Anxeigeblatt für Seckenbeim und Noesbeim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag non J. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 102. 5 Mittwoch, den 24. Dezember 1902. 2. Jahrgang Deutſches Reich. Berlin, 22. Dez. In parlamentariſchen Kreiſen wird an der Hoffnung feſtgehalten, daß der Reichstag Mitte Januar in den Beſitz des ganzen Reichshaushalts⸗Etats gelangt ſein wird. Die erſte Leſung des Etats ſoll alsdann ſofort ſtattfinden. Kiel, 20. Dez. erfolgte heute der Stapellauf des Linienſchiffes H, bis jetzt das größte der deutſchen Flotte. Prinz Albrecht von Preußen gab dem Schiff bei der Taufe den Namen„Braunſchweig“. Ausland. Brüſſel. Unmittelbar nach dem Eintref⸗ fen Chamberlains in den ehemaligen Buren⸗ ſtaaten wird eine allgemeine Amneſtie ſowohl für die Buren wie für die Afrikander verkün⸗ det werden. Die Amneſtie wird auch die ver⸗ bannten Burenführer mit Einſchluß Krüger's einbegreifen. Botha erhielt von Chamberlain das formelle Verſprechen. i Petersburg, 22. Dez. Der Kaiſer be⸗ fahl, als Erinnerung an die Fünfundzwanzig⸗ jahrfeier des ruſſiſch⸗türkiſchen Krieges jedem im aktiven Dienſt ſtehenden Soldaten des Heeres und der Flotte, der am Krieg teilgenommen hat, 100 Rubel auszuzahlen. Aus Nah und Fern. f Seckenheim, 23. Dez. Der heutige Ferkelmarkt war mit 23 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von 16—20 Mk. pro Paar abgeſetzt. 5 Seckenheim, 23. Dez. Der Geſang⸗ verein„Sängerbund“ begeht wie alljährlich ſeine Weihnachtsfeier verbunden mit Muſik⸗ und Geſangsvorträgen(worunter auch einige Soloſtücke am zweiten ihnachtsfeiertage, Freitag, den 26. ds. Mts. Anfang der Feier Abends 6 Uhr.— Am gleichen Tage Abends 7 Uhr veranſtaltet die Zimmerſchützen⸗ Geſellſchaft Seckenheim ihre diesjährige Chriſt⸗ baumfeier im Gaſthaus zum Reichsadler. Mannheim, 20. Dez. Geſtern fand eine Beſprechung von Vertretern der am Kon⸗ kurs der Aktiengeſellſchaft für chemiſche Induſtrie Auf der Germaniawerft beteiligten Banken ſtatt, in welcher der„Neuen Bad. Ldsztg.“ zufolge beſchloſſen wurde, ent⸗ weder die Rekonſtruktion der Geſellſchaft durch⸗ zuführen oder das Unternehmen an eine neue Geſellſchaft zu verkaufen. Es iſt als ſicher anzunehmen, daß die Fabrik bereits im Januar n. J. in neuer Geſtaltung ins Leben tritt. Karlsruhe, 21. Dez. Nach dem Vor⸗ bild anderer Städte ſoll auch dahier der Ver⸗ ſuch gemacht werden, der im Sommer ſo läſti⸗ gen Schnakenplage dadurch entgegenzuwirken, daß vorbehaltlich der Genehmigung der zuſtän⸗ digen Hofbehörde zunächſt im Hardtwalde die an den Spazierwegen gelegenen Tümpel und Pfützen mit Petroleum übergoſſen werden. Gamburg a. T.(A. Wertheim), 20. Dez. Ein mehrfacher Lebensretter iſt Gaſt⸗ wirt Franz Heinrich„Zur Tauberperle“ hier. In einem Zeitraum von 3 Jahren rettete der⸗ ſelbe vier Perſonen vom ſichern Tode des Er⸗ trinkens aus der Tauber. Der letzte Fall betrifft zwei Kinder, ein Mädchen von 8 Jahren und ein Knabe von 9 Jahren. Dieſe tummelten ſich noch geſtern auf dem ſchwachen Taubereis, über welches ſchon geſtern die Wogen gingen, und brachen an einer 8 Meter tiefen Stelle, 4 Meter vom Ufer entfert, ein. Bis Rettung möglich war, ſah man nur noch den Knaben über Waſſer, während das Mäd⸗ chen ſich an einem Bein des Leidensgefährten haltend, verſchwunden war. Gaſtwirt Heinrich wagte ſich aufs Eis, der Länge nach hinge⸗ ſtreckt, und zog mit den zwei Hacken eines Karſtes, den ſchnell Zimmermann Oſtertag herbeibrachte, den Knaben heraus, an deſſen Bein ſich das bewußtlos gewordene Mädchen feſtgeklammert hatte. Einem glücklichen Zufall iſt es zu danken, das Gaſtwirt Heinrich, der ſelbſt Vater von 4 Kindern iſt, nicht ertrank. Dem mutigen Retter wird jedenfalls die ver⸗ diente behördliche Anerkennung und Belohnung zu Teil werden. Vom Hohenkrähen, 21. Dez. Großes Aufſehen erregte die Verhaftung des Hofgut⸗ pächters R Moßbrugger und einer Frauensper⸗ ſon von dem benachbarten Hauſen a. Aach, mit welcher er ſchon Jahre lang ein intimes Verhältnis unterhielt und mehrere Kinder haben ſoll. Die Verhafteten ſind angekagt wegen Kindstötung. Moßbrugger iſt Familienvater von etwa 7 Kindern. 285 5 Köln, 20. Dez. Im benachbarten Kalk wurde ein Mann verhaftet, der im Verlaufe. eines Ehezwiſtes ſeiner Frau tötliche Ver⸗ letzungen beigebracht hatte. Bei ſeiner Feſt⸗ nahme bezichtete er den gegen ihn auftretenden Schwager einer Mordthat, die dieſer vor ſienen Jahren in Siegen ausgeführt habe. Sofort angeſtellte Recherchen ergaben, daß thatſächlich um die angegebene Zeit dortſelbſt ein Mann ermordet und beraubt worden iſt, die Mord⸗ that aber bisher ungeſühnt blieb. Daraufhin ſchritt man zur Verhaftung des Beſchuldigten. Bromberg, 22. Dez. Die Strafkammer in Nowaslano verurteilte die polniſche Schülerin der 2. Klaſſe der dortigen Schule, Roget, zu 14 Tagen Gefängniß. Dieſelbe hatte, als an⸗ läßlich der Anweſenheit des Kaiſerpaares in Poſen in der Schule Broſchen mit dem Bilde des Kaiſerpaares verteilt wurden, die Broſche zu Boden geworfen, darauf geſpieen und mit den Füßen getreten. Dresden, 22. Dez. Das„Dresdener Journal“ meldet: Die Kronprinzeſſin hat in der Nacht vom 11. auf 12. ds. Mts. in an⸗ ſcheinend krankhaftem Zuſtand ſeeliſcher Er⸗ regung Salzburg plötzlich verlaſſen unter Abbruch aller Beziehungen zu den hieſigen Angehörigen, um ſich ins Ausland zu begeben. Am Hofe wurden für den Winter alle Feſt⸗ lichkeiten abgeſagt. Die Neujahresempfänge finden nicht ſtatt. i Kronprinzeſſin Luiſe Antoinette Maria, die Gemahlin des Kronprinzen Friedrich Auguſt von Sachſen, iſt geboren zu Salzburg am 2. September 1870 als Tochter 2. Ehe Ferdinand 4. Großherzogs von Toskana. Ihre Mutter iſt die Prinzeſſin Alice von Bourbon und Parma. Aus der Ehe des Kronprinzenpaares gingen 4 Kinder hervor, drei Söhne und eine Tochter. Das Ereigniß dürfte auch den ohnehin von ſeiner Krankheit mitgenommenen greiſen Kö ig Georg von Sachſen ſicherlich ſchwer treffen. Paris, 20. Dez. Die Schwindlerfamilie Humbert wurde in Madrid verhaftet. Seit langer Zeit waren in Calle de Ferraz wohnende Perſonen der Polizei verdächtig. Geſtern ver⸗ ſchaffte ſich ein Beamter, der Romain Der Doppelgänger. Kriminal⸗Roman von Carl Caſſau. . Nachdruck verboten. J. Kapitel. Zwei feindliche Vettern. Es war ein maleriſches Panorama, dieſe Strandpartie der Inſel Angleſea, gegenüber den großen Kohlenbergwerken am Strande des Feſtlandes! Ein reges Leben und Durchein⸗ ander herrſchte auf der großen Morleyſchen Rederei, und zahlreiche Fahrzeuge durchquerten die Waſſerſtraße. Weiter ins Land hinein lag Grünhaus, die prächtige Villa des Herrn Archibald Morley, in einem paradieſiſchen Garten und Park; das Gebäude trug ſeinen Namen mit Recht, denn faſt über und über war es vom Epheu überſponnen, während an der dem Meere zurückkehrenten Front wilde Roſen und edler Wein emporkletterten. Die ganze Einrichtung der Villa aber zeugte von großem Reichtum des Beſitzers, der das von 5 1 Vater überkommene Werk auf eine nie geahnte Höhe gebracht hatte. N 5 Angleſea gilt im Sommer für einen Garten Gottes. Aber die Schönheit ſeiner Beſitzung ließ den Eigentümer in dieſem Augen⸗ ck Sir Archibald, ein noch immer fünfzig Jahren, ſaß auchte ſeine Morgen⸗ kalt. Mann, von etwa irbeits, zigarre und durchlas Briefe und Schriftſtücke. Es war Morgens Früh, als Tom O' Maggy, der uralte, treue Diener der Morleys, welcher den jetzigen Inhaber der Firma bereits auf den Armen getragen, erſchreckt ausrief: „Sir, ſchon auf? Nach einem ſo arbeits⸗ reichen Tage? Doktor Jankins ſagt, daß dieſe Anſtrengungen—!“ Sir Archibald wies ſtatt aller Antwort auf den Kalender. Der Alte blickte dorthin und ſagte dann dumpf und troſtlos: „Verzeihung, es iſt der 24. Juni!“ „Ja, der 24. Juni, Tom!“ gab Herr Morley zerknirſcht zurück.„Es ſind nun acht⸗ zehn Jahre darüber verfloſſen!“ Der alte Diener ſah ſeinen Herrn bedauernd an und fügte darauf hinzu: i „Ja, achtzehn Jahre, Sir! Klein James müßte jetzt ein hübſcher Jüngling ſein!“ Sir Archibald bedeckte ſein Geſicht mit der Linken; Tom wagte es nicht ihn zu ſtören, bis er ſelbſt Laut ſeufte und fortfuhr: „Es war nicht meine Schuld, Tom daß es ſo kam! Ich wollte James Zukunft ſicher ſtellen für alle Zeit, aber Saney war zu ſtolz! Sie wollte nichts mehr von mir wiſſen und nahm das Kind mit ſich, als ſie floh; alle meine Nachforſchungen blieben vergeblich! Die Spur war verloren!“ »Es war ein ſo Tom nun ſeinerſeits in Geſchichte 1 hübſcher Junge,“ fuhr d trau ige fort,„ich ſehe ihn noch vor mir, Miß Seney Knox mir entgegenhielt, als Sie mich nach Picadilly ſchickten. Er hatte blaue, ſtrahlende Augen und im Nacken ein kleines dunkles Mal!„Das iſt er!“ rief ſie mir ſtrahlend zu.„Das iſt er, Tom!“ Und dabei ſah ſie ſo ſchön aus wie ſtets, aber etwas leidend!“ und ich durfte meines Vaters wegen es nicht wagen, ſie zu beſuchen!“ klagte Sir Archibald.„Vielmehr mußte ich mich mit Miß Ann Gardener auf ſtrengſten Befehl ver⸗ loben! Als ich dann endlich die Freiheit der Bewegung zurückhielt, da war ſie fort, fort, und mein Sohn mit ihr! O Saney, Saney!“ Tom O' Maggy ließ den Kopf hängen wie ſein Herr.. Nach einer Weile begann Sir Archibald wieder: „Dann kam der Brief der mir ihren Fluch brachte und mir drohte, Gott werde mir meinen wie ihn Kindern vergelten, was ich an ihr verbrochen!“ Nun raffte ſich Tom auf: „Herr,“ ſagte er lebhaft,„Gott iſt kein Gott der Rache ſondern ein Gott der Liebe! Haben Sie nicht gebüßt und bereut? Iſt Sir Ralph nicht ein junger Herr? Ja, ja, Tom, du haſt recht,“ fiel hier Sir Archibald ein,„auch wo te ich Saney ja nicht ins Elend jagen! O, hätte ich damals Freiheit im Handeln beſeſſen! Aber zohung und das Geſpenſt Daurignac eintreten ſah, eine gerichtliche Er⸗ mächtigung das Haus zu betreten. Nach zweimaligem Läuten wurde geöffnet. Der Beamte verhaftete das Ehepaar Humbert, die Tochter und drei Daurignac. Die Verhafteten erklärten, das Opfer großer Schändlichkeit zu ſein und ſtießen Drohungen aus gegen bekannte Perſönlichkeiten Frankreichs und gaben an, ſie ſeien ſeit dem 9. Mai in Madrid und hätten ſich direkt von Paris dorthin begeben. In der Wohnung wurde an baarem Gelde 2275 Peſe⸗ tas und Schmuck im Wert von 10000 Fres. gefunden. Die Verhafteten wurden der fran⸗ zöſiſchen Botſchaft zur Verfügung geſtellt. Ein Fluchtverſuch durch das Fenſter wurde vereitelt. Die Polizei vermutet, daß die Humbert'ſchen Eheleute ehe ſie öffneten, wichtige Papiere ver⸗ nichteten. London, 20. Dez. Wegen Fälſchung von 400 Fünfzigpfund⸗Noten, 200 Zehnpfund⸗ Noten, 200 Fünfpfund⸗Noten und 1 Fünfzig⸗ pfund⸗Note der Bank von England wurden heute, lt.„Frkf. Ztg.“, Wilhelm Barmaſch zu 10 Jahren Zwangsarbeit, Salomon Bermaſch 8 15 Jahren Zwangsarbeit und Philipp ernſtein zu 20 Jahren Zwangsarbeit ver⸗ urteilt. Salomon Barmaſch erſchoß ſich bald nach der Urteilsverkündigung in der Zelle des Gerichtsgefängniſſes. 5 London, 20. Dez. Die Prinzeſſin Wales wurde heute Abend von einem Sohne entbunden. Die Prinzeſſin und der Neugeborene befinden ſich wohl.(Es iſt der vierte Sohn des eng⸗ liſcheu Kronprinzenpaares.) Paris, 20. Dez. Nach einer Meldung der Agentur„Paris Nonvel“ aus Kapſtadt wird Profeſſor Dr. Koch aus Berlin eingeladen werden, abermals nach Südafrika zu kommen, um nach Mitteln zur Bekämpfung der Vieh⸗ ſeuche zu ſuchen. 250000 Franks veranſchlagt und ſollen von der Regierung und der Chartered Company aufgebracht werden. e g Rom, 22. Dez. Marconi telegraphirt aus Glad Berz(Neuſchottland), daß ihm die Her⸗ ſtellung einer drahtloſen telegraphiſchen Ver⸗ bindung über den atlantiſchen Ozean zwiſchen Cap Breton und Cornwall vollſtändig geglückt ſei und die erſten Depeſchen an den König von Italien und den König von England abge⸗ gangen ſeien. Vermiſchtes. — In Reichenhall kam der 37jährige Monteur Georg Turner in einem Transfor⸗ mationshäuschen der 2000 Volt ſtarken Hoch⸗ ſpannleitung zu nahe und wurde ſofort getötet. — Die Mauſeplage hat in der Gegend von Dachau Dimenſionen angenommen, die einfach jeder Erfahrung und Beſchreibung ſpotten. Auf vielen Aeckern iſt von der Herbſt⸗ ſaat nicht ein Gräslein mehr zu erblicken; gleich troſtlos ſieht auch der größte Teil der Kleebeſtände aus; die Aecker und Wieſen erin⸗ nern durch die vielen Mausgänge und Löcher Die Koſten werden auf 5 förmlich an Verkehrskarten. Die Kalamität hat ein Stadium erreicht, daß Abhilfe dringend notwendig iſt, wenn nicht die ganze nächſtjäh⸗ rige Getreide- und Futterernte vernichtet ſein ſoll. Nachdem nun die ſeitens der Oekonomen auf amtliche Anordnung hin mit Saccharin⸗ Strychnin⸗Weizen vorgenommene Mäuſevergif⸗ tung nicht den gewünſchten Erfolg gehabt hat, wurde letzthin in der landwirtſchaftlichen Ver⸗ ſammlung beſchloſſen, einen Verſuch mit dem Löffler ſchen Mäuſetyphusbazillus zu machen. — Von ſeinem Hunde erſchoſſen wurde der Hausbeſitzer Daniere in La Rochelle. Er hatte bei den Sümpfen von Bourcoury gejagt und ein Waſſerhuhn erlegt, das ſein Jagd⸗ hund abportierte. Als er dem Hunde die Beute abnehmen wollte, trat dieſer auf den Hahn des auf den Boden gelegten Gewehres, das ſich entlud. Der Schuß ging Daniere ins Herz. — Auf Station Kleinkems(Baden) wurde die 20 Jahre alte Tochter des Gemeinderats Bechtel von Blauſingen von einem einfahrenden Güterzug erfaßt und ſofort getötet. — Eine gewiß ſeltene Ehrlichkeit bekundete in Augsburg ein junger Handwerksburſche da⸗ durch, daß er ein Zehnmarkſtück, das er in einer Fabrik⸗Kolonie von einer alten ſchwachſinnigen Frau ſtatt eines Pfennigs erhalten hatte, wie⸗ der zurückbrachte. Als Lohn für ſeine gute Handlung erhielt er ein Markſtück. i — An der Bahnhalteſtelle Halſt adt bei Schweinfurt wurde in einer der letzten Nächte ein frecher Raubanfall verübt. Ein Fremder verlangte vom dienſtthuenden Stationsbeamten eine Fahrkarte und hielt ihm gleich einen Re⸗ volver mit den Worten vor:„Geld her oder das Leben“. Während nun der Aufſeher um Hilfe rief, entleerte der Räuber die Bahnkaſſe. Noch in der Nacht wurde der Burſche feſtge⸗ nommen. — Vor einiger Zeit hat ſich in Karls⸗ ruhe ein Inſtitut„Elektrin“ aufgethan, das ſich die Behandlung von Stoffelwechſelkrank⸗ heiten, wie Gicht, Rheumatismus, Zuckerkrank⸗ heit, Fettleibigkeit und Nervenſchwäche vermit⸗ telſt elektriſcher Ströme, Glüh- und Bogenlicht⸗ bäder und dergl. zur Aufgabe macht. Das „Inſtitut“ ſtand anfangs unter der Leitung eines approbierten Arztes. Nach dem Aus⸗ ſcheiden desſelben hat jedoch der Beſitzer der Anſtalt, Ludwig Kaufmann aus Mannheim, urſprünglich Metzger von Beruf, ſelbſt die Lei⸗ tung übernommen. Es unterliegt nun keinem Zweifel, daß die Behandlung eines gewiſſen beſchränkten Gebietes von Krankheiten durch die Anwendung von elektriſchen Lichtbädern und Beſtrahlungen mit elektriſchem Licht eine wirk⸗ ſame Unterſtützung finden kann. Dagegen iſt es ſtark übertrieben und geeignet, das Publi⸗ kum irrezuführen und zu täuſchen, wenn dieſe Lichtkuren auch gegen Stoffwechſelkrankheiten und dergl. ſchlechthin angepieſen werden. Jedenfalls dürfen derartige Kuren nur nach ſachverſtändiger d. h. ärztlicher Anordnung unternommen und nur unter ärztlicher Leitung durchgeführt werden. Bei ungeeigneter Aus⸗ wahl der Krankheitsfälle und ungeeigneter An⸗ wendung der keineswegs indifferenten Kurmit⸗ tel kann erheblicher Schaden geſtiftet werden. — Ein freches Stückchen leiſtete ſich der vor ca. vier Wochen in Traunſtein durchge⸗ brannte Polizeioffiziant Niggl, indem er an eine Traunſteiner Behörde eine Poſtkarte unge⸗ fähr folgenden Inhalts gelangen ließ:„Seine glückliche Ankunft in Braſilien erlaubt ſich er⸗ gebenſt anzuzeigen: Niggl, Polizeioffiziant.“ — Von einem ſeltſamen Erkennungszeichen berichtet das Lu zerner Tagblatt. Die deutſche Polizei ſucht gegenwärtig in der Schweiz einen Vermißten. nung von 200 Mk. ausgeſetzt. Der Hut des Geſuchten trage inwendig die Worte:„Das iſt nicht dein Hut, dummes Luder!“ — Dem in Paris erſcheinenden„Elektrieien“ wird aus London gemeldet, daß ein ſchottiſcher Mechaniker dem engliſchen Kriegsminiſterium das Modell eines Magazingewehres vorgelegt hat, mit dem 28 Schüſſe in der Minute abge⸗ geben werden können. Das Feuer wird durch eine elektriſche Vorrichtung geregelt. Die Trag⸗ weite der Waffe wird auf 3100 Meter ange⸗ geben.— Dazu wird man wohl ein großes Fragezeichen machen dürfen. — In Moskau drangen Nachts drei bis an die Zähne bewaffnete Räuber unter dem Befehl einer feiner Dame in das Schloß des Großgrundbeſitzers Mackiewitſch ein; nachdem ſie die Thüren erbrochen hatten, knebelten ſie alle Hausbewohner und raubten 29000 Rubel in barem Gelde und 250000 Rubel in Schmuck und Wertpapieren. Die Dame, die als ihr Hauptmann auftrat, war maskiert und trug die Tracht vornehmer Frauen, über die ſie eine koſtbare Pelzboa geworfen hatte. In den Händen ſchwang ſie einen Revolver. — In London ſind zwei Perſonen, welche einem großen Bankett zu Wincheſter beigewohnt haben, bei welcher Gelegenheit von 500 Perſonen 40000(˖) Auſtern verſpeiſt wurden infolge übermäßigen Auſterngenuſſes geſtorben. Zwei weitere Perſonen ſind ſchwer erkrankt. 8 a Weihnachten. Glocken klingen von dem Turm, allen in die Runde h'renen Mundes bringen ſie Frohe Weihnachtskunde.—— Freut euch, Menſchen, am heuten Tage, Werfet nun ab das 1 Weh; Kummer ſei nicht mehr, Sorge und Plage 6 Schwinden, wie. drauß' an der Sonne der Schnee! Rüſtet euch jetzo zum Feſte der Liebe, Schmücket den duftigen Weihnachtsbaum, Wecket der Liebe heilige Triebe, Friſchet ihn auf, froher Kindheit Traum!—— Freude iſt erſtorben bald, Weihnachtstraum entſchwindet; Nur die echte Liebe grünt, Die uns ewig bindet. Eduard Sauer. Gefolge ſchreckten mich!“ i Er öffnete den Schreibtiſch und entnahm demſelben Wertpapiere, die er dem Tom reichte: „Hier, alter Tom, übermittle dieſe fünf⸗ zig Pfund wie alljährlich dem Waiſenhauſe in Picadilly!“ J Der Alte nahm die Summe und ent⸗ gegnete:„Kein Menſch ahnt, daß dieſe Spenden von Ihnen kommen, Sir! Gott kann Miß Saneys Fluch nicht wahr machen! „Das walte ſeine Gnade,“ gab Sir Archi⸗ bald zurück,„und nun laſſe mich allein!“ Kaum war O' Maggy fort, ſo erſchien vor der Zimmerthür des Hausherrn ein junges, etwa ſechszehnjähriges, Mädchen auffallend ſchönes Mädchen, welches klopfte und dann fragte: „Onkel darf ich eintreten?“ i „Biſt du's, Edith?“ tönte es zurück. „Ja, Onkel! Tantchen ſchickt mich! Der Kaffee iſt auf der Veranda ſerviert, und es iſt ein ſo himmliſcher Morgen!“ Herr Morley ſeufte ſchwer auf und ent⸗ gegnete dann: „Ich komme ſogleich, Edith!“ Er trat in das Schlafkabinet, wuſch ſein Geſicht und ſtrich ſich die Falten von der Stirn, dann griff er zu einer neuen Zigarre, zündete ſie an und begab ſich langſam auf die Veranda. Hier ſaß Lady Morley in ihrem Wiegenſtuhl, den ſi ihr noch 1 5 chi Er küßte ſeiner Gattin die Hand und ſagte: Guten Morgen, Ann, haſt du gut geſchlafen? e Lady Ann entgegnete:„Leidlich Archibald; du läſſeſt uns lange warten!“ Verzeihe,“ warf er hin indem er Platz nahm,„ich hatte infolge des geſtrigen Abkom⸗ mens, mit der Firma Nebby u. Sons viel zu prüfen und zu ordnen!“ b Lady Ann warf den Kopf zurück: „Als wenn du deine Ingenieure und Diener nicht hätteſt, mein Lieber! Edith, bitte, den Kaffee!“ Eine Weile herſchte Stille, dann fragte Edith plötzlich: „Onkel, Tante, habe ich es ſchon geſagt, daß Alice Dudley mir geſtern erzählte, ſie gingen am 30 Mai alle zur Hochſaiſon nach Sandbank? f „Ich wußte es ſchon,“ nickte Lady Ann, „mein Lieber, wollen wir auch nach Sandbank Das Zentralhotel ſoll geradezu bezaubernd ein⸗ gerichtet ſein. i Sir Archibald entgegnete: „Das könnten wir wohl!“ „Und wann?“. f „Sobald du befiehlſt, meine Teure! In Notfällen kann ich leicht per Bahn und Dampf⸗ boot nach Hauſe eilen!“ 5 f Hier ſprang Edith lebhaft auf und rief: „Ich ſehe Alice Dudley in Garten treten; darf ich i zeneilen ſo nervös!“ an den Theetiſch zu bringen! ihr im Park promenieren!“ 5 Die Dudleys waren Nachbarn des Grün⸗ aus. Nach altem Famieliengebrauch bei den reichen Gadeners ward um 7 Uhr gegen ſonſtige Sitte im Lande Kaffee eingenommen, während der Thee mit dem erſten Frühſtück eine Stunde Bis dahin dürft ſpäter aufgetragen ward. Sir Archibald ſah ſeine Gattin beſorgt an, Klangen ihre Worte an Edith nicht wie ein Befehl, ſich mit dem Beſuch eine volle Stunde von der Veranda fern zu halten? Hatte ſie ihm etwas Beſonderes mitzuteilen? Es ſchien ſo, denn Lady Ann räuſperte ſich, wie ſie gewöhnlich that, wenn ſie der⸗ gleichen einzuleiten hatte, dann begann ſie, einen Brief hervorziehend: 5 „Ich ſah Edith Entfernung nicht ungern, Archibald!“ N f „Wieſo, meine Teure?“ N Dabei blickte Herr Morley nach dem Briefe in ihrer Hand. N 2 „Ich mochte dich geſtern, während du mit den Herren zu verhandeln hatteſt und ſpäter, als jene zum Souper hierblieben, nicht ſtören und mit dieſer Sache behelligen!“ Sir Archibald richtete ſich ſtraff au: „Du marterſt mich, Ann! Erkläre mir haſt! Ich bin ſeit einiger Ze der That, das biſt du, 1 nur, was du Es iſt eine Beloh⸗ Bekanntmachung. Die Verſicherung der Rindviehbeſtände(Novemberſchau) betr. Es wird hiermit zur Kenntnis der Rindviehbeſitzer gebracht, daß die von den Ortsſchätzern im Monat November ds. Js. ermittelten Werte der Rindviehbeſtände in das Verſicherungsverzeichnis eingetragen worden ſind, und liegt dieſes Verzeichnis während 8 Tage von heute an auf dem Rathaus(Zimmer Nr. 5) zur Einſicht der Betei⸗ ligten offen. Beſchwerde gegen die Abſchätzung der Tiere ſind während dieſer Friſt und während dreier Tage nachher von den Viehbeſitzern bei dem Anſtaltsvorſtand mündlich oder ſchriftlich geltend zu machen. Zugleich machen wir die Viehbeſitzer nach 8 12 Verord. zum Viehverſ.⸗Geſetz vom 26. Juni 1890 und 12. Juli 1898 darauf aufmerkſam, daß jede Aenderung in ihrem Tierbeſtand dem An⸗ ſtaltsvorſtand innerhalb 3 Tage anzuzeigen iſt, wohin zählen: 4. erſtmalige dauernde Einſtellung von Tieren in der Gemeinde, b. Erwerb von in der Gemeinde bereits verſicherten Tieren, 9. dauernde Einſtellung von verſicherten Tieren außerhalb der Gemeinde, d. Veräußerungen von verſicherten Tieren. Krankheitsfälle ſind ſofort anzuzeigen. Seckenheim, 24. Dezember 1902. b Der Anſtaltsvorſtand der Ortsviehverſicherung Der Schriftführer olz. Sch mitt. Weihnachten! Zur Ausſchückung des Weihnachtstiſches empfiehlt blühende u. Slattpflanzen, kl. Edeltannen, mit Pfanzen ausgefüllte Blumen⸗ ung Rorkkörbehen ſomie ſonſtige aus Pflanzen hergeſtellte Jierſtücke. Gärtnerei F. W, Schröder. Spareinlagen in feder beliebigen Höhe werden von der Volksbank Schwetzingen eingetragene Genoſſenſchaft mit unbeſchränkter Haftpflicht) vom Tage der Einlage bis zum Tage der Rückzahlung zu 4 pt. verzinst. Kaſſenſtunden: Vorm. 8— 12 und Nachm. 2—6 Ahr. u. 15 der Vollz.ü⸗ Empfehle f 4 erklaſſiges Fabrikat, ſowie gebrauchte nelle Opelr äder„ Räder und alle Erſatzteile für Räder Schläuche und Mäntel erſter Güte. Reparaturen prompt und billigſt. Gleichzeitig bringe meine Fchloſrerei in empfehlende Erinnerung. 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Unſere alljährliche Weihnachtsfeier verbunden mit Der Vorſtand. Unſere diesjährige Geihnachts⸗Jeier „ itt Gaben⸗Oerloosung findet Mittwoch, den 24. ds. Mts., abends halb 8 Uhr im Gaſthaus zum Reichsadler ſtatt und laden wir hierzu unſere paſſiven und aktiven Mitglieder, ſowie Treunde und Gönner des Vereins freundlichſt ein. Der Vorſtand. N 3, 12 b Jur gell. Beachtung! Mache hiermit die ergebene Mitteilung, daß ich in meinem neu⸗ erbauten Hauſe, Wörtſtraße Nr. 26, neben der Dreherei ein JLaden⸗Geſchäft eröffnet habe und empfehle: Schirme, Ztöcke, Pfeifen, Cigarren⸗ ſpitzen und alle Holzwaarenartikel. Chriſtbaumſchmuck in reicher Auswahl. Gleichzeitig bringe meine Jreherei mit Reparatur⸗ werkſtätte in empfehlende Erinnerung. i Hochachtungsvoll Jakob Schreck, Drehermeiſter. Einladung. Zu der am 2. Weihnachtstag, Abends 7 Uhr, im Gaſthaus zum Reichsadler ſtattfindenden Chriſtbaum-Feier mit darauffolgendem Tanze werden hiermit die aktiven und paſſiven Mitglieder, nebſt Angehörigen höflichſt eingeladen. Das Comite der Seckenheimer Zimmerſchützen⸗Geſellſchaft. Märmergeſang⸗ Verein Seekenheim. Unſere diesjährige Weihnachts-Feier verbunden mit 8 bumoristisch⸗musſkalischen Vorträgen ſindet am Konntag, den 28. Dezember, abends 7 Uhr im Gaſt⸗ haus zum Löwen ſtatt, wozu unſere paſſiven Mitglieder ſowie alle 4 Freunde und Gönner des Vereins freundlich eingeladen ſind. Der Vorſtand. C. Werber, Seckenheim empfiehlt für die Winterszeit Lodenjoppen, Jagdweſten, Sweater's, Unter⸗ hoſen, Unterjacken, Hemden, Strümpfe, Socken, Handſchuhe, Chales, Selbandſchuhe ꝛc. Pferdedecken in Woll, waſſerdichte Leinen. Wagendecken, la. Hanf⸗ und Einschlagbaumwolle. Wintermützen für Herren in allen Größen. Pelz- und Plüschmützen für Knaben in allen Größen. Zu bekannt reellen Preiſen. 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