n Anzeigeblatt für Rheinau, Noesbeim ung Seckenbeim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abloſnnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 49. Mittwoch, den 18. Juni 1902. 2. Jahrgang. Gemeinderats⸗Sitzung. 1 Vom 14. Juni 1902.. 8 Bei der Submiſſion für einen Karren für die Freiwillige Feuerwehr in Rheinau war Anton Rieſenacker mit einer Forderung von 75 Mark Mindeſtnehmender; der Zuſchlag wird ihm erteilt. i Die Waſſer⸗ und Straßenbau⸗Inſpektion Heidelberg war erſucht worden, für den Wörth die Baulinien feſtzuſtellen; ſie lehnt dies ab und gibt anheim, von einem Geometer einen entſprechenden Plan machen zu laſſen; es ſoll deshalb mit dem Bezirks⸗Geometer verhandelt werden. Ortsbauſchätzer Kreutzer bittet um Gewäh⸗ rung höherer Gebühren, wie die Schätzer in Mannheim ſolche haben; dem Geſuch kann nicht entſprochen werden. . Für vier Anweſen in Rheinau und Secken⸗ beim werden die entſprechenden Kaufwerte feſt⸗ 5 eſetzt. 1 bie Verſteigerung der alten unbrauchbaren Pflaſterſteine wird genehmigt. Einer Reklamation der Neuen Immobilien⸗ Geſellſchaft wegen der Koſten⸗Berechnung für die Zuſammenlegung der Grundſtücke im Däni⸗ ſchen Tiſch kann nicht entſprochen werden. Von einem Einwohner wird erſucht, daß der Armenrat die Miete für die Familie eines 3 wegen Diebſtahls Verhafteten bezahle. Es kann dies nicht zugeſagt werden, jedoch ſoll beim zu⸗ ſtändigen Armenrat in Mannheim, woſelbſt die Familie den Unterſtützungs⸗Wohnſitz habe, an⸗ fragt werden, ob derfelbe die Miete bezahlen wolle. i . Das Bezirksamt ſchickt Protokoll über die Wahl der Kontrollbehörde und Abhör⸗Kommiſ⸗ ſion und wünſcht künftig zwei Wahlhandlungen ſowie für jede Kommiſſion andere Perſonen. Verſchiedene Rechnungen werden zur Zah⸗ lung angewieſen. Das Bezirksamt ſchickt den neuen Entwurf für den Beizug der Angrenzer zur Herſtellung der neuen Gehwege in Seckenheim und em pfiehlt, wegen der geringen redaktionellen Ab⸗ änderungen nochmals den Beſchluß des Bürger⸗ ausſchuſſes herbeizuführen, obwohl das Statut Mitteilungen aus der Seckenheimer vom Bürgerausſchuß ſchon einmal genehmigt wurde. Deutſches Reich. Bonn a. Rh., 16. Juni. Anläßlich des 50jährigen Garnifonsjubiläum der Königshu⸗ ſaren fand am Samstag Abend um 8 Uhr in der Stadthalle ein Gartenfeſt ſtatt, welchem außer dem Huſaren⸗Regiment eine große An⸗ zahl ehemaliger Königshuſaren ſowie Offiziere von hier und auswärts beiwohnten. Die Feſt⸗ teilnehmer, etwa 2— 3000, wurden auf Koſten der Stadt bewirtet. Die Muſik wurde von beiden hieſigen Regimentskapellen ausgeführt. Sonntag Vormittag fand in der Garniſons⸗ kirche Gottesdienſt ſtatt. Mittags wurden beim Frühſtück in der Beethovenhalle die akti⸗ ven und ehemaligen Offiziere und die Kamera⸗ den, welche ſich zum Feſte eingefunden hatten, vom Kommandeur des Huſaren⸗Regiments, Oberſtlentnant von Hertzberg, begrüßt. Abends 8 Uhr fand in der Beethovenhalle unter großer Beteiligung ein Feſt⸗Kommers ſtatt.— Das Huſaren⸗Regiment König Wilhelm l.(I. rheini⸗ ſches) Nr. 7 iſt aus dem ſchleſiſchen National⸗ Huſaren⸗Regiment hervorgegangen, das im Jahre 1813 einige ſchleſiſche Edelleute errichten wollten. 1815 wurde es als Schweſter⸗ Regiment der Garde⸗Küraſſiere in Breslau unter der Bezeichnung 7. Huſaren-Regiment aufgeſtellt und Graf Henkel von Donnersmarck zum Kommandeur ernannt. In den Feldzügen von 1866 und 187%] hatte das Regiment wiederholt Gelegenheit, ſich unter ſeinem Kom⸗ mandeur, dem jetzigen Generaloberſt von Los, bei Ausführung großer kavalleriſtiſcher Aufga⸗ ben rühmlich hervorzuthun. Kaiſer Wilhelm J. zeichnete das Regiment ſtets beſonders aus und auch zu Kaiſer Wilhelm II. iſt das Regiment in Beziehung getreten. Potsdam, 15. Juni. Am heutigen To⸗ destage des Kaiſers Friedrich erſchienen die Kaiſerin und Prinz Eitel Friedrich im Mau⸗ ſoleum und legten einen Lorbeerkranz mit wei⸗ ßen Nelken und Orchideen am Sarkophage nieder. Ausland. Brüſſel, 15. Juni. Dr. Leyds beſchäftigt ſich augenblicklich mit der Liquidation der hie⸗ ſigen Transvaalgeſellſchaft. Belgrad, 15. Juni. Bei 5 Iwanitza über⸗ ſchritten Soldaten die ſerbiſche Grenze und ent⸗ führten zwei Bauern. Die That ſoll eine Rache für die Verweigerung der Auslieferung neulich nach Serbien entflohener türkiſcher Sol⸗ daten ſein. Angeblich ſind beide Bauern er⸗ mordet worden.. Paris, 16. Juni. Wie mitgeteilt wird, wird Präſident Loubet im Laufe des Monats September eine Reiſe nach Algier unternehmen. Die Abreiſe erfolgt an Bord des Dampfers „Saint Louis“ von Toulon aus. Der Präſi⸗ dent wird vom Kriegsminiſter und vom Mi⸗ niſter der Kolonien begleitet ſein. Loubet be⸗ gibt ſich auch nach Tunis, wo er eine Zuſam⸗ menkunft mit dem neuen Bey von Tunis haben wird. Die Rückreiſe findet über Marſeille ſtatt Madrid, 15. Juni. Wie verlautet, ſind augenblicklich zwiſchen den Regierungen in Lon⸗ don und in Liſſabon Unterhandlungen im Gange, welche bezwecken, für längere Zeit die portugieſiſche Kolonie von Wazambique an England zu verpachten. England bedürfe dieſes Gebietes, um ſeine Oberhoheit über Transvaal, den Oranje⸗Freiſtaat und Rhodeſia leichter durchzuführen. s Brüſſel, 16. Juni. In der von Mons haben drei Zuckerfabriken beſchloſſen, im nächſten Jahre den Betrieb einzuſtellen. In der ganzen Gegend ſtellen nunmehr 20 Fabriken den Betrieb ein. Die Veranlaſſung iſt die herrſchende Zuckerkriſis ſowie die Ergebniſſe der Zuckerkonferenz. Pretoria, 15. Juni. Die Zahl der Buren, welche ſich ergeben haben, beträgt jetzt 16500. i Landan, 16. Juni.„Daily Mail“ mel⸗ det aus Prätoria. Das Centralkomitee zur Zurückbeförderung der Buren iſt bereits in Thätigkeit getreten. Zahlreiche Baracken wer⸗ den aufgeſchlagen, worin diejenigen, welche die Waffen geſtreckt haben, verläufig untergebracht werden. Außerdem werden bedeutende Vorräte an Lebensmitteln, Ackergeräthſchaften und Saaten angekauft. Umgebung Treue. Original⸗Roman von Irene v. Hellmuth. 12 Nachdruck verboten. Wenn dann der Abend herniederſank, und * die Bewohner von Buchecke ſich in Tante Marthas gemütlichem Zimmer verſammelten, gab es freundliche, trauliche Stunden. Kurt Dar auch hier meiſtens nur ſtummer Zuhörer. 5 Iſa vermied es, den Jugendfreund nach dem Fund ſeines veränderten Weſens zu fragen, N ſie fürchtete ſich vor der Antwort, und wich einem Alleinſein mit Kurt ſtets geſchickt aus.— 3 Nun war er abgereiſt, und auf Buchecke floaſſen die trüben Herbſttage in ruhigem Gleich⸗ N Iſa war beſchäftigt, die Verlo⸗ an die nicht eben zahlreichen Be⸗ annten zu verſchicken. Dem Vater hatte ſie einen ausführlichen Brief geſchrieben, worin ſie Am ihre Verlobung mitteilte und dem Gedanken dtlusdruck gab, daß ſie bis zu ihrer Verheira⸗ bung, die vorausſichtlich im Frühjahr ſtattfin⸗ nen, würde, nach der Reſidenz zurückkehren b ſhollte, um die Ausſteuer zu beſorgen. Sie zeß dabei einfließen, daß ihr Verlobter das Haus ganz neu möbliren möchte, ſelbſtverſtänd⸗ 5 aber ſei das Sache der Braut. Es koſte tig, wie viel ſie beſaß. Sie hatte, Graf Tennewitz ſchien von dieſen Nach⸗ richten ſehr wenig erbaut zu ſein. Er ſchrieb umgehend angehend an ſeine Tochter: —„Das trifft ſich Alles ſehr ſchlecht jetzt,“ hieß es da unter Anderem.„Du mußt Dich vorläufig gedulden, denn ich bin ge⸗ zwungen in der nächſten Woche die geplante Reiſe anzutreten, die mich unbeſtimmte Zeit fernhält. Es ſind bereits alle Vorbereitungen getroffen, ich kann es nicht mehr ändern. Wenn ich zurückkomme, wollen wir Alles mit⸗ einander beſprechen, bis dahin bleibe, wo Du Mißmutig warf Iſa das Blatt auf den Tiſch. „Immer dieſer Dornbuſch,“ ſagte ſie zu ſich ſelbſt. Der Vater ſchien ſich von ſeinem Lieblingsplan gar nicht trennen zu können. Daß er wegen der Ausſteuer auch nur ein Wort verlor, befremdete ſie faſt, denn in ſeinen Vechältniſſen, bei ſeinem Reichtum konnte das doch gar keine Rolle ſpielen. Der Vater hatte ihr auch eine Summe Geldes geſchickt„für etwaige, beſondere Ausgaben,“ wie er ſchrieb. Iſa warf das Geld ungezählt in den Kaſten ſo lange ſie in Buchecke weilte, noch zwar ſehr viel Geld, doch hoffe ſie, der r werde nicht knauſern.„55 braucht, man ſorgte für keinen Pfennig ge⸗ Tagen nicht wieder gegangen, ohne Aufhören. verſuchte, durch die ſo war das immer nachher fiel der Regen nur um ſo ſtärker. in dieſen Tagen, und abſcheuliche Regenwetter. fehlte ja nichts weiter. Aufmerkſamkeit ſelbſt gegen ſie. hätſchelte und verwöhnte ſie, darin mit Tante Martha, eigentlich recht blaß ausſehend fand. Daß ein Gefühl, etwas wie Sehnſucht nach vergangenen Tagen in ihr lebte, mochte ſie ſich ſelbſt nicht eingeſtehen. oft, wenn ſie zu dem anderen. Es war ihr völlig gleichgil⸗ träumte, dann ſah ſie ſich zurückverſetzt in goldene Zeit, wo ſie mit Suſanne und durch Wald und Feld gewandelt war. ehe ſie ſelbſt das Vorhandenſein derſelben em⸗ pfand, und die Geſchwiſter werden es als eine Beleidigung angeſehen haben, hätte Iſa irgend welche Ausgaben fuͤr ſich machen wollen, wäh⸗ rend ſie bei ihnen zu Gaſte war. In den Wald war Iſa in den letzten denn es regnete Wenn ja die Sonne einmal grauen Wolken zu dringen, nur für kurze Zeit, und i 1 a a 15 8 8 i dentlich hinaus. Sie biſt. Hätteſt Du Dornbuſch geheiratet,“ hieß Iſa ſehnte ſich 75 f es weiter, ⸗ſo wäreſt Du längst verſorgt. Von 1 igen 3 Rade. usſteuer war bei ihm gar nicht die Waldesluft. Sie fühlte ſich ſehr mißgeſtimt ſchob die Schuld auf das Iſa Ihr Verlobter war die Suſanne ver⸗ Rund wetteiferte die das„Kindchen“ Was hätte es auch ſonſt ſein ſollen? Aber offenbar war es da, denn ſtille ſaß und mit wachen Augen jene Kurt alle ihre Bedürfniſſe, 8 Ig überließ ſich gern ſolchen innerungen, London, 15. Juni. Nicht allein die eng⸗ liſche Preſſe, auch das Kriegsamt hat ſich ge⸗ legentlich des ſüdafrikaniſchen Krieges in Be⸗ treff der Stärke der noch im Felde ſtehenden Buren arg verrechnet. Vor nur wenigen Mo⸗ naten ſprach man noch von wenigen tauſend Mann, und nach jenen Schätzungen dürften im Laufe der Zeit bis zum Friedens⸗ ſchluſſe kaum viertauſend kampffähige Buren übrig geblieben ſein. Dieſe Zahl hat ſich nun aber jetzt als irrig erwieſen, denn die Aufſtel⸗ lung der kapitulirten Burghers beſagen, daß bis zur Stunde 16500 Burghers die Waffen geſtreckt haben. Rätſelhaft, wie ſo vieles im Feldzuge, iſt natürlich jenen engliſchen Kreiſen die Frage, wie nach allen den Verluſten und Abgängen die Buren noch immer über ſo gewal⸗ tige Heerhaufen verfügen konnten, und in der That könnte dies zum Nachdenken anregen, wenn die aus Südafrika herüberlangenden Nach⸗ richten nicht gleichzeitig die Art und das Alter der eingebrachten Buren definieren würden. Es ſind ſchwerlich reguläre Truppen, dieſe elfjäh⸗ rigen Knaben und 70jährigen Greiſe, aber ſie führten die Waffen für die Sache ihres Landes und es gereicht ihnen zur beſonderen Ehre, die Strapazen des Feldzuges mehrere Monate hin⸗ durch ertragen zu haben. Noch im November vorigen Jahres ſprach der britiſche Kriegsmi⸗ niſter von im Felde befindlichen 10 000 Buren; er hat ſich auch diesmal verrechnet gehabt, denn die Zahl der Kapitulanten, die heute bereits jene Schätzung zu Nichte gemacht, iſt längſt überſchritten und wir ſollten nicht überraſcht ſein, wenn ſie im Laufe der nächſten Tage ſich verdoppeln würde. Aus dieſem Umſtande er⸗ hellt ſich aber auch zur gleichen Zeit, in wel⸗ chem Maße ſich die holländiſche Bevölkerrng der Kapkolonie der Bewegung angeſchloſſen hatte, und die Frage taucht mit erneuter Hef⸗ tigkeit auf, wie ſich die engliſche Regierung zu der Begnadigung der ſogenannten„Rebellen“ ſtellen wird. 5 Aus Nah und Fern. * Seckenheim, 17. Juni. Der heutige Schweinemarkt war mit 45 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von 25—35 Mark pro Paar verkauft. Mannheim, 17. Juni. Im Jahre 1859 hatte die Firma Lanz mit der Einfuhr engliſcher und amerikaniſcher landwirtſchaftlicher Maſchinen begonnen, ſchon nach einigen Jahren ſtellte ſich das Bedürfnis für Errichtung einer Reparatur⸗Werkſtätte ein, welche in beſcheidenem Maße in einem Garten der Schwetzinger Straße angelegt wurde. Die Anfertigung kleiner land⸗ wirtſchaftlicher Maſchinen kam bald hinzu und von Jahr zu Jahr entſtanden neue Gebäude und heute wird die neue Dampfdreſchmaſchinen⸗ fabrik der Firma Lanz an Größe, Leiſtungs⸗ fähigkeit, Einrichtung von keiner Fabrik in Europa mehr übertroffen. Die Entwicklung der Fabrik zeigt ſich überſichtlich durch die Zahl der beſchäftigten Arbeiter. Sie betrug 1860 2, einem J Elzthale zu melden. 1870 83, 1875 213, 1880 398, 1885 659, 1890 1234, 1897 1745, 1898 2426, 1899 3197, 1902 2200, außerdem 270 Beamte und Ingenieure. Die induſtrielle Kriſis ſeit 1900, wie auch ungünſtige Ernten haben mitgewirkt, die Arbeiterzahl in 1900 und 1901 bis unter diejenige von 1898 ſinken zu laſſen. Die Pro⸗ duktion der Fabriken beträgt ſeit ihrem Beſtande bis Ende 1901 insgeſamt 404896 Maſchinen für die Landwirtſchaft, außerdem 11668 Loko⸗ mobilen für Landwirtſchaft und Induſtrie; im Mai 1902 wurde die 12000 Lokomobile fertig⸗ geſtellt. Heidelberg, 15. Juni. Die Koſten der Verlegung des hieſigen Bahnhofs werden auf ca. 20 Millionen Mark geſchätzt, an denen der Wert des freiwerdenden Geländes des alten Bahnhofs und der Erlös aus den Abbruchs⸗ materialien noch abgehen, während die Koſten des Neubaues der Betriebswerkſtätte mit etwa 2 Mill. beſonders zu behandeln ſind. Der neue Perſonenbahnhof kommt in die Nähe des jetzi⸗ gen Güterbahnhofs, alten Bahnhof entfernt zu liegen und iſt als tiefliegender, d. h. ins Terrain eingeſchnittener Durchgangsbahnhof gedacht, der vom Bergſteig⸗ rücken aus mittelſt Treppenaufgängen zugäng⸗ lich iſt. Karlsruhe, 17. Juni. Am 11. d. wurde auf einem Speicher in der Mathyſtraße die Leiche eines neu geborenen Kindes in Putzlappen eingewickelt aufgefunden, welche ſchon ſeit 11 Tagen dort gelegen hatte und ſtark in Verweſung übergegangen war. Die unnatürliche Mutter iſt geſtern früh von der hieſigen Kriminalpolizei in einem 21 Jahre alten Dienſtmädchen von Appenweier dortſelbſt ermittelt und verhaftet und hier eingeliefert worden. Philippsburg, 15. Juni. Freitag Nachmittag kam atemlos ein Bäckermeiſter aus Hambrücken nach der Bahnhofreſtauration des Herrn Reſtaurateur Kimmling in Graben⸗ Neudorf geeilt, um der Spur eines Gauners zu folgen, der kurz vorher bei Kimmling einge⸗ kehrt und gerade im Begriffe war, ein Billet nach Karlsruhe zu löſen. Der Gauner, ein Italiener, wurde vom Bäckermeiſter noch er⸗ reicht und feſtgehalten, riß ſich aber los, wurde jedoch von Herrn Kimmling eingefangen, der die ſpätere Verhaftung des Spitzbuben bewirkte. Letzterem wurden die 300 Mark wieder abge⸗ nommen, die er dem Bäckermeiſter geſtohlen hatte. Es iſt dies das dritte Mal, daß durch den kouragirten Wirt die Feſtnahme gemein⸗ gefährlicher Subjekte bewirkt wurde. Zell i. Wieſenthal, 16. Juni. In dem Dorfe Oberblauen brannte heute Morgen ein Wohnhaus ab, das von 3 Familien bewohnt wohnt war. Dabei verbrannte die Familie des Straßenwarts Waetzel, beſtehend aus 7 Köpfen. Die Urſache des Feuers iſt noch unbekannt. Elzach, 15. Juni. Zwei ſchwere Brand⸗ unfälle ſind von vorgeſtern aus dem oberen In Katzenmoos brannte etwa 1050 Meter vom Nachmittags der große Hof des Andreas Schätzle vollſtändig nieder. Zwei Pferde, das ſämmtliche Rindvieh, ſoweit es nicht auf der Weide war, die Schweine und alles Geflügel ſind mitverbrannt. Die Entſtehungsurſache iſt unbekannt. Vormittags wurde in Unterprech⸗ thal der Doppelhof der Landwirte Nikolaus Uhl und Franz Juvſef Schätzle ein Raub der Flammen. Uhl hat das Gebäudefünftel ver⸗ ſichert. Die Fahrniſſe konnten zum größten Teil gerettet werden. Straßburg, 15. Juni. Bei dem heu⸗ tigen Rennen des Reitervereins ſtürzte Leut⸗ nant Baur vom Feldartillerie-Regiment Nr. 34 und erlitt einen Schädelbruch; er wurde be⸗ wußtlos vom Platze getragen und ins Garni⸗ ſonslazaret gebracht. Leutnant Gonnermann vom Chevauxleger⸗Regiment Nr. 5 ſtürzte eben⸗ falls und erlitt einen Bruch des linken Schlüſſel⸗ beins. Berlin, 17. Juni. Der alte Haß der Irländer gegen England iſt anläßlich des Friedensſchluſſes zwiſchen Boeren und Englän⸗ dern wieder deutlich zu Tage getreten. In Armagh wurde für einen Irländer, der bei Modderſpruit auf Seiten der Boeren fiel, ein Denkmal geſetzt. Michael Davitt, der bekannte Agitator, hielt der gewaltigen Menſchenmenge, die ſich aus den benachbarten Grafſchaften ein⸗ gefunden hatte, eine Rede. Er ſagte:„Wäh⸗ rend die Boerenbevölkerung nur 240,000 Köpfe gezählt habe, zähle die Bevölkerung Irlands in Irland ſelbſt nahezu 4 Millionen und weitere 20 Millionen von Irländern ſeien über die Welt zerſtreut. Trotzdem wage es eine gemeine engliſche Regierung, das iriſche Volk niederzu⸗ treten. Es ſei Pflicht des iriſchen Volkes, die Boeren nachzuahmen, in Mäßigkeit der Lebens⸗ gewohnheiten, in Anhänglichkeit an die Raſſe und an die Sprache und in Liebe für die Frei⸗ heit, für die alle Nationen, bis zur völligen Erſchöpfung aller geiſtigen und körperlichen Kräfte zu kämpfen verpflichtet ſeien. Freilich hätten die Irländer nicht die Ausbildung der Boeren genoſſen und unglücklicherweiſe ſei Ir⸗ land näher an England, als das 6000 Meilen entfernte Südafrika.“ Zu Anfang der Feier⸗ lichkeit war ein von der Regierung entſandter* Berichterſtatter erſchienen, der in der Nähe des Wagens von dem aus die Reden gehalten wurden, unter dem Schutz der Polizei Notizen zu machen verſuchte. Trotz Mr. Davitts Appell an die Menge, dieſen Berichterſtatter nicht zu 4 beläſtigen, wurde dieſer mit der Polizei vom Platze vertrieben. Grafſchaftsinſpektor an der Spitze einer bewaff⸗ neten Polizeitruppe. wildeſten Erregung. aufgepflanztem Bajonett zuerſt die Menſchen⸗ menge zurück, wurde dann aber unter den Rufen„Hängt ihn!“ bindung mit dem Auftreten der ſriſchen Abge⸗ ſie zählten zu den ſchönſten ihres bisherigen Lebens.——— Es war um die gewöhnliche Beſuchszeit, wo ihr Verlobter meiſtens auf eine Stunde vorzuſprechen pflegte. Die junge Dame ſpähte den Weg hinab, ob die hohe Geſtalt noch nicht ſichtbar war. Dieſe Stunde galt ihr immer als angenehme Abwechslung in dem Einerlei dieſer trüben Regentage. Schon dachte ſie, Uttrecht werde heute überhaupt nicht mehr kommen, als ſie zwei Herren in eifrigem Ge⸗ ſpräch auf das Haus zuſchreiten ſah. Wer wohl der Andere war? Bekannt kam er ihr vor, ſie mußte dieſe lange, hagere Geſtalt ſchon irgendwo geſehen haben. Plötzlich erſchrak ſie und hätte beinahe einen Schrei ausgeſtoßen. Der Fremde wandte ſein Geſicht herum, ſo daß Iſa die gelblichen Züge genau unterſchei⸗ den konnte. Es war Graf Dornbuſch.— Was mochte derſelbe nur hier wollen? Etwas Gutes führte er ſicher nicht im Schilde, das ſah man dieſen ſpöttiſch lächelnden Lippen, dieſen ſtechenden Augen an. Wie kam er nur dazu, mit ihrem Verlobten ſo vertraut zu ſein? Kannten ſich die Beiden näher? Sie hatten ſich wohl während der Jagdtage miteinander unterhalten, aber ob ſie ſich vorher ſchon ge⸗ kannt, wußte Iſa nicht. Eine heiße Angſt kam plötzlich über ſie. Wenn Graf Dornbuſch ihrem Verlobten von dem Vater erzählte? Wenn Uttrecht der Sache mehr Wert beimaß, als ſie wirklich verdiente, wenn der Graf, was icht möglich war, nicht bei der Wahrheit dichtete? Sie machte ſich heftige Vorwürfe, daß ſie Uttrecht nicht gleich in alles eingeweiht hatte. Aber zu einer vertraulichen Ausſprache fehlte ihr bisher die Gelegenheit, Iſa wollte damit warten, bis ſie den Verlobten allein ſprechen konnte, und das war ſeit dem Tage da ſie ſich im Walde getroffen, nicht mehr ge⸗ ſchehen. Vor den Andern aber mochte ſie nicht davon reden. Jetzt bereute ſie ihre Nach⸗ läſſigkeit. „Vielleicht,“ dachte ſie,„haben ſich die Herren zufällig getroffen, und der Verhaßte reiſt in der nächſten Stunde ſchon wieder ab, ohne Herrn v. Uttrecht eine Enthüllung ge⸗ macht zu haben.“ Die Herren traten ins Haus. Iſa ging ihnen entgegen, und wurde von Graf Dorn⸗ buſch mit einem Schwall höflicher Redensarten überſchüttet. „Ah, meine Gnädigſte, entſchuldigen Sie, wenn ich Ihnen eine ſüße Stunde des Beiſam⸗ menſeins mit Ihrem Verlobten ſtöre, aber ich konnte es mir unmöglich verſagen, Ihnen per⸗ ſönlich meine herzlichſten Glückwünſche auszu⸗ ſprechen. Herr v. Uttrecht hat ein unfaßbares, fabelhaftes Glück, eine ſolch reizende Braut ſein eigen nennen zu dürfen!“ „O, ich weiß dieſes Glück auch zu ſchätzen,“ lachte Hans v. Uttrecht auf, und trat neben Iſa, denn er mochte finden, daß Graf Dorn⸗ buſch die Hand ſeiner Braut ungebührlich lange in der ſeinigen hielt, und die Art und Weiſe, wie der Graf die zarten Finger der jungen Dame an ſeine Lippe e den Beifall Herrn v. Uttrechts zu finden; dieſer 7 Dornbuſch fühlte ſich unangenehm berührt. mochte das wohl auch fühlen, denn er trat einen Schritt zuück, und wandte ſich liebens? würdig an Suſanne, die eben hinzugekommen war und die Herren bat, ihr in den Salon zu 5 folgen. paßte nicht zu ſeinen Plänen. „Du wirſt mich auf einige Tage entbeh⸗ ren müſſen, Iſa,“ warf Uttrecht im Laufe der 9 5 Unterhaltung leicht hin. „So, und weshalb?“ forſchte das junge Mädchen und richtete die großen Augen fragend auf den Verlobten. 5 „Graf Dornbuſch hat mich nämlich bee? ſtimmt, einige Tage mit ihm in der Reſidenz. zu verleben.“ „Ah,“ machte Iſa, und warf dem Grafen i einen raſchen Blick zu. Sie war es vielleich allein, die das ſpöttiſche Lächeln gewahrte, das um die ſchmalen, farbloſen Lippen ihre Gegenüber ſpielte. Im nächſten Moment trug das Geſicht ſchon wieder den gewohnten, blaſtt⸗ ten Ausdruck zur Schau, aber der Augenbli hatte hingereicht, um Iſa zu belehren, welch g'“ fährlichen Feind ſie in dem Grafen beſaß. (Fortſetzung folgt.) c— Bald darauf erſchien der 3 Es folgte eine Szene den Die Polizei drängte mit von der wütenden Menge angegriffen und mußte ſich zurückziehen. Das Ende der Feſtlichkeit bildete ein Bombar⸗ dement mit Steinen.— Dieſe Szenen, in Ver⸗ Graf Dornbuſch nahm ſich ſehr zuſammen, 8 5 Es lag durchaus nicht in ſeiner Abſicht, bei!“ Uttrecht eine Mißſtimmung hervorzurufen, das ordneten im Unterhaus zeigen, daß es Eng⸗ land nicht gelungen iſt, die Irländer für ſich zu gewinnen und zu loyalen Unterthanen zu machen, ein Verhältnis, das in Zeiten der Kriſe recht gefährlich werden kann. a Berlin, 14. Juni. Wegen Pflichtver⸗ letzung als Truppen⸗Befehlshaber ſtanden geſtern die Oberjäger Spielhagen und Grimme vom Garde-Schuͤtzen⸗Bataillon vor dem Oberkriegs⸗ gericht des Garde⸗Korps. Sie waren dem Be⸗ fehl des dienſthabenden Leutnants, zu einer Schießübung die Poſten aufzuſtellen, nicht nach⸗ gekommen. Das Oberkriegsgericht verurteilte Spielhagen zu 6 Monaten Gefängnis, Degra⸗ dation und ſofortiger Verhaftung. Grimme erhielt 3 Wochen Mittel⸗Arreſt. Berlin, 14. Juni. Gegen den Grafen Pückler⸗Klein⸗Tſchirne iſt nach dem„Nieder⸗ ſchleſiſchen Anz.“ wegen ſeiner jüngſten Hetz⸗ rede, die er auch in Glogau als Flugblatt hat verteilen laſſen, von Mitgliedern der jüdiſchen Gemeinde in Glogau Strafantrag wegen Be⸗ leidigung und Verläumdung geſtellt worden. Graf Pückler hat bekanntlich behauptet, daß Glogauer Juden einen Gaſtwirt in der Schweiz angeſtiftet hätten, ihm Gift zu reichen. Köln, 14. Juni. Der Morgens um 8 Uhr 7 Min. nach Trier abgehende Schnellzug überfuhr am Weſtbahnhof zwei beim dortigen Stellwerk beſchäftigte Arbeiter, die ſofort tot waren. * Breslau, 15. Juni. Die Gattin des Blahnhofwächters Gayda hat aus Verzweiflung üöber die erfolgte Verhaftung ihres Gatten ihre beiden jüngſten Kinder im Alter von 2 und 4 Jahren und ſich ſelbſt mit Kalilauge vergiftet. . New⸗York, 16. Juni. Der neue Schiffsbautruſt hat die geſammten Anlagen der Bethlehemkompagnie zu 15 Millionen Dollars angekauft und ſich dadurch völlig unabhängig von Stahltruſts gemacht. Die Geſellſchaft un⸗ terhandelt, um eine noch ſichere Stellung zu gewinnen, auch wegen des Ankaufs ausge⸗ dehnter Eiſenbergwerke. Sie gedenkt auch dem Schiffbau in Europa Konkurrenz zu machen. Havanna, 16. Juni. Die wirtſchaftliche Lage auf Kuba wird von Woche zu Woche un⸗ günſtiger: es ſind tauſende unbeſchäftigte Pflan⸗ zer vorhanden, die weder über Kapital noch Kredit verfügen. Einheimiſche Blätter ſprechen die Befürchtung aus, daß es zu einer Hungers⸗ not oder Ruheſtörung kommen könne. 5 Rom, 15. Juni. Bei dem internationa⸗ len Radfahren um die Weltmeiſterſchaft wurde der Däne Ellegard erſter, der Holländer Meyers zweiter; bei dem Amateurwettfahren wurde der Franzoſe Piard erſter, der Franzoſe de la Borde zweiter, der Däne Ollanord dritter und der Franzoſe Paton vierter. Bei dem Schlußfahren zwiſchen den beiden Siegern Ellegard und Piard ging Ellegard als erſter durch das Ziel. Rom, 15. Juni. In Syrakus wurde geſtern Nacht ein ſehr ſtarkes, von unterirdi⸗ ſchem Getöſe begleitetes Erdbeben verſpürt. Später erfolgte eine zweite Erſchütterung Der evölkerung bemächtigte ſich großer Schrecken. Vehrere Familien ließen ihre Häufer im Stich. Schaden wurde nicht angerichtet. Seit mehre⸗ en Tagen iſt die Luft trübe und die Hitze er⸗ ſtickend. Auch aus anderen Teilen des Landes werden Erderſchütterungen gemeldet. Oran(Algier), 15. Juni. Einem Tele⸗ gramm aus Duveyrier zufolge iſt in der Nacht zum Freitag bei Hacialbergi an derſelben Stelle wo vor einem Monat 5 Perſonen ermordet wurden, eine aus 8 Eingeborenen beſtehende Karawane niedergemetzelt worden. Im Bezirk don Figig halten ſich zahlreiche Räuber⸗ anden auf. St. Etienne, 15. Juni. 1300 Arbei⸗ ter der ſtaatlichen Waffenfabrik haben die Mit⸗ teilung erhalten, daß ſie zum 1. Juli entlaſſen 5 derden würden, da keine Abeit mehr vorhan— den ſei i 3 ſei. Vermiſchtes. — Der wegen Diebſtahls feſtgenommene Korbmacher Herbſt in Wollbach(Neuſtadt 90 S.) ſollte vom Polizeidiener Werner nach Neustadt transportiert werden. Dieſer, dem s bei dem verwegenen Gauner nuheimlich zu ut wurde, führte ihn vor das Dorf und gte:„Dort iſcht Neuſcht(Neuſtadt), da meldſt Bich bei der Gendarmerie.“ Der Dieb chien den richtigen Weg nicht gefunden zu en und der tapfere Polizeimann erhielt von Strafkammer Schweinfurt ein Monat Ge⸗ den Ofen. hatte durch einen Feuerfunken aus einer Loko⸗ motive an einem Auge die Sehkraft zur Hälfte verloren. Da ſeine Anſprüche abgewieſen wur⸗ den, hat er gegen den preußiſchen Bahnfiskus Schadenerſatzklage von 35000 Mk. angeſtrengt. — In Cham(Bayern) machte ein junger Menſch mit einer ſog. Repetirpiſtole Schießverſuche und traf unglücklicherweiſe durch ein Fenſter des dortigen Schleifwerkes den Poliermeiſter Kunz, der an ſeinem Werktiſche ſaß. Die Kugel drang in die linke Hüfte ein und blieb im Unterleibe ſtecken. Der tötlich Verletzte ſtarb wenige Stunden darauf. — Da unter den Briefträgern häufig Magenleiden vorgekommen, die auf den Druck durch die oft ſchweren Poſttaſchen zurückgeführt werden, ſo hat die Oberpoſtdirektion Berlin die verſuchsweiſe Einführung von Umhänge⸗ taſchen angeordnet, die an Riemen über der Schulter getragen werden. — Einen Selbſtmord verſuchte der zehn⸗ jährige Sohn eines Schuhmachers in Berlin, indem er ſich aus der im 4. Stock gelegenen Wohnung ſeiner Eltern auf den Hof hinab⸗ ſtürzte. Er erlitt ſchwere innere Verletzungen. Der Knabe fürchtete ſich vor einer Züchtigung. — In Wiesbaden wurde ein auf der Hochzeitsreiſe befindliches Pärchen, das dorthin einen Abſtecher gemacht hatte, um den Kaiſer zu ſehen, irrtümlich für Anarchiſten gehalten und 6 Stunden in Arreſt geſteckt. — Auf der Zeche„Karolinenglück“ bei durch Geſteinsmaſſen verſchüttet. wurden geborgen. — Ein Weinhändler in Danzig erläßt in der Zeitung folgende angenehme Aufforderung: „Die Herren, welche ſeit längerer Zeit Sekt, Wein u. ſ. w. von mir bezogen haben, ohne zu zahlen, werden erſucht, ſich binnen drei Ta⸗ gen zu melden, da ich nach dieſer Zeit eine Liſte von dieſen Ehrenmänn ern in meinem Lo⸗ kale auslege, die jedermann einſehen kann. Gleichzeitig werden einige Forderungen ſehr billig verkauft.“ i — In Fuhlsbüttel(Hamburg) bekamen etwa 50 Zigeuner Streit, ſchoſſen mit Revol⸗ vern, ſtachen mit Meſſern und hetzten ſogar Bären gegeneinander. Der Kampf nahm ſolche Dimenſionen an, daß aus Hamburg berittene Schutzleute geholt werden mußten. Als die Polizei eintraf, flohen die braunen Excedenten und ließen mehrere Schwerverletzte zurück. — Unter dem Verdachte, im Jahre 1892 eine Frau ermordet zu haben, wurde in der Nähe von Salzburg der Taglöhner Humer ver— haftet. — Ein an den Fürſten von S. gerichtete Bittſchrift trug folgende Adreſſe:„J Hochwohl⸗ geboren Herrn Königl. Majeſtät und ſeiner Gemahlin Ehefrau. Zum allerchhöchſten Selbſt⸗ erbrechen.“ — Aus Frankfurt a. M. wird berichtet: „Während eines Telephongeſprächs mit Karls⸗ ruhe verſpürte ein hieſiger Geſchäftsmann plötz⸗ lich ein Schlag und ſank zu Boden. Nach einiger Zeit erholte er ſich wieder, es blieb jedoch eine leichte Lähmung zurück, die ihn an der Ausübung ſeines Berufs hindert. Der Mann hält dies für die Folge einer elektriſchen Entladung, die ihn während des Telephonge⸗ ſprächs getroffen hat. Er hat jetzt die Reichs⸗ poſt bei dem hieſigen Landgericht auf eine lebenslängliche Rente von 1800 Mark jährlich verklagt.“ i — Das Pflücken von Wald⸗ und Feld⸗ blumen iſt kein Felddiebſtahl. Alſo lautet nach Berliner Blättern eine Gerichtsentſcheidung. Der Fall betraf zwei Damen, die in einer königlichen Waldung ſpazieren gingen und bei dieſer Ge— legenheit Wald⸗ und Feldblumen pflückten. Von dem Förſter hierbei betroffen, wurden die beiden Damen wegen Felddiebſtahls angeklagt. Das zuſtändige Gericht ſprach ſie jedoch frei, indem es begründend ausführte, daß das Pflücken von Blumen einem alten Herkommen entſpreche und der dadurch entſtandene Schaden zu geringfügig ſei, um eine Beſtrafung zu rechtfertigen. Wer⸗ den indeſſen Blumen zum Zwecke des Verkaufens gepflückt, ſo liegt ſtrafbaxer Forſtdiebſtahl vor. E Der praktiſche Arzt Dr. Friedrich Schu⸗ berg in Karlsruhe hat ſich mit Morphium ver⸗ giftet. Er lebte infolge verunglückter Speku⸗ latiouen in ſchlechten finanziellen und ehelichen Verhältniſſen. 5 — Metzger C. Sch. in Stuttgart warf in der Bierlaune das Notizbuch 1 Kollegen in Die Leichen Bochum(Weſtfalen) wurden zwei Bergleute Wegen Sachbeſchädigung erhielt der Metzger vom Schöffengericht eine Geldſtrafe von 3 Mk — In Flaimingen(Bayern) ſchlug der mit Weib, Kind, Harmonika und Hunde⸗ karren umherziehende Boͤhme Habel aus Petzau in betrunkenem Zuſtand mit einem armsdicken Prügel ſo lange auf ſeinen 10jährigen Jungen los, bis derſelbe wie tot im Straßengraben liegen blieb. Der Junge wird kaum mit dem Leben davonkommen. Folgendes ſtiliſtiſ ch⸗orthographiſche Pröb⸗ chen einer Feiertagsſchülerin aus Altenſtadt (Bayern) verdient veröffentlicht zu werden: gerte hehr Tochter! häude iſcht ein uncklügsval Geſchen, mein bruter had graß gehollt mit dem ogsen. er iſcht unter dem Wacken gekohmen, daran ſint die ockſen verſchultert geweſt, weil ſi gſcheit ſint, mein bruter hat iper den koppe ein lohch, und das Rächte knü gewetſcht. der hehr lehr had dem Rad gegeben, Er ſol dem kopp abwäſche mit Anikah. Ich bite ſi, komen ſi od wen du keine Zeid haſcht, ſo ſchreipd mihr wel⸗ gen umßtand unt Schicken mihr fon euher hant⸗ abotäche edwas.(Ther kebülteten Schwäwin ſohlde eiſchentlich där nirn bercher driſchter auß dher hantabotäche uffgeſezd währten.) — Bei einer jüngſt ſtattgefundenen Zwangs⸗ verſteigerung in der Nähe von Pfaffenhofen am Inn(Bayern) wurde ein auf 16,000 Mk. gerichtlich geſchätztes Anweſen mit mehreren Tagework Grundſtücken um den Betrag der 1. Hypothek Mk. 5000 verſteigert. i — Durch einen herumſpührenden Hund wurde bei Rott(Landsberg) der noch blutende Kopf eines Kindes apportirt. Die Sache iſt noch nicht aufgeklärt. — Aus„unglücklicher Liebe“ hat ſich der 16jährige Sohn eines Berliner Schlächtermei⸗ ſters, der in Spandau das Schloſſerhandwerk erkernen ſollte, das Leben genommen. Humoriſtiſches. Gewiſſensfrage. Advokat:„Ich kann den Fall aber nur übernehmen, wenn Sie mir die volle Wahrheit ſagen!“— Klient:„Was ſoll ich denn zuerſt ſagen?“— Advokat:„Zuerſt ſagen Sie mir mal genau, wieviel Geld Sie haben!“ — Unſere Kinder. Im Religionsunterricht wird gefragt:„Nun, worin offenbart ſich die Liebe Gottes in der Natur?“— Elschen leif⸗ rig):„Er gibt Mutter Erde zu jeder Saiſon ein neues Kleid.“ ) Seckenheim, 16. Juni. Geſtern hielt der Turnerbund Neckarhausen ſeine Fah⸗ nenweihe ab verbunden mit Preisturnen und Zöglingsturnen. Der hieſige Turnerbund Jahn war ebenfalls daran beteiligt und hatte ſehr ſchöne Erfolge zu verzeichnen. Turner Ph. Schnabel erhielt den 12. Preis, Viktor Tranſier den 16. und Heinrich Schnabel, den 18. Preis; im Zöglingsturnen erhielten den 16. Preis der Turner Jakob Wolf, Ge⸗ org Schmitt den 18. Preis, was von ſehr gu- ter Schulung zeigt. Ein kräftiges„Gut Heil“ zu dieſem Erfolg, die der tüchtigen Vereins⸗ leitung ſowie dem Turnwart Schmitt alle Ehre macht. (?) Seckenheim, 17. Juni. Bei dem am verfloſſenen Sonntag in Mingolsheim ſtatt⸗ gefundenen Geſangsweittſtreit errang ſich der hieſige Geſangverein„Sängerbund“ den 2. A Preis beſtehend aus einer ſilbernen Medaille. Wenn man bedenkt, daß der Kampf mit 25 Vereinen aufzunehmen war, ſo iſt das ein ſehr ſchönes Reſultat. Wir gratuliren den wackeren Sängern und ihrem Dirigenten und wünſchen noch viele Erfolge. () Seckenheim, 16. Juni. Großen Zuwachs hatte der hieſige Ziegenzuchtverein in letzter Zeit, indem ſich wieder zehn neue Mit⸗ glieder einſchreiben ließen; auch die Weide iſt ſehr ſtark befahren. Hoffentlich machen noch viele hieſige Einwohner von dieſer praktiſchen Einrichtung Gebrauch, da der Erfolg, was das Milcherträgnis anbelangt, ein großartiger iſt. ſehr wenig ge⸗ J abrrä der braucht, billigſt. Neue Halbrenner nur 150 Mark mit zweijähriger Garantie. Martin Klamm, Mechaniker, Neckarau, Seckenheimerweg Nr. 11 Eine guterhaltene 8 Notizbuch ent a Nühmaſchine kanntmachung. Die Verſicherung der Rindviehbeſtände(Maiſchau) betr. der Rindviehbeſitzer gebracht, daß Mai ds. Js. ermittelten Werte Es wird hiermit zur Kenntnis die von den Ortsſchätzern im Monat der Rindviehbeſtände in das Verſicherungsverzeichnis eingetragen worden E. Merklein Seckenheim. Bei eintretendem Bedarf in meinen Artikeln halte mein Waaren-Lager beſtens empfohlen. ſind, und liegt dieſes Verzeichnis während 8 Tage von heute an auf dem Rathaus(Zimmer Nr. 5) zur Einſicht der Beteiligten offen. Beſchwerde gegen die Abſchätzung der Tiere ſind während dieſer Friſt und während dreier Tage nachher von den Viehbeſitzern bei dem Anſtaltsvorſtand mündlich oder ſchriftlich geltend zu machen. Zugleich machen wir die Viehbeſitzer nach§ 12 der Vollz.⸗Verord. 5 26. Juni 1890 a zum Viehverſ.⸗Geſ. vom 12. Juli 1898 darauf aufmerkſam, daß jede f 1 Aenderung in ihrem Tierbeſtand dem Anſtaltvorſtand innerhalb 3 Tage anzuzeigen iſt, wohin zählen: a. erſtmalige dauernde b. Erwerb von in der Einſtellung von Tieren in der Gemeinde, Gemeinde bereits verſicherten Tieren, c. dauernde Einſtellung von verſicherten Tieren außerhalb der Gemeinde, d. Veräußerungen von verſicherten Tieren. Krankheitsfälle ſind ſofort anzuzeigen. 14. Juni 1902. e Ortsviehverſiche Jolz. Seckenheim, f Der rung: i Der Schriftführer: Schmitt. Neckarau! Neckarau! 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