„ Anzeigeb lat für seckendeim und Mbesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Hecenheim. Anzeigen: Die[ſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 96. Samstag, den 5. Dezember 1903. 3. Jahrgang Zweites Blatt. Ihr Vormund. Orginal⸗Roman von Ellen Svala. 7)(Nachdruck verboten.) Dann blieb er plötzlich ſtehen:„Alſo Sie ſind Felicia Braunau!“ ſagte er und einem andern, weniger voreingenommenen Beobachter wäre der Ton der Stimme weich und gütig vorgekommen.„Da wir nun eigentlich Bruder und Schweſter, wenn auch nicht im gewöhn⸗ lichen Sinne des Wortes ſind, und ich außer⸗ dem die Stelle eines Vormundes bekleide, ſo werde ich fortan Felieia und„Du“ ſagen und ich bin nicht Herr von Rhenen, ſondern Elmar. Ich entnehme dem, was Du ſoeben geſagt und was Vetter Fritz mir erzählt hat, daß Du mich für einen ſehr nachläſſigen und gleichgiltigen Vormund hälſt. Was Du wünſcheſt, kann ich mir nicht vorſtellen, da ich bis zu dem Augen⸗ blick, da Du mir ſchriebſt, der feſten Ueber⸗ zeugung war, daß Du vollſtändig zufrieden und glücklich ſeieſt. Bevor ich Dich jedoch beſſer kenne, ſehe ich keinen Vorteil darin, dieſen Gegenſtand mit Dir zu erörtern, augenblicklich haſt Du Dir Deine Meinung bereits gebildet und für den Augenblick werde ich Dich dabei laſſen.“ Felicia s ausdrucksvolles Geſicht gab deutz licher, denn Worte es vermocht hätten, Ant- wort auf dieſe Worte ihres Vormundes und zeigte alle Gefühle, die in ihrem Herzen wohnten. Was für ein harter, gefühlloſer Mann es war! Wie ähnlich dem Freifräulein! „Sie— Sie müſſen wiſſen, daß ich recht habe, wenn ich ſo denke,“ ſtammelte ſie.„Wäre ich älter und weiſer, könnte ich mit Ihnen darüber diskutieren; was Sie ſagen, läßt mich unvernünftig und kindiſch erſcheinen— aber — aber ich bin keines von beiden.“ 5 Sie ſah zu ihm auf mit erſtem Blick und er ſchaute prüfend in ihre graublauen Augen⸗ ſterne. f „Die Zeit wird es zeigen,“ ſagte er eyd⸗ lich in nachdenklichem Tone,„unterdeſſen biſt Du wohl zufrieden, in Villa Schneehauch zu ſein?“ f i „Ja—— danke— es iſt hier wenigſtens beſſer wie in der Penſion.“ mich „Und, Du biſt zufrieden damit, gründlich zu haſſen?“— „Jawohl!“ ſagte das junge Mädchen, und ihr Ton war ſo aus tiefſter Bruſt geſprochen, daß der Freiherr ſie verblüfft anſah,„jawohl, eh für mich ſind Sie die haſſenswer⸗ teſte Perſon, die ich kenne und——— und ändern werde ich dieſe Meinung niemals— niemals—“ Felicia hatte ihren ganzen Mut zuſammen⸗ genommen, ihm, der ihr troniſch lächelnd zu⸗ hörte, dieſe Worte in's Geſicht zu ſagen, aber nun ſtürmte ſie die Treppe hinauf und rannte beinahe an die Freiin, welche in demſelben Augenblicke aus der Thüre trat. Aber Johanna nahm keinerlei Notiz von ihr. Auf ihrem kalten Antlitz lag der Wiederſchein eines warmen, ſtarken Gefühles, die hartblickenden Augen er⸗ glänzten in Stolz und Freude, und als Felicia ſich aufs Höſte erſtaunt und befremdet um⸗ wandte, ſah ſie Johanna Elmars Hand er⸗ greifen und hörte, wie ſie in kaum unterdrückter, freudiger Erregung ſagte: „Endlich, endlich Elmar, mein lieber, lieber Elmar, wie lange Du fortgeblieben biſt, ſechs lange, lange Wochen, in welchen ich mich nach Dir geſehnt und Tag für Tag nach Dir ausgeſchaut habe.“ „Du machſt zu viel aus mir, Johanna, wirklich, ich bin es nicht wert.“— „Nicht wert—— nicht wert, Elmar— — wie Du doch ſprichſt, iſt doch Dein Leben glücklich zu machen und Deine Intereſſeu zu fördern meine ſchönſte Aufgabe. Könnte ich Dich doch dazu veranlaſſen, Dich ganz auf Schloß Rhenen niederzulaſſen.“ „Ich denke ernſtlich daran, Johanna.“— „Und Dich zu verheiraten?“— Mehr hörte Felieia nicht. Mit glühenden Wangen, den Kopf und das Herz voll empörter Gedanken und Gefühle, rannte ſie die Treppe hinauf nach ihrem Zimmer. Sie hatte genug geſehen und gehört, um zu wiſſen, daß Johanna von Rhenen in ihrer eigentümlich abſtoßenden Natur einen weichen Punkt hatte—— daß es eine Perſon gab, für welche ſie alle thun würde, alles—— und dieſe eine Perſon war ihr Bruder——— dieſer unausſtehliche, haſſenswerte Menſch——— Elmar von Rhenen.— „Felicia! Haſt Du Deinen alten, verab⸗ ſcheuungswürdigen Vormund geſehen,“ rief Lilly's helle Stimme am nächſten Morgen aus dem Studiofenſter, und hinter ihr wurden Eva's blonder Kopf und ſchelmiſche blauen Augen ſichtbar. „Jawohl,“ ſagte Felicia mit dem gleich⸗ giltigſten Geſichte der Welt. „Iſt er nicht entzückend?“ Und beide junge Mädchen ſahen mit leuchtenden Augen auf Felicia. „Ah! Wenn wir ſeine Mündel wären! Wir wüßten ihn ſchon zu würdigen— ver⸗ 1 waren wir ſchon immer in ihn—— aber—“ „Aber er beachtet uns gar nicht,“ beendete die wahrheitsliebende Eva aufrichtig. „Als wenn das was ausmachte!“ rief Felicia ganz von oben herunter. Keine noch ſo große Anſtrengung der beiden jungen Mädchen vermochte Felicia noch weiter auf dieſes Thema einzugehen, nachläſſig lag ſie in ihrem Seſſel und lächelte ironiſch über die entzückten Ausrufe und ſchmeichelhafte Beur⸗ teilung Elmar's. Wenn er das alles hören könnte, wie würde er ſeinen großen Schnurrbart ſtreichen und ſeine Herrſchermiene herausdrehen! Das würde auch noch fehlen! Vielleicht war er auch eitel! Erwarten konnte man es ſchon von ihm! All dieſe ungnädigen Gedanken durchflogen Felicia's Kopf, aber ſie hörte doch hin, als Lilly und Eva erzählten, und durch ihre Erzählung wurde ſie in machem aufge⸗ klärt, was ihr bis jetzt unverſtändlich geweſen. Elmar kannte ſeine Mutter nur aus Johanna's Erzählungen, welche zehn Jahre älter war wie er und den kleinen Beuder ſeit dem Tote der Mutter ganz in ihre Pflege und Fürſorge genommen hatte. Mit 16 Jahren ſchon herrſchte ſie auf Schloß Rhenen wie eine richtige Hausfrau, überwachte die Dienerſchaft mit Argusaugen und machte ſich durch ihr ſchroffes, barſches Weſen, das ſie von der Großmutter geerbt hatte, überall unbeliebt und gefürchtet. Bis in die Verwaltungsräume des großen Eiſenwerkes im Thale, welches dem Freiherrn von Rhenen auf Rhenen Ströme Goldes zugeführt hatte und noch zuführte, ver⸗ ſtieg ſie ſich und nur des Vaters Gebot konnte ſie zurückhalten. Da wurden ihr eines Tages die Zügel ſehr plötzlich aus der Hand genommen. Der Freiherr verheiratete ſich wieder—— und zwar mit der Wittwe eines Freundes, die eine kleine Stieftochter beſaß.— „Das biſt Du, Felicia,“ unterbrach ſich die Sprecherin. Das junge Mädchen nickte nur, aus dem Dämmerlichte der Vergangenheit tauchte wieder das gefürchtete Bild der Stiefmutter auf, aber daneben ſchattenhaft und unſicher auch jener ſchlanke, blonde Mann, der ſie in ſeine Arme genommen und geküßt hatte.———— Wie weich und warm es in Felilia auf⸗ ſtieg——— jetzt küßte ſie niemand mehr ͤͤ „Deine Stiefmutter muß eine ſchreckliche Frau geweſen ſein, Felicia; Vater, ſagte, daß es fürchterliche Scenen auf Schloß Rhenen ge⸗ geben, daß Elmar Heimat und Vater verlaſſen und ſich an einer Erdumſegelung beteiligte, Johanna ſtedelte hierher über, wo Onkel Fritz als Letzter der Nebenlinie allein mit der Dienerſchaft hauſte. Erſt ſtarb Herr von Rhenen, dann zwei Jahre darauf die Stief⸗ mutter. Elmar fiel das ganze Beſitztum zu, aber er ließ nicht von ſeinem Wanderleben, das Schloß war ihm verhaßt. Es ſoll wunderſchön dort ſein,“ fügte Evchen hinzu und blickte ſcheu nach Felicia, die ſo ruhig und ungerührt auf⸗ und abſchaukelte, als ginge ſie dies alles nichts an.„Vater ſagt, ſo viel prachtvolle Schnitzereien, Gobelin's, Waffen und Silber habe er noch nirgends beiſammen geſehen.“ „Merkwürdig,“ ſagte Felieia abweſend.— Evchen bezog es auf ihre Schilderung, für Felicia aber war es die ſelbſtgegebene Antwort auf eine ſelbſtgegebene Frage:„Warum hatte man gerade den Stiefſohn ihrer Stief⸗ mutter zu ihrem Vormunde gemacht?“ „Wo iſt Mars?“ fragte Lilly plötzlich. Fortſetzung folgt.) Vermiſchtes. Budapeſt, 1. Dez. Die Ortſchaft Ba⸗ bomir wurde durch Feuer vernichtet. 52 Häuſer ſind niedergebrannt. 4 Perſonen wurden unter den Trümmern als Leichen hervorgezogen. Man befürchtet, daß noch mehr Menſchen tot ſind. Die Löſcharbeiten wurden durch heftigen Sturm erſchwert. — Neue Fünfzigpfennigſtücke werden ge⸗ prägt. Sie ſollen etwas kleiner, aber dicker als die bisherigen werden, auch eine ſtärkere Legierung beſitzen. — Ihr Schnurrbart! In einem Wirts⸗ hauſe eines kleinen Städtchens in Schleſien hatte ſich ein Herr, der ſich eines ungewöhnlich ſtaatlichen Schnurrbarts erfreut, verpflichtet, dieſen für 100 Mk. zu opfern und ſich am nächſten Abend ohne Schnurrbart einzufinden. Statt deſſen brachte ein Bote einen Brief von Damenhand folgenden Inhaltes: „Meine Herren! In einer Anwandlung unerklärlichen Leichtſinns hat mein Gatte ſich geſtern abend Ihnen gegenüber ver⸗ pflichtet, gegen Zahlung von 100 Mk. für einen wohltätigen Zweck ſeinen Schnurrbart zu opfern, und Sie waren grauſam genug, den Vorſchlag anzunehmen. Da ich nun aber nicht Luſt habe, unter den wohltätigen An⸗ wandlungen meines Gatten zu leiden, ſo ſehe ich mich zu der Erklärung veranlaßt, daß mein Mann und ich bei unſerer Ver⸗ heiratung die Gütergemeinſchaft nicht ausge⸗ ſchloſſen haben. Infolge deſſen iſt ſein Schnurrbart mein Schnurrbart; er hatte ſomit kein reines Vergnügungsrecht darüber, und Ihre mit nur einem berechtigten Teile eingegegange Wette iſt daher null und nichtig! Sollten Sie die Berechtigung meines Ein⸗ ſpruchs anzweifeln, ſo ſteht Ihnen das Be⸗ ſchreiten des Klagewegen frei. Hochachtend .. P. S. Mein Mann kann heute nicht bei Ihnen erſcheinen, da ich einſtweilen den Hausſchlüſſel in Verwahrung genommen habe. D. O.“ ö Die Mitglieder der Tafelrunde ſollen nun grauſam genug ſein, gegen den Schnurrbartbe⸗ ſitzer mit einer Klage vargehen zu wollen. Neu! Allergrößte Auswahl! Bequemſte geſichtigung ohne Kaufzwang. Sensationell billig! Mehrjährige Hervorragende Qualitäten! Garantie! Elektriſche geleuchtung. Man beachte genau Firma und Litera. Preisliste gratis. — 2 0 355 5 Gambrinushalle. 1, 5 Mannheim, U, 3 Gambrinushalle. Telephon 1036. 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Heilauſtalt. f f Sprechſtunden von 9— 9 Uhr,— Sonntags von 9— 1 Uhr. 0 Bekanntmachung. Die stellung der gemeindefuhren im Jahr 1904 für den Hauptort Secken heim und den Ortsteil Rheinau ſoll im Wege des öffentlichen Wetibenegz ver⸗ geben werden. Angebote für beide Orte getrennt, ſind mit entſprechender Aufſchrift bis 2 längſtens 23. d. Mts. anher einzureichen. Seckenheim, 4. Dezember 1908. Gemeinderat Volz. Cergebung. Das Aufbereiten des Bürgergabholzes fuͤr das Jahr 1904 ſoll im Wege öffentl. Angebots vergeben werden.. Angebote, den Ster und 25 Wellen, ſind bis längſtens Mittwoch 9. Debr., Ratſ chreiber it ter . 1903, Vormittags 10 Uhr, anher einzureichen. Seckenheim, 4. Dezember 1903. Neſtauration Luegloch K 7 Mannheim Fk 7. 10. Jacob Sponagel. Pfälzer Naturwein, weiss und rot, Liter 15, 20 und 25 Pfg. hell und dunkel Lagerbier aus der Eichbaumbranerei. Jederzeit friſche Fleiſch- und Wurſtwaren aus eigener Schlächterei. 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