Anzeigeblatt für Seckenheim. Rheinau und Ilvesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Pot bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Nedaktian, Druck und Verlag von A. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 38.(Imeites Blatt.) Samstag, den 10. Mai 1902. 2. Jahrgang. Treue. Original⸗Roman von Irene v. Hellmuth. 12 f Nachdruck verboten. Der Morgen brach trüb und neblig an, doch die Sonne kämpfte ſich nach und nach durch die Wolken. Die Jagdgeſellſchaft war ſchon am frühen Morgen aufgebrochen unter dem lauten und luſtigen Gebell der Hunde und unter dem weithinſchallenden Trara der Hörner. Iſa ſchien heute ſehr luſtig und heiter geſtimmt ſie plauderte in ihrer kindlich übermütigen Weiſe von tauſend Dingen und war ſo recht der Mittelpunkt der Geſellſchaft. Sie war es gewöhnt, daß die Herren ihr huldigten, und nahm das als ſelbſtverſtändlich hin. Wo ſie ſich zeigte, galt ihr die allgemeine Aufmerkſamkeit, überall war ſie Gegenſtand der offenen Aus⸗ zeichnung. Sie freute ſich auch kindiſch darüber, daß man ſie ſchön fand, und ihr das ohne Umſchweife oder heimlich zu erkennen gab. Heute aber ſah ſie beſonders reizend aus in dem dunkelgrünen, eng anſchließenden Sammt⸗ kleid, das die zierliche Figur deutlich erkennnen ließ,— und mit dem netten Hütchen, das eine weiße, wallende Feder ſchmückte, und unter dem das frei über den Rücken fallende, nur von einem Bande zuſammengehaltene Haar goldig hevorſchimmerte. 5 i Der Ritt in der kühlen, friſchen Morgen⸗ luft that ihr ungemein wohl und färbte ihre Wangen mit purpurnem Rot. 5 5 Suſanne, die wie Iſa, eine tüchtige Reiterin war, befand ſich nicht in ſo gehobener Stimmung wie die jüngere Freundin, im Geegenteil, Iſa's ſilbernes Lachen, das hie und da ihr Ohr erreichte, that ihr beinahe weh, weil ſie bemerkte, wie ſehr Kurt darunter litt, daß Iſa heute ſo ganz und gar von den An⸗ deren in Anſpruch genommen wurde und für ihn kaum einen Blick übrig hatte. . Beſonders war es Herrn v. Uttrecht, der ſich förmlich im Banne des ſchönen Mädchens befand und die Augen kaum wegzuwenden ver⸗ mochte. Wenn Iſa ihm dann ihr ſtrahlend heiteres Antlitz voll zuwandte, dann flammte ein Blitz aus ſeinen Augen, daß ſie errötend und verwirrt die ihren zu Boden ſenkte. . Doch ſchien ihr das Spiel keineswegs un⸗ angenehm zu ſein, im Gegenteil, um den kleinen Mund zuckte es wie Schelmerei und verhaltener Uebermut. Sie hielt ihr Pferd dicht an der Seite ihres Begleiters, ſo daß die Mühe des Grafen Dornbuſch, neben Iſa zu kommen, vor⸗ läufig eine vergebliche war, da der ſchmale aldweg nur für zwei Reiter Raum ließ. „Retten Sie mich vor den Zudringlich⸗ keiten dieſes Menſchen,“ flüſterte JIſa Herrn v. Uttrecht zu.„Er verfolgt mich wie mein Schatten, trotzdem er weiß, daß ich ihn nicht ausſtehen kann. Er hat ſich bei mir ſchon während meines Aufenthaltes in der Reſidenz einen ganz deutlichen Korb geholt. Kann man denn gar nichts thun, um ſich eines ſolchen Zudringlings zu entledigen?“ Uttrecht lachte. Ihm war der Graf ſchon auf dem ganzen Wege unbequem geweſen, er hätte ſeiner lieblichen Begleiterin gern ein ort geſagt, das nur für ſie allein beſtimmt war und das kein Anderer zu hören brauchte. Deshalb kam ihm Iſa's Wunſch ſehr gelegen. baben, Sie zu Tiſche zu führen, „Ei, das iſt herrlich,“ rief ſie beinahe etwas zu laut, ſo daß Uttrecht ihr ein Zeichen gab, ſich nicht zu verraten.“ Es war ihnen thatſächlich gelungen, die ganze Geſellſchaft los zu werden. So ritten ſie eine Weile ſchweigend durch den herrlichen Wald. Die Sonne hatte ſich wieder hinter einer Wolkenſchicht verſteckt, es war faſt dunkel zwiſchen den rieſigen Fichten, die kaum ein Stückchen des Himmels ſehen ließen, weil ſich ihre dichten Aeſte oben ineinander ſchlangen, und ſo ein grünes Dach bildeten. Hie und da huſchte ein Reh flüchtig über den Weg, oder ein Eichhörnchen kletterte behend an den dicken Stämmen empor. Der weiche Waldboden dämpfte den Tritt der Pferdehufe, ſo daß man ihn kaum vernahm. Auch das Sprechen der Geſellſchaft drang nicht mehr bis hierher, weil ſie ein gutes Stück voraus. a Iſa bereute nun faſt, allein mit Uttrecht zurückgeblieben zu ſein. Wenn man ſie ſuchte, was mußte man von ihr denken? Sie ſah im Geiſte, wie Kurts Augen nach allen Seiten umherſpähten, wie er in Beſorgnis geriet um ihretwillen, oder ihre Handlung gar miß⸗ billigte. Sonderbar, bei dieſem Gedanken gab es ihr einen Stich ins Herz. Unwillkürlich trieb ſie ihr Pferd an, um raſcher vorwärts zu kommen. w Wollen Sie mir entfliehen, Komteſſe?“ lächelte Uttrecht,„geben Sie ſich keine Mühe, das gelingt Ihnen nicht. Ich laſſe mir das Glück nicht ſo raſch entwiſchen, wenn es ſich mir in ſo holder Geſtalt zeigt.“ f Der jungen Dame war ſehr beklommen zu Mut, ſie hielt den Blick zur Erde geſenkt. Dennoch fühlte ſie, wie die Augen ihres Be⸗ gleiters brennend auf ihr hafteten und ſie un⸗ abläſſig fixirten. Dies machte ſie befangen und nahm ihr die harmloſe Freude an dem Aus⸗ flug. Sie wäre gern geflohen und vermochte es doch nicht. Stürmiſch pochte das junge junge Herz, das bei allem Bangen doch wieder ein ſeltſames Glücksgefühl durchzog. Iſa fühlte ſich verwirrt und ahnte nicht, daß dieſe Ver⸗ wirrung ſie noch lieblicher erſcheinen ließ. Utt⸗ recht mußte ſich geſtehen, daß er nie etwas Holderes erſchaut, als dieſe zarte, keuſche Mäd⸗ chenblüte an ſeiner Seite. Es ſchmeichelte der Eitelkeit des jungen Mannes nicht wenig, daß er ſolchen Eindruck auf das ſchöne Mädchen machte. Er hätte Iſa am liebſten an ſich ge⸗ zogen und auf den ſüßen Mund geküßt. Aber er wagte es nicht, er fürchtete, ſie zu verletzen und von ſeiner Seite zu verſcheuchen. Doch wünſchte er dies Alleinſein, das wie ein holder Zauber auch auf ihn zu wirken begann, noch etwas auszudehnen. ö „Sind Sie nicht ermüdet?“ fragte er deshalb. Iſa ſchüttelte nur den Kopf, ohne ihn an⸗ zuſehen. „Wollen Sie nicht ein wenig abſteigen?“ „Nein,— o nein,“ wehrte ſie faſt angſt⸗ voll,„ich möchte nicht, daß wir ſo weit hinter den Andern zurückbleiben. Suſanne könnte ſich meinetwegen ängſtigen?“ In der Ferne vor ihnen tauchte in dieſem Augenblick die Geſellſchaft auf. Uttrecht ſeufzte Er hatte durchaus kein Verlangen, ſich an der Unterhaltung der Andern zu beteiligen und leere Redensarten mit anzuhören. Er bückte ſich, um einen Blick ſeiner Begleiterin zu erha⸗ ſchen, ihr in die Augen ſehen zu können; doch Iſa hielt die langen, dunklen Wimpern beharr⸗ lich geſenkt. Ihre Wangen glühten wie Purpur. ö i „Darf ich am heutigen Abend die Ehre Komteſſe?“ nickte, ſie hob nun doch die Wimp 2285 ängſtlichen oder traurigen Augen betrachtete. 85 ſchloß ſich ihm an und raunte ihm ins 5 „Ich wollte nur Dornbuſch los ſein, da mir der zudringliche Menſch nicht von der Seite wich. Wenn er ſich doch nur bald wieder entfernen möchte.“ Sie ſagte das Alles haſtig und hatte das Gefühl, als müßte ſie ſich bei Kurt entſchuldi⸗ gen. Dieſer kam ihr plötzlich ganz verändert vor, faſt blaß ſah er aus, oder machte das nur die grüne Dämmerung im Walde? Doch warum blickte ſein Auge ſo düſter? Man war dergleichen gar nicht an ihm gewohnt. Iſa betrachte ihn beſorgt. Sie wurde ſehr unruhig. „Fehlt Dir denn etwas, Kurt? fragte ſie endlich. (Fortſetzung folgt.) Eine pfälziſche Soldatenmutter im d eutſch⸗franzöſiſchen Kriege. In einem Blatte leſen wir folgende Ge⸗ ſchichte, für deſſen Wahrheit wir nicht einſtehen können. Aber ſchön iſt ſie, und höchſt wahr⸗ ſcheinlich. Ein altes Mütterchen, eine arme Witfrau, in einem Dörfchen Dreiviertelſtunden von Grün⸗ ſtadt, hat ihrem einzigen Sohne, dem Hannes, zur Weihnachtszeit ein Feldpoſtpacket fertig ge⸗ macht und bringts zur Poſt in die Stadt, um es zu den Truppen vor Paris abzuſchicken. Ich weiß nicht, was an dem Packet nicht recht war, kurz, die Poſtbeamten wieſen die arme Alte zurück, und wenn dies auch mit vieler Sanft⸗ mut und Beredtſamkeit geſchah, ſo ſchien das doch auf das erregte Mutterherz keinen beſänf⸗ tigenden Eindruck zu machen. Der Hannes mußte die Sachen im Packet zum Chriſtkindle haben, das war ſchon gar nicht anders denkbar. Was aber thun? Die Alte dachte eben nicht lange darüber nach. Noch einmal fragte ſie zum Schalter hinein:„Alſo, ſie wollte das Packet nit annehmen?“ Und dann klang das„Nein“ heraus, und ſo ſchnitt ſie der Entſchuldigung, die ſie wieder daran hängen wollte, den Faden ab mit dem laut verkündeten Entſchluß;„Nun, ſo werd ichs ſelber hintrage!“— nahm das Packetchen unter den Arm und ſchritt zur Stadt hinaus gerade auf den Weg los, der nach Fran kreich führt. Was kümmerte ſich die gute Mutter um das Dezemberwetter,— ihr einziger Gedanke war ihr Sohn, ihn vor Augen und im Herzen wandelte ſie ihres Weges fort, immer zu Fuß, nach Kaiſerslautern, nach Homburg, nach Saar⸗ brücken über 20 Stunden! Hier nimmt ſich die Gutherzigkeit deutſcher Soldaten ihrer an, die alle ihre Freude an dem Mütterchen haben, und ſie gelangt mit einem Transportzuge bis in die Nähe von Paris, ſo weit eben die Eiſen⸗ bahn ging. Von da an drang ſie wieder auf eigene Fauſt vor und raſtete nicht, bis ſie die Kompagnie ihres Hannes und endlich ihn ſelbſt gefunden hatte. Das war freilich ein Wieder⸗ ſehen, wie es nicht alle kommt; aber alle Tage kommt auch nicht ein ſolcher Krieg und nicht mit ſolchen Müttern und Söhnen. Die tapfere Alte war ſofort die Mutter der Kompagnie. Sie bekam die Oberaufſicht über Küche und Wäſche derſelben und beſorgte dieſes Amt vier Wochen lang. Dann machte ſie ſich, natürlich bei einer guten Gelegenheit, wieder auf den Heimweg. Die dankbare Kom⸗ pagnie hat redlich für ihr Mütterchen geſorgt, es auch mit Geld verſehen— und glöcklich kam die Alte wieder heim, und wie ſchauten die Herren von der Poſt auf, als ſie ihnen ver⸗ ſicherte, ihr Paket ſei doch recht gekommen, t:„Ich hab' es ewe ſelber Keine Zähne und Wurzeln ſollen mehr ausgezogen werden. Kranke und ſchmerende Zähne werden geheilt und mit Gold, Platin oder Emaille gefüllt. Meine Ideal- Kronen, D-R-P, ſind der ſchönſte,& ſchmerzloſeſte und haltbarſte Zahnersatz ohne Platten und Haken von natürlichen Zähnen nicht zu unterſcheiden. Künstliche Sühne in Gold fassung, Brüekenarbeit, Alu- minium und Kautsehuekgebisse. M hei O 3, 10, Dentist Mosler, ee Elektriſche Einrichtung zum Plombieren, ſowie Unterſuchen des Mundes Modes M. ö. Stengelhof. 7 Im Hauſe des Herrn Bäckermeiſter Schulz. und Kinder-Hüte 88 werden zur kommenden Frühjahrsſaiſon geſchmackvoll und billigſt garniert, ſowie alle in dieſes Fach ein⸗ ſchlagenden Arbeiten prompt ausgeführt.— Graße Aus- wahl eingegangener letzter Neuheiten, als Facons, Blumen, Bänder u. ſ. w. Zscherper Ecke Luiſenſtraße. Nachweislich 1500 künſtliche Zähne im letzten Jahre eingeſetzt. Hobrüder Rothschild. Confections⸗Abteilung Herrenanzüge u. Paletots Knabenanzüge eigene zabrikate unerreichte Auswahl von den non Cheviots, Kammgarn und Burkinſtaffen, fein. Facons, heſte einfach. bis zu den feinst. Kachen. Fabrikate. Größte Auswahl— enorm billig. Knaben-Schul-Anzüge in wolle und Leinen. von 45 Pfg. an * 4 Vaseh-Anzüge von MK. 1.90 bis zu den hervorragendsten Neuheiten. Sammer-Joppen von Mk. 1.— an Tuſtre⸗ 77 77 77 2.75 2 Loden⸗ 1„ Streng feste Preise. Gebrüder Rothschild ꝑK 1, 1 Neckarstr. Mannheim K 1, 1 Neckarstr. Engros— Fabrikation mit mechanischem Betrieb— En detail. 1 ii Mannheim U l, Hutgeschäft„Globus Breitestr. Breitestr. Strohhhüte 8 in unerreicht. Auswahl zu folgenden Preiſen! Anfertigung feiner Herren⸗ garderobe nach Maß. Anerkannt beſter Sitz. Nnabenſtrohhüte 23 Pfg, 28 Pfg., 35 Pfg., 45 Pfg. bis 2 Mk. Ainderſtrohhüte 34 Pfg., 40 Pfg., 50 Pfg., 75 Pfg. bis 4 Mk. Verrenſtrohhüte— Japangeflecht 75 Pfg., 95 Pfg., 1.15 Mk., 1.90 Mk. bis 3 Mk. Herrenſtrohhüte— Halmgeflecht 1.15 Mk. 1.60 Mk., 1.90 Mk., 2.80 Mk., bis 6 Mk. Herrenſtrohüthe— Matritzenform 75 Pfg., 95 Pfg., 1.25 Mk., 1.90 Mk., bis 6 Mk. 2 Mützen— in allen neuen Fagous und allen Arten Stoffen: Anabenmützen:„Prinz Heinrich“ 45 Pfg., 50 Pfg., 60 Pfg., 95 Pfg. bis 2.— Mk. Knabenmützen:„Marine“ 25 Pfg., 50 Pfg., 80 Pfg., 1 Mk. bis 2.50 Mk. Herrenmützen: diverſe Formen 39 Pfg., 45 Pfg., 50 Pfg., 60 Pfg. bis 1.50 Mk. Ferner empfehle: 7 N bekannt guter Herrenwoll⸗ 2 5 elt 8 Rilzhut in allen Formen und b allen Farben 2 Einheitspreis von 4. echter Haarfilz, italien. Fabrikat, federl., von 50 Gr. ab. Erſatz für Stroh. Jede Farbe und Form. Zahn- Atelier Carl Bossert Mannheim. Schulentlaſſenes, braves Mädchen findet bei guter Bezahlung leichte Beſchäftigung in Seckenheim. Bei wem? ſagt die Exped. d. Bl. Verkauf. Getragene Kleider, dabei ganz neue, ſowie Schuhe, hat billig zu verkaufen. Frau Schleret, Rheinau Friedrichſtr. 4, 2 St. Junge weiße Pfauen⸗ Tauben zu verkaufen im Ev. Pfarrhaus Setkenheim. eue Zwiebeln, eue Weinrosinen, eue Orangen. Aug. Jericho. Fußball⸗Geſellſchaft Seckenheim 1898. Sonntag, den 11. Mai 1902 Uebungsſpiel der erſten und 2. Mannſchaft. Anfang halb 3 Uhr. Der 1. Captain. Lehrling der die Schreinerei erlernen will, kann unter günſtigen Bedingungen eintreten. Bei wem? ſagt die Exped. d. Bl. — z für Mannheim. „ ganze Gebiſſe von Allein Licen 0 1 2 N 5 0 8 2 * 5 5 2 e 8 r 2 8 0 — 8 4 2 2 N 2 I 0 1 8 UN 1 2 1 . * 2 — — 2 — E —— 3 2 . 8 — 8 — Ae — O Plombieren in Gold, Silber, Email. 8 4 1 Q. en — — G O 1— 2 O N 1 2 2 — 0 2 — N an unter Garantie. Schmerzloſes Zahnziehen unter Anwendung der neueſten Zähne in Kautſchouk und Metall von 3 Mk Angeſthaeticas, ſowie in Narcoſe. D. N. Patent Ar. 93522. 80 Mk.