Anzeigeblatt für Seckenbelm, Rbeinau und Jbesbeim. 4 Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Nedaktiau, Druck und Verlag von J. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 9. Mittwoch, den 29. Januar 1902. 2. Jahrgang. Deutſches Reich. Berlin. Das nicht ſozialiſtiſche Arbeiter⸗ Kartell iſt geſtern mit einer großen öffentlichen Verſammlung in der Tonhalle zum erſten Mal an die Oeffentlichkeit getreten. Es zählt über 12000 Mitglieder und will die Intereſſen der nicht⸗ſozialiſtiſchen Arbeiter auch gegenüber der Sozialdemokratie wahrnehmen. Als erſten raktiſchen Punkt hat man die Beſtrebungen ur Einführung der Verhältnis⸗Wahlen bei den Gewerbegerichten in die Hand genommen. Berlin. Nach einer Meldung des B. T. aus Coburg erfolgte dort die Bildung eines Komitees behufs Zuſammenſchluſſes ſämtlicher evangeliſchen Kirchengemeinden Deutſchlands, Oeſterreich⸗Ungarns und der Schweiz. Berlin, 26. Jan. Wie der„Lokalanz.“ hört, ſchweben zur Zeit Verhandlungen zwiſchen der deutſchen und engliſchen Regierung wegen Uebermittelung der in Deutſchland geſammelten Gelder, Kleidungsſtücke, Arzneiſtoffe u. ſ. w. an die Burenfamilien in den ſüdafrikaniſchen Konzentrationslagern. Man hoffe hier, daß der lediglich humane Zweck, der deutſcherſeits beab⸗ ſichtigt iſt, ſich im Einverſtändnis und unter Mitwikung der engliſchen Regierung leicht er⸗ reichen läßt. An varem Gelde ſollen hundert⸗ tauſend Mark überwieſen werden. 5 Ausland. Paris, 27. Jan. Ein Vertreter des Sultans iſt hier eingetroffen, um bei hieſigen Bankiers eine neue türkiſche Anleihe vorzube⸗ reiten, doch wird an deren Zuſtandekommen gezweifelt. Wien. Der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand begibt ſich am 6. Februar nach Petersburg, um mehrere Tage am ruſſiſchen Kaiſerhof zu verweilen. Sowohl öſterreichiſche wie auch ungariſche Blätter legen der Reiſe des Erzherzogs Franz Ferdinand nach Peters⸗ burg eine eminent politiſche Bedeutung bei. Die Reiſe ſei ein auffallender Beweis dafür, daß die Aufrichtigkeit und ſtets ſich ſteigernde Herzlichkeit des zwiſchen den beiden Dynaſtieen beſtehenden Verhältniſſes immer mehr in den Vordergrund treten. N Landon. Nach dem Blaubuch, das ge⸗ wiß nicht übertreibt, ſtarben im Jahre 1901 in den Lagern 13242 Kinder und 3530 Er⸗ wachſene, zuſ. 16785 weiße Perſonen. London. Der„Daily News“ wird aus dem Haag gemeldet, daß nach privaten Nach⸗ richten aus Südafrika die Macht der Buren in der Kapknlonie täglich im Wachſen ſei. Die Kataſtrophe der Stadtwache von Tarkaſtadt betrachtete man als freiwillige Uebergabe an die in der Umgegend operierenden Buren. Die Rebellion ſoll ſich beſtändig ausbreiten. Die Hinrichtung Lotters und Scheppers habe die Loyaliſten ſo aufgebracht, daß ſelbſt die älteſten Leute ſich den Buren anſchließen. Vom Sept. bis zum November ſollen die engliſchen Truppen zwölf Niederlagen erlitten haben, die Kitchener nicht gemeldet hat. Die Ausſichten für die Buren würden in Telegrammen umparteiiſcher Korreſpondenten als ermutigend bezeichnet und es ſollen ſogar gegenwärtig unter den Buren⸗ führern Pläne für die Regierung eines unab⸗ hängigen Südafrika erwogen werden. Belgrad, 25 Jan. In hieſigen politiſchen Kreiſen iſt das Gerücht verbreitet, daß falls das Königspaar kinderlos bleiben ſollte, eine Anzahl hochangeſehener ſerbiſcher Perſönlich⸗ keiten ſich dahin geeinigt habe, den Prinzen Joſef von Battenberg, den Bruder des ehe⸗ malichen Fürſten Alexander von Bulgarien als, zukünftigen Thronfolger den Mächten vorzu⸗ ſchlagen, da eine Berufung des Prinzen Kara⸗ georgiewitſch auf den ſerbiſchen Thron Partei⸗ kämpfe von unberechenbaren Folgen entfeſſeln würde. Petersburg. Kaiſer Wilhelm trifft Anfang Mai hier zum Gegenbeſuch beim Zaren ein. Auf der Rückreiſe wird Kaiſer Wilhelm in Wien einen Beſuch abſtatten. f Norea. Auf Befehl des Kaiſers wurde eine Behörde errichtet, welche die notleidende Bevölkerung zu verpflegen hat. In allen Provinzen wurden Zweigſtellen eingeſetzt. Der Kaiſer ſpendete 10 000 Dollar, der Thronfolger 5000 und die Kaiſerin 5000 Dollar. Der erſte Miniſter ſchlug vor, den Beamten die Gehälter zu verkürzen und die Abſtriche der neuen Be⸗ hörde zu überweiſen. Den hohen Würdenträgern ſoll das Gehalt um ein Drittel, den kleineren Beamten um ein Fünftel veringert werden. Waſhington. Staatsſekretär Hay hän⸗ digte dem chineſiſchen Geſanden eine Anweiſung über 376000 Dollars aus, welche den Wert der von den Amerikanern in Tientſin beſchlag⸗ nahmten Silberbarrens bilden. Teheran. Der Schah von Perſien wird bei ſeiner angekündigten Reiſe nach Europa auch Paris beſuchen. Der Schah will mit 15 Millionen in der Taſche die Reiſe antreten. Aus Nah und Feru. * Seckenheim, 28. Jan. Wie überall, wo Deutſche wohnen, ſo konnte es ſich auch der Miltär⸗Verein Seckenheim nicht ver⸗ ſagen, das Geburtsfeſt Sr. Majeſtät des Deutſchen Kaiſers in würdiger Weiſe zu be⸗ gehen. Un 6 Uhr morgens fand Tagesreveille und um ½½10 Kirchenparade mit Feſtgottes⸗ dienſt beider Konfeſſionen ſtatt. Nachmittags 3 Uhr ab begann ein Conzert im Vereinslokal „Zähringer Hof“ und daran anſchließend um 7 Uhr Serenade nach dem Kriegerdenkmal, woſelbſt es ſich Herr Karl Eder trotz des ſich eingeſtellten Schneefalles nicht nehmen ließ, mit kernigen Worten eine zündende Anſprache zu halten, in welcher er darlegte, wie Kaiſer Wil⸗ helm II., als Haupt des Zollernſtammes nicht nur als Fürſt, ſondern auch als Vater des Volkes, jedem Deutſchen zum Vorbild dienen möge und ſchloß in einem begeiſtert aufgenom⸗ menen Hoch auf das deutſche Kaiſerhaus. Vom Denkmal aus bewegte ſich der Zug nach dem geräumigen Saale zur Kapelle, wo die eigent⸗ liche Kaiſerfeier ſtattfand. Herr Vorſitzender Mendel dankte den verſchiedenen Vereinen, ſo⸗ wie allen anderen Anweſenden für die zahlreiche Beteiligung an dieſem patriotiſchen Feſte, wo⸗ rauf Herr Dr. Landfried in ſchwungvollen Worten Sr. Majeſtät den Deutſchen Kaiſer und die Kaiſerliche Familie feierte. Die mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Ausführ⸗ ungen endeten mit einem Hoch auf Kaiſer Wilhelm II. Herr Maurermeiſter Th. Herdt toaſtete auf Großherzog und Vaterland. Herr Philipp Volz richtete mahnende Worte an die Mitglieder des Miltärvereins immer feſt und treu zu halten zu Fürſt und Vaterland. Herr Joh. Gg. Hofmann trug ein von ihm ſelbſt Die Macht des Geldes. Kriminal⸗Roman von Arthur Eugen Simſon. 4⁰ Nachdruck verboten. 10. Kapitel. Freudig überraſcht kam Guſtav Varnay dem Bruder ſeiner Verlobten entgegen, als dieſer am nächſten Morgen in Begleitung Hall⸗ ſtädts in ſeine Stube trat. Dem Verſprechen getreu, welches er Theo⸗ ore gegeben hatte, erklärte Friedrich, daß nur der Wunſch, die Schweiz zu ſehen, ihn zu der Reiſe bewogen habe, und Guſtav gab ſich den Anſchein, als ſetze er keinen Zweifel in die Auf⸗ richtigkeit dieſer Erklärung. Zu langen Er⸗ örterungeu darüber fand ſich auch keine Zeit, die Ereigniſſe des vorigen Tages mußten er⸗ zählt und beſprochen werden. „Alſo iſt auch dieſer Plan geſcheitert!“ ſagte der Advokat in heftiger Erregung.„Nun ſort mit der Maske, ſie nötzt uns nichts mehr, letzt muß energiſch gehandelt werden.“ Ich werde die Anklage gegen Griesheim erheben,“ erwiderte der alte Herr;„die Behörde muß ihr Folge geben.“ 5 f „Ich rate davon ab,“ ſagte Friedrich; »dieſe Anklage iſt nicht genügend bewieſen—“ „Dennoch muß der Polizei Anzeige gemacht werden,“ unterbrach ihn Varnay.„Die Ver⸗ mutung liegt nahe, daß Gruner bereits ſeinem Schwager nachgereiſt iſt, oder daß er vor hat, dies heute noch zu thun—“ „Ich erwarte heute Vormittag hier ſeinen Beſuch,“ ſchaltete Friedrich ein. „Glaubſt Du wirklich, daß er kommen wird?“ ſpottete Guſtav.„Ich denke nicht daran, er muß ja befürchten, daß er hinausgeworfen wird. Verteidigen kann er ſich nicht, er hat ſich eines Bubenſtreiches ſchuldig gemacht; er wird auch wiſſen, wie ein Mann von Ehre ein ſol⸗ ches Bubenſtück beſtraft. Dir mit bewaffneter Hand gegenüberzureten, dazu iſt er zu feig; überdies wird er auch nicht glauben, daß ſeine Herausforderung angenommen würde. Nein, nein, nach dieſer letzten Heldenthat bleibt ihm nichts übrig, als Luzern ſchleunigſt zu verlaſſen; er hat Deine Karte, er weiß, daß Du der Bruder meiner Braut biſt; daraus wird er Schlüſſe ziehen, die ihn beunruhigen müſſen. Und ich fürchte, daß mit ihm auch ſeine Schwe⸗ ſter abreiſen wird, dann können wir mit unſeren Verfolgungen wieder von vorn be⸗ ginnen.“ „Wäre es nicht ratſamer, ſie überhaupt fallen zu laſſen?“ fragte Friedrich.„Ueber⸗ laſſen wir dieſes Geſindel ſeinem Geſchick, früher oder ſpäter wird doch die gerechte Strafe es ereilen.“ „Wenn alle, die von ihnen betrogen werden, ſo denken, dann würden die Leute wohl niemals beſtraft werden,“ ſagte Hallſtädt unwillig. „Welches Unheil haben ſie in unſerem engeren Kreiſe ſchon angerichtet? Und meine Anklage gegen Griesheim kann ich beweiſen, ich über⸗ gebe der Polizei die Karten—“ i „Entwerfen wir unſeren Operationsplan,“ erwiderte Guſtav ungeduldig,„wir haben jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Sie, Herr Hall⸗ ſtädt, gehen zur Polizei und teilen dem betref⸗ fenden Beamten alles mit; ſagen Sie ihm, ich würde im Laufe des Tages ebenfalls zu ihm kommen, um ihm einen anderen Verdacht zu berichten, den ich vielleicht in einigen Tagen be⸗ weiſen könne.“ „Darf man dieſen Verdacht erfahren?“ fragte Friedrich. „Nur unter der Bedingung, daß mir die ſtrengſte Verſchwiegenheit gelobt wird. Ich vermute, daß man den Tod Griesheims nur fingiert hat, um die Verſicherungsgeſellſchaft und die Gläubiger zu betrügen. Dieſer Zwil⸗ lingsbruder des erſten Gatten iſt nur eine vor⸗ geſchriebene Perſon—“ „Aber Sie ſagten ja ſelbſt, daß Griesheim einen Zwillingsbruder gehabt habe!“ fiel Hall⸗ ſtädt ihm betroffen in die Rede. 8 „Das beſtreite ich auch jetzt noch nicht. Kann indes dieſer Bruder nicht drüben unter⸗ gegangen ſein? Man brauchte ja nur den Vor⸗ namen zu wechſeln und die Komödie einer zweiten Trauung ins Werk zu ſetzen, um den Leuten Sand in die Augen zu ſtreuen. Und i ein ſolches fluchwürdiger Verbrechen ſoll unge⸗ ahndet bleiben? Ich halte es für eine heilige e verfaßtes, der Feier des Tages angepaßtes Ge⸗ dicht vor, während Herr Zimmermeiſter Loos der ruhmreichen Jahre 1870/71 gedachte. Zum Schluſſe ſprach Herr Karl Eder noch markante Worte über das Deutſchtum und ſchilderte Deutſchland als erſten Staat der Welt und endigte mit dem Mahnſpruch:„Deutſch ſind wir, und deutſch wollen wird bleiben!“ Die Zwiſchenpauſen wurde durch ſehr ſchöne Ge⸗ ſangsvorträge der anweſenden Geſangvereine und Muſikvorträge der Fabrikfeuerwehrkapelle Friedrichsfeld und den Spielleuten des Militär⸗ Vereins in ſehr gelungener Weiſe ausgefüllt. Seckenheim, 27. Jan. Die im Gaſt⸗ haus zum Zähringer Hof am 12. ds. Mts. abgehaltene Generalverſammlung des Bauern⸗ vereins Seckenheim war, wie wir nachträglich erfahren, recht gut beſucht. Die definitive Wahl der Vereinsleitung wurde bis zu der nächſtens ſtattfindenden Verſammlnng verſchoben. Nach dem erſtatteten Rechenſchaftsbericht hatte der Verein im abgelaufenen Jahr ganz günſtige Reſultate. Ein beſonders intereſſanter Punkt der Tagesordnung war die Berichterſtattung über ein ſeitens des Vereins im verfloſſenen Jahr bebautes Verſuchsfeld mit verſchiedenen Düngungen durch Herrn Auguſt Hörner. Das Verſuchsfeld, in der Größe von 20 a war in 8 Parzellen eingeteilt, mit Gerſte eingebaut und unter Aufſicht der Herren Aug. Hörner, Leonh. Söllner und Gg. Bühler geſtellt, Parzelle 1 war mit Hofpfuhl gedüngt und verurſachte 40 Pfg. Unkoſten per a, Parz. 2 mit Amoniak⸗ Superphosphat 55 Pfg., Parz. 3 mit Peru⸗ Guano 65 Pfg., Parz. 4 mit Chiliſalpeter 68 Pfg., Parz. 5 mit Pfuhl und Superphos⸗ phat 50 Pf., Parz. 6 mit Kali⸗Superphosphat 53 Pfg., Parz. 7 mit Thomasmehl und Chili⸗ ſalpeter 48 Pfg. Unkoſten per a. Parzelle 8 war ungedüngt. Das Körnerträgnis war nun 1. Parzelle 156 Pfd., 2. Parzelle 225 Pfd., 3. Parzelle 182 Pfd., 4. Parzelle 185 Pfd., 5. Parzelle 200 Pfd., 6. Parzelle 178 Pfd., 7. Parz. 156 Pfd., 8. Parz. 167 Pfd. Der Strohertrag betrug 1. Parz. 23 Garben oder 126 Pfd. und dann fortlaufend 21 Garben oder 133 Pfd., 21 Garben oder 142 Pfd. 23 Garben oder 161 Pfd., 21 Garben oder 162 Pfd., 23 Garben oder 164 Pfd., 14 Garben oder 138 Pfd., 21 Garben oder 130 Pfd. Das Geſamtgſied betrug 200 Pfd. Die Ein⸗ nahme betrug für 14 Ztr. 17 Pfund Gerſte à 8,50 Mk., zuſammen 120,44 Mark. Stroh, per Ztr. 3 Mk., zuſ. 30,30 Mk. Gſied 6 Mk., zuſ. 156,74 Mk. Die Auslagen betrugen für künſtl. Dünger 6.20 Mk., dito Streuen 1 Mk., Pfuhl 1 Mk., Ausfahren 1 Mk., Pflügen und Eggen 4 Mk., Saatgut und Säen 5.25 Mk., Schneiden und Binden 15,60 Mk., Einfahren 1 Mk., Dreſchen(Handdreſchen) 27 Mk., ſodaß ein Reinertrag von 54,39 Mk. zu verzeichnen iſt. Außerdem wurden 32 Pfd. Gerſte für Proben u. ſ. w. verbraucht, ferner wurde der künſtl. Dünger dem Verein frei zum Verſüͤchs⸗ feld zur Verfügung geſtellt und hätten durch Maſchinendreſchen ca. 20 Mk. erſpart werden können, ſodaß' ſich eine Erhöhung des Reiner⸗ trages erzielen ließ und könnte letzterer das Ar auf ca. 3.36 Mk. berechnet werden. ((Seckenheim, 28. Januar. Die am letzten Sonntag in Gaſthaus zum„Goldenen Adler“ dahier, ſtattgefundene Verſammlung des „Männer⸗Vereins Zentrum“ war äußerſt gut beſucht. Der Vorſitzende Hr. Maurermeiſter Thomas Herdt eröffnete dieſelbe, hieß die zahl⸗ reich Erſchienenen herzlich willkommen und er⸗ teilte dem zum erſtenmal im Verein anweſenden Hochw. Herrn Pfarrer Pfenning das Wort zu ſeinem angekündigten Vortrage über die Pflichten eines chriſtlichen Mannes. Reicher Beifall lohnte die ausführlichen Darlegungen des Herrn Redners. Der Rechner des Vereins, Herr Val. Kreuzer erſtattete ſeinen Rechenſchaft⸗ bericht und wurde demſelben Decharge erteilt. Herr Rechtspraktikant A. Blümel ergriff ſodann die Gelegenheit des Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Deutſchen Kaiſers, Wilhelm II. und brachte auf denſelben ein lebhaft aufgenommenes Hoch aus. Der Vorſitzende, Herr Herdt erſucht als⸗ dann die Anweſenden auch fernerhin die Ver⸗ ſammlungen zahlreich zu beſuchen. Zum Schluſſe richtete Herr Karl Eder noch ſehr beherzigenswerte Worte an die Männerwelt, ausgehend von dem Grundſatze, daß nur Einigkeit zum Ziele führe. Nicht uner⸗ wähnt ſei, daß ein Teil des Geſang⸗Vereins „Sängerbund“ durch ein ſchön vorgetragenes Lied zur gemütlichen Unterhaltung beigetragen. § Rheinau, 27. Jan. Am Samstag feierte der Norddeutſche Verein Rheinau das Geburtsfeſt Sr. M. des Deutſchen Kaiſers im Gaſthaus zum Badiſchen Hof. Herr Joh. Breier als erſter Vorſitzender eröffnete die Unterhaltung mit einer trefflich gehaltenen Kaiſerrede. Es folgte dann ein Theaterſtück „Krieg und Frieden“, deſſen Schluß ein lebendes Bild war. Ernſtes und Heiteres kam im Ver⸗ lauf der Unterhaltung zu ſeiner vollen Geltung. Ueber die Bedeutung des Feſtes, ſpeziell auf unſer badiſchen Herrſcherhaus, kam Hr. Ingenier Tirſch in verſtändlicher Ausführung zu ſprechen, wobei er ein dreifaches Hoch auf unſern Groß⸗ herzog ausbrachte. Ein zweites Theaterſtück „Der Poſten am Pulverturm,“ kam noch zur Ausführung, was den Darſtellern wieder alles Lob brachte. Die engagierte Muſikkapelle leiſtete nur Gutes. Der Verlauf der Unterhaltung war ſehr ſchön. Heidelberg, 25. Jan. Geſtern Mittag wurde nächſt dem Grubenhof die Leiche eines ungefähr 45 Jahre alten, anſcheinend dem Ar⸗ beiderſtande angehörigen Mannes aus dem Neckar geländet. Die Identität iſt bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt. 2 Wolfach, 26. Jan. Ein bedauerliches Ende fand geſtern Nacht die 76 Jahre alte Roſalie Schmieder, die Witwe des Leopold Dieterle in Oberwolfach. Seit längerer Zeit bemerkte man an der alten Frau Spuren von Geiſtesſtörung. Geſtern Nacht nun entfernte ſie ſich gegen 2 Uhr aus ihrer Wohnung. Als ſie nicht zurückkam, ſtellte man Nachforſchungen 8 5 an und fand die Unglückliche tot im Gelbach liegen, jedoch nicht im Waſſer. Wie der Be⸗ zirksarzt feſtſtellte, iſt die Verunglückte erfroren. Nußbach, 26. Jan. Vor einigen Tagen wurde das Grab des im Jahre 1899 verſtorb⸗ enen Kindes der Witwe Kinzler, die ſich in Unterſuchungshaft befindet, geöffnet. Es waren von der Leiche noch geringe Ueberreſte vor⸗ handen, die nach Karlsruhe zur Unterſuchung geſchickt wurden. Die Witwe K. gibt zu, ihr letztes Kind getötet zu haben, legnet aber jede Schuld an dem Tode der beiden andern Kinder. Donaueſchingen, 26. Jan. Der 20jähr. Küferlehrling Johann Chriſtian Lohrer von Oberbaldingen wurde von der Kriminalkammer in Weinfelden wegen Raubmordes zu lebens⸗ länglicher Zuchthausſtrafe verurteilt. L. hatte im September v. J. den Schuhmacher Steinitzen in St. Margarethen ermordet und beraubt. Waldshut, 25. Jan. Der wegen Raubes von Wertpapieren in der Höhe von 40 000 M. von der Staatsanwaltſchaft zu Waldshut ver⸗ folgte Taglöhner Weiſenberger wurde in Zürich 5 verhaftet, als er unter falſchem Namen die Papiere zu veräußern ſuchte. 8 Mannheim, 25. Jan. Geſtern ſtarb ein 4½, Monate altes Pflegkind, vermutlich in Folge des Genuſſes von Mohnſamen und weil ihm anſcheinend die Nahrung entzogen wurde. Seine Pflegeeltern Taglöhner Johann Kuhn Eheleute wurden deshalb verhaftet. Lohr. Sergeant Geißel vom hieſigen Regiment wurde vom Kriegsgericht zu 18 Monaten Gefängnis und Ausſtoßung aus dem Heere verurteilt. Die Unterſuchungshaft wurde nicht angerechnet. Es iſt derſelbe, von dem ſ. Z. berichtet wurde, daß er Briefe und Geld unterſchlagen hat. Das Urteil iſt vom Gerichts⸗ herrn noch nicht beſtätigt. Pforzheim. Hier ſchoß vor einiger Zeit ein 14 jähriger Volksſchüler mittels einer Schleuder einem 7 jährigen Knaben das rechte Auge aus. Er ſtand nun deswegen vor dem dortigen Schöffengericht. Das Gericht erkannte gegen den Angeklagten trotz ſeinem jugendlichen Alter auf eine Gefängnisſtrafe von 4 Wochen. Zittau. Ein blutiges Familiendrama hat ſich im benachbarten Oybin, abgeſpielt. Der 44jähr. Händler Ferdinand Jäger, deſſen Ehefrau wenige Stunden vorher wegen Brand⸗ ſtiftung verhaftet worden war, hat ſeinen drei Kindern, 9, 3 und ein halbes Jahr alt, mit einem Küchenmeſſer die Kehle und beide Puls⸗ adern durchſchnitten. Vorher hatte er ſie mit Phosphorhölzchen zu vergiften verſucht. Jäger, der ſelbſt ſich in gleicher Weiſe verletzte, lebt noch, ſelbſt die beiden älteſten Kinder, deren Verletzungen jedoch faſt hoffnungslos ſind. Das jüngſte Kind iſt bereits tot. 33 Neuſtadt a. H. Ein gräßliches Unglück ereignete ſich auf dem hieſigen Güterbahnhof. a Der Bahnbedienſtete Franz Reichling wurde überfahren und getötet. Er hatte den kurz vor 7 Uhr aus der Richtung Weißenburg hier ein⸗ treffenden Güterzug als Bremſer begleitet, ſtieg Pflicht, die Beſtrafung desſelben heibeizuführen, ſoweit das in meinen Kräften liegt.“ „Und wo willſt Du die Beweiſe ſuchen?“ fragte Friedrich. „Im Grabe des angeblich verſtorbenen.“ „Sind dazu bereits Schritte gethan?“ fragte Hallſtädt. „Sie werden in den nächſten Tagen ge⸗ ſchehen. Vor allen Dingen handelt es ſich nun darum, die Leute hier feſtzuhalten. Machen Sie die Polizei darauf aufmerkſam; liegt keine Berechtigung zur ſofortigen Verhaftung Gruners vor, ſo muß der Mann ſcharf überwacht und unter irgend einem Vorwande an der Abreiſe verhindert werden. Inzwiſchen gehe ich zu Ma⸗ dame Griesheim um auch hier die Flucht zu verhindern. Ich werde mich bei ihr über das rohe Benehmen ihres Bruders beſchweren und ihr erklären, daß er unter jeder Bedingung eine befriedigende Genugthuung geben müſſe.“ „Damit wirſt Du Deinen Zweck nicht er⸗ reichen,“ erwiderte Friedrich achſelzuckend. Wenn der Schurke keine Genugthuung geben will—“ „So werden wir ihn dazu zwingen,“ fuhr Guſtav fort,„wir können's ja auch nicht und Fräulein Hallſtädt wird gewiß gern darauf verzichten, daß er ſie um Verzeihung bittet. Ich bezwecke ja nur, ihn hier feſtzuhalten, bis ich ſichere Beweiſe habe, und wir müſſen alles auf⸗ bieten, um das zu erreichen.“ i „Ich werde das meinige thun,“ nickte Hall⸗ hier, Friedrich, wir finden wohl nachher noch eine ruhige Stunde,„in der wir über unſere eigenen Angelegenheiten plaudern können.“ Der alte Herr nahm ſeinen Hut und eilte hinaus. Friedrich machte noch einmal einen Verſuch, Guſtav zu bewegen, vor ſeinem Vor⸗ haben abzuſtehen, aber Varnay achtete nicht auf ihn und ſeine Gründe; er entfernte ſich eben⸗ falls, um Eliſabeth zu beſuchen. Er wußte ſehr wohl, aus welchem Grunde Friedrich nach Luzern gekommen war und ihm aufgeſucht hatte; er zweifelte keinen Augenblick daran, daß Paula den Bruder geſchickt hatte, um ihn zurückzuhalten, und er fand darin ſei⸗ tens ſeiner Braut eine Bevormundung, die ihn erbitterte. Aber er erinnerte ſich auch, daß Eliſabeth es geweſen war, die dieſes Mißtrauen in die Seele ſeiner Braut geſät hatte, und ſeine ganze Erbitterung richtete ſich gegen dieſe Frau, die mit ihren Machinationen ſein Lebensglück zu vernichten ſuchte. Als er in die Straße, in der ſie wohnte, einbog, fiel es ihm ſofort auf, daß ſie heute belebter war, als an den früheren Tagen. Er ſah mehrere Gruppen von Perſonen aus der unteren Volksklaſſe, die ſich eifrig mit einander unterhielten, aber er achtete nicht darauf erſt als er in das verſtörte Geſicht des Dienſtmäd⸗ chens blickte, das ihm die Hausthür öffnete, wurde er darauf aufmerkſam. „Wiſſen Sie es noch nicht?“ erwiderte das Mädchen.„Lieber Gott, welch ein Unglück!“ „Ein Unglück? Ich weiß von nichts.“ „Der Herr iſt in der vorigen Nacht tot in das Haus gebracht worden.“ „Herr Gruner?“ „Nein, Herr Griesheim!, „Aber der war ja verreiſt!“ ſagte Varnay beſtürzt. „So glaubten wir; ſie haben ihn geſtern Abend ſpät im Waſſer gefunden.“ f Sollte das abermals eine Komödie ſein? dachte Guſtav, aber im nächſten Augenblick ver⸗ warf er den Gedanken wieder.„Melden Sie mich an,“ ſagte er.„Iſt Herr Gruner ebenfalls zu Hauſe?“ „Nein, er iſt vorhin ausgegangen.“ Eliſabeth trug wieder ihr Trauergewand; beim Eintritt Varnays drückte ſie ihr weißes Battiſttuch vor die Augen. „Ich hatte keine Ahnung von dem furcht⸗ baren Unglück, das Sie betroffen hat,“ ſagte er in teilnehmendem Tone.„Ich wußte nichts anderes, als daß Ihr Gatte verreiſt ſei.“ „Ich ebenfalls nicht,“ unterbrach ſie ihn; „um ſo entſetzlicher war mir dieſe unerwartete Hiobspoſt.“ 5 „Wann erhielten Sie dieſelbe?“ „Geſtern abend gegen 11 Uhr.“ s 1 „Ihr Bruder war inzwiſchen wohl von Brunnen zurückgekehrt“L 8 hier aus und wollte ſich nach Haufe begeben. In dem Moment nun, als er das Geleiſe überſchritt, wurde er von einem beim Rangieren abgeſtoßenen Wagen erfaßt, das eine Rad ging ihm mitten über den Leib und trennte ſeinen Körper in zwei Teile. 1 Frankenthal, 26. Jan. Wie der„Gieß. Anz.“ aus Schotten meldet, hat man dort ein 95 Individium verhaftet, in welchem man den 1 Mörder der Kindergärtnerin Belſer in Franken⸗ * thal erwiſcht zu haben glaubt. Er hat drei Finger der linken Hand verbunden, welche Wunde er ſich wahrſcheinlich beim Zertrümmern der Korridorſcheibe zugezogen hat. Durch das Verhör iſt bereits feſtgeſtellt worden, daß die Papiere des Verhafteten gefälſcht ſind. Frankfurt. Die Strafkammer in Lands⸗ berg a. Warte verurteilte den dortigen banker⸗ oten Lederhändler Simon Deutſchmann, der ſeine Gläubiger um 208 000 Mk. ſchädigte, zu 2 Jahren Gefängnis und 4 Jahren Ehrverluſt. München. Künftig ſind Korreſpondenzen und Aktenſendungen der Mitglieder des Land⸗ tages in Landtagsangelegenheiten an die Direk⸗ torien der Kammer, an das Archivariat, an die Bureaus der Kammern, ſowohl bei der Packetpoſt portofrei zu behandeln. Die Send⸗ ungen bezw. die zugehörigen Paketadreſſen ſind auf der Aufſchriftſeite mit dem Namen des Abſenders und mit der Betreffsangabe„Land⸗ tagsſache“ zu verſehen. 5 f Berlin. Der frühere Unterſtaatsdirektor 1 des Reichspoſtamts und jetzige Direktor der Schantungeiſenbahn, Dr. P. D. Fiſcher, hat letzten Samstag in Begleitung ſeines älteſten Sohnes, Gerichtsaſſeſſor Dr. Fiſcher, die Reiſe nach China angetreten. Er beabſichtigt, an Ort und Stelle perſönliche Kenntnis vom Stande der bisherigen Unternehmungen und ihrer Entwicklungsfähigkeit zu nehmen. Er wird etwa ein halbes Jahr auf der Reiſe zu⸗ bringen. 5 Berlin. Bei der Subſkription auf 185 Millionen Mark Zprozentige preußiſche Staats⸗ * anleihe wurdeu rund 8 Milliarden gezeichnet. Dies bedeutet faſt eine 44fache Ueberzeichnung. Die Reichsanleihe iſt faſt 61mal überzeichnet. Bei der letzten Reichsanleihe im vergangenen 1 Jahre zu 300 Millionen Zprozeutiger Reichs⸗ 1 anleihe wurden 4624 Mill. Mark gezeichnet. „ Die Anleihe war alſo damals rund 15 ½ mal 5 überzeichnet. Das Ergebnis der geſtrigen Sub⸗ ſkription kann als ein bocherfreuliches bezeichnet werden. 1 Zwickau. Das hochbetagte Ehepaar * Tauſcher in Cainsdorf wurde ermordet. C)hemnitz. In Mittel⸗Wittgensdorf er⸗ folgte eine furchtbare Benzinexploſion. Der Kaufmann Hertig hatte ſich mit offenem Licht in den Keller begeben, in welchem erſt friſches Benzin gelagert worden war. Das Haus ſtürzte * zuſummen. Vier Perſonen wurden verletzt. Hartig liegt noch unter den Trümmern. 8 Danzig. Der Aſſiſtenarzt Dr. Arnold Hildebrand iſt, nachdem er vor 12 Tagen an 1 einem an Diphtheritis erkrankten Kinde den 4 Luftröhrenſchnitt vollzogen, infiziert worden und 1 an der Infektion geſtorben. a „ Oldenburg. Der 12 Jahre alte Schüler 1 Szygalla aus Achtum hat ſich aus Furcht vor Strafe erhängt. Er war mit 3 Wochen Ge⸗ fängnis wegen ſchweren Einbruchsdiebſtahls beſtraft worden und hatte eine neue Strafe wegen desſelben Delikts zu gewärtigen. Aarau. In Meerenſchand war ein Mädchen vorzeitig aus der Schule entlaſſen worden, weshalb die Schulpflege von ver⸗ ſchiedenen Seiten Angriffen ausgeſetzt war. Ein Mitglied derſelben rechtfertigt das Vorgehen der Schulbehörde alſo:„Allerdings wurde von der Schulbehörde ein Mädchen unter 13 Jahren aus der Schule entlaſſen. Der Grund iſt aber auch ein gewichtiger. Die Tochter hat das reſpektable Gewicht von über 150 Pfund. Die Schulpflege fand, ſolche Jungfern paſſen nicht mehr in die Primarſchule. Die Begründung dieſer Anſicht gehört nicht in die Zeitung. Sobald wieder Eine 75 Kilo hat, wird ihre Maturität ohne Prüfung abermals anerkannt werden.“ Vermiſchtes. Wegen Majeſtätsbeleidigung iſt in Düſſeldorf ein Kutſcher zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er begab ſich am Abend des 7. Dez. v. J. auf eine Polizei⸗ wache und meldete, er ſei ohne Arbeit und habe kein Obdach. Weil die Polizeibeamten nicht gleich für Obdach ſorgten, ſagte der Mann, er werde ſchon wiſſen, wie er die Beamten zwinge, ihm Obdach zu geben und er begann ohne Weiteres laut auf den Kaiſer zu ſchimpfen. Der Expreßzug Neapel⸗Berlin traf am Sonntag zum erſtenmal auf der Fahrt nach Berlin in München ein. Während der Ex⸗ preßzug von Berlin nach Neapel am 16. d. M. wenigſtens ſieben Paſſagiere befördert hatte, kam der Expreßzug nach Berlin am Montag vorm. 10.45 ohne einen einzigen Reiſenden in München an. Dort ſtieg ein Reiſender nach Berlin ein, der im ungeſtörten Beſitz ſeines Platzes bis Berlin blieb und dort und 9 Uhr abends eintraf. — Schneidermeiſter Auguſt Geierhaas aus Baden-Baden wurde geſtern wegen Heirats⸗ ſchwindel verhaftet. Er hat durch Heiratsver⸗ ſprechen eine Anzahl Dienſtmädchen um ihre Erſparniſſe, in einem Falle gegen 2000 Mark gebracht. — Vom Schwurgericht in Freiburg wurde der 27 jährige Dienſtknecht Paul Klein⸗ hans von Markdorf(B.⸗A. Ueberlingen) wegen tötlicher Körperverletzung zu 3 Jahr Gefängnis verurteilt. Er erſtach im November den jungen Bierbrauereibeſitzer Albert Neumeyer in Freiburg, der ihm, weil er ſeine Stelle plötzlich verließ, die Herauszahlung ſeines Lohnes verweigerte. — Die 73 Jahre alte Bauerswitwe Urſula Ammer lebte im Austrage bei ihrem Sohne in Obertung(Bayern). Dieſer war ein ſchlechter Wirtſchafter, der viel in Wirtshäuſern verkehrte, weshalb das Anweſen herunterkam und er dasſelbe gegen ein kleineres vertauſchen mußte. Die ſparſame und thätige Mutter mußte nicht ſelten den Austrag, Geld ꝛc. von ihrem Sohne fordern und darüber wurde Ammer ſtets ärgerlich, mißhandelte ſeine Mutter ſebſt dann noch, als ſie ſchon auf dem Kranken⸗ lager war. Kam der Angeklagte vom Wirts⸗ hauſe heim, dann peinigte er ſeine Mutter ſo lange, bis dieſe, meiſt notdürftig bekleidet aus dem Bette davonlief, worauf er ſie mit Stöcken und Fäuſten ſchlug, längere Zeit auf ein kantiges Holzſcheit knien ließ und wenn ſie dann umfiel, ſie wieder zwang, auf dasſelbe zu knieen bis ſie ſchließlich aus den Knieen blutete. Die Mutter mußte ſogar einmal aus dem Bett und wurde unbekleidet von dem Sohne in den Hof gejagt, wo ſie längere Zeit in der Kälte zu⸗ brachte. Die Frau war oft ganz blau am Körper von den erhaltenen Puffen. Ammer warf die betagte Mutter wiederholt mit aller Gewalt gegen die Bank. Während er Fleiſch aß, mußte dieſe mit Brot vorlieb nehmen. Oft beklagte ſich die Mutter anderen Leuten gegenüber. Endlich erreichten die Mißhand⸗ lungen ihren Höhepunkt und die Leiden der Frau nahmen ein Ende. In der Nacht des 3. Oktober kam der unmenſchliche Sohn gegen halb 11 betrunken vom Wirtshauſe heim. Er zwang ſeine Mutter aus ihrer Schlafſtätte im erſten Stock in die Stube herunterzukommen. Hier ſtieß er ſie ſofort mit der Fauſt auf einen Stuhl. Dann gab er ihr mehrere Schläge auf die Bruſt u. ſ. w., ſo daß ſie vom Stuhle fiel; dann mißhandelte er die Frau mit den Fäuſten und warf ſie gegen die Bank, ſo daß ſie am Boden liegen blieb. Die Frau blutete aus Naſe und Mund; Ammer trug die Mutter an den Brunnen, wuſch ſie und ſchaffte ſie dann in das Bett. In der Nacht ſtarb die Ammer an den erlittenen Verletzungen. Es waren ihr neun Rippen gebrochen, das Bruſtbein war an zwei Stellen entzwei. Ammer wurde verhaftet und geſtand allmählich einige Mißhandlungen zu. Die Geſchworenen in Straubing bejahten die Frage auf Totſchlag; der Gerichtshof ver⸗ urteilte den unnatürlichen Sohn zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverluſt. — Die Hinterlaſſenſchaft des Rentners Erbſchloe⸗-Elberfeld fällt der Stadt anheim mit der Beſtimmung, für das Erbſchloe⸗Stift verwandt zu werden; ſie beläuft ſich auf Mk. 900 000. Dem bisherigen Reiſebegleiter des Erblaſſers, einem 26jährigen jungen Mann, hat die Stadt eine jährliche Rente von 9000 Mk. zu bezahlen. — Das Schwurgericht in Würzburg verurteilte den Magiſtratsſekretär Ludwig Rhein, der 5000 Mk. Armengelder unterſchlagen hatte, wegen Urkundenfälſchung zu 2¼ Jahren Zucht⸗ haus und 300 Mk. Geldſtrafe verurteilt. — Ein beachtenswerter Heiratsantrag aus der Berliner„Voſſiſchen Ztg.“ verdient weiter verbreitet zu werden: „Dreiunddreißig Jahre zähl' ich, Stamme aus dem Heſſenland; Offizier bin ich geweſen, Hier den feſten Fuß ich fand. Den Beruf, den ich erwählte, Sicher gibt er mir ſein Geld; Muß ich mich auch müh'n und ringen, Das iſt mal ſo in der Welt Heut' trag' ich den Wunſch im Herzen, Daß ein Weib mir zugeſellt, Das in allen Lebenlagen Treu und brav ſtets zu mir hält. Ob ſie Witwe, ob geſchieden, Ob ihr Schild auch nicht ſo rein Wie's die Welt verlangt, ſie kann doch Mir ein gutes Weib noch ſein. Garantirt keimfähigen Erfurter und Quedlinburger Gemüse⸗ und Blumensamen I. Qual. offerirt Gürtnerei F. W. Schröder, Setkenheim. Man bittet den Samen nicht zu ver⸗ wechſeln mit auswärts oder von Hauſirernzbe⸗ zogenen. 2 Verkaufsſtelle Jul. Beſt, Katharinenſtr., Neckarau. a 8 Rheinau. Bauarbeiten Rothenhäuser Möbelschreinerei. Anfertigung eompletter Einrichtungen, in jeder Styl- und Holzart, als: Wohn-, Schlaf- Speisen⸗Zimmereinrichtungen, sowie Kücheneinrichtungen. Durch längere Thätigkeit in der Hofmöbelfabrik L. J. 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