Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. Fürſt Bülow als Sozialpolitiker. In der„Sozialen Praxis“ ſchreibt ihr Herausgeber Wolter Francke über den Fürſten Bülow als Sozial⸗ itiker: Wie weit Fürſt Bülow als Reichskanzler und preuß. Miniſterpräfident perſönlich an den geſetzgeberiſchen Ak— tionen(der Sozialpolitik) beteiligt geweſen iſt, wird in vielen Fällen ſchwer feſtzuſtellen ſein. Man kann jedoch ſicher ſagen, daß er ſich zumeiſt um die Einzelheiten nicht gekümmert hat, daß Konzeption, Entwurf und Durch⸗ chrung das Verdienſt des Staatsſekretärs des Innern, vor allem des Grafen v. Pofadowsky, dann des Herrn b. Bethmann⸗Hollweg und der preußiſchen Handelsmi⸗ niſter v. Möller und Delbrück geweſen iſt. Aber bei emigen Anläſſen wiſſen wir doch beſtimmt, daß Fürſt 8 low ſelbſt die Initiative ergriffen hat. So hat er mit großer Wärme der Sache der Bergarbeiter bei nach dem großen Ausſtand im Ruhrrevier 1905 an⸗ genommen; er hat perſönlich in die Differenzen zwiſchen Arbeitern und Grubenherren eingegriffen und hat ſich um Reichstag, im Abgeordnetenhaus und im Herrenhaus kräftig für Reformen eingeſetzt, die dann ja leider im Land⸗ lia arg verkümmert worden ſind. Wir haben die urkund⸗ ichen Belege in Händen, daß er nach der Heimarbeits⸗ ausſtellung in Berlin 1906 den Anſtoß zu einer geſetzgebe⸗ diſchen Regelung der Hausinduſtrie gegeben hat, vor deren Anfang wir jetzt endlich ſtehen. Und es ſei ihm unver⸗ geſſen, daß die Reſorm des Vereins⸗ und Verſammlungs⸗ rechtes Anfang 1907 von ihm dem Reichstag angekuͤn⸗ digt worden iſt. Mehrfach hat er Abordnungen der chriſt⸗ üchen Gewerkſchaften empfangen und ſeine Sympathie für ihre Beſtrebungen ausgedrückt. Gewiß wäre es zu viel geſagt, wenn man behaupten wollte, in Fürſt Bülows Lebensarbeit nähme die Sozialpolitik einen beherrſchen⸗ den Platz ein. Aber es entſpricht doch den Tatſachen, in er in einem vom 13. Juli datierten Brief an den iber dieſer Zeilen von ſeinen Bemühungen um die Wohlfahrt der arbeitenden Klaſſen ſpricht, die er nach Kräften zu fördern geſucht habe. Trotz vieler unerfüllter Wünſche und Forderungen ſchulden wir bürgerlichen So⸗ alveformer der Wirkſamkeit des Fürſten Bülow Dank und Anerkennung. 1 Die Bevölkerungszunahme im Deutſchen Reich. ˖ Die ſtatiſtiſch nachgewieſene Bevölkerungszunahme 85 Deutſchen Reiche iſt ein Kapitel, welchem man ernſte eachtung auch von volkswirtſchaftlichen Geſichtspunkten Ne ſchenken muß. Die Bevölkerung des Deutſchen eiches betrug 1870 40 805 000, 1880 45 095 000, 1890 Hmtsblaff der Bürgermeister ämter Seckenheim, Ilvesheim, nleckarhansen und Edingen. Dienstag, den 27. Ini 199 60 31¹⁴ 000, 1908 63 017 000. Dieſe Zahlenreihe bedeu⸗ tet eine beiſpielloſe Revolution, die ſich in den kaum vier Jahrzehnten ſeit der Gründung des Reiches auf deutſchem Boden vollzogen hat. Wo früher 40 Millio⸗ nen Menſchen wohnten, da führen heute 63 Millionen den Kampf ums Daſein und keine zwei Jahrzehnte mehr, dann werden es 80 Millionen ſein, doppelt ſo viel, wie zum Beginn der Epoche. Jahr für Jahr bleiben aus dem ewigen Weben von Geburt und Grab 900 000 Menſchen übrig, die ſich neu einen Platz am Lichte erringen müſſen. Von der Zeit Karls des Gro⸗ ßen bis zur napoleoniſchen Zeit— 1800— iſt die Bevölkerung innerhalb der heutigen Reichsgrenzen von 8 Millionen auf 24 Millionen Menſchen angewachſen. Der Zuwachs betrug alſo in einem Jahrtauſend 16 Millionen. Vom Jahre 1855 bis zum Jahre 1905, alſo in einem halben Jahrhundert der neuen Epoche, iſt aber unſer Volk von 36 Millionen auf 60 Millionen gewachſen, alſo eine Vermehrung von 24 Millionen. Eine Entwicklung, die England in Handel und Indu⸗ ſtrie in Jahrhunderten zurückgelegt hat, hat unſer deut⸗ ſches Volk in Jahrzehnten genommen. Das ungeheure Problem, das unſere ganze Wirtſchaftspolitik beherrſchen müßte und das den meiſten doch erſt jetzt ganz allmäh⸗ lich zum Bewußtſein kommt, wird dadurch grell be⸗ leuchtet. An 900 000 Menſchen wachſen jährlich unſe⸗ rem Volke zu! Sie brauchen Arbeit und Nahrung zu Bedingungen, daß der Bevölkerungszuſtand nicht den Lebensſtandard der ganzen Bevölkerung herabdrückt, daß die Sterblichkeit nicht wieder ſteigt, ſondern ſinkt. Und ſie brauchen geſellſchaftliche und kulturelle Entwicklungs' möglichkeiten, damit ſie zu ſittlichen Perſönlichkeiten, zu freien Bürgern im Staate heranwachſen können, damit unſer Volk nicht mit jedem Jahr mehr ein Volk von Hörigen werde. Die formellen Steuertermine. Die Termine werden von der Voſſiſchen Zeitung wie folgt zuſammengeſtellt: Mit dem Tage der Verkündung des Reichsfinanz⸗ reformgeſetzes iſt der 8 3 des Reichsfinanzreformge⸗ ſetzes vom 3. Juni 1906 außer Kraft getreten und gleichzeitig haben die neuen Vorſchriften über die Ma⸗ trikularbeiträge Geltung erlangt. In 8 3 des erwähn⸗ ten Geſetzes war beſtimmt, daß die Einzelſtaaten bei etwaiger Unzulänglichkeit der Reichseinnahmen Matri⸗ kularbeiträge bis zu 40 Pf. auf den Kopf der Bevöl⸗ kerung zu zahlen gezwungen ſeien, und daß von ihnen darüber hinaus aufzubringende Beträge auf drei Jahre geſtundet werden ſollten. Nach den neuen Beſtimmun⸗ gen ſind die für 1906 bis 1908 geſtundeten Beträge auf Anleihe zu übernehmen; für 1909 haben die Ein⸗ zelſtaaten gegebenenfalls 48.5 Millionen Mark Matri⸗ Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 9. Jahrgang kularbeiträge an das Reich zu zahlen. Eine rückwir⸗ kende Kraft iſt der Beſtimmung über die Erbſchaftsbe⸗ ſteuerung gegeben. Es iſt im neuen Finanzgeſetz an⸗ geordnet worden, daß von dem Rohertrage, der aus der Beſteuerung von Erbſchaften aufkommt, das Reich drei Viertel erhält und den Einzelſtaaten ein Viertel ihrer Roheinnahmen verbleibt. Dieſe Anordnung hat ihre Geltung ſchon am 1. April 1909 erlangt. Sie gilt alſo für das ganze laufende Finanzjahr und wird def⸗ ſen Geſamtabrechnung zwiſchen Einzelſtaaten und Reich auf dem Gebiete der Erbſchaftsbeſteuerung zu Grunde gelegt werden. Mit dem 1. Januar 1910 wird die Beſtimmung in Kraft treten, wonach die Zentralpoſt⸗ behörden von jedem Träger der Unfallverſicherung einen Betriebsfonds einziehen können. Die Berufsgenoſſen⸗ ſchaften und ſonſtigen Träger der Unfallverſicherung haben danach nahezu ein halbes 9 98 15 Neve die Neuerung einzurichten. Mit dem 1. Apri tritt die jetzige Beſtimmung des Reichsfinanzreformge⸗ ſetzes vom Jahre 1906, wonach die Reichsanleiheſchuld alljährlich in Höhe von wenigſtens drei Fünfteln vom Hundert zu tilgen iſt, außer Geltung. Dafür treten dann die neuen Tilgungsvorſchriften in Kraft. Schließ⸗ lich iſt in dieſem Zuſammenhang noch zu erwähnen, daß die neuen Beſtimmungen über die Abgabener⸗ hebung von Bier für Rechnung der Gemeinden und über die Gemeindebierbeſteuerung in Elſaß-Lothringen vom 1. April 1910 ab Geltung erlangen. 6 Politiſche Rundſchau. * Kaiſer Wilhelm öſterreichiſcher Manöver⸗ gaſt. Kaiſer Wilhelm wird beſtimmt am 5. September in öſterr. Meſeritz eintreffen und mit Kaiſer Franz Joſef und Erzherzog Franz Ferdinand im Schloſſe von Groß⸗ Meſeritſch Wohnung nehmen. Ausland. Rußland. Der Rjetſch veröffentlicht eine Unterredung mit 1 Harting, wobei dieſer zugab, unter dem Pſeudonym Landeſen früher der Terroriſtenpartei angehört zu ha⸗ Später habe er ſeine Geſinnung geändert und ſei in den Dienſt der ruſſiſchen Botſchaft in Paris Sodann ſei er Chef der ausländiſchen Ge⸗ heimpolizei geworden, habe jedoch niemals die Rolle Ponomarew ſei ſein Ber⸗ ben. getreten. eines Provokateurs geſpielt. liner Gehilfe geweſen und habe ihn dort bei derUeber⸗ wachung der ruſſiſchen Revolutionäre unterſtützt und trete jetzt wieder in den Dienſt der Geheimpolizei. Sein zweiter Gehilfe, Aſew, ſei der Regierung treu ergeben. Harting erklärte, er ſei ſeit kurzem penſioniert. Er 49 241 000, 1895 52 001 000, 1900 56 046 000, 1905 — — Anter dem Geſetze. Roman von H. v. Schreibershofeck. (Fortſetzung.) Nachdruck verboten.) Auf des Verurteilten Geſicht leuchtete ein Freu⸗ denſtrahl auf, er ſtieß einen ſchluchzenden Laut aus. „Dieſe Zeit kann Ihnen zum Heile, zur Einkehr dienen. Vielleicht—— na ja— Sie können ſich an mich wenden, wenn Sie frei kommen—— vorausge⸗ ſetzt, Sie führen ſich ſo auf, daß man ſich Ihrer an⸗ nehmen kann.—— Ich werde mich nach Ihnen er⸗ ndigen und Sie im Auge behalten.“ i „Ich bin überzeugt, der Menſch iſt dazu verleitet worden, er iſt nicht ſchlecht von Natur, es kann wohl wieder Gutes in ihm geweckt werden,“ ſagte der Ver⸗ beidiger ſpäter zu Herrn von Warnitz. Ich hatte von Anfang an wenig Hoffnung für ihn und wußte, Sie leürden ihn ſchuldig finden müſſen; aber es tut mir eid um den Menſchen. Er hat irgendwo eine Frau 5 Kindern ſitzen, die vermutlich froh ſind, nie wie⸗ er von ihm zu hören.“ len, Herr von Warnitz wollte wiſſen, wo dieſe Frau Abe.— In Berlin irgendwo.— Er ließ ſich die dreſſe geben. bi, Man muß verſuchen, ihm die Heimat zu erhalten, * Sehnſucht danach zu wecken. Und der Frau muß * Pflicht klargemacht werden, ihn wieder bei ſich auf⸗ unehmen, wenn er ſeine Strafe abgebüßt hat,“ war errn von Warnitz' Anſicht. f I Als er ſich von dem andern trennte, ſah ihm der Magere Mann zufrieden lächelnd nach.„Prächtiger und nl Voller Schrullen und ſogenannter moraliſcher ſe ſonſtiger Vorurteile, aber immer bereit, einzugrei⸗ fel und zu helfen. Für die Frau wird wohl geſorgt Ihm“ denke ich. Ein Glück, daß es mir noch einfiel, avon zu ſprechen. Hoffentlich geht er bald hin.“ Hätte der Verteidiger Herrn von Warnitz genau lenug gekannt, ſo hätte er das als eine Tatſache be⸗ N Vachtet und keine Sekunde daran gezweifelt. Die Stube, in der die Frau mit ihren beiden Kindern hauſte, lag im äußerſten Norden Berlins in einem ſchmalen, hohen Hauſe unter dem Dache und unterſchied ſich im Grunde von der Zelle des Gefan⸗ genen nur durch die freiere Lage. Die innere Aus⸗ ſtattung hielt den Vergleich damit aus. Die Kinder waren zur Schule; die Frau ſchien ordentlich und arbeitſam; alles ſah reinlich und gut aus, ſie ſelbſt aber ſchwach und abgehärmt. Mit unverkennbarem Mißtrauen ſah ſie den frem⸗ den Herrn an und fragte ängſtlich, zurückhaltend, wo⸗ mit ſie dienen könne. Herr von Warnitz ſchob es auf ihre Beſorgnis, Ungünſtiges über ihren Mann zu hören, und fing ſo⸗ gleich an, von ihm zu ſprechen. Er berichtete von ſeiner Verurteilung, und ſie ſchlug die Augen nieder, ſtrich ihre Schürze glatt, ſagte aber nichts. Sie hatte es wohl ſchon gewußt.„Sind Sie in Note Fehlt Ihnen der Ernährer, oder hat ſich Ihr Mann ſchon längſt nicht mehr um Sie gekümmert?“ fragte er mit⸗ ten aus ſeiner Rede heraus. Sie zuckte zuſammen, ſchwieg aber, wendete nur den Kopf ab. „Kann ich mich ſetzen? Ich bin heute viel auf den Beinen geweſen.“ Sie wiſchte einen Stuhl mit der Schürze ab und ſchob ihn näher. Sie müſſen ſich aber auch ſetzen, gute Frau, ich möchte länger mit Ihnen ſprechen. Wie ſteht es mit Ihrer Arbeit? Brauchen Sie etwas für die Kinder— wie ſteht's damit?“ Sie blieb zurückhaltend und ging auf ſeine Fra⸗ gen nicht ein. Es ſei ſehr gütig von dem Herrn, aber 1 870 ſchon durchkommen, ſie beanſpruche keine ei“ Ungeduldig ſtand Herr von Warnitz wieder auf. In der niedrigen Dachſtube erreichte ſein Kopf faſt die Decke, er bückte ſich unwillkürlich.„Na, ich meinte es gut, aber wenn Sie allein fertig werden können, iſt es ja das beſte. Wenn aber Ihr Mann wieder kommt—“ Eine Bewegung und ein Laut zeigten, daß ſie nicht ſo gleichgültig war, wie ſie ſcheinen wollte. Sie öffnete und ſchloß die Hände in raſcher Folge, ihre Stirn rötete ſich, und ſie richtete einen fragenden Blick auf Herrn von Warnitz. Er nannte den Blick bei ſich hungrig. „Fürchten Sie ſich davor?“ fragte er ſchnell. Sie ſchüttelte verneinend den Kopf.„Wird er wie⸗ der kommen?“ „Meinen Sie hierher, zu Ihnen? ich nicht. Frei wird er ja wieder. „Nein, das nicht, aber—— er— er könnte ſich ſchämen,“ ſagte ſie ſo leiſe, daß er ſie kaum verſtand. Aufmerkſam ſah er ſie an, in ihrem blaſſen Ant⸗ litz war etwas, das ihn feſſelte, es ſprach von beſſeren Tagen.„Das muß er auch, das iſt eine Schmach und Schande.“ 5 Sie bückte ſich haſtig, als habe ſie etwas fallen laſſen, richtete ſich dann mit dunkelrotem Geſicht auf und ſah ihm voll ins Antlitz. g „Was wollen Sie denn eigentlich von mir, Herre Ich habe um keine Unterſtützung gebeten, ich kann allein fertig werden.— Haben— wollten Sie etwas von meinem Mann?“ Der mißtrauiſche Ausdruck er⸗ ſchien auf ihrem Antlitz, und ihr Blick wurde wieder ſcheu wie zuvor. „Daß es eine Schmach und Schande ift, habe ich Ihrem Manne ſelbſt geſagt. Ein gedienter Gardemann! —— Und ich wollte auch etwas, aber nicht von ihm, von Ihnen.“ Sie warf einen ausdrucksvollen Blick durch den öden Raum, ein bitteres Lächeln umzog ihren Mund.„Nicht Geld oder Geldeswert, etwas Höheres, Beſſeres: die Gewißheit, daß Ihr Mann, kommt er frei, wieder eine Heimat in ſeiner Familie findet,“ fuhr Herr von Warnitz langſam und deutlich fort, indem er die Frau feſt anſah. (Fortſetzung folgt.) Ja, das weiß 1 Te werde alle gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen öffenk⸗ lich widerlegen.— Aſew ſoll, wie man gerüchtweiſe hört, nach München geflohen ſein. „ Türkei. Bei einer Militärparade in Konſtantinopel ereignete sich ein peinlicher Vorfall. Das Publikum drängte ſich dort nahe an den Sultan und die Botſchafterzelte heran, daß der Polizeiminiſter perſönlich mit erhobener Degen⸗ ſcheide die Eindringlichen zurückzuſcheuchen ſuchte. Der engliſche Botſchafter Lowther ſprach gegenüber dem Groß⸗ wefir laut ſeine Entrüſtung über die herrſchende Unord⸗ nung aus und verließ ſofort den Feſtplatz. In Pforte⸗ kreiſen glaubt man, daß der Botſchafter den Anlaß be⸗ nutzte, um ſeine perſönliche Mißſtimmung gegen den Großweſir zu demonſtrieren. „ Marokko und Spanien. 4 Nach einer amtlichen Meldung aus Melilla fand aber⸗ mals ein Geſchützkampf ſtatt, bei dem 1 Soldat ver⸗ wundet wurde. 4 Verwundete find im Hoſpital geſtorben. Eine in 2 Abteilungen vorrückende Harka verſuchte nachts wieder die ſpaniſchen Stellungen anzugreiſen.— Wie aus Malaga gemeldet wird, iſt die Einſchiffung der aus Madrid angekommenen und für Melilla beſtimmten Trup⸗ pen ohne weiteren Zwiſchenfall verlaufen.— Der Agence Havas wird aus Madrid gemeldet: Die Kundgebungen bei der Abſendung der Reſerviſten nach Melilla trugen einen ſehr heftigen Charakter. Der König habe mehrere Kaſernen beſucht und ſei dort Gegenſtand wenig freund⸗ licher Kundgebungen gewefen. Drei Kompagnien Jäger hätten verſucht zu meutern. Die Menge drang im Augen⸗ blick der Abſahrt des Reſerviſtenzuges in den Bahnhof ein und warf Schwellen über die Schienen. Die Polizei erwies ſich als machtlos. Es wird ſtrenge Zenfur ge⸗ übt. Nach einer brieflichen Meldung aus Melilla ſoll General Marina telegraphiert haben, er brauche 40 000 Mann; der Platz könne den Mauren nicht mehr lange widerſtehen. Aus San Sebaſtian wird gemeldet, die wirklichen Verluſtziffern des Kampfes am Samstag ſeien bedeutend größer als zugegeben werde. Es verlautet, daß 380 Ge⸗ meine verwundet und über 100 getötet worden ſeien. Der Angriff der Kabylen war ungenſein heftig. Es gab Augen⸗ blicke, wo ganze Scharen nahe an die Feſtung heran⸗ kamen. Sie nahmen eine Batterie, worauf ſie es abge⸗ ſehen hatten. Die Spanier mußten Unmenſchliches leiſten, um die Kanonen wieder zu erobern. Die Kabylen find 15 000 Mann ſtark und erhalten immer neuen Zuzug aus dem Innern. General Marina verfügt nur über 20000 Mann, um die ausgedehnte Linie zu verteidigen, ſo daß Verſtärkungen unverzüglich nötig ſind. Die Fach⸗ preſſe hält wenigſtens 60 000 Mann für erforderlich, um den Aufſtand niederzuwerfen. ö f 5 England. . Die feindſelige Stimmung gegen den Beſuch des Zaren ſteigert ſich mit jedem Tag. Für Sonntag hatte die Labor Party offizielle Demonſtrationen gegen den Zarenbeſuch organiſiert. Etwa 5000 Mann fanden ſich auf dem Trafalgar Square ein und nahmen eine Re⸗ ſolution an, die dem ruſſiſchen Volke brüderlichen Gruß ſendet aber dagegen proteſtiert, daß der König und die Regierung von England den Zaren offiziell empfan⸗ Es wurde dabei erklärt, daß, ſoweit das Volk in Betracht komme, der Zar ein ungebetener und un⸗ willkommener Gaſt ſei. Bernhard Shaw erklärte, daß Karl I. ein Gentleman und Engel geweſen ſei im Vergleich zum jetzigen Zaren. Keir Hardy erklärte, Labor Party habe recht, wenn ſie gegen die Beleidi⸗ gung proteſtiere, einen ſolchen Mann nach England kommen zu laſſen. Der Beſuch des Zaren ſei eine Schande für ein konſtitutionelles Land. . Frankreich. Briand teilte dem Präfidenten Fallieres mit, daß er die Bildung des neuen Kabinetts übernehme, das ſich folgendermaßen zuſammenſetzen wird: Präſidium, Inne⸗ res und Kultus Coche Wa. Be dane f 15 chon, Finanzen Cochery, Unterricht Doumergue, Oeſſent⸗ liche Arbeiten, Poſten und Telegraphen Millerand, Handel Dupuy, Ackerbau Ruau, Kolonien Trouillot, Arbeit und ſoziale Fürſorge Viviani. Das Portefeuille des Kriegs ſoll General Brun, das der Marine dem Admiral Boue de Lapeyrere angeboten werden. Unterſtaatsſekretär der Fi⸗ nanzen wird Renoult, des Krieges Cheron, der Marine Sarraut, der ſchönen Künſte Dujardin⸗Beaumetz. Ariſtide Briand, der neue Miniſterpräfident, iſt geboren am 28. März 1862 in Nantes. Er ſtudierte die Rechte, wurde dann Advokat, trat 1902 in die Kammer ein und war nebenher Sekretär des Hauptkomitees der ſozialiſtiſchen Partei. Als gewandter Arbeiter und ſchlagfertiger Red⸗ ner aus der Maſſe herauszutreten hatte er Gelegenheit, als ihm 1905 die Berichterſtattung über das Trennungs⸗ eſetz anvertraut wurde. Als 1906 das Kabinett Rouvier fe, da trat am 13. März Briand in das nachfolgende Kabinett Sarrien als Miniſter des Kultus und Unter⸗ richts ein und blieb auch im Kabinett Clemenceau(23. Okt. 1906) zuerſt als Leiter desſelben Reſſorts, ſpäter nach dem Tode von Guyot Deſfaigne als Juſtizminiſter, immer aber mit dem ganz beſonderen Auftrag, die Ein⸗ und Durchführung der Treunungsgeſetze zu leiten. Ueber⸗ raſchenderweiſe bewies der Sozialiſt Briand hiebei mehr, Mäßigung, als vielen Radikalen nach dem Geſchmack ging. Briand tat alles, was möglich war, um mit den von Rom aufgeſteiften Biſchöfen zu einer Verſtändigung zu gelangen, und ließ ſich auch durch ſeine Mißerfolge nicht zu Gewaltakten hinreißen. Er hatte deshalb auch nicht allzulange nach dem Eintritt ins Kabinett Clemenecau mit dieſem einen zwar vorübergehenden, damals aber doch viel bemerkten Zuſammenſtoß. Amerika. Die amerikaniſche Konkurrenz hat der engliſchen Waf⸗ feninduſtrie einen ſchweren Schlag verſetzt. Wie der Lon⸗ doner„Daily Chronicle“ aus Melbourne meldet, hat die Regierung des Commonwealth amtlich bekannt gegeben, daß ſie das Angebot der amerikaniſchen Firma Pratt u. Whitney auf Lieferung von Handfeuerwaffen und An⸗ lage von Waffenſabriken angenommen hat. Die Hand⸗ ſeuerwaffen der Fabrik in Lithgow beweiſen, daß die engliſchen Firmen gar nicht in Frage kommen können, was Preis und Lieſerungszeit betrifft. Die amerikaniſchen Konkurrenten behaupten, daß die engliſchen Waffenfabri⸗ ken 20 Jahre hinter den modernen Werkſtätten des Kon⸗ tinents zurück und daß verſchiedene engliſche Fabriken für ihren Betrieb auf den Import amerikaniſcher Ma⸗ ſchinen angewieſen ſind. Ein engliſches Angebot iſt 32 000 Pfund Sterling höher als das der erwähnten Firma. Gegenüber einer engliſchen Firma, die ſich eine Liefe⸗ rungszeit von drei Jahren ausbedingt, beträgt die von der amerikaniſchen Firma verlangte Friſt nur ein Jahr. Aus Nah und Fern. V. Seckenheim, 26. Juli. Am letzten Sonntag beteiligte ſich der hieſige Fußballklub„Union“ an dem vom Fußballklub„Germania“ Friedrichsfeld veranſtalteten Sportfeſt. Bei ſehr ſtarker Konkurrenz gelang es „Union“ in den Vereinswettſpielen den 1. Preis zu er⸗ ringen vor Karlsruhe, Ilvesheim, Rheingönheim, Plank⸗ ſtadt u. ſ. w. Im ganzen beteiligten ſich 16 Vereine. „Union“ ſiegte in allen Wettſpielen und zwar gegen, Ba⸗ denia“ Mannheim 2: 0; Fußballgeſellſchaft Plankſtadt mit 1: 0;„Viktoria“ Rheingönheim mit 1: 0 und im Entſcheidungskampfe gegen„Südſtadt“ Karlsruhe mit 1:0. Fußballklub„Union“ konnte als unbeſiegt vom Platze treten. Auch beteiligte ſich der Fußballklub„Union“ an den Einzelwettkämpfen und zwar am Ballweitſtoßen, am 100 m Juniorlauf, am 1500 m Lauf und am 3000⸗m Lauf. Mit Preiſen wurden gekrönt: 1. im Ballweitſtoßen Emil Friedel den 2. Preis; 2. im Juniorlauf(100 m) Wilhelm Seitz den 2. Preis; 3. im 1500 m Lauf Peter Hermann den 3. Preis; 4. im 3000 m Lauf Thomas Tranſier 4. Preis. Zu erwähnen iſt noch, daß ſich an dem 1500 m Lauf 10 Mann und an dem 3000'm Lauf 16 Mann beteiligten. Möge es„Union“ auch fernerhin gelingen, noch manchen ſchönen Erfolg an die biherigen zu reihen. Auf ein ferneres Wachſen, Blühen und Ge⸗ deihen des Fußballklubs„Union“ ein dreifaches hipp, hipp, Hurra! 5 („) Seckenheim, 24. Juli. Wie die Direktion der Deutſchen Kolonial⸗Eiſenbahnbau⸗ und Betriebsgeſellſchaft in Berlin mitteilt, bietet ſich Staatsbahnbeamten aller Dienſtzweige im Lebensjahr von 2438 Jahren unter beſonders günſtigen Verhältniſſen Gelegenheit zur Be⸗ ſchäftigung bei den in den deutſchen Kolonien in Afrika aus Reichsmitteln erbauten Eiſenbahnen. Die Beamten werden für dieſen Zweck auf die Dauer von zwei Jah⸗ ren beurlaubt und treten nach ihrer Rückkehr von Afrika ohne Benachteiligung in ihrem Dienſtalter oder in ihren Beſoldungsverhältniſſen in ihre frühere Stellung zurück. Das den Beamten auf den Kolonialbahnen zufließende Einkommen iſt ſo bemeſſen, daß es ihnen die Möglich⸗ keit gibt, ſich mehrere tauſend Mark jährlich zu erſparen. Bau und Betrieb der Reichsbahnen in Afrika wird von der Deutſchen Kolonial⸗Eiſenbahnbau⸗ und Betriebsge⸗ ſellſchaft in Berlin geleitet. a Nheinau, 27. Juli. In der Schmelzerei der Chem Fabrik Lechner u. Crebert brach geſtern vormittag nach 11 Uhr ein Brand aus. Der Feuerwehr gelang es, des Feuers bald Herr zu werden. Das Kontor⸗ und Lagerraumgebäude ſteht getrennt für ſich und iſt un⸗ verſehrt. Die Fabrik liegt neben der erſt unlängſt von dem großen Brandunglück heimgeſuchten Firma Beißbarth u. Hoffmann A.⸗G. Friedrichsfeld, 24. Juli. Ein intereſſantes Vogel⸗ ſchauſpiel bietet ſich gegenwärtig in der Kantine der hieſigen Steinzeugwarenfabrik. Sieht man da ein munteres Schwalbenpärchen wetteifern, ihre Jungen, die aus dem auf einem inmitten der Wirtſchaft hängenden Lampenſchirm kunſtvoll erbauten Neſt gierig die Köpfe hervorſtrecken, mit Nahrung zu verſehen. Die Tierchen, die ſchon viele Zuſchauer herbeigelockt haben, laſſen ſich durch die Unruhe in der ſehr belebten Wirtſchaft nicht ſtören und ſetzen ſo⸗ gar unter dem Trompetenklang der Feuerwehrkapelle ihr Amt unverändert fort. Die Entwicklung der Jungen iſt ſchon recht gediehen. Mannheim, 26. Juli. Nach einer dem Bürger⸗ ausſchuß zugegangenen Vorlage iſt der Plan, hier mit einem Koſtenaufwand von 800 000 Mark eine Luftſchiff⸗ halle zu errichten, aufgegeben worden. Die hieſige Ortsgruppe des Luftflottenvereins will ſich mit der Anlage einer Luftſchiffſtation auf der Frieſenheimer In⸗ ſel begnügen. Für den Landungsplatz genügt die Ver⸗ ſenkung einiger Betonklötze ſowie die Errichtung eines Lagers für Gas zum Nachfüllen, Benzin, Maſchinen⸗ teile uſw. Die Koſten ſind auf 25 000 Mark veran⸗ ſchlagt. Die Stadt ſoll das Gelände zur Verfügung ſtellen und die Aufſicht übernehmen. Mannheim, 26. Juli. Die Tarifbewegung im Ha⸗ fengebiet Mannheim⸗Ludwigshafen, die bekanntlich zu der Sperre für einen Teil der Oberrheinſchiffahrt ge⸗ führt hatte, wurde nach zweitägigen Verhandlungen un⸗ ter dem Vorſitze des Stadtrechtsrates Dr. Erdel bei⸗ gelegt. Der Arbeitgeberverband verzichtete auf den Ablauf des Tarifvertrages im Winter 1911, ſowie auf die Stundenentlohnung anſtelle von Tage⸗ und Wochen⸗ löhnen, während die Arbeiter ihre Forderung der Ar⸗ beitszeitverkürzung fallen ließen. f (0 Karlsruhe, 24. Juli. Die Gewerbeschule Karls⸗ ruhe feiert am 1. Auguſt das Jubiläum ihres 75jähri⸗ gen Beſtehens. Aus dieſem Anlaß findet an dem ge⸗ nannten Tage im großen Saale der ſtädtiſchen Feſt⸗ halle ein Feſtakt ſtatt. f () Karlsruhe, 24. Juli. Von auffälligen Erkran⸗ kungen in der Artillerie⸗Kaſerne weiß der„Volksfrd.“ zu berichten. Es ſollen 35 Mann im Lazarett liegen, deren Krankheit auf den Genuß verdorbener Konſerven⸗ Eßwaren zurückzuführen ſei. Nach anderen Mitteilun⸗ gen ſoll es ſich um Vergiftungen durch ungenügende Reinigung eines Kochkeſſels handeln. i (Karlsruhe, 24. Juli. Heute früh ſtürzte ſich eine 28 Jahre alte Witwe aus Daxlanden zum Gana⸗ fenſter des 4. Stockes eines Hotels in der Katſerſtraße, wo ſie ſeit 1. Juli als Spülfrau in Stellung war, in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Hof. letzte iſt geſtorben. ö () Karlsruhe, 23. Juli. Der Rechtsanwalt am Oberlandesgericht in Karlsruhe, Dr. L. Dammert, iſt am 10. Juli in Ramleh bei Alexandrien beim Baden verunglückt. 13 5 5 Karlsruhe, 25. Juli. Die in dem Landtagswahl⸗ ſreis Karlsruhe⸗Weſt unter der Flagge der„Weſtſtadt⸗ Geſellſchaft“ ſegelnde Mittelſtandsvereinigung wird in dieſem Wahlbezirke den Profeſſor und Baurat Neumei⸗ ſter als Landtagskandidaten aufſtellen. Der Techniker⸗ verein Karlsruhe erläßt an die Zeitungen eine Mittei⸗ lung, nach welcher er dieſe Kandidatur unterſtützen wird Mosbach, 26. Juli. Wegen ſchwerer ſittlicher Ver⸗ fehlungen wurde vor einigen Tagen Gutsbeſitzer Schmidt von Auſſulzerhof verhaftet und in das hieſige Unterſuchungsgefängnis eingeliefert. 8. Buch am Ahorn, 26. Juli. Ein ſchweres Unglück ereignete ſich hier. Die Witwe Sofie Hofmann wollte auf einem Spirituskocher für ihr Enkelkind Milch warm machen, ſchüttete Spiritus aber während des Brennens nach; der Apparat explodierte, das Bett, ſowie Kleider und Vorhänge gerieten in Brand, wurden aber raſch durch herbeigeeilte Leute gelöſcht. Dagegen hat ſich die Frau ſowie das Kind ſchwere Brandwunden zugezogen, Der zufällig anweſende Arzt von Boxberg leiſtete ſofort ärztliche Hilfe. (J Baden⸗Gaden, 24. Juli. Das Hotel zum Naß iſchen Hof, eines der vornehmſten Gaſthäuſer unſerer Stadt, iſt 5 7 0 in 155 Beſitz des Hoteldirektors Hirſchel in Bad Nauheim übergegangen. 1 () Freiburg, 24. Juli. Am 2. August d. J. wird auf der Strecke Freiburg⸗Neuſtadt i. Schw.⸗Donaueſch⸗ ingen(Höllentalbahn) die Bahnſteigſperre eingeführt. — Ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem von Günterstal kommenden elektriſchen Straßenbahnwagen und einem Automobilomnibus auf der Strecke Todtnau⸗Freiburg erfolgte hier. Der Omnibus, der mit 7 Perſonen be⸗ ſetzt war, wurde umgeworfen und erheblich beſchädigt. Die Paſſagiere erlitten glücklicherweiſe keine ernſteren Verletzungen. Der Automobilomnibus mußte Pferde von der Unfallſtelle weggeſchafft werden. ) Adelsheim, 24. Juli. Vor etwa 14 Tagen ver unglückte der geiſtig nicht normale Karl Englert da⸗ durch daß ihm beim Anſtecken einer Zigarre ein Fu auf die Kleider fiel und dieſelben in Brand gerieten Hilſe war, da Englert allein zu Hauſe, momentan nich da, und ſo erhielt er fürchterliche Brandwunden, denen er nun erlegen iſt. N 3 ( Konſtanz, 24. Juli. Eine Station für draht loſe Tlegraphie und Telephonie wird auf dem Neubau des hieſigen Technikums errichtet werden. Eine der artige, mit den neueſten Verbeſſerungen aus geſtattete Anlage beſitzt bis jetzt keine techniſche Mittelſchule in Deutſchland.. Freiburg, 26. Juli. Ein ſchwerer Fuhrwerksun⸗ fall ereignete ſich geſtern nachmittag auf der Schöneck⸗ ſtraße. Der hier wohnhafte, verheiratete Fuhrknecht Adalbert Karle wollte in einem Hauſe der Schöneck⸗ ſtraße Kohlen abliefern. Beim Wenden des Fuhrwer⸗ kes ſcheuten die vor den Wagen geſpannten Pferde und ginger. durch. Als der Wagen umzufallen drohte, wollte Karle abſpringen, blieb aber am Wagen hängen, wurde eine Strecke weit geſchleift und ſchließlich zwi⸗ ſchen den Wagen und einen Bauzaun eingeklemmt un von einem Hinterrad überfahren. Er erlitt innere u äußere Verletzungen und verſtarb. f Breiſach, 26. Juli. Der Stadtrat der Stadt Frei⸗ burg hat ſeinerzeit an das Miniſterium des Innern ein Geſuch um Erlaubnis zur Erbauung eines Rheinkraft⸗ werks bei Breiſach eingereicht. Wie man nun hört, ha das Miniſterium das Geſuch abgelehnt. Bad. Rheinfelden, 26. Juli. Seit einigen Tagen befinden ſich die Arbeiter der Aluminiumwerke im Aus? ſtand Die Arbeiter ſind bis auf wenige Ausnahmen organiſtert im chriſtlichen Metallarbeiterverband. 1 Arbeiterſchaft forderte vor einiger Zeit 17 ſtündige Mik tagspauſe, 10 Prozent Lohnerhöhung, 25 Prozent Zu⸗ ſchla, für Ueberſtunden, 50 Prozent für Nacht⸗ und Sonntagsarbeit, ſowie Schaffung eines Arbeiter⸗Aus“ ſchuſſes. (J Tuttlingen, 24. Juli. Geſtern abend etwa um 8. Uhr paſſterte ein Soldat den Fußweg durch den Brühl beim Bahnhof, wo er einen Fiſcher nach den Wege zur Schweiz fragte. Da der Soldat nur mil Hoſe und Schnürſchuh bekleidet war, die Litevka trug er auf der Schulter, um den Hals ein rotes Taſchen, tuch, die Mütze hatte er in der Taſche, ſo machte ganz den Eindruck eines Deſerteurs. Der Fiſcher machte deshalb ſofort bei der Gendarmerie Anzeige. Gendarm, Blaſer fuhr dem Soldaten mit dem Rade nach 11 holte ihn auf der Straße nach Hattingen ein. Es elle ſich heraus, daß er ein Musketier vom Infanterie⸗Rec, ment 125 in Stuttgark war und ſich angeblich vorlet Nacht von ſeinem Truppenteil entfernt hat. Der Mu 7 ketier wurde vorläufig im hieſigen Ortsarreſt unte“ gebracht. 8 () Obertürkheim, 26. Juli. In einem der zur Sbadtgemeinde Eßlingen zählenden, hier an der Eßlinger Straße gelegenen Häuſer ſpielte ſich geſtern nachmittag ein erſchütterndes Familiendrama ab. Der Fabrikheiße Schneider, der geſtern morgen noch ſeinen Dienſt 1 ſehen hatte, ſchlug ſeinem 10jährigen Sohne mit eine Handbeil den Schädel ein, ſodann ergriff er ein Raſien meſſer, um ſich den Hals durchzuſchneiden, was ihm abe nicht gelang, denn die auf die Hilferufe der Hausfrau („T. Grz.) N herbeigeeilten Perſonen fanden den Schneider am an penhaken erhängt vor, während der Knabe, in fei Blut ſchwimmend, tot am Boden lag. Die unſelige ide ſoll darin zu ſuchen ſein, daß die Frau des Schneil dieſen vor kurzer Zeit mit drei Kindern verlaſſen be und dieſer ſich ſeither in ſehr aufgeregtem Zuſtand 9 Die Schwerver⸗ und Auch fou der erſchlagene Knabe ſeinem Vater ver- hiedentlich Anlaß zu Tadel gegeben haben. Einen ande⸗ 1 den Knaben, den die Frau auch noch zurückgelaſſen, ſchickte f alneider vor der Tat unter einem Vorwande aus dem aufe. arbeiten auf der Mainſtrecke Schweinfurt⸗Würzburg find kei verheiratete Arbeiter ertrunken. Seit kurzem find — tödliche Unglücksfälle bei den Arbeiten zu verzeich⸗ 5* Königsberg, 24. Juli. Ein junger Amerikaner, 15 mit ſeiner Gattin aus Japan über Rußland hier dunaf, ſtarb an aſiatiſcher Cholera. Er war bereits brher iſoliert worden Die Polizei ergreift ſämtliche Vorſichtsmaßregeln. f* Metz, 24. Juli. Hier erſchoß ein Militärpoſten 9 der Veſte„Kaiſerin“ bei Metz einen Mann einer batrouille, die in der Finſternis vom Wege abgekom⸗ * war und auf den Anruf nicht ſtehen blieb. 200 Paris, 24. Juli. In Le Havre kam es zwiſchen ö ausſtändigen Erdarbeitern, welche die Arbeitswilligen mel egriffen hatten, und Gendarmen zu einem Zuſam⸗ dente 3. Mehrere Gendarmen wurden durch Steinwürfe werwundet. Sieben Ausſtändige wurden ſeſtgenommen. 5 Liſſabon, 26. Juli. Der junge König hat ſich 0 eit erklärt, alljährlich 400 000 Mark von der ſeinem Wiler von der Regierung vorgeſtreckten Summe von 8 20 lionen Mark zurückzuzahlen. Die Raten, die ſich auf 13. Jahre verteilen, werden von der 1 460 000 Mark lährlich betragenden Zivilliſte des Königs abgezogen. 1 Wien, 26. Juli. Heute früh ereignete ſich auf der einugſtraße ein Automobil⸗Unglück. Das Automobil Aue ſteieriſchen Gutsbeſitzers, in dem ſich drei Ballet⸗ ſunſen. eines hieſigen Vergnügungsetabliſſements be⸗ unden, fuhr infolge Platzens des Pneumatiks ſo ſtark gegen einen Baum, daß das Auto zertrümmert und ei der Balletteuſen ſchwer, eine leicht verletzt wur⸗ Der Chauffeur, der an dem Unglück Schuld tra⸗ ben dürfte, blieb unverletzt, wurde aber verhaftet. bon„Paris, 26. Juli. Der Vater des Prinzen Alfons den Orleans, Prinz Anton von Orleans, richtete an 955 König von Spanien eine Depeſche, worin er ſein Zudauern über die ohne ſein Wiſſen und ohne ſeine ſprſümmung erfolgte Verheiratung ſeines Sohnes aus⸗ heft Eine an den Prinzen Alfons gerichtete De⸗ pie des Prinzen Anton von Orleans erklärt, der 6 nz habe durch ſeine Handlung die Pflichten der hre und die heilige Pflicht, die Gott einem guten ohn auferlege, verletzt. Infolgedeſſen gebe es künftig zwiſchen ihm und ſeinem Vater keine Verbindung mehr. bu* Paris, 26. Juli. Bleriot iſt nach neueren Mel⸗ mungen um 4 Uhr 35 früh nach franzöfiſcher Zeitrech⸗ An aufgeſtiegen und um 4 Uhr 53 engliſcher Zeit⸗ ſhenung in Dover eingetroffen. Da der Unterſchied zwi⸗ 21 n franzöſiſcher und engliſcher Zeitrechnung 9 Minuten Miselunden beträgt, brauchte Bleriot zu ſeinem Flug 27 muten 21 Sekunden. Paris, 26. Juli. Die Miniſter des Aeußern, der der und des Kriegs, ſowie der Unterſtaatsſekretär 0 Marine Cheron werden den Präſidenten Fallieres nach herbourg zum Empfang des ruſſiſchen Kaiſers begleiten. 28 Kouſtantinopel, 26. Juli. Der Sultan hat die 0„Anlaß der Verfaſſungsfeier hier eingetroffenen bul⸗ Jriſchen Offiziere empfangen. Er drückt ihnen, wie die lageni Gazetta“ meldet, ſeine Genugtuung über den Be⸗ 5 aus, der ein Zeichen der aufrichtigen Freundſchaft ſchen den beiden Staaten ſei. dans Newyork, 26. Juli. In der Nähe der Stadt Nelas ſtürzte ein Perſonenzug einen vom Hochwaſſer ſonhädigten Damm hinab in den Miſſourifluß. 6 Per⸗ en wurden getötet und 10 verletzt. nie Madrid, 26. Juli. Die Stimmung in ganz Spa⸗ 50 iſt kriegeriſch. Man iſt jetzt entſchloſſen, energiſch bunasgeben, um die Riffleute zu unterwerfen. Die na⸗ ute Ehre erfordere die größten Opfer. Die Ver⸗ fi e der Kämpfe am Samstag ſind noch imer unbe⸗ ant Man geht jedoch nicht fehl, wenn man 400 bonwundete und 100 Tote annimmt. Die Abſendung ite erſtärkungen wird fieberhaft betrieben. Ein Mi⸗ deer erklärte, am 1. Auguſt verfüge Marina über ein von 50 000 Mann. Neues aus aller Welt. Mie, Hohes Alter. Aus Thorn wird gemeldet: Im dorf don 102 Jahren ſtarb der Dekan Stanislaus Ma⸗ Nel ſüi zu Liſſewo im Kreiſe Kulm. Machorſki war der f Velkſte der römiſch⸗katholiſchen Geiſtlichkeit der ganzen word Selbſtmord. Zu dem aufſehenerregenden Selbſt⸗ Der geines Feldwebels in Cleve wird folgendes berichtet: 1 den Hauptmann Fuchs, der als Vorgeſetzter des betreffen⸗ 1 dien eldwebels Schröder dieſem unmittelbar vor der Tat derlich Vorhaltungen gemacht hatte, iſt nach Weſel etzt worden. * he Zwei Betrüger verhaftet. Die Wiener Polizei danket zwei angebliche Grafen namens Edmund La⸗ 5 gen Wind Lavaux, die unter verſchiedenen Vorſpiegelun⸗ oclener Bürgern den Betrag von je 50 000 Kronen at hatten. 5 n de Kampf mit einem Wilderer. In Oberhunden alsbal Sieg überraſchte der Förſter einen Wilderer, der lam 5 das Gewehr auf den Förſter anlegte. Dieſer em Wilderer zuvor und ſchoß ihn nieder. Jae Nord. Bei Schweidnitz wurde der Dominialſchäfer der Spe mordet aufgefunden. Dem Täter iſt man auf r. 4 * age Zeichen der Zeit. Die; begonnenen Hunds⸗ 5 dur haben bereits ein Opfer gefordert: In München lest 5 ein Verein„Feuerſtahl“ gegründet, der, als Pro⸗ die den die neue Zündholzſteuer, Rauchern auf billige und en bei unſeren Altvorderen populären„Feuer- er“ liefern will, alſo Stahl und Schwamm. Als entl * Bamberg, 24. Juli. Bei den Flußkorrektions⸗ o FFFFFECCTPTFPPP — Vereinszeichen wurde eine Buſennadel mit einem geſaß⸗ ten Feuerſtein gewählt. Der Verein zählt bereits 300 Mitglieder. N * Neue Erfindung. Auf dem Gebiete der Uhren⸗ fabrikation iſt in England wieder eine intereſſante Er⸗ indung gemacht worden: eine Uhr, die weder tickt noch aufgezogen zu werden braucht. Bei dieſer elektriſchen Uhr wirkt der Strom direkt auf das aus fünf kleinen Rädern beſtehende Gehwerk. Das Hauptrad läuft auf einem Kugellager und wird von einer trockenen Batte⸗ rie, die nur 1 M. koſtet, und die ſich innerhalb des Werkes befindet, getrieben. Der Stromverbrauch iſt ein ſo minimaler, daß dieſe Batterie das Werk mindeſtens 1000 Tage treibt. * Die Peſt in Sanſibar. In Sanſibar iſt nach iner Meldung des Gouverneurs von Deutſch⸗Oſtafrika der Ausbruch der Peſt amtlich feſtgeſtellt worden. Das Gouvernement hat die erforderlichen Quarantäne⸗Maß⸗ degeln getroffen. a * Der Flug über den Kanal. Nicht Latham, ſon⸗ dern dem franzöſiſchen Flugtechniker Bleriot iſt es nun am Sonntag als erſtem geglückt, mit einem Aeroplan über den Kanal zu fliegen. Ueber die Zeit, die Bleriot brauchte, widerſprechen ſich die Nachrichten ſtark. Sie⸗ ſchwanken zwiſchen 23 Minuten und einer Stunde 15 N Minuten. * Zum Cholerafall in Königsberg. Das Befin⸗ den der in der Cholerabeobachtungsſtation befindlichen Frau Winfield, ebenſo auch das des Wärters wurde heute als unverändert gut bezeichnet. * Ein neuer Unfall auf einer Radrennbahn. In Chemnitz ereigneten ſich am Sonntag ſchwere Stürze, die lebhaft an die Berliner Radrennbahnkataſtrophe er⸗ innern, glücklicherweiſe aber nicht ſo ſchwerwiegende Folgen hatten. Die drei Vorläufe zum großen Steherpreis über je 20 Kilometer waren von Nonneritz⸗Dresden, Bieglas und Schenke gewonnen worden. Dieſe drei Fahrer ſtan⸗ den ſich im Entſcheidungslauf über 40 Klm. gegenüber. Schenke lag an der Spitze und ſchien ſchon gewinnen zu können, als ſich in der 138. Runde der Unglücksfall er⸗ eignete. Bieglas fiel von ſeinem Motor ab, ſo daß ſein Schrittmacher Jung abſtoppte. Um aber nicht in ſeine Schrittmachermaſchine hineinzufahren, bog Bieglas nach rechts aus. Im gleichen Augenblick kam Schenkes Schritt⸗ macher Müller hinter ihm dahergeſauſt, und Schenke wurde nach außen gedrängt, geriet dadurch an die Barriere und ſauſte von dort quer über die Bahn in den Innen⸗ raum mitten in das Publikum hinein. Der Motor über⸗ fuhr drei Erwachſene und ein Kind und fiel dann um. Auch Schenke war zu Fall gekommen und mußte befin⸗ nungslos von der Bahn getragen werden. Die Ver⸗ wundungen aller bei dem Unfall Beteiligten ſind dagegen glücklicherweiſe nicht allzu ſchwerer Natur und beſtehen in leichten Verletzungen. Die Rennen wurden ſofort ab⸗ gebrochen. Börſenwochenbericht. Die Börſe hat ſich in letzter Zeit abgewöhnt, ſich um Politik zu kümmern. Die verſchiedenen Vorkommniſſe, in der inneren deutſchen Politik, der Miniſterwechſel in Frankreich, die Spannung zwiſchen Argentinien und Bo⸗ livia, ſowie die ſpaniſch⸗marokkaniſchen Zwiſtigkeiten hatten nur einen ganz beſchränkten Einfluß auf die unmittelbar davon betroffenen Anleihen. Die ſpekulativen Märkte wurden in keiner Weiſe davon berührt und verkehrten infolgedeſſen eher in feſter Haltung. Der Markt für deutſche Montanwerte zeichnete ſich durch befondere Feſtigkeit aus. Der unmittelbare Grund hierfür liegt in den beſſeren amerikaniſchen Eiſenberich⸗ ten und in der Aufwärtsbewegung, die in den Aktien des Steeltruſts ſtattfand. Neben dieſen Momenten machte ſich auch eine Beſſerung in der Lage des deutſchen Eiſen⸗ marktes geltend. Die Speziſikationen ſollen befriedigender einlaufen und man ſpricht ſpeziell davon, daß die Werke des Phoenix wieder lebhafter beſchäftigt ſeien. Man glaubt auch in einzelnen Kreiſen, daß die Geſellſchaft durch die beſſere Beſchäftigung der letzten Monate Veranlaſſung nehmen könne, ihre Dividenden für das abgelaufene Jahr Putte höher zu ſixieren, als man ſeither angenommen. atte. Der Bankenmarkt war verhältnismäßig ruhig, trotz⸗ dem die Semeſtralabſchlüſſe in ſämtlichen Fällen recht günſtig ausfallen dürften. Lombarden waren etwas lebhafter und höher auf einen Bericht des Kurators, der einen Rückkauf der Obli⸗ gationen, die bekanntlich unter 60 Prozent ſtehen, anſtelle der Verloſung zu pari befürwortet. Von den ausländiſchen Märkten iſt die uneinheitliche Bewegung auf dem Amerikanermarkt zu erwähnen. Trotz der Erhöhung des Kupferpreiſes konnte die Aufwärtsbe⸗ wegung keine weiteren Fortſchritte machen. Die Ten⸗ denz wird hauptſächlich davon abhängen, wie hoch die Di⸗ vidende auf Steels in der nächſten Woche feſtgeſetzt wird. Die Schätzungen ſchwanken bekanntlich zwiſchen den ſeit⸗ herigen 2 Prozent und 4 Prozent. „Der Minenmarkt war ziemlich ruhig. Das Geſchäft leidet unter dem geringen Beſuch der Börſe, da viele Beſucher jetzt erſt ihre Sommerſerien angetreten haben. Vermiſchtes. Wenn der Affe auf dem Rade Reißaus nimmt. Wie das Wiener Extrablatt berichtet, war der N in Reigls Dreher⸗Park in Wien auftretende Tier 1 5 Perzina dieſer Tage nachmittags mit der Dreſſur von ihm zur Schau geſtellten Gruppe von Menſchenaffen beſchäftigt. Unter anderem erhielt die dreijährige Schim⸗ panſin„Grete“ Unterricht im Radfahren, worin ſie es ſchon zu einer gewiſſen Fertigkeit gebracht hat. Nun bereitete ſie ihrem Lehrer eine große Ueberraſchung. Sie ergriff plötzlich ihr Rad, ſchwang ſich hinauf und radelte in flottem Tempo durch den Dreher⸗Park, erreichte den Ausgang, fuhr über die Schönbrunner Straße und ſchien uicht upei Luft zu haben, ihren Verwandten in der Schön⸗ brunner Menagerie einen Beſuch abzuſtatten. Wenig⸗ ſtens radelte ſie ſchnurſtracks auf den Eingang des Schloß⸗ parkes zu. Der dort auf Wache ſtehende Gardiſt konnte begrsiflicherweiſe keine Ausnahme von der ſtrengen Be⸗ Beſtimmung machen, die Radfahrern die Alleen des Parkes verſchließt. Er hemmte die Fahrt und übergab die Aus⸗ reißerin ihrem in atemloſer Eile nachlaufenden Direktor, der ſie dann in ſicheren Gewahrſam brachte. Selbſtver⸗ ſtändlich erregte die Flucht„Gretes“ in der Schönbrunner Straße koloſſales Auſſehen, ſo daß der Verkehr zeitweiſe ins Stocken geriet.—— 55 N Geſundheitspflege. Vorſicht vor Inſekten. Mit zunehmender Wärme tritt auch wieder die Gefahr in ſtärkerem Maße auf, von Inſekten geſtochen zu werden. Saßen ſolche Tiere zu⸗ vor auf irgend einem Kadaver, ſo dringt das im Sta⸗ chel ſitzende Aasgift beim Stiche in die Wunde und bringt eine Vergiftung hervor. Häufig wird der an⸗ fänglich ganz unbedeutenden Anſchwellung keine Beach⸗ tung geſchenkt; es tritt unvermerkt Blutvergiftung ein und nicht ſelten kommt die Hilfe zu ſpät. Die graue Fleiſchfliege begegnet uns für gewöhnlich nicht in Häu⸗ ſern, deſto häufiger aber den ganzen Sommer über draußen im Freien, an Baumſtämmen, auf Blumen, an Wegen und beſonders überall da, wo ſich verwe⸗ ſende Tier⸗ und Pflanzenſtoffe vorfindet. Die Frucht⸗ barkeit dieſer Tiere iſt in manchen Jahren eine Schrek⸗ ken erregende. Die Larven dieſer läſtigen Fliege leben nur in faulenden Pflanzenſtoffen, ſowie in verweſendem Fleiſch, wie der Name der Fliege erwarten läßt. Die ziemlich großen Weibchen der Fleiſchfliege legen keine Eier, ſondern Maden, welche aus den Eiern ſchon im Leibe der Mutter ausgeſchlüpft ſind. Dieſe Tiere laſſe man im Freien nie auf Hand oder Geſicht ſich nieder⸗ ſetzen, da ihr Legeſtachel nicht frei von Gift iſt. Handel und Verkehr. Die Verkehrs einnahmen der deut⸗ ſchen Eiſen bahnen belieſen ſich im Monat Juni ds. Is aus dem Perſonenverkehr auf 69 220 482 M., aus dem Güterverkehr auf 128 265 688 M., insgeſamt auf 197 486 170 M. Gegen den gleichen Monat des Vorjahrs iſt im Perſonenverkehr eine Mindereinnahme von 2 153 590 M. zu verzeichnen, während der Qüter⸗ verkehr eine Mehreinnahme von 9 061 128 M. brachte. Bei den Mindereinnahmen aus dem Perſonenverkehr iſt in Betracht zu ziehen, daß das Pfingſtfeſt heuer in den Monat Mai fiel; außerdem hat aber auch die andauernd 1 Witterung lähmend auf den Reifeverkehr ge⸗ wirkt. 1 Obſtpreiſe auf dem Stuttgarter Engros⸗-Markt. Kirſchen 10—16 Mk., Weichſeln 12—20 Mk., Erdbeeren 25—50 Mk., Walderdbeeren 40—50 Mk., Himbeeren 20—30 Mk., Johannisbeeren 810 Mk. Stachelbeeren 7—8 Mk., Heidelbeeren 14—15 Mk., Pfirſiche 22— 25 Mk., Pflaumen 22 Mk., Aprikoſen 30—35 Mk., Aepfel 20—25 Mk., Birnen 18—25 Mk., grüne Nüſſe 15 Mk. per 50 Kilo. Geſamtzuſuhr ſehr ſtark, Verkauf lebhaft. In Kirſchen läßt die Zufuhr etwas nach, in Erdbeeren war nur noch wenig angefahren. Die erſten Aepfel: Weißer Klarapſel und Pfirſichroter S. A. und die erſten Birnen: Grüne Sommer Magdalene und Juli Dechants⸗ birne fanden raſch Abnehmer, kommen aber wie auch Pfiſiche noch zu unreif auf den Markt, um gegen die viele ausländiſche Ware aufkommen zu können. ö ö Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim Seckenheim, 27. Juli. Der heutige Ferkelmarkt war mit 93 Stück befahren, wovon 90 Stück zu 24 bis 34 Mark verkauft wurden. Emil Werber, Seckenheim Mitglied des allgemeinen Rabatt- Spar⸗Dereius grüne Inlarken. Manufakturwaren Spezial-deschäit sämtl. Däh⸗ Utensilien, Wollgarne, Unterziehzeuge, Korsetts, handschuhe, Strümpfe, Crabatten. Woll⸗ und Weißwaren Frottier Bade⸗Handtücher Arbeiterhemden, Blouſen, Schürzen, Kinderſchürzen. Pferde⸗Oerkauf! Gebr. Schrank, Brauerei, Edingen geben ihre S- jährigen Pferde, ſchönes Geſpann, braun, belgischer mittlerer Schlag, ſehr für Landwirte paſſend, preiswert ab, weil überzählich und wollen ſich Kaufliebhaber an obige Firma wenden. N N ö Bekanntmachung. Nr. 30 719 Il. Die Gemeinde Seckenheim hat um Genehmigung nachgeſucht, die Wilhelmſtraße zwiſchen Gar⸗ ten und Landſtraße Nr. 3, ſowie die Landſtraße Nr. 3 (Planken zwiſchen Rathaus und Friedrichſtraße) zu entwäſſern. Wir bringen dies zur öffentlichen Kenntnis mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen bei dem Bezirksamte oder dem Gemeinderat Seckenheim binnen 14 Tagen vom Ablauf des Tages an vorzubringen, an welchem das dieſe Bekanntmachung enthaltende Amtsverkündigungsblatt aus⸗ gegeben wurde, widrigenfalls alle nicht auf privatrechtlichen Titel beruhende Einwendungen als verſäumt gelten. Die Beſchreibungen und Pläne liegen während der Einſprachsfriſt auf den Kanzleien des Bezirksamts und des Gemeinderats Seckenheim zur Einſicht offen. Mannheim, 16. Juli 1909. Groh. Senirksamt Amt. II. Hofheinz. Vorſtehende Bekanntmachung wird hiermit zur all⸗ gemeinen Kenntnis gebracht, mit dem Anfügen, daß die Offenlage mit dem 25. ds. Mts. begonnen hat. Seckenheim, den 26. Juli 1909. gürgermeiſteramt: Ratſchreiber Volz. Koch. Bekanntmachung. Auf hieſiger Gemarkung wurde ein Fahrrad ge⸗ funden, was mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird, daß, falls ſich ein Empfangsberechtigter nicht binnen Jahresfriſi meldet, das Eigentum an der ge— fundenen Sache auf den Finder übergeht. Edingen, den 22. Juli 1909. gürgermeiſteramt: Ding. Sammel⸗Anzeiger. nur für Mitglieder der landw. Ein⸗ u. Nerkaufsgenoſſeuſch. Ein Paar Winnlöffel verloren. Karl Kühler, Holzhändler. Eine Peitſche verloren von der Hall ab. Leou- hard Polz, Luiſenſtraße Nr. 13. Frühkartoffelu zu verkaufen hat per Pfund 5 Pfg. Mathäus Ruf, Neckarſtraße. Das vom Kreis aufgeſtellte Narmal-Obſtſorti⸗ ment wird den Mitgliedern des L. V. zum Bezug beſtens empfohlen. Beſtellungen nimmt die Verkaufsſtelle der Genoſſenſchaft entgegen und erteilt nähere Auskunft. Der Vorſtand. Tiſchgeſellſchaft in„Schloß“. Die Mitglieder werden davon in Kenntnis geſetzt, daß die Nachenfahrt nächſten Sonntag, 1. Auguſt ſtattfindet. 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