für beide Teile auf daß ich die Wahrheit ſpreche.“ abiſche Volkszeitung. Abonnement: 5 97 70 Pfennig monatlich. Bringerlohn 20 Pfg. monatlich⸗ durch die Poſt bez. inel. Poſt⸗ auſſchlag M..42 pro Quartal. Einzel⸗Nummer 5 Pfg. Inſeratez E 6, 25 Die Colonel⸗Zeile. 20 Pfg. Auswärtige Inſerate. 25„ Die Reklame⸗Zeile. 60 5 2 der Stadt Mannheim und umgebung. Unabhängige Tageszeitung. Erſcheint wöchentlich zwölf mal. Geleſenſte und verbreitele Jeitung in Mannheim und Amgebung. Schluß der Inſeraten⸗Annahme für das Mittagsblatt Morgens 9 uhr, für das Abendblatt Nachmittags 3 uhr. — Für unverlangte Mauuſkripte wird keinerlei Gewähr geleiſtet. (Nannheimer Volksblatt.) Telegramm⸗ Adreſſe „Journal Maunheim“ Telephon⸗Nummern: Direktion u. Buchhaltung 1449 Druckerei⸗Bureau(An⸗ nahme v. Druckarbeiten aÜ&bÜ—ÿm Redaktion„ 877 Expedition: 18 Filiale(Friedrichsplatz) 6880 E 6, 2. Nr. 520 Die heutige Mittagsausgabe umfaßt 12 Seiten. Politische Uebersicht. Mannheim, 8. November 1904. Wie die badiſchen Demokraten über das Zentrum denken dafür ein neues Beiſpiel aus der dem Abg. Venedey nahe⸗ ſtehenden demokratiſchen„Abendzeitung“ in Konſtanz. Sie ſchrieb dieſer Tage: »„Wir halten es für dringend notwendig, in möglichſter Deutlich⸗ keit zu zeigen, daß das Gebilde des Zentrums ein ſchwer und ſchwerer gewordenes Uebel iſt, daß wir es in unſerem öffentlichen Leben für den Block halten, vor dem alle Grundfvagen einer fortſchrittlichen Kultur ſich ſtauen.... Auch aus einer tieferen Weltanſchauung heraus aus dem Bedürfnis, nicht der Phraſe, ſondern der wahrhaften Veredlung unſerer menſchlichen Gemeinſchaft zu dienen, weden wir immer wieder aufzeigen, daß dieſes Zentrum nicht die Frucht der katholiſchen Religion, ſondern deren gewaltſame Verweltlichung iſt. . Wir halten es für einen wibernatürlichen Zuſtand, daß die Geſchicke unſeres Vaterlandes einer konfeſſionellen Partei unver⸗ weigerlich ausgeliefert ſein ſollen. Noch gründlicher muß dagegen Verwahrung eingelegt werden, daß die Zentrumspreſſe jede freie Meinungsäußerung totzuſchlagen ſucht, indem ſie für die von ihr 1 den Schraubſtock gedrückte katholiſche Religion die Sturmglocke Eine Einigung in der Lippiſchen Erbfolgefrage. Im Lippiſchen Thronſtreite iſt, wie wir ſchon geſtern als Nachricht der„Nordd. Allg. Ztg.“ kurz berichten konnten, zwiſchen Schaumburg⸗Lippe und Lippe⸗Detmold eine Berſtändigung erzielt worden, die eine ruhige, das öffentliche Rechtsgefühl befriedigende Erledigung des Streites erwarten läßt. Fürſt Georg und Graf Leopold haben ſich unter der bermittelnden Einwirkung des Reichskanzlers geeinigt, die Ent⸗ ſcheidung über die Anſprüche einem Schiedsgericht anzu⸗ vertrauen, und die beiderſeitigen Regierungen haben an den Bundesrat unter Verzicht auf ihre früheren Anträge das Er⸗ ſuchen gerichtet, daß der Bundesrat mit der ſchiedsgerichtlichen Erledigung der Sache durch das Reichsgevicht ſich ein⸗ verſtanden erkläre, zugleich aber im Namen der verbündeten Regierungen den aus dem Schiedsgerichte ſich ergebenden Rechts⸗ zuſtand im voraus anerkennen wolle. Das Schieds⸗ gericht ſoll unter dem Vorſitz des Präſidenten des Reichsgerichts auus dem vierten und ſiebenten Zivilſenat dieſes Gerichtshofes im einer Beſetzung von 15 Mitgliedern gebildet werden und ſoll die Frage entſcheiden, inwieweit die Mitglieder gräflich Lippe⸗ Bieſterfelder Linie zur Thronfolge im Fürſtentum Lippe berufen ſind. Die Entſcheidung ſoll unanfechtbar und immer bindend ſein, ſodaß damit eine etwaige ſpätere Wiederaufnahme der beſtrittenen Rechtsanſprüche unbedingt ausgeſchloſſen wird. Nachdem die Vollziehung des Schiedsvertrages unter Gegenzeichnung der Landesminiſter vom Fürſten Georg und Grafen Leopold erfolgt und der Antrag der beiden Landesregierungen beim Bundesrat eingegangen iſt, wird der Reichskanzler eine Entſchließung des Bun⸗ desrats herbeiführen und ſofern der Bundesrat zuſtimmt, Dienstaa, 8 Vovember 1904. ee, (1 Mittagblatt.) gerichtlichen Verfahrens beauftragen. Hierdurch iſt der Wunſch des Grafen Leopold erfüllt, der ſich ſchon in den erſten Tagen nach der Wiederaufrollung der Frage dahin ausſprach, daß er die Entſcheidung durch das Reichsgericht allen anderen vorziehen würde; mit Recht, denn es iſt dies die unparteiiſchſte Inſtanz, die in Betracht kommen konnte. Wenn den beiden feindlichen Linien nicht die Weißenfelder noch einen Strich durch die Rechnung machen, wird der ganzen, unerquicklichen Angelegenheit nun ein Ende ſo oder ſo gemacht werden, aber in jedem Fall für immer und das wird nur zu begrüßen ſein. Die„K. Ztg.“ würdigt die Tätigkeit des Grafen Bülow bei dem Verfahren folgendermaßen: Des Reichskanzlers glücklicher, erfolgreicher Hand, die ſchon einmal entwirrend in den unliebſamen Streit eingegriffen hat, iſt es auch diesmal gelungen, die Dinge auf einen friedlichen, perſönlichen Weg hinüberzuleiten. Der Aufſtand in Deutſch⸗Südweſtafrika. General v. Trotha meldet unterm 6. d. Mts. aus Wind⸗ huk: Am 1. November wurde Oberleutnant v. Brandt mit 15 Gewehren auf dem Marſche nach Gbeon bei Seeis⸗ Kamelsbaum von 50 Witboois angegriffen. Nach einem mißglückten Umgehungsverſuche zog ſich der Feind unter Verluſt von drei Toten zurück. Diesſeits ſind ein ein⸗ geborener Poliziſt und drei Buren gefallen, der Reſt der Pa⸗ trouille erreichte Gibeon, wo v. Brandt das Kommando über⸗ mimmi. Am 5. November rückte die zweite Kompagnie des Feldregiments Nr. 1 unter Oberleutnant Ribter von Reho⸗ both nach Kub ab. Die Heliographenverbindung mit Keet⸗ manshooß iſt wieder hergeſtellt. Am 3. November hatte v. Hlitzing mit der 9. Kompagnie des Feldregiments Nr. 7 öſtlich von Okunjahi ein erfolgreiches Gefecht mit einem grö⸗ ßeren Hererotrupp, der etwa 250 Köpfe ſtark war. Der Feid ließ ſechs Tote zurück. Die weitere Verfolgung war wegen der Dankelheit unmbolich. Am 4. November folgte v. Klitzing den nach Norden führenden Spuren und zer⸗ ſprengte zwei kleinere Hererobanden. Vier Hereros wurden er⸗ ſchoſſen und ein Gewehr wurde erbeutet. Gleichfalls am 8. November lockte Oberleutnant v. Beeſten die Hereros bei Omba⸗ Kavizera aus Okahandja, Katrimin aus Gobebis, Kaiun aus Otjihännena und Salom aus Otjenga, außerdem die Vor⸗ männer Eliphas und Groß⸗Traugott aus Groß⸗Barmen, Kai⸗ riran aus Okoſongohu, Gottlieb Bittliſau und zahlreiche Orlog⸗ leute. Erbeutet wurden 16 Pferde, zwei Reitochſen, ſowie zahl⸗ reiche Gewehre. Diesſeits keine Verluſte. Es ſtanden im Ge⸗ fechte 25 Reiter der 2. Kompagnie des Feldregiments Nr. 2 unter Leutnant v. Hammerſtein, die Offizierpatrouille Hermens von der 3. Kompagnie und zwei Maſchinenkanonen. Major v. Mühlenfels hat Anweiſung, unabläſſig mit Streif⸗ kolonnen alle Waſſerſtellen in der Umgegend abſtreifen zu laſſen. Deutsches Reich. B. Bruchſal, 7. Novb.(In einer Mitglieder⸗ verſammlung des demokratiſchen Volks⸗ vereins) wurde der ſeitherige Landtagsabg. Malermeiſter unverweilt das Reichsgericht mit der Eröffnung des ſchieds⸗ kaha in einen Hmierhalt. Vier Großleute ſind gefallen, nämlich ahren. Darauf 309 ſich Gerichtshof zu einer kurzen Hoffmann einſtimmig wiederum als Kandidat für die kom⸗ mende Landtagswahl aufgeſtellt. .0. Freiburg, 7. Nov.(Die oberrheiniſche Schiffahrtsfrage) dürfte, wie die Blätter melden, jetz endgiltig zu Gunſten der Oberrheinregulierung entſchieden ſein Im elſaß⸗lothringiſchen Landesausſchuſſe erklärte nämlich Freitag bei Erörterung eines Geſuchs des Oberrheinif Kanalvereins betreffend den Bau eines Rheinſeitenkan Unterſtaatsſekretär Frhr. Zorn v. Bulach, daß er ſcho 14 Tagen dem Vertrag mit Baden wegen der Rheinregulie abzuſchließen hoffe. Baden wünſche lediglich, eine Millio weniger zu den Koſten beitragen zu müſſen; alle übrigen Be⸗ dingungen habe es angenommen, ſodaß die ganze Frage heute nur noch eine finanzielle Angelegenheit ſei. In unterrichteten Kreiſen nimmt man an, daß die Schiffahrt intereſſenten, vor allem das Kohlenſyndikat, mindeſtens 500 Mk. zur Entlaſtung Badens aufbringen werden und daß badiſche Kammer nötigenfalls den noch bleibenden Fehlb an jener Million nachträglich zu bewilligen bereit ſein Berlin, 8. Nov.(Der Kaiſer) ſoll der„Nat. Ztz zufolge für den nächſten Monat einen Beſuch in Firon berg in Ausſicht genommen haben. (Das preußiſche Abgeordnete hat geſtern zunächſt den konſervativen Antrag auf Verbe zer Beſoldungs⸗Verhältniſſe der Militäranwärker Staats⸗ und Kommunaldienſt an die Budget⸗Kommiſſion ve wieſen. Hierauf wurde eine Reihe von Petitionen erledigt. 2 nächſte Sitzung findet am 21. November ſtatt. Ausland. *Oeſterreich⸗-Ungarn.(Ungariſches Abgeordnete haus.) Miniſterpräſident Tis za erklärte im Verlaufe der Debatte über die Reviſion der Hausordnung, er werde danach trachten Majorität zur Geltung zu bringen, und er werde im Augenblicke nicht davor zurückſtehen, ſtärkere Mitter in zu bringen. Auf den Zwiſchenruf„Hausauflöſf widerte Tisza, falls er es als nötig erachte, werde er ohne zur Auflöſung des Hauſes ſchreiten. Die Nation ſei ve rend der Obſtruktion hervorgetretenen Erſcheinungen ange werde ſicherlich über diejenjgen, die den Verfall des P mentarismus verſchuldet hätten, ein vernichtendes ſprechen.(Stürmiſcher Beifall rechts. Widerſpruch links.) —(Die Innsbrucker Unruhen.) Geſtern abend in Wien wegen der Vorfälle in Innsbruck eine Proteſtverſamm der Alldeutſchen ſtatt. Nach dem ruhigen Verlauf der Ve ſammlung verſuchte ein großer Teil der Teilnehmer vor das ſterium des Innern zu ziehen. Die meiſten wurden jedoch von Polizei zurückgetrieben und nur ein kleiner Teil gelangte vor Miniſterium; ſie wurden jedoch ſehr bald von der Polizei aus andergetrieben. * Frankreich.(prozeß D' Autriche.) Der Gerit hof trat geſtern nachmittag gegen 334 Uhr wieder zuf mi Die Anwälte proteſtierten in ihren Plaidoyers gegen das Marietta. Roman von F. Marion Crawford, Autoriſierte Ueberſetzung von Gertrude Hildebrandt⸗Eggert. (Nachdruck verboten.) 86)(FJortſetzung.) „Du kannſt nicht unwahr machen, was ich mit eigenen Augen geſehen habe.“ „Ich kann es, obgleich Zorzi das Recht hat, ſeine Unſchuld ſelbſt zu beweiſen. Ich ſage vielleicht zu viel, denn ich bin nicht ſo groß⸗ mütig wie er. Weißt Du, daß, als ſie ihn im Hauptofenraum zu töten verſuchten und ihn für Lebenszeit lähmten, er jedem, ſelbſt mir, gaſagt hat es wäre ein Zufall geweſen? Er iſt ſo tapfer, ſo edel, daß er Dir bei Deiner Rückkehr nicht einmal ſagen wird, daß es Dein eigener Sohn war, der Dich zu beſtehlen trachtete, der alles verſuchte, um Zorzi von hier wegzubringen, damit er ungeſtört nach dem Manufkript ſuchen könne, und der, als ſchließlich alles fehlſchlug, den Gouverneur beſtimmte, Zorzi zu verhaften. Er wird es Dir nicht ſagen, ebenſo wenig, denn das weiß er nicht, daß ſeine Häſcher noch nicht zwanzig Schritt weit mit ihm fort waren, als Giovanni hier erſchien, ſich einſchloß, und mit dem Hammer verſuchte, den Stein zu finden, der Dein koſtbares Manufkript verbarg. Hat Dir das Giovanni alles heute morgen erzählt. Beroviero hatte das Haupt erhoben und ſah' ſie feſt an. „Und Dein Mantel? Wie kam der her?“ „Er iſt hier,“ ſagte Marietta erbleichend,„weil ich ſelbſt hier⸗ her kam, ohne daß jemand darum wußte außer Pasquale, der mich hereinließ. Ich kam geſtern abend, um Zorzi zu warnen und wenn⸗ möglich zu retten, weil ich wußte, daß Giovanni ſeinen Untergang plante. In der Eile ließ ich ihn auf Deinem Stuhl, auf dem ich ſeſſen hatte. Wenn Du ihn dort geſehen hätteſt, würdeſt Du wiſſen, „Ich ſah ihn,“ ſagte Berobiero.„Giobanm ließ ihn, wo uer war. Zorzi ſtahl den Mantel nicht. Ich nehme dieſe Anſchuldigung urück.“ 5 5„Und auch Dein Geheimnis hat er nicht geſtohlen. Nimm das gleichfalls zurück, wenn Du gerecht biſt. Bisher wareſt Du es ſtets.“ „Ich habe den Ort durchſucht, wo er und ich das Buch verborgen hatten, und es iſt nicht mehr da.“ „Giovannf durchſuchte ihn zwölf Stunden zuvor und da war es auch ſchon fort. Zorzi rettete es vor Deinem Sohne und Giovanni beſchuldigte ihn in ſeiner Wut des Diebſtahls. Er mag das ſogar geglaubt haben, denn ich kann auch gerecht ſein. Aber es iſt nicht wahr. Dein Buch iſt in Sicherheit.“ „Zorzi nahm es mit,“ ſagte Beroviero. „Du irrſt. Ehe er verhaftet wurde, ſagte er mir, ich ſolle wiſſen, wo es ſei, im Falle ihm irgend etwas zuſtieße, damit ich es Dir ſagen könnte.“ Beroviero erhob ſich langſam und ſtarrte ſie unverwandt Er ſprach mit Anſtrengung. 155 „Du weißt, wo es iſt? Er ſagte es Dir? Er hat es nicht fort⸗ genommen?“ Marietta lächelte in voller Siegesgewißheit. „Ich weiß, wo es iſt!“ „Wo?“ fragte er angſtvoll, denn er vermochte nicht ſeinen Ohren zu trauen. 5 „Ich ſage es Dir noch nicht,“ lautete Mariettas unerwartete Antwort.„Und Du findeſt es unmöglich, wenn ich es Dir nicht ſage.“ Die Adern ſchwollen an den Schläfen des alten Mannes und ſeine Augen blitzten zornig. „Wagſt Du mir zu ſagen, daß Du mir den Ort nicht zeigen willſt, wo das Buch verborgen liegt!“ ſchrie er. „O ja,“ entgegnete Marietta.„Ich wage das und noch weit mehr. Ich bin nicht ſo feige wie mein Bruder, das weißt Du. Ich verrate Dir das Geheimnis nicht, bis Du mir etwas verſprichſt.“ „Du verſuchſt, mir mein Eigentum zu verkaufen,“ entgegnete er zornig.„Du biſt mit Zorzi verbündet, um die Heirat mit Con⸗ tarini zu hintertreiben. Aber ich tue es nicht— Du ſollſt mir wo das Buch iſt— wenn Du Dich weigerſt, ſollſt Du es De lang bereuen— ich werde——“ 65 Er hielt jäh inne, als er ihren verächtlichen Blick beme „Du haſt mich nie zuvor bedroht,“ ſagte ſie.„Woher Du, daß das mich ſchrecken kann?“ „Gib mir mein Eigentum!“ ſagte der Alte ärgerli iſt alles, was ich verlange, ich drohe nicht.“ „Befreie mich von Meſſer Jacopo und Du ſollſt es entgegnete Marietta. „Nein. Du ſollſt ihn heiraten.“ „Ich will nicht. Aber ich werde Dein Buch behalten, b anderen Sinnes geworden biſt, oder— ach nein! Wenn Zorzi gäbe, ſo würde er es Dir zurückbringen, ohne auch nur e Blick hineinzuwerfen. Ich werde es ſelbſt behalten. Ode brennen.“ 5 „Sie fühlte, daß ſie, wäre ſie ein Mann, ihren Vorteil ſo unedel hätte nützen können, aber ſie war ein ſchwaches und kämpfte um ihr Lebensglück. Beroviero war ſehr böſe und wanderte vor dem Ofen auf nieder, während er ſeinen Bart mit ſchneller, ungeduldiger wegung ſtrich und von Zeit zu Zeit zornige Blicke auf warf. Wenn ein Mann ſitzt, ſo ſtellt ſich das Weib, das ihn winden will, gewöhnlich hin; wird er aber ungeduldig und auf und ab zu laufen, ſo ſetzt ſie ſich nieder und zeigt bitternde Ruhe. Demgemäß ſetzte ſich Marietta auf einen Stuhl am Tiſch und beobachtete ihren Vater, feſt überzeugt, klein beigeben würde. „Noch nie in meinem Leben hat jemand gewagt, mir ſo zutrumpfen“, rief der alte Mann zornig und ſeine Stimme vor Wut. 33 1 2 „Willſt Du mich anhören?“ fragte Marietta mit Weichheit. 55 „Dich anhören?“ wiederholte er, Habe Stunden angehört? N. Sefte Jeneral⸗unzeiger⸗ Meämmhelm, 8. Nobember! kung zurilck, worauf General Bertin das Urteil vorlas, das für ſämtliche vier angeklagten Offiziere auf FJreiſprechung lautet. Dieſe Urteilsverkündung gab Anlaß zu Sympathiekundgebungen fülr die Offigiere. —(Kriegsminiſter Androe) erklärte geſtern in einer Unterredung, die in ſeinem Arbeitszimmer ſtattfand, er ſei voll⸗ kommen erholt, werde aber nicht in der Kammerſitzung er⸗ ſcheinen, ſondern erſt heute ausgehen, um an dem Miniſterrat tell⸗ zunehmen. Er hoffe am nächſten Freitag in der Kammer bei der Interpellation über den Fall des Hauptmanns Cuignet ſeinen Mann ſtellen zu können. *Schweden.(Der Miniſter des Aeußern von Lagerheim) reichte geſtern ſeine Entlaſſung ein. e de daelb. Paele ſeer piermit nochuile dringend aufgefordert, bei den Wahlen der Kreiswahlmänner ihr Wahlrecht auch auszuüben! Die Wahlen ſind, wie bekannt, am Mittwoch von 12—1 Uhr. Maunheim, 8. November 1904. Das Projekt der Errichtung eines „Hoologiſchen Gartens“ in Mannheim. Man ſchreibt uns: Im„General⸗Anzeiger“ wurde in jüngſter Zeit die überraſchende Kunde verbreitet, daß Mannheim einen „Zoologiſchen Garten“ erhalten ſoll, welche verfrühte Nachricht nur einem Zufall entſprang. Nun iſt es recht erfreulich, die Tatſache beſtätigen zu können, daß der Errichtung eines„Zoologiſchen Gartens“ in Mannheim ernſtlich näher getreten werden wird und daß diesbezügliche eingehende Vorarbeiten ſeit geraumer Zeit geführt wurden, ſodaß vorerſt in Form einer Studie ein Situationsplan im Maßſtabe von 1: 1000 der Grundgedanke zum Zoologiſchen Garten nachgerade greifbare Geſtalt gewonnen hat, wie dies dem Publikum durch Ausſtellung dieſes Planes demnächſt vor Augen geführt werden wird. Daß die Eingangs erwähnte Kunde vielerorten als Scherz, an andern Orten aber als Ueberraſchung gufgenommen wurde, ſei hier nur nebenbei bemerkt, aber ganz beſonders hervorzuheben und zu betonen bleibt, daß allſeitig die Errichtung eines Zoologiſchen Gartens in Mannheim mit dem größten Wohlwollen aufgenommen wird und daß insbeſondere von Seiten der Stabtverwaltung an deren Spitze durch den Herrn Oberhürgemeiſte Beck weitgehendſtes Entgegenkommen in Ausſicht geſtellt wurde, ſoweit dies die Platzfrage betrifft. Und da mag als wichtigſter Faktor in Bezug auf die zu erzielende Rentabilität des ganzen Unternehmens zum Voraus feſtgeſtellt ſein, daß die Wahl des Platzes am hoch⸗ waſſerfreien Rheindamm längs der Neckarauer Parkanlagen in ausſchlaggebendem Maße in Rechnung fällt, inſofern Grunderwerbskoſten in Wegfall kommen und dadurch ſchon nahezu„Eine Million“ Mark erſpart wird für ein Areal von zirka 180 000 Om. Ueber die Wahl des Platzes und den obengenannten Situationsplan laſſen wir beſonderes Gutachten folgen. Die Stadt Mannheim kann ſich zur Feier des bevorſtehenden Jubiläums kein beſſeres Geſchenk wünſchen, als die geplante Er⸗ richtung eines zoologiſchen Gartens, denn es bietet dieſelbe eine Fülle von Anregung und Belehrung für die heranwachſende Jugend, wes⸗ halb insbeſondere dieſe letztere mitſamt der ganzen Lehrerſchaft das Projekt mit der aufrichtigſten Freude begrüßen; aber auch der größte Teil der Einwohnerſchaft wird dem Projekte nur mit großer Sym⸗ pathie entgegenkommen, weil dadurch eine neue Anziehungskraft für Fremde geſchaffen wird, wie eine ſolche ſich würdig an die einzig großartig angelegten Hafenanlagen Mannheims als dem größten Binnenhafen Europas anreihen ſoll. Der gute Ruf Mannheims als eine der modernſten Städte Deutſchlands mit vorzüglichen Theatern und Konzertſälen beſter Art, wie unſer Roſengarten, wird durch die Anlage des geplanten zoologiſchen Gartens auch eine intenſibe Steigerung erfahren, ſo daß hochſtehende Herren der nahen Schweſterſtadt Ludwigshafen ſich hierüber dahin äußerten, daß ein beſſerer Gedanke ſeit Jahrzehnten in Mannheim nicht aufgetaucht ſei. Die beſtehenden größten Anlagen zoologiſcher Gärten in Berlin, Hamburg, Hannover, Dresden, Köln a. Rh., Frankfurt a.., Rot⸗ terdam, Wien uſw. geben ja reichlich Gelegenheit, zu prüfen, wie es hier gemacht werden ſoll und wieweit Fehler vermieden werden * können, welche einer ſicheren Proſperität des Unternehmens hindernd im Wege ſtehen; auch ſind namhafte Autoritäten und Sachverſtändige zu Rate gezogen worden und wird von dieſer Seite alles geſchehen, um eine Anlage in Verbindung mil einem kleineren botaniſchen Garten zu ſchaffen, wie ſolche als muſtergiltig bezeſchnet zu werden verdient, zumal noch beabſichtigt iſt, eine kleinere permanente Kolonſalausſtellung mit unterzubbingen. Der Schwerpunkt zum Gelingen des Ganzen liegt indeſſen ganz unterhohlen in der Frage der Finanzierung, wie ſolche in der be⸗ ſonders folgenden Rechnungslegung nach Maßgabe beſtehender Gärten, an Hand von deren Jahresberichten und zugehörigen Bilan⸗ zen mit großem Geſchick und ſorgfältiger Gewiſſenhaftigkeit zu⸗ ſammengeſtellt wurde und veröffentlicht werden wird. Doch ſteht zu erwarten, daß ſoviel Lokalpatriotismus bei Mannheims beſſer⸗ ſituierten Mitbürgern ſich für die Sache von ſelbſt einſtellt, daß von vornherein die Gefahr vermieden bleiben kann, auswärtiges Kapital heranzuziehen, welches angeſichts der vorzüglichen Anlage und eben⸗ ſolcher Rentabilität ſich herandrängen möchte, woburch die Stadtver⸗ waltung in ihrem wohlwollenden Entgegenkommen unliebſam be⸗ einflußt werden könnte. Die Konſtituierung der Geſellſchaft zum Zwecke der Errichtung eines Zoologiſchen Gartens in Mannheim ſteht bevor und wird recht⸗ geitig durch die Tagesblätter bekannt gegehen werden. Schließlich ſei noch bemerkt, daß am 16. Oktober ds. Js. laut Allgem, Ztg, auch in Chemnitz, alſo gleichzeitig mit der Verbreitung der Nachricht in hieſiger Stadt, das Profekt zu einem Zoologiſchen Garten öffentlich bekannt gegeben wurde. Ein über ganz Deutſchland ſich erſtreckender Verband Zoologiſcher Gartengeſellſchaften iſt in beſter Entwicklung begriffen, wodurch Gewähr dafür geboten wird, daß mit bereinten Kräften auf wiſſenſchaftlicher Baſis nur zweckentſprechende Anlagen geſchaffen werden ſollen. Das Grundkapital wird hier etwa 17 Millionen Mark betragen und ſollen kleine Anteilſcheine es auch dem ſchlichten Bürger ermöglichen, als Mitglied und Abonnent freien Zu⸗ tritt zum Zoologiſchen Garten zu finden. Darum„Gluück auf, ——— *Antworttelegramm der Erbgroßherzogin auf die ſtüdtiſche Geburtstags⸗Gratulation. Auf das am letzten Geburtstage der Erbgroßherzogin(5. Nobember) von Herrn Oberbürgermeiſter Beck im Namen der Stadt der Fürſtin überſandte Telegramm iſt folgende Drahtantwort eingelaufen:„An Herrn Oberbürgermeiſter Beck, Mannheim. Schloß Hohenburg, den 6. November 1904. Gerne der ſchönen im vergangenen Lebensjahre in der Stadt Mannheim zugebrachten Stunden gedenkend, danke herzlich für deren gute Wünſche und freundliche Anteilnahme am Unfall meiner Mutter. Hilda, Erbgroßherzogin.“ Ermüſtigung der Jernſprech⸗Gebühren im Nachbarortsverkehr. Nach einer der Handelskammer von der Kaiſerl. Oberpoſtdirektion Karlsruhe zugegangenen Mitteilung tritt am 16. November im Nach⸗ barortsverkehr zwiſchen den Fernſprechnetzen Mannheim und Lud⸗ wigshafen eine Ermäßigung der Gebühren in der Weiſe ein, daß auf dieſen Verkehr die Beſtimmungen für den Orts fernſprechverkehr Anbpendung finden. Hiernach iſt die Zeitdauer eines Geſprächs nun⸗ mehr auch im Nachbarorts verkehr eine unbeſchränkte. Die Ver⸗ mittelungsſtellen haben indes die Verbindungen aufzuheben, wenn durch zu lange Ausdehnung der Geſpräche die Ausführung anderer Geſprächsanmeldungen erheblich verzögert wird. Die im Geſpräche befindlichen Teilnehmer ſind von dem Grunde der Geſprächsunter⸗ brechung zu verſtändigen. * Erweiterung des Mannheimer Sprechverkehrs. Wie die Kaiſ. Oberpoſtdirektion der Handelskammer mitteilt, iſt vom Tage der Inbetriebnahme der Leitung F 10 872 Mannheim—Berlin(voraus⸗ ſichtlich Mitte Dezember) ab der Sprechverkehr während der verkehrs⸗ ſchwachen Zeit zugelaſſen zwiſchen Mannheim und Stettin bei einer Sprechgebühr von M..50. Ferner iſt vom 6. November ab der Fernſprechverkehr zugelaſſen zwiſchen Mannheim und Efringen⸗ Kirchen(Egringen, Eimeldingen, Fiſchingen[Baden], Idſtein, Im⸗ mendingen(Hattingen, Hauſen[Amt Engen], Kirchen[Amt Engen], Möhringen.) bei einer Sprechgebühr von M..—. 20jähriges Zeitungsträgerinnen⸗Jubiläum. Wieder kann eine Zeitungsträgerin des„Mannheimer Generalanzeigers“ das Feſt ihres 20jährigen Jubiläums begehen. 20 Jahre ſind umfloſſen, ſeit Frau Katharina Laſt Witwe in Neckarau den dortigen zahl⸗ reichen Abonnenten des„Mannheimer Generalanzeigers“ die Zeitung zuſtellt. Frau Laſt Wwe. hat in den langen Jahren ihren ſchweren mühevollen Poſten mit großer Gewriſſenhaftigkeit und Pünktlichkeit bekleidet und bringen wir ihr auch an dieſer Stelle für die dem„Mannheimer Generalanzeiger“ geleiſteten treuen Dienſte unſeren Dank und unſere Anerkennung zum Ausdruck. Möge es der Jubilarin vergönnt ſein, noch recht viele Jahre ihres Amtes in kör⸗ perlicher Friſche und Rüſtigkeit zu walten. Zur Veröffentlichung des Programms der Parademufik. Der Verlag des Städtiſchen Theater⸗ und Kongert⸗Anzeigers teilt uns mit, daß er mit dem hieſigen Regiments⸗Kommando die Verein⸗ barung getroffen hat, daß das Programm der Parademuſik jeweils Sonntags im„Städt. Theater⸗ und Konzert⸗Anzeſger der Haupt⸗ ſtadt Mannheim“ peröffentlicht und an der Schloßwache verteilt wird. *Religionswiſſenſchaftliche Vorträge des Herrn Profeſſors Tröltſch von Heidelberg. Am Mittwoch, den 9. November, abends präzis 8 Uhr, wird der genannte und beim Mannheimer Publikum von den Vorjahren her rühmlichſt bekannte Heidelberger Gelehrte im Friedrichspark einen Zyklus von 6 religionswiſſenſchaftlichen Vor⸗ trägen beginnen, die in fortſchreitendem inneren Zuſammenhang mit dem in den beiden vorhergehenden Jahren Gebotenen ſtehen. Er be⸗ handelt diesmal die Entwickelung des Chriſtentums zur Kirche u. ſeine Stellung in der abendländiſchen Kultur. Chriſtus hat uns die Ver⸗ wirklichung der im Evangelium verkündeten Idee des Reiches Gottes als Aufgabe hinterlaſſen, nicht etwa eine organiſierte Kirche, Letztere entſtand unter der Einwirkung der pauliniſchen Miſſionspredigt, ſowie angeſichts der geſamten religionsgeſchichtlichen Entwickelung des Altertums, die auf eine Religionsmiſchung hindrängte. Indem die chriſtlichen Ideen in der ſtraffen Organiſation der pauliniſchen Gemeinden in dieſen Annäherungsprozeß eintraten, war ihnen das Uebergewicht in dem geiſtigen Wettkampf geſichert, ſo daß ſie das ihnen Widerſtrebende auszuſcheiden, das Verwandte zu aſſimilieren vermochten. Dieſe Vorgänge werden in den beiden erſten Vorträgen geſchildert. Der dritte Vortrag entwickelt die Notwendigkeit einer Ausgeſtaltung der chriſtlichen Kirche zur Weltkirche. Das Chriſten⸗ tum fühlte ſich im Gegenſatz zu den Volksreligionen der Vergangen⸗ heit als Weltreligion, und der natürliche Rahmen ſeiner Entfaltung dazu war in dem römiſchen Weltreiche gegeben. Nichtsdeſtoweniger iſt die Entſtehung der katholiſchen, d. h. allgemeinen oder weltum⸗ ſpannenden Kirche doch nur als das Endreſultat einer Entwickelung zu betrachten, die ihren Urſprung auf das Leben in den einzelnen organiſierten Miſſtonsgemeinden und deren freien mancherlei Wechſel und Wandel unterworfenen Zuſammenſchluß zurückführt.— In das innere Glaubens⸗ und Verfaſſungsleben der vorkatholiſchen Kirche führt der vierte Vortrag ein. Er bietet die dem allgemeinen Ver⸗ ſtändnis und Intereſſe ſchwierigſte Materie. Er wird zeigen, wie die Ausgeſtaltung der altkirchlichen Dogmen, beſonders der Trinitäts⸗ lehre und des Chriſtusdogmas, die jetzt noch das chriſtliche Glaubens⸗ leben beherrſchen, durch das Eindringen von Vorſtellungen der grie⸗ chiſchen Philoſophie in die urchriſtliche Gedankenwelt ſich vollzogen hat; wie der Gedanke des Katholizismus(der Weltkirche) eine Ab⸗ ſchwächung der hohen Moralforderungen des erſprießlichen Chriſten⸗ tums auf der einen Seite, aber eine Bexeicherung nach der Seite des Kultus und eine vielſeitige ſoziale Gliederung innerhalb der Chriſtenheit zur Folge hatte. Der 5. Vortrag zeichnet das Weltreich und Kulturſhſtem des Katholizismus, ſeinen Sieg über den Stagt und ſeine Anerkennung durch denſelben, ſeine doppelte Entwickelung innerhalb der Welt des Morgenlandes und des Abendlandes, letztere in bedeutſamer Weiſe befruchtet aber auch auf verhängnisvolle Bahnen geführt durch Auguſtin. Sein eigentümliches Gepräge hat das katholiſche Kulturſyſtem des Chriſtentums dann durch die mit vollſter Abſicht durchgeführte Erneuerung des römiſchen Weltreichs in der geiſtlich⸗weltliſchen Geſtaltung des hl. römiſchen Reichs deutſcher Nation gefunden, mit ſeinen beiden Oherhäuptern, Kaiſer und Papſt.— Die Vorträge finden ihren Abſchluß in der Schil⸗ derung der Entſtehung der modernen Welt und der modernen Um⸗ bildung des Chriſtentums durch ſie. Das Moderne verdankt ſeinen Urſprung einer Reaktion des Individualismus gegenüber den nivellierenden Macht des Katholizismus. Es ſetzt ein mit beſchei⸗ denen Anfängen in der 2. Hälfte des Mittelalters um nacheinander die Wege politiſcher, künſtleriſcher, wiſſenſchaftlicher Befreiung des Individuums aus den Feſſeln des mittelalterlichen Kulturideals zu wandeln, bis es endlich in der Reformation auch die Befreiung des Individuums in ſeinen innerlichſten Lebensbeziehungen, den xeli⸗ giöſen, zu verwirklichen oder wenigſtens anzubahnen beginnt.— Die Vorträge finden ſtatt am., 16., 28., 30. November und am 2. und 7. Degember. *Bortrag von Dr. Friedrich Naumann, im Nibelungenſaal. Wir machen unſere Leſer nochmals auf den heute Dienstag abend halb 9 Uhr ſtattfindenden Vortrag über:„Die politiſche Not der deutſchen Gegenwart“ aufmerkſam.(Alles Nähere ſiehe Anzeigeteil und Plakate.) *Füdiſcher Vortrags⸗Verband. Wir machen auf den heute Abend halb 9 Uhr im großen Saale der Auguſt Lamey⸗Loge, C 4, 12, ſtattfindenden Vortrag über:„Der letzte Freiheitskampf des jüdiſchen Volkes“ aufmerkſam. Gerade die Gründe des Untergangs des jüdiſchen Staates dürften im Hinblick auf die jüngſt hier vor⸗ getragen Theorien von Dr. Frang Oppenheimer zu einer intereſſanten Diskuſſton Anlaß geben. Wir fügen noch bei, daß der Verband jedermann willkommen heißt. * Soiree Fly und Slade. Der Vorverkauf der Eintrittskarten zu der am Mittwoch im Caſinoſaale angekündigten Vorſtellung findet nur am Tage der Vorſtellung, vormittags von 11—12 Uhr und nachmittags von—4 Uhr, im Vorſtellungsſaale ſtatt. Dieſe Einrichtung iſt von der Geſchäftsleitung darum getroffen, um den Wünſchen des Publikums, betreffend Eckplätze und vordere Sitze, —— SaEx a. „Ich weiß nicht, wie lange es währte, aber ich habe Dir noch viel mehr zu ſagen. Du biſt ſo böſe, daß Du mich nicht hören willſt.“ „Böſe? Ich? Soll das vielleicht heißen, daß ich vor Wut keinen Vernunftgründen Gehör gebe?“ „Das ſagte ich nicht?“ „Du meinſt es aber. Gerade wie ein Mädchen. Deinem Vater, zu ſtreiten! Es iſt nicht zu glauben. ich. Gib mir keine Antwort!“ Marietta ſchwieg und blickte auf ihre Nägel. Plötzlich blieb Beroviero vor ihr ſtehen. „Warum antworteſt Du nicht?“ ſchrie er, ſeine Augen blitzten und ſein Fuß tappte ungeduldig auf den Boden. „Ich mißverſtand Dich wohl,“ ſagte Marietta kühl.„Ich glaubte, Du ſagteſt mir, ich ſolle ſchweigen.“ „Du mißverſtehſt mich ſtets. Aber ich will Dir beibringen, mich zu verſtehen? Du ſollſt wiſſen, was ich meine!“ „Das würde mich freuen,“ erwiderte Marietta. mir, was Du meinſt.“ Das war zu viel. „Ich meine, Du ſollſt Jacopo Contarini heiraten,“ ſagte er und ſtampfte mit dem Fuße auf. „Und Du willſt alſo Paolo Godis Manufkript niemals wieder⸗ ſehen,“ deutete Marietta ruhig an. „Mag das verfluchte Ding zum Teufel gehen!“ brüllte „Wenn ich nur wüßte, wo Du es hingetan haſt—— „Dorthin, wo Du es nun und nimmer finden kannſt,“ lautete die Antwort.„Es hat alſo gar keinen Zweck, daß Du ſo böſe gegen mich biſt. Je zorniger Du biſt, deſto weniger wahrſcheinlich iſt's, daß ich es Dir ſagen werde. Aber ich will Dir etwas anderes ſagen, Vater— etwas, das Du noch nie zubor verſtanden haſt. Meine Heirat ſollte ein Handel ſein— ein großer Name für ein Vermögen — Dein halbes Vermögen für den Namen der Contarini. Vielleicht war das eine des andern wert. Ich verſtehe wenig von ſolchen Dingen. Aber es wäre ja möglich, daß ich über den Handel auch ein Wörtchen zu ſagen hätte. Würde irgend jemand ſagen, daß ich ein großes Unrecht beginge, wenn ich das Buch meinem Bruder gäbe, zum Beiſpiel? Giovanni gäbe es Dir ſicher nicht zurück, wie Zorzi es tun würde“ Mit mir, Ruhe, ſage „Bitte, ſag der Alte. 4 „Was für ein abſcheulicher Plan!“ rief Beroviero, zitternd bor Wut. „Ich biete Dir gleichfalls einen Handel an“, fuhr Marietta un⸗ entwegt fort.„Ich gebe Dir Dein Manuſfkript für meine Freiheit. Willſt Du es nehmen, Vater? Oder willſt Du darauf beſtehen, zu verſuchen, mich mit Gewalt zu verheiraten, und ſoll ich das Buch Giovanni geben? Ja, das werde ich tun. Und dann werde ich Zorzi heiraten und mit ihm fortgehen“. „Schweig Kindl Du einen Fremden heiraten, einen Dalmatier — einen Diener!“ „Aber ich liebe ihn. Du kannſt ihn einen Diener nennen, wenn Du magſt. Mir würde das keinen Unterſchied machen, auch wenn es wahr wäre. Er würde darum nicht weniger tapfer, weniger treu ſein oder weniger wert, wenn er Deine Schuhe reinigen müßte, ſtatt in Deiner Kunſt mit Dir zu arbeiten. Hat er Dich je belogen?“ „Nein!“ rief der Alte.„Ich hätte ihm auch alle Knochen zer⸗ ſchlagen.“ „Hat er je ein Geheimnis verraten?“ „Nein!“ „Haſt Du ihm ſeit Jahren weit mehr vertraut als Deinen eigenen Söhnen?“ „Ja— natürlich—“ „Dann nenne ihn noch einmal einen Diener ſuid nenne Deine Söhne, wie Du willſt“, ſchloß Marietta,„aber ſag' nicht, daß ein ſolcher Mann nicht gut genug wäre, um eines Glasmachers Tochter zu heiraten, die weder nach einem großen Namen, noch nach einem Palaſte noch nach einem Gatten, der im Rat ſitzt, fragl. Sag' das nicht, Vater, denn es wäre nicht wahr, und— Du haſt noch nie im Leben eine Lüge geſagt.“ (Fortſetzung folgt.) Buntes Feullleton. — Legenden von berühmten Gräbern. Wer am Totenſonntag oder an Allerſeelen die Gräber der entſchlafenen Lieben beſucht, glaubt in dieſem grünen Hügel noch die irdiſche Hülle des geliebten Toten beſchloſſen zu ſehen, und ſeine Gefühle und Erinnerungen kreiſen ſo doch noch um ein Stück Wirklichkeit, einen letzten Reſt körperlicher Nähe. Jene ſentimentalen Erinnerungen, die an den Gräbern berühmter Perſonen gar manchem aufgeſtiegen ſind, ſind aber häufig nur Einbildungen der Phantaſie, die ein großer Dichter oder auch nur eine Verwechslung, eine Legende heraufbeſchwört. So wandern, wie der„Gaulois“ ſchreibt, verliebte Paare noch immer zu dem Grabmal von Abellard und Heloiſe, auf dem Psre⸗Lachaiſe, der doch erſt 500 Jahre nach dem Tode dieſer unglücklichen Liebes⸗ leute angelegt worden iſt, oder vergießen Tränen am Grabe der „Kameliendame“, in dem allerdings jene Marie Dupleſſis ſchläft, aus der dann Alexandre Dumas fils eine rührſelige Kourtiſane und die Bernhardt und die Duſe wundervolle Schöpfungen ihrer eigenen Schönheit gemacht haben. Wie andächtig betritt man in Verona das Grab von Romeo und Julia, die doch allein dem Genie Shakeſpeares ihr Leben verdanken und ſonſt längſt verſchollen, vergeſſen wären, wenn ſie überhaupt je gelebt haben! Und welche Geiſterſtimmung umfängt den Reiſenden in Helſingör, wenn ihm das Grab des Hamlet und die Quelle der Ophelia gezeigt werden; und doch iſt es der grübleriſche und erhabene Geiſt des großen Dichters, der von dieſen Stätten aus ihn anweht, denn der däniſche Amleth des Saxo Gram⸗ maticus iſt doch nur eine Nebelgeſtalt aus fernen Urzeiten. Auf der Inſel Mauritius wird das Grab von Paul und Virginia vorgewieſen, doch die wirkliche Heldin des Romans von Bernardin de Saint⸗ Pierre iſt nie nach dieſer Inſel gekommen und nur die Pracht der ſüdlichen Natur umfängt uns da mit all den Wundern romantiſcher Beſchreibung. So enthält auch das„Grab Rouſſeaus“ zu Ermenon⸗ ville, das von ſich neigenden Weiden überdeckt zum Gedenken und Träumen einladet, garnicht die Gebeine des großen Genfers, ſondern dieſe ſind nach dem Pantheon gebracht worden. Auf St. Helena grüßt ein Grab Napoleons, von deſſen Trauerweiden die begeiſterten Pilger ſoviele Zweige abgeſchnitten haben, daß die Bäume nun ganz kahl das Grabmal umſtehen, das ein Kenotaphium iſt und natürlich Napoleons Körper nicht enthält. Schon die Griechen kannten ja die ſchöne Sitte, den Verſtorbenen, deren Aſche die im Tempel aufgeſtellte Urne barg, ein Grab zur Erinnerung zu errichten. Zu dieſem ge⸗ weihten Fleck ſchwebten die Geiſter der Verſtorbenen herab, und ihnen lag der Glaube unſerer Zeit fern, daß noch ein Reſt der irdiſchen Hülle in dem Grabe ſchlummern müſſe, daß die luftigen Gebilde einer teuren Dichtergeſtalt, einer großen Erinnerung umſchweben. * oo ree Doun du Mannheim, 8. Novem. General⸗Anzeiger 87 Seite; welche bei ſolchen Soireen immer gern gewünſcht werden, weitgehendſt entgegenzukommen; Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben. Sollten Karten übrig bleiben, ſo werden dieſelben an der Abendkaſſe verkauft. Die Fly und Slade⸗Soireen ſind hier immer ſehr ſtark beſucht ge⸗ weſen. Die letzten Soireen in Frankfurt a.., im Feſtſaale der Frankfurt⸗Loge“, fanden vor ausverkauftem Saale ſtatt. Koloſſeumtheater. Einen großen Erfolg erzielte Sonntag und geſtern Montag der Schwank„Ein toller Einfall“. Das Zuſammenſpiel war ein vorzügliches, jeder war mit Luſt und Liebe bei der Sache. Den Beſuch der heutigen letzten Aufführung können wir beſtens empfehlen. ————— 7767PFPFPFPcc Vorbeſtellungen auf das Maunheimer Adreßbuch 1905. Diejenigen Firmen und Privatperſonen, die beabſichtigen, Vor⸗ beſtellungen auf das Mannheimer Adreßbuch für 1905, das pünktlich Ende dieſes Jahres erſcheinen wird, aufzugeben, werden erſucht, die Beſtellungen dem Verlag des Mannheimer Adreßbuches möglichſt umgehend zu übermitteln. Bekanntlich treten bei Vorbeſtellungen Preisermäßigungen gegenüber dem Verkaufspreis ein, indem das große Adreßbuch nur 6 Mark ſtatt 7 Mark und das kleine Adreß⸗ buch nur.50 M. ſtatt 3 M. koſtet. Das Adreßbuch für 1905 wird wieder zahlreiche Verbeſſerungen und Ergänzungen erfahren und dadurch ſeinen Wert und ſeine Bedeutung als unentbehrliches Nach⸗ ſchlagebuch für jedermann noch erhöhen. Kein Mannheimer Ein⸗ wohner, der im geſchäftlichen Leben ſteht, kann, will er auf der Höhe ſeiner Aufgabe bleiben, das Mannheimer Adreßbuch entbehren; aber auch für alle Privatperſonen bringt der Beſitz eines Adreßbuches im Laufe des Jahres große Vorteile und Annehmlichkeiten, welche die kleine, durch den Kauf des Buches entſtehende Ausgabe reichlich 1 lohnt. Vorzüglich dürfte ſich das Mannheimer Adreßbuch zu Weih⸗ nachtsgeſchenken eignen. eeeeeeeee ieeeeeeeeeeeeeeeeeeee *Mutmaßliches Wetter am 9. und 10. Nov. Ueber den Sonn⸗ tag iſt in Nordſkandinavien und Nordfinnland ein neuer tiefer Luft⸗ wirbel von 735 Millimeter aufgetreten, der inzwiſchen wieder auf 1740 Millimeter abgeflacht iſt. Gleichzeitig aber auch iſt ein neuer Luftwirbel von 750 Millimeter in Irland eingetroffen, wodurch der Hochdruck in Schottland vollſtändig aufgelöſt wurde. Ueber ganz Großbritannien, der Nordſee, Dänemark, ganz Skandinavien, der Oſtſee und ganz Rußland, ebenſo über Weſt⸗ und Oſtpreußen, ſteht jetzt das Barometer unter Mittel, nach Weſten und Norden ſich immer mehr vertiefend. Je ein Maximum von 765 Millimeter liegt einer⸗ ſeits über Spanien und Südweſtfrankreich, andererſeits an der bahriſch⸗öſterreichiſchen Grenze. Doch wird letzterer Hochdruck raſch gufgelöſt. Bei vorherrſchend weſtlichen Winden iſt demgemäß für Mittwoch und Donnerstag zunehmende Bewölkung mit ſchließlichem Uebergang zu Niederſchlägen in Ausſicht zu nehmen. Polizeibericht vom 8. November. 1. Unfall. Von einem in voller Fahrt befindlichen Straßen⸗ hahnwagen ſprang geſtern abend ein verheirateter Kaufmann aus Heidelberg vor dem Hauſe Friedrichsring 4 ab, ſtürzte zu Boden und b rach den linken Unterarm am Handgelenk; außerdem erlitt er mehrere Hautabſchürfungen am rechten Arm und im Geſicht. 2. Körperverletzungen: Von noch unbekanntem Täter wurde geſtern abend in der Gärtnerſtraße zwiſchen Mittel⸗ und Lang⸗ ſtraße ein lediger Spengler, wohnhaft Elfenſtr. 5 hier nach voraus⸗ gegangenem Wortwechſel durch Meſſerſtiche in den linken Ober⸗ ſchenkel und Stockſchläge auf den Kopf bedeutend verletzt. Ein in der Bürgermeiſter Fuchsſtraße 33 wohnhafter Taglöhner warf geſtern nacht, nach vorausgegangenen häuslichen Zwiſtigkeiten ſein Mobiliar aus einem Fenſter ſeiner im 5. Stockverk ge⸗ legenen Wohnung hinaus und traf dabei mit einem Stuhle einen zu⸗ fällig auf der Straße vorübergehenden Taglöhner ſo auf den Kopf, daß er eine 5 Centimeter lange erhebliche Wunde davontrug.— 0 Betrunkene Maurer gerieten geſtern nachmittag auf der Rheinvillen⸗ 3 ſtraße bor dem Neubau Nr. 19 in Streitigkeiten, wobei ſie einen 20fjährigen Taglöhner von Neukirch gemeinſchaftlich zu Boden warfen und mit einem Stein ſchlugen. Der Ueberfallene erlitt am Hinter⸗ kopf 2 erhebliche Verletzungen. Die Täter wurden feſtgenommen. Im ſtädt. Viehhof verübten geſtern mittag ein verheirateter Maurer aus Mundenheim und ein lediger Maurer aus Frieſenheim gegenſeitig Körperverletzung dadurch, daß ſie ſich mit Steinen be⸗ warfen und mit einem Hausſchlüſſel ſchlugen, ſodaß beide Verletz⸗ ungen davontrugen. Geſtern vormittag wurde im Hofe der Wirtſchaft J 1, 8 ein Taglöhner von hier von einem Möbelpacker auf den Boden geworfen und durch Fauſtſchläge in das Geſicht verletzt. Ferner gelangte eine am 4. d. Mts. von einem hieſigen Schreiner auf dem Holzgaßweg verübte Körperverletzung zur Anzeige. Zimmerbrand. Durch unvporſichtiges Hantieren mit einem offenen Licht entſtand geſtern morgen 5½ Uhr im 4. Stock des Haufes Luiſenring 22 ein Zimmerbrand, wobei Wäſche im Wert von . da. 300 Mark beſchädigt worden ſein ſoll. Das Feuer wurde von dem Brandbeſchädigten wieder gelöſcht. 95 RMaddiebſtahl. Geſtern abend 8¼ Uhr wurde einem hie⸗ ſigen Spezereihändler vor dem Hauſe P 2, 8 ſein Fahrrad von noch unbekanntem Täter entwendet; dasſelbe hat die Pol.⸗Nr. 18 974, iſt ziemlich gebraucht, hat ſchwarzen Rahmenbau, gerade Lenkſtange, Korkgriffe mit Celluloidzwingen, Zackenpedale und gewöhnliche Oel⸗ laterne. Verhaftet wurden 11 Perſonen, darunter ein Agent von hier wegen Körperverletzung, ein von der Amtsanwaltſchaft Bremer⸗ haven wegen Betrugs verfolgter Hausburſche aus Wegelaber, ſowie ein wegen des gleichen Reates von der Amtsanwaltſchaft Darmſtadt gusgeſchriebener Schloſſer von Freudenthal. 25 Die Frau Grofzherzogin in Mannheim. II. Um ½6 Uhr traf die hohe Frau im 5 Luiſenhauſe 8 ein, woſelbſt ſie von dem Vorſtand und den Schweſtern auf das Herz⸗ lluocchſte begrüßt wurde. Die göglinge des Fnternats bewillkommneten den hohen Beſuch mit dem 120.Pfſalm„Hebe deine Augen auf“, deſſen mehrſtimmiger Vortrag die Frau Großherzogin ſichtlich ſehr er⸗ freute. Alsdann trug ein größeres Mädchen ein Gedicht vor und überreichte der Großherzogin ein Bouquett. Die hohe Frau unterhielt ſich ſodann mit allen Anweſenden auf das Freundlichſte und ſprach wiederholt ihre große Zufriedenheit und Anerkennung über das Ge⸗ ſehene und Gehörte, insbeſondere auch über das gute Ausſehen der 5 Zöglinge aus. Kurz nach 6 Uhr begab ſich die Frau Großherzogin nach dem Großh. Iunſtitut, wo ſie bis zur Abfahrt nach dem Apollotheater zur Wohltätigkeits⸗ vorſtellung verweilte. 5 Die Wohltätigkeitsvorſtellung im Apollotheater. Die Unterſtadt hatte geſtern Abend ein ungewöhnliches Aus⸗ ſehen. In der 7. Abendſtunde rollten in ununterbrochener Folge bie Egutpagen, welche die Zeſtteilnelmer nach dem Apallatbeazer brachten, durch die Straßen. In den glänzenden, lichtdurchfluteten Räumen des Vergnügungsetabliſſements hatte ſich gegen 7 Uhr be⸗ reits die Mannheimer und Ludwigshafener vornehme Welt ver⸗ ſammelt. Die Damen waren in großer Toilette erſchienen. Man hatte Gelegenheit, wundervolle Erzeugniſſe in Seide, Samt etc. zu be⸗ wundern. Punkt 7 Uhr verkündeten die brauſenden Hochrufe der vor dem Portal verſammelten Menſchenmenge, daß die Großh. Equipage nahte. Die hohe Frau, welche ein ſchwarzes Seidenkleid und einen ſchwargz⸗weißen Kapothut trug, ſah überraſchend friſch aus. Niemand konnte ihr anſehen, daß ſie ſich ſeit ihrer Ankunft keinen Augenblick Ruhe gegönnt, ſondern, dem Zuge ihres mildtätigen Herzens fol⸗ gend, mit unermüdlicher Ausdauer von Wohltätigkeitsanſtalt zu Wohltätigkeitsanſtalt geeilt war. Mit der ihr eigenen Liebenswür⸗ digkeit begrüßte die hohe Frau die Herren Generalkonful Reiß, Geh. Kommerzienrat Scipio, Kommerzienrat Zeiler, Privat⸗ mann Herrſchel und Herm. Waldeck und Frl. Reiß, Frl. Seipio und Frau Hofrat Dr. Baſſermann⸗Karlksruhe, welche am Eingange zur Bewillkommnung Aufſtellung genommen hatten. So⸗ wohl die Frau Großherzogin als auch die Hofdame Freiin v. Adels⸗ heim erhielten ein wundervolles Bouquet überreicht. Das Eintreffen der hohen Protektorin gab das Signal zum Be⸗ ginn der Vorſtellung. Die hohe Frau nahm mit ihrem Gefolge und den Komiteemitgliedern in der vorderſten Parkettreihe Platz. Zu ihrer Rechten ſaß Frl. Rei ß, zu ihrer Linken Frl. Scipio. Das mit großem Geſchick und vornehmem Geſchmack zuſammengeſtellte Pro⸗ gramm wurde durch ein Muſikſtück und zwei ausgezeichnete Vorträge der„Liedertafel“ eingeleitet. Dann folgte ein auf den Charakter der Veranſtaltung bezugnehmender Prolog, welcher unſeren ge⸗ ſchätzten Lokalpoeten, Herrn Hermann Waldeck, zum Schöpfer hatte. Die ſchönen Verſe wurden von Frl. Anna Hofmann ſehr eindrucksvoll und deutlich geſprochen. Einen großen Erfolg hatte wieder die Darſtellung kunſtgewerblicher Gegenſtände zu verzeichnen. Die ſüßen Mädchengeſichter nahmen ſich aber auch zu wundervoll in den mannigfachen Faſſungen als Buſennadel(Lili Alt), Spiegel (Aug. Hoffmann), Gürtelſchnalle(Ottilie Schuſter), Man⸗ telſchließe(Alma Hofmann, Hanna Glaſer), Kamm(Elſe Beck) und Broſche im Etui(Elſe Kern) aus. Entzückend waren auch die Gegenſtände, bei denen ſich die mitwirkenden Damen in ganzer Figur zeigten, ſo bei der Lampe mit Lilien(Herta Klo p⸗ fer), Petſchaft(Marie Jäger), Aſchenſchale(Eliſabeth Wer⸗ ner), Nürnberger Brautbecher(Marie Reuther), Lampe mit Quarz(Carola Eßwein), Hallenbeleuchtung(Aug. Kern) und Effektlampe(Auguſte Hoffmann). Dem Kunſtfreunde wurde mit dieſer Nummer ein unvergleichlicher Genuß bereitet. Bei dieſer Ge⸗ legenheit wollen wir auch gleich die von den Damen Elſa v. Lavale und Anita Pallenberg dargeſtellte prächtige„Vaſe im Gar⸗ ten“ nennen. Einen Serpentintanz in hochkünſtleriſcher Form, wobei wunderbare Farbeneffekte zur Verwendung gelangten, führte ſodann Frl. Ida Hohenemſer aus. Ein reizendes Bild gewährte ein von den Damen Johanna Glaſer⸗Feldbauſch, Marta Ladenburg, Maria Ladenburg, Helene Müller, Paula Reinhardt, Margit Schweitzer, Hedwig Oeſterlin, Magdalena Ampt, Käthe Menzer und Wilma Stoll aus⸗ geführter Reigen mit Geſang. Die prächtigen Gruppen, die dabei die Damen bildeten, wären wert geweſen, im Bilde feſtgehalten zu werden. Feierlich war der Moment, als die Damen nach dem Fallen des Vorhangs nochmals erſchienen, um der geliebten Landesmutter zu huldigen. Sie ſtellten auf ein Poſtament die Büſte der Frau Großherzogin und gruppierten ſich dann maleriſch um das improviſierte Denkmal unter Vortrag der Fürſtenhymne, die von der Feſtverſammlung ſtehend angehört wurde. Stürmiſcher Applaus erſcholl, als ſich der Vorhang vor der reizenden Mädchenſchar, die in ſo ſinniger Weiſe die hohe Protektorin des Feſtes zu feiern wußten, ſchloß. Einen durchſchlagenden Erfolg erzielte auch das Zigeuner⸗ lager, welches reich an ebenſo amüſanten wie künſtleriſch wertvollen Details war. Zunächſt muß konſtatiert werden, daß das Lager an ſich ſchon mit ſeiner Fülle charakteriſtiſcher Geſtalten in farbenpräch⸗ tigen Gewändern einen äußerſt feſſelnden Anblick bot. Aber dieſer Rahmen wurde noch bei Weitem durch die Darbietungen der tem⸗ peramentvollen Zugvögel übertroffen. Zunächſt ſang eine Anzahl glutäugiger Schönen(Tilly Strauble, Annag Adler, Herta Klopfer, Berta Seubert, Marie Reuther und Agathe Lochert) mit trefflichem Erfolg ein Zigeunerlied und dann folgten in reizvoller Abwechslung alle möglichen Darbietungen. Ein Man⸗ dolinen⸗Sextett(Linda Gebrath, Eliſabeth Melchers, Eliſa⸗ beth Werner, Giovanni Giampietro, H. Seiler und Enrico Peirano) entzückte die Hörer durch einen brillanten Vor⸗ trag. Ebenſo vortrefflich war ein Duett(Zigeunerkind) der Damen Helene Seubert⸗ Hauſen und Agathe Lochert. Mit prächtiger Stimme ſang Frl. Berta Seubert das bekannte reigende Lied„Glühwürmchen“, bei dem im Hintergrunde durch elektriſche Lichteffekte auch wirklich die kleinen leuchtenden Weſen hervorgezaubert wurden Aeußerſt amüſant war ein Vogelterzett (Marie Reuther, Anna Adler und Auguſte Brechter), wobei man manchen auf lokale Vorgänge bezugnehmenden ſchalkhaf⸗ ten Vers zu hören bekam. Daß Frl. Gretel Waldeck als „Mannemer Krott“ mit einem von ihrem Dichtervater herrührenden humorvollen Gedicht in Mannemer Mundart die Lacher auf ihrer Seite hatte, braucht wohl nicht beſonders erwähnt zu werden. Ver⸗ geſſen dürfen auch nicht die Herren Maxr Ißler und H. Skara⸗ muzza werden, die ſich als exzellente Kunſtfechter bewährten. ſowie die Damen Marta Meſſer und Hedwig Merz, welche ſo temperamentvoll zu tanzen wußten, daß man ihre Echtheit keinen Augenblick in Zweifel ziehen konnte. Endlich ſei noch Frl. Lulu Neßler erwähnt, die die Klavierbegleitung in feinſinniger Weiſe ausführte und Herr Hofſchauſpieler Hildebrandt, welcher den Anführer der reizenden Zugvögel machte. Vortreffliche Vorträge des„Liederkranzes“ und des„Singvereins“ vervollſtändigten den erſten Teil des gewählten Programms. Es war gegen 9 Uhr geworden, als ſich vor dem farbenprächtigen Bilde der Vorhang zum letzten Male zuſammenſchob. Die Frau Großherzogin folgte den Vorgängen auf der Bühne mit geſpannter Aufmerkſamkeit und kargte auch nicht mit ihrem Beifall. In der darauffolgenden Pauſe nahm die hohe Frau im Wintergarten einen Tee ein und ließ ſich bei dieſer Gelegenheit die Hauptmitwirkenden vorſtellen, die ſie in ihrer leutſeligen Weiſe ins Geſpräch zog. Kurz nach 9½ Uhr verließ die Frau Großherzogin, nach allen Seiten freundlich grüßend, das Theater, um ſich nach dem Bahnhofe zu be⸗ geben, von wo um.27 Uhr die Abfahrt nach Schloß Baden erfolgte. Während der einſtündigen Pauſe verließ das Publikum den Saal und ſoupierte entweder im Gold⸗ oder Silberſaal oder ſuchte im Café unterzukommen, was allerdings mit großen Schwierigkeiten ber⸗ knüpft war. Den Schluß der Vorſtellung bildete ein drolliges ein⸗ aktiges Luſtſpiel,„Das Schwert des Damokles“ betitelt, welches von den Herren Aug. Herrſchel und Edgar Ladenburg und den Damen Lore Benckiſer, Anna Ladenburg und Paula Ham⸗ melmann vorzüglich wiedergegeben wurde. Nach der Vorſtellung, die in ihrem ſchönen Verlauf das Publikum und die Mitwirkenden in gleicher Weiſe ſehr befriedigt haben dürfte, vereinigte man ſich in den Reſtaurationslokalitäten noch zu einem geſelligen Beiſammenſein. Aufrichtiger Dank gebührt dem Männerhilfsverein, der zum Beſten unſerer in Südafrika gegen einen unbarmherzigen und verſchlagenen Feind kämpfenden braven Truppen das ſchöne Feſt veranſtaltete, ferner all den Damen und Herren, die in ſo uneigennütziger Weiſe die langwierigen und mühevollen Vorbereitungen übernahmen und bei der Vorſtellung mittwirkten. Möge das Erträgnis ein recht großes ſein, das iſt unſer herzlicher Wunſch, mit dem wir unſern Bericht ſchließen möchten. Theater, Runſt und Wiſlenſchall Großh. Bad. Bof⸗ und Nationaltheater in Mannheim, Bruder Straubinger. Erfahrungen auf dem weiten Gebiet populärer Bühnenmuſik und eine ausgedehnte Kenntnis unſerer beſten Operetten kann mart Herrn EhslJer nicht abſtreiten; Beweis für dieſe Behauptung ſein „Bruder Straubinger“. Meint man doch in dieſem Melodienkongreß im tollen Wirbel bald Weiſen von Strauß und Lanner, bald ſolche von Zeller und Ziehrer vorbeirauſchen zu hören. Da man aber Ehsler auch ein gewiſſes Geſchick in der Bearbeitung gegebener Themata nachrühmen muß, ſo gibt ſeine Straubingermuſtk im Verein mit dem ebenbürtigen Text und der leicht dahinfließenden Handlung immerhin ein Werkchen, das ſich hören läßt und bei dem man ſich wenigſtens ein paar Stündchen nicht langweilt. Das Roſenlied iſt ja auch ſchon, beſonders mit ſeinem Refrain, in weitere Volkskreiſe gedrungen. Die geſtrige Vorſtellung ging ſoweit gut und mit Sicher⸗ heit von ſtatten, man ſpielte mit unverkennbarer Operettenfreudig⸗ keit. Der pfiffige Bruder Straubinger des Herrn Sieder war im Spiel und ſeinem ganzen Auftreten launig und wohlgelungen, wenn man ihm, ſeinem Dialekt nach, auch nicht glauben konnte, daß er vom Donauſtrand ſein wollte. Das genannte Roſenlied ſang er gar nicht uneben. Seine Partnerin, Fräulein Heinrich, wußte ſich ihrer dankbaren Aufgabe mit Grazie und Geſchick zu erledigen. Sie war eine recht temperamentvolle Oculi, ein mit den immer wieder in die Stirn fallenden Haarſträhnen und den vor Ueber⸗ mut blitzenden Augen in Wahrheit ausgelaſſenes, wildes Mädchen. Und nicht zum wenigſten, ſie ſang ſauber und gefällig, auch war die müheloſe Ausführung ihrer Triller anzuerkennen. Im Trommelduett mit Herrn Sieder machte ſie, wie zu erwarten war, viel Effekt. Herr Traun nahm ſich des Landgrafen Philipp an, während die Landgräfin Lola in Fräulein Marlow eine geeignete Vertreterin fand und Herr Neumann⸗Hoditz einen fein gezeichneten In⸗ tendanten Naupp zu ſchaffen wußte. Das Schaubudenbeſitzer Schwudlerſche Ehepaar, Frau de Lank und Herr Hecht zeich ſich durch realiſtiſche Darſtellungsweiſe aus. Von den Chören wenig zu ſagen, der Auftrittschor der Markgräflichen Damen dür etwas mißglückt ſein. Dar Orcheſter wußte ſich unter Herrn Muſi direktor Gaulé' s Leitung dem Ganzen wohl anzupaſſen. Konzert Lange. Das Konzert des blinden Orgelvirtuoſen Franz Lange findet Donnerstag, 10. d.., abends 8 Uhr im Kaſinoſaal ſtatt. Frankfurter Triv. In dem Konzert des Frankfurter Trio a Freitag, den 11. November, wird Herr Joh. Hegar die zweit Sonate Fedur von Brahms zum Vortrag bringen. 225 Dritte muſikaliſche Akademie. Man ſchreibt uns: Herr Dr⸗ Alfredvon Bary der Königl. Hofoper in Dresden, der bekannt lich bei den diesjährigen Feſtſpielen in Bayreuth den Parft mit großem Erfolg ſang und in der heute(Dienstag) ſtattfinden den Dritten muſikaliſchen Akademie als Soliſt mitwirkt, hat de Vorſtand der Akademien mitgeteilt, daß er in letzter Zeit mit dring lichen Studien überhäuft geweſen ſei und deshalb zu ſeinem Be dauern nicht Zeit gefunden habe, die Gralserzählung au Lohengrin in der urſprünglichen Faſſung zu ſtudieren. Herr Dr. von Barh wird deshalb die Erzählung in der übliche bekannten Faſſung fingen. Außer der Gralserzählung wird de⸗ Künſtler noch Gruppe aus dem Tartarus von Schubert, Der Sieger von H. Kaun und Frühlingsnacht von R. Schumann mit Klavierbegleitung ſingen.— Dirigent der Dritten Akademie iſt, wie bereits mitgeteilt wurde, Herr Siegmnud von Hausegger, Kapellmeiſter der Muſeumskonzerte in Frankfur! am Main. 50 Richard Wagners Weltanſchauung in ſeinen Muſikdramen. lautet das Thema, das, wie man uns ſchreibt, auf Veranlaſſi Vereins Frauenbildung⸗Frauenſtudium, Ab Mannheim, von dem Privatdozenten Dr. Robert Würzburg hier in 6 Vorträgen beſprochen werden wird. Wagne Muſik wird immer mehr zum hohen Gemeingut aller. Um ſeiner Philoſophie, ſeinen tiefinnerſten Anſchauungen über die kenntnis Gottes, der Menſchen und der Welt nahe zu kommen, de bedarf es eines kundigen Führers. Dr. Petſch iſt ſicherlich ein Be⸗ rufener hierzu; er hat im Laufe dieſes Sommers das gleiche Theme in Salzburg in den von der Univerſität veranſtalteten Ferienkurſen beſprochen und großen Beifall gefunden. Er hat ferner in Ferienkurſen, die Anfang Auguſt in Heidelberg für Lehrer Lehrerinnen gehalten wurden, das moderne Drama beſprochen aus den Kreiſen ſeiner damaligen Zuhörer entſtammte der Wu Dr. Petſch baldmöglich wieder zu hören. Der erſte Vortrag f ſtatt Donnerstag, 10. d. Mts., nachmittags 5½ Uhr präz in der Loge Carl, L 8, 3. In raſcher Folge ſchließen ſich die übr 5 Vorträge am 14., 21., 24. und 28. November und 1. Dezemben Die däniſche literariſche Grönlands⸗Expedition iſt mit de Dampfer„Voigt“ zurückgekehrt. Sie erzielte bedeutende wifſ⸗ ſchaftliche und kulturelle Erfolge. Der Krieg. Der Kriegsſchauplatz in der Mandſchurei. * Petersburg, 7. Nov. Admiral Skrydlow von Wladiwoſtok abgereiſt, um mit Kuropatkin in Mukden zu konferieren.— Aus Mukden wird berichtet, daß am Samstag der erſte Schnee gefallen iſt. Die Temperatur beträgt 10 b 11 Grad unter Null. Die Truppen leiden unter dem 2 peraturwechſel ſehr. *Petersburg, 7. Nov. General Sſacharo meldet vom 6. November an den Generalſtab: Am 4. Novemb. drangen Freiwillige in die japaniſchen Schanzen vor d Houthai⸗Höhe ein, wo ſie ſich den ganzen Tag über be⸗ haupteten und ein energiſches Feuer gegen den Feind unt hielten, der die Schangen am Fuße der Höhe beſetzt hatte. A Morgen desſelben Tages wurden mehrere von unſeren Ge⸗ ſchützen in Stellung bei einem Dorfe ein Werſt ſüdlich vom Dorf Guantum gebracht; ſie beſchoſſen das Dorf J u d latſi, ein Werſt ſüdlich von Sahepu, und die feindli Befeſtigung auf der Houthai⸗Höhe. Das Dorf wurde auch der Belagerungsbatterie beſchoſſen, wobei die Gebäude in Br gerieten. Die Blindagen in der Befeſtigung wurden zer Die feindlichen Batterien bemühten ſich vergeblich, bis zum Ei! bruch der Dunkelheit unſere maskierten Batterien zu tref und feuerten gegen tauſend Briſanzgranaten und Schrapnells ab, ohne uns Verluſte zuzufügen, da ſich unſere Truppen in gut gedeckter Stellung befanden. Wir beantworteten das Feue: des Feindes mit 92 Bomben, 4 Mörſerſchrapnells un Schnellfeuergeſchoſſen.— In der Nacht zum 6. Novembe ſchoſſen wir ein vom Feinde beſetztes Dorf mit Mörſern.— Heute ſind keine Meldungen über Kämpfe eingelaufen. London, 8. Nop.„Daily Mail“ meldet aus Tſchi 4. Seite. General⸗Anzeiger. Mannheim, 8. November. der Japaner wird von dem Ingenieur als unzureichend erklärt. * Mukden, 8. Nov. Hier beſteht keine Hoffnung mehr, Port Arthur durch das Landheer zu entſezen.— Das Heer iſt für den Winterfeldzug gut eingerichtet. Die Kämpfe vor Port Arthur. * London, 8. Nov.„Daily Telegraph“ meldet aus Tſchifu: Hinter der Front von Erlungſhan beziehen die Ruſſen neue und alte Batterieſtellungen mit Geſchützen ſchwerſten Kalibers. * London, 8. Nov. Der„Standard“ meldet aus Odeſſa: Aus Privatquellen verlautet, dem rufſiſchen Ge⸗ neralſtab ſeien aus Port Arthur neue Nachrichten zuge⸗ gangen, laut denen es unmöglich erſcheine, daß ſich die Feſtung noch länger als 4 Tage halten könne. *London, 8. Nov. Die„Morgenblätter“ melden aus Tſchifu, daß die Ruſſen in Port Arthur durch chineſiſche Dſchunken Lebensmittel erhalten. Der Transport der Truppen aus Japan nach Dalny dauert an. Es wird berichtet, daß die Japaner den Tilungſchanberg, der die Stadt behertſcht, genommen hätten. Das baltiſche Geſchwader. * London, 8. Nov. Der Kolontalſekretär Littleton ſprach geſtern abend in Leamington über die augenblickliche Lage. Er erklärte, die Forderungen Englands ſeien in beſtimmter Form geſtellt worden und das engliſche Volk habe ihnen zugeſtimmt. In Bezug auf die dritte Forderung, Beſtrafung der Schuldigen, habe der Zar ausdrücklich erklärt, daß die Schuldigen die gebührende Strafe treffen ſolle. London, 7. Nov. Die zwiſchen England und Rußland ab⸗ geſchloſſene Konvention zur Einſetzung einer Kommiſſion, die den Zwiſchenfall in der Nordſee unterſuchen ſoll, ent⸗ hält It,„Frkft. Ztg.“ folgende Beſtimmungen: „Die Kommiſſion beſteht aus 5 Mitgliedern, nämlich aus Offtzieren Englands, Rußlands, der Vereinigten Staaten und Frank⸗ reichs, die das fünfte Mitglied zu wählen haben. Falls ſte ſich nicht einigen können, entſcheidet der König eines Landes, das noch zu be⸗ ſtimmen iſt. Die Kommiſſion hat über alle Umſtände mit Bezug auf den Zwiſchenfall zu berichten und die Verankworklichkeit feſtzuſtellen. Die Kommiſſion regelt ſelbſt ihr Verfahren. Die Par⸗ teten verpflichten ſich, derſelben alle nötigen Mitteilungen zu machen. Die Kommiſſion tritt ſo bald als möglich nach der Unterzeichnung der Konbention in Paris zuſammen. Der Bericht derſelben wird den in Betracht kommenden Regierungen offtziell mitgetellt. Beſchlüſſe durch Majorität, Ernennung von Aſſeſſoren und Ausgaben für Agenten etc. werden feſtgeſetzt. Paris, 7. Nov. Wie aus beſter Quelle verlautet, iſt Admiral Fournier auserſehen, als franzöſtſcher Delegierter im Schieds⸗ gericht wegen der Hull⸗Affäre zu fungleren. Amſterdam, 7. Nov. Gegenüber einer Newhorker Mel⸗ dung des„Gcho de Paris“, daß R uß band der Unterſuchungskom⸗ miſſion für den Vorfall auf der Dogger Bank den Beiveis für die Behauptung unterbreſten werde, daß der diplomatiſche Vertreter Japans im Haag einen Anſchlag gegen das baltiſche Geſchwader Rußlands organiſiert habe, erklärt der. Haager japaniſche Geſandte in einer Mitteilung an das Reuterſche Bureau, daß dieſe Behauptung völlig erfunden ſei. *London, 7. Nov. Heute mittag fand ein Kabinetts⸗ rat ſtatt, in dem alle Mitglieder des Kabinetts anweſend waren. . a *Sbul, 7. Nov. Der Kronprinz von Korea iſt vorgeſtern geſtorben. * Irkuisk, 7. Nob.(Ruſſ. Telgr.⸗Ag.) Die jährliche Ausfuhr an Fiſchen aus Kamſchatka nach Japan be⸗ trägt etwa 30 000 Tonnen. Gegenwärtig finden keine Lieferungen ſtatt, da der Verſuch der Japaner auf Kam⸗ ſchatka zu landen, im Juli mißlang. Vorausſichtlich wird großer Mangel an Fiſchen in Japan eintreten, was für die Bevölkerung ſehr ungünſtig ſein dürfte, weil Fiſche neben Reis das Haupknahrungsmittel der Japaner ſind. London, 7. Nov. Der japaniſche Geſandte in Lon⸗ don Viscount Hayaſchi hat gegenüber einem Mitarbeiter des„Standard“ unter anderm erklärt, daß der Antrag auf Beendigung des Krieges nur von ruſſiſcher Seite kommen könne. „Ob wir, wenn wir die Ruſſen aus der Mandſchurei weggefegt haben, weitergehen werden, hängt ganz von den militäriſchen Umſtänden ab.“ Die Mandſchurei foll China zurückgegeben werden, Korea und Port Arthur werden die Japaner behalten. Mit Bezug auf die Allianz mit England ſagte der Geſandte:„Wir würdigen ſte vollſtändig. Wir hätten dieſen Krieg nicht ohne dieſelbe führen können, an⸗ dernfalls hätte uns jemand in den Rücken geſchlagen.“ Die japaniſchen Verluſtliſten, verſicherte auch lt.„Frkf. Ztg.“ Vis⸗ kount Hayaſchi, ſeien korrekt, nur über die Truppen außerhalb Port Arthurs mache der Generalſtab keine Mitteilungen. *Paris, 8. Nov. In der geſteieen des Pariſer Gemeinderats iſt auf den Antrag derjenigen naktonaliſtiſchen Mitglieder hin, die gegen die Sympalhieadreſſe fülr Rußland geſtimmt hatt, eine Sympathieadreſſe für die Fiſcher von Hull angenommen worden. heueſle Nachrichten und Telegramme. Orivat-Telegramme des„General-Hnzeigers“. Mainz, 7. Nov. Durch Schalteranſchlag gibt die Königlich⸗ pbreußiſche und die Großherzogl. Heſſiſche Eiſenbahndirektion Mainz bekannt, daß vom 1. Januar 1905 ab die Beſcheini gung der Jahrtunterbrechung auch bei den Wechſelſtationen beim Hebergang von einem zum anderen Flußufer ge⸗ fordert wird. Hanau, 8. Nov. Stadtſekretär Fiſcher in Hanau wurde einſſim⸗ mig zum Bürgermeiſter von Fechenheim ernaunt. .s Gladbach, 7. Nop, Hier wurde heute eine große Mi⸗ litär⸗Brieftauben⸗Ausſtellung eröffnet, die etwa 900 Brief⸗ tauben umfaßt. Homburg v. d. Höhe, 7. Nov. Der„Taunusbote“ meldet: Samstag abend trieben 15 bis 20 Arbeiter in einer Wirtſchaft Unfag und folgten nicht der Aufforderung des Wirte, das Lokal zu ver⸗ laſſen. Als Polizei reguiriert wurde, widerſetzten ſich die Betrunkenen und bedrohten die Polizet mit dem Meſſek, ſoda; dieſe zu der blanken Waffe greifen mußte. 2 Arbeiſter erlitten erhebliche Ver⸗ letzungen, 9 wurden verhaftet, „Altena, 7. Noy. Unſere Talſperre iſt gänzlich leer und die von ihr geſpeiſten Waſſerwerke können den Betrieb nicht mehr bvollſtändig aufrecht erhalten. *Kiel, 7. Nob. Der ruſſiſche Eisbrecher„Jermak“ ſſt er erhielt die Erlaubnis, zur Unterſuchung von Unterwaſſer⸗ ſchäden kurze Zeit in der kaiſerlichen Werft einzudocke n; die eigentliche Reparatur iſt nicht geſtattet. Das Schiff ſoll nach Reyal gehen. Remſcheid, 7. Nov. Die Arbeiten der Kommiſſion für die Erwerbung des Grund und Bodens zur neuen Talſperre im Nehtal ſind beendet und die nötigen Ankäufe abgeſchloſſen worden. Die Grunderwerbskoſten betragen insgeſamt 620 000 M. Berlin, 7. Nov. Von der erſten Strafkammer des Landgerichts 1 wuürde heute die wegen Wuchers angeklagte geſchledene Heiratsvermittlerin Hartert freigeſprochen, Dle Hartert wurde im Jahre 1898 wegen Kuppelei und Betruges zu 1s Monaten Gefängnis und 1000 Mk. Geldſtrafe verurtellt. Die heute zur Verhandlung geſtellten Wucherſälle waren ſchon in der damaligen Anklage enthalten, mußten aber wegen des Ausblelbens der Hauptbelanungszeugen vertagt werden. „Rom, J. Nov. Criſpis erſte Frau, geborene Montmaſſon, die wült ihm ſein Abenteuerleben teilte und dann geſchleden wurde, liegt laut „Frkſ, Itg.“ im Sterben. London, 8. Nob. Der„Standard“ meldet aus Tient⸗ ſin vom 6. ds. Mts.: Durch den dortigen Zoll gingen im Laufe des Jahres Waffen im Werte von 2 Millionen Taels ein. Neuer⸗ dings kommt mit den deutſchen Firmen ein Abſchluß auf Lieferung von Kruppſchen Geſchützen im Werte von 2 Millionen Taels gu⸗ ſtande. Die Lieferung hat innerhalb 4 Monaten zu erfolgen. Die Bezahlung der Geſchütze erfolgt in Raten innerhald 3 Jahren. London, 7. Nov. Dem Reuterſchen Bureau wird aus Tanger gemeldet: Dicht unterhalb des Stadtwalles von Larache wurde ein Spanier er mordet und ſeine Frau geſchündet. Die hieſige ſpaniſche Geſandtſchaft hat ſich des Falles energiſch ange⸗ nommen. Bei Tanger wurde heute Morgen ein Mann mit durch⸗ ſchnittener Kehle tol aufgefunden.— Der Kapitän des Dampfers „Nordſee“ iſt geſtern zurückgekehrt und berichtet, daß etwa 50 Schüſſe bei Larrache 5 ſein Boot abgefeuert wurden. Der britiſche Geſandte erhielt einen Bericht, in dem die Ruhe und die Energie des deutſchen Vizekonſuls bei den Unruhen in Larrache lobend hervorgehoben werden. „Belgrad, 7. Nov. Der Zuſtand des an Lun enentzündung erkrankten Kriegsminiſters General[ Putnfk iſt ſehr bebenklich, da er auch im 1 Grade aſthmanſſch iſt. Es verlautet lt.„Frkf. Ztg.“ er habe ſchon vor ſeiner Erkrankung ſeine Demiſſton eingereicht. New⸗Mork, 7. Nov. Die Ausſtellung in St. Louis wurde bisher von 16567 787 Perſonen beſucht. Aus dem preußiſchen Abgeordnetenhaus. Berlin, 7. Noy. Die Kommiſſton des Abgeordnetenhauſes lehnte mit 7 gegen 7 Stimmen Paragr. 1 Abſatz 1 des Geſetz⸗ entwurfes betr. den Vertragsbruch landwirtſchaft⸗ licher Arbeiter ab, nach dem derjenige beſtraft wird, der ver⸗ tragsbrüchige landwirtſchaftliche Arbeiter in Dienſt nimmt. Die Innsbrucker Unruhen. *Wien, 7. Nov. Aus Innsbruck wird gemeldet: Der dortige Magiſtratsrat Neuner hat gegen den Abgeorbneten Stein, der geſtern gelegentlich der Beerdigung des Malers Pez⸗ zeh den intervenierenden Polizeibeamten tätlich bedroht hatte, Strafanzeige wegen öffentlicher Gewalttätigkeiten gegen eine Amtsperſon erſtattet. Rom, 7. Nob. Die durch die Wahlbewegung gehemmte Reaktion gegen die Innsbrucker Vorgänge ſcheint lang⸗ ſam in Fluß zu kommen. Ein hieſiger irredentiſtiſcher Verein erließ ſchon eine heftige Proklamation, in der zum Proteſt und zu einer Demonſtration aufgefordert wird. Auch ſchickte lt.„Frkf. Ztg.“ der römiſche Abgeordnete Barzilai eine geharniſchte Interpellation an das Kammerpräſidium. Zum Glück ſind noch Univerſitätsferten; es fehlen alſo die gewöhnlichen Hauptteilnehmer an bpolitiſchen Kundgebungen. Das Nachſpiel des Pariſer Kammerſkandals. Paris, 8. Nop. Der Rittmeiſter de Gail in St. Germain hat an den nationaliſtiſchen Deputierten Sybeton ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm ſeine Verachtung wegen des am Freitag von ihm gegen Kriegsminiſter André verübten Attentats ausſpricht. Man glaubt, daß es deshalb zu einem Duell kommen wird. Das Ende des Prozeſſes DAu triche. *Paris, 8. Nov. Die nationaliſtiſchen Blätter benutzen den Ausgang des Prozeſſes'Autriche zu neuen Angriffen gegen das Kriegsminiſterium und den Kaſſationshof, Sie meinen, es ſei jetzt klar, daß der ganze Prozeß jeder Grundlage entbehrt habe und nur deshalb angeſtrengt worden ſei, weil man zur Reviſton des Dreyfus⸗ Prozeſſes neue Tatſachen zu finden gehofft habe. Die Nationaliſten werden übrigens den Prozeß'Autriche in der Deputiertenkammer gur Sprache bringen. Die radikalen Blätter erheben gegen die Ge⸗ neräle Delanné und de la Croix, die durch ihre in der Vor⸗ unterſuchung abgegebenen Zeugenausſagen die kriegsgerichtliche Ver⸗ folgung der 4 Offiziere veranlaßt hätten, den Vorwurf, daß ſie wahr⸗ ſcheinlich infolge der auf ſie ausgeübten Beeinfluſſung in dem Pro⸗ zeſſe ſelbſt ihre urſprünglichen Erklärungen weſentlich abgeändert hätten. Es heißt, daß der dem Regierungskommiſſär, Oberſtleutnant Rabier, erteilte Befehl, die Anklage fallen zu laſſen, von dem Militärgouverneur von Paris ausgegangen ſei. Von anderer Seite wird berichtet: Oberſtleutnant Rabier habe infolge der plötzlich zu Gunſten der Angeklagten lautenden Ausſagen der Generäle De⸗ lanns und de la Croix Bedenken getragen, die Anklage aufrecht zu erhalten und deshalb an den Direktor in der Rechtsabteilung des Kriegsminiſteriums ſich gewendet. Dieſer habe die Entſcheidung dem Oberſtleutnant Rabier überlaſſen, worauf ſich dieſer entſchloſſen habe, die Anklage fallen zu laſſen. Die Deputiertenwahlen in Italien. Rom, 8. Nov. Bis Mitternacht waren 492 Wahlreſultate bekannt geworden. Gewählt ſind 24 Miniſterielle, 46 Mitglieder der konſtitutionellen Oppoſition, 27 Radikale, 25 Sozialiſten und 16 Republikaner. 84 Stichwahlen ſind bisher erforderlich. Volkswirtschaft. Mannheimer Aktienbrauerei. Der Bericht des Vorſtandes über das abgelaufene Geſchäftsjahr beſagt: Der Mehrabſatz von ca. 1500 Hektoliter iſt dem erweiterten Kundenkreiſe und der günſtigen Witte⸗ rung des Sommers zuzuſchreiben. Die Zahl der eigenen Wirtſchaften blieb die gleiche, da wir eine derſelben mit Nutzen abſtoßen konnten, hingegen gezwungen waren, eine andere, in der Stadt gelegene, im Zwangswege zu erwerben. Der Zuſchlag erfolgte unter der amt⸗ lichen Taxe. Der Bruttogewinn pro 1908/04 beträgt M, 208 849.11, hiervon ab Abſchreibungen M. 92 804.79, verbleibt eißt Reingewinn von M. 115 544.32, der ſich um den Vortrag aus 1903 von Mark 12 589.80 auf M. 128 134.12 erhöhte. Der Aufſichtsrat ſchlägt vor, den Reingewinn in folgender Weiſe zu erteilen: Zuweiſung an das Deleredere⸗Konto M. 5325.64, 7% Dividende 70000.—, Tantieme an den Aufſichtsrat, Vorſtand techn. Direktor und Gratiftkationen an die Beamten M. 5874 46 und die verbleibenden M. 264.4 auf neue Rechnung vorzutragen. Abgeſehen von dem Gewinn⸗ Vortrage verfügt die Geſellſchaft über folgende Rücklagen: Geſetz⸗ liche Reſerve Mark 370 423.75, Spezial⸗Reſerve Mk, 90 915.—, Deleredere⸗Konto Mark 30 078.28, zuſammen Mark 491 412.03. Aus dem Aufſichtsrate ſcheiden ſtatutengemäß die Herren Simon Kauf⸗ mann und Theodor Küpper aus. Süddeutſche Bank, Mannheim. Die außerordentliche General⸗ erſammlung, welche die eeeee um 4 000 009 des Bezugsrechtes der Aktionäre der Deutſchen Bank und der Ober⸗ rheiniſchen Bank überlaſſen werden, wird nunmehr auf den 7. Dez. einberufen werden. Auf der Tagesordnung ſtehen neben einer durch die Kapitalserhöhung bedingten Statutenänderung auch Wahlen zum Aufſichtsrat. Deutſcher Stahlwerksverband. Nach den geſtrigen Verhand⸗ lungen der Oberſchleſiſchen Walzwerkvereinigung iſt volle Ausſicht für die Verſtändigung ſämtlicher ſchleſiſchen Werke in Sachen des deutſchen Stahlwerksverbandes vorhanden. Bezüglich des Walzeiſens iſt für das erſte Semeſter 1905 bereits eine gemein⸗ ſchaftliche Verkaufsaktion beſchloſſen. Die Verhandlungen werden heute fortgeſetzt. Viehmarkt in Mannheim vom 7. Novbr. Amtlicher Be⸗ richt der Direktion.) Es wurde bezahlt für 50 Ko. Schlachaewichts 46 Ochſen a) vollfleiſchige, ausgemäſtete höchſten Schlachtwerthe: höchſtens 7 Jahre alt 74—76., b) junge fleiſchige, nicht ausge⸗ mäſtete, und ältere ausgemäſtete 70—72., c) mäßig genährte junge, gut genährte ältere—00., ch) gering genährte jeden Alters 00—00 M. 28 Bullen(Farren): a) vollfleiſchige höchſten Schlachtwerthes 64—66.,)mäßig genährte jüngere u. gut genährte ältere 60—69., o) gering genährte 00—00 M. 891 Färſen: (Rinder) und Kühe: a) vollfleiſchige, ausgemäſtete Färfen, Rinder höchſten Schlachtwerthes 70—72., b) vollfleiſchige, ausgemäſtete Kühe höchſten Schlachtwerthes bis zu 7 Jahren 62—866., c) ältere ausgemäſtete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe, Färſen und Rinder 60—70., d) mäßig genährte Kühe, Färſen u. Rinder 56—60., e) gering genährte Kühe, Färſen und Rinder 48—52 M. 199 Kälber: a) feine Maſt⸗(Vollm.⸗Maſt) und beſte Saugkälber 90-00.,)ittlere Maſt⸗ und gute Saugkälber 85—00., e) ge⸗ ringe Saugkälber 80—00., 4) ältere gering genährte(Freſſer) 00—00 M. 19 Schafez a) Maſtlämmer und jüngers Maſthammel 65—00., b) ältere Maſthammel 60—00., o) mäßig genährte Hammel und Schafe(Merzſchafe) 55—00 M. 1090 Schweine: a) vollfleiſchige der feineren Raſſen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1¼ Jahren 59—40., b) fleiſchige 58—00., c) gering entwickelte 57—00., d) Sauen und Eber 00—00 M. GEs wurde bezahlt für das Stück: 00 Luxuspferde: 000—0000., 48 Arbeitspferde: 300—800., 108 Pferde zum Schlach⸗ ten: 60—120., 000 Zucht⸗ und Nutzvieh: 000—000., 0 Stück Maſtvieh: 000000 Mk., 00 Milchkühe: 000—000 M. 000 Ferkel:.00—.00., 12 Ziegen: 10—30 Mk. 0 Zick⸗ lein:—0., OLämmer:=0 M. 8 Handel mit Großvieh, Kälber lebhaft. Pferde und Schweine mittelmäßig; Ueberſeeiſche Schiffahrts⸗Nachrichten. Southampton, 5. Nopbr.(Drabtbericht der Amerkan Linie Southampton). Der Schnelldampfer„St. Paul“, am 29. Oktbr. von New⸗Mork ab, iſt heute hier angekommen. Antwerpen, 7. Novpbr. Drahtbericht der Red⸗Star⸗Line in Antwerpen. Der Dampfer„Kroonland“ am 29. Oktbr. von New⸗ Pork ab, iſt heute hier angekommen. New⸗Pork, 7. Novbr. Drahtbericht der Red⸗Star⸗Line, Ant⸗ werpen. Der Dampfer„Finland“, am 28. Oktbr. von Antwerpen ab, iſt heute hier angekommen. Mitgeteilt durch das Paſſage⸗ und Reiſe⸗Bureau lach& Bärenklau Nachf. in direkt am Hauptbahnhof. Gun d⸗ Mannheim, Bahnhofplatz Nr. Waſſerſtandsugchriehten vom Monat Novpbr. Pegelſtationen Datum: vom Rhein: 4.. 6. 2. 8. emerkungen Runſtennz: 1 8,00 3, 7 Waldshurtr 1,85 1,81 1,81 1,87 Hüningen 31 1,81 1,30 1,30 1,22 1,22 Abds. 6 Uhr CCC.91 1,90 1,89.87 1,86 1,84] N. 6 Uhr Lauterbungg 2,87 2,84 2,79 2,78 Abds. 6 Uhr Maxau. 2J5,11 8,10 3,08 8,07 3,05 3,09 2 Uhr Germersheim. J2,2 2,68 2,68.P. 12 Uhr Mannheim. 2,36 2,28 2,25 2,92 2,19 2,14 Norg. 7 Uhr Mainßz?n 9 0,11 0,09 0,08%P. 12 Uhn Bingenn 1J10 104 1,04 1,00 10 Uhr Ranß; b 1,18 1,14 1,10 1,08 1,06 2 Uhr Koblenz J040 1,86 1,86 1,31 10 Uhr Köln J1,02 0,98 0,90 0,86 0,84 2 Uhr Nuhrort J0,30 0,25 0,25 0,21 6 Uhr vom Neckar Mannheim 42,40 2,80 2,28 2,25 2,20 2,16] W. 7 Uhr Heilbron I0,84 0,85 0,81 0,28 0,87 0,39 W. 7 Uhr ee— Verantwortlich für Politit: J..: Fritz Kayſer, für Feuilleton, und Kunſt: Fritz Kayſer, für Lokales, Provinzſe les u. Gerichtszeſtung; Richard Schönfeldet für Volkswir ſchaft und den übrigen redaktionellen Teil: art Apfel für den Inſeratentell und Geſchäflliches: Frauz Kircher. Druck und Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerel⸗ G. m. b..: Ernſt Müller. are beand. * Es iſt erſtaunlich, daß es noch Menſchen gibt, welche beim ge⸗ ringſten Zahnſchmerz den Arzt aufſuchen, ohne zu wiſſen, daß Kropp's Zahnwatte die ſchnellſte Hilfe bringt. 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Es iſt eine ſchwierige Kunſt und es dauert lange, bevor die höchſten Stufen der Vollendung erreicht ſind. Die italie⸗ niſchen, ſpaniſchen und orientaliſchen Bettler ſind freilich Natur⸗ burſchen, die mit mehr oder weniger Glück ohne beſondere Schulung den Leuten Mitleid und Geld zu entlocken ſuchen, doch die Pariſer Bettler haben ganz beſtimmte Syſteme und Methoden entwickelt, ohne deren Kenntnis man immer ein Stümper bleibt und höchſtens ſein kümmerliches B General⸗Anzeiger. Hausbettler. Nun fann er für ein paar Francs von der Jentral⸗ ſtelle der Bettlerſchaft die unſchätzbare Bettlerzeitung be⸗ ziehen, die in zwei Ausgaben erſcheint. Die größere„le Grand Jeu“ koſtet für die Nummer 4.,„le petit Jeu“, die kleinere, .50 M. Mögen dieſe Preiſe hoch erſcheinen, ſo bieten dieſe Blätter dafür wertvollſte Fingerzeige. Eine Stelle mag aus„le grand Jeu“ zur Probe angeführt werden:„M. B. gibt niemals Geld. Vitte um Kleider. Mad. C. Witwe mildtätig, doch Kinder notwendig; bitte um Kinderkleidchen; gibt auch Milchmarken für Kinder. M. Ja. ein Radikaler. Sehr reich. Stelle Dich ihm als ein Opfer des Klerus hin, den er haßt.“ So iſt für die äußere Orientierung ge⸗ ſorgt. Schwieriger iſt, alle die herzbewegenden Töne, die trauer⸗ vollen Geſchichten, das mitleidswürdige Minenſpiel einzuſtudieren, Beſonders wertvoll ſind für den franzöſiſchen Bettler die Giferfüch⸗ teleien, die zwiſchen Katholiken und Proteſtanten beſtehen.„Ich habe leider nur ein Kind,“ erzählte dem Verfaſſer eine arme Frau,„aber das iſt dafür auch zwölfmal proteſtantiſch und vierzehnmal katholiſch getauft worden. Der Winter iſt hart und außer Kinderwäſche fällt doch auch immer etwas Bares dabei ab.“ Eine andere Methode iſt. die, daß ein Mann in ſchwarzem Anzug, der fadenſcheinig iſt, aber ſauber, in den vom„Grand Jeu“ bezeichneten Häuſern herumgeht und ein in lateiniſcher Sprache verfaßtes und auf ſchmutziges Papier geſchriebenes Bittgedicht abgibt. Abends holt er dann dieſes Opus 5. Seite. leben gut und haben bald ein netfes Sümmchen erſpart Arme und Beine werden denen, die ihre eigenen durck Unfall verloren haben, von einer ganzen Anzahl vo leihweiſe überlaſſen und der„arme, im Kriege ver macht bald gute Geſchäfte, je nach der Zahl der Glier ihm fehlen. Der Verfaſſer des Artikels hat ſich in eine b Bettlerſchule von Paris Einlaß zu berſchaff erſt ſagte man ihm, daß etwas derartiges nicht ex aber einmal zwei Vettler in ganz verſchiedenen Stadttei 1 ige Geſchichte mit der gleichen Betonung, demſelben 3 der Stimme, dem gleiche n unterdrückten Schluchzen und denſe Details erzählen hörte, ſtand die Meinung bei ihm feſt, daf beiden Bettler von ein und demſelben Lehrer müßten. Da lernte er dann einen ſolchen P ſſor de M. Pupulo, kennen, der auch zugleich Herar iſt. In einem kleinen Weinausſchank auf dem Montparnafſe gab er ſeine Stunden. Dem einen brachte er die Zeichen bei, mit denen ſte die Landhäuſer bezeichnen ſollten je nach den Dingen, die man dort erhielt. Andere bereits weiter fortgeſchrittene l ſchnell aufs Straßenpflaſter zu malen, eine ſehr Bettelns, Beſondere Sorgfalt wird auf das ſingens berwendet. Die höchſte Kunſt desd esBetteln —— 7 2 —— 2 2 — Schwieri Er muß zunächſt 5 9 85 — — N ſich dann auch die Bitte des Dichters, doch durch wieder ab, das ihm ein armer Poet des Quartier Latin gemacht hat. Oder er giht in einem Hauſe, in dem eine Braut wohnt, ein Akroſtichon mit ihrem Namen ab, von denen er auf jeden weiblichen Vornamen eins im Vorrat hat. Am Schluſſe der ſchwungvolle 2 Verkleidungen und Masken, und wer wirklich Y und in dieſer Schule ausgelernt hat, der tritt bald auf mit Beinſtümpfen, als Blinder, als Straßenſänger, als loſer Arbeiter, als Paralytiker, als Taubſtummer uſw. Bettler zieht aus einer Aehnlichkeit großen Vorte Rochefort, der ſeine Haar⸗ und Barttracht ſo aus bt h0 dem bekannten Journaliſten und Politiker wie aus dem Geſicht ge⸗ ſchnitten iſt. Rochefort bot ihm 200 M. den Monat, wenn er dieſe Maske aufgebe, doch der Bettler lehnte ab. itzt hat Solche 00., 2 shaltungs⸗ l N 2 l Jahlungsan Wir machen darauf auf⸗ daß die ſtädtiſche Umlage für 19 4 aue Kapi⸗ talrentenſteuerkapitalien zur Zahlung faällig iſt und erſuchen ergebenſt, die ſchul⸗ digen Beträge bei Vermeid⸗ ung der perſönlichen Mahn⸗ ung binnen 8 Tagen anher zu entrichten. 676 Mannheim, 8. Nov. 1904. Stadtkaſſe: Röberer. Zwangs⸗Verſteigerung. Nittwoch, 9. Novbr. 1904, nachmittags 2 uhr, verde ich im Pfaudlokate Q%5 zler gegen Barzuhlung im Voll⸗ ſtreckungswege böffentlich verſtei⸗ gern; 0 Möbel aller Art, Schraubſtöcke, elgemälde u. A. m. annheim, 8. Noobr. 1904. Nopper, Gerichtsvollzieher. Zwangsverſteigerung. Mittwoch, 9. Nov. 1904, nachmittags 2 Uhr werde ich im Pfandlokal Q4,5 hier, gegen bare Zahlung im Vollſtreckungswege öffentlich verſteigern: Möbel aller Art und ſonſt Verſchiedenes. 1909 Ferner am Pfandorte Gr. Wallſtadtſtr. 27: 1 Schmie e⸗ ſeuer mit Zubehör, 1 Loch⸗ ſtange und! Flacheiſenſcheere. Mannheim, 7. Nov. 1904. Schneider, Gerichtsvollzieher. Jortſetzung Verſteigerung in der Konkursmaſſe W. wenen⸗ reuther heute Dienst g, 8. Novbr. 1904, nachmittags 2 uhr r3, 11 8 Ca. 2000 Flaſchen Pfälzer, Moſel⸗ u Rheinweine, Bordeaux St. Julien, Medoc, Vermuth, franzöl, Kognak, deutſcher und franzöſ. Sekt, Punſcheſſenzen, Mineralwaſſer verſ. Brunnen, 1 Kl chen Flaſchenkapſeln. Theodor Michel, Waiſenrat. 19099 0 4, 17. Große 0 4, 17. Möbel⸗Verſteiperung. Am Dieustag, 8. November nachmittags 2½ Uhr verſtei⸗ gere in meinem Lokal Herren⸗Schre btiſc, 2 Nähmaſchinen, 2Chiffonniers 2 Vertiio, Waſch⸗ u. 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Stock, Zimmer Nr. 10, einzureichen, wo auch An⸗ gebotsformulare gegen Erſatz der Umdruckkoſten abgegeben werden und die Eröffnung der Angebote in Gegenwart 8515 erſchienener Bieter er⸗ olgt. Nähere Auskunft im Zim⸗ mer Nr. 4. Mannheim, 5. Nov. 1904, Städt, Hochbauamt: Perrey% Bekanntmachung. Verkauf von auegetragenen Bekleidunge ſtücken. Nachnehend verzeſchnete aus⸗ getragene Bekleidungsſtücke 40 Stück Mäntel — 70„— Turchröcke 40„ Tuchhoſen 150„ Tuchmützen, welche im Straßen ahndepot lagern, ſollen im Wege des öſſeni⸗ lichen Angebots zum Verkauf gelangen Dte Beſichtigung der Bekleldungsſtlücke kann jederzeit während der üblichen Geſchelſts⸗ ſtunden erfolgen. Die diesbezüglichen Bebing⸗ ungen ſind bei umerzeichnetem Antte Zimmer Nr. 15 erhältlich. Angehote ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aulſchriſt ver⸗ ſehen uis ſpäteſteus 16. Noven⸗ ber, vormiitags 10 uhr ein⸗ Saee woſelbſt die Eröfſnung erſelben in Gegenwart etwa 7. Bieter erfolgt. annhelm, 4. Novbr. 1904. Städt. 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Karolus 8 Im Namen der tieftauernden Hinterbliebenen Christian Mohlweg. e ee den 8. November 1904. ie Beerbigung findet Minwoch, 9. November, nachm. /4 uhr in Maunſelm chenballe alts ſtatt. 509 1ʃ 6. Sette! Färberei Print z. 2011 Prompte Bedienung. Tadelloſe Ausführung. Mäßi le Pie; Colosseum-Theater Mannheim. Dienstag, den 8. Nov., 8 ¼ Uhr(zum letzt. Male): Ein toller Einfall. 8 5 4 Akten von 5 Laufs. 52701 Großh. Hof⸗ u. Nationaltheater in Mannheim. Dienstag, den 8. November 1904. 3. Vorſtellung außer Abonnement. Zu ermäßigten Preiſen. die Näub Die Räuber. Ein Trauerſplel in 7 Handlungen von Friedrich von Schiller. Regiſſeur: Hugo Walter. Perſonen: Maximllian, regierender Graf von Moor Paul Tietſch. Karl, Franz Ludwig. Franz,) ſeine Söhne„ Cbriſtian Eaelmann. Amaliq, ſeine Nichte„„% NNàüddier Karl Neumann⸗Hoditz. Schweizer Karl Ernſt. rtmm Ses Alired Möller. Schufterle Libertiner, nachher Banditen Guſtav Kallenberger. Roller aus Godeck. Ratzmann ans Ausfelder. 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Die Vorlesungen finden statt im Saale des Friedrichsparkes hier: Mittwoch, 9. Movbr.: Die Umbildung des Evangeliums zur Weſtreligion. 55 1 35 Die religionsgeschichtliche Lage der spätantiken Kulturwelt. 5 23. Die Fortentwiekelung der paulinischen Mission und die Kirchenorganisation. 39 30. 55 Glaube und Leben der vorkatholischen Kirche als Wurzel des katholischen Dogmas. Freitag, 2. Dezbr.: Das Meltreich u. Kuſtursystem des Katholizismus. Mittwoch, 7. 35 Die Entstehung der modernen Welt und die moderne Umbildung des Christentums durch sie. Beginn präzis 8 Uhr. Mannheimer Bedertafel Dienstag, den 8. November, abends 8½ Uhr Besamt-Chorprobe. 5509%5 Der Vorſtand. Casinosaal. MHittwoch, den 9. November, abends 8 Uhr 10 Min.: Nur Isensationelle Vorstellung von u Hace. An der Grenze des Uebersinnlichen! Ungelöste Rüätsel, die noch in der Wissenschaft ihre Auflösung suchen. Oecultismus. Psychologische Studien. Amerikanisch-spiri- tistische Sitzung. 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Februar 1905: Herr Justizrat Dr. Jul. Bachem: „Zwei katholische Parlamentarier, Windthorst u. Schaepman“, Freitag, 17. März 1905: Herr Unipersitätsprofessor Dr. Schwering-Münster:„Emil Zola“. Eintrittspreise: Abonnementskarten für alle 6 Vorträge; Reservierter Platz Mk..—, nichtreservierter Platz Mk..—. Tageskarten: Reserviert Mk..—, niehtreserviert Mk.—.50. Kartenverkauf in der Buchhdlg. v. J. Gremm, S 1, 3 7 5 526 an der Kasse. Mannbeim 0 b5 592 Telephon 1161ʃ. Für vollständig schmerz- und gefahrlose Zahnoperationen 123545 Neu! Neu! P 4, 15 Strohmarkt. — garantlert Theodor Beisser onaz Jsrael Weil, 0 6, Jd. Vermittelung in Immobilien und Sypotheken. An⸗ und Perkauf von Beſtkaufſchillingen. Vermietungen. 325 Wir eröffnen heute Dienstag, den 3. November, abends „Die Dome zu Freiburg, Strassburg und Köln(mit Wereeee S— — Mannheim, 8. 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