Seckeuheiner Anxeigeblatt für Seckenbeim und Jibesbeim. — cut Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeil⸗ oder deren Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 57. Mittwoch, den 19. Juli 1905. 5. Jahrgang Ausland. Petersburg. Ueber den Umfang der Meutereien und Aufſtände in Rußland ein ild zu gewinnen, iſt infolge der Zenſur unmöglich. Da ſich die ruſſicche Re⸗ gierung nicht entſchließen kann, die Wahrheit zum W̃ das Kunterbunt der Nachrichten angewieſen die ber die Grenze dringen. Es ſind darunter die abenteuerlichſten Meldungen und widerſprechende * denen gegenüber man keine Kontrolle at. daß Rußland augenblicklich das Land der un⸗ begrenzten Möglichkeiten iſt, ſo kann man keine Meldung direkt zurückweiſen, weil ſie weſteuropäiſchen Ohren unwahrſcheinlich klingt. Soweit ſich feſtſtellen läßt, lodert der Aufruhr an allen Ecken und Enden des ungeheuren Reiches auf, das Militär wie die Marine ver⸗ weigern den Gehorſam. Von der Weſtgrenze Rußlands bringt die„Königsberger Ztg.“ die Meldung, daß die Regimenter der rufſiſchen Jeſtung Kowne ſeit Freitag den Dienſt ver⸗ weigerten. Auch die Grenzregimenter bei Eydt⸗ hnen und Wirballen ſeien ohne Diziplin. Das„Echo de Paris“ 1 Meldung, daß die Reſerviſten in den Gouvernements Moskau, Kiew und Petersburg den Heeres⸗ dienſt maſſenhaft verweigern und deſertieren. Die Bomben⸗Attentate und die Ausſtände ſind überall an der Tagesordnung. In Bialyſtok im Gouvernement Grodno wurde eine Bombe geworfen, durch die zwei Polizeimeiſtergehilfen, zwei Polizeioffiziere, zwei Schutzleute und zwei rauen ſchwer verletzt worden ſind. Das ilitär nnd die Polizei ſperren die Haupt⸗ ſtraßen ab. Das Militär ſchoß auf's Gerade⸗ wohl; die Kavallerie verwundete 100 und tötete etwa 50 Perſonen. Namentlich im udenviertel ſind meiſtens Unbeteiligte verletzt worden. Die Revolutionäre erzwingen den allgemeinen Ausſtand. In Petersburg ſtockt er 9 7 infolge des allgemeinen Aus⸗ andes. N — Aus Nah und Fern. Mannheim, 16. Juli. Durch Ver⸗ flonno des Großb. Sznitteriums wurde vom ſtrengen orte kommen zu laſſen, ſo iſt man auf Da die letzten Ereigniſſe bewieſen haben, Montag ab für hieſige Stadt die allgemeine Feierabendſtunde verſuchsweiſe auf zwei Uhr früh feſtgeſetzt. N Weinheim, 17. Juli. Im benachbar⸗ barten Hohenſachſen wurden heute Vormittag Tabakſchuppen, Stallung und Scheune des Wirtes Schwöbel, Kegelbahn und Schweine⸗ ſtälle der Witwe Brunner und Schuppen und Scheune des Landwirtes Michel Glock durch Großfeuer zerſtört. Dank dem energiſchen Ein⸗ greifen der Feuerwehr, die durch die Ortsein⸗ wohner tatkräftig unterſtützt worden iſt, konnte das Feuer auf feinen Herd beſchränkt werden. Ueber die Entſtehungsurſache des Feuers iſt Genaues noch nicht bekannt. Leutershauſen, 16. Juli. Durch eine ſchreckliche Bluttat wurde in der letzten Nacht die hieſige Gemeinde in die größte Auf⸗ regung verſetzt. Samstag abend etwa 11 Uhr wurde der verheiratete, Ende der 20er Jahre ſtehende Bierbrauer Spiegelhalter von dem 20 Jahre alten, arbeitsſcheuen, ſchlecht beleumundeten Maurer Adam Stein von hier durch einen Stich in die linke untere Rippenſeite, der bis in den Magen drang, ſo ſchwer verletzt, daß er heute früh 10 Uhr der Verletzung erlag. Ohne jede weitere Veranlaſſung rannte der Rowdy Spiegelhalter das Meſſer in die Seite. Heute früh wurde der Täter feſtgenommen. Ohne die ſtarke Bedeckung wäre er gelyncht worden. Der Ermordete hinterläßt eine Witwe und 2 kleine Kinder. Die erſte Hilfe leiſtete ein Einjähr. freiw. Arzt der 4. Batterie des 1. bad. area fe en Nr. 14, die z. Zt. hier in uartier liegt. Eppelheim, 18. Juli. Heute morgen halb 5 Uhr ertöten(zum zweiten Male inner⸗ halb 10 Wochen), die Feuerrufe. Dem verhee⸗ renden Element fielen zwei Wohnhäuſer und vier Scheunen mit Nebengebäulichkeiten zum Opfer. Die Namen der Geſchädigten ſind: Schmied Fießer, Chriſtoph Schwegler, Karl Weſch Wtwe. und Georg Fießer, welchem die vom letzten Brand ſtark beſchädigte Scheune des Gaſthauſes„zum Ochſen“ gehörte. Wie der Brand entſtanden iſt, konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Philippsburg, 17 Juli. Als aeſtern nachmitt e- im verdeckten Wege des Glacis der Feſtung Germersheim, das zu betreten nur Milſtärper⸗ ſonen erlaubt iſt, ſpazieren ging, wurde er plötzlich durch einen Schuß in den Unterleib ſchwer verletzt. Trainſoldaten und Gendarmerie ſtreiften ſofort das Gelände und die Wälle ab, fanden jedoch keine Spur von dem Täter. Unteroffizier Diehl wurde ins Militärſpital verbracht. u Schönau i. W., 15. Juli. Während die Frau des Spinnmeiſters Böhler das Mittag⸗ eſſen bereitete, kam ihr fünfjähriges Töchterchen um zu ſchauen, was gekocht wird. Das Kind ſtieg auf einen Schemel, der jedoch umkippte; in der Suche nach einem Halt erwiſchte das Mädchen einen Topf ſtedendes Waſſer, riß den⸗ ſelben um und verbrühte ſich ſo ſehr, daß es nach mehreren Stunden verſtarb. i Aus dem Ried, 15. Inli. Geſtern wurde der verheiratete 46 Jahre alte Gipſer Valentin Eſchle in Meiſſenheim wegen Maje⸗ ſtätsbeleidigung verhaftet. Malterdingen(A. Emmendingen), 15. Juli. Von einem furchtbaren Brand wurde geſtern Abend unſer Ort heimgeſucht. Kurz vor 7 Uhr brach in dem an der Haupt⸗ ſtraße gelegenen Anweſen des Schuhmacher⸗ meiſters Dages Feuer aus, das ſofort auch auf das benachbarte Haus des Schneider Benzinger und das Oekonomiegebäude des Bäckers Keller übergriff. Sämtliche drei An⸗ weſen wurden zerſtört. Nach dreiſtündiger Dauer gelang es den Bemühungen der ver⸗ einigten Feuerwehren des Brandes Herr zu werden. Die Abgebrannten ſind mit Aus⸗ nahme Benzingers verſichert. Der angerichtete Schaden iſt groß, zumal auch das meiſte an Mobiliar ein Raub der Flammen wurde. Heute früh fand man den ſchon geſtern ver⸗ mißten achtjährigen Sohn des Schuhmachers Dages in dem Schopf vor, von welchem der Brand ſeinen Ausgang genommen hatte. Der Knabe war tot und zeigte an Geſicht und Leib ſchwere Brandwunden. Man nimmt an, daß der Knabe in dem Schopf mit Zündhölzern ſpielte, das Stroh in Brand ſetzte und nicht mehr rechtzeitig ins Freie flüchten konnte wäre der Brand bei der großen Häuſermenge noch weit unheilvoller geweſen. N Offenburg, 16. Juli. In der Sitzung der Strafkammer 1 hatte ſich geſtern wegen Notzuchtverſuchs und Totſchlags der erſt 17 99 55 alte Dienſtknecht Wilhelm Breig aus berharmersbach zu verantworten. Am 25. Mai ds. Js., nachmittags war die 13jährige Cäcilie Baumann von Oberentersbach nach Zell a. H. geſchickt worden. Bald nach 6 Uhr, alſo am hellen Tage, machte ſſch das Mädchen auf den Heimweg. Etwa 300 Meter vom Walde entfernt trat der Angeklagte, der im Walde arbeitete, auf das Mädchen zu mit der Bemerkung, ſie möge mit ihm kommen, er wolle ihr etwas zeigen. Das Mädchen weigerte ſich mitzugehen. Hierauf packte der Unmenſch das arme Kind von rückwärts und ſchleppte es in ein Kornfeld. Das Mädchen wehrte ſich heftig und ſchrie, worauf ihr der Unhold die Kehle zudrückte. Einen Augenblick ließ er von ihr ab, und dies benutzte die Cäcilie zu einem verzweifelten Fluchtverſuch. Bald hatte der Täter das Kind wieder eingeholt, faßte es abermals von hinten und drückte ihm wieder den Hals zu bis es bewußtlos war. In dieſem N 0 1 ſchleppte er ſein Opfer wieder in das ornfeld hinein. Bald machte der Täter die Wahrnehmung, daß aus dem Körper das Leben gewichen war; er wurde von einer derartigen Raſerei ergriffen, daß er ſein Taſchenmeſſer zog, um ſeinem bereits toten Opfer noch 6 Stiche in den Unterleib zu verſetzen. Erſt im Morgengrauen fand man die arme Cäcilie. Der Angeklagte macht den Eindruck eines in⸗ telligenten Menſchen. Mit ſeinen ſtechenden, etwas unſtäten Blicken hält er eingehend Um⸗ ſchau im Publikum. Die Fragen des Präſiden⸗ ten antwortet er 5 2 Umſchweife mit Ruhe und Sicherheit. Faſt alle Zeugen, die über ſeine Führung in der Schule und in ſeinen Dienſtſtellen befragt werden, ſagen aus, daß er zu beſonderen Klagen keinen Anlaß gegeben habe. Erſt ſeit ſeiner Eitlaſſung aus der Schule werden Klagen laut. Von einem unbe⸗ greiflichen Cynismus zeugt noch eine Inſchrift, die ſeine verbrecheriſche Hand auf die Wand ſeiner Gefängniszelle geſetzt hat und die unge⸗ flähr lautet:„Wilhelm Breig, Mörder eines 13jährigen Mädchens. Die Mären ſind an allem ſchuld. Wenn ich 15 Jahre Gefängnis erhalte, komme ich im Jahre 1920 wieder heraus.“ Das Urteil, welches um 1 Uhr mit⸗ tags verkündet wurde, lautete auf 9 Jahre Gefängnis. Die Verhandlung war nicht öffentlich.. f Ludwigshafen, 15. Juli. Beim Ent⸗ laden von Kohlen mittels Krahnen im Lager des rheiniſchen Kohlenſyndikats ſtürzte einer der ſchweren eiſernen Faſſer herunter auf den Arbeiter Dreſcher. Derſelbe ertitt einen ſchweren Beckenbruch. In lebensgefährlichem Fan e der Verunglückte ins ſtädtiſche rankenhaus verbracht. Viernheim, 16. Juli. Lebensgefäbrlich navlabt(k Weidner von hier. Kempf wurde verhaftet und in das Amtsgefängnis Lampertheim ein⸗ geliefert. Darmſtadt, 13. Juli. Das Amtsblatt des Miniſteriums des Innern, Abteilung für öffentliche Geſundheitspflege, enthält folgendes Ausſchreiben an die Kreisgeſundheitsämter, die Kreisveterinärämter und die Apotheker des Großherzogtums:„Da wir noch immer die Erfahrung machen müſſen, daß Rezepte mit kaum leſerlicher Schrift zur Anfertigung an die Apotheken gebracht werden, weiſen wir die Apotheker an, ſich für die Folge ſolchen Rezepten gegenüber in keinem Falle auf mehr oder minder mühevolle zuverläſſige Enträtſelung einzulaſſen, vielmehr ſtets von dem ordinierenden Arzt eine deutliche Inhaltsangabe zu ver⸗ langen. Worms, 17. Juli. Ein Wüſtling, der an ſeinen eigenen vier Töchtern im Alter von 8 bis 16 Jahren und an einem anderen 13⸗ jährigen Mädchen Verbrechen beging, wurde heute hier in der Perſon eines ſeit mehreren Jahren hier anſäſſigen, 42jährigen Taglöhner verhaftet. Nierſtein(Heſſen), 16. Juli. Als am letzten Freitag der befand ſich eine„beſſer gekleidete“ Frau auf dem Bahnſteig, ein Paket im Arme tragend. Im Augenblick, als der Zug ſich wieder in Be⸗ wegung ſetzte, warf die Frau das Paket in einen Wagen vierter Klaſſe und lief eiligſt davon. Man öffnete das Paket und fand darin ein acht Tage altes Kindchen. Der Täterin iſt man auf der Spur. e Mülheim a. d. Ruhr. 15. Juli. Zu einem ſchweren Unglück auf dem Thyſſenſchen Blechwalzwerk iſt folgendes zu berichten: Geſtern ſollte eine neue Gasgebläſemaſchine in Betrieb genommen werden und zwei Arbeiter begaben ſich in den Kanal, worin ſich die Maſchine befindet, um die Maſchinenteile zu ſchmieren. Da der Monteur Kummert an der Maſchine einen Gasſchieber geöffnet hatte, wurden durch ausſtrömende Gaſe die zwei im Kanal ſich aufhaltenden Arbeiter betäubt. Während es gelang, dieſe Beiden aus dem Kanal zu ſchaffen und ins Leben zurückzu⸗ rufen, fanden von den Rettungsmannſchaften der Oberingenieur Hanneſſen, deſſen Aſſiſtent, der Techniker Reinke, Monteur Kummert und der Gasſtocher Tombertz den Erſtickungstot. Von den infolge der Gasvergiftung erkrankten ſechs Arbeitern ſind jetzt zwei geſtorben. Das Befinden der übrigen iſt hoffnungslos. Auf dem Eiſenwerk der Firma Thyſſen u. Co. geriet geſtern Abend ein ſchon bejahrter Arbeiter unter eine Lokomotive und wurde in zwei Stücke geſchnitten. Der Tot trat alsbald ein. Speyer, 16. Juli. Ungetreuer Brief⸗ träger. Der Briefträger Kolbenſchlag unter⸗ ſchlug ſeit einiger Zeit die Einſchreibbriefe, in denen er Geld vermutete. Durch verſchiedene Reklamationen kaum man jedoch bald auf die Spur. und hei einer Hausſuchung fanden ſich 8** begraben 1 Bäckermeiſters H. Clos zu Neunkirchen bei! J f Zug von Worms einlief, ſchon 20 Jahre im Poſtdienſte ſteht, hat die Unterſchlagungen keineswegs in Not begangen, denn er verdient mit ſeiner Frau, die eine ge ſchickte Stickerin iſt, jährlich über 3300 Mark, Er erhielt 1 Jahr 3 Monate Gefängnis und 4 J 3 Jahren Ehrenverluſt. Von der Lahn, 16. Juli. wurde die 18 Jahre alte Lebendig Tochter des Das Mädchen war allein in einer ehmgrube mit Loshacken des Lehms be⸗ ſchäftigt, als plötzlich eine unterminierte Schichte zuſammenſtörzte und die Unglücklich verſchüttete. Die Leiche war bei der Auffindung vollſtändig plattgedrückt, ein Beweis, daß der Tot augenblicklich eintrat. Hamm, 17. Juli. Im nahen Dorfe Dinker weidete eine 70jährige Frau ihre Kuh, Ein Ochſe der Nachbarweide ſprang plötzlich über den Zaun, warf die Frau zu Boden und ſchlitzte ihr den Bauch auf, infolgedeſſen die Frau nach wenigen Stunden ſtarb. Weimar, 17. Juli. Bei Weimar hinziehenden ſchweren Gewitter wurden im benachbarten Chringsdorf ein Mann und zwei Pferde vom Blitz erſchlagen. Jena, 15. Juli. Einer 1 1 0 Benzinvergif⸗ tung 1 halbjährige Söhnchen des Bücherreviſors Schmidt aus Thorn zum Opfer gefallen. In einem unbewachten Augenblick geriet dem Kind eine 4 N Benzinflaſche in die Hände, es trank daraus, und ſtarb in wenigen Stunden. Baſel, 14. Juli. In dem Nachbarort Riehen ſind geſtern Abend bei einem heftigen Gewitter drei auf dem Feld beſchäftigte Per⸗ 5 ſonen vom Blitz erſchlagen und drei weitere Perſonen ſchwer verletzt worden. Zürich, 14. Juli. 1 eidgenöſſiſche Sängerfeſt, das vom 14. bis 18. Juli dauert, mit einer bis jetzt unerreichten Beteiligung von gegen 10,500 Sängern eröffnet. Zur Einleitung fand ein ſtattlicher Feſtzug ſtatt. Meran, 14. Juli. Gut gemeint, aber unausführbar nach ſeinem Wortlaut iſt ein Auftrag, den dem„N. W. Abendbl.“ zufolge ein hieſiger Spediteur erhalten hat. Ihm wurde ein ſchweres Grabkreuz mit der Bahn 4 5 aus Sterzing zugeſendet; die Adreſſe trug fol⸗ genden Vermerk:„Eilgut. Zur Weiterbeförde rung an die verſtorbene Anna Holzknecht in Ganderberg in Paſſeier.“ 8 Vermiſchtes. — In der Rheinauſtraße in Köln er⸗ tönten vorige Woche während der Nacht plötz⸗ lich die ſtimmungsvollen Töne eines Bandonions. Erſt leiſe, klagend, dann heiter mit mächtigen Akkorden, zu bekannten Opernmelodien über? gehend. Alsdann öffneten ſich die Fenſter und überall wurden Menſchen ſichtbar, die ſich das Nachtkonzert des Bandoniovirtuoſen nicht ent? gehen laſſen wollten. Dieſer ſaß auf dem Toattai/ und eb e eee einem über iſt das hier zu Beſuch weilende andert. Heute wurde das g * * Err Inſtrument herrliche Töne. Von keiner Seite hörte man Worte der Entrüſtung über dieſen Störenfried, der nicht müde wurde, ein Muſik⸗ ſtück nach dem andern zu ſpielen, dabei links und rechts ſpähend, ob keine Helmſpitze ſicht⸗ bar wurde; aber es ließ ſich kein Schutzmann blicken. Ueber die Urſache dieſes nächtlichen Konzertes war man wohl verſchiedener Anſicht, doch als der Künſtler das Lied„Sei geprieſen du lauſchige Nacht, die zwei Herzen ſo glücklich macht“, anſtimmte, glaubte man allgemein, daß es ſich um ein Liebesſtändchen handelte. Nach etwa ½¼ſtündigem ununterbrochenem Konzert packte der Muſikant ſein Inſtrument ein, und in großen Schritten eilte er von dannen.„Er iſt nicht erhört worden“, ſagte man ſich, und anderen Morgens entdeckte man einen großen— Einbruchsdiebſtahl in einem der Häuſer, vor denen das Konzert gegeben war. — Bei einem ſchweren Gewitter ſchlug der Blitz in Lörrach i. Baden in eine Schutz⸗ hütte ein, in die ſich mehrere auf den Wieſen und Aeckern arbeitende Leute geflüchtet hatten. Die 60jährige Witwe Durol von Stetten, die 40jährige ledige Stefanie Bachtaler von da und Arbeiter Winkler von Gebrüder Großmann in Brombach wurden getötet, fünf Perſonen wurden verletzt.. — Auch ein Marterl. Beim Bahnhof Baierbrunn im Iſartal bei München findet ſich an einem Baume eine Holztafel mit einem Bilde, das eine Frau und einen Mann darſtellt, die ſich die Hand reichen. Unmittelbar darun⸗ ter ſteht zu leſen: Hier fiel ich, ſteh', Wanderer, und ſprich ein Gebet, In die Hände meiner Frau Margaret. Es war am fünfundzwanzigſten Mai, Als ich ging an dieſem Baum vorbei, Hinter dem ſie ganz von ungefähr ſtand. Ich ſagte„Guten Abend!“ und gab ihr die Hand. Damals war ich ein Junggeſell, Und deshalb verliebte ich mich ſehr ſchnell. Sie behauptete von ſich ſelber das Gleiche Und verlangte, daß ich die Hand ihr reiche Nächſtens und ſchleunigſt auch am Altar, Der zufällig hier in der Nähe war. O, Wanderer, bleibe hier ſtehen, Gedenke der Freiheit Vergänglichkeit, Bet' ein Gebet und bleibe geſcheit! Bums, Bärlaatſchbauer und Ehemann, Der ein Wort davon mitreden kann. — Sein höchſtes Gut bot vor dem Ge⸗ richtshof zu Loweſtoft der Arbeiter Smithſon dem Richter an, der ihn wegen Trunkenheit zu 20 Schilling verurteilt hatte. Er erklärte, er habe kein Geld, und als der Richter fragte, ob er ſonſt keine entbehrlichen Güter habe, antworte er:„Jawohl, meine Frau.“ — Eine Anzahl kurioſer Annoncen aus engliſchen Blättern gibt der„Gil Blas“ wieder; wir leſen dort:„Großes Zimmer zu ver⸗ mieten, paſſend für zwei Herren von unge⸗ fähr vier Meter Länge und ſechs Meter Breite.“ —„Verloren Samstag ein Hund von einem Herrn, der auf den Namen Jim hört, mit kupfernem Halsband und einem Maulkorb.“ —„Verlangt ein Laufburſche, der auch Auſtern öffnen kann, mit Referenzen.“—„Bullenbeißer zu verkaufen, frißt alles, hat beſonders Kinder gern.“—„Zu verkaufen ein kleiner Wagen, gehört einer Dame mit ebenſo guten wie neuen Gummirädern und Sigpolſtern.“ — Wahnſinnsanfälle und Selbſtmorde in großer Zahl ſind die Folge der fortdauernden, intenſiven Hitze in Newyork. Am Mittwoch ſind allein 13 Fälle vorgekommen. 57 Perſo⸗ nen brachen auf der Straße zuſammen. — Ein Verbrecher, der den Wert der Fingerabdrücke feſtſtellt. Das Gericht in Rocheſter hatte ſich mit einem merkwürdigen Verbrecher zu befaſſen. Der betreffende Mann ſtand wegen eines Einbruchdiebſtahls vor Ge⸗ richt. Auf die Frage nach feinem Namen ant⸗ worlete er, er nenne ſich John Smith, fügte aber gleich hinzu, daß er nicht ſo heiße, ſondern einen falſchen Namen angebe, da es ihm darauf ankomme, feſtzuſtellen, ob die Theorie der Fingerabdrücke wirklich von Wert ſei. Er ſei bereits zweimal vorbeſtraft. Da die Polizei in beiden Fällen Fingerabdrücke von ihm ge⸗ nommen habe, müſſe ſie, wenn ſie überhaupt von Wert ſein ſollten, imſtande ſein, feſtzuſtel⸗ len, wer er ſei. Wenn ihm ſein richtiger Name genannt werde, ſo werde er ſofort zu⸗ geben, was er getan habe und wer er ſei. Die Polizei in Rocheſter machte darauf mehrere Fingerabdrücke von Smith und ſandte dieſe nach Scotland Yard, wo die Abdrücke der Finger aller wegen Diebſtahls Beſtraften auf⸗ bewahrt werden. Kurze Zeit darauf konnte man Smith mitteilen, daß ſein wirklicher Name Frank Cotton ſei und daß er einmal mit vier Monaten und das zweite Mal mit 3 Monaten Gefängnis wegen verſuchten Einbruchs vorbe⸗ ſtraft war. Die Tatſache, daß die Fingerab⸗ drücke ein ſo wertvolles Mittel für die Feſtſtel⸗ lung eines Verbrechers bieten, ſchien für Cotton größeres Intereſſe zu haben, als die andere Tatſache, daß er dieſes Mal zu zehn Monaten verurteilt wurde. 5 — Entſetzliche Bluttat Aus Orleans wird über Newyork eine gräßliche Bluttat eines Negers gemeldet, der einige Meilen von der Hondurasküſte mit Ausnahme eines weißen Mädchens ſämtliche Paſſagiere des kleinen Schoners Olymp ermordete, darunter eine Frau mit einem drei Monate alten Kind. Das Machtwort des Präſidenten Bonilla bewahrte das Scheuſal vor dem Lynchgericht und verur⸗ teilte ihn zum Foltertod. — Protzenkummer. Bankier(zu ſeiner Gattin):„Mangelhafte Einrichtung das, auf den Bahnhöfen; ſobald mer aus dem Zug heraus iſt, ſieht niemand mehr, daß mer ge⸗ fahren iſt erſter Klaſſe.“ —. Der Blitzableiter. Radler:„Ein Gutes hat das Aufblühen des Automobil⸗ ſports für uns; man macht im Zeitalter des Schnauferls nicht mehr ſo viele Witze über die Radler.“ — An die richtige Adreſſe! Tante: „Haſt Du irgend jemand von Deiner Verlobung mit Herrn Sweeter erzählt?“— Nichte: keiner Seele— außer Fräulein Miller, die dachte, er würde ihr einen Antrag machen.“ — Sein Urlaub. Beamter:„Nun iſt die ſchöne Urlaubszeit vorüber; es war köſtlich!“ — Bekannter:„Wo ſind Sie denn dieſes Jahr geweſen?“— Nirgendwo, meine Frau war verreiſt!“ 5 Seckenheim, 18. Juli. Der heutige Ferkelmarkt war mit 48 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von 26 30 Mk. pro Paar abgeſetzt. Ein Paar gute Heuleitern zu verkaufen. N 5 Ladenburg, Anlage 92. Uergebung von Bauarbeiten. 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Zur Teilnahme am Stiftungsgenuß ſind berechtigt: „Dienſtboten männlichen und weiblichen Geſchlechts aus dem(vor⸗ maligen) badiſchen Neckarkreiſe, welche ſich durch Anhänglichkeit und reue, vieljährige, mit perſönlicher Aufopferung verknüpfte Dienſte u. w. auszeichnen und wegen Alters, Gebrechlichkeit, Armut ꝛc. einer Un⸗ terſtützung vorzugsweiſe bedürftig ſind, ohne Unterſchied des Religions⸗ bekenntniſſes.“ f Zu den berechtigten Orten des vormaligen badiſchen Aeckarkreiſes gehören: 5 alle Orte der jetzigen Amtsbezirke Eberbach, Heideiberg, Maunheim, Mosbach, Schwetzingen, Weinheim und Wiesloch. Diejenigen Dienſtboten aus den berechtigten Orten, welche ſich um einen Preis bewerben wollen, werden aufgefordert, ihre bezüg⸗ lichen Geſuche, mit den erforderlichen Zeugniſſen über Alter, Dienſtzeit, erhalten, etwaige beſondere Empfehlungsgründe uſw. bei dem Ge⸗ meinderat ihres Wohnortes binnen vier Wochen einzureichen. Karlsruhe, den 1. Mai 1905. Groh. Verwaltungshof: Wirth. 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