enhei Anzeigeblatt für Seckenheim und Joesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die lſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Nr. 86.* Samstag, den 31. Oktober 1903. 3. Jahrgang Aus Nah und Fern. Oftersheim(A. Schwetzingen), 28. Okt. Herr Bürgermeiſter Ulmer hat ſeinen Dienſt als Bürgermeiſter unſeres Ortes wieder ange⸗ treten. 5 Bretten, 28. Okt. Als geſtern Vor⸗ mittag der Weißhofermüller Heger hier mit ſeinem Kind ins Feld fuhr, gingen die Pferde durch, warfen den Wagen um und ſchleiften ihn noch ein Stück, wodurch der Müller Quet⸗ ſchungen an der Bruſt davongetragen haben ſoll, während der Knabe fiel und ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. Kippenheimweiler(A. Lahr), 27. Okt. Da unter der hieſigen Schuljugend der Keuch⸗ huſten in ſehr bedeutender Weiſe aufgetreten iſt, wurde durch amtliche Anordnung der Unter⸗ richt in den drei unterſten Schuljahren auf die Dauer von 3 Wochen eingeſtellt. Zell a. H., 27. Okt. Ein trauriges Ende fand geſtern nachmittag die 78 jährige Witwe Anna Fürſt. Die etwas wilden Pferde des Rabenwirts gingen durch, ſo daß der Knecht die Gewalt über die Tiere verlor, welche die alte gebrechliche Frau überrannten und dabei ſo ſchwer verletzten, daß ſie bald darauf ſtarb. f Ueberlingen, 28. Okt. Ein im Amts⸗ gefängnis inhaftierter Italiner bekam in der Nacht auf Montag einen Tobſuchtsanfall. Er demolierte in ſeiner Zelle alle Gerätſchaften, ſo daß man ihm die Zwangsjacke anlegen mußte. Er wurde ins Krankenhaus ver⸗ bracht. Sandhauſen, 20. Okt. Der Täglöhner Adam Müller kletterte an einem zur Hoch⸗ ſpannleitung gehörenden eiſernen Maſt empor, um mutwillig die Stromleitung zu unterbrechen; er wurde aber derart vom Strom getroffen, daß er auf den Boden fiel und eine Lähmung beider Beine eintrat; ferner erlitt er ſchwere Brandwunden an beiden Händen. Erſt nach zwei Stunden wurde er lt.„Bd. Pſt.“ durch Polizeidiener Exel aufgefunden und mittelſt eines Schiebkarrens nach Hauſe geſchafft, wo ersin ärztliche Behandlung kam. Aus dem Schwarzwald, 25. Okt. Als das zweijährige Töchterchen des Metzger⸗ meiſters G. in Neuſtadt den Hühnern des dortigen Metallfabrikanten H. Broſamen hin⸗ warf, flog ihm der Hahn ins Geſicht und pickte es ins rechte Auge, das infolge deſſen ſeine Sehkraft einbüßte. Der Vater der Verletzten forderte darauf von H. als Beſitzer des ſchaden⸗ ſtiftenden und ihm als„bös“ bekannten Tieres eine Entſchädigung von 10,000 M. Bei dieſer hohen Forderung kam die Sache vor Gericht: doch einigten ſich die Parteien vor der Urteils⸗ fällung auf eine Abfindung von 4000 M. H. iſt durch Haftpflichtverſicherung gedeckt. Das Vorkommnis zeigt wieder einmal, wie ſchaden⸗ bringend bei der ſcharfen Erſatzpflicht, die heut⸗ zutage dem Tierhalter geſetzlich auferlegt iſt, ſelbſt der Beſitz eines ſonſt für harmlos geltend Haustieres unter Umſtänden werden kann. Oppau, 27. Okt. Einen Wettlauf mit dem vormittags um ½11 Uhr von Frankenthal nach Ludwigshafen gehende Lokalzug veran⸗ ſtalteten geſtern auf der Frießenheimer Straße mehrere Knaben. Bei dieſem Beginnen wurde das ſechsjährige Söhnchen des Maurers Mich. Bleiſtein vom Zuge erfaßt, wobei der Kleine niedergeworfen und ihm der rechte Fuß abge⸗ fahren wurde. Dr. Scholz, der die erſte Hilfe leiſtete, brachte das Kind in ſeinem Automobil ins Krankenhaus nach Ludwigshafen. Würzburg, 26. Okt. Heute hatte ſich die hieſige Strafkammer mit dem Friedhof⸗ ſkandal zu beſchäftigen, der ſeiner Zeit ſo viel Staub aufgewirbelt, die Verhaftung des Lei⸗ chenwärtes Keh und wahrſcheinlich auch deſſen Selbſtmord im Gefängnis verurſacht hatte. Vor einer ungeheuren großen Zuſchauermenge und einem Zeugenapparat von 49 Perſonen begann die Verhandlung mit dem Aufruf der beiden Angeklagten, der früheren Totengräber⸗ gehilfen Andreas Herrlein und Max Ponader, beide von hier. Der Eröffnungsbeſchluß legt ihnen zur Laſt, fortgeſetzt unbefugt Gräber zerſtört und beſchädigt zu haben. Das Urteil lautete auf je zwei Monaten Gefängnis. Niderauerbach, 27. Okt. Ein Knecht des Val. Krebs⸗Brombacherhof war heute an ſtelle eines anderen, der zurzeit krank iſt, zum erſten Male beim Dreſchen des Getreides von Ackerer Jokob Denger mit Einlegen der Garben in den Dreſchwagen beſchäftigt. Plötzlich ſahen, e der„Zw. Ztg.“ zufolge, die Strohabnehmer einen zerfetzten menſchlichen Arm zum Stroh⸗ ſchütter herabfallen. Die Maſchiene wurde zum Stehen gebracht und man ſah nach dem Ein⸗ leger. Der rechte Arm war dieſem buchſtäblich aus der Bruſt geriſſen. Der Verunglückte wurde ins Spital verbracht. Bingen, 28. Okt. Der 19 Jahre alte Techniker Friedrich Hochweiler aus Neuſtadt a. d. H. hatte am Samstag abend eine Wette gemacht, er werde innerhalb weniger Minuten 4 Liter neuen Wein trinken. Nach Ausführung wurde er erſt nach 20ſtündiger Bewußtloſigkeit ins Leben gerufen, verſtarb aber bald darauf. Er iſt der einzige Sohn ſeiner Eltern und kam erſt vor 14 Tagen nach Bingen. N Münſter, 26. Okt. Geſtern mittag fand im kgl. Schloßgarten die feierliche Enthüllung des für den in Peking gefallenen Frhrn. v. Ketteler errichteten Denkmals in Anweſenheit der Mutter und zahlreicher anderer Verwandten des Geſandten ſtatt. Zugegen war als Ver⸗ treter des Kaiſers Generalleutnant v. Moltke. Halle 19. Okt. Aus dem Provinzial⸗ zentralgefängnis ſind acht Verbrecher ausge⸗ brochen, nachdem ſie die Aufſeher überfallen, einen erwürgt und zwei lebensgefährlich ver⸗ letzt hatten. Von den Aushrechern wurden ſieben am Sonntag durch eine Abteilung Kriminalbeamter und Militär in der Dölauer⸗ heide bei Halle aufgegriffen, wobei ein Ge⸗ fangener durch einen Schuß in das Bein ver⸗ letzt wurde. Der 8. Gefangene wurde im Kohlenkeller einer in der Nähe des Gefäng⸗ niſſes gelegenen Villa aufgefunden. Der ermor⸗ dete Aufſeher heißt Walter. Tiflis, 28. Okt. Der Generalgouverneur des Kaukaſus, Fürſt Golitzin, wurde auf einer Spazierfahrt überfallen und durch Dolchſtiche verletzt. Die Verbrecher flüchteten, wurden in⸗ deſſen verfolgt und einer davon getötet, 2 ſchwer verwundet, ſo daß ſie ihren Verletzungen erlagen. 1 f 1 f 1 Vermiſchtes. — In Freiburg wollte ein Schaffner auf einen fahrenden Zug aufſpringen, geriet aber unter die Räder, welche in völlig zermalmten; er hinterläßt Frau und ein Kind. — Ein modernes Aſchenbrödel. Von M. Ad elmi. 14)(Nachdruck verboten.) Ein Teil des Winters war verſtrichen, als ich zur Weiterreiſe aufbrach, die mich nun nach Bonn führte, wo ich in der Familie lieber Freunde den Reſt der rauhen Jahreszeit ſehr glücklich verlebte. Erſt als überall in der Natur friſches Leben erwachte, kehrte ich nach meinem ſchönen lieben Badenweiler zurück. Hier galt meine erſte Frage nach Charlotte. Die Nachrichten über ſie waren nicht erfreuli⸗ cher Art. Sie war, woran ich nicht gezweifelt, für ſchuldig erkannt und hatte eine ſchwere Ge⸗ fängnisſtrafe verbüßt. Seither war ſie zu der Mutter zurückgekehrt. Ueberall vernahm ich harte Urteile über die„Diebin“. Man richtete ſie ſchonnungslos, ohne im geringſten den Ver⸗ hältniſſen Rechnung zu tragen. „Wenn eins von meinen Kindern ſo etwas gethan hätte, ich brächte es um,“ ſagte voll Abſcheu eine Dame zu mir, deren Töchter mit Charlotte in die Schule gegangen waren. „Vererhrte Frau“, erwiderte ich.„Sie haben gut reden. Sie ſind Ihren Kindern jederzeit eine treu liebende Mutter geweſen. Sie haben ſte vor jeder Verſuchung behütet und bewacht. In Ihrem Hauſe herrſcht Friede, Behaglichkeit und Wohlſtand. Ihre Louiſe iſt ſeit ſechs Monaten mit einem jungen Kaufmann verlobt, den der Vater als Aſſocie ins Geſchäft aufgenommen. Die Hochzeit, auf die beide Familien ſich freuen, ſteht vor der Thür. Nun halten Sie einmal die Verhältniſſe Charlottens dagegen. Bedenken Sie, welche Erziehung ihr von Seiten ihrer Mutter geworden, welches Beiſpiel ſie täglich vor Augen hatte, welche Behandlung ihr zuteil wurde. Erwägen Sie ihr Verhältnis zu dem Joſef, welche Schwierig⸗ keiten ſich ihr da entgegentürmten, ihre heiße Liebe zu ihm und die große Verſuchung die ſie umgarnte. Wenn alles immer glatt abläuft, wer alle Wege ſchon geebnet findet, wen nie die Sünde in gleißendem Gewande gelockt, dem iſt es leicht, den Tugendhaften zu ſpielen. weiß aber, wie ein ſolcher der Verſuchung würde, wenn er in den gleichen Fall käme, wie der von ihm Geſchmähte, Verachtete, der vielleicht in jahrelangem heißen Ringen die Kraft ver⸗ loren, aus einer ſchwachen Stunde als Sieger hervorzugehen. Darum laſſen Sie uns nicht unbarmherzig den Stab brechen über die Fehl⸗ tritte unſeres Nächſten und, verrehrte Frau, unſeres Erlöſers Wort bedenken: richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.“ Die Dame, zu welcher ich ſprach, war im Grunde eine edle Frau. Etwas beſchämt und leicht errötend hatte ſie mir zugehört, nun reichte ſie mir die Hand und ſagte warm: Wer „Sie haben recht, Herr Inſpektor, das arme Mädchen iſt zu bedauern.“ Aber nicht alle Herzen vermochte ich mild zu ſtimmen, welche Charlotte verurteilten. Na⸗ mentlich in den geringeren Familien waren die böſen Zungen gar ſchneidig. In den langen Winterabenden, wo die Bauersleute bei einander „zu Licht“ gingen und die Familien behaglich um die Ofenbank ſaßen, gab es kein ergiebigeres Thema.„Ofenbankgeſchwätz“, wie mein ver⸗ ehrter Freund, Pfarrer H. zu ſagen pflegte, „das erſt ein Ende nimmt, wenn die Früh⸗ jahrsarbeiten beginnen und die Zeit dazu fehlt. Mein Herz zog mich mächtig hin zu der armen Geſchmähten, Gefallenen. Zwar betrat ich das Haus ihrer Mutter nicht gern, doch ich glaubte ſie mit meinem Beſuch zu tröſten, zu erfreuen, und ſo ging ich. 5 Frau Mäder empfing mich mit einer Flut von Vorwürfen, daß ich Charlotte in das Haus des Ruſſen gebracht und dadurch indirekt Ver⸗ anlaſſung zu ihrer Schuld geworden. Sie überhäufte ihre Tochter mit Schmähungen der niedrigſten Art. Ich vermochte kaum an mich zu halten, meinen Zorn und Abſcheu gegen dieſe Frau zu bemeiſtern. Charlotte ſaß in einer Ecke ganz ſtill und nähte emſig. Neben ihr ſtand ein großer Korb mit Wäſche, welche ſie durchſah und ausbeſſerte. Sie ſagte kein Wort zu ihrer Verteidigung; ſie ſah mich nur rührendem Blick an, eine ſtumme Abbitte für die Schmähungen der Mutter. f— Ueber die Haftpflicht der Rechtsanwälte hat das Oberlandesgericht in Karlsruhe eine beachtenswerte Entſcheidung gefällt. Danach macht ſich ein Rechtsanwalt, der nicht von der Erhebung einer Klage abmahnt, die gegen Treu und Glauben verſtößt, eines groben Verſehens ſchuldig und iſt demgemäß ſchadenerſatzpflichtig. Der in Frage kommende Rechtsanwalt hatte als Vertreter einer Partei Klage anhängig ge⸗ macht, die zurückgewieſen wurde, weil ſie nach der Anſicht des Gerichts unter offenbarem Ver⸗ ſtoß gegen die Grundſätze von Treu und Glauben voreilig erhoben war. Es iſt im Anſchluſſe hieran zur Sprache gekommen, daß der Rechts⸗ anwalt es verabſäumt hatte, ſeinen Auftrag⸗ geber vor der Erhebung der Klage aufmerkſam zu machen, daß ſein Begehren nicht in Ein⸗ klang zu bringen ſei mit den von dem Gefetz⸗ geber gerade in ſeinen neuen Rechtsſchöpfungen ſo häufig und ſo nachdrücklich hervorgehobenen Grundſätzen der Redlichkeit im Verkehr. Dieſe Bedenken hätte er ſeinem Auftraggeber nicht vorenthalten dürfen, und indem er ſie ihm ver⸗ ſchwieg, hat er ſeine Pflicht als Rechtsanwalt verletzt, er hat hierdurch aber die Prozeßkoſten, die jenem erwachſen ſind, ſeinerſeits verſchuldet und demgemäß für dieſelben aufzukommen. — Drei Sennerei⸗Genoſſenſchaften im OA Leutkirch wurden die ihnen ſeitens der Deutſchen Landwirtſchafts⸗Geſellſchaft in Berlin auf der Ausſtellung in Mannheim zuerkannten Preiſe entzogen und ſie ſelbſt von allen künf⸗ tigen Auſtellungen ausgeſchloſſen. Die Sen⸗ nerei⸗Genoſſenſchaft hat fremden Käſe als eigenen ausgeſtellt und ſich dafür mit den höchſten Preiſen belohnen laſſen. — Von der Strafkammer Rottweil wurde ein Schneidergeſelle, der aus Rache dem Pferde ſeines Meiſters mit dem Trennmeſſer vier Stiche verſetzt hatte, zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. — Beim bayeriſchen Amtsgericht Ochſen⸗ furt wurden bedeutende Unterſchlagungen ent⸗ deckt. Die defraudirte Summe ſoll über 14000 Mk. betragen. 8 — Geſtern Mittag wurde in der Wirt- ſchaft zur„Sonne“ in Ulm der Diebſtahl von 870 Mk. bemerkt. Wirt Kohn eilte dem Ver⸗ dächtigen nach, wurde aber von dieſem hinter dem Schwörhaus durch einen Schuß ins Herz getötet. Ein herbeieilender Schutzmann erhielt ebenfalls eine Schuß in die Herzgegend, die Kugel prallte aber an einem Knopf des Waf⸗ fenrockes ab. Der Mörder wurde verhaftet G.-K. Selbſtwertſchätzungen. Die Sängerin Gabrielle kam einſt nach Petersburg, um ſich dort engagieren zu laſſen. Sie wurde von der Kaiſerin Katharina äußerſt gnädig empfangen und nach den Engagementsbe⸗ dingungen gefragt.„Ew. Majeſtät ſind allzu gnädig,“ antwortete die Sängerin mit großer Kaltblütigkeit und Gleichgültigkeit,„ich werde dieſen Winter viel für Pelzwerk auszugeben haben; es dürfte daher eine Forderung von zwanzigtauſend Rubeln billig ſein.“ Ein Schatten der Empörung flog bei der für dieſe Zeit unerhörten Forderung über das Geſicht der Zarin.„Iſt das dein letztes Wort?“ fragte ſie und ſetzte ernſt und langſam betonend hinzu:„Ich kann für dieſe Summe zwei Feld⸗ marſchalls halten!“ Zu ſtolz, ihre Forderung in Gegenwart des Hofes zu widerrufen, entgeg⸗ nete die Diva kalt und ruhig:„Iſt das der Fall, ſo engagieren Ew. Majeſtät vielleicht zwei Feldmarſchalls, die ſingen können!“ Dieſe Bemerkung war kaum über ihre Lippen geſchlüpft, als ſie ſelber über ihre Tollkühnheit erſchrack. Hatte ſie doch auf dieſe Antwort hin zu erwarten, an Stelle des gehofften glänzen⸗ den Engagements eine wenig verlockende Reiſe nach Sibirien machen zu müſſen! Aber der Engel des Glückes lächelte ihr.„Du biſt ſehr kühn, mein Kind,“ begann die Kaiſerin, frap⸗ piert durch die Ruhe und Dreiſtigkeit der Künſtlerin,„und da du dich ſelbſt ſo hoch ſchätzeſt, will ich dir dieſe Summe geben und ſollſt mir auch ſo viel wert ſein wie zwei Feld⸗ marſchalls.“— Aehnlich antwortete auch die Schröder-Devrient dem ſächſiſchen Miniſter Müller, als derſelbe in ihrer Gegenwart die Bemerkung fallen ließ, daß ſie, die doch nur eine Sängerin ſei, ebenſoviel Gehalt(ſechstau— ſend Taler) bezöge, als er in ſeiner Stellung als Miniſter.„Wohl wahr“, entgegnete die Künſtlerin,„aber es ſind bald zwanzig andere Gelehrte aufgefunden, die als Miniſter dasſelbe leiſten würden, was Sie leiſten; wenn Sie aber nur fünf deutſche Sängerinnen zuſammen⸗ ſuchen ſollten, die das leiſten, was ich leiſten kann, würden Sie lange zu ſuchen haben.“ — Sonntag nachts 1 Uhr zerſtörte in Zizers(Chur) ein Brand 8 Wohnhäuſer und 9 Ställe; es iſt der fünfte Brand im Ort ſeit 1894. Sechzehn Familien ſind obdachlos; 5 retteten nur das nackte Leben: einem Rebbe⸗ ſitzer gingen für 1500 Frs.„Suſer“ zu Grunde. Eine Taglöhnerin mußte ihr den Sommer über ſauer verdientes Geld in den Flammen laſſen. Unvorſichtiges Manipulieren mit einem Stall⸗ licht ſoll die Brandurſache ſein. Die Ein⸗ wohner von Zizers halfen bei den Rettungs⸗ arbeiten faſt nicht mit, ſondern ſahen mit den Händen in den Taſchen und den Pfeifen im Munde dem Brand zu. Die Feuerwehr des Dorfes ſoll auch„verſagt“ haben, da viele angeheitert waren; es war eben„Kilbi und Sauſerſonntag.“ Zuerſt ſoll befohlen worden ſein, die Hydranten zu öffnen, erſt dann wurden die Schläuche angeſchraubt! — Nach dem amtlichen Bericht wurden im Jahre 1902 in Idien 2839 Menſchen durch wilde Tiere getötet. Von dieſer Zahl fielen 1046 allein den Tigern zum Opfer. Durch Schlangenbiß kamen 23,166 Menſchen ums Leben. Außerdem erlagen noch 80,796 Stück Vieh den Raubtieren und 9019 den Schlangen. Die Zahl der erlegten wilden Tiere, auf deren Vernichtung Belohnungen ausgeſetzt ſind, betrug 24,983, darunter 1331 Tiger; die Zahl der erlegten Schlangen 72,595. Die von der Re⸗ ausgezahlten Belohnungen beliefen ſich auf un⸗ gefähr 200 000 Mk. G.-K. Ernſt Moritz Arndt legte, bereits im hohen Greiſenalter ſtehend, ſeinom Audito⸗ rium zu Bonn einſt die ſcherzhafte Frage vor, ob jemand wiſſe, wie ſich die verſchiedenen Nationalitäten benehmen würden, wenn ihnen das Malheur paſſierte, in ihrem Wein eine Fliege zu ſehen? Da niemand antwortete gab er folgende Erklärung:„Der Italiener ſchüttet Wein und Fliege fort; der Franzoſe ſchwenkt ſoviel des Inhalts aus dem Glaſe, bis die Fliege mit fortgeſchafft iſt; der Engländer ſucht das Tier durch einen Zahnſtocher zu ent⸗ fernen; der Deutſche bedient ſich dazu der natürlichen durch die Finger gebildeten Zange, und der Ruſſe— ſchüttet ohne weiteres Wein nebſt Fliege in ſeine Gurgel!“ Werbung. Unter dem Siegel tiefſter Verſchwiegenheit iſt das nachfolgende wortge⸗ treue Schreiben von der Empfängerin,„Hof⸗ rats Adelheid“, an ihre Freundin„von zwei Treppen hoch“, von dieſer an eine Schneiderin, von dieſer an die Hausfrau, und von Letzterer an unſern Berichterſtatter gelangt. Es lautet: „Himmelsapperment, wie iſt es möglich, daß einen ein hipſches Mätchen ſo verrickt machen kann! Atelheit, Sie haben mir auf das Ge⸗ wiſſen, ich mechte den Kopf untern Arm nehmen und Ihnen denſelben wie eine Appelſine in den Mund ſtecken. Ich weiß nich mehr, ob mirs Herz rechts oder links ſchlägt, die ganze Welt dreht ſich wie eine Trieſel vor mir rum und wenn ſie ſtille ſteht, ſo hab ich Ihr vollſtändiges Bild vor mir, janz nahe, und wenn ich es umarmen will, ſo iſt es niſcht. Donner noch mal, ich kriege wahrhaftig eher einen Baum mit de Wurzel und Alles zuſammen aus de Erde, als Sie aus den Kopf. Die Sache iſt mir vertrießlich und wenn Sie wir nicht bald ſchreiben, ob Sie mir noch gut ſein, ſo hol Ihnen der und jener, ich aber verbleibe Ihr unvergeßlicher Friedrich, von den Ball in die Huſaren⸗Karſerne.“ — Aufrichtig. Oberarzt(zu einem kranken Soldaten):„Wo fühlen Sie ſich am unwohlſten?“ — Soldat:„Beim Militär, Herr Doktor!“ — Die Förſterstochter.„Mama, jetzt hat Papa im Wirtshaus ſchon wieder erzählt, ich hätt' drei Verehrer!... Auf die Weiſ' komm ich nie zu einem Nann.“ — Mißverſtanden. Arzt:„In welcher Gegend haben Sie zuerſt den Schmerz gefühlt?“ — Patient:„So— zwiſchen Kufſtein und Innsbruck.“ — Appell. Richter:„Wie kamen Sie dazu, den Kläger ein Kameel zu nennen?“— Beklagter:„Ja, Herr Richter... ſchau'en Se'n doch'mal an..“ Eine wie die andere. Hier habe ich einen Teller voll ſchöner Kirſchen, halte mal die Hand her, mein Junge. Da ſchenke ich dir eine. Mehr brauchts du nicht. Es ſchmeckt eine ſo wie die andere. N Hierzu ein zweites Blatt. Man ſah ihr an, daß ſie ſchwer gelitten und viel geweint hatte. Aber ſie ſchien mir ſchöner als je. Ihre Züge waren wunderbar durchgeiſtigt und zeugten von einer Ruhe und Ergebenheit, die ich früher nie an ihr bemerkt. Auch ihre Stimme war verwandelt und hatte einen eigentümlichen Schmelz, der tief zu Herzen erſchienen Charlotte und der kleine Guſtav bei drang. Der Mutter Gegenwart machte es mir unmöglich, mehr als ein paar flüchtige Worte mit ihr zu wechſeln, und doch lag mir ſo viel daran, ſie ausführlicher zu ſprechen. Auch hielt ich es für geratener, nicht lange zu bleiben und empfahl mich raſch. An der Thür blieb ich noch einmal ſtehen und ſagte: „Ich habe einige kleine Geſchenke für Ihre Kinder von meiner Reiſe mitgebracht!“(Ich pflegte dies jedes Jahr zu thun.) Wollen Sie Charlotte und den kleinen Guſtav morgen nachmittag ſchicken, um die Sache zu holen. Ich erwarte euch um drei Uhr,“ wandte ich mich zu dieſen. „Wenn es die Mutter erlaubt, ſo kommen wir gern,“ erwiderte das junge Mädchen, ſo beſcheiden, wie ich ſie nie zuvor gegen die Mutter geſehen. 8 „Gewiß, ihr könnt gehen,“ rief dieſe plötzlich ganz freundlich. Sie mochte zugleich empfinden, daß ſie doch zu weit gegen mich gegangen war und ſetzte nun, mir die Hand bietend, völlig umgewandelt hinzu:„Nichts für ungut, Herr Inſpektor; ich weiß wohl, Sie meinten es gut mit der Charlotte und mit uns allen. Es wäre ſogar lieb, wenn Sie wieder etwas für ſie finden könnten, aber für ganz fort, denn hier darf ſie ſich nicht mehr blicken laſſen. Die Leute weiſen mit den Fingern auf ſie.“ „Ich will ſehen, was ſich thun läßt. Gott befohlen, einſtweilen—“ war meine etwas kurze Antwort und ging. Am anderen Tage zur beſtimmten Stunde, mir. Eine Schachtel mit Spielſackhen beſchäf⸗ tigte das Kind, während ich mich mit der Schweſter in das Nebenzimmer zurückzog. „Nun, Charlotte, wie iſts dir ergangen?“ fragte ich teilnehmend. Sie kämpfte mit ihren Thränen, aber ſie erwiderte mit feſter Stimme:„Ich habe großes Unrecht gethan und meine Schuld ſchwer ge⸗ büßt. Aber der liebe Gott hat doch alles zum Guten gelenkt und ſich mir als treuer Helfer in der Not bewieſen.“ Sie begann mir darauf zu erzählen, wie der Wunſch, in den Beſitz von tauſend Mark zu kommen und dadurch ſich die Einwilligung von Joſefs Eltern zu ihrer baldigen Hochzeit zu gewinnen, ihr Tag und Nacht keine Ruhe gelaſſen. Wie die Verſuchung dann an ſie herangetreten als Herr Sokoff ſie, unmittelbar vor ſeiner Abreiſe, auf ſein Zimmer gerufen, wo er noch mit dem Ordnen ſeiner Papiere beſchäftigt geweſen. Während er mit ihr ge— ſprochen, habe Madame Korpulkin ihn auf einige Minuten abgerufen. Der offenſtehende Sekretär zeigte mehrere Goldrollen und ein Päckchen mit Tauſendmarknoten, welche er bei ihrem Eintritt durchzählt und zuſammengebunden hatte. Was waren tauſend Mark für den reichen Mann, ſchoß es bei dieſem Anblick durch ihren Kopf. Er wird ſie gar nicht vermiſſen, flüſterte ihr böſer Engel ihr zu, nimm und du kannſt für dein ganzes Leben glücklich werden. Und faſt mechaniſch hatte ſie nach dem Päck⸗ chen gegriffen und den oberſten Schein heraus⸗ gezogen. Im nächſten Augenblick ſei Herr Sokoff eingetreten, habe das Gold und die Scheine in ſein Portefeuille gethan und ſie entlaſſen. Ihr Herz habe geklopft wie ein Hammer und nur mit großer Mühe habe ſie ihre äußere Faſſung bewahrt, bis die Familie endlich fort⸗ gefahren. Herr Sokoff hatte angeordnet, daß ſie noch bis zum Morgen auf ihrem Zimmer bleiben und frühſtücken ſolle, ehe ſie das Hotel verließ. Aber ſie hätte keine Minute mehr ſchlafen und keinen Biſſen genießen können. Nachdem ſie bei mir geweſen und ich ihr die Aufbewahrung des Scheines verweigert, ſei plötzlich ein Trotz über ſie gekommen, der ſie gegen die Regungen ihres Gewiſſens verhärtet, und ſpäter bei ihrer Verhaftung und Vernehmung zu hartnäckigem Leugnen getrieben habe. Erſt nach längerer Haft habe ger Zuſpruch des Gefängnisgeiſtlichen mildernd auf ihr Ge— müt gewirkt und ſie dem würdigen Manne in umfaſſendes Geſtändnis abgelegt. (Fortſetzung folgt.) Oggersheim 5 Erankenthal 5 Schiſſerſndt 3 Triedrichfeld Sethenheim Neckarau Mannheim Ludwigs⸗ hafen Weinheim Küferthal Viernheim Waldhof Iluesheim Lumpertheim 5 . bei einem Einkauf von 3 Mk. an 10 Pfg. Fahrtvergũtung. bei einem Einkauf von 5 Mk. an 20 Pfg. Fahrtvergütung. bei einem Einkauf von IO Mk. an 50 Pfg. Fahrtvergutung. Erste Serie ca. 3O garnierte Da üte verſchiedene Deſſins, nur moderne diesjährige Facons, geſchmackvoll und chik garniert, zum Einheitspreiſe von 3.75 Mk. 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