1 — d 2 * Badiſche Volkszeitung. Abonnement: 70 Pfeunig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich, durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ aufſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile. 20 Pfg. Auswärtige Inſerate 25 Die Reklame⸗Zeile, E 6, 2. der Stadt Mannheim und umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und verbreitetſte Zeitung in Zaunnheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 uhr. — Für unverlangte Manuſkripte wird keinerlei Gewähr geleiſtet.. (Mannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Maunheim““ Telephon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten 341 Redaktion 377 Expedition 2¹8 Filiale Grreduhenlath 81¹ E G, 2. 150. e 50. atz 204. 2. Aittagblaft.) edeeeeeeee Die beiden Mülter. Eine Charfreitagserzählung von Henry de Forge. Autoriſierte Ueberſetzung von Anna Wil ke. Nachdruck verboten. 5 Nachdem Chriſtus am Kreuze, an das ihn die Ungerechtig⸗ keit der Menſchen geſchlagen, ſeinen letzten Atemzug ausgehaucht hatte, nachdem der letzte Donner über Golgatha verhallt war und der Heiland ſein Erlöſungswerk habte, begab ſich Maria, die ſchmerzensreiche Mutter, langſam und tiefgebeugt, den Kalvarienberg hinunter. Die Natur ſtrahlte in der ganzen Pracht des jungen Früh⸗ lings und hin und wieder guckte auch ſchon die Sonne durch die Wolken, um jedoch bald wieder jenſeits den Berge in roſigem Leuchten zu erſterben. Hauptes, ohne einen Blick für dieſe wunder⸗ bare Schönheit der Natur, ſchritt Maria vorwärts, von Johannes, dem Lieblingsapoſtel Jeſu geführt. Sie begaben ſich nach Jerufalem, der Stadt der Prophe⸗ zeiungen, über die Chriſtus mit tränenden Augen ſein Wehe hatte ſprechen müſſen. Von dort wollten ſie reines Linnen zum Leichentuch für den Leichnam ihres vielgeliebten Toten holen. Der Weg war lang und beſchwerlich. Dazu kam noch bei jedem Schritt die Erinnerung an den Leidensgang des teuren Verſtorbenen. Vor ihrem geiſtigen Auge ſchwebte noch immer ſeine hohe Geſtalt, gebeugt unter der Laſt des ſchweren Kreuzes. Und durch die vielen Tränen, die Maria um ſeinetwillen ver⸗ goſſen, ganz erſchöpft, ſchleppte ſie ſich jetzt den Berg hinab. Schweigend, in tiefer Ehrfurcht vor dieſem unermeßlichen Leid, welches ihm als das größte der ganzen Welt erſchien, leitete der Apoſtel ihren Gang. Auch ihm blutete das Herz aus tauſend Wunden über den Tod ſeines geliebten Meiſters. Aber er ſuchte und fand Troſt, indem er ſich deſſen heilige Lehren in ſein Gedächtnis zurück⸗ rief. Er glaubte auch an die Worte der Propheten, er ahnte, daß das Märtyrertum notwendig geweſen war, um die Welt von ihrem Sünden zu erlöſen, und geheimnisvolle Worte des Meiſters tönten in ſeiner Seele und erfüllten ſie mit ahnungsvollen Schauern, wenn ev der nächſten Tage gedachte. Doch ſie, die ihn der Welt gegeben, hatte nur den einen Gedanken: daß ihr Sohn geſtorben war! Ihr Sohn, ihr liebe⸗ volles, gutes Kind, das ſie groß gezogen und das das ganze Glück ihres Lebens ausgemacht hatbe. Was waren ihr in dieſem Augenblick die Prophezeiungen, die ſich an ſeine Perſon knüpften? Was die lebendige Sprache der Natur, die ſeinen Tod begleitet? Sie war jetzt nur die nglückliche Mutter, welcher der Sohn durch Henkershand ent⸗ riſſen worden und die ſeinen Tod mit bitteren Schmerzen, aus tiefſter Seelenqual beweinte, ohne ſich durch den Gedanken an deſſen Miſſion aufrichten zu laſſen. Zahlreiche Paſſanten begegneten den beidemn Trauernden. Aber ihr Spott war verſtummt, und mancher mitfühlende Blick traf die Schmerzbeladene. Maria achtete ihrer nicht. Wie im Traum, faſt bewußd⸗ ſchritt ſie einher. Ihr Leid war zu groß; es ging über ihre Kräfte, und in ihren ſeelenvollen Augem ſpiegelte ſich Aan erſten Male in ihrem Daſein Kleinmut. II. Der Apof ſtel„ihre vollſtändige Erſchöpfung bemerkend, leitete e ſorgſam abſeits von dem Gedränge, indem er ſie zu einer kurzen Raſt ermahnte. Sie neigte ihr Haupt gegen die Schulter en, der nun durch teures Vermächtnis ihr den Sohn erſetzen te, und ſeine braunen Locken berührten ſanft das todes⸗ ülde Antlitz der Dulderim. Und nun führte ihr Weg ſie hinein in die volle Frühlings⸗ racht, vorbei an Hecken von weißem Hagedorn und über einen umenbeſäten Raſenteppich, die jetzt, bei der hereinbrechenden Abenddämmerung, die Luft mit wunderbarem Duft erfüllten. dieſe beiden in Schmerz verſunkenen Weſen wandelten in lachenden Poeſie des Frühlings, ohne eine Empfindung zu haben. Uubewußt lenkten ſie ihre Schritle nach dem Oelberg, jener itte, die er geliebt, wo er ſo gern geweilt, wo ſein Leiden onnen, wo er im Gebele gerungen halte. Kein Wunder, daß alles dort für ſie erfüllt wat von Erinne⸗ ˖ an ihn: die Bäume, die Stehteger die Blumen, ja das Hälmchen, hakten etwas von 99 8 heiligen Perſon in nommen. em Berge konnte man ganz Jeruſalem überblicken 111 den Zinnen des Tempels, die Stadt an ſchtre cklichen Ere igniſſen des Tages, in tiefem hen ſchien, igend, in Grübeleien verſunten, betrachtete Maxia die r war der Kalparienberg, ein Ort des nicht verfehlte auch die hoch 5 En, zu beſäuftigen. de, die ſich auch wohl ehr wild auf geg Willen⸗ eine innere See ſprach zu ihr, ſammen. henden Wogen Zibar feierliche Stille! zweffellos d die Slimme des göttlichen Hingerichteten. Der Apoſtel betete. Er betete für dieſe ſchwergeprüfte Mutter, welche er liebte, als hätte ſie ihm ſelber das Leben gegeben. „Weib,“ ſagte er.„Du biſt geſegnet unter allen Frauen, weil Leid das Neaßle der Erde iſt.“ Der Geiſt des Friedens, der Ort umweht, hatte auch im Marias Herzen Eingang gefunden, und an Seele und Leib geſtärkt wanderte n ſie weiter nach Jeruſalem. Doch alsbald hemmten ſie lauſchend ihre Schritte. War es doch, als ob ein unlerdrücktes Schluchzen die Stille des Abends unterbräche. Befremdel blickten ſie einander an. War denn außer ihnen noch ein anderes leidvolles Menſchenherz auf dem Oelberge? Nachdem ſie einige Schritte weiter gegangen, vernahmen ſie das Geräuſch lauter, vernehmlicher: es war eine Frauenſtimme, welche laut weinte und jammerte. Maria blieb ſtehen. Eine andere als ſie, eine andere litt ebenfalls! Das genügte, um ihr Mitleid zu erregen. Suchend blickte ſie um ſich und entdeckte, in einem Graben ausgeſtreckt, eine Frau mät grauem Haar und tränenüberſtröm⸗ tem Antlitz, die in ihrem konvulſiviſchen Schluchzen die An⸗ näherung der Fremden nicht zu bemerken ſchien. „Was fehlt Euch armes Weihe erkundigte ſich Maßfe teilnehmend. „Mein Sohn iſt ſoeben 9d bee entrang es ſich qualvoll den zitternden Lippen und hohle, verſtörte Augen hoben ſich verzweifelt zur Gottesmutter empor. Ein Schauer durchſchüttelte Maria. Der Schmerz des in dem Landgraben liegenden Weibes zerrte von neuem auch an ihrer friſch blutenden Wunde. Mit innigſter Teilnahme, mit Augen voll tiefſten Erbar⸗ mens, betrachtete ſie die Unglückliche. Und als das Weib, er⸗ ſtaunt über dieſen ſo überirdiſch milden Blick, fragend zu ihr entgegnete eine ſanfte und doch ſchmerzbebende emporſchaute, Stimme: „Ich bin auch Mutter, und mein Sohn hat eben am Keggnz ſeinen letzten Seufzer ausgehaucht. Bei dem Worte„Kreuz“ fuhr die Unbekannte zuſammen und richtete ſich hoch auf. Ihr Antlitz war totenblaß und ein entſetzter Blick lag in ihren Augen. Dann ſtammelte ſie: Mein Sohn iſt auch als Ehrloſer geſtorben. Ich habe ihn an einem Baum ahän aufgefunden.“ Maria ſtand wie verſteinert. War es wirklich mögliche Das Leid des armen Weibes glich ja dem ihren in allen Punk⸗ ten! Alſo hatte Johannes doch unrecht gehabt, als er vorhin bemerkte, daß ihr Leid ohnegleichen auf dem ganzen Erdenrund wäre! ſich als Schweſtern des Elends und der Tränen zueinander hingezogen fühlten! Jede von ihnen hatte in dem, der nun nicht mehr auf Erden weilte, das einzige Kind verloren, das der Mutter, trotzdem es zum Manne gereift, doch ihres Herzens Liebling geblieben war. Und beiden Müttern war der heißgeliebte Sohn durch Die eine hatte das entſetzliche einem unnatürlichen Tod geraubt. Schrectbild des Gekreuziglen, die andere das des Selbſtmörders vor Augen! Trotz ihres eigenen unermeßlichen Wehs empfand Maria doch noch innigſtes Mitgefühl für ihre Leidensgenoſſin, welcher niemand beiſtand, welcher weder den Troſt des Glaubens noch Mut beſaß, und die in dieſem verödeten Garten einſam und allein ihren Schmerz austobte. „Wie heißt denn Euer Sohne fragte ſie ſanft. 1 miv ſeinen Namen, damit ich ihn in meine Gebete einſchließen und Gott anflehen kann ihm zu vergeben“ Das Weib richtete ſich hoch auf, bis über den Rand des Grabens, und mit ſtieren Augen und verzerrtem Munde, wie in der Erinmerung an eine entſetzenerregende Viſion, melte ſie: „Judas.“ I11 In jähem Entſetzen fuhr die Mutter des Heilandes zu⸗ einen Moment ſtand ſie wie eine Richterin da. Aber ſchon im nächſten Augenblick ſtreckte ſie der Verzweifelten beide Hände hin. „Stützet Euch guf mich, armes Weib. Kehrt, wie ich, an den bereinfamten Herd zurück. Dort Ihr beſſer Euer Leid beweinen können.“ Die Nacht 1 1 eine Nacht ſo balſamiſch und weich, durchweht von köſtlichen Frühlingsdüften. Seite an Seite lenkten die beiden Frauen ihre Sait 5 Ueberall( in tiefem Schlafe ruhenden Jeruſalem. Kein Laut als in der Ferne das Heulen von umherirrenden ſowie de nach dem 5 Golgatha. effekt zu beobachten. Wäſcherei paſſierten Gegenſtände ſtatt. Es war eine ſeltſame Begegnung zweier Unglücklichen, die f Dämpfer zum Aufarbeiten von Sammet⸗ Im 2. Stock befindet ſich die räumlich größte Abteilr ſtam⸗ In tiefer Shrfurch vor deeſen en vom Leid ſo ſchwer geprüften Frauen, die ein ſchauerliches Geſchick hier zuſammens geführt, blieb der Apoſtel zurück, um zu beten Aber noch lange ſchaute er den ſich langſam Entfe rnenden vom bleichen Mondslicht Umfluteten, nach und beobachtete mi tiefey Rührung wie die Mutter des Heilands die Mutter Judas führte. Geſchäftliches. Aus dem Wunderreich der Technik. Haſt Du Dir, liebe Leſerin, ſchon einmal überlegt, wie größte Zauberin unſerer Zeit heißt? Es iſt auch eine Dame und eine ſehr mächtige dazu, 1 5 Dame Technik, die nicht nur Männer, ſondern auch uns Frauen in ihrem Bann hält. Was ſollte wir ohne ſie wohl anfangen, wenn z. B. unſer Ballſtaat von letzten Tanzgelegenheit 1 allzudeutliche Spuren aufzeigt und je⸗ — mitten in der Saiſon!— nicht daran zu denken iſt, daß das Väterchen ſchon wieder eine neue Robe als Extraordinariun 5 willigt? Voll Vertrauen wenden wir uns an Dame Technik; flinken Boten ſind ſchnell da und gern hören wir von ihnen, da Schaden, den wir beklagen, in wenigen Tagen bis auf die letzte Spu beſeitigt ſein wird. Erwartungsvoll ſehen wir dem uns beſt umte Termin entgegen, der pünktlich innegehalten wird. Mehr aber n als alle Pünktlichteit überraſcht uns die Wandlung, die mit unfere Sachen vorgegangen. Das Kleid, hell und duftig wie am erſten Tag der ſeidne Umhang in reinem, ſchneeigem Weiß erſtrahlend und d Spitzentuch in jenem ſchönen matten Gelb, das das Kennerau zückt. Wie iſt es möglich, ein ſolches Wunderwerk in ſo Zeit zu erzielen? Unſere Neugierde iſt geweckt und gern benutze wir die uns erteilte Erlaubnis, eines jener großen Etabliſſemen beſichtigen, in denen ſich dieſe Metamorphoſen vollgiehen. Weg führt uns zu dem ſhatklichen Etabliſſement der Firma G Röber in Niederrad. In den parterre gelegenen Räumen bi findet ſich die Kontrolle, in welcher alle eingeſandten Waren von de 26 eigenen Läden und von den in den meiſten größeren Süd⸗ und Deutſchlands beſtehenden Agenturen einer genauen Beſichtigung unterzogen werden. Raume werden die Gegenſtände gee 5 ſchiedenen Abteilungen ten Gegenſtände, welche gaſchen ſollen, ſt chemiſche Wäſcherei. In der chemiſchen Wäſcherei größere Anzahl Waſchmaſchinen und iſt es intereſſant, Von der chemiſchen Wäſcherei komt waſchenen Waren; nachdem Zentrifugen vorgetrockne dieſer Abteilung findet die genaue Kontrolle für alle die chen 5 Diejenigen Sachen, delch noch mit Flecken behaftet ſind, 1 von den in der Abteilu ſchäftigten Leuten durch emſiges Detachieren von den Flecken und wandern ſodann in die Bügel⸗ Abteilung. Außer den Keo reſp. Sortier⸗Räumen befinden ſich noch im Parterre di und Naßwäſcherei. In der Färberei fallen beſonders die mäch 1e Farbkufen auf. Die Farbbäder werden durch heißen Kochen In der e werden die zum trieben deſ Aaen in dieſen Räumen die Arb it aſ Faz den Parterre⸗Lokalitäten wurden die 915. Kontrolle der richtigen Buchung ete. ifſt im 5 88 Kontroll⸗Bureau eingerichtet. Neben der Expedition befindet ſich die Appretur⸗Abteilung, welche viel Int eſſan beſichtigen bot. Hier fallen zunächſt die Bügel⸗Maſchin auf welchen glatte Damenröcke, Hoſen und Herren⸗ ⸗Röcke gebügelt werden. Auch die Appretur⸗Maſchine in dieſer hat für die Damen viel Intereſſe, namentlich das Glätten dinen durch dieſe Maſchine. Die noch vorhandenen großen Ap trommeln dienen zum Glätten von Seide, Bändern, f. und Plü Werkes, die Hand⸗Büglerei. In dieſer Abteilung arbeite 8 lerinnen und Schneider. Außer den Handbügeleiſen die eine große Anzahl von Facon⸗Bügel⸗ Apparaten dazu, die Gegenſtände wieder glatt und wieder in Fagon au bringe 2. Stock befindet ſich ſodann noch die Detachur, in welcher ſchiedenen Sachen von event. bei der Wäſche zurückgebliebene befrelt werden. Auffallend war hier, daß die Dekachie rettt welchen das Putzeſt der Flecken vorgenommen bpurde, 5 platten belegt waren. Im 3. Stock, welcher nun beſicht fand man die intereſſante Spitzenabteilung, ferner die für Gardinen, die Putzmacherei, Gardinen⸗Stopferei u derei, ſowie die großen Trockenräume. Auf ihrer Stirn grub ſich eine tiefe Falte und für im Jahre 1890 mit 3 5 gegründet wurde, Die Firma beſchä 300 Angeſtellte einſchließlich Ladenperſonal, während da 7 1elwig Marx, Fantche 8bHa! ephon 1421J. und Verkauf won Wertpapieren jeder 95 g solidester Bedienung. 5 eben auf börsengängige Wertpapiere au eont Bell Kouponselnlösung and sorgfültige Kontrolle aller elo. Auskhufte 10 Wes bnanziellen ae egenheitan General⸗Ar Anzeiger. Mannheim, 2E eeeeee 55 Hote Neckarthal, aus Z, hlauen Kreuz.) 5 Hrg, WiIh. At. Sty 15. 2 Msttw. 25. 22280., am Markt. Diese Aniage mohrfach ausgeführt. 8— und Fräulein. wWũelche dags Zuschneiden und Anfertigen yvon Damen⸗ Gardergbe ohne Vor⸗ bildung gründlieh und leicht erlernen will, wWende sich vertrauens- voll an die e eee ueide-Akademie Weidaer-Mitzsche, M 4, 24 durchmessern 15 188 11 1 5 2 Knerkennungsschreiben und feinste Empfelllungen aus gens 0 u Kreisen, sowie von Schneiderinnen zur gefl. 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