Auzeigeblatt für seckenheim und Moesbeim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Aruck und Nerlag von J. Helfrich in Seckenheim. g Anzeigen: 5 Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 80. Mittwoch, den 5. Oktober 1904. 4. Jahrgang. Deutſches Reich. Berlin, 2. Okt. In den Hafenſtädten des gelben Meeres iſt dieſer Tage bekannt ge⸗ Belohnung von 10000 Mk. für die Auffindung des ſeit ſeinem Aufbruch von Port Arthur mit ſeiner Dſchunke verſchollenen deutſchen Marine⸗Attaches Heutſchel von Gilgenheimb ausgeſetzt hat. Ausland. London, 1. Ok. Aus Tſchifu wird ge⸗ meldet: Der letzte allgemeine Sturm auf Port Arthur iſt wieder zurückgeſchlagen worden. Die japaniſchen Offiziere geben zu, daß General Stöſſel eine großartige Verteidigung führt. Autoritativ wird jetzt angekündigt, daß die japaniſche Armee vor Port Arthur Winter⸗ quartier bezieht. Warme Winterſachen nnd neue Verſtärkungen kommen für die Belagerungs⸗ Armee an. Der Plan der Japaner iſt jetzt, von der Landſeite Port Arthur zu bombar— dieren und von der Seeſeite ſtrengſte Blokade auszuüben. Die Japaner fanden, daß ſie die Neben⸗Forts, ſelbſt wenn ſie erobert ſind, wegen des Kreuzfeuers von den anderen Forts nicht halten können. Aus Nah und Fern. 0 Seckenheim, 1. Okt. Wir teilen Ihnen die Beſchlüſſe der letzten Vorſtands⸗ Verſammlung des Frauen⸗Vereins mit, weil dieſelben für alle Einwohner, namentlich für die⸗ jenigen, welche die Thätigkeit des Vereins für ſich in Anſpruch nehmen wollen, von Intereſſe ſind. Der aus 20 Frauen beſtehende Vorſtand hat unter ſich, gemäß der Statuten des Allgem. Badiſchen Frauenvereins Abteilungen(Comites) gebildet, welche unter eigener Leitung die ein⸗ zelnen Arbeiten des Vereins in Angriff nehmen. Der 1. Abteilung: Weibliche Arbeiten und Förderung des Handarbeitsunterrichts in der Volksſchule, ſollen alle Frauen des Vor⸗ ſtandes angehören. Sie ſollen in beſtimmter Reihenfolge vom Beginn der Schule an wöchent⸗ lich den Unterricht beſuchoͤn. Der 2. Abteilung: Rieſenacker aunt ges übernimmt die Leitung dieſer Abteilung. Der geben worden, daß der deutſche Kaiſer eine In die der Verpflegung Kreis- und Orts⸗Armer Kinder ſollen angehören die Frauen: Heydenreich, und Sauer. Frau Heydenreich 3. Abteilung für Krankenpflege, insbe⸗ ſondere für die Bekämpfung der Tuberkuloſe ſollen angehören die Frauen: Dr. Landfried, Dr. Stadtelberger, Oberlehrer Schlötterer, Fr. Matth. Volz, Fr. Sannchen Seitz, Fr. Rent⸗ meiſter Bühler. Die Leitung übernimmt Frau Dr. Landfried. Ein Vortrag über Tuber⸗ kuloſe und deren Bekämpfung ſoll im Anfang des Winters gehalten werden. Der Verein wird dem Tuberkuloſe-Ausſchuß des Bezirks Mannheim ⸗ Land beitreten. Für Krankenpflege in Kriegsfällen wird in Ausſicht genommen, eine Muſterkollektion von Verbandsmitteln u. dergl. vom Vorſtand des Badiſchen Frauen⸗Vereins zu beziehen und ein Muſterlager herzuſtellen. Für dieſe Abteilung wurden beſtimmt die Frauen Apotheker Kette⸗ rer, welche die Leitung übernimmt, ſowie Frau Hauptlehrer Gersbach, Frau Matth. Volz, Frau Schmich, Frau Hauptlehrer Schlötterer. Abteilung 4. Wohlthätigkeit, Armenunterſtützung, Wöchnerinnen-Pflege treten ein: Frau Fiedler, Frau Herdt, Frau Marie Klumb, Frau Marzenell, Frau Rieſenacker, Frau Röſer. Frau Fiedler übernimmt die Leitung dieſer Abteilung. Ferner wurde aus der Mitte der Verſammlung der Antrag ge⸗ ſtellt, das Aiſt eines Rechners und Caſ⸗ ſiers ſolle ein Mitglied des Vereins überneh⸗ men und ez wurde Frau Sekretär Sauer zur Rechneriſt einſtimmig erwählt, welche das Amt auch angenommen hat. 4 Sammlerinnen werden die Beiträge der Mitglieder erheben, nämlich Frl. Heydenreich, Frl. Sichler, Frl. Seitz und Frl. Volz. Frau Dr. Stadtelberger beantragte, im Winter einen Flick-Kurs einzurichten; nachdem dieſer Antrag empfohlen war, wurde ein ſolcher Flickkurs für nächſten Winter in Ausſicht genommen. Schließlich wurde beſchloſſen, eine öffentliche Einladung zum Beitritt in der hieſigen Zeitung ergehen und eine Liſte zur Sammlung von Beitrittser⸗ klärungen eirkulieren zu laſſen. § Secken heim, 4. Okt. Bei herrlichem Fußballwetter ſtanden ſich letzten Sonntag in Speyer die erſten Mannſchaften des Juß⸗ ball⸗Verein Speyer und der Jußball-Geſell⸗ ſchaft Seckenheim 1898 in einem Wettſpiel gegenüber. War nach dem Abſchneiden in den letzten Spielen genannter Gegner zu erwarten, daß Seckenheim auch in dieſem Kampfe das Heft in den Händen behalten werde, ſo ſanken doch die Ausſichten auf einen Sieg der Seckenheimer auf ein Mini⸗ mum, als ſie mit nur neun Mann, es fehlten Meier, Schnabel und Hartmann, der Speyerer Elf, die gegen früher bedeutend verſtärkt war, in folgender Aufſtellung gegenübertraten: Stürmer: Friedel, Winkler, Bühler, Merklein. Läufer: Pfiſterer, G. Merklein(Erſatz.) Verteidiger: Sauer, Lorentz. Torwart: Marzenell. Jedoch die Mannſchaft rechtfertigte auch diesmal ihren Ruf; in flottem Tempo, ſetzte das Spiel ein, und bereits in den erſten Minuten ſchießt Winkler in kurzen Abſtänden für Seckenheim 2 Tore, dem bald darauf Bühler ein drittes anreicht. Von einem von Merklein vorzüglich getretenen Eckball aus köpft Friedel den Ball zum vierten Male ins Speyerer Tor. Speyer, das alles daran⸗ ſetzt, aufzuholen, leitet nun wütende Angriffe ein; aber einer Verteidigung wie Pfiſterer, Sauer und Lorentz, die ſich gegenſeit ig an vorzüglichen Leiſtungen zu überbieten ſchienen, waren ſie nicht gewachſen. Die Seckenheimer Hintermannſchaft die heute beſſer ſpielte, als je zuvor, zeigte ſich der feindlichen Stürmer⸗ reihe in allen Phaſen des Kampfes mehr als gewachſen. Alle Angriffe wieſen ſie zurück und ſanden den Ball in weiten Stößen ihren Stürmern zu, die denn auch die Tor⸗ zahl durch je ein Tor von Winkler und Friedel auf je 6 erhöhten. Mit 6 zu O zu Gunſten Seckenheims ging man in die Pauſe. Nach Wiederbeginn eröffnet A. Merklein den Reigen des Goalſchießens, indem zwei famoſe weite Schüſſe von rechtsaußen ihren Weg ins Tor fanden. In gleichmäßigen Abſtänden folgten 4 weitere Tore von Winkler und Friedel nach ſchöner Combination der ganzen Stürmerreihe unaufhaltſam geſchoſſen. Das eine derſelben wurde jedoch vom Schieds— Kinderpflege, beztehungsweiſe Mithilfe bei In letzter Stunde. Original⸗Roman von W. Spangenberg. 3)(Nachdruck verboten.) Mit unermüdlichem Fleiße und zäher Aus⸗ dauer hatte Rheinwald ſich aus kleinen An⸗ fängen zu einer angeſehenen Lebensſtellung emporgearbeitet, ſtrengſte Gewiſſenhaftigkeit und Reellität waren von jeher ſein leitender Grundſatz geweſen, ſein Name war in den erſten Kreiſen der Provinz hochgeachtet und nun gewann es den Anſchein, als ſolle durch den Schwiegerſohn ein Makel darauf geworfen werden! Nein, was in ſeinen Kräften ſtand wollte er tun, dieſe Blamage zu verhüten, und ſollte er, ſeinem Entſchluß zuwider, noch ein letztes Opfer bringen müſſen. „Fürwahr, das iſt eine große Ueberraſ chung, Papa!“ rief Rheinwalds Tochter ihm entgegen, als er eines Tages bei ihr eintrat. n „Weshalb ſoll ich Euch nicht auch einmal eine unverhoffte Freude machen?“ i „Ach, Du ſpotteſt, hätte ich mich doch damals anders ausgedrückt, wie oft werde ich das noch hören müſſen!“ fal„Wo iſt Dein Mann?“ fragte Rheinwald ühl. „Er— ja, ich glaube wohl— er hatte einen 8 Geſchäftsgang.“ So ſind mir Mitteilungen gemacht worden über . 5 So N Eva, von verſchiedenen Seiten Deines Mannes Lebensführung und über Eure geſchäftlichen Verhältniſſe, die mich äußerſt mißgeſtimmt haben. Wie verhält ſich die Sache?“ Auf die Frage war die Tochter nicht vorbereitet. „Was das Geſchäft betrifft, ſo kann ich Auskunft nicht geben, und Adalbert—“ „Gut, gut!“ unterbrach Rheinwald.„Ich bin heute hier, um mir durch einen Einblick in die Bücher Gewißheit über den Stand der Dinge zu verſchaffen, damit ich etwaigen falſchen Gerüchten entgegen treten kann. Meine Zeit iſt kurz bemeſſen, führe mich, bitte, ins Contor.“ Mit der Gewandtheit und Sicherheit eines Kaufmanns, deſſen geſchäftlichem Scharfblick nichts entgeht, machte Rheinwald ſich über die Bücher, prüfte die einzelnen Konti, machte ſich Aufzeichnungen, rechnete und ſchüttelte immer und immer wieder den Kopf. Nahezu zwei Stunden brauchte er und die Tochter ſah im ſchweigend zu. „Nun, Papa?“ fragte ſie jetzt in er⸗ wartungsvoller Spannung. „Dein Mann iſt Patron—“ Er hielt plötzlich inne, Frank mit hochge⸗ rötetem Geſicht, ein luſtiges Liedchen pfeifend, trat ein, beim Anblick ſeines Schwiegersvaters aber malte ſich in ſeinen Zügen die größte ein leichtſinniger 3 ordnungsmäßig. Beſtürzung, er hatte die Sachlage ſofort über⸗ ſchaut. „Du kommſt gerade zur rechten Zeit,“ ſagte Rheinwald.„Ich bin ſoeben fertig mit einer oberflächlichen Durchſicht Deiner Geſchäfts⸗ bücher und habe eine Ueberſchuldung von un⸗ gefähr neuntauſend Mark feſtgeſtellt. Die kleinen Konti, bei denen es ſich nur um geringe Beträge handelt, habe ich ganz außer Rechnung gelaſſen, zumal ich den Eindruck habe, als ſei Deine Buchführung überhaupt nicht Einen regelrechten Jahres⸗ abſchluß vermiſſe ich ganz. Eine ſaubere Ge⸗ ſchäftsführung das!“ Frank wollte Einwendungen erheben, doch Rheinwald ſchnitt ihm das Wort ab. a „Ich will nichts hören von Dir!“ fuhr er barſch fort.„Du biſt nicht nur unfähig, ein kaufmänniſches Geſchäft ſelbſtſtändig und mit Erfolg zu leiten, Du biſt zu leichtſinnig dazu und treibſt Dich mit Tagedieben in den Kneipen herum, ſtatt Dich Deinen geſchäftlichen Pflichten zu widmen. Ich will Dir einen Vorſchlag machen: Biſt Du bereit, Dein Ge⸗ ſchäft, und zwar ſofort, aufzugeben und den Waarenbeſtand einer freiwilligen öffentlichen Verſteigerung zu unterwerfen, ſo will ich Deine Schulden bis zum letzten Pfennig decken; in dieſem Falle ſteht Dir ein Buchhalterpoſten in dem Bankgeſchäft Deines Schwagers Julius offen, und Du biſt aller Sorgen überhoben. Willſt Du das nicht, ſo thue, was Dir beliebt, richter nicht gegeben, weil der Ball vorher aus geweſen ſein ſoll. Kurz vor Schluß erzielte auch Speyer ſein einziges Tor, während ein brillanter Schuß von Pfiſterer aus ca. 50 Meter Entfernung knapp über die Querſtange ging. Beim Schlußpfiff hatte ſomit Seckenheim einen ſchönen Sieg von 11 gegen 1 Toren errungen. Einer Einladung der Speyerer Herren zu Ehren des anweſenden Regierungspräſidenten der Pfalz, eines hohen Gönners des Fußballſports, noch einige Zeit weiter zu ſpielen, konnten die Seckenheimer der vorgeſchrittenen Zeit halber leider nicht Folge leiſten. Was die Mannſchaft Secken⸗ heims anbetrifft, ſo klappte bei ihr trotz des Fehlens dreier Leute, wie ja ſchon aus dem Reſultat erhellt, alles. Die Stürmer waren flink auf dem Ball, kombinierten exakt und ſchoſſen ſcharf und ſicher; denn mit 4 Stür⸗ mern 12 Tore zu erzielen iſt eine ganz erkleckliche Leiſtung. Aber der Löwenanteil an dieſem Siege gebührt entſchieden der Seckenheimer Hintermannſchaft, die diesmal ihren Glanztag hatte. In dieſer Zuſam⸗ menſtellung, Pfiſterer als Mittelläufer und Sauer und Lorentz als Verteidiger ſind dieſe kaum zu erſetzen oder gar zu übertreffen; ſie ſind, wie der Kaptain der Speyerer be⸗ merkte, als er neben mir zuſah, wie ſie einen Angriff ſeiner Leute abwehrten,„nicht mit Gold aufzuwiegen.“ Als einziger Läufer, denn der linke fehlte ganz, während auf der rechten Seite G. Merklein, zwar nicht übel ſpielte, aber bei ſeiner Jugend doch dem Gegner nicht gewachſen war, hielt Pfiſterer die ganze Stürmerreihe in Schach, und was das zu bedeuten hat und in welchem Maaße er dadurch der Seckenheimer Mannſchaft nützte, vermag nur der vollauf zu würdigen, der weiß, welche„Vorausſetzungen beim Fuß⸗ ballſpiel zu erfüllen ſind.“ Wer von den beiden Verteidigern der beſſere geweſen, iſt ſchwer zu entſcheiden; beide waren gleich vorzüglich. Beide, Sauer und Lorentz, waren gleichſicher im Ballabnehmen, in gleicher Ruhe brachten ſie die gefährlichſten Durch⸗ brüche zum Stehen und mit gleicher Wucht ſandten ſie den Ball über die Köpfe aller hinweg ihren Stürmern zu. Auch der Tor⸗ wächter, Marzenell, war verläßlich, obwohl man ihm die fehlende Uebung anmerkte. Das Retourwettſpiel beider Vereine findet Sonntag, 16. Oktober in Seckenheim ſtatt. Mannheim, 1. Okt. Beim Ueber⸗ ſchreiten eines Gleiſes im neuen Rangier⸗ bahnhof hier blieb geſtern früh 9 Uhr der 43 Jahre alte Rangierer Gg. Adam Schadt aus Plankſtadt mit ſeinem rechten Stiefel in einer ſogen. Leitſchiene ſtecken und brachte angeſichts einer ſich ihm nähernden Rangier⸗ abteilung trotz verzweifelter Anſtrengungen weder den Stiefel aus der Schiene noch den Fuß aus dem Stiefel. Er gab dem Loko⸗ motivführer wohl das Halteſignal, derſelbe konnte aber der kurzen Entfernung wegen die Rangierabteilnng nicht mehr rechtzeitig zum Stehen bringen. Schadt ließ ſich um⸗ fallen und wurde ihm in dieſer Lage der rechte Fuß oberhalb des Knöchels abgefahren. — In einer hieſigen Fabrik fiel in ver⸗ floſſener Nacht der verheiratete Bohrer Franz Beger von Waldhof in der Werkſtätte des Trubinenbaues in einen 4 Meter tiefen, aus⸗ gemauerten, nur teilweiſe zugedeckten Schacht, in welchem vorher Kupferſchmiede gearbeitet haben, auf eine den Schacht quer durch⸗ ziehende Eiſenſchiene. Beger zog ſich dadurch ſchwere innere Verletzungen zu, ſo daß er in bewußtloſem Zuſtande in das Allgemeine Krankenhaus verbracht werden mußte. Neckargemünd, 3. Okt. Heute morgen ließ ſich der 26 Jahre alte Schreiner Fritz Stoll von Ziegelhauſen in ſelbſtmörderiſcher Abſicht etwa 200 Meter oberhalb Kleingemünds von einem Eiſenbahnzuge überfahren, wobei ihm der Kopf und beide Arme vom Rumpfe getrennt wurden, ſo daß der Tot ſofort ein⸗ trat. Als Veranlaſſung wird Liebeskummer vermutet. Sulzbach(A. Ettlingen), 1. Okt. Heute nacht brach hier Feuer aus, das die Wohnhäuſer des Ludw. Zimmer und Joſeph Schneider, ſowie eine Scheuer in Aſche legte. Als Urſache vermutet man Brandſtiftung. Die Tochter des Beſitzers Joſeph Schneider wurde erheblich verletzt. 1200 Mk. bares Geld ſind mitverbrannt, eine Summe, welche die Ehefrau als teilweiſen Vermögensteil tags vorher von der Sparkaſſe erhoben hatte. Ettlingen, 3. Okt. Im hieſigen Ge⸗ meindewald beim Hellberg fand man geſtern eine Leiche eines Mannes, der ſich zuerſt auf⸗ gehängt und dann erſchoſſen hatte. Es hat ſich herausgeſtellt, daß der betreffende ein ge⸗ wiſſer Leopold Schneider iſt, welcher den Brand in Sulzbach vor einigen Tagen gelegt hatte. Er war mit dem Brandgeſchädigten verwandt und ſoll die Tat aus Rache begangen haben. Kreuzlingen(Schweiz), 1. Okt. Hier iſt die Frau Karoline Wehrle, welche im 72. Lebensjahre ſtand, ſchrecklich verbrannt. Die etwas kränkliche und ſchwache Frau kam dem Feuer des Herdes zu nahe, welches unbemerkt ihre Kleider ergriff. Als ſie es gewahr wurde, war ſie derart vom Schreck gelähmt, daß ſie nicht um Hilfe rufen und ſich wel niederſetzen konnte, während deſſen ihre Kleides am Leibe verbrannten. Man fand die arme Frau ſchrecklich verbrannt vor. Einige Stunden darauf iſt ſie ihren qualvollen Leiden erlegen. Engen, 2. Okt. Durch einen Einbruch in die hieſige Poſtkaſſe wurden heute nacht 25000 Mk. geſtohlen. Aus dem Walde, 2. Okt. Höchſt un⸗ gezogen hat ſich der Druckfehlerteufel in der geſtrigen Nummer eines Waldblattes aufgeführt. In einer Nachricht vom Kriegsſchauplatze ließ der Unverbeſſerliche den ruſſiſchen General Flock eine Tat vollbringen, die ihm bisher kein Feldherr vorgemacht. Der Sedtzteufel meldet alſo:„General Flock zeichne ſich be⸗ ſonders aus. Er ſtehe in der Front und ſch.. ße auf die Japaner da, wo es dieſen gelungen ſei, in die Nähe der Ruſſen heran⸗ zukommen.“ Dort, wo die Punkte ſtehen, hat der Setzerkobold den böſen Streich vollführt. Das von der ſchweren Heimſuchung betroffene Blatt bittet wegen dieſes unliebſamen Vor⸗ kommniſſes, welches natürlich viel belacht wurde, feine Leſer um Nachſicht und meint:„Bei unſerem Perſonal war halt geſtern wieder einmal— Montag“. Das läßt tief blicken! Hat am Ende gar der Alkoholteufel den Setz⸗ teufel zu dieſem Schabernack angeſtiftet?! Eſſen. Ein Militärbefreiungsprozeß wurde an der hieſigen Strafkammer verhandelt. Um ſich der Wehrpflicht zu entziehen, wandte der Bergmann Auguſt Dahlhaus aus Linden ein eigentliches Mittel an. Er ritzte ſich, ſo erzählt der„Düſſ. Gen.⸗Anz.“, eine Narbe am Knie auf und legte ein Zweipfennigſtück auf die ſo entſtandene Wunde. Das Knie ſchwoll dann jedesmal in höchſt bedenklicher Weiſe an, ſo daß der bei der Muſterung amtierende Oberſtabsarzt Blutvergiftung konſtatierte, wes⸗ halb Dahlhaus ſchließlich zum Landſturm ge⸗ ſchrieben wurde, womit er ſeinen Zweck erreicht hatte. Da aber einer ſeiner„Freunde“ um die Geſchichte mußte und ihm fortwährend mit Anzeige drohte, ſah Dahlhaus ſich veranlaßt, ſich am 28. Dez. 1903 der zuſtändigen Be⸗ hörde zu ſtellen und dieſe von der von ihm verübten Manipulation zu unterrichten. Aus Furcht vor Strafe ergriff er dann ſpäter die Flucht, ſtellte ſich nach einiger Zeit wieder und wurde in Haft genommen. Er wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt. New- York, 1. Okt. In einer großen Fleiſchkonſervenfabrik brach Feuer aus. Die Flammen ergriffen die Kühlräume, welche mit Ammoniak gefüllt waren und explodierten, wobei 50 Feuerwehrleute durch die Gaſe erſtickten und mehrere das Augenlicht verloren. Bei Abgang der Meldung waren 3000 Feuer⸗ wehrleute zur Bekämpfung des Feuers tätig. Mitteilungen aus der Seckenheimer Gemeinderats⸗Sitzung (Vom 23. September 1904.) Anzeigen über abgeſchloſſene Fahrnisver⸗ ſicherungsverträge und Aenderungen an ſolchen bleiben unbeanſtandet. Die von dem Verwaltungsrat der Ge⸗ äudeverſicherungsanſtalt feſtgeſetzte Entſchädi⸗ ung wegen Blitzſchlag in der Deutſchen Stein⸗ eugwarenfabrik wird anerkannt. Gegen die Aufnahme des Heinrich Ober⸗ land und Ferdinand Steffel in Rheinau in den badiſchen Staatsverband wird nichts ein⸗ gewendet. Der Gemeinderat iſt mit der von der Verwaltung des Academ. Krankenhauſes Heidel⸗ berg vorgeſchlagenen Erhöhung des Pflegegeldes auf 2.30 Mk. täglich, vom 1. Januur 1905 an einverſtanden. Der Entwurf eines mit dem Laueraufſeher aber betrachte mich nicht mehr als Schwieger⸗ vater, wir ſind dann endgiltig geſchiedene Leute. Nun haſt Du die Wahl!“ „Papa!“ verſetzte nach einer Weile Frank in demütigem Tone,„das iſt hart, Du willſt mir meine ſelbſtſtändige Exiſtenz nehmen?“ „Ja und ich habe Dir den Grund dafür angegeben. Ich gebe Dir drei Tage Bedenkzeit, keine Minute länger; innerhalb dieſer Friſt 1 ich Deine Entſcheidung. Leb' wohl, va!“ Rheinwald reichte der Tochter die Hand und küßte ſie, den Schwiegerſohn würdigte er keines Blickes. Während die Tochter den Vater hinausbegleitete, kam bei Frank die gewaltſam unterdrückte Wut zum Ausbruch; er rannte in den menſchenleeren Laden, in dem nur ein junger Kommis anweſend war, raſte ungeſtüm hin und her und ſchnaubte erregt: „Rache! Rache!“ Zweites Kapitel. In dem Feſthauſe des Vereinshauſes der Kaufmänniſchen Geſellſchaft, der in feenhafter Beleuchtung ſtrahlte, war ein auserleſener Kreis feſtlich gekleideter Perſonen beiderlei Ge⸗ ſchlechts verſammelt. Schon die koſtharen Toiletten des reichen Damenflors, der in buntem Wechſel mit den ſchwarzbefrackten Herren geſprächig hin⸗ und herflutete, ließ auf den erſten Blick erkennen, daß hier die Elite der hauptſtädtiſchen Kaufmannswelt ſich ein Stelldichein gegeben hatte. Auch andere her⸗ vorragende Korporationen, ſowie Behörden hatten der an ſie ergangenen Einladung Folge geleiſtet und Vertreter zur fünfzigjährigen Jubelfeier der Kaufmänniſchen Geſellſchaft, die heute begangen wurde, entſandt. Es war ein farbenprächtiges, feſſelndes Bild, das das ge⸗ räumige Feſtlokal bot, die Teilnehmer befanden ſich in der gehobenſten Stimmung. Dem Drängen ſeiner Freunde nachgebend, war auch Rheinwald erſchienen, er, der in früheren Jahren bei derartigen Gelegenheiten den Mittelpunkt gebildet, um den ſich wegen ſeines ſprudelnden Witzes, ſeines unverwüſtlichen Humors alle geſchaart hatten. Wie ganz anders war das heute! In verhältnißmäßig kurzer Zeit war er ein wortkarger, ernſter Mann geworden, der frohe Lebensmut war geſchwunden, in jeder Falte des Geſichts prägten ſich die Eindrücke aus, welche die Erlebniſſe der letzten Jahre zurückgelaſſen. Doch die Er⸗ munterung einiger intimer Freunde, mit denen er ſich zuſammengefunden, wohl auch die be⸗ lebende Kraft des feurigen Weines blieben nicht ohne Wirkung auf ſeinen Gemütszuſtand, der ſich allgemach erheiterte. „Weißt Du, lieber Rheinwald,“ bemerkte der Kommerzienrat Lindenberg,„es waren doch ſchöne Zeiten als wir hier noch den Ton an⸗ gaben— alles Männer von einem Schlage, von einem Wollen, von einem Willen, die ſich verſtanden. Da lag noch ein Schwung in der Sache, und was unſeren Feſtlichkeiten insbe⸗ ſondere einen Reiz verlieh: man fühlte ſich ſtets als eine große Familie, ungenirt, unge⸗ zwungen, frei von allem Ceremoniellen.“ „Ich finde nicht,“ warf Rheinwald gleich⸗ mütig hin, daß in dieſer Beziehung eine nen⸗ nenswerte Verſchiebung eingetreten iſt. Du müßteſt ſie denn darin erblicken, daß aus unſeren duftenden, geſchniegelten und geſtrie⸗ gelten Pomadenköpfen alte ſtruppige Grauköpfe geworden ſind. „Alter Witzbold! lachte der Kommerzien⸗ rat.„Proſit! Proſit, meine Herren! Ein vorzüglicher Wein! Was ſagen Sie,“ wandte er ſich an die übrigen Tiſchgenoſſen,„hat nicht unſere Geſellſchaft eine— nun, wie ſoll ich ſagen— eine Mauſerung durchgemacht, aber nicht zu ihrem Vorteil? Von den älteren Herren ſieht man nur noch wenige, die Mehr⸗ heit ſind junge und jüngere, mir zum Beiſpiele zum größten Teile unbekannte Leute. Und dann das Förmliche, das Steife! Am Hofe kann es nicht eckiger zugehen.“ „Ich muß Ihnen beipflichten, Herr Kom⸗ merzienrat,“ beſtätigte ein dritter,„man hört faſt nur fremde Namen und ſieht meiſt nur fremde Geſichter; von den übermäßigen Knixen und Komplimenten, bei denen beinahe die Naſe den Fußboden küßt, und wie ſie die junge Welt als zum guten Tone unerläßlich hält, bin ich auch kein Freund.“ 5 Gortſetzung folgt.) Adam Gropp abzuſchließenden Dienſtvertrages] Der ganze Vorgang vollzog ſich in etwa 1½'] daß er zwanzigmal in Rußland geheiratet wird gutgeheißen. f i Stunden. hatte. Von ſeinen„Frauen“ iſt keine Spur Für die Anſtellung der Induſtrielehrerin⸗ nen werden Normativbeſtimmungen mit Giltig⸗ keit vom 1. Oktober 1904 an aufgeſtellt. Der Platz für die Aufſtellung eines Karouſſels in Rheinau wird an David Kenz um das Angebot von 103 Mk. übertragen. Den vereinigten Rheinauer Fabriken wird die proviſoriſche Genehmigung zur Einlegung eines Entwäſſerungsſtrangs in dem unteren Teil der Rheinſtraße von der Brühler Straße ab erteilt. Die Lieferung von Kohlen wird an Kauf⸗ mann Merklein übertragen um das Angebot von 88 Pfg, für Ruhrkohlen und 1.15 Mk. für Nußkohlen. Es wird beſchloſſen, daß eine Deputation des Gemeinderats am Samskag, den 1. Okto⸗ ber l. Irs., Nachmittags 3 Uhr dem mit dem Verdienſtkreuz des Ordens vom Zähringer — Die Frau eines Bahnwärters in Arms⸗ heim(Rheinheſſen) wollte die dem Bahnwärter⸗ haus gegenüberliegende Barriere ſchließen, als der Zug in großer Geſchwindigkeit herankam. Die Frau wollte auf ihren Poſten, die Loko⸗ motive erfaßte ſie aber und ſchnitt den Körper mitten durch. Die beiden Teile lagen unge⸗ fähr 20 Meter voneinander. Die Verunglückte iſt Mutter von fünf kleinen Kindern. — Ein prächtiger Appetit entwickelte in einem Reſtaurant der Altſtadt München ein etwa 50jähriger Herr. Dieſes Gegenſtück Saccos konſumierte nämlich in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Spanferkel und ein Gansviertel nebſt der entſprechenden Beilage. des 2. Schw. Reiterregiment in Landshut mit Roß und Ausrüſtung abgängig. Von Unter⸗ offizieren wurde das Manövergelände abgeſucht ö Löwen bedachten Herrn Oberlehrer Schlöttererf und Mann und Roß tot in einer Kiesgrube 5 0 dahier, die Glückwünſche 15 Gemeinderats] bei Untermaßig aufgefunden. aufenten 9 darbringen ſoll.— Ein Ehepaar in Leipzig, das tags ö Verſchiedene Verwaltungsangelegenheiten zuvor getraut worden war, wurde am folgenden. 05 zu verkaufen. 1 werden erledigt. Vormittag in der Wohnung bewußtlos aufge⸗ Wo? ſagt die Expedition ds. Bl. a ö Eine Anzahl Rechnungen werden zur] funden. Es wurde alsbald feſtgeſtellt, daß i 9 Zahlung angewieſen. Gasvergiftung vorlag. Wiederlebungsverſuche Gratulationskarten 9 N 5 fa i Bie dae 6 105 zum Geburtstag, Namenstag, zur ; einem nachgelaſſenen Brief gibt da epaar 8 8— Vermiſchtes. kund, daß es freiwillig aus 5 Leben ſcheide Verlobung, Hochzeit, ſilb. Hochzeit. 4 — Vom letzten Zuchtviehmarkt in Radolf⸗J Der Hochzeitstag ſolle auch der Totestag ſein. 1 1 wird folgendes Stückchen erzählt: 1 555 5 lag im vollen Brautſchmuck auf Trauerkarten iehzüchter wurde für ſeinen 15 Monaten alten] dem Bett. 25 71 1 810 lt geboten; da er jedoch— Die„Nowoje Wremja“ warnt die Geschäftsbücher 1 noch etwas mehr erlöſen wollte, fuhr der Be⸗ ruſſiſchen Mädchen vor den heiratsluſtigen 2* ſtzer mit dem Tiere zum Markte, wo ihm von] Handelsreiſenden, die zur Zeit Südrußland über⸗ Copirbücher 9 einem Händler ſofort 612 Mk. geboten wurden, ſchwemmen. Der neueſte Trick der Mädchen⸗ 8 75 worauf er zuſchlug. Der nunmehrige Beſitzer] händler iſt, ihre Opfer in Rußland zu heiraten N otizbücher fand im Handumdrehen einen anderen Lieb- und dann mit ihnen nach Konſtantinopel die. 1 haber für den Farren und gab ihn fur] Hochzeitsreiſe zu machen. Dort werden die empfiehlt 8. 850 Mk. Aber auch dieſer Händler beſann armen nichtsahnenden Frauen dann verhandelt. J. Helfrich. 9 ſich eines anderen und verkaufte das ſchöne] Die Behörden haben einen dieſer Gauner N 1 Tier um die glatte Summe von 1000 Mark. — Seit dem Manöver war ein Soldat dingfeſt gemacht und es hat ſich herausgeſtellt, vorhanden. — Das größte Warenhaus der Welt wird am 1. Okt. in New⸗Jork eröffnet. Es umfaßt einen Raum von 314000 Quadrat- meter und iſt 16 Stockwerk hoch. Das Ge⸗ bäude koſtet 14 Millionen Mark. — In Saubsdorf(Schleſien) ſind bei einem im Hauſe eines Tiſchlermeiſters ausge⸗ brochenen Feuer drei Tiſchlergehilfen ver⸗ brannt und zwei Perſonen erlitten erhebliche Brandwunden. Seckenheim, 4. Okt. Der heutige Ferkelmarkt war mit 104 Stück befahren und wurden 90 zum Preiſe von 10—12 Mk. pro Paar abgeſetzt. Indiſche Bekanntmachung. Haferlieferung betr. Wir geben bekannt, daß von Landwirten Hafer für den Farren⸗ ſtall zu Tagespreiſen angekauft wird. Seckenheim, 30. September 1904. Gemeinderat Volz. billigſt die für Behörden und Private liefert in hübſcher Ausführung Buchdruckerei J. Helfrich. ö Fabrik⸗Niederlage der Chemischen Lack- und Farb-Werke Anton Peter& Cie., Ladenburg a. h. von ſämmtlichen OCel⸗ und trockenen Farben, Oele, Spiritus, Bernsteinlacke, fertig zum Anstrich. staubfreies Bodenöl, Parquetwichse Verkauf zu Fabrikpreiſen durch Herrn Georg Rö ſex, Seckenheim. dem Schulhausneubau eine Emp Mache hiermit die ergebene Anzeige, daß 9 9 fehlung. ich im Hauſe des Herrn Maurermeiſter Volz, Hilduſtraße, gegenüber handlung eröffnet habe und halte dieſelbeßfür Bureau- und Privatbebarf beſtens empfohlen. 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Es iſt ja leicht verſtändlich, daß dieſe hochwiſſende Perſönlichkeit der Fußballgeſell⸗ ſchaft, in deſſen Erwiderung ſämmtliche mir zugeſchobenen Eigenſchaften jeder Art und Weiſe ihn ſelbſt vortrefflich charakteriſieren, ja beſſer als man ſich überhaupt nur deuken kann, uns in ſeiner Unverfrorenheit zumal unſer Verein aus lauter weniger bemittelten und nicht zu unſerer Schuld ungebildeten Kreiſen beſteht, für dumm genug hielt, daß wir ſeine in dem angekündeten Wettſpiel dem Turnen gegenüber hervorge⸗ hobenen Vorzüge und prahleriſchen Ausdrücke nicht erkennen würden und daß er von dem Wahne befangen war, es würde ſich kein Mitglied von einem ſimplen Turnverein erlauben, ſeine offen und ehrlich vertre⸗ tenen turneriſchen Beſtrebungen, gegenüber eines ſich nach außenhin großartig aufführenden Artikelſchreibers über Fußballwettſpiele zu ver⸗ teidigen. der Turnſache ſehe, ja wenn wir vielleicht lauter derartige Sportsgrößen zum Gegner hätten, wie Sie ſich einbilden, eine zu ſein, dann könnte es uns vielleicht etwas bange werden. Aber ſolange wir Leute an unſerer Spitze als Führer haben, wie Dr. Ferd. Götz⸗Leipzig, Stadtſchulrat Profeſſor Rühl⸗Stettin und Turninſpektor Profeſſor Keßler⸗Stuttgart u. dergl. mehr, die nicht wie Sie in jedem ſozialem Umgang mit Hand⸗ werkern, Arbeitern und anderen der Belehrung dringend bedürftigen Leuten die größte Verletzung ihrer Ehre erblicken, aber zum Segen und Heil unſerer Sache iſt das Gegenteil der Fall und alle größeren erfah⸗ renen Männer haben dies auch anerkannt, daß nur in einem Gemein⸗ leben etwas allſeitiges hervorgehen kann. Solange unſere deutſchen Turnfeſte immer noch derart zunehmen, daß wie dieſes Jahr in Nürn⸗ berg ſich noch 30 000 Feſtteilnehmer aus allen Kreiſen unſeres Volkes und allen Gauen unſeres Vaterlandes einfinden, ſolange braucht es uns wegen einem derart minderwärtigen Geſchreibſel, wie Sie, Verehrteſter Einſender, unſerer Sache gegenüber es anwenden, um das Turnen, aus dem, ja doch ſeit ſeinem über 100jährigen Beſtehen alle einſeitigen Sports⸗ übungen hervorgegangen ſind, mit Ausnahme den von Ihnen beſonders hoch⸗ gehalten engliſcher Herkunft, dieſe ſind ja auch teurer als das Turnen und kann deshalb nur von Beſſergeſtellten betrieben werden, nicht bange zu ſein. Da ich nun annehme, daß Sie, Herr Kritikus, ihre Polemik in Ihrem Eingeſandt, die Sie gegen den Einſender und deſſen Prinzipien gerichtet haben, indem dieſelbe vollſtändig minderwärtig iſt und zur Sache ſo viel wie gar keine Bedeutung hat, da dieſelbe rein perſönlichen Charakters iſt, trotz Ihrer hohen Bildung nicht wieder beſſeres Wiſſen geſchrieben haben, ſo kann dies Ihrer Ehre keinen Abbruch tun. Von einer Beleidigung des durch Ihren prahle riſchen Ausdruck, wie ja das bei Sportsmenſchen allgemein üblich, 1. Sieger uſw. hervorgehobenen Herrn kann überhaupt keine Rede ſein, indem die Worte ſich nur auf turneriſche Fähigkeit bezogen haben und hatten mit perſönlichem Anſehen gar nichts zu tun und außerdem entſprechen ſie vollſtändig der Wahr⸗ heit. Wir wiſſen ja ſehr gut, daß der von der Mode begünſtigte Sport das uralte Turnen gewiſſermaßen zum alten Eiſen wirft, es iſt das Aſchenbrödel, das in Wahrheit die beſte Arbeit tut, während ſeine Schweſtern ſich ſtolz brüſten. Freilich gibt es bei uns keine nerven⸗ erregende Auftritte, keine Gelegenhejt zu hohen Wetten, keine farben⸗ prächtigen Bilder, keine Völker verbrüderungen— aber dafür ſtehen bei uns alle deutſchen Stämme des Reiches und des Auslandes einmütig zuſammen, kein Unterſchied von Hoch und Niedrig trennt unſere Reihen und ſchließt vielleicht die beſten Kräfte unſeres Volkes aus, kein hohler Prunk und unnützer Tand lockt eidle Anhänger herbei und ſtößt unbe⸗ mittelte Tüchtige zurück. Turner kann jeder werden, dem Gott einen gefunden Körper gegeben hat, denn was wir treiben, das erhält und ſtärkt die beſten Kräfte im Volke, den Körper, daß wir geſund und wehrhaft bleiben, um dem Vaterlande geſunde und tüchtige Krieger zu ſtellen, den Geiſt, daß wir im Frieden klar und feſt um uns blicken Weit gefehlt! Sie verehrteſter Herr Kritikus, wenn Sie glauben, 5 daß ich in jeder Regunz ſportlichen Lebens einen Nagel zum Sarge und das Gemüt, daß wir uns allezeit als Glieder des Ganzen fühlen, als Kinder unſeres großen deutſchen Vaterlandes. So faſſen wir Tur⸗ ner unſere Arbeit auf und deshalb kann uns kein leeres Ge⸗ ſchriebſel, wie Sie, verehrteſter Herr Einſender, es anwendeten, etwas anhaben, mit dem Sie vielleicht in Ihrem Kreiſe Erfolge haben mögen; aber wir legen derartiges mit lächelnder Miene als„minderwertig“ beiſeite, indem derartige Angriffe, die ja nur auf perſönlicher Einbildung beruhen, unſerer Sache eher Nutzen als Schaden beifügen können, wes⸗ halb ich es auch nicht der Mühe wert halte, weiter auf Ihre Polemik einzugehen. Wir aber wollen uns mit dem Grundſatze zufrieden geben: „Wenn Dich die Läſterzunge ſticht, So laß Dir dies zum Troſte ſagen: Die ſchlechſten Früchte ſind es nicht, Woran die Weſpen nagen.“ Ein Turner des Turnvereins. Schwiegervaters und Großvaters ſagen wir allen herzlichen Dank. Im amen der Dankſagung. Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme an dem g unerſetzlichen Verluſte unſeres innigſtgeliebten Gatten, Vaters, Wilhelm Raufelder rer Roth für die troſtreichen Worte und den Schweſtern für die aufopfernde Pflege, ſowie füt die großen Blumenſpenden und die zahlreiche Leichenbegleitung. Seckenheim, den 3. Oktober 1904. Dir Gaklin: Katharina Raufelder. Beſonders Dank Herrn Pfar⸗ trauernden hinterbliebenen: Nirchweihe große Neuheiten in: Oravatten, Manschetten, Kragen, Hosenträger, Spitzen, Seiden-, und Sammtband, Broschen eto. Hüte 0 Kindermützen Ztlützen 5 a 1 Hauben Caſchentücher 4 Ae 5 003 Lähchen 5 1 mden 5 1 l 1575. Lertige Hemde eppi Jecken iu allen Farben. Strümpfe Bei Bedarf bitte um geneigten Zuſpruch Emil Werber. Auf Kirchweihe empfehle 11 Tebenspitten J. Helfrich. Griechif che eine ärztlich empfohlen für Kinder, Kranke und Magenleidende. d Georg Röser.