N leidenf Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. er Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. . Zehn Jahre Arbeitskampf. 5 Der neueſte Band der Statiſtik des Deutſchen Rei⸗ 155 der die Streiks und Ausſperrungen des Jahres 908 behandelt, gewährt die Möglichkeit, zum erſtenmal 1 Deutſchland Bewegung und Entwicklung der Ar⸗ lacskämpfe innerhalb einer zehnjährigen Periode— 8991908— im Zuſammenhang zu überblicken. Das % darbietende Bild geſtaltet ſich umſo einheitlicher, ils das Kaiſerliche Statiſtiſche Amt, ſeitdem es 1899 mit der Statiſtik der Arbeitskonflikte begann, die Grund⸗ 17 und Methoden der Erhebung kontinuierlich beibe⸗ en hat. Die allgemeine Ungunſt der wirtſchaftlichen Kon⸗ ſuntur des Jahres 1909 ſpiegelt ſich auch in der Streik⸗ wegung wider. Gegenüber dem Vorjahre ging die ahl der Arbeitskämpfe um 919 zurück, nämlich von 6 auf 1347. Ein Angriffsſtreik bietet nur dann hsſicht auf erfolgreiche Durchführung, wenn die In⸗ zuſtrie mit Aufträgen reichlich verſehen, das Angebot din Arheitskräſien infolge davon gering, und deshalb e wielſchaftliche Schädigung des Arbeitgebers wahr⸗ ſheinlich recht groß iſt. Wie bekannt, war das Wirt⸗ N aſtsjahr 1906 gut, dementſprechend hoch war auch e Zahl der Streils, nämlich 3328. Geringer noch als 18 war dagegen die Zahl der Arbeitseinſtellungen 1 99, 1901 und 1902, am niedrigſten war ſie 1901 mit ur 1056 Streiks. Wie mit der Zahl der Streiks verhält es ſich mit 5 Teilnehmern und den betroffenen Betrieben. 1908 un auf einen Streik 3,5, 1907 5,8 Betriebe und ſanentſprechend 50,8 bezw. 84,9 Streikende. Der Um⸗ ng, in dem die Betriebe durch Arbeitskonflikte in Mit⸗ 5 chaft gezogen wurden, war 1908 ebenfalls ent⸗ rechend geringer. Von der Arbeiterſchaft der ſtreiken⸗ Pr Betriebe nahmen 1908 teil 34 Prozent, 1907 43 rozent. ü Ueberblickt man den zehnjährigen Zeitraum in Ve⸗ fon auf die wirtſchaftlichen Störungen durch Arbeits⸗ mullikte im allgemeinen, ſo ſteht ſo günſtig wie 1908 n noch das Jahr 1902 da. Ueber die Hälfte aller ſchrils im Deutſchen Reich entfiel 1908 auf Preußen 92 Bayern ſtellt 12, Sachſen 11, Baden 4, Würt⸗ f 1 bnberg 2 Prozent. Dieſe beiden Bundesſtaaten wer⸗ noch übertroffen von Hamburg mit rund 5 Proz. 190 einahe ein Drittel aller Arbeitskämpfe entfielen ils auf das Baugewerbe, die nächſthöhere Anteilnahme ddr einem Achtel der Geſamtheit— zeigen Bergbau bet züttenweſen. Vornehmlich die Großinduſtrie wurde roſſen im Bergbau, im Textil- und Maſchinen⸗Ge⸗ m e. Innerhalb der Kleinbetriebe wurde dagegen Aheiſten geſtreikt in der Induſtrie der Nahrungs⸗ Hmtsblaff der Bürgermeisferämter Seckenheim, Hvesheim, neckarhansen und Edingen. vonnerstag, den 5. Hugust 1905 auch wieder im Baugewerbe. 90 Nicht unintereſſant ſind die Zuſammenhänge zwi⸗ chen Arbeitseinſtellung und Jahreszeit. Von den 1347 Streiks des Jahres 1908 fielen in das Frühe ahr(März bis Mai) 49637 Prozent, in den Sommer(Juni bis Auguſt) 386— 29 Prozent. Herbſt und Winter blieben hiegegen mit nur 241 und 224 Streiks erheblich zurück. Die günſtigſte Streikzeit erſcheint der Arbeiterſchaft ſonach das Frühjahr, ſpe⸗ ziell der Mai brachte das Maximum mit 201 Streiks. Zieht man hinſichtlich der Streikdauer wieder das ganze Jahrzehnt in Betracht, ſo läßt ſich erkennen, daß die Zahl der kurzen Streiks von Jahr zu Jahr zurückgeht, die Streiks von längerer Dauer dagegen etwa ſeit 1905 ſtetig zunehmen. Es prägt ſich hier volkswirtſchaftlich der taktiſche Wandel in den Ar⸗ beitskämpfen aus. Mit der erſtarkenden Organiſation auf Arbeitgeber wie Arbeitnehmerſeite wird die Häu⸗ figkeit der Konflikte geringer, beide Teile werden in zunehmendem Maße der Tragweite des wirtſchaftlichen Kampfes ſich bewußt, hüben und drüben wird mehr gewägt als gewagt. Treten aber Differenzen größerer prinzipieller Bedeutung auf, deren Beilegung nicht ge⸗ lingt, dann gewährleiſtet die umfaſſendere Organiſation und einheitlichere Disziplin bei gut gefüllten Streik⸗ unterſtützungskaſſen eine längere Durchführung des Kam⸗ pfes. Der einmal eröffnete Krieg muß nicht, nach nur kurzer Dauer, wieder abgebrochen werden mangels Mu⸗ nition. Selbſt das Jahr 1908 läßt dieſe Tendenz er⸗ kennen, obwohl es an ſich der Streikbewegung ſo we⸗ nig günſtig war. ö Beweggrund zum Streik iſt in der Mehrzahl die Forderung von Lohnerhöhung. Am meiſten wurde hiebei verlangt Auf⸗ beſſerung der Zeit⸗ oder Akkordlöhne und Feſtſetzung von Mindeſtlöhnen, erſt dann folgen Forderungen we⸗ gen Bezahlung von Ueberſtunden, Nacht⸗ und Sonn⸗ tagsarbeit, Nebenarbeit uſw. In zweiter Linie wird am meiſten geſtreikt wegen der Arbeitszeit, namentlich um deren Verkürzung. Unter den ſpeziellen Forderun⸗ gen tritt beſonders die der Wiederanſtellung entlaſſener Arbeiter in den Vordergrund. Hier findet wieder der gewerkſchaftliche Organiſationsgedanke und die aus ihm wachſende Intereſſenſolidarität der Arbeiterschaft ihren Niederſchlag. Erfolge. Das Bild der Streikerfolge iſt analog der mißli⸗ chen Geſamtlage des Jahres 1908 und ihrer Rückwir⸗ kung auf die Streikbewegung nicht günſtig. Von den 1347 Streiks hatten 206— 15 Prozent einen vollen, 8 und Genußmittel, der Holz- und Schnitzſtoffe, aber Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluß Nr. 16. 25= Prozent einen teilweiſen und 704= 02 Pro- zent, alſo ber die Hälfte, keinen Erfolg. Nur 11 vom Hundert der Streikenden konnten ihre Ford durchſetzen, 41 Prozent zum Teil, 48 Prozent iet N ten ſich ergebnislos. Der Prozentſatz der peer chen Streiks war innerhalb des ganzen Jahrzehnts im Jahre 1908 am niedrigſten. Seit 1904 hat innerhalb der Geſamtheit aller Streiks die Zahl der erfolgreichen ſich ſtetig verringert. Auf der anderen Seite ſind von 1902 bis 1906 auch die Niederlagen der Arbeiter ſpär⸗ licher geworden, zu Gunſten der Arbeitseinſtellungen mit teilweiſem Erfolg. Von der Mitte des Jahres 1906 an ändert ſich hingegen wieder das Bild, es mehren ſich die völligen Niederlagen und auch die teilweis er⸗ folgreichen Streiks nehmen ab. Ein bei Arbeitseinſtellungen gegen die Arbeiter⸗ ſchaft oft erhobener ſchwerer Vorwurf iſt der des Kontraktbruchs. Es iſt bekannt, daß von ſeiten der Arbeitgeber we⸗ gen des infolge Kontraktbruches ihrer Arbeiter ihnen erwachſenen wirtſchaftlichen Schadens wiederholt die Hilfe der Gerichte zur Erreichung einer Schadenerſatz⸗ eiſtung in Anſpruch genommen worden iſt. Die amt⸗ liche Erhebung ſtellt hiezu feſt, daß im Jahre 198 30 Prozent der ſtreikenden Arbeiter kontraktbrüchig ge⸗ worden ſind Davon waren mehr als 22 Prozent noch nicht 21 Jahre alt. Ueber 7000(4 Prozent) aller Be⸗ ſchäftigten wurden von ihren Arbeitskollegen zur Ar⸗ beitsniederlegung gezwungen. Ueberblickt man den 10⸗ jährigen Abſchnitt von 1899 bis 1908, ergibt ſich die Tatſache, daß die Zahl kontraktbrüchiger Arbeiter eher zu⸗ als abnimmt. Lohn⸗ und Arbeitsdifferenzen werden ſich niemals aus der Welt ſchaffen laſſen, ewiger Friede zwiſchen den Kontrahenten des Arbeitsvertrages iſt nur in Utopien. Aber die vorgeführten Ziffern laſſen erkennen, welche umfangreichen Aufgaben dauernd den vermittelnden Or⸗ ganen und Einrichtungen ſich ſtellen, die die neuere gewerbliche Entwicklung geſchaſſen hat, Arbeitsausſchüſ⸗ ſen, Einigungsämtern, Arbeitskammern, inſoweit auch deren Einrichtung nunmehr angebahnt iſt. Starke Or⸗ ganiſationen auf beiden Seiten helfen weiter an ihrem Teil den gewerblichen Frieden fördern. Denn die hier mitgeteilten Daten entwerſen nur ein Bild der unmit⸗ telbaren Einwirkung der Arbeitskämpfe auf das deutſche Wirtſchaftsleben. Was bei der volkswirtſchaftlichen Kom⸗ pliziertheit unſerer Zeit, vornehmlich der ſtetigen Er⸗ weiterung des Prozeſſes der Arbeitsteilung, an mittel⸗ baren, ſchwerwiegenderen Folgen aus dieſen Erſchütte⸗ rungen des Wirtſchaftslebens ſich herleitet, entzieht ſich naturgemäß der ziffernmäßigen Erfaſſung. Anter dem Geſetze. 9 Roman von H. v. Schreibershofeck. (Fortſetzung.) Nachdruck verboten.) die Sie geſtehen ſelbſt zu, daß Sie den jungen Mann ache flisterstarriere nicht wählen ließen, in dem ganz zu zen Gefühl, daß es unmöglich ſei, den Schatten 1 dert worieren, der über ihm liegt und ſtets liegen muß.“ ö bernig von Warnitz ließ ſeinen Blick vorwurfsvoll, faſt rand. auf dem alten Freiherrn ruhen, deſſen Geſicht auer und Schmerz, aber keine Erbitterung zeigte. hubie halten es alſo für gerechtfertigt, einen Un⸗ dußer den für etwas büßen zu laſſen, das er gänzlich Ve er ſtande iſt, je wieder gut zu machen— für eine ſhonangenheit, die er nicht verſchuldet hat und die licht damals ein Glück und zwei Menſchenleben ver⸗ ihn ete. Und es war, um einem andern zu helfen, or dem Untergange zu retten.“ Die Stimme des bebte und Ds iſt ein unabänderliches Geſetz, verehrter Herr Ute Freund“, ſagte Herr v. Warnitz, die Sünde der r soll heimgeſucht werden an Kind und Kindeskind.“ herr„Von Gott— nicht von den Menſchen,“ fiel Frei⸗ von Ellern ſchnell ein. bot, Wir ſollen Gottes Geſetze nicht aus eigener Macht⸗ ungermmenheit aufheben,“ war die Erwiderung.„Und nommen, ich willigte ein, glauben Sie, ich könnte den Verdacht loswerden, es könne ſich Aehn⸗ Reiederholen? Anlagen liegen im Blute“— err gtennen Sie es doch einfach Erbſünde.“ Der alte heren ſtand auf. Seine Geſtalt überragte die des jün⸗ äftigeren Mannes, deſſen runder Kopf auf kur⸗ heherdrungenen Halſe ſaß.„Es ſchmerzt mich lief, en zu müſſen. Sie wollen an eine Schuld glau⸗ doch nicht vorhanden iſt. Ich hatte gehofft, uſene Darlegung würde ein Vorurteil, das Sie n konnten, beſiegen. Die Kinder haben ſich lieb c iſt traurig, junge Menſchen ohne Grund un⸗ zu ſehen.“ Er ſeufzte ſchmerzlich„ di ne 5 „Für mich liegt ein zwingender Grund vor, und meine Tochter wird es einſehen und ſich fügen. Herr von Warnitz ſprach ſteif, er fühlte den Vorwurf, zu⸗ gleich aber auch ſeine Ungerechtigkeit, die ihn ſehr ver⸗ letzte.„Ich bin es meiner Familie, mir ſelbſt, ja meiner Vorfahren fleckenloſer Reihe ſchuldig, jedes un⸗ ehrenhafte Element daraus fernzuhalten. Kein Warnitz iſt jemals mit den Geſetzen in Konflikt gekommen, rein und tadellos ſind ſie alle geweſen, es war niemals ein Verſchweigen, ein Vertuſchen nötig. Ich kann meine Hand nicht dazu bieten, meine Einwilligung nicht ge⸗ ben, da dieſes köſtliche Erbteil zerriſſen und unter⸗ brochen wird. Mit Angſt einer Frage entgegenſehen, mit Unrecht abwarten müſſen, ob noch etwas gefragt wird, wovon man lieber ſchweigen möchte— das kann ich nicht. Was ſollte ich auf den Stammbaum ſchrei⸗ ben, an den Platz, der noch ausgefüllt werden muß, wenn ich den Gemahl meiner Tochter darauf eintrage und den Namen ſeines Vaters—“ Eine Handbewegung des alten Herrn ſchnitt ihm das Wort ab.„Ich maße mir kein Urteil an über Sie und ihre Auffaſſung, die Sie allein dereinſt zu ver⸗ antworten haben, es bedarf keiner weiteren Worte. Möge Ihnen dieſes ſtolze Bewußtſein ſtets ungetrübt bleiben und Sie nie Grund haben, an den heutigen Morgen mit irgend einem unangenehmen Gefühl zu⸗ rückzudenken. Was- Sie den Ihrigen von unſerem Ge⸗ ſpräch ſagen wollen, muß ich Ihnen natürlich überlaſ⸗ ſen, mir erſcheint es Pflicht, Ehrhardt von allem zu unterrichten, damit er den Grund Ihrer Weigerung kennt.“ Herr von Warnitz verbeugte ſich ſchweigend und begleitete den Freiherrn bis an den Wagen. Noch einmal ſah der alte Freiherr zurück, winkte mit der Hand— zum Abſchied für immer. 1 Die Sonne lag heiß drückend auf dem Zurück⸗ bleibenden, der ſich mit ei energiſchen Kopfſchütteln abwendete und ins Haus ging.„Nur daran zu den⸗ ken!“ ſagte er halblaut vor ſich hin. W ———— Lina ſtürmte zu Alharda in das Zimmer. Ihre braunen Augen blitzten, ihr feines, energiſches Geſicht war ſtark gerötet.„Er fährt ab, und er und Papa ſehen aus wie ſieben Meilen böſer Weg. Was mag geſchehen ſein? Gewiß will der Großvater das Gut nicht an Ehrhardt abtreten oder ſonſt etwas. Papa hat gewiß etwas verlangt, was Herr von Ellern nicht zugeſtehen will. Aber Alharda“— die zierliche, kleine Figur Linas reckte ſich, und ſie legte die Hände auf der Schweſter Schultern—„wenn du dir das gefallen läßt, daß Vater—“ 5 „Alharda!“ tönte die väterliche Stimme durch das Haus. 8„So, nun kommt's,“ ſagte Lina mit einem tiefen Atemzuge.„Bleibe feſt, laß dir nichts hereinreden, du ſollſt heiraten, nicht Vater. Vergiß nicht, du biſt die, die leidet oder glücklich wird.“ Sie drückte der abwechſelnd rot und blaß werden⸗ den Schweſter einen Kuß auf die Wange und ſchob ſie zur Tür hinaus. „Setz dich!“ Herr von Warnitz deutete nach dem Stuhl neben ſeinem Schreibtiſch. b Es war ſo hergebracht, alle ſaßen dort, die mit irgend einem Anliegen kamen oder den Zorn des Vaters und Hausherrn irgendwie erregt hatten. Alharda hatte auf dem Stuhl geſeſſen, wenn eine kleine Unaufmerk⸗ ſamkeit oder Verſäumnis, auch eine Klage ſeitens der Lehrerin Grund zu einer Straſpredigt gegeben, und ein unbehagliches Gefühl beſchlich ſie jetzt. Ihr Vater aber ward ruhiger und— wäre es denkbar geweſen — ſelbſtbewußter, als ſeine Tochter in der ihr zukom⸗ menden Stellung eines auf den rechten Weg zu wei⸗ ſenden Kindes vor ihm ſaß. Der Gedanke, ſie habe ein Recht auf ihre Meinung, ſei ſelbſtändig genug, um hiebei mitzureden, und könne mit ſeinem einmal ge⸗ faßten Entſchluß vielleicht nicht einverſtanden ſein, hatte ſich nur vorübergehend unter des alten Freiherrn Wor⸗ ten in ihm geregt. F Fortſetzung folgt.) 1 „ Politiſche Nundſchau. i Deutſches Reich. 1 Der ſozialdemokratiſche Parteitag. Der Vor⸗ wärts veröffentlicht das Programm für den am 12. Sept. im Volkshauſe zu Leipzig ſtattſindenden ſozialdemokra⸗ tiſchen Parteitag. Auf der Tagesordnung ſtehen: Ge⸗ ſchäftsbericht des Parteivorſtandes, Bericht der Kontrolle, parlamentariſcher Bericht, den der Abgeordnete Ledebour übernimmt, Bericht der Kommiſſion wegen Aenderung des Organiſationsſtatuts, Maifeier, Reichsverſicherungs⸗ ordnung, für die drei Referenten beſtellt ſind, der in⸗ ternationale Kongreß in Kopenhagen, über den wieder 85 Abgeordnete Singer berichtet, ferner ſonſtige An⸗ räge und ſchließlich die Wahl des Parteivorſtandes. Der badiſche Landtag. Die Einberufung des badiſchen Landtages dürfte anfangs Dezember erfolgen. Zunächſt wird er das proviſoriſche Steuergeſetz und ver⸗ ſchiedene Eingemeindungsvorlagen zu erledigen haben. * Ein prinzlicher Verzicht. Von dem Groß⸗ herzog von Sachſen⸗Weimar iſt dem Prinzen Hermann von Sachſen⸗Weimar⸗Eiſenach, Herzog zu Sachſen, nach⸗ dem derſelbe ſich der Mitgliedſchaft des großherzoglichen Hauſes Sachſen und aller damit für ihn ſelbſt, ſowie für ſeine etwaigen Nachkommen verbundenen Rechte begeben und für ſich und ſeine Nachkommen auf das Recht der Thronfolge im Großherzogtum Sachſen, ſowie auf den Namen Rang und Titel eines Prinzen des großherzog⸗ lichen Hauſes verzichtet hat, für ſich und ſeine ehelichen Nachkommen der Rang und Name eines Grafen von Oſt⸗ heim beigelegt worden. *Der Eunchariſtiſche Kongreß. Der 20. Inter⸗ nationale Euchariſtiſche Kongreß in Köln wurde durch den feierlichen Empfang des päpſtlichen Legaten Kardinal Van⸗ nutelli und durch die Begrüßung des Erzbiſchofs Kardinal D. Ficher eingeleitet. Kardſinal D. Fiſcher bewillkomm⸗ nete Vannutelli als Vertreter des Papſtes, verſicherte die von den Altvorderen überlieferte Geſinnung, Ver⸗ ehrung, Gehorſam und Treue gegenüber dem Heiligen Stuhl, und ſprach den Wunſch aus, der Kongreß möge zum Heil der Seelen, Roms und der altehrwürdigen Kirchen Kölns gereichen. Oberbürgermeiſter Wallraf be⸗ willlommnete den päpſtlichen Legaten namens der Stadt, worauf dieſer in feierlicher Prozeſſion durch die feſtlich geſchmückten Straßen zum Dom geführt wurde. * Auerwünſchte Wirkungen. Eine Wirkung der Reichsfinanzreform iſt bisher kaum beachtet worden, ob⸗ wohl ſie der Beachtung in hohem Grade wert iſt. Das iſt, daß allerorten das offenkundige Beſtreben dahin geht, die Familie ſo klein als möglich zu halten. Man kann dieſer Erſcheinung gegenüber, die namentlich in größeren Städten ſich merklich und in dem Rückgang der Gebur⸗ ten ſich deutlich geltend macht, nicht einfach von„Selbſt⸗ ſucht“ oder von einem Ausweichen vor dem Kampf ums Daſein ſprechen. Die um ihre Exiſtenz ringende Bevölke⸗ rung weiß vielfach keinen anderen Weg mehr, um mit Ehren durchzukommen. Dieſe Wahrnehmung gebietet, mehr als jede andere, Halt zu machen in ein 3 teuer⸗ geſetzgebung, die mit voller Wucht die Maſſcn trifft. * Die deutſche Güterwagengemeinſchaft hat ſich nach den Ergebniſſen einer Konferenz der bayeriſchen iſenbahndirektionsvorſtände für Bayern als nicht ſehr günſtig erwieſen, was zum Teil auf die Neuheit der Einrichtung, zum Teil auf die Fehler der Wagenvertei⸗ lungsſtelle zurückzuführen iſt. Es wird eine ſtrengere Ausführung der Verfügungen und event. Aenderungen der Lager der Güterzüge notwendig ſein. * Die Gaſtwirte gegen die Brauereien. Eine Verfammlung von etwa 1000 Gaſtwirten proteſtierte in Dresden entſchieden gegen die geplante Mehrbelaſtung der Gaſtwirte durch die Bierpreiserhöhung ſeitens der Braue⸗ reien. Die Verſammlung erklärte ſich nur bereit, einen Aufſchlag zu zahlen, der der Höhe der Mehrbeſteuerung entſpricht. Im übrigen ſeien die Brauereien angeſichts ihrer hohen Dividenden ſehr wohl in der Lage, wenigſtens einen Teil der neuen Steuer ſelbſt zu tragen. * Der Kaiſer kehrt am 7. Auguſt von ſeiner Nord⸗ landsfahrt nach Kiel zurück und wird am 8. Auguſt mit dem Zaren, der von England kommt, in Kiel zuſammen⸗ treffen. Die Fahrt des Zaren nach Kiel erfolgt wieder durch den Kaiſer Wilhelmskanal und zwar mit den weiteſt⸗ gehenden Sicherheitsmaßregeln. Am Tage der Zwei⸗ Kaiſer⸗Zuſammenkunft wird die geſamte Hochſeeflotte, die jetzt auf der Heimreiſe von Spanien begriffen iſt, im Kieler Haſen anweſend ſein. Am 9. Auguſt reiſt der Zar von Kiel nach St. Petersburg ab. * Die Hofganger. Der„Vorwärts“ gibt noch immer keine Ruhe, weil 7 württ. ſozialdemokratiſche Land⸗ tagsabgeordnete ſo vernünftig geweſen ſind, ſich nicht von einer geſelligen Veranſtaltung auszuſchließen, die der Landtag alle zwei Jahre regelmäßig veranſtaltet. Glücklicherweiſe iſt die große Mehrheit der württ. So⸗ zialdemokraten einſichtsvoll genug, um an dem Verhal⸗ ten ihrer Abgeordneten keinen Anſtoß zu finden. Ausland. Schweden. Die Stadt Stockholm iſt, trotzdem der Generalſtreik nun⸗ mehr proklamiert worden iſt, völlig ruhig und hat das gewöhnliche Ausſehen. Der Handel mit Lebensmitteln 15 b khaſt. Sen kaufen große Vorräte ein. Es iſt wie an den Tagen vor Weihnachten. Die Waffen⸗ händler machen ein gutes Geſchäft, die Revolverlager ſind ausverkauft. Bankbeamte, Redakteure und andere ſind bewaffnet. Die Regierung hat außerordentliche mili⸗ täriſche Maßregeln getroffen. Der Eiſenbahndirektor Te⸗ geler versicherte beſtimmt, es ſei kein Eiſenbahnſtreik mög⸗ lich, ausländiſche Reiſende könnten ruhig nach Schweden T e. „ SGer bien. 72 Der oberſte Gerichtshof in Belgrad hat ein auf⸗ ſehenerregendes Urteil gefällt, 1 8 7 den König Peter und den Prinzen Georg richte ſozialdemokratiſches Blatt hatte ſchwere Anſchutvigungen gegen den Prinzen Georg erhoben und wurde wegen der in dem Artikel enthaltenen Majeſtätsbeleidigung, ver⸗ boten. Auf Beſchwerde beim oberſten ſerbiſchen Gerichts⸗ hof hat dieſer ſein Urteil dahin gefällt, daß zu einem Verbot des Blattes kein Grund vorliege. König Peter habe der Erziehung des zukünftigen Herrſchers von Serbien nicht genug Aufmerkſamkeit gewidmet, obwohl er als Va⸗ ter und Regent, wie auch als oberſter Kriegsherr ver⸗ pflichtet geweſen wäre. Es ſei Pflicht der Untertanen, den König durch die Preſſe oder auf andere erlaubte Art auf ſeine Pflicht aufmerkſam zu machen. Belgien. Die internationale Konferenz für Seerecht kritt un⸗ ter Teilnahme aller europäiſchen Staaten, ſowie Nord⸗ und Südamerikas, Japans und Chinas im September in Brüf⸗ ſel zuſammen. Deutſchland wird durch Profeſſor Tara vertreten ſein. Rußland. Zu einer Kundgebung für den Weltfrieden iſt der Beſuch des Zaren in Cherbourg geworden. Sowohl die Staatsoberhäupter in ähren Toaſten wie die leitenden Staatsmänner Pichon und Iswolski in ihren Unter⸗ redungen und Interviews beteuerten auf das ernſthafteſte, daß man den Frieden ſichern wolle. N Einem Mitarbeiter des„Echo de Paris“ gegenüber beſtätigte Miniſter Iswolski, daß Kaiſer Nilolaus im Herbſt Italien und die Türkei beſuchen werde. Der Kaiſer werde von der Krim direkt nach Italien gehen und auf der Rückreiſe ſich am Bosporus aufhalten. Schweden. Aus Malmö wird gemeldet: Die Polizei hat aus Anlaß des angekündigten Generalausſtandes den Ver⸗ kauf und Ausſchank von Spirituoſen verboten. Nach einer Meldung aus Chriſtiania beſchloß der norwegiſche Gewerk⸗ ſchaftsverband, den ſchwediſchen Streikenden während der ganzen Dauer des Kampfes wöchentlich 40 000 Kronen zuzuwenden. N Aus Nah und Fern. * Feckenheim, 5. Aug. In den letzten Tagen wurden dahier verſchiedene Partien fermentirter Tabak ver⸗ kauft und dafür der hübſche Preis bis zu 44 Mark per Zentner bezahlt. Diejenigen Landwirte, welche alſo mit dem Verkaufe etwas zu gewartet haben, machen jetzt ein ganz gutes Geſchäft. Uebrigens iſt ein guter Tabakspreis unſeren Landwirten zu gönnen, denn infolge der naßkalten Witte⸗ rung iſt die Ausſicht auf die diesjährige Tabakernte eine recht troſtloſe. Von einzelnen einigermaßen gut ſtehenden Pflanzungen abgeſehen, ſind die meiſten Tabakspflanzen verkrüppelt(närriſch, wie unſere Pflanzer ſagen) und dürft e wenn jetzt auch noch recht warmes Wetter eintrifft, wich mehr viel von der diesjährigen Ernte zu erwarten ſein Maunheim, 4. Aug. Der bei⸗ der Schiffs⸗ und Maſchenenbau⸗Aktiengeſellſchaft hier beſchüftigte Taglöh⸗ ner Herzog brachte ſeinen Kopf zwiſchen einen neben dem Schienengeleife ſtehenden Trockenbagger und den Waggon. Es wurde ihm hierbei der Kopf mitten entzwei geſchnitten, was den ſofortigen Tod des Mannes zur Folge hatte. Baden⸗Baden, 4. Aug. Eine Fahrt des Zeppelin⸗ ſchen Luftſchiffes von Frankfurt a. M. hierher mit einer Landung in hieſiger Stadt wird vorausſichklich zwiſchen dem 8. und 12. September erfolgen. Karlsruhe, 3. Aug. Der Großherzog hat mit Staatsminiſterialentſchließung genehmigt, daß die Steuer⸗ direktion und die Zolldirektion unter der Bezeichnung „Zoll⸗ und Steuerdirektion“ zu einer Kollegialmittel⸗ ſtelle vereinigt werden, und das Miniſterium der Fi⸗ nanzen mit dem weiteren Vollzuge beauftragt. Das Fi⸗ nanzminiſterium bringt dies mit dem Anfügen zur öffent⸗ lichen Kenntnis, daß dieſe Organiſationsänderung ſofort in Kraft tritt. Karlsruhe, 4. Aug. Die amtliche Bekanntgabe des i Termins für die Landtagswahlen gibt dem Landesvor⸗ ſtand der badiſchen ſozialdemokratiſchen Partei Anlaß zu einem Aufruf an die Parteigenoſſen, in welchem dieſelben zu reger agitatoriſcher Tätigkeit aufgefordert werden. Es heißt in dem Aufruf:„Arbeiter, Parteigenoſſen in Stadt und Land! Verſäumt keinen Tag.“ Seit unabläſſig tätig im Sinne unſerer Parteibeſtrebungen und ſorgt dafür, daß der 21. Oktober für das Land Baden ſich zu einem glänzenden Siegestag der Sozialdemokratie geſtalte!“ Karlsruhe, 3. Aug. Im Landtagswahlkreis Karls⸗ ruhe⸗Weſt werden die Freiſinnigen vorausſichtlich wie⸗ der den bisherigen Abg. Frühauf aufſtellen. Karlsruhe, 3. Aug. Nach einer Verfügung des Juſtizminiſteriums hat gemäß Ziff. A 1, 14 des der Ver⸗ ordnung vom 23. Januar 1909 angeſchloſſenen Gebüh⸗ renverzeichniſſes der Gerichtsarzt für die mündliche Er⸗ ſtattung von Gutachten in öffentlichen Gerichtsſitzungen je nach dem Zeitaufwand für die Stunde 2 M., zum mindeſten aber 8 M. zu beanſpruchen. Es iſt ⸗hienach in allen Fällen, in denen der Gerichtsarzt nicht mehr als 4 Stunden tätig geweſen iſt, die Gebühr von 8 M. anzuweiſen, die ſich erſt bei einer Tätigkeit über vier Stunden für jede weitere angefangene Stunde um 2 Mark erhöht. Der Berechnung der nach Ziff. K 1 14 und 15 des Gebührenverzeichniſſes anzuweiſenden Ge⸗ bühren iſt die Zeit von dem in der Ladung angege⸗ benen Termin bis zur Enklaſſung des Gerich'sarztes zu Grunde zu legen. Zur Vermeidung unnötiger Koſten und im Intereſſe der ſonſtigen Tätigkeit der beamteten Aerzte ſollte der Gerichtsarzt nicht auf einen zu frühen Termin vorgeladen werden. i Durlach, 3. Aug. Sowohl hier wie in Bruchſal fanden Vertrauensmänner⸗Verſammlungen der national⸗ liberalen Partei ſtatt, in denen einſtimmig Tierarzt Bräuer⸗Weingarten als Kandidat für den 50. Landtags⸗ wahlkreis aufgeſtellt wurde. Hezx Bräuer hat die Kan⸗ didatur angenommen. Offenburg, 3. Aug. In emner großen Verſamm⸗ lung des. Zentrums hielt Reichs⸗ und Landtagsabge⸗ ordneter Zehnter eine mehr als vierſtündige Verteidi⸗ gungs⸗ und Rechtfertigungsrede für die Haltung des Zentrums bei der Finanzreform. Er griff vor allem die Nationalliberalen an, ſagte dagegen den Sozial⸗ demokraten verſchiedene Freundlichkeiten und billigte auch mittelbar das Eintreten von Zentrumswählern für den Sozialdemokraten bei der Wahl in Neuſtadt⸗Lan⸗ dau am letzten Freitag. f Konſtanz, 3. Aug. Eine Lehrerin der Mädchen⸗ volksſchule an der Wallgutſtraße wurde wegen Miß⸗ brauch des Züchtigungsrechtes zur Anzeige gebracht. Die Lehrerin hatte ein etwa 10jähriges Mädchen ſo an den Haaren geriſſen, daß es blutüberſträmt durch die⸗Straße lief und ärztliche Hilfe in Anſpruch nehmen mußte. Der Vater des Kindes ſtellte Strafantrag bei der Amts⸗ anwaltſchaft. Ketſch, 3. Aug. Geſtern wurde hier ein Fahnen⸗ flüchtiger des 17. Infanterieregimenis in Germersheim feſtgenommen, der ſich ſchon 8 Tage in unſerer Gegend herumtrieb. Der Verhaftete iſt an ſeinen Truppenteil abgeliefert worden. Baden⸗Waden, 3. Aug. Von der Sozialdemokra⸗ tiſchen Partei iſt für den Landtagswahlkreis Baden⸗ Stadt Ph. Marßloff dahier als Kandidat aufgeſtellt worden. Herboldsheim, 3. Aug. Auf der hieſigen Sta⸗ tion entgleiſte geſtern vormittag ein Teil eines Güter⸗ zugs, wodurch beide Hauptgleiſe bis nachmittags ge⸗ ſperrt waren. Verletzt wurde niemand Freiburg, 3. Aug. Hier wurde am vergangenen Samstag eine Landesverſammlung der Vereinigung ba⸗ diſcher Weinhündler abgehalten.— Vorgeſtern fand wiederum ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Straßen⸗ bahnwagen und dem Automobilomnibus der Linie Frei⸗ burg⸗Todtnau in der Güntersthalſtraße ſtatt. Konſtanz, 4. Aug. Die durch die Zeitungen ge⸗ gangene Nachricht, wonach Fürſt Eulenburg nach Kreuz⸗ lingen kommen und dort einen längeren Kuraufenthalt nehmen ſoll, iſt unzutreffend. Heidelberg, 4. Aug. Geſtern ſtarb der Geheimrat und inaktive ordentliche Profeſſor der Theologie Dr. A. Hausrat. Der Verſtorbene, der Ehrenbürger der Stadt Heidelberg war, ſtand im 73. Lebensjahr. Hausrath war als Schriftſteller bekannt unter dem Pfſendonamen Gg. Taylor. g Grötzingen, 4. Aug. Am Sonntag nachmittag ver⸗ gnügten ſich zwei Burſchen damit, im Garten hinter dem elterlichen Hauſe mit einem Flobertgewehr zu ſchießen. Um der Schießerei ein Ende zu machen, nahm ihnen der Vater das Gewehr weg und wollte es zertrümmern. Da⸗ bei entlud ſich dasſelbe und traf den Mann derart in den Unterleib, daß er eine ſchwere Verletzung davontrug. Urloffen, 4. Aug. Geſtern nachmittag gegen 4 Uhr zog ein ſchweres Hagelwetter über unſere Gemarkung und richtete an den Feldfrüchten großen Schaden an. Der Tabak iſt faſt vollſtändig vernichtet, der Hanf zum Teil ſchwer beſchädigt. Obſt wurde ziemlich viel abge⸗ ſchlagen. Das Getreide erlitt weniger Schaden. Der Hagel lag ſtellenweiſe 5—10 Zentimeter hoch. Donaueſchingen, 4. Aug. Anläßlich des wieder⸗ kehrenden Jahrestages des großen Brandunglücks iſt dem Hilfsausſchuß ſeitens des badiſchen Vereins in Düſſel⸗ dorf, welcher ſchon im letzten Sommer für die Brand⸗ geſchädigten 2178 Mark 05 Pfg. eingeſendet hat, die weitere reiche Spende von 1374 Mk. zugegangen. * Konſtanz, 4. Aug. Im heutigen Rennen um den Lanzpreis(Bodenſeeragatten) errang den 1. Preis das Boot Saurer A 1, das ſeine berechnete Fahrzeit um 4 St. 10 Min. 35 Sek. unterſchritt. 6 Boote waren ge⸗ ſtartet. Der Wert des Preiſes beträgt 10000 Mk. Der Beſitzer des Boots iſt A. Saurer aus Arbon. * Sto inemünde, 4. Aug. Der Kaiſer nahm heute vormittag einen längeren Vortrag des Reichskanzlers ſo⸗ wie einen ſolchen des Chefs des Militärkabinetts entgegen. * Stockholm, 4. Aug. Der Generalſtreik hat heute begonnen. Die Zahl der Streikenden beträgt ungefähr 250000, wovon 30000 auf Stockholm entfallen. Die Eiſenbahnbeamten haben die Arbeit ebenfalls niedergelegt, auch ſind die Arbeiter der Waſſerleitung, des Beleuch⸗ tungs⸗ und des Abfuhrweſens wie der Straßenbahnen in den Ausſtand getreten. Bis jetzt iſt alles ruhig. * Barcelona, 4. Aug. Die letzte Nacht iſt ruhig verlaufen. Der Betrieb in den Fabriken iſt wieder in vollem Umfang aufgenommen. Die Inſurgenten in Saba⸗ dell wurden am Dienstag durch General Bonet, der drei⸗ hundert Gefangene machte, entwaffnet. ü Bericht über Saatenſtand und Ernteſchätzung vom 1. Auguſt 1909. 8 r Die Preisberichtſtelle des Deutſchen Landwirtſchafts⸗ rats hat zum 1. Auguſt eine zweite Schätzung des vor⸗ ausſichtlichen Körner⸗ und Strohertrages für Winter⸗ roggen veranſtaltet und außerdem die Ernteſchätzung erſtmalig auf die übrigen Getreidearten und die Futter pflanzen ausgedehnt. Das Ergebnis der Schätzung, ausgedrückt in Prozenten einer Mittelernte, iſt folgen des: Körner: Winterroggen 96.6, Sommerroggen 95.0, Winterweizen, 89.0, Sommerweizen 95.4, Winterſpel? 98.6, Gerſte 99.3, Haber 100.8; Stroh: Winterroggen 88.7, Sommerroggen 89.9, Winterweizen 85.5, Som- nerweizen 92.1, Winterſpelz 96.9, Gerſte 96.4, Haber 99 0, Kleeheu 68.5, Wieſenheu 66.4. 5 Am 1. Juli d. J. wurde der vorausſichtliche Kür, nerertrag von Winterroggen auf nur 92.2 geſchätzt. Be daß die mit 100 bezeichnete Mittelernte im allgemeine als eine gute Mittelernte anzuſehen iſt. Das küh 1 und regneriſche Wetter hat mit kurzen Unterbrechungen auch im Juli angehalten. Haben die häufigen 10 zeitweiſe von heftigen Winden begleiteten Niederſchläce auch viel Getreide gelagert, das Umſichgreifen des 15 krauts begünſtigt und in Verbindung mit der meiſt kn = Temperatur den Reiſeprozeß vertangſamt, ſo waren hach der außergewöhnliche Dürre im Frühjahr für Entwicklung ſämtlicher Feldfrüchte doch von gün⸗ em Einfluß. Allerdings iſt für die ohnehin ſchon e gute Ernte auch in qualitativer Hinſicht erfüllen fe g Juli ſcheint 1 i Hoffnungen bereits in manchen Gegeſpen beein⸗ ſahüigt zu haben. Jedenfalls erleiden die kaum in 1 b genommenen Erntearbeiten eine Störung, die e heunttebſamer empfunden wird, als das Abernten asthaufig lagernden Getreides an ſich ſchon einen grö⸗ in Aufwand an Arbeit und Zeit erfordert. Beim 0 tergetreide, das noch vielfach dünn und auch kurz uf troh geblieben iſt, dafür aber ſchöne volle Aehren g geift haben die häufigen Niederſchläge ſehr vorteil⸗ ls auf die Körnerbildung eingewirkt, ſo daß ſich die 15 ſichten ſeit dem Vormonat vielfach noch weſentlich 0 ert haben. Der Körnerertrag von Roggen dürfte ich den vorliegenden Berichten im Durchſchnitt befrie⸗ 1 von der Qualität läßt ſich dies mit Rückſicht a das vielfach eingetretene Lagern und bei ungünſti⸗ 0 Erntewetter noch nicht mit Beſtimmtheit voraus⸗ 0 Mit dem Schneiden des Roggens wurde auf 0 fen Böden vereinzelt am 22. Juli begonnen, doch 0 ie Ernte bisher noch nicht weit vorgeſchritten. Viel⸗ Ja war der Roggen zur Zeit der Berichterſtattung noch a vollſtändig ausgereift, und wird in ſolchen Fällen erſt Anfang Auguſt abgemäht werden können eizen braucht zu ſeiner vollſtändigen Entwicklung och 3 bis 4 Wochen, ſo daß für die Ernte die⸗ 1 rucht mit wenigen Ausnahmen wohl erſt die 2. üüguſthälfte in Betracht kommen kann. Hat das gün⸗ 00 Wetter die Folgen des ſpäten Frühjahrs auch nicht it auszugleichen vermocht und wird der Stand auch uit als dünn und lückenhaft bezeichnet, ſo erhofft man Weiches der guten Ausbildung der Aehren immerhin 1 eidliches Ergebnis. Vorausſetzung dabei wäre al⸗ ite, daß jetzt günſtiges Wetter einträte, um ein Eöordes Umſichgreifen des Roſtes zu verhindern. Von gunderer Bedeutung waren die Niederſchläge für die ö ſannnerhalmfrüchte, die ſich nicht nur erholt, ſondern n ach ſogar in überraſchender Weiſe entwickelt haben auf günſtige Ernteerträge hinzudeuten ſcheinen. Ine Einſchränkung erleidet das günſtige Urteil aller⸗ 005 durch den Umſtand, daß die Gerſte bei üppigem 0 chstum meiſt Neigung zur Lagerung zeigt, wovon feine Beeinträchtigung der Qualität befürchtet. Bei uh diſt Lager nur in geringem Maße vorhanden und iu die durch Fritfliege und durch den ſehr häufig er⸗ eaten Getreideblaſenfuß verurſachten Beſchädigungen unten die auf eine ſehr gute Ernte gerichteten Hoff⸗ uhen nicht ſonderlich herabzudrücken. Auch den Hack kwlen iſt die Feuchtigkeit des abgelaufenen Monats ll zuſtatten gekommen, doch vermochten die Rüben, die Igenweiſe auch unter Engerlingfraß leiden, den Rückſtand e ganz einzuholen, weil die für das Wachstum ſo ge Wärme bisher meiſt fehlte. Wiederaufſtieg des 2 1 10 n e c VN 1 fürt 808 i fahrt des Zeppeſni ff nech Cön. 1 ſchwerer Tag war es für Graf Zeppelin und kacke de Mannſchaft. Die verhältnismäßig nicht große 0 Aundrankfurt⸗Köln ſollte mit dem erſten Verfuch nicht 6. ben. werden. Noch eine Stunde normaler Fahrt und bundere über Köln geweſen! Aber ſchwere Gewitler⸗ 0 ließen es dazu nicht kommen. Im Beſtres. . in ettern auszuweichen, geriet das Schiff immer 5 Veitdie Herrſchaft der Winde, ſo daß der Graf N ufurt kampf endlich aufgeben und die Rückfahrt nach ihtt„antreten mußte, die allerdings in raſender geſte ſich gegangen ſein muß. Wenn nun auch das 0 5 nicht erreicht wurde— Graf Zeppelin iſt 1 Luft fr aus dieſem Kampf hervorgegangen, denn 1 off blieb unverſehrt! Wie geſtern ſchon ge⸗ leg dann Zeppelin mit ſeinem Z 2 andern ee 3 8 25555 5 57 5 N J 5 — 5 1 1 —. 173 — Tags von neuem in die Lüfte, mußte aber wegen eines Propellerbruchs ſofort wieder niedergehen. Ein Kapitän des Luftſchiffes berichtete über die Montagsfahrt: Wir hatten zwei ſchwere Gewitter zu überſtehen, das ſtärkſte gegen 3 Uhr. Ein furchtbarer Sturm brach los mit Hagel und Regen. Das Luftſchiff war ganz in Wolken gehüllt. Lange Zeit kämpften die Motore kräftig gegen⸗ den Nordweſtwind, dann aber, als der Wind das Luft⸗ ſchiff ſtärker und ſtärker in die Flanken traf, war es vorbei. Man kam mehr zurück als vorwärts, ſo beſchloß man hinter Remagen umzukehren und nun ſchoß das Luftſchiff mit Blitzzugsgeſchwindigkeit wieder rheinauf⸗ wärts, eine lange, bange Zeit ging die Fahrt ſo weiter, dann wurde der Sturm gemildert, aber die Fahrt ging immer noch ſchnell genug. In Mainz fuhr man mit dem Schnellzug ab, mit dem man zugleich in Frankfurt ein⸗ traf. Die Fahrt nach Remagen war ſchlimmer als die bekannte Münchener Fahrt. Das Luftſchiff hatte zeitweiſe gegen eine Windgeſchwindigkeit von 18 Sekundenmetern zu kämpfen. f 14 Frankfurt, 5. Aug. Das Reichsluftſchiff„3 2“ iſt heute morgen 4 Uhr 40 Minuten glatt aufgeſtiegen und in glänzender Fahrt das Rheintal hinab Cöln zuge⸗ ſteuert. In der vorderen Gondel nahmen außer dem Grafen, ſeinem Neffen, dem Hauptmann Geor ge, den Luftſchiffkapitänen wieder der kommandierende General von Eichhorn Platz, in der hinteren Gondel der Chef des Generalſtabes des 18. Armeekorps, Oberſtleutnant i eee Neues aus aller Welt. 0 „ Der Muſeumsdieb feſtgenommen. Der Mu⸗ eumsdieb(zuerſt ſyrach man von zwei Dieben) iſt in Berlin durch den Kriminalkommiſſar Naſſe 1 und ſeine Beamten ermittelt und feſtgenommen worden. Sämtliche im Kaiſer Friedrich- Muſeum geſtohlenen Gegenſtände ſind unberührt bei ihm gefunden worden. Es handelt ſich um den i. J. 1889 geborenen ſtellungsloſen Muſiker Walde⸗ mar Döring. 5 „ Typhusepidemie. In Alfeld a. d. Leine und in der Umgegend iſt der Typhus in bedrohlichem Um⸗ ſang aufgetreten. Bisher ſind bereits 17 Fälle in der Stadt zur Anmeldung gekommen. Auch in den umliegen⸗ den Dörſern mehren ſich die Krankheitsfälle. In der Kolonie Desdemona find 16 Fälle feſtgeſtellt worden. * Bovotsunglück. Bei Ingolſtadt iſt ein mit 5 „Offizieren beſetztes Boot auf der Donau bei Pförring an einen Brückenpfeiler gefahren und gekentert. Ober⸗ 8 Brunner ertrank, die übrigen 4 konnten ſich retten. »Zollamtsdiebſtähle. Im Hauptzollamt in Mün⸗ chen wurden große Diebſtähle entdeckt. ... Ballonfahrt über den Montblanc. Der Luft⸗ ſchiffer Spelterini konnte ſeine geplante Ballonfahrt über den Montblanc wegen der ungünſtigen Witterungsver⸗ hältniſſe nicht unternehmen. * Anſchlag auf einen Zug. Auf den Schnellzug Chur⸗Frankfurt(ab Chur 10.11) wurde dieſer Tage kurz hinter der Station Arbon von der Seeſeite her ein ſcharfer Schuß, anſcheinend aus einer kleinkalibrigen Waffe, abge⸗ feuert. Das Projektil durchſchlug die Fenſterſcheibe, ſtreifte beinahe das Geſicht einer Dame und muß zu dem gegen⸗ überliegenden Fenſter hinausgeflogen ſein. An der näch⸗ ſten Station wurde Anzeige erſtattet. * Ueberfall durch Banditen. Der italieniſche Dampfer Islanda, mit Poſt nach Skutari unterwegs, iſt bei Daragliati von Banditen beſchoſſen worden. Drei Mann der Beſatzung wurden verwundet. Die ſpaniſche Königsfamilie in Gefahr? In der Bucht von San Sebaſtian ſoll zum Schutze der ſpaniſchen Königsfamilie ein engliſches Kriegsſchiff ein⸗ gelaufen ſein, um die Königsfamilie im Falle einer Ge⸗ fahr nach England verbringen zu können. San Sebaſtian liegt der franzöſiſchen Küſte ſo nahe, daß die Königs⸗ familie raſch in Sicherheit gebracht werden könnte. Die ſpaniſche Regierung wünſcht, daß der König nach Biar⸗ ritz ſich begebe, da ſie Mitteilung erhalten haben will, daß das Leben des Königs bedroht iſt. Der Prinz als Landrat. Prinz Friedrich Wil⸗ helm von Preußen iſt mit der Vertretung des Landrats des Kreiſes Frankenſtein beauftragt worden. Der Prinz hat die landrätlichen Geſchäſte bereits übernommen. Wie verlautet, wird der Prinz demnächſt zum Landrat des 1 Frankenſtein oder des Kreiſes Glatz ernannt wer⸗ en. Das Befinden des Fürſten Eulenburg. Aus authentiſcher Quelle erfährt eine Berliner Korreſpondenz, daß ſich in dem Befinden des Fürſten Eulenburg ſeit der letzten Schwurgerichtsverhandlung eine wefentliche Aenderung nicht ereignet hat. Ein neuer Beſorgnis er⸗ regender Fall von Herzſchwäche iſt ſeitdem nicht mehr vorgekommen und an Stelle der oft bedenklichen Apathie iſt ein gewiſſes Intereſſe getreten. Im Frühherbſt ſoll eine Reiſe nach dem Süden beabſichtigt ſein. Der Brand auf der Dresdener Vogelwieſe. Eine entſetzliche Kataſtrophe auf der Vogelwieſe ereignete ſich am Montag um halb 6 Uhr abends. Die Dresdener Vogelſchützengilde veranſtaltet auf der Wieſe alljährlich Anfang Auguſt ein großes Volksfeſt, das 8 Tage dauert. Hunderte von Buden bedeckten die Wieſe. Das Feſt war aus Dresden und Umgebung ſehr ſtark beſucht. Man zählte zirka 20 000 Leute. Plötzlich brach die furchtbare Panik aus. Der Brand war im Kinematographentheater entſtanden. Mit ungeheurer Geſchwindigkeit breitete ſich der Brand vom Wind begünſtigt aus, wenige Minuten ſpä⸗ ter brannten auch die benachbarten Buden. Die Szenen in der nächſten Viertelſtunde laſſen ſich kaum beſchreiben. Der Platz war ein Flammenmeer. Alles ſuchte ſich vor dem drohenden Verbrennungstod zu retten. Man ſtürzte über die Körper niedergefallener Menſchen, riß ſich die Kleider vom Leib, um der Gefahr des Verbrennens zu entrinnen. Innerhalb 30 Minuten brannten zwei Drittel aller Buden. Durch fortwährende Gasexploſionen wurde die Kataſtrophe noch vergrößert. Die Garniſon wurde alarmiert. Um 6 Uhr rückte der erſte Löſchzug der Feuer⸗ wehr an. Das Militär, die Schützen und das Jäger⸗ bataillon riſſen die Buden nieder, warfen Gräben auf, um das Feuer zu dämmen. 10 Perſonen wurden ſchwer, 60 leicht verletzt. Getötet wurde niemand. f Vermiſchtes. St. Bureaukratius an der Arbeit. Man ſchreibt aus Bayern: Nicht nur in Preußen, ſondern auch bei uns iſt der kurioſe Heilige mit dem langen Zopf immer noch zu Haufe und macht ſich von Zeit zu Zeit bemerkbar. Bekam da ein Penſionär einen Brief folgenden Inhalts: „Hinſichtlich der von Ihnen zu beziehenden Staatspen⸗ ſion iſt ein Fehler unterlaufen. Wir erſuchen, ſich bald⸗ tunlichſt zur Abhebung des differierenden Betrages auf dem Bureau der Hauptkaſſe einfinden zu wollen.“ Der Brief war mit einer Fünf⸗Pfennig⸗Marke frankiert. Der Adreſſat, ein alter Herr, fuhr für zehn Pfennige mit der Trambahn zur Kaſſe und erfuhr dort zu ſeinem nicht geringen Erſtaunen, daß er für das abgelaufene Etats⸗ jahr einen, ſage und ſchreibe einen Pfennig Penſion zu wenig erhalten habe. Dieſer bedeutende Betrag ſolle nun⸗ mehr nachgezahlt werden. Nachdem der Kaſſenbeamte eine Quittung auf einem halben Bogen Papier entworfen, der Penſionär dieſe Quittung unterſchrieben und der Kaſ⸗ ſenbote die Unterſchrift beglaubigt hatte, wurde dieſe Summe glatt ausbezahlt. Hocherfreut ſteckte der alte Herr den Pfennig ein, fuhr wieder für zehn Pfennig mit der Trambahn heim und freute ſich, ſo billigen Kaufes aus den Klauen von St. Bureaukratius losgekommen zu ſein Der Saatenſtand im Großherzogtum Vaden e war Mitte Juli nach einer Stufenfolge Nummer 1 ſehr gut, Nummer 2 gut, Nummer 3 mittel, Nummer 4 ge⸗ ring und Nummer 5 ſehr gering, bei Winterweizen 2,4, Sommerweizen 2,3, Winterſpelz 2,3, Winterrogen 2,2, Sommerrogen 2,5, Gemenge(Weizen und Roggen) 2,2, Sommergerſte 2,2, Hafer 2,1, Kartoffeln 2,4, Klee 2,8, Luzerne 2,8, Wieſen 2,8, Tabak 3,4, Hopfen 3,8 und Neben 2,9. Die Witterung von Mitte Juni bis Mitte Juli war die denkbar ungünſtigſte. Faſt tägliche Re⸗ genfälle, kühle Tage und kalte Nächte bewirkten eine allgemeine Stockung in der Vegetation. Das Getreide hatte ſchlechte Blütezeit. Auch die Kartoffeln hatten unter der anhaltenden Näſſe zu leiden. Die Heuernte von Klee⸗ und Luzerne⸗Aeckern und von den Wieſen hat ſich durch das andauernde Regenwetter außerordent⸗ lich verzögert. Viel Heu ging durch Regengüſſe und Ueberſchwemmungen zu Grunde. Der Verluſt iſt aber nicht ſo erheblich, daß ein bedrohlicher Futtermangel zu befürchten iſt. Am ungünſtigſten wird der Stand der Handelsgewächſe, Tabak und Hopfen, beurteilt. Die Meldungen über den Stand der Reben lauten vecht verſchieden und meiſt nicht mehr ſehr günſtig. Die Ausſichten auf einen Vollherbſt ſind großenteils ge⸗ ſchwunden. eee ee — Vor Gericht. Richter:„Sie haben dem Polizei⸗ mann die Uniform vom Leibe geriſſen.“— Angeklagter: „Unſinn, Herr Richter! Ich hab mich bloß an ihm feſtge⸗ halten und er hat ſich gewaltſam von mir losgeriſſen.“ Selhſtbewußt. Mildtätige junge Hausfrau: „Hat es geſchmeckt?“ Das hab ich ſelbſt gekocht.“— Bettler:„Ach, mir ſchadet das nichts, Madamchen! Ich war früher mal Glasſchlucker in einem Zirkus.“ Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim 1 20000 Mark bar Geld für unt 1 Marl ſind bei der badiſchen Invaliden Geld⸗Lotterie zu gewinnen. Wie durch die ſchon ſtattgefundenen verſchiedenen iehungen dieſer Lotterie bekannt, dient dieſelbe dem guten Zweck, den In⸗ validen und deren Angehörigen, die nötigen Mittel zu verschaffen und hat Jeder, der ſich mit einem oder mehreren 65 Loſe verſieht, neben dem Bewußtſein, ein gutes Werk unterſtützt zu haben, auch die Ausſicht, einen der anſehnlichen Gewinne zu er⸗ halten. Es kommen im 1005 2928 nur Geldgewinne ohne Abzug im Betrage von 44000 Mk., i 20 000 Mark, 5000 Mk. etc. zur Verloſung. Die Be iebtheit dieſer Loſe läßt mit Sicherheit einen guten Abſatz erwarten und iſt es zu empfehlen, ſich bald mit ſolchen zu verſehen. 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März 1903, betreffend Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, vielfach immer noch nicht ein⸗ gehalten werden. Wir bringen daher die wichtig ſten Beſtimmungen dieſes Geſetzes in Erinnerung. Bei weiteren fortgeſetzten Zuwiderhandlungen müßte ſtrafend vorgegangen werden. 1. Das Geſetz findet Anwendung auf alle Knaben und Mädchen, die noch nicht und diejenigen, die noch zum Beſuche der Volksſchnle verpflichtet ſind. 2 Die Beſtimmungen ſind verſchieden, je nachdem eigene oder fremde Kinder beſchäftigt werden. a) als eigene Kinder gelten: Söhne, Töchter, Enkel und Urenkelkinder, Geſchwiſter und Geſchwiſterkinder des Arbeitgebers oder ſeines Ehe⸗ gatten, an Kindesſtatt angenommene oder Mündelkinder, behördlich zur Fürſorgeerziehung überwieſene Kinder, ſofern alle dieſe Kinder zum Hausſtande desjenigen ge⸗ hören, der ſie beſchäftigt. b) Alle anderen Kinder gelten als fremde, alſo insbeſondere die durch Vereinbarung mit den Eltern in Pflege genommenen Kinder. 3. Wer fremde Kinder(Ziffer 2, lit. b) beſchäftigen will, hat vorher der Ortspolizeibehörde Anzeige zu machen. Außerdem darf ein fremdes Kind nicht beſchäftigt werden, wenn dem Arbeitgeber nicht vorher für dieſes eine Arbeitskarte ausgehändigt worden iſt. Die Arbeitskarte iſt vom Arbeitgeber zu verwahren und auf amtliches Verlangen vorzulegen. Sie wird auf Antrag oder mit Zuſtimmung des geſetzlichen Vertreters des Kindes durch die Ortspolizeibehörde koſtenfrei ausge⸗ gestellt. Auch der Arbeitgeber kann alſo die Ausſtellung beantragen. 1 Bei der Beſchäftigung eigener Kinder(Ziffer 2, lit. a) bedarf es weder der Anzeige noch der Ausſtellung einer Arbeitskarte. 5. Verboten iſt die Beſchäftigung von Kindern, na⸗ mentlich in Fabriken, Zimmerplätzen, größeren Ziegeleien, Motorwerkſtätten, beim Steinklopfen, in dem mit Spedi⸗ tionsgeſchäft verbundenen Fuhrwerksbetriebe, beim Miſchen und Mahlen von Farben und in Kellereien. Auch die Beſchäftigung von fremden Kindern unter 12 Jahren und von eigenen Kindern unter 10 Jahren im Betrieb von Werkſtätten, im Handels⸗ gewerbe und in Verkehrsgewerben iſt verboten; ebenſo die Beſchäftigung eigener Kinder unter 12 Jahren für Dritte in der Wohnung oder Werkſtätte einer Perſon, zu der ſie in einem der in Ziffer 2, lit. a bezeichneten Verhältniſſe ſtehen. In allen gewerblichen Betrieben iſt ferner die Be⸗ ſchäftigung von fremden Kindern unter 12 Jahren mit Aus⸗ tragen von Waren und mit ſonſtigen Botengängen verboten. Auch eigene Kinder unter 12 Jahren dürfen mit Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren für Dritte nicht beſchäftigt werden. Eine Beſchäftigung für Dritte liegt z. B. dann vor, wenn Vater, Mutter u. ſ. w. des Kindes ſelbſt das Austragen für einen Zeitungsverlag, Bäcker oder Milchhändler übernommen haben und dabei eigene Kinder zur Unterſtützung heranziehen. Verboten iſt ferner die Beſchäftigung eigener und fremder Kinder bei öffentlichen, theatraliſchen Vorſtellungen und anderen öffentlichen Schauſtellungen; im Betriebe von Gaſt⸗ und Schankwirtſchaften dürfen eigene und fremde Kinder unter 12 Jahren überhaupt nicht und Mädchen nicht bei Bedienung der Gäſte beſchäftigt werden. Auch an Sonn⸗ und Feſttagen dürfen fremde und eigene Kinder im allgemeinen nicht beſchäftigt werden. (Ausnahmen ſtehe unter Ziffer 6, lit. c.) 6 Soweit hiernach die Beſchäftigung von Kindern nicht ganz verboten iſt, unterliegt ſie nachſtehenden gBeſchränkungen. a) Im Betriebe von Werkſtätten, im Handelsgewerbe, in Verkehrsgewerben, im Betriebe von Gaſt⸗ und Schank⸗ wirtſchaften, ſowie beim Austragen von Waren und bei ſonſtigen Botengängen in allen gewerblichen Betrieben darf die Beſchäftigung von fremden Kindern nicht in der Zeit zwiſchen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens und nicht vor dem Vormittagsunterricht ſtattfinden. Sie darf nicht länger als drei Stunden und während der Schulferien nicht länger als vier Stunden dauern. Um Mittag iſt den Kindern eine mindeſtens zweiſtündige Pauſe zu ge⸗ währen. Am Nachmittag darf die Beſchäftigung erſt eine Stunde nach beendetem Unterricht beginnen. Dieſe Beſchränkungen gelten auch für die Beſchäfti⸗ gung eigener Kinder beim Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren, wenn die Kinder für Dritte be⸗ ſchäftigt werden.(Vergleiche oben Ziffer 5, Abſatz). d) Für die Beſchäftigung eigener Kinder im Be⸗ triebe von Werkſtätten, im Handelsgewerbe, in Verkehrs⸗ gewerben und im Betriede von Gaſt⸗ und Schankwirt⸗ ſchaften gelten gleigfalls die unter lit. a, Abſatz 1 ange⸗ führten Beſchränkungen, jedoch iſt auch eine drei bezw. vier Stunden täglich überſchreitende Beſchäftigung erlaubt. a) An Sonn⸗ und Feſttagen iſt die Beſchäfti⸗ gung von fremden Kindern mit Austragen von Waren und ſonſtigen Botengängen und die Beſchäftigung von eigenen Kindern mit Austragen von Zeitungen, Milch und Backwaren für Dritte erlaubt; ſie iſt jedoch gleich⸗ falls an die unter lit. a Abſatz 1 genannten Beſchränkungen gebunden und darf außerdem die Dauer von zwei Stunden nicht überſchreiten und ſich nicht über 1 Uhr nachmittags erſtrecken; auch darf ſie nicht in der letzten halben Stunde vor Beginn es Hauptgottesdienſtes und nicht während desſelben ſtattfinden. 2 72 Unbeſchränkt geſtattet iſt die Beſchäftigung von eigenen Kindern mit Austragen von Waren und ſonſtigen Botengängen, die nicht für Dritte, ſondern im eigenen Geſchäft des Beſchäftigenden erfolgt. 8 Zuwiderhandlungen gegen die Beſtimmungen des Kinderſchutzgeſetzes werden mit Geldſtrafen und zwar in einzelnen Fällen bis 2000 Mk. und bei gewohnheitsmäßiger Zuwiderhandlung mit Gefängnis bis zu 6 Monaten, oder mit Haft geahndet. Die Bürgermeiſterämter des Landbezirks und das Stabhalteramt Rheinau werden beauftragt, vorſtehende Veröffentlichung in der ortsüblichen Weiſe bekannt zu machen und über den Vollzug zu berichten. Mannheim, den 22. Auguſt 1908. Großh. gezirksamt IV. Dr. Bechtold. Vorſtehende Bekanntmachung wird hiermit zur all⸗ gemeinen Kenntnis gebracht. Seckenheim, den 2. Auguſt 1909. gürgermeiſteramt: Ratſchreiber Volz. Koch. Turnerbund„Jahn“ Seckenheim. Einladung. Am Sonntag, den 8. und Montag den 9. ds. Mts., findet in den Mauern Heidelbergs das X. Kreisturnfeſt ſtatt. Unſer Verein beteiligt ſich zum erſtenmale an einem ſolchen Feſte. Die Vereinsriege turt am Sonntag morgen von 7 bis halb 8 Uhr. Abmarſch vom Lokal aus punkt 430 Uhr. Friedrichsfeld ab Bad. Bahnhof 513 Uhr. Wir laden hierzu die verehrl. Vereinsmitglieder freundlichſt ein. Der Turnrat. Das Unterbringen von richſtraße 30, erhältlich. Die Benützung der Reithalle betr. Wagen während der Monate Auguſt und September iſt nur gegen Löſung eines Einlaß ſcheines geſtattet. Einlaßſcheine à 2 Mark ſiad bei Karl Volz, Fried⸗ Grosse Posten Gelegenheitsk. v. 600 Otzd. pazier⸗ toͤcken ohne Rückſicht auf Wert in Serien zum Auswählen i zuſammengeſtellt 25, 45, 65, 95 Mfg. molz s Forbach Schirm⸗ u. Stockfabrik 7½3 Mannheim 7, 3 5 Breites trasse. ö Zwiſchen ö Kander u. Hotel Neckartal 0 ... ˙ Prima Apfelwein verſendet in Gebinden von 40 Litern an aufwärts, pro Liter 24 Pfg.(an Unbe⸗ kannte gegen Nachnahme) die Apfelweinkelterei von Gg. Ph. Ullrich, Schriesheim. Eine eiſerne Walſſer⸗ Vumpe (zwei Jahre im Gebrauch) zu verkaufen. Näheres i. d. Exp. d. Bl. Zwei Schlafstellen zu vermieten. Wo, ſagt d. Exp. d. B. 2 Zimmer und Küche an ruhige Leute zu vermieten. Wo, ſ. d. Expd. ds. Bl. Wohnung 3 Zimmer und Küche, Schweineſtall, Garten und Zubehör per ſogleich zu ver⸗ mieten. Peter Schreck, Mittelſtraße 22. ing mit 3 Zimmer, Küche und Zubehör zu mieten geſucht. 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