Anzeigeblatt für Seckenheim und Npesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag. Abonnement: Monatlich 25 Pfg., durch die Poſt bezogen vierteljährlich Mk. 0.80 RMedaktion, ruck und Verlag van J. Helfrich in Seckenheim. 5 5 Anzeigen: Die Iſpaltige Garmondzeil« oder deren Raum 10 Pfg bei Wiederholungen entſprechenden Rahatt. Nr. 100. Samstag, den 16. Dezember 1905. 5. Jahrgang Erſtes Blatt. Aus Nah und Fern. Ilvesheim. Einen genußreichen Abend bot der hieſige Frauenverein ſeinen Mit⸗ gliedern. Man beging in feſtlicher Weiſe den achtundſechzigſten Geburtstag der hohen Pro⸗ tektorin des Vereins, der Großherzogin. Muſik⸗ vorträge und theatraliſche Aufführungen wechſelten in ſchöner Folge, wobei die Jugend Ilvesheims bedeutende ſchauſpieleriſche Talente verriet. Nachdem Herr Bürgermeiſter Höfer das Hoch auf die Großherzogin ausgebracht hatte, hielt Herr Rektor Hofheinz im Auftrage des Vorſtandes eine Anſprache in der er einen Rückblick warf auf die Tätigkeit des Vereins im verfloſſenen Jahre und die Dank des Ent⸗ gegenkommens der Gemeindebehörde erzielten ſchöne Erfolge. Die Anſprache klang aus in einer Ehrung zweier Jubilarinnen, der Kinder⸗ ſchulſchweſter Joachim, der für 25jährige treue Arbeit im Dienſte des hieſigen Evangeliſchen Frauenvereins ein ſilbernes Ehrenkreuz ver⸗ liehen worden war, und ferner der Handar⸗ beitslehrerin Frl. Hennesthal, die ſchon 40 Jahre lang in der Gemeinde tätig iſt. Da eine Entſchließung der Behörde hinſichlich letzterer nicht eingetroffen war, ſo wurde ihr ſeitens des Frauenvereins ein prachtvolles gerahmtes Bild der Großherzogin gewidmet, wofür ſie in ge⸗ rührten Worten ihren Dank ausſprach. Mit der Verloſung einer gediegenen Kochkiſte, ſowie eines kleinen Bildes der Großherzogin, an der ſämtliche Mitglieder unentgeltlich teilnahmen. ſchloß die im Gaſthaus zur„Krone“ abgehaltene, wohlgelungene Feier.— Auf ein ſeitens des Frauenvereins an die Großherzogin gerichtetes Glückwunſchſchreiben iſt bei der Präſidentin, Frau Rektor Hofheinz folgende Antwort ein⸗ gelaufen:„Empfangen Sie meinen auf⸗ richtigen Dank für die freundlichen Glück⸗ wünſche, welche Sie mir im Namen des Frauenvereins Ilvesheim zum Geburtstage dargebracht haben. Ich erwidere ſie mit auf⸗ richtigen Wünſchen für eine fernere geſegnete Wirkſamkeit Ihres Vereins. Großherzogin. Schloß Baden.“ 5 Ilvesheim, 15. Dez. Herr Camill Hofheinz, Sohn des Herrn Rektor Hofheinz dahier, wurde als Amtmann nach Ueberlingen verſetzt. Mannheim, 13. Dez. Ein furchtbares Feuer vernichtete geſtern Nacht die Ludwigs⸗ hafener Walzenmühle, die größte Mühle Deutſchlands. Das Feuer brach infolge Mehl⸗ ſtaubexploſion aus und binnen einer halben Stunde ſtand das mächtige ſiebenſtöckige Ge⸗ bäude, nebſt den großen Getreideſpeichern in ihrer ungeheuren Ausdehnung in einem Flam⸗ menmeer. Unter den im Etabliſſements be⸗ findlichen Müllern brach eine große Panik aus. Einer ſtürzte ſich vom ſechſten Stock auf die Straße und wurde mit zerſchmettertem Kopfe aufgefunden, ein anderer brach ein Bein, mehrere andere wurden ſchwerverletzt nach dem Hoſpital gebracht. Der Schaden beziffert ſich auf mehrere Millionen, in die ſich mehrere Verſicherungsgeſellſchaften zu teilen haben werden. 5 Mannhe im, 14. Dez. Am Montag fiel der Zjährige Sohn eines hier wohnenden Taglöhners, während die Mutter Wäſche auf⸗ hing, in einen auf dem Küchenboden ſtehenden Topf voll heißen Waſſers und zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu, daß er am 13. Dez. verſtorben iſt. Bruchſal, 14. Dez. Ein gljähriger Innge, der ſchon vor 4 Wochen von einem Fahrrad, das er unbewacht ſtehen ſah, die Laterne losgeſchraubt und zu Geld gemacht hatte, der ferner vor 14 Tagen einem Milch⸗ kutſcher ein Zehn⸗Markſtück aus der Hoſen⸗ taſche geſtohlen hatte, als dieſer die Kleider wechſelte, wagte ſich am vergangenen Sonntag abend an eine höhere Leiſtung. Unter dem Vorwand, er ſolle anfragen, ob noch Milch ge— braucht werde, ging er in einen Bäckereiladen und ſtahl in der Zeit, wo der Ladeninhaber, ſich einen Augenblick entfernte, um nach den Milchkannen zu ſehen, aus der Kaſſe ein Por⸗ temonnale mit über 400 Mk. Inhalt. Als die Polizei am ſelben Abend noch eine Hausſuchung in der Wohnung ſeiner Eltern vornahm, fanden ſich nur noch 354 Mk. vor. Mitteilungen aus der Seckenheimer Gemeinderats⸗Sitzung (Vom 12. Dezember 1905.) Zum Neubau des Schulhauſes in Seckenheir werden übertragen: a Der Linoleumbelag an J. Groß Nachfolger in Mannheim zu 4124 Mk. Die Aufſtellung der mechaniſchen Uhr an Uhrmacher Philipp Wolf in Seckenheim zu 1095 Mk. 31 Pfg. Die elektriſche Beleuchtungsanlage an die Süddeutſche Elektrizitätsgeſellſchaft in Lud⸗ wigshafen zu 892 Mk. 12 Pfg. Die Tapezierarbeiten an Joſef Spieß zu 723 Mk. 80 Pfg. Drei hier eingereichte abgeſchloſſene Fahr⸗ nisverſicherungsverträge blieben unbeanſtandet. Gegen das Geſuch des Dr. Fritz Bruch und Sattlers Chriſtian Rath in Seckenheim um Aufnahme in den badiſchen Staats verband ſtehen keine Bedenken im Wege. Zu dem Geſuch des Adam Brox in Neckarau um Erlaubnis zum Betrieb der alten Relaishaus in Rheinau wird die Be⸗ dürfnisfrage bejaht und das Geſuch be⸗ fürwortet. Dem Großh. Bezirksamt Mannheim wird erwidert, daß 600 an der Reihe befindliche Bürger, ohne Unterſchied ob ſolche Vieh halten oder nicht, jährlich in den Genuß von Streu kommen. a Die abgehaltene Verſteigerung von Lager⸗ plätzen beim Fröſchloch und bei der Waldſpitze wird genehmigt. Das Reinigen der Straßenſinkkaſten in Rheiau wird an Philipp Lenz in Rheinau um das Angebot von 450 Mark übertragen. Drei Grundſtücke wurden amtlich geſchätzt. Der von Herrn Bürgermeiſter Volz vor⸗ gelegte Entwurf einer Dienſt und Gehalts⸗ ordnung ſowie eines Gehaltstarifs wird ange⸗ nommen. Verſchiedene Verwaltungsangelegenheiten wurden erledigt und Rechnungen zur Zahlung angewieſen. Vermiſchtes. Heppenheim, 13. Dez. Heute abend entgleiſte auf der hieſigen Station ein Güter⸗ wagen und ſperrte das Hauptgleis nach Frank⸗ furt. Die von Heidelberg nach Frankfurt fahrenden Züge erlitten dadurch Verſpätungen. Wiesbaden, 13. Dez. Im benach⸗ barten Sonneberg iſt geſtern früh die Leiche des Taglöhnrs E. Kreußel aufgefunden worden. Die Unterſuchung ergab, daß Kreußel ſich in angetrunkenem Zuſtand befunden hatte, ſich wahrſcheinlich zu Hauſe wähnte und ſich ent⸗ kleidete. Bei der herrſchenden Kälte iſt er dann erfroren. Nürnberg, 13. Dez. Im Garniſon⸗ Lazarett iſt der Einjährig⸗Freiwillige Arzt beim 14. Inf.⸗Regt. Dr. Fritz Holzmann geſtorben. Er war in voriger Woche nachts bei einem Schankwirtſchaft mit Branntweinſchank zum Tanzſtundenkränzchen in Streit mit einem jungen Techniker geraten und von dieſem über die ſteinerne Vortreppe des Gaſthauſes hinab⸗ geſtoßen worden, wobei er mit dem Kopfe ſo ſchwer aufſchlug, daß er bewußtlos liegen blieb. Im Lazarett gewann er das Bewußſein gerade nur ſo lange wieder, um über den unglücklichen Vorgang einige Ausſagen machen zu können. Braunſchweig, 12. Dez. Die Ver⸗ haftung des Stationsvorſtehers Engelmann und ſeiner Frau in Velpke wegen Falſchmünzerei erregt begreiflicherweiſe großes Aufſehen. Engel⸗ mann war ſeit vielen Jahren kgl. Stations- vorſteher und lebte in guten geordneten Ver⸗ hältniſſen. Die Sache iſt vor wenigen Tagen dadurch herausgekommen, daß ſeine eigenen Kinder, die die Falſchmünzerei beobachtet hatten, in der Schule davon erzählten und eine Gipſ⸗ form für Einmarkſtücke herumzeigten Als E. und ſeine Frau, die weſentlich den Vertrieb des falſchen Geldes in größeren Städten beſorgt haben ſoll, verhaftet wurden, waren ſie bald geſtändig. Leugnen hätte auch nichts geholfen, denn bei der Hausſuchung fand man gleich Werkzeuge und Falſifikate nur wenig verſteckt in einem Zimmer vor. Es handelt ſich um falſche Zehnpfennig⸗, Fünfzigpfennig⸗ und Ein⸗ markſtücke. f Hamburg. In fataler Lage befand ſich geſtern ein 12jähriger Knabe auf dem Gänſe⸗ markt. Ein 20jähriges Mädchen übergab dem Jungen ein ca. 3 Monate altes Kind im Auf⸗ trage, es an einen in der 3. Etg. eines dortigen Hauſes wohnenden Herrn H. abzugeben. Der Knabe fand die Tür der Wohnung verſchloſſen. Als er auf die Straße zurückkehrte, war das Mädchen verſchwunden. Nun fing der kleine Burſche an zu weinen, bis Paſſanten ſich ſeiner annnahmen und ihn zur nächſten Wache brachten. Das Kind wurde ins Hafenkranken⸗ haus geſchafft. Auf der Wache fand man bei dem Kinde einen Zettel folgenden Inhalts: „Hier, lieber Fritz, ich habe lange genug für dein Kind geſorgt, nun ſorge du auch dafür. Lilly.“ Von der Mutter fehlt jede Spur. Wien, 12. Dez. Zwei Knaben des Bauers J. Aigner in Raab, Oberöſterreich, wollten aus einer eingefriedeten Hauslache ein Sehwein heraustreiben, wurden aber dabei von den Tieren in die Lache geſtoßen. Als man ſpäter das Schwein herausjagen wollte, wurden die Knaben als Leichen im Waſſer aufge⸗ funden. Newyork, 12. Dez. Die älteſte Frau des Staates Newyork, Frau Eſther Kleinbaum iſt geſtern, 108 Jahre alt, geſtorben. Dem „Daily Telegraph“ zufolge werden 150 Nach⸗ kommen an ihrem Begräbnis morgen teilnehmen. Frau Kleinbaum war mit 86 Jahren von Warſchau nach Amerika gekommen, ſie iſt nie krank geweſen, war keine Abſtinenzlerin und trank Tee; ſie bewegte ſich viel in friſcher Luft. — Im Gefängnis eine Million geerbt hat ein Deutſcher Namens Treſch, der ſich gegen⸗ wärtig in Melun(Frankreich) in Haft befindet. Er wurde hiervon durch die Behörde in Kenntnis geſetzt, mit dem Bemerken, daß das Vermögen für die Dauer ſeiner Haft amtlich verwaltet würde. Eine ſofort angebrachte Bitte um Koſtaufbeſſerung für einen Frank täglich wurde abſchlägig beſchieden. — Auf Abſchlag. Leutnant:„Ich komme heute, Sie um die Hand Ihrer Tochter zu bitten, Herr Kommerzienrat.“— Bankier(im Hauptbuch ein Konto aufſchlagend):„Zum größten Teil haben Sie ſie aber ſchon, Herr Baron.“. Secken heim, 12. Dez. Der heutige Ferkelmarkt war mit 70 Stück befahren und wurden dieſelben zum Preiſe von 20—28 Mk. pro Paar abgeſetzt. N

HgBiekanntmachung und Einladung. Am Donnerstag, den 21. Dezember 1905. nachmittags 6 Uhr findet im Rathausſaale eine Sitzung des Bürgerausſchuſſes ſtatt. Die Herren Mitglieder werden dazu, mit dem Erſuchen um pünktliches und zahlreiches Erſcheinen eingeladen. Gegenſtände der Tagesordnung ſind: 1. Die Einführung einer Dienſt⸗ und Gehaltsordnung für die Beamten und Bedienſteten der Gemeinde Seckenheim. 2. Die Aufſtellung eines Gehalts⸗Tarifs für die Beamten und Bedienſteten der Gemeinde Seckenheim. 3. Die Verpachtung eines Grundſtücks in Rheinau an die Terram⸗Geſellſchaft Sporrwört zur Tonausbeutung. 4. Die Freigabe eines Grundſtücks in Seckenheim. 5. Genehmigung zur Führung eines Proeeſſes. 6. Die Feſtſetzung einer Averſalvergütung an Polizeidiener Volz für auswärtige Dienſtverrichtungen. Erläuterungsbericht zu obiger Tagesordnung liegt bis zum Sitzungstage in Seckenheim auf dem Rathauſe; in Rheinau auf dem Gemeindehauſe zur Einſicht auf. 5 Seckenheim, den 12. Dezember 1905. Der gürgermeiſter Volz. Bekanntmachung. Nr. 12 409. Die Stellung der Gemeindefuhren im Jahr 1906 für den Hauptort Seckenheim und den Ortsteil Rheinau ſoll im Wege des öffentlichen Wettbewerbs vergeben werden. Angebote für beide Orte getrennt, ſind mit entsprechender Auf⸗ ſchrift bis längſtens 26. d. Mts. anher einzureichen. a ö a Gemeinderat: Ratſchreiber Volz. Ritter. Bekanntmachung. Nr. 12 270. Wir bringen zur Kenntnis der Herren Landwirte, daß das Proviantamt Mannheim den Stroh⸗Ankauf aufgenommen hat und 1 25 für die Tone(20 Etr.) Flegelſtroh frei Scheune Mannheim 50 Mk. N 8 Mannheim, 12. Dezember 1905. Bürgermeiſteramt: Volz. Mitteilung. Diejenigen Einwohner von Seckenheim, welche von der Gemeinde⸗ kaſſe Zahlungen zu empfangen haben für Rechnungen, Gehalt. Mietzins, Averſen, Unterſtützungen uſw., ſollen dieſelben vom 15. ds. Mts. ab in Empfang nehmen, von Morgens 8 bis Nachmittags 5 Uhr. . 21 1555 Sonn⸗ und Feiertagen bleibt jedoch die Kaſſe unbedingt ge⸗ N oſſen. a 5 5 N 0 Seckenheim, den 14. Dezember 1905. Der Ratſchreiber Ritter. Ritter. Gemeindekaſſe. Bühler. Ratſchreiber [C. Hartmann, Architekt Bureau für Arebitektur u. Bauausfübrung Der Unterzeichnete empfiehlt 055 Lager in ſämtlichen Mannheim, Friedrichsring U 3, 17 Bürsten- und Pinsel-Waren Telephon No. 2980. i i Tebernahme tech. Arbeiten jeder Art . en gros- u. detail-Verkauf. Verkaufslokal über der Treppe zu koulanten Bedingungen. Nat und Auskunft in gauſachen koſteufrei. im Hofe des Herrn Holzhändler Bühler, an Werktagen bis abends 8 Uhr geöffnet, an Sonntagen ge⸗ ſchloſſen. Stückverkauf nur gegen baar. ö L. Qilmer. Neu eröffnet . Restaurant„Kaiserhütte“ Mannheim, S etzenheimerſtraße 11. Ausſchank der Brauerei J. B. Nan, wilder Mann, hell u. dunkel. Reine Weine erſter Firmen. Vorzügliche Küche. Mittag- und Abendtiſch aauch im Abonnement. 55 Großer und kleiner Saal für Feſtlichkeiten jeder Art, ſpeziell für Vereine, ſchöner ſchattiger Garten. E. Metz, Reſtaurateur. Stempelkissen u.-Jarbe zu haben bei J. Helfrich. 2 1 788. 5 7 8 r 7 8 0 f. 2 2 2 7 . 8 2 7 2 Gratulations-Karten z um Jahreswechsel in grosser Auswahl eingetroffen bei J. Heftrich.

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