Anzeigeblatt für Seckenheim und Noesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag.. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Pof bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Leckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 92. Mittwoch, den 16. November 1904. 4. Jahrgang. Geſchichte des Seckenheimer Schlößchens. Von Eduard Sauer ⸗Seckenheim. Der eine der oben erwähnten Erbbeſtänder des Kißliſchen Hauſes, Matthias Eberle, ver⸗ kaufte am 30. September 1788 ſein Anteil an Jakob Groß von Reilingen unter folgenden Bedingungen: 1. Der Preis für die 24 Morgen, 24 Ruth Ackerland und 1 Morgen, 8 Ruth 20 Fuß Hausplatz ſollte 1450 fl. be⸗ tragen. 2. Eberle mußte den Erbpachtſchilling für das laufende Jahr, fällig an Martini, 1789 bezahlen, ſollte aber bis dahin noch im Hauſe wohnen und die aus⸗ ſtehenden Früchten ernten dürfen. 3. Groß ſollte an Martini 1789 die Wohnung und die Felder in Beſitz und Nutznießung nehmen. 4. Groß ſollte an Martini 1788 500 fl. am Kaufſchilling abbezahlen und an Martini 1789 den Reſt mit 950 fl. ohne Zinſen. 5. Groß mußte, um die Zuſtimmung des Gutsherrn— Freiherrn v. Stengel— zu erhalten 5% Landemium') be⸗ zahlen. gez.: Ph. Conradi. Der Kißlerhof ſcheint unter Groß und Tiſchinger nicht emporgekommen zu ſein, denn ſchon ein Jahr ſpäter— am 30. November 1789— verkauften ſie ihre erbbeſtändlichen Beſitzungen, die jetzt nur noch 22 Morgen 2½ Ruth an Ackerfeld, 2 Morgen an Garten und Hausplatz betrugen, um 1351 fl. an Johannes Hüngerle von Plankſtadt. Die Be⸗ dingungen ſind faſt dieſelben wie oben. Zu dieſem Verkaufe gab der Freiherr v. Stengel, zu dem die Contrahenten gegangen waren, unterm 30. November ſchriftlich ſeine Einwilli⸗ gung, worin bemerkt war, daß der neue Erb⸗ beſtänder des Kißliſchen Hauſes— Hüngerle— 2 zum Zeitbeſtand des Stengelhofes Luſt abe. ) Landemium iſt die bei Veräußerung bäuer⸗ licher Güter dem Lehnsherrn zu entrichtende Abgabe. Auch Hüngerle konnte ſich nicht einleben und veräußerte das Gut ſchon am 8. Juni 1790 wieder und zwar an Michael Ries von Hand⸗ ſchuchsheim und deſſen Ehefrau Regina geb. Müller, welche durch den Heidelberger Bürger und Schreinermeiſter Georg Müller„verbei⸗ ſtandet“ war. Ries ſollte 1600 fl. für den Erbbeſtand bezahlen, wovon 100 fl. binnen 8 Tagen, weitere 700 fl. bis Michaeli und die übrigen 800 fl. mit den landläufigen Zinſen innerhalb 2 Jahre zu entrichen waren. Der noch im Hauſe wohnende Johann Tiſchinger durfte bis Michaeli die Wohnung beibehalten, bis wohin die Güter dem Joh. Hüngerle in der Schatzung verblieben. Im Jahre 1792 am 21. Juni fand eine kleine Gebietsveränderung im Beſitztum Johan⸗ nes v. Stengel ſtatt. Er trat nämlich 15/ Ruthen von der ihm eigenen Stein ieſe im Backofen an die kurpfälziſche Hofkammer ab, die dürch einen gewiſſen Hofkammerrat Stengel vertreten war, der natürlich mit unſerm Freiherrn nichts zu tun hat. Er er⸗ hielt dafür ein 38 Ruthen großes Wieſenſtück der Saum genannt,„durch den auf der Volzi⸗ ſchen Wieſe liegenden Notdeich und den Mühl⸗ graben ſepararieret mit den darauf befindlichen Weidenbäumen „von allen Laſten frei.“ Die Hofkammer brauchte obiges Stück von der Steinbackwieſe„zur Ein⸗ und Aus⸗ fahrt über die daſelbſt von ihr zu erſtellende und unterhaltende Brücken über den Mühl⸗ graben im Backofen.“ a Wenige Tage vorher— am 10. Juni— hatte den Freiherrn ein großer Schmerz ge⸗ troffen, ſeine Gemahlin Klara Chriſtine geb. von Hauer, geb. am 24. Juni 1784 zu Wetz⸗ lar, war geſtorben. Sie wurde am 12. Juni von dem katholiſchen Pfarrer Eichhorn im Chor der hieſigen Pfarrkirche beſtattet. Ausland. Paris, 14. Nov. Gerüchtweiſe verlau⸗ tet, daß die Beziehungen zwiſchen Frankreich und Japan augenblicklich ſehr geſpannte ſind. Man ſpricht von einem Zwiſchenfall, der ſich im Auswärtigen Amte zugetragen haben ſoll. Bei einer Unterredung zwiſchen Miniſter Delcaſſe zur willkürlichen Benutzung und dem japaniſchen Geſandten habe der letztere in heftigen Worten ſein Bedauern ausgedrückt, daß Frankreich die Neutralität nicht ſtreng innehalte. Delcaſſe habe den Geſandten auf⸗ gefordert, ſich näher zu erklären, was dieſer aber abgelehnt habe. Seitdem ſei der japaniſche Geſandte nicht mehr im Auswärtigen Amte erſchienen. Mitteilungen aus der Seckenheimer Gemeinderats⸗Sitzung (Vom 11. November 1904.) Die Prüfung von 7 Fahrnisverſicherungs⸗ verträgen mit einer Geſammtverſicherungsſumme von 1.044.970 Mark wird vorgenommen. Gegen die Aufnahme des Monteurs Heinrich Bechtiegel, Fabrikarbeiters Adam Held beide von Rheinau in den badiſchen Staats⸗ verband wird nichts eingewendet. Ein Uebereinkommen wegen Benützung des Backofenweges(Rheinſtraße) zur Einlage eines Entwäſſerungsſtranges wird mit den ver⸗ einigten chemiſchen Fabriken von Rheinau ab⸗ geſchloſſen. Für die Gemeindeſandgrube in Seckenheim ſoll ein Aufſeher beſtellt und deſſen Stelle mit einem Gehalt von 600 Mark zur Bewerbung auf 1. Dezember d. Irs. ausgeſchrieben werden. Verſchiedene Verwaltungsangelegenheiten werden erledigt. Eine Anzahl Rechnungen werden zur Zahlung angewieſen. Das Gr. Bezirksamt teilt mit, daß Wilhelm Jäger von Rheinau in den badiſchen Staatsverband aufgenommen wurde. Aus Nah und Fern. Mannheim, 14. Nov. Die Frage der Eingemeindung der Rheinau dürfte den hieſi⸗ gen Bürgerausſchuß wieder in Bälde beſchäf⸗ tigen. Wie verlautet, ſoll auf Verlangen der Großh. Regierung noch im laufenden Monat im Schoße der ſtädtiſchen Körperſchaften die Eingemeindungsfrage zur Entſcheidung gebracht werden. Pforzheim, 14. Nov. Zwiſchen Pforz⸗ heim und Eutingen ließ ſich heute früh um 5½ Uhr ein 30 Jahre alter unbekannter In letzter Stunde. Original⸗Koman von W. Spangenberg. 15)(Nachdruck verboten.) Julius umſchlang ſie mit dem Arm drückte ſie an ſeine Bruſt und ſprach: „Deine Ehe mit Frank iſt ſo gut wie gelöſt, er iſt unter dem Verdachte, an dem Verbrechen beteiligt zu ſein, verhaftet worden.“ Ein Schrei des Entſetzens, Eva ſank wie leblos zu Boden, der kräftige Mann war zu ſchwach, ſie halten zu können. In der richtigen Vorausſicht, daß es ſo kommen würde, hatte Julius einen Arzt mitgebracht, den er hinzurief und deſſen Bemühungen es nach längerer Zeit gelang, die ſchwere Ohnmacht zu bekämpfen. Eine Stunde verging, ehe Eva ſich ſoweit erholt hatte, daß ſie die Fahrt wagen durfte. Dem Wunſche ihres Bruders folgend, packte ſte nur einige, ihr beſonders liebe Kleinigkeiten zuſammen, und nachdem die Kinder aus der Schule gekommen, nahmen ſie mit der Mutter für immer Abſchied von der Wohnung, an die ſich für ſie die bitterſten Erinnerungen knüpften. Einen in ſeinen Ereigniſſen unerwarteten Gang nahm die Unterſuchung gegen Windheim und Frank, die eine ganze Reihe von Verhören zu beſtehen hatten. Für den Unterſuchungs⸗ richter unterlag es nicht dem geringſten Zweifel, daß die bei Windheim beſchlagnahmte hohe Geldſumme aus dem Raube in der Rhein⸗ waldſchen Villa herrührte, obgleich beide beharr⸗ lich leugneten; nur galt es noch zu ermitteln, ob ſie Mitſchuldige hatten und wer dieſe waren. Man hatte auch nach dieſer Richtung hin die ausgedehnteſten Nachforſchungen angeſtellt, ver⸗ ſchiedene Zigeunerbanden feſtgenommen und längere oder kürzere Zeit in Unterſuchungshaft gehalten, alles erfolglos. Mehrere Wochen hindurch hatten ſich die Vernehmungen Windheims und Franks wieder⸗ holt, da der eine noch hartnäckiger als der andere ſeine Schuld in Abrede geſtellt. Die anfängliche Sicherheit des Unter⸗ ſuchungsrichters, der ſeinem Ziele nahe zu ſein geglaubt, war dadurch ins Schwanken geraten, daß die Haushälterin des verſtorbenen Rhein⸗ wald, Frau Birkner, bei einer Gegenüberſtellung mit dem Verhafteten erklärte, die Herren, welche ſie an dem Sonntag in der Nähe der Villa beobachtet, ſeien beide körperlich erheblich kräftiger geweſen; auch die Körpergröße fand ſie nicht zutreffend. Ein weiterer Umſtand, der zu Gunſten der Verdächtigen ſprach, war der, daß Franks Gattin, die gleichfalls ver⸗ nommen wurde, die Behauptung ihres Mannes, er habe an dem fraglichen Sonntag von 5 Uhr Nachmittags ab ſeine Wohnung überhaupt nicht mehr verlaſſen, ſei dagegen aus geſchäft⸗ lichen Gründen am Montag früh mehrere Stunden früher als gewöhnlich fortgegangen, beſtätigte. Ebenſo wurde dem Windheim durch das Ehepaar, bei dem er damals gewohnt, e glaubwürdig bezeugt, daß er ſich an dem Sonntag Abend lange vor Eintritt der Dunkel⸗ heit in ſeinem Zimmer befunden und dort mindeſtens bis elf Uhr ununterbrochen aufge⸗ halten habe. Nach dieſen Feſtſtellungen blieb der einzige Anhaltspunkt, den Verdacht zu begründen, das Geld und ein wertvoller Fingerring, welchen man bei Windheim gefunden, und über deſſen Herkunft er jede Auskunft trotzig verweigert hatte. Eines Tages, als er wieder einmal zur Vernehmung vorgeführt war und der Unter⸗ ſuchungsrichter energiſch in 15 drang, erklärte er ſich bereit, ein Geſtändnis abzulegen. Die ernſte Amtsmiene des Beamten nahm einen milderen Ausdruck an. Sie ſind alſo doch einer der Brandſtifter?“ fragte er. ich, „Nein, das Windheim. „Nun, dann haben Sie wohl den Geld⸗ ſchrank beraubt?“ „Auch das nicht, mich geht die Sache nichts an.“ Das malitiöſe Lächeln, zu dem ſich Windheims Geſicht verzog, erregte den Unter⸗ ſuchungsrichter, heftig herrſchte er ihn an: „Woher kommt denn das Geld, das man in Ihrem Beſitze fand. Auf ehrlichem Wege haben Sie es doch nicht erworben, ich rate Ihnen jetzt allen Ernſtes, die Wahrheit zu ſagen. Nun?!“ 5 beſtreite erwiderte .—— . e ——— 8 PFF... . Mann vom Perſonenzuge überfahren. Der Körper wurde mitten entzweigeſchnitten. Der Ueberzieher und die Uhr waren ſorgfältig bei⸗ ſeitegelegt. Der Selbſtmörder gehört offenbar dem Arbeiterſtande an. Vom badiſchen Oberland, 14. Nov. In welch' unverantwortlicher Weiſe mitunter Kredite auf Liegenſchaften gewährt werden, zeigt folgender Fall. Ende vorigen Monats gelangte in einem Orte unweit Radolfzell eine Ziegelei zum Verkauf, auf welcher insgeſamt nicht weniger wie 180000 Mk. Hypotheken und Kredite hafteten; erlöſt wurden 25000 Mk.! Duttweiler, 14. Nov. Auf gräßliche Weiſe machte der 75jährige Tagner Johann Freytag ſeinem Leben ein Ende. Er übergoß ſich mit Petroleum, zündete ſich ſelbſt an und ließ ſich dann verbrennen. Später fand man nur die ganz verkohlte Leiche desſelben. Pirmaſens, 10. Nov. Während des orkanartigen Sturmes in der verfloſſenen Nacht ſetzte die Frau eines hieſigen Arbeiters ihren 11jährigen Stiefſohn zur Strafe auf das Hausdach. Die Nachbarſchaft erfuhr von dem Vorgang und brachte ihn zur Anzeige. Rummelsburg, 14. Nov. Das Dienſt⸗ mädchen Auguſte Radke verſuchte die drei Kinder ihrer Herrſchaft mit Blauſäure zu ver⸗ giften. Die Perſon wurde in Haft genommen. Aachen, 14. Nov. Ein aus eſterreich ſtammender, früher hier wohnhafter Mann namens Huerab, der vor 6 Jahren als junger Mann Dienſte auf einem nach Südafrika fah⸗ renden Schiffe angenommen, galt ſeit dieſer Zeit als verſchollen. Sein Angehörigen glaub⸗ ten ihn tot. Jetzt hat er durch ein Kabeltele⸗ gramm angezeigt, daß er 6 Jahre von den Wilden Afrikas gefangen gehalten worden ſei und endlich die Freiheit wieder erlangt habe. In einem Briefe kündigt er Einzelheiten über ſeine Gefangennahme, Gefangenſchaft und ſeine Befreiung an. 5 Köln, 14. Nov. Ein 50jähriger Kellner überfiel geſtern abend die 38zjährige Witwe Hambach, und verletzte die Frau durch 4 Schüſſe in Bruſt und Hals lebensgefährlich. Hierauf ſchoß er ſich eine Kugel in den Kopf. Das Motiv der Tat iſt in unerwiderter Liebe und Eiferſucht zu ſuchen. Nürnberg, 14. Nov. Ein großes Auf⸗ ſehen erregt hier die Verhaftung des Poſt⸗Ex⸗ peditors 1. Klaſſe Geyer wegen Unterſchlagung von Briefen meiſt poſtlagernden oder Schalter⸗ briefen. Bei einer Hausſuchung fand man bei ihm über 200 Briefmarken, die er den unter⸗ ſchlagenen Briefen entnommen hatte. Remſcheid, 13. Noo. Auf eigenartige Weiſe hat der Fabrikant Picard zu Haſterau 2 wertvolle Pferde verloren. In der Nähe von Kronenberg ſtürzten kurz hintereinander beide Pferde wie vom Blitze getroffen zu Boden und verendeten gleich darauf. Der Tot muß durch einen ſtarken elekcriſchen Schlag einge⸗ treten ſein, da an der Unglücksſtelle eine elek⸗ triſche Starkſtromleitung vorbeiführt. Auch der bei der er ein Zimmer bewohnte Kutſcher erlitt einen auf dem Bock ſitzende weiter nicht zu elektriſchen Schlag, kam aber Schaden. Düſſeldorf, 14. Nov. Der Regiments⸗ kommandeur des Infanterieregiments N hat verfügt, daß die Rekruten auf beſonderen Stuben, deren Betreten dem älteren Jahrgang bei Strafe verboten iſt, unterbracht werden. Dieſe Maßregel wurde bekanntlich ſchon von verſchiedenen Seiten zum Zwecke der Ver⸗ meidung von Mißhandlungen der jungen Sol⸗ daten durch die alten Mannſchaften vorge⸗ ſchlagen. Durchgeführt iſt ſie unſeres Wiſſens hier zum erſtenmale. Lemberg i. Lothr., 14. Nov. Als Brandſtifterin wurde hier dieſer Tage ein 18jähriges Mädchen verhaftet. Die Verhaftete iſt ſtark verdächtig, in Mutterhauſen nicht weniger als 6 Brände angelegt zu haben. Warſchau, 14. Nov. Bei Gorjetz wurden zwei israelitiſche Eiſenhändler, Vater und Sohn, auf ihrem mit Eiſen beladenen Wagen überfallen und getötet. Die Mörder warfen das Eiſen vom Wagen und fuhren davon. Von den Tätern fehlt jede Spur. Vermiſchtes. — Schiffbruch erlitten dieſer Tage auf der Höhe von Waſſerburg am Bodenſee die Fiſcher Kukowitſch von Arbon und deſſen Ge⸗ hilfe Otto Römlich; Sturmwellen brachten ihr Boot zum Kentern; zwar vermochte ſie ſich noch am Boote feſtzuhalten, indeſſen wurden ſie oft zurückgeworfen und mußten dann wieder dem Boote nachſchwimmen. Etwa eine Vier⸗ telſtunde kämpften die beiden mit den Wellen, dann wurden ſie, der Erſchöpfung nahe, von dem Dampfer„Zürich“ aufgenommen. Die Zahl der Menſchen auf der Erde, nach dem Stande dieſes Jahres geſchätzt, wird von dem Weltſtatiſtiſchen Bureau in Antwerpen auf 1,677, 206,000 angegeben. Gegen das Jahr 1903 hat eine Zunahme um rund 24,703,000 ſtattgefunden. Das Bureau machte auch inter⸗ reſſante Mitteilungen über die Schulden der Welt. Dieſe betragen hiernach mehr als 177 Milliarden Franken. Der Löwenanteil entfällt auf Frankreich mit 31 Milliarden; dann folgen Großbritannien mit 20, Rußland mit 19,3, Deutſchland mit mit 14 Milliarden Franken uſw. Das Eiſen⸗ bahnnetz der Erde hat eine Länge von 897,247 Kilometer. Dampfer gab es 30,561. Segel⸗ ſchiffe 65,939; allerdings iſt der Raumgehalt der erſteren mit 18¼ Millionen Tonnen doppelt ſo groß. — Unter den vielen politiſchen Nachrich⸗ ten bringt die„Evening News“ neben wichti⸗ gen Meldungen vom Kriegsſchauplatz und aus Vigo die folgende geographiſche Ungeheuerlich⸗ keit:„Auf dem Bodenſee iſt eine japaniſche Flottille erſchienen, die ſich über Tirol in die Gewäſſer am polniſchen Seegeſtade begeben 18, Oeſterreich-Ungarn Wollte die„Evening News“ damit die geogra⸗ phiſchen Kenntniſſe ihrer Leſer prüfen, oder aber——? i — Ein ſchauriger Fund wurde in der Güterhalle der Dampfergeſellſchaft in Baku i⸗ Rußland gemacht. Aus einem Koffer ſickerte Blut; zudem entſtrömte ihm ein übler Geruch. Man öffnete ihn und fand den faſt unbekleideu ten, zerſtückelten Leichnam eines jungen Weibes. Der Koffer war von einem feingekleideten Herrn aufgegeben worden. Dieſer hatte auch auf dem Bahnhof einen Koffer zurückgelaſſen. Als der Koffer erbrochen wurde, kamen Briefe, die Photographie eines jungen Paares und Frauenwäſche zum Vorſchein. Die Polizei hofft den Mörder zu entdecken. — Der Segen der Großſtadt. A:„Nur die Großſtadt kann einem Manne die Mittel zum standesgemäßen Lebensunterhalt gewähren. Als ich nach Berlin kam, hatte ich keinen Heller in der Taſche...“— B:„Und jetzt?“ A.„Jetzt habe ich achzigtauſend Mark Schulden!“ Seckenheimer Jimmerſchützengeſellſchaft. Nächſten Donnerstag Abend 8 Uhr Zusammenkunft bei Herrn Frey zur Roſe. Das Schützenmeiſteramt. In der Nähe vom Bahnhof. 3 grössere Ställe mit Stroh⸗ und Heuplatz zu ver⸗ mieten.(Wäre auch geeignet für Werkſtätten, Lagerplätze dc.) Näheres bei, E. Werber. Gelegenheitsküäufk Kleiderstoffen, Buxkins, Leinen und Baumwollwaaren N kauft man unſtreitig am billig⸗ ſten bei J. Lindemann, Mannheim F 1, 7. wird.“ Wenn es als Scherz gemeint iſt, ſo ſteht es jedenfalls an der unrichtigen Stelle. das Geld und den Ring habe ich ent⸗ wendet,“ kam es zögernd heraus. „Wo denn? In der Rheinwaldſchen Villa natürlich, Sie haben die geraubten Wert⸗ papiere und Schmuckſachen verkauft.“ Wieder leugnete Windheim, erzählte dann aber folgendes: W „Ich bin von meinem Vater verſtoßen, war mehrere Monate außer Stellung und hatte nichts mehr, wovon ich leben konnte. Sterben wollte ich nicht, und da ich mich in höchſter Not befand, auch kein Obdach mehr hatte, faßte ich den Entſchluß, mir Geld zu verſchaffen, wo ich es finden würde, und unternahm einen Einbruch bei dem Fabrikanten König in der Bärenſtraße.“ „Wann war das?“, „Zwei Monate vor Rheinwaldſchen Villa.“ „Und wieviel fiel Ihnen da in die Hände?“ „Ungefähr achtzigtauſend Mark und der Ring.“ „Aha! So waren Sie der Einbrecher, nach dem man ſo lange erfolglos geſucht hat,“ dem Brande in der ſagte der Unterſuchungsrichter befriedigt. „Frank hat Ihnen ſelbſtverſtändlich dabei geholfen?“ „Nein,“ verſicherte Windheim,„in jener Zeit wußte ich noch gar nicht, daß Frank ſich hier in der Stadt aufhielt, den Einbruch habe ich ganz allein begangen.“ 8 beſchäftigt hatte. Dieſer unverhoffte Erfolg bereitete ihm daher Genugtuung, beſtärkte ihn aber gleichzeitig auch in ſeiner Ueberzeugung, daß Windheim und Frank diejenigen ſeien, die gemeinſam daß neue Verbrechen begangen haben. Wer, ſo kalkulirte er, zu dem Einbruch fähig, ſchreckte auch vor Schlimmerem nicht zurück und von dieſem Geſichtspunkte aus ver⸗ warf er die verſchiedenen Zeugenausſagen, welche geeignet waren, als Entlaſtungsmaterial für Windheim und Frank dienen zu können. Mit noch größerem Eifer als ſeither widmete er ſich ſeiner ſchwierigen Aufgabe, nahm die Zeugen ſowohl wie die der That Verdächtigen wiederholt und ſcharf ins Verhör, und doch kam er nicht um eine Zollbreite ſeinem Ziele näher. Beinahe ein Jahr war ſo vergangen, Windheim inzwiſchen wegen des Einbruchsdieb⸗ ſtahls zu einer längeren Freiheitsſtrafe verur⸗ teilt und in eine Strafanſtalt abgeführt worden, während Frank noch in Unterſuchungshaft ſaß. Dieſe hatte einen derart nachteiligen Einfluß auf ſeine Geſundheit ausgeübt, daß er ſchwer⸗ leidend nach dem Krankenhauſe gebracht werden mußte. In der äußerſt ſelten von dem traurigen Ereigniß ge⸗ Die Angaben Windheims in Bezug auf den Einbruch ſtimmten genau 3 i b 1 Falle, bald nach deſſen Ueberführung dorthin er⸗ fahren, aber Niemanden von ſeinen Ange⸗ hörigen Mitteilung gemacht, um jede Aufregung zu verhüten. Er empfand es deshalb für un⸗ angenehm, als eines Nachmittags, während Eva das Grab ihres Vaters beſuchte, ein Bote kam mit der Nachricht, Frank wünſche ſeine Gattin und Kinder noch einmal zu ſehen, und laſſe ſie dringend bitten, ihn noch einmal zu beſuchen. Julius war anfangs geneigt, ſeine Schweſter in Unkenntniß darüber zu laſſen, entſchloß ſich jedoch nach reiflichem Ueber⸗ legen, ſie ſelbſt an das Krankenlager Franks zu begleiten, da deſſen Stunden nach der Aus⸗ ſage des Boten gezählt ſeien. Eva zuckte heftig zuſammen, als der Bruder ihr bei der Rückkehr vom Friedhofe die Beſtellung des Boten übermittelte. „Ich werde mit Dir fahren, Schweſter,“ ſagte er, ſie ermutigend. Dann begaben ſich beide mit den Kindern auf den Weg nach dem Zimmer, in dem noch einige Kranke ſich befanden. Neben dem Sterbe⸗ lager Franks weilte ein Geiſtlicher. da da! Eva— Guſtav — Emil— Julius!“ kam es ſtoßweiſe über die bleichen Lippen des Sterben. (Fortfetzung folgt.) „ 25 1 Bekanntmachung. Errichtung einer Fabrik für Trockenpräparate (Harzſchmelzerei) durch die Firma Lechner u. Grebert in Rheinau betr. Die Firma Lechner nnd Grebert in Rheinau hat um die Erlaub⸗ nis zur Errichtung einer Fabrik für Trockenpräparate(Harzſchmelzerei) in Rheinau nachgeſucht. Die Beſchreibungen und Pläne liegen während der Einſprachsfriſt — das iſt vom 13. November bis 26. November l. Irs. einſchließlich — auf dem Rathaus Seckenheim, Zimmer 7 und der Kanzlei des Großh. Bezirksamt Mannheim zur Einſicht offen. Wir bringen dies mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis, daß etwaige Einwendungen bei dem unterzeichneten Gemeinderat oder dem Großh. Bezirksamt Mannheim, während der obigen Einſprachsfriſt vor⸗ zubringen ſind, widrigenfalls alle nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhenden Einwendungen als verſäumt geltenden. Seckenheim, den 14. November 1904. Nr. 5 928 Gemeinderat: Ratſchreiber Volz. Ritter. Aufseherstelle. Nr. 6943. Die mit Wirkung vom 1. Januar 1905 errichtete Stelle eines Aufſehers für die Gemeindeſandgrube ſoll an eine geeignete Perſon vergeben werden. Die näheren Bedingungen uſw. können auf dem Rathauſe einge⸗ ſehen werden. Bewerbungen ſind bis längſtens 1. Dezember 1904 dem unterzeichneten Bürgermeiſteramte ſchriftlich oder mündlich einzu⸗ reichen. 5 0 Seckenheim, 11. November 1904. gürgermeiſteramt: Ratſchreiber Volz. Ritter. Bekanntmachung. Nr. 6 942. Die Fortſchaffung von Schutt uſw. betr. Wir bringen in Erinnerung, daß die Ablagerung von Schutt am Neckarvorland(Katzenneckar) und Kieskopf ſtreng verboten iſt und Zu⸗ widerhandlungen bei der Großh. Rheinbauinſpektion zur Anzeige gebracht werden müßten; ferner darf kein Schutt mehr auf die Straße im Koch⸗ hegel— Mittelſtraße— gebracht werden, da die Auffüllung dieſes Weges jetzt beendigt iſt. i ö a Dagegen kann auf die Wilhelmſtraße an den von uns kenntlich gemachten Stellen Schutt abgeladen werden. Seckenheim, den 14. November 1904. Hürgermeiſteramt: Volz. Aufforderung. Nr. 6941. Alle diejenigen, welche Forderungen an die Gemeinde zu machen haben, werden aufgefordert, die diesbezüglichen NMechnungen bis längstens 15. Dezember des. Js. an den unterzeichnetrn Ge- meinderat einzureichen. Seckenheim, den 14. November 1904. Gemeinderat: Ratſchreiber Volz. Ritter. Wildschaden. Nr. 6944. Wir fordern die Pächter und Almendgenußberechtigten, auf deren Grundſtücke im Eichwald längs des Schwetzinger Wegs Obſt⸗ bäume ſtehen, auf, dieſe mit Stroh einzubinden. Soweit dieſer Auflage bis Ende dieſer Woche keine Folge geleiſtet iſt, werden wir das Er⸗ forderliche auf Koſten der Säumigen vornehmen laſſen. Seckenheim, 14. November 1904. Bürgermeiſteramt: Volz. Bekanntmachung. Das Bauen bei Froſt betr. Nachſtehend bringen wir die Beſtimmungen der bezirkspolizeilichen Vorſchrift vom 5. März 1898 zur genauen Darnachachtung zur öffent⸗ lichen Kenntnis. 9 1. Sobald die Temperatur unter den Gefrierpunkt ſinkt, darf nicht mehr gemauert werden. Das friſch erſtellte, offenliegende Mauerwerk iſt durch Abdeckung genügend gegen den Froſt zu ea Mit durchfrorenem Material darf nicht gemauert werden. Mauerwerk, welches durch Froſt gelitten hat, muß beſeitigt werden. d 8 3. f Iſt in einzelnen Ausnahmefällen die Forſetzung oder Vornahme von Maurerarbeiten während der Froſtzeit notwendig, ſo kann das Bezirksamt durch beſondere Genehmigung die Vornahme der Arbeiten bei künſtlicher Erwärmung und 8 entſprechendem Material geſtatten. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Vorſchrift werden mit Geld bis zu 150 Mk. oder mit Haft beſtraft. Seckenheim, 10. November 1904. gürgermeiſteramt: Volz. Ratſchreiber Ritter. Circa 15 Stück 1903er rebhuhn⸗ Tu verkaufen ein Pferd und ein zweiſpänner Hühner Pfuhlwagen(1315 Liter). 8 Gg. Leonh. Seitz, Phil. S., zu verkaufen. Neckarauerſtraße. Carl Arnold. 7 Landwirtsch. Bezirksverein Wannheim. Sonntag, den 20. November, Nachmittags 3 Uhr findet im Vorort Neckarau, Gaſthaus zum Lamm, eine Verſammlung ſtatt, bei welcher Herr Landwirtſchaftslehrer Doll ans Karlsruhe einen Cortrag de, Geflügelzucht halten wird, wozu wir unſere Mitglieder und Intereſſenten höflichſt einladen. a f i Die Direktion. Frauen-Verein Seckenheim. Die verehrlichen Vorſtandsfrauen und Beiräte werden auf nächſten Donnerstag, den 17. November, Abends 7 Uhr in das Natszimmer freundlichſt eingeladen. Tages-Orduung: 1. Stand der Mitgliederzahl. 2. Wahl weiterer Sammlerinnen. Seckenheim, den 15. November 1904. Frau gürgermeiſter Volz. Jeder Ueberzjeher 5 bis 10 Mark unter Wert, denn ich habe zu viel gekauft und ſie müſſen wieder fort: Preis Nebenſache! Abſolut nur Neuheiten, denn dies iſt die erſte Herbſtſaiſon meines Geſchäfts. Beſichtigung überzeugt. ö Kleider& Schuh Otto Baum Neckarstr. An die verehrl. Einwohnerschaft Seckenbeims. Habe unter Heutigem meine Haupt-Niederlage nach dem Gräfl. ſchen Bierkeller verlegt und verkaufe trotz erhöhtem Ein⸗ kaufspreis den Zentner ab Lager für nur Mk. 1.15, ins Haus Mk. 1.20; bei Abnahme von 30 Zentner ab Lager Mk. 1.10, ins Haus Mk. 1.15 gegen ſofortige Kaſſa. Sie haben und finden bei mir keine Schlacken. keinen Sand, vollſtändig trockene Ware und reines Gewicht. Nachdem heute wieder zwei Waggon eingetroffen ſind, empfehle ich Ihnen mein Lager zur gefl. Beſichtigung und bitte um recht zahlreiche Beſtellung. Hochachtungsvoll Brikels⸗Nerſandt⸗Geſchäft Heinrich Kuby, Gräfl. ſcher gierkeller. Daſelbſt ein großer Karren für einen kleinen umzutauſchen. Der Obige. 5 Müsl-Kapele von Sdctenem empfiehlt ſich den verehrten Wirten und Vereinen zum Abhalten 1 von Lustbarkeit- und Trauermusik. Der Kapellmeiſter: 9. Demgenski NB. Unterzeichneter empfiehlt ſich im Violin- und Muſik⸗ unterricht. Fabrik⸗Niederlage der Chemischen Lack- und Farb-Werke Anton Peter& Cie., Tadenburg a. h. von ſämmtlichen Nele und trockenen Farben, ele, Spiritus, Bernsteinlacke, fertig zum Anstrich. staubfreies Bodenöl, Parquetwichse Verkauf zu Fabrikpreiſen durch Herrn Georg Röſer, Seckenheim. ifts⸗ u tiz bu i und No 10 N Uher Wir kauften ein Restlager. Kleiderstoffe Es ſind dies neue wollſtoffartige Noppendeſſins 95 om breite hochfeine helle und dunkle Bluſenſtreifen, keſnnders für gutt, praktiſhe und dot lilige O om 9895. Kleiderſtoffe, e Labrikale, 5 110 om breite ſchwarze reinwollene Cheviots, ſchwere Oualifüt, W̃ E i 5 nad ch ts⸗ G E ſch en k 6. 110 om breite[U⸗Kleiderſtoffe, engl. Deſſius, gan ſchwer u. modern. Die Stoffe find in 8 Serien eingeteilt und werden verkauft: Berit 35 Pfg. 8 5 Serie ll Pfg. 8 Serie lll 4 1 2 9 Strit IV II 5 Reeller Verkaufswert. 30-60 3 55 25— Strie y 2 O höher. Resle Abschnitte= Reste Die ſich in letzter Zeit angeſammelten Reſte in Kleiderſtoffen, Baumwollwaren aller Art, Weiß⸗ waren, Flanelle ꝛc., ſowie Abſchnitte in couranten Maſen aus allen Abteilungen ſind ebenfalls, um zu räumen, ganz außergewöhnlich billig dem Verkaufe ausgeſetzt. NHiervorragend billig ein Posten Buxkin-Reste fur Herren-, Knaben-Anzuge und Hosen. J Gebrüder Rothſchild 75 Mannheim K 1, 1 Neckarstrasse K 1, 1 Mannheim