Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. g bei freier Zustellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Mr. 24 ſ92 Erſtes Blatt Politiſche Wochenrundſchau. Die Heimlichtuerei der Reichsregierung mit ihren Steuerplänen hat nichts gefruchtet. Ein günſtiger Wind, wie man in ſolchen Fällen zu ſagen pflegt, hat der Re⸗ daktion des Berliner„Vorwärts“ das urſprüngliche Projekt einer Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer auf den Tiſch geweht. Es war für weite Kreiſe des deutſchen Volkes und der deutſchen Steuerzahler eine peinliche Ueberraſchung; die vorgeſehenen Steuerſätze ſind in der Tat von einer Höhe, wie ſie von der Volksvertretung niemals angenommen werden können Die Reichsregierung hat dies anſchein⸗ end ſelbſt empfunden, denn ſie hat ſich beeilt, in ihrem offiziellen Organ, der„Nordd. Allg. Ztg.“, erklären zu laſſen, daß der vom„Vorwärts“ veröffentlichte Entwurſ ein Projekt ſei, in dem die Höhe der vorgeſchlagenen Steuerſätze bei den Beratungen im Bundesrat weſentlich zurückgeſchraubt worden ſeien. Die bedenklichſte Wirkung einer Steuer auf Gas und Elektrizität kann aber auch durch niedere Steuerſätze nicht aufgehoben werden und es dürfte gerade dieſes Steuerprojekt auch in ſeiner milde⸗ ren Faſſung dem ſchärfſten Widerſpruch der Volksver⸗ treter in ihrer überwiegenden Mehrheit begegnen, zumal bei niedrigen Sätzen ein ſolch geringes Erträgnis heraus⸗ kommt, daß ſich der ganze Aufwand für die Reichsfinanz⸗ reform kaum lohnen dürfte. In Preußen hatte die Politik in der abgelaufenen Woche auch wieder einmal ihren großen Tag. Es fand die feierliche Eröffnung des preußiſchen Abgeordneten⸗ hauſes ſtatt. Im Mittelpunkt dieſes feierlichen Aktes ſtand die vom Kaiſer verleſene Thronrede. Obgleich etwas Ueber⸗ raſchendes darin nicht enthalten war, hat dieſe Rede doch in mehrfacher Hinſicht ungewöhnlich hohe Beachtung ge⸗ funden. Was über die Reform des preußiſchen Wahlrechts geſagt wurde, iſt weniger, als die Parteien der Linken erwartet haben, aber doch mehr, als grundſätzlich peſſi⸗ miſtiſch veranlagte Gemüter prophe⸗eiten. Darüber kann nun kein Zweifel mehr beſtehen: Die preußiſche Regie⸗ rung hat eine umfaſſendere Reviſion des ungenügenden preußiſchen Wahlrechts in ihr Regierungsprogramm Für die nächſten Jahre aufgenommen. Mit der Forderung einer Erneuerung und Verbeſſerung dieſes„elendeſten aller Wahlſyſteme“, wie Bismarck es genannt hat, befindet man ſich nun im Einklang mit den Anſchauungen und Beſtrebungen der preußiſchen Regierung. Ueber das Tempo, die Richtung und den Umfang des großen Reform⸗ werkes ſind die e allerdings noch ſehr geteilt und hier iſt der Punkt, wo ſich die politiſchen Wege trennen. In der Geſchichte Preußens und Deutſchlands wird es aber jedenfalls für alle Zeiten ein denkwürdiges Ereignis ſein, daß die Reform des Wahlrechtes aus dem Munde des Kaiſers als eine politiſche Notwendigkeit ver⸗ kündigt wurde. 5 Je weiter in Württemberg die vorberatenden Kommiſſionsarbeiten über die neue Geſtaltung des Württ. Volksſchulgeſetzes vorſchreiten, je näher der Termin rückt, an dem die Abgeordnetenlammer die Beratung dieſer wich⸗ tigen geſetzgeberiſchen Arbeit in Angriff nimmt, deſto lebhafter werden die Erörterungen, die im Lande draußen in Verſammlungen und in der Preſſe über dieſe poli⸗ tiſche Frage gepflogen werden. Auch die Gemeinden treten neuerdings auf den Plan, um für möglichſt weitgehende gemeindliche Befugniſſe auf dem Gebiet der Schulverwal⸗ tuna einzutreten. Stut Zart hat hier den Ton angegeben; aber merkwürdigerweiſe hat die Sache unter den bürgerl. follegien der Haupt⸗ und Reſidenzſtadt einen Ausgang zenommen, der ſehr an das bekannte Hornberger Schießen krinnert. Die Angelegenheit iſt ſchon vor einiger Zeit dei einer Sitzung der Kollegien zur Beratung geſtanden. Es wurde dann eine zweite Leſung beſchloſſen und den feollegien eine Reſolution zur Beſchlußfaſſung vorgelegt, die den rechtsſtehenden Parteien zu radikal war und der linken nicht weit genug ging. Die Situation geſtaltete ſich dadurch ſo, daß eine Baſis für eine Kundgebung der Mehrheit nicht gefunden werden konnte und auf dieſe Weiſe kam überhaupt nichts zuſtande. Der Schatten eines Weltkrieges iſt in den letzten Wochen durch die Ereigniſſe auf dem Balkan emyporge⸗ taucht. Noch war es kein Vorbote folgenſchwerer blutiger Zuſammenſtöße zwiſchen den Staaten der Balkanhalb⸗ inſel, die ſeit einiger Zeit in drohender Kamyfſtellung ſich gegenüberſtehen. Bulgarien hat eingelenkt; die Groß⸗ * einzelner haben es glücklicherweiſe nicht be⸗ wirken können, daß zwiſchen dem neugebackenen Königreich und der Türkei ein Krieg zum Ausbruch gelangte. König Ferdinand hat offenbar den guten Natſchlägen der euro⸗ päiſchen Großmächte mehr Gehör geſchenkt, als wie den türmern und Drängern ſeines Zarenreiches. Dem fried⸗ lichen Ausaleich der Gegenſätze ſteßn nun eigentlich nichts 9 Hmisblatff der Bürgermeisterämter Sechenheim, esheim, Meckarhansen und Edingen. iſt auch bei den jüngſten Ereigniſſen wieder in die Er⸗ Kheinung geſreten. i Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer. Der Berliner„Vorwärts“ veröffentlicht heute den Entwurf zur Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer, von dem er ſagt, daß er ihm durch einen günſtigen Wind auf den Redaktionstiſch geflogen ſei. Der Entwurf iſt im Bundes⸗ rat noch nicht angenommen; er umfaßt 67 Paragraphen und teilt ſich in 5 Abſchnitte. Der erſte Abſchnitt betrifft die Beſteuerung der elektriſchen Arbeit und des Gaſes, der zweite Abſchnitt die Beſteuerung der Beleuchtungs⸗ mittel, der dritte Abſchnitt behandelt die Strafvorſchriften. Im 8 2 heißt es: Die Steuer beträgt für die elektriſche Arbeit, die gegen Entgelt abgegeben wird, 5 Prozent des Abgabepreiſes, jedoch nicht über ½ Pfg. für die Kilowatt⸗ ſtunde. Die Steuer beträgt zweitens für elektriſche Ar⸗ beit, die für den eigenen Bedarf des Erzeugers beſtimmt iſt, ½ Pfg. für die Kilowattſtunde. Nach g 3 beträgt die Steuer 1) für Gas, das gegen Entgelt abgegeben wird, 5 Prozent des Abgabepreiſes, jedoch nicht über ½ Pfg. für das Kubikmeter; 2) für das Gas, das für den eige⸗ nen Bedarf des Erzeugers beſtimmt iſt, ſoweit es einen höheren Heizwert von wenigſtens 3000 Wärmeeinheiten im Kubikmeter bei Rull Grad und 760 Millimeter aufweiſt, ½ Pfg.; ſoweit es einen geringeren Heizwert aufweiſt, ½ Pfg. für den Kubikmeter. Nach 8 26 ſind Gegenſtände der Beſteuerung die nachgenann ten Beleuchtungsmitlel: elekt⸗ riſche Glühlampen und Brenner für ſolche, Glühkörper für Gas, Shiritus, Petroleum und ähnliches, Glühbrenn⸗ ſtifte, elektriſche Bogenlampen, Queckſilberdampflampen und ihnen ähnliche elektriſche Lampen. Die Steuer beträgt 1) für Glühlampen und Brenner zu ſolchen bis zu 10 Kilowat! 10 Pfg. für das Stück, von 10—20 Kilowatt 15 Pfg., von 20—50 Kilowatt 20 Pfg., von 50—100 Kilowatt 30 Pfg., von über 100 50 Pfg. für das Stück; 2) für Glühkörper zu Gasglühlicht und ähnlichen Lampen 10 Pfg. für das Stück; 3) für Brennſtifte zu elektriſchen Bogenlampen 1 Mark für das Kilogramm, für Queck⸗ ſilberdampf⸗ und ihnen ähnliche Lampen bis zu 100 Kilo⸗ watt 1 Mark für das Stück. Für ſolche von höherem Verbrauch je 1 Mark mehr für jedes weitere angefangene Hundert Kilowatt. 2 F Hochzeit im Kaiſerhauſe. „ Der Einzug. Berlin, 21. Okt. Es liegt ein feiner, blaugrauer Ton in der Luft, wie ihn der Herbſt in Nachmittagsſtunden über die märkiſche Landſchaft breitet, wie er wohl auch zwiſchen den Häuſer⸗ mauern der großen Stadt an der Syree zuzeiten zu ſpielen pflegt. Die Straße„Unter den Linden“ iſt feſtlich ge⸗ ſchmückt, doch ſo, daß man wenig genug davon verſpürt. Man gewahrt ſie kaum, dieſe Girlanden mit den farbigen Papierblumen, kaum die weißen Lampions und kaum die Teppiche, die aus den Fenſtern hängen, und vielleicht iſt dem gut ſo. Dieſe Straße trägt zurecht ihr ſteinernes Antlitz. 5 Es gilt dem Einzug der jungen Prinzeſſin Alexandra Viktoria von Schleswig ⸗Holſtein, deren Vermählungsfeier mit dem dritten Sohn des Kaiſerpaares bevorſteht. Berlin merkt wenig davon, wenn Berlin Feſte feiert, und das iſt vielleicht das Merkwürdigſte an dieſer fleißigen Stadt. Was Verlin„bewegt“, bewegt es niemals. Alles ringsum geht ſeinen geſchäftigen Gang, als gäbe es gar keine kleine blonde Prinzeſſin, die Hochzeit feiert. Wo ſind ſie, die da aufgezogen ſind, Spalier zu bil⸗ den? Inn agen und Gewerkſchaften,— ja gibt es die heutzutage ch? Studenten mit Bannern und Farben, — iſt do er Teil der Studentenfchaft, der in den Hör⸗ Zeifung, Edinger Zelfung Juſert ionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Neklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechauſchluß Nr. 16. ſälen zu inden iſt“ Die Feuerwehr marſchiert heran mit ihrer Muſikkapelle,— wie erſtaunlich, daß eine Feuer⸗ wehr ein Muſikkorps beſitzt! Und ſo ſcheint alles, was ſich da feſtlich reiht, aus der Stadt von geſtern oder von irgendwann, nur nicht aus dem Berlin von heute. Klingt das ſeltſam? Es liegt wohl im Weſen des Feſtes, daß es die Schatten der Vergangenheit herauf⸗ beſchwört. Wem die Alltäglichkeit von geſtern nicht irgend einen Reiz birgt, der wird nie lernen Feſte zu feiern. Auch ward es niemand verboten, ſich vorzuſtellen. daß das zierliche blonde Meiſterstöchterchen mit flinken Fingern und mit behender Nadel das Banner der Fleiſcherinnung dort drüben ſtickte. In Wirklichkeit freilich entſtammt ez wahrſcheinlich,— der Billigkeit halber, mutmaße ich,— den Ateliers eines Warenhauſes. ö Es liegt ein feiner, blaugrauer Ton in der Luft, und ſchon ertönen die Böllerſchüſſe. Die Briefträger, die vor dem Fenſter, an dem ich ſtehe, Spalier bilden, rücken ſich zurecht. Poſtillone nahen in geſchloſſenem Zuge; die zierlichen und gleichfarben braunen Pferde tänzeln unter ihren Reitern. Auf Rappen folgt das Muſikkorps der Ulanen. Mitten in dem militäriſchen Bilde plötzlich— völlig wie Geiſter einer fernen Zeit— im roten, reich mit Gold geſtickten Rocke zwei Hoffouriere. Oder Hoſ⸗ exzellenzen? gleichviel, der Rock entſcheidet. Nun die Karoſſen, ſechspferdig beſpannt, die edlen Tiere nach der Größe abgeſtuft. Eine völlig goldene Hofequipage in fridericianiſchem Stil, darin, neben der Kronprinzeſſin, die Braut. a Berlin hat dies Feſt kaum mitgefeiert. Nun aber wird doch ein Rufen laut. Es ſcheint ſo menſchlich, Teilnahme zu zeigen, wenn ein Kind aus ſeiner Eltern Hauſe geht. Und vielleicht iſt der Schritt bei einer Prinzeſſin ſchick⸗ ſalsſchwerer. 5 Von der Prinzeſſin ſelber ſah man nichts. Nur ſoviel habe ich in Erfahrung gebracht: es iſt nicht wahr; ſie trug keine gläſernen Pantoffeln. Wer das erzählt, berichtet Märchen. 5 Wieder die Rappen mit ihren militäriſchen Reitern. Gut ſteht den Küraſſieren auf grauem Mantel der ſchwarze Panzer zu Geſicht. Dann iſt der kurze Zug vorüber. Verzoa Berlin nur eine Miene, ſo iſt es wieder, was es war. ( rkf. Stg. Politiſche Rundſchau. Deutſches Reich. * Gegen die Tabakſteuer. Die geſamten Infereſ⸗ ſenten der Tabakbranche rüſten ſich zur Abwehr der der Tabakinduſtrie drohenden vermehrten Steuerbelaſtung. Seitens der Fabrikanten haben Verſammlungen und Kon⸗ greſſe teils ſtattgefunden, teils finden ſie noch in den nächſten Tagen ſtatt. Die Tabakſteuer des Deutſchen Reichs ſind ebenfalls durchgängig ſchon mit Proteſtverſammlungen vorgegangen. * Die preußiſche Wahlreform. Zur preußiſchen Wahlrechtsreform ſchreibt die Freiſ. Ztg.: Späteſtens bei der Verhandlung über den wiederaufgenommenen vorjäh⸗ rigen Wahlrechtsantrag der Freiſinnigen, wenn nicht 1 früher, wird die Regierung veranlaßt werden, mitzuteilen, welche Zugeſtändniſſe ſie im einzelnen machen will, und wann die umfaſſenden Vorarbeiten, die man in dieſer längſt ſpruchreifen Frage für nötig hält, eigentlich ihr Ende finden werden. * Gegen die Steuerpläne. Gegen die geplant Bierſteuer proteſtierte in Berlin eine Verſammlung der Berliner Gaſtwirte, ebenſo haben 2000 Tabakarbeiter ud Arbeiterinnen Groß⸗Berlins gegen die drahende ſteuer entſchieden proteſtiert. Bezüglich der G Elekkrizitätsſteuer bemerkt ſelbſt die regierungsf „Poſt“: Die Wirkung dieſer Steuer auf di⸗ Finanz der meiſten Stadtverwaltungen de ſehr beträchtlich ſein. Es iſt deshalb be in den Verwaltungen der deutſchen S Teil der Reichsfinanzreform mit gen genüberſteht. Nachdem bereits lebhafte Agitation gegen den l= man erwarter, daß trizitätsindy“ gegen den * 7 blanca Tang riſſer Ar 1 8 Leu harf 3 5 harfe Patri r franzöſiſche Kanſul mit dem Bom⸗ gador gedroht. Zur Vermeidune ähn⸗ iſt es erforderlich, die Polizeitruppe Alzecirasakte zurückzuverweiſen. 8 Aus Nah und Fern I neckarhauſen. Vor einiger Zeit wurde von unberufener Hand morgens zwiſchen 5 und 6 Uhrzdie Fähre, vorſchriftsmäßig auf hieſiger Seite liegen ſoll, losgemacht nd die Ueberfahrt mit derſelben an das Ladenburger Ufer werkſtelligt. Dort angekommen, machte der Betreffende e Fähre feſt und ging ſeines Weges, ohne ſich weiter um eſelbe zu kümmern bezw. an die Folgen ſeiner Handlung u denken. Und dieſe Folgen ſind ziemlich bitter. Ein zu fahrendes Schiff fing ſich in dem die Fähre tragenden Drahtſeil, ſtieß gegen einen dieſes Drahſeil tragenden Nachen erlitt eine ziemliche Haverie. Der Schiffer machte ſeine ſchadenerſatzanſprüche bei dem Fährmann, der in der etreffenden Woche fuhr, Herrn Anton Orth, in Höhe von a. 500 Mk. geltend. Durch Vergleich begnügte ſich der⸗ be mit 350 Mk., die von Fährmann Orth zu zahlen ſind. rotzdem die Sache ſ. Zt. ſogleich der Gendarmerie über⸗ eben wurde, gelang es bis jetzt noch nicht, des Täters bhaft zu werden. Hoffentlich gelingt es noch, denſelben, anſcheinend mit der Bedingung der Fähre vertraut iſt, ermitteln. Eine exemplariſche Strafe ſowie Elſatz des anzen Schadens dürfte ihn erwarten. Pforzheim, 23. Okt. Hier wurde ein 25jähriger Arbeiter einer orzheimer Doublefabrik dabei ertappt, er ſich 18 Gramm Gold angeeignet hatte. Der Dieh, eine Vi rauensſtellung einnahm, iſt der verh. Joſ. arr von Pforzheim, in deſſen Wohnung bei der ſofort vorgenomm nen Hausſuchung hinter Möbeln und in Oefen erſteckt Gold und Silber in bis ietzt konſtatiertem Wert von über 17000 Mark gefunden wurden. Selbſt Schmelz d el und unbenutzte Geſchäftsbücher hatte der Dieb mit⸗ 5 Die Diebſtähle gehen bis auf 2½ Jahre 8( ſtrach, 23. Okt. Vergangene Nacht brannte das mit 7000 Garben angefüllt geweſene Oekonomiegebäude es Landwirts Merk in Magenbuch in kürzeſter Friſt is auf den Grund nieder. Der Feuerwehr gelang es r mit äußerſter Kraftanſtrengung, den einzigen Bewoh⸗ zer des Hauſes, den Sattler Jakob Briem, dem Feuer⸗ tode zu entreißen. i 0 Karlsruhe, 23. Okt. Eine landes herrliche Ver⸗ ordnung regelt die Materie betr. Beihilfen an zuruhe eſetzte Beamte, an Witwen von etatmäßigen Bea und hinterbliebene Kinder. Vorausſetzung für die Verwilli⸗ ſung von Beihilfen iſt Notdürftigkeit, ferner daß die betr. Perſon einer ſolchen Zuwendung würdig iſt und daß un⸗ terhaltungspflichtige Verwandte, die in der Lage ſind, er Verpflichtung in ausreichender Weiſe nachzukom⸗ men, nicht vorhanden ſind. Die Höhe der Beihilfen rich⸗ tet ſich nach den Umſt! en im Einzelfall. In der Regel ſoll jedoch innerhalb eines Kalenderjahres und für die ein⸗ elne Perſon und zwar an Ruhegehaltsempfänger und Finterbliebene aus der Klaſſe der oberen Beamten nicht mehr als 350 Mark, der mittleren Beamten nicht mehr als 300 Mark und der unteren Beamten nicht mehr als 50 Mark verwilliat werden. Nur in beſonders dring⸗ en Ausnahmefällen dürfen dieſe Sätze überſchritten .(9) Karlsruhe, 22. Okt. Geh. Oberfinanzrat Vr. riedrich Nicolai, Kollegialmitglied des Großh. Badiſchen inanzminiſteriums, iſt geſtern nachmittag 6 Uhr nach längerem Leiden verſchieden. Mit Dr. Nicolai iſt einer der hervorragendſten Finanzbeamten des Landes dahin⸗ keeufehe r. Seit er mit 27 Jahren ins Finanzminiſterium ufen wurde, hat der Verſtorbene demſelben mit kurzer terbrechung bis zu ſeinem Tode, zuerſt als Sekretär, un als Hilfsarbeiter und Kollegig!mi'glied angehört. ( Villingen, 23. Okt. Der verheiratete Invaliden⸗ entner Berthold Fuß von Stockwald bat den Hafner Seemann um Nachtquartier, das ihm gewährt wurde. Am anderen Morgen lag er tot im Bette. Fuß hinterläßt eine Witwe mit 4 Kindern. Hierzu berichtet nun der „Schwarzw.“ aus St. Georgen, daß dort der 30jährige eodor Brunnenkant von Stockwald verhaftet wurde, vermutlich im Zuſammenhange mit dem Tode des Fuß. () Teningen, 23. Okt. Die geſamte Arbeiterſchaft und das Perſonal der Maſchinenfabrik und Eiſengießerei Saaler, A.⸗G., hier traten geſtern in einen Sympathie⸗ Ausſtand, für den vom Auſſichtsrat(unter Proteſt des Vorſitzenden) entlal en Direktor Otto Saaler. Auf die Entwickelung der Af äce darf man ſehr geſpa gent ſein. / Donaueſchingen, 22. Okt. Allenthalben wird en begonnenen Neubauten mit raſtloſem Eifer Es ſind gegenwärtig über 800 Arbeiter be⸗ nter ſind über zwei Drittel deutſche, und den ſolche eingeſtellt. Leider macht ſich ingsmangel ſehr fühlbar, ein großer genden Ortſchaften untergebracht. ten, daß dieſelben im Freien in wußten. Dieſe Woche werden daß dem Wohnungsmangel ann. 1 wen ſich, ganzen Kriege men, ten. er n 0 * * en. Während des Der Aufſtieg des Zeppelinſchen Liuftſchiffes. Friedrichshafen, 23. Okt. Kurz vor 2 Uhr, iſt das Luftſchiff aufgeſtiegen. Das Herausbringen aus der Halle iſt vorzüglich geglückt. In ſehr gelungener Fahrt fuhr das Luftſchiff über der Stadt und zurück nach Manzell. Das Luftſchiff iſt von Friedrichshafen nach Manzell zurückgekehrt, hat über der Ballonhalle gewendet und nimmt jetzt zum zweitenmal den Kurs auf das Schloß zu, geht alſo jetzt ebenſo, wie bei Beginn ſeiner Fahrt, genau gegen den Wind. Das Urteil geht allgemein dahin, daß der Gang des Luftſchiffes noch eleganter und ſicherer ſei als der des bei Echterdingen verunglückten. 5 Nach 3½ſtündiger, hochintereſſanter Uebungsfahrt, die noch wiederholt kreuz und quer über den See und über Land nach Langenargen zu und in entgegengeſetzter Rich⸗ tung führte, iſt das Luftſchiff ſoeben halb 6 Uhr bei Manzell auf den See herabgegangen und in die ſchwimmende Halle eingeſchleppt worden. Ueber die Fahrt wird weiter berichtet: Heute ſſt es nun Ereignis geworden. Zeppelin hat heute nachmittag ſeine Probefahrt abgelegt und nach unſeren Laienbegrif⸗ fen glänzend beſtanden. Es war faſt windſtill, als 20 Min. vor 2 Uhr„Z. 1“, das blanke, ſchlanke Ungetüm, ſich langſam und mit äußerſter Vorſicht auf der feſten Landh ille hervorzuſchieben be ann. Die Herausbringung des Luftſchiffs, die, wie geſagt, mit äußerſter Vorſicht bewerkſtelligt wurde, nahm etwa 10 Minuten in Anpruch. Als das ſtolze Luftſchiff ſich kurz vor 2 Uhr ſanft Publilum in »Stiftung. Anläßlich der Vermählung ſeſter Toch⸗ ter überwies Fabrikdirektor Emil Kollmar in Pforzheim der Unterſtützungskaſſe der Uhrkettenfabrik Kollmar und Jourdan A.⸗G. den Betrag von 30000 Mark. Außerdem erhält jeder Arbeiter für den Hochzeitstag den doppelten Arbeitslohn. a. * Eiſenbahnunglück. Auf dem Hanauer Oſtbahn⸗ hof wurde die 19jährige Zigarrenarbeiterin Nüller aus Niederrodenbach, als ſie den von Gelnhauſen kommenden Frühzug verließ und das Geleiſe überſchritt, von einer einfahrenden Lokomotive zu Boden geworfen und ge⸗ tötet. Den übrigen Paſſagieren gelang es, noch knapp vor der Lokomotive über das Geleiſe zu komnen. a * Sturz am Neuban. Am Schulhausreubau in der „ in Fürth ſind drei Zimmeneute, infolge oslöſens von Geſimsſteinen vom Dache, 18 Meter hoch auf das Straßenpflaſter herabgeſtürzt. All, drei erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Einer dahon, namens E iſt heute früh ſeinen Vrletzungen er⸗ egen. N * Den ſchwerſten Rekruten der dutſchen Armee geſtellt zu haben— dieſen Ruhm kann die necklenburgiſche Stadt Friedland für ſich in An pruch nehnen. In dieſem Herbſt trat beim Großherzoglich Mecklenbirgiſchen Gren. Regt. Nr. 89 ein aus Friedland gebürtger Rekrut ein, der das ſtattliche Gewicht von 230 Pfufd hat. Infolge des Rieſenumfandes des zukünftigen Maßsjüngers müſſen ihm extra neue Uniformſtücke angefertüt werden. * Tolle Schweine. Bei einigen in Schlachthof zu Zittau geſchlachteten Schweinen iſt Tollwut feſtgeſtellt wor⸗ den. Die Tiere waren von einem tolen Hund gebiſſen worden. Der Beſitzer verkaufte bald darauf die Tiere, und dieſe wurden in den letzten Tagn im Schlachthof zeſchlachtet. Von dem erſten Schwein wurde das Fleiſch völlig verwertet, das Fleiſch des zwäten wurde einge⸗ pökelt und iſt jetzt beanſtandet worden. das dritte Schwein, das ſchon vor der Schlachtung ſtarke Dllwuterſcheinungen zeigte, wurde nach der Tötung verbmnnt. Es ſind alle möglichen Vorſichtsmaßregeln getrofſn worden. * Revolverattentat auf einen Propſt. Eine noch unaufzeklärte Affäre hat ſich in Margonin(Poſen) abgeſpielt. Aus Poſen werd berichtet Als der 65jährige Propſt in Margonin am Sonn ag geen zehn Uhr abends einen Rundgang um die auf dem Krchhof gelegene, von einer Mauer umgebene katholiſche Krche machte, erblickte er eine auf dem Kirchengebäude in unmittelbarer Nähe der Sakriſtei angelehnte Leiter, auf der ein Unbekannter ſtand. Auf den Anruf des Propſis ſprang der Fremde von der Leiter und ſchoß auf den dropſt, der hilferufend davonlief. Dem Täter gelang es inzwiſchen, unbemerkt zu entkommen. Die Nevolverkugel traf den Propſt an der linken Hand und ſchlug dann alf einer Nickeluhrkette auf, von der ſie abglitt, ohne din Propſt zu verletzen. Von dem Täter fehlt jede Spur. 5 * Trunkfuchtsfolgen in Frankreich. In einem Weiler bei Montdidier erwürgte ein Gemüſehändler in einem Anfalle von Säuferwahnſiun ſeinen ſiebenjährigen Sohn und ſchnitt ſich dann ſelbſt die Gurgel mit einem Raſiermeſſer durch. In Le Mans ermordete ein fahrender Geſchirrflicker ſeine Gefährtin in einem gleichfalls in der urch den Alla hol hergubeſhworenen Zunke. lungen in großen Zeitengen der Nor⸗ Trunkſuchtsdramen, die entweder mit weren Verletzungen oder mit Selbſt⸗ 7 mord, mehrmals auch mit Brandſtiftung endeten, in den Departemen!s Manche, Seine⸗Jnfer'eure, Eure und Orne in den letzten zehn Jahren um mehr als das Doppelte zugenommen, während gleichzeitig der Alkohollorſum ſich nahezu verdoppelte. 8 132353 worden. Am andern Morgen wurde der I beitrag tragödie ſpi n d Zwei auf der Wanderſchaft beg: 9 d in der Dorffchenke in Milſterhorſt gezecht und waren ab⸗ ene junge Leute h. kale entfernt i der beiden Zechbrüder unweit des Bahnhofes Milſterhorſt mit einge⸗ ſchlagenem Schädel tot aufgefunden. Der Täter wurde bald darauf im Dorfe in tiefem Schlafe liegend ange⸗ troffen; ſeine Kleidung und ſeine Hände waren über und über mit Blut beſpritzt. Er geſtand die Tat ein und will ſeinen Gefährten in der Notwehr mit einem Stein erſchlagen haben. Er wurde in Haft genommen. Die Namen der Handwerksburſchen ſind noch nicht bekannt. * Der Taifun. Nach den letzten Meldungen über den am 17. d. M. in Tſchangtſchou(Kwang⸗tung) auf⸗ getretenen Taifun ſind dabei über 2700 Menſchen ums Leben gekommen und 3600 Häuſer zerſtört worden. Herbſtſchönheit. I Unſer Lindenbaum wird durchſichtig. Faſt wiſſen wir nicht, ob es eine Linde ſei, weil die Blätter ſo klein und fein an dem Geäſte hängen wie leichter, bunter Traum. Der Charakter des Baumes hat ſeine Herbigkeit verloren er iſt in den Herbſt hineingekommen, in die Tage einer milden, weichen Verklärung, in denen er nicht wachſen will, ſondern nur noch einfach weiter leben, Sonne trinken und ſchön ſein. Wozu ſich endlos anſtrengen? Es kommt eine Zeit des Ausruhens für alle Natur, und ein Geiſt des Friedens und der Gelaſſenheit geht von den Bäumen auf die Menſchen aus. Als Gott die Bäume ſchuf, ob er ſie ſich damals nicht als goldene Herbſtbäume dachte und den Frühlingsbaum nur als eine Vorſtufe zu dieſer letzten glücklichen Pracht vorher entſtehen ließ? Der Zweck des Naturlebens iſt ein Herbſt voll Glanz und Güte. Wir ſehen die Obſtbäume in ihrer überwältigenden Fülle, die Weinberge am Abend vor der Ernte, die Gärten in wilder, bunter Verzauberung, die Kaſtanien wie leuchtende Hände ends wegen Trunkenheit vom Wirt aus dem zum Himmel erhebend, die Roſenbüſche lachend von Blätt⸗ chen zu Blättchen, überall ein gelbes Zittern und Flimmern um ſchwarze Aeſte und Stämme herum, die nun erſt in ihrer ganzen Wunderbarkeit heraustreten, wo ſie luſtig werden im ſeltſamen Geſchmeide der Herbſtlichkeit. Auf dem Boden herum liegen die Blätter, auf den Kirchhofs⸗ wegen, um die Grabſteine herum, ein Schmuck für das Feſt Allerſeelen. Alle Seelen werden einmal ſein wie Blätter, die von den Bäumen fallen. Hier fällt die eine und dort die andere. Es iſt aber das beſte, was Menſchen⸗ ſeelen ſich erbitten können, daß ſie bis zu einem guten Herbſte gelangen, ehe ſie fallen. Langſam wandelt ſich den Sommer, leiſe färben ſich die Ränder der Blätter; im Aufſchauen zur Sonne, der Geberin des Lebens, fangen die Bäume an, ſelbſt ſonnenhaft zu werden. Erſt ließen ſie ſich beſtrahlen, nun ſtrahlen ſie ſelber. Es bricht aus ihnen heraus wie lange angeſammelte Sonnenkraft, und wir gehen unter ihnen und empfinden die Andacht des Herbſtes, nämlich die Dankbarkeit der Natur, die nicht Abſchied nehmen will, ohne mit allen ihren Kräften ein letztes herrliches goldenes Jubellied in den blauen Himmel hineingeſungen zu haben. Es rauſcht und liſpelt im golde⸗ nen Laube. Die Blätter unterhalten ſich, ob es Werk hat, gelebt zu haben, und es ccheint uns, daß ſie das Leben für lebenswert halten, denn ſie ſeufzen nicht, ſondern fallen ab, als ſei das Verſinken ein Hinübergleiten in ein letztes Erfüllen alter Wünſche. Wer mag ihn rich'ig in arme Worte faſſen, den Ton oder die Melodie 3 goldnen Laubes? Es iſt Luſt im Tod, Verklärung im Abſterben, eine Art Religion, die leiſe gepredigt wird, viel leiſer und zarter als die Religionen der Prieſter. O ſchaue hinüber auf das Herbſtbild des Friedhofes vor dem Fenſter, gehe die Dorfſtraße entlang, wandle oben an der Mauer, gehe und laß dir die Blätter vertraut ſein, die in rötlicher Fülle zu deinen Füßen liegen! Es i ſich, im Herbſte zu leben.(Naumann in der W 988 3 Vermiſchtes. Die Kälte. Ueberraſchend ſchnell iſt in dieſem Jahr Froſtwetter eingetreten. Die Urſache liegt in einem ſtarken ruſſiſchen Hochdruckgebiet. Die Kältewirkung eines winter⸗ lichen Hochdruckgebiets ergibt ſich ſehr einfach: Am Tage wird die Erde durch die Sonne erwärmt, nachts kühlt ſie ſich gegen den kalten Himmelsraum ab. Beides findet um ſo ſtärker ſtatt, je klarer das Wetter iſt, d. h. beſonders ſtark im Hochdruckgebiet. Im Sommer überwiegt nun die Tages⸗, im Winter die Nachtzeit; das Hochdruck⸗ gebiet bringt alſo entſprechend Wärme oder Kälte. In dieſem Falle befanden wir uns bereits lange im Bereich hohen Druckes und wenn die kalte Witterung nicht früher einſetzte, ſo lag das beſonders an dem zunächſt häufig auftretenden Nebel, der zu ſtarke Abkühlung verhinderte. Umſo energiſcher war die Wirkung, als das Hochdruck⸗ gebiet ſtärker vordrang und die Bildung von Nebel in der Nacht zu Montag abnahm. Im Laufe des Montags war noch etwas Bewölkung vorhanden und die Sonnener⸗ wärmung war nur ſchwach. Nachts wurde der Himmel ganz klar und die Temperatur ſank von Abends bis Morgens um etwa ſechs Grad. Seitdem herrſcht, weni geändert, Nachts und Morgens leichtes Froſtwetter. Auf dem Feldberg blieb das Thermometer geſtern ſogar tag⸗ über unter dem Gefrierpunkt. Zu dieſer allgemeinen Wirk⸗ ung des Hochdruckgebiets kam in dieſem Fall noch ſeine ſpezielle Lage im Nordoſten von uns: unſer Bezirk er⸗ hielt dadurch nördliche und öſtliche Winde, die aus an ſich ſchon kalten Gegenden ſtammten und den Eintritt der Kälte beſchleunigten. Ein etwa über England lagern⸗ des Hochdruckgebiet hätte wohl auch Abkühlung, aber kaum direkt Froſt verurſacht. Es iſt nicht ſehr wahrſcheinlich, daß die Kälte längere Zeit anhält. Schon heute iſt unter dem Einfluß von Tiefdruckgebieten, beſonders im nordweſt⸗ lichen Deutſchland, Erwärmung eingetreten und ebenſo⸗ ſchnell wie uns öſtliche Winde Froſt brachten, können ſüdliche eine plözliche Temveraturſteigerung hervorrufen, wozu jede Verlagerung des Hochdruckgebiets aus den Oſt⸗ ſeeländern nach Süden, etwa zum Schwarzen Meere hin, würde. 1 — Schweinepreiſe. Eine intereſſante Veröffent⸗ lichung über den Preis der Schweine im zweiten Quartale iſt nun erfolgt. Nach dieſer ergab ſich im Durchſchnitt für beſte Ware für 1 Dz. als höchſter Preis Mk. 125,7 zu Frankfurt a. M. Es wurden ferner gezahlt für 1 Dz. 124,3 zu Mannheim 123,4 zu Dresden, 123,0 zu Köln, 121,1 zu München, 120,0 zu Leipzig, 118,1 zu Chemnitz, 118,5 zu Magdeburg, 113,8 zu Berlin und 87,2 zu Dan⸗ zig. Dieſen Preiſen ſteht gegenüber im Auslande fals höchſter Preis Paris mit 142,5 Mk. für 1 Dz. In Budapeſt ergab 1 D; 110 Mk., in Wien 99,2, in Koppen⸗ hagen 81,2 und in Rotterdam ergab 1 Dz. beſte Schweine nur 80 Mk. E 3 Geſundheitspflege. „ Zur Verhütung von Froſtbeulen. Bei Ein⸗ kritt der kalten Jahreszeit iſt man gegen Erkältung ſehr empfindlich, doch kann man ſich mittels warmer Kleidung dagegen verwahren. Am empfindlichſten gegen Kälte ſind die Füße, und oft hilft kein Wollſtrumpf und wattierte Stiefel gegen das Gefrören. Wer ſchon einmal an Froſt⸗ beulen litt, der iſt jeden Winter ausgeſetzt, ſie wieder zu bekommen. Es iſt dies nicht nur ein ſchmerzhaftes Leiden, ſondern es behindert auch am gehen, da man den Schuhdruck nicht vertragen kann, Wolle hingegen Jucken und Brennen verurſacht. Es gibt wohl viele und wirkſame Mittel gegen Froſtbeulen, doch iſt es am beſten, ſie gar nicht zu bekommen. Dies läßt ſich auf folgende, höchſt einfache Weiſe erreichen. Man wickele des mor⸗ gens den Fuß in Seidenpapier, beſonders ſorgfältig über die Zehen und ziehe darüber vorſichtig den Strumpf an. Das Seidenpapier nimmt wenig Raum ein, da es dünn iſt, hält aber die Füße ſo warm, daß man ſelbſt in leichten Strümpfen und Schuhen vor Froſtbeulen voll⸗ kommen geſchützt iſt.— Diejenigen, die bereits an dem Uebel leiden, mögen es erſt kurieren und dann dieſes unſchuldige Mittel gebrauchen. N 70 Gerichtszeitung. § Wie ſoll ein Vertrag ausgelegt werden? Bei der Auslegung eines Vertrages kommt es noch einem Urteil des 6. Senats am Reichsgericht nicht darauf an. Bekanntmachung. Nr. 19 233 IV. Der Metzgermeiſter Karl Schertel in Seckenheim beabſichtigt bei ſeinem Wohnhauſe an der Station Seckenheim— neuer Rangier⸗Bahnhof— eine Schlachtſtätte zu errichten. ö Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntnis mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen bei dem Bezirksamte oder dem Gemeinderate Seckenheim binnen 14 Tagen vom Ablauf des Tages an vorzubringen, in welchem das dieſe Bekanntmachung enthaltende Amtsverkündigungsblatt aus⸗ gegeben wuerde, widrigenfalls alle nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhenden Einwendungen als verſäumt gelten. Die Beſchreibungen liegen während der Einſprachs⸗ friſt auf den Kanzleien des Bezirksamts und des Gemeinde⸗ rats Seckenheim zur Einſicht offen. Mannheim, 19. Oktober 1908. Gr. Bezirksamt: Der. Bechtold. Vorſtehendes bringen wir zur öffentlichen Kenntnis. Seckenheim, 24. Oktober 1908. gürgermeiſteramt. Volz. Aufforderung. Diejenigen Kirchenſteuerpflichtigen, welche mit Zah⸗ lung ihrer evang. Kirchenſtener für das Jahr 1908 noch im Rückſtande ſind, werden hiermit aufgefordert, ihre Schuldigkeit bis läugſtens 2. November d. Js. anher zu entrichten, bei Vermeidung perſönlicher Mahnung. Sollte Steuerpflichtigen verſehentlich kein Forderungs⸗ zettel zugegangen ſein, ſo wollen ſich die Betreffenden zwecks nachträglicher Zuſtellung bei dem Unterzeichneten mündlich oder ſchriftlich melden. Seckenheim, 23. Oktober 1908. Die evaug. Kirchenſteuer-Verrechnung: C. L. Schmitt. Turn-Verein Seckenheim. Einladung. Am Mittwoch, den 28. d. Mts., abends 9 Uhr findet im Lokal zum„Zähringer Hof“ die Abrechnung über das im Auguſt l. Is. ſtattgefundene 8. Gauturnfeſt des Bad. Pfalzturngaues ſtatt. Sämtliche Mitglieder 5 1 Koch. %o was der eine Teil ſeinerſeits gedacht und beabſichtigt hat, ſondern darauf, was er dem andern Teil gegenüber tat⸗ ſächlich erklärt hat und wie dieſer die an ihn gerichteten Erklärungen nach deren Inhalt nach Treu und Glauben verſtehen durfte. 8 Iſt Schanturnen“ eine„öffentliche Ver⸗ ſammlung“? Der 2. Strafſenat des Kammergerichts in Berlin hat dieſe Frage bejaht. Oeffentlich iſt eine Verſammlung dann, wenn nach der Art der Zuſammen⸗ berufung durch öffentliche oder allgemeine Einladung ſich eine unbeſtimmte Menſchenmenge verſammeln ſoll. Gleich⸗ gültig iſt, ob die Menge einer beſtimmten politiſchen Par⸗ teirichtung angehört, ob der Eintritt an beſtimmte Be⸗ dingungen geknüpft iſt, z. B. Zahlung von Eintritts⸗ geld, Vorzeigen der Mitglieds- oder Einladungskarte uſw., ob der Verſammlungsort ein öffentlicher iſt oder nicht, welchen Zweck die Verſammlung verfolgt uſw. Entſcheid⸗ end iſt allein, daß nach der Art der Einberufung nicht ein individuell beſtimmter Perſonenkreis, ſondern wie ge⸗ 625 eine unbeſtimmte Menſchenmenge ſich verſammeln oll. 5 Naturalleiſtungen an Handlungsgehilfen. Wird ein Handlungsgehilfe, der beim Prinzipal Koſt und Logis erhielt, vorzeitig entlaſſen, ſo hat der Handlungs⸗ gehilfe Anſpruch auf eine der Naturalleiſtung entſprechende Geldentſchädigung auch dann, wenn er in der kritiſchen Zeit von ſeinen Eltern unentgeltlich Unterkunft und Be⸗ köſtigung erhalten hat, wie das Oberlandesgericht Marien⸗ werder in einer Klageſache feſtſtellte. 1 § Für Mieter und Vermieter iſt ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln von Wichtigkeit. Danach findet § 544 des Bürgerl. Geſetzbuches— Auszug ohne Ein⸗ haltung einer Kündigungsfriſt— auch dann Anwendung, wenn in der Nachbarſchaft gelegene Umſtände geeignet ſind, einen Einfluß auf die Mieträume auszuüben, näm⸗ lich dann, wenn ſie, wie z. B. Gaſe, Rauch, Gerüche, Geräuſche uſw. in die Mieträume eindringen und damit in 11 wahrnehmbarer Weiſe auf die Mieträume ein⸗ wirken. 5 5 Der Fund. Ein Schuſterjunge kommt freudeſtrah⸗ lend in die Küche und ſchreit:„Frau Meeſtern, ich habe wat jefunden.“— Meſterin:„Herr Jott, Jeld, mein Bekanntmachung. Am 28 d. Mts., nachmittags 2 Uhr anfangend, werden auf der Ladeſtraße, Bahnhof Friedrichsfeld M. N.. durch den Unterzeichneten öffentlich meiſthietend verſteigert: ca. O m eichene, für. unbrauchbare Weichenſchwellen, ſowie ea. 500 Stück eichene und kieferne Bahnſchwellen.. 2 Friedrichsfeld, den 23. Oktober 1908. Großh. Bahnmeiſterei 76. J. V.: Scharlach, Bahnmeiſter. lerren Paletot Ganz eminent grosse Auswahl Vorsichtig ausgewählte Teile. Das Neueste vom Neuen Hochelegante Paletots Erſatz für Maß Hochelegante Ulster Erſatz für Maß Wunderbare dunkle Paletots vorzügliche Stoffe a Achener⸗Stoff Paletots neueſte Deſſins Dunkle Herbst. Paletotz 1 28 mod. Herbst- u. Winterpaletots 32 aus uni und[] Stoffen Mk. 18 Mod. Herbst- u. Winterpaletots werden gebeten, pünktlich zu erſcheinen. 6 aus guten Stoffen Mk. 10.— und Hochachtungsvollſt 5 5 7175 Georg Volz, Vorſitzender. Wirklich billig! Sammel- Auzeiger. Grösstenteils eigenes Fabrikat Hur für Mitglieder der landw. Ein⸗ u. Perkaufsgenoſſenſchaft. 9 Stück Täuferſchweine hat zu verkaufen N Tudwig Arnold, Dammſtraße. Moſtäpfel können abgeholt werden und Nichtbeſtel⸗ ler können ſolche erhalten bei ſofortiger Anmeldung. Radfahrer⸗Geſellſchaft Seckenheim. Morgen Lountag, den 25. d. Mts. Ausflug nach Groß ſachſen, ebendaſelbſt gemütliches Beiſammen⸗ ſein im Löwen. Abfahrt: Nachm. 1 Uhr vom Lokal aus. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorſtaud. Junge? Jib her, ick hebe Dir et uff.“— Junge:„Nee, Meeſtern, Jeld nich, aber in de Suppe da lag'n Stück⸗ chen Fleeſch drinne!“ 5 7* Ach ſo! Lude:„Was hat denn der Karl ausge ⸗ freſſen, daß er drei Jahre gekriegt hat?— Ede:„Ein Taſchentuch hat er gemauſt.— Lu de:„Unſinn, wegen ſo 'ne Kleinigkeit kann er doch keine drei Jahre gekriegt haben. — Ede:„Doch; es war aber eine Brieftaſche mit ein paar tauſend Emmchen darin eingewickelt! Vom Kaſernenhof. Feldwebel:„Sie, Einjäh⸗ riger, wenn Sie mir noch einmal auf den Boden ſpucken, dann geben Sie acht. Sie ſind hier im Kaſernenhof und nicht im Salon. Das Lichtheilinſtitut Elektron, Inh. Dir. Heinrich Schäfer, Mannheim, N38, 3, hat ſich während ſeiner 8jäh⸗ rigen Tätigkeit auf dem Gebiete der neuen elektro⸗phyſt⸗ kaliſchen Heilmethode als das erſte beſteingerichteſte und bedeutendſte Inſtitut in Mannheim und Umgebung erwieſen. Das Inſtitut bietet als Kurmittel: Elektr. Glüh⸗, Bogen⸗ Teillichtbäder, Vierzellenbäder, Syſtem Dr. Schnee; konzen⸗ trierte Kaltlichtbehandlung nach Finſen, Blaulichtbehand⸗ lung nach Dr. Kaiſer und Dr. Bang, Eiſenlichtbehandlung nach Profeſſor Kromayer. Die Anwendung der zeſamten Elektrotheraphie, Hochfrequenzſtröme, Galvaniſation, Fara⸗ diſation, Wechſelſtröme, 3 Phaſerſtrom, pulſterender Gleich⸗ ſtrom, Frankliniſation, Hydroelektriſche Bäder, Kohlenſäure⸗ bäder Patent J. Michael, Elektriſche Maſſage(Vibriations⸗ maſſage), Inhalatorium(Rilla), Elektromagnetiſche Therapie Syſtem Trub, Hufeiſenmagnet bedeutend wirkſamer wie Stabmagnet. Ueber die Reſultate dieſer Behandlungsweiſe ſind zahlreiche Veröffentlichungen in ärztl. Fachſchriften erſchienen, aus denſelben geht übereinſtimmend hervor, daß die Elektromagnetiſche Behandlung ſchmerzlindernd und beruhigend wirkt uns daß durch dieſelbe in einer großen Anzahl von Krankbeitsfällen, in welchen andere Behand⸗ lungsmethoden verſagten, Heilung oder wenigſtens erhebliche Beſſerung erzielt worden iſt, ſo vor allem bei Neuralgie, Schlafloſigkeit, Migräne, allgemeine Nervenſchwäche, Iſchias und rheumatiſcher Affektions uſw. Auskunft wird jederzeit gratis erteilt, ebenſo werden ausführliche Proſpekte mit Dankſagungen koſtenlos abgegeben. Seckenheimer Jimmet. Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim 71 15 Grſelſchaſt Hiermit werden die aktiven Mitglieder behufs Be⸗ ſprechung unſeres Eröffnungsſchießens auf kommenden Montag Abens 8 Uhr ins Gaſthaus zum Lamm(Nebenzimmer) höflich eingeladen. Um zahlreiches und pünktliches Erſcheinen wird gebeten. Der Vorstand. Wüberzeugen. 11 Die gediegenſten, apparteſten und modernſten Uhren, Gold. und 9 Silberwaren kaufen Sie am billig⸗ N ſten bei Jac. Kraut, Mannheim Breitestrasse, T 1, 3, neben Warenhaus Kander. Es liegt in Ihrem eigenen Intereſſe ſich davon zu Eigene Reparaturwerkſtätte. Streng reele sachliche Bedienung Gebrũder Männergesangverein. gecken eim. Auf Allerheiligen empfehle Sonntag, 1 10 Oktober, 5 4 3 nachmittags 3 Uhr Krün E Qesammtprobe von den billigſten bis zu im Bad. Hof Seckenheim. Um vollzähliges pünktliches Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Männergesang-Verein Neckarhauſen. Heute Samstag Abend Geſangs⸗Probe im Lokal. Der Vorſtaud. Liedertafel Seckenheim. Heute Samstag, den 24. Oktober, abends ½9 Uhr Sing-Probe. Vollzähliges pünktliches Erſcheinen dringend erfor⸗ derlich. Der Porſtand. 7 7 Je e iar den teuerſten Frau Fabian Witw. Hauptſtraße 122. eee Sängerbund. Heckenheim. Nächſten Montag Singprobe. Vollzähliges Erſcheinen erforderlich. Der Vorſtand. Fußballgeſellſchaft Seckenheim 1898. Morgen finden folgende zaleilerſcaſtppie 1. Mannſchaft gegen Fußb. Neckarau 1. in Seckenheim Beginn 3 Uhr. 2. Mannſch. gegen Fußb. Vereinigung Neckarau 2. in Neckarau; Beginn 3 Uhr. Der Wettſpielausſchuft. i zum verkauf. Die zum Verkauf in meinen Parierre- Eokalitäten kommenden Stoſfe sind streng modern und liegen in kolessalen Mengen auf Extra-Tischen ausgelegt. Grosse Mengen ntasie-Stoffe 0 Ein Posten bestehend aus: 5 S nur guten woilenen und halbwoll. N Stoffen, tür Haus und Strassen- * kleider 5 * jetzt durchweg per Meter Ein osten bestehend aus: Nur besseren Neuneiten, nur moderne Sachen in Streifen, Karos und Bordieren ö Blusenstoffe etc für Faltenröcke, Bordüren, wollene Blusen- jetzt durchweg per Meter Ein Posten bestehend aus: engl. und lranzös. Neuheiten, breite Streifen Mark 5 ig. 95 jetzt durchweg per Meter e Fark flanelle etc. Ein Posten bestehend aus: Allerbeste und teuerste Fantasiestoffe, jetzt durchweg per Meter Grosse Posten ue Kleider-Stoffe Era biin Grosse Mengen 4 a hevl 0 S Staunenswert! Ein Posten Cheviots doppelbreit, haſtbare Ware, in allen Farben jetzt durchweg per Meter Ein posten Cheviots doppelbreit, reine Wolle, alle Farben jetzt durchweg per Meter Ein Posten Cheviots 110 em breit, reine Wolle, alle Farben jetzt durchweg per Meter Nehrere posten Oheviots 1 nur beste Ware, jetzt durchweg per Meter I. G5 und Mark Mehrere Posten Satin reguläre Ware jetzt per Meter 1.45. f. S5 und Mehrere Posten Chevron u. Diagonal jetzt per Meter 1. 75 und JI ohne jede Rücksicht A Uf den früheren Wert jetzt durchweg per Meter 5 Mannheim Buumwoll-Wuren T 1,1 Breitestrasse