A. Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung burch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..—. Einzelverkaufspreis 10 Pfg.— Abholſtellen: Waldhoſſtraße 6, Schwetzinger⸗ ſtraße 19%0, Meerſeldſtraße 18, Ne Friebrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 68, W Oppauerſtraße 8.— Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. Beilagen: Montag: Sport der N. M. J./ Dienstag wechselnd: Aus der Welt der Technik Donnerstag wechſelnd: Mannhelmer Frauenzeitung Für un Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Rebaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1,-6.— Fernſprecher: Sammel⸗Nummer 24951 Poſtſcheck⸗Konto Nummer 17590 Karlsruhe.— Telegramm⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film/ Mittwoch wechſelnd: Die fruchtbare Scholle 5 ſere Jugend/ Freitag: Winterſport und Erholung. Mannheimer Vereinszeltung/ Samstag: Aus Zeit und Leben Mannheimer Muſikzeitung Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 die 32mm breite Colonel⸗ zeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile.— Für im Voraus zu bezahlende Familten⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen be⸗ ſondere Sätze.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und für telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim. Steuer, Oeſetz und Recht Abend⸗Ausgabe Samstag, 7. Dezember 1920 140. Jahrgang— Nr. 570 Das Roformprogramm der Reichsregierung Weitere Einſparungen von 30 bis 40 Millionen Die Regierung hofft auf glatte Erledigung Der Konflikt in China Ruſſiſch⸗chineſiſche Friedensverhandoͤlungen Angewoͤhnliche Aktivität [Drahebericht unſeres Berliner Büros) a Berlin, 7. Des. Wenn bie Regterung köre Anſicht verwirklichen will, bereits am kommenden Mittwoch dem Reichs⸗ dag ihr Finanzprogramm vorzulegen, dann wird ſie öis dahin noch eine ganz ungewöhnliche Aktivität entwickeln müſſen. Das Kabinett tritt, wie bereits kurz berichtet, am Montag zuſammen, um ſich endgültig über die Finanzvorſchläge Hilferdings ſchlüffig zu werden. Es beſteht kaum ein Zweifel, daß das Kabinett dem Programm zuſtimmen wird. Im Anſchluß daran werden die Partei⸗ führer durch den Reichskanzler informiert werden, die ſich wiederum unverzüglich mit den Fraktionen ins Benehmen ſetzen werden. Denen ſteht dann nur noch der Dienstag zur Verfügung, um zu den Reformplänen Stellung zu nehmen. Es handelt ſich dabei vorerſt lediglich um die Grundzüge des Programms. Auf Einzelheiten will ſich die Regierung bei der Ausſprache im Plenum nicht ein⸗ laſſen, um nicht im Ausland den Eindruck entſtehen zu laſſen, als ob ſie bereits in ihren Etatdispoſitionen ſich völlig auf den Noungplan feſtgelegt habe. Man verſtchert übrigens von zuſtändiger Seite, daß das Kommuniqué zum Schachtmemorandum einſtimmig angenommen worden ſei. Dagegen ſcheinen ſich, wie uns berichtet wird, im Verlaufe der Ausſprache Unſtimmigkeiten ergeben zu haben. die wohl auf den Widerſtand der volksparteilichen Miniſter gegen die neue Vorlage des Herrn Wiſſell zur Arbeitsloſenverſicherung zurückzuführen ſind. Dieſe Vorlage ſoll gleichfalls im Zuſammenhang mit dem Finanzproblem gelöſt werden. Offenbar rechnet man in ſozialdemokratiſchen Kreiſen damit, daß die volkspartetlichen Mintiſter ſchließlich doch in eine Bei⸗ tragserhöhung einwilligen werden. Dagegem iſt, wie es heißt, noch ein anderer Borſchlag zur Diskuſſion geſtellt, der weitere Einſparungen in Höhe von 30—40 Millionen Mark ermöglichen ſoll. Die Regierung hofft ſchon aus dem Grunde eine abſolute Verpflichtung der Koalitionsparteien auf das Finanzprogramm zu er⸗ reichen, weil die kataſtrophale Kaſſenlage des Reiches ſchnelle Entſcheidungen fordert. Man ſieht: Der Donnerkeil Dr. Schachts hat ſeine aufpulvernde Wirkung nicht ganz verfehlt. Noch vor kurzem war Herr Hilferding und mit ihm das Kabinett der Meinung, daß man alle dieſe Dinge ruhig bis nach der Erledigung des Moung⸗ plans hinausſchieben ſoll. Plötzlich kann man auch anders! Die Stellung der Volkspartei (Drahtbericht unſ. Berliner Büros) Berlin, 7. Dez. Der Zentralvorſtand der Deutſchen Volks⸗ partei iſt bekanntlich auf den nächſten Samstag ein⸗ berufen worden. Der erſte Punkt der Tagesordnung iſt die Wahl des Parteivorſitzenden. Darüber wird irgend welcher Streit ſich kaum erheben. Dr. Scholz wird eben mit überwältigender Mehrheit, vielleicht einfach durch Akklamation zum Parteivorſitzenden gewählt werden. Das eigentliche politiſche Thema wird dann erſt mit der Rede des neuen Reichswirtſchaftsminiſters Moldenhauer über „Wirtſchaftsnot und Finanzreform“ an⸗ geſchlagen werden. Dieſe Rede ſoll, wie man uns ſagt, mit dem betonten Wunſch nach einer baldigen Finanzreform enden. Daran wird ſich dann die Debatte ſchließen. Man könnte ſich ja vorſtellen, daß ſie nach dem Me⸗ morandum Schachts ſich beſonders lebhaft ge⸗ ſtalten möchte. In immerhin maßgebenden Kreiſen der Partei wird indes dieſe Auffaſſung nicht geteilt. Man meint dort, das Memorandum und ſeine Nach⸗ wirkungen würden bis zum kommenden Samstag ausgeſtanden ſein. Man ſcheint mithin von dem Auf⸗ treten der Regierung in der Reichstagsſitzung vom nächſten Mittwoch ſehr viel zu erwarten. In die (Drahtung unſ. ſcharf abgelehnt. Die Grundlagen des Vertrages Mukden, 7. Dez.(United Preß.) Die ruſſiſch⸗ chineſiſchen Friedensverhandlungen ſollen in kurzer Zeit in Charbin eröffnet werden. Von amtlicher Seite wird erklärt, daß Tſat, der Delegierte Tſchangſueliangs, in Nikolſk die Baſis zu einer Einigung mit Rußland gelegt habe. Einige Ein⸗ zelheiten werden von Tſchangſueliang durch ein Zirkulartelegramm bekannt gegeben. Danach ver⸗ pflichtet ſich Rußland, in Zukunft von jeder Sowjetpropaganda in China Abſtand zu nehmen und insbeſondere in der Mandſchurei keine kommuniſtiſchen Organiſationen einzurichten. Bezüglich der oſtchineſiſchen Bahn wird der status quo wieder hergeſtellt werden und im übrt⸗ gen der ruſſiſch⸗chineſiſche Vertrag von 1924 weiter⸗ hin maßgeblich bleiben. Weiter hat man ſich dahin geeinigt, die Feindſelig⸗ keiten ſogleich einzuſtellen und gleichzeitig die in Rußland verhafteten chineſiſchen Bürger und die in der Mandͤſchurei feſtgenommenen Ruſſen tin. Freiheit zu ſetzen. ö Politiſche Kreiſe in Tokio wollen ferner wiſſen, daß die japaniſche Regierung von der Unter⸗ zeichnung eines formellen Protokolls ber den chine⸗ ſiſch⸗ruſſiſchen Vorbeſprechungen abgeraten habe. Unterzeichnung in Chabarowsk Tokio, 7. Dez.(United Preß.) Nach Meldun⸗ gen aus Mukden ſoll der Außenminiſter der mand⸗ ſchuriſchen Regierung, Tſat, am 12. Dezember in Chabarowſk mit den Vertretern der Sowfet⸗ regierung zuſammentreffen, um die Unterzeichnung des formellen Abkommens über die chineſiſche Oſt⸗ bahn vorzunehmen. Man rechnet darauf, daß dann die Sowjettruppen unverzüglich das chineſiſche Ge⸗ biet räumen werden und daß ſomit die Verbindung zwiſchen der chineſiſchen Oſtbahn und der transſtibiri⸗ ſchen Bahn ohne Verzug wieder aufgenommen wer⸗ den kann. Rücktritt Tſchiangkaiſcheks? Nach engliſchen Meldungen ſoll Tſchiang⸗ kaiſchek vom Amt des Präſidenten der national⸗ chineſiſchen Republik zurückgetreten ſein. Die Nachricht iſt bisher noch nicht beſtätigt. Sollte ſie zutreffen, würde damit abermals eine neue Lage in China geſchaffen ſein, die den Wirrwarr noch mehr vergrößern würde. *———————————————— 1-.!ꝛ—t— Beitragserhöhung zur Arbeitsloſenverſichevung iſt man in dieſen Kreiſen der Volkspartei offenbar be⸗ reit ſich zu ſchicken, wofern man nämlich im Bereiche der Finanzreform dafür einen Ausgleich fände. Ob dieſer Opportunismus Gemeingut der ganzen Partei iſt, wiſſen wir allerdings nicht zu ſagen. Eine Anleihe⸗Ente (Drahtbericht unſ. Berliner Büros) Berlin, 7. Dez. Der„Berliner Börſenkurier“ hatte heute früh gemeldet, daß ein Konſortium ausländiſcher Finanz⸗ leute bereit ſei, dem Deutſchen Reich gegen Ver⸗ pfändung der Telephonein nahmen eine Anleihe zu gewähren. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, iſt weder der Reichsregierung noch der Reichspoſt von einem ſolchen Plan etwas bekannt. Die deutſche Reichspoſt würde auch gar nicht daran denken, ihre Telephoneinnahmen für einen ſolchen Zweck zur Verfügung zu ſtellen. Dr. Hjalmar Schacht Pariſer Meinungen über Schachts Memorandum Pariſer Vertreters). Paris, 7. Nov. Die Denkſchrift Dr. Schachts hat in Paris ge⸗ waltiges Aufſehen erregt. Ihre Veröffent⸗ lichung wenige Tage vor der Abſtimmung über das Hugenbergſche Volksbegehren, gilt als ſtarker Hieb gegen das Reichskabinett, dem vor allem politi⸗ ſche Motive untergeſchoben werden. Dabei macht man geltend, daß die Regierungen allein die Verantwortung über die Abmachungen im Haag zu tragen hätten. Wenn das Berliner Kabinett einige Zugeſtändniſſe eingeräumt habe, ſo könne man annehmen, daß dies in dem Bewußtſein geſchehen ſei, die deutſche Wirtſchaft dadurch nicht in erheblichem Maße zu ſchädigen, umſo mehr, als Deutſchland aus dieſem Entgegenkommen ſeinerſeits unerwartete Vorteile habe ziehen können. Deshalb wird der Teil der Denkſchrift, in dem von den im Haag beſchloſſe⸗ nen Zuſatzopfern Deutſchlands die Rede iſt, Beſonders empfindlich berührt iſt man durch den Hinweis Dr. Schachts auf die Regelung der Saarfrage, bei der er neue Opfer befürchtet, die man Deutſchland abzupreſſen ſuche. Andererſeits aber wird ein Teil der von Dr. Schacht vorgebrachten Kritik als vollſtändig berechtigt anerkannt. Seine Auffaſſung, das Reichsfinanzminiſterium halte ſich nicht an die von den Finanzſachverſtändi⸗ gen empfohlene Sparpolitik, findet lebhaften Widerhall. Doch wird dazu bemerkt, daß damit der Reichsbankpräſident aus rein innerpolitiſchen Grün⸗ den der Regierung in den Rücken fallen wolle. Auf das Schickſal des Voungplanes dürften dieſe poli⸗ tiſchen Manöver keinen Einfluß haben. In Pariſer Regierungskreiſen hat man den Eindruck gewonnen, daß die Denk⸗ ſchrift Dr. Schachts ſich hauptſächlich an Ame⸗ rika wendet, um die amerikaniſche Hochfinanz auf die Folgen der„Verfälſchung“ des Poungplans mit beſonderem Nachdruck aufmerkſam zu machen. Das Finanzblatt„Information“ bemerkt zum Schacht⸗Memorandum: „In franzöſiſchen Finanzkreiſen erhebt man gegen die aufrichtige Kritik Schachts, die Notwendigkeit einer Sparpolitik und Einſchränkung der auslänbi⸗ ſchen Anleihen betreffend, keinen Einſpruch. Man wünſcht, daß die Mobiliſterung der deutſchen Reparationsbonds mit den deutſchen Anleihen auf dem internationalen Geldmarkt verknüpft werben. Was die Beweggründe anbelangt, die Schacht zu ſei⸗ ner jetzigen Intervention veranlaßten, ſo hofft man, daß ſie nicht das Scheitern der ſchwebenden diplomatiſchen Verhandlungen zum Ziele haben.“ Rückblick und Vorſchau Schachts Ueberraſchung— Beweggründe und Fol⸗ gen— Der Zwang zur Steuerreſorm— Düſtere Stunden für das Reich Der Reichsbankpräſident Dr. Hal mar Schacht iſt unſtreitig heute der unpopulärſte Mann in Deutſch⸗ land. Auch im Ausland hat er ſich, wie das Echo ſei⸗ ner Denkſchrift beweiſt, keine neuen Freunde erwor⸗ ben. Da er ſeit ſeinem Amtsantritt zu den Perſön⸗ lichkeiten in Deutſchland gehört, die ſich großer Un⸗ beliebtheit„erfreuen“ dürfen— wobei die Gründe dafür ſowohl in ſeinem Amt als auch in feiner Per⸗ ſon zu ſuchen ſind— hat ſeine pötzliche Flucht in die Oeffentlichkeit den Grad der Antipathie nur noch er⸗ höht. Die wenigen Stimmen des Beifalls, die auf der politiſchen Rechten erklingen, gelten nur für den Augenblick des Vorſtadiums des Volksentſcheids, denn auch ſonſt ſchätzt man auf jener Seite Schacht nur wenig. Da er ihnen jetzt als unerwarteter Eides⸗ helfer in ihrer Agitation gegen den Poungplan er⸗ ſtanden iſt, findet er Gnade vor ihren Augen, obwohl doch auch Schacht zu den Vätern des ſo leidenſchaftlich bekämpften Houngplans gehört. Es hätte nicht erſt der bemerkenswert ſchroffen Form der Regierungs⸗ erklärung bedurft, um vor aller Welt kund zu tun, welche Bedeutung der Perſönlichkeit des Reichsbank⸗ präſidenten zukommt. Schacht gehört zu den wenigen Köpfen in Deutſchland, auf die man hören muß, mag man auch noch ſo ſehr in Anſchauung und Urteil von ihm abweichen. Wie alle ſtark betonten Individuali⸗ täten wirkt er jedoch nicht immer angenehm und be⸗ quem. Eine draſtiſche Probe davon hat ſoeben die Reichsregierung erfahren. Aber auch Schachts ſchärf⸗ ſter Gegner wird ihm das Eine nicht abzuſtreiten vermögen, daß er ein ganzer Mann iſt, der vor allem auch den Mut aufbringt, einmal ruhig das aus⸗ zuſprechen, was iſt, im Gegenſatz zu den viel zu Vie⸗ gen in der Polttik, die die Kunſt des Drumherum⸗ redens und dann Sichvertagens zur höchſten Virtuo⸗ ſität ausgebildet haben. 5 Aber auch Hjalmar Schacht erfährt an ſich ſelbſt das Schickſal aller geiſtigen Potenzen, daß ſie ihre Stärke durch taktiſches Ungeſchick vermindern. Zugegeben, daß vieles von dem, was er in ſeiner Denkſchrift aufzählt, ſo ſelbſtverſtändlich es auch an ſich klingen mag der Erwähnung notwendig und be⸗ rechtigt iſt. Es kann auch wirklich nichts ſchaden, daß den auf Sonderſchacher begierigen Mächten einmal nett und rund heraus geſagt wird, daß ſie unmöglich über den Poungplan hinaus Sondervortelle ein⸗ heimſen dürfen. Aber ſelbſt wenn der Hütet der No⸗ tenbank des Reiches, und damit einer der erſten Wirt⸗ ſchaftsführer überhaupt, von ſeinem und dem wirt⸗ ſchaftlichen Standpunkt aus tauſend Mal Recht hätte, in dieſer überaus geſpannten und neuerdings un⸗ vorhergeſehenermaßen ſtärker verwirrten auswär⸗ tigen Lage war Schachts Vorſtoß eine bedenkliche Un⸗ klugheit, ja noch mehr, ein Fehler. Denn er ſtärkte trotz der feierlichen Verwahrung Schachts gegen den Volksentſcheid deſſen Anhänger und Agitatoren, friſchte dadurch das Mißtrauen des Auslands, das durch den Ausgang des Volksbegehrens wachgerufen war, abermals auf und ſchuf eine erneute Atmoſphäre des Mißglaubens an Deutſchlands Redlichkeit, von der wir aus Streſemanns Politik her wiſſen, daß ſie zu den am ſchwerſten meß⸗ und wägbaren, aber für die Fortführung unſerer Außenpolitik unerläßlichen Imponderabilien gehört. Auf der Suche nach den eigentlichen Be⸗ weggründen dreht man ſich im Kreiſe. Daß Schacht kein leicht zu behandelnder Herr iſt, wiſſen wir zur Genüge, namentlich ſeit jenen Tagen, als er der demokratiſchen Partei den Rücken kehrte und die Berliner Inſerato⸗Demokratie in ſeltner Einmütig⸗ keit über ihn herflel. Auch der Reichsregierung hat er wiederholt Schwierigkeiten bereitet. Der Aus⸗ trag der Meinungsverſchtebenheiten iſt des öfteren in der nun ſchon typiſch gewordenen Schacht⸗Form erfolgt, bie ſich durch eine überraſchende Aggreſftvt⸗ tät und robuſte Tonart auszeichnet. Diesmal ſind obendrein die Begleiterſcheinungen zu grotesk, als daß man den von Schacht beliebten Modus als Norm hinnehmen möchte. Die durch die nächtlichen telephoniſchen Anrufe der Zeitungen aus den Bet⸗ ten geſcheuchten Mintſter der Reichsregiecung und — 9. Seite 2 Seite. Nr. 570 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗ Ausgabe)] Samstag, den 7. Dezember 1929 Dezernenten des Finanzminiſtertums haben wirk⸗ lich Grund, ſich über den Ueberfall— gleich Ziethen aus dem Buſch— zu beklagen. Wollte Schacht die Reichsregierung und im beſonderen die für die Finanzen Verantwortlichen zu friſchen Taten anfeuern? Möglich, ſogar wahrſcheinlich. Aber dann war der Zeitpunkt wahrlich ſchlecht gewählt, weil zu der notwendigen ſachlichen Stellung⸗ nahme noch die perſönliche Verärgerung hinzu⸗ kam. Aerger und Zorn ſind aber die ſchlechteſten Berater der Welt. So müſſen wir als Ergebnis buchen: ſtarke Verſtimmung im Innern, unnötiges Mißtrauen im Ausland. War das wirklich der Sinn? Mag nun Schacht gewollt oder ungewollt den advocatus diaboli geſpielt haben, ein Ergebnis hat ſein Vorſtoß doch erreicht: Die Reichsregierung hat in ihrer Verlautbarung nicht nur den Willen zur Tat bekundet, ſondern für dieſe ſogar den Ter⸗ min feſtgeſetzt. Am kommenden Mittwoch will ſtie mit dem Reformprogramm, von dem bisher nur wenige Einzelheiten durchgeſickert ſind, vor den Reichstag treten und ſogar ein Vertrauensvotum in die Scheuer heimfahren. Der Zeitpunkt iſt micht ungünſtig gewählt. Einmal gewinnt ſie durch die Initiative die Sympathien derer, die ihr mit Recht allzu langes Zögern vorwerfen, zum andern kittet ſie die Koalitionsparteien, die ſich in den letzten Monaten ein wenig auseinander manbyrtert haben, wieder zuſammen und ſchafft ſich auf dieſe Weiſe eine Plattform, auf der ſie das Gebäude der Finanz⸗ reform errichten kann. Worauf es jetzt in erſter Linie ankommt, iſt eine Beſchleunigung des Refſormtempos. Vor ein paar Monaten mag noch die Forderung berechtigt geweſen ſein: erſt Haager Schlußkonferenz, dann Reichsfinanzreform. Heute liegen die Dinge ſo, daß wir dieſe Reihenfolge nicht mehr einhalten können. Man hat den Termin der Abſchlußkonferenz immer weiter hinausgeſchoben. Urſprünglich war geplant, den Noungplan noch vor Weihnachten unter Dach und Fach zu bringen. Nach den gegenwärtigen Diſpoſttionen wird ein Abſchluß wahrſcheinlich erſt gegen Ende Januar erreicht werden. Wollte man die Finanzreform ſolange zurückſtellen, ſo müßte uns der Fehlbetrag der Arbeitsloſenver⸗ cherung in die allergrößten Schwierigkei⸗ ten bringen. Die Erwerbsloſenverſicherung kann nur in Verbindung mit der Steuer⸗ und Finanz⸗ reform auf eine finanziell geſunde Grundlage geſtellt werden. Dieſe enge Verzahnung zwingt zu einer raſchen Inangriffnahme der Reichsfinanzreform, wenn anders die Reichskaſſe nicht wieder durch den Zuſchußbedarf der Arbeitsloſenverſicherung im die größte Verlegenheit gebracht werden ſoll. Die deut⸗ ſche Delegatton käme auf der Haager Schlußkon⸗ ferenz in die ſchlimmſte Zwangslage, wenn ſie ihre Verhandlungen an der Front führen ſollte, während in der Heimat der Regierung die Wellen der Finanz⸗ not über dem Kopf zuſammenſchlagen. Im Auslande weiß man ganz gewau, welche Kaſſenſorgen das Reichsfinanzminiſterium im Hinblick auf den Jah⸗ resſchluß bedrücken. Wenn man es erſt dazu kommen läßt, daß ſich dieſe Bedrängnis noch durch den Fehl⸗ betrag der Arbeitsloſenverſicherung und durch an⸗ dere Finanznöte verſchärft, ſo müßte die deutſche Delegation ſich die Bedingungen unſerer Verhand⸗ Jungsgegner einfach aufzwingen laſſen. In einer ſolchen Lage können wir nicht verhandeln. Wir müſſen deshalb noch vor dem Beginn der Schluß⸗ konferenz zu einer klaren Rechnung gelangen. Wir müſſen die Finanz⸗ und Steuerreform ſoweit vor⸗ bereiten, daß unſere Delegation freie Hand hat und daß das Gleichgewicht des Etats und die Steuer⸗ reform genügend ſichergeſtellt iſt, um auch das Riſtko eines Konferenzabbruches zu geſtatten. Aus dieſen Zwangsgründen heraus hat in den letzten Wochen und Tagen ein immer ſtärker werden⸗ des Trommelfeuer auf die Regierung und im beſon⸗ deren auf den Reichsfinanzminiſter eingeſetzt. Füh⸗ rende Männer und große Organiſationen der Wirt⸗ ſchaft, wie der Hanſabund und der Reichsverband der deutſchen Induſtrie, haben in ausführlichen Denkſchriften ihrer Meinung Ausdruck gegeben. Um was es ſich handelt, iſt jetzt bekannt genug. Die Einkommenſteuer muß erheblich geſenkt und von den Realſteuern namentlich die Gewerbeſteuer kräftig herabgeſetzt werden, weit ſtärker als Hilferding es In der Sitzung des Sklarek⸗Unterſuchungsaus⸗ ſchuſſes wurde auf Antrag der Verteidigung zunächſt Willi Sklarek vernommen. Er richtete haſtig und erregt mit großem Stimmaufwand ſeine Worte an die Aus⸗ ſchuß mitglieder. U. a. führte er aus: „Es iſt traurig, daß keiner der Herren vom Magiſtrat bisher den Mut gefunden hat, die wirk⸗ liche Wahrheit zu ſagen. Sämtliche Leute, der Oberbürgermeiſter ſowohl wie der Stabt⸗ kämmerer Dr. Lange und auch alle anderen wußten von unſeren ganzen Verträgen, wußten auch von ſämtlichen Schädigungen, welche die Stadt Berlin hierdurch erlitten hat. Unſere Verträge waren nur Scheinverträge für uns. Keiner der Verträge wurde von der Stadt gehalten. Wir wur⸗ den immer wieder hingezogen. Wir waren ſozu⸗ ſagen die Sanierungsſtelle der Stadt Berlin und wenn wir uns beklagten, wurden wir immer auf den nächſten Vertrag vertröſtet. War der nächſte Vertrag aber getätigt, ſo wurden wir nur mit einem Teil der Belieferungen ausgeſtattet. Den größten Teil der Belieferunen hat die BAG. gehabt und wir hatten nur einen beſtimmten Prozentſatz. Immer hatten wir neue Beſchwerden. Gerade Bürgermeiſter Scholz war derjenige, ber im Haushaltsausſchuß unſere Verträge ſantert hat und er war es, der geſagt hat, die Verträge, die vorſchlägt und auch in einem zeitlich abgekürzten Verfahren. Die Induſtriebelaſtung und die Renten⸗ bankzinſen müſſen verſchwinden und die Vermögens⸗ ſteuer dem Zweck der Kapitalbildung mehr angepaßt werden. Zur Deckung des Ausfalles ſollen Bier⸗ und Tabakſteuer erhöht und eine allgemeine Bürgerab⸗ gabe der wahlberechtigten Gemeindemitglieder als Beitrag zu den Verwaltungskoſten neu eingeführt werden. Ueber dieſe Grundlage der Steuer⸗ und Finanzreform und die entſprechenden Geſetzentwürfe muß eine Verſtändigung erzielt ſein, ehe das neue Jahr uns vor die ſchwere Aufgabe der Haa⸗ ger Schlußkonferenz ſtellt. Auch die Reform der Ar⸗ beitsloſenverſicherung muß bis dahin ſichergeſtellt ſein. Iſt dies Ziel erreicht, ſo wird man in Ruhe ab⸗ warten können, ob und welche Reparationserſpar⸗ niſſe der neue Zahlungsplan abwirft. Der Zuſam⸗ menhalt der Mehrheitsparteien wird bei der Löſung dieſer Aufgabe ſicher auf eine harte Probe geſtellt werden. Aber die Probe muß gemacht werden, denn die gegenwärtige Schickſalsſtunde erfordert eine klare und raſche Entſcheidung Ueberblickt man die letzten zehn Wochen, kann man ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß ſeit dem Tode Streſemanns ein Unſtern über der deutſchen Po⸗ litik ſteht. Die wirtſchaftlichen Nöte wachſen zu be⸗ ängſtigender Größe an. Der politiſche Zuſammen⸗ halt, der äußerlich durch die gegenwärtige Koalitions⸗ regierung gekennzeichnet iſt, droht zu berſten. Das Reich, von außen her immer noch bedrängt, kracht in allen Fugen, politiſch ſcheint die Reform nach Ab⸗ ſage der Länderkonferenz das Tempo der Echter⸗ nacher Springprozeſſion anzunehmen. Man ſehnt ſich nach einem befreienden Luftzug, wenn man will, ſo⸗ gar nach dem reinigenden Gewitter. Aber da weder Schacht noch Hugenberg die Gabe zu eigen iſt, beſſeres Wetter herbeizuführen, ſehen wir eine Kette von Fragezeichen, von denen jedes hinter einem Problem für ſich ſteht. Sollen wir von dieſer Kette nicht befreit werden können, ſoll im beſonderen das Finanzweſen des Reiches nach dem Axiom des Kanz⸗ lers in Goethes„Fauſt“ geführt werden:„Wir wol⸗ len alle Tage ſparen und brauchen alle Tage mehr?“. Haltet ein, Umkehr ſolange es noch möglich iſt! Die Spuren von 1928 schrecken! Kurt Fischer Kunſtſchaffen Die alljährliche Schau des Mannheimer Kunſtvereins über das Kunſtſchaffen in Mannheim hat über 60 Namen mit etwa 200 Ar⸗ beiten auf den Plan gerufen. Dabei kann dieſe Ausſtellung noch nicht einmal auf Vollſtändigkeit Anſpruch machen. Es wird alſo ſehr viel gemalt, ſelbſt in einer Induſtrie⸗ und Handelsſtadt wie Mannheim. Erfreulicherweiſe iſt aber der Geſamt⸗ eindruck kein ungünſtiger, wenn auch Führer⸗Per⸗ ſönlichkeiten fehlen, aber es ſind doch Elemente vor⸗ handen, die ihre Individualität auf andere Künſtler ſtark hinüberſtrömen laſſen. Leider ſind zwei der wichtigſten Namen(Fuhr, Stohner) nicht vertreten. Man freut ſich aber an der lebendigen Entwick⸗ lung einzelner Künſtler, ſo z. B. zeigt Joſef Seitz eine neue Seite ſeiner landſchaftlichen Be⸗ tätigung, ein Winterbild am Neckar, gut aufgeteilt und feſt in der Stimmung zuſammengefaßt. Auch ſeine übrigen Bilder ſind gut in die Atmoſphäre ein gefügt. H. M. Barchfeld iſt lichtfroher, aber nähert ſich mehr dem Durchſchnitt. H. Huber feſ⸗ ſelt in zwei ſchönen Landſchaften durch breiten, gut angeſetzten Strich, friſche ſtoffliche Behandlung und Klarheit des Tones. Hans Brück wirkt durch ſau⸗ here Behandlung des Formalen und lebendige Far⸗ ben. Eine neue Erſcheinung iſt Wilhelm Abel, der ſeine großen Neckarbilder etwas neriſch und farbig intereſſiert, vor allem dem Bild Seele gibt. Auch Otto Angſt verſucht ähnliche Wege, bleibt flächiger, kommt aber nur mit einem Schiffsbild zu reiferer Wirkung. Hell, in der Auf⸗ teilung ernſthaft durchgefühlt ſind die Bilder von Albert Henſelmann, deſſen„Felſenpartte“ eine gute Leiſtung darſtellt. Auch der Mannheimer Waſſerturm“ erfährt durch Lulu Wolf eine indi⸗ viduelle Prägung, während Eugen Knaus ſein Rheinbrückenmotiv in Primitivität zwingt. Reif und ſicher in Raumgeſtaltung und Farbſtimmung 1 8 bewährte Künſtler wie Erich Nöther, Wil⸗ 0 geometriſch aufteilt, aber trotz des konſtruktiven Elementes zeich⸗ Dertel und Theodor Schindler. Von in Mannheim Richard Stitzel fällt ein von Fuhr beeinflußtes, aber nicht unintereſſantes Landſchaftsbild auf. Dann ſeien noch beſonders die lichtfrohen Aquarelle von Peter Breithut, die ſchmiſſigen Stücke von Franz Huber und die famoſen Impreſ⸗ ſionen von Friedrich Haſſemer erwähnt. Auch an den zarten Aquarellen von Georg Fath, die allerdings zeichneriſch ſtärker durchgebildet ſein müßten, wird man nicht achtlos vorübergehen. Aus der großen Reihe der Stillebenmaler ſeien genannt Heinrich Merkel, Richard Papsdorf, Eugen Knaus, dann einige Schülerinnen der Henſel⸗ mannſchule. Das Bildnis iſt gut vertreten durch Kurt Wieſchala, der ſeine Menſchen temperament⸗ voll farbig erfaßt, lebendig und charakteriſtiſch in den Raum ſtellt, auch ſeine Kreuzigung hat manche Qualitäten, iſt aber nicht völlig durchgereift. Als Eigenſchaften ſeien genannt die etwas antt⸗ quterten, aber ſauberen figürlichen Aquarelle von Profeſſor W. Süs und die luſtigen farbigen Sche⸗ renſchnitte von Martha Winder ⸗Dürr. Als Plaſtiker von Gewichtigkeit präſenttert ſich Franz Gelb mit einem ausgezeichneten Selbſt⸗ bildnis und einer empfindungsvollen Holzfigur. Auch die„Weinende“ iſt voll ſtarkem Gefühl. Bei der Fülle der Ausſtellung iſt eine Voll⸗ ſtändigkeit der Namen ſelbſtverſtändlich nicht möglich, abgeſehen davon, daß ſich von ſelbſt dem aufmerkſamen Beſchauer Weizen vom Spreu ſchei⸗ det. Aber man darf wohl das Geſamtbild des Kunſt⸗ ſchaffens in Mannheim als ſympathiſch bezeichnen. Der Kunſtverein zeigt auch die bunte Reihe von über 100 Kunſtwerken, die er im Laufe des Jahres für die Verloſung unter den Mit gliedern angekauft hat. Es iſt jede Richtung vertreten, manches Bild, manche Graphik wird, da der Gewinner das Recht der Auswahl hat, ſtark umworben werden.* D Raketenfahrt im Planetarium Im zwei⸗ ten Vortrag der Reihe Naturwiſſenſchaftliche und techniſche Tagesfragen ſpricht Dr. Feurſteln Willi Sklarek vor dem „Wir ſind die Geſchädigten!“ Berlin gemacht hat, müßten gehalten werden. Da Ausſchuß Verzicht auf weiteres Verhör kam der vielbeſprochene Monopolvertrag zuſtande und nun haben die Herren alle Angſt. Sie glauben, ſte hätten Anzüge umſonſt bekommen. Nichts iſt an dem! Wir haben nie einen Beamten zu be⸗ ſtechen verſucht oder verſucht, ihn durch irgend⸗ welche Handlungen zu Unredlichkeiten zu verführen. Alle anders lautenden Behauptungen ſind unwahr. Die Oeffentlichkeit iſt falſch darüber unterrichtet worden. Wenn die Stadt Berlin nicht die Torheit be⸗ gangen hätte, Konkurs ſtattfinden zu laſſen, dann würde der Magiſtrat überhaupt nichts verloren ha⸗ ben, denn noch heute liegen in der Konkursmaſſe trotz der vorgekommenen Verſchleuderungen 30 v. H. Willi Sklarek kam dann auf verſchiedene Einzel⸗ fälle, die man ihnen vorgeworfen habe, zu ſprechen und beſtritt ein Verſchulden der Sklareks. Ein Vertreter des Juſtizminiſteriums erklärte es für unmöglich, dieſe Sachen hier weiter zu erörtern, da dadurch der Zweck des Strafverfahrens ernſtlich gefährdet werde. Der Rechtsbeiſtand Willi Sklareks ſchloß ſich dieſen Bedenken an. Darauf fand eine nichtöffentliche Beſprechung des Ausſchuſſes ſtatt. Nach Wiederherſtellung der Oeffentlichkeit teilte der Vorſitzende mit:„Der Ausſchuß iſt in ſeiner Mehrheit zu der Auffaſſung gekommen, daß nach dem bisherigen Verlauf der Vernehmung der zuletzt ge⸗ hörten Zeugen nicht die Wahrſcheinlichkeit beſteht, der Wahrheit näherzukommen. Es hat infolgedeſſen gar keinen Zweck die Zeugen Lehmann und die Sklareks weiterzuvernehmen.“ Darauf vertagte ſich der Aus⸗ ſchuß. Negierungskriſis in Polen . Warſchan, 7. Dez.(United Preß.) Der im pol⸗ niſchen Sejm von der Oppoſition eingebrachte Miß⸗ trauensantrag gegen die Regierung wurde mit 246: 120 Stimmen angenommen. 4 Stimmen waren ungültig. Bei Bekanntgabe des Ergebniſſes verließen die Miniſter den Saal. Es erhob ſich, beſonders auf den Bänken der Kommuniſten, ein ungeheurer Lärm. Ein Kommuniſt zog eine Sowjetfahne, worauf mehrere ſeiner Parteigenoſſen die Inter⸗ nationale anſtimmten. Der Sejmmarſchall beantragte Ausſchluß von vier kommuniſtiſchen Abgeordneten von je 15 Sitzungen. Bei dem ununterbrochenen Lärm konnte er ſich aber kein Gehör verſchaffen. Er hob daher die Sitzung auf. In dieſem Augenblick war nur noch der Regierungsblock im Saale anweſend. Einige Abgeordnete brachen in ein Hoch auf Pilſudſki aus. Rücktritt des Kabinetts d Warſchau, 7. Dez. United Preß.) Das Kabinett hat in ſeiner Sitzung, die heute mittag abgehalten wurde, beſchloſſen, infolge des geſtrigen Mißtrauens⸗ votums zurückzutreten. Der Paypft an die katholiſchen Arbeitervereine (Telegraphiſche Meldung) * München, 7. Dezember. Auf eine von den katholiſchen Arbeitervereinen Deutſchlands an den Papſt gerichtete Adreſſe iſt nun⸗ mehr an den Vorſitzenden des Reichs verbandes, Mſgr. Walters bach⸗München, aus dem Staatsſekre⸗ tariat eine Antwort eingegangen, in der der Papſt im beſonderen die kulturelle, wirtſchaftliche und ge⸗ ſellſchaftliche Bedeutung der Arbeitervereine betont. Unter Hinweis auf ſeine Anſprache vom 18. Februar 1924 wendet ſich der Papſt in ſeiner Antwort neuer⸗ dings gegen Sozialismus und Kommunis⸗ mus und lehnt auch den ſogen.„religiöſen Sozialis⸗ mus“ ab. Er ermuntert die kathol. Arbeitervereine, das Werk des ſozialen Wiederaufbaues fortzuſetzen und ſich weiter um die Begründung einer beſſeren Wirtſchafts⸗ und Geſellſchaftsordnung zu bemühen. . Tetzners Verbrechen Der in Straßburg verhaftete Tetzner hat Regie⸗ rungsrat von Kriegern⸗Leipzig, der ihn in Straß⸗ burg vernommen hat, über die grauſige Mordtat bei Regensburg ein volles Geſtändnis abgelegt. Er hat den Wanderburſchen, der ihn bat, mitfahren zu dürfen, im Wagen Platz nehmen laſſen. Der Mordplan will ihm unterdeſſen gekommen ſein. Unterwegs habe er unter dem Vorwand einer Panne gehalten, den Wagen innen und außen mit Benzin überſchüttet und dieſes angezündet. Eine Exploſion ſet erfolgt und er habe geſehen, wie die Flammen die Kleidung ſeines Begleiters ergriffen. Dann ſei er davongerannt. **.* Noch ein Verſicherungs verbrechen? In Klein⸗Auheim bei Hanau a. M. wurde der 34jährige Arbeiter Karl Hohmann unter dem dringenden Verdacht des Mordverſuchs an ſei⸗ ner Ehefrau verhaftet. Die Frau wurde in der Morgendämmerung auf dem Weg zu ihrer Ar⸗ beitsſtätte von einem Mann mit einer Eiſenſtange niedergeſchlagen. Die Stange ſtammt aus dem Ge⸗ ſchäft, in dem Hohmann tätig iſt. Letzte Meldungen Wachbeamte als Einbrecher — Graz, 7. Dez. Die Landesgendarmerie⸗Direk⸗ tion hat den Polizeileiter und einen Wachmann der Fohnsdorfer Polizei verhaften laſſen, weil ſie Aufträge zu Hausſuchungen zu Einbrüchen mißbrauchten. In Fohnsdorf und Wagendorf wurde außerdem eine Reihe anderer Perſonen, die ſich ver⸗ dächtig gemacht haben, verhaftet. Flugzeugunglück — Warſchau, 7 Dez. Wie aus Putzig gemeldet wird, iſt dort geſtern ein polniſches Seeflug zeug beim Niedergehen im Kriegshafen in Trümmer gegangen. Von den beiden Inſaſſen, zwei pol⸗ niſche Offiziere, war der eine auf der Stelle tot, während der andere ſchwere Verletzungen erlitt. Eiſenbahner⸗Streik 1 Mexiko City, 7. Dez.(United Preß). 3500 Am⸗ geſtellten der Eiſenbahn, die die Hauptſtadt mit dem Hafen Veracruz verbindet, ſind in den Aufſtand ge⸗ treten, wodurch der Verkehr auf dieſer wichtigſten Eiſenbahnſtrecke des Landes zum großen Teil lahm⸗ gelegt iſt. Obwohl die Arbeiter Lohnerhöhung for⸗ dern, handelt es ſich in erſter Linie doch um eine nationaliſtiſche Demonſtratton der Arbeiter gegen die Verwaltung der Eiſenbahn, die ſich in engli⸗ ſchen Händen befindet. * * In Angora haben heute die deutſch⸗türkiſchen Handelsvertragsver handlungen be⸗ gonnen. Auf deutſcher Seite werden ſie von dem Botſchafter Nadolny geleitet. Deulſche Volkspartei Verſammlungskalender Montag, 9. Dezember, abends 8 Uhr, im großen Saal des Wartburg⸗Hoſpiz, F 4, 8/9, Mitgliederverſammlung Redner: die Landtagsabgeordneten: Rechtsanwalt Dr. Waldeck und Gauvorſteher Menth über: „Die badiſchen Landtagswahlen und Regierungs⸗ bildung“. * Mittwoch, 11. Dezember, abends 8 Uhr, im Neben⸗ zimmer des Wartburg⸗Hoſpiz lim Anbau) Frauengruppe. 4 Mittwoch, 11. Dezember, abends 8 Uhr, im Neben⸗ zimmer des„Tatterſall“ Bezirksvereinsverſammlung der Schwetzingerſtadt. Redner: Parteifreund Karl Räth über:„Deutſch⸗Oſtafrika“. Der Vorſtanb. am Dienstag, 10. Dezember, um 20 Uhr über die Möglichkeit der Raketenfahrt im Wel⸗ ten raum. Die Ausführungen des Vortragenden werden durch zahlreiche Lichtbilder und durch Vor⸗ führung von Filmſtreiſen erläutert. Die Galerie Buck in der Heidelbergerſtraße hat heute mit ihrer Weihnachts⸗Ausſtellung begon⸗ nen; dieſe umfaßt von badiſchen Meiſtern: 1 Ge⸗ mälde W. Tübner, 1 Hans Thoma, 3 H. Ba i ſch, 3 G. Schönleber, 1 Fr. Kallmorgen und 8. Dill. An guter alter Münchnerkunſt iſt vertreten: 1 K. Spitzweg, 1 Ed. Grützner und 1 G. v. Max. Außerdem werden von ſchaffenden Mannheimer Künſtlern gezeigt: 1 Kollek⸗ tion Aquarelle und 1 Gemälde von Profeſſor W. Süß, 2 W. Oertel, 3 Profeſſor Th. Schin d⸗ ler, 3 E. Nöther, 3 R. Stitzel uſw. Walter Gieſeking ſpielt im erſten Meiſter⸗Klavier⸗Abend Im römiſchen Kaiſerreich galt der Dichter Petro⸗ nius als arbiter elegantiae, als oberſte Inſtanz in Dingen des guten Geſchmackes. Für Gieſeking müßte man einen neuen Titel erfinden, etwa princeps elegantiae zu überſetzen etwa mit„Meiſter des ele⸗ ganten Spiels“. Das was an ſeinem Spiel am mei⸗ ſten beſticht, die Eleganz, trat mit voller Deutlichkeit bei der Gavotte und Muſette aus Bachs d⸗moll⸗Suite und in dem als rſte Zugabe geſpielten Menuett und Gigue aus der erſten Partita deutlich zutage. Was die Fachleute unter dem Publikum am meiſten an dem piano und pianiſſimmo, die höchſtverfeinerte An⸗ ſchlagskunſt, diente zur Verherrlichung der Schu⸗ mannſchen Kreisleriana. Und in der Tat bedarf es differenzierteſter Klangfarben, um in einzelnen Sätzen, wo ſich Schumann an ſeinen eigenen Ein⸗ gebungen nicht ſatt hören konnte und ſich an ihnen immer wieder berauſchte, immer wieder neue Nu⸗ anecen zu finden, um dem primären, durch keinerlei Vartationskunſt abgewandelten Einfall neue Reize abzugewinnen. Die ganze Programmgeſtaltung iſt überdies be⸗ zeichnend für Gieſekings Entwicklungsgang als Kon⸗ 5 2 l techniſcher Gieſeking hochſchätzen, ſein unglaublich entwickeltes n 5 8 1 ihl, die E 5 Freuen wir uns deſſen, daß der modernen Klavier⸗ Fingerſpitzengefühl, die Entwicklung des Tones aus muſik ein derart berufener Interpret wie Gieſeking zertſpieler. Er macht ſich zunächſt einen Namen als ungemein feinfühliger Interpret des Impreſſtonis⸗ mus. Seine ganze ungeteilte Liebe gehört Debuſſy, Ravel, Scott, Hindemith. Man könnte ſogar ſagen, ſeine Technik, ſeine Art, ſich am Klavier zu äußern, iſt zunächſt zugeſchnitten auf die unbeſtritten meiſterliche Wiedergabe dieſer Komponiſten. Ihnen hat Gieſeking auch mehr als die Hälfte ſeines Pro⸗ gramms überlaſſen. Mit der Zeit fällt ihm die Ab⸗ ſtempelung als Impreſſioniſt läſtig und er wendet ſich auch der vorimpreſſioniſtiſchen Klaviermuſik zu, er trachtet alſo die Klavtermuſik rückläufig zu er⸗ obern. Hier bietet ihm Schumann ein ungemein dankbares Feld. In Bach blendet er durch eine Paſ⸗ ſagenſpiel von unglaublicher Ausgeglichenheit, von einer Duftigkeit der Wiedergabe und dabei einer Präziſion des Rhythmus, daß man ſich verwundert Pele Hat Bach ſich dies alles wirklich ſo zart vorge⸗ tellt In ſeiner ureigenſten Domäne fühlte er ſich bei Skrfiabin, Caſella(mit einem f, nicht Caſ⸗ ſella) Debuſſy und Ravel, deren Impreſſionen er mit ſpielender Ueberwältigung aller techniſchen Schwierigkeiten und darüber hinaus mit all dem Schliff und der Delikateſſe wiedergibt, deren franzö⸗ ſiſche Klavierkultur bedarf. Als koſtbarſtes kommt hinzu, was er aus ſeiner Perſönlichkeit in die Wie⸗ dergabe Sieſer ſpieleriſch gedachten Klavtermuſik ein⸗ fließen läßt. Angeſichts des Klavierrauſches, dem man ſich bei Gieſeking nur allzu willig hingibt, er⸗ ſcheint es als überflüſſiges Unterfangen, an ſeine ganz überragende Leiſtung mit dem Seziermeſſer Unterſuchung herangehen zu wollen. erſtanden iſt und danken wir ihm, daß er ſich als Soliſt wieder hören ließ. Dr. Ch, O Orgelkonzerte der Chriſtuskirche Mannheim. In dem morgen Sonntag, 8. Dezember, abends 8 Uhr ſtattfindenden Orgelkonzert von Arno Landmann kommen folgende Werke von Max Reger zum Vortrag: Einleitung und Paſſacaglia -⸗Moll(zum erſten Mal), 3 Choralvorſpiele a op. 65 und die große„zweite Sonate op. 60“. Der Eintritt iſt frei. a r 1 rr l Samstag, den 7. Dezember 1929 Naue Mannheimer Zeitung([Abenb⸗Ausgabe) 8. Seite. Nr. 570 Auf Knecht Ruprechts Pfaden Für die Jugend war der geſtrige Nikolaustag der Weihnachts vorbote. Bilder aus eigenen Kindertagen werden lebendig. Mutter verſchwand, ſobald es dun⸗ kal wurde, bei der Nachbarin, um ſich in St. Nikolaus zu verwandeln. Sie band ſich einen langen weißen Bart vor, zog die Kapuze des Wettermantels des Vaters über den Kopf, daß nur noch die Augen her⸗ vorlugten, klemmte die Rute unter den Arm und warf den Sack mit Aepfeln und Nüſſen über die Schulter. Dann ſchlug ſie mit der Rute gegen die Tür, hinter der wir Kinder in ängſtlicher Erwartung der Dinge harrten, die angekündigt waren, murmelte mit tiefer Baßſtimme unverſtändliche Worte und er⸗ ſchien dann im Zimmer. Wie gut führte ſie ihre Rolle durch. Wie genau wußte Knecht Rupprecht zu loben und zu tadeln, ſo ernſthaft und wahrheits⸗ getreu, daß man ſtaunen mußte darüber, wie genau er über die Streiche unterrichtet war, die man im Laufe des Jahres verübt hatte. Und als der„alte Mann“, der mit ſeinem ehrwürdigen weißen Bart und den ſo garnicht grimmig dreinblickenden Augen eigentlich ſich viel ſchlimmer gebärdete, als er aus⸗ ſah, gar die Rute ſchwanng und ſie auf die Verlänge⸗ rung des Rückens niederſauſen ließ, da ſagte man mit Zittern und Beben das Sprüchlein her, das man gelernt hatte. Und atmete erleichtert auf und ſtürzte ſich, als der Nikolaus wieder verſchwunden war, auf die Aepfel und Nüſſe, die als Abſchiedsgruß zum Türſchlitz hinein in das Zimmer rollten. So geſchah es in der ſeligen Kinderzeit, in der wir auch noch an das Chriſtkind glaubten, das vom Nikolaus⸗ tag an im verſchloſſenen Wohnzimmer bis tief in die Nacht hinein tätig war, hämmerte und ſägte, ho⸗ belte und leimte. Das Chriſtkind, in das ſich der Vater verwandelt hatte, der nach ſchwerer Tages⸗ arbeit auch noch einige Abend⸗ und Nachtſtunden opferte, um ſeinen Kindern Puppenſtube und Kauf⸗ laden ſelbſt anzufertigen. An den mütterlichen St. Nikolaus und das väter⸗ liche Chriſtkind wurden wir ſo recht eindringlich er⸗ innert, als wir dieſer Tage mit Knecht Rupprecht in dieſem Falle war es ein alter Fachmann— durch die Maunheimer Spielwaren⸗Ausſtellungen ſtreiften, um zu ſehen und zu hören, was das Chriſt⸗ kind dieſes Jahr unter den Weihnachtsbaum legt. Wenn wir den Knaben den Vortritt laſſen, ſo haben wir zunächſt zu berichten, daß bei dem Stu⸗ dtum der Wunſchzettel am hervorſtechendſten die Vorliebe für mechaniſche Spielſachen iſt. Eine der erſten Stellen nimmt der Märklinſche Metall⸗Baukaſten ein, den eine Göppinger Fabrik herſtellt. Er hat die Meccanokaſten, ein engliſches Fabrikat, das vor dem Kriege führend war, voll⸗ r 9 125 1 verdrängt. Mit dem deutſchen Erzeugnis aſſen ſich die gleichen techniſchen Wunderwerke er⸗ richten. Selbſt der Erwachſene hält ſich nicht für zu alt, mit den Kindern die Metallteile zuſammen⸗ zufügen, weil in der eigenen Jugendzeit derartige belehrende Beſchäftigungen unbekannte Dinge waren. Auch Richters Anker⸗Steinbaukaſten, die früher zu den begehrteſten Weihnachtsgeſchenken gehörten, weil ſich mit den Steinen ſo wunderbare Bauten auf⸗ führen ließen, haben das Feld räumen müſſen. Jetzt öringt die gleiche Firma einen Kaſten oder, beſſer eſagt, eine Kollektion von Käſten heraus, deren eile aus Holz beſtehen. Die Neuheit hat den Vor⸗ zug, daß ſte bedeutend leichter als ihr Vorgänger tſt und zudem die Errichtung der gleichen Bauwerke zuläßt. Ein Wiener Holzbaukaſten iſt zwar qualtta⸗ tiv gleichwertig, aber teurer, weil er wie der metal⸗ lene engliſche Kollege Einfuhrzoll koſtet. Unſer Begleiter führt uns nunmehr zu der Ab⸗ teilung ſeines Lagers, in der die Bahnhöfe mit allen techniſchen Einrichtungen und dem elektriſchen Wagenpark aufgeſtellt ſind. In Chriſtkindchens Reich ſind die Dampfzüge längſt ab⸗ geſchafft. Da gibt es keine Rauch⸗ und Rußbeläſti⸗ gung. Damit beim Laden der Lokomotive mit elek⸗ triſcher Energie niemand zu Schaden kommt, wird neuerdings ein Umformer geliefert, mit dem man die Verbindung mit dem Steckkontakt in der Wand herſtellt. Alte elektriſche Bahnen dürfen auch nicht mehr repariert werden, wenn der Umformer nicht zur Anwendung gelangt. Winzige Glühbirnen wer⸗ den uns gezeigt, die Lichtſpender der Miniatur⸗ bahnhöfe, die durch Taſchenbatterien mit Strom ver⸗ ſorgt werden. Unzählig ſind die Zubehörteile, die dieſe Abteilung liefert. Man kann genau ſo wie Hei der Puppenſtube und ⸗küche die Bahnhofsanlage all⸗ jährlich ergänzen und erweitern und auf dieſe Weiſe dem alten Spielzeug neue Nuancen geben. Aus dem gewaltigen Wagenpark, der durch Aufdrehen in Be⸗ wegung geſetzt wird, greifen wir ein Auto heraus, das durch eine an einer Schnur befeſtigte Vorrich⸗ tung nach links oder rechts gelenkt werden kann. 3 Kupferner Sehr ſtarke Nachfrage herrſcht nach den ſogen. Bubi⸗Räbern, die vor den Rollern den Vorzug haben, daß man mit ihnen im Zimmer herumfahren kann. Mit ſtrah⸗ lenden Augen und freudeglühenden Wangen ſauſt Bubi um den Chriſtbaum, in der ſicheren Erwar⸗ tung, daß er übers Jahr in dem Auto mit Tret⸗ vorrichtung ſitzt, das er ſtehen ſah, als er mit Mutti die Weihnachts⸗Ausſtellungen beſuchen durfte. Fell⸗ Schaukelpferde ſind ein ſehr koſtſpieliger Ge⸗ ſchenkarttkel geworden. Man begnügt ſich heute mit Röſſern, die ein Plüſchfell tragen oder voll⸗ ſtändig hölzern ſind. Von der letzteren Sorte ſind wieder die aus einem Stück geſchnitzten teurer als die Gäule, denen Kopf und Beine in den Rumpf geleimt wurden. Burgen und Feſtungen ſind nicht mehr zeitgemäß. Auch nicht die bleierne Beſatzung und die Kanonen, die mit Erbſen geladen wurden. Die militäriſche Abteilung, die früher viel Platz beanſpruchte, iſt völlig zuſammen⸗ geſchrumpft.„Auf den Wunſchzetteln“, ſo flüſtert uns der Weihnachtsmann zu,„ſind die Soldaten⸗ garnituren nur noch ganz ſelten zu finden. Es kommt hin und wieder noch vor, daß ein Sprößling eine Infanterie⸗ oder Kavallerie⸗Ausrüſtung ſich wünſcht, weil der Vater ihm erzählt hat, wie ſchneidig er z. B. als roter Huſar ausgeſehen hat.“ Eine etwas beſſere Nachfrage herrſcht nach Feuer⸗ wehr⸗ und Schupo⸗Garnituren. Aber die Zeit iſt wohl endgültig dahin, in der es noch Soldatenbilder⸗ bogen gab, die ſich in Regimenter, Brigaden, Divi⸗ ſionen, ja ſogar in Armeen verwandelten. Ich habe einen älteren Mann gekannt, der ſo, wie man heute Briefmarken ſammelt, Kiſten mit Papierſoldaten füllte, die in Reih und Glied den Boden eines gro⸗ ßen Zimmers bedeckten. Er hatte immer ſeine helle Freude, wenn die Nachbarkinder bewundernd ſein Heer umſtanden. Die Neuruppiner Soldatenbilder⸗ bogen⸗Induſtrie iſt ſchon längſt eine hiſtoriſche An⸗ gelegenheit. Aber ſie gehört zu unſeren ſchönſten Ingenderinnerungen, weil wir auch zu den Führern gehörten, die ein papiernes Heer befehligten. Nun zur Mädchenabteilung Hier iſt des Staunens kein Ende. Vor allem bei den Puppenſtuben und„küchen. Der Klaſſenunterſchied macht ſich auch bei dieſen Minia⸗ turgebilden bemerkbar. Der Weihnachtsmann muß eben auf den Geldbeutel der Eltern Rückſicht neh⸗ men. Das einfachſte Spielzeug macht ja manchmal mehr Freude, als das koſtbarſte. Es kommt ganz darauf an, wer ſich damit vergnügt. Wer kennt nicht das bekannte Gemälde, das ein ärmlich geklet⸗ detes Mädchen darſtellt, das ein in Lumpen gewickel⸗ tes Stück Holz, den Erſatz für die Puppe, ans Herz drückt. Von der ſchlichteſten bis zur komfortabelſten Wohnung werden uns vielerlei Arten gezeigt. In einer geradezu verblüffenden Weiſe haben ſich die Küchen einrichtungen moderniſiert. Man glaubt in der Tat Modelle von Ausſtellungsküchen vor ſich zu haben. Da fehlt auch nichts zum Kochen, Braten und Backen. Mit Gas und Elektrizität. Wer ſich dieſe Muſterküchen betrachtet, wird ihren er⸗ zteheriſchen Wert hoch einſchätzen. Nach hunderten zählen die Erſatzſtücke, mit denen man nach und nach die Einrichtung der Puppenſtuben und ⸗küchen ver⸗ vollſtändigen kann. Selbſt Bettflaſchen und Leib⸗ wärmer ſind zu haben. Mit Leichtigkeit kann die kindliche Hausfrau einen Kaffeeklatſch veranſtalten, da ſie in der Lage iſt, in ihrer Küche all das herzu⸗ ſtellen, was auf den Kaffeetiſch gehört. Wenn ſie dazu an Weihnachten noch eines der entzückenden modernen Kaffee⸗ oder Teeſervice bekommt, dann darf ſie mit Stolz ihre Freundinnen einladen. Mit dem Kaufladen können Buben und Mädels gemeinſam ſpielen. Darum ſei er in dieſem Zuſammenhang erwähnt. Man macht uns auf einen zweiteiligen Kaufladen aufmerkſam, weißlacktert mit Meſſingſchildern an den Käſten des rückwärtigen Schrankes. Auf der Theke ſteht eine hochmoderne Wage, wie man ſie in jedem neuzeitlichen Laden findet. Und dann die Puppen. Selbſt der Erwachſene muß an den reizenden Geſchöpfen ſeine Freude haben. In einem Fach entdecken wir die einer längſt entſchwundenen Epoche angehörigen, mit Seegras ausgeſtopften Bälge, auf die der Kopf aus Porzellan oder Cellu⸗ loid geſetzt wurde. Wer kauft heute wohl noch dieſe primitiven Gebilde? Selbſt nicht die Mütter, die mit ihrem Gelde ſehr rechnen müſſen. Die Rheini⸗ ſche Gummi⸗ und Celluloidfabrik in Neckarau, die in der Herſtellung von Puppen bekanntlich ſchon vor dem Kriege führend war, hat den ſogen. Niblu⸗ kopf auf den Weihnachtsmarkt gebracht. Das Ge⸗ ſicht dieſes lächelnden Kinderkopfes iſt ſo entzückend im Ausdruck, daß man ſich in den Jubel verſetzen kann, den ein ſolches Geſchenk hervorruft. Da die Gelenkpuppe vollſtändig aus Celluloid hergeſtellt iſt, kann man mit ihr noch ſo robuſt um⸗ gehen: ſie läßt ſich nicht zerbrechen; es ſei denn, daß man ihr mit Gewalt einen Arm oder ein Bein ausreißt. Wir kommen eben dazu, wie die Ver⸗ käuferin einen Nacktfroſch mit einem Wollanzug be⸗ kleidet. So entſteht eine Miniatur⸗Ausgabe der reizenden Buben, die in derartigen kleidſamen An⸗ zügen durch die Straßen trippeln. Ein—10jähri⸗ ges Mädchen kann die Kleidung für die Puppe auf der Nähmaſchine im Taſchenformat ſelbſt herſtellen und die Wäſche mit dem Kohlen⸗ oder elektriſchen Bügeleiſen bügeln. Für die kindliche Hausfrau iſt eben alles vorhanden, was ſie für die geſamte Woh⸗ nung braucht. Iſt das Kleine herausgeputzt, dann muß es auch in einen entſprechend ausſtaffierten Kinderwagen gelegt werden. Es iſt klar, daß dieſe Puppenwagen den normalen genau nachgebil⸗ det ſind. Man erſchrickt aber, wenn man den Preis hört. Soviel hat die Eheſtandslokomotive nicht ge⸗ koſtet, als unſer Aelteſter ſoweit war, daß er aus⸗ gefahren werden konnte. Entzückend ſind wie im⸗ mer die Künſtlerpuppen in allen Größen, mit den verſchiedenſten Phyſiognomien, in der ab⸗ wechflungsreichſten Aufmachung. Und dann die Stofftiere, bas beliebte Steiff⸗Fabrikat. Bonzo, dieſes populäre Hündchen, grinſt uns an. Bären und Eſel ſind ſo ſtabil gebaut, daß das Kind auf ihnen durchs Zimmer reiten kann. Bei den Geſellſchaftsſpielen fällt die Auswahl ſchwer. Es gibt von der halben Mark an in verſchiedenen Preislagen ein und die⸗ ſelbe Art. Am meiſten imponierte uns ein Karton, der acht Spiele enthält. Große Nachfrage herrſcht nach„Zeppelins Reiſe um die Welt“. Das Mah⸗Jongg⸗ Spiel, das vor einigen Jahren noch große Mode war, iſt vollſtändig in der Verſenkung verſchwunden. Kein Menſch verlangt es mehr. Der Rundgang hat eine Fülle von Eindrücken vermittelt. Man muß ſchon die Erfahrungen Knecht Ruprechts beſitzen, wenn man alles im Kopfe behal⸗ 1 I 1 0 e 527 N 2 8 7 10 ten will. Aber wenn nur ein Teil von dem, was wir geſehen haben, unter den Chriſtbäumen unſerer Leſergemeinde liegt, dann können wir uns lebhaft die Freude und den Jubel am Heiligen Abend vor⸗ ſtellen. Richard Schönfelder. Weihnachtsanzeigen Wie ſehnſüchtig haben wir als Kinder auf die Zeitung in den Abendſtunden der Adventstage ge⸗ wartet. Wenn abends alles gemütlich um die Petro⸗ leumlampe herumſaß, Vater las ſeine Politik, Mutter ihren Roman, die Anzeigen. Es war ſo friedlich im warmen Zimmer. Draußen vielleicht Kälte oder Schnee, wir aber geborgen daheim. Und jeden Tag wurde die Zeitung dicker und dicker. Was hatten wir nur unſere Freude daran! Manchmal waren Spielzeuge abgebildet, dann ging ein Streiten um die Weihnachtszeitung los, da ſich jeder die Eiſen⸗ bahn, das Pferdchen oder das Automobil ausſchneiden wollte. Zuvor natürlich wurden die Abbildungen am nächſten Tage auf unbrauchbare Aktendeckel un⸗ ſerer Schulbücher mit Mehlkleiſter geklebt, und ſo wurden regelrechte Spielzeuge in der Weihnachts⸗ zeit daraus. Wie ſpannten wir auf die Herrlichkeit, die Großmutter aus der Zeitung vorlas: Zur Weihnachtsbäckeret— Einladung zur Weihnachtsaus⸗ ſtellung in den Schaufenſtern! Was wurde auch nicht alles angeboten!? Und alles wurde auch geleſen. Die Anzeigen hatten ſich ſo feſtlich herausgeputzt mit Tanennranken darumher, oder gar ein brennender Chriſtbaum mit beſchneiten Buchſtaben war auch mal da. Und ſo ging das die ganze Weihnachtszeit hin⸗ durch. Jeden Tag brachte die Zeitung neue Ueber⸗ raſchungen in ihrem Anzeigenteil. Wenn der Geſchäftsmann gewußt hätte, welche Freude er ſchon damit allein unter die Kinder verteilte! Und von den herrlichen bebilderten Weihnachts⸗ beilagen der großen Geſchäfte ſoll erſt gar nichts ge⸗ redet werden! Ja, ſo hat die liebe Zeitung mit ihren Anzeigen daß FJeſt vorbereiten helfen, o tut e es noch fetzt und wird es immerdar tun. Dis liebe Zeitung— die iſt da gerade ſolch lieber, æuf⸗ merkſamer Freund, die den Weihnachtsmann an alles ermnert, was er vielleicht vergeſſen haben könnte. Da iſt die Zeitung mit ihren vielen weihnachtlichen Ankündigungen ſo ein Stück Behaglichkeit. Und daneben erfahren wir noch ſo allerlei Neuigkeiten. Nun iſt ſie wieder da, die liebe Zeit. Grüß dich Gott, liebe alte Zeitung, und auch euch noch immer meinen Gruß, euch Weihnachts⸗Anzetgen und Spielzeug⸗ bildern, wie einſt zur ſeligen Kinderzeit. Karl Demmel. Stäsdtiſche Nachrichten Der Sonntagvormittags⸗Spaziergang Kinder ſind nun einmal ſo wie ſie ſind. Daß wir Erwachſenen auch einmal ſo waren, wollen mir mei⸗ ſtens nicht zugeben. Die ſonſt ſo artige und wohl⸗ erzogene Charlotte ſoll dem Beſuch die Hand geben. Statt deſſen ſpielt ſie ſchnell ein bißchen Verſtecken hinter dem Rock der Mutter lauch wenn er kurz iſt). Und wenn ſte dann ſchließlich dem Beſuch gegenüber⸗ ſteht, ſteckt ſie die rechte Hand, ſo weit es geht, in den Mund und reicht die Linke zum Gruß. Die Mama glaubt ſich blamiert, gibt Papas Augenſtern(das iſt die Tochter immer) einen Klaps und ſteckt ſie kurzerhand in die Küche. Zu Hauſe gehen ſolche Exekutionen ſchnell und ſchmerzvoll. Wie ganz anders iſt ein ſolcher Zwi⸗ ſchenfall les braucht nicht der gleiche zu ſein wie oben) auf einem Spaziergang. Die Mama iſt mit Charlotte und dem zwei Jahre älteren Robert zum Waſſerturm gegangen und trifft dort ihre Freundin. Robert findet es langweilig, erſt lange dazuſtehen, um dem Geſpräch der beiden Damen zuzuhören, und unternimmt einſtweilen eine Junſpektion der tieferliegenden Anlagen. Ein Mahnruf der Mutter erreicht ihn nicht, aber das Geſpräch der beiden Freundinnen iſt intereſſant und dauert lange. Ganz beiläufig findet ſich auch Robert wieder bei der Gruppe ein und konſtatiert, daß er wohl Zeit genug habe, eine weitere Expedition zu unternehmen. Die großen Quader, die an der Treppe die Seiten bilden, ſind hoch genug, um ſeine leicht⸗ athletiſchen Fähigkeiten weiter auszubilden.„Robert, willſt du wohl hergehen?“ Robert hat es ſicher gehört, aber er hat noch zwet Stufen herunterzuſpringen und außerdem: Wer weiß, ob es wirklich jetzt weitergeht. Noch eine Stufe! Die Mama glaubt aber inzwiſchen ihre Autorität beweiſen zu müſſen: „Robert!— So ein Lauſelümmel! Wirſt du letzt hergehen?“ Weithin ſchallte es. Am Waſſerturm. Sonntag vormittags. Die Freundin hörte es und Robert, und die Frau Oberregierungsrat, die gerade einen Augenblick ſpäter ſo herablaſſend für den Gruß dankte, und viele andere haben es gehört, auch ich.— Wieder zu Hauſe:„Na, wars ſchön, euer Spazter⸗ gang?“ fragt der Vater.„Du mußt mal Robert ordentlich vornehmen. Er hat ſich am Waſſerturm aufgeführt, kandalös! Ich habe mich vor Frau Ober⸗ regierungsrat in Grund und Boden geſchämt!“ LIX. * Eine luxemburgiſche Schulkommiſſion in Mann⸗ heim⸗Ludwigshafen. Eine aus zwei Perſonen be⸗ ſtehende Schulkommiſſion aus Luxemburg, die vorher das nach den Richtlinien von Stadtſchulrat Dr. Sickinger gegliederte Volksſchulweſen Mann⸗ heims ſtudiert hatte, weilte auch einige Tage in Lud⸗ wigshafen, um die Hilfsſchulen zu beſichtigen. In⸗ folge ſtarken Zuzugs von Arbeiterfamilten aus Ita⸗ lien und Frankreich ſahen ſich nämlich die luxem⸗ burgiſchen Schulbehörden veranlaßt, Sonder⸗ und Hilfsklaſſen zu errichten, da ſie den fremoͤſprachlichen Kinderzuwachs nicht in die Normalklaſſen aufnehmen können. Ihren 70. Geburtstag feiern am kommenden Montag Frau Sophie Heinrich Wwe.,& 8, 12. und Herr Ludwig Berſch, Richard Wagnerſtraße Das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit feiert am morgigen Sonntag Herr Friedrich Gieſer mit ſeiner Ehefrau Katharina geb. Kühner K 4, 28. Veranſtaltungen G Kundgebung der Mannheimer Theatermiigliedes⸗ Auf die morgen vormittag 11 Uhr im Nibelungenſaal ſtatt⸗ findende Kundgebung der geſamten Mitg lte der des Mannheimer Nattonaltdeaters ſei nochmals hingewieſen. Es werden ſprechen: Karl Han⸗ benreißer für die Mitglieder des Nationaltheaters, Präſident Wallauer vom Deutſchen Bühnenvereim. Rechtsanwalt Joſef Gentil, Mannheim. Der Eintritt zu dieſer Veranſtaltung iſt frei. O Schloßmuſeum Mannheim. Aus Anlaß der Aus⸗ ſtellung„Deutſche Minneſänger“(Bilder aus der Maneſſe⸗Handſchrift) iſt der Eintrittspreis des Schloß⸗ muſeums auch Sonntag, 3. Dez. auf 20 Pfg. pro Perſon ermäßigt.(Näheres ſiehe die Anzeige in der heutigen Nummer.) * Weihnachtsaufführung mit Baſar. Am Sonntag nach⸗ mittag findet im Wartburghoſpiz F 4 ein Weihnachts⸗ baſar mit allerlei Aufführungen für Kinder ſtatt. Abends Aufführung des alten„Paradeisſpieles“ und des Advents⸗ ſpteles„Ave Maria“ durch Laienſpieler der Chriſtenge⸗ meinſchaft Heidelberg und Mannheim. Der Eintritt iſt frei.(Stehe Anzeige.) Schluß des redaktionellen Teils Bei Erſchöpfungszuſtänden verordnet der Arzt Ovomaltine, die konzentrierte Kraftnahrung. Sie iſt wohlſchmeckend und belaſtet den Magen nicht, wird ſofort verdaut und zeigt ihre gute Wirkung ſofort. Jeder Verſuch iſt ein Erfolg. Ovomaltine iſt in Apotheken und Drogerken vorrätig; 250 gr Doſe.70 RM., 500 gr.— RM. Grattsprobe und Druckſachen durch B. 7 Dr. A. Wander G. m. 5.., Oſthofen⸗Rheinheſſen Sonniag Offene Geschaffel Kauft frühzeifig! Beachtet die Anzeigen in der NN Z 4. Seite. Nr. 570 Samstag, den 7. Dezember 1929 II. Noch einmal kehre ich zu meinen früheſten Kind⸗ heitserinnerungen zurück. Der Schauplatz, an den ſte ſich knüpfen, unſere damalige Wohnung im v. Po⸗ ſchinger ſchen Hauſe gegenüber dem Zeughausplatz, iſt mir noch gut im Gedächtnis, doch vermag ich ſie mit der Erinnerung an Perſonen außerhalb des Kreiſes der Familte und der Hausgenoſſen kaum mehr in Verbindung zu bringen. Mit einer Ausnahme. Das war der Frankenthaler Maler Baumgartner, der damals ſeine Kunſt hauptſächlich in Mannheim übte und auch die Portraits meiner Eltern fertigte. Seine Arbeiten wurden ſpäter geſchätzt und es wurde auch einmal, ſoviel ich weiß unter der Führung des Altertumsvereins in Mannheim eine Sonder⸗ ausſtellung veranſtaltet. Ich hätte den Mann wohl aus dem Gedächtuts verloren, wenn nicht die noch vorhandenen Bilder die Erinnerung an ihn im⸗ mer wieder aufgefriſcht hätten. Eitel war er nicht, wenigſtens nicht hinſichtlich ſeines Aeußeren. Er trug, wie das ja damals noch überwiegend Mode war, ein Hemd mit feſtem Kragen, das immer ſehr lange Dienſt tun mußte. Eines Tages ſollte er aber einen Beſuch machen, von dem er hoffte, daß er zu einem Auftrag führen werde, und da ſchien es ihm, doch nötig, ſauber auszuſehen. Er wußte ſich zu hel⸗ fen. Er ſchlug ſeinen Hemdkragen nach innen um und pumpte ſich von meinem Vater einen Kragen, den er darüber knüpfte, und den ihm zu beſſerer Sicherheit meine Mutter noch hinten mit einer Stecknadel be⸗ feſtigen mußte. Ob er den Auftrag erhielt, weiß ich nicht. Uebri⸗ gens war ihm nicht jeder Auftrag willkommen. Zwei reiche Damen wollten ſich von ihm malen laſſen. Er lehnte nicht gerade ab, aber er entzog ſich den Auf⸗ trägen durch allerhand Ausflüchte, und meiner Mut⸗ ter ſagte er im Vertrauen, die beiden könne man doch nicht malen; die eine ſei lauter Buckel und die andre lauter Maul. Eine ſeiner Eigenheiten war die, daß er ſich nie in ein unfertiges Bild hineinſehen ließ ſondern ſich ſtets von vornherein einen Schrank ein⸗ räumen ließ, in dem er nach jeder Sitzung Bild und Utenſtlien verſchloß, Und wenn er mit einer Arbeit ſelbſt nicht zufrieden war, oder ſich mit dem Auftrag⸗ geber überwarf, ließ er wohl Bild und Honorar im Stich und ward nicht mehr geſehen. Ein mittel⸗ deutſcher Fürſt, den er malte, ließ ihn einmal, als er nicht pünktlich zur Sitzung kam, durch einen Lakaten aus dem Bett holen. Baumgartner kam, pinſelte eifrig, verſchloß die Leinwand wie üblich und verſchwand auf Nimmerwiederſehen. Als der Fürſt den Schrank aufbrechen ließ, fand er ſein ei⸗ genes Bild mit ſchwarzer Farbe überſtrichen, aber ſein Hündchen, das immer mit bei den Sitzungen geweſen war, ſaß lebenswahr unten in der Ecke. 5 Retchlichere Erinnerungen kauchen mir auf in Verbindung mit unſerer ſpäteren Wohnung in dem fetzt völlig veränderten Fingadoſchen Hauſe gegen⸗ über den Hafengebäuden. Da ſtand ich viel am Fen⸗ ſter neben meiner Mutter, die nach der Mode der Zeit auf Stramin ſtickte oder künſtliche Blumen ſer⸗ tigte, und mich dabet mit den Leuten und Dingen bekannt machte, dte vorbeikamen. Da kamen die Poſt⸗ wagen, die die Poſt von Ludwigshafen herüber⸗ brachten, wohin es ja keine Bahnverbindung gab, da kamen Fuhren aus dem Zollhafen, Baumwollballen und Retsſäcke, Kaffeefäſſer und Eiſenbarren und es kamen landwirtſchaftliche Maſchinen, von Clayton u. Shuttleworth in Birmingham, die Heinrich Lanz im⸗ portterte, ehe er die Fabrikation ſelbſt aufnahm. Und da lief ein Spengler, der eine Tafel Weißblech auf dem Kopfe trug, und ich ſagte: Wenn ich einmal groß bin, kauf' ich mir ſo eine Tafel Blech und mach Groſchen draus! Meine Mutter belehrte mich, daß das ein Verbrechen ſein würde und daß man mich einſperren würde, wenn ich mich unterfinge, ſelbſt Geld machen zu wol⸗ 15 Dee len. Auf Lebensdauer hat ihre Lehre nicht vorge⸗ halten, denn in meinen alten Tagen bin ich als Bür⸗ germeiſter und Kreisvorſitzender doch noch dazu ge⸗ kommen, Geld zu machen, Inflationsgeld, das noch ſchlechter war als die ſchlechten Groſchen, die mir die Idee mit der Blechtafel eingegeben hatten. Es war ja mit dieſen ſchlechten Groſchen auch gar nicht ſo ſchlimm; man gab ſie aus, wie man ſie ein⸗ genommen hatte und blieb ſelten an einem hängen. Wenn der eine Kaufmann ihn nicht nehmen wollte, nahm ihn der andere. Schmerzlich war's nur für die Hausfrau, wenn ſie einen von den ſchönen großen Salzburger Groſchen zwiſchen Tag und Dunkel für einen Sechſer eingenommen hatte. Intereſſant war übrigens das ſchlechte Geld mitunter; meine ſpäter angelegte Münzenſammlung legt noch Zeugnis da⸗ von ab. Doch zurück zu meinem Fenſter! Da gingen ein paar anſehnliche Herren vorüber, die Rheinſchiffer de Haas, Rheindorp und Stammel. Es war noch eine gute Zeit für ihren Stand und ſie und ihresgleichen waren richtige Patrizier, wie ſich's auch zeigte, wenn man in ihre Wohnungen hineinſah. Man machte ihnen nicht ohne Grund den Vorwurf, daß ſie ſich dem Fortſchritt in der Rheinſchiffahrt mindeſtens mit paſſivem Widerſtand in den Weg ſtellten. Aber ſie hatten eben das Gefühl, daß dieſer Fortſchritt für die Blüte ihres Standes den Anfang vom Ende bedeuten werde. Von ein paar alten Da⸗ men, die vorübergingen, will ich weiter nichts ſagen, als daß ich bedaure, ihre mir lebhaft in Erinnerung gebliebene Erſcheinung nicht mit dem Zeichenſtift oder noch beſſer mit Pinſel und Farbe wiedergeben zu können. Eine herkuliſche Geſtalt mit wallendem Barte, mit der ich die Reihe der Erſcheinungen ſchließen will, war der Schloſſermeiſter Hönn. Er hatte in ſeiner Jugend, teils aus Abenteuerluſt, teils aus Begeiſterung, die Freiheitskämpfe der Griechen mit⸗ gemacht und pflegte gern davon zu erzählen. In der badiſchen Revolution war er dann ein eifriger Frei⸗ ſcharxenhauptmann geweſen und bei deren Zuſam⸗ menbruch war es ihm ſchwer geweſen, die Sache ver⸗ oren zu geben. Ueber Verrat ſcheltend, war er aber ſchließlich heimgekehrt, hatte Waffen und ſonſtige srüſtung in den Abort verſenkt und hatte ſich in Von Dr. John Guſtav Weiß ⸗ Eberbach ſeine Werkſtätte begeben. Zu ſeinem Glück hatte nie⸗ mand ihn denunziert und ſo war er unbehelligt ge⸗ blieben. Die Revolutionserinnerungen ſpielten zu Anfang der 1860er Jahre noch eine große Rolle als Ge⸗ ſprächsthema am Familientiſch, da ja inzwiſchen nichts ſich ereignet hatte, was ſie hätte in den Hinter⸗ grund drängen können und man täglich mit Leuten in Berührung kam, die auf der einen oder anderen Seite ſich betätigt hatten. Sehr anſchaulich erzählte mein Großvater bei Gelegenheit von der Beſchießung Ludwigshafens durch Corvin und von dem Zuſam⸗ menſtoße auf der Rheinbrücke, der erſt wie eine ganz harmloſe Begegnung ausgeſehen hatte, bis dann ein paar Schüſſe gefallen waren und man den erſten Mann vom Platze getragen hatte. Bei dieſer Ge⸗ legenheit fällt mir ein drolliges Mißverſtändnis ein. Der Mannheimer Kaufmann Martin Köhler, der zu jener Zeit in Rotterdam anſäſſig war, beſuchte einige Tage nach den eben genannten Ereigniſſen ſeine Vaterſtadt und erzählte bei ſeiner Rückkehr nach Holland einem Kreiſe von Bekannten, hauptſächlich Landsleuten, von ſeinen Eindrücken. Zum Schluſſe kam er auf Ludwigshafen und ſagte: Wie's dort ausſieht, das iſt ſcheußlich! Es befand ſich aber eine Engländern in der Geſell⸗ ſchaft, die gerade Deutſch genug verſtand, um dieſen Ausdruck unanſtändig zu finden!— Mein Vater hatte ſich politiſch an der Revolution nicht beteiligt; man hatte ihn nur zur Bürgerwehr geholt und er war in Heidelberg einquartiert geweſen, als die Preußen kamen. Eines Tages, um die Mitte der 1860er Jahre, ging ich mit ihm in Heidelberg durch die Sandgaſſe; da ſchaute eine alte Frau zum Fenſter heraus und fragte ſte, ob ſie nicht die Witwe Sch u⸗ macher wäre, und da ſte bejahte, ſagte er: Ich war einmal bei Ihnen einquartiert! Da ſchlug ſie die Hände zuſammen und rief: Ach, jetzt kenn' ich Sie! Gott ſei Dank, daß Sie noch leben! Ich hab' ge⸗ meint, die Preußen hätten Sie auch totgeſchoſſen, wie den Mann im hintern Zimmer! Den haben ſie aus dem Bett geholt! Nachher erzählte mir mein Vater, wie die Sache verlaufen war. Er hätte ja wohl Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) mer Erinnerungen nichts zu befürchten gehabt, aber er hatte doch der ſummariſchen Juſtiz der Sieger nicht recht getraut und hatte bei einem Freunde Zuflucht geſucht, der in der chirurgiſchen Klintk als Aſſiſtenzarzt tätig war. Der hatte ihn in einen weißen Kittel geſteckt und hatte ſich von ihm Handreichungen machen laſſen bei der Behandlung eingelieferter Verwundeten, bis keine Gefahr mehr zu ſein ſchien. Es wundert mich eigentlich, daß mein Vater ſein altes Quartier nicht ſchon früher einmal aufgeſucht hatte, denn er gehörte zu den vielen Mannheimern, denen als Sonntagserholung nichts über einen Aus⸗ flug nach Heidelberg— mit oder ohne Familie ging. Es will mir faſt ſcheinen, als ob damals das Ausfliegen nach Heidelberg noch beliebter geweſen wäre, als ſpäter, wenn auch natürlich die abſolute Zahl der Ausflügler mit dem Anwachſen der Stadt ſich ſtetgerte. Mannheim ſelbſt hatte eben am Sonn⸗ tagnachmittag wenig zu bieten; man konnte nur im Schloßgarten ſpazieren gehen oder in einem Bier⸗ garten ſitzen, wenn man nicht vorzog, in ſeinen vier Mauern zu bleiben. So ging es deun in Scharen nach Heidelberg und für Damen und Kinder war es ein beſonderes Vergnügen, zu Eſel aufs Schloß zu reiten. Das brachte einmal ſchweres Mißgeſchick für einen Herrn ., der ſich ſehr um eine der berittenen Damen be⸗ mühte und dabei einmal hinter dem Eſel herum auf die andre Seite wechſeln wollte. Der Eſel, der wohl zu viel Grünfutter bekommen hatte, explodierte in dieſem Augenblick und Herr G. mußte ſich betrübt zurückziehen, denn ſein ſchöner friſchgewaſchener Nankinganzug war von oben bis unten von grün⸗ gelblicher Brühe überzogen. Bei aller Vorliebe der Mannheimer für Heidelberg ſtanden doch die Heidel⸗ berger Buben bei ihren Mannheimer Altersgenoſſen nicht im beſten Geruch, denn dieſe pflegten zu ſingen: Die heedelberger Buwe, Die trage grüne Röck, Sie danze mit de Mädle Un ſchdinke wie die Böck! Damit bin ich zur Mundartdichtung gekommen und kann hier gleich meine Erinnerung an J. Ph. Zeller, den„Vetter aus'r Palz“ anſchließen. Er war ein Schulkamerad und intimer Freund meines Vaters und kam auch zu uns ins Haus, wobei es meiſt ſich um Angelegenheiten des „Sängerbundes“ handelte. Er hieß deshalb auch bei mir nicht der Vetter, ſondern der Sängerbund, und ich wußte nicht, warum er allemal lachte, wenn ich ihn ſo anredete. Einmal wachte ich in der Nacht auf, als eben mein Vater nach Hauſe gekommen war; da erzählte er mir, der„Sängerbund“ habe auf dem Heimweg vom Maskenball mit der Polizei Händel bekommen und ſei eingeſteckt worden. Das muß gar nicht lange vor ſeinem Tode geweſen ſein, denn dicht dabei ſteht mir im Gedächtnis, wie ich am Mühlaudamm Blumen pflückte und zwei grö⸗ ßere Buben des Weges kamen und erzählten, eben ſei im Freibad der Vetter ertrunken. Mancherlei Einzelheiten aus dem Leben Zellers erfuhr ich ſpäter von ſeiner Schweſter Frau Sie⸗ beneck, die mir auch ſeine Pfeife und ſein Band von der Lyceiſtenverbindung Rhenania ſchenkte. Auf beiden Gegenſtänden, die ich ſpäter dem Mannheimer Altertumsverein überließ, ſind die Namen der mit Zeller gleichzeitigen Mitgliedern dieſer Verbindung verzeichnet Erinnerlich ſind mir daraus der nach⸗ malige Oberlandesgerichtspräſident Serger und die beiden Brüder Kanzler, der ſpätere Oberbürger⸗ meiſter von Bruchſal und der päpſtliche General. Ueber den bedauerlichen Verluſt des Mauuſfkripts einer Grammatik des Pfälzer Dialekts, die Zeller verfaßt und faſt fertiggeſtellt hatte, wurde mir ge⸗ ſagt, er habe es oft mitgenommen, um noch un⸗ ſichere Punkte mit Freunden zu erörtern, und ſo habe er es auch eines Abends in die„Alte Pfalz“ mitgenommen und verſehentlich dort liegen laſſen. Er habe, als es andern Tags nicht zu finden war, erſt gehofft, ein Freund habe ſich den Scherz gemacht, es einzuſtecken und werde es wiederbringen, aber die Hoffnung ſei vergeblich geweſen. Ich glaube, der Verluſt iſt heute noch zu bedauern, denn es will mir ſcheinen, daß die Mannheimer Mundart ſich ſeit dem Anfantz der 1860er Jahre nicht unerheblich verändert. hat, Das fällt mir natürlich mehr auf, als denen, die die Mundart täglich gehört und ihre unvermerk⸗ ten Wandlungen mitgemacht haben. Daß aber meine Wahrnehmung nicht bloße Einbildung iſt, ſondern daß die Aenderung auch bei der ſchriftlichen Wieder⸗ gabe der Mundart zum Ausdruck kommt, dürfte ein Vergleich der Zeller'ſchen Gedichte mit den Glück⸗ ſte i'ſchen zeigen. Zeller war bekanntlich auch der Gründer des Mannheimer Altertums vereins. Das Einmal fanden wir und verwahrten ſie in den Laubhütten, die wir uns in den Weidenanlagen der Mühlauvorländer zurecht⸗ gebaut hatten. Wir hatten das Gefühl, daß wir ſie eigentlich an das naturhiſtoriſche Muſeum abliefern ſollten, aber wir vermochten uns nicht don ihnen zu trennen und ſchließlich wurden ſie uns von andern Buben geſtohlen. Nur einen Mahlzahn, den mein Freund Alois Bender beigebracht hatte, verwahre ich heute noch. Ich bin der Zeit vorausgeeilt und muß noch ein⸗ mal zurückgreifen. Zu den Hauptereigniſſen der 1860er Jahre gehörte in Mannheim Enthüllung des Schillerdenkmals im Jahre 1862. Die Stadt war über und über geſchmückt mit Flaggen und Gutirlanden und beſonders ſchön er⸗ ſchten mir der nach damaligen Begriffen wirklich großartige Feſtzug. Weniger Eindruck machten natürlich die ſpäteren Enthüllungsfeierlichkeiten der Denkmäler Ifflands und Dalbergs, doch war es bei einer dieſer Gelegenheiten, daß ich zum * war erſt ein Jux von ihm geweſen, aus dem aber bald Ernſt wurbe als er nicht nur bei ſich ſelbſt ein tieferes Intereſſe für die Altertumsforſchung ent⸗ deckte, ſondern auch ein freudiges Entgegenkommen aus weiteren Kreiſen erfuhr. Die Sammlung des Altertumsvereins war noch lange nach dem Tode Zellers ſo klein, daß ſie in einem einzigen gemiete⸗ ten Zimmer, ſpäter mit noch einem kleinen Neben⸗ zimmer Platz hatte. Immerhin enthielt ſie ſchon intereſſante Gegenſtände, auch ſolche, die mit der Ge⸗ ſchichte Mannheims und der Pfalz in keiner Bezie⸗ hung ſtanden. Die Bezeichnung der Gegenſtände ließ damals mitunter noch wiſſenſchaftlichen Ernſt ver⸗ miſſen. So erinnere ich mich an eine ſehr ſchöne Armbruſt, die als„angeblich die Tell's“ bezeichnet war. Eine ganz hübſche Sammlung von Pfahlbauten⸗ funden war vorhanden. Dieſe war es vielleicht, die in mir das Intereſſe weckte, eine Serie von Vorträgen zu hören, die Karl Vogt kurz nach dem Erſcheinen ſeiner Schrift„Ueber die Mikrocephalen oder Affen⸗ menſchen“ in Mannheim hielt. Die Vorträge erregten damals großes Aufſehen und viel Parteinahme für und gegen Vogt. Es gab Leute, die ihn für einen närriſchen Kerl erklärten und als Beleg dafür an⸗ führten, er habe im Frankfurter Parlament der Reichskanarien⸗ bvogel geheißen, weil er immer in einem gelben Kittel erſchtenen ſet. Ich ließ mich aber nicht abhalten und legte in den Vorträgen den Grund zu einem lebenslangen In⸗ tereſſe für Anthropologie und Urgeſchichte, die Ge⸗ biete, in denen ſie ſich bewegten. Ich war wohl der jüngſte Zuhörer und meine Anweſenheit ſchien den Dekan Schellenberg, der eines Abends neben mir ſaß, etwas komiſch zu berühren, denn als Pro⸗ ſeſſor Fickle r, der Vogt aſſiſtierte, mit einem Marktkorb voller Menſchenſchädel hereinkam, ſagte er zu mir:„Gelt, du meinſt, der bringt Brödle und Würſtle?“ Ich war übrigens nicht der Einzige unter meinen Altersgenoſſen, der Intereſſe gerade für die Wiſſens⸗ gebiete hatte, die in den Unterklaſſen des Lyceums nicht gepflegt wurden. Da war Fritz Nötling, dem es die Geologie angetan hatte und der ſpäter Landes⸗ geologe in Indien war. Andere wieder hatten mehr Intereſſe für Pflanzen oder für Inſekten, für welch' letztere der Käfertaler Wald das beliebteſte und er⸗ giebigſte Jagdgebiet war. Intereſſante Gegenſtände lieferten manchmal Grabungen in der Stadt und An⸗ ſchüttungen von gebaggertem Sand und Kies aus dem Rhein. auch Mammutreſte erſtenmal zwei Könige ſah, den König Ludwig l. von Bayern und ſeinen Sohn Otto, König von Griechenland. Sie ſahen aus einem Fen⸗ ſter des damals noch ſtehenden Zweibrückiſchen Pa⸗ lais den Feſtlichkeiten zu und ich war ſehr enttäuſcht darüber, daß ſie mir keinen größeren Eindruck mach⸗ ten, als gewöhnliche Sterbliche. Daß ſie Kronen auf dem Kopfe trugen, hatte ich ja wohl im Ernſte nicht mehr erwartet, nachdem ich doch ſchon gelegentlich den Großherzog in einfacher Dragonerunifſorm ge⸗ ſehen hatte. Aber ſo ganz ſchmucklos im Bürgerrock und dazu weder in Geſtalt noch Geſicht etwas be⸗ ſonders Hoheitsvolles— nein, das hatte ich nicht erwartet! Vielleicht hätte mich der Anblick der Kaiſerin Eugenie von Frankreich mehr befriedigt, wenn ich ihn nicht verſchlafen hätte. Ich weiß nicht mehr, ob ſte Mannheim beſuchte oder nur durchreiſte. Mein Vater hatte ſie geſehen und meine Mutter fragte ihn, ob ſie wirklich ſo ſchön ſei, wie man ſage.„Das iſt Geſchmacksſache!“ antwortete er. (Schluß folgt) Der Nikolaus in der Liſelotteſchule Man kannte die Räume der Lifebotteſchule nicht wieder. Wo waren die nüchtern⸗ernſten Schulzimmer, die geſtren⸗ gen Korridore? Wo würdige Lehrerinnen und ſittſ me Schülerinnen? Alles wax außer Rand und Band! Werh⸗ nachten, Nöülobaus, Kaffeeſtube, Kabarett, Ballonverkäuſer— Stimm ung, Stimmung, Stimmung! Wo man hint im fröhliche Beſichter, geputzte Menſchen, eifriges Amüſement. Und nun, Chroniſt, erzähle: Im Erdgeſchoß war großer Weihnachtsmarkt Schon um fünf Uhu war er ausverkauft. Kein Wunder, kam man doch vorher kaum durch, ſo ſehr wogte das Ger dränge. Von den Schüberinnen ſelbſt angeferkigte Kunſt⸗ gegenſtände, genähte Puppen, handgemalte Bilder, Ham⸗ pelmänner aus Holg, ſogar Kakteenzüchterinwen boten ihre Erzeugniſſe dar. Wie geſagt, um fünf Uhr wars ratze⸗ kahl ausverkauft auf dem Weihnachtsmarkt. Am hübſche⸗ ſten war hier unten die Angelecke. E e ses nach Herzenslust angeln, was er brauchte oder ſich wünſchte. Ein neckiſches Spiel, noch viel kurzweiliger als das Angeln gemeiniglich iſt. In fabelhaften Kaffee⸗, Kalabo⸗ und Tee⸗ ſtuben wurde ff. geſtifteter Bohnenkaſſee kredenzt. Die Eltern⸗Spender ſollen leben! Dazu Märchenppeiſe: die Taſſe 10(zehn) Pfennig. Man hatte ſich überhaupt ſür Ginheitspreiſe entſchteden. Für nen Groſchen bekam man faſt alles. Eis, Würſtchen mit Brot uſw. Die klugen Rechnerinnen bezamen dennoch hübſche Sümmchen u ate Kaſſen, denn zehnmalzehn Pfennige geben auch eine Mark! Oben waren muſtergültige Sehenswürdigbeiten. Schü⸗ terinnen der unteren Klaſſen boten eine Kafperl⸗Auf⸗ führung, die einzig genannt zu werden verdient. Ber⸗ tel Maler vezätterte humorvoll und geſchickt im Rari⸗ täten⸗ Kabarett. Auf Wiederſehen, Sie ſehen jan ich werde weitergeſchubſt! Gehen wir zur Hexe und laſſen uns wahrſagen! Eine originelle Zeltaufmachung lockte die Kundschaft zu der beineswegs häßlichen Wahrſager n. f Der Clon der Veranſtaltungen war wohl bas Negerzelt „Sechs kleine Negerlein machten einen Tanz.“ Aber was für einen! Das mußte man gefehen haben! 5 ö miſche Unterricht in der Schule zeitigt ſeine Früchte. Eine ſelbſt komponſerte Tanzſzene war eine erſtaunliche Lei⸗ tung. Beſonderes Lob geoührt der Einzeltänzerin Cillt Weiß. Feingliedrig und zart war das dem Tanz er⸗ gebene Geſchöpf, ein herrlicher Anblick. Haroba Otto song ein Negerlied. Am Saxophon begleitet. Die Mimik, no Ihr wißt ja, was für Grimaſſen Mädchen ſchneiden können, zumal wenn ſie ausgelaſſen ſind! Lotte Marz Mia Gläſer, Eliſabeth Stang, Doris Fries, Trudel Hirſchfeldd, Gertrud Kopka— Ihr habt Eure Sache fein gemacht! Niedliche Verbäuferinnen überraſchten mit Ballonen, Süßigkeiten, Bretzeln. tönben, erklang der Siemens⸗Lautfprecher. Proſeſſoren ſaßen an den Kaſſen und freuten ſich, wie El⸗ tern und Kinder zuſammenwirkten, daß recht viel für das Landheim in Oberfinkenbach, dem die ganze Fete galt, herauskem. Nur einen Tag dauerte die Herrlichkeit. Heute wird die Schule wieder geputzt. oder eine Licdſtrophe um die Ecke irren, öbe leider micht mitverkauft worden war IB. Welterumſchlag im Schwarzwald Am Freitag Regen und leichte Abkühlung Die ganz anormale Föhnerwärmung und Klar⸗ heit, die über die Wochenmitte herrſchte, hat ein raſches Ende gefunden. Im Gegen⸗ ſatz zu mehreren Malen in dieſem Herbſt, ſo vor allem zu Anfang Oktober, wo trotz dauernden Föhn⸗ wetters lange kein Umſchlag erfolgte, iſt auf den Föhn diesmal prompt der Umſchlag eingetreten. In der Regel rechnet man bei ſolchen Föhnlagen mit zwei Tagen, bis es zu einem Umſchlag kommt. Der Umſchlag im Schwarzwald bereitete ſich noch gegen Mitternacht von Donnerstag auf Fre⸗ tag vor, wo von Südweſten her Wolkenzug einſetzte. Der Freitag Morgen erwachte im Regen, der nicht ſehr ſtark war, aber weit verbreitet auftrat und un unterbrochen bis um die Mittagszeit anhielt. Die Wolkendecke, an ſich nicht ſehr dicht, legt geſchloſſen über dem Gebirge, läßt einigermaßen durch. Die Temperaturen weiſen im Zuſammenhang mit dem Regen nach einer faſt un⸗ erträglich feucht⸗warmen Nacht einen leichten Rück⸗ gang auf, der aber noch nicht auf eine Herſtellung jahreszeitlich normaler Verhältniſſe ſchließen läßt. OE. 2* *„Beſenwirte“. Die Zahl der Beſenwirte wird in einigen badiſchen Erzeugungsgebieten in dieſem Winter beſonders groß werden. Man meine, wie der„Weinbau“ berichtet, ja nicht, daß der Weinbauer das Beſenherausſtecken zu ſeinem Vergnügen be⸗ treibe; er braucht Geld, und wenn er als Beſenwirt den Liter Wein zu—.20 Mk. los wird, ſo iſt er, auch wenn er ſeine Unkoſten hinzurechnet, immer noch beſſer dran, als wenn er ihn im Herbſt zu 6070 Pfg. verkauft hätte. Beſenwirtſchaften waren ven jeher Begleiterſcheinungen eines lahmen Ab⸗ ſatzes und noch nie ein Zeichen geſunder wirtſchaft⸗ licher Verhältniſſe. Film⸗Runoſchau Alhembra:„Frühlings Erwachen“ Mit dem gleichnamigen Theaterſtück Frank Wede⸗ kinds hat dieſer Film nur den Titel, ein paar Namen und äußere Vorgänge gemeinſam, ſonſt iſt er ein ſelb⸗ ſtändiges Werk, das mit den Mitteln des Films die Jugendtragödie Wedekinds aus ihrer geheimnisvollen Atmosphäre löſt und in einen geſteigerten Realismus über⸗ ſetzt. Dem Regiſſeur Richard Oswald gelingt das ausgezeichnet. Die Art, wie er das Ganze in den Rahmen einer Kleinſtadt ſtellt, es mit wundervollen Bildern aus der erwachenden Natur umgtbt, iſt geradezu poetiſch, und wenn auch der Film in einigen Details zu ſehr ſeine Ten⸗ denz unterſtreicht und in extreme bildliche Darſtellung ver⸗ fällt, ſo iſt doch der hohe Ernſt dieſes Werkes unbedingt anzuerkennen. Dazu kommt die hervorragende Darſtellung, beſonders der jugendlichen Hauptrollenträger; zumal der Darſteller des Moritz Stiefel iſt ganz hervoragend. Das iſt wirklich Jugendtragödie, ohne Uebertreibung. Wir alle haben es erlebt, daß ſolche Stiefkinder in der Schule bei den Schulmeiſtern wenig Verſtändnis für ihr Schickſal ſan⸗ den, aber umſomehr Gelegenheit gaben, das Objekt ihrer Nachſtellungen zu werden. Wenn es heute beſſer geworden iſt, ſo kann dieſer Film dennoch ſeine Aufgabe dadurch erfüllen, daß er an Zeiten gemahnt, in denen mancher Lehrer die„Methode“ über das menſchliche Verſtändnts ſtellt. Fritz Raſp ſtellt einen ſolchen Typ mit einer grandioſen mimiſchen Sicherheit dar, während Bernhard Götz ke den verſtändnisvollen, der Jugend freundlichen Lehrer ſpielt. Alle übrigen Darſteller ſind ebenfalls aus⸗ gezeichnet. Beſonders zu loben iſt die muſikaltſche Beglei⸗ tung durch bie Hauskapelle.— Weiße und geſunde Zähne.„Da ich ſchon ſeit Jahren meine Zähne mit Ihrem hochgeſchätzten Chlorodont“ und Ihrer Chlorodont⸗Zahnbürſte pflege, ſo will ich Ihnen meine Anerkennung für Ihre Präparate entgegenbringen, denn meine Zähne ſind ſo weiß und geſund, daß mich meine Freunde und Bekannten darum beneiden.“ Gez. Karl Stein, Elversberg/ Saar. 5 S204 Schluß des redaktionellen Teils Dort konnte ſeder Der rhyth⸗ Wo ſonſt Profeſſorenſtimmen er⸗ Die Aber noch ein Weilchen wird an den Wänden ein lachender Negermund erſcheinen im Schwarzwald aber Sonnenerhellungen 1 f ö 8 18 8 4 1 Samstag, den 7. Dezember 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗ Ausgabe) 5. Seite. Nr. 570 Aus dem Lande Aufklärung eines Verbrechens? d. Weinheim, 7. Dez.(Eigener Drahtbericht./ Vor drei Jahren war zwiſchen Mörlenbach und Reiſen eine Frau im Walde ermordet aufgefunden worden. Bisher fehlte von dem Täter jede Spur. Auch bie Identität der Ermordeten konnte nicht feſt⸗ geſtellt werden. Nun hat die Gendarmerie wegen Sittlichkeitsverbrechens einen verheirateten, hier wohnhaften Mann verhaftet, der verdächtig iſt, mit jener Mordtat in Verbindung zu ſtehen. Es ſind Anhaltspunkte vorhanden die darauf ſchließen laſſen, daß es jetzt möglich ſein wird, die Identität der er⸗ mordeten Frau feſtzuſtellen. Es iſt wahrſcheinlich, daß es noch gelingen wird, die graufige Tat der Sühne zuzuführen. Der Verhaftete iſt ein Händ⸗ ler im Umherziehen und ſteht in den ser Jahren. Aus der evangel. Kirchengemeinde Heidelberg m. Heidelberg, 6. Dez. Im Mittelpunkte der Herbſtſitzung des evangeliſchen Kirchenausſchuſſes ſtand die Schuldentilgung. Die Schulden der Kirchengemeinde haben ſich beſonders durch den Neu⸗ bau des Lutherhauſes, die Anſchaffung und Verbeſſe⸗ rung von Orgeln, Einrichtung von Heizungsanlagen und des Johannes Falk⸗Hauſes in Rohrbach, woran die Gemeinde mit etwa 13 000/ beteiligt iſt, auf rund 400 000/ angehäuft. Es gilt nun, dieſe Schulden möglichſt ſchnell abzutragen und Geld zu möglichſt billigem Zinsfuß zu erlangen. Beim Ober⸗ kirchen rat ſoll die Schuldentilgung im nächſten Jahre möglichſt mit der doppelten Summe des diesjährigen Betrages erfolgen. Bei aller Sparſamkeit ſoll jedoch darauf geachtet werden, daß die ſoztalen Bedürfniſſe und der Lebensnerv der Gemeinde nicht beeinträch⸗ tigt werden. Bei der Ev. Verſichevungszentrale in Berlin ſoll ein Dalehen von 150 000 4 zu einem BZinsſatz von 1 Prozent über Reichsbankdiskont auf⸗ genommen werden. In gleichem Sinne ſoll mit der on Portheimſtiftung“ in Heidelberg verhandelt werden. Abgelehnt wurde ein Antrag des Volks⸗ KUrchenbundes, künftighin die Vergebung des Luther⸗ hauſes an politiſche Organtſationen von Fall zu Fall durch den Kirchengemeinderat zu entſcheiden. Eine Greiſin totgefahren St. Georgen im Schwarzwald, 6. Dez. Im be⸗ nachbarten St. Georgen wurde heute morgen auf dem Wege zum Gottesdienſt die 81 Jahre alte Witwe Reich von einem Verkehrsauto überfahren. Sie war ſofort tot. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt, doch dürfte zumindeſt ein Mitverſchulden der Getöteten in Frage kommen. Bedeutungsvoller Fund auf der Reichenau. * Konſtanz, 6. Dez. Ein bedeutungsvoller hiſtori⸗ ſcher Fund iſt bei den Renovierungsarbeiten im Münſter auf der Inſel Reichenau gemacht worden. Man hat das Grab des in der Geſchichte des Rei⸗ chenauer Kloſters hoch bedeutſamen Abtes Berno (10081048) wieder gefunden und geöffnet. Heute wurde die Gruft nach einer kleinen Feier, an der die Geiſtlichkeit und der Gemeindevorſtand teilnahmen, wieder geſchloſſen. * Bruchſal, 6. Dez. Gegen die Gemeinde Odenheim erging im Wege der Staatsaufſicht die Anordnung zur Erhebung von Mahngebüh⸗ ren. Ebenſo wurde die Gemeinde Tiefenbach an⸗ gewteſen, den Voranſchlag für 1929 dem Bür⸗ gerausſchuß zur Zuſtimmung zu unterbreiten.— Wie alljährlich, ſo fand auch jetzt wieder durch den Frauenverein die feierliche Ehrung treuer Haus⸗ angeſtellter ſtatt. Zehn Hausangeſtellte mit ihren Dienſtfrauen waren erſchienen. Es wurden Auszeichnungen für 25⸗ und für 10jährige Dienſtzeit verliehen. Bürgermeiſter Mohner hielt eine An⸗ ſprache. Helft den armen Kleinen vom Lindenhof! Weihnachtsmeſſe zugunſten des Mutterhauſes für evang. Kinderſchweſtern Selten kommt die Verbindung zwiſchen Kirche⸗ und den Gemeindegliedern äußerlich ſo zum Aus⸗ druck, wie im Bezirk der Johanniskirchen⸗ Gemeinde auf dem Lindenhof. Feſte der Kirche ſind Feſte der ganzen Gemeinde. Zwiſchen beiden ſteht das Mut⸗ terhaus für evangeliſche Kinderſchwe⸗ ſtern und Gemeindepflege E. V. Die Kirche unterſtützt das Mutterhaus und das Mutterhaus die Gemeinde. Die Zahl der Kinder wird von Jahr zu Jahr größer. Das Mutterhaus wird dadurch auch ſtärker in Anſpruch genommen. Wenn das Mutter⸗ haus noch nicht beſtünde, ſo müßte es gegründet werden. Seine Tätigkeit wird auf dem Lindenhof hoch geſchätzt. Insbeſondere ſind es die kinderreichen Familien, die der ſo ſegensreich wirkenden Anſtalt Dank und Anerkennung zollen. Die Kinder finden im Mutterhaus liebevolle Aufnahme; ſie ſind vor allem vor den Gefahren der Straße behütet und geſchützt. Der innige Zuſammenhang zwiſchen Kirche, Gemeinde und Mutterhaus tritt namentlich bei der gegenwärtigen Weihnachtsmeſſe in den Ge⸗ meindeſälen der Johanniskirche durch ſtarken Beſuch in Erſcheinung. Die Weihnachtsmeſſe iſt für das Mutterhaus. Es braucht Gelder, um den armen Kin⸗ dern eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Vor einem Kreis geladener Gäſte fand heute vor⸗ mittag 11 Uhr die Eröffnung der Weih⸗ nachts meſſe ſtatt. Auf ein Präludium von Bach, durch Frau Hochſtetter auf dem Klavier gut ge⸗ ſpielt, folgte der Vortrag eines Gedichtes. Pfarrer Emlein begrüßte die Erſchienenen und verwies darauf, daß der zweite Advent ſeit einigen Jahren jeweils der Sonntag iſt, an dem das Mutterhaus für Kinder⸗ ſchweſtern und Gemeindepflege e. V. zu ſeinem Weihnachtsverkauf und zu einer Adventsfeier ein⸗ ladet. Die Frage, was das Mutterhaus eigent⸗ lich wolle, beantwortete der Redner dahin, daß das Mutterhaus als Anſtalt und auf dem Boden der inneren Miſſion ſtehend an ſeinem Teil und an ſeinem Platze der ungeheuren Not der Gegen⸗ wart helfen will. Dieſe Hilfe beſtehe einmal in der Betreuung der Kleinkinder und zum andern in der Ausbildung der Schwe⸗ ſter n. Angeſichts dieſer Aufgaben richte das Mut⸗ terhaus an alle, die die Not der Gegenwart mit⸗ empfinden und mitfühlen, die herzliche Bitte: „Kommt und helft mit!“ Macht es uns mög⸗ lich, auch am diesjährigen Weißhnachtsfeſte den Kin⸗ dern eine Freude zu bereiten. Nach einem weiteren Klawiervortrag folgte eine Beſichtigung der Kinderſchule, die einen intereſſanten Einblick in die Liebestätigkeit des Mutterhauſes gewährte. Die Kinder führten Frö⸗ bel⸗ und Bewegungsſpiele auf und zeigten damit, daß ſie in der Kleinkinder⸗Schule nicht nur vieles lernen, ſondern auch an Zucht und Ordnung ge⸗ wöhnt werden. Zur Zeit befinden ſich 70—80 Klein⸗ kinder in der Schule, die durch die Schweſtern deb Mutterhauſes mit viel Liebe betreut werden. Die Weihnachtsmeſſe ſelbſt iſt reich ausgeſtattet. Außer Luxusgegenſtänden ent⸗ hält ſie viele praktiſche und nützliche Sachen, die ſicherlich eine große Anziehungskraft auf die Linden⸗ hof⸗ Gemeinde ausüben. Bei einem Rundgang durch die Weihnachtsmeſſe konnte man feſtſtellen, daß die beſſer ſitnerten Ge⸗ meindeglieder die Weihnachtsmeſſe reichlich bedacht haben. Bei dem Spielwarenſtand findet man eine große Auswahl von Puppen und ſonſtigen Spiel⸗ ſachen. Der Stand iſt ſo aufgebaut, daß er ſelbſt den größten Anſturm der Kleinſten aushält. Die Verkaufsabteilung für Handarbeiten enthält ent⸗ zückende Stick⸗ und Häkelſachen, wobei erwähnt ſet, daß die Schweſtern einen großen Teil der Arbeiten lübe rraichend i ſelbſt angefertigt haben. Aber auch die Damen von der Lindenhof⸗Nähſchule haben zum Weißhnachtsver⸗ kauf wertvolle Sachen geſtiftet. Man ſah entzückende Kim derkleidchen und eine große Anzahl von Stoffen. Die Reichhaltigkeit des Haushaltungsſtandes iſt überraſchend. Es iſt faſt alles da, was die Frau für die Küche benötigt. Das gleiche gilt vom Lebens⸗ mittelſtand. Der Schokoladen⸗ und dann der Bücher⸗ ſtand werden von den Kaufliebhabern ſtets bevor⸗ zugt, namentlich aber dann, wenn ſie in quantitativer und qualitativer Hinſicht gleich gut ausgeſtattet ſind. Der Silberwaren⸗Stand dürfte ſich gleichfalls der Aufmerkſamkeit der Beſucher erfreuen. Die dies⸗ jährige Weihnachtsmeſſe iſt die größte, die je auf dem Lindenhof abgehalten wurde. Auch die Tom⸗ bola enthält wertvolle Gegenſtände, die zum Kauf eines Loſes einen Anreiz geben. Heute nachmittag zwiſchen 8 und 4 Uhr war eine Veranſtaltung der Kleinkinder und der Kindergärt⸗ nerinnen. Frau Dr. Hohenemſer rezitierte hübſche Gedichte. Um 4 Uhr begann der Betrieb der Weihnachtsmeſſe und die Eröffnung der Kaffee⸗ ſtube. Am Sonntag iſt die Weihnachtsmeſſe mit Kaffeebetrieb von nachmittags halb 3 Uhr bis abends 7 Uhr geöffnet. Abends 8 Uhr beginnt dann unter Mitwirkung bekannter Kräfte in der Johanniskirche eine Adventsfeier. Aus dem Tätigkeitsbericht des Mutterbauſes ſei in Kürze folgendes erwähnt: Auch im vergangenen Berichtsjahre ſtand die Arbeit im Zeichen einer gleichmäßigen, ſteten Entwicklung. Unſere Arbeitsgebiete ſind geblieben; eine Station wurde aufgegeben, zwei andere neu übernommen. Manche Bitte um Schweſtern konnte nicht erfüllt werden. Vor allem war die Nachfrage aus den Ge⸗ meinden nach Kinderſchweſtern und Indu⸗ ſtrieſchweſtern viel größer, als daß wir ſie hätten befriedigen können. Daß für ſolche Mäbchen, die neben der inneren Eignung und Befähigung auch die nötige Schulbildung(Höhere Töchterſchule) beſitzen, die Möglichkeit zur Ausbildung als Gemeindeſchwe⸗ ſter für den eigentlichen Gemeindedienſt ge⸗ ſchaffen wird, erweiſt ſich aus mancherlei Gründen als immer notwendiger. Der Anfang iſt gemacht; einige Schweſtern beſuchen die Soziale Frauenſchule, um nach abgelegtem Staatsexamen als Gemeinde⸗ ſchweſtern wirken zu können. Der Zugang zum Schweſternberuf war für unſere Verhältniſſe befriedigend. Wohl wäre angeſichts der ſtarken Nachfrage nach Schweſtern noch manche Arbeits möglichkeit gegeben, aber es iſt eben nicht jedes junge Mädchen, das ſich meldet, für den Schweſternberuf geeignet. Alle Schweſternarbeit, wo ſie auch geſchehen mag, kann nur getan werden aus dem Geiſt einer wahrhaft chriſtlichen, dienen ⸗ den Liebe heraus. Der Beruf iſt ſchön, aber auch ernſt; er erfordert viel Hingabe, ja Aufgabe des eige⸗ nen Willens. Auch für Ausbildung als Kranken⸗ ſchweſter beſteht durch Abmachung mit anderen Häuſern gute Möglichkeit. Bis die im Gang befind⸗ lichen Verhandlungen mit dem Staate, die vom Ver⸗ band der badiſchen Mutterhäuſer zwecks Erlangung der ſtaatlichen Anerkennung des Examens geführt werden, zu einer Klärung geführt haben, ſchließt die zweijährige Ausbildung mit einem Hause xamen ab. Soweit es die Ausbildung im Hauſe und die Ar⸗ beit auf den Stationen erlaubt, beteiligen ſich die Schweſtern auch am Dienſt in der Gemein de; ſie nehmen teil am Kirchenchor, am Jugendbund, hel⸗ fen mit im Kindergottesdienſt und in den kirchlichen Aemtern.. Schon dieſer kurze Auszug zeigt, daß der Dienſt im Mutterhaus recht vielſeitig iſt. Möchte der Weih⸗ nachtsverkauf den erhofften Erfolg bringen und das Mutterhaus wie bisher ſo auch weiterhin der Ge⸗ meinde ein treuer Mitarbeiter ſein. ch. Es war einmal. Es war einmal ein Raucher, dessen Frau schalt allmorgendlich und n f Mo 9 allabendlich über das schöne Geld, das er in Rauchwolken in die Luft blies- das ist selbstverständlich ein Märchen, denn so böse Frauen gibt es nicht mehr .. Dieser Mann hätte gern noch mehr geraucht als bisher, aber die holde Gattin gab ihm keinen Pfennig Rauchzulage- das ist selbstverständlich auch ein Märchen, denn so dumme Männer gibt es auch nicht mehr .. Da kam ein Kolibri und sagte:, Mann, so rauche doch meine Marke die guten»Kolibrié- Zigaretten sind ja doch 3 mm länger als andere -Pfennig- Zigaretten!“— und das ist kein Märchen, denn die »Kolibric-Zigaretten-kosten wirklich 5 Pfennig, sind wirklich 5 mm länger, und wirklich gut sind sie auch! 5 * „„„„„„ Nückgang bes oberrheiniſchen Lachs fangs s Vom Hochrhein, 6. Dez. Wenn auch in der letzten Novemberwoche die Ergebniſſe des Lach ⸗ fangs durch eine vorübergehende Trübung des Rheins ſich etwas gebeſſert haben, wird doch 1929 das ſchwarze Jahr und den Anfang vom En be des oberrheiniſchen Lachsfangs bedeuten. Der kataſtrophale Ausfall gegenüber den letzten Jahren kann aber unmöglich ſeine Urſache allein im miedri⸗ gen Waſſerſtand haben. Es müſſen wohl noch andere Umſtände vorliegen. Da ſcheint der elſäſſiſche Rhetn⸗ ſeitenkanal ſeine Schatten vorauszuwerfen. Wenn einmal der Kanal fertig iſt, wird kaum mehr ein Lachs die Höhe von Baſel erreichen; dite günſtigen Laichgebiete oberhalb ſind dann für den geſchätzten Fiſch verloren. Im Hinblick auf die kommenden Zuſtände haben die Fiſcher am holländiſchen un! preußiſchen Rhein kein Intereſſe mehr, Laichfiſche durchzulaſſen. Sie ſcheinen ſchon dieſes Jahr die Fiſcherei intenſiver und ohne Rückſicht auf die durch die Lachskonvention gebotene Schone 19 ausgeübt zu haben. Anders läßt ſich der jähe Rück⸗ gang wohl nicht erklären. * 4 Bruchſal, 6. Dez. Ein ſchwerer Unglücks⸗ fall ereignete ſich in dem Schloſſereibetrieb Kiſt⸗ ner in dem benachbarten Ort UÜbſtadt. Der auto⸗ geniſche Schweißapparat explodierte und verletzte den Lehrling Heinrich Günther überaus ſchwer. Der Lehrling mußte ins Spital nach Bruch⸗ ſal verbracht werden. Dies iſt nun in wenigen Wochen der dritte Unfall in dieſem Betrieb. Aus ber Pfalz Frecher Raubüberfall * Billigheim b. Bergzabern, 6. Dez. Hier ereignete ſich beim Kirchhof ein frecher Raubüberfall. Der 23jährige verheiratete Tüncher Schweickert kehrte mit ſeinem Fahrrad von feiner Arbeit zurück, al zwei bisher unbekannte Männer auf ihn zutraten und ſeine Barmittel verlangten. Schweickert wollte Fltehen, dabei ſchlug einer der Täter mit einer Eiſen⸗ ſtange auf ihn ein. Sie warfen ihn vom Rade un! durchſuchten ihm ſämtliche Taſchen. Als die Räber keine Barmittel bei ihrem Opfer fanden, ſchlugen ſie auf ihn ein und gingen flüchtig. Der Tat ver⸗ dächtig ſind ein Oeſterreicher und ein Tſcheche, bis kurz zuvor von der Gendarmerie nach ihren Päſſer kontrolliert worden waren. Unterſuchung und Fahndung nach den Verdächtigen iſt eingeleitet * ö * Oggersheim, 6. Dez. Die hieſige Jagdgeſell⸗ ſchaft veranſtaltete am Mittwoch eine Treibfag d. Erlegt wurden 250 Haſen und 58 Faſanen. e Sonntag, den 8. Dezember Nationaltheater:„Carmen“, 19.30 Uhr. Neues Theater:„Weekend im Pavadies“, 19.80 Uhr. Apollotheater: 160 Uhr„Aſchenbrödel“; 20 Uhr„Eine Frau von Format“. Oeffentliche Kundgebung ber Natkonaltheater⸗Mitglteder, vorm. 11 Uhr. Enſemble⸗Gaſtſpiel:„Die Czardasfürſtin“ im Nibelungen⸗ daal, 20 Uhr. Konzert der Polizeibeamten im Muſenſaal, 15.80 Uhr. Orgelkonzert der Chriſtuskirche von Kirchenmuſtkößrel Arno Landmann, 20 r. Lichtſpiele: Alhambra:„Frühlings Erwachen“ „Liebe im dunkeln Erödteil“, vormittags 11.30 Uhr.— Schauburg:„Der Manm, der nicht lbeben darf“.— Captitol:, Die Frau im Mond“.— Scala:„Frau im Mond“.— Gloria:„Der Günſtling von Schönbrunn“. Palaſt- Theater:„Erfahrene Frau geſucht“,— Ufa⸗ Theater:„Docks von Newyork“. Sehenswürdigkeiten: Kunſthalle:(außer Montags) tägl. 10—13 Uhr, 14—18 Uhr; Sonn⸗ u. Feiertags durchgeh. v. 11—16 Uhr.— Schloßmu⸗ ſeum: Geöffnet tägl. v. 10—13 und 14—16 Uhr. Sonntags p. 11—16 Uhr durchgehend. Sonberausſtellung Deutſche Minneſinger(Bilder der Maneffeſchen Handͤſchrift).— Schloßbücherei:—1 Uhr und nachm. von 15—1? Uhr.— Muſeum für Natur⸗ und Völkerkunde im Zeughaus: Sonntag vorm. von 11—13 Uhr u. nachm. von 15—17 Uhr; Dienstag 15—17 Uhr; Mittwoch 15—17 Uhr; Freitag 17 bis 19 Uhr.— Plauetarium: 16 Uhn 16.30 Uhr Vorfüh⸗ rungen; 17 Uhr Vorführung mit Vortrag„Sonnen im Weltenraum“. 6. Seite. Nr. 570 Neue Maunheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Samstag, den 7. Dezember 1929 5 Das Urteil lautete dahin, daß der Angeklagte 70 1 7 g 7 wegen Beleidigung zu 20 Mark und die Klägerin 5 g zu 15 Mark Geldſtrafe verurteilt wurden. Alls den Mannheimer Gerichtsſülen liche Fräulein Alſo hat keiner gewonnen, die Partie iſt remis. Schoͤffengericht Vorſitzewder: Amtsgerichtsdirektor Dr. Kley. Ein Schwindel aus Not Das Wandern ohne Exiſtenz iſt heutzutage keine Luſt mehr. Stark abgemagert und heruntergekom⸗ men, ſieht der 24 Jahre alte Schneidergehilfe Georg M. aus München aus, der von der bayeriſchen Haupt⸗ ſtadt nach Männheim gewandert war. Auf dem Für⸗ ſorgeamt Mannheim erhielt er am 30. Okt. ein aus⸗ gefülltes Formular für Lebensmittel uſw. Ohne daß der Beamte es merkte, ſtöbitzte er ein zweites leeres Formular, das er entſprechend dem anderen aus⸗ füllte und einen Betrag von 8 Mark als Unter⸗ ſtützung draufſchrteb. Den Namen des Beamten malte er nach. Tatſächlich erhielt er auf dieſe An⸗ weiſung hin auch Waren im Betrage von.54 Mark. Bevor er zum zweiten Male kam, um ſich den Reſt zu holen, merkte die Händlerin an der unbeholfenen Handſchrift die Fälſchung. Sie ging mit dem Formu⸗ lar auf das Fürſorgeamt und dort traf ſie auch den jungen Mann, den der Fürſorgebeamte ſofort feſt⸗ nehmen laſſen konnte. Das Gericht hielt eine wirkliche Notlage für vorliegend und— auch der Staatsanwalt war dafür— verurteilte ihn nur wegen Urkundenfälſchung zu einer Gefäng⸗ nisſtrafe von 2 Monaten 3 Wochen. Das Gericht konnte bet dem wertloſeen, unausgefüllten Papier, das der Angeklagte wegnahm, keinen Diebſtahl an⸗ nehmen. Erſt durch die Ausfüllung des Formulars war es zu einer Urkunde geworden. Der Vor⸗ ſitzende riet dem Angeklagten bei ſeiner Haftent⸗ laſſung ſofort nach München zurückzureiſen. Das Gericht werde ihm dabei behilflich ſein. Bei unſeren ktroſtloſem Verhältniſſen werde er in Mannheim beine Arbeit finden. Im nächſten Falle war das Evangel. Wohl ⸗ fahrtsamt geſchäbigt worden. Der gerichts⸗ bekannte Adolf Ko. hatte eine Anweisung auf ein Nachtquartier in der Herberge„Zur Heimat“ erhal⸗ ten. In einem Automatenreſtaurant radierte er die Anweiſung auf Nachtquartier aus u. der neben ihm ſitzende Wilhelm Kn. von hier ſchrieb unbedenklich einen Anzug und ein Paar Schuhe im Ge⸗ ſamtbetrag von 55 Mark hinein. K. iſt inzwiſchen verduftet. Er hatte in Kn. den Dummen gefunden, der nun für ihn büßen muß.„Ich hab mir nix dabei gedenkt“, beteuert er. Das Gericht rechnet ihm ſeine Unwiſſenheit zu Gute und verurteilte ihn zu einem Monat mit der Verwarnung, in Zukunft die Hand von ſolchen Dingen zu laſſen. Ein Staubſanger geſucht „Ich weiß wirklich nicht Herr Richter, wo der Staubſauger hingekommen“, jammert die Händ⸗ lerm Wilhelmine H. von hier,„ich war doch be⸗ trunken“. Von Zeit zu Zeit guckt ſte zu tief ins Glas. Sie hat nämlich einen Staubſauger auf den Namen eines bei ihr wohnenden Mädchens beſtellt umd ihn wahrſcheinlich in Alkohol aufgelbſt. Er iſt nicht mehr zu finden.„Wenn das meine Mutter wüßt“, heult ſtie. Wemm ſie Aufſchluß über den Ver⸗ Dleib des Staubſaugers gibt, verſprach ihr der Vor⸗ ſitzende Strafaufſchub auf Wohlverhalten. Sonft muß ſie zwei Monate brummen. Eine Chaufeuſe macht„Radierungen“ Am 17. Okt. kam die 19 Jachre alte Maja L. von Frankfurt, wohnhaft in Ludwigshafen mit einem Opelwagen herüber, der vorgeführt werden ſollte. Ihr Zulaſſungsſchein lautete aber auf einen Brenna⸗ bor. Einmal war ſie der Kontrolle entwiſcht, aber in Mannheim erreichte ſte das Verhängnis. Aus Sorge, Heſtraft zu werben, radterte ſie„Brennabor“ aus und schrieb„Opel“ hinein. Und ſo ſaß ſie erſt recht in der Tinte, als ein Schutzmann kontrollierte.„Das iſt doch keine öffentliche Urkunde“, meinte ſte, als ihr der Richter den 8 208 vorlas: Bei Fälſchung öffent⸗ licher Urbunde aus Gewinnſucht bis zu 10 Jahren Zuchthaus und bis zu 6000 Mark Geldſtrafe. Der Vorſttzende belehrt ſie, daß die allgemeine Recht⸗ ſprechung in Zulaſſungsſcheinen öffentliche Urkunden erblickt. Sie kommt mit einer Geldſtrafe von 100 Mark anſtelle einer Gefängnisſtrafe von brei Wochen davon. Der Staatsanwalt hatte 200 Mark beantragt. * Tödlicher Autvunfall vor dem Schöffengericht Pirmaſens Vor dem großen Schöffengericht Pirmaſens hat⸗ ten ſich am 5. Dezember nachmittags der Schuh⸗ fabrikant Otto Preiß und der Chauffeur Theodor Reiner wegen fahrläſſiger Tötung und fahr⸗ läſſiger Körperverletzung zu verantworten. Preiß betreibt in Schönau eine Schuhfabrik. Elf ſeiner Arbeiter von Pirmaſens und Umgebung nahm er Montags mit ſeinem Laſtwagen mit dorthin. Ende der Woche fuhr er mit ihnen wieder nach Pirmaſens zuritck. Am 2. Juni nun— Preiß war bei dieſer Fahrt nicht dabei— fuhr der Lieferwagen mit den 11 Inſaſſen nach Pirmaſens. Gleich hinter Schönau, wo der Feldweg nach Rumbach abbiegt, ſah Reiner vor ſich einen Heu wagen. Er gab Signal, das Fuhrwerk wich aus. Beim Ueberholen kam der Wagen etwas ins Schleudern und ſtreifte in ſeiner ganzen Länge einen links am Straßenrand ſtehen⸗ den Bau m. Einer der Inſaſſen, der Werkmeiſter Ludwig Theobald ſen. kam dadurch ins Schwanken, ſchlug hintenüber mit dem Kopf an den Baum und ſtürzte gräßlich zugerichtet aus dem Wagen. Ein weiterer Inſaſſe fiel ebenfalls aus dem Wagen und trug einen Schlüſſelbeinbuch davon. Zwet weitere Arbeiter erlitten erhebliche Verletzungen am Kopf und an den Armen. Der Unfall ſoll dadurch entſtanden ſein, daß der mit einer Plane bedeckte Wagen zur Perſonenbeför⸗ derung ungeeignet war und daß beim Ueber⸗ holen des Heuwagens die Geſchwindigkeit zu hoch war. Reiner gibt an, nicht ſchnell gefahren zu ſein. Auch habe er von dem Unfall nichts bemerkt, bis er durch Schreien und Rufen darauf aufmerkſam gemacht worden ſei. Urteil: Preiß wird wegen eines Vergehens der fahrläſſi⸗ gen Tötung in Tateinheit mit einem Vergehen der fahrläſſigen Körperverletzung an Stelle einer an ſich vrwirkten Gefängnisſtrafe von drei Wochen zu 300%% Geldſtrafe verurteilt. Reiner wird wegen eines Vergehens der fahr⸗ läſſigen Tötung und dreier Vergehen der fahrläſſi⸗ gen Körperverletzung zu ſechs Wochen Gefäng⸗ s mit bedingtem Straferlaß bis 193g verurteilt. König und Dame Ein Beleidigungsprozeß, deſſen vierſtündiger Verlauf von zwerchfellerſchütternder Wirkung ſowohl auf die Zuhörer als auch auf das Gericht war, kam vor dem Einzelrichter beim Amtsgericht Karlsruhe zur Verhandlung. Als Motto könnte man das vom Vorſitzenden gebrauchte treffende Wort„Deine Rede ſet flüſſig, aber nicht feucht“ ſetzen. Die Beweisauf⸗ nahme gab einen Einblick in die nicht immer erbau⸗ liche Atmoſphäre eines vornehmen Hauſes. In je⸗ nem Hauſe wohnt ein 82 Jahre altes Fräu⸗ lein, das die ſchlechte Angewohnheit hat, wenn ihr Leute begegnen nach Katzenart aus zuſpucken und dabei zweimal hintereinander„Pfui“ zu rufen. Ein 65jähriger Schneidermeiſter der im gleichen Hauſe wohnt, hat ſich am 18. März auf dieſe ihn kränkende Art von ſeiner ihr läſtigen Anweſenheit Kenntnis zu nehmen, exploſiv geäußert:„Du alte Frau, Dir ſchlage ich nächſtens ins Geſicht, daß Dir das Spucken vergeht“. Die Frau nahm ſich daraufhin einen Rechtsanwalt und verklagte den Schneider⸗ meiſter wegen Beleidigung. Zum Ueberfluß ſchrieb der Schneidermeiſter dem Anwalt der Klägerin einen Brief, in welchem er ſie alls„Furie“, Laſter„Unheilſtifterin“ und„Karten⸗ ſchlägerin bezeichnete. Das war erneute Veranlaſſung zu dem Wiederſehen vor Gericht. Der Beklagte hatte ſich ebenfalls einen Anwalt genommen und Widerklage erhoben wegen der Pfuirufe und des Ausſpuckens. Vergleichsverſuche des Richters blieben ohne Erfolg. Die Klägerin die während der ganzen Verhandlung ein überlegenes Lächeln zur Schau trägt, erklärt, daß ſich die Pfutrufe auf die wentkg reinlichen Abortverhältniſſe in dem Hauſe bezogen. Der Beklagte erklärte auf die Anzeige, daß er auch beleidigt worden wäre, und daß ihm der Gaul durch⸗ gegangen ſet. Alsdann wird in die Beweisaufnahme eingetre⸗ ten. Eine Reihe prominenter Zeugen treten auf. Zu⸗ nächſt ein Rechtsanwalt, der in dem Hauſe wohnte, beſtrettet unreinlich zu ſein.„Mit der dejährigen Dame ſet nicht gut Kirſchen eſſen.“ Sie macht einem das Zuſammenleben ſauer. Geſehen habe ich das Spucken nicht aber nachdem was ich gehört habe, halte ich es nicht für unwahrſcheinlich. Die Pfuirufe habe ich ſelbſt wiederholt beobachtet. Als nächſter Zeuge wird ein Generalarzt, der Hausverwalter, gehört. Er hatte ſeine liebe Not mit der Klägerin, die ihm Stöße von Briefen über die mangelnde Moral und Sauberkeit der Hausbe⸗ wohner geſchickt habe. Er hat ſchon ernſte Zuſammen⸗ ſtöße mit ihr gehabt und hält ein Auskommen mit ihr für eine ſchwierige Sache. Ein Studienrat hält ſie als einziger Zeuge für eine gebildete und ſeine Dame, Ein Likörverkäufer in giftgrüner Livree kennzeichnet die Klägerin wie folgt:„Es hindert ſie alles, Wenn Kinder im Hofe ſpielen, wenn jemand etwas ſagt— immer heißt es bei ihr„Pfui Pfui; die Schweinerei“, die Mücke an der Wand ärgert ſie. Wo ſie eine Reibungsfläche findet, da knallts! Sie müſſen entſchuldigen, ich muß um 2 Uhr in Dienſt, aber die Frau iſt die Reibungsfläche vom ganzen Haus. Wenn ſie mir nicht zu alt wäre, ich hätte ihr einmal eine geſpritzt.“ Als ſich der Beklagte in die Debatte miſcht erhält er wegen des Ausdrucks„alte Jungfer“, eine Ordnungsſtrafe von drei Tagen Haft angedroht. Dann wird ein Mädchen vernommen; das in dem Hauſe bedienſtet iſt. Sie hat das Ausſpucken der Klägerin wahrgenommen. Der Richter will genau wiſſen, wie ſie ausgeſpuckt habe, etwa wie ein Maurer auf dem Gerüſt oder wie eine Katze.„Wenn die Damen älter werden nehmen ſie manchmal ſon⸗ derbare Gewohnheiten an“ meint er. Die Zeugin vermag keine nähere Angaben über die Art des Spuckens zu geben, ſie ſagt nur„Wie man halt ſpuckt.“ Ste wird dann aufgefordert, uls Zeugin auszuſpucken, wie es die Klägerin getan habe. Ste macht eine entſprechende Geſte. Ob es nach dem Spucken auch naß war, weiß die Zeugin nicht. Hierauf tritt eine achtzehnfährige Schülerin auf, die bei der Klägerin franzöſiſche Stunden nimmt Sie hat ein mißtönendes Geräuſch, aus der Woh⸗ nung des Klägers herrührend wahrgenommen, das von dieſem als ſchöner Geſang ſeiner Tochter in Schutz genommen wird. Sie hat von Beſtrebungen gehört, die„Alte“ aus dem Hauſe hinauszuekeln. Die Beweisaufnahme ſoll eine weitere Klärung der Atmoſphäre in dem Hauſe, in dem es ſpukt, bringen. Ueber ſämtliche Geräuſche und Gerüche müſſen die Zeugen Auskunft geben. Den Geruch in der Wohnung der Klägerin bezeichnet die Zeugin als nicht zu beanſtanden. Eine Sekretärin wird vernommen, die Stöße von Briefen der Klägerin in den Papterkorb verſenkt hat. Richter: Haben Sie ſchon wahrgenommen, baß es in dem Hauſe etwas ſtinkt? In alten Häuſern iſt die Luft immer etwas muffig. Zeugin: Ja, die Luft war etwas muffig in dem Hauſe. Richter: So wie hierl Dann wollen wir das Fenſter aufmachen! Der Juſtizwachtmeiſter öffnet— mit Recht— unter all⸗ gemeiner Heiterkeit ein Fenſter. Richter: Haben Sie ſonſtige Geruchsprohen wahrgenommen? Zeugin: Nein, Geruchsproben habe ich ſonſt nicht gemacht. Daß der Beklagte beſondere Erfindungsgabe be⸗ ſitze, dem Trunke zuneige und es mit der Wahrheit nicht genau nehme, hat die Zeugin nicht ſeſtgeſtellt. Ihr könne er jedenfalls keinen Bären aufbinden. Die Ehefrau des Bekalgten gibt ein obſzöner Breite eine Schilderung des inkrimierten Vorgangs, wobei hervorzuheben iſt, daß das Spuken nicht nur mit den Augen, ſondern auch mit den Ohren wahrzu⸗ nehmen iſt. Die Klägerin habe jedoch nicht nur ge⸗ ſpukt, ſondern auch„franzöſiſch gewelſcht“. Richter: Es wird behauptet, daß es in dem Hauſe ſtinke. Zeugin: Ja, wenn Leute vorbeilaufen. Aber bei uns ſtinkt's nicht.“ Richter: Es iſt aber ein Fräulein da, die ſagt, wenn ſie durch den Flur gehe, würde es ſtinken. Die Tochter der Zeugin gibt an, daß ſie immer beim Geſchirrſpülen ſinge, da gehe es beſſer. Rich⸗ ter: Was ſingen Sie denn? Zeugin:„Groß⸗ mütterchen“,„Heideblümchen“ uſw. Rich⸗ ter: Iſt das ſchön wenn Sie ſingen? Zeugin: Ja, es iſt ſchön. Richter: die andern behaupten aber, es ſei nicht ſchön, ſondern ein ſtörendes Ge⸗ räuſch. Singen Sie abſichtlich, um die Klägerin zu ſtören? Zeugin: Nein, Ste hat doch ſchon herunter⸗ Mieterſchaft vollzogen hat. gerufen: Hört die Schreierei bald auf? Dann haben Sie natürlich doppelt ſtark weitergeſungen. Die Zeugin war bei dem inkrimierten Vorfall zu⸗ gegen.—„Sie hat erſt zweimal„Pfui“ gerufen und dann vor mich hingeſpuckt, auf den Boden“.„Spuckt ſie jetzt noch?“—„Seit der Verhandlung nicht mehr“. Der Sohn des Beklagten demonſtriert in Heiterkeit erregender Weiſe die Art, wie die Kläge⸗ rin während des Gehens Zeitung lieſt, Pfui ruft und ausſpuckt. Der Anwalt der Privatklägerin bezeichnet den Prozeß, der ein umfangreiches Geruchspanorama aufgerollt habe, lt.„Bad. Beobachter“ als ein Schach⸗ luſtſpiel, das mit der Verurteilung des Klägers enden müſſe. Die Klägerin habe lediglich vor ſich hingeſprochen und ſpuckähnliche Bewegungen mit dem Munde vollführt. Der gegneriſche Anwalt pa⸗ riert: Das Schachſpiel müſſe damit enden, daß die Dame mattgeſetzt werde. Der Kläger habe ſich in Ehrennotwehr befunden; es handele ſich um gegenſeitige Beleidigungen, die auf der Stelle wie⸗ derholt wurden. Die Angeklagte habe ein richtiges richtiges Katzenſpucken für Leute übrig, die ihr nicht fein genug ſeien. Der andere Anwalt kann ſich nicht beruhigen: Ein Schachſpiel ende nicht damit, daß die Dame mattgeſetzt wird, ſondern der König. In dieſem Falle alſo der Beklagte verurteilt wird. Jetzt iſt der Kläger beleidigt, er will es ſich nicht gefallen laſſen, als Schachfigur, als Bauer auf dem Brett hin⸗ und hergeſchoben zu werden. Der Richter beruhigt ihn: Der Anwalt hat Sie ja nicht als Bauer, ſondern als König bezeichnet. Der König ſind Sie⸗ * § Meineid. Der 30 Jahre alte Abteilungsleiter H. Habranke aus Aſchaffenburg hatte in einem Eheſchei⸗ dungsprozeß eines Wormſer Kaufmanns unter Eid ausgeſagt, in keinerlei Beziehungen zu deſſen Frau geſtanden zu haben. Später hat er den beider⸗ ſeitigen Rechtsanwälten gegenüber erklärt, einen Meineid geſchworen zu haben. Trotzdem er dieſe Ausſage in der Verhandlung widerrief und auch die Frau die Ausſage verweigerte, erkannte das Amtsgericht Mainz ihn für ſchuldig und ſprach eine Strafe von vier Monaten und zwei Wochen Ge⸗ fängnis aus. 8 Verworfene Reviſion. Vom Schwurgericht Fürth i. B. war der Schloſſer Georg Schön aus Selb im Oktober d. J. zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden wegen Ermordung der Gaſtwirtsfrau Anna Mies aus Fürth. Die vom Verteidiger gegen dieſes Urteil zum Reichs⸗ gericht eingelegte Reviſion iſt von dieſem als unbegründet verworfen worden. 8 Zuchthaus für Eiſenbahnräuber. Nach mehrſtün⸗ diger Verhandlung verkündete das Erweiterte Schöf⸗ fengericht Köln gegen die Kölner Eiſenbahnräuber und ihre Hehler Strafen von drel Jahren Zucht⸗ haus, ferner Gefängnisſtrafen von eineinhalb Jah⸗ ren bis zu acht Monaten, vier Angeklagte wurden aus Mangel an Beweiſen freigeſprochen. Die Diebe waren knapp vor den Stationen auf die einfahrenden Züge geklettert, hatten die Plomben entfernt und die Schtebetüren aufgeriſſen, die Beute wahllos auf die Strecke geworfen, wo ſie geſammelt und von Helfern in Autos in beſonders dafür eingerichtete Verſtecke gebracht wurde. Mannheimer Mietervereinigung Am Mittwoch fand, ſo wird uns geſchrieben, im „Prinz Max“ die ordentliche Vertreter verſammlumg der Mannheimer Mieter⸗ vereinigung ſtatt, in der der Vorſitzende Dun⸗ kel einleitend den befriedigenden Bericht über den Stand der Bewegung gab. Bis 1. Dezember waren 499 Neuaufnahmen zu verzeichnen. Die auf die werſchtedenſten Gebiete ſich erſtreckenden Auskünfte erreichten bis 2. Dezember die Zahl von 4181. Auch inbezug auf den ſchriftlichen Verkehr und die übri⸗ gen auf der Geſchäftsſtelle zu erledigenden Arbeiten opganiſatoriſcher Natur war eine außerordentlich umfangreiche Tätigkeit zu verzeichnen. Der Bericht wurde mit Befriedigung entgegengenommen. Zum zweiten Punkt der Tagesordnung reffe⸗ rierte der Vorſitzende über die mieterpolitiſche Lage Nach dem Hinweis auf den Ablauf der Mieterſchutz⸗ geſetzgebung am 1. April kommenden Jahres warf Redner einen Rückblick auf die mieterpolitiſchen Be⸗ gebenheiten des vergangenen Jahres und gab ſei⸗ neun Bedauern darüber Ausdruck, daß ſich innerhalb der bürgerlichen Parteien in ihrer Einſtellung zum Mieterſchutz eine Wandlung zu Ungunſten der Es bedarf der ſchärfſten Anſtrengung der organiſterten Mieterſchaft, um für die Folge den Mieterſchutz in der bisherigen Form aufrecht zu erhalten und weiterhin die Forderung der übergroßen Mehrheit der deutſchen Mieter durchzusetzen, dieſen proviſoriſchen Schutz in ein Dauerrecht, in ein ſoziales Miet⸗ und Wohn⸗ recht umzugeſtalben. Wenn auch gegenwärtig wenig Gefahr beſteht, daß bei der in Ausſicht ſtehenden Verlängerung des Mieterſchutzes im Reichstage irgendwelche einſchneidenden Aenderungen vorge⸗ nommen werden, ſo muß doch auf die Gefahr hin⸗ gewieſen werden, die weniger vom Reich als von der Einſtellung der einzelnen Länder dem Mieter⸗ ſchutz drohen. Da nach§ 52 des Mieterſchutzgeſetzes die einzelnen Länderparlamente die Möglichkeit ha⸗ ben, im Einvernehmen mit dem Reichsarbeitsmint⸗ ſterium Aenderungen in den Mieterſchutzbeſtim⸗ mungen einzuführen, ſo haben die Mieterorgani⸗ ſationen allen Anlaß, ein wachſames Auge auf die Tätigkeit der Landtage zu richten. An Hand reichlichen Materials nahm Redner Stellung zu den Wohnungsverhältniſſen in Mannheim Bedauerlicherweiſe mußte er feſtſtellen, daß das Wohnungsamt in der Handhabung der Beſtimmun⸗ gen des Wohn ungsmangelgeſetzes in letz⸗ ter Zeit anſcheinend die Zügel nicht mehr ſo ſtraff, wie dies im Intereſſe der Mieterſchaft zu verlangen iſt, hält. Auch das Mieteinigungsamt nimmt ſeit einiger Zeit in einzelnen Reparaturfällen eine un⸗ verſtändliche Stellung ein. Des weiteren beſpricht der Redner unter Darlegung von kraſſen Fällen die Frage der Neubaumiete, die Bodenpreispolitik der Stadt und die Forderung auf Aenderung der Darlehensbeſtimmungen der Stadt für die Neubau⸗ tätigkeit. Die kraſſen Fälle, wie ſie bei der Pfingſt⸗ bergſiedlung zu Tage getreten ſind, ebenſo weitere untragbare Verhältniſſe in den Neubauten der übri⸗ gen Stadtgebiete, legen der Stadtverwaltung die Verpflichtung auf, ihrerſeits die entſprechenden Maßnahmen zu treffen, die ein Mindeſtmaß von Schutz auch den Neubaumietern gewähren. Es iſt ein unhaltbarer Zuſtand, daß Gelder, die von der Allgemeinheit aufgebracht ſind, ohne jede Sicherung an Perſonen gegeben werden, die keine Gewähr dafür bieten, daß die Mittel auch zum Nutzen der Allgemeinheit verwendet werden. Es muß verhin⸗ dert werden, daß eiſtzelne Neubauhausbeſitzer nach ihrem Belieben in den Häuſern ſchalten und walten können und ohne Grund durch Mietpreisſteigerun⸗ gen, Kündigungen und alle möglichen Schikanen den Mietern ein anſtändiges Wohnen unmöglich machen. Die Stadtverwaltung muß ſich eine Einfluß ⸗ nahme auf die Mietpreisgeſtaltung ſi⸗ chern. Eine vernünftige Bodenpolitik muß in Ver⸗ bindung mit anderen Maßnahmen eine Niedrig⸗ haltung der Neuhaumieten, die Anpaſſung der Neubaumieten an die Altmieten ermöglichen. Redner lehnt die Erſtellung von ſogenannten Ein⸗ fachwohnungen aus wirtſchaftlichen und ſozia⸗ len Gründen mit allem Nachdruck ab. Die mit großer Zuſtimmung aufgenommenen Ausführungen löſten eine längere Ausſprache aus, in der durch die einzelnen Redner die Forderungen des Referenten mit Nachdruck unterſtrichen wurden. Mit der einſtimmigen Annahme nachfolgender Entſchließungen fand die gut verlaufene Verſammlung ihr Ende: I. Zwecks Erlangung eines Mindeſtmaßes an Schutz der Mieterſchaft gegen unberechtigte Miet⸗ bedingungen, insbeſondere in Neubauwohnungen, fordert die Vertreterverſammlung der Mannhei⸗ mer Mietervereinigung E. V. von der Stadtver⸗ waltung: 1. Aufnahme von Beſtimmungen in den Darlehens⸗ verträgen, die der Stadtverwaltung ein Mit⸗ beſtimmungsrecht auf die Mietpreisgeſtaltung und die Kündigung ſichert; 9. eine Bodenpreispolitik, die, entgegen den bis⸗ herigen Gepflogenheiten, für Neubauten die Möglichkeit einer erträglichen Miete zuläßt; der ſtadteigene Boden darf nur im Erbbaurecht abgegeben werden; 3. daß die Stadt die Neubautätigkeit in eigener Regie oder durch Gemeinnützige Baugeſellſchaf⸗ ten durchführt; 77 Ergreifung von Maßnahmen, die eine Anpaſſung der Neubauten an die Mieten in den Altwoh⸗ nungen ermöglichen; a 5. Ablehnung aller Forderungen auf weitere Locke⸗ rung des Mieterſchutzes für Wohnungen und Geſchäftsräume. 285 II. Zur Hebung der Wohnkultur verlangt die Vertreterverſammlung von der Stadtverwal⸗ tung, daß ſie für die Zukunft bet ihren ſozialen Wohnungsbauten nur ſolche Wohnungen erſtellt, die für die Häuſer eine normale Benützungsdauer gewährleiſten. Die weitere Erſtellung von ſoge⸗ nannten Einfachwohnungen lehnt die Mieterſchaft mit aller Entſchiedenheit ab, da die Zuſammen⸗ ballung minderbemittelter Schichten in ſolchen Ba⸗ racken jeglichem ſoztalen Empfinden Hohn 1 Kommunale Chronik Brühl, 6. Dez. Aus der jüngſten Gemein de⸗ ratsſitzung iſt zu berichten: Zu den Erwerbs⸗ loſenanträgen auf Gewährung von Betihil⸗ fen wurde Stellung genommen. Zwecks Prüfung der Bedürftigkeit ſind die perſönlichen und ſonſtigen Ver⸗ hältniſſe der Arbeitsloſen im einzelnen feſtzuſtellen, um die Höhe der Unterſtützung bewilligen zu können. — Auf den Antrag der ſozialdemokratiſchen Rathaus⸗ fraktion Brühl, Notſtandsarbeiten zur Steu⸗ erung der Erwerbsloſigkeit in der hieſigen Gemeinde auszuführen, beſchließt der Gemeinderat, das Waſſer⸗ und Straßenbauamt Heidelberg anzugehen, einen Koſtenvoranſchlag über die Durchführung einer Kana⸗ liſation in der Schütte⸗Lanzſtraße auszuarbeiten.— Zur Aufſchotterung der Gemeindeſtra⸗ ßen und Wege ſollen 10 Waggon Schotter beſtellt werden.— Für die Vornahme der Kontrolle der Er⸗ werbsloſen in hieſiger Gemeinde ſteht das frühere Milchabgabehäuschen im mittleren Schulhaus zur Verfügung.— Die Firma Kupfer in Berlin erhält Auftrag zur Lieferung von zwei Trauerpferdedecken. — Zur Zahlung wurden angewieſen: der Beitrag zur Unterhaltung der Landſtraßen für 1929/30 mit 651 Mk. und der Gemeindeanteil am Fürſorgeaufwand des Bezirks⸗Verbands Mannheim⸗Land für Oktober in Höhe von 496 Mk.— Für die Vertretung der Arbeits⸗ invaliden in der örtlichen Beratungsſtelle wird Joſef Moos berufen. Kleine Mitteilungen Der Bürgerausſchuß Altenheim hatte den Voranſchlag wegen Erhöhung der Beamtenge⸗ hälter abgelehnt. Nunmehr hat ſich der B ezirks⸗ rat Offenburg in nichtöffentlicher Sitzung mit der Sache befaßt und hat der Gemeinde die Auflage gemacht, innerhalb 14 Tagen den Voranſchlag für 1929 vorzulegen, andernfalls der Voranſchlag durch den Bezirksrat feſtgelegt wird. Schluß des redaktionellen Teils » Achtung! Achtung. Große Radle ausstellung vom 1. bis 16 Dezember 1929. Täglich geöffnet von 9 bis 19 Uhr. Jeder 100te Beſucher erhält einen modernen Lautſprecher gratis. Ausſtellung der modernſten Geräte. Radlio-Pilz, Mannheim, U 1. 7 3 2 eee ———— Samstag, den 7. Dezember 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 7. Seite. Nr. 570 ö 0 Sie fühlen sich in q den Iſonzerisaal verseti. 5 i des beste Weſhnechtsgeschent — ein Rundfunkgerät des beste Rundfunkgeröt- ein TELEFUNKEN ꝰ för Vollnetzbefrieb.... ohne Röhren RM 510. Dou ein TELEFUNKEN- Lautsprecher ARCOPHON S RM 98. 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Dezember 1929 Die Raſenſports im Vordergrund zweiten Dezemberſonntag füllen die Raſen⸗ ſports den größten Teil des Programms aus. Für den 2 terſport bietet ſich bei der milden Witterung vorerſt noch wenig Gelegenheit und die Hallenveranſtaltungen ſind diesmal ziemlich ſpärlich. Umſo intereſſanter geht es in den Raſenſports zu, wo es ſowohl im Fußball, Handball, by und Hockey entſcheidende Meiſterſchaftskämpfe deutſame Privatſpiele gibt. Die Verbandsſpiele in Süddeutſchland hen dicht vor dem Abſchluß. In der Gruppe Rhein werden bis auf das Spiel Mannheim 08— Mun⸗ denuheim alle Spiele zum Abſchluß gebracht. Es ſpieten: V. f. L. Neckarau— S. V. Waldhof. Phönix Ludwigshafen— Sp. Vg. Saudhofen. F. G. Rohrbach— V. f. R. Mannheim. Der vorletzte Spieltag im Rheinbezirk bringt die Mei⸗ ſterſchaft. Neckarau ſpielt auf eigenem Platz gegen Waldhof. Ein Punkt genügt Neckarau zur endgültigen Erringung der Meiſterſchaft. Dem Torverhältnis nach ſind beide Mannſchaften gleichwertig. Das erſte Spiel, das Neckarau 315 verlor, zeigte aber deutlich, daß Waldhof tech⸗ niſch die beſte Mannſchaft des Rheinbezirks iſt. Neckarau ſtellt dafür die körperlich ſtärkſte Mannſchaft ins Feld, die 2ber die ſicherſte Hintermannſchaft verfügt. Durch die Um⸗ U des Sturmes hat die Neckarauer Mannſchaft an Stärke gewonnen. Waldhof wird es diesmal nicht leicht haben, die Neckarauer Hintermannſchaft zu überwinden. Auch am und Wenn Waldhof die Meiſterſchaft noch erringen will, muß eder Mannſchaftsteil auf Sieg ſpielen. Wir rechnen mit einem knappen Sieg von Neckarau, oder einem glücklichen Unentſchieden. Phönix Ludwigshafen hat den 3. Platz ſicher, von dem Ausgang des letzten Spieles gegen Sandhofen hängt alſo nichts mehr ab. Das Vorſpiel endete unentſchieden:1. Da Phönix diesmal durch Spieler⸗ ſperrungen ſtark geſchwächt iſt, kann Sandhofen vielleicht einen Sieg erringen. F. G. Rohrbach empfängt V. f. R. Mannheim. Das Vorſpiel konnte V. f. R. mit viel Glück kurz vor Schluß:0 gewinnen. Das Gelände in Rohrbach iſt gefährlich, V. f. R. muß alſo ſchon richtig ſpie⸗ len, wenn er keine Ueberraſchung erleben will. Es iſt aber anzunehmen, daß V. f. R. ſein letztes Spiel mit einem Sieg abſchließt. Handball Der kommende Sonntag bringt die Entſcheidung in der Meiſterſchaft der Abteilung 2. Es begegnen ſich BfR. Mannheim— Polizeiſportverein. Der Aus⸗ gang iſt für den VfR. von weittragender Bedeutung; ver⸗ liert er das Spiel, ſo iſt er um alle Meiſterſchaftshoffnun⸗ gen beraubt, da Pfalz ganz beſtimmt dos noch ausſtehende Treffen gegen Waldhof gewinnt. Für den VfR. kommt nur ein Sieg in Frage, der unter normalen Verhältniſſen auch gelingen müßte. Die Hintermannſchaft iſt mit Hoff⸗ mann, Weyrich und Schließer gut beſetzt, auch die Läufer⸗ reihe iſt wieder komplett, was ſehr weſentlich ſein dürfte. Im Sturm iſt nur der Poſten von Morgen neu zu be⸗ ſetzen, ſein Fehlen wird ſich bemerkbar machen. Die Polt⸗ ziſten werden zwar alles daranſetzen, um den Sieg VfR. ſtreitig zu machen. Die Hauptſtütze haben die Poliziſten in ihrem Torwächter, der ſich nicht leicht ſchlagen läßt. Die Berbeidigung iſt auch gut beſetzt. Die Läuferreihe dürfte die Spielſtärke ron VfR. nicht haben. Der Sturm ſpielt zwar ſehr eifrig, aber er wird ſich gegen die ſtarke VfR.⸗ Hintermannſchft nicht durchſetzen können. Da dies das einzige Treffen iſt, wird es wohl das ganze Intereſſe der Handbollanhänger beanſpruchen. Das Spiel Waldhof— F. Pfalz Ludwigshafen wurde wegen des Meiſterſchafts⸗ ſpieles Vs. Neckarau— Sportverein Waldhof vorlegt. Ebenſo wurde das äußerſt wichtige Spiel in der Abtei⸗ Iung 1 Mi. 08— Spielvereinigung 07 auf einen an⸗ deren Dermin verſchoben. Die Damenhandballverbands⸗ ſpiele ſind wieder auf den 29. Dezember angeſetzt, bis Fahln herrſcht eine Ruhepauſe. Die Kämpfe um die ſüddeutſche Handballmeiſterſchaft werden in den Gruppen am 8. Dezember mit den folgen⸗ den Spielen fortgeſetzt: Nordbayern: Pol. Nürn⸗ berg— Bamberg; Pfeil Schweinau— Bar Kochba Nüvn⸗ berg; Sp.⸗Vg. Fürth— F. Bayreuth; Franken Nürn⸗ berg— SC. Nürnberg; ASV. Nürnberg— 1. FC. Nürn⸗ berg. Südbayern: SSV. ulm— Ulm 94; AS. München— DSV. München. Württemberg: Stutt⸗ garter SC.— Kickers Stuttgart; VfB. Stuttgart— Sport⸗ freunde Eßlingen; Sportfreunde Tübingen— KSW. Zuf⸗ fenhauſen: SW. 05 Reutlingen— Sp.⸗Vg. 03 Tübingen. Bezirk Main⸗Heſſen: Abteilung A: Pol.⸗SV. Darmſtadt— VfR. Schwanheim; SV. 98 Darmſtadt— Ar⸗ heilgen; Kickers Offenbach— Langen; Rot⸗Weiß Frank⸗ furt— Rot⸗Weſß Darmſtadt. Gruppe B: Mainz 05— S. Wiesbaden; Hokoah Wiesbaden— Pol.⸗SV. Wies⸗ baden; Alemannſia Worms— Pol.⸗SV. Worms; Wor⸗ matia Worms— Reichsbahn Wiesbaden. Hockey Die zahlreichen größeren Hockey⸗Privatſpiele des Sonn⸗ tags werden den beſonderen Charakter haben, daß mon bei ihnen die für die Vertretung beim Länderturnler in Bar⸗ celona in Ausſicht genommenen Repräſentativen auf ihre gegenwärtige Form kontrolliert. Am kommenden Sonntag vormittag findet auf der VfR.⸗ Hockey⸗Platzanlage am Flughafen ein Clubkampf gegen die Heidelberger Turngemeinde 78 ſtatt. Mannheimer TG. ſpielt am Sonntag in Frank⸗ furt gegen Eintracht Frankfurt mit der 1. und 2. Mannſchaft. Die unteren Mannſchaften ſpielen auf dem Platz im Schloßgarten gegen T. und.⸗C. Ludwigs⸗ hafen. Rugby Auch im Rugby fallen jetzt in den Kreiſen die Eut⸗ ſcheidungen. In Süddeutſchland hatte Bayern bereits ſeinen Weiſter, die Spiele ſind aber anulliert worden und müſſen wiederholt werden. In den übrigen Kreiſen gilt es am Sonntag die folgenden Spiele: Mainkreis: TV. 60 Frankfurt— 80 Frankfurt; Südkreis: VfB. Stuttgart— Ra. Pforzheim; Kreis Heidel⸗ berg: SC. Neuenheim— Rik. Heidelberg; BC. Hetder⸗ berg— RöGeſ. Heidelberg. Boxen Der deubtſche Schwergewichtler Ernſt Gühring iſt für den Sonntag nach Mailand verpflichtet worden, wo er auf den Italiener Roberto Robertji treffen ſoll. Fechten In Offenbach iſt das größte Sportfechter des Jahres im Gang. 0 5 Europas von zehn Nationen ſtehen im Kam ſere deutſchen Vertreter werden es nicht leicht he zu behaupten. Schwerathletik Der urſprünglich flöbr den 8. Dezember vorgeſehene Länderkampf der Amateurringer Deutſchland—. reich iſt auf einen noch nicht näher beſtimmten? Frühjahr verlegt worden. Dafür gibt es i zwei Länderkämpfe, und zwar in Helſingſo Schweden— Finnlamd und in Oslo zu wegen— Dänemark. Tennis In Leipzig treffen ſich mitteldeutſche Tennislehrer zu einem Hallenturnier.— In den übrigen deutſchen Tennishallen herrſcht abgeſehen von kleineren Elublämpfen und vom Trainingsbetrieb Ruhe. zwiſchen hen Nor⸗ und Berliner Schwimmen Auch im Schwimmſport gibt es am 8. Dezember beine größeren Ereigniſſe. Von verſchiedenen Clubkämpfen ver⸗ dient der zwiſchen SV. 99 Min ßen und Bayern 97 Nitrnberg Erwähnung. Hauptverſammlung des Ludwigshafener Ruderpereins Die anläßlich der kürzlich im Bootshauſe ſtattgehabten Hauptverſammlung vorgenommene Neuwahl des Ge⸗ ſamtvorſtandes hatte folgendes Ergebnisf An Stelle des nach Frankfurt verzogenen, ſehr verdienſtvollen erſter Vor⸗ ſitzenden Ernſt Felle wurde Kommerzienrat Alfred Bayer und an Stelle des eine Wiederwahl ablehnenden zweiten Vorſitzenden Hermann Wilker, Wilhelm Hand⸗ rich gewählt. Als Tratningsleiter wurde Joſ. Weckbach aus Speyer beſtimmt, der heuer ſchon als Leiter des Schüler⸗ und Jugendruderns bemerkenswerte Erfolge zu verzeichnen hat. Zum Trainingsbeirat wurden ernannt Otto Fickeiſen, Hermann Wilker und Fritz Welker. — Aus dem, im Entwurf vorliegenden Jahresbericht ent⸗ nehmen wir noch folgende intereſſante Einzelheiten. Der Verein verfügt im Augenblick über 106 ausübende, 367 unterſtützende, 111 auswärtige und 58 Schülermitglieder, zu⸗ ſammen alſo: 642 Köpfe. Durch Neu⸗Beſchafung eines Gig⸗ achters, eines Rennachters, eines Rennvierers, eines Schul⸗ zweiers, eines Einers hat der Bootspark eine Ergänzung und Bereicherung erfahren. Merklich abgeflacht ſind die in früheren Jahren gebräuchlichen und ſtets ein rucksvollen großen Wanderfahrten geworden, dagegen wurde dem Schüler⸗ und Jugendrudern intenſivſte Aufmerkſamkeit ge⸗ widmet. Nicht zu Unrecht, denn hieraus muß der ſo nötige Nachwuchs kommen, wenn die deutſche Ruderei wieder der einſtigen Höhe zugeführt werden ſoll. Die ſportlichen Er⸗ folge des L. RV. im vergangener Ruderſaiſon lagen auch vornehmlich bei dem Nachwuchs. In offenen Regatten war mehrriemigen Booten ein Er⸗ folg nicht beſchieden, dagegen gelang es dem bewährten Skuller Auguſt van Hoven ſich auf den ſüddeutſchen Regattaplätzen ehrenvoll zu behaupten. Ausgeführt wurden im abgelaufenen Jahr 8181 Maunſchaftsfahren mit 51 118 Mannſchaftskilometern, wahrlich eine ganz reſpektable Zahl, zeugend von einem ungemein regen Ruderbetrieb.— Die Hauptverſammlung bewies, daß der alte Geiſt noch lebt. un. König, Dietrich, Benſching, Götz, Beck).248 Min. Polizei⸗S Im Herſchelbad Wie alljährlich jeder Verband oder Verein ſeine Meiſter⸗ ſchaften im großen oder kleinen Rahmen abwickelt, ſo hat auch die Polizei in Mannheim dieſe Tradition mit gutem Anhang und Erfolg durchzuführen verſtanden. Die Leitung des Poltzeiſportes hat in ihrem Sportoffizier, Ober⸗ leutnant Brenner, einen vorbildlichen Führer. Die Schwimm⸗Abteilung insbeſondere wird von Poltzetinſpek⸗ tor Buhles in muſterhafter Weiſe geleitet und hat ſchon ſehr beachtenswerte Erfolge gebracht. Wenn in früheren Jahren die Polizei bei den Schwimmeinlagen der Wett⸗ kämpfe in den Schwimmvereinen noch ein lächerliches Bild abgab, ſo beweiſen doch die heutigen Wettkämpfe, daß die Poltzei ſich ihrer Aufgabe voll bewußt iſt und in Bälde ſchon ſehr ernſtliche Gegner aufſtellen wird. So ſah man auch in der geſtern, 6. Dezember, abgewickelten Abendver⸗ anſtaltung, daß die Polizei in Mannheim viel gelernt und die Leiſtungen bedeutend verbeſſert hat. Gerade bei den Polizeimannſchaften gibt es eine ganze Reihe von talen⸗ tierten Menſchen, die bei etwas mehr Schulung noch höhere Leiſtungen erzielen können. Unter den erſchtenenen Ehren⸗ gäſten ſahen wir Regierungsrat Dr. Heim. Das Kampf⸗ gericht war von allen Schwimmverbänden zuſammengeſetzt und arbeitete in muſtergültiger Weiſe. Von den Wettkämpfen geſtalteten ſich die 4 mal 4 Bah⸗ nen= 4 mal 56 Meter⸗Beliebigſtaffel und die 10 mal 2 Bahnen Beliebigſtaffeln am ſpannendſten. Gerade letztere wurde von der Einſatzbereitſchaft bis zum 8. Mann geführt, worauf die Mannſchaft vom Revierdienſt durch Götz die Führung an ſich reißt und ſeiner Ablöſung einen Vor⸗ ſprung mit auf den Weg gibt, ſodaß Beck die Staffel unter großem Beifall für ſeine Mannſchaft nach Hauſe ſchwimmen kann. Auch im Streckentauchen war die Leiſtung vom Sieger, der 56 Meter, alſo 2 Bahnen, tauchte, bedeu⸗ tend verbeſſert worden. Bet den Rettungsvorfüh⸗ rungen zeigten zwei uniformierte Beamte den richtigen Wagemut, den der patrouillierende Schutzmann am Rhein, Neckar oder im Hafengebiet beſitzen muß, wenn ein Menſchenleben ſich in der Gefahr des Ertrinkens befindet. Dieſe beiden Beamten ſprangen von der 6 Meter hohen Galerie in voller Ausrüſtung herunter und brachten ihre Rettlinge wohlbehalten an Land. Der 11jährige Herbert Buhles, Sohn des Polizei⸗Inſpektors Buhles, zeigte ſeine frühzeitige Reife als Rettungsſchwimmer indem er ſeinen Vater rettete. Im Waſſerball haben die Mannheimer ſich der Ueberlegenheit der Heidelberger beugen müſſen. Den Mann⸗ heimer Spielern fehlt noch Technik und Taktik. Die Ergebniſſe: Erſtſchwimmen 4 Bahnen beliebig: 1. Rottenmeiſter Winter 1,54; 2. Rottenmeiſter Brandt 1,58 Min. Bruſtſchwimmen 4 Bahnen beliebig: 1. Rottenmeiſter Schenkel 1,52 Min.(außer Konkurrenz); 2. Rottenmeiſter Nied 2,01,4 Min. 4 Bahnen beliebig für alte Herren: 1. Pol.⸗Hauptwacht⸗ meiſter Zipze 2,10 Min. 16 Bahnen beliebig offen: 1. Streifenmenſter 7,24 Min.; 2. Rottenmeiſter Baumann 7,42,8 Min. 2 Bahnen Bruſtſchwimmen für alte Herren: 1. Polizei⸗ hauptwachtmeiſter König 51 Sek.; 2. Polzeioberwachtmeiſter Furtwängler 54,2 Sek. Streckentauchen: 1. Rottenmenſter Künkel 56 Meter, Zeit 1,02,4; 2. Rottenmeiſter Barth 7,80 Meter, Zeit 104,8. 4 mal 4 Bahnenſtafel beliebig: 1. Revierdtenſt(Dietrich, Benſching, Götz, Beck) 7,16 Min.; 2. Einsbereitſchaft(Mar⸗ tin, Ludwig, Rieſer, Schenkel) 8,08 Min. 4 Bahnen Rückenſchwimmen: 1. Rottenmeiſter Schmal⸗ fuß Zeit 2,04,8; 2. Rottenmeiſter Fink Zeit 2,18. 4 Bahnen beliebig: 1. Rottenmeiſter Baumann, Zeit 1,44,4 Min.; 2. Pol.⸗Wachtmeiſter Dietrich, Zeit 1,574 Min. Springen offen: 1. Rottenmeiſter Benſching 28 P. ikte; 2. Rottenmeiſter Saffrich 25.; 3. Pol.⸗Wachtmeiſter Ham⸗ mel 21.; Rottenmeiſter Berchtold 19 P. 8 Bahnen beliebig, offen: 1. Streifenmeiſter Matting 4,07,2 Min.; 2. Rottenmeiſter Baumann 4,16,4 Min. Tellertauchen: 1. Rottenmeiſter Winat 6 Teller 32 Sek.; 2. Rottenmeiſter Schmalfuß 5 Teller 25 Sek. 4 Bahnen Seite offen: 1. Rottenmeiſter Benſching 1,53,2 Min.; 2. Rottenmeiſter Schaubert 2,10,3 Min. Rettungsſchwimmen: 1. Rottenmeiſter Banmann 120,8 Min.; 2. Rottenmeiſter Nied 1,24 Min.; 3. Pol.⸗Wachtmſtr Hammel 1,258 Min. Schülerſchwimmen, 2 Bahnen: 1. Hans König 57,8 Sek.; 2. Fritz Zipze 59,3 Sek.; 3. Herb Buhlen, 1,12 Min. Kopfweitſprung für alte Herren: 1. Pol.⸗Inſp. Buhles 13,10 Meter, Zeit 37 Sek.; 2. Pol.⸗Hauptwachtmeiſter Zipze 13,65 Meter, Zeit 25,2 Sek.; 3. Pol.⸗Hauptwachtmeiſter König 13,14 Meter, Zeit 38,5 Sek. 10 mal 2 Bahnen beliebig: 1. Revierdienſt(Schmalfuß, Schaubert, Häfner, Nied); 2. Einſatzbereitſchaft(Zipze, Matting 3 2 f 2 rn 3 Rad ſvort Newyorker Sechstagerennen Verbeſſerte Poſition ber Deutſchen Im Newyorber Sechstagerennen konnten die beiden deutſchen Teilnehmer mit ihren Partnern ihre Poſition wieder verbeſſern und von ihven oͤrei Verluſtrunden eine gutmachen. Die Spitzengruppe war immer noch geſchloſſen. Nach 82 Stunden waren 2120,150 Km. zurückgelegt. Der Sband des Rennens lautete: 1. Mac Namara⸗Belloni 101 Punkbe; 2. Letourneur⸗Broccardo d.; eine Runde zu⸗ rück: 8. Giorgetti⸗Debeats 187.; 4. Beßmann⸗Winter 106.; 5. Hill⸗Walthour 67.; zwei Runden zurück: 6. Rieger⸗Richli 114.; 7. Dülberg⸗Spencer 95 P.— Alle übrigen Paare liegen weit zurück. Wind 5 Richt. Stärke Wertheim 4 ſtill Regen Königsſtuhl 1 8 ſchwach bedeckt Karlsruhe 2 8 leicht 5 Bab. ⸗Bad. 4 SW mätzig bedeckt Villingen 1 S leicht 75 Feldbg. Hof—1 S Sturm Nebel Badenweil. 5 SW. ſchwach bedeckt St. Blaſien 0 ſtil Regen Bad. Dür h. 0 80 ſtark 5 Die große atlantiſche Depreſſion hat ſich in zwet Kerne geſpalten. Während der eine von Oſten vor Island liegt, zieht der andere nach der Nordſee. An ſeiner Südſeite friſchen die Winde erheblich in der Nähe des Kernes zu Sturmesſtärke auf(Karlsruhe zur Stunde des Berichtes Süd⸗Weſt). Morgen dürften wir uns ſchon vollſtändig im Bereiche der Rückſeitenſtrömung befinden, die kühlere maritime Luft bringen wird. Der Polarluft wird der Weg zu uns auch morgen durch den nach dem Nordmeer ab⸗ ziehenden zyklonalen Teil verſperrt bleiben. Wetterausſichten für Sonntag, 8. Dezember: Kühl und unbeſtändig, bei zeitweiſe auffriſchenden böigen Weſtwinden. Regenſchauer. Im Gebirge Schnee. Waſſerſtandsbeobachtungen im Monat Dezember Abein Pegel] 30. 28. 5. 7 Neckar-Pegeiſ 2. 3 f 5, 7. 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Mannhelmer Zeitung Abend- Ausgabe Nr. 570 n.— Wirtſchafts- und Vörſenwoche Dr. Schachts Memorandum In der Sache richtig, in der Form vielleicht nicht glücklich Seine außenpolitiſche Wirkung/ Mehr Sachlichkeit für die innerdeutſche Beurteilung/ Auch in der Frage der Finanz⸗ und Steuerreform Das Memorandum bes Reichsbankpräſiden⸗ ten Dr. Schacht überſchattet im Augenblick alles und ſelbſt die in ihrer Bedeutung kaum noch recht gewürdigten Vorſchläge der Wirtſchaft zur künftigen Wirtſchafts⸗ und Finanzpolitik ſcheinen, weil man Schachts Denkſchrift als politiſche Senſation auf⸗ zog, in den Hintergrund gedrängt zu werden. Die Politik hat eine willkommene Gelegenheit gefunden, um ſich in Hochform zu zeigen. Das Memorandum des Reichsbankpräſidenten erhält allerdings darum umſo mehr Gewicht und Bedeutung, weil es vom verantwortlichen Leiter der deutſchen Reichsbank aus ausgeht. Es iſt ganz klar, daß dieſer Mahnruf vom Ausland ſchon aus dieſem Grunde ganz beſon⸗ ders beachtet wird und deshalb intereſſieren uns be⸗ ſonders ſeine außenpolltiſche Aus wir ⸗ kung. Die Abhängigkeit Deutſchlands vom inter⸗ nationalen Geld⸗ und Kapitalmarkt zwingt uns leder, alle Momente und Faktoren zu beobachten, die ebwa für die Bereitwilligkett des Auslandes, dem deutſchen Kapitalbegehr zu begegnen, förder⸗ lüch oder hinderlich ſein können. Das umſo mehr, als ja die Depreſſion, in ber ſich die deutſche Wirt⸗ ſchaft ſeit Monaten befindet, nicht zuletzt auf das Stocken im Zufluß ausländiſcher Kapitalien als Folge ber erſt füngſt behobenen Verſteifung des internationalen Kapitalmarktes, zu einem guten Teil zurückgeführt werden muß. Angeſichts der Kritik, der das Schachtſche Memorandum ſofort nach Veröffentlichung in einem Teile der deutſchen Preſſe begegnete, muß darauf hingewieſen werden, daß doch gerade unſerem ſeiner⸗ zeitigen hauptverantwortlichen Sachverſtändigen dleſe Zuſammenhänge, in aller erſter Linie gegenwärtig ſein werden und es fällt ſchwer, anzunehmen, daß Dr. Schacht ſich über die außenpolitiſche Auswirkung ſeines Schrittes nicht klar geweſen ſein ſoll. Wenn er ſich alſo zu ſeinem Einſpruch entſchloſſen hat, ſo wird er, der über die deutſche Währung und die Ver⸗ ſorgung der deutſchen Wirtſchaft mit Betriebsmitteln ja in letzter Linie verantwortlich iſt, ſicherlich nicht aus politiſchen Ambitionen heraus, dieſe Realitäten aus dem Auge gelaſſen haben. Die Gefahr ſchließ⸗ lich, daß man ſich von der wirtſchaftlichen Linie bei der weiteren Behandlung des Voung⸗ planes immer mehr entfernen wird, war ja nicht nur Dr. Schacht offenkundig, ſondern die Haltung Snowdens und das myſteriöſe Polenabkommen muß⸗ ten bei jedem aufmerkſamen Betrachter Bedenken aufſteigen laſſen, daß wir hier tatſächlich in eine Stellung gedrängt werden ſollen, die mit dem Moungplan kaum mehr in Einklang zu bringen iſt. Wir glauben daher nicht, daß es angebracht iſt, den Schritt Dr. Schachts dahin zu interpretieren, als ob er ſich von ſeiner Verantwortung loslöſen und oberſte Aufſichtsbehörde ſpielen wolle. Daß wir in Deutſchland bei der Betrachtung auch dieſer Fragen über den innerpolitiſchen Ge⸗ ſichtspunkt nicht hinwegkommen, iſt tief be⸗ dauerlich. Wie hätte wohl die franzöſiſche oder eng⸗ liſche Preſſe an unſerer Stelle auf eine ſolche Denk⸗ ſchrift eines ihrer Sachverſtändigen reagiert? Be⸗ zeichnend iſt es, daß die Argumente, die uns aus den gegneriſchen Preſſeſtimmen entgegenhallen, aus⸗ ſchließlich mit denen identiſch ſind, die wir in der Uinksgerichteten deutſchen Preſſe finden. In Deutſch⸗ land iſt es eben nicht möglich, in Schickſalsfragen der Nation zu einer einheitlichen Auffaſſung zu kommen, umſo weniger, wenn dieſe Fragen rein wirtſchaftlicher Natur ſind. Das zeigt ſich beſonders bei den Schachtſchen Mahnungen, die die Finanzpolitik betreffen. Dr. Schacht ſpricht hier doch nur das aus, was die einzelnen Blätter ſchon vor der Veröffentlichung Dr. Schachts in oft weit ſchärferer Form rügten und forderten. Iſt es denn ein ſo großes Verbrechen, wenn man als Reichsbankpräſident das ausdrückt, was alle fühlen, und dieſelben Forderungen ſtellt, die andere und nicht nur Unternehmerverbände geſtellt haben? Wir verſtehen, daß eine für Staat und Wirtſchaft lebenswichtige Reform, wie die Fin anz⸗ und Steuerreform darſtellt, eingehendſte Vorarbei⸗ ten und damit auch ein gewiſſes Maß an Zeit not⸗ wendig machen. Warum kommt aber die Reform erſt jetzt zur Ausführung, wo doch der Zwang zur Re⸗ form ſchon ſett Jahren gegeben war und wo doch ſchon ſeit Jahr und Tag, um dieſe Reform in Wort und Schrift gekämpft wurde? Waren die ſetinerzetti⸗ gen Mahnrufe wirklich nur zweckpeſſimiſtiſch? Nein, man hat aber trotzdem die Zügel ſchleifen laſſen und ſieht ſich jetzt einer Bewegung gegenüber, die nur vorwärts, nie mehr rückwärts geleitet werden kann, die gerade im Hinblick auf die Annahme des Noungplanes die ſofortige Schaffung der Vorausſetzungen für ſeine Erfüllung fordert. Hätte man nicht gerade in der maßgeblichen Regie⸗ rungspartei das den ſachlich fundierten und doch keineswegs neuen Vorſchlägen ber Wirtſchaft vorge⸗ worfene„mangelnde Augenmaß für Realitäten“ be⸗ ſeſſen, dann wäre die Reform jetzt ſchon in ihrer Durchführung begriffen, dann wäre der zweite Teil des Schachtſchen Memorandums überhaupt nicht nötig geweſen. Außerdem könnten unſere Unterhänd⸗ ler zum mindeſtens zur zweiten Haager Konferenz mit einem Paket Erfahrungen kommen, die für die Ablehnung der nun einmal unſtillbaren Habgier der Gegenſeite beweiskräftiger geweſen wäre, als theo⸗ 0 55 Errechnungen der Leiſtungsfähigkeit Deutſch⸗ ands. Der dringende Ruf nach Sparſamkeit, nach ſachgemäßer Wirtſchaftspolitik, war jedoch bis⸗ her vergeblich. Das ſeither vernehmbare Echo, das die Denkſchrift des Relchsverban⸗ des der deutſchen In duſtrie gefunden hat, beſtätigt dieſe Befürchtung. Wir ſind zwar auch der Anſicht, daß die Reformvorſchläge nichts weſentlich neues bieten, was aber ſchließlich nicht gegen die Denkſchrift ſpricht. Sie müſſen und können nur die Wunden aufzeigen, die nun ſchon Jahve um Jahr am deutſchen Wirtſchaftskörper offenliegen. Man kann allerdings über den einen oder anderen Vor⸗ ſchlag anderer Meinung ſein, was bet einem ſolchen Problem durchaus verſtändlich iſt. Allein ſchon der Umſtand, daß der Reichsverband, ebenſo wie der Ausſchuß des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages, die Denkſchrift vor der Mitglie⸗ derverſammlung zur Diskuſſion unterbreitet hat, beweiſt ja, daß er ſelbſt eine gründliche Erörterung und Vorbereitung für die in der Verſammlung zu faſſende Entſchließung wünſcht. Die Denkſchrift je⸗ doch in Bauſch und Bogen als Forderung von Eigenintereſſenten zu bezeichnen, läßt erkennen, wie wenig offenen Blick man auf Seiten der Gewerk ⸗ ſchaften hat, um nicht einmal die Grundlinie all der Forderungen nach einer Finanzreform zu er⸗ kennen. Es geht doch nicht an, Vorſchläge zum Zwecke einer Beſſerung des Staatshaushaltes und der Wirtſchaft nur von dem Blick des Parteifunk⸗ tionärs zu betrachten und einer Reformbewegung, die heute ſchon von einem breiteren Willen getra⸗ gen wird, als es vielleicht den utopiſchen Wirtſchafts⸗ ideen nachfolgenden Gewerkſchaftsführern erkennbar iſt, aus Eigenſinn Bremsklötze anlegen zu wollen. Wurde bisher verſäumt, die Vorausſetzung für die Erfüllbarkeit des Poungplanes zu ſchaffen, ſo muß jetzt mit allen Kräften verhindert werden, daß die lebenswichtige Reform weiter inhibtiert wird. Dieſe Vorausſetzungen lauten immer noch: Sparſamkeit in der Ausgabewirtſchaft von Reich, Staat und Kommunen, Förderung der Kapitalbildung durch entſprechende Steuerreform und Wiederherſtellung der Rentabilität der Wirtſchaft. Kurt Ehmer. * H. Fuchs Waggonfabrik Ac. in Heidelberg.— Gut beſchäftigt. Wie verlautet, wurde in der geſtrigen AR.⸗ Sitzung die Bilanz über das abgelaufene Geſchäftsj ehr vorgelegt. Nach der infolge Zwangsvergleichs erfolgten Sanierung der Gedſellſchaft war das Unternehmen nur 5 Wochen in Betrieb, ſo daß eine Dividende nicht in Frage bommen kann. Die gegenwärtige Beſchäftigung wurde als gut bezeichnet. Es ſind 775 Mann beſchäft Die Generalverſammlung findet am W. Dez. d. J. ſtatt. * Die Kapitalbeſchaffungspläne der Vereinigten Elek⸗ trizätswerke Weſtfalen GmbH. in Dortmund. Die Ge⸗ rüchte über eine bevorſtehende Erweiterung der Kapital⸗ baſis bei den Vereinigten Elektrizitätswerken Weſtfaletz GmbH. zu Dortmund werden nunmehr beſtätigt. Es ſollen angeblich wieder mit den Newyorker Bankhäuſern H ars Forbes u. Co. und Speyer u. Co. zunächſt unver⸗ bindliche Verhandlungen aufgenommen worden ſein. Ein engerer Ausſchuß von Verwaltungsrats mitgliedern der VEW iſt bereits gebildet und ſoll der am 14. ds. Mts. ſtattfindenden AR Sitzung neue Vorſchläge unterbreiten. Das Ausmaß der Anleihe wird nach allem, was man hört, über die bisher angegebenen Beträge hinausgehen und vorausſichtlich 20 Mill. Dollar erreichen, wenn nicht etwa doch die Form einer Kapitalerhöhung gewählt werden ſollte. a ( Zuſammenſchluß in der füddeutſchen Aluminium⸗ induſtrie.(Eig. Dr.) Die Aluminium Gmboß. in Teningen und die Alumintumgießerel Singen Dr. Veilßer in Villingen ſchließen ſich unter der Firma „Vereinigte Aluminium ⸗ Gießereien Singen ⸗Deninigen Emo.“ zuſammen. Der Betrieb wird im Werbe Villingen konzentriert. Bekanntlich ſtand die Gießerei in Teningen den Alumintumwalzwerken Singen Dr. Lauber, Neher u. Co. Gmb.., ſowte Schweizer Firmen nahe. * Wieder 8 v. H. bei der Aktienbrauerei Cluß, Heil⸗ bronn a. N. Der AR. wird der HV. vorſchlagen, aus dem gegenüber dem letztjährigen Ergebnis erhöhtem Gewinn die Ausſchüttung einer Dividende von wieder 8 v. H. zu beſchließen. Der Status der Frankfurter Allgemeinen 35,82 Mill. R. Unterbilanz/ Kein Quptenſtatus Erhöhte Rückſtellungen O Frankfurt, 7. Dez.(Eig. Dr.) Der nun endlich heute veröffentlichte Status der Frankfurter Allgemeinen iſt für den 17. Auguſt, alſo dem gleichen Tag wie der der.⸗V. vorgelegte vorläufige Status aufgeſtellt. Da verſchiedene Umgruppierungen not⸗ wendig waren, iſt ein Vergleich ſehr ſchiwerig. Die Paſſtven zeigen: Kreditoren der Verſicherungsabteilung(alles in Mill. /) 13,618, Kreditoren der Finanzabtetlung 22,59, ſonſtige Kreditoren 0,384, tranſitoriſchepaſſiva 1,75, Prämten⸗ reſerven, Prämienüberſchüſſe, Schadenreſerven u. Abwick⸗ lungsrückſtellungen für das indirekte Geſchäft 55. davon abzüglich Debitoren für Reſerven in Händen der Erſtver⸗ ſichteren von 25,44, verbleiben alſo 29,56, Rückſtellungen für Inanſpruchnahme aus Bürgſchaften 32,5, Rückſtellungen für weiterlaufende Pinſen 2,5, Rückſtellungen für Realiſations⸗ ausfälle und Unvorhergeſehenes 6. Die Aktivfeite: Forderungen an Aktionäre(ausſtehende Einzahlung auf 5,2 Mill.„ Lit. B⸗Aktien- 3,9) bewertet mit 1,5, Immo⸗ bilien und Einrichtungen 10,073, Hypotheken 10,63 Wert⸗ paptere 3,642, Beteiligungen 18,64, Debitoren in den Ver⸗ ſicherungsabteilungen 18,997, Debitoren in der Finanzabtei⸗ lung 11,053, ſonſtige Debitoren 0,95, tranſitoriſche Aktiva 0,6, vertragliche Reſte, Rückkäufe und Erſtattungsanſprüche ſind mit je einem Merkpoſten von 1000 4 angeſetzt. Für die Liquidation und Steuern iſt eine Summe von 8 Mill. Mark vorgeſehen. Dagegen iſt diesmal der Kaufpreis der Alltanz, da er noch beſtritten iſt und höher erwartet wird, nicht aktiviert. Es ergibt ſich alſo eine Unter de ckung im Status(ohne den vorſtehenden Kaufpreis von bisher 15 Mill.) von 35,819 Mill. A. Die Bürgſchaftsverpflichtungen ach Abzug der von der Hermes ⸗Kreditrer⸗ ſicherungsbank übernommenen Garantien in Höhe von 41,3 Mill. 4 erſcheinen ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaften noch mit 87,7 und Ausfallbürgſchaften noch mit 23 Mill. A. Ferner laufen noch verſchiedene Garantien zu Lebensver⸗ ſicherungspolicen. Bemerkung der Verwaltung zum Status 1. Der Status iſt kein Quotenſtatu s. Infolge⸗ deßſen iſt für den Leſer des Status nicht ohne weiteres erbennbar, inwieweit die Aktiven mit Rechten Dritter be⸗ laſtet ſind und wie auf der andern Seite die Paſſiven ſich durch Realiſterung von Pfändern und anderen Verſiche⸗ rungen Rechte einzelner Gläubiger vermindern werden. Bei der Eigenart des Verſicherungsgeſchäftes werden ſich die bezüglichen Rechte erſt in der ſpäteren Abwicklung ab ſchließend überblicken laſſen. 2. Die weſentliche Verſchlechterung des heute veröffentlichten Status gegenüber dem vorläufigen Ueberblick vom 20. Sept. 1929 beruht auf den Aus fäl⸗ Len, die die Favag bei der Frankfurter Indu⸗ ſtriekredit⸗ GmbH., ſowie bei anderen Konzerngeſell⸗ ſchaften über das damals geſchätzte Maß hinaus erleiden dürfte. Ferner ſchien es angezeigt, auf Grund der in der Zwiſchenzeit gewonnenen, genaueren Kenntnis der Sach⸗ lage erhöhte Rückſtellungen für das von der Favag noch abzuwickelnde Verſicherungsgeſchäft vorzuneh⸗ men. Auch iſt eine formale Rückſtellung für unvorhergeſe⸗ hene Erforberniſſe vorgenommen worden. Weiter ſind in dem heute veröffentlichten Status auch die Koſten der Ab⸗ wicklung, ſowte Rückſtellung für weiterlaufende Zinſen auch ziffernmäßig berückſichtigt worden. Die Paſſivſeite hat ſich ferner um Verbindlichkeiten erhöht, die ſich erſt bei der wei⸗ teren Nachprüfung herausgeſtellt haben. Andererſeits haben ſich bei verſchiedenen Poſitionen neue Aktiven ergeben, bow. erſcheinen hier und da höhere Wertanſätze gerechtfertigt. Entſprechend dem in der Zwiſchenzeit gewonnenen klareren Einblick in den Charakter der Geſchäftsvorgänge, haben ſich teilweiſe im Status Umgruppierungen als not⸗ wendig erwieſen, wie das ſeinerzeit ausdrücklich vorbe⸗ halten worden iſt. i 8. Der Kaufpreis für das von der Allianz über⸗ nommene Verſicherungsgeſchäft iſt in dem heute veröffent⸗ lichten Status ziffernmäßig nicht bewertet wor⸗ den. Die Meinungen über die mutmaßliche Höhe dieſes Kaufpreiſes gehen weit auseinander. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß die Bewertung des übernommenen Ge⸗ ſchäfts mit einem weſentlich höheren Betrag als 15 Mill. 44 am Platz iſt. Je nach der Höhe dieſes Kaufpreiſes wird ſich der Status entſprechend verbeſſern. Die Vorbereitun⸗ gen der endgültigen Verhandlungen mit der Allianz wer⸗ den mit Nachdruck fortgeführt, ſo daß in abſehbarer Zeit auf eine endgültige Feſtſtellung des Kaufpreiſes zu hof⸗ fen iſt. Mitteilungen der Reviſionskommiſſion In der GV. vom 30. Sept. 1929 hat der Leiter der Ver⸗ ſammlung, Dr. Hermann Fiſcher⸗ Berlin, nachdem er zum Mitglied der Reviſions kommiſſion gewählt war, er⸗ klärt, daß er es für ganz untunlich anſehen würde, der Kommiſſion für ihre Arbeit zeitlich eine Friſt zu ſetzen, gleichzeitig aber zugeſagt, dafür einzutreten, daß ſie in etwa z wei Monaten einen Zwiſchen bericht erſtat⸗ ten werde. Die außerordentliche Kompliziertheit der ganzen Verhältniſſe der Favag und ihrer zahlreichen Toch⸗ tergeſellſchaften, haben die Herausgabe eines ſolchen Zwi⸗ ſchenberichts unmöglich gemacht. Die mit den verſchiedenen Prüfungen beauftragten Treuhandgeſellſchaften können ihre Berichte, die für die Aufgabe der Reviſtonskommtſſion naturgemäß unentbehrliches Material enthalten, in der Mehrzahl erſt Ende dieſes Monats vorlegen. Die Revt⸗ ſionskommiſſion hat infolgedeſſen nach dem Verlauf der G. vom 30. Sept. 1929, in der zum Ausdruck kam, daß die Auf⸗ gabe der Reviſtionskommiſſion nicht nur eine formal jurti⸗ ſtiſche ſein ſoll, es als ihre Pflicht angeſehen, auf die Ab ⸗ wicklung dahin ſtarken Einfluß zu nehmen, daß für eine Verſtändigung der Verwaltung mit den Aktionä⸗ ren über einen gerechten Ausgleich die notwendigen Mög⸗ lichkeiten geſchaffen werden. Nach dem heutigen Stand ber Arbeiten kann der Reviſtionsbericht für Fe⸗ bruar 1930 in Ausſicht geſtellt werden. Die Gläubigerverſammlung findet am Mttt⸗ woch; den 15. Januar 1980, in Frankfurt a. M. ſtatt. Hier wird auch ein neuer Status zum 31. Dezember 1929 vörgebegt. Sie hat den Gläubigerausſchuß zu beſtellen. Die neue Verwaltung wünſcht eine Friſt bis zum 1. März 1930, um ſich entſcheiden zu können, ob eine außer gerichtliche Abwicklung möglich iſt, ober der Konkurs notwendig wird. 1 . 8 5 8 8 5 5 8. Aktien und Auslandsanlelhen in Prozenten N ue 141.5 141,0 Sirſchberg Leder—.—— Schubert& Salzer 218.0 218,7 W l Kurszettel der Neuen Mannheimer zeitung dg dine ber Fegg 8 8 f E, e i f Buderus Eiſenw. 62,50 62,35 Hohenlohe-Werke 83,50—.— Schultheiß. 278,5 280,0] Wicking⸗Cement 107 1 Mennheimer ENektenbörse gegner, 840 gong Gn N 68— n de. 8s 89 e be e— 2.— mene vn 8 550 6. 7 6. 7 Fbönte Bergbau 1020—.— r 988. Sela. Wolf. 7. Bagb- Ei rr, 8 5 1„„.*„ 2e! ee oN„Ei..„„— Sie 5 i—.— 1040 82% Bab. St.⸗A. 27 73.— 18.—.-G. f. Seilinb. 47, 47, Südd. Zucker 180.8 162.0 4%„ 4% 0 715 Chet G 55 6925 5325 lſe Bergbau„ 158,0 218.2 Staner.-. 155 1190 Wolff. 3 7% Bad Kom. 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Goldr. 21,30 21.25 Dai 55 2 8 N g% Farben dd. 28—.— 108,0] J. G. Farben. 178,0 1770 jngustrle-Aktien 855 Sab 2—— Bes k tte 134.0 134.0 4% Saronent,.—.— Daimler Motoren 38, 99.50 Karſtadt.. 809 4880 3 Neu-Guinea. 49,0 g. 3 4 1 Deſſauer Gas. 156,0 157.2 Klögnerwerke 91,50 91 Teleph. Berliner 47.75 Otavi Minen 54,50 88, Bobiſche Ban 160.0 1600 10) rtr. M. BA. 1110 1110 Henninger K. St. 156.0 186,0 Moenus St.- A. 25,—— Ber. Zelt. Berl. 108.0 1000 4½ kinat. Sexe 18.88 48.5] Deſch.Atiant⸗K. 98,35 95,.— C. H. Knorr.. 156. 1580 Thörl ver. Dele—— 91.— 5 Pfalz ypoth. B. 130.9 180.018„„ DA. 1270 1270 Töwen Mücken 2139 274.0 Motoren deug 87.— 97.— Pott. Rasch St. 4. 21 4½% Anatcser l 19,8 18.2 Deuiſche Erdöl 88.50 88.— Kollmar a Jourd“ 98.— 88,50] Tieg, Leonhard. 1480 145,4 Frelyerkehrs- Kurse den e Saen Sion. 1530 180 Nter Oertel 1180 1120 Boicß Sei. 62— 62.— 718 Nat Mal. 2—.— Dich Gußftaßt:.. dic Bal. 287. 395 Frans⸗Nadie 1200 1215 Pelersb, 9. ank, 1% 10 Nh. Ereditdank 1100 110,0] Kartsr. Näh. 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Br.——. e... 195 10 Karge 68.28 70.85 Zellſtoff Ades 123 1 b] Dt. Schuggeb. 08 100.0—.— 5 Der. Chem. Chart. 88,.— 82. Senn N Pfätg. Preßhefe.—— r Portl. Zem. Heid. 11,0 117.5 Bd. Maſch. Durl. 1309 1800 utgerswerk 5 g 5 14 85,— 85,.— Lahmener& Co. 189,5 180 5 B. Dtsch. Nickelw. 1520 189.2. Schwartz Storch. 152.0 153,0] Rh. Elektr..-G. 141,0 14 Brem.-Beſig. Oel 60,80 81.50„ Waldhof 1770—.— 5 F. Dippe Maſchin.———.— Laurahütte.... 51, 52.— D. Glanzſt. Elbf. 140,0 152,5 Adler Kali.. . 180,0 18.0 ühkenw.——. Brown Boverf 1140 114,0 Schnenlpr. Frethl. 50.— 51.— Baltimore Ohio.. Schne— 95.— Finde's Ei 1 8 1— Diamond.. 11.85 11 n Fü Zuger. 1808 180* Schramm Vac, 88 80 850 ufs(Jretwert).— 20.— Canada Abliefer. 58,— 54.50] Diener Metall. 1470 1420 Cart einst. 6180 6180 E. Sch B 8. 8 87— Fochfrene; 1580 1800 Bad- Aſſeturanz 800 120 Verein diſch. Delf. 72.— 72.— Cement 1 25 85 116,7 Schuckert, Nrbg. 178,0 180,0 1 Rastatter Wagg. 18.— 18.— 55 Heinrichbahn 99.— 99.85 ürkoppwerke: dn. Lingel Schußfabr. 42 47 Ver. Stahlwerle. 102,8 108,0 Krügers hal. e Tontinent. Vers. 45.— 48.—] Wanß& Freytag 80.— 80— 5 arſtadt. e 7 7 nag en: dd 1 Hüſſeld. Ei 60.25 60.— L. Loewe& Co. 155.0 159,0 B. Stahl. v. d. Zyp. 162.5 162.5 Mannh. Derſich. 82.— 82.— Zellſtoff Waldhof 175.0 178.0 Shade 2880 870 Terminnotierungen Gehluß). Sbeeate 4893 1225 ee.8215 8875 F. Lorenz. 1380 1360] Des Mitra dg. 1252 1885 Penne Tbamette Annw. 100 fo 5 aug, di Kredit 1199 10 Harden, gergbau 1380 1945 anſa Dae„ 715 815 Lukau 4 Steffen.— 8,35 Dogel Telegraph. 64,80 34.50 Sichel&... Frankfurter Börse Tbemiſche Abert 2. 30 Ban Braun. 1400 1400 Je. Heizmann 880 6830 Nerbd. Stssd.. 4 s 58 75 eienr Lieferung. 159.) 1599 Lüdenſcheld Miet. 65.— 68.25 Dogtland. Masch. 880 78 78 Sloman Kaldetet 20. 80. e Darm.. Nat. 230 2380 b. due 67.— Gen Narmer Pantvse 158 150 Je Wan eeie en 1840 1885 Verein Elbeſchiff. 18.25 16,28 elktr. Licht u. 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Di. Credit 118.0 118,9 To. Goldſchmidt 858.25— D. Wertb.(Gold] 84.— 64.50 Drei Schnee: dne r„„ 9 o. 162.. ir Van ei.——— Mech. Web. Lind. 108.7 110.0 Bank f. Srauind 131.9 148,0 Harpen. Bergbau 1885 1880 3323 l. Bank 100 0 100.0 reßd. Schneltpr.—, 5 A⸗G. für Verkehr 115,0 116,0 Com. u. Privtbk. 158,2 152. faber Bleiſtift 5 K Barmer Bankver. 118,0 1170 Hoeſch Ei. u. St. 107,7 108.5 5 a 1 8. 1 44 23. N 5—* 1 Dit Reichdd. Borz.— 85 3 5 N.. 5 1 5 0 32 5 zahl. Liſt& Co. 1 1155 8 2 55 1857 7 8 3. 3 1* 1 5 5.—.—Hapa 3 8 1. dt. Aſiatiſche Bk. 49.25 49.— farbenind. A. G. 175* 1 2 8 f 1 01885 5 2 5 f 7 1 ug eſellſch.. 113,0 2 80 80 N 1 Uplea nter 182˙2 185 Söhne. 74.— 73.50 Bahr. Vereinsbk. 139,5 140,0 Horelbetriebsgeſ. 148,0 150.0 8% Ludwigsh. 28—.——.— Nürnberg. Verein 1400 140.0 Eiſen Katſersl. 748 780 g„ Miag Näbleldan— 1425 e C Aisg⸗Mablen 1185 1155 Berl. Handelsgeſ. 75 5 170.5 Itſe Bergbau 9. 2190 21842 Ih. Nm. Gd. 28. ee Helr Ered.⸗Aaft. 18 3018 Emag Frankf. 68.— 70.— Aug. Elektr. Gef. 1590 150.5 Monieatin... 88.— 88.— Dresdner Bank. 146.2 148,5 Idies E Höͤpfting/.. e e Genet 1400 1400 Sor un Wirf 7828 288,0 Falalchedeleben 1588 1828 „%„ 9 8880 88.50 Pfätz. Bop. Bk. 128,0 128,0 Enzinger, Unſon—.— i Bemberg.. 1400 184.0 Meininger ppbk. 114,2 118.5] K. Frier. 1258 1280 Ratoren Denz. 88— 88. Dang. n, Nan 1220 1480 n Karten. 80 0 „JJJVVVCTCCCCCCCCCCCC%%%%%%%CCC%%(%ùC%/ eichsdank. 278 Etting. Spinn.. 2130 2130 Bud ken 62.— 82.8 5 3 55 275 80 ä er B... 147. 148. In. Neueſſen B. i 0% rtr. Mb. 28 1450—— Rhein. Fredltbk. 109,7 100%. pn 0 Lewent gedede, s d B8dte Serbe 15 Jöi5 ehe egg 140 urg Seed c., 80.88 eg Materie 287 205 Ade eat e 1400 12 8 Panzer n 298 ff 8% Preuß. fall— r. Rzein. Opp.- Br. 1405 1400 Fager 4 Schleich. 10.0 108.8 Compan Hiſp. 388.0 340.0 Ng. Braunkohlen 248.0 248.0] Siddeutſch. Dise. 1240 1280 Seiling 4 88. 20—— Nicberlanf Kopie 2284 1880 nas, Lora. 88 8 mentfeder.. ut 24 82% Preuß. Rogg..28.25 5 Gebr. Pirm.. e Contin. Gummt— 1420 Rh. Elek.(Kheag) 1430 1440 Frankf. Angem. 51.— 51.— Gelſenf. Dergwk. 124,0 1250 Norbd. Wollen. 87.— 87.— ot. Reichsb. Bz. 88.2 885 Metaldank.. Uto Ns 8 SüddFeſtwb.—,——.— Südd. Boden ·&. 140,0 142,0 85 Farben. 175,1 177.2 5 8 8 8 Ng. Stazlwerte. 104.0 105.5 5 5 8 5 85 Gen ſchow 2 G0. 85.50 87.80 Hapag— Süd 3 1. 3 Mitteldtſch Stahl 5 6 ds. ß ̃ ̃, ̃ „N. abg. Gs. ö Wie 125 15. 5„„ Deutſ r 93,.— 85.— Rütgerswerkte 5 Gerresheim. Glas 105, i 1 3 5 Hard ans— Sberſchl. Nergr 2. 50% Nd.⸗ M. Don.—.——— Württ. Notendk. 152,5 152,5 Felt. Gufneaume———.— St. Geld u. Silber Accumulatoren. 113,0 112,5 f Orenſt. 4 Koppel 69,— 68.— Nordd Loyd 8725 88.— Sberſchl. Koksw. 85,50 88,78 g Frankfurter Gas—.— 8 n 3800 1 Schuckert.... 178.2 189.3 Adlerwerke...= Bel. f. elektr. Unt. 1590 489,9 Sſtwerke. 215,0 216,5 Au.. 105,5 121.5] Orenſt,& Koppel 88.50 70.75 1½ Bad. Kom. Gd. 80.— 80.— Allianz.... 218.0 211,7] Irkf. Pok.& Wit. 42.75 42.— Licht u. Kraft. 181 5 1575 Siemens KHalske 289.5 288.5 Aleranderwerk 3,28 88.50 Joedhardt Gebr. 170 174.0 Allg. Ekektr.⸗Geſ. 1590 159,0 Oſtwerke. 48,— 218,5 9% Pfälzer--0 98,— 88.— Frankf. Anl. Verf. M.— 51.— Elektr Lieferung 1580 Südd. Zucker. 181.0 188,2 Alfeld Deligſen. 28.— 2872 holdſchmidt. Th. 88,25 88.— Phöniz Sergbau 101.0 102.0 Banr. Nstorenw. 81.50—.—[ Absnix Bergbau 101,1 102.5 5 8% No. Hop. A. 25 93.— 98.— Mannh. Berſ.⸗G. 64.——— Goldſchmidt Ty. 88.——— J 8 Farben 9 17858 178,0 Svensta Tändſt. 822,0 826.0 Allg. Elektr.⸗G.. 188,2 153 zuand-Werke. 46,25 45,25 Hermann Pöge 21.75 22.— J B. Bemderg 158.0 184.0 Polpphonwerke 261, 289.0 85 2 R..8 88.— 88. T Alt Sen e 1 F e un r i de enen e Ane den e 180 1 ner Ne e e e C00 ˙·.—* .„.— Trans-Aktien Grün a Bilfinger 0 2 5 e 105 2 mmendorf Pap. 188, 8 izner Maſch. 48. Mhein nRraft 147, 5 der iſenw. 62,1 50 9. Elektriz 141.0—* %„„„ en 84. 84.—* 5—T Aupalg Nehles 72.50 73 5d. F* Ran Braunk. 242.0 246,0 Charlottb. Wafer 80,75 82.— Nh. Stahlwerke 108.2 105,7 5 90% 1 82.— 62.— Heßdaß r 100— Haid& Nen 80.—.— 8 Naußef e Aſchaffdg. Zellſt. 185.5 13 in E Bilfinger 187,1 1875 Ahein. Chamotte 63.— 88.— Comp. Hiſrano. 387,7 841. Kb. Weſtf Ekektr. 192.0 198-5 a 525 F ᷣ // mesh N. acht tg Tast 85380 58.30 Nein. Elettrizir 1410 1407 Cont. Cautſchour. 44.0 1449 A Kies d. Mont D 4%% Rhein. Gig. 80.— 79.75 Nord. 1 4 Pütdere Krabat. 100 1955 Berliner Börse Rhein. Möbelſtoff 104.0—. Dar mler⸗Benz. 37.25 88.50] Nütgerswerke. 10. 1050 4%% Pfalz. Lig. 78.50 78.50 Deſter.⸗u. St.-..88 9,45 Hirſch Kupf. u. M. 11770 118 1 8 Balke Maſchinen 1180 11 deihal 88— 8 Agein.- G. Kalt 104, 101.9] Deſſauer Sas 1852 1880 Salzdetfurth Kali 8147 8187 „ esüdbo vid—— 7725 Montan-Aktien Hoch⸗ u. Tiefbau 7480 74,30 5% Roggenwert..80.80 Baft Nürnderg. 268.7 20 deſche Masch. 87.— 80.— Riede. 104,0 105,0 Deutſche Erdöl 8250 94.45 Schleſ. Portl.-3. 157.0 188.5 %„ Melning. 8.. g. lama il. 88.— 89. Festverzinsliche Werte 8% Roggenrentb 8,.21 Bayer. Ceuulold 12.— 12 Amerſ. Spinß. 124.5 1245 Riedeck Montan 102,0 104.0 Dt. Linoteummt 235,5 240,5 Schn derte Salzet 212.0 211.5 4%% Pr. 3. B. Lig 78.10—.—Eſchweil, Vergw—— 2000 Rn d. 79.50—.— Goldanleite 1070 1070 Bayr. Spiegelglas 67,50 87 un. M. Egeſt. 38.50 34.— Roſitzer Zucker 32.— 32,.— Dynamit A Nobel 82,85 83.75] Schuckert& Ev, 178,7 1805 Bank Aktien Gelſenk Versm. 128.2 1K 65% Reichsanl. 27 87,50 87,50 8% Landſch. Rog. 818 818 8 B. Bemberg 140.0.- Wien Gum. 68,— 88.85 Rückfortß. Ferd. 64.50 68.80 Elektrizttäts⸗Lief—— 61.75 Schulth⸗Patzenh. 278,2 2815 d 21 182 Ilſe gd. St. A. 214,0 214.5 1 2 5 81.50 805 Disch Ablöſgſch.! 50.10 50.10 88 88 880 5—— 5 ergmann Elekt. 202,0 20 ort St⸗Pr 8—— Kütgerswerke 1— e 1 Licht u. 35 28 1 0 Siemens& Halske—*— 75 „ Credi unghans St. Au.—— 47.— nnd du, 3 Ne Oeſt. Scha 1„25 Berlin Gubener 284.5 28 dener Bergb. 133.2 135.0 Sachſenwerk... 92,— 81.— Eſſener Steinkohl. 188, 10 Svenska. Baßiſche Bank 1800 160.0 5 9— 3 5 3 f 20.— 23.50*—— Karls. Ind. 68.50 87. wigshütte 90 805 Sach Sußdazi.. J. G. Farben 3 55 3 3 107 ali Sa ur 0 amm. Ra. N%„Kronen„—] Vertiner Maſchb. 54.25 8. imann Imm. 74.— 75.— Salzdetfurth... 315.0 315,5 Feldmühle... 152.0 154, er. Stah werke 102. Darmer Bankver. 118.5 118.5 i Weſteregeln 181.0 181.0 88 8 131* Dad. Nohlen 18.——— 4%„ kconv. Rente.— 2— Braunk. u. Brikett 147¼ 14 bert 9255 102,1 102,1—— 8 1290 128,0 1* Suill. 114,5 118,2 Weſteregel Alkali 189.0 185.0 u. Wb. 137.5 188.5 Albaner. 88.—.— Klein, Sch.& Seck. 128.0 128.0 Grkr. Mg. K.———— 4%%„ Sid R. 4— 200 Bz.-Befigh. Oelf. 61,0 82 adrich s KAuff.,, Schleſ. Elett. Wan.—— Gelſent Vergwk. 1240 128, af Waldhof 1780 1782 Jom. u. Privatd. 158,0 152,0 Mannesm. Röhr. 81.25 80,75 Knorr, Hellbz. 183,5 1840 8% Prß. K.76.78%%„ Bap.-K.———— Bremet an e 118, J ſerſch Kupfer. 119,0 1180 Huge Schneibtr. 88,— 09,.— J Gesfür lk 158,0 160,5 avia Minen 584,78 88,25 18 2 2 rn nel do Aenne rennen enen, Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) 11. Seite. Nr. 370 Freundlicher Bei kleinem Geſchäft freundlicher und feſter aktien vor/ Späterer Abgabeneigung ſtand Wochenſchluß Spekulation nimmt Deckungen in Kunſtſeide⸗ Interventionsbereitſchaft gegenüber/ Grund⸗ tendenz bis zum Schluß widerſtandsfähig und freundlich Mannheim behauptet Am Wochenſchluß war die Börſe ſtill, die Kurſe eine Kleinigkeit feſter. Die geſtern eingetretene Beſſe⸗ rung der Kurſe von Kunſtſeidenwerte gab der Tendenz einen Rückhalt, ferner regten feſteve Ausbandsbörſen ct⸗ was an. Farben, Waldhof, Daimler und Südzucker hatten Kursbeſſerungen von—2 Punkten zu verzeichnen. Bink⸗ Aktien blieben unverändert. Von Bpauereien waren Dur⸗ lacher Hof und Werger höher geſucht. Am Verſicherungs⸗ markt gingen Kontinentole mit 48 um. Von Rentenwerten wurden 6 v. H. Mannheimer Stadtanleihe mit 69 geh in⸗ helt. Liguidationspfandbrieſe und Reſtquoten lagen feſber. Frankfurt freundlich Die heutige Wochenſchlußbörſe eröffnete in freund⸗ licher Haltung. Das Geſchäft bewegte ſich jedoch in den engſten Grenzen, da Ordres kaum vorgelegen haben dürften. Die Spekulation bekundete angeſichts der etwas ge⸗ ſpannten politiſchen Lage, die durch das Memorandum Dr. Schachts geſchaffen wurde, ſtärkere Zurückhaltung. Im Grundton der Börſe konnte man jedoch eine ge⸗ wiſſe Widerſtands fähigkeit beobachten, zumal auch die geſtrige Newyorker Börſe ſehr feſt geſchloſſen hatte und auch die Gelldverhältniſſe eher etwas günſtiger liegen. Die an der geſtrigen Abendbörſe aufgetretene Kunſtſetdenhauſſe konnte ſich heute nicht fortſetzen, da ſür dieſelbe keine ſtichhaltigen Gründe vorhanden waren. Im allgemeinen waren gegenüber der geſtrigen Abendbörſe überwiegend Kursbeſſerungen zu verzeichnen, die jedoch nur ſelten über 1 v. H. hinausgingen. Nach den erſten Kurſen blieb die Stimmung freundlich, ohne daß jedoch das Geſchäft lebhafter geworden wäre. Einiges Intereſſe für Kunſtſelden werte, das durch Deckungen der Kuliſſe hervorgerufen wurde, gab der Geſamt⸗ tendenz eine Anregung, ſo daß ſie allgemein etwas feſter wurde. Aku gewannen 2 v. H. und Bemberg etwa 4 v. H. Die übrigen Märkte lagen durchweg bis zu 1 v. H. ge⸗ beſſert. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 7 v. H. etwas leichter. Berlin leicht befeſtigt Natürlich ſtand auch heute noch Schachts Memorandum und die durch dieſes veranlaßte Erklärung der Regierung im Mittelpunkte der Diskuſſionen. Man glaubte aus der dicht bevorſtehenden Veröffentlichung der Finanz ⸗ reform, obwohl dieſe noch größere polktiſche Debatten zur Folge haben dürfte, eine Anregung ziehen zu können, vor allem beruhigte aber, daß die Auslandspreſſeſtimmen betreffs des Vorgehens Schachts ziemlich gemäßigt klangen. Hinzu kam die kräftige Erholung der Kunſtſeidenwerte geſtern abend in Frankfurt. Die dort erzielten Gewinne konnten ſich heute voll behaupten. Sicherlich regte auch der feſte Verlauf der geſtrigen Newyorker Börſe etwas an. In erſter Linie handelte es ſich heute wohl um Deckungen der Spekulatton, die ſah, daß die Kundſchaft, trotz der geſtrigen Schwäche, nicht mit Ware herauskam. An⸗ dererſeits war aber, ſelbſt unter Berückſichtigung des ge⸗ wohnten kleinen Samstaggeſchäftes, auf der Kaufſeite eine deutliche Zurückhaltung des Publikums ſichtbar. Am Kaſſamarkt war die Kursentwicklung infolge des kleinen Geſchäfts unſicher. Auf die allgemeine Kunſt⸗ ſeidenerholung zogen Vereinigte Glanzſtoff um 12 v. H. an. Während ſich bis zum Schluß die Höchſtkurſe an den verſchtedenen Märkten nicht immer behaupten konnten, blieb oͤie Stimmung durchaus freundlich und für Spezial⸗ werte feſt. Die Senfation bildeten Berliner Maſchinen Schwartzkopf, die angeblich auf Ausſicht auf Terrainver⸗ baufsverhandlungen und gute Aufträge 5,5 v.., d. h. 10 v. H. ihres Wertes gegen den Anfang gewannen. Mannheims Hafenverkehr im November Die zu Anfang des Monats eingetretene Beſſerung des Waſfſerſtandes hielt leider nicht an. Schon vom 4. November ab fiel das Waſſev im Rhein wie im Neckar wieder von Tag zu Dag und erreichte am 27. November mit 1,88 Meter(Mannheimer Pegel) ſeinen niederſten Stand. In der zweiten Monatshälfte war die Schiffahrt außer durch Kbeinwaſſer auch durch ſtarken Nebel erheblich behindert. Vom 19. bis 283. November war der Nebel ſo dick, daß er für die Schiffahrt ein unſübberwindliches Hinder⸗ nis bot und bein Schiff den Mannheimer Hafen anlaufen oder verlaſſen konnte. Der auf dem Neckar ſeit 15. Auguſt ds. Js. wegen Kleinwaſſer eingeſtellte Fernverkehr könnte noch nicht aufgenommen werden. Der Güterverkehr tiſt infolge öieſer Behinde⸗ rungen weiter zurückgegangen. Er betrug einſchließlich Umſchlag von Hauptſchiff zu Hauptſchiff 441 239 To.(im Vorlahr 508 004 To. und im Vormonat 479 931 Do.). Es kamen auf dem Rhein 139 Güterboote und 986 Schlepplähne an, die 308 822 To. Güter löſchten. Abge⸗ gangen ſind 127 Güterboote und 980 Schlepplähne mit 81623 Gütern. Der Umſchlag von Hauptſchiff zu Hauptſchiff betrug 11944 To. Auf den Handelshaſen entfallen in Ankunft 160 359 To., in Abgang 54020 To.; auf den Induſtriehnſen entfallen in Ankunft 77 801. To., in Abgang 10 7909 To: und auf den Rheinauhafen entfallen in Ankunft 130 287 To., in Abgang 2 5223 To. Von den wichtigſten Güterarten hatte die Kohle mit 8 To, an dem Verkehr den größten Anteil. Der Um⸗ in Holz betrug 26 298 To., an Getreide 24811 To., Kies und Sand 22 078 To., Düngermittel 9 820 To, und Salz 22 286 Ty. Eröffnung morgen Sonntag, nachm. 1 Uhr vegas duc geigen Jliuen 7 Sclialifenotes die Aedesten Hoclsbis 4 Schlaf Zimmer- Speise Zimmer Herren-Zimmer S cl QA ata U 4 2 0 1 Negdteme Tail iagebecliuglageu. Möbelhaus Kissin N 3, 9 u. 10 Stilles Getreidegeſchäft Anbefriedigender Mehlabſatz Berliner Produktenbörſe v. 7. Dez.(Eig. Dr.) Auch am Wochenſchluß zeigte ſich an der Produktenbörſe keine Belebung des Geſchäftes. Die feſteren Meldun⸗ gen von den nordamertkaniſchen Termin⸗ märkten blieben hier völlig ohne Eindruck und Ab⸗ ſchlüſſe in Auslandsweizen kamen auf dem leicht erhöhten Preisniveau nicht zuſtande. Vom Inlande ſteht Brot ⸗ getreide weiter ausreichend zur Verfügung, infolge des wieder unbefriedigenden Mehlabſatzes kaufen die Mühlen nur vorſichtig und bieten für Weizen etwa—2„ niedrt⸗ gere Preiſe. Roggen iſt in den Forderungen ziemlich gehalten, von Stützungskäufen war bis zur Berichtsab⸗ faſfung nichts zu merken. Am Lieferungsmarkte ſetzte Weizen—2 4 niedriger ein, wobei beſonders die Dez.⸗ Sicht gedrückt war, Roggen hatte nur unbedeutende Preis⸗ veränderungen aufzuweiſen. Weiz en⸗ und Roggen⸗ mehle waren in den Forderungen unverändert, das Ge⸗ ſchäft beſchränkte ſich auf Deckung des laufenden Bedarfs. Am Hafermarkte bleibt die Unternehmungsluſt ſehr gering. Bei ausreichendem Angebot hörte man etwa geſtrige Preiſe. Gerſte ruhig. Amtlich wurden notiert: Weizen, märk. ab Station 241242, matt; Dez. 252,50— 251,75 G; März 267—287,50; Mal 273,50; Roggen, märk. ab Station 174—175, ſtetig; Dez. 188,50; März 904,50—204,25; Moi 214,75 215; Gerſte, ab Station 187203, ruhig; Futtergerſte 167177; Hafer, märk, ab Station 152—161, ruhig; Dez. 103,50; März 179,50 bis 179; Mal—; Mais, loco Berlin rumäniſcher 165, ſtetig Welzenmehl 20,685; Roggenmehl 24,40—27,50, ruhig; Weizenkleie 1172; Roggenkleie 10, ruhig; Viktoria⸗ erbſen 29—98; Kl. Speiſeerbſen 24—28; Futtererbſen 21 bis 22; Peluſchken 20,50—22; Ackerbohnen 19—21; Wicken 23—26; Lupinen, blaue 13,75— 14,75; gelbe 16,50—17,25; Rapskuchen 18,40—18,90; Leinkuchen 23,80—24; Trocken⸗ ſchnitzel 18,70—9; Soyaextractionsſchrot 1818,50; Kar⸗ toffelflocken 14,90—15,50; Speifekartoffeln und Rauhfutter⸗ mittel unverändert. Allg. Tendenz ſchwächer. Rotterdamer Getreidekurſe vom 7. Dez.(Eig. Dr.). Schluß, Weizen(in Hfl. p. 100 Kg.], Jon. 11,15; März 11,62,50; Mal 11,77,50; Juli 12. Mais(in Hfl. p. Laſt 2000 Kg.) Jan. 161,25; März 164: Mai 169,25; Juli 164. * Liverpooler Getreidekurſe vom 7. Dez.(Eig. Dr.) Anfang: Weizen(100 Jb.), Tendenz unſicher, Dez.— (9/876); März 9/11(9/105); Mai 10/1(10/1% Juli— (10%); Schluß: ſtetig, Dez. 9/% März%/ u; Mai 10/1; Jult 10/2. * Magdeburger Zuckerterminbörſe vom 7. Deg.(Gig. Dr.) Jan. 9,75 B 9,60 G; Febr. 10 B 9,90 G; März 10,15 B 10,10 G; April 10,25 B 10,20 G; Mai 10,50 8 10,40 G; Aug. 10,90 B 10,80 G; Okt. 10,95 B 10,85 G; Dez. 9,60 B 9,50 G; Tendenz ſtetig.— Gemahl. Meh⸗ lies geſtrichen; Tendenz ſtill. Bremer Baumwolle vom 7. Dez.(Eig. Dr.) Amerik. Univ. Stand. Micddl.(Schluß! 19,37. * Piverpooler Baumwollkurſe vom 7. Dez.(Eig. Dr.) Americ. Univerſal. Stand. Middl. Anfang: Fan 82 bis 933; März 940—941; Mai 949 geh.; Juli 952—953; Okt. 945946; Dez.—; Tendenz ruhig; Schluß: Jan. 933; Febr. 994 März 941; April 942; Mai 950 Juni 950; Jult 954; Aug. 962; Sept. 950; Okt. 946 Nov. 944; Dez. 931; Jan.⸗März 949; Loco 967; Tagesimport 2 000; Exportver⸗ käufe 100; Egypt. Upper F. G. fair loco; Tendenz ruhig und behauptet. * Berliner Metallbörſe vom 7. Dez.(Eig. Dr.) Elek⸗ trolytkupfer(alles in) für 100 Kg.) 170; Raffinadekupfer loco 143,5—145; Standardkupfer, loco 185—187; Standard⸗ Blei 40.754,50; Silber i. Barr. ca. 1000 fein per Kg. 67 bis 68,75; Gold Freiverkehr p. 10 Gramm 2828, 0; Platin Freiverkehr p. 1 Gramm—10. Gründung einer neuen Beamtenbank Umwandlung der Deutſchen Beamtenzentralbank unter Mitwirkung der D D Bank Wie das„B..“ mitteilt, ſtehen die ſeit einiger Zeit geführten Verhandlungen wegen einer engen Intereſſen⸗ nahme der DD⸗ Bank an dem Beamten⸗Geldgeſchäft kurz vor dem Abſchluß. Es handelte ſich um Abmachungen zwiſchen den der Deutſchen Beamtenzentral⸗ bank naheſtehenden Organiſationen, dem Deutſchen Beamtenbund und dem Deutſchen Beamten⸗ wirtſchaftsbund, die darauf hinauslaufen, die Be⸗ amtengeldwirtſchaft zu reorganiſtieren. Es wird vorausſicht⸗ lich ein neues Inſtitut in Aktienform mit einem ver⸗ hältnismäßig geringen Kapital gegründet werden. Aller Vorausſicht nach dürfte die Zentralbank für deutſche Be⸗ amte in dem neuen Inſtitut, das unter dem maßgebenden Einfluß der Beamtenorganiſation ſtehen wird, aufgehen. Die D D⸗Bank hat die Verpflichtung übernommen, die Garantte für alle Einlagen und Guthaben der Beamten zu übernehmen, ſo baß eine völlige Sicherheit gewährleiſtet iſt. Die Deutſche Beamtenzentralbank war auffallender⸗ weiſe nicht auf der Kaſſeler Tagung der Beamtengenoſſen⸗ ſchaften vertreten, auf der bekanntlich die Gründung der Reichs zentralkaſſe der Beamten banken be⸗ ſchloſſen wurde. Damals wurde das Fernbleiben der Be⸗ amtenzentralbank mit deren Aktienſorm begründet, die eine Einfügung in die Organiſation der ausſchlieſtlich genoſſenſchaftlichen Beamtenbank unter dem Patronat der Preußenklaſſe nicht zulaſſe. Die Beamtenzentralbank wöre, um Anſchluß an die Zentralkaſſe finden zu können, ge⸗ zwungen geweſen, ſich in eine Genoſſenſchaft umzuwan⸗ deln. Wie vorſtehende Meldung zeigt, hat die Zentralbank nunmehr einen Weg gewählt, der ſie von der Entwicklung der übrigen Beamtengenovſſenſchaſten abſihrt. Ueber di⸗ Motive der Entſchlüſſe der Zentralbank verlautete ois zur Stunde noch nichts Beſtimmtes. 14954 Küchen Schlletzen Sie mit uns einen Bauspar-Vertragi Sie (pelz- Mäntel werfen dann nicht länger Unsummen für Miete und Zinsen zum Fenster hinaus, sondern schaffen sich Füchse. Skunkse mit unserem zinstrelen. anhundbaren Ban- und Besätze augerordti Hypothekengeld mit der Zeit ein wertvolles, preiswert 8847 schuldenfreles Besttstum. 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Karlsruhe, Kaiser-Allee 25 In alten Fachgeschäften erhältlich. Nürnberger Hopfenmarkt Nürnberg, 6. Dez.(Eigenbericht), Das Geſamtbild der heute ſchließenden Berichtswoche war nicht einheitlich. Während an einzelnen Tagen ſogar recht gute und vielſeitige Nachfrage beſtand, zeigte ſich au mitunter wieder nur ſchwaches Intereſſe. Zufuhren un Umfatz glichen ſich je mit 400 Ballen aus. Unter den Zu⸗ fuhren treten die Bahnzufuhren mit 280 Ballen hervor. Gehandelt wurden alle Sorten und Qualitäten, wobel prima allertauer, Württemberger und auch Gebirgshopfen ſtets den Vorzug erhielten. Wie ſeither, ſind die Notierun⸗ gen für prima Hopfen unverändert, für Gebirgshopfen ſogar etwas höher. Amtliche Schlußnotierungen: Ge⸗ birgshopfen prima 5060, mittel 35—45, geringe 20—80. Hallertauer Siegel prima 75-95, mittel 4065, geringe 30 bis 40; Spalter prima 100—110, mittel 80—95, geringe 5⁰ bis 60; Würtemberger prima 85—105, mittel 50—, ge⸗ ringe 95—45„ per Zentner. Notlerungen für mittel und geringe Sorten nur nominell. Die Umſätze in Fremd⸗ hopfen beſtanden in etwa 100 Zentner Steiermärker zu 2 bis 80„ per Zentner. Schlußſtimmung ruhig. Dem Nürnberegr Platze wurden im Monat November 27 404 Zentner mit der Bahn zugefahren, dmit en die Bahnzufuhren im erſten Viertelfahr der laufenden Saiſon 121113 Zentner(i. Vorfahre 143 222 Zentner). Der größere Teil kom aus Deutſchland, wobei wieder Bayern an der Spitze ſteht. Ab Nürnberg verfrachtet wurden im November 20 259 Zentner und in den erſten drei Monaten der Satiſon zuſammen 46011 Zentner(60 707 ren Es ſind alſo trotz der großen Ernte ſowohl Zufuhren wle auch Abgänge in dleſem Jahre weſentlich kleiner als im Vorjahre. A Saazer Markte iſt immer noch rege Einkaufstätig⸗ keit zu verzeichnen. Es finden dort auch die Mittelſorten mehr Intereſſe. Nach wie vor ſind deutſcher Handel und deutſche Brauereien ſtark am Einkauf beteiligt. Notterun⸗ gen von 450—740 Kronen. Am belgiſchen Markte weiterhin ruhige Tendenz. Notierungen von 160—365 Fres.— Der nordfranzöſiſche Markt war in den letzten Tagen etwas belebter. Notierungen und Verkäufe von 100—200 Fres. G. Zuban AG. München Neuer Verluſtabſchluß Rückgängiger Umſatz— Zu⸗ ſammenarbeit mit Neuerburg erfolgverſprechend In der geſtrigen AR.⸗Sitzung wurde der Abſchluß für das am 31. Mai abgelaufene Geſchäſtsjahr vorgelegt und genehmigt. In der Berichtszeit erzielte das Unternehmen einen Umſatz im Betrage von 16 Mill. 4. An Material- ſteuern, Zöllen und Banderolengebühren wurden insgeſamt 9 Mill.„ abgeführt. Dieſe Umſatzziffern zeigen gegenüber dem Vorjahre einen Rückgang, der auch durch den Ver⸗ ſuch, das Geſchäft durch die Einführung einer neuen Marke zu beleben, nicht aufgehoben werden konnte und der beweiſt, daß ein nutzbringender Betrieb in einer Zigarettenfabrik mittleren Umfanges mit zu hohen Unkoſten verbunden iſt. Aus dieſem Grunde hat ſich die Verwaltung der G. Zuban AG,. entſchloſſen, ihr Werk noch im Laufe des Ge⸗ ſchäftsfahres an die Haus Neuerburg G. m. b.., Köln gegen die Gewährung entſprechender Anteile dieſer Geſellſchaft zu übertragen. Hierdurch iſt ein enges Zuſammenarbeiten der G. Zuban Zigarettenfabrik Ac. mit der Haus Neuerburg G. m. b. H. gewährleiſtet, und die Ver⸗ waltung hofft, daß es ihr auf dieſe Weiſe gelingt, auf der einen Seite dem Werk eine beſſere Beſchäftigung und einen erhöhten Umſatz zuzuführen und auf der anderen Seite die Unkoſten erheblich herabzuſetzen. Im Laufe des Jahres hat ſich dieſe Maßnahme ſchon in der Weiſe ausgewirkt, daß heute rund 1800 Arbeiter und Angeſtellte beſchäftigt werden gegen etwa 700 Perſonen in der gleichen Zeit des Jahres 1928. Im abgelaufenen Geſchäftsjahr entſtand ein welterer Verluſt von 1ù1 Mill., der zuſammen mit dem im ver⸗ gangenen Jahre entſtandenen Verluſt von 1 Mill.„ einen Geſamtverluſt von 2,1 Mill.„ ergibt, der auf neue Rechnung vorgetragen wird. Ueber die künftigen Ausſich⸗ ten des Unternehmens läßt ſich heute angeſichts der Schwie⸗ rigkeiten in der Zigaretteninduſtrie keine Vorausſage machen. 12. Seite. Nr. 570 Ainstaa den A Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) Tmietungen 7. Dezember 1929 nahme bel dem Hinscheiden meines innigstgeliebten Mannes, meines herzensguten Vaters Herm Gustav Schiller zagen Für die vielen wohltuenden Beweise herzlicher Teil- ö mm: f Bahnhofsnähe, auch für f 7 Arzt, per 15. 12. od. 1. 1., 1 5 1930 zu vermieten., 5 23 Zuſchriften B5407 — Wir allen Dank. Besonderen Dank Herrn Jagdgesellschaft„Hubertus“ für die Oeleit geehrt haben Mannheim, den 7. Derember Pfarrer Dr. Hoff, dem Mannheimer Billardelub, der Worte, sowie all denen, die unseren lieben Ent- schlafenen durch reichen Blumenschmuck u. letztes Martha Schiller Wwe. umd Sohn Herbert trostreſchen 18088 192 Pyſtfach 1001. D 1. 9. 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Dezbr. 1929, vorm. 5 Uhr, bei der Polizeikaſſe Mannheim (ehem. Raſerne) verſchloſſen einzureichen. Lieferungsbedingungen können bei der Poli⸗ zelkaſſe Mannheim eingeſehen werden. 2 Polizeidirektion. Städt. Fröbelseminar Mannhelm im Schloßgarten am Lindenhoſplatz. Fächseminar z. Ausbildung von 1. Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen, 2. Jugenbleiterinnen(mit ſtaatl. Abſchluß⸗ prüfungen), 8 3. Fröbel ſchen Kinderpflegerinnen, 4. Hauswirtſchaftliches Vorſeminar. Beginn neuer Lehrgänge in allen Abteilungen: APTI1 1930 Sprechſtunden: Dienstag u. Freitag 15—17 Uhr. Anfragen und Anmeldungen nimmt entgegen Die Direktion. 5 Meme Sprechstunde halie ch nur noch in der Urologischen PIIVSIKIIIR 64.7 Der neue Pelikan Mk. 18. ORIGINAL EVERSH ARP besler Fülbleistift Nelheifen für den Schrelbfisch. 70 ole Sperialgebfl. eltedtadde Die ersfen Merken n GOL DFULLFEDENRHAL TIER perker- NMaſedor- Soenmecken 8434 2— 3— 3. 1 Versand 2 nach aus- N 8 arts Gege- . 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Sonſt war alles tot in ihr, traurig, verzweifelt. Erloſchener Aufruhr, vor dem ſte geflohen. Ste fühlte, ſte konnte nicht mehr weiter kämpfen. Die Kraft war zu Ende. Sie wollte auch nicht mehr. Von allen Seiten kamen te Zweifel. Die Nacht um ſie brütete graue Ge⸗ wpenſter, die tagsüber vor einem Lächeln zerfloſſen und wikungslos ſtarben. Jetzt waren ſie mächtig. Alles um Helga ſchien plötzlich verändert. Ein ſpukhafter Spiegel, in dem ſie ſich ſelbſt ſah. Und alles war Wahnſinn, was ſie gewollt hatte. War Torheit, Verblendung, Phantom, völlig zwecklos. Was willſt du denn eigentlich? höhnte es kin ihr. Stets wieder ſo laut, daß ſie antworten mußte. Doch fand ſie die ſichere Antwort nicht mehr, die ſonſt wach in ihr lebte. Das, was bisher gar keine Frage geweſen, war plötzlich ein Urteil. Sie war wie ge⸗ feſſelt in all ihrem Denken. Ergab ſich faſt wehrlos. Nur Opfer ſah ſie. Kampf mit ſich, der Natur, mit ber ewigen Sehnſucht. Doch wenn ſte das Ziel ſuchte, das ſonſt der Preis war, dann fand ſie nur Nebel, Nacht, flimmernde Sterne. Nichts, was wirklich greifbar noch auf dieſer Welt ſtand, in der ſie doch lebte. Phantaſtereten eines jungen Weibes.— Nein! ſchrie es in ihr. Doch es war nur ein Webhſchrei, kein trotziger Kampfruf. Ihr Herz klagte, ſchrie, bebte, bettelte, weinte. Sie konnte nicht glücklos den Weg weiter gehen, den ſie geträumt hatte. Ste hatte ein Recht, ſelber glücklich zu werden. Wie fedes Weib. War ſie verurteilt zum Unglück, nur weil ſie ſo ſchön war? Wer hat dich verurteilt? Du willſt es ja ſelbſt nur! wuchs es aus dem Dunkel.. Die anderen wünſchen ja nur deine Liebe. Ste leiden durch dich. Bluten mehr, als du bluteſt. Nur du biſt dein Unglück. Dein thrichter Hochmut. Dein Drang, die gewöhnlichen Wege zu meiden, dich ſelbſt zu erhöhen. Dich vor bir zu brüſten. Das Sternbild vor ihr wurde plötzlich zu Augen, die vielfältig ſtarrten. Fragend, höhntſch, ſtreng, unerbittlich. Ihr Herzſchlag ging ſtürmiſch.„Du haſt Glanz gewollt,— dir gehört deine Schönheit. Du haſt Macht gewollt—, Fürſtin konnteſt du wer⸗ ben. Du ſuchteſt den Reichtum— und könnteſt Geld haben, ſoviel du nur wollteſt. Du könnteſt geliebt ſein, bewundert, beneidet. Das, was du erträumteſt, iſt ͤir ſchon erreichbar. Ein Brief— und Fürſt Ra⸗ dolin liegt dir zu Füßen. Es gibt keinen Mann, der dich nicht lieben müßte, wenn du ihn begehr⸗ teſt.— „Doch!“ ſtöhnte ſte auf. Thorletys Namen war in ihr.„Nein!“ zürnte das Dunkel.„Du haſt ſeine Liebe gewaltſam zerſchlagen. Du wollteſt nicht[ie⸗ ben.“ „Warum nicht?“—„Du weißt es.“ Ste wußte es nicht mehr. Ihr Hirn brannte licht⸗ los. Nur eines ſchrie in ihr: die Liebe,— die Sehn⸗ „Natura sangt, non medious“ ö. b. bie Natur heilt, nicht(nur) der Arzt— iſt ſchon ein uraltes Prinzip der Medizin. Bon einer solchen Auffaſſung über die Heilkraft der Allmutter Natur gingen ſchon die älteſten Zeiten aus, wo man ſich der verſchiedenartigſten und oft uch ſonderbarſten Heilkräfte der Natur bediente. Auch die moderne und mobernſte Medizin war von 15 in der Erforſchung und Anwendung der Heil⸗ unde mehr oder minder beſtrebt, ſich der in der all⸗ ewaltigen Natur vorhandenen Heilkräfte zu be⸗ tenen; man denke nur an die immer ſtetig wach⸗ ſende Pflege inbezug auf Luft⸗ Licht⸗ und Sonnen⸗ bäder, ſei es nach Kneipp oder ſonſtwie; oder an die weltberühmte Serum⸗Therapie, wo durch die ſo wichtige und unendlich ſegensreiche Entdeckung die in höchſtem Maße heilkräftigen Abwehrſtoffe(Anti⸗ toxineſ aus dem menſchlichen oder tieriſchen Körper auf natürliche Weiſe gewonnen werden, um gegen bie ſo verheerenden Seuchen wie Typhus, Cholera, Diphtherie oder ſonſtige Epidemien in erfolgreichſter Weiſe angewandt zu werden. Was lag eigentlich näher, als die vielſeitigſte und rößte aller Naturkräfte— die Elektrizität— in den tenſt der leidenden Menſchheit zu ſtellen? Und beſonders lagen ſolche Erwägungen umſo näher, als ſa die Funktionen des menſchlichen Organismus nehr oder minder ſelbſt auf elektro⸗phyſiologiſchen Borgängen beruhen. Allerdings war es nicht gang p einfach, die ſo allgewaltige Elektrizität in geeig⸗ ieter Weiſe zu Nutz und Frommen der leidenden Nenſchheit zu bannen. Hauptſächlich der franzöſiſche Ahyſiker'Arſonval befaßte ſich in dieſer Hinſicht nit der Konſtruktion ſinnreicher Apparate; leider maren dieſelben ſeinerzeit noch zu primitiy und ſo blieb es ihm verſagt, die Heilkunde durch Elektrizi⸗ tät, d. h. die Elektrotherapie zur entſprechenden Eut⸗ wicklung zu bringen, ſo überzeugt er und mit ihm auch andere Forſcher von der unbedingten Heilkraft der Elektrizität waren und ſo greifbar nahe auch ſchon gewiſſe Erfolge vorlagen. Erſt die moderne Medizin und hauptſächlich die Elektrotechnik hat hietin große Fortſchritte gebracht, und merkwürdig iſt es nun, daß es einem Nichtmediziner beſchteden war, die Elektrotherapie durch Anwendung einer ſehr geeigneten und ſinnreichen Apparatur und auf Grund 185 beſonderen Strahlenkombinatton nicht nur mit einem Schlage zu entwickeln, ſondern auch mit geradezu verblüffenden Erfolgen der Fach⸗ und Laienwelt vorzuführen. ſucht. Und doch keine Hoffnung. Sie ſah keinen Aus⸗ weg. Nur überall Wände.„Verſpielt!“ dachte ſie. —„So ähnlich muß Tattenbach ſich gefühlt haben, als du ühn verlachteſt. Und Morlan und Paſcha,— die anderen alle. Jetzt ſind wir Geſchwiſter. Ich muß mit euch leiden.— Iſt Liebe ein Glück, oder Fluch für die Menſchen, daß ſte daran leiden?“ Sie ſah nur bie Opfer, nur Träume— und Täuſchung. Doch dann wäre Flucht vor der Liebe kein Unrecht, nein Weisheit geweſen. Sie fand keine Antwort. Ste wußte nur, daß ſte zerbrach an ber Frage, wenn fetzt 1 5 das Schickſal ein Einſehen hatte und ſie weiter⸗ rte. Drei Uhr ſchlug die Turmuhr. Sie regte ſich gar nicht. Der Gedanke, ins Zimmer zu gehen, von drückenden Wänden umgeben zu werden, war ihr unerträglich Nur, daß ſie auch hier, in der Nacht, nicht allein war, war ihr unbehaglich, beläſtigte ſie jetzt. Wat hatte die dunkle Geſtalt dort zu ſuchen, die zwei Fenſter weiter ſich leiſe bewegte. Erſt jetzt wurde langſam ihr Inneres wach, daß ſte alles bemerkte. Sie fühlte auf einmal ſo etwas, wie Wundern, wie Neugier, Mißtrauen.— Sie horchte hinüber. Sie ſtand ganz im Schatten der mächtigen Säule, doch um ſie war alles vom Mond⸗ licht beleuchtet. Was wollte der Mann dort? Kein Zweifel— er horchte—, bog ſich langſam über den breiten Bal⸗ konrand,— ſtand ſo eine Weile—, dann ſchwang er ſich lautlos und ſchnell auf das Gitter des näch⸗ ſten Balkons, zweimal, dreimal— und machte ſich an einem Fenſter zu ſchaffen „Einbrecher!“ ſchoß es in Helga jäh laut auf. Sie war plötzlich wach, von unheimlicher Spannkraft. Ste zählte die Fenſter ab, zählte noch einmal. Es gab keinen Zweifel— dort, wo er verſchwunden war, wohnte van Heyden. Ihm galt auch der Anſchlag. Was ſollte ſte machen? Läuten? Lärm ſchlagen? Das konnte falſch ſein, den Mann rabiat machen, Heyden gefährden. Sie traute auch nicht ihren eigenen Sin⸗ nen. Sie konnte ſich täuſchen, ſich lächerlich machen Mit haſtigen Schritten glitt ſie in ihr Zimmer und nahm aus dem Schreibtiſch den kleinen Revol⸗ ver.— Selbſt nachſehen,— helfen. Sie mußte ſchnell handeln, das fühlte ſie deutlich. Unheimliche Angſt, nichts mehr retten zu können, ließ ſte leiſe fröſteln. „Begib dich nicht ſelbſt in Gefahr!“ rief es in ihr. Sie lief ſchon nach draußen und kletterte über den nächſten Balkonrand. Sie dachte nicht an ihre nächt⸗ liche Kleidung, Pyfſama und Mantel. Es war etwas in ihr, das ſte vorwärts hetzte.„Vielleicht ſoll ich ſterben?“ Es ſchien ihr faſt tröſtlich, in all ihren Nöten. Schien ihr, wie Erlöſung. Noch zweit Gitter, — eines— da ſah ſie es deutlich,— den Lehnſtuhl des Holländers. Sein grauer Mantel, den ſte an ihm kannte, lag über der Lehne. Die Tür ſtand halb offen. Ihr oberes Fenſter war eingedrückt worden. Sie ſchob ihr erblaßtes Geſtcht an die Scheibe und öffnete leiſe. Die Waffe vor ſich in das Zimmer gerichtet. Sie ſtieß auf den Vorhang und ſchob ihn betſette. r erſter Blick fiel auf das Bett.. Hep⸗ den lag unbeweglich, geiſterhaft, in den Kiſſen vom Mondſchein beleuchtet.. Da hoh ſich ein Schatten im anderen Zimmer,— kam lauſchend nach vorne, — zwei lederne Handkoffer in beiden Armen „Halt! Hände hoch!“ drohte ihm Helga entgegen. Sie hielt die Waffe ſcharf auf ihn gerichtet. Sie hörte das wütende Atmen des Mannes und dann das Geräuſch der zwei fallenden Koffer. Das Mondlicht beleuchtete nur eine Hälfte des prächtigen Zimmers. Sie ſuchte den Schalter, ſtets ſorgſam in Anſchlag und drehte das Licht an. „Scarlatti!“ rief ſte in verblüfftem Erkennen. Der Graf ſtand im Frack, mit erhobenen Händen. Er grinſte verzerrt und mit höhniſchem Knurren, und ſuchte die Hände herunter zu nehmen. Doch Helga verbot es. „Hand hoch!“ Ihr Befehl war gebämpft, doch energiſch und Iteß keinen Zweifel, daß er ernſt gemeint war. Der andere hatte ſich wieder gefunden und lächelte ſpöttiſch. „Die Gnäbigſte wacht alſo als Detektivin und nicht als Kokette! Ich dachte, wir wären— Kollegen ge⸗ weſen.“ „Was haben Sie mit van Heyden gemacht?“ „Nichts. Abendviſtte.“ „Wa rum hört er nicht? Haben Sie etwa— 7—“ „Ste meinen,— ermordet? Ich werde mich hitten. Bei dem alten Herrn reicht ein wenig Betäubung.“ „Schämen Sie ſich nicht?!“ ſagte ſie, ihn empört meſſend. „Und ob!“ knurrte er.—„Daß ein— Weib mich ertappt hat.“ Ste fühlte auf einmal, daß ſte handeln mußte Daß ſte in Gefahr war. Der andere lauerte auf jede Blöße. Ihr Pelzmantel rutſchte ihr langſam zu Bo⸗ den. Ste ſtand im Pyjama. „Charmant! meine Gnädigſte!“ höhnte Scarlati. „Ein reizendes Rendezvous, zu ſpäter Stunde. Wie lange ſoll ich eigentlich noch mit den Händen ſo ſtehen?“ „Bis ich geläutet habe, und bis man Ste feſt⸗ nimmt.“ „Dann läuten Sie bitte. Es wird ungemütlich.“ Sein ſtechender Blick folgte feder Bewegung. Doch ſte hielt die Waffe ſtets in ſeiner Richtung und ſchob ſich, den Rücken zur Wand, nach der Titre. Sie läu⸗ tete mehrmals, lang, ſtürmiſch und fordernd. Die kurze Zeit des Wartens erſchten ihr jetzt endlos. Die Angſt um den Holländer trieb ſie zur Eile. Was war mit ihm geſchehen, daß er ſich nicht regte? Vielleicht hatte ſte dieſer Menſch doch belogen, und war doch ein Mörder? Ihr Herz klopfte ſtür⸗ miſch bei dieſem Gedanken Die äußere Tür wurde haſtig geöffnet. Sie hörte zwei Stimmen, die nach innen fragten. „Oeffnen Sie!“ ſagte ſte haſtig zurck.„Ein Ein⸗ brecher.— Machen Ste ſchnell— ein Verbrechen..“ „Gnädigſte nehmen die Sache zu tragiſch,“ be⸗ merkte Scarlatti, mit zyniſchem Lächeln.„Wozu die Erregung?“ „Schweigen Sie!“ ſagte ſte ſchroff. Draußen ſprach man erregt durcheinander. „Haben Sie keinen Schlüſſel?“ kam eine Stimme. „Nein. Iſt abgezogen.“ „Moment. Werden öffnen. Es kommt ſchon ein Schlüſſel.“ Wer kennt in dieſem Zuſammenhange nicht die auch in den Tagesblättern ſchon ſo vielgenannten und geſchilderten Beſtrahlungskuren des Phyſikers Zeileis in Gallſpach? Ein kleines idylliſches Oertchen in Oberöſterreich, wohin zu den viel⸗ erühmten Beſtrahlungskuren Tauſende und Tau⸗ fer von heilungſuchenden Patienten aus nah und ern N Arme und Aermſte, wie Krüppel, In⸗ valide, Lahme oder alle die anderen Kranken, mit den verſchiedenartigſten und oft auch verzweifeltſten Krankheiten behaftet; auch Reiche, wie amertikaniſche Millionäre vom Range eines Eiſenbahnkönigs Harrymann, ſind dort vertreten; kurz, alle Schichten ohne Unterſchied, ſeien es Ariſtökraten oder Bauern und Bürger, Prieſter und ſelbſt Aerzte, In⸗ und Ausländer ſuchen dort den Segen der Elektro⸗ therapie zur Geſundung zu finden. A. de Nora, der bekannte Schriftſteller und Arzt, hat in ſüddeutſchen Blättern wiederholt über die intereſſanten Wallfahr⸗ ten der nach Tauſenden zählenden Gallſpacher Patienten in treffender Weiſe berichtet und nicht zu⸗ letzt auch über die oft erſtaunlichen Erfolge; er ſagt: „Augenfällige Erfolge bringt jeder Tag. Blindes Kind empfängt den erſten Schimmer des Geſichts. Gelähmte laſſen ihre Krücken und gehen, Tod⸗ geweihte ſehen Geſchwülſte ſchwinden, die niemand ſich mehr zu operieren getraute, Knochen dagegen, die Neſer abgenommen werden ſollen, geſunden ohne eſſer, Magenkranke werden roſig und rund.“ Daß alle die ſo unverhofft Geheilten auf die Gallſpach⸗ Methode ſchwören, iſt ſelbſtverſtändlich, und 5— liegt weniger an dem Warum, als an der Tatſache der Heilung ſelbſt. Man denkt unwillkürlich an die Pilgerfahrten nach Lourdes, allerdings mit einem kleinen Unterſchied: Nach Lourdes pilgert man, um übernatürliche Wunder zu erleben, die nichts als Illuſion und Enttäuſchung bleiben; den Gallſpach⸗ Strahlenkuren unterzieht man ſich in der Ueber⸗ zeugung und mit dem Erfolge, auf natürliche Weiſe, nämlich durch die natürliche Kraft der von der Natur gegebenen Elektrizität geſund zu werden. So üter⸗ zeugend und anerkannt iſt die Art und der Erfolg dieſes ſegensreichen Heilverfahrens, daß auch eine Reihe von Aerzten nach Gallſpach kamen und noch kommen(bis 1931 bereits vorgemerkt, um das neue Gebiet der elektrotherapeutiſchen Praxis für eigene praktiſche Anwendung zu ſtudieren. Einer der bekannteſten Phyſiologen und Forſcher auf dieſem Gebiete, Prof. Dr. v. Wendt, von der Univer⸗ ſität Helſingfors, war dieſerhalb gleichfalls ver⸗ e dort, ſogar als Patient und hat als iſſenſchaftler und Forſcher eine Reihe von aner⸗ kennenden und vielbeachteten Abhandlungen über die Elektro⸗Therapie nach dem vorliegenden Kom⸗ binattonsverfahren veröffentlicht, ſo daß die Elektro⸗ Therapie in kurzer Zeit auch für die Laienwelt Teal wurde.— Wie man ſich die Erfolge wiſſen⸗ chaftlich auch erklären mag, ſo oder ſo, für den kranken Laien und Patienten und bleibt die Hauptſache: Der Heilerfolg! Allerdings inter⸗ eſſiert ihn dabei noch die Frage, in welchen Fällen von Erkrankungen Ausſicht auf Heilung und Beſſe⸗ rung beſteht. In dieſer Hinſicht laſſen ſich faſt die 5 inneren Erkrankungen des Organismus in s Anwendungsgebiet erfolgreich einbeziehen wie insbeſondere die Erkrankungen des Nervenſyſtems 15— Neuraſthenie— allgemeine Herz⸗ chwäche— Herzneuroſe— Schlafloſigkeit— Läh⸗ mungserſcheinungen— männliche und weibliche Sexualſchwäche— Muskel⸗ und Gelenkrheumatis⸗ mus— Iſchias), ferner Gefäßerkrankungen mit abnorm erhöhtem Blutdruck ſowie Stoffwechſel⸗ krankheiten(Magen⸗ und Darmſtörungen, Zucker⸗ und Nierenleiden.) In der Vielſeitigkeit der An⸗ wendung liegt ein ganz beſonderer Vorteil der Elek⸗ tro⸗Therapie ſo wunderſam es auch für den Laien erſcheinen mag, die verſchiedenartigſten Krankheiten auf die faſt gleiche Weiſe zu behandeln und zu heilen; es liegt hier der Grund in dem phyſtologiſchen Ur⸗ prung des Organismus und der Zellen⸗Theorie, die urch Beſtrahlung und Ueberflutung von elektriſchen Hochfrequenzſtrömen mit hunderttauſenden von elektriſchen Schwingungen in einer ganz intenſiven und wirkſamen Art und Weiſe angeregt werden. Selbſt die Fachleute ſind ſich über die Einzelheiten der Wirkungsweiſe nicht ſo ganz im Klaren. Es ben ſich— ein Zeichen der Bedeutung und des ereſſes— verſchiedene internationale Kongreſſe wie in Boſton(Amerika) und an der Sorbonne, Paris, eingehend über die hohe Bedeutung der Elektro⸗Therapie befaßt und ſind ſich über deren ſegensreiche Anwendung einig, wie ſie gerade in der in Gallſpach in beſonderer Kombination ange⸗ wandten Beſtrahlungsweiſe durch kurzfriſtige, aber energiſche Beſtrahlungen vorliegt, nämlich kurz⸗ friſtige Beſtrahlungen in verſchiedener Doſierung von elektriſchen Hochfrequenzſtrömen, Röntgen⸗Be⸗ ſtrahlungen und ultraviolette Beſtrahlungen durch künſtliche Höhenſonne. Zweifellos dürfte die Elektro⸗Therapie demnächſt einen beſonders großen Umfang annehmen und auch Sie hörte im Nücken bas Schnappen des Schloſ⸗ ſes... ein⸗, zweimal.. Dann war ſie auf einmal von Menſchen umgeben, die auf ſie einſprachen und Auskunft verlangten. Scarlatti war hinter bie Leute geſprungen, die ihn dadurch ſchützten. „Gott ſei Dank, daß Sie gekommen find!“ ſagte er ruhig.„Verteufelte Situation, mit der Dame. Nette Leute haben Sie hier im Hotel,— alle Ach⸗ tung!“ „Was heißt das, Herr Graf—?“ brängte ſich der Portier in die vordere Reihe.„Ich bitte, erklären Sie mir.“ „Kann geſchehen. Nicht viel zu erklären. Ich bin Herrn van Heydens Geheimdetektiv. Bin zu ſeinem Schutz hier. Ich ſtand auf meinem Balkon draußen. Konnte nicht ſchlafen. Da ſah ich die Dame dort, wie ſte herausſchlich und luſtig hier einſtieg. Ich gleich hinterher, fand bie Tür offen, ging in bas Zimmer, und ſah mich auf einmal vor ihrem— Re⸗ volver. Was ſte hier getan hat, das kann ich nicht ſagen. Sie duldete nicht die geringſte Bewegung. Ich konnte nur läuten.“ 5 Helga hatte nicht zugehört. Ste war zu van Hey⸗ ben geeilt, der ſich regte und ſtöhnte. Er war toten⸗ bleich. Ein ſcharfer Geruch lag noch über den Kiſſen. „Gott ſet Dank!“ ſagte ſie,„er iſt nur betäubt. Schnell Cognac und Waſſer. Und bann einen Arzt her!“ Da ſah ſie die fragenden Blicke der anderen ſtarr auf ſich gerichtet, in Staunen und Drohung. Der Nachtportter runzelte zweifelnd die Stirne. „Ste haben gehört, Fräulein,— was der Herr Graf ſagte 5 „Nein,“ ſagte ſie drängend. doch!“ Ein Stimmengewirr kam als einzige Antwort. „Was ſoll ich noch ſagen?“ trieb der Graf zur Eile.„Die Situatton iſt doch klar genug, denk ich. Ein zarter Beſuch,— Herr van Heyden betäubt,— die Koffer am Boden. Betrachten Sie doch nur die Kleldung der Dame!“ Helga war einen Moment ſo verdutzt, daß die Sprache ihr ausblteb. Zum erſten Mal wurde kr plötzlich bewußt, daß ſte nur im Pyfama ſtand, vor dieſen Leuten. „Geben Ste mir den Mantel!“ befahl ſte ener⸗ giſch. Man reichte ihn zögernd.„Verhaften Ste end⸗ lich den Menſchen, den ich hier ertappte!“ Bevor Sie noch ausſprach, entſtand um die Tür eine lebhafte Welle. Scarlati hatte die Situatlon ſchon benützt. Mit einem Sprung war er braußen im Gang, und verſchloß beide Türen. Man merkte die Flucht erſt, als es ſchon zu ſpät war. Und Helgas Erklärung erhöhte die Wirrnis und Aufregung nut noch. Man mußte über die vielen Balkongttter klettern, um die beiden Türen aufſchließen zu können. Der Gang war bevölkert von fragenden Menſchen. Scar⸗ latt war längſt in dem Dunkel verſchwunden. Sein Zimmer war leer, alles Suchen vergebens Nur Frau Dina merkte nichts von der Erregung, die durch das Hotel ging. Sie ſah in Scarlatis Be⸗ ſuch nichts als Sehnſucht.., und öffnete ihm froh⸗ beglückt ihre Tür, als er aufgeregt klopfte. Sie freute ſich ſtets, wenn ſte nachts nicht allein war (Fortſetzung folgt) „Berhaften Sie in in anderen Gebieten und Ländern zur vielſeitigen und erfolgreichen Anwendung durch Gründung von derartigen Spezialinſtituten nach dem bewährten Syſtem finden. So haben ſich bereits in Süddeutſ land einige Inſtitute mit enormem Zulauf und a 1 Intereſſe gegründet, die ſich lediglich mit er Ausübung dieſes elektro⸗therapeutiſchen Heil⸗ verfahrens befaſſen. Seit kurzem hat auch hier in Mannheim(Hochſtetterhaus, N 4, 110 ein auf dieſem Syſtem ie elektro⸗therapeutiſches Heil⸗ inſtitut ſeine Praxis eröffnet, deſſen Leiber bereits in Süddeutſchland(Augsburg) ein Zweiginſtitut mit großer Erfahrung und außerordentlichen Erfolgen führte. Hinſichtlich der Bedeutung der Elektro⸗ therapie dürfte es das Publtkum wohl inter⸗ eſſteren, zu erfahren, daß bei dem Hauptinſtitut in ſpach täglich zwiſchen—4000 Beſtrahlungen vorgenommen werden, und es mag ebenfalls für einen ſich hierfür intereſſierenden Patienten gut ſein, zu wiſſen, daß eine Behandlung in wenigen Minuten ohne beſondere Umſtände oder Berufsſtörung ſich vornehmen läßt. Ueber die Bedeutung und prak⸗ tiſchen Heilerfolge fand übrigens kürzlich ein viel⸗ beſuchter Vortrag im hieſigen Kaſinofgal ſtakt, der in allen Einzelheiten wiſſenswerten und wünſchens⸗ werten Aufſchluß über elektro⸗therapeutiſche Be⸗ ſtrahlungen bot; im übrigen läßt auch das hieſige Elektro⸗iherapeubiſche Inſtitut demnächſt eine beſon⸗ dere Broſchüre erſcheinen. Auch die Tagespreſſe hat ſich verſchiedentlich, um dem heilungfuchenden Publikum ſachliche und wertvolle Anhaltspunkte über das Heilverfahren zu geben, mit aufklärenden Beſprechungsartikeln befaßt und wird wohl voraus⸗ 9 9 5 noch wiederholten Anlaß zu derartigen eſeraten, ſet es für das Laienpubltkum, ſei es für die Fachwelt haben. Ueber die Bedeutung und Ent⸗ wicklung der Elektro⸗Therapie befragt, hat kein Ge⸗ ringerer als der bereits erwähnte Prof. Dr. v. Wendt ſich geäußert und ſeine Meinung zuſammengefaßt in das abſchließende Urteil:„Die Elektro⸗Therapie bildet die fundamentale Grundlage zur Medizin der Zukunft, zu der wir gegenwärtig vordringen, indem wir heute die erſten Schaufeln Erde abtragen“. Dr. Konrab Wolter. Anmerkung: Es wird, um dem öffentlichen Intereſſe zu dienen, ein nochmaliger Lichtbilder⸗Vortrag über„Medi⸗ ziniſche Bedentung und prakt. Heilerfolge der Elektro⸗Therapie nach Methode Gallſvach“ am Mitt⸗ woch, den 11. Dez. 1929 im großen Kaſinoſgal, abends 8 Uhr ſtattfinden.(Eintritt freil) 14. Seite. Nr. 570 den 7. Dezember 1929 O Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗ Ausgabe) Samstag, — Sie Deber dess Bis HARCCLATZ Weener MELNHAMP HEIDELBERG Sehenswerte Ausstellung in 5 Stockwerken 857 ZWANGLOSE SESICHTIGUNG Gymnastik und Schnedsche Gymnasfikdirekför Irmgard Sepmeier L 7. 7a 3 7 8 2 9 Tel. 0 Maßkleidung sehr bil billig auch bei zugebrachtem Stoff, li fert gu billig Nud. Köbele, 86, 1 Sroblautsprscher- Auto SSeSyf. 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Auf dem alten Platz hinter dem Schloß hob ſich ein rieſen⸗ hafter, beleuchteter Weihnachtsbaum aus der Mitte des Jahr⸗ marktes. So kam der Weihnachtsabend. Kleine wie große Kinder waren eifrig geſpannt, die kleinen auf ihre Geſchenke, die großen auf Schinken und warmen Schwedenpunſch. Heute war es um 4 Uhr ſchon ſtockdunkel geweſen. Dicke Schnee⸗ wolken jagten über die Stadt. Dabei war es bloß— 8 Gradl Aber das ſtörte weiter nicht. Etwas anderes verſpürte ich doch jetzt— Hunger! Meine Uhr zeigte auf 6— mein Magen auf 71„Oh, ich werde mich zu tröſten wiſſen in meiner Ein⸗ ſamkeitl“ dachte ich. Die Schwedenonkels wiſſen was gut iſt. Alſo— erſt eine Schwedenplatte— aber eine echte, mit den tauſenderlei kleinen Delikateſſen und die obligaten Schnäpſe. Den„Lutfisk“ in ſeiner weißen Soße werde ich auch ver⸗ ſuchen. Aber dann! Der Weihnachtsſchinken— ſaftige, rote Scheiben mit Apfelmus und Senf und ſchwarze Pflaumen dazu. Von dem Reisbrei und Zimmt und Zucker will ich der Form halber noch verſuchen. Vielleicht finde ich die Mandel, die darin ſteckt— das ſicherſte Zeichen, daß ich bald heiraten werde. Ein Stück Butterteigkuchen ſoll den Abſchluß bilden, dazu eine von meinen geſchmuggelten Zigarren und eine ganz kleine Taſſe guten Mokka mit Sahne. ts. „Ob, ich werde mir's ſchon gemütlich machen!“— Ein Auto hielt auf meinen Wink.— Auf dem einen Wolkenkratzer wollte ich jetzt ſoupleren— die Schweden nennen es aller⸗ dings zu dieſer Tageszeit— Mittag eſſen! Das Aut näherte ſich ſchnell dem Wolkenkratzer Königs⸗ turm. Ich ſtieg in beſter Stimmung aus dem Auto und ließ ez weiterfahren.— Aber dann, was ſteht mein Auge? „Die Reſtauration iſt zu!“ ſteht's ſchon mitten an der Tür. Was ſoll das heißen— jetzt um halb 7 Uhr alles zu hier? Wollen denn die Leute keine Geſchäfte machen? In etwas geſtörter Stimmung ging ich die Straße ent⸗ lang. Das nette Reſtaurant in der Nähe war auch zu! In meinem Magen fing es an zu knurren, ſowohl phyſiſch wie pſychiſch. Mit zuſammengepreßten Lippen ſuchte ich ein drittes Reſtaurant auf. Hurrahl Licht— offene Türe! Aber nein, alle Tiſche ſtanden leer, eine öde Stille herrſchte. Bloß ein paar Putzfrauen kehrten die Böden ſauber.—„Warum iſt alles ſchon zu?“ rief ich jetzt und ver⸗ ſuchte meine Wut etwas zu beherrſchen. —„Es iſt doch alles um 5 Uhr geſchloſſen“, erwiderte ble eine ganz ruhig, als ob ſie es nicht gemerkt hätte, daß ſie vor einem ausgehungerten Tiger ſtand. Wie eine heiße Welle ſtieg mir das Blut in's Geſicht. Ich wagte aber noch nicht den grauſamen Gedanken auszu⸗ denken, daß——. Ich lief an einen Telephonapparat auf dem Tiſch.—„Hotel Kronprinz, bitte!— Danke!— Haben Ste noch Mittageſſen?— Kalter Schweiß ſtand mir auf ber Stirn. Alles wipbelbs um mich herum in dieſem kurzen Augenblick— Schinken, Lutfisk, Punſch. Was ſollte die welb⸗ liche Stimme antworten— ja oder nein? „Nein,“ kam es ruhig.„Nach 8 Uhr gibt es kein Mittag⸗ eſſen.“ Mit unnatürlicher Ruhe fragte ich:„Können Sir mir ſagen, ober überhaupt in Stockholm jetzt etwas Eſſen zu haben iſt?“ ahre wieder „Ich glaube nicht“, ſagte ſie,„es iſt alles nach 5 Uhr —geſchloſſen.“ Ein ſtiller Wahnſiun glühte in meinem Gehirn. Am heiligen Abend allein und verlaſſen, fern vom Vaterlande und keim Mittageſſen— nichts zu eſſen überhaupt! Am nächſten Tag würde das deutſche Konſulat meine abgehunger⸗ ten Knochen zuſammenleſen müſſen um ſie nach Deutſchland zurückzuſenden. Ob ich das Porto wert war? Iſt ſtolperte durch die Straßen. Meine Weihnachtsfreude war vorbet. Alles war ſtill und leer geworden. Ich wartete auf Wagen 14 um nach Hauſe zu fahren und dort auf dem Schäslong den Hungertod ſterben. Die 14 kam nicht.„Die iſt wohl auch ſeit 5 Uhr geſchloſſen,“ dachte ich mit Stoizismus. Aber ſie kam! Während der Fahrt ein Gedanke:„Deine Wirtin muß doch was zu eſſen haben. Zwar biſt du nicht in Penſion— aber am hetligen Abend kann ſie dich doch nicht verhungern laſſem“ Bald ſtand ich vor ihrer Tür. Kerzenſchimmer ſtrahlte mir entgegen, als ſte öffnete. Ihre freundlichen Augen, ihr lächelnder Mund fragten erſtaunt:„Aber ſind Sie denn heute nicht irgendwo eingeladen?“ „Nein,“ ſchluckte ich,„ich wollte mit mir ſelber zu Mittag eſſen— und nach s Uhr iſt alles zu— und ich bin am Ver⸗ hungern!“ Sie ntztigte mich herein. Während ich in einem Seſſel vor dem offenen Kachelofen meine Füße auftaute, erzählte ſte mir, daß ihre Schweſter kommen wollte. „Schade!“ dachte ich. Aber gleich danach erfuhr ich, baß dieſe Schweſter leider ſehr erkältet ſet und zu Hauſe bei ihren Kindern geblieben war. Jetzt bekam ich zuerſt einen Glühwein. Inzwiſchen deckte ſte einen Tiſch mit— oh— kleinen Heringsgabelbiſſen, eine ganze Schwedenplatbe, Schnaps, Schinken, alles— alles nach dem ſich mein Herz ſehnte. Sogar vom Reisbrei habe ich verſucht. Und hab' die Mandel gekriegt! 7 Back-Artikel in anerkannt bester Qualität CHRIS TBAUM-SCHMUCK, KERZ FN parfümerle- und Tollette-Artikel in hübschen Geschenkpackungen kö, Splrtuosen, Welne u. Schaumwelne Ludwig& Schütthelm Inheber: Al FRED Srotl, 0 4, 3 gegenüber Hirschland Drogelle und pPotfomenle Telephon 277 15 u. 277 16 Allele mit photo: FRIEHDRICHSPLATZ 19 Bequeme Ratenzahlung. Katalog gratis. Parlophon- Musikhaus E. AF. Schwab K 1, 55 und J 1, 19 Lugwlgshafen Wrodestr. 10 und Ozsershelmerstr. 24 Sie finden solche in teſcher Ausv/ ah und nur le. Qualität jm Fföchgeschäft Elektro-Spezialhaus Gebr. Heiter got am Markt G 2, 6 A Vechhnachtsgssshente 5 a 2 n 1 un fol ful Pakloppog- Maat belebte u praktsche Geschenke Unt Zu Weihnachten? 1 ff. Brlefpaplere von bleſbendem Wert sind: natürlich in eEroter 8 Schtelbzeuge 8025 1 8 15 Linie einen 2. 700 Goldfollheſter FStandapperato 20 Elektrische Beleuchtungskörper 8. Gsstebücher 95. 120. 150. 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Se 2 — N 9 N 7 22 Ob zwiſchen dem mit Kerzen beſteckten altindiſchen Wunſchbaum, den chineſiſchen Lichterbäumen, den beutſchen Kirmeßlinden, die man ehemals mit brennenden Lichtern ſchmückte, und unſerem Weihnachtsbaum ein Zuſammenhang beſteht, iſt höchſt zweifelhaft und ſoll deshalb hier nicht er⸗ örtert werden. Ebenſo wenig haben die im 12. Jahrhundert in franzöſiſchen Ritterburgen zu Schmuck⸗ und Beleuchtungs⸗ zwecken vor den Türeingängen aufgeſtellten Lichterbäume mit weihnachtlichen Gedanken etwas zu tun gehabt. Wann und auf welche Weiſe die Kerzen an die weihnachtliche Tanne gekommen ſind, konnte bisher noch nicht einwandfrei nach⸗ gewieſen werden. Da Weihnachten aber ſtets ein Lichtfeſt war, an dem in den Wohnräumen(und ſpäter auch auf den Gabentiſchen) zahlreiche Lichter und Wachsſtöcke brannten, ſo iſt es leicht zu verſtehen, daß man auch die Weihnachtstanne bald nach ihrer Einführung beleuchtete.— Wie wir aus den Aufzeichnungen eines Unbekannten wiſſen, der in ſeiner Jugendzeit in Straßburg einwanderte, hat es 1604 im Elſaß bereits Weihnachtsbäume gegeben, die jedoch nur mit Aepfeln, Zuckerwerk, Papierroſen uſw. ausgeputzt waren. Hätten ſchon Otchter daran gebrannt, ſo würde der gewiſſenhafte Chroniſt ſie zweifelhaft erwähnt haben, denn auch der Straßburger Prediger Dannhauer, der in ſeinem 16421646 entſtandenen Werk„Katechismusmilch“ heftig gegen die„Lappalie“ des Weih⸗ nachtsbaumes zu Felde zieht, zählt als Schmuck nur Puppen und Zuckerſachen auf. Zuerſt erwähnt finden wir mit brennenden Lichtern be⸗ ſteckte Tannenbäume bei einer Silveſterfeier, welche die Herzogin Dorothea Sibylle von Brieg(Schleſien) 1611 auf ihrem Schloß veranſtaltete. Sie ſchreibt darüber in ihren Lebenserinnerungen:„Rings umher im Saale aber ſtanden grüne Tannen, auf denen viele Hunderte von Wachslichtern brannten.“ Mit einer Weihnachtsfeier hatten dieſe Tannen⸗ bäume nichts zu tun, ſte ſtanden wahrſcheinlich in Verbindung mit den zu jener Zeit beliebten Weihnachts⸗ und Paradies⸗ ſptelen, bei denen die Lichterbäume den Glanz des Paradieſes verſinnbildlichen ſollten.— So wie wir ihn kennen und lieben, ſtrahlend im Glanz der Kerzen, wirb der Weihnachts⸗ baum zuerſt 1787 in einer Schrift des aus Zittau gebürtigen Juriſten Gottfried Kißling, Dozenten an der Univerſität Wittenberg, erwähnt. Allerdings ſteht es nicht feſt, ob die Neue Mannheimer Zeitung(Abend⸗Ausgabe) ee Der Christbaum in vergangenen Zeiten hier beſchriebenen Lichterbäume Tannen geweſen ſind, doch wird es allgemein angenommen. Ein bislang wenig beachtetes, intereſſantes Zeugnis für das Vorkommen des lichtergeſchmückten Wethnachts⸗ baumes im 17. Jahrhundert findet ſich in den köſtlichen Brie⸗ fen der Herzogin Eliſabeth Charlotte von Orleans(16521722), Liſelotte von der Pfalz. In einem Weihnachtsbrief vom Jahre 1708 an ihre Tochter, der Herzogin von Lothringen, erzählt ſie von ihrer eigenen, in Hannover am Hof ihrer Tante Sophie 16591663 verlebten Jugendzeit folgendes: „Ich weiß recht gut, was St. Nikolaus in ganz Deutſchland bedeutet, aber ich weiß nicht, ob ihr ein anderes Spiel habt, das jetzt noch in Deutſchland üblich iſt. Man nennt es Chriſt⸗ kindel, das bedeutet:'enfant Christ. Da richtet man Tiſche wie Altäre her und ſtattet ſie für jedes Kind mit allerlei Dingen aus wie: neue Kleider, Silberzeug, Puppen, Zucker⸗ werk und alles mögliche. Auf dieſe Tiſche ſtellt man Buchs⸗ bäume und befeſtigt an jedem Zweig ein Kerzchen. Das ſieht allerliebſt aus. Ich erinnere mich, wie man mir zu Hanno⸗ ver das Chriſtkindel zum letzten Mal kommen ließ uſw.“ Aus einem anderen an ihre Tante gerichteten Brief Liſelottes (vom 11. Januar 1711) geht ebenfalls hervor, daß man bereits 1660 in Hannover den weihnachtlichen Lichterbaum(Buchs⸗ baum) gekannt hat, von dem man in ihrer Heimat(Heidel⸗ berg) damals noch nichts wußte. Liſelotte wollte die deutſche Sitte des Weihnachtsbaumes in Frankreich einführen, ſtieß aber dabei auf den Widerſtand ihres Gemahls. Der erſte Tannenbaum in Frankreich brannte 1837 in den Tuilerien, wo ihn die Königin für die Herzogin Helene von Orleans, eine geborene Prinzeſſin von Mecklenburg ⸗Schwerin, aufſtellen ließ.— Daß man übrigens in der Pfalz urſprünglich Weihnachten keine Tanne, ſondern einen Buchsbaum ausgeputzt hat, geht aus ber noch bis in die Gegenwart hinein in den Dörfern bei Landau üblich geweſenen Bezeichnung Boßbaum, Bosbäm für den Weih⸗ nachtsbaum hervor.— Ehemals wurden in vielen Gegenden der Pfalz in Kübeln gezogene Buchsbäume als Weihnachts- bäume ausgeputzt. Als früheſtes Zeugnis für das Vor⸗ ſpekbuliert. tiſch, und ſagt: uns zum Eſſem“ gewärmtesl“ gläſer?“ „Zuckerbaums“ beginnt, eine Bezeichnung, welche man noch vor kurzer Zeit in Weſtrich gekannt hat.—— Im 18. Jahr⸗ hundert mehren ſich die Zeugniſſe für das Vorkommen des lichtergeſchmückten Weihnachtsbaumes, dem wir nun auch hin und wieder in der Literatur begegnen, in die ihn Gvethe im „Werther“ eingeführt hat. * 0 0 Ldoliges u Melli Um die Spärlichkeit der Weihnachtsgeſchenke— weiter hat es eben dieſes Jahr nicht gereicht— notdürftig zu verdecken, hat Frau Ziepel die Geſchenke diesmal von großen Mengen Aepfel umgeben. Aepfel ſind ja billig und außerdem machen ſte ſich hübſch, und es ſieht nach was aus. So hat Frau Ziepel Samstag, den 7. Dezember 1929 E. E. Reimerdes. Beſcherung. Herbertchen ſtürmt ins Zimmer, bleibt vor ſeinen paar Geſchenken ſtehen, überblickt ſchnell den Gaben⸗ „Die reenſte Obſtausſtellung!“ v Zu Weihnachten hat Papa Beſuch bekommen, einen Schul⸗ freund, der einen geradezu ungeheuerlichen Leibumfang und einen entſprechenden Appetit hat. Am erſten Weihnachtstag. Das Eſſen iſt eben beendet, da ſagt Fritz zu dem Beſuch: „Herr Ziegenhein!“ „Ja, was willſt du denn, mein Jungchen?“ „Herr Ziegenhein, ich wollte, Sie wären alle Tage dei „Nanu, warum denn?“ „Dann gäbe es am folgenden Tage nie Auf 8. „Du bekommſt diesmal einen Schokoladenweihnachtsmann von mir“, ſagt Onkel Franz zu Werner. „Onkel“, erwidert Werner,„vergrößern deine Brillen kommen des weihnachtlichen Lichterbaumes in der Pfalz gilt„Ja. Warum fragſt du?“ die um 1780 entſtandene pfälziſche Joͤylle des Malers Müller „Der Chriſtabend“, der mit dem Anzünden der Kerzen des „Ach, dann ſetze doch bitte deine Brille ab, wenn du mir den Weihnachtsmann kaufſt!“ U. 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Haſt dein Sach beiſammen?“ Die Marta aber hat auf ein kleins Packerl gzeigt, darin ein Tüchl verwahrt geweſen iſt, einigte Kampel Hartbrot, und noch ein Paar Strümpf, leicht auch ein Hemmet zum Wech⸗ ſeln. Mehr hats dazumal nicht braucht, und wie man kein Elektriſch und kein Autobus ghabt hat, ſo hats auch keine Farbbüchſl und Puderquaſt geben, geſchweig denn ein Lippen⸗ ſtift oder gar Atropin, was man zum Blankputzen der Augen jetzt notig hat. Sind ſehr einfach, weil ſehr arm gwen, die Beiden. Und haben ſich alſo auf den Weg gmacht, die Stuern hinzubringen, die heut eine liebe Behörde einfach pfändt, wenn man ſie nicht akkrat zahlt. Aber die Marta iſt dann doch, trotz ihres beſten Willens und wiewohl ſie ſtab kein Wörtl der Not gſagt hat, um den Mann nicht zu ſecktern, wies jetzt gſchicht— alſo bie Marla iſt doch bald von einer argen Müdigkeit befallen worden, dieweil ſie ja geſegneten Leibes gwen iſt. Da kann man halt nicht ſo marſchiern, wie ſonſt!... Und fuſt, als die Beid bis Bethlehem kommen ſtnd und die Sonn geht unter, und der Mond ſteigt auf, und die erſten Stern beginnen zu blinkern, da kanns die Marta doch nicht mehr ganz verkneifen, und ſie ſagt demütig, daß jetzt wohl die Stund da iſt!... Der Joſef, der ein gueter, lieber Mann iſt, tröſtet ſie alſo und fragt ſo immer, um Mut zu machen, obenhin:„Gehts bann noch allweil?“ Und immer ſagt die Maria„ja“; bis es eben nimmer geht. Nun iſt aber dazumal Betlehem voll von Steuer⸗ zahlern gwen, auch von ſolchen, die beweiſen wollten, daß ſte gar nicht ſoviel zahln können. Ja, das ging zu der Zeit noch! Heut nimmer!... Und da die Gaſthäuſer alle voll ſind, bleibt den Beiaden gar nichts anders übrig, als aus der Stadt hin⸗ aus zu gehn und eine andre Zuflucht zu ſuchen, die ſie dann in dem Stall auch finden. In dieſem Stall aber iſt dann das Jeſulein zur Welt kommen, ſo, wie's der himmliſch Engel vor Jahr und Tag verheißen hat. Sind aber eine Maſſe Tier da im Stadel gſtandn: So ein Pferb, ein Eſel, eine Kuh, eine Geißn, und auch ein keins grauens Vogerl, da zu deren Zeit noch kein'n rechtn Nam ghabt hat.— Die Tier, mit wengen Ausnahm, haben gar arg umeinand gekrampelt, geſchnobert, ghupfet und ſo, 9— Neue Maun Eine Weihnachtslegende von P. Bergenholt weil da wer Fremdes kommen iſt, und als nach hartem Schmerz das Kindlein in der Krippn liegt, und die Mariandl iſt noch ganz weg von all der Freud, aber auch von all dem Herzeleid, das wie eine Ahnung zukünftgen Duldens ſchattet, da ſind die Viecherl wie außer Rand und Band gwen, ſo, daß die Maria vor laueter Kopfweh hat die Augen ſchließn müſſn! Heut hätt man ja auch dafür ein Büchſl und Pyrami⸗ don und Citrovanille, oder wie bas Zeugs allens heißt! Dazu⸗ mal aber hats das nicht geben, und es iſt kein andres Mittel zur Hand, als daß der heilig Joſef ſeinen krummen Stecken braucht, um eine Ruh zu ſtiften. Aber als er den hebt und dem Gaul eins überziehgt, wird der erſt recht trutzig. Und was tut das Viech? Es ſchlagt aus, und grad ſo, daß die Kripp umfalln wär, wenn der Vater nicht gar ſchnell zugſprungn!l...'hat aber trotzdem einen ſo harten Rumpler geben, daß die Mariand aus ihrer Mattigkeit aufwacht. Und das klein Jeſulein, das ſchon im Fallen war, iſt wieder anfangn zu greinen, daß die Mutter hinlangt, es an die Bruſt nimmt und tröſtet. Als ſie aber dann die feurluſtgen Augen des Pferds ſieht, ſagt ſie: „Unguets Tier du! Schamſt di dann nimmer?“ Da lacht der übermütge Gaul hellweis:„Hihihihihihi!“ Und nun iſt doch ein heilger, grechter Zorn in der Martandl, daß ſie ſagt:„Ja, lach nur allweil! Sollſt immer ſo weiter lachen, bis an dein End!“ Seitdem aber haben die Röſſer kein ander Möglichkeit mehr, als zu wiehern! Jaſo: Da iſt bann auch noch der Eſel dagwen und hat dummneugtierig zugſchaut. Und wie der Dalkete ſieht, daß ſein Kumpan ſo blöd dahergrient, packt ihn auch der Ueber⸗ mut, und er will recht zeigen, was er alles kann! Alſo ſtiefelt er hin und beginnt, aus der Krippn das biſſel Heu und Stroh, das darinnen iſt, wie aus einer für ihn beſtimmten Raufn wegzufreſſen, und zupft und zerrt, daß allein ſchon dadurch das Kindl wieder wach wird und anfangt zu krajoln. Zwar ſtaucht der Joſef das Viech fort, aber was nutzt das? Es hats große Maul nun mal ſchon voll⸗ gnommen, und das Jeſulein liegt recht hart aufm faſt blanken Holz. Dann derwiſcht ber Eſel auch noch einen unbeobach⸗ teten Moment, wo er hingeht, um mit der Ohrwaſcherln das biſſl Wärm, das im Stadel iſt, wegzufächeln, ſo daß das Kindl nicht nur hart, ſondern auch recht kühl daltegt! „Solch ein Eſel iſt mr aber noch nicht vorkommen!“ ſchelten der Joſef und die Martandl. Da nickt das tückiſche Tier„Ja“, ſo aus halbeter Schadenfreud. Und nun zürnt die Mutter:„Sollſt immer nur—A ſagen können, und immer auch nur mit den Ohren watſcheln!“ Ja, und ſeitdem wer Zeitung(Abend ⸗ Ausgabe) eben ſagen die Eſel wirklich JA, und ſie wackeln nur noch mit den blöden Ohren! Hätt die Kuh nun einen rechten Verſtand ghabt, dann hätt ſie ſich die zwei Beiſpiel zur Warnung dienen laſſen! Aber eine Kuh und ein Verſtand, das paßte auch damals nicht recht zuſammen!— Alſo, was tut die Kuh? Da ſie nicht grad ſo verfreſſu iſt, wie der Gaul und der Eſel, ſo meint ſie, einen bſondern Witz zu machn, wenn ſte dem Kindl in der Krippn eins mit ihrem Kuhwedelſchwanz auswiſcht!— Und, weiß Gott, das tut ſie, und ſie fegt dem Jeſulein grab ſomal mit der harten Quaaſtnu durchs Gſichtl, trifft auch noch die Marta, die eingſchlafn iſt und nun er⸗ ſchreckt aufwacht. Da aber trifft ſte der gerechte Zorn:„Sollſt immer nur wedeln!— Sollſt immer nur Muh machen und kein andre Sprach haben!“ Das Letzte aber hat das dumme Tier davon, weils zum Zorn der Heiligen gar ſo ſaublöd muhglacht hat! Bleibt noch die Geißn. Was hat die getan?— Die geht ſo halbwegs luſtig tändelnd hin, faſt tänzeriſch, wie man heut ſagen würd. Und ſte ziert ſich, und iſt doch ſenſationslüſtern, was es wohl geben wird, wenn ſie auch das letzt Schüppel Heu noch wegzupft. Alſo zupft ſie und ſie tut ein weibiſches Gelächter, wodurch ſie die Heiligen, die doch müd find, wieder aufweckt. Und nun trifft ſie der grechte Zorn:„Lach nur immerzu dein blöds Gemecker!... Und weil du gar ſo gierig gwen biſt, ſollſt allzeit mager und naſchhaft ſein und bleiben!“ Seitdem läuft die Ziege watſchelnd und tänzeriſch ſchlenkernd umeinand, naſcht hier und da, kriegt nie gnug, und muß ſelbſt im eignen Gezürn lachen: Mähähähä!“ Aber halt: Da iſt ja auch noch das graue Vogerl gwen! Das hat oben im Stadlgebälk gſeſſn. Unb wies ſo ſieht, wie ſchiech die Viecher alle gwen find, und wies den Zorn der Eltern erlebt, und wie das heilig Kindl im Schlaf immerzu gſtört wirb, und wie die Mutter ſchier viel zumüd iſt, immer wieder das kleuue Jeſulein aufs neu in den Schlaf zu ſingen, da hebts auf e' al an, ganz leis, dann ſüßer und deutlicher, eine kleine Me die zu ſingen. Und das unſcheinbare Vogerl hat all ſein biſfel Seel neingtan, daß es ſüß und fein, zart und weh, froh und leidvoll klingen möcht:„'iſt Nachtl. 'tſt Nacht!...'iſt Nacht!. Nun ſchlaf ſüß! Süß! Süß, mein Kindl!“ g Nur das kleine Jeſulein iſt diesmal davon aufgweckt wordn, diweil die Eltern nun vor lauter Müd heit feſt, ganz feſt eingſchlafn ſind Und das Jeſulein, das noch nicht ein einzigs Wörtl hat ſagn können, hat nur ſegnend ſeine Patſch⸗ händerl gehoben. Wie zu einen ſeligen Segen für das kleine Vogerl. Und das Jeſulein hat auch ſelbigsmal zum erſten Mal gelächelt, ſo hold und ſo rein und unſchuldsvoll, daß das Vogerl dieſe ſelig⸗ſüße Melodie behalten hat. Und weils immer angefangen hat:„'iſt Nacht!“, ſo haben die Menſchen es ſpäter Nachtigall genannt! So aber iſt das dazumal gwen, als das Jeſulein im Kaufe beim Fachmann! Uhren-Klausmann das billige Uhren- u. Goldwaren-Geschäft f 4, 9 1 Ecke dunghuschstraßze Telephon Nr. 260 67. praktische Weihnachts- Geschenke. kauft man bei Friedrich Dröll Qu 2. 1 Tal. 30660/ empflehit SERERUOER MULLER 5 8 M ANNTHIEIN SRAERTIUISO HE KUNSTANSTALT N 7. 2. TELEFON ea Stall zur Welt kommen iſt! gegr. 1887 NIUSIK Aug. Kessler Instrumente, Salten, Noten aller Art zum Geschenk C 2, 11 Tel. 318 19 Kondſtorel-Kaffee H. CTHRANEN C1. 8 mnodet KN, SH C 1, 8 Fernsprecher 81600%/01 Gegründet 1768 Leſtestes Bostellgeschäft. 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Heffenllicher Brief an den Mannheimer Bürgerausſchuß In ber letzten Bürgerausſchuß⸗Sitzung hat ſich endlich die Anſicht durchgerungen:„Mannheim muß ſparen!“ Das Mannheimer Bürgertum freut ſich darüber ſehr, denn ernſte Stimmen erheben ſich dauernd mit der Frage:„Wird es ohne Umlage⸗ erhöhung 1929/0 abgehen?“ Kommt dieſer Entſchluß nicht reichlich ſpät? War der Bürgerausſchuß nicht zu lange eine Genehmigungsmaſchine? Wird es die Stabt Mannheim fertig bringen, finanziell flüſſig zu bletben? Dieſe Fragen erhebt ein Mannheimer Bür⸗ ger und verbindet damit die augenblicklich wichtigſten Fragen und zwar behandle ich zunächſt das Mannheimer Nationaltheater: Der Karren iſt ſehr verfahren. Wenn das Mann⸗ heimer Bürgertum nur ſchwer und ungerne einen Zuſchuß von 1000 000 Mark leiſtet, ſo fällt m. E. der Entſchluß bezügl. Genehmigung dieſes Zuſchuſſes leicht, denn wenn wir Mannheimer Bürger doch mal dieſe Million Mark bezahlen müſſen, egal, ob das Theater ſpielt oder ſeine Pforten ſchließt, dann ſpielen wir weiter und wollen für unſer Geld auch etwas haben. Ich bann aber verſtehen, daß dieſer Zuſchuß ſeſt umgrenzt ſein muß. Jeder Aus⸗ weg für die Erhöhung dieſes Zuſchuſſes muß ver⸗ ſperrt werden, damit dieſes unliebſame Thema nicht mehr ſo raſch zur Debatte geſtellt wind. Selbſtver⸗ ſtändlich kann dieſer Zuſchuß nur von Jahr zu Jahr bewilligt werden, denn wiſſen wir, wie es uns allen noch ergeht? Im nächſten Spielfahr muß ſich die Theaterleitung umſtellen. Wir wollen für die Folge keine Künſtler, die faſt unbeſchäftigt bleiben. Die Mannheimer Theaterkriſis ſteht nicht allein da. Wenn die geſamten Theater Deutſchlands keine Ver⸗ nunft annehmen, dann wird es in ganz Deutſchland kritiſch wegen Erhaltung dieſer Kunſtſtätten. Man hat geſehen, daß eine Verſtändigung bezgl. Verein⸗ heitlichung der Theaterführungen unter benachbarten Theatern unmöglich war. Ich gebe zu, daß man keinen Wanderzirkus machen kann, aber das muß kommen, daß ſämtliche Theater im Umkreis von etwa 120 Kilometern ſich gemeinſam die großen und teuren Künſtler halten und laufend austauſchen. Dadurch erſbbrigt ſich eine vielfache Beſetzung ber einzelnen Rollen. Die Theater ſtellen frühzeitig die Spielpläne im gegenſeitigen Einvernehmen auf, damit Kolliſto⸗ nen vermieden werden. Das Publikum bekommt bann öfters eine„beſſere Kraft“ zu hören. Es bietet mehr Reize und der Theaterbeſuch wird angeregt. Wenn man die Künſtler hört, freuen ſte ſich, wenn ſie ausreichend beſchäftigt find, ſodaß eine beſſere Ausnützung der Künſtler kaum Schwierigkeiten bieten dürfte. Die Künſtler ſpringen gerne zur Auf⸗ rechterhaltung der Sache ein. Entweder nehmen die Theater Vernunft an ober ſie gehen alle zug runde. Warum erfolgen die großen Induſtriezuſammen⸗ . Doch nur zur Selbſterhaltung. Nun Schluß er Dheaterdebatte, damit die Aufregungen unter dem Theaterperſonal aufhören. Empfehlen Sie der Theaterleitung nach dem Geſchmack des Publikums zu ſpielen. Statt neuer Fehl⸗Aufführungen möge man etwas von ben alten Spielplänen ausgraben, denn unſere heranwachſende Jugend intereſſtert ſich auch dafür. Mehr kaufmänniſcher Geiſt und das Theaterbudget muß auskommen. Unter allen Um⸗ ſtänden muß der Theaterleitung ein bewegllecher Aufſichtsrat ohne Tantieme beigegeben wer⸗ den, der die nötigen Anregungen gübt und die ent⸗ ſprechenden Aufführungen mitwählt, damit ein guter Beſuch erfolgt. Es darf nicht nur die Kunſt eine Rolle ſpielen, auch die Finanzen ſind maßgebend. Daß es im Theaterbetrieb auch rentable Vorſtellun⸗ gen gibt, beweiſt die Auffüchhnung der Operette„Die Czapdasfürſtin“ im Nübelungenſaal am 1. Dezember. Und trotzdem war der Muſenſaal auch ſehr gut be⸗ ſetzt. Die Vorſtellung der„Czardasfürſtin“ wurde von fremden Künſtlern gegeben. Warum ſtchert ſich unſer Theater nicht derartige Geſchäfte? Das Mann⸗ eimer Publikum würde gerne ſeine eigenen Künſt⸗ er auf der Bühne geſehen haben. Man kann in eine Theaterkommiſſion ſchließlich auch mal ſonſtige kluge Köpfe wählen, es brauchen nicht immer Herren der eigenen Staötregie zu ſein. Und nun noch einige ernſte Worte an die Eltern:„Spornt Eure Töchter und Söhne an, ſich mehr dieſer großen Kunſtſtätt zuzuwenden. Es gibt auch dort preiswerte Plätze, die kaum oder nur weniges teurer ſind, als andere „Theater. Helft mit, dieſe Stätte der wirklichen Kunſt zu erhalten.“ Wenn es ſich um Durchhaltung des Theaterbetriebs handelt, ſo muß beachtet werden, daß dabei etwa 400 Leute ihr Brot verdienen. Was ſonſt noch alles damit zuſammenhängt, iſt unüberſehbar. Wenn wir das Theater ehrlich durchhalten wollen, bann müſſen wir ſonſt ſparen und hürfen gleichzeitig keine weiteren Zuſchußbetriebe ſchaffen, wie Plane⸗ tartum, Hotel⸗ Neubau, Ausſtellungs⸗ hallen uſw. Woher will übrigens die Stadt die Gelder dauernd dafür hernehmen? Anleihen ſind kaum mehr zu erhalten. Ueber das Planetarium iſt genug geſprochen worden. Die Ausſtellungshallen werden erſt im nächſten Jahr fertig, ſodaß ich zu⸗ nächſt nur die Finanzfrage des Hotelnenbaus anſchneibe und an den Bürgerausſchuß folgende Fra⸗ gen richte: J) Iſt der Hotelbau und die Betriebsführung eine ſtädtiſche Angelegenheit?(Einer AG., auf die die Stadtverwaltung maßgebenden Einfluß hat. Schriftl.) 0) Wer hat für eventuelle Unterbilanzen, Zins und Pachtausfälle aufzukommen? Schließlich der Mannheimer Steuerzahler?(Ja! Schriftl.) 8) Wie hoch ſtellt ſich der Hotelneubau, inkl. Ein⸗ richtung, inkl. Platz, Autos uſw.? 4) In welcher Weiſe wurden dieſe Kapitalten be⸗ ſchafft? Wer hat das Geld gegeben(die Stadtver⸗ waltung. Schriftl.) und welcher Zinsſatz muß be⸗ zahlt werden? Ich ſtelle auch fürſorglich die Frage: Iſt dadurch der Wohnungsbaumarkt hinſichtlich Her⸗ gabe billigen Baugeldes nicht beeinträchtigt worden? N 5) Sind auf den Hotelbau Hypotheken aufgenom⸗ men worden, von wem, in welcher Höhe und zu welchem Zinsſatz und wie hoch iſt die jährliche Rück⸗ dahlung aus dieſen Kapitalien? Wer iſt Hypotheken ⸗ ſchuldner? Die Stadt ober die Hotelgeſellſchaft? Wenn letzteres der Fall, hat die Stadt die Bürg⸗ ſchaft für eventuelle Ausfälle übernehmen müſſen? 6) Hat die Stabt direkt oder indirekt der Hotel⸗ geſellſchaft ein Betriebskapital zur Verfügung ge⸗ ſtellt?(Ja. Schriftl.) In welcher Höhe und zu wel⸗ chen Bedingungen? 7) Welche Pachtſumme muß bas Hotel der Stadt zahlen? 8) Hat die Geſellſchaft bisher die Pacht regelmäßig bezahlen können? 9) Iſt der Hotelbetrieb eine ſtädtiſche Angelegen⸗ heit, dann ſtelle ich noch die Frage: War die Hotel⸗ leitung außer der Pachtzahlung auch in der Lage, den Betrieb ſo zu geſtalten, daß er ohne Verluſt ar⸗ beitet, damit das eventuelle Betriebskapital nicht ge⸗ fährdet iſt?(Das wird ſich erſt am Ende des Ge⸗ ſchäftsjahres zeigen. Schriftl.) Da ſich die Stadtverwaltung bezügl. des finan⸗ ziellen Teils über den Hotelneubau in Stillſchweigen hüllt, werden dieſe Fragen offen geſtellt, denn das Mannheimer Publikum iſt ſehr geſpannt, darüber Näheres zu erfahren. Man darf ſich nicht einbilden, daß man einfach alles aus dem Bürger herausholen kann. Es iſt nämlich nichts mehr da. Der Bürger⸗Ausſchuß hat die unbedingte Pflicht, dem Mannheimer Publikum die verlangte Aufklärung zu verſchaffen. Sollten ſich die Zahlen ungünſtig ſtellen, dann heraus mit der Wahrheit, denn eine ſpätere Enttäuſchung wäre viel ſchlemmer. Zunächſt wollen wir aber hoffen, daß das Hotel ventiert und mit der Zeit ein Betrieb wird wie das Gaswerk, das noch einen annehmbaren„Ein⸗ nahmepoſten“ bringt. Derartige Betriebe ſind uns herzlich willkommen. Sind die Zahlen über den Hotelbetrieb jedoch ungünſtig, dann ergäbe ſich even⸗ tuell für den Bürger⸗Ausſchuß eine wichtige Stel⸗ lungnahme. Ich habe die Befürchtung, daß es im laufenden Jahr nicht ohne Umlageerhöhung abgehen wird. Oh weh, wenn ein derartiges Verlangen an die Steuer⸗ zahler geſtellt wird! Iſt ſich der Bürgerausſchuß klar, daß, wenn ſich die allgemeine Wirtſchaftslage weiter ſo verſchlechtert, mit bedeutenden Steuerausfällen gerechnet werden muß? Iſt ſich der Bürgerausſchuß weiter klar, daß in dieſem Winter und wohl auch weiterhin ein enormer Zu⸗ ſchuß zur„Allgemeinen Fürſorge“ notwendig wird? Iſt die Stadt finanziell flüſſtg genug, um derartiges „Unvorhergeſehene“ leiſten zu können? Welch ſtrenge Sparmaßnahmen ſind bereits er⸗ folgt? Die Finanzlage iſt überall ſehr düſter. Die Zeit iſt ſchon längſt da, daß auch eine Stadtverwal⸗ tung wieder den Pfennig zehnmal herumdrehen muß, ehe ſie ihn ausgibt. In Verbindung dieſer Mah⸗ nung erhebe ich die Frage:„War es notwendig, den „Pfälzer Hof“ auf ſolch lange Sicht zu pachten und noch erhebliche Summen für den Umbau zu ver⸗ wenden?“ Sonſt ſchränkt ſich alles ein. Bei gutem Willen wäre es auch ohne dieſe Ausgabe gegangen. Man muß berückſichtigen, daß im alten Krankenhaus manche„Betriebszweige“ frei werden und dies hof⸗ fentlich recht bald, denn, wenn man wollte, könnte man in aller Kürze auf Wohnungsamt und Mieteinigungsamt verzichten, ohne dadurch den Mieterſchutz, ſoweit er noch notwendig iſt, zu gefährden. Durch den Abbau dieſer Aemter wür⸗ den der Stadtverwaltung enorme Summen erſpart. Hier hat man alſo ſchon etwas Greifbares, um mit dem Sparen zu beginnen. Die Räume, die dadurch frei werden, hätten wohl zunächſt zur„Erweiterung der Stadtverwaltung“ genügt. Ich kann offen aus⸗ ſprechen, daß die Stimmung unter der Bürgerſchaft ſehr gereizt iſt. Möge der Bürgerausſchuß frühzeitig genug bremſen, damit Mannheim der Finanzkata⸗ ſtrophe entrinnt. Es mag in den Finanzen der Stadt Mannheim beſſer ausſehen, als dies ſonſt allgemein beim Bürgertum, Handel und Induſtrie, der Fall iſt, be⸗ ſonders beim Hausbeſitzerſtand, dem man mit der Gebäubdeſonderſteuer faſt die ganze Hausrente weg⸗ ſteuert und ſomit eine Hapitalneubildung verhindert. Iſt man ſich bewußt, daß heute der Bürger das vielfache an Steuern bezahlt als im Jahre 1913? Iſt man ſich bewußt, daß der diesbezügliche Abbau raſch kommen muß? Iſt man ſich bewußt, daß dieſe Laſten bezüglich der Höhe in das wirklich richtige Verhältnis der allgemeinen Teuerung gebracht wer⸗ den müſſen? Bei Handel und Induſtrie muß alles gehen, auch der Bürger muß auskommen und darum muß es auch bei der Stadtverwaltung heißen: Sparen, ſparen und nochmals ſparen, bis wir über die wirtſchaftlich ſo ſchwere Zeit, deren Ende noch gar nicht abzuſehen iſt, hinweg ſind. O. Bi Roſengartenkonzerte Die Veranſtaltungen, die durch die Stadt im Winter im Roſengarten Sonntags abends gegeben werden, erfreuen ſich im allgemeinen eines guten Beſuchs. In anderen Städten, wie Karlsruhe, wer⸗ den dieſe Konzerte um 4 Uhr nachmittags als ſoge⸗ nannte Famtlienkonzerte veranſtaltet, die bei Reſtau⸗ ration ſehr beliebt ſind, da auch den Familien mit Kindern Gelegenheit geboten iſt, dieſe Konzerte bet einem Eintrittsgeld von 50 Pfg. auf allen Plätzen zu beſuchen. Auch iſt es nicht Jedermanns Sache, bis ſpät abends ein Konzert zu beſuchen. Wir haben hier gute Kapellen, die den Wünſchen des Publikums vollauf gerecht werden. Man mache daher, beſon⸗ ders über Weihnachten, einen Verſuch. Die Abend⸗ veranſtaltungen brauchen deshalb nicht auszufallen. Einer für Viele. Warnungstafeln für verbotene Parkplätze! Die Mannheimer Polizeibehörde würde den Kraftwagenführern, insbeſondere den Pfälzern, die weniger ortskundig ſind, einen guten Dienſt erweb⸗ ſen, wenn ſie die Plätze, an denen das Parken unter allen Umſtänden— auch für kürzere Zeit— verboten iſt, durch entſprechende Ver bots⸗ tafeln kennzeichnen würde. Denn es gibt zwei⸗ felsohne viele gewiſſenhafte Herrenfahrer, die in keiner Weiſe mit den beſtehenden Polizeivorſchrif⸗ ten, die bisweilen nachweisbar innerhalb kurzer Zeit ſich ändern bzw. widerſprechen, kollidieren wollen. Z. B. iſt zurzeit das Parken, auch für kürzere Zeit, u. a. vor dem Café Wellenreuther unter Strafe verboten. Ein Pfälzer, der gern in Mannheim weilt. Weihnachtsferien und Vürokratismus Wer es für ſelbſtverſtändlich gehalten hatte, daß die Schulferien am Samstag, 21. Dezember beginnen, hat mal wieder nicht mit dem heiligen Bürokratius gerechnet. Nach einer Verordnung aus dem vorigen Jahrhundert darf die Schule erſt am Montag, 23. Dezember ſchließen. Die zuſtändigen Stellen ver⸗ ſprechen ſich ſcheinbar ziemlich viel von dem Unter⸗ richt in dieſen 4 Stunden. Wie läßt ſich das mit dem großen Sparprogramm zuſammenbringen, von dem man immer ſpricht? Wegen dieſer 4 Stunden muß den ganzen Sonntag über geheizt werden! Aus⸗ wärtige Schüler ſind gezwungen, zwei Tage länger dazubleiben. Als letztes Jahr zu Allerheiligen ein Tag freigegeben wurde, hat es ſicher keinem etwas geſchadet. Hoffentlich wird ſich auch der Unterrichts⸗ miniſter bieſer Einſicht nicht verſchließen und doch noch den Montag freigeben. E E. Der Faſtnachtszug Obebe Frau My! Finden Ste nicht, daß Ihre Sorge um den Faſtnachtszug etwas verfrüht iſt? Vorläufig ſteht noch Weihnachten vor der Türe und gibt Ihnen reichliche Gelegenheit, Freude zu be⸗ reiten und zu verbreiten, denn es wird daran in einem großen, vielleicht ſogar weitaus größten Teile unſerer Bevölkerung fehlen. Unſere Zeit iſt ſo ernſt, daß eine Faſtnachtsfreude nicht gut auf⸗ kommen kann, wohl aber— Aſchermittwochsſtim⸗ mung. Eine, die gern auch mit den Fröhlichen fröhlich iſt. Städt. Jugenoͤbücherei im Lameyhaus Es iſt ſehr zu begrüßen, daß man der Mann⸗ heimer Jugend eine neue Bildungsſtätte geſchaffen hat. Aber die Zuſtände, die ſeit Eröffnung der Bibliothek herrſchen, können unmöglich ſo bleiben. Schon eine Stunde vor Oeffnung der Leſeräume ſammeln ſich die Kinder, Buben und Mädels, auf der ohnehin verkehrsſtörenden Vortreppe der La⸗ meyvilla an und vollführen ein Indianergeheul, daß es wirklich für die Nachbarſchaft nicht mehr zum Anhören iſt. Die Buben drängen natürlich die Mädels zurück und ſo gibt es ein Hin⸗ und Her und ein Gejohle, was wohl vermieden werden könnte, wenn für die Buben und Mädchen Extratage be⸗ ſtimmt würden, um das Zuſammentreffen beider Geſchlechter zu vermeiden, wodurch der Andrang zur Bibliothek etwas ruhiger vor ſich ginge. Soviel zu beobachten war, iſt die Aufſicht ſehr bemüht, Ruhe und Ordnung zu halten, doch fehlt die Gewalt, der Zügelloſigkeit der heutigen Jugend Einhalt zu tun. Es iſt hier Abhilfe dringend am Platz, wenn die Bildungsſtätte für die Anwohnerſchaft kein Aerger⸗ nis werden ſoll. Ein Nachbar der O7 Quadrate. Fallen die Kastanienbäume Wir Naturfreunde können die Kaſtanienallee in der Zähringerſtraße in Schwetzingen immer noch nicht vergeſſen. Und jetzt erhalten wir die Runde von Schwetzingen, daß die Stadtgemeinde beſchloſ⸗ ſen hat, auch die Kaſtanlenbäume auf dem Schloßplatz umhauen und durch junge Bäum⸗ chen erſetzen zu laſſen. Wir Mannheimer Natur- freunde würden es tief beklagen, wenn dieſer Be⸗ ſchluß zur Ausführung gelangen würde. Wie wohl⸗ tuend haben wir es empfunden, als wir in den letz⸗ ten, ſonnigheißen Sommertagen unſere Kraftwagen in Reihe und Glied in dieſer ſo herrlich ſchatten⸗ ſpendenden Allee aufſtellen und unſere Wagenführer in dieſem Schatten zur Weiterfahrt erwecken durf⸗ ten. Und dieſer in keiner anderen Stadt ſo ſchön und günſtig gelegene ſchattige Platz ſoll nun vernich⸗ tet werden. 5 Nach unſerer und anderer Leute Wahrnehmung iſt die füdlich gelegene Allee noch in ganz guter Ver⸗ faſſung und noch weiter entwicklungsfähig. Und wenn die auf der nördlichen Seite liegende Allee durch den letzten kalten Winter und den letzten überaus trockenen Sommer eine ſchwächere Ent⸗ wicklung zeigte, ſo iſt es durchaus doch kein Grund, die Bäume lieblos zu beſeitigen. Man ſollte doch erſt verſuchen, dieſe um Teil ſchon über ein Jahr⸗ hundert alten Bäume pietätvoll und verſtändnisvoll zu pflegen und zu behandeln. Dadurch könnte man wieder neues Leben in die geſchwächten Bäume bringen. Die ganz abgeſtorbenen Bäume könnten dann durch künftige junge Bäume gleicher Art er⸗ ſetzt werden. Wir ſind überzeugt, daß dadurch wie⸗ der ein geſchloſſenes Bild dieſer Allee ohne große Koſten hergeſtellt würde. Werden uns die lieben alten ſchattenſpendenbden, rotblühenden Kaſtanien, die man gewiß ſelten in dieſer Stärke antrifft, Bäume, die ſchon mehr als ein Jahrhundert geſehen, die Generationen entſtehen und vergehen ſahen und zu ihrer heutigen Entwick⸗ lung dieſe lange Zeit notwendig hatten, an einem Tag vernichtet, ſo werden wir Naturfreunde und Tauſende andere Beſucher von Schwetzingen die Vernichtung der Bäume beklagen und vom Undank der Welt reden. Ein Naturfreund. auf dem Schwetzinger Schloßplatz? ö Für und wider Photomontage? Was hat John Heartfield dem Werbefachmaun zu ſagen? Wenn man als Reklamepraktiker, ſet es als Graphiker oder Werbefachmann, den Wunſch hatte, Herrn John Heartfield als den ſtärkſten Vertreter und Vorkämpfer der Photomontage über dieſes außerordentlich intereſſante Sondergebiet ſprechen zu hören, ſo wurde man durch die faſt zweiſtündigen Ausführungen des Vortragenden mehr als ent⸗ täuſcht. Etwas unverſtändlich iſt mir daher auch die Berichterſtatuung eines Mannheimer Blattes, die Herrn John Heartfield als den Träger einer neuen Kunſt beweihräuchert und alle die als die„Rein⸗ gefallenen“ bezeichnet, die ſich aus rein fachlichem Intereſſe zu dieſem Vortrag eingefunden hatten, denn es heißt dort wörtlich:„Allerdings kamen die nicht auf ihre Rechnung, die einer Inſtruktionsſtunde über die Technik der Photomontage beiwohnen woll⸗ ten. Es wurde weder erklärt, wie man mit Hilfe der Photographie Bucheinbände, noch wie man Plakate damit macht.“ Der Herr Berichterſtatter„gri“ kann darüber durchaus beruhigt ſein. Wie eine Photomon⸗ tage entſteht, wiſſen Fachleute wohl beſſer als er. Wer alſo von wahrer Sachkenntnis ungetrübt und vielleicht noch als Angehöriger einer gegen die „kapitaliſtiſche Wirtſchaft der Bourgeoiſte“ kämpfen⸗ den Partei dem Genoſſen Heartfield über ſeine Ent⸗ wicklung zum ſchaffenden Künſtler und ſeine allge⸗ meine Weltanſchauung ſprechen hören wollte, der hatte alle Mühe, dem Vortragenden in ſeinen Ge⸗ dankengängen zu folgen, denn trotz der betonten akademiſchen Vorbildung des Vortragenden ließ der Satzbau viel zu wünſchen übrig. Zugegeben, daß Herr Heartfield auf dem Gebiete der Photomontage wirklich bedeutendes geleiſtet hat, ſo muß doch geſagt werden, daß er ſeine Kunſt nur nach einer ganz be⸗ ſtimmten Richtung hin ausübt, nämlich zur Beein⸗ fluſſung der Maſſen im Sinne kommuntſtiſcher Welt⸗ anſchauung. Er iſt bewußt einſeitig, und ſo könnte höchſtens der Werbeleiter eines Verlages, der neue Bücher oder auch eine neue Zeitſchrift zu propagieren hat, einiges von ihm lernen. Gerade die Induſtriereklame, bei der wie auf keinem anderen Gebiet des geſamten Werbe⸗ weſens die Photographie infolge ihrer unbedingten Wahrheit eine beſondere Rolle ſpielt, wäre ein außerordentlich dankbares Betätigungsfeld für den Künſtler Selbſtverſtändlich fordert die Werbung in der Maſchineninduſtrie wieder eine andere Einſtel⸗ lung, da ſie ſich an einen ganz anderen Abnehmer⸗ kreis zu wenden hat, aber, und das muß beſonders betont werden, ſie iſt heute durchaus nicht mehr ſo konſervativ, als daß ſie dieſe neue Kunſtrichtung in Bauſch und Bogen ablehnt Es ſei in dieſem Zuſam⸗ menhang nur auf die Ausſtellung anläßlich des Weltreklame⸗Kongreſſes in Berlin hingewieſen, wo auch andere Graphiker wirklich hervorragende Photo⸗ kombinationen ſowohl für die Maſchineninduſtrie, als auch für die Markenartikelbranche gezeigt haben. Alſo weniger Einſeitigkeit, Herr Heartfield! Dem Mannheimer Literatur⸗Vertrieb in Mann⸗ heim aber muß recht eindringlich geſagt werden, daß er ſich in Zukunft über den wahren Inhalt von Vor⸗ trägen der von ihm gewonnenen Redner etwas beſſer unterrichtet und ſich bei ſeinen Voranzeigen, ſowohl im Anzeigen⸗, als auch im redaktionellen Teil der Preſſe, einen von allen Werbefachleuten hochgehal⸗ tenen Grundſatz etwas mehr beherzigt: Wahrheit in der Reklame. Str. Traurige Zuſtände in der Feloſtraße in Jeudenheim e Als Anwohner der Feldſtraße in Feudenheim mußte ich dieſe Woche morgens zu meiner größten Freude feſtſtellen, daß ſeit einem Jahr auch mal wieder ſtädtiſche Arbeiter— zwei Stück an der Zahl mit einem Aufſeher— die Feldſtraße herrichten wollten. Es kamen noch zwet Wagen mit gelbem Zeug angefahren, das die beiden Arbeiter über die Straße warfen, um es eine halbe Stunde ſpäter durch eine Dampfwalze zu Brei mahlen zu laſſen. Ich ging ins Geſchäft in dem frohen Bewußtſein, bei der Heimkehr durch die Feldſtraße auch mal mii einem einigermaßen ſauberen Schuh gehen zu köm⸗ nen. Doch welch Malheur! Der Weg war ſchlechter als zuvor. Der gelbe Brei blieb einem an den Schuhen hängen. Iſt auch kein Wun⸗ der, denn wie kann man in fünf Stunden einen Weg wie die Feldſtraße mit einem derartigen min⸗ derwertigen Material herrichten. Es wäre doch wirklich angebracht, die Straße ordentlich, wie dies auch im Unterdorf der Fall iſt, herzurichten und mit Steinen aufzufüllen; denn ſchließlich müſſen die Anwohner der Feldſtraße genau ſo gut wie die andern ihre Steuern bezahlen. Eine dringende Ab⸗ hilfe wäre daher am Platze. Ein Steuerzahler. it Ruhe und Ueberlegung Soll man Weihnachtsgeschenke kaufen Darum beachte man mehr als sonst noch die Anzeigen der Mannheimer Geschäftshäuser in der NM. Sie zelgen Wege zu den leistungsfahlgen Geschäften und geben Anregungen für schöne und praktische Geschenke. Anzeigen in der NM bringen Gewinn! . I Samstag, den 7. Dezember 1929 Die schönste Weihnächtsfreude fur die Damen Quelſtät und pPrelswürdigkeit melner Waren sind bekannt Das Spezialhaus fur Pelze am Markt SCHUHF von TRAUB des etffeuende Festgeschenk Fur die Dame: Stiebenschuhe in ellen lederetten, besonders echt Reptſl Abendschuhe, ddetsehuhe, Strumpf Ssmeschen, Strompte Für den Hern: leckschuhe, Heusschuhe, Spoſtschuhe, Gamsschen, Socken Für dle Jugend: petto- Schuhe 222 Harmonle Schuhhaus D 2, 6 1955 Das Helm der vornehmen Schuhe Die Hondiſlorei der Dame 2 5 Haffee des Herrn Zum IUethnadiis fest empfehlen wir: Geschenk- Bonbonnleren in geschmackvoller Ausfuhrung Veinnadiſs-Gebdcke in feinster Guallidl, sowie unsere Eigeneræeugnisse in Pmlinen- Packungen In betunnſ. Gde. Erstklſussiges Bestellungsgeschdſt Telephon 280 60 UI NN . 5 N H. Wurtmepn& Cie. N 2,& SUCHERSCHRNNKE e, NOTENSCHRANKCHEN HER RENZ IMM E RQ daer Seren MGBEI-FABRIK S. 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