Dane eich und Einzelſtaaten für 1908 geſtalten. 155 befriedigt zu, Erſcheint Dienstag, Donnerstag und Samstags. Der Abonnementspreis beträgt monatlich 35 Pf. bei freier Zuſtellung. Durch die Poſt bezogen pro Quartal Mk. 1.50. PCCCCCCCoTCTCTCTbTbTbTbTbTbTbTTbTbTbTbb Mr. 95 Aeber den Finanzabſchluß der Reichshauptkaſſe für das Finanzjahr 1908 wird jetzt ſchon folgendes, nicht gerade Angenehmes bekannt: Der Abſchluß wird hauptſächlich wegen der Höhe des Fehlbetrags inter⸗ eſſieren. Daß ein ſolcher Fehlbetrag vorhanden ſein wird, iſt leider ſicher. Schon aus den bisher veröffent⸗ lichten Ergebniſſen der hauptſächlichſten Einnahmen des Reichs iſt darauf mit Sicherheit zu ſchließen. In erſter eihe wird die Reichskaſſe ſelbſt einen Fehlbetrag auf⸗ weiſen Selbſt wenn davon ausgegangen wird, daß bei den Ausgaben der beträchtliche Poſten der Einlage n den Hinterbliebenen⸗Verſicherungsfonds mit rund 53 Millionen Mark wird geſpart werden können, weil ſich eniſprechende Mehreinnahmen bei den land wirtſchaft⸗ ichen Zöllen gemäߧ 15 des Zolltarifgeſetzes nicht oder faſt nicht eingeſtellt haben, wird dieſer Fehlbetrag ich immer auf über 100 Millionen M. belaufen. Eben⸗ o ſchlecht wird ſich das finanzielle Vrrhältnis zwiſchen 0 In den tat für 1908 waren die Matrikularumlagen mit über 100 Millionen Mark höher eingeſetzt als die Ueber⸗ eifungsſteuern. Die tatſächlichen Einnahmen der letz⸗ eeen haben an dieſem Verhältnis wenig geändert. Es bleibt alſo dabei, daß beim Endabſchluß für 1908 das ehr der Matrikularumlagen über die Ueberweiſungs⸗ ſteuern ſich auf über 100 Millionen Mark belaufen wird. Glücklicherweiſe werden hiervon die Einzelſtaa⸗ en nur etwas über 24 Millionen Mark tatſächlich an das Reich zu zahlen haben, weil das neue Finanzge⸗ ſetz beſtimmt, daß auch für 1908 die Matrikularum⸗ agen„ die hätten geſtundet werden müſſen, vom Reich auf Anleihe übernommen werden ſollen. Die Reichs⸗ ſchuld wird ſich alſo um die Differenz zwiſchen den beiden letztgenannten Summen erhöhen. Der Fehlbe⸗ rag, den die Reichskaſſe ſelbſt aufweiſt, und der, wie geſagt, gleichfalls über 100 Millionen Mark betragen bird, wird wie immer behandelt, d. h. er wird als Fehlbetrag aus früheren Jahren“ in den nächſten keichshaushaltetat unter den Ausgaben aufgeführt verden müſſen Um dieſen Betrag verſchlechtert ſich Aſo von vornherein der nächſtjährige Reichshaushalts⸗ tat. Die Fehlbetragsſummen, ſo ſchließt die Mit⸗ eilung, die ſich beim Endabſchluß für 1908 ergeben berden, werden nicht klein ſein. Dieſer Endabſchluß nürfte der ſchlechteſte werden, den es wohl überhaupt im Deutſchen Reich gegeben hat. Amtsblatt der Bürgermeister ämter Sechenheim, Mueskheim, Neckarhansen und Edingen. PPP ĩ³· m ee ¼· 0—. ee ̃—⏑—r—ðf—— Dienstag, den 17. Nngustf 1909 Politiſ che Rundſchau. Deutſches Reich. Eine Huldigung vor Bülow. Wie weiland Bismarck nimmt jetzt auch Bülow„Huldigungen“ ent⸗ gegen. Am Sonntag war wieder ſo ein Tag. Mehr als 400 Männer und Frauen aus Wilhelmshaven und Um⸗ gegend trafen um die Mittagszeit in Norderney ein, darunter zahlreiche Beamte der kaiſerlichen Intendantur und Marine, marſchierten vom Haſen mit Muſik nach der Villa des Fürſten, der eine von ihnen abgefandte Deputation ſoſort empfing. Rektor Mühlhoff hielt eine Auſprache an den Fürſten, die mit einem Hoch ſchloß. Fürſt Bülow erwiderte darauf mit einer Rede, die in die Worte ausklang: Der Kaiſer lebe hoch! Die Herren aus Wilhelmshaven und die Zuſchauer, die ſich ange⸗ ſammelt hatten, ſtimmten in dieſen Ruf ein und die 4. ſpielte dann:„Deutſchland, Deutſchland über alles“. * Bierpreiserhöhung. Die Berliner Brauereien einigten ſich auf Herauffetzung des Preiſes für Faßbier auf 3½ Mark für 1 Hl. Durch entſprechende Preiser⸗ höhung beim Flaſchenbier erhöht ſich der Einzelpreis für eine Flaſche von 10 auf 11 Pfg. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens wird noch feſtgefetzt.— Ein Streik der Bierkonſumenten iſt angeſichts der Erhöhung der Bier⸗ preife in Sachſen⸗Meiningen ausgebrochen. In zahlreichen Städten des Herzogtums beſchloſſen die Gaſtwirte und Bierkonſumenten wegen des großen Preisaufſchlags der Brauereien einen gemeinſa men Streik. Ueber 100 Braue⸗ reien ſind boykottiert werden. * Dernburgſche Politik. Ueber der Kritik, die im einzelnen an einer Anzahl Maßnahmen des Staats⸗ ſekretärs Dernburg geübt worden iſt, iſt in letzter Zeit das Intereſſe an der großen kolonialen Hauptaufgabe, die der Staatsſekretär ſich geſtellt hat, nämlich das Ver⸗ hältnis zwiſchen Kolonie und Mutterland auf eine ge⸗ ſunde Baſis zu ſtellen, mehrfach in den Hintergrund getreten, obwohl dieſen Bemühungen eine viel weittragen⸗ dere Bedeutung beizumeſſen iſt als einer Anzahl Einzel⸗ verordnungen, die zur Kritik herausgefordert haben. So hat auch das Schutzgebietsetatsgeſetz, das dieſes Verhält⸗ nis zu regeln beſtrebt iſt, bei ſeiner Erledigung im Reichs⸗ tag wegen der alles politiſche Intereſſe inanſpruchneh⸗ menden Reichsfinanzreform bei uns nicht die entſprech⸗ ende Beachtung gefunden. Umſo erfreulicher iſt es, daß man in Südweſtafrika, wo man in erſter Linie daran intereſſiert iſt, nicht achtlos daran vorübergegangen iſt, ſondern die Bedeutung des Geſetzes wohl erkannt hat. Die„Deutſchſüdweſtafrikaniſche Zeitung“ charakteriſiert ſeinen Kern in einer Beſprechung ſehr richtig dahin, daß nach dieſem Geſetz in Zukunft die Deckung der Ausgaben Seckenheimer Hnzeiger, Iluesheimer Anzeiger, Heckarhauser Zeitung, Edinger Zeifung Inſertionspreis: Die einſpaltige Petitzeile 10 Pfg., Reklamen 20 Pfg. die Zeile. Bei öfterer Aufnahme Rabatt. Fernſprechanſchluſt Nr. 16. 9. Jahrgang für außergewöhnliche Bedürfniſſe der Kolonie nicht mehr a fonds perdu durch Reichszuſchüſſe erfolgen ſolle, ſon⸗ dern unter Verpflichtung der Rückzahlung durch Anleihen oder Darlehen. Mit dieſer Methode ſtimmt das Blatt aber durchaus überein, denn„es dürfte kein beſſeres Mittel auf dem Weg zur Selbſterkenntnis und Selbſt⸗ erziehung der Kolonien geben, als die Verpflichtung, Schulden, die für wirtſchaftliche Erſchließungszwecke ge⸗ macht werden müſſen, auch zu bezahlen“. Das aber iſt gerade das Ziel, auf das Staatsſekretär Dernburg von Anfang an hingeſteuert hat. 1 1 ö 5 Schweden. Das ſchöne Wetter, das die ausſtändigen Arbeiter bisher ins Freie lockte, iſt zu Ende. Die Stadt hat am Sonntag ein ödes Ausſehen. Mangel an Verkehrsmitteln beſteht nicht mehr. Das endgültige Ergebnis über den Ausſtand der Eifenbahnarbeiter wird erſt Montag oder Dienstag bekannt werden. Die Entſcheidung über den Ausſtand der Straßenfeger wird heute erfolgen. Der Sympathieſtreik der Ackerbauarbeiter nimmt nur geringen Umſang an. Der Typographenſtreik iſt mißlungen. Die Zeitungen erſcheinen gedruckt, viele ſogar in gewöhnlichem Format. Das Publikum gibt der Befriedigung darüber Ausdruck, die Nachrichten in gedrängterer Form als ge⸗ wöhnlich zu bekommen. An verſchiedenen Stellen im Reiche und auch in Stockholm ſelbſt iſt mehrfach die Arbeit wieder auſgenommen. Am Montag oder einem der nächſten Tage beabſichtigen die organiſierten Hafen⸗ arbeiter in Goeteborg die Arbeit wieder aufzunehmen. Der Fachverein der Bäcker hat den Stockholmer Kranken⸗ häuſern damit gedroht, daß er Brotmangel eintreten laſ⸗ ſen werde. Die Zufuhr von Lebensmitteln iſt größer als der Bedarf. Die Ordnung iſt muſtergültig. Die Streik⸗Anruhen in Badiſch⸗ Rheinfelden. Die durch die ſtreikenden Aluminiumarbeiter hervor⸗ gerufenen Unruhen in Badiſch⸗Rheinfelden haben ſich Samstag Abend verſtärkt. Von Konſtanz und Freiburg gingen zwei Kompanien Infanterie mit je zwei Maſchinen⸗ gewehren im Sonderzug ab. Es ſoll vier weitere Tote gegeben haben, darunter ein Wachtmeiſter.. 8 55 1 75 Aas dich as ſonſt ſo ruhige Badiſch⸗Rheinſelden zeigte heute ein Bild des Kriegszuſtandes. Militärpoſten„ pflanztem Bajonett und Gendarmen halten die Ein⸗ und Ausgänge der Straßen nach Badiſch⸗Rheinfelden und zu den Aluminiumwerken beſetzt. Bei dem Hauptfabrikein⸗ gang und an der Rheinbrücke gegen Schweizeriſch⸗Rhein⸗ felden ſind größere Abteilungen mit je einem Maſchi⸗ nengewehr aufgeſtellt. Die Paſſanten werden einer ſtren⸗ aen Kontrolle unterzogen. Das Augenmerk richtet ſich i 8„Und dich erſt recht nichts!“ polterte er. Alharda] unbefangen zu ſcheinen, und nickte ihrem Vater freund⸗ Anter dem Geſetze. lachte etwas, und ihre ſchwarzen Augen blickten ihnlich zu. f Roman von H. v. Schreibershofeck, freundlich an. Seine Zornader ſchwand, er hatte ſich e e een ee eee, 1170(Fortſetzung.) Giachbru verboten) geirrt, es war wirklich nur eine ganz harmloſe Frage[Drücke dich deutlicher aus. Ich kann mir kaum denken, Alhardas Stimme klang friſch und heiter, ſie war angezogen, ſo wie er es gern hatte, und ihr Vater tupfing einen angenehmen Eindruck, dem er nicht wei⸗ er nachgrübelte. Seine Frau hatte einfach wieder ein⸗ mal zu ſchwarz geſehen, es war am Ende gar nicht tölig. ſie wegzuſchicken. Aber wenn Ellerns zurück⸗ amen? Ach, dummes Zeug, es war nun Jahr vnd. Tag ſeit der Geſchichte vergangen, ein Mädchen ergißt ſchnelll. Na, ſo komm her, ich habe reichlich Zeit. Was wet denn? Da du gerade da biſt, könnteſt du mir 80 etwas zuſammenflicken. Sieh hier, ich blieb vor⸗ 05 hängen und habe die Quaſte oder Franſe— ich eiß nicht, wie ihr das Ding nennt— abgeriſſen. Hol ein Nähzeug!“ .„Nicht nötig, ich habe immer ſo etwas in der aſche.“ Alharda nähte die wenigen Stiche; ihr Vater dann legte ſie das kleine Nähetui nett eder zuſammen. Herr von Warnitz nickte.„Sieh mal, das iſt ja wirr ganz praktiſches Ding, ſo einfach und bequem, irklich ſehr vernünftig! Woher haſt du das Ding?“ Alharda wiegte das kleine Olivenetui auf der klei⸗ n Hand und ſteckte es dann in die Taſche.„Das ind einmal ein Vielliebchen von Ehrhardt Ellern. Wo als die beiden Herren jetzt eigentlich? Sie blickte auf, ſch ſei es die harmloſeſte Frage von der Welt, an⸗ einend ganz unbefangen. 10 Am beſten, Herr von Warnitz hätte ebenſo unbe⸗ unden geantwortet, er wiſſe es nicht, und von was uns em geredet, aber das gelang ihm nicht.„Das geht w nichts an!“ ſagte er mit hoͤchſt unnötig zornigem „Dich vielleicht nicht,“ ſagte ſie ſchnell. habe es ſchon geſagt, ich möchte wiſſen, wo Herr geweſen.„So laß es gut ſein! Du weißt, ſolche Dinge ärgern mich.“ Er wendete ſich ab und ſchob Bücher auf dem Tiſch hin und her.„Ja, was wollteſt du denn? Ich habe zu tun“ „Du ſagteſt vorhin, du hätteſt reichlich Zeit.“ „Dann ſchieße los, Mädchen, geh nicht ſo lange um den Buſch herum. Was willſt Du?“ Alharda ſah ihn an, ihre Hände wurden langſam kalt. Draußen tropfte der Regen eintönig nieder, und der Wind ſauſte hohl brauſend um das Haus.„Ich von Ellern und Ehrhardt ſind.“ Herr von Warnitz hatte ſoeben ſeine Pfeife er⸗ griffen.„Ich ſagte dir ſchon, das geht uns nichts an.“ Die Pfeife blieb ſtehen, ward nicht angezündet, und Herr von Warnitz trommelte ſtatt deſſen einen Sturm⸗ marſch mit den Fingern auf dem Tiſche. „Verzeihe, wenn ich ebenfalls meine Worte wie⸗ derhole: dich vielleicht nicht, aber mich. Ich möchte es wiſſen.“ „Und warum, wozu, Jungfer Willwieschen?“ „Ich möchte dem alten Herrn von Ellern gerne ſchreiben.“ „Unnötig! Ich kann ihm jede Botſchaft ausrichten, kommt er erſt zurück.“ Herrn von Warnitz ging die Geduld beinahe aus. „Du weißt es wahrſcheinlich ſelbſt nicht, wo ſie ſind, Vater?“ „Sehr richtig, ich weiß es auch nicht,“ war ſeine ſchnelle Antwort. Er ergriff freudig dieſen Ausweg, den ihm Alharda ſelbſt bot. „Ja, dann muß ich dich wohl bitten, mir die Auskunft zu geben, die mir Herr von Ellern jeden⸗ falls erteilt hätte.“ Alharda bemühte ſich, ruhig und welche Auskunft du von dem alten Freiherrn haben möchteſt.“ 5 „Es wäre mir ja lieber, wollteſt du es mir ſagen, es war nur, um dir nicht läſtig zu werden.“ Alhardas Lippen waren trocken, ſie fühlte, wie die Angſt wieder in ihr emporſtieg, aber ſie nahm ſich zuſammen, ſie wollte es jetzt durchkämpfen. „Na, zum Kuckuck, ſo rede doch endlich!“ ſagte Herr von Warnitz gereizt und ungeduldig.„Was willſt du denn?“ „Wiſſen, aus welchem Grunde, unter welchem Vor⸗ wande du Ehrhardt Ellern im vorigen Jahre abge⸗ wieſen haſt.“ Langſam ſtieg eine dunkle Röte in Al⸗ hardas Wangen, aber ihre Augen waren feſt und un⸗ verwandt auf ihren Vater geheftet. 3 „Soo!“ kam es langgedehnt von ſeinen Lippen. „Steckt dir die Dummheit noch immer im Kopf! Ein für allemal, daraus wird nichts! Schlage es dir aus dem Sinn! Ich dachte, du wäreſt endlich vernünftig geworden.“ i „Ja, das bin ich, deshalb komme ich zu dir, oder ich ſchreibe an Herrn von Ellern. Wenn ich mein Lebensglück zu Grabe tragen ſoll, will ich wenigſtens wiſſen, warum! Ich habe auch ein Recht darauf. Du kannſt keinen Knecht, keine Magd entlaſſen, ohne einen Grund anzugeben. Das„Car tel eſt mon bon plai⸗ ſir“ iſt— Alharda ſtockte einen Augenblick und fuhr dann ſehr entſchieden und etwas lauter fort:„iſt eines Edelmannes, wie du einer ſein willſt, nicht würdig.“ Sie hatte es geſagt, aber ihr Herzſchlag ſtockte faſt. (Fortſetzung folgt.) 4 K. Hauiptſächlich gegen den Zuzug von Irakienern, die bon der Sine W Seit drei Wochen dauert der Streik, dem ſich die chriſtlichen und freien Gewerkſchaften an⸗ „Die Fabrikleitung lehnte jede Verhandlung ab. Das Verhalten der Streikenden war immer muſterhaft. Am Teitag kamen Streikbrecher an, die Ausſtändigen zogen mit dieſen vor die Fabrik. Ein Portier Biehler und ein Werkmeiſter Fiſcher gaben mit Vetterligewehren etwa 15 ſcharfe Schüſſe ab, wobei zwei Nichtſtreiker ge⸗ tötet wurden. Die Beerdigung des zuerſt getöteten Ita⸗ kieners war auf heute Mittag 2 Uhr angeſetzt. Um jede Demonſtration zu verhüten, beerdigte man von Amts⸗ wegen den Italiener Samstag abends heimlich Darüber waren die Leute erboſt, zogen vor die Fabrikgebäude und Wohnungen der Direktoren und verlangten die Ver⸗ haftung des Werkmeiſters Fiſcher. Als das nicht ge⸗ ſchah, warfen ſie Fenſterſcheiben ein und demolierten, was möglich war. Es wurde hierauf die ſiebente Kom⸗ panie des Konſtanzer Regiments requiriert. Nun trat Ruhe ein. Immerhin werden weitere Ausſchreitungen befürchtet. Um halb 5 Uhr traf die Generaldirektion der Aluminiumwerke und die Staatsanwaltſchaft ein, die mit dem Landeskommiſſar Straub und der Streikleitung verhandeln, damit morgens um 6 Uhr die Arbeit wieder aufgenommen werden kann. 3 5 Sonntag Abend veranlaßte ein Gerücht, der Sams⸗ tag Abend amtlich beerdigte Italiener werde ausgegraben, um ihn ordnungsmäßig zu beſtatten, ſ chärſere Maßregeln. Sämtliche Wirtſchaften, auch die Fremdenhotels mußten um 8 Uhr ſchließen. Sonſt iſt alles ruhig. Die Ver⸗ handlungen dauern noch fort, wie man glaubt mit be⸗ friedigendem Reſultat.. gad Rheinfelden, 16. Aug. Den Bemühungen der Generaldirektion der Aluminiumwerke und des Gr. Landeskommiſſärs Straub iſt es bei den in der vergangenen Nacht geſchloſſenen Verhandlungen gelungen, den Streik beizulegen. Die Arbeiter ſind heute früh zur Arbeit wieder erſchienen. Berufszählung und Frauenarbeit. N Im Juni 1907 fand im Deutſchen Reich eine Be⸗ rufszählung ſtatt, deren Ergebniſſe nunmehr veröffent⸗ licht worden ſind. Zahlen von ſchwindelnder Höhe ziehen an uns vorüber, wir leſen ſie mit den Augen, aber kaum vermögen wir uns einen Begriff von ihnen zu machen ehe dieſe Zahlen wohlgeordnet auf das Papier geſchrie⸗ ben werden konnten, davon haben die wenigſten Men⸗ ſchen eine Vorſtellung. Eine unzählige Schar von Be⸗ amten und Privatleuten waren im Juni 1907 in Tä⸗ tigkeit, um das Material von Haus zu Haus, Dörfern, Städten und Ländern zuſammenzutragen, wie es zu einer Berufszählung aller Einwohner des deutſchen Landes nötig war. Faſt ſcheint es unmöglich, bei dem faſt täglichen Wechſel der Verhültniſſe, bei dem Hin⸗ und Herwogen der zureiſenden Bevölkerung, auch nur beſtimmte Zahlen feſtſtellen zu können. Um einigerma⸗ ßen darin ſicher zu gehen, hat man im ganzen Deut ſchen Reich einen beſtimmten Tag ſeſtgeſetzt, für den die Zählung maßgebend ſein ſollte. Jeder Menſch, de ſich alſo am 18. Juni 1907 in Deutſchland aufhielt, wurde gezählt. und zwar 1. als Perſon und 2. in ſei⸗ ner beruflichen Eigenſchaft, ob er in der Landwirt⸗ ſchaft, Induſtrie, Handel und Gewerbe u. ſ. w. tätig war, ob er ſelbſtändig, abhängig, in dienender Stel⸗ lung oder berufslos ſich befand. Die Leitung dieſer Zählung übernahmen die Bürgermeiſterämter der be⸗ treffenden Gemeinden, Dörfer und Städte, von hier aus wanderte das Material nach dem ſogen. Kaiſerli⸗ chen Statiſtiſchen Amt in Berlin, wo es ſo zuſammen⸗ geſtellt wurde, wie wir es heute vor uns haben. Von ganz beſonderem Intereſſe ſind die Ergebniſſe der Berufszählung bezüglich der Frauenarbeit. Sie ha⸗ ben gezeigt, daß durch die veränderten Verhältniſſe Mil⸗ lionen von Frauen gezwungen ſind, außerhalb des Hauſes einem Erwerb nachzugehen. Ein zahlenmäßi⸗ ger Vergleich von den Berufszählungen 1895 und 1907 gibt uns eine Vorſtellung von der erſtaunlichen Zu⸗ nahme der weiblichen Erwerbstätigen. Ihre Zahl be⸗ trug im Jahre 1895: 5 264 393, im Jahre 1907: 8 243 498, alſo ſind in den letzten 12 Jahren faſt drei Millionen Frauen in das Erwerbsleben eingetreten. Beſonders bemerkt ſei, daß unter dieſen 8 Millionen die in häuslichen Dienſten ſtehenden Erwerbstätigen nicht mitgerechnet ſind. In welchen Berufsgruppen dieſe Frauen beſchäf⸗ tigt ſind, zeigt folgende Zuſammenſtellung: Mehr als die Hälfte von ihnen gehört der Landwirtſchaft an. In der Induſtrie betrug die Zahl der erwerbstätigen Frauen im Jahre 1895: 1 521 118, im Jahre 1907: 2 103 924, alſo auch hier eine Vermehrung der weib⸗ lichen Erwerbstätigen um mehr als ½ Million. Auch im Handel und Verkehr iſt die Zahl der Arbeiterinnen im Gegenſatze zu den Arbeitern um ein Fünftel geſtie⸗ gen. Eine Abnahme an der Beteiligung hat nur die Berufsgruppe der weiblichen häuslichen Bedienſteten zu verzeichnen. ö Aus Nah und Fern. * Seckenheim, 17. Aug. Der vor einigen Wochen von dem Automobil eines Amerikaners überfahrene 13 Jahre alte Schüler Aug. Spieß von hier iſt ſoweit hergeſtellt, daß er aus dem Krankenhaus entlaſſen und den Schulbeſuch geſtern wider aufnehmen konnte. * Mannheim, 16. Aug. Die Bewohner des Hauſes Rheinvillenſtr. 12 nahmen geſtern nachmittag einen inten⸗ ſtwen Gasgeruch wahr, der aus der Wohnung des Bau⸗ meiſters Fucke drang. Als man die verſchloſſene Türe der Wohnung gewaltſam öffnete, bot ſich den Eintretenden ein ſchrecklicher Anblick. In dem Zimmer ſaßen und lagen ſchwer betäubt 3 Perſonen, der 28 Jahre alte Sohn des Baumeiſters Hch. Fucke, deſſen 27 Jahre alte Braut Eliſe May und deren 18 Jahre alte Nichte Anna Holzſchuh. F b Welche Fülle von Arbeit dahinter ſteckt, Beide Damen ſind aus Worms. Sechs Gashähne waren geöffnet. Man überführte die drei Lebensmüden ins Allgem. Krankenhaus. Ihr Zuſtand iſt zur Zeit derart, daß Hoff⸗ nung auf Wiedergeneſung vorhanden iſt. Sie hatten vor⸗ her ein ſtarkes Quantum Alkohol zu ſich genommen, um deſto ſicherer vom Tode ereilt zu werden. Die Urſache ſoll in Familienzwiſtigkeiten zu ſuchen ſein, da der Vater ſich weigerte, ſeinem Sohn Kapital zur Gründung eines eigenen Geſchäfts vorzuſtecken. b — Erfahrung lehrt, daß nichts dem Zufall über⸗ laſſen bleiben darf, daß jede Einzelheit ſorgfältig durch⸗ gearbeitet werden muß, wenn ein Erfolg erzielt werden ſoll. Das wird namentlich beim Inſerieren noch nicht genügend beachtet. Die Größe des Inſerats, die Abfaſſung des Textes, wie oft das Inſerat erſcheinen ſoll, das muß alles genau beachtet und abgewogen werden. Karlsruhe, 13. Aug. Geſtern abend gegen 9 Uhr wollte ein 26 Jahre alter Fräſer aus Mühlburg, ſeine faſt 19 Jahre alte Geliebte aus Rüppurr auf Ge⸗ markung Rüppurr erſchießen, indem er zwei Revolver⸗ ſchüſſe auf ſie abfeuerte und ſie mit einem Schuß in die Herzgegend traf. Die Schwerverletzte, welcher von dem gerade in Rüppurr anweſenden Dr. Schmith aus Ettlingen die erſte Hilfe geleiſtet wurde, wurde ins ſtädtiſche Krankenhaus hier verbracht. Der Täter, wel⸗ cher ſehr eiferſüchtig war, glaubte ſeine Liebe ver⸗ ſchmäht und holte das Mädchen an dem Abend aus einer Wirtſchaft in Ettlingen, wo es in Stellung war, ab, und weil es ihm unterwegs zu verſtehen gegeben haben ſoll, daß es das Verhältnis brechen wolle, be⸗ ging er die Tat, zu welcher er nach eigener Angabe den Revolver ſchon ſeit einiger Zeit gekauft hatte. Nach der Tat fühlte er ſcheints doch etwas Reue, denn er begleitete die Verletzte bis vor ihr elterliches Haus in Nüppur, ging dann nach Beiertheim und ſtellte ſich der Polizei, wo er feſtgenommen wurde. 5 (Karlsruhe, 16. Aug. Die Frequenz der badi, ſchen Hochſchulen im Sommerſemeſter 1909 waren an der Univerſität Heidelberg 2171 Studierende, 161 Ho⸗ ſpitanten und Hörerinnen. Die Zahl der bad. Staats⸗ angehörigen beträgt 700. An der Univerſität Freiburg waren 2160 Studierende, darunter 688 Badener und 141 Hoſpitanten. An der Techniſchen Hochſchule Karls⸗ ruhe waren 1165 Studierende, 59 Hoſpitanten und 46 W Die Hochſchule wird von 375 Badenern eſucht Karlsruhe, 16. Aug. Nach einer offiziöſen Mit⸗ teilung haben die Defraudationsſtrafen für die Ein⸗ kommenſteue: im Jahre 1908 110 178 M. und für die Vermögensſteuer 23 993 M. betragen. Nach einer Sta⸗ tiſtik für das Jahr 1906 erfolgten wegen Hinterziehung der Einkommenſteuſter 38 Verurteilungen, die ausge⸗ ſprochene Geldſtrafe betrug 123 355 Mark. Außerdem wurden noch 138 Ordnungsſtrafen im Geſamtbetrage 1 8080 M. ausgeſprochen und 57 Verwarnungen er⸗ aſſen. die jetzt einen Teil der Vermögenſtſieuer bildet, erfolg⸗ ten 36 Verurteilungen zu einer Geſamtſtrafe von 21 553 Mark, weiter wurden 45 Ordnungsſtrafen im Betrage von 1163 M. verhängt und 9 Verwarnungen ausge⸗ ſprochen. Auffallend iſt in der Statiſtik die große Fahl der Verurteilungen wegen Hinterziehung der Wein⸗ ſteuer. Es wurden dieſerhalb verurteilt 48 Perſonen zu einer Strafe von 1149 M. In Ordnungsſtrafe wur⸗ den genommen 2005 Perſonen, die 6125 Mark zahlen ſollen; Verwarnungen wurden 4479 erlaſſen. Bemer⸗ kenswert von anderem, was die angezogene Statiſtik bringt, ſind die Zahlen, die ausweiſen, wie die größe⸗ ren Städte einerſeits und die kleineren Städte und das Land an den Steuerlaſten beteiligt ſind. Nach den Mitteilungen über die Verwaltung zur Einkommen⸗ ſteuer für das Jahr 1908 brachten die Städte Mann⸗ heim. Karlsruhe, Freiburg, Pforzheim, Heidelberg und Konflanz 45 Prozent des 895 ſteuerlichen Ein⸗ ſommens auf, obgleich ihre Bevölkerung nur 24 Proz. der Geſamtbevölkerung beträgt, während auf ſämtliche Gemeinden unter 4000 Einwohner. die 63 Prozent der Bevölkerung umfaſſen, nur 39 Prozent des Steuerauf⸗ kommens entfallen () Karlsruhe, 14. Aug. Das Generalkommandſ des 14. Armeekorps hat die Abmachung getroffen, daf anläßlich der Kaiſerparade am 11. September ds. Js auf dem Forchheimer Exerzierplatz eine beſchränkte An zahl von Karten zum 3. Platz der Paradetribüne au Militärinvaliden, und zwar vornehmlich an ſolche, di im Kriege 1870—71 verwundet und dekoriert worden ſind, unentgeltlich abgegeben werden. Irgendwelche Reiſe⸗ oder andere Koſten können nicht bewilligt wer den. Anmeldungen hiezu, denen der Militärpaß bei⸗ zufügen iſt, ſind bis ſpäteſtens 18. ds. Mts. dem Be zirkskommando einzureichen. ö () Hornberg, 14. Aug. Der bisherige langjährige Bürgermeiſter Vogel legte ſein Amt infolge andauern⸗ der Krankheit nieder. Als Erſatz iſt ein Berufs⸗Bür⸗ germeiſter in Ausſicht genommen. Die Wahl findet dem⸗ nächſt ſtatt. ( Pforzheim, 14. Aug. Eine aus Preußen ſtam⸗ mende 23 Jahre alte Krankenſchweſter, Tochter eines Rittergutsbeſitzers, traf ſich auf der Hoheneck bei Pforz⸗ heim mit einem ihr bekannten Karlsruher Herrn(Dr. jur.), der wegen Lungenleidens nach Schömberg kom⸗ men ſollte. Anſcheinend wurde die Dame nun durch die Nachrichten von dem Geſundheitszuſtand ihres Bräu⸗ tigams ſo ergriffen, daß ſie zu ſterben beſchloß. Sie nahm heute nacht Morphium ein und wurde in be⸗ denklichem Zuſtande mittels Auto ins Pforzheimer Krankenhaus gebracht. N () Ruſt, 14. Aug. Letzte Woche entwich der von hier gebürtige, in der Irrenanſtalt Emmendingen un⸗ tergebrachte Franz Schwarz, der ſeinerzeit wegen Va⸗ ſermords zur Aburteilung kommen ſollte. Er wurde aber nicht für zurechnungsfähig befunden und deshalb in der Irrenanſtalt untergebracht. Schon in der Un⸗ terſuchungshaft machte er einen Fluchtverſuch aus dem Amtsgefängnis Ettenheim; er warf dem Geifangenwär⸗ Wegen Hinterziehung der Kapitalrentenſteuer, aus. Sie flohen zum Ausgang und ſprangen ab. 5 ter Tabakſtaub in die Augen; der Fluchtverſuch N lang damals jedoch. Samstag abend ſollte er ſich het“ tun aufgehalten haben; als aber die Gendarmerie kan hn abzufaſſen, war der Vogel ausgeflogen. Man bes nutet, daß Schwarz zur weiteren Flucht von hier l erſtützung von Bekannten fand. 10 (0 Karlsruhe, 16. Auguſt. Wie der„Volksſtenm mitteilt, wird der Boykott im Metzgergewerbe a einem Beſchluß des Gewerkſchaftskartells mit a Schärfe durchgeführt werden. Das Gewerkſchaftskarle ſoll ferner beſchloſſen haben, die Gründung einer 97 nen Genoſſenſchaftsſchlächterei in Erwägung zu ziehe falls die Künudigung der Kopfſchlächter im ſtädtiſche Schlachthaus von der Innung nicht zurückgenomm werden ſollte 5 f * Nenningen, 16. Aug. Am Samstag nachm. ftir der Kirchturm unſerer kathol. Kirche ein. Man 1 in der letzten Zeit ſchon mehrſach Riſſe in der Man gemerkt. Wunderbarerweiſe wurde niemand verletzt. 10 3 Glocken der Kirche ſtürzten mit in die Tiefe, blieben an unbeſchädigt. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert! baut und ſoll im 14. Jahrhundert teilweiſe abgetran und erneuert worden ſein. Die Glocken ſtammen ane dem Jahr 1499. Die Gemeinde Nenningen will nunmeh. die Kirche völlig abtragen und eine neue errichten. (Mühlacker, 16. Aug. Auf hiefiger Station mi heute früh der 56 Jahre alte italieniſche Arbeiter Ant Teofili, aus Borbona überfahren und getötet. Der. 10 unglückte hatte ſich beim Ausſteigen verſpätet und fa unter die Räder des Arbeiterzugs, der gleich nach d Eintreffen aus dem Gleis gezogen wurde. 3 (0) Illingen, 14. Aug. Heute früh fand man del VBahnwärter Wöhrle von Illingen mit abgefahrenen Kopf auf dem Gleis liegen. Da der andere Bahn ter Schmelzle, der mit Wöhrle oft in Streit lag, fehl, brachte man dieſen Todesfall mit dem Fehlen Schmel les in Zuſammenhang. Es kurſierten die ſchauerle, ſten Gerüchte, bis Schmelzle ſchließlich doch gefunde wurde. Nach ſeiner Angabe ſcheint ſich der Fall ii gendermaßen abgeſpielt zu haben: Schmelzle und Wöh 1 hatten miteinander Streit und dabei warf Schmelzle de Wöhrle auf das Gleis. In dieſem Augenblick fuhr Zug übe Wöhrle weg. Schmelzle floh im erſten Scht und ſtellte ſich erſt ſpäter wieder ein. 8 * Berlin, 16. Aug. Graf Zeppelin wird mit 1 3. 3 auf ſeiner Fahrt nach Berlin über Steglitz komm, nach dem Tempelhofer Feld fahren, wo aber eine 1 dung nicht ſtattfindet, von dort über die Belle Alia ſtraße nach der Straße Unter den Linden, nach 10 Schloß, dem Rathaus und dem Friedrichshain. Hier„ er nach Südweſten abbiegen und in einer Schleife J 0 Brandenburger Tor und weiter zum Tegeler Schießl! fahren, um dort zu landen. 0 * Bremen, 16. Aug. Die Bremer Oelfabrik 0 in Flammen. Sämtliche Löſchzüge der Bremer Feuerweg find zum Brandplatz ausgerückt; außerdem ſind al 1 Spritzendampfer in Tätigkeit. Die Fabrikanlage ſche vollſtändig verloren zu fein. Die Feuerwehr beſchrd 11 ſich in der Hauptſache darauf, die am meiſten gefährde Nordd. Maſchinen⸗ und Armaturenfabrik zu ſchützen, do beſteht bis jetzt für dieſe keine unmittelbare Gefahr * Neapel, 16. Aug. Nach Beendigung eines 17 ſerfeſtes geriet in der vergangenen Nacht ein über Monte Poſilipo zurückkehrender überfüllter Straßenbah 11 wagen in Brand. Unter den Fahrgäſten brach eine 5 Frauen ſtürzten und blieben tot. Elf Perſonen wu ſchtoer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Eine von ihn iſt bald nach der Einlieferung geſtorben. 9 a* Zabrze, 16. Aug. Geſtern abend explodierte 0 der Donnersmarckhütte ein Gasbehälter, wodurch 8 b. beiter betäubt wurden. Fünf von ihnen wurden gere 11 während drei in einen Kanal ſtürzten, aus dem ſie als Leichen geborgen werden konnten. 5 Neues aus aller Welt. * Selbſtmord. Auf dem Münchener Haupt amt erſchoß ſich ein Poſtanweiſungsfälſcher, der bei Vorweiſung vom Poſtbeamten verhaftet werden ſollt * Abgeſtürzt. Der 19 Jahre alte Sohn des WB druckereigeſchäftsführers Gebler aus München iſt an fon Kleinen Halt im Kaiſergebirge abgeſtürzt und war ſof bot. f . * 15 Perſonen ertrunken. Wie aus Brei gemeldet wird, ertranken infolge Umſchlagens eines a0 gelbootes auf der Weſer zwiſchen Bremen und 55. fünf Inſaſſen: der Zigarrenfabrikant Segelken aus 100% fak, der Rentner Kampmayer mit ſeinem achtjäh del Sohn und einer erwachſenen Tochter und die Tocht Kapitäns Wiegand aus Blumental. l * Beſtialität. Auf der Zeche Holland haben einer Nachricht aus Gelſenkirchen zwei Lampenputzer a f 14jährigen Burſchen mit einer Luftpumpe den Ba wal lange aufgepumpt, bis er buchſtäblich platzte. gleich darauf tot. bl „Neuer Flug Pelhams. Der Aviatiker Peghn unternahm bei Dünkirchen bei Paris abermals einen g von einer halben Stunde Dauer. Am Nachmittag tig wiederum auf, blieb aber nur 18 Minuten in den da ein Motordefekt ihn zur Landung zwang. All *Der neue engliſche Lenkbare. Der ige trage der engliſchen Regierung von der Pariſer bach ten Automobilfirma Clement⸗Bayard erbaute 1 do Luftballon iſt beinahe fertiggeſtellt und ſoll nach rl, übergeführt werden, fobald die Luftſchiffhalle in e en wood Sorals, in der der Luftkreuzer untergebrach eiſti den ſoll, fertiggeſtellt iſt. Die Monteure ſind jeh baue, damit beſchäftigt, das Gerippe des Ballons auszien der in außerordentlich großen Dimenſionen geha aten Die Propeller und Motore ſind bereits fertig und d Auch die Hülle iſt beinahe ſix und fertig. Sog Luftſchiff vollſtändig gebrauchsfähig iſt, oll es ger 0 einige Probeſahrten unternehmen und dann W Kanal nach ſeinem Beſtimmungsort fliegen. 95¹ * Vom Blitz erſchlagen. Bei einem ſchweren Ge⸗ witter wurde, wie aus Fulda gemeldet wird, die 13jähr. Tochter des Landwirts und Kaufmanns Chr. Wehner in Oberbimbach, die mit noch mehreren Perſonen auf dem Felde beſchäftigt war, vom Blitz erſchlagen. Während ſich die übrigen Perſonen raſch in einen Kornhaufen flüchte⸗ ten, blieb das Mädchen auf freiem Felde ſtehen und hatte die Sichel in der Hand behalten. 6*Verhaftete Mädchenhändler. Wie die Blät⸗ ter aus Offenbach melden, wurde auf Veranlaſſung der Stuttgarter Polizeibehörde in Offenbach die 72jährige Frau Trianowski, aus Rußland ſtammend, verhaftet. Sie hatte ihr 6jähriges Enkelkind bei ſich, das ſie an einen Mädchenhändler in London verkaufen wollte. Der Mäd⸗ chenhändler, der vor einiger Zeit ſeine eigene Frau nach 3 verkaufte, wurde in London ebenfalls ver⸗ aftet. * Von der Fla. Samstag und Sonntag hatte die Ila einen beſonders ſtarken Beſuch. f Samstag war Kin⸗ derfeſt und Sonntag Fünfzigpfennigtag, beides unter⸗ ſtützt durch herrliches Wetter. A n gab es Sonn⸗ tag abend noch etwas Beſonderes zu ſchauen. Der belgiſche Baron de Caters unternahm auf dem Flugfeld ſeine erſten Flugverſuche mit einem Voiſinflieger. Ge en 7 Uhr ſtieg er zum erſtenmal auf, erhob ſich etwa 5 Meter und blieb etwas über eine Minute in der Luft. Beim zweiten Ver⸗ ſuch ergab ſich ein kleiner Motorſchaden, und die Ge⸗ duld der auf die Kunde von den Flugverſuchen zahlreich herbeiſtrömenden Zuſchauer wurde auf eine lange Probe geſtellt. Aber dafür wurden ſie nachher auch belohnt. Kurz nach 8 Uhr wurde der Motor wieder in Bewegung Jeſetzt, die Flügelſchrauben drehten ſich mit raſender Ge⸗ schwindigkeit und der Flieger ſauſte über das weite Feld, um ſich dann über den Erdboden zu erheben. Nun fuhr er in weitem Bogen fünfmal um den Platz, jedesmal mit lauten Hochrufen und Beifallrufen begrüßt, wenn er an der Kette der Zuſchauer vorüberſegelke. Nachdem er 5 Minuten 17 Sekunden in der Luft geblieben war, ließ er ſich wieder nieder und fuhr unter dem begeiſterten Jubel der Menge in die Zeppelinhalle, die ſeinem Flieger zur vorläufigen Unterkunft dient. * Zeppelins Fahrt nach Berlin. Eine über⸗ raſchende Meldung kommt aus dem Berliner Rathauſe. Darnach ſoll man dort nach einer Konferenz zwiſchen. den verſchiedenen Behörden über die Berliner Zeppelin⸗ fahrt in Ausſicht genommen haben, daß Zeppelin mit ſeinem Luftſchiff nicht, wie bisher geplant war, auf dem Tempelhofer Feld landen ſoll, ſondern außerhalb Ber⸗ lins, nach einer Verſion in der Nähe von Johannistal, am Werbellinſee, und zwar, weil man befürchtet, in Ber⸗ lin die Menſchenmaſſen ſelbſt bei Aufgebot der ganzen Garniſon nicht im Zaum halten zu können. 5 * Exploſion. Ein Unglück ereignete ſich auf dem Unterfeeboot„Drakon“, das von der mit dem Bau be⸗ auftragten Privatwerft dent ruſſiſchen Marineamt noch nicht abgeliefert worden war. Die Mannſchaft beſtand aus einem Ingenieur und Werftarbeitern. Während der Prüfung der Motore explodierte ein Benzinmotor. Ein Teil des Unterſeeboots wurde in die Newa geſchleudert, jedoch von herbeieilenden Dampfern aufgefiſcht. Schwer⸗ verletzt wurden der Ingenieur und 13 Werftarbeiter, von einer ſeinen Brandwunden erlegen iſt. * Zum Sinken gebracht. Am Samstag kam auf dem in ziverpool in Dock liegenden Cunarddampfer„Lu⸗ cania“ Feuer aus. Die Kajüten brannten aus. Als das Teuer auch auf den Steuerraum übergriff, mußte das Schiff angebohrt und verſenkt werden, um es vor der Vernichtung zu bewahren. Stammen die großen Männer vom Land oder aus der Stadt? Die Streitfrage, ob die Mehrzahl der großen Män⸗ ner auf dem Land oder in der Stadt geboren iſt, wurde is bor kurzem in einem dem flachen Lande günſtigen Sinn beantwortet. Man wies auf die Vollkraft hin, ie aus dem engeren Zuſammenleben mit der Natur entwächſt, und auf die ſchwächenden Einflüſſe, die mit jedem ſtädtiſchen Leben verbunden find. Daraus ſollte ich ergeben, daß die großen Männer häufiger vom niſen herſtammen müßten als aus ſtädtiſchen Verhält⸗ iſſen. Jene Anſicht hat aber, ſoviel man auch zu ihrer Begründung anführen mochte, in den letzten zwei Jahrzehnten manchen ſtarken Stoß erlitten. So ver⸗ iſtaltete, wie die„Berl. Vollsztg.“ ſchreibt, zum Bei⸗ biel vor 15 Jahren ein Gelehrter— merkwürdiger⸗ weiſe ein bulgariſcher Gelehrter, Profeſſor Alfred Odin Sofia— eine ausführliche Unterſuchung über die Herkunft von 6382 franzöfiſchen Literaten. Er kam da⸗ leds dem Schluß, daß„die Theorie, nach der die ner der duchung besonders wertvoll machte, war der Unſtand. aß ſie ſich über einen Zeitraum von fünf Jahrhunderte erſtreckte. Alſo nicht etwa nur auf die letzten Jahr- 0 ate des neunzehnten Jahrhunderts zugeſchnitten war, 10 denen ſich vielleicht für die Städte ein beſſeres Bild 30 rüher ergeben hätte, weil die Städte ja in dieſer men an, Zahl und Umfang außerordentlich zugenom⸗ eben haben Vielmehr ergab die Unterſuchung, daß ele auch ſchon früher die Zahl der großen Männer, liche die Städte der Nation geſchenkt hatten, erheb⸗ Ger war als die gleiche Zahl für das Land. Im Scechſchnitt halten die Städte 13mal mehr bedeutende gachrifſſteller(im Verhältnis zur ſelben Bevölkerungs⸗ + Vert, hervorgebracht als die Landbezirke. Die genaue 1000 feeinsgaht betrug g große Scheiftſeler für je 77 Köpfe der Bevölkerung auf dem Lande, gegen bölkeroße Schriftſteller für je 100 000 Köpfe der Be⸗ erung in den Städten. 5 Kürzlich iſt für die Vereinigten Staaten eine Ehn⸗ terfuchung angeſtellt worden, die indeſſen nicht e E aufwand vorgenommen wurde, wie die Unterſuchung des Proſeſſors Odin. Ein amerikaniſcher Schriftſteller, der ſich für das Problem der Vererbung beſonders intereſſiert, Frederick Adams Woods, hat die Herkunfts⸗ orte der amerikaniſchen Schriftſteller und Schriftſtellerin⸗ nen einer ſtatiſtiſchen Beobachtung unterzogen. Dieſer Herkunftsoert iſt in dem Schriftſtellerlexikon der Ver⸗ einigten Staaten„Who's in Who in America“ angegeben wie in unſerem deutſchen Kürſchner. Woods fand nun als Ergebnis Städte von mehr als 8000 Einwohnern im Verhältnis zweimal ſo viel Schriftſteller hervorbringen, als ihrem Anteil an der Geſamtbevölkerung entſpricht. f Vermiſchtes. Was Königsbeſuche koſten. Aus London wird geſchrieben: Dem britiſchen Unterhaus iſt eine intereſ⸗ ſante Ueberficht über die Summen zugegangen, die der Zivilliſte des Königs für die Koſten königlicher Beſuche und Gegenbeſuche aus öffentlichen Mitteln zurückzuerſtatten ſind. Wie aus diefer Zuſammenſtellung zu entnehmen iſt, hat der Beſuch des Königs Eduard und der Königin Alexandra in Skandinavien der britiſchen Krone 73 372 Mark 15 Pfg. gekoſtet. Der Staatsbeſuch des Prinzen von Wales in Kanada verurſachte 40000 Mark, der Be⸗ ſuch des Präfidenten der franzöſiſchen Republik in Eng⸗ land 90 490 Mark 65 Pfg. Koſten. Der Beſuch des Pre⸗ mierminiſters von Neapel in England überſchritt dieſe für Herrn Fallieres ausgeworſene Summe noch um ein er⸗ hebliches; denn für den indiſchen Staatsmann wurden 112,390.65 Mark ausgegeben, ein Beweis dafür, daß es ſich die britiſche Regierung in London alkgelegen ſein ließ, dem Premier von Neapel in der engliſchen Haupt⸗ ſtadt das Leben ſo angenehm wie möglich zu geſtalten. Am teuerſten ſtellte ſich allerdings der Beſuch, den der König und die Königin von Schweden England abſtatte⸗ ten. Die britiſchen Steuerzahler hatten dafür das Sümm⸗ chen von 153,620.65 Mark aus ihrer Taſche zu zahlen. Vögel als Gewitterkünder. Eine intereſſante Be⸗ obachtung aus dem Tierleben enthält der im„Roten Kreuz“ mitgeteilte Bericht des Delegierten der freiwilligen Krankenpflege in Südweſtafrika, Oberſtleutnant Frhr. v. Buttlar. Auf einem von Okahandja aus unternommenen. Ritte ſah er gegen Abend an einer Stelle des Weges ungewöhnlich viele und große Vögel, Adler und Geier, kreiſen; auch einige Dornbäume waren dicht von dieſen. Vögeln beſetzt. Freiherr v. Buttlar ritt näher, in der Meinung, daß dort Leichen von Menſchen oder Tier⸗ ladaver lägen, doch es war nichts davon zu ſehen. Am Himmel waren einige Wölkchen ſichtbar, aber keineswegs beſonders drohende. Plötzlich begann aus dieſen Wölk⸗ chen ſich unter Blitz und Donner ein richtiger tropiſcher Gewitterregen zu entwickeln, der in kleinen Bächen in all die Vertiefungen und Löcher des Bodens eindrang und deren Bewohner: Schlangen, Skorpione, Spinnen und Erdmännchen(eine Art Mäuſe) heraustrieb. Nun be⸗ gannen die Adler und Geier auf dieſes aus ſeinen Schlupſwinkeln herausgetriebene Gezücht zu ſtoßen und es zu verzehren. Freiherr v. Buttlar erfuhr ſpäter, daß die Anſammlung der großen Vögel, welche die in den höheren Luſtregionen vorhandene elektriſche Spannung früher zu empfinden ſcheinen als der M' ich, ſtets das kicherſte Anzeichen für Gewitter iſt. ö g Neue Ergebuiſſe der Vogelwarte Roſitten. Vor ungefähr 10 Jahren hat die deutſche Ornithologiſche Geſellſchaft mit Unterſtützung des K. preuß. Miniſteriums ſür Landwirtſchaft auf der Kuriſchen Nehrung unmit⸗ telbar bei Roſitten eine Vogelwarte eingerichtet, deren Hauptzweck iſt, den Wanderzug der Vögel nach allen Richtungen hin zu ſtudieren. Dort werden in der Zugzeit (Frühling und Herbſt) zahlreiche auf der Nehrung weil⸗ —— ende Vögel gefangen, durch einen um einen Fuß gelegten leichten Metallring, der Jahreszahl und Nummer trägt, gezeichnet und dann ſogleich wieder in Freiheit geſetzt. Falls ſolche Vögel gefangen werden, wird erſucht, der Vogelwarte den Ring zurückzuſenden und gleichzeitig Ort und Zeit, wo der Vogel erbeutet wurde, anzugeben. Die entſtehenden Auslagen werden vergütet. Auf dieſe Weiſe ſind im Lauſe der Jahre bereits mehrfach intereſſante Ergebniſſe erlangt worden, es wurden z. B. Vögel aus Roſitten am Po und an der Rhone angetroffen. Neuer⸗ dings haben die Verſuche in Roſitten nach einem Bericht der Königsberger Hartungſchen Zeitung Aufklärung über den Reiſeweg gebracht, den die norddeutſchen und oſt⸗ preußiſchen Störche nach ihren afrikaniſchen Winterquar⸗ tieren nahmen. Bis Ungarn war die Straße bereits ermittelt, dann begann aber eine gewaltige Lücke bis zum blauen Nil. Am 24. April 1909 wurde nun ein durch Ring gekennzeichneter Storch 110 Kilometer nordöſt⸗ lich von Damaskus, am Karawanenwege nach Palmyra, Zngetroffen. Die Zugſtraße führt alſo Syrien, das Niltal N Der a (Nr. 1002) war im Juli 1907 auf einer S Kreis Lilſit, gezeichnet worden. Der Erbeutungsort Reg e an folgen⸗ den Orten Oſtpreußens geſehen: bei Drugehnen und in tergutsbeſ 8 0 Schleſtger Lalksdori in den Aalen Aurbt rungen vorgenommen worden. Das Erß u bon n ſtörchen an den Neſtern iſt für die chung dan höchſtem Intereſſe. Die Vogelwarte bittet, ſolche Fälle im⸗ mer umgehend mitzuteilen. Zum Schluß ſei noch ara hingewieſen, daß die Vogelwarte Roſitten aach f wieder Storchringe auf Erſuchen unentgeltlich an die Storchneſt⸗ beſitzer ausgibt. Man möge recht ausgiebigen Gebe ch von dieſer Einrichtung machen, ſie erſcheint geeignet, 5. verhältnismäßig kurzer Zeit Fragen zu lösen, die frier der wiſſenſchaftlichen Forſchung verſchloſſen waren, 3. 2 und die Wechmannſchaft. Dieſer Tage wurde aus Köln berichtet, daß das Gouvernement eine Beſichtigung des Z. 2 in der Ballonhalle in Bickendorf auf das ſtrengſte unterſagt und entſprechende Maßnah⸗ men zur Durchführung dieſes Verbots getroffen habe. Die Aeußerung des Gouvernements hat eine nette Vorge⸗ ſchichte. Es ſoll nämlich eine militäriſche Wachmann⸗ ſchaft, die vor der Ballonhalle Poſten ſtand, Perſonen egen ein Entree von 50 Pfg. zu der Beſichtigung un⸗ gehindert zugelaſſen haben. Eine große Zahl von Schau⸗ kaſtigen ſtrömte hinaus. Darunter befand ich auch ein Herr, der die Ballonhalle ohne Erlegung der 50 Pfg. betreten wollte. Er wurde ven dem Wachmann aber ſofort angehalten und darauf aufmerkſam gemacht, daß er zunächſt Eintrittsgeld zu erlegen habe. Der Herr war ſcheinbar ſehr verwundert, zahlte aber doch die verlangte halbe Mark. Alsdann legitimierte er ſich als Oberſt und Kommandeur eines in Köln garniſonierenden Regi⸗ ments. Die Wachmannſchaft wanderte noch an demſelben Abend in Unterſuchungshaft, wo ſie jetzt ihrer kriegsge⸗ richtlichen Verurteilung entgegenſieht. Eine kurioſe Zeugenvernehmung. Aus Thü⸗ ringen wird geſchrieben: Eine ſonderbare gerichtliche Zeu⸗ genvernehmung wurde vor kurzem in der Großjenaer Flur abgehalten. Dort hauſt in einer halbverfallener Weinbergshütte eine 82jährige Greiſin, die auf einer Seite gelähmt iſt. In einer Prozeßſache mußte ſie als Zeugin vernommen werden; da ſie krankheitshalber nicht trans⸗ portabel war, ſo begaben ſich ein Landgerichtsrat und ein Gerichtsdiener zu ihr. Man hatte jedoch kaum begon⸗ nen, die Perſonalien der ältlichen Dame feſtzuſtellen, als ein ſchweres Unwetter einſetzte. Es begann unter Blitz und Donnerſchlägen ein wolkenbruchartiger Regen, dem die Decke der Hütte in keiner Weiſe ſtandhielt. Die Beamten mußten die Regenſchirme auſſpannen. An ein Verlaſſen der Hütte war nicht zu denken, da das nächſte Haus in ziemlicher Entſernung ſtand und draußen haſelnußgroße Hagelkörner zur Erde ſielen. Immer komiſcher und un⸗ heimlicher Zugleich wurde die Situation, denn das Waſ⸗ ſer ſtieg in der Stube höher und höher, und endlich kletterte das„hohe Gericht“ auf die Stühle. Trotzdem wurde ſelbſtverſtändlich die Vernehmung von den braven Jüngern der Gerechtigkeit ordnungsgemäß zu Ende ge⸗ führt. i Eine 600 Jahre alte Turmuhr. Die älteſte Uhr Englands und zugleich eine der älteſten der Welt iſt die Uhr der Kathedrale von Petersborongh. Im Jahre 1320 wurde das Werk vollendet, und noch heute ver⸗ ſieht die alte Uhr getreulich ihren Dienſt. Sie iſt die Ar⸗ beit eines Mönchs. Das Werk iſt übrigens ziemlich primi⸗ tiv. Der Gang wird durch zwei 300 Pfund ſchwere Blei⸗ gewicht geregelt, die an einem 90 Meter langen Seil herabhängen, das ſich um eine Holzrolle aufwickelt. Sie ſchlägt die Stunden an den großen Kirchenglocken, dann dröhnt ein 72 Pſund ſchwerer Hammer gegen die ge⸗ waltigen Glockenwände. Das Gangwerk und das Schlag⸗ werk ſind ſehr einfach und ſinnreich durch eine kurze Schnur verbunden. Die alte Uhr beſitzt übrigens keinen Stundenzeiger; die Stunden werden durch das Hauptrad des Werkes markiert, das alle zwei Stunden eine Umdrehung vollendet. Trotz des primitiven Werkes und der rohen Arbeit hat die ehrwürdige Turmuhr ſechs Jahrhunderte lang getreulich ihre Pflicht erfüllt, ja in l langen Zeitraum ſoll ſie niemals auch nur um Minuten falſch gegangen ſein. 5 *Der Vorknecht als Lehrer. Einen für die Meck⸗ lenburger Schulzuſtände typiſchen Fall veröffentlicht, wie wir der Allgemeinen deutſchen Lehrerzeitung entnehmen, ein Lehrer in der Roſtocker Zeitung. Er teilt dort im Anſchluß an einen Leitartikel„Die Streiflichter des Herrn v. Oertzen“ mit, daß Herr v. Oerzen ſeinen früheren Vorknecht Mülling als Schulmeiſter in Kotelow angeſtellt hat:„Mülling ſeierte vor ein paar Jahren ſein 25jähriges Dienſtjubiläum, nicht etwa als Lehrer, ſondern als Ar⸗ beiter des Herrn v. Oertzen. Die Feier wurde übrigens von 1 95 v. 5 Aang.. Mülling ſoll ſeinen Herrn dur ſeine ſtattliche Körperlänge beſtochen haben, die ja tatſächlich für einen Schulmeiſter nicht zu verachten iſt, ſintemal es beſſer iſt, von oben herab als von unten herauf hauen zu müſſen.“ N + Humariftiſches. Herr N., ein Chemiker, hatte ſeiner Frau ein paar Goldfiſche zum Geburtstag geſchenkt. Am nächſten Tage erſchien ſein kleiner Sohn plötzlich in ſeinem Laboratorium mit dem Rufe:„Vater, mit den Gold⸗ fiſchen biſt Du angeführt! Es iſt kein Gold; ſte vertragen kein Acidum.“— Penſionsvorſteherin:„Wie, die Hühner⸗ ſuppe ſchmeckt Ihnen nicht? Ich habe der Köchin doch ganz genau geſagt, wie ſie ſie zubereiten ſoll. Sie ſcheint meine Anleitung nicht recht erfaßt zu haben.“ Penſionär: „Ich fürchte eher, daß ſie das Huhn nicht erfaßt hat.“ — Vater:„Wie, Otto, anſtatt des Groſchens, den ich Dir für den Klingelbeutel gegeben habe, haſt Du nur einen Pfennig hineingetan?“ Otto:„Ja, ſieh', Papa, der Pfarrer ſagte, einen fröhlichen Geber hat Gott lieb, und weil ich den Pfennig fröhlicher geben konnte als den Groſchen, ſo tat ich's.“— Die Gouvernante eines Land⸗ edelmannes erzählt ihren Zöglingen von der Sündflut: „Und es regnete 40 Tage und Nächte Kleiner Knabe:„Waren die Landwirte da zufrieden, Fräulein?“ 5 Redaktion, Druck und Verlag von J. Helfrich in Seckenheim 1 4 Bekanntmachung. Die Tabakfelderaufnahme betr. Die Aufnahme der Tabakfelder mit Einſchluß der amtlichen Feſtſetzung der zu vertretenden Gewichtsmenge auf der hieſigen Gemarkung beginnt vorausſichtlich am 18. Auguſt 1909. Indem wir dies den Tabakpflanzern der Gemeinde bekannt geben, machen wir auf folgendes aufmerkſam 1. Bis zu dem bezeichneten Tage muß die zur Re⸗ gelung der Blattzahl erforderliche Behandiung der Tabak⸗ pflanzen(das Köpfen und Geizen) vollſtändig gewirkt und müſſen etwa vorhandene Erſatzpflanzen entfernt ſein. 2. Die Pflanzer ſollen den amtlichen Ermittelungen auf ihren Grundſtücken tunlichſt anwohnen oder ihre Grundſtücke in geeigneter Weiſe bezeichnen letwa durch Aufſtellung von Stäben, auf denen der Name des Pflan⸗ zers angegeben iſt, an beiden Grundſtücksenden). 3. Den Pflanzern iſt bis zum Beginne der Aufnahme Gelegenheit gegeben, Unrichtigkeiten in der Anmeldung zu beſſern. Seckenheim, 12. Auguſt 1909. gürgermeiſteramt: Ratſchreiber J. V.: Hoerner. Koch. Bekanntmachung. Nr. 3734. Der diesjährige Centralzuchtviehmarkt des Verbands der oberbadiſchen Zuchtgenoſſenſchaften findet in Radolfzell am Moutag, den 20. und Dienstag, den 21. Leptember 1909 ſtatt. Auf dieſem Markte können Landwirte und Gemein⸗ den ihren Bedarf an gezüchtetem Jung⸗ und Großvieh (Farren, Kuhrinder, Kalbinnen und Kühen) decken. Die Kreisverwaltung Mannheim wird, wenn eine genügende Anzahl von Anmeldungen einkommt, wie üblich, eine Kommiſſion von Sachverſtändigen, darunter einen Bezirkstierzarzt. behufs Mitwirkung beim Einkauf von Tieren nach Radolfzell ſenden. Die Kreisverwaltung wird außerdem auch in dieſem Jahre wieder den Kreisgemeinden für eingeführte Farren und den kreisangehörigen Landwirten etc. etc. für eingeführte„weibliche“ Zuchttiere ange: meſſene Areisprämien bewilligen, vorausgeſetzt, daß zum Ankauf der Tiere die Kreiskommiſſton ihre Zuſtimmung gegeben hat. Die Transportkoſten der Tiere trägt die badiſche Staatskaſſe und die Kreiskaſſe. Vorſtehendes bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis mit der Aufforderung, von dem beabſichtigten Einkauf weiblichen Zuchtviehs beim Bürgermeiſteramt bis ſpäteſtens zum 5. September d. Js. Mitteilung zu machen. Seckenheim, den 11. Auguſt 1909. gürgermeiſteramt: Ratſchreiber J. V.: Hoer ner. Koch. .. beschäktzanttige Anfertigung von Nerren- und Damengarderebe 5 in 5 e nterricht im 8 Zuschneiden und Anfertigung 3 von Schnittmuster 5 für Damenkleidung. proberſchten und Hachhilte zur Selbstankertigung. Billige Preise. Prima Referenzen. Herren- und . Joseph Weber, Damenschneider. Seekenheim, Schloßſtraße 29. Nee 1 Wee 4 Alietverträge Hauszinsbücher Pachtverträge Voranſchläge Rechnungsauszüge Baugeſuche Ne chnunge für evangel. Pfarramt empfiehlt f J. Helirich. Shaar krankheiten wie: Haarausfall, Haarſchwund, beginnende Kahl⸗ köpfigkeit, kreisförmige Kahlheit, Schuppen uſw. behandelt mittelſt Eiſenlicht nach Profeſſor Kromayer Lichtheil-Institut Elektron, nur N 3, 3 Mannheim. Dir. Hch. Schäfer. Geöffnet v. 8—9 Uhr abends. Sonntags v. 8 ½12 Uhr mittags.. Telefon 4320. i Dehmigras- Versteigerung. Donnerstag, den 19. Auguſt 1909 vormittags 9 Uhr verſteigern wir auf dem Alten Rathaus F 1, Sa das * Dehbmdgras von der Fahrlachwieſe, Streitwieſe, große Neuwieſe und Altneckarwieſe. Mannheim, den 16. Auguſt 1909. Städt. Gutsverwalfung. tungen Zum Ausſchneiden! Die erſte Hilfe bei akuten Vergif⸗ Bei allen Vergiftungen und Vergiftungserſcheinungen laſſe man ſofort einen Arzt holen. Die im nachſtehenden aufge⸗ ſtellten Angaben ſollen nur bis zur Ankunft des Arztes An⸗ wendung finden. dingt erforderlich. — Für das Hausarchiv. bis zur Ankunft des Arztes. Aerztliche Hilfe iſt bei Vergiftungen unbe⸗ Gifte Gegengifte e Limonaden von Zitronenſäure, eventl. Eſſig, (ätzende und ſpäter Schlucken von Eisſtücken, ſchleimige Ge⸗ kohlenſaure) tränke, Oel, Milch, Eisblaſe auf die Magengegend 5 Kalte Dusche auf den Kopf, Bürſten der Waden e und Fußſohlen, heiße Hand⸗ und Fußbäder, friſche Luft, ſtarker, ſchwarzer Kaffee. 25 Erbrechen. Sofort„Gegengift gegen Arſenik“ 5 aus der nächſten Apothe holen laſſen, im Not⸗ Arsenik⸗ falle genügt zunächſt Magneſia mit Waſſer an⸗ Präparate gerührt. Zu vermeiden ſind: Alkalien, z. B. dop⸗ pelkohlenſaures Natron(Speiſenatron). Erbrechen, Kognak, ſchwarzer Kaffee, friſche Luft, Benin Bettwärme. 5 Ausfaugen, wenn keine Wunden im Munde, oder hohle Zähne vorhanden, oder Auspreſſen Bisse von der Bißſtelle, ſodann Desinfektion mit über⸗ Schlangen] manganſaurem Kali oder Zitronenſaft oder Salmiakgeiſt! innerlich Kognak(Schnaps) bis zur Berauſchung, Bettwärme, Schwitzen. Bisse toller Hunde Aetzen mit Salmiakgeiſt, ſodann Desinfektion mit übermanganſaurem Kali, ſofortige Ueber⸗ führung nach der nächſten Tollwutſtation durch Vermitklung des Arztes oder der Polizei. Bleipräparale Erbrechen, dann Glauberſalz oder Bitterfalz, (Bleiweiß ꝛc.) teelöffelweiſe in Waſſer gelöſt, viel Milch, Ei⸗ weißlöſung. Chor Friſche Luft, vorſichtiges Riechen an Salmiakgeiſt. . Einatmen und Trinken von Alkohol. 5 Friſche Luft, künſtliche Atmung, Hautreize, kalte Chloroform] Duſchen, Senfpapier auf die Herzgegend, inner⸗ lich ſtarker, ſchwarzer Kaffee. 15 Chlorsaures Doppelkohlenſaures Natron, ſtarkes Schwitzen. natrium Zu vermeiden: Säuren. 555 Fischgikt, segen Crbrechen, Abführmittel, Altoholkka, Bettwärme Git verdorb.“(Schwitzen). Ronserven. 5 . Falls Stachel vorhanden, Entfernung desſelben; lusektenh. ſodann Betupfen mit Salmiakgeiſt, Eisumſchläge, Bleiwaſſer. Ralk Erbrechen, ſaure Limonaden, fette Oele, große (gebrannte Mengen Zuckerſirup. Falls Aetzkalk ins Auge od. gelöſchter)] gekommen, wäſcht man dieſes m. Zuckerwaſſer aus. Kalkwaffer, größere Mengen von Glauberſalz, Harbolsäure Schlucken bon Eisſtücken, Milch, Eiweißlöfung. * Friſche Luft, künſtliche Atmung, Reizmittel Kohlenoxyd der Haut, Bürſten der Waden und der Fuß⸗ 2 ſohlen. Senfpapier auf die Bruſt. Rreolin Wie Karbolſäure. Blaustein, Eine Miſchung aus 9 Teilen Eiſenpulver und Kupfervi triolſ 4 Teilen Schwefel. Leuchtgas Wie Kohlenoxyd. 3 Eysol Wie Karbolfäure. Kalte Milch, Erbrechen. . 2 Teelöffel Eſſig auf 1 Glas Zuckerwaſſer. Die Hikotin älfte auf einmal, dann alle 5 Minuten 1 . öffel voll. G lesſalz) Kalkwaſſer, Kreide in Waſſer aufgeſchwemmt. Erbrechen, Hulteteiſſe künſtliche Atmung; bei petroleum Ohnmacht Alkoholika, ſtarker heißer Kaffee, 6 J Bettwärme. Pflanzengift (Goldregen, Tollkirſche,[Schwarzer Kaffee, kalte Umſchläge, Abführkliſtiere. Bilſenkraut u. s fe) 777... 5 e 10 e osphor darin löslich iſt.— Am beſten alte pospyor Terpentinöl bis 50 Tropfen in ſchleimigen Ge⸗ tränken. N Erbrechen, Abführmittel, Eis auf den Kopf, . heißer Kaffee, Alkoholika. f Ouecksilber⸗ salze Milch, Eiweißlöſung, Eiſenpulver, Bettwärme (Sublimat) f aäuren(mine⸗ 5 raliſche u.] Kalkwaſſer, Seifenwaſſer, ſchleimige und ölige Pflanzen⸗ Getränke, Eis, Kreide. ſänren) a(Obtlenſteir Kochſalzlöſung, Milch, Eiweiß, dicker Mehlbrei. N Erbrechen, Sprozentige Tanninlöſung alle 10 Strychnin Minuten einen Eßlöffel. Linksalze Schleimige Getränke, Eiweiß, Milch. Freiwillige e Feuerwehr N. heim. Secken⸗ N. Wekanmn machung. Hierdurch machen wir die verehrl. Einwohnerſchaft Seckenheims darauf aufmerkſam, daß im Laufe dieſer Woche, abends Hlarmier ung der Freiw. Feuerwehr ſtattfindet. Das Kommando. Sammel⸗Anzeiger. Hur für Mitglieder der landw. Ein⸗ u. Nerkanfagenoſſenſch. Gefunden wurde im Häuſemer Feld eine Wachs⸗ tuchſchürze. Abzuholen bei Leonhard Volz, Luiſen⸗ ſtraße Nr. 13. Verloren wurde 1 Waſſerfäßchen. Abzugeben bei Jakoh Kloos. Männergesangverein neee 3 Alle praktischen Donnerstag, den 5 Aug, Systeme bends ½9 5 e 40 re⸗ Hosenträger gelmäßigen 8 und 1 Gesangproben. Sockenhalter Pünktliches und voll⸗ zähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. Zu vermieten:! Zum 1. Oktbr. oder ſpäler 0 2 schöne Webnungen von je 5 Zimmern mit elektrischem Licht, Wasser- leitung, grosser Gartenan⸗ teil und Zubehör. Telephon im Hause.„ 4 häheres in der Exped. des Beckar⸗Boten. Hauptſtr. Nr. 53 ſchöne * Zimmer- Wohnung mit gad, Speiſekammer, Manſarde, elektr. Licht, Waſſerleitung, mit freiem Ausblick auf den Neckar u. die Bergſtraße per 1. Okt. zu vermieten. Näheres Luiſenſtraße 6. Schöne Wohnung 4 Zimmer und Küche mit Zubehör und ſeperatem Ein⸗ gang an der Hauptſtraſſe 117 ſofort zu vermieten. Eine ſchöne 2 oder 3Zimmer⸗ wohnung mit Zubehör auf 1. Sept. u vermieten, Wilhelmſtraße 30. Wohnung 3 Zimmer und Küche, Schweineſtall, Garten und Zubehör per ſogleich zu ver⸗ mieten. Peter Schreck, Mittelſtraße 22. Erosses Zimmer 11 ſofort zu ver⸗ TLeapold Schaffner. Sie sparen Geld! Verkaufe billig gebrauchte Moͤbel, Schuhe u. Kleider. Böhles, Mlaunheim H A4, 4. finden Sie bei molz s Forbach 53 Mannheim T l, 3 i Breiteſtraße 1 Zwiſchen 5 Kander u. Hotel Neckartal. 0 eee Dangbnecd zn baldigem Eintritt geſucht von J. Hilsheimer. Hache Bad. Invaliden Geldlotterie Ziehung 4. September 1. Hauptgewinn 20 OOO MK. 2927 Geldgewinne MK. 40 à 1 Mt u See Porto und Liſte 30 Pfg. empfiehlt Lotterie Untern. J. Stürmer. Saadente 10 eckenheim bei: Och. Mendel. Lache Parkett⸗ und Linoleum⸗ Wichse, Terpentinöl, Oelfarben, Pinsel, über⸗ haupt alle Materialien und Gerätſchaften für die Anſtre icherei im im Haushalt und dem Gewerbe, liefert billig in zuverläſſiger Ware bei fachmänniſcher auf⸗ merkſamer Bedienung Ilecklers Spezialgeſchäft Mannheim K 2, 8, Marktſtraße. Telephon 909. Beſtellungen werden gerne in meiner Wohnung, Seckenheim Bahnhofſtr. 7 entgegen⸗ genommen und pünkt⸗ Einmachen ohne Kochen kann man mit Monopol Fnmach-kss. ing derselbe verleiht dem narkeit 1 par machten jabrelange Stechmgcl, und vorzüglichen n Hinmach-Anleitunge gratis. 1 Zu haben bel: Jacob Reuther Seckegein Friedr. Weber, Fives f Er. Schön, Edingen. lichſt ausgeführt. Gg. Röſer, Secken heit heil