. Fetkenheiner Anzeiger 55 Anzeigeblatt für Seckenheim und Noesbeim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 30 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 1.10 Rebaktien, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim. Anzeigen: Die Iſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Pf bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 102. Samstag, den 22. Dezember 1906. 6. Jahrgang ur kalten Herberge. Eine wahre Geſchichte von Anno 1820 von E. W. Stich. Er hatte den braven, treuen Buben ein Stückchen Wegs begleitet und als er jetzt ein Liedchen trillernd wieder in die Stube zurück⸗ kam, begann die Pechler⸗Waben mit warnendem Ton:„Siehſt Maxl, die Liebesgeſchichte mit der Paradies wirts⸗Kati nimmt mir noch mein bischen Schlaf, der ohnehin ſo rar bei mir iſt, ſeit der letzten Zeit. Zuerſt glaubte ich ganz gewiß, die Kinderſpielerei habe aufgehört, nach⸗ dem Du Poſtillon geworden biſt; jetzt ſehe ich aber, daß dieſe erſt bitterer Ernſt geworden iſt! Daraus kann aber nur Elend und Jammer kommen, denn außer der Totfeindſchaft, die ſeitdem der Oedmüller auf Dich geworfen hat, an's Freien kannſt Du ja erſt in Jahren denken.“ 5 5 Der junge Mann zündete ſich ſein Pfeifchen an und entgegnete gutgelaunt;„Wenn man ſich gegenſeitig ſo recht herzinnig zugetan iſt wie Kati und ich, da denkt keines an morgen— nicht an übermorgen. Man hat ſchon an der wahren Zuneigung genug. Und warum ſoll ich mich ſorgen? Unſer lieber Herrgott läßt es ja auch den„Federbürſchlein“ im grünen Walde an nichts fehlen, ſeine mächtigr Hand hat mich einſt, das ganz verlaſſene Bübchen, aus dem hohlen Baumſtamm gerettet und in die Obhut redlicher Menſchen gebracht, dann forwährend väterlich für mich geſorgt und er wird auch fürder alles mit mir und der ſeelen⸗ guten Kati recht machen, werden doch die Ehen im Himmel geſchloſſen“ 5 Die Greiſin ſtützte die abgemagerten Ellen⸗ bogen auf die Kniee, legte das knochige Kinn auf beide Hände und ſtarrte mit den trüben, entzündeten Augen in das durch einen grünen Schirm gedämpfte Licht der kleinen Oellampe. „Wohl, wohl! Wer auf Gott vertraut, hat feſt gebaut.— Und ein helles Wunder war's daß das zarte, nur in eine Windel ge⸗ wickelte, kaum jährige Kind nicht in dem alten, hohlen Baum umgekommen, von einem Fuchs in der langen, damaligen Nacht angebiſſen worden iſt. Drum aber ſoll ſich der Er⸗ wachſene doppelt hüten vor dem grimmigen. zweibeinigen Wolf“, ſetzte ſie aus ihren lauten Gedanken ängſtlich auffahrend hinzu... Kenn ich doch den ſchrecklichen Oedmüller ſchon ſo viele— viele Jahre, ihn, der nicht an unſern Herrn und Heiland glaubt und über Fegfeuer und Hölle nur ſpott... Kein heiles Fleckchen mehr iſt an ſeinem Gewiſſen manchen ſchwachen Burſchen hat er verführt damals in jenen und mit ſich in ſein wüſtes Sündenleben hinein⸗ geriſſen.. Aus dem, was Dir vorhin der Paradieswirts⸗Schorſchel von der Jungfer Hierand gemeldet hat, hörte ich deutlich heraus, daß der Oedmüller ebenfalls um das bild⸗ ſchöne Mädel freit. O, Maxl, lieber Marl, nimm Dich vor dieſem entſetzlichen Menſchen in Acht, der zu jeder Schlechtigkeit fähig iſt und auch vor einer Bluttat nicht zurückſchreckt. Auch glaube ich alleweil, daß er mehr von Deinen Eltern weiß, als er bekennen will. Daß am End gar er es geweſen iſt, der Dich 5 hohlen Weidenbaum gelegt at.“* N „Wie, was?!“ fuhr der Poſtillon auf. „Was bringt Sie für Fabelzeug daher? Fehlts Ihr im Kopf? Muß ich nach dem Bader laufen?“ 5 N Mun iſt's einmal heraus, was mich ſo lange gedrückt hat“, entgegnete die Alte mit leiſer Stimme und legte wie ermattet vom vielen Reden ihren Kopf in die Lehne des Stuhles zurück. 5 8 5 Ja, wis ſo los!... Das Gerücht aber ging in der ganzen „Höre mir nur recht aufmerkſam zu, Maxl, was ich Dir erzähle. Es iſt reichlich zwanzig Jahre her, als unſer guter König Max, der damals noch Churfürſt und auch nicht lange zuvor aus der Pfalz zu uns nach Bayern gekommen war, aus ſeinem ſchönen München fliehen mußte vor den republikaniſchen Franzoſen, die etliche Jahre früher ihren König und die Königin, die Geiſtlichen, Adeligen und alle Leute, die am heiligen Glauben und an den einſtigen Geſetzen andächtig und ehr⸗ furchtsvoll hingen, ermordet hatten. Mit dem König flüchteten ſich viele vornehme öſterreichiſche und auch franzöſiſche Adelsfamilien, die ſich am churfürſtlichen Hofe aufgehalten hatten. Bei Nacht und Nebel mußten ſie fort, denn die ziegelfarbigen, feindlichen Huſaren, die am Ohr die Zöpfe in Blei gewickelt trugen, waren wie der Blitz da und hinter ihnen d'rein, um ſie abzufangen oder ihnen doch wenigſtens das Gepäck zu erleichtern. „Nun ich ſehe es noch, als wär's erſt jetzt geweſen, wie die Dackel des alten Förſters Lenz um einen alten Weidenbaum herumbellten, der ganz nahe dort am Kanalkeſſel ſtand, auch nicht aufhörten, bis ihr Herr nachſah, was in der Höhlung des Stammes verborgen ſei. Als er nun ſchon ganz nahe am Baum ſtand, hörte er leiſes Weinen. Der alte Mann erſchrak, faßte ſich aber ſofort wieder, rief ſeinen Gehilfen herbei und die Holzhauer, die ſeitwärts ſtanden und neugierig warteten, was denn da in der Weide ſtecken müſſe, da die Dackel gar ſo rumorten. Alle aber verſtummten vor Schreck, als ſich nur der Förſter bückte und ein Kindlein— ein kaum einjähriges Bübchen— nur in eine Windel, doch von feinem Wollſtoff gewickelt, aus dem hohlen Stamm hervorhob ... Nun lief die ganze Ortſchaft zuſammen, aber Niemand wollte ſich des armen Würmchens erbarmen und bei ſich aufnehmen, denn es war, wie ſchon geſagt, eine ſchlimme harte Zeit, in der die Leute ſich kaum ſelber und die eigenen Kinder fortbringen konnten, alſo durch⸗ aus nichts davon wiſſen wollten, auch noch ein fremdes zu erziehen. Unſer damaliger hoch⸗ würdiger Herr Pfarrer— Gott habe ihn ſelig— trat nun auch zu uns und ſprach herrliche, chriſtliche Worte, indem ker auf die huldvolle Verheißung unſeres Herrn Jeſus Chriſtus hinwies:„Selig ſind die! Barm⸗ horzigen!“... Er erſchütterte auch die Herzen ſeiner Pfarrkinder ſo, daß jeder Familienvater gelobte, eine gewiſſe Reichnis an Naturalgaben oder ein bischen Geld, regelmäßig dem zu geben, der dem Findling bei ſich Obdach gewähren würde. Ich hatte Dich lieber Maxl, bereits in mein wollenes Tuch eingehüllt, weinte vor Er⸗ barmnis und freute mich zugleich des ſchoͤnen Bübchens, das mich ſchon recht! zutraulich mit ſeinen großen treuherzigen Augen anſchaute. Da ſprach der Herr Pfarrer, der mich und meinen Mann, den Pechler⸗Waſtl, als zwar arme, aber auch brave Leute kannte, Dich uns zu und der Gemeindevorſteher beſtätigte mit Freuden den Willen des geiſtlichen Herrn Der Oedmüller ſtand hart neben mir, lachte in ſeinen Rotbart hinein ſo wie der böſe Feind ſelber und raunte mir höhniſch zu:„Pechler⸗ Waben leg das Kind lieber Deinem Maſt⸗ ſchwein daheim unter, wenn Du eines haſt, das verſpeiſt es gleich und die Gemeinde, welche ſich ſo vor lauter Kriegslaſten nimmer aus⸗ kennt, iſt dann doch dieſes feinen Heckenprinzen Umgegend, daß gerade in jener Nacht, wo man Dich in der hohlen Weide ausſetzte, eine flüchtige Adelsfamilie von Räubern angefallen worden ſei, deren es leider damals genug bei uns gab, wie man noch jetzt von A Zeit hier von ſolchen vernimmt, und Torfar⸗ zu beiter, die in der Zeit aus dem Torfſtich kamen, wollten den Oedmüller geſehen haben, der mit ſeinem Wender in der Nähe des Kanalkeſſels und jenes Baumeszſich herumtrieb. Da aber Jeder den Wüterich fürchtete, wagte keiner davon zu reden.“ 4 „Nein Mutter, ſo ein herzloſer Menſch kann der Oedmüller doch nicht ſein, daß er mich meinen wahren Eltern geraubt, alſo um mein ganzes Lebensglück betrogen hat und mir noch die? Braut nehmen, ja; mich ſelbee umbringen will!“ In jener ſchrecklichen Nacht des Zweifels fand der arme junge Mann keinen erquickenden Schlummer. d. ** 5 Meiſt iſt ein froher Sinn die glückliche Gabe harmloſer Jugend. So hatte denn auch der herrliche Mitſommertags⸗Morgen alle ſchwarzen Schatten der letzten Nacht bei dem jungen Poſtillon verſcheucht und ſein heller Kopf erkannte in den ängſtlichen Mutmaßungen ſeiner Pflegemutter, nur krankhafte Befürch⸗ tungenzder' vom Schickſal ſo kärglich behan⸗ delten braven Greiſin. Als nun die Glocken der Dorfkirche zur Feier des„goldenen Sonntags“(Feſt Joh. des Täufers) riefen. folgte er ihrem harmoniſchen Weiheklang und erbaute ſich, wie es an einem ſolchen hohen Feſttag einem guten Chriſten geziemt, am feierlichen Hochamt, wo er auf dem Chor mit⸗ wirkten und an der Predigt, die der Herr Pfarrer ſelber hielt. Den ganzen Tag über hielt er ſich ruhig zu Hauſe, wohnte auch noch dem Nachmittags⸗Gottesdienſt bei und als die Nacht ſtill und mondhell gekommen, zog er ſeine dunkelgraue Joppe an, ergriff einen derben, ſelbſtgeſchnittenen Hainbuchenſtock und wanderte langſam, aber mit ſeltſam bewegten Herzen dem Paradieswirtshaus auf dem Waldpfad zu Als ihm das Hintergebäude der einſam liegenden Taferne zu Geſichte kam, näherte er ſich vor⸗ ſichtig auf der Wieſe, an deren Saum hie und da eine alte Tanne oder Fichte ſtand, der Schutzwand des Wirtshauſes. Eben noch rechtzeitig genug. um ſich hinter einen dunklen Stamm flüchten zu können, ſah er, wie ſich etwas im; Mondlicht bewegte. Der Gaſtgeber ſelber, der, Hierand⸗Hieſel war's, der nun lang⸗ ſam an ſeinem Verſteck vorbeiging... Deut⸗ lich konnte der junge Mann von ſeinem Verſteck aus bemerken, daß der Alte ſorgſam überall umherſpähte, oft auch aufhorchend ſtilleſtand, dazu trug der Wirt ein Gewehr. Was nur der Vater ſeiner lieben Kati noch ſo ſpät auf“ der Waldblöße zu ſchaffen hatte? Wollte der wohlhabende Mann in ſeinen alten Tagenzim königlichen Leibgehege noch wildern? Gewiß nicht!... Oder war ſein nächtlicher Gang zur Tochter Hierands dem Vater ver⸗ raten?„Nein, nein“, entgegnete ihm auf dieſe Frage ſein Herz. 5 „Doch halt, ich hab's“, ſagte ſich jetzt Maxl,“, wegen der vielen Raub⸗ und Mord⸗ taten, welche ſeit einiger Zeit wieder hier herum in unſerem waldigen Sumpfwinkel ge⸗ ſchehen k ſind, macht der Paradieswirt als wackerer, umſichtiger Hausvater den nächtlichen Rundgang um Haus und Hof, um nachzu⸗ ſchauen, ob ſich nichts Verdächtiges in der Nähe blicken laſſe. Nur wundert's mich, daß er da den treuen, wachſamen Sultl nicht mit⸗ genommen; hat, der ſofort jeden unheimlichen Nachtgänger⸗ melden und ſtellen würde.“ Damit beſchwichtigte der Poſtillon das ihm ſelber unerklärliche Bangen, welches ihn plötzlich beſchlichen hatte. N Fortſetzung folgt.) * Paletot für Herren 410 2 Demi Qnalitäten Winter⸗Qualiläten Jehr große Angwah! 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Danklagung. 5 Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme an der Krankheit und dem Ableben unſerer innigſtgeliebten Gattin, Mutter, Schwiegermutter und Großmutter 5 N 5 Margaretha Neubauer geb. Johann ſowie für die vielen Kranzſpenden und die zahlreiche Leichenbe⸗ gleitung ſagen wir Allen herzlichen Dank. 5 55 Beſonders Dank auch Herrn Pfarrer Roth für die wohl⸗ thuenden Troſtesworte und den Krankenſchweſtern für die auf⸗ 5 opfernde Pflege. Seecckenheim, den 21. Dezember 1906. Im hamen der trauernd Hinterbliebenen: Wendel Neubauer. a Als paſſende 125 empfehle: 8 Gesangbücher 0 in großer Auswahl(Namenaufdruck gratis) i Schreibzeuge, Geschäftsbücher, Briefordner, 8 deer, 1 Märchenbücher, Bilderbücher, Photographiealbums, Postkartenalbums, Poesiealbums, Farbenkasten, Zbörieſpapier s i önen Kaſſetten. i J. Helfrich.