— N Anzeigeblatt für Seckenheim und Npesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die 1ſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 84. Samstag, den 24. Oktober 1903. 3. Jahrgang Aus Nah und Fern. Mannheim, 22. Okt. Herr Privatier Auguſt Oppenheim dahier hat der Stadtgemeinde ein Kapital von 25000 Mark zur Verfügung geſtellt behufs Errichtung einer Stiftung zum ehrenden Andenken an ſeine am 12. Auguſt 1869 dahier verſtorbene Mutter. Die Stiftung ſoll den Namen„Lina Oppenheim⸗Stiftung“ führen. Der Ertrag der Stiftung ſoll be⸗ dürftigen Frauen und Mädchen, welche ſich durch weibliche Handarbeit ernährten oder er⸗ nähren(insbeſondere Putzmacherinnen, Kleider⸗ macherinnen, Näherinnen, Strickerinnen, Büg⸗ lerinnen und ähnlichen) zu gute kommen. Mannheim, 21. Okt. Nach dem Bericht des Hochbauamts muß die Aufſetzung eines dritten Stockwerkes auf das alte Kaufhaus aus bautechniſchen Gründen unterbleiben, da die zum teil ſchadhaften Pfeiler und die aus dem Lot gewichenen Ecken eine überaus ausgedehnte Renovation nötig machen würden. Es iſt des⸗ halb vorgeſchlagen, neue, vollſtändig moderne Parterreladenlokalitäten zu erſtellen, und die im erſten Stock gelegenen Räumlichkeiten für Verwaltungszwecke herzurichten. Ein großes Verdienſt um die Belaſſung des Kaufhauſes in ſeiner jetzigen Konſtruktion hat ſich hier der hieſige Altertumsverein erworben, der auf die Schönheiten des hiſtoriſchen Baues aufmerkſam machte, die bei einer richtigen gründlichen Re⸗ novation ins rechte Licht gedrückt würden, zu⸗ gleich iſt das alte Gebäude ein hiſtoriſches Denkmal aus Mannheims ruhmvoller Ver⸗ gangenheit. Heidelberg, 21. Okt. Der kürzlich aus der hieſigen Augenklinik ausgebrochene Verbrecher Li nſenmaier, der infolge eines Ein⸗ bruchs in Konſtanz 3 Jahre Zuchthaus erhielt, wegen eines Augenleideus aber nach Heidelberg kam, iſt in Zürich(Schweiz) feſtgenommen worden. Sandhofen, 20. Okt. Im hieſigen Ortsarreſt wurde heute früh ein dort Inhaftier⸗ ter erſtickt aufgefunden. Die Pritſche war über Nacht in Brand geraten, wodurch das Unglück geſchah. Efl zib acchf(A. Waldkirch), 20. Okt. Zwei 10jährige Bürſchchen von Prechtal bewaffneten ſich mit Meſſern, belagerten die Landſtraße, hielten Kindern an und verlangten von ihnen unter Androhung, ſie würden ſie totſtechen, Geld. Die Gendamerie erhielt Kenntnis von dem Räuberleben dieſer Gutedel und erſtattete Anzeige. Erdmannsweiler(A. Villingen), 20. Okt. Beim Leibgedingshaus des Zimmermanns Andreas Lehmann wurde von der dort wohn⸗ haften Witwe Schuler am Samstag abend in einem Reiſighaufen am Hauſe eine Axt ge⸗ funden, an der Blut, Haare Gras und Erde klebten. Dieſer Fund dürfte lt. Schwarzw. mit dem hier vor einem Vierteljahr verübten Mord, der immer noch der Aufklärung bedarf, in Verbindung zu bringen ſein. Waldshut, 21. Okt. Auf bedauerliche Weiſe verunglückte in Eberfingen der Einwohner Martin Kehl. Als er ſich zu Bett begeben wollte, brach plötzlich der Fußboden und er ſtürzte in den Keller. Er erlitt einen Schädel⸗ bruch, an deſſen Folgen er verſtarb. i Stuttgart, 21. Okt. In dem neuer⸗ bauten Kurhauſe auf der Heide erfolgte geſtern Abend, anſcheinend infolge unvorſichtiger Hand⸗ habung, eine ſchwere Exploſion des Gaserzeu⸗ gungsapparates. Fenſterſcheiben und Türen wurden eingedrückt. Das entſtandene Feuer zerſtörte einen Teil der Treppen. Der Architekt des Hauſes, ein Kurgaſt und ein Hausdiener erlitten ſchwere Brandwunden. Straßburg, 21. Okt. Der komman⸗ dierende General des 16. Armeekorps, General v. Stötzer, der dieſer Tage mit ſeiner Gemahlin in Meinigen weilte, wurde, als er das Hotel verlaſſen wollte, von einem Poliziſten ange⸗ halten und die Dame, wie der„Werra⸗Bote“ berichtet, von dem Beamten aufgefordert, mit zur Wache zu kommen. dem Beamten, die Dame ſei ſeine Gemahlin, worauf der Beamte um Entſchuldigung bat und ſich entfernte. Schweinfurt, 17. Okt. In der zur Gemeinde Waldſachſen gehörigen Wadabteilung Breitſchlag wurde geſtern die Leiche einer un⸗ gefähr 50 Jahre alten Frauensperſon aufge⸗ funden. Man vermutete Anfangs ein Ver⸗ brechen. Durch die heute vorgenommene Sek⸗ tion in Gegenwart einer Gerichtskommiſſion Der General erklärte wurde indeß feſtgeſtellt, daß die Frau, eine ſcheinbar ſchwachſinnige und leutſcheue Perſon, die ſich im Wald längere Zeit aufgehalten hat und dort buchſtäblich verhungert iſt. Die Leiche dürfte ungefähr ſchon ſeit vier Wochen dort liegen. Die Perſonalien können bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. In der näheren 5 wird eine Frauensperſon nicht ver⸗ mißt. Saarbrücken, 20. Okt Im benach⸗ barten Völklingen produzierte ſich auf der Kir⸗ meß eine Tierbändigerin, die eine Rieſenſ chlange um den Hals legte, um die Ungefährlichkeit des Tieres darzutun. Die Schlange zog ſich jedoch plötzlich zuſammen und preßte dem Mädchen den Hals zu, ſo daß es erſtickte. Der Buden⸗ beſitzer hieb ſo lange auf das mörderiſche Tier los, bis es zerſtückelt und unſchädlich gemacht war. München, 21. Okt. Zwiſchen Vertretern preußiſcher, ſächſiſcher, württembergiſcher baden⸗ ſiſcher Eiſenbahnen finden zur Zeit Konferenzen zur Herbeiführung einheitlicher Tarifſätze ſtatt, die einen überraſchend befriedigenden Verlauf nehmen. So viel ſteht jetzt ſchon feſt, daß ein gegenſeitiges Zuſammenwirken der deutſchen Bahnverwaltungen zu Stande gekommen, durch das gegenüber dem Auslande ein Tarifkampf künftig als beſeitigt anzuſehen iſt. Venedig, 21. Okt. Der heftige Sturm hat viele Schiffsunfälle zur Folge gehabt. In Lepanto, Ardino und Serre ſcheiterten Schiffe, wobei Viele der Beſatzungen umkamen. Kopenhagen, 20. Okt. Die Frau des Bauern Wisby in Elſted durchſchnitt heute früh ihren drei ſchlafenden Kindern im Alter von ein bis fünf Jahren mit einem Brotmeſſer die Hälſe. Die Frau war früher ſchon einmal für geiſtesgeſtört erklärt worden. New⸗York, 21. Okt. Der bekannte Millionär Mackay iſt geſtern geſtorben. Er hinterläßt ein Vermögen von fünfundzwanzig Millionen Dollars, welches er der Havard⸗ Univerſität vermachte. Vermiſchtes. — Etwas vom Alkoholteufel! Eine böſe Behandlung ließen Schmied Hucker von Unter⸗ marchtal und Dienſtknecht Sandherr der Ehe⸗ frau des erſteren angedeihen. In der Nacht vom 2. auf 3. Juli d. J. ſaßen die beiden ge⸗ Ein modernes Aſchenbrödel. Von M. Adelmi. 12)(Nachdruck verboten.) Herr Sokoff habe den Herrn allein em⸗ pfangen, eine ſehr lange und anſcheinend ernſte Unterredung mit ihm gehabt und gleich nach ſeiner Entfernung Befehl zur Abreiſe erteilt. Charlotte habe den Reſt der Nacht in ihrem Zimmer verweilt, heute ſehr früh aber ſchon das Hotel verlaſſen. Im übrigen rühmte man Herrn Sokoffs Großmut, womit er alle bedacht. Hundert Mark habe er dem Wirt für die Ortsarmen hinterlaſſen. So in jeder Beziehung generös gab es nicht viele Leute. Dies allſeitig wahre Lob freute mich, war aber nicht im Stande, die Wehmut zu bannen, womit dieſes unerwartete Scheiden mich er⸗ füllte. 5 Ich verließ das Hotel, um auf mein Bureau „ aum daß ich hundert Schritte gegangen, begegnete mir eine mit Reiſeeffekten bepackte Chaiſe, aus welcher eine bekannte Stimme mich anrief. Es war Ferdinand Rheden. Der junge Mann ſah auffallend verſtört aus. „Ich komme ſoeben von ihrem Bureau, wo ich mich von Ihnen verabſchieden wollte,“ ſagte er, während der Kutſcher hielt; da ich Sie dort verfehlte, freut es mich, Ihnen hier zu be⸗ gegnen.“ „Sie ſind im Begriff, abzureiſen?“ erwi⸗ derte ich. ö „Mit dem nächſten Schnellzug. Falls Sie Herrn Sokoff ſehen—“ „So wiſſen Sie nicht—“ „Was?“ rief er erregt. „Daß Herr Sokoff mit Familie Baden⸗ weiler plötzlich verlaſſen hat.“ Er wechſelte jäh die Farbe und ſtarrte mich eine halbe Sekunde ſprachlos an. Dann begann er aufs neue mit leiſer bebender Stimme:„Iſt Ihnen näheres bekannt?“ Ich trat dicht an den Schlag und wieder⸗ holte gedämpften Tones die mir im Hotel ge⸗ wordenen Mitteilungen. Er hörte geſpannt zu, abwechſelnd errötend und erbleichend, ohne den Blick zu erheben. Als ich geendet, reichte er mir die Hand und drückte warm die meine. Es war ihm unmöglich, ein Wort hervorzubringen und um ihn über das Peinliche der Situation hin⸗ weg zu bringen, ſprach ich über andere gleich⸗ giltigere Dinge. Es ſchien mir dankbar dafuͤr und ſuchte ſich zu ſammeln. „Leben Sie wohl,“ ſagte er ſchließlich,„mein hieſiger Aufenthalt wird mir unvergeßlich blei⸗ ben. Ich bin ſehr glücklich hier geweſen, aber ich weiß nicht, ob ich je zurückkommen werde.“ Dabei huſtete er heftig und die Stimme wollte ihm faſt verſagen. „Hoffen wir das Beſte,“ erwiderte ich, zund vertrauen Sie auf Gott.— Ich wünſche Ihnen von Herzen alles Gute. Doch will ich Sie nicht länger aufhalten. Grüßen Sie Ihren Bruder und reiſen Sie glücklich.“ Wir ſchüttelten uns die Hände, und ich trat zurück. Doch er rief mich noch einmal heran und ſagte tief erregt:„Ich habe meine Karte auf Ihrem Bureau zurückgelaſſen. Falls Herr Sokoff ſchreibt— darf ich Sie bitten— mich von ſeinem und ſeiner Familie fernerem Ergehen zu benachrichtigen?“ Er errötete aufs neue unter meinem Blick. Ich verſtand ihn nur zu wohl und verſprach, ſeinen Wunſch zu erfüllen. „Ich danke Ihnen herzlich,“ verſetzte er und drückte nochmals meine Hand. Eine Minute ſpäter war der im Galopp dahinbrauſende Wagen meinen Augen ent⸗ ſchwunden.— Gedankenvoll kehrte ich auf mein Bureau zurück. Das Vorgefallene beſchäftigte mich noch lebhaft, als meine Bureauſtunden ſich ſchon ihrem Ende zuneigten. Ich war eben im Be⸗ griff meine Bücher zu ſchließen und die Feder aus der Hand zu legen, als es leiſe an die Thür klopfte und Charlotte bei mir eintrat. Sie ſah verlegen und gedrückt aus. „Nun Charlotte, was giebts?“ fragte ich freundlich. „Herr Sokoff iſt heute nacht unerwartet abgereiſt—“ begann ſie ſchüchtern. nannten in einer Wirtſchaft. Als Hucker nicht heimkam, begab ſich ſeine Frau nach der Wirt⸗ ſchaft, vermochte aber den Mann nicht zur Heimkehr zu veranlaſſen. Da ſie ſelber einen guten Tropfen nicht verachtete, ging ſie in die Küche und ließ ſich dart Bier geben. Als die beiden Männer gegen zwei Uhr den Heimweg antraten, fanden ſie die Frau betrunken im Hausgang der Wirtſchaft liegen. Der ſelber ſtark betrunkene Hucker und Sandherr verſuch⸗ ten nun die Frau fortzuführen. Da aber die Frau eine ſtarke Perſon iſt, konnten ſie dieſelbe nur zum Hauſe hinaus ſchleppen. Ein Verſuch, die Betrunkene auf einem Wägelchen heimzu⸗ ſchaffen, gelang nicht. Sandherr löſte nun vom Wagen einen Strick, band das eine Ende um den Fuß der Frau, legte ſich das andere über die Achſel und ſchleifte ſie unter Beihilfe ihres Mannes eine Strecke Weges fort. Die Frau erlitt auf dem rauhen Weg erhebliche Wunden und Abſchürfungen. Ein Anwohner, der über den Lärm erwacht war und die un⸗ würdige Behandlung mit anſah, erſtattete An⸗ zeige. Das Schöffengericht Ehingen ſprach Sandherr frei und verurteilte Hucker wegen Körperverletzung zu 30 Mk. Geldſtrafe. Auf eingelegte Berufung wurden beide Angeklagte von der Strafkammer zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. f — Im Brandenburgiſchen geriet auf einer SGiurtsbrennerei aus Verſehen Spiritus in die Schlempe, wodurch ſich das Vieh einen Mords⸗ rauſch antrank. Die Kühe wirtſchafteten wie toll und konnten nicht gemolken werden. Noch ärger betrugen ſich die vor die Pflüge geſpannten Ochſen, welche wild losſtürmten und die Knechte mitſchleiften. Am nächſten Tag litt das ge⸗ ſamte Rindvieh an großem Katzenjammer. — Eine jugendliche Brandſtifterin iſt in Marwitz(Kreis Oſthavelland) verhaftet worden. Das 14jährige Dienſtmädchen Marie Gabbe aus Velten hatte in kurzen Zwiſchenräumen dreimal auf der Beſitzung ihres Dienſtherrn, eines Ofen⸗Fabrikanten, Feuer angelegt in der Hoffnung, nach dem Brande den ihr läſtigen Dienſt verlaſſen zu können. Jetzt iſt ſie als Täterin ermittelt und feſtgenommen worden. — Volksſchullehrer als Offiziere. Wie der „Schulbote für Heſſen“ in ſeiner neueſten Nummer vom 15. Oktober mitteilt, haben ſechs Volksſchullehrer die in Mainz als Einjährige ihre Militärpflicht erfüllen, das Offiziersexamen abſolviert. Sämtliche Kandidaten beſtanden gut. 8— Die Laufmäntel der Pneumatiks an Fährrädern ꝛc. pflegen im Winter leicht brüchig zu werden und bilden daher ſtetig einen Gegen⸗ ſtand der Sorge für ihre Beſitzer. Das ſicherſte Mittel, ſie geſchmeidig und brauchbar zu erhalten, beſteht darin, daß man ſie auch im Winter ab und zu benutzt. Wer ſich dazu nicht entſchließen kann, muß das Rad in einem kühlen, möglichſt froſtfreien und nicht zu trockenen Raume auf⸗ bewahren. Außerdem iſt es wichtig, daß die Reifen auch im Winter von Zeit zu Zeit feſt aufgepumpt und ab zu mit lauwarmen Waſſer 8 angefeuchtet werden, da Trokenheit der größte Feind des Gummis iſt. Das Anfeuchten darf aber nur in ſtraff aufgepumptem Zuſtande ge⸗ ſchehen. Iſt der Mantel weich, ſo dringt das Waſſer in die Felge ein und erzeugt Roſt, der nicht nur dem Metal, ſondern auch dem Gummi ſchädlich iſt. Wer alſo Wert darauf legt, ſeine Pneumatiks den Winter über gut zu konſer⸗ vieren, der möge dieſe kleinen Vorſichtsmaß⸗ regeln nicht verſäumen. Sehr nützlich iſt es auch, die Reifen mit einer Schutzhülle zu ver⸗ ſehen, die man für billigs Geld durch jede beſſere Fahrradhandlung beziehen kann. e— Ein faſt unglaublich roher Burſche iſt in der Tiroler Ortſchaft Deutſch-Metz feſtge⸗ nommen worden. Er hatte vor einigen Tagen ſeinen Vater bei der Feldarbeit erſchoſſen und war dann geflohen. Am Tage der Beerdigung des Vaters kehrte der Mörder in ſeinen Hei⸗ matsort zurück und lauerte ſeinem Bruder, der zur Trauerfeier aus der Schweiz eingetroffen war, auf, um auch ihn zu töten. Er wurde jedoch von Gendarmen überraſcht; als er keine Möglichkeit zur Flucht ſah, ſchoß er ſich ſelbſt eine Kugel in den Unterleib, worauf ihn die Beamten verhaſ teten und in ein Krankenhaus brachten.. — Ein ſchauerliches Familiendrama hat ſich, wie wir kurz berichteten, im Dorfe Rott⸗ hauſen zugetragen. Der Bergmann Wacker, Ackerſtraße 8 wohnhaft, hat am Montag früh nach voraufgegangenem Streit ſeiner Ehefrau mit einem Küchenmeſſer den Hals durchſchnitten. Vorher hatte die Frau ihrem 13jährigen Sohn zugerufen, er ſolle machen, daß er fortkomme, da ſein Vater, der der Stiefvater des Knaben iſt, auch ihn töten wolle. Hierauf flüchtete ſich der Junge, nur mit einem Hend bekleidet, zu den Nachbarn. Als Wacker ſeine grauſige Tat vollbracht hatte, ſuchte er nach dem Knaben und als er denſelben nicht fand, begab er ſich zurück in ſeine Wohnung und verſuchte, ſich ebenfalls das Leben zu nehmen. Er ſchnitt ſich an beiden Armen die Pulsadern durch und brachte ſich außerdem am Halſe noch eine Schnittwunde bei. Die ſofort herbeigerufene Polizei ſorgte für die Ueberführung der Leiche der Ehefrau zum Leichenhauſe, während der Mann im allgemeinen Krankenhauſe zu Gelſenkirchen untergebracht wurde. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß derſelbe mit dem Leben davonkommen wird Bei Bekannt werden dieſer ruchloſen Tat wird den bewohnern dieſes Ortes ein Mord aus dem Jahre 1895 wieder ins Gedächtnis gerufen, der leider bis jetzt noch nicht geſühnt iſt. Damals wurde der Bergmann Wilke, in deſſen Begleitung ſich ſeine Frau und der Bergmann Wacker, der damals bei dem Wilke als Koſtgänger gewohnt hat, befand, in Erle in einem Gehölz ermordet. Als der Tat dringend verdächtig wurden die Ehefrau Wilke und der Bergmann Wacker in Unterſuchungshaft genommen, mußten aber, da gegen ſie etwas Belaſtendes nicht erbracht werden konnte, wieder auf freien Fuß geſetzt werden. Später hat Wacker die Witwe Wilke geheiratet. f i Eine neue Bekanntſchaft. Zur Zeit der Direktionsführung Heinrich Laubes am Wiener Stadttheater kam eines Tages ein Engagement ſuchender Mime zu dem Altmeiſter und ſtellte ſich ihm vor mit den Worten:„Mein Name iſt Kried9.“—„Ah, Krieg!“ ruft Laube in ſeiner kurzen Weiſe,„wie alt?“—„Dreißig Jahre, Herr Doktor.“—„Nun, freut mich ſehr, den dreißigjährigen Krieg kennen zu lernen.“ * Schnurrige Druckfehler. In der Anzeige von dem Tode eines Virtuoſen war zu leſen: „Er dudelte(duldete) beinahe drei Jahre.“— In dem Tageblatt einer Univerſitätsſtadt wurde behauptet:„Die zweite Abteilung unſerer Wiſſenſchaften iſt dermalen ohne Verſtand (Vorſtand)“.— In einem Nachrufe hieß es: „Der verſtorbene Schriftſteller K. hat ſich eine bedeutende Stelle in der Unterwelt(Autorwelt) erworben.“— Und in dem Goetheſchen Ge⸗ dichte:„Der König von Thule“ hieß es: „Die Augen gingen ihm über, ſo oft trank er daraus,“ ſtatt:„ſo oft er trank daraus.“ Immer der Letzte. In der Kneipe, nach Mitternacht:„Nun, Müller, es iſt Alles fort— gehen wir!“—„Nein Freund,“ hallte Müller,„ich bleibe noch, ich trinke noch ein letztes Seidel.“—„Ja,“—„Ja Du biſt immer der Letzte geweſen, ſchon in der Schule,“ ſagte der Freund lachend. i Ballgeſpräch. Dame: Warum tragen Sie keinen Bart, mein Herr, Ihr Herr Vater hat doch einen auffallend ſchönen Vollbart?— Herr: Ich ſchlage mehr nach der Mutter, die trug auch keinen. — Entſchuldigungszettel.„Lottchen konnte die Weltgeſchichte nicht machen denn ſie hatte Leibſchmerzen und die Are.“ i — Zur Ausfüllung. Richter:„Zum Dank dafür, daß Ihnen der Metzgermeiſter einen alten Anzug geſchenkt, haben Sie ihm beim Hinausgehen einen Schinken geſtohlen!“— Angeklagter:„Ja, der Anzug war mir zu Welt! Der Pudel und der Dackel. Der Pudel ſprach:„Wie biſt Du ſchlicht, O, Dackel, Du gefällſt mir nicht. Ja, wären, Deine Beine So hoch und ſchlank wie meine!“ „Der And're brummt:„Du Lackel, Dann war ich ja kein— Dackel.“ Im Maas'ſchen Hauſe iſt ein Zimmer mit Alkov zu vermieten Zu erfragen bei Gg. Erny, Zimmermann. Hauptſtraße Nr. 122. „Ich weiß,“ entgegnete ich.„Bereueſt du etwa, zurückgeblieben zu ſein?“ Pein“, ſagte ſie kleinlaut.„Mein Schick⸗ ſal hat ſich ſehr günſtig geſtaltet— Herr Sokoff hat mich reich beſchenkt.“ ATIch ſchaute ſie an, doch wie Ferdinand Rheden heute morgen, ſo ſenkte ſie jetzt den Blick und errötete. Ich vermochte mir ihr Benehmen nicht zu enträtſeln. „Was hat Herr Sokoff dir gegeben?“ fragte ich nach einer kleinen Pauſe. Sie legte ſtatt aller Antwort einen Tauſend⸗ markſchein vor mir auf den Tiſch. „Das war in der Tat nobel!“ rief ich. Unwillkürlich blieb mein Blick auf der Nummer haften und dieſelbe prägte ſich in meinem Ge— dächtnis ein. 5 „Wollen Sie ſo gut ſein und mir das Geld aufheben?“ bat das Mädchen.. »Ich bin kein Bankier,“ entgegnete ich, Lund übernehme nicht gern dergleichen Verant⸗ wortung. Trage den Schein nach Mühlheim auf die Spar⸗ oder Kreditkaſſe und laß dir eine Quittung dafür geben.“ a i„Ich bin dort fremd,“ ſagte ſie,„würden Sie die Freundlichkeit haben, es für mich zu thun?“ „Auch das muß ich ablehnen, ſo gern ich ſonſt gefällig bin,“ erwiderte ich.„Es kann ch zwei Wochen dauern. bis ich nach Müllheim komme, und ſo lange mußt du den Schein nicht behalten. Gehe ſelbſt und gleich heute, ich will ir ein paar Zeilen an den Vorſtand der Kre⸗ Sie nahm das raſch geſchriebene Billet in Empfang, dankte flüchtig, blieb aber ſtehen, als ob ſie noch etwas auf dem Herzen habe. „Wünſcheſt du mir ſonſt noch etwas zu ſagen?“ ermunterte ich ſie. Zum erſtenmal heute begegnete jetzt ihr Auge offen dem meinen, doch raſch ſenkte ſie es wieder zu Boden, während ſie antwortete: „Ich bin jetzt im Beſitz der Summe, welche Joſephs Eltern von mir als Ausſteuer ver⸗ langten. Darf ich Sie bitten, jenen davon Mitteilung zu machen und ein gutes Wort für mich einzulegen.“ „Ich fürchte, es war ihnen mit jenem Ausſpruch nicht ernſt,“ verſetzte ich. Sprich ſelbſt mit Joſeph. Du haſt meinen guten Rat damals nicht angenommen, jetzt miſche ich mich nicht weiter in deine Angelegenheiten.“ „Herr Inſpektor!“ rief ſie, plötzlich in Thränen ausbrechend,„ſind Sie mir bös?“ „Nein,“ ſagte ich,„aber ich bedauere leb— haft, daß du dein Glück ſo eigenſinnig in den Wind geſchlagen.“ Sie trocknete ihre Thränen und ging. Ich begab mich nebenan in meine Wohnung. Eigentlich zürnte ich mit mir ſelbſt. Ich kam mir vor, als ſei ich unfreundlich, faſt hart mit Charlotte verfahren. Ich dachte an die bittere Enttäuſchung, die ihr bevorſtand und auf die ich ſie nur ſchlecht vorbereitet hatte, an die beinahe noch ſchlimmere Behandlung durch die Mutter und den langen troſtloſen Winter, dem ſie entgegenging. 8 Ich fühlte inniges Mitleid mit ihrem Ge⸗ ſchick und beſchloß, mein Möglichſtes zu thun, ihr beizuſtehen. Der Reſt des Tages verſtrich ſo truͤb und bb wie ich in dieſer Saiſon wenig er⸗ ebt. Es hatte gegen Mittag ſtark zu regnen begonnen und bis zum Abend nicht aufgehört. Vom Rhein her ſtieg ein dichter Nebel auf. Die Luft war kühl geworden und mahnte an das Ende des Sommers.. Am folgenden Morgen lachte die Sonne wieder am azurblauen Himmel. Ich begab mich zeitig auf mein Bureau. In der großen Vorhalle ſtanden einige meiner Leute in lebhafter Unterhaltung. Sobald ſie meiner anſichtig wurden. verſtummte dieſelbe. Mich begrüßend gingen ſie auseinander, ihren gewohnten Beſchäftigungen nach. Nur einer blieb zurück und trat auf mich zu. Er war im Dienſt der älteſte und zuverläſſigte, Becker mit Namen, ein hübſcher, gewandter Menſch mit etwa 30 Jahren. i Ich blieb ſtehen und wandte mich um. „Haben Sie mir etwas zu ſagen?“ fragte ich, als er ein wenig verlegen vor ſich nieder ſah. „Es iſt nichts Dienſtliches,“ entgegnete er. „Doch dachte ich, daß es Sie intereſſieren würde, falls Sie es noch nicht wiſſen.“ „Es iſt doch bei Ihnen zu Haus nichts vorgefallen?“ i(Fortſetzung folgt.) 5 8 8 3 8 8 . 2 1 8 d waſſerdichte Pferdedeeken. eue un N. * Bekanntmachung. Nr. 2921. Jahren verpachtet werden. 8 Die Beſchreibung der Grundſtücke ſowie Pachtbedingungen können auf dem Rathaus(Zimmer Nr. 6) eingeſehen werden. Seckenheim, 21. Oktober 1903. Hürgermeiſteramt Volz. Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß 4 Item Aecker der Evangeliſchen Kirchengemeinde am Montag, den 26. Okto- ber d. s., Vormittags 10 Uhr auf einen Zeitbeſtand von 6 * Bekanntmachung. Den Schutz der Reichstelegraphen⸗Anlagen betr. Nach den Ausführungsbeſtimmungen des Reichskanzlers vom 26. Januar 1900 zu 8 4 des Telegraphen⸗Wegegeſetzes vom 18. Dezember 1899,(Reichs⸗Geſetzblatt Seite 705) ſind die Ausäſtungen an den Baumpflanzungen auf und an den Verkehrswegen in dem Maße zu be⸗ wirken, daß die Baumpflanzungen mindeſtens 60 om nach allen Rich⸗ tungen von den Telegraphen⸗Leitungen entfernt ſind. Den Baumbeſttzern bleibt es überlaſſen, die hiernach erforderlichen Bekanntmachung. Das Bauen bei Froſt betr. Nachſtehend bringen wir die Beſtimmungen der bezirkspolizeiliche Vorſchrift vom 5. März 1898 zur genauen Darnachachtung zur öffent⸗ lichen Kenntnis. 8 . 15 Sobald die Temperatur unter den Gefrierpunkt ſinkt, mehr gemauert werden. genügend gegen den Froſt zu ſchützen. f 2 Mit durchfrorenem Material darf nicht gemauert werden. Mauerwerk, welches durch Froſt gelitten hat, werden. 8 3 Iſt in einzelnen Ausnahmefällen die Fortſetzung oder Vornahme der Froſtzeit notwendig, ſo kann das Genehmigung die Vornahme der Arbeiten von Maurerarbeiten während Bezirksamt durch beſondere bei künſtlicher Erwärmung und mit entſprechendem Marerial geſtatten 4.„ Zuwiderhandlungen gegen dieſe Vorſchrift werden mit Geld bis zu 150 Mk. oder mit Haft beſtraft. Seckenheim, 22. Oktober 1903. Bürgermeiſteramt Volz. darf nicht Das friſch erſtellte, offenliegende Mauerwerk iſt durch Abdeckung muß beſeitigt Ausäſtungen ſelbſt vorzunehmen. Sollten dieſe Ausäſtungen nicht oder 1 nicht genügend vorgenommen werden, ſo würde das Ausäſten gelegent⸗ ö lich der diesjährigen Linien⸗Inſtandſetzungsarbeiten Seitens der Tele- graphen⸗Verwaltung für Rechnung der Baumbeſitzer erfolgen. n Friedrichsfeld, 20. Oktober 1903. Schleuſe,. 1 Leitungsreviſor. 3 Vorſtehendes bringen wir zur öffentlichen Kenntnis. Seckenheim, 22. Oktober 1903. a gürgermeiſteramt Volz. Bekanntmachung. Das Aufbereiten des Dürrholzes im Gemeindewald wird am Montag, den 26. d. Mts, Vorm. 10 Uhr, auf dem Rathauſe(Zimmer Nr. 6) öffentlich vergeben. a Seckenheim, 23. Oktober 1903. Bürgermeiſteramt Volz. Aufforderung. i Die Aufrechterhaltung der Ordnung und 5 Reinlichkeit auf dem Friedhofe betr. Wir haben die Wahrnehmung gemacht, daß Grabhügel in den Bekanntmachung. Die diesjährige 195 Spätjahrs⸗Kontroll⸗Oersammlung Samstag, den 14. Navember l. Js. (im Garten des Schlößchen's) dahier ſtatt. Es haben zu erſcheinen: 5 8 25 Alle zur Dispoſition der Erſatzbehörden entlaſſenen Mann⸗ ſchaften. Diejenigen Landwehrleute J. Aufgebots der Jahresklaſſe 1891, welche in der Zeit vom 1. April bis 30. Heptember einge⸗ treten ſind und die Jahresklaſſen 1896 bis 1903 fümmtlicher Waffen von Feckenheim, Rheinau, Stengelhof und Relais häuſer. Militärpäſſe und Kriegsbeorderungen ſind mitzubringen. Die Jahresklaſſe jeden Mannes findet ſich auf der Vorderſeite des Militärpaſſes verzeichnet. Unentſchuldigtes Fehlen und Erſcheinen zu einer unrichtigen Rantrol-Verſammlung wer⸗ den beſtraft. Erſatz⸗Reſerviſten haben zur Herbſt⸗Kontrol⸗Verſammlung nicht zu erſcheinen. Bezirks⸗Kommando Mannheim. Beſchluß. hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. den 21. Oktober 1903. Bürgermeisteramt Volz. Bekanntmachung. Die Unterhaltung der Wege betr. Das Führen von ca. 80 Kubikmeter Kies auf die Gemeindewege im Niederfeld ſoll im Wege öffentlichen Angebots an den Wenigſtneh⸗ menden vergeben werden. Der Kies wird am ſogenannten Kieskopf am Neckar entnommen in der Weiſe, daß keine Löcher entſtehen. Angebote auf den Kubikmeter berechnet, ſind bis 30. ds. Mts. da⸗ hier einzureichen. Seckenheim, den 23. vormittags 9½ Uhr Vorſtehendes wird Seckenheim, Schmitt. Oktober 1903. Gemeinderat ol z. L. Werber, Seckenheim empfiehlt in großer Auswahl und ſoliden Preiſen für Herbſt u. Winter! la, Wollene und halbwollene Tuch und Buxkin für Werktagsanzüge und Hoſen la. Woll. u. halbwoll. Kleiderſtoffe, Lama, Hemd enſtoffe. Bettzeug, Cattun, Vorhänge, Bieberreſten ꝛc. ꝛc. Herrenweſten, Sweaters, Unterjacken, Unterhoſen, Hauben, Endſchuhe, wollene Koltern. Engl. Lederhoſen, blauleinene Schürzen u. Anzüge. Bettfedern in allen Preislagen. 22H * ue zan pun Anpflanzungen nicht mehr in ordentlichem Zuſtand ſich befinden. 5 Wir fordern die Angehörigen hierdurch auf die Grabhügel, Denk⸗. male, Einfaſſungen und Anflanzungen ſoweit ſolche in Unordnung oder 2 Verfall geraten ſind, bald möglichſt in einem geordneten Zuſtand zu verſetzen. ö 5 Erläuternd bemerken wir, daß Schlingpflanzen u. ſ. w. nicht über 3 den Rand des Grabes hinausſtehen und auf den Zwiſchenräumen wuchern— dürfen, vielmehr dieſe Zwiſchenräume von jeder Anpflanzung frei bleiben müſſen. a Seckenheim, 23. Oktober 1903. 1 Gemeinderat a 85 Volz. N 3 Bekanntmachung. Wir geben bekannt, daß der Kreisweg 7 nach Rheinau aim 26. und e 1 27. dſs. Mts. wegen Behandlung desſelben mit der Dampfwalze zum Befahren für Fuhrwerke beſchwerlich wird, da der Verkehr über die Schottereinlage geleitet werden muß. Seckenheim, 24. Oktober 1903. 1 gürgermeiſteramt 3 Volz. Dem hieſigen und auswärtigen Publikum bringe ich zur Kenntnis, daß ich in meinem Hauſe, Domhof hier, neben meinem gemiſchten Waareng eſchäft eine Aledicinal⸗Drogerie eröffnet habe. Die Leitung dieſer Abteilung und den Verkauf der in dieſes Fach einſchlagenden Artikeln wie Drogen, Chemikalien, Bränter, Verbandstoffe, Artikel für Krankenpflege, ſowie die freigegebenen Apothekermaaren habe ich meinem Sohn Friedrich, der die notwendigen Fach⸗ ſtudien, bei erſten Autoritäten mit Erfolg gemacht hat, über⸗ tragen. Bei eintretendem Bedarf halte mich beſtens empfohlen und zeichne 5 Hochachtend! OOO beſonders mache auf meine ertra Muſterrollertionen Oe ee Turn-Perein geckenheim. Was wir wollen! Wir wollen unſerem Vaterlande eine ſtarke, wetterfeſte, ausdauernde Jugend heranbilden, die im Kampfe ums Daſein ſich zu behaupten wiſſe, den Gefährdungen der Geſundheit eine zähe Widerſtandskraft a zu ſetzen folg vor Anſtrengung nicht zurückſchrecke und im Notfalle entſchloſſen und er⸗ olgreich unſeres Volkes heiligſte Güter zu verteidigen geſchickt ſei. Wir wollen, daß der Kraft Anmut ſich zugeſelle; die Gewandheit und Geſchmeidigkeit der Bewegungen ſollen der Männlichkeit, der Haltung und der Feſtigkeit des Ganges Reiz und Schönheit verleihen. Wir wollen nach der einſeitigen Kräfte-Anſpannung, die der Beruf for⸗ dert, eine zweckmäßige, für Körper und Geiſt gleich zuträgliche Ausſpannung bieten. Feiern heißt nicht untätig ſein, ſondern die Kräfte in anderer als der ewohnten Weiſe betätigen, dem durch die Anforderungen der Tagespflichten in einer völligen Entfaltung behinderten Gemüts⸗ und Geiſtesleben freie Bahn geben und auch Antrieb ſte zu wandeln. Wir wollen nach ernſter turneriſcher Arbeit anſtändige Geſelligkeit pflegen, bei der das deutſche Lied mit ſeiner Zaubermacht uns über die kleinlichen Sor⸗ en und Untereſſen des Alltagslebens hingushebt und mit warmer Begeiſterung ür alles Hohe und Hehre unſere Bruſt ſchwellt. Wir wollen, daß unſere Turnſtätten Pflegeſtätten ſeien des Sinnes für 1 Zucht und Ordnung und Sammelplätze edlen Wetteifers bei treuer ameradſchaftlichkeit. Wir begrüßen es als einen beſonderen Vorzug unſeres deutſchen Turnens, daß Tauſende, die ihm als Knaben und Jünglinge zugeführt wurden, als reife Männer ihm treu bleiben und ſogar als Greiſe noch mittätig auf dem Turnplatz erſcheinen, die das Leben draußen zieht, die Verſchiedenheiten im Alter, Rang, Bildung, Beſitz, religiöſen und politiſchen Anſchauungen, hier fallen ſie und ſchwinden vor dem gemeinſamen Streben, edle Männlichkeit in ſich zu wecken und zu nähren. 1 Wir wollen ein freies Geſchlecht erziehen, in dem Kraftgefühl und Selbſt⸗ bewußtſein zu mutigem Wagen und friſcher Schaffensfreudigkeit ermuntern. Die Gewöhnung, den Menſchen nach ſeinem inneren Wert zu ſchätzen, nicht nach äußerlichen Vorzügen, ſoll den Turner vor Selbſtüberhebung ebenſo bewahren, wie vor Selbſterniedrigung. Wir wollen durch unſere Turnermärſche und Turnſpiele in freier Gottes natur der Engbrüſtigkeit nicht nur des Leibes, ſondern auch des Geiſtes wirkſam entgegentreten. Die Freude an der Natur, die offene Empfänglichkeit für ihre wunderbare Sprache, ihren unendlichen Formen- und Farbenreichtum ſollen be⸗ lebt und dadurch die Geſinnung geadelt, der Abſchen gegen alles Häßliche in Geberde, Wort und Tat, wie das Wohlgefallen an allem Schönen und Erhabe⸗ nen befeſtigt werden. 5 Wir wollen, daß der Turner in demſelben Maße, wie er über ſeine Glieder die Herrſchaft gewinnt, ſich ſelbſt zu beherrſchen lerne und der Stimme des Gewiſſens und den Geſetzen des Staates nicht aus ſklaviſcher Furcht, ſondern in freiem und freudigem Gehorſam gerecht werde. Wir wollen endlich den Gemeinſinn fördern und die Liebe zum Vaterlande, dem unmittelbar und mittelbar unſere ganze Arbeit dient. Der Turnwart. Bekanntmachung. Die Pferdemuſterung betr. Am Mittwoch, den 28. Oktober 1903, Mittags 12 Uhr findet auf dem Rathausplatz hier die diesjährige Pferdemuſte⸗ vung ſtatt. Die im hieſigen Ort anweſenden Pferdebeſitzer werden angewieſen, ihre Pferde eine halbe Stunde vor der Muſterungszeit, d. i. um ½12 Uhr pünktlich auf genanntem Platze aufzuſtellen und zwar der Nummer nach, welch letztere jedes Pferd an der linken Backenſeite der Halfer trägt. 5 Zuwiderhandlungen werden gemäߧ 4 der Pferdeaushebungsvor⸗ ſchriften beſtraft. 5 Seckenheim, 22. Oktober 1903. 5 gürgermeiſteramt Volz. Breitestrasse Q1, 1. MANNHEIM. IAN DATEI 1 Telephon Nr. 1838. a Beſte und billigſte Bezugsquelle für 5 Fertige Betten, Bettwaren, Federn und Daunen. Schöne Wohnung 2 Zimmer und Küche, zu ver⸗ mieten. Eriedrichſtraße Nr. 101. Breitestrasse d 1, 1.. Spezialität: in allen Preislagen. Beſonders preiswert: Fertiges Bet für Mk. 45.— dazu gehörig: federdichter Barchend und Schlafzimmer möbel Bei meinen Betten kommen nur doppeltgereinigte Federn zur e Verwendung. lackiert Mk. 18.— wohlbekömmlich. 1 Strohmatratze„ 4.— 1 Bettroſt 18 b Zu haben nur bei a e, A, Sümluche. n a m. 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