Neckar- Seckenheimer Mnzeiger, Iluesheimer Hnzeiger, Neckarhauser Zeitung, Edinger Zeitung Hmtsblaft der Bürgermeisterämter Sechkenheim, Iuesheim, Heckarhansen und Edingen. Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Jernſprechanſchluß Nr. 16. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Kr. 41(11) Donnerstag, den 1. Dezember 1903 0 1. 18.) e Ats dem Reichshaushaltetat. In einer Denkſchrift, betreffend die Einführung der zweijährigen Dienſtzeit bei der Ka⸗ vallerie und reitenden Feldartillerie, wird u. a. ausgeführt: „Der vom Reichstage gefaßten Reſolution entſprechend iſt die Heeresverwaltung in erneute Erwägungen über die Einführung der zweijährigen Dienſtzeit bei der Kavallerie und der reitenden Feldartillerie eingetreten. Das Er⸗ gebnis geht dahin, daß eine Herabſetzung der Dienſtzeit die Leiſtungsfähigkeit der beiden Waffen ganz erheblich 1 und ihre Kriegsbrauchbarkeit ernſtlich gefährden rde. Es hat ſich erwieſen, daß die Gründlichkeit der Aus⸗ bildung bei den Fußtruppen in zwei Jahren zu erreichen iſt, aber nur mit äAußerſter Anſpannung aller Kräfte des Lehrperſonals wie des Mannes. Da aber die Aus⸗ bildung des Reiters erheblich vielſeitiger und infolgedeſſen zeitraubender iſt, als die des Soldaten zu Fuß, ſo folgt ſchon hieraus, daß die Kavallerie in zwei Jahren mit — notwendigen Gründlichkeit nicht ausgebildet werden ann. Die Haußtwaffe des Kavalleriſten iſt das Pferd, das Hauptziel der Ausbildung die vollſtändige Beherrſchung des Pferdes. Nicht nur in der großen Maſſe geſchloſſe⸗ ner Verbände, ſondern vor allem für den Einzelreiter, für den Patrouillen⸗ und Meldereiter bedarf es eines vollkommenen Verwachſenſeins mit dem Pferde, wenn er in ſchwierigem Gelände über Hinderniſſe jeder Art, ge⸗ ing von feindlichen Patrouillen, womöglich noch im feind⸗ lichen Feuer, die ihm anvertraute Meldung dem Führer rechtzeitig überbringen ſoll. Um dieſes höchſte Ziel reiter⸗ licher Ausbildung zu erreichen, genügt nicht ein Jahr; ein⸗ fal Leute kommen ihm in zwei Jahren nahe, der Ernſt⸗ all wird nur den gut ausgebildeten Mann des dritten dabrgangs dieſer ſchweren Aufgabe voll gewachſen fin⸗ en Ohne Beherrſchung des Pferdes iſt der wirkungsvolle Gebrauch der blanken Waffe für den Reiter ausgeſchloſſen. Das Fechten damit muß er zu Fuß, dann zu Pferde erlernen. Beides erfordert viel Geſchicklichkeit, Kraft und deshalb lange Zeit. Aber der Kavalleriſt muß nicht für den Kampf zu Pferde mit der blanken Waffe, ſondern auch für das Feuergefecht zu Fuß ausgebildet werden. Ja unter den heutigen Kampfverhältniſſen iſt zu fordern, daß die Leiſt⸗ ungen des Kavalleriſten in dieſem Dienſtzweig, auf den die Infanterie den Hauptteil ihrer zweijährigen Ausbil⸗ dungszeit verwendet, nicht weſentlich hinter denen des Infanteriſten zurückbleiben. Schon aus dieſer einen Tat⸗ ſache ergibt ſich für die Kavallerie die Unmßalichkeit, mit * in treuer Hut. g Roman von C. Borges. 38. Fortſetzung. ü 1„Du biſt ja ganz durchnäßt, Du wirſt Dich erkälten.“ „O nein, ich nahm meinen Regenmantel mit.“ Mit dieſen Worten huſchte Aſta die Treppe hinan nach ihrem Zimmer, um weitere Fragen zu vermeiden die peinlich werden mußten. Am nächſten Morgen nach beendetem Frühſtüch, rief Thilo ſein Mündel wieder in ſein Arbeitszimmer. „Ich erhielt endlich den langerſehnten Brief vom Anwalt Heeſe,“ begann er. Aſta erbleichte bis an die Lippen und konnte einen leiſen Schreckensruf nicht unter⸗ drücen, den der Vormund aber gar nicht zu bemerken ſchien und ruhig fortfuhr:„Nach ſeinen Berichten über Signod Hugo Rizino habe ich mich entſchloſſen, Deinen Verlobten nach dem Erlenhofe einzuladen.“ Aſtas Wangen färbten ſich, ihre Augen glänzten freudig.„Wenn ich mich üb erz uge, daß ſein Charakter ehren aft iſt, ſo lege ich, wie ich Dir ſchon früher ſagte, Deiner Vermäh⸗ lung mit ihm kein Hindernis in den Weg. Der Anwalt Heeſe jedoch benachrichtigt mich, daß Signor Rizino be⸗ reits auf dem Wege nach Deutſchland iſt und beabſichtigt, ungebeten hierhin zu kommen.“ Herr von Waeneck blickte bei dieſen Worten das junge Mädchen durchbohrend an.„Haſt Du von dieſer Abſicht ſchon gehört?“ fragte er dann forſchend. Einen kurzen Augenblick zögerte Aſta, doch die Liebe zur Wahrheit ſiegte in ihrem Herzen, und dem Blick des Vormunds offen begegnend, antwortete ſie:„Ja, ich ſah ihn geſtern zufällig, als ich ſpazieren ging.“ Hm, wollte er hierher kommen?“ „Nein, jetzt wenigſtens nicht. Nicht eher als bis Nachricht vom Rechtsanwalt Heeſe eingetroffen ſei.“ „Gehst Du heute wieder zu ihm?“ e Gut, ſo will ich Dir einen Brief für ihn mitgeben. nur zweijähriger Wienſtzeit allen Krieges gerecht zu werden. Jedenfalls würden große Geldmittel notwendig ſein, lediglich um bei der Ausbildung der Pferde den 3. Jahr⸗ gang zu erſetzen. Damit wäre er jedoch in ſeinem ſonſtigen hohen Werte für die Truppe noch nicht erſetzt. Vor allem käme bei dieſer Organiſation das bewährte innige In⸗ einandergreifen der Mannſchafts⸗ und Pferdeausbildung, dem die Waffe viel von ihrer Vortrefflichkeit verdankt, zum Schaden der kriegeriſchen Leiſtung und des reiterlichen Geiſtes in Fortfall.. Im Etat für das 5 1 7 N Reichskolonialamt betragen die einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats, welche unter anderem die Reichszuſchüſſe an die Schutz⸗ gebiete umfaſſen, 26 729 134 Mk.(weniger 13176 338 Mark). An Einzelheiten iſt hier zu bemerken: Zur Einrich⸗ tung und Vervollſtändigung einer Bibliothek für das Reichskolonialamt ſind 10000 Mark erforderlich. Um das Gedächtnis an die während des Eingeborenenauf⸗ ſtandes in Südweſtafrika gefallenen Offiziere, Mannſchaf⸗ ten uſw. feſtzuhalten, iſt die Errichtung eines Denkmals in der Reichs hauptſtadt beabſichtigt. Für die erſten Vor⸗ arbeiten werden 10000 Mark gefordert. Als einmalige Ausgabe des außerordentlichen Etats iſt die Schlußrate des Darlehens an das Südweſtafrikaniſche Schutzgebiet zur Fortführung der Eiſenbahn Lüderitzbucht—Kubub nach Keetmanshoop nebſt einer Abzweigung von Seeheim nach Kalkfontein mit 3 600 000 Mark eingeſetzt. Anforderungen i 5 Krieg auf dem Balkan? Auf dem Balkan ſpitzen ſich die Dinge allmählich zu. Eduards Truſt iſt fleißig an der Arbeit und fühlt ſich der Lage wieder gewachſen. In Konſtantinopel wird der Großweſir Kiamil, der längſt ins bibliſche Patriarchen⸗ alter gewachſen iſt, täglich faſt vom engliſchen und ruſ⸗ ſiſchen Botſchafter traktiert, bald mit Honig gelockt, bald mit der Knute eingeſchüchtert. Und Frankreich, das mit mehr als zwei Milliarden Kapital im Lande des Pro⸗ pheten engagiert iſt, verſchwendet zur Zeit ſeine Liebes⸗ müh an dem Verſuch, Oeſterreich⸗Ungarn den Wünſchen des Syndikats geneigt zu machen, und die Türkei vom Nachgeben in der Boykotts⸗ und Konferenzfrage abzuhal⸗ ten. Inzwiſchen ſind die Panſlaviſten tapfer am Werke, die Solidarität aller Balkanſtämme zu predigen und den Serben einen Begriff von ihrer hohen Miſſion beizu⸗ bringen. Dem verrückten Völkchen ſteigt das natürlich 15 Kopf und wenn die Löſung nicht bald kommt, werden ie Kanonen bald in den Bergen des Sandſchaks ein lautes Echo wecken. Wir haben alle Urſache, ſchreibt die „N. B. L.“ uns der Vorgänge da unten wieder recht aufmerkſam an- unehmen. Im Auswärtigen Amt ſind Die lang erwartete Nachricht iſt angekommen. caher iſt kein Grund vorhanden, ihn nicht hier im Hauſe zu empfangen; das iſt doch beſſer, als heimlich wie ein Dieb herumzuſchleichen. Oder iſt es vielleicht ttalieniſche Sitte, daß Herren ihre Damen in dieſer Weiſe beſuchen?“ fügte er ſarkaſtiſch hinzu. 5 „Das weiß ich nicht“, geſtand Aſta kleinlaut. Hugo Rizinos Erſtaunen war groß, als zur feſtoe⸗ ſetzten Stunde Aſta auf dem Platze des Rendezvous ſich einfand und ihm den Brief des Vormundes einhändigte mit den jubelnden Worten, alles ſei jetzt gut, und ſte ſei jetzt namenlos glücklich. Unglücklicherweiſe teilte der Italtener nicht die Freude des jungen Mädchens. Sein Argwohn ſah in dieſem Briefe nur eine Falle, die der Gutsherr und der Anwalt Heeſe ihm geſtellt. Jedoch, wenn ſeine Feinde auch ſchlau waren, ſo war er feſt entſchloſſen, ſie mit Liſt zu beſiegen. War Aſta erſt ſeine Gattin, ſo war ihm das enorme Vermögen ſicher; daher nahm er die Einladung an. g Jetzt las Thilo noch einmal den Brief ſeines Freun⸗ des, der ihn veranlaßt hatte, den Italiener nach dem Erlenhofe einzuladen, er lautete: 2 „Mein lieber Freund. Gern hätte ich Ihren Brief eher beantwortete, aber ein hitziges Nervenfieber hielt mich ans Krankenlager geſeſſelt, und erſt nach meiner Geneſung konnte ich die gewünſchten Erkundigungen einziehen, die nur meine Befürchtungen beſtätigen. Der Mann, mit dem Ihr Mündel töricht genug war, ſich zu verloben, ſtammt von einer ſehr achtbaren Familie ab, aber das iſt auch alles, was zu ſeinen Gunſten geſagt werden kann. Jetzt beſteht dieſe Familie noch aus den beiden Brüdern Rizino. Beide ſind gefährliche Subjekte, Spieler, Trin⸗ ker, ſogar Räuber, von dieſen beiden iſt der jüngere, Hugo, der ſchlimmſte. Herr von Altbaum, der zweifellos auch in dieſer Angelegenheit zu Ihnen kommt, wird Ihnen noch ganz andere Tatſachen mitteilen. Es unterliegt ket⸗ nem Zweifel, daß der Schurke das Vermögen der reichen des ohnehin ſchon ſeit Tagen Roſaſeher nicht mehr aufzutreſben. In der Türkei, in Serbien, in Montenegro und Bulgarien wird gerüſtet; in italieniſchen Häfen ſoll fleißiger als ſonſt gearbeitet werden und Rußland findet plötzlich, daß die Zeit zum Wiederaufbau der Flotte noch nicht ge⸗ kommen ſei; erſt müſſe, ſchreibt man aus Petersburg, das Heer in Ordnung ſein. Und die Nowoje Wremja bringt Artikel, die in ihrer durchſichtigen Faſſung Vertagung der Kriſe fordern und heilige Rache zugleich für die Ver⸗ letzung der Panſlaviſtenhoffnungen verſprechen. Dabei er⸗ leben wir die Verkehrung aller Verhältniſſe, was ſich ſeit einem Menſchenalter haßte, möchte ſich heute in Liebe umfangen und was ſich leidlich gut ſtand, haßt ſich wie durch Blutſchuld getrennte Familienglieder. 5 Dias alles iſt merkwürdig und beruhigend wirkt in dem Tohuwabohn lediglich die feſte Haltung des vom Erzherzog Franz Ferdinand geſtützten Herrn von Aehren⸗ thal. Vorläufig ſieht's nicht darnach aus, als ob man in Oeſterreich Luſt zu irgend einer Konzeſſion habe. Kom⸗ men wir endlich dazu, uns wieder mit ganzer Kraft um das, was draußen vergeht, zu kümmern, ſo braucht man an der Donau auch nicht zu zagen. Mit den Serben und Montenegrinern wird die Doppelmonarchie ſicher raſch fertig ſein; die Türkei dürfte ſich trotz des von Said Paſcha am Abſolutiſtenbändel genasführten Kiamil doch etwas bedenken, ehe ſie mitmacht. Das Wagnis wäre größer, als der mögliche Gewinn, denn eine militäriſch iſolierte Türkei könnte, ſelbſt im Bunde mit Peter und Nikita, einem leidlich geführten Heere Oeſterreichs nur auf die kurze Dauer wirkſamen Widerſtand leiſten. Der 5 5 des Kriedes liegt alſo in unſerer Hand. Halten wir dem„treuen Sekundanten“den Rücken frei, ſo iſt die Sache entſchieden. Iſt ſie entſchieden, dann wird ein neuer Kongreß den Panſlaviſten noch weniger Befriedigung ge⸗ währen, als der einſt von Berlin. Und wir zweifeln, ob die Herren Asquith und Grey, wie Israeli und Salesbury damals, in London mit Blumen und Fackelzug begrüßt werden; zweifeln auch, ob die engliſch⸗ruſſiſche Freundſchaft einen für die Fezträger ungünſtigen Frieden lange über⸗ dauern würde. Gemeinſamer Haß gegen Deutſchland allein reicht am Ende doch nicht aus, um die merkwürdigſte Mächtekonſtellation, die ſeit den Tagen Raunitzens ge⸗ ſehen ward, zu erhalten. Fraglich, allerdings, iſt, ob man in London dann den Augenblick nicht für gekommen hält, Egypten und Arabien dem Rieſenleib Greater Bri⸗ tain anzugliedern. Die Herren an der Themſe ſind wieder einmal die Schieber und am Goldenen Horn ſiben, wie an der Neva, die Geſchobenen. Mag es kommen, wie es will, John Bull weiß oder fühlt ſich gedeckt. Das genügt ihm, um mit Eifer zu hetzen. Je wüſter nachher der Kon⸗ tinent da unten ausſieht, deſto beſſer. Gelingt's dem Jungtürkentum einen kleinen Vorteil auf diplomatiſchem Möge au ergattern. ſo wird er dankbaren Herzens ſich Erbin an ſich bringen will; eine Verbindung muß daher vermieden werden. Ich bringe ebenfalls in Erfahrung, daß Rizino nach Deutſchland reiſen will, vielleicht ſchon dorthin auf dem Wege iſt, um die junge Dame zu über⸗ reden, mit ihm zu fliehen. Jetzt hören Sie meinen Rat. Sobald Ste von der Ankunft des Italieners hören, laden Sie ihn nach dem Erlenhof ein, behandeln Sie ihn wie den Verlobten Ihrer Aſta. Ich folge dieſem Briefe auf dem Fuße nach, und will nach meiner Ankunft die Sache ſelbſt in die Hand nehmen. Verlaſſen Sie ſich auf mich. Ihr treuer Freund Heeſe.“ 5 Mit dieſem Brief in der Hand und ein triumphie⸗ rendes Lächeln auf den Lippen, empfing der junge Guts⸗ herr am Abend desſelben Tages ſeinen Gaſt. Die än⸗ ßere Erſcheinung des Italieners verfehlte nicht ihren Eindruck, denn die ſunkelnden Diamantringe und die ſchwere goldene Uhrkette zeugten von Glanz und Relch⸗ tum, dabei wußte er ſo feſſelnd zu unterhalten, daß Frau von Warneck ſich nicht länger wundern konnte, wie leicht es geworden war, Aſta in ihrer Unerfahrenheit zu betö⸗ ren. a Als Nizino am Abend dieſes Tages in ſeinen Gaſt⸗ hof zurückkehrte, fand er einen Brief in ſeinem Zimmer. „Von Carola“, flüſterte er, als er die Handſchrift erkannte. „Bleibe nicht mehr in Deutſchland,“ ſchrieb ſte.„Ue⸗ berrede das Mädchen zur Flucht und heirate ſie ſpäter hier; Du mußt ohne Verzug nach Florenz zurüch. Der Anwalt Heeſe iſt Dir auf der Spur; er wird unſere ſchönen Pläne vernichten.“ „Zum Teufel,“ knirſchte der Italiener und zerriß das Brieſchen in kleine Fetzen, ich ahne Unglück und dieſes einfältige Mädchen will nicht einwilligen, mit mir zu fliehen. Warum konnte auch Carola nicht beſſer ein Telegramm ſenden, anſtatt dieſe wichtige Nachricht den Schneckengang auf der Eiſenbahn gehen zu laſſen? Der Anwalt iſt vielleicht ſchon hier, oder kann jeden Augen⸗ blick ankommen— und dann bin ich verloren.“. be NA eee Laden eine kleine konzeſſion nicht ſträuben. Mißlingts die Maſſe kommt zur Liquidation, ſo kann man ſich erſt recht ſchadlos halten, und, ſehr wichtig, auch Ruß⸗ land etwas zuſtecken, was die Herren keinen Schilling koſtet. Frankreich? Mein Gott, Kleinaſien iſt groß. Zwi⸗ chen den engliſchen und franzöſiſchen Beſitz ſchiebt man in Nordafrika einen italieniſchen Fetzen, zwiſchen den eng⸗ liſchen und ruſſiſchen in Vorderaſien ein Stück franzöſiſches Land. Das hindert ſonſt leicht entſtehende Reibung am beſten, hält Frankreich und Italien zugleich an der Strippe. Unſere Aufgabe iſt nicht leicht, und wird einen Kanz⸗ ler fordern, der Nerven hat und das Fürchten nicht kennt. Der Truſt hat in dieſen für uns trüben Wochen fraglos an Boden gewonnen. Er wird, wenns die Stunde wiede⸗ rum fordert, mit gleichen Mitteln wiederum eine Lähmung Deutſchlands verſuchen. Daß ſie nicht wieder gelinge, iſt der Wunſch der Patrioten. 5 e—..* Holitiſche Rundſchau. 5 Deutſches Reich. Aus den Reichstagskommiſſionen. In der Biehſeuchenkommiſſion des Reichstags wurde trotz des Widerſpruchs der Regierung zum 8 5s folgender Antrag mit ſtarker Mehrheit angenommen: Die Koſten der Ent⸗ ſchädigung ſind aus öffentlichen Mitteln zu beſtreiten. Der landesrechtlichen Regelung bleibt vorbehalten, Be⸗ ſtimmungen darüber zu treffen, 1) von wem die Ent⸗ ſchädigung zu gewähren und wie dieſelbe aufzubringen iſt; 2) wie die Entſchädigung in einem einzelnen Fall zu er⸗ mitteln und feſtzuſtellen iſt. Werden von den Beſitzern der betreffenden Tiergattung Beiträge erhoben, ſo dürfen dieſe insgeſamt die Hälfte der Geſamtſumme der jähr⸗ lichen Entſchädiaungen nicht überſteigen. Sofern in den Einzelſtaaten bereits für den Fier halter günſtigere 275. ſtimmungen beſtehen, bleiben dieſe unberuhrt.— Die Juſtizkommiſſion des Reichstags ver handelte über Regierungsvorſchlag, die Zuſtandigkeit der Amts⸗ gerichte auf 800 Mark zu erhöhen. Ein freiſinniger An⸗ trag wollte 600 Mark, ein Zentrumsantrag 500 Mark als Grenze feſtſetzen. Die Regierungsvorlage und beide Anträge wurden abgelehnt.. 5 Deſterreich Ungarn. 8 Das Kaiſerjubiläum. Den Schlußſtein der Fatriotiſchen Kundgebungen der Bevölkerung Wiens aus Anlaß des 60jährigen Regierungsjubiläums des Kaiſers und zugleich deren Höhepunkt bildete eine geradezu feen⸗ hafte Beleuchtung der Stadt am Dienstag Abend. Viele Muſikkorps durchzogen mit klingendem Spiel die Straßen. Während der Jubiläumsbeleuchtung kam es zu lärmenden Kundgebungen der Tſchechen. Die Polizei wurde mit Stei⸗ nen bombardiert. Ferner entſtand dadurch, daß ein Zug halbwüchſiger Burſchen die Gehordnung durchbrach, nächſt dem Maria Thereſiadenkmal ein furchtbares Gedränge, wobei mehrere Perſonen zu Fall kamen. 8 Perſonen wurden ins Krankenhaus gebracht. 2 Perſonen, darunter der niederöſterreichiſche Landtagsabg. Hölzl, ſtarben in der Rettungsſtation. Die Toten weiſen keine äußerlichen Verletzungen auf. Sie ſcheinen einem Herzſchlag infolge von Aufregung erlegen zu ſein. i N f Frankreich. a »Caſablanca. Lanterne zufolge hak der Miniſterrat zum franzöſiſchen Vertreter für das Schiedsgericht über den Caſablanca⸗Zwiſchenfall Louis Renault ernannt, der ſchon Mitglied des Haager Tribunals iſt. Evening News meldet aus London, daß als einer der Schiedsrichter in der Caſablancaangelegenheit Sir Edward Frey be⸗ ſtimmt worden ſei, der ebenfalls ſeinerzeit erſter engliſcher Bevollmächtigter auf der Haager Konferenz war. 8 England. 1 9884 0 N „Aus dem Unterhaus. Im Unterhaus fragte Rees(lib.) die Regierung, ob ſie in Erwäzung ziehe, in geeigneter Weiſe an die franzöſiſche Regierung heranzu⸗ treten, um die Einführung von aufrühreriſcher Literatur nach Indien zu verhindern, die, wie er behauptete von Frankreich aus durch die franzöſiſchen Niederlaſſungen in Indien bewerkſtelligt werde. Parlamentsſekretär Bucha⸗ nan erwiderte, daß Staatsſekretär Morley die Angelegen⸗ heit in Erwägung ziehe. 3 0 Aus Nah und Fern. Karlsruhe, 1. Dez. In der geſtrigen Sitzung des Bürgerausſchuſſes machte Oberbürgermeiſter Siegriſt die Mitteilung, daß vom Stadtrat dem Gedanken, einen vierten Bürgermeiſter anzuſtellen, näher getreten worden ſei, und daß in Bälde dem Bürgerausſchuß eine dies⸗ bezügliche Vorlage zugehen werde. ( Grafenhauſen, 1. Dez. Der Steuereinnehmer Stritt von hier wurde wegen Unterſchlagung im Amte verhaftet und nach Bonndorf gebracht. Die veruntreute Summe ſoll 1000 Mark betragen. Stritt war bereits flüchtig, iſt aber wieder zurückgekehrt. ) Freiburg, 1. Dez. Die Augenklinik der Uni⸗ verſität wurde am Samstag in einem feierlichen Akte ihrer Beſtimmung übergeben. Anweſend waren Geh Ober⸗ regierungsrat Dr. Böhm, Landeskommiſſär Föhrenbach, Vertreter der Univerſitäten Heidelberg und Straßburg, Oberbürgermeiſter Dr. Winterer und andere Perſönlich⸗ beten. i 1 Pforzheim, 2. Dez. Wie eine ſüddeutſche Korre⸗ ſpondenz zu berichten weiß, haben zwei Pforzheimer Fir⸗ men beim kaiſerlichen Patentamt in Berlin gegen das bekannte Manſchettenknopf⸗Patent des deutſchen Kronprin⸗ 25 Einſpruch erhoben. Dieſe beiden Firmen fabrizieren 9 de olche Manſchettenknöpfe nach dem gleichen Verfahren be⸗ reits ſeit längerer Zeit, jedoch ohne Patentſchutz. Pforzheim, 2. Dez. Geſtern früh brachte ſi der Kriminalſchutzmann Link auf dem Hun der nalpolizei mit ſeinem Dienſtrevolver einen Schuß in die Stirne bei, an dem er im Laufe des Vormittags im Krankenhaus erlegen iſt. Link galt als tüchtiger Be⸗ emter, der ſich darüber geſorgt haben ſoll, daß er trotz e e e 8 Nr F 3 0 r JC ĩ ͤ C ˙ AAA 3 ˙. J) ĩ ⁵d!,. è 22 dd dd d 5. 7 N 0 5 15 jähriger Vienſtzeit bei der Polizei noch nicht vorwärts gekommen iſt. Der Verlebte war verheiratet. („) Baden-Baden, 2. Dez. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden ſind heute abend 5 Uhr 9 Minuten hier eingetroffen und haben ſich nach dem Schloß begeben. Die Großherzoglichen Herrſchaften wer⸗ den an der Feier des Geburtstags der Großherzogin Luiſe hier ſein und vorausſichtlich am 4. Dezember zugleich mit dem ſchwesiſchen Königspaar Baden⸗Baden wieder verlaſſen. () Kehl, 2. Dez. Die hieſige Gendarmerie hat in haft Kehl eine Falſchmünzerbande ausgehoben und ver⸗ haftet. () Lahr, 2. Dez. Ein hieſiger Bürgersſohn, Kauf⸗ mann Huber, 25 Jahre alt, hat ſich vorgeſtern in Paris, wo er ſich in Stellung befand, erſchoſſen. Was den jungen Mann in den Tod getrieben hat, iſt nicht bekannt. () Biſchoffingen, 2. Dez. Der Naturweinbauver⸗ ein vom ſüdlichen Kaiſerſtuhl hielt geſtern hier ſeine Gene⸗ ralverſammlung ab. Dieſe beſchäftigte ſich auch mit der geplanten Weinſteuer und nahm einſtimmig folgende Re⸗ ſolution an: Gleich ihren norddeutſchen Standesgenoſſen erblicken die Rebbauern des ſüdweſtlichen Kaiſerſtuhles in der geplanten Weinſteuer eine ſchwere Schädigung des badiſchen Weinbaues und bitten dringend, den Entwurf abzulehnen. Für den Rebbauern iſt der Kampf um ſeine kiſtenz ein ſo ſchwerer, daß er eine weitere Belaſtung ch eine Weinſteuer nicht zu tragen vermag. (Pforzheim, 1. Tez. Ein hieſiger Kabinettmeiſter wurde wegen Golddiebſtahls und Hehlerei verhaftet.— Am Samstag nachmittag wurde in der Wörthſtraße ein Raub verübt. Eine bei einer hieſigen Firma angeſtellte Frau wurde von einem Manne überfallen und ihr ein Geldſäckchen mit 600 Mark, die ſie für ihren Arbeitgeber bei einer Bank geholt hatte, entriſſen. Der Mann ging flüchtig, von der Frau verfolgt. Es gelang, ihn nach einiger Zeit durch Paſſanten anzuhalten und feſtnehmen zu laſſen. Der Täter iſt ein 37 Jahre alter Silber⸗ arbeiter namens Schabel aus Gmünd. () Bretten, 1. Dez. Die hieſige Stadtbaumeiſter⸗ ſtelle, welche mit 2400— 2600 Mark dotiert iſt, wurde unlängſt zur Bewerbung ausgeſchrieben, worauf bis jetzt aus ganz Deutſchland über 150 Bewerber, darunter viele Norddeutſche, ſich gemeldet haben. a (Mosbach, 1. Dez. Die Kreisverſammlung der Lehrer des Kreiſes Mosbach in Neckarelz geſtaltete ſich zu einer ſtürmiſchen Demonſtration für den gemaßregelten Oberlehrer Rödel⸗Mannheim. Rödel ſprach ſelbſt in ruhiger ſachlicher Weiſe über die Angelegenheit, worauf einſtimmig eine Proteſtreſolution beſchloſſen wurde. Viernheim, 1. Dez. Ein tragiſcher Vorfall ereig⸗ nete ſich heute dahier in früher Morgenſtunde. Der Wein⸗ händler Renz drang heute Nacht in den Kühnerſchen Bier⸗ keller, öffnete ſämtliche dort lagernden, gefüllten Bierfäſſer und ließ das Bier, ungefähr 800 Hektoliter, in den Keller laufen. Mit einem Revolver bewaffnet, lauerte R. ſodann den Fabrikarbeiter Lang auf, als dieſer ſich zur Arbeits⸗ ſtätte begeben wolle, gab auf den letzteren 4 Schüſſe ab und verwundete ihn ſchwer. Nach Vollbringung dieſer Tat begab ſich R in ſeinen Weinkeller, ſchoß ſich eine Kugel in den Kopf und machte dann ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende, da er mit der Kugel dieſen Zweck nicht erreichte. Rache dürfte wohl in beiden Fällen das Leitmotiv geweſen ſein; vielfach hört man äußern, daß R. geiſtig nicht mehr zurechnungsfähig geweſen ſein ſoll. Allgemeines Mitgefühl wendet ſich der hartbetroffenen Familie Lang zu, nicht minder zu bedauern ſind die Familie und die Angehörigen des R. ſelbſt Welche Forderungen verjähren am Jahresſchluß? Mit dem Ablauf eines jeden Jahres verjährt eine große Anzahl Forderungen. Regel iſt zwar, daß Forde⸗ rungen in 30 Jahren, von dem Tage ab gerechnet, an dem ſie entſtanden ſind, verjähren. Indeſſen hiervon macht das Geſetz zahlreiche Ausnahmen, indem es für ſehr viele Anſprüche eine kürzere Verjährungsfriſt, nämlich von nur zwei oder vier Jahren, feſtſetzt. Dieſe kürzere Friſt wird aber nicht vom Entſtehungstage der Forderung an ge⸗ rechnet, ſondern von dem Schluſſe desjenigen Jahres an, in welchem der Anſpruch entſtanden iſt; demnach ver⸗ zangert ſich tatſächlich die kürzere zwei⸗ bezw. vierjährige Friſt jedesmal um den Zeitraum vom Entſtehungstage bis zum Schluſſe desſelben Jahres. 75 Mit dem 31. Dezember dieſes Jahres verjähren von 105 be 1906 entſtandenen Forderungen hauptſächlich olgende: 3 1. Anſprüche der Kaufleute, Fabrikanten, Handwerker und Kunſtgewerbetreibenden an die Privatkundſchaft für Lieferung von Waren, Ausführung von Arbeiten und Be⸗ ſorgung von Geſchäften mit Einſchluß der Auslagen. 2. Die Anſprüche derjenigen, welche, abgeſehen von den Fällen Nr. 1, die Beſorgung fremder Geſchäfte oder die Leiſtung von Dienſten gewerbsmäßig betreiben, wegen der ihnen aus dem Gewerbebetriebe gebührenden Ver⸗ gütungen mit Einſchluß der Auslagen(Stellenvermittler, Waſchfrauen, Dentiſten). „„. Die Anſprüche der Angeſtellten wegen des Ge⸗ haltes oder Lohnes, der Grakifikationen, Tantiemen, Speſen und anderer Dienſtbezüge(Handlungsgehilfen, Werkmeiſter, Privatſekretäre, Techniker, Redakteure, Syn⸗ dici uſw.), auch die Anſprüche der Arbeitgeber wegen der auf jene Anſprüche gewährten Vorſchüſſe. d „ 4. Die Anſprüche von gewerblichen Arbeitern, auch Lehrlingen, Tagelöhnern und Handarbeitern wegen des Lohnes, auch die Anſprüche der Arbeitgeber wegen der Vorſchüſſe. i 5. Die Anſprüche der Lehrherren wegen des Lehr⸗ geldes und anderer im Lehrvertrage vereinbarter Leiſtun⸗ an ſowie wegen der für die Lehrlinge beſtrittenen Aus⸗ agen. a i 6. Die Anſprüche von öffentlichen und privaten Un⸗ terrichts⸗, Erziehungs⸗, Verpflegungsanſtalten und Kran⸗ kenhäuſern. 7. Die Anſprüche der Penſionsinhaber und anderer, die Perſonen zur Verpflegung und Erziehung aufnehmen. Die Anſprüche approbierter Medizinalperſonen (Aerzte, Zahnärzte, Tierärzte, auch der Hebammen). 9. Die Anſprüche der Rechtsanwälte, Notare und Gerichtsvollzieher. f f 10. Die Anſprüche der Forſt⸗ und Landwirte für Lieferung land⸗ und forſtwirtſchaſtlicher Erzeugniſſe(Ge⸗ treide, Holz uſw.) für den Haushalt des Schuldners(z. B. Forderung der Milchbauern). 1 11. Die Anſprüche von Transportunternehmern jeder Art, wie Eiſenbahnen, Schiffern, Lohnkutſchern, Boten, wegen der Vergütung.. 12. Die Anſprüche der Gaſtwirte für Wohnung und Beköſtigung. 13. Die Anſprüche der Lotteriehändler an die Pri⸗ vatkundſchaft. a a 14. Die Anſprüche von gewerbsmäßigen Vermietern beweglicher Sachen.. N Von den im Jahre 1904 entſtandenen Forderungen ſind mit Ablauf dieſes Jahres verjährt: 5 1. Die Anſprüche der Kaufleute, Fabrikanten, Hand⸗ werker und Kunſtgewerbetreibenden für Lieferung von Waren, Ausführung von Arbeiten und Beſorgung von Geſchäften mit Einſchluß der Auslagen, ſofern die Leiſtung für den Gewerbebetrieb des Schuldners erfolgt iſt. 2. Die Anſprüche der Vermieter und Verpächter auf rückſtändige Miets⸗ und Pachtzinſen.. 3. Die Anſprüche auf rückſtändige Zinſen, Renten, Penſionen und ähnliche regelmäßig wiederkehrende Leiſt⸗ ungen. n Es heißt alſo: dafür ſorgen, daß die Verjährung nicht eintritt. Das einfachſte Mittel, ſich gegen ſie zu ſchützen, iſt natürlich das, daß der Gläubiger den Schuld⸗ ner bezahlen läßt, bevor die Verjährung vollendet iſt, alſo noch im laufenden Jahre. Leider erfolgt die Zahlung nicht immer ſo prompt, indem der Schuldner entweder nicht zahlen will oder auch nicht kann. In ſolchen Fällen muß man bewirken, daß der Eintritt der Verjährung verhindert wird, der Anſpruch alſo auch nach dem 31. Dezember 1908 noch weiter beſteht. Dieſes Ziel wird nun durch die bloße Mahnung nicht erreicht; denn ſie unterbricht, zuwider einer landläufigen Anſicht, die Ver⸗ jährung nicht, gleichviel, ob ſie mündlich oder durch ein⸗ geſchriebenen Brief erfolgt. Wohl aber genügt es, wenn der Schuldner in irgend einer Weiſe den Anſpruch aner⸗ kennt. Denſelben Wert wie die ausdrückliche Anerkennung des Anſpruches hat eine Abſchlagszahlung oder Sicher⸗ heitsleiſtung(z. B. Pfandbeſtellung). Durch die Aner⸗ kennung wird die Verjährung unterbrochen, und die bisher verſtrichene Zeit der Verjährungsfriſt kommt nicht in An⸗ rechnung, vielmehr beginnt am Tage nach der Aner⸗ kennung die Friſt von neuem zu laufen. 2 Zu den bisher genannten Mitteln iſt allerdings die Mitwirkung des Schuldners erforderlich. Wo dieſe nicht herbeigeführt werden kann, da muß zu andern Maßregeln gegriffen werden. Die hauptſächlichſten ſind die Erhebung der Klage und die Zuſtellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren.„ ö——„ Die Prager Krawalle. Die Exzeſſe in Prag haben auch am Montag nach einer Meldung des Lokalanzeigers einen revolutionären Charakter angenommen. Schon um 6 Uhr füllte eine Menge des tſchechiſchen Vorſtadtpöbels den Graben. Die Polizei mußte häufig um die deutſchen Studenten einen Kreis ziehen. Die Lage war viel gefährlicher als am Sonntag. Die Tſchechen erzwangen die Schließung der Läden. Die Polizei wurde mit faulen Eiern, Steinen uſw. beworfen, ſo daß ſie ſchließlich den Graben räumen mußte. In der Bergmannſtraße kam ein Student ins Gedränge und wurde von der Polizei durch 3 Säbel⸗ hiebe ſchwer verletzt. Am Eingang des Grabens zog die Polizei einen Kordon. Dort verſammelte ſich wieder eine mehrere Tauſend ſtarke Menge. Es erſchienen auch tſchech⸗ iſche Abgeordnete und Stadträte, welche die Anweſenden gegen die Polizei aufhetzten. Ein Abgeordneter ſchrie „Fürchtet euch nicht, wir ſind da!“ Die Menge bom⸗ bardierte die Polizei mit Steinen, ſo daß ſie den Graben räumen und den Volkshaufen nach dem Wenzelsplatz lei⸗ ten mußte. Auch eine Abteilung Polizeimannſchaft und Polizei zu Fuß ging gegen den Pöbelhaufen vor, von dem ein Teil das Trottoir und das Pflaſter des Fahr⸗ wegs aufriß und die Polizei damit bewarf, ſo daß ſie die Flucht ergreifen mußte. In den Seitenſtraßen wie⸗ derholten ſich die Szenen. Endlich erſchien eine Kompagnie Gendarmerie, die unter Sturmſignalen im Laufſchritt ge⸗ gen die Menge vorging und ſie endlich vom Wenzelsplaß vertrieb. Auf dem Karlsplatz ſuchte die Menge Barrikaden zu errichten, wurde aber von der Polizei verhindert und auseinandergetrieben. Sämtliche Polizeibeamte ſind durch Steinwürfe verletzt. Auf dem Wenzelsplatz wurde ein Poliziſt ſchwer verletzt und mußte ins Krankenhaus ein⸗ 1 werden. Auch aus den Fenſtern der Häuſer, o aus den Fenſtern des tſchechiſchen Blattes„Politikal“, wurde mit Steinen geworfen. Nach der Räumung des Wenzelsplatzes ſammelte ſich abends daſelbſt eine große Menge an und grub auf der Stelle, wo der 16jährige Knabe von der Polizei getötet wurde, das Pflaſter auf. Mit Kreide wurde dann daneben geſchrieben„Hier hat die Polizei einen Tschechen gemordet.“ Aus den Steinen wurde ein Grabmal errichtet. Auf dem Riegerquai wurden ſämtliche deutſchen Tafeln herabgeriſſen und in die Moldau geworfen. In der Montag Nacht hat ein deutſcher Student, Mitglied der„Suevia“, Verletzungen durch Stockhiebe erhalten, nachdem er vorher einen Zuſammenſtoß mit einem Gendarmen hatte, der ihm laut das Deutſchſprechen verbot. Der Student legitimierte ſich hierauf und agte, er ſei aus Berlin, worauf der Gendarm entgegnete:„ch aus der Eulenburgſtadt? Das kennen wir ſchon.“ Unter den Beteiligten befanden ſich auch engliſche Fußballſpieler, die als Gäſte eines engliſchen Klubs in Prag weilen. — 1 Drohende Ausſperrung. Die angedrohte Aus⸗ ſperrung der Arbeiter der Nürnberger Fahrradfabriken unterblieb, weil bei den Marswerken der größte Teil der Arbeiter geſtern die Arbeit wieder aufnahm. TDie eigene Frau erſchlagen. In Pfenningen (Pfalz) hat der 32 Jahre alte Küfer Bernhard Huth nach kurzem Wortwechſel ſeine ſchwerkrank darniederlieg⸗ ende Frau mit einem Fußſchemel erſchlagen. Nach der Tat legte er ſich in dem anſtoßenden Zimmer zur Ruhe, wo er verhaftet wurde. * Erkrankung an Blattern. Bei einem zuge⸗ reiſten Spanier der in einem Laden in Mainz als Orangen⸗ verkäufer tätig war, wurden die echten Blattern kon⸗ ſtatiert. Der Kranke wurde ſofort iſoliert, alle Perſonen, die mit ihm in engere Berührung kamen, wurden geimpft. Falſchmünzer. Die Kölner Polizei verhaftete insgeſamt 13 Mitglieder einer Falſchmünzerbande, die die größeren Städte Weſtdeutſchlands in den letzten Mo⸗ naten mit falſchem Gelde überſchwemmten. Heute Vor⸗ mittag wurde ein Ehepaar ſowie deren erwachſene Tochter wegen Anfertigung falſchen Geldes gleichfalls verhaftet; in ihrer Wohnung wurde eine Falſchmünzerwerkſtätte vor⸗ gefunden. * Jugendliche Mörderin. Das noch nicht 16 Jahre alte Dienſtmädchen Emma Altmann aus Haynau legte ein Geſtändnis ab, ihre Dienſtherrin Frau Loewe mit dem Beil erſchlagen zu haben. Als Gründe für die Tat weiß das Dienſtmädchen nichts anzugeben, es will im Traumzuſtande gehandelt haben. * Erkrankung des Papſtes. Nach einer Meldung aus Rom iſt der Papſt infolge einer Erkältung erkrankt. Es fand am Sonntag eine nächtliche ärztliche Konſul⸗ tation ſtatt. Die Aerzte blieben bis halb 2 Uhr im Vati⸗ kan. Am Montag morgen erfolgte eine einſtündige erneute Konſultation. Die Audienzen wurden abgeſagt. * Automobilunfall. Wie aus Wgſhington ge⸗ meldet wird, wurde Präſident Rooſevelt geſtern beim Ueberſchreiten der Straße von einem Automobil erfaßt und niedergeriſſen. Der Präſident kam jedoch mit einigen Quetſchungen davon. g um zehn Pfennig in den Tod. Der 13jährige Schulknabe Willi Forkel in Plauen i. V., der künftige Oſtern konfirmiert werden ſollte und ſeit einiger Zeit während der ſchulfreien Zeit in einem Geſchäft als Lauf⸗ burſche tätig war, hat ſich von der über 20 Meter hohen König Friedrich Auguſt⸗Brücke auf das Straßenpflaſter der unten durchführenden Straße hinabgeſtürzt, wo er mit zerſchmetterten Gliedmaßen tot liegen blieb. Das Motiv zu der grauſigen Tat iſt in Furcht vor Strafe 85 ſuchen. Der Knabe hatte eine über 30 Pfg. lautende uittung, die er für die Entnahme einer Rolle Band in einem Warenhauſe erhielt, auf die Summe von 40 Pfg. gefälſcht, um den Zehnpfenniger in die eigene Taſche zu ſtecken. * Zur Steinheil⸗Affäre. Am Dienstag Nach⸗ mittag wurde Frau Steinheil von dem Unterſuchungs⸗ richter Andree vernommen. Vorausſichtlich werden die Verhöre acht bis zehn Tage dauern und wird Frau Stein⸗ heil während dieſer Zeit, um ſtets ſchnell erreicht wer⸗ den zu können, in der Conciergerie des Juſtizpalaſtes interniert werden. Wie weiter aus Paris gemeldet wird, verfolgt die Behörde z. Zt. eine neue Spur in der Stein⸗ heilaffäre. Es handelt ſich um einen Mann, von dem vermutet wird, daß er ſeit längerer Zeit Beziehungen 7 der Frau Steinheil hat. Der Betreffende iſt als Ein⸗ recher und Bandeführer bekannt und dürfte entweder der Mörder oder einer der Hauptbeteiligten bei dem Morde ſein.— Ueber die Beziehungen zwiſchen der Frau Stein⸗ heil und dem verſtorbenen Präſidenten Faure werden noch immer neue Verſionen gemeldet. Nach einer ſolchen wurde aure von deſſen Sekretär, der auf die Hilferufe in deſſen rivatkabinett eilte, mit blau angeſchwollenem Geſicht aufgefunden, während er die Frau Steinheil bei der Gurgel hatte. Er ſchien ſich in einem Anfalle von Wahnſinn u befinden, verlor aber ſofort nach Einſchreiten des Se⸗ kretärs die Beſinnung. Schweres Eiſenbahnunglück. 8 mittag ereignete ſich auf der Gürtelbahnlinie bei Maiſon Lafitte in der Nähe von Paris infolge dichten Nebels ein furchtbares Unglück. Fünf Wagen mit Hochzeitsgäſte hat⸗ ten die Vorbeifahrt eines Zuges abgewartet und paſ⸗ ſierten, nachdem die Schranken aufgezogen waren, das Gleis, als plötzlich ein Zug, den man des Nebels wegen nicht geſehen hatte, heranbrauſte und den Wagen mit allen Inſaſſen zermalmte. 5 3 1* 7 F f „ 22„ Vermiſchtes. Ein Kampf mit Zigeunern hat kürslich in Rüti Züricher Oberland ſtattoefunden. Am Monſag abend um halb 7 Uhr befand ſich eine zirka 20— 30 ⸗köpfige Zi⸗ eunerbande auf dem Wege von Rapperswil nach Rüti. olizeiſoldat Graf in Rüti hatte die Aufgabe, ſie nicht auf das züricheriſche Gebiet übertreten zu laſſen. Er zog ihr mit einigen handfeſten Männern entgegen. Die Zi⸗ geuner ſchienen gute Witterung zu beſitzen und beſchloſſen, den Einzug mit ihren Fuhrwerken zu erzwingen. Auf der Höhe vor dem Hülliſtein, unmittelbar vor der Kantons⸗ renze, hieben ſie unbarmherzig auf die Pferde ein und 2 5 in raſendem Tempo gegen Rüti. Der Poliziſt mit ſeinen Männern wollte die Bande ſtellen und fiel den Pferden in die Zügel. Da krachte ein Schuß aus dem Wagen und Graf mußte die Zügel loslaſſen, da er ſonſt unfehlbar unter die Räder gekommen wäre. Zum Glück wurde weder er noch ſeine Begleiter verletzt, die Zi⸗ geuner ſtoben wie der Wind weiter, Rüti zu, in raſendem Galopp durchs Dorf. Bei der Steigung oberhalb des Felſenkellers muß ihnen die Chaiſe zu ſchleppend und efährdend ſein, ſie ſchnitten flugs die Stricke ab, ließen as alte Vehikel den Berg hinunterſauſen, wo es am Eckhaus zerſchellte, hieben weiter auf die Pferde ein und raſten die Straße nach Wald hinauf. Niemand vermochte ſie aufzuhalten. Es war ein Wunder, daß niemand ver⸗ letzt und getötet wurde. Graf telephonierte ſeinem Kol⸗ legen in Wald und aviſierte ihm die braunen unwill⸗ kommenen Gäſte. Dieſer machte ſich ebenfalls mit Be⸗ gleitung bereit, die Zigeuner zu empfangen, konnte aber nur konſtatieren, daß ſie in der gleichen raſenden Fahrt bereits auf der Straße nach Laupen begriffen waren. Ein Einfangen der Bande war unmöglich. Es iſt kon⸗ ſtatiert, daß die Zigeuner mit ihren ſchwer beſetzten Wagen eine Strecke von mindeſtens ſechs Kilometer mit über 100 Meter Steigung in 18— 20 Minuten zurückgelegt und damit einen Rekord geleiſtet haben. Was iſt ein Gaſtwirt? Dieſe Frage wurde von einem humorvollen Reſtaurateur wie folgt beantwortet: Der Gaſtwirt iſt ein Mann, der es niemanden ret machen kann; denn ſteht er morgens früh auf, ſo tut er Unrecht gegen ſich ſelbſt, ſteht er aber ſpät auf, ſo nennt man ihn einen Faullenzer. Geht er zeitig auf den Markt, ſo muß er alles teuer bezahlen, weil noch alles in der beſten Auswahl vorhanden iſt; geht er aber ſpät hin, ſo iſt's Beſte vergriffen. Geht er vom Markt direkt nach Hauſe, ſo ſchimpfen ſeine Kollegen, die er auf dem Markte traf, denn dieſe wollen gern noch gemeinſam einen Schop⸗ pen trinken; geht er aber mit ihnen in eine fremde Kneipe, ſo heißt es:„Aha, Sie kommen wohl hierher, um auch mal ein gutes Glas Bier zu trinken?“ Be⸗ kommt an einem ſonſt guten Tiſche ein Fremder einmal zufällig ein nicht geratenes Gericht, ſo heißt's überall: „Bei dem iſt das Eſſen ſcheußlich!“ Gibt es aber viel und gut, ſo ſagen die Leute:„Auf dieſe Weiſe muß ja der Menſch pleite gehen.“ Spielt er ſchlecht Billard, ſo verliert er ſein Geld, denn alle Gäſte wollen nur mit ihm ſpielen; ſpielt er aber gut, ſo verſchlägt er ſich die Kunden. Hält er weibliche Bedienung und die Mädchen ſind häßlich, ſo mokieren ſich die Gäſte; ſind ſie hübſch, ſo— mokiert ſich ſeine Frau! Hat er Soldaten als Gäſte, ſo gibts Streit zwiſchen Militär und Ziviliſten; hat er nur Ziviliſten, ſo zanken ſich dieſe untereinander. Duldet er Hazardſpiele, ſo kann er ſeine Konzeſſion ver⸗ lieren; duldet er keine, ſo gehen ſeine Gäſte, wenn ſie einmal„eine Flaſche Wein trinken“ wollen, in ein anderes Lokal. Verheiratet er ſeine Tochter, ſo räſonieren die⸗ jenigen Gäſte, die er eingeladen hat, weil ſie ein Geſchenk machen müſſen; und die anderen räſonnieren, weil ſie nicht geladen worden ſind. Hat er gute Zigarren, ſo ltd lie den Gaſten nicht gutgenug. Widmet er einem Gaſte ein Stammſeidel, ſo ſchimpft dieſer, weil er jetzt an die Kneipe quaſi gebunden iſt; widmet er ihm keins, ſo geht der Gaſt lieber dorthin, wo er ſchon eins hat. Gibt er einmal eine Flaſche Wein zum beſten, ſo ſchimpfen die Gäſte, weil ſie ſich revanchieren müſſen, und tut er es nicht, ſo nennt man ihn knickrig. Unter dem Vor⸗ wande, ein ganzes Seidel ſei ihm zu viel, läßt ſich der Gaſt einen Schnitt geben; iſt das Glas nicht voll, ſo iſt es nicht recht. Läßt er des abends die Gäſte ſitzen, ſo lange ſie wollen, ſo ſchimpfen die Frauen über ihn; macht er zeitig Feierabend, ſo zanken die Männer. Hält er keine Zeitungen, ſo klagen die Gäſte über Langeweile; hält er viele Zeitungen, ſo vergeſſen die Gäſte über dem Leſen das Trinken. Will jemand von ihm Geld borgen. und er gibt ihm keins, ſo bleibt jener erſt recht weg, Kurz— der Gaſtwirt iſt ein Mann, der es niemanden recht machen kann!. Geſundheitspflege. — Blutſtillen bei Verletzungen. Im erſten Augenblicke herrſcht bei plötzlichen Verwundungen mit ſtarkem Blutverluſte gewöhnlich große Kopfloſigkeit. Iſt nicht gleich ein Arzt zur Stelle, weiß man für gewöhn⸗ lich nicht, wie man die heftige Blutung ſtillen ſoll. Möge ſich daher jeder das folgende einfache, aber ſichere Ver⸗ fahren merken. Man nimmt ein Bäuſchchen Watte, taucht es in heißes, natürlich aber ganz reines Waſſer und legt es auf die Verletzung. Der Erfolg iſt überraſchend; ſelbſt bei Verletzungen der Pulsadern hört momentan die Blutung auf. Nur Watte allein auflegen, oder ſolche in kaltes Waſſer getaucht, bringt eine ſo günſtige Wirkung nicht hervor. HGeerichtszeitung. s Die„Gräfin“. Der Dresdener Gerichtshof ver⸗ urteilte die falſche Gräfin Sturza nach längerer Bera⸗ tung wegen vollendeten und verſuchten Betrugs ſowie wegen Führung des falſchen Titels Gräfin zu 4 Jahren Gefängnis, 6 Wochen Haft und 5 Jahren Ehrverluſt. Die Haftſtrafe und 4 Monate Geſängnis werden durch die Un⸗ terſuchungshaft als verbüßt erklärt. —— 8 3 2 N N 5 Landwirtſchaftliches. 00 Die richtige Anwendung des Futterkalkes. Bekanntlich bedürſen alle Tiere zur Bildung von Fleiſch und Blut, ſowie namentlich zum Aufbau des Knochenge⸗ rüſts Phosphorſaure und Kalk, zwei Beſtandteile, die in den Futterſtoſſen, mit denen wir unſere landwirtſchaft⸗ lichen Nutztiere ernähren. in mehr oder weniger großer Menge enthalten ſind. Einen beſonders großen Bedarf zeigen naturgemäß die jungen, im Wachſen begriffenen Tiere, bei denen das Knochengerüſt hauptſächlich ausge⸗ bildet wird, ſowie tragende oder ſäugende Muttertiere, die dieſe Stoffe in beträchtlicher Menge in der Leibes⸗ frucht ablagern oder den Jungen in der Milch zuführen müſſen. Werden dieſe Tiere nur mit Futtermitteln er⸗ nährt, die arm an dieſen Stoffen ſind, ſo kann infolge dieſes Mangels Knochenbrüchigkeit eintreten. Es dürfte daher intereſſieren, wie die einzelnen Futtermittel in dieſer Beziehung beſchaffen ſind. Reich an Kalk und Phos⸗ phorſäure ſind folgende Futtermittel: Normales Wieſen⸗ heu, ſowie das Heu aller Leguminoſen; Stroh der Hül⸗ ſenfrüchte. Von den Kraftfuttermitteln: Seſamkuchen und Mohnkuchen. Viel Phosphorſäure aber wenig Kalk ent⸗ halten die Körner der Crealien und alle Kleien, ein⸗ ſchließlich Reismehl, und von den Oelkuchen Erdnuß⸗ kuchen, Leinkuchen, Rapskuchen, Palmkernkuchen, Kokos⸗ kuchen und Baumwouſaarmeyl. Von anderern geseer pries Abfällen Biertreber, Getreideſchlempe, Malzkeime und Fleiſchmehl. Arm an Phosphorſäure und Kalk ſind die Wurzelgewächſe wie Angerſen, Möhren und Kartoffeln; ferner ſaures Wieſenheu, ſowie Heu, das auf einem phos⸗ phorſäure⸗ und kalkarmen Boden gewachſen iſt, ſchließlich ſind noch arm an dieſen Stoffen das Stroh unſerer Halm⸗ früchte und die Molken. An der Hand dieſer Zuſam⸗ menſtellung wird nun jeder Landwirt entſcheiden können, ob das Futter, das er ſeinen Tieren gibt, genügend Phos⸗ phorſäure und Kalk enthält, und er wird in den meiſten Fällen in der Lage ſein, das Futter ſo einzurichten, daß ein Mangel an dieſen Stoffen nicht vorhanden iſt. Im Großen und Ganzen werd meiſtens für Pferde, Rinder und Schafe in dem gegebenen Heu und in den Kraft⸗ futtermitteln genügende Mengen davon enthalten ſein, während es ſich bei jungen raſchwüchſigen Schweinen, die vorzugsweiſe mit Kartoffeln, Molken und Körnerfrüch⸗ ten ernährt werden, empfehlen kann, den Mangel an Kalk durch künſtliche Zuführung zu beſeitigen. In dieſen Fällen genügt dann meiſtens Schlemmkreide, die in allen Drogerien billig zu haben iſt. Will man aber den Tieren neben dem Kalk noch Phosphorſäure zuführen, ſo kann der phosphorſaure Futterkalk Verwendung finden. Beim Einkauf dieſes Erſatzmittels zahle man aber nicht mehr als 10 Mark pro Zentner und mache zur Bedingung, daß die Ware neben einem hohen Gehalt an Geſamk⸗ Phosphorſäure auch eine hohe Zitratlöslichkeit beſitzt. 5 Landw. Verſuchsſtation Hohenheim/ : 5 e debe 4 2 Mannheim, 3. Dez. Geſtern abend kurz vor 4 Uhr wurde das 16 Jahre alte Dienſtmädchen Anna Lähn⸗ dorf im Hausgange des Gaſthaus zur Kaiſerhütte von einem Unbekannten durch Stiche in den Hals ermordet. Mitteilungen aus der Feckenheimer Gemeinderatsſitzung. (Vom 24. Dezember 1908.) 5 Anträge über abgeſchloſſene Fahrnisverſicherungen werden geprüft und bleiben unbeanſtandet. Das Wirtſchaftstransverirungsgeſuch des Georg Wag⸗ ner, Metzger in Ilvesheim für die Kantine der chem. In⸗ duſtrie Kunheim u. Cie. in Rheinau wird befürwortet. Geſuch des Johann Lay, hier, um Anſchluß ſeiner Hofraite an die Kanaliſation wird genehmigt. 1 Grundſtück wird geſchätzt. Das Wirtſchaftstransverirungsgeſuch des Peter Huber für die Wirtſchaft zum Schwanen in der Hildaſtra ße wird befürwortet. Das Geſuch des Ferd. Leop. Hauck um Aufnahme als Bürger wird genehmigt. Verſchiedene Rechnungen werden zur Anweiſung genehmigt. Seckenheim, 1. Dez. Der heutige Schweinemarkt war mit 76 Stück befahren, welche zum Preiſe von 16—22 Mk. pro Paar verkauft wurden. 5 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim II Weihnachts-Verkauf 1! Unterzeichn⸗ter empfi⸗olt ſein großes Lager in Sehulranzen Ru abenranzen von 1.50 bis 8 M Mmäachentaschen. von 0.45 bis 7 M. Gefütterte Winter ⸗ manschetten das Paar von 0.75 bis l. 20 Mk. in allen Großen. b Ferner: Polstermöbel wie Sofa, Diwans, Ruhesessel mit und ohne Kloſett⸗ einrichtung, nach jedem gewünſchten Ueberzug und zu den billigſten Preiſen. Wiederverkäufer erhalten Rabatt. Christian Rath, Seckenheim Schloßſtraße No. 37. Tanxz- Institut E. Trautmann. Gaſthaus zum bad. Hof. Der verehrl. Einwohnerſchaft zur gefl. Kenntnisnahme, daß ich auf allgemeinen Wunſch heute, Nonnerſtag, den 3. ds. Mts. abends 8 Uhr, mit meinem Mintertanzkurs beginne. Weitere gefl. Anmeldungen ſehe im Lokale gerne entgegen. 5 Fussb. Gesellsch. Seckenheim 1898. Sängerbund Donnerſtag, den 3. Dez., Feckenheim. abends punkt 9 Uhr im Lokal zum Stern außerord. Geutralvei ſammlung. Wegen wichtiger Tages⸗ ordnung werden die Mit⸗ glieder erſucht, zahlreich zu erſcheinen. Der Vorstand. ründlicher Anterricht in stenographie, maschinen⸗ schreiben, Buchkührung und Schoͤnschrelben riert Surchardis Nachf. K. Oberheiden) 0 N mannheim Fernsprecher hr. 4301. 0 3, 8. Bureau f. Schriebmaschinenarbeiten u. stenogr. Au fnahme Freitag Abend 8 Uhr Sing-Probe. Um vollzähliges u. pünkt⸗ liches Erſcheinen bittet Der Perſtand. ee eee 1 5 3 Bekanntmachung. Rotlauf betr. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntnis, daß die Rotlaufkrankheit unter dem Schweinebeſtand des Math. Zahn erloſchen iſt. Die Sperrmaßregeln ſind anf⸗ gehoben. Seckenheim, 28. November 1908. gürgermeiſteramt. Volz. Bekanztmachung. Das Heimfahren und Kleinmachen des Gemeinde⸗ holzes für hier und Rheinau wird am Samstag, den 5. Dezember 1908, Vormittags 10 Uhr auf dem Rathaus dahier öffentlich an den Wenigſtnehmenden ver⸗ ſteigert. Seckenheim, 2. Dezember 1908. Bürgermeiſteramt Volz. Koch. Sammel⸗Auzeiger. uur fir Mitglieder der landw. Ein- u. Perkaufsgeuoſſenſchaft. Bekanntmachung. Die Vereinsfuhren für das Geſchäftsjahr 1909 wer⸗ den im Submiſſionsweg vergeben. Angebotsformulare ſind an der Verkaufsſtelle erhältlich, ebenſo liegen daſelbſt die Vertragsbedingungen zur Einſicht offen. Angebote ſind läagſtens bis zum 12. d. Mis. ſchriftlich unter genauer Feſtſtellung der einzelnen Preiſe einzureichen. Seckenheim, den 3. Dezember 1908. Der Vorſtand: Karl⸗Hoerner. Heinrich Keßler Hof- Instrumenten macher Mannheim Tel. 2074 gegründet 1878. empfiehlt zu Weihnachts-Geſcheuken Violinen u. Zithern 9 von 5 mx. an, ache 85 16 ital. kandolinen zu den billigſten Preiſen. Harmonikas auadig von 12 5 f. an Lerner alle Sorten Foton⸗Biolinkaſten und Notenpulte, Symphonien, Trommeln, Drehorgeln, Schweizer Spielwerke ꝛe. 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