e Anzeigeblaft für Seckenheim und Joesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. l Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 a Redaktion, Jruck und Verlag von J. Helfrich in geckeuheim. Anzeigen: Die iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. S!. Samstag, den 8. Oktober 1904. 4. Jahrgang. Erstes Blatt. Ausland. London, 6. Okt. Ein amtliches Tele⸗ gramm berichtet, Deutſchland gedenke 8000 Mann gegen die Hereros zu ſchicken. Die Hereros haben ihre Lager bei dem Stamm der Guanamas, welche ihre Nachbarn ſind, aufge⸗ ſchlagen. Dieſes Gebiet bildet die Grenze zwiſchen den deutſchen und portugieſiſchen Be⸗ ſitzungen in Südweſtafrika. Petersburg, 7. Okt. Hier zirkuliert das Gerücht, daß von unbekannten Tätern ver⸗ ſucht worden ſei, die Wachen der Peter Pauls⸗ feſtung durch Beimiſchung von Arſenik in die Morgenſuppe zu vergiften. Es ſoll verſucht worden ſein, politiſche Gefangene aus dem Gefängnis zu befreien. Petersburg, 7. Okt. Wie man hier allgemein glaubt, ſteht in der Umgebung von Mukden jetzt eine große Schlacht bevor. Die Ruſſen verſuchen die Japaner an den Hunfluß. heranzulocken, wo Kuropatkin, da dieſer Fluß eine günſtige Verteidigungsſtelle bietet, bedeu⸗ tende Streitkräfte zuſammengezogen hat. Die Japaner halten die Gegend von Sinminting beſetzt und ziehen dort Munition und Lebens⸗ mittel zuſammen. Munkden, 5. Okt. General Kuropaktin hat den feſten Entſchluß ausgedrückt, die jetzige günſtige Jahreszeit militäriſch auszunützen. Alles deutet auf die kommende Revanche für Liaujang hin. Offiziere und Soldaten hoffen, daß die Periode der Rückmärſche jetzt vorbei und die Zeit gekommen ſei, wo ſie dem Feinde zu Leibe gehen können. Die Japaner hatten am 27. Sept. zweifellos einen Angriff in drei Kolonnen beabſichtigt, bei Pönſihu— Baniapuſa, von den Kohlengruben bei Jentai aus und längs der Kaiſerſtraße. Daneben waren De⸗ monſtrationen am Dalienpaß und am Liaofluß geplant. Die Japaner haben jedoch angeſichts der Ueberlegenheit der Ruſſen, die ſich auf mindeſtens 60 000 Mann belief, dann ihre Abſicht aufgegeben. Landon, 6. Okt. Wie„Daily Telegr.“ aus Tſchifu von geſtern meldet, iſt dort das Bruchſtück eines Zettels in chineſiſcher Schrift mit der Unterſchrift Stöſſels gezeigt worden, welches beſagt, das am 25. September vor Port Arthur Ruhe geherrſcht habe. Die Ja⸗ paner hätten nochmals einen Waffenſtillſtand zur Beerdigung ihrer Toten verlangt. Das Verlangen ſei jedoch abgelehnt worden. Nach anderen Berichten hätten die Japaner am 24. und 25. September wiederum verſucht, die Höhen und Hügel zu ſtürmen, ſeien aber zurückgeſchlagen worden. Auch ein Ausfall der Ruſſen ſei mit großen Verluſten zurückgewieſen worden. „Tandan, 6. Okt. In Tſchifu wurden zwei Chineſen verhaftet, welche deutſche und franzöſiſche Banknoten wechſeln laſſen wollten. Man vermutet in ihnen die Mörder des franzöſiſchen und deutſchen Militärattaches, die bisher verſchollen ſind. a Aus Nah und Fern. Seckenheim, 7. Okt. Vergangenen Montag fiel der ca. 50 Jahre alte ledige Joh. Gg. Seitz in der Scheuer von der Leiter und zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er den⸗ ſelben erlegen iſt. Mannheim, 6. Okt. Heute früh 3 Uhr entſtand in der Säcke⸗ und Deckenfabrik von Iſaak Kahn u. Cie. am Neckarauerüber⸗ gang Großfeuer. Der heftige Wind machte die Bemühungen der Feuerwehren erfolglos. Das ganze Fabrikgebäude mit den anhängenden Wohnhäuſern wurde vernichtet. Der Schaden beträgt über 100000 Mk. Die Urſache des Feuers iſt noch unbekannt. Heidelberg, 5. Okt. Der Sohn des bisherigen Bürgermeiſters Apfel in Doſſeuheim wurde Samstag nacht derart durch Schläge auf den Kopf mißhandelt, daß er den Ver⸗ letzungen erlegen iſt. Der Täter wurde hier eingeliefert. Doſſenheim, 5. Okt. Ein hieſiger Bürger, Peter Günther, fiel beim Holzfahren ſo unglücklich vom Wagen, daß er geſtern mittag infolge der erhaltenen Verletzungen ſtarb. Pforzheim, 5. Okt. Vor kurzem hatte eine Kellnerin die in einem hieſigen Reſtaurant⸗ in Stellung war, das Glück, in der ungari⸗ ſchen Staatslotterie 120000 Mk. zu gewinnen. Stelle und für 80 000 Mark joll ſich das Mädchen den Gewinn haben abhandeln laſſen. Freiburg, 5. Okt. Der in Uffhauſen wohnhafte Inſtallateur Johann Schneble hatte am Sonntag an dem Ausflug des Freiburger Turnvereins nach Staufen teilgenommen. Abends fuhr er mit ſeinem Rade ohne Laterne von Staufen weg. Infolge der Dunkelheit rannte er bei dem Krozinger Bahnübergang gegen die Schranke und erlitt einen Schädel⸗ bruch, an dem er geſtern nacht ſtarb. Breiſach, 4. Okt. Um den Zug von Achkarren hierher noch zu erreichen, ſprang der Weinhändler David Günzburger von hier der⸗ maßen an den Bahnhof, daß er infolge Herz⸗ ſchlages im Zuge verſchieden iſt. Konſtanz, 5. Okt. Der Einbrecher, der die Poſtkaſſe in Engen plünderte, iſt ver⸗ haftet. Es iſt der 30jährige Hausknecht Auguſt Herbener von Randegg. Ueber den Verbleib der geſtohlenen 400 Mk. verweigert er jede Auskunft. Todtnau, 6. Okt. Geſtern mittag wurde in der Nähe der Jagermatte ein Knecht im Alter von 25 Jahren, der mit Führen von Bauholz nach dem Feldberger Hof beſchäftigt war, durch Umſtürzen des ſchwerbeladenen Wagens erdrückt. Der Tot trat ſofort ein. Baden⸗Ba den, 5. Okt. Der auch von den Iffezheimer Rennen in gutem Gedächt⸗ nis ſtehende amerikaniſche Jockey G. Stern hat kürzlich in Frankreich im Prix de Bonnelles ſeinen 500. Sieg gefeiert. Da Stern ſeine Berufstätigkeit als Rennreiter im Jahre 1898 begann, ſa hat er dieſe große Anzahl Siege in einem außerordentlich kurzem Zeitraum zu⸗ ſammengebracht. In dieſer Saiſon erreichte Stern bekanntlich einen glänzenden Rekord, da er das franzöſiſche und öſterreichiſche und deutſche Derby und außerdem noch den Grand Prix de Paris gewonnen hat. Stern iſt vor wenigen Tagen erſt 24 Jahre alt geworden. Heilbronn, 5. Okt. Donnerstag den 6. ds. Mts. trat hier eine Kommiſſion aus adminiſtrativen und techniſchen Beamten Württembergs, Badens und Heſſens zu einer Beratung zuſammen, die eine Verſtändigung der drei Staaten über die Aufſtellung eines ſpeziellen Planes der Neckarkanaliſation von Mannheim bis Heilbronn zum Zweck hatte. In Frage ſtand zunächſt die Bildung einer ſtändigen techniſchen Kommiſſion, der die Auf⸗ gabe zukommen ſoll, die Grundſätze und Grund⸗ linien für die Planbearbeitung feſtzuſtellen. Damit tritt das wirtſchaftlich hochbedeutſame Großſchiffahrtsprojekt Mannheim— Heilbronn aus dem Stadium allgemeiner Erwägungen in dasjenige der ſpeziellen techniſchen Prüfung. Sollte es zur Durchführung gelangen, ſo würde damit auch das Projekt eines Rhein⸗Neckar⸗Donaukanals ſeiner Verwirk⸗ lichung bedeutend näher gerückt ſein. Letzterer iſt, wie der britiſche Konſul Dr. Friedrich Roſe⸗ Stuttgart in einem kürzlich veröffentlichten Konſularberichte mitteilt, in der Weiſe geplant, daß von Heilbronn bis Cannſtatt eventuell Eßlingen ebenfalls der Neckar und auf der Strecke Neckarels— Donau das Flußbett von Rems, Kocher und Brenz benutzt wird. Eine Kanaliſation des Neckars würde naturgemäß Württemberg den größten Nutzen bringen. Einmal würde die Frachterſparnis von Mann⸗ heim nach Heilbronn ins Gewicht fallen und dann auch würde es, wie in dem erwähnten Bericht dargelegt wird, möglich ſein, Saar⸗ und Ruhrkohlen nach Bayern, Oeſterreich-Un⸗ garn, der Oſtſchweiz und ſelbſt nach Italien mit der Ausſicht auf Gewinn abzuſetzen. Der direkte Import von Baumwolle von Antwerpen oder Rotterdam nach Württemberg würde erleichtert; Petroleum, Rohzucker, Weizen, Reis 5 8 und andere Erzeugniſſe des nahen und fernen Hilfreiche Hände waren natürlich gleich zur Oſtens könnten zu billigen Frachtſätzen vom Schwarzen Meer durch die Donau, den Neckar und den Rhein nach der Nordſee gefördert werden. Auch Großbritannien könnte ſeine Erzeugniſſe leichter nach Württemberg, Bayern, Oeſterreich⸗-Ungarn, Serbien, Bulgarien und Rumänien abſetzen. Kurzem es handelt ſich hier um einen Waſſerweg von überaus großer volkswirtſchaftlicher Bedeutung. Herxheim, 4. Okt. Der Ackerer G. Eichenlaub von hier hatte über Sonntag unge⸗ fähr 68 bis 70 Körbe voll Kartoffeln auf ſeinem Acker an der Insheimerſtraße liegen. Als er ſie geſtern morgen holen wollte, waren ſie geſtohlen. Nach den hinterlaſſenen Spuren ſind die Kartoffeln mit einem Einſpännerpferde⸗ fuhrwerk geholt worden. ö Bern. Die ſchweizeriſche Miliz hat ein ſchlechtes Zeugnis erhalten. Das eidgenöſſiſche Militärdepartement hatte heuer beim Aus⸗ hebungsgeſchäft zum erſten Male der Anregung der eidgenöſſiſchen Turnkommiſſiſchen probe⸗ weiſe ſtattgegeben, eine Prüfung der körper⸗ lichen Leiſtuungsfähigkeit der ſtellungspflichtigen Mannſchaften vorzunehmen. In jedem Divi⸗ ſionskreis ſollte an fünf Orten und Tagen geprüft werden, und zwar im Weitſprung ohne Sprungbrett, im links⸗ und rechtsarmigen viermaligen Heben einer 17 Kilogramm ſchweren Hantel und im Schnelllauf auf nicht ſchlüpfrigem Boden, wobei eine 80 Meter lange Strecke zu durchmeſſen war. Ueber das Er⸗ gebnis dieſer Prüfung hat letzten Samstag Oberſtleutnant Guggisburg in Bern im Kreiſe berniſcher Turnlehrer berichtet. Das Ergebnis war ein ganz trauriges, ſo daß an einzelnen Orten Herr Guggisburg, Turnexperte im 3. Diviſionskreis, erklärte, er könne ſich nicht ent⸗ ſchließen, mehr als 10 Prozent der Geprüften militärtauglich zu erklären, da die übrigen im Ernſtfalle doch nur als Kanonenfutter dienen würden. Es war wirklich betrübend, 19jährige Burſchen zu ſehen, denen man ganz bedeutende Körperkraft zugetraut hätte, die aber die Hantel kaum in Kniehöhe zu heben vermochten. Nur wenige brachten ſie viermal zum Hochhalt. und beim Weitſprung und Schnelllauf ging es nicht beſſer, ſo daß man nur bei einzelnen von einem wirklichen Weitſprung und Schnelllauf ſprechen konnte. Andere Sachverſtändige be⸗ ſtätigten das Ergebnis auch für die 5. Divi⸗ ſion, allerdings mit der Bemerkung, daß es in Baſel⸗Stadt beſſer geweſen ſei als anderwärts was wohl der vielſeitigen Beteiligung der Jugend bei den Turnvereinen zuzuſchreiben iſt. Die diesjährigen Verſuche dürften der allge- meinen Einführung der Turnprüfungen bei der Retrutenaushebung den Weg geebnet haben, und dieſe werden immer weiteren Kreiſen die Ueberzeugung beibringen, daß es jammerſchade iſt, die in der Schule erworbenen körperlichen Fertigkeiten in den paar auf den Schulaustritt folgenden Jahren einroſten zu laſſen. — Bei der Submiſſion auf die ſtädtiſchen Waſſermeſſer in Offenburg(Anſchlag 30 000 Mark) war das Höchſtgebot 29000 Mk., das Niederſtgebot 19000 Mk. München. Der„V. g. b. E.“ Verband gegen betrügeriſches Einſchenken hat anſcheinend einen neuen Erfolg zu verzeichnen. Seit einigen Tagen kann man an den Wänden der Bierhallen des kgl. Hofbräuhauſes eine Anzahl Plakate kleben ſehen, auf denen mit auffälligem Druck die Aufforderung zu leſen iſt:„Schlecht gefüllte Krüge zwecks Nachfüllens ſofort zurück⸗ geben wollen.“ Frankfurt a. M., 5. Okt. Heute nachmittag 4½ Uhr lief an der Sternbrücke bei Rödelheim ein ſechsjähriges Kind namens Bender in einen von Bockenheim kommenden elektriſchen Straßenbahnwagen hinein. Das Kind wurde auf der Stelle getötet. Baſel, 7. Okt. In vergangener Nacht zwiſchen 2 und 3 Uhr iſt das hieſige Stadt⸗ theater bis auf die Umfaſſungsmauern voll⸗ ſtändig ausgebrannt. Dabei iſt ſämtliche Garderobe im Verſicherungswert von 200000 Fs. zugrunde gegangen. Das an das Theater anſtoßende Requiſitenhaus konnte gerettet werden. Bei den Cöſcharbeiten erlitten zwei Feuerwehrleute noch ſchwere Verletzungen, davon iſt eine tötlich. — Eine fürchterliche Kirchweihrauferei, eine wahre Schlacht, fand in dem niederbayeri⸗ ſchen Grenzdorfe Böbrach ſtatt. Die Burſchen von Bodenmais waren nach Böbrach zur Kirch— weih gegangen— da würde wohl gerauft werden. Um 8 Uhr abends ging eine Prügelei im Gemeindewirtshauſe los. Zunächſt wurden, wie es in einem Berichte der„Leipz. N. Nachr.“ heißt, Tiſche und Stühle in Trümmer geſchlagen; letztere dienten als Waffen, aber auch das Meſſer ſpielt ſeine blutige Rolle. Man ſtach wir raſend gegeneinander los, das Blut floß in Strömen. Als es endlich ge⸗ lungen war, die Raufbolde von Bodenmais hinauszuwerfen, da lagen der Wirt und zwei Bauern aus Börbrach in ihrem Blute am Boden; erſterer hatte nicht weniger als 21 Meſſerſtiche erhalten. Inzwiſchen hatten die Bodenmaiſer von außen einen Sturm gegen das Wirtshaus unternommen. Ihrer Roheit aber ſetzten ſie die Krone auf, als der Geiſt⸗ liche in der Wirtsſtube erſchienen war. Wäh⸗ rend er dem Wirte das Sakrament der letzten Oelung ſpendete, praſſelte eine Steinhagel durch das Fenſter; ſowohl der Sterbende wie auch der Pfarrer wurden von vielen Steinen ge— troffen. Der Pfarrer blutete am Kopfe aus mehreren Wunden und flüchtete, den Wirt mit ſich ſchleppend, in die Hinterſtube. Dort ſtarb der Wirt in den Armen des Seelſorgers, während draußen die Raufbolde weiter tobten. Erſt als mehrere Bauern aus Böbrach mit Jagdflinten auf die Burſchen losgingen und Schüſſe gegen ſich abfeuerten, ergriffen ſie die Flucht. Auch unter ihnen gab es Schwer⸗ verletzte. — Bei einem Arbeiterfeſt, das die Eiſen⸗ bahndirektion Eſſen gab, trank der anweſende Eiſenbahnminiſter v. Budde einem mit dem allgemeinen Ehrenzeichen ausgezeichneten Wei⸗ chenſteller, Geſe, mit den Worten zu:„Proſit, Herr Kollege!“ Dieſer ahnte nicht, daß ihm die Ehrung gelten ſollte. Darauf trat ein höherer Eiſenbahnbeamter auf Geſe zu und machte ihn darauf aufmerkſam, daß der Mi⸗ niſter ihm zutrinken wolle. Inzwiſchen rief Miniſter v. Budde nochmals:„Proſit, Herr Kollege! Geſe ſtand auf, ging zum Miniſter, ſtieß mit ihm an und trank ſeine Halbe bis auf die Neige. — Ein Bauer wurde in Oldenburg 1902 wegen eines Diebſtahls zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt und mußte dieſe Strafe auch abbüßen. Endlich gelang es ihm ſeine Unſchuld nachzuweiſen und das Gericht erkannte auf ein Schmerzensgeld von fünf Mark für jeden Tag, den er in Haft verbracht hatte. — Vor einigen Monaten wetteten ein Engländer und ein Ruſſe über den Widerſtand von Port Arthur. Nach dem Engländer ſollte die Feſtung vor dem 1. Oktober fallen, nach dem Ruſſen allen Anſtrengungen der Japaner zum Trotz erſt ſpäter. Der Ruſſe hat die Wette gewonnen und am 2. Oktober von dem Engländer einen Scheck von 500 Pfund Ster- ling(10000 Mk.) erhalten. — Das Ende eines amerikaniſchen Streiks. Mr. Graham, ein reicher Sägemühlenbeſitzer in Meridian, Miſſiſſippi, hat. auf eine eigen⸗ tümliche Weiſe einem Streik ein Ende gemacht. Die Arbeiter gehörten dem Verband der Säge⸗ mühlenarbeiter an, und dieſer lag ſeit langer Zeit mit Mr. Graham in Streit. Vor kurzem erklärte Mr. Graham den Führern der Strei⸗ kenden, daß er der Verhandlungen überdrüſſig ſei und keine Bewilligungen mehr machen werde. Die Vertreter der Unions erklärten darauf, daß ſie die Arbeiter ohne weitere Zugeſtändniſſe von ſeiten des Mr. Graham von deſſen Werken fernhalten würden. An einem der folgenden Abende erfolgte eine Exploſion in den Werken des Mr. Graham, und dieſer erklärte mit größter Gemütsruhe, daß er keine Luſt mehr gehabt habe, ſich weiter geſchäftlich zu ärgern, und daß er aus dieſem Grunde ſeine Werke mit Dynamit zerſtört habe. — Ein Schlaumeier.„Ich weiß nicht, was das iſt, wenn ich des Abends ſpät noch Käs eſſe, ſo kann ich nicht ſchlafen!—„Hm — bei mir iſt das Gegenteil, wenn ich ſchlafe, dann kann ich keinen Käs eſſen!“ Bekanntmachung. Am Mlittwoch, den 12. e fe 1904, vormittags 10 Uhr wird der FTarrendung und eine Partie Heublumen auf dem Platze öffentlich verſteigert. Seckenheim, 7. Oktober 1904. Gemeinderat Vol z. Bekanntmachung. Am Donnerstag, 13. Oktober d. Js., Vorm. 10 Uhr werden einige Windfälle aus der Sandgrube zu Eigentum gegen Baarzahlung auf dem Rathauſe öffentlich verſteigert. Seckenheim, den 7. Oktober 1904. Gemeinderat: Wolz. Bekanntmachung. Die Fortſchaffung von Schutt uſw. betr. Wir bringen in Erinnerung, daß die Ablagerung von Schutt am Neckarvorland(Katzenneckar) und Kieskopf ſtreng verboten iſt und Zu⸗ widerhandlungen bei der Großh. Rheinbauinſpektion zur Anzeige gebracht werden müßten; ferner darf kein Schutt mehr auf die Straße im Koch⸗ hegel— Mittelſtraße— gebracht werden, da die Auffüllung dieſes Weges jetzt beendigt iſt. Dagegen kann auf die Wilhelmſtraße an den von uns kenntlich gemachten Stellen Schutt abgeladen werden. Seckenheim, den 7. Oktober 1904. Bürgermeisteramt: Volz. Bekanntmachung. Herr Pfarrer Meſſinger läßt ſeine Aecker dahier am Danners⸗ tag, 13. Oktober 1904, Vormittags 10 Uhr auf dem Rathauſe auf einen ſechsjährigen Zeitbeſtand verpachten. Seckenheim, den 7. Oktober 1904. Bürgermeiſteramt: Volz. Zugelaufen und abzuholen iſt bei 5 Karl Berlinghoff, dahier, ein Hund ohne Halsband, weiß mit rot und ſchwarzen Flecken. i f Seckenheim, den 5. Oktober 1904. Hürgermeiſteramt: Volz. Wirtſchaft zum Kaiferhof. Kirchweihſonntag, den 9. und Montag, den 10. Okto⸗ ber, jeweils von nachmittags 3 Uhr und abends 8 Ahr ab finde— bei Unterzeichnetem Ratſchreiber Ritter. Ratſchreiber Ritter. grosses Komiker- Concert ausgeführt von der erſten Mannheimer Komiker⸗Geſellſchaft Gaſthaus zum Hirſch. Anläßlich des Kirchweihfeſtes findet am Sonntag, den 9. und Montag, den 10. Oktober bei Unterzeichneter gutbesetzte. Tanz-Musik Für gute Speiſen, reine Weine und aufmerkſame Bedienung iſt beſtens Sorge getragen und ladet zu zahlreichem Beſuche freundlichſt ein i Wittwe Heidenreich. Gaſthaus zum Lamm. Kirchweihſonntag, den 9. und Mantag, den 10. Okto- ber, jeweils von nachmittags 3 Uhr und abends 8 Uhr ab sches mit gewähltem slisch ausgeführt von der beſtens bekann⸗ ten Mannheimer Comiker-Geſellſchaft Hauer. 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Aus jenem völlig ungereimten Pro⸗ 3 f dukt der Bosheit, bei dem das Schlußſprüchlein das einzig Ge⸗ Sämtliche Apotheker waar Sn reimte iſt, aus dieſem zuſammenhangloſen Gewurſtel konnte ich trotz 8 für den freien Verkehr, allen,„vielleicht philoſophiſchen“ Studierens außer einem Schwall zu⸗ Artikel zur Krankenpflege, ſammengeworfener Wörter und einer nicht zur Sache gehörenden Lob— hudelei auf das Turnen nur Beleidigungen herausfinden; und mit Medizinal⸗ un nken⸗ i dieſer Schreiberei haben Sie,„Turner des Turnvereins“, ein Gebiet zu haben in der 3 e. N betreten, auf dem ich mich nicht heimiſch fühle, und auf das ich Ihnen 0 2. 8 a demgemäß nicht folgen kann, aber auch nicht folgen will Medizina Drogerie z. Domhof. Da dies nun mein letztes Wort in dieſer Angelegenheit iſt, ſo C. T. Stenz, Ladenbur ö können Sie,„Turner des Turnvereins“ jetzt ſchimpfen und verunglim⸗— 2 J. g Medizinische Präparate, Drogen Verbandſtoffe, Kindernährmittel, Emil Werber. pfen, ſoviel Ihnen beliebt; und daß Sie darin noch Großes zu leiſten verſprechen, das iſt aus Ihren beiden Eingeſandt zu ſchließen, die, jedes ſachlichen Inhaltes bar, von Beleidigungen nach allen Seiten wimmeln; allein, was kann es den Mond kümmern, wenn ihn ein Hund anbellt! e eee 8 i f Ein Spieler der Fuſtball⸗Geſellſchaft. billigſt die Druck-Arbeiten für Behörden und Private liefert in hübſcher Ausführung Buchdruckerei J. Helfrich. LOUIS LANDAUER Breitestrasse Q 1, 1. MANNEEILIRM. Breitestrasse Q 1, 3 855 25 Telephon Nr. 1838. Beſte und billigſte Bezugsquelle für Fertige Betten, Bettwaren, Federn und Daunen. 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Spangenberg. 40(Nachdruck verboten.) „Natürlich, mit Ihrem Mondſcheinkopfe können Sie keinen Staat mehr machen und gegen die tiefen Knixe würde Ihr mumienhaftes Rück⸗ grat energiſch proteſtieren,“ ſpottete Rheinwald. Stürmiſches Gelächter folgte, in das auch der Gefoppte mit einſtimmte. Ein junger Maun, der ſcheinbar keinen Anhang hatte und bisher aus der Nähe des Tiſches den tanzenden Paaren zugeſehen, trat jetzt näher. „Guten Abend, Herr Kommerzienrat!“ „Ach, Sie haben ſich doch noch entſchloſſen, zu kommen?“ fragte dieſer und lud ihn ein, Platz zu nehmen. „Mein Name iſt Windheim ſtellte er ſich den anderen Herren vor und ließ ſich zwiſchen Lindenberg und Rheinwald nieder, der ihn mit einem eigentümlichen Blick ſtreifte, aus dem nicht gerade Freundlichkeit ſprach, ohne es ſelbſt zu wiſſen, weshalb.. 5 Die Kleidung des Fremden war tadellos, elegant; unter dem ſchwarzen Frack trug er eine blendend weiße Weſte, über die eine ſchwergoldene Uhrkette herabhing, auf der Bruſt verband die Schleifen eines weißſeidenen Schhlipſes eine hell funkelnde Diamantennadel und der Wert der koſtbaren Ringe, die ſeine Finger ſchmückten, moch ſich nach vielen Hunderten von Mark beziffern. In merkwördigem Gegensatz zu dieſer von Reichtum zeugenden luxusſöſen Ausſtaffirung ſtand der Geſichtstypus des jungen Mannes. Das glatt geſcheitelte, grell⸗ rote Haar umrahmte eine auffallend niedrige Stirn, unter der, von dichten, buſchigen Brauen beſchattet, zwei liſtige, lauernde graue Augen hervorleuchteten. Ueber der ſchmalen, bartloſen Oberlippe ragte eine lange, ſpitze Naſe hervor und die linke Wange verunzierte eine etwa ſechs Zentimeter lange, ſchlecht verheilte Narbe, die offenbar von einer Hiebwaffe herrührte. Kurz, ſo verſchwenderiſch Mode und Luxus ſich Windheim dienſtbar gemacht, ebenſo ſtiefmütter⸗ lich hatte die Natur ihn behandelt. „Sie tanzen wohl nicht?“ Kommerzienrat. „Ich bin nicht gerade ein Gegner des Tanzes, finde aber auch kein beſonderes Ver⸗ gnüngen daran,“ entgegnete Windheim,„es kommt ja nichts dabei heraus. Ich interiſſire mich mehr für andere Dinge.“ i„Zum Beiſpiel!“ „Für den Renn⸗, Jagd- und Reitſport bin ich jeder Zeit zu haben, auch ſchlage ich eine Partie Skat oder dergleichen niemals aus.“ „Es will mich bedünken, als ob auch bei alledem wenig oder gar nichts herauskäme,“ erwiderte der Kommerzienrat.„Die meiſten aller Sports ſind koſtſpielige Vergnügen, erfordern große Geldausgaben und bringen nichts ein. Und das Kartenſpiel iſt erſt recht eine Einrichtung, die, wenn ich darüber zu ver⸗ fügen hätte, allgemein verboten würde.“ „Sie urteilen zu ſtreng, Herr Kommer⸗ zienrat,„wir jungen Leute wollen doch auch umſere Unterhaltung haben.“ 8 „Das ſollen Sie auch, aber dazu ſind zeitraubende Sports⸗ und Kartenſpiele nicht nötig. Leider liegt es im Zuge der Zeit, daß die heutige junge Männerwelt zu ſehr nach Extravaganzen neigt, die für viele verhängniß⸗ voll werden.“ ü „Das läßt ſich nicht leugnen, ausnahms⸗ los verſchulden dieſe Leute aber ſelbſt ihr Un⸗ glück, ſei es durch ihre Gutmütigkeit, ſei es, fragte daß ſie den Sport und das Spiel als ihren hinter ſich. Er iſt der Bitten des beklagenswerten eigentlichen Lebenszweck betrachten.“ „So geben Sie mir alſo zu, daß ich recht habe?!“ „Im allgemeinen möchte ich das nicht zugeben, doch will ich für meine Behauptung den Beweis führen. Ich habe einen Freund, ein gewiſſer Frank— ich ſchätze ihn ſo hoch, daß ich noch heute für ihn durchs Feuer gehen, alles für ihn tun würde, was er von mir ver⸗ langt. Er hatte in Magdeburg ein Geſchäft, das ſich anfänglich recht gut rentirte, und er war der gemütlichſte Menſch, den ich jemals kennen gelernt, Wenn wir in unſerem Spiel⸗ klub ſaßen, erheiterte er die ganze Geſellſchaft und trieb mehr Unſinn, als auf ſein Spiel zu achten. Er verlor dadurch mitunter nicht un⸗ erhebliche Summen und zahlte ſie aus, umge⸗ kehrt, wenn er, was ebenſo häufig vorkam, gewann und der oder die Verlierer augenblick⸗ lich nicht zahlen konnten, ließ er es hinhängen und hatte nie den Mut, ſein Geld einzufordern. Die Folge war, daß er ſein Geſchäft aufgeben mußte und gegenwärtig in einem hieſigen Ge⸗ ſchäft wieder in Stellung ſteht.“ „Das muß ein netter Spielklub geweſen ſein, in dem man ſich nicht entblödet, ein Mitglied zu ruiniren,“ bemerkte der Kommer⸗ zienrat.„Hat der Frank auch dem Sport gehuldigt?“ „Wir ſind oft gemeinſam zur Jagd ge⸗ gangen, ſonſt nichts.“ Während dieſes Geſpräches, dem außer Lindenberg und Rheinwald Niemand Beachtung geſchenkt, hatte der letztere ſchweigend dage⸗ ſeſſen; jetzt, da Windheim von einem ihm bekannten jungen Mann abgerufen wurde, fragte Rheinwald:„Lindenberg, wer iſt dieſer Menſch. Der macht ja einen ganz unheim⸗ lichen Eindruck.“ Der Kommerzienrat beſann ſich. „Freund Rheinwald,“ ſagte er nach einer Pauſe„Windheim hat, obwohl erſt vierund⸗ zwanzig Jahre alt eine bewegte Vergangenheit der Sohn eines reich ge⸗ bürteten Mannes, der als Rentier in Schleſien lebt. Er beſuchte einige Semeſter die Univer⸗ ſität, um Rechtswiſſenſchaft zu ſtudiren, hat aber weiter nichts betrieben, als die Kneipen frequentitrt, Schulden gemacht und ſich mit gleichartigen Burſchen auf der Meuſur ge⸗ ſchlagen. Den Denkzettel daran trägt er ja im Geſicht. Sein Vater nahm in von der Univerſität fort und brachte ihn, ſeinem Wunſche gemäß, bei einem Buchhändler in die Lehre. Das dauerte kurze Zeit, er machte Dummheiten über Dummheiten, und mit dem neuen Beruf war es auch vorbei. Dann bummelte er mehrere Monate beſchäftigungslos umher, machte abermals an allen Ecken und Enden Schulden und trieb nebenbei andere tolle Streiche aller Art. Das konnte der Vater nicht mehr ertragen, er verſah ihn mit einer anſehnlichen Summe Geldes und ſchickte ihn nach Amerika, mit der ſtrengen Weiſung, ihm nicht wieder vor die Augen zu treten. Drei⸗ viertel Jahr waren kaum verfloſſen, und der Tunnichtgut kehrte eines ſchönen Tages in völlig zerlumpten Zuſtande wieder heim. Er bat, der Vater möge ihn wieder aufnehmen und versprach, ſich ernſtlich beſſern zu wollen. Dann brachte der Alte den ungeratenen Sohn nach Magdeburg— ich weiß nicht genau, zu welchem Zweck— auch da tat er nicht gut, er war, wie Du ja auch ſeinem eigenen Munde gehört, auch dort in leichte Geſellſchaft geraten. Nun wandte ſich der alte Windheim, mit dem ich ſeit vielen Jahren befr undet bin, an mich, ſchrieb herzerweichende Briefe, kam perſönlich und bat, ſeinen Sohn in mein Geſchäft auf⸗ zunehmen, er wolle ſich dem Bankfach widmen. Ich habe mich mit Händ und Füßen dagegen geſträubt, ſchließlich jedoch dem inſtändigen Mannes nachge⸗ „ * * geben. Er iſt nun ſechs Wochen bei mir, lange aber wirds nicht mehr dauern und auch ich jage ihn zum Tenfel. Heute habe ich den unverbeſſerlichen Menſchen hier eingeführt in der Abſicht, ihn von einer der Tingel⸗Tangel⸗ Kneipen, die er ſehr gern beſucht, fernzuhalten; jetzt iſt mirs leid, denn ſeine Erzählung aus Magdeburg war nicht geeignet, Dich zu erheitern.“ g „Und doch war ſie für mich von Intereſſe. Ich weiß nun direkt aus dem Munde eines Genoſſen, wie es Frank in Magdeburg ge⸗ trieben hat,“ ſchloß Rheinwald das Thema, und als nun eine Stunde ſpäter ſein Wagen der Villa wieder zuführte, empfand er eine gewiſſe innere Befriedigung darüber, daß er der Feſtlichkeit nicht fern geblieben war. War es erſt nur Abneigung geweſen, die Rheinwald gegen ſeinen Schwiegerſohn gehegt, jetzt trug er ſeit Wochen ſchon bitteren Haß gegen ihn in ſeinem Herzen, er hatte dazu gerechten Anlaß. Den Vorſchlag des Schwie⸗ gervaters, ſein Geſchäft aufzugeben, hatte Frank angenommen und gleichzeitig ſeine Be⸗ reitwilligkeit erklärt, bei ſeinem Schwager in Stellung zu treten. Ohne weiteres hatte Rheinwald Franks Schuldenlast geordnet und glaubte nun vieles getan zu haben, was geeignet war, der Frank'ſchen Familie eine forgenfreie Exiſtenz zu ſichern. (Fortſetzung folgt.) Auszug aus den Standesregiſtern der Gemeinde Seckenheim. September. Getraute: N 12. Bahnarbeiter Georg Sauer mit Anna Barbara Kegel. Geſtor bene: Paul Georg Zwingenberger 4 Tage olt. Bahnarbeiter Konrad Bächtel Ehefrau Barbara geb. Geis 36 Jahre 3 Monate 8 Tage alt. Zimmermann Peter Heierling Ehefrau Maria geb. Grimm 39 Jahre 8 Monate 10 Tage alt. Maria Fuchs 4 Monate alt. Maria Seitz. . tötgeborener Baumer. Anna Eliſabeta(unehelich) 11 Tage alt. Georg Karl Rot 6 Tage alt. Landwirt Johann Valentin Maas Ehefrau Margareta geb. Schmitthäußer 66 Jahr 11 Monate 10 Tage alt. Seckenheim, 8. Okt. Der Gewinn Nr. 55 der Turmuhrlotterie welcher auf Nr. 1926 gefallen, iſt noch nicht abgeholt und kann bei Frl. Schlötterer in Empfang genommen werden. — Im März 1901 wurde der Ver⸗ ſicherungs Oberinſpektor Sturm in Düſſeldorf wegen falſcher Anſchuldigung ſeiner geſchiedenen Ehefrau und deren Schweſter zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Inzwiſchen ſind ſowohl die geſchiedene Ehefrau wie auch eine damalige Zeugin wegen Meineids mit Zuchthaus be⸗ ſtraft worden. Nach Wiederaufnahme des Verfahrens wurde Sturm geſtern freigeſprochen. — Der diesjährige Heringsfang iſt überaus ergiebig. Die neun Dampfer der Heringsflotte von Geeſtemünde, des größten deutſchen Fiſchereihafens, fingen bis jetzt ſchon mehr als 20,000 Tonnen Heringe im Werte von ca. 600,000 Mark. Damit iſt bereits der Ge⸗ ſamtfang im vorigen Jahre erreicht; der Heringsfang dauert aber bis Anfang Dezember, ſo daß ein noch viel günſtigeres Ergbnis mit Sicherheit zu erwarten iſt. 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Oktober 1904 Vormittags 10 Uhr zeichnete Notariat im Rathauſe zu Seckenheim ver⸗ 2 durch das unter ſteigert werden. Der Verſteigerungsvermerk iſt am 8. Juni 1904 in das Grund⸗ buch eingetragen worden. Die Einſicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, ſowie der übrigen die Grundſtücke betreffenden Nachweiſungen, insbeſondere der Schätzungsurkunde iſt jedermann geſtattet. Es ergeht die Aufforderung, Rechte, ſoweit ſie zur Zeit der Ein⸗ tragung des Verſteigerungsvermerkes aus dem Grundbuch nicht erſichtlich waren, ſpäteſtens im Verſteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger wiederſpricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der Verteilung des Verſteigerungser⸗ löſes dem Anſpruche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachge⸗ ſetzt werden. Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuſchlags die Auf⸗ hebung oder einſtweilige Einſtellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht des Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigernten Gegenſtandes tritt. Beſchreibung der zu verſteigernden Grundſtücke: Grundbuch von Seckenheim, Band 55, Heft 7, Beſtandsverzeichnis J. Ordnungs⸗Zahl 1, Laufende Nummer der Grund⸗ ſtücke im BV. I 1, Lagerbuch⸗Nummer 6940 h, Flächen⸗Inhalt 3 a 47 qm Bauplatz auf dem Stengelhof, Stengelhoferſtraße 49 Schätzung Ordnungs⸗Zahl 2, Laufende Nummer der Grund⸗ ſtücke im BB. 2, Lagerbuch⸗Nummer 6928, Flächen⸗Inhalt 8 a 63 qm Bauplatz auf dem Stengelhof, Stengelhoferſtraße 28 und 30 Schätzung Ordnungs⸗Zahl 3, Laufende Nummer der Grund⸗ ſtücke im BV. 3, Lagerbuch⸗Nummer 6985, Flächen⸗Inhalt 6 a 41 qm Bauplatz auf dem Stengelhof, Wilhelmplatz 4 Ecke Schätzung Ordnungs⸗Zahl 4. Laufende Nummer der Grund⸗ ſtücke im BV. 1 4, Lagerbuch⸗Nummer 6985 h, 4200 Mk. 9600 Mk. 9000 Mk. 3 Flächen⸗Inhalt Z a 25 qm Bauplatz anf dem Stengelhof, Wilhelmplatz 2 Schätzung 3900 Mk. Ordnungs⸗Zahl 5, Laufend: Nummer der Grund⸗ ſtücke im BV. 5, Lagerbuch⸗Nummer 6985 c, Flächen⸗Inhalt 4 à 25 qm Bauplatz auf dem Stengelhof, Schwetzingerſtraße 88 Schätzung 6200 Mk. Mannheim, den 13. Auguſt 1904. Gr. Notariat Mannheim IX. als Vollſtreckungsgericht: Breunig. Achtung. 1. große Kaninchen⸗ und Geflügelausſtellung verbunden mit Prämierung und Verlosung am Sonntag, den 9. und Montag, den 10. Oktober im Garten zur„Rapelle“. Zu zahlreichem Beſuch Eintritt 20 Pfg. ladet ergebenſt ein Der Vorſtand. Buchdruckerei Seckenheimer Anzeiger befindet ſich jetzt im neuerſtellten Wohnhauſe des Herrn Maurermeiſter Volx, Hildaſtraße, gegenüber dem Schulhausneubau. Nohhuung von 14 Zimmern und Zubehör mit Waſſerleitung und elektr. Licht zu vermieten. Näheres bei J. 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