Anzeigeblatt für Seckenbeſm und Noesbeim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, ruck und Verlag van Z. Helfrich in Zeckenheim. Anzeigen: Die Iiſpaltige Garmondzeile oder deren Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 97. Samstag, den 3. Dezember 1904. 4. Jahrgang. Zweites Blatt. In letzter Stunde. Original⸗Roman von W. Spangenberg. 20)(Nachdruck verboten.) Zweites Kapitel. Entgegen ihrer Abſicht hatte Gretchen ihren Aufenthalt im Landhauſe um nahezu 14 Tage abkürzen müſſen, durch Erkrankung ihrer Tante war ſie telegraphiſch abgerufen worden, und als die Scheideſtunde ſchlug, da gab es einen ſo rührenden Abſchied als trenne man ſich auf ewig. ö „Richtet, bitte, auch noch recht herzliche Grüße aus an Herrn— Herrn— Kleemann und ſeine Gattin,“ ſchluchzte Gretchen, als Julius und Eva ſie an Bord des Dampfers geleitet hatten. Eva ſuchte vergeblich nach einer Erklärung dafür, daß der Schweſter der Abſchied wieder alles Erwarten ſo ſchwer geworden, ſie hatte noch eine Woche zuvor geäußert, wie ſie ſich ſich freue, bald wieder bei der Tante ſein zu können, und nun ſchien es, als habe ſie ſich von dem Liabſten, das ſie auf Erden beſaß, gegen ihren Willen losreißen müſſen. Freilich die Schweſter war noch ſo jung, und es konnte recht wohl ſein, daß ſie ſich erſt durch die äußerſt liebevolle Aufnahme, die ſie im Land⸗ hauſe gefunden, den Wert treuer Geſchwiſter erkannt hatte. Es war ein trüber, nebeliger Tag, an dem Gretchen die Rückreiſe antrat, und als ſie in Lindau den Dampfer verlaſſen und auf dem in kurzer Entfernung vom Hafen belegenen Bahnhofe den bereitſteheuden Eilzug beſteigen wollte, öffnete der Schaffner ein Coupee, in dem eine Dame und zwei Herren Platz ge—⸗ nommen hatten. Sie prallte zurück. „O, bitte,“ wandte ſie ſich an den Be⸗ amten,„wenn es ſein kann, weiſen Sie mir wohl ein Coupee an, wo ich für mich oder doch nur mit Damen zuſammen bin.“ Der Schaffner kam dieſem Erſuchen bereit⸗ willigſt nach. Gretchen war allein, allein mit ihren Gedanken, die mit den grauen, trüben Wolken, welche den Himmel einhüllten und aus denen herab jetzt große Regentropfen vom Winde gegen die Waggonfenſter gepeiſcht wurden, ſo recht im Einklag ſtanden. Sie lehnte ſich uachläſſig in das weiche Rücken⸗ polſter des Sitzes und überließ ſich ganz den Erinnerungen, die ſie von Konſtanz mit hinweg genommen und die, was ihr thränenumflorter Blick deutlich verriet, Herz und Gemüt noch immer bewegten. Erſt als ſie nach langer Fahrt ihrem Ziele nahe kam, heiterte ſich ihr Antlitz allmählich auf. Die Zofe erwartete ſie am Bahnhofe. „Wie gehe es der Tante, die Krankheit iſt doch nicht gefahrdrohend,“ fragte ſie. „Ach nein, gnädiges Fräulein,“ erwiderte die Zofe mit einem verſchmitzten Lächeln,„ein leichter Katarrh, der ſchon wieder beſeitigt iſt, ſonſt war es nichts.“ „Was hat ſich denn ſonſt inzwiſchen ereignet?“ „O, viel, Sie werden erſtaunt ſein! Wir haben zwei neue Hausgenoſſen bekommen, die gnädige Frau hat die Hälfte der oberen Etage an zwei junge Herren vermietet.“ i „Zwei junge Herren? Wer ſind die?“ „Der Herr Baron von Altheim und Herr Dr. Stettenfeld.“ Die Zofe warf Gretchen einen lauernden Blick zu, aber es erfolgte keine Antwort, die Neuigkeit, hatte ſie ſcheinbar nicht beſonders erfreut. Als der Wagen B dem H D dle hielt, der die beiden freundlich, am geöffneten Fenſter und rief der Nichte Willkommengrüße entgegen. „Wie froh, wie glücklich bin ich, daß Du wieder da biſt, mein liebes Kind, ich glaube, die Sorgen um Dich haben mich krank ge⸗ macht,“ ſagte Tante Körner, als ſie dann Gretchen drinnen in ihre Arme ſchloß, ſie herzte und küßte. i „Auch mir war es bange um Dich, mein gutes Tantchen, denn ich befürchtete, Du ſeiſt ernſtlich erkrankt—“ N „Aber mein Kind, Du ſiehſt ſo angegriffen, verſtört aus, befindet Du Dich nicht wohl?“ fragte die Tante, der Nichte beſorgt in die Augen blickend. „Ich bin ermüdet, die weite Reiſe war etwas anſtrengend, beruhigte Gretchen, ſich ab⸗ wendend. Unter dem Vorwande, ihr Haar ordnen zu wollen, trat ſie vor einen kleinen Tioletten⸗ ſpiegel und ſah dort zu ihrem eigenen Schrecken ihn ihr blaſſes Geſicht, in ihre hoch geröteten Augen. „Von einer kleinen Veränderung in unſerem Hauſe habe ich Dir abſichtlichtlich nichts mitge- teilt, Gretchen, ich wollte Dich damit über⸗ raſchen, und ſie wird hoffentlich Deinen Bei⸗ fall finden,“ plauderte Tante Körner.„Du weißt doch, der alte penſionirte Major war ein wunderlicher Kauz, und wenn er ſeine Jung⸗ geſellenſchrullen bekam, konnte es ihm kein Menſch recht machen. Gleich am Tage nach Deiner Abreiſe machte er mir wieder eine Szene und ich entſchloß mich, ihm auf der Stelle zu kündigen. Er war darüber ſo erboſt, daß er die Kündigungsfriſt gar nicht ablaufen ließ, ſondern ſchon eine Woche ſpäter auszog.“ „Das iſt ſchnell gegangen, warf Gretchen tonlos hin. „Ja, und nun habe ich die Wohnung an zwei Dir bekannte junge Herren vermietet, kannſt Du wohl erraten, wie ſie heitzen?“ „Tante, wie wäre das möglich, wenn ich es nicht bereits wüßte; die Emma hat es mir unterwegs erzählt, von Altheim und Dr. Stettenfeld.“ 5 f Tante Körner ſah die Nichte betroffen an. „Gretchen, was iſt den mit Dir?“ rief ſie.„Erſt hörſt Du meinem Erzählen ruhig zu und hinterher ſagſt Du ganz gleichgiltig, als ob Du nicht das geringſte Intereſſe daran hätteſt, wer bei uns im Hauſe wohnt, daß Du ſchon alles weißt.“ „Enſchuldigte Tante, von dem Konflikt mit dem Major wußte ich nichts, Emma teilte mir nur mit, daß die Herren von Altheim und Dr. Stettenfeld hier eingezogen ſeien. Aus welchem Grunde ſollte ich denn aber be⸗ ſonderes Intereſſe an dieſen Herren haben?“ „Nun, ich dachte, Du würdeſt Dich über dieſen Wechſel freuen. Es iſt doch nicht einer⸗ lei, ob man einen alten übellaunigen Jeſegrim oder zwei freundliche, nette Herren zu ſeinen Hausgenoſſen zählt.“ Gretchen fand an dieſer Unterhaltung wenig Geſchmack, ſie nahm eine Taſſe Thee, der unterdeſſen aufgetragen war und ſagte: „Liebes Tantchen, ich bin von der Reiſe ſehr ermüdet, Du wirſt es mir nicht übel nehmen, wenn ich mich zur Ruhe begebe, morgen können wir ja weiter darüber reden. Schlafe recht gut!“ Sie küßte die Tante und ſchlüpfte hinaus. Beim Betreten des kleinen Zimmers, das die Tante ihr einräumt und an ihr Schlafgemach grenzte, erblickte ſie auf dem Tiſche in koſt⸗ baren Vaſen zwei großen, aus den ſeltenſten Blumen zuſammengeſtellte Bouquets, die den Raum mit lieblichem Duft erfüllten. Sie trat weitere Beachtung, andbewegung ſchri ſie dem Schlafgemach zu. Hier ließ ſie noch einmal ihren Gedanken freien Flug über den Bodenſee, nach dem Landhauſe, in den Hoch⸗ zeitsſaal, dann hielt ein ſüßer Schlummer ſie bald umfangen. 5 Mit Spannung ſah Tante Körner dem nächſten Morgen entgegen, ſie hielt es für ſelbſt⸗ verſtändlich, daß die Nichte über die ihr Seitens der beiden Herren erwieſene Aufmerk⸗ ſamkeit ſehr erfreut ſein und dieſen ihren Ge⸗ fühlen entſprechenden Ausdruck geben werde. Daß ſie am Abend den erhofften Beifall für die Aufnahme der Herren in ihr Haus nicht gefunden, lag, wie ſie ſich nun ſelbſt glaubte ſagen zu müſſen, nur darin, daß die Nichte nach den Strapazen der langen Reiſe erſchöpft war und natürlich ein Bedürfnis nach Ruhe fühle. Aber es kam anders, als die Tante gedacht und gewünſcht. Friſch und munter fand Gretchen ſich am Frühſtücktiſch ein, bot der Tante in herzlicher Weiſe den Morgengruß und begann ſodann ihre Reiſeerlebniſſe aus⸗ führlich zu erzählen, für welche ihre Zuhörerin nur geringes Intereſſe an den Tag legte. Die Nichte aber fuhr unbeirrt fort, bis die Tante ſich plötzlich raſch erhob und ausrief: „Mein Gott, es iſt ja ſchon zehn Uhr und wir ſitzen noch immer beim Kaffee! Ich muß doch einmal nachſehen, was es in der Küche giebt, man kann ſich auf die Mädchen nicht verlaſſen.“ (Fortſetzung folgt.) Vermiſchtes. Newyor k, 1. Dez.„Daily Telegr.“ meldet von hier: Soweit bis jetzt feſtgeſtellt, gelang es einer Miß Tadwick, von verſchiedenen Banken und Privatperſonen Millionen von Dollars zu erſchwindeln. Verſchiedene reiche Leute ſind ruiniert. Eine Bank mußte ihre Zahlungen einſtellen. Der Fall erinnert ganz an die Humbert⸗Affäre. Die von der Schwindlerin gegebenen Sicherheiten erweiſen ſich als völlig wertlos. Man glaubt, daß in der weiteren Unterſuchung immer mehr Per⸗ ſonen der Geſellſchäft in der Sache verwickelt werden. Die Schwindlerin ſoll behauptet haben, Carnegies Tochter zu ſein; dieſer er⸗ lärte, daß er mit ihr nichts zu tun habe. Detektive bewachen das Hotel in dem ſie wohnt. Was ſie mit dem Gelde machte, weiß man nicht. — Ein dreifache Hochzeit fand dieſer Tage in einer Familie in Köslin ſtatt. Der Schmiedemeiſter Dröger feierte mit ſeiner Ehe⸗ frau die goldene Hochzeit, ſein Sohn mit ſeiner Ehefrau die ſilberne Hochzeit und die Enkelin des greiſen Jubelpaares und Tochter des Silberpaares die grüne Hochzeit. — Das Kunſtſtück, in 3 Stunden und 25 Minuten Bäume in Zeitungen zu verwandeln, hat man in Elſental(Südausſtralien) fertig gebracht. Um 7.35 Uhr wurden drei Bäume gefällt, bis 9.34 war das Holz der Borke ent⸗ kleidet, geſchnitten und zu Brei gekocht, die fertigen Bogen wurden von der Fabrik in die Druckerei gebracht und punkt 10 Uhr erſchien die erſte Ausgabe. a b — Das Zivilſtandesamt St. Gallen hat die Erfahrung gemacht, daß verſchiedene Bräute, um in den Augen ihrer Auserwählten jünger zu erſcheinen, als ſie in Wirklichkeit waren, das Datum ihrer Geburtsſcheine änder⸗ ten, was dann zur Folge hatte, daß ſolche Zahlenpfuſcherinnen dem Strafrichter über⸗ wieſen werden mußten. f. Unſerer heutigen Nr. liegt eine Empfehlung von Rubens Modewaren⸗Geſchäft in Ilves⸗ heim bei, worauf wir unſere geſchäten Leſer nd Leſ. en beſonders mach Nur im Hauſe der Badeanſtalt 40 Pfg. per Bad. H 1, 6. Sehen Sie ſich die neueſten 1 Hutſirma Zeumet Mannheim HJ, 8 Breiteſtraße an, bevor Sie anderweitig Ihre Einkäufe machen. Prima Ware. Spott billig. Freundliche Bedienung. Nur im Hauſe der Badeanſtalt 40 Pfg. per Bad 6. 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