0 Bezugspreiſe: In Mannheim und Umgebung durch Träger frei Haus monatlich RM..—, in unſeren Geſchäftsſtellen abgeholt RM..50, durch die Poſt ohne Zuſtellgebühr RM..— Einzelverkaufspreis 10 Pfg.— Abholſtellen: Walbdhofſtraße 6, Schwetzinger⸗ ſtraße 19/20, Meerfeldſtraße 13, Ne Friedrichſtraße 4, Fe Hauptſtraße 83, W Oppauerſtraße 8.— Erſcheinungsweiſe wöchentlich 12 mal. Beilagen: Montag: Sport der N. M. 5./ Dienstag wech Donnerslag wechselnd: Mannheimer Frauenzeitung Für unsere Jugend/ Freitag: Winterſport und Erholung Mannheimer Vereinszeitung/ Sa Mannheimer General-Anzeiger Verlag, Redaktion und Hauptgeſchäftsſtelle: R 1, 46.— Feruſprecher: Sammel⸗Nummer 24951 Poſtſcheck⸗Konto Nummer 17590 Karlsruhe.— Telegramm ⸗Adreſſe: Nemazeit Mannheim Anzeigenpreiſe: Im Anzeigenteil RM.—.40 dte 32 mm breite Colonel⸗ zeile; im Reklameteil RM..— die 79 mm breite Zeile.— Für im Voraus zu bezahlende Familien⸗ und Gelegenheits⸗Anzeigen be⸗ ſondere Sätze.— Rabatt nach Tarif.— Für das Erſcheinen von ſelnd: Aus der Welt der Technik Kraftfahrzeug und Verkehr Neues vom Film/ Mittwoch wechſelnd: Die fruchtbare Scholle mstag: Aus Zeit und Leben Anzeigen in beſtimmten Ausgaben, an beſonderen Plätzen und füt telephoniſche Aufträge keine Gewähr.— Gerichtsſtand Mannheim, Steuer, Geſetz und Recht Mannheimer Muſikzeitung Mittag⸗Ausgabe it Landwirte Freitag, 20. Dezember 1929 140. Sahrgang— Nr. 591 hat über 12 Allgemein interessierende Mitteilungen in einem Rundfunkvortrag des Reithsernährungsminiſters 1 Milliarde jährliche Zinszahlung (Telegraphiſche Meldung) Berlin, 20. Dez. Reichsernährungsminiſter Dr. Dietrich hielt Donnerstag abend im Rundfunk einen Vortrag über „Die Landwirtſchaft an der Jahres⸗ wende“. Er wies einleitend darauf hin, daß eine große Anzahl landwirtſchaftlicher Zölle erhöht wor⸗ den ſei. Teilweiſe ſei dieſe Erhöhung nur unter Schwierigkeiten möglich geweſen. Es handele ſich darum, den Prüfſtein auf die Arbeit im Sommer dieſes Jahres zu ſetzen. Die geplanten neuen Zölle ſollen nicht ſtarr ſein; ſie ſollen herabgeſetzt werden in dem Maße, in dem die Landwirtſchaft normale Preiſe für ihr Getreide erzielen kann.— Es ſei kein Zweifel, daß man den Weizen⸗ Preis genügend durch die Zollpolitik keeinfluſſen könne. Der Vermahlungszwang zwinge die Müller und vor allem die Großmühlen, die Inlandsproduktion an Weizen aufzunehmen. Viel ſchwieriger lägen die Dinge beim Roggen; hier ſei der Zoll nicht beſtimmend für den Preis. Bei großer Inlandsernte werde der Roggenpreis, weil wir mehr produzieren als verbrauchten, auf dem Inlandsmarkt gemacht. Tatſächlich ſei gegen⸗ wärtig der amerikaniſche Roggen viel teurer als ber deutſche. Man könne mit dem Roggenzoll nicht er⸗ reichen, daß der Roggenpreis eine angemeſſene Höhe erreiche, man könne nur verhindern, daß der Roggen⸗ markt noch mehr verdorben werde. Da als Abſatzgebiete für den deutſchen Roggen nur die Nordſtaaten in Betracht kämen, ſo zeige ſich, daß zunächſt eine Verſtändigung mit Polen über die Belieferung dieſer Märkte nötig ſei. Die Verhandlungen darüber ſeien im Gange. Es ſeien auch jetzt ſchon Maßnahmen getroffen wor⸗ den, die eine geordnete Regelung der deutſchen Roggenausfuhr gewährleiſten. Darüber hinaus ſolle eine ſtärkere Verfütterung des Roggens dadurch erreicht werden, daß ein größeres Quantum Roggen aus dem Verkehr herausgezogen und auf⸗ geſpeichert werde. Es ſolle verſucht werden, dieſen Roggen verbilligt den Schweinezüchtern im Nord⸗ weſten Deutſchlands zuzuführen, nachdem er vorher vergällt worden ſei, damit er nicht wieder zur menſchlichen Ernährung gebraucht werden könne. Es ſtehe feſt, daß, wenn es nicht gelinge, einen einigermaßen erträglichen Preis für Roggen zu ſchaffen, die Situation im Oſten ſich im⸗ mer bedrohlicher geſtalten werde. Die Preislage auf den Großviehmärkten ſei durchweg ſchlecht geweſen. Auf dem Rindermarkt hatte die große Dürre der Sommermonate zu einem ſtar⸗ ken Angebot und damit zu einer rückläufigen Preis⸗ bewegung geführt, die durch den ausländiſchen Wett⸗ bewerb weiter ſtark beeinflußt worden ſei. Dem bedrohlichen weiteren Abrutſch der Preiſe ſei durch Stützung der Reichsregierung auf den nordweſtdeutſchen Großmärkten vorgebeugt worden. Es ſei daher erforderlich geweſen, den Zoll für Rind⸗ vieh zu erhöhen. Die Schweinepreiſe ſeien unabhängig von der Inlandsproduktion und der Lage des Futter⸗ marktes. In den Handelsvertragsverhandlungen mit Polen werde die Einfuhr eines Schwetnekon⸗ tingents bereits zugeſtanden, das zumindeſt in kom⸗ menden Jahren nicht höher ſei als das durch den früheren Reichsernährungsminiſter Schiele in den damaligen Verhandlungen angebotene Kontingent. Die Förderung der Milchwirtſchaft f in allen ihren Zweigen ſei von ganz beſonderer Be⸗ deutung. Der auf 50 Mark erhöhte Butterzoll ſei die Schutzmauer, hinter der ſich die Umorganiſation der geſamten Milchwirtſchaft vollziehen solle. Das Reichs milchgeſetz, deſſen Entwurf zur Zeit im Reichsrat beraten werde, bilde die geſetzgeberiſche eu s tac n den eingeſeftefen Maßnahmen. Deckungsloſe (Drahtberichtunſeres Berliner Büros) E Berlin, 20. Dez. Das von der Polizei förmlich blockierte Berliner Rathaus hat geſtern nach der Wahl des Vorſteher⸗ kollegiums bis in die Nacht hinein über den An⸗ trag auf Bewilligung einer beſonderen Weih⸗ nachtshilfe für Erwerbsloſe verhandelt. Bür⸗ germeiſter Scholtz lehnte die Verantwortung für neue Ausgaben auf das Entſchiedenſte ab. Er er⸗ klärte, daß mit dem Prinzip der deckungsloſen Bewilligung endlich kategoriſch Schluß gemacht werden müſſe, da ſonſt die Staatsaufſicht unvermeid⸗ lich ſei. Wörtlich erklärte er: „Die ſechs Millionen ſind einfach nicht da, und wenn Sie hier Beſchlüſſe faſſen, ſo täuſchen Sie dem Volk etwas vor und ſchieben die Verantwortung auf den Magiſtrat, der dieſe For⸗ derungen nicht erfüllen kann. Sie werden, falls Sie ſo weiter hier arbeiten, in dieſem Hauſe nicht mehr lange die Selbſt verwaltung aus⸗ üben können. Seine Warnung blleb trotzdem fruchtlos. Gegen elf Uhr bewilligte die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung eine außerordentliche Erwerbsloſenbeihilfe. Für ſte ſtimmten die Sozialdemokraten, Kommu⸗ niſten, Nationalſozialiſten und die— Deutſch⸗ nationalen. i Die Bewilligung iſt illuſoriſch, da die Gelder da⸗ für einfach nicht zur Verfügung ſtehen. Heute wer⸗ den in einer wahrſcheinlich recht ſtürmiſchen Aus⸗ sprache die Tariferhöhungen behandelt werden. Bewilligung Erwerbsloſendemonſtrationen (Telegraphiſche Meldung) Berlin, 19. Dezember. Bei Zuſammenſtößen mit Erwerbsloſen in der Umgebung des Rathauſes erwies ſich die Aufgabe der Polizei als beſonders ſchwierig auf dem Alexan⸗ derplatz, da der ganze Komplex durch Gerüſte für den Untergrundbahnbau außerordentlich unüberſicht⸗ lich geworden iſt. Immer wieder ſammelten ſich grö⸗ ßere Trupps von Demonſtranten an; auch die Neben⸗ ſtraßen, wie die Alexanderſtraße, die Landsberger⸗ ſtraße und die Kleine Schützenſtraße, waren angefüllt mit einer zahlreichen Menge, die laute Verwün⸗ ſchungen und Niederrufe gegen die Schutzpolizei und die Sozialdemokraten ausſtieß und die In⸗ ternationale ſang. i Die neuen Verkehrstarife (Telegraphiſche Meldung) f Berlin, 19. Dez. Nach der von der Generalverſammlung der Ber⸗ liner Verkehrsgeſellſchaft heute früh beſchloſſenen Tariferhöhung werden künftig Einzel⸗ fahrten 25 Pfg. koſten, Schülerfahrten 15 Pfg., Monatskarten für eine Linie 10, für zwei Linien 17& und für ſämtliche Linien 30 4. Monatskarten für die U⸗Bahn für Erwachſene 13, für Schüler 6,50, Uebergangskarten für den Verkehr auf der Ringbahn 30 Pfg. Die Nachttarife werden entſpre⸗ chend erhöht. Die Erhöhungen treten am 2. Januar 1980 in Kraft. Im weiteren Verlaufe ſeines Vortrages beſchäf⸗ tigte ſich der Miniſter mit den Fragen des Obſt⸗ und Gemüſebaues und des Wein⸗ und Tabakbaues. Er ſchloß ſodann:„Die Verſchul⸗ dung der Landwirtſchaft iſt ganz außerordentlich. Sie ſtellt ſich am 30. Juni 1929 auf 12,192 Milliar⸗ den. Dieſe Verſchuldung verlangt eine Ver zin ⸗ ſung von etwa einer Milliarde Mark. Eine Ermäßigung des Zinſes wird vorläufig nicht möglich ſein. Eine gewiſſe Erleichterung wird mit Annahme des Poung⸗Planes durch den Fortfall der Rentenbankzinſen eintreten.“ Agrardebatte im Reichstagsplenum (Drahtbericht unſeres Berliner Büros) E Berlin, 20. Dez. die Agrardebatte, die um ſechs Uhr im Reichs⸗ tagsplenum begann, würde mit einer Erklärung der Sozialdemokraten eröffnet, die ihre Zuſtimmung zum Kompromiß mit dem Hinwets begründeten, daß bei den zwiſchen den Regierungsparteien ge⸗ troffenen Vereinbarungen die Konſumenteninter⸗ eſſen hineichend gewahrt ſeien. Natürlich fehlte es nicht an Bemängelungen des Geſetzes, namentlich durch die Vertreter der„Grünen Front“. Der Reichsernährungminiſter erwiderte im Verlauf der Ausſprache ſeinen Kritikern auf ſeine ſüddeutſch⸗ liebenswürdige und zugleich temperament⸗ volle Art. Er verwahrte ſich vor allem gegen den Vorwurf mangelnder Initiative, der in den Oppo⸗ ſitionsreden auch diesmal wiederkehrte, obwohl ge⸗ rade Dietrich eine Leiſtung aufweiſen kann wie kei⸗ ner ſeiner Vorgänger. Daß er es der Landwirtſchaft nicht in jeder Beziehung recht zu machen vermag, ſei, meinte der Miniſter, ihm nicht zu verargen, da er doch auch auf die Konſumenten Rück ⸗ ſicht nehmen müſſe. Mit Recht darf Dietrich die neue Vorlage ſich als Verdienſt anrechnen: Weiſt ſie doch, nachdem wir vom Schwedenvertrag los⸗ gekommen ſind und die handelspolitiſche Bewegungs⸗ freiheit wieder erlangt haben, neue verheißungsvolle Ausſichten für die Zukunft auf. Nach dem Ernährungsmintſter beteiligten ſich an der Debatte faſt nur noch Redner der Oppo⸗ fition, die die Sprechzeit bis zum Aeußerſten aus⸗ nutzten. Es wurde infolgedeſſen gegen halb zwölf Uhr bis man zur Abſtimmung ſchreiten konnte. Fünf Minuten vor zwölf war die Abſtimmung beendet: Die Zollvorlage wurde in zweiter Leſung im weſentlichen in der Ausſchußfaſſung angen o me, en. Bei der Feſtſetzung der heutigen Tagesordnung erhoben, wie nicht anders zu erwarten war, die Kommuniſten Widerſpruch gegen die dritte Leſung des Tabakſteuerentwurfes. Dem Proteſt mußte ſtatt⸗ gegeben werden, da die Friſten nicht gewahrt wor⸗ den ſind. b Das Saarproblem (Drahtungunſeres Pariſer Vertreters) f ö. V Paris, 20. Dez. Zur Vertagung der Saarkonferenz über die Weihnachtsferien bemerkt der außenpolitiſche Redak⸗ teur des„Oeuvre“: Die erſte Fühlungnahme zwiſchen den Vertretern Frankreichs und Deutſch⸗ lands ſei keineswegs glücklich geweſen, denn die deutſche Delegation vertrat den Standpunkt, daß die Rückgliederung des Saargebietes aus dem Willen der Bevölkerung klar abzuleiten ſei. In der Rückkaufsfrage der Kohlengruben ging die Anſicht der deutſchen Unterhändler dahin, daß dieſe Transaktion in den Rahmen der Wiedergut⸗ machungsverpflichtungen eingefügt werde, wie ſie Deutſchland im Youngplan auf ſich genommen habe. Schließlich lehnte die deutſche Delegation es ab, Frankreich nach 1935 Privilegien(Sonderrechte) im Saargebiet einzuräumen. Miniſter Pernot hat gegen dieſe deutſche Theſe nachdrücklichſt Stellung genommen. Der Ferien werden hauptſächlich der beiderſeitigen Ueberlegung dienen. Deutſchland wird, wie„Oeuvre“ meint, Anträge ſtellen müſſen, da es in der Saarfrage die verlangende Partei ſei. Nach unſeren Informationen ſind die im „Oeuvre“ ſkizzierten grundſätzlichen deutſchen Er⸗ 0 Aber es iſt unrichtig, wenn jetzt auf franzöſiſcher Seite behauptet wird, die klärungen tatſächlich erfolgt. deutſche Saardelegation habe bisher keine Anträge geſtellt. Im Gegenteil unſere Anregungen zur Regelung der Saarfrage waren auf praktiſche Arbeit gerichtet. g Türken, Ruſſen und Oſtaſien (Von unſ. Konſtantinopeler Vertreten) Manchmal mutet die große Politik wirklich wie eine Komödie, um nicht zu ſagen, wie eine Burleske, an. Solche Beiſpiele erlebt man jetzt wieder bei dem Beſtreben der Mächte, in Oſtaſien Frieden zu ſtiften, oder wie die Ruſſen es auffaſſen, den Ruſ⸗ ſen die Gunſt der Lage zu zerſchlagen. Man agitiert mit dem Kelloggpakt und erniedrigt ihn lediglich zum Begriff des„So als ob“, des Begriffs, den jeder an⸗ ders auffaßt, keiner aber zu ſeinem Schaden auslegt⸗ Nur die jeweilige Stellung, in der ſich gerade eine Macht befindet, diktiert ihr die Auffaſſung von dieſem berühmten Friedensinſtrument. Die Türkei hat als einer der erſten Staaten dem Kelloggpakt zugeſtimmt, und ſie iſt nachher noch dem Litwinowprotokoll beigetreten, das die ſofortige Inkraftſetzung der Klauſeln des Kellogg⸗ pakts vorſchrieb. Einige der Hauptmächte des Kel⸗ loggpakts wollen dieſen nun zum Vorwand nehmen, um in Oſtaſien als Friedenserzwinger aufzutreten. Dabei entſinnt man ſich der warmen Aufnahme des Pakts in der Türkei und man möchte nun die Türkei bei dem Schritt ins Schlepptau nehmen in der ſtillen Hoffnung eines innerſten Herzkämmerchens, dadurch die Regterung Kemal Paſchas in ernſten Gegenſatz zu Moskau zu bringen. Es iſt nun vielleicht kein Zu⸗ fall, daß die Gerüchte wieder deutlicher auftreten, nach denen die Türkei jetzt in den Völkerbund ein⸗ treten wolle. Die Frage des türkiſchen Eintritts in den Völkerbund und; der Anwendung des Kellogg⸗ pakts hängt jedoch ſehr ſtark von der Entwicklung des türkiſch⸗ruſſiſchen Verhältniſſes ab. Dieſes aber ſteht jetzt vor einer ſehr wichtigen Entſcheidung, wie die Mächte wiſſen müſſen, die in Oſtaſien intervenieren wollen. Der Schritt des amerikaniſchen Botſchafters bei dem türkiſchen Außenminiſter, um dieſen hinten herum zum Mitmachen bei der Intervention zu be⸗ wegen, war daher juſt in den ungünſtigſten Augen⸗ blick verlegt und kann nicht anders als ein Verraten der geheimen Abſichten ber Mächte gewertet werden. Tewfik Rüſchdt Bey wurde durch dieſen Schritt in nicht unbedeutende Verlegenheit gebracht, man muß aber ſagen, daß er ſich dieſem Schritt viel ſchlauer entzogen hat, als ihn der Amerikaner tat. Der Tatbeſtand der türkiſch⸗ruſſiſchen Freundſchaft iſt hier immer als ein ſowohl im türkiſchen wie ruſſiſchen Intereſſe liegender Bluff aufgefaßt worden. Die Wirtſchaftspolitik ſpielt heute im Leben der Völker eine ſo überwiegende Rolle, daß die gehäſſige Art des Wirtſchaftskampfes zwi⸗ ſchen Ruſſen und Türken nicht über den wahren inneren Wert ihrer nach außen gekehrten Freund⸗ ſchaft hinwegtäuſchen kann. Aber dieſer Bluff war bisher für beide Staaten noch unentbehrlich, beſon⸗ ders für die Türkei, die nicht um jeden Preis in den Völkerbund hineinwill, ſondern ſich den Eintrift teuer abkaufen laſſen will, nämlich mit einem ſtändi⸗ gen Ratsſitz. Ihr zugkräftigſtes Tauſchobjekt iſt da⸗ bei die Freundſchaft mit Rußland, die ſie nur gegen einen ſtändigen Ratsſitz zu opfern bereit ſein will, Nun haben ſich die üblen handelspolitiſchen Kämpfe zwiſchen Moskau und Angora in letzter Zeit wieder ſehr verſchärft, und außerdem läuft der türkiſch⸗ruſſſs ſche Freundſchafts⸗, Neutralitäts⸗ und Nichtangriffs⸗ pakt im nächſten Monat ab. Der Beſuch des ſtell⸗ vertretenden ruſſiſchen Außenkommiſſars Kara⸗ chan in Angora, wo er gerade jetzt eingehende Beſprechungen mit den türkiſchen Staatsmännenn führt, gilt der Erneuerung dieſer Verträge. Die Preſſe Rußlands wie der Türkei ſchwärmen in die⸗ ſen Tagen förmlich von der Freundſchaft der beiden Völker, und doch wiſſen alle Eingeweihten, daß hin⸗ ter nerſchloſſenen Türen in Angora ein harter Kampf gekämpft wird, denn es dreht ſich um den Streit, ob zuerſt nach dem Willen der Ruſſen die Verträge erneuert und dann die Beſprechung der ſchweren handelspolitiſchen Streitigkeiten beginnen ſoll, oder ob nach dem Willen der Türken erſt die Streitigkeiten zu bereinigen ſeien, und dann erſt an die Erneuerung des abgelaufenen Freundſchafts⸗, Neutralitäts⸗ und Nichtangriffspakts gedacht werden könne. Das türkiſch⸗ruſſiſche Verhältnis hat in de⸗ ſen Tagen eine ſchwere Belaſtungsprobe zu beſtehen In dieſem Augenblick von Tewfik Rüſchdt zu ver⸗ Nr. 591 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 20. Dezember 1929 Iangen, ſich an einem Schritt im fernen Oſten zu be⸗ teiligen, der nur als Schachzug gegen Rußland elngeſchätzt werden kann, war im höchſten Grade un⸗ geſchickt, denn das war gleichbedeutend mit der For⸗ derung an den türkiſchen Außenminiſter, alle Trümpfe auf einmal aus der Hand zu werfen. Wäre Tewfik Rüſchdi Bey weniger gewandt, ſo hätte man annehmen müſſen, daß man mit einem ſolchen Schritt der Türkei die goldene Brücke zum 5 bund einfach abgebrochen, daß man die Türkei mit Gewalt in die Arme Rußlands zurückgetrieben hätte, Tewfik Rüſchdi hat das, was er dem ameri⸗ kaniſchen Botſchafter geantwortet hat, in aller Offenheit durch die Anatoliſche Telegraphenagentur verbreiten laſſen, damit— Rußland authentiſch dar⸗ über erfuhr und an keinen Verrat der Türkei zu glauben brauchte. Tewfik Rüſchdis Antwort an den amerikaniſchen Botſchafter lief im weſentlichen darauf hinaus, er möchte die beſondere Stellung der Türkei zu Rußland beachten, gleichwohl aber ver⸗ ſichert ſein, daß die Türkei die nationale Bewegung Ehinas mit freundſchaftlichſten Gefühlen verfolge. Die Türkei hätte ſchon von ſich ſowohl bei China wie bei Rußland mehrfach zum Frieden gemahnt, damit hätte ſie dasſelbe ſchon getan, was der jetzige Interventionsſchritt bezwecke, der mithin vom Standpunkt der Türkei überflüſſig wäre. Rußland hielte die Türkei dauernd auf dem Laufenden über die Vorgänge in Oſtaſien, und gerade bevor der Botſchafter bei ihm erſchienen ſei, hätte er die Nach⸗ richt erhalten, daß die Verhandlungen in Mukden ſchon begonnen hätten, und ihnen auch die Nanking⸗ regierung beipflichte.. Zum Schluß kam dann die freundliche Verbeugung, die Verbindlichkeit der Türkei: Der Kelloggpakt iſt das herrlichſte Friedens⸗ inſtrument unſerer Zeit, ſelbſtverſtändlich. Aber wendet ihr es an und laßt uns in Ruhe, ſo mag der unausgeſprochene Schlußſatz weitergeheißen haben. Tewfik Rüſchdi hatte ſich alſo in ſeiner Aeuße⸗ rung jeder Kritik an dem Schritt der Mächte ſelbſt enthalten, und einem ſo höflichen Manne konnte auch der Amerikaner nur höflich antworten, obwohl er ſicher wie der betrübte Lohgerber abgezogen iſt. Nun liegt die Entſcheidung über die künftige Marſchrichtung der Türken bei den Verhandlungen in Angora. Paris zu Snowoens Dementi [Drahtung unſ. Pariſer Vertreters) V Paris, 20. Dez. An verſteckter Stelle veröffentlichen heute einige Morgenblätter in wenigen knappen Zeilen das De⸗ menti Snowdens über die ihm zugeſchriebene Ab⸗ ſicht, er wolle, daß eine Sanktionsklauſel nach der Inkraftſetzung des Poungplanes geſchaffen werde. Nur das„Echo de Paris“ knüpft daran eine redaktionelle Bemerkung. Das Blatt ſchreibt:„Wir wiſſen nicht, was das Dementi Snowdens genau be⸗ deutet. Aber wir halten daran feſt, daß in den kürz⸗ lichen Beſprechungen die Beamten des britiſchen Schatzamtes, die in ſeinem Namen handelten, die von uns erwähnte Initiative ergriffen.“ Die Pariſer Angſtpſychoſe [Drahtung unſ. Pariſer Vertreters) Paris, 20. Dez. In der Senatskommiſſion für auswärtige An⸗ gelegenheiten hielt General Bourgeois geſtern einen eingehenden Vortrag über die militäriſche Seite der franzöſiſch⸗deutſchen Beziehungen, in dem er beſonders die Rheinlandräumung der franzöſi⸗ ſchen Sicherheitstheſe gemäß behandelte und eine vollſtändige Zuſammenſtellung der deutſchen und franzöſiſchen Streitkräfte gab, die nach ſeiner Auf⸗ faſfung im Ernſtfall aufmarſchteren würden. Bei diefer Gelegenheit machte der General wieder die Übertriebenſten Behauptungen über die Reichs ⸗ wehr. Er behauptete u.., die Kriegsakademie ſei in Deutſchland keineswegs aufgehoben, ſondern beſtehe in der Form von örtlichen Kriegsſchulen und verſchiedenen anderen Einrichtungen weiter. Die Cadres der Reichswehr würden ſtändig erwei⸗ tert und Deutſchland ſei imſtande, im Falle eines plötzlichen Angriffes mit 250 000 Mann gegen Frank⸗ reich vorzurücken. Immerhin gab General Bour⸗ gevis zu, daß ein ſolcher Angriff nicht wahrſchein⸗ lich und auch nicht ſo gefährlich wäre. Auf jeden Fall könnte er verhindert werden, wenn man die militäriſchen Beſtimmungen des Verſailler Ver⸗ trages genau einhalte. Eine wirkliche Gefahr werde ich für Frankreich nur dann ergeben, wenn das deutſche Heer vor 1940 einer Reorganiſation unter⸗ zogen würde. Die Kammer zur Seeabrüſtung ([(Telographiſche Meldung) Paris, 20. Dezember. Die franzöſiſche Kammer begann geſtern nach⸗ mittag die Beratung des Flottenbudgets. Der Berichterſtatter, Abg. Dumesnil(Rad.) vertrat die Auffaſſung, daß Frankreich lediglich eine Ber⸗ teldigungsmarine baue, über die es vor keinem noch ſo gochſtehenden internationalen Gericht Rechenſchaſt abzulegen brauche. Einer grundſätzlichen Abſchaffung der U⸗Boote könne Frankreich nicht zuſtimmen. Er ſchloß mit der Feſtſtellung, daß Frankreich ſich mit durchaus loyalen Abſichten zur Seemächtekonferenz begebe. Frankreich könne aber nicht zulaſſen, daß dieſe oder jene Macht ſich das Recht anmaße, die Polizei auf dem Meere auszuüben. Der ſozialiſtiſche Abg. Vincent Auriol ſprach ſich für Rüſtungsbeſchränkung zur See aus. Frank⸗ ſerven auf keinen Fall nachgeben. Bezüglich der bevorſtehenden Londoner Konferenz fieht der Abg. Paul⸗Boncour die Iſolierung Frankreichs voraus, weil dieſe Konferenz unter dem Zeichen der Flottenparität zuſammentrete. Frank⸗ reich wrüſſe daran feſthalten, daß die Abrüſtung zu Waſſer, zu Land und in der Luft ein einziges un⸗ treunbares Problem zilde. Es habe das Recht, nein zu ſagen. Sowden habe ein Beiſptel dafür gegeben, wie man 1 ſagen könne, wenn es ſich darum han ⸗ dele, die Rationalen Intereſſen zu verteidigen. In Peking 21 Perſonen erfroren — Peking, 19. Dez. Die Bevölkerung wurde durch einen plötzlichen Schneefall, der von ſchneiden⸗ den Winden begleitot iſt, in eine große Notlage ver⸗ „ In de Ilten von Peking ſind in den letz⸗ u Tagen 1 Perſonen erfroren. 95 reich könne aber in der Frage der ausgebildeten Re⸗ Kein Auslandskredit für das Reich (Drahtbericht un eres Berliner Büros) E Berlin, 20. Detz. Es will keine Ruhe in den Reichstag einziehen. Im Plenum nahm zunächſt alles ſeinen normalen Verlauf. Vom Sofortprogramm wurde die Bei⸗ tragserhöhung zur Arbeitsloſenver⸗ ſicherung ohne weiteres in zweiter Leſung bewil⸗ ligt und das Initiativgeſetz über die Erhöhung der Tabakſteuer, wie vereinbart, nochmals an den Ausſchuß verwieſen, weil in der Kontingentie⸗ rungsfrage noch ein Ausgleich gefunden werden muß. Die Zollberatung, die gleich im Anſchluß an die zweite Leſung des Sofortprogramms vorgeſehen war, wurde auf vier Uhr verſchoben, da die erforderlichen Druckſachen noch nicht zur Stelle waren. In der Zwiſchenzeit bekamen die Dinge ganz un⸗ erwartet von neuem eine kriſenhafte Wendung, die vorübergehend zu dem Gerücht Anlaß gaben, daß nicht nur der Rücktritt des Reichsfinanz⸗ miniſters, ſondern auch der ſeines Staatsſekre⸗ tärs Popitz unmittelbar bevorſtehe. Es hatte ſich nämlich herausgeſtellt, daß die Auslands⸗ anleihe des Reiches geſcheitert war. Trotz der wiederholten offiziöſen Verſicherungen, daß es um die Verhandlungen mit den Amerikanern durch⸗ aus günſtig ſtünde, haben die Zweifler alſo doch Recht behalten. Der letzte Beſcheid des Bankhauſes Dillon, Read u. Co., der hier einlief, kam einer Ab⸗ ſage gleich. Für den negativen Ausgang werden verſchiedene Gründe angegeben: Einmal ſollen von franzö⸗ ſiſcher Seite Einwendungen erhoben wor⸗ den ſein, weil durch den amerikaniſchen Kredit die Baſis für die Mobiliſterungsanleihe der Repara⸗ tionsſchulden verringert werden ſoll. Weiter wird behauptet, daß Parker Gilbert Bedenken geltend machte und ſchließlich daß das Bankhaus Morgan aus Konkurrenzgründen bei der Hinter⸗ treibung der Anleihe ſeine Hand im Spiele gehabt habe. Jedenfalls war für die Reichsregierung damit eine ungemein ſchwierige Situation entſtanden, denn nun gab es nur noch die Möglichkeit einer inneren Anleihe, bei der der Reichsbank⸗ präſident den Hauptvermittler darſtellen mußte. Dr. Schacht, an den ſich der Finanzminiſter wandte, erklärte aber unzweideutig, er müſſe an dem von ihm bisher eingenommenen Standpunkt feſthalten, daß das Reich eine innere Anleihe nur gegen eine Steuergarantie in Höhe von 500 Millionen Mark erhalten könne. Man hatte ſich alſo die ganze Zeit über gewiſſermaßen im Kreiſe gedreht. Tatſache iſt, daß der Finanzminiſter Hilferding zeitweiſe entſchloſſen ſchien, zu demiſ⸗ ſionieren. Es verlautete, daß der Zentrumsabg. Brüning als erfahrener Finanzſachverſtändiger an ſeine Stelle treten und dafür der Sozialdemokrat Landsberg das Juſtizminiſterium übernehmen würde. Dieſe Kombination erwies ſich ſehr bald als hinfällig, da das Zentrum keine Neigung hatte, das Juſtizreſſort, zumal die Eheſcheidungsreform ja auf die lange Bank geſchoben worden iſt, gegen das in weitem Umfang diskreditierte Finanzmini⸗ ſterium einzutauſchen. Zwiſchen Kabinett, Partei⸗ führern und Fraktionen wurde nun wieder fieber⸗ haft hin⸗ und herberaten, wie man über die ver⸗ hängnisvolle Ultimokriſe hinwegkomme, wie man insbeſondere dem Reichsbankpräſidenten die Sicher⸗ heit für die pünktliche Rückzahlung der Anleihe am Verfalltag bieten könnte. Als um 6 Uhr die inzwiſchen nochmals hinaus⸗ geſchobene Plenarſitzung wieder begann, war eine gewiſſe Entſpannung zu verzeichnen. Der Reichskanzler hatte, um einen Ausgleich aus der verfahrenen Lage zu finden, kurzerhand den Fraktionen die Einbringung eines Initiativgeſetzes vorgeſchlagen, das folgenden Wortlaut haben ſoll: Bei Aufſtellung eines Nachtragsetats zum Haus⸗ haltsplan 1929 und 1930 iſt ein Tilgungsfonds zur Abdeckung der ſchwebenden Schulden des Reiches einzuzahlen, der ſpäteſtens Ende des Rechnungs⸗ jahres 1930 den Betrag von 450 Millionen Mark zu erreichen hat. Der Fonds iſt aus Steuern und Einſparungen bei den Ausgaben zu beſtreiten. Unter dem Druck der Verhältniſſe, die einen wei⸗ teren Aufſchub der Anleiheaktion nicht dulden, haben die Fraktionen dem Vorſchlag des Kanzlers zu⸗ geſtimmt. Die Kriſe war mit der Plötzlichkeit, mit der ſie auftauchte, wieder beendet. Man will das neue Initiativgeſetz in einer beſonderen Sitzung in der Nacht zum goldenen Sonntag ver⸗ abſchieden, da mit dem Einſpruch der Kommuniſten gegen die dritte Leſung noch am Samstag gerechnet werden muß. Der Rücktritt Hilferdings dürfte fürs Erſte freilich wohl nicht in Frage kommen, da, wie von maßgebender Seite verſichert wird, das völlige Einvernehmen zwiſchen Kabinett und Reichsbankpräſident, unter deſſen Führung nunmehr die Anleiheaktion dor ſich gehen wird, hergeſtellt iſt. Der Preſtige⸗ verluſt, den der Reichsfinanzminiſter indes erlitten hat, iſt derart, daß man ſelbſt in ſeiner eigenen Par⸗ tei ein Verbleiben auf ſo verantwortungsvollem Poſten nicht mehr für möglich hält. Man will offen⸗ bar nur im Augenblick, ſo kurz vor der Haager Kon⸗ ferenz, einen Wechſel vermeiden. In einen ſchweren Gewiſſenskonflikt iſt die Deutſche Volkspartei geraten, denn bei den be⸗ deutenden Verpflichtungen zur Abdeckung des Anleihekredits wird an die Verwirklichung des Stenerſenkungsprogramms in abſehbarer Zeit wohl kaum zu denken ſein. Wie nachträglich bekannt wird, hat der Abg. Leicht von der Bayeriſchen Volkspartei, mit deſſen Vorgehen auch die Deutſche Volkspartei einverſtan⸗ den war, in einer Unterredung mit dem Kanzler ziemlich unmißverſtändlich erklärt, daß nach ſeiner und ſeiner Fraktion Anſicht es nach dieſem neueſten Fiasko wohl an der Zeit wäre, Herrn Hilferding in die Wüſte zu ſchicken. Hilferding perſönlich ſcheint auch bereit zu ſein, die Konſequenzen zu ziehen, doch wünſchen die Sozialdemokraten offenbar, daß er noch bis zum Haag im Amt bleibt. Das im Reichstag kurſierende Gerücht, die Deutſche Volkspartei hätte in einem Brief an den Kanzler den Rücktritt Hilfer⸗ dings gefordert, findet dagegen keine Beſtätigung. Schacht vor und hinter den Kuliſſen (Drahtbericht unſeres Berliner Büros) Berlin, 20. Dez. Beim Scheitern der Amerikaanleihe ſoll neben der Weigerung des Reichsbankpräſtdenten, die Aufnahme neuer Kredite ohne volle Deckung zu geſtatten, noch ein anderes Moment eine Rolle geſpielt haben, näm⸗ lich die Zinsfrage. Wenn die Amerikaner auch dem Deutſchen Reich gegenüber ihrer Meinung nach ein gewiſſes Entgegenkommen gezeigt haben, ſo waren doch die tatſächlich verlangten Zinſen ſo hoch, daß ſie von dem Reichsbankpräſidenten als unangemeſſen betrachtet wurden. Nach ſeiner Anſicht dürfte Deutſchland auf das amerikaniſche Angebot nicht eingehen, wenn es ſich nicht die Sicht auf billige Anleiheaufnahmen in der Zukunft verſperren wollte. Dieſer Standpunkt des Reichsbankpräſidenten hat in den faſt eine Woche lang gepflogenen Verhandlungen ſchließlich den Sieg davon getragen. Selbſt der „Vorwärts“, der geſtern noch in der Erwartung, daß Hilferding diesmal triumphieren werde, den Reichsbankpräſidenten auf das Zügelloſeſte angegrif⸗ fen hat, muß heute offen geſtehen, daß die Regierung ſich dem Diktat Schachts habe beugen müſſen. Sie hätte es unter allen Umſtänden vorgezogen, zurück⸗ zutreten, und die Kapitulation vor Schacht ihrer Nachfolgerin zu überlaſſen. Aber der„Ernſt der Stunde“, von der Müller⸗Franken im Reichstag ge⸗ ſprochen, habe eine„außerordentliche Haltung“ der Regierung verlangt. Auch von einem Rücktritt Hilferdings will das ſozialdemokratiſche Hauptorgan nichts wiſſen, da der Erfolg Schachts ja nicht nur gegenüber dem Reichsfinanzminiſter, ſondern gegen⸗ über der geſamten Regierung erzielt worden ſei. Wie der Hugenbergſche„Tag“ von„einer maß⸗ gebenden parlamentariſchen Perſönlichkeit der Rech⸗ ten“ erfahren haben will, ſoll das Reichsfinanzmini⸗ ſterium geſtern den Regierungen der Länder mit⸗ geteilt haben, daß die Reichsregierung wegen der außerordentlich ſchwierigen Kaſſen⸗ lage des Reichs die für den 18. Dezember 1929 fällig geweſenen Ueberweiſungen an die Länder in vollem Umfang auszuzahlen nicht in der Lage ſei. Nach dem„Tag“ iſt den Ländern nur die Hälfte des ihnen zuſtehenden Betrages nämlich 28 von 58 Millionen überwieſen worden. Die Reichs⸗ regierung habe dabei noch nicht einmal die feſte Zu⸗ ſicherung geben können, daß die Länder die zweite Hälfte dieſer Auszahlungen noch vor dem Jahres⸗ ſchluß 1929 erhalten würden, da dieſe Zahlung von dem Abſchluß des Uebergangskredits abhängt, auf den die Reichsregierung offenbar ſchon auf den 18. Dezember beſtimmt gerechnet hat. Flugzeug- Kataſtrophe im Nebel [Telegraphiſche Meldung) Berlin, 19. Dez. Das aus Marſeille kommende Poſtflugzeug „Tenerife“, das heute nachmittag im Tempelhof erwartet wurde, hat in dem unſichtigen Wetter den Berliner Flughafen nicht erreicht und iſt in der Nähe von Neuruppin bei dem Verſuch zu landen, ver⸗ unglückt. Beide Piloten tot Die durch den Unfall verunglückten beiden Piloten, der Flugleiter Joachim v. Schröder und der Flugkapitän Albrecht, ſind kurz nach dem Unglück, das ſich um 6% Uhr ereignete, ihren ſchwe⸗ ren Verletzungen erlegen. Zu dem Unglück werden noch folgende Einzel⸗ heiten bekannt: Die Maſchine ſtreifte mit einer Trag⸗ fläche den Boden. Die Fläche ging zu Bruch und die Maſchine fing Feuer. Der Flieger Eichenkopf, ob wogl ſelbſt verletzt, zog Albrecht, deſſen Stiefel be⸗ reits brannten, aus dem Flugzeug heraus und brachte dann mit Hilfe eines zufällig vorbeikommen⸗ den Radfahrers auch v. Schröder in Sicherheit. Von Schröder und Albrecht waren bereits bewußttos. Sie bluteten aus mehreren Wunden. Dieſer Unfall nach einem geglückten Fernflug iſt um ſo tragiſcher, als die Piloten Berlin ſchon erreicht hatten, aber infolge des nebligen Wetters am Stadt⸗ gebiet vorbeigeflogen waren. Nachdem ſie ihren Irrtum erkannt hatten, zwang ſie Benzin man⸗ gel, die Landung bei Neuruppin zu verſuchen. Autobusunglück— 18 Tote — Barcelona, 20. Dez. An einer Straßen⸗ kreuzung überfuhr ein Eiſenbahnzug einen Perſonen⸗ aunkobus, der zwiſchen Barcelona und dem Vorort San Sadurnt verkehrte. Der Autobus wurde ein Stück mitgeſchleiſt. Is Perſonen kamen ums Sebe u, mehrere andere wurden ſchwer verletzt. Seine Ehefrau erſchlagen (Telegraphiſche Meldung) Berlin, 19. Dez. Unter der ſchweren Anſchuldigung, ſeine 67 fäh⸗ rige Frau zu Tode mißhandelt zu haben, iſt geſtern der 71jährige ehemalige Handwerker und jetzige Rentner B. aus der Oranienburgerſtraße in Polizeigewahrſam genommen worden. Trotz ihres hohen Alters ſtritten ſich die Eheleute wiederholt und es kam zu Schlägereien. Der letzte Auf⸗ tritt dieſer Art ſpielte ſich vor etwa drei Wochen ab. Die Frau verließ darauf die Wohnung und zog zu ihrem Sohne. Dort ereignete ſich nun die Tat. Der Sohn hat gegen ſeinen Vater, den er beſchuldigt, den Tod ſeiner Mutter verurſacht zu haben, Anzeige er⸗ ſtattet. Eis- und Schneeſturm in Amerila (Telegraphiſche Meldung) Newyork, 20. Dez.(United Preß.) Ein fürchterlicher Eis⸗ und Schneeſturm, der ſchon zahlreiche Todesopfer zu beklagen hat, wehte über den nördlichen Teil von Newyork und über New England. Auch andere Teile des Landes ſind heimgeſucht. In Chicago wurde das Unwetter von einem noch nie dageweſenen Schneefall begleitet. An vielen Stellen lag der Schnee um die Mittagsſtunde 14 Zoll hoch. Eine halbe Million Schul⸗ kinder ſindgezwungen zu Hauſe zu blei⸗ ben, da auf den Straßen für Kinder ein Vorwärts⸗ kommen unmöglich wäre. Zu allem Ueberfluß hat ein dichter Nebel dem Schiffsverkehr empfindliche Störungen beigebracht. Die Schiffahrt von Cap Hatteras und vom Golf von Maine iſt unterbrochen und eine große Zahl von Paſſagier⸗ und Frachtdampfern liegen noch im New⸗ horker Hafen vor Anker. Auftauchen des Zarewitſch? (Telegraphiſche Meldung) London, 20. Dez. Das Reuterbüro meldet aus Bagdad: Große Aufregung hat geſtern in der ruſſiſchen Kolonie die Nachricht hervorgerufen, daß ein junger Ruſſe, der ſeit einer Woche in Bagdad in Haft gehalten wurde, behauptet, er ſei der einzige Sohn des letzten Zaren von Rußland. Der junge Ruſſe war in Sulainani(Kurdiſtan) verhaftet wor⸗ den, weil er ohne Paß aus Perſien nach Kurdiſtan gekommen war. Er gibt an, er ſei viele Jahre hin⸗ durch in einem ſibiriſchen Gefängnis gefangen ge⸗ halten worden und von dort nach Perſien geflohen. Die Polizei hat den angeblichen Zarewitſch frei⸗ gelaſſen, mit der Erklärung, daß ſie die Angaben des Mannes weder widerlegen noch beſtätigen könne. Der Zarewitſch würde heute etwa 25 Jahre alt ſein, während der junge Ruſſe dem Ausſehen nach nicht älter als 20 Jahre iſt; ſeine Aehnlichkeit aber mit der ruſſiſchen Zarenfamilie iſt erſtaunlich. Letzte Meldungen Die Kälte — München, 19. Dez. In den bayeriſchen Gebirgs⸗ orten wurden am Donnerstagmorgen Temperaturen zwiſchen 8 und 10 Grad unter Null gemeſſen. Der Beobachter auf der Zugſpitze meldete 28,6 Grad Kälte. Die Eiſen verbände beſtehen weiter — Düſſeldorf, 20. Dez. Die Verhandlungen über die Verlängerung der Eiſenverbände ſind bis in die ſpäten Abendſtunden des Donnerstag weitergeführt worden. In allen wichtigen Fragen iſt man zu einer völligen Verſtändigung gelangt. Der endgültige Abſchluß der Verhandlungen hängt nunmehr lediglich davon ab, ab auch der bekanntlich 1932 ablaufende Röhrenverband auf eine Geſamt⸗ dauer von zehn Jahren verlängert wird. Unterſchlagungen und kein Ende — Berlin, 19. Dez. Anläßlich einer plötzlichen Reviſion wurden in den Betrieben der ſtädtiſchen Lehrwerkſtätten für Kriegsbeſchädigte und Erwerbs⸗ beſchränkte größere Unterſchlagungen feſtgeſtellt, die dem Buchhalter der Werkſtätten, Osdorf, zur Laſt gelegt werden. Zur Zeit findet eine Nachprüfung ſtatt. Bombenanſchlag — Berlin, 19. Dez. Im Gebäude der A. E. G. wurden in einem zur Kaſſe führenden Vorraum drei Bomben gefunden, von denen zwei explo⸗ dierten. Die Ladung war jedoch ſo ſchwach, daß die Exploſion nicht den geringſten Schaden anrichtete. Als Täter kommt ein gewiſſer früher bei der A. E. G. beſchäftigt geweſener Hubatſch in Betracht, der, als er ſah, daß die Bomben keine Wirkung hatten, die Flucht ergriff. Man nimmt an, daß er die durch die Exploſion entſtehende Verwirrung dazu benutzen wollte, um die Lohngelder an ſich zu bringen. Mord? — Flensburg, 20. Dez. Die Ehefrau Schiefelbein wurde geſtern in der gefüllten Badewanne tot auf⸗ gefunden. Am Hals wurden Würgemale feſtgeſtellt. Der Ehemann wurde vorläufig feſtgenommen. Oſtchina⸗Bahn in ruſſiſcher Verwaltung — Moskau, 20. Dez. Der in Chabarowfk weilende Bevollmächtigte der chineſiſchen Regierung, Tai, hat die Sowfetregierung offiziell davon benachrich⸗ tigt, daß die Verwaltung der Oſtchina⸗Bahn die von der Sowjetregierung empfohlenen Herren Ru dy und Deriſſow zum Direktor bezw. Vizedirektor der Eiſenbahn ernannt habe. Amerikaniſch⸗japaniſche Einigung — Waſbington, 20. Dez. Die amerikaniſche und die japaniſche Delegation für die Londoner Abrüſtungs⸗ verhandlungen veröffentlichen ein gemeinſames Kom⸗ muniquc, in dem die Einigung beider Länder über ihre Ziele feſtgeſtellt wird. Ehrung Shurmans. Der amerikaniſche Bot⸗ ſchafter in Berlin, Shurman, iſt zum Ehrenmitglied der Preußiſchen Akademie der Wiſſenſchaften ernannt worden, und zwar in Würdigung ſeiner Verdienſte um die deutſche Wiſſenſchaft.— Dieſe Ehrung iſt umſo bemerkenswerter, als Shurman der erſte Ausländer iſt, dem ſie zuteil wird. Die Wür iſt bisher erſt einmal verliehen worden. — Pen n FE e eee 1 — Freitag, den 20. Dezember 1929 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) 3. Seite. Nr. 591 Slädoͤtiſche Nachrichten Frühzeitiger Ladenſchluß Was im Leben oft erſt nach langen Bemühungen und nach langwierigen Verhandlungen erreicht wird, geſchieht bei der Jugend ohne viel Ueberlegen und als Akt plötzlicher Eingebung. Den Nachteil hat dieſe allerdings, daß ſie nicht das Für und Wider berückſichtigt, aus dem alle Kompromiſſe des Alters ſich ergeben müſſen. Wie ſchwer war es doch für die am Geſchäftsleben beteiligten Kreiſe, einen beider⸗ ſeits tragbaren Modus für einen frühzeitigen La⸗ e zu finden. Doch„ſchnell fertig iſt die Ju⸗ gend!“ Vor einem Lebensmittelgeſchäft der Neckarſtadt ſtauen ſich die Leute. Neugierig blicken ſie durch die Türſcheiben in den Laden. In ihm ſpricht der Ladenbeſitzer aufgeregt auf einen kleinen Jungen ein. Es iſt eine Straſpredigt. Der kleine Böſewicht muß ſich für ſein Vergehen werantworten. Nun ſteht er jammernd vor dem „ſtrengen Richter“. Einer für alle. Die anderen Uebeltäter konnten ſich rechtzeitig der peinlichen Nebenwirkung ihres Tuns durch die Flucht entzie⸗ hen.„Ach Gott, es war nicht bös gemeint.“ Die Gelegenheit war ja dran ſchuld; ſie forderte direkt zur Aktivität heraus. War da ſo recht ins Auge fallend— für Bubenaugen wenigſtens— ein Wand⸗ ſchränkchen außen an der Ladentür, das den Mechanismus für den Rolladen barg. Hier konnte man den Rolladen hochziehen und miederlaſſen. Findig, wie die Jugend nun mal iſt, wußte ſie bald den Kniff, beſagtes Schränkchen zu öffnen und den Blick in das Schaufenſter durch die Herabgelaſſene grüne Wand zu verſperren. Doch mit des Geſchickes Mächten... Gleich wur⸗ den ſie vom Ladenbeſitzer bei ſolchem Frevel erwiſcht, der nun mit dem einen Miſſetäter einen Teil fürs Ganze gefaßt hatte. Doch der bereute ſeine Tat ſo ſehr und die Tränen floſſen in ſolchem Maße, daß der Strafgewaltige einen Appell an ſein nach Vergebung dürſtendes Herz gerichtet fühlte. Er wird ſichtlich gnädiger geſtimmt und entläßt den Kleinen mit einer ernſtlichen Verwarnung. Damit iſt die Angelegenheit für den„böſen Buben“ erledigt. Er will's nimmer tun. In Zukunft ſollen die Erwachſenen den früh⸗ zeitigen Ladenſchluß für ſich allein regeln. 5 * Krankenbeſuch an Weihnachten und Neufahr. Wegen der Beſuchszeit im ſtädtiſchen Kran⸗ kenhaus und im Spital für Lungen⸗ kranke während der Weihnachts feiertage und an Neujahr verweiſen wir auf die Ver⸗ öffentlichung im Anzeigenteil dieſer Nummer. Mit beſonderem Nachdruck weiſen wir darauf hin, daß die Einhaltung der Beſuchszeit, wie ſie hier feſt⸗ geſetzt iſt, nur im Intereſſe der Kranken liegt. * Zwei Motorräder geſtohlen. Vor einem Hauſe am Luiſenring verſchwand dieſer Tage ein Motorrad, Marke„Ardie“, Kennzeichen IV B 52 121, Fabriknummer 19 5a, ſchwarzer Rahmen, Boſchlicht und Soziusſitz, und vor einem Hauſe in der Luther⸗ ſtraße ein Großkraftrad, Marke„Zundapp“, Kennzeichen IV B 7389, Motornummer 21114, ſchwarzer Rahmen und Schutzbleche. * Ein Kellerbrand entſtand geſtern mittag durch unvorſichtiges Umgehen mit offenem Licht oder Streichhölzern im Hauſe f 6, 6. Das Feuer war beim Eintreffen der um 12.34 Uhr alarmierten Be⸗ rufsfeuerwehr ſchon durch Hausbewohner gelöſcht. Schaden iſt nicht entſtanden. ** Ein Mannheimer Naturburſche aufgegriffen. Die Schwetzinger Polizei griff einen 15jährigen elternloſen Jungen aus Mannheim auf, der nach einer Angabe ſeit drei Wochen im Schwetzinger Wald im Freien übernachtete. Seinen Lebensunter⸗ halt bettelte er in Schwetzingen zuſammen. Die Kälte der letzten Nächte veranlaßte ihn, die Wald⸗ heimat zu verlaſſen. * Ein Mannheimer Monteur in Karlsruhe ſchwer verletzt. Geſtern vormittag erlitt ein 54 Jahre alter Monteur von Mannheim in einer Karlsruher Fabrik dadurch einen Unfall, daß er bei der Inbe⸗ triebſetzung einer elektriſchen Brückenwage von der Andrehkurbel auf den Kopf getroffen und ſchwer verletzt wurde. Außerdem trug er eine Gehirn⸗ erſchütterung davon. Im Zeichen In dieſem Jahre erleben wir das ſo überaus ſeltene Ereignis, daß der aſtronomiſche Winterbeginn mit dem tatſächlichen zuſammentrifft. Der Froſt hat in dieſem Jahre lange auf ſich warten laſſen. So iſt es beiſpielsweiſe in Berlin, aber auch in vielen ande⸗ ren Städten des Reiches ſeit mehr als 50 Jahren nicht mehr vorgekommen, daß das Thermometer erſt am 18. Dezember unter Null ſank. Im Jahre 1877, das heißt vor 52 Jahren, war der erſte Froſttag ebenfalls am 18. Dezember. In den vorhergehenden 30 Jahren, ſeit denen eine Wetterſtatiſtik geführt wird, war der Froſt ſtets vor dieſem Datum ein⸗ getreten. Der Winter beginnt aſtronomiſch auf der nörd⸗ lichen Halbkugel, wenn die Sonne ihre größte ſüd⸗ liche Deklination erreicht hat, und er endigt, wenn ſte beim Aufſteigen von Süden nach Norden in den Aequator tritt. Er dauert demnach vom 22. Dezem⸗ ber bis zum Frühlingsanfang, dem 21. März. Außer⸗ dem iſt der Winteranfang dadurch gekennzeichnet, daß am 24. Dezember der kürzeſte Tag iſt. Liegen doch zwiſchen Sonnenaufgang und ⸗unter⸗ gang nur ſieben Stunden 25 Minuten gegenüber dem längſten Tage, dem 22. Juni, mit einer Zeit⸗ differenz zwiſchen Sonnenaufgang und Sonnen⸗ untergang von 1691 Stunden. Wenn aber auch der aſtronomiſche Winteranfang durch die kürzeſten Tage des Jahres gekennzeichnet iſt, ſo entſprechen erfahrungsgemäß dieſer Zeit doch nicht die kälteſten Tage des Jahres. Die größte Winterkälte tritt nicht in der Zeit des niedrigſten Sonnenſtandes ein, vielmehr einen Monat ſpäter, und zwar erſt dann, wenn die Abkühlung infolge der Wärmeausſtrah⸗ lung der Erwärmung durch die Sonnenſtrahlen gleich geworden iſt. Es wäre demnach verfrüht, nach dem bisherigen Verlauf des Winters ſchon fetzt Rückſchlüſſe auf ſeine weitere Geſtaltung zu ziehen. Für uns zählen zu den wichtigſten Wintermonaten der Dezember, Januar und Februar, von welcher Zeit nunmehr ſchon ein Viertel vergangen iſt. Aber wir haben häufig erlebt, daß ſowohl der November uns eine lange Schnee⸗ und Froſtperiode brachte, wie häufig auch die Kälte bis tief in den März hin⸗ ein andauerte. Sie wird allerdings wenigſtens wäh⸗ rend der Tagesſtunden durch das raſche Zunehmen der Sonnendauer und ihrer verſtärkten Erwär⸗ mungskraft gemildert. i Immerhin wird man die Prophezeiungen derer, die für 1929 und 1930 einen noch kälteren und här⸗ des Froſtes teren Winter vorausſagten, als er 1928 und 1929 war, bezweifeln müſſen. Beſonders, da bisher die Vorausſagen des ruſſiſchen Meteorologen Mul⸗ tanowsky, der ſich auf einen ganz anderen Standpunkt ſtellte, eingetroffen ſind. Schon vor einem Monat erklärte er, daß in Weſteuropa unter dem Einfluß von Tiefdruckſtrömungen zunächſt ver⸗ hältnismäßig warmes Wetter vorherrſchen werde, das mit ſo ſtarken Niederſchlagsmengen verbunden ſein würde, daß mit einer Erhöhung des Niveaus der Flüſſe zu rechnen ſei. Dieſe Prophezeiung hat ſich bewahrheitet. Deswegen wird man auch ſeinen weiteren Vorausſagen doppelte Beachtung ſchenken müſſen. Multanowsky erklärt, daß mit dem weiteren Fortſchreiten des Winters die Kälteeinbrüche ſtärker und an Dauer gewinnen würden, mit den tiefſten Temperaturen ſei erſt Ende Februar, Anfang März zu rechnen. Der Winter 1929/30 werde keinesfalls eine ſo ſtrenge und langanhaltende Kälte bringen, wie es 1928/29 der Fall war. Hingegen müſſe man mit einem verſpäteten Frühlingsbeginn rechnen, da die erſt im Spätwinter einſetzenden erheblichen Kälteeinbrüche ſich ſtark verzögern würden. Dieſe Vorausſagen des ruſſiſchen Gelehrten, noch dazu, da mit deren Erfüllung mit großer Wahr⸗ ſcheinlichkeit zu rechnen iſt, erfreuen uns in dem Augenblick, wo der Winter nunmehr auch ſeine rechtmäßige Herrſchaft antritt. Mit Sorge hat mancher der Entwicklung des Wetters in den letzten Wochen mit angeſehen, da die un verhältnismäßig warmen Temperaturen die Gefahr eines frühzeitigen Knoſpens heraufbeſchworen. Es fehlt vollſtändig die ſchützende Schneedecke, ſodaß der Saat große Ge⸗ fahren drohen. Nunmehr ſcheint aber endlich ein Wandel eingetreten zu ſein, und es beſteht, wenn auch vorläufig nur eine leiſe, Hoffnung auf weiße Weihnachten. Der Winteranfang ſollte auch alle, die noch nicht dafür Vorſorge getroffen haben, dazu veranlaſſen, ſich mit warmen Sachen einzudecken. Bei vielen ſind unter den Weihnachtsgeſchenken die Winterartikel etwas zu kurz gekommen, weil man unwillkürlich mit Fortdauer des warmen Wetters und demnach auch mit einem Mangel für Gelegen⸗ heit an Winterſport rechnet. Weihnachten iſt aber gerade das Feſt, zu dem man warme Sachen ſchenkt. Die erſten Vorläufer des Froſtes ſollten für alle eine genügend ſtarke Mahnung ſein, den Winter auch unter dem Weihnachtsbaum nicht zu vergeſſen. . !!!!!!!!!!.;.õ ddddFGßßßGGßßGwßõããͤ.( * Erwerbsloſen⸗Demonſtration. Etwa 500 Er⸗ werbsloſe verſuchten geſtern nachmittag zwei Stun⸗ den lang in die„Bannmeile“ des Rathauſes einzu⸗ dringen. Wenn ſich der Zug, der auf dem Marktplatz nach zwei Anſprachen begann, dem Rathaus nähern wollte, wurde er von bereitſtehenden Schutzleuten abgedrängt. Am Fürſorgeamt in K 5 durfte der Zug vorzeiziehen. Im Sprechchortakt wurden zier die Forderungen nach Winterbeihilfe ausgerufen. Der Zug, der ohne fede Störung verlief, löſte ſich auf dem Marktplatze wieder auf. Veranſtaltungen Großes Frei⸗Konzert des geſamten Sarraſani⸗ Orcheſters! Mit Rieſenſchritten geht's dem Beginn des Sarraſani⸗ Gaſtſpieles entgegen. Nur noch ganz wenige Tage trennen uns von dem Augenblick, dem ganz Mannheim und Um⸗ gebung, vor allem aber die Jugend, entgegenfiebert. Der Wunderbau iſt auch inzwiſchen im Innern vollendet worden. Sarraſani will der Mannheimer Bevölkerung, vor allem aber den Kreiſen, die unbemittelt ſind, eine kleine Weih⸗ nachtsfreude bereiten und wird daher ſein geſamtes, 80 Mann ſtarkes Orcheſter aufmarſchieren und auf dem Marktplatz muntere Weiſen ertönen laſſen. Das ge⸗ ſamte Orcheſter unterſteht der Leitung des Generalmuſik⸗ direktors Cäſare Seſſo, einem argentiniſchen Haupt⸗ mann, der mit ſeiner Kapelle mit Sarraſaui durch die Lande zieht. Das erſte Freikonzert findet am Montag, 23. Dezem⸗ ber, mittags von 12—1 Uhr, das zweite Dienstag, 24., nach ⸗ mittags von—5 Uhr, auf dem Marktplatz ſtatt. Dem Kon⸗ zert am Heiligen Abend wird durch Fackelbeleuch⸗ ein äußerer impoſanter Rahmen verliehen. Kriegerwaiſenbeſcherung des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten Wie aus der Anzeige in dieſer Nummer zu erſehen iſt, findet die große Beſcherung der Krieger⸗Voll⸗ und Halbwatlſen am Sonntag nachmittag im Nibe⸗ lungenſaal des Roſengartens ſtatt. Die Lehrerſchaft der Germantaſchule Neckarau war mit vielen Kindern bisher eifrig tätig, um den Teilnehmern an der Weihnachts⸗ feter wieder etwas hervorragendes zu bieten. Als erſtes wird das Märchenſpiel„Fraun Holle“ über die Bühne gehen, aufgeführt von Kindern der Germantiaſchule in Neckarau unter Leitung des Herrn Kotyrba. Die Kapelle Becker wird das Stück muſikaliſch ausſchmücken, ſodaß die in Szene geſetzte Erzählung ein wirklicher Genuß zu werden verſpricht. Im zwetten Teil geht die Beſcherung von rund 600 Kriegerwaiſen von ſtatten und zwar in dieſem Jahre in etwas anderer Form, als es bisher üblich war. Es ſtehen in dieſer Hinſicht verſchiedene Ueberraſchungen bevor, denn man hat in den letzten Jahren den Beſcherungs⸗ akt immer wieder verfeinert und will ihn in dieſem Jahre in einer ganz beſonderen glanzvollen Weiſe vor ſich gehen laſſen. Auf jeden Fall verſpricht die Weihnachtsfeier des Reichsbundes mit der Beſcherung der Kriegerwaiſen wieder für Fung und Alt einen hohen künſtleriſchen Genuß und das ſchönſte Erlebnis, das dem diesjährigen Weihnachtsfeſt vorausgeht. 895 Weihnachtsfeier im Blindenheim Die Weihnachtsfeſte der Blinden gehören zu den ſchönſten die unterm Chriſtbaum gefeiert werden. Dort herrſcht Erwartungsfreude, Beglückung und Zufriedenheit, wie ſie der Sehende beinahe nie in dem Maße aufbringen kann als der Blinde, der bei allen Erlebniſſen mehr auf die innere Freude angewteſen iſt. Am Donnerstag nachmittag um 6 Uhr begann der Feſt⸗ zauber im Mannheimer Blindenheim an der Waldhofſtraße. Der große Baum wurde angezündet, ein Chor blinder Männer und Frauen fang Wiehnachtslieder. Im Namen des Verwaltungsrates hielt der 1. Vorſitzende, Direktor Spiegel die Begrüßungsanſprache. Er gedachte der Toten und begrüßte beſonders eine 70 jährige Bewoh⸗ nerin des Hauſes, die ihr Krankenlager verlaſſen hatte, i um beim Chriſtkind zu ſein. Der Redner wies auch auf die Veränderung der Arbeitsweiſe der Inſaſſen hin durch Anſchaffung einer Strickmaſchine und eines Webſtuhles. Bet weiterer guter Arbeitszuteilung, um die Direktor Spiegel namens der Blinden herzlich bat, werde man eine zweite Strickmaſchine aufſtellen. Der Vortrag religtöſer Lieder durch Fräulein Hoppe und Rezit ꝛ⸗ tionen von Gedichten wurden unterbrochen durch die Weih⸗ nachtsrede von Stadtpfarrer Jundt, der den religitzſen Sinn des Feſtes als Verpflichtung bezeichnete, Weihnachten wieder im Geiſte der erſten Weihenacht im Stalle zu Bethlehem zu feiern. Die feſtliche Weihnachtsſtimmung wurde noch gehoben durch das Streichorcheſter von Frau Gernsheim⸗Fuchs, das„Sphärenmuſik“ von Rubin⸗ ſtein ſpielte. Die Beſcherung war ber Höhepunkt bes Feſtes Den Blinden konnte ein Teil ihrer Wünſche erfüllt wer⸗ den, die bei den einen auf Strümpfe und Kleiderſtoffe, bei den anderen auf Schirme oder Handwerkszeug aus⸗ gingen. Daneben erhielt jedes ein großes Paket mit Kon⸗ felt, Lebkuchen, Schokolade oder Zigarren und außerdem ein Geldgeſchenk. Der Gabentiſch war mit viel Liebe her⸗ gerichtet von eifrigen Vorſtandsdamen, die ein Herz ſſtr die Blinden haben und ihnen Zeit opfern. el Weihnachtsfeier in der Badiſchen Taubſtummen⸗ Anſtalt Heidelberg Die Direktion der Badiſchen Taubſtumme anſtalt in Heidelberg hatte die Angehörigen der Zöglinge, ſowie Freunde und Gönner zu einer Weih⸗ nachts feier eingeladen. Etwa 60 Schüler der Anſtalt, unter denen ſich zahlreiche Mannheimer befinden, brachten das Märchenſpiel,„Dornröschen“ zur Aufführung, das Lehrkräfte der Taubſtummenanſtalt bearbeitet und in Szene geſetzt hatten. Man war erſtaunt über die gerade deutliche Ausſprache mancher Zöglinge. Wie ſchön wußten ſie ſich in ihren Rollen zu finden. Manche unter ihne ſpielten mit ſo viel Humor, daß man gar nicht glaubte, taubſtumme Kinder vor ſich zu ſehen. Die kleinen Mädchen tanzten ſehr ſchön einen Reigen und einige der Junge! zeigten ſich als geſchickte Akrobaten. Die Szenerien unz die Koſtüme waren prächtig gewählt und trugen viel zur Freude der mitſpielenden Kinder bei. Die Aufführung war geradezu eine Leiſtung und zeigte, welche großen Fortſchritte man durch ſachgemäßen Unterricht bei den Taubſtummen erreichen kann. Wie vieler Geduld und Liebe muß es durch den Lehrkörper bedurft haben, bis dieſe Vorführung ſo wohlgelungen in Szene geſetzt werden konnte. 3 „ Ein Schwank von Karl Noll.„Die böſe Johanna“ iſt der Titel eines Schwankeinakters unſeres Heimatdich⸗ ters Karl Noll, der am Silveſterabend im Rahmen einer heiteren Silveſter⸗ Revue„Bad Mann em 1930“ mit Anna Brenken vom Heidelberger Stadt⸗ theater und anderen bewährten Kräften im Nibelungenſaal des Roſengartens ſeine Uraufführung erleben ſoll. Karl Noll hat in dieſem Raum vor Jahren mit ſeiner draſtiſchen und wirkungsvollen Textdichtung zum„FJeſt auf dem Mühlauſchlößchen“ Tauſende von Mannheimern durch ſei⸗ nen ſchlagkräftigen Humor entzückt. Auch die Silveſter⸗ Revue, der ſich ein allgemeiner Ball anſchließen wird, oll durch die Art der Darbietungen, durch niedrige Eintritts⸗ preiſe und durch Verabreichung preiswerter Getränke(ohne Flaſchenweinzwang) im beſten Sinne volkstümlich geſtaltet werden. s Berufskundliche Rundſunk⸗Vorträge. Heute abend wird um 18.05 Uhr ein berufskundlicher Rundfunk⸗Vortrag durch die Berufsberaterin Buchmüller⸗Bruchſal, über„Neue Wege zur hauswirtſchaftlichen Berufs⸗ ausbildung“ gehalten. Die Weihnachtsbeihilfen Weinheim, 19. Dez. Der Stadtrat be⸗ ſchloß in ſeiner geſtrigen Sitzung, den bedürf⸗ tigen Erwerbsloſen eine ein malige Wohlfahrtsbeihilfe, die nach Möglichkeit noch vor den Feiertagen auszuzahlen iſt, zu ge⸗ währen. Die Mittel dazu werden ſich im Rahmen der im Voranſchlags dafür vorgeſehenen Summe halten. Etwa 120 Erwerbsloſe zogen gegen Abend vor das Verwaltungsgebäude Rathaus Schloß, ent⸗ fernten ſich aber in voller Ruhe, als ſie von dem Beſchluſſe des Stadtrates Kenntnis erhielten. Schluß des redaktionellen Teils Bestecke Bruckmann, Welluer, Bremen ita m. aut man erstęlassig umd billig bei sar Seesen meer PI. s- Breitestraße „eckt Silber“ 90 versilbert t Der Hut Von Julius Kreis Mancher Große hat ſein Talent in einer Art un⸗ glücklicher Liebe auf Gebieten verſucht und geſucht, die ſeiner ihm wirklich eigentümlichen Begabung, durch die er in der Geſchichte fortlebt, fremd waren. Alexander der Große z. B. ein glänzender Feldherr und König, ſoll keinen größeren Ehrgeiz gehabt haben, als für eine Autorität in Briefmarkenſamm⸗ lerkreiſen gehalten zu werden. Cicero, der berühmte Redner Roms, verſuchte immer und immer wieder Meiſter im römiſchen Motorfahrerbund zu werden. Ich will dieſe— hiſtoriſch vielleicht nicht ganz ver⸗ bürgten— Züge nicht weiter verfolgen und komme vom klaſſiſchen Altertum weg gleich zu meinem Freund Fritz; der war ein ganz hervorragender Junggeſelle und lebte in der Zwangsvorſtellung, auch ein geeigneter Ehemann zu ſein. Eines Tages war er verheiratet. Ich ſagte gleich:„Fritz wie ſoll das enden?“ Ich mußte ihn in der— ſagen wir ſchonend— Nervenheilanſtalt des Doktors Kaltwaſſer beſuchen. Als ich in ſeine Zelle trat, war er ganz vernünftig und beſonnen. Plötzlich aber richtete er ſeine Augen ſtarr und ängſtlich auf den Hut in meiner Hand und ſagte flehentlich:„Bitte leg das weg! Ich kann näm⸗ lich keine Hüte mehr ſehen! Dieſe Teufel! Dieſe Kreaturen! Nieder mit den Hüten! Es lebe die Hutloſigkeit!“ Ich legte natürlich meinen Hut ſofort draußen im Gang ab. Als ich wieder hereinkam, war Fritz etwas gefaßter. Wir ſetzten uns, Fritz hub nach einigen ſchweren f Seufzern zu erzählen an. „Ja“, ſagte er,„du wunderſt dich! Aber es mußte ſo kommen! Schuld iſt der Frühjahrshut meiner Frau. Alſo! Meine Frau brauchte einen neuen Hut. „Liebſter“, ſagte ſie(ſie ſagt immer Liebſter, wenn ſte etwas braucht).„Ltebſter, ich ſah bei Michelberg u. Co. einen Hut, ſo was Entzückendes, Herziges, Süßes. Ich muß ihn haben. Ich habe effektiv nichts aufzu⸗ ſetzen. Schließlich kann ich doch nicht mit einem Kopf⸗ tuch über die Straße gehen.“„Nein“, ſagte ich,„das kannſt du nicht. Aber du haſt doch mindeſtens fünf⸗ zehn Hüte.“ Hierauf verfiel meine Frau in das von ihr mit Recht ſo beliebte konvulſiviſche Schluchzen und ſtellte die nachgerade zum Inventar feder glück⸗ lichen Ehe gehörige Behauptung auf, ſie ſei unglück⸗ lich verheiratet. Ich widerſprach nicht, um ſie nicht noch mehr zu reizen.„Gewiß, Liebling“, ſagte ich, wir ſind unglücklich verheiratet.„So“, ziſchte ſie,„das wagſt du mir ganz offen zu ſagen. O, ich wußte nicht wie brutal Männer ſein können... Uebrigens ich verzichte auf den Hut. Ich will ihn nicht mehr von dir. Du haſt mir die Freude daran verdorben.“ Acht Tage lang ging meine Frau an mir vorbei, als wäre ich lediglich ein im Weg herumſtehender Einrichtungsgegenſtand unſerer Wohnung. Sie ſaß wortlos bei Tiſch und dankte auf meinen Gruß mit ſtummem, gekränkten Kopfnicken. Ich ſagte:„Liebling, willſt du nicht den Hut von Milchberg u. Co. haben?“ Sie ſchmollte noch ein biß⸗ chen, dann gingen wir verſöhnt zum Hutladen. Wir waren von 9 Uhr früh bis abends 6 Uhr im Laden, und als meine Frau 916 Modelle geprobt hatte, entſchloß ſie ſich doch zu dem erſten, zu dem kleinen, ſaftgrünen Gedichtchen aus Band und Tüll. „Gefällt er dir Liebſter?“ ſagte ſie.„Iſt er nicht ent⸗ zückend?“— Ich beeile mich, mir den Hut gefallen zu laſſen. Als ſie ihn daheim vor dem Spiegel probte, war ſtie wütend auf mich.„Wozu hat man nun einen Mann! Ich habe aber gleich das Gefühl gehabt, der Hut kleidet mich nicht, aber du kannſt ja nicht abwar⸗ ten, die Ladentür wieder hinter dir zu ſchließen. Du läßt einem ja auch nicht einen Augenblick Zeit zur Entſcheidung.— Nun haſt du mir dieſen lächerlichen einfältigen Hut aufgenötigt. Ich wollte doch den brei⸗ ten, irisblauen... Man hat ja keine Zeit zur Ent⸗ ſcheidung. Ich werde doch den breiten irisblauen neh⸗ men. Wir gehen gleich morgen hin.“„Gewiß, mein Liebling“, ſagte ſch,„nimmt den breiten, irisblauen!“ Am anderen Tag probte meine Frau in umgekehr⸗ ter Reihenfolge die 916 Hüte, zuerſt den breiten, iris⸗ blauen, zuletzt den kleinen ſaftgrünen und entſchloß ſich dann zu dem irisblauen.—„Iſt er nicht ent⸗ zückend?“—„Süß und entzückend, mein Herzchen“, ſagte ich,„den nehmen wir.“ Als meine Frau daheim vor dem Spiegel ſtand, gab es Tränen.„Alſo wie kannſt du mir dieſen un⸗ möglichen Hut aufdrängen!— Nein, ich kann ihn nicht tragen, ich kann nicht. Aber natürlich, du ſagteſt: „Nimm ihn! Entzückend! Süß!“ Einen Geſchmack wie ein Nilpferd haſt du. Wir wollen gleich morgen zu Milchberg u. Co. Ach, ich hatte doch ſchon den rei⸗ zenden weinroten ausgewählt mit dem ſchwarzen Schleier, aber du kaprizierſt dich auf dieſen blödſinni⸗ gen irisblauen“ Milchberg u. Co. empfingen uns am andern Tag wie geladene Revolver. Sie waren höflich, außer⸗ ordentlich höflich— aber kühl, als es wieder ans Um⸗ tauſchen ging. Meine Frau fing bei dem weinroten das Proben an und probte die neunhundertſechzehn Modelle über den ſaftgrünen und irisblauen hinweg durch. Beim Weinroten blieb ſie. „Nicht, Liebſter? Ein goldiger Hut!“— Ich ſchwieg. —„Natürlich,“ ſagte meine Frau auf dem Heimweg, „ich bin dir ja ſchon ſo gleichgültig. Was kümmert dich mein Hut! Du findeſt überhaupt kein Wort da⸗ für. Wie deine Frau ausſieht, iſt dir Wurſt. So weit iſt es nun.“ 5 Als ſie daheim vor dem Spiegel ſtand, ſchluchzte ſie ſtill vor ſich hin.„W.. weil ich immer auf dich höre! Weil du immer deinen Willen deſpotiſch durch⸗ ſetzen mußt in Dingen, in denen du weder Urteil noch Geſchmack haſt. Ich habe doch von Anfang an den ſaftgrünen gewollt, dieſes entzückende Hütchen! Aber nein! Du weißt es beſſer!— Ich ſchäme mich, wieder zu Milchberg u. Co. zu gehen. Du mußt dieſen un⸗ möglichen Scharfrichterhut morgen gegen einen ſaft⸗ grünen umtauſchen!“ 6 Milchberg u. Co. empfingen mich. Im Hintergrund wartete ein gutgebauter Hausdiener. i Sie tauſchten den weinroten Hut gegen den ſaft⸗ grünen um. Als ich hinausging, hörte ich, wie Milch⸗ berg zur Compagnie ſagte:„Wiſſen Sie, Mandel⸗ ſtamm, ich widerſpreche grundſätzlich keinem Irr⸗ ſinnigen..“ Meine Frau empfing mich freundlich und zum erſten Mal wieder mit einem Kuß, als ich ihr den ſaftgrünen brachte. Abends ſagte ſie:„Weißt du, ich verſtehe dich eigent⸗ lich nicht, Liebſter. Warum haſt du mir nun einen neuen Hut mit Gewalt aufgenötigt?— Du haſt doch manchmal ſonderbare Launen. Ich habe doch fünf⸗ zehn Hüte. Was ſoll ich mit dem ſaftgrünen? Ich habe ja auch kein Kleid dazu.— Uebrigens, was ich haben wollte, das war der hübſche Theaterſchal bei Milchberg u. Co., haſt du ihn nicht geſehen, den gold⸗ gelben mit dem blauen Muſter? Meinſt du nicht, daß Milchberg u. Co. vielleicht den Hut dafür zurückneh⸗ men und mir dafür den Schal... Vielleicht biſt du ſo lieb und fragſt morgen im Vorbeigehen.“—— Fritz ſeufzte auf.— Er legte die Hand an die Stirn.—„Das übrige weißt du vielleicht,“ ſagte er mit brechender Stimme. „Er erinnere dich jener Zeitungsnotiz über den verſuchten nächtlichen Handgranatenüberfall auf das Modewarengeſchäft Milchberg u. Co.! Ich habe in jener Nacht die Handgranaten geworfen. Nun bin ich hier.“ a Fritz brach in Schluchzen aus. Der Wärter kam und tröſtete ihn. Im Hinausgehen hörte ich, wie er zu Fritz ſagte, auf der Konferenz zu Genua wären alle Ehen und alle Damenhutgeſchäfte für aufgelöſt erklärt worden. O Großer Preis für deutſche Buchkunſt in Barce⸗ lona. Der Ausſtellung„Deutſche Buchkunſt der Gegenwart“, die der Verein„Deutſche Bu hkünſt⸗ ler“ unter Leitung ſeines Vorſttzenden Profeſſor Hugo Steiner⸗Prag auf der Internationalen Ausſtellung in Barcelona veranſtaltet hat, wurde vom internationalen Ober⸗ Preisgericht ſoeben die höchſte Auszeichnung„Gran Premio“ verliehen. f 5 4. Seite. Nr. 591 Neue Mannheimer Zeitung[Mittag⸗Ausgabe) Freitag, den 20. Dezember 1929 Kommunale Chronik Verband badiſcher Gememden Der Vorſtand des Verbandes badiſcher Gemeinden hielt am 10. Dez. in Karlsruhe eine Sitzung ab, die ſich hauptſächlich mit dem Re⸗ gierungsentwurf über die Aenderung des Straßen⸗ geſetzes und mit der Uebertragung der gehobenen Fürſorge auf die Gemeinden befaßte. Nach der Auf⸗ faſſung des Vorſtandes genügt der Regierungsent⸗ wurf über die Aenderung des Stvaßengeſetzes den Bebürfniſſen nicht, da die mittleren und kleine⸗ ren Gemeinden abermals in unvermindertem Maße die Träger der Laſten des Kraftwagenfernverkehrs wären, obwohl ſie unter dem Druck dieſer Laſten zuſammenzubrechen drohten und teilweiſe über.50 Mark Steuerſatz allein für dieſen Sonderzweck er⸗ heben mußten. Bei der Regierung iſt zu beantra⸗ gen, daß die Beiträge der Gemeinden zu den Koſten der Land⸗ und Kretsſtraßen nicht mehr bis zu ein Drittel bzw. ein Viertel, ſondern in weit geringerem Maße und zwar nach der Einwohnerzahl und nach den Steuerwerten umgelegt werden, da nur auf dieſe Weiſe ein gerechter Laſtenausgleich zu erzielen iſt. Die Beteiligung der Gemeinden und Kreiſe an der Kraftfahrzeugſteuer wird für unerläßlich gehal⸗ ten. Weiter ſoll bei dieſem Anlaß die Aenderung einiger anderer Beſtimmungen des Straßengeſetzes, die nicht mehr zeitgemäß ſind, beantragt werden. Begüglich der gehobenen Fürſorge wurde beſchloſſen, beim Landtag zu beantragen, daß ſtie mit Ausnahme der Kriegsbeſchidigtenfürſorge den Gemeinden übertragen wird, da der Fürſorge⸗ aufwand durch die richtlintenmäzige Behandlung der Fälle einen ſolchen Unfang angenon nen hat, daß er bei den ſchlechten wirtſcheftli hen Verhält⸗ niſſen der Gemeinden nicht mehr getragen werden kann. Mit der Uebertragung der gehobenen Für⸗ ſorge auf die Gemeinden ſoll die bis jetzt beſte⸗ hende zeitraubende Doppelarbeit ver nieden, der Verwaltungsaufwand verringert und vor allem er⸗ reicht werden, daß die Fürſorgefälle nicht ſchema⸗ tiſch, ſondern individuell behandelt werden, um die Unterſtützungsmittel nicht zu verzetteln, ſondern dort wirkſam zu verwenden, wo ſie in der Tat be⸗ nötigt werden, und wo ausreichend geholfen wer⸗ den muß, wenn Schäden vermieden werden ſollen. Der Verbandsvorſtand befaßte ſich ferner mit der Frage der g Elektrizitäts⸗ und Gasverſorgung der Gemeinden, wobei er zu dem Ergebnis kam, daß die Elektrizi⸗ tät allen Anzeichen nach bald das Kochzas verdrängt haben wird und daß deshalb den Geſnneinden bei Neuanlagen größte Vorſicht und eingehendſte Prü⸗ fung zu empfehlen iſt, damit ſie nicht mit großen Koſten Gasverſorgungen einführen, die durch die Errungenſchaft der Technik alsbald völlig überholt werden. Anſchließend daran wurde noch eine Reihe von anderen wichtigen Gemeindefragen behandelt. * Vorſteherwahl im Berliner Stadtparlament Die geſtrige Stadtverordnetenſitzung begann mit 1 Stunden Verſpätung erſt um 6 Uhr, da der Alterspräſident Tempel mit den Fraktions⸗ vopſitzenden erſt die Tagesordnung durchberaten hatte. Die Kontrolle im ganzen Rathaus wurde aufs ſchärfſte durchgeführt. Die Portale waren von einem größeren Schupoaufgebot und einer größeren An⸗ zahl Magiſtratsdiener beſetzt. Nach Eröffnung der Sitzung berief Alterspräſident Tempel die Bei⸗ ſitzer und begrüßte die Stadtverordneten. Nach einer kurzen, teilweiſe ſehr lebhaften Debatte über einen Antrag der Nationalſoztaliſten, eine Umlage auf die Konſumvereine und Warenhäuſer zu legen, wurde die Wahl des Stadtverordneten vor⸗ ſtehers vorgenommen. Der bisherige Vorſteher, der ſoztaldemokratiſche Stadtverordnete Haß, wurde mit 149 Stimmen wiedergewählt. Zum erſten ſtell⸗ vertretenden Vorſteher wurde mit 147 Stimmen der deutſchnationale Stadtverordnete Granaß ge⸗ wählt. Bei beiden Wahlgängen hatten die Kommu⸗ niſten den Stadtverordneten Pieck und die National⸗ ſozialiſten Dr. Lippert als Kandidaten aufgeſtellt. — Kinder im Theater Der Idealiſt Mit knallroten Bäckchen und leuchtenden Augen ſitzt er vor dem geheimnisvollen Vorhang, furchtſam und erwartungsvoll das heiße Fäuſtchen in Mutters beruhigende Hand gepreßt. Er lebt und bebt mit dem armen Schneewittchen, er ruft mit vor Auf⸗ regung heiſerem Stimmchen:„Iß nicht von dem Apfel, er iſt ja vergiftet!“ und er bricht in bittere Trünen aus, als er ſieht, daß ſeine Warnung um⸗ ſonſt iſt. Er iſt kaum zu beruhigen und wenn die Höſe Königin ſich zeigt, nimmt er allen Mut zuſam⸗ men und ruft mit dem Stimmauſwand eines Hel⸗ dentenors: Wart nur, Du elende Hex!“ Er kann lange nicht einſchlafen und nachdem er ſein Nachtgebet zu Ende geſprochen hat, faltet er nochmals die Händchen und ſagt:„und lieber Gott, laß mich auch mal das Schneewittchen bei den Zwer⸗ gen beſuchen dürfen.“ Der Sachliche Kurt findet, das Schönſte am ganzen Theater ſind die Klappſtühle,— warum haben wir die zu Hauſe nicht? Er läßt ſich das Programm vorleſen und will genau wiſſen, wer die„Damens“„Herrens“ alle ſind und wie ſie„in gewöhnlich“ ausſehen. Und woher der„Werfſcheiner“ kommt, intereſſiert ihn auch mäch⸗ tig. Dann beanſtandet er, daß das Schneewittchen heutzutage noch Zöpfe trägt. Auch findet er, daß der Spiegel entſchieden im Unrecht iſt,„denn die Königin iſt eine ſo feine und ſchicke Dam' und hat ſopiele elegante Kleider, während das Schneewittchen immer im ſelben Kleidchen herumläuft, da is doch die Königin ſchöner!“(Früh übt ſich!— der Vater macht in Konfektion!) Nur eines impontert dem jungen Mann: daß nämlich das Schneewittchen den „Appelgrutze“ ſoboo lang im Mund behalten kann! Endergebnis: er will das auch mal probieren!“ Der Materialiſt „Mutti, wieviel Schokolade haſchte⸗ mit Nach edem Vorhang iſt dies die erſte Frage. Mutti iſt Die Weihnachtswünſche unſerer Kinder Weihnachten iſt das Feſt der Wunſcherfüllung— freilich: mit Einſchränkung; denn die Wünſche der Kleinen und Großen ſind nicht immer und nie alle erfüllbar. Eine kleine Freude verſucht man wenig⸗ ſtens jedem zu bereiten. Die Wunſcherfüllung ſetzt eine Aeußerung der Wünſche voraus, was meiſt in Form eines Wunſchzettels geſchieht. Gegen dieſe ſchriftliche Feſtſtellung der Wünſche des Kindes(was auch durch Aufſchreiben nach mündlichen Angaben des Kleinkindes durch eine Verwandte u. dergl. geſchehen kann), ſind von erzleheriſcher Seite verſchiedene Bedenken geäußert worden. Bekanntlich haben gerade unſere Kleinen, denen das Leben noch nicht ſeine rauhe Außenſeite gezeigt hat, recht viele Wünſche, wie dies Heinrich Seidel in ſeinem bekannten Gedicht: „Der kleine Nimmerſatt“ ſo ſchön darſtellt. Gerade dieſes Erwecken ungezügelter, unge zähl⸗ ter Wünſche, alſo des verſchiedenartigſten Verlan⸗ gens, wird beanſtandet. Dazu würde die Nicht⸗ erfüllung, wenn auch nur einiger Wünſche, die vielleicht gerade für das Kind am„dringend⸗ ſten“ waren, die Weihnachts⸗ und Erfüllungsfreude recht empfindlich ſtören, was ja mancher ſchon„am eigenen Leibe“ recht ſchmerzlich verſpürte. Dieſe oder jene Weihnacht iſt uns Erwachſenen meiſt nur des⸗ halb im Gedächtnis haften geblieben, weil ſie eine große Enttäuſchung darſtellte. Die„freuden⸗ reichen“ Weihnachten tauchen meiſt ſehr ſchnell für immer in unſerer Seele unter. Die hier gerügten Fehler zeigen aber, wie man es beſſer machen kann. Um dem Kinde nicht einen recht„heißen“ Wunſch unerfüllt zu laſ⸗ ſen, gibt man den Rat, das Kind möge ſtets zwe! Wunſchzettel ſchreiben: einen, der die„drin⸗ gendſten“ Wünſche enthält; daneben einen zwei⸗ ten, dem das weniger Wichtige anvertraut wird. Gegen die unerfüllbaren Wünſche geht man auch„erzieheriſch“ vor. Der Wunſchzettel wird Ein Berufsbürgermeiſter für Grünſtadt * Grünſtadt, 19. Dez. In der geſtrigen nichtöffent⸗ lichen Stadtratsſitzung wurde beſchloſſen, daß Grünſtadt wieder einen Berufsbürger⸗ meiſter haben ſoll. Die Stelle wird auch Be⸗ werbern zugängig, die erfolgreiche Tätigkeit im kommunalen Verwaltungsdienſt nachweiſen. Die Wahl des 2. Bürgermeiſters wurde bis nach Er⸗ ledigung der Berufsbürgermeiſterwahl zurückgeſtellt. Winterbeihilfe in Frankfurt In der Frankfurter Stadtverord⸗ neten⸗Sitzung wurde nach ſtundenlanger Debatte über die an Erwerbsloſen zu zahlende Winterbeihilfe entſchieden. Einem Antrag des Hauptausſchuſſes folgend, ging die Stadtverord⸗ neten⸗Verſammlung über den Vorſchlag des Magi⸗ ſtrats hinaus und gewährte insgeſamt rund 900 000 Mark für die Ausſchüttung. Jedem Hauptunter⸗ ſtützungsempfänger ſollen 20 Mark, den Angehörigen je 5 Mark ausgezahlt werden. Die Deckung für die ausgeworfene Summe iſt durch die bereits im Etat für Weihnachtsbeihilfe vorgeſehenen 400 000 Mk. und durch Heranziehung der etatiſterten erſten Bau⸗ rate für das Hallenſchwimmbad in Höhe von 500 000 Mark gegeben. Die weitere Sitzung beſchäftigte ſich mit dem von der Volkspartei mit Unterſtützung der Deutſchnatio⸗ nalen, der Wirtſchaftspartei und der National⸗ ſozialiſten eingebrachten Mißtrauensvotum gegen Oberbürgermeiſter Dr. Landmann. Nach⸗ dem ein weitergehender kommuniſtiſcher Antrag, dem geſamten Magiſtrat das Vertrauen zu entziehen, ab⸗ gelehnt worden war, verfiel auch das Mißtrauens⸗ votum der Volkspartei mit 32 gegen 40 Stimmen der Ablehnung. Tariferhöhung zur Deckung der Weihnachts⸗ ſpende Statt der erhofften Preisermäßigungen wird die erſte Maßnahme der neuen Stadtverordnetenver⸗ ſammlung in Gladbach⸗Rheydt ein Beſchluß über die Erhöhung der Tarife für Strom, ſehr enttäuſcht, ſie hatte ſich die größten Wunder von Dieter's erſtem Theaterbeſuch verſprochen und fragt ganz ſchüchtern:„ja Dieterle, gefällt Dir denn das Schneewittchen nicht?“ Doch, aber die Schokolade gehört mit dazu, ſonſt macht's keinen Spaß! Weißte Muttel, am nettſte fand ich den luſtigen Mann, der immer von ſeim Turm herunterkommt und ſich was zu trinken holt. Da tät ich auch Hunger und Durſcht kriege, wenn ich immer dadrobe ſchtehe müßt'! Gell, gib mir raſch noch e Schokolädle, eh's wieder dunkel wird.“— Am Schluß klatſcht Dieter begeiſtert und unentwegt. Mutter iſt beglückt, daß nun doch der „Kunſtſinn“ bei ihrem Sprößling erwacht iſt,— da ſagt er:„etzt hab ich ſolang geklatſcht, daß der Weihnachtsmann mir auch e Gutſel herwerfe ſoll un jetzt hab ich doch nur e Bällche erwiſcht!“ Der zukünftige Kritiker „Alſo, das mit dem Spiegel iſt Schwindel! Ich hab genau hingeguckt, da is nur e Loch un des Schneewittche ſteht als dahinter. Un den eine Schau⸗ ſpieler den hab ich überhaupt kaum verſchtande und am Kleid von der Königin da war es Naht geplatzt und die Tiere ware auch nit echt, überhaupt: auf alle Fäll hab ich mer's annerſcht e 7I¹ O Morddrohung gegen einen Leipziger Theazer⸗ direktor. Dem Direktor Kranz vom Leipziger Komödienhaus gingen mehrere Eilbriefe zu, in denen ihm der Tod angedroht wurde, wenn er nicht in dem franzöſiſchen Theaterſtück„Schieber des Ruhms“ die ſchwarzweißroten Binden entfernte. Der Schreiber des Briefes, anſcheinend ein fanati⸗ ſterter politiſcher Wirrkopf, hat die blau veißroten franzöſiſchen Nationalfarben auf den Shirpen, die von Deputierten getragen werden, fälſchlich für ſchwarzweißrbte gehalten. Direktor Kranz übergab die Briefe der Kriminalpolizei, die Beamte zu der Vorſtellung ins Theater ſchickte. Nach der Vorſtel⸗ lung wurde der bedrohte Direktor von bewaffneten Beamten nach Hauſe geleitet. Zu einer Demon⸗ ſtration kam es nicht. f 8 ja gewöhnlich einige Zeit vor Weihnachten den El⸗ tern zugänglich gemacht. An ihnen liegt es nun, dieſe unerfüllbaren Wünſche herauszuſuchen und ſie dem Kinde„abzuſuggerieren“, ſie ihm als unerfüll⸗ bar hinzuſtellen, ihnen dafür dieſes oder jenes Ge⸗ ſchenk, vielleicht als Erſatz,„ſchmackhaft“ zu machen. Mit anderen Worten: das Kind ſoll zu der Beſche⸗ rung in der Gewißheit gehen, daß ſeine Lieblingswünſche erfüllt werden, weil ſie erfüllbar waren. Dann gibt es keine Enttäuſchung bei der Gabenbeſichtigung; dann gibt es keine Tränen, keine enttäuſchten Geſichter unter dem Weihnachtsbaum. Dann bleibt die Weih⸗ nachtsfreude rein, ungetrübt— bei Klein und Groß. Auch die Weihnachtswünſche müſſen— das iſt die berechtigte Forderung unſerer Zeit— in den Rah⸗ men der Allgemeinerziehung gebracht, den Erzie⸗ hungszielen dienſtbar gemacht werden, ſoweit dies irgend möglich iſt. Ob der Wunſchzettel durch Bilder, durch einen ſelbſtgezeichneten Rahmen und dergl. vom Kinde zu einem„kindlichen Kunſtwerk“ ausgeſtaltet werden ſoll, hängt von deſſen Begabung ab. Man ſollte wohl hier von einem Zwang abſehen, um nicht von vornherein die Vorfreude, die bekanntlich meiſt reiner und tiefer als die ſpätere Erfül⸗ lungsfreude iſt, zu zerſtören. Solche Aeußer⸗ lichkeiten ſind dem wahren Weſen der Erziehung fremd. Wer Erziehung als Bildung eines gegebenen Geiſtes, als Wachſenlaſſen vorhandener Seelen⸗ anlagen anſieht, der will nicht mit den Leiſtungen „ſeines“ Kindes vor anderen prunken; der begnügt ſich mit dem, was wird— bei günſtigſter Umwelt— entſprechend dem Goethewort in„Hermann und Do⸗ rothea“, das auch für die „Erziehung zur wahren Weihnachtsfreude“ gilt, daß wir die Kinder nach unſerem Sinne nicht formen können, ſondern ſie ſo lieben müſſen, wie Gott ſie uns gab. Dr. M Gas und Waſſer ſein müſſen. Der Finanz⸗ und der Wohlfahrtsausſchuß haben in gemeinſamer Sitzung für die Durchführung von Weihnachtsſpenden an die bedürftigen Erwerbsloſen und Unterſtützungs⸗ bedürftigen 250000 Mark bereitgeſtellt. Für dieſe Ausgabe findet ſich in den laufenden Mitteln des ſchon aufs äußerſte angeſpannten Haushaltplans keine Deckung mehr. Deshalb wird der nächſten Stadtverordnetenverſammlung eine Erhöhung der Tarife um etwa 10 v. H. vorgeſchlagen werden müſſen. Kleine Mitteilungen In der letzten Eberbacher Gemeinderats⸗ ſitzung wurde bekanntgegeben, daß die Bemühun⸗ gen, eine Einigung unter den Gemeinden des Klei⸗ nen Odenwalds über die Koſten der Aus beſſe⸗ rung des Kreiswegs von Eberbach über Pleu⸗ tersbach, Schönbrunn, Schwanheim nach Neunkir⸗ chen herbeizuführen, als geſcheitert betrachtet wer⸗ den müſſen. Damit iſt vorläufig die Möglichkeit der Einrichtung einer Poſtkraftverbindung nach dem Kleinen Odenwald hinfällig geworden. In der glei⸗ chen Sitzung genehmigte der Gemeinderat die Ein⸗ richtung des Werkſtattunterrichts für das Maler⸗ und Schuhmachergewerbe in der Gewerbe⸗ ſchule. Auch beſchloß der Gemeinderat, die Straße am Bezirksſpital Scheuerbergſtraße zu nennen. Die Verhandlungen über die Einrichtung einer Poſt⸗ kraftverbindung von Eberbach durch das Sensbachtal nach Beerfelden ſind noch nicht abge⸗ ſchloſſen. Nachdem die Probererſchließungen zwi⸗ ſchen Waldſee und Neuhofen längs des Rheins im Laufe dieſes und des vergangenen Jahres ein gutes Ergebnis gezeitigt hatten, ſollen in dieſem Ge⸗ ländeſtreifen acht Brunnen niedergebracht wer⸗ den, von denen aus durch eine Pumpſtation das Waſſer in die beiden bei Schifferſtadt und Mutter⸗ ſtadt zu errichtenden Waſſertürme geleitet werden ſoll. Mit der Niederbringung der acht Brunnen iſt in allernächſter Zeit zu rechnen. 4 Nachbargebiete Die Entlaſſungen bei der J. G. Farbeninduſtrie Ach. o- Ludwigshafen a. Rh., 19. Dez. Eine Fach⸗ gruppenverſammlung der im D. H. V. organiſierten Angeſtellten der J. G. Farbeninduſtrie AG. erhob Einſpruch dagegen, daß die Generaldirektion Verhandlungen über Milderung der Abbau⸗ maßnahmen ablehnt. In einer Entſchließung wird verlangt, Verhandlungen mit den Angeſtellten⸗ gewerkſchaften wegen Milderung unvermeidbarer Entlaſſungen zu führen, außerdem Bekanntgabe des geſamten Abbauplanes an die geſetzlichen Betriebs⸗ vertretungen. Von der Regierung wird Verabſchie⸗ dung des Geſetzes zum Schutze der älteren Angeſtell⸗ ten, beſonders über Abbauentſcheidungen verlangt. Vom neuen Bauſtoff„Heraklith“ Ludwigshafen, 20. Dez. In der geſtrigen Ver⸗ ſammlung der Zimmerzwangsinnung im„Pfälzer Hof“ zu Ludwigshafen, geleitet von Obmann Geu⸗ der und eingeleitet durch kurze Ausführungen des Freiburger Stadtrats Ambs über Holzverwertung, ſprach Direktor Duttenhöfer über den von ihm vertretenen neuen Leichtbauſtoff Heraklith. Der Forderung größter Wirtſchaftlichkeit ſteht im Bauweſen der herrſchende Konſervativismus ent⸗ gegen. Zur Rationaliſierung führt die Verwendung des Heraklith. Das iſt eine Maſſe, zuſammengeſtellt aus Holzwolle(Holzfaſer) als Grundſtoff, der durch beſondere Imprägnierung unbrennbar gemacht wor den iſt und durch Ueberzug eines beſonderen Mör⸗ tels verſteinert. Eine Unzahl kleiner Hohlräume, worin die Luft ungleichmäßig ſchwingt und ſo eine Beeinfluſſung des Schallss bewirkt, führt eine be⸗ deutende Schalliſolterung hervor. Dies iſt ein großer Vorzug vor dem Beton und ſelbſt dem Ziegelmauer⸗ werk, dem gegenüber die Heraklithplatten auch den Vorteil geringeren Raumverbrauchs haben. Als weitere Vorzüge rühmte der Vortragende: Feuchtig⸗ keitsundurchläſſigkeit, Feuerſicherheit, Ganzjahres⸗ beſchäftigung der Werkleute, raſche Beziehbarkeit der Wohnungen, weil Austrocknen nicht abgewartet wen den muß. Verwendet haben das Heraklith z. B. Dr. Schmechel⸗Mannheim in ſeinen„Heimat“⸗Bauten und den Pfalzwerken, die J. G. Farben, Dipl.⸗Ing. Lechner im Ludwigshafener Fürſorgeheim und ver⸗ ſchiedene andere. Erläutert wurde der Vortrag durch Lichtbilder.* 5 Zeichen der Geldnot :: Grünſtadt, 18. Dez. Ein hieſiger Dreſchmaſchinen⸗ beſitzer wollte geſtern ſein Wohnhaus mit Oeko⸗ nomiegebäulichkeiten und 117,4 Ar Weinberg verſtelgern laſſen. Ein Gebot wurde jedoch n 0 1 ſo daß die Verſteigerung reſultatlos verlief. Beſtechungsaffäre beim Frankfurter Hochbauamt Frankfurt a.., 19. Dez. Offiziell wird mit⸗ geteilt, daß gegen ſieben Beamte des Hoch⸗ bauamtes eine Anzeige wegen paſſiver Beſtechung eingelaufen iſt. Von der Stadtver⸗ waltung ſind unverzüglich die nötigen Schritte ein⸗ geleitet worden, um jede Verdunkelungsgefahr zu verhindern und die Klärung der Angelegenheit, zu⸗ nächſt im Wege des Diſziplinarverfahrens, herbei⸗ zuführen. Schluß des redaftfiondſſen Toft 5 1. . Steinhagen Weste Araufführung im Frankfurter Schau pielhaus „Komödie der Verjüngung“ von Alexei Tolſtoi Es iſt gut, wenn man einen Namen hat, dem ein anderer vorher ſchon das Gepräge gab. Denn ob man ſonſt Alexei Tolſtoi's„Komödie der Ver⸗ fjüngung“ ſo aufgenommen—— Das Publikum aber, rein das, was man darunter verſteht, eben die Leute, die„ins Theater gehen“— es wird an dieſem Stück ſeine Freude haben. Endlich nach aller aufwühlenden Sozialpolitik einmal wieder ein Theaterſtück im rechten Sinn, in dem man dem Publikum vorſpielt. Que voulez⸗ vous? Das lauſcht und geht angeregt mit den fünf Bildern, in welchen es mehr oder weniger ruſſtſch menſchlich zugeht. Ruſſiſch: das Mädchen für alles, das Schlag fünf die Arbeit, wie ſie iſt, hinwirft, das Bauernkopftuch abnimmt, duſcht, in einem Bade⸗ mantel ſo ſchön wie manche„Madam“ ihn nicht be⸗ ſitzt, Gymnaſtik treibt, um dann als ein flottes Girl ins dramatiſche Studio zu eilen. Ruſſiſch— der Ar⸗ beiterſtudent, der mit nacktem Oberkörper, zerfetzten Hoſen hungrig und verkommen Algebra ſtudiert und ſich vom Kuhhirten ſelbſt heraufarbeitet bis zum beſtandenen Examen. Menſchlich: die alternde Frau, die vom füngeren Gatten nach zehnjähriger Che um einer hübſchen Filmdiva willen verraten wird, um ihm ſpäter wieder zu verzeihen. Phantaſtiſch: das Experiment der Verjüngung, menſchlich⸗phantaſtiſch, phantaſtiſch⸗menſchlich im fünften Akt die Wieder⸗ holung des zweiten Aktes zur Filmaufnahme. Nicht mit Affendrüſen— nein, auf chemiſchem Wege in einer Bleikammer wird die Frau, die, da ſie ißrem Leben ohnehin ein Ende bereiten wollte und ſich gleichgültig dem Erfinder als Verſuchs⸗ kaninchen ſchenkt, vier Tage lang eingekältet unter dreißigtauſend Volt Wechſelſtrom mit Elektronen, Elektromagneten, Stickſtoffwirkung zu einer bild⸗ hübſchen jungen Frau verwandelt, in die ſich, da ſie als Journaliſtin in das bypermoderne Gemach der Filmdiva eingedrungen, der eigene Gatte verliebt. Nun aber lacht ſie ihn aus und folgt dem Deus ex machina Filmregiſſeur, der ſie und ihren ganzen Lebensroman mit allem lebenden und toten Inven⸗ tar vom Fleck weg zu einem Großfilm engagiert, den er im fünften Bild auf der Bühne kurbelt. Die Inszenierung Felbers weiß aus der Ko⸗ mödie herauszuholen, was ſie hergibt— vielleicht an manchen Stellen wie etwa in den Racheſzenen und Wutausbrüchen der Diva Dorothea Wieck ein wenig zu ſtark betont. Auch Herrn Rewalts Gattenrolle ſowohl in Untreue wie in Zerknirſchung nicht gerade heldenhaft. Doch das Stück will mehr im Enſemble wirken und kein Heraustreten der einzelnen an ſich guten Figuren wie Ellen Daub als Frau, Konſtanze Menz als Dienſtmädchen und Schauſpielſchülerin, Ka's Arbeiterſtudent, Het⸗ linger's Filmregiſſeur, Robert Taube's Erfin⸗ der aus dem Geſamtſpiel. Das Publikum zeigte ſich dankbar— und behaglich ging man nach Hauſe. 1. i g. Geh. Rat Baſſermann⸗Jordan Ehrenbürger der Univerſität München. Der Akademiſche Senat der Ludwig⸗Maximilian⸗Univerſität München hat den Geheimen Rat Dr. Friedrich v. Baſſermann⸗ Jordan in Deidesheim wegen der Berdienſt e, die er ſich um die Förderung der Wiſſen⸗ ſchaften und insbeſondere der Pfälziſchen Hochſchulwoche erworben hat, zum Ehrenbürger der Univerſität ernannt. O Ehrenvoller Auftrag. Das ſtädtiſche Opern⸗ haus Köln iſt an den Biühnen⸗Bildner des Mann⸗ heimer Nationaltheaters, Dr. Löffler, herangetre⸗ ten, die Bühnen räume zu der im Februar geplanten Erſtaufführung von Wetzlers„Baski ſcher Ve⸗ nus“ zu entwerfen. Dentſche Granhik in Amerika. Nachdem in dle⸗ ſem Frühjahr die Ausſtellung deutſcher Graphik in Paris einen bedeutſamen Erfolg hatte, wird im Mu⸗ ſeum in Detroit(USA.) eine Ausſtellung deut⸗ ſcher Graphik ſtattfinden, ſte wird in verſchlede⸗ nen Städten der Verelnigten Staaten gezeigt werden. Das Pariſer Material iſt beträcht⸗ lich erweitert worden. 1 G . J N J ,,, ß D ND . . . e , ß,, p N N . Taschen-Flaschen. 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Ein laug gehegter Wunſch der Altſtadtbewohner iſt endlich in Erfüllung ge⸗ gangen: ſeit geſtern abend iſt der Fußgänger⸗ ſteg über das Karlstorwehr geöffnet und die neue Uferſtraße für den Fußgängerverkehr reigegeben worden. Die Intereſſenten haben dieſe ſchnelle Erledigung in erſter Linie F. S. im 2Heidelb. Tagebl.“ zu verdanken, der eine ſchneidige Attacke gegen den„Dickköpfigkeitswettbewerb zwi⸗ ſchen Rathausathleten und Neckarbauamtsathleten“ erfolgreich geritten hat.— Die Straßen⸗ und Bergbahn A. G. hat ihren Tarif etwas ver⸗ Silligt., Während bisher die einfache Fahrt als Mindeſtpreis 25 Pfg. koſtete, ſind jetzt Fahrſcheine zu 15 Pfg. für zwel Teilſtrecken neu eingeführt. Fahr⸗ ſcheine für vier Teilſtrecken koſten 25 Pfg. Ganz neu ſind verbilligte Kinder fahrſcheine(15 Pfg. für vier Teilſtrecken). Das Bahnunglück bei Stockach— Ein weiterer Arbeiter geſtorben Karlsruhe, 19. Dez. Die Reichsbahndirektion Karlsruhe teilt zu dem Brückenbauunſall in Stockach amtlich mit: Nach Beenbigung des Umbaues der Glockerbrücke zwiſchen den Bahnhöfen Zizenhauſen und Mühlingen iſt in der Nacht zum 19. Dezember der Wagenkran beim Feſtlegen des Auslegers um⸗ gefallen und in den dortigen Bach geſtürzt. Der Kranführer wurde dabei getötet und drei Bahnunterhaltungsarbeiter verletzt. Der durch⸗ gehende Eiſenbahnbetrieb war durch Entgleiſung eines Arbeitswagens bis 11.20 Uhr geſtört. Der Verkehr wurde burch Umleitung aufrecht erhalten. Unterſuchung iſt eingeleitet. Wie zu dem Unfall weiter gemeldet wird, iſt der Arbeiter Göckler aus Roth, der bei dem Kranunglück heute morgen ſchwer verletzt wurde, ſeinen Verletzungen erlegen. Tinte getrunken * Freiburg i. Br., 18. Dez. Ein 22 Jahre alter Berkäufer trank in ſelbſtmörderiſcher Abſicht Tinte. da er nicht genügend Quantitäten dieſes finſteren Getränkes hinunterſchlucken konnte. Ein„Waldbad“ im Hochſchwarzwald W Triberg, 19. Dez. Nachdem in dieſem Sommer mehrere Hochplätze im Schwarzwald in großer Aus⸗ dehnung Strand⸗ und Familienbäder von keilweiſe eigenartiger Lage und Prägung geſchafſſen haben— es ſei nur an die Triberger Anlage mit 20 000 qm und an St. Georgen mit Ausnützung des Kloſter⸗ weihers erinnert—, will nun auch der Südſchwarz⸗ wald auf dieſem Wege ein eigenes Werk ſchaſſen. Hinterzarten beabſichligt, an der Höllentalbahn ſüd⸗ weſtlich des Ortes zwiſchen dem bekannten Emil Thoma⸗Weg und dem Silberberg, einem vielbenütz⸗ ten Zugang zum Feldberg, ein Bad mit dem Charak⸗ ter als„Waldbad“ zu ſchaffen. Im Südſchwarz⸗ wald hat auch der Feldberg ein eigenes Familienbad in Arbeit, das wohl das höchſte in beutſchen Mittelgebirgen werden wird. * J Weinßeim, 10. Dez. Der im 71. Lebensfahre verſtorbene Eiſenbahn⸗Obervorſteher Thilo Wal⸗ ther wurde heute unter großer Beteiligung auf dem bieſigen Friedhöfe beigeſetzt. Namens der Direktion der Oberrheiniſchen Eiſenbahn⸗AG. Maunheim widmete Betriebs ⸗Inſpektor Haus Merzinſky⸗Mannheim dem Verſtorbenen, der 48 Jahre im Eiſenbahndlenſte ſtand, einen ehrenden Nach ruf. Sch. Hockenheim, 18. Dez. Im„Roſenſaal“ ver⸗ anſtaltete die hieſige Stadtkapelle unter Leitung ihres Dirigenten Hans Schneider ihr ſchon zur Tradi⸗ tion gewordenes Weihnachts konzert. Der gute Beſuch bewies erneut die allſeitige Beliebtheit der Kapelle. Das plelſeitige Programm nahm einen ve⸗ friedigenden Verlauf. Märſche, Walzer, Ouvertüren und Charakterſtücke bildeten den Hauptteil der Ver⸗ anſtaltung. Stimmungsvoll waren die beiden Horn⸗ guartette mit bekannten Weihnachtsliedern, die bei ſtrahlendem Kerzenbaum von den Anweſenden mit⸗ geſungen wurden. Erwähnenswert iſt ein Trom⸗ petenpolka(Solo für zwei Trompeten). Zum Schluß gab es noch ein großes Weihnachtspotpourrit mit muſtkaliſchen Tongemälden. Reicher, wohlverdienter Beifall wurde der Kapelle zuteil.— Auf der neuen Bühne des hieſigen Lutherhauſes gelangte am Sonn⸗ tag das Volksſchauſpiel„Durch Not und Leid zur Weißnachtsfreud“ zur Aufführung. Den fleißigen Darſtellern gebührt ein Geſamtlob. * Münzesheim(Amt Bruchſal), 19. Dez. Die Werkſtätte ſamt angebauter Scheuer des Küfermei⸗ 221 Stuck brannte heute nacht total nieder. Waf⸗ ler mangel erſchwerte die Löſcharbeit. Der entſtandene Schade n iſt beträchtlich. Lahr, 18. Dez. Der frübere Schriftſetzer der Lahrer Zeitung“, 3 Bodmer, der 40 Jahre lang bei der„Lahrer Zeitung“ tätig war, kann heute ſeinen 70. Geburtstag fetern. * Dinglingen b Lahr, 18. Dez. Ein 86 Fahre alter Järtner aus Clehm und feine 19 Jahre alte Stleftochter wurden wegen Verbrechens nach 179 R StB. feſtgenommen. Sie hatten ſich auch Beſſöpden gegenüber als Eheleute ausgegeben. * Villingen, 18. Dez. Geſtern abend wurde der 8 Jahre alte verheiratete Schreiner Bernhard Kammerer in ſeinem Manſardenzimmer er⸗ hängt aufgefunden. Er wurde bereits ſeit Sonn⸗ tag abend vermißt und hatte die Tür verſchloſſen Der Mann war ſeit längerer Zeit arbeitslos. f H. 5 U 9 N 693. „ . Er konnte aber ſeine Abſicht nicht erreichen, Ladenburg als Baumſchulſtadt Die älteſte Baumſchulengeneration Ladenburg, 18. Dez. Die wirtſchaftliche Bedeutung der Baumſchulen für Ladenburg— ganz mit Recht die„Baum⸗ ſchulſtadt“ genannt— wurde vor kurzem an dieſer Stelle in einem Bericht dargelegt. Der Bericht⸗ erſtatter griff darin eine der größten Firmen heraus und ließ leider die älteſte hieſige Baum⸗ ſchulenfamilie, die gleichzeitig auch den bebeutendſten Betrieb beſitzt, unbeachtet. Ihr Vorfahre, der Gärtner Freidrich Bodenhöfer, war es, der die erſte Baumſchule hier anlegte. Aus ſeinem Betrieb gingen ſpäter alle anderen Gärtner hervor, die ſich eigene Baumſchulen ſchufen. So kann man Friedrich Bodenhöfer als den Begründer der Ladenburger Baumſchuleninduſtrie bezeichnen, eines Erwerbszweiges, der heute zu den wichtigſten unſeres Städtchens zählt. Sein Name verdient daher in der Ortsgeſchichte feſtgehalten zu werden. Vor 100 Jahren wußte man hier noch nichts von der gewerbsmäßigen Baumzucht in Ladenburg. Zwar wird in den alten Akten noch eine Gemeindebaumſchule angeführt, ihre Bedeutung kann aber nicht groß ge⸗ weſen ſein, ebenſo wie von einer planmäßigen Be⸗ handlung nicht die Rede ſein kann. Es wurden aus der Gemeindebaumſchule Obſtbäume an die Bürger abgegeben. Wie es ſcheint, geſchah dies unentgeltlich, denn in der Gemeinderechnung von 1828 29 wird ein Erlös aus der Baumſchule unter Einnahmen nicht ausgewieſen. Unter Ausgaben er⸗ ſcheint ein Poſten von 7 Gulden 30 Kreuzern, die für die Unterhaltung der ſtädtiſchen Baumſchule im ganzen Jahr bezahlt wurden. Für die Beaufſichtigung der Bäume des ganzen Bezirks hatte das Bezirksamt einen Fachmann angeſtellt, einen„Plantagen⸗Inſpektor“, wie er großartig genannt wurde, zu deſſen Beſoldung die einzelnen Gemeinden Beiträge leiſten mußten; Ladenburg hatte dafür 11 Fl. 39 Kr. zu zahlen. Daß man in der ſtädtiſchen Baumſchule keine große Auswahl hatte, geht aus einer Anzahl von alten Rechnungen über auswärts gekauftes Material hervor. So quittiert im April 1829 der ſtädtiſche Baumaufſeher Ferdinand Kreiter 8 Gulden 20 Kr. für 50 Nußbäume à 10 Kreuzer von Banminſpektor Kall in Schwetzingen. Ferner ſtellt er Rechnung über 150 Nußbäume zu 7 Kreuzer das Stück und 31 Wildſtämme zu fe 5 Kr., die er in Wiesloch bei Franz Koch geholt hatte. Für das Holen und Setzen berechnet er nur 1 Gulden 54 Kr., außerdem für Zehrgeld nach Wiesloch und zurück ganze 14 Kreuzer. Wie beſcheiden muß der Mann geleßt haben; nahm dieſe Fahrt doch einen ganzen Tag in Anſpruch, und von feſtgeſetzten amtlichen Diäten wußte man da⸗ mals noch nichts. Der andere Baumaufſeher. Gre⸗ gorius Kind, reicht auf gewichtigen Biſttten⸗Akten⸗ bogen eine Rechnung ein über 27 Stick„welſche Nußbäume“, die er beim Grafen v. Oberndorff zu 8 Kreuzer das Stück geholt hat und über 25 Stück „Seuerling“ zu ſe 1 Kreuzer. Mußte Ladenburg damals alſo noch ſeine fungen Bäume zum größten Teil auswärts kaufen, ſo war es 10 Jahre ſyſter ſchon anders. Im Jahre 1893 kam Frfebrich Bodenhöfer, ein tüchtiger Schwabe, vorher Gärtner beim Grafen v. Wiſer in Leuters⸗ l hauſen, nach Ladenburg. Er war Baumſchulenfach⸗ mann und legte hier die erſte ordentliche Baumſchule an. Noch heute ſtehen an der Bleiche alte, große Birnbäume, die von ihm ſtammen, und auch die Kaſtanienbäume in der Mitte des Neckar⸗ damms hatte er gepflanzt. Gerne ſaß er hier in ſeinen ſpäteren Jahren und ließ den Blick über die ſchöne Neckarlandſchaft ſchweifen. Nach ihm wurde dieſes Plätzchen„Friebrichsruh“ benannt. Der damalige Direktor des Botaniſchen Gartens in Heidelberg war eng mit ihm befreundet. In Heidelberg war es auch, wo Bodenhöfers Tochter ihren ſpäteren Mann, den Nachfolger ihres Vaters, kennen lernte. Es war Chriſtian Kaſchuge, der an einer Verwundung aus dem Kriege von 1870 in Heidelberg im Lazarett lag. Er heiratete im Jahre 1873 die Tochter Bodenhöfers und übernahm nach deſſen Tod den ſchon zu einer anſehnlichen Ausdeh⸗ nung angewachſenen Baumſchulenbetrieb. Seine Tochter wiederum, die Enkelin Bodenhöfers, heira⸗ tete in den erſten Jahren des neuen Jahrhunderts den aus Thüringen ſtammenden tüchtigen und ge⸗ achteten Fachmann Herrn Fritz Kahle, der die faſt hundert Jahre alte Firma unter ſeinem Namen weiterführt. Drei Generationen hindurch hat ſich alſo über die Töchter dieſer Baumſchulenbetrieb weitervererbt und ſich unter der klugen und umſich⸗ tigen Leitung des jetzigen Inhabers zu einem der bedeutendſten von ganz Baden entwickelt. Und ſchon iſt auch die vierte Generation in dem alten Gewerbe ihrer Vorfahren tätig. Großherzig, wie Bodenhöfer war, hat er eine Anzahl von Gehilfen im Laufe der Jahre mit der Kunſt des Okulierens, Pfropfens und wie alle die Künſte des Baumzüchters heißen, vertraut gemacht. Dieſe gaben das Gelernte wieder weiter, bildeten ſich zum Teil in der Fremde noch mehr aus, und ſo entſtanden in den 8ber Jahren des vorigen Jahr⸗ hunderts weitere Baumſchulbetriebe in Ladenburg: Kaſchuge, der Bruder Chriſtians, ferner die heute noch beſtehenden, ebenfalls bekannten Firmen Ruckelshauſen heute von den Söhnen Karl und Ludwig Ruckelshauſen unter getrennten Firmen weitergeführt), Jean Ratz, die bereits im erſten Artikel gewürdigt wurde, ſpäter kamen hinzu: Bitſch, Huben, Blatt, Hechler und einige kleinere, mehr landwirtſchaftliche Betriebe, die nur nebenbei ſich mit Baumzucht befaſſen. So iſt Laden burg zur Baumſchulſtadt geworden keinen zweiten Ort gibt es in Baden, der ſo viele und große Baumſchulen auf ſeiner Gemar⸗ kung hat. Nach allen Teilen Deutſchlands, ja auch ins Ausland, die Schweiz und nach den nordi⸗ ſchen Ländern uſw. werden allfährlich die Laden⸗ burger Jungbäume, in erſter Linie Stein ⸗ u bſt, aber auch alle anderen Obſtarten und Zier ⸗ bäume, in großer Zahl geſandt. Es iſt nur zu wünſchen, daß Efnwoßnerſchaft und Behörden den hohen wirtſchaftlichen Wert dieſes für Ladenßurg ſo wſchtigen Gewerßes erkennen und würdigen. würdigen auch den Mann der es hier begründet und deſſen Nachkommen ſein Werk in modernem Ausmaß fortſetzen: Friedrich Bodenhöfer. 90 0 Zuerst 16 Monate Zuchthaus, dann Freiſpruch Das Schwurgericht Köln hatte am 31. Januar 1929 den 39jährigen Gaſtwirt Wilhelm Keßler aus Köln wegen Meineids und Betrugs zu einer Zuchthausſtraſe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Der Angeklagte hatte am 5. März 1928 einen Offenbarungseid geleiſtet, der nach Anſicht der damaligen Geſchworeunen wiſſentlich falſch war.. 5 In dem dem Gericht vorzulegenden Formular, in dem zur Leiſtung des Eides eine Reihe von Fra⸗ gen zu beantworten war, hatte Keßler die Frage nach Warenvorräten, auch noch nicht vollbezahlten und in das Eigentum des Schuldners übergangenen, mit einem Strich erledigt. Damit hatte er verſchwie⸗ gen, daß er fünf Hektoliter Branntwein im Keller hatte, und in dieſem Verſchwelgen wurde die Abgabe des wiſſentlichen Falſcheides erblickt. Der Angeklagte verteidigte ſich damals mit der Be⸗ hauptung, der Branntwein ſei ihm in Kommiſſion übergeben worden. Der Geſchäftsführer der Liefer⸗ firma aber erklärte unter Eid, daß es ſich bei dem Branntwein um einen Feſtverkauf gehandelt habe, den er ſelbſt mit dem Angeklagten abgeſchloſſen hatte. Der Staatsanwalt bezeichnete den Angeklag⸗ ten als des Betrugs für überführt, denn zur Zeit der Beſtellung habe er ſchon ſeine Vorladung zum Offenbarungseid in der Taſche gehabt. Auch der Falſcheid ſei erwieſen, denn die Beweisaufnahme habe ergeben, daß der Branntwein, den er in der Vermögensaufſtellung verſchwieg, ſein Eigentum ge⸗ weſen ſei. Die Geſchworenen nahmen wiſſentlichen Falſcheid an und erkannten auf Zuchthausſtrafe. Nach der Verurteilung betrieb der Verteidiger des Keßler mit allen Kräften ein Wiederaufnahme⸗ verfahren und erreichte es, daß der Fall, zu deſſen Klärung er neue Zeugen ausfindig gemacht hatte, noch einmal vor dem Schwurgericht zur Verhandlung gelangte. Wieder verteidigte ſich der Angeklagte Arles NMANN REIN, Danken ist führend für gute warme mit der Behauptung, er habe die fünf Hektoliter Branntwein nur in Kommiſſton genommen, und dieſe Behauptung gewann in der folgenden Beweis⸗ aufnahme größte Wahrſcheinlichkeit. Offenbar hatte der Vertreter der Branntweinbrennerei, der die 500 Liter dem Gaſtwirt„aufgehängt“ hatte, ein doppel⸗ tes Spiel getrieben, denn Zeugen hatten gehört, wie ſich der Angeklagte geweigert hatte, die fünf Fäſſer in ſeinem Keller einzulagern Der Vertreter hatte ihn mit den Worten beruhigt:„Behalte ſie doch, wie ſtehe ich denn da vor meiner Firma, wenn der Branntwein wieder zurückkommt? Nimm ſie als Kommiſſtonsware, ich verkaufe ſie dann von dir aus weiter an meine andere Kundſchaft.“ Aber ſeiner Firma gegenüber hatte der Vertreter nur von einem Feſtverkauf geſprochen. Nach längerer Beratung verkündete der Vor⸗ ſitzende unter Aufhebung des Urteils vom 31. Januar den Freiſpruch des Angeklagten. Salzſänreattentat auf die Ehefrau Das Schöffengericht Berlin Mitte verur⸗ teilte den 38jährigen Reiſenden Julius Macken⸗ ſen wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren Zuchthaus. Mackenſen hatte im April während einer Auseinanderſetzung in der Wohnung ſeiner Schwiegereltern ſeiner Ehefrau eine Flaſche Salzſäure ins Geſicht gegoſſen, wodurch die Frau ein Auge verlor und erwerbsun⸗ fählg geworden iſt. Ueber die Tat gab die Ehe⸗ frau folgende Schilderung: Der Angeklagte ſet zuerſt ins Zimmer getreten und habe ihr, um ſich zu ver⸗ abſchleden, die rechte Hand gereicht. Er hielt ihre Hand feſt, während er die Linke hinter dem Rücken verborgen hatte. Plötzlich habe er ihr aus einer Flaſche die ätzende Flüſſigkeit ins Geſicht gegoſſen und ſei dann fortgelaufen. Hinterher habe ihre Mutter eine Flaſche Salzſäure gefunden. Ein Poſtomnibus vom Zug überfahren * Villingen, 19. Dez. Ein ſchwerer Unfall, der beinahe kataſtrophale Folgen gehabt hätte, ereignete ſich heute früh am Bahnübergang der Mönchweiler Straße. Das Poſtauto Villingen— Königsfeld, das von Mönchweiler kam, konnte infolge der Glätte der abſchüſſigen Straße vor den geſchloſſenen Bahn⸗ ſchranken nicht mehr zum Halten gebracht werden, durchfuhr die Schranke, rannte über einen Grenzſtein und blieb mitten auf den Gleiſen ſtehen. Kaum hatten die 26 Mitfahrenden und der Chauffeur den Wagen verlaſſen, der nicht mehr von der Stelle bewegt werden konnte, als der Per⸗ ſonenzug von St. Georgen heranbrauſte, den Wagen zur Seite warf und vollſtändig zertrüm⸗ merte. Der Perſonenzug wurde nicht beſchädigt, auch wurde niemand verletzt. Herbſtſitzung der oberbadiſchen Zuchtgenoſſenſchaften n Radolfzell, 18. Dez. Hier fand die ordentliche Herbſtſitzung des Verbandsausſchuſſes des Verbandes der oberbadiſchen Zuchtgenoſſenſchaften ſtatt, die ſich insbeſondere mit der Beſchickung der lung der deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft in München vom.—9. Juni 1929 befaßte. Die Er⸗ folge auf der Münchener Ausſtellung waren durch⸗ aus befriedigend. Es beſteht die Ausſicht, daß der Verband bei der nächſten Wanderausſtellung der Deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft in Mann⸗ heim 1932 mit einer entſprechenden Anzahl Tiere, die nach neuem Typ gezüchtet ſind, ſich wird. Beim Zentralzuchtviehmarkt in Radolfsell im September wurden von 645 Tieren 488 alſo Drei⸗ viertel zum Preiſe von insgeſamt 360 343/ ver⸗ kauft. Im Februar 1931 ſoll verſuchsweiſe eine Vie hauktion in Radolfzell abgehalten werden. Der derzeitige Verbandspräſtdent, Landeskommiſſär Dr. Hartmann ⸗Konſtanz und ſein Stellvertreter, Genoſſenſchaftsvorſtand Adolf Hens ler in Bicht⸗ lingen, wurden einſtimmig wiedergewählt. * * Ringsheim(Amt Lahr), 18. Dez. Privatdozent Dr. Kraft von der Univerfität Freiburg unter⸗ ſuchte dieſer Tage den neuentdeckten alemanniſchen Friedhof bei Ringsheim. Es gelang ihm, ein gut⸗ erhaltenes Skelett mit Halsſchmuck zu bergen, der aus farbigen Tonperlen beſteht. Es handelt ſich hier um das Grab eines jungen Mädchens. Weiter wur⸗ den Terraſtzillata⸗Scherben, wahrſcheinlich römiſchen Urſprungs, ganz in der Nähe gefunden. Vermutlich führt in der Nähe des Friedhofs auch ein ſogen. Königsweg, eine zu fränkiſcher Zeit angelegte Staatsſtraße, vorbei. * Konſtanz, 18. Dez. Das Ergebnis des dies⸗ jährigen Fangs laichender Blaufelchen zur Ab⸗ gabe des Laichs an die Fiſchbrutanſtalten war: nig befriedigend. Ganz beſonders fiel auch wieder die Kleinheit der Fiſche auf, die durchweg kaum ein halbes Pfund wogen, während in früheren Jahren Fiſche von 7 Pfund die„egel waren. Fages balencles Freitag, den 20. Dezember Nationaltheater:„Schneewittchen“, 19 Uhr. Lichtſpiele: Alhombra: Ich lebe für Dich“. Schauburg:„Erpreſſung“',— Capitol:„Der 13. Geſchworene“.— Scala⸗Theater:„Es flüſtert dde Nacht“.— Glorta⸗Palaſt:„Celln de Rheydt“. — Palaſt⸗Theater:„Fron eder Geliebte“.— Ufa⸗Theater:„Herrin der Liebe“.— Univer⸗ um:„Pat und Patachon im Rakelen⸗Omnibus“. Sehenswürdigkeiten: Kunſthalle:(außer Montage] tägl. 10—13 Uhr, 1410 lihr: Sonn⸗ u. Felertags durchgeh v 11—16 Uhr.— Schloßmu⸗ ſeum: Geöffnet tägl. v. 1013 und 14— 16 Uar Sonntags p. 11-16 Uhr durchgehend. Minneſinger[Bilder der Maneſſeſchen Handſchrift). Zllaßböcherei:—1 Uhr und nachm. non 15—17 Uhr. Muſeum für Natur und Völkerkunde im Zenghans: Sonntag vorm. von 11—19 Uhr u nachm von 15—17 Uhr: Dienstag 15—17 Uhr; Mittwoch 15—17 Uhr; Freitag 17 bis 19 Uhr.— Planetarium: 8 Uhr Beſichtigung. Sonderausſtellung Deutſche Waſſerſtendsbeobachtungen im Monat Dezember Auein Rege 10 7. 8 18 70 rz e 7 1 19 20 Dafel 16% 45.80, 0,71. Schuſterinſe 61112102 025 60„ Manndem 2883 1c d Fehl.0% 27 44% 34% 4% Jaaſtfeß⸗ 1251.25 25 108 Mapeu 4084 044.3180408 a Mannbein 2 2 60 3 02 314 27 Faub 10,204.082 13% 1 Kl 291094287 272 88 Schluß des redaftfonellen Tells Homòöopafhie u. Biochemie ORIGINAL SCHRWABSEH erhältlich in allen durch Email eschild als Niederlage gekennzeichneten Apotheken Emi35 Wer steh für Homöopathie und Biochemie inter- enslel tverlange kostenlos und unverbindlich Freislisten und aufk rende Schriften durcht Dr. WIllmar Schwabe, Leipzig 0 29 SGeſchäftliche Mittei ungen Ein Weihnachtsgeſchenk von bleibendem Wert iſt ein Sparkalſenbuch. Es paßt ebenſogut für den Jungen, wie für das Mädchen; ob die Kinder noch in der Schule find oder bereits im Berufsleben ſtehen, immer wird das Sparkaſſenbuch ihnen ein treuer Helfer zum Fortſchritt ſein. Wer daher ſeinen Lieben ein Sparbuch einer öffentlichen Sparkaſſe unter den Weihnachtsbaum legt, hat ein vorteilhaftes Geſchenk gewählt.(Beachten Sie bitte auch bas Weihnachtsinſerat der habiſchen Sparkaſſen in der geſtrigen Mittag⸗Ausgabe unſerer Zettung). — Ludwigshafen à.., Bismarckstraße 49 5 Strümpfe, Socken, Tricotagen, Strick westen Pullovers, Strick kleider, Handschuhe us. praklische a Geschenke! 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Während Vater ſein Nicker⸗ chen macht, wird aufgeräumt und abgeſpült, und wenn der Meiſter, nicht ohne ein bißchen zu fluchen, aufſchreckt, da ſitzt Peterchen ſchon bei ſeinen Hölzern und Malereien. Denn Peterl iſt Spielzeugfabrikant. Keiner ſägt ſo ſorg⸗ ſam wie er Hampelmänner aus dürrem Holz, verſieht ſie mit Schnur und Halter, beklebt ihnen Kopf, Rumpf und Glied⸗ maſſen mit den Ausſchnitten der Bilderbogen oder malt ihnen Auge, Naſe, Mund und Schnurrbart. Auch Puppenſtuben ge⸗ lingen ihm. Mit Sorgfalt zimmert er die kleinen Möbel, ſägt und ſchneidet und leimt und malt. Das geht ſo Nach⸗ mittag um Nachmittag; die ganze Woche hindurch bis Sams⸗ tag. Am Wochenende trägt Peterl ſeine Kunſt zum Händler Höberl, der Hampelmänner und Puppenmöbel in ſeinen gro⸗ ßen roten Händen dreht, ſorgfältig prüft, ein bißchen mäkelt und dann aus der ſpeckigen Brieftaſche die Geldſcheine holt. Der kleine Peterl kriegt ſeinen Lohn; immer ein paar Pfennige mehr als vereinbart. Denn der alte Höberl iſt ein guter Kerl. Das geht ſo Tag um Tag, Woche um Woche. Die Schul⸗ genoſſen laſſen im März Murmeln gegen die Mauer fliegen und balgen ſich luſtig beim Spiel; ſie gehen im Sommer auf den Salamanderfang und laſſen im Herbſt die Drachen ſteigen — Peterl ſitzt an ſeinem Arbeitstiſch und fertigt Spielzeug an. Klopf, klopf! macht Vaters Hammer und pocht ein wenig nach, wenn der Nagel auch ſchon tief ſitzt. Rrrrrr geht die Laubſäge, die nur ſelten einen lichten Kling wagt, wenn Peterl ihre Elaſtizität prüft. Nicht viel mehr hört man im Zimmer; es ſei denn, daß Kundſchaft da iſt und mit dem Vater ein paar Worte ſpricht, dem Buben eine Freundlichkeit ſagt, ehe ſie wieder die Klinke in die Hand nimmt. Sie ſprechen nicht viel bei der Arbeit, Vater und Sohn. Düſtert ein jeder ſeinen Gedanken nach. Ueber des Schuſters Arbeitstiſch, höher als die Waſſerglocke, hängt ein ſtaubiges Segelſchiff, brav aufgetakelt, ein altes Modell. Dort ruhen oft Vater Knobels Blicke. Und ſein Herz geht ſchneller. Wanderunraſt erwacht in ihm. Er ſteigt in das Schiff und fährt in fremde Länder.. zu den Menſchenfreſſern.„Ich bin Knobel, der Weltreiſende. Nimm dich fein in Obacht, du ſchwarzes Ungetüm. Sonſt renn ich dir meinen Degen in den...“ Und wirklich, er hebt ihn, er holt aus und.. ticht mit der Schuſterahle Löcher in die Luft der heimiſchen Schuſterwerkſtatt. Und— ſchämt ſich ein bißchen. Ob's der Peterl gemerkt hat? Alter Eſel, ich, denkt Knobel, bin ein 5 Heihnachtsgeschenke in groger Auswab! ff. pnlefpeplere Schfelbzeuge Goldfüllhaſter Söstebücher Gesdngbüchet Nagniflkat Beachten Sie bitte meine Schaufenster! Kor ditotel Kaffee H. CTHNANEN C1. 8 mpsder KU Sctirod C1, 8 Fernsprecher 3160/1 Gegründet 1768 Aeltestes Bestellgeschäft, Vornehmes Familienkaffee Für Weihnachten: Marzipan, Baumkuchen, Stollen, Früchtebrot Lebkuchen, Pralinen, sowie sämtliches Weih- nachtsgebäck, nur eigenes Fabrikat. 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Unermüdlich. „Der Bub denkt nur an ſeine Arbeit“, brabbelt Vater Knobel ſtill vor ſich hin.„Braver Bub... braver Bub.“ Unermüblich ſägt der ſchweigſame Peterl. Und er ſchaut ſo eruſt drein, als glaube er, von der Naſe des gerade zu be⸗ arbeitenden Kaſperls hänge ſein Leben ab. Er ſägt, rrr, doch da, ein kurzer Klington.. ritſch... Die feine kleine Säge iſt gebrochen. Peterl wird rot, er will etwas ſagen. aber er kommt nicht dazu. Kundſchaft klingelt in die Werkſtatt hinein. Dem hornbebrillten Kunden— er ſpricht ſich bald darauf aus, er heiße Meier und wohne in der Königſtraße— iſt das Schuhbändchen geriſſen. Auf der linken Seite natürlich. Auf der habe er ſtets ſo viel Pech!— Vater Knobbel zieht den Erſatz durch die Stiefel. Der lilaſtrümpfig dahinplattende Kunde aber ſchaut dem Buben zu, der mit der neuen Säge um bie Rundung des Kaſperlkopfes bemüht iſt. „Das macht wohl viel Spaß... das Spielzeugſägen?“ fragt Herr Meier. Der Peterl iſt gerade mit ſeinen Gedan⸗ ken ganz wo anders. In der Schule haben zwei Buben, Söhne eines Kolonialwarenhändlers, von ihrem neueſten Spiel erzählt: wie ſie mit den Luftpiſtolen nach den Köpfen leerer Flaſchen zielen. Es klingt ſo hell.. peng.. wenn die Kugel das Glas trifft. Peng und dann. ratſch kling, wenn die Scherben fallen. Ratſch.. kling.., da war auch ſchon die Säge zerbrochen. „Tf... tf... tf...“ macht der Herr und langt einen Fünfmarkſchein hervor. Der Peterl ſagt„danke“ aus rotem Geſicht und wagt kaum aufzuſchauen. „Schöne Hampelmänner.. Verkaufſt du die?“ Peterl nickt. „Bring mir ein paar davon.. Wir beſcheren arme Kin⸗ der zu Weihnachten damit. Hörſt du? Du kannſt mir ein halbes Dutzend bringen. Wird ſchon zu bezahlen ſein. Gelt?“ Peterl denkt nicht an den Händler Höberl und nimmt das Blatt mit der Adreſſe des fremden Herrn. Der kriegt ſeinen Schuh zurück und geht weg. Dieſer Tag aber iſt ein rechter Unglückstag! Erſt das Malheur mit den beiden Sägen und jetzt— jetzt hat Peterl richtig den großen irdenen Topf mit den Bohnen fürs Abend⸗ eſſen fallen laſſen! Und wie das alles kam! Der Topf iſt ihm nicht einmal ausgerutſcht— direkt hingeſchmiſſen hat er ihn. Nun weint Peterl.„Na. na. macht der Vater, der mit ſeinen Gedanken im Pfefferlande iſt. Und als der Peter nun in ſeinem Bett liegt, da fühlt er ſich kreuzunglücklich. Ganz kribbelig ſind ſeine Hände. Oh, er möchte auch mal ſeine Arme hochwerfen oder den Fuß⸗ ball ſtoßen oder nach Flaſchen ſchteßen „Gibſt ka Ruh heut, Bub?“ fragt der Vater. „Vata“, ſagt Peterl,„wieviel Schuh haſt denn du geflickt in dein Leben?“ „Biſt narriſch worden? Zählt habs i net!“ „Und wieviel haſt zerriſſ'?“ „Mach d' Augen zu und ſchlaf, Peterl, Flickſchuſta ſan zum Zuſammaricht'n da, net zum Zerreiß'.“ Dann ſpricht man nichts mehr. Aber Peterl bleibt wach. Oh, Vater darf oft zerreißen. Es iſt ſo luſtig, wenn er die halbe Sohle vom Leder trennt. Ritſch, ratſch. Da braucht's keine Sorgfalt, da barf man zupacken, daß es eine Luſt iſt. Das klingt. faſt ſo ſchön, wie wenn die von der Luftgewehr⸗ kugel getroffene Flaſche zerſpringt... kling.. pitſch. Endlich ſchläft er, der dumme Peterl!l—— Samstag nachmittag geht er zu Herrn Meier. Er nimmt ſeinen ganzen Vorrat an Hampelmännern mit. Und auch den Knecht Ruprecht, an dem er ſich verſucht. Er iſt ein klei⸗ nes Kunſtwerk geworden, aber hölliſch viel Arbeit hat er ge⸗ macht. Denn das Schnitzmeſſer geht dem Peterl nicht recht von der Hand. Und niemand mag ahnen, was für Mühe es koſtet, bis der Bart und die buſchigen Augenbrauen ordent⸗ lich kleben Der Herr Meier bewohnt in der Königſtraße eine kleine Villa. Auch daheim trägt er die Hornbrille. Er läßt den Peterl in ſein Arbeitszimmer treten. Bald kommt auch ſein eigener Bubi, der ein paar Jahre jünger iſt als der Peterl, und betrachtet neugierig die Spielſachen. „Die ſind fein“, ſagt der Kleine. Herr Meier gibt Peterl Gels. Ja, er kaufe alles. Und ſchaut freundlich durch ſeine runden Brillengläſer. Und: wie es dem Peterl denn gehe? Ob er genug verdiene. Und: Einen ſchönen Gruß für den Vater. Und eine Zig rere. Inzwiſchen hat der Sohn des Hanſes ſich um die Hampel⸗ männer gekümmert. Er hält einen in der Linken und reißt mit der anderen Hand am Bindfaden. Hei, wie zucken des Holzmännchens Gliedmaßen! Peterls Augen verfolgen das Tun des feinen Knaben. Der läßt das Männchen immer wilder arbeiten. Da... Ruck und Rack. da reißt der Faden...„Gell, du machſt ihn mir wieder?“ fragt der Bub. Peterl nickt. Aler der Bub muß nun auz dem Zimmer. „Machſt pnit, was der Peterl ſo mühſam zuſammen⸗ gebracht ha!.“ 0.1 HAHN HEI H i Weihnachts- Geschenke verkeuft Qualitäts- Perser-Tepgiche u, Brücken z ub 38 ehrreduzlerten Drels en SPEZIALGdEScHAFT JOSEF LASHAH Bes lehflgen S le meln e Aussflellung Aul NMuns ce h Zahlungserleilchlerung Tel. 273 42 h, pf Eu Nähmaschinen sind die besten Stick- u. 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Hupf, wie die Beine ſpringen.. wie die Arme in die Höhe fliegen.. „Setz dich noch ein bißchen“, ſagt Herr Meier.„Hiſt ſchon dem Chriſtkindl geſchrieben?“ Oh, er iſt ja ſelber des Chriſtkindls Lieferant Wer ſchon als Kind den Brotbaum begießen muß, dem ſterben die Märchen frühzeitig. Peterl blickt zu Boden, und es ſteht Waſſer in ſeinen Augen. Er ſchüttelt den Kopf. „Haſt gar keinen Wunſch?“ fragt der Herr. Da nickt der Peterl ſo heftig, als ſei er ſelber ein Ham⸗ pelmann, und irgendwer reiße an ſeiner Schnur. Aber er ſchämt ſich gleich wieder und ſteht nun da, rotübergoſſen. Und in Tränen. „Sag' doch“, ermuntert ihn der Herr.— Und da wagt er's. Da ſagt er ſchnell:„Spielzeug mag il“ „Spielzeug? Du biſt doch ſelbſt ein Spielzeugmacher..“ „Spielzeug... das i hab' und das mein gehört, und das 1— kaputt machen darf...“ Da rückt der Herr Meier ſeine Brillengläſer hoch und lächelt und ſagt:„Da.. nimm die Hampelmänner und dort den Ruprecht.. Du darfft ſie kaputt machen...“ Ungläubig ſchaut Peterl zu dem Herrn auf. Der aber hat den Ruprecht in der Hand und reicht ihn Peterl. Des Buben Finger zucken, zucken. Er faßt nach dem Barte der Figur. Er will nicht recht.. aber er faßt hart zu. Da bleibt ihm Ruprechts Bart in der Hand. Der mühſam angeklebte Bart... er hat ihn abgeriſſen. Der Peterl ſieht's, faſſungslos. Es iſt ja ſo dumm Spielzeug zerſtören zu wollen. Er ſchämt ſich furchtbar, nimmt ſeinen Hut, ſagt irgendwas und geht aus dem Zimmer. Der Herr ruſt hinter ihm her. Aber er iſt ſchon draußen. Auf der Straße aber weinte er bitterlich. Denn tief unter Schleiern fühlt er's zum erſtenmal, daß das Geſchick ihn irgendwo um ſeine Kindheit betrogen hat (Nachdruck verboten.) Im alten Berliner Weſten liegt in einer Nebenſtraße eine kleine Kohlenhandlung, deſſen Inhaber ſeit langer Zeit für ſeine Kundſchaft, am Nikolaustage und am Heiligabend, den Weihnachtsmann ſpielt. Augenblicklich prangt wieder in ſeinem Laden eine Tafel mit der freundlichen Aufforderung, rechtzeitig den Weihnachtsmann zu beſtellen. In dieſem Jahre iſt des alten Kohlenhändlers Bart be⸗ ſonders lang gewachſen und— wenn er den ſchwarzen Kohlen⸗ ſtaub ſauber auswäſcht— auch ſehr ſchön ſilbergrau geworden. Der Alte ſieht ſich aber für dieſen Winter außerſtande, dem ſicheren Sturm auf ſeine Knecht⸗Ruprecht⸗Perſönlichkeit allein zu begegnen. Schon im letzten Jahre mußten die Gehilfen und ſeine Frau, die übrigens eine vortreffliche Baßſtimme beſitzt, im letzten Augenblick mit einſpringen. Um nun aber ſeine Kundſchaft, die gleich ſeinem Barte mit den Jahren immer größer geworden iſt, nicht zu enttäuſchen, hat er es übernommen, den Weihnachtsmann zu organiſtieren. In ſeinem verſtaubten Schaufenſter hängt zwiſchen Brikett⸗Pyra⸗ miden ein geſchriebenes Plakat:„Hier werden noch einige Weihnachtsmäner eingeſtellt. Näheres im Laden.“ Und im Laden erfährt man, daß ins dicke Kundenbuch Stunde und Minute des verlangten Weihnachtsmannbeſuches eingetragen wird, und daß— in Klammern— auch die beſon⸗ deren Wünſche der Auftraggeber dabei Berückſichtigung finden. Man erfährt des weiteren, daß die geſuchten Weihnachts⸗ männer mit echten, weißen, langen Bärten ausgerüſtet ſein müſſen und für den Abend, je nach Geſchäftsgang, ungefähr zehn deutſche Reichsmark erhalten ſollen. Wenn ſie ſich ge⸗ lehrig zeigen, kann daraus ſogar eine Dauerſtellung werden. Bisher hatten ſich 38 Familien, aus 14 verſchiedenen Stockwerken der Straße, den heiligen Nikolaus gewünſcht. Die fortſchreitende Zeit und das Weihnachtsgeſchäft wird die Zahl verzehnfachen. Die Schwierigkeiten dieſes neuen Zweig⸗ geſchäftes der Kohlenhandlung— ſo verſichert ſein Unter⸗ nehmer— liege hauptſächlich darin, daß beinah alle Kunden für ein und denſelben Abend den Weihnachtsmann beſtellen wollen Max Bernardi. 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Dezember 1929 e 8 Wr IANDELS- U WIRTSCHAFT-ZETT der Neuen Mannheimer Zeitung d Mittag- Ausgabe Nr. 591 FCC K Erfüllung von Quotenwünſchen durch Aufkäufe Die Eiſenverbandsverhandlungen Bel den Verhandlungen um die Erneuerung der Eiſen⸗ verbände ſind bekanntlich von verſchtedenen Seiten For⸗ derungen auf Erhöhung der Beteiligungen geſtellt worden. Da man ſich dahin verſtändigt hatte, an den alten Beteilt⸗ gungszahlen nichts zu ändern, um nicht dieſe ſchwierigſte Frage bei den Verbandsverhandlungen in ihrer Geſamtheit gufzurollen, war der Weg zu einer Befriedigung dieſer Vünſche außerordentlich ſchwierig. Da keines der Ver⸗ bandsmitglieder von den bisherigen Beteiltgungen in nennenswertem Maße abgeben wollte, blieb allein der Weg des Aufkaufs von Beteiligungen und Quoten Übrig. Wie jetzt offiziell mitgeteilt wird, haben ſich zur Löſung bieſer Aufgaben verſchiedene Gruppen gebildet, die Aktien⸗ pakete und Beteiligungen einzelner Verbandswerke er⸗ worben haben, um durch Zuſammenlegung und Umtauſch von Beteillgungen die neuen Forderungen zu befriedigen. Einzelheiten hierüber ſind, wie die K. Z. mitteilt, noch nicht bekannt geworden, namentlich auch nicht, um welche Geſell⸗ ſchaften es ſich bet den Aufkäufen handelt. Verſtändiaung im weſtdeutſchen Eiſengroßhandel Die am Donnerstag in Düſſeldorf fortgeführten Ver⸗ handlungen zwiſchen den Vertretern des Werkshandels und dem freien Eiſengroßhandel haben, wie wir von beteiligter Seite erfahren, zu einer völligen Einigung geführt. Nach den jetzt getroffenen Abmachungen ſind die Eiſengroß⸗ handlungen mit einem nachweisbaren Jahresumſatz von 24000 To. berechtigt, direkt vom Verband zu beziehen. Einen ſolchen Jahresumſatz dürften vier Firmen(Weſt⸗ deutſche Eiſenhandel Gmb.., Eiſengroßhandlung Fendel, Eiſengroßhandlung Burmeiſter u. Horn, ſowie die Eiſen⸗ lager GmbH., die zur Stinnes⸗Gruppe gehört) erreichen. Man nimmt an, daß mit dieſer Verſtändigung die Schwie⸗ rigkeiten im weſtdeutſchen Eiſengroßhandel, die auch zu der Eingabe der Weſtdeutſchen Eiſenhandels Gmb. an das Reichswirtſchaftsminiſterium geführt haben, beigelegt ſind. * Vereinsbank Weinheim e. G. m. b. F. Die Entwicke⸗ lung der hieſieen Kreditgenoſſenſchaft im ablaufenden Jahre iſt als befriedigend zu bezeichnen. Die Umeitze hiel⸗ ten ſich auf der Höhe des Vorfahres. Der erzielte Ge⸗ winn läßt die Ausſchüttung einer Dividende von wie⸗ derum 10 v. H. erwarben. * Frankfurter Honothekenbanr in Frankfurt.— Abfin⸗ bungsangebot für Kommunalobligationen). Die Frank⸗ furter Hypothefenbank legt nunmehr im Einverſtänduis mit dem Aufſichtsratsminiſterſum ihren Gläubigern der Kommnunalobligationenmaſſe ein Abfindungsange⸗ Arbig über die Reparalionsbank Einer ber beſten Kenner bes internattonalen Bank⸗ weſens, Franz Urbig, Präſident der Deutſchen Bank⸗ und Disconto⸗Geſellſchaft, faßt im„Bank⸗Archir“, ſein Urteil über die Bank für Internationalen Zahlungsaus⸗ gleich folgendermaßen zuſammen: Deutſchland wird in dem mindeſtens 16 und höchſtens 25 Mitglieder umfaſſenden Verwaltungsrat vertreten ſein durch den Reichsbankpräſidenten und zwei von dieſem zu berufende Angehörige der Finanz, der Induſtrie oder des Handels. Mit den durch die Sitzungen dieſes Verwal⸗ tungsrates gegebenen regelmäßigen Zuſammenkünften der Leiter der Zentralbanken wird eine Einrichtung geſchaffen, die noch bewertet werden darf. Hier kann ſich eine Quelle von Berſtändigungsmöglichkeiten erſchließen, deren Bedeu⸗ tung in unſerer von Währungsſorgen durchaus nicht be⸗ freiten Zeit nicht abzuſetzen iſt. Das ungeheure wirtſchaft⸗ liche Uebergewicht Amerikas, ſeine ſteigende Probuktion, ſein zunehmender Kapttalreichtum, ſeine durch hohe Zölle bewirkte Abſchließung gegen die Einfuhr fremder Erzeug⸗ niſſe die dem gegenüber ſtetig wachſende Verſchuldung der übrigen Welt an Amerika laſſen Währungsprobleme am Horizont erſcheinen, die ihre Löſung vielleicht nur in einer rechtzeitig erkannten Gemeinſamkeit europätſcher Intereſſen finden werden. Wieviel die Bank von den ihr zugefloſſenen Einlagen in Reichsmark anlegen wird, unter⸗ liegt den Beſchlüſſen des Verwaltungsrates. Immerhin iſt mit einiger Sicherheit darauf zu rechnen, daß die Bank als regelmäßige Käuferin von Privatdiskonten auf⸗ treten wird, ein für die deutſchen Banken und die Ver⸗ wertung des deutſchen Bankakzeptes hoffnungsvoller Aus⸗ blick. Die vorerſt wichtigſte Aufgabe der Bank liegt in ihrer Stellung als Verwalter der Reparationsbeträge Von dem ungeklärten Schickſal der Reparattonszahlungen muß deshalb logiſcherweiſe auch das Schickſal der Bank beeinflußt werden. & Eine amerikaniſche Zwiſchenbilanz über die„Freigabe“ an Deutſchland. Der Jahresbericht des amerikaniſchen Finanzmintſters ſtellt feſt, daß die Freigabezahlungen bis⸗ her den Betrag von etwa 91 Mill. Dollar erreicht haben. Inkl. aufgelaufener Zinſen ſind noch 81,99 Mill. Dolbar auszuzahlen. 5 Mill. Dollar ſind für Zahlungen auf Schiffe, Patente und Radioſtationen zurückgeſtellt. dot vor. Dieſes ſteht für die Inhaber der Vorkriegskom⸗ munolobligationen eine Ausſchüttung von 5 v. H. in bar und 15 v. H. in%proz. Liquldations⸗Goldpfandbriefen des Inſtituts vor, insgeſamt alſo 20 v. H. der Goldmark⸗ anſprüche(bisher errechnete Maximalquote 18,68). Gleich⸗ zeitig ſollen die Inhaber der Inflationsſerien(Reihe III und eder Papiermark⸗Kommunalobligationen] eine Bor⸗ abfindung in Höhe von B v. H. ihrer Goldmarkanſprüche erhalten. * Eiſengießerei Nürnberg., Nürnberg. Für das Geſchäftsfahr 1928 wird ein Ver luſt von 79 620(87 905)/ gusgewieſen. In der Gewinn⸗ und Verluſtrechnung er⸗ ſcheinen außer dem oben genannten Verluſt„Abſchrei⸗ bungen vom Verluſt“ mit 60 200 4. Zahnräderſabrik Augsburg vorm. Joh. Renk AG., Augsburg. Die o. G. genehmigte den vorgelegten Ab⸗ ſchluß und die Vrileilung einer 10proz. Dividende. Es wurde mitgeteilt, daß die Ausſichten fürs neue Geſchäfts⸗ fahr als günſtüg bezeichnet werden könnten. Das Unter⸗ nehmen werde eine neue Abteilung„Großgetriebebau“ errichten. :: Gebrüder Funke— Wieder dividendenlos. Wie zu⸗ verläſſig verlautet, gelangt ein Reingewinn von wenigen Tauſend Mark(i. V. 2174) zum Vortrag auf neue Rech⸗ nung. Der Geſchäftsgang habe ſich durchaus zufrieden⸗ ſtellend angelaſſen, insbeſondere habe ſich das Geſchäft in Dentalerzeugniſſen, die bekanntlich früher im weſentlichen 9 70 eine engliſche Geſellllſchaft abgeſetzt wurden, gut ent⸗ wickelt. Tabakſteuererhöhung und Zigarc tteninduſtrie Ein privates Zigarettenmonopol?— Die Die ſchon lange erwartete höhere Beſtenerung des Tabaks im Zuſammenhang mit der geplanten end⸗ gültigen Finanzreform wird nun ſchneller Tatſache als man erwartet hatte. Sie mußte in das ſogenannte Sofortpro⸗ gramm aufgenommen werden, damit dem Reiche ſofort zu⸗ ſätztiche Einnahmen zur Verfſigung ſtehen.— Die Schaf⸗ fung ſofortiger neuerer Einnahmen noch vor der geplanten endgültigen Finanzreform und insbeſondere noch vor dem Abbau anderer die Wirtſchaft drückender und die Kapital⸗ bildung hindernder Steuern war notwendig, damit das Reich zur Behebung ſeiner Kaſſenſchwierigkeiten den kurz⸗ friſtigen Ueberbrückungskredit in Höhe von etwa 390 Mill. Reichsmark bekommt, den es benötigt, um zum Jahres⸗ wechſel alle ſeinen Zahlungsverpflichtungen pünktlich nach⸗ kommen zu köenen. Die Bedingung für die Hergabe dieſes neuen kurzfriſtigen Ueberbrückungskredites an das Reich war bekanntlich die ſofortige Schaffung neuer Einnahme⸗ quellen für das Reich. Zu dieſem Zweck wird neben anderen Maßnahmen dle Tabakſtener erhöht und zwar derart. daß damit etwa 220 Mill. 4 Meßreinnohmen dem Reiche zukließen Den Hauptanteil bei dieſen Mehreinnoßmen ſoll die 8igarettenſteuer tragen während die Zigarrenſteuer unverändert gelaſſen und die Rauchtabakſteuer auf 25 v. H. feſtgeſetzt wird. Es mag zunächſt dahingeſtellt bleiben, ob eine Erhöhung der Zigarettenſtener volkswirtſchaftlich noch am eheſten zu rechtferligen iſt oder nicht. Die Tatſache der Erhöhung bringt jedoch ſowohl für die Zigaretteninduſtrie als auch für die Händler und die Verbraucher eine Reihe neuer Probleme, die durchaus allgemeine Beachtung verdienen— Die Gegenforderung der Zigaretteninduſtrie für eine Steuererhöhung iſt bekanntlich die Einführung der Kon⸗ tingentierung. Die Zigaretteninduſtrie begründet diefe Forderung mit der Gefahr einer verſtärkten Konkur⸗ renz der engliſch⸗amerikaniſchen Konzerne, die ohnehin ſchon in Deutſchland Fuß gefaßt haben(Abdullah) und die der deutſchen Ztaaretteninduſtrie nach der Steuererhöhung weiter erfolgreich Konkurrenz machen könnten. Die Kon⸗ tingentierung ſoll auf Grund der bisherigen Produktions⸗ verhältniſſe in der deutſchen Zigaretteninduſtrie erfolgen. Das heizt im Bau befindliche und geylante neue Zigaret⸗ tenfobriken ſollen nicht berückſichtſgt werden. Eine ſolche Regelung läuft im weſentlichen auf eine Staßiliſierung der jetzigen Machtverßßſtyiſſe in der deut⸗ ſchen Zigaretteninduſtrie hinaus. Und das bedeutet nſchts Kontingentierung— Der Handelsverdienſt anberes, daß der Konzern Reemtsma⸗Neuerburg auch künf⸗ tig die deutſche Zigarettenproduktion zu 90 v. H. be⸗ herrſcht. Man erblickt in einer ſolchen Regelung die Schaffung eines privaten deutſchen Zigaretten⸗ mon opols, nämlich eines ſolchen der Konzerne Neemtsma⸗Neuerburg. Es ſind daher auch ſchon Stimmen aufgetaucht, die einer ſolchen Regelung ſchließlich die Schaf⸗ fung eines vollſtändigen ſtaatlichen Zigarettenmonopols vorziehen. Es wird ſogar ern ſthaft behauptet, daß das Reich aus einem ſtaatlichen Zigarettenmonopol mit Leich⸗ tigkeit weſentlich höhere Einnahmen erztelen könnte, als aus der fetzigen Regelung und zwar ohne daß die Ziga⸗ rettenpreiſe erhöht zu werden brauchten. Andererſetts ſind auch Zweifel aufgetaucht, ob es dem Reich mit der jetzigen Tabakſteuererhöhung auch tatſächlich gelingen wird, die beabſichtigten Mehreinnahmen hereinzubringen. Nicht unbegründet ſind auch die Befürchtungen des Zigaretten handels. Hier eroibt ſich für die Reoie⸗ rung die Notwendſakeit zu einer Regelung, die hößeren Stenern ſo zu erheben. doß ein Konſumrückgang durch Preiserhöhungen nicht eintritt und daß der Zieorettenfen⸗ del in ſeiner Eriſtenz nicht dadurch bedroht wird, daß die Zigaretteninduſtrie die hößeren Steuern auf Koſten einer Verringerung des Handelsverdienſtes auf den Handel abwälzt. Die Befürworter eines ſtaatlichen Zigaretten⸗ monopvols. die in einer ſolchen Regelung das kleinere Uebel ſehen, behauvten ſogar, daß in einem ſolchen Falle auch die Lage des Handels noch beſſer geſichert wäre. Viel⸗ ſach erblickt man in der jetzigen Regelung ſogar ſchon den Vorläufer zu einem ſtaatlichen Zigarettenmonovol. Der Sozialdemokratie ſagt man ſogar nach. daß ſie ein ſoſches Monopol als nächſtes Ziel erſtrebe. Als einen Mißſtand hat man es bisher angeſehen, daß der Zigaretteninduſtrie zur Ablieferung der Materialſteuner eine Frlſt von 6 Monaten gelaſſen würde. Das kam einem zinsloſen Reichskredit an die Zigaretten induſtrie gleich! der, wie be⸗ hauvtet wird die Konzentration gefördert hat. Dieſe Ab⸗ lteferungsfriſt ſoll jetzt auch gekürzt werden(auf 3 Monate). * 2: Stifeaune in der baden gicarreviydunſtrie. Die in Dunden heim(Amt Lahr) bekindtſche Fiffalfabrir der bekannten Fiema Loeſer u. Wolf ff⸗Berſin wird on 2. d. Mitsu ſtillbetegt: ſämtliche Arbeiter wurden de⸗ kütndtot. Mit einer Wiederaufnahme des Betriebes iſt in abſehbarer Zeit nicht zu rechnen. eee.. Der erſte Hande skammer-Berſcht Den Reigen der Jahresberichte der Handelskammern eröffnet die In duſtrie⸗ und Handelskammer zu Köln die geſtern ihre Vollſitzung abhielt. Der Be⸗ richt geht in großen Zügen auf die allgemeine Lage ein. Die Wirtſchaftslage ſei 1929 noch weſentlich ungünſtiger geworden. In letzter Zeit ſeten auch wichtige Produktions⸗ güter ſchaffende Großinduſtrien von dem Konjunktur- rückbang betroffen worden. Bei der ungünſtigen Lage des Kapitalmarktes habe eine Reihe von Betrieben zur Be⸗ hebung ihrer Geldnot den Weg der Beteiliaung des Aus⸗ landes beſchreiten müſſen. Gleichzeitig ſcheue ſich die öf⸗ fentliche Hand nicht, ſelbſt, mit den ihren Steuernzahlern entzogenen Mitteln immer mehr Wirtſchaftsbetriebe unter ihren Einfluß zu bringen.. Bel dem z. T. durch das rückgängige Inlaudsgeſchäft erzwungenen Exvort hätten nur für wenige Artikel ge⸗ winnbringende Preiſe erzielt werden können. Anderer⸗ ſeits ſet zu berückſichtigen, daß ſich unſer Volk eine weit Über die glücklicheren Vorkriegsverbältniſſe hinausgehende Einfuhr an teilweiſe entbehrlichen Konſumgütern und an Luxuserzeugniſſen aller Art leiſte. * Wolf, Netter u. Jacobi⸗Werke KG. a.., Berlin. Die Gh. ſetzte dde Dividende auf 5(3,5) v. H. in dem 6 Monate umfaſfenden Geſchäftszahr 1928] ſeſt. Als neuer perſönlich haftender Geſellſchafter tritt Emil W. Petter⸗Frankfurt/ M. in die Geſellſchaft ein— In der Lage der Geſellſchaft hat ich nach Mitteilung der Verwaltung ſeit Abfaſſung des Geſchetscherichtes im Dezember nicht geändert, die Lage bet ſich jedenfalls nicht verſchlechtert. „ Fuſton zwiſchen der Maſchinenfabrik der„Sten“ und der Wiener Lokomotivfabrik. Die endgültige Entſcheidung über die Fuſion der Wiener Maſchinenfabrik der Stagats⸗ elfenbahngeſellſchaft und der Wiener Lokemotivſabrik AG. . unmittelbar bevor. Die 1 der beiden eſellſchaften treten noch vor Jahresende zu Sitzungen zu⸗ ſomwen, um ihre Anträge betreffend die Fuſton zu for⸗ mulleren. Im Sinne der Anträge der Verwaltungen Ard die Maſchinenſabrik der„Steg“ nach erfolgter Fr Fiügetest werden. Die Staotseiſenbahngeſellſchef er für ihre Maſchinenfabrik Altien der Wiener Lokomotiv⸗ fabrik AG., die ihr Aktienkapital zu dieſem Zweck erhöhen wird. Das gegenwärtige Aktienkapitol der Wiener Loko⸗ motivfabrik AG. beträgt 4 Mill. S. Ueber den Verlauf der gegenüber dem Wiener Oſtbahnhof gelegenen Grund⸗ ſtücke der Maſchinenfabrik der„Steg“ werden die Verhand⸗ lungen mit den Oeſterreichiſchen Bundesbahnen, die ſich für dieſe Terrains ſeit geraumer Zeit lebhaft intereſſieren, fortgeſetzt. e Rufſiſche Maſchinenbeſtellungen in Deutſchland? Die Sowfetregterung hat beſchloſſen, in Deutſchland weitere Maſchineybeſtellungen für den rufſiſchen Papiertruſt in Höhe von 8 Mill. 4 unterzubringen. Eine rufſiſche Kom⸗ miſſion wird ſich nach Deubſchland begeben, um die Beſtel⸗ lungen aufzugeben. Es handelt ſich hierbei um den Aus⸗ bau einer ruffiſchen Fabrik, die die Maſchinen für die Er⸗ weiterung ihrer Produktion benstigt. Für den Ausbau der Papierinduſtrie ſollen auch deutſche Sachverſtändige hinzugezogen werden. „ Millionen⸗Auftrag eines franzöſiſchen Miniſteriums an die deutſche Büromaſchinen⸗Induſtrie. Der deutſchen Büromaſchineninduſtrie, die in den letzten Johren einen rapid ſteigenden Auslandsabſatz zu verzeichnen hatte, iſt jetzt wieder ein großer Erfolg beſchieden worden. Von 184 rechnenden Buchungsmaſchinen, die das franzöſiſche Ar⸗ beitsminiſterium beſtellte, wurden 120 an die Mereedes⸗ Büromaſchinenwerke AG. in Zella⸗Mehlis in Thüringen in Auftrag gegeben. Die reſtlichen 54 Maſchinen verteilen ſich auf zwei omerikanſſche Firmen. Eine neue Rieſenverſchmelzung in der amerikaniſchen Stahlinduſtrie. Die ſeit Tagen erwartete Rieſenverſchmel⸗ zung der Stahlinduſtrie im Mittelweſten der Vereinigten Staaten iſt durchgeführt worden. Durch den Zuſammen⸗ ſchluß vier bedeutender Stahlſirmen iſt der drittgrößte Konzern Amerikas unter dem Namen Revublie Steel Co. Cleveland“ gebildet worden. Das Ka⸗ pital des neuen Truſtes wird 880 Millionen Dollar und die jährliche Erzeugungsleiſtung 5 Millionen Tonnen betragen. Kengründunz der Skodawerke, Pilſen. In der Ver⸗ waltungsratgſitzung wurde beſchloſſen eine Fachgetellſchaft im Form einer Kutemsbilprvönktiens, und Dan 1 N ö de A.* ſchaft zu gründen, die ſꝛmtliche der Automobilproduktion dienenden Betriebe der Slodawerle in Pacht nehmen wird. Das Aktienkapital der neuen Geſellſchaft, die unter dem Namen Aſap fipmieren wird, wird 20 Mill. Kronen be⸗ traßgen und gänzlich von den Slodawerlen eingebracht werden. * Abſatz⸗Rückgang bei Minerva⸗Motors. In der o. HV. der Minerva⸗Motors wurden die Regularien genehmigt. Die Geſellſchaft verteilt dieſes Jahr keine Dividend: mit Rückſicht auf größere Abſchreibungen. In der Ver⸗ ſammlung wurde erklärt, daß die Beſtände inſolge ſchlechten Abſatzes 300 Mill. Fr. erreicht hätten. * Wotan⸗ u. Zimmermann⸗Werke Ac. in Chemniß Wieder dividendenlos. Die Geſellſchaft, die bekanntlich dſe Nachfolgerin der Wotanwerke.⸗G. in Leipzig iſt, wird wie dem DoD. von der Verwaltung mitgeteilt wird, für das om 30. Jun 1929 beendete Geſchäftsfahr wieder divi⸗ dendenlos bleiben. Zu den Gerüchten über Dividendenveduktion bei Ha⸗ pag und Norddeutſcher Lloygd. Zu den Gerüchten über Dividendenreduktion bei der Hapag, ſowie beim Norddeut⸗ ſchen Lloyd erklären beide Verwaltungen entſchicden, daß dieſe Gerüchte auf haltloſen Kombinattonen beruhen. Da die Bilanzarbeiten noch nicht ab⸗eſchloſſen ſeien, laſſen ſich heute deren Ergebnis noch nicht überſehen. Auch die Mel⸗ dungen über ein engeres Zuſammengehen zwiſchen Lloyd und Hapag werden erneut in entſchiedenſter Form de memtiert. e Rheinſchiffahrts⸗AG. Friedrich Aſteroth. Koblenz. Die HV. beſchloß, nach 5000„ Abſchreibungen den Reſt von 956„ vorzutragen. An Stelle des verſtorbenen Auſſichts⸗ ratsmitglieds Wilh. Simonis wurde RA. Dr. Joſeph helen gewählt, ferner wurden wieder⸗ bezw. neuge⸗ wählt Direktor Kaulen(Niederlahnſtein), RA. Dr. Jo⸗ ſeph Doetſch und Koufmann Dr. Fritz Witt haus (beide in Koblenz). Keine Dividende bei der Leipziser Wollfämmerei AG. in Leipzig. Der AR. dieſer zur Stöhreruppe gehäreyde Geſellſchaft hat in ſeiner Bilanzſitzung, in der über das Ergebnis des am 30. Sept. beendioten Geſchäftsjahres 1928/29 beraten wurde, foleendes beſchloſſen: Der HV. am 27. Januar wird voroeſchlagen, den Reingewinn von 187 702(349 824)& mit 92 723/ zur Auffüllung der deſetz⸗ lichen Rücklage, die dadurch mit 10 Prozent des AK. dotiert iſt, zu verwenden, während der verbleibende Reſt von 44 479 4 vorgetragen werden ſoll. Eine Dividende(t. V. 8 Proz.] kommt ſomit nicht zur Ausſchüttung. :: Günstiger Geſchäftscanz bei Montecatini. Der Ver⸗ waltungsrat des italteniſchen Chemiekonzerns macht be⸗ kannt, daß die Lage des Unternehmens günſtig iſt, und daß der Gewinn aus dem laufenden Geſchäßtsjahr dem des vorhergehenden ungefähr gleich ſein würde. Der Ge⸗ winn würde 105 Mill. Lire überſchreiten. Die Verkäufe von Suverphosphaten ſind um 25 v. H. höher als i. V. Die Pyritherzeneung iſt um 20 00025 000 Tonnen höher und wird ſich im kommenden Jaßr weiter um mindeſtens 50 000 Tonnen auf 550 000600 000 Tonnen ſteioern. Der Pyritßabſatz hat ſich infolse der wachſenden Verwendung von Ammontokſuſphaten in der Landwirtſchaft ſehr ge⸗ ßoben. Die Produftien von Ammonia'ſufphat ßien von MOD Dz. auff 1 Mill. Dz. die von Kalfſulphaten von 00 00 anf 185 0% Dz Die Aluminiumproduktion beträgt etwa 8000 Tonnen. Vom Weſtdentſchen Zementverband.— Der Verbands⸗ vertrag bis Ende 1930 eſichert. Wie verlautet, haben die Zementwerke, die ſeinerzeit den Verbandsvertrag des Weſtdeutſchen Zementverbandes zu Ende d. J. gekündigt haben, ihre Kündiaung zurückgenommen. Der Verbandsvertrag läutt ſomit bis zum 31. Dez. 1930 weiter. Die für den 19. d. Mis. einberuſene Geſellſchafterverſamm⸗ lung des Zementverbandes hat nur noch formale Bedeu⸗ tung. Die Not der Waggon⸗Induſtrie Nationaliſterungsprozeß der Waggoninduſtrie noch nicht abgeſchloſſen Der erſte Geſchäftsführer der Deutſchen Wagendau⸗Ber⸗ einigung, Geheimrat Funtze, verteidigt in einer Denk⸗ ſchrift die Wagenbau⸗ Vereinigung und die Deutſche Wag⸗ goninduſtrie⸗Vereinigung gegen die in der Oeffentlichkeit erhobenen Angriffe. Er ſtellt feſt, daß ſchon die Tatſache daß die Reichsbahn den Vertrag mit der Deutſchen Wagen⸗ bau⸗Vereinigung nicht zum erſten Termin gekündigt habe, beweiſe, daß ſich die Vereinigung bewährt habe. Trotz der Anlaufſchwierigkeiten und der Störungen infolge der Streckung der Reichsbahnaufträge habe man eine fort⸗ laufede weſentliche Verbilligung als Folge der Rationali⸗ ſierung nachweiſen können. Die Behauptung, daß der Nationaliſterungsvrozeß durch den Vertrag mit der Reichs⸗ bahn künſtlich gehemmt worden ſei. wird von Cuntze als falſch bezeichnet. Schon durch die Begrenzung der in das Abkommen einbezogenen Firmen ſei wenigſtens für einen Teil der ausgeſchloſſenen Werke ein Zwang zur Stillegung entſtanden, der zum Teil bereits gewirkt habe, zum Teil noch weiter wirken werde. Was die„Deuwi“ anlanat, ſo ſtellt der Verfaffer feſt, daß dieſe auch heute noch beſtrebt ſei, mit ihren Abnehmern zu einem Uebereinkommen zu gelangen, das dieſen Sicherheit gegenſtber Uebertenerung bietet und ihnen entſprechende Kontrollmöglichkeiten ein⸗ räumt. Der Vertrag mit der Reichsbahn bleibe nur ein Torſo, wenn ſein Prinzip nicht auch auf die übriee Pro⸗ duktion Anwendung finde. Der Rattionaliſierungsprozeß in der Waggoninduſtrie ſei noch keineswegs beendet. Für einen vollen Erfolg ſei eine Einſaung auch mit den priva⸗ ten Abnehmern unbedingt notwendig. * Sründund einer Intereſſengemeinſchaft Lokemetwerport“? Nachdem das innerdeutſche Lokomotivproblem durch die ſcharfe Ausleſe der letzten Zeit einer Klärung näher⸗ kommt, verlangt auch das Exportproblem eine baldige Lo⸗ ſung, zumal eine Intereſſenkolliſton zwiſchen den deut⸗ ſchen auftragshungrigen Lokomotivfabriken zur Sprengung des Ausfuhrverbandes geführt hat. Von maßgebenden Per⸗ ſönlichkeiten der Branche wird jetzt der Plan einer Art „Intereſſengemeinſchaft Lypkomotiv⸗Ex port“ zur Diskuſſion geſtellt. Danach ſollen ſich die am Export intereſſterten Lokomotivfabriken zu einer Arbeits gemeinſchaft zuſammenſchließen, die in den wichtig⸗ ſten Abſatzländern ſe einen gemeinſamen Vertreter unter⸗ hält. Gleichfalls ſollen die Konſtruktionsbtros zuſammen⸗ arbeiten Aögeſehen von der Verhinderung übermäßiger Brauerei⸗Abſchlüſſ e Brauerei Schwartz⸗Storchen A. in Speyer a. Rh. Im Geſchäftsjähr 1928⸗20 wurde aus Bierverkauf ein Reinerlös von 2 417 900(2 461 991) RM erzielt. Zinſen erbrachten 42 090(26 294) RM, während der Gewinnvor⸗ trag aus dem Vorjahr mit 58 155 RM zur Verfügung ſteht. Nach Abſetzung der Unkoſten für Steuern, Umlagen uſw. von 1 414 665(1 436 566) RM, für Gehälter uſw. von 422 855(446 348) RM, ſowie Abſchreibungen von 233 978 RM gegen 314 242 RM i. V. verbleibt bekanntlich ein Gewinn von 441651(341503) RM. Für Neuanſchaf⸗ fungen ſollen 100 000 RM zurückgeſtellt und auf 2,4 Mill. Stammaktien wieder 12 v. H. und auf die Vorzugsaktien wie i, V. 7 v. H. verteilt werden. Zum Vortrag verbleiben 58 301 RM. Die Bilanz iſt befriedigend. Darlehen be⸗ tragen 979 291(834 323) RM, Außenſtände 580 076(599 589) RM, Vorräte 553 227(510 335) RM, Kaſſe, Wechſel, Bauk⸗ guthaben 84 923(87 006) RM und auf der anderen Seite loufende Verbindlichkeiten 991312(1071 220) RM. Der gen Weinpreiſe und die ungünſtigen wirtſchaftlichen Ver⸗ Bierabſatz wird, wie der Bericht ausführt, durch die 50 5 hältniſſe beeinträchtigt.(Hauptverſammlung 10. Jau 1930.) Mainzer Aktienbierbrauerei, Mainz.— 18. v. 5. Dividende. In der GV. der Mainzer Artienbrauerei wurde der Geſchäftsbericht genehmigt und die Verteilung einer Dividende von 13 v. H. beſchloſen. Hinſichtlich der Ausſichten für das kommende Geſchäftszahr wurde dar⸗ auf hingewieſen, daß es gelungen ſei, dess Auslandsgeſchäft zu erweitern. Die Schankſtätten in Brüſſel entwickel⸗ ten ſich gut; die neu errichtete Schankſtätde in Paris be⸗ rechtige zu den beſten Hoffnungen, und auch in Rotter dam habe die Mainzer Aktienbrauerei Fuß gefaßt. e Erſte Kulmbacher Aktien ⸗Exportbier⸗ Brauerei in Kulmbacg. Wie die„Dresdener NN.“ erfagpen, iſt ein Artienpelſot von nom. 400 000„ aus dem Beſitz des in Zahlungsſchwierigleiten geratenen Dresdner Bankhauſes Albert Kuntze u. Cb. an ein Konſortium unter Führung der Bayeriſchen Hypothe in⸗ und Wechſelbank in München zum Kurſe von 90 v. H. verlauft worden. Die Käufer dürften den bisherigen Verwaltungskreiſen naheſtehen. Ein anderes Angebot zum Kurſe von 50 v. H. war abge⸗ lehnt worden. Das geſamte Kapital der Brauerei, öte be⸗ kanntlich ihre Dividende von 12 auf 5 v. H. ermäßigen mußte, beträgt 4 Mill.. * Engelhardtbrauerei AG. in Berlin.— Zuſammenfaſ⸗ fung auch der ſchleſiſchen Brauereien. Die am 8. Januar 1900 ſtalr indende der Engetgardt⸗Braucrei Ac. in Berlin ſoll Engelhardt⸗Brauerei AG.“ aus den Abteilungen Breslau, Warmbrunn und Gittesberg Beſchluß faſſen. Damit wür⸗ den neben den bereits in der„Mitteldeutſchen Engelhardt⸗ Brauerei AG.“ zufammengefaßten mitteldeutſchen Engel⸗ hardt⸗Brauſtätben auch die ſchleſiſchen Brauereien regional in einer neuen ſelbſtändigen Goſellſchaft vereinigt werden. Bill⸗Brauerei AG., Hamburg. Die Betriebsabrech⸗ nung für 1928⸗29 verzeichnet eine Einnahme von 8 586 965 Mark gegen 8 24 780„ i. V. Nach Aetzung der Auf⸗ werdungen für Steuern, Materialien und Umroſten von 7 432 148(i. V. Malz, Hopfen, Material 452 072, Hand⸗ lungsun boſben, Zinſen, Steuern 2922 143%, Dotierung des Delk vedere mit 181 001(100 000)„ und Abſchreibungen von 486 333(500 108)„ verbleibt ein Gewinn von 498 803(470 811) 4, der die Verteilung einer Dividende von 15 v. H. gegen 14 i. V. auf die StA. ermöglicht. Die Bil. von 240 000 4 ſind zurückgezahlt morden. Der Ge⸗ ſchäftsbericht beſchränlt ſich auf die Mitteilung, daß der Bierkonſum noch immer 20 v. H. unter dem der Vorkriegs⸗ zeit liegt und der Abſatz, obwohl der lang anhaktende Win⸗ der einer größeren Konſumſteigerung entgegenſtamd, den Erwartungen entſprochen hat. Die Bilanz verzeichnet Waren und Darlehensſchuldner 15.2.2(1 500 207) 4, Kaſſe, Bank, Poſtſcheck 589 322(541 806)/ und Vorräte 109 797(1 323 445) J. Anlagelonten bilanzieren mit 2 201 000(2 144 000) 4. Gläubiger haben ſich von 1201 284 auf 2 080 724& erhöht. Wieder 12,5 v. H. Dividende bei der Aktienbrauerei Nenſtadt⸗Magdeburg. Der AR. beſchloß, der GV. am 90. Jemuar die Verteilung einer Dividende von wiederum 12,5 v. H. vorzuſchlagen. Nürnberger Hopfenmarkt Nürnberg, 18. Dez.(Eigenbericht.) Die Geſchätslene am Nürnberger Hopfen mar. de hat ſich fett Beginn der neuen Woche in keiner Weiſe geändert. An den erſten drei Markttagen erreichten die Zufuhren insweſamt 100 Ballen; äußerſt gering ſind wicder die Landzufuhren. Bei recht ruhidem Verzehr fanden an den drei Markttagen rund 200 Bellen Aonahme. Es handelte ſich in der Hauptſoche um Hallertauer, von denen geringere Sorten von 40—48 J, Mittelſorten von 55—75 und prima Siegel bis zu 90 4 erzielten. Beſſere Gebirgs hopfen erbrachten 55 4. Ein kleiner Poſten mittlerer Württemberger wurde mit 50 4 per Ztr. bezahlt. Stim⸗ mung weiterhin unveränder ruhig. . 7 Preisunterbtetungen verſprechen ſich die Befürworter des Blanes auch noch den Vorteil, daß der Export intenſiviert und durch gemeinſame Finanzierung erleichtert wird. Dle Auswahl der Lieferanten ſoll den Kunden zwar freiſtehen. Man trachtet, eine geſunde Konkurrenz aufrechtzuerhalten, doch würde die Ausfuhrgemeinſchaft verſuchen, die Aus⸗ landsaufträge ſo zu verteilen, daß die mit Inlandsauf⸗ trägen ungenügend belegten Werke bevorzugt werden. * :: Gebr. Schöndorff.— Auslandsanfträge. Wie wir er⸗ fahren, hat die Geſellſchart in der letzten Zet größere, Auslandsaufträge aus Frankreich, Belgien, Holland u der Schweiz erhalten, die einen gewiſſen Ausgleich für die naturgemäß zurzeit etwas ſtockender eingehenden Inlands⸗ aufträge bieten. Der Beſchäftigungsgrad ſei unter dieſen Umſtänden recht befriedigend. * Vereinigte Weſtdentſche Waggonfabriken A. in Köln. Der AR. beſchloß, nach reichlichen Abſchreibungen und Nückſtellung die Verteilung einer Dividende von 7 v. H. für das Geſchäftsjahr 198-29 vorzuſchlagen, während im Vorjahre für 7 Monate 4 v. H. Dividende verteilt wurden. * Bom Intemarkt. Rohfute: Der Markt iſt ruhitz aber ſtetig. Firſts loſten: Nov.⸗Dez ⸗Verſchiffung Att. N. 12/6 je To., Dez.⸗Jan.⸗Verſchiffung Sſtr. 27.10— je To., Jan.⸗Febr.⸗Verſchüffung Eſtr. 27.1% je To Fabri katemarkt in Dundee: Des anfangs der Berichts⸗ woche lebhafte Geſchäft in Garnen und Gewoben iſt ruhiger geworden. Deutſcher RMardt: Das Geſchäft in Garnen und Geweben iſt ruhiger geworden. „ Mehlrreis ermäßigt. Der ſüddeutſche Konventions⸗ preis für Weizenmehl Spezial 0 wurde heute um W Pfg. für die 100 Kilo ermäßigt. 1 Deviſenmarkt Am keutigen Frül verkehr notieren Pfunde geben 1 Nem Bork 489,15 Schweiz 25, 1 Stor eim 10809 Paris 123 83 Soland 12 09 Madrid 35.41 Brüffetl 34.87 Oslo 18,20 Dollar geg-R..17 Maliand 89.28 Kor enbdagen 18.19 Pfunde„ 20.38 Frachtenmarkt Duisburg-Nuhrort vom 19. Dezember Die Nachfrage nach Kahnraum war an der heutigen Börſe nicht beſonders rege. Die Miete erfuhr mit 8 und 8,5 Pfh⸗ ab hier bezw. ab Kanal mit den üblichen Bedingungen keine Aenderung. Auch die Talfracht blieb mit 2,20— 2,40 1 auf dem Satz von geſtern ſtehen. Der Bergſchlepplohn notierte mit 1,50—2,20„ nach Mannheim. Der Talſchlepplohn zog infolge des geſtrigen Nebels an und wurden heute durchweg 30 Pfg. für größere beladene Kähne ab hier nach Rotterdam bezahlt. auch über die Gründung einer„Schleſiſchen 589) Jauk⸗ Seite Der billi⸗ 1 Ver⸗ nua . 8. ueret Lung htlich dur⸗ ſchäft ickel⸗ be⸗ ten Freitag, den 20. Dezember 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe] 11. Seite. Nr. 591 Die Eniſcheidung des Vörſenvorſtandes liber den Bit orra⸗Ak enkauf In Zuſammenhang mit der Anrufung des Börſenvor⸗ ſtandes durch die Dresdner Bank, die aufgefordert worden war, die von der Michaelgruppe erworbenen Vietoria⸗Ver⸗ ſicherungsaktien zurückzunehmen und den Kaufpreis zu er⸗ ſtatten, gibt der Berliner Börſenvorſtand nunmehr folgen⸗ des bekannt:„Zur Vermeidung künftiger Streitigkeiten wird folgende Ergänzung der Beſtimmungen für die Ge⸗ ſchäfte an der Berliner Wertpapierbörſe beſchloſſen: Können Wertpapiere nur mit Genehmigung des Ausſtellers über⸗ tragen, oder die in ihnen verbrieften Rechte vom Erwerber erſt nach ſeiner Eintragung in ein vom Ausſteller geführtes Buch ausgeübt werden, ſo gibt die Verweigerung der Ge⸗ nehmigung oder Umſchreibung dem Käufer keinen Anſpruch auf Rückzahlung des Kaufpreiſes oder Schadenerſatz, es ſei denn, daß die Genehmigung oder Umſchreibung verweigert wird, weil der Ausſteller die Uebertragung der Wertpapiere zum Beiſpiel wegen eines den Indoſſamenten anhaftenden Fehlers für unwirkſam hält.“ ' Anwachſen des amerikaniſchen Nationaleinkommens. Einer Berecd ng des Nationalburegus für Wirt ſchalts⸗ forſchung zu e iſt das Nationaleintommen in den ver⸗ gangenen zehn Jahren um 23 470 Milliarden und in den letzten zwanzig Jahren um 60 Milliarden geſtiegen. Das Durchſchnittseinkommen des Arbeiters ſtieg von 976 Dollar im Jahr 1009 auf 1205 Dollar im Jahre 192g. :: Seildrahtverband Gmb. Hagen i. W.— Die Er⸗ neuerung des Verbandes. In der am 17. d. M. ſtattge⸗ fundenen Mitgliederverſammlung wurde über die Ver ⸗ längerung des Seildrahtverbandes weiter beraten. Verhandlungen ließen einen guten Fortſchritt erkennen, und es wird mit der Fortführung des Syndikots gerechnet Die endgültige Beſchlußfaſſung ſoll etwa Mitte Jenuar ſtattfinden. Der Poſiſcheckverkehr im November Die Zahl der Poſtſcheckkonten hat ſich Ende November um 1986 auf 973 969 erhöht. Auf den Konten wurden im November ausgeführt 40 701 000 Gutſchriften über 6 867,4 Mill.„ und 22 259 000 Oaſtſchriſten über 6 972,0 Mill.. Der Umſatz beträgt ſomit 62 960 000 Buchungen über 12 789,5 Mill., wovon bargeldlos 10 235,9 4 beglichen wurden. Ende November betrugen die Guthaben auf den Poſtſcheckkonten 574 180 000 4 und im Monatsduschſchnitt 618 888 000„. Im Ueberweiſungsverkehr mit dem Aus⸗ land wurden 19 729 000„ umgeſetzt. Das Aulojahr 1929 Unter Benutzung der vom Stariſtiſchen Reichsamt zu⸗ ſammengeſtellten Unterlagen ergibt ſich folgendes Bild von der Geſamterzeugung an Kraftfahrzeugen einſchließlich der Montagewerkſtätten. Mengen und Wertziffern 1929 Steige⸗ 1929 rung Erzeugung 1927 1928 Schät⸗ 1928/29 Wert d. Geſamterzeugung zung in 25 in Mill. 908 1067 1160. 9 Kraftfahrzeuge insgeſ. Stück 209 462 311 345 352 000 4. 13 davon Kraftwagen 125 206 149 133 166 000 + 11 Krafträder 84 256 162 212 186 000 + 15 Perſonenwagen 91 102 108 148 116 700 E 8 Laſtkraftwagen 22 020 27 750 83 800 + 20 Omnibuſſe 1687 2010 2400 + 19 Sonderfahrzeuge 10 349 11 230 13 600 + 21 Großkrafträder 72 543 100 708 90 800— 10 Kleinkrafträder 11718 61 504 95 700 + 56 Die Steigerung hielt ſich bet den Hauptkategorien in Grenzen von 11 bis 15 v. H. und ging lediglich bei Laſt⸗ kraftwagen, Omnibuſſen, Sonderfahrzeugen und nur bei Kleinkrafträdern weſentlich darüber hinaus. Bei Kraſt⸗ rädern iſt die Verſchiebung zwiſchen ſteuerfreten Klein⸗ krafträdern und Großkrafträdern beachtlich: Gegenüber 1927 iſt die Poſition der Kleinkrafträder auf das 8 kache, der Großkrafträder, die im letzten Jahr ſogar einen Rück⸗ gang von etwa 10 v. H. aufwieſen, um nur 25 v. H. ge⸗ ſtiegen. Der Geſamterzeugung von 1160 Mill. RM.(1928 gleich 1067 Mill. RM) ſteht ein Abſatz von 1030 Mill. RW. (921 Mill. RM) gegenüber. Es wurden rund 92 000(90 000) Angeſtellte und Arbeiter beſchäftigt, an die insgeſamt 247 Mill. RM(225 Mill. RM) Löhne und Gehälter gezahlt wurden. Der Wert der verarbeiteten Rohſtoffe, Halb⸗ und Ganzfabrikate dürfte ſich auf etwa 686 Mill. RM(624 Mill. RM e beziffern. 5 Der Konzentrationsprozeß hat im Berichtsjahr ein bisher nicht dageweſenes ſtarkes Ausmaß angenommen. Während 1928 27 Perſonenwagen⸗ fabriken 67 Haupttypen und 28 Nebentypen erzeugten, iſt die Zahl der herſtellenden Firmen 1929 um 87 v. H. auf 17() zuſammengeſchmolzen. Dieſe ſtellten insgeſamt nur noch etwa 40 Haupt⸗ und 17 Nebentypen her. Im Laſt⸗ kraftwagenbau iſt die Einſchrumpfung des Produktions⸗ apparates ebenfalls ſtark fortgeſchritten. Die Firmenzahl ging von 22 auf 14 um 36 v. H. zurück, die Typenzahl dagegen von 56 auf 41 um nur 27 v. H. was darauf zurück⸗ zuführen ſein dürfte, daß einige neue Sechsradkonſtruk⸗ tionen auf den Markt gebracht wurden. haupt indiskutabel ſind. h Gläubigerverſammlung der Elite⸗Diamant⸗Werke. In der Gläubigerverſammlung der Elite⸗Diamant⸗AG. wurde ein ausführliches Gutachten der Chemnitzer Handels⸗ kammer bekannt gegeben, in dem unter anderem auch der Firma Opel(der Großaktionärin von Elite⸗Diamant) ſchwere Vorwürfe gemacht werden. Unter anderem ſollen billige Opelräder als Diamant⸗ räder ins Publikum gebracht worden ſein. Anſchließend ging ein Mitglied des Gläubigerausſchuſſes auf die Be⸗ wertung der Vorräte und Außenſtände ein, die mit rund 5 Mill.& in der Bllanz erſcheinen und auf die 517 000 4 abgeſchrieben wurden. Der Vergleichsvorſchlag von 50 v. H. könne ſehr wehl als diskutabel bezeichnet werden. Leider aber habe ſich für ihn noch kein Garant gefunden. Durch Vermittlung der Commerz⸗ und Privatbank ſei von einer Intereſſentengruppe ein Vergleichs vorſchlag auf Baſis von 40 v. H. gemacht worden, dei mit je 10 v. H. am 15. Januar, 15. Mat, 15. September und 15. Jan. 1931 bezahlt werden ſollen. Die kleinen Gläubiger ſollen bis zum 15. Jan. 1930 befriedigt werden. In der Maſſe lagen etwa 70 v.., die ſich aber im Falle eines Konkurſes auf 30 v. H. ermäßigen würden. Der Vertreter der Opelwerke verteidigte die von Opel getroffenen geſchäftlichen Maßnahmen und er⸗ klärte weiter den Verzicht ſeines Unternehmens auf die eingetragene Sicherheitshyvothek von 1,5 Mill. R. 4. Im übrigen werde Opel alle Maßnahmen, die dazu beitragen, die Situation reſtlos zu klären, unterſtützen. An der Intereſſengruppe, die das u cebot von 40 v. H. gemacht habe, iſt die Opel⸗A G. nicht beteiligt. Der Ver⸗ tveber des Verbandes der Fahrradteile kündigte Regreß⸗ klage gegen die Opel ⸗ AG. an. Der Gläubiger⸗Aus⸗ ſchuß erhält den Auftrag, Schritte zu unternehmen, damet auf der Baſis von 50 v. H. ein Vergleich herbeigeführt werde. e Steingutfabrik Amberg AG., Amberg. Auf Gruntz eines Beſchluſſes der Verwaltung ſoll das Abr, von bishet 50 000 4 auf 170 000 4 erhöht werden Gleichdeitig mit dem Beſchluß über die geplamte Kapitalerhöhung gibt die Verwaltung auch eine kurze Ueberſicht über das ubgelau⸗ ſene Geſchütsſahr. Danach ſteht bei der jetzt nachgewie⸗ ſewen Rentabilität und einem entſprechenden Absatzmarkt zu erwarten, daß den inſoloe elementerer Einblüöſſe ent⸗ ſtandenen Verluſten wieder ein günſtiges Betriebsjahr ſolgt. e Leipziger Malzfabrik AG. ichker Geſell ſchaft erzielte hm abgelaufenen Geſchäftsfahr einen Fabri. kationsgewinn von rund 733 000(699 000) A. Nach Abzug der Unkoſten uſw. in Höhe von 605 000(594 000], ſöwie der Abſchreibungen von 87 000(61 000) 4 verbleibt zu⸗ züglich Vortran ein Reingewinn von 40 827(44 000 aus dem bekanntlich eine Dividende ven wieder 6 v. H. verteilt werden ſoll. Die Geſellſchaft iſt im vera engene: Fahr voll beſchäftiat geweſen. Auch im neuen Geſchäfts⸗ jahr iſt mit einer befriedigenden Beſchäſtigung zu rechnen. zu Schkeuditz. Die Geſell⸗ „ Juſolvenz Zigarrenfabrik E. Feibelmann n. Sühne, Landau. Zu unſever Meldung im geſtrigen Abendblatt wird uns ergänzend mitgeteilt, daß über die Tage der Firma ſelbſt noch kein zahlenmäßiges Bild zu erhalten iſt. Gegenwärtig iſt man mit der Aufſtellung eines Status deſchäftigt Von unberrichteter Seite verlauet aber, daß die Paffiven 2 Mill. 4 betragen ſollen. Die Firma iſt im Jachre 1870 gegründet worden und wurde in den letzten Jahren in eine Gmb. umgewandelt, blieb ader ein Fa⸗ milienunternehmen. „ Die Abſchaffung der franzöſtiſchen Mehrſtimmrechts⸗ Aktien. In Pariſer Finanzlreiſen verlautet, daß das Projekt der franzöſtſchen Regierung zur Abſchafſung der Mehrſtimmrechtsg tien eine Beſeitigung dieſer Aktien auf olsender Grundlage vorfche: Die 10-Stimmen⸗A len ſollen innerhalb einer Friſt von einem Jahr nach der Ver⸗ öffentlichung des Geſezes und die Gunſſimm engen in nerhalb zwei Jahren abdeſchaſſt werden. Die endgül⸗ tige Beſeitigung aller Mehrſtimmrechtsastien ſoll nicht länger als vier Jahre dauern. 4 Ausfall der Berliner Metallbörſe am 24. Dezember. Am Diensbag, den 24. Dezember, findet leine Metall⸗ börſe ſtatt. Tabakverkanf Neckarbiſchofsheim. Dieſer Tage wurde das Tabakerträgnis der letzten Ernte verlauft. Der Preis beträgt für den Zeitner-35 4. In der Nachbarge⸗ meinde Helmhof wurden pro Zentner 2892 1 bezahlt. Ueberall blieb der Verkaufspreis weit hinter den Erwar⸗ tungen der Tabakpflanzer zurück. — 5 Altaugeſehener, ſicherungskonzern hat ſeine ffene Stelle bedeutender Ber⸗ S5 Teödhaggelle Mansdein neu zu beſetzen. 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Sternfahrten werden Rekordfahrten— Immer größere Geſchwindigkeiten f Die von Abbau des Sports reden, mögen einmal zum Internationalen Automobil⸗Turnier nach Wiesbaden, zum Turnier nach Baden⸗Baden, zur Internationalen Alpen⸗ fahrt oder zur AD AC⸗Motorradländerfahrt oder zum Schlei⸗ zer Dreieckrennen kommen, und ſie würden ſehen, wie außerordentlich die Beteiligung iſt und welch gewaltiges Intereſſe für Auto⸗ und Motorradſport in den europäiſchen Ländern herrſcht! Wenn darum die Zahl der Rennwagen⸗ Rennen auch ſehr viel kleiner geworden iſt, und kleiner auch die Zahl der Teilnehmer an Rennwagenrennen, ſo hat der Tourenſport doch fraglos Aufſchwung genommen. Stern⸗ fahrten ſind Trumpf. Aus den entfernteſten, von Automo⸗ bilen kaum je erreichten Zipfeln Europas kamen Sternfah⸗ rer in die mitteleuropätſchen Turnierorte. Die Automobil⸗Induſtrie hat ſich dem Autoſport gegen⸗ über paſſiv verhalten, nur die Internationale Alpenfahrt und die Langſtreckenfahrt auf dem Nürburgring bildeten Ausnahmen. Deutſchlands Motorrad⸗Induſtrie dagegen hat an den ſportlichen Veranſtaltungen regen Anteil genommen, und der Nutzwert des Sport für Technik und Verkauf wird von den führenden Fabriken DaW, BMW, Viktoria, Zün⸗ dapp u. a. reſtlos bejaht. 5 Der Januar brachte die ſportklaſſiſche Rallye Monte Carlo. Die meiſten deutſchen Fahrer hatten den Ehrgeiz, durch möglichſt weit entfernten Startort Spitzenleiſtungen erzielen zu wollen. Die in Riga geſtartet waren, trafen nicht mehr rechtzeitig in Monte Carlo ein, weil die Schnee⸗ verwehungen am Friſchen Haff und am Polniſchen Korridor planmäßiges Vorwärtskommen unmöglich machten. Der Sieger dieſer Fahrt, ein Schwede, war in Stockholm ge⸗ ſtartet. 2. Der Februar begann mit der traditionellen Winter⸗ fahrt des Bayeriſchen Automobnil⸗Club nach Garmiſch⸗ Partenkirchen. Den Auftakt bildete die erſte große deutſche Sternfahrt, die nach dem neuen Sternfahrt⸗Beſtim⸗ mungen der O. N. S. ausgefahren wurde. Sieger wurden Prinz Leiningen auf Mercedes⸗Benz mit Start auf Cap Finiſtere vor Weſſels(Mercedes⸗Benz) und vor Lotte Bahr (Steyr), die alle über 1200 Km. Anfahrt zurückgelegt hatten. In der Bergprüfung und im Eibſee⸗RKennen war Hans Stuck auf Auſtro⸗Daimler ſchnellſter und ſchneidigſter aller Fahrer. 8 Der März eröffnete die Motorradſaiſon durch die tra⸗ ditionelle Eilenriede⸗Kennen bei Hannover. Die meiſten Streckenrekorde purzelten. Die Beſucherzahl war außer⸗ ordentlich, der Sport auf der Höhe. Leider gab es zweit Todesſtürze. Im Genfer Rennen gelegentlich des Genfer Auto⸗Salon fuhr Ernſt Günther v. Wentzel⸗Moſau ſeinen letzten großen Sieg heraus. Klaſſenſieger wurde auch Roſenſtein(Stuttgart) auf Mercedes⸗Benz. 4. Anfang April veranſtalteten die Sübdeutſchen Kartell⸗ Klubs die Dr. Carl Benz⸗Huldigungsfayrt. Es war tragiſches Schickſal, daß der greiſe Dr. Carl Benz wenige Stunden nach der ihm gebrachten Huldigung ſeine Augen für immer ſchloß. Mitte April nahm die große touriſtiſch wie politiſch bedeutſame Jugoſlawienfahrt des ADac ihren Anfang. Faſt 400 Teilnehmer auf über 100 Wagen wurden in allen Landesteilen Jugoflawiens, die von der Fahrt berührt wurden, mit ſpontaner Begeiſterung begrüßt und kaum jemals iſt eine Fahrkolonne ſo bejubelt und durch Volks⸗ und behördliche Kundgebungen geehrt worden. Miniſter, Geſandte, Konſuln waren erſchtenen, und außer wunderbaren Landſchaftseindrücken bot dieſe Fahrt ihren Teilnehmern und Veranſtaltern das Erlebnis freund⸗ ſchaftlicher Ehrungen in Hülle und Fülle. 5. Der Mal wurde mit dem Internationalen Auto⸗ mobll⸗ Turnier in Bad Wiesbaden und mit der „Deutſchen Sternfahrt“ eröffnet. Vier Mereedes⸗Benz⸗ Fahrer, Prinz Leiningen, Hirthe(Berlin) Doerſchlag und Fürſt Salm waren es, die die größten Entfernungen(über 2000 Km.) zurücklegten mit Start in Sitdſpanien und Oſt⸗ Bulgarien. Die Schönheitskonkurrenz von Wiesbaden war gewaltiger Erfolg und beſonders eindrucksvoller Leiſtungs⸗ fähigkeitsbeweis der deutſchen Automobil⸗Induſtrie. Das Nerobergrennen wurde eine ſichere Beute von Stuck auf Auſtro⸗Daimler. Kappler auf Bugatti wurde Klaſſenſteger im Rennwagenwettbewerb. Roſenſtein auf Mercedes⸗Benz gewann als ſchnellſter Sportwagenfahrer, v. Natzmer wurde Geſamtſieger des Tourenwagen⸗Handicaps auf Stoewer, Mercedes⸗Benz erhielt den Teampreis des Agrippina⸗Kon⸗ zerns. Auf das Wiesbadener Automobil⸗Turnter folgte die ſportlich und organiſatoriſch ausgezeichnet gelungene ADAc⸗Motorradländerfahrt, die ab Nürnberg über Buda⸗ peſt nach Bukgreſt und auf dem Rückweg über Großwardein, Kaſchau, Gleiwitz nach Hannover führte. Sie war Trlumphfahrt für die deutſche Motorrad⸗ Induſtrie. Die Fabrik⸗Teampreiſe erhielten die Mar⸗ ken Viktoria und.⸗Nad. Unter 18 ſtrafpunktfreien Ma⸗ ſchinen befanden ſich 14 deutſchen Urſprungs. Die Motor⸗ radländerfahrt war zugleich Triumphfahrt für die deutſche Reiſen⸗Induſtrie. Von 37 ans Ziel gekommenen Maſchinen waren 22 mit Continental, 10 mit Excelſior und 2 mit Dun⸗ lop bereift, tusgeſamt alſo 34 auf deutſchen Reifen. Ein Flachrennen bei Stendal brachte den tragiſchen Tod E. G. von Wentzel⸗Moſaus, mit dem einer der erfolgreichſten und draufgängeriſchſten Herrenfahrer durch Unfall verſchied. 8. Der Juni begann mit der Weſtdeutſchen Zu⸗ nberläfſigkeitsfahrt und dem zweiten Düſſeldorfer Automobil⸗Wettbewerb, ſportliche, gut gelungene Veranſtal⸗ tungen mit geſellſchaftlichem Einſchlag. Das Baden⸗Bade⸗ ner Automobil⸗Turner, das alljährlich in den Mittſommer⸗ tagen ſtattfindet, begann mit einer Sternfahrt mit Rekord⸗ leiſtungen. Die Wanderer⸗Mannſchaft Atmer und Mader und die Adler⸗Fahrer Hans Buchli und Freiherr v. Ger⸗ ſon fuhren, vom Polarkreis und aus Schweden kommend, die weiteſten Strecken und wurden Sieger dieſer Sternfahrt. Im Flachrennen gab es die berüchtigte Zettnahme⸗Diffe⸗ renz bei der Rekordfahrt Roſenſteins auf Mercedes⸗Benz. Im Bergrennen war Caracciola auf Mereedes⸗Benz der Schnellſte, ſchneller noch als ſein gefürchteter Gegner Stuck. Der Juni ſchloß mit dem Taubenſuhlrennen, dem großen Erfolg Stucks auf Auſtro⸗Daimler. 7 Der Juli ſtand im Zeichen der beiden Großkampftage auf dem Nürburgring, dem Großen Preis der Nationen für Sportwagen und dem Großen Preis von Deutſchland für Motorräder. Beide Wettbewerbe wurden von Aus landsfabrikaten gewonnen, jedoch bewieſen im Wagenrennen die Mereedes⸗Benz SSͤ⸗Wagen ihre überragende Klaſſe als ſchnellſte ſportliche Tourenwagen der Welt. Sieger im Großen Preis der Nationen wurde Chiron auf Bugatti, Klaſſenſieger Momberger Graf Arco auf Mercedes⸗Benz und E. G. Burgaller⸗Berlin auf Bugatti. Den Sonderpreis für den beſten Wagen mit Zweitaktmotor erhielten die Zſchopauer Motorenwerke für DaW⸗Wagen. Der Große Preis von Deutſchland für Motorräder fiel nach England. Von deutſchen Fabrikaten ſchnitten ehrenvoll ab Dach und BMW. 8 Der Aug uſt wurde eröffnet durch das Rennen um den A DA C⸗ Bergrekord auf der Schauinslandſtrecke bei Freiburg i. Br. Das Wagenrennen wurde unterbrochen durch Unfall von Stuck und verpatzt durch unnötiges Auf⸗ geben von Roſenberger und Nichtſtart von Caracciola. Graf Kalnein auf Bugatti fuhr die beſte Zeit aller Sport⸗ wagen. Im Kleinwagenwettbewerb dominierten Oeſter⸗ reicher auf DW und Simons⸗Berlin auf DaW. Die ſchnellſte Zeit der Motorradfahrer fuhr in neuer Rekordzeit Gall⸗Ludwigsburg auf Standard. Die Internatio⸗ nale Alpenfahrt unter Führung des Automobilelubs von Deutſchland wurde unerhört ſcharf beſtritten. Sie wurde zum überlegenen Siege deutſcher Wagen und Fahrer. BMW und Hanſa erhielten die höchſten Auszeichnungen, Goldene Alvenvokale als Fabrikmannſchaften. Acht Mer⸗ eedes⸗Benz⸗Fahrer: Kimpel, Hirthe, Merck. Bieber. Dr. Krailsheimer, Otto Merz, Caracciola und Chriſtian Werner erhielten die höchſt erreichbare Einzelfahrer⸗Auszeichnung den Goldenen Alvenbecher. Hervorragend ſchnitt auch Wanderer ab. Die Wanderer⸗Fahrer Gutknecht. Atmer, Kappler, Burgaller und Dr. Hetzel wurden als Einzelfaher gleichfalls Alpenfahrt⸗Sieger, ebenſo G. von Natzmer auf Stewer, Backaſch und Lehnert auf Breunabor, Jähnig auf Hanſa, Frau Tilly Kotte auf Simſon⸗Suyra. Butenuth auf Hanomag. Die Alpenfahrt wurde zugleich für deutſche Reifen und deutſchen Betriebsſtoff zur Stegesfahrt. Alle deutſchen Fahrer fuhren Continental⸗ und Ercelſior⸗Reifen, und alle deutſchen Wagen tankten Aral, das Benzin⸗ Benzolgemiſch des Benzol⸗Verbandes. Der Anguſt brachte ſodann bedeutſame deutſche Erfolge im Internationalen Klanſenrennen und in der Automobilwoche von St. Moritz, wobet wiederum Mercedes⸗Benz am weitaus beſten von allen teilnehmenden Fabrikaten aller Länder abſchnitt. Der Auguſt ſchloß ab mit der Auternatſonalen Motorrodſechs⸗ tagefahrt, die durch die Alpen ffihrte und außerordentlich gut beſchickt war. Die Organtſation war kataſtrophal, die Jury parteiiſch und der Schwetzer Leiter dieſer verpatzten „Six Days“ hat nach Erkennen ſeiner Fehler ſein Amt in der Fedération Internationale niedergelegt. Der September brachte das„Autoturnier des Weſtens“ in Bad Neuenahr, diesmal jedoch ohne ſport⸗ liche Note. Geſellſchaftlich und als Schönheits wettbewerb war das Turnier aber gut aufgezogen. Der Deutſche Damen .⸗C. beteiligte ſich am Turnier mit einer Fernfahrt Ber⸗ lin⸗Bad Neuenahr, und der veranſtaltende Mittelrheiniſche .⸗C. erzielte mit ſeinem Neuenahrer Turnier erneut Er⸗ folg. Das Schleizer Dreieckrennen war das letzte große motorradſportliche Ereignis der Saiſon und letzter Lauf der deutſchen Motorradmeiſterſchaft. Meiſter fü Deutſchland für das Jahr 1929 wurde in den einzelnen Klaſſen Kurt Friedrich⸗Chemnitz auf DW, Max Kiemel⸗ Waldſee auf UT⸗Jap, Hans Soenius⸗ köln auf BMW Joſef Stelzer⸗München auf BMW. Schmählich nur, daß die Ortspolizeibehörden in der Schleizer Gegend das Ren⸗ nen dazu benutzten, wegen geringfügiger Uebertretungen über 1000 Strafzettel den Beſuchern des Schleizer Dreieck⸗ rennens nachzuſchicken. Die Zukunft des Rennens iſt da⸗ durch in Frage geſtellt. Der letzte September⸗Sonntag ſah auf dem Nürburgring den Großkamftag der Tourenwagen. Dieſe ADAC⸗Prüfung hatte Teilerfolg, weil die große Mehrzahl der Fahrzeuge alle geſtellten Bedingungen, ſo ſchwer ſie auch urſyrſtnalich erſcheinen mochten, erfüllen konnten. Von 60 Fahrzeugen blieben 42 ſtrafvunktfret. Die Fabrikmannſchaften von Hanomag, NSU, Steyr, Stoe⸗ wer. Röhr und Mercedes⸗Benz erhielten die Große Goldene A DA C⸗Medaille, den Mannſchafts⸗Ehrenpreis die Stoewer⸗ Mannſchaft. 10. Im Oktober wurde die in ihrer Ausſchreſbungs⸗ und Durchfſthrunasart originelle Har z⸗Heidefahrt des ADA abgehalten, eine neue Pritfungsart mit Erfolg. Die Internationale Sternfahrt nach Barcelona anläßlich der Weltausſtellung war ſcharf beſtritten und aut beſchickt. Deutſche Foßrer landeten in Front. Sieger wurden Miet⸗ haus⸗Bad Tölz auf Anſtro⸗Dotimler und v. Szenaſy⸗Otte auf Mereebes⸗Benz. Der bei Barcelona ausgetragene Große Preis von Eurova für Motorräder wurde in der 175 cem⸗Klaſſe von Klein anf Daß gewonnen. Henne auf BMW fuh bei München Weltrekord. 9 5 Im November machte der Kraftfaßrſvort dem Tanz⸗ ſport Platz. Die Auto- und Motorrad⸗Bälle begannen. 12. Der Dezember bringt nur der Oe und den Svort⸗ ansſchüſſen des AD. AvD. und DMW Arbeit. Vorarbeit für die kommende Sa'ſon. Wohl aber beweiſt kurz vor Jahresſchluß die Ausſchreibung zur Winter fahrt nach Garmiſch⸗ Partenkirchen, doß im Sport ſich der Gemeinſchaftsgedanke ſiegreich durchgeſetzt hat: Bayeriſcher AC. und Addoſc zeichnen gemeinſam für bie Organfſation Reſer Veranſtaltung. Das iſt ein gutes Omen für 1930, ſvortorganiſatoriſche Gemeinſchaft zum Beſten des Kroft⸗ 11 und zur Freude aller, die an ihm intereſſiert ind. Siegfried Doerschlag. Länderſpiele des Deutſchen Jußball⸗Vundes Eine Erklärung des D. F. B. Deutſchland Italien Das Fußball⸗Länderſpiel Deutſchland—Italien iſt ſeit einiger Zeit Gegenſtand der Kritik von verſchiedenen Sei⸗ ten geweſen. Zunächſt hatte der Beſchluß des D. F..⸗Vor⸗ ſtandeg, das Länderſpiel nicht gleichzeitig mit der Leip⸗ ziger Meſſe in Leipzig auszutragen. in Mitteldeutſchland, beſonders aber in Leipzig, ſcharfe Kritit gefunden. Teil⸗ weiſe glaubte man, der Beſchluß richte ſich gegen Leinzig ſelbſt, andererſeits erblickte man aber in der Haltung des Bundesvorſtandes ein Nachgeben gegenüber füddeutſchen Einwirkungen. In füddeutſchen Kreiſen hingegen wurde dem D. F. B. zum Vorwurf gemacht, daß er die beim Tu⸗ kiner Länderſpiel von ttaſteniſcher Seite geäußerten Wünſche nicht gebührend berückſichtigt habe,— denn man hätte ſich in Turin dahin ausgeſprochen, das fetzt bevor⸗ ſtehende Spiel gegen bie deutſche Nationalmannſchaft in Nürnberg auszutragen. Um eine klare Beurtetlung allerſeits herbeizuführen, ſet der Sachverhalt im folgenden kurz wiedergegeben: Bereits bei der am 5. 12. 28 getrofſenen Vereinbarung des im Frühjahr 1929 in Turin ausgetragenen Länder⸗ ſpiels gaß der Ktaſſeniſche Fußßball⸗Verband ſeine Zuſtim⸗ mung, daß das Rückſpiel im Jahre 1980 in einer mittel ⸗ deutſchen Stadt ſtattſinden ſollte. Gelegentlich des Turiner Spiels brachte nachträglich der italieniſche Generalſekretär den Wunſch zum Ausdruck, daß Italien das Rückſpfel gerne in Nürnberg austragen möchte. In einer Beſprechung ſedoch, die deshalb bei Ge⸗ legenheit des Fifa⸗Kongreſſes in Barcelona zwiſchen den maßgebenden ktalleniſchen Verbands führern und den deut⸗ ſchen Bundesvertretern ſtattfand, ſtellten die Vertreter des Italieniſchen Fußball⸗Verbandes— auf die Frage, ob ſie von den erſten Vereinbarungen abweichende Wünſche hät⸗ ten— die Waßl des Länderſnieſortes dem Deutſchen Fuß⸗ ball⸗Bund vollkommen anheim; ſie baten lediglich, keine Stadt nördlicher oder nordöſtlicher als Berlin zu wählen. Bei dieſer Sachlage beſtand für den Bundesvorſtand keine Urſache, das Länderſpief nicht wie vorogeſehen nach Leipzig zu legen. In dieſem Sinne iſt vom Bundesvor⸗ ſtande beſchloſſen worden, ohne allerdinas daßeſ an die Leinziger Frühfahrsmeſſe zu denken, die mit dem als Spieltermin vorgeſehenen Zeitpunkt— 2 März 1980— guſammenfällt. 5 5 Bereits in ſelnler Sitzung vom 2 November hat dann der geſchäftsführende Ausſchuß des Bundes ſich über die Schwierigkeiten ausgeſprochen, die ſich durch das zeitliche Zuſammentreffen der Meſſe und des Länderſpieles er⸗ geben würden. Infolgedeſſen wurde der Itafteniſche Fuß⸗ ball⸗Verband zunächft um Verleoung des Spieles auf den 9. März gebeten. Es beſtand Uebereinſtimmung darüber, daß, wenn auch nicht der Beſuch des Spieles ſelbſt, ſo doch die techniſchen und repräſentativen Aufgaben in ihrer Ab⸗ wicklung weſentlich beeinträchtigt werden könnten. Der Geſamtbundesvorſtand hat ſich dieſen Ueberlegungen in ſeiner Sitzung vom 17. November angeſchloſſen. Die Bun⸗ desleitung ihrerſeits nahm jedoch nochmals Verhandlungen mit Italien auf um gegebenenfalls auch das Länderſpiel am 16. bezw. 29. März auszutragen. Eine weitere Ver⸗ legung des Spieltermins in den Monat April war ſowohl wegen der Oſtertage als auch im Hinblick auf die bereits dem Schwelzer Fußball⸗Verband genannten Termine— 27. April bezw. 4. Mat— nicht möglich, zumal auch die übrigen in Betracht kommenden Sonntade zur Feſtſtellune der D. N..⸗Meſſterſchaftsteilnehmer benztigt werden. Für den Fall, daß ſich eine Verſchiebung nicht vornehmen ließe, ſollte dann Frankfurt a.., das ſeit 1922 kein Spiel mehr in ſeinen Mauern ſah als Ort des Länderſpieles in Frage kommen. Tatſächlich ſah ſich der Italieniſche Fußhall⸗Ver⸗ band außerſtande, an einem anderen Sonntage des Mo⸗ nats März zu ſpielen. Die Spleldispoſitionen des Ita⸗ lieniſchen Fußball⸗Verbandes waren bereits dergeſtalt feſt⸗ gelegt, daß gleichzeitig mit dem Spiele gegen Deutſchland auch ein zweites Länderſpiel gegen Griechenland in Neapel vereinbart war; da nach den italteniſchen Beſtimmungen nur an einem Sonntag im Monat die Meſſterſchafts⸗ ſpiele unterbrochen werden dürfen, wäre hiernach eine Ver⸗ legung des Länderſpieles unter Beibehaltung Leipzigs nur möglich geweſen, wenn auch der griechiſche Fußball⸗Ver⸗ band mit einer Terminänderung einverſtanden geweſen wäre. Dies war aber nach einer Drahtnachricht des Ita⸗ lieniſchen Fußball⸗Verbandes nicht der Fall, ſodaß es bei dem 2. März ſein Bewenden haben mußte. Inzwiſchen leitete die Bundesleitune ſedoch auf einen ausführlich begründeten Antrag des V. M. B. B. hin eine neue Abſtimmung innerhalb des Bundesvorſtandes ein. Das Ergebnis war, daß dieſer mit der Mehrzahl der ab⸗ gegebenen Stimmen ſeinen Beſchluß vom 16. November aufrecht erhielt. Aus dieſen Ausführungen iſt zu erſehen, daß der Vor⸗ ſtand des Deutſchen Fußball⸗Bundes ſich in ſeinen Ent⸗ ſchlüſſen nur von ſachlichen Erwägungen hat leiten laſſen. Von einer beſonderen Rückſichtnohme auf ſüddeutſche Wün⸗ ſche kann deshalb nicht geſprochen werden, weil die Ber⸗ lautbarungen der ſüddeutſchen Preſſe zeitlich ſpäter als die Beſchlüſſe des D. F..⸗Ausſchuſſes vom 2. November liegen. Die Bundesvorſtands⸗Sitzung vom 16 November, in der die Auffaſſung des geſchäftsführenden Ausſchuſſes und der Vorſchlag Frankfurts gebilligt wurden, gab aller⸗ dings erſt zu dieſem Zeitpunkt durch ihren amtlichen Be⸗ richt die gefaßten Beſchlüſſe der Oeffentlichfeit bekannt. Eine Bekanntgabe ohne die Entſcheidung des Geſamt⸗ Bundesvorſtandes war nicht angängig. Hilde Schraders neuer Weltrekord Hilde Schrader, die deutſche Olympiaſiegerin, ſchwamm in Magdeburg 200 Hards in 2 Min. 57,8 Sek. und unterbot damit den bisher von der Engländerin Miß King gehaltenen Weltrekord um 4,2 Sek. März in Frank⸗ Das Länderſpiel findet am 2. 5 an übernächſtes Habre a. M. ſtatt; Leipzig wird dafür im fahre berückſichtigt werden. 8 Im Jahre 1980 wird ſomit im Gebete des B. M. B. B. lediglich das Länderſpiel Deutſchland Ungarn am 2. Sep⸗ tember in Verbindung mit dem im Rahmen der Hygiene⸗ Ausſtellung abzuhaltenden Bundestag ausgetragen werden. Deutſchland Dänemark Das Länderſpiel Deutſchland— Dänemark 7. September 1980 in Kopenhagen ſtatt. Deutſchland Norwegen Entgegen den urſprünglichen Vereinbarungen hat der Norwegiſche Fußball⸗Bund den Wunſch geäußert, das im Jahr 1931 in Breslau auszutragende Spiel gegen die deutſche Nationalmannſchaft bereits im kommenden Jahre durchzuführen. Der D. ff. B. hat dieſem Vorſchſaße gern entſprochen, ſodaß ſeine Mannſchaft erſt im Jahre 1931 wieder nach Norwegen fahren wird. Damit iſt auch der bisherige Wechſel beibehalten, da bekanntlich die Spieler zuletzt im Herbſt 1928 gegen Norwegen in Oslo angetreten ſind. Das Spiel findet am 2. November in Breslau ſtatt. Der Zeitpunkt des Länderſpieles gegen die Schwetz iſt noch nicht endgültig feſtſtehend; in Frage kommen der 27. April bezw. der 4. Mai. Bezüglich des Länderſpieles gegen England find die Verhandlungen noch nicht abgeſchloſſen. Jußballſpiele mit ausländiſchen Mannſchaften Der Df B. folgender Spiele: Südbeutſcher Fußball⸗ u. Leichtathletik⸗Verband FC. Wacker München— AS. de Cannes in Cannes am 22. 12. 29; VfB. Stuttgart 93— FC. Mulhouſe in Mül⸗ 1 am 22. 12. 29; Frkt. Sp. Gm. Eintracht— Stade Francatls Paris in Paris am 22. 12. 20) FC. Wacker München— S. Olymp. Montpellier in Montpelier am 25. 12. 29; Frkt. Sp. Gm. Eintracht— AS. de Cannes in Connes am 25. 12. 29; 1. Fl. Schwandorf— SͤK. Olymp. Nyrany in Schwandorf am 25. 12. 29; SpV. Erlangen 1. Jod. DSV. Eger 1. Jgd. in Eger am 25. 12. 9: Sp.⸗Vag. 09 Fraulautern— Sp. Thionvilloiſe in Frau⸗ lautern am 25. 12. 20; Raſtatter FV. 1904— Racing Cl. d. Straßbourg in Straßburg om 26. 12. 20; Frkt. Sp.⸗Gm. Eintracht— Olympigue Marſeille in Marſeille am 28. 12. 1929: VfR. Mannheim— AS. de Straßbourg in Mann⸗ heim am 28. 12. 20; VfB. Dillingen— Sp. Thionv lloiſe in Dillingen am 26. 12. 20; F Sportfreunde Ichenheim AS. de Straßbourg in Straßburg am 29. 12. 29; Frkt. Sp.⸗ Gm. Eintracht— S. Olymp. Montpellier in Montpellier om 29. 12. 29; Sp.⸗Vg. 00 Fraulautern— Sp. Thionvil⸗ loiſe in Thionville am 1. 1. 30; Raſtatter FV. 1904— C. Haguenau in Haguenau 12. 1. 30. Weſtdeutſcher Sport⸗Verband VfL. Boruffta'Glöbach— Dec. Prag in'Gladbach am 22. 12. 29; SC. Elberſeld⸗Sonnborn 07 Red Boys Differdingen in Differdingen am 25. 12. 29; Homberger SV. 03— Roermondſche FC. in Homberg am 25. 12. 29; T. u. Sp. V. Fortung 95— DF. Prag in Düſſeldorf am 25. 12. 29; VfB. Mülheim⸗Speldorf— Red Boys Differ⸗ dingen in Differdingen am 28. 12. 29; Rheydter Sp.⸗V.— Roermondſche FC. in Rhendt am 29. 12. 29; CEF. Preu⸗ ßen 95 Krefeld— Dic. Prag in Krefeld am 29. 12. 29. Verband Mitteldeutſcher Ballſpiel vereine Radeberger Sp.⸗Kl. 07— Da. Warnsdorf in Radeberg am 8. 12. 20; Halleſcher Fc. Wacher 00— Karlsbader FK. in Halle a. S. am 25. 12. 29; Ballſp.⸗Kl. Strehlen— Dek. Warnsdorf in Strehlen am 28. 12. 29; Planitzer Se. und Bs. Zwickau komb.— Club Francais Paris in Zwickau am W. 12. 29; Halleſcher FC. Wacker 00— Club Francais Paris in Halle a. S. am 5. 1. 30. Norddeutſcher Sport⸗Verband Hamburger Spy.— Rageing Cl. de France in Paris am 29. 12. 20; Hamburger Sp.— Gegner ſteht noch nicht feſt in Nordfrankreich am 1. 1. 30. Südoſtdentſcher Fußball⸗Verband VB. 10 Gleiwitz— Ke. Slaſ! in Swientochlowiſe am 22. 12. 20; Beuthener Sp. u. Sp.(9— Club Francais Paris in Beuthen am 1. 1. 30; BiB. 10 Gleiwitz— Zarzod KS. in Siemianowiee am 19. 1. 30. findet am genehmigte die Austragung Brandenburg SC Minerva— Concordia Zagreb in Berlin am. 12. 29; Städtemannſchaft Berlin— Stäbtemannſchart Mat⸗ land in Mailand am 1. 1. 30. Städtemannſchaft Berlin— Städtemannſchaft Paris in Paris am 5. 1. 30. piele gegen Berufsſpieler⸗Vereine Sp.⸗Vg. Fürth— Hungaria FC. Budapeſt in Fürth am 22. 12. 20; Südd. Verbands⸗Mannſchaft— Wiener F⸗Ver⸗ bandes⸗Manuſchaft in Wien am 13. 4] 80. Bunbespokalſpiele Die Spiele der Zwiſchenrunde um den Pokal des Deut⸗ ſchen Fußball⸗Bundes finden ſtatt: In Hamburg: NSW. — Viuunag. auf dem Platze des Sportvereins Victoria⸗ Hamburg, Schiedsrichter: Weingärtner ⸗ Offenbach a. Main. In Stettin: BSc.— VB. auf dem Platze des Sport⸗Clubs Preußen⸗Stettin, Schiedsrichter: Brewer s⸗ Freiburg⸗Polsnitz(Schleſien). 2. ͤ r— Chefredakteur: Kurt Fiſcher Verantwortlich für Politik: H. A Meißner— Feuilleton; Dr. S. Kayſer Kommunalpolitik und Lokales: Richard Schönfelder— Spoct und Vermiſchte.: Willy Müller— Handelsteil; Kurt Ehmer— Gericht und alles übrige Franz Kircher— Anzeigen und geſchäftliche Mit⸗ teilungen: Jakob ffaude, ſämtlich in Mannheim— Herausgerer, Drucker und Verleget: Druckerei Dr. Haas. Neue Mannheimer Zeitung G. m. b.., Mannheim. R 1,—6 Schluß des redaktionellen Teils Geſchäftliche Mitteilungen Das Leben ein Film. Es iſt heute Selbſtverſtändlich⸗ keit, daß ein Film optiſch ſcharf und einwandfrei vor unſerem verwöhnten Auge abrollt. Die Ereigniſſe über⸗ ſtürzen— der tönende Film iſt da— und der farbige Film? Auch dieſes Sorgenkind keunen wir alle, es wollte nie recht ſtimmen, denn die Farben wurden ſpäter küuſtlich in das Negativ hineingelegt. Heute aber— nein, das kann man nicht mit wenigen Worten ſagen, man muß auf ſeinem Beſorgungswege in die Stadt das kleine Wunder auf ſich wirken laſſen„Farbige Naturaufnahmen“? In der Tat, ſo wie wir gewohnheitsmäßig die Natur ſehen, gleitet ſie märchenhaft an unſerem Auge vorüber. Mannheim, eine Stadt, in der vorausſchauender reger Geſchäftsgeiſt dem Einwohner immer wieder„Neues“ vor Augen führt, hat ſeine Senſation. Bei einbröchender Dunkelheit ſtaunt eine begeiſterte Menge die ſchönſten Naturaufnahmen in den Fenſtern der Photoabteklung der Firma Wilhelm Mohnen, N 4, 18, an. 8 415 Im ersten ſahrzehnt nur NIVEA KINDER SE IEE Sie ist nach örtlicher Vor- seht ift besonders fur dis emp · ſindliche Haut des Kindes dergestellt. Ihr seidenweichef Schaum dringt schonend in die Hautporen ein und macht sie frei eins gesunde Haut- otmung. Freis 20 Pfg. Gegen sprôde Hauf schützt Sie beim Wintersport, überhaupt immer, wenn Sie sich bei Kälte Wind und Wetter im NIVEA-CHEME reien aufhalten Nivea-Creme enthält als einzige Hautcreme das dem Hautfett verwandte Eucerit, und darauf be- ruht ihre Wirkung Sie dringt, ohne einen Glanz zu hinterlassen, vollständig in die Haut ein und macht die Gewebe der Haut geschmeidig und widerstandsfähig, sie nähri und kräftigt die Haut Dosen zu NIA. O. 20..20, Tuben zu NM O. u..00 2 1 K . 2 1 Freitag, den 20. Dezember 1929 Neue Mannheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 13. Seite. Nr. 591 Heute früh 3¼ schweren Leiden, Uhr verschied nach langem, mein innigstgeliebter Gatte, Vater, Sek wiegersohn, Bruder, Schwager u. Onkel Kurt Waicdt Rauſmenn Die tranernden Angehärigen Mannheim- Waldhof, Riga, Quellenstein, Peau, den 19. Derember 1929 nachm. 3 Uhr statt Die Einäscherung findet Samstag, den 21. Dex, * 978 Von Blumenspenden bitte man abzusehen Zahlen Se le Weed e für Steppdsckan, Feterbettan Meta- U. Reizbettzteſen Matratzen Chatzelenguss, Einzelmöbel. Wäsete d. 2. eine Anzahlung. Betten-Bett- Waren d. Lederberger . Rolonlalwaren Delikstessen Nack ein E Frisch gebr. Kaffee ½ Pfl. 35. Gänsebrust oder Lachs im 585 er 1 e Nachricht, hat 8 Zueker 5 4 258 Aukschnitt. ½ Pfund 93. user lleber Sohn und treuer Bruder 5 er V l Lachs, Krabben, Sardellen l dee e Spezlal- Weizenmehl! 5 Pfd..06 Reiir Dose 48 9 Bernd e Backpulver 3 Päckchen 28.8 ö Oelsaréinen 58 4s 38 23 i e Grünkern, Erbsen, Hafer. Matſesheringe. 2 Stück 3309 em 6. 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Dezemder 1928 Das Nauſchgiſt in den Kaltleimbüchſen Die Schweiz als Zentrum einer Rieſen⸗Schmuggelaffäre von Rauſchgiften (Von unſerem 2.⸗Korreſpondenten Die Bafler Kaltleimfabrik„Certus“ hatte einen neuen Kunden gewonnen. Ein chemiſches Labora⸗ torium bezog ſeit mehr als einem Jahre ungewohnte Mengen von Kaltleim. Nur eine Bedingung wurde dabei gemacht: Der Leim durfte nicht in kleine Büchſen abgefüllt ſein, ſondern mußte, und das wurde ſehr plauſibel dargelegt, wegen des Trans⸗ portes über Meer und in wärmere Landſtriche in großen Kübeln ohne Papierumhüllung geliefert werden. Der„Certus“⸗Fabrikant, ein ſich von ſeinen großen Verluſten in Rußland langſam wieder heraufarbeitender Schweizer, ging natürlich auf alle ſolche nebenſächlichen Bedingungen ein, da der Abnehmer in ſeinen Beſtellungen großzügig war. Vom chemiſchen Laboratorium aus wanderten dann die Kaltleimbüchſen in ſchöner und unverſehrter Verpackung nach Italien, Aegypten und da und dort⸗ hin nach dem Oſten. In Aegypten fiel der Zollpolizei auf, daß ein rumäniſcher Kaufmann plötzlich ſehr viel Kaltleim aus Baſel bezog. Man unterſuchte die eine oder andere der Leimſendungen, aber es war wirklich Leim. Endlich aber gelang es doch unter den vielen Büchſen eine zu finden, die nicht Leim, ſondern Heroin(Diacetylmorphin) enthielt. Nun war des Rätſels Löſung nicht mehr weit. Man beobachtete noch einige weitere Leimtransporte und ſtellte ein⸗ wandfrei feſt, daß unter den ankommenden Leim⸗ hüchſen immer einige mit echtem und einige mit dem ſehr ähnlich ausſehenden Heroin—„Leim“ gefüllt waren. Und Aegypten muß eine ſtrenge Kontrolle gegen Rauſchgifte ausüben, denn ein großer Teil der unteren und mittleren Volksſchichten dieſes Landes fröhnt dem ver⸗ botenen Rauſchgift umb die Statiſtik zeigt ſogar, daß faſt die Hälfte aller Vermögensdelikte dort von Rauſchkranken unter⸗ nommen werden, um ſich in Beſitz des Giftes ſetzen zu können. Die Zollbehörden und die Polizei führten denn auch im Geheimen eine eingehende Unterſuchung gegen dieſe Kaltleim⸗Empfänger durch und der Rumäne ſitzt bereits hinter Schloß und Riegel, wo er ſechs Monate lang über das ent⸗ gangene gute Geſchäft nachdenken kann. Aber die ägyptiſche Kriminalpolizei tat noch ein weiteres. Sie ſandte einen Major nach Baſel und gab dieſem ihre Unterlagen mit. Hier wurde ſofort eine ſtrenge Unterſuchung in allen chemiſchen Fabri⸗ ken durchgeführt, die aber zeigte, daß die geſamte chemiſche Induſtrie einen genauen Ausweis über das produzierte Rauſchgift abgeben konnte. Endlich machte man den Fabrikanten in einem kleineren La⸗ boratorium ausfindig, wo während ſeiner Abweſen⸗ heit eine Hausſuchung die Beweiſe lieferte, daß man es hier mit dem Zentrum einer weitverzweigten Schmuggelbande für Rauſchgifte zu tun hatte. Der Draht ſpielte und noch am Abend wurde der Che⸗ miker und Fabrikant des Heroins verhaftet, als er mit ſeiner Frau dem Zuge im Bafler Bahnhofe ent⸗ ſtieg. Gleichzeitig konnten aber ſchon in Baſel wei⸗ tere Verhaftungen durchgeführt werden, dann wurden an der italteniſchen Grenze, in Mailand, Genua, Trieſt und in Zürich Verhaftungen vorgenommen. In Genf, in Italien, ja ſogar in Frankreich und Deutſchland und in Belgien wurden„Filialen“ aus⸗ genommen und in wenigen Tagen brachte die Unter⸗ fuchung zu Tage, daß man es mit einer Weltorganiſation für Rauſch⸗ giftſchmuggel zu tun hatte, deren Handelszentrum das Laboratorium in Baſel bildete. Welche unglaublichen Beträge durch dieſen Schmuggel umgeſetzt wurden, zeigen die beſchlag⸗ nahmten Bücher in Baſel. Das Laboratorium hatte in dem verfloſſenen Jahre einen Umſatz an Rauſch⸗ gift von etwa einer Million Franken. Für ein Kilo Heroin wird im illegalen Handel etwa 1000 Franken bezahlt, der Endpreis im Detailhandel ſpringt dann aber raſch auf 5000 Franken, wobei meiſt noch die Hälfte des Giftes mit minderwertigen Stoffen durch⸗ ſetzt wird. Die Million von Baſel dürfte ſich alſo allein bis zum Detailverkauf in etwa 10 Millionen Franken verwandelt haben. Die Unterſuchung über die Rieſen⸗Schmuggel⸗ affäre iſt noch nicht abgeſchloſſen. Man erwartet im Gegenteil, daß die nun im Auslande noch durchge⸗ führten Erhebungen eine ganze Reihe neuer Tat⸗ ſachen bringen werden und daß eine Reihe von Mit⸗ wirkenden dabei hinter Schloß und Riegel wandert. Ein Friedhof der alten Flugzeuge Für die ſchweizeriſche chemiſche Induſtrie hat dieſe neue Schmuggelaffäre unangenehme Nachwir⸗ kungen Bekanntlich fabriziert die ſpeziell in Baſel beheimatete Induſtrie einen großen Teil des Welt⸗ verbrauches an Heroin. Im Jahre 1928 betrug die Produktion 3310 Kilogramm, während der In⸗ landverbrauch nur 8 Kilo beanſpruchte. Dieſes Gift, das ſpeziell für pharmazeutiſche Zwecke verwendet wird, wandert von der Schweiz auf legalem Wege ins Ausland und wird von den Behörden genau nach Verbrauch und Herſtellung nachgeprüft. Trotz⸗ dem iſt eine große Gegnerſchaft der Schweizerindu⸗ ſtrie vorhanden, die ſeit langem mit Hilfe des Völ⸗ kerbundes verſucht, dieſen Zweig der Baſler Indu⸗ ſtrie lahmzulegen oder doch ſo zu kontingentieren, daß die Produktion ſtark zurückgehen würde. Dieſe neue Schmuggleraffäre wird nun natürlich Oel ins Feuer ſchütten und es wird kaum lange gehen, ſo werden vom Auslande Stimmen kommen, die den Schmuggelhandel mit der legalen Induſtrie in Zuſammenhang bringen. Die Schweiz iſt der Internationalen Opiumkonven⸗ tion 1924 ebenfalls beigetreten und bekämpft den Schmuggel mit Rauſchgiften ſeit einiger Zeit mit allen Mitteln. Da aber gerade in der Schweiz immer wieder neue große Affären aufgedeckt werden, wird dies ſchließlich doch zu Rückwirkungen Anlaß geben. Im Zuſammenhang mit der neuen Rieſen⸗ Schmuggel⸗Affäre ſind in Zürich Razzien bei der Halbwelt durchgeführt worden und es hat ſich gezeigt, daß auch da große Mengen von Rauſchgiften umge⸗ ſetzt werden. Die großen Proftte, die dieſer Schleich⸗ handel bietet, verleitet immer wieder zu ſeiner Or⸗ ganiſation. Die damit beſchäftigten„Firmen“ beſitzen denn auch auf all den Erfahrungen des Sacharin⸗, Kokain⸗ und Morphiumſchmuggels fußend eine un⸗ glaubliche Praxis. Intereſſant iſt, daß in der „Heroin⸗Fabrik“ in Baſel auch eine„Anleitung zur Spedition von Heroin“ beſchlagnahmt werden konnte. Da wird vor allem der perſönliche Schmuggel über die Landesgrenzen genau aufgeführt. Es gibt ja ſo unendlich viele Möglichkeiten, das unſcheinbare graue Pulver den Augen der Zollbehörden zu ent⸗ ziehen! Aber vielleicht lernt man an der deutſchen und franzöſiſchen Grenze in Baſel aus dieſer„An⸗ weiſung“ etwas und erwiſcht einige der vielen Dun⸗ kelmänner. Beſonders wurde für den Schmuggel nach Italien empfohlen, 100⸗Gramm⸗Päckchen in nationali⸗ ſtiſche! italieniſche Zeitungen zu verpacken, da dieſe gewöhnlich ungeöffnet als Druckſache paf⸗ ſterten. . Dieſe neue Affäre zeigt aber eines deutlich: die ſchweizeriſchen Geſetze werden noch viel zu wenig ſtreng durchgeführt und es wäre wohl am Platze, wenn von der oberſten Landesbehörde aus Schritte unternommen würden, um die Ueberwachung und Kontrolle aller Rauſchgift⸗Jabrikanten ſo zu ver⸗ ſchärfen, daß ein Mißbrauch einfach unmöglich wird. Vielleicht hilft dieſe unangenehme Geſchichte dazu, daß man unter dem Druck einer auch die ſchweize⸗ riſchen Behörden bloßſtellenden Rieſen⸗Organiſation in der ganzen Welt dazu kommt, die Ausführungs⸗ geſetze gegen den Rauſchgiftſchmuggel ſo ſtreng an⸗ zuwenden, daß ein Schmuggel praktiſch nicht mehr möglich iſt. Ein Mann, der 200 Sprachen beherrſcht Ein Beſuch bei Onkel Mezzofanti in Frankfurt a. M. Wenn man„Onkel Mezzofanti“— wie er ge⸗ nannt wird— beſucht, kommt nach langem Klingeln Käthchen. Käthchen iſt alt und weißhaarig, ſie mag dreiviertel Jahrhundert auf dem Rücken haben. Aber als ſie zu ihm kam, war ſie jung. Es iſt ein kleines dunkles Zimmer, in das Käth⸗ chen den Beſucher führt. Etwas ſtaubige Luft und unendlich ſtill. Eine Fliege ſummt am Fenſter. Auf den erſten Blick ſieht man nichts als Bücher. Wände mit Büchern tapeziert, der große Tiſch in der Mitte mit Büchern bepackt, turmhoch, zwiſchen denen eine verſtaubte Palme mühſam nach Licht ringt. Auf den zweiten entdeckt man noch mehr davon. Die Stühle ſind nirgends zu entdecken. Weil ſie mit ur⸗ alten Schweinslederbänden überladen ſind... im ganzen an 15000 Bänden! Und zwiſchen dieſen äußeren Vorausſetzungen für äußerſte Gelehrſamkeit ſitzt ein kleines Männchen. Unter einem gelblich weißen Bürſtenſchnauzbart hängt eine Pfeife auf das ruhende Bäuchlein. Die Stupsnaſe krönt eine altmodiſche Brille, hinker der kleine verſchmitzte Augen hervorblinzeln. Sein An⸗ zug iſt phantaſttſch. Nachdem er eilig einen Stuhl unter perſiſchen Grammatiken und Lehrbüchern für Hinduſtant her⸗ vorgezogen hat, darf ich mich ſetzen. Dann fängt er an zu erklären und ſeine kleinen Augen hinter der altmodiſchen Brille bekommen Glanz, „Dies dort“ ſagt er ſtolz und macht eine halb⸗ kreisförmige Handbewegung, iſt die Wand für orientaliſche Sprachen. Und der Ständer trägt blos Märchen. 300 Bände, Märchen aus allen Ländern der Erde. Und dort, die andere Wand, das ſind die toten Sprachen“. Er ſchlägt einen Band auf. „Sie ſollten phöniziſch können“, ſagt er beinahe vorwurfsvoll.„Phöntziſch, puniſch, altägyptiſch und altaſſyriſch ſind ungeheuer wichtig, wenn ſie auch der Vergangenheit angehören,“ meint er nachdenklich. „Man findet darin Kunſtſchätze, Kunſtſchätze...“ Ich weiſe beſcheiden auf die Kunſt unſerer Tage. Aber„Onkel Mezzofanti“ winkt abwehrend mit der Hand.„Das iſt keine Kunſt“, ſagt er entrüſtet.„Ge⸗ rade Striche und Farbenkleckſe kann feder Anſtrei⸗ cher machen. Aber Hieroglyphen! Machen Sie mal Hieroglyphen! Kommen Sie mir nicht mit heutiger Kunſt! Die Kunſt fängt erſt mit der Schwierigkeit an!“ Inzwiſchen ſchleppt er mit geheimnisvollem Ge⸗ ſicht einen ſchweren Schweinslederband herbei, ſo groß wie ein Reiſekoffer. Ein chineſiſches Lexikon. Wird von hinten aufgemacht und von unten geleſen. Obwohl das Flugweſen in Deutſchland voch nicht ſehr alt iſt, gibt es ſchon zahlreiche Ver⸗ kehrs⸗ und Sportmaſchinen, die durch die Technik überholt ſind und auf den„Schindacker“ gebracht werden müſſen. Auf dem Flugplatz Staaken bei Berlin befindet ſich bereits ein ſolcher Flugzeugfriedhof, wo die alten Maſchinen abgewrackt und verſchrottet werden. 1 Er murmelt irgend etwas, was wie tſching tſchang klingt, und behauptet, es wäre ein Gedicht„An die Kirſchblüte“. Dann erklärt er die chineſiſchen Buch⸗ ſtaben, die aus Silben beſtehen und immer ein Bild bedeuten...„Es iſt meine Lieblingsſprache“, fügt ex erläuternd hinzu. „Onkel Mezzofanti“ verſinkt in Erinnerungen. „Auf dieſem Sofa“, ſagt er nachdenklich,„haben ſchon Vertreter der verſchiedenſten Raſſen geſeſſen, Zigeu⸗ ner, Tſchervanen, Singaleſen, Somalineger, Chine⸗ ſen, Indianer uſw. Einmal aber brachte mich Käth⸗ chen arg in Verlegenheit. Käthchen machte die Tür auf und ſagte zu mir: da draußen ſteht wieder ſo ein Wilder! Und es war doch der Fürſt der Druſen vom Libanon!!! Sie müſſen wiſſen, Käthchen iſt ein wenig weltfremd“, fagte er treuherzig hinzu. „Dies iſt nun malaiſch“, ſagt„Onkel Mezzofauti“ herzlich, nachdem er ein japaniſches Gedicht zu Ende geleſen hatte und ein neues beginnt. Aber, bei Gott, ich könnte mich totſchlagen laſſen: ich merke keinen Unterſchied. Man kann nur vertrauensvoll glau⸗ ben, daß es ſo iſt. i Im ganzen ſind es 200 Sprachen, die er entziffern kann, von vorn geleſen, von links nach rechts, von hinten angefangen oder von unten nach oben. Als Kind hat er angefangen, zuerſt mit den„einfachen“ europäiſchen Sprachen und dann hat er für ſich wef⸗ tergearbeitet:„Onkel Mezzofanti“ wurde damals Oberlehrer. „Aber glauben Sie nicht, daß mein Fach Spra⸗ chen geweſen ſind“, ſagt er ſtolz,„nein, Mathematik und Phyſik habe ich unterrichtet... Sprachen nur ſo nebenbei... 12 verſchiedene in einer Woche.“ Und jetzt lebt er von ſeiner Penſion, und von den Ausländern, denen er die deutſche Sprache beibringl, irgendwo ſchlummern auch Bücher, die er ſelbſt ge⸗ ſchrieben hat, und über die die Zeit hinwegging So lebt„Onkel Mezzofanti“ hier ſein Leben in einer unter Staub und Ledereinbänden verborgenen Welt, die Laute, Lebensäußerungen und Träume⸗ reien von Menſchen aller Himmelsrichtungen in ſich trägt. Hauſt hier abſeits vom Heute; das Draußen berührt ihn kaum, und hat nur einen Wunſch: die Wichtigkeit dieſer Welt anerkannt zu ſehen und— ins Konverſationslexikon zu kommen. Manchmal miſcht er ſich auch unter die Straßen⸗ paſſanten.„Käthchen“, ſagt er dann,„Käthchen, welchen von meinen Regenſchirmen ſoll ich denn nun nehmen?“„Ach“, meint Käthchen und ſchüttelt miß⸗ billigend den weißen Kopf,„ſeit drei Tagen ſcheint doch ſchon die Sonne.“ Das Pflichtgefühl des kranken Artisten Das Publikum ſpricht von Artiſten ſtets nur mis einem leiſen Unterton der Geringſchätzung. Sie ſind ja die Nachfolger der fahrenden Leute. Und doch wird man lange ſuchen müſſen, um in der Maſſe der Men⸗ ſchen jemand zu finden, der das gleiche Pflichtgefühl aufweiſen kann wie jener franzöſiſche Jongleur, der kürzlich in das Marſeiller Krankenhaus eingeliefert wurde. In Nizza ſollte er zum letzten Male auftreten. Beim Ueben mit der Partnerin, mit der er wie mit einem Balle ſpielte, verſpürte er einen raſenden Schmerz im Leibe. Er ging zum Arzt. Dieſer ſtellte einen fünf Zentimeter langen horinzontalen Bauch⸗ muskelriß feſt:„Auftreten? Ganz unmöglich!“ Doch den Jongleur rief Pflicht. Was ſollte dar Veranſtal⸗ ter beginnen, wenn er wenige Stunden vor der Vor⸗ ſtellung die beliebte Nummer ſtreichen mußte? Nein, der Mann durfte nicht im Stich gelaſſen werden. „Rheumatiſche Schmerzen“, beſchied alſo der Jongleur den Unternehmer.„Selbſtverſtändlich trete ich auf.“ Vierzehn Tabletten Aſpirin ſchlugen den wahnſinni⸗ gen Schmerz nieder, und der Gürtel wurde über der Rißſtelle ſtraffer geſpannt. Der Jongleur trat auf. Er wirbelte ſeine Partnerin durch die Luft und das Publikum klatſchte wie beſeſſen Beifall. Dann mußte ſich der Kranke lächelnd verbeugen, während ihm ſchwarz vor den Augen war. Ein paar Stunden Ruhe nur, dann ging es zur Bahn. In Marſeille warteten doch die Leute auf das Auftreten des bekannten Jongleurs. Doch diesmal war die Natur ſtärker als der Menſch, und der Kranke brach zuſammen. Im Hoſpital wunderten ſich die Aerzte, daß ein Mann unter dieſen Umſtänden ſich überhaupt noch bewegen, geſchweige denn Kunſtſtücke ausführen konnte.„Die Pflicht verlangte es“, meinte der Jongleur einfach und bereitete ſich auf wochenlanges, unbewegliches Liegen vor. Die Anerkennung des Marſeiller Pu⸗ blikums wird das erſte Auftreten des Artiſten nach ſeiner Geneſung zum Triumph geſtalten. Das geſtörte Wannenbad Unter den zahlreichen Banditenſtreichen in Chicago war in der letzten Zeit eine zu verzeichnen, die wenigſtens nicht ganz ohne humoriſtiſchen Beige⸗ ſchmack iſt. Es handelt ſich um einen liſtigen Ueber⸗ fall auf den reichen Börſenagenten Haber, der nach vorteilhaft abgeſchloſſenen Geſchäften in ſeinem Radiozimmer ſaß und über den Vorträgen des Rund⸗ funkdienſtes eingeſchlafen war. Währenddeſſen hatte ſeine zehnjährige Stieftochter die Korridortüre einem Manne geöffnet, der in die Uniform eines Waren⸗ hausboten gekleidet war und der Herrin des Hauſes eine Hutſchachtel mit Inhalt überbringen wollte. Mit ihm zuſammen drangen zwei Helfershelfer in die Wohnung ein. Das erſte Opfer war der Börſen⸗ agent, der aus dem Schlafe geweckt wurde und einen koſtbaren Diamantring nebſt wertvoller Uhr ab⸗ liefern mußte. Die Banditen wünſchten dann die Herrin des Hauſes zu ſprechen. Trotz drohenden Revolvers gaben aber weder der Agent noch die Stieftochter Auskunft. Da verriet Frau Haber durch lautes Rufen ihren Aufenthalt ſelbex. Sie befand ſich in dem Badezimmer, das ſie nicht einmal ver⸗ ſchloſſen hatte. Als die Banditen eindrangen, war ihre erſte Handlung, mit einem durchdringenden Schrei aus der Wanne aufzuſpringen und die Fuß⸗ matte ſchützend vor ihre Geſtalt zu halten. Aber ſte durfte ſich beruhigen. Der eine der Banditen holte aus dem Schrank einen Abendſchal, in den Frau Haber ſich einhüllen konnte. Sie mußte dann den Weg zum Schlafzimmer führen und alle Fächer auf⸗ ſchließen, in denen ihre koſtbaren Schmuckſachen ein⸗ geſchloſſen waren. Die Banditen ſtopften ſich mit Ringen, Hals⸗ und Armbändern die Taſchen voll und führten die Frau galant wieder zum Badezimmer N Das Familienidyll war aber für dieſen Abend Zeſtört. Ein mißglückter Vombenanſch lag Ein dreiſter Bombenanſchlag, der dieſer Tage in Berlin in den Büroräumen der A. E. G. verſucht wurde, ſchlug fehl, ſodaß weder ein Menſchenleben zu beklagen iſt, noch nennenswerter Sachſchaden angerichtet wurde. In einem Vorraum, der zur Kaſſe führt, fand man drei Bomben, von denen s wei zündeten. Die Ladung war jedoch ſo min⸗ derwertig, daß es bei einem lauten Knall blieb. Als Täter wurde ein gewiſſer Hubatſch ermittelt, der früher bei der A. E. G. tätig war und daher mit der Oertlichkeit Beſcheid wußte. Er hatte ſich in die Räume eingeſchlichen. Man nimmt an, daß er den Plan hatte, die durch die Exploſion entſtehende Ver⸗ wirrung dazu auszunutzen, ſich des Lohngeldes zu be⸗ mächtigen. Als er ſah, daß ſein Anſchlag mißglückt war, floh er ohne jegliche Beute. Der Gräberſkandal in Frankreich um die Loretto⸗Höhe überführt, Friedhof La Maiſon Blanche, Gemeinde Neuville der größte deutſche Soldatenfriedhof in Frankreich. Hier wurden die Toten aus den Kämpfen deren Namen noch feſtgeſtellt werden konnten. Skandalöſe Vorgänge wurden bet der Umbettung von Soldatengräbern auf den nordfranzöſtſchen Schlacht⸗ feldern aufgedeckt. 2 Die franzöſiſchen Unternehmer. die mit der Umbettung beauftra t ware erſparten ſich die Ausgrabungsarbeiten und füllten viele Särge mit agen 5 2 gegenſtänden. An der Loretto⸗Höhe wurden Dutzende von Särgen feſtgeſtellt, . ſchließlich Militärſtiefel enthielten. Ausrü l die aß f 2 4 Freitag, den 20. Dezember 1929 dm he dae Neue Maunheimer Zeitung(Mittag⸗Ausgabe) 15. Seite. Nr. 591 mmm III Allerlei gute Dinge für den Weinnadtstisd! Ihren Festbr 1 a N f f 1 1 Aten Aten Gemiifliche Stimmung Dlalz- Wein- Verkauf Kaufe im Spezialgeschäff dein zum Hlttaguisch Welchofsfr. 17 S 2. 14 Bellen sir. 27 bringen h 5 255 Konfekimehl Pfd. 28 3 3 N 8 Tel. 257 10 a N Zum Abendtisch 1 Liköre, Weinbrände, Sp l: empfiehlt für die Fesflage bekannt besſgeſlegſe, reine Goldpuder 3 286 3 gen seinen Aufschnitt e Süd weine, Selle Ataman nnnannnneamn nnen nnn nmanbmtn nnn Blufenmehl 00 24 3 FFF Niesen-Auswehl, billige Preise Fag. und Flaschenweine—— 5 von Verkaulssfellen: Alden dudnmuganmamonagea munen unh MREBHILHANDLUNG A. 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