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Neues vom Film/ Mittwoch wechſelnd: Die fruchtbare Scholle Steuer, Geſeß „Montag: Sport der N. M../ Dienstag wechselnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeug und Verkehr Beilagen und Recht/ Donnerstag wechselnd: Mannheimer Frauenzeitung Für un ſere Jugend/ Freitag: Mannheimer Reiſezeitung/ Samstag: Aus Zeit und Leben Mannheimer Muſikzeitung Mittag⸗Ausgabe Rechtsausſchuſſes ſchreibt die„Germania“:„Die Zentrumsfraktion hat die Reichsregierung ſchon ſeit Wochen auf den außerordentlichen Ernſt der Lage hingewieſen, der durch die Behandlung der Ehe⸗ ſcheidungsreform heraufbeſchworen wird. Wenn die Regierung zu dieſen Vorſtellungen der Zentrumsfraktion ſtillſchweigen zu können meinte, g ſo unterſchätzt man damit die offenkundige Tatſache, daß es ſich hier für die Zentrumspartei um eine jener kulturpolitiſchen Grundſatzfragen handelt, die Kompromiſſe nicht zulaſſen. Unter dieſen Umſtänden blieb den Zentrumsmitgliedern des Rechtsausſchuſſes kein anderer Weg als die oſten⸗ tative Weigerung, ſich an dieſen Beratungen über die Eheſcheidungsreform zu beteiligen.“ Das Berliner Zentrumsorgan verweiſt dann noch auf die Bamberger Rede des Prälaten Leicht, in Volkspartet würden ſich nicht dazu bewegen laſſen, den PNoungplan in Gang zn ſetzen, wenn ſte befürchten müßten, wegen des grundſätzlichen Gegenſatzes in der Frage der Eheſcheidungsreform nachher aus der Regierung geworfen zu werden. In dieſer Frage, verſichert die„Germania“, gingen Zentrum und Bayeriſche Volkspartei reſtlos einig: „Man ſollte alſo dieſe Rede des Führers der Baye⸗ riſchen Volkspartei in den politiſchen Kreiſen, die trotz der ſchwierigen politiſchen Aufgaben dieſes Win⸗ ters die Eheſcheidungsreform forcieren zu können N glauben, keineswegs leicht nehmen. Der Austritt der Zentrumsmitglieder aus dem Rechtsausſchuß iſt 1 keine bloße Demonſtration. Er iſt ein Zeichen dafür, daß in dieſem Punkt für die Zentrumspartei die Grenze des Vertretbaren erreicht worden iſt und das erſte entſchiedene Nein geſprochen werden mußte.“ i ö Aehnlich äußert ſich auch der dem Verkehrsminiſter Stegerwald naheſtehende„Deutſche“. Er ſpricht von einer„Kampfanſagel. 3 Das iſt dieſer exoclus von Zentrum und Bay⸗ 4 riſcher Volkspartei aus dem Rechtsausſchuß auch wohl geweſen. Der Kampf ſelbſt iſt es noch nicht. Die Trauerfeier In der Elbparkvilla in Altona, dem deutſchen Heim des Fürſten Bülow, fand am Dienstag die Trauerfeier für den aus dem Leben geſchiedenen Fürſten von Bülow ſtatt, an der die Vertreter des offiziellen Deutſchlands und ein großer Kreis von Freunden und Verehrern teilnahm. In Hamburg Altona und den Elbvororten hatten neben den amt⸗ lichen viele private Gebäude Halbmaſt geflaggt. Auch, die deutſchen Schiffe im Hafen zeigten die Flagge auf Halbmaſt. 8 a In der mit einer Ueberfülle von Blumen und Kränzen geſchmückten Villa fanden ſich in den erſten Nachmittagsſtunden die Trauergäſte ein. Das Speiſezimmer war in eine Kapelle umgewandelt 4 ten des Raumes war der Sarg aufgebahrt, zu deſſen 5 Häupten ſich ein großes Kreuz, umgeben von Lor⸗ 5 beer⸗ und Palmenbäumen, erhob. Neben den Krän⸗ 1 zen der Familie waren ſolche niedergelegt von dem König von Italien und dem früheren Kai⸗ ſer, dem Reichspräſidenten, dem Reichs⸗ kanzler, der Reichsregierung, dem Reichs⸗ tage, dem Auswärtigen Amt und der Reichskanzlei. Alle dieſe vielen Blumenſpenden zeugten von der großen Liebe und Verehrung, welche der Fürſt in Deutſchland und in der Heimat ſeiner Gattin, Ita⸗ lien, genoſſen hatte. Bei der Trauerfeier hatte der Reichskanzler die Vertretung der Reichsregierung ſelbſt übernommen und dabei einen Kranz niedergelegt mit der In⸗ chrift:„Der Reichskanzler und die Reichsregierung“, 7 der dieſer erklärt hatte: Zentrum und Bayeriſche Ein ernſtes Warnungsſignal Zerfall der Koalition wegen der Eheſcheioͤungsreform? Eine ernſte Kampfansage [Drahtmeldung unſ. Berliner Büros) Berlin, 6. November. Zu den Vorgängen in der geſtrigen Sitzung des Die Koalition wird um der Eheſcheidungsreform willen noch nicht zerbrechen. Wir möchten vielmehr annehmen— und dieſe Auffaſſung finden wir auch in gut unterrichteten parlamentariſchen Kreiſen—, daß man noch irgend einen Weg finden wird, das Kampfbeil zu begraben, vielleicht einfach ſo, daß man die Materie aus dem Unterausſchuß nicht wieder⸗ kehren läßt. g Hier und da wird die Vermutung geäußert, das Zentrum hätte den„Krach“ nur provoziert, um im Hinblick auf die morgige Beſprechung der Partei⸗ führer den Wunſch des Herrn von Gukrard, vom Juſtizminiſterium loszukommen, zu unter⸗ ſtreichen. Das wird uns von Mitgliedern der Zen⸗ trumsfraktion als unzutreffend bezeichnet: Die Situation würde ſich für das Zentrum ja auch nicht ändern, wenn ein ihm nicht angehörender Juſtiz⸗ miniſter an Herrn von Guérards Stelle ſtünde. Sein Widerſtand gelte der vorgeſchlagenen Eheſcheidungs⸗ reform als ſolcher. Es handle ſich dabei für das Zentrum nicht um eine religiöſe, ſondern um eine kulturpolitiſche Frage. Alles in allem: Man wird diesmal ſchon noch irgendwie ins Reine kommen. Die Gegenſätze in den in der Regierung zuſammengeſchloſſenen Par⸗ teien liegen auf innerem Felde. Die„Germanta“ kommt in ihrem Morgen⸗ blatt noch einmal auf die Vorgänge im Rechtsaus⸗ ſchuß zurück. Sie unterſtreicht: Es hätte ſich nicht nur um einen„bloßen Formalakt“ gehandelt, ſon⸗ dern um„ein ernſtes Warnungsſignal'. Das Zentrum kämpfe mit aller Klarheit für die „Unantaſtbarkeit einer weltanſchaulichen Poſition“. Derweilen verbricht der„Vorwärts“ ein paar malitiöſe Bemerkungen über„politiſche Ehe⸗ zerrüttung“. Anſcheinend aber iſt weder dem „Vorwärts“ noch der hinter ihm ſtehenden Sozial⸗ demokratie bei dieſer Ehezerrüttung ſehr wohl, und ſo wird denn, wie wir bereits andeuteten, heute der Spalt, der ſich aufgetan hat, ſchon irgendwie zuge⸗ ſchaufelt werden. Das Zentrum hat noch geſtern nachmittag im Beiſein ſeiner drei Miniſter eine mania“ mit Betonung mitteilt, heute mittag noch eine Spezialbeſprechung mit dem Kanzler haben. Es wird alſo ſchon gehen. Der Augenblick für die end⸗ gültigen Auseinanderſetzungen iſt, wie geſagt, noch worden, matt erhellt vom Licht der Kerzen. Inmit⸗ nicht angebrochen. 4 für Fürſt Bülop Reichstagspräſident Loebe war ebenfalls erſchienen und überbrachte für den Reichstag einen Kranz. Auch die drei Reichs⸗ und Staatsbehörden, denen der Verſtorbene in ſeinen amtlichen Würden beſonders nahegeſtanden hatte, waren vertreten, und zwar das Auswärtige Amt durch Staatsſekretär Dr. von Schubert. Ein Streichquartett leitete den Trauerakt ein. Paſtor Chalibäus legte ſeiner Anſprache den 13. Vers aus dem 39. Pſalm zugrunde. Dieſes Wort, das der Entſchlafene für ſeinen Grabſtein ge⸗ wählt, grüßt uns in dieſer Stunde als das Lebens⸗ bekenntnis des Fürſten Bülow. Der Geiſtliche gab ſten. Des Vaters politiſche Begabung und der Mutter freier hamburgiſcher Bürgerſinn ſeien für den begabten Fürſten eine bedeutende Mitgift ge⸗ weſen. Seine weltmänniſche ſichere Art, ſeine Kunſt der Menſchenbehandlung machten ihn zu einer glanz⸗ vollen Perſönlichkett. Ihm zur Seite ſei die kluge, geiſtvolle Gattin geſtanden. d Nach einer teſtamentariſchen Verfügung wurden weitere Anſprachen nicht gehalten. Nach gemein⸗ ſamem Geſang eines Chorals ſegnete der Geiſtliche die Leiche ein. Ein Sängerchor ſang das Lied: „Ueber den Sternen“. Dann zog die Trauer⸗ gemeinde nochmals am Sarge vorüber. N Die irdiſche Hülle des Fürſten Bülow wurde ſpäter nach dem Krematorium in Hamburg⸗Holsdorf überführt, wo ſich in Anweſenheit nur der nächſten Familienmitglieder die Einäſcherung voullzog. Fraktionsſitzung abgehalten und wird, wie die„Ger⸗ dann noch einen kurzen Abriß des Lebens des Für⸗ Mittwoch, 6. November 1020 las Sohn des Prinzen Der letzte Kanzler des Kalſerreichs 3 * Konſtanz, 6. Nov. Prinz Max von Baden iſt heute früh.45 Uhr geſtorben. *. Zur Vorgeſchichte der Krankheit, die nun zum tödlichen Ausgang geführt hat, haben die behandeln⸗ den Aerzte folgenden Bericht ausgegeben: Prinz Max hatte vor 37 Jahren einen Schlag⸗ aufall infolge Blutgefäßverkalkung erlitten. Seit⸗ dem entwickelte ſich auf der gleichen Grundlage ein chroniſches inneres Leiden. Aus anderen, nebenſäch⸗ lichen Gründen mußte der Prinz auf Anweiſung ſeines Hausarztes, Dr. Zimmermann, in Meersburg die chirurgiſche Abteilung des Konſtanzer Kranken⸗ hauſes auſſuchen. Seit betzten Freitag entwickelte ſich nun ganz raſch ein urämiſcher Zuſtand infolge völligen Verſagens der Nierentätigkeit. In dieſem Zuſtand trat zunächſt völlige, ſpäter halbe Bewußt⸗ loſigkeit ein, da die Herztätigkeit ſich im ganzen gut hielt. Im Laufe der Tage iſt aber doch eine zu⸗ nehmende Abnahme der Kräfte zu beobachten. Die letzten Stunden * Konſtanz, 6. Nov. Ueber die letzten Stunden erfahren wir: Am Dienstag abend 49 Uhr war plötzlich eine außerordentliche Verſchlechterung im Befinden des Patienten eingetreten. Zwiſchen neun und zehn Uhr abends war der Zn⸗ ſtand ſo ſchlecht, daß man mit dem Ableben des Prin⸗ zen zu rechnen begann. Im Laufe der Nacht ſetzten ſich dann die Anfälle weiter fort und heute morgen 46 Uhr iſt Prinz Max von Baden ohne Schmer⸗ zen ſanft hinübergeſchlummert. Die Beiſetzung wird in Salem, wohin die Leiche überführt wird, vorausſichtlich am Freitag er⸗ folgen. Hierzu erwartet man die Verwandten des Prinzen. Die Mutter der Prinzeſſin, die Herzogin von Cumberland, iſt bereits geſtern in Konſtanz ein⸗ getroffen. 5 1 Der Lebenslauf Prinz Max von Baden wurde am 10. Juli 1876 ilhelm, eines Bruders des Großherzogs Friedrich., in Baden⸗Baden geboren. Seine Mutter war die Prinzeſſin Marie, geb. Roma⸗ nowſky, Herzogin von Leuchtenberg. Prinz Wilhelm, ein guter Soldat von einfachem Weſen, erfreute ſich als Sieger von Nuits großer Beliebtheit im badi⸗ ſchen Land. Prinz Max ſtudierte in Heidelberg und Freiburg Rechtswiſſenſchaften und promovierte zum Dr. jur. Er tat dann Militärdienſt beim Garde⸗Küraſſier⸗ regiment in Berlin, war ſpäter auch Kommandeur des badiſchen Leib⸗Dragonerregiments, nahm dann aber ſeit 1908 kein Kommando mehr an, weil ſchon damals ſeine Anſchauungen mit dem in Deutſchland herrſchenden Regiment nicht mehr übereinſtimmten. Um ſo regeren Anteil nahm er dafür an dem poli⸗ tiſchen Leben in Baden als Präſident der badiſchen Erſten Kammer. Er verſtand es hier, ſich allgemei⸗ nes Vertrauen zu gewinnen. Ueber die Grenzen ſeiner engeren Heimat hinaus erregte er Aufmerk⸗ ſamkeit durch ſeine Rede vom 17. Dezember 1917, die er im Februar 1918 in einer Unterredung mit dem Direktor des Wolff'ſchen Telegraphenbüros und abermals im Auguſt 1918 während des Feſtaktes der hundertjährigen Verfaſſungsfetier in Karlsruhe er⸗ gänzte. Es zeigte ſich, daß der Prinz offenbar einer der kommenden Männer war. So wurde er dann auch am 3. Oktober 1918, als die große Umgeſtaltung im Reich und in Preußen notwendig wurde, als Nachfolger des Grafen Hert⸗ ling der achte Kanzler des alten Deutſchen Reiches und gleichzeitig Miniſterpräſident in Preußen. Je⸗ doch ſchon bald ſchlug ihm die Revolution vom 9. November 1918 das Heft aus der Hand. Prinz Max, der mit dem Großherzog Friedrich II. von Baden am 22. 11. 1918 ausdrücklich für ſich und ſeine Nachkommenſchaft den Thronverzicht erklärte, war ſeit 1900 mit einer Tochter des 1923 verſtorbenen Herzogs Ernſt Auguſt von Cumberland, der Prin⸗ zeſſin Marie Luiſe, verheiratet. Deren Bruder iſt der frühere Herzog Ernſt Auguſt v. Braunſchweig. Dieſer Ehe iſt die Prinzeſſin Marie Alexandra ent⸗ ſproſſen, die 1924 den Prinzen Wolfgang von Heſſen heiratete; ferner der 1906 geborene Prinz Berthold von Baden. a 5 * rich II. von Baden geſchrieben bat, iſt das erſchüt⸗ 140. Sahrgang— Nr. 515 Der kragiſche Staatsmann. Noch iſt der Leib Bernhard von Bülows nicht der heimatlichen Erde übergeben und abermals iſt die Reihe der Altreichskanzler gelichtet worden. Welch ein eigenartiges Zuſammentreffen, daß binnen der Spanne eines Monats drei frühere Kanzler des Deutſchen Reiches dem Tode ihren Tribut zahlen mußten: Streſemann, Bülow und Prinz Max. Nun lebt von den alten Kanzlern nur noch Michaeli der Epiſodenmann der hundert Tage des Jahres 1917, der in der Geſchichte nur durch ſeine Verbin⸗ dung mit der Friedens reſolution des Reichstages fortleben wird. Mit Bülow ging der Repräſentant der äußerlichen Scheinblüte des Reiches nach Bis⸗ marck dahin. Prinz Max ſteht am Ende des Abſchnit⸗ tes der deutſchen Geſchichte, der am Anfang die Züg Bismarcks und am Ausgang die Zeichen Wilhelm J trägt. 5 Hat man Bülow nicht mit Unrecht den„g haften Staatsmann“ nennen können, wird das Wi: ken des Prinzen Max für alle Zeiten von den Schat ten der Tragik umdüſtert ſein. In den kriſen reichſten und gefährlichſten Tagen des Reiches au deſſen höchſten Poſten geſtellt, war er, wenn auch nur auf Wochen, der Mittelpunkt eines Ide kampfes, den er auf ſeine Weiſe mit vorber hate. Als die Schickſalsſchläge auf Volk und La hereinbrachen, ward es ſtille um ihn. Nur w hielten dem„Prinz⸗Demokraten“ die Treue, wi rend es in den Reihen der ſog. nattonalgeſinn e Kreiſe geradezu zum guten Ton gehörte, vom Prin zen Max nur noch als„Verräter“, oder wie es helm II. in ſeinen ſo merkwürdigen Memoiren aus⸗ drückte, vom„Staatsmann“(in Anführungsſtriche zu reden. Daß man dabei ſogar vor der niedrig Unterſtellung nicht zurückſchreckte, Prinz Max in den Vortagen des 9. November und an dieſ ſelbſt nur deswegen ſo gehandelt, um ſich ſelbſt die Kaiſerkrone aufs Haupt zu ſetzen, iſt typiſch fü die Beſchränktheit aller jener, die blind durchs politiſche Leben taumeln und ſelbſt für große geſchichtliche Be⸗ wegungen und Zuſammenhänge nichts anderes als niedrige Triebleidenſchaften des Menſchen ken 4 5 Prinz Max war, wie er in ſeinen immer wieder von neuem leſenswerten Erinnerungen, die ein klaſſiſches Nachſchlagewerk der inneren Entwicklu Deutſchlands während des Krieges darſtellen, verhaltener Ironie ausſpricht, Dynaſt von B aber Liberaler und zwar ſüddeutſcher Libera demokratiſchem Hinſchlag aus Gewöhnung Ueberzeugung. Die„Daily Telegraph“⸗ Affäre de Jahres 1908 war für ihn der entſcheidende ſich auch äußerlich vom Kurſe Wilhelms II. zu nen. Nicht, daß er zu ihm in offene Oppoſttion trat, aber er konnte nicht auf den gleichen Wegen mt gehen, die beſtimmt ins Unheil führten. Mit einer für den Angehörigen einer deutſchen Fürſtenfamilie und für einen künftigen Landes⸗ herrn geradezu verblüffenden Hellſichtigkeit hat er ſchon 1917 die Revolution und den Zuſammenbruch herannahen ſehen. Der Brief, den er Mitte Juli 1918 an den Chef ſeines Hauſes und Oheim Fried⸗ 2. Seite. Nr. 515 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe] Mittwoch, den 6. November 1929 ternöſte Dokument der Heimatliebe und Vaterlands⸗ treue. Um den Hohenzollern die Krone zu retten, übernahm er im gefährlichſten Augenblick die Zügel der Regierung. Nicht einmal aus partikulariſtiſchen oder eigennützigen Intereſſen, obwohl er ſich deſſen durchaus klar war, daß die Abdankung der Hohen⸗ zollern die der deutſchen Landesfürſten unweigerlich nach ſich ziehen müßte, ſondern weil nach ſeiner Ueberzeugung das Reich in der Form der Monarchie die Folgen des verlorenen Krieges eher überſtehen würde, als in der Form der Republik. Deswegen ſtemmte er ſich mit aller verfügbaren Energie gegen das übereilte Waffenſtillſtandsangebot, als Luden⸗ dorffs Nerven verſagten. Bis zum äußerſten hat er ſich gegen das Verlangen, den Kaiſer zur Abdankung zu bringen, geſträubt und noch im letzten Augenblick, als die Perſonen Wilhelm II. und des Kronprinzen nicht mehr zu halten waren, wenigſtens dem Enkel die Krone zu erhalten verſuchte. Es war aber hier wie dort zu ſpät! Obwohl Prinz Max als einer der erſten die Fehler unſerer politiſchen und militäriſchen Leitung im Weltkrieg erkannt und alles verſucht hatte, dieſe Fehler zu perhindern oder, wo ſie nicht mehr zu vermeiden waren, ihre ſchäblichen Wirkungen abzuſchwächen, kam er zu ſpät zur Führung der deutſchen Politik, als es nicht mehr möglich war, dem Geſchick eine an⸗ dere Wendung zu geben. Was in den erſten No⸗ vembertagen folgte, war geſchichtlich geſehen, nur Beiwerk. Daß Prinz Max die höheren Intereſſen des Volkes und des Reiches nicht außeracht ließ und ſo handelte, wie er es getan hat und vollbringen mußte, genießt heute ſchon geſchichtliche Anerken⸗ nung, weil er uns das höchſte, was wir beſitzen, das Reich auf dieſe Weiſe bewahrt hat. Daß auch er Fehler begangen hat, daß auch ſeine Kräfte verſagten, gehört mit in das tragiſche Bild dieſes ſeltenen Menſchen aus fürſtlichem Geblüt, der ein geiſtig hochſtehender Menſch und ein offener gera⸗ der Mann war. Wer je das Glück gehabt hat, mit ihm zuſammen im Hauſe Max Webers in Heidel⸗ berg über die Dinge der Vergangenheit und Ge⸗ genwart zu ſprechen, wird ſtets den hohen Geiſtes⸗ flug bewundern, der ihm eigen war. Die Schmä⸗ hungen und die geſellſchaftliche Aechtung, die ihm aus ſogenannten nationalen Kreiſen zuteil wurden, ha⸗ hen ihn wohl geſchmerzt, aber ſie haben ihn nicht niederzudrücken vermocht. Es entſprach durchaus ſeiner vornehmen Denkart, daß er es ablehnte, gleiches mit gleichem zu ver⸗ gelben. Als vor Jahresfriſt ſich der Schloßherr von Oels einen überaus taktloſen und ſachlich nicht be⸗ rechtigten Angriff auf Prinz Max erlaubte, ſtellte ihm der Verfaſſer dieſer Zeilen die Spalten unſerer Zeitung aus landsmannſchaftlicher Verbundenheit, aber auch aus dem Gefühl heraus, dem Angegrif⸗ fenen eine Rednertribüne zur Verteidigung zu verſchaffen, 1 85 Verfügung. In einem Danbbrief lehnte Prinz Max dieſes Anerbieten ab mit der Be⸗ gründung, daß er dem früheren Kronprinzen nicht entgegentreten wolle, weil er wiſſe, daß die beſſere Erkenntnis geſchichtlicher Zuſammenhänge ihm, dem Hetzten Kanzler des Katſerreiches, einmal doch recht geben werde. Mit Genugtuung können wir feſt⸗ ſtellen, daß heute dem Prinzen Max, zumal nach dem Erſcheinen ſeiner Erinnerungen, eine gerechtere Würdigung zuteil geworden iſt, als in den erſten Jahren nach der Revolution. Deswegen gebührt ihm zumal am Tage ſeines Todes der Dank der Deutſchen und der Badener, wenn auch dieſer Dank nicht ganz frei ſein kann von Schmerz über das, was in ſeinem Namen geſchehen mußte. Ohne 1918s wäre Prinz Max ſeit Jahresfriſt Großherzog von Baden gewefen. Das Geſchick hat es anders gewollt, nicht nur in der Betätigung als Herrſcher, ſondern auch in ſeiner Stellung in der Familie der Zähringer. Großherzog Friedrich II. hat kurz vor ſeinem Tode den Sohn des Prinzen Max, den Prinzen Berthold, adoptiert, ſo daß familien rechtlich der Vater dem Sohn als gegen⸗ wärtigem Chef des Hauſes unterſtand. Das ſtolze Jahrhunderte alte Geſchlecht der Zähringer ruht nun auf dieſen beiden Augen. Die neue Aera in Baden, die man von der einſtigen Regierung eines Großherzogs Max erhofft hatte, iſt nie zur Wirklich⸗ keit gekommen. Bald ſteht Baden im Begriff, im größen Deutſchen Reich aufzugehen. Auch für unſere engere Heimat geht die geſchichtliche Flurbereinigung unaufhaltſam Schritt für Schritt vorwärts. Wir können aber nicht Abſchied von Prinz Max nehmen, ohne einer Begebenheit zu gedenken, die bezeichnend iſt für die Gradheit ſeines Denkens. Als in den Märztagen des Jahres 1890 der Sturz Bis⸗ marcks erfolgt war und ſich alles, was ſonſt vor ihm gezittert hatte und ſchier in den Staub gekrochen war, ſich von ihm abwandte und ihn läſterte, da hat Prinz Max ſich offen zu dem gefällten Titanen bekannt. An jenem Tage, als Bismarck Berlin ver⸗ ließ, um endgültig nach Friedrichsruh zurückzukeh⸗ ren, war weder von der Beamtenſchaft, noch von den Hofſchranzen irgend jemand auf dem Lehrter Bahnhof zu erblicken, mit Ausnahme des jungen Kavallerieoffiziers, der als Letzter dem Fürſten die Hand zum Abſchied drückte. Der Mann, der ſo allen zu krotzen wagte, war Prinz Max von Baden. Das wollen wir ihm nie vergeſſen! Kurt Fischer Badischer Landtag Der Landtag iſt geſtern abend 6 Uhr zu einer kurzen Sitzung zuſammengetreten, die rein geſchäfts⸗ ordnungsmäßiger Natur war. Die Fraktion der Deutſchen Volkspar⸗ te! trat geſtern unter dem Vorſitz ihres älteſten Mitgliedes, des Abg. Brixner, zu ihrer konſti⸗ tuierenden Sitzung zuſammen. Er begrüßte die wiedergewählten Abgeordneten und widmete den eldeuden Fraktionsmitgliedern, die ebenfalls an der Sitzung teilnahmen, horzliche Worte des Dankes ir ihre bisherige Tätigkeit. Zum Vorſitzenden der ktton wurde Abg. Dr. Mattes gewählt, zum ſtav“) ſei für den vertreter 8 zum Schriiffüßrer Abg. 8. Familie Böß im Sklarek⸗Skandal 100 Sklarek⸗Gläubiger (Drahtbericht unſeres Berliner Büros) [Berlin, 6. Nov. Im„Achtuhr⸗Abendblatt“ wird der Verſuch unter⸗ nommen, den Oberbürgermeiſter Böß von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu reinigen. An der fatalen Pelzgeſchichte hätte er überhaupt kein Teil gehabt. Frau Böß hätte die Sklareks in einer Geſellſchaft kennen gelernt. Dort hätten ſie ſich an ſie herangedrängt und im Geſpräch die Bemerkung fallen laſſen, ſie hätten eine größere Kollektion von Pelgen erworben, die ſie zu ſehr billigen Gelegen⸗ heitspreiſen abgeben könnten. Frau Böß, die ohne ihren Mann in Gaſtein zur Kur weilte, hätte ſich dann einen Pelz dorthin kommen laſſen. Als der Oberbürgermeiſter ſich ſpäter von der Firma Skla⸗ rek die Rechnung ſchicken ließ, lautete dieſe auf 375 Mark. Herr Böß hätte ſofort erkannt, daß dieſer Betrag dem wahren Wert der Pelzjacke nicht entſpräche und den Sklareks geſchrieben, der Rech⸗ nungsbetrag ſei offenbar zu niedrig geſetzt, er werde 1000 Mark zur Verwendung für wohl⸗ tätige Zwecke überweiſen. Was aber die Stadtbank angeht, ſo hätte der Oberbürger⸗ meiſter ſchon vor Jahren ihre Kreditgebarung be⸗ anſtandet und noch vor ſeiner Abfahrt nach Amerika mit dem Stadtkämmerer und dem Direktor Schmitt vereinbart, daß hohe Kredite der Stadtbank möglichſt ſofort ab bgebaut werden müßten und künftig nicht mehr gegeben werden dürften. Zum Schluß wird dann als der eigentlich Schuldige der Bürgermeiſter Scholz hingeſtellt, der ſeinen Oberkollegen während der Amerikareiſe nicht genü⸗ gend über den Umfang der Affäre unterrichtet habe. Wir. finden, ohne dieſe Nutzanwendung würde die Darſtellung beweiskräftiger wirken. In dem Konkursverfahren der Gebr Sklarek fin⸗ det die erſte Gläubigerverſammlung am Donnerstag vormittag vor dem zuſtändigen Konkursrichter ſtatt. Die Sklareks werden in dieſer Verſammlung nicht erſcheinen. Bisher ſollen ſich etwa 100 Gläubi⸗ ger gemeldet haben. Die Verteidiger der Gebr. Sklareks teilen zu den gefundenen, unter Decknamen geführten Konten noch mit, daß die Sklareks in vollem Umfange beſtreiten, eines der Konten(„Gu⸗ Oberbürgermeiſter Böß eingerich⸗ tet worden. Durch die jetzt eingeleitete Vorunter⸗ ſuchung wegen paſſiver Beſtechung dürfte ja auch das Geheimnis dieſer Konten gelüftet werden. Der etwas aufbringliche Rettungsverſuch, den das„Achtuhr⸗Abendblatt“ geſtern im Intereſſe des Oberbürgermeiſters Böß anſtellte, hat auch an⸗ derswo erheblich verſtimmt. Auch die Fraktionen der Berliner Stadtverordnetenverſammlung ſind, wie die„D. A..“ zu berichten weiß, von dieſer Schutzſchrift nicht gerade entzückt geweſen, umſo weniger, als ſich jetzt herausſtellt, daß von dem bei der Gelegenheit vom„Achtuhr⸗Abendblatt“ publi⸗ zterten Kabeltelegramm nur drei Abſchriften exiſtie⸗ ren, von denen die eine beim Bürgermeiſter Scholz, die andere beim ſtädtiſchen Nachrichtenamt und die dritte beim Oberbürgermeiſter ſelber ruhen. Da weder Herr Scholz noch das Nachrichtenamt ihre Ab⸗ ſchriften herausgegeben haben, bleibt in der Tat nur der von der„D. A..“ gezogene Schluß äbrig, daß die Veröffentlichung von einer Stelle ſtammt, die dem Oberbürgermeiſter zum mindeſten ſehr nahe⸗ ſteht. Man hat geſtern in der Stadtverordneten⸗ Verſammlung ſehr ſcharfe Worte über das Vorgehen des Oberbürgermeiſters geſprochen, und die„D. A. .“ glaubt mit Sicherheit vorausſagen zu können, daß in der Stadtverordneten⸗Sitzung am Donners⸗ tag der erſte Teil des kommuniſtiſchen Dringlich⸗ keitsantrages, der Herrn Böß das Mißtrauen des Stadtverordnetenparlamentes ausſprechen ſoll, mit großer Mehrheit angenommen werden würde. Auch Parteien, die geneigt geweſen ſind, über den Antrag hinaus zur Tagesordnung überzugehen, finden jetzt keine Möglichkeit mehr, auf den Oberbürgermeiſter irgendwelche Rückſichten zu nehmen. Inzwiſchen hat Herr Böß dann noch durch das Nachrichtenamt der Stadt Berlin eine Er⸗ klärung über ſeine und ſeiner Gattin Beziehungen zu den Gebr. Sklareks veröffentlichen laſſen. Hier ſteht Herr Böß von Angriffen auf ſeinen Kollegen Scholz ab, doch auch von dieſer Erklärung wäre es wohl beſſer geweſen, wenn ſie zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt wäre. Vor der Einleitung des Diſziplinarverfahrens heißt das. Eine einzige erfreuliche Nachricht bleibt von dem kommunalen Kriegsſchauplatz zu vermelden. Bisher war es nicht möglich erſchienen, die bürgerlichen Wähler angeſichts der ſozlaldemo⸗ kratiſchen⸗kommuniſtiſchen Gefahr zuſammenzuſchlieſ⸗ ſen. Verſuche in dieſer Richtung wurden ſchon im Juli, ſpäteſtens im Auguſt unternommen, aber die Eidenbzbdeles hat dieſe Bemühungen durchkreuzt. Jetzt unter den niederziehenden Eindrücken der läg⸗ lich ſich erweiternden Enthüllungen, in der Angſt, daß alles das, durch eine Wahl, die das Bürgertum von neuem zurückwerfe, abermals auf Jahre bekräf⸗ tigt und ſtabiliſiert werden möchte, ſcheint man ſich doch zu einer Konzentration bequemen zu wollen. In den Blättern wird mitgeteilt, daß nur zwei bürgerliche Gruppen ür die Anf⸗ ſtellung der Stadtliſten gebildet worden ſind. Die eine Gruppe beſteht aus der Deutſchen Volks⸗ partei, der Wirtſchaftspartei, der Zentru l asparrei und den Demokraten, die andere aus einer Liſten⸗ verbindung, die die Deutſchnationalen mit der Deutſch⸗Völkiſchen Freiheitspartei, dem chriſtlichen Volksdienſt, der Volksrechtspartei und der Reichs⸗ partei für Handel, Handwerk und Gewerbe einge⸗ gangen haben. Die Hauptſache iſt jetzt nur, daß die bürgerlichen Wähler am 17. November reſtlos an die Urne gebracht werden. Das Bürgertum hat durchaus die Mehrheit, auch in Berlin, es muß nur von ſeinen Kräften Gebrauch machen. Haftbefehle gegen Gaebel und Degner In der Strafſache Sklarek wurde geſtern gegen die Stadträte Gaebel und Degener Haft⸗ befehl wegen Fluchtverdachts und Verdunkelungs⸗ gefahr erlaſſen. Beide Stadträte gehörten bekanntlich der kom⸗ muniſtiſchen Stadtverordnetenfraktion an. Der Haftbefehl wird von einer Berliner Konferenz auf die Entdeckung der Geheimkonten zurückgeführt, aus denen ſich ergibt, daß Gaebel etwa 30 000 Mk. im Jahre von den Sklareks erhalten hat, die nur als Beſtechungsgelder bezeichnet wer⸗ den können. Gaebel und Degener haben ferner ihre Garderobe ohne Gegenleiſtung bei der Kleiderver⸗ wertungsgeſellſchaft anfertigen laſſen. Gaebel ſoll ſeinen Einfluß dahin geltend gemacht haben, daß in der kommuniſtiſchen Preſſe Angriffe gegen die Firma Sklarek unterblieben.— Die Korreſpondenz hebt hervor, daß beide noch am Montag in Form einer Berichtigung abgeſtritten haben, von den Ge⸗ brüdern Sklarek Zuwendungen erhalten zu haben. Die Vorunterſuchung wegen Beſtechung iſt auch auf den Generaldirektor der Berliner Hafen⸗ und Lagerhallen⸗Geſellſchaft, Schüning, ausgedehnt worden. Schüning war 1924/5 als Stadtrat Dezernent für die Berliner Anſchaf⸗ fungs⸗Geſellſchaft. In dieſe Periode ſeiner Tätigkeit fallen die erſten Vertragsabſchlüſſe zwiſchen den Sklareks und der Stadtverwaltung. Er ſoll noch bis in die letzte Zeit hinein günſtige Auskünfte über die Sklareks erteilt und ihnen Empfehlungen an amt⸗ liche Stellen gegeben haben. Triumphlag für die Regierung Macdonald Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zu Rußland Debatten im Ober- und Anterhaus (Drahtmeldung unſeres Londoner Vertreters) S London, 6. Nov. Das Unterhaus hat mit 125 Stimmen Mehrheit der Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zu Rußland zugeſtimmt. Die Ernen⸗ nung von Botſchaftern in London und Moskau iſt darnach nur noch eine Frage von Tagen. Die geſtrige Abſtümmung, die einen ſtarken Erfolg der Regierung darſtellt, erfolgte durch ein Miß⸗ trauensvotum der Konſervativen und beendete eine auffallend ruhige Debatte. Es zeigte ſich, daß im Grunde faſt alle politiſchen Richtungen die Wieder⸗ aufnahme der Verbindung mit dem Sowjetſtaat für ein notwondiges Uebel halten. Auf der Rechten verurteilt man lediglich, daß die Regierung es den Ruſſen zu leicht gemacht habe. Die Regierung und ihre Anhänger bringen ihrerſeits den Sowjets ſelbſt keinerlei Sympathien entgegen, glauben aber, daß die Ueberbrückung des Bruches für die Be⸗ lebung des engliſch⸗ruſſiſchen Handels und für die Beruhigung der weltpoliti⸗ ſchen Lage notwendig ſei. Sie geben ſich dabei keinen Illuſtonen über die Fortſetzung der kom⸗ muniſtiſchen Propaganda hin und verſprechen ledig⸗ lich ihr Beſtes zu tun, um die Wirkungen abzu⸗ ſchwächen. Weit wichtiger aber iſt die Entſcheidung, den Ruſſen keine Anleihe zu gewähren. Der Fehler von 1924, über den die erſte Regierung Macdonald geſtürzt wurde, iſt dabei vermieden wor⸗ den. Die ganze Angelegenheit wird in England mit ſolcher Gelaſſenheit als unvermeidlich angeſehen, daß nur wenige Blätter heute überhaupt den Unterhaus⸗ beſchluß kommentieren. Die beiden Rechtsblätter „Morningpoſt“ und„Daily Mail“ bedauern, daß man mit dem roten Regime überhaupt wieder in normale Verbindung trete, aber der Ton der Pro⸗ teſtartikel iſt bedeutend milder als noch vor wenigen Monaten. Die Times“ finden ſich mit der 951 die hervorgerufene Neubelebung des roten Terrors in Rußland die Wiederaufnahme normaler Bezie⸗ hungen außerordentlich erſchwere. Das Blatt macht ferner darauf aufmerkſam, daß das Verſprechen der Sowfets, ſich aller Propaganda in England zu ent⸗ halten, völlig wertlos ſei. Die Bolſchewiſten würden fortfahren, für die Weltrevolution zu arbeiten und der Weg zur Weltrevolution führeüber die Leiche des britiſchen Weltreiches. Auch dieſes Blatt äußert jedoch keinen ernſt ge⸗ meinten Proteſt über die Entſcheidung des Unter⸗ hauſes, da es den gegenwärtigen Zuſtand als annor⸗ mal anerkennt. Der geſtrige Tag war auch ſonſt ein Tag der Triumphe für die Regierung Macdonald. Im Oberhaus gab es eine große Debatte über Indien, nach deren Ergebnis man ſagen kann, daß die Indienkriſe endgültig vorüber iſt. Die Regierung hatte es vollkommen klar ge⸗ macht, daß die Anregung zu der kürzlichen Prokla⸗ mation über die Zukunft Indiens von dem Vize⸗ könig Lord Irvin ausging und daß ſie ſich von der Notwendigkeit einer ſolchen Proklamation erſt nach ſorgfältiger Prüfung überzeugt habe. Die Regle⸗ rung konnte dabei darauf hinweiſen, daß die Pro⸗ klamation bereits in Indien eine außerordentlich günſtige Wirkung ausgeübt hat. Die zunächſt ſehr heftige Oppoſition, die namentlich von dem ehemalt⸗ gen Vizekönig und liberalen Führer Lord Rea⸗ ding ausging, litt unter der Wirkung einer überaus taktloſen Rede Lord Birkenheads. Birkenhead war in einer jener Stimmungen, in der ihn ſeine Parteifreunde mehr fürchten als ſeine Gegner und hielt eine teilweiſe völlig zuſammen⸗ hängende Rede, bei der er oft mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlug und entſprechende Wendungen brauchte. Dies veranlaßte die Lords, die Debatte ſo ſchnell wie möglich zu einem milden Ende zu bringen. Die Regierungserklärung über das Zuſtandekommen der indiſchen Proklamation hat der Oppoſition ſo⸗ gut wie allen Wind aus den Segeln genommen und die morgen im Unterhaus folgende Debatte über denſelben Gegenſtand dürfte kaum noch prinzipielle Bedeutung haben. Im Unterhaus nahm geſtern auch eine ausführ⸗ liche Erklärung des Miniſterpräſidenten Macdonald über das Ergebnis ſeines Beſuches in den Vereinigten Staaten und in Kanada einen breiten Raum ein. Es erübrigt ſich zu ſagen, daß das Unterhaus mit völliger Einſtimmigkeit die Miſſion Maedonalds und ihre Durchführung billigt, da ſie von Anfang bis zum Ende nicht im Sinne einer Partei, ſondern der ganzen britiſchen Nation durchgeführt worden ſei. Die Führer der beiden Op⸗ poſitionsparteien ſprachen ſich in dieſem Sinne aus und gaben ohne weiteres zu, daß die Regierung ſich mit der Entſendung Maedonalds nach Amerika ein großes Verdienſt um die britiſche Politik erworben habe. Im ganzen läßt ſich ſagen, daß die geſtrigen Ver⸗ handlungen über Rußland, Indien und Amerika für die Regierung einen ſolchen Fortſchritt in der inner⸗ politiſchen Poſition bedeuten, daß die zu erwarten⸗ den Schwierigkeiten in der Frage der Arbeits ⸗ loſigkeit und der damit zuſammenhängenden Kohlenfrage nunmehr vermutlich leichter über⸗ wunben werden können. Letzte Meldungen Ehrlich iſt in Polen — Frankfurt a.., 6. Nov. Der flüchtige Direk⸗ tor Ehrlich, der im Zuſammenhang mit dem Zu⸗ ſammenbruch der Frankfurter Allgemeinen genaunt wurde, befindet ſich— der Frankfurter Zeitung zu⸗ folge— in Polen. Er iſt aber vorläufig dem Zu⸗ griff der deutſchen Behörden entzogen, da die Frage der Auslieferung noch nicht geklärt iſt, Raubüberfall auf ein Juweliergeſchäft — München⸗Gladbach, 6. Nov. Vor einem Juwe⸗ liergeſchäft im Stadtteil Gladbach fuhr geſtern abend gegen 8 Uhr ein Motorrad vor, deſſen Mitfahrer ab⸗ ſtieg, während der Motor der Maſchine weiterlief und mit einem Hammer die Scheibe zer⸗ trümmerte. Inzwiſchen waren Straßenpaſſan⸗ ten auf den Vorfall aufmerkſam geworden. Der Motorradfahrer hielt ſie mit einem Revolver in Schach, während ſein Helfer mit einer Aktentaſche die Scheibe vollends zerſchlug und in die Taſche etwa 30 Brillantringe einpackte. In der einen Hand die Beute, in der anderen die ſchußbereite Waffe, gelangte er wieder zum Motorrad und fuhr mit ſeinem Genoſſen unter Schreckſchüſſen auf die Verfolger davon. Das Alter der Verbrecher wird auf 21 bezw. 27 Jahre geſchätzt. Ueberfall⸗Pſychoſe — Düſſeldorf, 6. Nov. Der letzte angebliche Ueber⸗ fall in Düſſeldorf ſcheint eine freie Erfindung zu ſein. Die Kriminalpolizei hat feſtgeſtellt, daß die an⸗ geblich überfallene Frau am Hals keinerlei Würge⸗ male aufweiſt. Der Strafantrag gegen Hugenberg — Berlin, 6. Nov. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der Generalſtaatsanwalt auf Grund des Strafantrages des Reichsinnenmini⸗ ſters Severing bei dem Landgericht 1 Berlin be⸗ antragt, die Genehmigung des Reichstages zur tSrafverfolgung des Abg. Hugenberg herbeizuführen. Si aſſe auf Schmuggler — Kattowitz, 6. Nov. Bei Woiſchnik(Kr. Lubli⸗ nitz) wurden mehrere Schmuggler an der Grenze von einem Zollbeamten überraſcht. Da ſie auf An⸗ ruf nicht ſtehen blieben, gab der Beamte Feuer. Ein Schmuggler wurde durch einen Schuß getötet, ein anderer ſchwer verletzt. 60 Liter Sprit wurden be⸗ ſchlagnahmt. Großfeuer — Brütſſel, 5. Nov. Ein Großfeuer wütete heute im Zentrum der Stadt, in einem Häuſerblock, in dem alle möglichen Magazine, Geſchäfte uſw. unter⸗ gebracht ſind. Das Feuer brach in dem Anweſen eines Hundehändlers aus und griff auf das ganze Haus ſowie das Nachbargrundſtück über. Innerhalb 2 Stunden lagen beide Anweſen in Schutt und Aſche. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geſchätzt. Eine ganze Familie konnte ſich nur durch eine waghalſige Flucht über die Dächer vor dem Flam⸗ mentod retten. Lefevre geſtorben — Paris, 5. Nov. Der frühere Kriegsminiſter Andre Lefévyre iſt plötzlich geſtorben. Lefévre gehörte dem Kabinett Millerand und Ley⸗ gues im Jahre 1920 als Kriegsminiſter an. Er tat ſich beſowders bei der Vertretung der dreijährigen Dienſtzeit hervor, war ein un verſöhnlicher Gegner Deutſchlands, wurde dann aber im Jahre 1924 bei den Wahlen geſchlagen. Emigranten⸗Verhaftungen — Lowno, 5. Nov. der Nähe der Grenze gelegenen Orte Vievis zwei Pletſchkaitis⸗Anhänger aus dem 38 Km entfernten Orte Wilna verhaftet. Man fand bei ihnen vier Revolver, 10 Bomben und eine Höllenmaſchine, die im Augenblick der Verhaftung explodierte. Sie erklärten, nach Litauen gekommen zu ſein, um das Milttärkaſino und die Polizeidirektion in Kowno in die Luft zu ſprengen. Die Kommuniſtenverhaftungen in Japan — Tokio, 6. Nov. Nach Beendigung der Vor⸗ unterſuchung gegen die ſeit März d. Is. verhafteten Kommuniſten iſt das Verbot der Veröffentlichung von Nachrichten über die Angelegenheit aufgehoben worden. Nach amtlicher Mitteilung ſind 825 Ko m⸗ muniſten unter Anklage geſtellt worden. Die Razzia im April, der erſte Akt der Behörden ſeit Bekanntwerden der Verſchwörung, bei der 295 Ver⸗ haftungen erfolgten, war unternommen worden, nachdem feſtgeſtellt worden war, daß 20 in Moskau ausgebildete Kommuniſten insgeheim nach Japan zurückgekehrt waren und ſich um die Schaffung einer Propaganda⸗Organiſation bemühten. Walker wiedergewählt — New York, 7. Nov. Die erſten Ergebniſſe der geſtrigen Bürgermeiſterwahlen zeigen eine große Mehrheit für den bisherigen demokratiſchen Bürgermeiſter Walker. Um.15 Uhr abends(New Yorker Zeit) gab die republikaniſche„Herald Tribune“ die Wiederwahl des Bürgermeiſters Walker zu.. Die Polizei hat in dem in An 4 1 3 Mittwoch, den 6. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) „ 8. Seite. Nr. 518 Stkadtratsbeſchluß Dem Bürgerausſchuß liegt für ſeine nächſte Sitzung, die er nach langer Sommerpauſe am 15. Nov. abhält, folgender Antrag vor: 1. Der Theaterbetrieb mit den drei Spiel⸗ gattungen— Schauſpiel, Oper und Operette— wird aufrecht erhalten. 2. Durch Einſparungen iſt dafür Sorge zu tragen, daß bei Erreichung einer Einnahmeſumme von rund 1220 000 4 der jährliche Betriebszuſchuß von 1150 000/ nicht überſchritten wird. 3. Anordnungen im Sinue von 1 und 2 können nur auf die Dauer von 3 Spielzeiten, gerechnet vom September 1930 an, getroffen werden. 5 Die Vegründung 1 Die Betriebszuſchüſſe haben darnach be⸗ tragen: 1925/26: 1000 191, 1926/27: 1016 671 1, 1927/28: 1 295 741 /, 1928029: 1831 508. Dazu kommen noch die Leiſtungen für Rechnung der Stadt, die Ruhe⸗ und Unterſtützungsgehalte für Angeſtellte des Theaters, Verſorgungs⸗ und Hinterbliebenen⸗ bezüge für Beamte und Arbeiter, den baulichen Un⸗ terhalt des Theatergebäudes, die Feuerverſicherung und den Beitrag zu den Koſten der Hauptverwaltung umfaſſen. Sie betragen 1925/26: 299 797 /, 1926/7: 363 549 /, 1927/28: 481 808 1, 1928/29: 504 822 l. Die weſentliche Steigerung des Be⸗ triebszuſchuſſes, die ſich von dem Spieljahr 1927/28 ab ergab, iſt zum Teil auf Einnahme⸗ min derungen, z. B. Rückgang der Mie⸗ ten, zum Teil auf von dieſem Jahr ab eingetretene Gehalts⸗ und Lohnſteigerungen zurückzuführen; zu einem kleinen Teil iſt auch zu berückſichtigen, daß in den Ausgaben der beiden letzten Rechnungen ein⸗ malige, nicht regelmäßig wiederkehrende Poſten für Abfindungen und ähnliches enthalten ſind, die N 1927/8 betrugen 39 300 /, 1928/29: 47 500 J. Zieht ö man den letztgenannten Betrag von dem Betriebs⸗ zuſchuß des Jahres 1928/9 ab, ſo bleibt ein Betrag von rund 1290 000 J, der bei unveränderter Fortführung des jetzigen Be⸗ triebes wohl kaum unterſchritten werden kann, wenn nicht etwa eine weſentliche Einnahmeſteige⸗ rung erfolgt. Wenn auch der Voranſchlag für 1929/30 nur einen Betriebszuſchuß von 1 130 400/ auſweiſt, ſo kann wohl heute ſchon geſagt werden, daß trotzgenaue⸗ ſter Ausgabenüber wachung der ge⸗ nannte Zuſchußbetrag kaum ausreichen wird, da die Einnahmen zu optimiſtiſch angenommen ſeln dürften. Sie überſteigen das Einnahmerechnungsergebnis von 192728 um volle 120 000. Bei Aufſtellung des Voranſchlags iſt vor allem mit dem mittlerweile eingetretenen Sinken der Mieten nicht gerechnet worden. Das erheb⸗ liche Anſteigen der Leiſtungen für Rechnung der Stadt ebenfalls von den Spieljahren 1927/28 ab iſt auf erhöhte Verſorgungs⸗ und Hinterbliebenen⸗ bezüge ſowie auf größere Leiſtungen für den baulichen Unterhalt des Theater⸗ gebäudes zurückzuführen. Dieſe letzteren Lei⸗ 5 ſtungen werden ſich jetzt, nachdem die Faſſaden in⸗ 5 ſtandgeſetzt ſind, um etwa 45 000/ jährlich vermin⸗ dern. Dieſe Verminderung wird aber durch Er⸗ höhung der Belaſtungen für die Feuerſicher⸗ heit des Gebäudes mindeſtens zum Teil wie⸗ der wettgemacht werden. Der Theaterzuſchuß iſt in Mannheim im Ver⸗ gleich zu den Zuſchüſſen anderer ähnlicher Bühnen nicht übermäßig, aber ausgeſchlagen auf die Einwofnerzahl unſerer Stadt ein ſehr hoher. Nach der von Profeſſor Dr. Schott veröffentlichten Statiſtik betrug der ſtädtiſche Theaterzu⸗ ſchuß im Rechuunasiahr 1927/8 pro Kopf der Bevölkerung in: — Dagegen der Be⸗ trliebszuſchuß in abſoluten Zahlen im Rechnungsjahr 1927/ö28: Mannheim.04/ 1295 741%¼ Duisburg.91(nicht bekannt) Frankfurt/ Main.57 1 2 182 123% Düſſeldorf.49 1541196 Karlsruhe.35.077 510% Stuttgart.83% 1738 109% München.52% 25824 874% f dagegen in i Mainz.52(nicht bekannt) i Heidelberg.91 564929% Die hohe Kopfzahlbelaſtung in Maunheim hat ihre Haupturſache in der verhältnismäßig geringen Bevölkerungszahl, auf die der Zuſchußbetrag umge⸗ legt werden muß, und in dem mangelnden ſchlechte wirtſchaftliche Lage eines großen Teils der Bevölkerung und die unzureichenden Rau m⸗ verhältniſſe des Hauſes, ausgabeſteigernd die ſich aus der alten Mannheimer Theater⸗Tradi⸗ den, beſonders hoch geſtellten Anſprüche an die Lei⸗ ſtungen des Theaters. Da bei den Etatberatungen der letzten Jahre von verſchtedenen Fraktionen wie⸗ derholt erhebliche Einwendungen gegen die Höhe des Theaterzuſchuſſes erhoben und Reformen gefordert worden ſind, erſchien es angebracht, die geſamte Theaterfrage einer eingehenden Prüfung zu unter⸗ ziehen und das Ergebnis dieſer Prüfung ſo rechtzei⸗ tig dem Bürgerausſchuß vorzulegen, daß noch hin⸗ ſichtlich des Spieljahres 1930/31 Entſchließungsfrei⸗ heit beſteht, was zur Zeit der Etatberatung wegen der abgeſchloſſenen nennen 5 II. g Bel der Prüfung der Erſparnismöglichketten wurden auch radikale Löſungen nicht ausgeſchieden. Es ergab ſich aber doch, daß von vornherein zwei Möglichkeiten nicht in Betracht kommen können, die Schließung des Theaters und die Verpachtung. Die Schließung des Nationaltheaters, auf dem, wie ſein 150 jähriges Jubiläum erſt gezeigt hat, zu einem guten Teil die kulturelle Wertung von Mannheim beruht, würde für die Stadt einen unerſetzlichen Ver⸗ bedeuten. Außerdem würde auch im Falle der ießung des Theaters eine erhebliche finanzielle ee Staats zuſchuß. Einnahmemindernd wirken die tion und dem kulturellen Niveau der Stadt ergeben⸗ Verträge nicht mehr der Fall iſt. Belaſtung der Stadt bleiben. Die perſönlichen Aus⸗ gaben, insbeſondere für das Orcheſter, würden weiterhin 606 000/ betragen. Schon mit Rückſicht auf die Erhaltung des Konzertlebens könnte auf das Orcheſter nicht ganz verzichtet werden, es müßte ein mindeſtens für den Konzertdienſt ausreichendes Or⸗ cheſter beibehalten werden. Dazu kommt aber fol⸗ gendes: Die Orcheſtermitglieder ſind nach den mit ihnen abgeſchloſſenen Dienſtverträgen nach 5jähriger ununterbrochener Dienſtzeit nur noch aus wichtigem Grunde gemäߧ 626 B. G. B. kündbar, wobei verein⸗ bart iſt, daß die Einſchränkung oder Ein⸗ ſtellung des Betriebs des Theaters oder der Oper nicht als wichtiger Grund gilt. Da nun der größte Teil der Orcheſtermuſiker — alle bis auf 8— die Vorausſetzungen einer 5jäh⸗ rigen Dienſtzeit erfüllt und außerdem bei eventuellen Kündigungen auf die Zuſammenſetzung des Orche⸗ ſters und die angemeſſene Vertretung ber verſchiede⸗ nen Inſtrumente im Orcheſter Rückſicht genommen werden müßte, die kündbaren Orcheſtermitglieder aber alle zu den Bläſern gehören, ſo ergibt ſich, daß ein Abbau des Orcheſters überhaupt nicht oder nur in einem ganz geringen Maße möglich wäre. Es wäre auch nicht möglich, durch Veranſtaltung von Konzer⸗ ten Einnahmen zu erzielen, die den Ausfall der Einnahmen aus Opern- und Operettenvorſtellungen auch nur einigermaßen ausgleichen könnten. Die ſachlichen Unkoſten des Theaters, insbeſondere für Unterhalt des Gebäudes, der Ma⸗ ſchinerie, des Inventars und für Feuerverſicherung würden bei einer Schließung mit einem Betrage von ca. 70 000 9M. weiter laufen, ferner wären von der Stadt zu tragen die Ruhegehalte für die Theaterangeſtellten, die zur Zeit 180 000 RM. betragen, bei Schließung des Theaters aber erheblich ſteigen würden, dann auch die Verſorgungs⸗ bezüge der zuruhegefetzten Beamten und Arbeiter in Höhe von 60 000 9 Die im Nationaltheater be⸗ ſchäftigten ruhegehaltsberechtigten Verwaltungs⸗ und techniſchen Beamten beziehen insgeſamt einen Gehalt von 138 000 RM., die ruhelohnberechtigten Arbeiter insgeſamt einen Lohn von 245000 RM., zuſammen 383 000 RM. Dieſe Beamten und Arbeiter würden ſoweit als möglich anderweit im ſtädtiſchen Dienſt Verwendung finden. Soweit das nicht durchführbar ſein ſollte, könnten die Beamten in den einſtweiligen Ruüheſtand verſetzt werden, und das Dienſtverhältnis der Arbeiter unter Zahlung entſprechender Abſin⸗ dungen gelöſt werden. Wie groß die Belaſtung der Stadt hieraus ſein würde, läßt ſich zur Zeit nicht überſehen. Dazu kämen noch größere Beträge für Unterſtützung der abgebauten, noch nicht peuſions⸗ reifen Bühnenangeſtellten, die anderwärts nicht mehr unterkommen würden. Die Verpachtung des Nationaltheaters, des älteſten ſtädtiſchen Regietheaters in Deutſchland, würde den Bruch mit einer langjährigen, geradezu vorbildlich gewordenen Tradition bedeuten, aber auch praktiſch nicht durchführbar ſein. Würde es ſich nur um ein reines Schauſpielunternehmen handeln, ſo wäre es wohl möglich, gegen Stellung des ſpiel⸗ fertigen Hauſes und Ueberlaſſung des Fundus bei Gewährung eines mäßigen Barzuſchuſſes einen Pächter zu finden. Dagegen erſcheint dies bei einem Opernbetriebe, wie dem des Mannheimer National⸗ theaters, ganz ausgeſchloſſen. Die Unkoſten eines Opernbetriebs ſind ſo hoch, daß ſie von einem Pächter nicht getragen werden können, was dazt ge⸗ führt hat, daß in den deutſchen Großſtädten über⸗ haupt keine Opernbetriebe mehr verpachtet ſind. Ein Pächter könnte für das Mannheimer Nationaltheater nur gefunden werden, wenn ihm ein ſehr erheblicher Barzuſchuß neben der Ueberlaſſung des ſpielfertigen Hauſes und des Fundus bewilligt würde. Eine weſentliche Erſparnis würde dabei wohl kaum zu er⸗ zielen ſein. Und ſelbſt wenn ein Pächter unter ſolchen Bedingungen zu finden wäre, wäre die Ge⸗ 5 fahr, daß er ſich nicht halten kann und die Stadt das Theater nach kurzer Zeit wieder übernehmen muß, ſehr groß, ganz zu ſchweigen von der Tatſache, daß wir uns dann einen ausſchließlich nach geſchäftlichen Rückſichten aufgebauten Spielplan gefallen laſſen müßten, und von einem Kulturtheater in Mann⸗ heim nicht mehr geſprochen werden könnte. Zu prüfen blieben alſo in der Hauptſache Ein⸗ ſchränkungs⸗ und Rationaliſierungsmaßnahmen, insbeſondere auch die Frage eines Zuſammen⸗ gehens mit anderen Bühnen. Es iſt dabei davon auszugehen, daß, wie die Platzbenutzung zeigt, im allgemeinen zu häufig Theater geſpielt wird, daß das Angebot die Nachfrage über⸗ ſteig t. Andererſeits erfordert aber ein Enſemble, bei dem alle Spielgattungen, Oper, Operette und Schauſpiel, vertreten ſind, eine ausreichende Beſchäftigung, was zu zahlreichen Vorſtellungen führt. So iſt z. B. in Mannheim⸗Ludwigshafen die Zahl der Aufführungen im laufenden Spieljahr auf 511 geſteigert worden, womit hohe Perſonalaus⸗ nützung erzielt wird. Die Erkenntnis, daß es not⸗ wendig iſt, weniger zu ſpielen, gleichzeitig aber das vorhandene Enſemble ausreichend zu beſchäftigen, hat dazu geführt, daß man ſich, allerdings ganz ver⸗ einzelt, zur Aufgabe einer Spielgattung(in Würz⸗ burg Aufgabe der Oper) entſchloſſen hat, an anderen Stellen des Reichs aber Verſuche gemacht hat, die Theater mehrerer Städte zu einem gemeinſamen Betrieb zuſammenzuſchließen. Ein ſolcher Verſuch ſcheint vor allem zwiſchen den Städten Duisburg und Bochum geglückt zu ſein, die einen Vertrag ge⸗ ſchloſſen haben, nachdem die Duisburger Oper die 40 Schnellzugsminuten entfernte Stadt Bochum be⸗ ſpielt, während das Bochumer Schauſpiel nach Duis⸗ burg kommt. Aehnliche Beſtrebungen, die neuer⸗ dings von Düſſeldorf und Eſſen berichtet wurden, haben verläufig zu keinem Ergebnis geführt. Für Mannheim ergab ſich unter Berückſichtigung dieſer Geſichtspunkte die Prüfung folgender Möglich⸗ keiten: Aufgabe einer Spielgattung Die vollkommene Aufgabe einer Spielgattung kann in Mannheim nicht in Frage kommen. Bei der Oper kommt in Betracht, daß im Falle ihrer Aufgabe das Orcheſter aus den oben ſchon erwähnten Gründen nicht abgebaut wer⸗ den kann; der Chor könnte, da bei ihm ähnliche Bin⸗ dungen wie beim Orcheſter nicht vorliegen, zwar ganz abgebaut werden, es wäre aber mit Beſtimmt⸗ heit damit zu rechnen, daß die älteren Chorſänger und Chorſängerinnen, die ſich in der Mehrzahl be⸗ finden, nicht mehr bei anderen Bühnen unterkommen würden. Sie würden alſo, auch ſoweit ſie nicht pen⸗ ſtonsreif ſind, in irgend einer Form der Stadt zur Läſt fallen. Die Aufwendungen hierfür würden zu⸗ ſammen mit dem ungedeckten Aufwand für das Orcheſter und mit dem Fehlbetrag für einen reinen Schauſpiekbetrieb beſtimmt nicht weſentlich dem Betrag von 1 Million Reichsmark bleiben— ohne die Leiſtungen für Rechnung der Stadt—. Dieſe Löſung wäre alſo ſehr unwirtſchaftlich; vor allem auch deshalb, weil bei ihr das Orcheſter, das beibehalten werden müßte, nicht entſprechend ausge⸗ nützt werden könnte. Die Aufgabe des Scha u⸗ ſpiels würde der Stadt zwar eine finanzielle Ent⸗ laſtung bringen, auch dann, wenn man bedenkt, daß in einem ſolchen Falle eine Reihe von Kräften, die nicht mehr anderwärts unterkommen und auch nicht penſioniert werden könnten, von der Stadt unter⸗ ſtützt werden müßten. Schauſpielvorſtellungen wür⸗ den aber doch immer wieder nachdrücklichſt vom Publikum gefordert werden, ſodaß ſie mindeſtens in einer gewiſſen Zahl von einer auswärtigen Bühne bezogen werden müßten. Inwieweit dies zu Ein⸗ ſparungen führen könnte, ſoll weiter unten erörtert werden. 8 N Vereinbarung mit einer benachbarten Bühne 1. Heidelberg. Mit unſerer Nachbarſtadt Heidelberg iſt über die verſchiedenen Möglichkeiten eines Zuſammengehens eingehend verhandelt worden. Die Verhandlungen haben aber leider ein durchaus negatives Ergebnis gehabt. Die völlige Aufgabe des Hei⸗ delberger Theaterbetriebs und die Beſpielung Hei⸗ delbergs durch das Mannheimer Nationaltheater bei entſprechender Zuſchußleiſtung iſt von Heidelberg als nicht diskutabel bezeichnet worden. Die Erörterung über einen Gemeinſchaftsbetrieb auf der Baſts, daß Mannheim ſich auf Oper und Operette beſchränkt und Heidelberg auf das Schauſpiel unter Austauſch der beiderſeitigen Vorſtellungen, ergab, daß bei einem ſolchen Betrieb, der insbeſondere bei der Oper mit koſtſpieligen Transporten und Tage⸗ geldern verbunden iſt, irgendwie weſentliche Erſpar⸗ niſſe für beide Städte nicht zu erzielen ſind. Es bliebe noch die Möglichkeit, die Oper auf Mannheim zu beſchränken, nach Heidelberg nur Operette zu lie⸗ fern und von dort das Schauſpiel zu beziehen; aber auch dieſer Plan fand in Heidelberg keine beſondere Gegenliebe, hätte wohl auch den Heidelbergern nicht die von ihnen gewünſchten Erſparniſſe gebracht. 2. Karlsruhe. Von den anderen benachbarten Bühnen kam nach dem Ergebnis der Ermittelungen für eine Zuſam⸗ menarbeit mit Mannheim nur Karlsruhe in Be⸗ tracht. Die Verhandlungen mit Karlsruhe ſind auf der Grundlage geführt worden, daß Mannheim ſein eigenes Schauſpiel aufgibt und Schauſpielvorſtel⸗ lungen von Karlsruhe erhält, daß aber die beiden Opernbetriebe getrennt beſtehen bleiben, daß ferner der Betrieb des Mannheimer Theaters ſtark einge⸗ ſchränkt wird. Von Karlsruhe würden 100 Schau⸗ ſpielvorſtellungen zum Preis von je 1400 RM. gelie⸗ fert werden. Insgeſamt würden in Mannheim fol⸗ gende Vorſtellungen ſtattfinden: im National⸗ theater in Miete 210 Vorſtellungen, außer Miete 16 Vorſtellungen, Nachmittagsvorſtellungen 10 Vor⸗ ſtellungen, für Theatergemeinden 44 Vorſtellungen; in Ludwigshafen offene Vorſtellungen 40 Vor⸗ ſtellungen, Vorſtellungen für Theatergemeinden 10 Vorſtellungen, zuſammen 330 Vorſtellungen gegen zur Zeit 511 Vorſtellungen. Ganz aufgegeben würden alſo nach dieſem Plan die Vorſtellungen im Roſengarten, ſtark eingeſchränkt die für die Theater⸗ gemeinden. Hierbei wäre ein Tag ganz ſpielfrei zu laſſen. An den übrigen ſechs Tagen würde regel⸗ mäßig im Nationaltheater und daneben einmal wö⸗ chentlich im Pfalzbau geſpielt werden. Die zehn Nach⸗ mittagsvorſtellungen und die zehn Vorſtellungen für die Theatergemeinden in Ludwigshafen müßten neben den reglmäßigen Vorſtellungen an Spieltagen ſtatt⸗ finden. Die auf dieſer Grundlage aufgebauten Be⸗ rechnungen haben mit einem Betriebszuſchuß von 1000 000% abgeſchloſſen. Hierbei iſt aber folgendes zu beachten: g à) beim Abbau des eigenen Schauſpiels müßte eine Reihe von Künſtlern und Künſtlerinnen, die an anderen Bühnen nicht mehr unterkommen wür⸗ den, in den Ruheſtand verſetzt oder, ſoweit das nicht möglich ſein würde, von der Stadt laufend unterſtützt werden. Hierfür wäre mindeſtens ein Be⸗ trag von 40 000 7 jährlich zu rechnen; b) die beim Abbau des Schauſpiels durch die Verringerung der Zahl der Solokräfte unmittelbar zu erzielende Erſparnis macht nur einen Teil der errechneten Geſamterſparnis aus. Der Aufwand für den Schauſpielkörper beträgt zurzeit 260 000, die an Karlsruhe für 100 Schauſpielvorſtellungen zu zahlende Vergütung 140 000, die unmittelbare Erſparnis alſo 120 000. Der größte Teil der Einſparungen ergibt ſich unmittelbar aus den durch die Aufgabe des eigenen Schauſpiels und die Ver⸗ ringerung der Zahl der Vorſtellungen möglich wer⸗ denden Betriebseinſchränkungen. Dieſe würden nach Annahme des Intendanten eine Verminderung der Kopfzahl des techniſchen Perſonals um 19 Köpfe und ferner infolge Aenderung der Dienſteinteilung den Wegfall der Schichtzulage und der Ueberſtundenver⸗ gütung ermöglichen, was insgeſamt eine Erſparnis von rund 117000„ ausmachen würde. Beim Ver⸗ waltungsperſonal ſollen 18 000 n eingeſpart wer⸗ unter dem oben feſtgeſtellten derzeitigen Betriebs ſchuß den; bei den ſachlichen Ausgaben rund 120 000 K. Ob ſich alle dieſe Einſparungen— insbeſondere die beim techniſchen Perſonal— in dieſem Maß durch⸗ führen laſſen würden, erſcheint ſehr zweifelhaft. c) Die Vorſtellungen für die Theatergemeinden würden ſehr ſtark eingeſchränkt werden, nämlich von zurzeit 45 im Nationaltheater, 36 im Roſengarten, 30 in Ludwigshafen, insgeſamt 111 auf 44 im Natio- naltheater, 10 in Ludwigshafen. Aus dieſer Ver⸗ minderung können ſich erhebliche Schwierigkeiten er⸗ geben. 1 d) Nicht überſehen läßt ſich ferner, welche Zug⸗ kraft die Vorſtellungen eines fremden Theaters in Mannheim haben würden, ob alſo mit dem Eingang der allerdings vorſichtig veranſchlagten Einnahmen aus den Schauſpielvorſtellungen gerechnet werden darf. 5 Unter dieſen Umſtänden haben ſich Theaterausſchuß und Stadtrat entſchloſſen, von einer Vereinbarung mit Karlsruhe zurzeit abzuſehen, wobei insbeſondere die Auffaſſung mitſprach, daß eine nicht einmal in jeder Beziehung ſichere Erſparnis von 150 000 bis 200 000 4% die hohe kulturelle Bedeutung des eigenen Mannheimer Schauſpiels nicht aufwiegen könne. Ob es nicht bei einer längeren Dauer der derzeitigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſpäter doch einmal zu einem, dann allerdings über die Schauſpielgemein⸗ ſchaft hinausgehenden gemeinſamen Theaterbetrieb mit Karlsruhe kommen kann, muß vorläufig dahin⸗ geſtellt bleiben. 5 Aufrechterhaltung des eigenen Opern, Operenen und Schauſpielbeirtebs unter Einſchränkung der Vorſtellungszahl und Verminderung des Perſonals. b Bei der Beibehaltung der drei Spielgattungen muß die Einſchränkung der Zahl der Vorſtellungen ſehr ſorgfältig geprüft werden, um zu vermeiden, daß die Einnahmeausfälle die Einſparnugen überwiegen. So läßt ſich leider die urſprünglich in Ausſicht ge⸗ nommene Einführung eines ſpielfreien Tages nie verwirklichen, es können vielmehr im weſentlichen nur die unrentablen offenen Vorſtellungen im Ri ſengarten aufgegeben merden. Im übrigen ſoll bisherige Zahl der Vorſtellungen beibehalten den unter Verlegung eines Teils de Vorſtellungen für die Theatergeme den aus dem Roſengarten in den Pfa bau. Nach dieſem neuen Plan ſind vorgeſehen: im Nationaltheater i in Miete 240 Vorſtellungen, außer Miete 32 V ſtellungen, Nachmittagsvorſtellungen 15 Vorſte gen, für Theatergemeinden(darunter 10 Nachn tagsvorſtellungen) 45 Vorſtellungen, Schülervor lungen 5 Vorſtellungen;. im Neuen Theater 8 8 für Theatergemeinden 22 Vorſtellungen, zuſam 359 Vorſtellungen; 5 5 in Ludwigshafen offene Vorſtellungen 40 Vorſtellungen, gemeinden 44 Vorſtellungen; g Gaſtſpiele 8. 5 Vorſtellungen, insgeſamt 448 Vorſtellungen Die Einſchränkung der Vorſtellungen im Roſe garten wird eine Verminderung des techni Perſonals um 1 Theatermeiſter und 4 A ermöglichen. Auch bei den fachlichen Ausg wird ſich dieſe Betriebseinſchränkung auswi Ferner ſind Einſparungen beim darſtell den Perſonal und bei der Verwaltung geſehen. 35 Alle dieſe Maßnahmen zuſammen würden trotz vorſichtiger Veranſchlagung der Einnahm möglichen, mit einem Betriebszuſchu jährlich 1150 000 u auszukommen. Geg fur Theke be von rund 1 290 000% würde alſo eine E nis von rund 140 000 7 zu erzielen ſein. E dabei allerdings nicht überſehen werden, daß vorgeſehenen Einnahmen erreicht werden und daß es auch angebracht erſcheint, daß Lu hafen für die im Pfalöbau gegebenen Vorſtel einen höheren Zuſchuß leiſtet. Die Einn hängen in erſter Linie von Leiſtung und L ab, aber auch davon, daß in allen Bevölkerun ten für das Theater geworben wird und nicht viele andere Veranſtaltungen den Beſuch de ters zu ſtark beeinträchtigen. Da nach allem von der Stadtverwaltung, Theaterausſchuß, dem Stadtrat und der öffen Meinung angeſtellten Ueberlegungen e Weg zur Erzielung von Erſparniſſen o zeitige große kulturelle Schädigung der Zeit nicht gefunden werden kann, empfieh die Fortführung des Theaterbetriebs in geſehenen Form mit einem jährlichen Betriebs ſchuß von 1150 000 n zunächſt auf die Dauer drei Jahren„ zu genehmigen. Es ergibt ſich hieraus auch der Vo teil, daß unſer Theaterbetrieb wieder eine gr ßere Stetigkeit und Ruhe gewinnt, ur der aus vielfachen Gründen erwünſchte A mehrjähriger Verträge mit den Künſtlern e lichen läßt. 5 5 eee 5 Wieder zwei Raubüberfälle Wieder durcheilt die Kunde von zwei fr Raubüberfällen die Stadt. In der Nacht Dienstag wurden in zwei Fällen Frauen an fen und verſucht— in einem Falle iſt es gen— ihnen die Handtaſchen zu e Um 9½ Uhr wurde in der Auguſta⸗Anlage e von dem Inſaſſen eines Autos angehalten u ſucht, ihr die Handtaſche zu entreißen. Di Frau wehrte ſich und konnte ſo das Vorhaben des Räubers verhindern, der in ſeinen Wagen flüchtete und da raſte. Wte ſich nachträglich herausſtellte, war Auto von einem hieſigen Parkplatz kurz zuvor g ſtohlen worden. Um 5312 Uhr ereignete ſich de zweite Straßen⸗Raubüberfall in der Kunſtſtraße zw ſchen den Quadraten CO 2 und D 2. In dieſem Falle konnte der Täter der Frau die Handtaſche mit einem Barinhalt von ſechs Mark entreißen und damit fl ch⸗ tig gehen. 25 e„„ 4. Seite. Nr. 515 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 6. November 1929 Stadtiſche Nachrichten Aus der Stadtratsſitzung vom 4. Nov Verſchiedene Vorlagen für die nächſte Bürger⸗ ausſchuß⸗Sitzung, die am Freitag, 15. 11., ſtattfindet, werden genehmigt. Es wird beſchloſſen, bei der Regierung erneut den Antrag auf Erteilung der Konzeſſion zur Errich⸗ tung einer Autobusverbindung zwiſchen Maunheim und Schwetzingen gu ſtellen. Vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bürgeraus⸗ ſchuſſes werden 550 000„ für die Wohuungsfür⸗ ſorgekaſſe überwieſen, die in der Hauptſache zum weiteren Ausbau der Siedelung für alte Leute und kinderreiche Familien in der Gartenſtadt Waldhof verwandt werden ſollen. Für die Herſtellung einer Straße im Gaswerk Luzenberg werden vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bürger⸗ ausſchuſſes 30 000% bewilligt. Das Gelände weſtlich des Stadions wird pla⸗ niert, mit Raſen beſät und neu eingefriedigt. Gleich⸗ zeitig wird das Licht⸗, Luft⸗ und Sonnenbad verlegt und neu hergerichtet werden. Die Arbeiten, die einen Aufwand von 239 000/ erfordern, ſollen als Notſtandsarbeiten ausgeführt werden. Die Zuſtimmung des Bürger⸗ ausſchuſſes bleibt vorbehalten. Die Erſtellung eines Markt⸗ und Kirchweih⸗ platzes im Kirchfeld in Feudenheim zwiſchen Schule und O...⸗Bahnhof mit einem Auf⸗ wand von 30 000% wird vorbehaltlich der Geneh⸗ migung durch den Bürgerausſchuß zugeſtimmt. Für den zweiten Bauabſchnitt der Anlage des Herzogenriedpark's, die als Notſtandsarbeit durchgeführt werden ſoll, werden— vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bür⸗ gerausſchuſſes— 200 000 4 bewilligt. Zur Deckung der reſtlichen Koſten für die Schaf⸗ fung einer öffentlichen Grünanlage in der Schwetzinger⸗Stadt ſind— vorbehaltlich der Zuſtimmung des Bürger⸗ ausſchuſſes— 32 000/ in den Voranſchlag 1930 ein⸗ zuſtellen. Zugleich wird der Vorgriff auf die Etats⸗ mitteln 1930 genehmigt. Mit den Arbeiten ſoll als⸗ bald begonnen werden. Ueber das öſtliche Hafenbecken im Rheinau⸗Hafen ſoll mit einem Koſtenaufwand von 170 000/ ein a eiſerner Fußgängerſteg erſtellt werden, ſofern der von privaten Intereſſenten in Ausſicht geſtellte Baukoſtenzuſchuß in Höhe von 40 000/ tatſächlich geleiſtet wird. 5* * Zuſammenſtoß. Geſtern Mittag erfolgte an der Straßenkreuzung F 1 und F 2 ein Zuſammenſtoß zweier Perſonenautos. Ein kleiner Opelperſonen⸗ wagen, der in der Richtung Planken⸗Marktplatz fuhr, rannte einen großen Perſonenwagen, der in der Richtung Breitenſtraße—Luiſenring fuhr, direkt in die Flanke und warf ihn um. Der große Per⸗ ſonenwagen wurde ſo ſtark beſchädigt, daß er abge⸗ ſchleppt werden mußte. Perſonen kamen nicht zu Schaden. * Luftpoſten in der Union der Sozialiſtiſchen Sowfet⸗Republiken und in Perſien. Der Flugver⸗ kehr auf den Linien Moskau— Irkutsk und Mos⸗ au Baku iſt am 1. November eingeſtellt worden. Luftpoſtſendungen nach Sibirien, China, Japan, den Philippinen und darüber hinaus können daher nur noch innerhalb Deutſchlands mit der Luftpoſt beför⸗ dert werden. Luftpoſtſendungen nach Perſien mit dem Vermerk„Par avion au delà de Moscou“ wer⸗ den mit der Eiſenbahn bis Baku geſandt. Dort gehen ſte auf die auch während des Winters verkeh⸗ denden Luftpoſtlinien Baku—Pehlevi— Teheran, Te⸗ heran—Iſpahan—Schiras—Buſchir, Teheran—Hama⸗ .(Bagdad) und Teheran—Meſched r. Verſchönerung des Gontardplatzes Verſchönerung des Gontardplatzes? So werden angeſichts der Bauſtelle und des hohen Bretter⸗ zaunes, der dieſen Platz umgibt, manche Lindenhöf⸗ ler erſtaunt fragen. Bitte, nur abwarten, es ſtimmt ſchon! Der Gontaroͤplatz wird wieder einmal umgeſtaltet und verſchönert. Er bekommt auch, wie wir gleich vorweg zur Beruhigung der auſ⸗ geregten Gemüter auf dem Lindenhofe mitteilen wollen, wieder ſeine ſo ſchmerzlichſt vermißte und ſo ſehnlichſt gewünſchte öffentliche Uhr. Im Laufe der letzten zwei bis drei Jahrzehnte hat die kleine Anlage auf dem Gontardplatz wieder⸗ holte Veränderungen erfahren. Um den Lindenhöf⸗ lern eine beſondere Freude zu bereiten, hatte die Stadtgärtnerei zu beiden Seiten der Uhr Es war dies im erſten Nachkriegsjahr, wo die Polizei faſt machtlos war. Aber mancher Lindenhöf⸗ ler Bürgersmann, der die Katzbalgerei der Byben aus der Altſtadt kamen heraus auf den Lindenhof, machten aus den roten und gelben Tulpen hübſche Sträuße und verehrten ſie ihren Mädchen. Dies war natürlich ein ſtarkes Stück und hatte zur Folge, daß die Stadtgärtnerei die Blumenlieferungen nach dem Lindenhof wieder einſtellte. Sie legte auf der Inſel einen ſchönen grünen Raſen an und ver⸗ ſah dieſen mit einer kurzen Umzäunung, die gerade hoch genug war, daß die Lindenhöfler Schulbuben mit einer ſchneidigen Flanke darüber hinwegſetzen konnten. Rabatten mit ſchönen roten und gelben Tulpen angepflanzt. Alle freuten ſich über dieſen Blumen⸗ ſchmuck inmitten des ſteinernen Häuſerrondells. Aber die Freude währte leider nicht lange. Böſe Buben nicht mehr mit anſehen konnte, holte ſich den einen oder anderen der Knirpſe an den Ohren oder am Haarſchopf aus dem Raſen heraus. Dieſer aber war inzwiſchen ſo übel zugerichtet und die Umzäunung ſo niedergeriſſen, daß er abſolut keine Zierde des Gon⸗ tardplatzes mehr bildete. Zuletzt entſchloß ſich das Hochbauamt zu einer Pflaſterung der kleinen Inſel und ließ durch die Stadtgärtnerei noch zwei hübſche Bäumchen anpfanzen. Aber wie vorher der Raſen durch Buben, ſo wurden die Bäumchen jetzt durch die Lindenhöfer Hunde, die allmorgendlich dort eine Zuſammenkunft abhielten, ſtark in Mitleiden⸗ ſchaft gezogen. Das ſtädtiſche Hochbauamt entſchloß ſich deshalb zu einer großzügigen Umgeſtaltung des kleinen Dämmerſtunde Es iſt etwas Seltſames um die Dämmerſtunde! Wenn im Herbſt und Winter die Tage kürzer ge⸗ worden ſind, dann iſt ihre Zeit gekommen. Grau legt ſie ſich über die Welt und ſucht deren Gegen⸗ ſtändlichkeit mit düſterem Schleier zu umhüllen. Das Unweſentliche verliert ſich, das Laute verblaßt an Farbe. Beruhigende Gleichmäßigkeit umfängt uns und ſtill möchten wir uns einer anheimelnden Andacht hingeben. Doch das Ungetüm„Großſtadt“ läßt uns keine Zeit dazu. Der Dämmerſtunde hat ſie die Herrſchaft entriſſen. Unzähliger Lichtſchein aus Erkern und Schaufenſtern. von Bogenlampen und Signallichtern hat ſie vertrieben. Unbekümmert um ſie, die Dämmerſtunde, verrichten die Menſchen ihre Arbeit, erfüllen ſie ihre Pflichten, beſorgen ſie ihre Gänge. Es war einmal.. eine Zeit, da war es anders. Damals galt die Dämmerſtunde als die Stunde der Familie. Denn um dieſe Zeit trafen ſich die Familienangehö⸗ rigen im trauten Wohnzimmer. Wozu auch Licht machen? Die wenige Winterarbeit war ja bald ge⸗ tan, und Zeit war noch nicht ſo ſehr Geld, als daß man ihretwegen Licht verbrannt hätte. Man gönnte ſich etwas Ruhe und ſammelte ſich um den kniſtern⸗ den Ofen, aus deſſen Ritzen roter Feuerſchein drang und ſich zitternd auf den weißgeſcheuerten Dielen lagerte. Aus dem Zwielicht der heraufkommenden Nacht vernahm man derweil Geheimniſſe einer nicht greifbaren Welt, die die Brücke ſchlugen von Herz zu Herz. Man wurde teilhaftig der Familie, nicht als einer Summe von Perſonen, ſondern eines fein⸗ Platzes. Eines Morgens bemerkten die Bewohner dieſes ſchönen und Schrecken, daß die Uhr auf dem Gontardplatz verſchwunden war. Allerdings wurde ſie nicht bei Nacht und Ne⸗ bel wie die Möbel aus dem Schloſſe auf einem Auto entführt. Aber eines Morgens leuchtete ſie eben nicht mehr. Nur der kann den Schmerz der Linden⸗ höfler über den ſchweren Verluſt der Uhr ermeſſen, der tagtäglich auf ſeinem Gang zur Arbeitsſtälte dieſen Platz paſſteren muß. Stets galt der Blick zu⸗ erſt der Uhr. Nach ihr richtete ſich das Bürofräu⸗ lein, der Arbeiter, der Angeſtellte und der Beamte. Sie wurde zum Symbol der Pünktlichkeit der Lin⸗ denhöfler. Da auf dem Lindenhof noch vielfach Unkenntnis über die Namensbenennung des Gontarodoplatzes herrſcht, ſo ſei kurz erwähnt, daß die Bezeichnung auf das Gontaroͤſche Gut zurückzuführen iſt, das einen Hauptbeſtandteil des Terrains bildete, auf dem der Stadtteil Lindenhof erbaut iſt. Das mit dem Rennershof identiſche Gontardſche Gut leitet ſeinen Namen von dem früheren Eigentümer, dem Privat⸗ man? Friedrich Wilhelm Gontard, ab. Dieſer hat 1841. dieſes Gut erworben, den größten Teil aber bereits i. J. 1853 an die evangeliſche Kollektur ver⸗ kauft und den Reſt 1854 an die Firma Baſſermann, Herſchel und Dieffenbacher abgetreten, die dort eine Stärkemehlfabrik errichtet hatte. Nun wird auf der Inſel eine unterirdiſche Bedürfnisanſtalt, ähnlich der in Neckarau ohne Pylone errichtet. Die Anſtalt bekommt kreisförmige Zugänge. Die Uhr wird zwar nicht mehr auf einem ſo hohen Maſt wie vorher angebracht, ſondern es iſt eine Reklame⸗ uhr, wie eine ſolche ſchon in der Bismarckſtraße ſteht. Mit dieſer Uhr verbunden iſt eine öffent⸗ liche Fernſprechſtelle mit Marken⸗ und Poſtkartenautomat. Anſtelle des Pflaſters werden Gehwegplättchen verwendet. Die Arbeiten an der Bedürfnisanſtalt ſchreiten rüſtig vorwärts. Bekommen wir keinen ſtrengen Winter, ſo kann die ganze Anlage vielleicht in drei bis vier Monaten fertig ſein. Tritt aber wieder ſo ſtarkes Froſtwetter wie in dieſem Frühjahr auf, ſo zieht ſich die Fertig⸗ ſtellung der Anlage länger hinaus. Jedenfalls aber verſpricht das Projekt eine praktiſche Anlage zu werden, die zur Verſchönerung des aufſtrebenden Stadtteils Lindenhof weſentlich beitragen wird. ch. ruhigen Stadtteils zu ihrem ſten Netzwerkes ſeeliſcher und geiſtiger Bezie ungen. So war die Dämmerſtunde gewiſſermaßen der Brennpunkt im Alltag der Familie. Ein Brenn⸗ punkt, in dem ſich die einzelnen aufrichten konnten in gemeinſamem Denken und Fühlen. Uns iſt er geraubt. Die Großſtadt hat uns auch hier entwur⸗ zelt. Wir merken es faſt jedoch nicht mehr. Wir ſind zu ſehr Mechanik geworden und Maſchine und Gewohnheit. 5 Unſerer Familie fehlt die Gemeinſamkeit, weil außer dem Tun ums Brot uns nichts mehr ver⸗ bindet. Die Familie iſt für viele von uns zur Kon⸗ ſtruktton geworden, die ihre Formel im Geſetz fand. Wir ſprechen von Familie und denken nur noch an Unterhaltspflichten oder an erhöhte Steuerfeeiheit. Sind wir anderer ſeeliſcher Struktur geworden? Oder fehlt uns nur die„Dämmerſtunde“? 5 Dicke Luft Wir haben uns ja in dieſem Jahr an allerhand gewöhnen müſſen. Ein ſolider Winter hatte einen ebenſo dauerhaften wie heißen Sommer im Gefolge. Der Herbſt iſt ſozuſagen ausgefallen; das war be⸗ ſonders für die Dichter der fallenden Blätter und der ſterbenden Liebe ſehr ſchmerzlich. Nun ſenkt ſich da überflüſſigerweiſe geſtern nachmittag eine Nebeldecke über unſere Stadt, wie ſte ſelbſt die berühmten älteſten Leute ſelten geſehen haben. Und am Abend ſieht man Bogenlampen und Transparente auf ganz kurze Entfernung nur noch matt ſchimmern, ſo ungefähr ein Quadrat weit(das iſt ja bei uns Mannheimern ein gangbares Längenmaß). Jenſeits einer 10 Meter⸗Grenze laſſen ſich nur 2 2 noch Schatten unterſcheiden. Die beſte Freundin und der drimmigſte Feind können an mir vorübergehen und ich bin für ſie wie Siegfried unter der Tarn⸗ kappe. Leuchtkäfer in Manneshöhe laſſen Zigaretten vermuten. Die Fahrzeugführer fahren ſo vorſichtig, als ob ſie Eierkiſten zu befördern hätten; weder ihre bohrenden Augen, noch ihre fürchterlichen Flüche vermögen den Nebel zu durchdringen. Sterngucker haben nichts zu lachen. Niemand weiß ohne Kalen⸗ der, ob wir Vollmond oder letztes Viertel haben. Und wer den Mund zu weit aufmacht, ſchluckt eine ſehr nahrhafte dicke Luft und hat morgen einen fabelhaften Katarrh. Wie töricht, daß man an jeder Jahreszeit etwas auszuſetzen hat! Sagen wir doch mit Cous: Es geht von Tag zu Tag beſſer und in einem kleinen Vierteljahr freuen wir uns der erſten Knoſpen- wenn nichts dazwiſchen kommt.. Vorfahrtsrecht am Ring Ausſchließlich alle Fahrzeuglenker waren bis jetzt, ſo wird uns aus Kraftfahrerkreiſen geſchrieben, der Anſicht, daß der Ring Bahnhof⸗Friedrichsbrücke und umgekehrt das Vorfahrtsrecht hat. Man iſt daher im Kreiſe der Fahrzeuglenker und der Sachverſtän⸗ digen ſehr erſtaunt, daß man mit der durch die Polizei⸗ direktion bekannt gegebenen Neuregelung die Bedeu⸗ tung der Ringſtraße im Verkehr, da doch dieſe die direkte Durchfahrtsſtraße iſt, als Vorfahrtsſtraße in Zweifel zu ziehen verſucht. Nur ein Fall: Warum ſoll Lameyſtraße das Vorfahrtsrecht haben? Weil in dieſ Straße die elektriſche Straßenbahn einbiegt und ſier nur die kurze Strecke von etwa 80 Meter benützt, jedoch keine Straßenbahn umgekehrt zum Ring führt? Dieſe Neuregelung ſtört den Verkehr und fördert nur Un⸗ fälle. Sämtliche in den Ring einmündenden reſp. anfangenden Straßen verlieren doch ihren Wert im Verkehr durch den Durchgangsverkehr des Ringes, der weit ſtärker ſein dürfte als der der Nebenſtraßen. Durch die Neuregelung müßten alle Fahrzeuge aus den Seitenſtraßen den Ring zweimal über⸗ queren, wobei ſie in der zweiten Hälfte des Ringes das Vorfahrtsrecht doch verlieren. Aus dieſem Grunde iſt es ſicher nicht angebracht, daß man den Seitenſtraßen des Ringes das Vorfahrtsrecht geben will. Auch fremde Fahrzeuglenker werden ſtets den Ring als Vorfahrtsſtraße betrachten und dieſe als ſolche benützen. Angebracht wäre es für die Allge⸗ mein eit, wenn ſolche Neuregelungen durch Fach⸗ leute und Sachverſtändige vorher überprüft und dann nur von amtlicher Seite veröffentlicht würden. Schm. Schluß des redaktionellen Teils So ſtehts im Kochbuch: 1e, Hidit nur überbrüllen, 5 hreiner, budern„ ga, einige Minuten kochen laſſen.. So komt nämlich erſt der— Aſchttige Kalhreinergeſchmack zur Geltung! 0 Kathreiners Malzkaffee N 2 2 e N 2 Der Meiſter am Pult Zweites Akademiekonzert mit Richard Strauß Das Feſtgeſchenk des Nationaltbheater⸗ Orcheſters an die Akademiebeſucher. Der Wür⸗ digſte gibt ihm durch ſeine Perſönlichkeit feſtlichen Glanz. Die Ruhe und Ueberlegenheit, die von Richard Strauß ausgeht, hat keinerlei Beziehung zu gewiſſen Inſtinkten des Publikums, das nur darauf wartet, geblendet zu werden. Richard Strauß ſtellt ſich nicht nur muſikgeſchichtlich in die Reihe der Klaf⸗ ſtker, ſeine ganze Perſönlichkeit umgibt ein klaſſiſches Gleichmaß. Die Art, wie dieſer geborene Orcheſter⸗ führer ſeine Werke interpretiert, iſt das eindruck⸗ vollſte Beiſpiel völliger Diſtanz zum eigenen Werk. Ein Menſchenalter liegen die Werke in ihrer Ent⸗ ſtehung zurück, die er geſtern dirigierte, und es iſt ganz erklärlich, daß ein Mann von der Lebendigkeit dieſes Meiſters der Töne, ſeinen Schöpfungen heute anders gegenüberſteht wie damals. Was ſich in dieſen Orcheſterwerken vorbereitet, iſt inzwischen zu der Entfaltung gekommen, die wir alle kennen: der Dramatiker Richard Strauß. * Er iſt es, der die Tragödie in Tönen, den Don Juan geformt hat und in ihrem Aufbau das er⸗ füllte, was an Elementen der Spannung in der ganzen klaſſiſchen Muſik vorbereitet war. Nicht das Leidenſchaftliche allein treibt dieſe Muſik vorwärts; das Zerbrechen an ihr bildet ſeinen eigentlichen Ge⸗ halt. Strauß formt dieſes Tongedicht in ſeiner eige⸗ nen Interpretation denn auch von dieſem Höhepunkt aus. So wenig wie er ſeinerzeit nur den Aben⸗ teurer Don Juan in Töne bannen wollte, ſo fern liegt es ihm, nur den Rauſch in ihnen aufgehen zu laſſen. Er gibt das Drama, das zur Kataſtrophe treibt, bis es nach dem letzten Aufſtieg in ſich zurück⸗ fällt. Dieſe völlig verinnerlichte Art des Erfaſſens iſt dem Hörer nicht ohne weiteres zugänglich, und de Richard Stranz wenn das Publikum gar noch mit ſeinen herkömm⸗ lichen Vorſtellungen des Don Juan an dieſe Art von Werk und Wiederagbe gerät, weiß es zunächſt nicht viel damit anzufangen. Da iſt der Don Quichote dem Verſtändnis offenbar näher. Schon durch das Programm, das der Hörer in die Hand bekommt, und in dem er ver⸗ folgen kann, was in der Muſik vorgeht. Leider kommt das eigentlich Muſikaliſche dabei nur oft zu kurz, wenn auch die leuchtenden Farben der Strauß⸗ chen Partitur ſelbſt die poetiſchſte Auslegung des Hörers überſtrahlen. Nicht die äußeren Vorgänge in dieſem Werk,— ſeine innere Haltung iſt ent⸗ ſcheidend. Wie der Don Juan ſtammt auch der Don Qui⸗ chote aus der ſpaniſchen Welt. Die lächerliche Figur, die er in unſerer Vorſtellung durch völlig falſche Vorausſetzungen abgibt, und die ihn und ſeinen Ge⸗ fährten Sancho Panſa gleichſam als Pat und Pata⸗ chon erſcheinen laſſen, hat nichts mit der urſprüng⸗ lichen Bedeutung des Don Quichote zu tun; dieſer iſt vielmehr eine durchaus tragiſche Figur, ein Ek⸗ ſtatiker und Viſionär, der eine Welt als Vorſtellung erlebt, wie ſie nur aus der ſpaniſchen Inbrunſt zu verſtehen iſt. Mit einer genialen Einfüllung hat Ri⸗ chard Strauß die Seele Don Quichotes in ſeinem Werk gegeben; nicht lächerliche Abenteuer, ſondern Empfindungen klingen aus dieſen Variationen, und nicht die Komik bildet den Hintergrund, ſondern die großartige Groteske. Dabei feiert der Inſtrumentaliſt Strauß Triumphe. Das Geſchrei der Holzbläſer, die Be⸗ handlung der Blechinſtrumente, ſind Beiſpiele wie Strauß hier ſeine Palette benutzt, Nicht das Geiſt⸗ volle des Werkes allein, ſein ekſtatiſcher Klang, ſeine gefühlvolle Melodik ſind entſcheidend. Daß es ſich nicht nur um das Nachzeichnen einer zu Unrecht als bloße Karikatur geſehenen Geſtalt handelt, zeigen die Variationen, die das Cello zu ſpielen hat, am beſten. Komzertmeiſter Karl Mülber verleiht ihm einen außerordentlich reichen Ausdruck. Die Solobradſche, die die Rolle Sancho Panſas übernimmt, ſpielte Karl Neumaier ſehr plaſtiſch. Strauß dirigierte das Werk unter ſubtilſter Herausarbeitung ſeiner unendlich vielen Feinheiten. Von der Violine bis zur Baßtuba eine vielfältige und doch einheitliche Klangentfaltung. * Nach der Pauſe begann erſt der eigentliche Publt⸗ kumserfolg. Im beſten Sinn; denn das Helden⸗ leben zeigt den Sinfoniker Strauß von der ein⸗ drucksvollſten Seite hinreißender Orcheſterführung. Der wunderſame Bau dieſes Werkes, ſeine überaus reiche Miſchung verſchiedenſter Farben, bildet gleich⸗ ſam ein Präludium zu der Entfaltung des Drama⸗ tikers Richard Strauß, der nach dieſem Werk durch⸗ brach. Und als wollte er ſein inſtrumentales Schaf⸗ fen vorher noch einmal zuſammenfaſſen, hat Richard Strauß in dieſes Heldenleben eine Heerſchau von Themen aus ſeinen bisherigen ſinfoniſchen Werken verwoben. Das zeigt, wie er ſchon damals ſeinem Werk auf höherer Warte gegenüber ſtand. Von ganz oben blickt er heute darauf und es iſt von höch⸗ ſtem Reiz, zu ſehen, mit welcher Liebe er ſich in den Bau dieſer verzweigten Muſik verſenkt und ſie von innen heraus geſtaltet. Ihre großen Steigerungen, ihr Hymnus und ihr Leben waren von ſtärkſter Ein⸗ druckskraft. Auch das aufrauſchende Gefühl, das ſich aus dieſem heldiſchen Leben losringt in den Aether reiner Menſchlichkeit, beſaß hinreißende Gewalt. Der Schluß, den Strauß mit beſonderer Meiſter⸗ ſchaft der Klangtechnik geſtaltete— welcher Dirigent vermag mit einem gleichgeringen Aufwand kapell⸗ meiſterlicher Zeichen ſplche Wirkungen zu erzielen!— fand das Publikum völlig im Bann dieſes Werkes. Und damit begann die eigentliche Beifallsfeier, die nicht zuletzt auch dem Orcheſter und ſeinem Konzert⸗ meiſter Max Kergl galt, der die Solovioline be, rückend ſchön ſpielte, als ein beiſpielhafter Vertreter all ſeiner Spielgenoſſen, die an dieſem Abend eine beſonders reiche Fülle inſtrumentalen Könnens ent⸗ falteten, und es wieder beſtätigten, daß Meiſter Strauß eine ſo hohe Meinung von ihnen beſitzt. Man muß ihm und ihnen für dieſen Abend beſonders dankbar ſein, der nicht nur das Straußſche Werk, ſondern den Meiſter ſelbſt in altem 1 8155 zeigte, f 3 8 8 5. 1 .. ͤ ͤ. A 3 — . Mittwoch, den 6. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Hygieniſche A . Wie zieht man ſich an? Eine paradoxe Frage in einer Zeit, wo Mode und Revue die Frauen lehr⸗ ten, wie man ſich auszieht. Wenn nicht alles täuſcht, ſo iſt der Gipfel der Entkleidungskunſt bereits über⸗ ſchritten; der längere Rock iſt bereits auf dem Wege. Wie man ſich jetzt anzieht? Einfach, zweckmäßig, dauerhaft und geſund! So antwortet die Hygiene, Modern! So antwortet die Frau. Noch immer gilt es, daß Kleider Leute machen, daß Kleider den ntenſchlichen Körper ſchmücken und zur Geltung bringen ſollen. Neben ihrer Hauptaufgabe, Schutz gegen Witterungseinflüſſe zu gewähren, übernimmt die moderne Kleidung auch die Pflicht, das, was ſie zudeckt, hinlänglich zum Ausdruck zu bringen. Auf⸗ richtigkeit iſt geltendes Prinzip der Frauenkleidung von heute. Man ſoll erkennen, daß unter der not⸗ wendigen Hülle eine Frau verborgen iſt, und zwar eine geſunde und gut gebaute Frau! Mieder und Korſett, enge Halsbekleidung und Weſpentallle, Schnürrock und Strumpfband, gegen die die Hygieni⸗ ker fahrzehntelang leidenſchaftliche Kämpfe geführt haben, ſind von der Bildfläche verſchwunden. Ein Hauptzweck der Kleidung, gegen die Unbill der Witterung zu ſchützen, darf nicht überſehen wer⸗ den. Fangen wir einmal gleich mit den Beinen au! Man ſoll ſchon im Herbſt, wenn es kälter wird, dte ſpinnwebedünnen Strümpfe durch hautfarbene Un⸗ terziehſtrümpfe verſtärken, damit die lieben Waden nicht unter Erfrierungen zu leiden haben. Die im Sommer ſo löbliche Wadenfreiheit für Klein⸗ und Schulkinder iſt mit dem Einbruch der kalten Jahres⸗ zeit eine Verkehrtheit, die die Kleinen oft genug mit Erkältungskrankheiten, mit Schnupfen, Huſten und Halsweh büßen müſſen. Man kann natürlich ein begeiſterter Anhänger der„Abhärtung“ ſein, doch ſoll man damit nicht Mißbrauch treiben und Schaden anrichten. Beſſer als„verkühle dich täglich“ 15 wohl„verkühle dich nie!“ Ein eigener Abſatz ſei en herbſtlichen Erfrierungen gewidmet. Iſt doch gerade jetzt, wo die Tempera⸗ turen noch über Null pendeln, die Gefahr der Froſt⸗ ſchäden beſonders groß. Man vermeide vor allem alles, was die Zirkulation des Blutes hemmt. So drücke auch der neckiſche Filzhut, der mit dem Bubi⸗ kopf ſeinen Siegeszug angetreten hat, nicht zu in⸗ tenſiv auf die Ohrmuſcheln; erfrorene Ohren ſind ebenſo ſchwer wegzubringen, wie eine rote Naſe oder wie die ominöſen Froſtbeulen, die alljährlich im Herbſt gerne wiederkommen. Dabei ſcheint die Be⸗ obachtung richtig zu ſein, daß die Vertreterinnen der überſchlanken Linie beſonders leicht zu Erfrie⸗ rungen neigen, weil die ſchützende Fettſchicht auf dem Schlachtfeld der Entfettungskuren zurückgeblie⸗ ben iſt. Zudem haben kalte Füße, durchnäßte Schuhe und Strümpfe zahlloſe„Verkühlungen“ im Herbſt auf dem Gewiſſen. Wir ſind daher unbedingte An⸗ hänger der Schneeſchuhe, die die Damenwelt bei naſſen Wetter über die Spangenſchuhe trägt. Von den Damenſtiefeln, die bereits wieder aufzutauchen beginnen, reden wir ein andermal ausführlich. Auch durch die Auswahl der Stoffe, durch Bevorzugung der ſchlechten Wärmeleiter, wie Wolle und Pelz, hat man es in der Hand, den Wärmebe⸗ dürfniſſen des Körpers entgegenzukommen. Die Mode der Wollweſte iſt wärmstens zu begrüßen. Auch durch das Schichten der Kleidung kann man ſich der Außentemperatur anpaſſen. Hier müſſen wir uns— von der Oberkleidung weg— der Unterklei⸗ dung, der Leibwäſche, zuwenden. Gerade im Herbſt mit ſeinen regneriſchen Tagen iſt das verſchiedene Verhalten der Gewebe gegen Feuchtigkeit zu beach⸗ ten. Jedes Gewebe nimmt teils aus der Tranſpira⸗ tion des Körpers, teils aus der Außenluft— beſon⸗ ders bei Regen— Feuchtigkeit auf. Die poröſen Wollſtoffe können mehr Feuchtigkeit aufnehmen, als dünne, glatte Leinen⸗, Baumwoll⸗ oder Seidenſtoffe; ſie erhalten aber trotzdem noch einen Teil der Luft in ihren Poren und halten daher noch immer warm. Gewebe mit wenig Poren, die ſich vollſtändig mit Feuchtigkeit füllen, kühlen die Haut, der ſie auf⸗ liegen; verdunſtet die Flüſſigkeit, ſo entzteht ſie da⸗ traditionelle Bevormundungen die kindlich gläubig zu dem Altarſakrament als zu zinke zur Herbſtaſon bei der Haut viel und ſchnell Wärme und begünſtigt daher die lokale Abkühlung und damit die Erkältung Iſt nach einer Durchnäſſung im herbſtlichen Re⸗ genwetter ſchneller Wechſel der Kleider und der Wäſche nicht möglich, dann baut die vorſichtige Menſchheit vor, wenn ſie zu dieſer Zeit lockere wol⸗ lene oder baumwollene Stoffe wählt. Wer auf Seide nicht verzichten will— ſeidene Leibwäſche iſt ja noch immer hochmodern—, entſchließe ſich zu einem Kom⸗ promiß und nehme für die kalte Jahreszeit auch wollene Unterwäſche. Ueberbelaſtung des Körpers, wie man ſie noch in manchen Gegenden findet, etwa mit einer Unzahl dicker Röcke und Unterröcke, ſoll natürlich vermieden werden. An Stelle der Unter⸗ röcke iſt die Hoſe getreten. Man betrachtet ja heute die Damenhoſe nicht mehr als Wurzel aller Un⸗ moral, wie dies einſt der Bückeburger Medikus Dr. Fauſt getan. Die Hoſe iſt heute Gemeingut beider Geſchlechter. Vom Standpunkt der Hygiene iſt nur zu fordern, daß ſie bequem ſitzt, ohne daß ſie einen Druck auf die Darmgegend ausübt. Selbſt gegen die Hemoͤhoſe iſt im Herbſt nichts einzuwenden nur muß man, namentlich wenn man zu Rheumatismus, zur Erkältung oder zu Blaſenkatarrh neigt, außerdem wollene Unterwäſche nehmen. Immer wieder muß man es ſagen: die Kleidung ſei dem Wetter angepaßt, und nicht dem Kalender! Man muß der Tatſache Rechnung tragen, daß es im Herbſt morgens und abends ſchon recht kühl iſt. Sinngemäß läßt ſich das meiſte, das über die Herbſtkleidung der Frau geſagt wurde, auch auf Kind und Mann übertragen. Be⸗ ſonders das Kind, das ein erhöhtes Wärmebedürfnis hat, ſoll bei Anerkennung aller Abhärtung warm an⸗ gezogen ſein. Und wieder nicht zu warm; manch lie⸗ bendes Mutterherz möchte ja ihrem Liebling ſchon im Herbſt ein ganzes Wollgeſchäft umhängen. Der Mann iſt an der Frage: wie zieht man ſich im Herbſt an? dank ſeiner konſervativen Mode weniger intereſſtert; er iſt im Herbſt und im Winter beſſer daran als das kurzgeſchürzte Geſchlecht. Paſſiv iſt er an dem Problem der Herbſtbekleidung meiſt ſehr lebhaft intereſſtert. Muß er doch in der Regel das zahlen, was die Frau ſich anzieht. Merkwürdig genug: je weniger es iſt, deſto mehr koſtet es Dr. W. Veranſtaltungen Zwei religtöſe Vorträge Pfarrer Pauli ⸗ München ſprach am Samstag und Sonntag in der Harmonie über zwei, das gieformativns⸗ geſchehnis tief berührende Themen:„Vom Pfarrer ber Landeskirche zum Prieſter der Chriſtengemeinſchaft“ und „Das hl. Abendmahl in ſeiner Bedeutung für wahre Kir⸗ chenreformation“. Das Weſentliche zuſammengefaßt führte Pfarrer Pauli in klaren, großen, hiſtoriſchen Grundlinien aus, wie durch Luthers Kernfrage:„Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ der einzelne Menſch innerhalb der kirchlichen Gebundenheit zu ſeiner Selbſtverantwortung und Freiheit erwachte. Nicht mehr die Kirche und der Prieſter, er felbſt ſoll für ſich einſtehen; dies iſt das Unver⸗ lierbaxe an Luthers Tat, das in ſeinen Konſegquenzen je⸗ doch bis heute in unſerm Geiſtesleben noch lange nicht er⸗ füllt iſt. Vor allem binden noch ſtaatliche und kirchlich⸗ volle Getiſtesfreiheit. Für diefe ſetzt ſich im echt evangeliſchen Sinne die Chriſten⸗ geeminſchaft ein in der Erkenntnis, daß Freiheit immer von neuem geboren werden muß. Die welthiſtoriſche Stunde der Gegenwart verlangt aber von dem freien religiöſen Menſchen, gerade im Ge⸗ denken, an das Marburger Religionsgeſpräch vor 400 Jahren über das Weſen des Abendmahls eine neue und zwar erkenntnisgemäße Stellungnahme zu dieſem Herz⸗ ſtück des alten wahren Chriſtentums. Der Katholik ſchaut einem unverſtandenen Wunder auf, das er in keiner Beziehung gur geſamten Welt bringen kann; am wenigſtens ver⸗ mag er es gegen die moderne naturwiſſenſchaftliche An⸗ ſicht zu verteidigen. Soll die Kirche aber nicht nur eine bloße Organiſation und perſönliche Anhängerſchaft an gute oder ſchlechte Prediger oder eine unfreie, wunder⸗ gläubige Menge ſein, ſo muß heute neu erkannt werden, wie und wo ſich die lebendige Kirche Ehriſtt bildet. Sie iſt nach der Ueberzeugung Lander- und Stadtevappen 4 ler Erdteile in Cold- und Silberdruck: Die FREUDE 45 K UREMARK RAU C HE Lau geen eee 6 1 ge * 7 0 0 W ggg fadhggtdgaghaaagaadaadgahaddeen 755 E prdsentatioenspeeK ung Fü, Ceichenk- un d Feste, den Rauck n d S Fordern Ste„ KUR MARK RINVATFAC KUNG.(o h ne Prelsanfiehleg, der Chriſtengemeinſchaft geiſtig überall in der Welt, wo Menſchen die heilende Gegenwart Chrtſti als Realität empfinden. Wir bezweifeln aber mit guten Gründen, daß ſich heute noch der lebendige Chriſtus durch die intellektuell gewordene proteſtantiſche Predigt oder durch das katholiſche vermatertaliſierte Meßopfer offen⸗ baren kann. Es bedarf einer Erneuerung des in feinem tiefen ſeelenheilenden Weltſinn erkannten Abendmahles, wie es die Chriſtengemeinſchaft in ihrer Menſchenweihehandlung erlebt, und es bedarf einer Wiederbelebung des verloren gegangenen Wortes.—„Das Wort ſie ſollen laſſen ſtahn!“ rief Luther aus, aber die moderne Bibelkritik hat es nach ihrer Meinung bis auf geringe Reſte zu Fall gebracht. Die Vertreter der Chriſtengemeinſchaft arbeiten daran, die Irrtümer und falſchen Vorausſetzungen dieſer Kritik auf⸗ zudecken und Glauben mit Erkennen in widerſpruchsloſen Einklang zu bringen. Dieſer iſt heute möglich. Die Ar⸗ beiten von Dr. Rittelmeyer und Lic. Bock bedeuten die Fundamentierung einer neuen zukunftſtarken Theologie. Die Chriſtengemeinſchaft als Bewegung für religiöſe Erneuerung wird heute vielfach noch als Sekte angeſehen, weil man nicht auf ihren lebendigen kirchen bildenden Kern, ſondern äußerlich auf Zahlen ſchaut.„Der Tiſch des Herrn“ aber als eine lebendige Chriſtusfeier iſt dieſer Kern, der, wie ſedes Samenkorn, am Anfang klein iſt, durch die Kraft ſeines inneren Wachstums, durch die Frucht geiſtigen Schaffens aber ſeine Weltbedeutung erweiſen wird. W. Sales ki Die Freizeit der kaufmänniſchen Lehrlinge Alljährlich, wenn das Laub ſich zu färben beginnt, iſt in der Arbeit der Jugendorganiſatlonen eine Umſtellung zu beobachten. Während in den Sommermonaten die ſportliche Ertüchtigung und die heitere Arbeit im Vor⸗ dergrund des Programms ſtehen, beſchäftigt man ſich in den Wintermonaten mit ernſteren Fragen und legt mehr Wert auf die berufliche Fortbildung. Der Jugend ⸗ bund im Gewerkſchaftsbund der Ange ⸗ ſtellten(Ga) hat es ſich zur Pflicht gemacht, die kaufmänniſchen Lehrlinge und Lehrlinge bei Behörden, Rechtsanwälten und Notaren auf ihre Pflicht, in ihrem Beruf ſpäter einmal einen verantwortungsvollen Peſten auszufüllen, vorzubereiten. Dazu dient in beſonderem Maße die Scheinfirmenarbeit, der in dem uns vorliegenden Winterplan 1929 ein beſonderer Raum ein⸗ geräumt worden iſt. Ferner werden zum Zwecke der be⸗ ruflichen Fortbildung eine Reihe von Kurſen durchgeführt. Trotz der ernſten beruflichen Arbeit wird man auch dem Sinne der Jugendarbeit gerecht durch Veranſtaltung von Vorträgen, die Fragen aus allen Gebieten geiſtigen, wirtſchaftlichen und politiſchen Lebens berückſichtigen. Ne⸗ benbei wird die ſportliche Ertüchtigung nicht vernachläſſigt. Beſonders die berufliche Ausgleichsgym⸗ naſtik ſoll den im täglichen Leben entſtehenden Berufs⸗ ſchäden entgegentreten. Film⸗Nundſchau Palaſt⸗Theater:„Eros in Ketten“ Ein Spielfilm, der wieder einmal die Not der Ju⸗ gendlichen behandelt. Mit großem Geſchick vermeidet aber die Regie alles Aufdringliche, die Handlung iſt flott und lebenswahr geöreht, mit einem kleinen Schuß Sentimen⸗ talität. Anita Dorris und Bert Torren ſind ein jugendliches, unerfahrenes Liebespaar, begehen den be⸗ kannten Fehltritt, werden getrennt und das Mädel muß ihr Schickſal allein tragen. Bei dem Verſuch das Ge⸗ ſchehene ungeſchehen zu machen, wird ſie erwiſcht, kommt vor den Jugendrichter und muß im Fürſorgehaus ihr Kind zur Welt bringen. Die Liebenden finden ſich wieder und alles iſt in beſter Ordnung. Warum der Film den Titel„Eros in Ketten“ führt iſt allerdings nicht recht er⸗ ſichtlich, läßt aber ahnen, zu welch einem Chaos es führen würde, wenn Eros nicht in Ketten wäre, ſondern jeder ungeſtraft ſeinen Trieben nachgehen könnte. Zu dieſem 3„& Nur har⸗ montiert der ſüßliche Schluß wenig mit der derben Hand⸗ lung des ganzen Stückes. Vier Tonfilmchen, ein Land⸗ ſchaftsfilm und die Wochenſchau ergänzen das wirklich reichhaltige Programm. 0 * Ein neuer internationaler Expreßzug— der „Riviera⸗Napoli⸗Expreß. Auf der europäiſchen Fahr⸗ plan⸗ und Wagenbeſtellungs konferenz für 1930 wurde heſchloſſen, die Darſtellung der Fahrpläne zu verein⸗ heitlichen. Unter der Bezeichnung Riviera⸗Napoli⸗ Expreß wird von Berlin bezw. Amſterdam ein neuer von Anfang Januar bis Anfang Mai verkehrender Schlafwagenzug über die Rheintallinie und den St. Gotthard nach Cannes bezw. Neapel und umgekehrt geführt werden. Der Zug, der erſter und zweiter Klaſſe führen wird, bringt eine weſentliche Abkür⸗ zung der Reiſedauer zwiſchen dem hohen Norden und Süditalien und der Riviera. i begonnene Umänderung der Brunnenanlagen 5. Seite. Nr. 515 Kommunale Chronik Dienſtantritt des neuen Oberbürgermeiſters * Lahr, 4. Nov. Oberbürgermeiſter Wolters iſt geſtern abend in Lahr eingetroffen. Heute morgen fand die feierliche Verpflichtung des neuen Oberhauptes durch den Landeskommiſſär, Geheimrat Schwörer ⸗ Freiburg, ſtatt. Daraufhin Hat Ober⸗ bürgermeiſter Wolters die Dienſtgeſchäfte der Skadt übernommen.. Baulätigkeit in Freiburg * Freiburg i. Br., 29. Okt. Nach den Feſtſtellun⸗ gen der Stadtbaukontrolle wurden in hieſtger Stabt im 3. Vierteljahr 1929 insgeſamt 35 Gebäude er⸗ ſtellt, und zwar 30 Wohngebäude und fünf Gebäude für vorwiegend gewerbliche und ſonſtige wirtſchaft⸗ liche Zwecke. Von den Wohngebäuden ſind 13 Ein⸗ familien- und 17 Mehrfamilienhäuſer. Die Zahl der neu entſtandenen Wohnungen beträgt 146, in der Hauptſache handelt es ſich um 4⸗ und ö⸗Zimmer⸗ wohnungen. Der Zuwachs an Wohnräumen beträgt 363; hiervon entfallen 346 auf Neubauten und 17 auf Umbauten. Geſchäftsräume wurden 49 erſtellt, von denen 39 auf den Erweiterungsbau des Loretto⸗ krankenhauſes entfallen. Ebendaſelbſt wurde auch eine Kapelle und ein Gärtnerhaus errichtet.— Mit Unterſtützung aus öffentlichen Mitteln wurden 29 Wohngebäude mit insgeſamt 144 Wohnungen erbaut, 94 drei und vier leinſchl. Küche), 44 fünf und ſechs und ſechs ſieben und mehr Wohnräume. Was die Bauherren anbetrifft, ſo wurden 19 Wohngebäude mit 67 Wohnungen von Privaten, fünf Wohngebäude mit 40 Wohnungen von der Stadt und der ſtädtiſchen Siedlungsgeſellſchaft und ſechs Wohngebäude mit 89 Wohnungen von gemeinnützigen Bauvereinigungen erſtellt. 5 Kleine Mitteilungen 5 Die Stadtgemeinde Alzey hat in den letz fünf Jahren über 200 eigene Regie wohnungen kleineren und mittleren Stils erſtellt und dafü 1600 000 Mk. leinſchließlich Baudarlehen an Privat zur Verfügung geſtellt. Dazu kommen jährlich hohen Wohlfahrtslaſten, die etwa 25 Prozent Ausgabeetats erreichen. Im ſtädtiſchen Gaswe wird z. Zt. der neuerſtellte Kleinkammerofen automatiſcher Ladevorrichtung in Betrieb genomm der einen Koſtenaufwand von rund 50 000 Mk. Urſachte. Die gleiche Summe iſt auch für die bere für die Umſtellung der maſchinellen Anlage im ſchen Waſſerwerk vorgeſehen.— Die Kanal rung, deren Ausbau ſerienweiſe erfolgt, iſt ihrem erſten Teil in bieſem Jahre fertiggeſtellt den. Die zweite Serie wird im Frühjahr in griff genommen; gegenwärtig wird die Abwaſſ Kläranlage gebaut. 5 Der Stadtrat in Bamberg hat den ſo demokratiſchen Antrag, den Wilhelmplatz in mann⸗ und die Königſtraße in Fri Ebertſtraße umzubenennen, abgelehnt. Schluß des redaktionellen Teils Sahulgoegen einne i 5 eee 4 Erlecſtung Ahein Pege! 811 2 14 6 ö Metar⸗ Wegen. 2 15 Baſel.44 480 58/0 302 13„ Schuſterinſel.01 1,081.10 0 93 70 Mannbeim 2,452 Kehl.27 225 2 42 2,8189 Jagſtfeld 0,000 Magau.70389.938926 Mannheim 2,12 246 58 2 5802,89 Taub 1 1 88 1 7025 blu 0 680,69 0,88.1601 20 7 1 1 1 8 8 2 N ä * 2 41. . 75 . Jaaa e 5 0 0 im. rechten. Mass- sell allersher das Anterpfand ehrlichen, unò feinen. Darwerks- verbürgen. Heul. ur wureròar ſücdda eee a g — 0 1 TTT ee NS 7 10 * U 6. Seite. Nr. 515 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 6. November 1929 Tagungen Herbſttagung des pfälziſchen Verkehrsverbanbes Pirmaſens, 6. Nov. In den letzten Tagen wurde im Pirmaſens im Hotel Mattheis die Herbſttagung des Pfäl⸗ ziſchen Verkehrsverbandes, die aus allen Teilen der Pfalz ſehr gut beſucht war, vom Vorſitzenden Rechtsrat Dr. Re⸗ ber mit kurzen Begrüßungsworten eröffnet. Rechtsrat Dr. Reber erſtattete hlerauf einen ausführ⸗ lichen Geſchäfts bericht. Zuvor gab er bekannt, daß Rodalben, St. Ingbert, Haardt, Kuſel und Gimmeldingen neue Mitglieder des Verbandes geworden ſeien. Neue Ortsgruppen ſeien gegründet worden in Ramſen und Mus⸗ bach. Der Bericht erſtreckte ſich in der Hauptſache auf die Aufzeigung der geplanten großen Werbearbeit für die Pfalz Ein Kleinfilm von der Pfalz ſei in Vorbereitung und ſoll die Werbearbeit für die Pfalz kräftig unterſtützen. Ein Bayernfilm, an dem ſich auch die Pfalz beteiligt, ſoll eben⸗ falls demnächſt vollendet werden. Ganz beſondere Maß⸗ nahmen habe der Verkehrsverbond für das Jahr 1980 in Ausſicht genommen, und zwar liegen der in dieſem Jahr geplanten großzügigen Werbung die Tatſache der Be⸗ freiung des beſetzten Gebietes und der 900 Jahrfeier des Kölner Domes zu Grunde. In ganz Deutſch⸗ land ſoll Propaganda gemacht werden für die Pfalz unter dem Motto„Deutſche Wollfahrt in die Pfalz“. Mit allen W Mitteln ſoll verſucht werden, in dieſem Jahre einen breiten Frembenſtrom aus ganz Deutſchland in die Pfalz zu leiten Angeregt wird, daß die Reichsbahndirektion Ludwigshafen nach dem Beiſpiel der RBD. Karlsruhe ein Faltblott mit verſchiedenen Anſichten der Pfalz herausgeben ſoll. Eine großzügige Werbeabhtion unter dem Motto„Erholt euch in der Pfalz“ ſoll im kommenden Frühjahr durch An⸗ zeigen in verſchiedenen großen Tageszeitungen durchge⸗ führt werden. Weitere Propaganda wird, wie bislang, auf der Meſſe in Frankfurt und Köln durchgeführt. Man hat damit bisher gute Erfahrungen gemacht. Herr Kohler⸗ Ludwigshafen wünſchte eine ſtarke Propaganda für das pfälziſche O b ſt. Bürgermeiſter Mattheis⸗Rodalben be⸗ ſchwert ſich über den ſchlechten Zuſtand der Straße von Pirmaſens nach Kaiſerslautern. Rechtsrat Reber ver⸗ ſpricht, daß ſich der Verbehrsverband trotz Ablehnung der Uebernahme auf den Staat ſich weiter um die Sache küm⸗ mern werde. Der Verkehrsverband wird Schritte ein⸗ leiten wegen der verſchiedenen im vorigen Jahre für den Automobilverkehr geſperrten Forſtſtraßen, insbeſondere weil in den Propagandaſchriften des Verkehrsverbandes dieſe Forſtſtraßen für den Fremdenverkehr beſonders empfohlen ſind. Regierungsrat Dr. Schug verbreitete ſich über die Verkehrsſchwierigkeiten im Bezirk Pirmasens und ſprach über die eigenartige Konſtruktion der Wirtſchaft im Pirmaſenſer Bezirk. Ein Vertreter des ADAC. beſchwerte ſich über die allzuſtrenge Ahndung geringfügiger Verſehen im Automobilverkehr. Dieſe haben vlelfach zur Folge gehabt; daß fremde Automobiliſten die Pfalz gemie⸗ den haben. Der Verband wünſcht die nächſte Tagung in Grünſtadt abzuhalten. Zugleich wird die 20jährige Gründungsſeier des Verbandes begangen. Rechtsrat Dr. Reber referierte dann kurz über die bayeriſche Frem⸗ denverkehrsſtatiſtik und konnte erfreulicherweiſe feſtſtellen, daß ſich danach der Fremdenverkehr in Pirmaſens erheb⸗ Lich geſteigert hat. Syndikus Brüggemann Pirma⸗ ſens hielt ein Referat über die Pirmaſenſer Eiſenbahn⸗ ſchmerzen. Er unterſtrich das ſchnelle Wachstum der Stadt in den letzten Jahrzehnten, demgegenüber die miſerablen Eiſenbahnverhältniſſe die gleichen geblieben ſeien. Die Reichsbahn habe der Pirmaſenſer Wirtſchaft gegenüber die Pflicht, Pirmaſens wenn auch nicht ſofort, ſo doch ſyſte⸗ matiſch in Teilen an den Durchgangs verkehr an⸗ zuſchließen. Der Redner bat den Verkehrsverband dringend, die berechtigten Pirmaſenſer Eiſenbohnwünſche nachdrücklichſt zu unterſtützen. Dies wurde von Rechtsrat Dr. Reber zugeſagt. pi. Aus dem Lande Orbination in Seckenheim Ir Seckenheim, 4. Nov. Am Reformationsſonntag fand hier in der dichtbeſetzten und blumengeſchmückten Pfarrkirche die feierliche Ordination des Pfarr⸗ kandidaten E. O. Becker aus Ladenburg ſtatt. Kirchenrat Stadtpfarrer Maler ⸗ Mannheim ſeg⸗ nete den jungen Geiſtlichen, der ſchon eine zeitlang am hieſtgen Pfarramt tätig war, ein. Ihm aſſiſtierte der Ortsgeiſtliche, Pfarrer Kuntz und Pfarrer K. Binder ⸗ Ladenburg. Der Kirchenchor Secken⸗ heim und der Poſaunenchor⸗Ladenburg umrahmten mit ihren Chören den weihevollen Gottesdienſt. Die Jugendbünde des B. D. J. von Ladenburg und Seckenheim ehrten ihrer Führer, der eine ſehr bemer⸗ kenswerte Antrittspredigt hielt. Zum Schluß ehrte und beglückwünſchte den Ordinans der ev. Kirchen⸗ gemeinderat. Der Vorſitzende, Herr Hörner, ſprach die Glückwünſche der Kirchengemeinde aus und überreichte ein Geſchenk. Liebevoller Ehemann * Karlsruhe, 4. Nov. Ein verheirateter, 40 Jahre alter Hafenarbeiter gelangte zur Anzeige, weil er ſeine Ehefrau wiederholt mit Totſtechen und Totſchleßen bedrohte. Die Polizei fand in ſeinem Beſitz eine Armeepiſtole und eine andere Selbſtladepiſtole mit Munition, einen Walzen⸗ revolver, ein Settengewehr und ein im Griff feſt⸗ ſtehendes Meſſer. Allerheiligen⸗Verkehr nach dem Elſaß fehl, 2. Nov. Der diesjährige Verkehr zu Allerheiligen nach dem Elſaß hat ſich in dieſem Jahr in mäßigen Grenzen gehalten, weil ſich die Reiſenden auf die verſchiedene Grenzübergänge nach dem Elſaß verteilten. Von den Behörden waren den Elſaßreiſenden jedmögliches Entgegenkommen bezeigt worden. Bis geſtern mittag haben 1300 Perſonen nach Straßburg die Brücke überſchritten, on drüber kamen zur Wetiterreiſe nach Deutſch⸗ fand 500 Perſonen. Wie Sie lhre Suppen besser f und nahrhaſter zubereiten können Bel Verwendung von Libby's Milch zur Verbesserung von Karfoffel-, Tomaten-, Sellerie-, Reis-, Hühnersuppe, allen Arten Milchsuppe sowie zum Andicken von Saucen erreicht man Gehalt und zarten Geschmack. Libby's Milch stammt von ostyriesischen Ruhen aus dem rühmlichst bekannten Weidegebiet Nordwestdeutschlands. Das Etikett mit der Kuh im blauen Dreleck bürgt für beste Quallität Die Not der Kriegsopfer durch den Kriegsbeſchädigten⸗Ausſchuß des Reichstages anerkannt Der Kriegs beſchädigtenausſchuß des Reichstages, der auf Drängen des Reichs⸗ bundes der Kriegsbeſchädigten zu der Finanznot im Haushalt für Verſorgung und Ruhe⸗ gehälter Stellung nahm, hat ſich mit den Sparmaß⸗ nahmen im Reichshaushalt für Verſorgung und Ruhegehälter beſchäftigt. Wie der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten hierzu mitteilt, hat der Regie⸗ rungsvertreter im Kriegsbeſchädigtenausſchuß er⸗ klärt, daß man im übernächſten Etat ſtatt mit 761 000 mit 814000 rentenberechtigten Beſchädigten rechnen müſſe. Das Reichsarbeitsminiſterium ſei der Mei⸗ nung, daß nur ein Nachtragsetat mit neuen Bewilli⸗ gungen dem Uebelſtande abhelfen könne, daß aus der Steigerung der Zahl der Verſorgungsberechtig⸗ ten Einſchränkungsmaßnahmen eintreten mußten. In der Ausſprache wurde dagegen Einſpruch er⸗ hoben, daß rechtlich feſtſtehende Anſprüche der Kriegs⸗ beſchädigten durch die Einſchränkungsmaßnahmen nur mit größten Verzögerungen erfüllt werden konnten. Jedenfalls hat ſich das Reichsarbeitsmini⸗ ſterium im Benehemn mit dem Reichsfinanzmini⸗ ſterium dahin geäußert, daß eine Nachforderung von 40 bis 50 Millionen 4 erforderlich ſei, um den geſetzlichen Anſprüchen der Kriegsbeſchädig⸗ ten Rechnung zu tragen. Der Kriegsbeſchädigtenaus⸗ ſchuß des Reichstages hat daraufhin gegen die Stim⸗ men der Kommuniſten eine Entſchließung angenom⸗ men, in der er mit Befriedigung von der Erklä⸗ rung der Regierung Kenntnis nimmt, daß die Ver⸗ ſorgungsbehörden nunmehr in die Lage geſetzt wer⸗ den, alle rechtlichen Verpflichtungen— auch auf dem Gebiete der Kapitalabfindung— zu erfüllen. Der Ausſchuß gibt der Erwartung Ausdruck, daß der Nachtragsetat Gewähr bietet, daß die Verſorgung im bisherigen Umfang aufrecht erhalten wird, ein Abbau alſo nicht ſtattfindet. Es iſt alſo da⸗ mit zu rechnen, daß die bisher von den Verſor⸗ gungsbehörden wegen Mangel an Mitteln gzurück⸗ geſtellten Zahlungen in nächſter Zeit geleiſtet werden und daß auch bewilligte Kapitalabfindungen zur Aus⸗ zahlung kommen. Hotkenheims Aufſtieg als Kunſtſtadt sch. Hockenheim, 5. Nov. Die Veranſtaltungen der diesjährigen Winterſaiſon unſerer Stadt auf muſtkaliſchem und theatraliſchem Gebiete haben mit einem recht erfreulichen Erfolg begonnen. Den Auftakt der muſikaliſchen Veranſtaltungen bildete ein gut beſuchtes Konzert ds Heidelberger Kon⸗ zertorcheſters, das mit ſeinem erſtmaligen Auftreten hier unter der Leitung des Muſikdirektors Otto Heinrich Mann einen Straußabend bot, und damit einen großen Achtungserfolg errang. Auch die Konzertſängerin Lieſel Thönniffen⸗Leh⸗Heidelberg als Soliſtin, konnte gefallen. Es wäre überhaupt zu begrüßen, wenn öfter wirklich gute auswärtige Muſikkräfte hier ein Gaſtſpiel geben würden. Die hieſtge Einwohnerſchaft, insbeſondere das muſik⸗ liebende Publikum, würde eine ſolche Abwechſlung aufrichtig begrüßen, und ſich durch guten Beſuch auch dankbar erweiſen. Von Veranſtaltungen einheimiſcher Muſikkräfte ſteht bis jetzt ein Konzert des beliebten und gern gehörten Männergeſangvereins„Ein⸗ tracht“ in Ausſicht, das Mitte November aus An⸗ laß des 5jährigen Beſtehens des Vereins, ſtattfinden ſoll. Die Leitung liegt in den bewährten Händen ihr Anſehen als Kunſtſtabt im Aufblühen be⸗ des Chormeiſters Hans Haag ⸗ Mannheim, der auch griffen iſt. dort ein geſchätzter Vereinsdirigent iſt. Außerdem dürfte aber noch eine weitere Reihe von Muſik⸗Ver⸗ anſtaltungen hieſiger Kräfte zu erwarten ſein. Auf theatraliſchem Gebiet hat der rührige Bühnen⸗ volksbund, unter der ſicheren Leitung von Kaplan Straub, die Darbietungen ſeiner Winterſpielzeit recht erfolgreich begonnen. In der Feſthalle brachte er das humorgewürzte Stück„Sah ein Knab' ein Röslein ſteh'“, zur Aufführung. Für Mitte November hat auch der Männergeſang⸗ verein„Jiedertafel“ einen Theaterabend angekündigt mit einem hochdramatiſchen Vierakter. Der Verein dürfte auch mit der diesmaligen Auffüh⸗ rung einen Erfolg haben, da ſeine Stücke immer gern beſucht werden. Von auswärtigen Schauſpiel⸗ truppen hat, wie gemeldet, ſich bisher nur die Wan⸗ derbühne des Frankfurter Künſtlertheaters für Rhein und Main, mit einem Luſtſpiel„Dover Calais“ von Berſtl, vorgeſtellt. Durch dieſen kurzen Ueberblick über den Auftakt der diesjährigen Winter⸗ veranſtaltungen läßt ſich wohl mit Beſtimmtheit ſagen, daß neben dem guten Ruf unſerer Stadt in ſportlicher Beziehung und als Spargelzentrum auch Tabaklager⸗Brand * Kürzel bei Lahr, 4. Nov. Im Tabaklager des Fabrikanten Ferdinand Billian entſtand aus un⸗ bekannter Urſache ein Brand, der jedoch, ehe er umfangreichen Schaden anrichten konnte, gelöſcht wurde. Der Schaden iſt trotzdem erheblich, da ein großer Teil des Lagers vernichtet bzw. verdorben wurde. Hohes Alter Marlen bei Offenburg, 5. Nov. Im benachbar⸗ ten Goldſcheuer iſt die älteſte Einwohnerin, die Witwe Bernhard Muſer, geſtorben. Sie wurde 87 Jahre alt und war 61 Jahre Witwe. Ein Jahr nach ihrer Verheiratung— im Jahre 1868— ertrank ihr Mann, der Stromwärter in Altenheim war, beim n einen Ertrinkenden aus dem Rhein zu retten. Kirſchbrennen nicht mehr lohnend * Lahr, 4. Nov. Die hohe Steuer, die auf das Brennen von Kirſchen angeſetzt iſt, macht es für den Landwirt nicht mehr lohnend, ſeine Erzeug⸗ niſſe ſelbſt zu brennen, weshalb ein großer Teil der Landwirte ſeine Kirſchen an die Aufkäufer der Großbrennereien verkauft, die 20—21 Mark für den Zentner bezahlen. Leichenfund— Gräßlich verſtümmelt * Freiburg i. Br., 4. Nov. Auf der Gemarkung Ebert wurde im Bach ein männliche Leiche gefun⸗ den. Sie trug im Geſicht Verletzungen. Am Ufer fand man den Rock und Hut des Toten. Ob Un⸗ glücksfall oder Selbſtmord vorliegt, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden.— Der Sohn des Ratſchreibers Stiegeler, der beim Bürgermeiſter Saier in Wa⸗ genſtein bei Freiburg im Dienſt ſtand, geriet am Samstag beim Keltern in die Transmiſſion. Er wurde dabei ſo gräßlich verſtümmelt, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Der junge Mann ſtand im 16. Lebensjahr. Der Chriſtbaumhandel beginnt Grober Unfug * Ueberlingen, 4. Nov. Hier wurde nachts ein großes Schaufenſter eines Schuhhauſes einge⸗ ſchlagen. Als Täter wurde der Schwieger⸗ ſohn des Juhabers, der mit ſeiner Frau in Schei⸗ dung lebt, ermittelt. Nach ſeinen Angaben handelt Freiburg kl.., 3. Nov. Im Schwarzwald ſind es ſich um einen Racheakt. die erſten Chriſtbaumaufkäufer eingetroffen. Es * handelt ſich natürlich nur um Aufkäufer für den Großhandel, die die Bäume im Walde kaufen. L Mosbach, 3. Non. Auf bem hieſigen Friedhoſe[Dieſe müſſen dann noch gefällt und abtransportiert wurde zu Ehren der im hieſigen Altersheim verſtor⸗ werden. An Preiſen hört man für Bäume bis zu benen, aus dem nahen Oberſchefflenz gebürtigen 3 Metern 1, bis zu 2 Metern 0,60„ und 1 Me⸗ Heimatdichterin Auguſta Bender ein würdiges ter 0,30&. Bäume über 3 Meter werden mit 1,30 4 Grabdenmal geſetzt, wobei Prof. Dr. Eug. Fehrle⸗ bezahlt. Dazu kommen natürlich noch die Heuer⸗ Heidelberg in ſchlichten Worten den Werdegang der löhne, Transportkoſten, Riſtkoprämtien und der Dichterin ſchilderte. Beſonderen Wert legte Fehrle] Gewinn der Groß⸗ und Kleinhändler. Auf keinem auf die Bedeutung der Dichterin für die deutſche Gebiet herrſcht übrigens ein ſo großes Angebot wie Volkskunde. Kaum ein Dorf beſitzt eine ſo wunder⸗ gerade auf dem Gebiete des Chriſtbaumhandels. volle Volksliederſammlung, wie das Schefflenzdorf der Dichterin. Weiter ſprachen Bürgermeiſter Käl VVV er erin.. 5 i 5 ber⸗Oberſchefflenz, Bürgermeiſter Dr. Boulan⸗ Niederwihl(Amt Waldshut), 3. Nov. Seit dem 2 N 17. Oktober wurde der in einem Dampfſägewerk be⸗ ger Mosbach und Fortbildungslehrer Palm ⸗ ſchäftigte Eduard Eckert vermißt, der am Abend Mosbach. von ſeiner Arbeitsſtätte nicht nach Hauſe zurückkehrte. * Markdorf(Amt Ueberlingen), 4. Nov. Heute Am 18. Oktober fand man bei Rhina ſein Fahrrad, morgen brannte das Oekonomiegebäude der Gaſt⸗ ſeinen Ruckſack und ein Paar neue Schuhe, die ſich wirtſchaft„,ur Linde“ in Hepach bis auf die Eckert in Murg gekauft hatte. Geſtern wurde die Grundmauern nieder. Nur das Mobiliar und Leiche des Eckert bei Rhina aus dem Rhein ge⸗ ein Teil der Fahrniſſe konnte gerettet werden. ländet. Es iſt unerklärlich, wie Eckert zu Tode Man vermutet Brandſtiftung. gekommen iſt. Alle Rahmsaucen für Fleisch, Fisch oder Gemüse werden milder und feiner schmecken, wenn mit Libby's Milch hergestellt. Libby's Milch ist pfeiswürdig, ergiebig und gleichmäßig in Qualität und Reinheit. Sorgen Sie dafür, daß immer Vorrat an Libby's Milch im Hause ist. EVaporierte Milch Aus der Pfalz Proteſt der Ludwigshafener Landgemeinden. s Ludwigshafen, 5. November. Unter dem Vorſitz von Bürgermeiſter Weber⸗Mutterſtadt tagten in Ludwigshafen die Gemeinden des Bezirks⸗ vereins Ludwigshafen im Kreisver⸗ band Pfalz des Verbandes der Land⸗ gemeinden Bayerns. In der Verſammlung wurde lebhaft Klage darüber geführt, daß beim Be⸗ ſuch des bayeriſchen Miniſterpräſidenten in der Pfalz den Landgemeinden um Ludwigshafen keiner⸗ lei Einladung zugegangen ſei. Man beſchloß, bei der Regierung der Pfalz deswegen vorſtellig zu werden und Berückſichtigung bei künftigen ähnlichen Ge⸗ legenheiten zu fordern. Aehnlich ſei es bei der An⸗ weſenheit des Reichstagswohnungsausſchuſſes in Ludwigshafen geweſen. Die Stadtverwaltung habe es nicht für nötig gehalten, den Landgemeindever⸗ band einzuladen. Der Verband habe zwar den Mit⸗ gliedern des Wohnungsausſchuſſes eine Denkſchrift über die Wohnungsnot in den Landgemeinden über⸗ reichen können, das Verhalten der Stadtverwaltung wäre aber trotzdem in den Landgemeinden als eine Brüskierung empfunden worden und ſei nicht geeig⸗ net, der Stadt Ludwigshafen Sympathien zu erwer⸗ ben.! Die Stadt Ludwigshafen habe ſich übrigens bei der Einweihung des neuen Amtsgerichtsgebäu⸗ des ähnlich verhalten, d. h. die Landgemeinden des Bezirks Ludwigshafen einfach nicht eingeladen. Im weiteren Verlauf beſchäftigte ſich die Ver⸗ ſammlung mit der Frage der Eintreibung gemeind⸗ licher Bierſteuern, wozu beim Hauptverband ein Rechtsguthaben eingeholt werden ſoll.— Da in letzter Zeit bei Verkehrsunfällen verſchiedentlich die öffentliche Fürſorge in Anſpruch genommen wurde, ſoll an maßgebender Stelle der Antrag geſtellt wer⸗ den, jedem Kraftfahrer eine Zwangshaftpflichtver⸗ ſicherung vorzuſchreiben.— Ferner befaßte man ſich mit Beſchwerden gegen das Bezirksamt Ludwigs⸗ hafen. Der Vorſitzende wurde beauftragt, entſpre⸗ chende Schritte zu unternehmen. Vor den Franzoſen geflüchtet * Kaiſerslautern, 4. Nov. Wie erſt jetzt bekannt wird, ereignete ſich nach Mitteilung der„Pfälz. Volksz.“ in einer hieſigen, von einem Franzoſen be⸗ triebenen Wirtſchaft ein Zwiſchenfall. Ein junger Mann von Kaiſerslautern, der mit dem Servpier⸗ fräulein der Wirtſchaft in freundſchaftlichem Verkehr ſtand, geriet vor einigen Monaten in dem Lokal mit einigen Franzoſen in Streit, die ihm Schimpfwör⸗ ter zuriefen. Als die Soldaten trotz wiederholter Warnungen ihr herausforderndes Benehmen nicht änderten, ſchlug der Deutſche einem der Franzoſen ein Bierglas auf den Kopf. Damals gelang es ihm, ſich der Militärjuſtiz durch die Flucht ins Rechtsrheiniſche zu entziehen. Vor einigen Wochen kehrte er wieder unbehelligt nach Hauſe zurück und verkehrte auch weiter in dem Lokal. Am Donners⸗ tag beſuchte auch ein Trupp Soldaten das Lokal, unter denen ſich zufälligerweiſe ſolche befanden, die an dem Zwiſchenfall beteiligt waren. Der junge Mann wurde erkannt und mußte nach einer Ausein⸗ anderſetzung mit den Soldaten die Flucht ergrei⸗ fen. Auf der Straße wurde er von fransbſiſchen Gendarmen abgefaßt und über Nacht in Arreſt geſetzt. Am Freitag wurde er durch einen Offizier verhört. Da der junge Mann befürchten mußte, vor dem franzöſiſchen Militärgericht in Anklagezuſtand verſetzt zu werden, erklärte er zum Schein, daß er zur Fremdenlegion gehen wolle. Daraufhin ſchickte man ihn zum Bureau de la place, wo er Fahr⸗ und Verpflegungsgeld bis nach Marſeille er⸗ halten ſollte. Der Deutſche zog es jedoch vor, ſich mit dem nächſten Zug nach dem unbeſetzten Deutſch⸗ land zu begeben. Tödlicher Autounfall in Pirmaſens Pirmaſens, 5. November. In der Rodalbergſtraße rannte geſtern abend der Lieferwagen des Obſt⸗ und Gemüſehändlers Sternberger aus Rodalben gegen einen Baum, da der Chauffeur durch ein ent⸗ gegenkommendes Auto, das mit unabgeblendeten Scheinwerfern fuhr, geblendet worden war. Der auf dem Lieferwagen ſitzende Fabrikarbeiter Willi Loreth aus Rodalben war durch den Ruck aus dem Wagen geſchleudert worden und blieb be⸗ wußtlos auf der Straße liegen. Bei ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus konnte nur noch der inzwiſchen eingetretene Tod feſtgeſtellt werden. Das Auto, das den Unfall verurſacht hatte, iſt uner⸗ kannt entkommen. * Neuſtabt a. d. Hdt., 6. Nov. Der Bezirkstag hatte ſ. Zt. bekanntlich beſchloſſen, die Mitgliedſchaft beim Konſum⸗ und Sparverein für Frankenthal und Umgebung zu erwerben. Hiergegen wandte ſich der Handelsſchutzverband der Pfalz. Die Re⸗ gierung der Pfalz hat nun die ſtaatsaufſichtliche Ge⸗ nehmigung des Bezirkstagsbeſchluſſes verſagt. Die Regierung erklärte, daß der Konſumverein in erſter Linie den wirtſchaftlichen Vorteil ſeiner Mitglieder im Auge habe, alſo nicht unmittel⸗ bar der Allgemeinheit diene. 5 e Mittwoch, den 6. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung([Mittag⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 515 Heidelberger Wohmumgsbau Bei dem beſchleunigten Bau von Wohnungen ließ man vielfach der neuzeitlichen Architektur, der ſog. neuen Sachlichkeit, zu viel Spielraum. Man ging auf dieſem Gebiet ins Extreme, was immer und überall eine zweifelhafte Sache iſt. Auch die Wohnungsnot wird in Deutſchland einmal ein Ende nehmen und dann wird mancher nach der „neuen Sachlichkeit“ hergeſtellte Bau raſch ausge⸗ dient haben. Man hat es wohl nicht überall ver⸗ ſtanden, glücklich zu bauen, und das wird ſich einmal rächen. Auch die Kaſernen, die in manchen Städten hingeſtellt wurden, haben keine Zukunft. Das Wohnungsideal iſt ja: Jeder Familie ein Ei⸗ genheim. Das aber wird ſich nicht, namentlich nicht in Städten, erreichen laſſen, ſchon des teuren Baugeländes wegen. Hier muß man ſich auf das Mögliche beſchränken und das lautet: Möglichſt wenig Familien unter einem Dache. Von den hier geſtreif⸗ ten eigentlich elementaren Fehlern hat ſich die Stadt Heidelberg bei der Anlage ihrer Siedelun⸗ gen ferngehalten. Das gleiche läßt ſich ſagen von dem großen Baublock, den im Stadtteil Hand⸗ ſchuhsheim Ecke Mittelſtraße, Kapellenweg und Handſchuhsheimer Landſtraße die Siedelungs⸗ geſellſchaft„Badiſche Pfalz“ hat erſtehen Iaſſen. Der Bau wurde im November 1928 nach den Plä⸗ nen von Profeſſor Spannagel in Angriff genom⸗ men. Er ſollte ſo gefördert werden, daß ſchon im vergangenen Oktober die Wohnungen hätten bezogen werden können. Der lange und ſtrenge Winter machte einen Strich durch dieſen Plan. Es trat eine Verzögerung von beinahe einem Vierteljahr ein, ſodaß es Dezember wird, bis die Wohnungen be⸗ gugsfertig ſind. Aus ſieben Hauseinheiten ſetzt ſich die in Hufeiſen⸗ form verlaufende geſchloſſene Wohnhausgruppe zu⸗ ſammen. Mit ihrer einfach gegliederten, ruhig ver⸗ laufenden Faſſade und ihrer einheitlichen Fenſter⸗ ausbildung macht ſie architektoniſch einen gediegenen umd vornehmen Eindruck und ſtellt eine glückliche Verbindung mit der eingangs erwähnten„neuen Sachlichkeit“ und der früheren, bodenſtändigen Bau⸗ weiſe dar. Die Wohnungsginteilung iſt praktiſch und bequem. Nicht weniger als 56 Wohnungen werden bis zu dem genannten Termin beziehbar und zwar 2 Einzimmerwohnungen, 7 Zweizimmerwoh⸗ nungen, 20 Dreizimmerwohnungen, 18 Vierzimmer⸗ wohnungen, 9 Fünfzimmerwohnungen. Hierzu tre⸗ ten nach Abbruch des alten„Roſengartens“ demnächſt noch weitere 8 Wohnungen. Alle Wohnungen haben — auch in den Küchen und Korridoren— Linoleum⸗ belag. Sie werden von einer Zentrale aus geheizt und— auch im Sommer— mit Warmwaſſer ver⸗ ſorgt. Jede Wohnung hat zudem ein eingerichtetes Bad und tiefe, gegen Licht und Sonne gedeckte Soggien. Ganz neu iſt die von außen nicht ſicht⸗ bare Dachterraſſe, die an der Hofſeite um die geſamte Wohnhausgruppe läuft. Sie iſt vorgeſehen zum Wäſchetrocknen, kann aber auch als Licht⸗ und Sonnenbad benutzt werden. Der Hof wird gärtneriſch angelegt, An dem Durchgang zwiſchen Mittelſtraße und Handſchuhsheimer Landſtraße wer⸗ den ſogar etliche Garagen gebaut, die ſolchen Mie⸗ tern, die ein Auto beſitzen, zur Verfügung ſtehen. An der Mittelſtraße und Ecke Kapellenweg ſind Lä⸗ den angebracht, die in der dortigen volkreichen Gegend wohl als Bedürfnis angeſprochen werden können. Der demnächſt zum Abbruch kommende alte „Roſengarten“ ſoll im Dezember in einem neu⸗⸗ zeitlichen Lokal„Zum Roſengarten“ neu erſtehen. Die Bauarbeiten wurden faſt ausſchließlich durch die Handwerker⸗Baugenoſſenſchaft Heidelberg aus⸗ geführt. Der Stadtteil Handſchuhsheim hat ſich ſeit der Eingemeindung in Heidelberg raſch und günſtig ent⸗ wickelt. Wer vor etwa 30—40 Jahren in Heidelberg ſtudierte und heute wieder einmal da Einkehr hält, muß das alte Handſchuhsheim, das von dem neuen völlig umklammert iſt, ſuchen. Heidelberg, Neuen⸗ heim und Handſchuhsheim ſind zu einem neuzeit⸗ lichen großen Stadtblock zuſammengewachſen und werden ſich ſchon der günſtigen Lage wegen auch in Zukunft rüſtig weiter entwickeln. Auch dieſer neue Baublock bedeutet eine weſentliche ſtädtebauliche Be⸗ reicherung des Baugebietes dieſes Stadtteils. N. Tod auf den Schienen 11 Colmar, 5. Nov. Auf dem Colmarer Umlade⸗ bahnhof kam der 23jährige Fuhrmann Joſeph Lieb ⸗ lang beim unbefugten Ueberſchreiten eines Gleiſes zwiſchen die Puffer zweier Wagen einer Rangier- abteilung und wurde ſo ſchwer verletzt, daß er nach drei Stunden ſtar b.— Am Samstag nachmittag ſprang im Bahnhof Marsbrunn ein älterer M ann auf den ſchon fahrenden Zug nach Hagenau, ſt ü r 5 te ab und fiel zwiſchen zwei Wagen, wobei ihm bei de Beine abgefahren wurden. Der Mann ſtar b im Bahnhofsgebäude. Sportliche Rundſchau Dauerrekor oͤfahrt auf der Avus Die Chrysler Company hatte am 25. Sep⸗ tember 5 Uhr nachm. einen Chrysler„65“ auf der Avus zu einer Dauerrekordfahrt ſtarten laſſen. Es galt, den in Amerika aufgeſtellten Dauerrekord, der 47000 Km. in Ohnehalt⸗Fahrt betrug, zu brechen. Die Avus, mit ihrer wieder ausgezeichnet hergerich⸗ teten Straßendecke und ihren nur minimalen Höhenunterſchieden bot das geeignete Gelände. Hier brauchte ja nicht geſchaltet und brauchte nur beim Wenden an der Nordſchleife gebremſt zu werden. Am Samstag bereits war der Dauerrekord überboten. Am Montag nachmittag iſt der 50 000ſte Kilometer erreicht worden. Der Chrysler iſt eine in den Ber⸗ lin⸗Johannisthaler Montagewerken zuſammenge⸗ baute zweitürige Limouſine; 6 Fahrer, von denen je zwei und zwei eine Mannſchaft bilden, haben ſich am Steuerrad abgewechſelt. Jede Mannſchaft fährt 3 Stunden, jeder Mann von einem Team 3 Stunden hintereinander. 40 Tage und vierzig Nächte iſt der Wagen gelaufen, ohne den Motor abzuſtellen. In dieſer Zeit wurde eine Strecke zurückgelegt, die 5 mal die Strecke Berlin Newyork oder 1% mal Erdum⸗ fang ausmacht. Wenn man auch zugeben muß, daß die ruhige, ver⸗ hältnismäßig langſame Fahrweiſe des Wagens Scho⸗ nung der Maſchine bedeutet, ſo iſt dieſes regelmäßige, ununterbrochene Fahren doch ein Beweis für Güte von Material und Konſtruktion. Die Prüfungsfahrt fand unter genauer Bewachung und Kontrolle deut⸗ ſcher Autoſachverſtändiger ſtatt. Beſonders bewunderswert iſt auch die Leiſtung des Reifenmaterials; der Chrysler⸗Wagen iſt mit Continental⸗Reiſen ausgeſtattet. Erſt beim 49 600ſten Kilometer mußte einer der 4 Conti⸗Reifen ausge⸗ wechſelt werden. Die drei anderen Continental⸗Rei⸗ fen haben nunmehr bereits über 50 000 Km. Strecke hinter ſich und befinden ſich noch in durchaus brauch⸗ barem Zuſtand. Der Wagen läuft mit deutſchem ſynthetiſchen Benzin. Der Verbrauch war 13,3 Ltr. für 100 Km. Ausſchlaggebend für den Erfolg war die Bewährung des Oels; zur Verwendung kam Gargoyle⸗Mobile Oel„BB“; der Verbrauch war 0,29 Liter pro 100 Kilometer. Chrysler betont als be⸗ merkenswert, daß der Benzinverbrauch mit der Länge der Fahrt geringer geworden iſt. Als der Wagen den 50 0boſten Kilometer erreicht hatte, fand am Tankplatz auf der Avus eine Be⸗ grüßung der geladenen Preſſe⸗ und Induſtrie⸗Ver⸗ treter ſtatt. Michael Bohnen ſetzte ſich ans Steuer des Chrysler⸗Wagens und fuhr zur Feier des 50 000⸗ ſten Kilometers ein Stück auf die Avus hinaus. Wir freuen uns, daß der Dauerrekord in Deutſch⸗ land und mit deutſchem Material erreicht wurde, er⸗ kennen die Leiſtung von Wagen, Reifen und Be⸗ triebsſtoff und die Leiſtung der Fahrer an und hof⸗ fen, daß auf dem Nürburgring, der ſchwerſten Prü⸗ fungsſtrecke der Welt, eine ähnliche Prüfung veran⸗ ſtaltet wird, die dann aber für Fahrzeug, Material und Fahrer zehnmal ſchwerer wäre als die Gleich⸗ mäßigkeitsfahrt auf der Avus. S Dr. Aljechin gewinnt die 22. Partie Ein recht ſchnelles Ende fand die 22. Partie des Kampfes um die Schachwelt⸗Meiſterſchaft zwiſchen Dr. Aljechin und Bogolfubow. Dr. Aljechin war vom Anfang an im Vor⸗ teil und zwang ſetwen Gegner ſchon nach 39 Zügen zur Aufgabe. Damit errang Aljechin ſeinen 11. Sieg. 0 Die 10 beſten Staffeln Europas Deutſchlands überragende Stellung Bei dem heutigen internationalen Stand der Beurtei⸗ lung von Staffelläufen öarf mon von den vielen Arten, die es in dieſer Sportart gibt, die 4 mal 100⸗Meter⸗, 4 mal 400⸗Meter und 4 mal 1500⸗Meter⸗Staffel als offi⸗ ziell bezeichnen. Eine Zuſammenſtellung der 10 beſten Vereins⸗Mannſchaften der europäiſchen Länder in dieſen drei Staffeln ergibt eine überraſchende Vormachtsſtellung Deutſchlands, dies gilt ſowohl in jeder einzelnen Staffel, wie auch ſelbſtverſtändlich in der Geſamtheit. Wie aus den nachſtehenden Aufſtellungen hervorgeht, teilen ſich nur 5 europäiſche Länder in den Ruhm, Mannſchaften zu den 10 beſten Staffeln zu ſtellen, und zwar ſind dies in der Reihenfolge der Geſamtbetetligung Deutſchland mit 14 Eintrogungen, Frankreich mit 5, Finnland und Schweden mit je 4 und England mit 3. Die deutſchen Erfolge In der 4a mal 100⸗Meter⸗Staffel ſind deutſche Vereinsſtaffeln nicht weniger als ſieben Mal vertreten, und zwar werden die 4 erſten Plätze in der Liſte von deutſchew Mannſchaften eingenommen. England folgt mit zwei und Frankreich mit einer Eintragung. Die Spitze hält der SC. Charlottenburg, deſſen Zeit von 40,8 Sekun⸗ den Weltrekord bedeutet. Bezeichnend iſt auch, daß allein drei ſüddeutſche Vereine unter dieſen 10 europäiſchen Mei⸗ ſterſtaffeln ſich befinden, nämlich Eintracht Frankfurt an ., Phönix Karlsruhe an 3. und Kickers Stuttgart an 6. Stelle. Bei der 4 mal 400⸗Meter⸗Staffel hat Deutſch⸗ land mit 4 Eintragungen immer noch die Ueberhand, wenn auch die Spitze von der Mannſchaft des Achilles Club Lon⸗ don mit:20,3 Minuten eingenommen wird. Die 2. und 3. Stelle belegen der Hamburger Sportverein und der SC. Charlottenburg. Von den füddeutſchen Vereinen konnten ſich die Stuttgarter Kickers bis an die 6. Stelle vorarbeiten. Die 4 mal 1500 Meter Staffel iſt für Deutſchland noch verhältnismäßig jung, immerhin halten die deutſchen Mann⸗ ſchaften mit 3 Eintragungen den Schweden gegenüber mit der gleichen Zachl öte Waage, während Finnland und Frank⸗ reich je zweimal verzeichnet ſind. In der Reihenfolge fin⸗ den wir dasſelbe Bild wie bei der 4 mal 400 Me ter Staſſel, das heißt, ein ausländiſcher Verein, diesmals Jeck. Boras Schweden, hält knapp die Spitze vor zwei deutſchen Mann⸗ ſchaften, dem SC. Charlottenburg und der Teutenſa Berlin. Europas Meiſterſtaffeln 4 mal 100 Meter Staffel: 1. SC. Charlottenburg 40.8, 2. Eintracht Frankfurt 40.9, 3. FC. Phönix Karlsruhe 42, 4. Bar Kochba Berbin 42.2, 5. Politechnie Harriers London 42.3, 6. Stuttgarter Kickers 42.5, 7. Surrey England 42.5, 8. Dresdenſia Dresden 42.6, 9. Racing Club Paris 42,0, 10. Preußen Krefeld 42.8 Sekunden. 4 mal 400 Meter Staffel: 1. Achilles Club London:20.8, 2. Hambunger EV.:21.7, 3. SC. Charlottenburg:21.8, 4. Sports Generaux Paris:22, 5. Viktoria Hamburg 922.6, 6. Stuttgarter Kickers:22.8, 7. Göta Stockholm :23.2, 8. Metropolitain Club Paris 323.4, 9. Kiſa Veikot Helſingfors:24.2, 10. JFK. Helſingfors:24.7 Minuten. 4 mal 1500 Meter Staffel: 1. IK. Boras Schweden 16:25.6, 2. SC. Charlottenburg 16:25.9, 3. Teutonia Berlin 16:82.1, 4. Turun Urheilulbetto Finnland 16:88.0, 5. Gota Stockholm 16:29.0, 6. Topverit Finnland 16:89.3, 7. Haau⸗ burger SV. 16:41.5, 8. Metropolitain Club Paris 16:42.0, 9. Hellas Stockholm 16:42.8, 10. Sport Generaux Paris 1645.6 Minuten. Die Sechstagerennen Neue Jagden in Berlin Die kritiſche vierte Nacht des Berliner Sechstage⸗ rennens verlief ſehr kampfreich. Noch vor Mitternacht ſetzten neue Jagden ein. Die Nachtwertung um 2 Uhr war eine einzige Jagd. Unter dem Toben der 10 000 Zuſchauer glückte es Manthey⸗Schön, dem nicht energiſch nachſetzenden Feld innerhalb kurzer Zeit nicht weniger als drei Runden abzunehmen. Dann zogen Dorn⸗Maczinſki dem Felde davon und gewannen eine Runde, da die übrigen Fahrer durch die vorangegange⸗ nen Jagden ſtark ermüdet waren. Dadurch kamen die Erfolge der Breitenarbeit Die Liſte oer Dreißig Veſten der Sportbehörde Die Breitenarbeit in der deutſchen Leichtathletik iſt nicht nur eine hohle Phraſe, wie man ſte oft angeſehen hat. Es ift in den letzten Fahren und beſonders auch in der abge⸗ laufenen Saiſon in der Deutſchen Sportbehörde wirkliche Breltenarbeit geleiſtet worden. Das ſagt aber noch nicht, daß die Art, wie man von der Sportbehörde aus die Bveitenleiſtung in der Leichtathletik förderte, gerade die ideale war. Es gibt noch viele Möglichkeiten, die unaus⸗ genutzt geblieben ſind. Es iſt nun viel für und dagegen geſprochen worden, daß man in dieſem Jahre nicht mehr die Liſte der„zehn Beſten“ aufgeſtellt, ſondern, wie der„Lok.⸗Anz.“ ſchreibt, eine noch breitere Baſis genommen hat, um die dreißig Beſten herauszufinden. Es mag ſicher ungeheuer ſchwer geweſen ſein, und viele Leiſtungen, die nach Zeit und Maß aufgenommen wurden, ergeben ein ſchlefes Bild, aber der Vergleich des Letzten von der Liſte der„dreißig Beſten“ aus dem Jahre 1929 mit dem Letzten der„Liſte der zehn Beſten“ aus dem Jahre 1924, aus dem Jahre, in dem man zum erſten Male dieſe Liſte aufſtellte, iſt ſehr intereſſ int. Her wird trocken und nüchtern mit Zahlen der Leiſtungs⸗ fortſchritt der deutſchen Leichtathletik dokumentiert, hier wird aufgezeigt, wie breit die Front der deutſchen Leiſtung eworden Iſt. jungen Berliner allein an die Spitze des Feldes. Ver⸗ ſchiedene Paare erhielten Strafrunden. Später holten i 1924 1029 Diſziplin Der Zehnte Der Dreißigſte 100⸗Meter⸗Lauf 10, 10, 200⸗Meter⸗Lauf 22,4 22,5 400⸗Meter⸗Lauf 50,8 51,1 800⸗Meter⸗Lauf 200,7 200,0 1500⸗Meter⸗Lauf 412,4:10, 5000-Meter⸗Lauf 15:57,0 16 06,4 10 000 Meter⸗Lauf 34:46, 95:22, 110⸗Meter⸗Hürdenlauf 16,5 16,5 400-Meber⸗Hürdenlauf— 61,2 Weitſprung 6,80 6,82 Hochſprung 1,75 1,77 Stabhochſprung 3,34 9,40 Kugelſtoß 12,21 18,08 Speerwurf 52,10 54,85 Diskuswurf 88,18 80,22 .— 82, ehnkampf— 3908 Punkte 4 100⸗Meter⸗Staffel 44,9 44,2 4% 400⸗Meter⸗Staffel—:94,5 4 1500⸗Meter⸗Staffel— 18:18,8 Dreißig Sprinter hat Deutſchland, die dle 100 Meter in 10,9 Sekunden laufen. Das iſt koloſſal. Dreißig Mittelſtreckenläufer, die die 800 Meter in 2 Minuten und viel beſſer ſchaffen. Das ſind nur ein paar Beiſpiel, wie ſie der Vergleich zeigt. Da braucht man nicht kleingläubig zu werden. Deutſchlands Leichtathletik iſt beſtens fundiert, iſt im Wachſen begriffen, auch wenn einmal Spitzenleiſtungen in größerem Maße ausgeblieben ſind. Ehmer⸗Kroſchel eine ihrer Verluſtrunden auf. Die Gehn Wolke gaben auf. Der Dienstagnachmittag verltef verhält⸗ nismäßig ruhig. Nach 91 Stunden, 5 Uhr Diens⸗ tag nachmittag waren 2206.470 Km. zurückgelegt. Der Stand des Rennens: 1. Dorn⸗Maczinſki 72 P.— Eine Runde zurück: 2. Krüger⸗Funda 255 P. 6. Miethe⸗ Hürtgen 79 P.— Zwei Runden zurück: 4. Tietz⸗Petri 179 P. 5. Goßens⸗Dencef 186 P. 6. Ehmer⸗Kroſchel 94 P. 7, Manthey⸗Schön 78 Punkte. Drei Runden zurück: 8. Wau⸗ ters⸗Vermandel 58 P.— Vier Runden zurück: 9. Louet⸗ Mouton 115 P.— Fünf Runden zurück: 10. Tonani⸗ Negrint 67 P. 11. Lehmann⸗Wiſſel 57 Punkte. Jagden auch in Stuttgart Auch in Stuttgart gab es in der vierten Nacht bek ausgezeichnetem Beſuch zahlreiche Jagden, die ſchon bet der 10 Uhr⸗Wertung einſetzen und das Feld ſtark ausein⸗ anderzogen. Bragard⸗Meyer konnten vorübergehend zur Spitzengruppe auflaufen, fielen aber ſpäter wieder zurück. Schuler gab wegen Erkrankung auf, ſein Partner Steger fuhr als Erſatzmann weiter. Nach 90 Stunden, Dienstagnachmittag 4 Uhr waren 2141.350 Km. zurückge⸗ legt. Der Stand des Rennens: 1. Buſchenhagen⸗ van Kempen 297 P. 2. Skupinſki⸗Pijnenburg 128 P.— Zwei Runden zurück: 3. Bragard⸗Meyer 86 P. 4. Wette⸗ Nickel 47 bp.— Drei Runden zurück: 5. Knappe⸗Bou⸗ cheron 171 P. 6. Coupry⸗Cordier 150 P. 7. Berganini⸗ Bresciani 132 P. 8. Junge⸗Suter 90 P. 9. Pagnoul⸗ Depauw 75 P. 10. Remold⸗Bulla 66 P. 11. Kedzierſkt⸗ Schwemmler 28 P. Lablen aus dem ſüddeutſchen Jußball Nach den Spielen am 3. November In vier Gruppen haben am erſten Novemberſonntag die Tabellenführer im Kampf ihre führende Poſition befeſtigt und die Gefahr, vom erſten Platz noch verdrängt zu wer⸗ den, weiter verringert. Da durchweg nur noch vier bis fünf Spieltage zu erledigen ſind, müſſen ſich die Verfolger ſehr beeilen, wenn ſie noch etwas ausrichten wollen. In drei weiteren Gruppen waren die Tabellenführer ſpielfrei und nur in der Gruppe Rhein veränderte ſich die Situation durch eine Niederlage der Tabellenerſten. Es iſt das auch die einzige Gruppe, in der nicht ein mit mehreren Punk⸗ ten führender Favorit vorhanden iſt. In den ſieben an⸗ deren Gruppen werden aller Vorausſicht nach die derzeitt⸗ gen Tabellenführer auch den Meiſtertitel an ſich bringen. Sichere Favoriten für bie Meiſterſchaft ſind alſo: die Sp. Vg. Fürth in Nordbayern, Bayern Mün⸗ chen in Südbayern, VfB. Stuttgart in Württemberg, Fret⸗ burger FC. in Baden, FK. Pirmaſens in der Gruppe Saar, Eintracht Frankſurt am Main und Wormatia Worms in Heſſen. In der Gruppe Rhein kommen noch vier Mann⸗ ſchaften, nämlich Vfs. Neckarau(5 Verluſtpunkte), S. Waldhof(), Phönix Ludwigshafen(6) und VfR. Mann⸗ heim(7 Verluſtpunkte) für den Titel in Frage. Zu den Spitzengruppen und damit zu den Anwärtern auf die drei erſten Plätze (Troſtrunden) gehören: Nordbayern: Sp. Vg Fürth 17:1., 1. FC. Nürnberg 14:4, FV. Würzburg 12:6 P. Std bayern: Bayern München 17:1, 1860 München 11:7, Jahn Regensburg:7 P. Württemberg: BfB. Stutt⸗ gart 16:4, VfR. Heilbronn 12:8, Germania Brötzingen 12:6, Union Böckingen 11:7.; Baden: Freiburger FC. 162, Karlsruher FV. 12:6, FV. Villingen 11:7, Phönix Karls⸗ ruhe 10:6 Gr. Main: Eintracht Frankfurt 16:2, Union Niederrad 12:6, Rot⸗Weiß Frankfurt 12:8, FJS V. Frank⸗ furt 10:8; Heſſen: Wormatia Worms 17:1, Vfs. Neu⸗ Iſenburg 13:7, SV. Wiesbaden 11:7; Gr. Rhein: Bs. Neckarau 15:5, SB, Waldhof 14:6, Phönix Ludwigshafen 12:6, BfR. Mannheim 11:7; Gr. Saar: FK. Pirmaſens 14:4, Sportfreunde Saarbrücken 11:7, VfR. Pirmaſens 1028. Ungeſchlagen ſind immer noch fünf Mannſchaften: Sp. Vg. Fürth, Bayern München, Eintracht Frankfurt, Wor⸗ matia Worms, Freiburger FC. 5 Ohne Sieg iſt keine Mannſchaft mehr, da der Frei⸗ burger SC. am 3. November im:0 Spiel gegen die Sp.⸗ Va. Freiburg zum erſtben Sieg kommen konnte. Schluß des redaktionellen Teils wenn dem Körper die Kräfte fehlen, Widerständen zu trotzen? Darum von Jugend auf richtig ernshren und die aufbauende, so leicht verdauliche Nahrkost Hoꝛliels geben! Glesweise Wird Horfteks Oefès serviert zu haben in Apotheken und Orogenlen in Packungen zu Mk..—,.20 und 1. 5 5 Verlenges Sle kostenlos Sroschöre Me. 20 5 Norucke-Vortriebsgesellscheft m. b.., Frenkturt 6, Mels. Zu haben in allen Apotheken und Progerlen bestimmt bel: Apetbehs em Wesserturm E T. 17, Frledtichs-Apotheke Oststadt Chatlottenplatz, Löwen-Apotheke E 2. 18, Schwanen- Apotheke E 3, 14, Stern-Apotheke J 8, t, Leoge-Rötterstr⸗Orogetle Lange Rötterstr. Med. Brogerle Kellmann D 1. 18, Merkuf-Orogerle Sandhofen Schönauerstr. 180 W. Moler Drogerie U 8. 26, Drogerle Schattheſm O 4, 8, Drogerie G. Splingmenn f 1 8, Progerle Br. E. Stutzmann Nachf. P 8, 8 4,5 Unlversaſ-Drogerle 0g. Schmidt, Seckenhelmerstr. 84. Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: 55 A. Meißner— Feuilleton: Dr. S. RKayſer Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder— Sport und Vermiſchtes: Milly Müller— Handelsteil: Kurt Ehmer Gericht und alles übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchaftliche Mit⸗ tellungen: Jakob ande, ſämtlich in Mannheim— Heraus eber, Drucket und Verleger: Druckeret Dr. Haas, Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Manndeim, R 1,—6 f 1 s——— R Das ist ein Funkeln und Glitzern, ein Strehlen und Blitzen. eine Augenweide ohnegleichen] Dlamantenklar und rein wäscht dle Porzellan-, Glas-, Kristall-, Steln- und Metellgeschirre. Kein Hauch, kein Schleier bleibt zurück. Husch, husch, 80 fliegt das Fest von dannen Husch, husch, so wird der Was Sonnenglanz im Leben verschönt, macht O bei Ihren Geschirrenl keit, welche Zeitersparnis! Schmutz verjagt! För O gibts kein Hindernis. Die schmutzigsten Gegen- stände, wie Spülsteine, Badewannen, Putz- und Bohnettüchet. Mops. Fen- sterrahmen, Fugböden,- neu wird alles schnell durch& Welche Bequemiſch- 1E SOHe au 10 Lſter heibes Wesser eln Eime f erteugt gewaltige Rei- nigungskraßt N 8. Seite. Nr. 515 Nene Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Mittwoch, den 6. November 1929 Baden und die Marine Die neue„Karlsruhe“ wird in Dienſt geſtellt Wenn am 6. November der neue Kreuzer„Karls⸗ ruhe“, der letztertage von ſeinem Bauhaſen Kiel zur Indienſtſtellung nach Wilhelmshaven gefahren iſt,— eine Fahrt, die gleichzeitig die ausgezeichnet verlaufene Abnahmeprobefahrt für das neue Schiff durch die Marine von den Deutſchen Werken Kiel bedeutete— Flagge und Wimpel hißt, ſo iſt das das erſte Mal zwar in der neuen Reichs marine, daß ein Kriegs ſchiff badiſchen Namens in Dienſt tritt, ſeit Beſtehen der deutſchen Flotte aber ſchon das achte Mal. Beſon⸗ „Karlsruhe 1“ ders häufig alſo ſind durch Namensverleihung an Kriegsſchiffe Beziehungen zwiſchen der Marine und dem Land Baden hergeſtellt worden, und dieſe Ver⸗ bundenheit zwiſchen Nord und Süd, zwiſchen Meer und Binnenland, hat auch ihren deutlichen Ausdruck gefunden in der Tatſache, daß ſtändig das badiſche Volk in großer Zahl junge kräftige Männer zum Dienſt in der Flotte geſtellt hat, daß ſtets ein voll⸗ gemeſſener Prozentſatz badiſchen Blutes in den Rei⸗ hen der Offiztere, Unteroffiziere und Mannſchaften der deutſchen Seemacht vertreten geweſen iſt. Wenn wir heute unſeren Leſern die wichtigſten Typen der deutſchen Kriegsſchiffe badiſchen Namens vorführen, ſo möge dazu ein kurzer geſchichtlicher Ueberblick gegeben werden: Unmittelbar nach dem ſiegreichen Krieg gegen Frankreich war es, als zum erſten Mal ein badi⸗ ſcher Name in der Marine auftrat, es war der Name der damaligen Großherzogin Luiſe(der Tochter Der geheime Tempel des Hin Ein junger franzöſiſcher Dichter Jean Marquèes⸗Rivière zog vor einigen Jahren nach Aſten, um dort„im Schatten der tibetaniſchen Klöſter“ zu leben. Nach ſeiner Rückkehr ſchrieb er ſeine Eindrücke und Erlebniſſe nieder. Den ſtimmungsvollen Schilde vungen entnehmen wir Nachſtehendes: 1* Einer Perle gleich in ihrem Schrein, erſcheint mir dieſer Tempel des Lapſhi⸗Kang. Die Hänge der engen Täler ſind mit weißen und gelben Blumen überſät; ewiger Nebel umhüllt die hohen Gipfel; ſaftige Pflanzen, ungeheure Lianen, dichtes Farrn⸗ kraut bedecken den Erdboden. Am Fuße des Berges zeichnet ſich das Dorf Lapſche ab. Es beſteht aus etwa zwanzig Häuſern. Die Bewohner leben von Viehzucht. Im Winter ziehen ſte in den nahen Nepal. Was auf uns alle die gleiche Anziehungskraft ausübt, iſt der kleine viereckige Tempel mit dem ge⸗ bräunten Dach, den weißen Mauern. Halb Aſien verehrt ihn. Dort lebte der tibetaniſche Heilige Mlla⸗ralpa. Seit meiner Ankunft in Tibet schwebt der Schatten dieſes großen Aſzeten über mit. Das erſte Buch, das mir mein Meiſter über⸗ gab, war die bekannte Abhandlung der„Zehntauſend Hymnen“, dem„gar⸗boum“. Mila ralpa iſt die vollendete Verkörperung des tibetaniſchen Meta⸗ phyſtkers. Er hat die Lehren Buddhas angenommen, ihnen jedoch die traditionellen Gebräuche des jamaiſchen Myſtizismus eingefügt. Abkömmlinge dieſer Familie haben mich ſeit meiner Ankunft in Tibet geleitet. und in die verſchiedenen Klöſter, die ich beſucht habe, eingeführt. Einen Tag nach meiner Ankunft erſcheint der Obere des Kloſters Phu⸗ta⸗gumpa, um mich in Empfang zu nehmen. Ich weiß nicht, wer ihn von meinem Kommen benachrichtigt hat, denn ſein Kloſter liegt weit ab, verloren im Schnee.. Er iſt ein eigenartiger Menſch. Ein ausgeſprochen mongoliſcher Typus. Seine Sprache iſt hart, oft ſcheint er nach Worten zu ſuchen. Ich zeige ihm die Siegel, Ringe und die myſtiſchen Ketten, die ich von meinen Meiſtern erhalten habe, und erzähle ihm von dem hohen Ziele, das ich erſtrebe. Den Körper gebeugt, wie ein Raubvogel in ſeinem roten Schal, hört er mir aufmerkſam zu. Zu meiner großen Verwunderung ſtellt er mir einige Fragen, die mir beweiſen, daß meine Geſchichte bis zu ihm gedrungen iſt. Der Obere führt mich zum Tempel. Rings um uns Schmetterlinge von ſchillernder Farbenpracht, ſie umgaukeln rieſenhafte Blumen. In dieſem feuch⸗ ten Klima entwickelt ſich die Natur ganz wunderbar. Vor uns, auf dem„heiligen Hügel“, glänzt das Grau⸗ 12155 der metallnen Kuppel des Tempels. Dahinter tenden Himm eheimniſſe Kaiſer Wilhelms.), der einer ſchmucken Glatt⸗ deckkorvette verliehen wurde. Bald folgte ein Linienſchiff, das den Namen„Baden“ erhielt und das ſogar heute noch in der Oſtſee Verwendung als Zielſchiff bei den Schießübungen der Reichsmarine findet. 1901 übernahm das damalige badiſche Erb⸗ großherzogspaar die Taufpatenſchaft auf dem heute noch der Marine angehörenden Kreuzer„Ama⸗ zone“, und ein Linienſchiff mittlerer Größe „Zähringen“ hat im Weltkrieg Verwendung ge⸗ funden und iſt identiſch mit dem vielgenannten heu⸗ „Karlsruhe II“ tigen Fernlenkzielſchiff gleichen Namens. 1912 er⸗ hielt auch zum erſten Mal ein moderner ſchneller Kreuzer den Namen der badiſchen Landeshaupt⸗ ſtadt„Karlsruhe“(von dem Karlsruher Ober⸗ bürgermeiſter Siegriſt getauft), und dieſer Kreu⸗ zer hat durch ſeine außerordentlich bedeutſame Tä⸗ tigkeit in den weſtindiſchen Gewäſſern— er brachte 17 engliſche bezw. in engliſchen Dienſten ſtehende Handelsſchiffe mit einem Gehalt von über 76 000 Tonnen auf— ſeinen Namen unvergeßlich gemacht, ſo daß er ſeinetwegen auch heute wieder in der Ma⸗ rine auflebt.(Wir haben über die Fahrten des Kreuzers„Karlsruhe“ in unſerer Montag⸗Abend⸗ Ausgabe ausführlich berichtet). 1913 flocht die Verleihung des Namens„Mark⸗ graf“ ein neues Band zwiſchen Baden und der Flotte, und 1916 trat ein noch gewaltigeres Rieſen⸗ ſchlachtſchiff, die zweite„Baden“, an deren Maſt die Flottenführerflagge des Admirals Scheer wehte, alava Die Innenausſtattung iſt großartig und feierlich Eine rieſige Statue des Heiligen Mila⸗ralpa über⸗ ragt die Buddhas des Altars. Das ſcheint mir ſym⸗ boliſch: die Lehre der Weisheit überragt vergangene, gegenwärtige und zukünftige Religionen, die nur ein ſchwacher Abglanz des reinen Lichts ſind, das vom Quell des Lebens ausſtrömt. Da der Superior wieder in kehren muß, hat er beſchloſſen, mich einem Mönch zu übergeben. Es iſt ein Anacheret, der, von einigen Körnern Hirſe lebend, inmitten der felſigen Einſam⸗ keit des Gebirges meditiert. Ich werde in der Nähe des Tempels wohnen und die Lehren des Einſiedlers anhören, den wir, der Lama und ich, jetzt aufſuchen. Natürliche Stufen ermöglichen es, ohne zu große Anſtrengung, den ſcharfen Aufſtieg zu üherwinden. Wir durchqueren dunkle Wälder, ſchneeige Flächen. Die Tiere in dieſen Höhen ſind vollkommen furchtlos. In der Nähe der Weiſen wird alles Lebende geachtet. Unſer Weg ſchlängelt ſich um Bergmaſſive, immer aufwärts. Die Talnebel liegen unter uns, ein groß⸗ artiges Schauſpiel: das Sonnenlicht ſtrahlt auf die umliegenden Berggipfel, die in ihrer unberührten Reinheit wunderbar erglänzen. Das erſchütternde Schweigen ewigen Schnees herrſcht hier. Kein Ge⸗ räuſch, kein Leben. Ueberall Schnee. Mit großer Achtung begrüßt der Einſiedler den Mönch Ohne ſeine Stellung zu ändern, hört er uns an. Die Unbeweglichkeit dieſes Mannes, ſeine ſkeletthafte Magerkeit, die nichts Menſchliches mehr hat, machen auf mich einen unvergeßlichen Eindruck. Es wird vereinbart, daß ich von Zeit zu Zeit hier herauf⸗ wandere, um bei ihm mich im Denken zu vervoll⸗ kommnen. Im Uebrigen ſoll ich auf die Verfügungen meines unſichtbaren Leiters warten. Vor dem er⸗ hebenden Anblick der Berge haben die Werte des Wei⸗ ſen einen tiefen Sinn. Unvergeßliche Stunden habe ich zu Füßen dieſes Einſiedlers des Himalaya ver⸗ bracht. Langſam ſteigen der Mönch und ich wieder ins Tal hinab. Er erzählt mir Geſchichten aus dem Leben des großen Heiligen Mila, dieſes Magikars und Anachereten, von ſeinen Prüfungen, ſeinen furcht⸗ baren körperlichen Kaſteiungen.. Dann ſingt der Lama einen Hymnus: Immerzu in dieſem kurzen Daſein Irrt der vergängliche Körper; Suchſt du Nahrung und Wohlleben; Kannſt du kein Befreiter ſein. Entſage der Welt und bete. Der Lotus deiner Seele wird ſich öffnen unter der heiligen Berührung Der ſengenden Strahlen, die aus dem Himmel fallen Dieſe heiligen Worte tönen durch das große Schweigen. Und ſie vereinigen ſich mit den unend⸗ lichen Schneefeldern, die uns umgeben, uns zu be⸗ ſchirmen ſcheinen. Wie weit dieſes„verbotene Land“ von der Welt enfernt iſt! Und wie nahe dem leuch⸗ dieſem Hort der Weisheit und des „ 5 ſein Kloſter zurück⸗ in Dienſt. Ungefähr gleichzeitig ſtellte ſie, nachdem die erſte„Karlsruhe“ durch eine rätſelhafte und nie auf⸗ geklärte Exploſion zu Grunde gegangen war, ein zweiter Kreuzer„Karlsruhe“ in Dienſt, der ſich vorwiegend im Sicherungs⸗ und Vorpoſten⸗ Dienſt in der Nordſee betätigte und auch an der Einnahme der baltiſchen Inſeln Oeſel und Dag ö erfolgreich mitwirkte. Sein Ende fand dieſes Schiff durch die herviſche Tat der Selbſtverſenkung in der Bucht von Scapa Flow. Und nun iſt, ſtärker, größer und ſchneller, die oͤritte„Karlsruhe“ ſo weit „Karlsruhe III“ gefördert, daß ſie in dieſen Tagen in die Reihen der neuen Reichsmarine treten kann. Für ihren Bau haben die Deutſchen Werke in Kiel die modern⸗ ſten Mittel der Technik, vor allem in weitgehendem Maß die Plattenſchweißung an Stelle der Platten⸗ nietung und Verwendung eines beſonders leichten Panzermaterials, angewendet, die Kruppſche Ger⸗ mania⸗Werft in Kiel hat die Turbinen⸗Anlage geliefert, die eine Fahrgeſchwindigkeit von erheblich über 30 Seemeilen Geſchwindigkeit erwarten läßt, und ſo iſt dieſes Schiff als eine Spitzenleiſtung deutſcher Kriegsſchiffbau⸗Technik zu betrachten. Das Land Baden und die Stadt Karlsruhe wer⸗ den ſtolz ſein, daß nun dieſes wundervolle Schiff den Nachkriegsnachwuchs der Führerſchaft unſerer Reichsmarine als Schulkreuzer hinaustragen wird über alle Meere, und daß neben dem berühmten Namen„Emden“ dann draußen der ebenſo berühmte Name„Karlsruhe“ auf allen Lippen ſein wird! N. Börſenſpekulationen im Gefängnis Zu denjenigen Perſonen, die trotz des großen Krachs in der letzten Zeit an der Newyorker Börze durch Spekulationen viel verdient haben, gehört auch die Inſaſſin eines amerikaniſchen Gefängniſſes. Es handelt ſich um Frau Evans Wilſon, eine ſehr bekannte Erſcheinung der Waſhingtoner Geſellſchaft, die vor einem halben Jahre wegen Erſchießung ihres Mannes, eines namhaften Rechtsanwaltes, zu einer langjährigen Gefännisſtrafe verurteilt wurde. Sie hat auf ihren Wunſch eine Einzelzelle erhalten, in der ſie ſich ſehr intenſiv mit dem Studium der Bör⸗ ſenkurſe beſchäftigte. Durch rechtzeitigen Verkauf ihrer Aktienwerte, die ſie früher zu einem ſehr vor⸗ teilhaften Preiſe gekauft hatte, gelang es ihr, ein ſehr gutes Geſchäft zu machen. Ihr Börſenagent, mit dem ſie in ſtändiger Verbindung blieb, ſchätzt den Gewinn, den ſie in den letzten Wochen vom Gefäng⸗ nis aus erzielte, auf 300 000 Dollars. Frau Wilſon iſt auch ſonſt eine außergewöhnliche Frau. Eine däniſche Sklarek⸗Affäre Auch über das kleine friedliche Dänemark ergießt ſich eine Flut von Korruptions⸗ und Skandalaffären. Die däniſche Preſſe und Oeffentlichkeit beſchäftigt ſich zur Zeit mit dem Zuſammenbruch der Volksbank in Kopenhagen und dem Selbſtmord eines der bekann⸗ teſten Geſchäftsleute Dänemarks, Harold Plum, deſſen Betrügereien, wie es ſich jetzt herausgeſtellt hat, die Urſachen des Bankkrachs geweſen ſind. Eine führende Kopenhagener Zeitung nennt die Plum⸗ Affäre einen würdigen Parallelfall, zu dem Sklarek⸗ Skandal. Bankzuſammenbrüche ſind in der Nach⸗ kriegszeit zu einer ziemlich gewöhnlichen Erſchei⸗ nung in Dänemark geworden. Man erinnert ſich noch des Zuſammenbruchs der Landmannsbank, die den Anfangspunkt zu einer Reihe von Krachs gab. Dänemark kann ſich heute noch von den Folgen des Landmannsbank⸗Krachs nicht erholen. Tauſende von Sparern, die ihr Geld der über jede Zweifel ſolide erſcheinenden Bank anvertraut hatten, wurden damals ruiniert, und unzählige Villen der ſogenann⸗ ten däniſchen Riviera kamen unter den Hammer. Jetzt iſt die Reihe an die Volksbank gekommen. An der Spitze dieſer Bank ſtand Harold Plum, General⸗ direktor einer Menge von Unternehmungen, einer der reichſten Geſchäftsleute in Dänemark, Inhaber von Exportgeſchäften aller Art, Plum, ein ehemali⸗ ger Rechtsanwalt, genoß in ſeiner Heimatſtadt das größte Anſehen. Groß war die Beſtürzung, als vor einiger Zeit die Volksbank ihre Zahlungen einſtellte und eine Reviſion der Bankbücher ſchwere Fälſchun⸗ gen, hinter denen kein anderer als Harold Plum ſtand, an das Licht der Welt brachte. Das ganze Aktienkapital der Bank war von Plum in Speku⸗ lationsgeſchäften angelegt worden und iſt rettungs⸗ los verloren. Einzelheiten der umfangreichen Be⸗ trugsaffären ſind noch nicht voll aufgeklärt. Es ſteht jedoch feſt, daß zahlreiche bekannte Kopenhagener Perſönlichkeiten an den Schwindeleien beteiligt ſind. Vor allem ſind mehrere im guten Ruf ſtehende däniſche Unternehmungen in Mitleidenſchaft gezogen Als Harold Plum die Schließung der Bankkaſſen nicht mehr aufhalten konnte, begab er ſich auf ſein Landgut mit der Abſicht, ſich das Leben zu nehmen. Er trug ſich zuerſt mit einem ganz eigenartigen Selbſtmordgedanken. Schwer an Zuckerkrankheit lei⸗ dend, weigerte er ſich, die tägliche Inſulinkur durch⸗ zuführen, in der Hoffnung, dem Tode entgegenzu⸗ gehen. Als dieſes Mittel nicht zu dem gewünſchten Reſultat führte, jagte ſich Harold Plum eine Kugel in die Bruſt, blieb aber trotzdem am Leben. Er hatte noch den Mut, zehn Stunden nach ſeinem erſten Selbſtmordverſuch zum zweitenmal die Waffe gegen ſich zu richten, und brachte ſich diesmal eine ſchwere Verletzung in der Herzgegend herbei, der er eine Stunde ſpäter erlag. In ſeinem Abſchiedsbrief gibt ſich Plum allein die Schuld an allen Veruntreu⸗ ungen und bittet, niemanden als ſeinen Mitſchuldi⸗ gen zu betrachten. Trotzdem ſind mehrere Leute, die mit Direktor Plum in Verbindung geſtanden haben, darunter der Prokuriſt der„Crown Butter Co.,“ N. Hanſen, ein Angeſtellter, der vor kurzem ſein 25. Dienſtjubiläum begehen konnte, verhaftet wor⸗ den. Plums Privatſekretär und Buchhalter N. Han⸗ ſen hat ſich als Mitſchuldiger der Betrugsaffären der Polizei ſelbſt zur Verfügung geſtellt. Plum hat ſich bei Lebzeiten ein Mauſoleum— einen Grab⸗ hügel, der an die Grabhügel der nordiſchen Wikkin⸗ ger erinnert—, errichten laſſen. Die Familie des Selbſtmörders hat ſich aber entſchloſſen, ihn nicht in dieſem prunkvollen Mauſoleum beſtatten zu laſſen, wo an ſeiner Stelle vier Pekingeſer Hunde, die Lieb⸗ linge des Toten, ihre letzte Ruhe finden ſollen. Eine koſtbare Eiſenbahnfracht Eine Reihe von italieniſchen Meiſtergemälden ſoll demnächſt im Auslande ausgeſtellt werden. Die Werke kommen aus den Galerien in Rom, Neapel, Venedig, Genua, Florenz, Bologna und Mailand. Sie ſind zunächſt in Mailand geſammelt worden und werden dort bis zur demnächſtigen Verfsachtung in der Galerie Brera aufbewahrt. Der Sonderzug, mit dem ſie in das Ausland befördert werden ſollen, iſt mit einem Werte von mehr als 200 Millionen Mark verſichert worden. Der reiche Türke und das arme Müdchen Vor einigen Monaten ſprachen die Wiener Ver⸗ käuferinnen tagelang von nichts anderem, als vom unerhörten Glücksfall, der einer ihrer Kolleginnen begegnet war. In der Firma Gerngroß, dem bekannten großen Wiener Warenhaus, kam eines Tages ein vornehmer Türke mit ſeinem Diener und kaufte eine elegante Kinderausſtattung ein, die er für ſeine Schweſter beſorgen ſollte. Die Verkäuferin, Marie Schin d⸗ ler, bediente den eleganten, äußerſt ſympathiſchen Mann, der nur einen Schönheitsfehler beſaß, er hinkte. Einen Fuß hatte er angeblich im Krieg ein⸗ gebüßt. Der Türke ſah beim Kauf viel mehr auf die hübſche Verkäuferin, als auf die Sachen, die ſte ihm vorlegte und da er ſeinem Lob— nicht auf die Kinderwäſche— in deutſcher Sprache keinen Aus⸗ druck zu verleihen vermochte, ſandte er am ſelben Tag noch ſeinen Diener, der als Dolmetſcher figu⸗ rierte und ließ durch ihn bei der Verkäuferin um ihre Hand anhalten. Der Diener entledigte ſich ſei⸗ nes diskreten Auftrags mit aller Delikateſſe, rühmte den unermeßlichen Reichtum ſeines Herrn und machte Verſprechungen, die märchenhaft klangen. Das Mädchen ſagte weder ja noch nein, erzählte ihr Erlebnis zu Hauſe, ihr Bruder, der Polizei⸗ beamter war, ließ ſofort telegraphiſch Erkundigun⸗ gen einziehen, ſprach auch bei der hieſigen türkiſchen Geſandtſchaft vor und die Auskünfte, die er allent⸗ halben erhielt, waren über Erwarten günſtig. Man kannte den vornehmen Türken, der erſt 32 Jahre zählte, als einen der reichſten Teppichhändler aus Smyrna. Das Mädchen willigte nun ein, der Türke war überglücklich, kaufte ſeiner Braut ſofort eine fürſt⸗ liche Ausſtattung, Schmuckſtücke der erleſenſten Pracht, verſchrieb ihr ein Haus auf der Ringſtraße, damit, wenn es ihr in Smyrna nicht gefiele, ſie auch ohne Sorgen in Wien leben könne— und zwei Tage danach wurde das Paar auf der türkiſchen Geſandt⸗ ſchaft getraut. Schweſter und Bruder begleiteten die Glückliche nach Smyrna, überzeugten ſich an Ort und Stelle von dem wirklich unglaublichen Glücksfall und traten nach einigen Wochen vollkommen be⸗ ruhigt die Heimreiſe an. Aus der armen kleinen Ver⸗ käuferin war über Nacht eine ſteinreiche Frau ge⸗ worden. In der Folgezeit langten überglückliche Briefe in Wien ein. An Kolleginnen, an den Kommerzien⸗ rat Gerngroß, an die Mutter und Geſchwiſter ſchrieb Marie Schindler, wie gut es ihr gehe, wie ſelig ſie ſich fühle, wie ihr Gatte ſie vergöttere und auf Hän⸗ den trage! Da auf einmal überbrachte ein deutſcher Reiſen⸗ der, der in Smyrna zu tun hatte, zwei Briefe, einen an ihre Familie und den anderen an den Chef der Firma Gerngroß, die gerade das Gegenteil deſſen beſagten, was Marie Schindler bisher berichtet hatte. Sie beklagte ihr furchtbares Los mit den erſchütternd⸗ ſten Worten, erzählte, daß ſie wie eine Gefangene bewacht werde, daß ſie die Stadt Smyrna nie wie⸗ der zu Geſicht bekommen habe und die Briefe jetzt nur durch Zufall aus ihrem Hauſe, in dem ſie wie ein Vogel in einem„goldenen Käfig“ ſitze, hinaus⸗ ſchmuggeln konnte. 5 Zu ihren früheren Berichten war ſie mit Gewalt gezwungen. Ihr Mann ſei ein brutaler Wüſtling, der ſie wie eine Sklavin behandle und ſte prügle. Er ſei durch und durch verſeucht und der Verluſt ſei⸗ nes Fußes ſei nicht auf den Krieg, ſondern auf ſeine Krankheit zurückzuführen geweſen. Nun ſei auch ſie infolge Anſteckung erkrankt, und wenn ſte nicht bald erlöſt werde, bleibe ihr nichts übrig als ſich das Leben zu nehmen. Das iſt die Geſchichte der kleinen Verkäuferin Marie Schindler, die um ihres großen Glücks willen von vielen ſo beneidet worden war. Man ſucht nun durch Vermittlung der Behörden das arme Mädchen zu befreien. Ob es wohl gelingen wird? Smyrna iſt weit und die dorttgen Behörden.“ K. H. 0 0 . B r r d M Mu b nn been e 3 * 8 * A Fr„ de n N * * en e r e e * „e . D. Mittwoch, den 6. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 9. Seite. Nr. 515 Gerichtszeitung Großer Betrugsprozeß vor dem Karlsruher Schöffengericht. Das Schöffengericht Karlsruhe begann am 4. November die Verhandlung gegen den 52 Jahre alten verheirateten Kaufmann Heinrich Jakob Vet⸗ ter, deſſen Ehefrau Karoline Vetter geb. Marx und den 23 Jahre alten ledigen Kaufmann Richard Vet⸗ ter aus Karlsruhe, die wegen Untreue, Unterſchla⸗ gung, Betruges und Verſtrickungsbruchs angeklagt ſind. Vetter war Inhaber der Fa. Vetter u. Grimm, Deutſch⸗Amerikaniſches Inkaſſogeſchäft in Karlsruhe, deſſen jetziger Inhaber Richard Vetter iſt. Es wird ihm zur Laſt gelegt, daß er in den Jahren 1924 bis 1927 in verſchiedenen Fällen For⸗ derungen und Erlöſe aus Grundſtückverkäufen an ſeine Auftraggeber nicht ablieferte und für ſich verwendete. Wie ihm die Anklage ferner vorwirft, hat er im April 1927 unter mißbräuchlicher Be⸗ nutzung einer ihm übertragenen Generalvollmacht, die ſich auf einen Grundſtücksverkauf erſtreckte, einen Grundſchuldbrief auf das Grundſtück ſeiner Auf⸗ traggeber in Höhe von RM. 15 000 erwirkt und ihn für einen perſönlichen Kredit von RM. 32 000 ver⸗ pfändet. Größere Wein vorräte, die ordnungs⸗ gemäß gepfändet waren, wurden von den Angeklag⸗ ten weiter veräußert. Die Betrugsanklage bezieht ſich auf ein von den Angeklagten beim Evangeliſchen Oberkirchenrat im März 1927 aufgenommenes Dar⸗ lehen in Höhe von RM. 10 000, für das ſie Fahr⸗ niſſe als Sicherheit übereigneten, die ſich nicht mehr in ihrem unbeſchränkten Eigentum befanden. Am erſten Verhandlungstage wurden die Ange⸗ klagten zu den einzelnen Anklagepunkten gehört. Sie beſtritten, ſich in der ihnen vorgeworfenen Weiſe ſchuldig gemacht zu haben. Insgeſamt ſind 24 Zeu⸗ gen geladen. Man rechnet mit einer Prozeßdauer von brei Tagen. Gefährliche Kriegserinnerungen Vor dem Erweiterten Schöffengericht K Tn hale ſich ein 3gjähriger Betriebsingenieur wegen Ver⸗ gehens gegen das Sprengſtoffgeſetz und Vergehens gegen die Verordnung über Zurückführung von der Umſtänden Waffen und Heeresgut vom Dezember 1918 zu ver⸗ antworten. Die Anklage war auf Grund einer An⸗ zeige zuſtandegekommen. Die Polizei nahm eine Hausſuchung vor und fand außer an der Wand hän⸗ genden Waffen noch im Keller in einer Kiſte mehrere ſcharfe Eierhandgranaten und eine Stielhandgranate. Vor dem Gericht verteidigte ſich der Angeklagte mit der Erklärung, alle bei ihm gefundenen Waffen ſeien für ihn teuere Kriegserinnerungen. An Hand der Akten ſtellte der Vorſitzende feſt, daß der Angeklagte ſich als Ka mpfflieger außer dem E. K. 1 und 2 noch beſondere Auszeichnungen verdiente. Durch Zeugenausſagen wurde bewieſen, daß er ſeine Kriegsbeute lediglich als Dekoration verwandt hatte und daß irgendein Mißbrauch bei dem völlig unpolitiſch eingeſtellten Manne nicht in Frage kom⸗ men konnte. Nach dem Sachverſtändigen, der die Gefährlichkeit der im Keller aufbewahrten Hand⸗ granaten hervorhob, beantragte der Staatsanwalt unter Zubilligung mildernder Umſtände die geſetz⸗ liche Mindeſtſtraſfe von 3 Monaten Gefäng⸗ nis. Da der Angeklagte noch nicht beſtraft ſei, empfehle er dem Gericht, auch Strafausſetzung zu gewähren. Das Gericht verkündete ein dem Straf⸗ antrag entſprechendes Urteil unter Zubilligung einer dreijährigen Bewährungsfriſt. * 8 Fahrläſſiger Falſcheid. Wegen fahrläſſigen Falſcheides in einem Wechſelprozeß war am 18. Okt. 1929 vom Landgericht Offenburg die Ehefrau Roſalte Scherer zu zwei Monaten Gefäng⸗ nis verurteilt worden. Auf ihre Reviſion beim Reichsgericht hat jetzt der 1. Strafſenat des Reichs⸗ gerichts dieſes Urteil im Strafausſpruch wieder auf⸗ gehoben und die Sache zu neuer Straffeſtſetzung an die Vorinſtanz zurückverwieſen. Verurteilte Straßenräuber. Vor dem Schöffen⸗ gericht Pirmaſens hatten ſich der 20 Jahre alte Otto Müller und der 18jährige Otto Steiner, beide aus Burgalben, wegen Straßenraubs zu verant⸗ worten. Sie haben am Abend des 13. September in der Nähe der Moſchel⸗Mühle den Kaufmann Crah⸗ ner aus Rodalben überfallen und beraubt., Beide ſind geſtändig, behaupten aber, von dritter Seite angeſtiftet zu ſein. Unter Zubilligung mildern⸗ wurde Steiner wegen gemeinſchaftlich TROTZ WaSc HAG WEISSE, WEICHE HA Waschen Sie alles mit Suma: Der sahnige, weiche Sumaschaum schont Ihre Hände, genau so wie er Gewebe und Farben schont. Suma entfernt allen Schmutz. Es enthält viel beste Seife, dagegen keine schadlichen Bestandteile. Nehmen Sie Suma am nächsten Waschtag. NE/ begangenen Verbrechens des ſchweren Raubes zu zwei Jahren und Müller wegen des gleichen Verbrechens zu einem Jahr und ſechs Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Die Unterſuchungshaft wird an⸗ gerechnet. 8 Verurteilter Brandſtifter. Wegen Brandſtif⸗ tung ſtand der 1886 geborene P. J. aus Edesheim vor dem Schöffengericht Landau. Dem Angeklag⸗ ten war durch die Gemeinde Knöringen für rückſtän⸗ dige Ackerpacht auf einem Acker im Banne Knörin⸗ gen die Kornernte zwangsweiſe verſteigert worden. Der Angeklagte war über die Verſteigerung ſo er⸗ regt, daß er nach der Ernte einige Garben in Brand ſteckte. Der dadurch dem Steigerer ent⸗ ſtandene Schaden beträgt 30 //. Das Gericht ver⸗ urteilte ihn wegen vorſätzlicher Brandſtiftung zu einer Gefängnisſtrafe von 6 Monaten und den Koſten. 8 Rechtskräftiges Todesurteil. Der in der letz⸗ ten Schwurgerichtstagung vom Schwurgericht Zweibrücken wegen Mordes zum Tod verur⸗ teilte Landwirt Lebeck aus Dietſchweiler bei Wald⸗ mohr hatte gegen das Todesurteil Reviſtion zum Reichsgericht in Leipzig einlegen laſſen, die als un⸗ begründet abgewieſen wurde. Damit iſt das Urteil rechtskräftig geworden und bedarf noch der Beſtätigung durch das bayeriſche Miniſterium. Lebeck hatte, wie noch erinnerlich, ſeine junge Frau nachts in den Stall gelockt und dort mit einem Ernteſtrick erdroſſelt. § Prozeß gegen den„Eiſenhammer“. In dem Be⸗ leidigungsprozeß des Möbelfabrikanten Lukas Herr gegen den verantwortlichen Schriftleiter des„Eiſen⸗ hammer“, H. Förſter⸗ Ludwigshafen, hat das Schöffengericht Landau das Urteil verkündet. Förſter wurde wegen öffentlicher Beleidigung zu einer Geldſtrafe von 200 Mark oder einem Monat Gefängnis und zur Tragung der Koſten ver⸗ urteilt. Der von dem Angeklagten Förſter zu dem Prozeß als Zeuge benannte frühere franzöſiſche Dol⸗ metſcher Müller war nicht erſchienen. In der Ur⸗ teilsbegründung wird feſtgeſtellt, daß der Beklagte nicht den geringſten Beweis für ſeine ſchweren Vor⸗ würfe wegen des Separatismus gegen Herr zu er⸗ bringen vermocht habe. Dem Kläger wurde die Ver⸗ öffentlichung des Urteils in einer Reihe von Zeitun⸗ gen zugebilligt.— Anſchließend wurde der Prozeß Kirrſtein gegen Förſter verhandelt. Er mußte nach der Vernehmung einiger von der beklagten Seite ge⸗ ladener Zeugen wiederum vertagt werden. § Der Wert der Kinderausſagen. Nach viertägt⸗ ger nichtöffentlicher Verhandlung vor dem Schöff 1 gericht Mainz wurde der 39 Jahre alte Volksſchul⸗ lehrer Kurt Zaſtrow aus Wiesbaden, zuletzt in Mainz⸗Koſtheim, von der Anklage des Sittlichkeits⸗ verbrechens in mehreren Fällen freigeſprochen. Zaſtrow wurde am 3. Juni 1929 auf Grund von 8 Kinderausſagen vom Bezirksſchöffengericht Mains zu 9 Monaten Gefängnis wegen Sittlichkeitsver⸗ brechens verurteilt. Vor der zweiten Inſtanz, der Großen Strafkammer Mainz ergab ſich, daß ſämtliche Kinder, die belaſtend ausgeſagt hatten, unter dem Einfluß eines äußerſt verlogenen 13jährigen Mä d⸗ ein⸗ Frankfurt a. M. wurde der Lehrer freigeſprochen. und des Gutachtens von Profeſſor Dr. * Zuchthaus für einen Dieb. Der ledige Schrei⸗ ner und Dienſtknecht Rudolf Wicker aus Epfenhofen, der bereits 14 Vorſtrafen, darunter erhebliche Zucht⸗ hausſtrafen aufzuweiſen hat, wurde wegen Dieb⸗ ſtahl im wiederholten Rückfalle vom Schwurgericht Waldshut zu einer Zuchthausſtrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Die Unterſuchungshaft wurde nicht angerechnet. Er hatte einer 61 Jahre alten ledigen Dienſtmagd aus einer Kommode 120 Mark geſtohlen. § Meineidsprozeß mit 80 Zeugen. Ein Mein⸗ etdsprozeß, bei dem 80 Zeugen geladen waren, beſchäftigte in den letzten drei Tagen das Koburger Schwurgericht. Zur Abwendung einer Zwangs verſteigerung brauchte der ledige Metzger und Landwirt Auguſt Höhn von Weißenbrunn Gel d, um einen Maurermeiſter zu befriedigen. Er fer⸗ tigte einige eidesſtattliche Verſicherungen an, wo⸗ nach er an Schmidt in einer Koburger Wirtſchaft den Betrag von 4700/ bezahlt haben wollte. Höhn wurde wegen Meineides in zwei Fällen, wegen An⸗ ſtiftung zum Meineid in zwei Fällen und wegen Ab. gabe einer falſchen eidesſtattlichen Erklärung zu 6 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 6 Jah⸗ ren Ehrverluſt verurteilt. * 1 89 . SuNTICAr GESELLSCHAFT A. G. MANNHEIM. SA 328219 F Srarr KAagTEN 1% J ELSE WRONKREN FRITZ RAHN VERLOBTE Mermheim Richerd Weqnersſt. 12 Mollkesſr. 6 Zu Hause: Nicherd Veqnerstr. 2 Sonmteg, den 10. November 1929 5 * Amtiicne Bekanntmachungen Vollzugsreiferklärung. Die vom Gemeinderat Schriesheim beantragte Neueinteilung der auf Gemarkung Schriesheim gelegenen Grundſtücke Lgb. Nr. 4161, 4160, 4104, 4108, 4155, 4100, 4091, 4099, 4150, 4103, 4098a, 4097/1, 4095, 4154, 4162, 4149, 4151, 4102, 4102a, 4106, 4107a, 4156, 4093, 4094, 4109, 4159, 4164, 1165, 4092, 4111, 4157, 4151/1, 4090, 4106, 4107, 1158, 4101, 4000 a, 4096, 4105, 4098/2, 4163, 4152, 4110, 4098, 4095, 4097, 4158, 4098/1, 4094 a, 4103 und 4150/1 wird hiermit nach Maßgabe des da⸗ küber entworfenen, vom Gemeinderat genehmig⸗ ten und mit entſprechendem diesſeitigem Ver⸗ merk verſehenen Planes vom 16. Juli 1929 auf Brund des 8 19 des Ortsſtraßengeſetzes für W erklärt. 18 Zeitpunkt für den Uebergang des Eigen⸗ tums und der Rechte dritter Perſonen wird der 30. November 1929 beſtimmt. 4 Wer nicht kommt, ruiniert weiter seine Gesundheit und die Wäsche dazu! Der Apparat wäscht denkbar schonend nur mit Luft! Kein Waschen mit der Bürste Kein Waschen mit den Händen! das billigſte u. zweckmäßigſte Waſchinſtrument für Quälen mehr. fertig zum Aufhängen. 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Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntnis mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen bei dem Bezirksamte oder dem Herrn Ober⸗ bürgermeiſter binnen 14 Tagen vom Ablauf des Tages an vorzubringen, an welchem das dieſe Bekanntmachung enthaltende Amtsverkündi⸗ zungsblatt ausgegeben wurde, widrigenfalls alle nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhenden Einwendungen als verſäumt gelten. Wir weiſen dabei darauf bin, daß die vor nkrafttreten des Geſetzes vom g. April 1919 raft beſonderer privatrechtlicher Titel an den ffentlichen Gewäſſern oder natürlichen nicht öffentlichen Waſſerläufen begründeten Rechte öffentlichen Recht angehörige f „ flektanten erfahren Näheres bei ungsrechte zu betrachten ſind(8 113 Satz 2 1 575 daß daher auf ſolche Rechte ſich ſtützende Einwendungen, falls ſie innerhalb zer feſtgeſetzten Friſt nicht vorgebracht werden, ebenfalls als ausgeſchloſſen gelten. 5 Die Beſchreibungen und Pläne liegen wüh⸗ rend der Einſprachsfriſt auf den Kanzleien des Bezirksamts und des Herrn Spe eeg zur Einſicht offen. Mannheim, den 19. Oktober 1929. Badiſches Bezirksamt IV. Neqernes L, Auf 1. Dez. 3 Zimm. u *** 12522 Wohnungsamtlich e ee eig. u. fremd. Hrzeugn Platin Fenz ur renn n Um änderung Goldware. a schnell gewissenh. 5 a 8 3, 14 Planken AP 2. neb. dem Thomasbränu früh. Heidelbergerstr. Mannheim seit 1908 Tel. 27635 — S194 u Vermiefen: Auf I. Nov. 4 Zimmer und Zubehör in der Meeräckerstraße 12, 2. Stock. Auf 1. Dez 3 Z. u. Zubeh. 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D 2, 14 Zur B49 79 13 e — ͤ ͤ ͤ Deutſche Verlagsanſtalt Unbefriedigendes Verlagsgeſchäft— Weiterer Aus⸗ bau der Papierfabriken Salach und Wildbad Die Deutſche Verlagsanſtalt Stuttgart verzeichnet 1928/9 einen Geſamtertrag von 1,19(i. V. 1,18) Mill. Mark, wovon Generalunkoſten 0,45(0,42) Mill. J erforder⸗ ten, ſo daß ſich einſchl. des Gewinnvortrages von 106 658 (100 794) ein Reingewinn von 708 546(716 658) 1 ergibt. Hiervon werben der Erneuerungsrücklage, der im abgelaufenen Geſchäftsjahr 150 000(100 000) 4 entnommen murden, wieder 100 000 4, der Rücklage für Altersunter⸗ ſtützungen und Ruhegehälter wieder 40 000 4 und der Hausunterſtützungskaſſe wieder 20 000& zugeführt. Die Dividende wird bekanntlich mit wieder 12,5 v. H. auf 3,6 Mill. 4 AK. in Vorſchlag gebracht, der verbleibende Reſt von 98 546(106 658)& ſoll vorgetragen werden. Nach dem Geſchäfts bericht ſtand das abgelaufene J. während ſeiner ganzen Dauer unter dem Einfluß der ſeit Frühfſahr v. J. immer weiter abflauenden Konjunktur. Die Vorjahrsumſätze konnten zwar im ganzen wieder erreicht werden, da alle Betriebe voll beſchäf⸗ ligt waren, doch ließ die fortſchreitende Steigerung aller Unkoſten und Laſten und der von allen Seiten wirkende Druck auf die Verkaufspreiſe keine Steigerung des Reingewinns zu, wie ſie den großen Auſwendungen der letzten Jahre für die Erneuerung und Verbeſſerung der techniſchen Anlagen entſprochen hätte. Auch im abgelaufe⸗ men Geſchäftsjahr wurden erhebliche Mittel für den tech⸗ niſchen Ausbau der Papierfabriken Salach und Wildbad verwandt. Die Lage des Buch⸗ und Zeitſchriften⸗Ver⸗ lages iſt nach wie vor wenig befriedigen d. Wenn auch von einem eigentlichen Rückgang des Bücherkonſums im ganzen nicht geſprochen werden kann, ſo klafft doch zwi⸗ ſchen der gegenüber der Vorkriegszeit rund 100prozentigen Erhöhung der Herſtellungskoſten und der im Durchſchnitt etwa 40 bis 5oproz. Erhöhung unſerer Bücherpreiſe eine Spanne, die einen normalen Nutzen nicht zuläßt. Die Be⸗ leiltgungen erbrachten wieder befriedigende Erträge. Im neuen Geſchäftsjahr waren bisher alle Betriebe voll beſchäftigt, ſo daß wohl— mit dem üblichen Vorbehalt 15 wieder ein befriedigendes Ergebnis erwartet werden kann. In der Bilanz erhöhten ſich„laufende Schulden und Rückſtellungen“ von 530 071 auf 730 908. Anderſeits verminderten ſich Kaſſe, Wechſel und Effekten auf 364 802 (568 550)/ und Bankguthaben auf 220 406(852 069) l. Die Abnahme der flüſſigen Mittel ſteht in Zuſammenhang mit den Aufwendungen für die beiden Papierfabriken Wildbad und Salach⸗Süßen und mit einer Erhöhung der Außenſtände von 1518 586 auf 1 988 34„. Die Büchervor⸗ voräte ſind wieder mit 250 000, ſonſtige Vorräte mit 145 000(180 000) 4, ferner die Vorräte in Salech⸗Süßen mit 305 c00(310 000)/ und die in Wildbad mit 130 000 (140 000)/ bewertet. Eiſen und Stahlwerk Hoeſch Gewinn⸗ und Verluſtr 1 gibt nur den Stahl; der Bilanz per auß der Intiereſſen⸗ Hoeſch Ach. Doptmeind g 15/68(4,12) Mall. 0 weg vor ummenen Abſchreibungen von 7(6% Mill.„ ſtehen einſchließlich eines Vortrages von 202 57/0 /, der FW. 3,97 Mill. 4 zur Verfügung. Hieraus weben 7 v. H. Dividende auf die 70 300 000% StA. umd 5 v. H. Dividende auf die 900 000 4 VA. verteilt. Im Vorfahre betrug bekanntlich öde Dividende auf 54,90 Mill. 4 StA. 6,5 v.., während 16 Mill. 4 nur zur Hälfte divi⸗ ede nberechtigt waren. Die ſaczungsgemäße Gewinnbetei⸗ ligung beläuft ſich auf 189 8(195 60) 4. Zum Vortrag allf eue Rechnung gelemwen 20 281 4. In der Bilanz erſcheinen die Gläubiger mit 84 805 000 (81 925 5, An beihe wieder 18 Mill. 4, geſetliche Ritck⸗ tagen 17 905 401„(unn), nſtige Rücklagen 9 189 00 (un.). Demergenüber betracen Schuldner(inkl. Bank⸗ gitthaßen! 88 274 000(22 352]m,, Wechſel und Wert⸗ papiere 3 682 000„(i. B. Wechſel, Sertraptere und Kaſſe 1 805 601), Beteiligungen 80 988 000(29 0 71 4, Vorräte 11 505 000(11 00 91%. Die Bergwerte ſtehen mit 28 787 000(25 dag 45)/ und die Hübtenwere mit 09 908 000 57 dh da„ zu Vuch. 5 Die Förderung in den Eiſenſteinbergwerken ging Ude 20 905 auf 107 044 To. im Berichtsſahre zurück. Die Kohlenmtörderung dei den Dortmunder Zechen konnte ſich Unefähr auf der e des Vorjahres mit 148(1,48) Mill. Tonnen halten. Die Kolgerzeugung ging von 680 808 To. im Vorjahr auf 70 482 Do. im Berichtsjahre zurück. Die Nebensroöuklengewinnung betrug 46 818(45 250) To. Die Koßlengewin nung aus der Fürſt Leopob) in Herveſt⸗Dorſten tte von 57428 To. i. V. auf n e To. im laufenden Jahr. Die Produktion bei den Hockſenonlagen ſtellte ſich auf 670 8(772 04) To., die Stahlwerkeproduktion auf 990 042(971 0) Ty. echnung 10 Anfechtungsklage gegen DD⸗Bank. Wie gemeldet wird, hal.⸗A. Dr. Alsberg von ſeinen Mandanten den Auf⸗ trag erhalten, gegen die Fuſſon Deutſche Bank und Dis⸗ eonko⸗Geſellſchaft Klage anzuſtrengen. Die Ein⸗ reichung der Klage dürfte allerdings noch einige Zeit in Anſpruch nehmen, da die Abſchrift des.⸗V.⸗Protokolls noch nicht vorliegt und die Feſtſtellung des Klagerubums deshalb ſchwierig iſt, weil die Klage gegen ſämtliche Auf⸗ ſichtsrats mitglieder des Inſtituts erhoben werden muß. ſchen Bank. Infolge großer Bößtennerluſte hat bas ſeit 85 Jahren beſtehende Bankhaus Bontbelll in Rom ſeine Schaller peſchloſſen. In Börſen⸗ kpeißen hat dieſe Inſolvenz großes Auſſehen ervegt. * BVerſicherungsgeſellſchaſt Thuringia in Erfurt. Die ay. n genehmigte die neue Fahung der Satzuntzen, die urch Aufnahme neuer Verſicherungszweige laut Beſchluß der lehten Faurtverſammlungz notwendig geworden ind. Von den Kerderungen iſt hervorzußeben daß das Akitenlanital jetzt 9 Mill.„ beträgt und in 8000 Altien zu je 1000% und 1000 Aktien zu ſe 100 4 eingeteilt werden ſoll. Die Aklten find fetzt einheitlich mit 25 v. H. eingezahlt. Es wird neuerdings vorgeſchriebem daß kein Aktionär mehr als 200 0% Nennwert an Aktien beſitzen darf. Die üb⸗ rigen Satzungsäwderungen waren rein formeller Natur. 1 Snia Viscoſa⸗Soie de Chatillon.— Fuſionsverhand⸗ lungen unter Beteiligung von Glanuzſtoff und Cpurtaulds. Wie der Bc meldet, ſind die Fuftonsverhandlungen wichen der Snie Vizcoſa und der Spie de Chatillon 0 in Turin aufgenommen worden. Man rechnet mit einem baldigen Abſchluß der Verhandlungen. Da an der Suia Viscoſa die Vereinigten Glanzſtoff⸗Fabriken und die Fontaulös Ltd. maßgebend beteiligt ſind, hängt die Entſcheidung über die Fuſion weſentlich von der Zuſtim⸗ mieug deſer beiden Gefellſchaften ab. Bon den Fuſions⸗ verhandlungen verſpricht man ſich in unterrichteten Kreiſen auch die Baſis für die Aufrichtung einer internationalen Vistoſe⸗Konvention. * Sine Nceu.⸗Keugründung im Berliner Droſchken⸗ gewerbe. Unter maßgeblicher Beteiligung der Nu., Autv⸗ mubtl⸗Ac. in Neckarſulm, iſt dieſer Tage in Berlin eine neue Droſchkengeſellſchaft unter der Firma Nraftag Griße Berliner graftoroſchken⸗ As.“ mit einem voll eingezahlten Grundkapital von 2,5 Mill. 4 ge⸗ gründet wo den. Der erſte An. wird gebildet von Konſul Otto Fritſch, Fandelsgerichtsrat Furt Kramer, Direktor Ponnelli und us Ratzmann. Vorſtandsmitalieder ſind ie Kren Otto Marx und Ingenieur Brune Coſſalter. Keine Eureng⸗reigermäßigung bei Ford. Die Ver⸗ * Inſolvenz einer römi Weltünz der R. V. Ford Motor Co, in Rotterdam teilt im Anpküß an die Nachrücht von einer Preisermäßigung in werila mit, Saß d neee tung er Ppeiſe für die Ford⸗ Antsrite durch die Ermäüßzſaung der Transport, 10 ta m ed lei, ſie ſich aber nich Boͤrſe zu Mit Grauen denkt der Effektenbeſitzer an die letzten Wochen zurück. Schon ein kurzer Blick auf die folgende kleine Kurstabelle läßt das einleuchtend erſcheinen. Es notierten: 1. Okt 4. Nov 29 Farben 209 189 Unternehmungen 197,5 179 Loewe 194 178,5 Polyphon 35⁴ 5 90⁰ Salzdctfurth 888 77 338,5 Schultheiß 284,5 4 284,5 Siemens 387,62 816,87 314, Paket 119,25 112.5 11175 Deutſche Bamk 150,25 159 Reichsbank 279,25 271,25 Glanzſtoff 228 224 Rhein. CW. 147 147 Waldhof 206,5 204,5 158 158,25 118 118 5 ö 129,5 129,5 Brown Boveri 127 126 Grün Bilfinger 165 170 Sidct. Zucker 145 154 154,75 Aus der Tabelle ergibt ſich, daß ſich lokale Werte ver⸗ hältnismäßig gut gehalten haben. Sonſt gab es Heulen und Zähneklappern. Die Kurſe in der zweiten Spalte ſtellen ungefähr Rekord⸗Tiefkurſe dar. Bei Geldſätzen, wie man ſie noch bis Ende Oktober gehabt hat, konnten Effektenkurſe nicht ſteigen. Aber dem graufſamen Zuſammentreffen ſchwe⸗ rer Schickſalsſchläge iſt es zuzuſchreiben, daß die Kurſe der führenden Werte immer tiefer ſanken. Gegen Ende September hatte man noch eine ſog. Fuſtons⸗ hauſſe gehabt. Der Zuſammenſchluß der Deutſchen Bank und Disconto⸗Geſellſchaft, in der auch die Rheiniſche Credit⸗ bank und die Süddeutſche Disconto⸗Geſellſchaft aufgehen, hat den Effektenmärkten damals eine kräftige Anregung gegeben. Vor dem Anſturm von peſſimiſtiſchen Nachrichten, wie er bald einſetzte, zerſtob dieſe Hauſſe in Nichts. Aus der enormen Fülle ſchlimmer Motive ſeien kurz zuſammen⸗ faſſend nur die allerſchlimmſten erwähnt: Affären in Wien, Brüſſel und Amſterdam, überhaupt eine internationale Börſenderoute mit pechrabenſchwarzen Tagen in Newyork, Millionen⸗Inſolvenzen auf dem Erdenrunde, politiſche Be⸗ unruhigung, Exekutionen ohne Ende. Wie die Fliegen ſind die Firmen gefallen. Die Baiſſiers hatten gute Tage. Man Deer . virtſchaft. Die Sowjetregierung verlangt, Haß Ford Krecite für due Dauer von drei bis vier Jahren zur Verfügung ſtelle. Falls die Verhandlungen erfolgreich beendet werden können wird die National City Bank die Aktion Fords fimanzieren. * Promethens⸗Werke AG., Hannover⸗Herrenhauſen. Nach erſolgber Annahme des Vergleichsvorſchlags wurde dies gerichtliche Vergleichs verfahren aufgeho⸗ Durch die Zuſammen legung des AK. Wie derer höhung been. 220 000 auf unnd deſſen auf 10 10 unterbro⸗ oͤurchgreifende Re⸗ des Vergleichsverfahre nicht 1 erfolgt nach neuen Richtlinien, 8 organisation zur Folge haben werden, mit der bereits begonnen iſt. Die Leitung des Unlernehmens betrachtet die zukünftige Entwicklung durchaus optimiſtiſch, da die geplanten fabrikatoriſchen Verbeſſerungen die Konkurronz⸗ fähigeit vergrößern werden und ein guter Kundenſtamm, der ſich auf das In⸗ und Ausland, ſowie auf Behörden er⸗ ſtreckt, vorſanden iſt. * Schleſiſche Cellnloſe⸗ und Panierfabriken AG. Cun⸗ nersdorf.— Dividendenerhöhung? Der Jahresabſchluß für das Ende Juni abgelaufene Geſchäftsjahr liegt noch nicht vor. Wie die Breslauer Neueſten Nachrichten melden, dürfte die Dividende mindeſtens 10 v. H.(wie im Vorfachr) betragen. Es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, Daß der Satz eine Erhöhung erfahren wird. C. Poſe AG., Berlin. Das Unternehmen konnte in dem am 1. 12. 1928 beendeten G. ſeinen Umfatz gegen das Vorfahr etwa verdoppeln und nicht nur ſeinen Ver luſt⸗ vortrag von 200 981/ decken, ſondern darüler hin⸗ aus noch einen Gewinn von 70972(Verluſt 78 978) 1 erzielen, der vorgetragen werden ſoll. * Firſt National Pictures an Warner Brothers ver⸗ kauft. Dee Präſident der omerikaniſchen Fox⸗Film Cor⸗ porativon kündigt nach Londoner Meldungen den Verkauf fämtlicher Anteile der Firſt Natienal Pietures Corporgtion an die Firma Warner Brothers für eine Summe an, die 10 Mitl. Dollar überſchreitet. Der Nutzen aus dem Ver⸗ kauf werde zur Verbeſſerung der Sprechfilmanlagen der Geſellſchaft verwendet werden. Verlagerung des deulſchen Außenhandels? Ergebniſſe der Leizpiger Herbſtmeſſe 1929 Das Inſtitut für Konjunktur forſchung in Berlin hat nach der Leipziger Herbſtmeſſe wie⸗ derum ein Buch herausgegeben, das den Titel: Die Lage der verarbeitenden Induſtrie im Lichte der Leipziger Herbſt⸗ meſſe trägt. Das Inſtitut kommt darin zu dem Ergebnis, daß der deutſche Fertigwarenexport ſich augen⸗ blicklich zu 70 v. H. in europäſſche Länder, ſo vor allem nach Belgien⸗Luxemburg, in die Schweiz, nach Oeſter⸗ reich und in die Tſchechoſlowakei wendet. Die Aufnahme⸗ fähigkeit dieſer Länder wird ſich jedoch nach und nach ver⸗ min der n. Auch die Anſpannung der Kapitalmärkte und die Beanſpruchung des Kredits, in dieſem Falle wohl eine Folge der Einfuhr, laſſen auf eine Ueberſättigung ſchließen. Für die deutſche Ausfuhr iſt daher eine Um lag e⸗ rung nach Ueberſee notwendig. Die wachſenden Wettbewerbsſchwierigkeiten in Europa werden in Zukunft eine ſtärkere Inanſpruchnahme der überſeeiſchen Märkte notwendig machen, durch die der Ausfall nach Möglichkeit wieder wettgemacht wird. Die Aufträge auf der letzten Leipziger Meſſe haben auch dieſen Umſtänden Rechnung getragen und die Auslandkäufe in Leipzig laſſen auf eine derartige Verlagerung unſerer Ausfuhr tatſächlich ſchließen. Aktienrechtsreſorm in England Erhöhter Aktionärſchutz Mit dem 1. November ds. Is. iſt in England ein neues Geſetz für die einzelnen Geſellſchaften in Kraft ge⸗ treten, das den Aktionären einen größeren Schutz ge⸗ währt und die Verantwortlichkeit und Verbindlichkeit der Direktoren einer Geſellſchaft außerordentlich erhöht und erweitert. Jeder Direktor einer Geſellſchaft, der ſich eines Vergehens gegen die Beſtimmungen des neuen Geſetzes ſchuldig macht oder ein ſolches Vergehen wiſſentlich zu⸗ laßt, wird perſön lich zur Verantwortung gezogen, während bisher nur die Geſellſchaft als ſolche belangt werden konnte. Wie ſtreng die Beſtimmun⸗ gen des neuen Geſetzes im einzelnen ſind, geht aus dem einen Beiſpiel hervor, daß bei Verſäumnis der Geſell⸗ ſchaft, einem Aktionär den Geſchäfts⸗ und Reviſtonsbericht in Aöſchrift zugehen zu laſſen, der oder die Direktoren Geldſtrafen belegt werden. Das neue Geſetz macht es den Direktoren einer enſchaft in Zukunft ſchwer oder faſt unmöglich, ſich Anfang November hat dem Toben der Elemente nicht tatenlos zugeſehen. Man hat gegen die Baiſſiers energiſche Vorſtöße unternommen. Den peſſimiſtiſchen Gerüchten iſt man ſcharf auf den Leib gerückt. Das Interventions⸗Konſortium hat mit Nachdruck zugegriffen. Aus der Induſtrie ſind verſchiedene Stimmen laut geworden, um zu zeigen, daß doch noch nicht alles Pleite ſei. Es hat denn auch nicht an Tagen der Erholung gefehlt. Aber jeder Anlauf zum Optimismus war verfrüht. Alle Bodenſeher haben verſagt. Niemals hat ſich der Optimismus ſo blamiert, wie in dieſen Wochen. Die Weisheit der Wei⸗ ſeſten iſt an dieſer Börſenkriſis zuſchanden geworden. Erſt in der Prolongation iſt eine Wendung zum Beſſern gekommen. Den Baiſſiers fehlten nun die Stücke. Die andern haben ſie ihnen hochgehängt. Aber auch jetzt war noch nicht das Ende der Prüfung da. Der Zahltag, oder, genauer ausgedrückt. die Sorge um die Zahlung der Diffe⸗ renzen, hat die Tendenz nochmal über den Hauſen gewor⸗ fen. Die Differenzen mü allerdings enorm geweſen ſein, denn die Liquidativuskurſe zeigten Rückgänge bis 88 v. H. Um die Mittel für die Differenzzahlung aufzu⸗ bringen, wurden noch einmal umfangreiche Effektenverkäufe vorgenommen. Als der Zahltag geſichert erſchien, bahnte ſich wirklich eine Beſſerung an. Inzwiſchen war allerdings ein neues Motiv aufgetaucht, nämlich die Gelderleichterung. Die in⸗ ternationale Geldentſpannung wurde jetzt zum ausſchlag⸗ gebenden Motiv. Wenn Geld billiger wird, müſſen die Kurſe ſteigen, ſagten ſich führende Baiſſiers und deckten. In dem allgemeinen Trubel, da die Maſſe der Kapitaliſten die Nerven verloren hatte und ihre Effekten wahllos verſchleu⸗ derte, nur um heraus zu kommen, waren auch Leute mit Nerven, Geduld und Mitteln herangegangen. Die führen⸗ den Notenbanken haben derweil ihren Diskont ermäßigt, von London über Newyork bis Berlin. Die Maſſe der Baiſſters ging zu Deckungskäufen über. Auf die große Pleite folgte eine Decouvert⸗Hauſſe. Wie man aus der obigen Tabelle erſieht, ſind in wenigen Tagen Kurs⸗ ſteigerungen bis um drei Dutzend Prozent eingetreten. Manche Leute fanden das zu haſtig. Es iſt denn auch darauf ein Rückſchlag gefolgt. Allerdings ſind noch wichtige Vor⸗ ausſetzungen für eine dauernde Bewegung zu erfüllen: Ka⸗ pitalbildung, Reichsfinanzreform, politiſche Beruhigung und vor allem die Käufe der Kundſchaft. Dr. G. Tischert-Berlin. eee eee wie bisher hinter Klauſeln und Paragraphen zu ver⸗ ſtecken, die ſie von der Verantwortung in Fällen von Nach⸗ läſſigkeit, Unterlaſſungen, Pflichtverletzung und Ver⸗ trauensbruch freimachten. *. Der weſtdeutſche Benzinkampf. Laut„K..“ hat das Dandg 111 ſericht Köln dem Antrag der Rheinland⸗Garagen⸗Be⸗ AG. abs Führerin im Benzin ſampf gegen einzelne Mitglieder der Benzinkonvention ſtattgegeben u. eine einſt⸗ weilige V ung auf Ausſetzung der Verhandlung bis zur Entſcheidung des Kartellgerichts ausgeſprochen. Nun⸗ mehr ſind beim Reich Unterlagen gegen d Entf ürtfchaſtsminiſterium umfangreiche Benzinlonvention eingereicht worden. echend den Bestimmungen kann das Reichswirtſchafts⸗ eri jetzt von ſich aus die Angelegenheit an das artellgericht verweiſen oder eine Friſt von 14 Tagen ver⸗ ſaſſen, nach der die Antragſtellerin unmittelbar ellgericht einreichen wird. 140. Jalagang- N. 515 3 Dollarſchwäche Der Deviſenmarkt im Monat Oktober Die im vorigen Bericht angekündigte Verflüſſigung des Newyorker Geldmarktes iſt in reichſtem Maße einge⸗ treten. Die Tages⸗Geldſätze ermäßtigten ſich bis auf 6 v. H. Die Folge war ein kräftiges Anſteigen der europäiſchen Valuten gegen den Dollar. Beſonders die Reichsmark erhöhte ſich bis zum Goldein⸗ fuhrpunkt, der Dollar fiel unter geringen Schwankungen von.1950 bis.1770 gegen Ende des Berichtsmonats Die Reichsmark vergrößerte ihren Deviſenvorrat erheblich. Dementſprechend ſtiegen die Swapsſätze Dollar⸗Reichsmark von 40 bezw. 150 auf einen und drei Monate, bis 70 bezw. 180 Stellen. Eine erhebliche Steigerung vollzog ſich engliſchen Valuta, auch in der das Pfund verbeſſerte ſeinen Stand von 4,86 bis.88 gegen den Dollar. Der Golobe⸗ ſtand der Bank von England nahm nur in geringem Maße zu denn Frankreich blieb nach wie vor Goldkäufer in London und Newyork. Die andauernde Vergrößerung des Goldbeſtandes der Bank von Frankreich ohne ent⸗ ſprechende Ausdehnung des Kreditvolumens verurſachte eine weitere Befeſtigung des franz. Franken, der ſo⸗ wohl in Newyork wie auch in London den oberen Gold⸗ punkt erreicht hat; er befeſtigte ſich von.9298 bis.9476 gegen den Dollar. Auch die ſchweizeriſche Valuta ſetzte ihre Auf⸗ wärtsbewegung fort, der Franken ſtieg von 19.29½ bis 19.38½% Newyorker Uſanee, trotz des relativ niedrigen Dis⸗ kontſatzes. Ebenſo nach oben gerichtet war die Bewegung des holländiſchen Gulden, der von 40.15 bis 40.35 anzog. Der italieniſche Sire machte die Bewegung nur in geringem Ausmaße mit, von.28½ auf.25 gegen den Dollar. Wir ſehen alſo, daß die internationale Dollarſchwäche die europäiſchen Hauptvaluten durchweg an den oberen Goldpunkt führte, was auf die infolge des geſunkenen europäiſchen Guthaben zurückzuführen iſt. Entſprechend ſuchen amerikaniſche Mittel infolge des hohen europäiſchen Zinsniveaus Anlage in Europa, wodurch das Dallarange⸗ bot noch verſtärkt wird. Die baldige Verflüſſigung der europäiſchen Hauptmärkte wird dieſe Ströme bald zum Ausgleich bringen, ſodaß wieder mit dem internationalen Steigen des Dollars gerechnet werden muß. Jedenfalls iſt von Amerika ausgehend eine Periode der allgemeinen Geldflüſſigkeit eingeleitet worden, die zu Diskontermäßi⸗ gungen führt. Eine Sonderbewegung vollzog ſich wieder in der ſpaniſchen Valuta, die infolge der eingeſtellten Regierungs⸗ interventionen großem Druck unterworfen war. Gegen London ſank der Kurs von 32.75 bis 34.50; die Unſicherheit wird von der Baiſſe⸗Spekulation ausgenützt, es iſt daher eine Beſſerung und Stabiliſierung des Kurſes in abſeh⸗ barer Zeit nicht zu verwarten, da das Vertrauen in dieſe Währung ziemlich geſchwunden iſt. 5 Im deutigen rh e rfehr notieren Pfunde geben New Mork 487.85 Schweiz 25.17 Stock olm 19 18 Paris 123 81 Holland 12 09 Madrid 84.27 Brüſſſel 34 87 Oslo 19,0 Dollar geg. Rm 417.6 Mailand 99,12 Kopenhagen 18.20 Pfunde„„ 20 89 * Kapitalerhöhung der Bafler Rheinſchiffahrts⸗Ach. Die Bafler Rheinſchiffahrts⸗A GG. beſchloß in ihrer HV. das Grundkapital von 500 000 ſchw. Fr. auf 1 Mill. ſchw. Fr. zu erhöhen. In den Verwaltundsrat wurde neu gewählt Direktor Proſper Plouvier, Antwerpen. Ein Beitrag zur Finanzreform „Unumſtritten iſt die Tatſache, daß ſelbſt die ermäßigten Reparationszahlungen im Zuſammenhang mit unſeren inneren Laſten zu einem Zuſammenbruch unſerer Wirt⸗ ſchaft führen müſſen, wenn nicht gleichzeitig mit der In⸗ krafttretung des Poung⸗Planes eine organiſche Finanzreform durchgeführt wird, die nicht nur eine Senkung der Steuerſätze, ſondern auch eine Aen⸗ derung des Steuerſyſtems bringt.—„Dieſen Satz, mit dem ſich wohl alle politiſchen und wirtſchaftlichen Kreiſe einver⸗ ſtanden erklären dürften, ſtellte vor wenigen Tagen der frühere Reichsfinanzminiſter Dr. Peter Reinhold an die Spitze einer Artikelſerie über eine Neuordnung der Reichsfinanzen. Daß es mit der gegenwärtigen Steuer⸗ wirtſchaft keinesfalls ſo weiter gehen kann, iſt ja wohl zur Genüge in allen Zweigen der Wirtſchaft betont worden. Die Geſchäftsberichte unſerer Aktiengeſellſchaften bieten gerade⸗ zu ein erſchreckendes Bild von der ſteuerlichen Belaſtung, die in vielen Fällen zur Folge gehabt hat, daß von dem Reingewinn nichts oder nur ein ganz geringer Teil für die Aktionäre übrig geblieben iſt. Noch viel deutlicher wird die Lage jedoch durch eine Ver⸗ öffentlichung illuſtriert, die Dr. Haller, ein hervorragen⸗ der Füchmann auf dem Gebiete des internationalen Steuer⸗ weſens, jetzt erſcheinen läßt und die natürlich gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt ſo aktuell wie nur möglich iſt. Es iſt nämlich hier der Betrag der Steueraufwendungen in Deutſchland vor und nach dem Kriege mit dem in andern europäiſchen Ländern verglichen worden. Selbſt wenn man nun darauf gefaßt war, daß dieſer Vergleich ſehr zu Ungunſten Deutſchlands ausfallen werde, ſo muß man doch über das Reſultat äußerſt unangenehm überraſcht ſein. Der Ermittelung wurde eine Aktiengeſellſchaft mit 4 Mill. 1 Kapital zu Grunde gelegt, die einen Jahresumſatz von 6 Mill. J erzielt hat und eine Dividende von 7 v. H. ver⸗ teilt. Dieſes Unternehmen hat vor dem Kriege Steuern im Betrage von 108 000/ bezahlt, während ſich die fetzige Be⸗ laſtung auf 514 300% beläuft. Mit anderen Worten er⸗ reichten die Steueraufwendungen nunmehr den Betrag mehr als 12 v. H. des Aktienkapitals gegen nur etwa 2,5 v. Hl vor dem Kriege. 5 Noch intereſſanter iſt der Vergleich mit den Verhältniſſen im Auslande. Die als Beiſpiel gewählte Geſellſchaft würde heute in der Schweiz nur 128 000% und in England nur 198 0000/ an Steuern zu entrichten haben. Bei kleineren Firmen, die nicht in der Rechtsform der Aktiengeſellſchaften betrieben werden, geſtaltet ſich die Lage inſofern noch un⸗ günſtiger, als ein ſolches Unternehmen bei den erwähnten Kapital⸗ und Umſatzziffern jetzt 645 000 4 Steuern zu zah⸗ len hat gegen nur 94 400% im Jahre 1913. In England würde allerdings ein derartiges Einzelunternehmen we⸗ ſentlich ſtärker zur Steuer herangezogen werden als eine Aktiengeſellſchaft und zwar mit 297 000 /; immerhin liegt auch dieſe Zahl weit unter den deutſchen Steuerſummen. In der Schweiz dagegen ſind die Verhältniſſe für ein klei⸗ nes Unternehmen noch etwas günſtiger als für die Aktien⸗ geſellſchaften. Nun liegt es ja auf der Hand, daß die deutſche Wirtſchaft ſtärker beſteuert werden muß als ausländiſche Unterneh⸗ mungen, denn ſchließlich muß ja die Reparationsbelaſtung vom Reiche aus der Wirtſchaft herausgepumpt werden. Selbſtverſtändlich ſollte es aber ſein, daß der Steuerdruck nicht abſblut ruinöbs wird und den Gewinn des Unterneh⸗ mens bezw. der Aktionäre oder ſonſtiger Anteilseigner auf⸗ zehrt. Denn ſolange dies der Fall iſt, wird die für Deutſchland ſo dringend notwendige Kapitalbildung weitgehend verhin⸗ dert, ſodaß ein Wiederaufſtieg in immer weitere Ferne ge⸗ rückt erſcheint. Die ſtarke Ueberbeſteuerung birgt nun außer⸗ dem die große Gefahr in ſich, daß noch weitere erhebliche Teile des deutſchen Volksvermögens ins Ausland abwan⸗ 1 dern, um dort von den niedrigen Steuertartfen zu profitie⸗ ren. Dieſe ſog.„Kapitalflucht“ ſoll nicht überſchätzt werden, denn ihr ſtehen glücklicherweiſe gewiſſe Schwierigkeiten, hauptſächlich betriebstechniſcher Art, entgegen. Immerhin lehren zahlreiche Beiſpiele aus den letzten Jahren, daß grö⸗ ßere Unternehmungen, die keinen Fabrikationsbetrieb oder ſonſtige Produktion haben, den Weg nach dem Ausland ge⸗ funden haben. Es handelt ſich hierbei in erſter Reihe um Holding⸗Geſellſchaften, Dachgeſellſchaften von Konzernen uſw., d. h. um Unternehmungen, die ſich im weſentlichen mit der Verwaltung von großen Aktienpaketen und finan⸗ ziellen Transaktionen beſchäftigen. Allein in der Schweiz iſt die Zahl der Holdinggeſellſchaften von 430 Ende 1925 auf 770 Eude 1928 geſtiegen; die Höhe des Kapitals ſoll die Grenze von 2 Milliarden„ überſteigen. Das Reichsfinanz⸗ miniſterium hat alſo alle Veranlaſſung, dieſen Tatſachen die größte Aufmerkſamkeit zu widmen und eine Entwicklung noch in den Anfängen aufzuhalten, ehe es hierzu plelleicht zu ſpät geworden iſt. Der Stand der amerikaniſchen Kulturen Wie aus einem Bericht der amerikaniſchen Regierung vom 30. 10. an das„Internatinvale Landwirtſchaftsinſtitut in Rom“ hervorgeht, iſt die Wetterlage dem Winter⸗ weizen, der ſich gut entwickelt, günſtig, mit Ausnahme des nordweſtlichen Gebiets am Stillen Ozean, wo die Trok⸗ kenheit die Ausſchat verſpätet hat Der ais iſt jetzt im Süden zur Reife gelangt, im Norden iſt das Enthülſen fehr weit gediehen. Die Baumwollern de iſt in eäini⸗ gen Landſtrichen von dem Regen verpätet worden, aber im allgemeinen ſchreiten Ernte und Entkörnung gut fort. * Höherer Kaliverſand im Oktober. Die Abladungen der zum Deutſchen Kaliſyndikat gehörenden Kalſwerke im Oktober 1929 betrugen 791 587 Dz. Reinkalt gegen 755 290 Dz. Reinkalt im gleichen Monat des Vorjahres. Die Abladungen in den erſten 6 Monaten, Mai bis Oktober, des laufenden Düngejahres betrugen 5 623 209 Daz. Reinkalt gegen 5 923 895 Dz. Reinkalt in der gleichen Zeit des Vorjahres. In den erſten 10 Monaten des laufenden Kalenderjahres wurden von den Kaliwerken ins⸗ geſamt 12 171600 Dz. Reinkalt(i. V. 12 317 723 Dz.) ver⸗ ſandt. In dieſen Zahlen ſind die Abladungen der Kalt⸗ werke für die Ausfuhrländer mit enthalten. *Die Rohſtahlproduktion der Welt im letzten Viertel⸗ jahr. In England wurden im Juli 805 000 Tonnen, im Auguſt 753 000 To. und im September 484 000 To. Rohſtahl produziert. Für Frankreich liegen folgende Zahlen vor: Juli 815 000 To. und Auguſt 827 000 To. Für September ſiwd genaue Zahlen noch nicht bekannt. Amerika ſteht mit 4888 000 To. im Juli und 4 928 000 To. im Aucunſt an der Spitze der Rohſtahlweltproduktion. Auch hier liegen für September noch keine genauen Zahlen vor. In Deutſchland betrug die Herſtellung im Auguſt 1 402 000 To. und im Sep⸗ tember 1 231 000 To. Rohſtahl. Im gleichen Monat des Vorjahres betrug die Produktion 1 190 000 Tonmen. :: Die Welt⸗Zinkhütten produktion im Sept. Den Be⸗ rechnungen der Statiſtiſchen Abteilung der Mekalldeſell⸗ ſchaft AG., Frankfurt a.., zufolge betrug die Zink⸗ Hüttenproduktion der Welt im September d. J. 121 834 Tonnen gegen 124211 Tonnen im Auguſt 1929. An der Spitze der produzierenden Staaten ſtehen die Vereinigten Stagten mit 48 839(50 158) Tonnen; ihnen folgen Bel⸗ 'en mit 18 900(16 000) Tonnen, Polen mit 14 500(14 600) Tonnen und Deutſchland mit 8450(8746) Tonnen. * Die Preisindexziffer der„Metallwirtſchaft“. Die Preisindexziffer der„Metallwirtſchaft“ wird am 30. Okt. mit 121,5 gegen 122,4 am 23. Oktober angegeben, fiel alſo um 0,7 v. H. Für die einzelnen Metalle wurden nach dem Preisſtande vom 30. Oktober folgende Einzelindex⸗ ziffern errechnet: Kupfer 127,3(28. Okt. 127,5]: Blei 145,3 (148,8), Zink 88,3(92.0, Zinn 998(103,6), Aluminum 182%(182,0); Nickel 107,7(107,7); Antimon 95,7(103,07). neren r eee FA 22 9 nnen e enn * a lone ener one n mne F Mittwoch, den 6. November 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 11. Seite. Nr. 515 „Ein in jeder Beziehung gelungener und geschmackvoller Fim! „ langandauernde Heiterkeitsausbrüche Stürmischer Applaus!“ Der deutsche To-, Sprech- u. Gesangsfüm: Der Bünstling von Sihänbrunn mit wan Petrovich LIl Dagover Schönes Belprogramm! .50, 6 50, 8 Uhr Reinhod Schünzel Crete Reinwald in dem Kriminal- und Abenteurer Großfilm: Kolonne& Hierzu der Lustspielschlager: Wochenend-Ehen „ 530 8 Unt So urteilt die Presse Uber den neuer groen 1 Ab morgen Donnerstag 0 anläglich unsetes Sjahrigsn Bestehens das groge * Jubildums- Programm: Nach dem bekannten gleichnamigen Roman von Ludwig Ganghofer Der Regisseur und Hauptdarsteller . Wilhelm Dieferle ist am Donnerstag 2 in der ALHAMBRA und Freitag Dersönlich anwesend! Wilhelm Dieterle ttifft am Donnerstag nachm. 3¼ Uhr 5 auf dem Hauptbahnhof Mannheim ein! 8278 2. Harry Liedfike, der weigellebte Liebhaber wechselt ins Aliere 2 5 15 1 0 055 27 8 5 sich 15 e 2. 5 5 en, rde voller ene und mli einem merbäuchlein National- Theater Mannhelm. e 8 wallnet, hai well geichii.— Nur eine Brille deuiel hin und wieder die Mittwoch, den 6. Novbr. 1929 2— 5 5 Wandlung an. 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