Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Kr. 42(112) Zweites Blatt. Seckenheimer Nnzeiger, Jluesheim dem greiſen Monarchen wünſchen mögen, daß ſein 60jäh⸗ Politiſche Wocheuſchau. Das Meer der öffentlichen Meinung, das in Deutſchland infolge der unliebſamen Vorkommniſſe der letzten Wochen in ſeinen Tiefen aufgewühlt worden war, hat ſich langſam geglättet. Ein raſches Halt, wie es ängſtliche Gemüter vielleicht gewünſcht hätten, konnte den hochgehenden Wogen nicht geboten werden, aber ganz von ſelbſt hat eine ruhigere Auffaſſung der Dinge Platz ge⸗ griffen. Der Worte waren genug gewechſelt, nun handelte es ſich um Taten. Für den Reichstag war es eine Tat und ein denkwürdiges Ereignis, daß er ſich nicht damit begnügte, Proteſt zu erheben gegen ein perſönliches Regi⸗ ment, ſondern daß er auch beſtimmte Anträge zur An⸗ bahnung geſünderer konſtitutioneller Verhältniſſe im Deut⸗ ſchen Reiche in den Kreis ſeiner Erörterungen ſtellte. Man darf dabei allerdings nicht verkennen, daß die tief⸗ 1 Bewegung, die in den letzten Wochen durch das eutſche Volk ging, das ihrige dazu beigetragen hat, den Reichstag zu einer Weiterverfolgung der Frage zu veran⸗ laſſen, ob konſtitutionell oder perſönlich im Reich regiert werden ſoll. Für die Schaffung einer genau formulierten Verantwortlichkeit des Reichskanzlers iſt, das läßt der bisherige Verlauf der Verhandlungen erkennen, im Reichs⸗ tag eine Mehrheit vorhanden. Daß eine Politik, welche die Wünſche einer großen Volksmehrheit Jahrzehnte hindurch nicht reſpektiert, früher oder ſpäter zu ſchweren Konflikten führt, zeigen die Vorgänge, die ſich zurzeit im Königreich Sachſen auf der Arena des politiſchen Lebens ſich abſpielen. Sachſen atte einſt ein verhältnismäßig freies Wahlrecht zum andtag. Das Wachstum der Sozialdemokratie veran⸗ laßte die Regierung und die Mehrheitsparteien dieſes Wahlrecht nach rückwärts zu reformieren. Es wurde dann ein Wahlſyſtem eingeführt, das zwar die Sozial⸗ demokratie in der ſächſiſchen Abgeordnetenkammer faſt ganz ausſchaltete, das aber auch bald als im höchſten Grade reformbedürftig erkannt wurde. Man glaubte an⸗ fänglich, politiſch einigermaßen Ruhe zu bekommen, durch Schaffung eines Wahlgeſetzes, das das Eindringen der Sozialdemokratie in die Abgeordnetenkammer möglichſt verhindern ſoklte. Nun zeigte es ſich aber, daß ein rück⸗ ſtändiges Wahlrecht, das von Tauſenden als Wahlun⸗ recht empfunden wurde, erſt recht den Keim ſchwerer Kämpfe in ſich birgt. Dieſe Kämpfe haben in Sachſen ſchon vor Jahren eingeſetzt und beherrſchen bis heute das politiſche Leben des Königreichs. Die ſächſiſche Re⸗ 8 bemühte ſich, die ſchlimmſten Ungerechtigkeiten es Wahlrechts zu beſeitigen. Der vorläufige Abſchluß, den die Frage neuerdings gefunden hat, iſt aber nicht weniger als befriedigend. Der politiſche Wetterwinkel Europas der Balkan hält noch immer die politiſche Welt in Spannung. Die Truppenſchiebungen in Bosnien und die Rüſtungen in der Türkei gleichen mehr und mehr unmittelbaren Kriegs⸗ vorbereitungen. Es hindert dies aber die maßgebenden Perſönlichkeiten nicht, nach wie vor zu verſichern, daß der Wille zur Aufrechterhaltung des Friedens auf beiden Seiten vorhanden ſei. Für Oeſterreich ſowohl, wie für die Türkei iſt es allerdings ſchon ein Gebot der Klug⸗ heit, es nicht auf einen blutigen Zuſammenſtoß ankommen 15 laſſen. Für die Türkei wäre ein ſolcher Krieg ein agnis, das ſeine ganze Exiſtenz als ſelbſtändiger Staat in Frage ſtellen könnte und für Oeſterreich wäre auch ein gegen die Türkei erfolgreich durchgeführter Krieg ein höchſt zweifelhafter Gewinn. Es werden deshalb die fort⸗ geſetzten Rüſtungen als der Ausdruck jenes Satzes auf⸗ zufaſſen ſein, den ein großer Staatsmann in ähnlicher . einmal ausgeſprochen hat:„Bereit ſein iſt les.“ In dieſe Zeit der Kämpfe und ſchweren internatio⸗ nalen Erſchütterungen fällt in Oeſterreich das 60jäh⸗ rige Regierungsjubiläum des Kaiſers Franz Joſef. In ſturmbewegter Zeit, im Jahre 1848 hat der Kaiſer, da⸗ mals kaum 18jährig, die Regierung angetreten. Der politiſche Horizont war ebenfalls düſter umwölkt und un⸗ überwindlich ſcheinende politiſche Schwierigkeiten ſtellten ſich der Entwicklung des öſterreichiſchen Staatsweſens ent⸗ gegen. Welch eine Fülle geſchichtlich denkwürdiger Er⸗ eigniſſe weiſt die nun 6 Jahrzehnte umfaſſende Regie⸗ rungszeit des öſterreichiſchen Kaiſers auf! Welch furcht⸗ bare Stürme ſind aber auch über den greiſen Herrſcher perſönlich hinweggebrauſt. Das tragiſche Ende ſeines Sohnes, des Kronprinzen Rudolf und die Ermordung der Kaiſerin Eliſabeth ſind die härteſten Schickſalsſchläge, von denen das Leben des Kaiſers betroffen wurde. Schon aus rein menſchlichen Erwägungen heraus hätte man ö Hmisblaff der Bürgermeisterämter Sechenheim, Huesheim, Heckarhansen und Edingen. Samsfag, den 3. Dezember 1903 riges Regierungsjubiläum unter freundlicheren Begleit⸗ erſcheinungen hätte gefeiert werden können als wie dies jetzt der Fall iſt. Es waltet gerade über dieſem 60. Re⸗ gierungsjahr ein beſonderer Unſtern. Die Wirren im Balkan und die dadurch hervorgerufene ſtändige Kriegsge⸗ fahr, ſowie die nationalen Streitigkeiten im Innern ſind 18 eine Jubiläumsfeier gewiß kein Stoff zu freudigen Ge⸗ ängen. In Perſien iſt es wieder zu Unruhen gekommen und zwar diesmal an der äußerſten Nordoſtgrenze. Militär wurde aufgeboten, um die Ruhe wieder herzuſtellen. Nach neueren Meldungen ſcheint der Schah entſchloſſen zu ſein, ſein Land zu verlaſſen, falls die Revolution weiter um ich greifen ſollte. Er hält demnach die Vorſicht als en beſſeren Teil der Tapferkeit. Als das Land, in das er zu fliehen gedenke, wenn die Situation bedrohlicher werde, wird Rußland genannt. Dort dürfte aber ſein Emp⸗ fang nicht gerade herzlich ausfallen. Die Balkankriſis. Der„Köln. Ztg.“ wird aus Peſt vom 3. Dez. kele⸗ e Einer nach hier gelangten Meldung zufolge, hat an der montenegriniſchen Grenze ein Zuſammenſtoß zwiſchen einer montenegriniſch⸗ſerbiſchen Bande und einer öſterreich⸗ungariſchen Grenzpatrouille ſtattgefunden. Letz⸗ tere beſtand aus dem Oberleutnant Breitner vom 31. Inf.⸗Regt. und 8 Mann, die angeblich alle niederge⸗ metzelt wurden. Nach einer Privatmeldung der„Fkf. Ztg.“ hat ſich dieſer Zuſammenſtoß bei Bilek in der Herzegowina ereignet. 9 Soldaten und ihr Kommandant wurden nie⸗ dergemetzelt, die übrigen Soldaten gefangen genommen und erhängt.— Ferner wird aus Peſt gemeldet: Aus zahlreichen Provinzplätzen liegen hier beglaubigte Nach⸗ richten vor über Truppenverſchiebungen, die den Zweck haben, die in Bosnien befindliche Heeresmacht und über⸗ haupt das 15. Agramer Armeekorps zu verſtärken. Ins⸗ geſamt dürften in den erſten Tagen des Dezember gegen 20000 Mann aus Ungarn nach Bosnien abgehen. Auch das in Prag garniſonierende 75. Inf.⸗Regt. iſt am Don⸗ nerstag nachm. in 2 Extrazügen nach Bosnien abgegangen. Es verlautet, am Freitag ſolle die ganze Garniſon bis auf einige Bataillone abgehen. Dagegen wird aus Wien emeldet: Nach Informationen an maßgebender Stelle ind die Mobiliſierungsgerüchte vollſtändig unwahr. Rich⸗ tig iſt nur, daß aus verſchiedenen Teilen der Monarchie Truppentransporte nach Bosnien und der Herzegowina ſtattfinden. Sie erſtrecken ſich nur auf die Verſendung. der Erſatzreſerviſten des erſten Jahrgangs, die Ende Nov. nicht entlaſſen wurden, zur Ergänzung und Erhöhung der in Bosnien ſtehenden Truppen: TCVVCCCCCCCCCCCCC Japan und Amerika. Es iſt noch ungewiß, welchen Einzelinhalt der Ver⸗ trag hat, der zwiſchen den beiden pazifiſchen Staaten eben abgeſchloſſen wurde; aber ſo überraſchend er kommt, über⸗ raſchend auch für die amerikaniſche Nation, ſo bedeutungs⸗ voll mag er für die territoriale und wirtſchaftliche Politik in Oſtaſien werden. Vor einem Jahr erſchien allgemein ein Krieg zwiſchen den beiden Staaten unvermeidlich. Die Amerikaner ließen als große Demonſtration ihre Flotte vom Atlantiſchen zum Stillen Ozean fahren. In Japan herrſchte erregte Streitſtimmung. Davon nun iſts ſtill geworden. Der Inhalt der Verſtändigung wird der ſein, daß für Amerika der ruhige Beſitz der Philippinen garantiert iſt; umgekehrt mögen den japaniſchen Aus⸗ wanderern in Amerika einige Zugeſtändniſſe gemacht wor⸗ den ſein. Der gewinnende Teil dabei iſt zweifellos Japan. Es war für ſeinen jungen Imperialismus und ſeine ſtark wachſende Bevölkerung allerdings eine nahe Verſuchung, ſich auf die Philippinen zu werfen; es wäre auch möglich geweſen, daß ſie dabei militäriſche Erfolge zu Land und zur See errungen hätten. Aber etwas von dauerndem Wert wäre dabei nicht herausgekommen. Bei allem Reſpekt vor dem politiſchen und kulturellen Elan der Japaner, einer Auseinanderſetzung mit der koloſſalen Wirtſchafts⸗ macht der Vereinigten Staaten wären ſie erlegen; was haben ſie denen an Finanzmacht und Reſerven entgegen⸗ zuſtellen. Die Amerikaner können es nicht ertragen, daß ihr weltpolitiſches Preſtige leidet. Daraus hätten ſich die größten kriegeriſchen Schwierigkeiten für den Oſten er⸗ geben, aus denen ſchließlich nur die andern Staaten Vor⸗ teil gezogen. Dieſem Umweg iſt man ausgewichen. Nord⸗ amerika hat die Philippinen, es befeſtigt die Philippinen, und es ſetzt ſich damit feſt als aſiatiſche Macht. Japan und die Vereinigten Staaten garantieren ſich gegenſeitig die Integrität von China. Man könnte faſt meinen, der Vertrag ſei zuſtandegekommen unter dem Eindruck der Worte, die der deutſche Kaiſer über die Aufgabe unſerer Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Jernſprechanſchlußt Nr. 16. 1. 18.) Jahrgang Flotte geſprochen hat. Natürlich iſt das aber keine Sache, die ſo von heute auf morgen fertig geworden. Die Auf⸗ . Deutſches Reich. Zum Elektrizitätsſteuergeſetz. Im Flektro⸗ techniſchen Verein Berlin hielt Georg Dettmar, General⸗ ſekretär des Verbands Deutſcher Elektrotechniker, einen Vortrag über den„Entwurf des Elektrizitätsſteuergeſetzet in techniſcher Beleuchtung“. Die Haupteinwände des Red⸗ ners ſind: Die Tatſache, daß die Anwendung elektrischer Arbeit in ſtetiger Steigerung begriffen iſt, ſollte eher gegen als für die Beſteuerung ſprechen, da dieſe geeignet iſt, die Zunahme aufzuhalten. Die Steuererhebung und die Kontrolle ſtellen ſchwere Beläſtigungen der Induſtrie dar, die vielfach weit ſchlimmer ſind wie die finanzielle Belaſtung. Der Nettoertrag der Steuer ſteht in keinem Verhältnis zu den ſchweren Schädigungen, die die Steuer veranlaßt. Der für Kohlenfadenlampen und Bogenlicht⸗ kohlen vorgeſchlagene Steuerſatz iſt viel zu hoch im Ver⸗ dältnis zum Wert dieſer Erzeugniſſe. Ein großer Teil der elektrochemiſchen Induſtrie wird zur Auswanderung veran Das zur Zeit im Gang befindliche Eindringen der Elettrizität in die Landwirtſchaft wird ſtark aufge⸗ halten werden. Die durch die Steuer zu erwartende Ver⸗ minderung der Beleuchtung iſt vom hygieniſchen Stand⸗ punkte aus ein ſchwerer Schaden. Die durch die Steuer zu erwartende Verminderung der öffentlichen Beleuchtung vermindert die öffentliche Sicherheit. Die Gefahr der ſpäte⸗ ren Heraufſetzung der Steuer wird viele Unternehmer von der Anſchaffung elektriſcher Anlagen abhalten. Der Han⸗ del mit Beleuchtungsmitteln wird unnötigerweiſe erſchwert. 85 Oeſterreich⸗ ungarn. i AZur Lage. Die parlamentariſche Lage wird nach der heutigen Sitzung und der Abendkonftevenz der Partei⸗ führer bei Baron Bienerth dank der Hoffnung der Par⸗ teien, daß die Koalitionsregierung dennoch zuſtande kommt, allgemein als gebeſſert betrachtet. Ein großes Verdienſt gebührt auch den Sozialiſten, die das Haus des allge⸗ meinen Wahlrechts nicht durch den nationalen Radikalis⸗ mus zerſtören laſſen woll.„„ Italien. (Gegen Heſterreich. Nach einem Telegramm der Tägl. Rundſchau aus Rom fand in der Kammer eine patriotiſche Kundgebung ſtatt, wie ſie das italieniſche Par⸗ lament noch nie geſehen hat. Der ehemalige Miniſter⸗ präſident Fortis ſchloß ſeine Rede über die äußere Politik mit ungefähr folgenden Worten: Bedauerlich iſt es, daß die einzige Macht, mit der Italien ia Krieg geraten könne, das verbündete Oeſterreich iſt. Es muß Oeſterreich geſagt werden, daß es ſeine Haltung zu ändern, oder daß jeder ſeine eigenen Wege zu gehen hat. Wir werden die Opfer für die nötigen Rüſtungen gerne bringen. For⸗ tis, ſo wird dem Berl. Tagebl. gemeldet, hatte noch nicht ausgeredet, als gleichzeitig auf allen Bänken des Hauſes, wie auf den Tribünen ein Orkan des Beifalls losbrach, wie ihn das Parlament vielleicht noch nie erlebt hat. Die Abordnung aller Parteien, die der Regierungsmehr⸗ heit wie der Oppoſition, drängten unterſchiedslos in dich⸗ ten Gruppen auf Fortis zu, umarmten und küßten ihn. N—„ ee e Aus Nah und Fern. Seckenheim, 5. Dez. Bei dem am 1. d. Mts. ſtattgefundenen Kranzſchießen waren folgende Herren Preis⸗ träger: 1. Fr. Welcker, 2. W. Schröder, 3. F. Hilsheimer, 4. Albert Volz, 5. L. Förſter, 6. J. Helfrich. Gleichzeitig wird noch bekannt gemacht, daß nächſten Dienstag das Weihnachtsſchießen beginnt. Mannheim, 4. Dez. Als Mörder der Anna Lähn⸗ dorf wurde der Bäckerburſche Bergmeiſter heute mittag in der Wirtſchaft zum„halben Mond“, wo er übernachtete, verhaftet. Der Burſche iſt geſtändig. Es handelt ſich um eine Liebesaffäre. In dem Burſchen vermutete niemand den Mörder. Er traute ſich heute morgen nicht ans Tages⸗ licht, worauf der Wirt Verdacht hegte und Anzeige erſtattete. ) Karlsruhe, 4. Dez. In der im Auftrag des Stadtrats durch das ſtädtiſche Arbeitsamt am 2. und 3. Dezember vorgenommenen Arbeitsloſenzählung melde⸗ ten ſich 474 Perſonen arbeitslos. Davon übten 229 Per⸗ ſonen zuletzt einen gelernten und 245 einen ungelern⸗ ten Beruf aus. (9) Karlsruhe, 4. Dez. Vom Sekretariat des„Bad. Eiſenbahnerverbands“ wird folgende Reſolution veröff⸗ entlicht:„Die Vorſtandsſitzung des Badiſchen Eiſenbah⸗ nerverbandes nimmt mit Bedauern Kenntnis von dem in einer Anzahl öffentlicher Tageszeitungen erſchienenen Artikel:„Der Badiſche Eiſenbahnerverband und ſeine Stellung zu den freien oder chriſtlichen Gewerkſchaften.“ Da durch derartige Artikel das bisher einträchtige Zu⸗ ſammenarbeiten im Verbande gefährdet wird, erklärt die Vorſtandſchaft, daß ſie an den Beſchlüſſen der Offen⸗ burger Generalverſammlung im Jahre 1905 nach wie vor feſthält mud die Neutralität des Verbandes nach allen Seiten hin wahren wird.“ a 80 Mannheim, 4. Dez. Wie jetzt mitgeteilt wird, hat Hauptlehrer Rödel gegen das Erkenntnis des Ober⸗ ſchulrats Beſchwerde beim Miniſterium erhoben. Vom Bodenſee, 4. Dez. Der 71 Jahre alte Landwirt Konſtantin Buchmüller in Frickingen wurde am 29. November von einem Rind derart am Unterleib ver⸗ letzt, daß der Tod ſofort eintrat.— Der etwa 35 Jahre alte ledige Dienſtknecht Johann Göggle von Dießen wurde auf Gemarkung Höllſteig(K. Hohenzollern) tot aufge⸗ funden. Ob ein Verbrechen oder ein Unglücksfall vor⸗ liegt, wird erſt die eingeleitete Unterſuchung ergeben.— Am 1. Dezember begann auf dem Bodenſee der Blaufel⸗ chenfang; derſelbe dauert 14 Tage. Die Fiſcher am Ober⸗ ſee, wo man überhaupt nur Maſſenfänge gewohnt iſt, rechnen auch dieſes Jahr, wenn die Witterung eine ruhige iſt, auf einen reichen Fang. ) Freiburg, 4. Dez. Hier wurden bisher ca. 300 Arbeitsloſe(darunter über 110 verheiratete) feſtgeſtellt. Eine Deputation derſelben erſchien beim Oberbürgermei⸗ ſter, welcher nach Schilderung der Notlage die ſofortige Inangriffnahme von Notſtandsarbeiten zuſagte. Berlin, 3. Dez. Der Kriegsminiſter hat heule amtlich den Parſevalballon für abgenommen erklärt, nach⸗ dem ſich die Abnahmekommiſſion unter dem Vorſitz von Oberſtleutnant Schmiedecke einſtimmig dahin ausgeſpro⸗ chen hat, daß der Parſevalballon ſämtliche Abnahme⸗ bedingungen einwandfrei erfüllt habe. Die Motorluftſchiff⸗ ſludiengefellſchaft geht jetzt unverzüglich daran, den in ſeinen einzelnen Teilen ſchon fertiggeſtellten größeren Mo⸗ torballon fertigzuſtellen. ö Prag, 3. Dez. Die erhoffte Wirkung der Prokla⸗ mierung des Standrechts iſt nicht ausgeblieben. Sowohl während der Nacht, als auch während des heutigen Vor⸗ mittags herrſchte vollſtändige Ruhe. f Prag, 3. Dez. In Dux kam es geſtern vormitkag während des Feſtgottesdienſtes auf dem Marktplatz vor der Kirche zu Kundgebungen der tſchechiſchen Schulkinder. Die Kinder zogen johlend und ſchreiend auf dem Platz 5 und her, ſo daß der Gottesdienſt geſtört wurde. Die ache drängte die Kinder in eine Seitengaſſe. In Jung⸗ Bunzlau kam es ebenfalls zu großen Ausſchreitungen des tſchechiſchen Pöbels. Die Menge zog durch die Straßen der Stadt und demolierte an den Häuſern der jüdiſchen Bevölkerung ſämtliche Fenſterſcheiben. Die Menge er⸗ öffnete hierauf ein Steinbombardement gegen das Militär⸗ kaſino, ſo daß die Offiziere durch Seitentüren in ein denachbartes Reſtaurant flüchten mußten. Die Wache war gegen die Ausſchreitungen vollſtändig wehrlos. * London, 3. Dez. Nach einer Timesmeldung er⸗ AKlärte der öſterreichiſche Botſchafter dem türkiſchen Mi⸗ — ni ter des Auswärtigen, ſeine Regierung habe mit Genug⸗ tuung die korrekte Haltung der Pforte bezüglich des An⸗ teils der Laſtträger am Boykott bemerkt und ihm mitge⸗ teilt, daß, wenn die Wirkſamkeit der Aktion der türkiſchen Regierung in den Hauptſeehäfen durch die Berichte der Konſulate erwieſen wird, Oeſterreich bereit ſein werde, Unterhandlungen über die Frage der Entſchädigung für die Annexion zu eröffnen. 5 D SBGelluno, 4. Dez. Durch Bergrutſch wurden 30 Gebäude des Dorfes Pra bei San Lucano zerſtört. Bis abends 5 Uhr wurden 11 Leichen und etwa 20 Ver⸗ wundete aus den Trümmern von Pra geborgen. Der er. erfolgte um Mitternacht und faſt niemand konnte klüchten. Man befürchtet, daß ſich noch weitere 20 Perſo⸗ nen unter den Trümmern befinden. Die Feuerwehr, die Behörden und das Rote Kreuz eilten zur Hilfe herbei. „Wien, 4. Dez. Im Rathauskeller kam es heute nacht zu einer großen Kundgebung gegen den tſchechiſchen eordneten Klofac; er wurde inſultiert und unter den Rufen:„Hinaus, Landesverräter!“ mit ſeinen Begleitern, dem ehemaligen Landsmannminiſter Praſchek und einem 8 tsanwalt gezwungen, das Lokal zu verlaſſen. 1 Konſtantinopel, 4. Dez. Bei der Vernichtung ger öſterreichiſchen Poſt in Jaffa wurden auch zwei Poſt⸗ 45 mit Weihnachtsgeſchenken des deutſchen Kaiſers für s deutſche Hoſpital in Jeruſalem ins Meer geworfen. Veutſchland verlangt 150 000 Mark Entſchädigung, 8 525 N= Neues aus aller Welt. E Köbvlicher unfall. Ein ſchwerer Unfall, dem zwei Rekruten zum Opfer fielen, ereignete ſich in der neunten Abendſtunde auf der Straße Colmar⸗Winzenheim in der Nähe der Halteſtelle Wettolsheim. Eine Anzahl Soldaten vom mecklenburgiſchen Jägerbataillon Nr. 14 befanden ſich, von Winzenheim kommend, auf dem Rückwege nach Colmar. Durch einen unglücklichen Zufall gerieten hier⸗ bei die Rekruten Abel und Becker auf die Gleiſe und wur⸗ den von einem nach Colmar fahrenden Straßenbahn⸗ zuge überfahren. Abel wurde durch ſchwere Kopfverletz⸗ ungen ſofort getötet, dem Becker wurden beide Beine abgefahren.„Man glaubt, daß der herrſchende Nebel das Unglück verſchuldet und eine optiſche Täuſchung hervor⸗ gerufen hat. Der Schwerverletzte und der Tote wurden 1 . in das Garniſonlazarett in Colmar gebracht, wo auch Becker nach einer an ihm vorgenommenen Operation bald darauf verſtarb. Der„lachende“ Füſilier. Unter der Anklage der Achtungsverletzung ſtand der Füſilier Wolgaſt von der 5. Kompagnie des 86. Regiments in Flensburg vor dem dortigen Kriegsgericht. Er wurde beſchuldigt, einen Offizier angelacht zu haben. Es ergab ſich aber durch die Vernehmung eines Sachverſtändigen, daß das Lachen in einem krankhaften Mienenſpiel des Angeklagten ſeine Erklärung fand, infolgedeſſen das Gericht auf Freiſprech⸗ ung erkannte. a Der Polizeichef als Räuberhauptmann. In, Moskau iſt jetzt ein Polizeiſkandal aufgedeckt worden, den man ſelbſt in Rußland nicht für möglich gehalten hätte. Der großmächtige Stadthauptmann und oberſte Polizeichef von Moskau, General Reinbot, für deſſen Polizeigewalt es eigentlich überhaupt keine Grenzen gibt, hatte ſeine Polizeiſcharen als Räuber⸗ und Diebesbanden organiſiert. Die Offiziere waren Hehler und Anführer der Expropriationen und die Schutzleute wohldisziplinierte Helfer. Durch einen fremden Polizeidetektiv, der heim⸗ lich nach Moskau kommandiert worden war, wurde das ganze“ Lug⸗ und Truggewerbe der Polizei aufgedeckt. Auf einen dem Miniſter erſtatteten Bericht wurde eine Unterſuchung eingeleitet und nun zeigte es ſich, daß Rein⸗ bot ſeinem Beruf als Räuberhauptmann weit mehr Zeit und Liebe, denn ſeinem Amt als oberſten Polizeichef ge⸗ widmet hatte. Abgeſehen von den Anteilnahmen an Ex⸗ propriationen und Räubereien waren im Zentrum Mos⸗ kaus Spielhöllen organiſiert worden, die an den Stadt⸗ hauptmann Abgaben von 500 bis 17000 Rubel monat⸗ lich zahlen mußten. Am ſchlimmſten erging es aber den öffentlichen Häuſern, die unter dem ſchärfſten Druck der Polizei ſtanden. Die Bordellwirte taten ſich ſchließlich uſammen und ſchenkten General Reinbot ein koſtbares Heiligenbild, deſſen Rückenwand mit 100 000 Rubeln in Banknoten gepolſtert war. Reinbot nahm die fromme Gabe an und ſorgte ſeitdem väterlich für die Mehrung und Unterſtützung dieſer Inſtitute. Der Skandal iſt da, doch wird man ſchon die Mittel finden, um ihn zu unter⸗ drücken. 5 * Ein räuberiſcher Bahnüberfall. Ein gerade⸗ zu unglaubliches Räuberſtück, das mitten im belebteſten Newyork durchgeführt wurde und das in ſeinen Einzel⸗ heiten an die berüchtigtſten Kolportageromane der Bri⸗ gantenliteratur erinnert, wird aus der Hudſonmetropole gemeldet. In den erſten Morgenſtunden des Dienstag wurde ein elektriſcher Straßenbahnwagen, in dem 65 Paſſa⸗ giere ſaßen, die eben von einem Ball nach Hauſe fahren wollten, im Newyorker Geſchäftsviertel von vier bewaff⸗ neten Männern, in deren Begleitung ſich drei Frauen befanden,„aufgehalten“ und zum Stehen gebracht. Dann ſprang einer der Männer auf die vordere Plattfoum und zwang den Wagenführer mit vorgehaltenem Revolver, mit voller Geſchwindigkeit und ohne Aufenthalt weiterzufahren. Inzwiſchen wurden die Inſaſſen des Wagens von den drei Bewaffneten und ihren weiblichen Verbünde ten in aller Ruhe ausgeplündert. Als die männlichen Paſſagiere Anſtalten trafen, ihre Damen zu beſchützen, wurdſen ſie mit Revolvern ſo lange bearbeitet, bis ſie jeden Wider⸗ ſtand aufgaben. Der Schaffner, der den Paſſagie ren zu Hilfe eilen wollte, wurde lebensgefährlich verwundet. Die Fahrgäſte wurden ihres Geldes und aller ihrer Wert⸗ ſachen beraubt; die drei weiblichen Komplicen der Räuber riſſen den Damen die Ohrringe aus den Ohren und die Ringe von den Fingern. Der Wagen kam endlich in der Nähe der Polizeiſtation zum Stehen. Die Räuber ſind entkommen. November. 26. Guſtav Jean, S. d. Maurers Auszug aus den Standesregiſtern Seckenheim. Geborene. 1. Albert Adam, S. d. Schmiedgeſellen Jakob Raule und ſeiner Ehefrau Katharina geb. Weber. 2. Martin, S. d. Landwirts Thomas Seitz 2 und ſeiner Ehefrau Suſanna geb. Hahn. a 4. Ida, T. d. Taglöhners Martin Greulich u. ſ. E. Eliſabetha geb. Böhn. 6. Eliſabeth, T. d. Sattlers Heinrich Appel u. d. E. Luiſe geb. Lend. i Marie, T. d. Metzgers Georg Michael Baumer u. ſ. E. Karoline geb. Roßwag. 9. Ludwig Friedrich Ernſt, S. d. Bureauvorſtehers Her⸗ mann Zauche u. ſ. E. Katharina Friederike geh. Schlauch. 1 12. Albert, S. d. Architekten Fritz Frey u. ſ. E. Annn Marie geb. Volz. 13. Philipp Karl, S. d. Wagenaufſchreibers Jakob Herdt u. ſ. E. Katharina geb. Schreckenberger. 13. Paula Margaretha, T. d. Gipſermeiſters Jakob Klumb u. ſ. E. Anna geb. Vol z. 15. Adam Benjamin, unehelich. 17. Emma Monika, T. d. Töpfers Friedrick) Schmitt u. ſ. E. Anna geb. Hirſch. 18. Eliſabetha, T. d. Töpfers Karl Alexay der Herdt u. ſ. E. Margareta geb. Pfliegensdorfer. 21. Ernſt Adom, S. d. Magazin arbeiters Johann Daniel Eck u. ſ. E. Katharina geb. Branner. 21. Johann Auguſt, S. d. Haus meiſters e Joſef Baur u. ſ. E. Marie geb. Jandorek. 24. Wilhelm, S. d. Taglöhners Heinrich Collet u. ſ. E. Anna geb. Eder. 25. Guſtav Adolf, S. d. Packers Guſtar) Adolf Baier u. ſ. E. Eva geb. Benzinger. 25. Katharina, T. d. Eißengieſers Jako b Hauck u. ſ. E. Barbara geb. Horch. Geont! Jakob Keil u. . E. Suſanna geb. Benzinger. 28. Felix, S. d. Bahnarbeiters Anton Ruff u. ſ. E. Marie geb. Hirſch. Avesheim. Geborene: November. 1. Karl Adolf, S. d. Reallehrers Ludwig Sauer u. ſ. E. Frieda geb. Gönner. 5 . Leonhard, S. d. Taglöhners Leonhard Grimm u. ſ. E Margaretha geb Ding. i 5 1 9. Eva, T. d. Tünchers Mathias Biſchoff u. ſ. E. Eliſa⸗ betha geb. Schmitt. 14. Eliſe, T. d. Fabrikarbeiters Daniel Hartmann u. ſ. E. Eva geb. Kling. 19. Jakob, S. d. Taglöhners Martin Werner u. ſ. E. Katharina geb. Feuerſtein. 22. Karl Herbert, S. d. Hauptlehrers Joſeph Mellert u. ſ. E. Maria Walburga geb. Jakoby. 23. Willi, S. d. Formers Philipp Hildebrand u. ſ. E. Eva geb. Moog. f 25. Friedrich, S. d. Fabrikarbeiters Valentin Weiß u. ſ. E. Suſanna geb. Thome. 26. Frieda, T. d. Grundarbeiters Jakob Feuerſtein u. ſ E. Anna geb. Braun. Viehzahlung. Seckenheim, 5. Dez. Die am 1. d. M. im Haupt⸗ ort vorgenommene Viehzählung ergab folgendes Reſultat: 321 Pferde, 1 Eſel, 703 Stück Rindvieh, 2711 Schweine (darunter 331 Zucht⸗ und Mutterſchweine), 554 Ziegen, 21 Bienenſtöcke, 525 Gänſe, 186 Enten, 1395 Tauben, 6049 Hühner leinſchl. Hahnen), 8 Truhühner, 136 Hunde und 515 Stallhzſen. Gegen im Vorjahr: 311 Pferde, 1 Eſel, 694 Stück Rindvieh, 2997 Schweine(darunter 361 Zucht⸗ und Mutterſchw ine). 563 Ziegen, 25 Bie nen⸗ ſtöcke, 560 Gänſe, 236 Enten, 1471 Tauben, 6037 Hühner (einſchl. Hahnen), 18 Truthühner, 123 Hunde.(Die Stall⸗ haſen wurden 1907 noch nicht gezählt. lloesheim, 5. Dezbr. Bei der am Dienstag, den 1. Dezember ſtattgefundenen Viehzählung wurden gezählt: 62 Pferde, 1 Eſel, 179 Stück Rindvieh, 559 Schweine, 398 Ziegen, 14 Bienenſtöcke, 386 Gönſe, 67 Enten, 140 Tauben, 2024 Hühner und Hahnen, 96 Hunde, 131 Ka⸗ ninchen(Stallhafen), 207 Schweine und 84 Ziegen. Gerichtszeitung. is Falſchmünzer im Zuchthaus. In dem Pro⸗ zeſſe gegen die wegen Falſchmünzerei im Zuchthauſe von Rendsburg angeklagten fünf Perſonen ſällte das Schwur⸗ gericht Kiel folgendes Urteil: Der Angeklagte Wilhelm Fahrig, der in der Rendsburger Strafanſtalt eine zehn⸗ jährige Zuchthausſtrafe wegen Falſchmünzerei verbüßt, wurde zu ſieben Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt, ſowie Stellung unter Polizeiaufſicht, der Ge⸗ fangenenaulſeher Joh. Bahrs zu 2½ Jahren Geſäng⸗ nis ſeine Ehefrau zu 50 Mark Geldbuße, der Hafen⸗ arbeiter Joh. Sühren zu neun Monaten Gefängnis und der 1 9 Chr. Otte zu zwei Monaten Gefängnis ver⸗ Urte! N 5 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim Zur Vereinfachung meines Geſchäfts beabſichtige ich die vollständige Huigabe 1 einer Anzahl Fabrikate, Sorten und Arlikel. 85 8 „ Sofortige Räumung zu erzielen, habe ich mich entſchloſſen, dieſe Artikel zu ſolch enorm billigen Preisen zu verkaufen, daß ſelbſt Leute, die nichis brauchen oder wo anders kaufen wollten, nach Beſichtigung bei mir kaufen werden. Preiſe der zur Aufgabe 455 Mk. 7 Mk. „ beſtimmten Artikel Herren- und Damenstiefel 9 i Mk. 00 die ſonſt Mk. 13.— bis b 5 Mk. die ſonſt Mk. 7.— bis 8.50 koſten Herren- und Damenstiefel 13ü⁰ Mk. die ſonſt Mk. 11.— bis 12 50 koſteten jetzt nur Herren- und Damenstiefel jetzt nur die ſonſt Mk. 16.— bis 20. koſten herren- und Damenstiefe! jetzt nur die ſonſt Mk. 8.50 bis 10.50 koſten jetzt nur Herren⸗ und Damenstiefel 4 00 die ſonſt Mk. 20.— bis 28— koſten Me Berren- ung Damenstiefel jetzt nur Eine größere Anzahl Kinder- Stiefel, Pantoffel und Filzwaren werden ebenfalls aus obigen Gründen unter Mert abgegeben. tio Baum Erſtes Schuhhaus Mannheims J 1. 1.