CCT auf dieſen Vorgang nicht verlaſſen; denn mit der ſteigenden U N Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. FJürſt Bülow hat einmal die polniſche Frage bei uns im das Gleichnis vom Haſen und Karnickel gekleidet: die karnickel vermehren ſich ſtärker, wehe den Haſen, wenn ſie ſich nicht vorſehen. Das minder kultivierte Volk hat den gen der größeren Fruchtbarkeit. Auch von Oeſterreich her hört man oft das Wort von der„ſlawiſchen Woge“, die das Deutſchtum zu verſchlingen droht; man denkt an die primitiven Völker, die ſich einſt durch ihren ſtarken Bevölkerungszuwachs gezwungen ſahen, neue Wohnſitze zu ſuchen— Völkerwandung und Hunnenſturm. Einſt gehörten wir auch zu dieſen Jungen, heute ſuchen wir üngſtlich im Bilde unſeres Volkes nach Runzeln des Alters. Betrachtet man die Ergebniſſe der Volkszählungen in eſterreich, ſo findet dieſe Befürchtung eigentlich keinen zahlenmäßigen Ausdruck; zwiſchen den Zählungen der Jahre 1880 und 1900 läßt ſich ein verhältnismäßiger Rückgang des deutſchen Elements nicht feſtſtellen; ja, wenn man nur die öſterreichiſchen Stammländer in Betracht zieht, ſo hat ſogar eine geringe verhältnismäßige Zunahme er deutſchen ſtattgefunden. Dieſe Tatſache überhebt aber keineswegs der Sorge; denn auch in dieſer Periode hat immer noch eine Eindeutſchung von tſchechiſchen Einwan⸗ derern in Wien und dem deutſchen Induſtriegebiet Böh⸗ mens ſtattgefunden. Auf die Dauer kann man ſich aber nationalen Agitation und der fortſchreitenden Organi⸗ lation dieſer Minoritäten wird auch deren Eindeutſchung immer ſchwieriger. Den Kernpunkt der Frage bildet doch Fruchtbarkeit der beiden Völker. Da führte nun eine uterſuchung, die der Wiener Nationalökonom Dr. Hai⸗ niſch Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts vornahm, zu recht trübe ſtimmenden Ergebniſſen. Er ſeellte feſt, daß in den Jahren 1880 bis 1883 der jähr⸗ iche Geburtenüberſchuß bei den Deutſchen 5 v. T., bei Tſchechen aber 10 v. H. betrug. Beſonders niedrig rar der Geburtenüberſchuß in den öſterreichiſchen Alpen⸗ ländern, in denen der Kern der deutſchen Bevölkerung list; in Salzburg betrug er nur 2,12 v. T., im deutſchen Teile Steiermarks 3,11, in Deutſch⸗Tirol gar nur 0,31. In der Tat war auch in der Periode von 1880 bis 1890 Bevölkerungszunahme dieſer Provinzen weit hinter dem Durchſchnitt der Volksvermehrung in ganz Oeſterreich zurückgeblieben. Die Urſache lag an einer geringeren Ge⸗ burtenhäufigkeit, ſpäterem Alter der Eheſchließung, vor aber in einer viel geringeren Ehehäufigkeit. Letz⸗ 1 hatte ihren Grund in der Agrarverfaſſung der Alpen⸗ änder; hier ſitzen die Bauern auf verhältnismäßig großen Höfen, die ſie mit einer Reihe von Knechten und Mägden Seckenheimer HNnzeiger, Iuesheimer Nmzeiger, Heckarhanser Zeiſung, Edinger Zeitung Nmtsblaff er Bürgermeisterämter Seckenheim, AMueskheim, Mecharhausen und Edingen. und Geſinde aßen aus derſelben Schüſſel. Aber die Schat⸗ tenſeite dieſer Wirtſchaft war die erzwungene Eheloſigkeit des Geſindes. Nun hat ſich Dr. Hainiſch neuerdings der Aufgabe unterzogen, nach den gleichen Methoden, die er vor 17 Jahren auf die Perieode von 1880 bis 1883 anwandte, die Bevölkerungszunahme in der Periode 1900 bis 1903 nach Nationalitäten getrennt zu unterſuchen. Ich muß es mir verſagen, auf zahlreiche intereſſante Einzelheiten der Arbeit, die demnächſt veröffentlicht werden ſoll, einzu⸗ gehen; nur das eine ſei hier hervorgehoben, daß ſich die Verhältniſſe ſehr weſentlich zugunſten der Deutſchen ver⸗ ſchoben haben. In den Alpenländern hat überall der Geburtenüberſchuß ſehr erheblich zugenommen, die Ehe⸗ häufigkeit iſt gleichfalls gewachſen. Die Geburtenzahl iſt zwar— eine Erſcheinung, die wir bei allen Kulturvölkern feſtſtellen können— zurückgegangen, aber z. B. in Böh⸗ men bei den Tſchechen in viel höherem Maß als bei den Deutſchen. So iſt denn der Geburtenüberſchuß der Deutſchen in Böhmen dem der Tſchechen faſt gleich, und ſelbſt der Geſamtdurchſchnitt für ganz Deutſch⸗Oeſterreich bleibt hinter den Tſchechen nur mehr um 2 v. T. zurück. Dabei ſtehen aber die Alpenländer erſt am Beginn einer Entwicklung, die zweifellos in gleicher Richtung fortſchrei⸗ ten wird; das deutſche Volk verfügt alſo hier noch über eine ſtarke Reſerve die künftig noch zur Geltung kommen kann. Aus dieſen Tatſachen darf man den Schluß ziehen, daß die Volkszählung von 1910 eine ſtärkere Zunahme der Deutſchen gegenüber den anderen Nationalitäten aus⸗ weiſen wird, weil die eigene Volkszunahme jetzt etwa dem Durchſchnitt der Volksvermehrung von ganz Oeſter⸗ reich entſpricht, und der Zuwachs infolge der Eindeutſchung Andersſprachiger als reiner Ueberſchuß gebucht werden kann. Alles in allem wird dadurch aber auch bewieſen, daß es ſich hier um einen kraftvollen Zweig des deut⸗ ſchen Volkes handelt, der ſich durchaus nicht auf dem ab⸗ ſteigenden Aſte befindet. Die Gegenrevolution in der Türkei. Immer noch fehlen zuverläſſige Nachrichten über das Schickſal des Sultans. Daß die Jungtürken Herren de 1Stadt ſind, ſteht außer Zweifel. Ueber die Zahl der Toten und Verwundeten ſchwanken die Meldungen noch ſehr. Die Meldung, daß der Oberkommandeur der Komiteetruppen bereits den Nildizpalaſt beſetzt habe, iſt am Sonntag als unrichtig bezeichnet worden, am Montag ſagegen liegen wieder Meldungen vor, die folgendes be⸗ ſagen: Die geſamte Beſatzung des Nlldiz hat ſich ergeben und die Waffen ausgeliefert. Torpedoboote kreuzen im Hafen, um eine Flucht des Sultans zu verhindern. Die Pforte iſt völlig ausgeſchaltet. Mahmud S chef⸗ ſewirtſchaften; das Verhältnis des Herrn zu ſeinem Ge⸗ inde batte gewiß einen vatriarchaliſchen Anſtrich: Herr ket Paſcha führt die unbeſchränkte Militärdik⸗ Erkämpftes Glück. Roman von H. Deutſchmann. 7(Fortſetzung.) Nachdruck verboten. Smiles antwortete darauf:„Sie ſind ja nicht Vater und Sohnl⸗ „Nicht? Ich glaubte dies ſtets!“ „Ack nein] Er iſt ein Onkel des Jungen!“ Der, von dem geſprochen wurde, ſah unbekümmert dem Treiben auf der Straße zu. Franz Hein wollte das eben umerbrochene Geſpräch wieder aufnehmen:„Es wäre wirk⸗ ch ſchade, wenn die ſchöne Tochter gezwungen würde, eine abgelegte Mumie als Gatten anzuerkennen. Du müßteſt dies 155 hintertreiben können. Oder noch beſſer. Erobere dir e die Tochter. Das wäre die beſte Löſung. Du liebſt och.“ „Er ſcheint jemand zu erwarten!“ dei Dieſe muß ner Schelderung nach ſehr hübſch ſein!“ Er wartet ſicher auf den Jungen!“ „Ich meine die Kläre Martin!“ Oſtentatir richtete Smiles ſeine ganze Aufmerkſamkeit 80 en alten Baron Stauffen, um den Fragen ſeines Freun⸗ auszuweichen. „Das Mädchen bekommt horrendes Vermögen mitl' „Darum iſt es mir am mwenigſten zu tun!“ „Deine bon wieder ein Geſtändnis mehr!“ lachte Hein. 0 75 Liebe iſt alſo eine ſelbſtloſe. Was wohl der alte n dazu ſagen würde.“ Do. ſieh!“ Hand miles ſchrie förmlich und wies mit der ausgeſtreckten nach dem Fenſter. Was fällt dir denn ein? ö Hast du nichts geſehens“ keundte erſt fiel es Hein auf, des totenblaß war. Mach keinen ſolchen Lärm!“ „Was iſt dir? Weshalb biſt du ſo erſchrocken?“ „Das war furchtbar!“ flüſterte Smiles mit tonloſer Stimme, aus der ein Grauen und Entſetzen herauszuhören war. Unbegreiflich dieſem ſonderbaren Benehmen gegenüber drängte er in Smiles:„Aber was haſt du denn? Du räumſt ja!“ Immer noch ſtarrte Smiles zum Fenſter hinauf, auf dem der aite von Stauffen die Straße hinunterſah. Wie ſonderbar er auf dem Fenſterſims lag. Der Körper lag lang auf dem Sims, der Kopf war ſo tief geſunken, daß der Körper faſt das Gleichgewicht zu verlieren ſchien. Dies bemerkte nun auch Hein:„Was iſt es?“ „Haft du nichts geſehen?“ fragte Smiles noch einmal und ein Grauen ſchüttelte ſeinen Körper. „Nein! Wos war es?“ „Da oben, am Fenſter!“ Smiles hauchte die Worte nur ſo hin, als fürchte er ſich laut zu ſprechen.„Da oben am Fenſter. Da war es plötzlich. Da ſah ich im Rücken des Alten einen Arm ſich erheben, da ſah ich eine Fauſt, drohend hochgehoben, ein Meſſer blitzte auf. Da ſchrie ich und in demſelben Augenblick fiel das Meſſer in den Rücken des Alten, der dann auf das Fenſterſims niederſank. Da war nun alles vorbei!“ „Du träumſt ja! Das kann ja nicht möglich ſein. Dir hat deine Phantaſie einen Poſſen geſpielt. Wer weiß, was du geſehen haſt!“ Aber Smiles ſchüttelte den Kopf: ſah das Aufblitzen!“ „Das kann die Sonne geweſen ſein, die ſich im Glaſe 8 Feuſter ſpiegelte!“ „Nein! Ich ſah die Hand!“ „Vielleicht eine Täuſchungl“ „Nein, er regt ſich nicht mehrl“ Der alte Stauſſen lag immer noch in der gleichen Regloſigkeit am Fenſter wie tot; er rührte ſich nicht. „Was ſollen wir tun?!“ Selbſt in Hein ſtiegen nun Zweifel auf, als er den „Nein, nein! Ich daß das Geſicht ſeines —.— „Gehe ſofort zur Polizeiſtation! zwei Schutzleuten ſofort eintreffen!“ herrn Inſert ionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Nabatt. Feruſprechauſchluſt Nr. 16. Eine Reihe Plünderer, die ſich die geſtrigen Kämpfe zunutze machten, um zu rauben und zu ſtehlen, wurden kurzerhand von den Truppen erſchoſſen. Ein großer Teil der Kanonen des Mldizpalaſtes ſoll dadurch unbrauchbar gemacht worden ſein, daß die Verſchlußſtücke von den Offizieren bei Beginn der Meuterei entfernt worden ſind. Freiherr Marſchall v. Bieberſtein ſpricht ſich höchſt anerkennend über die Haltung der Komiteetruppen aus, die in muſterhafter Weiſe in der ganzen Stadt für Ord⸗ nung und Sicherheit ſorgten. Von den Mitgliedern der deutſchen Kolonie iſt während des Kampfes niemand ge⸗ tötet oder verletzt worden. 5 Geſtern, Sonntag, war wieder Ruhe in der Hanpt⸗ ſtadt, über welche das Standrecht proklamiert wurde. Nach 8 Uhr abends darf ſich niemand mehr auf der Straße blicken laſſen. In der Kriegsſchule iſt ein Kriegsgericht abgehalten worden und in der Nacht wurden wahrſcheinlich bereits mehrere Füſilierungen, darunter die einiger Hodſchahs und Derwiſche, ſowie von zwei Softas vorgenommen. Der Geiſtlichkeit ſoll es gelungen ſein, im 4. Armeekorps eine reaktionäre Bewegung hervorzurufen. Nach den letzten Meldungen verloren die konſtitutio⸗ nellen Truppen ungefähr 200 Mann, die Zahl der Toten auf der gegneriſchen Seite ſchwanken zwiſchen 500 und 2000. Enver Bey, der Held des Tages, empfing einen Be⸗ richterſtatter des„Montag“ und erwiderte auf deſſen Frage, was nun mit dem Sultan geſchehe: Das geht uns Soldaten nichts an; nachdem unſere Arbeit getan iſt, hat die Regierung Unterhandlung mit ihm 2 führen. Wir ſtehen der Regierung vollſtändig zur 1. und werden allen Weiſungen folgen. Ich bin übe 8 daß in etwa 2—3 Wochen alles wieder ſeinen norm. Gang gehen wird. Geſtern vormittag erſchien bei Enver Bey der deutſche General Imhoff Paſcha und der deutſch Militärattachee Major Strempel, um ihre Glüc 2 Politiſche Rundſchan. Deutſches Reich. „Beamtenhaftpflichtgeſetz. Der henkwu über die Haftung des Reichs für ſeine Beamten beſteht aus 6 Paragraphen nebſt Begründung. In g 1 heißt es, „Wir müſſen ſofort hinüber! Ei- Verbrechen!“ Smiles warf ein Geldſtück zur Beg ung ſeiner Zech auf den Tiſch. Dann ſtürmte er die Treppe hinunter, hin⸗ ter ihm Hein. Auf der Straße rief er Hein in atemloſer Haſt zu: Ein Kommiſſär ſoll mit „Und du?“ i 8 „Ich werde mir Eingang in die Wohnung verſchafſen!“ „Gib acht, damit dir nichts paſſiert!“ „Da kannſt du unbekümmert ſein.“ Und John Smiles eilte auf die gegenüberliegende Stra⸗ ßenſeite, während Hein ſich dem Schillerplatze zu entfernte. Im Hausgang ſuchte Smiles die Hausmeiſterin des Hauſes auf. Im Rückgebäude hatte dieſe ihre Wohnung. Es war eine kleine magere Frau. „Haben Sie Nachſchlüſſel zu der Wohnung des Frei⸗ von Stauffen?“ „Aber natürlich?“ „Folgen Sie mir nach! Bei ihm iſt ein Verbrechen ge⸗ ſchehen.“ g Die Frau holte eiligſt die Schlüſſel aus ihrem Zim⸗ mer und folgte dem voraneilenden Smiles. Dieſer fragte ſie:„Iſt der junge Theo von Stauffen in der Wohnung?“ „Nein! Der iſt ſeit zwei Tagen ſchon in Homburg.“ „War er während der Zeit nie hier?“ „Nein!“ Sie ſtanden oben. Die Hausmeiſterin eilte voran und ſperrte auf. Smiles betrat als erſter die Wohnung. Nie⸗ mand war ihnen begegnet. Hatte der Mörder die Wohnung ſchon verlaſſen? Oder hielt er ſich noch in derſelben auf. Entſchloſſen ging Smiles voran auf das Zimmer zu, deſſen Fenſter auf die Straße hinaus münden mußten. Es war der Salon. Als John Simles die Türe aufftieß, da prallte er im erſten Augenblick bei dem Anblick, der ſich ſeinem Auge bot, vor Schrecken zurück; er taumelte und hielt ſich au der Türſchwelle feſt. Dann erſt wagte er, das Gemach Körper in ſolch ſeltſamer Lage am Fenſter liegen ſah. betreten. .(Jortſetzung folgt.) daß dte Perponen ves Sordatenſtandes, ausgenommen Des baheriſchen Kontingents, im Siune dieſes Geſetzes den Reichs beamten aleichſte ben. * Bon der Branntweinſtener. Die Finanzrom⸗ miſſion des Reichstags ſetzte die Beratung des Brannt⸗ weinſteuergeſetzes fort. Bei der Beratung des 8 34 Steuer⸗ veranlagung zum Kontingent werden die dazu geſtellten Anträge der Reichspartei und des Zentrums zurückge⸗ zogen. Bei der Abſtimmung wird ein Antrag des Zen⸗ trums angenommen, wonach Brennereien, die zum Luft⸗ hefeverfahren übergehen, nicht nur 2½ ſondern 2 am Kontingent gekürzt werden. Im übrigen wird die Re⸗ gierungsvorlage angenommen. Beim 8 35 entſteht eine längere Debatte über Grundſätze der Kontingentierung. Es wurde bemängelt, daß die Veranlagung des Kontin⸗ gents in Preußen nicht den Ausführungsbeſtimmungen des Bundesrats gemäß gehandhabt werde. N Ausland.. b Bulgarien. 5 * Zur Anerkennungsfrage. Großbritannien hat die Unabhängigkeit Bulgariens anerkannt. Das Kompro⸗ miß mit der Orientbahn ſcheint geſichert zu ſein. Der „Temps“ bringt eine aus Berlin datierte Meldung, nach welcher in der Frage der Orientbahnen eine Verein⸗ barung in der Weiſe getroffen worden ſei, daß von der an die Türkei bezahlten bulgariſchen Entſchädigun 40 Mill. Fr. zurückbehalten würden, welche als Bürgschaft für die Auſprüche der Intereſſenten dienen ſollen. Die genaue Ziffer werde durch eine kontradiktoriſche Prüfung, eventuell auf ſchiedsgerichtlichem Wege feſtgeſtellt werden. Oeſterreich und Deutſchland würden ſich als befriedigt erklären und die Unabhängigkeit Bulgariens anerkennen. Deutſcher Reichstag. Berlin, 24. April. Präſident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 2½ Uhr. Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär v. Nieber⸗ ding. Der Bericht der Reichs ſchuldenkommiſſion paſſiert debattelos. Sodann wird die Beratung der Strafge⸗ ſetznovelle fortgeſetzt. Müller ⸗ Meiningen(Freiſ. Vp.): Ich begrüße den Entwurf, wenn ich ihn auch nur als Notgeſetz anſehe, weil er in erſter Linie mit drakoniſchen Strafbeſtim⸗ mungen aufräumen will. Auf die Viviſektion wird die Wiſſenſchaft nicht verzichten können. Der verſtärkte Schutz der Ehre findet unſere Billigung, nur iſt der gewählte Weg nicht der richtige. Gegen die Faſſung des§ 253 (Erpreſſung) haben wir große Bedenken. Jede Forderung einer Lohnerhöhung wäre bei Androhung einer Arbeits⸗ einſtellung danach eine Erpreſſung. Wir hoffen, daß unſere Bedenken in der Kommiſſion beſeitigt werden. Faßbender(3tr.) tritt für möglichſt ausgedehnten Kinderſchutz ein, indem er Einzelfälle von Mißhandlungen ſchutzloſer Kinder anführt. Heckſcher(freiſ. Vgg.) erblickt in der Vorlage eine Konzeſſion an liberale Anſchauungen. Ein beſſerer Schutz der Kinder ſei nötig. Horm ann(freiſ. Vp.): Die Vorlage bedeutet einen kulturellen Fortſchritt. n Franck(Soz.) verlangt prophylaktiſches Vorgehen gegen die Kinderprügelei. Kirſch(Ztr.) verlangt eine andere Faſſung der Beſtimmungen über den Wahrheitsbeweis. ö Wölzl(natl.) wünſcht eine energiſche Bekämpfung der Proſtitution. Staatsſekretär v. Nieberding ſagt Prüfung dieſer Frage zu. Seyda(Pole) warnt davor, den Richtern zu viel freies Ermeſſen einzuräumen. Köhler(wirtſch. Vgg.): Die Vorſchriften über die Wahrung berechtigter Intereſſen müſſen präziſer gefaßt Die Novelle wird hierauf an die Juſtizkommiſſion verwieſen. Hierauf folgt Vertagung auf Montag 1 Uhr. Tagesordnung: Zivilprozeßnovelle. Schluß nach 5 Uhr. Deutſcher Reichstag. Berlin, 26. Ap. Präſddent Graf Stolberg eröffnet die Sitz m 1% lr. Am Bundes ratstiſch: Staatsſekretär b. N. ding. Auf der Tagesordnung ſteht die zweite Leſung der Novelle Gerichtsverfaſſungsgeſetz, zur Zi⸗ Bordnung, zum Gerichts koſtengeſetz und zur Ge⸗ bührenordnung für Rechts Waguer(konſ.) erklärt, daß feine Partei gegebenen Versprechen na ſchuſſen für die Einſchränkung des Hilfsrichterweſens ge⸗ Dr. Wit te(Ztr.): Meine Freunde ſtimmen der Vor⸗ lage im großen und ganzen zu, beſonders der Erhöhung der Kompetenzen der Amtsgerichte. Eine Hebung des Richterſtandes erhoffen wir von der Beſeitigung der ge⸗ eimen Perſonalakten. Eine Reviſion der Gebührenord⸗ nung für Rechtsanwälte halten wir für dringend erforder⸗ lich. Do ve(freiſ. Vgg.): Ich bin für eine Erhöhung des Kompetenz der Amtsgerichte. Ein Teil meiner Freunde wird der Erhöhung nicht zuſtimmen. Wir haben alle Ver⸗ anlaſſung, auf unſeren Anwaltsſtand ſtolz zu ſein. Ab laß(freiſ. Vp.) wünſcht Aufrechterhaltung der freien Advokatur. Der vorliegende Entwurf iſt eine Halb⸗ it Staatsſekretär v. Nieberding: Für die Vermeh⸗ rung der ſtändigen Richterſtellen iſt vom preußiſchen Fi⸗ nanzminiſter Fürſorge getroffen. 5 Frank⸗ Mannheim(Soz.) vermißt in der Vorlage grundlegende Reformideen. Seine Fraktion behalte ſich ihre Stellungnahme bis zur 3. Leſung vor. Baſſermann(natl.) tritt entſchieden für die freie Advokatur ein, in gleicher Weiſe Storz(füdd. Vp.) und Gültling(freiſ. Vgg.). N Hierauf wird der neue§ 28 des Gerichtsverfaſſungs⸗ geſetzes(Wertgrenze von 600 Mk. für die amtsgerichtliche Zuſtändigkeit) mit großer Mehrheit angenommen. Bei der Weiterberatung über die Kant ner für Handelsſachen wird die Regierungsvorlage wieder hergeſtellt. Die Re⸗ ſolution Grell⸗Vahrenhorſt, betr. Erſetzung des Titels „Gerichtsſchreiber“ durch Gerichtsſekretär wir) abgelehnt, ebenſo der ſozialdemokratiſche Antrag betr. Zulaſſung der Arbeiter⸗ und Gewerkſchaftsſekretäre als Prozeßver reter (Rechtskonſulenten). Hierauf erfolgt Vertagung auf Dienstag nachmittag 2 Uhr. Tagesordnung: Leſung des Bauhandwerkergeſetzes. Schluß: 6 ½ Uhr. Aus Nah und Fern. * Seckenheim, 27. April. Se. Exzellenz Herr Dr. Seitz, der derzeitige Gouverneur von Kamerun, welcher gegenwärtig einen längeren Urlaub in Europa verlebt, iſt am Saonntag nachmittag mit Gemahlin im Elternhauſe zum Beſuche ſeiner Verwandten, der Familie des Herrn Cigarrenfabrikanten Seitz, hier eingetroffen. Der Beſuch ſoll nur einige Tage dauern. Geſtern Abend wurde der Herr Gouverneur von der Gemeindeverwaltung durch Herrn Bürgermeiſter Volz und Herrn Gemeinderat Hörner begrüßt. Auch wir ſchließen uns der Begrüßung an mit dem Wunſche, daß es dem Herrn Gouverneur vergönnt ſein möge, mit erneuter Kraft zurückzukehren zu ſeinem hohen verant⸗ wortungsvollen Amte zum Segen unſerer deutſchen Kolonie und zur Ehre und zum Anſehen unſeres Vaterlandes. * ſeck enheim, 26. April. Der am Samstag Abend und Bekämpfung der Tuberkuloſe“ war ziemlich gut beſucht. Die ſehr lehrreichen Ansführungen wurden mit Lichtbildern illuſtriert und wäre es nur zu wünſchen, daß in Zukunft die beteiligten Kreiſe an derartigen Veranſtaltungen mehr Intereſſe finden würden. ( Mannheim, 24. April. Der große Schrauben⸗ dampfer„Franz Heniel 9“ wurde von dem aus dem Neckar kommenden Schraubendampfer„Mathias Stin⸗ nes 10“ angefahren und erhielt ein derartiges Leck, daß er ſofort ſank. Die Mannſchaft wurde gerettet. () Heivelberg, 24. April. Dem Vernehmen nach beabſichtigen die Freiſinnigen nunmehr auch hier und fell in beiden Wahlbezirken eigene Kandidaten aufzu⸗ tellen. () Mannheim, 24. April. In frivoler Weiſe pro⸗ vozierte der Taglöhner Jakob Ehret, ein e Herr, kürzlich einen Skandal in der Gutemannſtraße. Lediglich deshalb, weil ſich ein junger Mann namens Otto Maier weigerte, ihn noch weiter zechfrei zu halten, griff er zum Meſſer und ſtach ihn in den Oberſchenkel. Die Wunde war erheblich und nicht der Meſſerſtecher, ſondern nur der Zufall wollte es, daß der Stich nicht tödlich war. In der Verhandlung der Affäre vor dem Schöffengericht wurde feſtgeſtellt, daß der Angeklagte ſchon vier gleichgeartete Meſſeraffären auf dem Konto hat. In Rückſicht auf ſeine Roheitsſtrafen gab ihm das Schöffen⸗ 1 einen gehörigen Denkzettel in Geſtalt von 1 Jahr Monaten Gefängnis. () Heidelberg, 26. April. An der erſten Imma⸗ trikulation an der hieſigen Unlverſität wurden 226 Stu⸗ dierende inſtribiert, und zwar in der theologiſchen Fa⸗ kultät 6, in der juriſtiſchen 71, in der mediziniſchen 58, in der philoſophiſchen 57 und in der naturwiſſen⸗ ſchaftlich⸗mathematiſchen Fakultät 34. i () Karlsruhe, 26. April. Der Ausſchuß der Land⸗ wirtſchaftskammer für Tierzucht beantragte u. a. in ſei⸗ ner letzten Sitzung, daß an die Beſitzer derjenigen Zuchttiere, welche im zweiten Sommer auf eine Jung⸗ diehweide gebracht werden, von der Landwirtſchafts⸗ kammer ein Zuſchuß zu den Weidekoſten im Betrage von 10 M. gewährt werde. Ferner ſtellte der genannte Ausſchuß den Antrag, daß die Landwirtſchaftskammer für diejenigen dem badiſchen Verſicherungsverbande an⸗ gehörenden Orlsviehverſicherungsvereine, deren Umlage 2 M und mehr beträgt, 10 Pfennig der Umlage über⸗ nehme. Um auf praktiſchen Bau und zweckmäßige Ein⸗ richtung von Schweineſtällen, insbeſondere bei den klei⸗ nen Landwirten, hinzuwirken, ſollen Muſterpläne aus⸗ gearbeitet und den Landwirlen zugänglich gemacht wer⸗ den; für Landwirte, welche danach ihre Stallung in muſtergültiger Weiſe bauen oder verbeſſern und gleich⸗ zeitig ihre Zuchttlere in gutem Zuſtande halten, ſind Prämien in Ausſicht genommen. Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer wird demnächſt hierüber Be⸗ ſchluß faſſen. () Karlsruhe, 26. April. Am Freitag ſtürzte ſich die Witwe eines höheren Hoffinanzbeamten, die ſchon längere Zeit Zeichen von Gemütskrankheit zeigte, in den See des Schloßgartens. Ein junger Herr Namens Fritz Metzger erhielt von einem Kinde Kenntnis von dem Vocfall und ſprang in den See, die Frau zu ret⸗ ten. Es glückte ihm auch, dieſelbe lebend ans Ufer zu bringen. Die Unglückliche wurde alsbald ins Dia⸗ 1 gebracht, wo ſie abends unerwartet ver⸗ tarb. () Karlsruhe, 26. April. Im Muſeumsſaale da⸗ hier 5 ein Landesverein für Krüppelfürſorge ge⸗ gründet. 25. April, nachmittags ½4 Uhr, findet hier eine Maſſen⸗ verſammlung von Tabakbauern ſtatt, um zu der Tabak⸗ ſteuer Stellung zu nehmen. Zu dieſer Proteſtkundgebung ſind 82 Gemeinden eingeladen; mehrere Landtagsabgeord⸗ nete haben ihr Erſcheinen zugeſagt. Die Verſammlung findet bei ſchönem Wetter auf dem Marktplatz, bei un⸗ günſtigem Wetter in verſchiedenen größeren Sälen ſtatt. (Freiburg, 24. April. Wie der„Freib. Ztg.“ zu der Nachricht von der Kündigung des Pfarrers Karl am Diakoniſſenhaus geſchrieben wird, iſt der Termin von deſſen Dienſtaustritt noch nicht beſtimmt; jedoch ſei der⸗ ſelbe entſchloſſen, ſich bis zu ſeinem Austritte jeder öffent⸗ been ble dee„n es im Rathausſaale abgehaltene Vortrag über„Die Entſtehung () Friedrichstal, 24. April. Am Sonntag, den () Donaueſchingen, 24. Apru. Der Verband ber oberbadiſchen Zuchtgenoſſenſchaften beabſichtigte bekannt⸗ lich eine Geſellſchaftsreiſe nach Sachſen. Dieſelbe kann nun leider dieſes Jahr nicht ſtattfinden, da ſich nicht genügend Teilnehmer meldeten. Mukthar Paſcha. Der ehemalige Kommandierende des erſten türkiſchen Armeekorps, Mahmud Paſcha, der von der meuternden Soldateska verfolgt, nur durch Zufall dem Tode entging und nach Athen an Bord unſeres Levante⸗Dampfers „Bayern“ entkam, befindet ſich jetzt ſchon wieder im Anmarſch mit treugebliebenen Truppen auf Konſtanti⸗ nopel und wird, wie immer und wo immer er auch als Soldat im Felde ſtand, den Sieg an ſeine Fahne heften, oder aber als gläubiger Moslemit mit Würde zu ſterben wiſſen. Jedenfalls wird man noch von ihm hören. Mukh⸗ tar Paſcha iſt den Berlinern kein Unbekannter. Er tat vom Jahre 1888 bis 1894 als Sekondleutnant im 2. Garderegiment Dienſte und hat demnach eine viel längere Zeit, als die ſonſt von türkiſchen Offizieren in der preußiſchen Armee gebräuchliche, aktiv dem deutſchen Heere angehört, dementſprechend wurde ihm auch ſeiner⸗ zeit unter Beförderung zum Premierleutnant der Ab⸗ ſchied bewilligt, nachdem er vorher noch zum Generalſtab abkommandiert war. a Schon der Eintritt des damaligen Mahmud Gahzi Mukhtar Bey in preußiſche Heeresdienſte, wich von der üblichen Norm ab, denn er wurde dem 2. Garderegiment als Avantageur überwieſen, er hat alſo bei uns von der Pike auf gedient. Im Herbſt 1887 kam er mit einem Teil der Fähnriche jenes Jahrganges zur weiteren Ausbildung auf die Kriegsſchule nach Metz, und hier hat er mit ſeinen Kameraden Leid und Freud des Fähnrichs nach jeder Hin⸗ ſicht kennen gelernt, wie kaum ein anderer ſeiner Lands⸗ leute. Gerade dieſer Kurſus war eine Kriegsſchule in des Wortes verwegenſter Bedeutung. Dicht an der Grenze, in einer Zeit, in der die Kriegspartei jenſeits der ſchwarz⸗weiß⸗roten Pfähle ſich immer ſtärker zu regen begann, die Boulanger als ihrem kommenden Mann zu⸗ jubelte, wurde uns nichts geſchenkt. Dementſprechend war nach des Tages Laſt der Drang nach Freiheit unter uns jungen Fähnrichen begreiflicherweiſe doppelt lebhaft, und von manchem Fähnrichsſtreich damaliger Zeit erzählen ſich die Metzer Philiſter gelegentlich noch heute. Mukhtar Bey ſchloß ſich nie aus, ſtets war er gern dabei, wo es luſtig zuging, nur hatte er die wichtigſte Eigenſchaft des dürfte als einer der wenigen Unbeſtraften nach vorzüglich beſtandenem Offiziersexamen nach Berlin zu ſeinem Regi⸗ ment zurückgekehrt ſein. Dem Hörſaal F., dem allerletzten des Zötus, gehörte er an, weil ſeine damaligen Kenntniſſe in der deutſchen Sprache bei den Vorgeſetzten als„ chwach“ zeigte, wenn ſein Wiſſen für den Tag gerade„Stück⸗ werk“ war. Mukthar war nämlich in mancher Hinſicht Türke, in mancher wiederum nicht, der Genuß von Wein war ihm jedenfalls— wie er behauptete— durchaus geſtattet, und wenn er daher auch am Abend mit vor⸗ ſchriftsmäßig nach Mekka orientierten Pantoffelſpitzen auf ſeinem Gebetsteppich vor ſeinem Bett(wir lagen zu viert auf einer Stube) die vorgeſchriebenen Gebete ver⸗ richtete, bei welcher Gelegenheit er ſich auch türkiſch zu kleiden pflegte, des Franzmanns Wein trank er doch gern, und waren ſie mit der Etikette der ſeeligen Witwe Cliquot verſehen— erſt recht! Muktar hatte immer Geld,— ſogar noch am zweiten des Monats, und das wußte jeder Kellner Rin Metz und Umgegend, ſo gut wie jede Kellnerin, und da dieſe damals in der bis zum 27. Oktober 1870 jungfräu⸗ lichen Feſtung an der Moſel in der Mehrzahl waren, ſo wußten es dieſe ſogar beſſer. An Körperkräften und Ge⸗ wandtheit den meiſten von uns überlegen, galt Mukhtar als gefährlicher Gegner beim Säbelfechten und im Ba⸗ jonettieren, in dieſen Fächern, ſowie im Reiten, hatte er bereits in Konſtantinopel die beſte Schule hinter ſich. Hier zeigte ſich die ihm noch heute eigene Draufgängerluſt, die die Griechen werden ließ und ihn ſicherlich auch ſchon kürz⸗ lich zum Retter des Vaterlandes. voll treuen Leute gemacht hätte, wenn man ihm nicht in dem zum Schlage ausholenden Arm gefallen wäre. . F erhard Nwoiherr b. Wechmar „Berlin, 26. April. Aus Pera wird gemeldet: Die Thronfrage iſt jetzt bis auf nebensächliche Einzelheiten ge⸗ regelt. Der Sultan bleibt als nomineller Herrſcher, gegen deſſen abſolutiſtiſche Rückfälle folgende Garantien ge⸗ ſchaffen werden: Die Mauern des Mildiz werden geſchleiſt, Die Nildizkaſernen, in denen die 2. Diviſion mit run 20000 Mann zur unmittelbaren Verfügung des Padi⸗ ſchahs ſtand, werden niedergelegt. Der von Abdul Hamid zu einer ſtarken Feſtung ausgebaute Pildiz wird künftig nur noch eine Palaſtwache in Stärke einer Kompagnie haben, die täglich abgelöſt und der Reihe nach von allen hier garniſonierenden Regimentern geſtellt wird. Dadurch wird dem Sultan die Möglichkeit genommen, die T zu beeinfluſſen. Der Sultan hat aus eigenen den Anmarſch der Salonikier zu decken und wird ſich durch ein großartiges Geſchenk an die Nation wie verlautet⸗ 50 Mill. Pfd., des größten Teils ſeines Privatvermögen entledigen, das im Ausland angelegt iſt und nun als Grundlage für einen wirtſchaftlichen Wiederaufbau Reichs dienen ſoll. iſt das neu erbaute Militärluftſchiff um 10% Uhr empor geſtiegen. Die Führung hatte Major Sperling und Ober, ingenieur Baſenach. Der Wind war ſchwach. Um halb 12 Uhr iſt das Luftſchiff glatt gelandet Es manöbrier in einer Höhe von 150 bis 250 Meter über dem Tegeler Schießplatz. 5 „Berlin, 26, April. Aus Petersburg wird gentelde Im Gouvernement Petersburg wurde eine Mörderbaude Witwe Schaerina, verhaftet. Sie ermordeten zuerſt Ehemänner, darauf mehrere Reiſende In ihren Keller * Konſtantinopel, 26. April. Nach Angabe zukünftigen Feldherrn— Glück[Abgefaßt wurde er, ſo oft wir anderen auch daran glauben mußten, nie. Er galten, was zwar nicht ganz zutraf und ſich nur dann r G r 8 rr P en ber.. ihn in der Zwiſchenzeit zum Sieger von Lariſſa gegen Mitten „ Berlin, 26. April. Vom Tegeler Schießplaß aw ß.. beſtehend aus 20 Weibern unter Führung der 0 25 f wurde ein großes Lager geraubter Waren entdeckt. ö 7FFͤ(CCC 72 ————— n 2 E„. Minfſters des Aeußern hat auf Wunſch des Sultans 2 5 abend ein mazedoniſches Bataillon den Nildiz 8 „ Konſtantinopel, 26. April. Die Nationalver⸗ ſammlung iſt heute früh unter militäriſcher Bedeckung aus San Stefano zurückgekehrt und wird hier eine ſtreng ge⸗ heime Sitzung halten, in der ſie, wie man ſagt, die Ent⸗ ſcheidung über den Sultan treffen wird. Konſtantinopel, 26. April. Der Austauſch der Ratifikationen des öſterreich-ungariſch⸗türkiſchen Entente⸗ protokolls hat heute vormittag ſtattgefunden. Konſtantinopel, 26. April. Das geſamte Kabi⸗ nett hat heute demiſſioniert. Die Zahl der bei den Kämp⸗ ſen Gefallenen beträgt 1140, die bereits alle beerdigt ſind. 4 8 Bauernprobleme im Lichte der Bodenreformer. „Bauernprobleme ſind Bodenprobleme“. So ſagte mit Recht Fr. Lembke, Direktor der erſten ländlichen Volkshochſchule in Albersdorf(Holſtein) auf der 19. Ge⸗ neralverſammlung des„Bundes Deutſcher Bodenrefor⸗ mer“ zu Nürnberg. Seinen bemerkenswerten Ausfüh⸗ rungen entnehmen wir folgendes: „Deutlicher noch als in der Stadt zeigt auf dem Lande der Boden ſeine Eigenart. Er iſt Grundlage menſch⸗ licher Arbeit, trägt aber zugleich zur Produktion mit bei und erzeugt eventl. die Bodenrente. Sie ſchwankt in landwirtſchaftlichen Verhältniſſen ſtändig und läßt ſich ö nicht kapitaliſieren, wenn man dem Boden auch Handelspreis gegeben hat und ihn ſo eingerichtet hat unter die Handelswaren. Er iſt aber keine Ware. Er läßt ſich nicht dem Bedarf entſprechend vermehren oder vermindern, er iſt überhaupt von der Erzeugung ausge⸗ ſchloſſen. Er iſt auch nicht umlaufsfähig wie andere Waren. e e daß heute dieſer, morgen jener Eigentümer iſt, darf wenige bevorzugte Menſchen Eigentümer 1 8 ö werden laſſen und Hunderttauſende vom Boden ablöſen. Ohne unſere Mutter Erde, die uns herbergt und nährt, in die Menſchheit undenkbar. In der Natur begründet legt die Forderung der Bodenreformer: allen die Erde. Wirtſchaft und Beſtz mögen an Formen gebunden ſein, die vergehen. Unvergäuglich iſt das Recht aller an der Erde. Dadurch, daß wir Millionen von Menſchen von der Mutter Erde rechtlich getrennt haben, iſt unſere ſo⸗ ziale Not ſo groß geworden. Von der Scholle gelöſt iſt der Bauer. In der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts iſt eine Flut von theken über die deutſche Landwirtſchaft hereinge⸗ „ ſo daß heute in vielen Gebieten alle Bauern durchſchnittlich mehr als 50 Prozent des Bodenwertes als Schulden zu tragen haben. Nicht die Landwirtschaft verlangte größere Kapitalien, ſondern das Kapital ſuchte eine ſichere Anlage und ſicherte ſich in der Rechtsform der Hypotheken ein bevorrechtigtes Miteigentum am Boden und ſeinem Ertrage, ja gar an dem Arbeitsertrage des ern. Je größer die Not, die die Verſchuldung dem Landwirt bringt, deſto leichter ſchlägt der Bauer das Erb⸗ teil der Väter fort, deſto mehr blüht das Geſchäft der zütermäkler und der Güterſchlächter. Wir müſſen aber einen ſeßhaften Bauernſtand haben. Den erhalten wir ms, wenn wir ihm den vollen Ertrag ſeiner Arbeit ſichern. Den Ertrag der Bodenrente der Geſamtheit, den einer Arbeit dem Bauern, den Ertrag der Arbeiter dem Arbeiter. Auch der e e Arbeiter iſt von der Scholle losgelöſt. Mit Beſorgnis ſehen wir gerade in bein landwirtſchaftlichen Bezirken die Kleinbetriebe unter 5 Hektar abnehmen. In 13 Jahren verloren allein 13 Landkreiſe in Schleswig⸗Holſtein gegen 9000 ſolcher Steklen. Landlos wandert der Arbeiter ab in Induſtrie und Stadt. Fremdes Volk füllt die Lücken in der Arbeit notdürftig aus, die Lücken im Volksleben nicht. Der N anderte Arbeiter aber findet das Glück ſelten, das er ſucht. Landlos findet er keine Heimat. Ein Schrei dach Land geht durch die Arbeiterſchaft in Stadt und and. Hie und dort ſetzen Bewegungen ein, um das Seh⸗ ſchne zu ſtillen. Wer zuerſt vollen Erfolg erringt, ent⸗ Heidet über die Stellung des Arbeiters und damit des waterlandes. Auf dem Lande genügt ein Häuschen allein nicht. Landwirtſchaftlicher Kleinbetrieb muß hinzukom⸗ Ern Die ſtarre Bodenverteilung muß durch einen ſtarken ſehuſchlag von Pachtland flüſſig gemacht werden, ſodaß eder Arbeiter die Ausſicht hat, kleiner Landmann zu werden. Und ſo erhalten wir wieder ſeßhafte, zukunft⸗ ud heimatfrohe Landarbeiter. Wer das Pachtland ſollte am liebſten Gemeindeland ſein. bit unſere Landgemeinde iſt losgelöſt vom Lande und terarm. Sie, die einſt als Eigentümerin weiter Flä⸗ inſti ihre Glieder ernährte, iſt heute reines Verwaltungs⸗ li. tut geworden, das von ihren armen Kindern kümmer⸗ Ne ernährt wird. Kaufen können dieſe nichts. Wo aber . 1d gewonnen wird, darf es nicht dem Privateigentum blezgeliefert werden, ſondern muß der Gemeinde ver⸗ könwen. Neuland wird man freilich nicht überall haben wir en. Die Hauptfrage wird bleiben: Wie gewinnen die Bodenrente für die Gemeinde wieder? Auf dem uns hiſtoriſcher Entwicklung iſt ſie durch die Hypothek müss verloren gegangen, durch die Hypothekenreform Boden. wir ſie wieder gewinnen. Hypothekengeſchäft iſt dp theſchäft und muß der Geſamtheit verbleiben. Das die Abekengeſchäft gehört der Geſamtheit. Durch dieſes, raus nutzung des billigen öffentlichen Kredits und des meinde ſich ergebenden Geſchäftsgewinnes kann die Ge⸗ ieder n verhältnismäßig kurzer Zeit die Bodenrente Dann gewinnen und ſo wieder leiſtungsfähig werden. iſt ſie auch imſtande, kräftige Maßregeln zu er⸗ 0 ubm, daß die Ueberſchuldung verſchwindet und ſo der Arn in den vollen Ertrag ſeiner Arbeit kommt und Zur B rbeiter auf dem Lande ein gleichmäßiger Zugang odenbenutzun geſichert wird. Ohne Hypotheken⸗ arm. 8 nreform bleiben Gemeinde, Arbeiter und Bauern bleme hne Bodenreform iſt alle Arbeit an Bauernpro⸗ halb. Ohne Bodenreform keine Agrarreform.“ —— Neues aus aller Welt. * Eunpfindlicher Verluſt. Einen empfindlichen Verluſt hat der Student Eugen W. aus der Keithſtraße in Berlin erlitten. Es iſt ihm eine Brieftaſche abhanden gekommen, die 8000 Mk. in Papiergeld und 30 Schecks enthielt. In welcher Weiſe der Student um ſein Geld gekommen iſt, konnte noch nicht aufgeklärt werden. Es wird vermutet, daß ihm die Taſche von einer„Freundin“, deren Bekanntſchaft er erſt kurz vorher gemacht hatte, ge⸗ ſtohlen worden iſt. Das Papiergeld beſtand aus ſieben Tauſend⸗ und zehn Hundertmarkſcheinen. Die Schecks lauteten auf eine recht hohe Summe. Sie ſind bereits ge⸗ ſperrt worden. f * Schiffsunglück. Der Wilſondampfer„Oxford“ ſtieß bei der Ausfahrt von Chriſtiania mit dem vom Chriſtianſund kommenden Dampfer„Edith Droebak“ zu⸗ ſammen. Letzterer ſank in 2 Minuten. Der Kapitän, ſeine Frau und 15 Mann der Beſatzung ertranken. Der erſte Steuermann, 4 Mann der Beſatzung und ein Paſſagier auf Grund geſetzt. * Automobilunfall. Ein ſchwerer Automobilun⸗ fall ereignete ſich Freitag nacht auf der Ingolſtädter Land⸗ ſtraße. Etwa 8 Kilometer von München, abends 10 Uhr, kehrte die 7. Kompagnie des Infanterie⸗Leibregiments von einer Nachtübung heim, als ihr eine Automobildroſ chke entgegenkam und mitten in die Mannſchaften hineinfuhr, zwei Soldaten ſchwer verletzte und, ohne anzuhalten, weiterjagte. Sie konnte aber in der Nähe von Schleißheim durch die Gendarmerie angehalten werden. Der Chauffeur wurde von der Stelle weg verhaftet. Das Ableben eines der verletzten Soldaten ſteht zu befürchten. Bon einem Löwen zerfleiſcht. Eine aufregende Szene ſpielte ſich in einem Varietee in Reichenberg in Böhmen ab. Dort gibt der deutſche Tierbändiger Have⸗ mann ſeit einigen Tagen mit einer Löwengruppe Vor⸗ ſtellungen. Wie aus Reichenberg gemeldet wird, wurde Havemann am Donnerstag abend während der Vorfüh⸗ rung von dem Löwen Turri überfallen, umgeworfen und durch mehrere Biſſe in den Oberſchenkel ſchwer verletzt. Es gelang dem Tierbändiger mit knapper Not, den Käfig zu verlaſſen. Unter den Zuſchauern entſtand eine unge⸗ heure Aufregung, die ſich nur langſam legte. Havemann wurde in ein Sanatorium gebracht. Der Tierbändiger wurde bereits am 16. Oktober v. Is. in Brüſſel von dem Löwen Turri angefallen, wobei ihm der linke Oberſchenkel derart zerfleiſcht wurde, daß er wochenlang das Kranken⸗ lager nicht verlaſſen konnte. Erdbeben. Am Freitag abend hörte man in Liſſa⸗ bon plötzlich ein unterirdiſches Rollen, dem eine wellen⸗ förmige Bewegung folgte. Im nächſten Augenblick er⸗ tönten überall entſetzte Hilfeſchreie, aus allen Häuſern ſtürzten ſchreckensbleiche Frauen; ſogar die Hoſpitäler leerten ſich. Durch die Exploſion von Gas entſtanden mehrere große Brände. Viele Einwohner verbrachten die Nacht auf den freien Plätzen und in den öffentlichen Gär⸗ ten. In Benavente, Salvaterre und Alverca ſind viele Häuſer eingeſtürzt. Bei der Kataſtrophe find 6 Menſcheſ 1 70 worden. Der Tajo iſt bei Santarem cs be fern getreten. Nach Benavente, das beſonders ſchwer be⸗ troffen zu ſein ſcheint, ſind Hilfsmannſchaften abgegangen, (Geheimnisvolle Liebestragödie. In den Kon⸗ torräumen eines Kaufmanns in Gröbers, der ſeinen Be⸗ rufsgeſchäften auswärts nachgeht, hielt ſich eine junge fremde Dame verborgen, deren Aufenthalt ſchließlich von den Angeſtellten des Kaufmanns entdeckt wurde. Als in deſſen Abweſenheit zur Oeffnung jener Räume ge⸗ ſchritten wurde, krachte im Innern plötzlich ein Schuß, dem bald darauf ein zweiter folgte. Man fand die Dame blutüberſtrömt als Leiche auf. Wie ermittelt wurde, war die Unbekannte aus Delitzſch nach Gröbers gekommen. Anſcheinend handelt es ſich um den tragiſchen Abſchluß eines Liebesromans. Arzt als Bankuotenufälſcher. Wegen Fälſchung öſterreichiſcher Fünfzigkronenoten wurde in Wien der Arzt Dr. Ladislaus Hoſchek, der Malarieſtudien treibt, und die Tabaktrafikinhaberin Frau Edle v. Kurz, ver⸗ haftet. Die Fälſchungen werden als glänzend gelungen bezeichnet. Familiendrama. Ein erſchütterndes Familen⸗ drama verurſachte in dem Haufe Triedelſtraße 61 zu Rixdorf große Aufregung. In ſeiner Wohnung erſchoß der 43 Jahre alte Kaſſenrendant Wilhelm König ſeine Frau Agnes, geborene Poppe, und ſeine 16 Jahre alte Tochter Hildegard. Dann jagte er ſich ſelbſt eine Kugel in den Kopf und wurde ſchwer verletzt nach dem Kranken⸗ hauſe gebracht. Der einzige Sohn des Ehepaares, der 15 Jahre alte Realſchüler Vingott König, entdeckte die furchtbare Tat, als er aus der Schule nach Hauſe kam. Das Eisgebirge des Niagara. Wie aus New⸗ hork gemeldet wird, hat das zum Brechen des Eiſes an den Niagarafällen angewandte Sprengen mit Dynamit Erfolg gehabt. Das Waſſer iſt 16 Fuß gefallen und das gewaltige Eisfeld hat ſich langſam nach dem Ontario⸗See in Bewegung geſetzt. Blutige Kämpfe. Wie aus Orenſe(Spanien) gemeldet wird, empörte ſich infolge Verlegung einer Pfarrei die Bevölkerung des Dorfes Oſera. Schutzleute griffen ein. Neun Perſonen wurden getötet und 21 Per⸗ ſonen verwundet. * Attentat. Nach einer anderweit bisher nichtbe⸗ ſtätigten Meldung der„Südſlawiſchen Korreſpondenz“ aus Bukareſt ſoll ein Irrſinniger dem deutſchen Kron⸗ prinzen, während er mit dem König in einem Automobil, die Straße paſſierte, ein Buch an den Kopf geworfen haben. Der Täter, welcher ſich Daniel Fauſtner nennt und be⸗ hauptet, Literat zu ſein, ſoll aus Deutſchland ſtammen. Er wurde verhaftet. * Antitſchechiſche Bewegung. In Markt Redt⸗ witz in Bayern iſt unter den dortigen Bauarbeitern eine heftige Bewegung gegen die in Maſſen einwandernden tſchechiſchen Arbeitern ausgebrochen. Dem Stadtmagiſt⸗ rate wurde ein an alle Hausbeſitzer und Mieter gerich⸗ wurden gerettet. Der„Oxford“ wurde an einer Inſel einer Orten macht ſich eine antitſchechiſche Bewegung bemerkbar. L l Gerichtszeitung. hatte gegen einen Redakteur geklagt, der ihr vorgeworfen hatte, daß er einen Klub von Perverſen darſtelbe und ſexuelle Perverſitäten treibe. Der Redakteur hat den Wahrheitsbeweis geliefert und iſt freigeſprochen worden. Dazu ſchreibt der Berliner„Tag“:... Mit dem Prozeß der„Neuen Damengemeinſchaft“ haben die Frauen eine Schlacht verloren. Das iſt nicht zu beſchönigen, nicht weg⸗ zuleugnen. Brennende Scham iſt in den Herzen. Die deutſche Frau, das geſamte Frauengeſchlecht fühlt ſich ent⸗ würdigt, im tiefſten Innern erſchüttert und beleidigt. Nein, ſagt uns nicht:„Dieſe Trybaden ſind keine Frauen, ſind nur armſelige, krankhaft veranlagte Weiber.“ Sagt es uns nicht, denn es iſt nicht wahr! Für die eine oder andere mag es ſtimmen— in die Heilanſtalt mit ihnen! Die anderen aber ſind die Verführten, die Opfer. Nicht die Opfer irgend eines perverſen Fräuleins Lehmann, wie Kurzſichtige meinen könnten. Sie ſind die Opfer einer ge⸗ wiſſen Literatur, jener ſchamloſen Bücher, die ſelten nur einen Mann zum Verfaſſer haben. Schamloſe Bücher? Nicht doch! Man wird verketzert, wenn man ſo etwas ſagt. Es ſind ja Romane und Betrachtungen, die in hohem An⸗ ſehen ſtehen. Sogenannte„literariſche Schöpfungen“, fiber die man ernſthaft ſpricht, deren„Dichterinnen“ man o lange preiſt, bis ſie anerkannte Größen ſind. Heute erſt rühmt ſich in einem Berliner Blatte eine Wiener Autorin dieſer„literariſchen Richtung“, daß ſie mit 18 Jahren den Roman einer Dirne geſchrieben habe„ohne mit Frauen dieſer Sphäre in Berührung gekommen zu ſein Die Literatur hat es ihnen beigebracht, hat ſie verführt unter Mithilfe der wonnengrunzenden männlichen Kri⸗ tik... Literariſch! Wenn die Schweinerei unter dieſer Flagge ſegeln darf, dann wird ſie immer und immer wieder Unheil anrichten.„Zucht und reine Minne— Wer die ſuchen will— Der ſoll kommen in unſer Land“— ſingt Walther von der Vogelweide. Der Mann iſt gründ⸗ lich unmodern geworden. Vermiſchtes. 8 otaniker, we ich ſpeziell mit Alter flan⸗ 75 befaßt, ſtelkt feſt, daß Fichten und Kiefern zu den ethuſalems unſerer Bäume gehören und ein maximum von 700 Jahren erreichen. Die Silbertanne wird höchſtens 425 Jahve alt, die Lärche 275 Jahre, die Rot⸗ buche 245, die Eſpe 210, die Birke 200, die Eſche 170, der Holunderbuſch 145, Ulme und Rüter 130 Jahre. Der Lebensnerv der Eiche beginnt bei einem Alter von Jahren abzuſterben. ö Brutus, ein Wucherer. Marcus Junius Brutus, der, nach der Tradition, aus reiner Vaterlandsliebe und lauterer Begeiſterung für die Freiheit der römiſchen Re⸗ publik ſich den Mördern ſeines Freundes und Förderers Julius Cäſar zugeſellte, war in Wahrheit ein Br erziger⸗ rückſichtsloſer Wucherer. Wie Cicero in ſeinen Briefen mit⸗ teilt, ſchoß der edle Brutus u. a. der Stadt Salamis in Zypern, durch Unterhändler, die den Namen dazu her⸗ gaben, eine größere Summe Geldes zu dem menſchen⸗ freundlichen Zinsfuße, von 48 Prozent vor. Er war noch höchſt entrüſtet, als ihn Cicero, damals Statthalter von Zypern, auf das Unſtatthafte ſeiner Forderung auf⸗ merkſam machte, und ihm vorſchlug, ſich mit dem damali⸗ gen geſetzlichen Maximum von 2 Prozent zu begnügen. 2800 Mark von Mäuſen aufgefreſſen. Es 5 noch immer„Kapitaliſten“, die es vorziehen, ihr. ſpartes wohlverwahrt in einem Strumpf auf dem Grunde einer Truhe oder im Bettſtroh oder gar unterm Dache zu verbergen, als daß ſie es einer Bank oder Sparkaſſe an⸗ vertrauen. Zu dieſen Sonderlingen ſcheint auch der Be⸗ ſitzer H. in dem oſtpreußiſchen Dorfe Dwielen gehört zu haben Als er vor einiger Zeit durch den V eines Grundſtücks in die glückliche Lage verſetzt wurde, die Summe von 2800 Mk., wie man zu ſagen pflegt, auf die hohe Kante zu legen, da ſcheint auch er den politiſchen und anderen Zeitläufen nicht recht getraut und ſich im eigenen Hauſe nach einem„Safe“ umgeſehen zu haben. Wenn ſich der improviſierte Geldſchrank auch als diebesſcher erwies, ſo war er doch anderen üblen Nachtgeiſtern nicht unerreichbar. Und ſo hatten denn die harmloſen kleinen Mäuslein, wie ſich kürzlich herausſtellte, das ganze aus Papiergeld beſtehende Vermögen radikal verzehrt. Nur ein Haufen kleiner Fetzen war übrig geblieben. Der Wert einiger deutſcher Noten im Betrage von 2000 Mk. wurde dem Betroffenen allerdings von der Reichsbank erſtattet, da mit einiger Mühe die Nummern der zerfreſſenen Scheine noch feſtgeſtellt werden konnten. Die übrigen 800 Mark, die aus ruſſiſchem Papiergeld beſtanden, muß O. jedoch wohl oder übel als Lehrgeld laſſen. e neber ein Seebeben berichtet Kapt. Groſch vom Reichspoſtdampfer * n 1 . 8 e e rundberſthrung. Da zu derſelben Zeit die Lotungen eine Waſſertieſe von 58 bis 70 Faden ergaben, war letzteres natürlich ausge- Seckenheim, 27. April. Der heutige Schweinemarkt war mit 45 Stück befahren, welche zum Preiſe von 30— 99 Mk. pro Paar verkauft wurden. Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim tetes Schreiben zugeſtellt. in dem gedroht wird, alle Häu⸗ 1 ſer, in denen tſchechiſche Arbeiter Unterkunft finden, dur Nacht anzuzünden. Auch in anderen bayeriſchen s Die„Neue Damengemeinſchaft“ in Berlin 9 1 i Bekanntmachung. Pflaſterungsarbeiten auf der Land⸗ ſtraße Nr. 170 und Verſtärkung der Gumpelsbrücke bei Weinheim betreffend. Nr. 8023 IV. Infolge der Vornahme von Walz⸗ und Pflaſterungsarbeiten ſowie der Verſtärkung der Gum⸗ pelsbrücke fallen auf Gemarkung Weinheim folgende Ver⸗ beſchränkungen nötig: Wegen Vornahme von Walzarbeiten ſind die nach⸗ benannten Straßenſtrecken jeweils von morgens 7 Uhr bis abends 7 Uhr, für jeglichen Fuhrwerksver⸗ kehr geſperrt: 1. Die Landſtraße Nr. 170 von der Gumpelsbrücke bis zur Landesgrenze vom 20. bis einſchließlich 24. April. 2. Die Gundelbachſtraße in Weinheim vom 26. bis einſchließlich 29. April, 3. Die Landſtraße Nr. 145, Weinheim— Birkenau, von der Eiſenbahnüberführung bis zur Landesgrenze, 30. April, 1., 3. und 4. Mai. Wegen Vornahme von Pflaſterarbeiten und der Ver⸗ ſtärkung der Gumpelsbrücke vom 3. bis 8. Mai ſowie vom 11. bis 15. Mai, jeweils von morgens 8 Uhr bis abends 6 Uhr für jeglichen Fuhrwerksverkehr gänzlich eſperrt. 5 Vom 8. Mai abends 6 Uhr bis 11. Mai morgens 8 Uhr iſt leichter Fuhrwerksverkehr möglich, der aber mit großer Vorſicht durchzuführen iſt. Zuwiderhandlungen werden nach§ 121 P.⸗Str.⸗G.⸗B. an Geld bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen beſtraft. Mannheim, den 17. April 1909. Groh. genirksamt IV. Dr. Bechtold. Nr. 2080. Vorſtehende Bekanntmachung wird hier⸗ mit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 24. April 1909. Bürgermeisteramt: Volz. Ratſchreiber Koch. gockenheimer Zimmerschätzen⸗Gesellschalt. Heute Dienstag Abend kein Schießen. Dagegen Dienstag, den 4. Mai 1909, abends 8 Kranzſchießen. 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