Seckenheimer Hnzeig Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. 5 Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Hr. A8(18 Amtsblatt der Bürgermeisterämter Seckenheim, Ioesheim, Neckarhausen und Edingen. Samstag, den 19. Dezember 19083 Eifung, Edinger Zeitung Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16.. 1. 8.) Jahrgan g Erſtes Blatt. Politiſche Rund ſchau. Deutſches Reich. * Das neue ſächſiſche Wahlrecht. Nach dem von der zweiten Kammer des Dresdener Landtags ange⸗ nommenen Entwurf eines neuen Wahlgeſetzes werden die Wahlberechtigten in vier Gruppen eingeteilt. Der erſten Gruppe gehören die Wähler an, welche 1. Grundbeſitz in einem gewiſſen Umfange haben, oder 2. ein jährliches Einkommen von über 2200 Mark verſteuern, 3. die Beam⸗ ten(auch die Privatbeamten), die ein feſtes Gehalt von mindeſtens 1800 Mark jährlich beziehen, 4. die Gewerbe⸗ kammerwähler, ſofern ſie aus dem Gewerbe 1000 Mark Einkommen haben und ſchließlich die, welche eine wiſſen⸗ ſchaftliche Vorbildung, die für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienſt genügt, nachweiſen können. Alle dieſe Wähler erhalten vier Stimmen im Gegenſatz zu den anderen, die keine dieſer fünf Bedingungen erfüllen und die daher nur eine Stimme haben. Zwiſchen dieſe beiden Kategorien iſt eine fünfte eingeſchoben. Das ſind alle die, welche nicht zur erſten Gruppe gehören, aber das 50. Lebens⸗ jahr erreicht haben. Sie erhalten zwei Stimmen.— Dieſes Wahlrecht kann getroſt mit dem preußiſchen in „Schönheit“ wetteifern. Verkauf preußiſcher Königsſchlöſſer. Durch die vielen koſtſpieligen Reiſen Wilhelms II. und den großen Aufwand für den Prunk des kaiſerlichen Hofes iſt die königlich preußiſche Hofkaſſe, die beim Tode des alten ſparſamen Kaiſers mit 54 Millionen gefüllt war, arg zuſammengeſchmolzen. Um ihr wieder aufzuhelfen, ſieht ſich die Hofkaſſenverwaltung genötigt, von den 52 preuß. Königsſchlöſſern einige zu verkaufen. Zuerſt kommen rhei⸗ niſche und ſchleſiſche an die Reihe. Aus Düſſeldorf wird gemeldet, daß der Kaiſer für den„Jägerhof“ in Düſſel⸗ dorf 4 Millionen Mark, und für das Schloß Benrath, zu dem ein großer Park gehört, 6½ Millionen Mark fordert. Für Benrath ſoll ein bekannter Großinduſtrieller ſich intereſſieren, wogegen für Jägerhof ſich bisher noch keine Reflektanten gefunden haben. Die Verkaufspläne ſcheinen ſich indeſſen nicht nur, wie bisher verlautete, auf rheiniſche Königsſchlöſſer zu beſchränken. Nach einer Meldung aus Hirſchberg iſt auch die Veräußerung des Schatull⸗ und Krongutes Schloß Erdmannsdorf in Schleſien beab⸗ ſichtigt. Für die Beſitzung werden angeblich 1¾ Millio⸗ nen gefordert. Das von Maximilian Leopold v. Reib⸗ nitz erbaute Schloß gehörte früher dem Helden der Frei⸗ heitskriege, Generalfeldmarſchall von Gneiſenau. Nach deſ⸗ ſen Tode erwarb König Friedrich Wilhelm III. die Herr⸗ ſchaft Erdmannsdorf. Er ließ umfangreiche Bauten auf⸗ führen und durch den königlichen Gartendirektor Lirne den Schloßpark anlegen. Sein Nachfolger König Friedrich Wilhelm IV. weilte oft und gern in dem idylliſchen Ruhe⸗ ſitze. Aus Nah und Fern (J Seckenheim, 18. Dez. Die hieſige Radfahrer⸗ Geſellſchaft wird Ende Januar wie voriges Jahr wieder einen großen Maskenball veranſtalten. Jetzt ſchon werden Vorbereitungen getroffen, damit derſelbe auch einen recht närriſchen Eindruck macht. Jung und Alt rüſte ſich für den Maskenball der Radfahrer⸗Geſellſchaft. Nächſtens werden wir einzelne Bruchſtücke des Programms verraten. Seckenheim. In Neckarau wurden kürzlich zwei Burſchen beim nächtlichen Hühnerdiebſtahl erwiſcht. Die⸗ ſelben haben nunmehr eingeſtanden, auch den Hühnerdieb⸗ ſtahl bei Herrn Kaufmann Grimm in Plankſtadt und kurz vorher den Diebſtahl zweier Schweine in Friedrichsfeld verübt zu haben.— Auch die Hühner⸗Diebſtähle in Neckar⸗ hauſen werden den Burſchen zur Laſt gelegt. Dieſelben trieben einen ſchwunghaften Handel mit dem geſtohlenen Geflügel. N Friedrichsfeld. Die auf der Steinzeugröhrenfabrik für einzelne Brauchen angekündigte Lohnverkürzung von 10 und wie man jetzt hört von 5 Prozent wird hier und in der Umgegend eifrig beſprochen. Bei den Arbeitern hat ſich eine gewiſſe Aufregung geltend gemacht. Am 15. Dez. befaßte ſich im„Badiſchen Hof“ eine Fabrikverſammlung mit der Angelegenheit. nden ſprachen die Herren Drunſel Berlin und Forthuber annheim. Als Vertreter der chriſtlich organiſterten Ar⸗ lter ſprach Gewerkſchaftsſekretär Frankenberg⸗Mannheim. der Diskuſſton ſprachen ſich eine ganze Reihe Arbeiter zen die Lohnreduzierung, welche die Fabrikleitung mit hen Verdienſten der Arbeiter und Geſchäftſtockungen gründet, aus. Zum Schluß der Verſammlung wurde e Reſolution angenommen, welche ſich infolge der allge⸗ 3 85 1 Von den ſozialdemokratiſchen Ver⸗ meinen Verteuerung der Lebens⸗ und Exiſtenzmittel gegen eine Herabſetzung der Löhne ausſpricht und unter Umſtän⸗ den die Bereitwilligkeit der Arbeiter zu einer Ausgleichung der Löhne erklärt. Auch ſpricht dieſelbe den Wunſch aus, man möge in dieſer Zeit die Folgen der Kriſe den Arbei⸗ tern nicht allein aufbürden. Mannheim, 17. Dez. Die Ereigniſſe auf dem Kampfplatze der Metallinduſtrie haben eine ernſte Wend⸗ ung genommen, wie Eingeweihte vorausſahen. 397 Arbei⸗ ter der Strebelwerke ſtimmten gegen 31 für die Verwerf⸗ ung der Einigungsbedingungen, ſodaß die Ausſperrung von ca. 15000 Arbeitern bevorſteht. Mannheim, 17. Dez. Die Medtallinduſtriellen von Mannheim, Ludwigshafen, Oggersheim und Franken⸗ thal haben auf die Ablehnung der Bedingungen für die Beilegung des Streikes in den Strebelwerken in der heu⸗ tigen Verſammlung im Koloſſeumſaale bereits die Ant⸗ wort gegeben, ſie haben allen in ihren Betrieben beſchäf⸗ tigten Arbeitern auf den 1. Januar gekündigt. Von der Ausſperrung werden 15 000 Arbeiter betroffen. Plankſtadt, 18. Dez. Als Folge der unheilvollen Revolverſchießerei, der ein Menſchenleben zum Opfer fiel, wurde in letzter Zeit hier eine große Anzahl von Revolvern 13052 im Beſitze jugendlicher Burſchen befanden, beſchlag⸗ nahmt. 7 Karlsruhe, 17. Dez. Durch landesherrliche Ver⸗ ordnung wurde beſtimmt: Als Zeitpunkt des Inkraft⸗ tretens des t ehe tzes vom 15. Oktober 1908 wird der 1. Januar feſtgeſetzt. f (0) Karlsruhe, 17. Dez. In der geſtern im„Coloſ⸗ ſeum“ abgehaltenen Proteſtverſammlung der Brauerei⸗ beſitzer und Wirte Badens wurden folgende zwei Reſolu⸗ tionen einſtimmig angenommen: 1.„Die heute, den 16. Dezember, im Saale des„Coloſſeum“ tagende öffent⸗ liche Verſammlung der Wirte und Brauer von Karlsruhe und Umgebung proteſtiert mit aller Entſchiedenheit gegen eine weitere Belaſtung des Brau⸗ und Wirtsgewerbes durch die geplante Erhöhung der Steuern auf Bier, Branntwein und Tabak. Die Verſammlung hält die Abſicht der Re⸗ gierung, die durch das Reichsdefizit entſtehenden Mehr⸗ ausgaben durch neue und vermehrte indirekte Steuern wie Elektrizitäts⸗ und Gasſteuer zu decken, für eine direkte Schädigung nicht nur der Induſtrie und des werktätigen Volkes, ſondern vor allem des geſamten Wirteſtandes und der Brauinduſtrie. Namentlich das Wirtsgewerbe iſt heute ſchon mit Abgaben von Steuern ſchwer belaſtet und proteſtiert deshalb auch im Beſonderen gegen dieſe wirtſchaftlichen Schädigungen.“ 2.„Die anweſenden Wirte erklären im Einverſtändnis mit den anweſenden Brauern, daß ſie bei ihrer mißlichen wirtſchaftlichen Lage auch durch die Gas⸗ und Elektrizitätsſteuer, wie auch durch die Erhöhung der Tabak⸗ und Weinſteuer ſchwer betroffen würden und deshalb auch die Ablehnung dieſer Steuern erwarten.“ N „„) Karlsruhe, 18. Dez. Die Einnahmen der badiſchen Staatseiſenbahnen betrugen im November Mk. 7860 000, von Januar bis mit November Mk. 90 283 570. (Mannheim, 18. Dez. Geſtern früh ſuchte ſich ein zugereiſter invalider Seiler aus Rußland in einer hieſigen Herberge aus Lebensüberdruß durch einen Re⸗ 5 in den Mund zu töten. Er hat ſich erheblich verletzt. 50 0. ffenburg, 18. Dez. Zum Vorſtand der mit telbadiſchen Zuchtgenoſſenſchaft wurde Amtsvorſtand Geh. Regierungsrat v. Senger in Offenburg gewählt. 7 () Freiburg, 18. Dez. Als Landtagskandidaten für die drei ſtädtiſchen Wahlkreiſe wurden von der ſozial⸗ demokratiſchen Partei aufgeſtellt: Sägenfeiler Kräuter, Rechtsanwalt Grumbach und Parteiſekretär Engler. () Offenburg, 18. Dez. Der Raubmörder vom Glaswaldſee, Filipſon, deſſen Reviſion am 14. d. M. vom Reichsgericht verworfen wurde, hat dem baltiſchen Geiſtlichen von Koiſter ein Geſtändnis abgelegt. Wie die „Frb. Ztg.“ nun mitteilt, war es der Geiſtliche der luthe⸗ riſchen Gemeinde Freiburg, Herr von Keußler, der dem zum Tode verurteilten 19jährigen Mörder in zwölfter Stunde das Bekenntnis abgerungen hat, als er ihn am vorigen Donnerstag auf Aufforderung des Staatsanwalts beſuchte. Den vom Geiſtlichen ſchriftlich eingeſandten Be⸗ * richt übergibt der Staatsanwalt dem Juſtizminiſterium und auf Bitte des Mörders Filipſon muß Herr v. Keußler dem Großherzog perſönlich Bericht erſtatten. Wie man weiter hört, dürfte die Vollſtreckung des Todesurteils bald erfolgen; es erſcheint nach den Vorgängen bei der ſchrecklichen Tat am Glaswaldſee, die beinahe noch ein zweites Opfer gefordert hätte, ſehr zweifelhaft, ob der Landesherr von dem Rechte der Begnadigung Gebrauch machen wird. 4 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim AUnſerer heutigen Auflage liegt ein Proſpekt der Firma Gebr. Rohtſchild Mannheim bei, worauf wir beſonders aufmerkſam machen. Jährige Mutterstute edle Abſtammung, mit 8 Monate alten ſchönen Füllen wegen Platzmangel zu verkaufen. Näheres Mannheim, Große Merzelſtr. 8 II, rechts. Weitznachts Geſchenkien empfehlen Triumphstühle, Nähtiscehe, Hausapotheken, Kinderstühle, Spiegel u. s. W. zn billigſten Preiſen Heckmann 3 Möbellager Schloßſtr. 37. Rath Schloßſtraße 37. 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