Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. 28(96 Die neuen Reichsſteuern. Die„Nordd. Allg. Ztg.“ veröffentlichte aus der Be⸗ gründung zum Geſetzentwurf betreffend Aenderungen des Finanzweſens den auf die Reform des Schuldenweſens bezüglichen Teil. Es iſt eine theoretiſche, finanzpolitiſche Betrachtung, die keinem Kenner der Sache etwas Neues bringt und von ſolchen, die Nichtkenner ſind, nicht ver⸗ ſtanden wird. Es ſollen Grundſätze für die Schulden⸗ tilgung aufgeſtellt werden; Ausgaben nichtwerbender Art ſollen nicht mehr auf Anleihen übernommen werden. Man will möglichſt viel auf den ordentlichen Etat übernehmen und als Haupterfordernis wird natürlich bezeichnet die Herſtellung des Gleichgewichts zwiſchen Einnahmen und Ausgaben, d. h., für den Laien deutlicher ausgedrückt, eine Vermehrung der Einnahmen, denn ohne dieſe muß immer wieder zu neuen Schuldenaufnahmen geſchritten werden. Die Aufſtellung von Grundſätzen— ſo heißt es in den Motiven ſehr richtig, aber auch ſehr ſelbſtverſtänd⸗ lich— allein genügt nicht, um Schulden zu tilgen, es muß auch Geld dafür da ſein. Es werden dann die Schul⸗ dentilgungsverſuche der letzten ſieben, acht Jahre erörtert, die natürlich jeder kennt, der die Reichstagsdruckſachen geleſen hat, und es wird dann geſagt, daß nach den neuen Sätzen dieſe energiſcher getilgt werden ſollen und zwar mit einer Mindeſtrate von ein Prozent für die geſamte beſtehende Schuld, ſodaß die vorhandene Schuld in rund 43 Jahren abgetragen werden könnte und, wie es als verlockende Zukunftshoffnung dann heißt, die alsdann frei⸗ gewordenen erheblichen Zinsbeträge für andere Reichs⸗ zwecke verwendbar ſind. Eine höhere Schuldentilgung könne man der jetzigen Generation nicht zumuten. Für die Zukunft aber— gemeint ſind unſere Kinder und Enkel, für die man natürlich nicht gute Grundſätze genug auf⸗ ſtellen kann— erſcheint eine noch weitere Verſtärkung der Schuldentilgung geraten. Es ſollen Ausgaben für nicht werbende Anlagen zukünftig möglichſt nicht mehr auf An⸗ leihe genommen werden. Sofern ſich eine Anleihe als unumgänglich erweiſt, empfiehlt ſich die jährliche Tilgung mit 3 Prozent, was einer Abtragung in rund 22 Jahren gleichkommt. Mit Rückſicht auf dieſen hohen allgemeinen Tilgungsſatz muß von einer beſonderen Erhöhung des auf den ordentlichen Etat zu nehmenden Prozentſatzes vom Werte der Flotte— über die gegenwärtig geltenden 6 Prozent hinaus— abgeſehen werden. Zur Durchführung dieſer Tilgungsſätze bedarf es erheblicher Mehraufwen⸗ dungen. Die bisher für die Tilgung vorgeſehenen Beträge beliefen ſich auf rund 27,5 Millionen. Die Tilgung der gegenwärtig vorhandenen Schuld mit 1 Prozent erfordert eine Jahresſumme von 42,5 Millionen. Nimmt man den Betrag des für nichtwerbende Anlagen in den folgenden 11 erforderlichen Anlagebedarfs auf 800 bis 900 Milli jonen an. doy mit 3 Nrozont au ſaen ſnßzre. ſo merden bis 1918 fährlich 12,5 Millionen im Durchſchnitt nol⸗ Hmtsblaft der Bürgermeisterämter Sechenheim, Nvesheim, Heckarhansen und Edingen. wendig ſein. Danach ergibt ſich im Jahresdurchſchnitt mindeſtens eine Verdoppelung der bisherigen Beträge oder ein Mehraufwand von rund 27,5 Millionen im Jahre. Gelingt die Schuldentilgung, ſo ſei nach den Erfahrungen anderer Länder mit Sicherheit eine baldige Steigerung des Kurſes der Reichsanleihen zu erwarten, eine Weisheit, die aus jedem Colleg über Finanzpolitik den jungen Stu⸗ denten geläufig iſt. 8 1 Eine Kanzlerkriſis. Die Senſation, welche die Veröffentlichung des be⸗ kannten Artikels des„Daily Telegraph“ hervorgerufen hatte, erfährt durch die dadurch hervorgerufene Kanzler⸗ kriſis eine neue Steigerung. Nach der Richtung wenigſtens iſt volle Klärung erfolgt, daß die Authentizität der Ver⸗ öffentlichung und ihre Tendenz jetzt feſtſteht. Der Kaiſer und das Auswärtige Amt haben darum gewußt, und man hat geglaubt, damit den guten Beziehungen zwiſchen Deutſchland und England zu dienen. Und doch iſt kaum je ein größerer politiſcher Fehler gemacht, kaum je die Situation ſo ſehr verkannt worden. Und nun hört man zu allem Ueberfluß, daß der einzig verantwortliche Be⸗ amte des Reichs, der Reichskanzler, garnicht mit der Ver⸗ öffentlichung einverſtanden iſt, daß alles nur auf einem Mißverſtändnis beruht. Fürſt Bülow wollte nur, daß das Auswärtige Amt die Tatſachen nachprüfe, der Leiter des Auswärtigen Amtes hat aber gemeint, über die Op⸗ portunität der Veröffentlichung beſtehe ſchon ein Ein⸗ verſtändnis zwiſchen dem Kaiſer und dem Kanzler, 85 ſo iſt die Approbation ohne Wiſſen des allein dazu Be⸗ rufenen erfolgt. a Alſo die reinſte Komödie der Irrungen, über die man lachen könnte, wenn nur die Sache ſelbſt nicht ſo ernſt wäre, ſo bedeutungsvoll für die Beziehungen Deutſch⸗ lands zu den anderen Mächten. Rein formell ſtaats⸗ rechtlich betrachtet iſt diesmal vielleicht korrekter als in vielen früheren Fällen verfahren worden. Aber doch iſt der Verfaſſungsgrundſatz nicht innegehalten worden, daß die Anordnungen des Kaiſers durch die Verantwortlich⸗ keit des Reichskanzlers gedeckt werden ſollen; denn nach dem Sinne der Verfaſſung ſoll die Verantwortung nicht nachher, ſondern im Voraus übernommen werden, d. h., alle politiſchen Aktionen des Kaiſers ſollen im vorherigen Einverſtändnis mit dem Kanzler, keine ohne ſein Wiſſen geſchehen. Damit das erreicht wird, muß jeder Teil auf dieſe Verſtändigung bedacht ſein, und der Kanzler hat die Pflicht, ſeiner Verantwortung ſtets auch wirklichen Inhalt zu geben. Mögen in dem vorliegenden Falle die Mißverſtändniſſe auch als Entſchuldigung dienen, ſie wären vielleicht vermieden worden, wenn der Kanzler ſich gleich ſelbſt mit der Materie befaßt und ſeine Mei⸗ Dienstag, den 3. Hovember 19038 0 seckenheimer HNnzeiger, JIluesheimer Nnzeiger, Heckarhauser Zeitung, Edinger Zeitung Inſertſionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Neklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. FJernſprechanſchluß Nr. 16. nung nicht don den Berichten anderer abhangig gemacht hätte. Es wäre auch ſonſt ſehr zu wünſchen, daß der leitende Staatsmann ſich mehr in die Materie ſelbſt ver⸗ tiefte; manche Stockung und manches Mißverſtändnis lieſße ſich dann vermeiden, ſchreibt die„Frkf. Ztg.“ Mag man über die ſtaatsrechtliche Seite des jet Falles aber denken, wie man will, die Kritik an Veröffentlichung ſelbſt wird dadurch nicht berührt und ebenſowenig die ſchweren Bedenken dagegen, daß der Kaiſer von jeher zu ſehr mit ſeinen perſönlichen Meinungen an die Oeffentlichkeit getreten iſt. Diesmal hat der Reichs⸗ kanzler die korrekte ſtaatsrechtliche Auffaſſung betätigt, in zahlreichen anderen Fällen aber hat er die Dinge widerſpruchslos geſchehen laſſen und die kaiſerlichen Im⸗ proviſationen zu verteidigen geſucht, noch vor nicht langer Zeit mit der entſchuldigenden Bemerkung, daß der Kaiſer kein Philiſter ſei. Ein Herrſcher muß ſich darein finden, daß ſeine Stellung ihn zu größerer Zurückhaltung und Vorſicht zwingt als jeden Privatmann, und daß er nicht das Herz auf der Zunge tragen darf. Dazu ſind die poli⸗ tiſchen Wirkungen jeder nicht vorſichtig genug abgewogenen Aeußerung für das ganze Land zu ſchwerwiegend: Das gilt von Privatgeſprächen und Privataktionen nicht minder als von öffentlichen Reden. Hätte man je hierüber einen Zweifel gehabt, ſo wäre er jetzt gründlichſt gehoben wor⸗ den. Die faſt übereinſtimmende Anſicht der Preſſe geht ja doch dahin, daß die Veröffentlichung des ſo viel kom⸗ mentierten Geſprächs mit dem engliſchen Privatmann ein ebenſo großer Fehler war wie das Geſpräch ſelbſt, und daß manche der geſchilderten Aktionen die unbedingt gebotene Zurückhaltung durchaus vermiſſen ließen. Es wird nicht ganz leicht ſein, den jetzt angerichteten Schaden wieder gut zu machen. Unbedingt verlangt muß aber werden, daß einer Wiederkehr ſo unliebſamer Dinge endlich vor⸗ gebeugt wird, damit unſere Politik vor Ueberraſchungen infolge irgendwilcher Impreſſionen geſchützt bleibt, und im Innern wie nach außen größere Stetigkeit eintritt ——— Politiſche Rundschau. Deutſches Reich.. * Schlachtvießpreiſe. Dem Reichskage iſt ö ſetzentwurf Letreffend die Preisfeſtſtellung beim Markt⸗ handel mit Schlachtvieh zugegangen. Er lautet: J 1. Die Landeszentralbehörden ſind befugt, für Schlachtviehmürkte zum Zwecke der Feſtſtellung von Preis und Gewicht der Tiere Vorſchriften zu erlaſſen und Einrichtungen anzu⸗ ordnen. Die hierdurch entſtehenden Koſten fallen dem Unternehmer des Marktes zur Laſt; der 8 68 der Gewerbe⸗ ordnung findet Anwendung. Schriftſtücke, deren Ausſtel⸗ lung auf Grund des Abſ. 1 angeordnet iſt, ſind ſtempel⸗ frei. 8 2. Die Landeszentralbehörden ſind beſugt, ſär in treuer Hur. Roman von C. Borges.„ 25. Fortſetzung. f „Na, Hugo hat ſeine Sache nicht allzu ſchlecht ge⸗ macht,“ lachte Carola, in ihrem bequemen Seſſel lehnend und ſich mit ihrem Spitzenfächer Kühlung zuwedelnd.— „Das Kind iſt ſchon halb verliebt, und wenn Hugo ſeine Karten gut ſpielt, iſt unſer Glück gemacht. Bedenke nud, Aſta hat ein Vermögen von über 8 Millionen.“ „Und nebenbei iſt ſte entzückend, das hatteſt Du mir gar nicht geſagt,“ verſetzte Hugo, gedankenvoll den Rin⸗ geln ſeiner Zigarette nachſchauend. „Das wußte ich ſelbſt nicht; vor 8 Jahren wap ſie ein höchſt einfaches, faſt häßliches Kind. Dabei fällt mir ein: ſorge dafür, daß Du ihr ſeſtes Verſprechen haſt, Dich zu heiraten, ehe ſie nach dem Erlenhofe zurückkehrt; denn wenn der Vormund ſie jetzt ſteht, wird er das Täubchen für ſich haben wollen.“ „Das darf nicht ſein, er ſoll ſie nicht haben, rief Hugo erſchreckt,„ſte iſt mein. Dieſe kleine, reizende Fee mit den dumkeln Gazellenaugen den feinen Lippen.——“ „Na, genug von dieſen Liebes⸗Rhapſodien,“ unter⸗ brach lachend Carola.„Es war doch von mir ein kluger Gedanke, die Spur dieſes Goldfiſchleins aufzuſuchen. Noch klüger war es, den Aufenthalt in Freiburg in Erfahrung zu bringen und am allerklügſten, die Geſuchte ſoſort nach unferer Anlunſt zu entdecken. Ich erwarte einen bedeu⸗ tenden Anteil am Gewinn, Hugo, vergiß das nicht.“ Signora Rizino ſprach in ihrer gewöhnlichen ſanften Wetſe, doch der Blick ihrer Augen bekundete deutlich, daß es ihr mit der Geſchäftsſache ermſt ſei. „Gewiß,“ gab Hugo zu,„ſobald ich Aſta heirate, ſo gebe ich Dir 50 000 Mark.“ Ein höhnendes ſilberhelles Lachen war die Antwort. „Fünfzigtauſend,“ kam es dann heiter von Carolas Lip⸗ pen,„und Du bekommſt über acht Milliomen! Lieber Hu⸗ an, ban Du denn Deinen Verſtand verloren, oder glaubſt meinen Anteil in dieſer Sache; ich habe doch die Haupt⸗ rollen zu ſpielen. Ich muß erzählen, Du ſeieſt reich, während Du doch bettelarm biſt; muß Dich als edel und hochherzig bezeichnen, und das biſt Du durchaus nichb. Schließlich bin ich es, die das Kind gegen ſeinen Vor⸗ mund aufhetzen muß, darnit es ſich in ſeiner Unerfahren⸗ heit keine Vorſchriften inbetreff einer Heirat von ihm machen läßt. Du mußt ſchon andere Saiten aufziehen, Hugo, oder ich kehre mit Titus nach Florenz zurück urid kümmere mich nicht mehr um Deine Angelegenheit, nicht wahr, mein Titus?“ „Du befiehlſt und ich gehorche; folge meinem Bei⸗ ſpiel,, Hugo, es iſt beſſer ſo für uns alle,“ erwiderte der Gatte.. a „Ja aber——“ „Kein Aber,“ entgegnete Carola ſchneidend,„ich ver⸗ helfe Dir zu einer reichen Gattin, und Du bezahlſt mich dafür gebührend. Ich ſtelle natürlich die Bedingungen, denn das ſteht mir zu. Dieſe lauten: Fünfzig auſend M. zahlſt Du mir am Tage Deiner Hochzeit und zwei Mil⸗ lionen ein Jahr ſpäter.“ Hugo ſprang auf, ſeine Augen blitzten zornig.„Das iſt unerhört,“ rief er entrüſtet,„das gebe ich nicht. Ich kann das Mädchen ſchon ohne Deine Hilfe hetraten, we⸗ nigſtens will ich es verſuchen.“ „Sieh zu, wie weit Du kommſt, mein Freund,“ war die ſpöttiſche Antwort. Ein Wort zur rechten Zeit an Thilo von Warneck vernichtet mit einem Schlage Deine ſchönſten Hoffnungen. Es iſt beſſer, Du nimmſt meine Bedingungen an.“ „Sei vernünftig, folge ihrein Rat,“ mahnte auch ſein Bruder Titus. „Ich will nicht,“ rief Hugo ungeduldig und ſtampfte mit dem Fuße.„Aber was ſoll ich nun tum, Ihr ſeid beide gegen mich. Ich muß ſchon gehorchen, wenn auch gegen meinen Willen.“ a „Wir wollen die Bedingungen gleich ſchriftlich auſ⸗ Lehen.“ fuhm Carala geichäftamänkia fort. das it beſſer d E eee e— 1 Du, ich ſei nicht mehr zurechnungsfähig? Bedenke doch, dals ſpäterhin Vergeßlichtelt oder Gedächtnlsſchwäche vor⸗ zuſchützen. Dort liegt Papier, Feder und Tinte, Hugo Gib mir das gewünſchte Schriftſtück und ich verſpreche Dir, daß Aſta Burckhardt, die reiche Erbin, nach Verlauf von 6 Monaten Deine Gattin iſt. Bedenke doch Deinen Vorteil! Ein Leben in Florenz mit 8 Millionen „Sage doch 6 Millionen, denn ſoweit iſt die Summe zuſammengeſchmolzen, wenn Du Deinen Anteil Haft,“ brummte er dann unid ſetzte ſich an den Schreibtiſch. „Na, ſind denn 6 Millionen nicht genug, da Du doch jetzt nicht einen Pfennig haſt? Es bleibt Dir auch noch Monte Carlo, dort kannſt Du Dein Vermögen verdoppeln, wie wir es getan haben.“ „Oder alles verlieren,“ brummte Hugo und übergab ſeiner Schwägerin das Papier. N 8. Kapitel. Carola Rizino und Aſta ſaßen Hand in Hand am Fuze eines Berges, von deſſen Höhe das Waſſer herab⸗ rieſelte. Dunkle Tannen ringsum boſen ein lauſchiges Plätzchen und zwiſchen dem Grün blickten Streifen des tiefblauen Himmels hervor. Es war ein herrlicher Tag für die geplante Spazier⸗ fahrt. Ein leichter erfriſchender Wind milderte die Sitze des Tages und wehte angenehme Kühlung auf die roſig gefärbten Wangen der friſchen jungen Mädchen. Die Ru⸗ inen des alten Kloſters waren längſt beſichtigt, und jetzt hatte Madame Rizino es— nach Verabredung mit ihrem Schwager Hugo— möglich gemacht, ein ungeſtörtes Zu⸗ ſammenſein mit ihrer früheren Schülerin zu haben. Ganz diplomatiſch begann ſie Aſta zu bedauern, daß ihr ſchönes, freies Leben, welches ſie jetzt bei Fräulein Norden führe, bald ein Ende erreicht habe, daß ſie ſich von den Freundinnen ihres Alters, bei denen ſte ſo glück⸗ lich ſei, trennen müſſe, um ein troſtloſes Daſein auf dem Erlenhofe zu führen. Nach und nach drängte ſle dann dem unſchuldigen Kinde die Ueberzeugung auf, daß ihr verhaßter Vormund ſie heiraten wolle, um ſich in den Be⸗ ſitz ibres Vermögens zu ſetzen. e Fortſetzung folgt.. . Orte, an denen eine Regekung auf Grund des 8 1 ge⸗ troffen iſt, und für deren Umgebung marktähnliche Veran⸗ ſtaltungen für Vieh zu unterſagen und den Handel mit Bieh außerhalb des Marktplatzes während des Markt⸗ kags, ſowie an dem voraufgehenden und dem nachfolgen⸗ Tage zu verbieten.§ 3. Wer den auf Grund der 88 1 und 2 erlaſſenen Vorſchriften zuwiderhandelt, wird mit Geldſtrafe bis zu 150 Mark und im Unvermögens⸗ falle mit Haft bis zu vier Wochen beſtraft. Der Ge⸗ ſetzentwurf entſpricht einer Neſolution, die auf Antrag der Konſervativen bei der diesjährigen Etatsberatung im Reichstage gegen die Stimmen der Freiſinnigen und So⸗ tlaldemokraten angenommen wurde. „ Automobilgeſetz. Dem Reichstag iſt der Geſetz⸗ enkwurf über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen zugegangen. Darin wird einerſeits der Beſitzer eines Kraftwagens zur Entſchädigung für Unfälle, die durch ſein oder ſeines Chauf⸗ feurs Verſchulden verurſacht wurden, unbedingt verpflich⸗ let, andererſeits wurde das Maximum der Entſchädigung do bemeſſen, daß ſie die Leiſtungsfähigkeit des Erfatz⸗ pflichtigen nicht überſteigt. So beſtimmt 8 6: Der Erſatz⸗ pflichtige haftet: 1)„im Fall der Tötung oder Verletz⸗ ung eines Menſchen nur bis zu einem Kapitalbetrag von 50 000 Mark oder bis zu einem Rentenbetrag von jährlich 3000 Mork; 2) im Fall der Tötung oder Verletzung mehrerer Menſchen nur bis zu einem Kapitalbetrag von insgeſamt 150 000 Mark oder bis zu einem Rentenbe⸗ krag von insgeſamt 9000 Mark; 3) im Fall der Sachbe⸗ ſchädigung, auch wenn durch dasſelbe Ereignis mehrere Sachen beſchädigt werden, nur bis zum Betrag von 10000 Mark“.— Der Erſatzberechtigte verliert die ihm zuſtehen⸗ den Rechte, wenn er nicht ſpäteſtens innerhalb eines Mo⸗ nats, nachdem er von dem Schaden und der Perſon des Erſatzpflichtigen Kenntnis erhalten hat, dem Erſatzpflich⸗ tigen den Schaden anzeigt. Deportation. Im Reichsjuſtizamte wird eine Denk⸗ ſchrift über die Erfahrungen ausgearbeitet, die fremde Staaten bisher mit der Deportation von Verbrechern ge⸗ macht haben. In der Denkſchrift werden die Erfahrungen aller Staaten, die Verbrecherkolonien gegründet haben, einzeln eingehend erörtert. Nahezu überall ſind die ge⸗ machten Erfahrungen ungünſtig. In Uebereinſtimmung mit der Majorität des Reichstages ſteht das Reichsjuſtiz⸗ amt der Deportation ablehnend gegenüber. 8 a Frankreich. 8 9 „ Einkommenſteuer. In der Vormiktagsſitzung der Kammer wurde die Beratung über die Einkommen⸗ euer fortgeſetzt. Die Kammer nahm die Artikel betr. ie Beſteuerung des Einkommens aus landwirtſchaftlichen Betrieben mit einem vom Finanzminiſter bekämpften An⸗ krag an, demzufolge landwirtſchaftliche Betriebe den durch⸗ nittlichen Reingewinn der 3 letzten Jahre verſteuern W 7c˖ c e eee. * Liebenswürdigkeit gegen Oeſterreich. Seit einiger Zeit iſt eine ganz beſondere Liebenswürdigkeit der franzöſ. Politik gegen Oeſterreich zu bemerken, die auch von der anderen Seite erwidert wird. Der„Figaro“ verzeichnet mit Genugtuung, daß Frhr. v. Aehrenthal in ſeiner jüngſten Delegationsrede Frankreich ſchmeichelhafte und verdiente Anerkennung gezollt habe durch den Hinweis auf deſſen Bemühungen um die Erhaltung des Friedens. Frankreich müſſe ſein vollkommen uneigennütziges Werk bortſetzen. Dabei ſei Frankreich nicht einen Augenblick ſeiner Pflicht als Allüerter Rußlands untreu geworden. Es ſei nicht die Schuld Frankreichs, wenn die Ange⸗ legenheit ich nicht ſehr günstig für die ruſſiſche Politik geſtaltet habe..Die Partie war eben ungleich. Der Einſatz Rußlands und der Triple⸗Entente beſtand in Unterred⸗ ungen und Protokollen, alſo in nichts. Oeſterreich⸗Ungarn dagegen ließ durch ſeine Botſchafter erklären, daß es nicht einen Zollbreit bosniſchen Gebietes hergeben würde. Das war klar geſprochen. Mit ſolchen Entſchlüſſen und mit einem Bundesgenoſſen, welcher ſein Pulver immer trocken hält, muß man natürlich Vorteile erringen.“ 15 Rußland. g Hinrichtungen. Das ruſſiſche Kriegsgericht hat, wie die„Ruſſ. Korr.“ meldete, ſoeben eine Tabelle der Hinrichtungen zuſammengeſtellt, die laut ihren Nachrich⸗ ten im Jahre 1907 vollzogen worden ſein ſollen, und auch dieſe Quelle, die ſicherlich die Wirklichkeit bei weitem herahgeſetzt hat, nennt die horrende Zahl von 627 regi⸗ rierten Hinrichtungsakt. Dabei erfahren wir, daß über ein ittel— nämlich 246 Perſonen— wegen Eigentums⸗ verbrechens mit dem Tode beſtraft worden ſind. * Marokko. 152 „ Franzöſſſche Soldateska. In Tanger drangen Soldaten der von franz zſiſchen Inſtrukteuren ausgebilde⸗ ten Polizei in die Mühle eines deutſchen Schutzgenoſſen ein und verlangten, daß ihnen Korn unentgeltlich gemahlen werde Da dies verweigert wurde, bedrohten und be⸗ ſchimpften ſie die arabiſchen Angeſtellten des Mühlenbe⸗ ſibers Das Kaiſer⸗Interview. Aus Paris wird der Magdeburgiſchen Zeitung kele⸗ graphiert: Delcaſſe wird wahrſcheinlich die erſte ihm paſ⸗ ende Gelegenheit benützen und ſich in der Kammer über die Enthüllungen des Daily Telegraph und die Haltung rankreichs während des Burenkriegs äußern. Auf per⸗ önliche Anfragen von Abgeordneten gab er ausweichende Antwort. Hier ſteigert ſich das Unbehagen über die Ent⸗ büllungen, welche die geſamte Preſſe als einen Perſuch bezeichnet, das engliſch⸗franzöſiſche Einvernehmen zu ſtören. Der Verſuch ſei aber als geſcheitert anzuſehen. Aus London wird der Magdeburgiſchen Zeitung tele⸗ graphiert: Während anfangs infolge der Enthüllunger wenigſtens in einem Teil der Preſſe freundlichere Töne gegen Deutſchland angeſchlagen wurden, iſt jetzt, wie au ein gegebenes Zeichen ein Umſchlag erfolgt. Verſtimmend wirkte es vor allem, daß der Kaiſer mitteilte, er habe den engliſchen Feldzugsplan im Burenkriege ausgearbeitet was hier übrigens in dieſer Form beſtritten wird. Vielfach herrſcht die Ueberzeugung, daß die Stimmung England gegen Deutſchland durch die Enthüllungen nicht geänder werden wird. 5 8 5„ . WWW 8 J)) 8 JJ 8. 5 e Aus St. Petersburg wird demſelben Blatte gemeldet Die hieſige Preſſe ergeht ſich aus Anlaß der kaiſerlichen Kundgebung in wütenden Ausfällen gegen Deutſchland Am ſchlimmſten treibt es die Nowoje Wremja, deren Ausführungen darin gipfeln, daß man der deutſchen Re gierung kein Vertrauen mehr ſchenken dürfe. Die Vorgänge auf dem Balkan. Informierte Kreiſe behaupten, daß zwiſchen Sofia und Konſtantinovel betreffs der bevorſtehenden direkten Ver handlungen eine volle Uebereinſtimmung erzielt worder ſei. Nächſtens werde ein Miniſter, wahrſcheinlich der Kabi nettschef Malinow ſelbſt, zu den Verhandlungen nack Konſtantinopel reiſen. In intereſſierten Kreiſen ſchätzt man die Summe, die Bulgarien für die Ablöſung der Orientbahnen und die Tributentſchädigung wird aufbringen müſſen, auf 100 Millionen bis 120 Millionen Frances.— Die Mehrzahl der heutigen Blätter empfiehlt ein baldiges Arrangement der ganzen Frage mit der Türkei. i ö Kriegsluſt der Montenegriner. Die Agitation der Montenegriner gegen Oeſterreich iſt ſehr lebhaft. Täglich werden Verſammlungen der bos⸗ niſchen und montenegriniſchen Emigranten abgehalten und es heißt, daß Montenegro in dieſer Woche 2000 Berdau⸗ gewehre mit je 200 Patronen unter den Emigranten in Skutari und Umgebung verteilt habe, angeblich, um einen Einfall in die Herzegowina vorzubereiten. Der Plan, eine Verbrüderung zwiſchen den Montenegrinern und den hieſigen Mohammedanern zu Stande zu bringen, ſcheint allerdings ins Waſſer gefallen zu ſein. Ganz Nord⸗ Albanien iſt durch die kriegeriſche Haltung der Mon⸗ tenegriner in Aufregung verſetzt worden. Man hefürch⸗ tet, daß ſie das Gebiet von Plawa Goſinfe beſetzen wollen. In Dielowa, Igek und Goſinje ſollen bereits 20 600 Albaneſen, zum Kampfe gegen Montenegro bereit ſtehen und im Notfalle würden ſich alle Maliſſoren des Bezirks von Skutari, etwa 30 000 Krieger, mit jenen vereinigen. Unter ſolchen Umſtänden iſt es ſehr unwahrſcheinlich, daß die Montenegriner wirklich einen Vorſtoß gegen Albanien vlanen. Die Nachrichten aus Montenegro lauten aller⸗ dinas alarmierend. Den Albaneſen wird der Wea nach Cattaro geſperrt, und aus Montenearb ſind bereits viele Albaneſen ausgewieſen worden, unter anderen auch zwei Prieſter, die ihre Verwandten in Cettinje beſuchen woll⸗ ten. Waffen und Munition ſind an alle kampffähigen Montenegriner verteilt worden. Fürſt Nikola, ſowie ſeine Söhne halten beſtändig kriegeriſche Reden. Jedermann weiß, daß die Montenegriner gegen Oeſterreich nicht kämpfen können, aber man fürchtet, daß ein Vorſtoß gegen Albanien vorbereitet wid. 1 5 e e„ I 1 e Aus Nah und Fern. h Secke nheim, 3. Nov. In der morgen Abend ſtattfindenden Mitgliederzuſammenkunft der Liberalen Ver⸗ einigung ſpricht Herr Stadtvikar Licentiat Wielandt aus Heidelberg über Bosnien und Herzegowina. Bei der zur Zeit auf dem Balkan herrſchenden Krife dürfte dieſes Thema eine große Zugkraft ausüben, zumal dem Re ferenten der Ruf eines vorzüglichen Redners vorgeht. Es kann mit Freuden beg rüßt werden, daß auch Nichtmitglie dern die Teilnahme an dieſem Vortrag geſtattet iſt. Schwetzingen. 2. Nov. Welch traurige Erfahrungen in dieſem Jahre mit dem Hopfenbau gemacht wurden, beweiſt der folgende Vorfall, der uns als wahr verſichert wird. Ein hieſiger Landwirt bot einem Handelsmann aus Scherz zwei Mark für den Zentner Hopfen. Geſagt, getan. Der letztere ſchlug ein und ſtellte dem Landwirt 2 Ballen Hopfen in den Hof. Schwetz. Zeitg. Mannheim, 31. Okt. Die hieſige Ortsgruppe des Deutſchnationalen Handlungsgehilfſen⸗Verbandes wandte ſich an den Stadtrat mit der Bitte um Errichtung einer Schreißſeube für ſtellenloſe Kaufleute. (Mannheim, 31. Okt. Vor einiger Zeit wurde bekannt, daß der 1. Bürgermeiſter Ritter die Stelle eines Aufſichtsrates der Süddeutſchen Eiſenbahngeſellſchaft an⸗ genommen habe. Die Sache gewann die allgemeine Auf⸗ merkſamkeit, da die hieſige Preſſe ſich eingehend mit ihr befaßte. Geſtern kam dieſe Angelegenheit auch im Stadt⸗ rat zur Sprache. In der Stadtratsſitzung legte Bürger⸗ meiſter Ritter ſeinen Standpunkt dar und erſuchte den Stadtrat um eine unzweideutige Stellungnahme in dieſer Angelegenheit. Dieſer ſprach ſich ohne jede Debatte ein⸗ ſtimmig dahin aus, daß die Stellung des 1. Bürger⸗ meiſters mit derjenigen eines Aufſichtsratsmitglieds der Süddeutſchen Eiſenbahngeſellſchaft unvereinbar ſei, und daß er die Annahme der Wahl durch Bürgermeiſter Ritter nicht zu billigen vermöge. a Mannheim, 1. Nov. In ber letzten Stuvr⸗ ratsſitzung machte der Oberbürgermeiſter die Mitteilung, daß ein nicht genannt ſein wollender Bürger die in jüngſter Zeit im hieſigen Kunſtverein ausgeſtellte Büſte des Mann⸗ heimer Ehrenbürgers Prof. Wilhelm Wundt von Max Klinger erworben und der Stadt als Geſchenk für die ſtädtiſche Kunſtſammlung angeboten hat.— Die demnächſt ſtattfindende badiſche Städtevertreterkonferenz wird ſich wiederholt mit dem Geſehesentwurf über die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer befaſſen. Nach einer vorläufigen Feſt⸗ ſtellung würden die ſtädtiſchen Kaſſen bei Inkrafttreten des Geſetzentwurfs mit 117000 Mark belaſtet. Der Stadt⸗ rat hält einen energiſchen Proteſt gegen den Entwurf als durchaus begründet.— Die Sonntagsruhe in den offenen Verkaufsſtellen hat durch die völlige Aufhebung der Aus⸗ nahmetage mit 10 Uhr⸗Ladenſchluß wieder eine Erweite⸗ rung erfahren. Auch die Ausnahmetage mit 9 Uhr⸗Laden⸗ ſchluß wurden eingeſchränkt.— Die Handelshochſchule ſoll kommendes Jahr in die Räume des alten Gym⸗ naſirms verlegt werden. ö (Triberg, 2. Nov. Die Renovation der Kapelle auf dem„Alten Friedhof“ iſt nunmehr beendigt. Das altehrwürdige Wahrzeichen vergangener Zeiten bietet ſich jetzt dem Beſchauer in würdiger Geſtalt und ſteyt dem freien Zutritt offen. (Niederwaſſer, 2. Nov. Die Preiſe für Kleinvieh ſind in letzter Zeit etwas heruntergegangen. Gegenwärtig zahlen bei uns Metzger 38 Pfg. für Kälber Lebendgewicht. Schweine gelten 60—62 Pfg. vom Schlachtgewicht. Im oberen Bezirk ſollen durchſchnittlich zwei Pfennig pro Pfund mehr bezahlt werden, als bei uns. (Gutach, 2. Nov. Bei der Zwangsverſteigerung des Roman Armbruſter'ſchen Anweſens hier erhielt Pri⸗ vatier Ant Gißler als Höchſtbietender den Zuſchlag mit 160 000 Mark. (Furtwangen, 2. Nov. Wegen Unterſchlagung wurde der Uhrmacher Arthur Frey von Todtmoos durch die hieſige Gendarmerie verhaftet und in das Amtsge⸗ fängnis nach Triberg eingeliefert. (Karlsruhe, 1. Nov. Die durch den Rücktritt des Bürgermeiſters Föhrenbach frei werdende Bürger⸗ meiſterſtelle ſoll nicht ausgeſchrieben werden, da man glaubt, unter der Hand einen geeigneten Bewerber zu finden. Damit ſind verſchiedene Bürgerausſchußmitglieder nicht einverſtanden und es ſoll der Stadtrat erſucht werden, eine Bürgerausſchußverſammlung einzuberufen, der die bis ietzt noch nicht bekannt gegebenen Gründe des auffallen⸗ den Rücktritts des erſten Bürgermeiſters mitgeteilt wer⸗ den. Die nach dem Arbeitsumfang ſchon längſt notwen⸗ dige Anſtellung eines weiteren(vierten) Bürgermeiſters ſoll dabei angeregt werden. ( Baden⸗Waden, 31. Okt.: Die„Vereinigung der Hoteliers und Reſtaurateure Deutſcher Bade⸗ und Kurorte“, welche in der letzten Woche in Eiſenach ihre zweite Generalverſammlung abhielt, beſchloß, die nächſt⸗ jährige Tagung in unſerer Stadt einzuberufen. () Waldshut, 31. Okt. In der letzten Nacht brach in Tiengen Feuer aus, durch welches das Magazin des Kaufmanns Dreſcher ſowie das Oekonomiegebäude des Landwirts Baumgartner vollſtändig zerſtört wurden. Brandſtiftung iſt wahrſcheinlich.— Der Jagdaufſeher Egge, der Vater des hieſigen Farrenwärters Egge, wurde 19 Farrenſtall von einem Farren angefallen und ge⸗ ötet. neberlingen, 31. Okt. Geſtern abend verun⸗ glückte Gemeinderechner und Waldhüter Geiger in Frick⸗ ingen durch einen Sturz von der Scheune. Sein Zu⸗ iſt ſehr bedenklich. ( Friedrichshafen, 2. Nov. Die Herzogin Wera kam heute nachm. 12 Uhr 43 Min. aus Stuttgart hier an und wurde am Bahnhof vom Grafen Zeppelin emp⸗ fangen und ins„Deutſche Haus“ begleitet. Um 2 Uhr fuhr die Herzogin mit der Zeppelinſchen Motorjacht zur Bal⸗ lonhalle, beſichtigte das Flugſchiff und unternahm mit dem Grafen einen ſaſtündigen Aufſtieg. Außer der Her⸗ zogin nahmen an der Fahrt teil deren Hofmarſchall v. Viſcher⸗Ihingen und deren Hofdame Freifräulein v. Röder. Das Luftſchiff nahm direkt den Weg nach Friedrichshafen, machte über der Stadt in der Höhe von 150 Meter ſehr gelungene Schwenkungen und kehrte dann nach Manzell zurück. Die Herzogin reiſte 3 Uhr 45 Min. wieder nach Stuttgart zurück, hoch befriedigt über die gelungene Fahrt. Für die nächſten Tage ſind keine Aufſtiege vorgeſehen. Neues aus aller Welt. * Jamiliendrama. Ein ſchauerliches Familien⸗ drama hat ſich in Metz abgeſpielt. Der Sekretär eines Rechtsanwalts namens Remh, der ſich bisher eines guten Rufes erfreute, hat auf ſeine Frau 5 Revolverſchüſſe ab⸗ gegeben und ſie mehrfach verwundet. Die eine Kugel drang zu einem Ohre hinein und zum anderen wieder heraus. Die Frau wurde ins Spital verbracht, wo ſie hoffnungslos darniederliegt. Die Familie Remy, die einen Knaben von 6 und ein Mädchen von 4 Jahren beſitzt, war bis vor kurzem glücklich und zufrieden. Da kam ein junger Franzoſe zu ihr in Logis, der die Frau in ſeine Netze zu locken wußte, der Mann erfuhr durch Nachbarn davon, und von da an gab es Zank und Streit, ja, es kam zu Tätlichkeiten. Schließlich beſchloß die Frau, ihren Mann ſamt den Kindern ſizen zu laſſen und mit dem Franzoſen, der keinerlei Beſchäftigung nachging, aber immer Geld in ſeiner Taſche hatte, durchzubrennen. Remy erfuhr da⸗ von und geriet in grenzenloſe Wut; die Folge davon war die unſelige Tat. Remy begab ſich ſofort auf die Polizei und machte Selbſtanzeige. 5 * Ein neuer Skandal nach 8 175. In Potsdam haben vor einigen Tagen zwei Verhaftungen großes Auf⸗ ſehen erregt, denen Vergehen zu Grunde liegen, die unter den 8 175 fallen. Wie verlautet, ſind die Verhafteten in ſtrafbaren Verkehr mit Soldaten getreten. die Ange⸗ hörige eines der vornehmſten Garderegimenter ſind. „Mord und Selbſtmord. Am Samstag erſchoß der 21jährige Kellner eines Reſtaurants in den Kolon⸗ naden in Hamburg die 17jährige Tochter ſeines Wirtes, die das Verlöbnis mit ihm aufgehoben hatte, und ver⸗ übte darauf Selbſtmord. Das Mädchen war ſofort tot, der Täter ſtarb auf dem Transport. *Die Vahnhofskaſſe geraubt. Die Kaſſe der Güterabfertigung des Bremer Bahnhofes iſt in der Nacht auf Samstag um 24000 Mark beraubt worden. Der Dieb hat die Kaſſe mittels Nachſchlüſſel geöffnet, die Summe herausgenommen und die Kaſſe wieder verſchloſſen. Das Geld war zu Lohnzahlungen beſtimmt. Vom Täter hat man noch keine Spur. f Drahtloſe Verbindung. Es ſind Arbeiten ein⸗ geleitet, eine drahtloſe telegraphiſche Verbindung zwiſchen dem Metropolitan⸗Turm in Newyork und dem Eifelturm in Paris herzuſtellen. e ee f Ein Knabe entführt. Aus Hamburg wird ge⸗ meldet: Als am letzten Freitag ein vierjähriger Knabe nebſt ſeiner kleinen Schweſter, die ſich bei der Mittelweg wohnenden Großmutter in Pflege befanden, während die Eltern auf einer Geſchäftstour in Amerika weilen, vom Dienſtmädchen ſpazieren geführt wurde, wurde er von einem Herrn, der die Kinder beobachtete, ergriffen und in einem Bedaawagen entführt. Der Knabe iſt ſeitdem verſchwunden. Der Entführer fordert in einem der Polizei überſandten Schreiben 6000 Mark Löſegeld unter der Androhung, daß die Verwandten eine Nichtauslöſung des Knaben bereuen würden. Der verhaftete Führer des Be⸗ dags gibt an, daß der Entführer mit dem Knaben am Steindamm ausgeſtiegen ſei, beſtreitet im übrigen jede weitere Beteiligung an der Entführung. Die Verwandten 5 Knaben haben eine Belohnung von 1000 Mark aus⸗ geſetzt. * Neue Flüge Farmans. Aus Paris meldet ein Telegramm: Der Luftſchiffer Farman machte geſtern mit ſeinem Aeroplan im Lager bei Chalons bei heftigem Winde mehrere Flüge, darunter einen 1600 Meter Flug mit dem Mathematiker und Mitglied des Inſtituts Painlede, ſodann einen längeren Flug in einer Höhe von 35 bis 50 Metern, ſchließlich einen fünf Kilometer langen Flug in gerader Linie über ein hügeliges Gelände in ſolcher Geſchwindigkeit, daß er den Blicken der ihm nachgalop⸗ pierenden Offiziere entſchwand. ö 8 1 5 5 Maſchinengewehre. 5 Die Maſchinengewehrfrage ſteht, ſeit durch die jüng⸗ ſten Kriege in Afrika und Sſtaſien der hohe Wert der Maſchinengewehre von neuem einwandfrei erwieſen wurde, bei allen Armeen im Vordergrund des Intereſſes. Eine allgemeine Ueberſicht über die zurzeit wichtigſten Typen der Maſchinengewehre bei den Armeen der großen Militär⸗ mächte, wie ſie in dem in den nächſten Tagen bei E. S. Mittler und Sohn in Berlin erſcheinenden Buche„Ma⸗ ſchinengewehre, ihre Technik und Taktik“ von Hauptmann A. Fleck enthalten iſt, darf wohl aus dieſem Grund der allgemeinen Beachtung ſicher ſein. f i Nachdem im 14. Jahrh. das Schießpulver bekannt geworden und im 15. und 16. Jahrh. Fauſtrohre und Musketen entſtanden waren, ging man daran, die Wir⸗ kung der einzelnen Feuerwaffe durch maſchinenartige Vor⸗ richtungen, die mehrere Läufe zu gleichzeitigem Gebrauch vereinten, zu erhöhen. Auf dieſe Weiſe entſtand das Orgel⸗ geſchütz, gewiſſermaßen der Keim unſeres heutigen Ma⸗ ſchinengewehres. Aber, trotzdem ſeither verſchiedene Ver⸗ ſuche unternommen worden waren, durch maſchinelle Wir⸗ kung eine geſteigerte Feuerſchnelligkeit auch mit einzelnen Feuerrohren zu entwickeln, gelang es erſt im Jahr 1865 dem Amerikaner Gattling, ein Repetiergewehr mit ſechs feſt miteinander verbundenen Läufen herzuſtellen, das durch Drehung einer Scheibe etwa neunzig Schüſſe in der Minute abgeben konnte. 1867 folgte dann die fran⸗ zöſiſche Mitrailleuſe und 1883 Maxim mit dem eigent⸗ lichen Maſchinengewehr. Deutſchland führt das Maxim⸗ Maſchinengewehr mit einem Kaliber von 7,9 Millimeter, as auch in vielen anderen Staaten die Ordonnanzwaffe der Maſchinengewehrabteilungen iſt. Dieſes Syſtem wurde nach Beendigung des ruſſiſch⸗japaniſchen Kriegs, als der Wunſch nach nach einem leichten und handlichen, zur Teil⸗ nahme an dem Feuerkampf der Infanterie beſonders ge⸗ eigneten Maſchinengewehr immer lebhafter wurde, einer Neukonſtruktion unterzog, und verſchiedene Aenderungen haben nun an dem urſprünglichen Syſtem Platz gegriffen. Die öſterreichiſche Armee hat das Schwarzloſe⸗Maſchinen⸗ 8 eingeführt, eine deutſche Erfindung. Wenn es dem deutſchen Ingenieur Schwarzloſe trotz des großen Vor⸗ ſprungs, den Maxim durch ſeine langjährige Erfahrung und Erprobung ſeines Syſtems voraus hat, gelungen 3 öſterreichiſch⸗ungariſche Militärverwaltung von der Kriegsbrauchbarkeit ſeines Maſchinengewehrs derart zu überzeugen, daß es nunmehr als alleiniges Syſtem für die Infanterie und Kavallerie angenommen wurde, ſo iſt dies gewiß ein ſehr großer Erfolg für eine verhältnis⸗ mäßig noch ſo junge Erfindung. Es iſt wohl zweifellos, daß Oeſterreich⸗Ungarn, das auf waſſertechniſchem Ge⸗ biet ſo viele Autoritäten beſitzt, nicht ohne gründliche Erprobung dieſen wichtigen Schritt getan hat. Der Er⸗ Feber des in der franzöſiſchen Armee eingeführten Hotchkiß⸗ Maſchinengewehrs iſt der öſterreichiſche Ulanenrittmeiſter Freiherr Odkolck v. Augezd. Den Vorzügen dieſer Waffe ſtehen manche, nach deutſchen Erfahrungen nicht unbe⸗ deutende Mängel entezgen, deren größter in der zu ſchnel⸗ len Erhitzung des unzekühlten Laufs beſteht. 5 Vermiſchtes. Städtiſche Rechtsauskunftsſtellen und richter⸗ liche Beamte. Unter dieſer Ueberſchrift weiſt Aſſeſſor Dr. Lutz⸗Frankfurt a. M. in Nr. 18 der„Veutſchen Ju⸗ riſten⸗Zeitung“ darauf hin, wie die Beſchäftigung von Juriſten auf dieſen Stellen am zweckmäßigſten in die Wege geleitet würde. Ohne fühlbare Mehraufwendungen gegen jetzt, wo dieſe Stellen meiſt durch Subalternbeamte geleitet werden, würde ſich die Anſtellung von Juriſten bewerkſtelligen laſſen, wenn man die Stellen gewiſſermaßen als Durchgangspoſten zum Richteramt geſtalten und mit auf 2—3 Jahre aus dem Staatsdienſt beurlaubten Aſſeſ⸗ ſoren beſetzen würde. Gegen die übliche Vergütung für kommiſſariſche Beſchäftigung, alſo ungefähr für das gleiche, was die Sekretäre jetzt beziehen, aber ohne ſpätere Pen⸗ ſionslaſten, würden ſicher viele zu dieſer juriſtiſch wie ſozial gleich anregenden Tätigkeit bereit ſein, deren An⸗ rechnung auf das Dienſtalter ſicher iſt, da die meiſten Staaten, beſonders Preußen und Bayern, die Förderung der Auskunftsſtellen zugeſagt haben. Dieſes zunächſt für die Rechtsauskunftsſtellen der großen Städte berechnete Syſtem laſſe ſich auch in Mittelſtädten anwenden, in⸗ dem mehrere nicht allzuweit von einander liegende ge⸗ meinſchaftlich einen Juriſten anſtellen, der je nach Be⸗ dürfnis dort an einem, zwei oder drei Nachmittagen Sprech⸗ ſtunden mit Unterſtützung einer ſonſt anderweit beſchäftig⸗ ten Schreibkraft abhält. Auf dieſe Weiſe können auch Mittelſtädte ohne zu hohe Koſten eine allen Anſprüchen genügende Auskunftsſtelle ins Leben rufen. Zum Schluſſe weiſt Lutz noch darauf hin, daß die hier beſprochene Or⸗ ganiſation auf der gemeinnützigen Rechtsauskunftsſtelle des Sozialen Muſeums in Frankfurt a. M., von der aus auch die Rechtsauskunftsſtellen der Städte Höchſt a. M. und Gelnhauſen an ie zwei Nachmittagen mitverſehen * 0 werden, ſeit längerer Zeit mit dem Erfolge erprobt worden iſt, daß ohne weſentliche Mehrkoſten eine erhebliche Steige⸗ rung des Zuſpruchs eingetreten iſt, wobei ſich die anteil⸗ 1 Koſten der einzelnen Auskunft ſogar verbilligt aben. Verein vom Noten Kreuz. Die Zahl derjenigen Angehörigen des ſüdweſtafrikaniſchen Expeditionskorps, welche bisher koſtenloſe Brunnen⸗ und Badekuren auf Rechnung oder durch Vermittelung des Zentralkomitees vom Roten Kreuz genoſſen haben, beträgt 914. Die An⸗ ſprüche nach dieſer Richtung dauern fort. Freiwillige Geld⸗ ſpenden für dieten Zweck ſind erwünſcht und gegebenen⸗ falls an die Schatzmeiſterkaſſe des genannten Zentral⸗ komitees, die Königliche Seehandlungs⸗Hauptkaſſe, Ber⸗ lin, Markgrafenſtraße 46 a, zu überweiſen.— Die Für⸗ ſorge des Roten Kreuzes für Teilnehmer an den Kriegen 1864, 1866 und 1870-71 wird teils durch Barbeihilfen, teils durch unentgeltliche Aufnahme in die Veteranenheime vom Roten Kreuz in Kiſſingen, i Ems und Wiesbaden geübt. In ſolchen Fällen, in welchen der Gebrauch der Heilmittel in anderen Bädern, wie in Salzſchlirf, Wildungen, Neuenahr, Nauheim, Oeynhauſen, Aachen etc. nach ärztlichem Ermeſſen dringend erwünſcht erſcheint, oder andere Gründe, z. B. beſchränkte Reiſe⸗ fähigkeit, für die Unterbringung in der Nähe der Heimat eines Veteranen, ſprechen, wird den entſprechenden Ge⸗ ſuchen nach Möglichkeit Rechnung getragen. In der Zeit vom 1. Januar bis 1. Oktober d. J. haben ſolche Vergünſti⸗ gungen bereits 261 Veteranen genoſſen. Die Kuren in Wiesbaden werden auch im Winter fortgeſetzt. Die Pflege⸗ befohlenen erhalten in der Regel freie Unterkunft und Verpflegung, koſtenloſe ärztliche Behandlung und Arznei, Bäder und ſonſtige Kurmittel, ſind von der Entrichtung der Kurtaxe entbunden und bezahlen auf den deutſchen Eiſen⸗ bahnen auf Grund eines Empfehlungsſchreibens nur die Hälfte des Fahrpreiſes. Die Anträge, welchen in der Regel ein behördliches Bedürftigkeitsatteſt nebſt einem ärzt⸗ lichen Zeugnis beizufügen iſt, ſind durch den Zweigverein vom Roten Kreuz oder des Vaterländiſchen Frauenver⸗ eins am Wohnort der Veteranen bis 1. März jeden Jahres an das Zentralkomitee der Deutſchen Vereine vom Roten Kreuz in Berlin, Roonſtraße 9, zu ſenden. Es wird dabei vorausgeſetzt, daß tunlichſt auch dieſe Zweig⸗ vereine durch die Gewährung von Beihilfen zur Reiſe, zur perſönlichen Ausſtattung und dergleichen, ſich an dieſem bisher allſeitig mit großem Dank empfundenen Wohl⸗ fahrtsunternehmen beteiligen, und daß ſie innerhalb ihrer Wirkungskreiſe bei wohlhabenden und opferwill'gen Bür⸗ gern ſich um Zuwendungen an das Zentralkomitee der Deutſchen Vereine vom Roten Kreuz zur weiteren Aus⸗ geſtaltung dieſer ſegensreichen Einrichtung zu bemühen ſuchen. Gilt es doch nicht bloß eine Pflicht der Nächſten⸗ liebe zu erfüllen, ſondern auch eine ſolche der nationalen Dankbarkeit. Briefe, die ihn nicht erreichten! Die Findig⸗ keiten ſämtlicher Poſtanſtalten der Welt wird manchmal, leider zu oft, auf eine harte Probe geſtellt. Es iſt ganz unglaublich, wieviel Briefe auf Poſtämtern aufgeliefert werden, welche eine gänzlich ungenügende Adreſſe tragen oder deren Adreſſe unabſichtlich, manchmal auch abſicht⸗ lichd azu angetan iſt, den Poſtbeamten wahre Rätſel zu raten aufzugeben. In England nennt man die Be⸗ amten des betreffenden Reſſorts, denen es obliegt, der⸗ artige Sherlock Holmes⸗Taten auszuführen,„die blinden Männer“. Da kommen Briefe an mit der Adreſſe: Marie H., Witwe mit zwei Kindern. Oder: An den Herrn, welcher früher eine Sägemühle in der Provinz Branden⸗ burg beſaß. Solche Briefe ſind natürlich unbeſtellbar. Und doch hat die engliſche Poſt einmal ein Kunſtſtück fertig gebracht, dem der verſtorbene Pieniermeſter Gladſtone ſeinen, inzwiſchen berühmt gewordenen Beinamen, ver⸗ dankt. Auf einem Londoner Poſtamt wurde nämlich ein Brief aufgeliefert mit der Aufſchrift: To the Groat Old man. Ein begeiſterter Anhänger Gladſtones, welcher Zeit ſeines Lebens hinter dem Poſtſchalter geſeſſen hatte, ſchlug vor, dieſen Brief an Gladſtone zu ſenden, und richtig, es ſtellte ſich auch heraus, daß dieſer der Empfänger ſein ſollte. Seitdem hieß Gladſtone in England nur noch the great old man. Recht merkwürdige Adreſſen tragen zuch die Soldatenbrieſe oftmals. Atwa: An den Mus⸗ ketier Czicklach, er dient bei die Männer mit die Pferde in Els Ach Loringen(ſoll heißen Elſaß⸗Lothringen) und will ich ihm ein Paket ſchicken.— Auch nicht ſehr leicht auszukundſchaften. Ganz unglaublich oft werden die Städtenamen von zerſtreuten Perſonen weggelaſſen, ſelte⸗ ner ſchon der Name des Adreſſaten. Eine ganz beſondere Fertigkeit haben, beſonders in den großen Städten Deutſch⸗ lands und Englands die Poſtbeamten darin erlan t, ortho⸗ graphiſch falſch geſchriebene Städte⸗ und Straßennanten zu entziffern. Ein höherer Beamter verſicherte, daß er dies am beſten könne, wenn er nur ſozuſagen unter An⸗ lehnung an das Geſchriebene den Namen im Gedächtnis dem Klange nach wiederholt. Er lieſt einfach über den Namen hinweg, und die fehlenden Buchſtaben ergänzen ſich ihm als Töne. Millionen von Poſtſendungen bleiben alljährlich unbeſtellbar, bei denen auch durch Oeffnen des Briefes der Abſender nicht zu ermitteln iſt, und fallen der Papierſtampfe anheim. N. Geſundheitspflege. 5 (i Wie ſchläft der Menſch? Hochintereſſanke An⸗ gaben über die Art und Weiſe, wie der Menſch ſchläft, machte Profeſſor Dr. Aſchaffenburg auf der 80. Verſamm⸗ lung deutſcher Naturforſcher und Aerzte. Bei ſeinen Er⸗ örterungen über den Schlaf ging er von den experi⸗ mentellen Unterſuchungen am geſunden Menſchen aus, denen zufolge ſich zwei Schlaftypen unterſcheiden laſſen. Der eine Typ ſchläft ſchnell und tief ein, der Schlaf verflacht dann bald wieder, und der Schläfer wird früh⸗ morgens friſch und völlig arbeitsfähig wach. Der Morgen⸗ typus dagegen zeigt ſeine höchſte Schlaftiefe erſt nach einigen Stunden, der Schlaf erreicht nicht die große Tiefe wie bei dem Abendtypus, bleibt aber länger tief. Dieſe Menſchen ſind beſonders abends ſehr leiſtungsfähig, wäh⸗ rend ſie morgens nach dem Wachwerden noch lange mit mangelnder Friſche zu kämpfen haben. Die Anſchauung, daß der Morgentypus auf eine nervöſe Disposition hin⸗ weiſt, teilt Aſchaffenburg nicht. Nach den Experimenten Czernys entſpricht der Schlaf des Säuglings dem Typus des Abendſchläfers. Die Verſuche laſſen wichtige Schluß⸗ folgerungen auf die zweckmäßige Art, die Schlafzimmer einzurichten, zu; die Fernhaltung äußerer Reize iſt außer⸗ ordentlich wichtig, auch bei kleinen Kindern, bei dieſen kommt es vor allem auf eine ausreichende Erwärmung an. Aus den Verſuchen ſowohl wie aus praktiſchen Erfahrungen heraus läßt ſich ferner folgern, daß ein Nachmittags⸗ ſchlaf bei Kindern den Geſamtſchlaf der Nacht nicht ver⸗ kürzt und nicht ſchädigt, und daß, wenn auch die abfoluke Schlaftiefe nicht ganz ſo groß iſt, wie ohne den Nach⸗ mittagsſchlaf, dafür der Schlaf länger tief bleibt. Aſchaffen⸗ burg ging dann weiter auf die Schlafſtörungen bei Kin⸗ dern ein, und beſprach im einzelnen die dielerlei Er⸗ ſcheinungen, die in Form nächtlichen Auffahrens, Bett⸗ näſſens, Unruhe, Aufſchreiens etc., oder zu ſpäten Ein⸗ ſchlafens, häufigen Wachwerdens den Schlaf des Kinde beeinträchtigen. Somnambulismus iſt häufig Vorläufer don Epilepſie. Er erörterte dabei insbeſondere die ernſt Frage, welche Urſachen dieſen Erſcheinungen zugrunde lie⸗ gen, Erziehungsfehler, ſchreckhafte Erlebniſſe, körperliche Erkrankungen, Fieber, Schmerzen, Verdauungsſtörun Hunger, Näſſe, Lärm etc. können den Schlaf ernftlich beeinträchtigen. Schließlich faßte er ſeine Ausführungen dahin zuſammen, daß der Schlaf geradezu als ein Grab⸗ meſſer für den Geſundheitszuſtand der Kinder betrachtet werden dürfe. Je weniger ernſte und tiefgreifende Stö⸗ rungen als Urſache der Schlafſtörung nachweisbar ſind, je weiter ſich die Art der Schlafſtörung von dem nor⸗ malen Schlaf entfernt, um ſo mehr Wert muß der inneren (nervöſen) Veranlagung beigemeſſen werden. Von dieſem Geſichtspunkte wird man zwar häufiger gezwungen ſein, von nervöſen Kindern zu ſprechen, aber viellei gerad dadurch leltener von nervöſen Erwachſenen Gerichtszeitung. „Ein Frauenmörder. Ein Scheuſal in Men den⸗ geſtalt ſtand vor dem Schwurgericht Rudolſtadt unter der Anklage des ſiebenfachen Frauenmordes, während der dringende Verdacht beſteht, daß er noch vier weitere Morde auf dem Gewiſſen hat. Der Angeklagte iſt der 64 Jahre alte Korbmacher Ludwig Friedrich Koch aus Groß⸗Rum⸗ ſtädt bei Apolda. Seit langer Zeit waren in der dortigen Gegend Frauen ſpurlos verſchwunden. Im April dieſes Jahres ereilte dasſelbe Schickſal auch die Ehefrau des Angeklagten. Koch machte bei der Polizei die Anzeige, daß ſeine Frau verſchwunden ſei. Einige Tage darauf fanden Arbeiter in einem Steinbruch einen menſchlichen Fuß, der dicht am Gelenk abgeſchnitten war. Der Korb⸗ macher Koch erklärte, daß das der Fuß feiner Frau fel. Dieſe Erklärung machte die Gendarmerie ſtutzig, und man hielt in der Wohnung des Koch eine Hausſuchung ab, die gegen ihn ſo belaſtende Dinge zutage förderte, daß er das Geſtändnis ablegte, er habe ſeine Frau bei einem Streite erſchlagen, den Leichnam zerſtückelt, die einzelnen Teile mit Petroleum übergoſſen und unter einer Keſſel⸗ feuerung zu verbrennen geſucht. Die übrigen Teile habe er teils vergraben, teils zerſtreut. Den Fuß ſelbſt habe er in einen Steinbruch geworfen, damit es den Anſchei habe, als ob Handwerksburſchen die Frau dort vergewaltigt und dann ermordet hätten. Die weiteren Nachforſchungen ergaben, daß Koch auch ſeine frühere Frau ermordet haben müſſe, ebenſo einen Sohn, der blind war, und mehrers Haushälterinnen. Koch ſelbſt iſt ſchon wegen Sittlich⸗ keitsverbrechen mit neun Jahren Zuchthaus beſtraft. Das Schwurgericht hat ihn wegen Ermordung ſeiner drit⸗ ten Frau und der Geſindevermieterin Zeiſe zweimal zum Tode verurteilt. ö Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim Kadfahrergeſelſchaft Gemütlichkeit Alvesheim. Am Dienſtag, den 3. November ds. Js. findet im Gaſthaus zum Schiff dahier ordentliche Mitgliederverſammlung Liedertafel Seckenheim. Mittwoch, 30. Novem⸗ ber, abends ½9 Uhr Sing-Probe. Vollzähliges puͤnktliche s Erſcheinen dringend erfor⸗ ſtatt. Anfang präeis 8½ derlich. Uhr. Der Vertand. Um pünktliches und voll⸗ zähliges Erſcheinen bittet Die beſte Medizin für Der Vorſtand. Broschbre 1 8 1 * A 5c acuh regst./ 7. Ziehung bestimmt Freitag! Die Zlebung der Weimarer Blinden- Lotterie welche bekanntlich auf 6. 7. und 9. November ds. J verlegt wurde, findet nunmehr an genannten Tagen ſtatt. 1. Treffer 20.O0O00O Mk. usw. Nur noch wenige Loſe dieſer äußerſt günftigen Lotterie ſind vorrätig. 4 1 J. Helfrich. erkrankte Magen iſt aMeuzers Cognat. Zu haben bei Geerg Röſer. R.* 3 22 ĩͤ Bekanntmachung. Nr. 7 408. Wir geben hiermit bekannt, daß am Famstag, den 7. November d. Js. der erſte Hal Tag ſtattfindet. Seckenheim, 30. Oktober 1908. Gemeinderat Volz. männergesangverein Seckenheim. 5 Am Pamstag. 7. November, abends ½9 Uhr veranſtalten wir im Saale des Kadiſchen Hof unter lung ein. Liberale Uereinigung Seckenheim. In unſerer Mitgliederzuſammenkunft am 4. Novem- ber abends ½9 Uhr, im„Roten Löwen“ wird Herr Stadtvikar Ticentiat Wieland aus Heidelberg über Bosnien u. Herzegowina 8 ſprechen. Wir laden unſere Mitglieder zu dieſer Verſamm⸗ Gäſte, von Mitgliedern eingeführt, ſind willkommen. freundlicher Mitwirkung der„Teutonia“ von Feudenheim Der Vorſtand. Lieder-Abend Nähmaschinen, Wasch- f e maschinen, Fahrräder, zu welchem wir unſere verehrl. Mitglieder mit ihren An⸗ gehörigen und ſonſtige Freunde des Geſangs höflichſt ein⸗ Elektromotoren 8 beſagt das zum Anſchlag kommende e 25 a Eintrittspreis 40 Pfg. Karten ſind im Vorverkauf von Donnerstag ab im Badiſchen Hof erhältlich. 5 Der Vorſtand. g. P. Schmich. Hauptſtraße 165. e Moderne für Damen und Mädchen! 8 Damen ⸗Koſtüme aparte Facons, 15 bis 50 Mk. engl. Stoffe, Tuche Chevrons ete. . Damen ⸗Valetots wunderbare Teile 8 bis 38 Mk. und Facons, engl. Stoffe, hell geſtreift und kariert e Staub ⸗Valetots enorme Auswahl 3 bis 25 Mk. viele Stoffarten Frauen⸗Yaletos bobo ann, 16 5 48 wi. garntuch/ lang, ſchöne Facons . Saccos. 3 Tuche 480 f 30 m 8 C ap es gran e mit Kragen⸗ 8 25 20 Mt. 4 Eapes ſchwarz ſehr ſchöne Stoffe ſolide 6⁰⁰ 75 30 9 Koſtůü 1 65.. Verzierung. Nöcke 0 Koſtüm⸗ Röck 6% 28 wt Kinder-Jacken blan 2.50 bis 3.50 Mk. Kinder-Paletoats(Pyjacks) 3.50 bis 15 Mk. 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