Anxeigeblatt für Nbesbeim und Seckenbeim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 101. Mittwoch, den 23. Dezember 1903. 3. Jahrgang Zweites Blatt. Ihr Vormund. Original⸗Koman von Ellen Spala. (Nachdruck verboten.) 12) Aber es war umſonſt. Als beide ſich nach den Studio zurückziehen wollte, erhob ſich das Freifräulein, bat Felicia zu bleiben und ſchritt ihnen voran dem Salon zu. Dort begann ſie ſofort auf das junge Mädchen ein⸗ zuſchelten, ſo lange und ſo anhaltend, bis ſie ſelber müde wurde. i „Ueberhaupt ſchickt es ſich durchaus nicht für ein junges Mädchen Deines Alters, zu ſagen, Du wünſchteſt einem Manne wie mei⸗ nem Bruder, den Haushalt zu führen,.“— ſchloß ſie endlich. r „Ich wünſche es durchaus nicht, Fräulein von Rhenen,“ rief Felicia aufſpringend, denn dies war mehr, als ſie ertragen konnte.„Sie wiſſen es ſehr geuau, daß ich es nicht wünſche und es war Fräulein von Dahlen, welche heute wiederholte, was ich ſagte, ehe ich Elmar be⸗ gegnete. Außerdem habe ich auch nicht das geringſte Verlangen, jeweils nach Schloß Rhenen zu gehen—— nicht das geringſte.“ Johanna murmelte etwas von„Lilian ſei ſo offen und freimütig“, aber Felicia wartete ihre Antwort gar nicht ab. Trotz ihrer Be⸗ herrſchung ſtiegen ihr die Thränen heiß in die Augen, und doch war ſie zu ſtolz, um vor dieſer Frau zu weinen, die ſo gehäſſig und ungerecht war, die nie ein gütiges Wort für ſte hatte und ihr das Leben bitter ſchwer machte. Sie eilte die Treppe hinauf in ihr Zimmer, verſchloß und verriegelte die Thüre und warf ſich dann weinend auf ihr Bett. Niemand bekümmerte ſich um ſie, keine Seele nahm An⸗ teil an ihr, ob ſie traurig oder glücklich, ge⸗ ſund oder krank war, wem machte es etwas aus? Eochen und Lilly waren ſich ſelbſt ge⸗ nug, ihre einſtigen Mitſchülerinnen hatten Eltern, zu welchen ſie gehen konnten—— ſie hatte niemand. n Draußen in den Büſchen ſchliefen die kleinen Vögel unter dem Flügel der Mutter, die Lämmerheerde auf der Wieſe ruhte im Schutze des Hirten, nur ſie—— ſie war allein, ohne Heimat, ohne Eltern ohne Schutz und Liebe! Nein—— nicht ohne Liebe! Blickten nicht klar und leuchtend die Sterne zu ihrem Fenſter herein und rauſchte es da draußen nicht lind und weich wie tröſtende Worte durch die Bäume? Würde Er, der die Vöglein unter dem Himmel ernährte und die Lilien auf dem Felde kleidete, ein verlaſſenes Menſchenkind vergeſſen? Felicia richtete ſich auf, beruhigt und ge⸗ tröſtet durch den Gedanken, der ſo plötzlich ihr Herz durchflutete und glitt vom Bett herunter. Mehrere Male hatte ſie ein Geräuſch zu hören geglaubt und als ſie nun nach der Thüre ſah, erblickte ſie etwas Weißes auf dem Boden. Es war ein Stück Zeichenpapier und darauf die Worte: „Sei nicht traurig, mein Liebling, es iſt nur Johannas rauhe Art. Gute Nacht und Gottes Segen auf Dein lockiges Haupt. Vom alten Onkel Fritz.“ ——— Sonnig und heiß zog der Sonntag⸗Morgen herauf. Selbſt in dem engen Thale glühte die Luft und durch die geöffneten Fenſter der Villa kam ſüßer Blumengeruch und plätſchern⸗ des, wohltuendes Waſſergemurmel. Johanna ſchien ihr Betragen vom geſtrigen Abend zu bereuen, denn ſie ſagte nicht allzu unfreundlich „Guter Morgen“ und bemerkte ſpäterhin, daß Felica's Geſicht nicht allzu zerkratzt aus⸗ ſähe. „Ich hoffe nicht,“ wiedergekehrtem Frohſinn. „Sie ſind nicht verletzt, Fräulein von Rhenen?“ „Nein, aber ungehalten, meinem Bruder ſo viel Mühe verurſacht zu haben.“ „Ach! Das macht Elmar gar nichts aus,“ bemerkte Onkel Fritz unſchuldig. „Er tadelte Felicia ſehr——“ erwiderte das Freifräulein kalt.„Aber da er in Lilian ein ſo glänzendes Vorbild hat, ſo iſt es ganz natürlich, daß jede andere unbedeutend und ſchwach daneben erſcheint.“ Onkel Fritz ſtoppte auffällig viel Zwieback auf einmal in ſeinen Thee, ſagte aber nichts, während Felicia ſich daran erinnerte, daß ihr Vormund ihr auch nicht ein einziges Wort des Tadels geſagt hatte, im Gegenteil ſie war die einzige geweſen, welche gut davon gekommen war. Natürlich hatte er einen Tadel bei Jo⸗ hanna ausgeſprochen. Das ſah ihm ſehr ähn⸗ ſagte Felicia mit lich! Aber dann kamen plötzlich ſeine Worte von geſtern—— daß er ſie nicht geneckt haben wollte—— in ihr Gedächtniß zurück und ſie begann zu zweifeln. Es war Johanna's Gewohnheit, an ſchönen Sonntagen nach der Kirche zu gehen und den Wagen zu Hauſe zu laſſen. Nach dem Frühſtück machten ſie ſich denn alle drei Johanna, Felicia und Onkel Fritz— auf den Weg, um auf ſchattigen Waldpfaden die Rons⸗ dorfer Kirche zu erreichen. Es war eine alte, wunderſchöne Kirche und jeder Herrenſitz der Umgegend beſaß einen großen, geſchnitzten, mehrſitzigen Kirchenſtuhl mit roten Sammtkiſſen. nkel Fritz ſchlug die Nummern der Hymnen für die Damen auf und nachdem Felicia ſich bequem in ihre Ecke zurechtgeſetzt hatte, blickte ſie ſich um. Evchen und Lilly hatten geſagt, daß Elmar niemals zur Kirche käme, obgleich ſein Sitz ſtets freigehalten wurde. Um ſo beſſer, es wäre zu ſtörend geweſen, einen ganzen Gottes⸗ dienſt hindurch mit ſolch unangenehmen Men⸗ ſchen in ein und demſelben Kirchenſtuhle zu ſizen. Evchen und Lilly waren natürlich mit Vater und Mutter gekommen und bald ſegelte auch Frau von Dahlen herein, ſehr dick und ſehr erhitzt ausſehend, neben ihr Lilian, blond und kühl, und auf der andern Seite Fred. Er hatte ſeine Forſtmanns⸗Uniform abgelegt und trug einen ſchwarzen Anzug und in der Hand einen hohen, ſehr glänzenden Hut. Felicia ſah mehrere Male nach dem Stuhle, wo er ſaß und dachte, was für ein anziehendes Geſicht er doch habe, aber da er immer nach ihr hinſchaute, ſo mußten ihre Blicke die ge⸗ legentlichen Pürſchgänge einſtellen. Der Gottesdienſt hatte gerade begonnen, und Felicia, welche ſich tief über die gefalteten Hände beugte, bemerkte doch, wie eine gebräunte Hand über die Thüre hinüber nach dem Riegel griff und wie gleich darauf eine hohe Geſtalt vor dem leeren Sitze ſtand. Nicht einmal während des ganzen Gottesdienſtes ſah Felicia auf und gewährte Elmar ſo den überaus lieb⸗ lichen Anblick langer, geſenkter Augenwimpern auf zartem, zerkratztem Geſichtchen. Dennoch aber wußte ſie ganz genau, was er that— daß er nicht eine einzige Nummer aufſchlug und ſein Buch überhaupt nicht berührte, ſondern daß während des Geſanges aufrecht daſtand und während der Predigt mit zurückgelehntem Kopfe träumeriſch nach dem herrlichen gemalten Fenſter ſah, welches ſich dem Stuhle gerade gegenüber befand. Bildſchön ſah er aus mit jenem ruhigen, melancholiſchen Ausdrucke ſeines Geſichtes und 1 welche ganz genau wußte, daß er um ilian's Willen zur Kirche gekommen, blickte * er mit übereinandergeſchlagenen Armen nach ihr hinüber. Elmar jedoch hatte nicht ein einziges Mal nach Lilian geguckt, und auf Fal Stirne der ſchönen Erbin lagen mißmutige alten. Beim Ausgange traf man ſich unter dem Portale. Fred ſchmuggelte ſich ſofort zu Felicia hinüber, um genau Auskunft über den Unfall vom geſtrigen Abend zu erhalten und auch Eochen und Lilly rannten mit angſtvollen Fragen auf ſie zu. „Was mag nur Elmar zur Kirche ge⸗ bracht haben?“ flüſterte Lilly, während Ev⸗ chen und Fred ſich über die Kunſt zu fahren, ſtritten. „Ich weiß nicht'“ „War es nicht herrlich, geſtern, mit ihm zu fahren?“ „Nein—— abſcheulich.“ „Wir haben Fred erzählt, daß wir Dich mit ihm geſehen hätten und er iſt ganz böſe geworden.“ Die„jüngſte Jugend“ und Onkel Fritz trafen ſich am Thöre und warteten dort auf die andern. Elmar und Lilian kamen zuletzt. Sie ſprachen nicht mit einander und als Elmar bei jemanden ſtehen blieb, ſetzte ſich Lilian auf einen alten Grabſtein, öffnete ihren großen ſchwarzen Fächer und ſagte zimperlich: „Wo iſt der Wagen? Die Hitze macht mich ganz krank! Ich kann mich wirklich kaum noch aufrecht erhalten! Johanna komm und ſetze Dich neben mich. Du ſiehſt ſehr blaß aus—— gewiß biſt Du mehr verletzt als Du eingeſtehen willſt!“ (Fortſetzung folgt.) Vermiſchtes. — Bezahlt den Handwerker! Mit dem Schluſſe des Jahres ſind für den Handwerker eine Reihe von Verpflichtungen fällig, zu denen er baren Geldes dringend bedarf. Die Tat⸗ ſache, daß der Handwerker oft über ſeine Ver⸗ hältniſſe und ungewöhnlich lang Kredit gewäh⸗ ren muß, bedeutet für ihn eine ſchwere Schädi⸗ gung. Im Intereſſe des Handwerkerſtandes kann deshalb nicht oft genug darauf hingewie⸗ ſen werden, daß der Handwerker nur dann konkurrenzfähig und wirtſchaftlich ſelbſtändig bleiben kann, wenn er Löhne und Einkäufe pünktlich zu bezahlen imſtande iſt; deshalb muß immer wieder daran erinnert werden: „Bezahlt den Handwerkern die fälligen Rech⸗ nungen.“ Es darf hierbei aber nicht verkannt werden, daß auch von den Handwerkern ſelbſt auf pünktlicheren Eingang ihrer Außenſtände dadurch hingewirkt werden kann, daß ſie die Buchführung nicht als Nebenſache anſehen und ihre Rechnungen nicht erſt dann ausſchreiben, wenn die Kaſſe leer iſt oder nach ſo langer Zeit, daß die Kunden die Lieferungen beinahe ſchon vergeſſen haben. Darum ergeht alſo dringend das Mahnwort:„Handwerker ſeid nicht nachläſſig im Ausſtellen der Rechnungen!“ — Jeder für ſeinen Teil, Publikum und Hand⸗ werker, mögen beitragen, einen Uebelſtand zu beſeitigen, der ſchwer empfunden wird und doch verhältnismäßig leicht bei gutem Willen abge⸗ ſtellt werden kann. Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß kein Kunde etwas dabei ſinden wird, wenn mit Ablieferung der Arbeit, für Reparaturen vielleicht monatlich Rechnung ausgeſtellt wird, ſoforn dieſes allgemein zur Einführung gelangt, liegt es doch im Intereſſe beider Teile ſchon um Streitigkeiten zu ver⸗ meiden. Zum Jahresſchluß richten wir deshalb die Mahnung an alle Beteiligten:„Zeitig die Rechnungen ausſtellen und pünktlich dieſelben bezahlen.“ —(Unter Spitzbuben.)„Wie viel haſt Du denn beim letzten Diebſtahl mitgenommen, Lucki?“—„Na— ſo für— zehn Monat'!“ 0 0 i 20˙ Rabatt auf ſämtliche Manufakturwaren als: Damenkleiderſtoffe, Tuch und Burkins, Damen⸗ und Herrenwäſche. 5 5 e Jupons, Ausſtattungen ꝛc. ꝛc. Leopold Hirsch Vachl., en Sammel⸗Anzeger des Bauern⸗Vereins 5 8 25 7 Vom 1.—5. Jaunar iſt die Verkaufsſtelle wegen der Inventar⸗ aufnahme geschlossen. Die Mitglieder werden deshalb erſucht, vorher ihren Warenbedarf zu decken. Der Vorſtand. een end ee eee eee der Ausverkauf dauert nur kurze Zeit. Aefauruften Karlo R 7 10 Mannheim R 7. 10. Jacob Sponagel. Pfälzer Naturwein, weiss und rot,. 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