ink Dienstag nicht vom Platz. Verhandlungen herüber und hinüber, ein Wuſt von ſich widerſprechenden und phan⸗ Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. rkei. Die Ereigniſſe in und vor Konſtantinopel rücken ſeit —. Die Gegenrevolution in der Tü kaſtiſchen Nachrichten und im weſentlichen keine genaue zuverläſſige Schilderung der tatſächlichen Vorgänge— das iſt die Signatur der gegenwärtigen Lage. Hinſicht⸗ lich der Wiedergabe der eingelaufenen Meldungen iſt daher Zurückhaltung geboten. Beachtenswert ſcheinen folgende Nachrichten: 7 7 ,. 7 77 e e i, l Sultan Abdul Hatnid d Mrkei * prinz Nehemed feschad, der turkische fronfolger In Komiteekreiſen wird behauptet, daß alle Bedin⸗ 5 i hübſch; aungen des Komitees in Konſtantinopel angenommen worden ſeien. Der jungtürkiſche„Tanin“ ſoll von morgen ab wieder erſcheinen., Eskiſchehir an der anatoliſchen Bahn iſt von Truppen des 3. Korps beſetzt worden, die über Smyrna ange⸗ mmen waren, um jede Hilfeleiſtung für das abſolute Regime aus Aſien zu verhindern und wenn nötig, auf nſtantinopel zu marſchieren. Das Bild und die Stim⸗ mung der Hauptſtadt wechſelt ſtündlich. Beim Pildizpalaſte lind etwa 2000 Mann Truppen in feldmarſchmäßiger Aus⸗ rüſtung verſammelt. Offiziere halten Anſprachen, und die Soldaten antworten mit lauten Rufen. In der letzten Nacht ſind bedeutende Verſtärkungen aus Adrianopel für die Komiteetruppen angekommen, die jetzt 36 Bataillone, 72 Geſchütze und 15 Schwadronen ohne die Freiwilligen⸗ ufen zählen. Die Haltung der Beſatzung einiger Kriegsſchiffe iſt noch nicht ganz aufgeklärt. Vorgeſtern ſoll die Beſatzung Panzerkreuzers„Meſſudije“ vor dem Yildiz demon⸗ ert und verſprochen haben, ſich für den Sultan zu Erkämpftes Glück. 7255 Roman von H. Deutſchmann. 0(Fortſetzung.) Machdruck verboten. „Im Grund genommen,“ begann Hein wiederum,„kann es dir ja egal ſein. Ein glänzendes Zeugnis wird der junge von Stauffen nicht erhalten.“ „Warum muß Kläre Martin gerade mit beiden Händen zugreifen, wenn es ſich um einen ſolch verlotterten Geſellen, wie der von Stauffen iſt, handelte“ Hein antwortete nicht ſofort, ſondern blickte auf ſeinen Freund, der aber ſeinem Blick auszuweichen ſuchte. Halb vor ſich hinmurmelnd, aber doch ſo laut. daß Smiles jedes ort verſtehen ſollte, ſagte er dann:„Kläre Martin? Kläre? oher der nur dieſen Namen weiß? Kläre?“ Dieſer Geſprächsrichtung ſuchte Smiles mit Abſicht aus⸗ daweichen; er ſah oſtentativ die Straße hinunter und ſagte —— mit gezwungener Gleichgültigkeit:„Wir dürfen nichts ergeſſen. Theo von Stauffen darf unbemerkt nicht das Haus verlaſſen oder betreten.“ „Gewiß!“ nickte Hein, der durch das Benehmen ſeines e. Es folgte nun eine Pauſe. unbeabſichtigt fragte dann Hein:„Iſt ſie ſchöne“ .. Smiles ſchien ſich anders zu be⸗ „Wen 1 80 ine voll 9 Mitten im Worte brach er ab und fragte: einſt du?“ Hierbei ſah er ſeinen Freund nicht an. „Nun, Klärel“ Welche?. Mit einem mitleidigen, überlegenen Lächeln ſah Hein aaf ſeinen Freund. „Kläre Martin!“ dacht ab ſol. Du meinst die Tochter des Martin. chte wirklich nicht mehr an ſie. iſchen wie Stauffen kommt.“ 8 Woher kennſt du ſieß⸗ 5 5 ndes mehr erraten hatte, als Smiles wohl geſagt Leichthin, wie zufällig, Ich Allerdings iſt ſie ſehr Es iſt wohl ſchade, wenn ſie in die Gewalt eines Hmisblaft der Bürgermeisterämter Seckenheim, Adrianopel und Janina, erkennen auch vier Vilajets in Kleinaſien die Regierung nicht an und weiſen ihre Befehle zurück. Der Korpskommandant von Saloniki, wendete ſich an alle Korpsbereiche und hat ſie zum Anſchluß auf⸗ gefordert; bisher iſt nur von ſeiten des 4. Korpskom⸗ mandos in Erzingjan ein formeller Anſchluß erfolgt, die übrigen Kommandos ſcheinen zu ſchwanken. Der Kommandant des 3. Armeekorps iſt in Beglei⸗ tung Mukhtar Paſchas und der Kommandanten der Gen⸗ darmerie geſtern abend zur Armee vor Konſtantinopel abgereiſt. Die hier liegenden Torpedoboote erklärten dem Marineminiſter, ſie erkennten einen ungeſetzlichen Miniſter nicht an. Eine Wendung zu Ungunſten des Sultans? Von geſtern auf heute hat die Lage wieder ein ande⸗ res Geſicht erhalten, wenn ſich die letzten Nachrichten be⸗ ſtätigen. Darnach heißt es: Kammer und Senat hielten eine gemeinſame Sitzung im Hauſe des Jacht⸗ klubs in San Stefano ab. Die Parlamentswache war von Freiwilligen der mazedoniſchen Armee gebildet, unter wel⸗ chen ſich der bekannte bulgariſche Bandenführer Panitza be⸗ fand. Den Vorſitz führte Senatspräſident Said Paſcha. Auch der frühere Knammerpräſident Achmed Riza war an⸗ weſend; er wurde lebhaft begrüßt. Unter den Deputier⸗ ten und dem zahlreichen Publikum, das ſich im Garten des Klubhauſes aufhält, herrſchte lebhafte Bewegung. Es wurde in geheimer Sitzung beſchloſſen, das Vorgehen der mazedoniſchen Armee zu legaliſieren, ſowie den von der Armee erlaſſenen beiden Proklamationen zuzuſtim⸗ men. In der heutigen geheimen Sitzung, an welcher 19 Senatoren und 120 Deputierte teilnahmen, ſtand auch ein Antrag auf Abſetzung des Sultans zur Beratung, Bei dieſer Frage erſt merkte Smiles, daß er ſchon zu viel geſagt hatte. Es war dies ſonderbar. Gerade das war ſtets ſeine Ueberlegenheit, daß er nie zu viel ſagte. Und jetzt hatte ihm ſein Freund mehr entlockt, als er je hätte eingeſtehen wollen. Die Liebe macht eben nicht nur blind. . verſuchte er auszukneifen:„Man zeigte ſie mir!“ „So! Dann wirſt du wohl auch gefunden haben, daß ſte in der Hinſicht die Tochter ihres Vaters iſt. Dieſe Art ſucht immer nur im Adel das Ideal aller Wünſchel“ „Ich glaube nicht, daß Kläre Martin ebenſo denkt!“ „Höre auf. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Man kann nicht wiſſen, ob nicht ſie ſelbſt den Vater zu dieſem Kuppelgeſchäft aufforderte. Freiin von Stauffen. Das iſt für die Tochter des Börſenfobbers ein erſehnens⸗ wertes Ziel!“ „Deine Menſchenkenntnis kann ſich auch irren!“ „Bei ſolcher Sorte nie!“ „Gerade bei dieſer Sorte, wie du es nennſtl“ „Glaube ich nicht!“ Hein hatte mit großer Gleichgültigkeit geantwortet und ſchlürfte den Kaffee ein, wobei er aber ſeinen Freund un⸗ ausgeſetzt beobachtete. „Ich aber weiß, daß Kläre Martin gerade von dieſem Stauffen befreit ſein will, entgegen dem Willen ihres Vaters!“ N „Woher weißt du das?? Smiles ſah ein, daß er ſich ſchon wiederum hatte ver⸗ leiten laſſen, mehr zu verraten, als in feinem Willen lag. Da er aber nun ſo viel geſagt hatte, ſo erzählte er jetzt dei Freunde das Begebnis auf ſeinem Bureau. Als er hiebei von Kläre Martin erzählte, da gebrauchte er lei⸗ denſchaftliche Worte, er geriet für ſie und für ihren Auf⸗ trag in eine wärmere Begeiſterung, als es notwendig ge⸗ weſen wäre. Für Hein, der nun ſeinen Freund ſchon ſeit Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. FJernſprechanſchluß Nr. 16. Der Miniſterrat beratſchlagt über die. den Bedingungen der Anmarſcharmee: 1) Alle an den letzten Vorgängen Schuldigen werden beſtraft; 2) die Konſtantinopeler Garniſon in ihrem überwiegen⸗ den Teil wird entfernt; 3) die 3 Salonikier Jägerba⸗ tafllone werden wegen verräteriſcher Haltung entwaffnet und ausgeliefert und die Mannſchaften in Mazedonien beim Chauſſeebau beſchäftigt; J über Konſtantinopel wird der Belagerungszuſtand verhängt; 5) die ſultaniſche Leib⸗ garde, die Nildizgarniſon und ve Teile der ſultan⸗ lichen Umgebung werden ausgewechſelt; 6) ein dem Par⸗ lament genehmes Kabinett wird ernannt.— Wenn dieſe Bedingungen erfüllt werden, ſollen die Truppen nicht in die Stadt einrücken, werden aber marſchbereit bleiben — Einer Konfulardepeſche zufolge, hat ſich die Bevölke⸗ rung in Damaskus und in anderen Orten unter der Ein⸗ wirkung der Zivil- und Militärbehörden beruhigt. Nach einer weiteren Depeſche wird die Zahl der Opfer im Vilajet Adana auf 15 000 geſchätzt. Die Vilajetsbehör⸗ den verlangten von dem armeniſchen Biſchof zur Recht⸗ fertigung vor Europa die Erklärung, daß die armeniſche revolutionäre Bewegung das Blutvergießen hervorgeruf habe. Sie drohen, alle Ueberlebenden zu vernichten. Die Armenier in Konſtantinopel und anderen Orten ſind ſehr geängſtigt. längerem Beſinnen: Hern. Sie wollten angeblich mit anderen nach San gegen welchen Muktar Paſcha ſprach. Im weiteren Ver⸗ e e Stefano ziehen.„Sabah, zufolge ſoll der Kommandant laufe der Sitzung beſchloß das Parlament, das ſich als Panzers„Meſſudije“ zur vorrückenden Armee be⸗ Nationalnerſammſung konſtimiorte, eine Proklamation zu . Da Als dieſer geendet hatte, antwortete Franz Hein nach „Sie muß wirklich ſehr ſchön ſein!“ „Wieſol“ i . verſtand nicht, was ſein Freund damit ſagen wollte. „Wenn du umſonſt in ihrem Intereſſe tätig biſt, nicht mal Vorſchuß verlangſt!“ „Ich muß doch den Auftrag des alten Martin aus⸗ führen!“ g „Ja ja!“ antwortete langgedehnt der Freund.„Sein Auft g wird im Intereſſe einer zweiten Perſon er⸗ ledigt!“ „Ich— ich— tue eben, was ich für recht halte!“ „Keine Ausflüchte Freund. Ich denke, wir ſind nun alt genug, um das richtige Wort zu gebrauchen!“ „Wie meinſt du das?“ 5 i „Ich denke, daß man das Motiv zu deinem Tun mit dem N. Liebe bezeichnet!“ Smiles antwortete nicht, Straße hinaus N „Jo, ja! Du biſt verliebt! Regelrecht verliebt! Ich kann dir nicht helfen und mußt du wohl ſelbſt ſehen, wie du it fertig wirſt!“ 4 Smiles tat, als hörte er die Wötte nicht Mit einem auffallenden Eifer ſagte er zu Hein:„Steh mal! Der alte von Steen ſchaut aus dem Fenſter!“ Aus einem Fenſter im zweiten Stock des gegenüber⸗ liegenden Hauſes ſah ein alter, verlebter Mann mit ariſto⸗ kratiſchem Geſichte. Sein ſpärliches Kopfhaar war weiß wie der Schnee des Winters, der Schnurrbart dunkel und in die Höhe gewirbelt. Die Haut ſeines eingefallenen Ge⸗ ſichtes mit den tief in ihren Höhlen ſteckenden Augen war runzelig und gelblich wie altes Pergament. Er trug einen Haus rock. So lehnte er am offenen Fenſter und ſah auf di⸗ Straße hinunter. „Sie haben eigentlich wenig Aehnlichkeit!“ ſondern ſah mit Eifer die Jahren kannte, war kein Zweifel mehr, Smiles war ver⸗ 4— Gortſetzung folgt.) f Deutſcher Reichstag. ö Berlin, 22. April. Zur Beratung ſteht die ſeinerzeit zurückgeſtellte Re⸗ ſolution Ablaß und Genoſſen zur zweiten Beratung des Etats des Reichsamt des Innern betreffend Abänderung des§ 11 des Zolltarifgeſetzes dahingehend, daß die Gel⸗ tungsfriſt der Einfuhrſcheine auf höchſtens drei Monate herabgeſetzt wird und daß die Geltung der Ein⸗ fuhrſcheine zur Zollentrichtung auf die Warengattung beſchränkt wird, für die bei der Ausfuhr der Einfuhr⸗ ſchein erteilt worden iſt. In Verbindung mit der Reſo⸗ lution ſteht eine Petition betreffend die Einſchränkung der Getreideaus fuhr zur Beratung. Günther⸗ Plauen(Freiſ. Vp.) begründet die Re⸗ ſolution: Die Politik der Regierung und die agrariſche Mehrheit des Reichstags iſt darauf gerichtet, das Brot⸗ getreide zu verteuern und dieſen Uebelſtand durch andere aßnahmen, wie Schiffahrtsabgaben, zu vermehren. Ein inzwiſchen eingegangener Antrag Weber(natl.) und Genoſſen verlangt, daß die Einfuhrſcheine fortan nicht mehr auf Kaffee und Petroleum ausgedehnt werden dürfen. Speck(8.): Das Einfuhrſcheinſyſtem berührt nicht nur die Landwirtſchaft, ſondern auch den Getreidehandel. Die Sache läßt ſich mit dem Antrag Ablaß und Weber nicht einfach abtun, es empfehle ſich, die Frage in der Kommiſſton ausführlich zu beraten. Graf Kanitz(konſ.) beſtreitet, daß durch das Ein⸗ fuhrſcheinſyſtem die Brotpreiſe ſo hoch ſeien. Die Brot⸗ preiſe ſind von den Bäckern in die Höhe getrieben wor⸗ den, weil ſie ungeheure Profite einſtecken wollen. SGothein(frſ. Vgg.): Seine Freunde wollen durch Beſchränkung des Einfuhrſcheinſyſtems der ungeſunden Getreideſpekulation vorbeugen. Der Antrag Weber ſei unzureichend. Staatsſekretär von Bethmann⸗Hollweg kann eine Notwendigkeit der Aufhebung der Einfuhrſcheine nicht zugeben. Die erhöhte Getreide⸗Ausfuhr ſei eine Folge der geſteigerten Getreideproduktion. Die Regierung werde Erhebungen veranſtalten und dann der Prüfung der Frage näher treten. Frhr. v. Gamp polemiſiert gegen Gothein, dem er Mangel an Verſtändnis für landwirtſchaftliche Dinge vor⸗ wirft. Stolle(Soz.) empfiehlt den Antrag Ablaß. Hierauf geht der Antrag Ablaß an die Kommiſſton. Das Haus vertagt ſich auf Freitag nachm. 2 Uhr. T.⸗O.: Erſte Leſung der Strafprozeßnovelle. Schluß halb 7 Uhr. nee Berlin, 23. April. Präſident 4 Stolberg eröffnet die Sitzung um 2½ Uhr. Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt die erſte Beratung eines Geſetzentwurfs zur Abänderung des Strafgeſetzbuchs. Der rf ſieht gegenüber dem jetzigen Rechtsſtand mildere Strafen vor für Hausfrie⸗ densbruch, Arreſtbruch, Siegelbruch, Vereitelung der 1 und für geringfügige Diebſtähle und nterſchlagungen, beſonders ſoweit ſie aus Not begangen ſind. Härter beſtraft ſollen werden: Tierquälereien, Ehr⸗ verletzungen und Mißhandlungen von Kindern und ande⸗ ven wehrloſen Perſonen, die bis her unter Umſtänden völlig ſtraflos blieben. Staatsſekretär v. Nieberding: Es handelt ſich bei der Vorlage um eine partielle Aenderung des be ſtehenden Rechts. Die Regierungen ſtehen auf dem Stand⸗ punkt, daß die Reviſion des Rechts mö lichſt beſchränkt werden muß. Die 5 ſich daher auf ein⸗ zelne Beſtimmungen auf verſchiedenſten Gebieten des Strafrechts. Die in der Preſſe erhobenen Angriffe und Kritiken an dem Entwurf ſind unberechtigt. Sollte die Kritik hier im Hauſe die gleiche ſein, ſo würden die Regie⸗ rungen mit Rückſicht darauf, daß mit der Novelle nur den Anregungen aus dem Reichstag 5 8 wird, nicht an⸗ ſtehen, gegebenenfalls die ganze Vorlage fallen zu laſſen. Die Vorſchriften unſeres Strafgeſetzbuchs zum Schutz der vermögensrechtlichen Intereſſen ſind weitgehende und ſcharſe, die den heutigen Anforderungen nicht mehr ent⸗ sprechen. Demgemäß ſoll bei gewiſſen Eigentumsvergehen eine Geldſtrafe eintreten. Die zweite Gruppe der Be⸗ ſtimmungen des Entwurfs umfaßt ſolche Geſetzesvorſchrif⸗ ten, die den Rechtsſchutz der ideellen Güter des Volkes um Gegenſtand haben, die ſogenannten Rohheitsdelikte. nſere Zeit denkt hierüber ſtrenger als frühere Generatio⸗ nen. Deshalb ſchlagen wir hier eine ſchärfere Beſtrafung der Rohheitsdelikte vor. Engelen(gtr.) meint, der Eulenburgprozeß ſei zweifellos von Einfluß auf die vorliegende Novelle ge⸗ weſen. Seine Partei ſei im allgemeinen mit dem Ent⸗ wurf einverſtanden, doch müſſen in der Kommiſſion noch Verbeſſerungen eingefügt werden. Wernicke(konſ.) begrüßt die Vorlage mit Genug⸗ tuung beſonders wegen des beſſeren Schutzes des Privat⸗ lebens. Er beantragt Verweiſung an eine beſondere Kom⸗ miſſion. Vahrenhorſt(Rp.) erklärt ſich mit dem Entwurf im weſentlichen einverſtanden. Oſann(natl.): Seine Freunde ſind mit den Grund⸗ zügen der Vorlage zufrieden, weil darin viele ihrer Wünſche berückſichtigt ſeien. Verſchiedene Verbeſſerungen ſind in der Kommiſſion noch anzuſtreben. Frohme(Soz.): Auch ſeine Partei ſei mit den vorgeſehenen Milderungen einverſtanden, ebenſo mit einer erſchärfung der Strafen für Roheitsdelikte. Roos(wirtſch. Vg.) begrüßt ebenfalls den Entwurf. Werner(wirtſch Vgg.): Die Regelung der Frage des Wahrheitsbeweiſes ſollte man bis zur allgemeinen Reviſion des Strafgeſetzbuchs zurückſtellen. N Hierauf vertagt ſich das Haus auf Samstag nach⸗ mittag 2 Uhr. Tagesordnung: Fortſetzung und Zivil⸗ brozeßnovelle. g Schluß: 6½ Uhr. 1 Das neue Weingeſetz. Die Verkündung des neuen Weingeſetzes iſt im Reichs⸗ 8 Nr. 20 vom 16. April erfolgt. Das Geſetz ſt trägt das Datum vom 7. April 1909. Die Aus⸗ führunosbeſtimmungen zu dem neuen Weingeſetz ſind noch nicht bekannt gegeben, worauf die Intereſſenten veſonders aufmerkſam gemacht werden. Erſt wenn ſolche erſcheinen, wird man einen vollen Ueberblick über die durch die neue Ceſetzgebung geſchaffene Geſamtlage erhalten. Mit der „Verkündung“ findet das neue Weingeſetz, obwohl ſolches erſt am 1. Sept. 1909 in Kraft tritt, ſeine erſte An⸗ wendung in der Praxis. 8 34 des neuen Weingeſetzes beſagt nämlich: „Dieſes Geſetz tritt am l. September 1909 in Kraft. Mit dieſem Zeitpunkt tritt das Geſetz, betr. den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken, vom 24. Mai 1901(Reichs⸗Geſetzblatt S. 175) außer Kraft. Der Verkehr mit Getränken, die bei Verkündung dieſes Geſetzes nachweislich bereits hergeſtellt waren, iſt jedoch nach den bisherigen Beſtimmungen zu beurteilen. Alle Weine, die ſomit bis zum 16. April 1909 her⸗ geſtellt bezw. verſchnitten ſind, werden, bis ſolche ver⸗ braucht ſind, alſo ohne jede Zeitgrenze, nach dem alten Geſetz beurteilt. Maßgebend für den Tag der Verkündung iſt alſo der 16. April, nicht das Datum, den das Geſetz trägt. Der 7. April bezeichnet lediglich Ort und Tag der Ausfertigung und Gegenzeichnung, iſt aber für den Anfangspunkt der Gültigkeit ohne Bedeutung. Dieſer wird laut Artikel 2 85 Wen des b 15 8 nur durch das Da⸗ m beſtimmt, an welchem das Geſetz im Reichsgeſetz⸗ blatt verkündet wird. 5. Der Herſteller hat im gegebenen Falle zu beweiſen, daß die Herſtellung bis zu dieſem Datum erfolgt iſt, ſei es durch Zeugen oder durch Büchervorlage. Weine, die nach Verkündung des Geſetzes, alſo in der Zeit vom 16. April bis 1. September, hergeſtellt, d. h. gezuckert oder verſchnitten werden, unterliegen bereits den Vorſchriften des neuen Geſetzes, inſoweit ſolche nach dem 1. Sept. in Verkehr gebracht werden. Bis dahin unterliegen ſolche ebenfalls den Beſtimmungen des jetzigen Geſetzes. Der Handel muß ſich alſo darnach einrichten, ſeinen Beſtand vom 16. April 1909 buchgemäß genau feſtzuſtellen, damit ſpäterhin nachgewieſen werden kann, daß es ſich hier um Beſtände handelt, die nach dem 190ler Geſetz noch zu be⸗ urteilen ſind. Selbſtverſtändlich beziehen ſich alle dieſe Vorſchrif⸗ ten nicht nur auf die Herſtellung, Verſchnitt* mehr, ſondern auch auf die Benennung der Weine. Was dieſe anbelangt, kann jedoch lt.„Deutſch. Weinztg.“ nicht dringend genug beſondere Vorſicht anempfohlen werden, da die Rechtſprechung in letzter Zeit eine ſehr ſtrenge t in bezug auf die Herkunftsbezeichnungen ver⸗ Man wird daher gut tun, die Etikettenfrage nach Möglichkeit auch ſchon bei den heutigen Vorräten im Sinn der neuen Geſetzgebung zu regeln. Aus Nah und Fern. geckeuheim, 22. April. Herr Oberlehrer Johann Schlötterer, dahier, der Senior der hieſigen Lehrerſchoft, trat am 20. ds. nach 53jähriger Tätigkeit in den wohlver⸗ dienten Ruheſtand. Er ſteht im 72. Lebensjahr und war 26 Jahre lang Hauptlehrer an der hieſigen Volksſchule. Seitens der Ortsſchulbehörde und der Lehrerſchaft wurde dem verdienten Herrn in den Räumen der Fried richſchule eine kleine, aber eindrucksvolle Abſchiedsfeier bereitet. Namens der Gemeinde ſprach Herr Bürgermeiſter Volz dem nun ſcheidenden Oberlehrer für ſein treues, ſegens⸗ reiches Wirken und ſeine Verdienſte um die Hebung der hieſigen Volksſchule in warmen Worten herzlichen Dank aus und überreichte ihm ein Geſchenk in Form eines Lehn⸗ ſtuhles. Der neue Oberlehrer, Herr Lorentz, rühmte das konziliante Weſen des langjährigen Kollegen in ſeiner Stel⸗ lung als Oberlehrer, worauf Herr Hauptlehrer Rick im Namen des Lehrerkollegiums ein Andenken als Abſchieds⸗ geſchenk übergab. Herr Pfarrer Pfenning dankte als Ver⸗ treter der kathol. Pfarrgemeinde, dem ſtets eifrigen Lehrer für ſein Wirken als Religionslehrer, langjähriger Organiſt und Chordirigent und verehrte ihm ein wertvolles Bild, das hl. Abendmahl nach Leonardo da Vinci, als äußeres Zeichen der Anerkennung. Tiefgerührt dankte Herr Ober⸗ lehrer Schlötterer für die Ehrungen und gab in kurzen, kernigen Worten einen Rückblick auf ſeine Tätigkeit im hieſigen Schuldienſt. Mehrſtimmige Geſänge der Schüler der oberen Klaſſen und mehrere paſſende Gedichte umrahm⸗ ten die einzelnen Anſprachen. Möge dem immer noch recht rüſtigen, verdienten Lehrer im ſchönen Heidelberg ein goldener Lebensabend beſchieden ſein. Seckenheim wied den allzeit freundlichen Mann nicht ſo leicht vergeſſen. Mannheim, 22. April. Das neue Heim für männ⸗ liche Blinde wird am 1. Juni eröffnet und dem Betrieb übergeben werden. Es bietet Raum für 30 Perſonen. () Mannheim, 23. April. Die Baukunſtausſtellung des Bundes deutſcher Architekten, Ortsgruppe Mannheim, iſt äußerſt reich beſchickt worden, ſo daß ein Beſuch der⸗ ſelben außerordentlich lohnend iſt. Das Komitee hat bielen Wünſchen entſprechend, beſchloſſen, Dauerkarten zum Preiſe für 2 Mk. auszugeben, die aber nicht über⸗ tragbar ſind. () Mannheim, 23. April. Beim Abkratzen einer Zimmerdecke in einem Schulhauſe fiel der 55 Jahre alte verheiratete Gipſer Fr. Fiſcher von Steinbach(Württ.), von einem 3½ Meter hohen Gerüſt herunter auf den Kopf, was ſeinen alsbaldigen Tod zur Folge hatte. () Schwetzingen, 23. April. Die regelmäßigen Spargelmärkte haben hier wieder begonnen. Der Markt war ſchon recht gut beſchickt, es waren zirka 2½ Zentner gebracht worden, von denen die beſſeren Sorten zu 50 bis 65 Pfg. per Pfund und die mittleren zu 30—45 Pfennig Käufer fanden. 5 () Karlsruhe, 23. April. Der„Badiſche Eiſen⸗ zahnerverband“, der gegenwärtig über 12000 Mitglieder zählt und deſſen diesjährige Generalverſammlung, wie bereits gemeldet, am 16. und 17. Mai in Eberbach a. N. ſtattfindet, hat nach dem Kaſſenbericht pro 1908 an Einnahmen 37 264.35 Mk., an Ausgaben 30 882.79 Mk., mithin einen Ueberſchuß von 6381.56 Mk zu verzeichnen, Unter den Einnahmen nehmen die Mitgliederbeiträge mit 26 290.30 Mk., unter den Ausgaben die Herſtellung und rgl. der VBerſand des in einer Auflage von 13500 Exem⸗ plaren erſcheinenden Verbandsorgans„Bad. Eiſenbahner“ mit 15 846.91 Mk., ferner die Verwaltungskoſten mit 10 617.11 Mk. die erſte Stelle ein. Das Geſamtver⸗ mögen des Verbandes hat ſich 1908 um 4285.77 Mk. vermehrt und erreichte am Jahresſchluſſe eine Höhe von 18 627.20 Mk.(einſchließlich Inventar), wovon 16 545.82 Mark angelegt waren. Die unter beſonderer Verwaltung ſtehende Sterbeunterſtützungskaſſe des Verbandes hatte am Jahresſchluſſe 359 Mitglieder. Die Einnahmen be⸗ trugen 701.20 Mk., die Ausgaben 698 Mk., das Ver⸗ mögen, welches ſich 1908 um 493.54 Mk. vermehrte 5661.61 Mk. 0 Karlsruhe, 22. April. Die Generaldtrertton der zadiſchen Staatseiſenbahnen hat nunmehr, da die Ge⸗ ſchäfte der amtlichen Auskunftsſtelle für Baden einen größeren Umfang angenommen haben, in das Inter⸗ nationale öffentliche Verkehrsbureau in Berlin, Unter den Linden 14, einen eigenen Beamten abgeordnet. Alle Intereſſenten, insbeſondere die Bade⸗, GSemeinde⸗ und Stadtverwaltungen, Vereinigungen zur Hebung des Frem⸗ denverkehrs, Sportklubs uſw. werden gebeten, Führer, Proſpekte und ſonſtiges Reklamematerial koſtenlos ent⸗ weder direkt oder durch Vermittlung des badiſchen Lan⸗ des verbandes zur Hebung des Fremdenverkehrs in Karls⸗ ruhe an die Auskunftsſtelle gelangen zu laſſen. Das Verkehrsbureau wird dadurch in Stand geſetzt, die viel⸗ ſeitigen Anfragen des Publikums möglich ſteingehend zu beantworten, ſowie die Beſtrebungen zur Hebung des Fremdenverkehrs für unſer Badenerland weſentlich zu () Leimen, 22. April. Am 19. ds. Mets. ereignete ſich hier ein gräßlicher Unglücksfall. Die Frau eines italieniſchen Arbeiters war mit dem Umarbeiten des Bo⸗ dens beſchäftigt, als plötzlich eine jedenfalls verloren gegangene Sprengpatrone ekplodierte, wobei der be⸗ dauernswerten Frau beide Hände zerriſſen wurden. Die Frau wurde ſofort in das Akademiſche Krankenhaus Heidelberg überführt, wo derſelben, ſo viel man hört, an der einen Hand drei und an der anderen Hand zwei Finger amputiert werden mußten. Da der Unfall ſich in nächſter Nähe des hieſigen Zementſteinbruchs er⸗ eignete, ſo dürfte die Sprengpatrone von dieſem Betriebe herrühren. 8 5 (Y unterharmersbach(A. Offenburg), 23. April. Der 7½ Jahre alte Sohn des Schmiedmeiſters Lehmann geriet auf noch unbekannte Weiſe unter das Waſſerrad, welches den Blasbalg, einen Amboshammer und eine Oelmühle betreibt. Das Werk ſtand infolgedeſſen plötz⸗ lich ſtill. Der Junge konnte mit vieler Mühe aus ſeiner ſchrecklichen Lage befreit werden. Er dürfte mit dem Leben davonkommen. () Donaueſchingen, 22. April. Eine neue Bahn⸗ verbindung zwiſchen Süddeutſchland und Paris, die auch für Baden von Bedeutung iſt, wird geplant. Die„M. N. N.“ ſchreiben darüber folgendes:„Als ein erfreulicher Beweis für die ſich allmählich beſſernden deutſch⸗fran⸗ zöſiſchen Beziehungen iſt es anzuſehen, daß, als in den letzten Monaten der Plan einer die Vogeſen querenden Bahn wieder aufgetaucht iſt, ein ſolcher Plan nicht nur in den zunächſt beteiligten Kreiſen des Elſaß und des Departements des Vosges, ſondern auch in der franzöſi⸗ ſchen Landes hauptſtadt, in Paris, Anhänger und Intereſ⸗ ſenten finden konnte. Es ſind verſchiedene Projekte für den Bau einer ſolchen Bahn vorgelegt worden; die meiſte Ausſicht auf Verwirklichung dürfte aber die ſchon vor 1870 in Ausſicht genommene Linie Gerardmer—Münſter beſitzen. Für dieſe Linie iſt nicht nur die Stadtverwal⸗ tung von Kolmar eingetreten, für ſie intereſſieren ſich nicht nur die ſtädtiſchen Behörden von Gerardmer, ſondern ſie würde auch die direkte Verlängerung der bereits be⸗ ſtehenden Schnellzugslinie Paris Gerardmer ſein und ſie würde ſich über Kolmar, Breiſach, Freiburg i. B., Donaueſchingen uſw. am beſten für den Anſchluß an das große ſüddeutſche Bahnnetz ausnützen laſſen. Fran zöſiſche Zeitungen haben durchaus mit Recht darauf hin⸗ gewieſen, daß hier die Möglichkeit beſteht, eine neue Ver⸗ bindung München Paris herzuſtellen, eine Verbindung, ie kürzer als die jetzige über Stuttgart Karlsruhe ſein würde.“ 5 ( ttenhöfen, 22. April. Anläßlich der letzten Kontrollverſammlung wurde hier eine ſchwere Untat bes gangen. Auf dem Bahnhofe fand man abends den 24 Jahre alten ledigen Landwirt Berthold Fallert von See⸗ bach bewußtlos in ſeinem Blute liegend Der junge Mann hatte einen tiefen Meſſerſtich in der Bruſt. Der Tüte ſoll laut„Bad. Nachr.“ ein im gleichen Alter ſtehendel Reſerviſt aus Waldulm ſein; ein Wortwechſel ſoll den Anlaß zu dieſer unſeligen Tat gegeben haben. Die Ver! letzung ſoll lebensgefährlich ſein. Lahr, 22. April. Am Mittwoch nachmittag waren hier im Gasthaus zum„Löwen“ die Vertreter der Obel badiſchen Wirtevereine verſammelt, um gegen die von der norddeutſchen Brauſteuergemeinſchaft vorgeſchlagen Kontingentierung der Biererzeugung Stellung zu nehmen Es wurde der Beſchluß gefaßt, den Reichstagsabgeord⸗ neten Oberbadens wie auch der Finanzkommiſſion des Reichstags eine Proteſtreſolution zu übergeben. i ( Freiburg, 23. April. Herr Pfarrer Karl tei der„Freib. Ztg.“ mit, daß er vor einigen Tagen ſein Stellung am Freiburger Diakoniſſenh eündigt ha ( Büchenan(A. Bruchſal), 23. pril. Bei des vorgenommenen Bürgermeiſterwahl wurde an Stelle 5 aus Geſundheitsrückſichten zurückgetretenen bisherige a Bürgermeiſter Karl Haſenfuß Landwirt Johann Zimmes mann 1 mit 76 Stimmen zum Ortsvorſtand gewählt Der Gegenkandidat, Gemeinderat Guſtav Haſenfuß, el hielt laut„Breisg. Ztg.“ 70 Stimmen. 0 ) Ueberlingen a. R., 22. April. Eine ruchlon Tat wurde kürzlich auf hieſiger Markung verübt. 15. ſteinerne Feldkreuze, welche hieſige chriſtliche Bürge leute erſtellen ließen, wurden faſt vollſtändig demi f das Bild des gekreuzigten Heilands heruntergeriſſen, die Inſchriften mit Kot beworfen und beſudelt. Entrüſtung herrſcht in der ganzen Pfarrgemeinde 7 N 8 85 11717 die deutſche Politik habe Türkiſches. Neben den tiefinnerſten, gedanklichen Widerſprüchen, die ſich im Türkentum gegen eine europäiſche Verfaſſung auflehnen, gibt es noch eine Anzahl ſo greifbarer Hemm⸗ niſſe, daß ſie ſich ſtatiſtiſch faſſen laſſen. Da iſt zunächſt der Umſtand, daß ſich in der heutigen Türkei Mohamme⸗ daner und Anders gläubige ziemlich genau die Wage halten. Das Osmanentum hat jedoch nicht das Zeug, auch nur in politiſch nebengeordneter Lage ſich wohlzufühlen. Seiner Religion, ſeiner Lebensphiloſophie ſchlägt dies ins Geſicht. Nun iſt es aber ausgeſchloſſen, daß auf Grund r Bevölkerungsverhältniſſe dem Osmanentum ein Uebergewicht bei parlamentariſchem Regime erhalten bliebe. Denn nicht nur, daß Chriſten und Juden die Moſlems ziemlich aufwiegen— unter den letzteren ſelbſt ind türkenfeindliche Elemente ſehr zahlreich enthalten, beſonders die Araber und Albaneſen. Die heutige Volks⸗ vertretung beweiſt dies ſchlagend: von 280 Deputierten ſind 143 Nichtosmanen, und zwar 70 Araber, 27 Alba⸗ neſen, 23 Griechen, 12 Armenier, 3 Serben, 4 Bulgaren, Juden; und dies trotz der taktiſchen Zerfahrenheit der Chriſten, die den Türken zugute kam. Beſteht ſonach für rein religiöſe Fragen wohl eine ſichere islamitiſche Mehr⸗ heit, ſo kann ein nationales Uebergewicht durch die 137 türkiſchen Abgeordneten doch nicht gewährleiſtet werden. Das iſt ein Moment der Schwäche der neuen Organi⸗ ſation. Das opferfreudige, aber hochmütige Eroberervolk ſieht ſich alſo die Präponderanz in öffentlichen Dingen vorenthalten durch die neuen Verhältniſſe, und ſeinem Sinn widerſtrebt ein ſolcher Gedan te. Amüſant iſt es, wie ſich die zum letzten Putſch treiben⸗ den Parteien gegenſeitig düpierten. Die liberale Union meinte in den niederen Geiſtlichen die Fäden zur Gewin⸗ kung der Truppen gewonnen zu haben; dieſe Fäden ent⸗ glitten nicht nur ihrer Hand, ſondern verſtrickten die Union ſelbſt noch in ſo peinlicher Weiſe, daß ſie nicht recht weiß, wie ihre Glieder freizubekommen. Sie hat nur die Disziplin der Soldaten gefährlich aufgelockert, die Reaktion in die Kaſernen gerufen, ſelbſt aber nichts gewonnen. Nun iſt es längſt kein Geheimnis mehr, daß die engliſche Botſchaft, die ſich einſt mit dem demon⸗ ſtrierenden jungtürkiſchen Straßenpöbel gemeingemacht tte, mit dem Jungtürkentum und ſeinen Führern ſchmollte. Seit jener Zeit, als die Herren ſich nicht ge⸗ ſſigig genug erwieſen, um engliſchen„Anregungen“ blind⸗ gs zu gehorchen. Die engliſche Diplomatie hatte darauf⸗ mit den liberalen Dezentraliſten Fühlung geſucht. Sehr komiſch wirkt der Gedanke, daß nicht nur die Union ſich eine Naſe holte bei dem Putſchverſuch, ſondern daß auch die dahinterſtehenden Inſpiratoren mit kräftigem „Goddam“ ihren Naſenſtüber quittiert haben mögen. Eine dreiſte Dummheit iſt jedoch die Ausſprengung, ihre Hand im Spiel gehabt. Deutſchland hat, wenn auch etwas ſpät, ſeine Sympathien der modernen Türkei entgegengebracht und damit viel an im erſten Augenblick eingebüßtem Terrain wiedergewon⸗ nen. Es hat kein Intereſſe, weder die auf einen gebrech⸗ lichen Greis geſetzte Sultansallmacht wiederherzuſtellen, doch die türkiſche Armee zu ruinieren. Das letztere hat nun die Auflehnung der Truppen für eine ganze Spanne Zeit hinaus fertiggebracht. Ein Heer, in dem Armeekorps gegen Armeekorps vorgeht, deſſen Soldaten ihre Offiziere ebeln oder meucheln, und in dem Offiziersparteien un⸗ tereinander konſpirieren— ein ſolches Heer iſt in ſeinem mnerſten Halt erſchüttert. Und gerade Deutſchland, das auf die türkiſche Armee als auf einen eventuellen Bundes⸗ genoſſen blicken möchte, hatte nicht das mindeſte Intereſſe ran, dieſe Armee des Haltes und guten Geiſtes zu be⸗ rauben. Wer dieſe plumpe Mär erſann, muß wirklich ſehr ſchlimm auf den Kopf gefallen und zu ernſtem Scha⸗ n gekommen ſein. 1 Neues aus aller Well. * Der neberfall auf den Geldbriefträger. Un⸗ ter dem dringenden Verdachte, den Geldbriefträger Eulen⸗ burg überfallen und beraubt zu haben, wurde ein Kauf⸗ ann aus Schöneberg verhaftet. Brückenbrand. Aus Laufenburg wird gemeldet: Die Rheinbrücke war kürzlich zum zweitenmal in Brand⸗ efahr. Auf der rechten(gedeckten) Seite der Rheinbrücke brach abermals Feuer aus, und wieder brannte es unter fer Fahrbahn Diesmal war das Feuer ſchon ziemlich lade vorgeſchritten, weil es an den dürren Flöcklingen lichte Nahrung fand. Zum Glück wurde das Feuer noch zechtzeitig entdeckt und konnte gelöſcht werden, ehe es ſpät war. Diesmal dürfte zweifellos böswillige Brand⸗ tung vorliegen, doch iſt man über die Täterſchaft noch „ Automobilunglück. Die junge Gattin eines Gggliſchen Fabrikanten und Millionärs im Vorort Choiſy von Paris wurde durch die Unvorſichtigkeit ihres Oauffeurs aus dem Automobil geworfen und von einem kraßenbahnwagen überfahren und getötet. and Bäckerrache. In einer unangenehmen Lage be⸗ in ſich vor wenigen Tagen das ſtädtiſche Krankenhaus gen orms. Seine etwa 200 Inſaſſen hatten eines mor⸗ die keine Brötchen und Backwaren, da ſämtliche Bäcker entſ ieferung verweigerten. Der Konflikt war dadurch 20 handen, daß die jährliche Lieferung in Höhe von Mk ſollte freihändig oder durch Su mif ion vergeben werden Mitel während die Innung die Beteiligung aller ihrer Hauffe er in einem regelmäßigen Turnus wünſchte. Vor⸗ oli mußte die Lieferung aufgrund des§ 188 des heſſ. lieſerviſtrafgeſetzbuches, wonach Bäcker und Metzger zu 8 verpflichtet ſind, erzwungen werden. wurden Erdſtöße. In der Richtung Freiberg⸗Dresden ein mehrere leichte Erdſtöße verſpürt. wurde deuersbrunſt. Von einer ſchweren Feuersbrunſt im Kr. wie aus Rathenow gemeldet wird, der Ort Vichel 14 Gebiſe Ruppin heimgeſucht. In kurzer Zeit brannten nieder äude, die umfangreichen Beſitzungen von 5 Bauern, in Haft ls mutmaßlicher Brandstifter wurde ein Knecht f alt genommen. Slaviſche Brüder. In Hamburg gerieten in gis ein ruſſiſcher Schloſſer und ein ſerbiſcher Maſchinenbauer in Streit, in deſſen Verlauf der Ruſſe auf den Serben ſchoß und ihn ſchwer verletzte. Darauf richtete der Ruſſe die Waffe gegen ſich ſelbſt und ver⸗ letzte ſich tödlich. Beide wurden bewußtlos ins Kranken⸗ haus gebracht.. * Raupenplage. Aus Rimes wird gemeldet, daß große Maſſen von ſchwarzen behaarten Raupen, die die jungen Knoſpen der Weinſtöcke vertilgen, in den Wein⸗ bergen von Beauvoiſin aufgetreten ſeien und daſelbſt arge Verwüſtungen angerichtet haben. * Die Niagarafälle. Die Eisſtauung bei den Nia⸗ garafällen verurſacht meilenweite Ueberſchwemmungen. Die Bevölkerung flieht. Zwei Waggons Dynamit ſind zur Sprengung des Eiſes bereit. 4 * Degradation eines ſchwarzen Paukenſchlä⸗ gers. Der Negergefreite Mambo, der ſeit längerer Zeit bei dem in Bromberg garnioſnierenden Grenadierregiment zu Pferde als Paukenſchläger fungierte, iſt infolge einer kürzlich wegen Vergehens gegen die militäriſche Disziplin erlittenen Beſtrafung degradiert worden und wird am 1. Oktober ds. Is. zur Entlaſſung kommen. Das Regi⸗ ment hat in einem anderen Neger, Erich Zigorra mit Namen, einen neuen Paukenſchläger erhalten. Z. iſt in Pommern aufgewachſen, wo er Diener bei einer Guts⸗ beſitzersfamilie war, bis er im November v. J. zum Militär eingezogen wurde. Ein Bergdorf abgebrannt. Das Dorf Saviore im Camonicatale iſt, wie aus Bozen berichtet wird, gänz⸗ lich niedergebrannt. Es entſtand eine furchtbare Panik. Nur dem energiſchen Eingreifen der Karabinieri war es zu verdanken, daß nicht zahlreiche Einwohner ver⸗ brannten. Zum Löſchen kam man gar nicht. Die höl⸗ zernen Häuſer entzündeten ſich ſprungweiſe mit großer Schnelligkeit. Viel Vieh iſt zu Grunde gegangen. Vermiſchtes. Ein ſchlafender Taucher. Aus London wird folgende drollige Geſchichte berichtet, die ſich jüngſt in der engliſchen Kriegsmarine zugetragen hat. Ein Taucher war nach unten geſandt, um die Schraubenflügel des be⸗ kannten Kriegsſchiffes„Dreadnought“ von den ange⸗ wachſenen Waſſerpflanzen zu befreien und zu reinigen. Er war ſchon eine ganze Zeit unten geweſen, hatte aber noch kein Lebenszeichen von ſich gegeben. Alles Tele⸗ phonieren und Signaliſieren mittels Leine war vergeblich. Es kam keine Antwort. Dagegen arbeitete die Luftpumpe regelmäßig, ſo daß man oben nicht wußte, was man davon denken ſollte. Als dann aber eine Bürſte und ein anderes Werkzeug in die Höhe kam, wurde ein zweiter Taucher in die Tiefe hinabgelaſſen. Dieſer war kaum unten angelangt, als er auch ſchon dem wachthabenden Offizier die beruhigende Nachricht nach oben telephonieren konnte, daß ſein Kollege munter und guter Dinge ſei und nur etwas geſchlafen habe. Der Mann hatte erſt ſeine Arbeit vollendet und ſich dann auf einen der rieſigen Schraubenflügel geſetzt, wo er, von der Anſtrengung er⸗ müdet, eingenickt war. So hatte er eine ganze Weile feſt geſchlafen, während der Schein ſeiner elektriſchen Lampe den einen Fiſch nach dem andern anzog, die den Schlummernden munter plätſchernd umkreiſten. Der Offi⸗ zier, den dieſer eigenartige Fall im höchſten Grade be⸗ luſtigte, ſah von einer Beſtrafung des Schläfers ab. So⸗ mit kam der müde Taucher mit einem nicht zu ſtrengen Verweis ab. 1 5 „ Der enttäuſchte Erbprinz. Ein niedliches Hi⸗ ſtörchen, das den Vorzug hat, wahr zu ſein, wird aus einer mitteldeutſchen Großſtadt mitgeteilt. Lebte da in einer ſüddeutſchen Reſidenz ein Erbprinz, blutjung und lebensluſtig; er hatte die Leute viel von einem amit⸗ ſanten, aber frivolen Stücke reden hören, das in allen größeren Theaterſtädten Repertoireſtück war, an einem Hoftheater aber natürlich nicht gegeben werden konnte. Nun lag aber nur eine kurze Bahnſtrecke von der Reſidenz entfernt eine große Theaterſtadt, deren Hauptbühne ſich des erfolgreichen Schlagers ſkrupellos angenommen und alle ſonſtigen„Maximen“ unbekümmert über Bord ge⸗ worfen hatte. Was war einfacher, als inkognito hinüber zu fahren und ſich einmal einen luſtigen Abend zu machen? Gedacht— getan. Der junge Fürſtenſohn benutzte die nächſte Gelegenheit und kniff aus, um ſich das verbotene Stück anzuſehen. Aber bei Hofe kann ſo leicht nichts ge⸗ ſchehen, ohne daß es bemerkt wird. So hatte denn irgend ein freiwilliger Sittenwächter auch von der Reiſe des Thronfolgers Wind bekommen und nichts eiligeres zu tun gehabt, als den befreundeten Theaterintendanten der Nach⸗ barſtadt drahtlich zu benachrichtigen, welch hoher Beſuch am Abend ſein Theater beehren wolle. Bleicher Schreck fuhr dem Intendanten in die Glieder, denn er war ein Mann, der höfiſchen Brauch kannte und darum bei Hofe wohlgelitten war. Aber er faßte ſich und kam ſchnell zu einem befreienden Entſchluß.... Und da der junge Erb⸗ prinz, voll froher Erwartung aus dem Zuge ſtieg, harrte ſeiner eine Ueberraſchung, denn als er ſich an der nächſten Anſchlagſäule über den Beginn der Vorſtellung orien⸗ tieren wollte, ſtarrte ſein Blick auf einen grünen Zettel, der beſagte, daß„plötzlich eingetretener Hinderniſſe halber“ eine Repertoireänderung nötig geworden ſei und ſtatt der„Dame bei Maxim“ am Abend im Schauſpielhauſe —.„Nathan der Weiſe“! gegeben werde... Der Erb⸗ prinz ſoll bereits den nächſten Zug zur Heimreiſe be⸗ nützt haben. Handel und Verkehr. () Getreidewochenbericht.(Vom 6.—19. April 1909.) Angeregt durch das amerikaniſche Beiſpiel hat die Aufwärtsbewegung der Weizenpreiſe während der letzten 14 Tage auch an den europäiſchen Märketn ſehr energiſche Fortſchritte gemacht. Die ungünſtige Beur⸗ teilung des amerikaniſchen Saatenſtandes ſeitens des Waſhingtoner Ackerbaubureaus hat der Hauſſepartei neue Freunde zugeführt und es ſcheint, daß Mr. Patten, der amerikaniſche Weizenkönig, ſeine Operationen auf den Julitermin ausgedehnt hat. Der Eindruck der amerika⸗ niſchen Preisſteigerungen auf die europäiſchen Märkte war um ſo ſtärker, als die argentiniſchen Verſchiffungen von Woche zu Woche kleiner werden und damit oie Frage, wie der zweifellos ſehr ſtarke Importbedarf Europas bis zur nächſten Ernte gedeckt werden ſoll, in den Vorder⸗ grund gerückt erſcheint. Ueberall hat man in Erwartung billigerer Preiſe nur das Nötigſte vom Auslande ge⸗ kauft und die eigene Produktion um ſo ſtärker in An⸗ ſpruch genommen. Die Folge davon iſt, daß nicht nur die Handelsbeſtände allgemein ſehr gering ſind, ſondern daß auch die Vorräte der Landwirtſchaft ſtark reduziert zum Teil ſogar völlig aufgebraucht ſind. Aus dieſem Grunde müſſen hinſichtlich der weiteren Verſorgung mehr als bisher die hohen Preiſe des Auslandes in Betracht gezogen werden, aber trotz der ſtarken Anſpannung, die zuletzt auch in Berlin ſtattgefunden hat, iſt es noch nicht gelungen, die Diſparität zwiſchen In⸗ und Auslands⸗ preiſen zu überwinden. Ausländiſcher Weizen iſt augen⸗ blicklich unter 200 Mk. frei Küſte nicht zu beſchaffen, d. i. ca. 260 Mk. frei Verlin, während Mailieferung in Berlin augenblicklich 244½ Mk. notiert. Roggen lag gleichfalls feſt, da andauernd viel Ware, zum Teil auch urſprünglich für Berlin beſtimmtes Material zum Ex⸗ port abgelenkt wird und neues Angebot infolge der jetzt eifrig betriebenen Jeldbeſtellung ziemlich knapp iſt. Trotz⸗ dem hat ſich die Differenz zwiſchen beiden Brotfrüchten noch mehr erweitert. Scharf angezogen haben in den letzten beiden Wochen die Preiſe für Hafer; namentlich hat auch das Ausland die Forderungen für diefen Ar⸗ tikel merklich erhöht. Die jetzt eintreffenden Waſſerzu⸗ fuhren beſtehen ausſchließlich aus disponierter Ware, die ſchlank in den Konſum übergeht. Der Verkehr in Gerſte und Mais war ziemlich belanglos. N Gerichtszeitung. 5 Die Eutinger Bluttat. Das Schwurgericht Karlsruhe verurteilte nach faſt eintägiger Verhandlung den 19 Jahre alten Faſſer Auguſt Redinger aus Eutingen wegen ſchweren Diebſtahls und vorſätzlicher Tötung ¹¹ 10 Jahren 8 Monaten Zuchthaus und zu 10 Jahren Ehrnverluſt. Redinger hatte am 16. Februar ds. Js. den 74 Jahre alten Altbürgermeiſter Steudle in Eutingen bei Pforzheim, nachdem er verſucht hatte, zu ſtehlen, in der Scheuer überfallen und getötet. § Beleidigung eines jüdiſchen Einjähri⸗ gen. Vor dem Kriegsgericht der 29. Diviſion in Mül⸗ hauſen wurde gegen den Rittmeiſter der 3. Eskadron des Jägerregiments Nr. 5, Grafen v. Gersdorf, verhandelt, der nach der Anklageſchrift beſchuldigt war, durch vor⸗ ſchriftswidrige Behandlung und fortgeſetzte Beleidigung den Einjährigen Max Bloch zum Selbſtmord getrieben, ferner durch verſchiedene Aeußerungen den Vater des Einjährigen, den Fabrikanten und Stadtrat Adrian Bloch, beleidigt zu haßen. Der Angeklagte war ſeit etwa 8 Wochen vom Dienſte ſuspendiert. Die Verhandlung war öffentlich. Die Auklage legt dem Rittmeister im ein⸗ zelnen zur Laſt, er habe durch antiſemitiſche Aeuße⸗ rungen wie„Judenlümmel“,„Judennaſe“, den Ein⸗ jährigen und durch Aeußerungen„Bilden Sie ſich nur nichts ein auf ihr Geld, welches der Vater erworben hat, um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen“, den Vater verletzt zu haben. Das umfangreiche Zeugenaufgebot er⸗ gab für den verſtorbenen Einjährigen in militäriſcher Beziehung ein wenig günſtiges Bild, das die militäriſch ſtrenge Behandlung zum Teil erklärlich macht und recht⸗ fertigt. Außerdem wurde feſtgeſtellt, daß die Beſtrafung mit drei Tagen Mittelarreſt, die dem Selbſtmord voraus⸗ ging, und als unmittelbares Motiv angeſehen wurde, nicht vom Angeklagten, ſondern vom Oberleutnant Engel⸗ mann verfügt wurde. Auf der anderen Seite aber wurde erwieſen, daß der Angeklagte ſich zu perſönlichen und antiſemitiſchen Gehäſſigkeiten halt⸗ nreißen laſſen. Be⸗ laſtend für ihn lautet das Zeugnis des Leutnants v. Goriſon. Dieſer gab zwar zu, daß Bloch ſehr unmili⸗ läriſch geweſen ſei, aber trotzdem glaubte er, daß der Rittmeiſter in ſeinen Ausdrücken entſchieden zu weit ge⸗ gangen ſei. Einmal habe er den Ausdruck„Judenjunge“ ee gehört. Er ſei oft über die Behandlung des Einjährigen Bloch empört geweſen. Auch der Leutnant Müller hatte den Eindruck, daß der Rittmeiſter den Einjährigen Bloch nicht leiden mochte. Das Gericht nahm nur einen einzigen Fall von Beleidigung, begangen durch den Ausdruck „Judenjunge“ oder„Judenlümmel“, als erwieſen an und verurteilte den Angeklagten zu 2 Tagen Stuben⸗ arreſt. Bezüglich der übrigen Punkte erfolgte Frei⸗ ſprechung. * Kartätſchendiebſtahl. Vor der Mainzer Straf⸗ kammer ſtanden dieſer Tage 21 Perſonen wegen Kar⸗ tätſchendieſtahls im Fort Marienborn. 16 Taglöhner und junge Burſchen hatten aus militäriſcheen Vorratshäuſern 80 Kartätſchen zu je 76 Kugeln geſtohlen. Fünf Alt⸗ händler ſind wegen Hehlerei angeklagt. Die Angeklagten wurden zu einem Monat Gefängnis bis zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt. Zwei Althändler wurden wegen Mangels an Beweiſen freigeſprochen. 2 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim Depositenkasse der Rheinischen Creditbank Neckarvorstadt, Mittelstrasse 43. Annahme von Spargeldern mit u. ohne Kündigung, Eröffnung von Scheckrechnungen, An- und Verkauf bon Wertpapleren, Annahme von Wertpapieren zur Verwahrung und Verwaltung bei unserer Centrale u. 3. w. Bekanntmachung. Erbauung einer Straßenbahnlinie von Neckarau nach Rheinau betr. Die Stadtgemeinde Mannheim hat aufgrund des 8 29 des Straßengeſetzes oom 14. Juni 1884 und des Ge⸗ ſetzes vom 23. Juni 1900 über das Genehmigungsver⸗ fahren bei Eiſenbahnanlagen um die Genehmigung zur Fortſezung der ftädtiſchen Straßenbahn von Neckarau nach Rheinau nachgeſucht. Die beabſichtigte neue Straßen⸗ bahnlinie ſchließt bei der Friedrichſtraße in Mannheim⸗ Neckarau an die beſtehende Straßenbahn an, benützt die Schwetzinger⸗Landſtraße bis zum Uebergang über die Rheintalbahn, von da ab die öſtliche Seite der ſog. In⸗ duſtrieſtraße und endigt kurz vor der Station Rheinau der Rheintalbahn. Die Bahn ſoll zunächſt eingleisig mit den erforderlichen Ausweichſtellen angelegt werden; jedoch iſt ein ſpäterer zweigleiſtger Ausbau vorgeſehen. Die auf das Unternehmen bezügliche Pläne liegen während vierzehn Tagen von dem Tage des Erſcheinens der dieſe Bekannt⸗ machung enthaltenden Nummer des Amtsverkündigungs⸗ blattes an gerechnet bei Großh. Bezirksamt Mannheim und auf dem Rathaus in Mannheim auf. Etwaige Ein⸗ ſprachen gegen das Unternehmen ſind in der genannnten Friſt bei dem Großh. Bezirksamt oder bei dem Stadtrat in Mannheim anzubringen. Karlsruhe, den 7. April 1909. Minittevium des Groß. Hauſes und der ausw. Angelegenh. Im Auftrag gez. Kühn. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis. Setkenheim, den 22. April 1909. gürgermeiſteramt: Volz. Freiw. Sanitätskolonne Seckenbelm. Sonntag, den 25. April, nachmittags 2 Ahr Uebung im Schulhaus mit Uniform. Nach der Uebung Zuſam⸗ menkunft im Lokal Zähringer Hof. Die Sanitätskolonne Neckarhauſen wird unſerer Uebung beiwohnen. Diejenige Mitglieder die noch keine Verbandmitteln haben, möchten dieſe bei unſerem Notarialverwalter Georg Volz zwiſchen 7-8 abends abholen. Der 1. Kolannenführer. J. Herdt. eu eingetroffen: Ein Poſten Druckkaffune Jommerhemdenſtoffe, Waſchſtoffe, für Bluſen und Kleider, Cattun und Wollmouslin. Ferner empfehle ich mein Lager in Barchent, Bettfedern u. Strohſäcken. Billige Preiſe. E. Merlileim. Bekanntmachung. Hamstag, den 24. April 1909, ahends 877 Uhr, veranſtaltet der Ortstuberkuloſen⸗Ausſchuß dahier im Rathausſaale einen „Lichtbildervortrag“ über die Entſtehung und Fekümpfung der Tuber⸗ unloſe. Jedermann, Damen und Herren, ſind zu dem⸗ ſelben freundlichſt eingeladen. Eintritt frei. Seckenheim, 22. April 1909. e ol z. Freiw. Feuerwehr Seckenheim. N Am Jonuntag, den 25. d. Mts. findet eine Uebung der Freiw. Feuerwehr beider Komp. ſtatt. Antreten 630 Ahr beim Spritzenhauſe. Das Kommando. Unentſchuldigtes Fehlen wird beſtraft. Gewerbeverein Seckenheim. Am Fountag, den 25. April, nachmittags 4 Uhr hält Herr Gewerbeſchulvorſtand Feuerſtein aus Wein⸗ heim im Gartenſaale zum Schwanen in Neckarau einen Vortrag über„Heimatliche Bauweiſe“. Zu dieſem, gerade für unſere Gegend ſehr wichtigen Thema laden wir unſere Mitglieder zu zahlreichem Beſuche freundlichſt ein. Der Varſtand. Sfähr. Praxis! Mannheim Sjähr. Praxis Nervenschwäche nervenzerrüttungen, schwächezustände, Blasen-u. Geschlechts- krankheiten, sowie Gicht, Rheumatismus, Ichias, muskel-⸗ schwund, Histerie, Reuralgien, Haarkrankheiten, Flechten, Beingeschwüre etc., auch alte und schwere Fälle, behandelt mit destem Erkolge ohne Berufsstörung arzneilos durch Natur⸗ u. elektr. Lichtheilverfahren giftfreie Kräuterkuren und Erektheraphie. Zune men, Direktor Hch. Schäfer kunft erteilt gichtheil⸗Zuſtitut Elektron nur u 3, 3, Mheim. Sprechſtunden: täglich von 9—12 und 2—9 Uhr abends. Sonntags von 9—12 Uhr. 5. 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