Apontſen GBadiſche Volkszeitung.) 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pig. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 8 Pfg. JIn ſerate: Die Colonel⸗Zeile... 20 Pfg. Auswärtige Inſerate. 25 Die Reklame⸗Zeile. 60 E G, 2. der Stadt Mannheim und Amgebung. (Mannheimer Volksblatt.) Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und verbreitelſte Zeikung in Alaunheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Aunahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 Uhr. — ZJür unverlaugte Maunſkripte wird keinerlei Gewähr geleiſtet.. Telegramm⸗Adreſſe: „Jourual Mannheim““ Telephon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckeret⸗Bmeau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten Nedaäktioag Gpebitinnßn Filiale(Friedrichsplatz) 815 E 6, 2. 34¹ 108. Deutſcher Reichstag. (46. Sitzung.) W. Berlin, 4. März. Das Haus beginnt die zweite Beratung des Heeresetats nebſt den dazu eingebrachten Reſolutionen, nämlich: 1) eine Reſo⸗ lution jckhoff⸗Müller⸗Sagan betreffend freie Bahnfahrt der Heimatsurlauber; 2) eine analoge Reſolution Beumer(natl.); 8) eine Reſolution Auer(Soz.), in welcher die Vorkage einer Denkſchrift über die Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen bei den Verträgen mit den Unternehmern und Lieferanten für das Heer und die Marine verlangt wird; 4) eine Reſolution der Nationalliberalen, betreffend Heberbürdung und unzulängliche Löhnung der Unteroffiziere. Müller⸗Fulda(Ztr.) gegründet die von der Kommiſſion vorgenommenen nicht weſentlichen Abſtriche. Was die für das nächſte Jahr zu erwartende Militärvor⸗ lage anlange, ſei es ausgeſchloſſen, daß eine Vermehrung der Heeres⸗ präſengſtärke die Mehrheit im Hauſe finde. Es könne ſich bei einer ſolchen Vorlage nur um eine organiſche Weiterentwickelung handeln. Bebel(Soz.) gibt ſeiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß in der Frage der Rilitäriſchen Mißhandlungen jetzt bis in die Kreiſe der Rechten hinein die Ueberzeugung Platz gegriffen habe, daß etwas geſchehen müſſe; obwohl die beantragte Reſolution zu dieſer Frage Loſt bei einem ſpäteren Kapitel erörtert werden ſolle, müſſe er doch jetzt ſchon einige Bemerkungen dazu machen. Der Kriegsminiſter habe neulich angedeutet, daß die Soldaten von den Sozialdemokraten an einem gewiſſen paſſiven Widerſtande angereizt Davon würden. könne tatſächlich keine Rede ſein, denn Eder Sozialdemokrat und jeder Soldat wiſſe, daß dem Vorgeſetzten gegenüber ſolchem paſſiven Widerſtande genug Mittel zu Gebote ſtänden, den Betreffenden zu„triezen“. Hegreiflich iſt es, daß auch in oberen Kreiſen ein gewiſſes Mißbehagen Arn ſich greift, und daraus iſt es auch zu verſtehen, daß der Kriegs⸗ miniſter neulich gebeten hat, nicht immer den in die Oeffentlichleit elangenden Kritiken inaktiver Offiziere Glauben gu henken. Dieſe Kritiken ſind der Heeresverwaltung offenbar be⸗ ſonders unbequem. Man munkelt, daß eben durch dieſe Veröffentlich⸗ ungen der Offisiere an vielen Stellen lebhafter Unwille hervor⸗ gerufen worden ſei, und daß ſich dieſer Unwille zu einer Kabi⸗ ettsordre verdichtet haben ſolle, in der in ziemlich ſcharfen Worten dieſen Herren das Einſtellen der Schriftſtellerei empfohlen Wurde. In Frankreich denkt man anders, da haben gerade ſolche Kritiken der Armee außerordentlich zum Vorteile gereicht. Es iſt das umſoweniger angezeigt, je mehr die Umwälzungn in der Organi⸗ ur des Heeres ſich neuerdings häufen, und je mehr ſich die Armee n ihrem Gefüge heutzutage von derjenigen vor 30 Jahren unter⸗ ſcheidet. Damals ſetzte ſich das Heer hauptſächlich zuſammen aus Elementen, die der Landwirtſchaft angehörten und die zweifellos egenüber der induſtriellen Bevölkerung als inferior anzuſehen ſind. Lachen rechts und in der Mitte.) Selbſt Caprivi hat anerkannt, daß die Sozialdemokraten die beſten Soldaten ſind, und das iſt richtig. Die Sogialdemokraten ſind zwei⸗ fellos von höherer Intelligenz.(Stürmiſches Ge⸗ lächter.) Jawohl, um Sozialdemokrat zu ſein, muß man ſchon eine höhere Intelligenz beſitzen.(Erneute ſtürmiſche Heiterkeit.) Freilich bekommen Sozialdemokraten keine Gefreitenknöpfe, und das trägt nicht dazu bei, die Qualität des Heeres zu heben.(Lachen.) Unver⸗ einbar iſt auf der einen Seite das Verlangen nach Kadavergehorſam, guf der anderen Seite die Notwendigekit, daß der Mann in jeder Lage ſich zu helfen verſtehe und wiſſe, was er tun muß. Die Aus⸗ Die Jamilie von Horfl. Roman von E Karl. Nachdruck verboten. 63)(Fortſetzung), „Ich bin eigentlich ein eitler Narr. Erſt ſeit einem halben Jahr erhalte ich ſoviel Gehalt, um von der Taſche des braven Juſtizrats los zu ſein und vede ſo zu Dir, die Du jetzt frei und ſelbſtändig gaſtehſt. Es iſt Vermeſſenheit, Ruth, aber meine Worte gingen aus dem Gefühl hervor, daß mein ganzes Leben nur Dir gehören darf.“ Ueber Ruths Geſicht flog ein Schatten.„Laſſen wir die Zukunft kühen! Ich verlange keinen Dank, nur ein bischen Zuneigung, und die ſchenkſt Du mir ja.“ Sie zog ſchnell den Schleier vor das Geſicht und bot ihm die Hand. „Lebewohl, Rudi— Vetter Rudi! Auf Wiederſehen bei Tante Helbing! Ich hoffe, die Zeit kommt, die Dich auch wieder in mein daus führt.“ „In Dein Haus mit Freuden, in Deine Geſellſchaft nie— das iſt vorbei!“ Er küßte noch einmal ihre Hand, und Ruth verließ, ſeine Be⸗ gleitung zurückweiſend, das Haus. In ſtiller Abendſtunde ſaß Rudi wieder an ſeinem Tiſch und ſchrieb an Oberſt von Lenz. Er ſchrieb und rechnete lange, dann enzlich erhob er ſich mit einem Ausdruck der Befriedigung im Geſicht. Als Rudi den Brief geſchloſſen hatte, um ihn am nächſten Mor⸗ gen ſogleich auf das Poſtanit zu tragen, machte er noch einen langen Spaziergang durch die Straßen der Stadt. Ihm war ſo froh, ſo ſeicht zu Mut. Er wußte, daß der erſte Schritt zu ſeiner Rehabi⸗ litierung in der Heimat geſchehen war. Das lag in den Verhält⸗ Uiſſen, aber die Zeit würde kommen, da er es abzahlen konnte. Sein Prinzipal hatte außerordentliches Zutrauen zu ſeiner Leiſtungs⸗ ſehigkeit. Jetzt ſchon wurde er ſtets gerufen, ſobald es ſich um eine beſonders ſchwierige Aufgabe, oder ein ſehr wichtiges Bild handelte, Samsicg 5 Ai ttaablatt. ildung iſt zu ſehr auf die Parade zugeſchnitten. Im Zuſammenhang hiermit kommt Redner wieder zurück auf die Mißhandlungen, die mit verſchuldet würden durch die mangelhafte Aufſicht und deren zu milde Ahndung. Er berührt dabei auch die Häufung von Selbſt⸗ morden, das Beſchwerdeweſen, welcher Mut dazu gehöre, ſich zu beſchweren. Redner verweiſt weiterhin auf die„epſtklaſſigen Men⸗ ſchen“ des Grafen Baudiſſin. Wäre nicht wahr, was Graf Baudiſſin geſchrieben(Rufe rechts: Ein Lump!) Ich konſtatiere, daß Sie einen Mann aus einem der älteſten Adelsgeſchlechter einen Lump nennen! Wäre nicht wahr, was derſelbe über Zuſtände in den Offi⸗ gierskreiſen ſchreibt, müßte doch der Kriegsminiſter ſofort eine An⸗ klage herbeiführen.(Nicht Militär!) Ach, das iſt doch kein Hindernis, einen Weg zu finden! Weiter verbeitet ſich Redner im Anſchluß an das Baudiſſinſche Buch über den Luxus in der Armee, die Offi⸗ ziersſchulden, dann über die ſortgeſetzten Uniformänderungen, die Kummerfalte, die elektriſche Helmſpitze, die Litzen und Schnüre. Im Volke herrſche die Anſicht, daß, wenn im Ernſtfalle unſere Armee ebenſo geführt werde, wie bei den Manövern, uns dann die Nieder⸗ lage gewiß ſei. Die Schauſtellungen ſeien heute die Hauptſache. Weiter entwickelt Redner ſeinen bekannten Stand⸗ punkt zu gunſten des Milizſyſtems. Redner hatte über zwei Stunden lang geſprochen. Preußiſcher Kriegsminiſter v. Einem: In ſeiner zweieinhalbſtündigen Rede hat der Abg. Bebel wohl alle Dinge, die in der Armee vorkommen können, von der Geburt des Rekruten bis zu ſeinem Ausſcheiden aus der Armee geſchildert. Ich weiß nicht, ob ich imſtande ſein werde, ihm auf dieſen Pfaden ganz zu folgen. Einen großen Teil der Zeit hak er bamit ausgefüllt, daß er geſagt hat: Ich weiß es nicht, aber es iſt mir berichtet worden, ich habe es gehört, es ſind unerhörte Zuſtände, es ſoll dies und dies vorgekommen ſein, beſtimm: verſichern kann ich es nicht. Denken Sie ſich, wenn ich derartige Beſchuldigungen gegen ein Mitglied der ſozialdemokratiſchen Partei oder dieſe ſelbſt richtete! Ich bin überzeugt, Herr Bebel würde, bewaffnet mit dem Panzer der ſittlichen Moral, mit dem Schwert der ſittlichen Entrüſtung auf mich eindringen.(Heiter⸗ keit.) Alle dieſs ollen Kamellen(Lärm der Sozialde⸗ moökraten, Zuruf. Keine eingzigel)— Ich ſage, dieſe ollen Ka⸗ mellen von dem Diviſionskommandeur in Allenſtein, deſſen Bruder ein Lehrer war, und von der entrüſteten Frau Komman⸗ deuſe, das iſt doch der einfachſte bare Unſinn. Herr Bebel weiß doch ſo Beſcheid in der Armee.(Heiterkeit.) Er mußte da doch wiſſen, daß in Allenſtein kein kommandierender General iſt.(Heiterkeit.) In Königsberg iſt einer, aber wenn er ſich informiert hätte, würde er wiſſen, der Diviſtonskomman⸗ deur hat nicht den blauen Brief bekommen, ſondern iſt Gene⸗ ralgeworden.(Hört, hört! und Heiterkeit.) Ich komme gleich, um das auf einmal abzumachen, auf den kommandieren⸗ den General v. Biſſing. Herr Bebel ſagt, von ſechs Seiten ſei ihm berichtet worden. Mir iſt von keiner Seite berichtet worden, ich weiß nichts davon.(Heiterkeit.) Auch im Militärkabinett weiß man nichts davon. Er iſt nicht vor ein Kriegsgericht geſtellt, was hätte geſchehen müſſen, wenn eine Anzeige erſtattet wäre. Ich weiß von der Sache garnichts.(Hei⸗ terkeit.) Nun hat Herr Bebel ſeine große Befriedigung darüber ausgeſprochen, daß jetzt das ganze Haus von der Linken bis zur Rechten der Meinung und auch die Regierung werktätig eingeſchritten ſei, daß die Mißhandlungen ausge⸗ des Natürlichen, Zufälligen zu geben. Von ihm geſtellte Gruppen wirkten wie Genrebilder, man glaubte entweder die wirkliche Narur oder die Hand eines Künſtlers darin zu ſehen. Sein Lieblingsfeld aber blieb die Landſchaft. In dem großen Atelier gab es Apparate der verſchiedenſten Art und von vorzüglicher Beſchaffenheit. Der wohlhabende Beſitzer ſetzt ſeinen Stolz darin, mit der Zeit vorwärts zu ſchreiten und ſich keine neue Erfindung entgehen zu laſſen. Und Rudi war ſelbſt ein erfen⸗ deriſcher Kopf. Er photographierte intereſſante Wolkenbildungen und fügte ſie den Anſichten bei, wobei er mit feinem Verſtändnis die Lichtwirkung berechnete. Ihm ſchwebte in bezug auf photographiſche Darſtellungen ein Ideal vor, dem er unentwegt nachſtrebte, dem näher zu kommen er jede freie Minute berwendete. Er wollte nicht nur ein getreues Abbild der Natur geben, er wollte wirkliche Kunſt⸗ blätter ſchaffen, denen auch das nicht fehlte, was die Maler „Stimmung“ nennen. Er begann die einzelnen Partien der Platte verſchieden zu belichten und erzielte damit jetzt ſchon vorzügliche Re⸗ ſultate. Als Verſuchsobjekte dienten ihm Aufnahmen, die er ihm verfloſſenen Herbſt gemacht hatte,— alſo ein Jahr nach ſeinem Ein⸗ tritt in das Atelier. Sein Prinzipal ſprach ſich in lobender Weiſe aus und ſagte ihm, er beabſichtige, ihn ſpäter in einer Weiſe an ſich zu feſſeln, die ſie Beide befriedigen würde. Einſtweilen beabſichtige er, ihm für den nächſten Winter ſeine Vertretung im Atelier zu übertragen. Er hoffe ſeinen lange gehegten Wunſch, einen Winter im Süden zu verleben, jetzt erfüllen zu können. Rudi möge ſich im nächſten Halbjahr mit der Geſchäftsführung vertraut machen. Das war frohe Zeit, und Rudi fühlte ſich ſeitrdem wie innerlich gewachſen. Erſt ein einhalb Jahr war er in dem neuen Beruf, und ſchon wurde ihm ein ſolcher Vertrauenspoſten in Ausſicht geſtellt. Er hatte ſich mit ſeinem Prinzipal von Anfang an ſehr gut geſtanden; der taktvolle Herr hatte auch im„Lehrling“ den fein⸗ gebildeten Mann reſpektiert und ihn im letzten Halbjahr entſchieden zit ſich herangezogen. Nach ſeinen früheren Schickſalen fragte er rottet werden. Die Militärverwaltung hat immer auf dem Standpunkt geſtanden(Zuſtimmung), und ich nehme an, jeder⸗ mann hat hier die Mißhandlungen ſtets verur⸗ teilt.(Zuſtimmung.) Ich glaube nicht, daß die Sozialde⸗ mokratie hierin die führende Partei geweſen iſt.(Beifall.) Das muß einmal ausgeſprochen werden. Ich glaube ſogar, keine Partei hat weniger Veranlaſſung anzunehmen, daß ſie mitge⸗ wirkt hätte oder mitwirken könnte auf Beſſerung der Zuſtände der Armee, als die ſozialdemokratiſche.(Stürmiſcher an⸗ dauernder Lärm der Sozialdemokraten.) Unterbrechen Sie mich doch nicht, Sie kommen doch ſpäter noch dran. Haben Sie denn nicht auf dem Parteitag in Dresden(lautes Gelächter der Sozialdemotraten) Ihre wahre Meinung zum Ausdruck ge⸗ bracht? Wollen Sie jetzt verleugnen?(Lärm der Sozialdemo⸗ kraten.) Alſo bitte, wenn eine Partei, wie Sie auf dem Dres⸗ dener Parteitag erklärt:„Die Gegenſätze innerhalb des Volkes werden ſich nicht mildern, ſondern werden ſich ſtetig verſchärfen,“ wie können Sie dann eigentlich darauf rechnen, daß friedliche geſunde harmoniſche Zuſtände im Heere herrſchen? (Sehr richtig!) Denn in dieſes Heer kommen Angehörige aller Kreiſe, aller Stände, ſie müſſen ſich dort unterordnen, ſie müſſen dort miteinander verkehren. Wenn aber Leute dorthin kommen, die verhetzt ſind, dann werden die Gegenſätze dort auch auf⸗ einanderplatzen, und deshalb ſage ich: Keine Partei hat weniger Veranlaſſung zu glauben, Beſſerung erzielt zu haben, als die ſozialdemokratiſche.(Lebhafter Beifall.) Der Kriegsminiſter verlieſt aus Anträgen zum ſozialdemokratiſchen Parteitag:„Es gilb unter den Proletariern vor ihrem Eintritt in die Armee Propaganda für den Sozialismus zu machen.(Hört, hört!) Es gilt, ſie über ihre Pflicht gegen den ſogenannten innern Feind aufzuklären.“(Hört, hört! anhalten⸗ der Lärm der Sozialdemokraten. Sie rufen: Iſt über dieſe Anträge abgeſtimmt worden? Der Präſident ſchafft mühſam Ruhe.) Wenn ſo und ſo viele auf einmal ſprechen, dann kann ich nicht hören, dann kann ich nicht antworten.„ Ich folge in meiner Erwiderung Herrn Bebel, ſo gut es geht in chronologiſcher Reihenfolge, und berühre jetzt die Kritiken der in⸗ aktiven Offiziere. Ich ſagte darüber ſchon bei der erſten Beratung: „Wenn nun auch Kritiken, wie geſagt, natürlich ſind, ſo möchte ich doch die Herren bitten, nicht nur immer die Kritik der nicht mehr im Dienſt befindlichen Offiziere als richtig anzuſehen. Verlaſſen Sie ſich auch auf die Offiziere, die ihren hohen Vorgeſetzten und ihrem eigenen Gewiſſen verantwortlich ſind für die kriegsmäßige Aus⸗ bildung ihrer Truppenteile.“ Das Recht zur Kritik der in⸗ aktiven Offiziere wird in keiner Weiſe durch dieſe Worte beein⸗ trächtigt. Ich ſage ſogar, wir können ihre Kritik zum Segen der Armee in keiner Weiſe entbehren, und ich ſage weiter: die inaktiven Offiziere haben uns in ganz außerordentlichem Maße auf allen möglichen Gebieten der Organiſation, der Ausbildung, der Er⸗ findungen, des Fachweſens uſw. genützt. Es richtet ſich meine Bitte nur dahin, Kritiken zu vermeiden, die verhetzend wirken, die in das Volk hinein Aufregung und den Glauben hinein⸗ bringen, daß die Armee nicht mehr ſo tüchtig ſei, als wie ſie ſein müßte zur Sicherheit des Vaterlandes. Wenn Herr Bebel ſagt, daß in Frankreich die Generale größere Freiheit hätten, ſo iſt das möglich; aber wir brauchen noch lange nicht alles einzuführen, was in Frankreich Mode iſt. Der franzöſiſche Kriegsminiſter verſteht aber noch erheblich weniger Spaß als wir; die Verſetzung nach Algier iſt da ziemlich ſicher. Dat 2 17N 8**— 5—— 7*—— denn niemand verſtand es ſo gut, wie er, einer Gruppe den Scheinnicht; daß er irgendwo Schiffbruch erlitten haben mußte, lag auf der Hand. An alle dieſe Dinge dachte Rudi, während er durch die Straßen ſchritt und faſt unbewußt den Weg nach Ruths Wohnung einſchlug. Sein Herz war voll von Dankbarkeit und Verehvung für ſie, und daß er ſie heute in die Arme ſchloß, war nur der Ausdruck ſeiner unmittelbaren Empfindung geweſen. Seine Braut hätte er ſie frei⸗ lich nicht nennen dürfen. Wie lange Zeit mußte noch vergehen, ehe er daran denken durfte, einen eigenen Hausſtand zu gründen. Zu⸗ nächſt mußte alles abgezahlt werden, was andere für ihn verauslagt hatten, ſo nur konnte er ſich frei fühlen, und dann mußte er ſeiner Frau eine Stellung bieten können, in der ſie nichts aufgab. Das konnte noch zehn Jahre dauern. Vielleicht war Ruth dann anderen Sinnes geworden, vielleicht hatte ſie einen der vornehmen Herren geheiratet, die in ührem Hauſe verkehrten. Sie hätte auch den Platz einer Gräfin würdig ausgefüllt, und ihre altadelige Geburt durfte ſelbſt in der exkluſiveſten Familie ihr den Weg ebnen. Er ſtand vor ihrem Hauſe und ſchaute zu dem allein noch er⸗ hellten Zimmer ihres Privatzimmers hinauf. Liebte er ſie eigent⸗ lich? Sie war ihm in dieſen zwei Jahren, ſeit ſie die Heimat ver⸗ laſſen hatten, das Teuerſte auf der Welt geworden, aber Liebe— Leidenſchaft—2 Nein, die hatte wohl noch ein anderes Geſicht Und droben ſaß Ruth hinter ihrem Rechnungsbuche und hielt die Feder läſſig in der Hand, ohne zu ſchreiben. Auch ihre Gedanken flogen zu Rudi, deſſen Nähe ſie nicht ahnte; aber es zuckte traurig über ihr Geſicht, während ſie den Kopf ſchwer in die Hand ſinken ließ, Immer dieſelben Worte waren es, die in ihr wiederklangen:„Ich fühle, daß mein Leben nur Dir gehören darf!“ Darf, darf— das war es, was ihr wehe tat Nur das Pflichtgefühl feſſelte ihn an ſig — an ſie, von der er wußte, daß ſie ihn liebte. 75 5. 5 Der Oberſtleutnant von Horſt ſchloß ſein Buregu und ging in ſeine Privatwohnung hinauf. Sie beſtand nur alls drei Zimmern, von denen zwei recht klein waren, und die früher ſchon etwas ber⸗ blichene Eleganz der Einrichtung ſah ſtellenweiſe ziemlich faden⸗ * Wrweräf. yzeteru Maumfeim, 5. März. nicht ſagen, daß ein intelligenter Sozialdemokrat nicht mit größerer Leichtigkeit das lernt, was im Dienſte von ihm verlangt wird; er iſt ein guter Soldat, ſolange es ihm paßt. Wenn aber mühſame Zeiten kommen, wie im Herbſt, wie ſieht es dann mit der Geſinnung eines noch ſo intelligenten Soldgten aus, welcher ſagt:„Nein, nun will ich aber nicht mehr.“ Die Geſinnung macht den Soldaten. Ueber die militäriſche Intelligenz der Sozialdemokraten hat mich ein Inſerat belehrt, welches zur Wahl auffordert: Wählt., er iſt Feldwebel der Reſerve und geeignet, im Feuer ein Bataillon zu führen. Das Führen eines Bataillons iſt ſchwerer, als Sie denken.(Bebel ruft: Ich habe das garnicht geſagt! Heiterkeit.) Bezüglich der Beſchwerde Bebels über die Unterlaſſung von Beförderungen ſozialdemokratiſcher intelligenter Soldaten zu Unter⸗ offizieren befolgen wir das Beiſpiel der Linken, wo alles, was micht waſchecht iſt, ob intelligent oder nicht, munter hin⸗ ausfliegt.(Große Heiterkeit.) Die Behauptungen von der Pa⸗ rade bei den Beſichtigungen entſprechen keineswegs der Wahrheit. In betreff der Strafen hat der Kaiſer angeordnet, daß Statiſtiken über Strafen verboten ſind. Er will ſeine Offiziere nicht beurteilt wiſſen nach der Zahl der Strafen, ſondern nach dem Zuſtande und den Leiſtungen der ihnen anvertrauten Truppe. Die Beſchuldigungen in„Jenaoder Sedan“ ſind durchaus romanhaft. Uebrigens iſt die Ehre unſerer Armee bei Jena völlig intakt geblieben. Der Zuſammenbruch des Staates erfolgte ſpäter. Heute wäre ein Jena unmöglich, wenn nicht etwa von einer gewiſſen Partei dem Volke aller Patriotismus aus der Bruſt heraus⸗ geriſſen und die rote Fahne der Sozialdemokratie uns nach Jena führen würde.(Beifall rechts, Unruhe links.) Herr Bebel ſagt, der Erbprinz von Sachſen⸗Meiningen ſei verabſchiedet, weil ex eine Verfügung erlaſſen habe gegen die Mißhandlungen. Wen Se. Majeſtät als kommandierenden General anſtellt oder verabſchieden will, iſt vollkommen eine Vertrauensſache und eine Angelegenheit Sr. Majeſtät(ſehr richtig!), und ich lehne es vollkommen ab, darüber irgendwie zu ſprechen(Lachen der Sozial⸗ demokraten), auch ſchon deshalb, weil mir nichts von dieſer Sache bekannt iſt. Außerdem bemerke ich, daß der Erbprinz von Sachſen⸗ Meiningen nicht verabſchiedet, ſondern als Armeeinſpekteur angeſtellt iſt. Daß den Heidelberger Fall das Volk nicht verſtehen ſoll, wundert mich gar nicht; denn in den ſozialdemokra⸗ tiſchen und ſonſtigen Blättern, die ſehr links ſtehen, war geſchildert worden, es ſei ein Fall, wo junge Leute, etwas verwildert durch das Manöver, ganz harmloſe Streiche ausgeführt und einige Unteroffiziere verprügelt hätten. Hätten Unteroffiziere ſich zu⸗ ſammengetan und hinterrücks Soldaten überfallen und ſo mißhandelt, Sie(zu den Sozialdemokraten) hätten keine Worte gefunden, um dieſes Verbrechen zu kennzeichnen. Mörder, feige Mordbuben, hinter⸗ liſtige Bande(ſehr wahr!) hätte es geheißen. Es war kein harm⸗ loſer Scherz, ſondern das war Meuterei, das ſchwerſte Vergehen, das es in der Armee überhaupt geben kann. Sie machen den Mili⸗ tarismus dafür verantwortlich. Glauben Sie, der Reichstag, der das Strafgeſetzbuch für die Armee gemacht hat, ſei weniger kenntnis⸗ reich geweſen als Sie? Er wollte ein Geſetz machen für eine Armee, die ſoeben einen großen blutigen Krieg ruhmreich zu Ende geführt hatte, auf Grund deſſen das Deutſche Reich entſtand. Daß dieſer Reichstag Milde walten laſſen wollte, liegt auf der Hand, aber er hat ſich auch geſagt, daß die unvergleichlichen Erfolge dieſer Armee be⸗ gründet waren auf der Disziplin, und dieſe muß für alle Fälle bewahrt werden.(Beifall,) Es handelt ſich um den Lebensnerv der Armee und an den wollen wir uns nicht kommen laſſen.(Beifall.) Herr Vebel hat dann gemeint: Was ſagt der Kriegsminiſter zu Pirna? Da hat er uns erzählt, ein zweites Forbach das gäbe es nicht, und nun iſt Pirna da. Meine Herren, wenn er Pirna mit Forbach vergleicht, dann hat er Forbach überhaupt gar nicht verſtanden. In Forbach war leider ſo ziemlich alles faul. Wenn Herr Bebel mich in der Kommiſſion nach Pixrna gefragt hätte, das mich notabene als preußiſchen Kriegsminiſter gar nichts angeht, wenn er mich dort gefragt hätte, wo wir ſozuſagen unter uns jungen Mädchen waren(Heiterkeit), dann hätte ichklar und deutlich ihm Auskunft gegeben. Aber hier in der allgemeinen Oeffentlichkeit, wo Damen unter den Zuhörern ſind, iſt es mir nicht angenehm. Wenn er aber wiſſen ſwpill, wie ich es meine, ſo verweiſe ich ihn auf die Worte des ſterbenden Valentin, die er an Gretchen richtet im Fauſt, da kann er es nachſehen, da ſteht es ganz deutlich geſchrieben, (Heiterkeit.) Dann das berüchtigte Buch des Grafen Baudiſſin. Ohne weiter darauf einzugehen, möchte ich bloß die Frage an die Herren richten: Glauben Sie denn, daß ſolche Zuſtände, wie ſie in dem Buch geſchildert ſind, in der Armee exiſtieren? Sie glauben es nicht. Da wird mir zugenickt. Wenn Sie das glauben, was in dem Vuch ſteht, daß es bei uns ſo zugeht, dann ſind Ste Philiſter(große Heiterkeit), dann ſind Sie keine revolutionäre Partei.(Große Heiterkeit und Beifall. Lachen und Lärm der Sozialdemokraten.) Aber ich bitte Sie doch, wwenn ſolche Zuſtände wären, dann brauchten Sie ja nur mit dem Finger zu winken und Sie hätten Ihren Zukunftsſtaat.(Heiterkeit und Beifall.) Mit einer ſo korrumpierten Geſellſchaft da würde man allerdings ganz leicht fertig werden. Es iſt aber nicht ſo, und Sie glauben es auch nicht und Sie winken auch nicht mit dem Finger.(Sehr gut!) Und da kommt mir eben ins Gedücht⸗ nis— Sie werden ja vielleicht wieder ein großes Gelächter erheben —: auf Ihrem Dresdener Parteitaa hat Herr Behel geſagt: das ECCCCcC ĩ ˖ letzte Bollwerk, die Armee, wankt ſchon! Daran iſt zweierlei falſch. Erſtens iſt die Armee, Gott ſei Dank, nicht das letzte Bollwerk, ſondern das letzte Bollverk des Staates, das ſind (Stadthagen ruft: Die Junker! Große Heiterkeit)— ich habe höhere Begriffe— das ſind nach meiner Meinung die köſtlichen Schätze, die in Bürgerkreiſen und in Arbeiterkreiſen und im Adel und wohin Sie blicken. Gottesfurcht und Vaterlandsliebe und Königstreue, noch vorhanden ſind(lebhafter Beifall), und mit dem Sie noch viele Kämpfe haben perden. Dann kommt erſt die Armee, und wenn Herr Bebel meint, dieſe Armee wanke, dann iſt er im Irrtum, denn ſie iſt begründet auf einem Offizierkorps, das, mögen Sie es anfeinden, wie Sie wollen, trotzdem feſtſteht. Um ſo bedauerlicher iſt es, wenn ſolche Angriffe, wie im Simpli⸗ ziſſimus, erfolgen, die geeignet ſind, alle Ideale zu ertöten. Freilich muß der Offizier erſt ſeinen Veruf in ſchwerer Arbeit er⸗ lernen und ſich ſagen: Was du ererbt von deinen Vätern haſt, erwirb es, um es zu beſitzen. Manöverkritiken ſind ſehr billig. Gewiß bin auch ich nicht immer mit der Anlage und der Durchführung eines Manövers einverſtanden. Aber ich ſage mir: ich kenne vielleicht nicht alle Vor⸗ ausſetzungen, unter denen gehandelt werden muß. Was das Heer zuſammenhält, iſt die ritterliche Pflicht, den Dienſt zu tun aus Freude am Vaterlande.(Lebhafter Beifall.) Frhr.v. Heyl(utl.) hält der Sozialdemokratie vor, daß der Kriegsminiſter nach ſeinen eben gehörten Erklärungen die Kritik an ſich durchaus gelten laſſe, während die Sozialdemokratie ſelbher nicht einmal Herrn Schippel Meinungsfreiheit gewährte. Weiter tritt Redner ein für die Wiederherſtellung der von der Budgetkommiſſion geſtrichenen Unteroffizierſtellen und befürwortet eine von ihm beantragte Reſolution, die Regierung um Erwägung darüber zu erſuchen, inwieweit die Gewinnung einer ausreichenden Zahl von Unteroffizieren für die Armee und Flotte durch Ueherhürdung des Einzelnen infolge ungleichmäßiger Verteilung der dienſtlichen Ob⸗ liegenheiten oder durch uneſtlänaliche Löhnungsverhältniſſe erſchwert wird, und tunlichſt bald Verbeſſerungsvorſchläge an den Reichstag gelangen zu laſſen. v. Normann(kf.) wirft dem Abg. Bebel vor, die Zuſtände in der Armee von einem ganz einſeitigen Standpunkte zu betrachten. Seine eigene Partei bringe dem Unteroffizierſtande ungeſchmälertes Vertrauen entgegen. Um den Mißhandlungen zu ſteuern, ſei das beſte Mittel Beſſerſtellung der Unteroffiziere. Auch der Offizierſtand verdiene nach wie vor Vertrauen. Müller⸗Meiningen(Frſ. Vp.): Die Vorgänge von 1806 hat der Kriegsmintſter ganz falſch ge⸗ ſchildert. Wir waren in unſerer Armee damals auf den Lorbeeren des Großen Friedrich eingeſchlafen; ohne das liberale Bürgertum und ahne das Bauerntum ſwäre der Stgat jämmerlich zu Grunde gegangen. Gegen den Willen des Königs hat ſich das Volk im Jahre 1813 erhoben und hat den Staat wieder heraus⸗ gehauen. Was die Kritik angeht, ſo iſt ſicher, daß Unzufriedenheit unter dem Offiszierſtande wie noch nie herrſcht über die ewige ne r5 ſe Abänderungsſucht. Die Armee gehorcht, aber ſie räſonniert. Redner beleuchtete weiterhin beſonders die Aende⸗ rungen in der Bekleidung und die Ausgaben, die ſie den Offizieren koſte einſchließlich der Reſerpeoffiziere. Er ſei nicht Peſſimjſt und glaube nicht, daß wir nach Jena kommen; aber ſpo die Kritik ange⸗ bracht ſei, könne dieſelbe nur Nutzen ſchaffen Kriegsminiſter v. Eine Bei Jena war unſere Armee der neuen Kriegsweiſe des Gegners tatſächlich nicht gewachſen. Sie ſtand damals nicht auf der Höhe der kriegsmäßigen Ausbildung, Was 1813 anlangt, ſo war der da⸗ malige Aufſchwung des Volkes das Großartigſte, was jemals ein Volk leiſten kann. Die Einführung der Schnüre an den Paletots habe ich als Miniſter unterſchrieben, weil tatſächlich der Offizier im Paletot in ſeinem Range ſonſt nicht erkannt werden kann. Der Miniſter ſucht dann noch verſchiedene Aenderungen in der Klei⸗ dung als zweckmäßig zu rechtfertigen. Es ſei alles praktiſch, auch wenn, wie er zugebe, vieles eine Zutat zur Uniform ſei. Einen ſo tiefgreifenden Charakter aber, wie der Abg, Müller(Meiningen) es darſtellt, hätten dieſe Aenderungen nicht. Man ſagt, ein Angeſtellter des Warenhauſes für Armee und Marine ſolle fortgeſetzt tätig ſein, um mit großem Erfindungseifer Neuerungen aufzubringen. Ich kenne den Herrn nicht, wir beſchäftigen den Herrn zu dieſem Zwecke auch gar nicht.(Heiterkeit.) Wenn er mir damit aber käme, ſo würde er ſchneller aus der Tür hinauskommen, als er hereinkam. Wenn in Offizierskreiſen Unzufriedenheit zu merken ſei, ſo habe ſie gewiß nicht den tiefgreifenden Charakter, der ihr der Abg. Müller(Meiningen) zuſpreche. Die Offiziere mögen raiſonnieren, aber ſie gehorchen, und der Staat wird dadurch nicht gefährdet. Bayeriſcher Generalmajor v. Endres erklärt gegenüber einer Bemerkung des Abg. Müller(Meiningen): Bahern iſt nicht verpflichtet, al le Uniformänderungen EN ſcheinig aus. Es wurde ja im Hauſe unendlich geſpart, aber leider, weil weder Mann noch Frau es richtig anfaßten, nicht immer am rechten Ort. Beide entbehrten viel und hatten das Gefühl erbärmlich zu leben und doch hatte der Oberſtleutnant nach zwei Jahren wenfg mehr als die Hälfte von dem zuſammengebracht, was er ſich vor⸗ genommen hatte. Er war ganz weiß geworden, und hatte ſich eine kurze, wortkarge Redeſweiſe angewöhnt. Nur ſeiner Frau, ſeiner geliebten, beklagens⸗ werten Konſtanze gegenüber ſchmolz ſeine Stimme in Weichheit. Er redete mit ihr, wie mit einer Kranken. Und Frau von Horſt hatte wirklich lange den Eindruck einer ſolchen gemacht. Sie, die nie ein wirkliches Unglück erlebt und unter halb eingebildeten Fatalitzten ſchon ſchwer gelitten hatte, war unter dieſem erſten ſchweren Schick⸗ ſalsſchlag zuſammengebrochen. In den erſten Wochen, ſolange Ruth noch da war, und die Unruhe des Umzuges ihr wenig Zeit zum Nach⸗ denken ließ, hielt ſie ſich, dann aber kam eine Zeit körperlicher und ſeeliſcher Erſchlaffung, die in völlige Lethargie ausartete. (Fortſetzung folgt.) Buntes Neuilleton. — Bertkold Auerbach als Burſchenſchafter unter Polizeiaufſicht. Ueber dieſe Lebensepiſode des Dichters macht Rechtsanwalt Dr. Dietz⸗Karlsruhe nach den Akten des großherzoglich badiſchen General⸗ landesarchivs in den„Vurſchenſchaftlichen Blättern“ neue intereſ⸗ ſante Mitteilungen. Auerbach hatte 1882 als Student der jüdiſchen Theologie die Univerſität Tübingen bezogen und ſich der Burſchen⸗ ſchaft angeſchloſſen, die dem germaniſtiſchen Verbande angehörte. Die Tübinger Vurſchenſchaft teilte zwar das ſtramme Zenſurprinzip, war aber politiſch zurückhaltend. Dennoch wurde ſie 1833 nach dem Frankfurter Atteutat auf Veranlaſſung der Zentralunterſuchungs⸗ kommiſſion in die hochnotpeinliche Unterſuchung wegen Hochverrats vorſtrikt. Am 26. Juni 1833 wurde Auerhach in München, wo er im Sommerhalbjahr ſich aufhielt, auf Reguiſition von Tübingen ver⸗ haftet, und als ihn die Münchener Behörden gleich wieder freiließen, im Auguſt 1883 zu Tübingen von neuem feſtgenommen. Da hier nichts weiter ſich feſtſtellen ließ als die Teilnahme an der zwar überall verbotenen, aber überall wohlbekannten Burſchenſchaft, und dieſe Uebertretung eines Polizeiverbots nicht gut als Hochverrat be⸗ handelt werden konnte, wurde Auerbach im November 1833 einſt⸗ weilen aus der Haft entlaſſen, aber gleichzeitig relegiert und bis zum Ende der Unterſuchung unter Poligeiaufſicht geſtellt. Die Rele⸗ gation hatte den Ausſchluß von allen deutſchen Univerſitäten zur Folge. Das erſchien auch den württembergiſchen Behörden zu hart, und Auerbach erhielt auf ſein Anſuchen vom Sommerhalbfahr 1884 ab(nebſt einer Zahl anderer„Individuen“) die Erlaubnis, ſeine Studien in Heidelberg, aber unter Polizeiaufſicht, fortzuſetzen. In den Akten des Generallandesarchivs zu Karlsruhe findet ſich ein Schreiben des württembergiſchen Miniſteriums der auswärtigen An⸗ gelegenheiten an das badiſche Miniſterium vom 25. Mai 1834.„Es wäre“— ſo heißt es da am Schluſſe—„zu wünſchen, daß eine fortwährende polizeiliche Aufſicht derſelben ſtattfinde, namentlich in Aufſicht auf etwaige Reiſen und auf ihre Verbindungen unter ein⸗ ander“. Die Immatrikulation wurde ſchließlich geſtattet. Auerbach benutzte den Aufenthalt in Heidelberg zunächſt zur Fortſetzung und Erweiterung ſeiner Studien und begann dann literariſche Arbeiten, ſo u. a. ſeine„Geſchichte Friedrichs des Großen“. Endlich erhielt die Hochverratsunterfuchung ihren Abſchluß. Es erging dem ſpäteren Dichter beſſer als ſeinem Kollegen in literis, dem vom Kammer⸗ gericht zur„einfachen Todesſtrafe“ verurteilten Fritz Reuter. Auer⸗ hach wurde durch Erkenntnis ſeiner Heimatbehörde vom 8. Januar 1887 lediglich wegen Uebertretung des Verbots geheimer Studenten⸗ verhindungen zu zwei Monaten Feſtungshaft verurteilt, die er auf dem Asperg abſaß. Als er freikam, hängte er die Theologie end⸗ gültig an den Nagel und wurde Schrjftſteller. — Die Finanzen der Pariſer Oper. Man wird ſich im allge⸗ meinen kaum eine rechte Vorſtellung davon machen, welche Bedeutung ein Kunſtinſtitut wie eine große Oper vom finanziellen Standpunkt hat. Für die Pariſer Oper ſtellt der Bibliothekar Georges de Dubor in einer Arbeit, die in„Caſſell's Magazine“ veröffentlicht wird, das Malerial hierüber zuſammen. Unter der alten Monarchte war die Oper direkt bom König abhängig, und der Herrſcher erhielt ſie auch Preußens mitzumachen. Wenn wir das vielfach doch getan haben, ſo beweiſt dies, daß wir jene Aenderung für außerordentlich praktiſch hielten. Und wenn der Abgeordnete fragte, weshalb wir nicht dagegen Obſtruktion machten, ſo kann ich ihm nur ſagen: weil wir die Obſtruktion für unvernünftig hielten.(Große Heiterkeit.) Auf Bemerkungen des Abg. Jaunez(fraktionslos) über die Frage der Waſſerverſorgung von Metz entgegnet Geheim⸗ rat Halleh, die Stadt Metz habe ſich endlich nach zwei Jahre langem Zögern bereit erklärt, zwei neue Grundwaſſerleitungen an⸗ zulegen. Alsdann werde genügend und gutes Waſſer in Metz vor⸗ handen ſein. Hierauf bertagt das Haus die Weiterberatung auf Samstag 1 Uhr. Schluß 69% Uhr. Deutsches Reſch. B. Karlsruhe, 4. März.(Staatsminiſter v. Brauer.) Ueber das Befinden des Herrn Staatsminiſters b. Brauer, der ſich zur Zeit in Helnau bei Kairo aufhält, ſind befriedigende Nachrichten eingetroffen. * Berlin, 4. März.(Kaufmannsgerichte.) Die Kommiſſion des Reichstages zur Beratung des Geſetzentwurfs betr. Kaufmannsgerichte nahm in zweiter Leſung den § 11 betr. Beiſitzer und den§ 12 betr. Teilnahme an den Wahlen in der Faſſung der erſten Leſung an. Bei§ 12 gab Geheimrat Schneider im Namen der Regierungen von Bayern, Württemberg und Baden, Geheimrat Fiſcher im Namen der ſächſiſchen Regierung die ausdrückliche Erklärung das Geſetz ſtimmen, wenn das aktive Wahlrecht der Frauen ins Geſetz aufgenommen würde. Nachdem auch die übrigen Beſtimmungen des Geſetzes in zweiter Leſung erledigt waren, faßte die Kommiſſion einſtimmig eine Reſolution, in welcher die Beſchleunigung und Verbilligung des Zivilprozeß⸗ verfahrens, insbeſondere für die zur Zuſtändigkeit der Amts⸗ gerichte gehörigen Rechtsſtreitigkeiten gefordert wird. —(Die Budgetkommiſſion des ſetzte die Beratung des Marine⸗Etats fort und ſtrich be dem Kapitel„Reiſe⸗ und Marſchkoſten“ von den mehr verlang⸗ ten 47 675 Mk. 25 000 und bei der Mehrforderung von 174000 Mk. zur Beförderung von Briefen, Telegrammen, Poſt⸗ und Frachtſtücken 100 000 Mk. Sodann wurde die Wei⸗ terberatung auf den 8. März vertagt. * München, 4. März.(Die bayeriſche Wahl⸗ reform.) Nachdem das Miniſterium des Innern den Prä⸗ zedenzfall von 1880 herausgefunden hat, als der Reichsrat ein der zweiten Kammer abgelehntes Geſetz beriet, wurde die Wahlporlage dem Reichsrat überſandt. Zwei⸗ felhaft iſt immerhin, ob der Reichsrat ſich damit beſchäftigen wird. Schwerlich würde die Wahlvorlage in der die Liberalen vergewaltigenden Form die erforderliche Zweidrittelmehrheit des Reichs rats finden, der zu einem guten Drittel liberal iſt. *München, 4. März.(Ein Bündnis zwiſchen Zentrum und Sozialdemokraten) hat der Ab⸗ geordnete Lerno am letzten Sonntag in Amberg angekündigtz er ſagte, dem„Regensburger Morgenblatt“ zufolge:„Im nächſten Jahre(bei den Landtagswahlen.— D. Red.) müſſen wir es wieder ſo machen, wie 1899, nämlich ein Kompromäß mit den Sozialdemokraten verſuchen. Man muß ſich miß einem anſtändigen Gegner verbinden, um einen unanſtändigen hinauszujagen. Sympathiſch iſt uns die Sache nicht, aber irgend ein Prinzip iſt dabei nicht verletzt(1) worden.“ Ausland. * Frankreich.(Prozeß Dreyfus.) Die Sitzung wurde geſtern um die Mittagsſtunde wieder eröffnet. Baudoin fährt in ſeiner Rede mit der Geſchichte des Prozeſſes fort und geißelt die Machenſchaften, die angeblich zu dem Zwecke ins Werk geſetzt wurden, um die Ehre der Armee zu retten. Er unterzieht die im Prozeſſe von Rennes gegen Dreyfus erhobenen Belaſtungen einer Prüfung und weiſt die Hinfälligkeit aller aus dem berüchtigten Bordereau gegen dieſen hervorgegangenen An⸗ e zurück. Die Verhandlungen wurde ſodann ver⸗ agt, —(Marineminiſter Pelletan) ließ an den Ma⸗ rinepräfekten den Befehl ergehen, alle auf elaub be⸗ findlichen Mannſchaften, ausgenommen Rekonvales⸗ zenten, einzuberufen. * aus ſeiner eigenen Schatulle. Im Jahre 1757 mußte die Stadt Paris zur Erhaltung der Oper beiſteuern; es wurde eine Unterſtützung von 64 000 Mark bewilligt, die noch durch einen auf die anderen Theater erhobenen Tribut vermehrt wurde. Dieſe Geldbeiſteuer wurde 1791 aufgehoben, zwei Jahre ſpäter aber von dem National⸗ konvent wieder auf 288 000 M. feſtgeſetzt. 1803 wurde ſie auf 480 000 M. und dann wieder von Napoleon., als er Kaiſer wurde, erhöht. Unter der Reſtauration wurde die Oper von großen Adligen geleitet, die ſie trotz einer ſehr hohen Geldbeiſteuer in Schulde brachten. Unter der Herrſchaft Ludwig Philipps wurde der berlühmte Veron 1831 Direktor der Oper, der anfangs 640 000 M. und für die folgenden Jahre 568 000 M. Beiſteuer erhielt. Seine Direktion war erfolgreich, was in nicht geringem Maße„Robert dem deufel“ zuzuſchreiben war, der einen der größten Exfolge im neunzehnten Jahrhundert hatte. Das zweite Kaiſerreich dehnte ſeinen Schutz auf die„Nationale Alademie der Muſik“ aus und ſtellte ſie unter die Leitung des Haushofmeiſters. Sie erhielt einen Beitrag von 656 000., der im Jahre 1862 um 80 000 M. erhöht wurde. Am 1. Nopember 1891 übernahm Bertrand die Leitung; da er aber in wenigen Monaten ein ungeheures Deftizit machte, mußte er Gailhard zur Hilfe rufen und ihn als Kollegen annehmen. Jetzt iſt Gailhard alleiniger Direktor der Oper, und zwar bis zum 1. Januar 1907. Allgemein wird anerkannt, daß die Leitung der„Nationalen Akademie der Muſik“ nicht in tüchtigeren und erfahreneren Händen liegen könnte. Der perſönliche Stab der Oper umfaßt 425 Perſonen, die ſich folgendermaßen verteilen: 51 Sänger und Sängerinnen, 106 Orcheſtermitglieder, 100 Chormitglieder, 140 Tänzer und Tän⸗ zerinnen, 3 Orcheſterdirigenten, 8 Chordirigenten und 17 andere Perſonen in verſchiedenen Stellungen; dazu kommen noch die Sta⸗ tiſten, von denen an manchen Abenden ſehr viele gebraucht werden. Dem Verwaltungsſtabe gehören außer dem Direktor folgende Per⸗ ſonen an: ein Generaladminiſtrator, ein Generalſekretär, ein Unter⸗ ſekretär und ein Aufſeher der Requiſtten, 2 Archivare, 2 Bibliothekare, ein Hauptbuchhalter, ein Kaſſierer, ein allgemeiner Regiſſeur, ein Bühnenregiſſeur u. ein großes Heer Aufſeher, Schreiber, Ingenieure, Maſchiniſten und Perſonen, die bei den Requiſiten gebraucht werden. ab, die genannten Regierungen würden im Bundesrate gegen Mannheim, 5. März. Sefte; Aus Stadt und L and. *Maunheim, 5. März 19.4. Aus der Stadtratsſitzung vom 3. März 1904. (Mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt.) Dem„Feuerio“, Großen Karnevalgeſellſchaft wird zur Aufſtellung und Auflöſung des Sommertagszuges am Sonntag den 13. d. M. vormittags der Zeughausplatz zur Verfügung geſtellt. Folgende Einladungen werden zur Kenntnis genommen: a) des Turnvereins hier zu dem Schauturnen am 6. d. M. b) der deutſchen Geſellſchaft zur Bekämpfung der Geſchlechts⸗ krankheiten zur Mitgliederverſammlung am 6. d. Mts. in Berlin. Die nachgenannten Vorträge an den Bürgearusſchuß wer⸗ den feſtgeſtellt: a) Herſtellung der Spelzenſtraße(Verbindungs⸗ ſtraße zwiſchen Schöneger⸗ und Waldhofſtraße beim Gropp'ſchen Anweſen; b) Herſtellung von 8 neuen Ortsſtraßen in der 6. Sandgewann; c) Bereitſtellung von Polizeiwachträumen in der öſtlichen Stadterweiterung. Den vereinigten Brieftaubenvereinen„Pfeil“,„Columbia“ und„Phönix“ wird auch in dieſem Jahr zur Veranſtaltung eines gemeinſamen Wettfluges ein ſtädtiſcher Ehrenpreis be⸗ willigt. Auf ein bezügl. Geſuch des Stadtrats hat ſich das Großh. Miniſterium des Innern bereit erklärt, dazu mitzuwirken, daß die aus Vorlandungen herrührenden, 15 Meter vom normalen Flußbett liegenden Vorlandflächen des Rheines nach deren Feſt⸗ ſtellung der Stadtgemeinde zugeſchrieben werden. Ueber die Angebote verſchiedener Grundſtücke wird Ent⸗ ſchließung getroffen. Ein Erlaß der Gr. Steuerdirektion über Nachlaß und bezw. Stundung von Akziſe aus der Erwerbung der alten Kaſernen ward zur Kenntnis genommen. Die Verſehung des Dienſtes eines Begräbnisordners und Leichenmannes für den Stadtteil Käferthal wird dem Schreiner Georg Geißinger daſelbſt übertragen; mit der Beſorgung der Friedhof⸗ arbeiten ebendaſelbſt wird der ſtädt. Gärtner Johann Dörlinger betraut. Der bisherige Begräbnisordner und Totengräber Johann Schüßler in Käferthal wird unter Bewilligung eines Suſten⸗ tationsgehaltes wegen vorgerückten Alters ſeines Dienſtes enthoben. Der mit Hofreſtaurateur Th. Feilbach abzuſchließende neue Mietvertrag für die Roſengartenwirtſchaft wird genehmigt. Verſchiedene Baugeſuche werden zur Kenntnis gebracht und nach den Anträgen der techniſchen Kommiſſion erledigt. Einer Beſchwerde gegen Errichtung einer Bäckerei im Hauſe Lamehſtraße 16 kann ſeitens des Stadtrats keine Folge gegeben wer⸗ den, da die Errichtung bon Gewerbebetrieben in der Lamehſtraße (awiſchen Prinz⸗Wilhelm⸗ und Roſengartenſtraße) nach den Beding⸗ ungen über Verkauf der betr. ehemals ſtädtiſchen Bauplätze aus⸗ drücklich geſtattet iſt. Die Ausſtellung von Netz⸗ bezw. Strecken⸗Abonnements für die elektriſche Straßenbahn an mehrere ſtädt. Beamte wird genehmigt. Die Erhebung der bisher für die ſtändigen Nachtverbindungen mit der ſtädt. Telephon⸗Vermittelungsſtelle bezahlten Gebühren wird mit Wirkung vom 1. Februar an eingeſtellt. Dem Verein der Hundefreunde werden zum Zwecke einer am 25. und 26. Juni ſtattfindenden internationalen Ausſtellung von Hunden aller Raſſen die erforderlichen Räumlichkeiten in den Viehhof⸗ ſtallungen überlaſſen.(Schluß folgt. * Erweiterung des Sprechbereichs. Von heute ab iſt Mannheim zugelaſſen zum Sprechverkehr mit dem belgiſchen Ort Enghien. Geſprächsgebühr 3 Mk. * Herbſt⸗Manöver. Die Truppenteile des 14. Armeekorps werden im Herbſt im badiſchen Frankenlande Manöver abhalten. Alle Amtsbezirke öſtlich der Linie Amorbach⸗Oſterburken werden Einquartierung erhalten. * Sammlungen für die durch den Aufſtand in Südweſtafrika geſchüdigten Deutſchen. Wir machen auch an dieſer Stelle aufmerk⸗ ſam auf die im Inſeratenteil der heutigen Nummer befindliche Annonce über das bisherige Ergebnis, das die Sammlungen für die durch den Aufſtand in Südweſtafrika Geſchädigten bis jetzt gehabt haben. Volksbibliothek. Im Monat Februar wurden 9698 Bände nach Hauſe entliehen; 59 Perſonen ließen ſich als Mitglieder in den Verein aufnehmen. Bis jetzt wurden nahezu 1000 Exemplare des neuen Buchverzeichniſſes verkauft. Ein Fabrikant erhöhte ſeinen Jahresbeitrag auf 25 /; ſehr erfreuend iſt ferner die ſtarke Nach⸗ frage nach Büchern über Gewerbe, Handel, Erfindungen, Technik. Altertumsverein. Am nächſten Vereinsabend, der Montag, den 7. d. Mts., abends halb 9 Uhr im Hotel National ſtattfindet, ——— eeee eeeeenene Im ganzen kommen 1280 Perſonen zum Bureau des Kaſſierers der Oper; dazu beziehen aber noch viele hunderte indirekt ihr Einkommen von der Oper, beſonders Maler, Dekorateure, Schreiber und Theaterſchneider. Zur Begleichung dieſer Ausgaben beſitzt der Direktor 1) den jährlichen ſtaatlichen Beitrag von 640 000 Mark, und 2) die Einnahmen aus den Vorſtellungen. Die Höchſt⸗ einnahme beträgt 18 400, die jedoch nur ſelten erreicht wird; denn der Ditektor darf die Preiſe der Plätze, wie ſie feſtgeſetzt ſind, nicht er⸗ höhen. Die Durchſchnittseinnahme beträgt 13 600 Mk.; aber dieſe Ziffer wird oft nicht erreicht. Da die Koſten jeder Vorſtellung etwa 16.000 Mk. betragen, würde der Direktor ohne den ſtaatlichen Bei⸗ trag einen großen Verluſt haben. Auch die Aufführung einer neuen Oper bedeutet große Koſten und zwei bis drei Monate Proben. Nach dem Feuer im Jahre 1873 und der Zerſtörung der Szenerie im Jahre 1894 ſind z. B. folgende Summen für Neuein⸗ ſtudierungen ausgegeben worden:„Die Jüdin“ 152 000.,„Die Hugenotten“ 138 400.,„Fauft“ 149 600.,„Don Juan“ 144 800 Mark,„Der Prophet“ 179 200.,„Coppelia“(Ballett) 32 800., „La Source“(Ballett) 64 800 M. Die höchſten Auslagen innerhalb zwanzig Jahren erforderte„La Dame de Mouſoreau“, nämlich 256 000 M. Die Over beſitzt natürlich eine ſtändige Geſellſchaft erſter Kräfte, darunter die Damen Bréval, Ackté, Grandjean, Heglon und die Herren Alvarez und Delmas. Erwähnt ſei auch⸗ daß die Oper wie faſt alle fränzöſiſchen Theater eine Claque hat, deren Leiter eine ſehr wichtige Perſönlichkeit iſt. Er iſt natürlich ſelbſt Künſtler; denn von ſeiner Tüchtigkeit hängt zum Teil der Erfolg einer Oper ab. Die Claque iſt natürlich gelegentlich unan⸗ genehm; aber ein großer Sänger ſagte einmal:„Die Claque iſt für das Parkett ſo notwendig wie der Kronleuchter für die Decke.“ Auch Gailhard hält ſie für nötig, um„das aus Mitgliedern der Geſellſchaft beſtehende Publikum, das von Natur und durch Konven⸗ tion kalt iſt, zum Beifall anzufeuern.“ Außerdem werden die Künſt⸗ lex dadurch angeregt und ihre Bemühungen verzehnfacht. Das welt⸗ berühmte„Corps de Ballet“ der Pariſer Oper beſteht aus 140 Tänzern und Tänzerinnen und wird von dem„maſtre de ballet“ N. Hanfon geleitet, der früher Direktor der Tanzſchule in Peters⸗ burg war, Weneral⸗Anzefeen wird Herr Dr. Auguſt Hohenemſer über„Die Entſtehung und Mitglieder und Freunde des Vereins nebſt ihren Angehörigen ſind hierzu freundlichſt eingeladen. Der Eintritt iſt hierbei, wie bei allen * Verein für Volksbildung. Nachdem Herr Profeſſor Sütterlin ſeine Vorträge in erfolgreichſter Weiſe abgeſchloſſen hat, wird der nalrat Profeſſor Dr. Kürz aus Heidelberg einen Cyklus von vier Vorträgen über„Soziale Hygiene“ abhalten. Dieſe Vorträge tigſten Lebensbedingungen(Luft, Waſſer, Ernährung, Wohnung), dann die wichtigſten ſozialen Lebensverhältniſſe(Familie, Schule, heiten und endlich die Mittel zur Bekämpfung der ſozialen Geſund⸗ heitsgefahren behandeln. Der erſte Vortrag findet Dienstag, 8. März, 28. März jeweils abends halb 9 Uhr in der Aula des Realgymna⸗ ſiums(Friedrichsring) ſtatt. Bei dem großen Intereſſe, das heute beſonders ſtarker Beſuch dieſer Vorleſungen zu erwarten ſein. * Arbeiter⸗Fortbildungs⸗Verein. Wie aus dem Inſeratenteil Vortrag des Herrn Oberlehrer G. Herrigel aus Heidelberg ſtatt. „Der Mond“ lautet das Thema, welches Redner behandelt und dürfte fehlen, darauf aufmerkſam zu machen, daß auch Nichtmitglieder zu den Vorträgen des Vereins freien Zutritt haben. möchten nicht verfehlen, auf den heute Abend 9 Uhr in der„Stadt Lück“, P 2, 10, ſtattfindenden Vortrag des Herrn Dr. Herzogen⸗ rath aus Fran tritt für Damen und Herren frei. kommenden Sonntag, nachm. 3 Uhr, ihr erſtes Jahresfeſt, an dem ſtatt des leider erkrankten Stadtpfarrers John aus Stuttgart Herr Der Gottesdienſt findet in der von Sr. Königl. Hoheit dem Groß⸗ herzog uns gnädigſt bewilligten Schloßkirche ſtatt, in der die Ge⸗ * Von der hieſigen Auskunftsſtelle des Schwarzwald⸗Vereins wird uns folgendes mitgeteilt: Von der Badener Höhe wird helles, windſtill, gemeldet. * Roſengarten. Die üblichen Militärkonzerte fallen woſch den 9. und Donnerstag, 10. März, große Militärkonzerte unter Vorführung von Koloſſal⸗Kriegsgemälden ſtatt. Näheres iſt Entwicklung der deutſchen Städte im Mittelalter“ vortragen. Die Veranſtaltungen des Altertumsvereins, frei. auf dem Gebiete der Volkshygiene beſtens bekannte Herr Medizi⸗ werden zunächſt vom ſozial⸗hygieniſchen Standpunkt aus die wich⸗ Beruf und beſonders Fabrikarbeit), hierauf die wichtigſten Krank⸗ die folgenden Dienstag, 15. März, Dienstag, 22. März und Montag, allen ſozialen Fragen und mit Recht entgegengebracht wird, darf ein erſichtlich, findet heute Abend in der Centralhalle ein Lichtbilder⸗ dasſelbe für jedermann von Intereſſe ſein. Wir wollen nicht ver⸗ „Degeneration und Regeneration des deutſchen Volkes“. Wir 5 Frankfurt a. M. nochmals aufmerkſam zu machen. Ein⸗ * Die Evangeliſch⸗lutheriſche Gemeinde hierſelbſt feiert am Pfarrer Littwien aus Iſpringen bei Pforzheim bpredigen wird. meinde ſich auch bereits das ganze vergangene Jahr verſammelt hat. ſchönes Wetter, Sonnenſchein, 3 Grad Kälte, gute Schneebahn, am morgigen Sonntag aus. Dagegen finden am nächſten Miet⸗ aus dem Inſeratenteil erſichtlich. * Die Feuerbeſtattung Dr. Carl Biſſinger's fand geſtern Nach⸗ mittag im hieſigen Krematorium in Anweſenheit eines zahlreichen Trauergefolges ſtatt. In einer warmempfundenen Rede gedachte Herr Stadtpfarrer Hitzig der vortrefflichen Charaktereigenſchaften des Verſtorbenen, welcher für alle idealen Beſtrebungen ein warmes Herz hatte. In der Heffentlichkeit iſt Herr Dr. Biſſinger nie be⸗ ſonders hervorgetreten, er war jedoch einer jener Männer, welche im Jahre 1892 den Verein für Feuerbeſtattung Mannheim⸗Ludwigshafen ins Leben riefen. Dem Vorſtand dieſes Vereins hat der Verſtorbene ein Jahrzehnt lang angehört, bis ihn ſein zunehmendes Leiden zwang, dieſe Stelle niederzulegen. Sein Andenken wird in den Kreiſen der Anhänger der Feuerbeſtattung ſtets in Ehren gehalten werden. * Zum Frankfurter Raubmord. Obgleich die Verdachtsmomente gegen den Möbelträger Bruno Groß, daß er an der Mordtat irgend⸗ wie beteiligt ſei, ſich vermehrt haben, ſetzt die Polizei ihre Nach forſchungen auch nach anderer Richtung eifrig fort. Dieſe polizeiliche Tätigkeit geht unter ſtrengſter Geheimhaltung vor ſich. Trotzdem wird manches bekannt, doch iſt in dem jetzigen Stadium der Ange⸗ legenheit eine Wiedergabe dieſer Einzelheiten nicht Aufgabe der Preſſe, da ſonſt die Nachforſchungen beeinträchtigt werden können. Von mehreren Seiten wird der„Frkf. Ztg.“ gemeldet, daß das Belaſtungs⸗ material gegen Groß zunimmt. Aus Limburg wird geſchrieben, daß der infolge der Aufregung irrſinnig gewordene Bureaugehilfe Neander heute morgen in die Irrenanſtalt Weilmünſter verbracht worden iſt.— Geſtern herrſchte in Schwanheim große Auf⸗ regung. Ein Mann hatte dort großes Papiergeld gewechſelt. Man benachrichtigte die Polizei. Dieſe ſuchte ganz Schwanheim und Um⸗ gegend ab und ſtellte ſchließlich feſt, daß ein Unternehmer, der in einem Herrſchaftshauſe eine elektriſche Lichtanlage herſtellen ließ, Geld gewechſelt hatte, um ſeine Arbeiter auszulöhnen. Mutmaßliches Wetter am 6. und 7. März. In der Umgebung des Weißen Meeres behauptet ſich noch immer ein Hochdruck von 785 Millimeter und darüber. dagegen iſt das barometriſche Minimum im Südweſten Europas, nämlich über dem nordweſtlichen Spanien und ganz Portugal auf 750 Millimeter vertieft worden. Für Sonntag und Montag iſt bei vorherrſchend nordöſtlichen Winden fortgeſetzt trockenes und auch vorwiegend heiteres Wetter mit mäßig kalter Temperatur in Ausſicht zu nehmen. Aus dem Grosshberzogtum. sch. Freiburg, 4. März. Donnerstag abend fuhr ein Wagen der elektriſchen Straßenbahn mit einem Langholzwagen zuſammen. Dieſer fiel um und wurde noch eine Strecke mitgeſchoben. Durch den Anprall iſt der Vorderteil des Straßenbahnwagens ſchwer be⸗ ſchädigt. Der Trambahnführer wurde vom Wagen herabgeſchleu⸗ dert. Die Verletzungen des Mannes ſind gefährlich. Lebensgefahr ſoll jedoch ausgeſchloſſen ſein. Das Gleis war 1½ Stunden geſperrt. * Konſtanz, 4. März. Seinen Verletzungen erlag geſtern abend 345 Uhr im ſtädtiſchen Krankenhaus Herr Werkmeiſter Bayer, welcher von ſeiner Frau Dienstag Nacht durch Hiebe mit einem Handbeil auf den Kopf tödlich mißhandelt wurde. Zur Tat ſelbſt berichtet die„Konſt. Ztg.“ noch, daß ſich beide Eheleute am Dienstag abend gegen 10 Uhr auf der Straße trafen, als der Mann von einer Wirtſchaft nach Hauſe ging, während die Frau aus der Familie kam, wo ſie ſich bei Geſang aufgehalten hatte. Die Frau ſoll nun auf dem Wege zu ihrer Wohnung in der Brauneggerſtraße 24 ſchon einen Wortwechſel mit ihrem Mann gehabt haben, der ſie entgegen ihrem Wunſche aufforderte, nach Hauſe zu gehen, ſtatt ſich noch nach einer Wirt⸗ ſchaft zu begeben. Sie befolgte den Wunſch ihres Mannes nicht und ging allein nach der Wirtſchaft. Beim Nachhauſe⸗ kommen ſcheinen beide Ehegatten in tätlichen Streit gekommen zu ſein; denn eine Stirnverletzung bei der Frau deutet auf einen Schlag des Mannes hin. Mit dem Beil ſoll die Frau jedoch erſt zugeſchlagen haben, als ſich der Mann bereits zu Bette befand. Von den 4 Geſchwiſtern der Frau Bayer neigt niemand zum Trinken. Von dem Vermögen der Frau Bayer— etwa 60 000 Mk.— ſoll ſie bis zur Stunde nur den Zins erhalten haben, was neben dem anſehnlichen Gehalt des Mannes ein auskömmliches Leben geſtattete. — y Ludwigshafen, 5. März. Geſtern nachmittag hat ſich in der Nähe des neuen Hafens ein Mädchen im Alter von 18—20 Jahren in den Rhein geſtürzt und iſt ertrunken. Die Leiche wurde nach etwa 2 Stunden, wie bereits kurz gemeldet, geländet. Die Iden⸗ tität der Ertrunkenen konnte bis jetzt nicht feſtgeſtellt werden, doch befand ſich in der Wäſche das Monogramm S. NM. vor. Theater. Runſt und Wiffenſchaft. Großh. Bad. Hof, und Nattonaltheater in Mannheim. Hans Heiling. Ein Stück echter deutſcher Romantik mit dem ganzen unheim⸗ lichen Zauber der Geiſterwelt, den Kobolden, Nixen und Elfen, feterte geſtern auf unſerer Hofbühne ſeine Auferſtehung: Marſchners Oper „Hans Heiling“. Hans Heiling bedeutet in der Entwicklung der romantiſchen Geiſteroper zweifellos den Endpunkt, wenn ſich auch nicht leugnen läßt, daß ſich deren allerletzte Nachklänge bis zu R. Wagners Holländer hinüberziehen. So, als typiſches Produkt einer Zeitepoche genommen, behält„Hans Heiling“ immer noch ſelbſt vom rein künſtleriſchen Standpunkt aus eine gewiſſe Bedeutung, wenn uns auch heute der ganze Geiſterſpuk nur noch ein Lächeln abzugewinnen vermag. In der Muſik Marſchners aber ſteckt ſoviel des Schönen und Guten, daß dieſes allein ſchon imſtande ſein dürfte, das Werk vor Vergeſſenheit zu ſchützen. Aus ihr ſprechen wahre Leidenſchaft, zärtlich inniges Liebesgeflüſter und der friſche, ungetrübte Humor echten, geſunden Volkslebens: Vorzüge, welche die Oper immer noch zu einer der bedeutendſten Erſcheinungen der Muſikliteratur ſtempeln. Die geſtrige Aufführung war, inſoweit ſie die orcheſtrale Leiſtung unter Herrn Hofkapellmeiſter Kählers Leitung betrifft, eine durchweg ſehr gute. Wenig Erfreuliches aber läßt ſich von den ſolt⸗ ſtiſchen Leiſtungen berichten. Die Titelrolle fang Herr Buckſath zum überhaupt erſtenmale. Dieſer Umſtand, ſowie der derzeitige Mangel an Beſchäftigung— allzulange Ruhepauſen bedeuten keine Förderung eines Künſtlers— haben wohl das Ihrige dazu beige⸗ tragen, daß dieſer Hans Heiling nach dem erſten Akte merklich in ſeiner Leiſtung zurückging. Eine gewiſſe Unſicherheit in den En⸗ ſembles förderte den Geſamteindruck gerade auch nicht. Sehr Gutes aber bot der Künſtler im Vorſpiel und in der großen Arie des erſten Aktes. Da kam ſeine mächtige, klangvolle und auch klangſchöne Stimme böllig zur Geltung. Hier errang er ſich einen ehrlichen Erfolg, und die Kranzſpende war wohlverdient. Wir würden es bedauern, wenn Herr Buckſath, der ſich in kurzer Zeit ſo trefflich in unſer Enſemble eingearbeitet hat, der insbeſondere in der Verkörperung Wagnerſcher Geſtalten Großes bietet, ſo bald wieder Mannheim den Rücken drehen würde. Nach dem Stand der zwiſchen Intendanz und dem Sänger gepflogenen Unterhandlungen ſcheint beiderſeits die Neigung nicht groß zu ſein, eine Verlängerung des Vertrages herbei⸗ zuführen. Indeſſen iſt Herr Buckſath noch bis Herbſt 1905 bei uns berpflichtet; bis dahin kann ſich noch manches ändern, und unſerm Theaterpublikum wird zweifellos noch genügend Gelegenheit, ſein Veto in dieſem Falle nach irgend einer Seite hin geltend zu machen. Herrn Buckſath aber hoffen wir einſtweilen noch in vielen Parthieen zu ſehen und zu hören. Die Leiſtungen der Damen Schoene (Anna), Brandes(Königin) und Kofler(Gertrud) waren, wenn man die zahlreichen, manchmal recht deutlichen Entgleiſungen und Schwankungen nicht in Anrechnung bringen wollte, recht anerken⸗ nenswerte, insbefondere hat Frl. Schoene gezeigt, daß ſie eine ganz treffliche Vertreterin der Braut Heilings werden könnte, wenn ſte erſt mal ihre Partie ordentlich ſtudiert hat. Ebenſo wäre Frl. Bran⸗ des ein etwas liebevolleres Studium der Königin zu empfehlen, wie ſich auch Frl. Kofler für die Zukunft ein wenig mehr in den Klavierauszug zu Anfang der Szene am Spinnrad vertiefen dürfte. Der burggräfliche Leibſchütz des Herrn Bernhard errang mit ſeinem Liede„Gönne mir ein Wort der Liebe“ ſtarken Beifall auf offener Szene. Der Sänger hatte geſtern einen guten Tag; er ſang recht ſchön, und ſeine Darſtellung hatte im erſten Akte einige recht glückliche Momente. Vielleicht gelingt es doch noch, aus Herrn Bern⸗ hard was Rechtes zu machen! Herr Marp ſorgte mit ſeinem Stephan für ausgiebige Heiterkeit. Die Chöre waren meiſt recht gut, die Aus⸗ ſtattung der Oper unter Herrn Gebraths Regie eine ſehr hübſche und ſtimmungsvolle. Sehr gelungen und naturwahr, ſogar bis auf die ſchrillen, falſchen Klarinettentöne, war die Muſik der Spielleute beim Hochzeitszuge auf der Bühne. 15 4. Kaim⸗Konzert. Heiter— würdig— dämoniſch; mit dieſen Eigenſchaften könnte man die drei Nummern des geſtrigen, letzten Kaim⸗Konzertes kurz charakteriſieren. Haydn's ſchlichte, maft könnte faſt ſagen fromme Muſik wirkt nach vielem Neuen, das wir ſchmerzhaft erlebten, auf empfängliche Gemüther höchſt erquicklich⸗ Man erlebt keine tiefen Aufregungen, aber man kommt auch nie n Zweifel, ob das nöch Muſik ſei, oder ob man nicht verſehentlich in ein Sägewerk oder eine Blechſchmiede geraten ſei. Von geradezu enk⸗ zückender Friſche iſt das Preſto der Orford⸗Symphonie, dem keine Spur von Jahrhundert⸗Staub anzumerken iſt. Von Haydn zu B a ch⸗ das iſt der Schritt von Wien nach Norddeutſchland, und zwar nicht eigentlich nach Sachſen, ſondern nach Preußen. Preußiſcher Ernſt und preußiſche Strenge bilden einen Grundzug im Weſen des ſäch⸗ ſiſchen Kantors, und bei allem Scherz und Humor, den er in der C⸗dur Suite für 2 Hoboen, Fagott und Streichorcheſter entwickelt, wahrt er doch immer die Würde. Er ſcherzt nicht in der leichtblütig⸗ wieneriſchen Art, er ſcherzt, wie auch Imanuel Kant ſcherzen konnte: gemeſſen und gehaltvoll! Einen eindrucksvollen Abſchluß erhielten die Kaimlonzerte mit Beethoven's C⸗moll Symphonie. Man hat neu⸗ lich in den Zeitungen leſen können, wie bei der erſten Pariſer Auf⸗ führung, nach dem titaniſchen Allegrv con brio, ein begeiſterter Zu⸗ hörer aufgeſprungen und unwillkürlich in den Ruf ausgebrochen ſei; Liempereur! In der Tat, wie der korſiſche Uebermenſch durch die Welt ſtürmte, ſo fluten dieſe ſich aufbäumenden und auftürmenden Tonmaſſen daher; der Wille zur Macht, der jede zartere Seelen⸗ ſchwingung niederringt und übertäubt, iſt hier in Tönen lebendig geworden. Kann man aber mit dem Allegro recht wohl die Erinne⸗ rung an Napoleon Buonaparte verbinden, ſo ſcheint über dem Andante der Name Goethe zu ſchweben. Der Zeus, der im erſten Satze im Gigantenkampfe ſtand, thront hier in olympiſcher Ruhe im Tempel des Phidias. Losgelöſt endlich von allem Perſönlichen rauſcht das Finale dahin, wie ein gewaltiger Hymnus auf den ringenden und ſchaffenden Geiſt, der die Welt beſeelt. Oder, will man ſich doch an Perſönliches halten, ſo mögen wir Neuern an den Beethoven denken, wie ihn Klinger geſchaut hat; an den⸗einſamen Gott, der über Wollen thront, und zu deſſen Füßen der Adler erſchauernd auf die Botſchaft lauſcht, die er über die Welt tragen ſoll.„Aber darf man denn ſolche Muſik machen?“, hat bei der Pariſer Aufführung Herr Leſueur mit der Scheu des gebornen„Akademikers“ vor dem Genius ausgerufen. Ihm aber erwiderte ſein großer Schüler Hektor Berlioz:„Beruhigen Sie ſich, es wird nicht viel dergleichen mehr gemacht werden.“— Wir dürfen ruhig ſagen:„Dergleichen“ iſt bis heute überhaupt nicht mehr gemacht worden. Con brio arbeiten unſere Jüngſten auch, etwas reichlich ſogar, aber niemand denkt dabel an Napoleon oder Goethe, an den olyhmviſchen Zeus und griechiſche Tempel oder gar den Weltengeiſt.— Wer die Symphonie geſtern unter Weingartner gehört hat, der wird ſie ſobald nicht von jemand anders hören mögen. Theater⸗Notiz. Die Intendanz teilt mit: Von Grillparzers dramatiſcher Dichtung„Das goldene Vließ“ wurde hier bis jetzt nur „Medea“ gegeben. Die 1. und 2. Abteilung des Gedichtes:„Der Gaſtfreund“ und„Die Argonauten“ werden Donnerstag, den 10. zum erſten Male an unſerer Bühne zur Aufführung gelangen. Heueſle Pachrichten und Celeqramme. Orivat⸗Celegramme des ,General-Hnzeigers“ *Hannober, 4. März. Im Befinden des Grafen Wal⸗ derſee iſt eine geringe Beſſerung eingetreten. Die Nahrungsauf⸗ nahme hat etwas zugenommen, doch iſt der Zuſtand noch ſehr ernſt. Wrrrret-cieer. Wmem B. März. om. 4. März. Der„Oſſervatore Romano' beröffentlicht] die Torpedoboote in Algier zurück. Die Abfahrt ſoll morgen giverpobl,— März.(Schlusturſeh. eine Enzyklika des Papſtes, worin der Wunſch ausgedrückt] nachmittag erfolgen. Das Geſchwader bleibt bis Juni im mittel⸗ 4 4. wird, die Entwicklung des Studiums der heiligen Schrift ländiſchen Meere und erwartet dort die Ankunft der balti⸗ Weizen ver Maf.085 ſielig.083, ſtelig zu fördern. Zu dieſem Zwecke werden Diplome für Lizentiaten und 1 en Flotte. Ein Torpedoboot, das ausgebeſſert werden ver Juli.081½.08— Doktoren der heiligen Schrift geſchaffen, welche durch die Vibolkon⸗„bleibt hier zurück. Die„Dimitri Donskoi“ traf in Suez] Mais per Mär; 401— ruhig.009% ſtetig miſſion verliehen werden ſollen. kaneigen ande ein. Schadenerſatzanſpruch füür den ge⸗ ver Mai.08%.08—. 4 ie in! Kri ünkenen Kutter iſt noch nich il di 3 5 ABarcelona, 5. März. Die induſtrielle Kri⸗ i 1 Eiſen und Metalle. ſis verſchlimmerte ſich. Infolge der bevorſtehenden Schließung)jUUUUUCN Glasgow, 4. März.(Schluß.) Roheiſen mixed numbers einiger Fabriken würden 10 000 Arbeiter feiern. Zum Fall Schade. * Darmſtadt, 4. März. In der Affäre Schade wurde im Laufe des Tages eine Anzahl Zeugen vernommen, u. d. der zum Konkursverwalter ernannte Rechtsanwalt Schim⸗ melpfeng und der Prokuriſt Otto Schade, der im Geſchäft ſeines Voters angeſtellt war(und wie wir im Abendblatt meldeten) heute polizeilich ſiſtiert wurde. Das Verhör Otto Schades endete nach 8 Uhr abends damit, daß über ihn vermutlich wegen Verdachts der Beihilfe oder Mittäterſchaft die Unterſu⸗ chung verhängt wurde. Zur Konkursmaſſe gehört auch ein Haus in Frankfurt a.., Wittelsbach⸗Allee. Einzelne in Blechkaſſetten verſchloſſene Depots ſcheinen unverſehrt zu ſein. Es iſt auffallend, daß von dem älteſten Sohn, der in London in einem Bankgeſchäft tätig iſt, noch gar keine Nachricht an die Familie gelangt iſt. Man neigt allgemein der Anſicht zu, daß Schade einen Selbſtmord nicht verübt hat, daß er durch das Zurücklaſſen der Taſchenuhr und der Fingerringe und durch ſeine dahindeutende Mitteilung an die Familie nur an ein ſolches Wosbaben glauben machen wollte.(Frkf. Ztg.) Berliner Nachrichten. * Berlin, 5. März. Der„Lok.⸗Anz.“ meldet aus Ham⸗ burg: Ein hieſiger Kaufmann, der ſich in Monte Carlo mit einer geborgten größeren Summe aus finanziellen Schwie⸗ rigkeiten durch Spiel zu retten ſuchte, verlor alles und erſchoß ſich dann.— Die Morgenblätter melden aus Kiel: Der wegen des rätſelhaften Todes der Frau Schönemann am 30. Januar verhaftete Obermaat Keting wurde geſtern abend aus der Haft entlaſſen und das Verfahren eingeſtellt.— Der „Berl. Lok.⸗Anz.“ meldet aus Wien: Die aus diplomatiſchen Kreiſen lanzierte Meldung, Kaiſer Franz Jofef habe die engliſche Reiſe wegen der Kriegslage aufgegeben, iſt vollkommen unrichtig. Von autoritativer Seite wird genel⸗ det, daß der Kaiſer im Mai ſeinen Gegenbeſuch in London machen werde. efprochen. * Berlin, 4. März. Im Prozeß Arenberg wurde weiter eine Reihe früherer Zeugenausſagen verleſen. Der Anſiedler Roloff, der kurz vor dem Morde den Prinzen verlaſſen hat, weil er die Miß⸗ handlungen Cains nicht mit anſehen konnte, hat, laut„Frkf. Zt.“, bekundet, daß ſich der Prinz kurz vor dem Morde ganz gemütlich mit Cain unterhalten und ihm verſprochen habe, ihn zu einem Jagd⸗ zuge mitzunehmen. Roloff vermutet, daß der Prinz den Mord be⸗ gangen, um die Hauptfrau des Cain, Pockbeth, zu beſitzen. Sach⸗ verſtändiger Oberſtabsarzt Dr. Liebert: Es konnte dem Prinzen ſicher keine Schwierigkeiten bereiten, die Hockbeth zu gewinnen, Cain hätte ſie ihm auch wohl ſo abgetreten. Im übrigen möchte ich gleichzeitig als Zeuge bemerken:„Der Prinz war dreimal in meinem Hauſe in Windhuk und ich habe bei dieſen Beſuchen nie etwas an dem Prinzen gefunden, was darauf deutete, daß er nicht normal ſei. Sachverſtändiger Geheimrat Prof Leppmann, der den An⸗ geklagten auf der Beobachtungsſtation für geiſteskranke Verbrecher in Moabit im November beobachtet hat, ſieht in dem Prinzen das Muſterbild eines Entarteten. Für ihn ſtehe es Anzweifelhaft feſt, daß der Prinz ſchon bei Begehung der Tat geiſteskrank war. Auch die übrigen Sachverſtändigen Dr. Schlüter⸗Bonn, Profeſſor Pellmann und das Gutachten des wiſſenſchaftlichen Senats der Kaiſer Wilhelms⸗Akademie erklären ſich für die Geiſteskrankheit des Angeklagten. In dem letzteren Gutachten wird feſtgeſtellt, daß ſchon in der Garniſon Münſter eine Kataſtrophe befürchtet worden ſei. Dagegen verneint das Gutachten die Frage, ob der Prinz ein unheilbarer Geiſteskranker ſei. In einem zweiten Gutachten aber wird der Prinz als dauernd geiſtesſchwach bezeichnet. Generalarzt Dr. Herter erklärte, die Tötung des Cain ſei für den Prinzen nichts anderes geweſen, als die grauſame Tierquälerei, das Miß⸗ handeln von Untergebenen, was er zu dutzendenmalen begangen. Daß ein Kamerad in Münſter, der ihn habe beruhigen wollen und von ihm an die Wand geworfen worden ſei, nicht von dem Prinzen getötet worden, ſei eben ein Zufall. Der Vertreter der Anklage Kriegsgerichtsrat Dr. Ullmann plädierte wiederum auf Freiſprechung. Nach halbſtündiger Be⸗ ratung verkündete der Gerichtshof das freiſprechende Ur⸗ keil. Die Begründung beſagt, das Vorleben des Angeklagten er⸗ gebe, daß man es hier mit einem geiſtig minderwertigen Menſchen zu tun hat. An ſich ſpreche viel dafür, daß das ſpätere Handeln unter dem Eindruck von Defekten geſchehen. Das Kriegs⸗ gericht hat als erwieſen erachtet, daß der Angeklagte in krankhaftem Zuſtand gehandelt hat und daß eine Handlung vorliegt, für welche der Angeklagte nicht werden kann. Der Krieg. Vom Friegsſchauplatz. * Petersburg, 5. März. Nach einem Telegramm des Generals Pflug iſt in Port Arthur und Inkau allesruhig. Nach einem Bericht von Augenzeugen befindet ſich bei Tſchemulpo das Wrack eines vor einiger Zeit ge⸗ japaniſchen Kreuzers mit 3 Schornſteinen. * New⸗York, 5. März.(Reuter.) Aus Tokio wird gemeldet: Wie ſich herausgeſtellt, hätten mit Kohlen, Nah⸗ rungsmitleln und anderer Kontrebande beladene Schiffe neuerdings die Tſugaruſtraße paſſiert und ſeien in Wladiwoſtok eingetroffen. Daraus geht hervor, daß die Japaner ihre Bemühungen eingeſchränkt haben, Schiffe aufzuhalten. Unter dieſen Schiffen hätten ſich deutſche, britiſche und norwegiſche befunden. *** n März.(Reuter.) Die Bombe in das Gebäude des Aus wärki gen Amtes hat ein unbekannter Koreaner geworfen. Die Verletzten, der Sekretär und zwei anderk Beamte, erhielten keine ſchwere Verletzungen. Sechzig Amerikaner ſind abgeſandt worden, um die amerikaniſchen Gold⸗ minen von Unſan zu ſchützen. * Kanea, 4. März. Zwei ruſſiſche Torpedo⸗ boote ſind in der Sudabai eingetroffen. * Pori Said, 4. März.(Reuter.) Das Geſchwa⸗ der des Admitals Virenius geht nach Caditz und läß! Prinz Arenberg ſreige Colkswirtschalt. Nürnberger Bank. Nach dem Geſchäftsbericht des Vorſtandes iſt das Ergebnis für das Jahr 1903 befriedigend, indem der Brutto⸗ gewinn nahezu die gleiche Höhe wie im Vorjahr erreichte und die Abſchreibungen und Rückſtellungen auf Conto⸗Corrent⸗Conto einen weſentlich geringeren Vetrag als im Vorjahre erforderten. Der Reingewinn, zuzüglich 17310 Mark Saldovortrag aus 1902, 1 pCt. Abſchreibung auf Bankgebände und Inventar⸗Conto, fernet Abſchreibungen und Riickſtellungen auf Conto⸗Corrent⸗Conto beträgt 386 605„ Es wird beantragt, hiervon abzuſetzen: Für den ge⸗ ſetzlichen Reſerve⸗Fonds 15 965„, 5 Prozent Dividende auf 5 000 000% gleich 250 000 /, Tantieme an den Aufſichtsrat 10 333, Tantieme an den Vorſtand 12 400&/, Gratifikation an das Perſonal 7000 /, Zuweiſung an den Beamten⸗Unterſtützungs⸗ fonds 2000 /, Reſervefonds II 20 000 /, Vortrag auf neue Rech⸗ nung 18 908&Al. Chemnitzer Bankverein in Chemnitz. Die Bank vereinnahmte im abgelaufenen Jahre 768 729/(754 523), darunter 474 757 Mark(505 475%/) Zinſen und 280 115%(228 284 /) Gebühren. Der Reingewinn beträgt 480 558/(480 729) und ſoll folgende Verwendung finden: Rückſtellung für Verluſte 65 000„(315 000 Mark), verſchiedene Rücklagen 100 000%/(25 000), außerordent⸗ liche Abſchreibung für den Erweiterungsbau 15 000%(0), Un⸗ terſtüikungsbeſtand 8000/(5000), Gewinnanteile 25 465 /¼ (8170), 4 pCt.(2 pCt.) Dividende gleich 240 000%(120 000 Mark) und Vortrag 27088 ,/(7559 ,/). Wie aus dem Geſchäfts⸗ bericht erſichtlich, hat der imVorjahr als zu Rückſtellungen notwendig beseichnete Betrag noch nicht vollſtändig genügt, um die aus Ver⸗ pflichtungen zu erwartenden Verluſte zu decken, ſo das weitere Mark 65 000 zu dieſem Zwecke von dem Reingewinn abzuſchreiben ſind. Die Umſätze der Bank haben ſich weſentlich vermehrt. Die Zweig⸗ ſtellen in Aue und Oelsnitz i. V. haben befriedigende Ergebniſſe ge⸗ bracht; die Kaſſenſtelle in Falkenſtein i. V. wurde infolge ander⸗ weitigen Wettbewerbs in eine ſelbſtändige Zweiganſtalt umgewandelt. Bei 6 000 000%/ Aktienkapital und 865 379 Rücklagen belaufen ſich die Verpflichtungen der Bank auf 5 688 894/(5 417 208). darunter 2 155 890/(2 003 983 /) Einlagen, von denen über die Hälfte längere Kündigungsfriſten haben. An leicht greifbaren Mitteln werden 5 017 217(4 516095 /) ausgewieſen und an Ausſtänden 7 782 269(8 057 608„). Der Stand der Bank iſt ſomit recht flüſſig. Göttinger Bouk, Aktiengeſellſchaft. Die Geſellſchaft erzielte nach dem Geſchäftsbericht im abgelaufenen Jahre einſchließlich Mark 12 836(11065%) Vortrag einen Reingewinn von 81809 Mark(75 149), woraus wieder 6 pet. Dividende gleich 30 000%/ auf das mit 500 000(= 50 pEt.) eingezahlte Kapital gezahlt werden. Auf neue Rechnung werden 21 124/ vorgetragen. Eine weitere Einzahlung von 25 pCt. ſoll bis zum 1. April ds. Is. geleiſtet werden. Schleppſchiffahrt auf dem Neckar, Heilbronn a. N. Die Geſell⸗ ſchaft erzielte in 1908 nach/ 31 899(i. V. 29 531) Abſchreib⸗ ungen einſchl.“ 16 487(% 14854) Vortrag einen Reinge⸗ winn von/ 141 569(% 98 588), wovon/ 6254(% 4209) der Reſerve überwieſen,„/ 10 499(% öag6) zu Tantiemen, ferner 6000 zur Bildung einer Unterſtützungskaſſe verwandt und Mark 90 000(% 72 000) als Dividende von 7½ pCt.(6 pCt.) verteilt werden, wonach 28 815 als Vortrag bleiben. Baumwollſpinnerei Erlangen. Die Garnherſtellung brachte nach dem Rechnungsabſchluß für 1903 787 294/(i. V. 735 878. Nach Deckung der Unkoſten und 191106/(88 328 /) Abſchreib⸗ ungen blieben 100 261%(97 644%/) Reingewinn, woraus 8 pCt. Dividende(wie i..) gleich 64000%/ verteilt, 4767. (4780 /) der Rücklage zugeführt, 24 000%(wie i..) zu Gewinn⸗ anteilen verwandt und 7498 //(4914 /) vorgetragen werden. Es ſind 49 400 Spinn⸗ und 1320 Zwirnſpindeln vorhanden. Die Anlagen erſcheinen mit.87 Mill. Mark(1,.92 Mill. Mark); an Vorräten werden 0,42 Mill. Mark(0,46 Mill. Mark) ausgewieſen, in bar und Wechſeln 5794/(8798 /) ͤ und bei Schuldnern 136 190%/(445•357), wogegen neben 829 274%/ Hypothken⸗ ſchulden Gläubiger.52 Mill. Mark(.55 Mill. Mark) zu fordern da unter 0,72 Mill. Mark(0,63 Mill. Mark) Baumwoll⸗ ratten. Amtliches Warenverzeichnis zum Zolltarif. In der Zeit vom .—25. März veranſtaltet der Handelsvertraasverein Berlin., Köthenerſtraße 21, zur Beratung des Entwurfes und Formulierung etwaiger Abänderungen und Eragänzungsvorſchläge zum Waren⸗ berseichnis Sitzungen einer Reihe von Sonderausſchüſſen der einzelnen Branchen. Es ſollen beſonders folgende Punkte erörtert werden: 1. Welche Artikel im Warenverzeichnis namentlich aufge⸗ führt ſein müſſen und nach welcher Poſition des neuen Tarifes ſie zu berzollen ſind. 2. Welche Beſtimmungen des Warenverzeichniſſes einer anderen Faſſung bedürfen, weil ſie einzelne Waren unter falſcher Poſition des Tarifes bringen oder zu Zweifeln Anlaß geben. 3. Welche Maren von anderen ſo ſchwer zu unterſcheiden ſind, daß die Beſchränkung der Abfertiaungsbefugnis auf beſtimmte Zollſtellen ſich rechtfertigt. 4. Melche Vorſchriften oder Angaben ſonſt noch im Verseichnis oder in der Anleitung zur Zollabfertigung aufgenommen werden müſſen. Der Handelsvertraasverein iſt bereit, ſich meldenden Intereſſenten die Teilnaßme an dieſen Sitzungen zu ermöglichen und erſucht um umgehende Mitteilung etwaiger Münſche. Auch die Han⸗ delskammer iſt gerne bereit, Wünſche bezüglich der Teilnahme an dieſen Verhandlungen oder zum Warenverzeichnis überhaupt ent⸗ gegenzunehmen.“ Manunheimer Petroleum⸗Rotirung vom 5. März. Amerif Petroleum disponkbel M. 24.50, ruſſſſches Petroleum M. 29.50, öſerreichiſches Betroleum M. 23.50 pro 100 Kilo netto verzolli ab eſigem Hager W Brüſſel, 4 März.(Schluß⸗Kurſe.) Spanſer 76.02, —.—, Fürken L 11250 Türken D—.—, Warſchau⸗Wiener—.— brinz Heinrich—.— Liſſoabon, 4. März. Geld⸗Agio 24— Proz. Wechſel auf London 42% Pene⸗ London, 4 März. Silber 265/8], Priv.⸗Disk. 3¼, Wechſel auf deutſche Plätze 20.74 Valparaiſo, 4. März. Wechſel auf London 16 5/. New⸗Nork, 4. 5 5 Ubr Nachm. Effecten. 4 8. 4. Kondon g0 T. Sicht 4. 85 60.838 NRem⸗Nork Central 114½ 114 Lond. Cable Tranſ..—7 05.87.0 North. Pacifte Pref. 885/. 8778 Raris k. S..19/.19 North. Pac. Com.———.— Deuiſe hland k. S. 44 10 94½᷑[N. Lac. 3%W Bonds 70¾ 70ʃ Atch, Top. Santa Fs 65% 65½ Norfolk. Weſt. Uref. 85— 85— Fangdian Pacifie 110% 1111, Upion Paelfte Sh. 737%/ 79½ Southern VPaeifie 435/% 4440% Bds. p. 1925 132½ 1821ʃ. Ehie. Milw.& St. P. 139½ 13[ Silber 5780% 578 Denv. Rio Gr. Pref. 65/½ 652/ Kanſas City Sh.—— Uimots Fentral 128 15 127— lnited T. Steel 11— 11— Late Shore——„„Pref 56½ 56% ouisville& Naſhv. 105— 108— wärrants per Kaſſa—[—, ver Monat——. willig. Cleveland, 4. März.(Schluß.) Roheiſen ver Kaſſa 424½ per Wonat 42 6— willia. London, 4. Merz(Schluß). Kupfer per Kaſſa 57—.—, Kunfer 3 Monate 5s 117.6, rubig.— Zinn p. Kaſſa 123 15.—, Ainn 3 Mongte 124..—, ruhig.— Blei ſprtiſch 12.—.—, Blei naliſch 12..3, feſt.— Zink, gewöbnlich 22..6, Zink ſpeztal 28 .6, ſtetig. Queckſilber.— Ueberſeeiſche Schiffabhrts⸗Nachrichten. Rotterdam, 4. März.(Drahtbericht der Holland Amerika Line Rotterdam). Der Damyfer„Stadendam“, am 28. Februar vor New⸗Mork ab, iſt beute hier angekommen. Mitgeteilt durch das Paſſage⸗ und Reiſe⸗Bureau Gund⸗ lach& Bärenklau Nachf. in Mannheim, Bahnhofplatz Nr. 7 direkt am Haupthahnhof. Laut telegraphiſcher Nachricht iſt der Dampfer„Kaiſerin Marig Thereſia“ auf ſeiner zweſten Vergnügungsfahrt am 28. Febr. wohl⸗ behalten in Malta angekommen. Mitgeteilt durch Ph. Jak. Eglinger in Mannheim alleiniger für's Großberzogtum Baden konzeſſionierter Generalagen des Norddeutſchen Lloyd in Bremn. Waſſerſtandsnachrichten vom Monat März Peagaelſtationen Datum: vom Rhein: 29. 1. 2. 3. 4. 5. Bemerkungen Nonſtanz 95 29 3 2 201 Maldshut.„ 22,24 21 2,17 2,16 2,04 2,02 Hüningen.81.84 1,77 1½%e Abds. 6 Uhr 2,8 2,48 2483%„37 N. 6 fhr Lauterbuerg 44,01 8,81 3,80.69 3,2 Abds. 6 Uhr Maxagu.„„„„% adig ſii o 89 883 2 Uhr Germersheim. 44.08 3,0 3,78 3,65.-P. 12 Uhr Man ßſeim J4,13 3,94 3,79 3,69 3,59 8,51 Morg. 7 Uhr Mafnz n.-P. 12 Uhr Biungg;;; 10 Uhr KFaulb 3J3,14 288 2,68 54 2,48 2 Uhr Köblen:: 8,82 3,10 2,05 10 Uhr Kökln J4,24 8,88 3,58 8,81 3,13 2 Uhr Ruhrort 44,08 3,62 8,27 2,97 2,75 6 Uhr vom Neckar: Mannheim 44,26.08 3,92 8,89.72 8,61] V. 7 Uhr Heilbronn 11,60 1,52 1,48 1,40.85 V7 Uhr —— Verantwortlich für Politik: Chefrebakteur Dr. Paul Harms, ür Lokales, Provinzielles u. Gerichtszeitung: i..: Georg Ehriſtmann, für Fenilleion, Kunſt, Volkswirtſchaft und den übrigen, redaktionellen Teil: Georg Chriſtmann, für den Inſeratenteil und Geſchäftliches: Karl Apfel. Druck und Verlag der r. H. Haas'ſchen Buchdruckerei. G. m. b..: Gruſt Müller. lösende Eigenschaften. vorbeugend gegen Husten, Heiserkeit, Katarrh. Seit 1846 berühmt durch Wohlgeschmack und schleim- In allen Apotheken à Mk..— 18368/ Bestandteile: Suge, Liquir. Gummi arab. Sacch. Ol, Menth, Bei Einkauf von Knöterich-Thee und Bonbons achte man auf den Russen. 17107 Hof⸗Möbelfabrik L. J. Peter, Mannheim. Inhaber: L. J. peter und Emil Urauth. ebrtken: Mann eim 8, 3 und Stengelhof. Beykaufslokaſſtäten und eingerimtete Muſterzimmer ur in Mannteim, G8. 3, und E. 1, 2(Eckladen d. Oberrheiniſchen Bauk) Große Ausſtellung in Möbeln jeder Peets mage Uebernahme ganzer Ernrichtungen. Prämiirt auf der Außſtellung ber Darmſtädter Künſtler⸗Kolouie 1015 Goldene Medaille Wertausſiellun, Pari“ 1900. * Ludwig Marx, Bankgeschäft Telephon 1421 MANNHEI M. B 1. 7a An- und Verkauf von Wertpapleren jeder Art anter Zus Heherung solidester Bedienung. 15630 Darlehen anf bärsengängige Wertpapiere au eonl. 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