Anzeigeblatt für Seckenheim ung Noesheim. 3 A Erſcheint Mittwoch und Samstag. 3 bonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt 5 8 bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Vruck und Verlag von J. Helfrich in geckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeil, oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 74. Samstag, den 16. September 1905. 5. Jahrgang Erſtes Blatt. 1 Deutſches Reich. Verlin, 14. Sept. Die Eröffnung des Reichstages und des preußiſchen Landtages dürfte vor Mitte November kaum erfolgen. an nimmt an, daß der Reichstag erſt um b itte November nach Beendigung der Tagung I Der Provinzial⸗Landtage zuſammentreten wird. I Die Einberufung des Landtags dürfte ebenfalls och vor Weihnachten erfolgen. 1. Petersburg, 13. Sept. Nach hieſigen * Meldungen wird der Zar, der mit ſeiner Familie noch im Laufe dieſes Monats ſich zu wehrwöchentlichem Aufenthalte nach Darmſtadt begibt, bei dieſer Gelegenheit eine neuerliche egegnung mit Kaiſer Wilhelm haben. 5 Aus Nah und Fern. 3) Seckenheim, 15. Sept. Wir ent⸗ nehmen dem 45. Jahresbericht des Badiſchen rauen⸗Vereins folgende Mitteilungen: Im verfloſſenen Jahre(1904) hat in gewohnter eiſe wieder die Verleihung von Auszeich⸗ nungen an weibliche Dienſtboten ſtattgefunden. Es wurden durch Ihre Kgl. Hoheit die Groß⸗ herzogin vergabt: 61 Kreuze und zwar 39 ſil⸗ berne für mehr als 25 bis 40 Dienſtjahre, 13 bervergoldete für mehr als 40 bis 50, ſilbervergoldete mit Kranz für 50 und mehr ienſtjahre. Seit der Gründung dieſer Aus⸗ zeichnung im Jahre 1876 waren damit bis zum Schluß des verfloſſenen Jahres 1880 reuze verliehen worden und zwar 1527 erſter, 4 zweiter und 79 dritter Stufe. Es giebt alſo noch ſehr viele treue Dienſtboten im Lande. Recht zahlreich war auch die Spendung von rbeiterinnen⸗Kreuzen; es wurden deren 87 gegen 80 im Vorjahre) verliehen und zwar 83 ſülberne für mehr als 30⸗ bis 50jährige treue Arbeit im ſelben Geſchäfte und 4 ſilbervergol⸗ dete für 50 und mehr Arbeitsjahre. Seit 1896 ſind zur Vergebung golanot 1092 Henne und 24 vergold⸗ — Verleihung das ſilberne Medaillon mit golde⸗ nein Kreuz und zwar an 3 Oberinnen geiſt⸗ licher Orden, an 1 Oberin in einer Heil⸗ und Pflegeanſtalt und an eine Lehrerin, ſämtlich mit langer, mindeſtens 25jähriger Dienſtzeit. Das allgemeine ſilberne Kreuz für anderweite rühmliche Tätigkeit von gleicher Dauer erhiel⸗ ten eine Induſtrielehrerin und eine Kinder⸗ ſchweſter. In vielen Fällen, bei denen die Vorausſetzungen für die erleihung beſtimmter Auszeichnungen nicht, wo aber ſonſtige lang⸗ jährige rühmliche Dienſtleiſtungen vorlagen, wurden von Ihrer Kgl.& heit anderweite An⸗ erkennungsgaben verliehen. Die Zuſtellung er⸗ folgte allerwärts mit entſprechender Feierlichkeit und gab vielfach Anlaß zu beſonderen örtlichen Feſtlichkeiten und weiteren Ehrungen der von der Landesmutter mit Anerkennung Ausgezeich⸗ neten. Auch in der 15 Gemeinde giebt es gewiß eine Anzahl von treuen Dienſtboten und Arbeiterinnen. Wir vernehmen mit Vergnügen, daß der hieſige Frauen⸗Verein, der bereits eine Aufforderung zur Meldung langjähriger treuer Dienſtleute hat ergehen laſſen, auch denen, die 5 Jahre und darüber in der gleichen Familie oder im gleichen Dienſte ſich befinden, eine ent⸗ ſprechende Anerkennung will zu Teil werden laſſen, wie dies aus einem Inſerat in dieſem Blatte hervorgeht. Mannheim, 14. Sept. Mit dem Bau der zweiten Neckarbrücke ſcheint es nun, wie die„Neue Bad. Landesztg.“ ſchreibt, ernſt zu werden. Es kann dies wohl darauf zuröckge⸗ führt werden, daß geſtern mittag der erſte Balken für den Bau des diesſeitigen Land⸗ pfeilers in den Hummelsgraben eingerammt wurde. Wünſchenswert wäre es, daß die Jungbuſchbrücke bis zum Jubiläumsjähre 1907 fertiggeſtellt iſt. Willſtätt, 13. Sept. Die durch das Hagelwetter am 10. Auguſt beſchädigten Obſt⸗ bäume auf dem Wege von hier nach Odels⸗ hofen ſtehen wieder in voller Blüte. Aus der Wertau, 12. Sept. In Büdingen wurde geſtern die ganze Einwohner⸗ ſchaft durch einen ruchloſen Mord in hoͤchſte Aufregung verſetzt. Ein rüher hier beſchäftig⸗ er Faolähner namens Gottlob Bauer aus hierher gefahren und fragte nach dem Sohne des Fuhrunternehmers Bieber von hier. Bauer hatte früher mit dem jungen Bieber zuſammen gearbeitet und war ſpäter mit dieſen in Streit geraten. Er ſuchte nun dieſen geſtern abend allenthalben und forderte zuletzt, als er ſtatt den Geſuchten den Vater desſelben fand, dieſen auf, mit ihm auf die Straße zu gehen. Der alte Bieber folgte ahnungslos. Auf der Straße zog Bauer einen Revolver und feuerte zwei Schüſſe auf den alten Mann ab, die dieſen ſofort tot niederſtreckten. Der ruchloſe Mord⸗ bube verſuchte zu fliehen, wurde aber bald ein⸗ geholt und gefangen abgeführt. l 5 Paris. In den frühen Morgenſtunden des Mittwoch konnte man nach der„Allg. Zeitung“ in den Straßen und Boulevards in der Nähe des Oſtbahnhofs in Paris ein ſelt⸗ ſames Schauspiel ſehen. Tauſende von rieſigen Ratten liefen erſchreckt die Straßen entlang. Sie wurden von vielen Katzen tapfer ange⸗ griffen; aber dieſe kamen bei dem Kampfe nicht immer gut fort; viele wurden getötet. Die Leute flohen ſchleunigſt von den Straßen; die Ratten ſtürzten, wo ſie nur eine Oeffnung fanden, in die Abzugskanäle. Beim Abbruch einer hölzernen Notbrücke im Boulevard Seba⸗ ſtopol über dem Tunnel für die neue Unter⸗ grundbahn wurde ein alter Abzugskanal bloß⸗ gelegt. Hier muß das Rattenquartier aller Ratten in der Nachbarſchaft geweſen ſein. Das ganze Heer ergoß ſich nun in die Straßen. Mehrere hundert Arbeiter verfolgten ſie mit Stöcken und Spaten und töteten tauſende von dieſen Tieren. Die Bewohner der Umgegend ſind ſehr beunruhigt und fürchten ſich, in ihre Keller hinunterzugehen. 8 Paris, 12. Sept. In Paris verunglückte ein im Schlachthof an der Reparatur eines Brunnens beſchäftigter Arbeiter durch den Ein⸗ ſturz von Erdmaſſen, die ihn zur Hälfte be⸗ gruben. Im Augenblick, als die Rettungsar⸗ beiten beinahe beendet waren, erfolgte ein zweiter Einſturz und die Rettungsarbeiten ge⸗ ſtalteten ſich ſehr ſchwierig. Erſt nach zehn Stunden gelang es, den Unglücklichen noch lebend herauszuziehen. 2 1 2 3 Vermiſchtes. — Ein edles Kraut muß es in Italien geben. Der Redaktion eines römiſchen Blattes wurde dieſer Tage eine Toscana⸗Zigarre vor⸗ gelegt, die 12 Zentimeter Band, zwei Haare und den Kopf eines Nagels in ſich barg. In einer anderen„Giftnudel“ fand man ſogar einen ganzen Nagel und ein langes Stück Schnur. Solche Funde ſollen aber keineswegs zu den Seltenheiten gehören, ſondern gang und gäbe ſein, ſo daß mancher Zigarrenraucher in Italien einen Kramladen eröffnen könnte, wenn er wollte. Dabei handelt es ſich um Regie⸗ zigarren! Sonſt pflegt der Fiskus weniger freigebig zu ſein. Das Glöcklein ruft; nach frommer Weiſ' Eilt jung und alt ins Gotteshaus, Vom Chore in die Nacht hinaus Tönt Lob und Preis. Halt Dich zu Gott! Im Erdenrund Wird oft mißachtet der Geſang, Der einſt in Bethlehem erklang Von Engelsmund. Deutlich ſtieg vor dem Geiſte des Greiſes die Erinnerung an jene trübe Stunde herauf, in der ein liebliches Weihnachtslied, wie ein greller Mißton an ſein Ohr drang. Und heute wie damals vermiſchte ſich mit dem Kindergeſange ein Schluchzen. Aber es waren Tränen der Freude und Rührung, die heute floſſen und der finſtere Geiſt jener Stunde war dem holden Engel des Friedens und der Liebe gewichen. 5 Ende. — Der auf Beſuch in Kempten wei⸗ lende Lehrer Simon fiel am Sonntag abend zwiſchen der Station Waldenhofen und der großen Eiſenbahnbrücke aus dem in voller Fahrt befindlichen Perſonenzug. Er hatte ſich auf der Plattform eines Amerikaners aufgehal⸗ ten und iſt vermutlich durch das Nachgeben der Ueberſchlags⸗Schiene von der Plattform gefal⸗ len. Glücklicherweiſe erlitt er nur geringfügige Verletzungen, ſo daß er ſeinem nach ihm ſuchen⸗ den Bruder entgegengehen konnte. i — Als der von Donauwörth kom⸗ mende Eilzug am Samstag abend in Plein⸗ feld ankam, wurde am Aſchenkaſten ein bluti⸗ ger Stiefel und an der Lokomotivlaterne ein Hut gefunden. Nachforſchungen ergaben, daß bei Wertingen ein Bauer, ein Veteran der Jahre 1866 und 1870, überfahren und getötet worden war. — Ein Stückchen unfreiwilligen Humors iſt eine originelle Bekanntmachung im Warte⸗ ſaal der Station Herrlingen. Es heißt da:„Am Mittwoch, den 13. September 1905, verkehrt Vieh⸗Sonderzug von Ulm⸗Mengen. Die Benützung des Sonderzuges iſt auch andern Perſonen gegen Löſung gewöhnlicher Fahrkarten freigeſtellt. Herrlingen, 10./ IX. 05. K. Bahn⸗ ſtation.“ — Ein Lokomotivheizer aus Stuttgart verlor infolge heftigen Schreckens bei einer unbedeutenden Kolliſion während des Rangie⸗ rens auf dem Bahnhof Bretten die Sprache. — Die Nachfrage nach Stenographinnen beginnt auch in den kleinen und mittleren In⸗ duſtrieſtädten Deutſchlands immer größer zu werden. Die Erkenntnis, daß hier ein Feld iſt, für das ſich die weibliche Arbeitskraft vorzüg⸗ lich eignet, bricht ſich mehr und mehr Bahn. Bewerberinnen, die über eine gute kaufmänniſche 5 und allgemeine Bildung verfügen, haben Aus⸗ ſichten auf gut bezahlte Stellungen. Bevorzugt werden Damen mit Sprachkeyntniſſen. — Freundesrat. Johnſohn:„Er ſagte, ich wäre ein hohlköpfiger Eſel. Was rätſt du mir zu tun?“— Jackſohn:„Einen guten Tierarzt aufzuſuchen.“ Kindermund. Vater:„Sieh mal, Hans, wie das Pferd da dampft, das iſt ſo ſchnell gelaufen.“— Hans:„Nicht wahr, Papa, das nennt man ein Dampfroß?“ — Schöne Ausſicht. Prinzipal(zu ſeinen Kommis). Seien Sie fleißig, halten Sie ſich brav, wenn Sie ſo bleiben, können Sie bei mir ſterben! Seckenheim, 12. Sept. Der heutige Ferkelmarkt war mit 64 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von 25—32 Mk pro Paar abgeſetzt. Sei nicht zu hart. Laß Deinen Lippen nicht zu ſchnell entfliehen 95 raſche, unbedachte Richterwort. Dir iſt der Blick ins Inn're nicht verliehen, Und äuß'rer Schein reißt 2 zum Tadel fort. Ein N Wort, es iſt ſo leicht geſprochen Und hat ſo oft ein Menſchenherz gebrochen. Du kennſt ja nicht den Kampf in dunklen Stunden, Kennſt nicht das herbe Weh in ſtiller Nacht, Das ein gequältes Menſchenherz empfunden, Eh' es vom Pfad des Lichts ſich losgemacht. Du kannſt die tauſend Fäden nicht ergründen, Die eine Seele an den Abgrund binden. Drum mußt Du mild und liebend Dich beweiſen An Deiner Freundin, wenn ſie irre ging, Und dankend Deinen Gott im Himmel preiſen, Wenn die„ Dir vorüber gin, Du mußt ſie ſchonend vor der Welt vertreten Und ſtill zu Gott für ihre Seele beten. Seckenheim. Schw. K. Maas. —— Bekauntmachung. Die Neuwahlen zur zweiten Kammer 5 88 5 der Ständeverſammlung betr. Mit bezirksrätlicher Genehmigung iſt die Gemeinde Feckenheim zum Zweck der Vornahme der Tandtagswahlen, die mit allerhöchſter Entſchließung auf Donnerstag, den 19. Oktober d. Js. anberaumt ſind, in folgende 3Z Bezirke eingeteilt worden. 1 8 N Hauptort Heckenheim. 1. Wahlbezirk: umfaſſend das Oberdorf(gegen Edingen) ausſchließlich Luiſen⸗ und Lauerſtraße. 2. Wahlbezirk: umfaſſend das Unterdarf einſchließlich Luiſen⸗ und Lauerſtraße, ſowie ſämtliche außerhalb Otsetter im Hauptort Seckenheim belegenen Gebäude.. N Nebenort Rheinau. 3. Wahlbezirk: derſelbe wird durch den als Nebenort Rheinau erklärten Teil der Gemarkung Seckenheim gebildet. 5 f ö Die Wählerliſten für die nebenbezeichneten Wahlbezirke ſind auf⸗ geſtellt und liegen am Montag, den 18. September d. Js. an während 8 Tagen, das iſt bis mit 25. September d. 28. und zwar jene für den 1. Bezirk in Zimmer No. 6, jene für den 2. Bezirk in Zimmer No. 7 des Nathauſes in Feckenheim und jene des 3. Bezirks im Gemeindehauſe Rheinau an den Werktagen Vormittags von 8 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 6 Uhr; am Sonntag, den 24. September Vormittags von ½8 bis 1710 Uhr Ju Jedermanns Einſicht auf Bekanntmachung. Die Neuwahl der geiſitzer des Gewerbegerichts Mannheim betr. 45 Nr. 9605. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Wählerliſten für die Wahl der Beiſitzer des Gewerbegerichts Mannheim von Montag, den 11. Ceptember l. Js. bis Fonnkas, den 17. September l. 2s. einſchließl. und zwar an Werktagen Vor mittags von 812 und am Sonntag, den 17. September!. J., Vormittags von 8—9 Uhr auf dem Rathauſe in Seckenheim zur Einſicht der Beteiligten offen liegen. Einſprachen gegen die Richtigkeit der Liſten ſind während der Dauer der Auslegung derſelben bei dem Gemeinderat Seckenheim oder bet dem Gewerbegericht zu erheben. Zpätere Ginſprachen werden nicht berückſichtigt. a Es wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß nur die in die Wählerliſten eingetragenen Perſonen ſich a der Wahl heteiligeg können. 7 8 Seckenheim, den 8. September 1905. 2 0 Gemeinderat: Ratſchreiber N Volz. Ritter. Arbeſter- Verein Seckenbeim. Evang. gonntag, den 17. Heptember, nachmittags 3 Uhr findet im Lokal zur Po“ 9855