Wo die heimlichen Veilchen bluͤh'n, gige Anzeigeblatt für Seckenheim und NMpesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 30 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 1.10. Redaktion, Druck und Verlag von J. helfrich in seckenheim. An 0 eigen: f Die einſpaltige Petitzeile oder der n Raum 10 Pfg. bei Wiederholungen entſprechenden Rabatt. Nr. 22. — Samstag, den 16. März 1907. 7. Jahrgang Zweites Blatt. Der Erbe von Riedheim. Roman nach einer Idee von K. Felden von Irene von Hellmuth. Er zwang ſeine Gedanken zu etwas an— derem, während er die kleine Kapſel immer zwiſchen den Fingern hin und her drehte. Drüben, am jenſeitigen Waldſaume lagen mächtige, gefällte Baumſtämme. Farren und hohe Gräſer ſproßten in üppiger Fuͤlle daneben und auf einer kleinen Erhebung hatte ſich von zuſammen und trat raſch hervor, dann ſtanden jungen, in den Kronen verſchlungenen Buchen- ſchößlingen eine kleine, natürliche Laube gebildet, lang ſchweigend gegenüber. Bei die dichtes Haſelgeſträuch umrankte. längerem Zuſehen bemerkte Hellborn, daß zwiſchen dem Grün der Büſche etwas Helles hindurchſchimmerte; es mußte ſich irgend ein weibliches Weſen dort befinden und ſchon wieder waren ſeine Gedanken bei der Baroneſſe von Riedheim. Leiſe, unhörbar ſchlich er uäher und ſpäte vorſichtig in das grüne Verſteck. Die Hunde, als wüßten ſie, daß ſie kein Geräuſch machen ſollten, folgten ihrem Herrn ſorgſam jeden Schritt desſelben beobachtend. worfen. Drinnen ſaß auf einem mooſigen Stein, die Arme um die Knie verſchlungen, ein junges Mädchen. Das mußte die Baroneſſe ſein. Klaus Hellborn hielt den Atem an und winkte den Hunden, ſich ruhig zu verhalten; er wollte dieſen Anblick ſo lange als möglich genießen. Sein Herz klopfte faft hörbar, denn etwas lieblicheres glaubte er noch nie zuvor geſehen zu haben. Unverkennbares Selbſtbewußtſein lag auf den feinen, jugendlichen Zügen, das Naschen war ſtolz, gerade und zierlich nur oben an der Wurzel ein klein wenig gebogen, was dem ganzen Antlitz einen ſelten reizenden, charakte— riſtiſhen Ausdruck verlieh. Der kleine, feinge⸗ ſchnittene Mund leuchtete wie eine Granatblüte, er zeigte einen energiſchen Zug, was aber dem jungen Geſicht nichts von ſeiner Lieblichkeit nahm. Das dichte, etwas krauſe Haar ſchim⸗ merte in hellem Blond und zwar in zwei Zöpfen um den Kopf geſchlungen; die großen Augen, deren Farbe der Lauſcher nicht zu unterſcheiden vermochten, blickten unverwandt hinauf in das dicht verſchlungene Geäſt. Die junge Dame ſummte leiſe ein Liedchen vor ſich hin, allmählig aber wurde der Geſang lauter und dann drangen die Worte deutlich vernehmbar an Hellborn's Ohr; ſie ſang Gounod's reizendes Frühlingslied mit ent zückendem Wohllaut: „Sieh' ſchon fliehet des Winters Nacht, In dem Hain iſt der Lenz erwacht, In dem ſproſſenden Laube Niſtet die Turteltaube! Liebchen komm' mit in's duft'ge Grün, Wo die heimlichen Veilchen blüh'n, Wo in lieblicher Lenzesnacht Wonne der Liebe lacht! Sie' wie das ſilberne Mondenlicht, Still mit den flüſternden Blättern ſpricht, Mit Paradieſesglanz umflicht dein holdes Antlitz. Liebchen komm' mit in's duft'ge Grün, Wo die heimlichen Veilchen blüh'n, Wo in lieblicher Lenzesnacht Wonne der Liebe lacht! Sing' mir die traulichen Lieder, Echo gibt leiſe ſie wieder, Und vom Himmel wiedertönet Sphärenklang. Liebchen komm' mit in's duft'ge Grün, Wo in lieblicher Lenzesnacht Wonne der Liebe lacht!“— Der Geſang war verſtummt, aber immer nach ſtand der Mann unbeweglich auf dem⸗ ſelben Platze. Er ſchien vergeſſen zu haben, wo er ſich befand. Mit einem Mal machte er eine haſtige Bewegung. Er wollte ſich lautlos zurückziehen, aber die Hunde, denen die ganze Geſchichte ſchon zu lange gedauert haben mochte, ſchienen diesmal ihren Herrn mißverſtanden zu haben; denn ſie ſprangen mit lautem Freudengebell in den Wald hinein. Die junge Dame fuhr heftig erſchrocken ſich die beiden jungen Menſchenkinder ſekunden⸗ Der große, ſtattliche Mann errötete wie ein Schul⸗ wiedergewonnen zu haben, denn ſie ſchlug die knabe, als er einen Blick in die Laube ge⸗ Das junge Mädchen mochte aus den Blicken des ſtattlichen Mannes die unvechohlene Bewunderung leſen, die deutlich genug,— wenn auch ihm ſelbſt unbewußt— in den klaren Augen ſtand, denn es errötete und blickte verlegen zu Boden. Das brachte den Oberförſter zu ſich. Er richtete ſich ſtramm in die Höhe und ſagte: „Gnädigs Fräulein, verzeihen Sie,— bitte,— wenn Sie geſtört wurden,— die Hunde haben Sie wohl ſehr erſchreckt?“ Sie ſchien ihre ganze Unbefangenheit herrlichen blauen Augen voll zu ihm auf und entgegnete lächelnd: „Ich bin allerdings erſchrocken, weil ich nicht ahnte, daß Jemand in der Nähe ſei. Der Schrecken war aber gleich vorüber. Hierher verirrt ſich ſelten einmal ein Menſch, darum. iſt mir das Plätzchen ſo lieb.“ „Sie lieben die Einſamkeit, mein Fräulein.“ „Ja“, gab ſie lächelnd zu,„ich hänge gern ungeſtört meinen Gedanken nach, wenn es auch manchmal recht krauſes, recht ungereimtes Zeug iſt. Aber die Ruhe und der Frieden hier herum, die ſind wirklich koſtbar. Hier kann 00 ungeſtört träumen,— und keiner quält mich.—“ Sie brach plötzlich ab, als hätte ſie bereits zu viel geſagt, und wie um raſch das Thema wechſeln zu können, fragte ſie haſtig:„Ich vermute, Sie ſind der neue, königliche Ober⸗ förſter?“ „Klaus Hellborn, ja mein Fräulein,— verzeihen Sie, daß ich mich nicht gleich vor⸗ ſtellte.“ „O, bitte, Herr Hellborn, das macht nichts,— ich bin Marianne von Riedheim“, ſagte ſie raſch, und nach einer kleinen Pauſe fügte ſie errötend und etwas ſchalkhaft hinzu: „Sie haben doch hoffentlich meinen Geſang nicht gehört?“ „O doch, mein Fräulein, und es klang ſo wunderſchön, ich hätte gern noch mehr gehört.“ Sie machte eine abwehrende Handbewegung und öffnete die Lippen um etwas zu erwidern, — da fiel ihr Blick auf die kleine Kapfel, die Klaus noch immer in der Hand hielt. „Ach was ſehe ich, Sie haben ja mein Medaillon gefunden!“ rief ſie erſtaunt und ſchlug erfreut die kleinen Hände zuſammen. „Seit zwei Tagen ſuche ich dasſelbe und hielt es bereits für verloren! Wie es mich freut, daß Sie es wiedergefunden haben! Es iſt nämlich ein Andenken an meine treue Mutter.“ Er reichte ihr lächelnd das ſeidene Band hin. „Wo fanden Sie denn mein Kleinod?“ „Dort drüben zwiſchen den Felsblöcken!“ „Ach richtig, daß ich daran nicht dachte! Sehen Sie, da haben Sie gleich den Beweis, daß ſich hierher ſelten jemand verirrt. Ich verlor das Ding ſchon vor einigen Tagen und niemand hat es noch bemerkt.“ „Als ich es liegen ſah, da ahnte ich ſofort, daß es Ihnen gehört“, lächelte Hellborn. „Oho, das iſt doch nicht moglich! Was wußten Sie denn von mir?“ „Sehr viel, mein gnädiges Fräulein, mehr als Sie denken. Sie ſind mir keine Fremde. Ein alter Verehrer von Ihnen hat mir aus⸗ führlich Bericht erſtattet über Sie——“ „Ach ich weiß— Grollmann, nicht wahr?“ unterbrach ſie ihn lebhaft.„Ja, der iſt mein treueſter Freund, ihm ſchütte ich manchmal mein Herz aus, da ich doch ſonſt niemanden habe.“ Ein Zug unendlicher Bitterkeit trat ſekun⸗ denlang in ihr ſchönes Geſicht; doch gleich darauf huſchte wieder ein ſchalkhaftes Lächeln darüber hin, und ſie fuhr raſch fort:„Aber der Schwätzer muß doch nicht alles wiederer⸗ zählen, was man ihm anvertraut, ich werde ihm das klar machen.“ „Was Grollmann berichtete, iſt bei mir gut aufgehoben, und übrigens, Geheimniſſe waren es nicht, die behält er für ſich. Er ſchwärmte eben von Ihnen, und hat mich rieſig neugierig gemacht. Ich konnte es kaum erwarten, Sie kennen zu lernen— und—“ „Nun und was weiter?“ drängte ſie lachend, als er plötzlich verlegen ſchwieg. „Nun möchten Sie ein Kompliment von mir hören, nicht wahr?“ gab er launig zurück. (Fortſetzung folgt.) Was leiſten die Landwirtſchaftslammern? Die Landwirtſchaftskammern leiſten mehr, als die Landwirte bei ihrer Gründung von ihnen erwarteten. Sie ſind bahnbrechend für die zweckmäßige Ausgeſtaltung unſerer Wirt⸗ ſchaftspolitik, indem ſie greifbar praktiſche und zuverläſſige Unterlagen für dieſelben ſchaffen, ſie ſorgen dafür, daß die ſozialpolitiſche Bewe⸗ gung in den landwirtſchaftlichen Kreiſen ſichere Bahnen wandelt, ſie erſtreben den immer weiteren Ausbau des landwirtſchaftlichen Fach⸗ unterrichts, ſie wirken ſchützend, fördernd und befruchtend auf die Praxis der Landwirtſchaft, ſte wirken aber nicht nur für die Allgemeinheit im großen, ſondern machen ſich auch im kleinen dem einzelnen Landwirt dienſtbar, der ſich bei ſeiner Landwirtſchaftskammer ſtets ſachkundigen Rat und oft auch wirkſame Hilfe holen kann. Aus all dem hier Angeführten geht deut- lich hervor, daß die Landwirte in der neuge⸗ ſchaffenen Landwirtſchaftskammer ihre den Ver⸗ hältniſſen enſprechende Rechte und Vertretung finden. An Euch liegt es nun, von den neuen Errungenſchaften Gebrauch zu machen und Euere Berufsvertretung ſo zuſammen zu ſetzen, wie ſie für Euch paſſend iſt. 8 Entſendet nur ſolche Männer in die Kam— mer, die für Euere berechtigte Intereſſen und Wirtſchaftsfragen in unparteiiſcher Weiſe Sorge tragen. r. — Ein ganz bedeutender foſſiler Fund (Maſtodon) wurde vor einigen Tagen in Eſſelborn gemacht. Er erregt durch ſeine außerordentliche Größe und vorzuͤgliche Konſer⸗ vierung in den weiteſten Kreiſen das höchſte Intereſſe. Von weither kommen Gelehrte und Beamte bedeutender Muſeen, um das außer⸗ ordentlich ſeltene Fundſtück zu beſichtigen. Vier eingetroffene Herren vom Münchener Muſeum ſollen für das Skelett eine ſehr hohe Summe geboten haben, doch will der Beſitzer vor der völligen Freilegung auf einen Verkauf nicht eingehen. Es wird noch von weiteren Fun⸗ den berichtet.(Maſtodonſaurier ſind foſſtle geſchwänzte Amphibien von teilweiſe rieſenhaf⸗ ter Größe aus der Urwelt.) 2 1 1 * f 97 1 4 5 * 8 72 N. 0 1 . 1 1 8 Achtung! Empfehle mein reichhaltiges Lager in Fährrädern und Zubehörteilen. Mäntel von Mark 2.50 an. Ludwig Lochbühler. enn N Zur Kommunion empfehle mein reichhaltiges Lager in: 8 Henen- u. Knaben Bekleidung Eigene Fabrikation und erste Jabrikate. eit lahren zielt unsere Aufmerksamkeit stets auf die Verbesserung der fertigen Konfektion. Der Bedarf wird hierin immer grösser, die Abneigung Anzüge und Paletots fertig zu kaufen, immer schwächer. Die verwöhntesten Kunden bezw. Käufer können aber auch bei unserm ganz eminenten, fast unerreichtem Lager stets nach Wunsch und Geschmack sich kleiden. 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Corsetts Handschuhe Hosenträger Taschentücher Beſondere Beachtung verdienen meine reichhaltige Muster- E. Werber. stoffe, Chirting, Um geneigten Zuſpruch bittet 9 3 1 N F N ee 44 Dankſagung. Für die viele Beweiſe inniger Teilnahme an der Krankheit 15 und dem Ableben unſeres lieben Onkels Johannes Gruber ſowie für die zahlreiche Leichenbegleitung und die vielen Kranzſpenden ſagen wir allen herzlichen Dank. Ganz beſonders Dank auch Herrn Vikar Fichtel für die 5 wohlthuenden Troſtesworte und den Schweſtern für die auf⸗ opfernde Krankenpflege, ſowie dem Militärverein für die ſchöne Kranzſpende und das Ehrengeleite zur letzten Ruheſtätte des Verblichenen. Seckenheim, 15. März 1907. Die trauernden Hinterbliebenen. FFCCTCTTVVVVCVCCCC/ er 33, 36, 42, 48 At. 2. 24, 28, 30 lu. 5 33, 36, 39, 42 zul. 2 von O0 Mark bis 27 Mark Anfertigung feiner Herren- Garderoben nach Mass. 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