Anxeigeblatt für Jpbesdeim und Sectenbelm. 850 Erſcheint Mittwoch und Samstag. ö durch die Poſt 80 Abonnement: Monatlich 25 Pfg., bezogen vierteljährlich Mk. 0. Bedaktion, June und Deriug von J. Helfrich in Leckenheim. Anzeigen: Die l[ſpaftige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 93. Samstag, den 19. November 1904. 4. Jahrgang. Zweites Blatt. In letzter Stunde. Original⸗Koman von W. Spangenberg. 16)(Nachdruck verboten.) Er ſtreckte den Kommenden ſeine abge⸗ magerten, zitternden Hände entgegen und als er die der Gattin und der Kinder in den ſeinen fühlte, keuchte er: „Mein Ende naht— Gott ſei Dank— daß— Ihr meine letzte— Bitte erfüllt—“ Der Athem verſagte, er rang nach Luft. Nach einigen Minuten fuhr er nach Aufbietung des Reſtes der ſchwindenden Kräfte fort: „Theure Eva— Kinder— Julius— ich habe— ſchwer— geſündigt— verzeiht mir — o Gott— o—— Gott—“ Die erkaltenden Hände ſanken kraftlos herab ein leichtes Röcheln, er hatte ausgelitten. Noch einige Minuten ſtand Eva im Anblicke des Toten da, den unaufhaltſam hervorſtürzenden Thränen freien Lauf laſſend, dann wandte ſie ſich ab. Der Geiſtliche, mit dem Julius unter⸗ deſſen geſprochen, reichte ihr die Hand und richtete Worte des Troſtes an ſie. Geſtützt von dem Bruder, gefolgt von dem Seelſorger, durchwankte Eva das Sterbezimmer, an der Thür ſchweifte noch einmal ihr verſchleierter Blick zurück nach dem Toten— welche Gefühle mochten ihr Herz bewegen, von welchen Ge⸗ danken getragen, ſchied ſie?— Tags darauf finden wir Julius Rheinwald in der Wohnung des Geiſtlichen; der greiſe Herr nahm aus einem Fache ſeines Schreib⸗ tiſches ein Schriftſtück uud ſagte: „Herr Rheinwald, wie ich Ihnen geſtern kurz mitteilte, ließ Ihr Swager mich rufen und hat in Gegenwart des Herrn des Kranken⸗ haus⸗Inſpektors und eines anderen Beamten ein umfaſſendes Geſtändniß abgelegt, welches ich hier niedergeſchrieben habe und dem Herrn Unterſuchungsrichter zugehen laſſen werde—“ „Ach über den Verbleib meines Bruders?“ unterbrach Rheinwald. „Das iſt— leider, leider!— der einzige Punkt, der unaufgeklärt geblieben iſt, alles weitere ſollen Sie jetzt hören. Von Gewiſſens⸗ biſſen gequält, hat Frank bekannt, daß er ge⸗ meinſam mit Windheim den Plan zu der Brandſtiftung und dem Raube von Geld und Wertſachen entworfen, keiner von beiden aber perſönlich an der Ausführung beteiligt ſei; hierzu hatten ſie ſich vielmehr drei Zigeuner gedungen, unter dem Verſprechen, daß ihnen die Hälfte des Gutes als Lohn zufallen ſollte. Die beiden Männer welche Frau Birkner an dem Sonntage geſehen, waren tatſächlich Frank und Windheim, ſie hatten ſich durch falſche Bärte und Anwendung ſonſtiger künſtlicher Mittel unkenntlich gemacht. Die Verabredung mit den Zigeunern war dahin getroffen, daß ſie mit dieſen gegen zwölf Uhr Nachts an einer beſtimmten Stelle im Stadtwalde zuſammen⸗ kommen und dort die Teilung vornehmen wollten. Der erſte, welcher ſich einfand, war Windheim, erſt zwei Stunden ſpäter folgte Frank. Es iſt dann zwiſchen beiden Theilen zu längeren Auseinanderſetzungen und ſchließlich zu ernſten Streitigkeiten gekommen, da die Höhe der Baarſumme, die Zahl der Wert⸗ papiere und Schmuckſachen, welche die Zi⸗ geuner angaben, nicht entfernt den Erwartungen entſprachen, die Frank gehegt hatte. Offenbar hatten dieſer und Windheim allzu großes Ver⸗ trauen in ihre Helfershelfer geſetzt und ſind ſehr getäuſcht worden, denn ſie haben nach Franks Ausſage alles in allem nur etwa zehn⸗ tauſend Mark erhalten—“ „Die Schmuckſachen, ohne die Wertpapiere, Verbrecher Herbſt, die Zeit der Weinleſe. Der Herr betrugen ja nach meiner mindeſtens fünfzehntauſend Rheinwald. „Sie ſehen alſo,“ fuhr der Geiſtliche fort, „daß der ſchändliche Plan ſeinen eigentlichen Urhebern mißglückt und ihnen nicht das einge⸗ bracht hat, was ſie erhofft hatten, den Haupt⸗ vorteil werden ihre Werkzeuge, die Zigeuner, davongetragen haben.“ „Und was aus meinem Bruder geworden iſt, darüber hat Frank ſich nicht geäußert?“ fragte Rheinwald. „Ich bemerkte, daß dieſe Frage, als ich ſie an ihn ſtellte, ihm zu Herzen ging, in ſeinen Augen ſchimmerte es feucht, während er mir antwortete: Herr Pfarrer, ich bin zum geworden, aber Gott iſt mein Zeuge, ich kann keine Auskunft geben, wo der Bruder meines guten Weibes geblieben iſt.— Das arme Kind haben ohne Frage die Zi⸗ geuner geraubt,“ fügte der Geiſtliche hinzu. „Gräßlich, entſetzlich!“ ſeufzte Rheinwald. „Ja, es iſt eine furchtbare Prüfung, von der Sie und Ihre Familie heimgeſucht wurden, und doch müſſen wir dem Himmel danken, daß durch das reumütige Geſtändniß Franks jeder Zweifel über die Thäterſchaft beſeitigt iſt, damit nicht auch fernerhin etwa noch Un⸗ ſchuldige darunter zu leiden haben.“ Ergriffen, niedergedrückt verließ Rheinwald den Geiſtichen, aber mit dem feſten Entſchluß, unter aller Umſtänden zu verhinder, daß ſeine Schweſter Eva Kenntniß von dem Geſtändniß ihres Mannes erhalte. Es konnte das nicht ſchwer fallen, denn ſie lebte in der ſtrengſten Zurückgezogenheit, verkehrte, außer mit der Familie des Bruders mit keinem Menſchen und Zeitungen las ſie nie. Schätzung allein Mark,“ bemerkte Der Unterſuchungsrichter war nun am Ende ſeiner Thätigkeit in dieſer Sache, bei deren Aufklärung ſich ihm ſo viel Schwierig⸗ keiten in den Weg geſtellt und die ihm ſo viel unruhige Tage und Wochen verurſacht hatte, angelangt. Sofort, nachdem ihm das Ge⸗ ſtändniß Franks enthaltende Schriftſtück zuge⸗ gangen, ließ er Windheim zu einer letzten Ver⸗ nehmung vorführen. Dieſer leugnete noch immer, und erſt als ihm die Ausſagen Franks ihrem vollen Inhalt nach bekannt gegeben waren, erklärte er in größter Niederge⸗ ſchlagenheit: Ja, es iſt ſo, wie Frank geſagt hat.“ Kurze Zeit nachher fand die Hauptver⸗ handlung gegen Windheim ſtatt, die mit Ver⸗ urteilung zu einer weiteren ſchweren Freiheits- ſtrafe endete. Das Verbrechen der Brand— ſtiftung und des Raubes hatte ſeine Sühne gefunden, welches Schickſal aber den jüngſten Sohn des verſtorbenen Rheinwald betroffen, das blieb in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt. c Zweiter Theil. 1. Kapitel. Neun Jahre ſind ſeit dieſen erregenden Ereigniſſen dahingerauſcht. An den Ufern des Bodenſees, unweit der Stadt Konſtanz, erhebt ſich zwiſchen üppigen, in der Fülle ihrer koſt⸗ baren Früchte ſtrotzenden Obſt⸗ und Wein⸗ gärten ein ſchmuckes, im Schweizerſtil erbautes Landhaus, das ſich dem Beſchauer wie hinge⸗ zaubert präſentirt. Nur die vordere Front, an der eine mehrſtufige Treppe durch eine kleine Veranda in das Innere führt, iſt frei, die übrigen Flächen ſind bis an das Dach hinauf mit ſtark belaubten Weinranken bedeckt, zwiſchen denen große ſüße Trauben verlockend und in reicher Zahl hervorlugen, ſo daß ſelbſt die Fenſter nur unvollſtändig ſichtbar ſind. Es iſt . 12 des Hauſes ſteht auf einer Leiter und ſammelt die ſchönſten Exemplare der Beerenfrucht, um ſie der fröhlichen Geſellſchaft, die heute eingeladen und hinten in einer geräumigen Laube ver⸗ einigt iſt, vorzuſetzen. Hat er es ſich doch, ſo lange er hier der Gebieter iſt, niemals nehmen laſſen, mit eigener Hand dieſe delikaten Gaben des Herbſtes einzuheimſen. Zwei Knaben im Alter von fünfzehn und dreizehn Jahren ſind ihm dabei behilflich, der eine nimmt die abge⸗ ſchnittenen Trauben in Empfang und legt ſie in ein auf dem Raſen ſtehendes Körbchen, der andere ſpürt die Stellen auf, wo noch be—⸗ ſonders große Früchte hängen, die nun dem Meſſer zum Opfer fallen ſollen. Welch' ein Jubel, als jetzt der Gaſtgeber mit dem übervollen Korbe Per Tafel naht und in ſtolzem Selbſtbewußtſein die Erträgniſſe ſeiner Weinkultur, die er mit großer Sorgfalt pflegt, niederſetzt! Bei den Damen und Kindern, die dem Hauſe nicht fremd ſind, bedarf es keiner Aufforderung, ſie greifen fleißig zu und laſſen ſich die ſüßen, vollſaftigen Beeren vor⸗ trefflich munden. Die Herren dagegen bleiben den mit goldenem Naß gefüllten Flaſchen, die ſchon mehrere Jahre im Keller lagen, treu, ſie halten es mit dem perlenden Rebenſaft, mit dem ihre Gläſer gefüllt ſind und die man in fröhlicher Laune auf das Wohl der Familie des freundlichen Spenders an einander klirrren läßt. Ein luſtiges Lied, in das alle, jung und alt einſtimmen, giebt die melodie Würze; kurz, frei und ungezwungen, wie es überall dort, wo der Wein ſeine Heimat hat, Sitte iſt, giebt man ſich dem Genuſſe und dem Frohſinn hin. (Fortſetzung folgt.) — Das größte und am luxuriöſeſten ein⸗ gerichtete Hotel der Welt iſt in Waſhington im Bau. Es wird 1000 koſtbar eingerichtete Zimmer, eine Bibliothek von 25000 Bänden, einen Fecht⸗ und Turnſaal, türkiſche und Schwimmbäder, einen Wintergarten und ein Palmenhaus enthalten. Mit dem Hotel wird ein kleines Hoſpital für die Behandlung im Hotel Erkrankter und eine— Totenkammer verbunden ſein, wo im Hotel Verſtorbene in Gefrierkammern aufbewahrt werden, bis ihre Abholung durch Verwandten oder Freunde erfolgt. Die Bau⸗ und Einrichtungskoſten des neuen Hotels ſind auf 48 000000 Mark veranſchlagt. f — Die 24jährige Rachel Galtie ſtand vor dem Schwurgericht in Auch(Frankreich) unter der Anklage, ihren Gatten, ihre Großmutter und ihren Bruder ermordet zu haben. dem iſt ſie des verſuchten Mordes an ihrem Sohn und des Diebſtahls beſchuldigt. Ihren Gatten, den Friedensrichter von Saint Clar, ermordete ſie, nachdem ſie ihn zur Aufnahme einer Lebensverſicherung bewogen hatte. Sie wußte aber nicht, daß die letzten Prämien nicht bezahlt waren, und ſo war der erſte Mord nutzlos. Sie brauchte Geld, und da ſie nach dem Tote ihrer Großmutter 10 000 Frs. zu erhoffen hatte, ſo gab ſie ihr Rattengift. Die alte Frau ſtarb, aber das ganze Geld war noch nicht disponibel; da beſchloß ſie, ihren Bruder Gaſton, der ſie zärtlich liebte, umzu⸗ bringen. Vorher bewog ſie ihn aber, ſich zu ihren Gunſten für 50 000 Frs. verſichern zu laſſen. Das Urteil lautete auf 20 Jahre Zuchthaus. — Gefährliches Mittel. A.:„Iſt denn das Haarfärben wirklich ſo gefährlich, wie die Aerzte immer ſagen!?“— B.:„Gewiß! Darauf kannſt Du Dich verlaſſen! Erſt kürzlich hat es ein Onkel von mir verſucht und in drei Wochen war er mit einer Wittwe mit vier Kindern verheiratet!“„ Außer⸗ 2u Fabrikpreisen U Hl Esch lrische Oefen . bei 5. 22 4 Georg Röser. 9 „ 8 8. 5— Jeder Sorge enthoben F cee welche darauf achten: Kaninchen- und Geflügelzucht-Verein ö 4 2 505 Secekenheim. 9 1 Sonntag, den 20. November, Nachmittags ½3 Uhr * 7 0 f 1 ö Weihnachts-Confert Verſammlung 1 1 nur tadellose, frisehe Waren zu verwenden. im Lokal zur Kapelle. 7 a Ich empfehle ſolche wie folgt: Tages⸗Ordnung:. 1 Mandeln, grosse Citronat 1. 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