ie Jethenheiner NJW ↄ ĩ ² ² ũ⁴ ⁴ ᷣT½½ĩ· t˙b ² me ̃—ÜtN!̃˙1˙ 1 ä— N——— FFT e 8 2 2AEEE kiger Anzeigeblatt für Seckenheim und Noesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Jeckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 49. Mittwoch den 24. Juni 1903. 3. Jahrgang Aus Nah und Fern. * Seckenheim, 23. Juni. Bei dem am Sonntag in Weingarten abgehaltenen Sängerfeſt errang ſich der Geſangverein Sänger⸗ bund bei ſtarker Concurrenz eine goldene Medaille mit Diplom und Ehrenpreis. Letzterer iſt ein vom Militärverein Weingarten geſtifte⸗ tes ſchönes Trinkhorn. * Seckenheim, 23. Juni. Der heutige Ferkelmarkt war mit 81 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von 20—24 Mk. pro Paar abgeſetzt. Mannheim, 22. Juni. Wie die„Karlsr. Ztg.“ mitteilt, ſollen im Anſchluß an die im laufenden Jahr ihrem Ende entgegengehenden Erneuerungsarbeiten am Mannheimer Schloß auch die Inſtandſetzung des Gebäudes der früheren Sternwarte in Angriff genommen und die erforderlichen Mittel im Staatsvoranſchlag für 1904/05 vorgeſehen werden. Baden, 21. Juni. Die Ermordung des ſerbiſchen Königspaares hat auch hier Erinnerungen an vergangene Zeiten wachge⸗ rufen; ſpielte doch in Baden eine recht folgen⸗ ſchwere Szene dieſes neueſten Königsdramas. Im Jahre 1898 weilte, laut„Bad. Tagbl.“, der junge König Alexander viele Wochen als Gaſt im„Stephanie⸗Hotel“ und Draga Maſchin bewohnte unter angenommenem Namen ein ſtill am Waldesraud in der Kapuzinerſtraße gelegenes Landhaus. Im Schattten der Schwarzwaldtannen und Buchen wurde dann das Band enger geknüpft, das den jungen . 0 Draga und ihre Familie ins Verderben riß. Aſchaf fenburg, 22. Juni. Ein Raub⸗ mord, der geſtern auf einem der lebhafteſten Ausſichtspunkte in der Nähe der Stadt ver⸗ übt worden iſt, hält die Stadt in großer 2e Auf dem Büchelludwigberg fand man die Leiche der 23 Jahre alten Telegraphiſtin Joſefine Has, einer Tochter des kgl. Land⸗ zahler as Has in Bamberg. Durch 1 Meſſerſtiche an Bruſt, Hals uud 550 ei 5 die Leiche ſchrecklich zugerichtet W en. Aus einer großen Blutlache am ege ſchließt man, daß Frl. Has dort ange⸗ fallen und niedergeſtochen wurde, in das Dickicht geſchleppt und da ihrer goldenen Uhr und ihres Geldes beraubt und dann verborgen wurde. Auch ein Sittlichkeitsverbrechen iſt an der Leiche verübt worden. Geſtern mittag wurde in der Faſanerie ein ſtellenloſer Kauf⸗ mann aus Kaſſel feſtgenommen und in Haft verbracht. An ſeinem Krogen und der Binde fanden ſich Blntſpuren, während Taſchentuch und Manſchetten Blutflecken aufweiſen. Das kneipartige Taſchenmeſſer zeigte ebenfalls abge⸗ wiſchte Blutflecken. Unterſuchung iſt eingeleitet. Die Aufregung in der Stadt iſt ungeheuer. Frankfurt, 20. Juni. wagen⸗Verbindung Frankfurt⸗Karlsruhe⸗Appen⸗ weier⸗Paris iſt nach wenigen Tagen wieder aufgehoben worden, da die Direktion Mainz es abgelehnt hat, den Schlafwagen, von Frank⸗ furt nach Heidelberg und zurück zu befördern. Damit wird der ganze direkte Schlafwagenver⸗ kehr Frankfurt⸗Paris auf die preußiſche Linie gezogen. Allerdings finden die Reiſenden im Wien⸗Pariſer Nachtſchnellzug auf Station Karls⸗ ruhe einen Schlafwagen; aber was nützt ein Schlafwagen, wenn man, falls überhaupt noch Platz iſt, nachts 1 Uhr bezw. nachts 3 Uhr umſteigen muß! Daß dieſe Anordnung der Eiſenbahndirektion Mainz die badiſche Strecke direkt ſchädigt, kann nicht beſtritten werden. Vom Bodenſee, 21. Juni. In Schaff⸗ hauſen wurden dieſes Jahr über 6 Millionen Stück Maikäfer geſammelt. Die Stadt bezahlte hiefür über 2000 Fr. Bingen, 20. Juni. Geſtern wurde bei einem Gewitter in Rüdesheim der dortige Einwohner Schmelzeis, der ſich unter einen Baum geflüchtet hatte, vom Blitz erſchlagen. Berlin, 22. Juni. Der preußiſche Landtag hatte eine Forderung von 100,000 Mk. für die Errichtung eines Bootshauſes für den Berliner Gymnaſiaſten⸗Ruderverein abgelehnt. Jetzt hat nun der bekannte Chemiker Dr. v. Martins, ein Schwiegerſohn von Borſig, dem Gymnaſtaſten⸗Ruderverein dieſe 100,000 Mk. geſchenkt. Allenſtein, 19. Juni. Die Beſttzersfrau Prezygoda wurde vom Schwurgerichte dreier Gattenmorde für ſchuldig erklärt. Der Ge⸗ richtshof erkannte dreimal auf Todesſtrafe und Ehrverluſt. Eine Schlaf⸗ Berlin, 22. Juni. Wie aus Groſſen gemeldet wird, verurteilte das Kriegsgericht der 5. Diviſion den Unteroffizier Schlichtholz vom 52. Infanterie⸗Regiment wegen fortgeſetzter Mißhandlung der Untergebenen und Mißbrauch der Dienſtwaffe zu 8 Monaten und einer Woche Gefängnis und Degration. Belgrad, 22. Juni. Um dem König weitere Verlegenheiten zu erſparen, haben mehrere der durch den Königsmord am meiſten kompromittierten Offiziere die Abſicht geäußert, auf ihre Charge zu verzichten. Vermiſchtes. — Der jetzige König von Serbien Peter Karageorgiewitſch hat auch im Lande Baden vor wenigen Jahren Spuren ſeiner Tätigkeit hinter⸗ laſſen, die dann verloren gegangen ſind. Der Prinz, welcher in Baden zur Kur weilte, über⸗ fuhr nämlich eine Bäuerin mit ſeinem Auto⸗ mobil und wurde dafür zu 2400 M. Schaden⸗ erſatz gerichtlich verurteilt. Bisher konnte dieſe Summe nicht beigetrieben werden. Vielleicht erinnert ſich jetzt die betreffende Frau ihres Schuldners; ſeine Adreſſe dürfte jetzt wohl nicht mehr„unbekannt“ ſein. — Durch übertriebenes Rauchen können leicht Störungen des Geſichsſinnes eintreten, wie Schwachſichtigkeit, Flimmern vor den Augen, Verengerung der Puppillen, welche nach dem Ausſetzen des Rauchens in der Regel wieder verſchwinden. Weniger bekannt ſind dagegen Hörſtörungen durch Tabakmißbrauch. Ein engliſcher Arzt berichtet über 17 Fälle von Taubheit bei ſtarken Rauchern, bei welchen meiſt auch das Unterſcheidungsvermögen für Farben geſtört war. Arzneimittel hatten keinen Erfolg, dagegen brachte das völlige Unterlaſſen des Rauchens in 80 pCt. bedeutende Beſſerung, 3 Fälle wurden vollſtändig geheilt. Die Taub⸗ heit iſt zweifellos auf den Rachenkatarrh zurückführen, an welchem die Raucher ja immer leiden. Bei höheren Graden desſelben treten Schwellungen der Ohrtrompete und Blutwallungen zur Trommelhöhle ein, und im letzten Stadium entſteht dann eine Lähmung der Hörnerven. Letztere Folgen ſind übrigens bei ſtarken Schnupfern noch viel häufiger. Ein vorzügliches Gegengift gegen Nikotin⸗Vergiftung Der Theaterteufel. Roman aus dem Volksleben von O. Elſter. 22 Nachdruck verboten. Friedrich Gerhard mußte alle Bitterkeiten dieſer Jagd nach der Arbeit durchkoſten. Er wanderte von einer Arbeitsſtätte zur anderen; v ſtudierte den Annoncenteil der Zeitungen, Hand er eine offene Stelle als Porter, als hin, aber 5 oder dergleichen fand, eilte er dort dageweſen 15 5h waren ſchon hundert andere mit ih 5 108 pundert Arbeitſuchenden wurden Glücklicher erb abgewieſen, und nur ein 5 der Thür die Stelle. Der Winter ſtand 3 Die Bauthätigkeit ſtockte, viele Arbeiter wurden entlaſſen, viele Arbeiter kamen vom Lande, wo ſie während des Sommers earbeitet hatten, in die Stadt 5 f Weetsbureans und die Arbeitsstätten ed und Abertauſende durchwanderten mi die Straßen der Rieſenſtadt und e un Arbeit und konnten doch keine Arbeit finden hun kehrten 18 mit 1 Füßen und ungrigem Magen in ihre dum 15 9 0 pfen Aſyle Die Arbeiter, welche irgend ein Gewerbe erlernt hatten, fanden noch hier und da ein Unterkommen. Aber Gerhard verſtand nichts als ſein Bergmannsgewerbe, das hier in der Rieſenſtadt nutzlos war. Er bot ſich in den Fabriken als Heizer, als Kohlenzieher an, auf den Bauten als Steinträger, auf den Lager⸗ häuſern als Träger und Packer; aber hier waren die Stellen alle beſetzt, dort war er zu alt für die Stelle; an einer dritten Stelle ward ihm ein allzu karger Lohn geboten, ſo daß er ſelbſt kaum das Leben für ſich allein hatte. Cr fand keine Arbeit— wohl einmal auf einige Tage eine zufällige Beſchäftigung— dann aber ſah er ſich der Arbeitsloſigkeit wieder preis⸗ gegeben, irrte ziellos in den Straßen der Rie⸗ ſenſtadt umher, um abends troſtlos, erfüllt von Bitterkeit in die Wohnung heimzukehren, aus der nach und nach jede Bequemlichkeit, jeder noch ſo kleine Komfort verſchwunden war, um dem Elend, der Armut, dem Hunger Platz zu machen. Der hübſche Spiegel, ein Erbſtück von den Großeltern her, wanderte zuerſt ins Leih⸗ haus; ihm folgte die altertümliche Kuckuckusuhr, dann das Sopha, dann die Kommode, das eine große Bett, welches Frau Gerhard mit in die Ehe gebracht hatte, die Schmuckſachen der beiden Frauen waren ſchon längſt verſetzt— leer und kahl waren die zwei Stübchen und die dunkle Küche, die Not, die Sorge, der Hunger grinſten dem Eintretenden aus den Winkeln entgegen. Frau Gerhard und Anna kämpften mit Heldenmut gegen die Armut, gegen den Hunger. Sie nähten Tag und Nacht, aber ſie ſchafften es allein nicht und die Kinder mußten ebenfalls mitverdienen. Fritz und Lenchen trugen am frühen Morgen, ehe der Tag graute, Weißbrot für den Bäcker aus und am Abend liefen ſie Trepp auf, Trepp ab, um die Zeitungen für einen Zeitungsſpediteur zu beſorgen. Müd und matt ſchlichen ſie morgens acht Uhr ſchon zur Schule, ſchliefen bei den Worten des Lehrers ein, erhielten Schelte und harte Worte, fanden mittags kaum ein warmes Mittagsbrot, ſchleppten ſich weiter den Tag über und ſanken abends zum Tote erſchöpft auf das kärgliche Lager. Anna blutete das Herz, wenn ſie die blaſſen hohläugigen Geſichter der Kleinen erblickte, wenn ſie die rohen, gewöhnlichen Worte und Manieren bemerkte, welche die Kinder auf der Straße lernten. Sie ertrug geduldig die mürriſche Laune des Vaters, die Zankſucht und die ſpitzigen Redensarten der Stiefmutter, die ihr faſt jeden Tag vorwarf, daß ſie an all dem Elend ſchuld ſei. Weshalb ſei ſie ſo unfreundlich gegen Herrn Mantzel geweſen? Weshalb habe ſie den langen Bartels abgewieſen, der ſich jetzt überhaupt nicht mehr blicken ließ? Wenn ſie nicht ſo zimperlich geweſen, ſäßen ſie noch in der bequemen Portierſtelle und Herr Mantzel würde dem Vater wohl auch eine kleine Zulage gegeben haben. Oder ſie wäre die Frau von Bartels und hätte ein gutes Geſchäft und könnte ihr Familie unterſtützen. Anna ertrug alles geduldig und arbeitete und arbeitete, bis ſie ſelbſt nicht mehr konnte und ſich eingeſtehen mußte, daß es auf dieſe Weiſe nicht mehr weiter ging. Sie hätte ja leicht eine Stelle als Hausmädchen oder in durch Rauchen, Schnupfen ꝛc. beſteht in dem Genuſſe gutreifer Aepfel; auch Sauerkraut hat eine heilkräftige Wirkung, zumal wenn ſich die Nikotinvergiftung in Magenſchmerzen bemerkbar macht. Eine Caviakur gilt aber als das rationellſte bei ſtarker Vergiftung, ſie iſt aber nur etwas teuer. — In Plüderhauſen(Linie Stuttgart- Gmünd) wurde ein Paſſagier, der ſeine Fahr⸗ karte nicht vorzeigen konnte, ausgeſetzt. Nach Erledigung der Sache bekam er mit einem Unterbedienſteten einen Wortwechſel, in deſſen Verlauf letzterer dem ſchwerhörigen, etwas be⸗ trunkenen Paſſagier eine Ohrfeige verabfolgte. Der Geſchlagene ſtürzte zu Boden, ſchlug mit dem Hinterkopf auf und blieb bewußtlos liegen. Er wurde ins Bezirkskrankenhaus Schorndorf überführt, wo er in der Nacht geſtorben iſt. Die Sektion ergab als Totesurſache Verletzung des Gehirns. Der Verſtorbene, ein Gärtner aus Cannſtatt, hinterläßt Frau und Kind. Die vermißte Fahrkarte fand ſich in dem Portemonnaie des Paſſagiers. — Die eigene Frau geheiratet. In New⸗ Vork hat ſich eine merkwürdige Geſchichte ab⸗ geſpielt. Ein reicher Spekulant in vorgerücktem Lebensalter lernte in einer Geſellſchaft eine etwa 60jährige Dame kennen, die es ihm auf den erſten Blick antat und in ſeinem greiſen Herzen lebhafte Sympathie erweckte. Er beeilte ſich, ihr einen Heiratsantrag zu machen, der prompt angenommen wurde. Bei Aufnahme des Ehekontraktes ſtellte es ſich aber heraus, daß die Braut ſeine 1866 von ihm geſchiedene, inzwiſchen wieder verheiratete und verwittwete ehemalige Ehegattin war, ein Umſtand, der ihn jedoch nicht hinderte, ſeine Frau zum zweiten Male zu ehelichen. Amerikaniſch! — Eine ſeltſame Entführungsgeſchichte hatte vor einigen Tagen ganz Genua in Auf⸗ regung verſetzt. Eine der angeſehenſten und wohlhabenſten Familien der Stadt hatte ſeit Jahren einen Neger Namens Coddadi in ihrem Dienſte. Der Schwarze war als Knabe für den Dienſt eines Grooms engagiert worden, war allmälig zum erſten Diener und Vertrau⸗ ten des Hausherrn aufgerückt und hatte ſich niemals das geringſte zu ſchulden kommen laſſen. Coddadi war ein hübſcher Mann mit nur wenig typiſchen Zügen ſeiner Raſſe. Da wollte es das Schickſal, daß er ſich vor einigen Wochen in die Tochter des Hauſes, die 20 Jahre alte Clementine, verliebte. Obwohl er niemals hoffen konnte, ſeine Liebe erwidert zu ſehen, vermochte er ſie nicht zu unterdrücken, und allmälig reifte in ihm der Plan, ſich der Geliebten mit Gewalt zu bemächtigen und ſie zu entführen. Als er am 30. April zufällig allein mit Clementine zuhauſe war, überfiel er das junge Mädchen und betäubte es durch Chloroform, das er ſich aus einer Apotheke zu verſchaffen gewußt hatte. Dann erbrach er den Schreibtiſch und den Geldſchrank ſeines Herrn, eignete ſich eine bedeutende Summe Geldes an und trug die Bewußtloſe in einen bereits vor⸗ her beſtellten Wagen. Am Hafen angekommen, 5 brachte er Clementina als„Schwerkranke“ auf ein öſterreiches Schiff, das eben nach Marſeille abging. Einige Stunden nach der Abfahrt des Schiffes kam der erwachſene Bruder der Ent⸗ führten nachhauſe und bemerkte das Verſchwin⸗ den ſeiner Schweſter. Aus der Verwüſtung im Zimmer ſeines Vaters und der Abweſenheit des Negers erriet der junge Mann bald den Zu⸗ ſammenhang und tat die nötigen Schritte zur Verfolgung. Raſch ſtellte er am Hafen die Flucht des Schwarzen nach Marſeille feſt und reiſte ſofort dem ungleichen Paar nach Frank⸗ reich nach. In Marſeille erwartete er mit dem ins Vertrauen gezogenen Hafenkommiſſar das Schiff und beſtieg es ſofort nach ſeiner Ankunft gemeinſam mit dem Beamten. Beide hatten denn auch keine Mühe, Coddadi und die Ent⸗ führte zu entdecken. Als der Neger, der ſeine Geliebte bis dahin auf das Aufmerkſamſte und Schonendſte behandelt hatte, ſah, daß es für ihn keinen Ausweg mehr gab, feuerte er aus einem bereit gehaltenen Revolver einen Schuß auf das Mädchen und einen zweiten anf ſich ſelbſt ab. Die erſte Kugel ging fehl, während die andere Coddadi ins Herz traf. Der Bruder brachte dann ſeine aufs Tiefſte erſchüt⸗ terte Schweſter in das Elternhaus nach Genua zurück. — Eine drollige Regengeſchichte, wie ſie ſich in Mecklenburg der Volksmund erzählt, teilt Sohnreys Zeitſchrift„Das Land“ mit. Sie lautet alſo:„In Altſtadt hat es lange an Regen gefehlt. Die Saaten leiden unter der Dürre. Unter den Ackerbürgern hebt ein lautes Klagen an. Sie kommen zum Magiſtrat und verlangen den ihnen zuſtehenden Regen. Die Stadtverordneten werden zuſammengerufen. Die ſchwierige Frage wird ihnen vorgelegt. Daß etwas geſchehen müſſe, wird allgemein anerkannt. Aber was? Man einigt ſich dahin, daß Regen angekauft werden müſſe. Einer von den hellſten Stadtvätern bemerkt unter dem Beifall ſeiner Kollegen, daß es am beſten ſei, ein Gewitter zu kaufen, da ſolch ein Natur⸗ ereigniß meiſt von Regen begleitet ſei. In Oſtpreußen ſeien Gewitter käuflich, weiß ein anderer zu ſagen. Dieſer kluge und einſichtige Mann wird nach Oſtpreußen abgeordnet. Er kommt glücklich an und fordert ein Gewitter zu 500 M. Es wird ihm jedoch bedeuret, daß zu dieſem Preiſe augenblicklich kein Gewitter auf Lager ſei Da er 800 M. mitbekommen hat, ſo bietet er dieſen Preis, und erhält, was er wünſcht. Jetzt geht's ans Einpacken. Er öffnet ſeine Kiepe, und ſie ſetzten ihm einen Burrkäfer(Miſtkäfer) hinein. Glückſelig reiſt er ab. Unterwegt fängt der Käfer an zu burren. Der Mann hält die Kiepe ans Ohr und ſagt ſtill vergnügt:„Hür, dat grummelt all.“ ſowie er den Deckel hebt, ſo fliegt der Burrkäfer heraus und gleich aus dem geöffneten Fenſter. Geiſtesgegenwärtig ruft der Mann ihm nach: „Nach Altſtadt!“ Und als er heimkommt, regnet es mächtig. Alle Altſtädter glauben, daß der Burrköfer den Regen gebracht hat. Neugierig macht er die Kiepe auf, aber Seitdem weiß alle Welt, wie dumm die Alt⸗ — Die Reue einer Ex⸗Braut. Pariſer Blätter wiſſen eine romantiſche Geſchichte zu erzählen von der ehemaligen Braut des Er⸗ finders Guglielmo Marconi. Dieſer verlobte ſich, noch bevor er berühmt wurde, mit einer Amerikanerin, Miß Hollmann, deren Familie aber durchſetzte, daß das Mädchen mit dem „unbekannten Italiener“ wieder brach. Sie heiratete dann einen Grafen in Peſth. Jetzt aber, wo Marconi ſo berühmt iſt, ſoll die Frau Gräfin ſich ſcheiden laſſen wollen, ſie hoffe, noch eines Tages Signora Marconi werden zu können. Die Geſchichte erinnert an Bismarcks vergebliche Werbung um ein Landedelfräulein, das ihm erklärte, ſie brauche ihrer Natur nach ein glänzendes Leben und könne weder in Knyphauſen verkümmern, doch irgendwie als Landratsfrau ſitzen. Bismarck tröſtete ſich mit Johanna v. Puttkammer, und die Landjung⸗ frau mit dem glänzenden Leben heiratete einen Offizier, der als penſtonierter Oberſt ſtarb, während ſie lange genug lebte, um die beiſpielloſe Laufbahn ihres abgewieſenen Freiers zu ver⸗ folgen. — Stoßſeufzer. Frau:„Kommſt Du ſchon wieder erſt um drei Uhr nach Hauſe, Du Lump, Du!“— Mann:„Herrgott, haben's die früher gut gehabt, wie's bloß Sonnenuhren gab; da hat in der Nacht nie⸗ mand gemußt, wie ſpät's is!“ ſtädter ſind.“ Bekanntmachung. Gefunden wurde am 17. Juni ds. Js. auf der Landſtraße Mannheim⸗Heidelberg eine wollene Pferdedecke. Seckenheim, den 18. Juni 1903. gürgermeiſteramt Volz. Wirtſchaft zu neuen Rangier- bahnhof. Sonntag, den 28. Juni von nach- mittags 3 Uhr ab Coneert ausgeführt von der Kapelle Gmald. Ausſchank von prima hellem und dunklen Lagerbier aus der Brauerei Pfiſterer, Seckenheim. Hierzu ladet freundlichſt ein N Chriſtian Löber. Milchhändler, Bei Johannes Maas, Schloßſtraße, iſt jeden Abend Milch zu Stellen für Sauermilch zu haben. einem Geſchäft finden können, aber dann hätte ſie ihre Familie noch weniger unterſtützen können, denn der karge Lohn, den ſie empfing, würde kaum hingereicht haben, ſie zu erhalten. Sie grübelte und ſann Tag und Nacht, wie ſie mehr verdienen könnte. Wenn ſie nur abends eine Beſchäftigung, eine Stelle erhalten köune, dann vermochte ſie am Tage zu nähen und zu arbeiten und würde ſie ihren Verdienſt für die Stelle am Abend auch noch für den Haushalt haben verwenden können. Aber ſie fand nichts, ſo lange ſie auch ſann und grübelte, und in den Blättern die Annoncen ſtudierte. „'s iſt ein elendes, erbärmliches Leben,“ flüſterte Friedrich Gerhard, als er an einem ſtürmiſchen Novemberabend wiederem von der vergeblichen Jagd nach Arbeit heimkehrte. „Wenn das noch lange ſo dauert, dann häng' ich mich auf—“ „Und läßt mich und die fünf Gören im Elend zurück,“ höhnte Frau Gerhard.„Das ſieht dir ähnlich— du Nichtsthuer— du Faaullenzer.“ Er ſtreckte ihr drohend die Fauſt entgegen. Anna fiel ihm in den Arm,„laß gut ſein, Vater,“ ſagte ſie bittend.„Die Zeiten werden auch wieder beſſer werden.“ „Ja, wenn wir alle verhungert ſind,“ lachte Frau Gerhard höhniſch und ging in die Küche. Anna ſetzte ſich wieder an ihre Näh⸗ arbeit. Ihr Vater zog ein zerknittertes Blatt apier aus der Taſche; es war ein Annoncen⸗ blatt, in das er ſich vertiefte. f 6 Anna nach zögernd,„ich wüßte ſchön, wie wir aus dem Elend herauskämen.“ „Na, da bin ich neugierig.“ „Sieh, Vater, ſo geht es nicht weiter. Schau dir doch mal die Kinder an, ſie ver⸗ kommen nach und nach, und wie blühend und geſund waren ſie im Harz—“ „Ja, das weiß der liebe Gott,“ ſeufzte Gerhard auf. „Wie wär' es nun, Vater, wenn ihr wieder nach dem Harz zurückzöget. Die Großmutter nimmt euch gewiß wieder auf und in den Bergwerken oder im Forſt findeſt du jederzeit Arbeit—“ 5 Der Mann ſtützte den Kopf in die Hand und ſtierte finſter vor ſich nieder. Anna legte den Arm um ſeine Schulter und fuhr fort:„Ihr könntet wieder zufrieden und glücklich in dem kleinen Häuschen in Friedrichhütte leben, du hätteſt deine regelmäßige und gewohnte Arbeit, die Mutter könnte wieder für die Fremden waſchen und die Kinder brauchten nicht mehr in Wind und Wetter, Trepp' auf, Trepp' ab Zeitungen und Weiß⸗ brot auszutragen. Vater, denk' einmal an den ſchönen, herrlichen Wald— an unſer fried⸗ liches, ſtilles Dorf, an die ſtampfende, pochende Eiſenhütte, an das Glöckchen des Bergwerks, das anzeigt, daß die Fahrkunſt in Ordnung iſt; denk an die kleine, epheuüberzogene Kirche, denk' an das kleine, ſchwarze Kreuz, unter dem meine Mutter liegt— wie ſchön, wie ſchön iſt es in der Heimat—“ n i hrem Sehnſuchtsgefühl Ueberwältigt von lehnte ſie die Stirn auf das Haupt des Vaters und weinte leiſe vor ſich hin. Tief in ſich zuſammengeſunken ſaß Gerhard da. In haſtigen Atemzügen hob und ſenkte ſich ſeine Bruſt, die ſchwieligen Hände waren krampfhaft gefaltet. Ein haſtiges, krampfhaftes Schluchzen brach aus der Tiefe ſeiner Bruſt hervor und erſchütterte ſeinen Körper. „Haſt recht, mein Kind, haſt cauſendmal recht,“ ſtöhnte er,„es iſt ſchön in unſerer Heimat und der Wald, der Berg, ſie ernähern uns, und wenn wir nicht reich werden, ſo brauchen wir auch nicht zu hungern. Aber was ſoll aus dir werden?— Willſt du hier bleiben? „Ja, Vater. Ich würde hier bleiben. Du weißt ſelbſt, daß die Stiefmutter mich nicht gern hat, ich will allem Streit und Zank aus dem Wege gehen; ich vermiete mich hier als Hausmädchen, dann hab' ich ein redliches Brot und ehrliche Stellung und ihr habt von mir keine Laſt. Ich kann dir auch noch jeden Monat etwas von meinem Lohn ſchicken, ich hab' ja in dem Hauſe alles was ich brauche, das Geld ſchicke ich dir und den Kindern—“ „s wäre zu überlegen,“ ſagte Gerhard zögernd. Doch plötzlich ſtieß er ſeine Tochter von ſich und ſprang empor.„Nein, nein, es geht nicht!“ rief er und fuhr ſich mit den Händen durch die ſtruppigen Harre,„es geht nicht, ich kann nicht mehr zurück—“ „Vater— 5 Got chung folgt.) — Bekanntmachung. Die Wahlen zum Reichstag betr. Die engere(Stich-Wahl) iſt auf Donnerſtag, 25. Juni 1903 von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 7 Uhr feſtgeſetzt. Die Gemeinde Seckenheim iſt zum Zwecke der Reichstagswahl in 3 Bezirke zerlegr und zwar beſteht der 1. gezirk aus Seckenheim(Oberdorf) Hauptſtraße bis Rathaus, Schloß⸗, Garten⸗, Friedrich⸗, Ried⸗, Bahnhof⸗, Lauer⸗, Kapellen⸗, Luiſen⸗ und Hildaſtraße, letztere bis Luiſenſtraße und Heumarkt. Wahllokal: Rathaus, Dienſtzimmer des Herrn Bürgermeiſter(Nr. 6). Wahlvorſteher: Bürgermeiſter Volz. Stellvertreter: Gemeinderat Seitz. 2. Bezirk aus Seckenheim(Unterdorf), das iſt der übrige Teil des Hauptorts Seckenheim, Steinzeugwarenfabrik, Fabriken bei der Feudenheimer Fähre, Bahnſtation und Bahnwartshäuſer. Wahllokal: Rathaus, Dienſtzimmer des Ratſchreibers(Nr. 7). Wahlvorſteher: Gemeinderat Zahn, Stellvertreter: Gemeinderat Schmich. 3. Bezirk Ortsteil Rheinau. Wahllokal: Gemeindehaus, Dienſtzimmer des Herrn Stabhalter. Wahlvorſteher: Stabhalter Wöllner, Stellvertreter: Gemeinderat Roßrucker. Ich lade die Herren Wähler zur zahlreichen Beteiligung an der Wahl mit dem Anfuͤgen ergebenſt ein, daß nur die auf Herrn Karl Reif und Herrn Auguſt Dreesbach abgegebenen Stimmen als giltig augeſehen werden. N Seckenheim, den 22. Juni 1903. Ortsvorſtand Volz. Bekanntmachung. Aushebung pro 1903 betr. No. 22906 M. Die Aushebung der militärpflichtigen des Aushebungs⸗ bezirks mannheim pro 1903 findet am: 1., 2., 3., 4., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 13., 14., 15. nnd 16. Juli 1903, jeweils . 8 Uhr beginnend, im grossen Saale des Ballhauses, Schloss, ahier statt. Es haben zu erscheinen, die beim diesjährigen musterungsgeschäfte a. für untauglich Erklärten, b. zum Landsturm Vorgeschlagenen, 0. zur Ersatzreserve Vorgeschlagenen, d. für untauglich Befundenen. e. die von den Truppenteilen abgewiesenen Einjährig⸗Freiwilligen. Der Tag, an welchem die einzelnen Militärpflichtigen zu erſcheinen haben, wird denſelben durch Ladung perſönlich bekannt gegeben werden. Die Verbeſcheidung der Reklamationsgeſuche durch die verſtärkte Ober⸗ che Ber ndet jeweils an dem Tage ſtatt, an welchem über die körper⸗ liche Brauchbarkeit des in Frage ſtehenden Militärpflichtigen entſchieden wird. Die Beteiligten werden zu den Terminen vorgeladen werden. Die Militä ee pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit in reinem und nüchternem Zuſtände im Aus ebungslokale zu erſcheinen und ihre Militärpapiere (Looſungs⸗ bezw. dense n mitzubringen. Die ohne genügende Entf uldung Ausbleibenden werden gemäߧ 26 . 1 an Geld bis zu 30 Mk. oder Haft bis zu 3 Tagen beſtraft, auch lende behandelt werden. er ſich der Geſtellung böslich entzieht, wird als unſicherer Dienſtpflichti⸗ ger behandelt, er kann Ager lich gemuſtert und ſofort bei einem Truppen⸗ keil eingeſtellt werden. a ie durch Krankheit am Erſcheinen Verhinderten haben ein ärztliches teen einzureichen; dasſelbe iſt, ſofern der ausſtellende Arzt nicht Staatsarzt „ Uhfameiſteramtlich zu beglaubigen. Der Sibilvan eim, den 18. Juni 1905. vorsitzende der Ersatzkommission des Nushebungsbezirks mannheim: Dr. A. Jung. e en Kenntnis gebracht. 15 die Vorteile der Looſung entzogen und ſie als vorweg Einzuſtel⸗ Vorſtehendes wi 5. Sedenhein, 2 öden r dent Bürgermeisteramt 8 Volz. Schmitt. Bekanntmachung. 1 Nr. 66593 J. In der Sitz ungünſtige wirtſchaftliche Lage za lreicher kleiner U nternehmer(Handwerker uſw. . choben und bedauert worden, daß dieſe Personen 591 05 in§ 14 955 0 i eee ie vorgeſehenen Vergünſtigung zur freiwilligen Ver⸗ 5 aus Unkenntnis dieſer Beſtimmung nur ſelten Gebrauch machen. Im fungeſſe need, Perſanen ringen wir im folgenden die wesentlichen Beſtim⸗ lichen 80 5 freiwillige Invalidenverſicherung und ihre Vorteile zur öffent⸗ unt . Berechtigt zur Felbſtverſicherung ſind: wirte, Hewsrbetteibende, Handwerksmeiſter, e kleine Land⸗ 2 Abf. 1 r ſoweit nicht durch Beſchluß des Bundesrats ſind 2 Fälle Verſ.⸗Geſ.) die Verſicherungspflicht auf ſie erſtreckt iſt. Zunächſt A Der zu terſcheiden. 5 e i ü i. 5 See e 5* bereits früher als Arbeiter, Geſelle, Gehilfe, zu Verſichernde zwar früher noch nicht verſichert. Im Falle 4h geschieht die frelwillige Verſicher t ge Verſicherung auf Grund der Beſtim⸗ Kleben 501 Wee n nv. Verſ⸗Geſ, indem der zu Verſichernde ſich durch Beſtz einer giltigen itt en einfach weiterverſichert. Falls er nicht mehr im behörde u 5 0 1 ungskarte iſt, hat er ſich eine ſolche bei der Gemeinde⸗ 9 ſche 5 ausſteller ner letzten Quittungskarte bezw. der letzten Aufrech⸗ Beſſt e 9 kan für 505 Wo, zu laſſen. Die ausgeſtellte Karte behält er im 2 z un 5 ür j 2 che eine Marke beliebiger Lohnklaſſe einkleben. Zur 8 aß Pernbe tung der Anwartſchaft reicht es hin, wenn während zweier Jahre Mech l em auf der Quittungskarte verzeichneten Ausſtellungstag mindeſtens 20 arken geklebt ſind. Andernfalls erliſcht die Anwartſchaft nach Ablauf von zwei Jahren ſeit Aufſtellung der Quittungskarte 46 Abf. 1 Inv.⸗Verſ.⸗Geſ.) 1501 Im Falle B handelt es ſich, wie bereits angedeutet, um ſolche Perſonen, Eineettoch niemals zuvor verſichert waren. Da es ſich hier um den erſtmaligen . f f 15 2 Verſicherungsverhältnis handelt, ſo find einige weitere Bedingungen „Das pierzigste Lebensjahr darf noch nicht vollendet ſein 14 Abſ. 1 des Inv.⸗Verſ.⸗Geſ.). Es genügt jedoch zur Fort 3 diefer Derſiche⸗ . gebt it en auch nur eine Marke vor dem 40. Jahr in die Karte ge⸗ eün 5 er ſonſtigen 2. Die regelmäßige Beſchäftigung von mehr als 2 Lohnarbeit ließt die Gewerbetreibend 2 5 ti Wetten 125 N„ Eintritt in die freiwillige Verſicherung aus. Handelt es ſich aber um einen Hausgewerbetreibenden, ſo hat die Zahl der beſchäftigten Lohn⸗ arbeiter auf das Recht zum freiwilligen Eintritt keinen Einfluß. 38. Bei dieſer Art der b e müſſen zur Aufrechterhaltung der Anwartſchaft während der auf den Ausſtellungstag der Quittungskarte folgenden 2 Jahre mindeſtens 40 Beiträge entrichtet werden.(8 46 Abſ. 3 Inv.⸗Verſ.⸗Geſ.). Der Eintritt in die Verſicherung beginnt mit dem Tag der Ausſtellung der Quittungskarte. ür alle 1 de der Verſicherung gilt, daß die Quittungskarte ohne Rück⸗ ſicht auf die Zahl der darin geklebten Marken vor Ablauf von 2 Jahren nach dem auf derſelben vermerkten Ausſtellungstag bei der Gemeindebehörde gegen eine neue Karte umzutauſchen iſt.(§ 135 Inv.⸗Verſ.⸗Geſ.) Wartezeit für die Juvalidenrente. Dieſelbe beträgt für Perſonen, für welche auf Grund der Versicherungs ⸗ pflicht mindeſtens 200 Marken geklebt wurden, 200 Beitragswochen. Sind weni⸗ ger als 200 Beitragswochen auf Grund der Verſicherungspklicht zurückgelegt, d. 5 iſt ein Teil dieſer 200 Marken auf Grund freiwilliger Beitragsleiſtung ge⸗ lebt, ſo unterſcheidet das Geſetz folgende Fälle: 5 1. Sind mindeſtens 100 Pflichtbeiträge geleiſtet, ſo genügen weitere 100 Marken für freiwillige Verſicherung zur Erfüllung der Wartezeit. 2. Sind weniger als 100 Pflichtbeiträge entrichtet, ſo müſſen zur Erfüllung der Wartezeit im Ganzen mindeſtens 500 Beiträge nachgewieſen werden; damit jedoch die freiwilligen Beiträge Mel überhaupt zur Anrechnung kommen können, müſſen mindeſtens 100 Beiträge auf Grund der Selbſt⸗ verſicherung(vergl. oben den Fall B) oder der Verſicherungspflicht ent⸗ richtet ſein, d. h. in allen Fällen, in welchen das Geſetz zur Erlangung der Invalidenrente eine Wartezeit von 500 Wochen vorſchreibt, muß die Summe der, ſei es auf Grund der Verſicherungspflicht oder der Selbſtverſicherung(8) geleiſteten Beiträge mindeſtens die Zahl 100 er⸗ eben. Wenn die Wartezeit hiernach erfüllt iſt, ſo beſteht im Falle der intritts dauernder Erwerbsunfähigkeit(8 5 Abſ. 4 Geſ.) der Anſpruch auf Invalidenrente. Die Höhe dieſer Rente iſt beim Nachweis einer Wartezeit von 200 Wochen, etwa 4 Jahre nach Eintritt in die Verſiche⸗ rung mit Marken J. Klaſſe 116 Mk., II. Klaſſe 126 Mk., III. Klaſſe 134 Mk., IV. Klaſſe 142 Mk., V. Klaſſe 150 Mk. Nach 30jähriger wöchentlicher Beitragsleiſtung würde die Invalidenreute betragen in I. Klaſſe= 156 Mk. 80 Pie. II.„ 218 Mk. 60 Pfg. III.„ 254 Mk. 80 Pfg. d . J i Nach 50jähriger wöchentlicher Beitragsleiſtung würde dieſelbe betragen in I. Klaſſe 188 Mk.— 50 5 II.„ 276 Mk.— Pfg. III.„ 388 Mk.— Pfg. E i V.„ 2462 Mk.— Pfg. f Iſt die c keine dauernde, ſo erhält der Verſicherte vom Beginn der 27. Woche nach Eintritt der Erwerbsunfähigkeit die ſogenannte 5 Krankenrente 5 10 Inv.-Vers.-Ges. 55 für die fernere Dauer der Erwerbsunfähigkeit. Die Berechnung iſt die gleiche wie für die Invalidenrente. Wartezeit für die Altersrente. Dieſelbe beträgt: ö 1. Für die Selbſtverſicherung(ſieh oben unter B) ſtets 1200 Beitrags⸗ wochen. 2. bei der Verſicherungspflicht und der freiwilligen Forſetzung der Ver⸗ ſicherung(ſiehe oben unter A) können unter Umſtänden die Beſtimmung in, o zu einer erheblichen Abkürzung dieſer Warte⸗ zeit dienen. Der Anſpruch auf Altersrente wird bei Vollendung des 70. Lebensjahres erworben. Die 955 der Altersrente beträgt J. Klaſſe 110 M., II. Klaſſe 140 M., III. Klaſſe 170 M., IV. Klaſſe 200 M., V. Klaſſe 230 M. Beitragserſtattung. 5 Unter gewiſſen Vorausſetzungen haben die Verſicherten Anſpruch auf Er⸗ ſtattung des Wertes der geleiſteten Beträge. Dies iſt beiſpielsweiſe der Fall, wenn eine weibliche Week Perſon ſich verheiratet oder ein Verſicherter unter Hinterlaſſung einer Wittwe oder von Kindern unter 15 Jahren ſtirbt.(Vergl. das Nähere und die weitereu Fälle, in denen die Beiträge zurückerſtattet werden, in dem Schriftchen Seite 23 ff.) g Ein weiterer Vorteil, den die Invalidenverſicherung gewährt, iſt die An⸗ wendung eines 5 Heilverfahrens. Die Verſicherungsanſtalt iſt befugt, das Heilverfahren koſtenlos zu gewähren, wenn bei einem erkrankten Verſicherten dadurch der Eintritt von Erwerbsun⸗ fähigkeit verhütet werden kann.(Siehe 32 a. a. O.) Mannheim, den 6. Juni 1903. Grossh. Bezirksamt: Dr. A Jung Beſchluß. Vorſtehendes wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 15. Juni 190g. e * Todes-Anzeige. Verwandten, Freunden und Bekannten die Trauernachricht, i daß unſer innigſtgeliebter Gatte, Vater, Großvater, Bruder und e dam Berlinghof 1 heute nachmittag 2 Uhr nach langer Krankheit verſehen mit den hl. Sterbſakramenten ſanft verſchieden iſt. Friedrichsfeld, 23. Juni 1903. Die trauernde Familie. Die Beerdigung findet Donnerstag nachmittag 5 Uhr ſtatt. Dies ſtatt beſonderer Anzeige. h 8 Mitbürger! Wähler der Ordnungsparteien! Mittwoch, den 24. Juni Söhm Simon, D 3, 8. 9 Louis, Nheindammſtraße 26. reesbach Auguſt Nachf., K 1, 6. Tiſcher Hermann, Seckenheimerſtraße 26. Geiſt Julius, NI, 2. Gerner Friedrich, H 3, 1. Herzberger Moritz, E 3, 17. Hofmann Joſef, O 5, 7. Hofmann Wilhelm, Bismarkſtraße 45. Prager J., E 5, 1 Räckel Karl, U 2, 2. 4903, Abends 29 Uhr halten wir im Nibelungenſaale des Roſengartens eine Wihler⸗Perſaunlung 8 ab. Wir laden hiermit zur Teilnahme an derſelben alle Diejenigen ein, die mit uns in der Klaſſenherrſchaft der So⸗ zialdemokraten eine Gefahr erblicken, die bis zum äußerſten bekämpft werden muß. i ö Der Vorſtand des Nationalliberalen Vereins Mannheim. Mit Einlaßkarten wolle man ſich gefälligſt vorher verſehen! Die Verkaufsſtellen ſind folgende: Kahn H. Inhaber Aug. Reinach, G 5, 9. Roch Gebrüder, F 5, 9/10. Kratz Philipp, L 14, 7. Kremer Auguſt, D 1, 5/6. Tevi Leopold U 1, 4 und P 1, 5. Tudwig& Schütthelm, O 4, 3. Pohl Karl, P 6, 23/24. Schenk A., Muſikalienhandlung. Schmidt Hermann, Friedrichsplatz 5. Schneider Heinrich P 5, 15/16. Schwab Heinrich 2 5, 22. Schwab fr. K. H., Seckenheimerſtraße 16. Strauß A., E 1, 18. Weick Auguſt, G 3, 10. Zeller Tudwig, B 5, 15. Zwangs⸗Oersteigerung. Im Wege der Zwangsvollſtreckung ſollen die in der Gemarkung Seckenheim belegenen, im Grundbuche von Feckenheim zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungsvermerkes auf den Namen des Direktors Joſeph Auton göhm in Mannheim eingetragenen, nachſtehend be⸗ ſchriebenen Grundſtück am Mittwoch, den 16. September 1903, Vormittags 10 Uhr durch das unterzeichnete Notariat im Rathauſe zu Feckenheim ver⸗ ſteigert werden.. Der Verſteigerungsvermerk iſt am 14. März 1903 in das Grund⸗ buch eingetragen worden. Die Einſicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, ſowie der übrigen das Grundſtück betreffenden Nachweiſungen, insbeſondere der Schätzungs⸗ urkunde iſt jedermann geſtattet.. Es ergeht die Aufforderung, Rechte, ſoweit ſie zur Zeit der Ein⸗ tragung des Verſteigerungsvermerks aus dem Grundbuch nicht erſichtlich waren, ſpäteſtens im Verſteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht, 5 Senn zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der Verteilung des Verſteigerungser⸗ löſes dem Anſpruche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachge⸗ ſetzt werden. a f a Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuſchlags die Auf⸗ hebung oder einſtweilige Einſtellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegenſtandes tritt. Beſchreibung des zu verſteigernden Grundſtückes: Grundbuch von Seckenheim, Band 9, Heft 18, Beſtandsverzeichnis J. Ordnungs⸗Zahl 1, Laufende Nummer des Grund⸗ ſtücks im B. V. I 11, Lagerbuch⸗Nummer 5356, Flächeninhalt 63 a 44 qm Induſtrieplatz, einer⸗ ſeits Lagerbuch⸗Nummer 5337, anderſeits Lager⸗ buch⸗Nummer 5286 im Gewann Mönchwälder an der Schwetzingerſtraße Schätzung 63 000 Mk. Mannheim, den 5. Juni 1903. 5 f Großh. Notariat Mannheim IX. als Vollſtreckungsgericht. Breunig. T dude Jedlonſoh empfiehlt billigſt in großer Auswahl: 5 Strohhüte n bebe, 5 Filzhüte u. Kappen, (Eine Partie Hüte und Kappen unterm Preis.) Ferner empfehle: Bruſtnetze, Oh me Fliegennetze, ruſtn leinene N renkappen und N Freudenberg- an garantiert echter, reiner, ſelbſtgekelteter Traubenſaft, tiefroth und glanzhell, vorzüglich erwärmend und wohlthuend, gegen Verdauungsſchwäche, Bleichſucht u. a. von Aerzten vielfach empfohlen, verſende mit Fäßchen zu 20 Liter an um 1 Mk. den Liter Weissweine von 45 bis 80 Pfg. pro Liter. 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