Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. 4080 5 Erſtes Blatt. Kr. 30 Die Politik des Kaiſers. 1 Unter dieſer Ueberſchrift ſchreibt Reichstagsabg. Dr. Naumann im Hinblick auf die Enthüllungen im„Daily Telegraph“ und die daraus entſprungenen Konſequenzen: „Die vergangene Woche wird in der deutſchen Ge⸗ ſchichte eine traurige Bedeutung behalten. Ihr Inhalt iſt der endgültige Zweifel vieler deutſcher Patrioten an der Fähigkeit Kaiſer Wilhelm II. zum Regieren eines großen Staates. Aller Schaden, den kaiſerliche Reden bisher angerichtet haben, wird überboten durch die letzten Mitteilungen, aber ſelbſt diecen letzten und größten Scha⸗ den würden wir überwinden können, wenn wir wenigſtens von jetzt an frei ſein würden von der Beſorgnis, daß Kaiſer Wilhelm II. in der bisherigen Weiſe weiter re⸗ giert. Aber das iſt nicht der Fall. Wir ſind dieſer Hand weiter anvertraut, wir und unſere Kinder; unſer Heer, unſere Flotte, unſere Diplomatie gehört alles dieſem Mann. Wir mögen uns in unſern ſorgenden Gedanken zergrübeln, wie wir wollen, ſo bleibt immer das Ende: er hat die Macht! a Naumann erklärt dann, es liege ihm ſehr ferne, grund⸗ ſätzlich gegen die monarchiſche Macht zu ſein, ſchildert den Kaiſer als einen Mann voll bedeutender Züge und Vor⸗ züge, der das Recht habe, als Menſch in allerlei Neben⸗ dingen ſeine Beſonderheiten zu zeigen, z. B. in der Kunſt. Aber— fährt er fort: Es gibt nur ein Gebiet, auf dem er nie Privatmann ſein kann, und das iſt die Politik. Hier kann man ihm keine Privatfreiheit zugeſtehen, perſönliche Beſonderhei⸗ ten zu treiben, weil hier ſo ungeheure Werte auf dem Spiele ſtehen, daß jede Unüberlegtheit die traurigſten Fol⸗ gen für die ganze deutſche Nation haben kann. In der Politik muß der Kaiſer als Fachmann arbeiten, oder er ſoll ſeine Hände davon laſſen. Das iſt der Punkt, um den es ſich jetzt handelt!. Er darf nur das aus⸗ ſprechen, was endgültig im Kreiſe ſeiner Fachmänner be⸗ arbeitet worden iſt. Will er ſich dieſem Zwange nicht fügen, ſo bleibt nichts anderes übrig, als daß ihm in jedem einzelnen Falle von der ganzen Oeffentlichkeit zugerufen wird: wir verbitten uns jede willkürliche Privatpolitik! Wir verbitten ſie uns, weil es ſonſt eine zuverläſſige deutſche Politik überhaupt nicht geben kann! Die Gabe der Diplomatie iſt nichts erbliches. Wenn ſie beim Erben der Krone fehlt, ſo muß er ſich darauf beſchränken, ſolche Männer zu berufen, denen er und die Volksvertretung zutraut, daß ſie politiſche Gabe und Schulung beſitzen. Das war die Größe Wilhelms I., daß er wußte, wo die Grenzen ſeines eidenen Könnens lagen. in treuer Huf. 1 Roman von C. Borges. 27. Fortſetzung. HBugo fühlte für Carola eine gewiſſe Dankbarkeit und wollte nicht mehr über die zwei Millionen, die er ab⸗ zeben mußte, da ihm doch ſo viel geblieben war. Er zog die Geliebte in eine Fenſterniſche.„Ich ſcherzte nur, mein Liebling,“ flüſterte er ihr zu,„vergib nir, Ich weiß, daß Du mich liebſt und das Verſprechen halten wirſt, meine Gattin zu werden. Sieh her, ich habe Dir auch den Verlobungsring mitgebracht, den Du ſtets zur Erinnerung an dieſe Stunde tragen mußt.“ Er zog bei dieſen Worten ein Etut aus der Taſche und legte es in ihre Hand, Aſta öffnete es und ſah auf mattblauem Atlas prächtige Diamanten funkeln „O Hugo, wie herrlich,“ jubelte ſie entzückt. » Da unſere Verlobung ſo lange geheim bleiben muß, dis wir die Einwilligung Deines Vormundes haben, ſo mußt Du zun Erinnerung dieſen Ring tragen,“ fuhr Hugo fost, und ſtreifte den zierlichen Goldreif über ihre Finger. Sobald wiv öffentlich verlobt ſind, tritt ein breiter, ein⸗ facher Ring an ſeine Stelle. Dies iſt nur ein kleines Zeichen meiner Treue, ein Siegel unſerer Verlobung, haſt Du mich verſtanden?“ 3 „Ja, Hugo.“ Er nahm die kleinen Finger an ſeine Lippen und küßte ſie ehrfurchtsvoll.„Ich will geduldig warten, bis Du 4 Wochen auf dem Erlenhofe anweſend biſt, dann will ich Herrn von Warneck ſchriftlich um Deine Hand bitten.— Lautel ſeine Antwort günſtig, ſo will ich kommen, um Vorbereitungen für die Hochreit zu treffen. O, welch ein glückliches Leben werden wir im ſonnigen Italien führen, dort iſt ein ewig blauer Himmel, Blumen, die nie ver⸗ blühen und immer heller Sonnenſchein.“ i „Hm,“ ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihnen, „wie iſt's denn im Winter, wenn Schnee und Eis die 13 W * 5 D —— terde bedeckt, wie es in diefem Jahre der Fall war? Amtsblatt der Birgermeisterämter Seckenheim, Iuesheim, Heckarhansen und Edingen. Samstag, den 7. Huvember 1908 Wir appellieren von Erfahrung zum Anlaß nimmt, der Majeſtät zurückzuziehen, hat. Ein ſolcher Entſchluß Willhelm 11. an den Enkel Wil⸗ helms I. Wir verlangen, daß der Kaiſer die jetzige ſchwere ſich auf diejenige Ausübung die in früheren Zeiten als Regierungsmethode einer erfolgreichen Politik ſich bewährt mag für eine tätigkeitsfrohe Natur, wie Wilhelm II., ſehr ſchwer ſein; aber hier ent⸗ ſcheidet ſich ſein Leben und das Leben der Nation. Wenn Wilhelm II. nach den neueſten Erfahrungen fortfahren will, perſönliche Politik zu zuzuſchreiben haben, treiben, ſo wird er es ſich wenn der Abend ſeines Lebens ſich verdüſtert. Wir wollen vom verantwortlichen Reichskanz⸗ ler im Namen des Kaiſers völkerrechtlich vertreten werden, aber nicht vom Kaiſer ſelbſt. Naumann betrachtet die letzten Exeigniſſe dann unter dem Geſichtswinkel erklärt am Schluſſe: Der Krieg ſteht im Hintergrund aller dieſer Dinge. aber ſicherlich iſt der Friede durch die letzten Enthüllungen mehr gefährdet als er durch ſorgſames Schweigen des Kaiſers hätte gefährdet werden ſollte, dann ruft der Kaiſer ſein Volk zu den Waffen und übernimmt die Oberleitung des Kampfes auf Tod und Leben. In dieſem daß kein einziger ſeiner Soldaten ihn perſönlich für den Krieg verantwortlich macht, in den Tod hinein an ſeine abſolute Vorſichtigkeit mitten in der Gefahr und e geſtellt, wenn der oberſte Kriegsherr ſich vorher ſelbſt als Ur⸗ heber einer bedenklichen und wechſelnden Staatspolitik Hoffentlich kommt er nicht, können. Und wenn der Krieg kommen Augenblick wird er wünſchen, und daß alle ſeine Soldaten bis Leidenſchaft glauben. Das aber wird in Fra bekannt hat. Die Bummelei des Auswärtigen Amtes, die Un⸗ achtſamkeit Bülows, die Naumann für eine opferfreudige zu halten geneigt iſt, iſt demgegenüber durchaus habe die Unvorſichtigkeiten N Dude * nebenſächlich. Nicht Bülow begangen, ſondern der Kaiſer. —— e, Politiſche Nundſchau. 9955 Deutſches Reich. * Die neuen Steuern. Die Schultheißbrauerei in Berlin, die größte deutſche Brauerei, eht in ihrem Geſchäftsbericht auch auf die Frage der Erhöhung der Brauſteuer ein. Es heißt in dem betr. Paſſus: Seit Monaten habe die Ungewißheit über die künftige Ge⸗ ſtaltung der Steuerverhältniſſe jede großzügige und weit⸗ ſichtige Dispoſition erſchwert. Wenn immer wieder auf die beträchtliche Dividendenhöhe einiger Brauereien ver⸗ wieſen wird, ſo müſſe dieſes Argument deswegen verſagen, weil das geſchäftliche Ergebnis nicht mit dem nominellen Aktienkapital erzjeft wird. Auf das nominell ietzt 14 des Eindrucks auf das Ausland und nger Zelfung Inſertionspreis: f 8 Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Jernſprechauſchluß Nr. 16. — . 18.) Iahrgang Vetllionen betragende Aktienkapital der Schultheißbraus⸗ rei ſind ſeitens der Aktionäre in Wirklichkeit 23 Millio⸗ nen angezahlt worden und der zur Ausſchüttung gelangte Betrag von Mk. 1750 000 bringt ſomit in dieſem Jahre den Aktionären eine tatſächliche Verzinſung von nur ca. 7½ Prozent. In den Bilanzen der Aktiengeſellſchaft kamen bisher die nachteiligen Folgen der Zoll⸗ und Steuer⸗ politik des Jahres 1906 noch nicht voll zum Ausdruck, da die in früheren guten Jahren getroffene Vorſorge viel⸗ fach eine Verbeſſerung der ſonſt noch bedeutend ungünſtige⸗ ren Abſchlußziffern geſtattete. Unter dieſen Umſtänden müſſe eine nochmalige Brauſteuer geradezu unheil⸗ voll wirken, wenn ſie auch nach dem Gedanken der Regierung nicht das Brau⸗ und Gaſtwirtgewerbe, ſondern den Konſum treffen ſoll. „Vom Reichstag. Das Zentrum hat eine Inter⸗ pellation im Reichstage eingebracht, welche Maßnahmen der Reichskanzler ze ergreifen gedenke, um dem großen Schaden der auf dem gewerblichen Gebiete beſtehenden Arbeitsloſigkeit entgegenzuwirken.— Eine weitere Inter⸗ pellation des Zentrums lautet: Iſt es dem Herrn Reichs⸗ kanzler bekannt, daß durch„ſchwarze Liſten“ und Ver⸗ einbarungen ähnlicher Art Arbeiter und Privatangeſtellte in ihrem wirtſchaftlichen Fortkommen gehindert werden? Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um ſolche die Freiheit der Arbeitsvertrages oder die geſetzlich garan⸗ tierte Koalitionsfreiheit hindernde Maßnahmen zu unter⸗ drücken? f „Schönheitsabend für Ahgeordnete. öffentlicher Schönheitsabend findet pellation des Abgeordneten Rören 7. November, abends 8 Uhr im Mozartſaal in Berlin ſtatt, zu dem in erſter Linie ſämtliche Mitalieder des Reichstags und des Abgeordnetenhauſes, ſowie eine Anzahl von Gäſten und Förderern geladen werden ſollen. Unter anderem wird den Abgeordneten auch der vielumſtrittene Schwertertanz gezeigt werden, damit ſie der angelündigten Interpellation mit eigenem Urteil gegenüberſtehen können. Frankreich. f Caſablanca. Die franzöſiſche Preſſe fährt fort, Deutſchland anzugreifen, weil dieſes von ſeiner Forde⸗ rung nicht ablaſſen will, daß Frankreich vor Ueberweiſung der Angelegenheit an ein Schiedsgericht ſich wegen des unter allen Umſtänden rechtswidrigen tätlichen Angriffs auf den deutſchen Konſulatsvertreter entſchuldige. Man könnte die Leute reden laſſen,-wenn nicht Anlaß wäre, zu bemerken, wie hier in dieſer Soche ſchon die ſchädliche Wirkung der letzten Vorgänge in Deutſchland ſich zeigt. Man traut uns zu, wir träten nud deshalb ſo hals⸗ ſtarrig auf, um durch den Konflikt mit Frankreich die inneren Unannehmlichkeiten vergeſſen zu machen. Wie Ein nicht⸗ aus Anlaß der Inter⸗ am Sonnabend, den ſchlecht kennt doch der„Matin“, vnn dem bree Ner⸗ 9 8 Oſtwind hat ſie vernichtet. Bah, bei kaltem, regneriſchen Wetter iſt es in Italien ebenſo ſchlecht wie in irgend ei⸗ nem andern Lande, vielleicht ſogar ſchlimmer noch.“ „Wer fragt denn nach Ihrer Meinung, Herr von Alt⸗ bon?“ ſagte Hugo in italieniſcher Sprache, der Aſta nicht folgen konnte.„Bitte, behalten Sie doch Ihre wei⸗ ſen Gedanken für ſich, bis Sie darnach gefragt werden.“ „Bah, Sie werden ſich doch nicht um meine Meinung kümmern, ſonſt würde ich Ihnen ſagen, daß Sie in mei⸗ nen Augen ein Schurke ſind. Wie dürfen Sie es mur wagen, die Hand nach einer reichen Erbin auszuſtrecken, da Sie doch ſelbſt über keinen roten Heller verfügen.“ „Schweigen Siel Es iſt nicht Ihre Sache, wenn ich ein Mädchen liebe. Komm Aſta,“ wendete er ſich der jun⸗ gen Dame zu,„wir wollen uns wieder unter die Tänzer miſchen.“ Herr von Altbaum ſah dem jungen Paare mit finſtei gerumzelter Stirn nach, dann miſchte er ſich auch unter die Menge. 5 Die kurzen Stunden flogen pfeilſchnelh dahin. Wie ſchnell wird das Liebesglück vorüber ſein, ſo ſchnell wie der flüchtige Sommer und der goldene Herbſt entflheht um den rauhen, dalten Winterſtürmen Platz zu maſhen. Schon zeigte ſich fern am Horizont ein kleines, unſchein. bares Wölkchen, wie leicht kann es der Vorbote eines Un, wetters ſein. „Darf ich noch um einen Tanz bitten?“ Herr von Altbaum hatte ſich leiſe Aſta genähert und richtete jetz flüſternd dieſe Frage an ſie. Aſta zeigte ihre Tanzkarte, kein Plätzchen war frei, ſogar die Extratouren waren ſchon vergeben. „O, iſt es möglich,“ ſeufzte Herr von Altbauun, als er Hugos Namen am häufigſten erblickte,„früher war es anders; eine andere Dame konnte ſich ſeiner Gunſt nicht erfreuen; nun, ſie hatte auch keine acht Millivnen, aber immerhin ein nettes Vermögen, groß genug für Hugo, der gar nichts ſein eigen nennt.“ 1 eee eee eee lumen erſtarrt, denn ein ſcharſer Ich vexrſtehe Sie nicht,“ ſtöhnte Aſta.„Meinten Sie, 5 1 0 . 5 bevor er mich ſah? „Ob er ſie geliebt hat, weiß ich nicht, man echahl ja diel, ſeit Jahwen fahndet er nach einer reichen Erbin.“ „Aſta, Aſta,“ ertönte eine helle Mädchenſt: ert Rizino ſchaut ſich ſeine Augen aus nach Dir“ 0 „Hier bin ich,“ entgegnete ſchnell die. Ceſuchte und ließ ſich von ihrem Geliebten in ein kleines Seitengemac. fübren. Aber die frühere Fröblichteit war dahin 8 olle Fragen antwortete Aſta nur einſilbig, endlich 5 ſte ſchüchlern:„Haſt Du ſchon früher eine Dame gelzel ehe Du mich geſehen haſt?“ 1 g Ein flüchtiger Schatten zog momentan über das Unt⸗ litz Hugos, dann erwiderte er ruhig:„Ja, Aſta.“ „Du haſt mir nie dadan geſagt. Du ließeſt mich ſtets glauben, ich ſei Deine erſte, Deine einzige Diebe,“ hauchte ſte mit leiſem Vorwurf. i i i „Das iſt die volle Wahrheit. du biſt meine erſte, meine einzige Diebe, die erſte Dame, die Macht hatte, Eindruck auf mein Herz zu machen. Alz ganz kleines Kind in der Wiege entſchieden meine Eltern bereits über mein Schickſal, aber je mehr ich herannouchs, merkte ich, daß die junge Dame, an die ich mein ganzes Leben kei⸗ ten ſollte, nicht für mich paßte, und eine Trennung filr beide Teile wünſchenswert war. Ob das Mädchen ſpä er geheiratet hat, blieb mir unbekannt, aber mein Herz blieb unberührt, bis ich Dich ſah und lieben lernte, Du meine heiß geltebte Aſta.“ green def Hevausgeholſen.„Hausherr, wir können in der Wohnung nicht länger bleiben— hinter der Tapete wimmelt es ja von Ungeziefer.“ 1 „Aber, gnädige Frau, wesharb beklagen Sie ſiche Als Sie die Wohnung mieteten, habe ich Sie ja gefragt, ob Ihnen die Tapete nicht zu lebhaft iſtl“ 5 Falſch verſtan den. Profeſſor:„Herr Kandi⸗ dat, Ihre Antworten ſind nicht ſchlecht, aber etwas uur⸗ ſicher.!. 8 Student:„Mein Ehrenwort, Herr Profeſſor, ich habe heute noch nichts getrunken.“ 5 e— B .. dachtigung ausgeht, die Tatjachen und die Stimmung in Deutſchland! Aber man ſieht, wie die feindlichen Bienen aus den Blüten der deutſchen Kanzlerkriſe Honig ſaugen. —— 4 „S. M. ⸗Sachen“. Die unbeabſichtigte Veröffentlichung des Kaiſerinker⸗ views im„Daily Telegraph“ lenkt das allgemeine In⸗ tereſſe auf die dienſtliche Behandlung der ſogenannten „S. M.⸗Sachen“ bei den Behörden und beſonders beim Auswärtigen Amte. Alle Angelegenheiten, die von dem Kaiſer kommen oder für den Kaiſer beſtimmt ſind, werden in unſeren Miniſterien und in den Staatsſekretariaten kurz mit„S. M.⸗Sachen“ bezeichnet. Jedes Reſſort hat be⸗ ſondere Mappen für die Angelegenheiten des Kaiſers, die den einzelnen Abteilungen und Dezernaten, die je⸗ weilig für die Erledigung dieſer S. M.⸗Sachen in Frage kommen, zugeſtellt werden. Und das iſt in allen Neſ⸗ ſorts täglich der Fall. 3 Beſonders die Reichskanzlei und das Auswärtige Amt baben täglich einige Dutzend Schriftſtücke, die dem Kaiſer vorzulegen ſind oder die vom Kaiſer kommen und erledigt werden müſſen, zu bearbeiten. Wenn der Kaiſer und der Reichskanzler ſich an verſchiedenen Orten befinden, ſo vermittelt in Berlin das Auswärtige Amt, und beim Kaiſer der Vertreter des Auswärtigen Amtes(Freiherr von, Jeniſch) den Geſchäftsgang. Während des Urlaubs des Reichskanzlers hat der ihm vom Auswärtigen Amte zu⸗ geteilte Geſandte dieſen Verkehr zu beſorgen. In Norder⸗ ney treffen täglich dicke Ledermappen von dem Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Kaiſer ein, die dann durch⸗ geſehen und für den Vortrag beim Fürſten Bülow zurecht⸗ gemacht werden. Hieraus geht hervor, daß dieſe S. M.⸗ Sachen durchaus keine Seltenheit ſind. Unter ihnen be⸗ finden ſich vielfach Schriftſtücke, die wohl einen perſön⸗ lichen Charakter tragen, aber nicht von großer Beden⸗ tung ſind. Denn die wirklich wichtigen politiſchen Dinge werden dem Kaiſer telegraphiſch übermittelt, und der Kaiſer antwortet dann auf demſelben Wege durch chiffrierte Tele⸗ gramme. Pflicht des Geſandten, der dem Reichskanzler die Eingänge vorträgt, iſt es, deren Inhalt genau zu ſtudieren und den Kanzler auf die etwaige Wichtigkeit des Inhalts aufmerkſam zu machen. i Es iſt ſchon zu Bismarcks Zeiten nicht möglich ge⸗ weſen, daß der Kanzler ſelbſt die an ihn gerichteten Ein⸗ gänge durchſah. Seit jener Zeit ſind die Geſchäfte aber außerordentlich gewachſen, während eine entſprechende Ver⸗ mehrung der Beamten ausgeblieben iſt. Nun wird be⸗ hauptet, daß der Geheimrat, der in Abweſenbeit des Staats⸗ ſekretärs von Schoen zu begutachten hatte, ob das Kaiſer⸗ Interview ſich zur Veröffentlichung eigne oder nicht, ge⸗ meint habe, er hätte nur die Richtigkeit des Inhaltes des Interviews nachprüfen müſſen. Das iſt natürlich nicht ſtichhaltig. Erſtens war die Anweiſung, die er bekommen hatte, klar und deutlich, außerdem aber hätte er von ſelbſt auf die Bedenklichkeit des Artikels hinweiſen müſſen, der ihm zur Bearbeitung übergeben war. Es beſteht kein Zweifel, daß er ſogleich von dem ſchlecht geſchriebenen, vielfach unleſer ichen Manuſkript, das in engliſcher Sprache gehalten war, eine deutſche Ueberſetzung herſtellen mußte und ſie in klarer Kabinettſchrift dem Kanzler nach Norder⸗ ney zu ſenden hatte, mit einem Bericht, in dem er auf die Wirkungen, die doch jedem Diplomaten vorher klar ge⸗ weſen ſein müſſen, hinzuweiſen gehabt hätte. Wenn nun ſchon dieſen Beamten der größte Teil der Schuld an der Veröffentlichung trifft, ſo wäre ſie doch vermieden worden, wenn der dem Reichskanzler in Norderney beigegebene Vertreter des Auswärtigen Amtes aufgepaßt hätte. Es iſt ſeine Pflicht, gerade die S. M.⸗Sgehen mit Sorgfalt zu behandeln, ſchon damit im dienſtlichen Verkehr mit dem Kaiſer keine Stockungen eintreten und Nachfragen ver⸗ mieden werden. Er hätte alſo nicht den Bericht des Ber⸗ liner Geheimrats, ſondern das Manufkript ſelbſt leſen und zum Vortrag beim Reichskanzler bringen müſſen. Daß Fürſt Bülow niemals für die Veröffentlichung des Interviews zu haben geweſen wäre, bedarf einer weite⸗ ren Erörterung nicht. 0 5 Nach allem, was man hört, hat der Geſandte in Norderney den Bericht mit dem Manufkript in die ſoge⸗ nannte„Unterſchriftenmappe“ gelegt, in der nur gleich⸗ iltige oder ſolche Dinge Aufnahme finden, die bereits em Kanzler vorgetragen und nach vom Kanzler beim Vortrag gegebenen Intentionen zu bearbeiten waren. Bei dieſen Sachen muß der Reichskanzler ſich natürlich darauf verlaſſen können, daß ſeine Untergebenen jede Angelegen⸗ eit in ſeinem Sinne erledigen, ſo daß er nur zu unter⸗ chreiben braucht. Fürſt Bülow hat alſo, wie unter hundert andere Schriftſtücke, ſeine Signatur nach dem Bericht des Berliner Geheimrats hinzugefügt, ſo daß dann das Manuſ⸗ kript in die Oeffentlichkeit wanderte. e e ee be 2 5 Aus Nah und Seckenheim, 7. Nov. In die gegenwärtig im Mit⸗ telpunkt des politiſchen Tagesgeſpräches ſtehenden Gebiete von Bosnien und Herzegowina führte am Donnerſtag Abend Herr Stadtvikar Licentiat Wieland aus Heidelberg die Miglieder der Liberalen Vereinigung Seckenheim. Der Redner legte ſeinen Schilderungen eigene Anſchauungen, die er gelegentlich einer Reiſe im Auguſt dieſes Jahres durch jene Provinzen gemacht hat, zu Grunde, ſodaß die Zuhörer ein lebendiges Bild von Land und Leuten erhiel⸗ ten. Zum Schluß erörtete der Vortragende die Frage, ob es von Oeſterreich⸗Ungarn recht geweſen ſei, die beiden Provinzen zu annektieren, und kam hiebei zu folgendem Schluß: Die beiden Länder gehörten tatſächlich ſchon Oeſterreich⸗Ungarn. Die Souveranität des Sultans ſtand nur auf dem Papier. Als Lohn für ſeine Aufwendungen innerhalb der letzten 30 Jahre konnte Oeſterreich-Ungarn die beiden Provinzen beanſpruchen, denn es hat der dorti⸗ gen türkiſchen Mißwirtſchaft ein Ende gemacht. Oeſterreich⸗ Ungarn hat in den beiden Provinzen vorzügliche Land⸗ ſtraßen angelegt, Eiſenbahnen und Schulen gebaut, ſoziale Einrichtungen, wie z. B. Sparkaſſen errichtet, und das Banditenweſen ausgerottet und großartige militäriſche *— 8 Befeſtigungen angelegt. Freilich war es ein Unrecht, durch die Annexion die Kriegsgefahr herauf zu beſchwören. Nur die Gutmütigkeit des Sultans und die vorzügliche Beſchaf⸗ fenheit des öſterreichiſchen Militärs haben den Krieg ver⸗ hindert. Daran kann gar nicht gedeutelt werden, daß Oeſterreich⸗-Ungarn den Berliner Vertrag von Jahre 1878 gebrochen hat. Daß Oeſterreich⸗Ungarn die beiden Provin⸗ zen behalten wird, unterliegt keinem Zweifel. Nur ſoll man aber nicht meinen, daß es ſonderlich viel Freude daran haben wird. Es erhebt ſich für Oeſterreich⸗Ungarn nun die ſchwierige Frage, wozu ſollen die neuen Provinzen geſchlagen werden. Ungarn gönnt ſie Oeſterreich nicht, letztere will es aber auch nicht dulden, daß Ungarn dieſelben bekommt. Jedenfalls hat Oeſterreich⸗Ungarn an dieſem Biſſen, den es geſchluckt hat, ein ſchwieriges Verdauungs⸗ geſchäft zu leiſten. 520 Seckenheim, 6. Nov. Am Dienstag, den 3. November d. Js. hat im Bad. Hof im neu reſtaurier⸗ ten und feſtlich geſchmückten Schützenheim die Seckenheimer Zimmerſchützen⸗Geſellſchaft ihr Winterſchießen, verbunden mit einem kleinen Preisſchießen, eröffnet. Das Schießen war wider Erwarten ſehr gut beſucht, ſo daß es mitunter etwas enge zuging. Anläßlich des Eröffnungsſchießens ſtifteten mehrere Mitglieder in lobenswerter Weiſe diverſe Gaben zum Ausſchießen, die auf Glückſcheibe ausgeſchoſſen wurden. Gewinner der betreffenden Gaben, deren Stiftern noch nachträglich an dieſer Stelle gedankt ſei, waren fol⸗ gende Herren: 1. Lehrer Remmele, 2. W. Schröder, 3. C. Pfiſterer, 4. C. Bühler, 5. Aug. Lang, 6. Ratſchreiber Koch, 7. Joſ. Karlein, 8. L. Schaffner, 9. Lehrer Göhring, 10. Lehrer Linnebach, 11. Fr. Welcker, 12. C. Berlinghof. Eine bemalte Scheibe, die nach dem offiziellen Schießen noch geſtiftet wurde und nur von neu eingetretenen Mit⸗ gliedern beſchoſſen werden durfte, errang Herr Ratſchreiber Koch mit einem ſchönen Zwölfer. Erfreulicherweiſe hat die Geſellſchaft in letzter Zeit bedeutenden Mitgliederzuwachs erhalten und wäre es ſehr erwünſcht, wenn der Beſuch der Schießabende ein guter bleibt, für Abwechslung und Unter⸗ haltung der Schuͤtzen wird der Vorſtand ſchon ſorgen. Wie im letzten Jahre, ſo veranſtaltet auch dieſes Jahr wieder vor Weihnachten die Geſellſchaft die ſo lieb gewon⸗ nenen Geflügel⸗ und Wildpretſchießzen, wobei ſich auch paſſive Mitglieder beteiligen können und man unter Um⸗ ſtänden für 30 Pfg. einen ſchönen Feſtbraten in Geſtalt einer fetten Gans, Ente, Haſe ꝛc. erſchießen kann. Nähe⸗ res noch durch Rundſchreiben. Karlsruhe, 5. Nov. Die Erinnerung an den Hau⸗Prozeß weckt folgende Mitteilung: Am 23. Juli verurteilte, wie ſeinerzeit gemeldet, die Strafkammer 1 Karlsruhe den Frhrn. J. v. Reitzenſtein in Hameln wegen Herausforderung zum Zweikampf mit tödlichen Waffen zu einem Monat und deſſen mitangeklagten Schwager Baron H. v. Mengerſen wegen Kartelltragens zu einer Woche Feſtungshaft. v. Reitzenſtein hatte den im Mord⸗ prozeß Hau und ſeinen Nachſpielen amtierenden Staats⸗ anwalt Dr. Bleicher zum Zweikampf herausgefordert, weil dieſer im Beleidigungsprozeß Molitor⸗Herzog das mehrfach beeidigte Zeugnis der Freifrau v. Reitzenſtein in ſeinem Plaidoyer mit der Aeußerung angegriffen hatte:„Wenn Sie wiſſen wollen, wo ſich der„Mann mit dem grauen Bart“ befindet, ſo kann ich Ihnen das ſagen. Er exi⸗ ſtiert eben nur in der Phantaſie der Zeugin v. Reitzen⸗ ſtein.“ Staatsanwalt Dr. Bleicher hatte die Forderung abgelehnt und Freiherrn v. Reitzenſtein brieflich erklärt, daß es ihm ferngelegen habe, Frau v. R. beleidigen zu wollen. Am 16. Okt. hat Frhr. v. Reitzenſtein(der Bad. Preſſe zufolge) ſeine Strafe auf der Feſtung Ehrenbreit⸗ ſtein bei Koblenz angetreten. Am 26. Okt. iſt ihm auch ſein Schwager v., Mengerſen zur Verbüßung ſeiner Strafe nachgefolgt. Freifrau v. Reitzenſtein hatte für ihren Bru⸗ der ein Gnadengeſuch eingereicht, das nach Ueberweiſung an das Miniſterium abgelehnt wurde. () Adelsheim, 5. Nov. Welche Folgen kleine Wun⸗ den, die man unbeachtet läßt, nach ſich ziehen können, zeigt der Tod des Schreinermeiſters Kniehl hier. Derſelbe hatte ſich beim Oeffnen einer Bismarcksheringsbüchſe eine unſcheinbare Verletzung an der rechten Hand zugezogen und nicht weiter beachtet, bis Hand, Arm und rechte Bruſt⸗ ſeite eine ganz bedenkliche Schwellung zeigten: es war Blutvergiftung eingetreten. Eine Operation, der ſich Kniehl am Freitag unterzog, brachte den erhofften Erfolg nicht mehr und ſo verſchied er am Sonntag Abend im Alter von rund 29 Jahren. ( Achern, 5. Nov. Die in den ſechziger Jahren ſtehende Magdalena Groß, bekannt unter dem Namen Lene, eine alleinſtehende Perſon, wurde tot in ihrer Woh⸗ nung aufgefunden. Anſcheinend hat ein Schlaganfall den Tod herbeigeführt. () Säckingen, 5. Nov. Zur Ehrung der auf dem hieſigen Friedhoſe ruhenden Feldzugsteilnehmer von 1866 und 1870— 71 hat der hieſige Militärverein beſchloſſen, einen Gedenkſtein zu errichten, der am Allerſeelentage im Beiſein der ſtädtiſchen und ſtaatlichen Behörden ent⸗ hüllt wurde. Das Denkmal ziegt in geſchmackvollem gärt⸗ neriſchem Arrangement einen großen wirkungsvollen Na⸗ turſtein, auf welchem das Eiſerne Kreuz zu ſehen und in Bronzebuchſtaben folgende Widmung zu leſen iſt:„Friede den Tapferen von 1866, 1870— 71. Gewidmet vom Mili⸗ tärverein.“ 5 (J Pforzheim 6. Nov. Vie hier angeſtellte 30 ahr. dontoriſtin Marie Brandt aus Gmünd ſtarb vorgeſtern nfolge einer Vergiftung, Ob ein Unfall oder Selbſtmord zorliegt, iſt noch nicht feſtgeſtellt. (5) Karlsruhe, 6. Nov. Die Direktoren der land⸗ wirtſchaftlichen Bezirksvereine ſetzt das Miniſterium des Innern behufs weiterer Bekanntgabe in Kenntnis, daß 28 bereit ſei, nach Maßaabe der zur Verfügung ſtehenden Mittel an landwirtſchaftliche Genoſſenſchaften, landwirt⸗ ſchaftliche Ortsvereine uſw. behufs Einrichtung zweckent⸗ ſprechender Hopfentrockenanlagen und Tabakſchuppen Bei⸗ hilfen aus der Staatskaſſe zu gewähren. Geſuche um ſolche Zuſchüſſe ſind unter Darſtellung der beabſichtigten Ein⸗ richtung(Vorlage von Plänen uſw.) bei den landwirt⸗ ſchaftlichen Vereinsdirektoren einzureichen, welche dieſelben mit gutächtlichem Beibericht dem Miniſterium vorlegen werden. ) Heidelberg, 6. Nov. Der Bürgerausſchuß wird ſich in ſeiner nächſten Sitzung am 9. ds. Mts. u. a. auch mit einem an ihn gerichteten Proteſt gegen die geplante Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer zu befaſſen haben. In dieſem Proteſt wird beantragt:„Verehrlicher Bürgerausſchuß wolle ſich damit einverſtanden erklären, daß der Stadtrat bei den geſetzgebenden Faktoren gegen die Einführung der geplanten Steuer vorſtellig wird, bezw. ſich an den des⸗ fallſigen Schritten einer Anzahl badiſcher Städte beteiligt.“ () Weinheim, 6. Nov. Geſtern erſchoß ſich der 25jährige Bahnarbeiter Schüßler in Laudenbach, welcher in die Schlägerei, die am Sonntag nacht auf der Orts⸗ ſtraße ſtattfand, verwickelt war. Er wurde von dem 19 Jahre alten Schreiner Hans Fäck als derjenige bezeichnet, welcher ihm die ſchweren Kopfverletzungen beigebracht hatte. ( Achern, 6. Nov. Letzte Woche fand man auf der Straße von Oberachern nach Kappelrodeck ein großes Seil; dasſelbe hat eine Länge von ca. 200 Meter. Allem Anſcheine nach ſtammt dieſes ungeheure Seil von einem Luftballon, welcher nachts unſere Gegend durchkreuzte und das Seil entweder verloren hat oder der Schwere wegen auswerfen mußte. Vermiſchtes. Alte Hüte. Die Bewohner der Inſelgrupße der Nicobaren, ungefähr 150 Seemeilen von den Andamanen entfernt, haben eine ſeltene Sucht, alte Hüte zu erwerben. Alte Hüte ſind ſo ziemlich der einzige Importartikel dieſer Eilande. Jung und Alt, Hoch- und Niedriggeſtellte, jeder Mann, jede Frau und jedes Kind hat den einzigen Ehr⸗ geiz, ſoviel wie möglich alte Hüte aller Zeiten und in allen Formen zu erwerben. Es iſt ein ſeltſamer Anblick, wenn man die Bürger auf den Nicobaren im Adams⸗ koſtüm in ihren kleinen Booten fiſchen ſieht, hierin be⸗ ſteht nämlich ihre Erwerbsarbeit, nur mit einer ſeltſamen Behntung bekleidet. Zylinder und runde Hüte, Filzhüte aller Jahrhunderte, preußiſche Infanteriehelms und Pickel⸗ hauben, engliſche Soldatenkäppis und Clownmützen, Feder⸗ büſche und einſt elegant geweſene Damentoques ſieht man da im trauten Verein. Das Hambacher Winzerlied. Aus der Pfalz wird der„Frkf. tg.“ geſchrieben: Bei einem Winzer⸗Herbſtzug in dem pfälziſchen Weinſtädtchen Deidesheim wurde vor kurzem eine große Tafel mit der Aufſchrift„Weinſteuer“ von einer ſchwarzen Fahne begleitet vorbeigetragen, wäh⸗ rend die Muſikkapelle einen Trauermarſch ſpielte. Gewiß eine treffende Illuſtration zu dem Darniederliegen des Weinbaues. Der Vorgang erinnert lebhaft an die ſchwarze Fahne der Dürkheimer Winzer, die am 27. Mai des Jahres 1832 beim Hambacher Feſt im Zuge getragen wurde und ſich jetzt in den Sammlungen des Altertums⸗ vereins zu Bad Dürkheim befindet. Dieſe Fahne trägt in weißen Buchſtaben die Inſchrift„Wir Weinbauern müf⸗ en trauern.“ Vor einigen Jahren noch befand ſich am Fahnentuch angeheftet das 1832 gedichtete und 94 ungene Winzerlied gegen den Zoll. Dieſes ganz in Vergeſſenheit geratene, vermutlich gar nicht gedruckte Gedicht lautet wie folgt: „ Die Winzer ziehn mit arzer Trauerfa Zum deutſchen Feſte 1 75 a e Zu reißen die Regierung aus dem Wahne, Wir ſeien reiche Leut. „ 5 Ja reich ſind wir an gutem Mut und Fleiße Das weiß die ganze Welt— 5 8 Denn jeder Tag ſieht uns in Müh' und Schweiße In Gottes weitem Feld. Wir wohnen in dem ſchönſten Land der Erden, Von Gottes Segen voll. Doch müſſen wir noch all' zu Bettlern werden Durch den verdammten Zoll. Der Zoll- und Mautertrag iſt Höllenbeute, Ihr Fürſten hört es all! 5. Sie machen Arme nur und ſchlechte Leute. Wo iſt dies nicht der Fall? Ja wüßten wir, wer Schuld am Zoll nur wäre, 1 Zoll auf 1 5 Wein— nd wär' es auch ein Greis, bei meiner Ehre Er müßte in den Rhein. 8 Was half bisher das Klagen n ſeit Jahren? Wir ſind noch nicht befreit! ü Der Herr ſoll uns vor Eigenhilf bewahren. Doch— wir ſind auch bereit! Die freie Preſſe, Brüder! Sie ſoll leben! Sie macht von Zoll uns frei. Denn, wo man darf die Stimme frei erheben, Kommt alles noch in Reih'. Sind einig wir, dann wird das Gut errungen, Eh' noch ein Jahr vorbei. a Dann wird ein Lied aus voller Bruſt geſungen, GSott Lob, nun ſind wir frei.“ Einführung von ausländischen Weinen und Trauben“ malschen. Angeſicht der Schädigung, welche die zunehmende Einfuhr von Weinen nnd Traubenmaiſchen von oft re zweifelhaftem Werte und unkontrollierbarer Herſtellung aus dem Auslande für den badiſchen Weinbau und beſon? ders den badiſchen Rotweinbau mit ſich bringt, hat ſich die Landwirtſchaftskammer neuerdings gegen jede Begünſtigung der Einfuhr ſolcher Weine aus Algier über die deutſchen Seehäfen ausgeſprochen, wie ſie von norddeutſchen Import 1 intereſſenten beantragt worden. — Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenh ein Empfehlung. Mache hiermit die ergebene Mitteilung, daß ich eine Strick-Maschine aufgeſtellt habe und empfehle mich im Stricken und 9 ſtricken von Strümpfen in allen Größen ſowie ſpeziell Stricken von Kindertrikot, Kinderjäckchen, Unterröckchen, Chawls u. ſ. w. N Hochachtungsvoll Frau Elise Schön, Edingen. 3%%% 8 5 8 2 SDegal-Angebot: stoffe. Serie I Serie II Jer ie III Serie IV GTO SSse Poſten e i e i 70, 98 12 in allen couranten Farben und Breiten 30 Woell-Satin F. en, 1 15 Ak vi 1 fantaslestoffe Eistder u. O5. 95„, An 2. 50 50 krspestoſfe een Meter 98 2 Pts 15 1 m. Alelderstölle wwe, 1. 2 3 4 f 8. Auswabl Pig. 450 ehen Düllenturbe Farben wog 2 u 315 b E Mk Jammte für Alusen u. Kleider ehr bin 1 80 U 4 l 1 erne Bindungen i. 00 Schwarze Kleiderstoffe. r r ln 70. 1% In In 2 2. 75. Kleider-Velour. Bedruckte Flanelle Schürzenstoffe. Bett-Kattune. Leider 1 Blusen-Velcar 90, 10.55, 40 r. Jaclehgtufft nn. 65, 55, 45 25. Söll fel Cöttoaden ue. 1, 45 r*. Belttattu,. m, 20 v5 Höck-Velonrstole, 65. 45, 35 55 deal: 65. 55, 45, 35 26, lll kengloltt I... vr 70. Nlllatn,- 8858 Meganiapalf F. 70, 55. 45, 35 1. a 1 1 Druek-So kürzen ne. 65, 70 1 Bett-Satin,.. 1 45 1. Luibenblusenstof é 65, 55 8. Seh Schlrhzena, 95— 65 2. Bett-Satin Augusta u. 68. 58, Laxk. Waun r abe, 85, 65, 55 7 Coeper e se 75, 55 vc. Silll- Schüren 75, 55 45. DlllE Pendgg I. Klasen Schr billig. Weisse Cretton.] Gebe chte Croise Peigse Baft-Dzmas) A eb-Aa bleinen. elsg retton 2%, 25 rs Prolst en vn,. J 0 P.. 30 UI Nett Danagt Bare, 57 rte. J50 cm Halblelgen.. U. Nat Grutün re u. 3 ri. Crulgé 2rrrg. n., 49 vc Ig0. Bulk Hnt a a 15 10„ Halbleisen 2 1 Weiss Cretion 59) 1. ur. 48 Pe Prölss get u 75, 59 rr 130., Bölk. Dam st 1, l. 160„ Halbleinen. seidenartig a dale 6.5. Lrussb laune er, 12-75. II. Fl Daa 52 18. 69.55 en fin extra schwer Wales Ballad: brctan Je 90 r. Fique— f. 55. 40% Jh.—1ö0 dürd Danzst v oe 0 Un Teldtehen E 43 35K. 160 em, schr schwere, schöne Ware kür Jacken, Röcke, Mäntel. Damast in rosa, geld, hellblau breite Ware, für Klasen 3 keetgnst. Grosse Posten. 1 1 Utr. Mtr. a. rg. 8 einseitig und zweiseitig, a Hemdenstoffe nr 4 4 rosa, braun, blan* cher v. J. Posten 2. Posten 3. Posten 4. Posten B. Fosten 6 Fosten deltücher 05 bettücher 425 bettücher 445 Fettücker 0 bettücher 6 dettücher 6 50 tarbig 0 5 a 1 85 5 8 1 i 1 nrkig, Ia. Oral Sac. 9 sue I Mk. 5 5 8. 8 Ak. ate d Stex. I Stüek D Kiek e k. Mk. . UH Kollern Baumwolle, köhere Preislagen Wolle 8 50 85 55 6. 8 20 0 K 1 1 buen Mannheim 0 l, 5 eitestrasse.) ee eee, PCC ist der 2 8 im Interesse des kaufenden Publikums. 4 Ich bringe um die Räumung meines enormen Lagers zu beschleunigen in vor liegendem Angebot dem Publikum bei riesiger Auswahl so kolossale Preis. Voſteſle dass jeder Einkauf eine grosse Ersparnis für jede denkende Hausfrau bedeutet., aachten Sie: Grosse Posten Waren Grosse Posten Baumwoll Ein Posten Hemden-Cretton 22 5 Ein Posten Bett- Kattun Net 18 15. atarkfädige Ware für den Hausgebrauch pr. Mtr. . per Meter 8 8 nur neue Muster, grosse Auswahl Diverse Posten I ett-Kattun nan ee e! a Uverss Posten Hemden-Oretton 35 1 6. Muster 0 5 empfehlenswertes Angebot per Mete 4, 32 und 4 2 5 verschied: Als f. Gnal., Stark- u. feinfhdig für alle Zwecke pr- Mtr. 50, 40 u. e 26 I Staunenswert!-- Billig: viele Muster, entsp'echend gute Ware. per Meter Diverse Posten Kleider-Velour 4 8 1 d e 11 7 2 verschiedene Qual., grosse Dessin-Auswakl p. Mtr. 55, 4 u.. 0 g 8 e 2 e kn bosken Helis em. breite Schürzenstoffe 7 r Ein 88810 aumwollzeug. starktädige Qual. in vie en Mustern per Meer in Osten Handtücher 6 Diverse posten Hel em. hyeite Schürzenstoffe 5. grau Gebild zu Spültüchern ete geeignete Ware, enorm billig Mtr. fig. wWesiff is be Qualitäten. f ser Au- wahl Meter 65, f II 0 FF WWPPNCCRf in posten Hemdenbiber 1 5. ö f 5 8 f entsprechend gute Ware, viele Muster per Meter d& 8 Achaufenster Ein Posten Handtücher 18 1%%% lg. Hemden biber Gerstenkorn, gut trocknende Ware Posten N ö 5 1 entsprechend gute Qualitäten, bei enormer Auswahl Diver 82 Posten Handtüch er 1 20 p56 per Mtr. per ter 50. 45, e il. grau Gebild etc. 45, Ein Tnerme Posten Druckschürzen 5 Enorme Posten Bęttücher 6 5 norme Pos en r Stück 1.10. 95, 65, 55 s. 65, 1.50, 1.35, 1.15, 98 5 pe e 5 und per Stück 1.65, 1.50, 1.35, 1.15, 98 und Waffel- Bettdecken Enorme Posten Hausschürzen f Unerme Posten Jacquard-Decken per Stück I. 25. 98, 85. 78, 65 und il. per tlie 3.95 und per Stück 8.75, 7.—. 6.—, 5.—, 4.— bis Dr Massen- Auswahl! 2 Phantasie Farben-Aus wahl — sehr biluge Offerte— Kostüm- und Blusenstoffe in englischem und deutschem Geschmack, alle Farben und Gewebe Serie U Grosse Mengen der elegantesten und neuesten 5 Diyense posten C. jots e N EV jetzt per Meter durchweg per Meter Mk. 2. 75, 2.25, 2.—, 1.75 bis Ser ie 1 1 Massen- Auswahl von und Kammgarne in soliden sächsischen den schönsten Bo rd U ren Stoffe N 1 llverse Posten 8 Ati HN S und Elsksser Qualitkten in über- 8 Al d ben in allen Geschmacksrichtungen zu Kostümen, feiner breite Streifen e e 5 zu Falten-Röcken, Blusenstoffe eto. jetzt per Meter durchweg 15 5 2 pr. Mtr. M. 3.50, 3.—, 2. 75,. 50, 2.—, 1.80, 1.50 bis Enthaltend nur emen englische Borduren 9 Nuerse 8 Hauskleider-§toffe Farben Fantasie-Ge webe, nur allerbeste Qualitäten etc. etc. 1 5 jetzt per Meter durchweg a 2 per Meter 95, 75, 65, 55, 45 und ohne Rücksicht g des 0 Kleidersto i 2 n g. 2. für die 3 5 0 1 5 8 Nicht für Wiederverkäufer Dieses Al gebot ist rein netto und ohne jeden Abzug! Nicht für Wiederverkäufer ri Seheeesderr 1 Mannheim O 3 9 sBreitestrasse D * e eee