Badiſche Volkszeitung. Abonnement:„ 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pig. monatlich, durch die Poſt bez inel. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pig. Inſerate: Die Colonel⸗Zeile.. 20 Pfg⸗ Auswärtige Inſerate. 25„ Die Reklame⸗Zeile. 60„ E 6, 2. der Stadt Mannheim und Amgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf Mal. Geleſenſte und verbreitete Jeitung in Klaunheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 Uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 uhr. — Für unverlaugte Manuſkripte wird keinerlei Gewähr geleiſtet.. (Nannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗Adreſſe: „Journal Mannheim““ Telephon⸗Nummern: Olrektion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten 841 Redaktion 377 Expedition 5 4„* 218 Filtale(Friedrichsplatz) 815 E 6, 2. Nr. 441. Stimmungsbilder vom ſoz.⸗demokratiſchen Parteitage. (Von unſerem Korreſpondenten.) Mittwoch.— Vormittag. „Heute großes Schlachtfeſt“— ſollte über dem Lokale ſtehen, wo der Partejtag tagt. Es wird ein„großer Tag“, dem ent⸗ ſpricht auch die ſtarke Zahl von Zuhörern, die ſich auf der Galerie verſammelt hat und der Entwicklung der Dinge mit geſpannter Aufmerkſamkeit folgt. Als erſter Redner betritt der Angeklagte, der „myſteriöſe“ Schippel, das Rednerpult. Von Erſcheinung etwa ein Lehramtskandidat von ländlicher Herkunft: Schwarzer Rock, goldene Brille, kurz⸗ gehaltener Schnurrbart, kurzgeſchnittenes, hochgebürſtetes Haar. Er beginnt mit der, in ſeiner Lage reichlich pikanten Erklärung, eine Verteidigungsrede werde er nicht halten. Er tut's auch nicht, er hält eine Anklage⸗Rede. Wie geſtern Ledebour gegen ihn, ſpringt er heute gegen Ledebour an, dem er Mangel an Objektivität vorwirft. Er hätte ſonſt allenfalls erwähnen dürfen, daß die Erklärung der Fraktion gegen Schippel gegen eine an⸗ ehnliche Minderheit beſchloſſen wurde, die Veröffentlichung der rklärung gar mit 28 gegen 25 Stimmen. Entrüſtung gegen ihn, behauptet Schippel, beſtehe nur da, wo man ſeine Artikel nicht kenne.„Legen Sie mal die Hand auf's Herz, Partei⸗ genoſſen, wie viele von Ihnen haben mein Buch über die Handels⸗ politik überhaupt geleſen“? Folgen ein paar Seitenhiebe auf Genoſſen, die auch protektioniſtiſcher Neigungen verdächtig ſeien. Schippel iſt erſtaunt, daß gerade Hoch zu ſeinen Angreifern ehöre, der ſich doch ſ. Zt. in der Zollkommiſſion das hohe Lob des Grafen Poſadowsky verdient habe. Auch Schöpflin ei doch für Schutz der wahren Arbeitskraft— gegen das Kuli⸗ ſyſtem— zu haben. Schöpflin ſcheine ſein Buch für eine ezeptenſammlung zu halten, und da er nicht genug anti⸗ agrariſche Schlagwörter darin findet, verdammt er es. Was will denn mein Buch?— Und nun ſetzt Schippel, im wohl⸗ wollend⸗vorwurfsvollen Tone des Vaters, der zu verirrten Kin⸗ dern redet, den Genoſſen auseinander, was ſein Buch will. Es 0 eine Geſchichte der handelspolitiſchen Strömungen im 19. ahrhundert und komme zu dem Schluſſe: Zur Zeit ſei der Protektionismus in allen Lündern eine ſtarke Mauer, die nicht ſo leicht umfallen werde. Damit müſſe man rechnen. Nach dieſer freundſchaftlichen Belehrung wechſelt Schippel den Ton, und wird wieder zum Ankläger, dem ein wirkſamer Pathos zu Gebote ſteht. 1901 ſei ſein Buch erſchienen. Seitdem ſind der Zoll⸗ die Wahlen, die Konſtituierung des neuen Reichstags ins Landgegangen; die Gelegenheiten, wo man ihm die Unvereinbarkeit ſeines Standpunktes mit dem der Partei hätte vorhalten müſſen. „Wer iſt da gegen mich aufgetreten? Wiſſen Sie etwas davon, Genoſſen? Ich weiß keinen!“; ſo fragt Schippel, den Spieß wirkſam umdrehend, dreimal hinter einauder. Sogar zum Schriftführer hat 15 ja die Fraktion anſtandslos vorgeſchlagen! Schippel ſchildert dann nochmals, wie er dazu gekommen ſei, ſeine viel berufene Rede im 3. Berliner Wahlkreiſe„in kleinem Kreiſe“ zu halten, und zerpflückt dann die Reſolution Bebel. „Ein Jahr nach Dresden der Erſte zu ſein, dem ſchlechter Ton borgeworfen wird, das ſchmerzt mich,“ ſo bemerkt er boshaft. Wenn man ſich ſchon über den„Ton“ aufhalte, ſolle man doch Donnerstaa, 22. September goa. (Mittaablatt.) vor allem die Gegenſeite nicht vergeſſen— dazu ein„Sehr rich⸗ tig“ aus der Vollmar⸗Ecke— er habe ſchließlich nur auf einen groben Klotz einen entſprechenden Keil geſetzt.„Ich hab doch auch äne Läber, da kann mir doch auch mal'ne Laus drüber laufen“. Was er tun wird, wenn die oder jene Reſolution an⸗ genommen wird, behält er ſich vor. Man hat ihm Zweideutigkeit vorgeworfen—„nun Genoſſen, wenn Sie mich austreiben wollen, dann ſeien Sie auch nicht zweideutig, dann ſagen Sie gerade heraus, was Sie wollen.“ Die in der Form recht ge⸗ ſchickte Rede hat Eindruck gemacht, dem Abtretenden folgt nicht eben ſchwaches„Bravo“. Die Debatte eröffnet Sindermann, bei dem der Aerger des in der Agitation tätigen Genoſſen ausbricht über die Verlegenheiten, die Schippel der Partei im Kampf bereitet hat. Er wettert auch gegen den Unfug der Vertrauensvoten und deutet an, Schippel habe das ſeine ſelbſt geſchrieben. Echter Bernſtein. Eduard Bernſtein iſt der zweite Redner. Er teilt Schippels Standpunkt nicht, iſt aber auch gegen die Reſolution Bebel. Er leugnet Schippels Zweideutigkeit nicht, erklärt ſie aber für eine Aeußerlichkeit. Schlimmer ſei, daß ſein Standpunkt theoretiſch falſch ſei. Folgt ein akademiſcher Vortrag üder Schutzzoll und Schutz der Arbeitskraft und dann eine Reſolution, bei der durch einen ſcherzhaften Zufall, als ſie gedruckt wird, der Name Bern⸗ ſtein wegbleibt. Der iſt nämlich ganz überflüſſig, die Reſolution iſt ſo„echt“, daß die reeberche de la paternité niemand lang in quälenden Zweifeln laſſen kann: „Der Parteitagmißbilligt den Ton, in dem die Polemik zwiſchen Schippel und einigen Parteigenoſſen in der Zollfrage geführt wurde; er bekräftigt aufs neue die Reſolution des Mainzer Parteitages von 1900 in bezug auf die Grundſätze der Verkehrs⸗ und Handelspolitik und des Münchener Parteitages von 1902 über die gegenwärtige Zollpolitik der Reichsregierung; er nimmt von der Erklärung des Genoſſen Schippel, daß er entſchiedener Gegner der Agrarzölle ſiſt, Kenntnis und geht damit über dieſe Angelegenheit zur Tagesordnung über.“ 5 Der Schlußſatz wird mit allgemeiner, fröhlicher Heiterkeit aufgenommen, die den unfreiwilligen Urheber erſtaunt aufblicken macht. Gegen Schippel ſprechen dann, mehr oder minder ſcharf, Paepto w, der ſeine Reſolution vertritt, 5 1 5 tſch⸗Berlin und Zubeil, der mitteilt, Schippels„kleißer Kreis“ habe aus 400 Perſonen beſtanden. Ihm folgt der„Großherzoglich heſſiſche Hofſozialdemokrat“ Ulrich, der Schippel in Grund und Boden ſchmettert und„den guten Ede Bernſtein“ mit mit⸗ leidigem Lächeln abtut. Eine für die Stimmung charakteriſtiſche Bemerkung macht Ibell⸗Dortmund; er verſpricht ſich von der Verhandlung vor allem das Gute, daß den Genoſſen im Lande die Notwendigkeit einleuchten werde, die Partei müſſe von unten herauf reformiert werden. Bebel 3 beginnt mit einem Lobliede auf die Meinungsfreiheit in der Partei und dann ſeinerſeits eine Darſtellung der Vorgänge in der Frakkion. Moderne Wädchen. Roman von Arthur Zapp. (Nachdruck berboten.) 52)(Fortſetzung.N. Am andern Morgen fuhr ſie nach Zürich ab. Die vielfache äußere Tätigkeit, zu der ſie die Notwendigkeit, ein Zimmer zu ſuchen und ſich immatrikulieren laſſen, zwang, lenkte ſie von ihren Ge⸗ danken und Grübeleien ab und übte eine wohltätige Wirkung auf ſie aus. Und als nun endlich die Vorleſungen begannen und ſie tag⸗ täglich vier Stunden und auch mehr Kollegien hörte, richtete ſich ihr darnjedergebeugter Geiſt, ihre zermürbte wunde Seele wieder auf. Ein ſtolzes, beglückendes Gefühl durchwogte ſie, und mit einer faſt andachtsvollen Aufmerkſamkeit hörte ſie zu, wenn ſie im Hörſal ſaß und der Profeſſor ſeinen Vortrag begann. 5 In dem Hauſe, wo ſie ihr Zimmerchen gemietet hatte, wohnten noch ein paar andere Studentinnen. Eine davon, ihre Zimmer⸗ nachbarin, erregte gar bald ihr Intereſſe. Von ihrer gemeinſamen Wirtin hörte ſie, daß die Kommilitonin Medizin ſtudierte und aus Oeſterreich ſtammte. Von gelegentlichen Begegnungen her hatte ſich das Bild der Studentin ihrer Phantaſte feſt eingeprägt. Die Dame war mehrere Jahre älter als ſie und mochte wohl ſchon erheblich über die Mitte der Zwanzig hinaus ſein. Ihre Augen blickten ſo klar und ſicher, als ſähen ſie ihr Ziel unverrückbar vor ſich. Was Fritzi eine mit Reſpekt gemiſchte Sympathie einflößte, war der Aus⸗ druck von Willenskraft, Entſchloſſenheit und unerſchütterlichem Selbſt⸗ gefühl, der ihren Zügen deutlich aufgeprägt war. Die Medizinerin ſchien eine große Muſikfreundin zu ſein, denn oft, wenn Fritzi des Nachmittags von gelegentlichen Beſorgungen heimkehrte, tönte Klavier⸗ ſpiel aus dem Zimmer ihrer Nachbarin. Zuweilen blieb Fritzi vor der Tür ſtehen, um zu lauſchen. Es war meiſt ernſte, ſchwere Muſik. Bach und Beethoven. Die brauſenden, weihevollen Klänge riſſen die junge Studentin zur Bewunderung hin, und das Gefühl herzlicher Shmpathie, das ſie bereits für die Kommilitonin empfand, verſtärkte und vertiefte ſich noch weſentlich⸗ Auf ihr einladendes„Herein“ trat die Nachbarin über die Schwelle. Ihre blauen Augen blickten freundlich, und die energiſchen Züge erhielten durch ein liebenswürdiges Lächeln einen weicheren Ausdruck. „Verzeihen's,“ begann die Eintretende.„Ich fühle mich in meiner ſtillen Bude ſo verlaſſen und vereinſamt, und zum Arbeiten hatt ich auch keine Luſt, da dacht ich halt, wirſt Du zu Deiner Nach⸗ barin gehen und mit ihr a biſſerl plauſchen, wenn's vielleicht auch grad' nichts Beſſ res vorhat. Oder ſtör ich?? Fritzi Spahn ſprang ledhaft auf und kam der noch immer an der Schwelle Stehenden mit ausgeſtreckter Hand entgegen und nötigte ſie, näher zu kommen und neben ihr auf dem Sofa Platz zu nehmen. Nichts könne ihr angenehmer ſein; ſie habe ſchon längſt gewünſcht, die Bekanntſchaft der Nachbarin zu machen und ihr für den Geuuß zu danken, den ſie ihr ſchon häufig mit ihrem prächtigen Klavierſpiel be⸗ reitet habe. 55 „So? Lieben's auch die Muſik? Das freut mich. Vielleicht ſpie⸗ len's gar ſelbſt?“ Fritzi verneinte. Aber ſie kenne keinen größeren Genuß, als nach der Arbeit gute Muſik zu hören. Wo die Kommilitonin nur die Zeit hergenommen habe, neben ihrer Vorbereitung für das Studium ſich ſolch eine Virtuoſität im Klavierſſſiel anzueignen. Die Oeſterreicherin lachte. „Hab' halt Muſik ſtudiert und bin Klavierlehrerin geweſen. Thereſ Waldau iſt mein Name. Fünf Jahre hab' ich daheim Kla⸗ vierunterricht erteilt, bis ich's halt nit mehr aushalten konnt'. O, ich ſag' Ihnen, es war nimmer ſchön. Klavierlehrerin ſein, iſt ſchon das Grauslichſte, was man ſich denken kann, und es iſt beinahe ſo, als bei lebendigem Leib im Fegfeuer ſchweb'n. Die Demütigungen, die man hat hinunterſchlucken müſſen— ſcheußlich! Noch furchtbarer wars, daß man berdammt war, Tag für Tag das talentloſe Geſtümper mitanhören zu müſſen. Die Quälerei von den armen Kindern, die doch nicht ſpielen lernen konnten, wenn ſie's auch gern gemacht hätten! Oft hab' ich halt zu ſo einer unverſtändigen Mutter'ſagt, die rein dann etliche wohlgefüllte Schalen des Zornes über Schippel aus, er empfiehlt ihm, ſeinen ſelbſtgewählten Schriftſtellernamen Iſe⸗ grimm als Familiennamen anzunehmen. Dann gibt er einen intereſſanten Vorfall zum beſten aus Schippels Arbeit am Parlamentariſchen Handbuch. Schippel hatte den Paſſus über den Militarismus auf 57 Seiten ſo geſchildert, daß er in Rich⸗ ters A⸗B⸗C⸗Buch gepaßt hätte, woraus 4 Seiten ohne Quellen⸗ angabe aufgenommen waren. Als man Schippel ſagte, der Artikel könne nicht aufgenommen werden; da brachte er nach einigen Wochen einen neuen, der völlig zu den An⸗ ſchauungen der Partei ſtimmtel Schippel konnte alſo auch anders.„Parteigenoſſen, wenn das nicht zweideutig iſt—1,, ruft Bebel, und wendet ſich dann erregt gegen den höhniſchen, hochfahrenden Ton, womit Schippel nicht in der Hitze des Kampfes, ſondern in aller Ruhe, nicht die Gegner ſon⸗ dern die eigene Partei kritiſtiere. Zehn Schippels wären der Ruin der Partei, das iſt Bebels Schluß. Eiet Verteidiger erſteht dem Angeſchuldigten im Genoſſen von El m. Auch ihm gefällt Schippels Wandlungsfähigkeit nicht, aber hier han⸗ handelte es ſich nicht um die ganze Vergangenheit, ſondern um ei⸗ nen konkreten Fal!; und da iſt es ganz ungehörig, daß Schippel das Manuſkript des„Vorwärts“⸗Berichtes nicht vor⸗ her vorgelegt wurde. Deshalb würde der Parteitag ein ſchweres Unrecht begehen, wollte er Schippel deshalb maßregeln. Schip⸗ pels Buch ſtellt nur feſt, daß die Schutzzölle bom Stand⸗ punkte der detmaligen bürgerlichen Geſellſchaft aus berechtigt ſeien; das muß man doch ſagen dürfen! Ueber den„Ton“ ſollte man hier lieber gar nicht zu Gericht ſitzen, denn da wäre noch mancher in gleicher Verdammnis. v. Elm wendet ſich zum Schluſſe ſcharf gegen die Methode, allen Differenzen eine per⸗ ſönliche Spitze zu geben. 4 8 Auch Aarons, der„Proletarier“ des Hauſes Bleich⸗ röder, iſt nicht für die Splitterrichterei über den Ton. Schon die Apoſtel wären nicht wähleriſch in ihren Ausdrücken geweſen, wenn ſie einander in die Haare gerieten. Aarons ſieht die ver⸗ ſchiedenen Reſolutionen an und es findet nur die von Paeplow Gnade vor ſeinen Augen. Hoch will mit Schippel möglichſt reinen Tiſch machen, und verteidigt ſeine Haltung in der Zoll⸗ kommiſſion. Den Schluß bildet ein lehrhafter Vortrag von Kautsky, den es beſonders zu ärgern ſcheint, daß Schippel ſich einer„Disputation“ nicht ſtellen will. *** Sozialdemokratiſcher Parteitag. (Nachdruck verboten.) (Von unſerem Korreſpondenten.) IX. sh. Bremen, 21. Sept. (Dritter Verhandkungstag. Vormittagsſitzung.) Nachdem am Schluſſe der geſtrigen Sitzung der frühere Abge⸗ ordnete Hoch⸗Hanau und der ſächſiſche Reichstagsabgeordnete Schoepflin das Auftreten Schippels in der Zolltariffrage, ebenſo wie der Referent Ledebour, ſehr abfällig beurteilt hatten, erhielt 5 zu Beginn der Sitzung der Abgeordnete Schippel ſelbſt das ort. Die Antwort Schippels. 5 Unter lautloſer Spannung beſtieg Schippel die Redner⸗ tribüne. Bebel ſitzt während ſeiner Rede mit geſenktem Kopf in hatt', zu einem Künſtler machen wollt':„Laſſen's doch den armen Fratz“, hab' ich'ſagt,„er lernts doch nimmer!“ Na zuletzt hab ich's halt ſatt'habt und hab' die Klavierſtunden aufgegeb'n und hab' mich hinter die Bücher'ſetzt und hab' mir geſagt:„Jetzt wirſt was Geſcheites.“ Und weil ich doch oft hab' die armen Haſcherln quälen und peinigen müſſen, hab' ich mir'dacht:„Jetzt wirſt du lernen, Schmerzen lindern und Wunden heilen.“ Und ſo will ich halt Aerztin werden, wenn ich's ſo weit bring' und nit zu dumm dazu bin.“ Es lag ſo etwas Friſches, Ungekünſteltes und Zukunfts⸗ frohes in dem Weſen der Studentin, daß Fritzi Spahn ſich immer mehr von bereitwillig ein paar Aufſchlüſſe über ihre Zukunftspläne. So plauderten ſie ein paar Stun⸗ den lebhaft miteinander, immer mehr aneinander Gefallen findend. Den Tee nahmen ſie gemeinſchaftlich, und nach dem Abendbrot be⸗ gleitete Fritzi ihre neue Freundin in⸗deren Zimmer, und Thereſe Waldau ſetzte ſich ans Klavier und gab mit großer Fertigkeit und mit feinfühligem mufikaliſchen Verſtändnis die Beethovenſche Sonate in-moll zum beſten. 0 Auch ihr ſie gab nun ihr angezogen fühlte, Vorleben und über Von da ab beſuchten die beiden Studentinnen einander regel⸗ mäßig. Den Weg nach der Univerſität legten ſie faſt immer gemein⸗ ſchaftlich zurück, und auch der Abend vereinigte ſie regelmäßig am Teetiſch. Im übrigen hatten ſie freilich nicht viel Muße, miteinander zu verkehren, denn das Studium nahm faft ihre ganze Zeit in An⸗ ſpruch. anregende Stunde, und ihr ſtets zukunftsfrohes, ſicheres, friſches Weſen übte einen ſtärkenden, belebenden Einfluß auf ſie aus. oft wieder einmal eine ſchwache Stunde über ſte kam und der Zweifel an ihrer Kraft und Ausdauer ſie beſchlich, brauchte ſie nur in die energiſch geſchnittenen Züge der Kameradin zu blicken, um friſchen Mut zu faſſen und ihre unbeugſame Entſchloſſenheit wiederzufinden. Dennoch verdankte Fritzi Spahn der Kommilitonin manche So Dieſes ruhige, ſtille, ganz dem Studium gewidmete Leben Fritzis wurde eines Tages durch eine Unglücksbotſchaft, die Frau Sanitätsrat Howald ſandte, unterbrochen. 2. Seite. General⸗Anzeiger. Mannheim, 22. September. ſeiner unmittelbaren Nähe, wiederholt mit Zurufen die Aus⸗ führungen begleitend, ebenſo hat Bernſtein vor dem Rednerpult Platz genommen. Schippe! führte aus: Parteigenoſſen! Ich werde Sie vielleicht in gewiſſem Sinne enttäuſchen, wenn Sie eine ſogenannte große Verteidigungsrede erwarten. Vielleicht werde ich nicht einmal die volle Stunde, die Sie mir zu bewilligen die Güte hatten, ausnutzen. Sie dürfen mir das nicht übel nehmen. Wenn man 6 Monate hindurch in einem ſolchen Streit ſteht, wenn man anfangs die Sache zu beſchwichtigen verſucht hat, um den Frieden herzuſtellen, wenn man Erkläyung auf Erklärung abge⸗ geben hat, die von vornherein dahin gingen, daß die Beſchuldigungen gegen mich falſch ſind, daß ich in Zollfragen auf dem Standpunkt der Parteti ſtehe, und weiter bereit bin, ihn zu vertreten, wenn man dann einen„Bandwurm von 47 Spalten“— wie mir ſo oft vorgehal⸗ ten worden iſt— produziert hat und dann noch nicht einmal erreicht, daß die Genoſſen zugeben: Nun ja, wir wiſſen jetzt, woran wir ſind,— dann dürfen Sie mir das nicht übel nehmen. Wie kommen wir dann überhaupt zu einem Ende, wenn in dieſer Weiſe die Aeußer⸗ ungen eines Genoſſen einfach ignoriert werden und wenn nach der Melodie„Wer das Lied nicht weiter kann, der fängt dann wieder ungen eines Genoſſen einfach ignoriert werden und wenn nach der werden.(Vereinzeltes: Sehr richtig!!) Wenn meine Erklärungen in ſechs oder acht Monaten nichts geholfen haben, dann werden ſie wohl auch heute nicht mehr viel helfen. Wir müſſen ſehen, daß wir zu einem Ende kommen, das ſcheint mir die Hauptſache zu ſein. Mag das Ende für mich weniger oder mehr unerfreulich ſein, die Hauptſache iſt, daß wir zum Schluß kommen.(Sehr richtig!) Ja, Parteigenoſſen um einmal auf das Referat Ledebours zurückzu⸗ kommen. Ich will Ledebour leinen Vorwurf machen, aber betonen muß ich doch: ein objektives Referat über das, wie es in der Fraktion gelaufen iſt, war es nun doch nicht, da war doch viel zu biel ſubjektiver Standpunkt, viel zu viel ſubjektive Verur⸗ teilung mit dabei. Wenn Ledebour objektiv referieren wollte, hätte er nicht das Recht gehabt, immer von Fraktion zu ſprechen. (Sehr richtig!) Es hat dort Minderheiten und Mehrheiten gegeben und die Minderheiter waren keine kleine. Die Fraktionserklärung iſt angenommen mit einigen 30 gegen verſchiedene 20 Stimmen. Das iſt eine ganz anſehnliche Minderheit, das hätte man doch wenigſtens erwähnen ſollen. Dann wurde ein zweiter Beſchluß gefaßt, ob man dieſe Erklärung veröffentlichen ſollte, alſo ob man die Sache ſchärfer oder milder in der Oeffentlichkeit behandeln ſollte, dies wurde angenommen mit 28 gegen 25 Stimmen, 2 Stimmen hätten Kusgereicht und die Sache hätte in der Oeffentlichkeit in ganz anderem und weniger grellem Lichte erſcheinen müſſen. Auch das hätte vielleicht Ledebour erwähnen ſollen. Es gab eine ſtarke Strö⸗ mung, die ſagte, bei einer ſo wichtigen Sache, die uns vielleicht in Streitereien auf Jahre hinaus verwickelt, ſollte man doch die Geſamt⸗ fraktion extra einladen. Das wurde abgelehnt, aber man weiß ja, die Süddeutſchen ſind es vor allen, die weniger in Berlin ſein können, weil ſie zum Teil auch in den Landtagen feſtgehalten werden. Viel⸗ leicht wäre ſonſt das Stimmverhältnis doch anders geweſen. Alſo Sie ſehen, die Dinge liegen nicht ſo einfach, daß die Fraktion eiwa wie ein Mann in dieſer Frage gegen mich geſtanden hätte. Wo iſt denn die Entrüſtung nun am größten geweſend Da etwa, wo meine Artikel erſchienen ſind, oder da, wo die Chemnitzer„Volksſtimme“ verbreitet iſt und geleſen wird? Mit großer Aufmerkſamkeit ſind gerade die Artikel geleſen worden. Iſt da die Entrüſtung aufgeſchäumt, hat da die Volksſeele gekocht? Da hat keiner aufgeſchäumt vor Entrüſtung. Alſo gerade da, wo die Genoſſen am meiſten hätten aufſchäumen müſſen, iſt nichts davon zu ſehen geweſen, nichts von Entrüſtung über mein Tun, über das, was ich ſachlich da entwickelt hatte. Auf der anderen Seite aber iſt wieder ſehr charakteriſtiſch: In Hamburg hat man einen Beſchluß gegen mich gefaßt, dort hat man verlangt, daß gegen mich vorgegangen werde. Aber gerade im Hamburger„Gcho“ habe ich geleſen, daß die Redner dort in den Verſammlungen betont haben: ja eigentlich wiſſen wir ja garnicht, was los iſt. Alſo das iſt der Unterſchied. Dort haben ſie nichts erfahren, da entrüſten ſie ſich, in Chemnitz aber und überall wo die„Volksſtimme“ verbreitet iſt, da iſt nichts davon wahrgenommen worden. Im Gegenteil, es iſt dort öfter vorgekommen, daß bekannte Parteigenoſſen, Referenten, offen dafür eingetreten ſind, daß der Fall Schippel objektiv behandelt werden ſoll und daß kein Grund zu einem Ketzergericht vorliege. Die Sozialdemokratie ſei keine Partei des abſo⸗ luten Freihandels und auch die Fraktion habe ſich nie auf dieſen extremen Standpunkt geſtellt, auch nicht ſtellen können. Dieſe Erklärung habe kein Geringerer als unſer alter Wilhelm Liebknecht am ſächſiſchen Landtage abgegeben, ähnlich habe ſich auch ſchon Genoſſe Bracke geäußert. Parteigenoſſen, legen Sie mal die Hand aufs Herz: Wie viele von Ihnen, die bereit ſind, mich zu ver⸗ urteilen oder ſcharf zu kritiſieren, haben die Artikel geſehen, wie viele haben die Artikel geleſen, wie viele haben Nummer für Nummer verfolgt, ob mein Ton ſchlechter war oder der Ton der Gegner. Denn das müſſen Sie doch auch bedenken, beim Hobeln fallen immer Spähne, die Abwehrmaßregeln richten ſich doch auch nach dem Verhalten der Gegner, das iſt doch ſelbſtverſtändlich. Wenn Sie die Dinge ſo ge⸗ leſen und verfolgt haben— dann hat, das Urteil wird für mich gewiß ſchwer wiegen, aber ich glaube, wenn Sie ernſt an die Dinge herangehen wollen, ſo wird es Ihnen ſo äßhnlich gehen, wie es den Hornbergern gegangen iſt, wo man ſich ſagen mußte:„Was Alle vierzehn Tage hatte die Mutter Dr. Howalds an Fritzi geſchrieben und dieſe ebenſo oft der mütterlichen Freundin geant⸗ wortet,. Während Frau Howald ſich darauf beſchränkte, von ihrer Lektüre und über Theater⸗ und Konzertaufführungen, die ſie beſucht batte, zu ſchreiben und immer gefliſſentlich vermieden hatte, ihren Sohn auch nur zu erwähnen, hatte Fritzi Spahn über ihr Studium und über ihre wenigen äußeren Erlebniſſe berichtet. Nun ſchrieb Frau Howald einen ganzen Brief über ihren Sohn. Seit drei Wochen ſei er an Influenza erkrankt; in ihrem letzten Brief habe ſie auf ſein beſonderes Verlangen nichts darüber erwähnt, um Pritzi nicht zu beunruhigen und in ihren Arbeiten zu ſtören. Aber fetzt ſei der Zuſtand Kurts ein ſolcher, daß ſie voll Sorge und Kummer und daß es ihr unmöglich ſei, Sorgloſigkeit zu heucheln und über gleichgültige Dinge zu plaudern, während ihr das Herz in namenloſer Angſt zittere. Der Kranke leide an ſtarkem Fieber, und ſogar ſeine Lunge ſei angegriffen. Der Argzt habe erklärt, daß weitere Komplikationen nicht ausgeſchloſſen ſeien. Und ſo bange es ſie entſetzlich bei dem Gedanken, daß vielleicht noch Schreckliches bevorſtehe. Sie hade ja nur den einen Sohn, und ihr einziges, ge⸗ kiebtes Kind in Gefahr zu wiſſen, ſei die furchtbarſte Qual für ihr Mutterherz. 5 Fritzi Spahn war von dieſer jäh kommenden unerwarteten Nach⸗ richt wie betäubt. Die Ruhe, mit der ſie das Bewußtſein er⸗ Üter Pflicht und das Beiſpiel ihrer mutigen Kommilitonin erfüllt atte, war plötzlich dahin. Mit einem Male erſchien ihr das Stu⸗ bium, dem ſie mit ſo viel Stolz, mit ſo viel innerer Genugtuung obgelegen hatte, trocken, unintereſſant und unwichtig. Zum erſten Male machte ſie ſich lebhafte Vorwürfe. Sie war durch das jäh herein⸗ ochene Unglück ſo tief erſchrocken, ſo ſehr aus ihrem ſeeliſchen Gleichgewicht gebracht, daß ſie zum erſten Male bitter bereute, nach gegangen zu ſein. Ihre erregte Phantaſie erging ſich in den cklichſten Ahnungen, ja in dem Paroxismus ihrer Verzweiflung ging ſie ſogar ſo weit, ſich die Haupiſchuld an der gefährlichen Er⸗ mkung des geliebten Mannes beizumeſſen. Wer weiß, ob nicht die bittere Enttäuſchung, die ſtarke Germütserſchütterung, die ihm ibre eigentlich los iſt, wiſſen wir nicht, dgarüber ſind wir nicht orientiert.(Heiterkeit und Unruhe.) Wie ſo die Stimmungen wechſeln, dafür iſt folgender Vorgang charakteriſtiſch: Ich habe geſtern Mittag mit Hoch privatim geſprochen und er hat dann am Nachmittag hier von der Tribüne denſelben Standpunkt bertreten, wie mir gegenüber am Mittag. Im Reichstage aber iſt Hochganzentzückt von meinem Buche geweſen. Aber über meine Rede im dritten Wahlkreiſe entrüſtet er ſich, obwohl Kautsky nachgewieſen hat, daß genau dasſelbe, was ich da geſagt habe, in meinem Buche ſtehe. Ich vermag mir einen ſolchen Wider⸗ ſpruch nicht zu erklären. An dem Buch hat man ſeine Freude, und dann ſteigt man hier auf die Tribüne und hält die Anklagerede. Das reimt ſich nicht zuſammen.(Vereinzeltes: Sehr richtig!) Und wenn es immer heißt: Die Gegner haben uns gelobt; daß ſie den Schippel öfter loben, das iſt ein Beweis von ſeiner Grundſchlechtig⸗ keit,— ja, Genoſſe Hoch, denken Sie nicht mehr daran, daß, als Sie in der Zolltarifkommiſſion ſaßen, Sie den Standpunkt vertreten haben: Wer Handelsverträge haben will, der muß auch einen Unter⸗ handlungstarif, der muß auch Zölle haben.(Hört! Hört!) Weiß der Genoſſe nicht mehr, daß auch dieſe ſeine Stellung ausgenutzt wurde von den Gegnern, daß damals der Graf v. Poſadowsky aufſtand und Hoch über den grünen Klee lobte?(8eiterkeit.) Aber dann ſoll man doch einen anderen Genoſſen nicht deshalb an⸗ greifen, weil er um ähnlicher Anſchauungen willen auch mal von den Gegnern gelobt wird. Ich bin dem Lob nicht nachgelaufen, aber ich kann mir doch meine Anſchauungen nicht von den Gegnern vor⸗ ſchreiben laſſen, ich kann mir doch nicht, wenn ſie mich loben, flugs eine andere Anſchauung bilden.(Vereinzeltes: Sehr richtig! Unruhe.) Nun iſt geſtern eine wunderbare Anſchauung kundgegeben worden über meine„Grundzüge der Handelspolitik“. Ja, ich weiß nicht, hat Schöpflin das Buchüberhauptmal in der Hand gehabt? Er ſcheint ſich da ſo etwas vorzuſtellen, als ſei die Handelspolitik von Schippel ſo eine Rezepten⸗Sammlung, wie man ſich die beſten Schlagreden gegen die Agrarier zurecht machen ſolle. Und da Schöpflin nicht genug Schlagworte und Rezepte findet, ſo iſt das Buch nichts wert, ja es iſt ſogar gefährlich, denn es ſchafft Unklarhett. Ich möchte Ihnen raten, Genoſſen, ſich das Buch doch einmal anzuſehen; das wird niemanden etwas ſchaden. Sie werden in mancher Beziehung Anregung finden; über manches werden Sie ſich ſogar ärgern; Sie werden manchmal anderer Meinung ſein— aber Sie werden nicht finden, was Sie entrüſten könnte. Was will das Buch denn eigentlich? Mit den heutigen Zollfragen hat es über⸗ haupt direkt nichts zu tun. Ich bin nicht verpflichtet, einen Leitfaden für die Agitation zu ſchreiben, wenn ich mich nur innerhalb des Rahmens der Partei halte. Das Buch ſoll eine Geſchichte der handelspolitiſchen Strömungen im Laufe des 19. Jahrhunderts ſein, eine rein geſchichtliche Arbeit, die darſtellt, wie dieſe Strömungen entſtanden ſind und welche theoretiſchen Formulierungen ſie gefunden haben. Im vierten Kapitel wird die Frage erörtert: Wie kommt es, daß wir ſeit dem Ende der 70er Jahre allüberall einen ſo ge⸗ waltigen Umſchwung aller Anſchauungen über die ganze Handels⸗ politik wahrnehmen, daß die früher von den bürgerlichen Parteien ſo verfehmten Agrarzölle jetzt trotz aller Ueberlieferungen akzeptiert werden? Das muß doch eine Urſache haben! Gerade wir Sozial⸗ demokraten ſollten uns doch eigentlich freuen, wenn auch einer kommt und offen ſagt: Hier liegen ganz neuartige Erſchei⸗ nungen vor, die wir auf abſehbare Zeit nicht ändern können, Und da habe ich allerdings die Anſchauung vertreten: So leicht wird dieſe Schutzzollmauer nicht umfallen. Wir ſind anderer Meinung als die herrſchenden Strömungen, auch ich bin es, aber wir müffen mit den Tatſachen rechnen. Wie kann man mir daraus einen Vorwurf machen? Weil ich„ẽunklar“ geweſen bin? Ich kann es nicht ändern, wenn man mich unklar findet. Andere ſagen, ich ſei gzweideutig. Ja, wenn jemand ſo eine feindliche Strömung unterſchätzt hat und es tritt dann jemand dagegen auf, ſo wird das immer„zweideutig“ gefunden. Mit einem ſolchen Vorwurf kann man den Gegner diskreditieren, aber widerlegt hat man ihn damit noch nicht! Was iſt denn für mich das Em⸗ pörendſte an der ganzen Geſchichte? Das Buch, das den Mittel⸗ punkt der ganzen Anklage bildet, iſt vor drei Jahren erſchienen. Ge⸗ wiß, es ſind Artikel dagegen erſchienen. Das geht bei jedem Buch ſo. Solche Artikel, Genoſſen, lie ſt man nicht.(Ohol Große Unruhe.) Ich habe ſie nicht geleſen, bis heute noch nicht.(Hört! Hört!) Und ich verbitte mir das(Bebel: Na, nal) daß mir zu⸗ gemutet wird, ich hätte dieſe Artikel leſen müſſen.(Andauernde Unruhe und Zurufe.) Nein, ſo ſteht die Sache denn doch nicht. Wenn Leute, die mich gar nicht geleſen haben, trotzdem über mich urteilen, dann werde ich auch wohl ſagen dürfen: die betreffenden kritiſchen Artikel habe ich auch nicht geleſen.(Zurufe.) In dar Partei haben ſie auch gar keine Wirkung gehabt.(Na nul Hört! Hört!) Niemand iſt aufgeſtanden und hat geſagt: Hier iſt eine An⸗ Hlage erhoben worden, die muß jetzt zur Entſcheidung gebracht werden! Haben Sie ſo etwas wahrgenommen? Ich habe nichts davon gemerkt. Dann kamen die Zollkämpfe im Reichs⸗ tage. Iſt da jemand aufgetreten mit der Behauptung, daß ich in die Fraktion nicht mehr hineinpaſſe? Niemand iſt aufgeſtanden. Daan haben wir Wahlen gehabt. Ich bin in Chemnitz einſtimmig wieder aufgeſtellt worden. Das hat man gewußt und hätte man Wider⸗ ſpruch erheben wollen, ſo wäre die Möglichkeit dazu vorhanden ge⸗ weſen. Wiſſen Sie etwas davon, daß einer aufgeſtanden wäre und geſagt hätte(um einen Auerſchen Ausdruck zu gebrauchen):„Laſſen Sie Schippel die Klinke von außen zumachenl“? —2KK KKKBrr,rcc8ccK Inkonſequenz, ihr Verrat bereitet, die Krankheit überhaupt erſt verſchuldet hatte! Und nun war ſie hier, im fernen Lande, hunderte Meilen von ihm entfernt und konnte nichts für ihn tun, mußte ſich in der gräßlichſten Ungewißheit verzehren und ſich mit ihren Ge⸗ wiſſensqualen herumſchlagen. Wenn ſie hätte dem Impulſe ihres Herzens folgen dürfen, dann hätte ſie ſtracks ihren Koffer gepackt und Studium Studium ſein laſſen und wäre mit dem nächſten Schnellzug nach Berlin zurückgeeilt, um ſich ſeiner Pflege zu widmen, um ihn mit der Kraft ihrer Liebe den ihm bedrohenden Tode abzu⸗ ringen. Ja, ſie liebte ihn, jetzt mehr als je, und keine höhere, hei⸗ ligere Pflicht dünkte ihr auf Erden als dem Leidenden nahe zu ſein und ſeine Schmerzen zu lindern. Wahnſinn war es, ſich zu verhehlen, daß jeder Schlag ihres Herzens ihm gehörte, Unnatur, gegen dieſes mächtige, elementare, natürliche Gefühl anzukämpfen. Und nun, während ſie in der folgenden Nacht ſchlaflos auf ihrem Lager ruhte, erſchien ihr auf einmal das, was ſie getan, als unbegreiflich, als un⸗ verſtändlich, und in ihrer entſetzlichen, jedes Maß verlierenden Herzensangſt ſchalt ſie ſich grauſam, unnatürlich, entartet. Wenn er nun in ſeinem Fieber⸗Delirium nach ihr rief, ſie hörte es nicht, ſie konnte nicht an ſein Lager treten und ihm die Hand auf die heiße Stirn legen, ihm nicht ſanfte, tröſtende, liebebolle Worte ins Ohr flüſtern, die ihn ſicherlich beruhigen und das in ſeinen Adern tobende Fieber ſtillen würden. Törin, die ſie war! Um anderen zu helfen, die ihr ganz fremd waren, die ihr fern ſtanden, hatte ſie den, der ſie liebte und den ſie ſelbſt liebte, kalt, empfindungslos von ſich ge⸗ ſtoßen, hatte ſie ihm den tiefſten, tiefſten Schmerz zugefügt, den ein Menſch dem Menſchen zufügen konnte. Blind war ſie geweſen, blind, denn das Einfachſte, Nächſtliegende hatte ſie nicht geſehen: andere, die ihr gleichgiltig gegenüberſtanden, die ſie nicht kannte, wollte ſie erlöſen vom Uebel, wollte ſte zum Glück führen, während ſie doch den, der ihr von allen Menſchen, kraft des ihr von einer göttlichen Macht in die Bruſt gelegten Gefühls am nächſten ſtand, unglücklich gemacht hatte, für immer unglücklich. ortſetzung folgt.) Ich habe nichts davon gehört. Wir ſind dann im Reichstag zuſam⸗ mengetreten; ich wurde wieder als Schriftführer präſen⸗ tiert und habe ſämtliche Fraktionsſtimmen dafür bekommen. Hat damals jemand geſagt: Schippel hat das Buch geſchrieben, er iſt nicht mehr würdig, der Fraktion anzugehören? Ich habe nichts davon gehört. Und als ich dann meinen Vortrag hielt, war es nun wirklich notwendig, daß um jeden Preis dieſer Streit entfeſſelt werden mußte? Ich habe den Vortrag gehalten in kleinem, geſchloſſenen Kreiſe. Als ich darauf hinwies, hat man geſagt, ich wolle mich verkriechen, man wirft mir ja gerade vor, daß ich wie ein Grobian aufge⸗ treten ſei. Ich gebe zu, die Partei kann verlangen, daß ein Ge⸗ noſſe zeitweiſe bei Seite geht, wenn er mit dex Anſchauung der Mehrheit nicht übereinſtimmt. Aber ich war gar nicht der Meinung, daß der Fall vorlag,(Oho!!) daß daraus für mich ein Kampf ent⸗ ſtehen müſſe zum Biegen oder Brechen.(Unruhe.) Weiter kann man auch verlangen, daß ein Genoſſe nicht gefliſſentlich der Partei Knüppel zwiſchen die Beine wirft.(Sehr richtig!) Wenn mir ein falſcher Zungenanſchlag oder ſo etwas paſſiert wäre, (Heiterkeit. Ach ſol) von der Abſicht, einen Streit zu provozieren, kann wirklich nicht geſprochen werden. Und wenn dieſe Abſicht nicht vorliegt— ſie kann nicht vorliegen— ſo ſollte man ſie auch nicht unterſtellen.(Unruhe.) Nun komme ich auf das Verhalten der Fraktion. Hätte ich gewußt, daß der„Vorwärts“ einen Bericht über den Vortrag bringen würde, ſo hätte ich zum mindeſten gebeten, daß er mir vorher vorgelegt würde.(Hört! Hört!) Ich glaube, durch zwei Sätze und die Aenderung von 6 oder 7 Worten hätte der ganze Bericht eine korrektere Form bekommen können, ſo daß kein großes Unglück hätte entſtehen können.(Na, nal) Ledebour ſagte geſtern, die Fraktion hätte mich erſt zwingen müſſen zu der Erklärung, daß ich gegen Agrarzölle ſei, natürlich als Forderung der Sozialdemo⸗ kratie. Das iſt nicht richtig. An demſelben Tage, an dem der Vor⸗ wärtsbericht erſchien, waren wir abends in der Fraktion zuſammen. Damals war die Stimmung allgemein: Sie Sache iſt nicht hübſch, aber nach den Aufklärungen, die erfolgt ſind, müſſen wir ſehen, darüber hinwegzukommen. — ich glaube, er war es— das Wort fallen laſſen:„Wenn Schippel eine Erklärung abgäbe, er teile den gegneriſchen Standpunkt der Partei gegen den Zolltarif, ſo würde die Sache am beſten erledigt.“ Ein Beſchluß wurde in dieſer Beziehung nicht gefaßt, ich griff den Vor⸗ ſchlag, der mir gefiel, aber auf. Und ſo fanden Sie denn am nächſten Tage meine Erklärung im„Vorwärts“, die mit den Worten ſchließt:„Nach wie vor vertrete ich die beim Zollkampf und im Wahl⸗ kampf von der Paxtei und mir betätigten Anſchauungen.“ Damit ſollte die Sache erledigt ſein; das war die allgemeine Stimmung Dann aber kamen immer neue Anzapfungen. Man wollte die Sache auf der anderen Seite nicht zur Ruhe kommen laſſen, und ſo mußte ſchließlich die Fraktion auch etwas tun. So kam die Reſolution zu Stande. Wenn Sie ſich dieſen Sachverhalt überlegen, ſo können Sie nicht ſagen: Ich hätte den Streit provozieren wollen⸗ Im Gegenteil, ich habe alles getan, um den Streit beizulegen.(Hört! Hört!) Fortwährend dieſe beweisloſen Anſchuldig⸗ ungen, dann Erklärungen von mir und immer dabei die Empfindung: morgen gehts wieder los! Ich bin bis an die Grenze des Möglichen gegangen, vielleicht noch darüber hinaus.(Hört! Hörtl) Ich wende mich deshalb der 7 Reſolution Bebel zut. Welche Stellung Sie dazu nehmen werden, iſt Ihre Sache.(Sehr richtig!) Ich weiſe Sie nur auf einige Punkte hin, die Sie unmög⸗ lich annehmen können. Da wird mir zunächſt mein Ton vorgeworfen. Ein Jahr nach dem Dresdener Parteitag der⸗ fenige zu ſein, dem in erſter Linie in der Partei der ſchlechte Ton vorgeworfen wird, das habe ich nichterwartet.(Große Heiterkeit. Sehr richtig! Widerſpruch und Unruhe.) Ich glaube nicht zu denjenigen zu gehören, die ſich am lauteſten gegen Parteigenoſſen äußern. Aber bedenken Sie; Ich habe auch eine Leber, über die mal eine Laus läuf t.(Heiterkeit.) Wiſſen Sie, was gegen mich geſchrieben worden iſt? Wenn Sie meinen Ton tadeln, warum nehmen Sie den Ton der anderen nicht mit hinein?(Sehr richtig!) Warum nur immer den Ton desjenigen, der angegriffen, der herausgefordert worden iſt, der ſich verteidigen muß gegen beweisloſe Verdächtigungen? Es ſſt immerhin ein Troſt, daß gerade ſo gegen die Fraktion wegen ihrer Abſtimmung über die Hererovorlage losgezogen wird.(Heiterkeit.) Es iſt ein Troſt für den Elenden, mit anderen zuſammen ab⸗ geſchlachtet zu werden. Ein ſchöner Ton war das nicht, und mein Ton war doch um verſchiedene Grade ſchöner. Ich bitte, mir das Gegenteil zu beweiſen. Schippel verlieſt die verſchiedenſten Artikel, die gegen ihn gerichtet ſind, und in denen ſich wahre Perlen von „gutem Ton“ befinden. Habe ich angeſichts ſolcher Auslaſſungen nicht Recht, wenn ich meinen Ton um ein paar Nuancen verſchärfe! Wenn die Dinge ſo von vornherein angegriffen werden, bevor es zu einer Ausſprache kommt, wenn die Parteigenoſſen nicht das Be⸗ dürfnis haben, abzuwarten, wie die Erklärungen ausfallen, ſondern gleich losſchlagen; nun, dann darf man ſich nicht beſchweren, wenn auch mein Ton etwas kräftig geworden iſt. Ich weiß nicht recht, weshalb die Reſolution Bebel nur den Ton der einen Seite tadelt, Dann enthält die Bebelſche Reſolution noch eine Stelle, die Sie unmöglich ſo annehmen können. Es heißt da:„Wenn ſchließlich der Genoſſe Schippel, durch die Fraktion zu klarer Stellung⸗ nahme gedrängt, erklärte, daß er Gegner der Agrarzölle ſei Zu meiner erſten Erklärung bin ich durchaus nicht gedrängt worden. Ich ſelber habe mich freiwillig bereit erklärt, eine verſöhn⸗ liche Erklärung abzugeben. Dazu kommt die Stelle über den Ton. Wenn Sie den Ton der einen Seite kritiſteren, dann ſollten Sie, da es ſich um einen Streit hin und her gehandelt hat, entweder den Ton der anderen Seite auch kritiſieren(v. Vollmar: Sehr richtigl), oder Sie ſollten dies Moment weglaſſen, denn das führt in der Außenwelt zu ganz falſchen Vorſtellungen. Auf die Sache ſelbſt will ich nicht eingehen, die müſſen Sie fa ſelbſt entſcheiden können. Warum ſoll ich es beſtreiten, daß ich in der Agrarfrage von Grund aus meinen Standpunkt geändert habe? Liegt etwas vor, was ich beſtreite, dann nageln Sie das an! Dann würde Ihre Reſolution wenigſtens nach außen wirken, wenn ſie auch nicht ſo gemeint iſt. Aber niemand hat ja bereitwilliger die Aenderung ſeines Standpunktes in gewiſſen Fragen zugegeben als ich.(Hört] Hört!), Redner zitiert einen Artikel der„Volksſtimme“ und bemerkt dann; Wenn einer ſo offen ausſpricht, daß er ſeinen Standpunkt geändert hat, dann ſollen wir auch hier nicht die Aenderung annageln wollen, als wenn ſie einen Vorwurf bedeutet.(Zuruf von Bebel.) Ich gebe zu, das mag ja nicht die Abſicht ſein, aber Sie wiſſen ja, wie ſolche Reſolutionen außen beurteilt werden, und wegen dieſer Wirkung nach außen ſollten Sie die Annagelung fallen laſſen. Und nun zum Schluß! Das richtet ſich gegen Schöpflin, der hier mit ſolcher Verye gegen mich geſprochen hat, er hat erklärt, ſelbſt die Reſolution Bebel ohne das Amendement Freythaler ſei nicht annehmbar, und er hat hinzu⸗ gefügt, ab Schippel dann die Konſequenzen ziehen wird, das ſteht dahin. Nun, Genoſſen, darüber zerbreche ich mir zunächſt den Kopf nicht, ich habe die Gewohnheit, daß ich mir nicht über Dinge, die vielleicht einmal kommen könnten, über Beſchlüſſe, die vielleicht einmal angenommen werden könnten, ſchon im voraus den Kopf zerbreche über die Konſecuenzen, die ich daraus ziehen ſoll. Darauf kann ich Ihnen im Augenblick keine Antwort geben. Aber, Sie haben von meiner Zweideutigkeit geſprochen.(Mit erhobener Stimme): Nun Genoſſen, wenn Sie das durch das Amendement bezwecken, was Schöpflin ganz offen als Abſicht ausgeſprochen hat, dann haben Sie deute mal den Mut, dann ſeien Sie nicht gwweideutig, dann berlangen Im Laufe der Debatte hatte Pfannkuch . — „„7CC0Cc Der—re + e D S WeS s eerne dbon Wilmowski von ſeiner bevorſtehenden Berufung perſönlich Kenntnis gegeben. Lie Reſultate ſeiner Studienreiſe nach London und Paris Fürſten Herbert v. Bismarck.) Punkt 1½ Uhr er⸗ folgie die Einſegnung der Leiche des Fürſten Herbert v. Bismarck im Schloſſe, wo die fürſtliche Familie und die übrigen Leidtragenden verſammelt waren. als Vertreter des Prinzen Heinrich deſſen perſönlicher Adjutant 1 teichen Leidtragenden war Sarg auf die Bahre geſetzt, die von 12 Sponkonieren getragen einem von der Kapelle des 76. Regiments geſpielten Trauer⸗ marſch ſetzte Seeite des ſiebenjährigen jungen Fürſten. der Generaladjutant des Großherzogs von Mecklenburg und die große Zahl der übrigen Leidtragenden, darunter eine Deputation des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments mit dem Kommandeur an der Spitze, ſowie der Kommandeur der Wandsbecker Huſaren. Langſam bewegte ſich der Zug über den Bahnübergang zum Trauerrede des Konſiſtorialrats Lahuſen erfolgte. 85. Hauptverſammlung des evangeliſchen Antwort eingegangen: der Verſammlung übermittelte Feſtgabe, beſtehend in einem reichen Taufgeräte, nachfolgende Begrüßung ein: Mäannheim, 29. September⸗ Generalzelnzeiger. 3. Seile. Sie das, was Sie wollen. Und verlangen Ste das, wa 8 Sie wollen, dann werden wir uns weiker ſprechen! *** Den Bericht über die Debakte, welche fünf Stunden währte, müſſen wir Raummangels wegen auf heute abend verſchieben. Aus dem Bericht ſei nur noch folgendes wiedergegeben: Schippels Freunde verlangten Uebergang zur Tagesordnung. Dies wurde jedoch gegen 40 Stimmen a b gelehnt und die ſchon mitgeteilte Reſolution Bebe'l gegen 44 Stimmen an ge⸗ nommen. Der verſchärfende Zuſatz Frehthaler⸗Berlin, den ſchließlich auch Bebel verlangt hatte, und der feſtſtellt, daß das Vertrauen zu Schippel erſchüttert ſei, und die Erwartung ausſpricht, daß Schippel, falls er fortfahre, die Partei zu ſchädigen, die Konſe⸗ guenzen ziehe, wurde mit einer ganz geringen Mehrheit(mit 150 gegen 126 Stimmen) angenommen. Die große Minderheit iſt offenbar die Wirkung einer geſchickten Schlußrede Schippels. Das Ergebnis erregte Aufſehen. Die geringe Mehrheit für dieſen letztern Teil des Veſchluſſes dürfte Schippel kaum veranlaſſen, ſein Reichs⸗ kagsmandat niederzulegen. Deutsches Reſch. K. Karlsruhe, 21. Sept.(Die E innahmen der ba d. Bahnen) betrugen im Monat Auguſt ds. Is. 8 097 690 Mark, d. h. 601 800 M. mehr als im gleichen Monat des Vor⸗ jahres. Zwei Drittel der Mehreinnahmen rühren dom Güter⸗ berkehr her, der eine hocherfreuliche Steigerung aufweiſt, was auf anhaltende Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage ſchließen läßt. Berlin, 21. Sept.(Zu dem angeblich bevor⸗ ſtehenden Miniſterwechſeh ſchreibt die„Nordd. Reichs⸗Korreſp.“: Trotz aller offiziöſen Dementi und trotz der Erklärungen des Freiherrn von Hammerſtein müſſen wir dabei hleiben, daß ein Wechſel im Miniſterium des Innern nahe bevor⸗ eht. Zum Nachfolger des Herrn von Hammerſtein iſt Frei⸗ ert von Wilmowskt, der derzeitige Oberpräſident von Schleswig⸗Holſtein, beſtimmt, deſſen Name unter den Kandi⸗ daten bisher nicht genannt wurde. Der Kaiſer hat Herrn —.(Eine Denkſchrift.) Wie die„National⸗Ztg.“ wird in dem Miniſterium des Innern eine Denkſchrift dusgearbeitet, in welcher Freiherr von Hammerſtein hört, mitteilt. * Friedrichsruh, 21. Sept.(Die Beiſetzung des Neben dem Reichskanzler waren als Vertreter des Kaiſers Generaloberſt v. Hahnke und Kapitänleutnant v. Bülow erſchienen, unter den ſonſtigen zahl⸗ auch der Reichs⸗ und Landtagsabg. Dr. Bachem. Punkt 1 Uhr 40 Min. wurde der kranzbedenkte wurde. Vorn auf der Bahre lag der Kranz des Kaiſers. Unter ſich der Trauerzug in Bewegung. Hinter dem Konſiſtorialrat Lahuſen⸗Berlin ſchritt Graf Ranzau zur Es folgten die Ver⸗ treter des Kaiſers, des Prinzen Heinrich, der Oberpräſident, Mauſoleum, wo die Beiſetzung nach einer ergreifenden Vereins der Guſtav Adolf⸗Stiftung. (Von unſerem Korreſpondenten.) V. Heidelberg, 21. Sept. Antworttelegramm des Kaiſers. Auf das Huldigungstelegramm an den Kaiſer iſt folgende Sehr erfreut durch den freundlichen Gruß der zur Hauptver⸗ ſammlung dort vereinigten evangeliſchen Männer, ſpreche ich allen Beteiligten meinen wärmſten Dank aus. Ich habe die treue Arbeit des Guſtap Adolf⸗Vereins, durch welche die evangeliſche Kirche und deren Glieder eine ſo weſentliche Förderung erfährt, ſtets mit beſonderer Befriedigung und lebhaftem Intereſſe begleitet und wünſche auch den Beratungen in der diesjährigen Hauptverſammlung Gottes Segen und reichen Schutz. Wilhelm, I. R. Begrüßung durch die Großherzogin. Von der Großherzogin ging im Anſchluſſe an die von ihr »Indem ich mich dem Bedauern des Großherzogs anſchließe, der Tagung des deutſchen Guſtav Adolf⸗Vereins fernbleiben zu müſſen, möchte ich meiner warmen Anteilnahme wie an Ihrem ganzen Werke, ſo an Ihren Beratungen Ausdruck geben. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß die bedeutungsvolle Arbeit des deutſchen Guſtav Adolf⸗Vereins in ſeinen reichen Verzweigungen auch durch die diesjährige Generalverſammlung neue Stärke und neue Verbreitung finden möge. Der Segen Gottes, der ſo ſichtbar auf dieſem Werke ruht, wird unſere teure evangeliſche Kirche auch ferner begleiten, unſere Glaubensbrüder immer mehr vereinend in der Treue und Vertiefung ihres Glaubens zu jener großen Gemeinde, deren Haupt Chriſtus iſt. Ich freue mich, daß mein Sohn heute unter Ihnen weilen darf. Das von mir geſtiftete Abendmahls⸗ gerät bitte ich einer jener Gemeinden zuweiſen zu wollen, welche, wenn auch klein, dennoch ihren Anteil hat an dem umfaſſenden inneren Wachstum unſerer deutſchen evangeliſchen Kirche.“ Das Großherzogspaar hat dem Haußtverein außerdem 000 M. geſtiftet. Prälat Oehler⸗Karlsruhe und Oberkirshenrat äringer⸗ Karlsruhe wurden zu Ehrendoktoren der heologiſchen Fakultät der Uniberſität Heidelberg ernannt. Aus Stadt und Land. *Maunheim, 22. September 1904. Proteſtverſammlung wegen der Arbeits⸗ vergebung zur neuen Neckarbrücke. Die geſtern abend im Reſtaurant„Sängerheim“ abgehaltene Proteſtverſammlung wegen der Vergebung von Arbeiten zur neu zu erbauenden Neckarbrücke an eine auswärtige Firma war ſehr ſtark beſucht, ſo daß das Lokal bis auf den letzten Platz beſetzt war. Herr Langhammer, der 2. Vorſitzende des Gemeinnützigen Vereins Neckarvorſtadt, eröffnete die Verſammlung und legte zunächſt Ver⸗ wahrung gegen die umlaufenden falſchen Gerüchte ein, als ob der Gemeinnützige Verein gegen die Arbeitsbergebung an die Firma Lucan geweſen ſei. Sodann erteilte er das Wort dem Herrn Stadtverordneten Klein. Dieſer wies darauf hin, daß man nicht zum erſten Male wegen der Brückenfrage in dieſem Lokale verſammelt ſei. Es wäre ihm mitgeteilt worden, daß Gexüchte in Umlauf ſeien, welche beſagen, daß die Haußtarbeiten für die Brücke, die Eiſenkonſtruktion, bereits bergeben oder in den nächſten Tagen dergeben werden ſolle, und zwar nicht an eine hieſige, ſondern an eine auswärtige Firma, näm⸗ lich Grün& Bilfinger. Dieſe Firma ſei zwar hier anſäſſig, allein die Arbeiten würden nicht am hieſigen Platze vor ſich gehen, ſondern in der Konſtruktionswerkſtätte in Guſtavsburg bei Mainz. Hierdurch würde der Mannheimer Bebhlkerung, insbeſondere den Intereſſenten und nicht in letzter Linie auch den Bewohnern der Neckarvorſtadt eine vorzügliche Arbeftsgelegenheit derloren gehen, was umſo bedauer⸗ licher wäre, wenn man berückſichtige, daß die gegenwärtige Arbeits⸗ gelegertheit in der Metalljnduſtrie nicht gerade gut zu nennen ſei. Bei Luran ſei nicht ſehr zahlreiche Arbeit vorhanden; auch bei anderen Etabliſſements über dem Neckar treffe dies zu, ſodaß ein großer Bruchteil der Leute der Enklaffung entgegenſehen würde. Einige Stadträte hätten erklärt, die Arbeitsdergebung werde auf dem Sub⸗ miſſionswege erfolgen. Bis jetzt ſei jedoch noch keine Ausſchreibung erfolgt, ſo daß ſich vermuten laſſe, daß die Arbeiten unter der Hand den Papſt zum Vetter hat, kann leicht Kardinal werden.“ Behaupten könne er dies allerdings nicht, aber möglich wäre es bei uns ſchon. Bezüglich der Arbeitsbergebung durch den Stadtrat walte ein ge⸗ wiſſes Mißträuen ob. Daß die Firma Lucan die Eiſenkonſtruktion ebenſo gut machen könne, wie eine auswärtige Firma, gehe ſchon daraus herbor, daß die Firma mehrere ſolcher Arbeiten geliefert und dabei ſtets für die ſaubere Arbeit die Anerkennung des badiſchen Staates ausgeſprochen erhalten habe. Man müſſe auch Rückſicht nehmen auf die Arbeitsloſigkeit im Winter; denn die Arbeitsgelegen⸗ heit werde wieder ſo rar werden wie letztes Jahr. Der Stadtrat ſollte Wert darauf legen, dieſer Ardeitsloſigkeit zu ſteuern, ins⸗ befondere dann, werm er das Heft dazu in Händen habe. Er könne beſtimmen, ob die Arbeit hier bleibe oder nach auswärts komme. Redner ſchloß ſeine oft durch Belfall unterbrochenen Ausführungen mit dem Wunſche, daß die Arbeit nicht unter der Hand vergeben werden möge, ſondern daß eine Ausſchreibung erfolge, an der ſich die Firma Lucan auch beteiligen könne. Herr Altſtadtrat Vogel der hierauf das Wort ergriff, führte aus, daß es ſich mit der Ar⸗ beitspergebung an eine auswärtige Firma nicht blos um ein Gerücht handle, ſondern um eine beſtimmte Tatſache. Es hätte nicht viel gefehlt, ſo wäre der vom Tiefbauamt vorgeſchlagenen Firma Grün und Bilfinger die Arbeit übertragen worden. In der Kommiſſion war es ſchon ſoweit beſchloſſen. Die Firma habe allerdings ſehr viel an der Brücke mitgeholfen und ſehr viel geleiſtet, indem ſie die Pläne mit ausgearbeitet habe. Er(Redner) ſei erſtaunt, ja geradezu empört geweſen, als er Kenntnis davon erhalten habe, daß man im Stadtrate die Abſicht hatte, den Bau der Brücke in dieſer Weiſe zu bergeben. Er ſelbſt ſei der Anſicht geweſen, daß der Bau der Brücke der Firma Lucan übertragen werde, damit das Geld hier in Mann⸗ heim bleibe. Dazu komme auch, daß die Firma Lucan die erſte⸗ größere Fabrik am Induſtriehafen ſei. Der Stadtrat habe viele Millionen für den Bau des Induſtriehafens verausgabt, ſodaß es auch die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Stadt Mannheim ſei, daß ſie eine ſolche Firma, welche ſich zuerſt einen Platz im Induſtriehafen beſtellte, unterſtützt. Es wäre auch eine ſchlechte Reklame für die Firma, wenn ſie die Brücke, die ja bis an ihr Gtabliſſement reichen wird, nicht in Bau erhielt. Der gute Ruf der Firma würde darunter ſehr ſchwer zu leiden haben. In hohem Grade würden aber auch die Arbeiter und nicht in letzter Linie die Stadtberwaltung ſelbſt, es zu ſpüren haben, weil ihr dadurch Steuermitteln entgehen würden. Pflicht der Stadtverwaltung ſei es, hier helfend einzugreifen; ſie ſollte froh ſein, daß eine ſolche Arbeit an eine hieſige Firma zu ver⸗ geben iſt, damit im Winter der Arbeiterentlaſſung geſteuert werde. Redner kam ſodann auf eine von Vorredner kurz geſtreifte Arbeits⸗ vergebung beim Feſthallenbau zu ſprechen. Hier hätte die Firma Lucan eine Eiſenkonſtruktion mit Zmonatlicher Ablieferung über⸗ nehmen ſollen. Die Firma konnte dieſen Auftrag jedoch nicht über⸗ nehmen, weil es unmöglich war, in einer ſo kurzen Friſt eine ſaubere Arbeit abzuliefern. Kurzer Hand ſei dann der Auftrag einer Ber⸗ liner Firma erteilt worden, welcher jedenfalls ſchon früher die Pläne zugegangen ſeien. Die Firma erklärte ſich bereit, in drei Monaten bertragsmäßig die Arbeit zu liefern. Allein es vergingen 6 reſp. 9 Monate, bis ſie fertig war! Von einer Schadenerſatzpflicht konnte natürlich keine Rede ſein, da je alle Arbeiten verſpätet abgeliefert wurden. Der Redner forderte am Schluſſe ſeiner Ausführungen alle Anweſenden auf, dafür einzutreten, daß die Brücke am hieſigen Platze gebaut werde. Weiter ſprachen noch die Herren Schake und Häußler, welche die Einſetzung einer Preßkommiſſion wünſchten. Nach⸗ dem noch ein Arbeiter der Lucan'ſchen Firma den Sprechern des Abends gedankt hatte, wurde nachſtehende von Herrn Altſtadtrat Vogel verfaßte Reſolution einſtimmig angenommen:: „Die heute ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung im Lokale der Reſtauration zum„Sängerheim“ erſucht den Stadtrat mit Rückſicht darauf, daß die Firma Lucan die einzige Fabrik am hieſigen Platze iſt, welche eine derartige Arbeit ausführen kann, die Ausführung der Eiſenkonſtruktion zum Bau der Jungbuſch⸗ brücke dieſer Fabrik zu übertragen. Es iſt zu be⸗ fürchten, daß durch den gegenwärtigen flauen Geſchäftsgang die Firma Lucan in die Lage kommen könnte, eine größere An⸗ zahl Arbeiter entlaſſen zu müſſen. Es erwächſt deshalb der Stadtverwaltung die Pflicht, hier helfend und fördernd einzugreifen, was durch die Vergebung dieſer Arbeften in ausrei⸗ chender Weiſe geſchehen würde. E. Beſichtigung des ſtädt. Schlacht⸗ und Viehhofes durch die Hand⸗ werkskammer Mannheim. An die geſtrige kurze Sitzung der Hand⸗ werkskammer Mannheim ſchloß ſich, wie bereits mitgeteilt, eine Be⸗ ſichtigung des ſtädt. Schlacht⸗ und Viehhofes. Die Einladung dazu ging von der hieſigen Metzgerinnung aus. Unter der ſachlnudigen Führung des Herrn Obermeiſters Groß, der bekanntlich Mitglied der Kammer iſt, wurden die ausgedehnten Anlagen, die in ihrer Großartigkeit auf die Beſucher einen nachhaltigen Eindruck machten, auf das eingehendſte beſichtigt. Beſonderem Intereſſe begegnete die Anlage der Metzgergenoſſenſchaft. Man war einerſeits allgemein bergeden würden und gewiſſe Protektionen mitſpielten, denn:„Wer kannte man aber auch die großen Vorteile an, die der genoſſenſchaft⸗ liche Zuſammenſchluß mit ſich bringt. Nach der Beſichtigung ver⸗ einigten ſich die Beſucher im Meiſterzimmer der Schlachthof⸗ reſtauration zu einem von der Metzgerinnung dargebotenen vortreff⸗ lichen Imbiß, aus kalter Platte und Bier beſtehend. Herr Obermeiſter Groß hieß die Anweſenden, unter denen ſich auch die Vertreter der Preſſe befanden, herzlich willkommen, während Herr Zimmermeiſter Herrmann im Hinblick auf die vorhergegangene Beſichtigung auf die großen Vorteile des genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluſſes hin⸗ wies. Schließlich dankte Herr Mechaniker König für den dar⸗ gebotenen Imbiß und ſchloß mit einem Hoch auf Herrn Groß. In gemütlicher Runde blieb man dann noch beiſammen. Es kann möglich ſein, daß die Sitzung etwas länger gedauert hat, als die geſchäftliche. 15 »Saalbau⸗Theater Mannheim. Dieſes beliebte Vergnügungs⸗ Etabliſſement erfreut ſich täglich eines ſehr guten Beſuches, ſo waren 3. B. die beiden Vorſtellungen am Sonntag wieder vollſtändig aus⸗ verkauft. Es iſt dies neben der vortrefflichen Reſtauration dem erſt⸗ klaſſigen Künſtlerenſemble zuzuſchreiben, das die Direktion ſich zu ſichern gewußt hat. Es ſeien die Parterre⸗Akrobaten Halley und⸗ Court, die Bichele⸗Akrobaten Brüder Starley, Ada Fran⸗ cis mit ihrem Elfenzauber und ihren Serpentin⸗Tänzen und die ſchneidige Soubrette Marka Freha genannt. Auf die geradezu einzig daſtehenden Nummern des Programmes Pipp? und den Senſationsakt von Borſcha Boriſ ch ka, ebenſo auf den beliebten Komiker Georg Kaifer, ſowie die Bogdani⸗Truppe, 9 hübſche ſchneidige Mädchen, ſei noch beſonders hingewieſen. Der Be⸗ ſuch iſt wirklich lohnend und Niemand ſollte die Gelegenheit ver⸗ ſäumen, ſich das vorzügliche Programm anzuſehen; jedermann wird das Vaxiete befriedigt verlaſſen. »Die Firma Siegmund Kander iſt, wie wir bereits geſtern kurz gemeldet, mit bedeutendem Kapital in eine Geſellſchaft m. b. H. um⸗ 5 gewandelt worden, und wird von dieſer unter der Firma„Waren⸗ haus Kander“ weitergeführt. Die Geſellſchaft hat ſämtliche Immobilien gemietet, während alle anderen Aktiven ſowie die Paſ⸗ ſiven an dieſelbe käuflich übergegangen ſind. Die bisherigen Teilhaber, 55 Frau Lina Kander Wwe. und Herr Adolf Kander, treten don der Leitung zurück, verbleiben jedoch als Geſellſchafter. Alleiniger Direktor wird der frühere langjährig bewährte Geſchäftsführer der 4 Firma Herm. Schmoller u. Co. hier, Herr Louis Lewinski, 55 welcher auch als Geſellſchafter beteiligt iſt. Die Uebernahme ſoll Montag, 26. cr., ſtattfinden. Kleptomanie. Die Strafkammer verhandelte heute gegen den 23jährigen Elektromonteur Otto Bender aus Eſchelbach bei Sins⸗ heim, der es fertig gebracht hatte, 5 Jahre hintereinander zu ſtehlen, ohne je dabei erwiſcht zu werden. Da er häufig in die Häuſer wohl⸗ habender Leute kam, benutzte er jede ſich ihm bietende Gelegenheit, mitzunehmen, was nicht niet⸗ und nagelfeſt war und was ihm paßte. Der Angeklagte wurde wegen ſeiner bielen Diebſtähle, die er größten⸗ teils in hieſigen Privathäuſern verübte, zu 10 Monaten Ge⸗ fängnis verurteilt. Die Verteidigung führte.⸗A. Weinberg. Ein gefährlicher Angriff auf einen Bahnbeamten. Monta; Nachts ¼12 Uhr ſollte auf der Eiſenbahnſtation Neckarau der Name eines Mannes feſtgeſtellt werden, der bei der Station Altriv auf den Zug ſprang und einige Schritte geſchleift wurde. Der dienſthabende Beamte erſuchte den Mann, ſeinen Namen anzu⸗ geben. Dieſer antwortete indeſſen mit einer Flut von Schimpfworten, zog dann raſch ein langes Dolchmeſſer und ſtürzte auf den Beamten los, der noch rächtzeitig in das anſtoßende Zimmer des Bahnvorſtandes entfliehen konnte. Mittlerweile kamen einige Bahn⸗ bedienſtete herbei, weshalb es der Renitebte vorzog, abſcheulich ſchimpfend mit zwei ihn begleitenden Dirnen abzuziehen. Der Bahn⸗ beamte telephonirte an das Bahnamt Mannheim. Dieſes ſandte 2 Schutzleute, welche den Anhold auf dem Neckarauer Uebergang ver⸗ hafteten. Es wäre doch endlich an der Zeit, daß an der Eifen e Neckarau ſtändige Schutzmannſchaft ſich poſtiere würde. 2 Familiendrama. In der Wohnung des Privatiers Dubs, UJ4, 19, entſpann ſich heute Nacht ein heftiger Familienſtreit, dem ſogar vom Revolber Gebrauch gemacht wurde. Der Stieffohn Alfred Kehr er, der Bahnaſſiſtent in Baſel iſt, befindet ſich ſei einigen Tagen mit ſeiner Frau bei der Familie Dubs auf Urlaub Mit der letzteren nun geriet der alte Dubs in einen Wortwechſel, im Verlaufe deſſen er ſie mit einem Prügel mißhandelte. Schließlich ging er auch auf den Stiefſohn los, als derſelbe für ſeine Frau Partei ergriff. Kehrer griff hierauf zum Revolver und gab auf den Angreifer vier Schüſſe ab, die ſämtlich trafen. Dub erhielt zwei Schüſſe in den rechten Oberarm, einen in den rech Unterarm und einen Streifſchuß an die rechte Wange. Frau Kehrer die erheblich berletzt iſt, wurde mittels Sanitätswagens i Allg. Krankenhaus verbracht. Auch Dubs befindet ſich dort.(Sieh Polizeibericht.) Aus dem Grossberzogtum. Weinheim, 21. Sept. Am geſtrigen Tage beging der M inhaber der Firma Carl Freudenberg, G. m. b. H.(Lacklederfab Herr Hermann Ernſt Freudenber g, mit ſeiner Gatlin Feier der filbernen Hochzeit. Deputationen der Beamten und Arbeiter und als Vertr meinderats, dem Herrn großartigen Fackelzug, Jubelpaar, ſeine Familie und die zahlreichen Feſtgäſte. Huldigenden ſprach Herr Prokuriſt Bger; ſeine Ausführungen den hiezu bekundeten Zuſtimmungen der Arbeiter war unzweideutig Arbeiterſchaft weitere 150000 Mark zuſchie Be, ei Kundgebung, dem Großherzog iſt dem Jubilar zu ſeinem Feſt das Ritterkreu 2. Klaſſe des i Waſſer, kauert, liegt oder ſitzt das junge ſchmutzige Vo in zwe beſpannt von erwachſenen Geſchwiſtern beiberl erſtaunt über die ungemein rationelle Verwertung der Abfälle der geſchlachteten Tiere, wie Häute, Talg, Sehnen ete., andererſeits er⸗ 4. Seile. eneral⸗Anzeiger. cannhetm, 22. September. Polizeibericht vom 22. September. 1. Eine abſcheuliche Familienſzene ereignete ſich in bergangener Nacht im Hauſe U 4, 19, 3. Stock; dortſelbſt drang der Hauseigentümer J. Dubs in betrunkenem Zuſtande mit einem Prügel bewaffnet in ſein Wohnzimmer ein, in welchem ſeine Ehefrau und ſein Stiefſohn mit Frau ſich aufhielten. Dubs ſchlug nun mit dem Prügel zuerſt ſeinem Stiefſohn— einen vorübergehend zu Be⸗ ſuch hier weilenden Bahnaſſiſtenten aus Baſel— und dann deſſen Ehefrau mehrfach auf Kopf und Arme, ſeine eigene Frau warf er zu Boden, ſchlug auf ſie ein und warf einen Stuhl auf ſie. Sein Stiefſohn feuerte hierauf 6ſcharfe Revolverſchüſſe auf den ſich wie ein Raſender gebärdenden Dubs ab und erlitt derſelbe hiedurch 4 zum Teil erhebliche Verletzungen am rechten Handgelenk, an der linken Schulter, auf der Bruft und linken Wange. Die Verletzungen der übrigen Perſonen ſind ſchwere, aber nicht lebensgefährlich. Dubs wurde in das Allg. Krankenhaus ver⸗ bracht. Die Beweggründe zu dieſer Tat ſind z. Zt. noch nicht feſt⸗ geſtellt. 2. Unglücksfälle: a) Am 16., d. M. abends berbrühte ſich das in einem Kinderwagen ſitzende 3/ Jahre alte Töchterchen des Bureaudieners Joh. Bauer, OQ 3, 9 hier, in der elterl. Küche mit heißem Waſſer, ſo daß es— in das Kinderhoſpital verbracht— geſtern früh 7 Uhr ſeinen Verletzungen erlegen iſt. b) Der Viehbegleiter Joh. Gg. Krauß von Oberſontheim, wohnh. hier Eichelheimerſtr. 42, wurde während eines Viehtransports auf der Eiſenbahn von der ruſſiſchen Grenze hierher von einem Ochſen derart am Rücken verletzt, daß er ſich einer Operation unterziehen mußte. Anſcheinend geſellte ſich noch Blinddarmentzündung dazu und ſtarb er am 20. d. M. in ſeiner Behauſung infolge der erſt⸗ erwwähnten Verletzung. é) Geſtern mittag brach auf dem Gehwege zwiſchen M 2 und 3 ein lediger Schuhmacher von hier infolge Krampfanfällen zuſammen und mußte mittelſt Droſchke in das Allg. Krankenhaus verbracht werden. Es entſtand dadurch ein Menſchenauflauf. d) Beim Ueberſchreiten der Straßenkreuzung am Pfälzer Hof, D 1, rutſchte geſtern nachmittag eine Taglöhnersfrau von hier aus and zog ſich einen OBruch des rechten Vorderarmes zu. pfalz, Heſſen und Umgebung. GBensheim, 21. Sept. Dienstag abend ereignete ſich in dem ahegelegenen GElmshauſen ein bedauerlicher Unglücksfal!. Ein aus Jugenheim gebürtiger Motorfahrer fuhr mit ſeinem Motor⸗ rade in den aus Lindenfels kommenden Poſtwagen und geriet unter die Pferde. Von den Huftritten derſelben erheblich verletzt, liegt er ſchwer darnieder; an ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Auch eines der Pferde wurde ſtark verletzt und wird deſſen Tötung voraus⸗ ſichtlich notwendig werden.— Verfloſſenen Sonntag fand hier im Kaiſerſaale des Hotels„Deutſches Haus“ der Delegiertentag der heſſiſchen Baugenoſfenſchaften ſtatt, zu welchem ſämtliche Baugenoſſenſchaften des Großherzogtums Heſſen ihre Ver⸗ treter geſandt hatten und der infolgedeſſen recht zahlreich beſucht war. Die Verſammlung wurde 11½ Uhr vormittags von dem Verbands⸗ direktor, Herrn Landeswohnungsinſpektor Gretzſchel⸗Darmſtadt eröffnet, der die Erſchienenen, darunter die Herren Kreisrat Eckſtein als Vertreter der Regierung und Landtagsabgeordneter Bürgermeiſter Dr. Frenay als Vertreter der Stadt Bensheim mit herzlichen Worten begrüßte. Nach Begrüßung der Verſammlung durch Herrn Kreisrat Eckſtein hieß Herr Bürgermeiſter Dr. Frenay die Gäſte namens der Stadt willlommen. Die Stadt Bensheim habe durch Tauſch eines Waldkomplexes vom Fiskus größeres Baugelände an der Lorſcherſtraße erworben, welches zum billigen Preiſe von 1,60 M. bis 1,90 M. per Quadratmeter an die Baugenoſſenſchaft abgegeben wird. Der Quadrat⸗ meter Baugelände inel. Anteilskoſten für Straßenbau, Trottoir und Waſſerleitung ſtelle ſich auf 2,70 M. bis 3 M. Es ſei die Errichtung einiger Häuschen und auch kleinere Hofraiten in Ausſicht genommen und hoffe man eine Anzahl, 8 bis 10 Stück, noch vor Winter unter Dach bringen zu können. Nach einer lebhaft geführten Diskuſſion hielt Herr Ritſert⸗Gießen einen Vortrag über„Zweck und Weſen der Spar⸗ und Lebensverſicherung und der Zveckmäßigkeit ihrer Einführung bei Mitgliedern der Bauvereine“. Hierauf wurde der vorliegende Entwurf eines Kauf⸗ und Mietpertrags durchberaten, Man kam zu dem Entſchluß, vorerſt nur Kaufverträge abzuſchließen. Als Ort der nächſtjährigen Delegiertenverſammlung wurde Mainz beſtimmt. Die Berakungen endigten üm 2à Uhr und nach einem gemeinſamen Mittageſſen, bet welchem Herr Bütgermeiſter Dr. renah auf den Vorſtand der Heſſiſchen Bauvereine toaſtete, wurde ein Spaziergang durch das neue Villenviertel über die Brunnenweg⸗ anlagen nach Schönberg unternommen. + Bensheim, 21. Sept. Die Reife der Trauben iſt infolge det in dieſem Sommer anhallenden Hitze bereits derartige vorgeſchritten, daß die allgemeine Weinleſe für hieſige Gemarkung auf 29. Sept. feſtgeſetzt werden mußte. Die Ausleſe der Portugieſer Trauben, welche bekanntlich früher als die hier eingeführten Traubenſorten, wie Rießling, Oeſtreicher, Haniche, Trollinger ete., reifen, fand bereits am 19. l. Mts. ſtatt. Die Qualität der Trauben iſt eine vorzügliche und ſind auch die Winzer mit der vorhandenen Menge in jeber neht Von beſonderer Güte ſind in dieſem Jahre die Trol⸗ inger. Der ſogenannte Schimmel wurbde bis jezt faſt garnicht bemerkt. Die Weinberge nehmen mit jedem Jahre wieder an Werk zu. Seit einigen Jahten war det Ertrag der Weinberge durch die jedes Jahr herrſchende Fäulnis der Trauben nur ſehr beſcheiden. Man hat den Erfolg im laufenden Jahre wohl in erſter Linie der anhaltend guten Witterung, vornehmlich aber der Behandlung, die die Winzer den Weinbergen neuerdings laſſen, zuzuſchreiben. Die Vorſchriften, wonach die Rebanlagen mit einer Kupfervitriollöſung jedes Jahr wenigſtens zweimal beſpritzt und mit Schwefel beſtäubt werden müſſen, werden nicht nut ſtrikte bereln ſondern ſogat noch überſchritten, indem die Winzet dieſe Täkigkeit, von deren Witkung ſie ſich nunmehr überzeugt haben, mitunter 4 bis 5 Mal vornehmen. Wit haben alſo alle Ausſicht, ſchon in Bälde einen prima „Neuen zu mäßigem Preiſe koſten zu können. Sport. Wie großartige Leiſtung, daß bei der Staffettenfahrt Stuttgart⸗ Kiel für Motorzteſräder die 778,8 Kilometer lange Strecke vom Erſt⸗ unge enen in brutto 20½% Std. zurückgelegt worden iſt, wiewohl keinerkei Führung u. dergl. auf der Strecke erfolgte, findet hohe Würdigung in folgendem Telegramm, welches Prinz Heinrich bon Preußen an die Deutſche Motorradfahrer⸗Vereinigung, e.., ſandte. jel, 20. Sept. 1904. Indem ich den Eingang der mir durch ffettenfahrer am heutigen Tage ausgehändigten Depeſche hier⸗ mit beſtätige, drängt es mich meinen Dank und vor allem meine Be⸗ wunderung auszuſprechen über die bei der Staffettenfahrt Stuttgart⸗ Kiel an den Tag gelegten hohen Leiſtungen, welche Perſonal und MRatertal betwieſen haben. Veſonders erfreut es mich, daß dieſe Ver⸗ Vater. tot. anſtaltung ohne beſondexen Unfall verlaufen iſt. Ein Beweis für die Güte der Technik, ſowie für die Umſicht und Tüchtigkeit der be⸗ teiligten Fahrer. Mit erneutem Dank Heinrich, Prinz von Preußen. Cheater, Kunſt und(Wifeenſchaft. Hoftheater. Die Intendanz teilt mit: Die Grſtaufführung des Luſtſpiels„Die Liebesſchauke!“ von Mauriee Donnah findet Sonntag, den 25. d. Mts., im Neuen Theater ſtatt. Frl. Betty Kofler vom hieſigen Hoftheater gaſtirt heute als „Fides“ im Prophet“ im Wiener Hofoverntheater. Frankfurter Quartett. Das Frankfurter Quartett, beſtehend aus den Herren Prof. Hugo Herrmann, Konzertmeiſter Adolf Reb⸗ ner, Fritz Baſſermann und Prof. Hugo Becker, wird dieſes Jahr wieder drei Matinsen im Kaſinoſaal veranſtalten und zwar am 9. Oktober, 7. Dezember und 22. Januar. Kartenverkauf in der Hofmuſikalienhandlung K. Ferd. Heckel. Lamoureux⸗Konzert. Das Konzert des Lamoureux⸗ Orcheſters findet unter Leitung ſeines Dirigenten Camille Chevillard am Sonntag, 16. Oktober, abends 6 Uhr im Nibelungenſaal des Roſengarten ſtatt. Das Programm wird aus Kompoſitionen von Berlioz, Beethoven, Paul Dukas, De Camondo, C. Chevillard und R. Wagner beſtehen. Heber klaſſiſche und moderne Muſik ſchreibt Feliy Moktl im„N. W. Tgbl.“ folgendes: Kaum iſt wohl jemals in muſtkaliſchen Fragen ein ärgerer Mißbrauch getrieben, eine größere Verſpirrung angerichtet worbden, als mit den ſo allgemein geläufigen Schlag⸗ worten„klaſſiſch“ und„modern“. Dieſe beiden Wofte werden überall gedankenlos gegenüberſtellt, welche Gegenüberſtellung den mephiſtopheliſchen Ausſpruch:„Wo Begriffe fehlen, da ſtellt ein Wort zur rechten Zeit ſich ein“ durchaus rechtfertigt. Fragt man ernſtlich danach, was die Hüter des„Klaſſizismus“ als unperäußer⸗ lichen Schatz eigentlich beſitzen wollen, ſo hört man alte, abge⸗ droſchene Phraſen, die uns nicht mehr ſagen, als was jener Richter zu hören hatte, dem ein Jude das Wort Schoſar hätte erklären ſollen. Ein Schoſar iſt ein Schoſar. Klaſſiſch iſt— klaſſiſch. Und damit Punktum]! Nun haltet euch brav zu den„Klaſſikern“, werft alles in den gleichen Topf zuſammen(3. B. Händel zu Bach und Mendels⸗ ſohn zu Franz Schubert) und betet mit gedankenloſer Perrückenver⸗ ehrung an, lvas ſo u. ſo viele„Muſikäſthetiker“ als Hafſiſch bezeichnet haben; dann habt ihr auch ein Recht gewonnen auf alles, was nicht in euren Kram paßt, hochmütig herabſehen zu können. Wir wollen uns aber dieſe archivariſche Verehrung heute nicht mehr aufdringen laſſen! Und zwar deshalb nicht, weil die Werke jener Allergrößten, Bach, Mozart, Beethoven,„herrlich, wie am erſten Tage“ vor uns ſtehen und wir die heilige Pflicht haben, ihr Gwig⸗Lebondiges vor der Berührung jener Hände zu ſchützen, welchs mit Archivſtaub und Spinnengeweben bedeckt ſind.— Dagegen muß ich aber auch geſtehen, daß bei der Beurteilung des Modernen ich ſtets auf die größten Unklarheiten geſtoßen bin. In dem Worte„modern“ liegt, wie mir ſcheint, etwas durchaus Kunſtfremdes, Ein Damenhut, eine Kleider⸗ tracht, Friſuren, Anſichtspoſtkarten und dergl. können kwohl modern, d. h. der Mode unterworfen ſein. Damit iſt aber gleich geſagt, daß morgen oder übermorgen eine andere Mode aufkommen und die letzte vergeſſen machen kann. Ich weiß wohl, daß vielfach das Wort „modern“ im Sinne von„fortſchrittlich“ verſtanden und gebraucht wird. Dies iſt aber eben gang falſch. Daß Bach mit ſeinen uner⸗ hörten Harmoniefolgen, Mozart mit ſeiner fabelhaften Sicherhelt der muſikaliſchen Charakteriſtik(Cherubin, Steinerner Gaſtl), Beethoven mit ſeiner unendlichen Vertiefung des mufikäliſchen Aus⸗ drucksvermögens, endlich Richard Wagner mit der durchaus bewußten Verwendung der Muſik im Dienſte des Dramas die wahren Eckpfeiler des Fortſchrittes der muftkaliſchen Kunſt bedeuten, wird heute jedem einleuchten. Nun aber wird es doch niemandem einfallen, die Werke dieſer Meiſter— als auch für ihre Zeit— modern zu bezeichnen. — Sändel war einmal in London„modern“. Mendelsſohns „Atigone“⸗ und„Oedipus“⸗Muſik war die Frucht des Irrtums, welcher den alten Sophokles„moderniſieren“ wollte. Was iſt aber heute, mit Recht, bergeſſener und verſtaubter als alle dieſe engliſchen „Opern“ Händels, oder die Sophokles⸗Kompoſitionen von Mendels⸗ ſohn.— Es iſt wahrhaftig gleichgültig, welcher„Richtung“ ſich ein ſolckes Werk zuneigt. Die Zeit der Parteien und Klichuen follte heute vorüber ſein! Wir ſollten uns vor allem Wahren ünd Lebendigen ehrfurchtsvoll verneigen, ſei es vor zweihundert Jahren oder geſtern erſt geſchaffen worden, ſo wie das Unwahre und Verpelkte unbeachtet laſſen müßten, ob es ſich in der Händelſchen Perrücke oder mit der allerneueſten Jakobinermütze auf dem Kopfe uns vorſtellt. Dann werden wir auch endlich erkennen gelernt haßen, daß es in unſerer großen Müſik in einem gewwiſſen Sinne keine Vergangenheit und keine Zukunft gibt, ſondern nur eine ſchöne, edle Gegenwart, in welcher ſich die Großen, Währen und Ewiglebendigen friedlich die Hand reichen! Heueſte Hachrichten ung Celegramme. Driwat⸗Telegramme des„General-Hnzeigers“. *Darmſtadt, 22 Seßtbr. Die Mäſchinenfabvik von Buſchbaum in der Kählertſtraße ſleſt in Flammen. Die Feuer⸗ wehr ärbeitet eifrig, um ein Weitergreifen des Brändes auf die benachbarten Anweſen zu verhindern, Ma' ſpricht auch von Ver⸗ luſten an Menſchenleben, doch iſt darüber vokläufig nichts Authen⸗ tiſches zu erfahren. Jedenfalls iſt der Malerjalſchäden ein ſehr beträchtlicher. Köligsberg, 22. Sept. In dem Markkfletkeſt Fredrichs⸗ hof bei Ortesburg braynten geſtern nachmiklag Gebäude nieder, Die Löſchungsarbeiten ſind durch Maſſermaugel erſchwert. *Berkin, 21. Septbr. Exroräſident Stein witd in den nächſten Tagen auf der britiſchen Geſauviſchaft im Haag dem König Eduard den Untertaneneid leiſten. Die Leielſe des Präſtdenten Ktüger dürfte im Novelber in Kupſtadt eißkreſſen, wo ſie wührend einer vollen Woche zür öffentlichen Aüfbahrung gelangen foll. *Berlin 22. Sepk. Bas„B..“ meldet aus Koburg: In dem Dorfe Schnellz erſchlug ein Holzſchnitzer ſeinen Der Mörder wurde berhaflel.— Das„B. FT. meldet aus Straßburg im Elſaß: In Bütten legte im Scherz ein 10jähriges Mädehen eine geladene Flinte auf den zwölf⸗ jährigen Sohn eines Förſters an. Die Waffe entlud ſich und der Schuß traf den Knaben in den Mund. Er war fofort *Belgrad, 22. Sept. Der König verlieh den fremnden Ge⸗ fandten Ordensauszeichnungen. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Ammneſtie für wegen Wahlrechts⸗ unnd wegen Aufrelzung der Be⸗ völkerung Verurteilte, ſowie für alle, welche gerichtliche und polizei. liche Arreſiſtrafen in einemm Höchſtmaße von 15 Tagen erhalken haben Ein Buch über die Flucht der Priizeſſin „Eitiſe von Acburg⸗ 5 Wien, 21. Sept. Das angskündigte Büch des Gäſtwirts in Floridsdorf, Joſef Weitzer, unter dem Titel:„Die Flucht der Prinzeſſin Luiſe von Sachſenekoburg⸗Golba aus Bad Elſter vach eigenen Exlebniſſen erzählt! iſt wie die„It. aſche herichtet heute erſchtenen. Weitzer erzählt, er habe die Vekaum chaft Matafſichs durch Vermittelung eines ſeiner Gäſte gemacht. Der Eindruck der Schickſale und der Perſönlichkeit Mataſſichs, ſowie ein merkwürdiger Traum bewogen ihn, mit Malaſſichs ſich zu verbinden. Die Geld⸗ mittel zur Realiſierung ſeiner Pläne ſeien Mataſſich von einem reichen, vornehm geſinnten Oeſterreicher zur Verfügung geſtellt worden, der nicht nur die Mittel für die Bewerkſtellung der Befreiung, ſondern auch für ein ſtandesgemäßiges Leben nach der gelungenen Flucht der Prinzeſſin und Mataſſich vorſtreckte. In Elſter ſtmu⸗ lierte er zunächſt ein geſchwollenes Knie, um unauffällig bleiben und einen Vorwand für Kurgebrauch zu haben. Später nahm Weitzer zu gleichem Zweck Moorbäder. Die Korreſpondenz mit der Prinzeſſin erfolgte auf folgende Weiſe: Wenn der Zimmerkellner ſervierte und die Prinzefſin Bouillon verlangte, ſo wußte er daß ſich in der auf einer Etagere liegenden Modezeitung ein Brief für Mataſſich be⸗ finde, der ſich in Elſter„Heinrich“ nannte. Wenn auf der Etagére ein Brief an die Prinzeſſin lag, fragte der Kellner, ob die Prinzeſſin Mokka befehle. Ein Fluchtplan, bei dem Mataſſich das Zimmer der Prinzeſſin nachts aufſperren wollte, blieb unausgeführt, Am Tage der Flucht wünſchte die Prinzeſſin einen Aufſchub um einen Tag, da ſie noch viel einzupacken habe. Der Vorſchlag wurde aber abgelehnt und die Flucht für ſelbe Nacht vereinbart. Weitzer hatte inzwiſchen angeblich für ſeine kranke Schwiegermutter jeuts Parterrezimmer mit direktem Ausgang in's Freie gemietet, Durch dieſes Zimmer erfolgte die Flücht. Ein Uhr nachts traten Mataſſich und der ſächſiſche Buchhalter Thormann leiſe bei Weitzer ein. Um zwei Uhr erſchien ein gut bezahlter Mann, der das Gepäck der Prinzeſſin aus dem erſten Stock abholen ſollte. Der Mann war aufgeregt und wollte Säbel⸗ klirren gehört haben. Weitzer und Mataſſich glaubten wieder, der Mann habe ſte verraten. Schließlich kam der Träger doch mit dem erſten Gepäck der Prinzeſſin. Als er ging, um den Reſt zu holen, ſtolperte er unter großem Geräuſch. Abermals glaubte ſich Mataf⸗ ſich und ſeine Leute verraten. Endlich erſchien der Träger mit zwei Koffern und flüſterte:„Die Prinzeſſin kommt gleich.“ Beim Schein eines Wachszündhölzchens tratt gleich darauf die Prinzeſſin ein, die mittelſt eines ihr von Mataſſich geſandten Nachſchlüſſels ihr Zimmer geöffnet hatte, In wortloſer großer Grregung fanken ſich die Prinzeſſin und Matafſich in die Arme.„Alles geht gut“, ſagte die Prinzeſin,„aber ſis werden mich doch wieder gefangen nehmen, dieſe fürchtbaren Menſchen.“ Zuerſt verließ nun Weitzer mit einem Bündel und einem ſchweren Stock das Zimmer. Dann kam Thormaun mit zwei Koffern. Den Schluß der Expedition machte die Prinzeſſin am Arme Mattaſſichs, der ein Juwelenkäſtchen unter dem Mantel ktrug. Nach einer halbſtündigen Wanderung auf der Straße erreſchte man bei Mondlicht den beſtellten Wagen, in dem eine Frau Skoeger wartete. Im Fond nahm neben Frau Stoeger die Pvinzeſſin Platz, gegenüber Mattaſſich und Weitzer, auf dem Bock Thormann, Sodaun gings eilig nach Hof, um den Fünfuhrzug zu erreichen. Da aber die Pferde lahmten und der Wagen einmal umzukippen drohle, kam man erſt um 6 Uhr in Hof an, wo im„Hotel Prinzregent“ ab⸗ geſtiegen wurde, Urſprünglich ſollte nach Paris gereiſt werden. Dann entdeckte Thormann, daß um halb 9 Uhr ein Zug nach Bamberg fällig ſei, der benützt wurde. Am Abend kamen alle in Berlin an, wo Südekum wartete. Als die Prinzeſſin ſich am nächſten Tage von Weitzer verabſchiedete, ſagte ſie ihmt Wie danke ich Gokt für meine Befreiung und Ihnen, der Sie ſo ſchön dabei mitgeholfen haben. Beſonders freut mich, daß Sie Oeſterreicher ſind. Das werde ich Ihnen nie vergeſſen und Ihrer gedenken, wenn ich vollkommen frei bin.“ Weitzer erwiderle, er habe nur als anſtändiger, ehrlich denkender Menſch gehandelt. Dann reiſte er nach Wien zurück. Hier vichtete er an Dr. Pierſon ein Schreiben, worin er um Ueber⸗ ſendung eines Proſpektektes von Lindenhof bat. Seine Ner en ſeien erſchüttert, er wolle ſich Pierſons Pflege, von der er ſo viel Gutes vernommen, anvertrauen. Vom Arieg. Petersburg, 21. Septbr. Die ruſſiſche Telegraphen⸗ agentur meldet aus Charbin: Im Verlaufe des 20 September trat keine Veränderung in der Lage der Südfront ein, Las Palmas, 21. Septör. Der kuſſiſche Hilfskreuzer „Terek“ iſt aus Vigo hier eingetroffen und hat Kohlen einge⸗ nommen. Er geht nach Süden weiter. Selne Beſatzung beträgt 400 Mann, ſeine Armierung 14 Kanonen. Jolkswirtschaft. „Von der Frankfurter Börſe. Von der Frankfurter Filiale der Deutſchen Bank iſt der Antrag auf Zulaſſung von nominell 20 Mill. Mark neuer Aktien der Deutſchen Bank in Verlin zum Handel und zur Notierxung an der hieſigen Börſe eingereicht worden.— Von der Frankfurter Filiale der Deutſchen Bank ſowie der Frank⸗ furter Filiale der Bank für Handel und Induſtrie iſt der Antrag auf Zulaſſung von 10 Mill. Mark, No. 59 451—69 450 der Harpener Bergbau⸗Aktiengeſellſchaft in Dort⸗ mund zum Handel und zur Notierung an der hieſigen VBörſe einge⸗ veicht worden.— Vom 22. dſs. Mts. an gelangen die Aktien der Großen Berliner Straßenbahn, Verlin, No.—126150 mit Dividendenberechtigung vom 1. Januar 1904 zur Notierung. Die Lieferung erfolgt ßer Kaſſa in definitiven Stücken mit Zinsbe⸗ rechtigung von 4 Proz. vom 1. Januar 1904. 5 Waſſevſtandsnachvichten von monat Septby. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 12. 18. 19. 20. 2ʃ. 22. Bemerkungen Nolſtät!;; 3,45 3,48 8 43 3,39 55 Walldshut 2,48 3,53 2,48 Hüningen 2,35 2,20 2,11 2,10 9,02 1,96 Abds. 6 lihr Rehrßn 2,66 2, 5 2,46 2,42 2,40 2,85 N. 6 Uhr Sauterburg 4,05 8,96 3,82 3,68 5,65 Abds, 6 Uhr Maxau 44,12 4,05 8,98 8,80.75 8,71 2 Uhr Wermersheim.82 8,73 8,60 3,53.P. 12 Uhr Mannheim J3,4 3,50 3,40 3,26 3,16 6,11 Malnzz J,0 0,84 0,93 0,86 6,7 Bingen 1587 1,62 1,54 Fulß bdd e Koblenz C„91 1,98 1 Köln 0 1,88 Rußhkort 0,57 0,82 6 vom Neckar Mannhein 3,18 3,47 8,37 3,28 3,14 8,08 Heilbtornrnn J,40 0,26 0,45 0,36 0,30 0/26 Veräntwortlich für Politit: J..: Georg Chriſtmann. für Fenilleton, Kunſt, Volkswirtſchaft und den übrigen, redaktionellen Teil: Georg Ehriſtmann, für Lokgles, Provinzielles u. Gerichtszeitung: Richard Schönfelder, für den Inſeratentell und Geſchäftliches: Karl Apfel⸗ Druck und Vetlag der Pr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei. 75. mt. b..“ Ernſt Müller. Hotel Roseneck, Freihur fheh e — Patentanwalt ing. A. Ohnlmus, 40 früber Berlia, Istzt Mannhelm D J, 708, Hansahaus. Telef. 8787. 8 b U iͤunu Su co d4 nd — 2 zaaanr eee Mannheim, 22. Sep tember. General-Anzeiger. 5. Seſte, FBelanntmachung. Nr. 32859 I. Aus der Moritz und Karsline Lenel⸗Stiftung welche den Zweck hat, ganz oder teilweiſe unbemittelten jungen beuten zu ihrer höheren Aus⸗ buldung den Beſuch von Hoch⸗ ſchulen jeder Art zu ermöglichen, ommen für das Jaßr vont 2. Februar 1904/ mehrere Sti⸗ pendien zur Vertellung. Die Bewerber um ein Stipen⸗ dium müſſen ihren Unterſtitz. ungs⸗Wohnfitz in Mannheim haben; ſie haben ſerner nachzu⸗ weiſen, daß bei ihnen die Voraus⸗ 1 5 zutteffen, welche nach tätuten zur Bewerbung fähigen. Bewerber wollen ihre Geſuche binnen 14 Tagen bei dem Stif⸗ tungsrat einreichen. Die Statuten liegen innerhalb gieſer Friſt auf den Bureau— Kaufhäus, II. Stock, Eingang III, Aicant Nr. 30/1— auf. Rannheim, 14. Septbr. 1904. Der Stiftungsrat: Beck.—8805 Dür Mechanſter u. Schloſſer. . Verſteigerung. 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Glovaung(Mofina Vanna) Riza Bajor, 1 eeee im Solde von lorenz Georg Köbler. Trivllzio, Neo nt umiſſak der Republik Florenz„ Coriff. Eckel mann. Borſo) G ans Ausfelder, Torello uidos Leutnants Karl Lobertz. rinzivallis Sekretär Alfeed Möller. Edelleute, Soldaten, Bauern, Männer und Weiber aus dem Volke ꝛc. Das Stück ſpielt in 2 5 und im Feldlager Prinzivallis am Eude 15. Jahrhunderts. Vedto, Kaſſeneroffn. ½% Uhr. aef. 7 uhr. Ende geg. ½0 Uhr, Nach dem zwelten Akt findet eine größere Pauſe ſtatt. Kleine Eintrittspreiſe. Nedes Fheafer im Roſengarten. Donnerstag, den 22. September 1904. Die ſchöne Helena. Operette in 3 Akien von Meilhac und Halevg. Deutſch von F. Zell und J. Hopp. Muſik von J Offenbach⸗ In Szene geſetzt von 10 Gl n 9161 Dirigent: Theo Perſonen: Mlente König Peiamis Sohn Nenelaus, König von Sparta, Helena, deſſen 44 55 5 gamemnon, König ber Könige f Klytämneſtra, deſſen Alfred Sieder. . Kärl Reumann⸗Hoditz. Hilda Schoenk. 4 Culi Janderſtetten. Julie Sanden. Oreſtes, beider Söhn 1 3 Tig einrich. Falches, deſſen Freund Lillh Bonecker⸗ 11 Gebſſalge 5 dupiler Emil Hecht. gugo Boiſin⸗ J ⁵⁵(vJuTuT. 1 ar + M. uſtav Nalenberger. Richard Eichrodt. Biund Hildebrandt. 2 Fulſe Wagner. Beriha Luppold. Ellfabeth Caſter⸗ 10 locdinus, Oleuer i üin rimva des elt Euthheles Schloſſer Baechis, Helena's Verkraute Leaena, Geſpielinnen von Ian Banz) Oreſies und Selave 0 1 Richard Corvpil. Selaven. Volk. Dienerlunen, Geſpielinnen. Der 1. und 2. Akt in Sparig, der 8. Akt in Nauplia, an n Ufern des Meeres. Dekorative Edn von eee Oscar Auer ea. ſeneröftng 77 uhr. Nuf. 6 uhr. Gnde nach /if Nü. Nach dem erſten Akt findet eine bebßere Pauſe ſtatt. Neues Tbeater-Einteistäpreiſe. Vorberkauf von Billets in der Fillale des General⸗Anzeigers, Friedrichspl. 5. Am Grofh. Boftheater. Freitag, 28. Sept. 1904, 4. Vorſtellung im Abonnement N. P lIIALeil. (Dorfkomödianten.) Drama in 2 Aufzuüigen und einem Prolog. von R. Leoncavallo. Deutſch von Hierauf: Sonne und Erde. Ballet in 4 10 von F. Gaul und J. Haßreiter Muſik von J. Bayer. Anfang 7 Uhr. ͤ ͤ vV Dichtung und 225 ubwig Harlmahn Sängerlust Mannheim Segrumndet 1885 Sonntag, 25. September, nachmittags 3 Uhr im Musensaale des Rosengarten KONZERT Musikalische Leitung: Herr Muslk-Direktor Wilhelm Sleder. Mitwirkende: Frau Elisabet Weber. Herr Hofopernsünger Alfred Sieder. Vortrags-Ordnung: 1. An dlie Kunst(Männerchor mit Klarier). Rich, Wagner. EKlspierbegleltung: Herr Frteirleh Gellerl. 2. Malennacht(Männerchor) K. A. Kerk. . Leder für Sopran: a) Musika Proibittas b) Gedennen Frau Rlisabet Weber. S. Gastslden. R. Lecheavalle. 4. Männerchöre: T„ 0. Schulken. b) Es war ein Traumnmn Adolf Kirch. o) Relterlied Th. Röhmeyer. 5. Lieder für Tenor: a) Horch auf du träumender Tannenforst M. v. Welnzlerl. b) Zigeunerballade Jul. Sachs. Herr Hofopernsünger Alfred Sieder. 6, Der Fahlmäann(Männershorr) Wün. Sturm. J. Hieder für Bass: be i Vinc, Lachner, b) Zauberschlosss Ferd. Sieber. Herf Rärl Weber(Mitglisd des Veéreins). 8, In den Alpen(Männefchor)99)9, Frièdr. Hegar. Saaleröfinung 3 Uhr. Eintrittspreise für alle Plätze 40 Pig. Karten-Verkaufsstellen: Adam Ammann, II 1, 16, deorg Engert, Zigarrengeschäft, 0 6, 6, Vereinslokal; 155 Max“, H 3, 3. 51679 Hochſchule für Muſik Maunheim. Unter dem Protektorat J 0 Königlichen Hoheit der Großherzogin Luiſe von Baden. An der Hohſchnle für Muſik ſind drei Weeiteller 110 beſetzen. Bewerbungsfühig ſind: Unbeiſtltelte und e en Muſikſchüler und ⸗Schülerinnen aus dem Großherzögtum Baden und der Rheinpfalz. Die Bewerber müſſen entweder ein Orcheſter⸗Inſtrument (Violine, Cello, ein Blas⸗Inſtrument oder Har ſelen oder genügende ſimiitliche beſttzen. ade plelex eines Orcheſterinſtrugents wird ein Alter von mindeſtens 15 Seſteng e eree reſp.⸗Schülerinnen müſſen nundeſtens J8 Jahre eln Beſiimmungen, nach denen die Bewerbungen zu erfolgen haben, ſiud im Sefretarlat der Hochſchule füür Muff —6 Üht nachinittags erhältlich⸗ Bewerbungen ſinnd bis zum 1. Oktober d. Js, ſchriftlich 5 1 Olrektion der Hochſchule für Muſik zu richten⸗ Die Direktion. Wilhelm Bopp,⸗ Sfenographen-Vereln Salat. Sehrey NMannheſm. Cinziges Syſtem ktößte das bei leichtet Leiſtungsfähigkeit Erlernbarkeit verbindel. Wir eröffnen am Freitag, den 23. September, abends 9 Uhr wieder einen Anfänger-Kurs in unſerem neuen Vereinslokal„Reſtaurant n Uch ten“ U, 10, und erbitten gefl. Anmeldungen an unſeren Schr ſfaßhrer eken Karl Rolhkapp, 6 4, 6, und am Eröſfnungsabend in okal. Kürshonorar inkl. Lehrmittel Mk. 10.—. Dauer des Kurſus zürka 12 Stunden. Zahlreiche Beteiligung erwünſcht. 51694 Stenographen⸗Verein Mannheim. Von der Relse zuruck: 1 E en K 2 Ft, american. Dentist Q 2, l, im Hause des Herrn DOröll⸗ Künstliche Zühne unter Garantle, Plomben.— PVoell⸗ stündig schmerslose Zahnoperatlenen. 51714 Leue Abonnements-Konzerte im Muſenſaal des Roſengarten. I. Kongert: Nontdg, 24. Ottober 1904, abds. 3 uhr. I. Konzeft: Mpnlag, 14. November 1904, abvs. uhr. III. Konzert: Mitiwosch, 18. Jannar 1905, abends 8 Uhr. IV. Konzert: Mittwoch, 8. März 1905, abendz à uhr. Mitwirkende: 31746 Die Damen! Leunůy Epstein aus Fraukfurt Herthe Marx-Goldschmidt ad. Parisé(Rlavier). 11ii Haftren aus Stoctholm Oharlette Huhn auls Berlin(A Die Herren: Karl Frleabert aus Frankfurt(Klavier). Ferdinand Haufmann d. Peſrg bline) Johannes Menschsert aus Wiesbaden(Baß). Fable de Saraszate aus Paris(Violine). N IVI und I. Nah 10 Mk., Loge VII.II, Parkett 11—20 u. Eſtrade Nö.—40 8 Mk,, Parkett, Relhe 21—40, Eſtrade No. H. und III. Reihe s Mt. Den vorführigen Abonnenten bleilben bis B. Oktober Plätze reſerviert. Kartenausgabeerſolgtin ber Muſtkalteubolg. voſtaust. Ln Saalbau Mannheim. Heute 8 Uhr abends Qrosse Variété-— LEripp7 — Geors kaiser— 4 5 DLersena erisehka 8 Mener Kinder, Ada Franois, Bogdanl-Truppe, Marks Freyn und das ührige hervorragende Varléts- Programm. rube mpaet Sanmtrinatt, 8 K. K. aller Att, Kets vorräkig in der Trachlbrlele.. 8. Sausles Bunduaud 41—104 und amport Kichihel Juſünt„Elektron“ N à, 23, J. Etage. Spezielle wwebenun allex Mront, laugwilerigen heiten, Proſpekte gratis. Auskunft u. Beſtchtigung des Inſtituts koſtenlos. Zahlreiche Dankſchreiben. Geöffnei von 3 uhr morgens bis 9 uhr abends. Sonn⸗ tags von 9 bis 1 uhr. 50024 KNNre Ies wWas Sle zur Toilette brauchen Wie: Toilette-Seifen und Utensilie Medizinische Seifen, Schwämme, Kinder⸗ adeseife, Kopf- u. Mundwasser, 11e Artikel zuf Wäse Futzartikel u. 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Balbjähriger Rurſus. 1. Vierteljahr 2. Vierteljahr Einſache e andelswiſſenſchaſten e Buchführung aufm, Rechnen Kaufm. Rechnen Korfeſpondenz orreſpondenz Wechſelleh e Wechſellehre Aaeem Buchfüßhrung Schoönſchrift Schreibmaſchine S hie(Einüthen ntehrerer Syſteme) andeisgeographie Schönſchreiben. unbſchrift. Zährlicher Nurſus. 1, halbe Jahr, 2. halbe Jahr, 8 3 2 8 2 2 2 5 — * — 0 80 — Sel Schreiben Schreiben Rulſdſchrift Stenographie Engliſch und Franzöfiſch ranz 19 Stenographie Iaglch Geaal Korreſpondenz Kotieſpondenz Einfache Buchfüßrung e Blichführung Doppelte Buchführung oppelte Buchführuſſg Amerikaniſche Buchführung Amerikaniſche Buchführung Rechnen Rechnen Rechtskunde Allgem, kaufſm. Wiſſen Schreibmaſchine. Haändelsgeographie. . für Damen u. Herren in den verſchledenen Lehrfächern. Anfang täglich. B. Techniſche Unterrichtsfächer. Palbjähriger und jähriger Rurſus. Für Zeichner. Für Techuiker. Geomettiſches Zeichnen Mathematik(Sterometrie und Raſen e Trigonometrit) Rechnen Rechnen mit Logarithmen Geoſettie Maſchinenelemente Algebra Baukonſtruktion Rundſchelſt Darſtellende Geometrie Maſchinenrechnen Stalik eeeee rundzüge a, d. Elektrotechnik, Der Unterricht wird planmäßig an der Hand eines ehan aufgeſtellten Stundeuplanes ertei t. Infolge lang⸗ 14 jähriger Erfahennigen ſind wir im Stande, allen au uns geſt Üten Anforderungen gerecht zu werden. Jür ge⸗ Wiffenhafte und ſorgfältige Ausbildung wird volle Ga⸗ rantie übernommen. In ber heutigen Zeit des Fortſchritts genügt nicht mehr das körpekliche Schaffen allein, vleimehr iſt es auch für den kleinſten und Gewerbetreibenden unuſſgänglich notwendig, da 1 5 Können und Wollen auch in richtiger u ſachgemäßer Weiſe 0 erzuſchleiben im Stande iſt. Wie oft hört män nicht ſpaife ja, hälte ich beſſer ſchreiben u. rechnen können, ſo wäre mir eſer Ober jener Fehler nicht unterlaufen. Jn unſerm Lehr⸗ und Schreibinſtitut wird ein Jeder ſich in kurzer Zeit 1 eine ſchöne, geläufige Handſchrift als auch eine kichlige deulſche Schreibwelſe anelgnen; ebenſo vetſicheren wir ſeden, der aſt einem Kurſus teilnimmt, zu einem tüchtigen eeee Kaſſierer ꝛc. auszubilden. 27085 LFür Damen ſeparate Kurſe. Anmeldungen werben ſoſor von morgens 9 bis abends 9 Uhr entgegengenommen. Die Leitung der Handelsschule, Merkur' Mannheim P 4, 12, Mftauran; Prfyat fanz-LTehr-iustifüt Ezo Gutenthal 222 Der Wiederbeginn für Tanz- und Anstands-Unterrioht in meinem Institut ist Anfangs OGktober. Gefällige Aumeldungen erbitte von September ab in meiner Wohnung L 2, 0(wo anch mein Tanz-Salon zum Unter- richt sich befindet.) 50859 Pauline Gutenthal, nof-Bauetmelsterin à. b. Hingang vis--vis des Grossb. Instituts. P3,3 Malſchule P3,3 Agnes Haupt, Wiederbeginn des Unterriehts im Zeichnen Malen, ſowie in kunſtgewerbl. Arbelten, Brandmalerei u. Tiefbrand c. 51745 Von der Reise zurüok: 51782 Dr. KarlsSteiner Spexlalarzt für Haut- und Harnlelden. P 3, 13. Tel. 1086. ———— 6. Seite. Tdhl- und Anstands-Untefpiehf Anfangs Oktsber beginnen meine Unterrichts-Kurse. Gefällige Anmeldungen erbitte in meiner Wohnung Kaiserring 22. 55742 Luise Dänike, Grossherzggl. Hofballetmeisterin à. PD. Weinhnachtsbazar zum Beſten der Stadtmiſſion. Eeines der verſchiedenen ſegensreichen Werke innerer Miſſion in hieſiger Stadt iſt die Stadtmiſſion. Auf allerlei Art und Weiſe iſt ſie beſtrebt, lunerhalb des Rahmens der Landeskirche dem Reiche Goſtes zu dienen. In Kinder⸗ und Sonntagsſchulen, durch Vibel⸗ ſtunden und Vorträge. ſowie durch Verbre tüng guter Zeitſchriften ſucht ſie an der Pflege chriſtlichen Lebens in unſerer Stadt mit⸗ Marbeiten. Die erwäſſene Ingend ſammelt und pflegt ſie in Junglings⸗ und Jungfrauenvereinen, Ihre Bernfsarbeiter, die Stadtmiſſionare, gehen den der Krche Entfremdelen nach und mmachen Beſuche bei Kranken und Armen. Sie möchten leibliche And geiſtliche Hilfe bringen auf Grund des Wortes:„Die Liebe hriſft dringet uns alſo.“ Von Jahr zu Jahr wird der Stadtmiſſion größeres Intereſſe entgegengebracht— gewiß ein Zeugnis dafür, daß ihre Arbeit nicht vergeblich iſt— aber leider halten die Zuflüſſe an Mikteln doch nicht gleichen Schritt mit dem Wachstuin ihres Wirkungs⸗ kreiſes. Darum ſie allezeit jede Unterſtützung dieſer Sache aufs dankbarſte begrüßt! Im Verktrauen auf den bekannten Wohltätigkeitsſinn der Mauſtheimer Einwohnerſchaft beabſichtigen wir Dienstag, 22. und Mittwoch, 23. November d J. in den Räumeſt des Evang Männer⸗ u. Jünglingsvereins Evang. Hoſpiz Uü 3, 23, einen Bazar zum Beſſen der Sladtmiſſion zu veranſtakten. und wir bitien hieimit ſreundlich um gütige Zuwendung von Gaben für dieſen Zweck. Es werden Gegennande und Arbelten jder Art angeno umen; ſpeziell aber ſei darauf gewieſen, daß Kiuder⸗ ſachen(Kleidungsſtücke u. Spielzeug) und überhaupt alle inge die ſih als Weihnachtsgeſchenk eignen, beſonders gaugbare Arlikel ſind. An den zu errichtenden Büffet finden auch Eßwaren und Geiränke gute Verwendung Geſbbeiträge ſollen in den Ertrag des Verkaufs eingerechnet werden. Die Unterzeichneten ſind gerne bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und ſagen ſchon zum voraus allen freundlichen Gebern herzlichſten Dank. 51739 Maunnheim, den 22. September 1904. Frau Stadtpfarrer Achtnich, G 4, 2; Frau Konſul Alois Bender, L. 5, 2; Frau Fabrkant Auguſtin Render, Luiſen zung 20; Frau Kaufmaun Berrer, N7. 1; Flau Kaufmann Cletß. Cardlaſtr. 5; Frau Curth, Spelzengärten 1; Frau Kaufwann Ha ß, d 7, 15; Frau Kaufmann Heidenreſch, Uö s, 9; Frau Hofjuweller Heitzler Wwe., I. 7, 6a; Frau Kaufniann Helffen⸗ ſtein, Nuitsſtr. 18; Frau Kaufmann Herſchler, II 2, 1: Frau Kaufmann Imberger T, 10; Frau Hol händler Katz, Graben⸗ ſtraße is; Fran Kaufmaun Keler, O 3, 11; Frau Dr. Hlein, Waldhof, Langeſtr. 14; Frau Bauführer Klos Eliſabethſtr. 3; 0 0 Schloſſerſueiſter König, U 5, 6; Frau Architek! Koopmann, illenſtr. 2; 4 Krämer, K 2, 10; Fräulein Hrieg, B 1, 4 und Rennershofſtr. 23; Frau Plarrer Kühlewein, F 7, 26; Frau Kaufmann Laudſtttel, 8 3, 14; Frau Kaufmann Leis, N, 13j Bann Raufmann Leinhas, I 7, 25; Frau Hauptlehrer Mayer, Dammſtr. 22; Flau Piarrer Meyer Wwe., Friedrichsring 423 Frau Kaufmaun Müller⸗Böhringer, Schanzenſtr. 8; Fräulein E. Nüßeler, E 5, 8; Fräulein E. Rall, Friedrich Karlſtr. 5; Fäulein J. Rousan, Juſtitutsvorſteherin, Lachner r. 15; Frau Direktor doſe, Prinz Wölhelniſtr. 18; Frau Kaufmann Ruppert, Parkring 2729; Frau Direktor Schäffler, K 3, 15; Frau Kauf⸗ mann Jungbuſchſtr. 18; Frau B. Sorgenfrei, U1,22; Frau Med. Rat Dr. Stehberger, B 1, 10j3 Flau Kauf ann Stern, U 3, 2s; Frau Kaufnaun W̃ iß, Charlottenſtr. 2; Frau Profeſſor Wörner, Rupprechtſtr. 4; Fran Kaufmann Ziegler, Trattteurſtr 21. Mirtschaffs-Eröffaung u. Empfenlong. Einem verehrl. Publikum und meiner werten Nachbarſchaft die ergebene Mitteilung, daß ich im Hauſe Rheinhäuſernr. 36 eine 4¹* Gastwirtschaft eröffnet habe. Empfehle Ja. Lagerbier, reine Weine, Mittags⸗ und Abendtiſch, kalte und warme Speiſen, zu jeder Tageszeit. Indem ich au merkſame Bedienung zuſichere, ſehe ich zahl⸗ reichein Zuſpruch entgogen, 51748 Achtungsvollſt Georg Wegmann. Weinrestaurant z. Wolischlueht B 5, 8. 51741 B 5, 8. 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