Win Seckenheimer Nnzeiger, Jlvesheimer Hnzeiger, Neckarhauser Zeitung, Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Nr. 12 Italiens Bündnistreue. Eine merkwürdige Fügung des Schickſals iſt es, daß die Einkreiſungspolitit Englands und der zu ihm ge⸗ horigen Mächtegruppe wiederholt gerade in dem Mo⸗ ment durch ein elementares Ereignis geſtört wurde, wo der Ring um Deutſchland und Oeſterreich geſchloſſen werden ſollte. Das erſte Mal geſchah es, als ſie ge⸗ rade in das bedeutungsvolle Zeichen von Reval getreten war und durch die Aufrollung des Macedoniſchen Pro⸗ blems zu einem böſen Schlag gegen die Türkei ausholte, was freilich die letztere nicht hindert, heute am treuen Herzen der engliſchen Freundſchaft ſich zu wärmen. Da⸗ mals hat der Ausbruch der türkiſchen Revo⸗ lution die ganze Berechnung mit einem Schlag über den Haufen geworfen, wobei man es allerdings der engliſchen Gent laſſen muß, daß ſie mit einer bewundernswerten ten Budtheit inzwiſchen verſtanden hat, ſich die veränder⸗ die 1 zu Nutze zu machen und der Katze gleich, ene erunterfällt, doch wieder auf die Füße zu Das zweite Ereignis, diesmal ein buchſtäblich elemen⸗ tares, das ihre Zirkel ſtörte, iſt die fur 30 b 5 Heim⸗ ſuchung, die über Italien gekommen iſt. iſt die Haltung Italiens während der Balkankriſe, nach⸗ dem es ſchon längſt durch ſeine berüchtigten Extratouren ſeine Dreibundstreue in ein bedenkliches Licht geſtellt hatte, eine ſtark dem engliſchen Ring ſich annähernde geweſen. Mit Rußland, das im Zeichen der nun glücklich geborge⸗ nen Anleihe den engliſchen Intereſſenten zu dienen ſich befleißigte, dürften ſogar nähere Beziehungen eingegangen worden ſein, die der Natur der Sache nach gegen Niemand anders eine Spitze haben können als gegen Oeſter⸗ geuch, So war mit Italien an der Seite die Poſition der Tripelallianz eine äußerſt ſtarke, und daher der Wider⸗ 2 der Türken, der es wagen durfte, gegen ein Oeſter⸗ Reiches f and rüſten hinter dem die Macht des deutſchen 1 5 end. Die Dinge waren auf des Meſſers Schneide, als das Gräßliche in Süditalien ſich zutrug. Es kam zu einer Zeit, da eben— man erinnerte ſich an die be⸗ kannten Kammerverhandlungen über die auswärtige Po⸗ litik— ein ſtarker Elan für eine ſelbſtbewußte, aktive Politik durchs Land ging, große Kredite für militäriſche Zwecke bewilligt und der Wert der neuen Beziehungen zu Rußland unterſtrichen wurde.. 3bweifellos iſt die Aktivität der Politik Italiens durch das dann eben in jener kritiſchen Zeit eingetretene Un⸗ glück behindert. Die direkten wie die indirekten finan⸗ ziellen und wirtſchaftlichen Wirkungen desſelben ſind der⸗ art, daß ſie auch im Budget eines großen Staatsweſens pürbar ſind. Die in Ausſicht genommenen großen Aus⸗ gaben für Heereszwecke, namentlich für die Marine, wer⸗ den kaum im vollen weifellos 2 7055 Iſeiner Zugehörigkeit Umfang jetzt durchgeführt werden Hmtsblaff der Bürgermeistgrämter Sechenheim, vesheim, neckarhausen und Edingen. ... ˙—w—. Donnerstag, den 28. Jannar 1909 können. Und das iſt für die Politik eines Landes, das den Ehrgeiz hat, aufzutreten, umſo empfindlicher, als dieſe Ausgaben ſehr nötig wären. Italien wird ange⸗ ſichts der großen Aufgaben, welche ihm im eigenen Land geſtellt ſind, für die nächſten Jahre keine Politik führen können, welche es in Konflikte und politiſche Abenteuer verwickeln könnte. Und es ſcheint uns, daß eine Wirkung dieſer veränderten Lage bereits bei dem Einlenken der Türkei vorliegt, das unſeres Erachtens zwar in erſter Linie dem verſtändigen Entgegenkommen Oeſterreichs, aber auch der Erkenntnis der hinter der Türkei ſtehenden Draht⸗ zieher zu verdanken iſt, daß ihre Poſition an der Stelle ihres Aufmarſches, die Italien zugewieſen war, Luft be⸗ kommen hat. So iſt das ſchwere Unglück, vorläufig wenigſtens, dem Weltfrieden zugut gekom⸗ men. Und vielleicht Italien noch mehr. Vielleicht iſt das Land dadurch behütet worden vor einer Politik, in der es als Werkzeug gedient hätte, deren Ausgang unüberſeh⸗ bar war, vor einer Politik der Konflikte und der Aben⸗ teuer. Was Italien braucht, und jetzt erſt recht braucht, iſt Friede, iſt Sicherheit ſeiner inneren Entwicklung vor Erſchütterungen, iſt Stetigkeit der Arbeit nach Innen. Dieſes große Gut iſt ihm durch viele Jahre vermöge zum Dreibund erhalten geblieben. In dieſem Zeichen hat es ſich wirtſchaftlich ungemein günſtig entwickeln können. Als Glied des Dreibundes iſt ſeine politiſche Stellung als Großmacht eine geachtete und feſte geworden. Dankbarkeit gibt es freilich in der Politik nicht. Ein Volk muß ſeine auswärtigen Beziehun⸗ gen aus dem Geſichtspunkt ſeiner Intereſſen geſtalten. Aber vielleicht wird die ſchwere Heimſuchung, die ja den Blick nach Innen lenken muß, für Italien ein Anlaß, einmal ruhig zu prüfen und zu erwägen, ob nicht gerade ſeine wahren Intereſſen es an die Seite Deutſchlands und Oeſterreichs ſtellen. 3 2 N Tittoni amtsmüde. Die ſchreckliche Erdbebenkataſtrophe in Italien und die Balkanfrage ziehen nun auch politiſche Folgen nach ſich, nämlich eine Miniſterkriſis in Italien. Der Miniſter des Auswärtigen, Tit⸗ toni, hat den Miniſterpräſidenten Giolitti vor deſſen Ab⸗ reiſe zu kurzem Erholungsurlaub nach Piemont gebeten, dem König ſein Entlaſſungsgeſuch zu überreichen. Der Miniſterpräſident hat ſeinem Kollegen vorgeſtellt, daß die durch die Folgen der Erdbebenkataſtrophe kompli⸗ zierte Lage in keiner Weiſe noch verſchärft werden dürfe und daß für eine, wenn auch partielle Miniſterkriſe, der denkbar ungeeignetſte Zeitpunkt ſei. Er hat aber von Tittoni nur erlangt, daß dieſer auf eine formale Er⸗ ledigung ſeines Geſuchs bis nach Giolittis Rückkehr aus Piemont verzichtet, inzwiſchen aber ſelber einen kurzen ee Fare Edinger Zeitung Inſertliionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Feruſprechanſchluß Nr. 16. 9. Jahrgang Urlaub in die Schweiz antritt. Es wird in gut unter⸗ richteten Kreiſen nicht daran gezweifelt, daß der Miniſter des Auswärtigen ſein Rücktrittsgeſuch erneuert und daß eine Kriſe in der Leitung der äußeren Politik unmittel⸗ bar bevorſteht. Tittoni hat ſich nicht verhehlt, daß die während der Orientkriſe von Oktober bis Ende November gegen ihn gerichteten Angriffe ſeine Stellung und ſeine Autorität erſchüttert haben. Dem Vorwurf, ſich haben prellen zu laſſen, widerſteht ſo leicht kein Renommee, und daß er im erſten Eifer in ſeiner Rede von Carate„Kom⸗ penſationen“ angekündigt hatte, von denen ſich dann her⸗ ausſtellte, daß ſie nicht vorhanden waren, hat ſeine Lage nur verſchlimmert. Schon damals erwog Tittoni die Op⸗ portunität ſeines Rücktritts, aber der Gedanke, daß er nicht vor dem Parlament fliehen dürfe, und die Hoffnung, daß eine in Rom unter ſeinem Vorſitz abzuhaltende inter⸗ nationale Balkankonferenz ſeine Stellung beſſern könnte, hielten ihn. Allein wenige Tage vor der Parlaments⸗ eröffnung brachen die großen Demonſtrationen in Italien gegen Oeſterreich⸗-Ungarn los, veranlaßt durch die Stu⸗ dentenzuſammenſtöße an der Wiener Univerſität. Man machte in Rom wieder einmal eine Periode antiöſter⸗ reichiſchen Furors durch, wie ſie ſeit Jahren nicht dage⸗ weſen war. Die dadurch erzeugte Stimmung dauerte noch an während der Parlamentstagung. Sie kam zum Durch⸗ bruch in der jubelnden Aufnahme der antiöſterreichiſchen Rede des früheren Miniſters Fortis; als auch Giolitti Fortis hiezu beglückwünſchte, erſchien Tittonis Iſolierung ziemlich deutlich. Aber am nächſten Tag ſchwächte Fortis ſeine Rede ab und die Kammer erklärte nach einer langen Rede Tittonis dieſem mit 157 Stimmen Mehrheit ihr Vertrauen. Ein Grund für einen formalen Rücktritt lag alſo damals nicht vor. Dennoch war Tittoni ſchon nach jenen Dezembertagen entſchloſſen, aus der ganzen Lage die Konſequenzen zu ziehen, wenn ſich die Stellung Italiens nicht ſowohl in der Orientfrage als in der Frage der italieniſchen Univerſität in Oeſterreich erheblich beſſere. Das Gegenteil davon iſt eingetreten. Oeſterreich⸗Ungarn iſt im Begriff, die Orientfrage unabhängig von dem Ein⸗ fluß Italiens zu löſen, das ſogar betonen muß, den Serben Hoffnungen gemacht zu haben, die ſich in keiner Weiſe erfüllen laſſen. Und nun auch noch der öſterreichiſche Geſetzesentwurf über die Errichtung der italieniſchen Rechtsfakultät in Wien in ganz Italien die lebhafteſte Mißſtimmung hervorruft, hat Tittoni nicht mehr geglaubt, die Verantwortung für die auswärtige Politik übernehmen zu ſollen und iſt zu dem Entſchluß des Rücktritts ge⸗ kommen. Das ſind die Tatſachen, denen gegenüber die halbamtliche Ableugnungen nur formale Bedeutung haben, weil allerdings nicht zugegeben werden darf, daß ein italieniſcher Miniſter des Aeußern eine nur die innere Politik Oeſterreichs angehende Entſcheidung zum Aus⸗ aanaspunkt ſeiner Entlaſſuna nimmt. In unterrichte⸗ . — In ſchw Kriminalroman. (Fortſetzung.) „Pſt!“ wandte er ſich warnend zu der Frau, die Miene „Wir ſind Polizeibeamte.“ Zu⸗ machte, Lärm zu ſchlagen. gleich deutete er auf ſeine Erkennungsmarke. Die Frau verfärbte ſich heftig und begann zu zittern. „Führen Sie uns in Ihre Wohnung!“ gebot der Kom⸗ miſſar. erem Verdacht. l 5 — Sie gehorchte ſchweigend. In dem kleinen Zimmer, in dem zwei größere Betten und ein Kinderbett ſtanden, brannte noch die Lampe. Hirt ſah mit raſchem Blick, daß aus der ganzen Ein⸗ richtung die größte Armut, aber zugleich ein peinlicher Ordnungsſinn ſprach. Auch die Frau ſelhſt machte einen guten Eindruck. Sie war etwa 40 Jahre alt, aber die ſorgen⸗ und kummervollen Mienen ließen ſie älter erſcheinen. uch in ihrem propperen Anzug und in ihrer ganzen Er⸗ bcheinung prägte ſich große Sauberkeit aus. Ihre Augen lickten klar, wenn auch in dieſem Moment verängſtigt; as hervortretende Kinn und die ſchmalen, geſchloſſenen pen zeugten von Entſchloſſenheit und Energie. miſſce Sie wiſſen, warum wir kommen?“ bemerkte der Kom⸗ h e Frau ſchlug mit einer Miene heftigen Seelen⸗ Blick des die Augen nieder. Dann antwortete ſie, ihren wegen eder erhebend, ruhig:„Sie kommen des Geldes gen O „Ja. 5 20 „ iſt ess dei 5 Frau trat, ohne im geringſten zu zögern, an eins kiſſen 155 großen Betten, ſteckte die Hand unter das Keil⸗ hervor nd zog ein in ſtarkes Packpapier gewickeltes Paket „Hier iſt es!“ lic ſt. Beide hatten nich eberraſchung. Der Kommiſſar und ſein Untergebener wechſelten einen Ausdruck warmer Anerkennung auf die willfährige Frau, deren ganze Art ſo etwas Beſtimmtes hatte. „Das iſt brav von Ihnen,“ ſagte er,„daß Sie ſich nicht erſt, wie Ihr Mann, auf dumme Flunkereien verlegen.“ Er öffnete das Paket. Ein paar Hundertmarkſcheine und eine Anzahl Goldſtücke kamen zum Vorſchein. Mit Hilfe ſeines Begleiters zählte er raſch. a „Das ſind nur zwölfhundert Mark,“ ſagte er. „Ja, mehr ſind es nicht,“ gab die Frau zurück. „Es fehlen doch noch dreihundert.“ Die Frau warf einen erſchreckten, entſetzten Blick auf den Sprechenden. „Dreihundert? Wie ſo?“ „Na, fünfzehnhundert waren es doch. Sie haben's doch gewiß in der Zeitung geleſen?“ Der Kommiſſar ſah, wie die Frau heftig zuſammen⸗ zuckte. Dann ſchlug ſie ſtöhnend ihre Hände vor das Ge— ſicht und ſchluchzte aus tiefſter Seele. Aber ſchon im nächſten Augenblick ließ ſie ihre Hände mit einem energi⸗ ſchen Ruck ſinken. „Ich weiß, worauf Sie anſpielen,“ ſtieß ſie heftig her⸗ vor und maß den Beamten mit zornigen Blicken.„Aber Sie irren. Nie— nie wäre mein Mann im ſtande, ſo was zu tun!“ f Das Geſicht ſtrahlte eine ſo feſte, innige Ueberzeugung aus, daß ſich ſogar der in ſeinem Beruf abgehärtete Po⸗ lizeibeamte davon ergriffen fühlte. Aber er kämpfte dieſe ganz unangebrachte Regung ſchnell hinunter und fragte: „Wo hat denn aber Ihr Mann das Geld her?“ „Er hat es gefunden.“ Der Kommiſſar lächelte ſpöttiſch. „Auf der Landſtraße— auf dem Weg nach Heinrichs⸗ dorf?“ 3 8 5 „Alſo Ihr Mann hat Ihnen das Märchen auch aufge⸗ bunden? Oder“— der Kommiſſar trat der Frau einen Schritt näher und ſah rchdringend in die Augen— er vielleich ung zwif Er ſah, wie ihr eine Röte der Entrüſtung in die Wan⸗ gen ſtieg. Aber ſie erwiderte nichts, ſondern zuckte einfach mit den Achſeln. Der Kommiſſar blickte von der Frau zu ſeinem Beglei⸗ ter hinüber. Dieſer ſchüttelte kaum merklich mit dem Kopf, als wenn er ſagen wollte:„Ich glaube nicht, daß ſie von der Sache weiß.“ Auch Kommiſſar Hirt ſelbſt konnte ſich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Frau Glauben ver⸗ diente. „Wann hat denn Ihr Mann das Geld gefunden? „Heute gegen mittag.“ „Alſo heute mittag? Sehen Sie, die Geſchichte ſtimmt ſchon nicht. Ihr Mann hat mir erzählt, daß er geſtern das Geld gefunden hat, und zwar nicht zwölfhundert, ſon⸗ dern nur dreißig Mark.“ Die Frau machte eine Gebärde der Ueberraschung und ſah den Sprechenden ungläubig, mit weitgeöffneten Augen an. „Das iſt unmöglich,“ ſtammelte ſie,„das kann mein Mann nicht geſagt haben.“ „Und ich ſage Ihnen,“ fuhr der Kommiſſar fort, ohne dieſen Einwurf zu beachten,„er hat nicht zwölfhundert, ſondern fünfzehnhundert— gefunden.“ Er ſprach das letzte Wort mit einem ſo ſchneidenden Hohn, daß die Frau wieder heftig erbleichte. Kommiſſar Hirt winkte ſeinem Untergebenen. „Wir wollen doch gleich einmal nachſehen, ob wir das fehlende Geld nicht zu Tage fördern können.“ a Er begann eine genaue Durchſuchung mit der Umſicht und Gewand, heit des in ſolchen Dingen Erfahrenen. In ängſtlicher Spannung folgte Frau Kraßnick jeder ſeiner Be⸗ wegungen. Nach etwa zehn Minuten drehte ſich der Kom⸗ miſſar, der vor dem Ofen auf den Knien gelegen hatte, triumphierend zu der Frau herum und hob eine alte, mit einer Schnur umwickelte Lederbörſe in die Höhe. „Da haben wir den Reſt.“ Er ſchüttelte den Inhalt Mark auf.„Das wi efähr„ nte er.„Dae * ten Kreiſen wird wenigſtens bis heute nicht daran ge⸗ zweifelt, daß in den nächſten Wochen der Wechſel in der Konſulta eintritt. Politiſche Rundſchau. Deutſches Reich. Der preußiſche Wahlrechtskampf. Im preuß. Abgeordnetenhaus gab am Montag bei Beratung der Anträge betr. Einführung des allgemeinen, gleichen, di⸗ rekten und geheimen Wahlrechts der Miniſter des Innern v. Moltke folgende Erklärung ab: Der Miniſterpräſident hat bereits früher Veranlaſſung genommen, dem Hauſe mitzuteilen, daß Neuordnungen der beſtehenden Wahl⸗ vorſchriften in Ausſicht genommen ſind. Gegenwärtig ſind ſtatiſtiſche Erhebungen über dieſe im Gange. Die Ergeb⸗ niſſe der früheren Statiſtik ſind überholt durch die letzten Wahlen, bei denen die Sozialdemokraten zum erſtenmal in die Wahlbewegung eingetreten ſind. Kein Miniſter wird infolge der Wahlreform ohne eingehende und ſorg⸗ fältige Ermittelungen mit Vorſchlägen an das Haus heran⸗ treten können. Wenn ich ſo vorgehen würde, ſo würde man mir Mangel an Gewiſſenhaftigkeit vorwerfen können. Die Regierung muß es ſich daher verſagen, ſich an der Be⸗ ratung der Anträge zu beteiligen. Ich werde aber den Verhandlungen mit Intereſſe folgen und ſollten ſich be⸗ rechtigte Anhaltspunkte für die Unvollſtändigkeit der Vor⸗ arbeiten ergeben, ſo werde ich nicht anſtehen, mir die⸗ ſelbe zu Nutze zu machen.“ * Berggeſetznovelle. Die angekündigte Bergbau⸗ geſetznovelle iſt der„Nationalzeitung“ zufolge nach der Fertigſtellung im Handelsminiſterium jetzt dem preuß. Staatsminiſterium zugegangen. Man rechnet, daß die No⸗ velle, wenn das Staatsminiſterium nicht beſondere Ein⸗ wendungen erhebt, im Laufe des Februar an den Landtag gelangen werde. N 8 Schweiz. * Zum Meh treit. Das Zentralkomitee des f chwei⸗ zeriſchen Bäcker⸗ und Konditorenverbandes hat beſchloſ⸗ ſen, zum Zwecke der Beſprechung der gegenwärtigen Lage auf dem ſchweizeriſchen Mehlmarkte, insbeſondere mit Be⸗ zug auf das deutſche Mehl, eine außerordentliche Dele⸗ iertenverſammlung der annähernd hundert Bäckermeiſter⸗ ganiſationen der Schweiz auf Dienstag den 9. Febr. nach Olten einzuberufen. Dieſe Verſammlung wird für eine Organiſation von über 3000 Bäckermeiſtern einheit⸗ liche Beſchlüſſe faſſen. Deſterreich⸗ Ungarn. Neue Tſchechentumulte. Seit Aufhebung des Standrechts in Prag wiederholen ſich, und zwar von Woche zu Woche in größerem Umfange, die Ausſchrei⸗ tungen der Tſchechen gegen die Deutſchen. Gleichzeitig erfolgen wieder Demonſtrationen für die Serben, alſo genau dasſelbe hochverräteriſche Verhalten wie vor eini⸗ gen Monaten. Wache und Gendarmerie wurden mit Stei⸗ nen beworfen, worauf dieſe mit gefälltem Bajonett vor⸗ gehen mußten. Zahlreiche Verwundungen und Verhaf⸗ kungen ſind bei den Revolten am Sonntag vorgekom⸗ men Oeſterreich⸗Ungarn. * Zur Lage. Im Budgetausſchuſſe ergriff Mi⸗ niſterpräſident Bienerth das Wort und führte aus, er habe vom Kaiſer den Auftrag erhalten, ein parlamentariſche⸗ Kabinett zu bilden. Wenn ein poſitives Reſultat bisher nicht erzielt wurde, ſei dies nicht ein Mangel der Be⸗ mühungen ſeinerſeits, ſondern in den Verhältniſſen be⸗ gründet. Die Abhaltung einer konſultativen Beſprechung der aus gearbeiteten Vorlagen über den Sprachgebrauch bei den landesfürſtlichen Behörden und über den Aus⸗ bau der Organiſation der politiſchen Verwaltung halte er unter den gegebenen Verhältniſſen talſächlich nicht für zeitgemäß, und er habe ſich daher entſchloſſen, die Ein⸗ bringung der Vorlagen unmittelbar im Hauſe und zwar ſchon in allernächſter Zeit ins Auge zu faſſen. Aller⸗ dings könne alles weiter hierzu Notwendige nicht von der Regierung allein verlangt werden, es werde ein Zu⸗ ſammenwirken ſämtlicher Parteien notwendig ſein. Der Miniſter verweiſt auf das umfangreiche Arbeitsprogramm, die Verſtaatlichung der Eiſenbahnen, die Sozialverſiche⸗ rung, die Verabſchiedung des Budgets, das Rekruten⸗ geſetz und die Annexionsvorlage. a Rußland. * Memorandum über Perſien. Die„Retſch“ ſchreibt: Aus vollkommen autoritativer Quelle erfahren wir: Das Memorandum der ruſſiſchen Regierung über die perſiſche Frage beginnt mit der Erklärung, der Schah und der bisherige Medſchlis ſeien unfähig, die gegen⸗ wärtige Anarchie in Perſien beizulegen. Die Anarchie bedrohe gleichmäßig die ruſſiſchen Intereſſen und Perſien ſelbſt. Das veranlaſſe die ruſſiſche Regierung, auf der Durchführung einer Reihe von Reformen in Perſien zu beſtehen. Der erſte Medſchlis habe den Intereſſen des Landes widerſprochen; der neue Medſchlis ſei auf der Grundlage des Zenſus und des Prinzips der Intereſſen⸗ vertretung einzuberufen, ſeine Kompetenz auf die einer Pa Verſammlung einzuschränken. Auf allen erwaltungsgebieten ſeien dem Schah Angehörige kleinerer europäiſcher Staaten als Ratgeber anzuempfehlen. Nach Anſicht der ruſſiſchen Regierung müßten dieſe Reformen auf dringende Ratſchläge Rußlands und Englands hin durchgeführt werden. i Türkei. i * Politiſches Feſtmahl. Am Dienstag fand das erſte große politiſche Diner ſeit dem Beſtehen der Türkei ſtatt. Die liberale Union veranſtaltete dieſes anläßlich des 610jährigen Beſtehens des osmaniſchen Reiches. Der Großweſir mit faſt allen Miniſtern ſowie zahlreiche Ab⸗ geordnete und hohe Militärs nahmen an dem Feſte teil, ebenſo waren mehrere Vertreter der inländiſchen und aus⸗ ländiſchen Preſſe eingeladen. Am wichtigſten war ein Paſſus in der Rede des Großweſirs, welcher betonte, daß er beſtimmt hoffe, in wenigen Tagen zu befriedigenden Arrangements der auswärtigen Differenzen der Türkei Waffen beruf Jahr 1898 wurde dem Nord Verkehrs im Bulgarien. * Konflikt mit der Türkei. Scheinbar völlig unerwartet iſt über Nacht ein Konflikt zwiſchen Bulgarien und der Türkei entſtanden, deſſen Beilegung den Diplo⸗ maten beider Staaten nicht geringe Mühe bereiten wird. Denn ſeit der Unabhängigkeitserklärung Bulgariens be⸗ ſteht eine verſtändliche Gereiztheit in der Pforte gegen⸗ über dem früheren V at, und in ebenſo gereizter und erregter Stimm Sofia gegen die Türkei, die nicht itsrechte ohne eine zogen wurd Teil der ekt, der ac Armee, ſind unter die amten bulgariſchen en worden. Deutſcher Reichstag. Berlin, 26. Jan. Präſident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um halb 2 Uhr. Am Bundesratstiſch ſind die Staatsſekre⸗ käre v. Bethmann⸗Hollweg, Dernburg und Krätke erſchie⸗ nen. Auf der Tagesordnung ſteht die erſte Beratung des Entwurfs eines Geſetzes zur Ergänzung der Geſetze betr. die Poſtdampfſchiffverbindungen mit überſeeiſchen Ländern. Staatsſekretär v. Bethmann⸗ Hollweg: Ich will kurz die Geſchichte der Vorlage rekapitulieren. Im deutſchen Lloyd von Reichs⸗ lich 270000 Mark für hore und Neu⸗Guinea ge⸗ Linie als wenig rentabel, wegen eine Subvention von j eine Verbindung zwiſchen Sing währt. Zunächſt erwies ſich dieſe doch brachte es der Lloyd dahin, daß der Swöchige Ver⸗ kehr in einen 4wöchigen verwandelt wurde. Der Lloyd dehnte den Verkehr bis Sidney aus und erweiterte ihn zu einem Jnſeldienſt. 1900 wurde der Singaporedienſt eingeſtellt und ſtatt deſſen eine Verbindung zwiſchen Neu⸗ Guinea, Hongkong, Yokohama un 1907 beantragte der Lloyd eine tion auf 770000 Mark, der Reichstag bewilligte aber nur 500 000 Mark. Der Lloyd hielt daraufhin den Dienſt für das laufende Jahr aufrecht mit der Nichtbewilligung der Subvention ſich auf die Singapore⸗ linie zurückziehen zu müſſen. Können wir die Ver⸗ antwortung tragen, daß das deutſche Schutzgebiet Neu⸗ Guinea von ſeiner jetzigen 26fachen deutſchen Verbindung auf eine 8wöchige Verbindung zurückſinkt? Der Staats⸗ ſekretär gab dann eine genaue Statiſtik des wachſenden Schutzgebiet und ſchloß: Der Reichszuſchuß, der jetzt 1 Million betrögt, müßte beträchtlich wachſen, wenn wir der Kolonie den Verkehr unterbinden. Semler(natl.): Ich beantrage Ueberweiſung des Entwurfs, der unſerer Anſicht nach unbedingt angenommen werden muß, an die Budgetkommiſſion. Die Verbindung der Kolonie mit Hongkong, Japan und Sidney darf nicht wegfallen. Hahn(konſ.): Ohne die Subvention würde die deutſche Flagge in der Südſee verſchwinden. Andere Na⸗ tionen würden die von Deutſchen aufgegebenen Linien herſtellen. Erzberger(Ztr.): Dem regierungsſeitig wieder⸗ holt betonten Grundſatz, keine Ausgaben ohne dafür vor⸗ handene Deckung zu machen, wird von der entſprochen. Hormann(frſ. Vg.): Seiner Partei ſei es nicht einerlei, welche Dampferlinie jenes Meeresgebiet be⸗ herrſche, eine deutſche oder eine ausländiſche. Sie werden die Vorlage unterſtützen. Staatsſekretär Dernburg: Wenn die deutſche Dampfſchiffahrtsverbindung abgeſchaffen würde, ſo käme dies einem Zuſammenbruch unſerer kolonialen Unterneh⸗ mungen in Oſtaſien und in der Südſee gleich. Die Ja⸗ paner würden dann den Schiffsverkehr an ſich ziehen. Noske(Soz.) lehnt die Vorlage ab wegen der Verweigerung des Koalitionsrechts der Arbeiter und An⸗ geſtellten ſeitens des Norddeutſchen Lloyds. Raab(wirtſch. Vgg.): Seine politiſchen Freunde ſtänden der Vorlage angeſichts der Finanznot nicht ſym⸗ pathiſch gegenüber. 5 v. Dirkſen(Rp.): Unſer Anſehen in jenen Erd⸗ teilen würde ſchwere Einbuße erleiden, wenn die deutſche Linie ihren Betrieb einſtellen würde. Hierauf wird die Vorlage an die Budgetkommiſſion verwieſen. Fortſetzung Donnerstag 1 Uhr: Weiterberatung des ſozialdemokratiſchen Antrags betr. die Rechtsverhältniſſe des Geſindes und der landwirtſchaftlichen Arbeiter. Schluß gegen 6 Uhr. 5 1 8 9 9 M. 2 82 0 + Denkſchrift über die Staatsforfſten. Dem Etat iſt eine Denkſchrift über den Stand der Nutzung in den Staatsforſten beigegeben. Die tatſäch⸗ liche Nutzung an Derbholzmaſſe, auf die Flächeneinheit des Hektars berechnet, hat im Wirtſchaftsjahr 1906 be⸗ Preußen 3,52 Fm., Bayern 3,92 Fm., Sachſen 5,46 Fm., Württemberg 6,09 Fm., Baden 5,35 FIm., Fm., Heſſen 4,52 Fm., Braun⸗ ſchweig 4,50 Im., Sachſen⸗Weimar 3,95 Fm., Sachſen⸗ Hiebei iſt allerdings zu beachten, Vorlage nicht außerordentliche? für den Forſtreſervefonds in ſi geſchloſſen hat; ſo verbleibt noch ein Durchſchnittsertrag von 5,45 Fm. Die herrſchende Umtriebszeit iſt die hundert⸗ die weſentlich nur im Schwarzwald bei dem durch die mineraliſche Armut des Buntſandſteinbodens und durch Beſtände den württ. Staatsforſten eine gegengeſetzten Falle Ausſicht. ſchlagt werden. . ſtufen kann unter * 390 Betrag im an den als herrſchend bezeichneten U wendig, wenn marktgängige Ware m teil der ſtärkeren Sortimente erzeugt ſtünde ein nam meter, welches für den Staats⸗ Einheitspreiſes für den Feſt ſchte Folgen hätte, haushalt überaus unerwün Die Denkſchrift gibt etwa anzunehmenden Kapitalwert der von dem jährlichen Reinertrag vo ausgegangen, ſo berechnet ſich au Verzinſung von 3 Prozent, lichen Betrieb als ausreichen Kapitalwert der Staatsforſte von run Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt man, Bodenwert und der Beſtandeswert je abgeſondert veran⸗ Als Bodenwert kann unter Zugrunde⸗ legung eines Durchſchnittswerts von etwa 360 Mark pro Ueberſichten mitgeteilten Alt rund 40 Mill. Feſtmetern un Feſtmeter nach Abzug der wobei der hiebsunreife Zuſt Beſtände in Berückſichtigung gezogen 8 Mark angenommen werden, woraus ratskapital von 320 Mill. Mark berechnet. Der geſamte Waldwert beträgt auf der N Mill. Mark. Hienach wir fehl gehen, wenn als Kapitalwert Rahmen von 350 und 400 Mill. Mark in von 80 Jahren in Ausſicht genommen iſt. Ein Feſthalten mtriebszeiten iſt not⸗ it hinreichendem An⸗ werden ſoll; im ent⸗ ſodann die bei Hektar und bei einer der Holzzucht gleich die nicht ertrag ſchließenden Fläche von 1 70 Mill. Mark in Rechnung genommen geſamte Holzvorrat der Beſtände der verſchiedenen Alters⸗ Zugrundlegung der in den obenſtehenden ers⸗ und Zuwachsziffern zu d der Einheitspreis für den Grundlage Rechnung genommen wird. n rund 11 Mill. Mark der Grundlage einer dem forſtwirtſchaft⸗ d erachtet werden muß, ein d 370 Mill. Mark. sfähige Fläche an Wegen uſw. ein⸗ 93000 Hektar der Betrag von ſämtlichen Erzeugungskoſten, and der großen Mehrzahl der d man nicht allzu weit der Staatsforſte ein haftes Sinken des * in ſicherer Aufſchluß über den Staatsforſte. Wird wenn der dienenden und zu⸗ werden. Der werden muß, zu ſich ein Holzvor⸗ dieſer Ziffern rund geſenebV tesulneued d eαο ag 1 rde t 17 * Siztowa aber den tung dürfte nun jetz fallen dürfte. gekommen iſt, ohne innig verflochtenen Peinzeſſin bildete teil des Abends. it dienten Dirigentin, langte die Inſel mit unter öſterreichiſche Erbſtüc jener heidniſchen Gefühls⸗ und Gedankenwe Es war ein guter t erfolgen, Aus Nah und Fern. 2. grcenheim, 28. Jan. abend.) Unter ſehr zahlreicher Pfarrer Riedderer, führte uns zurück in altersgraue Vorzeil! und Gebräuchen auf un Märchen. neben dem Fräulein Sailer, (Evangeliſcher Familien Beteiligung der Gemeinde“ Sonntag der diesjährige Familienabend der evang Gemeinde einen ſchönen Verlauf deſſen uns bewußt lt unſerer deutſchen Volksſeele f Vortrag den zweiten Haupt Gedanken unſerer ver⸗ find. Ein die alten, mit del — die falſ che die Vorführung d — —.— 111er Vereine. Märchendichtung; Deklamation, ſeeniſches Bild, Chöre, Soliſten zauberten in harmoniſchem Zuſammenwirken uns eine alte Märchenwelt vor Augen. Wohlverdient war der reiche Beifall, der unſeren beiden Soliſten, Fräulein Chriſten und Herrn Raufelder geſpendet wurde; herzlichen Dank aber verdienen die beiden Herren Merklein, von denen der eine die muſikaliſche Begleitung, der andere die ſceniſche Einrichtung in ſo liebenswürdiger und ſorgfälltiger Weise übernommen hatte. Ein Zeugnis von fleißiger Uebung und feinem muſtkaliſchem Empfinden war der Vortrag des herrlichen Herbſtlieds von Mendelſohn. Klavier- und Violin⸗Vorträge gaben dem ganzen Abend eine gefällige Umrahmung. So ſeien alle Mitwirkenden, vor allem aber der Kirchenchor und ſeine Dirigentin, für unſeren ſo ſchön verlaufenen Familienabend des herzlichen Dankes unſerer Kirchengemeinde verſichert. „ geckenheim, 27. Jan. Der Verein ehemaliger 111er beging am Sonntag, den 24. Januar ſeine Kaiſer⸗ feier, verbunden mit ſeinem erſten Stiftungsfeſte. Es war ein herrlicher Anblick, wie die wackeren 111er die Kirchen⸗ parade begingen. Abends fand im Saale zur Kapelle, welcher bis auf den letzten Platz beſetzt war, der Kaiſerball ſtatt. Hierzu haben ſich Kameraden von Heidelberg und Schwetzingen eingefunden, die es ſich nicht nehmen ließen, ihrem Bruder⸗ Verein das Feſt helfen zu verſchönern. Herr Bezirksarzt Dr. Ulm, der als Feſtredner gewonnen wurde, hatte ſeine Aufgabe glänzend erfüllt und wollte der Applaus kein Ende nehmen. Das Vorſtandsmitglied Eder vom hieſigen Sängerbund hob in ſeiner Anſprache beſon⸗ ders hervor, daß ein Verein, wie der 11 1er in ſeiner Ge⸗ meinde beſtehen könne und müſſe, wo ſo viele bei dem Regiment gedient haben nnd ermahnte die Rückſtändigen, doch dem Vereine beizutreten. Es wäre die Pflicht eines jeden 11 1ers, ſeine Waffengattung hoch zu halten; auch bedürfe der junge Verein der Unterſtützung der Gemeinde. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die Opfer, die der junge Verein momentan aufbringt, nach Jahren durch Zuwachs von noch rückſtändigen Mitgliedern leichter zu überwältigen find. Es ſprachen noch Kameraden von Heidelberg und Schwetzingen beherzigende Worte über die Bedeutung der ler Auch an dieſer Stelle ſei der Dank den mitwirkenden Vereinen,„Turnerbund Jahn“ und„Sänger⸗ bund“ Seckenheim für ihre hervorragenden Leiſtungen aus⸗ geſprochen und wird es ſich der 11 ler Verein nicht nehmen laſſen. bei derartigen Feſtlichkeiten in den beiden Vereinen ſeine Unterſtützung zuteil werden laſſen. Der 111er Verein kann mit Stolz und Freude auf ſeine Feſtlichkeit zurück⸗ blicken, indem alles in Ruhe und Ordnung verlaufen iſt. Wir wünſchen dem Verein Wachſen, Blühen und Gedeihen. Dom Odenwald, 25. Jan. Ein weite Kreiſe intereſſterender Pferde⸗Prozeß hat nun ſeine endgiltige Er⸗ ledigung gefunden. Ein Pferdehändler hat an den Land⸗ wirt B. in E. ein Pferd verkauft, das angeblich nur 4 Jahre alt ſei. Der Landwirt behauptet aber nachträglich, das Pferd ſei 7 Jahre alt und erhob deshalb gegen den Händler Klage. Aut Grund eines Obergutachtens, daß das Alter auf 7 Jahre anzunehmen ſei, erklärte ſich der Händler vor dem Amtsgericht Michelſtadt in Vergleichsform für verpflichtet, das Pferd zurückzunehmen und fämtliche Koſten zu tragen. Einige Zeit nach Vergleichsabſchluß wurde Ale Vergleich durch eine beim Amtsgericht erhobene age angefochten, indem der Händler behauptete, das Obergutachten ſei irrig geweſen; er könne jetzt durch den Züchter nachweifen, daß das Pferd 4— und nicht 7jährig ſei. Dieſe Klage wurde von dem Amtsgericht koſtenfällig abgewieſen. Gegen das Urteil legte der Händler Berufung ein. Zu einer Verhandlung kam es jedoch in Darmſtadt nicht: denn nach mehrmaliger Verlegung des Termins nahm der Händler jetzt ſeine Klage zurück. Es bleibt alſo bei dem ſeinerzeitigen Vergleich. „ Mannheim, 26. Jan. In Freudenſtadt i. Schw. iſt ein Mannheimer Original, der ehemalige Beſitzer der einzigen noch beſtehenden Mannheimer Kleinbrauerei,„Zum Habereck“, Julius Lang, im Alter von 50 Jahren geſtorben. Lang war berühmt wegen ſeines guten Stoffes. Sogar den badiſchen Landtag ſah Lang einmal zu Gaſt bei ſich deſſen Humor und— Grobheit weit und breit bekannt waren. Einmal kam er aber an den Unrechten. Ein pfälzer Bauer nahm ihm eine hanebüchene Bemerkung krumm und pflanzte ihm eine fauſtgroße Beule ans linke Auge. Als Mitbegründer der großen Karnevalgeſellſchaft Feuerio“ hat Lang an der Hebung des Mannheimer Faſchings ſtets regen Anteil genommen. Sein Lokal, das zHabereck“, iſt heute noch, wie vor Jahren, der Sitz der Feueriogeſellſchaft, die auch in den niederen, verräucherten äumen ihre kleineren Sitzungen abhält. Mannheim, 26. Jan. Die Geſamtſumme der bis ſeute für die Erdbebengeſchädigten Süditaliens in Mann⸗ eim eingegangenen Geldſpenden beträgt 49 206 Mark 6 Pfennig. (9) Heidelberg, 27. Jan. Der 20jährige Sohn des Grafen von Helmſtalt in Neckarbiſchofsheim, der in Gre⸗ noble in Frankreich ſtudierte, wird dort ſeit ſechs Tagen vermißt, ſodaß die Beſorgnis entſteht, daß dem jungen ann ein Un uaugeſtoßen iſt. 9) Heidelberg, 26. Jan. Die„Bad. Schulztg.“ berichtet: Die hier abgehaltene Lehrerkonferenz war un⸗ gemein ſtark beſucht, ſo daß kaum alle Erſchienenen Raum Aiden konnten. Kreisvertreter Grieſer referierte über die nutzung des weiteren Vorſtandes anläßlich der Einweih⸗ Och des Grimmdenkmals in Achern. Der Vorſitzende, tivardtlehrer Link⸗Doſſenheim gab ein vollſtändig objek⸗ 5 Bild über die beklagenswerten Vorkommniſſe der den Wochen. Einſtimmig faßte die Konferenz folgen⸗ Geſa Veſchluß:„Die Konferenz Heidelberg ſpricht dem ert mntvorſtand des Bad. Lehrervereins zu ſeiner ſeit⸗ bitt An Geſchäftsführung das vollſte Vertrauen aus und beſten fir auch in Zukunft die Intereſſen des Vereins nach — 65 äften zu wahren.“ 5 chwel e, Leopoldshafen(A. Karlsruhe), 26. Jan. Ein 2 Unglücksfall ereignete ſich hier. Der Feldhüter ebälk t, ein Veteran von 1870, ſtürzte vom Scheuer⸗ de alk auf die Tenne, wo er mit zerſchmettertem Schä⸗ 0 Den ſeinen Angehörigen tot aufgefunden wurde. ( Konſtanz, 26. Jan. Im benachbarten Schweizer⸗ ort Kreuzlingen hat ſich der 34 Jahre alte Grenzauf⸗ ſeher Enderle im Grenzwächter⸗Kaſernement erſchoſſen. Die Kugel hatte das Herz durchbohrt. Der Tod trat ſofort ein. ( Tauberbiſchofsheim, 26. Jan. In den Gar⸗ tenanlagen des Gärtners Ch. Horn hier ſtieß man bei den Arbeiten in einer Tiefe von/ Meter auf zwei Gräber, wobei Knochenreſte, Urnen, und Steinbeile zutage gefördert wurden. Weitere Nachgrabungen an dieſem vermutlich uralten Begräbnisfeld werden vorerſt unterbleiben bis zum Eintreffen des Vorſtandes für Völker⸗ und Alter⸗ tumskunde, Herrn Geheimrat Dr. E. Wagner aus Karls⸗ ruhe, unter deſſen ſachkundiger Leitung die bis jetzt ge⸗ fundenen Gräber völlig freigelegt werden ſollen. ) Konſtanz, 27. Jan. Die Dampfſchiffahrt auf dem Unterſee mußte infolge ſtarker Eisbildung einge⸗ ſtellt werden. Emmendingen, 27. Jan. Geſtern hat ſich der verheiratete Zigarrenmacher Chr. Bauer in ſeiner Woh⸗ nung mit einem Revolver durch einen Schuß ins Herz getötet. Wie man den„Brsg. Nachr.“ mitteilt, ſoll bei Bauer, der Kaſſierer der hieſigen Mitglieder der Deut⸗ ſchen Tabakarbeiter⸗Krankenkaſſe(Sitz Hamburg) war, in 5 Kaſſe ein Fehlbetrag von 110 Mark feſtgeſtellt wor⸗ en ſein. () Lauda, 27. Jan. Unter den Schulkindern hieſ. Stadt greifen zur Zeit zahlreiche Erkrankungen an Schar⸗ lachfieber um ſich. Ravensburg, 26. Jan. Hier herrſcht ſtrenge Kälte: geſtern morgen 10, heute 9 Grad; ſie hat auch ſchon ein Opfer gefordert. In der Nähe der Eſcherſchen Fabrik fand man geſtern ſpät abends in einem Graben einen Mann erfroren. Es ſtellte ſich heraus, daß es der Säger Karl Schmid war, der bei Tettnang zu Hauſe iſt. Wie er in den Graben geraten iſt, darüber iſt nichts bekannt. f Neues aus aller Welt. * Mordanſchlag. Einen Mordanſchlag verſuchte im Gorxheimertal bei Weinheim der 18 Jahre alte Fabrik⸗ arbeiter Nikolaus Jakob auf das Dienſtmädchen Eliſe Hohenadel, eine Tochter des Wirtes„Zum Waldich ößchen“ in Gorxheim. Als das Mädchen abends ſich in Begleitung eines von ihrem Vater darum erſuchten jungen Mannes auf den Weg nach Weinheim machte, um nach Heidelberg zurückzufahren, wo ſie in Stellung iſt, wurde wenige Schritte von dem Emmerich'ſchen Hauſe aus dem Dunkeln ein Schuß auf ſie abgegeben, der ſie ſchwer verwundete. Der Täter erſchoß ſich alsdann ſelbſt. Man nimmt an, daß Eiferſucht den Beweggrund der Tat bildet. * Begnadigungen. Der Herzogregent von Braun⸗ ſchweig begnadigte bei einer Beſichtigung am 22. Januar in der Landesſtrafanſtalt Wolfenbüttel mehrere Perſo⸗ nen und ſetzte ſie ſofort in Freiheit, darunter eine zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilte Frau, die erſt fünf Jahre verbüßt hat. a Tragiſches Geſchick. Im Rhein ertränkte ſich der Kaufmann Adam Treiber. Er iſt das Opfer eines tragiſchen Geſchicks. Vor zehn Jahren wurde er in ſeinem Kolonialwarenladen in der Nähe des Hoftheaters, den er bis zuletzt betrieb, von einem Bäckerburſchen namens Fertig mit einer Maurerklammer in räuberiſcher Abſicht überfallen. Mit mehrfach eingeſchlagenem Schädel wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, wo er wochenlang zwi⸗ ſchen Tod und Leben ſchwebte. Der Räuber, der nicht viel erbeutet hatte, wurde vom Schwurgericht zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Treiber hat ſich von den Folgen jenes Angriffs nie völlig erholt. Noch nach Jah⸗ ren mußten ihm Knochenſplitter aus dem Gehirn ent⸗ fernt werden. Häufig traten bei ihm geiſtige Störungen auf, und es ſcheint gewiß, daß er auch den Selbſtmord in einem Anfall geiſtiger Trübung beging. * Talſperre. Der Kreistag des Landkreiſes Aachen beſchloß, am Dreilägerbach bei Rötgen in der Eifel mit einem Koſtenaufwande von 5,2 Millionen Mark eine Tal⸗ ſperre zu errichten, die zur Verſorgung des Landkreiſes mit Trinkwaſſer dienen ſoll. Der Kreistag beteiligt ſich mit einem Kapital von 1 530 000 Mark, während der Reſt der Bauſumme von den 12 Gemeinden des Land⸗ kreiſes aufzubringen iſt. Der Kronprinz zieht ſein Pateut zurück. Das von dem Kronprinzen angemeldete Patent für Man⸗ ſchettenknöpfe wird nunmehr zurückgezogen werden, nach⸗ dem der Kronprinz gehört hat, daß das Patent von ver⸗ ſchiedenen Seiten angefochten wird. * Deutſche Hilfsaktionen. Die geſamte Hilfs⸗ aktion für die durch die Kataſtrophe in Süditalien Ge⸗ ſchädigten beträgt, wie aus Berlin gemeldet wird, 4500 000 Lire; dabei ſind nicht in Anſatz gebracht die Summen, welche noch einkommen und über welche das Hilfskomitee noch nicht verfügt hat, ebenſo die Material⸗ ſendungen, welche von jetzt ab noch hinausgehen. * Unterſchlagung. In einer Berliner Eiſenfabrik haben ſich jetzt Unterſchlagungen herausgeſtellt, die nach und nach den Betrag von 27000 Mark erreichten. Der Defraudant, der entfloh, als jetzt ſein Treiben ans Licht kam, iſt ein 24 Jahre alter Buchhalter Herrmannſen, der ſeit drei Jahren in der Fabrik angeſtellt war. Der junge Mann gab, ohne daß die Geſchäftsleitung es wußte, für Wetten, Weiber und Spiel mehr aus, als er einnahm, und kam ſo dazu, in die Kaſſe zu greifen. * Streik. Die Setzer der meiſten Pariſer Zeitungen ſind mit der Forderung einer Lohnerhöhung in den Aus⸗ ſtand getreten. Die Direktoren der Setzereien verſichern, daß die Zeitungen trotzdem erſcheinen werden. Weiter berichtet der offiziöſe Telegraph: In mehreren Drucke⸗ reien zerſtörten die ausſtändigen Maſchinenſetzer den be⸗ reits fertiggeſtellten Satz. Die Zeitungen, die auf den Streik vorbereitet waren, konnten faſt ausnahmslos in ihrer gewöhnlichen Form erſcheinen, da die Maſchinen⸗ ſetzer raſch durch Arbeiterinnen erſetzt werden konnten. Uebrigens hat ſich ein beträchtlicher Teil der Maſchinen⸗ ſetzer dem Ausſtande nicht angeſchloſſen. Mebrere Zei⸗ tungsherausgeber haben die Forderungen der Maſchinen⸗ ſetzer bewilligt. Schiffsunfall. Der Geeſtemünder Fiſchdampfer Montag“ iſt bei Roter⸗Sand von dem Nordenhammer Fiſchdampfer„Elſaß“ angerannt worden und geſunken. Der Kapitän und der Maſchiniſt des„Montag“ wurden dom Fiſchdampfer„Nereus“ gerettet, die übrigen ſieben Mann der Beſatzung ſind ertrunken. * Poliziſten⸗Spielhölle. Eine Spielhölle wurde ruf einem Petersburger Bahnhof aufgehoben. Die Spie⸗ er, 14 Mann, waren ausſchließlich Polizeibeamte. Alle eiſteten verzweifelten Widerſtand. Es mußte ein ſtarkes Polizeiaufgebot beordert werden, um ſie zu verhaften. * Attentat. Ein Korporal des 140. Infanterie⸗ regiments in Grenoble, namens Crämer, feuerte auf den Biſchof Henri, als dieſer in Begleitung des Biſchofs von Belley die Kirche verließ, zwei blinde Revolverſchüſſe ab. Der Korporal wurde verhaftet. Er gab an, daß er ledig⸗ lich eine Kundgebung gegen den Biſchof beabſichtigt habe, weil dieſer ſich geweigert habe, ſeiner Schweſter, einer geſchiedenen Frau, eine kirchliche Trauung zu bewilligen. * Schiffsbrand. Der Dampfer„Kenmare“ von Liverpool nach Cork unterwegs iſt nachts in Brand ge⸗ raten. Die Paſſagiere konnten an Bord eines anderen Dampfers übernommen werden, der ſie nach Holyhead brachte, wo ſie landeten. Die Bekämpfung des Feuers an Bord des Dampfers„Kenmare“ wird fortgeſetzt, man glaubt jedoch, da ßdas Schiff verloren iſt. * Ausbruch des Aetna. Der Aetna iſt in Tätig⸗ keit getreten. Es wird fortwährend unterirdiſches Getöſe vernommen. Depeſchen aus Catania bringen Meldungen über eine ganz unerwartete und heftige Eruption des Aetna. Die Bevölkerung in der Umgebung von Catania wurde von Schrecken erfaßt. Der Feuerkegel über dem Kra⸗ ter hat diesmal eine bisher noch nie geſehene Höhe erreicht Gleichzeitig iſt ein unterirdiſches Beben und Getöſe wahr⸗ nehmbar.— Vermiſchtes. Was die Poſt vom Ausland lernen könnte. Ein Mitarbeiter des„Freien Worts“ ſtellt in einer Notiz allerlei poſtaliſche Eigentümlichkeiten des Auslandes zu⸗ fammen, die er teils unſerer Poſtverwaltung zur Nach⸗ ahmung empfiehlt, teils nur als ſonderbare Kurioſa ver⸗ zeichnet. In der erſten Rubrik weiſt er darauf hin, daß in den Bahnhöfen der großen italieniſchen Städte eiſerne ſchrankartige Briefkaſten mit verſchiedenen Gefächern ſtehen. Auf jedem einzelnen Gefach ſteht die Eiſenbahn⸗ linie geſchrieben, für die es beſtimmt iſt; es wird erſt eine halbe Stunde vor Abgang des betreffenden Zuges geöffnet und wenige Minuten vor Abgang geſchloſſen. Solche Schränke ſtehen auch in den Hauptpoſtämtern von Rom, Mailand und anderen Städten. Poſtboten auf Fahr⸗ rädern holen die Briefe im letzten Moment ab! Das Publikum weiß beiſpielsweiſe, daß ein Brief in Mailand mit dem Gotthordzug 12.30 Uhr beſtimmt mitkommen wird, wenn das Gefach„Chiaſſo“ auf der Hauptpoſt noch offen iſt. Selbſtverſtändlich wird von dieſen Möglichkeiten, Briefe noch im letzten Augenblick in die Lic zu bekommen, beſonders von der Geſchäftswelt reichlichſt Ge⸗ brauch gemacht. In Italien beſteht ferner bei der Tele⸗ graphenverwaltung die Einrichtung, daß der Einlieferer des Telegramms gegen die kleine Gebühr von 5 Cente⸗ ſimi(4 Pfg.) eine Quittung(„ricevuta“) verlangen kann. — In Deutſchland iſt es für das Publikum nicht leicht, zu erfahren, wie ſchwer ein Brief wiegt und wieviel Porto er koſtet. Man muß ſich in Ermangelung einer Brief⸗ wage an den Schalterbeamten wenden und oft lange Zeit vor dem Schalter warten. In Frankreich ſtehen Wagen auf den Poſtämtern, auf denen man ſofort ableſen kann, wieviel Porto der zu frankierende Brief koſtet. Solche Wagen wären auf größeren Poſtämtern in Deutſchland entſchieden von großem Nutzen für das Publikum.— Eine merkwürdige Einrichtung findet man in Dänemark. Gegen eine Gebühr von 25 Oere(28 Pfg.) kann man veranlaſſen, daß Glückwunſch⸗Telegramme dem Empfänger in einem feierlichen Umſchlag aus ſteifem Papier über⸗ reicht werden. Wag man eine Krone(1,12 Mark) daran, dann erhält der Empfänger das Glückwunſch⸗Telegramm in einer offiziellen Telegraphen⸗Mappe überreicht. Es iſt nicht zu leugnen, daß es viel gemütvoller iſt, einem lieben Anverwandten oder Freunde ſeine Gratulation ſo über⸗ reichen zu laſſen, als in der üblichen nüchternen Form des zuſammengefalteten Telegramms. Geſteeleſe — Der Hautausſchlag der Kinder iſt nur inſofern gefährlich, weil er zuweilen die Halsdrüſen er⸗ reicht, die eitern können, die Augenwimpern, die oft wäh⸗ rend langer Jahre entzündet bleiben, und endlich die Ohren, die der Herd einer hartnäckigen Eiterung werden, der zuweilen Taubheit folgte. Die alten Aerzte wollten die Krankheit nicht behandeln, weil ſie ihre Rückwirkung auf andere Organe befürchteten, ſie flößten dieſe An⸗ 1 0 ſichten der Welt ein, und viele Mütter überließen infolge⸗ deſſen die Heilungen einer Krankheit, die bedauernswerte Zufälle im Gefolge haben kann, dem Zufall der Natur. Der Hauptgrundſatz ihrer Verhandlung iſt die Reinlich⸗ keit. Man lege in Malven⸗ oder Kleienwaſſer getauchte Kompreſſen auf, gebe Abführmittel und dulde nie die ſo unangenehm ausſehende Schärfe auf der Haut, zumal ſie durch Umſchläge von Leinſamenmehl leicht abfallen, der Kopf wird abraſiert, und dauert die Krankheit an, ſo gebe man antiſkorbutiſchen Strup. Die Krankheit rührt von überſchüſſigem oder unreinem Safte her, welche durch dieſelben ausgeſtoßen werden. 15 B 99 9 Hr Seckenheim, 26. Jan. Der heutige Schweinemarkt war mit 31 Stück befahren, welche zum Preiſe von 24 bis 28 Mk. pro Paar verkauft wurden. Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim C Militär-Verein Seckenheim. Einladung. Am kommenden Fountag, den 31. d. Mts., abends ½8 Uhr feiern wir im Lokal zum„Zähringer Hof“ das Geburtstagsfest Seiner Majestät Kaiser Wilbelm II. verbunden mit theatraliſchen Aufführungen und Feſtball. Einführungen ſind nur durch Mitglieder des Vereins geſtattet. Die Kirchenparade findet am gleichen Tage, vor⸗ mittags ſtatt. Antreten 9½ Uhr im Oskal. Der Vorſtand. Pferdeverſicherungsverein Seckenheim. Heute Donnerstag, den 28. Januar, ahends 8 Ahr, findet im gadiſchen Hof unſere diesjährige Generalversammlung ſtatt, wozu wir unſere Mitglieder höfl. einladen. Der Vorſtand. Gewerbeverein Seckenheim. Am FJonntag, den 31. Jannar, nachmittags ½3 Uhr, hält der wiſſenſchaftlich gebildete Hilfsarbeiter der Handwerkskammer Mannheimer, C. Hauer fr. im Gaſthaus„zum roten Löwen“ einen Uorirag über den kleinen Befähigungsnachweis. Zu dieſem, hauptſächlich für den Handwerkerſtand überaus wichtigen Vortrag, iſt jedermann freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. Kath. Männer⸗Oerein„Centrum“ Seckenheim. Einladung. Am kommenden Bountag, 31. Januar, nach- mittags punkt 3 Uhr, findet im Lokal zum Birſch unſere diesjährige General ver ſammlung ſtatt. N Tagesordnung: 1. Bericht des Vorſtandes mit Rückblick auf das abgelaufene Vereinsjahr, Kaſſenbericht, Gründung einer Sterbekaſſe, Wahl des Geſamt⸗Vorſtandes, Vereins⸗ Angelegenheiten, 6. Verſchiedenes. a Zu dieſer außerordentlich wichtigen Generalverſamm⸗ lung wurden unter dieſem alle Mitglieder zum recht zahl⸗ reichem Beſuch freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. Turn-Verein Seckenheim. Unſere diesjährige ordentliche findet am Kamstag, den 30. d. Mts., abends 779 Uhr im Lokal zum„Zähringer Hof“ ſtatt. Tages- Ordnung: 1. Verleſen des Protokolls. 2. Jahres⸗ und Geſchäftsberichte ꝛc. 3. Beratung des Voranſchlags pro 1909. 4. Neuwahl des Turnrats. 5. Anträge des Turnrats und der Mitglieder. 6. Gauturntag. 7. Kreisturnfeſt. 8. Verſchiedenes. Wir bitten um pünktliches und vollzähliges Erſchei⸗ nen. Insbeſondere iſt eine recht rege Beteiligung unſerer paſſtwen Mitglieder erwünſcht. Der Turnrat: J. A.: Volz. WPachtuerträge per Stück 10 Pfg. empfiehlt S J. Helfrich. füher Her ſann lchs 4 k. Oeffentliche Aufforderung. Die Anmeldung zur Stammrolle betr. In Gemäßheit des§ 25 der Wehrordnung werden die Militärpflichtigen, welche bei dem Erſatzgeſchäft 1909 meldepflich⸗ tig ſind, aufgefordert, ſich zur Stammrolle anzumelden. 1. Zur Anmeldung ſind verpflichtet: a. alle Deutſchen, welche im Jahre 1909 das 20. Lebens⸗ 15 urücklegen, alſo im Jahre 1889 geboren ſind; b. alle früher geborenen Deutſchen, über deren Dienſt⸗ pflicht noch nicht endgiltig 17 Ausſchließung, Aus⸗ muſterung, Ueberweiſung zum Landſturm, zur Erſatz⸗ reſerve, oder Marine⸗Erſatzreſerve, oder durch Aus⸗ hebung für einen Truppen⸗ oder Marineteil entſchie⸗ den iſt, ſofern ſie nicht durch die Erſatzbehörden von der Anmeldung ausdrücklich entbunden oder über das Jahr 1909 hinaus zurückgeſtellt wurden. 2. Die Anmeldung erfolgt bei dem Gemeinderat desjenige Ortes, an dem der Militärpflichtige ſeinen dauernden Aufenthalt hat. Hat er keinen dauernden Aufenthalt, ſo muß die Anmeldung an dem Orte des Wohnſitzes und beim Mangel eines inländiſchen Wohnſitzes an dem Geburtsort, oder, wenn auch dieſer im Ausland liegt, an dem letzten Wohnſitz der Eltern geſchehen. 3. Iſt der Militärpflichtige von dem Orte, in dem er ſich nach Mole 2 zu melden 1 zeitig abweſend, ſo haben die Eltern, Vormünder, Lehr⸗, Brot⸗ oder Fabrikherren die Verpflichtung zur Anmeldung. i 4. Die Anmeldung hat vom 15. Januar bis 1. Jebruar zu geſchehen, ſie ſoll enthalten: Familien⸗ und Vorname des Pflichtigen, deſſen Geburtsort, Geburtsjahr und Tag, Aufenthaltsort, Religion, Gewerbe oder Stand, ſodann Name, Gewerbe oder Stand und Wohnſitz der Eltern, ſowie ob dieſe noch leben oder tot ſind. Sofern die Anmeldung nicht am Geburtsort erfolgt, iſt ein Ge⸗ burtszeugnis vorzulegen. Bei wiederholter Anmeldung müſſen die Loſungsſcheine vorgelegt werden. Wer die vorgeſchriebene Meldung unterläßt, wird mit estate bis zu 30 Mk. oder mit Haft bis zu drei Tagen eſtraft. Seckenheim, den 8. Januar 1909. Der Gemeinderat. Volz. Schmitt. Jaullelden 1 Lupus, Flechten, Hautjucken, gut⸗ u. bös⸗ artige, ſowie tuberkulöſe Geſchwüre, Gelekentzündungen cbronische Nasen-, Hals-, Bronchial- und Lungenkatarrhe. 75 Behandlung mit Röntgen- Bestrahlungen elektr. Hochfrequenzſtrömen, ſowie mit Natur⸗ und elektriſchem Lichtheilverfahren. mühe. Direktor Hoh. Schäfer kunft erteilt. Uichtheil⸗Jufitut ELEKTHRON“ nur N38, 3, Mannheim. Sprechſtunden: täglich von 9—12 und 2—9 Uhr abends. 55 Sonntags von 9—12 Uhr. Wunderbare Erfolge. Hunderte Dankſchreiben. Damenbedienung durch Frau Roſa Schäfer. Zivile Preiſe. Proſpekte gratis. Tel. 4320. Erſtes, größtes u. bedeutenſtes Inſtitut am Platze. Nohlen! Solange der Vorrat reicht, gebe ich durch Brand leicht beſchädigte Kohlen zum Preiſe von 65 Pfg. pro Centner an meinem Lager abgeholt gegen Barzahlung ab. Kohlenhandlung Fr. Dietz, Mannheim lager am fädt. Elektrizitätswerk Maunheim⸗Judſtriehafen fertige Hemden, Unterjacken, Unterhoſen, Strümpfe, Socken, Handschuhe, dagdkappen, Zipfelmũtzen eto. Stoffe zu Hemden, Schürzen, Hoſen und Anzügen. gerutr Bettbarchent, Cölſch, Deckenkattun, VBettfedern e. Wolle, Futterartikel, Kurzwaren etc. zu billigen Preiſen. 8 E. Merlilein. Neuer, extra ſtarker, nicht gebrauchter Nübenſchneider Ankaufspreis Mk. 97.—, zu Mk. 60.— ſofort zu verkaufen. H. Schow lter, Friedrichsfeld. — Das Zukunftshaus Schon zu wiederholten Malen hat Ediſon die Welt mit der Ankündigung überraſcht, daß er ſich mit der Her⸗ ſtellung von Wohnhäuſern durch Gußformen beſchäftige und daß er in dieſer einfachen und praktiſchen Erfindung die Löſung! des Wohnungsproblems' für die Zukunfts erblicke. Erſt in den letzten Tagen kam die Meldung, daß eine Firma bereits an die Ausführung des Planes gegangen ei. Von dieſem„Haus der Zukunft“, das, wenn auch nicht in ganz derſelben Form, von den praktiſchen Ameri⸗ kanern ſchon in großer Vollendung ausgeführt worden iſt, erzählt F. Baumgarten in„Ueber Land und Meer“. Ediſon will ein zweiſtöckiges Einfamilienhaus in einem Tage und für den beſcheidenen Preis von 4000 Mark aus Beton gießen. Die hohlen Formen, die aus Guß⸗ eiſen beſtehen und innen vernickelt ſind, werden nach dem Bauplatz transportiert, dort mit Schrauben und Bolzen aneinandergefügt und dann erſt aufgerichtet. In die Hohl⸗ räume wird nun die Maſſe, die aus einem Teile Zement und aus je drei Teilen Sand und zerkleinertem Stein beſteht, mit Hilfe hydrauliſcher Maſchinen von oben hin⸗ eingepumpt, bis die Formen gefüllt ſind. Inbegriffen in Form u. Guß ſind Treppen, Kamine, Badewanne, Waſch⸗ tiſche, Aufwaſchtiſche für die Küche uſw., ſo daß hier tatſächlich ein Haus„ohne Naht“ geſchaffen wird. Nach zirka acht Tagen können die Formen entfernt und nach weiteren acht Tagen, in denen die Maſſe eiſenhart ge⸗ worden iſt, kann das Haus bezogen werden. Der Preis könnte noch geringer ſein als 4000, wenn die Formen für das Modell nicht 125000 Mark koſteten und für den Bauherrn die Gefahr vorläge, daß ein beſtimmtes Modell nicht genügend viele Abnehmer findet. Wenn man bisher Beton nur beim Bau von Fabrikgebäuden, Arbeiterwohnungen, Brücken uſw. verwendet hat, ſo iſt dies aus dem Vorurteil zu erklären, daß mit dieſem Material keine architektoniſchen Effekte zu erzielen und daß Betonhäuſer feucht, dumpf und kalt wären. Nun haben aber zwei deutſch⸗amerikaniſche Architekten und ein deutſch⸗amerikaniſcher Bauherr durch einen Verſuch er⸗ wieſen, daß dieſes Vorurteil falſch iſt. Der Brauerei⸗ beſitzer Fred Pabſt hat auf einer Farm, die er an einem ſchönen Seeufer in Wisconſin beſitzt, durch die Baumeiſter Fernekes und Cramer nicht nur die für den Betrieb not⸗ wendigen Gebäude, ſondern auch ſein eigenes hochelegantes dreiſtöckiges Wohnhaus, die Wohnungen der Verwalter und des Perſonals aus Beton erbauen laſſen. Die Bau⸗ ten ſollten vor allem auch durch ihr wohlgefälliges Aeußere die Allgemeinheit zur Nachahmung beſtimmen. Schon die Abbildungen laſſen erkennen, daß den Architekten dieſe Aufgabe gelungen iſt. Außer Stahl und Eiſen iſt dabei kein anderes Material als Beton bei den geſamten Bau⸗ lichkeiten verwendet worden. Als ein ſtattlicher Wohnſitz von prächtigſter architektoniſcher Wirkung erhebt ſich vor allem das Wohnhaus des Brauerkönigs vierzig Fuß über dem Seeſpiegel. Auch die Wohnungen für das Perſonal ſind mit größter Behaglichkeit eingerichtet und mit Be⸗ quemlichkeiten aller Art verſehen. Eine unter Dach und Fach befindliche Reitbahn von 200 Fuß Länge und 75 Fuß Breite verdient beſonders hervorgehoben zu werden. Das Dach wird von einem mächtigen Stahlgerippe ge⸗ tragen und kein Pfeiler oder Pfoſten ſteht irgendwo hindernd im Wege. Gedeckt ſind die Gebäude ſämtlich mit Zementaſbeſtſchindeln. Das Wohngebäude iſt mit einem„modifizierten rauhen Zementbewurf“ geputzt, mit dem befriedigende Ergebniſſe erzielt wurden. Drei Vor⸗ züge werden dieſen Betongebäuden beſonders nachgerühmt. Erſtens ſind ſie feuerſicher, ſo daß eine Verſicherung faſt überflüſſig wird; dazu ſind ſie waſſerdicht und frei von jeglichem Ungeziefer. Außerdem ſind ſie wohl das Dauer⸗ hafteſte, was geſchaffen werden kann, und bedürfen daher geringerer Reparaturen. Schließlich ſind ſie auch bedeut⸗ end billiger als die in der üblichen Art errichteten Ge⸗ bäude; und ſie waren in dieſem Falle beſonders billig, da der Grund und Boden, auf dem ſie errichtet wurden, ſelbſt ſämtlichen für die Anlage nötigen Sand und Kies lieferte,, N ö 8 . 4* 25 4 Sämtliche Winter⸗Artikel mpfiehlt E. Werber. Bel Baarzahlung grüne Rabatimarken. Hbgabe und Einlüsnng der Bücher. Liedertafel geckenheim. Samstag, den 30. Jan, abends punkt halb 9 Uhr Runststrasse am Paradeplatz. Aussteuer⸗ Alike! nur erste, erprobte Fabrikate zu billigsten Tagespreisen. Bettbarchent, Drill, Damast, Leinwand Halbleinen, Elsässer Tücher, Flockpique Bettkölsch, bedruckte Cretonne und Satin Bettfedern und Daunen, Betten Eiserne und metall⸗Bettstellen Tischzeug und Serofetten Kaffe- und Teegedecke Damen⸗Waäsche Damen⸗Taghemden, Dachthemden Beinkleider, Bachtlacken, Unterröcke Anstandsröcke, Frislenacken männer⸗, Frauen- und Rinder⸗Wäsche Anfertigung ganzer, Aussteuern. Singprobe. Um vollzähliges, pünktliches Erſcheinen bittet Der Vorſtand. Schöne Wohnung Handtücher am Stück und abgepasst Unterraillen g e und In. Frotilerwäsche, Taschentücher 5 ehör ſofort zu vermieten. Wischtücher, Rouleaux u. Rouleaustofte Dormal-Wäsche e eee Gardinen aller Art, Tischdecken— Wollene Schlafdecken, Steppdecken Farbige Wohnung (Hinterhaus) 2 Zimmer und Küche an ruhige Leute zu E. Werber. vermieten