Anzeigeblatt für Seckenheim und Noesheſm. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 Redaktion, Uruck und Verlag von J. Helfrich in Keckenheim. Nr. 98. den meer. Anzeigen: i Die Iſpaltige Garmondzeil' oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Samstag, den 9. Dezember 1905. 5. Jahrgang Zweites Blatt. Das Geheimnis der Brüder. Kriminal⸗Roman von J. Fichtner. 16) f(Nachdruck verboten). „Leider nein. Nun ich ſie aber weiß, da möchte ich ſo gern Gebrauch davon machen. Werden Sie mir geſtatten, Ihnen in dieſen Tagen meine Aufwartung zu machen?“ „Sie werden mich ſehr verbinden, mein Haus ſteht Ihnen jederzeit offen!“ „Nur nicht zur Nachzeit!“ ſcherzte er. „Da möchte ich allerdings beſtens danken!“ „Er reichte mir die Hand zum Abſchied. „Empfehlen Sie mich Ihrem Fräulein Schwägerin und meinen Dank an Frau Ge⸗ mahlin für die bewußte Erlaubnis.“ Damit war ich nun nicht einverſtanden, das ſollte mir nun nicht mehr vorkommen, ſo hinter meinem Rücken— jedenfalls würde ich den Dank nicht beſtellen!“ f Er war fort und ich ſchloß die Haustür auf. In meinem Zimmer angelangt, fühlte ich mich an allen Gliedern wie gelähmt; war es die naßkalte Luft, oder die ſonderbar auf⸗ regenden verſchiedenen Ereigniſſe, die in der letzten Stunde ſich an mich herangedrängt? Ich trank ſchnell ein Glas Wein und begab mich dan zu Bett, ohne Hoffnung, irgend welche erquickende Ruhe zu finden. 6. Als ich erwachte, ſchien mir die Sonne voll ins Geſicht. Meine Frau hatte mich nicht wecken wollen, da ſie bemerkt, wie ſpät ich erſt zur Ruhe gekommen. In der Tat hatte die körperliche Ermattung ſchließlich den Sieg über die geiſtige Aufregung davon getragen— ich hatte einige Stunden gut geſchlafen. Nun erinnerte ich mich meines Verſprechens, ſtand auf und machte ſchleunigſt Toilette. Ins Zimmer tretend, rief meine Frau erſchreckt: „Aber, wie ſiehſt du denn aus, Richard? Gerade als ob du ſelbſt krank geweſen wäreſt, und in dieſem Zuſtande haſt du einen Nacht⸗ beſuch gemacht? Was war denn eigentlich los, du haſt doch keinen ſchweren Patienten?“ Ich war gar nicht in der Stimmung, ausreichende Auskunft zu geben. „Sorge ſchnell für eine Taſſe Kaffee, ich muß wieder fort!“ Wein Weibchen, das mich ſehr gut verſtand, verließ mich ſtill⸗ ſchweigend. Keinesfalls wollte ich den ganzen Hergang der Nacht erzählen, hielt es auch für geraten, den Dank und die Empfehlung des Herrn Polizeiinſpektors noch gar nicht zu beſtellen. Das konnte ich ja auch ſpäter tun. „Herr Franke iſt plötzlich krank geworden, und da man vermutete, daß ich noch nicht zu Bett ſei, hat man nach mir geſchickt!“ erklärte ich etwas unwirſch. „Mein Gott, wie iſt denn das ſo ſchnell gekommen. Es iſt doch keine ernſte Gefahr dabei?“ Das war wieder ſolch eine tiefgehende Be⸗ ſorgnis, die ſich mehr im Ton als in den Worten kundgab, daß ich mich beinahe ärgerte. „Das kann jedem paſſieren; ſolche ſchnelle Zufälle ſind jetzt an der Tagesordnung. Jeden⸗ falls ſind dieſe auch ſehr gefährlich, da ſie ſich unverſehens wiederholen.“ 5 „Das wäre ja ſchrecklich! Was wird Sophie ſagen. Solch ein reizender Mann!“ „Auch noch!“ brummte ich; ſie war ſchon fort, um die Alarmnachricht ihrer Schweſter zu verkünden. Ich nahm die Gelegenheit wahr nnd machte, daß ich hinaus kam, ehe auch dieſe mit ihrem Jammer mich überſchüttete. Als ich hinaustrat, war ich überraſcht über die Wandlung in der Natur. Goldener Sonnenſchein lag über den naſſen Erde, aber alles ſchien größer, weiter geworden zu ſein, kein Blatt mehr an den Bäumen, die Sträucher wie abgefegt, dafür blitzende Regentropfen an jedem Zweige, die prangende Sauberkeit auf jedem Straßenſtein, Sankt Petrus hatte große Herbſtwäſche gehalten. Schon war ich einige Schritte gegangen, da bog die Equipage der Firma Franke um die Ecke; ich bedeutete jedoch dem Kutſcher, zurückzufahren, da ich den nächſten Weg durch den Park zu gehen gedachte. Eine erfriſchende Morgenkühle wehte mich an; mit Behagen atmete ich den herben Duft des Laubes, das noch an den Promenaden⸗ wieſen zuſammengefegt wurde. f Welke Blätter! Unbeachtet lagen ſie im Staube. Wie viele ſolch welker Blätter gab es an dem großen Körper der menſchlichen Geſellſchaft, wie viele würden die Herſtſtürme des Lebens wieder als Tribut des unvollkom⸗ menen Daſems fordern? Ich mußte mich über mich ſelbſt wundern, daß ich ſolch ele⸗ giſchen Gedanken nachhing, während doch die erſt einige Stunden an mir vorübergegangenen Vorgänge mein ganzes Denken in Anſpruch nehmen mußten! Aber mit dem Dunkel der Nacht ſchienen auch dieſe dunklen Schattenbilder verblichen zu ſein. Die ſtrahlende Macht des Tagesgeſtirns ſchien auch jede Empfindung in helles Licht zu tauchen, alle Schatten zu verbannen. Schon glänzten mir die hohen Bogen⸗ fenſter des Palaſtes entgegen. Er lag in ſeiner ganzen Breite und Schönheit vor mir und wirkte dadurch, daß keine Nebenbaulich⸗ keiten ihn erdrückten, doppelt maſſig und überwältigend. An den Seiten erſtreckten ſich gärtneriſche Anlagen, die durch ein koſtbares Eiſengitter be⸗ grenzt waren. Nach hinten zu weitete ſich wohl meiner Anſicht nach die Gartenfläche, doch konnte ich davon nichts beſtimmtes wahr⸗ nehmen. Ich trat über die Schwelle; die düſtere Atmosphäre hatte einer heiteren Färbung Platz gemacht. Die Sonnenſtrahlen brachen ſiegreich durch die bunten Fenſter und rote, gelbe und blaue Lichter ſtritten um die Herrſchaft. Auf einer Steigeleiter ſtand ein Mann, um die Dekorationen zu entfernen, er wandte ſich bei meinem Eintritt und war im nächſten Moment herabgeſprungen. Es war Herting in ſeiner gewohnten Arbeitskleidung. Doch ich glaubte ihn nicht wiederzuerkennen, als ich in ſein frohes ſtrahlendes Geſicht blickte. Da war keine Spur von der nächtlichen Qual und Pein zu merken und als das rote Sonnenlicht über ſeine Züge ſtreifte, glaubte ich einen Jüngling vor mir zu ſehen. „Entſchuldigen Sie, Herr Doktor, einen Augenblick. Denken Sie, ich habe einen Brief von meinem Sohne erhalten— er iſt nun ein aner Künſtler, hat am königlichen Hofe onzert gegeben und es iſt möglich, daß er in nächſter Zeit hierher kommt, um— na, Sie wiſſen ja, ich will mehr nicht geſagt haben!“ Er ſchwieg und ſah mit hellem Blick nach oben. Ich vermochte nicht, das ſtolze Vater⸗ glück zu ſtören, das mir hier ſo impulſiv ent⸗ gegentrat. „Ich habe ſchon davon gehört, der Ruhm Ihres Sohnes iſt noch ſchneller als ſeine Briefe — ich gratuliere Ihnen von Herzen!“ Er nahm meine Hand und hielt ſie in der ſeinen — lange— mit einem bittenden Blick ſuchte er meine Augen. Halbleiſe, als fürchtete er, gehört zu werden, ſagte er dann:„Darf ich meinen Sohn, wenn er hier iſt, einmal zu Ihnen bringen? Sie müſſen ihn ſehen und kennen en Ich mußte unwillkürlich lächeln. „Sehen und hören werde ich ihn ſo wie ſo, denn ſein hieſiges Auftreten würde ich um keinen Preis verſäumen. Wenn Sie mir ihn aber perſönlich vorſtellen wollen, ſo wird mir das ein großes Vergnügen ſein!“ „Wirklich?“ rief er erfreut.„Dann komme ich beſtimmt den erſten beſten Tag!“ „Demnach alſo auf Wiederſehen!“ ſagte ich und ſtieg ſchnell die Treppen hinauf, während er mir ganz beglückt nachſchaute. Ich wurde bereits erwartet, denn als ich in das Krankenzimmer trat, ſtellte man mir den Sanitätsrat Bergen vor. Keine Spur von Empfindlichkeit und Mißbehagen wurde ſeitens dieſes Herrn bemerkbar und ich fand in der Tat einen liebenswürdigen Kollegen. Wir verſtändigten uns über die Diagnoſe und unter⸗ ſuchten den Kranken nochmals. Er war ſehr ſchwach und angegriffen. Die Zufälle hatten ſich wiederholt und der Sanitätsrat teilte einen beſorgten Blick mit mir. (Fortſetzung folgt.) Vermiſchtes. Eſſen a. d. R., 5. Dez. Die General⸗ verſammlung der Aktiengeſellſchaft Friedrich Krupp in Eſſen a. d. Ruhr genehmigte heute den Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1904/05. Die Dividende wurde auf 7½ Proz feſtgeſetzt. Beträge von 3 200 000 Mk. wurden an Rück⸗ lagekonten überwieſen. Ferner wurde auf An⸗ trag der Frau Krupp an die Penſions⸗ und Unterſtützungskaſſe eine außerordentliche Zu⸗ wendung in Höhe von 1 Million Mark be⸗ willigt. 7 ä — Ein in Münſter i. W. verſtorbener lediger Rentier ſetzte ſeine langjährige Dienſt⸗ magd zur Univerſalerbin ſeines auf 800 Mark geſchätzten Vermögens ein. 5 — Der Richter als Gaukler. Aus London wird berichtet: In einer kurioſen Rolle zeigte ſich in einem Prozeſſe in der„Nottingham County Court“ der den Vorſitz führende Rich⸗ ter. Es war die Frage aufgeworfen worden, ob ein Mann einen Hut von der Erde aufzu⸗ nehmen vermöge, ohne die Knie zu beugen Ein Doktor, der als Zeuge vernommen wurde, verſuchte zuerſt den Trick. Er mißlang ihm. Darauf probierte ein Rechtsanwalt ſein Glück. Anch er hatte keinen Erfolg. Da ſtieg der Richter von ſeinem Pult herab und ſiehe da — ihm gelang das Experiment. Als der An⸗ walt der Gegenpartei Zweifel an der richtigen Ausführung des Tricks laut werden ließ, ver⸗ ſuchte der Richter das Experiment noch einmal. Es gelang ihm abermals. Damit gab ſich nun auch der Anwalt zufrieden. — Reingefallen. Freund(bei einem fran⸗ zöſiſchen Schauſpiel):„Warum applaudierteſt du denn ſo wütend, als der Schauſpieler ſeine Anſprache vor dem Vorhang hielt?“— Sprig⸗ gins(im Vertrauen):„Damit die Leute denken follten, ich verſtände franzöſiſch. Was ſagte er?“— Freund:„Er ſagte, der Reſt ſeiner Rolle würde von einem Stellvertreter geſpielt werden, da ſeine Mutter im Sterben liege.“ — Au! Sergeant:„Wo wollen Sie hin, Schmitt?“— Rekrut:„Waſſer holen.“— Sergeant:„Was, in ſolch ſchmutzigen Hoſen?“ — Rekrut:„Nein, Herr Sergeant, in dieſem Eimer hier.“ a 1 N 5 6 1 2 * * . 32 N 15 5 . 5 * * Aufforderung. Alle, diejenigen, welche Forderungen an die Gemeinde zu machen haben, werden aufgefordert, die diesbezüglichen Rechnungen bis längſtens 15. Dezember dſs. Js. unter Benützung der vor⸗ Nr. 1895. geſchriebenen in der Buchdruckerei von J. Helfrich hier erhältlichen Formulara(getrennt für jede Rachnmgseudriſ an den unterzeichneten Gemeinderat einzureichen. Seckenheim, den 28. November 1905. Gemeinderat: Volz. Sängerbund Seckenheim. Morgen Sonntag, den 10. Dezember, abends ½8 Uhr werden die Ratſchreiber Ritter. theatralisehen Aufführungen im Lokale, Gaſthaus zum gold. Adler noch einmal gegeben und laden wir zu zahlreichem Beſuche freundlichſt ein. Der Vorſtand. Humoriſtiſcher Club Seckenheim. Sonntag, den 10. Dezember 1905, Abends 7 Uhr im Gaſthaus zum Steru grosse Theater-Aufführungen wozu freundlichſt einladet der Vorſtand. Wer lachen will, der komme. Grosses Lager aller Arten Taschenuhren in Gold, Silber, Nickel und Stahl Regulateure, Haus-, Wand- und Küchenuhren Damen- und Herrenketten Trauringe Broſchen, Armbänder, Ohrgehänge, Ringe, Vorſtecknadeln Manſchettenknöpfe, Anhänger Geschenkartikel, Cafelaufsätze, Bestecke, Menager ete. Schaufenſter mit ſichtbaren Preiſen. Ein Beſuch meines Geſchäf⸗ tes dürfte Sie von der Reichhaltigkeit und Billigkeit meines großen Lagers überzeugen. Auf ſämtliche bei mir gekauften Gegenſtände leiſte die weitgehendſte Garantie. 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