.— Beim A. S. V. Ludwigshafen verſchuldete Frankenthal einen Spielabbruch. Nach gleichwertigen Leiſtungen trennte man ſich bei Halbzeit mit:1. Nachher wurde ein Spieler der Gäſte des Feldes verwieſen, ein zweiter folgte, worauf auch die übrigen vom Feld gingen.— Oggersheim ver⸗ dankt ſeinem Torwart Bauer dieſes Unentſchieden, denn die Gäſte lieferten eine gute, teilweiſe überlegene Partie, konnten aber den vorzüglichen Schlußmann der Einheimi⸗ ſchen nur ein einziges Mal bezwingen und mußten ſich mit dem:1 zufrieden geben. denen die Halbs Reinhard und Illing eine führende Rolle ſpielten. Erſterem gelang auch eine Ueberrumpelung der Frankfurter Hintermannſchaft bei einem Fünf⸗Meter⸗ Gedränge. Nach der Pauſe ſtand das Ergebnis 628 zu Gunſten der Hannoveraner. Die zweite Spielhälfte wurde mit einem, durch Vor⸗ wurf eingeleiteten Angriff der Gäſte eröffnet. Leipprand ſtoppte ihn aber bravuriös ab. Doch vom folgenden Fünf⸗ meter⸗Gedränge aus kam es wieder zu einem Verſuch für Viktorta. Gleich darauf durchlief Hannovers geſamte Drei⸗ viertelreihe im Paß das Feld und Nieber nahm Leipprand abwehrend ins Mal. Die ſchwierige Erhöhung gelang fa⸗ mos. Viktoria führte mit 14:8. Der einſetzende Endſport der Frankfurter brachte vorübergehend nach beiderſeitigen Flügelvorſtößen einen Verſuch 3255 die Bockenheimer. Dann hatte Viktoria wieder bis zum Schluß die Iniative, ohne daß ſich an dem Ergebnis etwas änderte. Jußball ee Fußballgeſellſchaft 1918s Mannheim— Germanig Friedrichsfeld:8(:2) Auf dem Mannheimer Phönixplatze trafen ſich am Sonntag die beiden Mannſchaften zu einem flotten tem⸗ peramentvollen Kampfe. Friedrichsfeld gewann das Tref⸗ fen verdient infolge der größeren Ausdauer; trotzdem oft der Ausgleich nahe lag, vermochten die 1918er in der letz⸗ ten Kampfphaſe Erfolge nicht mehr zu erzwingen und mußten ſich ehrenvoll 372 geſchlagen bekeunen. In ziem⸗ lich verteiltem Feldſpiele verſtreichen die erſten 20 Minu⸗ ten. Dann jedoch haben die Germanen ein leichtes Plus und gehen durch den Mittelſtürmer in Führung. Hierauf fängt Lembach im 191 ger Tor einen Bombenſchuß Grafs gut ab. Schöne Durchbrüche der Fußballgeſellſchaft führen vorläufig zu keinem Ergebnis, da deren Torſchuß zu ſchwach iſt. Eine Flanke des Rechtsaußen ſendel dieſer unhaltbar in die obere Ecke zum Ausgleich ein 121. Im Gegenſtoße wehrt Lembach in kritiſcher Situatlon zur Ecke, die zu einer nochmaligen führt, dann aber endgültig ge⸗ klärt wird. Wiederum erringt Friedrichsfeld durch ſeinen Mittelſtürmer die Führung; durch Handelfmeter von H. Rohn verwandelt, erfolgt der Ausgleich für 1913. Halb⸗ zeit:2. Sofort nach Wiederbeginn droht den Mannhei⸗ mern ein Strafſtoß gefährlich zu werden, doch der Mittel⸗ läufer, im Tor ſtehend, klärt die gefährliche Situation. Friedrichsfeld erhält alsdann einen Elfmeter, der Ball prallt an der Latte ab— im Aus. Graf nimmt einen Ball von rechts auf und läuft mit ihm ins Tor 322 für Friedrichsfeld. Durch dieſen Erfolg angeſpornt, zieht Friedrichsfeld mächtig los und iſt größtenteils in der annheimer Hälfte zu finden. Der Kampfgeiſt der 1913er flaut etwas ab, der Sturm verſieht ſo manches Tor durch kopfloſes, zerfahrenes Spiel. Lembach im Tove hat reich⸗ lich zu tun, erwehrt ſich aber tapfer der ſtürmiſchen An⸗ griffe. So endete das faire Treffen, von Tuchert⸗Heidel⸗ berg gut geleitet mit dem:2⸗Siege der Germanen. ms. Turnerfußball T. V. 1846 Mannheim— D. J. K. Neckarſtadt:0 Auf dem Turn⸗ und Spielplatz des T. V. Mannheim v. 1846 ſtanden ſich die erſten Mannſchaften der D. J. K. Neckarſtadt und des Platzinhabers zu einem Freundſchafts⸗ ſpiele gegenüber. Nach einem flotten Spiele, das wirklich den Charakter eines Freundſchaſtsſpieles hatte, konnten die Turner mit eiem:0⸗Sieg den Platz verlaſſen. Ein Unentſchleden hätte dem Spielverlauf eher entſprochen. Die Gäſte pflegen ein ſchnelllles, flaches Spiel, wobei be⸗ ſonders ihre Stürmerreihe Trägerin desſelben iſt. Auch die Hintermannſchaft konnte ſehr gut gefallen, wogegen die Läuferrethe etwas abfällt. Bei den 1840ern waren die Hintermannſchaft und Läuferreihe, trotz Erſatzes, gut auf dem Damm. Der Skurm fand fich gegen ſonſt nicht ſo recht zuſammen. Er hatte aber die beſſeren Torchancen für ſich. Nach anfänglichem energiſchen Drängen der Gäſte bekam das Spiel einen ausgeglichenen Charakter; ßeiner Partei gelang es, bis zur Pauſe erfolgreich zu ſein Am Anfange der zweiten Halbzeit das gleiche Bild, wobei allerdings den 184fern nach flottem Durchſpiel der Siegestreffer gelang. In den letzten Minuten drängten die D. J..lex leicht, doch war ihnen jeder Erfolg verſagt geblieben. Mit dem Schiedsrichter Ries von 1846 waren beide Mannſchaften ſehr zufrieden. Jahn Neckarau— T. V. Neuſtadt:1. Jahn Neckarau II— TV. Frieſenheim II 211. Handball Handball⸗Meiſterſchaftsſpiele im. San Während drei der Aufſtiegsklaſſenſpiele im Maum⸗ heimer Gau einen flotten und ſchönen Verlauf nahmen, endete leider das vierte in Viernheim, wo Germania Mannheim gegen den Ortsverein geſpielt hat, mit einem Mißton, da es vorzeitig durch den Schiedsrichter aus bis jetzt noch nicht bekannten Gründen abgebrochen wurde. Das Zuſammentveffen des Tabellenerſten und Tabellen⸗ dritten endete mit einem überlegenen Sieg der Turn. gemeinde Ketſch, die bei der Pauſe ſchon mit fünf Toren im Vorſprung war. Im weiteren Treffen blieb der T. B. Sandhofen knapper Sieger über den T. V. Hockenheim. Das dritte Spiel der 1846er erſten Elf mit der IB⸗Mann⸗ ſchaft iſt wohl weniger von Bedeutung, es endete nach torreichem Verlauf mit:4 für die erſte Mannſchaft. Tbd. Viernheim— Germania Mannheim 9121 labgebr.) Tade. Ketſch—.V. Seckenheim:2(621) T. V. 1846 1— T. V. 1846 IB:4(:1 T. V. Sandhofen— T. V. Hockenheim:2(:). In den anderen Klaſſen ſind nachſtehende Ergebniſſe zu vermerken: -Klaſſe: Th. Viernheim II— Töd. Germanka II 221. Badenia Feudenheim 1— T. V. Seckenheim II 120. T. V. Waldhof— T. V. 1846 IIa:2. T. V. 1846 IIB— Jahn Neckarau II:0. Tade. Ketſch II— T. V. Kirrlach II 128. Tade. Käfertal I— Tg. Oftersheim I 90. Jugend: Badenia Feudenheim— T. V. Seckenheim:2. T. V. Sandhofen— T. V. 1846:8. T. V. 1846 8— Jahn Neckarau 4186. Tade. Ketſch— T. V. Kirrlach 920. Tade. Käfertal— T. G. Oftersheim:0. allen⸗Tennis⸗Klubkampf Aesbaben gegen Mannheim Mannheim gewinnt:1 Zur Eröffnung der Hallen⸗Spielzeit fand am Sonntag in der neuerbauten Wiesbadener Tennishalle ein Klub⸗ wettkampf zwiſchen dem Teunisklub Mannheim, vertreten durch Dr. Buß und St. Oppenheimer und dem Wies⸗ badener Tennis⸗ und Hockey⸗Club, vertreten durch die Altmeiſter Froitzheim und Kreuzer. Sämtliche Spieler befanden ſich in ſehr guter Form, die Beſchaffenheit des Platzes deſſen Bodenbelag ſich von den Plätzen im Freien in keiner Weiſe unterſcheidet, war ausgezeichnet. Von den beiden Einzelſpielen gewannen Wiesbaden und Mannheim je eines. Das Doppelſpiel in welchem die guteingeſpielte Mannheimer Kombination Buß⸗Oppenheimer gegen Frottz⸗ heim Kreuzer nach hartumkämpften örei Sätzen ſiegreich blieben, brachte die Entſcheidung zu Gunſten Mannheims. Die Ergebuiſſe: Froitzheim ſchlägt Buß 614, 715. Oppenheimer ſchlägt Kreuzer 621,:8. Gr. Vereine Spiele Punkte 1904 Ludwigshafen 9 17:1 FV. Speyer 9 158 Frankenthal 8 12˙4 AS Ludwigshafen 8 11.5 Pfalz Ludwigshafen 9 10˙8 1903 Ludwigshafen 9 9˙9 Viktoria Herxheim 9:0 Oppau 9:10 VfR. Oggersheim 9 810 Rheingönheim 9 8˙10 Vfe. Neuſtadt 9.13 5 5 8 2 Revidia wi en R gshaf 5 147 SFr. Landau 5 5 5 5 5 5 4 5 ee ſchlagen Froitzheim Kreuzer 7a, 7 . Montag, den 4. November 1929 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 512 8 Roman von Reinhold Eichacker Morlan wurde ſofort durch zwei Kellner empfan⸗ gen, welche den Auftrag hatten, ihn zu einem der hinteren Tiſche zu führen, an dem Hans Jenſen ſchon auf den Freund wartete. Helga war überraſcht, Jenſen nicht allein anzu⸗ treffen. Sie ſah ſchon von weitem, daß er in Ge⸗ ſellſchaft eines noch jüngeren Herrn ſaß, deſſen Ge⸗ ſicht ihr oberflächlich bekannt vorkam. „Weiß nicht, wer es iſt,“ meinte Morlan im Gehen, auf ihren fragenden Blick.„Er ſagte mir nichts. Ach ſo, jetzt erkenne ich ihn. Tattenbach iſt es. Der bekannte Autorennfahrer. Haſt ſicher ge⸗ hört von ihm?“ Sie nickte flüchtig und ging ruhig weiter. In dieſem Augenblick hatten die Herren ſie auch ſchon bemerkt. Hans Jenſen ſtand auf und ging Helga entgegen. Sein Blick hing gebannt an der fremden Erſcheinung. Sein für alle Schönheit entflammtes Herz ſprach aus ſeinen großen unruhigen Augen. Mit kurzen Worten ſtellte Morlan vor. Die plötz⸗ liche Lebhaftigkeit Jenſens, das aufgeregt Fahrige all ſeiner Geſten, hatte für Helga zuerſt leichte Ko⸗ mik, doch feſſelte ſie ſeine geiſtvolle Stirne und die ſcharfe, kräftig gebogene Naſe. „Im Grunde ſind Männer nichts, als große Kin⸗ der,“ dachte ſie heimlich, und kam ſich faſt alt vor bei dieſer Begrüßung. Um ſo ſtärker empfand ſie den Gegenſatz dieſer drei Männer bei Tattenbachs Handkuß. Sein Gruß war gewandt, überlegen, ge⸗ ſchmeidig. Faſt ein wenig ſpöttiſch, in ſeiner Be⸗ wußtheit. Man fühlte den frauenumworbenen Welt⸗ mann, den Mann der Geſellſchaft. Etwas wie ein leiſer Widerſtand regte ſich in Helga gegen die Sicherheit ſeines Benehmens, in der ſie Vertraulich⸗ keit ſah, die ſie ſcheute. Doch ſchalt ſie ſich ungerecht, da er korrekt blieb. Nur blieb etwas Werbendes in ſeinen Blicken. Mehr, als in den Worten. „Ich hoffe, in Ihrem Kreiſe nicht etwa zu ſtö⸗ ren,“ ſagte er höflich.„Jenſen ſprach nur von Mor⸗ lan. Ich konnte nicht ahnen, daß auch eine Dame und eine Berühmtheit—“. Sein ernſtes Geſicht ver⸗ mochte das Spöttiſche nicht zu verbergen, doch ſchien Helga dieſen Ton zu überhören. Mit wenigen Fra⸗ Jenſen ſah mit Bedauern und Neid, wie der au⸗ dere die ſchöne Frau ganz in Anſpruch nahm, von ihm ſelbſt fortzog. Er ärgerte ſich, daß er Tatten⸗ bach, den er ganz zufällig traf, an den Tiſch geholt hatte. Er wurde nervös, wenn man ihm nicht die Aufmerkſamkeit ſchenkte, nach der er ſich ſehnte. Zerſtreut gab er Antwort, wenn Morlan ihn fragte. Sein Blick irrte immer von Neuem zur Seite, wo Helga mit Tattenbach ſaß, deſſen ſichere Art des Erzählens ihm heute faſt weh tat. Er fühlte ſich ihm innerlich überlegen und mußte ihm doch als Geſellſchafter weichen. Eine leichte Mißſtimmung gegen Helga ſtieg in ihm auf, weil ſie dieſem Blen⸗ der ſo wehrlos ins Garn ging. Da drehte ſich ihm Helga intereſſiert zu. „Morlan erzählte mir, daß Sie einen Film ge⸗ ſchrieben haben. Einen Bergfilm, nicht wahr? Darf man Näheres hören.“ Morlan trank Tattenbach zu, um ſein Lächeln dadurch zu verbergen. Das verblüffte Geſicht Tatten⸗ bachs, der ſich ſo plötzlich vereinſamt ſah, reizte ſein Zwerchfell.„Wie ein Bittſteller, deſſen Audienz plötzlich gekürzt wird“, dachte er heimlich und lächelte über die Freude des Dichters, der über die Teilnahme Helgas beglückt war. Er brauchte die Menſchen, um von ſeinem Schaffen erzählen zu können. Es regte ihn an, gab ihm neue Ideen, hob ihn ſprechend über ſich ſelber hinaus. Und Helga war Meiſterin in ſolchem Lauſchen, und in der Be⸗ lebung. In ihren großen tiefgründigen Augen fand Jenſen die Anregung, die er ſich wünſchte. Ihr Schweigen und Hören erſchien ihm beredt, gab er ſich ſelbſt die Antwort. Immer wußte Helga mit we⸗ nigen Worten zu leiten, zu reizen, den Dichter zu neuen Gedanken zu führen. „Sehen Sie, gnädiges Fräulein“, ſagte er eifrig — das war mein Gedanke—: Die Welt dieſer Gletſcher, der Gipfel und Abgründe neu zu beleben. Die Feindſchaft des Ewigen, Zeitloſen, Großen, Ge⸗ waltigen und des Vergänglichen, Kleinen der Menſchheit da unten, im Kampf der Natur, der Ge⸗ walt zu beweiſen. Die Ewigkeit einzufangen, im Spiegel der Zeit. Einbruch des Künſtlichen, Hohlen, gen hatte ſie das Geſpräch an ſich geriſſen. leriſch, ſicher. Durch dieſe Fragen zwang ſie den Sportsmann, von ihr abzulaſſen, ſprechen. Von ſeinen Erfolgen, Erlebniſſen, Plänen. Vom Reiz eines Rennens, von ſeinen Gefahren. von ſich ſelbſt zu Spie⸗ i 5 2 175 F 5 175 55 5 Vermſetd gen Im Zentrum der Stadt gelegene Zimmer-Wohnung mit Bad und ſonſtigem zu vermieten. Preis A erforderlich. Angebote unter O T 61 an die Ge⸗ ſchäftsſtelle bieſes Blattes. 41 Zubehör per 1. Januar 160.—. Dringl.⸗Karte 94 5 Zimmer Küche, Bad, Manſarde, groß. 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Witwe, 37 Jahre, ſucht einen treuen Freund. nicht unt. 40., zwecks ſpät. Heiraf Zuſchr. unt. M H 107 an die Geſchſt. 4158 iſt ganz hohler Weltmann. Gern hat er es ja nicht übernommen. Ihm liegt der Charakter nicht, ſagt er,— na, recht mag er haben. Doch, was ſoll man machen? Ich brauche ſeine Skikunſt, den Namen, na alſo.— Wo war ich— was ſagte ich— richtig— er trifft alſo oben die Kleine, das Bergmädel, liebt ſie, verläßt ſie, iſt nur Epiſode— ne kleinere Rolle — das Publikum wills nun mal haben im Film Handlung, Spannung muß drin ſein. Natur nur, genügt nicht. Man will alſo Liebes⸗Geſchichten, und Liebe—“. „Möchten Sie ſie im Leben miſſen?“ warf Helga ein. Der Dichter ſah auf, unterbrach ſich verlegen. „Nein. Warum—? ach ſo, ja— natürlich nicht.“ „Alſo“— entſchied ſie gelaſſen—„dann hat ja das Publikum recht. Es will Wahrheit. Warum machten Sie die Frauenrolle übrigens zur Neben⸗ rolle? Verzeihen Sie, wenn ich ſo anmaßend bin, vor Ihnen, als Fachmann,— als Dichter.“ „Oh, bitte,“ fiel er ihr ſofort in die Rede.„Was wollten Sie ſagen? Es iſt mir ſehr wertvoll.“ „Ich habe die Empfindung, als ob die menſchliche, die ſeeliſche Handlung,— alſo auch die Liebeshand⸗ lung beſonders ſtark ſein müßte, um nicht von der Gewalt der Natur, von ihrer ſchweigenden Hand⸗ lung erdrückt zu werden. Nicht des Publikums we⸗ gen,— des Kunſtwerkes wegen. Daß dieſe Men⸗ ſchenhandlung organiſch herauswachſen müßte aus dieſer Umgebung. Hier Bergvolk, Naturvolk, dort Großſtadt, Verſuchung.“ „Ja, ja— ganz gewiß— ausgezeichnet—l und weiter?“ In Jenſens durchgeiſtigten Augen war Grübeln Er ſtrich mit den Händen nervös über's Tiſchtuch, ein Brotſtück verkrümmelnd. Dabei hing ſein Blick an den Lippen des Mädchens. Helgas Wangen hatten ſich leicht gerötet. Sie war hinreißend ſchön. Alles lebte und flammte in ihrem Geſichte. Die drei Männer hielt ein gemeinſamer Bann, aus verſchiedenem Urſprung. In Tattenbachs lüſternem Blick war ein Staunen, wie vor etwas Fremdem, das er noch nicht kannte. Morlan fühlte faſt körperlich ein heißes Weh, wenn er Helga ſo anſah. Er hätte ſich hinwerfen mögen vor ihr, hier im Saale. Den Kopf in dem Schoße des Mädchens vergraben, und weinen— ſtumm weinen— vor Sehnſucht und Leiden—. Als hätte Helga etwas von ſeinen Gefühlen ge⸗ ahnt, richtete ſie ihren Blick kurz auf Morlan und nickte ihm zu. Stumm, vertraut, heimlich grüßend. Es war nur ein Augenblick. Dann ſprach ſie weiter. „Sie haben jetzt die Frauenrolle als Nebenrolle geſchrieben. Herr Thorleiv muß eine Rolle ſpielen, die ibm gar nicht liegt. Warum machen Sie es nicht chens, machen Sie ihn doch zum Sohn dieſer Berge, zum Kind der Natur, ihrer Kraft, Reinheit, Größe. Zu ihm kommt die Großſtadt und ihre Verſuchung — verkörpert nicht in einem Manne— im Weibe. Kein Ladenmädchen,— nein,— eine Schönheit der falſchen Welt, die ihm noch fremd iſt. Verführeriſch, hinreißend, unheilvoll tötend. Perſonifizierte Ver⸗ ſuchung.— Das iſt dann natürlich keine Nebenrolle mehr, iſt Trägerin einer betörenden Handlung, au. der dann die Bergwelt ihr großes Konzert ſpielt. Von der ſie ſich abhebt. Aus der ſie heraus wächſt. Hans Jenſen ſaß ſtumm, wie berauſcht,— in den Augen ein Leuchten. Seine Hand, die das Glas ge⸗ faßt hielt, zitterte heftig. Ein Tropfen des Rotweins lief lautlos den Rand hinab, über die Hand auf's damaſtene Tiſchtuch.— Er merkte es gar nicht. Seine Lippen bewegten ſich, ohne zu ſprechen. Dann ſprang wilde Freude aus den blauen Augen. Er ſchaute die anderen an, wie ein Sieger. f „Jetzt hab' ich's! Jetzt hab' ich'!“ rief er aus⸗ gelaſſen.„Das war's, was mir fehlte! So wird es gemacht,— ja genau ſo, nicht anders. Die Frau als Verſucherin— Stümper ich! Dämlack! Das nicht ſelbſt zu finden!— Und Thorleiv als Berg⸗ ſohn,— als Herrſcher der Gletſcher,— im Schnee aufgewachſen— na, der wird ſich freuen! Die Rolle iſt ihm ja jetzt wie angeboren! Kinder, Kinder! Das wird erſt ein Film jetzt! Ich ſchreibe die Choſe ſchon morgen noch einmal.“ Er nahm Helgas Hände und ließ ſie gleich wie⸗ der, in ſcheuer Beſchämung, ob dieſer Vertrautheit. „Gnädiges Fräulein— Sie wiſſen nicht, was Sie mir gaben! Sie find die geborene Muſe der Dichter.“ „Es iſt ihre Eigenart,“ änderte Morlan,—„daß jeder ſie als ſeine Muſe fühlt. Was er auch ſein mag.“ i „Er hat Recht,“ dachte Tattenbach, der ſich auf ein⸗ mal ſehr überflüſſig am Tiſche vorkam, ſeitdem Helga ſich nurmehr mit Jenſen befaßte. Die drei Herren tranken ſtill auf Helgas Ge⸗ ſundheit. Sie ſenkte den Kopf mit der lächelnden Anmut, die Morlan ſo liebte. Die Linie der Schul⸗ ter, des Halſes, der Wangen ſchien in dieſer Nei⸗ gung vollendet verſchmolzen. Gedankenvoll ſtellte der Dichter das Glas auf den Tiſch. Er war ernſt geworden. „Ja— meinte er endlich—„das iſt nun ne Sache. Nun wird alles anders. Nun habe ich plötz⸗ lich'ne weibliche Rolle, ne Hauptrolle, Kinder. Wer ſpielt nun die Frau, was? Da liegt ſchon der Haken. Morlan, an wen würden Sie da denken? Sie kennen doch alle. Die Bergner, die Dagover, Lya de Puttt, die Porten— kommt alles doch gar nicht tn Frage. Ganz andere Typen. Wahrhaftig, ich weiß nicht—“ (Fortſetzung folgt) Vum in die Ferne ſchwoifen? Süddeutschland iſt berühmt für dle fachgerechte Herſtellung guter Sigaretten. Durch Jahrzehnte hat Oberſt- Süddeutschlands gute Fünfer= in Ehren beſtanden. In einem ganz modernen Fabri⸗ kationsbetrieb wird ie hergeſtellt, und zwar in der ausgeſprochenen Geſchmacksrichtung des ſüd⸗ deutſchen Nauchers. Deshalb ſollte auch jeder Süd⸗ deutſche, der bisher fremde Marken rauchte, prüfen, ob ihm dle heimiſche Induſtrie nicht Ebenbürtiges, wenn nicht gar Beſſeres bletet. Und wenn er dies feſtgeſtellt hat, warum in die Ferne ſchweijen... Sieh, das Gute LAN * 25 zur Beamtenbank⸗Inſolvenz Schon 1927 gewarnt Zum Zuſammenbruch der Bank für deutſche Beamte eEmbc., Berlin, macht der Deutſche Genoſſenſchaftsver⸗ band folgende Mitteilungen: Die Bank für deutſche Be⸗ amte iſt im Laufe des Jahres 1926 Mitglied der Reviſions⸗ verbandes gewerblicher Genoſſenſchaften zu Berlin gewor⸗ den. Obwohl die Notwendigkeit einer geſetzlichen Reviſion nach dem Genoſſenſchaftsgeſetz erſt nach Ablauf von zwei Jahren gegeben war, fand ſchon im März 1927 eine außer⸗ ordentliche Reviſion der Bank durch den dem Deutſchen Genoſſenſchaftsverband angeſchloſſenen Reviſionsverband ſtatt. Die Revtſton nahm die ungewöhnliche Zeit von 21 Tagen in Anſpruch. Bei der Reviſion ergaben ſich ſchwerſte Verfehlungen. Die wurden in einer eingehenden Be⸗ ſprechung mit Vorſtand und Aufſichtsrat erwähnt und u. a. die Bed engung geſtellt, daß die bisherigen leitenden Di⸗ rektoren der Bank, die beiden Brüder Weber und der Vor⸗ ſitzende des Aufſichtsrates, Dr. Rothſcheidt, ſofort ih Poſtens enthoben würden. Der Vorſitzende des Aufſichts⸗ rates wies dieſe Forderung brüsk zurück. Um der jetzt unvermeidlichen neuen Reviſion des Reviſionsverbandes zu entgehen, trat die Bank aus dem Reviſionsverband aus und ſchloß ſich dem Reichsverband der Landbund⸗Genoſſen⸗ ſchaften an, der die Bank ohne Rückfrage bei dem Deut⸗ ſchen Genoſſenſchaftsverband aufnahm. Der Reviſionsver⸗ band des Deutſchen Genoſſenſchaſtsverbandes hatte damit alle geſetzlichen Maßnahmen eines Einſchreltens erſchöpft. Der Vorſitzende des Aufſichtsrates trägt jedenfalls für die großen Verluſte der Bank die Hauptverantwortung. Der Deutſche Genoſſenſchaftsverband iſt und bleibt im Verein mit ſeinen Reviſionsverbänden bemüht, nicht nur durch zweijährige, ſondern fährliche und öftere Rev ſion die Ge⸗ . der angeſchloſſenen Genoſſenſchaften zu über⸗ wachen. Verein für Zellſtoff-Induſtrie AG Verlin Wieder 10 v. H. Dividende— Weſentliche Produktions⸗ steigerung Das Unternehmen bringt für das am 30. Juni 1929 beendete Geſchäftsjahr, wie bereits gemeldet, wieder Vertei⸗ lung einer Dividende von 10 v. H. auf die Stammaktien und von wieder 8 v. H. auf die VA. in Vorſchlag. Der Bruttogewinn erhöhte ſich auf 2249 900(1979 660) J, dagegen erforderten allgemeine Unkoſten 1140 319(978 646) Mark und Abſchreibungen 442 856(492 887). Es ver⸗ Hlelbt ein Reingewinn von 734(654 086) l, wobei der Vortrag aus dem Vorjahr in Höhe von 93 814/ zu Herückſichtigen iſt. Nach Abſetzung der Divüdende und der ſatzungsgemäßen Tantieme des Auſſichtsrats ſollen 49 139/ vorgetragen werden. Nach dem Bericht des Vorſtandes ſtieg die Produk⸗ ton von 32 Millionen Kg. Zellſtoff im Vorjahr auf rund 97 Millionen Kg. und von 11 Millionen Kg. Papier auf 12 Millionen Kg. Trotz allen Abſatzes der erhöhten Pro⸗ duktion ſtieg das Gewinnergebnis nicht im gleichen Ver⸗ hältnis, weil die Herſtellungskoſten wiederum er⸗ heblich gewachſen ſind, ohne daß die Verkaufspreiſe er⸗ höht werden konnten. Das Ergebnis wurde ferner durch die zum 1. Okt. vergangenen Jahres durchgeführte Frach⸗ tenerhöhung ſtark beeinträchtigt. Auch die un⸗ gewöhnliche Froſtperiode des vergangenen Winters wirkte ſich ungünſtig aus. Eine Aufbeſſerung der Zelluloſepreiſe könnte Punter dem Druckder Auslands konkur⸗ renz nicht Hurchgeſetzt werden. Erſt in den letzten Mo⸗ naten hat ſich die Marklage für ungebleichten Sulſfitzellſtoff iwternatiomal erheblich gebeſſert uns die Preiſe haben ſtei⸗ gende Tendenz eingeſchlagen. Daher war es möglich, we⸗ nigſtens für das zweite Halbjahr 1929 eine kleine Erhöhung ber Zelluloſepreiſe durchzuführen. Dagegen gaben die Preiſe in der Papieräinduſtrie auf der ganzen Linie weiter nach, da eine Verſtändigung zwiſchen den Erzeugern noch nicht möglich war. In der Bilanz zeigen Außenſtände eine geringe Er⸗ höhung auf 1 988 683(1 889 692) /, dagegen Bankguthaben einen geringen Rückgang auf 2051 144(2 128 505) 4. Vor⸗ rüte ſind mit 1641 901(1 271.815)/ bewertet. Anderer⸗ ſeits ermäßigten ſich Verbindlichbeiten von 1652 626 auf 1 164 151 l. In den erſten Monaten des neuen Geſchäftsjahres iſt das Unternehmen voll beſchäftigt geweſen. Die Verwaltung hofft auch diesmal ein günſtiges Ergebnis er⸗ Rielen zu können. * Auch der Name„Württembergiſche Vereinsbauk“ ver⸗ ſchwindet. Bekanntlich wurde vor den Verſchmelzungsver⸗ fammlungen des Dedi⸗Konzerns von uns wie auch von nahezu alten intereſſierten Wirtſchaftskreiſen der Wunſch Der Deuiſche Genoſſenſchafts⸗Berband ſihlenkontrolle durch Scheuer? Scheuer⸗Konzern und Getreidehaudels⸗Geſellſchaft Für den beabſichtigten Austauſch von Vor⸗ ſtands mitgliedern zwiſchen der Deutſchen Getreide⸗ handelsgeſellſchaft und der Getreide⸗Induſtrie⸗ und Com⸗ miſſions AG. wurden Direktor Kozuſzek von der Ge⸗ treidehandelsgeſellſchaft und Direktor Hirſch von der Getreide⸗Induſtrie⸗ und Commiſſions⸗AG. genannt. Es war weiterhin in Ausſicht genommen, einen Genoſſen⸗ ſchafter in den Vorſtand beider Geſellſchaften zu delegieren. Hierzu wird uns von zuſtändiger Stelle des Reichs ⸗ ernährungsminiſteriums mitgeteilt, daß die Verhandlungen zwiſchen beiden Geſellſchaften noch ſch we⸗ ben, aber weder nach der einen oder anderen Seite als abgeſchloſſen gelten können. Trotz des Wunſches für einen beſchleunigten Abſchluß ſei mit einer baldigen Erledigung der Frage noch nicht zu rechnen. Unterrichtete Kreiſe fra⸗ gen ſich, ob die für die Stützungsaktion der Ge⸗ treidehandelsgeſellſchaft erforderlichen Mittel, die aus den Zinsgewinnen des bekannten 30 Milltonen⸗Reichs⸗ kredits und aus einem im Etat des Reichsernährungs⸗ miniſteriums vorgeſehenen Betrage von 3,75 Mill.„ zur Verfügung ſtehen, ſchon nöllig aufgebraucht ſind oder aus welchen Fonds eytl. weitere Stützungsverſuche unternommen: nen. An den zuſtändigen Stellen 8 zu erfahren. Der größte Teil der von der Getreidehandelsgeſellſchaft zum Zwecke der Stützung ange kauften Mengen iſt an die Getreide⸗Induſtrie⸗ und Commiſſions⸗AG. für Ex⸗ portzwecke weiter verkauft worden. Auf Anfrage beſtätigt uns die Getreide⸗Induſtrie⸗ und Commiſſions⸗AGG., daß der größte Teil der Erxportware, die die Getreidehandelsgeſell⸗ ſchaft angekauft hat, über ſie geleitet wurde; da ſie ein privat⸗wirtſchaftliches Unternehmen ſei, habe ſie ſelbſtver⸗ ſtändlich an dieſen Geſchäften verdient. Es wird ferner von ihr beſtätigt, daß Verhandlungen über den Austauſch von Vorſtands⸗ und Aufſichtsratsmitgliedern geführt wer⸗ den, aber noch nicht zum Abſchluß gelangt ſeien. r wach Erhaltung der alten angeſehenen Namen der hieſigen Bankinftitute laut, wobei auf das Beiſpiel in Württemberg verwieſen wurde, wo die Firmenbezeichnung der Stuttgarter Filiale der Deutſchen Bank„Würtbembergiſche Vereins⸗ bank“ bei der Fuſion vor 5 Jahren Perhalten g war. Ob es nun die Kritik aus anderen Dandestei oder ob es rein zweckmäßige Ueberlegungen bew Bezeichnung„Württembergiſche Vereinsbank“ wird nun⸗ mehr auch verſchwinden. Statt deſſen trägt die Stuttgartet Filiale der fuſionierten Banken ab 1. November die Be⸗ zeichnung„Deutſche Bank u. Disconto⸗Geſellſchaft Filtale Stuttgart.“ OAuffſichtsratsſitzung der J. G. Farben verſchoben.(Eig. Dr.) Nach unſeren Informationen iſt die zum 9. Nov. an⸗ gekündigte AR.⸗Sitzung der J. G. Farbeninduſtrie um 14 Tage auf den 23 d. M. verſchoben worden. Offen⸗ bar kann zu dem urſprünglich vorgeſehenen Termin Ge⸗ heimrat Schmitz von ſeiner Amerikareiſe zur Berichterſtat⸗ tung über den Erfolg ſ einer Reiſe noch nicht zurück ſein. Andere Gründe dürften für die Verſchtebung der Sitzung nicht maßgebend ſein. Mindeſteus wieder 15 v. H. Dividende bei der Deut⸗ ſchen Linoleum⸗Werke.G. Berlin. Bei der Geſellſchaft hat der befriedigende Geſchäftsgang im laufenden Jahr wetter angehalten. Die Geſellſchaft ſei zufriedenſtellend beſchäftigt. Für das Geſchäftsjahr 1929 dürfte eine Divi⸗ dende von mindeſtens wieder 15 v. H. zur Vertei⸗ lung gelangen. 2: Osnabrücker Kupfer⸗ und Drahtwerke in Osnabrück. — Vorjahrsdividende. Der Aufſichtsrat beſchloß, der Generolverſammlung am 25. Nov. vorzuſchlagen, aus dem nach Abſchreibungen in Höhe von 406 502(419 924) 4 ver⸗ bleibenden Reingewinn von 766 058(828 736) 1 für das am 90. Juni 1929 abgelaufene Geſchäftsfahr 192829 eine Dividende von wieder 6 v. H. zu verteilen und den Reſt von 190 058& auf neue Rechnung vorzutragen. O Aquila A. G. für Handels⸗ und Induſtriennterneh⸗ mungen Frankfurt a. M.(Eig. Dr.) Nach unſeren Infor⸗ mationen wird der AR. der GV. am 23. d. M. für 1928/29 auf 6 Mill. 1.⸗K. wieder eine Dividende von 6 v. H. aus gegenüber dem Vorjahre wenig verändertem Reingewinn (448 865%) vorſchlagen. Falls der Austauſch durchgeführt wird, ſo würde der Fall eintreten, daß Mitglieder eines auf privat⸗wirt⸗ ſchaftlicher Grundlage aufgebauten Unternehmens Ein⸗ ſicht in diejenigen Kontrollmaßnahmen haben, die die Getreidehandelsgeſellſchaft im Auftrage der Reichsregie⸗ rung nach 88 1 u. 2 der Beſtimmungen zur„Durch⸗ führung des Geſetzes über die Verwendung von In⸗ landsgetreide“ vom 20. Juli d. J. durchzuführen hat. Die Geſchäftsleitung der Getreide⸗Induſtrie⸗ und Com⸗ miſſions⸗AG., zu der eine Reihe von Mühlen gehören, würde ſich alſo in dieſem Falle über die ausgeführten Kontrollen bei den anderen Mühlen laufend orientieren können. * Der Großhandel zu den Roggenverhandlungen des Scheuerkonzerns Der Reichsverband des Deutſchen Groß⸗ und Ueberſee handels hat an den Reichsernährungs⸗ miniſter Dr. Dietrich nachſtehendes Telegramm gerichtet: „Wie wir hören, werden gegenwärtig Verhandlungen ge⸗ führt, um zwiſchen der Deutſchen Getrelde⸗Handelsgeſell⸗ ſchaft und dem Scheuerkonzern eine enge Verbindung her⸗ zuſtellen. Das Ziel dieſer Verhandlungen ſoll offenbar ſein, die Ausſchließlichkeit bei den Umſätzen der Ge⸗ treide⸗Handelsgeſellſchaft für den Konzern ſicherzuſtellen. Nicht nur der deutſche Getreidehandel, ſondern der geſamte deutſche Handel ſieht in dieſen Beſtrebungen eine außer⸗ ordentliche Gefahr für die Schaffung eines tatſächlichen privaten Roggenmonovols mit öffentlichen Mitteln. Wir geſtatten uns die Aufmerkſamkeit des Herrn Reichs⸗ ernährungsminiſters auf dieſe Zuſammenhänge eindring⸗ lich zu lenken und bitten die Anberaumung mündlicher Verhandlungen, bevor in dieſer Angelegenheit irgend welche entſcheidenden Bedingungen dortſeits zugelaſſen werden. Der Reichsfinanzminiſter, der Reichs wirtſchafts⸗ miniſter, die preußiſche Reſſorts und die Fraktionen des deutſchen Reichtages ſind entſprechend erſucht worden“. eee RI e * Vorausſichtlich wieder 8 v. H. Dividende bei der Elektrizitätswerk Schleſten.⸗G. Wie der BBC. meldet, fand dieſer Tage eine Auſſichtsratsſitzung dieſer zur Geſfürel⸗Gruppe gehörenden Geſellſchaft ſtatt, in der laufende Angelegenheiten zur Verhandlung ſtanden. Wie der BBC. weiter erfährt, verläuft das Geſchäftsjahr 1929 bisher den Erwartungen entſprechend, ſodaß voraus⸗ ſichtlich mit der Verteilung einer Dividende von wieder 8 v. H. gerechnet werden kann. * Zahlungseinſtellung in der ſüddeutſchen Textilindu⸗ ſtrrte. Die Wieſentaler Weberei Hermann Aretz Söhne in Lörrach⸗Stetten hat, wie„Die Textil⸗Woche“ erfährt, die Zahlungen eingeſtellt und das gerichtliche Vergleichsverfahren beantragt. Den Paſſiven in Höhe von 397 266/ ſtehen freie Aktiven nur in Höhe von 134 298/ gegenüber. Die Firma beabſichtigt, eine Vergleichsguote von etwa 32 v. H. Die Schwierigkeiten werden zurückgeführt auf größere Verluſte an Außenſtän⸗ den ſowie auf die für den Abſatz von Schirmſtoffen in den letzten Jahren, beſonders in dieſem Sommer und Herbſt außerordentlich ſchlechten Konjunktur. * Vyrläufige Stillegung der Firma Gebr. Zoeppriz? Müt Rückſicht auf die geplante Reorganiſation innerhalb der Betriebe der Firma Gebr Zoeppritz ſieht ſich dieſe gezwungen, einen Antrag auf Stillegung bei dem Handels⸗ und Gewerbe⸗Aufſichtsamt Stuttgart einzureichen. Dieſe Maßnahme, die durch die in dem Geſetz ausgeſprochenen, teilweiſe ſehr langen Kündigu n notwendig wird, iſt jedoch nur als eine vorlä de a ſehen, da nach wie vor die Abſicht beſteht und verfolgt wird, den Betrieb nach Möglichkeit aufrechtzuerhalten. * Erweiterung der neuen Zement J. Der vor kurzem zum Zwecke der Betriebsverbilligung abgeſchloſſene Freund⸗ ſchaftsvertrag zwiſchen der Norddeutſchen Portlandzement⸗ fabrik AG., Han nover⸗Misburg, und den Wunſtorfer Port⸗ landzementfabriken AG., Hannover Wunſtorf, iſt auch auf die„Misburger Portlandzementſabrik Kronsberg Ac. aus⸗ gedehnt worden, deren ſämtliche Atien ſich im Beſitz der Norbdeutſchen Portlandgementſabriben befinden. * Kulmbacher Rizzi⸗Brän AG., Kulmbach. Der AR. be⸗ ſchloß, der HV. die Verteilung einer Dividende von wiederum 14 v H. auf die StA. vorzuſchlagen. Wiederaufnahme der Dipidendenzahlung erneut in Ausſicht geſtellt Auf Antrag eines unter Führung der Berliner Handels⸗ geſellſchaft ſtehenden Konſortiums ſind 25 Mill. 1 neue Stammactien der Harpener Bergbau⸗AG. zum Berliner Börſen handel zugelaſſen worden. 10 Will. däeſer Artien wurden ſeinerzeit von der GB. vom 11. 6. 29 ge⸗ ſchaffen und werden zu einem Bezugskurſe von 150 v. H. zugunſten der National City Bank in Newyork zur Verfügung gehalten, während 15 Mill. Actien aus der Kapitalerhöhung vom 21. April 1928 ſtammen, die teils zum Umtauſch gegen Teilſchuldverſchreibungen dienen, teils für das Bezugsrecht aus der 29er Dollaranleihe zu⸗ rückgeſtellt wurden. Im Proſpekt wird für 1929 die Wiederaufnahme der Dividenden zahlun⸗ gen in Ausſicht geſtellt, wenn bis zum Schluß des Ge⸗ ſchäftsjahres beine Rückſchläge eintreten. Bekanntlich wurde bereits Mätte Februar dieſes Jahres Pim Proſpekt für die Amerika⸗Anleihe die Wiederaufnahme der Dividendenzah⸗ lung für 1929 angekündigt. * Mindeſtens Vorjahrsdividende bei der Stuttgarter Bäckermühlen AG. Die Geſellſchaft teilt uns mit, daß der Geſchäftsgang ein normaler, und mit der Verteilung einer Dividende zum mindeſten in Höhe des Vorjahres zu rechnen iſt, ſofern nicht unvorhergeſehene Ereigniſſe ein⸗ treten ſollben. * Herabſetzung des Diskontes in Ungarn. Der Generalb⸗ rat der Ungariſchen Nationalbank hat den Diskontſatz von 8 auf 7,5 v. H. herabgeſetzt. * Die neuen Zinsſütze der Seehandlung. In Anpaſſung an die Entwicklung der Geldmarktlage und mit Rückſicht auf die von der Reichsbahn vorgenommene Diskontermi⸗ Bigung hat die Preußiſche Staatsbank(See handlung) ihre ſämtlichen im Verbehr mit Banken und Bankiers geltenden Haben und Sollzinsſätze um 7 v. H. herabgeſetzt. Die Ab. gabe von unverzinslichen preußiſchen Schatzanweiſungen mit ömonatiger Laufzeit erfolgt an die Banken zu einem Diskowtſatz von 8 v. H. nominell, d. h. wegen Vorauszaß⸗ lung der Zinſen efſektiv 8 v. H. * Einſchränkung der deutſchen Eiſeneinfuhr.— Probuk⸗ tionseinſchränkung bei der Ig. noch nicht offiziell be⸗ ſchloſſen. Die F. Z. erfährt aus Lille, daß die definitive Einſchränkung des Produktionsprogrammes der Inter⸗ nationalen Rohſtahlgemeinſchaft mit eiwer Ermäßigung der monatlichen Exportquote der deutſchen Werke evtl. wird verbunden ſein. Die Frage wurde in Paris angeſchnitten, doch nicht endgültig geregelt. wie Überhaupt ein offizieller Kartellbeſchluß über die Produktionseinſchränßungen noch nicht vorzuliegen ſcheint. Man nimmt an, daß ſich die deutſchen maßgebenden Inſtanzen noch über Exportermäßi⸗ gun aussprechen wollen. «Leichter Rückgang der 5 8 Großhandelsſtandzahl. Die auf den Stichtag des 30. Oktober berechnete Groß⸗ handelsſtandzahl des Stat. Reſchsamtes iſt gegenüber der Vorwoche(137,0) um 0,4 v. H. auf 136,5 ͤ zurückge⸗ gangen. Von den Hauptgruppen iſt die Standzahl für Agrarſtofſe um 0,8 v. H. auf 180,2(191,2) geſunken; die für induſtrielle Rehſtofſe und Halbwaren hat um 0,2 v. H auf 130,5(190,8) nachgegeben. Die Stand⸗ zahl für induſtrielle Fertigwaren weiſt mit 156,5 keine Veränderung auf. Berliner Mefiallbörse vom 4. November 1929 Kupfer Blei Zink bez. Brief] Geld] bez. Brief Geld ez. J Brief Geld Januar.„138,50 138. 1 44, 5044,27 l—.— 48 50 42,.— Februar]—.— 148.75 138.—,— 44,80 44 25—.— 48.50 42.50 März 1.75 139.— 188 75—.504425—.—.50 47.50 April.. 139,25 138 75—,— 44,50 44,25—.— 44.42.50 Mai—.— 139.75 1389.25—.— 4,50 44.25—.— 4,.50 Juni—.— 139,80 19,25—.— 44.59 44.50—— 44,80 42,50 Juli., 135,75 189,25—— 44.7 44,25—,— 44.50 42,50 Auguſ—, 189,50 1.2, 44,75 44.25—.— 4450 43— Sept.— 139,30 189.25—— 44.75 44,25—.—.75 43.78 Okiober. 189,75 139.75 139,50 44,75 44,50—.— 45.— 33 75 Nov.—— 147.50 135.0—.— 45.— 4,—— 4275 42.25 Dezemb. 137,50 136.— 187 50. 64,50 44,25—.— 48.— 41,50 Elettrolytkupfer, prompt 170,— Antimon Regulus 43,87,— Orig. Hütten ⸗Alumi iumſ190.— Silber in Barren, per eg 68.— 69,75 del. Walz⸗, brahtbarren184,.—[Gold, Freiverkehr, 10 gr., Hüttenzinn, 9 v.).—[Platin, dto. 1 gr 8—1 Reinnickel, 8 59 v. 5. 380,—] Preiſe(ohne Edelmetalle) für 100 Kg 8 Londoner Mefallbörse vom 4. November 1929 Metalle in E pro To, Silder Unze 2,(1370 fein ſtand), Platin Unze g Kupfer, Standard 78, 0 ginn, Standart 182,0 Aluminium 95,— 9 Monate 70.95 4 Monate 185,2 Antimon 52.50 Settl. Preis 70,45 Settl. Preis 182.0 Queckſilber 28,75 Elektrolyt 84,— Banka 193% Platin 18,50 beſt ſelec ed 75.75 Straits 186.2 Wolframerz 36.— ſtrong ſheets 110,0 Blei, ausländ. 22 90 Nicke 175.0 Eltwirebars 84.—[Zink, gewöhnlich 22,25 Weißblech 18.85 8— 2 ie Aktien un! Auslandsanlelhen in Prozenten 2 4. 3 2 54. 2 4. N 22 N Im + 1 Un ck Bremer Wolle 160,0 187,0 Hirſchberg Leber 92,75 96,— Schudert& Salzer 286.5 238,5 W. del Stücke-Notlerungen in Mark je Stück gf 0 9. 0 1 7 5 0 eſteregelnulkal. 216,0 218,8 urszettel de an% 5 5 8 5 5. 8 0 66, 25 Hohenlohe.— 88.— 8 N— ing⸗Cement 5 5 Manndelmer kttektenbörse enge 5 Bi lz 28 e., Lg l f. Pr ea ae 258 8 eee dee aeg 8 88.8 r le 48 680 Len 3 önix Bergbau 107, rau o. Lock. 46,.— 46,— Seilinduſt. Wolff 58,.— 58,.— 4%„ Bagd.⸗Eiſ.! 7,65 7,70. 2 3 Ses rumpf. ſener Metall 88.50 89,.— 6˙ N 2— 4 5 2. 4 2 Sübd. Zucker 1807 154,5 425 15 5 5 11.70.65 Sbem. Heyden„69,15 67/85 Siemens KHalske 314.0 311] Wittener Guzſt..—.— 77% Hab. St.-A. 2 78.— ec k. Sellind. ee den Rheinſtahl 109,7 100,2 Lechwerke 104—.— 4%„ unif. Anl. 11,90 12,.— Chem. Gelſenk. 67, 71.— Ilſe Bergbau. 2120 2120 Sinner A. 121,5 120,0 Wolff, R * 2 8 2„.*„% u— 8„. 4 75 9 1 1 8 2 8 9 7 33 eee Daimler-Benz 9e 316. Salzw. Heibr 1180 115 h. Walz, 1500 88258 Triest veſigheim—— 88.— J. 0 let. 1011 0 40 Eden Pronto 76, 79.— Gets Jungpant 510 5 See ö ö 5„Benz. 7, 5 r Brockhues 78.— 79.— Junghan 75 0 e 70% Mom. old 2059 2050 Dentſche Ling. 280 8880 Den dane 0 850 fr 2 Ver. Ghe 8 4%% ung Et 18 2425 4 Concord. Spin. 9950 61.— 5 Stolderger Ain. 225.2 2200 Jenſte Page 2080 279 8 500 Gold 87.25 87.25 Enzinger Union 80,— 80.— 0 1 Mainkraftwerke.—.— 110,0 hem. Ind. 76.— 75.— 4½½ Ung. Str. 18 21,25—, Conti C 1430—— 88.— 59 Sti 0 5„. f. aldhof 206,0 208,0 FFUUUUVUVVVV%%%’ ⁵ ⁵⁵f.%%.. 000 8 5 55.—.„115, f ng. 21,„ i 7 5 149 l*— 6% Farben. 28 105,0 106,0 J. G. a arben. 1890 187,5 Industrie-Aktien e Ae n e 1225 Ver. Abkramarin. 1420 1428 4% ben 2 28 e 155 55 Alge 8 9. 1808 Neu⸗Gulnen.. 502.0 519.0 Nadine Bank. 1889 189 9 J0 rtr. M. Un. 114,0 1110] Penninger a. St. 1820 j Moenns Stu. De e der Zen Bel. e% ümat Lor% 1758 Dichten.. 1050 4050 C. 6. ndert. 193 0 16.) Tae werltger s 80.— Start Minen. 6888 6245 Pil Popotb. B. 1890 130.0 15% 9. 124,0 124.0 Löwen München 2730 278.0 Motoren deug 68.50 64.50 Dogll. Masch St. 7,— J. 4½% Anat Ser! 13.25 1525 8——— 5 H. norr.. 16979 l hörl's ver. Oele 92,78 92.— 55 Conich Bk. 1425 142.5 5 5 Schöfferh. Bindg. 264,0 270,0 Motor Oberurſel—— 107,0 Volg 8 Häffner 222,0 2220 4¼%„III 18,25 18,50 Dich E tur 8 Kolſch Wee—— 8155 e 8 20 1 Frelverkehts Kurse . Ereditbank 169 118,0 Karler Näh. Haid 38,— 88,— Schwarz Storch. r 180.0 beh. Sell ü. K. e, 450 8. Leh. Rar dal er e Peuiſche kabelw. 6150 61.— J Gebr. Körting. 750 88.— Untonwk. Ahn. e Fetersb. 9. Habk..20 Südd. Disconto. 129,0 130,0 e 5 5 Werger... 186,0 184,0 Pf. Rähm. Kayf. 19,85 20,.— Wayß 4 Freytag 89.— 88.50 Transport-Aktlen Otſche. Steinzeug 1770 173,0 Kötiger Kunſtked⸗ 135,5 188,0 nionwk. Mym.— 5 Rassen ban 85 1 409 145 eee e s e 8. d e 8g d ee, 20 fetch. 12 1275 Haan een.8 den Frege 8 Heahweten ab er de dee deaſche wehe! 4859 49 286,5 139,5 Paunh.. StA. 1732 175, a 9770 98,„Verkehrw. 129.5 127,5 Deutch. c 75 705 0 9.— 20.— le.. e ee 5. Amit A. Br. 2075 2075 eee Aſchaff, Buntv. 141.0 139,5 Roeder, Gebr. B.—.—. Zellſtoff Aſchffög. 147,0 148,7 Allg. 891 85 Stk. 1510 150,0 5 85 N 28.5 5 Kyffhäuſer Hütte 87.— 40, Wer e e 77 16. S* 1910 190,0 Pfätz. Preßhefe,, Portl. Zem, Heid. 120.0 120,0 Bd. Maſch. Durt. 140,0 140,5] Rütgerswerke. 68,50 77.—„ Memel. e. Südd. Eſſenbahn 110,5 110,5 Dt. Schutzgeb. 14 57/10. Lahmeher& Co. 1780 1750 Per Them Kharl. 61 0% Ben Schwartz Storch.———— Ah. Elektr..-G. 145,5 145.0 Bren g Del 8 5 155 Sbm e 5„ Waldhof 205,0 148,7 Ball 55 Hi———— F. dippe Maſchin.. Laurahlltee. 53.75 54 5 5 05— 0 2200 2240 Adler Kall 11———.— 0„ 8 555 2 io.—. 2 7 A 2 5 9 a te.. 3,*. 8 7——.— Wege wems ge zäh Pied guter d. 1530 10 0 Scam daf: 1000 Jod ute retverr) 23. 88.— Canan Köllefer. 7050—— ter, Shelter, 10 1800 ure walch. 0 888. Lane ere.. 1055 Hoch ene 1880 Bad, erſſekuranz.] Bereln diſch. elf. I. 72.— Cement Heidelbg.—— 119,5 Schuckert, Nrbg. 194,7 188,2 Raſtatter Wagg. 18.— 18.— Pr. Heinrichbahn——. i. An de 280 85 54 785 5 1850 1075 Kellern gel 156,0—.— ———— e Freytag 87,— 8 zunctierungden geb la Hapag 2 81 55 1 er. erke. 3 Ma dec S 8 Je cee 80 540 ge. e dn. Terminnoterungen Genlun) eien eig ie defeat e 8— b derte, 180 240 f fe e 12 100 been 8 e Ctbhamotte Ann... Allg. Dt. Credit 120,5 120,2 Ile Bergbau 216,5 2120 Panſa Dſchiff 1510 181.5 8 ichen.— 5, Ver. Uktramarin. eee Frankfurter Börse 1777CCCCC CCC%%% N N„ 80.— Barmer Vankvee. ali Salzdetfurt. ö 18,„ Elktr. Licht u. K. 177,5 177,5 5 5 85 2 it 2 Festwyerzinslichs Werte] Darmſt. u. Not. 2290 27.0 Baur bop. u. W. 140 141,2 Kall Westeregeln 210 2189 Bank- Aktien Elsbacc. Gb,.. e Magieus.0. 2020 2025 Beg 4 Haeffer 2280 2220 Nu lan. e 80— 80— 0% Rel 7725 872 e Bank 159.0 1590 Daimler Benz. 3778 4050 Berl. Handelsgeſ. 167.0 186,0 N. Karſtadt.. 148,0 145 Emaille Uurich.—.— Mannesmann. 103.1 109,0 Wanderer Werke 40,— 51.— Brown Boveri!——. 555 eichsanl. 1 05 89.10 5 715 1 8 1190.. 1 13. 1 55 9100. 5 1 1792 Aa 4. 1799 1 Enzinger Werke 79,80 1 Akt. 5 1 1 2 8 2 8 850 5 N. 5 g 1 N Gold⸗ u. S. 148,„ armſt. u. Nat. 250,0 8 5 0 0..„ 5 8 arkt⸗ u. Kühlh. 125,0 128, 7 Alsfunzſch. U. d e Z. leberſee Ban 9 80 89 78 Dt Linoleum. 4400 2880 Deutſche Bauk 150 158. ever& Eo Harmer Bankver 1310 122.0 EſſenerSteinrohl 1805 1895 Maſch. Budau. 1100 117 Terminnotierungen(Schluß) 1 ohne 9,80 9,50 Disconto⸗Geſ. 158,9 158,0 Di. Verlag... 208,0 208.0 Dresdner Bank 152.2 15 Mannesmann 103,0 102.7 Berl. Handelsgef, 187.0 187,7 Maximil⸗ hütte 180,2 159,0] Alg. Di. Credit 121.2 120,8 Harpen. Bergbau 138,8 138.2 D. Dertd(Gold!—— 83.— Dresdner Bank. 1510 152,7] Dresd. Schneupr. 100,0 88,50 f G. ſür Perkehr 120.5 129,0 Mansfelder.. 1210 1190 Tom. u. Priokbk. 166,5 168,0 Faber Bleiſtift.—.——.— Mech. Web. Lind. 111.0 136,5 Dank f. Brauind 149.5 150,7 Hoeſch Elf. u. St. 1220 122.8 D. Schaßanw, 23—.—. Düſſel Rat. Dürr 40.— 30, Di Reichdb. Borz. 87,25—.— Metallgeſellſch.. 120.5 119.5 8 u. N. B. 2490 238,5 Fahlb., Liſt& Co. 75,15 76,15 Zittau 5750 57 Barmer Sankver. 122.0 121.0 Ph. Holzmann 90.78 92 4% Schutzg. 14..10—.— 1 8 Bank 1000 100,0] Dyckerh.& Widm. 60, 84,75 Hapag. 112,7 111, Miag Mühlen bau—.— 123,0 Dt. Aftatſſche Bk. 51,50 82, Narben d A. G. 190.0 188,2 Merkur Wollw.. 142,5 142,5 Bayr Hyp u. 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Braunkohten 162.2 258.0 Reichsbank„ 30 e. Gehe& Co. 62.— 62.— Nat. Automobile—— A ech für Nertehr 130 127] Mansfelder. 1197 1188 95 ere De 670 Rhein. Ereditbk. 149,5 118,5 Faber& Schleich. 101,5—.— Rh. Elet.(Rheag) 146,5 148,5 Rhein. Ereditbk. 119,0 1180 Geiling& Co. 26.— 25,.— Niederlauſ. Kohle 140,0 188,5 Allg. Lokalb.. 151,0 180,5 Metallbank 119.8 119,2 VVV Je Kerzen. 189) 1887 Deiner Sept 1059 20 0 Neben derte, 1100 1100 Franzf. Argent 18 78 Gelſent Hergrok. 3607 802 Nord. Wolltäm. 1100 103.0 Fe aelcheb. 5g 288 e Hüte decd eth e 0. 5 5* 5„G. Jarben„ 189,7 188, Deutſche Erds! 102,8 101,0 Miebeck Montan 1100 110.0 Frankf. Angem. 79,— 70, Genſchow E Co. 72.— 72 Hapag... 112,5 111,5 Norbd. Wolle 109,7 100,2 Scetr dt Südd. Boden-. 199.0 189, 88„ Bonds 28 107,7 109.4 Dt. Gold u. Silber 145,5 148,7 Rütgerswerke 75,75 78,15 Industrie-Aktlen Germ. Portlb.⸗Z. 175, 175,7] Oberſchl. E. Bed. 74.25 72.— Hambg. Südam. 158,0 184,0 Oberbedarf 73,0 00 kr. M. abg.—.— 66,.— Südd. Disconto 1300 130,5 l Jetter—. 69,50 Dt, Linoleum. 255,0 256,0 8 Gerresheim. Glas 105,0—.— SOberſchl. Koksw. 97,50 97,— Hanſa Dampf 154,0 183,7 Sberſchl. Kolsw. 98,50 9775 5% Rh.⸗M.⸗ Don.—.——— Wiener Vankver. 12,50 12.50 felt. Guilleaume—— Licht u. Kraft. 178,0 177,5 Schuckert 103.7 191,0 Accumulatoren. 120,0 119.2 5 Drenſt.& Koppel 79,— 78. Nordd Loyd. 1070 108,2 Srenſe,& Koppel 7728 78. 5 Württ. Notenbk. 151,0 151.2 1 5 Gas= 112,0 Elektr. gieferung 1675 167,0 Siemens KHalske 114.5 8120 Adlerwerke..., 5 Geſ. f. elektr. Unt. 180,5 178,5 Sſtwerke. 221,5 410,5 Aug. Clektr.-Gef. 1775 178,5 Sſtwirkre— 223.2 223.8 Bad. Rom. cd. 77,—... kf. Pok.& Wit. 46,50 47.— J G. Farben. 190,0 188.5 Südd. Zucker. 155,0 154.) Aleranderwerk 89.— 89.— Goedhardt Gebr. 182.0 1880 Jahr. Mokorenw. 89. 92, Phönie Bergbau 107.8 100,5 8% Pfölzer--9 92,50 92,50 Allianz. 2130 elten& Gulll 128,5 122,0 Svensta Tändſt. 3550 354.0 Alfeld Deligſen 80.25 31,— Goldſchmidt. Th. 69,.— 68,25 Phönix Bergbau 106,0 108.1 P. Bemberg 228,5 219,7 Polyphonwerke 300,5 300.0 9% Rh. Hyp. A. 20 98,— 93.— Frankf, All. Berſ. 78.— 78.— Goldſchmidt Th. 68.— 65,50 elſenk Bergwk. 180,7 129.0 Allg. Elektr.⸗G.. 178,5 173,5 Guano-Werke. 48,.— 45,.— Hermann Pöge 28,75—.— Pergmannckleltr 200,5 200,7] Rh. Braunk u. St. 280,0 259. Mannh. Verſ.⸗G. 89,— 89,.— Grizner M. Durl. 47.50 5175 Gesfürel.. 181,7 178.0 Ver. Glanzſtoff.———— Alſen Portl.⸗Z.. 165,0 168,5 Greppiner Werke 94,.— 84,.— Rathgeber Wagg.—— 88.— Buderus Eſſenw. 63,50 69,15 Rh. Elektrizität 14500 1470 9%„„R.-8 93,.— 99.— Transport- Aktien Grün ſ& Bilfinger 164,2 17,0 Goldſchmidt.. 67,50 68,.— Der Stahlwerke—— 107 Ammendorf Pap. 141,5 140,5 Gritzner Maſch. 50.— 51.— Rheinfelden kraft 158,0 156.0 Charlottb. Waſſer 97,75 98.— A5 Sta Beere 109.7 1087 70„„„ 011 88,50 88,50 p Harpen. Bergbau 189,5 187,5 Zellſtoff Aſchaff. 148,0 144,7 Anhalt, Kohlenw. 30,50 78.— Gebr. Großmann 30.— 25,50 Rhein. Braunk. 280,0 256,0 Comp. Siſpano. 381,0 380.2 Rö.⸗Weſtf Elektr. 220,5 216.5 8%„„„.f 82.— 82.— Hapag 120 111.5 255 4 Neu. 80.— 80,— Ph Holzmann 90,— 60,80 Heu Walde 2075 104,0 Alge Ast. Ze 82. fas] Grun& Bilfinger 1650 5700 bein. Chamotte 60., Cont. Cautſchoue. 1490 145,0 A dieb ct⸗Mont——— 5rd de e 88 e 8 Serliner ssrse an gi, uu, u, e e e e 37735 We. 108, 5. 4 5 r i 112, 5 1 alzdetfurth Ra 1 838,5 n.,, %„ Mleining. 8 74.— 74. Holzmann, Phil. 91.— 91,50 5% Roggenrentb. 8,10 8,12 Haper. Celluloid———.— Hammer. Spinn. 128,7 123.0 Rlebeck Montan 110,0 111,2 Dynamit A Nobel 80,75 88,— Schuckert.. 4ů— 66 ig 78.— 15.— Eſchwell. Bergw 200,0 200,0 Holzverkohl.⸗ d. 78,50 78,50 Goldanleihe. 104,5—.— Baur. Spiegelglas 80,85 62,5 M. Egeſt. 36,.— 37,50 Roſt.75 35,— El 5 a a chuckert& Co, 194, 180,5 1 Ade 885. 1 55 1 5 1 86 2899 0 87.50 97.18 N. Bemberg 224,0 2200 Heg.⸗Wien Gum.—.— 72.— e 85.— 88.— l c 1707 170 5 20 184. 2169 2140 e Bgb. St. A. 0 Inag Erlangen, 91.50 81,30 Diſch.Ablöſgſch. 1 50,10 50 21,18 21.— Bergmann Clett. 202.0 205, Hakort St i 77— 18. 5 0 134. 190 1192 a den b. A. 54..„„ 1 8940 80,0 4% Het. Schaz. 34.20 34.80 Serin Gubener. 241.0 2405 8 9 1 10 130,3 137¼2 Sachſeuwerke 8 1000 98— Ju een 5 1850 1830 1 8 Tig 285 75 e 160.0 Kalt Aschersleben 2109 2109 obne Ablöfgrecht.48.604%„ Doldrente 26.80 20.25 Derl. Rarle. Ind. 82,55 8258 Hedwigshütte 81 91 Sdchf Gußſtahl: e.— Jadmüßl 1757 T VVV%„rene e z elner mol, 80 80 dennen Jem 5e. e, Saßdeuelh. 2889 888 Jeken 4. Balu 1278 1480] Ber, Sah te 1086 1076 e. 200 5. 3 50 0 1 5 e i e 5 8 5 435— Sieg c 565 852 See e 0 1470 Peiſenr Bergwk. 128.2 130.5] Weſteregel Aika 2180 2400 . R n. Sch.& B 2 a b ee 72. 315 Br.⸗Beſigk 83. Hindrich s Kuff. 10.——Schleſ. elekt Gas-= Gesfüreen. 180.5 17 off Wald g 820 1610 ant 6 6g ene benen 1060 Bs Fe Lesser. 1270 1270 50ge Sghelber. 1008 1058 S. Seleſc 368 6820 Beste ne 6 886 Montag, den 4. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Zurückhaltender Wochenbeginn Unſicherheit über Newyork und Volksbegehren/ Bei kleinſtem Geſchäft matter/ Späterhin von Spezialwerten ausgehend erholt und teilweiſe befeſtigt Mannheim leichter In ber neuen Woche war die Börſe ſtill und zurückhal⸗ tend, die Akttenkurſe der fühvenden Werte waren eine Kleinigkeit ſchwächer. Farben⸗Aktien gingen auf 187,5 zu⸗ rück. Kleinere Kursabſchwächungen hatten noch Weſteregeln und Rheinelectra zu verzeichnen. Höher notierten eine Anzahl Nebenwerte wie Konf. Braun, Mez u. Söhne und Oelverein. Am Bankenmarkt waren Bad. Bank feſter, von Brauereien Kleinlein Heidelberg gefragt. Feſtver⸗ zinsliche Werte blieben behauptet, etwas feſter lagen Farben⸗Bonds und Rhein. Hypothebenbank⸗Anteile. er Schluß war leicht befeſtigt. Franktfurt etwas ſchwächer Der Beginn der neuen Woche war durch die Erreichung der 10 v. H. im Volksbegehren, die Börſe nachteilig be⸗ einflußt, ſo daß die Tendenz zur Schwäche neigte. Die Unternehmungsluſt beſchränkte ſich auf ein Minimum, umſomehr, als auch Anregungen von außen nicht vor⸗ lagen, weil die meiſten Auslandsbörſen am Samstag geſchloſſen hatten. Ordres lagen kaum vor, aber auch das Angebot war nicht dringend, ſodaß die Kursrückgänge in den meiſten Fällen äußerſt gering blieben. Es waren Abſchwächungen von 1 bis 8 v. H. zu verzeichnen, nur Spezialwerte etwas mehr angeboten und dementſprechend niedriger. Schuckert eröffnetne 5, Siemens 4, Geffürel 3,5 v. H. ſchwächer; elektriſche Lieferungen lagen eine Kleinigkeit feſter. Am Montanmarkt hatten Harpener einen Verluſt von 2,5 v. H. zu verzeichnen; die übrigen Werte dieſes Marktes bis zu 1,5 v. H. niedriger. Stärker gedrückt waren von Kunſtſeidenwerten Aku mit minus 5 v. H. Am Bäünkenmarkt beſtand dagegen für Danatbank mit plus 171 v.., für Deutſche Bank mit plus 4 v. H. und für Dresdner mit plus 1,5 v. H. etwas Intereſſe. Kaliaktien bis 3 v. H. niedriger. Am Automarkt waren Daimler erneut etwas höher. Stärker vernachläſſigt eröffneten noch Zell Waldhof mit minus 4, v. H. J. G. Farben gaben 2 v. H. nach; Deutſche Erdöl 8 v. H. niedriger. Reuten ſtill. Deutſche Anleihen leicht abgeſchwächt; Ausländer vereinzelt etwas höher. Im Verlaufe trat eine weſentliche Beruhigung ein, nachdem ſchon gleich nach Feſtſetzung der erſten Kurſe eine gewiſſe Widerſtandsfähigkeit zu erkennen war. Die Stimmung beſſerte ſich weiter, ſodaß in der zweiten Börſenſtunde die Tendenz freundlicher war. Am Elektro⸗ markt traten bei etwas zunehmendem Geſchäft Beſſerung von 12,5 v. H. ein. Auch an den übrigen Märkten waren kleine Erhöhungen zu verzeichnen. Am Geld ⸗ markt mar der Satz für Tagesgeld bis 8 v. H. ange⸗ ſpannter. Berlin zurückhaltend, zum Schluß in Spezialwerten befeſtigt Nachdem die Spekulation ſich ſchon im heutign Vormit⸗ tagsverkehr größere Zurückhaltung auferlegt hatte, eröffnete auch die erſte offizielle Börſe der neuen Woche in unſicherer Haltung. Der dreitägige Aus⸗ fall der Newyorker Börſe ließ nicht nur die Anregungen von drüben fehlen, ſondern hatte auch Befürchtungen auf⸗ kommen laſſen, daß die Baiſſebewegung drüben ihr Ende noch nicht erreicht habe. Die proz. Diskontſenkung der Reichsbank war ſchon am Samstag in der Kursbewegung eskomptiert. Die erſten Notierungen waren zwar nicht ganz ſo ſchwach, wie vorbörslich erwartet, da die Spe⸗ kulation angeblich noch hier und da Ware ſchuldig war, die Rückgänge betrugen aber doch in ſehr vielen Fällen—8 v. H. Darüber hinaus verloren Reichsbank 47, Salsdetfurth 37%, Deutſche Linol. 394, R. W. E. 4, Siemens 3/6, Loewe minus 4, Aku minus 595, Polyphon minus 353 v. H. uſw. Durch feſtere Haltung zeichneten ſich Bank für Braut., Laurahütte, Bayeriſche Motoren und Schleſ. Textil aus. Anleihen zur Schwäche neigend. Ablöſungsſchuld ohne Auslöſungsrecht minus 4 v. H. Pfanobriefmarkt weiter ruhig. Geldmarkt unverändert. Tagesgeld 8541025, Monatsgeld 8710, Warenwechſel 774774 v. H. Nr. 512 9. Seite. Im Verlauf gaben die Kurſe bei ruhigem Geſchäft weiter nach. Im allgeeminen konnte man erneute Verluſte bis zu 1½ v. H. feſtſtellen Polyphon waren um 4 v. H. ge⸗ drückt. Der Kaſſamarkt verkehrte im vorwiegend freundlicher Haltung. Nur Kohlenwerte waren auf Realiſationen der Kuliſſe ſtärker rückgängig. Die Feſtigkeit des Kaſſamarktes gab auch den variablen und Terminmärkten eine ſtärkere Widerſtandsfähig⸗ keit. Die Börſe ſchloß meiſt auf Anfangsniveau er⸗ olt und in Spezialwerten wied MW., Daimler, Holzmann, Polyphon, Zellſtoff⸗Verein und Hohenlohe feſter. * s Durchſchnittskurs aller an der Berliner Börſe no⸗ tierten Aktien. Der von der Deutſchen Bank in ihrem letzten Monatsbericht auf Grund des Kurswertes des Aktienkapitals errechnete Durchſchnittskurs aller Aktien auf den 19. Oktober zeigt gegenüber dem 19. September d. Is. einen Rückgang von 146,7 auf 184,1. Der Höchſt⸗ durchſchnittskurs für 1929 wurde auf den 19. Januar mit 161,7 errechnet. Der Durchſchnitttskurs der Bankaktien ſtellte ſich am 19. Oktober auf 164,0(Sept. 169,2, Januar 185,6), der der Induſtrie⸗ und Schiffahrtsoktien auf 132,0 (146,9, 156,7). Für ſämtliche Terminpapiere errechnet ſich ein Durchſchnittskurs per 19. Oktober von 142,6(159,3 bis 1772,7) für ſämtliche variabel notierten Papiere von 119,5 172,7) für ſämtliche variabel notierten Papiere von 119,5 von 119,2 gegen 125,1 per 19. September und 189,3 im Januar d. Is. Waren-Märkte Mannheimer Probuktenbörſe v. 4. Non.(Eigenber.) Die Tendenz des heuigen Produktenmarkt war ruhig. Auslandsweizen wurde angeboten(alles in.) zu 27 bis 92; inl. Weizen 26,25— 26,50; inl. Roggen 19,50— 19,75; inl. Hafer 18 19, inl. Braugerſte 21— 29,25; Malz pfälz. 42; Futtergerſte 18—19; Mais auf Bezugſchein 19,50; Bier⸗ treber 16,75—17,50; Rapskuchen 18; Soyaſchrot 19; Trocken⸗ ſchnitzel 11,25—11,50; bad. Grünkern 40—55; Raps 40; Lein⸗ jaat 47; Weizenmehl füdd. 38,25; Weizenbrotmehl 28—28, 25; Roggenmehl 60—70proz. 2781,50; Weizenfuttermehl 11 Weizenkleie fein 10; Roggenkleie 10.50. * O Frankfurter Produktenbörſe vom 4. Nov.(Eig. Dr.). Weizen 25,50 25,60; Roggen 18,50—18,75; Sommergerſte für Brauzwecke 2020,50; Hafer(inl.) 18,75; Mais 19,25; Weizenmehl Spezial 0 888,50: Roggenmehl 27,25—28; Weizenkleie 9,75—10; Roggenkleie 10—10,5; Erbſen 31 bis 44, Linſen 55—100; Heu füdd. 1111,25; Weizen⸗ und Rog⸗ genſtroh drahtgepr. 6; Weizen⸗ und Roggenſtroh gebündelt 5,75—6; Treber getrocknet 18,50—17,50; alles für die 100 Kg. Tendenz ruhig. * Berliner Produktenbörſe vom 4. Nov.(Eig. Dr.) Das inländiſche Angebot vnd beiden Brotgetreidearten hat ſich wieder verſtärkt, wofür anſcheinend die bevor⸗ ſtehenden Fälligkeiten der Dünge⸗Wechſel mit maßgebend find. Für Weizen hält die Nachfrage der Mühlen, infolge des Vermahlungszwangsgeſetzes weiter an und das herauskommende Material konnte zu etwa 1 Mark nle⸗ drigeren Preiſen leicht untergebracht werden, während der Lieferungsmarkt mit Preisrückgängen von 174 bis 2 Mark eröffnete. Roggen iſt namentlich in Kahnware und an den Küſtenplätzen, ſtärker offeriert, hier war der Preis für effektive Ware um etwa 2 Mark nledriger, die Lieſerungspreiſe bei geringen Umſätzen dagegen nur um 1,5 Mark. Die vom Auslande vorliegenden Nachrichten boten keinerlei Anregung, das Intereſſe für überſeeiſchen Weizen blieb gering Mehl hatte weiterhin, trotz entgegen⸗ kommenderer Haltung der Mühlen ſchwieriges Geſchäft. Hafer reichlicher angeboten und auch ſchwächer, Gerſte ſtill. Amtlich notiert wurden Weizen 227—228; Roggen 165 bis 170; Gerſte 190—208; Futtergerſte 168—184; Hafer 157 bis 158; Mas 197198; Weizenmehl 27,50—33; Roggen⸗ mehl 22,70— 25,60; Weizenkleie 10,25—10,75; Roggenkleie 99,50; Viktorigerbſen 34—40; kleine Speiſeerbſen 28—90; Futtererbſen 21—22; Ackerbohnen 19—21; Lupinen, blaue 13,5014; Lupinen, gelbe 16,50—17,20; Rapskuchen 18,50 bis 19; Leinkuchen 23,60—29,80; Trockenſchnitzel 9,00—10: Kartoffelflocken 14,80— 15,40; Speiſekartoffeln, weiße 1,90 bis 2,20; Speiſekartoffeln, rote 2,20—2,60; Speiſekaxtoffeln gelbfleiſch. 202,70; Fabrikkartoffeln in Pfg. 8,5—9,5; Rauhfutter unverändert. Tendenz ſchwach. * Roiterdamer Getreidenotierungen v. 4. Nov.(Eig. Dr.) Anfang Weizen(än Hl. p. 100 Kg.) Nov. 16,027, Jan. 11,25; März 11,80; Mat 12,02; Mais(in Hfl. p. Laſt 2000 Kg.) Nov. 172; Jan. 174; März 178% Mai 174. * Liverpooler Getreidenotierungen v. 4 Nov.(Eig. Dr.) Anfang Weizen(100(.) Tendenz ruhig; Dez. 9/2(97296); März—(9/04); Mat—(10/04); Mitze ſtetig; Dez. 9/275 (9/2056): März 9/9(9/74); Mai 10/0%(10/04). * Verminderte auſtraliſche Weizenernte. Die auſtraliſche Welzenernte ſtellt ſich für 1929 nach vorläufigen Berech⸗ nungen auf nur 100 Mill. Buſhels gegenüber 160 Mill. Bufhels im Vorjahre. * Magdeburger Zuckerterminbörſe v. 4. Nov.[Eig. Dr.) März 10.50 B. 10,85 G; April 11 B, 1,90 G: Mai 11,15 B, „1105 G; Aug. 11,40 B, 11,90 G: Nov. 10.80 B, 10,20 G7 Dez. 10,88 B, 10,25 G; Jan. 10,70 B, 10,70 B, 10,0 G: Tendenz rubig.— Gemahl. Mehlis prompt per 10 Tae 26,25; per Nov.⸗Dez. 26.623; per Nov.— Tendenz ruhig. Bremer Baumwolle vom 4. Nov.(Gig. Dr.). Amerlk. Middl.⸗Univ.⸗Standard(Schluß) 19,57. * Liverpooler Baumwollkurſe vom 4. Nov.(Eig. Br.) (Americ. Univerfal Stand. Middl.] Anfang Jan, 965, März 972, Mai 880, Juli 985, Okt.—, Dez. 902, Tendenz ruhig. Mitbe Jan. 961, März 971, Mai 979, Juli 982, Okt. 976. Dez. 956, Loco 986, Ggypt. Upper F. G. fair loco 1006, Dendenz ruhig. Maunheimer Viehmarkt Preis für 50 kg Lebendgewicht— Geſamtzufuhr 8849 Stück Amtliche Breisnotlerungen vom 4. November 1829 ochſen, 810 St Kühe 857 St. Kälber 537 St. Schweine 8118 8. 8. Mk. 58—60] a) Mk. 48—51 a Mr.. k.— by.„ 4540). 36-48 b)„ 88-40 d 88 ).„ 4850 e) 1—50) 7884 6 88 5 ).. 38 4% ch. 18—20 dh) 68-78 dc. 92 vulen. 175 St. Järſen 420 St. 5668 98. ). Mk. 5486] 4) Mk. 59—82 Schafe 51 St. 1.„ 88 88 d)„„ 50—52 5 amt. 11.„7200 95„ 42. Freſſer.— St. b 52-57 Arbeitspferde— Gt 5 55 Mk. 61— Mk. Marktverlauf: Mit Großvleh mittelmäßig, geräumt, mit Kälbern lebhaft, ausverkauft, mit Schweinen mittel⸗ mäßig, geräumt. 9 Ziegen. Umſätze im Terminverkehr an der Berliner Metall⸗ börſe. Die Umſätze im Terminverkehr an der Berliner etallbörſe ſtellten ſich im Oktober 1929 für Kupfer auf 2370 (Sept. 3080) To., für Blei auf 1170(1280) To, und ſün Zink auf 575(835) Tonnen Berliner Devisen Diskontsätze: Reichsbank 7 Lombard 8, prwat 37%% v. R. Amtlich in R⸗M für] 2. November 8. November Barität] Bier. G. B. G. B. M* oland 100 Gulden 166,53 168.87 168,59 169,53 168,49 4 then 100 Drachmen 5,998.405 5,415 8,425.445 1 Brüſſel 100 0. 500 Pe. 59,42 58.54 43 58,85 58,885 8 Danzig 100 Gulden] 81.48 81,61 547 81.63 5888 8 elfingfors 100 F. 10.489 10,509 10,488 10.518 10,512 talien. 100 Lire] 21,87 2191 8821,92 22.028] üdſiavien 100 Dinar 887 7. 887 7,401.388 0 Kopenhagen 100 Kr 111.92 112.14 111.94 112,16 112,08 5,9 Liſſabon 100 Eskudo] 18,78 18,82 18,78 18,8 17.1.3 Osie. 100 Kronen 111,87 11209 111,91 112,18 111,74 9 Paris 100 Franken] 16 45 16,49 16,48 16,49 16.45.8 Sete 100 Kronen] 12,872 12.392 12,87 12.39 12.38 5 chweiz 100 Franken] 80.925 81,085 60,968 81,128 80,518 33 Soſta. 100 Leva 8,017 3,023 3,017 3,028.017 10 Spanien 100 Peſeten 39 46 59.58 59,31 39,43 69,57 355 Stockholm. 100 Kr. 112,16 112,38 112,16 112.88 112.05.5 Wien 100 Schillin 58.72 59.84 89,74 89,88 58.79.5 Ungarn 100 5⸗12500 78,01 78,15 78,01 78,15 72,88 7 Buenos-Aires 1Peſ.] 1,728.732] 1,734].78 1,786 Canada 1 Can. Doll.] 416.124 4116.124 4,176 Japan. 1 Hen]. 2,012 2,020 2024 1886/86 Hairs 17 fd. 20.895 20,985 20,895 20,935 20,91— Türkel 1 Krk. fd.978.98.978 1,982 2180 10 Sondon.. 1 Pfd. 20,374 20,414] 20,378 20,418 20,388 New Hor! 1 Dollar.1768.1848 4,77 4,85 4,780 8 Rio deJaneirolMillr.].4895 0,4915.4893 0,4915 9,8038 Uruguay 1 Gold Peſ.] 4016 l.024 1 4,016 l.024 4,821— —— 7 Wir bleten ihnen stets das wos Sle suchen Nit moligem wermen pelz geschützt, konnen Sie ruhig der Kommenden Kälte entgegensehen pelz-Modelle preiswerte Pelzmäniel Besalzkragen c e de Felle pelzinnenfufter 4 Vene, Erstklassige Maßanfertigung Umarbeitungen— Reparaturen prelsengebote ôn dleser Stelle können nlemels ein Bewels der Qudlität sein, deshelb prüfen Sſe selbst dle Wete on Ort und Stelle und erbennen Sle ihten Weft. Ueberzeugen Se sſch von unserer belstungsföhſfskeſt. 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